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VO1_9.03.05 POLITISCHE REVOLUTIONEN USA UND ... - Twoday

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<strong>VO1</strong>_<strong>9.03.05</strong><br />

<strong>POLITISCHE</strong> <strong>REVOLUTIONEN</strong> <strong>USA</strong> <strong>UND</strong> FRANKREICH<br />

1. Revolutionen<br />

1.1. Politische Revolutionen<br />

1.2. Industrielle/gesellschaftliche Revolution<br />

1.3. Geisteswissenschaftlich-philosophische Revolution<br />

2. Revolutionsarchitektur: Definition und Bedeutung<br />

3. Revolutionsarchitekten<br />

3.1. Frankreich<br />

3.2. Dänemark<br />

3.3. Deutschland<br />

4. („Bau-“)Prinzipien der Revolutionsarchitektur . . .<br />

4.1. Vorbild Antike . . .<br />

4.2. Geometrie und archetypische Bauformen . . .<br />

4.3. Neue Bauaufgaben – neue Bautypen –Staatsarchitektur<br />

5. Rezeptionen . . .<br />

1. Revolutionen<br />

1.1. Politische Revolutionen<br />

<strong>USA</strong>:<br />

1773: Boston Tea-Party (Ausnahmezustand)<br />

1775-83: Unabhängigkeitskrieg Nordamerikas (Georg Washington)<br />

1776: Unabhängigkeitserklärung der 13 Vereinigten Staaten, für die <strong>USA</strong> richtungsweisende,<br />

erste Formulierung der Menschenrechte („life, liberty and the persuit of happiness“) und des aus<br />

ihnen abgeleiteten politischen<br />

FRANKREICH:<br />

Franz. Revolution (1789-92) (Einnahme der Bastille 14. Juli)<br />

1789 beginnt mit der Erklärung zur Nationalversammlung (17. Juni) und<br />

dem Schwur im Ballhaus, „sich niemals zu trennen, bis die Verfassung errichtet ist“ und „nur der<br />

gewalt der bajonette zu weichen“ die franz. Revolution.<br />

Ballhausschwur 1790, Ballhaus ist eigentlich en Sportgebäude, schon im Mittelalter genutzt,<br />

waren nur dem Adel vorbehalten � ort ist schon Provokation<br />

Ballhaus Tübingen 1580<br />

Ballhaus beim Louvre, paris<br />

1.2. Industrielle /gesellschaftliche Revolution<br />

ENGLAND:<br />

Industrialisierung und Agrarrevolution: England wandelt sich auf der Grundlage kapitalistischer<br />

Wirtschaftordnung und –gesinnung zur „Werkstatt der Welt“<br />

ALSO:<br />

mehr als die polit. Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts verändert die um 1760 einsetzende,<br />

erste industrielle Revolution die Lebensbedingungen und die Struktur und das Bewußtsein der<br />

Bevölkerung in den künftigen Industriestaaten


Technik, Maschinen, enormes Nahrungsmitteldefizit, Grund = Anwachsen der Bevölkerung<br />

zwischen 1750-1820 von 7,3 auf 14 Millionen Menschen.<br />

„Back to Cottages“, Verdichtung der Wohnbauten � Verslumung der Bevölkerung, neue<br />

Bevölkerungsschichten, Kapitalisten – Proletariat<br />

„Die auflösung des anthropozentrischen, mikro- und makrokosmos zusammenhaltenden weltbilds<br />

durch die naturwissenschaften und besonders die von isaac newton durchgesetzte und in ein<br />

mathemat. fundiertes weltbild eingefasste lehre von der kugelgestalt der erde und vom<br />

„mechanischen ursprung“ des weltalls, veränderte auch die ästhetik und das verhältnis zur<br />

natur“ .... ?<br />

1.4. Geisteswissenschaftlich-philosophische Revolution<br />

Aufklärung<br />

physische Welt jetzt unter der Kontrolle menschlichen Tuns (mathematisch fassbar)<br />

Vernunft als Basis des Menschlichen und des Göttlichen<br />

Isaac Newton, Mathematik, Optik, Physik; bringt die Vernunft aufs Papier, Mensch macht die<br />

Natur erklärbar, messbar.<br />

2. Revolutionsarchitektur: Definition und Bedeutung<br />

Bezeichnet weniger die Architektur selbst sondern die utopischen Architekturen mancher<br />

Architekten. Begriff von Emil Kaufmann geprägt. Zeit des Spätbarock ist noch nicht so lange<br />

her im 19 Jh. Es kommt immer eine prunkvolle Strömung und dann immer ein harter Schnitt zum<br />

einfachen – Geometrie, Rückbesinnung auf die Natur.<br />

Revolutionsarchitektur ist Kunstbegriff<br />

Buch von Kaufmann: Von Ledoux bis Le Corbusier.<br />

Revolutionsarchitektur ist ein etwas missverständlicher Begriff, der die Architektur und<br />

besonders die utopischen Entwürfe einiger Architekten des ausgehenden 18. und des<br />

beginnenden 19. Jh. bezeichnet. Irreführend ist er deshalb, weil die Vertreter dieser<br />

Architekturströmung keineswegs zum Kreis der Revolutionäre gehörten, die an der großen<br />

Französischen Revolution beteiligt gewesen wären. Der Begriff ist ein künstlicher und wurde von<br />

dem österreichischen Kunsthistoriker Emil Kaufmann in den 20er Jahren geprägt, weil diese<br />

Architektur die geistigen Strömungen des 18. Jh. – das von der Aufklärung, der Befreiung des<br />

Individuums und dem Bruch mit den alten Traditionen auf dem Gebiet der Politik und der<br />

Gesellschaft, aber auch der Wissenschaft, der Erziehung und der Kunst bestimmt war –<br />

aufgegriffen und in ihrem Medium ausgedrückt haben.<br />

Unter dem Einfluss dieses naturwissenschaftlich-philosophischen Rationalismus verstärkt sich im<br />

18. Jh. die vitruvianisch – klassische Strömung in der Architektur zu einer entschiedenen<br />

Gegenbewegung: die Revolutionsarchitekten versuchen, die Formen des Spätbarock und des<br />

Rokoko zu überwinden, indem sie ihnen einfache geometrische Formen – und damit die Ratio –<br />

entgegensetzten.


Dieser radikale Klassizismus, der allerdings nur eine avantgardistische Minderheit unter den<br />

europäischen Architekten um 1800. z.T. publizist. propagiert, z.T. in ausgeführten Gebäuden<br />

verwirklicht, strebt also in erster Linie Vereinfachung und die reine Form an.<br />

„Architektur ist das kunstreiche, genaue und wundervolle Spiel der Körper, die unter dem Licht<br />

vereinigt werden“<br />

(Le Corbusier)<br />

3. Revolutionsarchitektur<br />

3.1. Frankreich<br />

Etienne-Louis Boullée (1728-1799)<br />

Architecture, Essai sur l´Art: (3 Grundbegriffe der Architektur)<br />

Vollkommenheit der reinen Formen<br />

nature<br />

charaktère Wirkung die vom Objekt ausgeht (es geht um Gefühle)<br />

das Sublime (das Erbe)<br />

„Erhabener Geist! Umfassendes und unermüdliches Genie! Göttliches Wesen! Newton! Geruhe,<br />

die Verehrung meiner schwachen Talente anzunehmen! Wenn ich es wage, sie öffentlich zu<br />

machen, so liegt der Grund in der Überzeugung, dass ich mich in diesem Werk, von dem ich<br />

sprechen werde, selbt übertroffen habe.<br />

O Newton! Wenn Du es verstanden hast, durch die Erleuchtung und die Erhabenheit Deines<br />

Genies das Bild der Erde zu bestimmen, so habe ich den Gedanken konzipiert, Dich in Deine<br />

Entdeckung einzuhüllen …“<br />

Newton – Kenotaph 1784<br />

Newton war für Boullee der Inbegriff der Erneuerung. Kenotaph = Leergrab<br />

„Harmonie und Körper sind durch die Natur vorgegeben“.<br />

Hinweise auch auf die Antike zB Hadrian Mausoleum; in der Kugel sieht man die Gestirne;<br />

ringförmige Pappelumgang um die Kugel.<br />

Pyramidenkenotaph<br />

Emotion soll erweckt werden durch Größe und Erhabenheit.<br />

Bibliothek, 1785<br />

Tonnengewölbe, Kassettierung � Antike, Kolonaden = Struktur der Wand.<br />

Claude-Nicolas Ledoux, 1736-1806<br />

- architecture parlante<br />

- charaktère<br />

- soziale Verantwortung des Architekten „Die traditionelle Hierarchie in der<br />

Instrumentierung der Architektur ist durchbrochen, denn man kann einem leuchtturm oder<br />

einem gefängnis nicht weniger Charakter geben als einem stadttor oder einem lustschloß,<br />

sondern nur einen anderen.“


- Einheit von Charakter, Ort und Funktion<br />

Das Auge des Betrachters<br />

spiegelt ein Theater; Theater = Gebäude der sinnlichen Wahrnehmung.<br />

Idealstatt Chaux:<br />

„Zum ersten Mal wird man die Herrlichkeit der Arbeiterhütte und die des Palastes als<br />

gleichwertig erkennen ...“<br />

Teil der Idealstadt tatsächlich gebaut, 1840<br />

Architecure parlante, Architektur und seine soziale Berufung, Emotion – Fühlen der Gebäude; für<br />

die Salzgewinnung – Verlauf der Sonne, Häuser für Arbeiter sind alle einzeln gestaltet, Häuser<br />

mit Gärten.<br />

Eingang lässt Besucher gleich sehen wo er sich befindet.<br />

Haus der Flussinspektoren<br />

Entwurf für das Haus des Flurwächters<br />

Schloss Equiere, Gebäude steht über dem Flusslauf, hat keine Türen nur Fenster, verwirrende<br />

Treppen.<br />

„Trois villes“: 3 Gebäude auf einem Sockel; Fantastische Architektur<br />

„Oikema“, 1804: Bordell, Form eines Phadfkj nur im Grundriss sichtbar, Saat nimmt sich diesem<br />

thema an.<br />

Barrieres de Paris = Zollhäuser um Schmuggel zu unterbinden. Jedes Haus anders, mit antiken<br />

Elementen versehen.<br />

Barriere de la Villette ab 1784: eine von denen die noch übrig sind, meisten bei Revolution<br />

zerstört.<br />

Jean-Jacques Lequeue<br />

Rinderstall: „architecture parlante„ auf die Spitze getrieben. Es ist revolutionär sich mit<br />

einem bäuerlichen Gebäude zu beschäftigen<br />

„La Porte du Paris qu´on peut appeller l´arc du peuple“<br />

Steinerner Rauch<br />

3.2. Dänemark<br />

Christian Frederik Hansen<br />

Rathaus, Gericht und Gefängnis 1805-1815<br />

gebaute Revolutionsarchitektur<br />

Arch. So umgesetzt, dass es aussieht wie auf einer Zeichnung, Gefängnismuss erschreckend<br />

wirken. Gang zwischen Gericht und Gefängnis


Vor Frue Kirke 1811-29<br />

Kirchenrum wie Schlauch erfahrbar<br />

3.3. Deutschland<br />

„Heiliges Römisches Reich “: Friedrich Weinbrenner, Heinrich Gentz und<br />

Friedrich Gilly 1772-1800<br />

wollte ein perspektivisches Lehrbuch herausgeben<br />

wurde im Mai 1799 als Prof. für Optik, Perspektive und architekt. Zeichnen an die Bauakademie<br />

berufen<br />

Körper und Raum, Kunstgebilde und Natur ... = kein einfaches Musterblatt im Sinne einer<br />

Lehrtafel !!! Baukörper als Skulpturen !!!<br />

Perspektivisches Studienblatt mit landschaftlicher Szenerie 1790er Jahre<br />

Friedrichsdenkmal 1797:<br />

Übergang von Revolutionsarch. Zum Klassizismus. Antike Elemente, grich. Tempel mit<br />

Unterbau auch mit Elementen der Antike sind gestaltend eingesetzt.<br />

Ecke der Rue de chartres in Paris<br />

Pfeilerhalle für ein Mausoleum<br />

Architektur und Raum auf neue Art thematisiert. zeitlich nicht bestimmbare Abstraktion<br />

Gerippe von Vierkantbalken. Dimensionen einer Spannweite, die bei der vorgegebenen<br />

Schlankheit der Glieder mit Naturstein nicht mehr realisierbar gew. wäre<br />

Idee des Skelettbaus als wichtigste Idee der modernen Architektur<br />

4. („Bau-“)Prinzipien der Revolutionsarchitektur . . .<br />

4.1. Vorbild Antike . . .<br />

Piranesi<br />

Piranesi erhob die Architektur-Darstellung zu einer eigenständigen Form der Architektur-<br />

Zeichnung � um 1750 Zeichnungen antiker Architekturen<br />

Boullées Kritik an Ppiranesi:<br />

Vorwurf, nur träumerische Verrücktheiten, ohne Anfang, ohne Ende, ohne Zusammenhang, ohne<br />

ziel hervorgebracht zu haben<br />

Maxentius – Basilika: Geometrie und archetypische Bauformen<br />

4.2. Geometrie und archetypische Bauformen . . .<br />

- Völlig anderes Verständnis von Geometrie<br />

- Neues Verhältnis zur Natur<br />

- Neue Bewertung der Baukörper (hat nichts mehr mit den harmonischen Proportionen der<br />

Renaissance zu tun)


Boullee, Pyramidenkenotaph<br />

Piranesi, Cestius-Pyramide<br />

Le Corbusier: Rückgriff auf einfache Grundformen<br />

„Architektur ist das kunstreiche, genaue und wundervolle Spiel der Körper, die unter dem Licht<br />

vereinigt werden“ (Le Corbusier)<br />

Palladio, Villa Rotonda, Grundriß und Schnitt, aus den „Quattro libri dell´architettura“<br />

4.3. Neue Bauaufgaben – neue Bautypen –Staatsarchitektur<br />

Der bürgerliche Staat braucht neue Arten von Gebäuden: es entstehen neue Baugattungen;<br />

Gerichtsgebäude, Kasernen, schulen (tatsächlich erst ab 1800), öffentliche Bibliotheken, fürstl.<br />

Privatsammlung wird zum öffentl. Museum, kirchl. Hotel Dieu wird zum staatl. Krankenhaus<br />

„Eglise Metropolitaine“, Boullee 1781<br />

Narrentrurm Wien 1783<br />

Voit, Entwurf für ein Gefängnis, 1799<br />

Allein mit meinem Geist bzw. Selle; alleingelassen der Menschen in dieser Zeit<br />

Gilly, Entwurf zu einer Basilika<br />

Revolution der Funktionen<br />

neue Gesellschaft braucht neue Räume<br />

5. Rezeptionen<br />

Kaufmann, Wien 1943: Von Ledoux bis Le Corbusier unter Nazis verboten<br />

Die Baukunst August/September 1942<br />

Gilly, Friedrichsdenkmal, 1797 als Vorbild der Naziarch. missbraucht, benutzt für Ideen der<br />

NS Arch.<br />

Wilhelm Kreis, Totenmahl am Dnjepr<br />

Megalomane Architektur kommt auch immer wieder, das Sublime der Arch. Wird als<br />

Einschüchterung empfunden � in der Rev. Arch. Soll das nicht so sein.<br />

Boullée, „Cénotaphe tronconique<br />

Ledoux, Maison d´éducation, 1804


VO2_13.04.05<br />

KLASSIZISMUS <strong>UND</strong> HISTORISMUS<br />

IRRATIONALE STILISTIK contra RATIONALE TECHNIK<br />

1. Begriffsdefinitionen „Klassizismus“:<br />

- radikaler, revolutionärer Klassizismus<br />

- romantischer, „neugriechischer“ Klassizismus<br />

2. Der romantische, „neugriechische“ Klassizismus<br />

• „Entdeckung“ der griechischen, antiken Architektur - Bauforschung und Umsetzung<br />

• Der „Polychromiestreit“<br />

• Architekten des „romantischen“ Klassizismus - Leo von Klenze & Schinkel<br />

3. Der Historismus – Irrationale Stilistik . . .<br />

• Nationale Tendenzen des Historismus<br />

• Exotisches und Märchenhaftes<br />

• „Komplettierung“ und Korrekturen historischer Bauten<br />

• „Nach-historistische“ Stileklektizismen<br />

4. . . . contra Rationale Technik in Material und Konstruktion<br />

• die Ingenieure<br />

- die Brücke<br />

- das Glashaus<br />

• Bauten zwischen Ingenieursbaukunst und Architektur<br />

- die Anfänge<br />

- die neuen Bautypen . . .<br />

• The Chicago School – das Chicagoer Hochhaus als Entwurfsproble


1. Begriffsdefinitionen „Klassizismus“<br />

Radikaler, revolutionärer Klassizismus<br />

Versuche zur Erneuerung kehren in der europäischen Architektur periodenweise wieder. Oft sind<br />

sie mit einer „Rückkehr zu den Ursprüngen“ oder zu den „reinen Formen“ verbunden; manchmal<br />

werden beide miteinander gleichgesetzt. Die Theoretiker der Franz. Revolution stellen den<br />

Perversionen des ancien régime die romantisch verklärten römischen Bürgertugenden gegenüber<br />

und erheben sie zum Ideal des neuen Menschen (vgl. Renaissance) Folgerichtig erklären sie die<br />

römische Antike zum Vorbild ihrer eigenen Architektur � so genannter radikaler,<br />

experimenteller, „revolutionärer Klassizismus“ Sie zielen weniger auf die praktische Realisierung<br />

als vielmehr auf Empfindungen und Assoziationen, die den Betrachter zum Nachdenken über die<br />

Gesetze der Geometrie, die Wahrheit der Formen und die Reinigung der Architektur von<br />

überflüssigen Beigaben führen sollen.<br />

Rückkehr zum Ursprung, reine Formen = Antike; bezogen auf Zeit der Republik – vor Caesar.<br />

Man will Empfindungen wecken, zum Nachdenken anregen.<br />

Newton-Kenotaph:<br />

Vorbild Hadriansgrab, aber keine charakteristischen Elemente der Antike, keine Säulen<br />

Gilly: Entwurf eines Denkmals: Elemente der Antike + neuer Kontext<br />

Romantischer, neugriechischer Klassizismus (Mitte 18.Jh)<br />

Der von Rousseau verkündeten Forderung einer Rückkehr zur „Natur“ entspricht in der<br />

Architektur eine Rückwendung zu den Ursprüngen, d.h. erneut zur Antike. Die um die Mitte des<br />

18. Jhs. einsetzende Erforschung der griech. Architektur steht im Zusammenhang mit sich<br />

wandelnden Verhältnissen in Europa. Die griech. Kunst, von Johann Joachim Winckelmann<br />

erstmals von der römischen deutlich abgehoben, konnte in einem sich ankündigenden<br />

bürgerlichen Zeitalter zum Synonym für Fortschritt und Freiheit werden . . Der malerische<br />

„romantische“ Klassizismus verbindet gesteigerte Sensibilität für die Schönheit der Natur und die<br />

malerischen Qualitäten der Architektur mit archäologischen Kenntnissen in einem eleganten<br />

neugriechischen Stil, der durch die allgemeine Griechenland-Schwärmerei Auftrieb erhält . . .<br />

Winckelmanns „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und<br />

Bildhauerkunst“, 1755: Deutung des Wesens der griechischen Kunst als „edle Einfalt und stille<br />

Größe“<br />

Die röm. Antike und auch 1. mals die griechische Antike wird untersucht .<br />

Rückbesinnung – Betrachtet als Fortschritt; Utopie liegt in der Vergangenheit; 17.18. Jh.<br />

Gesellschaft hat sich verändert � kein Adel & Geistige // Weltlichen � Bürger steht an Spitze<br />

der Gesellschaft.<br />

Doch dadurch verliert man die traditionellen Auftraggeber, Bürger sind noch unsicher �<br />

Rückbezug auf Antike.<br />

Es beginnt ein Wettlauf um die 1. Veröffentlichung der 1. griechischen Erforschungen . Man<br />

wartete auf originales Material. (Weil die Athener ein freies Volk waren)<br />

Bürger warten auf Neues, wollen daran teilhaben


2. Romantischer, neugriechischer Klassizismus<br />

Entdeckung der griechischen, antiken Architektur – Bauforschung und Umsetzung<br />

• Antiquitis of Athens – Stuart und Revett<br />

• Robert Wood 1740,50<br />

• Freilegungen, Ausgrabungen, Wiederaufbau mit originalen Teilen<br />

• Hagley Hall, Theseus Tempel 1758 Stuart � sofortige Umsetzung, Landschaft als<br />

domestiziertes Objekt � englische gärten, zB. Wörlitz + Kleinarchitektur = Sammlungen<br />

aus verschiedenen Epochen<br />

• Brandenburger Tor: Kampf zwischen gr. Und röm. Antike<br />

• Piranesi: Gegenbewegung zum großen Hype<br />

• Rom = Sammelpunkt für Wissenschaft, Diskussionen, etc.<br />

• Lysikrates – Monument, kleines Monument: widerbenutzt, 1:1 kopiert, in Proportionen,<br />

• Entdeckung: die edlen, weißen Tempel waren eigentlich bunt bemalt und organisch<br />

gebaut (Kurvatur).� in Akademien entstehen Entwürfe zu bunten Tempel.<br />

Polychromiestreit:<br />

Weißtempler wie Klenze gegen Bunttempler wie Schinkel<br />

Die Kurvatur der Tempel...<br />

Architekten des „romantischen“ Klassizismus<br />

LEO VON KLENZE<br />

Tempel der Revolution:<br />

Frühe Zeit, nicht weit von Revolutionsarchitektur entfernt. Säulen = Pfeiler, keine Kapitäle,<br />

starke Axialität, Verfließung von innen und außen.<br />

Glyptothek:<br />

Haus und Hof Architekt von Ludwig..., wollte München in Athen umbauen. Auseinandersetzung<br />

mit tatsächlichen Tempeln � Tempelfront, ionisch, Giebel: Szenen der bayrischen Geschichte +<br />

Details nicht von Antike = neuer Umgang mit Antike<br />

Leuchtenbergpalais:<br />

Privatpalais ist nicht klassizistisch, = ital. Renaissancepalazzo, Betonung der Horizontale, Dach,<br />

Fenster,..<br />

Walhalla, Donaustauf:<br />

Die Ruhmeshalle er Deutschen ist eine Kopie des Pathenon, nicht berücksichtigt: Kuverturen, es<br />

ist genau rechtwinkelig und wirkt daher weniger organisch.<br />

Gr. Tempel + röm. Elemente – große Rampenanlagen – Richtungsbau<br />

Innen. Interpretation, Büsten der Deutschen, nicht antik, aber Farbe, Satteldach + Glas.


Alte Pinakothek, München:<br />

Gemäldesammlung, größte Galerie Europas, gr. Antike + andere Bautypen � ital. Renais.<br />

Propyläen, München:<br />

Eingangsportal, Athenbezug – Akropolis, begleitende Türme – Bewachung – röm. Mittelalter<br />

Ludwigstraße: von Gärtner<br />

Prachtstraße soll entstehen, ital. Ren. – Palazzotyp � repräsentativer Wohnbau<br />

KARL FRIEDRICH SCHINKEL<br />

König Ottos Residenz Athen – Modell, auf Akropolis:<br />

Entwurf: baut Palast auf Akropolis, lässt Tempel bestehen, Palast wie Schutzwall.<br />

Entwurf zu Typ für Kirchen:<br />

Preußen = riesiges Gebiet – Schinkel = Landeskonservator und Wegweiser für Arch.<br />

19 Jh. Bauboom � unter Kontrolle zu halten, Stilfrage – Schinkel<br />

Neue Wache<br />

Altes Museum:<br />

Elemente der gr. Antike * Variationen (+ Aufsatz OG) – eher wie Stoa = bemalt hinter Säulen<br />

Rotunde = Zitat Pantheon<br />

Treppenhaus: Treppen als Wegführung und Erlebnis � Wandbilder und Skulpturen<br />

Gotische Kathedrale:<br />

Zeichnungen<br />

(K.F. Schinkel) „Warum sollen wir immer nur nach dem Styl einer anderen Zeit bauen? -<br />

Ist das ein Verdienst die Reinheit jedes Styls aufzufassen - So ist es ein noch größeres einen<br />

reinen Styl im allgemeinen zu erdenken, der dem Besten was in jedem andern geleistet ist<br />

nicht widerspricht.“


3. HISTORISMUS – Irrationale Stilistik...<br />

In der Bewegung des Historismus verlässt die akademische Architektur unter ständigen<br />

„Richtungskämpfen“ der historischen Schulen die bisher als objektiv geltende Grundlage des<br />

antiken Formenkanons zugunsten eines STILPLURALISMUS und einer eklektischen<br />

STILVERMISCHUNG. Er löst die Eindeutigkeit der reinen Körperformen durch den Pluralismus<br />

der historischen Stile und ihrer Kombinationen ab. Ein in sich geschlossener Epochenstil entsteht<br />

jetzt nicht mehr.<br />

3 Kirchen:<br />

Mischung der Stile ist möglich<br />

„Eine Gruppe von drei Kirchen zur Darstellung der versch. Stile“, Joseph Michael Candy nach<br />

John Soane im Vordergrund je eine romanische, dorische und gotische Variante der Kirche von<br />

Marylebone (1822-24), London<br />

Nationale Tendenzen des Historismus:<br />

ENGLAND<br />

Englischer Historismus – gothic & greek revival<br />

(England: Renaissance = manieristische Variante der Gotik)<br />

Bedürfnis nach einem eigenen nationalen Stil: Pugins Vorstellungen gipfelten in der Forderung,<br />

gute Architektur könne nur gotische Architektur sein und gute Architekten könnten nur christl<br />

Architekten sein. � Gothic Revival wird zum dominanten Stil des engl. Historismus<br />

Hagley Hall & Stowe: Kleinarch. ~ 1740 = gotisch<br />

Barry & Pugin, Houses of Parliament: Gotik = christiliche Arch.<br />

London, British Museum: greek revival<br />

Museum<br />

Tempel = Stiltyp, Wissen aus Antike<br />

FRANKREICH<br />

Paris, Sainte – Genevieve<br />

Weiterführung der Antike aber: GR = Zentralbau, Kreuz;<br />

18 Jh: Renaissanceelemente + neue Materialien<br />

Ste – Clotilde<br />

ITALIEN<br />

Aviccio, Viadukt<br />

S Maria del Fiore (gotische Kirche)


WIEN<br />

In der Zeit der Romantik versuchten Architekten des ausgesprochenen Klassizismus wie Schinkel<br />

in Deutschland oder Nash in England bereits, in mehreren Stilarten der europäischen<br />

Vergangenheit zu bauen, doch erst in den 30er Jahren des 19. Jhs. kam die gleichzeitige<br />

Nachahmung mehrerer vergangener Stilformen auf, so dass in manchen vom Historismus<br />

geprägten Städten geradezu eine Art von überdimensionalem Architektur-Museum entstand, wie<br />

z.B. in München oder in Wien.<br />

Ringstraße � Parlament, Rathaus..<br />

Parlament: Klassizistisch = Neugriechisch, GR Bezug auf Hof, Fassade wie Verkleidung,<br />

Theseion (=Theseus Tempel von Nobile) Agorar Athen<br />

Exotisches und Märchenhaftes<br />

Seebad, Royal Pavillon, Nash<br />

Indische Arch, innen: chinesisch angehaucht<br />

Schloss Neuschwanstein<br />

Schwerin, Schloss: ital + fr. Renais.<br />

Burg Liechtenstein, (es gab einen Vorgänger)<br />

Sintra Schloss, Portugal – Stadt. Beschränkungen � Land: Phantasie freier Lauf<br />

Komplettierung und Korrektur historischer Bauten<br />

Komplettierung: z.B. Mailänder Dom<br />

Altar von Vilsburg � neu erdachter gotischer Altar<br />

Landsgut St. Jodok � Anbau neugotisch<br />

Kathedrale von Laon � Türme nach Le Duc<br />

Notre Dam � nach Le Duc, man findet sogar seinen Kopf als Statue wieder .<br />

„Für den Historismus bildet die Vergangenheit eine Art Möbellager, aus dem man sich Tag zu<br />

Tag ja nach Bedarf und Stimmung entnimmt, was einem nützlich oder willkommen erscheint. Für<br />

die Architekten ist die Vergangenheit eine mit Motiven gefüllte Kunstmappe.“ César Daly (sp.<br />

19. Jh.)


ABER: Suche nach Legitimation ZITIEREN als narratives Element für intellektuelle Querbezüge<br />

des Bildungsbürgertum: Grundhaltung in der Architektur wird evidenter in den Bautypen als im<br />

Stil!<br />

Julius Posener: „Es ließe sich abschließend fragen, wieso es einer im Aufbruch begriffenen<br />

bürgerlichen Gesellschaft nicht gelang, eine ihrer Zeit adäquate Sprache zu finden. Aber<br />

vielleicht ist gerade der Stilpluralismus, wie er sich zunächst im Landschaftgarten und dann in<br />

den Städten in fast allen Bauaufgaben ausbreitete, der adäquate Stil dieser offenen, liberalen<br />

Gesellschaft. Gleichsam subkutan unter den verschiedenen Stilkleidern, bereitete sich die<br />

zukünftige Entwicklung vor, die in der zweiten Jahrhunderthälfte vor allem in großartigen<br />

Ingenieursbauten ihren Höhepunkt feierte....“<br />

Thomas Cole: Gemälde<br />

Morris: Historismus verwendet die abgelegten Kleider


Nach – historische Stileklektizismen<br />

Venturi – Portalentwürfe 1977:<br />

Ensemble historischer Möglichkeiten als Basis einer „offenen“, historischen Postmoderne<br />

Venturi, Guild House, 1960 (Seniorenheim) Gründungsbau der Postmoderne 1960<br />

Auswahl von historischen Elementen, Antenne überdimensional<br />

Rossi, Theatro del Mondo 1979<br />

Michael Grave, Portland Building 1980<br />

Oleg Gorjunov, Büro- und Geschäftshaus 2001 (Perm )<br />

Postsowjetische Architektur in Russland – auf der Suche nach dem Authentischen?<br />

Wohngebäude „Patriarch“, Büro SPAR, Moskau 2002<br />

Suche nach Identität � Bezug auf Antike<br />

Rückversicherung durch historisches auch in Wohnhäusern<br />

Stephan Höhne, Villa in Berlin, 2002<br />

Klassizistisch, GR = ähnlich Villa Rotonda<br />

Hans Kollhoff „Galerie hinter dem Gießhaus“ 2003<br />

Stich, Paris um 1860, Arber Baron Haussmanns:<br />

Architektur als Ausdruck einer politischen und ideologischen Veränderung.<br />

Durch Assoziationen � Neu, doch keine eigens neue Architektur. Neue Bevölkerungsmassen �<br />

neue Bautypen erforderlich; 75000 neue, 20000 abgerissen unter Baron Haussmann


4. .. contra Rationale Technik in material und Konstruktion<br />

19 Jh: Stilpluralismus + neue Materialien � wir bauen Heute noch auf diese Erkenntnisse auf<br />

Pumpe: technische Innovation in antiker Hülle, Gusseisen<br />

Auftakt Ingenieursbaukunst // Architekt = Künstler<br />

Die Ingenieure<br />

BRÜCKE<br />

Coalbrookdale Brücke 1779<br />

Eisengerüst = Fachwerk = gotisch angehaucht<br />

1882 Firth of Forth Bridge<br />

Problem: Länge & Höhe für Schifffahrt – vereint 3 Brückentypen. Druck � Röhren 4m<br />

Durchmesser, Zug � Gitterträger,... Statische Meisterleistung<br />

GLASHAUS<br />

Stuttgart, eisernes Gewächshaus<br />

Bicton, Palmenhaus – Eisen & Glas 1820<br />

London, Kew Gardens 1848<br />

Kristallpalast, Paxton, London 1850<br />

10 Monate Zeit, Pflanzen durften nicht weg, musste abbaubar sein, öff. Gebäude – Palmengärten,<br />

riesige Ausmaße, industriell gefertigt.<br />

Maschinengarlie, 1889 Paris<br />

Kein Ornament, Stützen enden in Punktlast<br />

// Voillet le Duc<br />

Saal mit Gewölberippen � statisch mies ; Studien<br />

Schinkel:<br />

Entwurf f. Glashaus<br />

Bauakademie, Berlin: 1. modernes Gebäude in Preußen; Backsteinhaus, Skelettkonstruktion.<br />

Stüler, Neues Museum<br />

Kühl und klar, puristischer Klassizismus, konstruktiv hochwertig; Bogensehnenbinder � 3<br />

Geschosse, aber nicht höher wie Nationalbibliothek, Angst vor Verlust der Masse<br />

Ethnographischer Saal � Kunstform<br />

Kupferstichsammlung � Kernform = nur in 1 Raum<br />

Henri Labrouste<br />

Bibliothek<br />

Ste - Genevive<br />

Nationalbibliothek – Stützen rein dargestellt


Die neuen Bautypen im 19 Jh.<br />

BAHNHOF<br />

Riesige, stützenfreie Hallen, Fassaden z.B. an römische Therme erinnernde Bauten.<br />

Höhe wichtig: Dampf kann abziehen<br />

London: Bahnhofshotel – gothic revival<br />

BAUTEN DES HANDELS<br />

Mailand – Einkaufspassage<br />

Einkaufshäuser – Stahl/Eisen & Glas<br />

THE CHICAGO SCHOOL<br />

Neues Gebäude wird entwickelt: das Bürohochhaus<br />

1871 großer Brand � 1/3 der bebauten Stadt brennt ab � Stadt eingeteilt in Raster – Parzelle<br />

bildet Stadt, auf Reißbrett entstanden. � reine Randblockbebauung<br />

quadratischer Grundriss wird nur in die Höhe gezogen, 1 nach dem anderen, versch. Höhen<br />

ADLER <strong>UND</strong> SULLIVAN 1889<br />

Sie müssen sich auch an den Platz anpassen, es kann nicht wie in anderen Städten einen<br />

Höhepunkt der Stadt bilden<br />

Wainwright Building<br />

Alltagsgebäude zum Arbeiten – musste schnell errichtet werden<br />

JENNEY<br />

1st Leiter Building 1879<br />

Fenster von Boden bis Dach + Gliederung � Utilitarismus, es geht um den Nutzen;<br />

Ikone des modernen Bauen<br />

Manhattan Building, 1860: 16 Stockwerke<br />

� Tendenz der Zeit, Stahl – Skelett Konstruktion<br />

Äußerlich: Konglomerat von Stilen: Pilastergliederung, rustizierter Sockelgeschoß, Baywindows<br />

wie Halbsäulen; oben drauf noch wie ein eigenes Gebäude, wie Palazzo.<br />

Dokument des Zwiespaltes: Moderne = Bürohochhaus + Tradition = Palazzo<br />

Fair Store Building<br />

Wie 2 Renaissancepalazzo übereinander<br />

Wie 2 Stützen übereinander � werden zu Diensten<br />

2nd Leiter Building – „ –


BURNHAM AND ROOTS<br />

Fisher Building – gotische Elemnte<br />

Rootery Building – romanisch, genialer Innenhof wie Foyer, verglast<br />

HOLLABIRD AND ROOCHE<br />

Brooks Building: “vor- und zurückschwappen”; Stahlbauskelett ablesbar<br />

ADLER AND SULLIVAN<br />

Wainwright Building: 1 neuer und eigener Bautyp; Vertikalität wird verstärkt; eigene<br />

Ornamentik, ohne historischen Bezug (hat sie zwar studiert aber eigen umgesetzt), Arch &<br />

Ingenieur vereint<br />

Guaranty Building, 1896<br />

Ch. Tribune Tower, 1922 Wettbewerb<br />

Loos �Wolkenkratzer als Säule,...<br />

Rückschritt oder Fortschritt<br />

20er: Chicago: es herrscht nicht mehr Utilität sonder Konkurrenz zu NY � neue Tendenzen


VO 3_20.4.2005<br />

DIE NEUE „OPTISCHE KULTUR“<br />

1. Das 19. Jahrhundert . . .<br />

2. . . . und die Re-Actio in der Architektur<br />

2.1 „Bewahrung der Kunst vor der Vernichtung durch die Maschinenzivilisation“ Arts-and-<br />

Crafts-Bewegung<br />

William Morris<br />

Charles Rennie Mackintosh and the Glasgow School of Arts<br />

2.2 Architektonischer Aufbruch ins 20. Jh. – Befreiung von dem Kanon der „klassischen“<br />

Architektur<br />

Jugendstil & Co.<br />

Die Wiener Sezession und ihre Folgen<br />

3. Rückbesinnung auf das „Tektonische“<br />

4. Die utopische Form - Expressionismus und Kubismus - Futurismus<br />

1. Das 19. Jahrhundert<br />

Es gibt zwei Richtungen:<br />

1) Vergangenheit als Utopie. Die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts befindet sich im Aufbruch<br />

und erlangt Sicherheit durch den Rückgriff auf die Geschichte � Stilpluralismus. Sie schaffen es<br />

nicht zu einer eigenständigen und neuen Architektursprache zu finden.<br />

� The houses of parliaments (1839-60): Gotik = christliche Architektur<br />

� Bildungsbauten, Museen: Griechische Antike = Zeichen für Bildung<br />

2) Zukunft als Utopie. Es gibt technische und konstruktive Weiterentwicklungen<br />

� Kristallpalast (1851), London<br />

Es gibt 2 Richtungen bei den Architekten:<br />

1) Architekten lernen in renommierten Architekturbüros<br />

2) Ingenieure gehen auf Bauschulen<br />

Architekt als Konstrukteur:<br />

Voillet-le-Duc<br />

Saal mit Gewölberippen aus eisen und Kappen aus Mauerwerk (1864)<br />

Konstrukteur als Architekt:<br />

Adler und Sullivan<br />

First leiter Building, Chicago (1879)


(form follows function) Konstrukteure beginnen innovativ zu sein, Massenbautyp Bürohochhaus<br />

gewinnt neue Form.<br />

Chicago: Man beginnt ökonomisch und feuersicher zu bauen – neuen Techniken – Stützen mit<br />

Zement ummantelt = actio und reactio<br />

2. Die Re-Actio in der Architektur<br />

2.1 Bewahrung der Kunst vor der Vernichtung durch die Maschinenzivilisation Arts-and –<br />

Crafts-Bewegung.<br />

William Morris<br />

Architekt und Sozialkritiker, Mitbegründer der Arts-and-Crafts-Bewegung.<br />

Warnt vor industriell hergestellter Massenwahre. (19 Jh: Kitschwelle – Deko als Massenware).<br />

Weist wieder auf das Kunsthandwerk (Wiederbelebung) – Textilien, Glasfenster – Problem: diese<br />

Werke sind so teuer, dass sie für die eigentliche Zielgruppe zu teuer sind.<br />

The Glasgow School of Arts = Gegenbewegung zur Technikgläubigkeit<br />

Charles Rennie Mackintosh<br />

The Glasgow School of Arts – Fassade: Bruch mit historischen Stilen, kein Dekor, keine<br />

baulichen Ornamente.<br />

Aufbau Bibliothekstrakt: verwendet Steine von Gegend, kein Dekor außer Eisengitter, keine<br />

Erinnerungen an Altes<br />

Gesamtkunstwerke werden geschaffen – bis hin zur Decke, Stoffen,..<br />

Er lässt sich inspirieren vom Vorhandenen, aber ohne es zu kopieren oder zu imitieren.<br />

Trotzdem: Architektur hat Hintergrund von der Geschichte<br />

2.2 Architektonischer Aufbruch ins 20. Jahrhundert – Befreiung vom Kanon der „klassischen“<br />

Architektur<br />

Jugendstil<br />

Der Jugendstil möchte sich vom Historismus lösen.<br />

Antonio Gaudi<br />

= Jugendstil + einmalige architektonische Sprache + Absage an Historismus<br />

Modernisme in Katalonien<br />

Casa Vicens, Barcelona, (1878)<br />

Casa Mila, Barcelona (1905-1910)<br />

Santa Coloma de Cervello (1898-1914) Es gibt keine richtigen Pläne, nur Modelle – Versuch:<br />

Seil + Gewichte � Parabel<br />

Sagrada Familia, (1883) gleiche Prinzipien wie bei Santa Coloma, optimale Kräfteverläufe.<br />

Es gab vorher schon einen Auftrag zu dieser Kirche � Fundamente � Gaudi baut darauf weiter,<br />

organisches Gebilde + Prinzipien der Gotik weiterentwickelt;<br />

wurde nicht fertiggebaut, wird aber heute noch weitergebaut mit Stahlbeton<br />

Art Nouveau in Belgien und Frankreich


Hector Guimard<br />

„üblicher“ Jugendstil; ist verspielt und steht trotzdem für Fortschritt und Technik<br />

Metrostation, (um 1900)<br />

Victor Horta<br />

Haus van Eetvelde (um 1900) Stützen, Säulen gibt es zwar, weisen aber keine traditionellen<br />

Formen auf, sie sind floral, die Übergänge sind aufgelöst – erinnert an Barock, Dekor zieht sich<br />

zur das ganze Gebäude.<br />

Der Grundriss wurde revolutioniert – neue Konstruktionen und Materialien<br />

Deutschland<br />

August Endell,<br />

Atelier Elvira keine Fläche soll unbearbeitet bleiben + Dynamik + Pflanzenmotive<br />

Die Wiener Sezession und ihre Folgen<br />

Otto Wagner<br />

Majolikahaus, Linke Wienzeile (1899) Loos bezeichnet es als tätowierte Architektur.<br />

Das Haus steht in der Häuserflucht, hebt sich aber dennoch ab da er es zurücksetzt bis auf den<br />

Balkon; EG in Glas aufgelöst; 1 OG UU; es würde sich auch ohne Ornamente deutlich von den<br />

anderen Bauten abheben.<br />

Postsparkasse Sie befindet sich nicht direkt am Ring, wird aber als Ringgebäude bezeichnet,<br />

erhält Bedeutung (Aufwertung) durch den davor entstandenen Freiraum oder Platz.<br />

Material: Marmor und Granit – Fassade; Wagner will keinen Massivbau vortäuschen, zeigt dass<br />

die Platten nur „Haut“ sind. Eisenbolzen = Dekor – goldregen, der einen erwartet<br />

Auch die Technik wird kreativ bearbeitet.<br />

Sezession = Ausstellungsort, Kuppel hat Naturvorbild: vergoldete Eichenblätter. Der Bau bezieht<br />

sich auf keinen bereits bestehenden Bau. Beethovenfries innen.<br />

Sezession bedeutet Absonderung<br />

Olbrich und andere Architekten kommen von bestimmten Richtungen, zB. Jugendstil, Futurismus<br />

etc, ändern aber immer wieder ihre Ansichten � immer neuen „Phänomene“.<br />

3. Rückbesinnung auf das „Tektonische“<br />

Adolf Loos<br />

Ornament und Verbrechen<br />

Haus Michaela = Umsetzung; Marmor ist aber ein Ornament an sich,


VO 4_ 27.04.05<br />

ZWEI WELTEN: BAUHAUS <strong>UND</strong> NS-ARCHITEKTUR<br />

1) Das Bauhaus und sein Mythos<br />

1.1 Bauhaus Weimar<br />

o Die Anfänge . . .<br />

o Neue Lehrer – neue Lehre: De Stijl, Moholy-Nagy und El Lissitzky<br />

o Das Bauhaus als Produktivwerkstatt<br />

1.2 Bauhaus Dessau<br />

o Das Bauhausgebäude als architektonische Ikone der Moderne<br />

o Architektur des Wohnens<br />

o Das Bauhaus im politischen Kreuzfeuer<br />

1.3 Bauhaus Berlin<br />

2) Architektur des Nationalsozialismus<br />

• Die Baupolitik des Dritten Reichs - eine Wiedergeburt der „Hierarchie der<br />

Bauaufgaben“<br />

o Wohnbau<br />

o Industriebau<br />

o Verkehrsbauten<br />

o Diktatoren-Klassizismus<br />

• „Ruinenwert“<br />

• Olympia<br />

• Propaganda und Realität des Bauens . . .<br />

• Kann Architektur politisch sein?


1) Das Bauhaus und sein Mythos<br />

1.1 Bauhaus Weimar<br />

Faguswerke, Gropius: 1 mals curtainwall – Vorentwicklung; 1911 schafft was in Moderne<br />

normal ist, neben curtain wall, kubischer Körper, Flachdach, Ecke ohne Stützen..<br />

Walter GROPIUS (1883-1969) als Bauhaus-Leiter: einer der ersten Werke überhaupt, bei denen<br />

die architektonischen Elemente, die den Internationalen Stil bestimmen sollten, bereits voll<br />

beherrscht wurden: a) Gläserne Curtain Walls (term. techn. für nichttragende Wand, die dem<br />

tragenden Gerüst eines Skelettbaus vorgehängt wird, um das Gebäude zu verkleiden �<br />

Präfabrikation) b) klare kubische Blöcke c) keine sichtbaren Träger an den Ecken<br />

Das Bauhaus Manifest:<br />

Noch als Soldat an der Front schrieb Gropius seine „Vorschläge zur Gründung einer Lehranstalt<br />

als künstlerische Beratungsastelle für Industrie, Gewerbe und Handwerk“<br />

� ganz im Sinne des Werkbunds forderte er eine enge Arbeitsgemeinschaft zwischen dem<br />

Kaufmann und dem Techniker einerseits und dem Künstler andererseits, zitierte aber gleichzeitig.<br />

schon das Ideal der mittelalterlichen Bauhütten, wo man in „gleichgeartetem Geist“, in der<br />

Einheit einer gemeinsamen Idee“ gearbeitet habe<br />

Kunst und Technik wollen sich zu einer Einheit verbinden (vgl. W. Morris)<br />

„ Weimar als Grundstein einer Republik der Geister“ BAU: als letzte und höchste Stufe der<br />

Ausbildung (konnte in den ersten Jahren noch nicht realisiert werden)<br />

Von Walter Gropius. Neuer gedanklicher Ansatz, stellt Ziel voran, 1911 = Zeit noch von<br />

Historismus geprägt und umgeben. Gemeinschaft Techniker und Künstler; Idee der<br />

mittelalterlichen Bauhütte – alle arbeiten gemeinsam an einer Idee – Kunst und Technik ist eine<br />

Einheit.<br />

Idee auf Papier � Arbeitsplan für Studenten; Meister und Gesellen – keine Studenten und<br />

Professoren; Es gibt: Vorlehre – Gefühl für Formen und Farben, 3 Jahre Werkstätten und das<br />

Zentrum = Architektur, letzte, höchste Stufe.<br />

Itten – Vorlehre für Farben und Formen<br />

Gropius hatte eine gute Hand bei der Findung und Auswahl seiner Mitarbeiter.<br />

Anfang war expressionistisch geprägt � ändert sich mit Doesburg<br />

Er überträgt die Grundsätze der Malerei in die Architektur. Einfachste Form = Fläche � freies<br />

Spiel der Anordnung und Durchdringung – keine Decke, Boden, etc.<br />

Moholy-Nagy: löst Itten ab; durch ihn wird das Bauhaus von der Stijl-Bewegung beeinflusst.<br />

Maschinenarchitektur; er ist im Neoplastizismus verankert. Gestalter ist auch Handwerker, er<br />

trägt roten Overall; Nähe zu russischen Konstruktivisten (nach 1. WK in Moskau entstanden,<br />

Abbruch in allen traditionellen Künsten).<br />

Tattin und Ladowskij<br />

ASNOWA – technisches Ableiten<br />

Tattlin-Turm = eines der wichtigsten Objekte


Wolkenbügel – Wolkenkratzer für Moskau: technisch orientiertes Denken – horizontal liegende<br />

Wolkenkratzer. Das Machbare ist keine Frage – man geht davon aus.<br />

Sujew-Club: Maschinenarchitektur umgesetzt<br />

Einfluß der russischen Konstruktivisten: • „Realistisches Manifest“: fordert den Abbruch aller<br />

Traditionen in den bildenden Künsten und den Aufbau einer neuen Wirklichkeit in einem<br />

traditionsleeren, von Malewitsch (� Suprematismus“) als `Wüste´bezeichneten Raum • OSA<br />

(Wladimir Wenin, Ginzburg und ASNOWA (Vereinigung Neuer Architekten um El Lissitzky,<br />

Tatlin und Ladowskij<br />

Das Bauhaus als Produktivwerkstatt<br />

Gute Studenten konnten bleiben – als Tagesgesellen arbeiten � z.B: Bauhauslampe<br />

Weimar: nach 1. WK, wollte finanzielle Unabhängigkeit � Produktion<br />

Breuer: Stahlrohrsessel + Schlemmer Maske<br />

Schlemmer: Krisenbericht – reine Kunst zu schaffen widerspricht der Bauhausidee; er bringt sich<br />

dafür bei der BAUHAUSBÜHNE ein – Bühne geht auf Reisen � Werbewirksamkeit, Botschaft<br />

des Bauhauses wird weitergegeben.<br />

Versuch neue Sponsoren zu gewinnen � BAUHA<strong>USA</strong>USSTELLUNG, 1923: Musterhaus von<br />

Muche: Zentralbau, 1 Mittelhauptraum mit Oberlicht; Teppich, Möbel,.. aus Bauhausreihe;<br />

industriell gefertigtes Wohnhaus;<br />

Geldhahn abgedreht �<br />

2.) Bauhaus Dessau<br />

BAUHAUSGEBÄUDE ALS IKONE DER MODERNE wollte München, etc.. bekommen hat<br />

es Dessau � 1925 Umzug<br />

Asymmetrischer Grundriss, keine Seite wie andere, wird zu Bewegung um und durch das<br />

Gebäude bewegt; Werkstätten, Wohnheim, Schulräume, Verwaltung; wurde zu Ikone der Arch.


ARCHITEKTUR DES WOHNENS<br />

Meisterhäuser – Meister bauten sich selber Häuser – große Glasflächen, Durchbrüche im EG,<br />

Kubus und Flachdach, verglaste Ecken, Dachterrassen � sorgen für Wirbel<br />

Schlemmer: war erschrocken, dass sich die Meister auf ihrer großzügigen Terrasse sonnen,<br />

während große Wohnungsnot herrscht.<br />

Weiße Kuben + innen: bunte Farben nach der Farbenlehre � es wird Tiefe betont, etc.<br />

1926-28 Musterwohnsiedlungen in Halbringen, Berlin: Fertigbauten, 156 Gebäude + Gärten;<br />

Konsumgebäude = Abhebung aus Umgebung<br />

Einzelbauten – Musterhäuser in Umgebung:<br />

Stahlhaus: Musterhaus von Muche & Paulick, ausgefacht mit Stahlplatten<br />

Laubenganghaus: flexible Wände innen – verschiedene Grundrisse möglich<br />

BAUHAUS IM <strong>POLITISCHE</strong>N KREUZFEUER<br />

Wichtig: die Crew � arbeiten zusammen an einem Ort<br />

Die Bauhauslehre blieb allerdings ein Fragment; Gropius kam nie zum Zug das Zentrum der<br />

Lehre zu unterrichten.<br />

1928 Gropius verlässt das Bauhaus � Zeichen für innere Spannungen, doch er schafft den<br />

Absprung rechtzeitig.<br />

1.) Weimar = aus dem Chaos geboren<br />

2.) Dessau = im Formalismus erstickt<br />

3.) Meyer-Phase, in der sich das B. den Problemen des Lebens und der Gesellschaft gestellt hat<br />

Meyer: 1927 wird er berufen � löst Gropius ab, soll Architekturbereich überstehen; er ist offener<br />

Kommunist � wird von Stadt entlassen � geht nach Moskau<br />

Mies van der Rohe: Nachfolger; = Provokation � Krach; versucht sich aus Politik rauszuhalten;<br />

Studenten konnten nicht mehr im Meisterrat mitreden,..<br />

Forderung: Bauhaus soll geschlossen werden � Bauhaus reagiert mit Plakaten,<br />

Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Ideologie und Hakenkreuz passt nicht zusammen. Politik mischt sich jedoch in die freie,<br />

revolutionäre Schule ein.<br />

1930 Schließung des alten Instituts<br />

1932 auf Druck der Nazis beschloss das Stadtparlament von Dessau die Schließung des<br />

Bauhauses �<br />

3) Bauhaus zieht nach Berlin<br />

1933 Hausdurchsuchung � Ende Bauhaus als Institution, die Idee bleibt bis heute bestehen.<br />

Das Bauhaus gilt als die wichtigste Kunstschule des 20. Jhs.:


• Ihre Bedeutung lag darin, daß Künstler und Handwerker und zum Schluß auch Architekten<br />

zusammenarbeiteten<br />

• anfangs waren im Vorkurs von Johannes Itten alle zu einer Gemeinschaft<br />

zusammengeschlossen<br />

• Absicht dieses Kurses war die Ausbildung eines theoret. fundierten Form- und Farbsinns, den<br />

jeder Handwerker und Künstler besitzen sollte<br />

• etwas später wurde das Bauhaus zur einzigen Kunstschule, in der Vorbilder für Industrie-<br />

Produkte entwickelt wurden. (vgl. Weimarer Geschirr, heutige Baumärkte, „Bauhaus“)<br />

• außerdem wurde Gropius-Architekturstil – zu Recht – zum Symbol des Schulprogramms<br />

(obwohl unter Gropius Architektur nie richtig gelehrt wurde Krönung der Ausbildung<br />

wäre zum Schluß gekommen)<br />

• mit seiner strengen Sachlichkeit, den kubisch klaren, weißen Flächen bestimmte er den<br />

Internationalen Stil maßgeblich<br />

Das Eindrucksvollste am Bauhaus war jedoch, daß Männer wie Kandinsky, Feininger, Klee,<br />

Schlemmer zusammenarbeiten konnten<br />

2) Architektur des Nationalsozialismus<br />

2 Welten stehen nebeneinander:<br />

Weißenhofsiedlung & Kochensiedlung = > konträre Ideologienströmungen<br />

Wird finden hier einen Stilpluralismus wieder.<br />

4 Gruppen von Bauprogrammen im 3. Reich:<br />

WOHNBAU-POLITIK IM DRITTEN REICH<br />

Wohnungsnot � man will viele, billige Wohnungen schaffen<br />

Siedlungshäuser: kleine, einstöckige Bauten + ausgebautes Satteldach + Garten + Scheune +<br />

Möglichkeit der Kleintierhaltung => Wunsch jeder Familie = eigenes Haus = teuer =><br />

Reihenhäuser, etc.<br />

Hufeisensiedlung von Taut: Weimarer Gartensiedlung, Verbindung mit Natur, Farbenlehre, ..<br />

// NS-Architektur, obwohl sie gewisse Ideen davon übernommen haben.<br />

INDUSTRIEBAUTEN:<br />

Elemente die der Moderne zugeschrieben werden, werden verwendet � Glas, Curtainwall �<br />

Fortschritt in Technik wird gezeigt, Aufwand in Entwicklung; negativer Aspekt: Rüstung, ..<br />

VERKEHRSBAUTEN:<br />

Repräsentation steht im Vordergrund + Technik = Fortschritt<br />

Gerücht: Autobahn wurde von Hitler entwickelt ist falsch, es gibt sie bereits seit 1921.<br />

Autobahnen sind wichtig für die Heeresbewegungen. � Propaganda: Autobahn wird als Teil der<br />

Landschaft und als Weg zur neuen Freiheit dargestellt. Jeder Abschnitt und Häuschen werden in<br />

der Presse gefeiert = propagandistische Überhöhung. Denkmal für 1. Autobahn in Österreich.<br />

ANKÜNDIGUNGSARCHITEKTUR: man schreibt darüber, was gebaut wird – man ködert<br />

Menschen damit.


z.B: Ankündigung: in Wien werden 8000 Wohnungen gebaut, tatsächlich nur 2000 entstanden.<br />

Linz als Führerstadt – Nibelungenbrücke, Architektur als Propaganda – breite Brücke endet in<br />

enger Straße.<br />

Flughafen, Berlin: flächenmäßig Größter;<br />

DIKTATOREN – KLASSIZISMUS:<br />

Berlin, N-S-Achse: am Ende große Halle – Stileklektizismus, Bezug zu Pantheon oder auch zum<br />

Petersdom – die Kuppel soll von überall gesehen werden.<br />

Ankündigung: Blätter, Filme = Zukunftsvisionen<br />

Haus der deutschen Kunst, München: ähnlich Stoa, Pfeilerkolonnade<br />

Verwendung von Naturbaustoffen, Idee: nach 1000 jährigem Reich: Ruinen sollen noch toller<br />

sein als die vom Kolosseum.<br />

Neue Reichskanzlei: Überhöhung – Maßstab gesprengt – Mensch soll sich klein fühlen;<br />

Türklinken hoch oben, Statuen 5m hoch � Einschüchterung<br />

Doch: Es ist kein Geld für die Projekte vorhanden – das gesamte Geld fließt in die<br />

Rüstungsindustrie & Autobahnen; Modellwände werden aufgestellt.<br />

Wiener Flaktürme � RUINENWERT<br />

Sie könnten heute weggeschafft werden, gehören aber bereits zum Stadtbild<br />

Materialehrlichkeit und „historisierend“-nationalistisches Bauen<br />

Später Klassizismus<br />

Regelmäßigkeit – innen: moderne Stahlkonstruktion; Repräsentationsgebäude wird vorgetäuscht.<br />

OLYMPIA<br />

Ideologien in ganzer Welt verbreitet<br />

Untere Ränge sind „eingegraben“ – tritt ein – öffnet sich<br />

March: Entwurf war schon genehmigt, doch Hitler will etwas anderes – Travertin – Verkleidung<br />

(Bezug auf Antike) + unverkleideter Beton<br />

Kinos � Zukunftsträume werden gezeigt<br />

Bauten werden oft nur verändert oder reduziert.<br />

Propaganda und Realität des Bauens . . .<br />

Folie ...


VO 5_4.05.05<br />

DIE MEISTER DER MODERNE<br />

Die Meister – Parallelen im Werdegang . . .<br />

1. Walter Gropius<br />

• Gropius und das Bauhaus<br />

• Gropius in den <strong>USA</strong><br />

2. Ludwig Mies van der Rohe:<br />

• der „traditionelle“ Mies<br />

• der avantgardistische Mies<br />

- Mies´Manifest<br />

- Mies´ Raumkonzept<br />

- Mies und die Stahlkonstruktion: das „Raster“<br />

3. Le Corbusier<br />

• Le Corbusiers „weiße Moderne“ . . .<br />

• Le Corbusiers „materialorientierte“ Phase ...<br />

• Le Corbusiers „Skulpturen“ . . .


WALTER GROPIUS (1883-1969)<br />

LUDWIG MIES VAN DER ROHE (1886-1969)<br />

LE CORBUSIER (1887-1965)<br />

Gemeinsamkeiten :<br />

Sie waren ungefähr gleich alt, haben 50 Jahre lang die Architektur bestimmt, haben im Büro<br />

Peter Behrens gelernt.<br />

Behrens, AEG-Turbinenhalle, 1909: Industrieklassizismus wurde nach der<br />

Jahrhundertwende wieder modern; Gebäude hat fast sakralen Charakter, verkleidete Stahl-<br />

Skelettkonstruktion, entwickeln Gebrauchgegenstände – Behrens = Chefdesigner<br />

Eintragung aus dem Notizbuch von Mies, 1928: „Wer eine Fabrik als Tempel baut, lügt und<br />

verunstaltet die Landschaft“. . .<br />

Stuttgart, 1927: neues Reichforschungsinstitut will Mustersiedlung schaffen =<br />

Weißenhofsiedlung,<br />

mit neuen Wohnformen + Standardisierung, Vorfabrikation; Ausstellung � Slogan: Licht und<br />

Luft.<br />

Es gab verschiedene Pannen, zB: Mies war Vorsitzender, er gab aber keinen Lageplan aus �<br />

Die Häuser von Gropius werden verschattet vom Haus von Mies.<br />

Abschlussbericht: harte Kritik an Gropius bauten (Konstruktion am teuersten,<br />

Sperrholzaußentüren, Konstruktionsfehler).<br />

Die Siedlung wurde auch bei den Bürgern diskutiert; im Nachhinein teilweise angestrichen.<br />

Nazizeit: wurde stark kritisiert. � galt als Schandfleck � Bauten verändert, durch Krieg<br />

zerstört, 70er durch Eigeninitiativen teilweise wieder rekonstruiert.<br />

DIE WERKB<strong>UND</strong>-AUSSTELLUNG VON 1927 ZEIGTE U. A. AUF DEM WEISSENHOF-GELÄNDE 21 HÄUSER MIT 63<br />

WOHNUNGEN, DIE VON INSGESAMT 17 ARCHITEKTEN GEPLANT WURDEN. ZIEL DER AUSSTELLUNG WAR DIE<br />

ERARBEITUNG VON<br />

KONZEPTEN FÜR WOHNRAUM, DIE DEN ANSPRÜCHEN DES MODERNEN GROSS-STADTMENSCHEN GERECHT WERDEN.<br />

ES WURDE NICHT NACH DER ZEITGERECHTEN WOHNUNG FÜR DAS EXISTENZMINIMUM GESUCHT, SONDERN<br />

VIELMEHR EIN RAUM<br />

FÜR DEN GEBILDETEN MITTELSTAND. DIE HÄUSER SOLLTEN GEMÄSS DER VORSTELLUNG DER ORGANISATOREN<br />

AUCH NACH DEM ENDE DER AUSSTELLUNG EINER WEITERFÜHRENDEN KRITISCHEN ANALYSE UNTERZOGEN<br />

WERDEN.<br />

DIE KÜNSTLERISCHE LEITUNG WURDE IN DIE HÄNDE VON LUDWIG MIES VAN DER ROHE GELEGT. FERNER WAREN<br />

JACOBUS JOHANNES PIETER OUD, VICTOR BOUGEOIS, ADOLF GUSTAV SCHNECK, LE CORBUSIER MIT PIERRE<br />

JEANNERET, WALTER GROPIUS, LUDWIG HILBERSHEIMER, BRUNO TAUT, HANS POELZIG, RICHARD DÖCKER, MAX<br />

TAUT, ADOLF RADING, JOSEF FRANK, MART STAM, PETER BEHRENS <strong>UND</strong> HANS SCHAROUN BETEILIGT.<br />

Mies bei der Eröffnung: „Rationalisierung und Typisierung sind nur Mittel, dürfen niemals Ziel sein. Das<br />

Problem der Neuen Wohnung ist im Grunde ein geistiges Problem und der Kampf um die Neue Wohnung nur ein<br />

Glied in dem großen Kampf um neue Lebensformen.“


1. GROPIUS<br />

1.1 Gropius und das Bauhaus<br />

Faguswerke: großer Schritt von AEG – Turbinenhalle zum Faguswerk; beinhaltet bereits die<br />

3 wichtigsten Punkte der Moderne:<br />

• Kubische Bauform (Flachdach)<br />

• Skelettbau (freier Grundriss)<br />

• Freigestellte Ecken<br />

Bauhaus: noch ein weiterer großer Entwicklungsschritt ; bereits curtainwall – Fassade,<br />

Kontaktelemente zwischen innen und außen nur vorgehängt.<br />

Meisterhäuser Dessau: billige, vorfabrizierte Wohnungsbau, auf Einsatz der Baumaschinen<br />

abgestimmt.<br />

Weißenhof, Haus 16: Halbtrockenbau<br />

Weißenhof, Haus 17: Trockenbau – Vorfabrikation war vorherrschend<br />

Totaltheater: Piscator war sehr experimentell � will eigenes Theater; multifunktional,<br />

ovaler Grundriss, Idee: Theater ohne Ränge, man kann mit Bestuhlung spielen, Leinwand als<br />

Raumillusion, Publikum und Bühne verschmelzen. Wurde aber auf Grund von Streitigkeiten<br />

nicht gebaut.<br />

Arbeitsamt Dessau: sollte ein Ort für Beratung für Arbeitssuchende sein und möglichst<br />

wenig Angestellte benötigen, halbrunder Grundriss + 6 Eingänge � 6 Segmente nach<br />

verschiedenen Berufsspaten getrennt, keine Kreuzungen, Raum ist sparsam ausgenutzt,<br />

Beleuchtung von oben, aughohe Fenster werden später verlangt und bei Restaurationen<br />

wieder entfernt. Daneben: Verwaltungsbau<br />

2. Gropius in den <strong>USA</strong><br />

PanAmBuilding: Es hat seinem Ansehen geschadet.<br />

Gropius emigrierte in die <strong>USA</strong>, unterrichtet dort an einer Universität.<br />

Arbeitet meistens im Team, ~38-41 mit Brauer am Bauhaus, Später mit TAC verbunden, etc.


2. MIES VAN DER ROHE<br />

2.1 der traditionelle Mies<br />

Von Industrieklassizismus geprägt � arbeitet zu Beginn an schinkeleske Bauten. ZB:<br />

Haus Kröller: beinhaltet Elemente der Antike, schon vorhanden: klare, kubische Gestaltung.<br />

2.2 der avantgardistische Mies<br />

Nach 1 WK: Mies ist sehr avantgardistisch � Manifest: utopische Entwürfe. ZB:<br />

Hochhaus Berlin: konnte aber 1921 aus konstruktiven Gründen noch nicht gebaut werden.<br />

2.2.1 Mies van der Rohes „Manifest“<br />

Nur im Bau befindliche Wolkenkratzer zeigen die kühnen konstruktiven Gedanken, und überwältigend ist dann<br />

der Eindruck der hochragenden Stahlskelette. Mit der Ausmauerung der Fronten wird dieser Eindruck<br />

vollständig zerstört, der konstruktive Gedanke, die notwendige Grundlage für die künstlerische Gestaltung<br />

vernichtet und meist von einem sinnlosen und trivialen Formenwust überwuchert. Im besten Fall imponiert jetzt<br />

nur die tatsächliche Größe, und doch hätten diese Bauten mehr sein können als eine Manifestation unseres<br />

technischen Könnens. Allerdings müsste man auf den Versuch verzichten, mit den überlieferten Formen eine<br />

neue Aufgabe zu lösen, vielmehr ist aus dem Wesen der neuen Aufgabe heraus die Gestaltung ihrer Form zu<br />

versuchen.“ (Mies van der Rohe, „Frühlicht“, 1922)<br />

Hochhaus auf geschwungenem Grundriss<br />

Konstruktion = Mittel, Form = Vorrangig � FORM FOLLOWS FUNCTION<br />

Bürohaus: 1923 war atemberaubend, Horizontalität, Ecke, Eingang nicht durch Treppe<br />

betont, Außenraum verschmilzt mit Innenraum.<br />

2.2.2 Mies’ Raumkonzept<br />

Mies ist fasziniert von Wright zB: Robie Haus: horizontale Scheiben<br />

Mies interessieren auch Scheiben oder Flächen, aber mehr in der Vertikalen – vergleiche<br />

Bauhaus de Stijl. ??? Man kann sich in alle Richtungen um die Wände herumbewegen.<br />

Haus Lange: Punkte von oben umgesetzt, Backsteinhaus aber Stahlskelett – große Fenster<br />

Barcelona Pavillon: Material ist wichtig, Onyx, .. Er setzt sich mit der Qualität der<br />

Materialien auseinander, er ist Perfektionist, wichtig ist z.B auch die richtige Verlegung des<br />

Bodens<br />

Haus Tugendhat: Prinzipien vom Pavillon in Villenanlage übersetzt. Scheiben nach unten<br />

versenkbar.<br />

Mies baut für einen neuen Menschen; Befreiung vom Alten; Grundriss soll Freiheit geben,<br />

Die Wände sind rhythmisierend und nicht trennend.<br />

Loos ist zwar Zeitgenosse, ist aber ganz anders. � Raumplan, verschränkte Räume<br />

Weißenhof, Haus1-4: Riegel


2.2.3 Mies und die Stahlkonstruktion: das „Raster“<br />

Emigriert in die <strong>USA</strong>, Chicago:<br />

4 Apartmentgebäude: 1 mals hat er die Möglichkeit seine utopischen Ideen auszuführen;<br />

Kontakt von Innen und Außen ist nicht Wand oder Stütze sondern Glas<br />

Seagram-Building: inszeniert Eingang, novilitiertes Gebäude durch davorliegenden Platz.<br />

Man fließt von Innen nach Außen über.<br />

Crown Hall: Arbeitsgebäude für Studenten, man fließt auch von Außen nach Innen, aber<br />

niedrieger. 4 Stahlfachwerkbinder, Spannweite 36m; keine bestimmte Raumeinteilung, es gibt<br />

ein paar nicht ganz raumhohe Trennwände – kann darüber schauen. Vergleiche mit: Agorar<br />

Die vitruvianische Urhütte nach Marc-Antoine Laugier<br />

„Man wird vielleicht einwenden, daß ich die Architektur auf fast nichts reduziere. Es ist wahr, dass ich der<br />

Architektur viel Überflüssiges nehme, dass ich sie von einer Menge Tand befreie, der ihren gewöhnlichen<br />

Schmuck ausmachte, dass ich ihr nur ihre Nützlichkeit und Einfachheit lasse ...<br />

Ein Gebäude mit freistehenden Säulen, die das Gebälk tragen, benötigt keine Türen und Fenster – ist<br />

andererseits aber unbewohnbar, wenn es von allen Seiten offen ist.“ M.-A. Laugier, Essai sur l´architecture<br />

Vor Emigration: Utopie, Flächen in Vertikalität, freier Grundriss, Stahl + Stein<br />

<strong>USA</strong> – Phase: reiner Stahl, Raster dominiert.<br />

Neue Nationalgalerie:<br />

Das Finale der Miesschen Bauprinzipien und –konzepte: die Neue Nationalgalerie in Berlin . . .<br />

bringt seine sämtlichen Ideen auf den Punkt; 8 Stahlstützen, Kassettendecke als Dach, wird<br />

als 1 Teil daraufgegeben. Durchdringung von Außen und Innen – gleiche Platten verwendet;<br />

Konstruktiver Höhepunkt.<br />

2.2.4 Mies Erben:<br />

Foster<br />

Inszenierung der Konstruktion wie Mies + nach Außen getragen.<br />

Vertriebszentrale: Qualität der Autos soll Außen sichtbar sein.<br />

� hier wird Konstruktion zum Ornament<br />

Mies und Corbusier haben keine klassische Architektenausbildung, Erfahrungen durch<br />

Reisen, etc. Arbeiteten bei Behrens.


3. LE CORBUSIER<br />

Er ist zunächst auch schinkelesk.<br />

Villa Schwob: früher Stahlbetonbau<br />

Domino-Haus: 1914, entwirft Typ für Wiederaufbau,<br />

Stahlbeton, vorgefertigte Bodenplatte, Pfeiler nicht an Ecke, Stiegen vor Ort gegossen oder<br />

Vorfabrikation – wenige Elemente, Fenster und Türen an Platten gehängt; Möbel – Schränke<br />

als Wand. Wände mit Trümmermaterial füllbar. Aneinanderreihung möglich, schneller Ersatz<br />

für zerstörte Häuser.<br />

Maison Ozenfant: Proportionen des goldenen Schnittes – Module;<br />

Treppe: skulpturaler Aspekt.<br />

3.1 Le Corbusiers „weiße Moderne“<br />

Hauptvertreter dieser „puristischen“ Phase: Weißenhof und Villa Savoye<br />

Weißenhof, Haus: Fensterbänder, Dachgärten, Pilotis, freier Grundriss, freie Fassade,<br />

Wohnungen durch ganze Gebäudebreite<br />

Villa Savoye: konzipiert auf Auto<br />

• Piloits<br />

• Außenraum fließt nach Innen<br />

• Dachgarten<br />

• Freier Grundriss<br />

• Freie Fassade<br />

• Fensterbänder<br />

Wegführung, Inszenierung wie im Barock – Ausblicke,.. man wird zu Punkten hingeführt,<br />

arbeiten mit Skulpturen, zB: Treppe als Plastik<br />

Puristische, WEISSE PHASE (Villa Savoye + Weißenhofsiedlung); EG = Garage �<br />

Gebäude „erhoben“;<br />

Le Corbusiers ungewollte Erben: (an weißer Phase orientiert)<br />

Steven Hall<br />

Übernimmt Prinzipien von Le Corbusier<br />

Richard Maier<br />

Einer von den NY five<br />

Prinzipien der weißen Moderne angeeignet.


Unité d’habitation: MATERIALORIENTIERTE PHASE<br />

Wohnmaschine mit Wohnmodul; Pilotis werden zu Stützen; nur alle 3 Geschosse gibt einen<br />

Korridor; 1 Wohnung über 2 Geschoss – verschachtelt über 3 G.; Wohnungen klein, trotzdem<br />

Gefühl der Weite, versucht im menschlichen Maßstab zu bauen, Dachlandschaft =<br />

Wohnlandschaft + Skulpturen. Eg = shopping street � geschlossener Komplex.<br />

Ausgeklügeltes Farbsystem – Farbe wie Skulpturen als Effekt eingebracht. Unverkleidete<br />

Rohre, Heizkörper, Schränke als Wände.<br />

Dominikanerkloster: zu mat.orientierter Phase<br />

Nur Sichtbeton � wird zum new brutalism<br />

Kreuzzug tatsächlich in Form eines Kreuzes im Hof, begehen des Hofes nicht gedacht, dafür<br />

außen und Dach; Krypta ist nicht unter Erde verborgen, sondern ist wie ein Anwuchs –<br />

skulptural. Kirche – mittelalterliches Elemente zB. Bänke in Längsrichtung aufgestellt, Decke<br />

Wand – Trennung mit Licht – Geste der Unendlichkeit, man kann die Höhe des Raumes nicht<br />

erfassen.<br />

Notre-Dame-du Haut : letzte Phase = PHASE DER SKULPTUR (auch materialorientiert<br />

aber anders als vorher)<br />

Wallfahrtskirche: zerstörte Kirche – weitergebaut bei Mauerresten, Kommunikation<br />

zwischen innen und außen = (sonst Pilotis) Messen können auch draußen stattfinden –<br />

Empore + Heiligenstatue. Innen folgt der Bau dem leichten, natürlichem Gefälle � gleich<br />

gute Sicht; Fensteröffnungen: außen scheinen sie willkürlich angebracht zu sein, innen<br />

erkennt man, dass er einen bestimmten Effekt erzielen wollte. � von traditionellen<br />

Schweizerhäusern-von innen heraus konzipiert, es geht nicht um die Gestaltung der Fassade.<br />

Steven Hall, Bürogebäude Amsterdam: u-förmiger Ziegelbau, Lichtinstallationen sind<br />

umgedrehte Idee von Le Corbusier – erst in Nacht gewünschter Effekt nach Außen.<br />

Le Corbusier und der Städtebau<br />

(34 Städte wurden verglichen – Diskussionen)<br />

„die funktionale Stadt“: Funktionstrennung – Wohnen, Arbeit, Freizeit, Verkehr � wurde<br />

in Europa gebaut – stark diskutiert.<br />

Le Corbusiers Einfluß auf Theorie und Praxis von Architektur und Städtebau des 20. Jhs. ist von kaum zu<br />

überschätzender Bedeutung „Augen, die nicht sehen ...“, wollte er öffnen für die Schönheit der modernen<br />

Ingenieurstechnologien. Als „Ermahnungen an die Messieurs les Architects“ verstand er seine theoretischen<br />

Darlegungen, die als Erkenntnishilfen auf dem Weg zu einer Architektur der Moderne – einem „ebenso<br />

rationalen wie poetischen, bewussten, exakten und großartigen Spiel der unter der Sonne versammelten<br />

Baukörper“ dienen sollten. Form folgt der Funktion, und ihre Gestaltung muß sich messen lassen am „industrial<br />

design“. Dabei rehabilitiert Le Corbusier die Architektur als Kunstform, wenn er dem Architekten die Aufgabe<br />

zuweist, über den bloßen Zweckrationalismus hinaus gestalterisch tätig zu werden. Erst die ordnende Hand des<br />

Künstlers schaffe die befriedigende ästhetische Wirkung, die er der neuen Architektur zuordnet. Le Corbusier<br />

geht es ihm nicht um einen sozialutopischen Kontext, sondern um das Schaffen adäquater Arbeits-, Lebens-, und<br />

bes. Wohnbedingungen für eine progressive Industriegesellschaft<br />

60er: Le Corbusier wurde im Städtebau als die „negative Seite“ empfunden, vor allem<br />

dadurch, dass seine Überlegungen falsch umgesetzt wurden.<br />

Er schafft es dennoch, die Architektur wieder als Kunstform zu sehen � Spiel mit Licht und<br />

Farbe.


VO 6_18.05.05<br />

DIE NACHKRIEGSZEIT – WIEDERAUFBAU <strong>UND</strong> NEUORIENTIERUNG<br />

1. Das zerstörte Europa – „Enttrümmerung“ und Wiederaufbau..<br />

2. Architektonische und städtebauliche Tendenzen im Wohnungsbau:<br />

2.1 Im „Osten“<br />

2.2 Im „Westen“<br />

3. Ideologische Vorbilder und Einflüsse auf das Bauen der Nachkriegszeit:<br />

3.1 Formenvielfalt der 50er Jahre<br />

3.2 Der Nachkriegs-Städtebau und seine Folgen<br />

1. Das zerstörte Europa - „Enttrümmerung“ und Wiederaufbau..<br />

Zerstörte Städte zB: Berlin, Rotterdam; Kirchen blieben meist stehen, waren Bezugspunkte<br />

für Raketenangriffe.<br />

Entrümpelung<br />

Berlin: Ziegelniere – Ziegel wurden dort abgeladen.<br />

Wiederaufbaumanifest "Baukunst und Werkform", 1947:<br />

"Uns aber, den Schaffenden, ist es auf das Gewissen gelegt, die neue<br />

sichtbare Welt unseres Lebens und unserer Arbeit zu bauen. In dieser<br />

Verantwortung fordern wir:<br />

1. Die großen Städte müssen beim Aufbau zu einem gegliederten Verband in<br />

sich lebensfähiger, überschaubarer Ortsteile werden; die alte Stadtmitte<br />

muss neues Leben gewinnen als kulturelles und politisches Herzstück.<br />

2. Das zerstörte Erbe darf nicht historisch rekonstruiert werden, es kann<br />

nur für neue Aufgaben in neuer Form erstehen. ...“<br />

Neben vielen Künstlern und Schriftstellern unterschrieben Architekten wie<br />

Otto Bartning, Egon Eiermann und Rudolf Schwarz diesen Aufruf in der<br />

Zeitschrift "Baukunst und Werkform".<br />

... Zerstörtes soll nicht rekonstruiert werden, man soll die schlimme Gelegenheit nutzen um<br />

alles neu zu machen.<br />

Identitätsstiftende Bauten fehlten � sollten aufgebaut werden. ZB. Stephansdom<br />

2 Seiten: 1.: Wunsch identitätsstiftenden Bauten wieder aufzubauen. 2.: Gebäude werden<br />

abgebaut, die es eigentlich gar nicht nötig hätten, zB: Bahnhof, Stadtschloss,..


Fake und Remake<br />

ZB: Nürnberg<br />

Trotz Entwürfe zu neuen Bauten wurde alles wieder nach Plänen und Photos aufgebaut �<br />

Stadt hat alten Grundriss behalten; die Städte die ihren alten Grundriss nicht behalten haben,<br />

haben meist ihren Charme verloren.<br />

Politische Beweggründe für Abrisse:<br />

Führerhauptquartier: man hatte Angst, dass es Pilgerstätte für Neonazis wird.<br />

Führerbau: heute Musikakademie, da städtebaulich gut eingepasst.<br />

Ehrentempel: abgerissen<br />

„Naziarchitekten“:<br />

Kreis und Schlengtendal (mach 180° Wendung)


2. Architektonische und städtebauliche Tendenzen im Wohnungsbau:<br />

2.1 Im „Osten“<br />

„Grundsätze des Städtebaues“, 1950, DDR<br />

Wiederkehr der kurz zuvor noch politisch verbotenen offenen Stadtstruktur<br />

und damit der Moderne 1956 Chrustschow Motto: schneller,besser, billiger =<br />

TOTALE INDUSTRIALISIERUNG DES BAUWESENS<br />

Städtebau im Osten mitunter geprägt/getaktet von der Baustelleneinrichtung:<br />

Abstand der Gebäude, Winkel etc. � abhängig von den Kranbahnen<br />

Moderne Ansätze, achten auf Identitätsstiftung, Städte brauchen Grünanlagen,<br />

Verkehrsführung, Belange der Bevölkerung stehen im Vordergrund, doch gebaut wird...<br />

stalinistische Monumentalarchitektur wird modifiziert.<br />

Die totale (zentralisierte) Industrialisierung des Bauwesens:<br />

DDR-Städtebau, wo Enteignungen etc. kein Hindernis<br />

Karl-Marx-Allee: Ziegelbau, ... � teuer bis 1956<br />

1959 – 1965: Kehrtwendung zu Plattenbauten – vorgefertigte Stahl-Skelettbauten. Stellung<br />

der Häuser nicht nach alten, gewachsenen Stadtplänen, sondern nach Größe der Bagger, etc.<br />

schneller, besser, billiger,...<br />

2.2 Im „Westen“<br />

Problem: Wohnungsnot � Förderungsprogramm 1956, Berlin<br />

Schleife d. traditionellen Bauens gleich ausgelassen Unmittelbare<br />

Weiterführung der Vorbilder aus der Vorkriegsmoderne (und Amerika)<br />

erster Zwang: ökonomisches Bauen immense Wohnungsnot (5 Mio.) durch die<br />

Kriegszerstörungen<br />

St. Peter und Paul in Amberg:<br />

Armut: Geschoßhöhe 2,50 nach dem Krieg wird zur Standardhöhe<br />

(baupolizeilich verordnet) � kleine Spannweiten, dünne Decken,<br />

Schallschutzprobleme � Materialeinsparung, mögl. wenig Stahl<br />

Zunächst wurden die Lücken „gefüllt“ � Holzbauten, Barackenkirchen, ..<br />

Berlin, Dudenstraße:<br />

Links: Bau der 50er, Rechts: Bau der 20er; 20er: Wohnung + Loggia, Geschäfte im EG,<br />

Fenster 3er Teilung; 50er: Geschosshöhe max 2,50m + filigraner � ökonomischer


Das Erbe der weißen Moderne, Das Erbe der Meister:<br />

Universitätsbibliothek Bonn, Vago (LC Schüler):<br />

Schlank, abgehoben – macht 50er aus = auch Absetzung gegenüber den Nazis<br />

(Empiratorenklassizismus) Anschluss an 20er, leere Innenräume,..<br />

Amerikagläubigkeit:<br />

Düsseldorf; Thyssen-Hochhaus, Helmut Hentrich:<br />

3 Scheiben + 1 Versorgungskern, Ikonen des Wirtschaftswunders<br />

Pavillon, Eiermann: fasst alle Ideen zusammen; 4 Kuben, verschiedene Gangsysteme,<br />

Baubestand Hof- Bäume behalten, � endgültige Abwendung; knüpft an Mies an.<br />

50er: Formenvielfalt + Farbenfreude // Grau in Grau vom Krieg:<br />

Es wird mit Materialien experimentiert + Fortschritt soll gezeigt werden.<br />

Friedenskirche: aus Steinen von KZ-Lagern => Zeichen für Schlussstrich<br />

Man experimentiert mit farbigen Glassteinen (Kirchen), man will neue Ideen, zB:<br />

Philharmonie:<br />

Konzerthaus ohne Vorbilder, flexibel, Ränge wie Gebirge im Raum, akustisch einer der<br />

ausgeklügeltsten Räume, jeder Sitz ist nicht mehr als 30 m von der Bühne entfernt.<br />

Stadthalle, Wien, Rainer: Er setzt sich für den Städtebau ein.<br />

Städtebau:<br />

(Manifest vom Sian-Kongress)<br />

Funktionstrennung: Arbeit, Wohnen, Freizeit, Verkehr<br />

� einmalige Möglichkeit, aufgrund der Zerstörungen, das Ganze<br />

innerstädtisch anzuwenden<br />

Scharouns Neuplanung für Berlin: Wettbewerb Hauptstadt Berlin: Kollektivplan;<br />

Funktionstreffung, Bebauung + Grün; Enteignung wäre nötig gewesen � nein !<br />

Mustersiedlung „Interbau“ Berlin, 1957:<br />

Gegenmaßnahme zur Stalinallée und gleichzeitig Internationale Bauausstellung; sollte<br />

zeigen, welchen Standard das Bauen im Westen hatte (Schaufenster).<br />

Prinzip von oben angewendet. Scheiben + Punkthochhäuser – jedes mit gewissen<br />

Eigenheiten; Aalto, Gropius, etc; alte Bebauung verschwunden, kein privater Außenraum, nur<br />

noch öffentlicher Park � Le Corbusiers Trennung hat hier funktioniert, da mitten in der Stadt<br />

– schneller Weg zur Arbeit.


Städtebau ab 60ern:<br />

Suborganisierung beginnt – man wohnt außerhalb der Städte (Die Städte sind ja auch noch<br />

beschädigt oder schlecht ausgestattet.)<br />

Le Corbusier wurde indirekt dafür verantwortlich gemacht;<br />

London: Verkehrtechnischer Infarkt.<br />

Future Cities:<br />

Ideen für „utopische“ Stadtideen (wo Stadt an sich nicht mehr funktioniert). + 1mals<br />

Gedanken an Umwelt.<br />

uneingeschränkter Glaube an - technischen Fortschritt - beliebige<br />

Veränderbarkeit aller Lebensumstäünde - Verzicht auf Vergangenheit<br />

Walter Jonas, Raumstadt:<br />

Utopische Stadtmodelle: High-Tech-Konstr., Hochtechnologien und Materialien<br />

aus der Raumfahrt prägen eine neue Ästhetik Fanatastische und utopische<br />

Stadtvisionen, gigantische Megastädte: inspiriert von Pop-ArArt und d.<br />

techn. Instrumentarium der Raumfahrt Frage nach Bedrohung der Umwelt und<br />

ihrer Resourcen<br />

Richard Buckminster Fuller:<br />

geodätische Kuppeln, hoch tragfähige Kuppeln und hohe Spannweiten.<br />

Archigramm: (Cook, Green, Webb)<br />

Publikationen geprägt von Fortschrittsglauben, nichts gilt als unmöglich.<br />

Floating City, Superstudio (Verlust von natürlichen Ressourcen � 2. Haut, Hülle um<br />

Gebautes. )<br />

Die gemordete Stadt<br />

Städte haben kein Zentrum mehr, Anonymität � bewegt Städtebau und Architektur.<br />

Kritik an zeitgenössischer Stadtarchitektur:<br />

Anonymität wird gezeigt – Eiffelturm nur noch als Plakat oder Reflexion im Glas eines<br />

Hochhauses.


VO 7_1.06.05<br />

ARCHITEKTURSTRÖMUNGEN 1972 +<br />

1. Die Wiederentdeckung der „Stadt“<br />

1.1 Die Kritische Rekonstruktion<br />

1.2 Die Postmoderne<br />

1.2.1 Epoche der Semiotik<br />

1.2.2 Bedeutung der Postmoderne für die städtische Entwicklung: IBA & Co.<br />

2. Die Dekonstruktivisten<br />

3. Die Minimalisten<br />

4. Bewegung/Veränderung als zentrales gestalterisches Element<br />

1. Die Wiederentdeckung der „Stadt“<br />

1.1 Die Kritische Rekonstruktion<br />

Dieser Begriff wurde im europäischen Denkmaljahr 1975 geprägt und gilt bis heute als Leitbild für den Umgang<br />

mit dem historischen Erbe (vgl. Vienna Memorandum, 2005)<br />

H. Döllgast:<br />

• einer der ersten, der in der Nachkriegszeit einen schonenden Umgang mit der Gesch.des Altbaus demonstriert<br />

• Wiederverwendung der Originalsubstanz<br />

• Kennzeichnung der Eingriffe<br />

• Nachvollziehbarkeit von Zerstörung und Neuem<br />

Städteplanung: positiv = Interbau<br />

Aber Fehlinterpretation der Charta von Sian � Reaktionen darauf in 60er und 70ern +<br />

Fortschrittsbegeisterung und utopische Stadtbilder.<br />

Umwenden auf das neue � Verlust des Gesichts der Altstädte (in ihnen wohnt niemand mehr,<br />

sie sind am Abend ausgestorben) So wie es heute ist, bedurfte es einer Entwicklung von<br />

mehreren Jahrzehnten, von einer reinen Moderne nach dem Krieg hin zu ....<br />

Döllgast, Pinakothek Wiederaufbau<br />

50er = Zeit des Wiederaufbaues, nach Plänen, Fotos, Erinnerungen,..<br />

Kritische Rekonstruktion = ein sensibler, adäquater Umgang mit der „Substanz“. Man geht<br />

auf das gewachsene ein, das alte soll erhalten bleiben, erst bei näherer Betrachtung soll man<br />

den Unterschied zwischen Neu und Alt erkennen. Es ist ein neuer Umgang, Interpretation des<br />

Bestehenden und man kann die Veränderungen nachvollziehen.<br />

= noch heute wichtig für den Umgang mit Altem.<br />

Forster Straße, Berlin 60er:<br />

60er = Zeit der Hausbesetzung, viele Gründerzeithäuser stehen leer, sind verwahrlost, �<br />

werden massenweise abgerissen.<br />

Foster Straße = eines der ersten Häuser mit Eigeninitiative. Man wird langsam wieder stolz<br />

auf die „alten“ Häuser.<br />

Zwolle, Altstadtsanierung:<br />

Neubauten auf altem Stadtgrundriss, typische holländische Eingänge, verschiedene Fassaden,<br />

gewachsene Struktur nachahmend, Backstein verwendet.


Böhm, Rathaus:<br />

Burganlage auf Stadtberg, Kriegszerstörung � Wiederaufbau, Neuinterpretation + neues<br />

Konzept – neue Säle, Bibliotheken, + Versuch von Struktur her an gewachsenes Gebilde zu<br />

halten � Turm, raues Material (Sichtbeton).<br />

Moderne Ideen kommen zum tragen + Altbestand berücksichtigt.<br />

Schattner<br />

Setzt sich mit Altbestand auseinander, wirkte lange und intensiv in Eichstatt (kaum zerstört),<br />

versucht dort seine Ideen umzusetzen, belässt gewachsenen Bestand.<br />

Neues gestaltet sich um Altes. Altbau soll dominieren.<br />

Absetzung der Einbauten (Galerien, Vitrinen, Treppen) durch Farbe und Materialien von der alten Substanz<br />

Ulmerhof, Lesesaal: ein Außenhof wird zum Innenraum. Detail an Wand: Baufugen –<br />

besonderer Umgang mit dem Gewachsenen.<br />

Carlo Scarpa = großes Vorbild:<br />

Castelvecchio – Stadtpalast: 60er Museum eingebaut. Wände bleiben offen stehen,<br />

Detailgenauigkeit zB: Halterung für Skulpturen; Stege � schafft neue Einblicke, hat Befunde<br />

wieder herausgeschält – Altes wird sichtbar gemacht.<br />

Zitat: Er will Symmetrien der Nachbauten sprengen – sie entsprechen nicht dem<br />

Gewachsenen.<br />

50, 60er: Materialknappheit, halten heutigen Anforderungen nicht stand, Problem bei Umbau.<br />

Heute werden diese Bauten wieder als schützenswert befunden:<br />

Herzog und DeMeuron, SUVA-Gebäude, 94:<br />

Gebäude wird bei Entwurf wie ein schützenswerter Altbau behandelt, von einer Hülle oder<br />

haut umgeben, 3 verschiedene Glasarten. Hülle wie Maschine, reagieren auf Gegebenheiten.<br />

Foster, Reichstagsgebäude:<br />

Ausgehölt und Anbau angesetzt, kritische Rekonstruktion (was will man noch zeigen, wie<br />

bewertet man es) wurde angewendet, es wurde viel entfernt, Wände mit Graffitis von<br />

Soldaten rekonstruiert und sichtbar gemacht.<br />

1.2 Die Postmoderne<br />

Charles Jencks:<br />

15.7.97 Wohnbausiedlung wurde gesprengt (Arch aus den 50ern, hatte damals gute Kritiken,<br />

funktionierte aber nicht), er bezeichnet diesen Moment als den Tod der modernen Architektur.<br />

Ab 60ern Architekten haben sich mit dem Problem des Fehlens von identitätsstiftenden<br />

Gebäuden auseinandergesetzt.<br />

Der Tod der „modernen Architektur“: Charles Jencks, "The Language of Postmodern Architecture" (1977):<br />

Jencks´ ursprüngl. Definition: Sprengung des Wohngebiets Pruitt-Igoe in St. Louis (Wohnkomplex von 14gesch.<br />

Wohnscheiben aus der Mi. d. 50er, soz. Wohnungsbau), am 15. Juli 1972, 3.32 Uhr = Tod der „modernen<br />

Architektur<br />

• vor 1972 = Moderne<br />

• danach: Postmodernismus


nach Jencks ist die Postmoderne eine „Doppelkodierung“ der Architektur, „eine Verbindung von Techniken der<br />

Moderne mit etw. anderem (meist traditioneller Architektur), damit die Architektur einerseits mit der Öffentlichkeit,<br />

andererseits mit einer engagierten Minderheit = meist Architekten, kommunizieren kann er fordert einen<br />

radikalen Eklektizismus!<br />

Heinrich Klotz, Moderne und Postmoderne – Architektur der Gegenwart 1960-80: für ihn bestanden die leitenden<br />

Grundprinzipien der Postmoderne in der Architektur darin, dass „die Gestalt eines Bauwerks bewusst verbunden<br />

wird mit der Rückgewinnung von Inhalten, die zum Erzählstoff der Gebäudeform und der Einzelform werden“<br />

können. nicht nur Funktion, sondern auch Fiktion<br />

1.2.1 Epoche der Semiotik: Zeichen und Bedeutungen<br />

Chestnut Hill, Vanna Venturi House: Innen: Möbel wie sie eine ältere Dame haben möchte<br />

+ Licht = keine kalte Moderne, sondern Interpretation der Zeit.<br />

"Complexity and Contradiction in Architecture" (1966): Kritik an der fehlenden Ikonologie und der Sprachlosigkeit<br />

moderner Architektur Grund für das Ausbleiben menschlicher Dimensionen<br />

1.2.2 Bedeutung der Postmoderne für die städtische Entwicklung: IBA & Co.<br />

Postmoderne Bauten sind im Großen und Ganzen nur Einzelpunkte in den verschiedenen<br />

Städten.<br />

1980 Bienale Benedig: einer der wichtigsten Beiträge. Straßenzug mit erfunden Fassaden, die<br />

Architekten zeigen ihre architektonische Auffassung.<br />

IBA:<br />

Man wollte eine Stadtautobahn durch Berlin bauen � Bürger dagegen � Ergebnis. IBA, die<br />

wichtigsten Architekten haben mitgewirkt.<br />

IBA „alt“:<br />

a) behutsamer Umgang mit den vorgefundenen Strukturen, Angleichung, Interpretation, Transformation und<br />

Variation, Ensemble-beachtung b) Altbau-Umbau: Modernisierung und Sanierung von Altbauten unter<br />

weitgehendem ERHALT DER SOZIALEN STRUKTUREN (KREUZBERGER MISCHUNG; Wohnen und Arbeiten<br />

in einem Haus)<br />

In gewachsener Stadt werden Lücken gefüllt, es wird auf die Struktur Beug genommen; Es<br />

geht um Bauen im Kontext, es wird bewusst mit dem Alten umgegangen.<br />

Rossi, Straßenraumschließung:<br />

Innenhöfe bleiben, block geschlossen, Backstein.<br />

IBA „neu“:<br />

Projekt: 239 Wohnungen Stadtvillen, internat. offener Wettbewerb: • Aktualisierung und Variierung eines hist.<br />

Bautyps • soll die Entstehungsgeschichte als auch die heutg. Situation des Gebiets berücksichtigen • Architekten<br />

(u.a.): Rob Krier (Wien), Aldo Rossi, Giorgio Grassi, Hans Hollein • Baubeg.: 1983, Fertigstellg. 1984<br />

Reine Neubauten, Identitätsstiftende Bauten wie zum Beispiel die Villla von Hollein (erinnert<br />

an einen Palazzo) sind auch dabei. Es wird mit Bautypen gespielt + Interpretation.<br />

Arch. Ist nicht mehr narrativ, sondern steht nur für sich selber; Las Vegas: plakative Zeichen;<br />

dekurierte Schuppen)<br />

Arch. Kann alles sein, wenn die Fassade stimmt und Interpretation zulässt � lesbare Arch.<br />

Moore, Piazza d’Italia<br />

Assoziationselemente, Materialien, Arkaden, Säulen, � soll Italien sein, setzt es plakativ und<br />

anschaulich ein.


Kommunalzentrum: Zitat auf Kapitol in Rom<br />

Stirling, Nationalgalerie:<br />

spielt mit Bautypen � gibt Form des gewachsenen.<br />

Hollein, Verkehrsbüro:<br />

Spiel mit Zitaten, Identifikation ist möglich<br />

Bofill, Palais<br />

Sozialeer Wohnungsbau – Wohnburg<br />

2. Die Dekonstruktivisten<br />

Postmoderne: Was diskutiert wurde war wichtig für die Altstadt � Neuentdeckung der<br />

Wertschätzung.<br />

Negative Entwicklung durch Postmoderne:<br />

z.B. die blaue Lagune bei der SCS: Fertighäuser = Bautypen, aber schlecht und billig �<br />

Postmoderne zu Recht heutzutage eher negativ besetzt.<br />

Der Dekonstruktivimus ist die Gegenbewegung zur Postmoderne.<br />

Er konzentriert sich nicht auf historische Stile, ist aber trotzdem narrativ; teilweise ähnlich der<br />

Postmoderne, aber anders.<br />

Etwas Vorhandenes wird zersplittert, geteilt und im neuen Kontext zusammengesetzt.<br />

Matta, Centre Pompidou: Stadtviertel soll für Prachtbau abgerissen werden � er macht<br />

Kunst daraus. Aus Subtraktion wird Neues.<br />

Circus of the Garitbafl: auch mittels PC wird zersplittert und wieder zusammengesetzt –<br />

Photocollage.<br />

Ausstellung im MOMA, NY:<br />

7 wichtige Architekten des Dekonstruktivismus wurden eingeladen.<br />

Alles fängt mit Zeichnungen, Ideen an und nimmt schließlich Form an.<br />

Ausstellung im MoMA, NY, 1988: „Deconstructivist Architecture“ (Philipp Johnson und Mark Wigley) 1.) Gehry 2.)<br />

Libeskind 3.) Koolhaas 4.) Peter Eisenman 5.) Zaha Hadid 6.) Coop Himmelb(l)au (Dachgeschoßumbau, Wien,<br />

1984-89) 7.) Tschumi (Parc de la Villette, 1982-85)<br />

"Ein dekonstruktiver Architekt ist deshalb nicht jemand, der Gebäude demontiert, sondern jemand, der den<br />

Gebäuden inhärente Probleme lokalisiert. Der dekonstruktive Architekt behandelt die reinen Formen der<br />

architektonischen Tradition wie ein Psychiater seine Patienten - er stellt die Symptome einer verdrängten<br />

Unreinheit fest. Diese Unreinheit wird durch eine Kombination von sanfter Schmeichelei und gewalttätiger Folter<br />

an die Oberfläche geholt: Die Form wird verhört." (Wigley in: Johnson 1988 - S. 11.)<br />

Tschumi, Parc de la Villette:<br />

Formen werden zerlegt, neu zusammengesetzt – Erlebnisarch., kleine Läden, Cafes.<br />

Liebeskind, Museum Berlin:<br />

Form = Pfeil; der Bau ist voll mit Bedeutungen, die man aber nicht erkennt; Besucher dürfen<br />

das Museum nicht ohne Erklärung besuchen.<br />

Das Jüdische Museum ist als ein Bau konzipiert, in dem das Unsichtbare und das Sichtbare die strukturellen<br />

Merkmale bilden, die in diesem Raum Berlins angesammelt wurden.“ (D. Libeskind)


Coop Himmelb(l)au, Dachausbau:<br />

Es gibt keine geschlossene Dachhaut � wurde als Kunstwerk anerkannt und durfte trotzdem<br />

gebaut werden.<br />

Formentwicklung: mit verbundenen Augen etwas zeichnen � Nachinterpretation<br />

Coop Himmelblau: Architektur soll nicht besänftigen und beruhigen, „Architektur soll brennen!“<br />

UFA Cinema:<br />

wie Videoclip, Überwindung der Zentralperspektive.<br />

Man kann das Gebäude nur verstehen und begreifen wenn man mehr darüber gehört hat.<br />

Form ist nicht zufällig, hat Bedeutung.<br />

3. Die Minimalisten<br />

Zum „Wesen“ einer architekton. Aufgabe vorzudringen ist das eigentliche Anliegen minimalist. geprägter<br />

Architektur. eher eine Art Geisteshaltung denn ein eigener Stil Reduktion als moralisches Prinzip der<br />

Vervollkommnung<br />

Das Wesen der Architektur oder von Gegenständen soll sichtbar sein, es wird bis auf das<br />

Notwendigste reduziert. Wichtig ist die perfekte Verarbeitung und Verwendung von perfekten<br />

Materialien.<br />

Cudd<br />

Ist der Urgroßvater der Minimalisten; Projektkünstler .<br />

Schreibtisch, Stühle<br />

Concrete Pieces Bau- und Design-Prinzipien der Minimalisten<br />

Ando, Kirche<br />

Beton = spiegelnde Oberfläche, alles perfekt<br />

Außen = stille Kiste, 2 Blick: man sieht was dahinter steckt.<br />

Mies van der Rohe:<br />

Tendenzen zum Minimalismus: stille Kiste perfekte Verarbeitung<br />

Zumthor, Felsentherme:<br />

Außen: schlicht, aber großer Aufwand<br />

Herzog und DeMeuron:<br />

Simple Kiste von der Weite, Steht man davor erkennt man die Abbildungen auf dem Beton,<br />

sie zeigen Bilder der Menschheitsgeschichte.<br />

Stellwerk Basel:<br />

Man nimmt es fast nicht wahr, sieht es nur von Zug aus. Understatement.<br />

4. Bewegung/Veränderung als zentrales gestalterisches Element


VO 8_8.06.05<br />

POLYCHROMIE: VERWENDUNG VON FARBE IN DER ARCHITEKTUR<br />

GASTVORTRAG GEORG DÜX<br />

Adolf Bene (Arch.kritiker): sagt Kunstspießer haben Angst vor Farbe.<br />

Farbe ist emotional, kann Angst, Furcht, etc auslösen.<br />

30er Arch. Streit: antike Tempel weiß oder bunt?<br />

Semper: Schrift über die bunten Tempel<br />

Gegner hätten gerne das weiße Ideal<br />

Barock und Rokoko = Auflösung von Fläche und Form � Wunsch wieder nach etwas<br />

Greifbarem � Reaktion = das Schlichte<br />

Semper, Bild: Marmor + Stuckschicht – farbige Fassung. In Kultur der Griechen stärkere<br />

Verbindung zwischen profanen und „hohen“ Kultur.<br />

Nicht nur Putz + Farbe, sondern eine Holzschicht – Verkleidung.<br />

Architektur – Raumbildung von Textilkunst – Raum von geflochtenen Teppichen – Umwelt<br />

abgrenzen. � das Raumbildende und das Konstruktive<br />

Industrialisierung: es wurde tatsächlich „Gerüste“ gebaut. ZB: Le Duc, Kristallpalast.<br />

Le Corbusier weiße Kuben, der reinen Form nacheifernd, soll nicht von Dekor überlagert<br />

werden.<br />

Herrschaftsarchitektur kann nicht moderne Arch. Sein � Neoklassizismus (Das kennen die<br />

Menschen schon) � lassen Materialien, Formen sprechen.<br />

3 ABSCHNITTE:<br />

1. Materie – Was bringt Farbe in Arch.?<br />

2. Wahrnehmung – Wie wirkt sie auf uns, im Raum?<br />

3. Funktion – Wie wird Farbe eingesetzt?<br />

1. MATERIE<br />

1.1 pure Wandfarbe = Farbe<br />

„farbige Anfänge“: Menschen bauten mit dem was um sie herum war – Stein, etc � erste<br />

Farben = Erdtöne – Lehm & die Wand pur<br />

Paris: Stein aus dem es gebaut wurde = Stein auf dem man stand (Stollen später<br />

Katakomben)<br />

Mies van der Rohe: Reiz von Stein ausgenutzt, hochgebrannte Klinker � lebendiges Bild<br />

Flächenbearbeitung vom Materialien für Effekte – Stein oder Holz � Oberflächenbehandlung<br />

Barcelona – Pavillon – Natursteinwände mit Maserung<br />

1.2 Schichten auftragen:<br />

Problem = Farbpigmente – wurden erst 1900 besser � Farben verbinden sich mit Untergrund<br />

und besser haltbar. Fresko: arbeiten bei feuchtem Putz; industrielle Herstellung � keine<br />

Grenzen der Farbgebung.


1.3. Druck auf Wandoberfläche<br />

Herzog und De Meuron, Turnhalle<br />

1.4. Tapeten: Beherrschbarkeit der Farbe findet industrielle Vorstufe; Biedermeier große<br />

Mode; kommt von Teppichen auf der Wand. ~ 1810 grüne Tapeten sind sehr beliebt.<br />

System hält sich bis heute, Le Corbusier: Tapetenkollektion – hat seine Vorstellungen von<br />

Farbharmonie eingebracht.<br />

1.5. Farbe kommt mit Wand nicht in Kontakt<br />

Steven Hall, Farbeindruck durch Spiegelung mit Tageslicht – ändert sich � Farbton auch<br />

anders.<br />

1.6. Wand durch Farbe ersetzten<br />

Farbe auf Glasoberfläche – Grenze innen – außen indifferent<br />

+ Motive � Wand nicht mehr als Konstruktion wahrnehmbar = wie bei Semper<br />

2. WAHRNEHMUNG<br />

Nehme Farbe nicht gleichmäßig wahr, haben Reflexe auf Farbe, blau haltet Fliegen ab.<br />

Farbeidrücke durch Zäpfchen und Stäbchen auf unserer Netzhaut.<br />

Weiß / Schwarz in Arch:<br />

Schwarz: Wärme die entsteht beansprucht Material !<br />

Hell / Dunkel – Kontrast:<br />

Rietfeld, Haus Schröder: weißer Kubus + farbige Elemente, setzt hell – dunkel – Kontrast ein<br />

� Bewegung, Spiel mit Tiefe und Nähe.<br />

Bunt / Unbunt:<br />

Dunkler Hintergrund � Farbe heller, leuchtender und umgekehrt.<br />

Gegenüberliegende Farben = Komplementärfarben – verstärken sich gegenseitig.<br />

Itten, Farbkreis: Primärfarben gelb, blau, rot + Sekundärfarben – Mischfarben<br />

In Arch. Nur wenig angewandt, darum bemüht: Bruno Taut: Aufruf zum farbigen Bauen.<br />

Gegenfarben:<br />

Harmonische Einheit, werten sich gegenseitig auf. ZB: bei Le Corbusiers Innenräumen<br />

Intensität:<br />

ZB: 3 Farben verschieden oft verwendet – 1 Hauptfarbe, 2 Akzente .... bis ins Mobiliar �<br />

Stimmigkeit.<br />

Simultan – Kontrast:<br />

Erklärt optischen Phänomen


Grüne Oberfläche hat Aura von Blau und Türkis (Gegenfarben)<br />

� Farbnachbild !! bei Arch. Beachten – beeinflusst Umgebung, kann zu unangenehmen<br />

Farbverfälschungen kommen.<br />

Visueller Farbeindruck:<br />

Farbe ist lastender als eine verdünnte.<br />

3. FUNKTION<br />

1. Gliedernd eingesetzt<br />

2. Setzt Signale, kann Proportionen verändern.<br />

Farbpunkt<br />

Schneider und Schuhmacher, Infogebäude, Berlin: signalrot – einzigartiger Farbpunkt<br />

Schneider und Schuhmacher, Turm: gewünscht war ein Turm mit gleicher Wirkung<br />

Schumi, Parc de la Villet: « Angelpunkte » bringt Ordnung hinein.<br />

Farblinie<br />

Trennung in Park, Orientierungshilfe, Linie in Natur, als Objekt identifizierbar, das Blau ist<br />

nicht zu verwechseln mit Umgebung.<br />

Taut, Siedlung in Berlin: arbeitet mit Flächigkeit und Orientierung (Längsflächen rot,..)<br />

„Arch.bausteine“<br />

Büro Hutton: Verschiedene Gebäude nach Funktionen, durch verschiedene Farben werden die<br />

Unterschiede noch stärker gezeigt. Büro ist wichtig � rot.<br />

Ein weiteres Konzept:<br />

man will keine Arch. Bauen, nur Funktionsgebäude – hier als Museum<br />

Räume frei von Infrastruktur (wie Heizungsrohre) � nach Außen und sichtbar.<br />

Verschiedene Bereiche erhalten verschiedene Farben nach den Farben wie sie in der DIN<br />

angegeben werden. � Gelb = Elektrostränge<br />

Maschine nach außen hin erklärt.<br />

Camouflierern der Arch<br />

= gewollt oder nicht (camouflieren = tarnen, verbergen)<br />

- Einzelne Elemente unterschieden - Grüne Wandfarbe überspielt verschieden hohe Türen<br />

- 1 WK: Versuch die Flotte zu schützen � Muster � Dimension, Fahrtrichtung,<br />

Bewaffnung, etc nicht erkennbar.<br />

- Dach für Schalterhalle: Verschiedene Träger zusammengefügt, ... � nicht mehr als Dach<br />

wahrnehmbar<br />

- Time Square, NYC: es ist schwer die einzelnen Gebäude noch zu erkennen.


- Gut bei großen Flächen ohne notwendige Strukturierung zB: Treppenhaus<br />

- Einfache Gebäude � Verwirrung durch Farbe.<br />

- Schlechtes Bsp: Regenbogen auf Fassade von Gemeindebau<br />

Wenn man mehr aus etwas machen will � aufmalen:<br />

ZB: Solider Steinbau � Quader aufgemalt � wirkt „edler“ als es ist.<br />

ZB: Maserungen aufgemalt im Biedermeier<br />

Manierismus: Wandweiten aufgemalt<br />

Büro LC: kleiner Raume � Farben<br />

Taut: subtile Farbumsetzung, formuliert Übergang von Mauer und Öffnung; Vermittlung<br />

zwischen Loch und Fläche - Forschungen<br />

Kulturell geprägter Einsatz von Farbe<br />

+ universeller Charakter<br />

zB: rot als Signalfarbe<br />

RAUMSITUATION<br />

Größe, Form , Raumbildung, Belichtung (erst Licht macht Farbe aus), Materialien<br />

FUNKTION<br />

Aufenthaltsdauer (Warteraum, Krankenhaus), Tätigkeit, Orientierung<br />

ATMOSPHÄRE<br />

Assoziation, Akzeptanz, Anmutung


VO 9_15.06.05<br />

ORGANISCHER ARCHITEKTUR<br />

1. Organische Architektur - Versuch einer Definition<br />

2. Der Begriff des Organismus<br />

3. Die Proportion<br />

4. Das Organische und der Kosmos ...<br />

5. Ideologisch begründete organische Architektur . . .<br />

6. Das Organische (die Natur) als Gestaltungsparameter – Form und Konstruktion<br />

7. Organische Architektur als Ausdruck der Funktion<br />

8. Skulpturale Komponenten der organischen Architektur . . .<br />

9. Einbeziehung der Landschaft, der Natur an sich . . .<br />

10. Ökologische Architektur...<br />

11. Bewegung und Wachsen in der Architektur:<br />

12. Highend-Software und digitale Architektur . . .<br />

13. File-to-Factory-Architektur . . .<br />

1. Organische Architektur - Versuch einer Definition<br />

„Organisch“ ist schwer zu definieren. Es tauchen Begriffe auf wie fließend, bewegt,..<br />

Organische Architektur.:<br />

... eher als ein facettenreich schillerndes ideologisches Phänomen als eine<br />

elaborierte Theorie<br />

zu betrachten, wird doch die Bezeichnung „organische Architektur“ für ein überaus<br />

heterogenes Spektrum von Konzepten und Bauwerken in Anspruch genommen.<br />

Im allgemeinsten Sinn bezeichnet Organische Architektur den Versuch einer<br />

formalen und<br />

räumlichen Integration von Bauwerk und Landschaft, die allerdings in so<br />

gegensätzlichen<br />

Beispielen wie den „offenen Grundrissen“ und fließenden Räumen eines Mies und<br />

den plast.<br />

Modulationen eines Häring oder Scharoun zum Ausdruck kommt.<br />

2. Der Begriff des Organismus<br />

Organ = einer bestimmte Leistung dienender...<br />

Zusammenhänge in richtiger Proportion.<br />

3. Die Proportion<br />

G. Martini: Körper auf Architektur bezogen – Kirche<br />

Antike Tempel sind eigentlich organisch – optische Korrekturen – Kurvatur – keine rechten<br />

Winkel � dynamische Körper; Säule am dicksten im unteren Drittel – wirken wie Sehnen;


auf Natur und optische Effekte wird reagiert. Ecksaulen haben Hintergrund: Himmel, die<br />

anderen Säulen die Cella � die außenstehenden Säulen wirken dünner � optische Korrektur:<br />

werden dicker gebaut. zB: Pathenon, Proportionen Verhältnis 4:9 bei Querschnitt der Säulen,<br />

Länge mal Breite, im ganzen Bau<br />

Mandelbrot: Versuch dieses Proportionssystem darzustellen<br />

Le Corbusier: Proportion ist ein wichtiges Thema in seinen Arbeiten; Modulor –<br />

Proportionsverhältnis hängt von Mensch ab (Größe 1,8m) � blaue und rote Reihen,....<br />

Außerdem hält er sich tendenziell an den goldenen Schnitt: a:b = a+b u a – man kann es nicht<br />

wirklich rechnen, fühlt, spürt es aber.<br />

Das System basiert auf den menschlichen Maßen und dem Goldenen Schnitt. Zuerst<br />

nahm Corbusier 175cm, später 183cm zum menschlichen Maß. Von dieser<br />

angenommenen Standardgröße des menschlichen Körpers ausgehend markierte er<br />

Intervalle, die zueinander ungefähr in der Proportion des Goldener Schnitts stehen.<br />

Seine Maße (die dem Goldenen Schnitt nur ungenau entsprechen) betragen 1,13m<br />

Bauchnabelhöhe und 2,26 Gesamthöhe mit ausgestrecktem Arm. Durch sukzessive<br />

Teilung des Modulors entsteht die blaue Reihe (226, 140, 86, 53cm, etc.). Aus der<br />

Nabelhöhe ist die rote Reihe (113, 70, 43, 27) ableitbar.<br />

4. Das Organische und der Kosmos ...<br />

Jeder Sakralbau wurde als Abbild der Welt betrachtet: Deckenfresken, Kuppel mit Sternen<br />

bemalt = imago mundi<br />

5. Ideologisch begründete organische Architektur . . .<br />

Der Organismusgedanke in der Romantik . . .<br />

Kunst als Brücke zwischen der sinnlich wahrnehmbaren und der geistigen<br />

Wirklichkeit In Anknüpfung an G. Bruno, Leibniz, Shaftesbury, Hemsterhuis und<br />

entscheidend gefördert durch die Neubewertung des Natürlichen seit Rousseau und<br />

dem „Sturm und Drang“ begann man im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts die Welt<br />

als eine von organischen Kräften und Wachstumsgesetzen beherrschte lebensvolle<br />

Ganzheit aufzufassen (Herders Schrift „Gott“). Herder lehte auch Kulturen,<br />

Dichtungen usw. als Gebilde sehen, die auf nationalem Boden organisch gewachsen<br />

sind.<br />

„Das Kunstwerk soll Leben anregend seyn so wie es selbst durch Idee Leben in sich<br />

hat ...“ (K.F, Schinkel)<br />

Das von Goethe entdeckte Prinzip der Metamorphose wurde durch Rudolf Steiner in<br />

die Kunst<br />

eingeführt (Begründer der Theosophie)<br />

� gesamtheitl. Weltbild: Form (Goetheanum) und sein Inhalt (anthoposoph. Ideen)<br />

sollen<br />

übereinstimmen<br />

� keine Symbole, sondern das Erleben von Formen und Farben


Goethe: Metamorphose der Pflanzen<br />

Ende 18 Jh, im Gegensatz zum Barock (zB: Barockgärten), Rückbesinnung zur Natur � als<br />

Forschungsbereich auch in Kunst, Architektur wird als etwas lebendiges, beseeltes gesehen.<br />

Steiner: Begründer der Theosophie; arbeitet auch nach dem Prinzip der Metamorphose; Form<br />

und Inhalt wird aufeinander abgestimmt. Farbe und form soll Gedanken der Theosophie<br />

ausdrücken.<br />

6. Das Organische (die Natur) als Gestaltungsparameter – Form und Konstruktion<br />

Natur als Vorbild � Jugendstil<br />

Formen der Natur als Vorbild in Architektur, Malerei, etc.<br />

Natur als Konstruktionsvorbild<br />

Gaudi: Natur als Konstruktionsvorbild<br />

Colonin Güell: Fakten aus Natur � Kräfteverlauf, etc.<br />

Frei Otto: Modellstudien<br />

Tiere, Pflanzen, Wirbelsäule als Vorbild � Gewächshaus<br />

Olympiastadion München: 12 rückverankerte Stützen + Häute aus Plexiglas, Reaktion der NS<br />

– Architektur von 1936 (letzten olympischen Spiele davor)<br />

Situationsarchitektur (Natur-Architektur � fließende Übergänge zw. Architektur und<br />

Natur!) Zeltdach<br />

Pneu – Vorbild = Organe, Haut<br />

Feininger: Fotograph – Mikroaufnahmen<br />

Calatrava: Bahnhof Satolas<br />

Bewegung wird gezeigt – Form und Statik aus Natur.<br />

„Das Studium des natürl. Aufbaus der Tiere und Vögel war für mich immer eine<br />

Quelle der<br />

Inspiration.“<br />

7. Organische Architektur als Ausdruck der Funktion<br />

Sullivan: („form follows function“) – man soll aber auch auf das Wesen der Aufgabe<br />

eingehen.<br />

Pionier der organischen Architektur:<br />

„ ...form ever follows function, and this is the law“!<br />

(„The Tall Office Building Artistically Considered“)<br />

Für ihn beinhaltete „Funktion“ nicht nur das Funktionieren (wie im Funktionalismus)),<br />

sondern<br />

auch die Art und das Wesen eines Organismus oder einer Bauaufgabe


„Form Follows Function“ bedeutet bei ihm der Leitfaden, auf der Suche nach einer<br />

Gestaltung,<br />

die als Ausdruck der Bauaufgabe dienen kann.<br />

Hugo Häring: Gut Gauhaus<br />

Hans Scharoun, Bisoskop III Antipode von Mies<br />

Gebäude als Organismus<br />

Philharmonie, Berlin: geht auf Volkshaus der 20er zurück, demokratisches System –<br />

niemand ist weiter als 30m von der Bühne entfernt. – wie Gebirge.<br />

Luigi-Colani: Design<br />

Luigi Colani = richtungsweisender Pionier des Organic Designs<br />

„Biodesign“ ist ein Sammelbegriff für einen stilistischen Trend, der in den späten 80er<br />

Jahren<br />

durch das entstehende Bewusstsein für Umweltthemen geprägt wurde und sich<br />

insbesondere<br />

im Produkt- und Automobildesign niederschlug.<br />

Badewanne: individuelle Anpassung für den Benutzer<br />

Motorrad: Fahrer mit Motorrad verschmolzen<br />

Kugelküche<br />

8. Skulpturale Komponenten der organischen Architektur . . .<br />

All- (bzw. Viel-) Ansichtigkeit<br />

jeder Blickpunkt ein neuer Aspekt des Gebäudes<br />

Erwartung � Krümmung<br />

Architektur schon in der Antike bewegte Formen zB: Villa Adriana<br />

Borromini: Barock – der Betrachter wird bewegt.<br />

Le Corbusier: Kapelle (skulpturale Phase)<br />

Skulptur = allansichtig, keine gleichen Seiten – erweckt Neugierde, der Betrachter wird<br />

dynamisiert herumzugehen,..<br />

Eero Saariner: John-F-Kennedy Airport<br />

Sehr organisch, skulpturaler Charakter, erinnert an einen Vogel, die Form wurde aber von<br />

einer Orangenhälfte inspiriert.<br />

Hundertwasser: Heizkraftwerk – 2 dimensional angebracht.<br />

Domenig: Z-Bank, aus Fassade herausgewachsen


9. Einbeziehung der Landschaft, der Natur an sich . . .<br />

Alberti: sechs Elemente der Architektur,...<br />

Area = spezielle Stelle, Regio = Umgebung<br />

„Sechs Elemente, die der Architektur als Ordnung zugrunde liegen“:<br />

1. REGIO (Gegend)<br />

2. AREA (Baugelände)<br />

3. PARTITIO (Einteilung/Grundriss � Raumplan)<br />

4. PARIES (Wand/Mauer)<br />

5. TECTUM (Decke)<br />

6. APERTIO (Öffnung)<br />

No-Tech-Architektur:<br />

Massai-Dorf: Material aus Landschaft � Gebäude kaum unterscheidbar von der Landschaft.<br />

Timbuktur, Lehmarchitektur<br />

Wright: Falling Water: Gebäude verwachsen mit der Natur – auch durch Materialien – Fluss<br />

fließt durch Wohnzimmer.<br />

Libera Villa Malaparte: allein für diesen Ort gedacht – mit Umgebung verschmolzen.<br />

Mimikri � Architektur nimmt sich völlig zurück:<br />

Burgess: Uluru-Kata Tjuta Cultural Centre, Australien<br />

Kunst und Kultur der Uhreinwohner gewidmet – Form und Farbe aus ihrer Kunst und Kultur<br />

+ auf Gegebenheiten ausgerichtet.<br />

Renzo Piano, Paul Klee Zentrum: wird als Ungebäude bezeichnet, verschwindet halb in der<br />

Erde, innen eher traditionelle<br />

10. Ökologische Architektur - Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit durch High-Tech<br />

Grimshaw: Project Eden:<br />

Künstliche Biosphäre kann erzeugt werden. Klima, Wärme, Feuchte imitierbar � Verhalten<br />

der Pflanzen nachprüfen.<br />

SITE: Tennessee Aquatorium<br />

Museum für wasser – Bezug zu Wasser, verschiedene Ebenen durch Wasser unterteilt.<br />

Ken Yeang:<br />

MBF-Hochhaus: Windhosentyp<br />

Nara-Turm: Sonnenlauftyp – Spiralenförmig – nach Sonnenstand – Sonnenschutz.<br />

Renzo Piano: Kulturzentrum: keine geschlossene Wand, Material zB Bambus.


11. Bewegung und Wachsen in der Architektur:<br />

Scheint ein Widerspruch zu sein, aber trotzdem:<br />

Jugendstil: Atelier Elvira<br />

Die dynamische Form:<br />

Mendelson Einsteinturm, Kaufhaus – Architektur zeigt Bewegung<br />

Dynamisierte Architektur, Architektur bewegt sich:<br />

Archigram<br />

Metabolistische Architektur (meint Veränderung, Wandlung):<br />

Kurokawa, Kapselhotel – Minimalarchitektur, lässt sich immer weiter andocken, auch an<br />

bereits bestehenden Gebäuden<br />

Der dynamisierte Betrachter:<br />

Duchamp: Akt eine Treppe hinabsteigend<br />

Wright: Guggenheim Museum – skulptural + innere Dynamik<br />

Stülpen, Falten, Morphen, Der dynamisierte Raum:<br />

Die Bewegung ist oft so schnell, dass man sie fotografieren muss um sie zu fassen .<br />

Eakins: Bewegungsabläufe festhalten, zusammensetzen<br />

Bewegung formt einen Raum<br />

Paul Schatz „Der umstülpbare Würfel“: Möglichkeit, rhythmische Prozesse in Raum<br />

zu übersetzen, Schatz nannte dies: „Polysomatische Gestaltung“<br />

PRINZIP: Rhythmus, Geschwindigkeit und Wegänderung des Grundkörpers<br />

erzeugen die<br />

Raumdynamik<br />

Düx: Klappen von einem Würfel wird als Linie fassbar - wird zum Raum.<br />

=> Vorgaben für :<br />

12. Highend-Software und digitale Architektur . . .<br />

Lynn: Räume durch sichtbar gemachte Bewegung, gibt Parameter vor – Entwicklungen<br />

Sezession: außen und innen durch Skelett ausgestaltet und durch Marcaccio bemalt.<br />

Digitale Architektur<br />

Virtuelles Guggenheimmuseum – rein digitaler Entwurf<br />

Rashid, Haarlemmermeer, NL<br />

Centre Pompidou: fünfter Stock – Einbau Restaurant; Vorgabe: Fußboden �<br />

aufgebläht,...� Raumformen.


13. File-to-Factory-Architektur . . .<br />

Beginn PC: PC verwendet um Pläne zu zeichnen und sie beliebig vervielfältigen zu können<br />

� PC wird eingesetzt beim Entwerfen � noch ein Schritt weiter: Maschinen werden bei der<br />

Herstellung eingesetzt.<br />

Gehry: arbeitet zuerst mit Modell � einscannen � bearbeiten � PC,...<br />

Guggenheimmuseum<br />

Murinsel, Kunsthaus Graz, Kaufhaus... = blobs mit neuen Techniken und Materialien;<br />

jedoch innen meist konventionell – im Gegensatz zu Renzo Pianos Konzerthaus.

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