Schloss Ippenburg
Country Style Living II
Leseprobe: Schloss Ippenburg
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SCHLOSS IPPENBURG
Eine Freifrau
und ihr Garten
Eden
Ein altes Schloss braucht moderne Menschen: Freifrau Viktoria von dem Bussche.
Schloss Ippenburg am nördlichen
Rand des Wiehengebirges,
in der Nähe von Bad Essen, ist
allein schon wegen seiner neugotischen
Architektur eine Sehenswürdigkeit.
Rund um den Familiensitz
schuf die junge Freifrau Viktoria
von dem Bussche, passionierte
Gärtnerin, eine Grünlandschaft voller
Romantik, Verträumtheit und
Harmonie. Beim Ippenburger
Schloss- und Gartenfestival präsentieren
sich hier die schönsten Gartenstile
der Welt.
Der Weg vom Garten zum Schloss
führt über Wiesen, vorbei an Gewächshäusern,
in denen unzählige
Pflanzen ihre Triebe an den Scheiben
in die Höhe schieben, an
blühenden Büschen und Wiesen.
Englische Deck Chairs bilden eine
Sitzgruppe neben dem angelegten
Badeteich. In den Burggraben mit
den Enten lassen Trauerweiden ihre
langen Äste hängen. Über das Was-
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Zweimal pro Jahr lädt Schloss Ippenburg mit
dem Country Life Festival zur Landpartie ein.
Eine
Einladung
zur
Landpartie
600 Jahre
Familientradition
ser führt eine Holzbrücke, die leicht
schwankt, wenn man darauf geht.
Erst spät erkennt man hinter den
hohen Kastanien und dem wilden
Wein die mächtigen Mauern des
Schlosses, auf denen sich Türmchen,
spitze Giebel und Gauben
drängeln. Wie groß die ganze Anlage
ist ahnt man erst, wenn man davor
steht, obwohl die beiden rückseitigen
Flügel vom Haupteingang
noch gar nicht zu sehen sind.
Wer die zentnerschwere Pforte aufstemmt,
findet sich in der neugotischen
Eingangshalle wieder. Wie in
einem Kirchenschiff stützt hier ein
Wald von Säulen ein filigran bemaltes
Deckengewölbe. Ornamente
verzieren die Grate der Bögen und
werfen symmetrische Muster in die
Decke. Graphisch wirkt auch der
Marmorfußboden, der mit seinen
streng linearen Einlegearbeiten die
geschwungenen Linien der Decke
komplementiert.
Ins Bild gesetzt: klassizistische Motive auf einer
Couchbespannung.
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Der Weg über die so genannte Rote
Treppe führt vorbei an den „Aufschwörungstafeln“.
Die dienten
früher als Nachweis für 16 adelige
Vorfahren, neben dem Besitz eines
Schlosses eine Voraussetzung für
die Aufnahme in die Ritterschaft.
Diesen Nachweis mussten zwei
„ehrenwerte Zeugen“ beschwören,
daher der Name.
Im oberen Stockwerk reihen sich
feudale Säle aneinander, die früher
die Wohnzimmer der Ritter waren.
Die uralten Wandteppiche holte ein
Ahne einmal aus einem holländischen
Schloss. Jede Wand verbildlicht
eine Jahreszeit. Der Salon
nebenan stellt die stilistische Ausnahme
dar.
Im Erdgeschoss liegen die wirklichen
Wohnräume. Weniger groß,
weniger prätentiös hat Viktoria von
dem Bussche hier Wohn-Ensembles
geschaffen. Der neugotische Architekturstil
ist in Antiquitäten aufgenommen.
Hier lässt man sich in
weiche Sessel fallen und hat nicht
das Gefühl, Museumsstücke zu
missbrauchen, in den Regalen steht
meterlang Literatur über Gärten.
Der Garten wurde aber nicht angelegt,
keine in symmetrische Formen
gezwängten Hecken und geharkten
Wege, wie man sie vielleicht auf einem
Schloss erwartet.
Alles um Schloss Ippenburg ist allmählich
gewachsen und noch lange
nicht vollendet. Nirgendwo stehen
gerade Pflanzreihen oder in Form
geschnittene Sträucher. Nur die
Pflanzen sind so ausgewählt, dass
ein ökologisches Gleichgewicht ent-
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steht. Dazwischen gibt es viel Ungeordnetes,
Zufälliges und liebevoll
Geduldetes in diesem Garten.
Auf dem gesamten Land um das
Schloss wechseln Garten-, Park-,
Wald- und Wildwuchselemente einander
ab. An jeder Ecke sieht es so
aus, als wäre der Gärtner gerade
mal etwas besorgen und macht sich
gleich wieder an die Arbeit. Trotzdem
ist der Garten kein Konglomerat.
Er ist ein lebendiger „magischer
Ort und die Harmonie einer geheimen
Ordnung“. Dazu ein Schloss
aus der Jahrhundertwende, ein Ort,
an dem schon zwei Schlösser vor
ihm standen, wo über 600 Jahre
Gärten gepflegt wurden und wieder
verwilderten, in Vergessenheit
gerieten und neu entdeckt wurden.
Schlossherr Philip von dem Bussche
ist Agrar- und Betriebswirt. Die Erhaltung
dieses Denkmals ist für die
von dem Bussches aber keine lästige
Pflicht, sondern eine kreative
Herausforderung. „Ein Denkmal
muss belebt sein, sonst ist es nicht
mehr als ein Haufen Steine“, lautet
das Motto.
Und da die Schönheit ihren Glanz
verliert, wenn man sie zu lange unter
Verschluss hält, öffnet Schloss
Ippenburg mehrmals im Jahr zu bestimmten
Anlässen seine Tore für
Besucher. Die größte Veranstaltung
aber ist das „Ippenburger Schlossund
Gartenfestival“. Nach dem Vorbild
englischer Adelshäuser, die
längst an bestimmten Tagen open to
the public sind, inszenieren über einhundert
Aussteller hier ihre Beiträge
zum Thema Garten.