Ausgabe vom Oktober 2010 - in Stockenboi!
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Krank durch Übergewicht<br />
Abnehmen ist e<strong>in</strong>fach<br />
– das versprechen<br />
viele Anbieter<br />
verschiedener<br />
Programme. Das<br />
<strong>in</strong>dividuelle Körpergewicht<br />
steigt<br />
und immer mehr<br />
Jugendliche s<strong>in</strong>d<br />
üb e rge w i cht i g .<br />
Laut Umfragen steigt aber das Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong>.<br />
Wie passt das zusammen?<br />
Millionen werden ausgegeben zur<br />
Behandlung von Übergewicht und dessen<br />
Folgen. Die Folgen s<strong>in</strong>d jedoch nicht nur<br />
für die Gesellschaft, sondern auch für<br />
die Betroffenen äußerst unangenehm.<br />
Übergewicht erhöht das Risiko für Herz-<br />
Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck,<br />
Zucker und bestimmte Krebserkrankungen.<br />
Warum tun die Menschen sich diese<br />
meist „hausgemachten“ Erkrankungen<br />
an? Warum s<strong>in</strong>d so viele Angebote<br />
zur Gewichtsreduktion auf kurzfristigen<br />
Profit ausgerichtet? Warum reagiert die<br />
Politik so träge? Warum fährt die Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />
zweigleisig? E<strong>in</strong>erseits die<br />
Bio- u. Gesundheitsschiene, andererseits<br />
die nicht geklärte Gentechnikproblematik,<br />
schlechte Kennzeichnung der Lebensmittel,<br />
Ablehnung des Ampelsystems<br />
usw.. Das Fastfoodangebot nimmt ständig<br />
zu. Natürlich hat es der Konsument <strong>in</strong><br />
der Hand zu entscheiden, was und wo er<br />
kauft. Aber Menschen kann man bee<strong>in</strong>flussen<br />
und manipulieren. Werbung und<br />
die Bee<strong>in</strong>flussung von Geschmacks<strong>in</strong>n<br />
und visueller Wahrnehmung öffnen ungeahnte<br />
Ressourcen.<br />
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Fastfood<br />
süchtig macht. Süchtig nach mehr<br />
Zucker, nach mehr Fett, Geschmacksverstärker<br />
usw. E<strong>in</strong> wesentliches Merkmal e<strong>in</strong>er<br />
Drogensucht ist die Gewöhnung, auf<br />
die Süchtige mit e<strong>in</strong>er Steigerung der Dosis<br />
reagieren. Ähnlich reagiert der Mensch<br />
auf Fastfood. Tierversuche haben gezeigt,<br />
dass Tiere bereits nach e<strong>in</strong>er halbjährigen<br />
Gewöhnungszeit an Fastfood danach normales<br />
Natur belassenes Tierfutter bis zu<br />
14 Tage verweigerten.<br />
Schon hier wird deutlich, gegen welche<br />
Kräfte e<strong>in</strong> Programm zur Gewichtsregulierung<br />
anzukämpfen hat. Klar wird auch,<br />
dass e<strong>in</strong> seriöses Programm e<strong>in</strong>e hohe<br />
Kompetenz der beratenden und betreuenden<br />
Personen voraussetzt. Erstaunlicherweise<br />
ist aus gesundheitlicher Sicht nicht<br />
das Körpergewicht, auch nicht die Menge<br />
des gesamten Körperfettes entscheidend,<br />
sondern das unter der Bauchdecke liegende<br />
Bauchfett. Im Gegensatz: z.B. an den<br />
Oberschenkeln platziertes Fett produziert<br />
im Bauchraum liegendem Fett Entzün-<br />
46<br />
Mitteilungsblatt der Geme<strong>in</strong>de <strong>Stockenboi</strong><br />
dungssubstanzen, welche sich im Körper<br />
verbreiten und viele Folgeerkrankungen<br />
auslösen. Es konnte festgestellt werden,<br />
dass Bauchfett das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen<br />
noch stärker erhöht als<br />
Bluthochdruck oder Rauchen. Aber es ist<br />
auch gut belegt, dass Ernährungsumstellung,<br />
Bewegung und Sport nicht nur zu<br />
e<strong>in</strong>er Abnahme von Unterhautfettgewebe,<br />
sondern auch zu e<strong>in</strong>er Abnahme von verstecktem<br />
Bauchfett führt. Dabei ist neben<br />
dem Konditionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auch das Krafttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
entscheidend. Muskeln s<strong>in</strong>d die<br />
entscheidenden Gegenspieler des Fetts.<br />
Sie verbrauchen auch <strong>in</strong> Ruhe mehr Energie<br />
als Fett und s<strong>in</strong>d im Alter die Grundlage<br />
jeglicher Mobilität. Spätestens nach<br />
dem 30. Lebensjahr beg<strong>in</strong>nt der Körper<br />
Muskelmasse durch Fett und B<strong>in</strong>degewebe<br />
zu ersetzen. Dieser Entwicklung kann<br />
man durch Sport und Bewegung nicht nur<br />
gegen wirken, man kann sie sogar umkehren.<br />
E<strong>in</strong>e optimale Fettverbrennung wird<br />
erreicht, <strong>in</strong>dem man Nahrungszufuhr,<br />
Konditionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und Muskelaufbau<br />
<strong>in</strong>dividuell optimiert. Es ist heutzutage relativ<br />
leicht, Veränderungen zu registrieren<br />
und zu messen. Body-Impedanzanalyse,<br />
Umfangmessungen und die Körperwaage<br />
geben Auskunft genug, um Veränderungen<br />
festzustellen sowie zur Unterstützung<br />
der Motivation beizutragen.<br />
Der Grundste<strong>in</strong> zum Übergewicht wird<br />
meist schon <strong>in</strong> jungen Jahren gelegt. Immer<br />
öfter wird h<strong>in</strong>gewiesen, dass es immer<br />
mehr K<strong>in</strong>der und Jugendliche mit<br />
Übergewicht gibt. Aber auch bei den Erwachsenen<br />
steigt der Prozentsatz. Me<strong>in</strong>er<br />
Me<strong>in</strong>ung nach kann man der Sache nur<br />
Herr werden, wenn von verschiedenen<br />
Seiten Maßnahmen gesetzt werden. E<strong>in</strong>e<br />
davon wäre Aufklärung, Erziehung, Wissen<br />
vermitteln, denn viele Fehler im Ernährungsbereich<br />
basieren auf Unwissenheit<br />
oder Falschverständnis. Ich möchte<br />
an Hand von zwei Beispielen aufzeigen,<br />
wie etwas fehl laufen kann. E<strong>in</strong>e Episode<br />
passierte im Lebensmittelgeschäft.<br />
E<strong>in</strong>e Mutter steht im Wartebereich e<strong>in</strong>es<br />
Supermarktes an der Kasse. Dort ist leider<br />
e<strong>in</strong> breites Angebot von Süßigkeiten<br />
genau <strong>in</strong> Augen-Nasen-Höhe der K<strong>in</strong>der<br />
platziert. Das K<strong>in</strong>d bettelt (natürlich!?)<br />
um e<strong>in</strong>e Nascherei. Die Antwort der Mutter<br />
lautet wortgetreu: Ne<strong>in</strong> du kriegst jetzt<br />
nichts zum Naschen, du bekommst nachher<br />
e<strong>in</strong>en Traubenzucker (Dextro Energen).<br />
Das ist sprichwörtlich <strong>vom</strong> Regen<br />
<strong>in</strong> die Traufe! Leider ist Traubenzucker<br />
immer noch mit e<strong>in</strong>em guten Image behaftet,<br />
ist aber der Gipfel <strong>in</strong> der Pyramide<br />
der Süßigkeiten! Die Lösung solcher<br />
Probleme kann nur Aufklärung heißen.<br />
Denn die Abschaffung von Süßigkeiten<br />
oder Traubenzucker wird nicht gut möglich<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Das zweite Beispiel betrifft die Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie.<br />
Man sucht dort ständig<br />
nach Stoffen zur Gewichtsanreicherung,<br />
Haltbarmachung oder zur Geschmacksverstärkung.<br />
Mit Gelat<strong>in</strong>e hat man e<strong>in</strong>en<br />
gefunden. Gelat<strong>in</strong>e besteht zu 84 % aus<br />
Eiweiß, ist aber leider sehr m<strong>in</strong>derwertig.<br />
So wird Eiweiß – sprich Prote<strong>in</strong>, unsere<br />
wichtigste Nahrungsgrundsubstanz –<br />
missbraucht, um Füllmenge und andere<br />
nicht notwendige Effekte billigst zu erzielen.<br />
Me<strong>in</strong> Rat wäre, zurück zu Natur<br />
belassenen Lebensmitteln oder die Politik<br />
muss der „Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie“ Regeln<br />
vorsetzen, die uns wirklich vor Auswüchsen<br />
schützen (schwierig bei dieser<br />
mächtigen Lobby!). Zurück zum Übergewicht,<br />
welches uns wirklich auf lange Sicht<br />
krank macht: Zur besseren Beurteilung,<br />
wann es wirklich „brenzlig“ wird, gibt es<br />
dazu den Bodymaß<strong>in</strong>dex (BMI). Die e<strong>in</strong>fache<br />
Formel zur Ermittlung lautet:<br />
Körpergewicht (63 kg) : Körpergröße x Körpergröße<br />
(1,70m x 1,70m) = 21,7 BMI<br />
Werte von normalgewichtigen Personen<br />
liegen gemäß der Adipositas-Klassifikation<br />
der WHO zwischen 18,5 und 25, ab<br />
e<strong>in</strong>em BMI von 30 s<strong>in</strong>d übergewichtige<br />
Personen behandlungsbedürftig. Ab BMI<br />
24-25 sollte man se<strong>in</strong>en Bewegungs- und<br />
Aktivitätsbereich optimieren und Ernährungs-<br />
sowie Tr<strong>in</strong>kgewohnheiten durchforsten!<br />
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