InfoDirekt 2011_2
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Von der einstigen Wärmestube<br />
zum Treffpunkt für Junggebliebene<br />
Die Club aktivs feiern heuer 50 Jahre<br />
Alt aber gut, das gilt nicht nur für den<br />
Wein, sondern auch für die heutigen 17<br />
Club Aktivs im Stadtgebiet von Linz. Im<br />
Jahr 1961 wurde die erste „Tagesheimstätte<br />
für Ältere“ in Linz eröffnet. Somit<br />
feiern die Club Aktivs im heurigen Jahr ihr<br />
50-jähriges Bestehen. Ein halbes Jahrhundert<br />
Geschichte, die vom Wandel der Gesellschaft<br />
viel erzählen kann.<br />
Ursprünglich wollten die damals Verantwortlichen<br />
so genannte Wärmestuben einrichten.<br />
In den Nachkriegsjahren waren<br />
nicht nur Lebensmittel, sondern auch<br />
Brennmaterialien rationiert und somit kostbar.<br />
Für viele ältere LinzerInnen waren damals<br />
die „Tagesheimstätten für Ältere“ die<br />
einzige Möglichkeit, sich wenigstens einmal<br />
am Tag so richtig aufzuwärmen. Damals<br />
ging es noch um das körperliche<br />
Überleben. Heute hat es die Gesellschaft<br />
durch Fleiß soweit gebracht, dass es vielen<br />
von uns so gut wie noch nie geht. Fehlende<br />
Brennstoffe und kalte Wohnungen sind<br />
kaum ein Thema. Heute geht es eher um<br />
die soziale Kälte in der Gesellschaft, denen<br />
sich die ausgebildeten Club-BetreuerInnen<br />
Montag bis Donnerstag von 13 bis 17 Uhr<br />
und im Wochenendklub auch Freitag und<br />
Samstag widmen.<br />
Soziale Kontakte fördern. Die Club-BetreuerInnen<br />
können wahrscheinlich Lieder<br />
davon singen, wie sich die Gesellschaft<br />
gewandelt hat. Heute sind oft Kleinigkei-<br />
ten zwischen den Menschen der Auslöser<br />
für tiefe Konflikte. Die Club-BetreuerInnen<br />
müssen oft vermitteln, zuhören, anwesend<br />
sein. Auch in schwierigen persönlichen Situationen<br />
der BesucherInnen nehmen sie<br />
an den jeweiligen Schicksalen Anteil und<br />
vermitteln so soziale Wärme. Mütter verlieren<br />
heutzutage immer öfter ihre Kinder<br />
durch Krankheit und Unfälle, die BesucherInnen<br />
werden selber von Krankheiten<br />
heimgesucht. Nachbarschaftsstreitigkeiten<br />
sind viel häufiger als früher, die<br />
Toleranzgrenze für die „Besonderheiten“<br />
der anderen MitbürgerInnen sinkt kontinuierlich.<br />
Für alle Menschen offen. Das Beratungs-,<br />
Bildungs- und Begegnungskonzept in den<br />
Club Aktivs steht allen Menschen offen, die<br />
eine Einrichtung besuchen möchten, in<br />
der sie bei kompetenter Betreuung einiges<br />
erfahren können.<br />
Sie können sich mit anderen Menschen<br />
treffen und Gemeinsamkeiten erleben.<br />
Sie schließen damit automatisch neue soziale<br />
Kontakte und nehmen an verschiedenen<br />
Aktivitäten teil.<br />
Die Arbeit in den Club Aktivs fordert die<br />
Kolleginnen auf allen Ebenen. Sie sind es<br />
auch, die in das Leben der ClubbesucherInnen<br />
soziale Wärme bringen. Pro Jahr<br />
registrieren die ClubbetreuerInnen 60.000<br />
BesucherInnen, also 60.000 Chancen, soziale<br />
Wärme zu geben. n<br />
Das angebot ist vielfältig:<br />
• Kreativbereich: Töpfern, Malen, Basteln, Handarbeiten<br />
• Geselligkeit: Singkreise mit musika lischer Begleitung, Lesungen, Feste feiern,<br />
Ausflüge, Spielrunden, Plauderrunden, Kaffeejause<br />
• Bewegung: SeniorInnengymnastik, Yoga, Tanz, Bauchtanz<br />
• Informationen: Interessante Vorträge über Themen aus dem Alltag (Wohnberatung<br />
für altengerechtes Bauen, Brandschutz zu Hause, Unfallverhütung, Beratung in<br />
Geldangelegenheiten)<br />
• Gesundheit: Fachvorträge über Bluthochdruck, Blutdruckmessen, Hör- und<br />
Sehtests, Gedächtnistraining<br />
• Bildung und Kultur: Reiseberichte, Diavorträge, Exkursionen, Konzerte und<br />
Theatervorstellungen<br />
• Erholungsaufenthalte „Seniorenklub geht auf Reisen“<br />
aKh EhRUngEn UnD SZl<br />
LEkommentar<br />
In unseren<br />
Einrichtungen<br />
geben die<br />
KollegInnen<br />
soziale Wärme<br />
Das zwischenmenschliche Klima, auch<br />
auf höchster Ebene zwischen den Weltmächten,<br />
orientiert sich sehr häufig lediglich<br />
daran, wie das jeweilige Land<br />
oder auch die jeweiligen<br />
Menschen ihren<br />
eigenen Vorteil<br />
erzielen können. Ich<br />
gebe die Hoffnung<br />
nie auf, dass sich da<br />
was ändern könnte.<br />
Schaut derzeit aber<br />
leider nicht so aus.<br />
Die soziale Kälte<br />
spielt sich auf vielen<br />
Ebenen in unserer<br />
Gesellschaft ab.<br />
Die Weltpolitik und<br />
viele nur am Gewinn<br />
orientierte Menschen<br />
sollten in unseren<br />
Einrichtungen Schnuppertage machen.<br />
Sie könnten von den Menschen hören,<br />
was ihre Politik der sozialen Kälte für fatale<br />
Auswirkungen hat. Sie könnten auch<br />
bei unseren MitarbeiterInnen der Seniorenzentren,<br />
in den Heimen, den Tageszentren<br />
und den Club Aktivs lernen, wie<br />
der Gesellschaftsofen zu heizen wäre,<br />
damit soziale Wärme entsteht. Unsere<br />
KollegInnen leben das Tag für Tag! Dabei<br />
sind sie ständig der Spannung ausgesetzt,<br />
dass sie gegen den Gesellschaftsstrom<br />
schwimmen müssen.<br />
Wie förderlich wäre es für unsere KollegInnen,<br />
wenn schon die „Großen“ der<br />
Gesellschaft soziale Wärme leben und<br />
als leuchtendes Beispiel vorangehen<br />
würden. Dann könnten unsere KollegInnen<br />
die Kraft, die sie derzeit in der Gegenstromanlage<br />
verbrauchen, in ihre<br />
Arbeit und in ihr Leben stecken. Als<br />
positiv denkender Mensch bleibt mir<br />
nur das Sprichwort: Die Hoffnung stirbt<br />
zuletzt!<br />
lisa Eder<br />
Betriebsratsvorsitzende SZl<br />
info direkt >> 5