Digitales Kino: Sterben jetzt die Gefühle? - Zürcher Hochschule der ...
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Z hdk<br />
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<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />
<strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />
Zett<br />
2–12<br />
Das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />
Nummer 2, August 2012<br />
—<br />
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14<br />
Vanessa – <strong>der</strong> Prototyp eines Teenagers<br />
—<br />
35<br />
In erster Linie möchte ich einfach tanzen<br />
—<br />
42<br />
Happy New Ears!<br />
—
02<br />
Zett 2–12<br />
zum cover<br />
Objekt aus dem Laboratorium von Angelo und Dominik Brun del Re.<br />
Schnelle Rotation, kleines Schwungrad dreht sich durch <strong>die</strong> Luft –<br />
anhaltendes Pfeifen.<br />
Foto von Regula Bearth aus dem Musikprogramm 2012/13 <strong>der</strong> ZHdK.<br />
HocHscHule<br />
04 Hun<strong>der</strong>tvier<br />
Sechs Stu<strong>die</strong>rendenporträts. Adriana Bognar<br />
07 Nach jahrelangem Planen freue ich mich auf<br />
unsere Kunststadt!<br />
Das Toni-Areal und <strong>die</strong> ZHdK-Planungsverantwortlichen.<br />
Adriana Bognar<br />
10 Den Künsten einen Rahmen geben<br />
100 Tage Verwaltungsdirektor Matthias Schwarz –<br />
ein Interview. Stefan Schöbi<br />
12 Führung an <strong>der</strong> ZHdK – an Beispielen illustriert<br />
Die Führungsgrundsätze <strong>der</strong> ZHdK. Heike Pohl<br />
14 Vanessa – <strong>der</strong> Prototyp eines Teenagers<br />
Der Künstler Alex Hanimann. August Pfluger<br />
16 We Need Your Buck for our Bang<br />
Crowdfunding: Kulturfinanzierung im Internet.<br />
Philipp Kotsopoulos<br />
18 Bei einem Reenactment zählt <strong>der</strong> Akt <strong>der</strong><br />
Vergegenwärtigung<br />
Z+: Theatermacher Milo Rau gibt Einblick in seine<br />
Arbeit. Vera Ryser<br />
KuNsT & MeDieN<br />
20 17Zwei …<br />
Plakatwand in <strong>der</strong> Fussgängerunterführung.<br />
Ulrich Görlich<br />
21 Fokus i: Fotografie<br />
Fotogravielfalt von Jörg Scheller<br />
import | export von Sofia Bempeza<br />
israel exkursion Stu<strong>die</strong>rende <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie<br />
KulTuRANAlYseN uND VeRMiTTluNg<br />
25 Billetterie und Wun<strong>der</strong>kammer<br />
Zwei Vermittlungsprojekte in <strong>der</strong> Ausstellung<br />
«10 000 Stunden». Stefan Wettstein<br />
26 Ästhetik?<br />
Ein Thema in Forschung und Lehre. Elke Bippus,<br />
Jörg Huber, Roberto Nigro<br />
DesigN<br />
28 eine synthese von Klang und gestaltung<br />
Von <strong>der</strong> Bachelor-Arbeit zur Produktion. Cyril Kennel<br />
29 Forschung im Fokus<br />
Qualifizierungsprogramm an Kunsthochschulen.<br />
Cyril Kennel, Benjamin Hohl<br />
PosTeR<br />
30 «Rückkehr <strong>der</strong> götter» – Panorama <strong>der</strong> Aztekenstadt<br />
Tenochtitlan. Willy Schnei<strong>der</strong>
inhaltsübersicht / editorial<br />
32 game Design auf Master-stufe<br />
Fünf erfolgreiche Masterarbeiten.<br />
Maike Thies, Mela Kocher<br />
DARsTelleNDe KüNsTe uND FilM<br />
35 in erster linie möchte ich einfach tanzen<br />
Im Beruf angekommen: Benoît Favre. Judith Hunger<br />
36 Voice lab expanded<br />
Stimmen im elektroakustischen Raum. Ingo Starz<br />
37 <strong>Digitales</strong> <strong>Kino</strong>: sterben <strong>jetzt</strong> <strong>die</strong> gefühle?<br />
Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Christian Iseli<br />
38 <strong>Zürcher</strong> schauspielausbildung feiert 75. geburtstag<br />
Drei Leuchttürme fürs Theater. Hartmut Wickert<br />
MusiK<br />
40 Kammermusik – ein gemeinschaftswerk<br />
Das Zusammenspiel macht <strong>die</strong> Musik. Eckart Heiligers<br />
41 globale Nischen <strong>der</strong> Musik<br />
Musikproduktion und -konsum in einer globalisierten<br />
Welt. Julio Mendívil<br />
42 Happy New ears!<br />
Musikalisches Jahresthema: «Vom Nullpunkt».<br />
Jörn Peter Hiekel<br />
44 Wie Weihnachten<br />
Arc-en-Ciel, Ensemble für zeitgenössische Musik.<br />
Felix Baumann<br />
MuseuM FüR gesTAlTuNg ZüRicH<br />
45 Tatort Museum<br />
Kriminalfilmausstellung «Verbrechen lohnt sich».<br />
Andres Janser<br />
46 Von <strong>der</strong> Attraktion des gewöhnlichen<br />
Ausstellung «Magie <strong>der</strong> Dinge – Das Produktplakat».<br />
Bettina Richter<br />
leuTe<br />
48 Alumni: Die Schauspielerin Katharina Bohny.<br />
Ein Porträt von Christian Le<strong>der</strong>mann<br />
49 Neu an <strong>der</strong> ZHdK<br />
50 Who is who<br />
Die Vertiefung Fotografie stellt sich vor. Eva Brüllmann<br />
52 Hochschulversammlung<br />
KuRZMelDuNgeN<br />
53 Auszeichnungen<br />
55 Veranstaltungen und Vermischtes<br />
58 Impressum<br />
59 Carte blanche<br />
Ein Faulsein<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Neulich habe ich ein Buch gelesen. Einen ganzen Tag lang<br />
nichts an<strong>der</strong>es getan, als zu lesen. Am Morgen las ich am Esstisch,<br />
später auf dem Balkon im Schatten und abends auf dem<br />
Sofa. Zwischendurch habe ich etwas getrunken, dann wie<strong>der</strong><br />
gelesen, was gekocht, gegessen und wie<strong>der</strong> gelesen. Ich war<br />
ganz zufrieden mit dem Tag – und trotzdem: irgendwann<br />
beschlich mich das dumpfe Gefühl des Faulseins.<br />
Am Abend telefonierte ich mit meiner Mutter, <strong>die</strong> mir stolz<br />
erzählte, dass sie und mein Vater von früh bis spät geschuftet<br />
hätten: Das ganze Basilikumbeet in ihrem Garten hätten sie<br />
geerntet und mit 5 Kilo Pinienkernen und Parmesan, 6 Litern<br />
Olivenöl und 40 Knoblauchzehen zu 50 Gläsern Pesto verarbeitet.<br />
«Wow», sagte ich und «mmmh, da freu ich mich drauf!»,<br />
und dann erzählte ich etwas von viel Hausarbeit und ein bisschen<br />
lesen. Später rief Urs an und berichtete von seinem Tag:<br />
Er hat drei Baustellen besucht und dort getroubleshootet, sich<br />
mit einem Bauherrn getroffen, einen Stapel Rechnungen abgearbeitet,<br />
eingekauft, für seine Kids gekocht, zwei Waschmaschinen<br />
gewaschen und aufgehängt und dann noch ein wenig<br />
an seinem Oldtimer gebastelt. «Und du?» fragte er. «Ich habe<br />
ein Buch gelesen.»<br />
Alle sind so fleissig! Alle sind so aktiv! Susi wan<strong>der</strong>te kürzlich<br />
25 Stunden am Stück von Küttigen an den Hallwilersee. Stefan<br />
hat in einer 15stündigen Klettertour <strong>die</strong> Kingspitze in den<br />
Engelhörnern erstiegen. Und ich? Ich lese ein Buch – und<br />
noch eins und noch eins und noch eins – und kann mir im<br />
Moment fast nichts Besseres vorstellen. Dabei bewege ich<br />
mich kaum, blättere bloss ab und zu eine Seite um. Bin ich also<br />
faul? Ist Lesen Faulheit? Dazu gibt‘s ein wun<strong>der</strong>bares Gedicht<br />
von Ernst Jandl, es heisst «Menschenfleiss»:<br />
ein faulsein<br />
ist nicht lesen kein buch<br />
ist nicht lesen keine zeitung<br />
ist überhaupt nicht kein lesen<br />
ein faulsein<br />
ist nicht lernen kein lesen und schreiben<br />
ist nicht lernen kein rechnen<br />
ist überhaupt nicht kein lernen<br />
ein faulsein<br />
ist nicht rühren keinen finger<br />
ist nicht tun keinen handgriff<br />
ist überhaupt nicht kein arbeiten<br />
ein faulsein<br />
solang mund geht auf und zu<br />
solang luft geht aus und ein<br />
ist überhaupt nicht<br />
Soviel zur Frage, ob Lesen Faulheit sei …<br />
Das Buch ist übrigens <strong>der</strong> Roman «Fegefeuer» <strong>der</strong> finnischestnischen<br />
Autorin Sofi Oksanen und hiermit allen zur Lektüre<br />
empfohlen.<br />
Heike Pohl, Leiterin Kommunikation ZHdK<br />
Zett 2–12 03
hun<strong>der</strong>tvier<br />
Seit <strong>der</strong> ersten Ausgabe <strong>die</strong>ser<br />
Rubrik im März 2008 sind es,<br />
zusammen mit den folgenden<br />
sechs Porträts, 104 Stu<strong>die</strong>rende,<br />
<strong>die</strong> wir im «Zett» jeweils in<br />
Bild und Wort vorgestellt<br />
haben. Zu gerne würden wir<br />
<strong>der</strong>einst erfahren, was aus<br />
ihnen geworden ist.<br />
Adriana Bognar,<br />
Fotos: Regula Bearth<br />
simon Heusser, Wiedikon und Kanada,<br />
wohnt in Zürich. Departement Design,<br />
BA Design, Style & Design<br />
(Abschluss Eidg. Schreinerlehre, Projektassistent<br />
SIZ). Aktuelles Projekt: momentan<br />
Praktikum beim Magazin «Transhelvetica»;<br />
bald vielleicht Organisation einer<br />
departementsübergreifenden Veranstaltungsserie<br />
für <strong>die</strong> ZHdK (happenings.<br />
ch). Freud und Leid im Studium. FREUD: das<br />
Museum für Gestaltung und eine hochkarätige<br />
Bibliothek im selben Gebäude;<br />
<strong>die</strong> Inputs <strong>der</strong> Dozenten. LEID: keine wissenschaftliche<br />
Vermittlung im Studium;<br />
kein Dialog mit den bildenden Künsten.<br />
Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: eine zahlbare<br />
Lokalität für mein zukünftiges Startup;<br />
wie<strong>der</strong> eine eigene temporäre Galerie<br />
aufbauen; von <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>die</strong> Unterstützung<br />
für eine Zwischennutzung<br />
bekommen. Zum ToniAreal: dass <strong>die</strong> sterile<br />
EM2NArchitektur zum Leben erwacht<br />
und dass uns ein White Cube für Ausstellungen<br />
zur Verfügung steht.<br />
Madeleine Fehr, Schaffhausen, wohnt in<br />
Zürich. Departement Darstellende<br />
Künste und Film, Tanz Akademie<br />
Zürich, Bühnentanz (Klassisch/<br />
Mo<strong>der</strong>n). Aktuelles Projekt: Teilnahme<br />
am Schwäbischen Kunstsommer in<br />
Zeitgenössischem Tanz. Freud und Leid im<br />
Studium. FREUD: nach einem harten Tag im<br />
ganzen Körper zu fühlen, dass man etwas<br />
geleistet hat; während des Tanzens<br />
alle um sich herum zu vergessen; auf <strong>der</strong><br />
Bühne zu stehen und den Lebenstraum<br />
verwirklichen zu können. LEID: Schmerzen,<br />
Druck, ständige Verletzungsgefahr,<br />
wenig Freizeit, Konkurrenzkampf,<br />
Frus tration. Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee:<br />
erfolgreich in einer guten Kompanie zu<br />
tanzen; schmerzfrei zu sein; ein langes,<br />
glückliches Leben zu führen. Zum Toni<br />
Areal: grosse, helle Tanzstudios; Tage, an<br />
denen man in an<strong>der</strong>en Stu<strong>die</strong>nbereichen<br />
zusehen kann.
Dorothea Bäbler, Mollis GL, wohnt<br />
in Zürich. Departement Kulturanalysen<br />
und Vermittlung, BA<br />
Vermittlung von Kunst und Design,<br />
Bildnerisches Gestalten an<br />
Maturitätsschulen. Aktuelles Projekt:<br />
Ausarbeitung eines Konzepts fürs individuelle<br />
Projekt im Abschlussjahr;<br />
Praktikumsvorbereitung. Freud und Leid im<br />
Studium. FREUD: <strong>die</strong> Vielseitigkeit des gestalterischen<br />
Angebots; gute Infrastruktur;<br />
<strong>die</strong> Integration <strong>der</strong> pädagogischen<br />
Praxis bereits ab Beginn des Studiums;<br />
tolle Leute. LEID: Manchmal habe ich das<br />
Gefühl, von allem ein bisschen etwas zu<br />
wissen, aber nichts so wirklich zu können;<br />
handwerkliche Fertigkeiten als Basiswissen<br />
kommen für mich zu kurz. Drei<br />
Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: Glück, Gesundheit<br />
und eines Tages ein Bienenvolk. Zum Toni<br />
Areal: einen grösseren Austausch innerhalb<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Stu<strong>die</strong>ngänge;<br />
Kunstflohmarkt.<br />
Marco Wyrsch, Buochs NW, wohnt in<br />
Zürich. Departement Musik, MA<br />
Musikpädagogik, Klavier (Abschluss<br />
BA Musik). Aktuelles Projekt: MasterArbeit<br />
mit spanisch beeinflusster<br />
Musik; bereite ein neues Projekt vor mit<br />
kubanischer und brasilianischer Musik.<br />
Freud und Leid im Studium. FREUD: mit an<strong>der</strong>en<br />
Studenten musizieren; Improvisation;<br />
gelungenes Konzert. LEID: alleine üben;<br />
alleine auf <strong>der</strong> Bühne sein; Bühnenangst;<br />
an Stücken monatelang feilen und damit<br />
wenig Raum für Spontaneität lassen. Drei<br />
Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: gute künstlerische<br />
Instinkte; viel Geld; mehr Energie. Zum<br />
ToniAreal: viele Übungszellen und ein mo<strong>der</strong>nes<br />
Aufnahmestudio.
eva geiser, Winterthur, wohnt in Zürich.<br />
Departement Design, MA<br />
Design, Ereignis (Abschluss BA Vermittlung<br />
von Kunst und Design). Aktuelles<br />
Projekt: Kostümbild zu einer inszenierten<br />
Sesselbahnfahrt in Visperterminen VS;<br />
MasterStu<strong>die</strong> über <strong>Zürcher</strong> Jugendliche;<br />
Lichtinstallation für Röntgenplatzfest<br />
und Lange Nacht <strong>der</strong> Museen. Freud und<br />
Leid im Studium. FREUD: ein ständiges Geben<br />
und Nehmen: Die Schule profitiert von<br />
den Stu<strong>die</strong>renden und <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />
von <strong>der</strong> Schule; ständig neue Inputs zu<br />
bekommen, bereichert und beflügelt, …<br />
LEID: … doch oft hab ich das Gefühl, nicht<br />
für alles Zeit zu haben, was mich interessiert.<br />
Das deprimiert. Drei Wünsche an<br />
<strong>die</strong> gute Fee: dass je<strong>der</strong> Tag 25 Stunden hat,<br />
<strong>die</strong> Woche aus 8 Tagen besteht und jeden<br />
Montag frei! Zum ToniAreal: genug Platz für<br />
praktisches Arbeiten; gute Werkstätten;<br />
gute Einführungen und Betreuung; gemütliche<br />
Plätze für <strong>die</strong> Pausen.<br />
simon Rokyta, Tschechische Republik<br />
/ Winterthur, wohnt in Gattikon ZH.<br />
Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n,<br />
BA Me<strong>die</strong>n & Kunst, Mediale<br />
Künste (Abschluss Automechaniker<br />
Ausbildung). Aktuelles Projekt: Gestaltung<br />
<strong>der</strong> eigenen Homepage; zukünftig: Austauschsemester<br />
in Prag. Freud und Leid im<br />
Studium. FREUD: Infrastruktur (umfangreiche<br />
AVAusleihe, Me<strong>die</strong>nausleihe<br />
im MIZ und <strong>der</strong> ZB); 24h Zugang zum<br />
Atelier und zu den Labors; Gastdozenten<br />
aus verschiedenen Län<strong>der</strong>n; interdisziplinäres<br />
Herbst/Wintersemester; Kochmöglichkeit;<br />
Teilnahme an externen<br />
Ausstellungen. LEID: Atelierplätze müssen<br />
für <strong>die</strong> Jahresausstellung geräumt<br />
werden; <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden sind intensiv<br />
mit Semes terarbeiten beschäftigt, <strong>der</strong><br />
Austausch kommt dadurch zu kurz. Drei<br />
Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: eine Assistenzstelle<br />
an einer Kunsthochschule im Bereich<br />
Videotechnik; Zusammenarbeit mit<br />
dem französischen Kameramann Raoul<br />
Coutard; zufrieden und gesund sein. Zum<br />
ToniAreal: grössere Räumlichkeiten für<br />
<strong>die</strong> Atelierplätze; gleichbleibendes Arbeitsklima;<br />
mehr Zusammenarbeit mit<br />
Stu<strong>die</strong>renden aus an<strong>der</strong>en Vertiefungen.
nach jahre langem<br />
planen freue ich<br />
mich auf unsere<br />
kunststadt!<br />
Sieben Planungsverantwortliche für <strong>die</strong> Infrastruktur<br />
im ToniAreal haben sich im Innern <strong>der</strong><br />
riesigen Baustelle, in den zukünftigen Werkstätten<br />
<strong>der</strong> ZHdK, versammelt und berichten über<br />
aufwendige Vorbereitungen, spannende Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
und ungeschmälerte Vorfreude. Die<br />
Fragen stellte Adriana Bognar*, Foto: Betty Fleck<br />
Barbara Berger, Leiterin InformationstechnologieZentrum (ITZ)<br />
Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />
Das ITZ wird am 17. Juni 2013 als eine <strong>der</strong> ersten Abteilungen<br />
ins ToniAreal umziehen. Als Vorbereitung darauf hat es Anfang<br />
Mai <strong>die</strong>ses Jahres seinen ersten «RecyclingMorgen»<br />
durchgeführt und Akten aussortiert sowie defekte Hardware,<br />
Kabel und Zubehör fachgerecht entsorgt. Bis zum Umzug werden<br />
noch weitere solche «RecyclingTage» in Angriff genommen<br />
mit dem Ziel, möglichst «schlank» zu zügeln. Damit wir<br />
eine funktionierende ITInfrastruktur beim Einzug <strong>der</strong> ersten<br />
ZHdKAngehörigen garantieren können, müssen <strong>die</strong> Netzwerkkomponenten<br />
bereits Anfang 2013 geliefert und von uns<br />
konfiguriert werden. Lei<strong>der</strong> werden das Rechenzentrum (das<br />
Herzstück <strong>der</strong> IT) und <strong>die</strong> Etagenverteiler (<strong>die</strong> Herzstücke <strong>der</strong><br />
Netzwerkinfrastruktur) erst ab 1. Mai, und nicht wie geplant ab<br />
1. März 2013 zur Verfügung stehen. Aus <strong>die</strong>sem Grund bauen<br />
wir ein RechenzentrumsProvisorium ausserhalb <strong>der</strong> ZHdK<br />
auf und werden für <strong>die</strong> ITInfrastruktur entsprechenden UmzugsMehraufwand<br />
haben.<br />
Das ITZ ist auch für den Umzug <strong>der</strong> gesamten ITInfrastruktur<br />
<strong>der</strong> ZHdK verantwortlich. Mit einigen Stu<strong>die</strong>nvertiefungen<br />
und Abteilungen habe ich bereits <strong>die</strong> Computer, welche mitgenommen<br />
werden, definiert und den entsprechenden Räumen<br />
im ToniAreal zugewiesen. Eine abschliessende ITInventur<br />
erfolgt bis Ende April 2013.<br />
Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />
Die Reduzierung <strong>der</strong> Standorte und <strong>die</strong> daraus resultierende<br />
geografische Nähe zu unseren Kundinnen und Kunden.<br />
Auf was freust du dich am meisten?<br />
Ich freue mich auf das Ergebnis «Kunststadt» nach 6 Jahren<br />
Planung, auf den ITCluster, wo alle ITZMitarbeitenden in<br />
einem Büro sitzen werden, und auf <strong>die</strong> neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
an unser ITBusiness.<br />
Jan Melissen, Leiter Me<strong>die</strong>n und Informationszentrum (MIZ)<br />
Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />
Die Vorbereitungsarbeiten haben enormen Umfang. Nur dank<br />
minutiöser Planung und dem Einsatz von zusätzlichem Personal<br />
können sie neben dem Normalbetrieb bewältigt werden.<br />
Auf Me<strong>die</strong>nseite ist beispielsweise das Anbringen von<br />
RFIDEtiketten (RFID = Radio Frequency Identification), <strong>die</strong><br />
Integration und Katalogisierung von verschiedenen Beständen<br />
o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Zuordnung und Ausrüstung anhand <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Aufstellungssystematik zu nennen. In betrieblicher Hinsicht<br />
Toni-Areal / Zett 2–12 07<br />
stehen <strong>die</strong> Organisation des umfassenden und teilweise neuen<br />
Dienstleistungsangebots, <strong>die</strong> optimale Nutzung <strong>der</strong> Räume<br />
und <strong>die</strong> Benutzerführung im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />
Durch Freihandaufstellung ist <strong>die</strong> Mehrheit des Bestandes offen<br />
zugänglich und kann dank zeitgemässer Technologien wie<br />
<strong>der</strong> RFID selbstständig ausgeliehen werden. Das Archiv <strong>der</strong><br />
ZHdK erhält einen prominenten Platz innerhalb des MIZ, was<br />
dessen Wahrnehmung und Nutzung erhöhen wird. Ausserdem<br />
sind dann <strong>die</strong> Departementsbibliotheken Soziale Arbeit und<br />
Angewandte Psychologie <strong>der</strong> ZHAW räumlich und betrieblich<br />
in <strong>die</strong> Bibliothek im ToniAreal integriert.<br />
Auf was freust du dich am meisten?<br />
Am meisten freue ich mich darauf, dass <strong>die</strong> Wege sowohl innerhalb<br />
des MIZTeams wie auch zu den Departementen kürzer<br />
werden und sich dadurch <strong>die</strong> Zusammenarbeit fruchtbar<br />
intensivieren lässt.<br />
stefan Wettstein, Leiter Arbeitsgruppe Werkstätten ToniAreal<br />
Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />
Für <strong>die</strong> Planung <strong>der</strong> Werkstätten im ToniAreal haben wir alle<br />
Geräte und Maschinen sämtlicher bestehenden Werkstätten<br />
erfasst.<br />
Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />
Dass <strong>die</strong> Werkstätten im Bereich <strong>der</strong> Lehre im ToniAreal zusammengefasst<br />
werden. Das bedingt den Aufbau einer neuen<br />
Betriebskultur über <strong>die</strong> Departementsgrenzen hinaus. Dieser<br />
Prozess wird mit dem Erarbeiten <strong>der</strong> Betriebskonzepte eingeleitet.<br />
Nach <strong>der</strong> Sommerpause 2012 werden <strong>die</strong>se vorliegen,<br />
und für <strong>die</strong> Beteiligten wird klarer sein, wie <strong>die</strong> Werkstätten<br />
<strong>der</strong>einst funktionieren.<br />
Auf was freust du dich am meisten?<br />
Die Werkstätten Lehre und Produktion nehmen im ToniAreal<br />
eine wichtige Funktion ein. Sie werden für Projekte von Stu<strong>die</strong>renden<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Departemente genutzt und so<br />
ein Ort des Austauschs und <strong>der</strong> Inspiration.<br />
Werner Triet, Leiter Haus<strong>die</strong>nst und Sicherheit, Facility Management<br />
Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />
Im Haus<strong>die</strong>nst gibt es relativ wenig zu zügeln. Wir unterstützen<br />
jedoch <strong>die</strong> Umzugsvorbereitungen in verschiedener<br />
Hinsicht. Zum Beispiel führten wir das Datenerfassungsteam<br />
durch sämtliche Liegenschaften. Wird bis im Juni 2013 irgendwo<br />
nochmals gezügelt, müssen wir entsprechende Möblierungsän<strong>der</strong>ungen<br />
den Verantwortlichen melden. Zudem<br />
entrümpelten wir alle Lager <strong>der</strong> ZHdK, von denen wir Kenntnis<br />
hatten, und befreiten sie von Altlasten und Ramsch. Es ist<br />
allerdings nicht einfach, dafür zu sorgen, dass sie auch leer<br />
bleiben!
08<br />
Zett 2–12 / Toni-Areal<br />
Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />
Zurzeit sind <strong>die</strong> diversen Standorte <strong>der</strong> ZHdK in sich geschlossene<br />
und überschaubare Welten. Im ToniAreal hingegen kommen<br />
riesige Dimensionen auf uns zu. Das Ganze hat ein bisschen<br />
etwas von einer Blackbox. Ich gehe davon aus, dass sich<br />
unsere Aufgaben massiv än<strong>der</strong>n. Es werden Kilometer sein, <strong>die</strong><br />
wir täglich in <strong>die</strong>sem weitläufigen Gebäude zurücklegen müssen<br />
– für Schliess und Kontrollrundgänge (ca. 1500 Räume)<br />
wie auch für den Material und Warenfluss. Eine signifikante<br />
Än<strong>der</strong>ung gibt es dadurch, dass <strong>der</strong> Campus an 365 Tagen im<br />
Jahr während 24 Stunden offen sein wird.<br />
Auf was freust du dich am meisten?<br />
Mir macht das Planen und Mitgestalten <strong>der</strong> diversen Prozesse<br />
viel Spass. Im ToniAreal freue ich mich auf das «Multikulti»<br />
und <strong>die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, den unterschiedlichsten Ansprüchen<br />
und Wünschen gerecht zu werden. Auch darauf, alte<br />
Trampelpfade zu verlassen und neue Wege zu suchen. Dass<br />
dann in <strong>der</strong> Anfangsphase nicht alles gleich klappt und wir<br />
«Neuankömmlinge» erst einmal viel Geduld brauchen, kann<br />
meine Vorfreude nicht schmälern.<br />
Marcello Rosenberger, Leiter AVTechnik und Planungsverantwortlicher<br />
Ton/FilmTechnik, und Mike Honegger, Planungsverantwortlicher<br />
allgemeine AVTechnik<br />
Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />
Unsere Spezialplaner werden demnächst <strong>die</strong> Ausschreibungen<br />
für <strong>die</strong> Ausstattung <strong>der</strong> technisch ausgerüsteten Räume in<br />
unserer Planungszuständigkeit durchführen. Anschliessend<br />
kommen das Prüfungs und dann das Vergabeproze<strong>der</strong>e für<br />
<strong>die</strong> technischen Installationen dazu, <strong>die</strong> ab Mai/Juni 2013 nach<br />
und nach ausgeführt werden. Wir hoffen, alle Bedürfnisse <strong>der</strong><br />
<strong>Hochschule</strong> möglichst unter einen Hut zu kriegen!<br />
Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />
Dass unser Team mit seinen über <strong>die</strong> verschiedenen Standorte<br />
verteilten Aufgaben endlich von einem Ort aus agieren kann.<br />
Unser Knowhow und unsere Möglichkeiten vergrössern sich,<br />
und wir können viel flexibler arbeiten. Auch kommen neue<br />
und spannende Aufgaben auf uns zu. Die zentrale und deshalb<br />
um ein Vielfaches grössere Ausleihe sowie <strong>der</strong> Zuwachs an<br />
hoch technisierten Räumen sind eine Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />
das ganze Team.<br />
Auf was freut ihr euch am meisten?<br />
Marcello: Ich freue mich, wenn es endlich losgeht und wir sehen,<br />
wie sich unsere Ideen und unsere Planung im Alltag bewähren.<br />
Ich bin gespannt auf <strong>die</strong> Reaktionen unserer Kundinnen und<br />
Kunden, <strong>der</strong> Dozierenden und Stu<strong>die</strong>renden. Nach den ersten<br />
Wochen im ToniAreal werden wir <strong>die</strong> nötigen technischen<br />
Anpassungen vornehmen – dann entsteht <strong>die</strong> neue ZHdK.<br />
Mike: Ich freue mich darauf, <strong>die</strong> <strong>Hochschule</strong> endlich unter<br />
einem Dach vereint zu sehen. Ebenfalls wird es für uns spannend<br />
sein, mit all <strong>der</strong> neuen Technik arbeiten zu dürfen. Bei<br />
<strong>der</strong> «Geburt» <strong>der</strong> neuen ZHdK dabei zu sein und mitzuwirken,<br />
finde ich sehr, sehr motivierend!<br />
Peter Färber, Planung Technik ICST (Institute for Computer Music and<br />
Sound Technology), Tonstudios, Studiotechnik Konzertsäle, Dept. Musik<br />
Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />
Das Volumen <strong>der</strong> Materialien wurde durch <strong>die</strong> Umzugsfirma<br />
erfasst. Der neue Einsatzort <strong>der</strong> Geräte wird festgelegt. Unsere<br />
Mitarbeitenden sind über den Ablauf des Umzugs informiert<br />
und wissen, welche Aufgaben in ihrer Verantwortung liegen.<br />
Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />
Der Kleine Konzertsaal 1 ist für eine grosse Bandbreite von<br />
Nutzungen konzipiert: Dank seiner variablen Raumakustik<br />
eignet er sich sowohl für Instrumentalmusik wie auch für<br />
den Einsatz von elektroakustischen Mitteln. Ohne feste Bühnenausrichtung<br />
lässt er sich frei und experimentell bespielen<br />
und ist daher für viele Inhalte offen. Mit seiner umfassenden<br />
Infrastruktur <strong>die</strong>nt er nicht nur als Probe und Aufnahmeraum<br />
sowie als Musikerwerkstatt, son<strong>der</strong>n präsentiert sich<br />
auch als mo<strong>der</strong>ner, mit neuester Technologie ausgerüsteter<br />
Konzertsaal in zeitgemässem Design. Kurz: Es entsteht ein<br />
multimedialer Schnittpunkt, den wir heute vermissen.<br />
Auf was freust du dich am meisten?<br />
Dass <strong>die</strong> ZHdK (fast) an einem einzigen Ort zusammenkommt.<br />
Dass man in <strong>die</strong>ser «kleinen Stadt» umhergehen und erleben<br />
kann, woraus <strong>die</strong> ZHdK besteht, was sie ausmacht, wer sie<br />
bevölkert. Dass man einan<strong>der</strong> begegnet, ins Gespräch kommt<br />
und erkennt: Wir alle – DAS ist <strong>die</strong> ZHdK.<br />
Alex stierli, Leiter Technik Theater, Planungsverantwortlicher<br />
Veranstaltungen Bühnentechnik (nicht im Bild)<br />
Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />
Sie sind so weit abgeschlossen. An das Leben mit den farbigen<br />
Punkten und Nummern haben wir uns gewöhnt. Da<br />
<strong>der</strong> Standort Gessnerallee erhalten bleibt, besteht <strong>die</strong> grosse<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung darin, alles so auf zwei Standorte zu verteilen,<br />
dass wir nicht ständig für jedes Kleinteil vom ToniAreal<br />
an <strong>die</strong> Gessnerallee reisen müssen. Das wird uns noch einige<br />
Zeit kosten; wir sind aber im Zeitplan.<br />
Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />
Zuerst das Erfreuliche: Es gibt mehr Platz, und wir können<br />
in <strong>der</strong> Montagehalle alles vorfabrizieren, um es danach eins<br />
zu eins aufzubauen. So können wir mit den Stu<strong>die</strong>renden besprechen,<br />
wo wir noch Hand anlegen müssen, bevor sie auf <strong>der</strong><br />
Bühne stehen. Die grösste Verän<strong>der</strong>ung sind <strong>die</strong> Probebühnen,<br />
<strong>die</strong> es erlauben, <strong>die</strong> Projekte über eine längere Zeitspanne zu<br />
entwickeln und im Originaldekor zu proben. Das ermöglicht<br />
einen engeren Spielplan am Theater <strong>der</strong> Künste und hat zur<br />
Folge, dass alles tourneetauglich gebaut und vom ToniAreal<br />
an den Spielort transportiert werden kann. Der Mangel an<br />
Lagerfläche ist wohl <strong>die</strong> grösste Verän<strong>der</strong>ung. Transporte vom<br />
und ins Lager in Nie<strong>der</strong>hasli werden uns logistisch noch einiges<br />
abverlangen. Vermissen werden wir sicherlich unsere<br />
jetzige Werkstatt, <strong>die</strong> mit viel Tageslicht ausgestattet ist und<br />
Aussicht auf <strong>die</strong> Sihl bietet. Hoffe, wir werden im ToniAreal<br />
keine grauen Mäuse.<br />
Auf was freust du dich am meisten?<br />
Auf <strong>die</strong> Nähe zu allen Departementen und auf möglichst viele<br />
disziplinenübergreifende Projekte. Auf <strong>die</strong> Filme im hauseigenen<br />
<strong>Kino</strong>. Auf <strong>die</strong> Musik im grossen Konzertsaal. Auf das Ende<br />
<strong>der</strong> Planung und <strong>die</strong> Inbeschlagnahme <strong>der</strong> Räume. Auf das<br />
Bier nach <strong>der</strong> Arbeit im Musikklub Mehrspur. Auf fast alles.<br />
* Adriana Bognar ist Projektleiterin <strong>der</strong> Hochschulkommunikation, Rektorat<br />
(adriana.bognar@zhdk.ch).
Sie planen seit Jahren intensiv für <strong>die</strong> zukünftige ZHdK im ToniAreal:<br />
(v.l.n.r.) Mike Honegger, Werner Triet, Peter Färber, Barbara Berger,<br />
Jan Melissen, Marcello Rosenberger, Stefan Wettstein<br />
Zett 2–12 09
10<br />
Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />
den künsten<br />
einen<br />
rahmen geben<br />
Nach hun<strong>der</strong>t Tagen im Amt setzt Matthias<br />
Schwarz, neuer Verwaltungsdirektor <strong>der</strong><br />
ZHdK, ein Ziel: Es gelte, das Zusammenspiel<br />
in <strong>der</strong> Gesamthochschule und das gegenseitige<br />
Verständnis füreinan<strong>der</strong> weiter zu verbessern.<br />
Interview von Stefan Schöbi*, Foto: Regula Bearth<br />
Seit Anfang Mai 2012 sind Sie nun im Amt – was hat Sie an<br />
<strong>der</strong> ZHdK überrascht?<br />
Ich habe zwar erwartet, dass <strong>die</strong> ZHdK professionell aufgestellt<br />
ist, doch <strong>die</strong> hohe Identifikation mit <strong>der</strong> Institution und<br />
<strong>die</strong> Ernsthaftigkeit, mit <strong>der</strong> man sich <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />
von Bund, Kanton und Hochschullandschaft insgesamt annimmt,<br />
haben mich dennoch überrascht. Hier heisst es nicht<br />
einfach: Wir sind eine Kunsthochschule, wir sind halt an<strong>der</strong>s<br />
und machen deshalb alles an<strong>der</strong>s. Im Gegenteil: Mit Elan und<br />
Verve versuchen alle, den anspruchsvollen Aufgaben gerecht<br />
zu werden. Die Fülle <strong>die</strong>ser Anfor<strong>der</strong>ungen unter einen Hut<br />
zu bringen, ist aber eine hohe Kunst, denn nicht zuletzt nehme<br />
ich <strong>die</strong> ZHdK selbst als ein hochkomplexes Gebilde wahr.<br />
… und was hat bei Ihnen Stirnrunzeln ausgelöst?<br />
(Lacht) Eben: Das alles unter einen Hut zu bringen. Schliesslich<br />
gehört auch <strong>die</strong>s zu den Pflichten des Verwaltungsdirektors.<br />
Ich sehe es als meine primäre Aufgabe, den Künsten<br />
einen Rahmen zu geben. Das ist bei fünf heterogenen Departementen<br />
mit unterschiedlichem Selbstverständnis und einer<br />
nicht min<strong>der</strong> heterogenen ServicesOrganisation kein leichtes<br />
Unterfangen. Ziel ist es, das bereits vorhandene Zusammenspiel<br />
auf allen Ebenen weiterzuentwickeln und uns auch für<br />
zukünftige Herausfor<strong>der</strong>ungen «fit» zu machen.<br />
Was bringen Sie dazu in Ihrem Rucksack mit?<br />
Ich habe einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund mit über<br />
25 Jahren Erfahrung in <strong>der</strong> Finanz und Beratungsindustrie<br />
in verschiedenen Aufgaben und Gebieten: von Strategie und<br />
Finanzen über HR und IT bis hin zu Projekt und Facilitymanagement.<br />
Dabei habe ich auch den enormen Wandel erlebt,<br />
den viele Unternehmen in den letzten Jahrzehnten durchgemacht<br />
haben. Es war zum Beispiel auch interessant, in <strong>der</strong><br />
«Out of the Bag»Ausstellung im Museum für Gestaltung<br />
Zürich zu erfahren, wie sich «Freitag» von <strong>der</strong> anfänglichen<br />
Selbstorganisation zur heutigen professionellen Unternehmensstruktur<br />
entwickelt hat. Diese Erfahrungen schärfen das<br />
Bewusstsein für Verän<strong>der</strong>ungsprozesse und für <strong>die</strong> Frage, wie<br />
man <strong>die</strong>se Verän<strong>der</strong>ungen angehen kann, ohne <strong>die</strong> Geschichte<br />
und Identität eines Unternehmens zu verlieren.<br />
Stichwort Verän<strong>der</strong>ungen: Wo liegen <strong>die</strong> nächsten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
für <strong>die</strong> ZHdK?<br />
Die grösste Herausfor<strong>der</strong>ung stellt im Moment sicher das Projekt<br />
ToniAreal dar: Es gilt, den Bau optimal abzuschliessen,<br />
das Gebäude zu beziehen und den Schulbetrieb dort erfolgreich<br />
zu starten. Doch das ist nicht alles. Ich glaube, dass wir<br />
bei <strong>die</strong>sem Umzug vor lauter Technik und Planungsprozessen<br />
<strong>die</strong> kulturelle Seite nicht vergessen dürfen. Immerhin vollziehen<br />
wir hier auch <strong>die</strong> Integration vieler über Jahre gewachsener<br />
Biotope in eine grosse Einheit. Das ist nicht einfach und<br />
bedarf <strong>der</strong> Mitwirkung aller.<br />
Ich sehe mich dabei als «Übersetzer» zwischen den verschiedenen<br />
Welten, <strong>der</strong> eine Scharnierfunktion zwischen den diversen<br />
internen und externen Anspruchsgruppen ausüben<br />
kann und muss. Denn ich bin überzeugt: Für sich genommen<br />
funktioniert vieles schon heute sehr gut; das Zusammenspiel<br />
in den Teams und über Abteilungsgrenzen hinweg kann aber<br />
noch verbessert werden. Dieses Zusammenwachsen wird eine<br />
<strong>der</strong> Kernaufgaben <strong>der</strong> nächsten Jahre sein.<br />
Was bedeutet das für <strong>die</strong> Services?<br />
Es geht darum, den Services eine gemeinsame Identität zu geben.<br />
Wir sind keine Gruppe von Einzelkämpfern, son<strong>der</strong>n ein<br />
Team. Das bedeutet: Jede Person fühlt sich verantwortlich für<br />
das, was sie tut, behält aber gleichzeitig im Hinterkopf, welche<br />
Leistungen wir als Services insgesamt erbringen wollen. Wenn<br />
eine Frage also nicht im eigenen Pflichtenheft steht, sollten wir<br />
<strong>die</strong>se zumindest aufnehmen und intern weiterleiten, damit das<br />
Problem schnell und effizient gelöst werden kann. In manchen<br />
Punkten haben wir vielleicht auch noch <strong>die</strong> Tendenz, zu kompliziert<br />
daherzukommen. Dort, wo es sinnvoll und machbar<br />
ist, sollten wir deshalb versuchen, den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Prozess zu hinterfragen und zu verschlanken. Umgekehrt<br />
kann ich mir vorstellen, dass es aus Sicht von Dozierenden<br />
o<strong>der</strong> Mittelbau manchmal nicht ganz einfach ist, unsere Arbeit<br />
und Beweggründe sofort zu verstehen. Es ist aber sicher nicht<br />
unsere Vorstellung, als «Verhin<strong>der</strong>er» von Freiheit und Autonomie<br />
verstanden zu werden, im Gegenteil: Den Künsten einen<br />
Rahmen zu geben, bedeutet, sie zielgerichtet zu unterstützen.<br />
Damit das im Gesamtkontext funktionieren kann, sind aber<br />
auch gewisse Grenzen notwendig.<br />
Verän<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Umzug ins Toni-Areal <strong>die</strong> Rahmen bedingungen?<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen im ToniAreal werden an<strong>der</strong>s sein als heute.<br />
Wir werden dort alle an<strong>der</strong>s arbeiten, als wir <strong>die</strong>s heute<br />
tun. Wir haben gegenwärtig viele gute «Einzelmusiker», <strong>die</strong><br />
ihren jeweiligen Job ausgezeichnet machen. Nun geht es um<br />
<strong>die</strong> neue Orchestrierung und <strong>die</strong> Möglichkeit, auf allen Ebenen<br />
näher mit an<strong>der</strong>en zusammenzuarbeiten. Das gilt nicht<br />
nur, aber auch für <strong>die</strong> Services. Wir werden im ToniAreal<br />
insgesamt als <strong>Hochschule</strong> auch sichtbarer sein, nach innen<br />
und nach aussen. Ich hoffe daher, dass wir <strong>die</strong> Chancen, <strong>die</strong><br />
sich uns durch den Einzug ins ToniAreal bieten, auch wahrnehmen<br />
werden.<br />
Wie gehen Sie <strong>die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen an?<br />
Für mich bedeutet <strong>die</strong>s als Erstes, <strong>die</strong> <strong>Hochschule</strong> als Ganzes<br />
und insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Teams in den Services sehr gut kennenzulernen,<br />
sie zu verstehen sowie sichtbar und fassbar zu<br />
sein. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich auch <strong>die</strong> nötige Zeit<br />
zu geben, <strong>die</strong> Institution zu begreifen, bevor man alles besser<br />
machen will. Ferner geht es darum, <strong>die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen und<br />
Prioritäten zu erkennen und zu definieren. Daraus wird sich<br />
ergeben, welche zusätzlichen Ziele wir uns setzen müssen.<br />
Dank <strong>der</strong> Arbeit des Teams um Daniel Waeber, meinem Vorgänger,<br />
verfügen wir über ein solides Fundament; <strong>die</strong>ses ist<br />
nun im Hinblick auf <strong>die</strong> künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen weiterzuentwickeln.<br />
Dazu gehört auch ein permanentes Hinterfragen:<br />
Ist das, was wir in den letzten Jahren gemacht haben<br />
und uns erfolgreich zum heutigen Stand geführt hat, auch das,<br />
was uns in den nächsten Jahren weiterbringt?
Matthias Schwarz, fotografiert<br />
im «Leseraum» des Masters<br />
of Arts in Design während <strong>der</strong><br />
Diplomausstellung 2012.<br />
Der Raum wurde speziell für<br />
<strong>die</strong> Ausstellung konzipiert.<br />
Welche Fähigkeiten sollten einem Verwaltungsdirektor auf<br />
keinen Fall fehlen?<br />
In erster Linie: Offenheit, Verständnis für Neues, sicher eine<br />
gewisse Hartnäckigkeit und Humor. Mich reizt dabei <strong>die</strong> Kombination<br />
einer breiten Verwaltungstätigkeit mit dem künstlerischen<br />
Element <strong>der</strong> ZHdK. Persönlich gibt es bei mir viele<br />
Berührungsfel<strong>der</strong> mit Kunst und Kultur. Ich habe früher als<br />
reiner Dilettant selber viel Musik gemacht und kämpfe bis<br />
heute mit meiner Gitarre (lacht). Design und Fotografie begleiten<br />
und interessieren mich ebenfalls schon lange. Beim Mittagessen<br />
mit Alex Stierli, dem technischen Leiter des Theaters<br />
<strong>der</strong> Künste, haben wir beispielsweise festgestellt, dass sich<br />
unsere Wege schon einmal gekreuzt haben. Alex war früher<br />
mit Joe Cocker auf Tournee, und ich durfte vor vielen Jahren,<br />
während meines Studiums, einmal dessen Konzert am Open<br />
Air St. Gallen als Beleuchter unterstützen. Ich dachte damals<br />
fälschlicherweise, beleuchten sei einfacher als Transportkisten<br />
herumwuchten! Rückblickend ist es wohl richtig, dass ich<br />
einen an<strong>der</strong>en Karriereweg eingeschlagen habe …<br />
/ Zett 2–12 11<br />
Worauf kann eine Mitarbeiterin, ein Mitarbeiter <strong>der</strong> ZHdK<br />
stolz sein?<br />
Ich nehme <strong>die</strong> ZHdK als äusserst spannende und hochprofessionelle<br />
Ausbildungsstätte im Kunstbereich wahr. Diese<br />
zu unterstützen und weiterzuentwickeln, ist eine grossartige<br />
Aufgabe. Und das unabhängig davon, ob man seinen Beitrag<br />
nun als Dozentin im Industriedesign, als Mitarbeiter des Haus<strong>die</strong>nstes<br />
o<strong>der</strong> als Verwaltungsdirektor erbringt. An <strong>der</strong> ZHdK<br />
ist das Ergebnis des eigenen Tuns fast täglich zu sehen, und<br />
zwar sehr konkret. Wir vermehren nicht eindimensional den<br />
Sharehol<strong>der</strong> Value, son<strong>der</strong>n haben eine Aufgabe, <strong>die</strong> fassbare,<br />
positive Ergebnisse hervorbringt. Vor Kurzem zeigte sich <strong>die</strong>s<br />
wie<strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Diplomausstellung und präsentationen.<br />
Das ist für mich einzigartig und schafft eine einmalige<br />
Identität. Darauf kann und soll jede Mitarbeiterin und je<strong>der</strong><br />
Mitarbeiter – egal in welcher Funktion – stolz sein. Ich bin es<br />
und freue mich darum, <strong>die</strong> Zukunft <strong>der</strong> ZHdK mitgestalten<br />
zu dürfen.<br />
* Stefan Schöbi ist stellvertreten<strong>der</strong> Leiter Hochschulkommunikation<br />
(stefan.schoebi@zhdk.ch).
12<br />
Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />
führung<br />
an <strong>der</strong> zhdk –<br />
an beispielen<br />
illustriert<br />
Um den im Leitbild <strong>der</strong> ZHdK verankerten Begriff<br />
<strong>der</strong> «partizipativen Führung» zu konkretisieren,<br />
hat <strong>die</strong> Hochschulleitung in zwei Workshops<br />
Grundsätze zu ihrem Führungs verständnis<br />
entwickelt. Diese reflektieren das Selbstverständnis<br />
<strong>der</strong> Leitung zum Thema Führung und sollen<br />
Dozierenden und Mitarbeitenden mit Führungsfunktion<br />
als Orientierungshilfe <strong>die</strong>nen. Heike<br />
Pohl* hat <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochschulleitung<br />
um konkrete Beispiele zu den einzelnen Grundsätzen<br />
gefragt.<br />
Thomas D. Meier, Rektor ZHdK<br />
Wie setzen Sie <strong>die</strong> «partizipative Führung» in Ihrem Arbeitsalltag<br />
um?<br />
Partizipative Führung ist auf Ebene <strong>der</strong> Hochschulleitung<br />
weitgehend umgesetzt und vom Gesetzgeber auch ausdrücklich<br />
gewollt. Meine abschliessende Entscheidungskompetenz<br />
ist auf ein paar wenige, wenn auch wichtige Bereiche<br />
beschränkt. Alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochschulleitung haben Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten, wenn sie ihren Anliegen Gehör verschaffen<br />
wollen. Das gilt auch für mich. Das gute Argument<br />
soll entscheiden. Eine <strong>Hochschule</strong> lebt von guten Köpfen,<br />
und <strong>die</strong>se Köpfe soll man respektieren. Das heisst nicht, dass<br />
immer Konsens erzielt werden kann. Zuweilen sind <strong>die</strong> Blickrichtungen<br />
einfach zu verschieden. Auch dann geht es jedoch<br />
darum, auf <strong>der</strong> Grundlage guter Argumente Verständnis und<br />
damit auch Akzeptanz für gefällte Entscheide zu finden.<br />
Michael eidenbenz, Direktor Departement Musik<br />
Bitte illustrieren Sie an einem Beispiel, in welcher Art und<br />
Weise Sie Einfluss nehmen und wie Sie <strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
<strong>Hochschule</strong>, Ihres Departements, Ihres Fachs und Ihrer Teams<br />
prägen.<br />
«Prägung» geschieht, wenn überhaupt, mit <strong>der</strong> Zeit. Sie ist eine<br />
Sache <strong>der</strong> kontinuierlichen fach und abteilungsübergreifen<br />
den Diskussion, was meiner persönlichen Neigung entgegenkommt,<br />
überall mitzudiskutieren, auch da, wo <strong>die</strong> wirkliche<br />
eigene Expertise fehlt. Etwas an<strong>der</strong>es sind abschliessende Entscheidungen,<br />
<strong>die</strong> in möglichst klar geordneten Zuständigkeiten<br />
gefällt werden sollen. So hat beispielsweise eine behutsame<br />
Reorganisation <strong>der</strong> Leitungsstrukturen im Departement <strong>die</strong><br />
notwendige Klärung gebracht, <strong>die</strong> es braucht, um sowohl dem<br />
lustvollen Diskurs wie den verantwortungsvollen Entscheidungen<br />
ihre adäquaten Orte zu sichern. Beides zusammen<br />
sichert in <strong>der</strong> Dialektik von leidenschaftlichem Engagement<br />
und organisatorischer Distanz <strong>die</strong> «Entwicklung».<br />
Matthias schwarz, Verwaltungsdirektor<br />
Wodurch zeichnet sich eine Führungsperson aus, <strong>die</strong> sich<br />
ihrer Linien- und Ergebnisverantwortung bewusst ist, bzw.<br />
wie kann eine Führungsperson <strong>die</strong>ses Bewusstsein in Zukunft<br />
verstärken?<br />
In den Services geht es zum Beispiel darum, dass wir in einem<br />
ITProjekt vielleicht nicht immer <strong>die</strong> von den Benutzenden<br />
bevorzugte Lösung (wie «Macs für alle») implementieren<br />
können, son<strong>der</strong>n aus Gesamtüberlegungen eine billigere und<br />
breiter verankerte, etwa auf PCBasis, umsetzen müssen. Teil<br />
<strong>der</strong> Linienverantwortung ist es dann, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem Entscheid<br />
zugrunde liegenden Überlegungen gegenüber den Benutzerinnen<br />
und Benutzern, aber auch intern im Team zu kommunizieren,<br />
zu vertreten, und schliesslich sicherzustellen, dass sie<br />
von allen verstanden und mitgetragen werden. Die Ergebnisverantwortung<br />
in <strong>die</strong>sem Beispiel bezieht sich darauf, solche<br />
Entscheide in den Budgets umzusetzen und dafür zu sorgen,<br />
dass <strong>die</strong> Mitarbeitenden konkrete Ziele haben, an denen sie<br />
auch gemessen werden können.<br />
Gestärkt werden kann <strong>die</strong>ses Bewusstsein unter an<strong>der</strong>em<br />
durch aktive Kommunikation des «Warum» mit allen Beteiligten<br />
und durch zielorientiertes Führen auf allen Ebenen.<br />
Jacqueline otten, Direktorin Departement Design<br />
Auf welche Weise ermöglichen Sie den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern in Ihrem Departement Partizipation?<br />
Unsere Arbeit im Alltag ist komplexer geworden, <strong>die</strong> Geschwindigkeit<br />
hat enorm zugenommen. Als Departementsleiterin<br />
versuche ich, dafür Sorge zu tragen, dass <strong>die</strong> Angehörigen<br />
des Departements Design ihre Aufgaben so gut wie möglich<br />
wahrnehmen. So muss ich zum Beispiel rechtzeitig erkennen,<br />
wenn etwas nicht optimal läuft, damit schnell Korrekturen<br />
vorgenommen werden können.<br />
Ob in Lehre, Forschung o<strong>der</strong> Administration: Dies geht nur<br />
gemeinsam und im Team, denn eine Einzelperson kann <strong>die</strong><br />
Steuerung eines Departements gar nicht bewältigen. Dazu<br />
braucht es den Input und das Engagement auf allen Ebenen.<br />
Ich erlebe unsere Sitzungen im Departement als offen und<br />
<strong>die</strong> Leitungspersonen als zugänglich; <strong>die</strong>s wird gut sichtbar<br />
im Prozess <strong>der</strong> Raumplanung für das ToniAreal. Wir bauen<br />
unsere neue Arbeitsstätte gemeinsam, deshalb kann sich auch<br />
jede und je<strong>der</strong> an den Diskussionen beteiligen, und zwar ganz<br />
konkret am Modell.
christoph Weckerle, Direktor Departement Kulturanalysen<br />
und Vermittlung<br />
Bitte machen Sie ein Beispiel zu den Grenzen <strong>der</strong> Partizipation,<br />
indem Sie den folgenden Führungsgrundsatz illustrieren:<br />
«Partizipation geschieht in dem Ausmass, in dem <strong>die</strong> Relevanz<br />
des Problems eine Mitwirkung erfor<strong>der</strong>t, <strong>die</strong> Mitwirkung zu<br />
besseren und tragfähigen Lösungen führt und <strong>die</strong> zeitlichen<br />
Ressourcen zur Mitwirkung vorhanden sind.»<br />
Partizipation soll da erfolgen, wo durch entsprechende Prozesse<br />
Wirkung erzielt werden kann. Partizipation soll verhältnismässig<br />
sein: Im Rahmen <strong>der</strong> Revision <strong>der</strong> Personalverordnung<br />
<strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule hat <strong>die</strong> Hochschulleitung<br />
beschlossen, ein Kernprojektteam einzusetzen, auf <strong>die</strong> Einrichtung<br />
weiterer Arbeitsgruppen jedoch zu verzichten. Die<br />
Positionen <strong>der</strong> ZHdK werden auf Ebene <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />
mit denjenigen <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> für Angewandte<br />
Wissenschaften und <strong>der</strong> Pädagogischen <strong>Hochschule</strong><br />
Zürich aggregiert und erfahren im Verordnungstext zudem<br />
eine gewisse Abstraktion. Eine Detaildiskussion über alle<br />
Hierarchiestufen und Beteiligungsgremien hinweg ist nicht<br />
zielführend.<br />
giaco schiesser, Direktor Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />
Wie können <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres<br />
Departements ihre Partizipationsmöglichkeiten aktiv wahrnehmen?<br />
Partizipation hat viel mit dem Ernstnehmen aller Beteiligten<br />
<strong>der</strong> unterschiedlichen Mitwirkungsmöglichkeiten zu tun. Neben<br />
den üblichen Gremien verfügt das Departement Kunst &<br />
Me<strong>die</strong>n über <strong>die</strong> drei Fachgruppen Theorie, Künstlerische<br />
Praxis und Technologie. Diese können quer zu den Gremien<br />
ihre Vorschläge direkt in <strong>die</strong> Vollversammlung und <strong>die</strong> Departementskonferenz<br />
einbringen.<br />
Hartmut Wickert, Direktor Departement Darstellende Künste und Film<br />
Bitte erläutern Sie an einem Beispiel, wie Sie Ihre inhaltliche<br />
Position und Ihre Rolle in Entscheidungs- und Partizipationsprozessen<br />
klären und wie Sie <strong>die</strong>se gegenüber Ihren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern kommunizieren.<br />
Ein wichtiger Prozess im Departement waren strukturelle,<br />
zum Teil auch personalpolitische Verän<strong>der</strong>ungen in einzelnen<br />
Ausbildungsbereichen. Nachdem in Mitarbeitergesprächen<br />
<strong>die</strong> Problemfel<strong>der</strong> definiert wurden, erfolgte <strong>die</strong> Einleitung<br />
entsprechen<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungsvorgänge. Die Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong><br />
Struktur und <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong> MasterAusbildung im Theater<br />
beispielsweise wurden mit den beteiligten VertiefungsleiterInnen<br />
in Workshops, zum Teil von Dritten mo<strong>der</strong>iert,<br />
intensiv gemeinsam erarbeitet. Vorgängig galt es, <strong>die</strong> Führungsgrundsätze<br />
am Departement Darstellende Künste und<br />
Film zu bestimmen, aufgrund <strong>der</strong>er dann <strong>die</strong> Umsetzungsprozesse<br />
und <strong>die</strong> aktive Rolle <strong>der</strong> beteiligten Mitarbeitenden<br />
klar festgelegt wurden.<br />
* Heike Pohl ist Leiterin Hochschulkommunikation (heike.pohl@zhdk.ch).<br />
Die Führungsgrundsätze<br />
<strong>der</strong> ZHdK-Hochschulleitung<br />
<strong>Hochschule</strong> / Zett 2–12 13<br />
1. Führungspersonen <strong>der</strong> ZHdK nehmen Einfluss und prägen<br />
<strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong>, ihres Verantwortungsbereichs,<br />
ihres Fachs und ihrer Teams.<br />
2. Führungspersonen <strong>der</strong> ZHdK sind sich ihrer Linien und<br />
Ergebnisverantwortung bewusst.<br />
3. Führungspersonen <strong>der</strong> ZHdK ermöglichen den Mitarbeitenden<br />
Partizipation.<br />
4. Partizipation geschieht in dem Ausmass, in dem <strong>die</strong> Relevanz<br />
des Problems eine Mitwirkung erfor<strong>der</strong>t, <strong>die</strong> Mitwirkung<br />
zu besseren und tragfähigeren Lösungen führt und<br />
<strong>die</strong> zeitlichen Ressourcen zur Mitwirkung vorhanden sind.<br />
5. Mitarbeitende <strong>der</strong> ZHdK nehmen ihre Partizipationsmöglichkeiten<br />
aktiv wahr.<br />
6. Führungskräfte <strong>der</strong> ZHdK klären ihre inhaltliche Position<br />
und ihre Rolle in Entscheidungs und Partizipationsprozessen<br />
und kommunizieren <strong>die</strong>se gegenüber den Mitarbeitenden.<br />
28. März 2012<br />
Diskussion über <strong>die</strong> Arbeitssituation im Bereich Design<br />
am Modell ToniAreal. Foto: Elisabeth Krüsi
14<br />
Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />
vanessa –<br />
<strong>der</strong> prototyp eines<br />
teenagers<br />
Der Künstler und ZHdKDozent Alex Hanimann<br />
zeigte seine Werke in zahlreichen Einzel und<br />
Gruppenausstellungen in <strong>der</strong> Schweiz und im<br />
Ausland. Seine Skulptur «Vanessa» ist am Kunstfestival<br />
Art and the City in ZürichWest ein viel<br />
beachtetes Exponat. Hanimann war Mitbegrün<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Kunsthalle St. Gallen und viele Jahre<br />
Mitglied <strong>der</strong> Eidgenössischen Kunstkommission.<br />
Mit ihm sprach August Pfluger*<br />
Sie arbeiten mit unterschiedlichsten Me<strong>die</strong>n: Zeichnung,<br />
Sprache, Installation, Video. Jetzt haben Sie mit «Vanessa»<br />
erstmals eine monumentale Skulptur geschaffen. Ist <strong>die</strong> Welt<br />
<strong>der</strong> monumentalen Objekte Ihr neues künstlerisches Zuhause?<br />
Tatsächlich pendle ich gewissermassen zwischen zwei Welten.<br />
Da ist einerseits <strong>die</strong> Welt <strong>der</strong> Abstraktion, <strong>der</strong> Sprache, <strong>der</strong> Reflexion<br />
und an<strong>der</strong>seits <strong>die</strong> konkrete Welt <strong>der</strong> Figuren und Objekte.<br />
Meine Arbeit bewegt sich also zwischen Produktion und<br />
Reflexion, zwischen Denken und Machen – mit <strong>der</strong> Eigenheit,<br />
dass auch <strong>die</strong> Reflexion ihren Platz hat im Werk. Der Umgang<br />
mit Inhalten und Fragestellungen ist grundsätzlich spielerisch.<br />
«Vanessa» ist <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Figuren zugehörig und lediglich in<br />
ihrer Monumentalität und ihrer Materialisierung neu.<br />
Die spiegelnde Oberfläche von «Vanessa» beraubt <strong>die</strong> Figur<br />
ihrer Individualität und lässt sie fremd-entrückt erscheinen.<br />
Wie ist <strong>die</strong>se Materialisierung zu interpretieren?<br />
Die Figur soll nicht, und dazu trägt <strong>die</strong> Materialisierung bei,<br />
ein bestimmtes Individuum darstellen, son<strong>der</strong>n uns vielmehr<br />
das Prototypische eines Teenagers aus dem Jahre 2012 vor<br />
Augen führen. Damit wird nicht nur <strong>die</strong> Rolle und <strong>der</strong> Status<br />
von Jugendlichen zum Thema gemacht, son<strong>der</strong>n auch <strong>die</strong><br />
Frage nach <strong>der</strong>en Zukunft. Der in <strong>die</strong> Ferne gerichtete Blick<br />
unterstreicht das noch.<br />
Wie muss man sich <strong>die</strong> Entstehung von «Vanessa» vorstellen?<br />
Die Skulptur ist im Rahmen eines Wettbewerbs für Kunst am<br />
Bau im Zuge eines Neubaus an <strong>der</strong> Kantonsschule Heerbrugg<br />
entstanden. Aufgrund meiner früheren Beschäftigung mit dem<br />
Thema des Prototypischen, <strong>der</strong> Zeichenhaftigkeit o<strong>der</strong> auch<br />
<strong>der</strong> Massstäblichkeit ist <strong>die</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Figur<br />
<strong>der</strong> Schülerin, des Schülers nicht vollkommen neu. Die Idee<br />
einer riesigen Schülerin knüpft einerseits an mein bestehendes<br />
künstlerisches Werk an und bezieht sich gleichzeitig auf den<br />
vorgegebenen Ort des Gymnasiums.<br />
Neue Wege beschritten Sie offensichtlich auch bei <strong>der</strong> Realisation:<br />
Idee und Konzept made in Switzerland, Produktion in<br />
Fernost ...<br />
Ich habe Vanessa über ein Casting an <strong>der</strong> Schule evaluiert. In<br />
einer fotografischen Recherchearbeit entwickelte ich dann mit<br />
ihr zusammen Position, Haltung und Gestik. Anschliessend<br />
erfolgte ein 3DBodyscan. Die Daten skalierten wir auf fünf<br />
Meter und frästen danach <strong>die</strong> monumentale Figur aus Styropor.<br />
In China trieben spezialisierte Handwerker <strong>die</strong> Figur aus<br />
Chromstahlblech. Sie teilten <strong>die</strong> Oberfläche dabei in rund 700<br />
Flächen auf, <strong>die</strong> sie dann einzeln mit <strong>der</strong> Technik des Treibens<br />
in <strong>die</strong> entsprechende Form brachten. Die Einzelteile wurden<br />
schliesslich kunstvoll zusammengeschweisst und poliert.<br />
* August Pfluger ist Partner <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Agentur von salis communication AG<br />
und Me<strong>die</strong>nbeauftragter des Kunstfestivals Art and the City<br />
(media@artandthecity.ch).<br />
Art and the City<br />
Alex Hanimann und «Vanessa»<br />
am Steinfelsplatz in ZürichWest.<br />
Foto: Regula Bearth<br />
Art and the City ist das Festival für Kunst im öffentlichen<br />
Raum in ZürichWest. Die Kunst und Ausstellungsplattform<br />
setzt sich mit dem aufstrebenden Stadtteil auseinan<strong>der</strong> und<br />
zeigt mehr als 40 Werke und Projekte von Künstlerinnen und<br />
Künstlern aus aller Welt.<br />
Das Festival präsentiert KünstlerInnen, <strong>die</strong> sich mit allen Facetten<br />
des Urbanen und mit vielfältigen gesellschaftlichen<br />
Fragen beschäftigen: Alex Hanimann, Martin Creed, Oscar<br />
Tuazon und Subodh Gupta. Zu sehen sind ausserdem Werke<br />
von Charlotte Posenenske, Richard Tuttle, Fred Sandback,<br />
Paul McCarthy und vom chinesischen Künstler Ai Weiwei.<br />
Die ZHdK ist neben Alex Hanimann mit folgenden Dozierenden<br />
und Ehemaligen am Festival vertreten: San Keller,<br />
Andres Bosshard, Taiyo Onorato & Nico Krebs, Michael Meier<br />
& Christoph Franz. Zudem haben Stu<strong>die</strong>rende des Masters<br />
Design den Souvenirshop «Les Souvenirs de Zürich West»<br />
eröffnet (siehe S. 55) und Stu<strong>die</strong>rende des Bachelors Vermittlung<br />
von Kunst und Design leisten einige Beiträge zum umfangreichen<br />
Vermittlungsprogramm des Festivals.<br />
Das Festival dauert bis 23. september 2012. Weitere Informationen unter:<br />
www.artandthecity.ch
Zett 2–12 15
16<br />
Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />
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Kulturfinanzierung im Schwarm: Das Web 2.0<br />
und Social Media eröffnen Kreativen neue Möglichkeiten,<br />
Projekte zu finanzieren. Mit Rea<br />
Eggli, Mitgrün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> CrowdfundingPlattform<br />
wemakeit.ch, und dem ZHdKAbsolventen Mitch<br />
Bekk, <strong>der</strong> sein BachelorAbschlussprojekt erfolgreich<br />
über das Internet finanziert hat, sprach<br />
Philipp Kotsopoulos*, Foto: Johannes Dietschi<br />
Rea Eggli, wie funktioniert Crowdfunding?<br />
Crowdfunding (Deutsch: Schwarmfinanzierung) ermöglicht<br />
es KünstlerInnen und Kreativen, Projekte über eine Internetplattform<br />
zu finanzieren. Freunde, Familienmitglie<strong>der</strong> und<br />
Bekannte, aber auch sonstige Interessierte können ein Projekt<br />
mit einem Geldbetrag unterstützen und erhalten im Gegenzug,<br />
je nach Grösse des Beitrags, ein Dankeschön. Das Konzept<br />
funktioniert nach dem Alleso<strong>der</strong>nichtsPrinzip: Wer ein Projekt<br />
initiiert, erhält das Geld nur, wenn das Projekt in dem<br />
selbst definierten Zeitraum zu 100 Prozent finanziert wurde.<br />
«Crowdfunding bietet <strong>die</strong><br />
Chance, parallel zur<br />
Finanzierung schon mit<br />
<strong>der</strong> Vermarktung des<br />
Projekts zu starten.»<br />
Rea Eggli<br />
Worauf legt wemakeit.ch den Fokus, und wie wurde <strong>die</strong> Initiative<br />
bislang aufgenommen?<br />
RE: Wir haben uns <strong>der</strong> Kultur und Kreativwirtschaft im weiteren<br />
Sinne verschrieben und nehmen keine CharityProjekte,<br />
StartupFirmenprojekte und sogenannte «EgoProjekte» an<br />
(wenn jemand beispielsweise seinen Rosengarten neu bepflanzen<br />
will). Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Projekte achten wir darauf, dass<br />
<strong>die</strong> ProjektinitiatorInnen professionelle Kulturschaffende sind<br />
o<strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>rende aus den entsprechenden Fachrichtungen.<br />
Auch jungen Kreativen, <strong>die</strong> ein erstes Projekt realisieren, steht<br />
<strong>die</strong> Plattform offen.<br />
Von insgesamt 70 Projekten, <strong>die</strong> in den ersten fünf Monaten<br />
seit unserem Launch im Februar 2012 online gestellt wurden,<br />
konnten schon 37 erfolgreich finanziert werden. Alles in allem<br />
wurden in <strong>die</strong>ser Zeit bereits rund 350 000 Franken für Pro<br />
jekte zugesagt und 210 000 Franken an ProjektinitiatorInnen<br />
ausbezahlt. Das ist überdurchschnittlich viel.<br />
Mitch Bekk, worum ging es in deinem Projekt, und warum<br />
hast du dich für eine Crowdfunding-Kampagne entschieden?<br />
Ich habe Cast / Audiovisuelle Me<strong>die</strong>n stu<strong>die</strong>rt. In meiner Abschlussarbeit<br />
ging es darum, das erste interaktive Musikvideo<br />
<strong>der</strong> Schweiz für <strong>die</strong> Bieler Rockband Death By Chocolate zu<br />
produzieren. Während <strong>der</strong> Song läuft, kann man dem Sänger<br />
in dem Video diverse Gegenstände auf den Kopf hauen und<br />
sieht dann, wie <strong>die</strong>se in Super Slow Motion zerbrechen o<strong>der</strong><br />
spritzen. Die Produktion von SuperSlowMotionVideos ist<br />
sehr teuer – allein <strong>die</strong> Kamera kostet 1500 Franken pro Drehtag.<br />
Mit <strong>der</strong> CrowdfundingKampagne habe ich es geschafft, in<br />
30 Tagen 3440 Franken für das Projekt zu generieren. Davon<br />
gehen ca. 10 Prozent für Kosten und Gebühren ab, sodass am<br />
Ende rund 3000 Franken übrig blieben. Hätte ich das Projekt<br />
an<strong>der</strong>s finanzieren wollen, wäre <strong>die</strong>s in einem so kurzen Zeitraum<br />
wohl kaum möglich gewesen. Gleichzeitig war es auch<br />
ein interessantes Experiment, Crowdfunding im Rahmen <strong>der</strong><br />
BachelorArbeit auszuprobieren.<br />
«Mit <strong>der</strong> Crowdfunding-<br />
Kampagne habe ich<br />
es geschafft, in 30 Tagen<br />
3440 Franken für<br />
das Projekt zu generieren.»<br />
Mitch Bekk<br />
Was sind das für Leute, <strong>die</strong> dein Projekt unterstützt haben?<br />
MB: Von den 42 Unterstützenden waren lustigerweise nicht<br />
sehr viele aus meinem Bekanntenkreis o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Familie;<br />
ich habe nur ungefähr zehn wirklich gekannt. Einige waren<br />
Fans o<strong>der</strong> Freunde <strong>der</strong> Bandmitglie<strong>der</strong>, es waren aber auch externe<br />
Leute dabei. Die grösste Überraschung und gleichzeitig<br />
<strong>der</strong> grösste Betrag kam von einer Werbeagentur in Zürich, <strong>die</strong><br />
für sich selber mit dem Slogan «A bigger bang for your buck»<br />
werben. Ich habe versucht, ihnen das Projekt vorzustellen<br />
und dazu «We need your buck for our bang» in ihr Online<br />
Kontaktformular geschrieben. Eine halbe Stunde später hatte<br />
ich 500 Franken auf meinem wemakeitAccount.<br />
Welches sind <strong>die</strong> wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine Crowdfunding-Kampagne?<br />
RE: Die Idee des Projekts muss bestechen und <strong>die</strong> Qualität<br />
muss stimmen. Ferner entscheidet, an<strong>der</strong>s als bei Mitch, meistens<br />
das persönliche Netzwerk darüber, ob ein Projekt erfolgreich<br />
ist. In <strong>der</strong> Regel kommen so <strong>die</strong> ersten 40 bis 50 Prozent<br />
des Geldes zusammen, erst dann stossen weitere Unterstützende<br />
dazu, <strong>die</strong> das Projekt toll finden. Jedes Projekt muss<br />
mit einem Video präsentiert werden, in dem sich <strong>die</strong> ProjektinitiatorInnen<br />
idealerweise persönlich vorstellen. Mit einem<br />
lustigen, professionellen o<strong>der</strong> schrägen Video lässt sich hier<br />
viel erreichen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Angebot<br />
einer Form von Dankeschön für <strong>die</strong> Unterstützenden. Sobald<br />
das Projekt online ist, braucht es letztlich Zeit, um es zu bewerben.<br />
Man kann zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt also nicht in <strong>die</strong> Ferien<br />
fahren, zurückkommen und hoffen, dass das Konto voll ist.
Anbieterin und Nutzer <strong>der</strong><br />
Schwarmfinanzierung: Rea Eggli<br />
und Mitch Bekk vor dem<br />
wemakeit.ch Project Space in Zürich.<br />
Was war das Schwierigste an deiner Kampagne?<br />
MB: Rea hat es schon angedeutet – ich musste wirklich dranbleiben<br />
und halt auch mal einigen Leuten auf <strong>die</strong> Nerven gehen,<br />
zum Beispiel über Facebook. In <strong>der</strong> Anfangsphase braucht<br />
es viel Zeit, Geduld und Hartnäckigkeit, um den Stein ins Rollen<br />
zu bringen. Danach ist bei mir viel Geld reingekommen. Es<br />
gab dann aber auch eine Phase, in <strong>der</strong> sehr wenig passiert ist<br />
– und das Projekt noch nicht finanziert war. An <strong>die</strong>sem Punkt,<br />
denke ich, steht und fällt <strong>der</strong> Erfolg damit, ob noch einmal<br />
genügend Leute zum Mitmachen motiviert werden können.<br />
Welche Tipps könnt ihr Stu<strong>die</strong>renden geben, <strong>die</strong> ein Projekt<br />
über Crowdfunding finanzieren wollen?<br />
RE: Crowdfunding bietet <strong>die</strong> Chance, parallel zur Finanzierung<br />
schon mit <strong>der</strong> Vermarktung des Projekts zu starten. Es<br />
ist wichtig, dass sich <strong>die</strong> ProjektinitiatorInnen dessen bewusst<br />
sind und sich das Endprodukt vor dem Start <strong>der</strong> Kampagne<br />
gründlich überlegen. Einmal online, ist <strong>die</strong> Idee bereits ein<br />
hochschule / Zett 2–12 17<br />
Projekt und nicht mehr nur eine Idee. Scheut euch nicht, es<br />
einfach mal zu versuchen.<br />
MB: Man sollte keine Angst haben, zu viel von <strong>der</strong> eigenen Idee<br />
preiszugeben. Crowdfunding beinhaltet nun mal, den Leuten<br />
das eigene Projekt schmackhaft zu machen, und dazu gehört<br />
<strong>die</strong> Präsentation <strong>der</strong> Idee. Viele Kreative haben Angst, dass<br />
ihre Ideen über eine solche Plattform geklaut werden könnten.<br />
Ich glaube aber, dass <strong>die</strong> Gefahr des Ideenklaus viel geringer<br />
ist als <strong>die</strong> Chance, <strong>die</strong> Idee über Crowdfunding überhaupt erst<br />
realisieren zu können.<br />
* Philipp Kotsopoulos ist Verantwortlicher für Fundraising und Kooperationen<br />
(philipp.kotsopoulos@zhdk.ch).<br />
schweizer crowdfunding-Plattformen:<br />
www.wemakeit.ch, www.100days.net<br />
Das interaktive Musikvideo von Mitch Bekk: www.tellmewhatyousee.ch<br />
crowdfunding-FAQ im intranet: www.zhdk.ch/?crowdfunding
18<br />
Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />
Z+<br />
bei einem<br />
reenactment zählt<br />
<strong>der</strong> akt <strong>der</strong><br />
vergegenwärtigung<br />
Anlässlich <strong>der</strong> Tagung «Künstlerische Darstellungsformate<br />
im Wandel» <strong>der</strong> disziplinenübergreifenden<br />
Plattform Z+ ist unter an<strong>der</strong>en <strong>der</strong><br />
Theatermacher, Essayist und soziale Plastiker<br />
Milo Rau als Referent eingeladen. Im Gespräch<br />
mit Vera Ryser* gibt er vorab Auskunft über seine<br />
Arbeit am Performanceformat des Reenactments.<br />
Die am 28. und 29. September 2012 an <strong>der</strong> ZHdK stattfindende<br />
Tagung macht aktuelle Formatexperimente in Kunst, Musik,<br />
Film, Theater, Vermittlung und Design zugänglich und debattiert<br />
das Potenzial, das bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer Formate<br />
sichtbar wird. Eines <strong>die</strong>ser Formate ist das hier von Milo Rau<br />
erörterte Reenactment.<br />
Milo Rau, Sie werden an <strong>der</strong> Tagung «Künstlerische Darstellungsformate<br />
im Wandel» einen Vortrag zum Performanceformat<br />
des Reenactments halten und in einem Workshop Einblick<br />
in Ihre künstlerische Arbeit geben. Was ist ein Reenactment?<br />
«Reenactment» ist ein weiter Begriff, und je<strong>der</strong> verwendet<br />
ihn an<strong>der</strong>s. Die Auffassungen gehen von einem eher aktionistischpolitischen<br />
Verständnis des Formats über ironischpostmo<strong>der</strong>ne<br />
MimikryFormate bis hin zu einer technischreproduktiven<br />
Vorstellung, in <strong>der</strong> «historische Korrektheit»<br />
eine grosse Rolle spielt.<br />
Sie gelten in Theaterkreisen vor allem durch Ihre beiden<br />
Grossprojekte «Die letzten Tage <strong>der</strong> Ceausescus» und «Hate<br />
Radio» als Reenactment-Spezialist. Wie unterscheiden sich<br />
<strong>die</strong>se Arbeiten voneinan<strong>der</strong>, und wie hat sich Ihre künstlerische<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Reenactment im Verlauf<br />
<strong>die</strong>ser beiden Arbeiten gewandelt?<br />
«Die letzten Tage <strong>der</strong> Ceausescus» setzt eine Folge von Videogrammen<br />
in Szene, <strong>die</strong> zu den berühmtesten <strong>der</strong> Fernsehgeschichte<br />
gehören: <strong>die</strong> Verurteilung und Erschiessung<br />
des Ehepaars Ceausescu im Dezember 1989. Es ging mir hier<br />
darum, einem Videofilm, den je<strong>der</strong> kennt und <strong>der</strong> gewissermassen<br />
durch sich selbst überschrieben ist, wie<strong>der</strong> einen Kör<br />
per, eine Situation, eine Unvollendetheit zu geben, ihn neu zu<br />
verhandeln. «Hate Radio» dagegen zeigt etwas, das niemand<br />
kennt und das nie fotografiert wurde, nämlich das Innere des<br />
ruandischen Radiostudios RTLM, das am Ende des Genozids<br />
zerstört wurde. Ganz an<strong>der</strong>s als bei den «Ceausescus» verzichte<br />
ich in «Hate Radio» auf alle Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Sounds, <strong>die</strong><br />
in irgendeiner Weise für das verhandelte Ereignis stehen. Es<br />
gibt keine Schädel, keine Macheten, kein «afrikanisches» Geschrei,<br />
nichts von alldem. Die beiden Projekte sind also, rein<br />
vom Ansatz her, in weitest möglicher Entfernung voneinan<strong>der</strong><br />
angesiedelt.<br />
Sie haben sich durch Ihre Reenactments ein eigenes Format<br />
<strong>der</strong> künstlerischen und wissenschaftlichen Dokumentation<br />
historischer Ereignisse geschaffen. Was zeichnet <strong>die</strong>sen spezifischen<br />
Arbeitsprozess aus?<br />
Der erste Schritt ist eine lange Phase <strong>der</strong> Recherche. Ich fahre<br />
an <strong>die</strong> Orte, an denen <strong>die</strong> jeweiligen Ereignisse stattgefunden<br />
haben, ich spreche mit Menschen, <strong>die</strong> daran beteiligt waren.<br />
Es geht hier – neben <strong>der</strong> Mühe um eine bestimmte Korrektheit,<br />
denn natürlich muss zuerst das Was und Wie geklärt<br />
werden – darum, an <strong>die</strong> Atmosphäre eines Vorgangs, einer<br />
speziellen historischen Situation heranzukommen. Der zweite,<br />
entscheidende Schritt ist <strong>die</strong> künstlerische Aktualisierung. Ich<br />
glaube, dass hier <strong>der</strong> Begriff «Dokumentation» irrtümlich ist,<br />
denn worum es mir geht, ist <strong>die</strong> Entfaltung <strong>der</strong> Bedeutungsdichte<br />
eines speziellen Ereignisses im Jetzt, nicht um eine<br />
szenische Anordnung von Dokumenten. Theater ist, so wie<br />
ich es verstehe, kein Informationsmedium, es ist auch kein<br />
Medium <strong>der</strong> Erklärung, es ist ein Medium <strong>der</strong> Vergegenwärtigung,<br />
o<strong>der</strong> besser: <strong>der</strong> Erzeugung von Gegenwärtigkeit. Und<br />
das ist für viele das Enttäuschende (o<strong>der</strong> Verwirrende) an<br />
meinen Projekten: dass man in ihnen vom dokumentarischen<br />
Standpunkt her eigentlich nicht sehr viel erfährt, weniger als<br />
in einem fünfminütigen TVFeature, wie es zu «Hate Radio»<br />
in <strong>der</strong> «Süddeutschen» hiess.<br />
Die Arbeit an <strong>der</strong> Abbildung von wichtigen geschichtlichen<br />
Ereignissen ist immer auch eine politische. Wie verbinden<br />
Sie den künstlerischen und den politischen Anspruch an Ihre<br />
Produktionen?<br />
Diese beiden Aspekte verbinden sich von allein, im Angesicht<br />
<strong>der</strong> Inszenierung, könnte man sagen – nämlich in <strong>der</strong> Reaktion<br />
des Publikums, <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Auf letztlich nicht planbare<br />
Weise werden <strong>die</strong> Zuschauer selbst zu Akteuren, und zwar<br />
nicht, indem ich ihnen irgendein konkretes Angebot mache,<br />
son<strong>der</strong>n indem ich eine ausreichend komplexe künstlerische<br />
Situation schaffe, zu <strong>der</strong> sie sich verhalten müssen. Letztlich<br />
geht es um eine Art <strong>der</strong> Anschlussfähigkeit, <strong>die</strong> sich selbst<br />
verbirgt, um eine Entordnung des Dokumentarischen in einer<br />
scheinbar realen Situation. Kurz gesagt: Wo <strong>die</strong> Kunst das<br />
Durcheinan<strong>der</strong> des Realen nicht schön brav dokumentarisch<br />
auseinan<strong>der</strong>sortiert, son<strong>der</strong>n es en bloc und im Gewusel aufmarschieren<br />
lässt, wird es automatisch verwirrend und damit<br />
politisch.<br />
Sie haben in einem Interview einmal gesagt, ein Reenactment<br />
sei wie Situationismus rückwärts.<br />
Das ist ein Wortspiel, das zwei Dinge zusammenbringt, <strong>die</strong><br />
für mich sehr zentral sind: Erstens, dass Reenactments Situa
tionen herstellen und also nicht tote Abbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Reproduktionen<br />
sind, wie es das platonische Vorurteil will, son<strong>der</strong>n szenische<br />
Entscheidungszusammenhänge, <strong>die</strong> politischen und,<br />
was wi<strong>der</strong>sprüchlich wirken mag, durchaus auch utopischen<br />
Gehalt haben können. Und zweitens, dass Reenactments wie<br />
Walter Benjamins Engel <strong>der</strong> Geschichte in <strong>die</strong> Vergangenheit<br />
schauen, nach rückwärts, auf Ereignisse, <strong>die</strong> auf seltsam untote<br />
Weise wirksam geblieben sind, «nicht verarbeitet wurden»,<br />
wie man so sagt. Was bei einem Reenactment zählt, ist <strong>der</strong><br />
Akt <strong>der</strong> Vergegenwärtigung, <strong>die</strong> Herstellung einer solchen,<br />
im besten Sinn revisionistischen Situation. Das historische<br />
Wissen, das dabei herausspringt, ist dabei lediglich Mehrwert.<br />
Sie haben Anfang 2009 das Manifest «Was ist Unst?» in <strong>der</strong><br />
NZZ veröffentlicht und platzieren <strong>die</strong>ses auch sehr prominent<br />
auf <strong>der</strong> Internetseite des von Ihnen gegründeten International<br />
Institute of Political Mur<strong>der</strong> (IIPM). Inwiefern orientieren Sie<br />
sich dabei an avantgardistischen Manifesten <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne?<br />
Ich orientiere mich in «Was ist Unst?» und auch in den an<strong>der</strong>en,<br />
weniger verbreiteten Manifesten des IIPM bewusst<br />
an <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Die grosse, <strong>die</strong> ganze Welt einschliessende<br />
Gestikulation <strong>der</strong> Generation um Eisenstein, Marinetti, Majakowski<br />
entspricht mir mehr als <strong>die</strong>ses pseudokritische Suchen<br />
nach dem Minimaldissens, wie es in <strong>der</strong> späten Postmo<strong>der</strong>ne<br />
praktiziert wurde. Ich bin ja in den 1990er und frühen Nullerjahren<br />
erwachsen geworden, und damals hatte man <strong>die</strong><br />
Wahl zwischen übertriebener Authentizität o<strong>der</strong> hysterischer<br />
Ironie, was beides nicht sehr befriedigend war. Dieses Aufblühen<br />
des postmo<strong>der</strong>nen Egos in irgendwelchen minoritären<br />
Differenz und AuthentizitätsOrgien hat mich immer total<br />
gelangweilt; ich will nicht wissen, wie mein Wohnungsnachbar<br />
sich gefühlt hat, als er sich von seinem letzten Freund o<strong>der</strong><br />
seiner letzten Freundin getrennt hat. Die futuristische Idee,<br />
dass <strong>der</strong> Künstler zugleich Politiker und Wissenschaftler ist,<br />
<strong>der</strong> <strong>die</strong> NerdBrille des kleinbürgerlichen Intellektuellen gegen<br />
<strong>die</strong> Arbeitskleidung des Ingenieurs vertauscht, entspricht<br />
mir da eher.<br />
Sagen Sie uns zum Abschluss ein paar Worte zu Ihrem<br />
gegenwärtigen Projekt und zu Ihrem Auftritt an <strong>der</strong> Tagung<br />
«Künstlerische Darstellungsformate im Wandel».<br />
Ich arbeite zurzeit am Projekt «Moskauer Prozesse», das sich<br />
mit den Moskauer Schauprozessen <strong>der</strong> Nullerjahre auseinan<strong>der</strong>setzt.<br />
An <strong>der</strong> ZHdKTagung wird es einerseits um formale<br />
Aspekte gehen, also um <strong>die</strong> gute alte Frage, was eigentlich ein<br />
Reenactment ist, aber auch um politische und philosophische<br />
Themen. Und natürlich werde ich Auszüge aus meiner flankierenden<br />
Forschungsarbeit präsentieren, <strong>die</strong> ich gemeinsam<br />
mit dem Institute for the Performing Arts and Film entwickle.<br />
Zudem wird es einen Workshop und eine Videoinstallation zu<br />
«Hate Radio» geben. Auf all das freue ich mich schon <strong>jetzt</strong> sehr.<br />
* Vera Ryser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>der</strong> Agentur Z / Z+ im Departement<br />
Kulturanalysen und Vermittlung (vera.ryser@zhdk.ch).<br />
Milo Rau wurde 1977 in Bern geboren und lebt heute abwechselnd in Zürich,<br />
Berlin und Köln. 2007 gründete er das International Institute of Political<br />
Mur<strong>der</strong>, ein Institut für theoretische und künstlerische Reenactments, an dem<br />
er preisgekrönte Stücke wie «Hate Radio» (Einladung ans Berliner Theatertreffen<br />
2012) o<strong>der</strong> «Die letzten Tage <strong>der</strong> Ceausescus» (Einladung ans Festival<br />
d‘Avignon 2010) verwirklichte.<br />
Weitere Informationen unter: http://internationalinstitute.de.<br />
Tagung: «Künstlerische<br />
Darstellungsformate im Wandel»<br />
<strong>Hochschule</strong> / Zett 2–12 19<br />
Milo Rau: «Wo <strong>die</strong> Kunst das Durcheinan<strong>der</strong> des Realen nicht schön brav dokumentarisch<br />
auseinan<strong>der</strong>sortiert, son<strong>der</strong>n es en bloc und im Gewusel aufmarschieren lässt,<br />
wird es automatisch verwirrend und damit politisch.»<br />
Foto: Nina Wolters<br />
Sei es in Kunst, Politik o<strong>der</strong> Wissenschaft: Die Auseinan<strong>der</strong>setz<br />
ung mit Darstellungsformaten boomt. – Welche neuen künstlerischen<br />
Formate sind im Kommen, wie sieht <strong>die</strong> aktive Arbeit<br />
an Formatexperimenten aus? Wie werden <strong>die</strong>se Trends und<br />
Debatten aus einer Disziplin ergiebig in eine an<strong>der</strong>e transformiert?<br />
Sind <strong>die</strong> vielfältigen aktuellen Experimente überhaupt<br />
noch gewinnbringend?<br />
Diese Fragen werden an <strong>der</strong> Tagung «Künstlerische Darstellungsformate<br />
im Wandel» mit international bekannten Expertinnen<br />
und Experten debattiert, darunter <strong>die</strong> Modetheoretikerin<br />
Gertrud Lehnert, <strong>der</strong> Ausstellungsmacher Martin<br />
Heller, <strong>der</strong> Künstler San Keller und das PerformanceKollektiv<br />
Schauplatz International. Geboten werden künstlerischperformative<br />
und reflexive Beiträge, Workshops, ein Konzert<br />
sowie künstlerische Interventionen ins Tagungsformat selbst.<br />
Die Tagung richtet sich an ein internationales Fachpublikum<br />
sowie an Dozierende und Stu<strong>die</strong>rende <strong>der</strong> ZHdK. Es werden<br />
keine Tagungsgebühren erhoben.<br />
Anmeldung bis spätestens 10. september 2012 an:<br />
kontakt.zplus@zhdk.ch.<br />
28.–29. september 2012<br />
Vortragssaal, Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich<br />
Eine Veranstaltung <strong>der</strong> Agentur Z / Z+ <strong>der</strong> ZHdK<br />
Detailliertes Programm unter: http://zplus.zhdk.ch
20<br />
Zett 2–12 / Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />
Von oben nach unten: Patrick Cipriani, «24»; Anja Majer, «1/10»; Francisca Silva, «Süsser Sonntag, Du erinnerst mich an Montag». Fotos: Pascal Pazanda<br />
17zwei …<br />
… ist <strong>die</strong> Grösse (2 x 17 m) einer Plakatwand<br />
in <strong>der</strong> Fussgängerunterführung zum Bahnhof<br />
Hardbrücke, <strong>die</strong> im Rahmen eines Kunstför<strong>der</strong>ungsprojekts<br />
dem Master of Arts in Fine Arts<br />
für das Jahr 2012 zur Verfügung gestellt wurde.<br />
Ulrich Görlich*<br />
Die Deutsche Bank Schweiz hat <strong>die</strong> Plakatwand anlässlich<br />
ihres Umzugs in den Prime Tower im Februar 2012 gemietet<br />
und bietet damit den Stu<strong>die</strong>renden des Masters of Arts in<br />
Fine Arts eine Plattform für ihr Schaffen. Im Laufe des Jahres<br />
werden hier alle sechs Wochen wechselnde Kunstwerke<br />
ausgestellt. Zu <strong>die</strong>sem Zweck wurde ein Wettbewerb unter<br />
Stu<strong>die</strong>renden und Alumni ausgeschrieben mit <strong>der</strong> Aufgabe,<br />
Arbeiten für <strong>die</strong>sen Ort zu entwickeln. Die Themen ergeben<br />
sich aus <strong>der</strong> Lage (Bahnhof Hardbrücke), <strong>der</strong> Umgebung<br />
(ZürichWest) und <strong>der</strong> Auftraggeberin (<strong>die</strong> weltweit operierende<br />
Deutsche Bank). Die Herausfor<strong>der</strong>ung für <strong>die</strong> Entwurfsarbeit<br />
besteht also einmal in <strong>der</strong> Bestimmung eines Inhalts<br />
und zum an<strong>der</strong>en im ungewöhnlichen Format: ein extremes<br />
Panorama von 17 Meter Breite. Technisch werden <strong>die</strong> Entwürfe<br />
als Inkjetdrucke auf Blachen realisiert.<br />
Eine Jury, bestehend aus Shirana Shahbazi, Künstlerin, Christoph<br />
Doswald, Kurator und Leiter <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Kunst<br />
im öffentlichen Raum <strong>der</strong> Stadt Zürich, und Peter Kilchmann,<br />
Galerist, hat aus 45 eingereichten Entwürfen sechs ausgewählt.<br />
Drei Arbeiten wurden bereits realisiert, eine vierte, <strong>die</strong>jenige<br />
von Stefanie Brottrager, ist ab 6. August 2012 für sechs Wochen<br />
zu sehen (siehe auch «Zett» 1–12, S. 58).<br />
* Prof. Ulrich Görlich ist Leiter Stu<strong>die</strong>ngang Master Fine Arts im Departement<br />
Kunst & Me<strong>die</strong>n (ulrich.goerlich@zhdk.ch).
Fokus Fotografie<br />
fotogravielfalt<br />
Der Begriff «Vertiefung Fotografie» entbehrt<br />
nicht einer gewissen Ironie. Schliesslich sind<br />
Fotografien zunächst einmal zweidimensional,<br />
sprich: flach. Die «Vertiefung» <strong>der</strong> Fotografie, das<br />
Ausgreifen des Bildobjekts in <strong>die</strong> dritte Dimension,<br />
entsteht einzig durch <strong>die</strong> kognitive Leistung<br />
<strong>der</strong> BetrachterInnen. Sie ist nicht unmittelbar im<br />
Gegenstand gegeben. Jörg Scheller*<br />
Der Begriff weist jedoch eine weitere Bedeutung auf, <strong>die</strong> sich<br />
erst auf den zweiten Blick erschliesst. Die Fotografie ist heute<br />
insofern in einen Zustand <strong>der</strong> «Vertiefung» eingetreten, als sie<br />
kaum noch isoliert auftritt. Als eines <strong>der</strong> demokratischsten,<br />
allgegenwärtigen und zugleich am stärksten unterschätzten<br />
Me<strong>die</strong>n oszilliert sie zwischen Massenkultur und Museen,<br />
Kunstautonomie und Handwerk, Analogem und Digitalem,<br />
Privatem und Öffentlichem. Wie ein Taucher durchmisst sie<br />
beständig <strong>die</strong> diversen Tiefenzonen des Visuellen, von den<br />
lichten, allzu lichten Oberflächen <strong>der</strong> Sozialen Netzwerke<br />
und SocietyMagazine über <strong>die</strong> diffusen Atmosphären des<br />
Kunstbetriebs bis hin zu den Dunkelfel<strong>der</strong>n persönlicher und<br />
institutioneller Archive. Fotografie ist <strong>der</strong> visuelle Joker des<br />
Simultanzeitalters, ein «gobetween» zwischen Kritik und<br />
Anpassung.<br />
Die Vertiefung Fotografie des Bachelors Me<strong>die</strong>n & Kunst trägt<br />
<strong>der</strong> hybriden Verfasstheit fotografischer Gegenwartskulturen<br />
Rechnung. Hervorgegangen aus <strong>der</strong> Fotoklasse <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
für Gestaltung und Kunst, liegt <strong>der</strong> heutige Schwerpunkt auf<br />
<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, das Kerngebiet <strong>der</strong> Fotografie gerade<br />
von dessen unsicheren Grenzbereichen her zu denken und zu<br />
praktizieren. So thematisierte beispielsweise das Praxismodul<br />
«Still/Moving» (Leitung: Beat Streuli & Rico Scagliola) im<br />
Frühlingssemester 2012 den Trend zu digitalen Aufnahmegeräten,<br />
<strong>die</strong> sowohl statische als auch bewegte Bil<strong>der</strong> produzieren.<br />
Das Einzelbild, welches man noch immer primär<br />
mit <strong>der</strong> Fotografie assoziiert, kann mittlerweile aus einem<br />
Ausgangsgemisch bewegter Videobil<strong>der</strong> destilliert werden.<br />
Demarkationslinien verschieben sich, Me<strong>die</strong>n und Praktiken<br />
amalgamieren.<br />
Stand bei «Still/Moving» <strong>die</strong> Frage nach den produktiven<br />
Wechselwirkungen zwischen Technik und Kunstpraxis im<br />
Vor<strong>der</strong>grund, so behandelte das Praxismodul «Beweisführungen,<br />
Missverständnisse, Zufälle» das Potenzial und <strong>die</strong><br />
Ambivalenzen des Archivs. Marianne Mueller, Leiterin <strong>der</strong><br />
Vertiefung Fotografie, und Gastdozent Peter Piller gewährten<br />
den Stu<strong>die</strong>renden einen Einblick in das Pressefotoarchiv des<br />
Schweizerischen Nationalmuseums. Die nicht künstlerischen<br />
Fundstücke <strong>die</strong>nten wie<strong>der</strong>um als Substrate für künstlerische<br />
Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Appropriation und Neukontextualisierung.<br />
«Guerre», Archiv Landesmuseum. Foto: Linda Suter, Paola Caputo<br />
Kunst & Me<strong>die</strong>n / Zett 2–12 21<br />
Genau <strong>die</strong>sen Slaloms zwischen Institutionen, Me<strong>die</strong>n, Techniken,<br />
Funktionen und Ästhetiken ist auch <strong>der</strong> Theorieunterricht<br />
verpflichtet. Neben <strong>der</strong> klassischen Fotogeschichte und<br />
theorie setzt <strong>die</strong> Vertiefung verstärkt auf bildwissenschaftliche,<br />
kunst, me<strong>die</strong>n und kulturtheoretische Ansätze, damit<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden ihre eigene Autorschaft in jenem unübersichtlichen,<br />
wabernden Sektor verorten können, durch den<br />
sie sich faktisch bewegen.<br />
Als einer <strong>der</strong> wenigen Fotografiestu<strong>die</strong>ngänge überhaupt bietet<br />
<strong>die</strong> Vertiefung ausserdem <strong>die</strong> Möglichkeit, in den jeweiligen<br />
studentischen Projekten weit über das angestammte Medium<br />
hinauszugehen. Ob Videoinstallationen, Zeichnungen, Filme<br />
o<strong>der</strong> Soundscapes – mehr denn je <strong>die</strong>nt Fotografie hier als das<br />
Basiscamp <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>renden, von dem aus Expeditionen in benachbarte<br />
o<strong>der</strong> entlegene Regionen nicht nur erlaubt, son<strong>der</strong>n<br />
erwünscht sind. Diese Entgrenzung ist weniger ideologisch<br />
motiviert als vielmehr in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache begründet.<br />
Schliesslich fungiert <strong>die</strong> Fotografie häufig als «MetaMedium»,<br />
mittels dessen an<strong>der</strong>e Me<strong>die</strong>n wie Malerei, Skulptur o<strong>der</strong> Text<br />
reproduziert und zugleich reästhetisiert werden. Vertiefte<br />
Fotografie heute bedeutet: Fotogravielfalt.<br />
* Dr. Jörg Scheller ist Dozent für Kunstgeschichte und Kunsttheorie im<br />
Stu<strong>die</strong>ngang BA Me<strong>die</strong>n & Kunst, Vertiefung Fotografie, Departement<br />
Kunst & Me<strong>die</strong>n (joerg.scheller@zhdk.ch).
22<br />
Zett 2–12 / Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />
Ausstellungsansicht mit einer Arbeit von Elena Habicher.<br />
Fokus Fotografie<br />
import | export<br />
Fotografiestu<strong>die</strong>rende haben 2011 <strong>die</strong> Initiative<br />
für das Projekt «import|export» ergriffen. Nach<br />
dem Umbau <strong>der</strong> Galerie <strong>der</strong> Vertiefung hatten<br />
sie <strong>die</strong> Idee, den Raum fortan für Ausstellungsprojekte<br />
des Departments Kunst & Me<strong>die</strong>n zur<br />
Verfügung zu stellen und damit ein Schaufenster<br />
nach aussen zu öffnen. Sofia Bempeza*<br />
Die InitiantInnen Daniele Kaehr, Philip Leutert und Johanna<br />
Muther, konzipierten «import|export» als langfristiges Projekt<br />
mit dem Ziel, eine vielfältige Nutzung <strong>der</strong> Ausstellungsräume<br />
zu ermöglichen und Kooperationen zwischen den Vertiefungen<br />
des Bachelors Me<strong>die</strong>n & Kunst zu för<strong>der</strong>n und zu stärken.<br />
Die ersten Schritte in <strong>die</strong>se Richtung sind bereits getan:<br />
Seit Herbst 2011 wurden im Rahmen von «import|export» vier<br />
Ausstellungsprojekte und ein Workshop realisiert:<br />
Grafik Tamara Janes / RE_ Ausstellung<br />
im Rahmen von «import|export».<br />
— Anlässlich des Workshops «Detroit: back to the future /<br />
archive of impressions» von Nikos Doulos in Zusammenarbeit<br />
mit Sofia Bempeza wurden im Dezember<br />
2011 <strong>die</strong> Schwerpunkte Kunst im öffentlichen bzw.<br />
urbanen Raum, Fotografie als dialektisches Medium,<br />
partizipative künstlerische Praxis und Art Residency<br />
Programs in Detroit behandelt.<br />
— Anfang 2012 eröffnete <strong>die</strong> Ausstellung «RE_» mit<br />
ausgewählten Arbeiten von Stu<strong>die</strong>renden <strong>der</strong> Vertiefungen<br />
Fotografie, Bildende Kunst und Neue Me<strong>die</strong>n<br />
zum Thema «cultural recycling», Wie<strong>der</strong>aneignungsmethoden<br />
in <strong>der</strong> Kunst. Ausgangspunkt war das ständige<br />
Recycling von Ideen, Konzepten, Gütern und Abfällen<br />
als eine gängige Praxis innerhalb und ausserhalb<br />
des Kunstkontextes.<br />
— Unter dem Titel «Possibilism» zeigten im April <strong>die</strong>ses<br />
Jahres 13 KünstlerInnen aus <strong>der</strong> Vertiefung Bildende<br />
Kunst ihre Arbeiten zu den vermeintlich unendlichen<br />
Möglichkeiten und Formen des Scheiterns.<br />
— Im gleichen Monat fand <strong>die</strong> erste ImportAusstellung<br />
statt: «Books on Books» präsentierte Künstlerpublikationen<br />
aus <strong>der</strong> Sammlung Christoph Schifferlis aus den<br />
Bereichen <strong>der</strong> Konzept und <strong>der</strong> Minimalkunst sowie<br />
im Kontext <strong>der</strong> IndependentPublishingBewegung.<br />
Zusammen mit Stu<strong>die</strong>renden wurde eine Reihe von<br />
Darstellungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Künstlerbücher untersucht,<br />
<strong>die</strong> jeweils auf <strong>die</strong> Vielfältigkeit <strong>der</strong> Publikationen<br />
und Materialien hinweisen.<br />
— Im Mai 2012 folgte «<strong>Kino</strong>raum mit halb geöffnetem<br />
Bildschirm» – ein unkonventionelles Ausstellungsprojekt<br />
von und mit Stu<strong>die</strong>renden <strong>der</strong> Vertiefung Mediale<br />
Künste. In einem offenen Format wurde <strong>der</strong> Prozess<br />
des Filmens zum Raum, das <strong>Kino</strong> zur Ausstellung und<br />
<strong>die</strong> Performance zum Setting. Der Blick durch den<br />
halb geöffneten Bildschirm erforschte das Zusammenspiel<br />
von Publikum und Film an den Grenzen seiner<br />
medialen Formate.<br />
Im Herbstsemester 2012 kommt ein ähnlich dichtes Programm<br />
zum Zuge. Einer <strong>der</strong> Höhepunkte wird eine Ausstellung zum<br />
Thema Apokalypse sein, <strong>die</strong> so pünktlich wie unweigerlich<br />
am 21. Dezember endet – laut MayaKalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tag des<br />
Weltuntergangs.<br />
* Sofia Bempeza ist Assistentin im Stu<strong>die</strong>ngang BA Me<strong>die</strong>n & Kunst, Vertiefung<br />
Fotografie, Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n (sofia.bempeza@zhdk.ch).<br />
informationen: www.importexport.ch
Foto: Martin Walther<br />
Fokus Fotografie<br />
israel exkursion<br />
Tel Aviv, Bethlehem und Jerusalem<br />
hiessen <strong>die</strong> Ziele einer Stu<strong>die</strong>nreise <strong>der</strong><br />
Vertiefung Fotografie im Mai 2012.<br />
Kunst & Me<strong>die</strong>n / Zett 2–12 23<br />
Fotos: Marc Asekhame (links und oben), Dominik Zietlow (unten).
24<br />
Zett 2–12 / Kulturanalysen und Vermittlung
illetterie und<br />
wun<strong>der</strong>kammer<br />
«10 000 Stunden. Über Handwerk, Meisterschaft<br />
und Scheitern in <strong>der</strong> Kunst» lautet <strong>der</strong> Titel<br />
einer Ausstellung im Kunstmuseum des Kantons<br />
Thurgau, <strong>der</strong> Kartause Ittingen. Stu<strong>die</strong>rende des<br />
Bachelors of Arts in Vermittlung von Kunst und<br />
Design entwickelten in <strong>die</strong>sem Kooperationsprojekt<br />
zwei neue Vermittlungsformate.<br />
Stefan Wettstein*<br />
Die These von Richard Sennett, dass man zum Erlernen eines<br />
Handwerks 10 000 Stunden benötigt, ist im Bachelor in Vermittlung<br />
von Kunst und Design ein wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Diskussionspunkt.<br />
Wie viel Zeit soll den Stu<strong>die</strong>renden eingeräumt<br />
werden, wenn sie ein Handwerk erlernen wollen, um ihre<br />
Projekte umzusetzen? Die Ausstellung «10 000 Stunden» zeigt<br />
mit ihren Exponaten eindrücklich auf, welchen Stellenwert<br />
das «Handwerk» im aktuellen Kunstschaffen hat. Als Kooperationspartner<br />
wurde <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>ngang eingeladen, zu <strong>die</strong>ser<br />
Ausstellung ein Vermittlungsangebot auszuarbeiten. Der Bezug<br />
zur Thematik war <strong>die</strong> Leitlinie im Gestaltungsprozess <strong>der</strong><br />
beiden Formate «Billetterie» und «Wun<strong>der</strong>kammer», welche<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden als völlig verschiedene Ansätze in <strong>der</strong> Vermittlung<br />
<strong>der</strong> Kunstausstellung entwickelten.<br />
Projekte in Kooperation<br />
In den Kooperationsprojekten befassen sich Dozierende aus<br />
allen Fachbereichen und Stu<strong>die</strong>rende des 6. Semesters mit<br />
neuen Formaten <strong>der</strong> Vermittlung. Sie bespielen vielfältige<br />
Fel<strong>der</strong> von Kultur und Bildung. Dazu arbeitet <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>ngang<br />
mit Institutionen zusammen, welche mit Ideen und Wünschen<br />
zur Kooperation an ihn gelangen. Innerhalb des Curriculums<br />
sind <strong>die</strong>se Projekte zum eigentlichen Innovationsfeld geworden.<br />
Hier wird bewusst Neuland betreten. Da <strong>die</strong>s immer mit<br />
einem bestimmten Risiko verbunden ist, verlangt es von allen<br />
Beteiligten eine gewisse Offenheit und Risikobereitschaft.<br />
Die Projektevaluation und sicherung am Schluss garantieren,<br />
dass <strong>die</strong> Erkenntnisse aus den Projekten zurück in <strong>die</strong> Lehre<br />
fliessen.<br />
Wun<strong>der</strong>kammer<br />
Die «Wun<strong>der</strong>kammer» ist aus <strong>der</strong> Idee heraus entstanden, <strong>die</strong><br />
Besucherinnen und Besucher mit ihren eigenen «Meisterwerken»<br />
in <strong>die</strong> Ausstellung einzubeziehen. So können Objekte<br />
von Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen aus Werkstatt, Haushalt o<strong>der</strong><br />
Küche ins Museum gebracht werden. Der Grundgedanke ist,<br />
dass es in jedem Haushalt ein Kunstobjekt gibt.<br />
Der Begriff <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>kammer stammt aus <strong>der</strong> Spätrenaissance.<br />
Er bezeichnet einen Raum, in dem spezielle o<strong>der</strong> eben<br />
«wun<strong>der</strong>liche» Objekte verschiedener Herkunft gezeigt wurden.<br />
Die Wun<strong>der</strong>kammer in <strong>der</strong> Ausstellung «10 000 Stunden»<br />
befindet sich in einer ehemaligen Mönchsklause. Die<br />
dort präsentierten Meisterwerke sind alle handgemacht, in<br />
ihrer Materialität, Technik und Thematik jedoch sehr unterschiedlich.<br />
Die Stu<strong>die</strong>renden reagieren während <strong>der</strong> ganzen<br />
Ausstellungsdauer auf <strong>die</strong> Exponate; sie nehmen sie auf und<br />
registrieren sie, stellen sie aus, beschreiben sie und bestimmen<br />
ein «Objekt <strong>der</strong> Woche».<br />
Kulturanalysen und Vermittlung/ Zett 2–12 25<br />
Die «Wun<strong>der</strong>kammer» in <strong>der</strong> Kartause Ittingen. Foto: Stefan Wettstein<br />
Billetterie<br />
Die «Billetterie» als Vermittlungsangebot verfolgt den Ansatz,<br />
dass gerade am Beispiel des Eintrittsbilletts <strong>die</strong> Thematik <strong>der</strong><br />
Ausstellung illustriert werden kann. Die Billette werden von<br />
Schulklassen verschiedener Stufen angefertigt. Sie nehmen<br />
den Aspekt des seriellen o<strong>der</strong> handwerklich hergestellten Einzelstücks<br />
auf und werden damit zum Träger einer <strong>der</strong> Kernbotschaften<br />
<strong>der</strong> Ausstellung. Billette werden in <strong>der</strong> Regel nach<br />
einem Ausstellungsbesuch entsorgt. Die in <strong>der</strong> «Billetterie»<br />
kreierten erhalten hingegen nach dem Besuch einen Platz im<br />
Ausstellungsbereich und werden wie Werke von Künstler<br />
Innen behandelt.<br />
Beiden Projekten gelingt <strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Ausstellungsthematik<br />
in zwei neuartige Vermittlungsangebote. In Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Kuratorin <strong>der</strong> Ausstellung, Dorothee Messmer,<br />
und <strong>der</strong> Museumspädagogin Brigitt Näpflin haben <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />
<strong>die</strong> beiden Formate in grosser Selbstständigkeit<br />
entwickelt und umgesetzt. Die Projekte werden beim Publikum<br />
sehr gut aufgenommen. In <strong>der</strong> «Wun<strong>der</strong>kammer» kann<br />
man eine noch immer zunehmende Zahl unterschiedlichster<br />
Kunstobjekte bewun<strong>der</strong>n. Die Ausstellung dauert noch bis<br />
30. September 2012. Anschliessend erscheint eine Publikation<br />
zur «Wun<strong>der</strong>kammer».<br />
Die Projekte wurden begleitet von Stefan Wettstein, Andreas Hofer, Katrin<br />
Luchsinger und Renate Lerch.<br />
* Stefan Wettstein ist Designer und Dozent im Bachelor für Vermittlung von<br />
Kunst und Design, Departement Kulturanalysen und Vermittlung. Er koordiniert<br />
den Fachbereich Praxis Kunst und Design (stefan.wettstein@zhdk.ch).<br />
informationen: www.kunstmuseum.ch, www.zhdk.ch/?bae
26<br />
Zett 2–12 / Kulturanalysen und Vermittlung<br />
ästhetik?<br />
Ästhetisches beschäftigt uns alle und Ästhetisierungen<br />
prägen unsere Lebenswelten. Trotzdem<br />
o<strong>der</strong> gerade deswegen soll <strong>die</strong> Ästhetik zum Thema<br />
von Forschung und Lehre gemacht werden –<br />
was nicht fraglos geht, wie sich hier zeigt.<br />
Elke Bippus, Jörg Huber, Roberto Nigro*<br />
Gegenwärtig wird am Institut für Theorie (ith) <strong>der</strong> Themenschwerpunkt<br />
Ästhetik entwickelt, <strong>der</strong> in Forschung und Lehre<br />
sowie in Promotionsprojekten exponiert werden soll. Wir sind<br />
<strong>der</strong> Meinung, dass <strong>die</strong> ästhetische Theorie gerade an einer<br />
Kunsthochschule ihren Ort hat, stellen jedoch fest, dass wir mit<br />
<strong>die</strong>sem Geltungsanspruch und grundsätzlich mit dem Begriff<br />
<strong>der</strong> Ästhetik oft auf Unverständnis stossen. Wir könnten uns<br />
nun mit dem Gedanken trösten, dass <strong>die</strong>ses Befremden so alt<br />
ist wie <strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Ästhetik. Denn seit ihrem Beginn<br />
im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t ist <strong>die</strong> Ästhetik immer auch auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach <strong>der</strong> epistemischen Geltung ihres theoretischen Gegenstands.<br />
Wenn ihre disziplinäre Verortung in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />
problematisch ist und <strong>die</strong> Antwort auf <strong>die</strong> Frage, «was <strong>die</strong><br />
Ästhetik ist», ominös, kommt <strong>die</strong>s nicht aus einer inneren<br />
Schwäche o<strong>der</strong> Unklarheit <strong>der</strong> diskursiven Praktiken, <strong>die</strong><br />
auf <strong>die</strong> Ästhetik zurückzuführen sind o<strong>der</strong> <strong>die</strong> als Ästhetik<br />
anerkannt sind. Die Schwierigkeit entsteht vielmehr durch<br />
ihre diskursive Beson<strong>der</strong>heit: Ästhetik ist eine <strong>der</strong> kulturellen<br />
Formen, <strong>die</strong> das Denken o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Reflexion in unserer Kultur<br />
und Tradition angenommen hat, in <strong>der</strong> das Sinnliche und <strong>die</strong><br />
Sinne eine zentrale Rolle spielen.<br />
Aisthesis ist <strong>der</strong> Name einer Erfahrungsform, <strong>die</strong> uns sehr<br />
Verschiedenes hinsichtlich <strong>der</strong> Gegenstände, Produktionspraktiken<br />
und Ziele wahrnehmen lässt und welche <strong>die</strong> künstlerische<br />
Praxis und Ästhetik eng zusammenführte. Man könnte<br />
sich von daher fragen, ob Ästhetik von Kunst herzuleiten ist,<br />
das heisst, ob sie eine Art Kunsttheorie sei (<strong>die</strong> wir doch bereits<br />
haben). Ästhetik ist allerdings keine Theorie, wenn <strong>die</strong>se ihrem<br />
Selbstverständnis nach einer vermeintlich «unwissenden Praxis»<br />
ein theoretisches Wissen verleihen will. Sie ist also keine<br />
Theorie, <strong>die</strong> einem künstlerischen Bereich, künstlerischen Erfahrungen<br />
o<strong>der</strong> Prozeduren – auch allgemein gestalterischer<br />
Art – von aussen her aufgestülpt werden könnte.<br />
Im Folgenden werden Möglichkeiten und Optionen, was Ästhetik<br />
sein kann, eröffnet und riskiert, in <strong>der</strong> Hoffnung, dass im<br />
Horizont Vorstellungen aufscheinen, <strong>die</strong> das Unverständnis,<br />
was <strong>die</strong> Ästhetik anbelangt, abzubauen vermögen. 1<br />
Wir verstehen Ästhetik als ein Ensemble diskursiver Praktiken,<br />
<strong>die</strong> über <strong>die</strong> Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Formen sinnlicher Erfahrung<br />
nachdenken beziehungsweise darüber, wie wir wahrnehmen<br />
o<strong>der</strong> wie wir affiziert werden. Insofern gehört zur Ästhetik,<br />
Gegenwart zu denken, das heisst, es gehört zu ihr, sich an <strong>die</strong><br />
Aktualität zu wenden. Sie fragt nach <strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> wir leben,<br />
sie fragt nach <strong>der</strong> historischen Situation, <strong>die</strong> <strong>die</strong> unsere ist, sie<br />
fragt nach den historischen Bedingungen, <strong>die</strong> es uns ermöglichen,<br />
(bestimmte) Erfahrungen zu machen, und sie fragt<br />
nach den virtuellen Transformationen unserer historischen<br />
Erfahrungen. Sie stellt <strong>die</strong>se Fragen ausgehend vom Horizont<br />
<strong>der</strong> Sinne und zielt in Richtung einer Analyse <strong>der</strong> Logik des<br />
Sinnlichen. So untersucht sie beispielsweise, wie etwas sicht,<br />
hörbar (etc.) gemacht respektive <strong>der</strong> Sicht, Hörbarkeit (etc.)<br />
entzogen wird. Sie analysiert, wer darüber verfügt, wer (nicht)<br />
sicht, hörbar (etc.) werden darf/kann. Dabei geht es auch<br />
um Machtverhältnisse. Die Sinne repräsentieren denn auch<br />
nicht ein Min<strong>der</strong>es hinsichtlich des Rationalen/<strong>der</strong> Vernunft<br />
im Selbst und Weltbezug: Ästhetik hat sich von ihrer historischen<br />
Funktion <strong>der</strong> Kompensation emanzipiert. Sinne und<br />
Ratio ergänzen und durchkreuzen sich gegenseitig; sie produzieren<br />
wechselseitig Überschuss und Kritik und beleuchten<br />
Latenzen. Diese (Kreuz)Figuren sind <strong>die</strong> Praxis <strong>der</strong> Ästhetik.<br />
Im SinnesGeschehen manifestiert sich (auch) eine Art Rationalität<br />
und ästhetische Reflexivität. Und das rationale Denken<br />
ist unhintergehbar in den Sinnesraum eingelassen und mit<br />
<strong>die</strong>sem verwoben.<br />
Gegenwart mit Ästhetik lesen und denken heisst, nicht nur<br />
das Offensichtliche zu erfassen, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Differenzen zu<br />
bestimmen. Ästhetik als Kraftfeld <strong>der</strong> Sinne (<strong>der</strong> Affekte, <strong>der</strong><br />
Passionen, <strong>der</strong> Lüste, des Begehrens, des Imaginären, des Unbestimmten<br />
etc.) 2 produziert Subjektivierung, <strong>die</strong> gegen <strong>die</strong><br />
Disziplinierung <strong>der</strong> pragmatischen Praxis <strong>der</strong> Alltagswelt gerichtet<br />
ist. Im Wi<strong>der</strong>streit <strong>die</strong>ser zwei Praxisformen eröffnen<br />
sich Möglichkeiten <strong>der</strong> Freiheit. Und in <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />
gegenüber <strong>der</strong> Genealogie einer Gegenwart (wie kam es dazu?)<br />
werden Verschiebungen, Entstellungen und Unzeitgemässes<br />
sichtbar.<br />
Die Definition <strong>der</strong> Ästhetik als Reflexion <strong>der</strong> Gegenwart wirft<br />
noch weitere Fragen auf. In <strong>der</strong> Tat könnte jede Disziplin, jede<br />
Wissensform, jede künstlerische Praxis für sich in Anspruch<br />
nehmen, durch ihre Methode, durch ihr bestimmtes Wissen<br />
eine Diagnose <strong>der</strong> Zeiten, in denen wir leben, zu leisten. Die<br />
Ästhetik ist nun keine Disziplin, sie definiert und begrenzt<br />
keine bestimmte Wissensform. Die Wissensform <strong>der</strong> Ästhetik<br />
muss vielmehr im Zusammenhang unseres Verständnisses<br />
des ästhetischen Denkens spezifiziert werden. Eine ästhetisch<br />
diskursive Praxis ermöglicht eine Denkerfahrung, ein Denken<br />
also, das <strong>die</strong> Welt nach Gesichtspunkten des Ästhetischen vernimmt<br />
und analysiert. Ein ästhetisches Denken beschäftigt<br />
sich a) mit dem, was objekthaft gegeben ist und vor sich geht,
Bild: Guido Joachim<br />
b) mit den gegenwärtigen Verhältnissen und Dringlichkeiten<br />
und c) mit <strong>der</strong> Art und Weise, wie Denken geschieht und wie<br />
es <strong>die</strong> Welt imaginiert und symbolisch repräsentiert. 3<br />
Im Zentrum <strong>der</strong> Ästhetik steht deshalb nicht ein Wissen, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>die</strong> Praxis. (Weshalb eine Theorie <strong>der</strong> Ästhetik immer<br />
auch unter dem Gesichtspunkt einer Ästhetik <strong>der</strong> Theorie<br />
zu reflektieren ist.) Ästhetik als Praxis, als ein Ensemble diskursiver<br />
Praktiken, erzeugt eine Erfahrung, <strong>die</strong> sich von den<br />
Wissensproduktionen an<strong>der</strong>er Disziplinen unterscheidet.<br />
Und vielleicht könnten wir sogar so weit gehen und sagen,<br />
<strong>die</strong> Ästhetik ist kein Wissen, sie produziert kein objektiviertes<br />
Wissen, weil sie keine Wissensform ist. Dies behaupten wir<br />
nicht, um auf <strong>die</strong> Unklarheit des Ausgangspunkts zurückzukommen,<br />
das heisst auf <strong>die</strong> Unbestimmtheit des Gegenstandes<br />
<strong>der</strong> Ästhetik, son<strong>der</strong>n um <strong>die</strong> Beson<strong>der</strong>heit ihres Status herauszustreichen.<br />
Ästhetik ist ein Ensemble diskursiver Praktiken, in denen <strong>die</strong><br />
Theorie eine beson<strong>der</strong>e Form annimmt: <strong>die</strong> <strong>der</strong> Untätigkeit.<br />
Durch <strong>die</strong> Ästhetik lernen wir nicht etwas, erreichen wir kein<br />
Wissen. Das bedeutet nicht, dass uns <strong>die</strong> Ästhetik zum Nichts<br />
führt. Ästhetik produziert vielmehr eine Erfahrung, <strong>die</strong> den<br />
Platz des Subjektes in <strong>der</strong> Welt än<strong>der</strong>t. Von <strong>die</strong>sem Standpunkt<br />
aus können wir uns Ästhetik als eine Kraft, als eine kritische<br />
Haltung vorstellen, als den Versuch, durch diskursive Praktiken<br />
Erfahrungen zu produzieren, <strong>die</strong> es erlauben, an<strong>der</strong>s zu<br />
denken, als man denkt, an<strong>der</strong>s wahrzunehmen, als man sieht,<br />
Kulturanalysen und Vermittlung / Zett 2–12 27<br />
an<strong>der</strong>s zu hören, als man hört. Diese Transformationen <strong>der</strong><br />
Wahrnehmung, <strong>der</strong> Affekte usw. betreffen das, was unter dem<br />
Begriff «Subjektivierungsprozess» benannt wird, sie tangieren<br />
also Verän<strong>der</strong>ungen des Subjekts, <strong>die</strong> durch (Grenz)Erfahrungen<br />
und durch Arbeit des Selbst über sich selbst stattfinden<br />
(Ästhetik <strong>der</strong> Existenz).<br />
* Prof. Dr. Elke Bippus, Dr. Roberto Nigro und Prof. Dr. Jörg Huber (Institutsleitung)<br />
forschen am Institut für Theorie, Departement Kulturanalysen<br />
und Vermittlung, und lehren im BA Me<strong>die</strong>n & Kunst und im MA Fine Arts im<br />
Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n (elke.bippus@zhdk.ch, joerg.huber@zhdk.ch,<br />
roberto.nigro@zhdk.ch).<br />
1 Die Überlegungen verdanken sich auch den Diskussionen im Arbeitskreis Ästhetik,<br />
einem Projektforum <strong>der</strong> Kritik und Beratung. Die Mitglie<strong>der</strong> sind Josef<br />
Früchtl (Amsterdam), Christoph Menke (Frankfurt), Dieter Mersch (Potsdam),<br />
Hans Ulrich Reck (Köln), Anne Sauvagnargues (Paris), Ruth Son<strong>der</strong>egger<br />
(Wien) und Philipp Stoellger (Rostock). Ein erstes Resultat <strong>die</strong>ser Debatten<br />
findet sich im neuen Magazin 31, «ins offene – gegenwart : Ästhetik :<br />
Theorie». Das Heft kann beim ith bezogen werden.<br />
2 Vom 17. bis 20. oktober 2012 führt das ith mit Kolleginnen <strong>der</strong> Departemente<br />
Darstellende Künste und Film sowie Musik eine Tagung zum Thema «Wie<br />
kann man heute den Körper denken?» durch. Die Frage soll anhand konkreter<br />
performativer Settings exponiert und diskutiert werden.<br />
3 Am 23./24. November 2012 organisiert das ith eine Veranstaltung mit den<br />
Mitglie<strong>der</strong>n des Arbeitskreises Ästhetik und Gästen (Maria Muhle, Alexan<strong>der</strong><br />
Düttmann, Simone Mahrenholz, Johan Hartle) zur Frage, was wir unter «ästhetischem<br />
Denken» verstehen können und was <strong>die</strong>ses leisten sollte.<br />
www.ithz.ch
28<br />
Zett 2–12 / Design<br />
eine synthese<br />
von klang<br />
und gestaltung<br />
Fredrik Ahlm, Absolvent <strong>der</strong> Vertiefung<br />
Industrial Design, hat es geschafft: Seine BachelorArbeit<br />
wird <strong>der</strong>zeit serienmässig produziert.<br />
Der Weg dahin war nicht immer einfach, doch er<br />
hat sich gelohnt. Cyril Kennel*<br />
In <strong>der</strong> Vertiefung Industrial Design werden jedes Jahr BachelorArbeiten<br />
entwickelt, <strong>die</strong> im Dialog mit Firmen entstehen.<br />
Eine solche Koppelung kann für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden wertvoll<br />
sein, auch über das Ende des Studiums hinaus. Dies hat Fredrik<br />
Ahlm erfahren. Er schloss 2010 sein BachelorStudium mit<br />
einer anspruchsvollen Arbeit ab: <strong>der</strong> Entwicklung eines Lautsprechers.<br />
Hoher Qualitätsanspruch von Anfang an<br />
Knapp vier Jahre nach Ahlms Stu<strong>die</strong>nabschluss ist aus seiner<br />
Arbeit ein real existierendes Produkt geworden – <strong>der</strong> Traum<br />
vieler DesignStu<strong>die</strong>ren<strong>der</strong>. Stolz blickt er auf den Prozess<br />
zurück, obwohl <strong>der</strong> nicht immer linear und problemlos verlief.<br />
Seine komplexe Abschlussarbeit überzeugte durch eine<br />
bestechende Tonqualität, wofür sie bereits an <strong>der</strong> Diplomausstellung<br />
viel Aufmerksam erhielt. Zudem überraschte <strong>die</strong> unkonventionelle<br />
Ästhetik des Lautsprechers im BühnenscheinwerferLook.<br />
Vermehrt auf <strong>die</strong>se Aspekte angesprochen und<br />
durch <strong>die</strong> Publizität am Designers’ Saturday 2010 bestärkt,<br />
wagte Ahlm den grossen Schritt und ging damit in Produktion.<br />
Abän<strong>der</strong>ungen inklusive<br />
Der Lautsprecher erfuhr in seiner Entwicklung zum Serienprodukt<br />
Abän<strong>der</strong>ungen – ein ganz normaler Prozess. Die<br />
Leichtbauweise mit einer Wabenkonstruktion aus Karton als<br />
zentrales Element wurde beibehalten. Sie trägt, nebst konstruktiven<br />
Gründen, massgeblich zur hohen Klangqualität bei.<br />
Der Lautsprecher ist zudem leicht verstellbar und ergibt ein<br />
schönes Wohnaccessoire. Neu wurde dem Körper ein Holzzylin<strong>der</strong><br />
eingefügt, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um von einer CelluloseFolie<br />
eingefasst ist. Die Konstruktion besteht somit aus natürlichen<br />
Materialien. Den Karton als wesentliches Element <strong>der</strong> SandwichKonstruktion<br />
wollte Ahlm sichtbar lassen. Die Akkustik<br />
soll dadurch quasi «fühlbar» und erlebbar gemacht werden.<br />
Erste Schritte<br />
Gemeinsam mit dem Hersteller Sven Boenicke stellte Fredrik<br />
Ahlm den mittlerweile auf den Namen «Björn» getauften<br />
Lautsprecher an <strong>der</strong> renommierten Audiomesse High End in<br />
München aus. Dort bekam <strong>der</strong> Jungdesigner weitere Anerkennung<br />
für sein Produkt, und er erhält inzwischen Anfragen von<br />
Händlern aus England, Frankreich und den USA. Den Vertrieb<br />
in <strong>der</strong> Schweiz möchte er vorerst alleine vornehmen.<br />
«Björn» von Fredrik Ahlm, 2012.<br />
Unsicherheiten gehören dazu<br />
Auch wenn Ahlm Ehrgeiz bewiesen hat: Er räumt ein, dass<br />
<strong>der</strong> Weg nicht immer einfach war. Nach dem Studium fiel<br />
ihm ein Praktikumsangebot in den Schoss, welches er intuitiv<br />
annahm. Der Plan, <strong>die</strong> BachelorArbeit weiterzuentwickeln,<br />
geriet dadurch etwas in den Hintergrund. Während des Praktikums<br />
lernte er dafür viel zum Thema Produktionsprozess<br />
dazu, zum Beispiel <strong>die</strong> daran gekoppelten finanziellen und<br />
materiellen Auswirkungen während des Entwurfsprozesses<br />
zu berücksichtigen. Im Hinterkopf tauchte dann <strong>die</strong> Idee auf,<br />
das erworbene Wissen zu einem späteren Zeitpunkt auf seinen<br />
Lautsprecher zu übertragen. Eine gute Mischung aus Erfahrungen<br />
im Studium und ersten Schritten in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
hat ihm also den Weg zum Erfolg geebnet, obschon es keine<br />
Patentlösungen für solche Prozesse gibt. Ahlm weiss, dass es<br />
wie ein Klischee klingt, aber seiner Meinung nach hat es sich<br />
gelohnt, trotz Unsicherheiten auf sein Bauchgefühl zu hören.<br />
Raten würde er an<strong>der</strong>en JungdesignerInnen, schon frühzeitig<br />
Experten beizuziehen, um möglichst viel über Fertigungsprozesse<br />
in <strong>der</strong> freien Marktwirtschaft zu lernen und <strong>die</strong>se Kenntnisse<br />
in <strong>die</strong> Entwicklung des Produkts einfliessen zu lassen.<br />
Happy End und Zukunftsvisionen<br />
Wie weiter? Nach ersten Bestellungen freut sich <strong>der</strong> Designer<br />
über das Vollbrachte. Er könnte sich gut vorstellen, auch künftig<br />
im Lautsprecherbereich tätig zu sein und sein mittlerweile<br />
breites Fachwissen in ähnlichen Projekten anzuwenden und<br />
zu erweitern. Vielleicht liegt aber auch mal ein Möbel drin,<br />
denn seinen Björn hat er ja schon fast wie eines gestaltet, und<br />
genau das hat ihm Erfolg beschert.<br />
* Cyril Kennel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in <strong>der</strong> Vertiefung Industrial<br />
Design, Departement Design (cyril.kennel@zhdk.ch).<br />
informationen: www.ahlm.ch, www.boenickeaudio.ch
forschung im fokus<br />
Das Qualifikationsprogramm «Forschung an<br />
Kunsthochschulen» bereitet <strong>die</strong> Angehörigen des<br />
Mittelbaus und <strong>die</strong> an Forschung interessierten<br />
Dozierenden auf <strong>die</strong> Schweizer Forschungslandschaft<br />
im Bereich Kunst und Design vor. Ein Erfahrungsbericht.<br />
Text und Bild: Cyril Kennel und<br />
Benjamin Hohl*<br />
Als forschungsinteressierte Mittelbauangehörige aus dem<br />
Departement Design haben wir am erstmals durchgeführten<br />
Qualifikationsprogramm teilgenommen. Es wird als Kooperation<br />
zwischen <strong>der</strong> ZHdK, <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />
Künste Bern und <strong>der</strong> Haute Ecole d’Art<br />
Genève angeboten. Die Vermittlung<br />
von Forschungskompetenz für<br />
<strong>die</strong> Durchführung von Forschungsprojekten<br />
steht im<br />
Zentrum des Kurses. Er<br />
richtet sich an Interessierte<br />
aller Disziplinen<br />
<strong>der</strong> genannten <strong>Hochschule</strong>n.<br />
Nach Einreichung<br />
unserer<br />
Forschungsideen<br />
erhielten wir <strong>die</strong><br />
Aufgabe, <strong>die</strong>se weiterzuentwickeln,<br />
zu<br />
projektieren und als<br />
drittmittelgestütztes<br />
Forschungsvorhaben<br />
o<strong>der</strong> als Promotion zu<br />
konkretisieren.<br />
Vertiefen, begreifen,<br />
verorten, benennen ...<br />
Begleitet von Mentoren und<br />
mithilfe von Referaten und Kolloquien<br />
haben wir unsere Projekte<br />
ausgearbeitet: Das eine untersucht den<br />
Designprozess <strong>der</strong> Tangibilisierung – <strong>der</strong> (Be)<br />
Greifbarmachung – von nicht greifbaren Besitztümern bzw.<br />
Dienstleistungen und befasst sich mit <strong>der</strong> Frage, welche Bedeutung<br />
<strong>die</strong> Berührbarkeit von Objekten, <strong>die</strong> sich zwischen<br />
Nutzenden und Dienstleistung befinden, bei <strong>der</strong> Vermittlung<br />
abstrakter Inhalte hat. Übergeordnet geht es auch darum, welche<br />
Kompetenzen sich DesignerInnen aneignen können, um<br />
ihren Interventionsspielraum zu vergrössern.<br />
Das an<strong>der</strong>e Projekt beleuchtet sowohl gegenwärtige als auch<br />
vergangene Diskurse über materielle Kultur und vergleicht<br />
sie bezüglich bestimmter Begriffskarrieren. Es werden aber<br />
nicht nur verschiedene Zeitpunkte von Diskursen miteinan<strong>der</strong><br />
verglichen, son<strong>der</strong>n auch verschiedene Diskursebenen. Exemplarisch<br />
wird eruiert, inwiefern <strong>die</strong>se Ebenen in gegenseitigen<br />
Interferenzen zueinan<strong>der</strong> stehen. Die Erkenntnisse sollen in<br />
eine interdisziplinär aufgefasste Designgeschichtsschreibung<br />
Design / Zett 2–12 29<br />
einfliessen, und das Projekt soll zu einem Promotionsvorhaben<br />
ausgebaut werden.<br />
Während <strong>der</strong> Ausarbeitung <strong>der</strong> Projekte stellten sich bald<br />
methodologische Fragen, und <strong>der</strong> Kurs half dabei, <strong>die</strong> projektspezifisch<br />
relevanten Fel<strong>der</strong> herauszuarbeiten.<br />
... vernetzen ...<br />
Ein weiteres Ziel des Kurses war, Veranstaltungen zu den jeweiligen<br />
Projekten mit akademischen Gästen durchzuführen,<br />
um eine Vernetzung <strong>der</strong> Kursteilnehmenden in akademischen<br />
Kreisen zu för<strong>der</strong>n. Ferner konnten so <strong>die</strong> Forschungsideen<br />
mit einem kritischen Publikum diskutiert und<br />
weiterentwickelt werden.<br />
Bezüglich unserer Forschungsfragen<br />
luden wir zur Veranstaltung<br />
«(Un)Möglichkeiten, über<br />
gestaltete Dinge und ihre<br />
Anmutungen zu sprechen»<br />
den Semiotiker<br />
André Vladimir Heiz<br />
und den Philosophen<br />
Gernot Böhme ein.<br />
Dabei ging es um<br />
<strong>die</strong> sprachlichen<br />
Zuweisungen für<br />
Anmutungen und<br />
um <strong>die</strong> Frage, was<br />
Sprache als Entwurfswerkzeugleisten<br />
kann.<br />
... und Laufbahn<br />
planen<br />
Die zwei Semester waren<br />
sehr intensiv, zumal <strong>die</strong><br />
Ausarbeitung einer solchen<br />
Projektidee eng verknüpft ist mit<br />
den Vorstellungen <strong>der</strong> eigenen Laufbahn.<br />
Denn <strong>die</strong> Arbeit soll Türöffner und<br />
im besten Falle persönliches Kompetenzfeld<br />
sein. Einen passenden Mittelweg zwischen Herzblut und<br />
Forschungsdesi<strong>der</strong>at zu finden, <strong>der</strong> gleichzeitig im bestehenden<br />
Arbeitsumfeld umsetzbar ist, war herausfor<strong>der</strong>nd und<br />
scheint sich zu lohnen: Erste Ideen aus dem Kurs fliessen an<br />
<strong>der</strong> ZHdK bereits in <strong>die</strong> Lehre ein.<br />
* Cyril Kennel und Benjamin Hohl sind wissenschaftliche Mitarbeiter in <strong>der</strong><br />
Vertiefung Industrial Design, Departement Design (cyril.kennel@zhdk.ch,<br />
benjamin.hohl@zhdk.ch).<br />
Bild: Treffsicherheit mal an<strong>der</strong>s: Die Zielscheibe muss<br />
zuerst definiert werden, und nicht je<strong>der</strong> Pfeil fliegt gleich weit!<br />
Infos zum Weiterbildungskurs:<br />
Prof. Dr. Steffen Schmidt (steffen.schmidt@zhdk.ch)<br />
und Prof. Dr. Pietro Morandi (pietro.morandi@zhdk.ch).
30<br />
Zett 2–12 /<br />
«Rückkehr <strong>der</strong> götter», BachelorDiplomarbeit 2012 von Willy Cahyadi Schnei<strong>der</strong>, Vertiefung Scientific Visualization, Departement Design.<br />
Panorama <strong>der</strong> später vollständig zerstörten Aztekenstadt Tenochtitlan (Mexiko), (willy.cahyadi.schnei<strong>der</strong>@gmail.com).
Zett 2–12 31
32<br />
Zett 2–12 / Design<br />
Der Abschluss des<br />
Master-Studiums<br />
umfasst ein gestalterisches<br />
Projekt und<br />
eine Thesis. Worum<br />
geht es in deinem<br />
Game-Projekt?<br />
Worüber hast du deine<br />
Thesis geschrieben?<br />
Eugen Danzinger, Master<br />
Arbeit: «Judge Me»<br />
game design<br />
auf<br />
master-stufe<br />
Erstmals schliessen fünf Stu<strong>die</strong>rende<br />
den Master Design, Field<br />
of Excellence «Interaktion», im<br />
Bereich Game Design ab. Wir<br />
stellen <strong>die</strong> fünf erfolgreichen<br />
Arbeiten und ihre Macher im<br />
Interview vor. Die Fragen stellten<br />
Maike Thies und Mela Kocher*,<br />
Bil<strong>der</strong>: Regula Bearth<br />
eugen Danzinger, MasterArbeit «Judge Me»<br />
In «Judge Me» wird <strong>die</strong> filmische Induktion innerhalb <strong>der</strong> GameMechanik eines Spielsystems<br />
erforscht. Der Spieler wird aufgefor<strong>der</strong>t, <strong>die</strong> Mimik eines GameCharakters zu bewerten. Diese<br />
Bewertungen werden in einer Datenbank gespeichert und definieren das Trefferbild für <strong>die</strong> nachfolgenden<br />
Spieler. Die daran gekoppelte Theoriearbeit untersucht <strong>die</strong>se Thematik unter spieltheoretischen<br />
Gesichtspunkten.<br />
Raffaele de lauretis und Dario Hardmeier, MasterArbeit «Daina: The Herbarium»<br />
Unser GameProjekt ist ein von Hand gezeichnetes AdventureSpiel für Kin<strong>der</strong> und Erwachsene. Es<br />
erzählt <strong>die</strong> Geschichte des Mädchens Daina, das seine Eltern und seine Heimat verloren hat. In <strong>der</strong><br />
theoretischen Arbeit befassten wir uns mit <strong>der</strong> Entwicklung innovativer Spielmechaniken für eine<br />
möglichst grosse Zielgruppe. Zudem gingen wir <strong>der</strong> Frage nach, wie Techniken aus <strong>der</strong> klassischen<br />
Malerei auf <strong>die</strong> grafische Gestaltung eines 3DSpiels übertragen werden können.<br />
Konradin Kuhn, MasterArbeit «Hotel Plastisse – Spielwelten für Senioren»<br />
Bei «Hotel Plastisse» handelt es sich um ein iPadSpiel zum Gehirntraining von Senioren. Entwickelt<br />
wurde es von <strong>der</strong> ZHdK für eine Stu<strong>die</strong> <strong>der</strong> Universität Zürich. Ich habe an dessen Konzeption<br />
mitgewirkt und grosse Teile des Spiels gestaltet. Meine theoretische Arbeit diskutiert Gestaltungsentscheide<br />
des Entwicklerteams und leitet daraus Prinzipien für seniorengerechtes Game Design ab.<br />
Jeremy spillmann, MasterArbeit «Full Color Planet»<br />
Ich habe mich mit <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> In<strong>die</strong>GameSzene auseinan<strong>der</strong>gesetzt. Im Fokus stand dabei<br />
<strong>die</strong> Frage, wie man mithilfe von Regeln, Corporate Design und Branding eine Identität für iPhone<br />
Games erschaffen kann. Die Resultate wurden in <strong>der</strong> praktischen Arbeit in <strong>der</strong> Serie «Full Color<br />
Planet» umgesetzt, <strong>die</strong> aus zwei Spielen besteht, «Hollow Grounds» und «The Highest Heart». Beide<br />
finden auf dem Planeten Ella statt.
Raffaele de Lauretis<br />
und Dario Hardmeier,<br />
MasterArbeit<br />
«Daina: The Herbarium»<br />
Was stellte für dich <strong>die</strong><br />
grösste Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
während deiner<br />
Master-Ausbildung<br />
dar? Wem würdest du<br />
ein Master-Studium<br />
weiterempfehlen?<br />
Welche Tipps hast du<br />
für zukünftige Master-<br />
Stu<strong>die</strong>rende?<br />
Design / Zett 2–12 33<br />
ED: Die grösste Herausfor<strong>der</strong>ung war, <strong>die</strong> Brücke zwischen Design, Kunst und Wissenschaft nicht<br />
zum Einstürzen zu bringen und sich drei Semester lang auf eine Idee zu fokussieren. Das Field of<br />
Excellence «Interaktion» spricht <strong>die</strong>jenigen an, <strong>die</strong> ein Grundinteresse am Kreieren von Spielabläufen<br />
und Interaktion haben.<br />
RL und DH: Die grösste Herausfor<strong>der</strong>ung lag in <strong>der</strong> Zeitplanung und <strong>der</strong> Organisation eines fünfköpfiges<br />
Teams − dabei sind wir auch erstmals eine Kooperation mit dem Game Design des Bachelor<br />
Stu<strong>die</strong>ngangs <strong>der</strong> ZHdK eingegangen. Wir empfehlen <strong>die</strong> Ausbildung Personen, <strong>die</strong> bereits eine<br />
klare Vorstellung davon haben, welches Projekt sie umsetzen wollen. Selbstorganisation und <strong>der</strong><br />
ständige Austausch mit den Mitstu<strong>die</strong>renden sind <strong>der</strong> Schlüssel zu einem erfolgreichen Abschluss.<br />
KK: Die Komplexität von «Hotel Plastisse» war stets eine grosse Herausfor<strong>der</strong>ung: Unmengen von<br />
Details mussten in zahlreichen Meetings geklärt werden. Das Field of Excellence «Interaktion» ist<br />
eine gelungene Ergänzung zum Bachelor <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>nvertiefung Game Design. Das MasterStudium<br />
verlangt viel Eigenverantwortung, bietet aber auch zusätzlichen Raum für kreative Experimente.<br />
Ich würde jedem und je<strong>der</strong> MasterStu<strong>die</strong>renden empfehlen, das eigene Projekt so einfach und<br />
puristisch wie möglich aufzugleisen.<br />
JS: Es war eine grosse Herausfor<strong>der</strong>ung, <strong>die</strong> Spiele so ausgefeilt zu konzipieren, dass sie im AppStore<br />
herausstechen würden. Noch aufwendiger aber erschien mir <strong>die</strong> Selbstvermarktung von «Hollow<br />
Grounds». Das MasterStudium ist eine gute Plattform, um etwas Eigenes auszuprobieren und<br />
aufzubauen. Voraussetzung dazu ist aber, eine klare Vision vor Augen zu haben.
34<br />
Zett 2–12 / Design<br />
Jeremy Spillmann,<br />
MasterArbeit<br />
«Full Color Planet»<br />
Welche beruflichen<br />
Perspektiven eröffnen<br />
sich dir aufgrund deines<br />
Master-Studiums?<br />
Wie sehen deine Zukunftspläne<br />
aus?<br />
Konradin Kuhn, MasterArbeit<br />
«Hotel Plastisse –<br />
Spielwelten für Senioren»<br />
ED: Als Art Director und Motion Graphics Designer werde ich nun vermehrt interaktive Spielabläufe<br />
in meine Arbeit einfliessen lassen. Zudem plane ich, in den Bereichen Lernapplikationen und<br />
Gamification tätig zu werden und den Aufbau meiner Firma emd3000 in Zürich.<br />
RL und DH: Das MasterStudium hat es uns ermöglicht, drei Semester lang konzentriert an einem<br />
Projekt zu arbeiten und so ein starkes Portfolio aufzubauen. Die gewonnenen Erfahrungen in <strong>der</strong><br />
Teamarbeit und <strong>der</strong> praktischen Umsetzung eines grösseren Projekts werden für uns im Berufsleben<br />
von unschätzbarem Wert sein. Wir werden für <strong>die</strong> nächsten Monate weiterhin mit «Daina: The Herbarium»<br />
beschäftigt sein, da das Spiel erst gegen Ende 2012 veröffentlicht wird. Unser längerfristiges<br />
Ziel ist es, ein IndependentGameDesignStudio in Zürich zu gründen.<br />
KK: Das grosse Plus am Master of Arts in Design ist sicherlich <strong>die</strong> thematische Breite, <strong>die</strong> es einem<br />
ermöglicht, in den verschiedensten Bereichen tätig zu sein. Ich kann und will mich <strong>der</strong>zeit nicht<br />
endgültig auf einen bestimmten Bereich im Game Design festlegen.<br />
JS: «Hollow Grounds» wurde von den SpielerInnen und <strong>der</strong> Spielindustrie sehr gut aufgenommen.<br />
Ich konnte damit beweisen, dass ich ein Spiel von Konzept bis Release selbst entwickeln kann. Ich<br />
möchte gerne in <strong>der</strong> Schweiz bleiben, da sie für den Bereich Games immer spannen<strong>der</strong> wird. Die<br />
Zahl interessanter Spieleentwickler und <strong>der</strong>en Aussenwahrnehmung steigt ständig; sollten <strong>jetzt</strong> auch<br />
noch <strong>die</strong> Projektgrössen zunehmen, wird in Sachen Games noch viel von <strong>der</strong> Schweiz zu hören sein.<br />
* Maike Thies ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in <strong>der</strong> Vertiefung Game Design (maike.thies@zhdk.ch), Mela Kocher ist<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin im Master Design, Field of Excellence «Interaktion» (mela.kocher@zhdk.ch),<br />
Departement Design.<br />
Mehr infos zu den Projekten: gamedesign.zhdk.ch
in erster linie<br />
möchte ich<br />
einfach tanzen<br />
Benoît Favre gehört zur ersten Generation von<br />
AbsolventInnen <strong>der</strong> Tanz Akademie (taZ), welche<br />
<strong>die</strong>sen Sommer ihre berufliche Grundbildung<br />
Bühnentanz mit eidgenössischen Fähigkeitszeugnis<br />
(EFZ) abgeschlossen hat. Als hochbegabter<br />
13Jähriger mit Irokesenfrisur kam er 2006 an <strong>die</strong><br />
taZ und ist seit August 2012 Mitglied des Junior<br />
Balletts beim <strong>Zürcher</strong> Ballett. Interview: Judith<br />
Hunger*<br />
Benoît Favre, was bewegt einen 11-Jährigen dazu, sich für<br />
eine Ballettausbildung zu entscheiden und das Elternhaus in<br />
<strong>der</strong> französischen Schweiz zu verlassen, um im Internat zu<br />
wohnen?<br />
Meine beiden älteren Geschwister haben mich zum Ballettunterricht<br />
mitgeschleppt. Mir war dann schnell klar, dass ich<br />
unbedingt Tänzer werden wollte. Ich habe in München, Wien,<br />
Stuttgart und Cannes fürs Grundstudium vorgetanzt. In München<br />
verbrachte ich sogar drei Monate. Das stellte sich dann<br />
aber als schwierig heraus, denn <strong>die</strong> Internatssituation dort war<br />
nicht für 11Jährige gedacht. In Zürich wurde mir eine Privataudition<br />
bei Oliver Matz ermöglicht. Ich hatte ein sehr gutes<br />
Gefühl, Herr Matz hinterliess einen bleibenden Eindruck bei<br />
mir, und so war meine Entscheidung leicht.<br />
Hättest du das Grundstudium nicht auch an einer Privatschule<br />
in <strong>der</strong> Nähe deiner Eltern absolvieren können?<br />
Nein, absolut nicht. Eine Privatschule kann den Stundenplan<br />
mit all den Fächern, welche es braucht, gar nicht leisten. Zudem<br />
ist eine Privatschule ganz an<strong>der</strong>s ausgerichtet, da wird<br />
nicht so viel Wert auf exakte Basisarbeit gelegt. Aber genau<br />
das ist ausschlaggebend. Ausserdem konnte ich an <strong>der</strong> taZ in<br />
einer Jungenklasse trainieren. An einer Privatschule wäre ich<br />
unter ganz vielen Mädchen <strong>der</strong> einzige Junge gewesen. Und<br />
an <strong>der</strong> taZ unterrichten auch Männer <strong>die</strong> Jungs … Das mag<br />
komisch tönen, ist jedoch nicht unerheblich. Männertanz wird<br />
ab einem gewissen Niveau an<strong>der</strong>s unterrichtet.<br />
Darstellende Künste und Film / Zett 2–12 35<br />
Zweimal Benoît Favre: links mit 14 Jahren in Fussspuren III (Nussknacker, 2. Akt, Trepak)<br />
und rechts mit 19 Jahren in Fussspuren VIII (Die Jahreszeiten).<br />
Fotos: links © Bettina Stöss, rechts © Mario Perricone<br />
Was war beson<strong>der</strong>s prägend an <strong>der</strong> taZ?<br />
Das Lernen <strong>der</strong> Technik von Grund auf, dass ich relativ früh<br />
an Wettbewerbe geschickt wurde, <strong>die</strong> exzellenten Lehrer und<br />
dass eine einheitliche Methode (des Klassisch Akademischen<br />
Tanzes) von unten bis oben unterrichtet wird.<br />
Du hast diverse internationale Preise gewonnen. Was war für<br />
dich <strong>die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung dabei, welches waren beson<strong>der</strong>e<br />
Schwierigkeiten, beson<strong>der</strong>e Höhepunkte?<br />
Für ein Ziel zu trainieren, ist einfach das Beste. Und wir hatten<br />
ja nicht so viele Vorstellungen. Die Wettbewerbe haben mich<br />
gelehrt, unter Druck auf <strong>der</strong> Bühne zu stehen. Der Prix de<br />
Lausanne war natürlich <strong>der</strong> absolute Höhepunkt. Denn schon<br />
als kleiner Junge habe ich <strong>die</strong> Fernsehausstrahlungen des Prix<br />
mitverfolgt. Und dann selber dort auf <strong>der</strong> Bühne zu stehen, das<br />
war schon Klasse! Hinzu kam, dass ich nicht mehr nur einfach<br />
<strong>die</strong> Technik «abtanzte», son<strong>der</strong>n auch an <strong>der</strong> Ausgestaltung<br />
einer Figur arbeiten konnte. Da waren <strong>die</strong> Erfahrungen von<br />
Oliver Matz natürlich extrem hilfreich.<br />
Wie hast du <strong>die</strong> Ausbildung zum Bühnentänzer mit eidgenössischem<br />
Fähigkeitszeugnis erlebt?<br />
Es gibt mehr zusätzliche Theoriefächer wie beispielsweise<br />
Englisch, Wirtschaft, Gesellschaft und Kommunikation,<br />
welche wir extern an <strong>der</strong> Allgemeinen Berufsschule Zürich<br />
besuchten. Das fand ich spannend, und es ist anspruchsvoller<br />
geworden. Die Mehrbelastung war für mich okay.<br />
Seit August arbeitest du beim <strong>Zürcher</strong> Ballett unter dem neuen<br />
Direktor Christian Spuck. Welches sind in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />
deine Ziele?<br />
In erster Linie möchte ich einfach tanzen, ich freue mich riesig<br />
auf <strong>die</strong> Bühne! Michael Grünecker und Andrej Cozlac, Klassenkollegen<br />
aus <strong>der</strong> taZ, sind auch Mitglie<strong>der</strong> des Junior Balletts.<br />
Ebenso Caitlin Stawaruk, eine ehemalige taZSchülerin<br />
von 2011. Das freut mich natürlich sehr. Mein Ziel wäre, nach<br />
ein o<strong>der</strong> zwei Jahren in <strong>die</strong> grosse Kompanie aufgenommen<br />
zu werden. Und vielleicht später einmal ins Ausland zu gehen,<br />
aber das weiss ich noch nicht so genau.<br />
* Judith Hunger, Öffentlichkeitsarbeit Departement Darstellende Künste<br />
und Film (judith.hunger@zhdk.ch).
36<br />
Zett 2–12 / Darstellende Künste und Film<br />
Generalprobe von Elfriede Jelineks «Im Abseits» mit Rosario Bona.<br />
Foto: Johannes Dietschi<br />
voice lab expanded<br />
Das vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte<br />
DOREProjekt «Disembo<strong>die</strong>d Voice. Stimme/Körper/Technik»<br />
betrieb Stimmforschung<br />
im Theater. In einer Modellinszenierung, einem<br />
RegieWorkshop und an einer Tagung wurden<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> künstlerischen Forschung präsentiert<br />
und diskutiert. Ingo Starz*<br />
Das Forschungsteam (Philippe Kocher, Simon Könz, Stefan<br />
Nolte, Ingo Starz, Germán ToroPérez), das sich aus dem Institute<br />
for the Performing Arts and Film und dem Institute for<br />
Computer Music and Sound Technology rekrutierte, untersuchte<br />
von Mai bis Dezember 2011 in mehreren Laborphasen<br />
<strong>die</strong> Stimme im elektroakustischen Raum.<br />
Vermessung <strong>der</strong> Stimme<br />
Am Anfang standen das Hören von Stimmen und <strong>der</strong> Versuch<br />
einer adäquaten Beschreibung vokaler Eigenheiten. Die elektroakustische<br />
Transformation <strong>der</strong> Parameter Lautstärke, Zeit<br />
und Raum war Ausgangspunkt für Testreihen, welche <strong>die</strong> Untersuchung<br />
des Verhältnisses zwischen technisch verän<strong>der</strong>ter<br />
Stimme und Körperstimme sowie <strong>der</strong> dadurch verän<strong>der</strong>ten<br />
Wahrnehmung bzw. Selbstwahrnehmung zum Gegenstand<br />
hatten. Von Beginn an verwendeten <strong>die</strong> wechselnden SprecherInnen<br />
kurze, mit auditiven Qualitäten versehene Texte. In<br />
technisch komplexeren Setups geriet <strong>die</strong> Stimme zunehmend<br />
in Interaktion: Die SprecherInnen nutzten <strong>die</strong> Mikrofone und<br />
Lautsprecher des Settings als Bühne und sorgten mit ihrer<br />
Stimme und den Möglichkeiten von Wie<strong>der</strong>gabeverzögerung<br />
und Aufzeichnung für klangliche Aktion im Raum. Bei den<br />
Laborphasen waren wechselnde Experten aus Wissenschaft<br />
und Praxis zugegen. Intensive Diskussionen, welche <strong>die</strong> Testreihen<br />
begleiteten, trugen zur fortschreitenden Verfeinerung<br />
technischer Einstellungen und zum Auffinden raumklanglich<br />
relevanter Setups bei.<br />
Stimmräume im Theater<br />
Im Januar 2012 fand ein dreitägiger Workshop im Fabriktheater<br />
<strong>der</strong> Roten Fabrik in Zürich statt. Mit dem Wechsel in den<br />
Theaterraum kam <strong>die</strong> szenische Dimension in den künstlerischen<br />
Forschungsprozess: Sprecherin und Sprecher entwickelten<br />
Improvisationen, <strong>die</strong> verschiedene Setups miteinan<strong>der</strong><br />
verbanden. Elfriede Jelineks Nobelpreisrede «Im Abseits»<br />
wurde als Textgrundlage <strong>der</strong> Modellinszenierung bestimmt.<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> Probenphase Ende April klärten <strong>der</strong> Regisseur<br />
Stefan Nolte sowie <strong>die</strong> Komponisten Philippe Kocher und<br />
Germán ToroPérez in einer Arbeitsklausur Fragen <strong>der</strong> Textfassung<br />
sowie Übersetzungsmöglichkeiten <strong>der</strong> JelinekRede<br />
in eine klangliche Raumkomposition. Mit dem Schauspieler<br />
Rosario Bona erfolgte in einem mehrwöchigen Probenprozess<br />
<strong>die</strong> Realisierung einer szenischen Umsetzung von «Im<br />
Abseits». Darin fanden <strong>die</strong> praktischen Ergebnisse <strong>der</strong> vorgängigen<br />
Forschungsphasen Eingang, und das technische Setting<br />
mutierte zum Bühnenraum. Die poetologische Textfläche<br />
wurde aufgebrochen und in verknappter Zusammensetzung<br />
in eine vielstimmige Performance verwandelt.<br />
Vokalität und Diskurs<br />
Vom 25. Mai bis 2. Juni 2012 folgten unmittelbar aufeinan<strong>der</strong><br />
Vorstellungen <strong>der</strong> Modellinszenierung, ein RegieWorkshop<br />
und eine wissenschaftliche Tagung. Im Workshop erprobten<br />
Claudia Bosse, Ruedi Häusermann und Michael Simon unter<br />
Anleitung von Philippe Kocher und Simon Könz mit <strong>der</strong><br />
Schauspielerin Sascha Ö. Soydan ausgewählte Setups. Dabei<br />
entstanden drei JelinekSkizzen, <strong>die</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Tagung<br />
«Disembo<strong>die</strong>d Voice. Theater im elektroakustischen Raum»<br />
zur Aufführung kamen. Das Zusammentreffen von WissenschaftlerInnen<br />
und PraktikerInnen am 1. und 2. Juni vertiefte<br />
in Vorträgen und Podiumsgesprächen Aspekte <strong>der</strong> Stimme<br />
und des elektroakustischen Raums. Darüber hinaus diskutierten<br />
<strong>die</strong> Teilnehmenden <strong>die</strong> Modellinszenierung und <strong>die</strong><br />
WorkshopSkizzen. Die Voten zu Möglichkeiten und Grenzen<br />
<strong>der</strong> mediatisierten Stimme im Theaterraum gingen angesichts<br />
<strong>der</strong> Darbietungen weit auseinan<strong>der</strong> und liessen zahlreiche<br />
Fragen zurück. Zur abschliessenden Auswertung des Projekts,<br />
<strong>die</strong> auch auf Aufzeichnungen <strong>der</strong> Aufführungen und eine Publikumsbefragung<br />
zurückgreifen kann, werden <strong>die</strong> aufgeworfenen<br />
Fragen wesentlich beitragen. Eine Buchpublikation mit<br />
DVD wird <strong>die</strong> künstlerische Forschung in Bälde umfassend<br />
dokumentieren.<br />
* Ingo Starz ist Projektleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute<br />
for the Performing Arts and Film, Departement Darstellende Künste und Film<br />
(ingo.starz@zhdk.ch).
Auf dem Set von «Senjor!», Kurzfilm von Ilir Hasanaj. Foto: Betty Fleck<br />
digitales kino:<br />
sterben<br />
<strong>jetzt</strong> <strong>die</strong> gefühle?<br />
Stu<strong>die</strong>rende <strong>der</strong> Fachrichtung Film drehten für<br />
einmal ihre Kurzfilme gleich doppelt. Ein unförmiges,<br />
grosses Gerät mit zwei Kameras lieferte<br />
das Grundlagenmaterial für ein interdisziplinäres<br />
Forschungsprojekt des Institute for the Performing<br />
Arts and Film. Die Frage ist, ob analog und<br />
digital gedrehte Filme unterschiedliche emotionale<br />
Reaktionen beim Publikum auslösen.<br />
Christian Iseli*<br />
An Handkamera war <strong>die</strong>smal nicht zu denken: 50 Kilogramm<br />
wiegt das Ungetüm, das <strong>die</strong> Szenen gleich zweimal aufnehmen<br />
kann. Gebaut werden solche Vorrichtungen eigentlich für 3D<br />
Filme: Zwei Kameras sind in einem 90°Winkel so angeordnet,<br />
dass sie über einen halb durchlässigen Spiegel denselben<br />
Bildausschnitt einfangen können. Beim Forschungsprojekt<br />
«Analog/Digital» wurde <strong>die</strong>se Technik genutzt, um Szenen<br />
gleichzeitig auf 35 mmFilm und auf digitale Daten aufzuzeichnen.<br />
So entstanden pro Film zwei Varianten, <strong>die</strong> sich lediglich<br />
in Bezug auf das Aufnahmeverfahren unterscheiden.<br />
In <strong>der</strong> Postproduktion wurde zusätzlich noch je eine weitere<br />
Variante hergestellt, bei welcher das digitale Material eine<br />
möglichst starke Angleichung an den analogen Look erfuhr.<br />
Um das Niveau <strong>der</strong> Nachbearbeitung im Bereich <strong>der</strong> Farbgestaltung<br />
und <strong>der</strong> Angleichung auf höchstem Niveau zu halten,<br />
kam mit Florian Martin ein internationaler Topspezialist zum<br />
Einsatz. Er ist in Fachkreisen unter an<strong>der</strong>em bekannt für seine<br />
Farbgestaltung von Tom Tykwers «Das Parfum» o<strong>der</strong> Peter<br />
Jacksons «The Lord oft he Rings».<br />
Die Wirkung <strong>der</strong> fertiggestellten Kurzfilmvarianten wird nun<br />
ab Herbst 2012 mit Testzuschauern überprüft. Dabei werden<br />
sowohl subjektive Eindrücke (mittels Fragebogen) wie auch<br />
objektive Indikatoren (Hautleitwi<strong>der</strong>stand, Puls, Augenbewegungen)<br />
mit einbezogen. Im Fokus <strong>der</strong> Untersuchung stehen<br />
<strong>die</strong> Fragen, ob sich <strong>die</strong> spezifischen Eigenschaften des analogen<br />
Bildes bei den Rezipienten in einem verän<strong>der</strong>ten Erleben<br />
<strong>der</strong> Filme nie<strong>der</strong>schlagen, und in welchem Umfang sich eine<br />
vergleichbare Wirkung allenfalls durch Nachbearbeitung des<br />
digitalen Films erreichen lässt.<br />
Das Forschungsprojekt «Analog/Digital» geht auf <strong>die</strong> Initiative<br />
des ZHdKDozenten und Kameramanns Pierre Mennel zurück<br />
und ist eine Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Uni Zürich (Seminar<br />
für Filmwissenschaft) und <strong>der</strong> Uni Bern (Psychologisches Institut).<br />
Partner des Projekts sind <strong>die</strong> renommierten Firmen<br />
ARRI (Kamerahersteller), Kodak und Egli Film (Kopierwerk<br />
und Postproduktion). Erste Publikationen darüber sind ab<br />
2013 zu erwarten.<br />
* Prof. Christian Iseli ist Leiter des Forschungsprojekts «Analog/Digital» und<br />
Dozent an <strong>der</strong> Fachrichtung Film im Departement Darstellende Künste und<br />
Film (christian.iseli@zhdk.ch).
38<br />
Zett 2–12 / Darstellende Künste und Film<br />
zürcher schauspielausbildung<br />
feiert<br />
75. geburtstag<br />
Dass <strong>die</strong> Schauspielausbildung in Zürich heuer<br />
75 Jahre alt wird, ist bemerkenswert und den<br />
vielen Menschen zu verdanken, <strong>die</strong> sich in <strong>die</strong>ser<br />
Geschichte leidenschaftlich stark gemacht haben.<br />
Hartmut Wickert *<br />
Die Schweiz und das Theater – das ist wohl eher <strong>die</strong> Geschichte<br />
des Volkstheaters und des Laienspiels als <strong>die</strong> des ja doch<br />
eher den höfischen Zusammenhängen entsprungenen institutionellen<br />
Theaters wie es Österreich (Burgtheater), Deutschland<br />
(Nationaltheater), Frankreich (Comé<strong>die</strong> Française) und<br />
England (National Theatre) kennen.<br />
Die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Schauspielausbildung ist eine<br />
Geschichte ihrer Räumlichkeiten: Krautgartengasse 2, Hirschengraben<br />
4, Winkelwiese 4, Gessnerallee 11–13, Depot Tiefenbrunnen,<br />
Depot Hardturm, dazu zahlreiche Proberäume,<br />
Werkstätten, Spielorte. Ein faszinieren<strong>der</strong> kulturpolitischer<br />
Entwicklungsgang: vom Wohnzimmer einer Schauspielerin<br />
ins ToniAreal. Die Schauspielausbildung und ihre Geschichte<br />
ist auch eine Geschichte <strong>der</strong> Institutionen: Ein freies Spiel <strong>der</strong><br />
darstellerischen Kräfte wird domestiziert und in eine Ausbildungshochburg<br />
transportiert.<br />
Paulina Treichler, Felix Rellstab und Peter Danzeisen sind <strong>die</strong><br />
drei Leuchttürme, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Mekka <strong>der</strong> Leiblichkeit zum Leben<br />
erweckt und lebendig erhalten haben. Die Gesangslehrerin<br />
Paulina Treichler gründete 1937 <strong>die</strong> Genossenschaft Bühnenstudio<br />
Zürich, verkaufte, um <strong>die</strong> Finanzierung des Unternehmens<br />
zu ermöglichen, Anteilscheine zu je 50 Franken, erwarb<br />
selber den ersten und organisierte, besser improvisierte <strong>die</strong><br />
Ausbildung des schweizerischen Bühnennachwuchses – in<br />
<strong>der</strong> eigenen Wohnung an <strong>der</strong> Krautgartengasse.<br />
Im Jahr 1944 konstituierte sich <strong>die</strong> Schweizerische Theaterschule<br />
AG, Zürich, <strong>die</strong> neben den Abteilungen Schauspiel und<br />
Oper auch Laientheater sowie Tanz vorsah. Hauptaktionäre<br />
waren <strong>der</strong> Kanton, <strong>die</strong> Stadt und Pro Helvetia, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Aktionäre waren Vereine und Gesellschaften, <strong>der</strong>en Interessen<br />
mit <strong>der</strong> Theaterschule verbunden waren, wie das Konservatorium,<br />
<strong>die</strong> Neue Schauspiel AG (Schauspielhaus), <strong>die</strong> Theater<br />
AG (Opernhaus) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Theaterverein.<br />
1964, Felix Rellstab leitete <strong>die</strong> Theaterschule, wurde ein neuer<br />
Name aus <strong>der</strong> Taufe gehoben: «Bühnenstudio Zürich. Schweizerische<br />
Schauspielschule. Leitung Felix Rellstab» steht auf<br />
den Briefschaften. Das Odium des «Unschweizerischen» legte<br />
das Bühnenstudio durch <strong>die</strong>se Namensgebung ausdrücklich ab<br />
– auch in <strong>der</strong> Hoffnung, so von «auswärtigen Instanzen» eher<br />
Beiträge zu erhalten. Das Odium des Unseriösen, Unernsten<br />
und Unbürgerlichen verschwand 1973 dann endgültig mit dem<br />
neuen Namen Schauspielakademie Zürich, <strong>der</strong> zudem eine<br />
akademische, wissenschaftlich fun<strong>die</strong>rte Ausbildung verhiess.<br />
Felix Rellstab festigte nicht nur <strong>die</strong> institutionelle Solidität des<br />
Instituts, er realisierte auch den Traum einer angemessenen<br />
und (im deutschsprachigen Raum damals durchaus) einmaligen<br />
baulichen Situierung.<br />
Über <strong>die</strong> neuen, grossen, einzigartig ausgestatteten Räume<br />
konnte sich Peter Danzeisen freuen, <strong>der</strong> mit dem Einzug <strong>der</strong><br />
Schauspielakademie in <strong>die</strong> Gessnerallee 1994 <strong>die</strong> Nachfolge<br />
von Felix Rellstab übernahm. Und er nutzte <strong>die</strong> neuen Möglichkeiten:<br />
für das Proben und Spielen in bühnengerechten<br />
Räumen, das <strong>die</strong> Ausdruckskraft <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>renden steigerte;<br />
für Weiterbildungsangebote für Theaterschaffende und für ein<br />
schuleigenes Theater. Das denkmalgeschützte Haus war mit<br />
mo<strong>der</strong>nster Technik ausgerüstet und so umgebaut worden,<br />
dass sich alte und neue Bauelemente funktional miteinan<strong>der</strong><br />
verbanden.<br />
Anfang <strong>der</strong> 1990erJahre hatte <strong>die</strong> Schweiz <strong>die</strong> Reform <strong>der</strong><br />
Hochschulausbildung auf den Weg gebracht. Das Konzept:<br />
Fachhochschulen sollten nach den Zielvorgaben des Bundesrats<br />
– schweizweit harmonisiert – als Ausbildungsstätten auf<br />
Hochschulstufe ein praxisorientiertes Diplomstudium anbieten.<br />
Die Schauspielakademie hatte bei <strong>die</strong>sen Vorgaben keine<br />
Chance. Sie war zu klein und erfüllte als einzelne Institution<br />
<strong>die</strong> gesetzlichen Auflagen nicht. Deshalb gründeten <strong>die</strong> Genossenschaft<br />
Schauspielakademie und Träger ähnlicher privater<br />
Institutionen – <strong>der</strong> Konservatorien Zürich und Winterthur<br />
sowie <strong>der</strong> 1977 gegründeten Jazzschule und <strong>der</strong> 1986 gegründeten<br />
Schweizerischen Ballettberufsschule – im April 1999<br />
den Verein <strong>Hochschule</strong> Musik und Theater (HMT).<br />
Seit 2007 ist <strong>die</strong> Schauspielausbildung Teil <strong>der</strong> damals gegründeten<br />
<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste, genauer des Departements<br />
Darstellende Künste und Film. Die Ausbildung wird nun<br />
zweistufig angeboten und <strong>die</strong> BachelorAusbildung – auch eine<br />
Referenz an <strong>die</strong> Personen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>s geschafft haben – in <strong>der</strong><br />
Gessnerallee bleiben; <strong>die</strong> MasterAusbildung ist ab Herbst 2013<br />
im ToniAreal angesiedelt, dem neuen Standort <strong>der</strong> ZHdK.<br />
Jubiläumsfeier<br />
Am 7. und 8. September 2012 wird an <strong>der</strong> Gessnerallee gefeiert.<br />
Festrednerinnen und Grussbotschafter aus Politik, Kultur und<br />
Theater eröffnen den Anlass, anschliessend präsentiert <strong>der</strong><br />
<strong>die</strong>sjährige BachelorStu<strong>die</strong>ngang Schauspiel <strong>die</strong> Abschlussinszenierung:<br />
eine kraftvolle, ensembleorientierte Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit García Lorcas Stück «Bluthochzeit».<br />
Der Samstag, 8. September, ist den Ehemaligen gewidmet. Eine<br />
ganze Reihe aktueller Produktionen aus <strong>der</strong> Theaterausbildung<br />
sowie GastActs von diversen KünstlerInnen, <strong>die</strong> mit <strong>der</strong><br />
Ausbildung in Verbindung stehen, sind auf Bühne A zu sehen.<br />
Die Veranstaltung ist teilweise auch einem breiten Publikum<br />
zugänglich. Das gesamte Programm ist ab August 2012 auf <strong>der</strong><br />
Website des Theaters <strong>der</strong> Künste zu sehen.<br />
* Prof. Hartmut Wickert ist Direktor Departement Darstellende Künste und<br />
Film (hartmut.wickert@zhdk.ch).<br />
informationen: http://www.zhdk.ch/index.php?id=90
In <strong>die</strong>sen Häusern schrieb <strong>die</strong> <strong>Zürcher</strong><br />
Schauspielausbildung Geschichte:<br />
1 1996–heute: Standort Gessneralle 9–13<br />
2 1965–1996: Standort Villa Tobler,<br />
Winkelwiese 4 (Theaterbetrieb im<br />
Depot Tiefenbrunnen von 1975–1995)<br />
3 1952–1965: Standort Hirschengraben 4<br />
4 1937–1952: Standort Krautgartengasse 2<br />
2<br />
1<br />
3<br />
4
40<br />
Zett 2–12 / Musik<br />
kammermusik –<br />
ein<br />
gemeinschaftswerk<br />
Kammermusik nimmt einen zentralen Platz in<br />
<strong>der</strong> Ausbildung am Departement Musik ein. Das<br />
hat gute Gründe: An kaum einer an<strong>der</strong>en Stelle<br />
lassen sich so viele Kompetenzen für den Musikberuf<br />
gleichzeitig erwerben. Eckart Heiligers*<br />
«In <strong>der</strong> Kammermusik hat man <strong>die</strong> wun<strong>der</strong>bare Aufgabe,<br />
<strong>die</strong> Mitspieler so gut klingen zu lassen, wie sie allein niemals<br />
spielen könnten.» Diese Äusserung des früheren BeauxArts<br />
TrioCellisten Bernhard Greenhouse fasst treffend zusammen,<br />
worauf es im Zusammenspiel ankommt: Verständnis für <strong>die</strong><br />
an<strong>der</strong>en, weil man weiss, was <strong>die</strong> Rolle jedes Einzelnen im<br />
Ensemble ist. Die Basis dafür bilden eine genaue Kenntnis<br />
<strong>der</strong> Partitur, präzises Hören, reibungsloses Können und hohe<br />
Sozialkompetenz.<br />
Kammermusik bedeutet jegliches Musizieren von zwei o<strong>der</strong><br />
mehr Mitspielenden: Duo, Trio, Quartett, Quintett bis hin zu<br />
Kammerorchester o<strong>der</strong> sogar Sinfonieorchester.<br />
Das Zusammenspiel macht <strong>die</strong> Musik<br />
Sir Simon Rattle versteht sein Berliner Philharmonisches Orchester<br />
als «Kammermusikmaschine», in <strong>der</strong> <strong>die</strong> einzelnen<br />
InstrumentalistInnen lebendig aufeinan<strong>der</strong> reagieren und wo<br />
<strong>der</strong> Dirigent eine eher mo<strong>der</strong>ierende Rolle hat. Das musikalische<br />
«Gespräch unter vernünftigen Leuten» lockt das Beste<br />
aus allen Beteiligten heraus. Auch ein individualistischer<br />
Musiker wie Miles Davis verdankt seine fulminantesten Aufnahmen<br />
dem Zusammenwirken mit starken, inspirierenden<br />
Musikerkollegen.<br />
Ob in <strong>der</strong> Klassik, im Jazz o<strong>der</strong> im Rock/PopBereich, das<br />
Zusammenspiel for<strong>der</strong>t vom Einzelnen klare Definitionen<br />
und begründbare Entscheide im Musizieren. Man muss wissen,<br />
was man will, und <strong>die</strong>s ist den an<strong>der</strong>en respektvoll zu<br />
vermitteln. Umgekehrt formt das Feedback <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>die</strong><br />
Eigenwahrnehmung und hilft, künstlerisch präzise zu charakterisieren.<br />
Kammermusik als idealer Weg zu einer Ausbildung <strong>der</strong> gesamten<br />
Musikerpersönlichkeit hat daher eine lange Tradition.<br />
Beispielhaft ist das von Rudolf Serkin gegründete MarlboroFestival<br />
in den USA, wo jeden Sommer <strong>die</strong> besten NachwuchsmusikerInnen<br />
zusammenkommen, um mit erfahrenen<br />
KollegInnen zu musizieren. Auch das von Martha Argerich<br />
in Lugano geführte Festival Progetto zielt in <strong>die</strong>se Richtung.<br />
Die Ausbildung an <strong>der</strong> ZHdK<br />
Die Kammermusikausbildung an <strong>der</strong> ZHdK vollzieht sich auf<br />
mehreren Ebenen: Zu Beginn wird grundlegendes Ensembletraining<br />
in grösseren Gruppen (Streicherinnen/Bläser) unterrichtet.<br />
Für PianistInnen gibt es eine spezielle Schulung im<br />
Trio Rafale: 1. Preis am Melbourne International Chamber Music Competition<br />
2011, Foto: Andreas Zihler<br />
«Begleiten». Daneben ist es möglich, sich für den Unterricht<br />
in frei wählbaren Kammermusikformationen verschiedener<br />
Grösse einzuschreiben. Etwa 80 Ensembles pro Semester spiegeln<br />
den hohen Stellenwert im Curriculum.<br />
Innerhalb des Aufbaustudiums (Master of Arts in Specialized<br />
Music Performance) werden <strong>die</strong> Schwerpunkte «Klavierkammermusik<br />
und Liedgestaltung» für PianistInnen sowie «Liedduos<br />
und Instrumentalensembles» bei speziellen Dozierenden<br />
angeboten, <strong>die</strong> selbst in <strong>die</strong>sem Bereich international konzertierend<br />
tätig sind. Darüber hinaus gibt es eine jährliche<br />
Kammermusikakademie, bei <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>rende mit Dozierenden<br />
zusammen Werke einstu<strong>die</strong>ren und in Konzerten aufführen<br />
können.<br />
Kammermusik im Berufsleben<br />
Kammermusik ist für <strong>die</strong> meisten MusikerInnen <strong>die</strong> beste<br />
Möglichkeit, eigenständig konzertierend tätig zu sein, sei<br />
es aus einem Orchester heraus, sei es freischaffend. Bereits<br />
im Studium bilden sich Netzwerke, <strong>die</strong> oft selbst nach Jahrzehnten<br />
noch fruchtbar sind. Im Idealfall finden sich auch<br />
feste Formationen, <strong>die</strong> sich ihren Weg auf <strong>die</strong> Po<strong>die</strong>n bahnen,<br />
wie in den letzten Jahren zum Beispiel das GalateaQuartett<br />
und das Trio Rafale, welche nach internationalen Wettbewerbserfolgen<br />
auf dem Weg sind, sich einen festen Platz im<br />
weltweiten Konzertleben zu erspielen.<br />
In einem solchen Ensemble musikalisch und menschlich zu<br />
harmonieren, ist ein Glücksfall und setzt jahrelange gemeinsame<br />
Entwicklung und Arbeit voraus. An <strong>der</strong> ZHdK sind <strong>die</strong><br />
künstlerischen und organisatorischen Freiräume dazu gegeben,<br />
individuelle Musikerbiografien zu gemeinschaftlichen<br />
werden zu lassen.<br />
* Eckart Heiligers ist Hauptfachdozent für Klavier und Kammermusik im Profil<br />
Klassik, Departement Musik (eckart.heiligers@zhdk.ch).
globale<br />
nischen<br />
<strong>der</strong> musik<br />
Vom 29. bis 31. Mai 2012 fanden in Bern und<br />
Zürich <strong>die</strong> Thementage «Musik und Globalisierung»<br />
statt, an denen Wissenschaftler,<br />
Musikjournalis tinnen und Musiker diskutierten,<br />
wie Musik in <strong>der</strong> globalisierten Welt produziert<br />
und konsumiert wird. Julio Mendívil*<br />
Die Veranstaltung wurde vom Team des Schweizer Netzwerks<br />
Norient organisiert und knüpfte an das vom Schweizerischen<br />
Nationalfonds unterstützte transdisziplinäre Forschungsprojekt<br />
«Globale Nischen – Musik in einer transnationalen Welt»<br />
<strong>der</strong> ZHdK an. 1<br />
Thomas Burkhalter und Simon Grab (ZHdK) hielten als Gastgeber<br />
am ersten Tag ein einleitendes Referat, in dem sie Ergebnisse<br />
aus dem Forschungsprojekt präsentierten und relevante<br />
Fragen zum Thema Musik und Globalisierung stellten: Wie<br />
wird Musik in einer digitalisierten und globalisierten Welt<br />
produziert und konsumiert? Welche musikalische o<strong>der</strong> aussermusikalische<br />
Wirkung hat <strong>die</strong> Globalisierung? Vorträge zu<br />
unterschiedlichen Musikphänomenen sowie Podiumsdiskussionen<br />
lieferten einige Antworten.<br />
Weites musikalisches Feld<br />
Oliver Seibt eröffnete <strong>die</strong> Reihe <strong>der</strong> Vorträge mit einer sehr<br />
soliden Präsentation über Visualkei, eine japanische Musikrichtung,<br />
<strong>die</strong> sich durch eine manieristische visuelle Repräsentation<br />
charakterisiert. Seibt besprach <strong>die</strong> konzeptuellen<br />
Unterschiede zwischen japanischen und europäischen Fans<br />
einer Musik, <strong>die</strong> im Gegensatz zu Rock o<strong>der</strong> Heavy Metal<br />
«nichtauthentisch» sein möchte. Der Virtualität des Themas<br />
entsprechend erörterte Stefanie Alisch via Skype den Tanz<br />
Kuduro und <strong>die</strong> Bildung einer nationalen Identität in Angola.<br />
Britta Sweers referierte am nächsten Tag über afghanische<br />
Musiker in <strong>der</strong> europäischen Diaspora und zeigte auf, dass das<br />
politisch gefärbte Bild Afghanistans in Europa <strong>die</strong> Rezeption<br />
afghanischer Musik stark prägt. Julio Mendívil äusserte sich<br />
zur angeblich südamerikanischen Musik in den Fussgängerzonen<br />
europäischer Städte. Der Schweizer Soziologe Peter<br />
Kraut thematisierte in seinem Vortrag <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> Globalisierung auf <strong>die</strong> sogenannte Kunstmusik<br />
und <strong>die</strong> Popularmusik, während Dieter Ringlis Vortrag<br />
<strong>die</strong> Neue Volksmusik in <strong>der</strong> Schweiz beinhaltete.<br />
Musik / Zett 2–12 41<br />
Brisante Gespräche und Podiumsdiskussionen<br />
Beson<strong>der</strong>es interessant waren <strong>die</strong> Gespräche mit Musiker<br />
Innen wie Meduoteran und Tim & Puma Mimi, in denen <strong>die</strong>se<br />
ihre Ansichten bezüglich <strong>der</strong> Anwendung von neuen Me<strong>die</strong>n<br />
(Musik via Skype) o<strong>der</strong> musikalischer Vermischungen (Balkan<br />
und <strong>die</strong> Türkei) kundtaten. Ebenfalls anregend waren <strong>die</strong><br />
Podiumsdiskussionen, in <strong>der</strong>en Rahmen sich ProduzentInnen<br />
und MusikerInnen über <strong>die</strong> neuen Bedingungen für <strong>die</strong> Musikproduktion<br />
austauschten. Jay Rutledge, Daniel Künzler und<br />
Marc Schwegler setzten sich unter <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ation von Jodok<br />
Kobelt mit afrikanischer Musikproduktion heute auseinan<strong>der</strong>,<br />
während Andreas Ryser, Carine Zuber, Philipp Schny<strong>der</strong><br />
und Sandra Passaro (Mo<strong>der</strong>ation: Christoph Jacke) sich zu<br />
den Musikstrategien im Zeitalter digitaler Me<strong>die</strong>n äusserten.<br />
Beson<strong>der</strong>s interessant war <strong>die</strong> Diskussion in Bezug auf Kulturpolitik<br />
und Austauschprojekte mit dem Balkan, an <strong>der</strong> sich<br />
Jonas Kocher, Robert Roža, Tamriko Kordzaia, Boris Previsic<br />
und Mauro Abbühl beteiligten. Die Diskussion liess eine Frage<br />
offen: Ist <strong>die</strong>ser Austausch zwischen Westen und Osten nicht<br />
eine neue Form kolonialistischer Entwicklungshilfe?<br />
Filme und Konzerte illustrierten den Inhalt <strong>der</strong><br />
Veranstaltung<br />
Neben anregenden Vorträgen und Diskussionen wurden während<br />
<strong>der</strong> Thementage auch Filme über Musik gezeigt wie etwa<br />
«Kings of the Gambia» des Regisseurs David Vogel und «The<br />
Shukar Collective Project» des rumänischen Regisseurs Matej<br />
Alexandru Mocanu, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Konflikte transkultureller Projekte<br />
thematisiert. Das Programm beinhaltete ausserdem Konzerte<br />
mit so unterschiedlichen KünstlerInnen wie Nilsa aus Mosambik,<br />
das Duo Kocher und Roža, <strong>die</strong> elektronische Musik vortrugen,<br />
und <strong>die</strong> The National Fanfare of Kadebostany, <strong>die</strong> mit<br />
ihrer Musik aus dem Osten <strong>die</strong> Tagung beschlossen. Insgesamt<br />
boten <strong>die</strong> Thementage «Musik und Globalisierung» Gelegenheit,<br />
<strong>die</strong> vielen Aspekte <strong>der</strong> heutigen Musikproduktion und<br />
des Musikkonsums unserer digitalisierten und globalisierten<br />
Zeit zu reflektieren.<br />
* Dr. Julio Mendívil ist Musikethnologe und Privatdozent <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für<br />
Musik, Theater und Me<strong>die</strong>n Hannover (julio.mendivil@unikoeln.de)<br />
1 Forschungsprojekt «globale Nischen – Musik in einer<br />
transnationalen Welt»<br />
Das transdisziplinäre Forschungsprojekt untersucht Musik als ein multidimensionales<br />
Phänomen, das tiefe Einblicke in <strong>die</strong> sozialen, politischen und<br />
kulturellen Prozesse und Strukturen <strong>der</strong> globalisierten Welt zulässt. Als Forschungssample<br />
<strong>die</strong>nen Musikerinnen und Musiker aus ehemals kolonisierten<br />
Län<strong>der</strong>n und ihre NetzwerkPartner in <strong>der</strong> Schweiz. Das musikalische Feld erstreckt<br />
sich von <strong>der</strong> nicht akademischen Computermusik, elektroakustischen<br />
Musik, Noise und Sound Art zu Stilen <strong>der</strong> urbanen Clubmusik.<br />
Am Forschungsprojekt beteiligt sind das Institute for Cultural Stu<strong>die</strong>s (ICS)<br />
und das Institute for Computer Music and Sound Technology (ICST) <strong>der</strong><br />
ZHdK, das Institut für Musik <strong>der</strong> Universität Oldenburg, das Institut für<br />
Populäre Musik und Me<strong>die</strong>n an <strong>der</strong> Universität Pa<strong>der</strong>born und <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>ngang<br />
Kulturelle Anthropologie <strong>der</strong> Musik an <strong>der</strong> Universität Bern sowie weitere<br />
Partner. Projektleitung: Dr. Thomas Burkhalter.
42<br />
happy<br />
new ears!<br />
Über das neue Jahresthema «Vom Nullpunkt» des<br />
Departements Musik, seine Umsetzung in einem<br />
Orchesterkonzert und seine Erörterung in einem<br />
Symposium zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe<br />
berichtet Jörn Peter Hiekel*<br />
Was ist ein Jahresthema? Der Versuch, <strong>die</strong> in unterschiedlichste<br />
Teilbereiche aufgefächerten Aktivitäten mit einem<br />
Leitgedanken zu versehen – und das nicht auf krampfhafte,<br />
son<strong>der</strong>n auf eher kreativspielerische Weise. Dieser Leitgedanke<br />
liegt irgendwo zwischen schlichter Selbstvergewisserung<br />
und magischer Zauberformel. Er kann vieles von dem<br />
beleuchten, was im Departement Musik ohnehin geschieht.<br />
Aber er dürfte darüber hinaus – so ist zu hoffen – auch neue<br />
Denkanstösse geben. Vielleicht schafft er ein Bewusstsein dafür,<br />
was unser täglicher Umgang mit Musik (in und ausserhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong>) eigentlich heissen kann.<br />
Begonnen haben <strong>die</strong> Leitthemen – nicht spektakulär, aber<br />
unübersehbar – vor zwei Jahren, als es um das Thema «Routine»<br />
ging. In mehreren Bereichen des Departements gab es<br />
Reflexionen über <strong>die</strong> Notwendigkeit, aber zugleich über <strong>die</strong><br />
Gefahren <strong>der</strong> (blossen) Routine beim Umgang mit Musik.<br />
Nicht viel an<strong>der</strong>s war <strong>die</strong>s im Stu<strong>die</strong>njahr 2011/12 mit dem<br />
Jahresthema «Instrument?!». Da fand, um nur eine Aktivität<br />
herauszugreifen, in <strong>der</strong> Montagsreihe <strong>der</strong> Spektrumkonzerte<br />
<strong>die</strong> Begegnung mit ganz eigenwilligen und originellen Handhabungen<br />
von Instrumenten statt.<br />
Offenheit gegenüber Ungewohntem<br />
Was aber ist ein Nullpunkt, und warum meinen wir, dass <strong>die</strong><br />
Formel «Vom Nullpunkt» unser Denken anregt und als Jahresthema<br />
taugt? «Der Nullpunkt ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt für<br />
gemessene o<strong>der</strong> berechnete Werte, ab dem <strong>die</strong>se (...) bewertet<br />
o<strong>der</strong> gezählt werden», heisst es in Wikipedia – wir kennen das,<br />
wovon hier <strong>die</strong> Rede ist, vom Zollstock o<strong>der</strong> vom Strommessgerät.<br />
Doch für den Umgang mit Musik darf’s schon ein wenig<br />
poetischer sein: Es geht im Kern um jene Offenheit gegenüber<br />
dem Unbekannten o<strong>der</strong> wenig Geläufigen, <strong>die</strong> uns bei allen<br />
Entdeckungsreisen im Reich <strong>der</strong> Musik beflügeln kann.<br />
«Happy New Ears» lautet eine schöne Formel, <strong>die</strong> John Cage,<br />
einer <strong>der</strong> Jubilare des Jahres 2012, für <strong>die</strong>se Offenheit erdacht<br />
hat. Gerade von Cage stammt ja auch jenes berühmte «stille<br />
Stück», das den Titel «4’33» trägt – und ein auskomponiertes<br />
Schweigen ist. Wer <strong>die</strong>ses Stück schon erlebt hat o<strong>der</strong> es sich<br />
vorstellt, weiss: Ein vollkommenes Schweigen gäbe es nur in<br />
einem schalltoten Raum. Doch <strong>der</strong> bewusste «Nullpunkt», den<br />
Cage mit seinem Stück setzt, erinnert uns in elementarer Weise<br />
daran, was Musik eigentlich ist. Und gerade davon handeln<br />
fast alle Kompositionen des Amerikaners.<br />
Satie meets Cage<br />
Dem wird am 15./16. September 2012 ein gewichtiges SemestereröffnungsProjekt<br />
nachspüren. In gleich zwei Konzerten<br />
wird das Orchester <strong>der</strong> ZHdK unter <strong>der</strong> Leitung des<br />
renommierten Dirigenten Jürg Wyttenbach Werke von John<br />
Cage mit jenen von Erik Satie kombinieren, einem grossen<br />
Impulsgeber von Cage. Und wie <strong>die</strong>ser schuf auch Satie eine<br />
Musik, <strong>die</strong> in ihrer Einfachheit vielerlei Erwartungen bewusst<br />
unterläuft. Cage hatte dafür eine einleuchtende Erklärung<br />
parat und sprach von dem «Versuch, unser Bewusstsein um
Möglichkeiten zu erweitern, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>s sind als <strong>die</strong>, <strong>die</strong> wir<br />
bereits kennen». Es ging ihm ausdrücklich darum, «unser<br />
Gedächtnis von unseren Vorlieben zu befreien». Und um <strong>die</strong><br />
positiven Energien, <strong>die</strong> dadurch freigesetzt werden können.<br />
Cage und Satie sind gewiss nicht <strong>die</strong> Einzigen, <strong>die</strong> uns erfahren<br />
lassen, was ein Nullpunkt beim Umgang mit Musik sein kann.<br />
Höchst ungewöhnliche, staunenmachende Erfahrungen werden<br />
auch durch sehr viele an<strong>der</strong>e Musik vermittelt. Wie aber<br />
lassen sich <strong>die</strong>se Erfahrungen beschreiben? Vielleicht mithilfe<br />
<strong>der</strong> im Jahresthema unüberhörbar anklingenden Begriffe wie<br />
Aufbruch o<strong>der</strong> Voraussetzungslosigkeit: Aufbrüche gab es in<br />
<strong>der</strong> Musikgeschichte immer wie<strong>der</strong>. Es kann von grossem Reiz<br />
sein, sie spielend und hörend nachzuvollziehen und dabei alle<br />
Vertrautheit einmal beiseitezuschieben, also ein gleichsam<br />
voraussetzungsloses Erleben zu entdecken.<br />
Was kann das alles für den Umgang mit Musik heissen? Es<br />
kann heissen, sie so zu erleben, dass man zunächst einmal<br />
<strong>der</strong> Frage nachspürt, warum gerade <strong>die</strong>ser o<strong>der</strong> jener Ton<br />
o<strong>der</strong> <strong>die</strong>se o<strong>der</strong> jene Form komponiert ist – und nicht einfach<br />
nichts. KomponistInnen aller Zeiten haben immer wie<strong>der</strong> alle<br />
gängigen Prägungen infrage gestellt, um <strong>die</strong> Bereitschaft zu<br />
dem zu stimulieren, was das «Abenteuer» des Musikhörens<br />
ausmacht. Erfahrungen <strong>der</strong> abenteuerlichen Kraft von Musik<br />
haben ihre grösste Intensität wohl dann, wenn sie ins Offene,<br />
Unbekannte führen. Und dabei vermag gerade Musik <strong>die</strong> Hörenden<br />
in eine Situation zu versetzen, in <strong>der</strong> sie <strong>die</strong> eigene<br />
Wahrnehmung wahrnehmen und <strong>die</strong> eigene Offenheit spüren.<br />
Symposium<br />
Alles das – und so manches an<strong>der</strong>e – sind NullpunktErfahrungen,<br />
zu denen das Jahresthema des Departements Musik<br />
anregen möchte. Um das Ganze anhand von Beispielen zu<br />
diskutieren, gibt es am 29./30. Oktober 2012 ein Symposium,<br />
das alle Teilbereiche des Departements in ungewöhnlicher<br />
Weise zu verbinden versucht. Unter dem Titel «Vom Nullpunkt?<br />
AufbruchsEreignisse in <strong>der</strong> Musikgeschichte zwischen<br />
dem Mittelalter und <strong>der</strong> Gegenwart» werden, ausgehend<br />
von Vorträgen einiger ZHdKDozieren<strong>der</strong>, wichtige Werke<br />
o<strong>der</strong> musikgeschichtliche Ereignisse betrachtet. Es geht dabei<br />
auch darum, bestimmte Situationen <strong>der</strong> Musikgeschichte –<br />
und zudem Ereignisse aus neuester Zeit – in ihrer jeweiligen<br />
Beson<strong>der</strong>heit und Faszinationskraft besser zu verstehen.<br />
Mit beidem, dem Eröffnungskonzert im September und<br />
dem Symposium Ende Oktober, beginnt ein Reigen von<br />
«Nullpunkt»Veranstaltungen, <strong>die</strong> über das gesamte Stu<strong>die</strong>njahr<br />
2012/13verteilt sind. Sie alle möchten zeigen, dass <strong>der</strong><br />
fantasievolle Umgang mit einem Jahresthema wie <strong>die</strong>sem das<br />
Hören und Erleben von Musik zu intensivieren vermag. Die<br />
schöne Formel «Happy New Ears» des Impulsgebers John<br />
Cage könnte man dabei als eines <strong>der</strong> Leitmotive ansehen.<br />
* Jörn Peter Hiekel ist Dozent in den Bereichen Musikgeschichte und<br />
Musikästhetik am Departement Musik (joern_peter.hiekel@zhdk.ch).<br />
Musik / Zett 2–12 43<br />
Fotografien von Regula Bearth aus dem Jahresprogramm Musik <strong>der</strong> ZHdK.<br />
satie meets cage<br />
Orchester <strong>der</strong> ZHdK; Werner Bärtschi, Klavier und Leitung, Jürg Wyttenbach,<br />
Leitung. Zwei verschiedene Programme mit Werken von Erik Satie und<br />
John Cage. 15. september 2012, 19.30 h, 16. september 2012, 17.00 h,<br />
Grosser Saal, Tonhalle Zürich<br />
symposium zum Jahresthema 2012/13 des Departements Musik<br />
«Vom Nullpunkt? Aufbruchsereignisse in <strong>der</strong> Musikgeschichte zwischen dem<br />
Mittelalter und <strong>der</strong> Gegenwart». Mit Günther Dissertori (Zürich), Hans Ulrich<br />
Reck (Köln), Clemens Bellut (Frankfurt) und Dozierenden <strong>der</strong> ZHdK.<br />
29./30. oktober 2012, Kleiner Saal, Florhofgasse 6, Zürich<br />
www.zhdk.ch/?events
44<br />
Zett 2–12 / Musik<br />
wie<br />
weihnachten<br />
Das Departement Musik hat sich für das Stu<strong>die</strong>njahr<br />
2012/13 als Motto <strong>die</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit Nullpunkten gegeben. Davon zeugt auch<br />
das NovemberProgramm des ArcenCiel, dem<br />
Ensemble für zeitgenössische Musik <strong>der</strong> ZHdK.<br />
Felix Baumann*<br />
Nullpunkte in <strong>der</strong> Musik, verstanden als Erfahrungsräume,<br />
können in völlig entgegengesetzten Thematiken freigelegt<br />
werden. Gemeinsam sind den Stücken allen aber eine Unbedingtheit<br />
des einen spezifischen Orts im Arbeitsprozess<br />
und <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong>se Unbedingtheit <strong>die</strong> Stücke zu dem<br />
macht, was sie sind.<br />
Im Zentrum des Konzertabends unter <strong>der</strong> Leitung von Simeon<br />
Pironkoff steht «Inventario IV» von Germán ToroPérez, dem<br />
Leiter des Institute for Computer Music and Sound Technology<br />
<strong>der</strong> ZHdK. Inventarisieren wird hier als Tätigkeit<br />
verstanden, sich in einem ausgewählten Raum Ordnung und<br />
Übersicht zu verschaffen. «Inventario IV» stellt ToroPérez’<br />
bisher umfassendste Arbeit in <strong>die</strong>sem Zyklus dar, in dem er<br />
schrittweise vom reinen Tonbandstück («Inventario I») zum<br />
reich besetzten Ensemblestück («Inventario IV») immer feingliedrigere<br />
Aufzeichnungen von scheinbar unzusammenhängenden<br />
Materialien zur bewegenden Aussage verdichtet.<br />
Das Unbedingte, an das zu kommen wäre, hatte Claude Vivier<br />
als Kind in <strong>der</strong> Weihnachtsmesse erfahren. Dieses unendlich<br />
aufwühlende und beglückende Erlebnis wie<strong>der</strong> zu erreichen,<br />
daran arbeitete <strong>der</strong> Komponist unermüdlich. Komponieren<br />
Ensemble ArcenCiel. Foto: Daniela Huser<br />
müsse wie Weihnachten sein, feierlich, mythisch, immer aufs<br />
Neue <strong>die</strong> Götter nachahmend.<br />
Für Luigi Dallapiccola waren politische Erfahrungen im faschistischen<br />
Italien zu Beginn <strong>der</strong> 1940erJahre Ausgangspunkt<br />
für eine visionäre Musik, <strong>die</strong> er entlang den poetischen<br />
Versen von Antonio Machado entworfen hat. Dadurch wird<br />
dem Publikum betörende Musik geschenkt.<br />
Eckpunkte <strong>der</strong> kompositorischen Praxis von Emmanuel Nunes<br />
schliesslich sind <strong>der</strong> Klang in <strong>der</strong> Zeit, das unbedingte Klingen<br />
und <strong>die</strong> Frage, welche Notationsformen, Instrumentationen<br />
und Artikulationen den Klängen jenes Leben einhauchen, aus<br />
dem sie selber sprechen.<br />
Vier unterschiedliche Erfahrungsräume werden einem interessierten<br />
Publikum vorgestellt, das Lust hat, <strong>die</strong> eigenen<br />
Koordinatensysteme zu überprüfen, zu hinterfragen und hoffentlich<br />
auch zu bereichern.<br />
* Felix Baumann ist Leiter Master in Composition and Theory am Departement<br />
Musik (felix.baumann@zhdk.ch).<br />
Konzert: Freitag, 2. November 2012, 19.30 h, Grosser Saal, Florhofgasse 6,<br />
Zürich; Eintritt frei, Kollekte<br />
– Germán ToroPérez (*1964): «Inventario IV» (2007/08). Für 18 Instrumente<br />
und Zuspielklänge<br />
– Claude Vivier (1948–1983): «Trois airs pour un opéra imaginaire» (1982). Für<br />
Sopran und Ensemble<br />
– Emmanuel Nunes (*1941): «Omens II» (1972). Für Ensemble<br />
– Luigi Dallapiccola (1904–1975): «Quattro Liriche di Antonio Machado»<br />
(1948–1964). Für Stimme und Ensemble
«Fargo», Regie: Joel & Ethan Coen. Plakat, 1996, © PolyGram.<br />
tatort museum<br />
Wenige Monate vor Eröffnung <strong>der</strong> grossen Kriminalfilmausstellung<br />
«Verbrechen lohnt sich» im<br />
Museum für Gestaltung Zürich sind <strong>die</strong> vorbereitenden<br />
Arbeiten in vollem Gange. Andres Janser*<br />
Das Ausstellungsteam hat gegenwärtig nur eines im Kopf:<br />
Intrigen, Raubzüge, Mordfälle. Kurz gesagt – Kriminalfilme.<br />
Viel Zeit verwendet es darauf, <strong>die</strong> wichtigsten Filme und Fernsehserien<br />
aus den verschiedenen Epochen und Subgenres <strong>der</strong><br />
Kriminalfilmgeschichte zu analysieren und genretypische<br />
Ausschnitte zu bestimmen. Dabei will es <strong>der</strong> Zufall, dass das<br />
Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main gerade eine<br />
Ausstellung zum Film Noir zeigt, einem <strong>der</strong> einflussreichsten<br />
Subgenres des Kriminalfilms. Durch eine Kooperation mit<br />
Frankfurt sollen Teile jener Ausstellung auch in Zürich zu<br />
sehen sein.<br />
Ausserdem sind in den Sammlungen des Museum für Gestaltung<br />
Zürich und <strong>der</strong> Cinémathèque Suisse mehrere Hun<strong>der</strong>t<br />
Plakate zu sichten und auszuwählen. Werke, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Ausstellung<br />
wesentlich, aber in <strong>der</strong> Schweiz nicht vorhanden sind,<br />
werden bei Händlern gesucht. Denn es ist beispielsweise bei<br />
«Fargo» (1996) o<strong>der</strong> «Chinatown» (1974) und selbst bei einem<br />
Klassiker wie Louis Malles «L’ascenseur pour l’échafaud»<br />
(1958) – mit Jeanne Moreau und Maurice Ronet und <strong>der</strong> Musik<br />
Marlon Brando in «The Godfather», Regie: Francis Ford Coppola.<br />
Aushangfoto, 1972, © Paramount Pictures.<br />
Museum / Zett 2–12 45<br />
Humphrey Bogart in «The Maltese Falcon», Regie: John Huston. Film Still,<br />
1941, © Warner Bros.<br />
von Miles Davis – kostengünstiger, das Originalplakat anzukaufen,<br />
als es in einem ausländischen Museum auszuleihen<br />
und durch eine Kunsttransportfirma nach Zürich und wie<strong>der</strong><br />
zurück transportieren zu lassen. Zudem erhält <strong>die</strong> Plakatsammlung<br />
des Museums auf <strong>die</strong>se Weise einen gehaltvollen<br />
Zuwachs an Filmplakaten.<br />
Und schliesslich gilt es, <strong>die</strong> Szenografie <strong>der</strong> Ausstellung auszuarbeiten<br />
und mit Unterstützung des Produktionszentrums<br />
<strong>der</strong> ZHdK technische Probleme <strong>der</strong> Bild und Tonvorführung<br />
zu lösen. Unter an<strong>der</strong>em entsteht in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />
Vertiefung CAST ein interaktiver Kurzfilm für einen Greenscreen,<br />
vor welchem <strong>die</strong> BesucherInnen zu Mitwirkenden<br />
einer Krimihandlung werden.<br />
Verbrechen lohnt sich ab dem 2. November 2012 in <strong>der</strong> Halle<br />
des Museums. Mehr Informationen dazu gibt es im nächsten<br />
«Zett».<br />
* Andres Janser ist Kurator im Museum für Gestaltung Zürich<br />
(andres.janser@zhdk.ch).<br />
Ausstellung: «Verbrechen lohnt sich», 2. November 2012 bis 27. Mai 2013
46<br />
Zett 2–12 / Museum<br />
von <strong>der</strong> attraktion<br />
des gewöhnlichen<br />
Die Ausstellung «Magie <strong>der</strong> Dinge – Das Produktplakat»<br />
im Museum für Gestaltung Zürich<br />
rückt eine beson<strong>der</strong>s ästhetische Werbestrategie<br />
ins Rampenlicht: Banale Alltagsdinge strahlen als<br />
Objekt <strong>der</strong> Begierde von den Wänden und verlocken<br />
zum Kauf. Bettina Richter*<br />
Ein Paar Schuhe, eine Tube Zahnpasta, ein Putzmittel: Auch<br />
heute noch sind <strong>die</strong>s alltägliche, uns selbstverständlich gewordene<br />
Gebrauchsgegenstände. Nie aber wurden sie so<br />
wun<strong>der</strong>bar in Szene gesetzt und im Plakat gefeiert wie in den<br />
1940erJahren. Diese frühen Produktplakate wurden damit zu<br />
Vorboten unserer Konsumgesellschaft, aus <strong>der</strong> Markenartikel<br />
und Selbstbe<strong>die</strong>nungsläden nicht mehr wegzudenken sind.<br />
Erste sogenannte Sachplakate traten in Deutschland bereits zu<br />
Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts auf, verbunden mit dem Namen<br />
Lucian Bernhard. Als einer <strong>der</strong> Ersten konzentrierte er sich<br />
auf <strong>die</strong> effektvolle Darstellung <strong>der</strong> Ware und ihres Namens.<br />
Das allegorischanekdotische Warenplakat, das mit weiblicher<br />
Erotik für Luxusartikel <strong>der</strong> Bourgeoisie warb, war damit Geschichte.<br />
Angeknüpft wurde nun vielmehr an <strong>die</strong> Tradition<br />
<strong>der</strong> Stilllebenmalerei, <strong>die</strong> bereits im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t Schönheit<br />
und Verführungskraft in Alltagsdingen entdeckte.<br />
Das Schweizer Sachplakat<br />
In <strong>der</strong> Schweiz erfuhr das Sachplakat durch Gestalter wie Niklaus<br />
Stoecklin, Peter Birkhäuser o<strong>der</strong> Donald Brun später eine<br />
einzigartige Weiterentwicklung. Diese wurde nicht zuletzt<br />
durch <strong>die</strong> rasche wirtschaftliche Erholung <strong>der</strong> kriegsverschonten<br />
Schweiz und dem damit einhergehenden Übergang zur<br />
Wohlstandsgesellschaft ausgelöst. Die auf <strong>der</strong> Mangelerfahrung<br />
<strong>der</strong> Kriegsjahre begründete Sparmentalität und <strong>die</strong> realen<br />
materiellen Möglichkeiten erlaubten erst wenigen Familien<br />
<strong>die</strong> Anschaffung langlebiger Konsumgüter. Bei Dingen des<br />
alltäglichen Bedarfs wie Ernährung, Bekleidung, Haushalt und<br />
Körperpflege vermittelte <strong>die</strong> Beständigkeit einiger weniger<br />
erschwinglicher Markenprodukte hingegen Vertrauen und Sicherheit:<br />
Sie enthielten das Versprechen eines schöneren, müheloseren<br />
Lebens. Durch ihre plastische, stofflichhaptische<br />
Nahaufnahme im Plakat strahlen das von magischer Hand<br />
ausgeschüttete Waschpulver, ein Knopf o<strong>der</strong> eine Zündkerze<br />
betörende Sinnlichkeit, eine oft surreale Magie aus.<br />
Sachfotografie und Werbefilme<br />
Die Ausstellung präsentiert neben Klassikern des Sachplakats<br />
auch eine dezi<strong>die</strong>rte Auswahl an Sachfotografien. Damit<br />
werden zeitgleiche Tendenzen in <strong>die</strong>sem Medium beleuchtet.<br />
Im Vergleich mit <strong>der</strong> huldigenden Darstellung <strong>der</strong> Dinge im<br />
Plakat verrät <strong>die</strong> deutlich rationalere Sachfotografie ebenfalls<br />
eine neue Sicht auf <strong>die</strong> Welt: Mit <strong>der</strong> detailgenauen Wie<strong>der</strong>gabe<br />
einzelner Markenartikel verbindet sich <strong>die</strong> Hoffnung auf<br />
eine durch mo<strong>der</strong>ne Produkte vereinfachte Haushaltsführung.<br />
Auch <strong>der</strong> Werbefilm, <strong>der</strong> in jenen Jahren sein Goldenes Zeitalter<br />
erlebte, ist Teil <strong>der</strong> Ausstellung. In erzählerischer Breite<br />
wird hier vor allem <strong>der</strong> zeitsparende Nutzen innovativer Konsumgüter<br />
für <strong>die</strong> Haushaltführung demonstriert.<br />
LifestyleInszenierung versus Fetischisierung<br />
alltäglicher Dinge<br />
Mit <strong>der</strong> Demokratisierung des Konsums zu Beginn <strong>der</strong> 1960er<br />
Jahre und <strong>der</strong> Zunahme von Produkten gleicher Preis und<br />
Qualitätsklasse verän<strong>der</strong>ten sich <strong>die</strong> Werbestrategien erneut.<br />
Die Bemühungen <strong>der</strong> SachplakatGestalter, das Produkt vom<br />
Standard zum Unikat zu erheben, verloren an Glaubwürdigkeit.<br />
Der Glanz des Unverbrauchten vermochte den Verlust<br />
<strong>der</strong> Aura des Einzigartigen nicht mehr zu ersetzen. Der isolierende<br />
Fokus auf das zu verkaufende Produkt genügt heute<br />
nicht mehr. Die mit <strong>der</strong> Marke und dem Produkt assoziierten<br />
Lebenswelten bedürfen einer aufwendigen Inszenierung. Die<br />
Zeit <strong>der</strong> informativen Sachwerbung hat damit vorerst ausge<strong>die</strong>nt,<br />
<strong>die</strong> KonsumentInnen sind mit emotionalen Zusatzwerten,<br />
«Lifestyle», zu gewinnen. Einfache Dinge werden jedoch<br />
häufig im Kulturplakat zur Ikone erhoben. Symbolisch<br />
aufgeladen o<strong>der</strong> auf ihre formale Ästhetik reduziert, gewinnen<br />
sie magische Präsenz und verführen zu einem neuen Blick auf<br />
Altbekanntes.<br />
Zukunft ToniAreal<br />
2013 wird auch <strong>die</strong> Plakatsammlung ins ToniAreal ziehen.<br />
Damit werden endlich alle Sammlungen des Museum für Gestaltung<br />
Zürich an einem neuen Standort konsoli<strong>die</strong>rt. Bereits<br />
laufen aufwendige Vorbereitungsprojekte, um <strong>die</strong> rund<br />
350 000 Plakate für den Umzug in das zukünftige Archiv<br />
transportfähig zu machen. Mit <strong>der</strong> Ausstellung «Magie <strong>der</strong><br />
Dinge» wird also nochmals <strong>die</strong> Chance genutzt, eine Auswahl<br />
<strong>der</strong> Klassiker zu zeigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Plakatsammlung – eine <strong>der</strong><br />
weltweit umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen<br />
ihrer Art überhaupt – beherbergt.<br />
* Dr. Bettina Richter ist Kuratorin <strong>der</strong> Plakatsammlung des Museum für<br />
Gestaltung Zürich (bettina.richter@zhdk.ch).<br />
Ausstellung: «Magie <strong>der</strong> Dinge – Das Produktplakat», bis 6. Januar 2013,<br />
Museum für Gestaltung Zürich, Galerie, Ausstellungsstrasse 60, Di–So 10–17 h,<br />
Mi 10–20 h, Vermittlungsprogramm siehe unter: www.museumgestaltung.ch<br />
Publikation: Magie <strong>der</strong> Dinge, «Poster Collection» 24<br />
Mit Texten von Gerda Breuer und Bettina Richter, Museum für Gestaltung<br />
Zürich (Hg.), Lars Müller Publishers, D/E, CHF 35, erhältlich im Museumsshop<br />
o<strong>der</strong> unter www.museumgestaltung.ch/de/eshop
1<br />
4<br />
1 Lucian Bernhard, 1913<br />
2 Adolphe Mouron Cassandre, 1931<br />
3 Donald Brun, 1947<br />
4 Peter Birkhäuser, 1934<br />
5 Franz Gygax, 1949<br />
6 Fritz Bühler, 1943<br />
7 Lintas AG, 1951<br />
8 Niklaus Stoecklin, 1941<br />
2<br />
5<br />
7<br />
3<br />
6<br />
8<br />
Museum / Zett 2–12 47
48<br />
Zett 2–12<br />
Alumni<br />
durchlässig<br />
werden<br />
netzhdk, heisst es in den<br />
Statuten, ist <strong>die</strong> Organisation<br />
<strong>der</strong> Ehemaligen <strong>der</strong> ZHdK<br />
und ihrer Vorgängerschulen.<br />
Katharina Bohny, mit einem<br />
Diplom <strong>der</strong> Schauspielakademie<br />
von 1997 und einem Bachelor in<br />
<strong>der</strong> Vertiefung Theorie von 2010<br />
<strong>der</strong> ZHdK, ist also sozusagen<br />
eine doppelte Alumna.<br />
Christian Le<strong>der</strong>mann*<br />
Wie wird man denn Schauspielerin?<br />
Klar, sie habe schon in <strong>der</strong> Schule<br />
gerne Theater gespielt, sagt sie. Aber<br />
Schauspielerin werden? Eine Berufsidee<br />
als Kind war mal Opernsängerin.<br />
Sie erinnert sich, wie sie sich in <strong>der</strong><br />
Primarschule über ein Theaterstück,<br />
in dem sie mitspielte, ärgerte, weil <strong>die</strong><br />
Story dünn war und sie <strong>die</strong> Pointen<br />
lächerlich fand. Ihre Mitschülerinnen<br />
meinten, sie sei nur verärgert, weil sie<br />
nicht <strong>die</strong> Hauptrolle bekommen hätte.<br />
Dass ihr Gefühl für Dramaturgie und<br />
Stückaufbau schon damals stärker war<br />
als dasjenige aller an<strong>der</strong>en Beteilig ten,<br />
kam niemandem in den Sinn.<br />
Lachend erzählt sie, dass sie am Gymi<br />
im Matheunterricht stets schnell müde<br />
war, beim Theaterspielen aber nie. Doch<br />
brauchte es ihren Französischlehrer, <strong>der</strong><br />
sie dazu motivierte, <strong>die</strong> Aufnahmeprüfung<br />
an eine Theaterschule zu machen.<br />
An <strong>der</strong> Schauspielakademie Zürich wurde<br />
sie aufgenommen – und gleich mit<br />
einem speziellen Projekt konfrontiert:<br />
Filmemacher Urs Graf, auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach einer Schauspielschülerin für einen<br />
Dokumentarfilm, war bei <strong>der</strong> Aufnahmeprüfung<br />
dabei und begleitete sie<br />
während ihrer ganzen Ausbildung mit<br />
<strong>der</strong> Kamera. Dreieinhalb Jahre lang kam<br />
er sporadisch vorbei und filmte Katharina<br />
Bohny in allen Unterrichtslagen.<br />
Darüber sagt Katharina: Die Kamera,<br />
<strong>die</strong> immer wie<strong>der</strong> auf sie gerichtet war,<br />
habe sie keineswegs dazu verleitet, etwas<br />
«vorzuspielen». Vielmehr habe sie<br />
dadurch gelernt, bei sich selbst zu sein.<br />
Der Blick von aussen liess sie sich selbst<br />
reflektieren und spüren.<br />
Katharina Bohny hat durch <strong>die</strong> Kamera gelernt, bei sich selbst zu sein.<br />
Gegen Ende <strong>der</strong> Schauspielausbildung<br />
schrieb Katharina mindestens hun<strong>der</strong>t<br />
Bewerbungsbriefe an über hun<strong>der</strong>t<br />
Theater. In BadenBaden wurde – eine<br />
an<strong>der</strong>e Schauspielerin war kurzfristig<br />
ausgefallen – genau ihr Typ gesucht. Katharina<br />
Bohny ging hin, stellte sich vor –<br />
und es war «Liebe auf den ersten Blick».<br />
Sie wurde gleich für vier Jahre fest angestellt.<br />
Dem Engagement am Stadttheater<br />
BadenBaden folgte eines am<br />
GrilloTheater Essen. Einige Jahre lang<br />
trat Katharina im überschaubaren, doch<br />
wohlorganisierten Betrieb eines Stadttheaters<br />
auf und spielte verschiedenste<br />
Rollen in den unterschiedlichsten Genres:<br />
Klassiker, Mo<strong>der</strong>nes, Musiktheater.<br />
Auch Lesungen kamen dazu. Sie genoss<br />
<strong>die</strong>se Zeit sehr, doch gelegentlich fehlte<br />
ihr <strong>die</strong> reflexive Arbeit, <strong>die</strong> kritische<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung, das Nachdenken<br />
über Theater.<br />
2007 kehrte Katharina Bohny in <strong>die</strong><br />
Schweiz zurück, um an <strong>der</strong> ZHdK ein<br />
BachelorStudium in <strong>der</strong> Vertiefung<br />
Theorie zu machen. Gleichzeitig arbeitete<br />
sie bei Orell Füssli im Verkauf (und<br />
führte dort MitarbeiterCoachings zu<br />
Themen wie «Umgang mit schwierigen<br />
Kunden» durch). Hier in <strong>der</strong> Schweiz<br />
ist sie nun auch in freien Theatergruppen<br />
tätig. Beson<strong>der</strong>s intensiv ist ihre<br />
Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> peruanischen<br />
Regisseurin Milagros Campos. Mit ihr<br />
erarbeitet sie Stücke von <strong>der</strong> ersten Idee<br />
bis zur Aufführung. Sie recherchiert,<br />
erstellt Konzepte, kümmert sich um <strong>die</strong><br />
Finanzen und <strong>die</strong> Werbung, organisiert<br />
Auftrittsorte. So kann sie das Theater<br />
machen, das sie wirklich will. Theater,<br />
das weh tut. «Nichts Lüpfiges», sagt sie.<br />
Was unterscheidet eine peruanische Regisseurin<br />
von einer aus <strong>der</strong> Schweiz o<strong>der</strong><br />
aus Deutschland? Normalerweise arbeiten<br />
Regisseure stark mit dem Text, mit<br />
Vorgängen. Milagros entwickelt das Theater<br />
vor allem aus dem Körper heraus,<br />
gestisch, etwa mit tänzerischen Mitteln.<br />
Dies gefällt Katharina sehr. Denn: «Eine<br />
Schauspielerin ist dann gut, wenn sie<br />
bereit ist, sich aufzumachen, etwas von<br />
sich zu geben, durchlässig zu werden.»<br />
* Christian Le<strong>der</strong>mann leitet <strong>die</strong> Geschäftsstelle<br />
von netzhdk, <strong>der</strong> AlumniOrganisation <strong>der</strong> ZHdK<br />
(christian.le<strong>der</strong>mann@zhdk.ch).
leute<br />
Neu an <strong>der</strong> ZHdK<br />
Neue<br />
Hauptfachdozierende<br />
Musik<br />
Die gefeierte Harfenistin sarah o’Brien<br />
ist seit 2002 Soloharfenistin <strong>der</strong> Münchner<br />
Philharmoniker, eine Position, <strong>die</strong> sie davor<br />
beim Concertgebouworchester Amsterdam<br />
innehatte. Als Harfenprofessorin amtierte sie<br />
am Mozarteum Salzburg, an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
für Musik in Basel und an <strong>der</strong> Hogeschool<br />
Rotterdam. Ab Herbstsemester 2012 übernimmt<br />
sie eine Hauptfachklasse für Harfe<br />
an <strong>der</strong> ZHdK.<br />
Ebenfalls ab Herbstsemester 2012 unterrichtet<br />
Niki Reiser, einer <strong>der</strong> herausragendsten<br />
Filmkomponisten des deutschsprachigen<br />
Raums, neu im ZHdKStu<strong>die</strong>nschwerpunkt<br />
Komposition für Film, Theater und Me<strong>die</strong>n<br />
(ftm.zhdk.ch). Für seine Filmkompositionen<br />
erhielt Reiser fünf Deutsche und zwei Bayerische<br />
Filmpreise sowie einen <strong>der</strong> Fondation<br />
SUISA. «Es ist mir ein Anliegen, mich in<br />
möglichst vielen Stilen <strong>der</strong> Weltmusik auszukennen,<br />
um jedem Film sein persönliches<br />
Gesicht verleihen zu können.»(dhu)<br />
Kurzbiografien: http://www.zhdk.ch/?dmunews<br />
Neue Leiterin Forschungsschwerpunkt<br />
«Products<br />
and Spaces»<br />
Tanja Herdt wurde auf Antrag <strong>der</strong> Departementsleiterin<br />
Design von <strong>der</strong> Hochschulleitung<br />
zur Leiterin des Forschungsschwerpunkts<br />
«Products and Spaces» im Institut<br />
für Designforschung (IDE) ernannt. Sie<br />
stu<strong>die</strong>rte Architektur und Städtebau an <strong>der</strong><br />
Technischen Universität Darmstadt und<br />
arbeitete u.a. für Daniel Libeskind sowie <strong>die</strong><br />
TU Berlin. 2012 promovierte sie an <strong>der</strong> ETH<br />
Zürich. In ihrer Bewerbung zeigte sie, dass<br />
<strong>die</strong> Architektur als ihre Leitdisziplin auch für<br />
das Design gedankliche Positionen eröffnet,<br />
<strong>die</strong> anregend sind und Perspektiven für eine<br />
breitere Thematisierung von Fragen des<br />
Designs im gesellschaftlichen Raum bieten.<br />
Tanja Herdt nimmt ihre Arbeit an <strong>der</strong> ZHdK<br />
im Herbstsemester 2012 auf.<br />
Ruth Schweikert:<br />
Observer-in-Residence<br />
2012/13<br />
Zett 2–12 49<br />
Ruth schweikert ist <strong>die</strong> neue Observerin<br />
Residence <strong>der</strong> ZHdK im Stu<strong>die</strong>njahr 2012/13.<br />
Sie ist als Schriftstellerin und Theaterautorin<br />
tätig und unterrichtet Literarisches<br />
Schreiben an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />
Bern. Ihre Werke wurden mit verschiedenen<br />
Preisen und Stipen<strong>die</strong>n ausgezeichnet.<br />
Als Nachfolgerin von Perikles Monioudis<br />
besucht Ruth Schweikert im Auftrag von Z+<br />
ausgewählte Veranstaltungen in <strong>der</strong> Lehre<br />
sowie im künstlerischen Bereich unterschiedlicher<br />
Disziplinen. Ihre Eindrücke<br />
gibt sie in essayistischen Texten wie<strong>der</strong>.<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Fokus liegt dabei auf disziplinenübergreifenden<br />
Prozessen, was durch<br />
ihre Beobachtungsposition jenseits einer<br />
einzelnen Fachrichtung begünstigt wird.<br />
Darüber hinaus tritt sie bei den Forumsveranstaltungen<br />
als Kritikerin auf und porträtiert<br />
den Alltag einzelner Personen <strong>der</strong> ZHdK im<br />
neuen Format «Ein Tag im Leben von …».<br />
Ihre Texte werden auf den Websites von<br />
Z+ und kulturkritik.ch veröffentlicht. (jsc)<br />
http://zplus.zhdk.ch, http://www.kulturkritik.ch
50<br />
Zett 2–12<br />
who is who<br />
Seit über 100 Jahren begeistert<br />
und erstaunt uns <strong>die</strong> Kunst <strong>der</strong><br />
Fotografie. Dass wir auch weiterhin<br />
eine überraschende Sicht<br />
auf <strong>die</strong> Welt und <strong>die</strong> Dinge zu<br />
sehen bekommen, dafür ist <strong>die</strong><br />
Vertiefung Fotografie an <strong>der</strong><br />
ZHdK mitverantwortlich. Deren<br />
Mitarbeitende stellen sich hier<br />
vor. Eva Brüllmann, Collage:<br />
Vertiefung Fotografie<br />
Marianne Mueller<br />
Leiterin Vertiefung Fotografie. Beruf/Ausbildung:<br />
Künstlerin/Fotografin, Schule für<br />
Gestaltung Zürich. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Herbst<br />
2007. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong> Energie<br />
<strong>der</strong> vielen guten Stu<strong>die</strong>renden und <strong>der</strong><br />
KollegInnen; <strong>die</strong> konstante Verän<strong>der</strong>ung.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: Dozentenstellen befristen,<br />
mehr Künstler, mehr Internationalität.<br />
Was ich mir für das ToniAreal wünsche:<br />
gross, Grösse, <strong>die</strong> sich gut anfühlt – und<br />
im Zentrum eine Küche.<br />
Veronika Spierenburg<br />
Unterrichtsassistentin Vertiefung Fotografie.<br />
Beruf/Ausbildung: Studium Fotografie<br />
und Master Bildende Kunst. An <strong>der</strong> ZHdK<br />
seit: 2009.<br />
Jörg Scheller<br />
Dozent. Beruf/Ausbildung: Kunsthistoriker<br />
(Dr. phil.), Journalist. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1.<br />
Februar 2012. Ausserberufliche Interessen:<br />
Heavy Metal, Bodybuilding, Hegel, Tee.<br />
Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: ihre Aufgeschlossenheit<br />
gegenüber bodybuildenden, Heavy<br />
Metal spielenden, Hegel lesenden,<br />
Tee trinkenden Kunsthistorikern. Was<br />
ich verän<strong>der</strong>n würde: nicht nur permanente<br />
Revolution, son<strong>der</strong>n auch Revolution <strong>der</strong><br />
Permanenz! Was ich mir für das ToniAreal wünsche:<br />
dass Wünsche offen bleiben.<br />
Bea Schlingelhoff<br />
Gastdozentin. Beruf/Ausbildung: Künstlerin.<br />
An <strong>der</strong> ZHdK seit: Kunsthof 2010, 1.2.2012.<br />
Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: Bibliothek, Lectures,<br />
Teamteaching. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />
Ateliers für alle Stu<strong>die</strong>ngänge. Was ich<br />
mir für das ToniAreal wünsche: für alle Stu<strong>die</strong>ngänge<br />
gleichermassen geöffnete und<br />
gut ausgestattete Werkstätten, z.B. für<br />
Theorie, Siebdruck, Buchbinden, Litho,<br />
Textilverarbeitung etc.<br />
Beat Streuli<br />
Lehrbeauftragter BA Me<strong>die</strong>n & Kunst /<br />
Fotografie. Beruf/Ausbildung: Künstler. An<br />
<strong>der</strong> ZHdK seit: Februar 2012. Ausserberufliche<br />
Interessen: Ausser und inner«beruflich»<br />
ist bei mir zum Glück schwer auseinan<strong>der</strong>zuhalten.<br />
Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong><br />
vielen motivierten, engagierten und inspirierenden<br />
Leute. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />
DA bin ich etwas zu neu hier … Was ich<br />
mir für das ToniAreal wünsche: und erhalte:<br />
Arbeitsplätze für Stu<strong>die</strong>rende.<br />
Andrea Berclaz<br />
Technische Assistentin. Beruf/Ausbildung:<br />
gelernte Fotografin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: September<br />
2008. Ausserberufliche Interessen:<br />
Menschen, Wohnen mit Garten, Natur,<br />
Psychologie. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>der</strong><br />
interessante Austausch mit Dozierenden,<br />
ArbeitskollegInnen und Stu<strong>die</strong>renden.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: den Standort ans<br />
Meer verlegen. Was ich mir für das ToniAreal<br />
wünsche: nicht zu viel Chaos.<br />
Peter Radelfinger<br />
Dozent. Beruf/Ausbildung: Künstler. An <strong>der</strong><br />
ZHdK seit: 26 Jahren. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />
Arbeit und Austausch mit den Stu<strong>die</strong>renden<br />
und mit den KollegInnen. Was<br />
ich verän<strong>der</strong>n würde: <strong>die</strong> Künste wie<strong>der</strong> mehr<br />
ins Zentrum rücken. Was ich mir für das Toni<br />
Areal wünsche: <br />
Bruno Oberhänsli<br />
Technischer Assistent. Beruf/Ausbildung:<br />
Radioelektriker, Berufsfotograf. An <strong>der</strong><br />
ZHdK seit: April 1999. Ausserberufliche Interessen:<br />
Theaterspielen, Rock und Popmusikspielen,<br />
Skifahren, mein Garten,<br />
Fotografie und Kunst, Familie und vieles<br />
mehr. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: Umgang mit<br />
meinen Stu<strong>die</strong>renden und Arbeitskolleg<br />
Innen; mein abwechslungsreicher und<br />
interessanter Job; mein Vertiefungsbereich.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: Im Moment<br />
wird ja genügend verän<strong>der</strong>t und ich bin<br />
in <strong>die</strong> Prozesse eingebunden. Was ich mir<br />
für das ToniAreal wünsche: dass sich das von<br />
allen befürchtete Chaos in Grenzen hält.<br />
Martin Jaeggi<br />
Gastdozent. Beruf/Ausbildung: freier Kritiker<br />
und Kurator. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Wintersemester<br />
2005. Ausserberufliche Interessen:<br />
Literatur, Film, Musik, Kochen. Was mir<br />
an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden und<br />
Mitdozierenden. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: <strong>die</strong><br />
rigiden durch Bologna bedingten Struk<br />
10<br />
1<br />
Vertiefung Fotografie, Team und gäste, Herbstsemeste<br />
9 Peter Radelfinger, 10 Bruno Oberhänsli, 11 Martin Jaeggi,<br />
19 Sonja Fessel***, 20 Jojakim Cortis, 21 Stefan Jäggi, 22 Ul<br />
turraster. Was ich mir für das ToniAreal wünsche:<br />
mehr Einblick in <strong>die</strong> Arbeit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Departemente.<br />
Beatrice Mächler<br />
Lehrbeauftragte Vertiefung Fotografie.<br />
Beruf/Ausbildung: Fotografenagentin und<br />
produzentin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. November<br />
2009. Ausserberufliche Interessen: Kunst,<br />
Design, Bücher. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />
<strong>die</strong> Gegenwart, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Zukunft weist.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: Ich kenne den Alltag<br />
<strong>der</strong> ZHdK zu wenig, um Än<strong>der</strong>ungen<br />
vorzuschlagen. Was ich mir für das ToniAreal<br />
wünsche: eine gute Atmosphäre.<br />
Sara Guntern<br />
Administrative Assistentin. Beruf/Ausbildung:<br />
Kulturmanagerin FH/MAS, CoLeiterin<br />
Züritipp. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. Februar<br />
2012. Ausserberufliche Interessen: Menschen,<br />
17<br />
11
6<br />
leute<br />
18<br />
19<br />
12<br />
2<br />
Musik & Me<strong>die</strong>n. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />
das inspirierende Umfeld. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />
würde: <strong>die</strong> teilweise langen, undurchsichtigen<br />
und komplizierten Arbeitsgänge.<br />
Was ich mir für das ToniAreal wünsche: dass es<br />
zu einem kreativen Wohnzimmer mit<br />
internationaler Ausstrahlung wird.<br />
Istvan Balogh<br />
Dozent Departemente Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />
und Kulturanalysen und Vermittlung.<br />
Beruf/Ausbildung: Künstler, Fotograf. An <strong>der</strong><br />
ZHdK seit: 1993. Ausserberufliche Interessen:<br />
Singer Songwriter, Tennis. Was mir an <strong>der</strong><br />
ZHdK gefällt: das Arbeiten mit den Stu<strong>die</strong>renden.<br />
Was ich verän<strong>der</strong>n würde: vor lauter<br />
Corporate Identity den Blick für das<br />
Wesentliche nicht verlieren. Was ich mir<br />
für das ToniAreal wünsche: <strong>die</strong> angekündigten<br />
Synergien.<br />
7<br />
3<br />
13<br />
20<br />
8<br />
r 2012: 1 Marianne Mueller, 2 Veronika Spierenburg, 3 Jörg Scheller, 4 Bruno Jericke**, 5 Bea Schlingelhoff, 6 Charlotte Cotton***, 7 Beat Streuli, 8 Andrea Berclaz,<br />
12 Beatrice Mächler, 13 Jitka Hanzlová*, 14 Sara Guntern, 15 Istvan Balogh, 16 Adam Broomberg & Oliver Chanarin*, 17 Sofia Bempeza, 18 Nathan Beck**,<br />
rich Görlich. (*Lehrbeauftragte Praxis, **Lehrbeauftragte Technologie, ***Lehrbeauftragte Theorie)<br />
14<br />
Sofia Bempeza<br />
Unterrichtsassistentin Fotografie. Beruf/<br />
Ausbildung: Künstlerin, Universität <strong>der</strong><br />
Künste Berlin, <strong>der</strong>zeit Doktorandin an<br />
<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste<br />
Wien. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Herbst 2011. Was<br />
mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong> Baustellen. Was<br />
ich verän<strong>der</strong>n würde: Fragebogen und Formulare.<br />
Was ich mir für das ToniAreal wünsche:<br />
genug Spielräume; Wände, in <strong>die</strong> man<br />
Nägel hauen kann!<br />
Jojakim Cortis<br />
Technischer Assistent. Beruf/Ausbildung:<br />
Fotograf / Designer FH. An <strong>der</strong> ZHdK seit:<br />
1.09.2009. Ausserberufliche Interessen: Musik,<br />
Film, Theater. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong><br />
Kreativität. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: <strong>die</strong>sen<br />
Fragebogen. Was ich mir für das ToniAreal<br />
wünsche: <br />
9<br />
21<br />
4<br />
15<br />
16<br />
22<br />
Zett 2–12 51<br />
Stefan Jäggi<br />
Unterrichtsassistent. Beruf/Ausbildung: Mechaniker,<br />
Elektroniker, Fotograf, Künstler.<br />
An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2010. Ausserberufliche<br />
Interessen: alles. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />
who is who. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: nichts.<br />
Was ich mir für das ToniAreal wünsche: Joghurt<br />
für alle.<br />
Ulrich Görlich<br />
Leiter Master of Arts in Fine Arts. Beruf/<br />
Ausbildung: Ingenieur. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. Februar<br />
1991. Ausserberufliche Interessen: Musik,<br />
Literatur, Essen. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />
<strong>die</strong> guten Stu<strong>die</strong>renden. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />
würde: kann man nicht alles aufzählen. Was<br />
ich mir für das ToniAreal wünsche: angenehme<br />
Nachbarn.<br />
5
52 Zett 2–12 hochschulversammlung<br />
Personalrat<br />
kritik zielt<br />
auf <strong>die</strong> sache,<br />
nicht auf <strong>die</strong><br />
menschen<br />
Unter dem Motto Kritik, Konflikt<br />
und Kommunikation organisierte<br />
<strong>der</strong> Personalrat im<br />
April 2012 das dritte Gipfelitreffen<br />
mit Rektor Thomas Meier,<br />
an dem es unter an<strong>der</strong>em um<br />
Fragen <strong>der</strong> Betriebskultur ging.<br />
Barbara Berger, Tobias Strebel *<br />
Der Personalrat stellt bei seiner Tätigkeit<br />
immer wie<strong>der</strong> fest, dass <strong>die</strong> Feedback, Kritik<br />
und Konfliktfähigkeit an <strong>der</strong> ZHdK zu wenig<br />
kultiviert wird. Weshalb fällt es schwer, sich<br />
anerkennend zu äussern? Weshalb fällt es<br />
schwer, einen Fehler einzugestehen o<strong>der</strong><br />
Kritik auszusprechen, obwohl man doch<br />
gemeinsame Ziele verfolgt? An <strong>die</strong>sem<br />
Punkt setzt <strong>der</strong> Personalrat an. Am dritten<br />
Gipfelitreffen an <strong>der</strong> Gessnerallee wurden<br />
verschiedene Themen diskutiert, welche das<br />
administrativtechnische Personal (ATP)<br />
<strong>der</strong> ZHdK beschäftigen. Der Anlass war<br />
mit rund 60 Vertreterinnen und Vertretern<br />
des ATP sehr gut besucht. Der Personalrat<br />
mo<strong>der</strong>ierte <strong>die</strong> Diskussion, übte offen Kritik<br />
– und sprach Lob aus.<br />
synergien wegen umzug ins Toni-<br />
Areal – sind Arbeitsplätze gefährdet?<br />
Eine <strong>der</strong> brennenden Fragen betrifft den<br />
Umzug ins ToniAreal: Werden durch <strong>die</strong><br />
Konzentration auf einen Standort und durch<br />
organisatorische SynergieEffekte auch<br />
Arbeitsplätze verlorengehen? Thomas Meier<br />
beantwortete <strong>die</strong>se Frage mit einem Hinweis<br />
auf das Betriebskonzept ToniAreal, das<br />
demnächst in <strong>der</strong> Hochschulleitung verabschiedet<br />
werde. Er sagte auch, dass er nicht<br />
mit wesentlichen Abbauszenarien rechne.<br />
Trotzdem besteht nach wie vor Unsicherheit<br />
bei einzelnen ArbeitskollegInnen, das heisst,<br />
<strong>die</strong>se Frage wurde nicht für alle abschliessend<br />
beantwortet. Der Personalrat meint:<br />
Liebe Vorgesetzte, bitte sprecht so schnell<br />
wie möglich mit betroffenen Mitarbeitenden<br />
offen und ehrlich, und klärt <strong>die</strong> Situation.<br />
Kritik- und Feedback-Kultur?<br />
Wird an <strong>der</strong> ZHdK eine offene Kritik und<br />
FeedbackKultur gepflegt? Der Personalrat<br />
sieht hier Nachholbedarf. Wir empfinden<br />
Kritik nach wie vor als Tabuthema, und<br />
motivierende Rückmeldungen auf geleistete<br />
Arbeit sind eher dünn gesät. Oft fehlt <strong>der</strong><br />
Mut, das zu sagen, was man denkt, weil man<br />
Angst hat, jemanden zu verletzen o<strong>der</strong> in<br />
Schwierigkeiten zu geraten.<br />
Die Devise des Personalrats lautet dagegen:<br />
Geleistete Arbeit soll von allen Beteiligten<br />
wertgeschätzt und konstruktive Kritik als<br />
positive Unterstützung angenommen werden.<br />
Vonseiten des Rektors kommt dazu ein<br />
klares Bekenntnis: «Wir dürfen keine Kultur<br />
för<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> Leute bestraft, <strong>die</strong> Kritik äussern.<br />
Solange Kritik konstruktiv ist, ist sie<br />
wichtig. Die Grundhaltung muss allerdings<br />
sein: Die Kritik zielt auf <strong>die</strong> Sache, nicht auf<br />
<strong>die</strong> Menschen. Sie soll in <strong>der</strong> Tat als positive<br />
Unterstützung angenommen werden. Das<br />
gilt nicht nur für <strong>die</strong> Kritik an Vorgesetzten<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Institution, son<strong>der</strong>n auch für <strong>die</strong><br />
durch Vorgesetzte geäusserte Kritik. Eine<br />
Organisation, <strong>die</strong> keine Kritikkultur hat,<br />
kann sich nicht weiterentwickeln.»<br />
Der Personalrat freut sich auf <strong>die</strong> nächsten<br />
offenen, fruchtbaren Diskussionen!<br />
* Barbara Berger, Leiterin ITZ, präsi<strong>die</strong>rt den<br />
Personalrat (barbara.berger@zhdk.ch),<br />
Tobias Strebel, visueller Gestalter Hochschulkommunikation,<br />
ist Mitglied des Personalrats<br />
(tobias.strebel@zhdk.ch).<br />
Stütze Bühne B, Gessnerallee: Die HSV unterstützt <strong>die</strong> ZHdK oft auch<br />
an strukturell unvorhergesehenen Stellen. Foto: Lucia Degonda<br />
What’s up?<br />
sturZ: Wechsel in Präsidium und Vorstand:<br />
Timo Krstin (DDK) ist neuer Präsident,<br />
MarieTheres Hölig (DDK) neue Generalsekretärin.<br />
Ab Herbstsemester 2012/13<br />
för<strong>der</strong>t SturZ studentische Projekte, <strong>die</strong> von<br />
ZHdKStu<strong>die</strong>renden angestossen werden.<br />
Auch gibt es ein neues SturZLogo und eine<br />
neue Website.<br />
Die Präsi<strong>die</strong>n <strong>der</strong> Mitwirkungsgremien Senat,<br />
Mittelbaurat und Personalrat bleiben <strong>die</strong><br />
alten: Magnus Rembold, Senat; Lukas Näf,<br />
Mittelbaurat; Barbara Berger, Personalrat;<br />
Lucia Degonda, Hochschulversammlung.<br />
Mittelbaurat: Die Umsetzung des Mittelbaureglements<br />
nimmt konkrete Formen<br />
an. Der Mittelbaurat verfolgt <strong>die</strong>se Entwicklungen<br />
aktiv, sucht das Gespräch mit<br />
den Verantwortlichen und bietet Hand, um<br />
konkrete, den Bedürfnissen des Mittelbaus<br />
in den jeweiligen Departementen angepasste<br />
Lösungen zu entwickeln.<br />
PVF-Revision: Bei <strong>der</strong> Revision <strong>der</strong> Personalverordnung<br />
<strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />
(PVF) stehen unter an<strong>der</strong>em <strong>die</strong> Anpassung<br />
<strong>der</strong> Personalkategorien und <strong>der</strong> Anstellungsverhältnisse<br />
im Fokus. Im ZHdKProjektteam<br />
sind sowohl <strong>die</strong> Hochschulversammlung als<br />
auch <strong>die</strong> Dozierenden, <strong>der</strong> Mittelbau und<br />
das administrativtechnische Personal mit<br />
je einer Stimme vertreten.<br />
Die Rubrik Hochschulversammlung bringt<br />
Gegebenheiten, Fragen und Positionen zur Sprache,<br />
<strong>die</strong> es aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Mitwirkungsgremien Wert<br />
sind, in erweiterter Runde diskutiert zu werden.<br />
Verantwortlich für <strong>die</strong> Rubrik: Lucia Degonda,<br />
Magnus Rembold, Philipp Scherer, Martin Zimmermann,<br />
Barbara Berger, Tobias Strebel
auszeichnungen<br />
För<strong>der</strong>preise <strong>der</strong> ZHdK für<br />
Bachelor-AbsolventInnen<br />
Die ZHdK vergibt den Absolventinnen<br />
und Absolventen <strong>der</strong> BachelorStu<strong>die</strong>ngänge<br />
einen För<strong>der</strong>preis, dotiert<br />
mit 5000 Franken je Stu<strong>die</strong>ngang. Die<br />
Auszeichnung soll <strong>die</strong> PreisträgerInnen<br />
im weiteren Studium unterstützen<br />
und herausragende Arbeiten sichtbar<br />
machen. Die <strong>die</strong>sjährigen Preisträger<br />
und Preisträgerinnen sind:<br />
Bachelor in Film: Im experimentellen Film<br />
«Lamina» zeigt christian Tschanz mit<br />
sparsamen Mitteln, aber sehr präzise, eine<br />
archaische Situation ausserhalb von Zeit<br />
und Geschichte: <strong>der</strong> Mythos vom Werden<br />
und Vergehen des Menschen und seiner<br />
Verlorenheit in <strong>der</strong> Welt.<br />
Bachelor in Design: Mit «Hello Peter!»<br />
gelang Mario Hipleh, Vertiefung Style &<br />
Design, eine überzeugende Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit dem Schweizer Starfotografen<br />
Hollywoods, Peter Borsari. In seinem Kurzfilm<br />
wird beispielhaft deutlich, wie Glamour<br />
produziert wird – ein für <strong>die</strong> Vertiefung Style<br />
& Design zentrales Thema.<br />
Bachelor in Me<strong>die</strong>n & Kunst: Mit «Hybrid»<br />
öffnet Kevin Aeschbacher, Vertiefung Bildenden<br />
Kunst, einen Raum, in dem gegenwärtige<br />
und historische Ästhetiken, Bildwelten<br />
und Bildfindungen nebeneinan<strong>der</strong> treten.<br />
Er vereint damit souverän scheinbar unversöhnliche<br />
Bildstrategien und reflektiert <strong>die</strong><br />
historische Bedingtheit seiner Arbeitsweise,<br />
wenn er <strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Malerei als sein<br />
Atelier bezeichnet, in dem Bil<strong>der</strong> entstehen.<br />
Bachelor in Vermittlung von Kunst und<br />
Design: Florian Borsinger, sambo Deng,<br />
esther engeli, Fabienne Hugelshofer,<br />
Xenia Rosalen, céline stadler, Fabienne<br />
Wäspi und laura Zarotti überzeugten mit<br />
ihrem Projekt «10 000 Stunden». Für <strong>die</strong><br />
gleichnamige Ausstellung des Kunstmuseums<br />
des Kantons Thurgau (Kartause Ittingen),<br />
welche <strong>die</strong> Frage nach <strong>der</strong> Bedeutung<br />
des Handwerks in <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />
Kunst stellt, erarbeiteten <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />
innovative Vermittlungsprogramme (siehe<br />
«Billetterie und Wun<strong>der</strong>kammer» Seite 25).<br />
Bachelor in Musik und Bewegung:<br />
Die Bewegungsperformance und Komposition<br />
«Hand und Fuss», ein Projekt von<br />
ursina Hug und Rebekka Wälti, zeigte<br />
eine gekonnte Verbindung von musikalischer<br />
Komposition und Bewegungsperformance.<br />
Aus dem Spiel <strong>der</strong> weiss markierten Hände<br />
und Füsse in Verbindung mit Perkussionsklängen<br />
ist ein ideenreiches PatternSpiel<br />
entstanden, das sowohl durch <strong>die</strong> Vielfalt<br />
<strong>der</strong> Formensprache wie auch durch <strong>die</strong><br />
hohe Virtuosität <strong>der</strong> beiden Akteurinnen<br />
zu beeindrucken vermochte.<br />
Bachelor in Theater: Mit dem Stück «Über<br />
<strong>die</strong> plötzliche Orientierungslosigkeit bei<br />
Einbruch <strong>der</strong> Dunkelheit» gelingt Philippe<br />
Heule, Vertiefung Regie, ein Werk, das auf<br />
einer absurden helvetischen Alltäglichkeit<br />
fusst und sich durch eine verdichtete Kunstsprache<br />
auszeichnet, welche <strong>die</strong> lieblich<br />
bedrohende Atmosphäre <strong>der</strong> Geschichte<br />
unterstützt und erweitert.<br />
Die Nennung <strong>der</strong> PreisträgerInnen im Bachelor in<br />
Musik folgt zu einem späteren Zeitpunkt.<br />
Wettbewerbsgewinne<br />
Musik<br />
An<strong>der</strong>s Miolins Gitarrenstudent Vojin Kocic<br />
hat am World Guitar Competition im April<br />
Zett 2–12 53<br />
2012 in Novi Sad den 1. Preis gewonnen. Die<br />
zweite Erfolgsmeldung kommt vom renommierten<br />
IX European Classical Guitar Competition<br />
«Enrico Mercatali» im italienischen<br />
Gorizia, wo Kocic aus über 40 <strong>der</strong> besten<br />
europäischen klassischen GitarristInnen<br />
<strong>der</strong> 1. Preis zugesprochen wurde.<br />
Der Pianistin eleonora em, MA Specialized<br />
Music Performance bei Konstantin Scherbakov,<br />
wurde am Grand Concours de Piano<br />
in Lyon einstimmig <strong>der</strong> 1. Preis und <strong>der</strong><br />
Publikumspreis verliehen. Violinist Robert<br />
lakatos, Student von Rudolf Koelman,<br />
erspielte sich am Jeunesses International<br />
Music Competition 2012 in Bukarest den<br />
2. Preis. Der Violoncellist Dongkyun An,<br />
Student von Raphael Wallfisch, hat am<br />
Cellowettbewerb des Prager Frühlings und<br />
am 18. Internationalen Johannes Brahms<br />
Wettbewerb 2011 in Pörtschach (A) den<br />
2. Preis <strong>der</strong> Kategorie Violoncello erlangt.<br />
Bereits zweifach ausgezeichnet für sein<br />
Spiel wurde er Anfang <strong>die</strong>ses Jahres am<br />
Concours des Orchestre Symphonique de<br />
Montreal, wo er den Premier Prix und den<br />
Prix Domaine Forget gewann. Fagottistin<br />
Ananta Diaz, Studentin von Matthias Racz,<br />
kam am AMIAudimozart2012Wettbewerb<br />
im italienischen Rovereto auf den 2. Platz. Am<br />
Finalwettbewerb des <strong>die</strong>sjährigen Europäischen<br />
NachwuchsJazzpreises in Burghausen<br />
konnte <strong>der</strong> Sänger und Pianist Raphael<br />
Jost (Klasse Chris Wiesendanger und Andy<br />
Har<strong>der</strong>) den Solistenpreis entgegennehmen<br />
– in Anerkennung an «… <strong>die</strong> grosse Zukunftsperspektive<br />
<strong>die</strong>ses Ausnahmetalents», so<br />
JurySprecher Joe Viera.<br />
Beim <strong>die</strong>sjährigen Rahn Musikpreis überzeugten<br />
gleich drei ZHdKPianistinnen: Den<br />
1. Preis ex aequo teilen sich Maki Wie<strong>der</strong>kehr,<br />
Studentin von Homero Francesch, und<br />
Asaki ino, Studentin von HansJürg Strub.<br />
Den 3. Preis konnte Mari Tada, ebenfalls<br />
Studentin von HansJürg Strub, in Empfang<br />
nehmen. Die Preisträgerinnen bekommen<br />
neben dem Preisgeld <strong>die</strong> Gelegenheit zu<br />
einem solistischen Auftritt im grossen Saal<br />
<strong>der</strong> Tonhalle Zürich. Dabei werden sie von<br />
einem renommierten Orchester begleitet.<br />
Am Wettbewerb <strong>der</strong> Hans Schaeuble Stiftung<br />
für Streichquartette mit Stu<strong>die</strong>renden <strong>der</strong><br />
Schweizer Musikhochschulen erspielten sich<br />
<strong>die</strong> Ensembles mit ZHdKStu<strong>die</strong>renden den<br />
2. (gémeaux Quartett) und 3. Preis (Belenus<br />
Quartett). Die Preisübergabe erfolgt am<br />
24. September 2012 zum Saisonbeginn <strong>der</strong><br />
Spektrumkonzerte <strong>der</strong> ZHdK.
54 Zett 2–12 auszeichnungen<br />
Gesangsdozentin Lina Maria Åkerlund wurde<br />
mit Erfolgsmeldungen gegenwärtiger und<br />
ehemaliger Stu<strong>die</strong>ren<strong>der</strong> überschwemmt: Am<br />
MigrosKulturprozentGesangswettbewerb<br />
2012 wurde Michaela unsinn <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>npreis<br />
zugesprochen; isabel Pfefferkorn<br />
erhielt ein För<strong>der</strong>ungsstipendium für hochbegabte<br />
junge Musiker aus dem Vorarlberg;<br />
den Prix jeune étoile espoir ersang sich<br />
Alumna seraina Perrenoud am Concours<br />
International de chant des Châteaux en<br />
Médoc, und Alumna Alexa Vogel verlieh<br />
<strong>der</strong> Kanton Thurgau den Kulturför<strong>der</strong>preis.<br />
Preisträgerin des heurigen Dirigenten<br />
Wettbewerbs <strong>der</strong> Salzburger Festspiele und<br />
ihres Sponsors Nestlé ist <strong>die</strong> aus Litauen<br />
stammende Mirga gražinytè-Tyla. Zudem<br />
ist sie <strong>die</strong> erste Frau, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Preis erhält.<br />
Die Gewinnerin ist Studentin <strong>der</strong> Klasse<br />
Johannes Schlaefli.<br />
Erneut machen Orchesterleitende aus <strong>der</strong><br />
Dirigentenschmiede von Johannes Schlaefli<br />
international auf sich aufmerksam: Fergus<br />
Macleod wurde als Stipendiat ins För<strong>der</strong>programm<br />
des Dirigentenforums des Deutschen<br />
Musikrates aufgenommen. Und Alumnus<br />
Nathan Brock, <strong>der</strong>zeit Resident Conductor<br />
beim Montreal Symphony Orchestra,<br />
wurde mit insgesamt drei Awards geehrt,<br />
unter an<strong>der</strong>em mit dem Award des Ontario<br />
Arts Council «for most promising emerging<br />
conductor in Canada».<br />
Den ersten «Zuger Kompositionspreis»<br />
erhielt stephanie Haensler, Studentin bei<br />
Isabel Mundry. Haensler hat als einzige<br />
im Finalkonzert verbliebene Schweizerin<br />
den 2. Preis (ein 1. wurde nicht vergeben)<br />
gewonnen, <strong>der</strong> mit weiteren Aufführungen<br />
des Werkes und voraussichtlich einem Kompositionsauftrag<br />
verbunden ist.<br />
Orchesterstellen Musik<br />
Mike sutter, Schlagzeugstudent von Klaus<br />
Schwärzler, hat das Probespiel für <strong>die</strong> Akademie<br />
im Staatstheater Stuttgart für sich<br />
entschieden. Vier Tage lang konkurrierten<br />
professionelle SängerInnen aus aller Welt vor<br />
einer prominenten Jury um <strong>die</strong> «Carmen»<br />
Besetzung <strong>der</strong> Seefestspiele Berlin. Eine <strong>der</strong><br />
vier Hauptrollen – <strong>die</strong> Micaëla – hat sich<br />
David Thorners Studentin Anna Pisareva<br />
ersungen. Die Aufführungen finden bis 2.<br />
September 2012 auf <strong>der</strong> grossen OpenAir<br />
Bühne am Wannsee statt. Die sechs Casting<br />
Sendungen wurden im August auf ARTE in<br />
Deutschland und Frankreich ausgestrahlt.<br />
Zwei ZHdKStu<strong>die</strong>rende nehmen demnächst<br />
Platz in renommierten Sinfonieorchestern:<br />
eva catharina schuster, Kontrabassistin<br />
bei Duncan McTier, wird 1. Vorspielerin bei<br />
den Bochumer Sinfonikern. Oboist samuel<br />
Bastos, Klasse Thomas In<strong>der</strong>mühle, hält<br />
Einzug in <strong>die</strong> Karajan Akademie <strong>der</strong> Berliner<br />
Philharmoniker und spielt SoloOboe im<br />
Orchester <strong>der</strong> Oper Zürich. Tubist Ricardo<br />
carvalhoso (Klasse Anne Jelle Visser)<br />
gewann das Probespiel beim Orchestre<br />
Philharmonique de Nice. Er hat seine Stelle<br />
im Mai 2012 angetreten. (dhu)<br />
www.zhdk.ch/?gratulation<br />
Dokumentarfilmpreise <strong>der</strong><br />
Alexis Victor Thalberg-<br />
Stiftung 2012<br />
Mit dem Stiftungspreis wurden in <strong>die</strong>sem<br />
Jahr drei Dokumentarfilme prämiert: Zwei<br />
1. Preise zu je 6000 Franken gingen an<br />
Anabel castro und Aurora Vögeli für den<br />
Film «Tagträume» (48‘) sowie an Maurizius<br />
staerkle-Drux für den Film «Wenn <strong>der</strong><br />
Vorhang fällt» (49‘). Der mit 3000 Franken<br />
dotierte 2. Preis erhielten Fabian Kaiser,<br />
Florian Bachmann, luca Ribler und Hans<br />
Kaufmann für den Film «Sélecteur» (9‘).<br />
Hartmut Wickert, Leiter des Departements<br />
Darstellende Künste und Film, übergab <strong>die</strong><br />
Preise am 13. Mai 2012 vor einem zahlreich<br />
erschienenen Publikum in <strong>Kino</strong> Riffraff in<br />
Zürich.<br />
«Tagträume» erzählt mutig aus dem Leben<br />
von zwei brasilianischen Immigrantinnen in<br />
<strong>der</strong> Schweiz. In «Wenn <strong>der</strong> Vorhang fällt»<br />
begeben sich ein Jungschauspieler und ein<br />
Jungfilmer auf eine gemeinsame Reise, um<br />
<strong>die</strong> Grenzen zwischen Realität und Fiktion<br />
zu erforschen. In «Sélecteur» wird ein Türsteher<br />
vor einem Club in Zürich beobachtet.<br />
(Marille Hahne)<br />
Bil<strong>der</strong>: Johannes Dietschi<br />
Deutscher<br />
Kamerapreis 2012<br />
Jan Mettler, Absolvent des Bachelor<br />
Stu<strong>die</strong>ngangs Film 2009, erhielt für seine<br />
Kameraarbeit im Kurzfilm «Eddy» von<br />
Matthias Frey den För<strong>der</strong>preis 2012 des<br />
Deutschen Kamerapreises in Köln. In <strong>der</strong><br />
Begründung <strong>der</strong> Jury heisst es unter an<strong>der</strong>em:<br />
«Was Kameramann Jan Mettler aus<br />
<strong>der</strong> Geschichte visuell gemacht hat, ist ein<br />
kleines Meisterwerk geworden. Ein mo<strong>der</strong>ner<br />
Stummfilm, <strong>der</strong> uns seine Geschichte mit<br />
Bil<strong>der</strong>n erzählt, nicht mit endlosen Dialogen.<br />
Er arbeitet bewusst so ganz an<strong>der</strong>s, als wir<br />
es zurzeit oft sehen. Seine Mittel sind klare<br />
grafische Bil<strong>der</strong>, ruhige, lange Einstellungen<br />
und viel Liebe zum Detail. Jan Mettler nutzt<br />
<strong>die</strong> klassischen Elemente <strong>der</strong> Bildsprache<br />
wie perspektivische Überhöhungen ebenso<br />
wie das Spiel mit dem Gegenlicht. Er setzt<br />
JumpCuts und Zeitlupe zur emotionalen<br />
Gestaltung ein, und wir Betrachter stellen<br />
fest: Wir sind glücklich beim Zuschauen und<br />
lieben <strong>die</strong>se Machart und Erzählweise des<br />
Films.» (Laura Zimmermann)<br />
Roman Clemens-För<strong>der</strong>preis<br />
an SzenografInnen<br />
Der mit 10 000 Franken dotierte Roman<br />
ClemensFör<strong>der</strong>preis wurde am 19. Juni<br />
2012 zum dritten Mal verliehen. Ausge
veranstaltungen<br />
zeichnet wurden zwei DiplomProjekte: <strong>die</strong><br />
ortsspezifische Arbeit «Fading Snäpshots»<br />
von Zainab lascandri mit 4000 Franken<br />
und das «Projekt Bühne A» von corrado<br />
Dick und Danique Wiesli mit 6000 Franken.<br />
Die PreisträgerInnen haben gerade<br />
ihr dreijähriges BachelorStudium an <strong>der</strong><br />
ZHdK abgeschlossen. Der Preis wird jährlich<br />
durch <strong>die</strong> «Freunde <strong>der</strong> Theaterausbildung<br />
ZHdK» finanziert und von <strong>der</strong> Stiftung Lis<br />
und Roman Clemens vergeben. Als EmpfängerInnen<br />
des För<strong>der</strong>preises kommen<br />
Stu<strong>die</strong>rende in Betracht, <strong>die</strong> den BA Theater,<br />
Vertiefung Szenografie, erfolgreich abgeschlossen<br />
haben. För<strong>der</strong>preis und Stiftung<br />
sind nach dem deutschen Bühnenbildner<br />
und Gestalter Roman Clemens (1910–1992)<br />
benannt, <strong>der</strong> in Zürich grosse Bekanntheit<br />
geniesst. Von 1927 bis 1931 war er Schüler<br />
am Bauhaus. Später arbeitete er als Bühnenbildner<br />
in Dessau und am Opernhaus<br />
Zürich. Clemens war unter an<strong>der</strong>em auch<br />
<strong>der</strong> Gestalter des <strong>Zürcher</strong> <strong>Kino</strong>s Studio 4,<br />
dem heutigen Filmpodium, und schuf zahlreiche<br />
Bühnenarbeiten für das Opernhaus<br />
Zürich. (jhu)<br />
http://szenografie.zhdk.ch<br />
Mehrfache Auszeichnungen<br />
für <strong>die</strong> taZ in Solothurn<br />
Am Wochenende vom 2. und 3. Juni 2012<br />
fand im Konzertsaal Solothurn zum 17.<br />
Mal <strong>der</strong> Internationale Ballettwettbewerb<br />
Solothurn statt. 94 Jugendliche im Alter<br />
von 12 bis 17 Jahren nahmen am zweitätigen<br />
Wettbewerb teil. Die Nachwuchstalente <strong>der</strong><br />
Tanz Akademie Zürich (taZ) übertrafen <strong>die</strong><br />
Vorjahresresultate gleich um vier Medaillen:<br />
18 SchülerInnen und Stu<strong>die</strong>rende erreichten<br />
mit ihren Präsentationen eine Platzierung<br />
in den ersten 6 Rängen; 10 davon wurden<br />
von einer Fachjury mit Gold, Silber und<br />
Bronzemedaillen ausgezeichnet.<br />
In <strong>der</strong> ersten Alterstruppe <strong>der</strong> Jahrgänge<br />
1999/2000 gewannen Mara-Angelina<br />
Ritsch <strong>die</strong> Gold und saskia lehmann <strong>die</strong><br />
Bronzemedaille. In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Jahrgänge<br />
1997/1998 bekamen lou spichtig <strong>die</strong><br />
Gold und laura Fernandez <strong>die</strong> Bronzemedaille.<br />
Bei den Damen <strong>der</strong> Jahrgangsgruppe<br />
1995/1996 wurden Maiko Tsutsui mit <strong>der</strong><br />
Goldmedaille, Taela Williams mit <strong>der</strong><br />
Silbermedaille und cornelia seibold mit<br />
<strong>der</strong> Bronzemedaille geehrt. In <strong>der</strong>selben<br />
Altersgruppe <strong>der</strong> Herren wurde Patrick<br />
Bruppacher <strong>die</strong> Goldmedaille, Masafumi<br />
okuzono <strong>die</strong> Silbermedaille und Alexandre<br />
Bezuijen <strong>die</strong> Bronzemdeaille verliehen.<br />
(Sabine Albrecht)<br />
1. Preis für Kunst-am-Bau-<br />
Projekt von Florian Dombois<br />
Florian Dombois, Leiter des Forschungsschwerpunkts<br />
Transdisziplinarität, hat den<br />
1. Preis für ein KunstamBauProjekt im<br />
Innenhof des Landtagsneubaus in Potsdam<br />
gewonnen. Der Neubau wird von <strong>der</strong><br />
historischen Fassade des preussischen<br />
Stadtschlosses umkleidet. Mit zwei illusionistischen<br />
Pavillons, abgeleitet aus dem<br />
Zentraloval des Schlosses Sanssouci und<br />
unter Verwendung digitaler Technologien,<br />
holt Dombois mit seinem Projekt «Zugabe»<br />
<strong>die</strong> Zeitgenossenschaft vor <strong>die</strong> Fassade und<br />
thematisiert auf heiterkritische Weise den<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau. Die Pavillons selber setzen<br />
sich vor allem mit Fragen des Modells und<br />
<strong>der</strong> Massstäblichkeit auseinan<strong>der</strong>, einem<br />
Thema des Forschungsschwerpunkts. Im<br />
zweistufigen Wettbewerb, dem grössten des<br />
Landes Brandenburg für <strong>die</strong>se Legislaturperiode,<br />
wurde <strong>die</strong> Arbeit aus 100 Entwürfen<br />
ausgewählt. (jsc)<br />
www.brandenburg.de/cms/<br />
detail.php?gsid=bb1.c.297162.de<br />
Erster Preis am Lernfilm-<br />
Festival<br />
Manuela Beffa und Jonas Minnig, Stu<strong>die</strong>rende<br />
BA Design, Vertiefung Visuelle<br />
Kommunikation, haben beim Lernfilm<br />
Festival 2012 den ersten Preis gewonnen.<br />
Den Wettbewerb für Animationsfilme mit<br />
didaktischem Inhalt veranstaltete <strong>die</strong>ses Jahr<br />
erstmals <strong>die</strong> Firma LerNetz (Zürich/Bern).<br />
Im Rahmen eines Unterrichtsmoduls des<br />
dritten Semesters, geleitet von Beatrice<br />
Kaufmann und Josef Renner (beide Assistenzen<br />
im Departement Design), wurden<br />
in Kooperation mit LerNetz verschiedene<br />
Lernfilme realisiert, welche <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />
anschliessend beim Wettbewerb einreichten.<br />
Von <strong>die</strong>sen über 40 Filmen wählte eine Fachjury<br />
den Beitrag von Manuela Beffa und Jonas<br />
Minnig zum Siegerprojekt. (Peter Vetter)<br />
http://www.lernfilm.ch<br />
Les Souvenirs<br />
de Zürich West<br />
Zett 2–12 55<br />
Stu<strong>die</strong>rende des Masters Design haben im<br />
Rahmen des Festivals Art and the City einen<br />
Souvenirshop in ZürichWest eröffnet. «Les<br />
Souvenirs de Zürich West» gibt es noch bis<br />
23. September 2012. Der Shop befindet sich<br />
am Turbinenplatz und ist jeweils am Freitag,<br />
Samstag und Sonntag ab 12 Uhr offen:<br />
Souvenirs, Infomaterial, Café.<br />
Das Trendquartier ZürichWest boomt,<br />
<strong>der</strong> Souvenirmarkt blüht, da lässt auch <strong>der</strong><br />
Schwarzmarkt nicht lange auf sich warten.<br />
Souvenirs mit einem Augenzwinkern. Watch<br />
out for dealers!<br />
www.artandthecity.ch<br />
Jack Kunz<br />
und <strong>der</strong> Hyperrealismus<br />
Die Illustrationen des Schweizer Grafikers<br />
Jack J. Kunz (1919–2009) beeindrucken<br />
durch ihre fast magische Überzeichnung<br />
<strong>der</strong> Realität. Anfänglich vom Surrealismus<br />
und <strong>der</strong> Grafik Herbert Matters inspiriert,<br />
entwickelt Kunz einen hyperrealistischen<br />
Stil, <strong>der</strong> den «magischen Realismus» des<br />
Schweizer Sachplakats mit <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Pop Art zu verbinden weiss. Dies<br />
kommt nicht von ungefähr: An <strong>der</strong> damaligen<br />
Kunstgewerbeschule Zürich und bei Amstutz<br />
& Herdeg ausgebildet, wan<strong>der</strong>t Kunz 1947<br />
nach Amerika aus. Er lebt zwei Jahrzehnte
56 Zett 2–12 veranstaltungen<br />
lang in New York, wo er mit Herb Lubalin<br />
für Sudler & Hennessey und danach auf<br />
freier Basis u. a. für <strong>die</strong> Life Nature Library<br />
und das renommierte USMagazin «Sports<br />
Illustrated» arbeitet. 1968 kehrt Kunz in <strong>die</strong><br />
Schweiz zurück und kreiert bis Mitte <strong>der</strong><br />
1980erJahre zahlreiche Illustrationen für <strong>die</strong><br />
Werbemittel von Kunden wie Suchard, Toni,<br />
Bell, EDP Support, American Express und<br />
<strong>die</strong> Post. Das Museum für Gestaltung Zürich,<br />
dessen Grafiksammlung den Nachlass von<br />
Jack Kunz besitzt, widmet ihm als posthume<br />
Hommage eine kleine Ausstellung. (bju)<br />
Vernissage: 11.9., 19h, Ausstellung: 11.9. bis<br />
14.10.2012, Ausstellungsstrasse 60, Vestibül und<br />
Bibliotheksgang<br />
Lange Nacht <strong>der</strong><br />
<strong>Zürcher</strong> Museen 2012<br />
In den <strong>Zürcher</strong> Museen gibt es am 1./2.<br />
September wie<strong>der</strong> eine lange Nacht. Auch<br />
das Museum für Gestaltung Zürich und das<br />
Museum Bellerive laden zum Nachtschicht<br />
Programm ein und bieten Führungen durch<br />
<strong>die</strong> aktuellen Ausstellungen an. Zudem kann<br />
in <strong>die</strong> Welt <strong>der</strong> Animation eingetaucht werden:<br />
Das Festival Fantoche präsentiert Publikumslieblinge<br />
und HighRiskPreisträger<br />
– zum Lachen, Träumen und Staunen. Im<br />
Park ist das Schauspielhaus Zürich mit dem<br />
Theaterwagen zu Gast und lässt <strong>die</strong> Welt<br />
in einer Karte aus PETFlaschen entstehen<br />
sowie eine Gummiente von ihrem Treiben<br />
im Pazifik erzählen. Die Liveband Strozzini<br />
spielt rockig und sanft, während in Larry‘s<br />
TattooShow temporäre Kunstwerke auf <strong>die</strong><br />
Haut <strong>der</strong> Kundinnen und Kunden gezaubert<br />
werden. Den Hunger vertreibt Faro Catering<br />
mit mediterranen Gaumenfreuden.<br />
Das Museum Bellerive präsentiert innerhalb<br />
<strong>der</strong> Ausstellung «Entfesselt – Schmuck ohne<br />
Grenzen» Schmuck für das Ballett Romeo und<br />
Julia am <strong>Zürcher</strong> Opernhaus, das im Oktober<br />
Premiere hat. Und während <strong>der</strong> Performance<br />
«SchmuckQuickies+» fertigt <strong>die</strong> Künstlerin<br />
Yuko Oyama Schmuck für Personen, <strong>die</strong> sich<br />
dafür freiwillig zur Verfügung stellen. (lve)<br />
Lange Nacht <strong>der</strong> Museen: 1./2. September 2012,<br />
19–02 h, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse<br />
60; Museum Bellerive, Höschgasse 3.<br />
Weitere Infos unter: www.langenacht.ch<br />
Designpreise 2012<br />
Die Ausstellung «Designpreise <strong>der</strong> Schweizerischen<br />
Eidgenossenschaft» präsentiert <strong>die</strong><br />
Arbeiten <strong>der</strong> GewinnerInnen des Eidgenös<br />
sischen Preises für Design und des Grand<br />
Prix Design. Der vom Bundesamt für Kultur<br />
(BAK) jährlich veranstaltete Wettbewerb ist<br />
eines <strong>der</strong> wichtigsten För<strong>der</strong>instrumente<br />
im Bereich des Designs in <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Dem Vorschlag <strong>der</strong> Jury folgend, werden<br />
sowohl nachhaltige Produkte aus serieller<br />
Herstellung als auch Erfolg versprechende<br />
Prototypen sowie experimentelle Arbeiten –<br />
als Unikate o<strong>der</strong> in Kleinstserien produziert<br />
– ausgezeichnet.<br />
Die prämierten Arbeiten werden von Oktober<br />
2012 bis Januar 2013 im Museum Bellerive<br />
gezeigt und gewähren einen spannenden<br />
Einblick in das zeitgenössische Schaffen<br />
<strong>der</strong> Schweizer Designkultur. Zu sehen<br />
sind Produkte aus den Gestaltungsfel<strong>der</strong>n<br />
Mode, Schmuck, Textil, Grafik, Fotografie,<br />
Industriedesign sowie <strong>der</strong> Szenografie und<br />
<strong>der</strong> Vermittlung, <strong>der</strong>en UrheberInnen AbsolventInnen<br />
<strong>der</strong> Schweizer Fachhochschulen<br />
o<strong>der</strong> auch bereits etablierte Designschaffende<br />
sind. (Jacqueline Greenspan)<br />
Vernissage: 25.10.2012, 19 h, Ausstellung:<br />
26.10.2012–27.1.2013, Museum Bellerive,<br />
Höschgasse 3<br />
Was können <strong>die</strong> Künste<br />
für <strong>die</strong> urbane<br />
Gesellschaft tun?<br />
Diese Frage stellt <strong>die</strong> interdisziplinäre<br />
Konferenz reART:theURBAN vom 25. bis 27.<br />
Oktober 2012 im Theaterhaus Gessnerallee.<br />
Sie wird organisiert vom Team des NationalfondsForschungsprojekts<br />
«Re/Okkupation»<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Imanuel Schipper<br />
in Kollaboration mit dem Master Transdisziplinarität,<br />
<strong>der</strong> ETH Zürich und The<br />
International Network for Urban Research<br />
(INURA). Die Konferenz bringt durch ihren<br />
interdisziplinären Ansatz und <strong>die</strong> innovativen<br />
Formate international renommierte<br />
WissenschaftlerInnen und Kunstschaffende<br />
zusammen. KeynoteRednerInnen sind etwa<br />
<strong>der</strong> Philosoph Slavoj Žižek, <strong>der</strong> Geograf Erik<br />
Swyngedouw, <strong>der</strong> Urbanist Charles Landry,<br />
<strong>die</strong> PerformanceWissenschaftlerin Shannon<br />
Jackson und <strong>der</strong> Soziologe Dirk Baecker.<br />
Neben Vorträgen und Diskussionen werden<br />
künstlerische Interventionen und Workshops<br />
angeboten, unter an<strong>der</strong>em von KünstlerInnen<br />
und Künstlerkollektiven wie etwa Public<br />
Movement, Blast Theory, stadttheater.tv und<br />
Rimini Protokoll. (jsc)<br />
Stu<strong>die</strong>rende können zu einem Son<strong>der</strong>preis von CHF<br />
20 an <strong>der</strong> Tagung teilnehmen und <strong>die</strong> Performance<br />
von Rimini Protokoll am 25. o<strong>der</strong> 26. Oktober 2012<br />
besuchen.<br />
Forumsreihe<br />
«Aufführung von Musik»,<br />
Herbstsemester 2012<br />
Die Reihe stellt musikalische Arbeiten und<br />
Experimente aus allen Departementen <strong>der</strong><br />
ZHdK vor und diskutiert <strong>die</strong>se mit Ruth<br />
Schweikert, ObserverinResidence 2012/13,<br />
MusikexpertInnen und dem Publikum. Die<br />
unterschiedlichen Aufführungen stehen für<br />
den innovativen Umgang mit dem klassischen<br />
Darstellungsformat Konzert und zeigen auf,<br />
wie an<strong>der</strong>e Disziplinen aktiv mitgestaltend<br />
auf <strong>die</strong> Musik einwirken und <strong>die</strong>se – mit<br />
Sinngewinn – verän<strong>der</strong>n können. Die im<br />
Herbstsemester monatlich stattfindende<br />
Reihe <strong>der</strong> Plattform Z+ ist ein Beitrag zum<br />
Jahresthema «Darstellungsformate im Wandel<br />
– Zur Aufführung von Musik». (jsc)<br />
Veranstaltungen: 3. und 31. Oktober, 14. November,<br />
5. Dezember 2012, 16. Januar 2013<br />
Programm: http://zplus.zhdk.ch<br />
Musik 12/13<br />
Null Bock auf das Ende <strong>der</strong> Ferienzeit? –<br />
Dann beschaffen Sie sich doch etwas Lesefutter<br />
zum Durchstarten: «Vom Nullpunkt»,<br />
dem Jahresthema des Departements Musik,<br />
handeln Essays, Symposien und zahlreiche<br />
Konzerte im Stu<strong>die</strong>njahr 2012/13. Zu finden<br />
sind <strong>die</strong>se im «Jahresprogramm Musik<br />
2012/13», das an zahlreichen Standorten <strong>der</strong><br />
ZHdK aufliegt, o<strong>der</strong> im Netz. (dhu)<br />
www.zhdk.ch/?jahresprogrammdmu<br />
Popstu<strong>die</strong>rende <strong>der</strong> ZHdK<br />
am Festival Live at Sunset<br />
Wir freuen uns, <strong>die</strong> neuste Kooperation <strong>der</strong><br />
ZHdK bekannt zu geben: Am jährlich im<br />
Juli stattfindenden Festival Live at Sunset<br />
in Zürich werden künftig Popstu<strong>die</strong>rende<br />
<strong>der</strong> ZHdK mit ihren Bands vor internationalen<br />
Acts <strong>die</strong> Bühne anheizen. Den Anfang<br />
machten <strong>die</strong>ses Jahr:<br />
Aaron Wegmanns «Most of the time» vor<br />
James Morrison; Levin Degers «Levin» vor
vermischtes<br />
Alanis Morissette; «Raphael Jost Band»<br />
vor Caro Emerald; Miriana Hochreuteners<br />
«Anascent» vor Lady Antebellum; Simone<br />
Baumanns «Moni‘s Milchchäschtli» vor<br />
Katie Melua. (dhu)<br />
www.liveatsunset.ch/<br />
Gnom mit Biss<br />
Das 2007 bei ZHdK Records erschienene<br />
Hörspiel «Dr knackigi Gnom» wurde am<br />
2. sonOhr Hörfestival in Bern mit dem Publikumspreis<br />
ausgezeichnet. Das Hörspiel, das<br />
von DRS 2 ausgestrahlt wurde, ist von und<br />
mit Christin Glauser und Philippe Graff,<br />
mit Musik von Moritz Müllenbach, ge spielt<br />
von Isora Castilla (Klavier) und Moritz<br />
Müllenbach (Cello) – eine Zusammenarbeit<br />
von ehemaligen Theater bzw. Musikstu<strong>die</strong>renden<br />
<strong>der</strong> ZHdK. (dhu)<br />
Die CD kann u. a. über zhdkrecords.zhdk.ch bezogen<br />
werden.<br />
Saving Philotas<br />
Philotas ist ein junger Prinz. Hoch motiviert<br />
zieht er in seine erste Schlacht, gerät aber<br />
sofort in Kriegsgefangenschaft. Auf <strong>die</strong> Frage,<br />
wie er seinem Vaterland <strong>jetzt</strong> noch <strong>die</strong>nen<br />
kann, findet er eine fanatische Lösung: Er<br />
begeht Selbstmord.<br />
Marcel Grissmer, Miriam Walther Kohn und<br />
Christopher Kriese, Stu<strong>die</strong>rende des Masters<br />
Theater, befragten in Tel Aviv zusammen<br />
mit arabischen und jüdischen Jugendlichen<br />
das Schicksal von Lessings Titelhelden und<br />
schrieben es für <strong>die</strong> Bühne um.<br />
Das Projekt entstand an <strong>der</strong> jüdischen Aleph<br />
High School of Arts und <strong>der</strong> arabischen<br />
Ajyal High School, <strong>die</strong> dafür erstmals<br />
ko operierten. Premiere feierte das Stück<br />
am 15. Juli 2012 im ArabHebrew Theatre<br />
in Jaffa, das sich <strong>der</strong> Verständigung bei<strong>der</strong><br />
Kulturen verschrieben hat. Der Prozess des<br />
gemeinsamen Theaterspielens wurde hier<br />
zur Metapher für ein friedliches Miteinan<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> kommenden Generation. Um <strong>die</strong>se<br />
Metapher zugänglich zu machen, entstand<br />
ein Film, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Erarbeitung des Stücks und<br />
seine Bezüge zum NahostKonflikt reflektiert.<br />
Auch <strong>die</strong> Jugendlichen haben gefilmt und so<br />
einen persönlichen Einblick in ihren Alltag<br />
ermöglicht.<br />
Ein Theaterprojekt von «Neue Dringlichkeit»<br />
(siehe «Zett» 2–2011, S. 18). (Marcel Grissmer,<br />
Miriam Walther, Christopher Kriese)<br />
Der Film ist abrufbar unter: www.savingphilotas.org<br />
Website zum Symposium<br />
Design 2012<br />
In <strong>die</strong>sem Jahr hiess das Thema des ZHdK<br />
Symposiums Design «Smart&Dirty – Was<br />
bedeutet Energieeffizienz im Design?». Am<br />
19. März 2012 begaben sich Stu<strong>die</strong>rende<br />
und Dozierende des Departements Design<br />
gemeinsam mit ExpertInnen auf <strong>die</strong> Suche<br />
nach verdeckten Energiebilanzen in realen<br />
und virtuellen Produkten. Die Präsentationen<br />
von internationalen Gästen wie Prof.<br />
Dr. Michael Braungart (CradletoCradle<br />
Experte), Kaspar Schuler (Greenpeace<br />
Schweiz) und Christiaan Maats (OAT Shoes)<br />
reflektierten zeitgenössische Designprozesse<br />
und zeigten Handlungsperspektiven<br />
für nachhaltige Produktionswege auf. Das<br />
Symposium wurde von den Stu<strong>die</strong>nvertiefungen<br />
Game Design und Industrial Design<br />
konzipiert und ausgerichtet. Die Stu<strong>die</strong>nvertiefung<br />
CAST zeichnete <strong>die</strong> einzelnen<br />
Vorträge <strong>der</strong> RednerInnen auf. Diese sind im<br />
Internet abrufbar. Neben den Videobeiträgen<br />
finden sich auf <strong>der</strong> Website auch detaillierte<br />
Informationen zu den einzelnen Gästen<br />
sowie weiterführende LinkSammlungen<br />
und <strong>die</strong> Gruppenarbeiten, <strong>die</strong> im Rahmen des<br />
anschliessenden interdisziplinären Bachelor<br />
DesignModuls zum gleichnamigen Thema<br />
entstanden sind. (Maike Thies)<br />
http://symposiumdesign.zhdk.ch<br />
Neues für den Garten<br />
Die Vertiefung Industrial Design pflegt regen<br />
Kontakt zu verschiedenen Industriepartnern.<br />
Dies, um <strong>die</strong> Lehre mit realen Aufgabenstellungen<br />
möglichst praxisnah zu gestalten und<br />
auch, um Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong> Möglichkeit zu<br />
geben, Entwürfe schon während <strong>der</strong> Ausbildung<br />
professionell produzieren zu lassen. In<br />
<strong>die</strong>sem Magazin (vgl. «Zett» 2–2011, S. 48)<br />
ist bereits über den Gestaltungswettbewerb<br />
berichtet worden, den <strong>die</strong> Vertiefung mit<br />
Zett 2–12 57<br />
Grütter Kunststoff + Formen AG durchgeführt<br />
hatte, soweie über <strong>die</strong> glücklichen<br />
GewinnerInnen. Student Pete Patrick Bürgy,<br />
Erstplatzierter im Wettbewerb, kann sich<br />
nun über einen weiteren Erfolg freuen: Sein<br />
Pflanzengefäss «Paso Doble» wird seit ein<br />
paar Monaten von <strong>der</strong> Firma produziert und<br />
vertrieben. Das Gefäss, welches ebenso als<br />
Einzelobjekt wie auch als eine aneinan<strong>der</strong>gefügte<br />
Gruppe funktioniert und durch seine<br />
praktische Stapelbarkeit überzeugt, ist das<br />
erste Industrieprodukt des Jungdesigners.<br />
Bisher sammelte Bürgy Erfahrungen im<br />
Bereich von Einzelanfertigungen. Die Vorstellung,<br />
dass sein Pflanzengefäss <strong>die</strong>sen<br />
Sommer in den Gärten und auf den Terrassen<br />
<strong>der</strong> Schweiz anzutreffen ist, macht ihn zu<br />
Recht etwas stolz. (Cyril Kennel)<br />
«Dada New York III: The<br />
Metaphysics of Sitting»<br />
Unter <strong>die</strong>sem Titel fand im Cabaret Voltaire<br />
in Zusammenarbeit mit BachelorStu<strong>die</strong>renden<br />
<strong>der</strong> Vertiefungen Fotografie, Bildende<br />
Kunst, Mediale Künste und Theorie des<br />
Departements Kunst & Me<strong>die</strong>n eine dreimonatige<br />
Ausstellung statt. KünstlerInnen und<br />
TheoretikerInnen setzten sich dabei eingehend<br />
mit Dada New York auseinan<strong>der</strong> und<br />
wagten <strong>die</strong> Suche nach <strong>der</strong> metaphysischen<br />
Dimension von Dingen. Dada kann man<br />
we<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>beleben noch reproduzieren.<br />
Dada ist eine Behauptung. Eine Setzung. Und<br />
damit auch ein Wagnis, ein Exponieren. O<strong>der</strong><br />
ganz einfach: Es ist doch bemerkenswert,<br />
dass sich eine Gruppe mit Dada beschäftigt<br />
und sich dabei erneut <strong>der</strong> Metaphysik<br />
von Alltagsdingen widmet und nicht <strong>der</strong><br />
Verführung <strong>der</strong> Klischees <strong>der</strong> Provokation<br />
und <strong>der</strong> Groteske verfällt, wie es bei Dada<br />
oft <strong>der</strong> Fall war. Ein vielfältiges Rahmenprogramm,<br />
<strong>die</strong> Veranstaltungsreihe «Para Dada»,<br />
thematisierte verschiedene metaphysische,<br />
astrologische o<strong>der</strong> gar okkulte Bereiche.<br />
(Sofia Bempeza)<br />
Als begleitende Publikation zur Ausstellung erschien<br />
im Vexer Verlag St. Gallen ein Gedichtband<br />
unter dem geheimnisvollen Titel Modul BMK –<br />
BMK - 11H – INT – PRFO – 01, 206 Seiten,<br />
CHF 20; per Mail bestellbar unter: info@vexer.ch
58 Zett 2–12 impressum / carte blanche<br />
Impressum<br />
«Zett», das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>der</strong> Künste, erscheint dreimal<br />
jährlich.<br />
Herausgeberin: <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />
Künste, <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />
Redaktion: Heike Pohl (hpo, Leitung),<br />
Adriana Bognar (abo), Hochschulkommunikation<br />
Externe redaktionelle Mitarbeit:<br />
Chantal Frey (Textredaktion, Lektorat,<br />
Korrektorat).<br />
Redaktionsteam: Eva Brüllmann (ebr),<br />
Services, Barbara Draeyer (bdr), Kunst<br />
& Me<strong>die</strong>n, Daniela Huser (dhu), Musik,<br />
Elisabeth Krüsi (ekr), Design, Judith<br />
Hunger ( jhu), Darstellende Künste und<br />
Film, Janine Schiller ( jsc), Kulturanalysen<br />
und Vermittlung, Leona Veronesi (lve),<br />
Museum für Gestaltung Zürich, Stefan<br />
Schöbi (ssc), Hochschulkommunikation,<br />
Caroline Brühlmann/Timo Krstin (SturZ)<br />
Gestaltung und Produktion: Moritz Wolf,<br />
Regula Bearth, Betty Fleck<br />
Druck: Ropress Genossenschaft Zürich<br />
Papier: BVS glänzend, 170 g/m 2 ; Reprint<br />
FSC, 90 g/m 2 ; Schriften: Neue Helvetica,<br />
Haettenschweiler Regular, Mercury;<br />
Auflage: 5000<br />
Copyright: Der Nachdruck von Artikeln<br />
ist unter Quellenangabe gestattet. Belegexemplare<br />
erwünscht.<br />
«Zett» ist auch digital als EPaper<br />
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cc.zhdk.ch<br />
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<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />
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