Schloss Slavkov – Austerlitz - Zámek Slavkov - Austerlitz
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Das <strong>Schloss</strong> <strong>Slavkov</strong> gehört zu den ältesten, erhalten gebliebenen<br />
Herrschaftssitzen in Mähren. Anstelle des <strong>Schloss</strong>es<br />
wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine<br />
Kommende für den Deutschherrenorden errichtet. Als deren<br />
Eigentum wird <strong>Austerlitz</strong> erstmals im Jahre 1237 erwähnt.<br />
Teile des Wohngebäudes und die runden Treppentürme<br />
blieben bis heute erhalten und befinden sich im Souterrain<br />
des <strong>Schloss</strong>es als Teil des <strong>Schloss</strong>hofes. Ende des 16. Jahrhunderts,<br />
vermutlich zu Zeiten von Oldřich III. von Kaunitz,<br />
wurde auf den älteren Fundamenten ein Renaissanceschloss<br />
mit einem Vierflügelgrundriss, Arkaden und einem massiven<br />
Prismenturm errichtet.<br />
Den Anstoß zur barocken Umgestaltung des Renaissancesitzes<br />
der Familie von Kaunitz in <strong>Slavkov</strong> gab Ende des 17.<br />
Jahrhunderts Dominik Ondřej von Kaunitz. Mit der Aufgabe,<br />
anstelle der ungeeigneten Renaissancearchitektur einen repräsentativen<br />
Sitz der Adelsfamilie zu errichten, beauftragte<br />
er den italienischen Architekten Domenik Martinelli aus<br />
Lucca. Einen Entwurf des barocken Neubaus im sog. Donau-<br />
Barock führte Martinelli in den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts<br />
aus. Im Entwurf einbezogen waren neben dem <strong>Schloss</strong><br />
auch die Gestaltungs- und Umbauarbeiten eines groβen Teils<br />
der Stadt, einschlieβlich der neuen Pfarrkirche. An der Stelle,<br />
an der sich heutzutage ebenerdige, halbrunde Pferdestallgebäude<br />
befinden, sollte der Hofplatz ursprünglich von einem<br />
Eingangstor umschlossen sein.<br />
Mit dem Bau des <strong>Schloss</strong>es begann man in den letzen Jahren<br />
des 17. Jahrhunderts unter der Aufsicht der lokalen Maurermeister.<br />
Ab und zu inspizierte Martinelli persönlich den<br />
Fortgang des Baugeschehens. Als erstes entstand der Mittelteil<br />
des westlichen Flügels mit massiv erweiterten Ecksteinen<br />
und zwei angrenzenden Seitenflügeln. In der Mitte wurde der<br />
Westgraben von einer Brücke mit mehreren Treppenstufen<br />
überbrückt. Die zurückgehende mittlere Stirnwand wurde in<br />
dem Stockwerk über der Brücke durch einen Balkon mit Gartenausblick<br />
betont, der zum zentralen Raum im 1. Stockwerk<br />
des westlichen Flügels gehört.<br />
Typisch für einen Martinelli-Innenraum waren zwei getrennte<br />
Treppen und ein längliches Vestibül, gegliedert durch<br />
massive Sockel. Urheber der Innenraumdekorationen waren<br />
ebenfalls italienische Künstler. Die Freskomalereien stammen<br />
von Andrea Lanzani, der eng mit dem Stuckateur Santino<br />
Bussi zusammenarbeitete. Die Bildhauereielemente und<br />
Skulpturen gehen auf Giovanni Giuliani zurück. Im Jahre<br />
1705 starb Dominik Ondřej, Initiator<br />
der Umbauarbeiten auf dem<br />
<strong>Austerlitz</strong>er <strong>Schloss</strong>.<br />
GESCHICHTE DES SCHLOSSES<br />
Damals wurde nur der westliche Flügel vollendet. Nachfolger<br />
und Erbe war sein Sohn Maxmilián Oldřich, Reichsgraf<br />
von Rietberg, seit dem Jahre 1720 Landshauptmann. Nach<br />
dem Jahre 1720 konzentrierte er sich ebenfalls auf die Fertigstellung<br />
des <strong>Schloss</strong>es. Einen Nachfolger für Martinellis<br />
Bauvorhaben fand er in dem italienischen Architekten Ignác<br />
Valmaggini. Da man einen groβen Festsaal und eine prachtvolle<br />
Eingangsfassade benötigte, wurden die ursprünglichen<br />
Pläne von Martinelli maβgeblich geändert, die sich auf den<br />
Hofteil im westlichen Flügel mit Gewölbeunterführung bezogen.<br />
Die Bemühungen um eine repräsentative Gestalt des Hofplatzes<br />
führten zu einer Quererweiterung der Seitenflügelenden<br />
und zur Verbreiterung der Hofseiten. Dadurch entstand<br />
ein groβer Eingangsbereich, der auf der gegenüberliegenden<br />
Seite durch ähnliche Pferdestallbögen umgrenzt war. Zu<br />
Beginn der 30er Jahre des 18. Jahrhunderts wurde der Baumeister<br />
Václav Petruzzi mit der Fertigstellung des Bauwerkes<br />
beauftragt.<br />
Maxmilián Oldřich erlebte jedoch nicht mehr die bauliche<br />
Vollendung des <strong>Schloss</strong>es. Das Verdienst der Fertigstellung<br />
des gesamten <strong>Schloss</strong>komplexes gebührt erst seinem Sohn,<br />
Václav Antonín Graf von Kaunitz-Rietberg, der bedeutendste<br />
Repräsentant der Familie von Kaunitz, ab dem Jahre 1764<br />
Reichsfürst, Staatsminister, Kanzler von Maria Theresia, Leopold<br />
II., Joseph II. und Franz II. Kurz nachdem er das Familienerbe<br />
von seinem Vater übernommen hatte, stand bereits<br />
das Hauptgebäude, einschlieβlich des südlichen Flügels. Die<br />
Außengestaltung der neu errichteten Teile wurde Martinellis<br />
westlicher Stirnwand angepasst. Im Inneren dominierten jedoch<br />
klassizistische Elemente. Die frühere reiche Stuck- und<br />
Freskodekorationen wurden durch lineare Gliederungen der<br />
groβen Flächen mit eleganter Dekoration ersetzt.<br />
Ähnlich wurden auch die Decken des länglichen Vestibüls<br />
im Erdgeschoss, das Tonnengewölbe in den Gängen des<br />
ersten Stockwerks beider <strong>Schloss</strong>flügel und die Decke und<br />
Wände der nördlichen Treppe dekoriert. Was die Raumgestaltung<br />
betrifft, wurde der Schwerpunkt auf den zentralen<br />
Festsaal gelegt, wo im Jahre 1767 eine Illusionsbemalung<br />
des Wiener Hof-Freskomalers Josef Pichler entstand. Der<br />
Kanzler von Kaunitz beendete auch die Gestaltungen des<br />
ehemaligen Speisesaales, also des „Saales der Vorfahren“, wo<br />
er Porträts seiner Eltern, Groβeltern und seiner Ehefrau in<br />
Überlebensgröβe anbringen ließ. Zu den letzten Arbeiten gehört<br />
die Bemalung der Heilig-Kreuz-Kapelle, die von Pichler<br />
im Jahre 1769 ausgeführt wurde.<br />
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