4 AKTIV LEBEN Shoppen ohne Frust
„E<strong>in</strong>kaufen macht doch ke<strong>in</strong>en Spaß“ – gerade von Frauen über 50, <strong>der</strong>en Figuren nicht mehr den Idealmaßen entsprechen, die sie sich selbst verordnet hatten, ist dieser Satz nicht selten zu hören. Der Seufzer entspr<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> Erfahrung, dass es beim „Shoppen“ – e<strong>in</strong>e Aktivität, welche eigentlich Frau Freude und Entspannung br<strong>in</strong>gen soll – häufig schwierig ist, Damenoberbekleidung zu f<strong>in</strong>den, welche zur eigenen Persönlichkeit, dem eigenen Stil und <strong>der</strong> altersentsprechenden Figur passt. An konfektionierten, farblich bis <strong>in</strong>s Detail vorgegebenen „Looks“ hat sich Frau satt gesehen, Mode, <strong>der</strong> man die Herkunft „von <strong>der</strong> Stange“ ansieht, kommt ohneh<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong> Betracht. Zugegeben: Das Angebot für Frauen über 50 ist nicht gerade üppig. Für Frust o<strong>der</strong> gar Verzweiflung besteht aber ke<strong>in</strong> Grund, da „aufgeklärte“ Modefachgeschäfte Personen mit nicht angeblichen Idealmaßen entsprechenden Figuren nicht (mehr) ignorieren, wie dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit häufig <strong>der</strong> Fall war. Fachgeschäfte mit hochwertiger Damenoberbekleidung (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel dann auch nicht billiger) kooperieren regelmäßig mit Än<strong>der</strong>ungsschnei<strong>der</strong>eien, verfügen teilweise über eigene Ateliers vor Ort, welche flexibel auf Beson<strong>der</strong>heiten und Wünsche von Kund<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>gehen. Frauen 50 plus fragen sich auch: Ist me<strong>in</strong>e Bekleidung zeitgemäß? B<strong>in</strong> ich überhaupt auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zeit? Kann ich „trendige“ Kleidung tragen? Die Antwort lautet: Das kommt darauf an! E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigen Botschaften <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Designer/<strong>in</strong>nen im Jahr 2010 ist: „Nicht alles ist möglich“ (eigentlich e<strong>in</strong> selbstverständlicher Satz), aber auch: „Mode ist multioptional“. Will heißen: Was farblich und stilistisch und zu <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Person passt, ästhetisch also e<strong>in</strong> „Ganzes“ bildet, geht immer. Sportliches und Lässiges ist – wenn’s zu Frau passt – <strong>in</strong> Ordnung, ebenso eher Konservatives, wie beispielsweise Jacken, Röcke u. A. Frau sollte Wert legen auf beson<strong>der</strong>e Formen und Schnittraff<strong>in</strong>esse <strong>der</strong> Bekleidung. Bevorzugt werden sollten e<strong>in</strong>zelteilig zusammengestellte Outfits. Es geht nicht um entwe<strong>der</strong> sportlich/lässig o<strong>der</strong> geradl<strong>in</strong>ig/zurückhaltend, es geht darum, richtig zu komb<strong>in</strong>ieren. Eigene Outfits bestehend aus Hose o<strong>der</strong> Rock, Shirt und/ o<strong>der</strong> Jacke, dazu nach Gefallen Hut, Schal u. A. sollte Frau zu eigenen Kompositionen zusammenfügen. Je mehr Teile e<strong>in</strong>gesetzt werden, umso <strong>in</strong>dividuell e<strong>in</strong>zigartiger wird das Gesamtbild. Designerstoffe sollten „fließend leicht“, zu verschiedenen Anlässen (Alltag bis Kulturveranstaltung) <strong>in</strong> verschiedenen Komb<strong>in</strong>ationen tragbar se<strong>in</strong>. Steife Couture-Mode, Kleidung für wenige Anlässe (Theater u. A.) s<strong>in</strong>d we<strong>der</strong> im Aussehen noch im Tragekomfort o<strong>der</strong> Preis, vor allem nicht im „Anziehvergnügen“ den Komb<strong>in</strong>ations-/ Eigenkompositions-Outfits gleichwertig. Selbstbewusste Frauen lassen sich nicht e<strong>in</strong>schüchtern von Worten wie „Taille rückt wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Blickpunkt“ „die 50iger Jahre lassen grüßen“, „Petticoat-Röcke s<strong>in</strong>d zurück, schmale Taillen, ausladende Säume s<strong>in</strong>d typisch“. Solche Sätze sollten ablehnend belächelt, stattdessen Ausschau gehalten werden, nach vom Schnitt und Material her von <strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>zelteilen, welche zum Typ passen. E<strong>in</strong>zelteile können, wenn sie richtig ausgesucht worden s<strong>in</strong>d, meist beliebig komb<strong>in</strong>iert werden, wobei je nach Anlass das sportliche o<strong>der</strong> zurückhaltende E<strong>in</strong>zelteil hervorgehoben werden kann durch attr<strong>aktiv</strong>e Accessoires wie Schals, Schmuck u. Ä. Frau sollte vor allem darauf achten, dass nicht <strong>der</strong> Name bzw. die Marke das Kleidungsstück „schön“ macht, son<strong>der</strong>n die Qualität von Schnitt, Form und Materialien. Schön ist, was gefällt – vor allem Frau selbst. Wer dies beherzigt, dabei nicht gegen zurückhaltende Beratung von Fachverkäufer<strong>in</strong>nen resistent ist, wird am Ergebnis des E<strong>in</strong>kaufs Freude haben und nicht nur „Shoppen ohne Frust“, son<strong>der</strong>n „Shoppen mit Lust“. Gudrun Grenz, <strong>Speyer</strong> Die Verfasser<strong>in</strong> entwirft und produziert Damenoberbekleidung für Eigen- und Fremdgeschäften im In- und Ausland. 5