wittishaiisen, Volkadi, Wertheim Winterhausen: rings um Würzburg herum entsenden diese
Orte künstlerisdie Kräfte in die BisAofsstadt, Im weiteren Umkreise folgen Amberg, Augs='
bürg, Baireuth, Bingen, Koburg, Donauwörth, Ebermannstadt, Erfurt, Frankfurt, Gotha,
Heidelberg, Iphofcn, Landau, Landshut, Mainz, Memmingen, Mergentheim, Nördh'ngen, Nürn=
berg, Regensburg, Speier, Strasburg, Straubing, Ulm, Wetzlar, und was nach heutigen Begriffen
Amerika oder Ostasien sein würde, sind Künstlerheimatsorte der damaligen Zeit für die Kunst«
Stätte am Main, wie Breslau, Köln, Kolmar, Konstanz, Danzig, Dresden, Glatz, Hamburg,
Herford, Leipzig, Lübeck, Osterode, „Osterland", Salzburg, Siebenbürgen, Stettin, Züricli,
Zwickau. Keine Gegend des deutsdien Reidies des XV. Jahrhunderts ist unvertreten, und aucii
in dieser Beziehung bietet Würzburg das Bild eines kleinen Rom oder, wenn man will, das
einer modernen Kunststadt wie Münciien oder Düsseldorf. Die unausbleiblidie Folge eines
soldien Zustroms künstlerisdier Kräfte ist aber ganz ebenso wie im Rom der 1400 und im
Mündien der Jetztzeit eine Miscfikunst, deren Eigenart nidit leidit ist, in festen Umrissen klar«
zulegen.
Denn, wenn diese Kreuzung der versciiiedenartigsten Einflüsse, die sicii auf dem Boden einer
gemeinsamen, weit ausgedehnten künstlerisdien Auffassung der mitteleuropäiscihen Länder ent*
falten, sicii schon in der naturgemäl) langsam und sciiwer vor sidi gehenden Übung der bilds'
hauerisdien Künste Würzburgs deutlicfi bemerkbar und eine Abgrenzung scfiwer machen, so
ist dies um so mehr vorauszusetzen für die leichter beweglidie Kunst der Malerei im allgemeis'
nen und der zu hödister Entfaltung ausholenden Tafelmalerei im besonderen. Darin wird die
Schwierigkeit liegen, der wir bei dem Versudie, die Eigentümlidikeiten der Würzburger Malerei
zu erfassen, begegnen/ und es ist nur natürlicfi, dal) der Fadimann sicfi bei den wenigen Werken,
die noch vorhanden sind, in jedem Fall vor ein anderes Rätsel gestellt sieht, indem der eine
bald die Einflüsse einer südlichen, der andere die einer östlichen oder westlichen Sdiule zu sehen
glaubt, von der nordischen, deren Bedeutung erst neuerdings klarer hervortritt, ganz zu schwei.:»
gen. Schon dadurch würde diese Schwierigkeit erheblich verringert werden, da^ es eine größere
Anzahl von Werken e/fter Art oder Richtung gebe. Wenn dies heute nicht der Fall ist, so geht
aus der grollen Anzahl von Künstlern, die es von 1450—1530 in Würzburg gegeben hat,
doch ganz unzweifelhaft hervor, dal) dies nicht immer so war, sondern dal) vielmehr ein ganz
bedeutender Reichtum von Wand«», Glas^' und Tafelmalereien vorhanden gewesen sein mul).
Vergessen wir doch nicht, dal) die Stadt selbst ums Jahr 1500 kaum 5000 Einwohner ''^'
hatte,
und dal) daher die Anwesenheit von hunderten von Künstlern in einer kleinen Stadt und inner«
halb eines Zeitraums von 80»— 100 Jahren eine ganz bedeutende künstlerische Tätigkeit vor*
aussetzt. Aber kaum irgendwo — Ulm nidit ausgenommen — ist damit so gründlich aufgeräumt
worden wie in Würzburg und Unterfranken überhaupt. Nur mit Mühe und Not gelingt es,
ein knappes Hundert von Werken der Wand«, Glas« und Tafelmalerei zusammenzubringen, in
Würzburg selbst vielleicht zwei Dutzend. Nicht ein einziges farbiges Fenster ist dort noch
vorhanden, und doch mul) allein das Juwel und der Liebling der Bürgerschaft Würzburgs, die
Marienkapelle, aufs reichste damit ausgestattet gewesen sein, wie sicherlich auch die anderen
kirdilichen Anlagen, besonders die Domkirche St. Kilian, und die Bauten aus gotischer Zeit.
Vor allem verheerend wirkte der Bauernkrieg", und was übrig blieb, fiel später der Barockisie«
rung zum Opfer.
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