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Digitales Kino: Sterben jetzt die Gefühle? - Zürcher Hochschule der ...

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—<br />

Z hdk<br />

—<br />

<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />

<strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />

Zett<br />

2–12<br />

Das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />

Nummer 2, August 2012<br />

—<br />

—<br />

14<br />

Vanessa – <strong>der</strong> Prototyp eines Teenagers<br />

—<br />

35<br />

In erster Linie möchte ich einfach tanzen<br />

—<br />

42<br />

Happy New Ears!<br />


02<br />

Zett 2–12<br />

zum cover<br />

Objekt aus dem Laboratorium von Angelo und Dominik Brun del Re.<br />

Schnelle Rotation, kleines Schwungrad dreht sich durch <strong>die</strong> Luft –<br />

anhaltendes Pfeifen.<br />

Foto von Regula Bearth aus dem Musikprogramm 2012/13 <strong>der</strong> ZHdK.<br />

HocHscHule<br />

04 Hun<strong>der</strong>tvier<br />

Sechs Stu<strong>die</strong>rendenporträts. Adriana Bognar<br />

07 Nach jahrelangem Planen freue ich mich auf<br />

unsere Kunststadt!<br />

Das Toni-Areal und <strong>die</strong> ZHdK-Planungsverantwortlichen.<br />

Adriana Bognar<br />

10 Den Künsten einen Rahmen geben<br />

100 Tage Verwaltungsdirektor Matthias Schwarz –<br />

ein Interview. Stefan Schöbi<br />

12 Führung an <strong>der</strong> ZHdK – an Beispielen illustriert<br />

Die Führungsgrundsätze <strong>der</strong> ZHdK. Heike Pohl<br />

14 Vanessa – <strong>der</strong> Prototyp eines Teenagers<br />

Der Künstler Alex Hanimann. August Pfluger<br />

16 We Need Your Buck for our Bang<br />

Crowdfunding: Kulturfinanzierung im Internet.<br />

Philipp Kotsopoulos<br />

18 Bei einem Reenactment zählt <strong>der</strong> Akt <strong>der</strong><br />

Vergegenwärtigung<br />

Z+: Theatermacher Milo Rau gibt Einblick in seine<br />

Arbeit. Vera Ryser<br />

KuNsT & MeDieN<br />

20 17Zwei …<br />

Plakatwand in <strong>der</strong> Fussgängerunterführung.<br />

Ulrich Görlich<br />

21 Fokus i: Fotografie<br />

Fotogravielfalt von Jörg Scheller<br />

import | export von Sofia Bempeza<br />

israel exkursion Stu<strong>die</strong>rende <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie<br />

KulTuRANAlYseN uND VeRMiTTluNg<br />

25 Billetterie und Wun<strong>der</strong>kammer<br />

Zwei Vermittlungsprojekte in <strong>der</strong> Ausstellung<br />

«10 000 Stunden». Stefan Wettstein<br />

26 Ästhetik?<br />

Ein Thema in Forschung und Lehre. Elke Bippus,<br />

Jörg Huber, Roberto Nigro<br />

DesigN<br />

28 eine synthese von Klang und gestaltung<br />

Von <strong>der</strong> Bachelor-Arbeit zur Produktion. Cyril Kennel<br />

29 Forschung im Fokus<br />

Qualifizierungsprogramm an Kunsthochschulen.<br />

Cyril Kennel, Benjamin Hohl<br />

PosTeR<br />

30 «Rückkehr <strong>der</strong> götter» – Panorama <strong>der</strong> Aztekenstadt<br />

Tenochtitlan. Willy Schnei<strong>der</strong>


inhaltsübersicht / editorial<br />

32 game Design auf Master-stufe<br />

Fünf erfolgreiche Masterarbeiten.<br />

Maike Thies, Mela Kocher<br />

DARsTelleNDe KüNsTe uND FilM<br />

35 in erster linie möchte ich einfach tanzen<br />

Im Beruf angekommen: Benoît Favre. Judith Hunger<br />

36 Voice lab expanded<br />

Stimmen im elektroakustischen Raum. Ingo Starz<br />

37 <strong>Digitales</strong> <strong>Kino</strong>: sterben <strong>jetzt</strong> <strong>die</strong> gefühle?<br />

Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Christian Iseli<br />

38 <strong>Zürcher</strong> schauspielausbildung feiert 75. geburtstag<br />

Drei Leuchttürme fürs Theater. Hartmut Wickert<br />

MusiK<br />

40 Kammermusik – ein gemeinschaftswerk<br />

Das Zusammenspiel macht <strong>die</strong> Musik. Eckart Heiligers<br />

41 globale Nischen <strong>der</strong> Musik<br />

Musikproduktion und -konsum in einer globalisierten<br />

Welt. Julio Mendívil<br />

42 Happy New ears!<br />

Musikalisches Jahresthema: «Vom Nullpunkt».<br />

Jörn Peter Hiekel<br />

44 Wie Weihnachten<br />

Arc-en-Ciel, Ensemble für zeitgenössische Musik.<br />

Felix Baumann<br />

MuseuM FüR gesTAlTuNg ZüRicH<br />

45 Tatort Museum<br />

Kriminalfilmausstellung «Verbrechen lohnt sich».<br />

Andres Janser<br />

46 Von <strong>der</strong> Attraktion des gewöhnlichen<br />

Ausstellung «Magie <strong>der</strong> Dinge – Das Produktplakat».<br />

Bettina Richter<br />

leuTe<br />

48 Alumni: Die Schauspielerin Katharina Bohny.<br />

Ein Porträt von Christian Le<strong>der</strong>mann<br />

49 Neu an <strong>der</strong> ZHdK<br />

50 Who is who<br />

Die Vertiefung Fotografie stellt sich vor. Eva Brüllmann<br />

52 Hochschulversammlung<br />

KuRZMelDuNgeN<br />

53 Auszeichnungen<br />

55 Veranstaltungen und Vermischtes<br />

58 Impressum<br />

59 Carte blanche<br />

Ein Faulsein<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Neulich habe ich ein Buch gelesen. Einen ganzen Tag lang<br />

nichts an<strong>der</strong>es getan, als zu lesen. Am Morgen las ich am Esstisch,<br />

später auf dem Balkon im Schatten und abends auf dem<br />

Sofa. Zwischendurch habe ich etwas getrunken, dann wie<strong>der</strong><br />

gelesen, was gekocht, gegessen und wie<strong>der</strong> gelesen. Ich war<br />

ganz zufrieden mit dem Tag – und trotzdem: irgendwann<br />

beschlich mich das dumpfe Gefühl des Faulseins.<br />

Am Abend telefonierte ich mit meiner Mutter, <strong>die</strong> mir stolz<br />

erzählte, dass sie und mein Vater von früh bis spät geschuftet<br />

hätten: Das ganze Basilikumbeet in ihrem Garten hätten sie<br />

geerntet und mit 5 Kilo Pinienkernen und Parmesan, 6 Litern<br />

Olivenöl und 40 Knoblauchzehen zu 50 Gläsern Pesto verarbeitet.<br />

«Wow», sagte ich und «mmmh, da freu ich mich drauf!»,<br />

und dann erzählte ich etwas von viel Hausarbeit und ein bisschen<br />

lesen. Später rief Urs an und berichtete von seinem Tag:<br />

Er hat drei Baustellen besucht und dort getroubleshootet, sich<br />

mit einem Bauherrn getroffen, einen Stapel Rechnungen abgearbeitet,<br />

eingekauft, für seine Kids gekocht, zwei Waschmaschinen<br />

gewaschen und aufgehängt und dann noch ein wenig<br />

an seinem Oldtimer gebastelt. «Und du?» fragte er. «Ich habe<br />

ein Buch gelesen.»<br />

Alle sind so fleissig! Alle sind so aktiv! Susi wan<strong>der</strong>te kürzlich<br />

25 Stunden am Stück von Küttigen an den Hallwilersee. Stefan<br />

hat in einer 15­stündigen Klettertour <strong>die</strong> Kingspitze in den<br />

Engelhörnern erstiegen. Und ich? Ich lese ein Buch – und<br />

noch eins und noch eins und noch eins – und kann mir im<br />

Moment fast nichts Besseres vorstellen. Dabei bewege ich<br />

mich kaum, blättere bloss ab und zu eine Seite um. Bin ich also<br />

faul? Ist Lesen Faulheit? Dazu gibt‘s ein wun<strong>der</strong>bares Gedicht<br />

von Ernst Jandl, es heisst «Menschenfleiss»:<br />

ein faulsein<br />

ist nicht lesen kein buch<br />

ist nicht lesen keine zeitung<br />

ist überhaupt nicht kein lesen<br />

ein faulsein<br />

ist nicht lernen kein lesen und schreiben<br />

ist nicht lernen kein rechnen<br />

ist überhaupt nicht kein lernen<br />

ein faulsein<br />

ist nicht rühren keinen finger<br />

ist nicht tun keinen handgriff<br />

ist überhaupt nicht kein arbeiten<br />

ein faulsein<br />

solang mund geht auf und zu<br />

solang luft geht aus und ein<br />

ist überhaupt nicht<br />

Soviel zur Frage, ob Lesen Faulheit sei …<br />

Das Buch ist übrigens <strong>der</strong> Roman «Fegefeuer» <strong>der</strong> finnischestnischen<br />

Autorin Sofi Oksanen und hiermit allen zur Lektüre<br />

empfohlen.<br />

Heike Pohl, Leiterin Kommunikation ZHdK<br />

Zett 2–12 03


hun<strong>der</strong>tvier<br />

Seit <strong>der</strong> ersten Ausgabe <strong>die</strong>ser<br />

Rubrik im März 2008 sind es,<br />

zusammen mit den folgenden<br />

sechs Porträts, 104 Stu<strong>die</strong>rende,<br />

<strong>die</strong> wir im «Zett» jeweils in<br />

Bild und Wort vorgestellt<br />

haben. Zu gerne würden wir<br />

<strong>der</strong>einst erfahren, was aus<br />

ihnen geworden ist.<br />

Adriana Bognar,<br />

Fotos: Regula Bearth<br />

simon Heusser, Wiedikon und Kanada,<br />

wohnt in Zürich. Departement Design,<br />

BA Design, Style & Design<br />

(Abschluss Eidg. Schreinerlehre, Projektassistent<br />

SIZ). Aktuelles Projekt: momentan<br />

Praktikum beim Magazin «Transhelvetica»;<br />

bald vielleicht Organisation einer<br />

departementsübergreifenden Veranstaltungsserie<br />

für <strong>die</strong> ZHdK (happenings.<br />

ch). Freud und Leid im Studium. FREUD: das<br />

Museum für Gestaltung und eine hochkarätige<br />

Bibliothek im selben Gebäude;<br />

<strong>die</strong> Inputs <strong>der</strong> Dozenten. LEID: keine wissenschaftliche<br />

Vermittlung im Studium;<br />

kein Dialog mit den bildenden Künsten.<br />

Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: eine zahlbare<br />

Lokalität für mein zukünftiges Startup;<br />

wie<strong>der</strong> eine eigene temporäre Galerie<br />

aufbauen; von <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>die</strong> Unterstützung<br />

für eine Zwischennutzung<br />

bekommen. Zum Toni­Areal: dass <strong>die</strong> sterile<br />

EM2N­Architektur zum Leben erwacht<br />

und dass uns ein White Cube für Ausstellungen<br />

zur Verfügung steht.<br />

Madeleine Fehr, Schaffhausen, wohnt in<br />

Zürich. Departement Darstellende<br />

Künste und Film, Tanz Akademie<br />

Zürich, Bühnentanz (Klassisch/<br />

Mo<strong>der</strong>n). Aktuelles Projekt: Teilnahme<br />

am Schwäbischen Kunstsommer in<br />

Zeitgenössischem Tanz. Freud und Leid im<br />

Studium. FREUD: nach einem harten Tag im<br />

ganzen Körper zu fühlen, dass man etwas<br />

geleistet hat; während des Tanzens<br />

alle um sich herum zu vergessen; auf <strong>der</strong><br />

Bühne zu stehen und den Lebenstraum<br />

verwirklichen zu können. LEID: Schmerzen,<br />

Druck, ständige Verletzungsgefahr,<br />

wenig Freizeit, Konkurrenzkampf,<br />

Frus tration. Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee:<br />

erfolgreich in einer guten Kompanie zu<br />

tanzen; schmerzfrei zu sein; ein langes,<br />

glückliches Leben zu führen. Zum Toni­<br />

Areal: grosse, helle Tanzstudios; Tage, an<br />

denen man in an<strong>der</strong>en Stu<strong>die</strong>nbereichen<br />

zusehen kann.


Dorothea Bäbler, Mollis GL, wohnt<br />

in Zürich. Departement Kulturanalysen<br />

und Vermittlung, BA<br />

Vermittlung von Kunst und Design,<br />

Bildnerisches Gestalten an<br />

Maturitätsschulen. Aktuelles Projekt:<br />

Ausarbeitung eines Konzepts fürs individuelle<br />

Projekt im Abschlussjahr;<br />

Praktikumsvorbereitung. Freud und Leid im<br />

Studium. FREUD: <strong>die</strong> Vielseitigkeit des gestalterischen<br />

Angebots; gute Infrastruktur;<br />

<strong>die</strong> Integration <strong>der</strong> pädagogischen<br />

Praxis bereits ab Beginn des Studiums;<br />

tolle Leute. LEID: Manchmal habe ich das<br />

Gefühl, von allem ein bisschen etwas zu<br />

wissen, aber nichts so wirklich zu können;<br />

handwerkliche Fertigkeiten als Basiswissen<br />

kommen für mich zu kurz. Drei<br />

Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: Glück, Gesundheit<br />

und eines Tages ein Bienenvolk. Zum Toni­<br />

Areal: einen grösseren Austausch innerhalb<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Stu<strong>die</strong>ngänge;<br />

Kunstflohmarkt.<br />

Marco Wyrsch, Buochs NW, wohnt in<br />

Zürich. Departement Musik, MA<br />

Musikpädagogik, Klavier (Abschluss<br />

BA Musik). Aktuelles Projekt: Master­Arbeit<br />

mit spanisch beeinflusster<br />

Musik; bereite ein neues Projekt vor mit<br />

kubanischer und brasilianischer Musik.<br />

Freud und Leid im Studium. FREUD: mit an<strong>der</strong>en<br />

Studenten musizieren; Improvisation;<br />

gelungenes Konzert. LEID: alleine üben;<br />

alleine auf <strong>der</strong> Bühne sein; Bühnenangst;<br />

an Stücken monatelang feilen und damit<br />

wenig Raum für Spontaneität lassen. Drei<br />

Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: gute künstlerische<br />

Instinkte; viel Geld; mehr Energie. Zum<br />

Toni­Areal: viele Übungszellen und ein mo<strong>der</strong>nes<br />

Aufnahmestudio.


eva geiser, Winterthur, wohnt in Zürich.<br />

Departement Design, MA<br />

Design, Ereignis (Abschluss BA Vermittlung<br />

von Kunst und Design). Aktuelles<br />

Projekt: Kostümbild zu einer inszenierten<br />

Sesselbahnfahrt in Visperterminen VS;<br />

Master­Stu<strong>die</strong> über <strong>Zürcher</strong> Jugendliche;<br />

Lichtinstallation für Röntgenplatzfest<br />

und Lange Nacht <strong>der</strong> Museen. Freud und<br />

Leid im Studium. FREUD: ein ständiges Geben<br />

und Nehmen: Die Schule profitiert von<br />

den Stu<strong>die</strong>renden und <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

von <strong>der</strong> Schule; ständig neue Inputs zu<br />

bekommen, bereichert und beflügelt, …<br />

LEID: … doch oft hab ich das Gefühl, nicht<br />

für alles Zeit zu haben, was mich interessiert.<br />

Das deprimiert. Drei Wünsche an<br />

<strong>die</strong> gute Fee: dass je<strong>der</strong> Tag 25 Stunden hat,<br />

<strong>die</strong> Woche aus 8 Tagen besteht und jeden<br />

Montag frei! Zum Toni­Areal: genug Platz für<br />

praktisches Arbeiten; gute Werkstätten;<br />

gute Einführungen und Betreuung; gemütliche<br />

Plätze für <strong>die</strong> Pausen.<br />

simon Rokyta, Tschechische Republik<br />

/ Winterthur, wohnt in Gattikon ZH.<br />

Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n,<br />

BA Me<strong>die</strong>n & Kunst, Mediale<br />

Künste (Abschluss Automechaniker­<br />

Ausbildung). Aktuelles Projekt: Gestaltung<br />

<strong>der</strong> eigenen Homepage; zukünftig: Austauschsemester<br />

in Prag. Freud und Leid im<br />

Studium. FREUD: Infrastruktur (umfangreiche<br />

AV­Ausleihe, Me<strong>die</strong>nausleihe<br />

im MIZ und <strong>der</strong> ZB); 24h Zugang zum<br />

Atelier und zu den Labors; Gastdozenten<br />

aus verschiedenen Län<strong>der</strong>n; interdisziplinäres<br />

Herbst­/Wintersemester; Kochmöglichkeit;<br />

Teilnahme an externen<br />

Ausstellungen. LEID: Atelierplätze müssen<br />

für <strong>die</strong> Jahresausstellung geräumt<br />

werden; <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden sind intensiv<br />

mit Semes terarbeiten beschäftigt, <strong>der</strong><br />

Austausch kommt dadurch zu kurz. Drei<br />

Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: eine Assistenzstelle<br />

an einer Kunsthochschule im Bereich<br />

Videotechnik; Zusammenarbeit mit<br />

dem französischen Kameramann Raoul<br />

Coutard; zufrieden und gesund sein. Zum<br />

Toni­Areal: grössere Räumlichkeiten für<br />

<strong>die</strong> Atelierplätze; gleichbleibendes Arbeitsklima;<br />

mehr Zusammenarbeit mit<br />

Stu<strong>die</strong>renden aus an<strong>der</strong>en Vertiefungen.


nach jahre langem<br />

planen freue ich<br />

mich auf unsere<br />

kunststadt!<br />

Sieben Planungsverantwortliche für <strong>die</strong> Infrastruktur<br />

im Toni­Areal haben sich im Innern <strong>der</strong><br />

riesigen Baustelle, in den zukünftigen Werkstätten<br />

<strong>der</strong> ZHdK, versammelt und berichten über<br />

aufwendige Vorbereitungen, spannende Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

und ungeschmälerte Vorfreude. Die<br />

Fragen stellte Adriana Bognar*, Foto: Betty Fleck<br />

Barbara Berger, Leiterin Informationstechnologie­Zentrum (ITZ)<br />

Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />

Das ITZ wird am 17. Juni 2013 als eine <strong>der</strong> ersten Abteilungen<br />

ins Toni­Areal umziehen. Als Vorbereitung darauf hat es Anfang<br />

Mai <strong>die</strong>ses Jahres seinen ersten «Recycling­Morgen»<br />

durchgeführt und Akten aussortiert sowie defekte Hardware,<br />

Kabel und Zubehör fachgerecht entsorgt. Bis zum Umzug werden<br />

noch weitere solche «Recycling­Tage» in Angriff genommen<br />

mit dem Ziel, möglichst «schlank» zu zügeln. Damit wir<br />

eine funktionierende IT­Infrastruktur beim Einzug <strong>der</strong> ersten<br />

ZHdK­Angehörigen garantieren können, müssen <strong>die</strong> Netzwerkkomponenten<br />

bereits Anfang 2013 geliefert und von uns<br />

konfiguriert werden. Lei<strong>der</strong> werden das Rechenzentrum (das<br />

Herzstück <strong>der</strong> IT) und <strong>die</strong> Etagenverteiler (<strong>die</strong> Herzstücke <strong>der</strong><br />

Netzwerkinfrastruktur) erst ab 1. Mai, und nicht wie geplant ab<br />

1. März 2013 zur Verfügung stehen. Aus <strong>die</strong>sem Grund bauen<br />

wir ein Rechenzentrums­Provisorium ausserhalb <strong>der</strong> ZHdK<br />

auf und werden für <strong>die</strong> IT­Infrastruktur entsprechenden Umzugs­Mehraufwand<br />

haben.<br />

Das ITZ ist auch für den Umzug <strong>der</strong> gesamten IT­Infrastruktur<br />

<strong>der</strong> ZHdK verantwortlich. Mit einigen Stu<strong>die</strong>nvertiefungen<br />

und Abteilungen habe ich bereits <strong>die</strong> Computer, welche mitgenommen<br />

werden, definiert und den entsprechenden Räumen<br />

im Toni­Areal zugewiesen. Eine abschliessende IT­Inventur<br />

erfolgt bis Ende April 2013.<br />

Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />

Die Reduzierung <strong>der</strong> Standorte und <strong>die</strong> daraus resultierende<br />

geografische Nähe zu unseren Kundinnen und Kunden.<br />

Auf was freust du dich am meisten?<br />

Ich freue mich auf das Ergebnis «Kunststadt» nach 6 Jahren<br />

Planung, auf den IT­Cluster, wo alle ITZ­Mitarbeitenden in<br />

einem Büro sitzen werden, und auf <strong>die</strong> neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

an unser IT­Business.<br />

Jan Melissen, Leiter Me<strong>die</strong>n­ und Informationszentrum (MIZ)<br />

Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />

Die Vorbereitungsarbeiten haben enormen Umfang. Nur dank<br />

minutiöser Planung und dem Einsatz von zusätzlichem Personal<br />

können sie neben dem Normalbetrieb bewältigt werden.<br />

Auf Me<strong>die</strong>nseite ist beispielsweise das Anbringen von<br />

RFID­Etiketten (RFID = Radio Frequency Identification), <strong>die</strong><br />

Integration und Katalogisierung von verschiedenen Beständen<br />

o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Zuordnung und Ausrüstung anhand <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Aufstellungssystematik zu nennen. In betrieblicher Hinsicht<br />

Toni-Areal / Zett 2–12 07<br />

stehen <strong>die</strong> Organisation des umfassenden und teilweise neuen<br />

Dienstleistungsangebots, <strong>die</strong> optimale Nutzung <strong>der</strong> Räume<br />

und <strong>die</strong> Benutzerführung im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />

Durch Freihandaufstellung ist <strong>die</strong> Mehrheit des Bestandes offen<br />

zugänglich und kann dank zeitgemässer Technologien wie<br />

<strong>der</strong> RFID selbstständig ausgeliehen werden. Das Archiv <strong>der</strong><br />

ZHdK erhält einen prominenten Platz innerhalb des MIZ, was<br />

dessen Wahrnehmung und Nutzung erhöhen wird. Ausserdem<br />

sind dann <strong>die</strong> Departementsbibliotheken Soziale Arbeit und<br />

Angewandte Psychologie <strong>der</strong> ZHAW räumlich und betrieblich<br />

in <strong>die</strong> Bibliothek im Toni­Areal integriert.<br />

Auf was freust du dich am meisten?<br />

Am meisten freue ich mich darauf, dass <strong>die</strong> Wege sowohl innerhalb<br />

des MIZ­Teams wie auch zu den Departementen kürzer<br />

werden und sich dadurch <strong>die</strong> Zusammenarbeit fruchtbar<br />

intensivieren lässt.<br />

stefan Wettstein, Leiter Arbeitsgruppe Werkstätten Toni­Areal<br />

Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />

Für <strong>die</strong> Planung <strong>der</strong> Werkstätten im Toni­Areal haben wir alle<br />

Geräte und Maschinen sämtlicher bestehenden Werkstätten<br />

erfasst.<br />

Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />

Dass <strong>die</strong> Werkstätten im Bereich <strong>der</strong> Lehre im Toni­Areal zusammengefasst<br />

werden. Das bedingt den Aufbau einer neuen<br />

Betriebskultur über <strong>die</strong> Departementsgrenzen hinaus. Dieser<br />

Prozess wird mit dem Erarbeiten <strong>der</strong> Betriebskonzepte eingeleitet.<br />

Nach <strong>der</strong> Sommerpause 2012 werden <strong>die</strong>se vorliegen,<br />

und für <strong>die</strong> Beteiligten wird klarer sein, wie <strong>die</strong> Werkstätten<br />

<strong>der</strong>einst funktionieren.<br />

Auf was freust du dich am meisten?<br />

Die Werkstätten Lehre und Produktion nehmen im Toni­Areal<br />

eine wichtige Funktion ein. Sie werden für Projekte von Stu<strong>die</strong>renden<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Departemente genutzt und so<br />

ein Ort des Austauschs und <strong>der</strong> Inspiration.<br />

Werner Triet, Leiter Haus<strong>die</strong>nst und Sicherheit, Facility Management<br />

Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />

Im Haus<strong>die</strong>nst gibt es relativ wenig zu zügeln. Wir unterstützen<br />

jedoch <strong>die</strong> Umzugsvorbereitungen in verschiedener<br />

Hinsicht. Zum Beispiel führten wir das Datenerfassungsteam<br />

durch sämtliche Liegenschaften. Wird bis im Juni 2013 irgendwo<br />

nochmals gezügelt, müssen wir entsprechende Möblierungsän<strong>der</strong>ungen<br />

den Verantwortlichen melden. Zudem<br />

entrümpelten wir alle Lager <strong>der</strong> ZHdK, von denen wir Kenntnis<br />

hatten, und befreiten sie von Altlasten und Ramsch. Es ist<br />

allerdings nicht einfach, dafür zu sorgen, dass sie auch leer<br />

bleiben!


08<br />

Zett 2–12 / Toni-Areal<br />

Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />

Zurzeit sind <strong>die</strong> diversen Standorte <strong>der</strong> ZHdK in sich geschlossene<br />

und überschaubare Welten. Im Toni­Areal hingegen kommen<br />

riesige Dimensionen auf uns zu. Das Ganze hat ein bisschen<br />

etwas von einer Blackbox. Ich gehe davon aus, dass sich<br />

unsere Aufgaben massiv än<strong>der</strong>n. Es werden Kilometer sein, <strong>die</strong><br />

wir täglich in <strong>die</strong>sem weitläufigen Gebäude zurücklegen müssen<br />

– für Schliess­ und Kontrollrundgänge (ca. 1500 Räume)<br />

wie auch für den Material­ und Warenfluss. Eine signifikante<br />

Än<strong>der</strong>ung gibt es dadurch, dass <strong>der</strong> Campus an 365 Tagen im<br />

Jahr während 24 Stunden offen sein wird.<br />

Auf was freust du dich am meisten?<br />

Mir macht das Planen und Mitgestalten <strong>der</strong> diversen Prozesse<br />

viel Spass. Im Toni­Areal freue ich mich auf das «Multikulti»<br />

und <strong>die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, den unterschiedlichsten Ansprüchen<br />

und Wünschen gerecht zu werden. Auch darauf, alte<br />

Trampelpfade zu verlassen und neue Wege zu suchen. Dass<br />

dann in <strong>der</strong> Anfangsphase nicht alles gleich klappt und wir<br />

«Neuankömmlinge» erst einmal viel Geduld brauchen, kann<br />

meine Vorfreude nicht schmälern.<br />

Marcello Rosenberger, Leiter AV­Technik und Planungsverantwortlicher<br />

Ton/Film­Technik, und Mike Honegger, Planungsverantwortlicher<br />

allgemeine AV­Technik<br />

Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />

Unsere Spezialplaner werden demnächst <strong>die</strong> Ausschreibungen<br />

für <strong>die</strong> Ausstattung <strong>der</strong> technisch ausgerüsteten Räume in<br />

unserer Planungszuständigkeit durchführen. Anschliessend<br />

kommen das Prüfungs­ und dann das Vergabeproze<strong>der</strong>e für<br />

<strong>die</strong> technischen Installationen dazu, <strong>die</strong> ab Mai/Juni 2013 nach<br />

und nach ausgeführt werden. Wir hoffen, alle Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

<strong>Hochschule</strong> möglichst unter einen Hut zu kriegen!<br />

Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />

Dass unser Team mit seinen über <strong>die</strong> verschiedenen Standorte<br />

verteilten Aufgaben endlich von einem Ort aus agieren kann.<br />

Unser Know­how und unsere Möglichkeiten vergrössern sich,<br />

und wir können viel flexibler arbeiten. Auch kommen neue<br />

und spannende Aufgaben auf uns zu. Die zentrale und deshalb<br />

um ein Vielfaches grössere Ausleihe sowie <strong>der</strong> Zuwachs an<br />

hoch technisierten Räumen sind eine Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />

das ganze Team.<br />

Auf was freut ihr euch am meisten?<br />

Marcello: Ich freue mich, wenn es endlich losgeht und wir sehen,<br />

wie sich unsere Ideen und unsere Planung im Alltag bewähren.<br />

Ich bin gespannt auf <strong>die</strong> Reaktionen unserer Kundinnen und<br />

Kunden, <strong>der</strong> Dozierenden und Stu<strong>die</strong>renden. Nach den ersten<br />

Wochen im Toni­Areal werden wir <strong>die</strong> nötigen technischen<br />

Anpassungen vornehmen – dann entsteht <strong>die</strong> neue ZHdK.<br />

Mike: Ich freue mich darauf, <strong>die</strong> <strong>Hochschule</strong> endlich unter<br />

einem Dach vereint zu sehen. Ebenfalls wird es für uns spannend<br />

sein, mit all <strong>der</strong> neuen Technik arbeiten zu dürfen. Bei<br />

<strong>der</strong> «Geburt» <strong>der</strong> neuen ZHdK dabei zu sein und mitzuwirken,<br />

finde ich sehr, sehr motivierend!<br />

Peter Färber, Planung Technik ICST (Institute for Computer Music and<br />

Sound Technology), Tonstudios, Studiotechnik Konzertsäle, Dept. Musik<br />

Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />

Das Volumen <strong>der</strong> Materialien wurde durch <strong>die</strong> Umzugsfirma<br />

erfasst. Der neue Einsatzort <strong>der</strong> Geräte wird festgelegt. Unsere<br />

Mitarbeitenden sind über den Ablauf des Umzugs informiert<br />

und wissen, welche Aufgaben in ihrer Verantwortung liegen.<br />

Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />

Der Kleine Konzertsaal 1 ist für eine grosse Bandbreite von<br />

Nutzungen konzipiert: Dank seiner variablen Raumakustik<br />

eignet er sich sowohl für Instrumentalmusik wie auch für<br />

den Einsatz von elektroakustischen Mitteln. Ohne feste Bühnenausrichtung<br />

lässt er sich frei und experimentell bespielen<br />

und ist daher für viele Inhalte offen. Mit seiner umfassenden<br />

Infrastruktur <strong>die</strong>nt er nicht nur als Probe­ und Aufnahmeraum<br />

sowie als Musikerwerkstatt, son<strong>der</strong>n präsentiert sich<br />

auch als mo<strong>der</strong>ner, mit neuester Technologie ausgerüsteter<br />

Konzertsaal in zeitgemässem Design. Kurz: Es entsteht ein<br />

multimedialer Schnittpunkt, den wir heute vermissen.<br />

Auf was freust du dich am meisten?<br />

Dass <strong>die</strong> ZHdK (fast) an einem einzigen Ort zusammenkommt.<br />

Dass man in <strong>die</strong>ser «kleinen Stadt» umhergehen und erleben<br />

kann, woraus <strong>die</strong> ZHdK besteht, was sie ausmacht, wer sie<br />

bevölkert. Dass man einan<strong>der</strong> begegnet, ins Gespräch kommt<br />

und erkennt: Wir alle – DAS ist <strong>die</strong> ZHdK.<br />

Alex stierli, Leiter Technik Theater, Planungsverantwortlicher<br />

Veranstaltungen Bühnentechnik (nicht im Bild)<br />

Wo steht ihr bei den Umzugsvorbereitungen?<br />

Sie sind so weit abgeschlossen. An das Leben mit den farbigen<br />

Punkten und Nummern haben wir uns gewöhnt. Da<br />

<strong>der</strong> Standort Gessnerallee erhalten bleibt, besteht <strong>die</strong> grosse<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung darin, alles so auf zwei Standorte zu verteilen,<br />

dass wir nicht ständig für jedes Kleinteil vom Toni­Areal<br />

an <strong>die</strong> Gessnerallee reisen müssen. Das wird uns noch einige<br />

Zeit kosten; wir sind aber im Zeitplan.<br />

Was wird <strong>die</strong> wichtigste Än<strong>der</strong>ung sein im Toni-Areal?<br />

Zuerst das Erfreuliche: Es gibt mehr Platz, und wir können<br />

in <strong>der</strong> Montagehalle alles vorfabrizieren, um es danach eins<br />

zu eins aufzubauen. So können wir mit den Stu<strong>die</strong>renden besprechen,<br />

wo wir noch Hand anlegen müssen, bevor sie auf <strong>der</strong><br />

Bühne stehen. Die grösste Verän<strong>der</strong>ung sind <strong>die</strong> Probebühnen,<br />

<strong>die</strong> es erlauben, <strong>die</strong> Projekte über eine längere Zeitspanne zu<br />

entwickeln und im Originaldekor zu proben. Das ermöglicht<br />

einen engeren Spielplan am Theater <strong>der</strong> Künste und hat zur<br />

Folge, dass alles tourneetauglich gebaut und vom Toni­Areal<br />

an den Spielort transportiert werden kann. Der Mangel an<br />

Lagerfläche ist wohl <strong>die</strong> grösste Verän<strong>der</strong>ung. Transporte vom<br />

und ins Lager in Nie<strong>der</strong>hasli werden uns logistisch noch einiges<br />

abverlangen. Vermissen werden wir sicherlich unsere<br />

jetzige Werkstatt, <strong>die</strong> mit viel Tageslicht ausgestattet ist und<br />

Aussicht auf <strong>die</strong> Sihl bietet. Hoffe, wir werden im Toni­Areal<br />

keine grauen Mäuse.<br />

Auf was freust du dich am meisten?<br />

Auf <strong>die</strong> Nähe zu allen Departementen und auf möglichst viele<br />

disziplinenübergreifende Projekte. Auf <strong>die</strong> Filme im hauseigenen<br />

<strong>Kino</strong>. Auf <strong>die</strong> Musik im grossen Konzertsaal. Auf das Ende<br />

<strong>der</strong> Planung und <strong>die</strong> Inbeschlagnahme <strong>der</strong> Räume. Auf das<br />

Bier nach <strong>der</strong> Arbeit im Musikklub Mehrspur. Auf fast alles.<br />

* Adriana Bognar ist Projektleiterin <strong>der</strong> Hochschulkommunikation, Rektorat<br />

(adriana.bognar@zhdk.ch).


Sie planen seit Jahren intensiv für <strong>die</strong> zukünftige ZHdK im Toni­Areal:<br />

(v.l.n.r.) Mike Honegger, Werner Triet, Peter Färber, Barbara Berger,<br />

Jan Melissen, Marcello Rosenberger, Stefan Wettstein<br />

Zett 2–12 09


10<br />

Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />

den künsten<br />

einen<br />

rahmen geben<br />

Nach hun<strong>der</strong>t Tagen im Amt setzt Matthias<br />

Schwarz, neuer Verwaltungsdirektor <strong>der</strong><br />

ZHdK, ein Ziel: Es gelte, das Zusammenspiel<br />

in <strong>der</strong> Gesamthochschule und das gegenseitige<br />

Verständnis füreinan<strong>der</strong> weiter zu verbessern.<br />

Interview von Stefan Schöbi*, Foto: Regula Bearth<br />

Seit Anfang Mai 2012 sind Sie nun im Amt – was hat Sie an<br />

<strong>der</strong> ZHdK überrascht?<br />

Ich habe zwar erwartet, dass <strong>die</strong> ZHdK professionell aufgestellt<br />

ist, doch <strong>die</strong> hohe Identifikation mit <strong>der</strong> Institution und<br />

<strong>die</strong> Ernsthaftigkeit, mit <strong>der</strong> man sich <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

von Bund, Kanton und Hochschullandschaft insgesamt annimmt,<br />

haben mich dennoch überrascht. Hier heisst es nicht<br />

einfach: Wir sind eine Kunsthochschule, wir sind halt an<strong>der</strong>s<br />

und machen deshalb alles an<strong>der</strong>s. Im Gegenteil: Mit Elan und<br />

Verve versuchen alle, den anspruchsvollen Aufgaben gerecht<br />

zu werden. Die Fülle <strong>die</strong>ser Anfor<strong>der</strong>ungen unter einen Hut<br />

zu bringen, ist aber eine hohe Kunst, denn nicht zuletzt nehme<br />

ich <strong>die</strong> ZHdK selbst als ein hochkomplexes Gebilde wahr.<br />

… und was hat bei Ihnen Stirnrunzeln ausgelöst?<br />

(Lacht) Eben: Das alles unter einen Hut zu bringen. Schliesslich<br />

gehört auch <strong>die</strong>s zu den Pflichten des Verwaltungsdirektors.<br />

Ich sehe es als meine primäre Aufgabe, den Künsten<br />

einen Rahmen zu geben. Das ist bei fünf heterogenen Departementen<br />

mit unterschiedlichem Selbstverständnis und einer<br />

nicht min<strong>der</strong> heterogenen Services­Organisation kein leichtes<br />

Unterfangen. Ziel ist es, das bereits vorhandene Zusammenspiel<br />

auf allen Ebenen weiterzuentwickeln und uns auch für<br />

zukünftige Herausfor<strong>der</strong>ungen «fit» zu machen.<br />

Was bringen Sie dazu in Ihrem Rucksack mit?<br />

Ich habe einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund mit über<br />

25 Jahren Erfahrung in <strong>der</strong> Finanz­ und Beratungsindustrie<br />

in verschiedenen Aufgaben und Gebieten: von Strategie und<br />

Finanzen über HR und IT bis hin zu Projekt­ und Facilitymanagement.<br />

Dabei habe ich auch den enormen Wandel erlebt,<br />

den viele Unternehmen in den letzten Jahrzehnten durchgemacht<br />

haben. Es war zum Beispiel auch interessant, in <strong>der</strong><br />

«Out of the Bag»­Ausstellung im Museum für Gestaltung<br />

Zürich zu erfahren, wie sich «Freitag» von <strong>der</strong> anfänglichen<br />

Selbstorganisation zur heutigen professionellen Unternehmensstruktur<br />

entwickelt hat. Diese Erfahrungen schärfen das<br />

Bewusstsein für Verän<strong>der</strong>ungsprozesse und für <strong>die</strong> Frage, wie<br />

man <strong>die</strong>se Verän<strong>der</strong>ungen angehen kann, ohne <strong>die</strong> Geschichte<br />

und Identität eines Unternehmens zu verlieren.<br />

Stichwort Verän<strong>der</strong>ungen: Wo liegen <strong>die</strong> nächsten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

für <strong>die</strong> ZHdK?<br />

Die grösste Herausfor<strong>der</strong>ung stellt im Moment sicher das Projekt<br />

Toni­Areal dar: Es gilt, den Bau optimal abzuschliessen,<br />

das Gebäude zu beziehen und den Schulbetrieb dort erfolgreich<br />

zu starten. Doch das ist nicht alles. Ich glaube, dass wir<br />

bei <strong>die</strong>sem Umzug vor lauter Technik und Planungsprozessen<br />

<strong>die</strong> kulturelle Seite nicht vergessen dürfen. Immerhin vollziehen<br />

wir hier auch <strong>die</strong> Integration vieler über Jahre gewachsener<br />

Biotope in eine grosse Einheit. Das ist nicht einfach und<br />

bedarf <strong>der</strong> Mitwirkung aller.<br />

Ich sehe mich dabei als «Übersetzer» zwischen den verschiedenen<br />

Welten, <strong>der</strong> eine Scharnierfunktion zwischen den diversen<br />

internen und externen Anspruchsgruppen ausüben<br />

kann und muss. Denn ich bin überzeugt: Für sich genommen<br />

funktioniert vieles schon heute sehr gut; das Zusammenspiel<br />

in den Teams und über Abteilungsgrenzen hinweg kann aber<br />

noch verbessert werden. Dieses Zusammenwachsen wird eine<br />

<strong>der</strong> Kernaufgaben <strong>der</strong> nächsten Jahre sein.<br />

Was bedeutet das für <strong>die</strong> Services?<br />

Es geht darum, den Services eine gemeinsame Identität zu geben.<br />

Wir sind keine Gruppe von Einzelkämpfern, son<strong>der</strong>n ein<br />

Team. Das bedeutet: Jede Person fühlt sich verantwortlich für<br />

das, was sie tut, behält aber gleichzeitig im Hinterkopf, welche<br />

Leistungen wir als Services insgesamt erbringen wollen. Wenn<br />

eine Frage also nicht im eigenen Pflichtenheft steht, sollten wir<br />

<strong>die</strong>se zumindest aufnehmen und intern weiterleiten, damit das<br />

Problem schnell und effizient gelöst werden kann. In manchen<br />

Punkten haben wir vielleicht auch noch <strong>die</strong> Tendenz, zu kompliziert<br />

daherzukommen. Dort, wo es sinnvoll und machbar<br />

ist, sollten wir deshalb versuchen, den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Prozess zu hinterfragen und zu verschlanken. Umgekehrt<br />

kann ich mir vorstellen, dass es aus Sicht von Dozierenden<br />

o<strong>der</strong> Mittelbau manchmal nicht ganz einfach ist, unsere Arbeit<br />

und Beweggründe sofort zu verstehen. Es ist aber sicher nicht<br />

unsere Vorstellung, als «Verhin<strong>der</strong>er» von Freiheit und Autonomie<br />

verstanden zu werden, im Gegenteil: Den Künsten einen<br />

Rahmen zu geben, bedeutet, sie zielgerichtet zu unterstützen.<br />

Damit das im Gesamtkontext funktionieren kann, sind aber<br />

auch gewisse Grenzen notwendig.<br />

Verän<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Umzug ins Toni-Areal <strong>die</strong> Rahmen bedingungen?<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen im Toni­Areal werden an<strong>der</strong>s sein als heute.<br />

Wir werden dort alle an<strong>der</strong>s arbeiten, als wir <strong>die</strong>s heute<br />

tun. Wir haben gegenwärtig viele gute «Einzelmusiker», <strong>die</strong><br />

ihren jeweiligen Job ausgezeichnet machen. Nun geht es um<br />

<strong>die</strong> neue Orchestrierung und <strong>die</strong> Möglichkeit, auf allen Ebenen<br />

näher mit an<strong>der</strong>en zusammenzuarbeiten. Das gilt nicht<br />

nur, aber auch für <strong>die</strong> Services. Wir werden im Toni­Areal<br />

insgesamt als <strong>Hochschule</strong> auch sichtbarer sein, nach innen<br />

und nach aussen. Ich hoffe daher, dass wir <strong>die</strong> Chancen, <strong>die</strong><br />

sich uns durch den Einzug ins Toni­Areal bieten, auch wahrnehmen<br />

werden.<br />

Wie gehen Sie <strong>die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen an?<br />

Für mich bedeutet <strong>die</strong>s als Erstes, <strong>die</strong> <strong>Hochschule</strong> als Ganzes<br />

und insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Teams in den Services sehr gut kennenzulernen,<br />

sie zu verstehen sowie sichtbar und fassbar zu<br />

sein. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich auch <strong>die</strong> nötige Zeit<br />

zu geben, <strong>die</strong> Institution zu begreifen, bevor man alles besser<br />

machen will. Ferner geht es darum, <strong>die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen und<br />

Prioritäten zu erkennen und zu definieren. Daraus wird sich<br />

ergeben, welche zusätzlichen Ziele wir uns setzen müssen.<br />

Dank <strong>der</strong> Arbeit des Teams um Daniel Waeber, meinem Vorgänger,<br />

verfügen wir über ein solides Fundament; <strong>die</strong>ses ist<br />

nun im Hinblick auf <strong>die</strong> künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen weiterzuentwickeln.<br />

Dazu gehört auch ein permanentes Hinterfragen:<br />

Ist das, was wir in den letzten Jahren gemacht haben<br />

und uns erfolgreich zum heutigen Stand geführt hat, auch das,<br />

was uns in den nächsten Jahren weiterbringt?


Matthias Schwarz, fotografiert<br />

im «Leseraum» des Masters<br />

of Arts in Design während <strong>der</strong><br />

Diplomausstellung 2012.<br />

Der Raum wurde speziell für<br />

<strong>die</strong> Ausstellung konzipiert.<br />

Welche Fähigkeiten sollten einem Verwaltungsdirektor auf<br />

keinen Fall fehlen?<br />

In erster Linie: Offenheit, Verständnis für Neues, sicher eine<br />

gewisse Hartnäckigkeit und Humor. Mich reizt dabei <strong>die</strong> Kombination<br />

einer breiten Verwaltungstätigkeit mit dem künstlerischen<br />

Element <strong>der</strong> ZHdK. Persönlich gibt es bei mir viele<br />

Berührungsfel<strong>der</strong> mit Kunst und Kultur. Ich habe früher als<br />

reiner Dilettant selber viel Musik gemacht und kämpfe bis<br />

heute mit meiner Gitarre (lacht). Design und Fotografie begleiten<br />

und interessieren mich ebenfalls schon lange. Beim Mittagessen<br />

mit Alex Stierli, dem technischen Leiter des Theaters<br />

<strong>der</strong> Künste, haben wir beispielsweise festgestellt, dass sich<br />

unsere Wege schon einmal gekreuzt haben. Alex war früher<br />

mit Joe Cocker auf Tournee, und ich durfte vor vielen Jahren,<br />

während meines Studiums, einmal dessen Konzert am Open<br />

Air St. Gallen als Beleuchter unterstützen. Ich dachte damals<br />

fälschlicherweise, beleuchten sei einfacher als Transportkisten<br />

herumwuchten! Rückblickend ist es wohl richtig, dass ich<br />

einen an<strong>der</strong>en Karriereweg eingeschlagen habe …<br />

/ Zett 2–12 11<br />

Worauf kann eine Mitarbeiterin, ein Mitarbeiter <strong>der</strong> ZHdK<br />

stolz sein?<br />

Ich nehme <strong>die</strong> ZHdK als äusserst spannende und hochprofessionelle<br />

Ausbildungsstätte im Kunstbereich wahr. Diese<br />

zu unterstützen und weiterzuentwickeln, ist eine grossartige<br />

Aufgabe. Und das unabhängig davon, ob man seinen Beitrag<br />

nun als Dozentin im Industriedesign, als Mitarbeiter des Haus<strong>die</strong>nstes<br />

o<strong>der</strong> als Verwaltungsdirektor erbringt. An <strong>der</strong> ZHdK<br />

ist das Ergebnis des eigenen Tuns fast täglich zu sehen, und<br />

zwar sehr konkret. Wir vermehren nicht eindimensional den<br />

Sharehol<strong>der</strong> Value, son<strong>der</strong>n haben eine Aufgabe, <strong>die</strong> fassbare,<br />

positive Ergebnisse hervorbringt. Vor Kurzem zeigte sich <strong>die</strong>s<br />

wie<strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Diplomausstellung und ­präsentationen.<br />

Das ist für mich einzigartig und schafft eine einmalige<br />

Identität. Darauf kann und soll jede Mitarbeiterin und je<strong>der</strong><br />

Mitarbeiter – egal in welcher Funktion – stolz sein. Ich bin es<br />

und freue mich darum, <strong>die</strong> Zukunft <strong>der</strong> ZHdK mitgestalten<br />

zu dürfen.<br />

* Stefan Schöbi ist stellvertreten<strong>der</strong> Leiter Hochschulkommunikation<br />

(stefan.schoebi@zhdk.ch).


12<br />

Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />

führung<br />

an <strong>der</strong> zhdk –<br />

an beispielen<br />

illustriert<br />

Um den im Leitbild <strong>der</strong> ZHdK verankerten Begriff<br />

<strong>der</strong> «partizipativen Führung» zu konkretisieren,<br />

hat <strong>die</strong> Hochschulleitung in zwei Workshops<br />

Grundsätze zu ihrem Führungs verständnis<br />

entwickelt. Diese reflektieren das Selbstverständnis<br />

<strong>der</strong> Leitung zum Thema Führung und sollen<br />

Dozierenden und Mitarbeitenden mit Führungsfunktion<br />

als Orientierungshilfe <strong>die</strong>nen. Heike<br />

Pohl* hat <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochschulleitung<br />

um konkrete Beispiele zu den einzelnen Grundsätzen<br />

gefragt.<br />

Thomas D. Meier, Rektor ZHdK<br />

Wie setzen Sie <strong>die</strong> «partizipative Führung» in Ihrem Arbeitsalltag<br />

um?<br />

Partizipative Führung ist auf Ebene <strong>der</strong> Hochschulleitung<br />

weitgehend umgesetzt und vom Gesetzgeber auch ausdrücklich<br />

gewollt. Meine abschliessende Entscheidungskompetenz<br />

ist auf ein paar wenige, wenn auch wichtige Bereiche<br />

beschränkt. Alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochschulleitung haben Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten, wenn sie ihren Anliegen Gehör verschaffen<br />

wollen. Das gilt auch für mich. Das gute Argument<br />

soll entscheiden. Eine <strong>Hochschule</strong> lebt von guten Köpfen,<br />

und <strong>die</strong>se Köpfe soll man respektieren. Das heisst nicht, dass<br />

immer Konsens erzielt werden kann. Zuweilen sind <strong>die</strong> Blickrichtungen<br />

einfach zu verschieden. Auch dann geht es jedoch<br />

darum, auf <strong>der</strong> Grundlage guter Argumente Verständnis und<br />

damit auch Akzeptanz für gefällte Entscheide zu finden.<br />

Michael eidenbenz, Direktor Departement Musik<br />

Bitte illustrieren Sie an einem Beispiel, in welcher Art und<br />

Weise Sie Einfluss nehmen und wie Sie <strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Hochschule</strong>, Ihres Departements, Ihres Fachs und Ihrer Teams<br />

prägen.<br />

«Prägung» geschieht, wenn überhaupt, mit <strong>der</strong> Zeit. Sie ist eine<br />

Sache <strong>der</strong> kontinuierlichen fach­ und abteilungsübergreifen­<br />

den Diskussion, was meiner persönlichen Neigung entgegenkommt,<br />

überall mitzudiskutieren, auch da, wo <strong>die</strong> wirkliche<br />

eigene Expertise fehlt. Etwas an<strong>der</strong>es sind abschliessende Entscheidungen,<br />

<strong>die</strong> in möglichst klar geordneten Zuständigkeiten<br />

gefällt werden sollen. So hat beispielsweise eine behutsame<br />

Reorganisation <strong>der</strong> Leitungsstrukturen im Departement <strong>die</strong><br />

notwendige Klärung gebracht, <strong>die</strong> es braucht, um sowohl dem<br />

lustvollen Diskurs wie den verantwortungsvollen Entscheidungen<br />

ihre adäquaten Orte zu sichern. Beides zusammen<br />

sichert in <strong>der</strong> Dialektik von leidenschaftlichem Engagement<br />

und organisatorischer Distanz <strong>die</strong> «Entwicklung».<br />

Matthias schwarz, Verwaltungsdirektor<br />

Wodurch zeichnet sich eine Führungsperson aus, <strong>die</strong> sich<br />

ihrer Linien- und Ergebnisverantwortung bewusst ist, bzw.<br />

wie kann eine Führungsperson <strong>die</strong>ses Bewusstsein in Zukunft<br />

verstärken?<br />

In den Services geht es zum Beispiel darum, dass wir in einem<br />

IT­Projekt vielleicht nicht immer <strong>die</strong> von den Benutzenden<br />

bevorzugte Lösung (wie «Macs für alle») implementieren<br />

können, son<strong>der</strong>n aus Gesamtüberlegungen eine billigere und<br />

breiter verankerte, etwa auf PC­Basis, umsetzen müssen. Teil<br />

<strong>der</strong> Linienverantwortung ist es dann, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem Entscheid<br />

zugrunde liegenden Überlegungen gegenüber den Benutzerinnen<br />

und Benutzern, aber auch intern im Team zu kommunizieren,<br />

zu vertreten, und schliesslich sicherzustellen, dass sie<br />

von allen verstanden und mitgetragen werden. Die Ergebnisverantwortung<br />

in <strong>die</strong>sem Beispiel bezieht sich darauf, solche<br />

Entscheide in den Budgets umzusetzen und dafür zu sorgen,<br />

dass <strong>die</strong> Mitarbeitenden konkrete Ziele haben, an denen sie<br />

auch gemessen werden können.<br />

Gestärkt werden kann <strong>die</strong>ses Bewusstsein unter an<strong>der</strong>em<br />

durch aktive Kommunikation des «Warum» mit allen Beteiligten<br />

und durch zielorientiertes Führen auf allen Ebenen.<br />

Jacqueline otten, Direktorin Departement Design<br />

Auf welche Weise ermöglichen Sie den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern in Ihrem Departement Partizipation?<br />

Unsere Arbeit im Alltag ist komplexer geworden, <strong>die</strong> Geschwindigkeit<br />

hat enorm zugenommen. Als Departementsleiterin<br />

versuche ich, dafür Sorge zu tragen, dass <strong>die</strong> Angehörigen<br />

des Departements Design ihre Aufgaben so gut wie möglich<br />

wahrnehmen. So muss ich zum Beispiel rechtzeitig erkennen,<br />

wenn etwas nicht optimal läuft, damit schnell Korrekturen<br />

vorgenommen werden können.<br />

Ob in Lehre, Forschung o<strong>der</strong> Administration: Dies geht nur<br />

gemeinsam und im Team, denn eine Einzelperson kann <strong>die</strong><br />

Steuerung eines Departements gar nicht bewältigen. Dazu<br />

braucht es den Input und das Engagement auf allen Ebenen.<br />

Ich erlebe unsere Sitzungen im Departement als offen und<br />

<strong>die</strong> Leitungspersonen als zugänglich; <strong>die</strong>s wird gut sichtbar<br />

im Prozess <strong>der</strong> Raumplanung für das Toni­Areal. Wir bauen<br />

unsere neue Arbeitsstätte gemeinsam, deshalb kann sich auch<br />

jede und je<strong>der</strong> an den Diskussionen beteiligen, und zwar ganz<br />

konkret am Modell.


christoph Weckerle, Direktor Departement Kulturanalysen<br />

und Vermittlung<br />

Bitte machen Sie ein Beispiel zu den Grenzen <strong>der</strong> Partizipation,<br />

indem Sie den folgenden Führungsgrundsatz illustrieren:<br />

«Partizipation geschieht in dem Ausmass, in dem <strong>die</strong> Relevanz<br />

des Problems eine Mitwirkung erfor<strong>der</strong>t, <strong>die</strong> Mitwirkung zu<br />

besseren und tragfähigen Lösungen führt und <strong>die</strong> zeitlichen<br />

Ressourcen zur Mitwirkung vorhanden sind.»<br />

Partizipation soll da erfolgen, wo durch entsprechende Prozesse<br />

Wirkung erzielt werden kann. Partizipation soll verhältnismässig<br />

sein: Im Rahmen <strong>der</strong> Revision <strong>der</strong> Personalverordnung<br />

<strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule hat <strong>die</strong> Hochschulleitung<br />

beschlossen, ein Kernprojektteam einzusetzen, auf <strong>die</strong> Einrichtung<br />

weiterer Arbeitsgruppen jedoch zu verzichten. Die<br />

Positionen <strong>der</strong> ZHdK werden auf Ebene <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />

mit denjenigen <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> für Angewandte<br />

Wissenschaften und <strong>der</strong> Pädagogischen <strong>Hochschule</strong><br />

Zürich aggregiert und erfahren im Verordnungstext zudem<br />

eine gewisse Abstraktion. Eine Detaildiskussion über alle<br />

Hierarchiestufen und Beteiligungsgremien hinweg ist nicht<br />

zielführend.<br />

giaco schiesser, Direktor Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />

Wie können <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres<br />

Departements ihre Partizipationsmöglichkeiten aktiv wahrnehmen?<br />

Partizipation hat viel mit dem Ernstnehmen aller Beteiligten<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Mitwirkungsmöglichkeiten zu tun. Neben<br />

den üblichen Gremien verfügt das Departement Kunst &<br />

Me<strong>die</strong>n über <strong>die</strong> drei Fachgruppen Theorie, Künstlerische<br />

Praxis und Technologie. Diese können quer zu den Gremien<br />

ihre Vorschläge direkt in <strong>die</strong> Vollversammlung und <strong>die</strong> Departementskonferenz<br />

einbringen.<br />

Hartmut Wickert, Direktor Departement Darstellende Künste und Film<br />

Bitte erläutern Sie an einem Beispiel, wie Sie Ihre inhaltliche<br />

Position und Ihre Rolle in Entscheidungs- und Partizipationsprozessen<br />

klären und wie Sie <strong>die</strong>se gegenüber Ihren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern kommunizieren.<br />

Ein wichtiger Prozess im Departement waren strukturelle,<br />

zum Teil auch personalpolitische Verän<strong>der</strong>ungen in einzelnen<br />

Ausbildungsbereichen. Nachdem in Mitarbeitergesprächen<br />

<strong>die</strong> Problemfel<strong>der</strong> definiert wurden, erfolgte <strong>die</strong> Einleitung<br />

entsprechen<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungsvorgänge. Die Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong><br />

Struktur und <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong> Master­Ausbildung im Theater<br />

beispielsweise wurden mit den beteiligten VertiefungsleiterInnen<br />

in Workshops, zum Teil von Dritten mo<strong>der</strong>iert,<br />

intensiv gemeinsam erarbeitet. Vorgängig galt es, <strong>die</strong> Führungsgrundsätze<br />

am Departement Darstellende Künste und<br />

Film zu bestimmen, aufgrund <strong>der</strong>er dann <strong>die</strong> Umsetzungsprozesse<br />

und <strong>die</strong> aktive Rolle <strong>der</strong> beteiligten Mitarbeitenden<br />

klar festgelegt wurden.<br />

* Heike Pohl ist Leiterin Hochschulkommunikation (heike.pohl@zhdk.ch).<br />

Die Führungsgrundsätze<br />

<strong>der</strong> ZHdK-Hochschulleitung<br />

<strong>Hochschule</strong> / Zett 2–12 13<br />

1. Führungspersonen <strong>der</strong> ZHdK nehmen Einfluss und prägen<br />

<strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong>, ihres Verantwortungsbereichs,<br />

ihres Fachs und ihrer Teams.<br />

2. Führungspersonen <strong>der</strong> ZHdK sind sich ihrer Linien­ und<br />

Ergebnisverantwortung bewusst.<br />

3. Führungspersonen <strong>der</strong> ZHdK ermöglichen den Mitarbeitenden<br />

Partizipation.<br />

4. Partizipation geschieht in dem Ausmass, in dem <strong>die</strong> Relevanz<br />

des Problems eine Mitwirkung erfor<strong>der</strong>t, <strong>die</strong> Mitwirkung<br />

zu besseren und tragfähigeren Lösungen führt und<br />

<strong>die</strong> zeitlichen Ressourcen zur Mitwirkung vorhanden sind.<br />

5. Mitarbeitende <strong>der</strong> ZHdK nehmen ihre Partizipationsmöglichkeiten<br />

aktiv wahr.<br />

6. Führungskräfte <strong>der</strong> ZHdK klären ihre inhaltliche Position<br />

und ihre Rolle in Entscheidungs­ und Partizipationsprozessen<br />

und kommunizieren <strong>die</strong>se gegenüber den Mitarbeitenden.<br />

28. März 2012<br />

Diskussion über <strong>die</strong> Arbeitssituation im Bereich Design<br />

am Modell Toni­Areal. Foto: Elisabeth Krüsi


14<br />

Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />

vanessa –<br />

<strong>der</strong> prototyp eines<br />

teenagers<br />

Der Künstler und ZHdK­Dozent Alex Hanimann<br />

zeigte seine Werke in zahlreichen Einzel­ und<br />

Gruppenausstellungen in <strong>der</strong> Schweiz und im<br />

Ausland. Seine Skulptur «Vanessa» ist am Kunstfestival<br />

Art and the City in Zürich­West ein viel<br />

beachtetes Exponat. Hanimann war Mitbegrün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Kunsthalle St. Gallen und viele Jahre<br />

Mitglied <strong>der</strong> Eidgenössischen Kunstkommission.<br />

Mit ihm sprach August Pfluger*<br />

Sie arbeiten mit unterschiedlichsten Me<strong>die</strong>n: Zeichnung,<br />

Sprache, Installation, Video. Jetzt haben Sie mit «Vanessa»<br />

erstmals eine monumentale Skulptur geschaffen. Ist <strong>die</strong> Welt<br />

<strong>der</strong> monumentalen Objekte Ihr neues künstlerisches Zuhause?<br />

Tatsächlich pendle ich gewissermassen zwischen zwei Welten.<br />

Da ist einerseits <strong>die</strong> Welt <strong>der</strong> Abstraktion, <strong>der</strong> Sprache, <strong>der</strong> Reflexion<br />

und an<strong>der</strong>seits <strong>die</strong> konkrete Welt <strong>der</strong> Figuren und Objekte.<br />

Meine Arbeit bewegt sich also zwischen Produktion und<br />

Reflexion, zwischen Denken und Machen – mit <strong>der</strong> Eigenheit,<br />

dass auch <strong>die</strong> Reflexion ihren Platz hat im Werk. Der Umgang<br />

mit Inhalten und Fragestellungen ist grundsätzlich spielerisch.<br />

«Vanessa» ist <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Figuren zugehörig und lediglich in<br />

ihrer Monumentalität und ihrer Materialisierung neu.<br />

Die spiegelnde Oberfläche von «Vanessa» beraubt <strong>die</strong> Figur<br />

ihrer Individualität und lässt sie fremd-entrückt erscheinen.<br />

Wie ist <strong>die</strong>se Materialisierung zu interpretieren?<br />

Die Figur soll nicht, und dazu trägt <strong>die</strong> Materialisierung bei,<br />

ein bestimmtes Individuum darstellen, son<strong>der</strong>n uns vielmehr<br />

das Prototypische eines Teenagers aus dem Jahre 2012 vor<br />

Augen führen. Damit wird nicht nur <strong>die</strong> Rolle und <strong>der</strong> Status<br />

von Jugendlichen zum Thema gemacht, son<strong>der</strong>n auch <strong>die</strong><br />

Frage nach <strong>der</strong>en Zukunft. Der in <strong>die</strong> Ferne gerichtete Blick<br />

unterstreicht das noch.<br />

Wie muss man sich <strong>die</strong> Entstehung von «Vanessa» vorstellen?<br />

Die Skulptur ist im Rahmen eines Wettbewerbs für Kunst am<br />

Bau im Zuge eines Neubaus an <strong>der</strong> Kantonsschule Heerbrugg<br />

entstanden. Aufgrund meiner früheren Beschäftigung mit dem<br />

Thema des Prototypischen, <strong>der</strong> Zeichenhaftigkeit o<strong>der</strong> auch<br />

<strong>der</strong> Massstäblichkeit ist <strong>die</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Figur<br />

<strong>der</strong> Schülerin, des Schülers nicht vollkommen neu. Die Idee<br />

einer riesigen Schülerin knüpft einerseits an mein bestehendes<br />

künstlerisches Werk an und bezieht sich gleichzeitig auf den<br />

vorgegebenen Ort des Gymnasiums.<br />

Neue Wege beschritten Sie offensichtlich auch bei <strong>der</strong> Realisation:<br />

Idee und Konzept made in Switzerland, Produktion in<br />

Fernost ...<br />

Ich habe Vanessa über ein Casting an <strong>der</strong> Schule evaluiert. In<br />

einer fotografischen Recherchearbeit entwickelte ich dann mit<br />

ihr zusammen Position, Haltung und Gestik. Anschliessend<br />

erfolgte ein 3­D­Bodyscan. Die Daten skalierten wir auf fünf<br />

Meter und frästen danach <strong>die</strong> monumentale Figur aus Styropor.<br />

In China trieben spezialisierte Handwerker <strong>die</strong> Figur aus<br />

Chromstahlblech. Sie teilten <strong>die</strong> Oberfläche dabei in rund 700<br />

Flächen auf, <strong>die</strong> sie dann einzeln mit <strong>der</strong> Technik des Treibens<br />

in <strong>die</strong> entsprechende Form brachten. Die Einzelteile wurden<br />

schliesslich kunstvoll zusammengeschweisst und poliert.<br />

* August Pfluger ist Partner <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Agentur von salis communication AG<br />

und Me<strong>die</strong>nbeauftragter des Kunstfestivals Art and the City<br />

(media@artandthecity.ch).<br />

Art and the City<br />

Alex Hanimann und «Vanessa»<br />

am Steinfelsplatz in Zürich­West.<br />

Foto: Regula Bearth<br />

Art and the City ist das Festival für Kunst im öffentlichen<br />

Raum in Zürich­West. Die Kunst­ und Ausstellungsplattform<br />

setzt sich mit dem aufstrebenden Stadtteil auseinan<strong>der</strong> und<br />

zeigt mehr als 40 Werke und Projekte von Künstlerinnen und<br />

Künstlern aus aller Welt.<br />

Das Festival präsentiert KünstlerInnen, <strong>die</strong> sich mit allen Facetten<br />

des Urbanen und mit vielfältigen gesellschaftlichen<br />

Fragen beschäftigen: Alex Hanimann, Martin Creed, Oscar<br />

Tuazon und Subodh Gupta. Zu sehen sind ausserdem Werke<br />

von Charlotte Posenenske, Richard Tuttle, Fred Sandback,<br />

Paul McCarthy und vom chinesischen Künstler Ai Weiwei.<br />

Die ZHdK ist neben Alex Hanimann mit folgenden Dozierenden<br />

und Ehemaligen am Festival vertreten: San Keller,<br />

Andres Bosshard, Taiyo Onorato & Nico Krebs, Michael Meier<br />

& Christoph Franz. Zudem haben Stu<strong>die</strong>rende des Masters<br />

Design den Souvenirshop «Les Souvenirs de Zürich West»<br />

eröffnet (siehe S. 55) und Stu<strong>die</strong>rende des Bachelors Vermittlung<br />

von Kunst und Design leisten einige Beiträge zum umfangreichen<br />

Vermittlungsprogramm des Festivals.<br />

Das Festival dauert bis 23. september 2012. Weitere Informationen unter:<br />

www.artandthecity.ch


Zett 2–12 15


16<br />

Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />

we need<br />

your buck for<br />

our bang<br />

Kulturfinanzierung im Schwarm: Das Web 2.0<br />

und Social Media eröffnen Kreativen neue Möglichkeiten,<br />

Projekte zu finanzieren. Mit Rea<br />

Eggli, Mitgrün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Crowdfunding­Plattform<br />

wemakeit.ch, und dem ZHdK­Absolventen Mitch<br />

Bekk, <strong>der</strong> sein Bachelor­Abschlussprojekt erfolgreich<br />

über das Internet finanziert hat, sprach<br />

Philipp Kotsopoulos*, Foto: Johannes Dietschi<br />

Rea Eggli, wie funktioniert Crowdfunding?<br />

Crowdfunding (Deutsch: Schwarmfinanzierung) ermöglicht<br />

es KünstlerInnen und Kreativen, Projekte über eine Internetplattform<br />

zu finanzieren. Freunde, Familienmitglie<strong>der</strong> und<br />

Bekannte, aber auch sonstige Interessierte können ein Projekt<br />

mit einem Geldbetrag unterstützen und erhalten im Gegenzug,<br />

je nach Grösse des Beitrags, ein Dankeschön. Das Konzept<br />

funktioniert nach dem Alles­o<strong>der</strong>­nichts­Prinzip: Wer ein Projekt<br />

initiiert, erhält das Geld nur, wenn das Projekt in dem<br />

selbst definierten Zeitraum zu 100 Prozent finanziert wurde.<br />

«Crowdfunding bietet <strong>die</strong><br />

Chance, parallel zur<br />

Finanzierung schon mit<br />

<strong>der</strong> Vermarktung des<br />

Projekts zu starten.»<br />

Rea Eggli<br />

Worauf legt wemakeit.ch den Fokus, und wie wurde <strong>die</strong> Initiative<br />

bislang aufgenommen?<br />

RE: Wir haben uns <strong>der</strong> Kultur und Kreativwirtschaft im weiteren<br />

Sinne verschrieben und nehmen keine Charity­Projekte,<br />

Startup­Firmenprojekte und sogenannte «Ego­Projekte» an<br />

(wenn jemand beispielsweise seinen Rosengarten neu bepflanzen<br />

will). Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Projekte achten wir darauf, dass<br />

<strong>die</strong> ProjektinitiatorInnen professionelle Kulturschaffende sind<br />

o<strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>rende aus den entsprechenden Fachrichtungen.<br />

Auch jungen Kreativen, <strong>die</strong> ein erstes Projekt realisieren, steht<br />

<strong>die</strong> Plattform offen.<br />

Von insgesamt 70 Projekten, <strong>die</strong> in den ersten fünf Monaten<br />

seit unserem Launch im Februar 2012 online gestellt wurden,<br />

konnten schon 37 erfolgreich finanziert werden. Alles in allem<br />

wurden in <strong>die</strong>ser Zeit bereits rund 350 000 Franken für Pro­<br />

jekte zugesagt und 210 000 Franken an ProjektinitiatorInnen<br />

ausbezahlt. Das ist überdurchschnittlich viel.<br />

Mitch Bekk, worum ging es in deinem Projekt, und warum<br />

hast du dich für eine Crowdfunding-Kampagne entschieden?<br />

Ich habe Cast / Audiovisuelle Me<strong>die</strong>n stu<strong>die</strong>rt. In meiner Abschlussarbeit<br />

ging es darum, das erste interaktive Musikvideo<br />

<strong>der</strong> Schweiz für <strong>die</strong> Bieler Rockband Death By Chocolate zu<br />

produzieren. Während <strong>der</strong> Song läuft, kann man dem Sänger<br />

in dem Video diverse Gegenstände auf den Kopf hauen und<br />

sieht dann, wie <strong>die</strong>se in Super Slow Motion zerbrechen o<strong>der</strong><br />

spritzen. Die Produktion von Super­Slow­Motion­Videos ist<br />

sehr teuer – allein <strong>die</strong> Kamera kostet 1500 Franken pro Drehtag.<br />

Mit <strong>der</strong> Crowdfunding­Kampagne habe ich es geschafft, in<br />

30 Tagen 3440 Franken für das Projekt zu generieren. Davon<br />

gehen ca. 10 Prozent für Kosten und Gebühren ab, sodass am<br />

Ende rund 3000 Franken übrig blieben. Hätte ich das Projekt<br />

an<strong>der</strong>s finanzieren wollen, wäre <strong>die</strong>s in einem so kurzen Zeitraum<br />

wohl kaum möglich gewesen. Gleichzeitig war es auch<br />

ein interessantes Experiment, Crowdfunding im Rahmen <strong>der</strong><br />

Bachelor­Arbeit auszuprobieren.<br />

«Mit <strong>der</strong> Crowdfunding-<br />

Kampagne habe ich<br />

es geschafft, in 30 Tagen<br />

3440 Franken für<br />

das Projekt zu generieren.»<br />

Mitch Bekk<br />

Was sind das für Leute, <strong>die</strong> dein Projekt unterstützt haben?<br />

MB: Von den 42 Unterstützenden waren lustigerweise nicht<br />

sehr viele aus meinem Bekanntenkreis o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Familie;<br />

ich habe nur ungefähr zehn wirklich gekannt. Einige waren<br />

Fans o<strong>der</strong> Freunde <strong>der</strong> Bandmitglie<strong>der</strong>, es waren aber auch externe<br />

Leute dabei. Die grösste Überraschung und gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> grösste Betrag kam von einer Werbeagentur in Zürich, <strong>die</strong><br />

für sich selber mit dem Slogan «A bigger bang for your buck»<br />

werben. Ich habe versucht, ihnen das Projekt vorzustellen<br />

und dazu «We need your buck for our bang» in ihr Online­<br />

Kontaktformular geschrieben. Eine halbe Stunde später hatte<br />

ich 500 Franken auf meinem wemakeit­Account.<br />

Welches sind <strong>die</strong> wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine Crowdfunding-Kampagne?<br />

RE: Die Idee des Projekts muss bestechen und <strong>die</strong> Qualität<br />

muss stimmen. Ferner entscheidet, an<strong>der</strong>s als bei Mitch, meistens<br />

das persönliche Netzwerk darüber, ob ein Projekt erfolgreich<br />

ist. In <strong>der</strong> Regel kommen so <strong>die</strong> ersten 40 bis 50 Prozent<br />

des Geldes zusammen, erst dann stossen weitere Unterstützende<br />

dazu, <strong>die</strong> das Projekt toll finden. Jedes Projekt muss<br />

mit einem Video präsentiert werden, in dem sich <strong>die</strong> ProjektinitiatorInnen<br />

idealerweise persönlich vorstellen. Mit einem<br />

lustigen, professionellen o<strong>der</strong> schrägen Video lässt sich hier<br />

viel erreichen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Angebot<br />

einer Form von Dankeschön für <strong>die</strong> Unterstützenden. Sobald<br />

das Projekt online ist, braucht es letztlich Zeit, um es zu bewerben.<br />

Man kann zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt also nicht in <strong>die</strong> Ferien<br />

fahren, zurückkommen und hoffen, dass das Konto voll ist.


Anbieterin und Nutzer <strong>der</strong><br />

Schwarmfinanzierung: Rea Eggli<br />

und Mitch Bekk vor dem<br />

wemakeit.ch Project Space in Zürich.<br />

Was war das Schwierigste an deiner Kampagne?<br />

MB: Rea hat es schon angedeutet – ich musste wirklich dranbleiben<br />

und halt auch mal einigen Leuten auf <strong>die</strong> Nerven gehen,<br />

zum Beispiel über Facebook. In <strong>der</strong> Anfangsphase braucht<br />

es viel Zeit, Geduld und Hartnäckigkeit, um den Stein ins Rollen<br />

zu bringen. Danach ist bei mir viel Geld reingekommen. Es<br />

gab dann aber auch eine Phase, in <strong>der</strong> sehr wenig passiert ist<br />

– und das Projekt noch nicht finanziert war. An <strong>die</strong>sem Punkt,<br />

denke ich, steht und fällt <strong>der</strong> Erfolg damit, ob noch einmal<br />

genügend Leute zum Mitmachen motiviert werden können.<br />

Welche Tipps könnt ihr Stu<strong>die</strong>renden geben, <strong>die</strong> ein Projekt<br />

über Crowdfunding finanzieren wollen?<br />

RE: Crowdfunding bietet <strong>die</strong> Chance, parallel zur Finanzierung<br />

schon mit <strong>der</strong> Vermarktung des Projekts zu starten. Es<br />

ist wichtig, dass sich <strong>die</strong> ProjektinitiatorInnen dessen bewusst<br />

sind und sich das Endprodukt vor dem Start <strong>der</strong> Kampagne<br />

gründlich überlegen. Einmal online, ist <strong>die</strong> Idee bereits ein<br />

hochschule / Zett 2–12 17<br />

Projekt und nicht mehr nur eine Idee. Scheut euch nicht, es<br />

einfach mal zu versuchen.<br />

MB: Man sollte keine Angst haben, zu viel von <strong>der</strong> eigenen Idee<br />

preiszugeben. Crowdfunding beinhaltet nun mal, den Leuten<br />

das eigene Projekt schmackhaft zu machen, und dazu gehört<br />

<strong>die</strong> Präsentation <strong>der</strong> Idee. Viele Kreative haben Angst, dass<br />

ihre Ideen über eine solche Plattform geklaut werden könnten.<br />

Ich glaube aber, dass <strong>die</strong> Gefahr des Ideenklaus viel geringer<br />

ist als <strong>die</strong> Chance, <strong>die</strong> Idee über Crowdfunding überhaupt erst<br />

realisieren zu können.<br />

* Philipp Kotsopoulos ist Verantwortlicher für Fundraising und Kooperationen<br />

(philipp.kotsopoulos@zhdk.ch).<br />

schweizer crowdfunding-Plattformen:<br />

www.wemakeit.ch, www.100­days.net<br />

Das interaktive Musikvideo von Mitch Bekk: www.tellmewhatyousee.ch<br />

crowdfunding-FAQ im intranet: www.zhdk.ch/?crowdfunding


18<br />

Zett 2–12 / <strong>Hochschule</strong><br />

Z+<br />

bei einem<br />

reenactment zählt<br />

<strong>der</strong> akt <strong>der</strong><br />

vergegenwärtigung<br />

Anlässlich <strong>der</strong> Tagung «Künstlerische Darstellungsformate<br />

im Wandel» <strong>der</strong> disziplinenübergreifenden<br />

Plattform Z+ ist unter an<strong>der</strong>en <strong>der</strong><br />

Theatermacher, Essayist und soziale Plastiker<br />

Milo Rau als Referent eingeladen. Im Gespräch<br />

mit Vera Ryser* gibt er vorab Auskunft über seine<br />

Arbeit am Performanceformat des Reenactments.<br />

Die am 28. und 29. September 2012 an <strong>der</strong> ZHdK stattfindende<br />

Tagung macht aktuelle Formatexperimente in Kunst, Musik,<br />

Film, Theater, Vermittlung und Design zugänglich und debattiert<br />

das Potenzial, das bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer Formate<br />

sichtbar wird. Eines <strong>die</strong>ser Formate ist das hier von Milo Rau<br />

erörterte Reenactment.<br />

Milo Rau, Sie werden an <strong>der</strong> Tagung «Künstlerische Darstellungsformate<br />

im Wandel» einen Vortrag zum Performanceformat<br />

des Reenactments halten und in einem Workshop Einblick<br />

in Ihre künstlerische Arbeit geben. Was ist ein Reenactment?<br />

«Reenactment» ist ein weiter Begriff, und je<strong>der</strong> verwendet<br />

ihn an<strong>der</strong>s. Die Auffassungen gehen von einem eher aktionistisch­politischen<br />

Verständnis des Formats über ironischpostmo<strong>der</strong>ne<br />

Mimikry­Formate bis hin zu einer technischreproduktiven<br />

Vorstellung, in <strong>der</strong> «historische Korrektheit»<br />

eine grosse Rolle spielt.<br />

Sie gelten in Theaterkreisen vor allem durch Ihre beiden<br />

Grossprojekte «Die letzten Tage <strong>der</strong> Ceausescus» und «Hate<br />

Radio» als Reenactment-Spezialist. Wie unterscheiden sich<br />

<strong>die</strong>se Arbeiten voneinan<strong>der</strong>, und wie hat sich Ihre künstlerische<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Reenactment im Verlauf<br />

<strong>die</strong>ser beiden Arbeiten gewandelt?<br />

«Die letzten Tage <strong>der</strong> Ceausescus» setzt eine Folge von Videogrammen<br />

in Szene, <strong>die</strong> zu den berühmtesten <strong>der</strong> Fernsehgeschichte<br />

gehören: <strong>die</strong> Verurteilung und Erschiessung<br />

des Ehepaars Ceausescu im Dezember 1989. Es ging mir hier<br />

darum, einem Videofilm, den je<strong>der</strong> kennt und <strong>der</strong> gewissermassen<br />

durch sich selbst überschrieben ist, wie<strong>der</strong> einen Kör­<br />

per, eine Situation, eine Unvollendetheit zu geben, ihn neu zu<br />

verhandeln. «Hate Radio» dagegen zeigt etwas, das niemand<br />

kennt und das nie fotografiert wurde, nämlich das Innere des<br />

ruandischen Radiostudios RTLM, das am Ende des Genozids<br />

zerstört wurde. Ganz an<strong>der</strong>s als bei den «Ceausescus» verzichte<br />

ich in «Hate Radio» auf alle Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Sounds, <strong>die</strong><br />

in irgendeiner Weise für das verhandelte Ereignis stehen. Es<br />

gibt keine Schädel, keine Macheten, kein «afrikanisches» Geschrei,<br />

nichts von alldem. Die beiden Projekte sind also, rein<br />

vom Ansatz her, in weitest möglicher Entfernung voneinan<strong>der</strong><br />

angesiedelt.<br />

Sie haben sich durch Ihre Reenactments ein eigenes Format<br />

<strong>der</strong> künstlerischen und wissenschaftlichen Dokumentation<br />

historischer Ereignisse geschaffen. Was zeichnet <strong>die</strong>sen spezifischen<br />

Arbeitsprozess aus?<br />

Der erste Schritt ist eine lange Phase <strong>der</strong> Recherche. Ich fahre<br />

an <strong>die</strong> Orte, an denen <strong>die</strong> jeweiligen Ereignisse stattgefunden<br />

haben, ich spreche mit Menschen, <strong>die</strong> daran beteiligt waren.<br />

Es geht hier – neben <strong>der</strong> Mühe um eine bestimmte Korrektheit,<br />

denn natürlich muss zuerst das Was und Wie geklärt<br />

werden – darum, an <strong>die</strong> Atmosphäre eines Vorgangs, einer<br />

speziellen historischen Situation heranzukommen. Der zweite,<br />

entscheidende Schritt ist <strong>die</strong> künstlerische Aktualisierung. Ich<br />

glaube, dass hier <strong>der</strong> Begriff «Dokumentation» irrtümlich ist,<br />

denn worum es mir geht, ist <strong>die</strong> Entfaltung <strong>der</strong> Bedeutungsdichte<br />

eines speziellen Ereignisses im Jetzt, nicht um eine<br />

szenische Anordnung von Dokumenten. Theater ist, so wie<br />

ich es verstehe, kein Informationsmedium, es ist auch kein<br />

Medium <strong>der</strong> Erklärung, es ist ein Medium <strong>der</strong> Vergegenwärtigung,<br />

o<strong>der</strong> besser: <strong>der</strong> Erzeugung von Gegenwärtigkeit. Und<br />

das ist für viele das Enttäuschende (o<strong>der</strong> Verwirrende) an<br />

meinen Projekten: dass man in ihnen vom dokumentarischen<br />

Standpunkt her eigentlich nicht sehr viel erfährt, weniger als<br />

in einem fünfminütigen TV­Feature, wie es zu «Hate Radio»<br />

in <strong>der</strong> «Süddeutschen» hiess.<br />

Die Arbeit an <strong>der</strong> Abbildung von wichtigen geschichtlichen<br />

Ereignissen ist immer auch eine politische. Wie verbinden<br />

Sie den künstlerischen und den politischen Anspruch an Ihre<br />

Produktionen?<br />

Diese beiden Aspekte verbinden sich von allein, im Angesicht<br />

<strong>der</strong> Inszenierung, könnte man sagen – nämlich in <strong>der</strong> Reaktion<br />

des Publikums, <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Auf letztlich nicht planbare<br />

Weise werden <strong>die</strong> Zuschauer selbst zu Akteuren, und zwar<br />

nicht, indem ich ihnen irgendein konkretes Angebot mache,<br />

son<strong>der</strong>n indem ich eine ausreichend komplexe künstlerische<br />

Situation schaffe, zu <strong>der</strong> sie sich verhalten müssen. Letztlich<br />

geht es um eine Art <strong>der</strong> Anschlussfähigkeit, <strong>die</strong> sich selbst<br />

verbirgt, um eine Entordnung des Dokumentarischen in einer<br />

scheinbar realen Situation. Kurz gesagt: Wo <strong>die</strong> Kunst das<br />

Durcheinan<strong>der</strong> des Realen nicht schön brav dokumentarisch<br />

auseinan<strong>der</strong>sortiert, son<strong>der</strong>n es en bloc und im Gewusel aufmarschieren<br />

lässt, wird es automatisch verwirrend und damit<br />

politisch.<br />

Sie haben in einem Interview einmal gesagt, ein Reenactment<br />

sei wie Situationismus rückwärts.<br />

Das ist ein Wortspiel, das zwei Dinge zusammenbringt, <strong>die</strong><br />

für mich sehr zentral sind: Erstens, dass Reenactments Situa­


tionen herstellen und also nicht tote Abbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Reproduktionen<br />

sind, wie es das platonische Vorurteil will, son<strong>der</strong>n szenische<br />

Entscheidungszusammenhänge, <strong>die</strong> politischen und,<br />

was wi<strong>der</strong>sprüchlich wirken mag, durchaus auch utopischen<br />

Gehalt haben können. Und zweitens, dass Reenactments wie<br />

Walter Benjamins Engel <strong>der</strong> Geschichte in <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

schauen, nach rückwärts, auf Ereignisse, <strong>die</strong> auf seltsam untote<br />

Weise wirksam geblieben sind, «nicht verarbeitet wurden»,<br />

wie man so sagt. Was bei einem Reenactment zählt, ist <strong>der</strong><br />

Akt <strong>der</strong> Vergegenwärtigung, <strong>die</strong> Herstellung einer solchen,<br />

im besten Sinn revisionistischen Situation. Das historische<br />

Wissen, das dabei herausspringt, ist dabei lediglich Mehrwert.<br />

Sie haben Anfang 2009 das Manifest «Was ist Unst?» in <strong>der</strong><br />

NZZ veröffentlicht und platzieren <strong>die</strong>ses auch sehr prominent<br />

auf <strong>der</strong> Internetseite des von Ihnen gegründeten International<br />

Institute of Political Mur<strong>der</strong> (IIPM). Inwiefern orientieren Sie<br />

sich dabei an avantgardistischen Manifesten <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne?<br />

Ich orientiere mich in «Was ist Unst?» und auch in den an<strong>der</strong>en,<br />

weniger verbreiteten Manifesten des IIPM bewusst<br />

an <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Die grosse, <strong>die</strong> ganze Welt einschliessende<br />

Gestikulation <strong>der</strong> Generation um Eisenstein, Marinetti, Majakowski<br />

entspricht mir mehr als <strong>die</strong>ses pseudokritische Suchen<br />

nach dem Minimaldissens, wie es in <strong>der</strong> späten Postmo<strong>der</strong>ne<br />

praktiziert wurde. Ich bin ja in den 1990er­ und frühen Nullerjahren<br />

erwachsen geworden, und damals hatte man <strong>die</strong><br />

Wahl zwischen übertriebener Authentizität o<strong>der</strong> hysterischer<br />

Ironie, was beides nicht sehr befriedigend war. Dieses Aufblühen<br />

des postmo<strong>der</strong>nen Egos in irgendwelchen minoritären<br />

Differenz­ und Authentizitäts­Orgien hat mich immer total<br />

gelangweilt; ich will nicht wissen, wie mein Wohnungsnachbar<br />

sich gefühlt hat, als er sich von seinem letzten Freund o<strong>der</strong><br />

seiner letzten Freundin getrennt hat. Die futuristische Idee,<br />

dass <strong>der</strong> Künstler zugleich Politiker und Wissenschaftler ist,<br />

<strong>der</strong> <strong>die</strong> Nerd­Brille des kleinbürgerlichen Intellektuellen gegen<br />

<strong>die</strong> Arbeitskleidung des Ingenieurs vertauscht, entspricht<br />

mir da eher.<br />

Sagen Sie uns zum Abschluss ein paar Worte zu Ihrem<br />

gegenwärtigen Projekt und zu Ihrem Auftritt an <strong>der</strong> Tagung<br />

«Künstlerische Darstellungsformate im Wandel».<br />

Ich arbeite zurzeit am Projekt «Moskauer Prozesse», das sich<br />

mit den Moskauer Schauprozessen <strong>der</strong> Nullerjahre auseinan<strong>der</strong>setzt.<br />

An <strong>der</strong> ZHdK­Tagung wird es einerseits um formale<br />

Aspekte gehen, also um <strong>die</strong> gute alte Frage, was eigentlich ein<br />

Reenactment ist, aber auch um politische und philosophische<br />

Themen. Und natürlich werde ich Auszüge aus meiner flankierenden<br />

Forschungsarbeit präsentieren, <strong>die</strong> ich gemeinsam<br />

mit dem Institute for the Performing Arts and Film entwickle.<br />

Zudem wird es einen Workshop und eine Videoinstallation zu<br />

«Hate Radio» geben. Auf all das freue ich mich schon <strong>jetzt</strong> sehr.<br />

* Vera Ryser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>der</strong> Agentur Z / Z+ im Departement<br />

Kulturanalysen und Vermittlung (vera.ryser@zhdk.ch).<br />

Milo Rau wurde 1977 in Bern geboren und lebt heute abwechselnd in Zürich,<br />

Berlin und Köln. 2007 gründete er das International Institute of Political<br />

Mur<strong>der</strong>, ein Institut für theoretische und künstlerische Reenactments, an dem<br />

er preisgekrönte Stücke wie «Hate Radio» (Einladung ans Berliner Theatertreffen<br />

2012) o<strong>der</strong> «Die letzten Tage <strong>der</strong> Ceausescus» (Einladung ans Festival<br />

d‘Avignon 2010) verwirklichte.<br />

Weitere Informationen unter: http://international­institute.de.<br />

Tagung: «Künstlerische<br />

Darstellungsformate im Wandel»<br />

<strong>Hochschule</strong> / Zett 2–12 19<br />

Milo Rau: «Wo <strong>die</strong> Kunst das Durcheinan<strong>der</strong> des Realen nicht schön brav dokumentarisch<br />

auseinan<strong>der</strong>sortiert, son<strong>der</strong>n es en bloc und im Gewusel aufmarschieren lässt,<br />

wird es automatisch verwirrend und damit politisch.»<br />

Foto: Nina Wolters<br />

Sei es in Kunst, Politik o<strong>der</strong> Wissenschaft: Die Auseinan<strong>der</strong>setz<br />

ung mit Darstellungsformaten boomt. – Welche neuen künstlerischen<br />

Formate sind im Kommen, wie sieht <strong>die</strong> aktive Arbeit<br />

an Formatexperimenten aus? Wie werden <strong>die</strong>se Trends und<br />

Debatten aus einer Disziplin ergiebig in eine an<strong>der</strong>e transformiert?<br />

Sind <strong>die</strong> vielfältigen aktuellen Experimente überhaupt<br />

noch gewinnbringend?<br />

Diese Fragen werden an <strong>der</strong> Tagung «Künstlerische Darstellungsformate<br />

im Wandel» mit international bekannten Expertinnen<br />

und Experten debattiert, darunter <strong>die</strong> Modetheoretikerin<br />

Gertrud Lehnert, <strong>der</strong> Ausstellungsmacher Martin<br />

Heller, <strong>der</strong> Künstler San Keller und das Performance­Kollektiv<br />

Schauplatz International. Geboten werden künstlerisch­performative<br />

und reflexive Beiträge, Workshops, ein Konzert<br />

sowie künstlerische Interventionen ins Tagungsformat selbst.<br />

Die Tagung richtet sich an ein internationales Fachpublikum<br />

sowie an Dozierende und Stu<strong>die</strong>rende <strong>der</strong> ZHdK. Es werden<br />

keine Tagungsgebühren erhoben.<br />

Anmeldung bis spätestens 10. september 2012 an:<br />

kontakt.zplus@zhdk.ch.<br />

28.–29. september 2012<br />

Vortragssaal, Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich<br />

Eine Veranstaltung <strong>der</strong> Agentur Z / Z+ <strong>der</strong> ZHdK<br />

Detailliertes Programm unter: http://zplus.zhdk.ch


20<br />

Zett 2–12 / Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />

Von oben nach unten: Patrick Cipriani, «24»; Anja Majer, «1/10»; Francisca Silva, «Süsser Sonntag, Du erinnerst mich an Montag». Fotos: Pascal Pazanda<br />

17zwei …<br />

… ist <strong>die</strong> Grösse (2 x 17 m) einer Plakatwand<br />

in <strong>der</strong> Fussgängerunterführung zum Bahnhof<br />

Hardbrücke, <strong>die</strong> im Rahmen eines Kunstför<strong>der</strong>ungsprojekts<br />

dem Master of Arts in Fine Arts<br />

für das Jahr 2012 zur Verfügung gestellt wurde.<br />

Ulrich Görlich*<br />

Die Deutsche Bank Schweiz hat <strong>die</strong> Plakatwand anlässlich<br />

ihres Umzugs in den Prime Tower im Februar 2012 gemietet<br />

und bietet damit den Stu<strong>die</strong>renden des Masters of Arts in<br />

Fine Arts eine Plattform für ihr Schaffen. Im Laufe des Jahres<br />

werden hier alle sechs Wochen wechselnde Kunstwerke<br />

ausgestellt. Zu <strong>die</strong>sem Zweck wurde ein Wettbewerb unter<br />

Stu<strong>die</strong>renden und Alumni ausgeschrieben mit <strong>der</strong> Aufgabe,<br />

Arbeiten für <strong>die</strong>sen Ort zu entwickeln. Die Themen ergeben<br />

sich aus <strong>der</strong> Lage (Bahnhof Hardbrücke), <strong>der</strong> Umgebung<br />

(Zürich­West) und <strong>der</strong> Auftraggeberin (<strong>die</strong> weltweit operierende<br />

Deutsche Bank). Die Herausfor<strong>der</strong>ung für <strong>die</strong> Entwurfsarbeit<br />

besteht also einmal in <strong>der</strong> Bestimmung eines Inhalts<br />

und zum an<strong>der</strong>en im ungewöhnlichen Format: ein extremes<br />

Panorama von 17 Meter Breite. Technisch werden <strong>die</strong> Entwürfe<br />

als Inkjetdrucke auf Blachen realisiert.<br />

Eine Jury, bestehend aus Shirana Shahbazi, Künstlerin, Christoph<br />

Doswald, Kurator und Leiter <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Kunst<br />

im öffentlichen Raum <strong>der</strong> Stadt Zürich, und Peter Kilchmann,<br />

Galerist, hat aus 45 eingereichten Entwürfen sechs ausgewählt.<br />

Drei Arbeiten wurden bereits realisiert, eine vierte, <strong>die</strong>jenige<br />

von Stefanie Brottrager, ist ab 6. August 2012 für sechs Wochen<br />

zu sehen (siehe auch «Zett» 1–12, S. 58).<br />

* Prof. Ulrich Görlich ist Leiter Stu<strong>die</strong>ngang Master Fine Arts im Departement<br />

Kunst & Me<strong>die</strong>n (ulrich.goerlich@zhdk.ch).


Fokus Fotografie<br />

fotogravielfalt<br />

Der Begriff «Vertiefung Fotografie» entbehrt<br />

nicht einer gewissen Ironie. Schliesslich sind<br />

Fotografien zunächst einmal zweidimensional,<br />

sprich: flach. Die «Vertiefung» <strong>der</strong> Fotografie, das<br />

Ausgreifen des Bildobjekts in <strong>die</strong> dritte Dimension,<br />

entsteht einzig durch <strong>die</strong> kognitive Leistung<br />

<strong>der</strong> BetrachterInnen. Sie ist nicht unmittelbar im<br />

Gegenstand gegeben. Jörg Scheller*<br />

Der Begriff weist jedoch eine weitere Bedeutung auf, <strong>die</strong> sich<br />

erst auf den zweiten Blick erschliesst. Die Fotografie ist heute<br />

insofern in einen Zustand <strong>der</strong> «Vertiefung» eingetreten, als sie<br />

kaum noch isoliert auftritt. Als eines <strong>der</strong> demokratischsten,<br />

allgegenwärtigen und zugleich am stärksten unterschätzten<br />

Me<strong>die</strong>n oszilliert sie zwischen Massenkultur und Museen,<br />

Kunstautonomie und Handwerk, Analogem und Digitalem,<br />

Privatem und Öffentlichem. Wie ein Taucher durchmisst sie<br />

beständig <strong>die</strong> diversen Tiefenzonen des Visuellen, von den<br />

lichten, allzu lichten Oberflächen <strong>der</strong> Sozialen Netzwerke<br />

und Society­Magazine über <strong>die</strong> diffusen Atmosphären des<br />

Kunstbetriebs bis hin zu den Dunkelfel<strong>der</strong>n persönlicher und<br />

institutioneller Archive. Fotografie ist <strong>der</strong> visuelle Joker des<br />

Simultanzeitalters, ein «go­between» zwischen Kritik und<br />

Anpassung.<br />

Die Vertiefung Fotografie des Bachelors Me<strong>die</strong>n & Kunst trägt<br />

<strong>der</strong> hybriden Verfasstheit fotografischer Gegenwartskulturen<br />

Rechnung. Hervorgegangen aus <strong>der</strong> Fotoklasse <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />

für Gestaltung und Kunst, liegt <strong>der</strong> heutige Schwerpunkt auf<br />

<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, das Kerngebiet <strong>der</strong> Fotografie gerade<br />

von dessen unsicheren Grenzbereichen her zu denken und zu<br />

praktizieren. So thematisierte beispielsweise das Praxismodul<br />

«Still/Moving» (Leitung: Beat Streuli & Rico Scagliola) im<br />

Frühlingssemester 2012 den Trend zu digitalen Aufnahmegeräten,<br />

<strong>die</strong> sowohl statische als auch bewegte Bil<strong>der</strong> produzieren.<br />

Das Einzelbild, welches man noch immer primär<br />

mit <strong>der</strong> Fotografie assoziiert, kann mittlerweile aus einem<br />

Ausgangsgemisch bewegter Videobil<strong>der</strong> destilliert werden.<br />

Demarkationslinien verschieben sich, Me<strong>die</strong>n und Praktiken<br />

amalgamieren.<br />

Stand bei «Still/Moving» <strong>die</strong> Frage nach den produktiven<br />

Wechselwirkungen zwischen Technik und Kunstpraxis im<br />

Vor<strong>der</strong>grund, so behandelte das Praxismodul «Beweisführungen,<br />

Missverständnisse, Zufälle» das Potenzial und <strong>die</strong><br />

Ambivalenzen des Archivs. Marianne Mueller, Leiterin <strong>der</strong><br />

Vertiefung Fotografie, und Gastdozent Peter Piller gewährten<br />

den Stu<strong>die</strong>renden einen Einblick in das Pressefotoarchiv des<br />

Schweizerischen Nationalmuseums. Die nicht künstlerischen<br />

Fundstücke <strong>die</strong>nten wie<strong>der</strong>um als Substrate für künstlerische<br />

Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Appropriation und Neukontextualisierung.<br />

«Guerre», Archiv Landesmuseum. Foto: Linda Suter, Paola Caputo<br />

Kunst & Me<strong>die</strong>n / Zett 2–12 21<br />

Genau <strong>die</strong>sen Slaloms zwischen Institutionen, Me<strong>die</strong>n, Techniken,<br />

Funktionen und Ästhetiken ist auch <strong>der</strong> Theorieunterricht<br />

verpflichtet. Neben <strong>der</strong> klassischen Fotogeschichte und<br />

­theorie setzt <strong>die</strong> Vertiefung verstärkt auf bildwissenschaftliche,<br />

kunst­, me<strong>die</strong>n­ und kulturtheoretische Ansätze, damit<br />

<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden ihre eigene Autorschaft in jenem unübersichtlichen,<br />

wabernden Sektor verorten können, durch den<br />

sie sich faktisch bewegen.<br />

Als einer <strong>der</strong> wenigen Fotografiestu<strong>die</strong>ngänge überhaupt bietet<br />

<strong>die</strong> Vertiefung ausserdem <strong>die</strong> Möglichkeit, in den jeweiligen<br />

studentischen Projekten weit über das angestammte Medium<br />

hinauszugehen. Ob Videoinstallationen, Zeichnungen, Filme<br />

o<strong>der</strong> Soundscapes – mehr denn je <strong>die</strong>nt Fotografie hier als das<br />

Basiscamp <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>renden, von dem aus Expeditionen in benachbarte<br />

o<strong>der</strong> entlegene Regionen nicht nur erlaubt, son<strong>der</strong>n<br />

erwünscht sind. Diese Entgrenzung ist weniger ideologisch<br />

motiviert als vielmehr in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache begründet.<br />

Schliesslich fungiert <strong>die</strong> Fotografie häufig als «Meta­Medium»,<br />

mittels dessen an<strong>der</strong>e Me<strong>die</strong>n wie Malerei, Skulptur o<strong>der</strong> Text<br />

reproduziert und zugleich re­ästhetisiert werden. Vertiefte<br />

Fotografie heute bedeutet: Fotogravielfalt.<br />

* Dr. Jörg Scheller ist Dozent für Kunstgeschichte und Kunsttheorie im<br />

Stu<strong>die</strong>ngang BA Me<strong>die</strong>n & Kunst, Vertiefung Fotografie, Departement<br />

Kunst & Me<strong>die</strong>n (joerg.scheller@zhdk.ch).


22<br />

Zett 2–12 / Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />

Ausstellungsansicht mit einer Arbeit von Elena Habicher.<br />

Fokus Fotografie<br />

import | export<br />

Fotografiestu<strong>die</strong>rende haben 2011 <strong>die</strong> Initiative<br />

für das Projekt «import|export» ergriffen. Nach<br />

dem Umbau <strong>der</strong> Galerie <strong>der</strong> Vertiefung hatten<br />

sie <strong>die</strong> Idee, den Raum fortan für Ausstellungsprojekte<br />

des Departments Kunst & Me<strong>die</strong>n zur<br />

Verfügung zu stellen und damit ein Schaufenster<br />

nach aussen zu öffnen. Sofia Bempeza*<br />

Die InitiantInnen Daniele Kaehr, Philip Leutert und Johanna<br />

Muther, konzipierten «import|export» als langfristiges Projekt<br />

mit dem Ziel, eine vielfältige Nutzung <strong>der</strong> Ausstellungsräume<br />

zu ermöglichen und Kooperationen zwischen den Vertiefungen<br />

des Bachelors Me<strong>die</strong>n & Kunst zu för<strong>der</strong>n und zu stärken.<br />

Die ersten Schritte in <strong>die</strong>se Richtung sind bereits getan:<br />

Seit Herbst 2011 wurden im Rahmen von «import|export» vier<br />

Ausstellungsprojekte und ein Workshop realisiert:<br />

Grafik Tamara Janes / RE_ Ausstellung<br />

im Rahmen von «import|export».<br />

— Anlässlich des Workshops «Detroit: back to the future /<br />

archive of impressions» von Nikos Doulos in Zusammenarbeit<br />

mit Sofia Bempeza wurden im Dezember<br />

2011 <strong>die</strong> Schwerpunkte Kunst im öffentlichen bzw.<br />

urbanen Raum, Fotografie als dialektisches Medium,<br />

partizipative künstlerische Praxis und Art Residency<br />

Programs in Detroit behandelt.<br />

— Anfang 2012 eröffnete <strong>die</strong> Ausstellung «RE_» mit<br />

ausgewählten Arbeiten von Stu<strong>die</strong>renden <strong>der</strong> Vertiefungen<br />

Fotografie, Bildende Kunst und Neue Me<strong>die</strong>n<br />

zum Thema «cultural recycling», Wie<strong>der</strong>aneignungsmethoden<br />

in <strong>der</strong> Kunst. Ausgangspunkt war das ständige<br />

Recycling von Ideen, Konzepten, Gütern und Abfällen<br />

als eine gängige Praxis innerhalb und ausserhalb<br />

des Kunstkontextes.<br />

— Unter dem Titel «Possibilism» zeigten im April <strong>die</strong>ses<br />

Jahres 13 KünstlerInnen aus <strong>der</strong> Vertiefung Bildende<br />

Kunst ihre Arbeiten zu den vermeintlich unendlichen<br />

Möglichkeiten und Formen des Scheiterns.<br />

— Im gleichen Monat fand <strong>die</strong> erste Import­Ausstellung<br />

statt: «Books on Books» präsentierte Künstlerpublikationen<br />

aus <strong>der</strong> Sammlung Christoph Schifferlis aus den<br />

Bereichen <strong>der</strong> Konzept­ und <strong>der</strong> Minimalkunst sowie<br />

im Kontext <strong>der</strong> Independent­Publishing­Bewegung.<br />

Zusammen mit Stu<strong>die</strong>renden wurde eine Reihe von<br />

Darstellungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Künstlerbücher untersucht,<br />

<strong>die</strong> jeweils auf <strong>die</strong> Vielfältigkeit <strong>der</strong> Publikationen<br />

und Materialien hinweisen.<br />

— Im Mai 2012 folgte «<strong>Kino</strong>raum mit halb geöffnetem<br />

Bildschirm» – ein unkonventionelles Ausstellungsprojekt<br />

von und mit Stu<strong>die</strong>renden <strong>der</strong> Vertiefung Mediale<br />

Künste. In einem offenen Format wurde <strong>der</strong> Prozess<br />

des Filmens zum Raum, das <strong>Kino</strong> zur Ausstellung und<br />

<strong>die</strong> Performance zum Setting. Der Blick durch den<br />

halb geöffneten Bildschirm erforschte das Zusammenspiel<br />

von Publikum und Film an den Grenzen seiner<br />

medialen Formate.<br />

Im Herbstsemester 2012 kommt ein ähnlich dichtes Programm<br />

zum Zuge. Einer <strong>der</strong> Höhepunkte wird eine Ausstellung zum<br />

Thema Apokalypse sein, <strong>die</strong> so pünktlich wie unweigerlich<br />

am 21. Dezember endet – laut Maya­Kalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tag des<br />

Weltuntergangs.<br />

* Sofia Bempeza ist Assistentin im Stu<strong>die</strong>ngang BA Me<strong>die</strong>n & Kunst, Vertiefung<br />

Fotografie, Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n (sofia.bempeza@zhdk.ch).<br />

informationen: www.import­­­export.ch


Foto: Martin Walther<br />

Fokus Fotografie<br />

israel exkursion<br />

Tel Aviv, Bethlehem und Jerusalem<br />

hiessen <strong>die</strong> Ziele einer Stu<strong>die</strong>nreise <strong>der</strong><br />

Vertiefung Fotografie im Mai 2012.<br />

Kunst & Me<strong>die</strong>n / Zett 2–12 23<br />

Fotos: Marc Asekhame (links und oben), Dominik Zietlow (unten).


24<br />

Zett 2–12 / Kulturanalysen und Vermittlung


illetterie und<br />

wun<strong>der</strong>kammer<br />

«10 000 Stunden. Über Handwerk, Meisterschaft<br />

und Scheitern in <strong>der</strong> Kunst» lautet <strong>der</strong> Titel<br />

einer Ausstellung im Kunstmuseum des Kantons<br />

Thurgau, <strong>der</strong> Kartause Ittingen. Stu<strong>die</strong>rende des<br />

Bachelors of Arts in Vermittlung von Kunst und<br />

Design entwickelten in <strong>die</strong>sem Kooperationsprojekt<br />

zwei neue Vermittlungsformate.<br />

Stefan Wettstein*<br />

Die These von Richard Sennett, dass man zum Erlernen eines<br />

Handwerks 10 000 Stunden benötigt, ist im Bachelor in Vermittlung<br />

von Kunst und Design ein wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Diskussionspunkt.<br />

Wie viel Zeit soll den Stu<strong>die</strong>renden eingeräumt<br />

werden, wenn sie ein Handwerk erlernen wollen, um ihre<br />

Projekte umzusetzen? Die Ausstellung «10 000 Stunden» zeigt<br />

mit ihren Exponaten eindrücklich auf, welchen Stellenwert<br />

das «Handwerk» im aktuellen Kunstschaffen hat. Als Kooperationspartner<br />

wurde <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>ngang eingeladen, zu <strong>die</strong>ser<br />

Ausstellung ein Vermittlungsangebot auszuarbeiten. Der Bezug<br />

zur Thematik war <strong>die</strong> Leitlinie im Gestaltungsprozess <strong>der</strong><br />

beiden Formate «Billetterie» und «Wun<strong>der</strong>kammer», welche<br />

<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden als völlig verschiedene Ansätze in <strong>der</strong> Vermittlung<br />

<strong>der</strong> Kunstausstellung entwickelten.<br />

Projekte in Kooperation<br />

In den Kooperationsprojekten befassen sich Dozierende aus<br />

allen Fachbereichen und Stu<strong>die</strong>rende des 6. Semesters mit<br />

neuen Formaten <strong>der</strong> Vermittlung. Sie bespielen vielfältige<br />

Fel<strong>der</strong> von Kultur und Bildung. Dazu arbeitet <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>ngang<br />

mit Institutionen zusammen, welche mit Ideen und Wünschen<br />

zur Kooperation an ihn gelangen. Innerhalb des Curriculums<br />

sind <strong>die</strong>se Projekte zum eigentlichen Innovationsfeld geworden.<br />

Hier wird bewusst Neuland betreten. Da <strong>die</strong>s immer mit<br />

einem bestimmten Risiko verbunden ist, verlangt es von allen<br />

Beteiligten eine gewisse Offenheit und Risikobereitschaft.<br />

Die Projektevaluation und ­sicherung am Schluss garantieren,<br />

dass <strong>die</strong> Erkenntnisse aus den Projekten zurück in <strong>die</strong> Lehre<br />

fliessen.<br />

Wun<strong>der</strong>kammer<br />

Die «Wun<strong>der</strong>kammer» ist aus <strong>der</strong> Idee heraus entstanden, <strong>die</strong><br />

Besucherinnen und Besucher mit ihren eigenen «Meisterwerken»<br />

in <strong>die</strong> Ausstellung einzubeziehen. So können Objekte<br />

von Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen aus Werkstatt, Haushalt o<strong>der</strong><br />

Küche ins Museum gebracht werden. Der Grundgedanke ist,<br />

dass es in jedem Haushalt ein Kunstobjekt gibt.<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>kammer stammt aus <strong>der</strong> Spätrenaissance.<br />

Er bezeichnet einen Raum, in dem spezielle o<strong>der</strong> eben<br />

«wun<strong>der</strong>liche» Objekte verschiedener Herkunft gezeigt wurden.<br />

Die Wun<strong>der</strong>kammer in <strong>der</strong> Ausstellung «10 000 Stunden»<br />

befindet sich in einer ehemaligen Mönchsklause. Die<br />

dort präsentierten Meisterwerke sind alle handgemacht, in<br />

ihrer Materialität, Technik und Thematik jedoch sehr unterschiedlich.<br />

Die Stu<strong>die</strong>renden reagieren während <strong>der</strong> ganzen<br />

Ausstellungsdauer auf <strong>die</strong> Exponate; sie nehmen sie auf und<br />

registrieren sie, stellen sie aus, beschreiben sie und bestimmen<br />

ein «Objekt <strong>der</strong> Woche».<br />

Kulturanalysen und Vermittlung/ Zett 2–12 25<br />

Die «Wun<strong>der</strong>kammer» in <strong>der</strong> Kartause Ittingen. Foto: Stefan Wettstein<br />

Billetterie<br />

Die «Billetterie» als Vermittlungsangebot verfolgt den Ansatz,<br />

dass gerade am Beispiel des Eintrittsbilletts <strong>die</strong> Thematik <strong>der</strong><br />

Ausstellung illustriert werden kann. Die Billette werden von<br />

Schulklassen verschiedener Stufen angefertigt. Sie nehmen<br />

den Aspekt des seriellen o<strong>der</strong> handwerklich hergestellten Einzelstücks<br />

auf und werden damit zum Träger einer <strong>der</strong> Kernbotschaften<br />

<strong>der</strong> Ausstellung. Billette werden in <strong>der</strong> Regel nach<br />

einem Ausstellungsbesuch entsorgt. Die in <strong>der</strong> «Billetterie»<br />

kreierten erhalten hingegen nach dem Besuch einen Platz im<br />

Ausstellungsbereich und werden wie Werke von Künstler­<br />

Innen behandelt.<br />

Beiden Projekten gelingt <strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Ausstellungsthematik<br />

in zwei neuartige Vermittlungsangebote. In Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Kuratorin <strong>der</strong> Ausstellung, Dorothee Messmer,<br />

und <strong>der</strong> Museumspädagogin Brigitt Näpflin haben <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

<strong>die</strong> beiden Formate in grosser Selbstständigkeit<br />

entwickelt und umgesetzt. Die Projekte werden beim Publikum<br />

sehr gut aufgenommen. In <strong>der</strong> «Wun<strong>der</strong>kammer» kann<br />

man eine noch immer zunehmende Zahl unterschiedlichster<br />

Kunstobjekte bewun<strong>der</strong>n. Die Ausstellung dauert noch bis<br />

30. September 2012. Anschliessend erscheint eine Publikation<br />

zur «Wun<strong>der</strong>kammer».<br />

Die Projekte wurden begleitet von Stefan Wettstein, Andreas Hofer, Katrin<br />

Luchsinger und Renate Lerch.<br />

* Stefan Wettstein ist Designer und Dozent im Bachelor für Vermittlung von<br />

Kunst und Design, Departement Kulturanalysen und Vermittlung. Er koordiniert<br />

den Fachbereich Praxis Kunst und Design (stefan.wettstein@zhdk.ch).<br />

informationen: www.kunstmuseum.ch, www.zhdk.ch/?bae


26<br />

Zett 2–12 / Kulturanalysen und Vermittlung<br />

ästhetik?<br />

Ästhetisches beschäftigt uns alle und Ästhetisierungen<br />

prägen unsere Lebenswelten. Trotzdem<br />

o<strong>der</strong> gerade deswegen soll <strong>die</strong> Ästhetik zum Thema<br />

von Forschung und Lehre gemacht werden –<br />

was nicht fraglos geht, wie sich hier zeigt.<br />

Elke Bippus, Jörg Huber, Roberto Nigro*<br />

Gegenwärtig wird am Institut für Theorie (ith) <strong>der</strong> Themenschwerpunkt<br />

Ästhetik entwickelt, <strong>der</strong> in Forschung und Lehre<br />

sowie in Promotionsprojekten exponiert werden soll. Wir sind<br />

<strong>der</strong> Meinung, dass <strong>die</strong> ästhetische Theorie gerade an einer<br />

Kunsthochschule ihren Ort hat, stellen jedoch fest, dass wir mit<br />

<strong>die</strong>sem Geltungsanspruch und grundsätzlich mit dem Begriff<br />

<strong>der</strong> Ästhetik oft auf Unverständnis stossen. Wir könnten uns<br />

nun mit dem Gedanken trösten, dass <strong>die</strong>ses Befremden so alt<br />

ist wie <strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Ästhetik. Denn seit ihrem Beginn<br />

im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t ist <strong>die</strong> Ästhetik immer auch auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach <strong>der</strong> epistemischen Geltung ihres theoretischen Gegenstands.<br />

Wenn ihre disziplinäre Verortung in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

problematisch ist und <strong>die</strong> Antwort auf <strong>die</strong> Frage, «was <strong>die</strong><br />

Ästhetik ist», ominös, kommt <strong>die</strong>s nicht aus einer inneren<br />

Schwäche o<strong>der</strong> Unklarheit <strong>der</strong> diskursiven Praktiken, <strong>die</strong><br />

auf <strong>die</strong> Ästhetik zurückzuführen sind o<strong>der</strong> <strong>die</strong> als Ästhetik<br />

anerkannt sind. Die Schwierigkeit entsteht vielmehr durch<br />

ihre diskursive Beson<strong>der</strong>heit: Ästhetik ist eine <strong>der</strong> kulturellen<br />

Formen, <strong>die</strong> das Denken o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Reflexion in unserer Kultur<br />

und Tradition angenommen hat, in <strong>der</strong> das Sinnliche und <strong>die</strong><br />

Sinne eine zentrale Rolle spielen.<br />

Aisthesis ist <strong>der</strong> Name einer Erfahrungsform, <strong>die</strong> uns sehr<br />

Verschiedenes hinsichtlich <strong>der</strong> Gegenstände, Produktionspraktiken<br />

und Ziele wahrnehmen lässt und welche <strong>die</strong> künstlerische<br />

Praxis und Ästhetik eng zusammenführte. Man könnte<br />

sich von daher fragen, ob Ästhetik von Kunst herzuleiten ist,<br />

das heisst, ob sie eine Art Kunsttheorie sei (<strong>die</strong> wir doch bereits<br />

haben). Ästhetik ist allerdings keine Theorie, wenn <strong>die</strong>se ihrem<br />

Selbstverständnis nach einer vermeintlich «unwissenden Praxis»<br />

ein theoretisches Wissen verleihen will. Sie ist also keine<br />

Theorie, <strong>die</strong> einem künstlerischen Bereich, künstlerischen Erfahrungen<br />

o<strong>der</strong> Prozeduren – auch allgemein gestalterischer<br />

Art – von aussen her aufgestülpt werden könnte.<br />

Im Folgenden werden Möglichkeiten und Optionen, was Ästhetik<br />

sein kann, eröffnet und riskiert, in <strong>der</strong> Hoffnung, dass im<br />

Horizont Vorstellungen aufscheinen, <strong>die</strong> das Unverständnis,<br />

was <strong>die</strong> Ästhetik anbelangt, abzubauen vermögen. 1<br />

Wir verstehen Ästhetik als ein Ensemble diskursiver Praktiken,<br />

<strong>die</strong> über <strong>die</strong> Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Formen sinnlicher Erfahrung<br />

nachdenken beziehungsweise darüber, wie wir wahrnehmen<br />

o<strong>der</strong> wie wir affiziert werden. Insofern gehört zur Ästhetik,<br />

Gegenwart zu denken, das heisst, es gehört zu ihr, sich an <strong>die</strong><br />

Aktualität zu wenden. Sie fragt nach <strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> wir leben,<br />

sie fragt nach <strong>der</strong> historischen Situation, <strong>die</strong> <strong>die</strong> unsere ist, sie<br />

fragt nach den historischen Bedingungen, <strong>die</strong> es uns ermöglichen,<br />

(bestimmte) Erfahrungen zu machen, und sie fragt<br />

nach den virtuellen Transformationen unserer historischen<br />

Erfahrungen. Sie stellt <strong>die</strong>se Fragen ausgehend vom Horizont<br />

<strong>der</strong> Sinne und zielt in Richtung einer Analyse <strong>der</strong> Logik des<br />

Sinnlichen. So untersucht sie beispielsweise, wie etwas sicht­,<br />

hörbar (etc.) gemacht respektive <strong>der</strong> Sicht­, Hörbarkeit (etc.)<br />

entzogen wird. Sie analysiert, wer darüber verfügt, wer (nicht)<br />

sicht­, hörbar (etc.) werden darf/kann. Dabei geht es auch<br />

um Machtverhältnisse. Die Sinne repräsentieren denn auch<br />

nicht ein Min<strong>der</strong>es hinsichtlich des Rationalen/<strong>der</strong> Vernunft<br />

im Selbst­ und Weltbezug: Ästhetik hat sich von ihrer historischen<br />

Funktion <strong>der</strong> Kompensation emanzipiert. Sinne und<br />

Ratio ergänzen und durchkreuzen sich gegenseitig; sie produzieren<br />

wechselseitig Überschuss und Kritik und beleuchten<br />

Latenzen. Diese (Kreuz­)Figuren sind <strong>die</strong> Praxis <strong>der</strong> Ästhetik.<br />

Im Sinnes­Geschehen manifestiert sich (auch) eine Art Rationalität<br />

und ästhetische Reflexivität. Und das rationale Denken<br />

ist unhintergehbar in den Sinnesraum eingelassen und mit<br />

<strong>die</strong>sem verwoben.<br />

Gegenwart mit Ästhetik lesen und denken heisst, nicht nur<br />

das Offensichtliche zu erfassen, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Differenzen zu<br />

bestimmen. Ästhetik als Kraftfeld <strong>der</strong> Sinne (<strong>der</strong> Affekte, <strong>der</strong><br />

Passionen, <strong>der</strong> Lüste, des Begehrens, des Imaginären, des Unbestimmten<br />

etc.) 2 produziert Subjektivierung, <strong>die</strong> gegen <strong>die</strong><br />

Disziplinierung <strong>der</strong> pragmatischen Praxis <strong>der</strong> Alltagswelt gerichtet<br />

ist. Im Wi<strong>der</strong>streit <strong>die</strong>ser zwei Praxisformen eröffnen<br />

sich Möglichkeiten <strong>der</strong> Freiheit. Und in <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

gegenüber <strong>der</strong> Genealogie einer Gegenwart (wie kam es dazu?)<br />

werden Verschiebungen, Entstellungen und Unzeitgemässes<br />

sichtbar.<br />

Die Definition <strong>der</strong> Ästhetik als Reflexion <strong>der</strong> Gegenwart wirft<br />

noch weitere Fragen auf. In <strong>der</strong> Tat könnte jede Disziplin, jede<br />

Wissensform, jede künstlerische Praxis für sich in Anspruch<br />

nehmen, durch ihre Methode, durch ihr bestimmtes Wissen<br />

eine Diagnose <strong>der</strong> Zeiten, in denen wir leben, zu leisten. Die<br />

Ästhetik ist nun keine Disziplin, sie definiert und begrenzt<br />

keine bestimmte Wissensform. Die Wissensform <strong>der</strong> Ästhetik<br />

muss vielmehr im Zusammenhang unseres Verständnisses<br />

des ästhetischen Denkens spezifiziert werden. Eine ästhetisch<br />

diskursive Praxis ermöglicht eine Denkerfahrung, ein Denken<br />

also, das <strong>die</strong> Welt nach Gesichtspunkten des Ästhetischen vernimmt<br />

und analysiert. Ein ästhetisches Denken beschäftigt<br />

sich a) mit dem, was objekthaft gegeben ist und vor sich geht,


Bild: Guido Joachim<br />

b) mit den gegenwärtigen Verhältnissen und Dringlichkeiten<br />

und c) mit <strong>der</strong> Art und Weise, wie Denken geschieht und wie<br />

es <strong>die</strong> Welt imaginiert und symbolisch repräsentiert. 3<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Ästhetik steht deshalb nicht ein Wissen, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>die</strong> Praxis. (Weshalb eine Theorie <strong>der</strong> Ästhetik immer<br />

auch unter dem Gesichtspunkt einer Ästhetik <strong>der</strong> Theorie<br />

zu reflektieren ist.) Ästhetik als Praxis, als ein Ensemble diskursiver<br />

Praktiken, erzeugt eine Erfahrung, <strong>die</strong> sich von den<br />

Wissensproduktionen an<strong>der</strong>er Disziplinen unterscheidet.<br />

Und vielleicht könnten wir sogar so weit gehen und sagen,<br />

<strong>die</strong> Ästhetik ist kein Wissen, sie produziert kein objektiviertes<br />

Wissen, weil sie keine Wissensform ist. Dies behaupten wir<br />

nicht, um auf <strong>die</strong> Unklarheit des Ausgangspunkts zurückzukommen,<br />

das heisst auf <strong>die</strong> Unbestimmtheit des Gegenstandes<br />

<strong>der</strong> Ästhetik, son<strong>der</strong>n um <strong>die</strong> Beson<strong>der</strong>heit ihres Status herauszustreichen.<br />

Ästhetik ist ein Ensemble diskursiver Praktiken, in denen <strong>die</strong><br />

Theorie eine beson<strong>der</strong>e Form annimmt: <strong>die</strong> <strong>der</strong> Untätigkeit.<br />

Durch <strong>die</strong> Ästhetik lernen wir nicht etwas, erreichen wir kein<br />

Wissen. Das bedeutet nicht, dass uns <strong>die</strong> Ästhetik zum Nichts<br />

führt. Ästhetik produziert vielmehr eine Erfahrung, <strong>die</strong> den<br />

Platz des Subjektes in <strong>der</strong> Welt än<strong>der</strong>t. Von <strong>die</strong>sem Standpunkt<br />

aus können wir uns Ästhetik als eine Kraft, als eine kritische<br />

Haltung vorstellen, als den Versuch, durch diskursive Praktiken<br />

Erfahrungen zu produzieren, <strong>die</strong> es erlauben, an<strong>der</strong>s zu<br />

denken, als man denkt, an<strong>der</strong>s wahrzunehmen, als man sieht,<br />

Kulturanalysen und Vermittlung / Zett 2–12 27<br />

an<strong>der</strong>s zu hören, als man hört. Diese Transformationen <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung, <strong>der</strong> Affekte usw. betreffen das, was unter dem<br />

Begriff «Subjektivierungsprozess» benannt wird, sie tangieren<br />

also Verän<strong>der</strong>ungen des Subjekts, <strong>die</strong> durch (Grenz­)Erfahrungen<br />

und durch Arbeit des Selbst über sich selbst stattfinden<br />

(Ästhetik <strong>der</strong> Existenz).<br />

* Prof. Dr. Elke Bippus, Dr. Roberto Nigro und Prof. Dr. Jörg Huber (Institutsleitung)<br />

forschen am Institut für Theorie, Departement Kulturanalysen<br />

und Vermittlung, und lehren im BA Me<strong>die</strong>n & Kunst und im MA Fine Arts im<br />

Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n (elke.bippus@zhdk.ch, joerg.huber@zhdk.ch,<br />

roberto.nigro@zhdk.ch).<br />

1 Die Überlegungen verdanken sich auch den Diskussionen im Arbeitskreis Ästhetik,<br />

einem Projektforum <strong>der</strong> Kritik und Beratung. Die Mitglie<strong>der</strong> sind Josef<br />

Früchtl (Amsterdam), Christoph Menke (Frankfurt), Dieter Mersch (Potsdam),<br />

Hans Ulrich Reck (Köln), Anne Sauvagnargues (Paris), Ruth Son<strong>der</strong>egger<br />

(Wien) und Philipp Stoellger (Rostock). Ein erstes Resultat <strong>die</strong>ser Debatten<br />

findet sich im neuen Magazin 31, «ins offene – gegenwart : Ästhetik :<br />

Theorie». Das Heft kann beim ith bezogen werden.<br />

2 Vom 17. bis 20. oktober 2012 führt das ith mit Kolleginnen <strong>der</strong> Departemente<br />

Darstellende Künste und Film sowie Musik eine Tagung zum Thema «Wie<br />

kann man heute den Körper denken?» durch. Die Frage soll anhand konkreter<br />

performativer Settings exponiert und diskutiert werden.<br />

3 Am 23./24. November 2012 organisiert das ith eine Veranstaltung mit den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n des Arbeitskreises Ästhetik und Gästen (Maria Muhle, Alexan<strong>der</strong><br />

Düttmann, Simone Mahrenholz, Johan Hartle) zur Frage, was wir unter «ästhetischem<br />

Denken» verstehen können und was <strong>die</strong>ses leisten sollte.<br />

www.ith­z.ch


28<br />

Zett 2–12 / Design<br />

eine synthese<br />

von klang<br />

und gestaltung<br />

Fredrik Ahlm, Absolvent <strong>der</strong> Vertiefung<br />

Industrial Design, hat es geschafft: Seine Bachelor­Arbeit<br />

wird <strong>der</strong>zeit serienmässig produziert.<br />

Der Weg dahin war nicht immer einfach, doch er<br />

hat sich gelohnt. Cyril Kennel*<br />

In <strong>der</strong> Vertiefung Industrial Design werden jedes Jahr Bachelor­Arbeiten<br />

entwickelt, <strong>die</strong> im Dialog mit Firmen entstehen.<br />

Eine solche Koppelung kann für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden wertvoll<br />

sein, auch über das Ende des Studiums hinaus. Dies hat Fredrik<br />

Ahlm erfahren. Er schloss 2010 sein Bachelor­Studium mit<br />

einer anspruchsvollen Arbeit ab: <strong>der</strong> Entwicklung eines Lautsprechers.<br />

Hoher Qualitätsanspruch von Anfang an<br />

Knapp vier Jahre nach Ahlms Stu<strong>die</strong>nabschluss ist aus seiner<br />

Arbeit ein real existierendes Produkt geworden – <strong>der</strong> Traum<br />

vieler Design­Stu<strong>die</strong>ren<strong>der</strong>. Stolz blickt er auf den Prozess<br />

zurück, obwohl <strong>der</strong> nicht immer linear und problemlos verlief.<br />

Seine komplexe Abschlussarbeit überzeugte durch eine<br />

bestechende Tonqualität, wofür sie bereits an <strong>der</strong> Diplomausstellung<br />

viel Aufmerksam erhielt. Zudem überraschte <strong>die</strong> unkonventionelle<br />

Ästhetik des Lautsprechers im Bühnenscheinwerfer­Look.<br />

Vermehrt auf <strong>die</strong>se Aspekte angesprochen und<br />

durch <strong>die</strong> Publizität am Designers’ Saturday 2010 bestärkt,<br />

wagte Ahlm den grossen Schritt und ging damit in Produktion.<br />

Abän<strong>der</strong>ungen inklusive<br />

Der Lautsprecher erfuhr in seiner Entwicklung zum Serienprodukt<br />

Abän<strong>der</strong>ungen – ein ganz normaler Prozess. Die<br />

Leichtbauweise mit einer Wabenkonstruktion aus Karton als<br />

zentrales Element wurde beibehalten. Sie trägt, nebst konstruktiven<br />

Gründen, massgeblich zur hohen Klangqualität bei.<br />

Der Lautsprecher ist zudem leicht verstellbar und ergibt ein<br />

schönes Wohnaccessoire. Neu wurde dem Körper ein Holzzylin<strong>der</strong><br />

eingefügt, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um von einer Cellulose­Folie<br />

eingefasst ist. Die Konstruktion besteht somit aus natürlichen<br />

Materialien. Den Karton als wesentliches Element <strong>der</strong> Sandwich­Konstruktion<br />

wollte Ahlm sichtbar lassen. Die Akkustik<br />

soll dadurch quasi «fühlbar» und erlebbar gemacht werden.<br />

Erste Schritte<br />

Gemeinsam mit dem Hersteller Sven Boenicke stellte Fredrik<br />

Ahlm den mittlerweile auf den Namen «Björn» getauften<br />

Lautsprecher an <strong>der</strong> renommierten Audiomesse High End in<br />

München aus. Dort bekam <strong>der</strong> Jungdesigner weitere Anerkennung<br />

für sein Produkt, und er erhält inzwischen Anfragen von<br />

Händlern aus England, Frankreich und den USA. Den Vertrieb<br />

in <strong>der</strong> Schweiz möchte er vorerst alleine vornehmen.<br />

«Björn» von Fredrik Ahlm, 2012.<br />

Unsicherheiten gehören dazu<br />

Auch wenn Ahlm Ehrgeiz bewiesen hat: Er räumt ein, dass<br />

<strong>der</strong> Weg nicht immer einfach war. Nach dem Studium fiel<br />

ihm ein Praktikumsangebot in den Schoss, welches er intuitiv<br />

annahm. Der Plan, <strong>die</strong> Bachelor­Arbeit weiterzuentwickeln,<br />

geriet dadurch etwas in den Hintergrund. Während des Praktikums<br />

lernte er dafür viel zum Thema Produktionsprozess<br />

dazu, zum Beispiel <strong>die</strong> daran gekoppelten finanziellen und<br />

materiellen Auswirkungen während des Entwurfsprozesses<br />

zu berücksichtigen. Im Hinterkopf tauchte dann <strong>die</strong> Idee auf,<br />

das erworbene Wissen zu einem späteren Zeitpunkt auf seinen<br />

Lautsprecher zu übertragen. Eine gute Mischung aus Erfahrungen<br />

im Studium und ersten Schritten in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

hat ihm also den Weg zum Erfolg geebnet, obschon es keine<br />

Patentlösungen für solche Prozesse gibt. Ahlm weiss, dass es<br />

wie ein Klischee klingt, aber seiner Meinung nach hat es sich<br />

gelohnt, trotz Unsicherheiten auf sein Bauchgefühl zu hören.<br />

Raten würde er an<strong>der</strong>en JungdesignerInnen, schon frühzeitig<br />

Experten beizuziehen, um möglichst viel über Fertigungsprozesse<br />

in <strong>der</strong> freien Marktwirtschaft zu lernen und <strong>die</strong>se Kenntnisse<br />

in <strong>die</strong> Entwicklung des Produkts einfliessen zu lassen.<br />

Happy End und Zukunftsvisionen<br />

Wie weiter? Nach ersten Bestellungen freut sich <strong>der</strong> Designer<br />

über das Vollbrachte. Er könnte sich gut vorstellen, auch künftig<br />

im Lautsprecherbereich tätig zu sein und sein mittlerweile<br />

breites Fachwissen in ähnlichen Projekten anzuwenden und<br />

zu erweitern. Vielleicht liegt aber auch mal ein Möbel drin,<br />

denn seinen Björn hat er ja schon fast wie eines gestaltet, und<br />

genau das hat ihm Erfolg beschert.<br />

* Cyril Kennel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in <strong>der</strong> Vertiefung Industrial<br />

Design, Departement Design (cyril.kennel@zhdk.ch).<br />

informationen: www.ahlm.ch, www.boenicke­audio.ch


forschung im fokus<br />

Das Qualifikationsprogramm «Forschung an<br />

Kunsthochschulen» bereitet <strong>die</strong> Angehörigen des<br />

Mittelbaus und <strong>die</strong> an Forschung interessierten<br />

Dozierenden auf <strong>die</strong> Schweizer Forschungslandschaft<br />

im Bereich Kunst und Design vor. Ein Erfahrungsbericht.<br />

Text und Bild: Cyril Kennel und<br />

Benjamin Hohl*<br />

Als forschungsinteressierte Mittelbauangehörige aus dem<br />

Departement Design haben wir am erstmals durchgeführten<br />

Qualifikationsprogramm teilgenommen. Es wird als Kooperation<br />

zwischen <strong>der</strong> ZHdK, <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />

Künste Bern und <strong>der</strong> Haute Ecole d’Art<br />

Genève angeboten. Die Vermittlung<br />

von Forschungskompetenz für<br />

<strong>die</strong> Durchführung von Forschungsprojekten<br />

steht im<br />

Zentrum des Kurses. Er<br />

richtet sich an Interessierte<br />

aller Disziplinen<br />

<strong>der</strong> genannten <strong>Hochschule</strong>n.<br />

Nach Einreichung<br />

unserer<br />

Forschungsideen<br />

erhielten wir <strong>die</strong><br />

Aufgabe, <strong>die</strong>se weiterzuentwickeln,<br />

zu<br />

projektieren und als<br />

drittmittelgestütztes<br />

Forschungsvorhaben<br />

o<strong>der</strong> als Promotion zu<br />

konkretisieren.<br />

Vertiefen, begreifen,<br />

verorten, benennen ...<br />

Begleitet von Mentoren und<br />

mithilfe von Referaten und Kolloquien<br />

haben wir unsere Projekte<br />

ausgearbeitet: Das eine untersucht den<br />

Designprozess <strong>der</strong> Tangibilisierung – <strong>der</strong> (Be­)<br />

Greifbarmachung – von nicht greifbaren Besitztümern bzw.<br />

Dienstleistungen und befasst sich mit <strong>der</strong> Frage, welche Bedeutung<br />

<strong>die</strong> Berührbarkeit von Objekten, <strong>die</strong> sich zwischen<br />

Nutzenden und Dienstleistung befinden, bei <strong>der</strong> Vermittlung<br />

abstrakter Inhalte hat. Übergeordnet geht es auch darum, welche<br />

Kompetenzen sich DesignerInnen aneignen können, um<br />

ihren Interventionsspielraum zu vergrössern.<br />

Das an<strong>der</strong>e Projekt beleuchtet sowohl gegenwärtige als auch<br />

vergangene Diskurse über materielle Kultur und vergleicht<br />

sie bezüglich bestimmter Begriffskarrieren. Es werden aber<br />

nicht nur verschiedene Zeitpunkte von Diskursen miteinan<strong>der</strong><br />

verglichen, son<strong>der</strong>n auch verschiedene Diskursebenen. Exemplarisch<br />

wird eruiert, inwiefern <strong>die</strong>se Ebenen in gegenseitigen<br />

Interferenzen zueinan<strong>der</strong> stehen. Die Erkenntnisse sollen in<br />

eine interdisziplinär aufgefasste Designgeschichtsschreibung<br />

Design / Zett 2–12 29<br />

einfliessen, und das Projekt soll zu einem Promotionsvorhaben<br />

ausgebaut werden.<br />

Während <strong>der</strong> Ausarbeitung <strong>der</strong> Projekte stellten sich bald<br />

methodologische Fragen, und <strong>der</strong> Kurs half dabei, <strong>die</strong> projektspezifisch<br />

relevanten Fel<strong>der</strong> herauszuarbeiten.<br />

... vernetzen ...<br />

Ein weiteres Ziel des Kurses war, Veranstaltungen zu den jeweiligen<br />

Projekten mit akademischen Gästen durchzuführen,<br />

um eine Vernetzung <strong>der</strong> Kursteilnehmenden in akademischen<br />

Kreisen zu för<strong>der</strong>n. Ferner konnten so <strong>die</strong> Forschungsideen<br />

mit einem kritischen Publikum diskutiert und<br />

weiterentwickelt werden.<br />

Bezüglich unserer Forschungsfragen<br />

luden wir zur Veranstaltung<br />

«(Un­)Möglichkeiten, über<br />

gestaltete Dinge und ihre<br />

Anmutungen zu sprechen»<br />

den Semiotiker<br />

André Vladimir Heiz<br />

und den Philosophen<br />

Gernot Böhme ein.<br />

Dabei ging es um<br />

<strong>die</strong> sprachlichen<br />

Zuweisungen für<br />

Anmutungen und<br />

um <strong>die</strong> Frage, was<br />

Sprache als Entwurfswerkzeugleisten<br />

kann.<br />

... und Laufbahn<br />

planen<br />

Die zwei Semester waren<br />

sehr intensiv, zumal <strong>die</strong><br />

Ausarbeitung einer solchen<br />

Projektidee eng verknüpft ist mit<br />

den Vorstellungen <strong>der</strong> eigenen Laufbahn.<br />

Denn <strong>die</strong> Arbeit soll Türöffner und<br />

im besten Falle persönliches Kompetenzfeld<br />

sein. Einen passenden Mittelweg zwischen Herzblut und<br />

Forschungsdesi<strong>der</strong>at zu finden, <strong>der</strong> gleichzeitig im bestehenden<br />

Arbeitsumfeld umsetzbar ist, war herausfor<strong>der</strong>nd und<br />

scheint sich zu lohnen: Erste Ideen aus dem Kurs fliessen an<br />

<strong>der</strong> ZHdK bereits in <strong>die</strong> Lehre ein.<br />

* Cyril Kennel und Benjamin Hohl sind wissenschaftliche Mitarbeiter in <strong>der</strong><br />

Vertiefung Industrial Design, Departement Design (cyril.kennel@zhdk.ch,<br />

benjamin.hohl@zhdk.ch).<br />

Bild: Treffsicherheit mal an<strong>der</strong>s: Die Zielscheibe muss<br />

zuerst definiert werden, und nicht je<strong>der</strong> Pfeil fliegt gleich weit!<br />

Infos zum Weiterbildungskurs:<br />

Prof. Dr. Steffen Schmidt (steffen.schmidt@zhdk.ch)<br />

und Prof. Dr. Pietro Morandi (pietro.morandi@zhdk.ch).


30<br />

Zett 2–12 /<br />

«Rückkehr <strong>der</strong> götter», Bachelor­Diplomarbeit 2012 von Willy Cahyadi Schnei<strong>der</strong>, Vertiefung Scientific Visualization, Departement Design.<br />

Panorama <strong>der</strong> später vollständig zerstörten Aztekenstadt Tenochtitlan (Mexiko), (willy.cahyadi.schnei<strong>der</strong>@gmail.com).


Zett 2–12 31


32<br />

Zett 2–12 / Design<br />

Der Abschluss des<br />

Master-Studiums<br />

umfasst ein gestalterisches<br />

Projekt und<br />

eine Thesis. Worum<br />

geht es in deinem<br />

Game-Projekt?<br />

Worüber hast du deine<br />

Thesis geschrieben?<br />

Eugen Danzinger, Master­<br />

Arbeit: «Judge Me»<br />

game design<br />

auf<br />

master-stufe<br />

Erstmals schliessen fünf Stu<strong>die</strong>rende<br />

den Master Design, Field<br />

of Excellence «Interaktion», im<br />

Bereich Game Design ab. Wir<br />

stellen <strong>die</strong> fünf erfolgreichen<br />

Arbeiten und ihre Macher im<br />

Interview vor. Die Fragen stellten<br />

Maike Thies und Mela Kocher*,<br />

Bil<strong>der</strong>: Regula Bearth<br />

eugen Danzinger, Master­Arbeit «Judge Me»<br />

In «Judge Me» wird <strong>die</strong> filmische Induktion innerhalb <strong>der</strong> Game­Mechanik eines Spielsystems<br />

erforscht. Der Spieler wird aufgefor<strong>der</strong>t, <strong>die</strong> Mimik eines Game­Charakters zu bewerten. Diese<br />

Bewertungen werden in einer Datenbank gespeichert und definieren das Trefferbild für <strong>die</strong> nachfolgenden<br />

Spieler. Die daran gekoppelte Theoriearbeit untersucht <strong>die</strong>se Thematik unter spieltheoretischen<br />

Gesichtspunkten.<br />

Raffaele de lauretis und Dario Hardmeier, Master­Arbeit «Daina: The Herbarium»<br />

Unser Game­Projekt ist ein von Hand gezeichnetes Adventure­Spiel für Kin<strong>der</strong> und Erwachsene. Es<br />

erzählt <strong>die</strong> Geschichte des Mädchens Daina, das seine Eltern und seine Heimat verloren hat. In <strong>der</strong><br />

theoretischen Arbeit befassten wir uns mit <strong>der</strong> Entwicklung innovativer Spielmechaniken für eine<br />

möglichst grosse Zielgruppe. Zudem gingen wir <strong>der</strong> Frage nach, wie Techniken aus <strong>der</strong> klassischen<br />

Malerei auf <strong>die</strong> grafische Gestaltung eines 3­D­Spiels übertragen werden können.<br />

Konradin Kuhn, Master­Arbeit «Hotel Plastisse – Spielwelten für Senioren»<br />

Bei «Hotel Plastisse» handelt es sich um ein iPad­Spiel zum Gehirntraining von Senioren. Entwickelt<br />

wurde es von <strong>der</strong> ZHdK für eine Stu<strong>die</strong> <strong>der</strong> Universität Zürich. Ich habe an dessen Konzeption<br />

mitgewirkt und grosse Teile des Spiels gestaltet. Meine theoretische Arbeit diskutiert Gestaltungsentscheide<br />

des Entwicklerteams und leitet daraus Prinzipien für seniorengerechtes Game Design ab.<br />

Jeremy spillmann, Master­Arbeit «Full Color Planet»<br />

Ich habe mich mit <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> In<strong>die</strong>­Game­Szene auseinan<strong>der</strong>gesetzt. Im Fokus stand dabei<br />

<strong>die</strong> Frage, wie man mithilfe von Regeln, Corporate Design und Branding eine Identität für iPhone<br />

Games erschaffen kann. Die Resultate wurden in <strong>der</strong> praktischen Arbeit in <strong>der</strong> Serie «Full Color<br />

Planet» umgesetzt, <strong>die</strong> aus zwei Spielen besteht, «Hollow Grounds» und «The Highest Heart». Beide<br />

finden auf dem Planeten Ella statt.


Raffaele de Lauretis<br />

und Dario Hardmeier,<br />

Master­Arbeit<br />

«Daina: The Herbarium»<br />

Was stellte für dich <strong>die</strong><br />

grösste Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

während deiner<br />

Master-Ausbildung<br />

dar? Wem würdest du<br />

ein Master-Studium<br />

weiterempfehlen?<br />

Welche Tipps hast du<br />

für zukünftige Master-<br />

Stu<strong>die</strong>rende?<br />

Design / Zett 2–12 33<br />

ED: Die grösste Herausfor<strong>der</strong>ung war, <strong>die</strong> Brücke zwischen Design, Kunst und Wissenschaft nicht<br />

zum Einstürzen zu bringen und sich drei Semester lang auf eine Idee zu fokussieren. Das Field of<br />

Excellence «Interaktion» spricht <strong>die</strong>jenigen an, <strong>die</strong> ein Grundinteresse am Kreieren von Spielabläufen<br />

und Interaktion haben.<br />

RL und DH: Die grösste Herausfor<strong>der</strong>ung lag in <strong>der</strong> Zeitplanung und <strong>der</strong> Organisation eines fünfköpfiges<br />

Teams − dabei sind wir auch erstmals eine Kooperation mit dem Game Design des Bachelor­<br />

Stu<strong>die</strong>ngangs <strong>der</strong> ZHdK eingegangen. Wir empfehlen <strong>die</strong> Ausbildung Personen, <strong>die</strong> bereits eine<br />

klare Vorstellung davon haben, welches Projekt sie umsetzen wollen. Selbstorganisation und <strong>der</strong><br />

ständige Austausch mit den Mitstu<strong>die</strong>renden sind <strong>der</strong> Schlüssel zu einem erfolgreichen Abschluss.<br />

KK: Die Komplexität von «Hotel Plastisse» war stets eine grosse Herausfor<strong>der</strong>ung: Unmengen von<br />

Details mussten in zahlreichen Meetings geklärt werden. Das Field of Excellence «Interaktion» ist<br />

eine gelungene Ergänzung zum Bachelor <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>nvertiefung Game Design. Das Master­Studium<br />

verlangt viel Eigenverantwortung, bietet aber auch zusätzlichen Raum für kreative Experimente.<br />

Ich würde jedem und je<strong>der</strong> Master­Stu<strong>die</strong>renden empfehlen, das eigene Projekt so einfach und<br />

puristisch wie möglich aufzugleisen.<br />

JS: Es war eine grosse Herausfor<strong>der</strong>ung, <strong>die</strong> Spiele so ausgefeilt zu konzipieren, dass sie im AppStore<br />

herausstechen würden. Noch aufwendiger aber erschien mir <strong>die</strong> Selbstvermarktung von «Hollow<br />

Grounds». Das Master­Studium ist eine gute Plattform, um etwas Eigenes auszuprobieren und<br />

aufzubauen. Voraussetzung dazu ist aber, eine klare Vision vor Augen zu haben.


34<br />

Zett 2–12 / Design<br />

Jeremy Spillmann,<br />

Master­Arbeit<br />

«Full Color Planet»<br />

Welche beruflichen<br />

Perspektiven eröffnen<br />

sich dir aufgrund deines<br />

Master-Studiums?<br />

Wie sehen deine Zukunftspläne<br />

aus?<br />

Konradin Kuhn, Master­Arbeit<br />

«Hotel Plastisse –<br />

Spielwelten für Senioren»<br />

ED: Als Art Director und Motion Graphics Designer werde ich nun vermehrt interaktive Spielabläufe<br />

in meine Arbeit einfliessen lassen. Zudem plane ich, in den Bereichen Lernapplikationen und<br />

Gamification tätig zu werden und den Aufbau meiner Firma emd3000 in Zürich.<br />

RL und DH: Das Master­Studium hat es uns ermöglicht, drei Semester lang konzentriert an einem<br />

Projekt zu arbeiten und so ein starkes Portfolio aufzubauen. Die gewonnenen Erfahrungen in <strong>der</strong><br />

Teamarbeit und <strong>der</strong> praktischen Umsetzung eines grösseren Projekts werden für uns im Berufsleben<br />

von unschätzbarem Wert sein. Wir werden für <strong>die</strong> nächsten Monate weiterhin mit «Daina: The Herbarium»<br />

beschäftigt sein, da das Spiel erst gegen Ende 2012 veröffentlicht wird. Unser längerfristiges<br />

Ziel ist es, ein Independent­Game­Design­Studio in Zürich zu gründen.<br />

KK: Das grosse Plus am Master of Arts in Design ist sicherlich <strong>die</strong> thematische Breite, <strong>die</strong> es einem<br />

ermöglicht, in den verschiedensten Bereichen tätig zu sein. Ich kann und will mich <strong>der</strong>zeit nicht<br />

endgültig auf einen bestimmten Bereich im Game Design festlegen.<br />

JS: «Hollow Grounds» wurde von den SpielerInnen und <strong>der</strong> Spielindustrie sehr gut aufgenommen.<br />

Ich konnte damit beweisen, dass ich ein Spiel von Konzept bis Release selbst entwickeln kann. Ich<br />

möchte gerne in <strong>der</strong> Schweiz bleiben, da sie für den Bereich Games immer spannen<strong>der</strong> wird. Die<br />

Zahl interessanter Spieleentwickler und <strong>der</strong>en Aussenwahrnehmung steigt ständig; sollten <strong>jetzt</strong> auch<br />

noch <strong>die</strong> Projektgrössen zunehmen, wird in Sachen Games noch viel von <strong>der</strong> Schweiz zu hören sein.<br />

* Maike Thies ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in <strong>der</strong> Vertiefung Game Design (maike.thies@zhdk.ch), Mela Kocher ist<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin im Master Design, Field of Excellence «Interaktion» (mela.kocher@zhdk.ch),<br />

Departement Design.<br />

Mehr infos zu den Projekten: gamedesign.zhdk.ch


in erster linie<br />

möchte ich<br />

einfach tanzen<br />

Benoît Favre gehört zur ersten Generation von<br />

AbsolventInnen <strong>der</strong> Tanz Akademie (taZ), welche<br />

<strong>die</strong>sen Sommer ihre berufliche Grundbildung<br />

Bühnentanz mit eidgenössischen Fähigkeitszeugnis<br />

(EFZ) abgeschlossen hat. Als hochbegabter<br />

13­Jähriger mit Irokesenfrisur kam er 2006 an <strong>die</strong><br />

taZ und ist seit August 2012 Mitglied des Junior<br />

Balletts beim <strong>Zürcher</strong> Ballett. Interview: Judith<br />

Hunger*<br />

Benoît Favre, was bewegt einen 11-Jährigen dazu, sich für<br />

eine Ballettausbildung zu entscheiden und das Elternhaus in<br />

<strong>der</strong> französischen Schweiz zu verlassen, um im Internat zu<br />

wohnen?<br />

Meine beiden älteren Geschwister haben mich zum Ballettunterricht<br />

mitgeschleppt. Mir war dann schnell klar, dass ich<br />

unbedingt Tänzer werden wollte. Ich habe in München, Wien,<br />

Stuttgart und Cannes fürs Grundstudium vorgetanzt. In München<br />

verbrachte ich sogar drei Monate. Das stellte sich dann<br />

aber als schwierig heraus, denn <strong>die</strong> Internatssituation dort war<br />

nicht für 11­Jährige gedacht. In Zürich wurde mir eine Privataudition<br />

bei Oliver Matz ermöglicht. Ich hatte ein sehr gutes<br />

Gefühl, Herr Matz hinterliess einen bleibenden Eindruck bei<br />

mir, und so war meine Entscheidung leicht.<br />

Hättest du das Grundstudium nicht auch an einer Privatschule<br />

in <strong>der</strong> Nähe deiner Eltern absolvieren können?<br />

Nein, absolut nicht. Eine Privatschule kann den Stundenplan<br />

mit all den Fächern, welche es braucht, gar nicht leisten. Zudem<br />

ist eine Privatschule ganz an<strong>der</strong>s ausgerichtet, da wird<br />

nicht so viel Wert auf exakte Basisarbeit gelegt. Aber genau<br />

das ist ausschlaggebend. Ausserdem konnte ich an <strong>der</strong> taZ in<br />

einer Jungenklasse trainieren. An einer Privatschule wäre ich<br />

unter ganz vielen Mädchen <strong>der</strong> einzige Junge gewesen. Und<br />

an <strong>der</strong> taZ unterrichten auch Männer <strong>die</strong> Jungs … Das mag<br />

komisch tönen, ist jedoch nicht unerheblich. Männertanz wird<br />

ab einem gewissen Niveau an<strong>der</strong>s unterrichtet.<br />

Darstellende Künste und Film / Zett 2–12 35<br />

Zweimal Benoît Favre: links mit 14 Jahren in Fussspuren III (Nussknacker, 2. Akt, Trepak)<br />

und rechts mit 19 Jahren in Fussspuren VIII (Die Jahreszeiten).<br />

Fotos: links © Bettina Stöss, rechts © Mario Perricone<br />

Was war beson<strong>der</strong>s prägend an <strong>der</strong> taZ?<br />

Das Lernen <strong>der</strong> Technik von Grund auf, dass ich relativ früh<br />

an Wettbewerbe geschickt wurde, <strong>die</strong> exzellenten Lehrer und<br />

dass eine einheitliche Methode (des Klassisch Akademischen<br />

Tanzes) von unten bis oben unterrichtet wird.<br />

Du hast diverse internationale Preise gewonnen. Was war für<br />

dich <strong>die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung dabei, welches waren beson<strong>der</strong>e<br />

Schwierigkeiten, beson<strong>der</strong>e Höhepunkte?<br />

Für ein Ziel zu trainieren, ist einfach das Beste. Und wir hatten<br />

ja nicht so viele Vorstellungen. Die Wettbewerbe haben mich<br />

gelehrt, unter Druck auf <strong>der</strong> Bühne zu stehen. Der Prix de<br />

Lausanne war natürlich <strong>der</strong> absolute Höhepunkt. Denn schon<br />

als kleiner Junge habe ich <strong>die</strong> Fernsehausstrahlungen des Prix<br />

mitverfolgt. Und dann selber dort auf <strong>der</strong> Bühne zu stehen, das<br />

war schon Klasse! Hinzu kam, dass ich nicht mehr nur einfach<br />

<strong>die</strong> Technik «abtanzte», son<strong>der</strong>n auch an <strong>der</strong> Ausgestaltung<br />

einer Figur arbeiten konnte. Da waren <strong>die</strong> Erfahrungen von<br />

Oliver Matz natürlich extrem hilfreich.<br />

Wie hast du <strong>die</strong> Ausbildung zum Bühnentänzer mit eidgenössischem<br />

Fähigkeitszeugnis erlebt?<br />

Es gibt mehr zusätzliche Theoriefächer wie beispielsweise<br />

Englisch, Wirtschaft, Gesellschaft und Kommunikation,<br />

welche wir extern an <strong>der</strong> Allgemeinen Berufsschule Zürich<br />

besuchten. Das fand ich spannend, und es ist anspruchsvoller<br />

geworden. Die Mehrbelastung war für mich okay.<br />

Seit August arbeitest du beim <strong>Zürcher</strong> Ballett unter dem neuen<br />

Direktor Christian Spuck. Welches sind in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

deine Ziele?<br />

In erster Linie möchte ich einfach tanzen, ich freue mich riesig<br />

auf <strong>die</strong> Bühne! Michael Grünecker und Andrej Cozlac, Klassenkollegen<br />

aus <strong>der</strong> taZ, sind auch Mitglie<strong>der</strong> des Junior Balletts.<br />

Ebenso Caitlin Stawaruk, eine ehemalige taZ­Schülerin<br />

von 2011. Das freut mich natürlich sehr. Mein Ziel wäre, nach<br />

ein o<strong>der</strong> zwei Jahren in <strong>die</strong> grosse Kompanie aufgenommen<br />

zu werden. Und vielleicht später einmal ins Ausland zu gehen,<br />

aber das weiss ich noch nicht so genau.<br />

* Judith Hunger, Öffentlichkeitsarbeit Departement Darstellende Künste<br />

und Film (judith.hunger@zhdk.ch).


36<br />

Zett 2–12 / Darstellende Künste und Film<br />

Generalprobe von Elfriede Jelineks «Im Abseits» mit Rosario Bona.<br />

Foto: Johannes Dietschi<br />

voice lab expanded<br />

Das vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte<br />

DORE­Projekt «Disembo<strong>die</strong>d Voice. Stimme/Körper/Technik»<br />

betrieb Stimmforschung<br />

im Theater. In einer Modellinszenierung, einem<br />

Regie­Workshop und an einer Tagung wurden<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> künstlerischen Forschung präsentiert<br />

und diskutiert. Ingo Starz*<br />

Das Forschungsteam (Philippe Kocher, Simon Könz, Stefan<br />

Nolte, Ingo Starz, Germán Toro­Pérez), das sich aus dem Institute<br />

for the Performing Arts and Film und dem Institute for<br />

Computer Music and Sound Technology rekrutierte, untersuchte<br />

von Mai bis Dezember 2011 in mehreren Laborphasen<br />

<strong>die</strong> Stimme im elektroakustischen Raum.<br />

Vermessung <strong>der</strong> Stimme<br />

Am Anfang standen das Hören von Stimmen und <strong>der</strong> Versuch<br />

einer adäquaten Beschreibung vokaler Eigenheiten. Die elektroakustische<br />

Transformation <strong>der</strong> Parameter Lautstärke, Zeit<br />

und Raum war Ausgangspunkt für Testreihen, welche <strong>die</strong> Untersuchung<br />

des Verhältnisses zwischen technisch verän<strong>der</strong>ter<br />

Stimme und Körperstimme sowie <strong>der</strong> dadurch verän<strong>der</strong>ten<br />

Wahrnehmung bzw. Selbstwahrnehmung zum Gegenstand<br />

hatten. Von Beginn an verwendeten <strong>die</strong> wechselnden SprecherInnen<br />

kurze, mit auditiven Qualitäten versehene Texte. In<br />

technisch komplexeren Setups geriet <strong>die</strong> Stimme zunehmend<br />

in Interaktion: Die SprecherInnen nutzten <strong>die</strong> Mikrofone und<br />

Lautsprecher des Settings als Bühne und sorgten mit ihrer<br />

Stimme und den Möglichkeiten von Wie<strong>der</strong>gabeverzögerung<br />

und Aufzeichnung für klangliche Aktion im Raum. Bei den<br />

Laborphasen waren wechselnde Experten aus Wissenschaft<br />

und Praxis zugegen. Intensive Diskussionen, welche <strong>die</strong> Testreihen<br />

begleiteten, trugen zur fortschreitenden Verfeinerung<br />

technischer Einstellungen und zum Auffinden raumklanglich<br />

relevanter Setups bei.<br />

Stimmräume im Theater<br />

Im Januar 2012 fand ein dreitägiger Workshop im Fabriktheater<br />

<strong>der</strong> Roten Fabrik in Zürich statt. Mit dem Wechsel in den<br />

Theaterraum kam <strong>die</strong> szenische Dimension in den künstlerischen<br />

Forschungsprozess: Sprecherin und Sprecher entwickelten<br />

Improvisationen, <strong>die</strong> verschiedene Setups miteinan<strong>der</strong><br />

verbanden. Elfriede Jelineks Nobelpreisrede «Im Abseits»<br />

wurde als Textgrundlage <strong>der</strong> Modellinszenierung bestimmt.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Probenphase Ende April klärten <strong>der</strong> Regisseur<br />

Stefan Nolte sowie <strong>die</strong> Komponisten Philippe Kocher und<br />

Germán Toro­Pérez in einer Arbeitsklausur Fragen <strong>der</strong> Textfassung<br />

sowie Übersetzungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Jelinek­Rede<br />

in eine klangliche Raumkomposition. Mit dem Schauspieler<br />

Rosario Bona erfolgte in einem mehrwöchigen Probenprozess<br />

<strong>die</strong> Realisierung einer szenischen Umsetzung von «Im<br />

Abseits». Darin fanden <strong>die</strong> praktischen Ergebnisse <strong>der</strong> vorgängigen<br />

Forschungsphasen Eingang, und das technische Setting<br />

mutierte zum Bühnenraum. Die poetologische Textfläche<br />

wurde aufgebrochen und in verknappter Zusammensetzung<br />

in eine vielstimmige Performance verwandelt.<br />

Vokalität und Diskurs<br />

Vom 25. Mai bis 2. Juni 2012 folgten unmittelbar aufeinan<strong>der</strong><br />

Vorstellungen <strong>der</strong> Modellinszenierung, ein Regie­Workshop<br />

und eine wissenschaftliche Tagung. Im Workshop erprobten<br />

Claudia Bosse, Ruedi Häusermann und Michael Simon unter<br />

Anleitung von Philippe Kocher und Simon Könz mit <strong>der</strong><br />

Schauspielerin Sascha Ö. Soydan ausgewählte Setups. Dabei<br />

entstanden drei Jelinek­Skizzen, <strong>die</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Tagung<br />

«Disembo<strong>die</strong>d Voice. Theater im elektroakustischen Raum»<br />

zur Aufführung kamen. Das Zusammentreffen von WissenschaftlerInnen<br />

und PraktikerInnen am 1. und 2. Juni vertiefte<br />

in Vorträgen und Podiumsgesprächen Aspekte <strong>der</strong> Stimme<br />

und des elektroakustischen Raums. Darüber hinaus diskutierten<br />

<strong>die</strong> Teilnehmenden <strong>die</strong> Modellinszenierung und <strong>die</strong><br />

Workshop­Skizzen. Die Voten zu Möglichkeiten und Grenzen<br />

<strong>der</strong> mediatisierten Stimme im Theaterraum gingen angesichts<br />

<strong>der</strong> Darbietungen weit auseinan<strong>der</strong> und liessen zahlreiche<br />

Fragen zurück. Zur abschliessenden Auswertung des Projekts,<br />

<strong>die</strong> auch auf Aufzeichnungen <strong>der</strong> Aufführungen und eine Publikumsbefragung<br />

zurückgreifen kann, werden <strong>die</strong> aufgeworfenen<br />

Fragen wesentlich beitragen. Eine Buchpublikation mit<br />

DVD wird <strong>die</strong> künstlerische Forschung in Bälde umfassend<br />

dokumentieren.<br />

* Ingo Starz ist Projektleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute<br />

for the Performing Arts and Film, Departement Darstellende Künste und Film<br />

(ingo.starz@zhdk.ch).


Auf dem Set von «Senjor!», Kurzfilm von Ilir Hasanaj. Foto: Betty Fleck<br />

digitales kino:<br />

sterben<br />

<strong>jetzt</strong> <strong>die</strong> gefühle?<br />

Stu<strong>die</strong>rende <strong>der</strong> Fachrichtung Film drehten für<br />

einmal ihre Kurzfilme gleich doppelt. Ein unförmiges,<br />

grosses Gerät mit zwei Kameras lieferte<br />

das Grundlagenmaterial für ein interdisziplinäres<br />

Forschungsprojekt des Institute for the Performing<br />

Arts and Film. Die Frage ist, ob analog und<br />

digital gedrehte Filme unterschiedliche emotionale<br />

Reaktionen beim Publikum auslösen.<br />

Christian Iseli*<br />

An Handkamera war <strong>die</strong>smal nicht zu denken: 50 Kilogramm<br />

wiegt das Ungetüm, das <strong>die</strong> Szenen gleich zweimal aufnehmen<br />

kann. Gebaut werden solche Vorrichtungen eigentlich für 3­D­<br />

Filme: Zwei Kameras sind in einem 90°­Winkel so angeordnet,<br />

dass sie über einen halb durchlässigen Spiegel denselben<br />

Bildausschnitt einfangen können. Beim Forschungsprojekt<br />

«Analog/Digital» wurde <strong>die</strong>se Technik genutzt, um Szenen<br />

gleichzeitig auf 35 mm­Film und auf digitale Daten aufzuzeichnen.<br />

So entstanden pro Film zwei Varianten, <strong>die</strong> sich lediglich<br />

in Bezug auf das Aufnahmeverfahren unterscheiden.<br />

In <strong>der</strong> Postproduktion wurde zusätzlich noch je eine weitere<br />

Variante hergestellt, bei welcher das digitale Material eine<br />

möglichst starke Angleichung an den analogen Look erfuhr.<br />

Um das Niveau <strong>der</strong> Nachbearbeitung im Bereich <strong>der</strong> Farbgestaltung<br />

und <strong>der</strong> Angleichung auf höchstem Niveau zu halten,<br />

kam mit Florian Martin ein internationaler Topspezialist zum<br />

Einsatz. Er ist in Fachkreisen unter an<strong>der</strong>em bekannt für seine<br />

Farbgestaltung von Tom Tykwers «Das Parfum» o<strong>der</strong> Peter<br />

Jacksons «The Lord oft he Rings».<br />

Die Wirkung <strong>der</strong> fertiggestellten Kurzfilmvarianten wird nun<br />

ab Herbst 2012 mit Testzuschauern überprüft. Dabei werden<br />

sowohl subjektive Eindrücke (mittels Fragebogen) wie auch<br />

objektive Indikatoren (Hautleitwi<strong>der</strong>stand, Puls, Augenbewegungen)<br />

mit einbezogen. Im Fokus <strong>der</strong> Untersuchung stehen<br />

<strong>die</strong> Fragen, ob sich <strong>die</strong> spezifischen Eigenschaften des analogen<br />

Bildes bei den Rezipienten in einem verän<strong>der</strong>ten Erleben<br />

<strong>der</strong> Filme nie<strong>der</strong>schlagen, und in welchem Umfang sich eine<br />

vergleichbare Wirkung allenfalls durch Nachbearbeitung des<br />

digitalen Films erreichen lässt.<br />

Das Forschungsprojekt «Analog/Digital» geht auf <strong>die</strong> Initiative<br />

des ZHdK­Dozenten und Kameramanns Pierre Mennel zurück<br />

und ist eine Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Uni Zürich (Seminar<br />

für Filmwissenschaft) und <strong>der</strong> Uni Bern (Psychologisches Institut).<br />

Partner des Projekts sind <strong>die</strong> renommierten Firmen<br />

ARRI (Kamerahersteller), Kodak und Egli Film (Kopierwerk<br />

und Postproduktion). Erste Publikationen darüber sind ab<br />

2013 zu erwarten.<br />

* Prof. Christian Iseli ist Leiter des Forschungsprojekts «Analog/Digital» und<br />

Dozent an <strong>der</strong> Fachrichtung Film im Departement Darstellende Künste und<br />

Film (christian.iseli@zhdk.ch).


38<br />

Zett 2–12 / Darstellende Künste und Film<br />

zürcher schauspielausbildung<br />

feiert<br />

75. geburtstag<br />

Dass <strong>die</strong> Schauspielausbildung in Zürich heuer<br />

75 Jahre alt wird, ist bemerkenswert und den<br />

vielen Menschen zu verdanken, <strong>die</strong> sich in <strong>die</strong>ser<br />

Geschichte leidenschaftlich stark gemacht haben.<br />

Hartmut Wickert *<br />

Die Schweiz und das Theater – das ist wohl eher <strong>die</strong> Geschichte<br />

des Volkstheaters und des Laienspiels als <strong>die</strong> des ja doch<br />

eher den höfischen Zusammenhängen entsprungenen institutionellen<br />

Theaters wie es Österreich (Burgtheater), Deutschland<br />

(Nationaltheater), Frankreich (Comé<strong>die</strong> Française) und<br />

England (National Theatre) kennen.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Schauspielausbildung ist eine<br />

Geschichte ihrer Räumlichkeiten: Krautgartengasse 2, Hirschengraben<br />

4, Winkelwiese 4, Gessnerallee 11–13, Depot Tiefenbrunnen,<br />

Depot Hardturm, dazu zahlreiche Proberäume,<br />

Werkstätten, Spielorte. Ein faszinieren<strong>der</strong> kulturpolitischer<br />

Entwicklungsgang: vom Wohnzimmer einer Schauspielerin<br />

ins Toni­Areal. Die Schauspielausbildung und ihre Geschichte<br />

ist auch eine Geschichte <strong>der</strong> Institutionen: Ein freies Spiel <strong>der</strong><br />

darstellerischen Kräfte wird domestiziert und in eine Ausbildungshochburg<br />

transportiert.<br />

Paulina Treichler, Felix Rellstab und Peter Danzeisen sind <strong>die</strong><br />

drei Leuchttürme, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Mekka <strong>der</strong> Leiblichkeit zum Leben<br />

erweckt und lebendig erhalten haben. Die Gesangslehrerin<br />

Paulina Treichler gründete 1937 <strong>die</strong> Genossenschaft Bühnenstudio<br />

Zürich, verkaufte, um <strong>die</strong> Finanzierung des Unternehmens<br />

zu ermöglichen, Anteilscheine zu je 50 Franken, erwarb<br />

selber den ersten und organisierte, besser improvisierte <strong>die</strong><br />

Ausbildung des schweizerischen Bühnennachwuchses – in<br />

<strong>der</strong> eigenen Wohnung an <strong>der</strong> Krautgartengasse.<br />

Im Jahr 1944 konstituierte sich <strong>die</strong> Schweizerische Theaterschule<br />

AG, Zürich, <strong>die</strong> neben den Abteilungen Schauspiel und<br />

Oper auch Laientheater sowie Tanz vorsah. Hauptaktionäre<br />

waren <strong>der</strong> Kanton, <strong>die</strong> Stadt und Pro Helvetia, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Aktionäre waren Vereine und Gesellschaften, <strong>der</strong>en Interessen<br />

mit <strong>der</strong> Theaterschule verbunden waren, wie das Konservatorium,<br />

<strong>die</strong> Neue Schauspiel AG (Schauspielhaus), <strong>die</strong> Theater<br />

AG (Opernhaus) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Theaterverein.<br />

1964, Felix Rellstab leitete <strong>die</strong> Theaterschule, wurde ein neuer<br />

Name aus <strong>der</strong> Taufe gehoben: «Bühnenstudio Zürich. Schweizerische<br />

Schauspielschule. Leitung Felix Rellstab» steht auf<br />

den Briefschaften. Das Odium des «Unschweizerischen» legte<br />

das Bühnenstudio durch <strong>die</strong>se Namensgebung ausdrücklich ab<br />

– auch in <strong>der</strong> Hoffnung, so von «auswärtigen Instanzen» eher<br />

Beiträge zu erhalten. Das Odium des Unseriösen, Unernsten<br />

und Unbürgerlichen verschwand 1973 dann endgültig mit dem<br />

neuen Namen Schauspielakademie Zürich, <strong>der</strong> zudem eine<br />

akademische, wissenschaftlich fun<strong>die</strong>rte Ausbildung verhiess.<br />

Felix Rellstab festigte nicht nur <strong>die</strong> institutionelle Solidität des<br />

Instituts, er realisierte auch den Traum einer angemessenen<br />

und (im deutschsprachigen Raum damals durchaus) einmaligen<br />

baulichen Situierung.<br />

Über <strong>die</strong> neuen, grossen, einzigartig ausgestatteten Räume<br />

konnte sich Peter Danzeisen freuen, <strong>der</strong> mit dem Einzug <strong>der</strong><br />

Schauspielakademie in <strong>die</strong> Gessnerallee 1994 <strong>die</strong> Nachfolge<br />

von Felix Rellstab übernahm. Und er nutzte <strong>die</strong> neuen Möglichkeiten:<br />

für das Proben und Spielen in bühnengerechten<br />

Räumen, das <strong>die</strong> Ausdruckskraft <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>renden steigerte;<br />

für Weiterbildungsangebote für Theaterschaffende und für ein<br />

schuleigenes Theater. Das denkmalgeschützte Haus war mit<br />

mo<strong>der</strong>nster Technik ausgerüstet und so umgebaut worden,<br />

dass sich alte und neue Bauelemente funktional miteinan<strong>der</strong><br />

verbanden.<br />

Anfang <strong>der</strong> 1990er­Jahre hatte <strong>die</strong> Schweiz <strong>die</strong> Reform <strong>der</strong><br />

Hochschulausbildung auf den Weg gebracht. Das Konzept:<br />

Fachhochschulen sollten nach den Zielvorgaben des Bundesrats<br />

– schweizweit harmonisiert – als Ausbildungsstätten auf<br />

Hochschulstufe ein praxisorientiertes Diplomstudium anbieten.<br />

Die Schauspielakademie hatte bei <strong>die</strong>sen Vorgaben keine<br />

Chance. Sie war zu klein und erfüllte als einzelne Institution<br />

<strong>die</strong> gesetzlichen Auflagen nicht. Deshalb gründeten <strong>die</strong> Genossenschaft<br />

Schauspielakademie und Träger ähnlicher privater<br />

Institutionen – <strong>der</strong> Konservatorien Zürich und Winterthur<br />

sowie <strong>der</strong> 1977 gegründeten Jazzschule und <strong>der</strong> 1986 gegründeten<br />

Schweizerischen Ballettberufsschule – im April 1999<br />

den Verein <strong>Hochschule</strong> Musik und Theater (HMT).<br />

Seit 2007 ist <strong>die</strong> Schauspielausbildung Teil <strong>der</strong> damals gegründeten<br />

<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste, genauer des Departements<br />

Darstellende Künste und Film. Die Ausbildung wird nun<br />

zweistufig angeboten und <strong>die</strong> Bachelor­Ausbildung – auch eine<br />

Referenz an <strong>die</strong> Personen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>s geschafft haben – in <strong>der</strong><br />

Gessnerallee bleiben; <strong>die</strong> Master­Ausbildung ist ab Herbst 2013<br />

im Toni­Areal angesiedelt, dem neuen Standort <strong>der</strong> ZHdK.<br />

Jubiläumsfeier<br />

Am 7. und 8. September 2012 wird an <strong>der</strong> Gessnerallee gefeiert.<br />

Festrednerinnen und Grussbotschafter aus Politik, Kultur und<br />

Theater eröffnen den Anlass, anschliessend präsentiert <strong>der</strong><br />

<strong>die</strong>sjährige Bachelor­Stu<strong>die</strong>ngang Schauspiel <strong>die</strong> Abschlussinszenierung:<br />

eine kraftvolle, ensembleorientierte Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit García Lorcas Stück «Bluthochzeit».<br />

Der Samstag, 8. September, ist den Ehemaligen gewidmet. Eine<br />

ganze Reihe aktueller Produktionen aus <strong>der</strong> Theaterausbildung<br />

sowie Gast­Acts von diversen KünstlerInnen, <strong>die</strong> mit <strong>der</strong><br />

Ausbildung in Verbindung stehen, sind auf Bühne A zu sehen.<br />

Die Veranstaltung ist teilweise auch einem breiten Publikum<br />

zugänglich. Das gesamte Programm ist ab August 2012 auf <strong>der</strong><br />

Website des Theaters <strong>der</strong> Künste zu sehen.<br />

* Prof. Hartmut Wickert ist Direktor Departement Darstellende Künste und<br />

Film (hartmut.wickert@zhdk.ch).<br />

informationen: http://www.zhdk.ch/index.php?id=90


In <strong>die</strong>sen Häusern schrieb <strong>die</strong> <strong>Zürcher</strong><br />

Schauspielausbildung Geschichte:<br />

1 1996–heute: Standort Gessneralle 9–13<br />

2 1965–1996: Standort Villa Tobler,<br />

Winkelwiese 4 (Theaterbetrieb im<br />

Depot Tiefenbrunnen von 1975–1995)<br />

3 1952–1965: Standort Hirschengraben 4<br />

4 1937–1952: Standort Krautgartengasse 2<br />

2<br />

1<br />

3<br />

4


40<br />

Zett 2–12 / Musik<br />

kammermusik –<br />

ein<br />

gemeinschaftswerk<br />

Kammermusik nimmt einen zentralen Platz in<br />

<strong>der</strong> Ausbildung am Departement Musik ein. Das<br />

hat gute Gründe: An kaum einer an<strong>der</strong>en Stelle<br />

lassen sich so viele Kompetenzen für den Musikberuf<br />

gleichzeitig erwerben. Eckart Heiligers*<br />

«In <strong>der</strong> Kammermusik hat man <strong>die</strong> wun<strong>der</strong>bare Aufgabe,<br />

<strong>die</strong> Mitspieler so gut klingen zu lassen, wie sie allein niemals<br />

spielen könnten.» Diese Äusserung des früheren Beaux­Arts­<br />

Trio­Cellisten Bernhard Greenhouse fasst treffend zusammen,<br />

worauf es im Zusammenspiel ankommt: Verständnis für <strong>die</strong><br />

an<strong>der</strong>en, weil man weiss, was <strong>die</strong> Rolle jedes Einzelnen im<br />

Ensemble ist. Die Basis dafür bilden eine genaue Kenntnis<br />

<strong>der</strong> Partitur, präzises Hören, reibungsloses Können und hohe<br />

Sozialkompetenz.<br />

Kammermusik bedeutet jegliches Musizieren von zwei o<strong>der</strong><br />

mehr Mitspielenden: Duo, Trio, Quartett, Quintett bis hin zu<br />

Kammerorchester o<strong>der</strong> sogar Sinfonieorchester.<br />

Das Zusammenspiel macht <strong>die</strong> Musik<br />

Sir Simon Rattle versteht sein Berliner Philharmonisches Orchester<br />

als «Kammermusikmaschine», in <strong>der</strong> <strong>die</strong> einzelnen<br />

InstrumentalistInnen lebendig aufeinan<strong>der</strong> reagieren und wo<br />

<strong>der</strong> Dirigent eine eher mo<strong>der</strong>ierende Rolle hat. Das musikalische<br />

«Gespräch unter vernünftigen Leuten» lockt das Beste<br />

aus allen Beteiligten heraus. Auch ein individualistischer<br />

Musiker wie Miles Davis verdankt seine fulminantesten Aufnahmen<br />

dem Zusammenwirken mit starken, inspirierenden<br />

Musikerkollegen.<br />

Ob in <strong>der</strong> Klassik, im Jazz o<strong>der</strong> im Rock/Pop­Bereich, das<br />

Zusammenspiel for<strong>der</strong>t vom Einzelnen klare Definitionen<br />

und begründbare Entscheide im Musizieren. Man muss wissen,<br />

was man will, und <strong>die</strong>s ist den an<strong>der</strong>en respektvoll zu<br />

vermitteln. Umgekehrt formt das Feedback <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>die</strong><br />

Eigenwahrnehmung und hilft, künstlerisch präzise zu charakterisieren.<br />

Kammermusik als idealer Weg zu einer Ausbildung <strong>der</strong> gesamten<br />

Musikerpersönlichkeit hat daher eine lange Tradition.<br />

Beispielhaft ist das von Rudolf Serkin gegründete Marlboro­Festival<br />

in den USA, wo jeden Sommer <strong>die</strong> besten NachwuchsmusikerInnen<br />

zusammenkommen, um mit erfahrenen<br />

KollegInnen zu musizieren. Auch das von Martha Argerich<br />

in Lugano geführte Festival Progetto zielt in <strong>die</strong>se Richtung.<br />

Die Ausbildung an <strong>der</strong> ZHdK<br />

Die Kammermusikausbildung an <strong>der</strong> ZHdK vollzieht sich auf<br />

mehreren Ebenen: Zu Beginn wird grundlegendes Ensembletraining<br />

in grösseren Gruppen (Streicherinnen/Bläser) unterrichtet.<br />

Für PianistInnen gibt es eine spezielle Schulung im<br />

Trio Rafale: 1. Preis am Melbourne International Chamber Music Competition<br />

2011, Foto: Andreas Zihler<br />

«Begleiten». Daneben ist es möglich, sich für den Unterricht<br />

in frei wählbaren Kammermusikformationen verschiedener<br />

Grösse einzuschreiben. Etwa 80 Ensembles pro Semester spiegeln<br />

den hohen Stellenwert im Curriculum.<br />

Innerhalb des Aufbaustudiums (Master of Arts in Specialized<br />

Music Performance) werden <strong>die</strong> Schwerpunkte «Klavierkammermusik<br />

und Liedgestaltung» für PianistInnen sowie «Liedduos<br />

und Instrumentalensembles» bei speziellen Dozierenden<br />

angeboten, <strong>die</strong> selbst in <strong>die</strong>sem Bereich international konzertierend<br />

tätig sind. Darüber hinaus gibt es eine jährliche<br />

Kammermusikakademie, bei <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>rende mit Dozierenden<br />

zusammen Werke einstu<strong>die</strong>ren und in Konzerten aufführen<br />

können.<br />

Kammermusik im Berufsleben<br />

Kammermusik ist für <strong>die</strong> meisten MusikerInnen <strong>die</strong> beste<br />

Möglichkeit, eigenständig konzertierend tätig zu sein, sei<br />

es aus einem Orchester heraus, sei es freischaffend. Bereits<br />

im Studium bilden sich Netzwerke, <strong>die</strong> oft selbst nach Jahrzehnten<br />

noch fruchtbar sind. Im Idealfall finden sich auch<br />

feste Formationen, <strong>die</strong> sich ihren Weg auf <strong>die</strong> Po<strong>die</strong>n bahnen,<br />

wie in den letzten Jahren zum Beispiel das Galatea­Quartett<br />

und das Trio Rafale, welche nach internationalen Wettbewerbserfolgen<br />

auf dem Weg sind, sich einen festen Platz im<br />

weltweiten Konzertleben zu erspielen.<br />

In einem solchen Ensemble musikalisch und menschlich zu<br />

harmonieren, ist ein Glücksfall und setzt jahrelange gemeinsame<br />

Entwicklung und Arbeit voraus. An <strong>der</strong> ZHdK sind <strong>die</strong><br />

künstlerischen und organisatorischen Freiräume dazu gegeben,<br />

individuelle Musikerbiografien zu gemeinschaftlichen<br />

werden zu lassen.<br />

* Eckart Heiligers ist Hauptfachdozent für Klavier und Kammermusik im Profil<br />

Klassik, Departement Musik (eckart.heiligers@zhdk.ch).


globale<br />

nischen<br />

<strong>der</strong> musik<br />

Vom 29. bis 31. Mai 2012 fanden in Bern und<br />

Zürich <strong>die</strong> Thementage «Musik und Globalisierung»<br />

statt, an denen Wissenschaftler,<br />

Musikjournalis tinnen und Musiker diskutierten,<br />

wie Musik in <strong>der</strong> globalisierten Welt produziert<br />

und konsumiert wird. Julio Mendívil*<br />

Die Veranstaltung wurde vom Team des Schweizer Netzwerks<br />

Norient organisiert und knüpfte an das vom Schweizerischen<br />

Nationalfonds unterstützte transdisziplinäre Forschungsprojekt<br />

«Globale Nischen – Musik in einer transnationalen Welt»<br />

<strong>der</strong> ZHdK an. 1<br />

Thomas Burkhalter und Simon Grab (ZHdK) hielten als Gastgeber<br />

am ersten Tag ein einleitendes Referat, in dem sie Ergebnisse<br />

aus dem Forschungsprojekt präsentierten und relevante<br />

Fragen zum Thema Musik und Globalisierung stellten: Wie<br />

wird Musik in einer digitalisierten und globalisierten Welt<br />

produziert und konsumiert? Welche musikalische o<strong>der</strong> aussermusikalische<br />

Wirkung hat <strong>die</strong> Globalisierung? Vorträge zu<br />

unterschiedlichen Musikphänomenen sowie Podiumsdiskussionen<br />

lieferten einige Antworten.<br />

Weites musikalisches Feld<br />

Oliver Seibt eröffnete <strong>die</strong> Reihe <strong>der</strong> Vorträge mit einer sehr<br />

soliden Präsentation über Visual­kei, eine japanische Musikrichtung,<br />

<strong>die</strong> sich durch eine manieristische visuelle Repräsentation<br />

charakterisiert. Seibt besprach <strong>die</strong> konzeptuellen<br />

Unterschiede zwischen japanischen und europäischen Fans<br />

einer Musik, <strong>die</strong> im Gegensatz zu Rock o<strong>der</strong> Heavy Metal<br />

«nicht­authentisch» sein möchte. Der Virtualität des Themas<br />

entsprechend erörterte Stefanie Alisch via Skype den Tanz<br />

Kuduro und <strong>die</strong> Bildung einer nationalen Identität in Angola.<br />

Britta Sweers referierte am nächsten Tag über afghanische<br />

Musiker in <strong>der</strong> europäischen Diaspora und zeigte auf, dass das<br />

politisch gefärbte Bild Afghanistans in Europa <strong>die</strong> Rezeption<br />

afghanischer Musik stark prägt. Julio Mendívil äusserte sich<br />

zur angeblich südamerikanischen Musik in den Fussgängerzonen<br />

europäischer Städte. Der Schweizer Soziologe Peter<br />

Kraut thematisierte in seinem Vortrag <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Globalisierung auf <strong>die</strong> sogenannte Kunstmusik<br />

und <strong>die</strong> Popularmusik, während Dieter Ringlis Vortrag<br />

<strong>die</strong> Neue Volksmusik in <strong>der</strong> Schweiz beinhaltete.<br />

Musik / Zett 2–12 41<br />

Brisante Gespräche und Podiumsdiskussionen<br />

Beson<strong>der</strong>es interessant waren <strong>die</strong> Gespräche mit Musiker­<br />

Innen wie Meduoteran und Tim & Puma Mimi, in denen <strong>die</strong>se<br />

ihre Ansichten bezüglich <strong>der</strong> Anwendung von neuen Me<strong>die</strong>n<br />

(Musik via Skype) o<strong>der</strong> musikalischer Vermischungen (Balkan<br />

und <strong>die</strong> Türkei) kundtaten. Ebenfalls anregend waren <strong>die</strong><br />

Podiumsdiskussionen, in <strong>der</strong>en Rahmen sich ProduzentInnen<br />

und MusikerInnen über <strong>die</strong> neuen Bedingungen für <strong>die</strong> Musikproduktion<br />

austauschten. Jay Rutledge, Daniel Künzler und<br />

Marc Schwegler setzten sich unter <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ation von Jodok<br />

Kobelt mit afrikanischer Musikproduktion heute auseinan<strong>der</strong>,<br />

während Andreas Ryser, Carine Zuber, Philipp Schny<strong>der</strong><br />

und Sandra Passaro (Mo<strong>der</strong>ation: Christoph Jacke) sich zu<br />

den Musikstrategien im Zeitalter digitaler Me<strong>die</strong>n äusserten.<br />

Beson<strong>der</strong>s interessant war <strong>die</strong> Diskussion in Bezug auf Kulturpolitik<br />

und Austauschprojekte mit dem Balkan, an <strong>der</strong> sich<br />

Jonas Kocher, Robert Roža, Tamriko Kordzaia, Boris Previsic<br />

und Mauro Abbühl beteiligten. Die Diskussion liess eine Frage<br />

offen: Ist <strong>die</strong>ser Austausch zwischen Westen und Osten nicht<br />

eine neue Form kolonialistischer Entwicklungshilfe?<br />

Filme und Konzerte illustrierten den Inhalt <strong>der</strong><br />

Veranstaltung<br />

Neben anregenden Vorträgen und Diskussionen wurden während<br />

<strong>der</strong> Thementage auch Filme über Musik gezeigt wie etwa<br />

«Kings of the Gambia» des Regisseurs David Vogel und «The<br />

Shukar Collective Project» des rumänischen Regisseurs Matej­<br />

Alexandru Mocanu, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Konflikte transkultureller Projekte<br />

thematisiert. Das Programm beinhaltete ausserdem Konzerte<br />

mit so unterschiedlichen KünstlerInnen wie Nilsa aus Mosambik,<br />

das Duo Kocher und Roža, <strong>die</strong> elektronische Musik vortrugen,<br />

und <strong>die</strong> The National Fanfare of Kadebostany, <strong>die</strong> mit<br />

ihrer Musik aus dem Osten <strong>die</strong> Tagung beschlossen. Insgesamt<br />

boten <strong>die</strong> Thementage «Musik und Globalisierung» Gelegenheit,<br />

<strong>die</strong> vielen Aspekte <strong>der</strong> heutigen Musikproduktion und<br />

des Musikkonsums unserer digitalisierten und globalisierten<br />

Zeit zu reflektieren.<br />

* Dr. Julio Mendívil ist Musikethnologe und Privatdozent <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für<br />

Musik, Theater und Me<strong>die</strong>n Hannover (julio.mendivil@uni­koeln.de)<br />

1 Forschungsprojekt «globale Nischen – Musik in einer<br />

transnationalen Welt»<br />

Das transdisziplinäre Forschungsprojekt untersucht Musik als ein multidimensionales<br />

Phänomen, das tiefe Einblicke in <strong>die</strong> sozialen, politischen und<br />

kulturellen Prozesse und Strukturen <strong>der</strong> globalisierten Welt zulässt. Als Forschungssample<br />

<strong>die</strong>nen Musikerinnen und Musiker aus ehemals kolonisierten<br />

Län<strong>der</strong>n und ihre Netzwerk­Partner in <strong>der</strong> Schweiz. Das musikalische Feld erstreckt<br />

sich von <strong>der</strong> nicht akademischen Computermusik, elektro­akustischen<br />

Musik, Noise und Sound Art zu Stilen <strong>der</strong> urbanen Clubmusik.<br />

Am Forschungsprojekt beteiligt sind das Institute for Cultural Stu<strong>die</strong>s (ICS)<br />

und das Institute for Computer Music and Sound Technology (ICST) <strong>der</strong><br />

ZHdK, das Institut für Musik <strong>der</strong> Universität Oldenburg, das Institut für<br />

Populäre Musik und Me<strong>die</strong>n an <strong>der</strong> Universität Pa<strong>der</strong>born und <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>ngang<br />

Kulturelle Anthropologie <strong>der</strong> Musik an <strong>der</strong> Universität Bern sowie weitere<br />

Partner. Projektleitung: Dr. Thomas Burkhalter.


42<br />

happy<br />

new ears!<br />

Über das neue Jahresthema «Vom Nullpunkt» des<br />

Departements Musik, seine Umsetzung in einem<br />

Orchesterkonzert und seine Erörterung in einem<br />

Symposium zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe<br />

berichtet Jörn Peter Hiekel*<br />

Was ist ein Jahresthema? Der Versuch, <strong>die</strong> in unterschiedlichste<br />

Teilbereiche aufgefächerten Aktivitäten mit einem<br />

Leitgedanken zu versehen – und das nicht auf krampfhafte,<br />

son<strong>der</strong>n auf eher kreativspielerische Weise. Dieser Leitgedanke<br />

liegt irgendwo zwischen schlichter Selbstvergewisserung<br />

und magischer Zauberformel. Er kann vieles von dem<br />

beleuchten, was im Departement Musik ohnehin geschieht.<br />

Aber er dürfte darüber hinaus – so ist zu hoffen – auch neue<br />

Denkanstösse geben. Vielleicht schafft er ein Bewusstsein dafür,<br />

was unser täglicher Umgang mit Musik (in und ausserhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong>) eigentlich heissen kann.<br />

Begonnen haben <strong>die</strong> Leitthemen – nicht spektakulär, aber<br />

unübersehbar – vor zwei Jahren, als es um das Thema «Routine»<br />

ging. In mehreren Bereichen des Departements gab es<br />

Reflexionen über <strong>die</strong> Notwendigkeit, aber zugleich über <strong>die</strong><br />

Gefahren <strong>der</strong> (blossen) Routine beim Umgang mit Musik.<br />

Nicht viel an<strong>der</strong>s war <strong>die</strong>s im Stu<strong>die</strong>njahr 2011/12 mit dem<br />

Jahresthema «Instrument?!». Da fand, um nur eine Aktivität<br />

herauszugreifen, in <strong>der</strong> Montagsreihe <strong>der</strong> Spektrumkonzerte<br />

<strong>die</strong> Begegnung mit ganz eigenwilligen und originellen Handhabungen<br />

von Instrumenten statt.<br />

Offenheit gegenüber Ungewohntem<br />

Was aber ist ein Nullpunkt, und warum meinen wir, dass <strong>die</strong><br />

Formel «Vom Nullpunkt» unser Denken anregt und als Jahresthema<br />

taugt? «Der Nullpunkt ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt für<br />

gemessene o<strong>der</strong> berechnete Werte, ab dem <strong>die</strong>se (...) bewertet<br />

o<strong>der</strong> gezählt werden», heisst es in Wikipedia – wir kennen das,<br />

wovon hier <strong>die</strong> Rede ist, vom Zollstock o<strong>der</strong> vom Strommessgerät.<br />

Doch für den Umgang mit Musik darf’s schon ein wenig<br />

poetischer sein: Es geht im Kern um jene Offenheit gegenüber<br />

dem Unbekannten o<strong>der</strong> wenig Geläufigen, <strong>die</strong> uns bei allen<br />

Entdeckungsreisen im Reich <strong>der</strong> Musik beflügeln kann.<br />

«Happy New Ears» lautet eine schöne Formel, <strong>die</strong> John Cage,<br />

einer <strong>der</strong> Jubilare des Jahres 2012, für <strong>die</strong>se Offenheit erdacht<br />

hat. Gerade von Cage stammt ja auch jenes berühmte «stille<br />

Stück», das den Titel «4’33» trägt – und ein auskomponiertes<br />

Schweigen ist. Wer <strong>die</strong>ses Stück schon erlebt hat o<strong>der</strong> es sich<br />

vorstellt, weiss: Ein vollkommenes Schweigen gäbe es nur in<br />

einem schalltoten Raum. Doch <strong>der</strong> bewusste «Nullpunkt», den<br />

Cage mit seinem Stück setzt, erinnert uns in elementarer Weise<br />

daran, was Musik eigentlich ist. Und gerade davon handeln<br />

fast alle Kompositionen des Amerikaners.<br />

Satie meets Cage<br />

Dem wird am 15./16. September 2012 ein gewichtiges Semestereröffnungs­Projekt<br />

nachspüren. In gleich zwei Konzerten<br />

wird das Orchester <strong>der</strong> ZHdK unter <strong>der</strong> Leitung des<br />

renommierten Dirigenten Jürg Wyttenbach Werke von John<br />

Cage mit jenen von Erik Satie kombinieren, einem grossen<br />

Impulsgeber von Cage. Und wie <strong>die</strong>ser schuf auch Satie eine<br />

Musik, <strong>die</strong> in ihrer Einfachheit vielerlei Erwartungen bewusst<br />

unterläuft. Cage hatte dafür eine einleuchtende Erklärung<br />

parat und sprach von dem «Versuch, unser Bewusstsein um


Möglichkeiten zu erweitern, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>s sind als <strong>die</strong>, <strong>die</strong> wir<br />

bereits kennen». Es ging ihm ausdrücklich darum, «unser<br />

Gedächtnis von unseren Vorlieben zu befreien». Und um <strong>die</strong><br />

positiven Energien, <strong>die</strong> dadurch freigesetzt werden können.<br />

Cage und Satie sind gewiss nicht <strong>die</strong> Einzigen, <strong>die</strong> uns erfahren<br />

lassen, was ein Nullpunkt beim Umgang mit Musik sein kann.<br />

Höchst ungewöhnliche, staunenmachende Erfahrungen werden<br />

auch durch sehr viele an<strong>der</strong>e Musik vermittelt. Wie aber<br />

lassen sich <strong>die</strong>se Erfahrungen beschreiben? Vielleicht mithilfe<br />

<strong>der</strong> im Jahresthema unüberhörbar anklingenden Begriffe wie<br />

Aufbruch o<strong>der</strong> Voraussetzungslosigkeit: Aufbrüche gab es in<br />

<strong>der</strong> Musikgeschichte immer wie<strong>der</strong>. Es kann von grossem Reiz<br />

sein, sie spielend und hörend nachzuvollziehen und dabei alle<br />

Vertrautheit einmal beiseitezuschieben, also ein gleichsam<br />

voraussetzungsloses Erleben zu entdecken.<br />

Was kann das alles für den Umgang mit Musik heissen? Es<br />

kann heissen, sie so zu erleben, dass man zunächst einmal<br />

<strong>der</strong> Frage nachspürt, warum gerade <strong>die</strong>ser o<strong>der</strong> jener Ton<br />

o<strong>der</strong> <strong>die</strong>se o<strong>der</strong> jene Form komponiert ist – und nicht einfach<br />

nichts. KomponistInnen aller Zeiten haben immer wie<strong>der</strong> alle<br />

gängigen Prägungen infrage gestellt, um <strong>die</strong> Bereitschaft zu<br />

dem zu stimulieren, was das «Abenteuer» des Musikhörens<br />

ausmacht. Erfahrungen <strong>der</strong> abenteuerlichen Kraft von Musik<br />

haben ihre grösste Intensität wohl dann, wenn sie ins Offene,<br />

Unbekannte führen. Und dabei vermag gerade Musik <strong>die</strong> Hörenden<br />

in eine Situation zu versetzen, in <strong>der</strong> sie <strong>die</strong> eigene<br />

Wahrnehmung wahrnehmen und <strong>die</strong> eigene Offenheit spüren.<br />

Symposium<br />

Alles das – und so manches an<strong>der</strong>e – sind Nullpunkt­Erfahrungen,<br />

zu denen das Jahresthema des Departements Musik<br />

anregen möchte. Um das Ganze anhand von Beispielen zu<br />

diskutieren, gibt es am 29./30. Oktober 2012 ein Symposium,<br />

das alle Teilbereiche des Departements in ungewöhnlicher<br />

Weise zu verbinden versucht. Unter dem Titel «Vom Nullpunkt?<br />

Aufbruchs­Ereignisse in <strong>der</strong> Musikgeschichte zwischen<br />

dem Mittelalter und <strong>der</strong> Gegenwart» werden, ausgehend<br />

von Vorträgen einiger ZHdK­Dozieren<strong>der</strong>, wichtige Werke<br />

o<strong>der</strong> musikgeschichtliche Ereignisse betrachtet. Es geht dabei<br />

auch darum, bestimmte Situationen <strong>der</strong> Musikgeschichte –<br />

und zudem Ereignisse aus neuester Zeit – in ihrer jeweiligen<br />

Beson<strong>der</strong>heit und Faszinationskraft besser zu verstehen.<br />

Mit beidem, dem Eröffnungskonzert im September und<br />

dem Symposium Ende Oktober, beginnt ein Reigen von<br />

«Nullpunkt»­Veranstaltungen, <strong>die</strong> über das gesamte Stu<strong>die</strong>njahr<br />

2012/13verteilt sind. Sie alle möchten zeigen, dass <strong>der</strong><br />

fantasievolle Umgang mit einem Jahresthema wie <strong>die</strong>sem das<br />

Hören und Erleben von Musik zu intensivieren vermag. Die<br />

schöne Formel «Happy New Ears» des Impulsgebers John<br />

Cage könnte man dabei als eines <strong>der</strong> Leitmotive ansehen.<br />

* Jörn Peter Hiekel ist Dozent in den Bereichen Musikgeschichte und<br />

Musikästhetik am Departement Musik (joern_peter.hiekel@zhdk.ch).<br />

Musik / Zett 2–12 43<br />

Fotografien von Regula Bearth aus dem Jahresprogramm Musik <strong>der</strong> ZHdK.<br />

satie meets cage<br />

Orchester <strong>der</strong> ZHdK; Werner Bärtschi, Klavier und Leitung, Jürg Wyttenbach,<br />

Leitung. Zwei verschiedene Programme mit Werken von Erik Satie und<br />

John Cage. 15. september 2012, 19.30 h, 16. september 2012, 17.00 h,<br />

Grosser Saal, Tonhalle Zürich<br />

symposium zum Jahresthema 2012/13 des Departements Musik<br />

«Vom Nullpunkt? Aufbruchsereignisse in <strong>der</strong> Musikgeschichte zwischen dem<br />

Mittelalter und <strong>der</strong> Gegenwart». Mit Günther Dissertori (Zürich), Hans Ulrich<br />

Reck (Köln), Clemens Bellut (Frankfurt) und Dozierenden <strong>der</strong> ZHdK.<br />

29./30. oktober 2012, Kleiner Saal, Florhofgasse 6, Zürich<br />

www.zhdk.ch/?events


44<br />

Zett 2–12 / Musik<br />

wie<br />

weihnachten<br />

Das Departement Musik hat sich für das Stu<strong>die</strong>njahr<br />

2012/13 als Motto <strong>die</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit Nullpunkten gegeben. Davon zeugt auch<br />

das November­Programm des Arc­en­Ciel, dem<br />

Ensemble für zeitgenössische Musik <strong>der</strong> ZHdK.<br />

Felix Baumann*<br />

Nullpunkte in <strong>der</strong> Musik, verstanden als Erfahrungsräume,<br />

können in völlig entgegengesetzten Thematiken freigelegt<br />

werden. Gemeinsam sind den Stücken allen aber eine Unbedingtheit<br />

des einen spezifischen Orts im Arbeitsprozess<br />

und <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong>se Unbedingtheit <strong>die</strong> Stücke zu dem<br />

macht, was sie sind.<br />

Im Zentrum des Konzertabends unter <strong>der</strong> Leitung von Simeon<br />

Pironkoff steht «Inventario IV» von Germán Toro­Pérez, dem<br />

Leiter des Institute for Computer Music and Sound Technology<br />

<strong>der</strong> ZHdK. Inventarisieren wird hier als Tätigkeit<br />

verstanden, sich in einem ausgewählten Raum Ordnung und<br />

Übersicht zu verschaffen. «Inventario IV» stellt Toro­Pérez’<br />

bisher umfassendste Arbeit in <strong>die</strong>sem Zyklus dar, in dem er<br />

schrittweise vom reinen Tonbandstück («Inventario I») zum<br />

reich besetzten Ensemblestück («Inventario IV») immer feingliedrigere<br />

Aufzeichnungen von scheinbar unzusammenhängenden<br />

Materialien zur bewegenden Aussage verdichtet.<br />

Das Unbedingte, an das zu kommen wäre, hatte Claude Vivier<br />

als Kind in <strong>der</strong> Weihnachtsmesse erfahren. Dieses unendlich<br />

aufwühlende und beglückende Erlebnis wie<strong>der</strong> zu erreichen,<br />

daran arbeitete <strong>der</strong> Komponist unermüdlich. Komponieren<br />

Ensemble Arc­en­Ciel. Foto: Daniela Huser<br />

müsse wie Weihnachten sein, feierlich, mythisch, immer aufs<br />

Neue <strong>die</strong> Götter nachahmend.<br />

Für Luigi Dallapiccola waren politische Erfahrungen im faschistischen<br />

Italien zu Beginn <strong>der</strong> 1940er­Jahre Ausgangspunkt<br />

für eine visionäre Musik, <strong>die</strong> er entlang den poetischen<br />

Versen von Antonio Machado entworfen hat. Dadurch wird<br />

dem Publikum betörende Musik geschenkt.<br />

Eckpunkte <strong>der</strong> kompositorischen Praxis von Emmanuel Nunes<br />

schliesslich sind <strong>der</strong> Klang in <strong>der</strong> Zeit, das unbedingte Klingen<br />

und <strong>die</strong> Frage, welche Notationsformen, Instrumentationen<br />

und Artikulationen den Klängen jenes Leben einhauchen, aus<br />

dem sie selber sprechen.<br />

Vier unterschiedliche Erfahrungsräume werden einem interessierten<br />

Publikum vorgestellt, das Lust hat, <strong>die</strong> eigenen<br />

Koordinatensysteme zu überprüfen, zu hinterfragen und hoffentlich<br />

auch zu bereichern.<br />

* Felix Baumann ist Leiter Master in Composition and Theory am Departement<br />

Musik (felix.baumann@zhdk.ch).<br />

Konzert: Freitag, 2. November 2012, 19.30 h, Grosser Saal, Florhofgasse 6,<br />

Zürich; Eintritt frei, Kollekte<br />

– Germán Toro­Pérez (*1964): «Inventario IV» (2007/08). Für 18 Instrumente<br />

und Zuspielklänge<br />

– Claude Vivier (1948–1983): «Trois airs pour un opéra imaginaire» (1982). Für<br />

Sopran und Ensemble<br />

– Emmanuel Nunes (*1941): «Omens II» (1972). Für Ensemble<br />

– Luigi Dallapiccola (1904–1975): «Quattro Liriche di Antonio Machado»<br />

(1948–1964). Für Stimme und Ensemble


«Fargo», Regie: Joel & Ethan Coen. Plakat, 1996, © PolyGram.<br />

tatort museum<br />

Wenige Monate vor Eröffnung <strong>der</strong> grossen Kriminalfilmausstellung<br />

«Verbrechen lohnt sich» im<br />

Museum für Gestaltung Zürich sind <strong>die</strong> vorbereitenden<br />

Arbeiten in vollem Gange. Andres Janser*<br />

Das Ausstellungsteam hat gegenwärtig nur eines im Kopf:<br />

Intrigen, Raubzüge, Mordfälle. Kurz gesagt – Kriminalfilme.<br />

Viel Zeit verwendet es darauf, <strong>die</strong> wichtigsten Filme und Fernsehserien<br />

aus den verschiedenen Epochen und Subgenres <strong>der</strong><br />

Kriminalfilmgeschichte zu analysieren und genretypische<br />

Ausschnitte zu bestimmen. Dabei will es <strong>der</strong> Zufall, dass das<br />

Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main gerade eine<br />

Ausstellung zum Film Noir zeigt, einem <strong>der</strong> einflussreichsten<br />

Subgenres des Kriminalfilms. Durch eine Kooperation mit<br />

Frankfurt sollen Teile jener Ausstellung auch in Zürich zu<br />

sehen sein.<br />

Ausserdem sind in den Sammlungen des Museum für Gestaltung<br />

Zürich und <strong>der</strong> Cinémathèque Suisse mehrere Hun<strong>der</strong>t<br />

Plakate zu sichten und auszuwählen. Werke, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Ausstellung<br />

wesentlich, aber in <strong>der</strong> Schweiz nicht vorhanden sind,<br />

werden bei Händlern gesucht. Denn es ist beispielsweise bei<br />

«Fargo» (1996) o<strong>der</strong> «Chinatown» (1974) und selbst bei einem<br />

Klassiker wie Louis Malles «L’ascenseur pour l’échafaud»<br />

(1958) – mit Jeanne Moreau und Maurice Ronet und <strong>der</strong> Musik<br />

Marlon Brando in «The Godfather», Regie: Francis Ford Coppola.<br />

Aushangfoto, 1972, © Paramount Pictures.<br />

Museum / Zett 2–12 45<br />

Humphrey Bogart in «The Maltese Falcon», Regie: John Huston. Film Still,<br />

1941, © Warner Bros.<br />

von Miles Davis – kostengünstiger, das Originalplakat anzukaufen,<br />

als es in einem ausländischen Museum auszuleihen<br />

und durch eine Kunsttransportfirma nach Zürich und wie<strong>der</strong><br />

zurück transportieren zu lassen. Zudem erhält <strong>die</strong> Plakatsammlung<br />

des Museums auf <strong>die</strong>se Weise einen gehaltvollen<br />

Zuwachs an Filmplakaten.<br />

Und schliesslich gilt es, <strong>die</strong> Szenografie <strong>der</strong> Ausstellung auszuarbeiten<br />

und mit Unterstützung des Produktionszentrums<br />

<strong>der</strong> ZHdK technische Probleme <strong>der</strong> Bild­ und Tonvorführung<br />

zu lösen. Unter an<strong>der</strong>em entsteht in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Vertiefung CAST ein interaktiver Kurzfilm für einen Greenscreen,<br />

vor welchem <strong>die</strong> BesucherInnen zu Mitwirkenden<br />

einer Krimihandlung werden.<br />

Verbrechen lohnt sich ab dem 2. November 2012 in <strong>der</strong> Halle<br />

des Museums. Mehr Informationen dazu gibt es im nächsten<br />

«Zett».<br />

* Andres Janser ist Kurator im Museum für Gestaltung Zürich<br />

(andres.janser@zhdk.ch).<br />

Ausstellung: «Verbrechen lohnt sich», 2. November 2012 bis 27. Mai 2013


46<br />

Zett 2–12 / Museum<br />

von <strong>der</strong> attraktion<br />

des gewöhnlichen<br />

Die Ausstellung «Magie <strong>der</strong> Dinge – Das Produktplakat»<br />

im Museum für Gestaltung Zürich<br />

rückt eine beson<strong>der</strong>s ästhetische Werbestrategie<br />

ins Rampenlicht: Banale Alltagsdinge strahlen als<br />

Objekt <strong>der</strong> Begierde von den Wänden und verlocken<br />

zum Kauf. Bettina Richter*<br />

Ein Paar Schuhe, eine Tube Zahnpasta, ein Putzmittel: Auch<br />

heute noch sind <strong>die</strong>s alltägliche, uns selbstverständlich gewordene<br />

Gebrauchsgegenstände. Nie aber wurden sie so<br />

wun<strong>der</strong>bar in Szene gesetzt und im Plakat gefeiert wie in den<br />

1940er­Jahren. Diese frühen Produktplakate wurden damit zu<br />

Vorboten unserer Konsumgesellschaft, aus <strong>der</strong> Markenartikel<br />

und Selbstbe<strong>die</strong>nungsläden nicht mehr wegzudenken sind.<br />

Erste sogenannte Sachplakate traten in Deutschland bereits zu<br />

Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts auf, verbunden mit dem Namen<br />

Lucian Bernhard. Als einer <strong>der</strong> Ersten konzentrierte er sich<br />

auf <strong>die</strong> effektvolle Darstellung <strong>der</strong> Ware und ihres Namens.<br />

Das allegorisch­anekdotische Warenplakat, das mit weiblicher<br />

Erotik für Luxusartikel <strong>der</strong> Bourgeoisie warb, war damit Geschichte.<br />

Angeknüpft wurde nun vielmehr an <strong>die</strong> Tradition<br />

<strong>der</strong> Stilllebenmalerei, <strong>die</strong> bereits im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t Schönheit<br />

und Verführungskraft in Alltagsdingen entdeckte.<br />

Das Schweizer Sachplakat<br />

In <strong>der</strong> Schweiz erfuhr das Sachplakat durch Gestalter wie Niklaus<br />

Stoecklin, Peter Birkhäuser o<strong>der</strong> Donald Brun später eine<br />

einzigartige Weiterentwicklung. Diese wurde nicht zuletzt<br />

durch <strong>die</strong> rasche wirtschaftliche Erholung <strong>der</strong> kriegsverschonten<br />

Schweiz und dem damit einhergehenden Übergang zur<br />

Wohlstandsgesellschaft ausgelöst. Die auf <strong>der</strong> Mangelerfahrung<br />

<strong>der</strong> Kriegsjahre begründete Sparmentalität und <strong>die</strong> realen<br />

materiellen Möglichkeiten erlaubten erst wenigen Familien<br />

<strong>die</strong> Anschaffung langlebiger Konsumgüter. Bei Dingen des<br />

alltäglichen Bedarfs wie Ernährung, Bekleidung, Haushalt und<br />

Körperpflege vermittelte <strong>die</strong> Beständigkeit einiger weniger<br />

erschwinglicher Markenprodukte hingegen Vertrauen und Sicherheit:<br />

Sie enthielten das Versprechen eines schöneren, müheloseren<br />

Lebens. Durch ihre plastische, stofflich­haptische<br />

Nahaufnahme im Plakat strahlen das von magischer Hand<br />

ausgeschüttete Waschpulver, ein Knopf o<strong>der</strong> eine Zündkerze<br />

betörende Sinnlichkeit, eine oft surreale Magie aus.<br />

Sachfotografie und Werbefilme<br />

Die Ausstellung präsentiert neben Klassikern des Sachplakats<br />

auch eine dezi<strong>die</strong>rte Auswahl an Sachfotografien. Damit<br />

werden zeitgleiche Tendenzen in <strong>die</strong>sem Medium beleuchtet.<br />

Im Vergleich mit <strong>der</strong> huldigenden Darstellung <strong>der</strong> Dinge im<br />

Plakat verrät <strong>die</strong> deutlich rationalere Sachfotografie ebenfalls<br />

eine neue Sicht auf <strong>die</strong> Welt: Mit <strong>der</strong> detailgenauen Wie<strong>der</strong>gabe<br />

einzelner Markenartikel verbindet sich <strong>die</strong> Hoffnung auf<br />

eine durch mo<strong>der</strong>ne Produkte vereinfachte Haushaltsführung.<br />

Auch <strong>der</strong> Werbefilm, <strong>der</strong> in jenen Jahren sein Goldenes Zeitalter<br />

erlebte, ist Teil <strong>der</strong> Ausstellung. In erzählerischer Breite<br />

wird hier vor allem <strong>der</strong> zeitsparende Nutzen innovativer Konsumgüter<br />

für <strong>die</strong> Haushaltführung demonstriert.<br />

Lifestyle­Inszenierung versus Fetischisierung<br />

alltäglicher Dinge<br />

Mit <strong>der</strong> Demokratisierung des Konsums zu Beginn <strong>der</strong> 1960er­<br />

Jahre und <strong>der</strong> Zunahme von Produkten gleicher Preis­ und<br />

Qualitätsklasse verän<strong>der</strong>ten sich <strong>die</strong> Werbestrategien erneut.<br />

Die Bemühungen <strong>der</strong> Sachplakat­Gestalter, das Produkt vom<br />

Standard zum Unikat zu erheben, verloren an Glaubwürdigkeit.<br />

Der Glanz des Unverbrauchten vermochte den Verlust<br />

<strong>der</strong> Aura des Einzigartigen nicht mehr zu ersetzen. Der isolierende<br />

Fokus auf das zu verkaufende Produkt genügt heute<br />

nicht mehr. Die mit <strong>der</strong> Marke und dem Produkt assoziierten<br />

Lebenswelten bedürfen einer aufwendigen Inszenierung. Die<br />

Zeit <strong>der</strong> informativen Sachwerbung hat damit vorerst ausge<strong>die</strong>nt,<br />

<strong>die</strong> KonsumentInnen sind mit emotionalen Zusatzwerten,<br />

«Lifestyle», zu gewinnen. Einfache Dinge werden jedoch<br />

häufig im Kulturplakat zur Ikone erhoben. Symbolisch<br />

aufgeladen o<strong>der</strong> auf ihre formale Ästhetik reduziert, gewinnen<br />

sie magische Präsenz und verführen zu einem neuen Blick auf<br />

Altbekanntes.<br />

Zukunft Toni­Areal<br />

2013 wird auch <strong>die</strong> Plakatsammlung ins Toni­Areal ziehen.<br />

Damit werden endlich alle Sammlungen des Museum für Gestaltung<br />

Zürich an einem neuen Standort konsoli<strong>die</strong>rt. Bereits<br />

laufen aufwendige Vorbereitungsprojekte, um <strong>die</strong> rund<br />

350 000 Plakate für den Umzug in das zukünftige Archiv<br />

transportfähig zu machen. Mit <strong>der</strong> Ausstellung «Magie <strong>der</strong><br />

Dinge» wird also nochmals <strong>die</strong> Chance genutzt, eine Auswahl<br />

<strong>der</strong> Klassiker zu zeigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Plakatsammlung – eine <strong>der</strong><br />

weltweit umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen<br />

ihrer Art überhaupt – beherbergt.<br />

* Dr. Bettina Richter ist Kuratorin <strong>der</strong> Plakatsammlung des Museum für<br />

Gestaltung Zürich (bettina.richter@zhdk.ch).<br />

Ausstellung: «Magie <strong>der</strong> Dinge – Das Produktplakat», bis 6. Januar 2013,<br />

Museum für Gestaltung Zürich, Galerie, Ausstellungsstrasse 60, Di–So 10–17 h,<br />

Mi 10–20 h, Vermittlungsprogramm siehe unter: www.museum­gestaltung.ch<br />

Publikation: Magie <strong>der</strong> Dinge, «Poster Collection» 24<br />

Mit Texten von Gerda Breuer und Bettina Richter, Museum für Gestaltung<br />

Zürich (Hg.), Lars Müller Publishers, D/E, CHF 35, erhältlich im Museumsshop<br />

o<strong>der</strong> unter www.museum­gestaltung.ch/de/e­shop


1<br />

4<br />

1 Lucian Bernhard, 1913<br />

2 Adolphe Mouron Cassandre, 1931<br />

3 Donald Brun, 1947<br />

4 Peter Birkhäuser, 1934<br />

5 Franz Gygax, 1949<br />

6 Fritz Bühler, 1943<br />

7 Lintas AG, 1951<br />

8 Niklaus Stoecklin, 1941<br />

2<br />

5<br />

7<br />

3<br />

6<br />

8<br />

Museum / Zett 2–12 47


48<br />

Zett 2–12<br />

Alumni<br />

durchlässig<br />

werden<br />

netzhdk, heisst es in den<br />

Statuten, ist <strong>die</strong> Organisation<br />

<strong>der</strong> Ehemaligen <strong>der</strong> ZHdK<br />

und ihrer Vorgängerschulen.<br />

Katharina Bohny, mit einem<br />

Diplom <strong>der</strong> Schauspielakademie<br />

von 1997 und einem Bachelor in<br />

<strong>der</strong> Vertiefung Theorie von 2010<br />

<strong>der</strong> ZHdK, ist also sozusagen<br />

eine doppelte Alumna.<br />

Christian Le<strong>der</strong>mann*<br />

Wie wird man denn Schauspielerin?<br />

Klar, sie habe schon in <strong>der</strong> Schule<br />

gerne Theater gespielt, sagt sie. Aber<br />

Schauspielerin werden? Eine Berufsidee<br />

als Kind war mal Opernsängerin.<br />

Sie erinnert sich, wie sie sich in <strong>der</strong><br />

Primarschule über ein Theaterstück,<br />

in dem sie mitspielte, ärgerte, weil <strong>die</strong><br />

Story dünn war und sie <strong>die</strong> Pointen<br />

lächerlich fand. Ihre Mitschülerinnen<br />

meinten, sie sei nur verärgert, weil sie<br />

nicht <strong>die</strong> Hauptrolle bekommen hätte.<br />

Dass ihr Gefühl für Dramaturgie und<br />

Stückaufbau schon damals stärker war<br />

als dasjenige aller an<strong>der</strong>en Beteilig ten,<br />

kam niemandem in den Sinn.<br />

Lachend erzählt sie, dass sie am Gymi<br />

im Matheunterricht stets schnell müde<br />

war, beim Theaterspielen aber nie. Doch<br />

brauchte es ihren Französischlehrer, <strong>der</strong><br />

sie dazu motivierte, <strong>die</strong> Aufnahmeprüfung<br />

an eine Theaterschule zu machen.<br />

An <strong>der</strong> Schauspielakademie Zürich wurde<br />

sie aufgenommen – und gleich mit<br />

einem speziellen Projekt konfrontiert:<br />

Filmemacher Urs Graf, auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach einer Schauspielschülerin für einen<br />

Dokumentarfilm, war bei <strong>der</strong> Aufnahmeprüfung<br />

dabei und begleitete sie<br />

während ihrer ganzen Ausbildung mit<br />

<strong>der</strong> Kamera. Dreieinhalb Jahre lang kam<br />

er sporadisch vorbei und filmte Katharina<br />

Bohny in allen Unterrichtslagen.<br />

Darüber sagt Katharina: Die Kamera,<br />

<strong>die</strong> immer wie<strong>der</strong> auf sie gerichtet war,<br />

habe sie keineswegs dazu verleitet, etwas<br />

«vorzuspielen». Vielmehr habe sie<br />

dadurch gelernt, bei sich selbst zu sein.<br />

Der Blick von aussen liess sie sich selbst<br />

reflektieren und spüren.<br />

Katharina Bohny hat durch <strong>die</strong> Kamera gelernt, bei sich selbst zu sein.<br />

Gegen Ende <strong>der</strong> Schauspielausbildung<br />

schrieb Katharina mindestens hun<strong>der</strong>t<br />

Bewerbungsbriefe an über hun<strong>der</strong>t<br />

Theater. In Baden­Baden wurde – eine<br />

an<strong>der</strong>e Schauspielerin war kurzfristig<br />

ausgefallen – genau ihr Typ gesucht. Katharina<br />

Bohny ging hin, stellte sich vor –<br />

und es war «Liebe auf den ersten Blick».<br />

Sie wurde gleich für vier Jahre fest angestellt.<br />

Dem Engagement am Stadttheater<br />

Baden­Baden folgte eines am<br />

Grillo­Theater Essen. Einige Jahre lang<br />

trat Katharina im überschaubaren, doch<br />

wohlorganisierten Betrieb eines Stadttheaters<br />

auf und spielte verschiedenste<br />

Rollen in den unterschiedlichsten Genres:<br />

Klassiker, Mo<strong>der</strong>nes, Musiktheater.<br />

Auch Lesungen kamen dazu. Sie genoss<br />

<strong>die</strong>se Zeit sehr, doch gelegentlich fehlte<br />

ihr <strong>die</strong> reflexive Arbeit, <strong>die</strong> kritische<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung, das Nachdenken<br />

über Theater.<br />

2007 kehrte Katharina Bohny in <strong>die</strong><br />

Schweiz zurück, um an <strong>der</strong> ZHdK ein<br />

Bachelor­Studium in <strong>der</strong> Vertiefung<br />

Theorie zu machen. Gleichzeitig arbeitete<br />

sie bei Orell Füssli im Verkauf (und<br />

führte dort Mitarbeiter­Coachings zu<br />

Themen wie «Umgang mit schwierigen<br />

Kunden» durch). Hier in <strong>der</strong> Schweiz<br />

ist sie nun auch in freien Theatergruppen<br />

tätig. Beson<strong>der</strong>s intensiv ist ihre<br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> peruanischen<br />

Regisseurin Milagros Campos. Mit ihr<br />

erarbeitet sie Stücke von <strong>der</strong> ersten Idee<br />

bis zur Aufführung. Sie recherchiert,<br />

erstellt Konzepte, kümmert sich um <strong>die</strong><br />

Finanzen und <strong>die</strong> Werbung, organisiert<br />

Auftrittsorte. So kann sie das Theater<br />

machen, das sie wirklich will. Theater,<br />

das weh tut. «Nichts Lüpfiges», sagt sie.<br />

Was unterscheidet eine peruanische Regisseurin<br />

von einer aus <strong>der</strong> Schweiz o<strong>der</strong><br />

aus Deutschland? Normalerweise arbeiten<br />

Regisseure stark mit dem Text, mit<br />

Vorgängen. Milagros entwickelt das Theater<br />

vor allem aus dem Körper heraus,<br />

gestisch, etwa mit tänzerischen Mitteln.<br />

Dies gefällt Katharina sehr. Denn: «Eine<br />

Schauspielerin ist dann gut, wenn sie<br />

bereit ist, sich aufzumachen, etwas von<br />

sich zu geben, durchlässig zu werden.»<br />

* Christian Le<strong>der</strong>mann leitet <strong>die</strong> Geschäftsstelle<br />

von netzhdk, <strong>der</strong> Alumni­Organisation <strong>der</strong> ZHdK<br />

(christian.le<strong>der</strong>mann@zhdk.ch).


leute<br />

Neu an <strong>der</strong> ZHdK<br />

Neue<br />

Hauptfachdozierende<br />

Musik<br />

Die gefeierte Harfenistin sarah o’Brien<br />

ist seit 2002 Soloharfenistin <strong>der</strong> Münchner<br />

Philharmoniker, eine Position, <strong>die</strong> sie davor<br />

beim Concertgebouworchester Amsterdam<br />

innehatte. Als Harfenprofessorin amtierte sie<br />

am Mozarteum Salzburg, an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong><br />

für Musik in Basel und an <strong>der</strong> Hogeschool<br />

Rotterdam. Ab Herbstsemester 2012 übernimmt<br />

sie eine Hauptfachklasse für Harfe<br />

an <strong>der</strong> ZHdK.<br />

Ebenfalls ab Herbstsemester 2012 unterrichtet<br />

Niki Reiser, einer <strong>der</strong> herausragendsten<br />

Filmkomponisten des deutschsprachigen<br />

Raums, neu im ZHdK­Stu<strong>die</strong>nschwerpunkt<br />

Komposition für Film, Theater und Me<strong>die</strong>n<br />

(ftm.zhdk.ch). Für seine Filmkompositionen<br />

erhielt Reiser fünf Deutsche und zwei Bayerische<br />

Filmpreise sowie einen <strong>der</strong> Fondation<br />

SUISA. «Es ist mir ein Anliegen, mich in<br />

möglichst vielen Stilen <strong>der</strong> Weltmusik auszukennen,<br />

um jedem Film sein persönliches<br />

Gesicht verleihen zu können.»(dhu)<br />

Kurzbiografien: http://www.zhdk.ch/?dmunews<br />

Neue Leiterin Forschungsschwerpunkt<br />

«Products<br />

and Spaces»<br />

Tanja Herdt wurde auf Antrag <strong>der</strong> Departementsleiterin<br />

Design von <strong>der</strong> Hochschulleitung<br />

zur Leiterin des Forschungsschwerpunkts<br />

«Products and Spaces» im Institut<br />

für Designforschung (IDE) ernannt. Sie<br />

stu<strong>die</strong>rte Architektur und Städtebau an <strong>der</strong><br />

Technischen Universität Darmstadt und<br />

arbeitete u.a. für Daniel Libeskind sowie <strong>die</strong><br />

TU Berlin. 2012 promovierte sie an <strong>der</strong> ETH<br />

Zürich. In ihrer Bewerbung zeigte sie, dass<br />

<strong>die</strong> Architektur als ihre Leitdisziplin auch für<br />

das Design gedankliche Positionen eröffnet,<br />

<strong>die</strong> anregend sind und Perspektiven für eine<br />

breitere Thematisierung von Fragen des<br />

Designs im gesellschaftlichen Raum bieten.<br />

Tanja Herdt nimmt ihre Arbeit an <strong>der</strong> ZHdK<br />

im Herbstsemester 2012 auf.<br />

Ruth Schweikert:<br />

Observer-in-Residence<br />

2012/13<br />

Zett 2–12 49<br />

Ruth schweikert ist <strong>die</strong> neue Observer­in­<br />

Residence <strong>der</strong> ZHdK im Stu<strong>die</strong>njahr 2012/13.<br />

Sie ist als Schriftstellerin und Theaterautorin<br />

tätig und unterrichtet Literarisches<br />

Schreiben an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />

Bern. Ihre Werke wurden mit verschiedenen<br />

Preisen und Stipen<strong>die</strong>n ausgezeichnet.<br />

Als Nachfolgerin von Perikles Monioudis<br />

besucht Ruth Schweikert im Auftrag von Z+<br />

ausgewählte Veranstaltungen in <strong>der</strong> Lehre<br />

sowie im künstlerischen Bereich unterschiedlicher<br />

Disziplinen. Ihre Eindrücke<br />

gibt sie in essayistischen Texten wie<strong>der</strong>.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Fokus liegt dabei auf disziplinenübergreifenden<br />

Prozessen, was durch<br />

ihre Beobachtungsposition jenseits einer<br />

einzelnen Fachrichtung begünstigt wird.<br />

Darüber hinaus tritt sie bei den Forumsveranstaltungen<br />

als Kritikerin auf und porträtiert<br />

den Alltag einzelner Personen <strong>der</strong> ZHdK im<br />

neuen Format «Ein Tag im Leben von …».<br />

Ihre Texte werden auf den Websites von<br />

Z+ und kulturkritik.ch veröffentlicht. (jsc)<br />

http://zplus.zhdk.ch, http://www.kulturkritik.ch


50<br />

Zett 2–12<br />

who is who<br />

Seit über 100 Jahren begeistert<br />

und erstaunt uns <strong>die</strong> Kunst <strong>der</strong><br />

Fotografie. Dass wir auch weiterhin<br />

eine überraschende Sicht<br />

auf <strong>die</strong> Welt und <strong>die</strong> Dinge zu<br />

sehen bekommen, dafür ist <strong>die</strong><br />

Vertiefung Fotografie an <strong>der</strong><br />

ZHdK mitverantwortlich. Deren<br />

Mitarbeitende stellen sich hier<br />

vor. Eva Brüllmann, Collage:<br />

Vertiefung Fotografie<br />

Marianne Mueller<br />

Leiterin Vertiefung Fotografie. Beruf/Ausbildung:<br />

Künstlerin/Fotografin, Schule für<br />

Gestaltung Zürich. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Herbst<br />

2007. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong> Energie<br />

<strong>der</strong> vielen guten Stu<strong>die</strong>renden und <strong>der</strong><br />

KollegInnen; <strong>die</strong> konstante Verän<strong>der</strong>ung.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: Dozentenstellen befristen,<br />

mehr Künstler, mehr Internationalität.<br />

Was ich mir für das Toni­Areal wünsche:<br />

gross, Grösse, <strong>die</strong> sich gut anfühlt – und<br />

im Zentrum eine Küche.<br />

Veronika Spierenburg<br />

Unterrichtsassistentin Vertiefung Fotografie.<br />

Beruf/Ausbildung: Studium Fotografie<br />

und Master Bildende Kunst. An <strong>der</strong> ZHdK<br />

seit: 2009.<br />

Jörg Scheller<br />

Dozent. Beruf/Ausbildung: Kunsthistoriker<br />

(Dr. phil.), Journalist. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1.<br />

Februar 2012. Ausserberufliche Interessen:<br />

Heavy Metal, Bodybuilding, Hegel, Tee.<br />

Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: ihre Aufgeschlossenheit<br />

gegenüber bodybuildenden, Heavy<br />

Metal spielenden, Hegel lesenden,<br />

Tee trinkenden Kunsthistorikern. Was<br />

ich verän<strong>der</strong>n würde: nicht nur permanente<br />

Revolution, son<strong>der</strong>n auch Revolution <strong>der</strong><br />

Permanenz! Was ich mir für das Toni­Areal wünsche:<br />

dass Wünsche offen bleiben.<br />

Bea Schlingelhoff<br />

Gastdozentin. Beruf/Ausbildung: Künstlerin.<br />

An <strong>der</strong> ZHdK seit: Kunsthof 2010, 1.2.2012.<br />

Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: Bibliothek, Lectures,<br />

Teamteaching. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />

Ateliers für alle Stu<strong>die</strong>ngänge. Was ich<br />

mir für das Toni­Areal wünsche: für alle Stu<strong>die</strong>ngänge<br />

gleichermassen geöffnete und<br />

gut ausgestattete Werkstätten, z.B. für<br />

Theorie, Siebdruck, Buchbinden, Litho,<br />

Textilverarbeitung etc.<br />

Beat Streuli<br />

Lehrbeauftragter BA Me<strong>die</strong>n & Kunst /<br />

Fotografie. Beruf/Ausbildung: Künstler. An<br />

<strong>der</strong> ZHdK seit: Februar 2012. Ausserberufliche<br />

Interessen: Ausser­ und inner«beruflich»<br />

ist bei mir zum Glück schwer auseinan<strong>der</strong>zuhalten.<br />

Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong><br />

vielen motivierten, engagierten und inspirierenden<br />

Leute. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:<br />

DA bin ich etwas zu neu hier … Was ich<br />

mir für das Toni­Areal wünsche: und erhalte:<br />

Arbeitsplätze für Stu<strong>die</strong>rende.<br />

Andrea Berclaz<br />

Technische Assistentin. Beruf/Ausbildung:<br />

gelernte Fotografin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: September<br />

2008. Ausserberufliche Interessen:<br />

Menschen, Wohnen mit Garten, Natur,<br />

Psychologie. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>der</strong><br />

interessante Austausch mit Dozierenden,<br />

ArbeitskollegInnen und Stu<strong>die</strong>renden.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: den Standort ans<br />

Meer verlegen. Was ich mir für das Toni­Areal<br />

wünsche: nicht zu viel Chaos.<br />

Peter Radelfinger<br />

Dozent. Beruf/Ausbildung: Künstler. An <strong>der</strong><br />

ZHdK seit: 26 Jahren. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />

Arbeit und Austausch mit den Stu<strong>die</strong>renden<br />

und mit den KollegInnen. Was<br />

ich verän<strong>der</strong>n würde: <strong>die</strong> Künste wie<strong>der</strong> mehr<br />

ins Zentrum rücken. Was ich mir für das Toni­<br />

Areal wünsche: ­­­<br />

Bruno Oberhänsli<br />

Technischer Assistent. Beruf/Ausbildung:<br />

Radioelektriker, Berufsfotograf. An <strong>der</strong><br />

ZHdK seit: April 1999. Ausserberufliche Interessen:<br />

Theaterspielen, Rock­ und Popmusikspielen,<br />

Skifahren, mein Garten,<br />

Fotografie und Kunst, Familie und vieles<br />

mehr. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: Umgang mit<br />

meinen Stu<strong>die</strong>renden und Arbeitskolleg­<br />

Innen; mein abwechslungsreicher und<br />

interessanter Job; mein Vertiefungsbereich.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: Im Moment<br />

wird ja genügend verän<strong>der</strong>t und ich bin<br />

in <strong>die</strong> Prozesse eingebunden. Was ich mir<br />

für das Toni­Areal wünsche: dass sich das von<br />

allen befürchtete Chaos in Grenzen hält.<br />

Martin Jaeggi<br />

Gastdozent. Beruf/Ausbildung: freier Kritiker<br />

und Kurator. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Wintersemester<br />

2005. Ausserberufliche Interessen:<br />

Literatur, Film, Musik, Kochen. Was mir<br />

an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden und<br />

Mitdozierenden. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: <strong>die</strong><br />

rigiden durch Bologna bedingten Struk­<br />

10<br />

1<br />

Vertiefung Fotografie, Team und gäste, Herbstsemeste<br />

9 Peter Radelfinger, 10 Bruno Oberhänsli, 11 Martin Jaeggi,<br />

19 Sonja Fessel***, 20 Jojakim Cortis, 21 Stefan Jäggi, 22 Ul<br />

turraster. Was ich mir für das Toni­Areal wünsche:<br />

mehr Einblick in <strong>die</strong> Arbeit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Departemente.<br />

Beatrice Mächler<br />

Lehrbeauftragte Vertiefung Fotografie.<br />

Beruf/Ausbildung: Fotografenagentin und<br />

­produzentin. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. November<br />

2009. Ausserberufliche Interessen: Kunst,<br />

Design, Bücher. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />

<strong>die</strong> Gegenwart, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Zukunft weist.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: Ich kenne den Alltag<br />

<strong>der</strong> ZHdK zu wenig, um Än<strong>der</strong>ungen<br />

vorzuschlagen. Was ich mir für das Toni­Areal<br />

wünsche: eine gute Atmosphäre.<br />

Sara Guntern<br />

Administrative Assistentin. Beruf/Ausbildung:<br />

Kulturmanagerin FH/MAS, Co­Leiterin<br />

Züritipp. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. Februar<br />

2012. Ausserberufliche Interessen: Menschen,<br />

17<br />

11


6<br />

leute<br />

18<br />

19<br />

12<br />

2<br />

Musik & Me<strong>die</strong>n. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />

das inspirierende Umfeld. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />

würde: <strong>die</strong> teilweise langen, undurchsichtigen<br />

und komplizierten Arbeitsgänge.<br />

Was ich mir für das Toni­Areal wünsche: dass es<br />

zu einem kreativen Wohnzimmer mit<br />

internationaler Ausstrahlung wird.<br />

Istvan Balogh<br />

Dozent Departemente Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />

und Kulturanalysen und Vermittlung.<br />

Beruf/Ausbildung: Künstler, Fotograf. An <strong>der</strong><br />

ZHdK seit: 1993. Ausserberufliche Interessen:<br />

Singer Songwriter, Tennis. Was mir an <strong>der</strong><br />

ZHdK gefällt: das Arbeiten mit den Stu<strong>die</strong>renden.<br />

Was ich verän<strong>der</strong>n würde: vor lauter<br />

Corporate Identity den Blick für das<br />

Wesentliche nicht verlieren. Was ich mir<br />

für das Toni­Areal wünsche: <strong>die</strong> angekündigten<br />

Synergien.<br />

7<br />

3<br />

13<br />

20<br />

8<br />

r 2012: 1 Marianne Mueller, 2 Veronika Spierenburg, 3 Jörg Scheller, 4 Bruno Jericke**, 5 Bea Schlingelhoff, 6 Charlotte Cotton***, 7 Beat Streuli, 8 Andrea Berclaz,<br />

12 Beatrice Mächler, 13 Jitka Hanzlová*, 14 Sara Guntern, 15 Istvan Balogh, 16 Adam Broomberg & Oliver Chanarin*, 17 Sofia Bempeza, 18 Nathan Beck**,<br />

rich Görlich. (*Lehrbeauftragte Praxis, **Lehrbeauftragte Technologie, ***Lehrbeauftragte Theorie)<br />

14<br />

Sofia Bempeza<br />

Unterrichtsassistentin Fotografie. Beruf/<br />

Ausbildung: Künstlerin, Universität <strong>der</strong><br />

Künste Berlin, <strong>der</strong>zeit Doktorandin an<br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste<br />

Wien. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Herbst 2011. Was<br />

mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong> Baustellen. Was<br />

ich verän<strong>der</strong>n würde: Fragebogen und Formulare.<br />

Was ich mir für das Toni­Areal wünsche:<br />

genug Spielräume; Wände, in <strong>die</strong> man<br />

Nägel hauen kann!<br />

Jojakim Cortis<br />

Technischer Assistent. Beruf/Ausbildung:<br />

Fotograf / Designer FH. An <strong>der</strong> ZHdK seit:<br />

1.09.2009. Ausserberufliche Interessen: Musik,<br />

Film, Theater. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: <strong>die</strong><br />

Kreativität. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: <strong>die</strong>sen<br />

Fragebogen. Was ich mir für das Toni­Areal<br />

wünsche: ­­­<br />

9<br />

21<br />

4<br />

15<br />

16<br />

22<br />

Zett 2–12 51<br />

Stefan Jäggi<br />

Unterrichtsassistent. Beruf/Ausbildung: Mechaniker,<br />

Elektroniker, Fotograf, Künstler.<br />

An <strong>der</strong> ZHdK seit: 2010. Ausserberufliche<br />

Interessen: alles. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />

who is who. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: nichts.<br />

Was ich mir für das Toni­Areal wünsche: Joghurt<br />

für alle.<br />

Ulrich Görlich<br />

Leiter Master of Arts in Fine Arts. Beruf/<br />

Ausbildung: Ingenieur. An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1. Februar<br />

1991. Ausserberufliche Interessen: Musik,<br />

Literatur, Essen. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:<br />

<strong>die</strong> guten Stu<strong>die</strong>renden. Was ich verän<strong>der</strong>n<br />

würde: kann man nicht alles aufzählen. Was<br />

ich mir für das Toni­Areal wünsche: angenehme<br />

Nachbarn.<br />

5


52 Zett 2–12 hochschulversammlung<br />

Personalrat<br />

kritik zielt<br />

auf <strong>die</strong> sache,<br />

nicht auf <strong>die</strong><br />

menschen<br />

Unter dem Motto Kritik, Konflikt<br />

und Kommunikation organisierte<br />

<strong>der</strong> Personalrat im<br />

April 2012 das dritte Gipfelitreffen<br />

mit Rektor Thomas Meier,<br />

an dem es unter an<strong>der</strong>em um<br />

Fragen <strong>der</strong> Betriebskultur ging.<br />

Barbara Berger, Tobias Strebel *<br />

Der Personalrat stellt bei seiner Tätigkeit<br />

immer wie<strong>der</strong> fest, dass <strong>die</strong> Feedback­, Kritik­<br />

und Konfliktfähigkeit an <strong>der</strong> ZHdK zu wenig<br />

kultiviert wird. Weshalb fällt es schwer, sich<br />

anerkennend zu äussern? Weshalb fällt es<br />

schwer, einen Fehler einzugestehen o<strong>der</strong><br />

Kritik auszusprechen, obwohl man doch<br />

gemeinsame Ziele verfolgt? An <strong>die</strong>sem<br />

Punkt setzt <strong>der</strong> Personalrat an. Am dritten<br />

Gipfelitreffen an <strong>der</strong> Gessnerallee wurden<br />

verschiedene Themen diskutiert, welche das<br />

administrativ­technische Personal (ATP)<br />

<strong>der</strong> ZHdK beschäftigen. Der Anlass war<br />

mit rund 60 Vertreterinnen und Vertretern<br />

des ATP sehr gut besucht. Der Personalrat<br />

mo<strong>der</strong>ierte <strong>die</strong> Diskussion, übte offen Kritik<br />

– und sprach Lob aus.<br />

synergien wegen umzug ins Toni-<br />

Areal – sind Arbeitsplätze gefährdet?<br />

Eine <strong>der</strong> brennenden Fragen betrifft den<br />

Umzug ins Toni­Areal: Werden durch <strong>die</strong><br />

Konzentration auf einen Standort und durch<br />

organisatorische Synergie­Effekte auch<br />

Arbeitsplätze verlorengehen? Thomas Meier<br />

beantwortete <strong>die</strong>se Frage mit einem Hinweis<br />

auf das Betriebskonzept Toni­Areal, das<br />

demnächst in <strong>der</strong> Hochschulleitung verabschiedet<br />

werde. Er sagte auch, dass er nicht<br />

mit wesentlichen Abbauszenarien rechne.<br />

Trotzdem besteht nach wie vor Unsicherheit<br />

bei einzelnen ArbeitskollegInnen, das heisst,<br />

<strong>die</strong>se Frage wurde nicht für alle abschliessend<br />

beantwortet. Der Personalrat meint:<br />

Liebe Vorgesetzte, bitte sprecht so schnell<br />

wie möglich mit betroffenen Mitarbeitenden<br />

offen und ehrlich, und klärt <strong>die</strong> Situation.<br />

Kritik- und Feedback-Kultur?<br />

Wird an <strong>der</strong> ZHdK eine offene Kritik­ und<br />

Feedback­Kultur gepflegt? Der Personalrat<br />

sieht hier Nachholbedarf. Wir empfinden<br />

Kritik nach wie vor als Tabuthema, und<br />

motivierende Rückmeldungen auf geleistete<br />

Arbeit sind eher dünn gesät. Oft fehlt <strong>der</strong><br />

Mut, das zu sagen, was man denkt, weil man<br />

Angst hat, jemanden zu verletzen o<strong>der</strong> in<br />

Schwierigkeiten zu geraten.<br />

Die Devise des Personalrats lautet dagegen:<br />

Geleistete Arbeit soll von allen Beteiligten<br />

wertgeschätzt und konstruktive Kritik als<br />

positive Unterstützung angenommen werden.<br />

Vonseiten des Rektors kommt dazu ein<br />

klares Bekenntnis: «Wir dürfen keine Kultur<br />

för<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> Leute bestraft, <strong>die</strong> Kritik äussern.<br />

Solange Kritik konstruktiv ist, ist sie<br />

wichtig. Die Grundhaltung muss allerdings<br />

sein: Die Kritik zielt auf <strong>die</strong> Sache, nicht auf<br />

<strong>die</strong> Menschen. Sie soll in <strong>der</strong> Tat als positive<br />

Unterstützung angenommen werden. Das<br />

gilt nicht nur für <strong>die</strong> Kritik an Vorgesetzten<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Institution, son<strong>der</strong>n auch für <strong>die</strong><br />

durch Vorgesetzte geäusserte Kritik. Eine<br />

Organisation, <strong>die</strong> keine Kritikkultur hat,<br />

kann sich nicht weiterentwickeln.»<br />

Der Personalrat freut sich auf <strong>die</strong> nächsten<br />

offenen, fruchtbaren Diskussionen!<br />

* Barbara Berger, Leiterin ITZ, präsi<strong>die</strong>rt den<br />

Personalrat (barbara.berger@zhdk.ch),<br />

Tobias Strebel, visueller Gestalter Hochschulkommunikation,<br />

ist Mitglied des Personalrats<br />

(tobias.strebel@zhdk.ch).<br />

Stütze Bühne B, Gessnerallee: Die HSV unterstützt <strong>die</strong> ZHdK oft auch<br />

an strukturell unvorhergesehenen Stellen. Foto: Lucia Degonda<br />

What’s up?<br />

sturZ: Wechsel in Präsidium und Vorstand:<br />

Timo Krstin (DDK) ist neuer Präsident,<br />

Marie­Theres Hölig (DDK) neue Generalsekretärin.<br />

Ab Herbstsemester 2012/13<br />

för<strong>der</strong>t SturZ studentische Projekte, <strong>die</strong> von<br />

ZHdK­Stu<strong>die</strong>renden angestossen werden.<br />

Auch gibt es ein neues SturZ­Logo und eine<br />

neue Website.<br />

Die Präsi<strong>die</strong>n <strong>der</strong> Mitwirkungsgremien Senat,<br />

Mittelbaurat und Personalrat bleiben <strong>die</strong><br />

alten: Magnus Rembold, Senat; Lukas Näf,<br />

Mittelbaurat; Barbara Berger, Personalrat;<br />

Lucia Degonda, Hochschulversammlung.<br />

Mittelbaurat: Die Umsetzung des Mittelbaureglements<br />

nimmt konkrete Formen<br />

an. Der Mittelbaurat verfolgt <strong>die</strong>se Entwicklungen<br />

aktiv, sucht das Gespräch mit<br />

den Verantwortlichen und bietet Hand, um<br />

konkrete, den Bedürfnissen des Mittelbaus<br />

in den jeweiligen Departementen angepasste<br />

Lösungen zu entwickeln.<br />

PVF-Revision: Bei <strong>der</strong> Revision <strong>der</strong> Personalverordnung<br />

<strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />

(PVF) stehen unter an<strong>der</strong>em <strong>die</strong> Anpassung<br />

<strong>der</strong> Personalkategorien und <strong>der</strong> Anstellungsverhältnisse<br />

im Fokus. Im ZHdK­Projektteam<br />

sind sowohl <strong>die</strong> Hochschulversammlung als<br />

auch <strong>die</strong> Dozierenden, <strong>der</strong> Mittelbau und<br />

das administrativ­technische Personal mit<br />

je einer Stimme vertreten.<br />

Die Rubrik Hochschulversammlung bringt<br />

Gegebenheiten, Fragen und Positionen zur Sprache,<br />

<strong>die</strong> es aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Mitwirkungsgremien Wert<br />

sind, in erweiterter Runde diskutiert zu werden.<br />

Verantwortlich für <strong>die</strong> Rubrik: Lucia Degonda,<br />

Magnus Rembold, Philipp Scherer, Martin Zimmermann,<br />

Barbara Berger, Tobias Strebel


auszeichnungen<br />

För<strong>der</strong>preise <strong>der</strong> ZHdK für<br />

Bachelor-AbsolventInnen<br />

Die ZHdK vergibt den Absolventinnen<br />

und Absolventen <strong>der</strong> Bachelor­Stu<strong>die</strong>ngänge<br />

einen För<strong>der</strong>preis, dotiert<br />

mit 5000 Franken je Stu<strong>die</strong>ngang. Die<br />

Auszeichnung soll <strong>die</strong> PreisträgerInnen<br />

im weiteren Studium unterstützen<br />

und herausragende Arbeiten sichtbar<br />

machen. Die <strong>die</strong>sjährigen Preisträger<br />

und Preisträgerinnen sind:<br />

Bachelor in Film: Im experimentellen Film<br />

«Lamina» zeigt christian Tschanz mit<br />

sparsamen Mitteln, aber sehr präzise, eine<br />

archaische Situation ausserhalb von Zeit<br />

und Geschichte: <strong>der</strong> Mythos vom Werden<br />

und Vergehen des Menschen und seiner<br />

Verlorenheit in <strong>der</strong> Welt.<br />

Bachelor in Design: Mit «Hello Peter!»<br />

gelang Mario Hipleh, Vertiefung Style &<br />

Design, eine überzeugende Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Schweizer Starfotografen<br />

Hollywoods, Peter Borsari. In seinem Kurzfilm<br />

wird beispielhaft deutlich, wie Glamour<br />

produziert wird – ein für <strong>die</strong> Vertiefung Style<br />

& Design zentrales Thema.<br />

Bachelor in Me<strong>die</strong>n & Kunst: Mit «Hybrid»<br />

öffnet Kevin Aeschbacher, Vertiefung Bildenden<br />

Kunst, einen Raum, in dem gegenwärtige<br />

und historische Ästhetiken, Bildwelten<br />

und Bildfindungen nebeneinan<strong>der</strong> treten.<br />

Er vereint damit souverän scheinbar unversöhnliche<br />

Bildstrategien und reflektiert <strong>die</strong><br />

historische Bedingtheit seiner Arbeitsweise,<br />

wenn er <strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Malerei als sein<br />

Atelier bezeichnet, in dem Bil<strong>der</strong> entstehen.<br />

Bachelor in Vermittlung von Kunst und<br />

Design: Florian Borsinger, sambo Deng,<br />

esther engeli, Fabienne Hugelshofer,<br />

Xenia Rosalen, céline stadler, Fabienne<br />

Wäspi und laura Zarotti überzeugten mit<br />

ihrem Projekt «10 000 Stunden». Für <strong>die</strong><br />

gleichnamige Ausstellung des Kunstmuseums<br />

des Kantons Thurgau (Kartause Ittingen),<br />

welche <strong>die</strong> Frage nach <strong>der</strong> Bedeutung<br />

des Handwerks in <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />

Kunst stellt, erarbeiteten <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

innovative Vermittlungsprogramme (siehe<br />

«Billetterie und Wun<strong>der</strong>kammer» Seite 25).<br />

Bachelor in Musik und Bewegung:<br />

Die Bewegungsperformance und Komposition<br />

«Hand und Fuss», ein Projekt von<br />

ursina Hug und Rebekka Wälti, zeigte<br />

eine gekonnte Verbindung von musikalischer<br />

Komposition und Bewegungsperformance.<br />

Aus dem Spiel <strong>der</strong> weiss markierten Hände<br />

und Füsse in Verbindung mit Perkussionsklängen<br />

ist ein ideenreiches Pattern­Spiel<br />

entstanden, das sowohl durch <strong>die</strong> Vielfalt<br />

<strong>der</strong> Formensprache wie auch durch <strong>die</strong><br />

hohe Virtuosität <strong>der</strong> beiden Akteurinnen<br />

zu beeindrucken vermochte.<br />

Bachelor in Theater: Mit dem Stück «Über<br />

<strong>die</strong> plötzliche Orientierungslosigkeit bei<br />

Einbruch <strong>der</strong> Dunkelheit» gelingt Philippe<br />

Heule, Vertiefung Regie, ein Werk, das auf<br />

einer absurden helvetischen Alltäglichkeit<br />

fusst und sich durch eine verdichtete Kunstsprache<br />

auszeichnet, welche <strong>die</strong> lieblich<br />

bedrohende Atmosphäre <strong>der</strong> Geschichte<br />

unterstützt und erweitert.<br />

Die Nennung <strong>der</strong> PreisträgerInnen im Bachelor in<br />

Musik folgt zu einem späteren Zeitpunkt.<br />

Wettbewerbsgewinne<br />

Musik<br />

An<strong>der</strong>s Miolins Gitarrenstudent Vojin Kocic<br />

hat am World Guitar Competition im April<br />

Zett 2–12 53<br />

2012 in Novi Sad den 1. Preis gewonnen. Die<br />

zweite Erfolgsmeldung kommt vom renommierten<br />

IX European Classical Guitar Competition<br />

«Enrico Mercatali» im italienischen<br />

Gorizia, wo Kocic aus über 40 <strong>der</strong> besten<br />

europäischen klassischen GitarristInnen<br />

<strong>der</strong> 1. Preis zugesprochen wurde.<br />

Der Pianistin eleonora em, MA Specialized<br />

Music Performance bei Konstantin Scherbakov,<br />

wurde am Grand Concours de Piano<br />

in Lyon einstimmig <strong>der</strong> 1. Preis und <strong>der</strong><br />

Publikumspreis verliehen. Violinist Robert<br />

lakatos, Student von Rudolf Koelman,<br />

erspielte sich am Jeunesses International<br />

Music Competition 2012 in Bukarest den<br />

2. Preis. Der Violoncellist Dongkyun An,<br />

Student von Raphael Wallfisch, hat am<br />

Cellowettbewerb des Prager Frühlings und<br />

am 18. Internationalen Johannes Brahms<br />

Wettbewerb 2011 in Pörtschach (A) den<br />

2. Preis <strong>der</strong> Kategorie Violoncello erlangt.<br />

Bereits zweifach ausgezeichnet für sein<br />

Spiel wurde er Anfang <strong>die</strong>ses Jahres am<br />

Concours des Orchestre Symphonique de<br />

Montreal, wo er den Premier Prix und den<br />

Prix Domaine Forget gewann. Fagottistin<br />

Ananta Diaz, Studentin von Matthias Racz,<br />

kam am AMI­Audimozart­2012­Wettbewerb<br />

im italienischen Rovereto auf den 2. Platz. Am<br />

Finalwettbewerb des <strong>die</strong>sjährigen Europäischen<br />

Nachwuchs­Jazzpreises in Burghausen<br />

konnte <strong>der</strong> Sänger und Pianist Raphael<br />

Jost (Klasse Chris Wiesendanger und Andy<br />

Har<strong>der</strong>) den Solistenpreis entgegennehmen<br />

– in Anerkennung an «… <strong>die</strong> grosse Zukunftsperspektive<br />

<strong>die</strong>ses Ausnahmetalents», so<br />

Jury­Sprecher Joe Viera.<br />

Beim <strong>die</strong>sjährigen Rahn Musikpreis überzeugten<br />

gleich drei ZHdK­Pianistinnen: Den<br />

1. Preis ex aequo teilen sich Maki Wie<strong>der</strong>kehr,<br />

Studentin von Homero Francesch, und<br />

Asaki ino, Studentin von Hans­Jürg Strub.<br />

Den 3. Preis konnte Mari Tada, ebenfalls<br />

Studentin von Hans­Jürg Strub, in Empfang<br />

nehmen. Die Preisträgerinnen bekommen<br />

neben dem Preisgeld <strong>die</strong> Gelegenheit zu<br />

einem solistischen Auftritt im grossen Saal<br />

<strong>der</strong> Tonhalle Zürich. Dabei werden sie von<br />

einem renommierten Orchester begleitet.<br />

Am Wettbewerb <strong>der</strong> Hans Schaeuble Stiftung<br />

für Streichquartette mit Stu<strong>die</strong>renden <strong>der</strong><br />

Schweizer Musikhochschulen erspielten sich<br />

<strong>die</strong> Ensembles mit ZHdK­Stu<strong>die</strong>renden den<br />

2. (gémeaux Quartett) und 3. Preis (Belenus<br />

Quartett). Die Preisübergabe erfolgt am<br />

24. September 2012 zum Saisonbeginn <strong>der</strong><br />

Spektrumkonzerte <strong>der</strong> ZHdK.


54 Zett 2–12 auszeichnungen<br />

Gesangsdozentin Lina Maria Åkerlund wurde<br />

mit Erfolgsmeldungen gegenwärtiger und<br />

ehemaliger Stu<strong>die</strong>ren<strong>der</strong> überschwemmt: Am<br />

Migros­Kulturprozent­Gesangswettbewerb<br />

2012 wurde Michaela unsinn <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>npreis<br />

zugesprochen; isabel Pfefferkorn<br />

erhielt ein För<strong>der</strong>ungsstipendium für hochbegabte<br />

junge Musiker aus dem Vorarlberg;<br />

den Prix jeune étoile espoir ersang sich<br />

Alumna seraina Perrenoud am Concours<br />

International de chant des Châteaux en<br />

Médoc, und Alumna Alexa Vogel verlieh<br />

<strong>der</strong> Kanton Thurgau den Kulturför<strong>der</strong>preis.<br />

Preisträgerin des heurigen Dirigenten­<br />

Wettbewerbs <strong>der</strong> Salzburger Festspiele und<br />

ihres Sponsors Nestlé ist <strong>die</strong> aus Litauen<br />

stammende Mirga gražinytè-Tyla. Zudem<br />

ist sie <strong>die</strong> erste Frau, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Preis erhält.<br />

Die Gewinnerin ist Studentin <strong>der</strong> Klasse<br />

Johannes Schlaefli.<br />

Erneut machen Orchesterleitende aus <strong>der</strong><br />

Dirigentenschmiede von Johannes Schlaefli<br />

international auf sich aufmerksam: Fergus<br />

Macleod wurde als Stipendiat ins För<strong>der</strong>programm<br />

des Dirigentenforums des Deutschen<br />

Musikrates aufgenommen. Und Alumnus<br />

Nathan Brock, <strong>der</strong>zeit Resident Conductor<br />

beim Montreal Symphony Orchestra,<br />

wurde mit insgesamt drei Awards geehrt,<br />

unter an<strong>der</strong>em mit dem Award des Ontario<br />

Arts Council «for most promising emerging<br />

conductor in Canada».<br />

Den ersten «Zuger Kompositionspreis»<br />

erhielt stephanie Haensler, Studentin bei<br />

Isabel Mundry. Haensler hat als einzige<br />

im Finalkonzert verbliebene Schweizerin<br />

den 2. Preis (ein 1. wurde nicht vergeben)<br />

gewonnen, <strong>der</strong> mit weiteren Aufführungen<br />

des Werkes und voraussichtlich einem Kompositionsauftrag<br />

verbunden ist.<br />

Orchesterstellen Musik<br />

Mike sutter, Schlagzeugstudent von Klaus<br />

Schwärzler, hat das Probespiel für <strong>die</strong> Akademie<br />

im Staatstheater Stuttgart für sich<br />

entschieden. Vier Tage lang konkurrierten<br />

professionelle SängerInnen aus aller Welt vor<br />

einer prominenten Jury um <strong>die</strong> «Carmen»­<br />

Besetzung <strong>der</strong> Seefestspiele Berlin. Eine <strong>der</strong><br />

vier Hauptrollen – <strong>die</strong> Micaëla – hat sich<br />

David Thorners Studentin Anna Pisareva<br />

ersungen. Die Aufführungen finden bis 2.<br />

September 2012 auf <strong>der</strong> grossen Open­Air­<br />

Bühne am Wannsee statt. Die sechs Casting­<br />

Sendungen wurden im August auf ARTE in<br />

Deutschland und Frankreich ausgestrahlt.<br />

Zwei ZHdK­Stu<strong>die</strong>rende nehmen demnächst<br />

Platz in renommierten Sinfonieorchestern:<br />

eva catharina schuster, Kontrabassistin<br />

bei Duncan McTier, wird 1. Vorspielerin bei<br />

den Bochumer Sinfonikern. Oboist samuel<br />

Bastos, Klasse Thomas In<strong>der</strong>mühle, hält<br />

Einzug in <strong>die</strong> Karajan Akademie <strong>der</strong> Berliner<br />

Philharmoniker und spielt Solo­Oboe im<br />

Orchester <strong>der</strong> Oper Zürich. Tubist Ricardo<br />

carvalhoso (Klasse Anne Jelle Visser)<br />

gewann das Probespiel beim Orchestre<br />

Philharmonique de Nice. Er hat seine Stelle<br />

im Mai 2012 angetreten. (dhu)<br />

www.zhdk.ch/?gratulation<br />

Dokumentarfilmpreise <strong>der</strong><br />

Alexis Victor Thalberg-<br />

Stiftung 2012<br />

Mit dem Stiftungspreis wurden in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr drei Dokumentarfilme prämiert: Zwei<br />

1. Preise zu je 6000 Franken gingen an<br />

Anabel castro und Aurora Vögeli für den<br />

Film «Tagträume» (48‘) sowie an Maurizius<br />

staerkle-Drux für den Film «Wenn <strong>der</strong><br />

Vorhang fällt» (49‘). Der mit 3000 Franken<br />

dotierte 2. Preis erhielten Fabian Kaiser,<br />

Florian Bachmann, luca Ribler und Hans<br />

Kaufmann für den Film «Sélecteur» (9‘).<br />

Hartmut Wickert, Leiter des Departements<br />

Darstellende Künste und Film, übergab <strong>die</strong><br />

Preise am 13. Mai 2012 vor einem zahlreich<br />

erschienenen Publikum in <strong>Kino</strong> Riffraff in<br />

Zürich.<br />

«Tagträume» erzählt mutig aus dem Leben<br />

von zwei brasilianischen Immigrantinnen in<br />

<strong>der</strong> Schweiz. In «Wenn <strong>der</strong> Vorhang fällt»<br />

begeben sich ein Jungschauspieler und ein<br />

Jungfilmer auf eine gemeinsame Reise, um<br />

<strong>die</strong> Grenzen zwischen Realität und Fiktion<br />

zu erforschen. In «Sélecteur» wird ein Türsteher<br />

vor einem Club in Zürich beobachtet.<br />

(Marille Hahne)<br />

Bil<strong>der</strong>: Johannes Dietschi<br />

Deutscher<br />

Kamerapreis 2012<br />

Jan Mettler, Absolvent des Bachelor­<br />

Stu<strong>die</strong>ngangs Film 2009, erhielt für seine<br />

Kameraarbeit im Kurzfilm «Eddy» von<br />

Matthias Frey den För<strong>der</strong>preis 2012 des<br />

Deutschen Kamerapreises in Köln. In <strong>der</strong><br />

Begründung <strong>der</strong> Jury heisst es unter an<strong>der</strong>em:<br />

«Was Kameramann Jan Mettler aus<br />

<strong>der</strong> Geschichte visuell gemacht hat, ist ein<br />

kleines Meisterwerk geworden. Ein mo<strong>der</strong>ner<br />

Stummfilm, <strong>der</strong> uns seine Geschichte mit<br />

Bil<strong>der</strong>n erzählt, nicht mit endlosen Dialogen.<br />

Er arbeitet bewusst so ganz an<strong>der</strong>s, als wir<br />

es zurzeit oft sehen. Seine Mittel sind klare<br />

grafische Bil<strong>der</strong>, ruhige, lange Einstellungen<br />

und viel Liebe zum Detail. Jan Mettler nutzt<br />

<strong>die</strong> klassischen Elemente <strong>der</strong> Bildsprache<br />

wie perspektivische Überhöhungen ebenso<br />

wie das Spiel mit dem Gegenlicht. Er setzt<br />

Jump­Cuts und Zeitlupe zur emotionalen<br />

Gestaltung ein, und wir Betrachter stellen<br />

fest: Wir sind glücklich beim Zuschauen und<br />

lieben <strong>die</strong>se Machart und Erzählweise des<br />

Films.» (Laura Zimmermann)<br />

Roman Clemens-För<strong>der</strong>preis<br />

an SzenografInnen<br />

Der mit 10 000 Franken dotierte Roman<br />

Clemens­För<strong>der</strong>preis wurde am 19. Juni<br />

2012 zum dritten Mal verliehen. Ausge­


veranstaltungen<br />

zeichnet wurden zwei Diplom­Projekte: <strong>die</strong><br />

ortsspezifische Arbeit «Fading Snäpshots»<br />

von Zainab lascandri mit 4000 Franken<br />

und das «Projekt Bühne A» von corrado<br />

Dick und Danique Wiesli mit 6000 Franken.<br />

Die PreisträgerInnen haben gerade<br />

ihr dreijähriges Bachelor­Studium an <strong>der</strong><br />

ZHdK abgeschlossen. Der Preis wird jährlich<br />

durch <strong>die</strong> «Freunde <strong>der</strong> Theaterausbildung<br />

ZHdK» finanziert und von <strong>der</strong> Stiftung Lis<br />

und Roman Clemens vergeben. Als EmpfängerInnen<br />

des För<strong>der</strong>preises kommen<br />

Stu<strong>die</strong>rende in Betracht, <strong>die</strong> den BA Theater,<br />

Vertiefung Szenografie, erfolgreich abgeschlossen<br />

haben. För<strong>der</strong>preis und Stiftung<br />

sind nach dem deutschen Bühnenbildner<br />

und Gestalter Roman Clemens (1910–1992)<br />

benannt, <strong>der</strong> in Zürich grosse Bekanntheit<br />

geniesst. Von 1927 bis 1931 war er Schüler<br />

am Bauhaus. Später arbeitete er als Bühnenbildner<br />

in Dessau und am Opernhaus<br />

Zürich. Clemens war unter an<strong>der</strong>em auch<br />

<strong>der</strong> Gestalter des <strong>Zürcher</strong> <strong>Kino</strong>s Studio 4,<br />

dem heutigen Filmpodium, und schuf zahlreiche<br />

Bühnenarbeiten für das Opernhaus<br />

Zürich. (jhu)<br />

http://szenografie.zhdk.ch<br />

Mehrfache Auszeichnungen<br />

für <strong>die</strong> taZ in Solothurn<br />

Am Wochenende vom 2. und 3. Juni 2012<br />

fand im Konzertsaal Solothurn zum 17.<br />

Mal <strong>der</strong> Internationale Ballettwettbewerb<br />

Solothurn statt. 94 Jugendliche im Alter<br />

von 12 bis 17 Jahren nahmen am zweitätigen<br />

Wettbewerb teil. Die Nachwuchstalente <strong>der</strong><br />

Tanz Akademie Zürich (taZ) übertrafen <strong>die</strong><br />

Vorjahresresultate gleich um vier Medaillen:<br />

18 SchülerInnen und Stu<strong>die</strong>rende erreichten<br />

mit ihren Präsentationen eine Platzierung<br />

in den ersten 6 Rängen; 10 davon wurden<br />

von einer Fachjury mit Gold­, Silber­ und<br />

Bronzemedaillen ausgezeichnet.<br />

In <strong>der</strong> ersten Alterstruppe <strong>der</strong> Jahrgänge<br />

1999/2000 gewannen Mara-Angelina<br />

Ritsch <strong>die</strong> Gold­ und saskia lehmann <strong>die</strong><br />

Bronzemedaille. In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Jahrgänge<br />

1997/1998 bekamen lou spichtig <strong>die</strong><br />

Gold­ und laura Fernandez <strong>die</strong> Bronzemedaille.<br />

Bei den Damen <strong>der</strong> Jahrgangsgruppe<br />

1995/1996 wurden Maiko Tsutsui mit <strong>der</strong><br />

Goldmedaille, Taela Williams mit <strong>der</strong><br />

Silbermedaille und cornelia seibold mit<br />

<strong>der</strong> Bronzemedaille geehrt. In <strong>der</strong>selben<br />

Altersgruppe <strong>der</strong> Herren wurde Patrick<br />

Bruppacher <strong>die</strong> Goldmedaille, Masafumi<br />

okuzono <strong>die</strong> Silbermedaille und Alexandre<br />

Bezuijen <strong>die</strong> Bronzemdeaille verliehen.<br />

(Sabine Albrecht)<br />

1. Preis für Kunst-am-Bau-<br />

Projekt von Florian Dombois<br />

Florian Dombois, Leiter des Forschungsschwerpunkts<br />

Transdisziplinarität, hat den<br />

1. Preis für ein Kunst­am­Bau­Projekt im<br />

Innenhof des Landtagsneubaus in Potsdam<br />

gewonnen. Der Neubau wird von <strong>der</strong><br />

historischen Fassade des preussischen<br />

Stadtschlosses umkleidet. Mit zwei illusionistischen<br />

Pavillons, abgeleitet aus dem<br />

Zentraloval des Schlosses Sanssouci und<br />

unter Verwendung digitaler Technologien,<br />

holt Dombois mit seinem Projekt «Zugabe»<br />

<strong>die</strong> Zeitgenossenschaft vor <strong>die</strong> Fassade und<br />

thematisiert auf heiter­kritische Weise den<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau. Die Pavillons selber setzen<br />

sich vor allem mit Fragen des Modells und<br />

<strong>der</strong> Massstäblichkeit auseinan<strong>der</strong>, einem<br />

Thema des Forschungsschwerpunkts. Im<br />

zweistufigen Wettbewerb, dem grössten des<br />

Landes Brandenburg für <strong>die</strong>se Legislaturperiode,<br />

wurde <strong>die</strong> Arbeit aus 100 Entwürfen<br />

ausgewählt. (jsc)<br />

www.brandenburg.de/cms/<br />

detail.php?gsid=bb1.c.297162.de<br />

Erster Preis am Lernfilm-<br />

Festival<br />

Manuela Beffa und Jonas Minnig, Stu<strong>die</strong>rende<br />

BA Design, Vertiefung Visuelle<br />

Kommunikation, haben beim Lernfilm­<br />

Festival 2012 den ersten Preis gewonnen.<br />

Den Wettbewerb für Animationsfilme mit<br />

didaktischem Inhalt veranstaltete <strong>die</strong>ses Jahr<br />

erstmals <strong>die</strong> Firma LerNetz (Zürich/Bern).<br />

Im Rahmen eines Unterrichtsmoduls des<br />

dritten Semesters, geleitet von Beatrice<br />

Kaufmann und Josef Renner (beide Assistenzen<br />

im Departement Design), wurden<br />

in Kooperation mit LerNetz verschiedene<br />

Lernfilme realisiert, welche <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

anschliessend beim Wettbewerb einreichten.<br />

Von <strong>die</strong>sen über 40 Filmen wählte eine Fachjury<br />

den Beitrag von Manuela Beffa und Jonas<br />

Minnig zum Siegerprojekt. (Peter Vetter)<br />

http://www.lernfilm.ch<br />

Les Souvenirs<br />

de Zürich West<br />

Zett 2–12 55<br />

Stu<strong>die</strong>rende des Masters Design haben im<br />

Rahmen des Festivals Art and the City einen<br />

Souvenirshop in Zürich­West eröffnet. «Les<br />

Souvenirs de Zürich West» gibt es noch bis<br />

23. September 2012. Der Shop befindet sich<br />

am Turbinenplatz und ist jeweils am Freitag,<br />

Samstag und Sonntag ab 12 Uhr offen:<br />

Souvenirs, Infomaterial, Café.<br />

Das Trendquartier Zürich­West boomt,<br />

<strong>der</strong> Souvenirmarkt blüht, da lässt auch <strong>der</strong><br />

Schwarzmarkt nicht lange auf sich warten.<br />

Souvenirs mit einem Augenzwinkern. Watch<br />

out for dealers!<br />

www.artandthecity.ch<br />

Jack Kunz<br />

und <strong>der</strong> Hyperrealismus<br />

Die Illustrationen des Schweizer Grafikers<br />

Jack J. Kunz (1919–2009) beeindrucken<br />

durch ihre fast magische Überzeichnung<br />

<strong>der</strong> Realität. Anfänglich vom Surrealismus<br />

und <strong>der</strong> Grafik Herbert Matters inspiriert,<br />

entwickelt Kunz einen hyperrealistischen<br />

Stil, <strong>der</strong> den «magischen Realismus» des<br />

Schweizer Sachplakats mit <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Pop Art zu verbinden weiss. Dies<br />

kommt nicht von ungefähr: An <strong>der</strong> damaligen<br />

Kunstgewerbeschule Zürich und bei Amstutz<br />

& Herdeg ausgebildet, wan<strong>der</strong>t Kunz 1947<br />

nach Amerika aus. Er lebt zwei Jahrzehnte


56 Zett 2–12 veranstaltungen<br />

lang in New York, wo er mit Herb Lubalin<br />

für Sudler & Hennessey und danach auf<br />

freier Basis u. a. für <strong>die</strong> Life Nature Library<br />

und das renommierte US­Magazin «Sports<br />

Illustrated» arbeitet. 1968 kehrt Kunz in <strong>die</strong><br />

Schweiz zurück und kreiert bis Mitte <strong>der</strong><br />

1980er­Jahre zahlreiche Illustrationen für <strong>die</strong><br />

Werbemittel von Kunden wie Suchard, Toni,<br />

Bell, EDP Support, American Express und<br />

<strong>die</strong> Post. Das Museum für Gestaltung Zürich,<br />

dessen Grafiksammlung den Nachlass von<br />

Jack Kunz besitzt, widmet ihm als posthume<br />

Hommage eine kleine Ausstellung. (bju)<br />

Vernissage: 11.9., 19h, Ausstellung: 11.9. bis<br />

14.10.2012, Ausstellungsstrasse 60, Vestibül und<br />

Bibliotheksgang<br />

Lange Nacht <strong>der</strong><br />

<strong>Zürcher</strong> Museen 2012<br />

In den <strong>Zürcher</strong> Museen gibt es am 1./2.<br />

September wie<strong>der</strong> eine lange Nacht. Auch<br />

das Museum für Gestaltung Zürich und das<br />

Museum Bellerive laden zum Nachtschicht­<br />

Programm ein und bieten Führungen durch<br />

<strong>die</strong> aktuellen Ausstellungen an. Zudem kann<br />

in <strong>die</strong> Welt <strong>der</strong> Animation eingetaucht werden:<br />

Das Festival Fantoche präsentiert Publikumslieblinge<br />

und High­Risk­Preisträger<br />

– zum Lachen, Träumen und Staunen. Im<br />

Park ist das Schauspielhaus Zürich mit dem<br />

Theaterwagen zu Gast und lässt <strong>die</strong> Welt<br />

in einer Karte aus PET­Flaschen entstehen<br />

sowie eine Gummiente von ihrem Treiben<br />

im Pazifik erzählen. Die Liveband Strozzini<br />

spielt rockig und sanft, während in Larry‘s<br />

Tattoo­Show temporäre Kunstwerke auf <strong>die</strong><br />

Haut <strong>der</strong> Kundinnen und Kunden gezaubert<br />

werden. Den Hunger vertreibt Faro Catering<br />

mit mediterranen Gaumenfreuden.<br />

Das Museum Bellerive präsentiert innerhalb<br />

<strong>der</strong> Ausstellung «Entfesselt – Schmuck ohne<br />

Grenzen» Schmuck für das Ballett Romeo und<br />

Julia am <strong>Zürcher</strong> Opernhaus, das im Oktober<br />

Premiere hat. Und während <strong>der</strong> Performance<br />

«Schmuck­Quickies+» fertigt <strong>die</strong> Künstlerin<br />

Yuko Oyama Schmuck für Personen, <strong>die</strong> sich<br />

dafür freiwillig zur Verfügung stellen. (lve)<br />

Lange Nacht <strong>der</strong> Museen: 1./2. September 2012,<br />

19–02 h, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse<br />

60; Museum Bellerive, Höschgasse 3.<br />

Weitere Infos unter: www.langenacht.ch<br />

Designpreise 2012<br />

Die Ausstellung «Designpreise <strong>der</strong> Schweizerischen<br />

Eidgenossenschaft» präsentiert <strong>die</strong><br />

Arbeiten <strong>der</strong> GewinnerInnen des Eidgenös­<br />

sischen Preises für Design und des Grand<br />

Prix Design. Der vom Bundesamt für Kultur<br />

(BAK) jährlich veranstaltete Wettbewerb ist<br />

eines <strong>der</strong> wichtigsten För<strong>der</strong>instrumente<br />

im Bereich des Designs in <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Dem Vorschlag <strong>der</strong> Jury folgend, werden<br />

sowohl nachhaltige Produkte aus serieller<br />

Herstellung als auch Erfolg versprechende<br />

Prototypen sowie experimentelle Arbeiten –<br />

als Unikate o<strong>der</strong> in Kleinstserien produziert<br />

– ausgezeichnet.<br />

Die prämierten Arbeiten werden von Oktober<br />

2012 bis Januar 2013 im Museum Bellerive<br />

gezeigt und gewähren einen spannenden<br />

Einblick in das zeitgenössische Schaffen<br />

<strong>der</strong> Schweizer Designkultur. Zu sehen<br />

sind Produkte aus den Gestaltungsfel<strong>der</strong>n<br />

Mode, Schmuck, Textil, Grafik, Fotografie,<br />

Industriedesign sowie <strong>der</strong> Szenografie und<br />

<strong>der</strong> Vermittlung, <strong>der</strong>en UrheberInnen AbsolventInnen<br />

<strong>der</strong> Schweizer Fachhochschulen<br />

o<strong>der</strong> auch bereits etablierte Designschaffende<br />

sind. (Jacqueline Greenspan)<br />

Vernissage: 25.10.2012, 19 h, Ausstellung:<br />

26.10.2012–27.1.2013, Museum Bellerive,<br />

Höschgasse 3<br />

Was können <strong>die</strong> Künste<br />

für <strong>die</strong> urbane<br />

Gesellschaft tun?<br />

Diese Frage stellt <strong>die</strong> interdisziplinäre<br />

Konferenz reART:theURBAN vom 25. bis 27.<br />

Oktober 2012 im Theaterhaus Gessnerallee.<br />

Sie wird organisiert vom Team des Nationalfonds­Forschungsprojekts<br />

«Re/Okkupation»<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Imanuel Schipper<br />

in Kollaboration mit dem Master Transdisziplinarität,<br />

<strong>der</strong> ETH Zürich und The<br />

International Network for Urban Research<br />

(INURA). Die Konferenz bringt durch ihren<br />

interdisziplinären Ansatz und <strong>die</strong> innovativen<br />

Formate international renommierte<br />

WissenschaftlerInnen und Kunstschaffende<br />

zusammen. Keynote­RednerInnen sind etwa<br />

<strong>der</strong> Philosoph Slavoj Žižek, <strong>der</strong> Geograf Erik<br />

Swyngedouw, <strong>der</strong> Urbanist Charles Landry,<br />

<strong>die</strong> Performance­Wissenschaftlerin Shannon<br />

Jackson und <strong>der</strong> Soziologe Dirk Baecker.<br />

Neben Vorträgen und Diskussionen werden<br />

künstlerische Interventionen und Workshops<br />

angeboten, unter an<strong>der</strong>em von KünstlerInnen<br />

und Künstlerkollektiven wie etwa Public<br />

Movement, Blast Theory, stadttheater.tv und<br />

Rimini Protokoll. (jsc)<br />

Stu<strong>die</strong>rende können zu einem Son<strong>der</strong>preis von CHF<br />

20 an <strong>der</strong> Tagung teilnehmen und <strong>die</strong> Performance<br />

von Rimini Protokoll am 25. o<strong>der</strong> 26. Oktober 2012<br />

besuchen.<br />

Forumsreihe<br />

«Aufführung von Musik»,<br />

Herbstsemester 2012<br />

Die Reihe stellt musikalische Arbeiten und<br />

Experimente aus allen Departementen <strong>der</strong><br />

ZHdK vor und diskutiert <strong>die</strong>se mit Ruth<br />

Schweikert, Observer­in­Residence 2012/13,<br />

MusikexpertInnen und dem Publikum. Die<br />

unterschiedlichen Aufführungen stehen für<br />

den innovativen Umgang mit dem klassischen<br />

Darstellungsformat Konzert und zeigen auf,<br />

wie an<strong>der</strong>e Disziplinen aktiv mitgestaltend<br />

auf <strong>die</strong> Musik einwirken und <strong>die</strong>se – mit<br />

Sinngewinn – verän<strong>der</strong>n können. Die im<br />

Herbstsemester monatlich stattfindende<br />

Reihe <strong>der</strong> Plattform Z+ ist ein Beitrag zum<br />

Jahresthema «Darstellungsformate im Wandel<br />

– Zur Aufführung von Musik». (jsc)<br />

Veranstaltungen: 3. und 31. Oktober, 14. November,<br />

5. Dezember 2012, 16. Januar 2013<br />

Programm: http://zplus.zhdk.ch<br />

Musik 12/13<br />

Null Bock auf das Ende <strong>der</strong> Ferienzeit? –<br />

Dann beschaffen Sie sich doch etwas Lesefutter<br />

zum Durchstarten: «Vom Nullpunkt»,<br />

dem Jahresthema des Departements Musik,<br />

handeln Essays, Symposien und zahlreiche<br />

Konzerte im Stu<strong>die</strong>njahr 2012/13. Zu finden<br />

sind <strong>die</strong>se im «Jahresprogramm Musik<br />

2012/13», das an zahlreichen Standorten <strong>der</strong><br />

ZHdK aufliegt, o<strong>der</strong> im Netz. (dhu)<br />

www.zhdk.ch/?jahresprogrammdmu<br />

Popstu<strong>die</strong>rende <strong>der</strong> ZHdK<br />

am Festival Live at Sunset<br />

Wir freuen uns, <strong>die</strong> neuste Kooperation <strong>der</strong><br />

ZHdK bekannt zu geben: Am jährlich im<br />

Juli stattfindenden Festival Live at Sunset<br />

in Zürich werden künftig Popstu<strong>die</strong>rende<br />

<strong>der</strong> ZHdK mit ihren Bands vor internationalen<br />

Acts <strong>die</strong> Bühne anheizen. Den Anfang<br />

machten <strong>die</strong>ses Jahr:<br />

Aaron Wegmanns «Most of the time» vor<br />

James Morrison; Levin Degers «Levin» vor


vermischtes<br />

Alanis Morissette; «Raphael Jost Band»<br />

vor Caro Emerald; Miriana Hochreuteners<br />

«Anascent» vor Lady Antebellum; Simone<br />

Baumanns «Moni‘s Milchchäschtli» vor<br />

Katie Melua. (dhu)<br />

www.liveatsunset.ch/<br />

Gnom mit Biss<br />

Das 2007 bei ZHdK Records erschienene<br />

Hörspiel «Dr knackigi Gnom» wurde am<br />

2. sonOhr Hörfestival in Bern mit dem Publikumspreis<br />

ausgezeichnet. Das Hörspiel, das<br />

von DRS 2 ausgestrahlt wurde, ist von und<br />

mit Christin Glauser und Philippe Graff,<br />

mit Musik von Moritz Müllenbach, ge spielt<br />

von Isora Castilla (Klavier) und Moritz<br />

Müllenbach (Cello) – eine Zusammenarbeit<br />

von ehemaligen Theater­ bzw. Musikstu<strong>die</strong>renden<br />

<strong>der</strong> ZHdK. (dhu)<br />

Die CD kann u. a. über zhdkrecords.zhdk.ch bezogen<br />

werden.<br />

Saving Philotas<br />

Philotas ist ein junger Prinz. Hoch motiviert<br />

zieht er in seine erste Schlacht, gerät aber<br />

sofort in Kriegsgefangenschaft. Auf <strong>die</strong> Frage,<br />

wie er seinem Vaterland <strong>jetzt</strong> noch <strong>die</strong>nen<br />

kann, findet er eine fanatische Lösung: Er<br />

begeht Selbstmord.<br />

Marcel Grissmer, Miriam Walther Kohn und<br />

Christopher Kriese, Stu<strong>die</strong>rende des Masters<br />

Theater, befragten in Tel Aviv zusammen<br />

mit arabischen und jüdischen Jugendlichen<br />

das Schicksal von Lessings Titelhelden und<br />

schrieben es für <strong>die</strong> Bühne um.<br />

Das Projekt entstand an <strong>der</strong> jüdischen Aleph<br />

High School of Arts und <strong>der</strong> arabischen<br />

Ajyal High School, <strong>die</strong> dafür erstmals<br />

ko operierten. Premiere feierte das Stück<br />

am 15. Juli 2012 im Arab­Hebrew Theatre<br />

in Jaffa, das sich <strong>der</strong> Verständigung bei<strong>der</strong><br />

Kulturen verschrieben hat. Der Prozess des<br />

gemeinsamen Theaterspielens wurde hier<br />

zur Metapher für ein friedliches Miteinan<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> kommenden Generation. Um <strong>die</strong>se<br />

Metapher zugänglich zu machen, entstand<br />

ein Film, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Erarbeitung des Stücks und<br />

seine Bezüge zum Nahost­Konflikt reflektiert.<br />

Auch <strong>die</strong> Jugendlichen haben gefilmt und so<br />

einen persönlichen Einblick in ihren Alltag<br />

ermöglicht.<br />

Ein Theaterprojekt von «Neue Dringlichkeit»<br />

(siehe «Zett» 2–2011, S. 18). (Marcel Grissmer,<br />

Miriam Walther, Christopher Kriese)<br />

Der Film ist abrufbar unter: www.savingphilotas.org<br />

Website zum Symposium<br />

Design 2012<br />

In <strong>die</strong>sem Jahr hiess das Thema des ZHdK­<br />

Symposiums Design «Smart&Dirty – Was<br />

bedeutet Energieeffizienz im Design?». Am<br />

19. März 2012 begaben sich Stu<strong>die</strong>rende<br />

und Dozierende des Departements Design<br />

gemeinsam mit ExpertInnen auf <strong>die</strong> Suche<br />

nach verdeckten Energiebilanzen in realen<br />

und virtuellen Produkten. Die Präsentationen<br />

von internationalen Gästen wie Prof.<br />

Dr. Michael Braungart (Cradle­to­Cradle­<br />

Experte), Kaspar Schuler (Greenpeace<br />

Schweiz) und Christiaan Maats (OAT Shoes)<br />

reflektierten zeitgenössische Designprozesse<br />

und zeigten Handlungsperspektiven<br />

für nachhaltige Produktionswege auf. Das<br />

Symposium wurde von den Stu<strong>die</strong>nvertiefungen<br />

Game Design und Industrial Design<br />

konzipiert und ausgerichtet. Die Stu<strong>die</strong>nvertiefung<br />

CAST zeichnete <strong>die</strong> einzelnen<br />

Vorträge <strong>der</strong> RednerInnen auf. Diese sind im<br />

Internet abrufbar. Neben den Videobeiträgen<br />

finden sich auf <strong>der</strong> Website auch detaillierte<br />

Informationen zu den einzelnen Gästen<br />

sowie weiterführende Link­Sammlungen<br />

und <strong>die</strong> Gruppenarbeiten, <strong>die</strong> im Rahmen des<br />

anschliessenden interdisziplinären Bachelor­<br />

Design­Moduls zum gleichnamigen Thema<br />

entstanden sind. (Maike Thies)<br />

http://symposiumdesign.zhdk.ch<br />

Neues für den Garten<br />

Die Vertiefung Industrial Design pflegt regen<br />

Kontakt zu verschiedenen Industriepartnern.<br />

Dies, um <strong>die</strong> Lehre mit realen Aufgabenstellungen<br />

möglichst praxisnah zu gestalten und<br />

auch, um Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong> Möglichkeit zu<br />

geben, Entwürfe schon während <strong>der</strong> Ausbildung<br />

professionell produzieren zu lassen. In<br />

<strong>die</strong>sem Magazin (vgl. «Zett» 2–2011, S. 48)<br />

ist bereits über den Gestaltungswettbewerb<br />

berichtet worden, den <strong>die</strong> Vertiefung mit<br />

Zett 2–12 57<br />

Grütter Kunststoff + Formen AG durchgeführt<br />

hatte, soweie über <strong>die</strong> glücklichen<br />

GewinnerInnen. Student Pete Patrick Bürgy,<br />

Erstplatzierter im Wettbewerb, kann sich<br />

nun über einen weiteren Erfolg freuen: Sein<br />

Pflanzengefäss «Paso Doble» wird seit ein<br />

paar Monaten von <strong>der</strong> Firma produziert und<br />

vertrieben. Das Gefäss, welches ebenso als<br />

Einzelobjekt wie auch als eine aneinan<strong>der</strong>gefügte<br />

Gruppe funktioniert und durch seine<br />

praktische Stapelbarkeit überzeugt, ist das<br />

erste Industrieprodukt des Jungdesigners.<br />

Bisher sammelte Bürgy Erfahrungen im<br />

Bereich von Einzelanfertigungen. Die Vorstellung,<br />

dass sein Pflanzengefäss <strong>die</strong>sen<br />

Sommer in den Gärten und auf den Terrassen<br />

<strong>der</strong> Schweiz anzutreffen ist, macht ihn zu<br />

Recht etwas stolz. (Cyril Kennel)<br />

«Dada New York III: The<br />

Metaphysics of Sitting»<br />

Unter <strong>die</strong>sem Titel fand im Cabaret Voltaire<br />

in Zusammenarbeit mit Bachelor­Stu<strong>die</strong>renden<br />

<strong>der</strong> Vertiefungen Fotografie, Bildende<br />

Kunst, Mediale Künste und Theorie des<br />

Departements Kunst & Me<strong>die</strong>n eine dreimonatige<br />

Ausstellung statt. KünstlerInnen und<br />

TheoretikerInnen setzten sich dabei eingehend<br />

mit Dada New York auseinan<strong>der</strong> und<br />

wagten <strong>die</strong> Suche nach <strong>der</strong> metaphysischen<br />

Dimension von Dingen. Dada kann man<br />

we<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>beleben noch reproduzieren.<br />

Dada ist eine Behauptung. Eine Setzung. Und<br />

damit auch ein Wagnis, ein Exponieren. O<strong>der</strong><br />

ganz einfach: Es ist doch bemerkenswert,<br />

dass sich eine Gruppe mit Dada beschäftigt<br />

und sich dabei erneut <strong>der</strong> Metaphysik<br />

von Alltagsdingen widmet und nicht <strong>der</strong><br />

Verführung <strong>der</strong> Klischees <strong>der</strong> Provokation<br />

und <strong>der</strong> Groteske verfällt, wie es bei Dada<br />

oft <strong>der</strong> Fall war. Ein vielfältiges Rahmenprogramm,<br />

<strong>die</strong> Veranstaltungsreihe «Para Dada»,<br />

thematisierte verschiedene metaphysische,<br />

astrologische o<strong>der</strong> gar okkulte Bereiche.<br />

(Sofia Bempeza)<br />

Als begleitende Publikation zur Ausstellung erschien<br />

im Vexer Verlag St. Gallen ein Gedichtband<br />

unter dem geheimnisvollen Titel Modul BMK –<br />

BMK - 11H – INT – PRFO – 01, 206 Seiten,<br />

CHF 20; per Mail bestellbar unter: info@vexer.ch


58 Zett 2–12 impressum / carte blanche<br />

Impressum<br />

«Zett», das Magazin <strong>der</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>der</strong> Künste, erscheint dreimal<br />

jährlich.<br />

Herausgeberin: <strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong><br />

Künste, <strong>Zürcher</strong> Fachhochschule<br />

Redaktion: Heike Pohl (hpo, Leitung),<br />

Adriana Bognar (abo), Hochschulkommunikation<br />

Externe redaktionelle Mitarbeit:<br />

Chantal Frey (Textredaktion, Lektorat,<br />

Korrektorat).<br />

Redaktionsteam: Eva Brüllmann (ebr),<br />

Services, Barbara Draeyer (bdr), Kunst<br />

& Me<strong>die</strong>n, Daniela Huser (dhu), Musik,<br />

Elisabeth Krüsi (ekr), Design, Judith<br />

Hunger ( jhu), Darstellende Künste und<br />

Film, Janine Schiller ( jsc), Kulturanalysen<br />

und Vermittlung, Leona Veronesi (lve),<br />

Museum für Gestaltung Zürich, Stefan<br />

Schöbi (ssc), Hochschulkommunikation,<br />

Caroline Brühlmann/Timo Krstin (SturZ)<br />

Gestaltung und Produktion: Moritz Wolf,<br />

Regula Bearth, Betty Fleck<br />

Druck: Ropress Genossenschaft Zürich<br />

Papier: BVS glänzend, 170 g/m 2 ; Reprint<br />

FSC, 90 g/m 2 ; Schriften: Neue Helvetica,<br />

Haettenschweiler Regular, Mercury;<br />

Auflage: 5000<br />

Copyright: Der Nachdruck von Artikeln<br />

ist unter Quellenangabe gestattet. Belegexemplare<br />

erwünscht.<br />

«Zett» ist auch digital als E­Paper<br />

und PDF­Datei erhältlich:<br />

epaper.zhdk.ch<br />

cc.zhdk.ch<br />

Redaktionsschluss «Zett» 3–2012:<br />

11. oktober 2012<br />

<strong>Zürcher</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste<br />

Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich<br />

www.zhdk.ch<br />

Feedback<br />

und Anregungen<br />

zu «Zett»:<br />

heike.pohl@zhdk.ch<br />

adriana.bognar@zhdk.ch<br />

Rechte Seite:<br />

carte blanche von Vera Buck,<br />

Master Transdisziplinarität,<br />

Dept. Kulturanalysen und Vermittlung


www.zhdk.ch

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