Mount Luxmore - bei 360° Neuseeland
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360° Neuseeland
02
2009
www.360Grad-Neuseeland.de
D, A, Europa: 4,90 €
Schweiz: 9,80 CHF
360° Neuseeland
Das Magazin mit der Rundum-Perspektive für Urlauber, Auswanderer und Professionals
Napier
Kleinod abseits der
Touristenrouten S. 10
MS Bremen
Kreuzfahrt um
Neuseeland S. 40
Heiraten in
Neuseeland
Der schönste Tag am
Ende der Welt S. 78
Mount Luxmore
Track Wanderung mit Ehrgeiz S. 32
360°– Die Rundum-Perspektive für Neuseeland
Platz 1, 2 und 3 des Fotowettbewerbs 2008
in dieser Ausgabe erwartet Sie neben einem Bericht über eine Auswanderung vor 50 Jahren eine Hochzeit,
eine anstrengende Wanderung, eine Radtour mit Baby, eine Kreuzfahrt sowie ein Work and Travel-Aufenthalt
– viel Spaß beim Miterleben!
Neu ist die Column, in jeder Ausgabe wird unsere Autorin Beate Hartmann von ihrem Neuseelandaufenthalt
und ihren kuriosen Erlebnissen berichten.
Und … die Auswertung unseres Fotowettbewerbs ist erfolgt: Wie versprochen zeigen wir Ihnen die zehn
schönsten Fotos der letzten Ausgaben. Vielen Dank für Ihre zahlreiche Teilnahme, Sie haben uns so viele wundervolle
Fotos geschickt. Leider konnten wir nicht immer alle berücksichtigen. Wir würden uns sehr freuen,
wenn Sie uns auch im nächsten Jahr Ihre Lieblingsfotos für unsere Picture Gallery zusenden würden.
Platz 1: Michael Willenberg, Recklinghausen (Milford Sound)
Platz 2: Andreas Kastner, Kraftisried (Abel Tasman National Park)
Platz 3: Ullrich Müller, Feucht (Auckland)
Sie erhalten jeweils einmal „Das Neuseeland – Lesebuch: Alles was Sie über Neuseeland wissen müssen“, aus
dem MANA-Verlag (wird noch veröffentlicht).
Platz 4 bis 6 belegen (in alphabetischer Reihenfolge): Carsten Geuer, Icking (4); Cornelia Graf, Oberwil (BL),
Schweiz (5); Claas Jähne, Wüsting (6); Christa Kolling, Neuss (7); Sandra Petrowitz, München (8); Wolfram
Plettscher, Overath (9), Daniel Wrede, Hannover (10). Diese Gewinner erhalten einen Neuseeland-Kalender
2009, ebenfalls aus dem MANA-Verlag.
Herzlichen Glückwunsch!!
Aus Ihren Mails zur Abstimmung haben wir einen Gewinner des Buchpreises gewählt: Herzlichen Glückwunsch
Elisabeth Liegmann, Hamburg!
Und nun viel Spaß mit der neuen Ausgabe!
Ihre
Liebe Neuseeland-Freunde,
Editorial
4 5 6 7 8 9 10
© 360° Neuseeland 02 | 2009 3
Contents
Downtown Napier 10 Mit Smilla durch Neuseeland 24
Kreuzfahrt auf der MS Bremen 40
Working Holiday 58
Wine & Gourmet 64
3 Editorial
6 News Aktuelles rund um das schönste Ende der Welt
96 Preview Themen der nächsten Ausgabe
Travel & Backpacking
City Trip
10 Napier: Kleinod abseits der Touristenrouten
Nora Tenbrock stellt ihre Heimatstadt Napier vor: 1931 wurde
das alte Napier durch ein Erdbeben total zerstört und im Art Deco-
Stil neu aufgebaut.
Where to sleep
23 Stamford Plaza, Auckland
Travelogues
24 Neuseeland – die Welt von der anderen Seite:
Eine Radreise mit Babyanhänger
Familie Bauer-Raßbach, das sind Wibke und Axel und die fünf Monate
alte Smilla, durchreisen Neuseeland in mehreren Monaten –
ihr mehrteiliger Bericht startet in dieser Ausgabe.
32 Mount Luxmore Track
Wie Kerstin Lötzerich-Bernhard zu Beginn widerwillig, dann mit
wachsender Begeisterung vom Lake Te Anau aus über die Luxmore
Hut bis zum Gipfel des Mount Luxmore marschiert, erzählt sie in
ihrem Bericht über einen der bekanntesten Tracks auf der Südinsel.
40 MS Bremen: Ein Passagierschiff in Neuseeland (Teil I)
Christine Reinke-Kunze beschreibt die Route des Schiffes entlang
der Küste Neuseelands und berichtet über die Ausflüge der Passagiere.
Holger Leue hat die gesamte Reise in wunderschönen Fotos
festgehalten.
Emigration & Working Holidays
Interview
47 XING Gruppe Auckland
Florian Neumayr ist Moderator der XING-Gruppe Auckland. Mit
drei jungen „Neukiwis“ hat er über ihren Aufenthalt im Traumland,
ihre Ziele und Eindrücke gesprochen.
Report
50 Auswandern vor 50 Jahren
1959 hat Magdalene Specht ihre Koffer gepackt und ist nach Neuseeland
ausgewandert. Nach fünfwöchiger Reise mit dem Schiff in
Neuseeland angekommen, arbeitete sie zunächst in einem Kinderheim.
Von dem Leben in den 1950er-Jahren und dem Neuseeland
dieser Zeit erzählt sie in ihrem spannenden Bericht.
4 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Wanderung Dunedin – ein zur schottisches Mount Luxmore Erlebnis Hut 26 32
Contents
58 Auszeit in Neuseeland
Stefanie Dehler lernt im Rahmen eines Work and Travel-Visums in Neuseeland
Land, Leute und vielerlei Jobs kennen: Sie verkauft Wanderrucksäcke
und hilft bei der Weinlese, verpackt Äpfel und renoviert einen Backpacker …
Wine & Gourmet
64 History & Tales Was ist nur so besonders am Neuseelandwein?
Ein Rotweinspecial (Teil 1)
68 Regions Auckland – Teil II: West Auckland
70 Wineries & Characters Highfield Estate
72 Recipe Chris Pullin: Rinderfilet mit Soße aus Wildpilzen
und Schnecken
Business & Lifestyle
Business
73 Trust als Finanzierungsinstrument
Peter Hahn stellt eine Finanzierungsform vor, die in Deutschland
unüblich, in Neuseeland jedoch gang und gäbe ist.
Column
76 The Way to Balclutha
Lifestyle
78 Hochzeit in Neuseeland
Manuela und Thomas Amann haben ihr gemeinsames Leben am Strand
von Monkey Bay begonnen. Sie berichten, wie einfach es ist, in Neuseeland
zu heiraten.
Economy & Finance
84 Business News
Pinboard
86 People John Key: Neuer Premierminister
87 History Der Vertrag von Waitangi
89 Maori Die Kinder des Nebels: die Tuhoe-Maori
92 Books & DVDs Iwanowski‘s Reisehandbuch Neuseeland
comfilm.de: Neuseeland – Die Südinsel
Magic Blue Planet: Westland
93 Website Tourismusführer Christchurch
94 Events & Public Holidays
Picture Gallery
96 Christchurch
© 360° Neuseeland 02 | 2009 5
IMPRESSuM
Verlag: 360° Neuseeland erscheint zwei -
monatlich in der 360° medien GbR, Bilker Allee 216,
40215 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 86 28 989, Fax:
0211 / 86 28 991, E-Mail: info@360grad-medien.de
www.360grad-medien.de
Geschäftsführung: Andreas W. Lopinsky,
Christine Walter
Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Christine Walter,
E-Mail: ch.walter@360grad-medien.de
Redaktionsadresse: Nachtigallenweg 1,
40822 Mettmann, E-Mail: redaktion@
360grad-medien.de, Tel.: 0172 / 5 11 96 43
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Manuela und
Thomas Amann, Wibke und Axel Bauer- Raßbach,
Florian Berger, Stefanie Dehler, Peter Hahn,
Beate Hartmann, Holger Leue, Kerstin Lötzerich-
Bernhard, Florian Neumayr, Christine Reinke-
Kunze, Anja Schönborn, Julia Schoon, Magdalene
Specht, Nora Tenbrock.
Design und Layout: S3 ADVERTISING KG
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Europa: Jaster – Agentur für Medien, Gabriele
Jaster, Lakronstraße 95, 40625 Düsseldorf,
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ISSN: 1866-797X
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auch auszugsweise, Vervielfältigung auf
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Bildnachweise: Manuela und Thomas Amann
S. 78 – 83; Wibke und Axel Bauer-Raßbach
S. 4, 24 – 31; Florian Berger S. 4, 64 – 72; Ben
C r a w f o r d S. 87, 98; Stefanie Dehler S. 4,
58 – 63; Destination Northland S. 88; The Feelers
S. 98; Peter Greitzke S. 98; Peter Hahn
S. 74; Beate Hartmann S. 76, 77; James Heremaia
S. 87; John Key off. S. 86; Holger Leue
S. 4, 40 – 46; Kerstin Lötzerich-Bernhard S. 1,
5, 32 – 39; Florian Neumayr S. 47 – 49; opshop
S. 94; Reinhard Pantke S. 8; Anja Schönborn
S. 6; Kieran Scott S. 75; Magdalene
Specht S. 50 – 57; Stamford Plaza Auckland
S. 23; Nora Tenbrock S. 4, 10 – 22; Tuhoe
National Park S. 90; David Wall S. 73; wikipedia
S. 90; Tim Whittaker S. 95.
News
Regierungswechsel
in Neuseeland
In Neuseeland hat die konservative Opposition nach neun
Jahren einer Mitte-Links-Regierung mit dem Spitzen -
kandidaten John Key die Parlamentswahlen gewonnen.
Während die Nationale Partei von Key 45 Prozent der
Stimmen erreichte, kam die Labour- Partei von Ministerpräsidentin
Helen Clark nur auf 34 Prozent. Mit kleineren
Koalitionspartnern kommt die Mitte-Rechts-Regierung
auf 64 der 122 Parlamentssitze in Wellington. Labour
und die ihr nahe stehenden Parteien müssen sich mit 53
Sitzen begnügen. Die Maori-Partei gewann ein Mandat
hinzu und zieht mit fünf Abgeordneten in das neue Parlament
ein. Der neue Regierungs chef John Key (47) begann
seine politische Karriere erst 2002 als Abgeordneter. Er
hatte als Investmentbanker im Handel mit Währungen in
den 1990er-Jahren ein Millionenvermögen verdient.
Lesen Sie das Porträt von John Key auf Seite 86 in
diesem Heft.
Tuatara nistet wieder
in der Wildnis
Die Tuatara-Brückenechse ist eines der Sorgenkinder
Neuseelands. Sie ist wie viele Arten stark
vom Aus sterben bedroht und das lebende Fossil
lebt weltweit nur noch in Aotearoa. In vielen Wildlife-
und Schutz projekten werden Tuataras in Gefangenschaft
vermehrt, um ihr Überleben zu sichern.
Umso sensationeller ist nun der Fund des ersten
wilden Tuatara-Geleges auf dem Festland seit über
200 Jahren. Das Nest wurde zufällig durch die Mitarbeiter
des Karori Wildlife- Sanctuary in Wellington
gefunden. Das Gelege befindet sich jedoch
außerhalb der Schutzzäune des Sanctuarys, die zur
Arterhaltung gegen das Eindringen von feindlichen
Säuge tieren errichtet wurden.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich außer den vier aus
Versehen frei gelegten Eiern noch weitere unter der
Erde befinden, da Tuataras im Regelfall etwa zehn Eier
ablegen. „Wir haben das Nest sofort wieder zugedeckt,
um die Inkubation nicht zu stören. Das Weibchen muss
die Eier ziemlich genau vor einem Jahr dort abgelegt
haben“, so einer der Sprecher. Der Fund ist der erste
wissenschaftliche Beweis, dass sich die Brückenechsen
nun auch in Neuseelands Wildnis wieder vermehren.
Politics
Bevölkerungswachstum
in Neuseeland
Die Einwohnerzahl von Neuseeland ist nach
Berechnungen von Statistics New Zealand im
vergangenen Jahr um mehr als 40.000 Personen
gestiegen. Damit leben insgesamt etwa 4,28
Millionen Menschen in Neuseeland. Der größte
Teil des Zuwachses ergibt sich durch den Überschuss
an Geburten im Vergleich zu den Sterbe-
fällen. Auch die Einwanderung überstieg die
Anzahl der Auswanderer um etwa 4.500 Personen.
Ein weiteres Ergebnis der statistischen
Untersuchungen: Der männliche Neuseeländer
ist im Median 35,4 Jahre alt, während bei den
neuseeländischen Frauen das Median-Alter bei
37,2 Jahren liegt.
Nature
6 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Society
SuperSommer für Aotearoa
prognostiziert
Es soll in Neuseeland einen Jahrhundertsommer
geben, so sagen es zumindest die Meteorolo-
gen voraus. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen
und wenig Niederschläge sind die Prognose
für die nächsten Monate für fast alle Teile
Neuseelands. Ein Hoch soll lange über dem Land
sitzen und subtropische Temperaturen bescheren.
Die Kiwis sind nach vier extrem kalten und
nassen Wintermonaten entzückt. Viele haben
aufgrund der Rezession ihre Urlaubspläne in
andere Länder ge strichen und werden im eige-
nen Land verreisen. Zudem wird ein größerer
Touristenboom erwartet.
TsunamiWarnsystem
für Wellington
Würde heute ein starkes Erdbeben die
Hauptstadt Neuseelands bedrohen, wären
wohl die wenigsten Privatleute darauf vor-
bereitet. Etwa 60.000 Haushalte in den
Buchten wären beispielsweise von einer
Riesenwelle, ausgelöst durch ein Seebeben,
ernsthaft bedroht. Das Wellington
City Council richtet deshalb einen Sirenenalarm
als ersten Schritt in Richtung
Warnsystem für die Bevölkerung ein.
Zwei mobile Sirenen für Hubschrauber
und zwölf Fahrzeugsirenen wurden
angeschafft. „Die Helikoptersirenen sind
noch in über drei Kilometer Entfernung
hörbar und werden von einem MP3-
Player oder iPod aus bedient“, erklärt
der Sprecher Adrian Glen. Neuseeland
ist aufgrund seiner Lage im Pazifischen
Ozean und der dortigen Plattentekto-
nik potenziell immer von Erdbeben, Seebeben
und daraus resultierenden Tsunamis
bedroht.
Neuseeland bei Gleichberechtigung
auf Platz 5 weltweit
Der neueste Global Gender Index Report hat ergeben, dass
Neuseeland auf dem 5. Platz steht, was das Thema Gleichberechtigung
angeht. Norwegen steht auf Platz 1, gefolgt
von Finnland, Schweden und Island. Deutschland steht auf
dem 11. Platz, vor Großbritannien (13.), Australien (21.) und
den USA (27.). Der Report untersucht den Unterschied zwischen
der Behandlung von Männern und Frauen hinsichtlich
der Stellung in der Wirtschaft, dem Zugang zu Bildung,
politischer Bedeutung sowie Gesundheit und Lebensqualität.
Nach den Berechnungen treffen in Neuseeland 78,59
Prozent der möglichen Ungleichbehandlungen zwischen
Männern und Frauen nicht zu. Norwegens Wert liegt in
2008 bei 82,4 Prozent. Im letzten Report vor drei Jahren
lag Neuseeland noch auf dem siebten Platz.
Die ausführlichen Ergebnisse von Neuseeland sind
unter folgendem Link abrufbar: www.weforum.org/pdf/
gendergap/ggg08_new_zealand.pdf
VorschullehrerInnen gesucht
Einer der größten Betreiber von privaten Vorschulen in
Neuseeland, Kidicorp, sucht derzeit landesweit mehr als
300 qualifizierte LehrerInnen für seine Vorschulen. So habe
Kidicorp beispielsweise nach einem Bericht der WYSI-
WYG-News mehr als 8.000 NZ$ für Anzeigen ausgegeben,
um für Topkids, das neue Vorschulcenter in Gisborne, qualifizierte
Lehrkräfte zu finden. Da jedoch nicht genügend
Fachkräfte gefunden werden konnten, konnte Topkids
nicht eröffnen. Der Engpass hängt für Wayne Wright, dem
Inhaber von Kidicorp, unter anderem damit zusammen,
dass die Anforderungen für neue Vorschullehrer durch das
Bildungsministerium erhöht worden seien. Er schlägt vor,
dass die Regierung Anreize für Personen schaffen solle,
die den Vorschullehrbereich verlassen haben, um diese zur
Rückkehr in den Beruf zu bewegen.
Die TuataraBrückenechse…Neuseeländische
…und ihre Eier
Winzer ausgezeichnet
Parker‘s Wine Guide, einer der weltweit einflussreichsten
Weinführer, hat in seiner neuesten Ausgabe fünf Winzer
aus Neuseeland mit einem Fünf-Sterne-Rating versehen:
Te Mata Estate, Ata Rangi, Felton Road Wines, Pegasus Bay
und Rippon. Nach Aussagen von John Buck von Te Mata
Estate ist dies insbesondere deshalb bemerkenswert, weil
in der Vergangenheit in dieser Publikation neuseeländische
Weine so gut wie gar keine Beachtung gefunden hätten.
News
© 360° Neuseeland 02 | 2009 7
News
20 Jahre Bungee
Im November 1988 hatte AJ Hackett in Neuseeland seinen
ersten zahlenden Kunden. Für 75 Dollar durfte man
sich damals an einem Gummiseil in die Tiefe stürzen. Was
damals noch vielfach belächelt wurde, ist heute weltweit
ein fester Bestandteil der neuseeländischen Freizeitkultur:
Bungee-Jumping. Laut Hackett sprangen von seiner Anlage
auf der Kawarau Brücke bei Queenstown etwa 500.000
Menschen, sein Konzept verkaufte er in alle Welt. Heute ist
AJ Millionär. Den „Geburtstag” seiner Bungee-Anlage feierte
er zusammen mit seinem Freund und Geschäftskollegen
Henry van Asch und hunderten kostümierten Kindern
und Erwachsenen auf der Kawarau Brücke.
DeutschNeuseeländische
Gesellschaft
Die Deutsch-Neuseeländische Gesellschaft ist ein
gemeinnütziger Verein zur Förderung und Pflege der
kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und
Neuseeland sowie zur Vertiefung der deutsch-neuseeländischen
Verständigung. Die Idee einer Deutsch-
Neuseeländischen Gesellschaft wurde während der
WM 2006 geboren. Die Gründung erfolgte am 4. September
2006 in Stuttgart. Im Rahmen von monatlichen
Treffen in Stuttgart und Umgebung werden kulturelle
Veranstaltungen, politische Vorträge, landestypische
Konzerte, Weinproben, thematische Dinner und Ausflüge
geboten. Regelmäßig werden Veranstaltungen
zur Förderung des Deutsch- Neuseeländischen Schüleraustausches
organisiert.
Wer weitere Informationen zu dem Verein sucht, findet
diese auf dessen Website: www.deutsch-neuseelaendische-gesellschaft.de
Google: Street View für
Neuseeland gestartet
Anfang Dezember hat Google seinen Service Street View
für Neuseeland gestartet. Neuseeland ist damit das siebte
Land, für das Street View flächendeckend verfügbar ist.
Mit Street View wird es dem Benutzer ermög licht, einen
fotorealistischen 360°-Blick der Straßenumgebungen in
ganz Neuseeland zu erhalten. In den letzten Monaten
sind dafür mehrere Millionen Fotos gemacht worden.
http://maps.google.co.nz
Society
Hat Jubiläum: Der BungeeJump
The Aucklander
Baumhausrestaurant
bei Auckland fertiggestellt
Die neuseeländischen Yellow Pages (vergleichbar
mit den Gelben Seiten in Deutschland) hatten laut
„Genießer & Gourmet“ ein gewagtes Projekt geplant.
Inmitten eines Waldes im Norden von Auckland ist
ein einzigartiges Restaurant entstanden. Es handelt
sich dabei um ein Restaurant in Form eines Baumhauses.
Das Restaurant hat aber nicht nur die Form
eines Baumhauses, das auf sicherem, festem Boden
steht, sondern ist tatsächlich in zehn Metern Höhe in
einem alten Redwood Baum angebracht worden.
Für das unverwechselbare Design des Yellow
Treehouse, das ein wenig an eine Zwiebel erin-
nert, sind die Architekten von Pacific Enviroment
zuständig. Ein Besuch im Baumhaus-Restau-
rant soll Kindheitserinnerungen wieder aufleben
lassen und an Märchen erinnern. Die Architekten
ließen sich für das Design des Restaurants von
der Natur selbst inspirieren.
Zum Eingang des Restaurants gelangt man über
einen 60 Meter langen Weg. Es bietet Platz für bis
zu 18 Gäste. Die Küche und die Toiletten befinden
sich aber auf dem Boden. Die Konstruktion besteht
aus Pinienholz, das in den Zwischenräumen mit
Acrylglas verkleidet ist, damit ein Besuch im Baum-
haus auch bei schlechtem Wetter möglich ist. Das
Treehouse-Restaurant ist seit dem 10. Dezember
2008 geöffnet; Tischbestellungen – Lunch 95 NZ$,
Dinner 125 NZ$ pro Person – unter:
www.yellowtreehouse.co.nz
8 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Society
„Der Hobbit“: Dreharbeiten
über insgesamt 370 Tage
Regisseur Guillermo Del Toro gab neue Details zu
den kommenden Dreharbeiten der Fantasy-Ver-
filmung „Der Hobbit“ bekannt. Demnach werden
für die Aufnahmen insgesamt etwa 370 Arbeits-
tage eingeplant. Somit werde das Drehteam
knapp zwei Jahre sein Lager in Neuseeland auf-
schlagen. Außerdem gab Del Toro im Interview
mit der Website www.bilbohobbit.com bekannt,
dass „Der Hobbit“ mit sehr viel mehr außer-
gewöhnlichen Kreaturen aufwarten wird als sein
aktueller Fantasy-Film „Hellboy 2“.
Der Regisseur verspricht für die Adaption eine per-
fekte Mischung aus computer generierten Bildern
und Animatronik. 2010 sollen die Dreh arbeiten
beginnen. Das erste Kapitel soll schließlich im
Dezember 2011 an den Start gehen, ein Jahr später
wird dann die Fortsetzung debütieren.
Travel
Neuseeland gewinnt
TouristikAwards
Neuseeland hat gleich zwei Auszeichnungen bei
den 2004 ins Leben gerufenen internationalen
„Virgin Holidays Responsible Tourism Awards“ in
London gewonnen. Einen Preis bekam das Land
als bestes und „grünstes“ Reiseziel, den zweiten
Award für „Verantwortungsvollen Touris-
mus“. Laut der Jury hat Neuseeland ein Zeichen
gesetzt. „Es sollten sich auch andere Regie-
rungen um mehr positive Mitwirkung in der Tou-
rismusbranche bemühen. Downunder hat man
es mit einer nationalen Strategie geschafft, den
Tourismus zugunsten von Kultur und Umwelt zu
nutzen.“ So entstanden bessere Reiseziele und
bessere Wohnorte. Aotearoa habe es geschafft,
seine hochgesteckten Ziele von über drei Milli-
onen Besuchern pro Jahr zu erreichen und den-
noch den Fokus auf Qualität, Ökologie und den
Schutz der Umwelt nicht zu verlieren.
News
Abenteuer Neuseeland
Mit unseren Urlaubs- und Erlebnisbausteinen verbringen
Sie einen unvergesslichen Urlaub im Kreise Gleichaltriger!
Erleben Sie während unseren Contiki-Rundreisen für
alle 18- bis 35-Jährigen die Highlights Neuseelands – es
werden unzählige Aktivitäten geboten und gleichzeitig
bleibt genügend Zeit, die Umgebung auf eigene Faust
zu erkunden.
Grand Adventurer
Tour von Auckland nach Christchurch, 12 Nächte, Verpflegung
und Busrundreise lt. Programm
Pro Person im 4-Bett-Zimmer ab º 989
Grand Explorer
Tour von Christchurch nach Auckland, 14 Nächte, Verpflegung
und Busrundreise lt. Programm
Pro Person im 4-Bett-Zimmer ab º 1.079
Flug nach Neuseeland
z. B. mit Cathay Pacific Pro Person ab º 1.236
www.dertour.de
© 360° Neuseeland 02 | 2009 9
Travel & Backpacking City Trip
Downtown Napier
Napier: Kleinod abseits
der Touristenrouten
Napier hat ein Problem. Es liegt außerhalb vieler
typischer Touristenrouten an der Ostküste
der Nordinsel. Für viele Reisende geht
es von Rotorua und Taupo aus direkt nach Wellington
und dann zur Südinsel. Schade, denn Napier ist
ein lohnenswerter und kurzer Umweg. Napier liegt
in der „Sunny Hawke’s Bay“ – und dieser Ausdruck
verspricht nicht zu viel, denn Napier hat über 2.200
Sonnenstunden im Jahr.
Typisch für Napier: Der Art DecoStil
Napier selber ist unter Kennern aufgrund seiner „1930
Art Deco“- und „Spanish Mission“- Gebäude als Juwel
der Architektur bekannt – eine Tatsache, auf die die
Bürger äußerst stolz sind. Schaut man etwas näher
hin, findet man eine interessante und mitunter tragische
Geschichte, die hinter der Entstehung dieser
Gebäude steckt. Im Februar 1931 wurden die Stadtzentren
der Zwillingsstädte Napier und Hastings
fast komplett durch ein Erdbeben der Stärke 7,8 und
einem darauf folgenden Feuer zerstört. 256 Menschen
starben. Durch das Erdbeben wurde die Landmasse
über 2,7 Meter angehoben, wodurch neues Land rund
um Napier, zum Beispiel in der ehemaligen Ahuriri
Lagune, entstand. Die Gebäude der Innenstädte wurden
im damalig modernen „Art Deco“- und „Spanish
Mission“-Stil wiederaufgebaut, welcher sowohl kostengünstig
als auch vergleichsweise einfach zu errichten
war. Seit Jahren bemüht sich nun der Art Deco-Trust
in Napier sowie die Städte Napier und Hastings um die
Instandhaltung und Restaurierung der Gebäude, und
seit den 1990er-Jahren steht das Stadtzentrum Napiers
unter Denkmalschutz. Täglich kann man auf „Art
Deco Walks“, die im Touristeninformationszentrum
„i-SITE“ an Napiers Marine Parade starten, mehr
über die Gebäude, den Stil und die Geschichte erfahren.
Besonders beliebt und beeindruckend ist das jährliche
„Art Deco Weekend“, bei dem üblicherweise im
sommerlichen Februar der Art Deco-Stil ausgiebig
gefeiert wird.
Art Deco Weekend auf der Marine Parade
Napiers Innenstadt und die Marine Parade
Man kann wunderbar an Napiers ungefähr acht Kilometer
langen Fußweg am Meer entlang spazieren, Rollerbladen
oder Fahrrad fahren. Startpunkt ist der Hafen,
wo man ab und zu eines der riesigen Kreuzfahrtschiffe
bewundern kann, die in den Sommermonaten häufig in
Napier vor Anker liegen. Neben dem Tom Parker Fountain
am nördlichen Ende der Marine Parade sitzt die
Pania Statue, die eine ähnliche Bedeutung für die Leute
von Napier hat wie die kleine Meerjungfrau von Kopenhagen
für die Dänen. Etwa 200 Meter weiter hat man im
Touristeninformationszentrum „i-SITE“ die Möglichkeit,
sich mit Prospekten, Straßenkarten und Informationen
für die nächsten Abenteuer einzudecken und Souvenirs
und Postkarten für die Daheimgebliebenen zu besorgen.
Und wie wär’s mit einer Runde Minigolf mit Meerblick
gleich nebenan? Gegenüber vom i-SITE beginnt
die Innenstadt – „Shop till you drop“ ist hier die Devise.
Wer etwas Besonderes sucht, ist in Läden wie „Ooma“
oder „St Beads“ auf Napiers Tennyson Street gut aufgehoben.
Letzterer bietet eine große Auswahl an verschiedenen
Perlen, mit denen man seinen eigenen Schmuck
gestalten kann. Liebevoll ausgestellte Süßigkeiten in
allen Farben und Formen gibt es bei „Humbugs“ auf
der Hastings Street. Ansonsten lädt eine Vielzahl verschiedener
Läden auf der Emerson Street zum Stöbern
ein. Am südlichen Ende der Marine Parade liegt das
„National Aquarium of New Zealand“, welches neben
einheimischen und exotischen Fischen auch einzigartige
Reptilien wie den neuseeländischen Tuatara, die
City Trip Travel & Backpacking
LAGE: Napier liegt an der Ostküste der Nordinsel, etwa
330 Kilometer nordöstlich von Wellington entfernt.
FLäCHE: 106 Quadratkilometer
EINWoHNER: Ca. 56.000 Einwohner
KLIMA: Mediterranes Klima, ca. 2.200 Sonnenstunden im Jahr
10 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 11
360° Info
Auckland
Hamilton
Palmerston North
Whangarei
Rotorua
Taupo
Wellington
360° Autorin: Nora Tenbrock
Napier
Nora Tenbrock ist vor dreieinhalb
Jahren nach Neuseeland ausgewandert.
Seit fast einem Jahr arbeitet
sie als Tierpflegerin mit See löwen
und Pinguinen bei Marine land
in Napier. Vorher hat sie durch
ihre fast zweijährige Tätigkeit als
Travel Consultant beim Napier
i-SITE viel über Napier und Neuseeland
gelernt. Nora und ihr Freund haben schon fast ganz
Neuseeland bereist und wollen auch noch die letzten Ecken
erkunden, bevor sie Mitte 2009 nach Australien ziehen.
oft als „lebende Fossilien“ bezeichnet werden, sowie
zwei Kiwis ausstellt. So verlockend das Meer entlang
dem Steinstrand der Marine Parade gerade im Sommer
auch aussehen mag, schwimmen ist hier wegen starker
Unterströmungen äußerst gefährlich.
Bluff Hill
Einen tollen Blick auf die nähere Umgebung hat man
vom „Bluff Hill Lookout“, der relativ gut ausgeschildert
ist. Die Fahrt über den Napier Hill ist allerdings selbst
Travel & Backpacking City Trip
für Ansässige immer wieder ein Abenteuer, deshalb
sollte man es als Besucher ruhig langsam angehen,
besonders auf den teils schmalen Straßen, die sich
nicht selten in steilen, engen und unübersichtlichen
Kurven hoch winden. Der mühsame Weg lohnt sich
jedoch und wer hat, sollte ein Fernglas mitbringen.
Wer gut zu Fuß ist, kann natürlich auch zum Lookout
hoch laufen.
Pinguine am Perfume Point
Ein kleiner Geheimtipp für Naturfreunde – speziell Pinguin-Freunde
– ist ein Ausflug mit Taschenlampe kurz
nach Dämmerung zum sogenannten „Perfume Point“
in Napiers Stadtteil Ahuriri. Dort kann man, wenn man
Glück und Geduld hat, kleine blaue Pinguine beobachten,
die dort zwischen den Felsen leben. Tagsüber sind diese
www.napier.govt.nz
www.artdeconapier.com
www.napier.nz.com
www.hawkesbaynz.com
Blick vom Bluff Hill auf Napier
360° Web Info
kleinsten Pinguine der Welt im offenen Meer auf Jagd,
sie kehren jedoch in den späten Abendstunden an Land
zurück. Man kann sie oft schon hören, bevor man sie
sieht, da sie lautstark prustend und quakend mit einander
kommunizieren.
Kulinarik und Kunst
In Napier und Umgebung gibt es eine ausgeprägte
Restaurant- und Café-Kultur. In der Innenstadt hat man
die Qual der Wahl zwischen etlichen Straßen cafés.
Eine tolle Gegend für einen gemütlichen Brunch oder
ein Mittagessen ist außerdem Napiers neues Lifestyle-
Viertel „Ahuriri“, welches mit idyllischem Blick auf den
Yachthafen und entspannter Atmosphäre zum Verweilen
einlädt. Hier reihen sich moderne Bars und Restaurants
mit Hafenblick entlang West Quay – eine Straße,
die sich besonders donnerstag- und samstagabends zur
entspannten Ausgehmeile verwandelt. Dort kann man
auch die Kalorien an der „Kiwi Adventures“ Indoor Kletterwand
gleich wieder abtrainieren oder sich für eine
der vielen Abenteuertouren wie „Gorging“ oder „Rafting“
anmelden. Wer sich kulinarisch mal wieder so
richtig was gönnen möchte, sollte unbedingt in einem
der Weingüter der Gegend speisen. Außerdem bietet
das Restaurant „Old Church“ in Napiers Stadtteil
„Meeanee“ aus gezeichnete Küche sowie ein außer-
12 02 | 2009 © 360° Neuseeland
… Rafting
Abenteuer pur ….
gewöhnliches Ambiente in einer restaurierten Landkirche.
In dieser Gegend befindet sich zudem der äußerst
empfehlenswerte „Filter Room“, eine Cidery und Brauerei,
die neben köstlichem Mittagstisch auch Apfelwein-
und Bierproben anbietet. Preisgekrönte französische
Küche bietet das „Pacifica“ an Napiers Marine Parade.
Überhaupt ist Hawke’s Bay als „Food & Wine“-
Destination bekannt, nicht zuletzt durch die vielen Bauern,
die ihre saisonalen Produkte in ihren kleinen Bauernhofläden
rund um Napier und Hastings verkaufen
– frischer geht’s nicht. Sehr beliebt ist auch der sogenannte
„Farmer‘s Market“, der das ganze Jahr über
jeden Sonntagmorgen auf den „Hastings Showgrounds“
stattfindet. In den Sommermonaten lädt außerdem der
„Black Barn Market“ bei Havelock Norths Black Barn
Winery samstagsmorgens zum Stöbern und Schmausen
ein. Auf beiden Märkten bieten lokale Bauern ihre Spezialitäten
von frischem Obst und Gemüse bis zu Marmelade,
Fleisch, Käse, Soßen und frischem Landbrot feil.
In der Erdbeerzeit von Dezember bis Februar sollte man
es auf keinen Fall verpassen, frische Erdbeeren sowie
frisches Fruchteis zu kaufen, zum Beispiel bei „Strawberry
Patch“, einem kleinen Bauernladen auf der Havelock
Road zwischen Havelock North und Hastings.
360° Info
GESCHICHTE
City Trip Travel & Backpacking
Hinweise, die auf eine Maori Besiedlung der Gegend hinweisen,
gehen zurück bis ins 10. Jahrhundert
1769 Captain James Cook entdeckt Napier als erster Europäer
1830 Erste europäische Besiedlung Napiers durch Walfänger,
Missionare und Händler
1851 Das erste Hotel in Napier wird eröffnet
1853 Napier wird den Maoris von Donald McLean abgekauft
1854 Auf Alfred Dometts (späterer Premierminister Neuseelands)
Wunsch hin bekommt Napier seinen Namen und wird
nach Sir Charles Napier (Britischer General und Commanderin-Chief
in Indien) benannt
3. Februar 1931 Ein Erdbeben der Stärke 7,8 und ein darauf folgendes
Feuer zerstören die Innenstadt Napiers, 256 Menschen
kommen dabei ums Leben, neues Land entsteht durch die Anhebung
der Landmasse um 2,7 Meter, in den folgenden Jahren wird
die Stadt im damals aktuellen Art Deco-Stil wiederaufgebaut
1950 Napier wird offiziell zur Stadt gekürt
uNIS/SCHuLEN: EIT – Eastern Institute of Technology
KuLINARISCHES
Mission Estate: Das älteste Weingut Neuseelands, geschichtliche
Weinkellertouren, täglich Mittagstisch und Abendessen,
Weinprobe bis ca. 17 Uhr, ausgezeichnete Küche mit wechselndem
Menü; 198 Church Rd, Greenmeadows, Tel.: 06 / 84 59 35 0,
www.missionestate.co.nz
Church Road Winery: Täglich Mittagstisch, Touren durchs Weinmuseum,
Weinprobe bis ca. 17 Uhr, Gewinner des 2008 „Signature
Dish“, einem kulinarischen Wettbewerb unter Spitzen köchen
in der Gegend (www.foodhawkesbay.co.nz); 150 Church Rd,
Taradale, Tel.: 06 / 84 42 05 3, www.churchroad.co.nz
Old Church Restaurant: Ausgezeichnete Küche in ungewöhnlichem
Ambiente einer restaurierten Kirche mit eigenem kleinen
Weinanbau, Mittagstisch und Abendessen; 199 Meeanee
Rd, Tel.: 06 / 84 48 86 6, www.theoldchurch.co.nz
Filter Room & Cider Tree Café: Mittagstisch mit sehr gutem
Essen und der Möglichkeit, im Filter Room nebenan verschiedene
Apfelweine und Biere zu probieren; Awatoto Rd, Meeanee,
Tel.: 06 / 84 54 08 4, www.thefilterroom.co.nz
Strawberry Patch: Von Dezember bis Februar: Toller Bauernladen,
wo man neben frischen Erdbeeren (fertig gepackt oder
selbst gepflückt) auch köstliches Erdbeer-Joghurt-Eis sowie
weitere Bio-Produkte kaufen kann (u. a. Spargel, Tomaten,
Kartoffeln), 96 Havelock Rd, Havelock North, Tel.: 06 / 87 71 35 0,
www.strawberrypatch.co.nz
© 360° Neuseeland 02 | 2009 13
Travel & Backpacking City Trip
SEHENSWERTES
Museen, Parks etc. Art Deco Architektur: Täglich kann
man auf geführten „Art Deco Walks“ mehr über die Art
Deco- und Spanish Mission-Gebäude der Innenstadt
er fahren. Weiterhin werden Minibustouren oder eine
„self-guided Art Deco-Walk“-Broschüre angeboten. Für
weitere Informationen und Art Deco Souvenirs lohnt
sich ein Besuch im „Art Deco Shop“; 163 Tennyson St,
Tel.: 06 / 83 50 02 2, www.artdeconapier.com
Hawke’s Bay Museum & Art Gallery: Museum und
Kunstgalerie mit fester sowie wechselnden Ausstellungen
lokaler, nationaler und internationaler Künstler,
u. a. Maori Art und eine sehr interessante Ausstellung
über das Erdbeben von 1931; 9 Herschell St,
Tel.: 06 / 83 57 78 1, www.hbmag.co.nz
Napier Prison: Das alte Gefängnis von Napier, heute zu
einem beliebten Backpacker umfunktioniert, bietet täglich
ca. einstündige Touren durch die alten Gemäuer
mit Geschichten über ehemalige Insassen, Hinrichtungen
und das mysteriöse Hausgespenst …; 55 Coote
Rd, Tel.: 06 / 83 59 93 3, www.napier-prison-accommodation.com
National Aquarium of New Zealand: Neuseelands größte
Ausstellung von Meerestieren einschließlich Haien,
Piranhas, dem einzigen Krokodil Neuseelands, Tuatara
und Kiwis. Auf „Behind the Scenes“-Touren kann man
hinter die Kulissen blicken, zudem können qualifizierte
Taucher im „Ocean Tank“ mit Haien, Stachelrochen und
anderen Fischen und Krustentieren tauchen und diese
füttern; Südende der Marine Parade, Tel.: 06 / 83 41 40 4,
www.nationalaquarium.co.nz
Ocean Spa: Freibad mit verschieden temperierten Hot-
Pools, Sauna und Dampfbad, Solarium und Spa, tolle
Lage mit Blick aufs Meer, täglich bis 22 Uhr geöffnet;
42 Marine Parade, Tel.: 06 / 83 58 55 3, www.hawkesbaynz.
com/oceanspa_3084.aspx
Par2 Minigolf: Minigolfbahn mit tollem Meerblick direkt
neben dem Informationszentrum, zwei verschiedene
18 Loch-Bahnen; Marine Parade, Tel.: 06 / 83 40 24 8,
www.par2golf.co.nz
SEHENSWERTES IN DER uMGEBuNG
Cape Kidnappers: Bekannt für die größte zugängliche Tölpelkolonie
der Welt und einen der schönsten Golfplätze
der Welt ist Cape Kidnappers, eines der Naturhighlights
der Gegend. Erreichbar ist das Kap nur entlang eines
14 02 | 2009 © 360° Neuseeland
360° Info 360° Info
etwa zehn Kilometer langen Strandes, der wiederum nur
bei Ebbe freiliegt. Die Gezeiten kann man beim Napier
i-SITE erfragen; www.visitus.co.nz (Napier i-SITE),
www.gannets.com, www.gannetsafaris.com
Ocean Beach & Waimarama Beach: Wunderschöne
Sandstrände etwa eine Stunde südlich von Napier, toll
zum Schwimmen und Sonnenbaden im Sommer oder
für lange Spaziergänge im Winter. Mehr Informationen
und Wegbeschreibung kann man beim Napier i-SITE
bekommen: 100 Marine Parade, Tel.: 06 / 83 41 91 1,
www. visitus.co.nz
Mountain Valley: Adventure Lodge, etwa 45 Minuten
nördlich von Napier. Mountain Valley liegt in wunderschöner
Umgebung am Mohaka River und bietet Unterkünfte,
Rafting, Reiten, Kajaken, Fishing und andere Aktivitäten
an; McVicar Rd, RD2, Tel.: 06 / 83 49 75 6, www.
mountainvalley.co.nz
Hawke’s Bay Farmer’s Market: Jeden Sonntag zwischen
8.00 und 12.00 Uhr auf den „Hawke’s Bay Showgrounds“
in Hastings. Lokale Bauern bieten hier ihre saisonalen
Produkte an; www.foodhawkesbay.co.nz
Silky Oak Chocolate Factory: Schokoladenfabrik mit dazugehörigem
Shop, Museum und Café; 1131 Links Rd, Tel.:
06 / 84 50 90 8, www.silkyoakchocs.co.nz
Te Mata Cheese: Käserei, die auf Schafs-, Kuh-, und
Ziegenkäse spezialisiert ist. Vor Ort kann man verschiedene
Käsesorten probieren und kaufen, zudem
gibt es ein Café; 393 Te Mata Rd, Havelock North,
Tel.: 06 / 87 58 28 2, www.tematacheese.co.nz
Arataki Honey: Dieser Honighersteller bietet in einem
modernen Besucherzentrum Honig verschiedenster
Geschmacksrichtungen, den man auch probieren kann,
sowie Souvenirs rund um das Thema Honig an. Außerdem
kann man den Bienen bei der „Arbeit“ zuschauen
und sich über die Herstellung des Honigs informieren.
Auch toll für Kinder; 66 Arataki Rd, Havelock North, Tel.:
06 / 87 77 30 0, www.aratakihoneyhb.co.nz
Haumoana Farmyard & Zoo: Streichelzoo mit Farmtieren,
die auch gefüttert werden können, u. a. Ziegen,
Schafe, Kaninchen und Meerschweinchen. Ponyreiten
für Kinder wird auch angeboten; 32 East Rd, Haumoana,
Tel.: 06 / 87 50 24 4, www.farmyardzoo.co.nz
Te Mata Peak: Aussichtspunkt mit wunderschönem
Blick über Napier und Hastings bis zur Mahia Halbinsel
im Nordosten und dem Tongariro National Park
im Westen; Havelock North.
uNTERKüNFTE
€ € € Te Pania Scenic Circle Hotel: Gut ausgestattete
Zimmer, alle mit Meerblick, nah am Stadtzentrum,
Restaurant und Bar vorhanden; 45 Marine Parade, Tel.:
06 / 83 37 73 3, www.scenic-circle.co.nz
€ € € County Hotel: Fünf Sterne-Hotel der alten Klasse,
sehr urig mit edlem Ambiente, ausgezeichnetes Restaurant
(„Chambers Restaurant”) und Bar, sehr gute Lage; 12 Browning
St, Tel.: 06 / 83 57 80 0, www.countyhotel.co.nz
€ € € The Nautilus: Das neueste Hotel in Napier, viele
Zimmer mit Meerblick, Restaurant und Bar; 387 Marine
Parade, Tel.: 06 / 97 46 55 0, www.nautilusnapier.co.nz
€ € Beachfront Motel: Gut ausgestattete Räume, viele
mit Meerblick, gute Lage nahe dem Stadtzentrum und
den Marine Parade Attraktionen; 373 Marine Parade,
Tel.: 06 / 83 55 22 0, www.beachfrontnapier.co.nz
€ € Harbour View Motor Lodge: In Ahuriri gelegen,
gut ausgestattete Zimmer, manche mit Hafenblick,
City Trip Travel & Backpacking
etwa acht Minuten Fahrt zum Stadtzentrum, nahe an
einer guten Auswahl an Restaurants in Ahuriri; 60 Nelson
Quay, Ahuriri, Tel.: 06 / 83 58 07 7, www.harbourview.co.nz
€ € Deco City Motor Lodge: Motel im Art Deco Stil,
gut ausgestattete Zimmer, etwa fünf Minuten Fahrt zum
Stadtzentrum; 308 Kennedy Rd, Tel.: 06 / 84 34 34 2,
www.decocity.co.nz
€ YHA: Gute Lage zu den Marine Parade Attraktionen,
der Innenstadt und Supermärkten; 277 Marine Parade,
Tel: 06 / 83 57 03 9, www.yha.co.nz
€ Wally’s Backpacker: Einer der wenigen Backpacker
mit Parkmöglichkeit, gute Lage zur Stadt; 7 Cathedral
Ln, Tel.: 06 / 83 37 93 0, www.wallysbackpackers.
co.nz
€ Westshore Holiday Park: Kleiner Holidaypark
mit Unterkunftsmöglichkeiten von Zeltplätzen bis
zu Familienzimmern; 88 Meeanee Quay Westshore,
Tel.: 06 / 83 59 45 6, www.westshoreholidaypark.co.nz
– ANZEIGE –
© 360° Neuseeland 02 | 2009 15
Travel & Backpacking City Trip
Tölpelkolonie…
In der Gegend gibt es außerdem zahlreiche lohnenswerte
Galerien, die die verschiedenartigsten Kunstgegenstände
ausstellen und verkaufen, von Holzwerkstätten
über Töpfereien und Glaser bis hin zu Malerei und
Bildhauerei. Schokoladenfreunde werden die „Chocolate
Factory“ lieben, die neben einem Schokoladenmuseum
auch einen Shop und ein Café beherbergt. Eine
Tour im alten Gefängnis von Napier, das heute zu einem
Backpacker umfunktioniert ist, erzählt Geschichten von
ehemaligen Insassen und vielleicht begegnet man sogar
dem Gespenst, welches dort immer noch haust. Wer
sich für Schafwollprodukte und ihre Herstellung interessiert,
kann den Leuten bei „Classic Sheepskin“ bei der
Arbeit über die Schulter schauen und im Shop anschließend
die fertigen Produkte erstehen.
Napiers Weingüter:
Beste Weine und ausgezeichnete Küche
Die Weingüter der Gegend sind bekannt für gute Weine
aller Art und für ihre ausgezeichnete Küche. Mit über 70
„Wineries“ hat man die Qual der Wahl. Die meisten sind
täglich zur Weinprobe geöffnet. Die Restaurants sind
größtenteils nur für den Mittagstisch geöffnet, es gibt
aber ein paar Wineries, die auch Abendessen anbieten.
Eine der geschichtsträchtigsten Weingüter ist wohl die
„Misson Estate Winery“ (lesen Sie dazu den Beitrag in
Heft 01/2009, Seite 80, die Red.), das älteste Weingut
Neuseelands. Täglich werden historische Touren durch
… am Cape Kidnappers
den Weinkeller angeboten, die Interessierte über die
ereignisreiche Geschichte des Weinguts informieren.
Will man einige der beliebtesten Weingüter ausgiebig
erkunden, kann man sich einer der vielen Weintouren
anschließen. Während dieser Weintouren besucht man
üblicherweise vier bis fünf Weingüter inklusive Weinprobe
und wird dabei in ganz klassisch lockerer Kiwi-
Art von einem erfahrenen Tourguide und Weinkenner
bei Laune gehalten. Im Februar findet außerdem jedes
Jahr ein Wein event der Extraklasse statt: Beim „Harvest
Hawke’s Bay“ laden teilnehmende Weingüter ein
Wochenende lang zur Weinprobe, Workshops und Konzerten
ein (vom 7. bis 8. Februar, www.harvesthawkesbay.co.nz).
Tölpel am Cape Kidnappers
Ein weiteres Highlight in der Gegend ist das Cape Kidnappers.
Das besondere am Cape Kidnappers ist die Tölpelkolonie,
die zwischen den Monaten September und April
auf den Klippen vom Black Reef bis zum höher gelegenen
Plateau nistet. Auf überraschend engem Raum tummeln
sich Tausende von Vögeln und man kann äußerst nah
heran, um die Erwachsenen bei ihren beeindruckenden
Ritualen und die Jungen, die im Dezember schlüpfen, bei
ihren ersten Flugversuchen zu beobachten.
Das Kap ist, abgesehen von Privatland, ausschließlich
entlang eines etwa zehn Kilometer langen Strandes
erreichbar, der nur bei Ebbe freiliegt. Die günstigste
Variante ist somit ein etwa 20 Kilometer (zehn Kliometer
hin, zehn zurück) langer Fußmarsch. Was wenige wis-
City Trip Travel & Backpacking
sen: Statt auf dem ausgewiesenen Parkplatz, der etwa
20 Minuten südlich von Napier liegt, zu parken und von
dort aus loszulaufen, sollte man auf den rechts anschließenden
Campingplatz fahren, dort ca. 50 Cent Parkgebühr
bezahlen und auf dem hinteren Teil des Campingplatzes
parken. Wenn man von dort aus losläuft, spart
man etwa 15 Minuten Fußmarsch.
Blick auf die Spitze
16 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 17
Cape Kidnappers
Travel & Backpacking City Trip
Cape Kidnappers
Beliebtes Ausflugsziel in der Hawke‘s Bay.
City Trip Travel & Backpacking
18 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 19
Travel & Backpacking City Trip
Wem das Laufen zu anstrengend ist, der kann sich einer
der zwei Touren anschließen, die in den Sommermonaten
zwischen Oktober und April angeboten werden.
Eine Tour, „Gannet Beach Adventures“, führt auf der
Ladefläche eines Traktors am Strand entlang. Unterwegs
werden immer wieder kurze Stopps eingelegt, um
die Passagiere über die Geologie und die Geschichte
der Gegend zu informieren. Die Traktorfahrer sind
außerdem üblicherweise zu kleinen Späßen aufgelegt,
man sollte also mit nassen Füßen rechnen. Es folgt
ein letzter, etwa zwanzigminütiger Fußmarsch hoch
zum sogenannten Plateau, auf dem der größte Teil der
Tölpelkolonie nistet. Diese Tour ist auch für Familien
mit Kindern geeignet. Die zweite Tour, „Gannet Safaris“,
führt in klimatisierten Kleinbussen über privates
Hinterland, vorbei an einem spektakulären Golfplatz
(gemäß der Britischen Zeitung „Daily Telegraph“ der
beste Golfplatz der Welt) und mit ausgiebigen Stopps
an Aussichtspunkten, direkt zum Plateau.
Wer im neuseeländischen Winter in der Gegend ist,
sollte aber nicht enttäuscht sein, dass keine Tölpel
da sind. Der Zugang zum Plateau ist von Mai bis
Oktober zwar ohnehin gesperrt, allerdings lohnt sich
ein Fußmarsch entlang der Klippen bis zum sogenannten
„Black Reef“ unterhalb des Plateaus trotzdem:
Die Landschaft ist unglaublich schön und es ist
nicht ungewöhnlich, zu dieser Jahreszeit hier auf neuseeländische
Fellrobben zu stoßen, die sich auf den
Felsen sonnen.
Bush Walks
Neuseelands Fellrobben am Black Reef
Wer sich für Bush Walks interessiert, sollte Napier auf
State Highway 2 in Richtung Gisborne verlassen. Nach
etwa 20 Minuten windet sich die Straße durch die bewaldete
Hügellandschaft. Auf der rechten Seite erscheint bald
Auf dem Tongoio Walk – Te Ana Falls
Shine Falls
der „Tongoio Falls Bush Walk“, ein kurzer Weg, auf dem
man an zwei Wasserfällen, den Te Ana Falls und den Tongoio
Falls, vorbei kommt. Folgt man State Highway 2 etwas
weiter, erscheint auf der linken Seite das „White Pine Bush
Scenic Reserve“ mit einem etwa einstündigen, einfachen
Bush Walk durch eine für Hawke’s Bay typische Buschlandschaft.
Der Walk ist auch für Rollstuhlfahrer geeignet.
20 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Wer mehr Zeit hat, sollte den State Highway 2 weiter nach
Norden bis Tutira folgen, welches ca. eine Autostunde von
Napier entfernt liegt. Von dort führt links eine Schotterstraße
in das sogenannte „Boundary Stream“-Gebiet und
zu den „Shine Falls“, dem mit 58 Metern höchsten Wasserfall
der Hawke’s Bay. Den Wasserfall selbst erreicht
man über einen einfachen, etwa 30-minütigen Bush Walk.
Die Gegend des Boundary Stream bietet zudem weitere
interessante Walks verschiedener Schwierigkeitsgrade.
Für erfahrene Wanderer bieten sich sowohl im Kaweka
Forest Park als auch im Ruahine Forest Park, westlich
von Napier und Hastings, ein- bis mehrtägige Touren.
Eine gute, ausführliche und übersichtliche Webseite für
Walks und Tracks in ganz Neuseeland ist die Webseite
des Department of Conservation: www.doc.govt.nz (ausführlich
in Heft 05/2008, S. 74f, die Red.). Außerdem kann
man sich mit Informationen und Karten beim i-SITE oder
dem lokalen DOC-Büro eindecken.
Wer einen der typisch neuseeländischen einsamen
Strände sucht, sollte sich auf den etwa einstündigen
Weg zum südlich von Napier gelegenen „Ocean Beach“
machen. Üblicherweise ist nur der Bereich direkt am
Parkplatz etwas belebter, besonders im Sommer. Wenn
man aber einen kleinen Fußmarsch auf sich nimmt,
ist man schnell allein und kann entweder ein Bad in
den kühlen Wellen oder ein langes Sonnenbad in den
Dünen genießen. Ein Spaziergang an diesem wunderschönen
kilometerlangen Sandstrand mit den grünen
Hügeln im Hintergrund ist wie eine Therapie für die
Seele und lohnt sich auch an kälteren Wintertagen.
Auf dem Rückweg nach Napier sollte man sich unbedingt
noch die „Maraetotara Falls“ anschauen, ein
hübscher Wasserfall eingebettet in neuseeländische
Buschlandschaft und ein beliebter „swimming spot“
an heißen Sommertagen.
Wer es abenteuerlich mag, der kann in den Bergen
nordwestlich von Napier Rafting Trips unternehmen,
Kanu fahren, reiten, fischen und campen, zum Beispiel
bei Mountain Valley, einer entlegenen und malerischen
Adventure Lodge ungefähr 40 Minuten von Napier.
Mountain Valley bietet zudem Unterkünfte in verschiedenen
Preisklassen, vom einfachen Zeltplatz am Fluss
bis zu voll ausgestatteten Familienbungalows.
Te Mata Peak
City Trip Travel & Backpacking
Ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt in der Gegend
ist der Te Mata Peak bei Havelock North. Gemäß einer
Maori-Legende ist der Peak der Körper des riesigen
Maori-Chiefs eines der Küstenvölker von Waimarama
namens Te Mata O Rongokako. Zwischen dem Küsten-
Maraetotara Falls
© 360° Neuseeland 02 | 2009 21
Preview 02/2008
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98 02
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02/2008 Vorschau
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Travel & Backpacking Travelogues
Mit Smilla durch Neuseeland:
Eine Radreise mit Baby
im Anhänger
Na, jetzt wollt ihr wohl endlich sesshaft werden!“
Unsere Familie scheint irgendwie die falschen
Schlüsse zu ziehen, als Wibkes Bauch immer
dicker und dicker wird. Bedeutet ein Baby das Ende vom
Nomadenleben? Nun ja, wir lassen die Sache mal auf
uns zu kommen.
Schon ein paar Wochen nach ihrer Geburt merken wir:
Smilla liebt es, unterwegs zu sein. Die Lust zu reisen
scheint sie geerbt zu haben. Also beginnen wir langsam
Reisepläne zu schmieden. „Das könnt ihr doch dem Kind
nicht antun!“ ist die allgemeine Reaktion. Warum Reisen
schädlich für Kinder sein soll, kann uns allerdings keiner
wirklich erklären und so beschließen wir, es zu wagen.
Geht es Kindern nicht dann am besten, wenn ihre Eltern
glücklich und ausgeglichen sind und wenn sie möglichst
viel Zeit mit ihnen verbringen können?
Ziemlich schnell ist das Ziel klar: Neuseeland. Liegt nicht
dort das Paradies ohne giftige Tiere, politische Unruhen
und Malaria? Viele Berichte beschreiben die grenzenlose
Weite, die geheimnisvollen Berge und besonders
die netten Einheimischen. Mit minimal einem Tag
maximal einem Jahr, legen wir unsere Reisedauer zum
Leidwesen unserer Verwandten nur vage fest. Einfach so
Wibke, Smilla, Axel und ihre Ausrüstung: So wenig wie möglich und
doch genug. Neben 100 Diaf lmen muss auch eine obstreibe für Smilla
in den acht Radtaschen einen Platz f nden.
Kann man mit einem fünf Monate alten Baby eine Radreise machen?
Etwas Vorbereitung, Enthusiasmus und ein ruhiger Reiserhythmus
gehören auf jeden Fall dazu.
lange mit den Fahrrädern unterwegs sein, wie es allen
Expeditionsteilnehmern gefällt. Smilla ist der Maßstab
unserer Reise.
Als sie fünf Monate wird, beginnen wir unsere Sachen zu
packen. Ein Radanhänger, Babyschlafsack, 47 Windeln,
die Nuckelflasche mit zwei Aufsätzen und eine Obstreibe
– die Packliste wächst ins Unermessliche. Wie soll
das nur in die Fahrradtaschen passen? Irgendwie findet
dann doch alles seinen Platz. Wir packen das ein, was wir
eigentlich auf jede Reise mitnehmen: ein paar Klamotten,
ungefähr 100 Filme, Aufnahmegerät, Fahrrad und Zelt.
„Möglichst einfach reisen“ heißt unsere Devise. Denn
einerseits schont das die Reisekasse und andererseits
garantiert es den wirklichen Kontakt mit Land und Leuten.
Warum wir reisen? Wir wollen den frischen Wind im
Gesicht spüren, andere Lebensweisen kennenlernen und
mit neuen Ideen nach Hause kommen.
Flug ins ungewisse
Wir sitzen im Flieger und warten auf den Start. Unsere
ohnehin angespannten Nerven werden noch ein bisschen
mehr gestrafft: Wie wird Smilla auf das Fliegen reagieren,
auf den Druck beim Start und das stundenlange
Eingequetschtsein? Doch wir beruhigen uns bald: Sie
registriert alles mit Wohlwollen und verschläft fast den
gesamten Flug in ihrem Babysitz, bis wir in Auckland,
24 02 | 2009 © 360° Neuseeland
im Trubel der Großstadt, landen. Die Zeitumstellung setzt
uns zu, denn Neuseeland ist Deutschland genau zwölf
Stunden voraus. Wir sind am anderen Ende der Welt
angekommen. Das Wasser läuft verkehrt herum in den
Ausguss, am Sternenhimmel sieht man das Kreuz des
Südens, ja, sogar die Autos fahren auf der anderen Seite
– nämlich links. Nach ein paar Tagen Erholungsschlaf
packt uns das Reisefieber. Also alle acht Rad taschen,
Zelt, Windeln, Rucksäcke verstaut, Smilla in den Anhänger
gesetzt und los geht’s!
Über grüne Hügel fahren wir in Richtung Meer. Unser
erstes Ziel heißt Coromandel, eine Halbinsel südöstlich
von Auckland. Es ist Frühling, alles blüht, die
Sonne scheint und es geht auf kleinen, bergigen Straßen
immer entlang der Küste. Eine Bucht grenzt an die
nächste. Langsam stellt sich ein Reiserhythmus ein, der
sich erstaunlich gut mit Smillas Bedürfnissen zu decken
scheint. Sobald sie im Radanhänger sitzt, hören wir keinen
Ton mehr von ihr. Sie liegt wie eine Prinzessin in
ihrer schaukelnden Kutsche und beobachtet voller Neugier
die vorbeiziehende neue Welt. Ihre Essenspausen
entsprechen ungefähr den unseren. Avocados und Äpfel
gibt es an jeder Straßen ecke und Stillen ist unterwegs
einfach praktisch.
Radfahren bei 16 Prozent
Langstreckenradler sollten Minimalisten sein! Alles,
was sie während einer Reise dabei haben, muss mit
eigener Muskelkraft bewegt werden. Für uns gilt
das natürlich auch. Doch auf dieser Reise macht es
Travelogues Travel & Backpacking
360° Autoren: Wibke Raßbach / Axel Bauer
Wibke Raßbach, 27, arbeitete
nach dem Abitur mit Menschen
mit einer geistigen Behinderung
in Schottland, Indien, Norwegen
und Deutschland, bevor sie ein
Studium der Sozialarbeit / Sozialpädagogik
abschloss. Momentan
macht sie eine Weiterbildung zur
Natur- und Erlebnispädagogin.
Axel Bauer, 32, absolvierte ein
Studium der Innenarchitektur,
nachdem er zuvor eine Tischlerlehre gemacht hatte. Zurzeit arbeitet
er als Innenarchitekt und Designer. Die beiden haben gemeinsame
Reisen nach Tanzania, Kirgisien, Usbekistan, Nepal, Indien
und Neuseeland unternommen. In verschiedenen Diavorträgen
und Ausstellungen im Bereich Fotografie lassen sie die Besucher
an ihren Reisen teilhaben. Smilla Emilie Bauer, geboren am 27. Mai
2007, ist Mittelpunkt der Familie. Ihr Lieblingsort ist der Fahrradanhänger,
ihre momentane Beschäftigung: Spielespezialist.
www.kwerhoch2.de
sich noch unsere acht Kilogramm schwere Smilla im
Anhänger bequem. Zudem führt sie eine angemessene
Kleidersammlung, Decken, Hüte und Toilettenartikel
verschiedener Art mit sich. Auf flachen Strecken
ist diese Gewichtssteigerung gut zu verkraften.
Doch in Neuseeland führen die Straßen oft in direkter
Linie zum Gipfel, sodass uns Steigungen mit 16 Prozent
in Wettkampflaune bringen und die Fahrrad-
Neuseeland ist das Land der steilen Berge. Bei 16 Prozent
Steigung muss Axel alles geben, um den Fahrradanhänger
vorwärts zu bewegen. Smilla genießt währenddessen
bequem die Aussicht.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 25
Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking
Coromandel Halbinsel
Auf der Coromandel Halbinsel im Norden Neuseelands grenzt eine Bucht an
die nächste. Das klare, blaue Wasser, der helle Sand und die üppige Vegetation
machen dieses Gebiet einzigartig. Kein Wunder, dass sich hier in den
1970er-Jahren viele Hippies niedergelassen haben.
26 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 27
Travel & Backpacking Travelogues
kette enorm dehnen. Alle Muskeln sind gespannt,
der Höhen messer zählt die Meter. Die Berge fordern
unsere ganze Energie.
Als wir erschöpft bei einer Dorfschule ankommen,
fragen wir nach einem Laden. Wir müssen wohl sehr
verhungert ausgesehen haben, denn sofort werden
wir herein gewinkt und mit frischen Früchten wieder
aufgepäppelt. Wir sind in einer Maorischule gelandet.
Die Ureinwohner versuchen, ihre alten Bräuche
und ihre eigene Sprache über die Jetztzeit zu retten.
Mit dem Direktor, einem sehr ausgelassenen und entspannten
Mann, kommen wir ins Gespräch. Er ruft die
Schüler zum „Haka”, dem traditionellen Kriegstanz,
zusammen. Uns stehen die Haare zu Berge! Zu wildem
Klatschen und Schlagen auf die Brust werden helle
Schreie ausgestoßen, die Zungen herausgestreckt
und das Gesicht mit wilden und furchteinflößenden
Grimassen belegt.
Zu Besuch bei einem SpätHippie
Auch dieser Kriegstanz hat die Maori nicht davor bewahrt,
von den Engländern kolonialisiert zu werden und bis
heute ist die Kluft zwischen den beiden Parteien deutlich
zu spüren. Wir, als Reisende, nehmen einen Sonderstatus
ein und kommen mit beiden Seiten ins Gespräch.
In Rotorua kocht die Erde. Blubbernden Matsch und
schwefelhaltige, heiße Quellen fndet man überall:
stinkend, aber faszinierend schön.
Überhaupt haben wir schon in den ersten drei Wochen
so viele Menschen kennengelernt, die unterschiedlicher
nicht sein könnten. Abends fragen wir meist in einem
Haus am Weg, ob wir unser Zelt im Garten aufbauen
dürfen. Fast nie sind wir zurückgewiesen worden, natürlich
hat Smilla keinen geringen Anteil daran. Ganz im
Gegenteil: Die Kiwis laden uns oft noch zum Essen ein,
bieten uns Dusche und Waschmaschine an und stecken
uns Avocados oder Orangen zu. Diese Art der Übernachtung
hat natürlich entscheidende Vorteile zum Zeltplatz:
Erstens lernen wir dadurch sehr interessante Menschen
kennen und zweitens wird unsere knapp bemessene Reisekasse
geschont. Die Kiwis, die meist sehr verstreut und
einsam wohnen, sind wiederum froh, wenn einmal ein
Fremder vorbeischaut.
Bei Greg Taylor bleiben wir gleich eine ganze Woche.
Vor 30 Jahren, als zahlreiche Hippies durch Neuseeland
zogen, kaufte er sich im Norden von Coromandel Land
und wurde Selbstversorger: Gemüse, Obst, Schafe und
Hühner, nebenbei ein wenig Tischler- und Holzfällerarbeit.
Er ist ein Lebemensch, hat zahlreiche Tätowierungen
und sechs Kinder mit vier Frauen. Sein ältester
Sohn ist 37 und der Jüngste vier Jahre alt. Gegen freie
Kost und Logis tischlert Axel halbtags mit Greg, während
Wibke sein Haus auf Vordermann bringt und Schafsmist
für den Garten sammelt. Wir wohnen in einer eigenen
Blockhütte mit Holzofen.
28 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Bei Greg Taylor bleiben die drei eine Woche und wohnen in ihrer eigenen Blockhütte.
Smilla genießen das Feuer im ofen, während draußen der Regen prasselt.
Solange der Regen prasselt
Die Arbeit mit Greg tut gut. Wir riechen in seiner Werkstatt
den vertrauten Geruch von Holz. Einsam liegt sein
Haus mitten im Buschland an der Spitze der Coromandel
Halbinsel. Die unterschiedlichsten Vogelgesänge sind zu
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hören, Riesenfarne stehen vor dem Fenster,
der Regen prasselt. Wenn das Wetter besser
wird, wollen wir wieder los. Doch jetzt regnet
es erst einmal über Tage hinweg. Greg erzählt
uns mit stolzgeschwellter Brust und schwer
verständlichem Akzent von seinem Leben als
„bushman”, als Holzfäller. Er spricht von Riesenkauribäumen,
die er mittels eines provisorischen
Staudammes und der folgenden Flut
den Berg hinunter gespült hat. Im Satz danach
– Greg liebt es zu erzählen – schwärmt er von
seinem reichen Gemüsegarten, der mit Seegras
als Dünger ungeahnt gute Geschmacksvarianten
hervorbringt. Wir merken ihm an,
dass er verdammt stolz ist, sich von den Supermärkten
losgesagt zu haben.
Als der Himmel aufklart, verlassen wir einen
liebgewonnenen Menschen und ziehen mit
unseren Rädern weiter gen Süden.
Tanz auf dem Vulkan
Auf dem Weg von Tauranga nach Rotorua haben wir
starken Gegenwind und können den Schwefel schon gut
zehn Kilometer vor der Stadt riechen. Hier gibt es zahlreiche
heiße Quellen und der Matsch blubbert an man-
© 360° Neuseeland 02 | 2009 29
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chen Stellen direkt im Straßengraben. Doch die Bewohner
haben sich ganz gut an den Geruch von faulen Eiern
gewöhnt. Die Stadt ist von Vulkankratern umgeben.
Der letzte Ausbruch ist noch gar nicht so lange her und
irgendwie bekommen wir bei dem Gedanken ein laues
Gefühl im Bauch. Doch trotz der Vulkane und des Schwefels
ist Rotorua bei den Neuseeländern sehr beliebt. Die
Gegend ist wirklich wunderschön: absolute klare Flüsse
mit riesigen Forellen, Redwoodwälder und viele bezaubernde
Bergseen. Manchmal denken wir, wir sind mitten
im Paradies gelandet.
Smillas Villa
Als wir nach zwei Tagen Zeltplatz weiterradeln wollen
und etwas verloren im Nieselregen an einer großen Kreuzung
stehen, hält neben uns ein Lieferwagen. Tim steigt
aus und lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir nehmen
das Angebot an und beziehen bald ein Zimmer in Tims
Haus, 17 Kilometer außerhalb von Rotorua. Er lebt hier
mit seiner chinesischen Frau Howlan und seinem Sohn
In sechs Wochen baut Axel für Tim und seine Familie eine Holzfällerhütte.
Als Erinnerung an die gemeinsame Zeit nennen sie die Hütte „Smillas Villa“.
Monte. Tim ist Baumpfleger, er schneidet Bäume angeseilt
in luftiger Höhe. Schon seit Ewigkeiten träumt er von
einer „bushmans-hut“, einer Holzfällerhütte, wie sie hier
in Neuseelands Gebirge einsamen Wanderern Schutz bietet.
Als er hört, dass Axel Tischler und Architekt ist, bietet
er uns Arbeit an. Axel soll die Hütte entwerfen und bauen.
Welch ein Glücksfall, so schnell Arbeit gefunden zu haben,
um Geld für die nächsten Monate zu verdienen.
Nach ein paar Tagen finden wir durch Zufall heraus, dass
Wibkes Schwester und ihr Freund, die vor vier Jahren
auch schon einmal in Neuseeland waren, bei Tim im Garten
gezeltet haben. Die Welt ist klein und mittlerweile
haben wir aufgehört an Zufälle zu glauben.
Wibke und Smilla arbeiten im Garten, jäten, pflanzen
und pflücken (bzw. essen) Erdbeeren. Es ist nämlich
inzwischen fast Sommer. Himbeeren, Rhabarber, Avocados
und Aprikosen sind reif. Aufgrund der fruchtbaren
Vulkanerde und des feuchtwarmen Wetters wächst hier
alles rasend schnell. Langsam nimmt auch die Hütte
Gestalt an. Die Holzwände stehen bereits und die Dachsparren
sind in Arbeit. Tim schlägt vor, die Hütte „Smillas
Villa“ zu taufen. Das Richtfest fällt auf Weihnachten
und so stehlen wir zusammen im Wald eine kleine
Kiefer. Manche Dinge sind doch überall auf der Welt
gleich! Trotz mühevollen Schmückens macht unser
Weihnachtsbaum einen sehr kläglichen Eindruck. Auch
die selbstgebackenen Plätzchen lassen bei 25 Grad Celsius
und Sonnenschein nur bedingt Weihnachtsstimmung
aufkommen. Doch das macht nichts. Wir feiern
auf Neuseeländisch: Am 25. bekommen und verteilen
wir die Geschenke. Danach essen wir mit der Familie
und Freunden in lockerer Runde
den Truthahn. Die meisten Kiwis
lieben es zu Weihnachten am
Strand zu sein und zu baden.
Im Schlafsack 30 Meter
über dem Boden
Die Neuseeländer sind ein sehr
lockeres und umgängliches Volk,
sodass wir während der sechs
Wochen in Rotorua schon sehr
viele liebe Bekanntschaften ge -
macht haben. Da wäre zum Beispiel
Fred, ein Österreicher der
seit 19 Jahren hier lebt und vor
fünf Jahren genug von den labbrigen
neuseeländischen Würsten
hatte. Deshalb hat er angefangen,
seine eigenen Schweine zu
halten, selbst zu schlachten und
sie in seiner Räucherkammer
zu ordentlichem Tiroler Schinken
zu verarbeiten. Immer wenn
wir das etwas fade neuseeländische Essen über haben,
gehen wir ihn besuchen. Bei ihm gibt’s dann ordentlich
Schmalz, Hirschsalami und eben diesen Tiroler Schinken.
Oder Marlies, eine Berlinerin und Europameisterin
im Baumklettern. Sie lebt seit zwei Jahren hier und
bringt an einer Schule Holzarbeitern das Baumklettern
bei. Gemeinsam mit ihr und Tim klettert Axel auf einen
Redwoodbaum und übernachtet dort in 30 Metern Höhe
in einem Baumbett (ein spezielles Zelt an einem Ast aufgehängt).
Das Baumklettern ist eine richtige Wissenschaft
für sich. Zunächst wird ein kleines, leichtes Seil
30 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Tim, der Baumkletterer, befestigt gerade ein Zelt in einem Redwoodbaum.
In luftigen 30 Metern Höhe verbringen Tim und Alex die Nacht.
über einen hohen Ast geworfen und an diesem dann
ein dickeres nach oben gezogen. Daran klettert man
dann aus eigener Muskelkraft hoch. Gesichert kann man
bis in die Baumkrone steigen oder auf den Ästen nach
außen balancieren. Ein ziemlich beeindruckendes und
Schweiß treibendes Erlebnis!
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In 30 Metern Höhe in einem Redwoodbaum
zu übernachten, ist ein Schwindel erregendes Erlebnis.
Tim ist Baumpfleger und zeigt Axel seinen
Lieblingsschlafplatz in den Bäumen.
Auf dem Abenteuerspielplatz
Tim sorgt dafür, dass es uns nicht langweilig
wird. Wir sind mit dem Kanu in
Flüssen und auf Seen unterwegs, baden
in heißen Bächen und helfen bei einem
„Iron Man“-Wettkampf als Streckenposten.
Manchmal kommt uns Neuseeland
vor wie ein großer Abenteuerspielplatz.
Smilla geht es wahrscheinlich ähnlich.
Wie müssen die Redwoodbäume
mit ihren gut 50 Metern Höhe wohl
erst auf sie wirken? Sie entdeckt den
ganzen Tag neue Dinge und steckt sie
sich vorsichtshalber gleich mal in den
Mund. Inzwischen sitzt sie richtig gut
und wir haben den Babysitz aus dem
Fahrrad anhänger ausgebaut. Vorteil:
Sie hat mehr Platz. Nachteil: Sie kann
diverse Dinge während der Fahrt aus
dem Anhänger werfen.
Wer wissen möchte, warum es in Neuseeland eine Männerrechtsbewegung
geben sollte, in wen sich Smilla
das erste Mal verliebt und wo London gleich neben
Jerusalem liegt:
Der Beitrag wird in Ausgabe 3 / 2009 fortgesetzt.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 31
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Mount Luxmore Experience:
Eine zehnstündige Überwindung
des inneren Schweinehundes
Gipfelsturm bei starken Windböen
32 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Wir sind seit zwei Tagen in Te Anau und
haben dort im Top 10 Holiday Park (sehr gut
gepflegt) mit unserem fast sieben Meter langen
Camper, der uns nunmehr zehn Tage mobile Unterkunft
gewährt und dies noch weitere neun Wochen
tun wird, Quartier bezogen, bis zur Innenstadt sind es
nur wenige Minuten Fußweg. Te Anau, dieses quirlige,
schnell wachsende Touristenstädtchen, mit seinen etwa
2.000 Einwohnern, direkt am Ufer des gleichnamigen
Sees gelegen, bietet eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten
aller Art, Souvenirshops, gastronomische
Einrichtungen und mehrere Besucherinformationsstellen,
in denen man sich unkompliziert und kompetent
über die verschiedensten Freizeitaktivitäten zu Lande,
zu Wasser und in der Luft beraten lassen kann. Der Ort
markiert das Tor zum Fjordland National Park und ist
beispielsweise hervorragender Startpunkt zur Erkundung
der Milford Road, einzigartiger Tracks (Milford und
Routeburn), des weltberühmten Milford Sounds und des
etwas ruhigeren, nicht so stark frequentierten Doubtful
Sounds. Aber für heute haben wir uns die Erwanderung
eines Teils des Kepler Tracks und die Bezwingung des
1.472 Meter hohen Mount Luxmore vorgenommen, der
hoch über dem Lake Te Anau thront.
Die Spuren irischer Einwanderer
Es ist der 19. März 2008, noch immer steckt uns der wohl
etwas zu ausschweifend geratene St. Patrick’s Day in den
Knochen, den wir, nach irischer Tradition, am 17. März
im Irish Pub „Bailiez“ in Te Anau bei Live Musik, in einem
Meer von Grün und mit frisch gezapftem Guinness, eines
echten Iren zweifellos würdig, begangen haben. Da stört
es nicht, dass die Bar mit angeschlossenem Restaurantbetrieb
neben ein paar Einheimischen in der Hauptsache
von Touristen aus aller Herren
Länder bevölkert wird. So zollten
wir dem irischen Nationalhelden
mit einer ausgelassenen Feier und
einigen wilden Tänzen zu Klassikern
wie „Dirty Old Town“ von
„The Pogues“ Respekt und machten
einstweilen Bekanntschaft
mit Al aus Minnesota, geschätzte
80, mit einem spitzbübischen
Lächeln im Gesicht, der obligatorischen
Baseball-Kappe auf dem
weißhaarigen Kopf, immer auf
der Suche nach seinem Gehstock,
den er regelmäßig in einer anderen
Ecke der Kneipe stehen ließ,
und der sich selbst als „farmerboy“
bezeichnet. Er hatte sich von
seiner Senioren-Busreisegruppe
abgeseilt, da er diese nicht zu
einer geselligen Party überreden
konnte. Wir lauschten Als Erzäh-
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lungen, ließen uns die Welt aus Sicht eines bodenständigen
Amerikaners erklären und feierten gemeinsam mit
zwei neuseeländischen, Heimat verbundenen, gestandenen
Harley Davidson-Liebhabern, die aussahen wie
unverwüstliche Baumstämme, gut gelaunt weiter. Aber
das ist eine andere Geschichte.
Vielleicht rühren die etwas müden Beine aber auch von dem
tags darauf unternommenen Angelausflug am Mararoa
River her, währenddessen ich meinem Mann, Sven, leidenschaftlicher
Fliegenfischer und immer auf der Suche nach
dem optimalen Flusslauf und den vielversprechendsten
Forellenpools, mehrfach quer durch den Fluss und entlang
dornenbewachsenen Ufern gefolgt bin. Jammern
hilft nicht, alles Spekulieren ist müßig.
Es ist immer noch der 19. März, 6:00 Uhr morgens, der
Handy-Wecker piept fürchterlich aufdringlich und reißt
mich aus einem unruhigen Alkoven-Schlaf. Sven ist
unverschämt guter Stimmung, während ich mich in meiner
typischen Morgenmuffeligkeit ergehe. Warum, um
alles in der Welt, soll ich mich die Berghänge hinauf quälen?
Wir haben doch Urlaub. Da hilft nur eine extra große
Portion frisch aufgebrühter, starker Kaffee, denn Mount
Luxmore ruft!
Am ufer des Lake Te Anau
Nach einem ausgedehnten, üppigen Camper-Frühstück
und der ersehnten Dosis Koffein, fahren wir gestärkt,
aber noch ein wenig verschlafen, zum Ausgangspunkt
unserer Tageswanderung, dem Parkplatz an den
Control Gates am Südende des Lake Te Anau. Hier
beginnt und endet der zum Great Walk-System gehörende,
gut 65 Kilometer lange Kepler Track, eine der
Blick auf einen Teil des Südfjords des Lake Te Anau vor den Murchison Mountains
© 360° Neuseeland 02 | 2009 33
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Lake Te Anau
Panoramaaussicht
34 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 35
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360° Autorin: Kerstin Lötzerich-Bernhard
Dr. Kerstin Lötzerich-Bernhard, 38,
arbeitet als freiberufliche Autorin
und Lyrikerin und bereiste gemeinsam
mit ihrem Mann bereits mehrfach
Neuseeland. Während einer
mehrmonatigen Erfahrungs- und
Fotoreise 2008 ließ sie sich neben
Bangkok und Moorea auch wieder
von der Nord- und Südinsel Neuseelands
für fast zwölf Wochen in
den Bann ziehen.
längsten Gratwanderungen Neuseelands und Teil des
Te Wahipounamu-Weltnaturerbes. Der Track kann wahlweise
im Uhrzeigersinn oder entgegen des Uhrzeigersinns
gelaufen werden, aber unerheblich aus welcher
Richtung kommend, man erreicht über kurz oder lang
immer die Mount Luxmore Hut. Und diese wird heute
unser erstes Etappenziel sein.
Mit zwei prall gefüllten Rucksäcken, genügend Energie
spendenden Powerriegeln und Bananen, mehreren Litern
Wasser und meiner Fotoausrüstung bepackt, fällt um
Punkt 7:24 Uhr der Startschuss unserer Wanderung auf
200 Metern Höhe. Bei der Überquerung der Schleuse, hier
werden die Abflussmengen des Sees und damit der Waiau
River reguliert, erleben wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang,
der die gesamte Umgebung in ein orange-goldenes
Licht taucht. Wälder, Wasser, Berge muten an, als
würden sie in Flammen stehen. Sven und ich interpretieren
dies als gutes Omen für unseren bevorstehenden Fußmarsch.
Der gut ausgebaute Weg durch den schattigen
Rotbuchenwald, überall entdecken wir Moose und wunderschöne
Farne, führt uns gemütlich am Seeufer entlang.
Die weichen Strahlen der Morgensonne scheinen durch die
Zweige und Blätter und malen helle Leuchtpunkte in den
noch dämmrigen Wald und auf die üppige, dichte Bodenvegetation.
Mir kommen Worte wie verzaubert, mystisch
oder märchenhaft in den Sinn, und ich fange an zu fabulieren.
Noch funktioniert bei mir die Kombination aus „reden“
und „laufen“ einwandfrei. Mein Mann amüsiert sich und
lässt mich weiter über die Landschaft und meine Eindrücke
in bildgewaltiger, wortreicher Sprache monologisieren,
da er weiß, dass ich nach der ersten Steigung nur
noch Schnaufgeräusche von mir geben werde. Nach etwa
einer halben Stunde erreichen wir den Picknickplatz an
der Dock Bay, nach weiteren 45 Minuten eine kleine Hängebrücke
und da hinter die Brod Bay, eine breite, zur Rast
einladenden Sandbucht mit Zeltmöglichkeiten. Die Sonne
lacht von einem, mit einzelnen Wölkchen betupften, stahlblauen
Himmel, und wir genießen unsere kurze Pause. Die
in unseren Reise- und Wanderführern beklagten, hier in fiesen
Horden auftretenden Sandfliegen, deren Stiche immer
nach etwa einem Tag unerträglich anfangen zu jucken, bleiben
glücklicherweise aus. Vielleicht schlafen sie ja noch.
An der Brod Bay am ufer des Lake Te Anau
Der Aufstieg zur Luxmore Hut
Der breite Pfad macht eine Linksbiegung Richtung Luxmore
Hut, wir verlassen die Ufernähe und bewegen uns
auf nicht allzu stark ansteigenden Kehren durch den
dichten Wald und gehen stetig voran, auf einem Weg, der
sich, zu meinem Leidwesen, in nicht enden wollenden
Serpentinen immer steiler hinauf windet. Ich fühle mich
wie eine tonnenschwer beladene, schwitzende Schildkröte,
aber beiße mich leicht keuchend durch, auch wenn
mein deutlich besser durchtrainierter Mann ein wenig
drängelt und nicht ohne Spott auf meinen mittlerweile
komplett versiegten Wortschwall hinweist. Als dann noch
eine kleine, flinke Japanerin in Joggermanier leichtfüßig
an uns vorbei trabt, helfen mir über mein momentanes,
ungeliebtes Dasein als lahme Ente nur noch tröstende,
vermeintlich beruhigende Gedanken darüber hinweg,
dass ich mit Sicherheit eine ganze Ecke älter bin als
sie. Nach knapp anderthalb Stunden sind meine Akkus
leer, und ich verdrücke zwei Powerriegel in Rekordgeschwindigkeit.
Leider überträgt sich meine rasante Art
der Essensaufnahme nicht auf meine Füße.
Trotz allem erreichen wir mit neuer, süßer Energie im
Blut die Limestone Bluffs, gewaltige, überhängende gelblich-beige
Kalksteinwände mitten im Wald. Ich komme
mir klein vor ob der Naturkräfte, die diese Felsen einst
formten und dies immer noch tun. An einigen Stellen ist
36 02 | 2009 © 360° Neuseeland
hier der Wanderweg vom Regen ausgewaschen und teilweise
abgerutscht. Ein kurzes Stück geht es über Holzstege
und -treppen, bevor wir weiter durch den langsam
lichter werdenden Wald hinauf steigen. Ungefähr eine
Dreiviertelstunde später, wir haben mittlerweile die völlig
aus der Puste geratene joggende Japanerin überholt,
was mich mit gewisser Erleichterung erfüllt, öffnet sich
der Wald abrupt. Wir passieren die Baumgrenze und blicken
über weitläufige, goldene Tussockgrasebenen. Zum
ersten Mal an diesem Tag haben wir in der Ferne halblinker
Hand Sicht auf unser Ziel, Mount Luxmore. Kaum
haben wir den schützenden Wald verlassen, bläst uns ein
ständiger, kräftiger Wind um die Ohren. Die Weiträumigkeit
der Graslandschaft ist großartig, und die sich entlang
des Bergrückens abflachende Wanderstrecke bietet
rechts ungeahnte Ausblicke auf den tief unten im Tal
gelegenen Lake Te Anau und das Städtchen Te Anau
und links auf die Bergkette der Jackson Peaks. Wir können
uns gar nicht satt sehen und gelangen nach 40 staunenden,
stürmisch-böigen Minuten zerzaust zur Luxmore
Hut, 1.085 Meter über dem Meeresspiegel, wo wir uns
ein Wind geschütztes Plätzchen suchen, um uns ausgiebig
zu stärken. Hier endet in der Regel für die Wanderer
auf dem Kepler Track nach 14,1 Kilometern die erste
Teilstrecke. Luxmore Hut bietet gut 50 Schlafkojen und
gehört zur Kategorie I. Wer mag, kann von hier aus noch
einen kurzen Abstecher zu den Luxmore Caves unternehmen,
um die einzigartigen Stalaktiten und Stalagmiten
anzuschauen (Taschen- oder Kopflampe nicht vergessen).
Die Atmosphäre ist angenehm ruhig, denn obwohl Ostern
Wanderung durch Tussockgras oberhalb der Baumgrenze
Kurze Verschnaufpause hoch über dem See
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direkt vor der Tür steht, wir noch während der Touristenhochsaison
unterwegs sind und einigen Leuten begegnen,
empfinden wir diesen Teilabschnitt des Kepler Tracks
keinesfalls als überlaufen.
Gipfelsturm zum Mount Luxmore
Fjordland Nationalpark
Hinter der Hütte folgen wir dem Weg beständig bergan,
den vor uns liegenden Mount Luxmore fest im Auge. Es
packt mich der Ehrgeiz, denn ich will auf diesen Berg, und
so steigen wir entschlossen und beflügelt Schritt für Schritt
voran, vorerst noch über die Tussockgrashochfläche und
genießen nach rechts schauend atemberaubende Blicke
tief in den Südfjord, den südlichen Ausläufer des Lake Te
Anau und in dessen dunkelgrüne Schluchten hinein. Wir
passieren im Aufwärtsmarsch, während wir uns nun an den
© 360° Neuseeland 02 | 2009 37
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östlichen Hängen des Mount Luxmore entlang bewegen,
einige Geröllfelder, umrunden die nördliche Gratkante und
werden mit immer neuen Aussichten über die Murchison
Mountains und aber und abermals über den sich unter uns
ausbreitenden Südfjord belohnt. In jetzt sanften Serpentinen
erklimmen wir die Nordflanke des Mount Luxmore bis
zum Luxmore Saddle auf 1.400 Metern Höhe. Und weiterhin
begleitet uns der Wind, der unablässig bläst, und
mittler weile habe ich Schwierigkeiten, die Kamera still zu
halten. Die Sturmböen sind teilweise so heftig, dass ich
nicht einmal mein Stativ aufbauen kann.
Auf dem Gipfel des Mount Luxmore
Am Luxmore Saddle wenden wir uns nach links und steigen
einen Geröllpfad Richtung des vor uns aufragenden,
felsigen Bergkegels empor. Wir haben Mühe, uns auf
den Beinen zu halten und werden mehrfach von plötzlich
auftretenden Böen dazu gezwungen, auf allen Vieren
hinauf zu kraxeln. Innerlich beglückwünsche ich mich
zu meinem Windbreaker, der zumindest meinen Oberkörper
ein wenig schützt. Nach insgesamt ca. 1,5 Stunden ab
Luxmore Hut stehen wir auf dem sturmumtosten Gipfel.
Wir haben Mount Luxmore (1.472 Meter) bezwungen und
dabei 1.272 Höhen meter überwunden! Der 360°-Panoramablick
über die von eiszeitlichen Gletschern geprägte
Landschaft ist grandios. Mein Gehirn schüttet Glückshormone
en masse aus. Eine Woge tiefer Befriedigung flutet
meinen Körper und macht alle Anstrengung vergessen.
Es ist ein erhebendes und magisches Gefühl. Genau aus
diesem Grund verfalle ich immer wieder aufs Neue diesen
faszinierenden Bergregionen. Wir gratulieren uns zu
unserer Leistung und treten nach einer gehörigen Portion
Kraft gebender Bananen beschwingt den Rückweg an.
Hinter der Luxmore Hut: Mount Luxmore
trohnt über den Tussockgrasfeldern
38 02 | 2009 © 360° Neuseeland
unterhalb des Gipfels
Der lange Weg ins Tal
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Der Abstieg ins Tal erfolgt auf dem selben Weg wie der
Aufstieg. Erst zu diesem Zeitpunkt wird mir bewusst,
welche Strecke wir zurückgelegt und welche Steigungen
wir bewältigt haben. Der Pfad zurück zur Luxmore Hut
und weiter bis zur Baumgrenze und zum Waldrand vergeht
verhältnismäßig flott. Wir bewegen uns im leichten
Lauftempo bergab und nutzen zudem den Rückenwind
aus. Die Kehren bis zu den mächtigen Kalksteinwänden
und anschließend durch den dichter werdenden Wald
ziehen sich endlos, und ich verfalle zwischenzeitlich in
eine Art Lauftrance. Der Lake Te Anau will und will einfach
nicht auftauchen, und langsam beginnen meine
Fußsohlen zu schmerzen. Irgendwann erreichen wir
tatsächlich Brod Bay und damit das ersehnte Seeufer.
Einen klitzekleinen Moment lang wünsche ich, wir hätten
uns morgens mit dem Boot von Te Anau nach Brod
Bay übersetzen lassen, denn es besteht die Möglichkeit,
sich nach einem ausgedehnten Wandertag hier wieder
abholen zu lassen, was die Wanderzeit um mehr als zwei
Stunden und knappe sechs Kilometer am Lake Te Anau
entlang verkürzt. Ich bewege mich im mechanischen
Rhythmus, erreiche eine Art meditativen Zustand und
genieße diesen auf meine Weise sogar. Der Sinn für
malerische Fotomotive ist mir aber zugegebenermaßen
an dieser Stelle längst verloren gegangen. Zu guter
Letzt, ich kann es kaum glauben, kommen wir nach
exakt 10,5 Stunden am Startpunkt unserer Wandertour
an, streifen unsere Wanderschuhe ab und genehmigen
uns zur Belohnung ein eiskaltes Bier aus dem Camper-
Kühlschrank. Wir prosten uns, im Einverständnis darüber,
dass sich jeder einzelne Schritt dieser Tagestour
gelohnt hat, zu und lassen herrlich erfrischend und prickelnd
das kühle Blonde die Kehle hinunter laufen. Zwei
Tage lang wird mich ein nicht zu verachtender Muskelkater
im Gesäß lebhaft an die absolut empfehlenswerte
Mount Luxmore Ersteigung erinnern.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 39
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Die MS Bremen
MS Bremen: Kreuzfahrt in
neuseeländischen Gewässern (Teil I)
1. Tag Auckland
Die MS Bremen erwartet im Hafen von Auckland ihre
neuen Passagiere, die nach einem langen Flug aus
Euro pa kommend noch eine kurze Orientierungsfahrt
durch die größte Stadt Neuseelands unternehmen.
Höhepunkt dieser Schnuppertour ist ein Besuch des Sky
Towers. Beeindruckend ist der Blick von der Besucherplattform
des Turmes auf die zahlreichen Segelboote, die
im Hafen liegen. Spätestens jetzt wird jedem bewusst,
woher die Stadt ihren Beinamen „City of Sails“ erhalten
hat. Jeder vierte Haushalt in Auckland besitzt ein eigenes
Boot. Zusätzliche Begeisterung für den Segelsport kam
auf, als 1995 ein neuseeländisches Team den begehrten
America’s Cup gewann. Besonders wagemutige Turmbezwinger
stellen sich auf die im Boden des SkyTowers eingelassenen
Glasplatten, durch die man das Geschehen auf
den Straßen direkt senkrecht unter sich verfolgen kann.
360° Info
MS BREMEN
Die MS Bremen (vier Sterne laut Berlitz Cruise Guide 2009)
ist 111 Meter lang, 17 Meter breit und hat einen Tiefgang
von 4,80 Metern. Ihre maximale Geschwindigkeit beträgt
15 Knoten. An Bord gibt es sechs Passagierdecks, 80 Kabinen,
zwei Suiten, 12 Zodiacs (motorbetriebene Schlauchboote),
ein kleines Hospital sowie ein Helikopterdeck.
Die maximal 164 Gäste werden von 100 Crew-Mitgliedern
betreut. An Bord werden viele Annehmlichkeiten geboten
wie unter anderem ein Fitness- und Massagebereich, ein
Außenpool, eine Bibliothek und eine Vielzahl von Geschäften
und Dienstleistern.
Empfangscocktail am „Prince’s wharf“
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Ein Blick gilt auch der bekannten Harbour Bridge, die
den Hafen überspannt. Sie wurde 1959 fertig gestellt und
bereits zehn Jahre später verbreitert.
Schließlich geht es für die neuen Passagiere an Bord der
MS Bremen, die am frühen Abend den Hafen von Auckland
verlässt. Die Sonne ist hinter den Wolken hervorgekommen
und die gut gelaunten Gäste genießen während
der Sail Away Party auf dem Lido Deck die Ausfahrt und
den Blick auf die beeindruckende Skyline von Auckland.
2. Tag Tauranga
Trotz regnerisch-trüben Wetters begeben sich die Passagiere
der MS Bremen an diesem Morgen auf einen
Ganztagesausflug.
Die Busse erreichen nach einer Fahrt von 25 Kilometern
das Thermalgebiet Wai-O-Tapu. Das unter Landschaftsschutz
stehende Gebiet ist eines der farbenprächtigsten
Thermalgebiete Neuseelands. Höhepunkte
eines Spaziergangs vorbei an brodelnden Schlammtümpeln
und dampfenden Erdspalten ist der Besuch des
berühmten Champagne Pools und des Knox Geysirs,
dem die Zugabe von Seifenpulver im wahrsten Sinne
des Wortes auf die „Sprünge“ geholfen hat.
Weiter geht die Fahrt nach Rotorua, wo nicht nur das
dortige geothermische Feld besucht wird, sondern auch
das Kulturzentrum Te Puia, in dem die Darbietung maorischer
Tänze in einem traditionellen Versammlungshaus
ein weiterer Höhepunkt des Ausflugs ist.
Lady Knox Geysir
40 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 41
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Der Tag klingt aus mit dem für jede Kreuzfahrt traditionellen
Kapitäns-Willkommens-Cocktail und dem
Willkommensabendessen.
3. Tag Napier
Etwas früher als erwartet macht die MS Bremen mittags
im Hafen von Napier fest (einen ausführlichen Bericht
über Napier finden Sie in diesem Heft ab S. 10). Die
Hafenstadt ist ein wichtiges Produktions- und Fischfangzentrum.
Wolle, Fleischerzeugnisse und Milchprodukte
werden von hier exportiert. Die Stadt wurde 1856
angelegt und nach Sir Charles Napier, einem britischen
General, benannt. Etwa 56.000 Menschen leben heute
in Napier.
Die Stadt wurde 1931 durch ein Erdbeben der Stärke 7,9
auf der Richterskala fast vollständig zerstört. In Napier
und dem nahe gelegenen Hafen Hastings kamen 250
Menschen ums Leben. Der Meeresboden hob sich an einigen
Stellen um mehr als zwei Meter und das Stadtgebiet
vergrößerte sich um 40 Quadratkilometer. Die zerstörte
Innenstadt wurde seinerzeit schnell wieder im Art Deco-
Stil aufgebaut. Es entstanden architektonische Ensembles,
die bis heute weltweit ihresgleichen suchen.
HakaVorführung in WaioTapu
360° Autorin: Dr. Christine Reinke-Kunze
360° Fotograf: Holger Leue
Fahrt zum Cape Kidnappers
Dr. Christine Reinke-Kunze ist
freiberufliche Journalistin und hat
bereits alle Kontinente bereist.
Einer ihrer Schwerpunkte sind
die Polarregionen. Ihre Erlebnisse
und Erfahrungen hat sie in
zahlreichen Buchpublikationen
zusammengefasst.
Holger Leue gilt als einer der
angesehensten deutschen Reisefotografen.
Seine Aufnahmen aus
über 60 Ländern sind bereits in
mehr als 50 Bildbänden, Reiseführern
und Kalendern erschienen.
Ausführliche Bildergalerien
unter www.leue-photo.com.
Neben einem Stadtbummel unternehmen die Passagiere
der MS Bremen eine Fahrt zum Cape Kidnappers. Die
heutige Bezeichnung für dieses Kap stammt vom britischen
Kapitän James Cook. Als Cook 1769 hier mit Eingeborenen
über Tauschobjekte verhandelte, versuchten
einige Maori den Diener von Cooks Dolmetscher zu entführen.
Der Entführte konnte jedoch entkommen und
sich auf Cooks Schiff retten. Cook nannte den Landvorsprung
daher Cape Kidnappers. Die Gäste aus Deutschland
erfreuen sich an den zahlreichen Tölpeln, die an
diesem Kap ihren Brutplatz haben. Es ist erstaunlich,
wie gelassen die großen Vögel den Besuch der Touristen
hinnehmen.
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Travelogues Travel & Backpacking
Wellington – Viktorianische Häuser bestimmen das Stadtbild
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Travel & Backpacking Travelogues
Tölpel am Cape Kidnappers
4. Tag Wellington
Von den Außendecks aus beobachten die Passagiere
die Einfahrt in den Hafen von Wellington, wenig später
geht es auf eine Stadtrundfahrt.
Der Bus fährt an diesem schönen Sonnentag zunächst
zum Aussichtspunkt des 196 Meter hohen Mount
Victoria, von dem sich ein herrlicher Panoramablick
über die Stadt bietet. Anschließend geht es mit dem
berühmten Cable Car zu einem weiteren Aussichtspunkt
auf den Hügeln von Kleburn. Die 1902 eingeweihte
Standseilbahn steigt vom Lambton Quay auf
einer Länge von 610 Metern hinauf zur Endstation in
122 Metern Höhe. Die Wagen der Bahn sind allerdings
neueren Datums, sie stammen aus der Schweiz und
wurden 1979 gebaut.
Bei schönstem Wetter ist ein Spaziergang durch den
bereits 1869 angelegten Botanischen Garten zauberhaft,
er endet im Lady Norwood Rose Garden. Diese Anlage,
die 1953 eröffnet wurde und deren Name an die Gattin
des ehemaligen Bürgermeisters Charles Norwood erinnert,
gilt mit ihren mehr als 300 verschiedenen Rosensorten
als schönste ihrer Art in Neuseeland.
Weiter geht es durch das Regierungsviertel von Wellington.
Von der nachmittäglichen Sonne wird das Old
Government Building, das zweitgrößte Holzgebäude
der Erde, ins rechte Licht gesetzt. Nördlich davon befin-
det sich der sogenannte „Beehive“, der bienenkor bähnliche
Rundbau, in dem Ministerialbüros, Regierungsräume
und Kabinettssaal untergebracht sind.
Neben dem „Beehive“ steht das Parliament House, das
1922 aus Granit und Takaka-Marmor von der Südinsel
erbaut wurde.
Eine letzte Fotopause gilt der 1866 erbauten St. Pauls
Kathedrale, dann geht es auf die MS Bremen zurück, die
sich wenig später von der neuseeländischen Hauptstadt
verabschiedet.
Michael Fowler Centre, Wellington
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Travelogues Travel & Backpacking
Mit voller Fahrt durch die Golden Bay
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Preview 02/2008
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02/2008 Vorschau
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Emigration & Working Holidays Interview
Sandra, Florian & Margarita
das ist völlig ausreichend für neuseeländische Verhältnisse.
Was gibt es sonst noch – alle sechs Monate muss
man halt mal zum TÜV, das heißt hier WOF. Die Abkürzung
steht für „Warrant of Fitness“, kostet ca. 30 NZ$
und da wird dann bescheinigt, dass das Auto noch vier
Räder hat und bremst.
Florian: Du hast vorher erwähnt, die beruflichen Kontakte
erweitern zu wollen. Wie sieht das mit den Möglichkeiten
in Neuseeland aus?
Margarita: Die Leute sind hier sehr offen. Das Leben ist
sehr simpel und man wird nicht gleich ausgebremst. Dir
stehen alle Möglichkeiten und Türen offen, die Leute sind
sehr freundlich und auch zuvorkommend und man macht
die Türen auch eher gerne auf. Ich hab hier auch noch nie
so etwas wie Ablehnung erfahren.
Florian: Und wann geht es wieder zurück?
Margarita: Naja, die Frage ist, ob ich überhaupt wieder
nach Deutschland zurück gehe.
Alexander: Ich bin jetzt seit November in Neuseeland
und arbeite im Hotelmanagement. Ich war vorher zwei
Jahre in New York und da kam mir so die Idee von Neuseeland,
ich habe gleich ein Jobangebot bekommen und
dann war auch alles sehr einfach.
Florian: Was stand hinter der Idee Neuseeland?
Alexander: Ich wollte einfach mal weiter weg und das
Abenteuer eines fremden Landes ausprobieren. Der Film
„Der Herr der Ringe“ hat mit Sicherheit seinen Teil dazu
beigetragen.
Florian: Bist Du ein großer Film-Fan? Gehst Du regelmäßig
ins Kino und bist ein Anhänger der neuseeländischen
Filmszene?
Alexander: Eigentlich weniger, ich habe da eigentlich
keine Ahnung.
Florian: Wie sieht Dein Tagesablauf hier im Vergleich
zu Deutschland aus? Du bist ja schon etwas in der Welt
herumgekommen.
Alexander: Sehr relaxed, ich habe zwar zuerst etwas
von der Arbeitsstelle entfernt gewohnt, aber seit dem
ich in Auckland wohne, ist eigentlich alles super. Die
Zeiteinteilung ist flexibel und ich bin eigentlich fast
jeden Tag auf dem Golfplatz, sonst noch im Fitnessstudio.
In den Ferien werde ich zwar wieder für ein paar
Wochen nach Deutschland gehen, aber im Großen und
Ganzen ist es hier sehr entspannend. Einziger kleiner
Wermutstropfen: Die Gehälter sind hier eher geringer
als in Deutschland.
Florian: Wie empfindest Du die Lebensqualität unter
Berücksichtigung der Verdienstmöglichkeiten und dem
geringeren Stress?
Alexander: Ich beschreibe es gerne mit: Wie in Deutschland
zur D-Mark-Zeit. Die Lebenshaltungskosten sind
moderat, vor allem im Verhältnis zu New York. Der Verdienst
hängt hier sehr stark von der Ausbildung und dem
Verhandlungsgeschick ab.
Florian: Wie siehst Du der Zukunft entgegen, wie lange
möchtest Du mit welchem Visum hier bleiben?
Alexander: Ich bin mit einem Working Holiday
Visum nach Neuseeland gekommen. Jetzt habe ich
Alexander
48 02 | 2009 © 360° Neuseeland
ein Arbeitsvisum für zwei Jahre, bin aber auch schon
eingeladen worden, mich für die Permanent Residence
zu bewerben. Wenn ich das dann alles durch
habe, werde ich nach Kanada gehen und vielleicht
auch noch mal nach Deutschland. Aber die nächsten
Jahre werde ich im Wesentlichen in der Welt
herumreisen.
Florian: Jan, wie bist Du nach Neuseeland gekommen?
Jan (lacht): Abgesehen davon, dass ich mit dem Flugzeug
nach Neuseeland gekommen bin, hat mich die
Arbeit hierher gelockt. In Deutschland habe ich als
Badebetriebsleiter gearbeitet. Dann hat sich die Möglichkeit
ergeben, mit einem ähnlichen Job hier in
meinem Traumland anzufangen. Naja, ob man das
Auswandern nennen kann, weiß ich noch nicht, ich
nenne es einfach mal Abenteuer.
Florian: Wie sah das bei Dir mit dem Visum aus?
Jan: Ich hatte das unsagbare Glück, mit dem Residency
Visum hier einreisen zu dürfen. Durch meinen
Job wird sich das mit Sicherheit nicht ändern und mittlerweise
habe ich dieses jetzt auch auf unbestimmte
Zeit. Daher kann ich in Zukunft jeder Zeit hier wieder
einreisen.
Florian: Wie ist das Arbeitsumfeld und -klima für Dich
hier in Neuseeland?
Jan: Das Umfeld ist sehr gewöhnungsbedürftig. Als
ich hier angefangen habe zu arbeiten, dachte ich mir
Jan
Interview Emigration & Working Holidays
zuerst, wo soll ich mit welcher Arbeit anfangen? Gerade
in Deutschland gibt es sehr viel Konkurrenz unter Thermen,
das ist hier in Neuseeland überhaupt nicht der
Fall. Vielleicht gibt es in Rotorua noch ein paar mehr
(Thermen) auf einem begrenzten Gebiet, aber hier in
Auckland ist alles easy. Der Standard ist auch weniger
mit Deutschland zu vergleichen. Das Ergebnis ist,
wo wenig Druck durch Konkurrenz ist, entsteht auch
nicht der Drang, mal etwas Neues auszuprobieren und
zu schaffen oder auch das Bad besser in Stand zu halten.
Vielleicht sollte ich besser sagen, man hat viele
Ideen, aber nicht unbedingt den Druck, morgen damit
anzufangen. Naja, man kann sich gut daran gewöhnen,
man schaltet halt dann erstmal einen Gang zurück und
hat mehr Zeit zum leben.
Florian: Wie war das Einleben hier?
Jan: Also ich bin immer noch nicht ganz hier. Meine
Freundin ist noch in Deutschland, sie wird mich im
Dezember dieses Jahres besuchen kommen. Was meinen
Eindruck angeht, ich bin eigentlich ganz gut aufgenommen
worden, auch im Job. Ich habe den ersten
Monat in einem Haus gleich hier um die Ecke gewohnt.
Das war schon sehr angenehm, morgens aufzustehen
und nur einen Arbeitsweg von ca. drei Minuten zu haben.
Jetzt wohne ich zehn Minuten mit dem Auto von meiner
Arbeitsstelle entfernt.
Florian: Welche Tipps würdest Du jemandem mit auf den
Weg geben, der nach Neuseeland auswandern will?
Jan: Vielleicht erstmal eine Reise hierher unternehmen.
Dabei besonders nicht nur die typischen Touristenziele
aufsuchen, sondern auch Orte, die abseits
der üblichen Pfade liegen. Es macht mit Sicherheit
Spaß, dieses Land als Backpacker zu bereisen, man
lernt das Land aber ganz anders kennen, wenn man
wie und mit den Kiwis lebt. Am besten ist es, wenn
man sich vielleicht auch mal bei einer Kiwi-Familie
einmietet. Das ist eigentlich ziemlich einfach. Neuseeland
ist ein sehr offenes Land und besonders interessant
für Einwanderer. Es ist vielleicht sogar einfacher,
in Neuseeland Fuß zu fassen als in manchem
europäischen Land. Das ganze System hier ist sehr
offen gestaltet und macht es sehr einfach, hierher zu
kommen.
Florian: Wo steht für Dich Neuseeland im internatio nalen
Ranking?
Jan: Unter welchen Gesichtspunkten – hm? Als Reiseland
ideal, als Backpackerland der absolute Hit. Als
Land, um wie in Deutschland zu arbeiten, weniger,
das finde ich noch etwas schwierig. Hier gibt es einfach
ganz andere Strukturen. Es wird zum Beispiel
unter Management etwas ganz anderes verstanden
als in Deutschland. Es gibt hier nur sehr flache Hierarchien
– wenn man mit den Strukturen in Deutschland
groß geworden ist, braucht man durchaus eine
Eingewöhnungszeit.
Florian: Vielen Dank Euch allen und bis zum nächsten
Mal, jetzt geht es an den Grill!
© 360° Neuseeland 02 | 2009 49
Emigration & Working Holidays Report
Auswandern vor 50 Jahren
An Bord der S. S. Sibajak
Für mich bedeutet „Auswandern“ ferne Länder,
interessante Menschen und fremde Kulturen kennenlernen,
bereichernde Erlebnisse haben und die
Freiheit genießen. Als sich mir 1959 die Gelegenheit bot,
nach Neuseeland auszuwandern, griff ich begeistert zu.
Von diesem Land am Ende der Welt hörte man damals
wenig. Bekannt war mir der Mount Everest-Bezwinger
Sir Edmund Hillary, und von seinem 2.000 Kilometer
langen strapazenreichen Marsch durch die Eiswüsten
der Antarktis zum geografischen Südpol berichteten
unsere Zeitungen. In der Leihbücherei fand ich das Buch
„Reisen im Maoriland” von dem Österreicher Andreas
Reischek. Er ging 1877 nach Neuseeland und half dem
360° Autorin: Magdalene Specht
Vor 50 Jahren wollte Magdalene
Specht mehr von der Welt sehen
und wanderte nach Neuseeland
aus. Sie hat dort ihr Leben aufgebaut,
ist verheiratet und hat zwei
erwachsene Kinder. Vor 18 Jahren
studierte Magdalene Specht
Tourismus, arbeitete 15 Jahre als
Reiseleiterin und führte Touristen
durch ihre neue Heimat.
Ihr Buch erzählt aus ihrem Leben: Magdalene Specht, Ausgewandert:
Meine neue Heimat – Neuseeland, Cornelia
Goethe Literaturverlag, Frankfurt /M., 2007.
Geologen Julius von Haast, das Canterbury Museum in
Christchurch einzurichten. Zwölf Jahre erforschte er das
Land und berichtete von seinen Erlebnissen. Es war eine
faszinierende Geschichte.
Ich bekam eine Broschüre von der neuseeländischen
Regierung, die unter anderem folgende Informationen
enthielt:
„Die beiden Hauptinseln Neuseelands sind flächenmäßig
etwas größer als Großbritannien. 19.000 Kilometer
entfernt von Nordeuropa. Verbindung gibt es regelmäßig
mit Passagierschiffen von europäischen Häfen.
Eine Schiffsreise dauert fünf bis sechs Wochen. Flüge
sind seltener und man ist etwa vier Tage unterwegs.
Neuseeland hat eine lange Küstenlinie. Hohe Bergketten,
reißende Flüsse, verträumte Seen, dschungelartige
Regenwälder, Fjorde und Vulkane. Das Klima ist gemäßigt.
Außer im Hochland der Südinsel sind die Winter
sehr kurz. Schafe und Kühe bleiben auch im Winter im
Freien. Es ist vorwiegend ein Agrarland und exportiert
Butter, Käse, Wolle und Schaf- und Rindfleisch. Industrie
ist hauptsächlich Konsumgüterindustrie. Es gibt die
Vierzig-Stunden-Woche und keine Arbeitslosigkeit. Es
gibt eine umfassende Sozialversicherung, Altersrenten
und Kindergeld. Staatliche Schulen sind frei. Stipendien
für Universitäten und landwirtschaftliche Hochschulen
sind großzügig.
Auf der Nordinsel liegen Auckland, die größte Stadt, und
Wellington, die Hauptstadt. Die größten Städte der Südinsel
sind Christchurch und Dunedin.
Neuseeland hat 2,3 Millionen Einwohner. Abgesehen
von 137.000 Maori, der Urbevölkerung, stammt der
größte Teil der Neuseeländer von Engländern, Iren und
Schotten ab. Die Maori sind wirtschaftlich und politisch
vollkommen gleichberechtigt. Neuseeländer sind eifrige
Sportler – Fischen, Jagen, Segeln, Wandern, Skifahren,
Golf, Rugby und Cricket. Einem Neuankömmling
wird das Stadtleben in Neuseeland wahrscheinlich
langweilig erscheinen. Bars und die meisten Restaurants
schließen um 18 Uhr. Es gibt Kinos, Aufführungen
von Theatergruppen und ein Nationales Symphonie
Orchester. Künstler aus dem Ausland geben
hier Gastspiele. Sonntags sind Kinos, Bars, Geschäfte
und fast alle Restaurants geschlossen.”
So war es in den 1950er-Jahren, etwas langweilig. Aber
man machte sich seinen eigenen Spaß. Seitdem hat sich
vieles geändert.
Die Reise beginnt
Im März 1959 wurde mir mitgeteilt, dass für mich ein
Platz auf der S.S. Sibajak reserviert sei, die am 23. Juni
von Rotterdam auslief. Es ging alles sehr schnell.
Ich unterschrieb einen Vertrag, in dem ich mich verpflichtete,
zwei Jahre in Neuseeland zu bleiben und jede
Arbeit anzunehmen. Abgesehen vom Abschied von Mutter
und Schwester fiel es mir nicht schwer, die Heimat
zu verlassen.
Report Emigration & Working Holidays
Die Sibajak wurde 1928 in Dienst gestellt und unterhielt
mit anderen Schiffen des Rotterdamer Lloyd den Fahrgastverkehr
zwischen Europa und dem damaligen Ostindien.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schiff als Truppentransporter
eingesetzt und beförderte über 75.000
Mann nach und von den verschiedenen Kriegsschauplätzen.
Nach einem umfassenden Umbau 1952 und
1957 konnte man 950 Fahrgäste unterbringen, davon
196 in drei Schlafsälen und etwa 750 Passagiere in
einfachen, aber gemütlichen Kabinen für vier und
sechs Personen. Auf der Reise nach Neuseeland und
Australien gab es nur eine Klasse und so waren alle
Teile des Schiffes zugänglich. Malaien, überwacht
50 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 51
Die S.S. Sibajak
Mitreisende auf der S.S. Sibajak
von europäischen Stewards, dienten in den Salons.
Es gab Aufenthaltsräume mit gemütlichen Schreibnischen,
eine umfangreiche Bibliothek, ein Geschäft,
in dem man alles kaufen konnte, was auf der Reise
gebraucht wurde, Friseur, Apotheke, Arzt, Hospital,
Kino, Bar und Speisesaal. Es war alles sehr zwanglos
und ich fühlte mich gleich wohl. Die Mahlzeiten waren
ausgezeichnet und reichlich. Abwechslung brachten
Spiele wie Decktennis, Shuffleboard, Quiz- und
Tanz abende. Einer meiner Lieblingsplätze war eine
der gemütlichen Schreibnischen im Salon. Durch ein
großes Fenster konnte ich das Promenadendeck überblicken
und dahinter die unendliche Weite des Meeres.
Da saß ich oft und schrieb lange Briefe nach Hause.
Ich erinnere mich noch besonders gut an einen Augenblick:
Glen Miller-Musik tönte aus dem Lautsprecher,
ein Djongo brachte Tee und Gebäck und ich träumte
von der Zukunft. Es war einer der Momente im Leben,
an dem ich wunschlos glücklich war.
Die erste Hafenstadt, die wir anliefen, war Southampton
in Südengland. Hier stiegen noch Passagiere zu. Von
England ging die Fahrt über den Atlantischen Ozean vorbei
an den Azoren, zu den Westindischen Inseln. Nach
einer Woche liefen wir Willemstad auf Curaçao an. Dann
ging es durch den Panama-Kanal nach Tahiti, wo das
Schiff auf Papeete anlegte.
Endlich angekommen
Nach fünfwöchiger Reise ankerten wir an einem wunderschönen
Morgen im Hafen von Wellington. Mir bot
sich ein zauberhaftes Bild: Im Licht der aufgehenden
Sonne lag der malerische Hafen, umgeben von grünen
äquatortaufe auf der S.S. Sibajak
Hügeln. Bunte, putzige Holzhäuser schmiegten sich an
die blauen Buchten des Meeres oder hielten sich an den
steilen Hügeln fest. Mit klopfendem Herzen stand ich an
Deck und bewunderte die von der Natur so verschwenderisch
ausgestattete Stadt.
Nach dem Frühstück kam ein Boot, das die Beamten
vom Zoll und Einwanderungsamt brachte. Sie waren
sehr freundlich und alles ging sehr zwanglos vonstatten.
Uns wurde mitgeteilt, wo wir arbeiteten, wohnten und
zu welcher Zeit wir vom Schiff abgeholt wurden. Einige
erhielten Jobs in Fabriken oder Krankenhäusern.
Ich bekam eine Fahrkarte nach Auckland, da ich mir diese
Stadt als Wohnsitz ausgesucht hatte, und eine Notiz, auf
der mir mitgeteilt wurde, dass mir meine Stelle vom dortigen
Einwanderungsbüro zugewiesen werden würde.
Der „Limited”, wie der Express zwischen Wellington
und Auckland damals hieß, brauchte etwa 15 Stunden
für die 685 Kilometer. Es gab keinen Speisewagen, aber
an bestimmten Haltestellen wurde ein längerer Stopp
gemacht und man konnte im Bahnhofsrestaurant etwas zu
Essen kaufen und eine Tasse Tee mit ins Abteil nehmen.
Einige holländische Familien, die ich vom Schiff her
kannte, fuhren auch nach Auckland und so fühlte ich
mich nicht so allein.
Die Fahrt führte erst an der Kapiti Küste entlang, dann
durch die Mitte der Nordinsel, über viele Viadukte und
Brücken, vorbei an den tätigen Vulkanen des Tongariro
Nationalparks. Das Land war sehr hügelig mit kleinen
Ortschaften. Auf den Weiden grasten friedlich Schafe
und Kühe.
Früh am Morgen lief der Zug in Auckland ein. Ich wurde
von einem Beamten empfangen, der mich zum Einwanderungsamt
begleitete. Dort wurde ich sehr freundlich
begrüßt. Eine reizende junge Dame bot mir eine Tasse
Tee an. Ich musste von der Schiffsreise und von Deutschland
erzählen. Meine Englischkenntnisse wurden gelobt
und dann fragte sie mich, was ich gerne machen würde.
Ich war vollkommen überwältigt von ihrer Freundlichkeit.
Da ich Kinder gerne hatte, erkundigte ich mich, ob
es möglich sei, in einem Kinderheim zu arbeiten.
Sie kramte in ihrem Karteikasten und nach einigen Anrufen
hatte ich eine Stelle in einem Kinderheim und Hospital
der presbyterianischen Kirche.
Ankunft in Wellington
Als Schwester im Kinderheim
Ich bekam ein nettes Zimmer im Schwesternflügel.
Zusammen mit anderen Schwestern hatten wir ein
gemütliches Wohnzimmer mit Kamin. Hier konnten wir
uns Tee und Toast zubereiten. Brot, Butter, Marmelade
und Milch wurden vom Heim gestellt. Die Hauptmahlzeiten
wurden im Speisezimmer eingenommen. Es gab
eine Waschküche mit Waschmaschine und Bügelbrett
für uns. Vor dem Wohnzimmer war eine Terrasse und
eine große Wiese mit Zitronenbäumen, deren Äste sich
unter der Last der Früchte bogen.
Report Emigration & Working Holidays
Voller Erwartung begann ich meinen ersten Arbeitstag.
Ich erhielt den Titel „Schwester”, damit man Respekt
vor mir hat, erklärte mir die Oberschwester. Als Schwester
trug ich ein weißes, gestärktes Häubchen, einen weißen
Kittel, der vorn, und darüber einen, der hinten zugeknöpft
wurde. Es war ein Heim für Kinder bis zu vier
Jahren, deren Eltern arbeiteten und keine Zeit für sie hatten,
oder die zur Adoption freigegeben waren. Im Hospital
war eine Abteilung für ledige Mütter, die nach der
Geburt zwei Wochen mit dem Neugeborenen im Heim
verbrachten, bis es von Adoptiveltern abgeholt wurde.
Mit einer zweiten Schwester hatten wir über zwanzig
Kinder im Alter von zehn Tagen bis zu vier Jahren,
die gebadet, gefüttert, trockengelegt und beaufsichtigt
werden mussten. Da ich noch nie etwas mit Säuglingen
zu tun gehabt hatte, war ich am Anfang wohl etwas
langsam und ungeschickt. Sie kamen mir so zerbrechlich
vor, aber ich lernte schnell. Wenn wir mit dem
letzten Baby fertig waren, konnten wir beim ersten
wieder anfangen. Die älteren Kinder waren viel sich
selbst überlassen. Für sie gab es ein großes Zimmer,
aber wenig Spielzeug. Bei schönem Wetter waren sie
draußen in einem eingezäunten Teil des Gartens. Da
war ein Zwillingspärchen von sechzehn Monaten, das
die meiste Zeit in seinen Betten verbrachte. Ich fand
52 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 53
Emigration & Working Holidays Report
Panamakanal
Willemstad
es unglaublich, dass in Neuseeland so etwas möglich
war. Niemand war daran schuld. Es gab einfach
keine Arbeitskräfte. Ich fand, meine Kolleginnen waren
schon abgestumpft und kümmerten sich wenig um die
Ärmsten, die sich vollgemacht hatten und weinten. So
verbrachte ich viel Zeit, die Kinder zu waschen, trockenzulegen
und die Betten neu zu beziehen. Mir taten
sie so unendlich leid und manches Mal weinte ich mit
ihnen mit.
In diesem Heim ging es sehr steif zu. Meine Kolleginnen
waren viel älter als ich und ich fand sie ziemlich stur.
Im Speisesaal standen wir alle hinter unserem Stuhl
bis die Oberschwester da war und ein Gebet sprach.
Erst dann konnten wir uns setzen. Auf dem Tisch stand
eine kleine Glocke und wenn wir mit einem Gang fer-
tig waren, wurde geklingelt und der nächste
Gang serviert. Es wurde nicht viel Konversation
gemacht. Ich vermisste meinen Freundeskreis
von der Sibajak sehr, fühlte mich etwas
einsam und verlassen nach den turbulenten
Wochen auf dem Schiff.
Die Arbeitszeit war in drei Schichten von je
acht Stunden eingeteilt. Freitags hatte ich frei
und alle sechs Monate vierzehn Tage bezahlten
Urlaub. Ich verdiente etwa 90 DM in der
Woche, plus Wohnung und Verpflegung. Ich
war damit sehr zufrieden für den Anfang. In
Deutschland hatte ich 500 DM im Monat im
Büro verdient.
Das Heim lag im Vorort von Otahuhu, im
Süden von Auckland, eine halbe Stunde Busfahrt
von der Innenstadt entfernt. Im Süden
der Stadt war viel Konsumgüterindustrie
und natürlich war ich von dieser Umgebung
enttäuscht. Ich suchte den Buschwald und
das Meer.
Auf der Suche nach Veränderung
Die Wochen vergingen wie im Fluge. Es gab
viel zu lernen, die meiste Zeit verbrachte ich
im Heim bei der Arbeit. Ich fand die Atmosphäre
deprimierend und studierte oft die vielen
Seiten von Stellenangeboten in der Tageszeitung.
So fiel mir beim Lesen eines Tages
eine Annonce besonders auf. Da suchte man in
einem Heim für taubstumme Kinder eine Helferin.
Es gab viele Stellenangebote in Kinderheimen,
aber dieses war in Titirangi, einem Vorort
am Meer und Buschwald. Mir ging diese Stelle
einfach nicht aus dem Sinn. Kurzer hand rief
ich die Leiterin an und wurde zu einem Interview
gebeten und angenommen. Ich bekam
die Genehmigung vom Arbeitsamt, meine
Stelle zu wechseln, und nach der vorge schriebenen
Kündi gungszeit verließ ich die Kinder schweren Herzens.
In einem Brief an meine Mutter schrieb ich von
einer Traumstellung.
Titirangi war ein sehr kleiner Vorort im Westen von Auckland,
fünfundvierzig Minuten Busfahrt von der Stadt entfernt,
umgeben vom subtropischen Buschwald der Waitakere
Berge. Das Heim, ein großes dreistöckiges Gebäude,
lag auf einem Hügel mit einer bezaubernden Aussicht
über ein grünes Meer von Bäumen und Baumfarnen. Ein
Pfad durch den Busch führte in fünfzehn Minuten zum
Strand. Man gab mir die Wahl zwischen zwei Zimmern,
eines gen Norden, der Sonnenseite in Neuseeland, das
andere mit Aussicht auf das Meer und die untergehende
Sonne gen Westen. Ich nahm natürlich das Letztere.
54 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Das Heim war vor Jahren einmal ein Hotel gewesen.
Unten befanden sich Küche, Vorratsräume, ein großer
Aufenthaltsraum und ein Speisezimmer für die Kinder.
In der ersten Etage waren Schlafzimmer und ein Wohnzimmer
für die Angestellten. Eine verglaste Veranda mit
Blick auf Busch und Meer diente als Esszimmer für das
Personal. In der zweiten und dritten Etage waren Schlafsäle
für die Kinder. Verbunden waren die Etagen an beiden
Seiten des Hauses mit Treppen und einem Fahrstuhl
mit Falttüren, wie man sie in alten französischen
Filmen oft sieht. Es gab zwei Schulen mit Heim für taubstumme
Kinder, eine in Christchurch auf der Südinsel
und eine in Auckland. So kamen die Kinder von allen
Regionen der Nordinsel. Sie waren zwischen vier und
siebzehn Jahre alt. Die Schule war zwanzig Minuten Busfahrt
vom Heim entfernt. Die Kinder lernten von den Lippen
zu lesen und zu sprechen. Viele hatten etwas Gehör
und trugen ein Hörgerät. Ich fand sie anfangs oft schwer
zu verstehen, aber nach einigen Wochen hatte ich keine
Probleme mehr.
Morgens brachten Busse die Kinder zur Schule, am
Nachmittag kehrten sie zurück. Im Heim wohnten, außer
den Helferinnen und dem Hauspersonal, auch einige der
Lehrer und Lehrerinnen. Es gab einen Hausmeister, er
kam aus Irland, der für die Jungen verantwortlich war.
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Report Emigration & Working Holidays
Die Leiterin war eine warmherzige Person. Es herrschte
eine sehr aufgeschlossene und freundliche Atmosphäre
und ich fühlte mich gleich wohl.
Arbeitstag mit taubstummen Kindern
Mein Arbeitstag begann um 6.45 Uhr mit Tee und Plätzchen
im Wohnzimmer. Um sieben Uhr weckte ich meine
Gruppe von fünfzehn Mädchen im Alter von vierzehn
bis siebzehn Jahren. Das war oft leichter gesagt denn
getan, denn welches junge Mädchen springt morgens
früh gleich aus dem Bett. Judy half ich beim Waschen
und Anziehen. Sie war fast taub und blind, sehr langsam
und hatte ihren eigenen Willen. Wenn ihr etwas
nicht passte, protestierte sie und bekam Wutanfälle. Ich
brauchte sehr viel Geduld, woran es mir nicht fehlte. Sie
akzeptierte mich nach einigen Wochen und wir kamen
gut miteinander aus. Ich wurde immer gerufen, wenn es
Schwierigkeiten mit ihr gab. Man brachte ihr viel Verständnis
entgegen und sie wurde von allen rücksichtsvoll
behandelt. Nachdem alle angezogen und gewaschen
waren, machten sie ihre Betten. Um 7.50 Uhr mussten
wir zum Frühstück im Speisesaal sein. Die Mädchen
waren alle sehr nett, stellten die unmöglichsten Fragen
und es gab viel Gelächter.
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02 | 2009 55
Emigration & Working Holidays Report
Ich half beim Servieren des Frühstücks. Um 8.30 Uhr
kamen die Schulbusse. Dann hatte ich bis 14 Uhr frei.
Jetzt gab es Frühstück für die Angestellten im gemütlichen
Esszimmer mit herrlichem Ausblick. Es war sehr
reichhaltig und bestand aus Cornflakes, Obst, Würstchen,
Eiern, Schinken, Tomaten, Toast, Butter, Marmelade,
Milch und Tee. Um 10 Uhr wurde Morning Tee serviert
mit kleinen Sandwiches.
Mittags zum Lunch wurde ein warmes Gericht serviert
und Brot, Butter, Marmelade und Tee. Um 13.45 gab es
Afternoon Tee mit Gebäck.
Um 14 Uhr holte ich die saubere Wäsche der Kinder
von der Wäscherei im Erdgeschoss und verteilte sie in
Schränke und Schubladen. Manchmal gab es Knöpfe
und Namensschilder anzunähen. In den meisten Schulen
in Neuseeland trägt man Uniformen. Hier trugen die
Mädchen einen grauen Trägerrock mit weißer Bluse,
die Jungen graue Shorts mit weißem Hemd, graue Kniestrümpfe
und schwarze Schuhe. Dazu gab es einen
dunk len Blazer.
Kurz vor 15 Uhr setzte ich mich vor den Haupteingang
zu den Kollegen. Hier warteten wir auf die Busse, die
die Kinder zurück brachten. Wir hatten etwa 70 Kinder
im Heim. Es gab immer eine laute und freudige Begrüßung.
Bis zum Abendessen hatte ich acht Mädchen und
Goverment House
acht Jungen im Alter von fünf bis sieben Jahren zu beaufsichtigen.
Wir verbrachten die Zeit gewöhnlich auf dem
Spielplatz hinter dem Haus.
Das Abendessen nahmen Personal und Kinder zusammen
ein. Anschließend passte ich auf die jüngeren Kinder
auf, brachte sie in ihre Schlafsäle, half mit, sie zu
baden und ins Bett zu bringen. Zum Schluss beaufsichtigte
ich meine fünfzehn Mädchen und betreute Judy bei
der Abendtoilette.
Gegen 21 Uhr war Feierabend. Im Wohnzimmer trafen
wir uns alle bei einer Tasse Tee. Gewöhnlich unterhielten
wir uns und saßen gemütlich zusammen.
Am Wochenende war kein Unterricht. Einige Kinder
wurden von ihren Eltern abgeholt und verbrachten das
Wochenende zu Hause. Der größte Teil blieb im Heim.
Wir machten Spaziergänge, gingen zum Strand oder
spielten im Hof.
Am schwierigsten fand ich es, mich verständlich zu
machen, da ich nicht einfach rufen konnte, das hörten
viele nicht. Ich musste jedes Kind persönlich ansprechen,
damit es von meinen Lippen lesen konnte. Es ging auch
immer sehr laut her, da sie sich ja selber nicht gut hören
konnten. Mich störte der Krach nicht. Wir hatten einmal
eine neue Helferin, die zog am Nachmittag ein und war
am nächsten Morgen vor Antritt der Arbeit geflüchtet.
Ich fühlte mich bald wie zu Hause. Alle
nahmen sich meiner an. Ich wurde mitgenommen
zu Partys und Veranstaltungen,
machte neue Bekanntschaften. Ich fand
die Neuseeländer sehr gastfreundlich.
56 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Lord und Lady Cobham
Nach der Arbeit die Freizeit genießen
Abwechslung für mich gab es auch, als drei Studenten,
die an der Schule ihr Praktikum machten, einquartiert
wurden. Zwei kamen von England und einer von Singapur.
Sie halfen mir abends mit den Kindern, damit
ich schneller fertig wurde. Oft gingen wir dann in das
einzige Café in Titirangi, wo es zur Abwechslung Kaffee
gab, und plauderten. Ich erinnere mich noch gut an
einen Sonntag, den ich mit Toni, dem Studenten aus
Singapur, in Auckland verbrachte. Am Wochenende
gab es nur einen sehr frühen Bus in die Stadt, die noch
ganz ausgestorben war. Toni war auch katholisch und
so beschlossen wir, zur Messe in die St. Patricks Kathedrale
zu gehen. Danach verbrachten wir einige Stunden
im Zoo. Zu Mittag aßen wir in einem chinesischen
Restaurant. Er erzählte sehr interessant von den Sitten
und Bräuchen seiner Heimat. Am Nachmittag spazierten
wir durch die Domain, einem alten Park mit
endemischen und exotischen Bäumen. Wir besuchten
Landsleute von Toni und fuhren gegen 20 Uhr mit dem
letzten Bus nach Titirangi zurück.
An einem Abend lud mich die Leiterin des Heimes
ein, zum Flunderfischen mitzukommen. Ich wurde mit
Gummistiefeln ausgerüstet, bekam einen Speer, eine
Laterne und als es dunkel wurde, zogen wir zum Strand.
Es war Ebbe und wir wateten beim Schein der Laternen
durch das seichte Wasser der Bucht und hielten Ausschau
nach Flundern. Man muss schnell reagieren und
zustechen, wenn man einen Fisch sieht. Mein Speer
traf immer daneben. Ich weiß nicht, wer einen größeren
Schreck bekam, der Fisch, wenn er mich sah, oder
ich. Die anderen hatten mehr Erfolg. Nach ein paar
lustigen Stunden kehrten wir müde, aber mit einem
Eimer voll Fisch, durch den nächtlichen Buschwald ins
Heim zurück.
Aus Büchern lernte ich von der Geschichte, Natur, Flora,
Fauna und Urbevölkerung des Landes. Ich befreun-
Report Emigration & Working Holidays
dete mich mit Neuseeländern, die ich sehr aufgeschlossen
und gastfreundlich fand. In meiner
freien Zeit kundschaftete ich die Stadt und
Umgebung aus. Auckland hat eine sehr schöne
Lage an einer Landenge an zwei Häfen, umgeben
von Buschwald und gold- und schwarzsandigen
Stränden.
Mein erstes Weihnachten verbrachte ich in Wellington
am Strand mit alten Freunden vom Schiff.
Ich vermisste den kalten Winter nicht.
Ich fand später noch eine interessante Stelle im
Government Haus in Wellington, als Kindermädchen
für die Zwillinge von Lord und Lady Cobham.
Lord Cobham war der damalige Generalgouverneur
von Neuseeland.
Für immer Neuseeland
Nach 2 ½ Jahren ging ich für eine kurze Zeit zurück
nach Deutschland. Ich hatte meine Rückfahrkarte schon
in der Tasche.
Meinen Mann lernte ich in Neuseeland kennen.
Er arbeitete auf einem Hamburg-Süd Schiff. Von
Beruf ist er Konditor, Bäcker und Koch. Er kam nach
Neuseeland. Wir pachteten ein Restaurant und hatten
später eine Bäckerei und ein Café nördlich von
Auckland.
Wir haben zwei Kinder. Sie sind beide sehr naturverbunden.
Petra ist Biodiversity Ranger im Tongariro Nationalpark
und Oliver ist auf den Skifeldern der Südinsel
zu finden.
Um etwas zu erreichen, muss man auch hier fleißig sein
und auch bereit, wieder von unten anzufangen, aber das
Land bietet einen erholsamen Lebensstil.
Die große Entfernung ist durch die heutige Technik
geschrumpft. Handy, Flugzeug und Internet machen alles
viel erträglicher.
Ein Telefongespräch vor 48 Jahren ging über Kabel, mehrere
Ämter und Telefonisten. Man musste es anmelden
und manchmal einen Tag oder länger auf die Verbindung
warten.
Ich habe ein Buch geschrieben von meinen Erlebnissen,
der Geschichte des Landes, der Natur, Pflanzen, Tiere,
Wanderungen in den Nationalparks; von den Menschen
und den Maori, der Urbevölkerung und ihren Mythen
und Legenden.
Neuseeland hat mein Herz und meine Seele erobert. Ich
habe das Land meiner Träume gefunden.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 57
Emigration & Working Holidays Report
Vulkanlandschaft im Tongariro National Park
Auszeit in Neuseeland
Anfang September in Auckland: blauer Himmel,
Sonnenbrandgefahr, Schneeglöckchen und Osterglocken.
Der Abschiedsschmerz nach einem fantastischen
Jahr in Neuseeland setzte langsam ein. Ein
letztes Mal blätterte ich im „North & South“-Magazin,
ein letzter „Flat White“-Kaffee. Und am liebsten hätte ich
die Zeit zurückgedreht und noch einmal von vorne angefangen
mit der zwölfmonatigen Erkundung von Aotearoa,
dem Land der langen weißen Wolke.
Schon immer war es mein Traum gewesen, einmal länger
als die maximal machbaren vier Wochen in der Welt
unterwegs zu sein. Mein Job in der Reisebranche ließ
360° Autorin: Stefanie Dehler
Stefanie Dehler, 30 Jahre alt,
nahm sich 2007 ein Jahr Auszeit
vom Job, um noch mit dem
Work and Travel-Visum ein
Jahr in Neuseeland verbringen
zu können. Sie nahm immer
wieder die unterschiedlichsten
Jobs an, um ihre Reisekasse
aufzufüllen.
mich dienstlich höchstens mal für ein paar Tage weg,
auf Urlaubsreisen schien ich die einzige zu sein, die in
Wochen zählte, nicht in Monaten. Als ich dann langsam
auf die Altersgrenze für das Work & Travel-Visum für
Neuseeland zusteuerte (ich habe im März 2008 auf der
Banks Peninsula dann meinen 30. Geburtstag gefeiert),
wurde das Fernweh so groß, dass ich meine Arbeitsstelle
in der Nähe von Düsseldorf kündigte, die Wohnung
ausräumte, die Möbel bei den Eltern unterstellte
und ein Flugticket nach Auckland buchte. Abflug: Ende
September 2007. Rückflug: ein Jahr später!
Das Abenteuer beginnt
Aus Reiseführern, in Internet-Foren und von Freunden
holte ich mir Tipps für die Reise und mit einigen Ideen,
aber ganz ohne konkrete Reiseroute, begann dann das
Abenteuer Auszeit. Von einem Tag zum nächsten planen,
morgens noch nicht wissen, wo ich abends übernachten
würde, spontan jeden Tag genießen. Von einem
anderen Backpacker kaufte ich ein Auto, das groß genug
war, hin und wieder Freunde für eine Fahrt oder mehrere
Tage mit zu nehmen. Und groß genug für allerlei
Essensvorräte, inklusive Zutaten zum regelmäßigen
Brotbacken.
58 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Die meisten Backpacker beginnen ihre Tour in Auckland,
der größten Stadt von Neuseeland. Ich startete von hier
mit Touren an die Nordspitze der Nordinsel, zum Cape
Reinga und in die Bay of Islands. Die ersten Tierbeobachtungen
(Delfine!) und abenteuerlichen Aktivitäten,
wie beim Sandboarding Kopf voran eine Düne hinunterzurasen,
fühlten sich eigentlich noch an wie ein normaler
Urlaub. Nach Waiheke Island fuhr ich ohne zu wissen,
was ich dort eigentlich machen würde. Es fuhr
einfach eine Fähre von Auckland aus dorthin, ich wartete
immer noch auf Post von der Steuerbehörde, ohne
die ich nicht arbeiten konnte. So war Waiheke eine wunderbare
Möglichkeit, die Wartezeit mit wandern und Rad
fahren zu überbrücken, vorbei an zauberhaften Buchten
und Stränden, mit zahlreichen Stopps bei Galerien und
Künstlern, die auf der Insel leben. Bereits Auckland ist ja
Vulkangebiet – One Tree Hill und Rangitoto Island gehören
zum Pflichtprogramm für Besucher. Noch viel beeindruckender
aber sind die Vulkane im Tongariro National
Park. Ein Ausbruch steht bei den Wissenschaftlern
angeblich unmittelbar bevor und ein nachmittäglicher
Sirenenalarm im Ort National Park lässt einen da schnell
in leichte Panik geraten. Die aber letztendlich unbegründet
ist, da es sich an diesem Tag nur um einen kleinen
Buschbrand gehandelt hat. Der Tongariro Crossing ist
eine der beliebtesten und schönsten Tageswanderungen
in Neuseeland, bergauf bergab führt sie an Vulkanen und
Bergseen vorbei und mitunter strömt heißer Dampf aus
der Erde. Nach all diesen Gefahren kann man am besten
in Martinborough entspannen, bei einer Tour zu den verschiedenen
Weingütern, beim Testen von Pinot Noir und
Sauvignon Blanc und vorzüglichem Essen.
Für Sportbegeisterte lohnt sich ein Abstecher nach Palmerston
North, denn in „Palmy“ gibt es das New Zealand
Rugby Museum. Und jeder deutsche Besucher
Report Emigration & Working Holidays
erfährt von dem begeisterten Museums-Manager eine
nahezu unglaubliche Geschichte: Deutschland kann
tatsächlich einen internationalen Erfolg im Rugby vorweisen!
Eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen
in Paris im Jahr 1900. Damals nahmen allerdings
nicht mehr als drei Mannschaften am olympischen
Rugby turnier teil …
Wellington – Zelte verkaufen
und die Stadt erleben
Im November erreichte ich die Hauptstadt von Neuseeland,
Wellington, an der Südspitze der Nordinsel gelegen.
„Welly“ und ich, das war Liebe auf den ersten
Blick. Hier wollte ich gerne etwas länger bleiben und
alles klappte hervorragend. Ich fand ein Zimmer in einer
WG mit zwei Neuseeländern und einem Argentinier und
einem Garten mit Traumblick auf die Stadt, das Meer,
die Berge und die Fähren, die zur Südinsel fahren. Arbeit
gab es auch, in einem Geschäft, wo ich dann für zwei
Monate Zelte, Schlafsäcke und Wanderschuhe verkaufte.
Es war Sommer – der beste in Neuseeland in zehn Jahren!
–, ich arbeitete 30 Stunden in der Woche, was mir
genug Zeit ließ, die Vorzüge von „Welly“ zu genießen.
Fantastische Cafés, Kneipen und Bars, Wanderungen
wie den Skyline Track, der immer Blick auf Stadt und
Meer bietet und an einem perfekten Biergarten in Khandallah
endet, Nachmittage nach dem Arbeiten am Strand
(Worser Bay war mir der liebste, Oriental Bay dafür mitten
in der Stadt), kostenlose Konzerte im Botanischen
Garten, regelmäßige Kinobesuche (einfach und billig,
wenn der Mitbewohner an der Kinokasse arbeitet!), Silvesterfeiern
mit Freunden aus Deutschland und Welly
bis sieben Uhr morgens – und drei Stunden später schon
wieder auf der Arbeit sein, auch wenn am Neujahrstag
so gut wie niemand einen Rucksack oder
Gaskocher kaufen wollte.
Wellington
Das tägliche Beobachten der Fähren
sorgte allerdings für Fernweh und mit
einigen kleinen Abschiedstränen ging es
Ende Januar auf die Fähre und auf die
Südinsel. Picton ist mehr als nur Fährhafen,
es gibt fantastische Wanderwege
und ich entdeckte meine Begeisterung
fürs Kajakfahren. Um die Ecke, in Havelock,
gibt es die leckersten Muscheln
überhaupt. Auf dem Teller und als Dekoration
auf den Restaurants selbst. Im Nelson
Lakes National Park war sogar zur
Hauptsaison wunderbar wenig los auf den
wunderschönen Wanderungen um die
Seen und Berge und der Hostel besitzer
servierte abends sogar frischen Wildschweinbraten.
Selbstgeschossen, vom
eigenen Garten aus.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 59
Emigration & Working Holidays Report
Weitere Stationen:
Queenstown, Dunedin, Wanaka
Die Südinsel hielt mich noch bis weit in den Winter in
ihrem Bann. Ich sprang über Queenstown mit dem Fallschirm
aus einem Flugzeug. Vor Kaikoura ging ich mit
Seehunden schwimmen – auch wenn es einem vorkam,
Stewart Island – mystisch anmutende Landschaft
Kajakfahren wird meine große Leidenschaft
als gingen die Seehunde heute mal Menschen
beobachten. In Dunedin wohnte ich bei einer
ehemaligen Arbeitskollegin aus Wellington
und ihren sieben Freundinnen eine zeitlang
in ihrer Studenten-WG. Zusammen wanderten
wir auch mehrere Tage auf Stewart Island,
wo ein Nationalpark-Ranger uns mit frischen
Austern versorgte und wir dafür beim Kartenspielen
seinen Biervorrat vernichteten. Stewart
Island war für mich eines der großen
Wander-Highlights meiner Reise. Der Ort
Wanaka wurde zu einem meiner Lieblingsorte,
den ich sogar mehrmals besuchte und
viel länger als vorher gedacht. Die Bäume am
See leuchteten golden in der Herbstsonne, die
Umgebung mit Bergen und Gletschern war toll
zum Wandern, im Kino saß man auf gemütlichen
Sofas und Sesseln und während der
Pause gab es frischgebackene Kekse. Die Atmosphäre
war so viel ruhiger und entspannter als im benachbarten
Queenstown, und die Landschaft nicht weniger schön.
Die Wanderung zum Lake Marian in Fjordland wurde
zur großen Über raschung, alle Erwartungen an die kurze
Tour wurden weit übertroffen. Bei der Rast am Ufer des
Bergsees wollte ich einfach nur die Zeit anhalten.
60 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Geldverdienen um weiter zu reisen
Ich gönnte mir alles, nach dem mein Herz lechzte, und
stoppte meine Reise deswegen regelmäßig, um wieder
etwas Geld zu verdienen. Auf einem Bauernhof in Amberley
lernte ich Traktor fahren, in einer Bed&Breakfast
Traktor fahren lernt sich auch …
Vier Wochen äpfel verpacken – ein Knochenjob
Pension in Kaikoura stand täglicher Umgang mit Staubsauger
und Waschmaschine auf dem Programm. Der
Besitzer des Hostels in Christchurch brauchte Hilfe beim
Renovieren, ich besorgte ihm Material vom Holzhändler
und strich die Wände. Der Winter in Blenheim war knackig
kalt, aber trotzdem genoss ich die Arbeit auf den
Weinbergen (die allerdings keine Berge waren, es war
alles flach dort). „Trimming and Wrapping“ nannte sich
unsere Arbeit, wir schnitten die Weinreben, wickelten sie
Report Emigration & Working Holidays
um gespannte Drähte und banden sie fest. Die Sonne
schien den ganzen Tag, morgens war es noch frostig,
mittags warm genug, um im T-Shirt zu arbeiten, nachmittags
zog man halt Fleecejacke und Mütze wieder an.
Einmal kam ein Hagelschauer nieder, aber der Weg zum
Auto war viel zu weit, wir arbeiteten durch und redeten
uns ein, dass so ein paar Hagelkörner gut für die Haut
seien. Nach einer Viertelstunde war auch die Sonne
schon wieder da.
Vier Wochen lang hatte ich einen Job als Äpfelverpackerin
in Roxburgh in Central Otago (Südinsel, zwischen Christchurch
und Queenstown gelegen). Arbeit im Packhaus ist
hart. Neun Stunden am Tag, sechs Tage die Woche kommen
Berge von Äpfeln am Fließband angerollt. Sie landen
auf lila Papptellern, vier davon werden in eine Kiste
gepackt, Deckel drauf, auf ein anderes Fließband schieben,
eine neue Kiste falten, manchmal eine Plastikfolie
hineinlegen – je nach Sorte, ob Cox Orange oder Royal
Gala – und das Ganze von vorne. Grob geschätzt 40.000
Äpfel am Tag, 1.000.000 über meine vier Wochen. Äpfel
für Deutschland, für England und für Indien. Monotonie,
die nicht einmal durch Musik hören abgemildert
werden kann, die Maschinen sind zu laut und Kopfhörerkabel
gefährlich. Das Gute an Roxburgh ist, dass es
kaum Möglichkeiten bietet, das verdiente Geld (13 NZ$
pro Stunde abzgl. Steuern) wieder auszugeben. Also sammelt
sich Apfel um Apfel eine Reisekasse für die kommenden
Wochen an und am Ende des Monats kann ich nicht
nur Apfelkuchen, Apfelkekse, apple pie und apple crumble
backen, sondern auch das Wort Apfel auf japanisch,
portugiesisch, mandarin und tschechisch sagen.
Roxburgh ist ein verschlafenes Nest, hat aber Kurioses zu bieten:
einen Schuhzaun
Die Natur erleben …
Einige Jahre vorher in Peru hatte ich zum ersten Mal Pinguine
in freier Wildbahn gesehen, Antarktis-Fan bin ich
schon immer und so ließ ich auch in Neuseeland keine
© 360° Neuseeland 02 | 2009 61
Emigration & Working Holidays Report
Sonnenuntergang an der Westküste der Südinsel
Möglichkeit aus, Pinguine zu beobachten. Sowohl in
Christchurch als auch Auckland gibt es Antarktis-Museen
mit kleinen Pinguin-Kolonien, aber das ist kein Vergleich
mit der südöstlichen Ecke der Südinsel. Yellow-eyed und
Little Blue Penguins lassen sich zur Morgen- und Abenddämmerung
an vielen Stränden beobachten. Die Tiere
sind äußerst scheu und trauen sich oft nicht an den Strand,
wenn sie dort Menschen bemerken – was besonders dann
fatal ist, wenn der Nachwuchs an Land zu lange auf die
Fütterung durch die Eltern warten muss. Deswegen ist es
besser, zum Beispiel in Oamaru die Oamaru Blue Penguin
Colony zu besuchen und das Schauspiel der flitzenden
hüpfenden Little Blue Penguins von einer Tribüne aus zu
sehen. Oder auf der Otago Peninsula im Yellow-Eyed Penguin
Conservations Reserve, wo man in überdachten Gräben
mit Sichtschlitzen ganz nah an den sehr selten gewordenen
Hoiho herankommt. Ohne die Vögel zu stören, aber
mit Faszination die putzigen Tierchen zu beobachten.
Neuseeland ist wie ein großer Abenteuerspielplatz und
ein Jahr bietet viel Zeit, um Aktivitäten auszuprobieren,
die man immer schon mal machen wollte. In den Höhlen
von Waitomo kann man nicht nur Hunderte von Glüh-
würmchen bewundern, sondern sich auch
beim sogenannten „Caving“ durch einen
Wasserfall abseilen, durch schmale Gänge
krabbeln, wo einem das Wasser buchstäblich
bis zum Hals steht und im Dunkeln
Felswände erklimmen. Nichts für Leute mit
Platzangst, für mich genau das Richtige! In
Rotorua ließ ich mich in eine durchsichtige
Kugel sperren und einen Hügel hinunterrollen
(„zorbing“ nennt sich das). Kajakfahren
wurde zu meiner neuen Leidenschaft,
als ich es zum ersten Mal in Picton im
Queen Charlotte Sound ausprobierte und in
den folgenden Monaten immer wieder auf
Touren ging. Einfach zu erlernen, absolutes
Naturerlebnis und man kommt wirklich
ganz nah an Delfine und Seehunde heran.
Beziehungsweise diese an die Kajaks! Die
Gletscher Fox und Franz Josef an der Westküste
der Südinsel gehören zu den am einfachsten
zugänglichen Gletschern in der
Welt und eine Tageswandertour auf dem
Gletscher, mit Höhlen und Gletscherspalten
sind ein abenteuerliches und zugleich
doch sicheres Erlebnis. Kletterfreunde wie
ich geraten an vielen Orten in Neuseeland
ebenso in Verzückung. Besonders in Erinnerung
geblieben sind der Klettersteig in
Queenstown und vor allem das Eisklettern
in Franz Josef. Wer Zeit hat, kann den
Eiskletterkurs direkt auf dem Gletscher
absolvieren, auf alle anderen wartet die
Indoor-Kletterhalle Hukawai. Eine kurze
Einführung und schon geht es mit einem
Eispickel in jeder Hand und Steigeisen
unter den Füßen die steilen Eiswände hoch. Das Hukawai
Glacier Center ist die neueste und erst 13. Indoor-Eiskletterhalle
der Welt, fantastische Bedingungen, kompetente
Lehrer und am nächsten Tag ordentlich Muskelkater.
Als Backpacker unterwegs
Man merkt schnell, dass Neuseeland bei Deutschen sehr
beliebt ist, als Ziel für eine Urlaubsreise wie für einen
mehrmonatigen Aufenthalt. Ganze Abiturjahrgänge
scheinen geschlossen ein Jahr „Work & Travel“ gebucht
zu haben. Doch immer wieder auch „alte Backpacker“
wie ich, die sich eine Auszeit vom Beruf gönnen und
das Visum beantragen, kurz bevor man zu alt dazu wird.
Mit 30 scheint man anders zu reisen. Ich mag nicht fünf
mal pro Woche Spaghetti mit Ketchup essen. Altersbeschränkungen
für Mietwagen sind völlig irrelevant, mir
gibt inzwischen jeder ein Auto! Eine schon länger nicht
geputzte Küche benutze ich nicht und suche mir am nächsten
Tag lieber eine neue Unterkunft. Einen Montag, der
nur aus Kaffee trinken, Bücher lesen und Strandspaziergängen
besteht, genießt man besonders, vor allem wenn
62 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Ein unvergessliches Abenteuer …
… Eisklettern im Fox Glacier
man sich daran erinnert, wie schwer Montage im „normalen
Leben“ zu ertragen sind. Karten spielen die ganze
Nacht durch? Geht auch, man schläft halt am nächsten
Vormittag etwas länger und es geht ja kein wertvoller
Urlaubstag dadurch verloren.
Beim Arbeiten in Weinbergen und Packhäusern trifft
man fast nur andere Backpacker, kaum Neuseeländer.
Was sehr schade ist, denn die Kiwis sind außerordentlich
freundliche und gastfreundliche Menschen, mit Stolz
auf ihr Land und gleichzeitig großer Reiselust. Ich kann
deswegen jedem empfehlen, mal aus dem Hostel aus-
und in eine Wohngemeinschaft mit Kiwis einzuziehen.
Oder eine Zeitlang bei Kiwis in deren Häusern oder auf
ihren Bauernhöfen zu wohnen, mit ihnen zu leben und
zu arbeiten. Viele Betriebe in der Landwirtschaft oder
auch im Tourismus bieten Jobs an, wo es zwar kein Geld
zu verdienen gibt, aber für ein paar Stunden Arbeit am
Report Emigration & Working Holidays
Tag das Zimmer gestellt wird, sowie manchmal auch die
Mahlzeiten und vor allem Familienanschluss: ein „Home
away from Home“ und ein Einblick, wie die Einheimischen
ihren Alltag leben. Und nebenbei entdeckt man
vielleicht sogar ein Talent fürs Traktorfahren.
Abschied – Zeit zurück zu blicken
Übrigens habe ich nicht alles gesehen und gemacht,
was ich mir vorgenommen hatte. Für einen Ausflug
nach White Island war das Wetter zu schlecht. Für die
Besteigung des Mount Taranaki hätte ich zu einer anderen
Jahreszeit kommen müssen. Und für Wanderungen
im Gebiet des Arthur’s Pass war irgendwie nie Zeit. Ich
habe nicht auf einer Schaf-Farm gearbeitet. Und keine
Kiwis gesehen (die Vögel). Keine Frage, ich muss wohl
wiederkommen.
Ich habe mein Jahr Auszeit in Neuseeland jedenfalls von
vorne bis hinten genossen. Jeden einzelnen Tag. Zwischendurch
machte ich auch einen Monat Urlaub in Australien
(es gibt Billigflieger!) und auf dem Heimweg traf ich mich
noch mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin aus Wellington
in Mexiko – und endlich war ich es, die die Dauer ihrer
Reise in Monaten zählen konnte, nicht in Wochen.
Wenn das „Heimweh nach Neuseeland“ zu stark wird,
denke ich an die Coromandel Halbinsel zurück. In der
Nähe des Ortes Tairua gibt es einen Vulkan namens Paku.
Ich komme zurück!
Es bedarf keiner großen Anstrengung, den Gipfel zu
erklimmen und man wird mit einem 360 Grad Blick auf
die Umgebung belohnt. Und dann gibt es da noch eine
Legende: Sie besagt, dass jeder, der auf dem Gipfel des
Paku steht, innerhalb von sieben Jahren wiederkommt.
Also kein Grund für Abschiedsschmerz. Spätestens 2015
bin ich ja wieder in Neuseeland. Und dann vielleicht für
länger als nur zwölf Monate. Vielleicht zähle ich dann in
Jahren und nicht mehr „nur“ in Monaten.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 63
Wine & Gourmet History & Tales
Was ist Besonderes
am Neuseelandwein? (Teil 1)
Bordeauxrebsorten und Syrah
Wir schreiben das 21. Jahrhundert. Feine französische
Weine dominieren die Welt. Die ganze
Welt? – Nein, ein kleines Land im fernen Süden
leistet erbitterten Widerstand.
Neuseelands Sauvignon Blanc hat es vorgemacht. Nach
20 Jahren internationaler Vermarktung gilt dieser Wein
als das Maß aller Dinge – in seiner Kategorie. Hierbei
hat dieser Wein alle anderen traditionellen Weinregionen
und die der Neuen Welt mit dieser Rebsorte hinter sich
gelassen. Der Grund dafür liegt im einzigartigen Terroir
Neuseelands. Wer schon einmal eine Flasche Marlborough
Sauvignon Blanc geöffnet hat, wird diesen einzigartigen,
voluminösen Geruch nach Stachelbeere, Holunder
und frischem Gras immer wieder zuordnen können.
Aber selbst Spitzentropfen des Neuseeländischen Sauvignon
Blanc werden international nur mit bis zu 25 €
gehandelt. Für den normalen Weinkonsumenten ein
durchaus stattlicher Preis, jedoch nimmt sich das im
Vergleich zu den Spitzenrotweinen aus Frankreich fast
mickerig aus. Ein neuer Jahrgang eines Romanée-Conti
erzielt mittlerweile bis zu 18.000 €, ein Château Mouton
Rothschild immerhin noch bis zu 8.000 €.
Wie vergleichen sich hierzu die neuseeländischen Rotweine?
Sind diese davon unendlich weit entfernt, wie die
Preise vermuten lassen würden?
Um sich diesem Thema zu nähern, sollten wir zwischen
zwei grundsätzlichen Rotweintypen unterscheiden. Es
gibt Rotweine, die kühles Klima bevorzugen, wozu man
den in Neuseeland weit verbreiteten Pinot Noir zählt
und der in Deutschland als Spätburgunder bekannt
ist. Die bekannteste Region für diese Rebsorte ist das
Burgund in Frankreich, woher auch der oben genannte
Romanée-Conti stammt. Andere Rotweinrebsorten wiederum
bevorzugen warmes oder heißes Klima. Die
bekanntesten dieser Sorten stammen entweder aus der
Bordeaux-Region (Merlot, Cabernet Sauvignon etc.)
oder auch der als Côtes-du-Rhône bekannt gewordene
Syrah (oder Shiraz).
Das Thema Pinot Noir soll uns in der nächsten Ausgabe
näher beschäftigen. Hier wollen wir erst einmal die warmklimatischen
Rotweine Neuseelands näher betrachten.
Cabernet SauvignonTrauben
Im Weiteren soll ausschließlich von diesen Weinen die
Rede sein, wenn wir von Rotweinen sprechen.
In der Tat hat Neuseeland bisher noch nicht wirklich
international Aufmerksamkeit für seine Rotweine erzielen
können. Obwohl es in vielen Ländern mittlerweile
Liebhaber der guten Rotweintropfen aus dem Land der
Kiwis gibt, muss man im Handel diese Weine oft noch wie
Sauerbier anbieten. Die vielleicht einzige rühmliche Ausnahme
– derzeit noch – ist das Weingut Providence aus
der Matakana Region. Auf Jahre hin ausverkauft, erzielt
eine Flasche Providence bereits einige Hundert Euro.
Blindverkostung
Aber die Lage scheint sich zu ändern. In einer Blindverkostung
unter der Leitung des international renommierten,
australischen Weinexperten James Halliday
und der Bloomberg-Weinexpertin Elin McCoy aus den
USA wurden einige der namhaftesten Bordeaux-Weine
mit Weinen desselben Jahrgangs aus der Gimblett Gravels
Region verglichen (siehe Infokasten auf S. 66).
Unter den französischen Weinen fanden sich Größen
wie zum Beispiel Château Mouton-Rothschild und Lafite-Rothschild
sowie weitere Weine aus dem überragenden
Bordeaux-Jahrgang 2005. Dagegen standen
64 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Cabernet Sauvignon dominierte Weine von Mills Reef
oder Sacred Hill, die in Neuseeland zwar als edle Tropfen
sehr geschätzt werden, außerhalb des Landes aber
noch wenig bekannt sind.
Es handelte sich, wie schon erwähnt, um eine Blindverkostung,
d. h. die Verkoster wussten nicht, welchen Wein
sie gerade verkosteten, um ihn zu bewerten. Erst am Ende
wurden die Weine den Verkostungsergebnissen wieder
zugeordnet. Und unter den Top 10 der Verkostung befanden
sich dann tatsächlich nur vier Franzosen, der erste
Platz sowie die Plätze drei und vier gingen an Weine aus
der Gimblett Gravels Region. Etwas frustrierend für die
Europäer: Während in Bordeaux 2005 als der beste Jahrgang
der letzten 20 Jahre gilt, war der 2005-er Hawke’s
Bay Jahrgang zwar ganz gut, das Jahr 2005 im Vergleich
zu 2006 aber kein wirkliches Spitzenjahr.
Neuseeländische Weine – zu niedrige Preise
Was fehlt nun den Neuseeländern noch, um auch stattlichere
Preise für ihre Weine zu erzielen? Wie sollte man
diese Weine überhaupt bewerten?
Die meisten Top-Rotweine aus Neuseeland werden zwischen
30 und 40 € gehandelt. Im Vergleich zum durchschnittlichen
Preisniveau der in Deutschland konsumierten
Weine, das bei sagenhaften 1,80 € liegt (!), ganz stattlich.
Oft wird die Frage gestellt, ob Weine dieses Geld überhaupt
Wert sind? Lässt man den Maßstab der französischen
Spitzenweine, mit denen man sich ja anscheinend
messen kann und deren Preise natürlich vom Markt
her verursacht werden, einmal außer Acht, kann man eine
ganz einfache Antwort geben: Ja. Jeder, der einmal in seinem
Leben auf einem Weingut gearbeitet hat und dabei
geholfen hat, einen Spitzenwein zu machen, weiß, wie viel
Arbeit und Schweiß in einem solchen Produkt steckt.
In Neuseeland kursiert ein beliebter Witz, der ganz gut
beschreibt, wie die Situation im Weinbau wirklich ist.
Eine Frage lautet: „Do you know how to make a small
fortune with wine?” und die Antwort hierauf: „By investing
a LARGE fortune”. Tatsächlich ist das Schaffen von
Spitzenweinen eine aufwendige Angelegenheit. Nicht
nur, dass die Toplagen, die im Stande sind, solche Weine
zu ermöglichen – also die Gimblett Gravels Lagen oder
Waiheke Island – auch entsprechend bereits mehrere
100.000 NZ$ je Hektar kosten. Der Ertrag je Hektar bzw.
je Rebe dagegen ist äußerst gering, um möglichst viel
Aroma und Dichte in der Traube zu erzeugen. Die Pflege
der Reben, vom Rebschnitt begonnen über das Laubrupfen,
Zurückschneiden etc. ist sehr aufwendig. Dazu müssen
die Weingärten unter anderem vor Vogelfraß, Frost,
Pilzbefall geschützt werden. Und all diese Arbeiten
geschehen nach wie vor von Hand. Man sagt, dass man
im Laufe eines Jahres jede einzelne Rebe mindestens 25
360° Autor: Florian Berger
History & Tales Wine & Gourmet
Der gebürtige Münchner Florian
Berger, Jahrgang 1969, kehrte seiner
früheren Karriere als Unternehmensberater
den Rücken und
entschied sich Ende der 1990er-
Jahre dafür, ein paar Jahre in Neuseeland
zu leben. Er verliebte sich
in das Land und seine Menschen
und so war es nur natürlich, dass
er sich mit neuseeländischem Wein
eines der schönsten Produkte auswählte,
um es als Importeur in Europa populär zu machen. Er
ist mittlerweile einer der namhaftesten Experten auf diesem
Gebiet und betätigt sich nebenbei als Journalist und Promoter
der neuseeländischen Cuisine und Lebensart.
wine@360grad-medien.de
360° Info: Terroir
Der Französische Begriff „Terroir“ bezeichnet die Summe aller
äußeren Einflüsse, die eine Weinregion einzigartig und damit
seine Weine unverkennbar machen. Hierzu zählen das Klima,
also Sonnenstrahlung, Niederschlag, Temperaturverläufe von
Tag und Nacht, seine Bodenbeschaffenheit (Mineralgehalt und
-zusammensetzung, Wasserdurchlässigkeit, Gefälle, etc) ebenso
wie die Eigenheit der Winzer, d. h. deren Einfluss auf den Stil
eines Weines. Von einem Wein mit Terroir spricht man, wenn der
geübte Weintrinker einen guten Wein durch dessen Geschmack
und Geruch direkt in die Region seiner Herkunft einordnen kann.
Mal sieht. Zu guter Letzt werden alle dieser Spitzenrotweine
für viele Monate in französischen Eichenholzfässern
ausgebaut, die einen Stückpreis von 700 bis 800 €
kosten und für die Premiumselektion sogar nur einmal
verwendet werden (insgesamt vielleicht bis zu vier Mal).
Vorbildern nacheifern, aber der
eigenen Situation anpassen
In seiner ganzen Pflege und Machart orientieren sich
die Neuseeländer natürlich an den Franzosen. Diese,
das muss man neidlos anerkennen, haben es geschafft,
die Kunst des Weinmachens zu perfektionieren und der
Weinkultur eine ganz eigenen Stellenwert zu geben. Das
ist mit Sicherheit auch einer der Gründe für die Spitzenpreise
von Weinen aus Frankreich.
Als Orientierung ist das Vorbild sicher ideal gewählt. Aber
das beste Vorbild nützt nichts, wenn man dieses nicht an
die örtlichen Gegebenheiten adaptiert. Und genau darin
zeigen sich die Neuseeländer als Weltmeister.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 65
Wine & Gourmet History & Tales
Und so haben es sich die verschrobenen Kiwis eben auch
zum Ziel gesetzt, alles ein wenig besser zu machen. So
verwenden sie keinerlei Zusätze, lehnen den Einsatz von
Eichenchips ab und wenn sie nicht gleich sogenannte
„Spontanfermentation“ nutzen, also auf Hefe ganz verzichten,
so verwenden sie nahezu ausschließlich Wildhefen.
Aromamanipulation in jeder Form wird abgelehnt;
wozu soll man das Aroma auch verändern wollen, wenn
man so grandiose Voraussetzungen hat?
In einem weiteren Aspekt sind die Neuseeländer mittlerweile
auch Weltspitze: im Umweltschutz. Oftmals völlig
zu Unrecht mit den Australiern in einen Topf geworfen,
haben sich die Kiwis mittlerweile an die Weltspitze
gesetzt, was den Umweltschutz im Weinbau betrifft. So
war Neuseeland das erste Land, das im Weinbau die ISO-
Umweltnormen eingeführt hat, und weil das zu wenig
war, hat man hieraus noch den „Sustainable Winegrowers
Standard“ eingeführt, der zu nachhaltigem Bewirtschaften
verpflichtet. Sage und schreibe 85 Prozent der
neuseeländischen Weingüter sind mittlerweile bereits als
nachhaltig zertifiziert.
Mit dieser Einstellung haben es die Neuseeländer also
geschafft, nicht nur Weine auf höchstem Niveau auf
Augenhöhe des großen Vorbilds zu schaffen, sondern
gleichzeitig eine weltweite Vorreiterrolle zu
übernehmen.
Revolutionäres Ergebnis bei Blindver kostung
Grand Crû Bordeaux und Gimblett Gravels
Rotweine
360° Info
Am 18.10.2008 fand unter der Leitung des Australischen Weinkritikers
James Halliday und der Weinexpertin der amerikanischen
Nachrichtenagentur Bloomberg Elin McCoy eine Blindverkostung
einiger der teuersten Bordeauxweine und dazu
eine Auswahl von neuseeländischen Weinen der Terroir basierten
Region Gimblett Gravels statt. Teilnehmer waren außerdem
einige Masters of Wine sowie etliche Weinjour nalisten.
Die gewählten Franzosen zählen zur Weltelite des Weinbaus,
die verkosteten Weine wurden von Robert Parker folgendermaßen
bewertet:
L‘Eglise Clinet (100 Punkte), Troplong-Mondot (99 Punkte),
Chateau Haut Brion (98 Punkte), Chateau Cos d‘Estournel
(98 Punkte), Chateau Lafite-Rothschild (96 Punkte), Chateau
Mouton-Rothschild (96 Punkte).
Das Verkostungsergebnis (in der Reihenfolge ihrer Bewertung)
versetzte selbst die frenetischsten Hawke’s Bay Fans in
Erstaunen.
Tony Bish an der Basket Press
Jetzt ist es am Konsumenten, diese Weine zu entdecken.
Und dabei erlebt man so manches Wunder. Beispielsweise
sind viele Weine rebsortenrein, also aus nur einer
einzigen Rebsorte gekeltert. Das erlaubt dem Genießer
aus einer einzigen Region einmal alle führenden Rotweinsorten
nebeneinander in Reinstform vergleichen
zu können.
Das Besondere an den Weinen Neuseelands
Neuseeländische Rotweine zeichnen sich durch eine
einzigartige Klarheit aus. In ihnen spiegelt sich das
Beste, das eine Frucht hervorbringen kann. Das liegt
auch an der sauberen Umwelt und der klaren Luft. Aber
vor allem an der relativen Kühle der Weinregionen, die
allesamt in unmittelbarer Nähe zum Meer liegen, wasdie
Luft gegen Abend mild abkühlen lässt. Große Hitze
kann zum Feind des Aromas werden, da die sehr fragilen
Aromamoleküle zerstört werden können. Neuseelands
Rotweinregionen sind nachts deutlich kühler als
seine Pendants im Rest der Welt. Trotzdem herrscht in
den Weinregionen genügend Sonnenschein, um die
Weine vollständig reifen zu lassen. Dies führt zu einer
unvergleichlichen Komplexität der Weine.
Die Nähe zum Pazifik ist es auch, die bewirkt, dass die
Weine ein klein wenig runder sind als Weine, die in
Inlandsregionen wachsen. Der höhere Salzgehalt der
Luft ist damit auch im Wein spürbar und macht die Weine
sehr bekömmlich.
Die klassische Region für solche Weine in Neuseeland
ist die Hawke’s Bay, lange Zeit führendes Anbaugebiet
des Landes. Von hier kommen durchweg hervorragende
Rotweine nach bordelaiser Machart. Vor allem die Subregion
Gimblett Gravels, die auf der platten Ebene eines
ausgetrockneten Flussbettes gelegen ist, ist prädestiniert
66 02 | 2009 © 360° Neuseeland
dafür, gute Rotweine hervorzubringen. Geringe Niederschlagsmenge,
frei ablaufende Böden, viel Sonnenschein
und perfekte Temperaturverläufe schaffen außergewöhnliche
Aromen in den Weinen, wobei es gerade die Kühle
der Nacht ist, die in dieser Region einzigartig diese Aromen
stabilisiert.
Aber während die Hawke’s Bay schon seit jeher als Spitzenlage
galt, ist die Entdeckung der Auckland vorgelagerten
Insel Waiheke Island eine erst neuere Entwicklung.
Erst Ende der 1970er-Jahre entdeckte Kim
Goldwater die Eignung dieser Insel mit seinem regenarmen
Mikroklima für Top-Rotweine. Als erster Neuseeländer
wurden seine Weine mit der Liga der Grand
Crû-Weine verglichen und Kim erhielt auch einen Spezialpreis
für sein Lebenswerk bei der „New York Wine
Experience“, der einzigen Weinshow, bei der sich auch
die großen Franzosen beteiligen. Waiheke Island gilt als
teuerste Lage in Neuseeland, wobei aber nicht unbedingt
jedes Weingut auch immer preisadäquate Spitzenqualität
bietet.
Eine dritte Region, die sich für seine Top-Roten einen
Namen gemacht hat, ist Matakana in Nord-Auckland
(lesen Sie hierzu den Bericht über Matakana in Heft
01/2009 auf S. 79). Die teuersten und weltweit meistgesuchten
Rotweine neuseeländischer Machart stammen
von hier, und das, obwohl Weinexperten sagen,
die Gegend sei nicht wirklich optimal geeignet. Und
genau das lässt uns noch mehr aufhorchen, wenn es
schon eine unterdurchschnittliche Region in diesem
Land zu Spitzenweinen schafft. Eine einzigartige Ausnahme
bietet Pegasus Bay mit seinem „Maestro“ Cuvée.
Die Region aus der dieser Wein stammt, ist Waipara, mit
kühlem Klima in der Nähe von Christchurch, aus der
auch Neuseelands beste Rieslinge stammen. Der Maestro
ist vielleicht das beste Beispiel dafür, was in Neusee-
Rank Wines – all 2005 Vintage Provenance
History & Tales Wine & Gourmet
land auch in nicht optimalen Bedingungen möglich ist,
wenn man sein Handwerk beherrscht.
An sich sind die Gegebenheiten in weiten Teilen besonders
hervorragend für Merlot Weine. Vor wenigen Jahren
gewann beispielsweise Mills Reef, Neuseelands führender
Rotweinerzeuger, die „Tri-Nations-Trophy“, den Preis für
den besten Rotwein aus Südafrika, Australien und Neuseeland.
Cabernet Sauvignon hat es da ein wenig schwerer,
da diese Rebsorte sehr spät reift und in Konflikt mit Neuseelands
Wetterumschwung im Spätherbst kommen kann.
Seltener ist der Malbec, auch eine Bordeauxrebsorte, die
auch dort nur in kleinen Teilen in den Weinen zu finden ist.
Aber Neuseelands Malbecs haben es in sich und sind eine
wirkliche Entdeckung, vor allem für diejenigen, die bisher
Argentinien als das Maß aller Dinge hielten. Dem Cabernet
Sauvignon an sich überlegen ist sein kleiner Verwandter,
der Cabernet Franc. Aber trotz seiner Einzigartigkeit
und den optimalen Voraussetzungen in den verschiedenen
Gegenden spielen diese nur eine untergeordnete Rolle,
dafür ist die Rebsorte einfach zu unbekannt.
Ein wahrhaftiger Geheimtipp ist allerdings der Syrah.
Ursprünglich aus dem Nahen Osten stammend und vor
allem in Frankreich als Côte-du-Rhône kultiviert ist
diese Rebsorte in erster Linie aus Australien als Shiraz
bekannt geworden. Im „Penfolds Grange“ konnte
diese Rebsorte auch beweisen, dass sie zu den weltweiten
Spitzenweinen gehören kann. Aber das, was Neuseeland
auf diesem Gebiet zeigen kann, ist schlichtweg
einzigartig. Mit wesentlich mehr Komplexität als
bei der australischen Machart, verfügt Neuseelands
Syrah aber über weitaus mehr Frucht als dies in seinem
ursprünglichen Rollenmodell Côte-du-Rhône überhaupt
möglich wäre. Alle, die es einmal probieren möchten,
sollten sich eine Flasche Hermitage und einen Gimblett
Gravels Syrah nebeneinander gönnen. (FB)
1 Blake Family Vineyards „Redd Gravels“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand
2 Chateau Lafite-Rothschild Pauillac, Bordeaux, France
3 Scared Hill „Helmsman“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand
4 Mills Reef „Elspeth“ Carbernet Sauvignon Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand
5 Chateau Mouton-Rothschild Pauillac, Bordeaux, France
6 Trinity Hill „The Gimblett“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand
7 Craggy Range „Sophia“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand
8 Chateau Troplong-Mondot St. Emilion, Bordeaux, France
9 Chateau Haut-Brion Pessac-Leognan, Bordeaux, France
10
Newton Forrest „Cornerstone“ Cabernet Sauvignon
Merlot Malbec
Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand
11 Chateau L’Eglise-Clinet Pomerol, Bordeaux, France
12 Chateau Cos D’Estournel St. Estephe, Bordeaux, France
© 360° Neuseeland 02 | 2009 67
Wine & Gourmet Regions
ChardonnayReben bei Kumeu River
Weinregionen Auckland – Teil II:
West-Auckland
Fährt man von Aucklands Zentrum den State Highway
16 Richtung Westen, der dann nach Nord westen
abschwenkt, kommt man durch das ursprüngliche
Herzland der moderneren neuseeländischen Weinindustrie.
Die früheren Anfänge des Weinbaus fanden ja
bekanntlich im Norden statt und waren im Vergleich eher
ein „try and error“. Als Anfang des 20. Jahrhunderts dann
tausende Einwanderer von der verarmten dalmatischen
Küste nach Neuseeland strömten, fanden sie eine eher
rudimentäre Weinindustrie vor. Und da die Adriaküste
schon seit Jahrtausenden eine traditionelle Weinregion
war, bauten die Einwanderer als eine der ersten Aktivitäten
die Weinindustrie mit auf. Die Slawen verdingten
sich überwiegend als billige Arbeitskräfte und arbeiteten
als sogenannte „Gum-Diggers“ (Bernsteinsucher), weshalb
sie sich nur billiges Land leisten konnten. Es war
also purer Zufall, dass sich der Westen Aucklands zur
führenden Weinregion entwickelte – das Land war einfach
billig genug für die armen Einwanderer.
Das ursprüngliche Zentrum der Region befand sich in
Henderson, das mehr und mehr von Auckland aufgesogen
wird und mittlerweile nur noch ein Stadtteil der
Millionenstadt ist. Fährt man aber entlang dem Highway
16 weiter, der hinter Henderson zu einer kleinen
Landstraße zusammenschmilzt, befindet man sich alsbald
in einer liebevollen Weinkulturlandschaft, die für
neuseeländische Verhältnisse einen sehr eingewachsenen
Eindruck macht.
Vorbei an einem der wenigen industriellen Weinhersteller
Neuseelands, der Nobilo Winery, die mittlerweile
zum internationalen Weinkonzern Constellation Brands
gehört, befindet man sich nun völlig umgeben von für
neuseeländische Verhältnisse alten Wineries.
Vor allem rund um den Ort Kumeu gibt es für Freunde des
Weines und des kulinarischen Genusses viel zu entdecken.
Da diese Straße abseits der Hauptverkehrsflüsse und Touristenrouten
liegt, ist es hier immer angenehm ruhig und
beschaulich, nichtsdestoweniger aber auf Top-Niveau.
Es ist unbestritten, dass die besten Weine der Region von
„Kumeu River Wines“ stammen, welche noch immer im
Besitz seiner Gründerfamilie Brajkovich ist. Interessanterweise
ist dies das einzige Weingut West-Aucklands,
68 02 | 2009 © 360° Neuseeland
West Brook im Ararimu Valley
das heute noch ausschließlich Trauben aus der Region
verwendet, unterstellt man dieser Region doch nur eine
mittelmäßige Eignung für den Weinbau. Alle anderen
Wineries beziehen in einem größer werdenden Anteil
Trauben aus den anderen, mittlerweile wesentlich bedeutenderen
Anbaugebieten wie Marlborough, Hawke’s Bay
oder Gisborne.
Ein Weingut, das man auch auf keinen Fall verpassen
sollte, ist Matua Valley. Obwohl Matua inzwischen zu
einem internationalen Großkonzern gehört (Beringer
Blass und damit zur Fosters Brauerei), hat man sich mit
seiner Qualitätsorientierung doch noch ein gutes Stück
Kiwi-Lifestyle erhalten. Vor allem seine schöne Lage und
die auch abends geöffnete „Hunting Lodge“, ein wunderschönes
und gemütliches Restaurant mit einer Spezialisierung
auf Wildgerichte, sind unvergleichbar.
Eine besondere Lage weist auch West Brook auf, ganz
allein stehend inmitten eines ruhigen Tales, wobei auch
die Weine einen ganz eigenen erfrischenden Charakter
zeigen. Der beeindruckte Besucher wünscht sich an dieser
Stelle nur noch ein gemütliches Restaurant, wo er die
Stille länger genießen könnte.
Weiter auf dem Weg nach Helensville kommt man
schließlich an BeesOnline, einem ganz eigenen und
faszinierenden Shop- und Restaurantkonzept, vorbei,
das alle möglichen Produkte rund um Bienen anbietet
(beispielsweise eine Honeygar, einen Honigessig, sehr
delikat) und dabei über ein wunderbar entspanntes
Restaurant verfügt, das einen traumhaften Blick über die
wild bewachsene Landschaft gewährt.
Wenn man schließlich im etwas verschlafenen Westcoast-Hafenstädtchen
Helensville ankommt, hat man die
Weinregion endgültig hinter sich gelassen.
Regions Wine & Gourmet
Eine Fahrt von Auckland aus in die westliche Weinregion
bildet einen wunderschönen Ganztagestrip mit
zahllosen kulinarischen Highlights und Weingenüssen
auf Spitzenniveau. Man muss nicht endlos lange im
Auto sitzen, da die Region über den Highway 16 sehr
gut erreichbar ist und die Entfernungen nicht besonders
groß sind. Man bemerkt sehr wohl auch positiv,
dass die Region ein wenig abseits der großen Verkehrsrouten
der Highways 1 und 2 liegt und damit fast
ein wenig entspannter wirkt als so manche andere
Weinregion.
Unser Tipp: Probieren Sie hier doch vor allem auch die
Weine nach Port- und Sherry-Art, die hier besondere
Tradition genießen. Einige davon sind Spitzenprodukte,
die in ihrer Feinheit so manch großen Namen
in den Schatten stellen können. (FB)
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© 360° Neuseeland 02 | 2009 69
Wine & Gourmet Wineries & Characters
Highfeld Estate mit florentinischem Turm
Highfield Estate
Wer das Weingut Highfield erstmal nur auf einem
Foto sieht, wird seinen Augen nicht trauen.
Eigentlich sieht es aus wie eine Fotomontage.
Das Haus im fast schon märchenhaft anmutenden, toskanischen
Stil thront auf einem Hügel inmitten einer monumentalen,
nur spärlich bewohnten Landschaft am Ende
der Welt. Der Anblick ist so perfekt und friedfertig, dass
es nur in Neuseeland sein kann.
Highfield Estate wurde 1987 von Bill Walsh, einem der
Weinbaupioniere des Marlborough, gegründet. Gelegen
auf dem Anwesen der Familie Walsh, verfügt das Weingut
über den unbestritten beeindruckendsten Blick über
das Wairau-Tal. Aber nicht nur deshalb ist Highfield eine
der meistbesuchten Wineries im Marlborough.
1991 kauften die beiden Geschäftsleute Shin Yokoi und
Tom Tenu wera Highfield Estate. Shin lebt in Osaka,
Japan, Tom in Bath in England. Die zwei entschieden
sich zu dieser Investition aufgrund ihrer großen
Leidenschaft für Wein. Als begeisterte Sammler und
Konsumenten erkannten die beiden das einzigartige
Mixed Platter
Potenzial, das sich in der Marlborough Region für
Premi umweine erwiesenermaßen bot. Aufgrund ihrer
Selbstverpflichtung nur exzellente Weine zu produzieren,
baten sie um die Expertise ihres Freundes Michel
Drappier von „Champagne Drappier“, um die Herstellung
von Highfields Schaumwein nach der Méthode
Traditionelle zu organisieren. Dieser Wein, genannt
Elstree Cuvée, ist inzwischen einer von Neuseelands
erhabensten und beständigsten Premiumschaumweinen
(der Begriff Champagner ist rechtlich durch die
70 02 | 2009 © 360° Neuseeland
französischen Champagnewinzer geschützt und darf
deshalb von einem Neuseeländer nicht verwendet
werden).
Shin und Tom haben inzwischen beträchtliche Investitionen
getätigt, um die Kellereianlagen auf internationales
Spitzenniveau zu heben. Highfield ist ein völlig unabhängiges
Weingut und verfügt über vollständige Kontrolle in
allen Weinprozessen, vom Weinberg bis zur Lagerung
der fertigen Produkte.
Auch im Besucherzentrum wurde eine erhebliche
Summe investiert. Ein kunstvoller, toskanisch inspirierter
Aussichtsturm beherrscht die umgebende Landschaft
und bestimmt den dauerhaften äußeren Eindruck
für alle Besucher von Highfield. Das beliebte 60-sitzige
Restaurant erlaubt es den Besuchern zu entspannen und
das Marlborough Ambiente aufzusaugen, stimuliert von
gutem Wein, Essen und einem spektakulären Ausblick.
Das ist der Ort, an dem man eigentlich immer sitzen
möchte, an dem sich, wie kaum an einem anderen Ort,
neuseeländisches Lebensgefühl einatmen lässt.
Seit Januar 1999 ist Alistair Soper nunmehr Winemaker
bei Highfield. Zuvor verbrachte Alistair vier Jahre
als Assistent in einem benachbarten Weingut. Al hat
unter anderem Kellereierfahrungen in Oregon mit Pinot
Noir und in Bordeaux mit Sauvignon Blanc und Merlot
gesammelt. Er besitzt eine Leidenschaft für Wein, liebt
Kochen, vor allem aber die Abstimmung von Wein zu
einer großen Bandbreite von Speisen, was man in seinen
außergewöhnlichen Weinkreationen herausschmecken
kann. Er gilt mittlerweile als einer der gefragtesten
Experten auf seinem Gebiet.
Highfield verfügt über einen kleinen, zwei Hektar großen
Weinberg, der das Kelle reigebäude und das Besucherzentrum
umgibt. Weitere 20 Hektar Weinberg verteilen
sich über die Region, was dem Wein zu mehr Lagekomplexität
verhilft, die Klimarisiken verringert und zur
natürlichen Struktur des Weines beiträgt.
Die verwendeten Trauben sind auf die Stärken der
Region und ebenso konsequent auf die globalen Märkte
des Unternehmens ausge richtet. Sauvignon Blanc bildet
derzeit 60 Prozent der Highfield-Produktion, gefolgt
von Pinot Noir und Cuvée Brut. Chardonnay und Riesling
komplettieren das Portfolio.
Das Gebäude des Weingutes wurde im Jahre 1987 am
Brookby-Bergrücken in Marlborough errichtet. Highfield
ist darauf spezialisiert, ultra-premium Weine
aus denjenigen Trauben zu machen, für die sich das
Marlborough Terroir optimal eignet. Eine limitierte
Produktion, 500 Tonnen pro Jahr aus nur vier Traubensorten,
ein hoher Maßstab und ein Team von Spezialisten
sichern Highfield eine beständige und einzigartige
Qualität.
Wineries & Characters Wine & Gourmet
Als vornehmlicher Weißweinproduzent, der die Winzertechnologie
der Neuen Welt verwendet, verfügt Highfield
über einen traditionellen, un terirdischen Keller zur
Fass- und Spezialfer mentation bei natürlichen Temperaturen.
Ein ausgewiesener Bereich zur Reifung des Cuvée,
dem Schaumwein Elstree, veranschaulicht die fein abgestimmte
Umgebung, die Highfield für seine spezialisierte
Produktion geschaffen hat.
Highfields Weine sind allesamt auf Spitzenniveau. Was Al
Soper aber anders macht als alle anderen in der Region,
ist sein außergewöhnlicher Sauvignon Blanc, der Wein,
für den die Region Marlborough weltweit die Spitzenposition
einnimmt. Der Highfield Sauvignon wird nicht
gepresst, sondern es wird nur der frei ablaufende Saft
verwendet. Das hat zur Folge, dass er viel feiner und seidiger
ist als andere neuseeländische Sauvignons.
Unser Tipp: Genießen Sie hier ein Glas Sauvignon zu
einem Teller frischen Austern (Neuseeland gilt mittlerweise
aufgrund seines unvergleichlich reinen und unbelasteten
Meeres auch als einer der weltbesten Hersteller
von Austern). Oder wählen Sie das Lammcarée in Burgundersoße
zu einem Pinot Noir. (FB)
Winemaker Al Soper
© 360° Neuseeland 02 | 2009 71
°
Business & Lifestyle Business
Schutz der Privatsphäre: Manch einer möchte nicht, dass
jeder weiß, bzw. problemlos durch Einsicht in Grundbuchakten
oder Firmenregister herausfinden kann, welche
Vermögenswerte man besitzt. Oft haben Familientrusts
den Familiennamen im Trustnamen – das ist jedoch nicht
zwingend. Der Trust kann genausogut Anchor Trust oder
Berlin Trust oder wie auch immer heißen, sodass aus dem
Namen keine Rückschlüsse auf die Begünstigten zu ziehen
sind. Die Trusturkunde (Trust Deed) ist nicht öffentlich
zugänglich, muss nicht registriert sein und bleibt
daher im privaten Besitz der Beteiligten. Lediglich Parlamentsmitglieder
müssen alle ihre Rechte und Pflichten
offenlegen, sodass der Name des Familientrusts des Premierministers
leicht herauszufinden war.
Erbschaftsregelungen und Nachlassverwaltung: Family
Trusts eignen sich hervorragend, Erbschaftsangelegenheiten
nicht nur zu regeln, sondern auch den Nachlass
zu verwalten. In einem typischen Family Trust sind die
Erben und die Begünstigten aus dem Trust deckungsgleich.
Am Beispiel veranschau licht: Unser Family Trust
hat Bestand über meinen Tod hinaus. Das Haus, in dem
ich wohne, gehört nicht zur Erbmasse, sondern bleibt
selbstverständlich auch nach meinem Tod im Trust,
sodass meine Familie, also meine Erben, weiter darin
wohnen dürfen und alle Vorteile aus dem Hauseigentum
(begünstigte Eigentümerschaft) ziehen dürfen.
Vermögensschutz: Ein Trust hat zwar keine eigene
Rechtspersönlichkeit, wie zum Beispiel eine GmbH
(Limited Liability Company), ist aber trotzdem vom
Begünstigten rechtlich getrennt, aufgrund der Aufsplittung
des Eigentums. Mit anderen Worten, sollte ein
Geschäftsmann, aus welchen Gründen auch immer, seinen
finanziellen Obligenheiten gegenüber seinen Gläubigern
nicht mehr nachkommen können, dann können
die Gläubiger nicht in das Vermögen des Trusts voll-
360° Autor: Peter Hahn
Peter Hahn ist ein ehemaliger
Rechtsanwalt aus Berlin, der seit
1992 mit seiner Familie in Wellington
lebt. Er ist Autor des Neuseeland-Bestsellers
„Für immer Neuseeland“
und Geschäftsführer zweier
Berater firmen, Hahn & Associates
Ltd (www.peterhahn.co.nz) und
New Zealand Companies and Trust
Services Ltd. Peter Hahn ist ein
gefragter Neuseeland-Spezialist für
alle, die mit dem Gedanken spielen, nach Neuseeland auszuwandern,
dort Geschäfte zu machen oder zu investieren. Direkt
am Strand in Eastbourne, Wellington, lebt er mit seiner neuseeländischen
Frau und zwei Kindern den Kiwi-Lifestyle, von
dem viele seiner Kunden träumen.
strecken. Eine Vollstreckung in das Trustvermögen ist
nur in extremen Ausnahmefällen – zum Beispiel Betrug
oder Geldwäsche – möglich!
Steuerplanung: Die steuerlichen Vorteile, die ein Trust
zu bieten hat, wurden auch den Feudalherren im Mittelalter
schnell bewusst. Für Ländereien, die im Trustvermögen
waren, fiel zum Beispiel im Todesfall keine Erbschaftsteuer
an. Nun gibt es in Neuseeland zwar keine
Erbschaftsteuer, aber das bedeutet ja nicht, dass die
nicht, wie in den meisten westlichen Ländern, mal eingeführt
wird! Wer sein Vermögen in einen Trust überträgt,
kann sich daher schon heute gut gegen eine eventuell
zukünftige Einführung einer Erbschaftsteuer schützen.
Ein neuseeländischer Familientrust ist in Neuseeland
einkommensteuerpflichtig. Eine völlige Steuerbefreiung
ist für diese Trusts nicht möglich, sondern kann nur
bei „New Zealand Foreign Trusts“ (dazu weiter unten)
erreicht werden. Für den normalen Family Trust, der
auch für Einwanderer in Betracht kommt, gilt ein Steuersatz
von 33 Prozent. Dem steht der Höchststeuersatz für
natürliche Personen in Höhe von 39 Prozent für Jahreseinkommen
über 70.000 NZ$ gegenüber. Der Trust bietet
die Möglichkeit, Einkommen aufzusplitten und vom günstigeren
Steuersatz zu profitieren. Darüber hinaus bietet
der Trust weitere steuerliche Vorteile, deren Darstellung
jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.
Miteigentumsrechte: Jeder vom Trust Begünstigte, und
das ist in der Regel eine offene Gruppe, wie zum Beispiel
alle direkten Familienangehörigen, ist automatisch
Miteigentümer der begünstigten Eigentümerschaft –
also Nutznießer des eigentlichen Wertes. Dazu bedarf es
keiner umständlichen Grundbucheintragung. Die Trust
Deed kann auch jederzeit wieder geändert werden und
zum Beispiel vorher Begünstigte explizit ausschließen –
auch ohne umständliche Grundbucheintragungen.
Nachteil des Trusts
Ein großer Nachteil für die meisten Neuseeländer –
und das schließt meine eigene Familie ein – ist, dass
Vermögen nicht ohne Weiteres in einen Familientrust
übertragen werden kann. Die Übertragung ist nämlich
eine Schenkung im Sinne des neuseeländischen
Steuerrechts, obwohl, wie ja schon oben erwähnt, der
Trust keine eigene Rechtspersönlichkeit hat. Das neuseeländische
Finanzamt (IRD: Inland Revenue Department)
besteuert die Übertragung von Vermögen auf den
Trust daher mit einem Steuersatz von bis zu 25 Prozent
je nach Höhe der Schenkung. Bis zum Betrag von
27.000 NZ$ pro Jahr sind Schenkungen allerdings von
der Steuer befreit. Aufgrund dieser Situation übertragen
die meisten Neuseeländer ihr Vermögen in kleinen
„Scheibchen“ von 27.000 NZ$ pro Jahr. Bis eine Immobilie
auf diese Weise voll auf den Trust übertragen ist,
können daher Jahrzehnte vergehen!
74 02 | 2009 © 360° Neuseeland
In zwei Fällen erübrigt sich dieses umständliche Übertragungsverfahren:
Erstens bei Leuten, die vorausblickend
genug waren, sich einen Trust einzurichten,
bevor sie Vermögen angehäuft hatten und zweitens
bei Einwanderern, die zwar schon Vermögen haben,
aber einen Trust schon vorausschauend eingerichtet
hatten, bevor sie in Neuseeland steuerpflichtig wurden
(also in der Regel vor Einreise). Für Einwanderer
besteht also die einmalige Gelegenheit, ihr gesamtes
Vermögen in einem Rutsch auf einen Family Trust zu
übertragen, ohne Schenkungsteuer zahlen zu müssen!
Nur zwei Voraussetzungen, die bei den meisten
Einwanderern leicht erfüllt werden können, müssen
gegeben sein:
Der Schenker (Einwanderer) muss seinen Steuerwohnsitz
im Zeitpunkt der Schenkung noch außerhalb Neuseelands
haben (daher sollte die Schenkung möglichst
vor Einreise erfolgen).
Das zu schenkende Vermögen muss sich im Zeitpunkt
der Schenkung außerhalb Neuseelands befinden
(später kann der Trust das Vermögen dann problemlos,
ohne steuerliche Implikationen, nach Neuseeland
transferieren).
New Zealand Foreign Trust
– Neuseeland als Steueroase
Aber auch für die, die diesen Artikel lesen, ohne an
Auswanderung nach Neuseeland zu denken, hat
Neuseeland einen ganz besonderen Trust zu bieten:
den sogenannten New Zealand Foreign Trust. Wie
schon oben angedeutet, ist dieser von der Steuer
befreit. Neuseeland wird damit zu einer Steueroase
für diejenigen, die ihr Vermögen auf den Trust übertragen
und nicht in Neuseeland leben. Wohlgemerkt,
„übertragen“ bedeutet nicht, nach Neuseeland transferieren,
denn nur solange das Vermögen im Ausland
liegt, egal ob in Australien, Liechtenstein, der Schweiz
oder Österreich, ist das daraus generierte Einkommen
steuerfrei!
Die Struktur des Trusts
An dieser Stelle wird es Zeit, das „Pferd nicht länger
von hinten aufzuziehen“ und kurz auf die Struktur
des Trusts einzugehen. Das Grundprinzip ist genau
wie bei den Kreuzrittern. Das legale Eigentum (legal
title) wird auf eine andere Rechtspersönlichkeit übertragen,
mit der Folge, dass einem das Vermögen formal-rechtlich
nicht mehr gehört. Denjenigen, dem
man das Vermögen formal-juristisch überträgt, nennt
man Trustee (also eine Art Treuhänder). Trustee kann
eine natürliche Person sein oder aber nach neuseeländischem
Recht auch eine Firma. Die Firma ist eine
Business Business & Lifestyle
Blick auf den Sky Tower
„ganz normale“ Ltd. (Limited Liability Company), vergleichbar
mit einer Holding-GmbH, deren ausschließlicher
Zweck die Verwaltung des Trustvermögens ist.
Das Schöne ist, dass, nach neuseeländischem Recht,
die Firma von den Begünstigten des Trusts kontrolliert
werden kann, aber nicht muss. Mit anderen Worten,
der Kontinentaleuropäer, der noch nicht so vertraut
mit dem Trust ist, braucht sich nicht auf Dritte zu verlassen,
sondern hat praktisch die Kontrolle über beide
Eigentumsteile: Das formal-rechtliche legale Eigentum
(legal title) wird über die Trustee Firma kontrolliert,
und von der „begünstigten Eigentümerschaft“ (equitable
title) profitiert er als Beneficiary.
Ein Trust ist ein komplexes Rechtsinstitut, das über
viele Jahrhunderte gewachsen ist und verfeinert
wurde. Anders als in kontinentaleuropäischen Rechtssystemen
(sogenanntes Civil Law) ist das Trust-Recht
nur begrenzt gesetzlich geregelt, sondern basiert vielmehr
in erster Linie auf dem sogenannten Common
Law, das sich maßgeblich auf richterliche Urteile der
Vergangenheit, die Präzedenzfälle, stützt. Mit Literatur
über Trusts kann man ganze Bibliotheken füllen, und
im Rahmen dieses Artikels weiter ins Detail zu gehen,
würde unter Umständen nicht nur Verwirrung stiften,
sondern auch zu Ungenauigkeiten und damit Fehlinformationen
führen.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 75
Business & Lifestyle Column
The way to Balclutha
360° Autorin: Beate Hartmann
Neuseeland war schon immer mein Traum. Bereits
als kleines Mädchen blickte ich fasziniert auf das
Eukalyptusblatt-förmige Gebilde ganz unten auf
dem Globus meines Großvaters. Keiner konnte mir zu diesem
Zeitpunkt erzählen, welch wunderbare Geschichten
sich hier verbergen mögen. Dieser Fleck Erde war gänzlich
unbekannt.
Einige Jahrzehnte später und mit umfangreich angelesenem
Wissen habe ich nun das Ticket für drei Monate
Neuseeland im Rucksack. Ich werde als Wwoofer
(„world wide opportunities on organic farms“ –
das sind Volontäre auf Farmen, die gegen Kost und
Logis für einen kurzen Zeitraum überall auf der Welt
arbeiten) und als Backpacker durch Neuseeland reisen.
Mit Sicherheit, so denke ich vor Antritt der Reise, bin
ich die älteste aller „Wwoofer” und Backpackerinnen.
Los geht’s nach einer ganz besonderen Abschiedsparty
mit Familie und all‘ meinen Freunden zu Hause in Mainz.
Via Dubai und Australien lande ich in Christchurch. Ich
fliege mit circa 25 brüllenden Engländern im sonst leeren
Flieger über grüne Wiesen
auf Christchurch zu. Die
Wiesen sind gespickt mit
Tausenden wattestäbchenähnlichen
Gebilden. Schafe!
Ich bin gerührt! Und weiß:
Hier will ich hin!
Vier von 40 Millionen
Beate Hartmann, 43, nahm von September
bis Dezember 2005 Auszeit
von ihrem Job als Marketingangestellte
und durchreiste Neuseeland als
Wwoofer und Backpacker. In unserer
neuen Kolumne wird sie spannende
Geschichten aus dieser Zeit erzählen,
die mal lustig, mal nachdenklich
sind, die aber vom typischen (Er-)
Leben in Neuseeland erzählen.
Meine erste Nacht in Christchurch
verbringe ich in einem
angenehm designten Hostel.
Wie schön. Wie entspannend.
Wie besonders.
Von Christchurch aus geht’s
am nächsten Morgen nach
Balclutha, meiner ersten Station in Neuseeland. Der
Bus verlässt pünktlich um 7.30 Uhr seinen Abfahrtsort.
Wir fahren Richtung Invercargill. Erste Station für die
Mittags pause: Oamaru.
Der Reisende auf dieser Strecke wird förmlich erschlagen
von den schönsten Eindrücken. Ich sitze im Intercity-
Bus und fasse es einfach nicht, wie sich fünf Meter neben
mir der große Ozean zeigt und in unmittelbarer Sichtweite
schneebedeckte Berge zu sehen sind. In diesen Momenten
bin ich erneut überwältigt, ähnlich wie bei dem Anblick auf
die Wattestäbchen gestern aus dem Flieger.
Nach der Pause stehe ich ebenso staunend am Intercity-
Bus-Stop in Oamaru. Mit nagelneuer wärmender Surfer-
Jacke. Aber ohne mein Gepäck. Das weilt im Bus.
Ich habe den Bus verpasst. Habe mich von den netten
Verkäufern im Surferladen ablenken lassen. Wie schön
ist es, endlich in Neuseeland zu plaudern … Darüber
habe ich die Zeit vergessen.
Der Bus fährt in der Zwischenzeit ohne Gnade nach
strengem Fahrplan weiter. Auch wenn offensichtlich nur
ein Viertel der Plätze von den Passagieren gebucht war,
wie bei meinem Bus heute. Und eine plätschernd plaudernde
Touristin bleibt da eben einfach an der Haltestelle
stehen.
Was nun? Ich laufe in die Lagonda Milk Bar und frage
den zahnlosen Wirt, ob er denn den Busfahrer oder die
Route kenne und /oder vielleicht sogar eine Handynummer
habe. Bingo! Eine gute Stunde später stehe ich dank
Matthew, dem kettenrauchenden Taxifahrer, wieder in
der Intercity-Bus-Touristengruppe an der Gas Station
nahe Palmerston.
Ich kann mich aber nicht so ohne Weiteres inkognito
in den Bus schmuggeln, denn meine Ankunft per Taxi
wird mit großem Applaus und Hejhooo-Rufen goutiert.
Auch die Japaner winken überschwänglich und ausnahmsweise
entspannt – die elektronische Gerätschaft
hängt ausgeschaltet an den Körpern runter. Der Busfahrer
lächelt milde und signalisiert mir mit einer wohlwollenden
Kopfbewegung, dass ich mich ohne Bedenken
in Richtung meines Sitzes bewegen darf.
In Balclutha, einem Schaffarmer-Städtchen mit circa
4.000 Einwohnern, treffe ich im Agritrade, dem hiesigen
Landhandel, meine ‚Hosts’: Farmerin Yana und
ihren Mann Barry. Sie werden mich für die nächste Zeit
als Schaf- und Pferdebetreuerin, Köchin und Putzfrau
aufnehmen.
76 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Dank der bereits zuhauf hin und her gemailten Fotos
erkennen wir uns sofort und ich freue mich, als ich die
kleine liebenswürdige Frau nun in die Arme schließen
kann. Yana sieht ein wenig aus wie der kleine König
Kalle Wirsch aus der Augsburger Puppenkiste – nur ohne
Wollfadenfrisur. Auch deswegen mag ich sie sofort!
Farmerin yana
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Barry treffe ich kurze Zeit später eine Schubkarre schiebend,
auf der sich unzählige Holzlatten und Farbeimer
der Farbe „Sour Cream“ stapeln. Yana und Barry sind
Ende fünfzig, Anfang sechzig und strahlen eine große,
fast weise Ruhe aus.
Im Auto, einem kleinen Toyota, warten schon die beiden
Hunde der Farm. Wir mögen uns alle sofort. Pip ist
eine wunderschöne Australian Shepherd-Hündin und
Kay ein moppeliges Golden Retriever-Riesenbaby. Wir
fahren, uns gegenseitig beschnüffelnd, vergnügt nach
Balmoral. Ja, so heißt unsere kleine Farm auf dem River
Island des Clutha River.
Yana hat für mich ein feines, sehr britisch anmutendes
Gästezimmer vorbereitet. Selbst die Bettschuhe fehlen
nicht. Denn es ist kalt in meinem Zimmer, von dem ich
auf die Schafweiden mit bezaubernden kleinen Schäfchen
und die Pferdekoppel mit den beiden Stuten Flo
und Annie blicken kann. Ich ahne noch nicht, welch’
bunte Welt mich hier auf dieser ganz besonderen neuseeländischen
Farm erwarten wird.
In der nächsten Ausgabe lesen Sie, wie es unserer
Autorin bei ihrer Auszeit in Neuseeland weiter ergeht.
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© 360° Neuseeland 02 | 2009 77
Business & Lifestyle Lifestyle
Der schönste Tag des Lebens
am schönsten Fleck der Erde:
Heiraten in Neuseeland
Heiraten in Neuseeland – ein wahr gewordener Traum
Heiraten im Hochsommer am Strand, barfuß und
mit Wellenrauschen im Hintergrund, das klingt
nicht nur traumhaft, das ist es auch tatsächlich.
In der Monkey Bay bei Blenheim im Norden der Südinsel
Neuseelands haben wir, Manuela und Thomas, dies
im Februar 2008 wahr gemacht.
Als wir unsere Entscheidung trafen, den schönsten Tag
unseres Lebens an einem der schönsten Orte der Erde
zu verbringen, waren wir seit fünfeinhalb Jahren zusammen
und hatten bereits einen Urlaub in Neuseeland auf
der Nordinsel hinter uns. Im Januar 2008 war unser
zweiter Neuseeland-Urlaub für Februar bereits gebucht,
als uns die Idee kam: Sollen wir nicht jetzt im Urlaub
in Neuseeland heiraten? Die Entscheidung war schnell
getroffen – JA! Aber es gab noch eine Menge Fragen
und so begannen wir im Internet zu recherchieren, wie
man in Neuseeland heiraten kann. Besonders hilfreich
fanden wir dabei die Broschüre „Getting Married –
A guide for couples preparing to marry in New Zealand“
vom „Departement of Internal Affairs“, die auch
für Urlauber aus „Overseas“ geschrieben ist.
Vorbereitungen in Deutschland
Im Prinzip kann man ohne irgendwelche Vorbereitungen
nach Neuseeland fahren und sich dort trauen lassen.
Man benötigt bis auf den Personalausweis keine weiteren
Dokumente. Da wir jedoch nur drei Wochen in Neuseeland
sein würden, wollten wir so viel wie möglich von Deutschland
aus organisieren, um keine Zeit zu verlieren.
78 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Es gibt in Neuseeland zwei Möglichkeiten zu heiraten.
Entweder lässt man sich von einem Standesbeamten in
den Räumlichkeiten eines Standesamtes trauen oder man
sucht sich einen sogenannten „civil celebrant“, der einen
dann an jedem denkbaren Ort trauen kann. Diese „Zeremonienbevollmächtigten“
sind allesamt freiberuflich tätig
und man findet sie in den Yellow Pages.
Für uns war direkt klar, dass wir gerne am Strand heiraten
wollten. Von daher haben wir uns im Internet auf
die Suche nach einem „civil celebrant“ gemacht. Unser
Wunschdatum für die Hochzeit war nach einem Blick in
den Kalender auch schnell gefunden: Der Valentinstag.
Laut der geplanten Reiseroute würden wir zu dem Zeitpunkt
im Nordosten der Südinsel sein. Deshalb haben
wir aus den Yellow Pages alle „civil celebrants“ aus dieser
Region herausgesucht und per E-Mail kontaktiert. Wir
können nur empfehlen, mehrere Angebote einzuholen,
denn die Preise waren schon sehr unterschiedlich. Mit
Yvonne hatten wir schnell eine sympathische zivile Standesbeamtin
gefunden und nach einigen E-Mails und zwei
Telefonaten hatten wir uns auf Ort, Zeit und Ablauf der
Trauung geeinigt. Yvonne schickte uns einen fertig ausgearbeiteten
Text für die gesamte Trauungszeremonie –
natürlich in Englisch. Diesen haben wir noch ein wenig
überarbeitet und individuell auf uns angepasst.
Lifestyle Business & Lifestyle
Traumstrand für einen Traumtag – Monkey Bay
Die zweite Sache, die man auch gut im Vorfeld von
Deutschland aus erledigen kann, ist die Beantragung
der Heiratsurkunde. Eine „marriage licence“ kann man
bei einem beliebigen Standesamt beantragen. Wir haben
das Standesamt in Christchurch gewählt, weil dies der
Startpunkt unseres Urlaubes war. Das benötigte Formular
„Notice of Intended Marriage – BDM 58“ vom
360° Autoren: Manuela und Thomas Amann
Manuela und Thomas
Amann entdeckten Neuseeland
durch ihre Freundin
Simone, die seit vielen
Jahren jeweils für ein
halbes Jahr im neuseeländischen
Sommer lebt. Im
Januar 2006 besuchten
sie Simone drei Wochen
lang auf der Nordinsel.
Zwei Jahre später erkundeten
sie zusammen mit zwei weiteren Freundinnen die Südinsel.
Kurzentschlossen überlegten sie sich, bei diesem zweiten
Urlaub standesamtlich in Neuseeland zu heiraten.
© 360° Neuseeland 02 | 2009 79
Business & Lifestyle Lifestyle
unsere engsten Freunde und die Standesbeamtin feierten mit uns
Am Strand heiraten – traumhaft
„Departement of Internal Affairs“ ist ebenfalls im Internet
zu finden. Normalerweise dauert es drei Arbeitstage,
bis man die vorbereitete Urkunde beim Standesamt
abholen kann. Diese drei Tage Wartezeit wollten wir
uns sparen und haben das ausgefüllte Formular schon
per Post nach Christchurch geschickt, damit wir die fertige
Heiratsurkunde nach unserer Landung nur noch
abholen mussten und sofort mit unserer Inselrundreise
beginnen konnten.
Anders als in Deutschland muss man in Neuseeland zwei
Trauzeugen zur Trauung mitbringen. Wir hätten dafür
auch einfach Leute auf der Straße ansprechen können,
dies war bei uns allerdings nicht nötig, da wir unsere
Reise gemeinsam mit drei Freundinnen unternehmen
wollten, die natürlich gerne als Trauzeuginnen zur Verfügung
standen.
Parallel zu den Vorbereitungen für die standesamtliche
Hochzeit in Neuseeland haben wir einen Termin für die
kirchliche Hochzeit in Deutschland ausgemacht sowie
Einladungskarten bestellt. Wir hatten nämlich außer
unseren Eltern niemandem erzählt, dass wir in Neuseeland
heiraten würden. Nach unserer Rückkehr wollten
wir unsere restliche Familie und unsere Freunde dann
überraschen und als „Mr. und Mrs. Amann“ die Hochzeitseinladungen
verteilen.
80 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Reise nach Neuseeland
Anni und Simone, unsere Trauzeuginnen
Dann endlich war es soweit! Am Freitag, den 8. Februar
ging die Reise ab Düsseldorf los. Von Deutschland aus
begleiteten uns unsere Freundin Anni und ihre Schwester
Doris. Wir kamen am Sonntag, den 10. in Christchurch
an und wurden von unserer Freundin Simone am Flughafen
abgeholt. Simone kommt ursprünglich aus Düsseldorf
und lebt halbjährlich als Reiseleiterin in Neuseeland.
Bei unserer ersten Reise durch Neuseeland hatte sie uns
auch schon begleitet.
Am Montagmorgen haben Simone, Anni und Doris uns
beim Standesamt abgesetzt und sind in die Stadt gegangen.
Wir waren sehr aufgeregt, ob mit unserem Antrag
alles geklappt hatte. Die Enttäuschung war groß, als
uns im Standesamt erzählt wurde, dass unser Antrag
nicht angekommen war. Gleich zwei Frauen haben die
Schränke durchsucht – aber unseren Antrag haben sie
nicht gefunden. Also blieb uns nicht anderes übrig, als
einen neuen Antrag zu stellen, der aber natürlich jetzt
mit einer dreitägigen Wartezeit in Christchurch verbunden
war. Das bedeutete, dass wir erst am Mittwoch die
„marriage licence“ abholen konnten und sofort nach
Blenheim durchfahren mussten, weil am Donnerstag die
Trauung stattfinden sollte.
Doch während wir gerade einen neuen Antrag ausfüllten,
kam eine Angestellte ganz aufgeregt zu uns und hielt doch
tatsächlich unseren Antrag aus Deutschland in der Hand.
Der Brief war gerade mit der Tagespost angekommen!!!
Unser Brief war also über drei Wochen unterwegs gewesen.
Danach ging alles ganz schnell. Die Angestellten im
Standesamt erklärten sich bereit, unseren Antrag noch am
gleichen Tag zu bearbeiten, sodass wir unsere „marriage
licence“ direkt abholen konnten. Darüber haben wir uns
natürlich riesig gefreut! Mittags haben wir unsere Hochzeiturkunde
abgeholt und sind sofort von Christchurch
Der große Tag
Lifestyle Business & Lifestyle
aus in Richtung Norden die Ostküste entlang
gefahren. Der Urlaub konnte beginnen!!!
Da wir ursprünglich nur mit unseren Freunden
Urlaub machen wollten, wollten wir die
relativ kurzfristig organisierte Hochzeit nicht
zu sehr in den Vordergrund stellen. Deshalb
hatten wir bei der Routenplanung auch nur
einen Tag für die Hochzeit eingeplant – den
Valentinstag.
So sind wir zunächst über Kaikoura und Picton
bis zu den Marlborough Sounds die Ostküste
hoch gefahren. Am Mittwoch vor der Hochzeit
sind wir noch mit dem Boot den Queen
Charlotte Sound raus gefahren und haben
bei einer Wanderung die fantastische Landschaft
genossen. Die letzte „unverheiratete“
Nacht haben wir dann auf dem Campingplatz
in Blenheim verbracht.
Am nächsten Morgen hieß es dann die letzten Vorbereitungen
zu treffen. Manuela und auch Simone als Trauzeugin
wollten noch zum Friseur. Auf die Schnelle einen
zu finden, der noch zwei Termine frei hatte, war gar nicht
so einfach.
Der Beginn eines gemeinsamen Weges
© 360° Neuseeland 02 | 2009 81
Business & Lifestyle Report
Romantisch – die Ringe liegen in der Muschel
Als alle gestylt waren, fuhren wir zum wineyard unserer
„marriage celebrant“ Yvonne, um sie abzuholen und
uns dort umzuziehen. Zum Glück gab es hier auch noch
Bügelbrett und Bügeleisen, um die von der Reise arg mitgenommene
Hochzeitskleidung wieder etwas feierlicher
aussehen zu lassen. Als auch das alles erledigt war, sind
wir gemeinsam zur Monkey Bay raus gefahren. Das ist
eine kleine, versteckte Bucht in der Nähe des Rarangi
Beach, die ihren Namen Captain Cook verdankt, der auf
einer seiner Reisen einen Affen dort zurückgelassen
hatte, der noch etliche Jahre dort lebte. Die anderen gingen
vor, um am Strand alles für die Zeremonie vorzubereiten,
und wir warteten hinter der Düne.
Als alles fertig war, hat Anni uns gerufen, und wir sind
feierlich über die Düne zum Strand gelaufen. Die Sandalen
in der einen Hand und den Partner an der anderen.
Yvonne hatte seitlich ein kleines Tischchen für die
Unterlagen aufgebaut und stand selbst mit ihrer Mappe
mit dem Text für die Zeremonie direkt vorne am Wasser.
Wir stellten uns neben sie und dann war er tatsächlich
da, dieser unvergessliche Moment, und wir standen
zu unserer Hochzeit im Hochsommer am Strand
in Neuseeland, barfuß und mit Wellenrauschen im
Hintergrund.
Die Hochzeit
Die schöne Zeremonie war dann eine Mischung aus einer
standesamtlichen und einer kirchlichen Trauung, wie wir sie
aus Deutschland kennen. Nach der Einleitung durch Yvonne
hat Anni einen kurzen Text vorgetragen. Dann gaben wir
die Eheversprechen und es folgte die „ring ceremony“, bei
der die Ringe auf einer schönen, großen Muschel präsentiert
und gesegnet wurden. Zum Ende der ungefähr halbstündigen
Zeremonie sprach Yvonne noch ein „Maori-Blessing“,
eine Segnung, die bei den Maori üblich ist, bevor es
dann hieß: „Thomas, you may now kiss your wife!“
Nachdem wir dann noch die Formalien erledigt hatten
und unsere Heiratsurkunde in Händen hielten, wurde am
Strand erst einmal eine Flasche Sekt aufgemacht und Erinnerungsfotos
wurden geschossen. Danach begleiteten wir
Yvonne wieder nach Hause und machten uns auf den Weg
zu Allen’s Wineyard Restaurant, wo wir unsere Hochzeit
im kleinen Kreis bei einem leckeren Essen feierten.
Als Überraschung für unsere Hochzeitsnacht hatte Simone
uns ein Appartement im TeMahia Bay Resort im Kenepuru
Sound in den Marlborough Sounds gebucht, damit
wir diese Nacht nicht im Zelt verbringen mussten. Nach
Beim Hochzeitsessen in Allen’s Wineyard Restaurant
den letzten Nächten im Zelt mit Iso-Matte und Schlafsack
war es wirklich toll, wieder in einem richtigen Bett zu
schlafen. Das Appartement war groß und luxuriös eingerichtet,
wir hatten eine tolle Nacht und der Blick am nächsten
Morgen aus dem Fenster war einfach phänomenal.
Nach dem Frühstück haben uns die drei Mädels wieder
abgeholt und wir haben unsere Rundreise über die Südinsel
fortgesetzt.
Nacharbeiten
Lifestyle Business & Lifestyle
Während unserer Reise haben wir die Hochzeitsurkunde
zum „Department of Internal Affairs“ nach Wellington
geschickt, da man zur Anerkennung der Hochzeitsurkunde
in Deutschland eine beglaubigte Apostille
von dort benötigt. Zum Glück war das alles sehr einfach
von unterwegs per Handy und Kreditkarte zu organisieren
und zu bezahlen. Nach drei bis vier Wochen
bekamen wir die Beglaubigung direkt an unsere deutsche
Heimatadresse geschickt. Zurück in Deutschland
haben wir dann die beglaubigte Urkunde von einem
Übersetzungsbüro übersetzen lassen. Die Anerkennung
der Heirat beim deutschen Standesamt war überhaupt
kein Problem.
Wir könnten jetzt noch viel über den Rest unseres
Urlaubs erzählen, vom Abel Tasman National Park, der
Golden Bay, den Pancake Rocks und den Gletschern
berichten und davon, wie wir drei Tage in Whataora festsaßen,
weil wir eine Panne hatten, vom Helikopterflug,
vom SkyDive und vom BungeeJump, von Queenstown,
vom Milford Sound, vom Mount Cook und von unserer
Rückreise über Twizel nach Christchurch. Aber da wir
ja hier einen Bericht über unsere Hochzeit schreiben
wollten, ist das eine andere Geschichte.
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Queenstown wohlhabendste Region
in Neuseeland
Business News
Queenstown und der Lakes District stehen an der Spitze einer Liste der
wohlhabendsten Regionen Neuseelands. Damit rangiert Queenstown
nach Aussagen von Stephen Hart, dem Autor des Reports, noch vor der
North Shore City in Auckland. In die Untersuchung flossen eine Vielzahl
von Faktoren ein (z. B. Haushaltseinkommen, Hauspreise, prozentualer
Anteil von Einwohnern mit Universitätsabschluss, Beschäftigungsquote,
Anteil der Einwohner, die in leitenden Funktionen tätig sind), anhand
derer mehr als 70 Regionen untersucht worden sind.
Aus der Untersuchung ergebe sich eindeutig, dass Queenstown ein sehr
beliebter Wohnort ist. Dies zeige sich auch am Bevölkerungswachstum.
So sei die Bevölkerung zwischen 2001 und 2006 um mehr als 35 Prozent
auf 23.000 Personen gewachsen. Dadurch seien beispielsweise auch
die Immobilienpreise in Queenstown Lakes auf mehr als 570.000 NZ$
gestiegen. Nur in North Shore City seien die Preise mit durchschnittlich
573.000 NZ$ noch etwas höher. Positiv zu Buche schlage auch die niedrige
Arbeitslosenquote von nur 1,7 Prozent. Wellington City habe dagegen
die am besten ausgebildete Bevölkerung und das höchste Lohnniveau,
stehe überraschenderweise aber nur an neunter Stelle hinsichtlich
des Anteils der Personen, die in leitender Funktion tätig sind.
Eine Liste der wohlhabendsten Regionen Neuseelands finden Sie auf der
rechten Seite.
Leitzins fällt auf Fünfjahrestief
Wie die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) mitteilte, fällt ihr Leitzins um
150 Basispunkte auf 5,00 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit Dezember
2003. Notenbankgouverneur Alan Bollard stellte bei der anschließenden
Pressekonferenz weitere Zinssenkungen in Aussicht. Die RNBZ hat ihren
Leitzins in diesem Jahr bereits viermal gesenkt, um die Folgen der globalen
Finanzkrise für die Volkswirtschaft zu begrenzen. Dabei ging die Notenbank
immer aggressiver vor: Im Juli wurde der Leitzins um 25 Basispunkte
gesenkt, im September um 50 und im Oktober dann um 100 Basispunkte.
Der jüngste Schritt um 150 Basispunkte war die größte Zinssenkung seit
der Einführung der Official Cash Rate (OCR) im Jahr 1999. Ökonomen
hatten angesichts der Rezession in Neuseeland mit diesem Beschluss
gerechnet. Seit ihrem Hochpunkt bei 8,25 Prozent wurde der Leitzins um
insgesamt 325 Basispunkte zurückgenommen; weitere Zinssenkungen
dürften folgen.
Die neuseeländische Wirtschaft befindet sich Bollard zufolge in einer milden
Rezession. Eine Zinssenkung um 150 Basispunkte sei zwar vorerst ausreichend,
den Tiefpunkt werde der geldpolitische Schlüsselsatz aber wohl
erst Mitte kommenden Jahres erreichen. Das Ausmaß der zu erwartenden
Zinsschritte hänge in erster Linie von der Entwicklung der Weltwirtschaft
ab, fügte Bollard hinzu. Nach Einschätzung von Volkswirten dürfte der Leitzins
bis Mitte kommenden Jahres auf 3,50 oder 4,00 Prozent fallen.
Liste der wohlhabendsten Regionen
in Neuseeland:
1. Queenstown Lakes District
2. North Shore City
3. Wellington City
4. Auckland City
5. Rodney District
6. Selwyn District
7. Franklin District
8. Porirua District
9. Manukau District
10. Tauranga District
11. Tasman District
12. Central Otago District
13. Waitakere City
14. Kapiti Coast District
15. Thames Coromandel District
16. South Wairarapa District
17. Lower Hutt City
18. Taupo City
19. Christchurch City
20. Nelson City
Wirtschaftsprognose
für 2009
Das New Zealand Institute of Economic
Research hat im Dezember die Erwartung
geäußert, dass die Wirtschaft ab
Mitte 2009 wieder Fahrt aufnimmt.
Hierbei sollen vor allem Steuerkür-
zungen, die Verringerung der Zinssätze
und niedrigere Ölpreise helfen. Für das
erste Quartal 2009 wird noch ein Rück-
gang der wirtschaftlichen Leistung um
0,1 Prozent erwartet. Bis März 2010
wird ein moderates Wachstum von 1,6
Prozent erwartet. Allerdings sei die
Entwicklung sehr unsicher und insbesondere
die Unsicherheit der Arbeits-
plätze und im Bereich des Immobili-
enmarktes könnten diese Entwicklung
gefährden.
84 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Neuseelands
unternehmen
pessimistisch
Die Unternehmen in Neuseeland sind
nach einer Umfrage hinsichtlich der
Wirtschaftsentwicklung ihres Landes
so pessimistisch wie seit 20 Jahren
nicht mehr. 39 Prozent der Unternehmen
glauben, dass die Gewinne
in den kommenden zwölf Monaten
sich rückläufig entwickeln werden.
20 Prozent der Befragten glauben
weiterhin, dass der Export sich rück-
läufig entwickeln werde. Ein Viertel
der Befragten will die Investitionen
ver ringern. 23 Prozent der befragten
Firmen äußerten sich dahin gehend,
dass sie ihre Preise in den nächsten
drei Monaten erhöhen werden.
Business News
Economy & Finance Business & Lifestyle
Neuseeland verringert Einkommensteuer
Im Kampf gegen die Rezession will die neuseeländische Regierung die
Einkommensteuer ab dem 1. April um insgesamt 4,4 Milliarden NZ$
für den Zeitraum bis 2013 verringern. So soll ab dem 1. April 2009 die
Grenze, ab der 33 Prozent Einkommensteuer fällig werden, von 40.000
NZ$ auf 48.000 NZ$ steigen. Weiterhin soll der Steuersatz für Einkommen
ab 70.000 NZ$ von 39 auf 38 Prozent gesenkt werden. Auch
sollen Steuer kredite für Arbeitnehmer eingeführt werden, die keine
Sozialleistungen erhalten. Weitere Steuerkürzungen sind für die Jahre
2010 und 2011 vorgesehen. Zusätzlich stimulierend soll der Bau von
Schulen und Straßen wirken.
Arbeitslosenquote auf Fünfjahreshoch
Im dritten Quartal des Jahres 2008 ist die Arbeitslosenquote in Neuseeland
so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Sie stieg von 3,9 Prozent
im zweiten Quartal des Jahres auf 4,2 Prozent. In allen der letzten
drei Quartale ist die Arbeitslosigkeit gestiegen, nachdem sie zuvor mit
3,4 Prozent den niedrigsten Stand erreicht hatte. Die Zentralbank
Neuseelands prognostiziert, dass die Arbeitslosenquote im nächsten
Jahr auf 5 Prozent steigen werde, wobei diese Prognose noch vor Ausbruch
der Finanzkrise abgegeben worden ist. Die Finanzkrise dürfte den
Anstieg der Arbeitslosigkeit eher noch einmal verschärfen. Trotz des
Anstiegs der Arbeitslosigkeit ist die Zahl der Beschäftigten noch leicht
auf ein neues Rekordhoch von 2,17 Millionen Personen gestiegen, während
die Zahl der Arbeitslosen nun bei 94.000 liegt.
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© 360° Neuseeland 02 | 2009 85
Pinboard
John Key
– der neue Premierminister
John Key hat den Höhepunkt
seiner Karriere
erreicht. Bei der Wahl
am 7. November 2008
entschieden sich die
Wähler nicht mehr für
Helen Clark und ihre
Labour- Partei, sondern
wählten die rechts-liberale
National partei mit
John Key an der Spitze.
Die weltweite Finanzkrise
ist sicherlich an
der Wende in Neuseeland
nicht unbeteiligt.
Key hatte sich im Wahlkampf
vor allem auf die
Wirtschaftskrise konzentriert: Unter Clarks Regierung
hatte Neuseeland erstmals seit 1994 ein Haushaltsdefizit,
die Energiekosten stiegen immens an und der
Immobilienmarkt brach ein.
Premierminister John Key
Der politisch eher unerfahrene Key hatte ein konservatives
Programm in Aussicht gestellt: Stärkung der
Privatindustrie, Senkung der Steuern und der Lohnnebenkosten,
härtere Strafen für Kriminelle, Verschlankung
der öffentlichen Verwaltung.
360° Info
Mit der Wahl im November wurde das 49. neuseeländische
Parlament gewählt. Es hat 122 Parlamentarier als Mitglieder
(inkl. zwei Überhangsmandate) und kann maximal drei Jahre
bestehen, d. h. bis 2011. 70 der Mitglieder werden aufgrund
geografischer Gegebenheiten gewählt: 16 von der Südinsel,
47 von der Nordinsel und sieben Sitze werden für die
Maori bereitgestellt. Die restlichen 52 (inkl. der Überhangsmandate)
werden anteilsmäßig von den landesweiten Parteilisten
gestellt.
Die Nationalpartei erreichte 45 Prozent (58 Sitze), Labour 34
(43), Green Party 6,7 (9), ACT 3,6 (5), Maori 2,4 (5), Progressive
0,9 (1), United Future 0,9 (1).
Die Regierung Key wird mit ATC und United Future somit 65
Sitze haben.
People
Schwerpunkt war auch seine Erfahrung in Finanzfragen.
Der ehemalige Investmentbanker sei die beste
Wahl, um Neuseeland aus der Rezession zu führen, so
seine Partei im Wahlkampf.
Keys Ziel ist es aber auch, das starke Sozialsystem
Neuseelands beizubehalten. Key wird zitiert: „Eine
Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie sich um
ihre Schwächsten kümmert.“ Bei der Übernahme des
Parteivorsitzes vor zwei Jahren führte er die Nationalpartei
deutlich in die Mitte; es gibt Stimmen in der
eigenen Partei, die meinen, er würde zu liberal agieren.
Sein Versprechen im Wahlkampf, entlassenen
Arbeitern staatliche Hilfe zu garantieren, ist klassische
Links-Politik.
Key jedoch kennt die Situation der am Existenzminimum
Lebenden: Der Sohn eines Alkoholikers und
einer jüdischen Mutter, die 1939 aus Wien nach London
fliehen musste, hatte in seiner Kindheit Armut und
Existenzangst kennen lernen müssen: Als er sechs
Jahre alt war, starb sein Vater; seine Mutter arbeitete
als Putzfrau, um ihrem Sohn und den zwei Schwestern
die Möglichkeit zu geben, eine gute Schule zu
besuchen.
Nach der Schule absolvierte er in Christchurch ein
Wirtschaftsstudium, studierte danach in Harvard.
Nachdem er in den 1980er-Jahren in Auckland gearbeitet
hatte, ging er Mitte der 1990er-Jahr als Währungshändler
für die Investmentbank Merrill Lynch
nach Singapur, um dort Millionen zu machen.
Das ist auch Teil seines großen Erfolges bei der Bevölkerung:
„Wenn er es aus ärmlichen Verhältnissen ganz
nach oben geschafft hat, warum sollen wir es nicht
auch schaffen?“
Er hat seine Herkunft nicht vergessen und sagt, dass
es ihm nun gut gehe, er aber wisse, dass viele Menschen
um ihre Existenz kämpfen müssten.
Eine neue Richtung wird es vor allem in der Klimapolitik
geben: Das hehre Ziel der Regierung Clark,
Neuseeland zum ersten CO 2 -neuralen Land zu machen,
muss sich wirtschaftlichen Erfordernissen beugen:
Die Balance zwischen Treibhausgasemissionen und
Wirtschaftswachstum wird deutlich verschoben.
86 02 | 2009 © 360° Neuseeland
History
Waitangi Day: Gedenken an
den Vertrag von Waitangi
Am 6. Februar wird in Neuseeland der Waitangi Day
gefeiert. Die Neuseeländer gedenken an diesem Tag der
Unterzeichnung des „Treaty of Waitangi“ im Jahre 1840,
der das Zusammenleben der Maori mit den weißen Siedlern
regeln sollte.
Wie kam der Vertrag zustande?
Als die ersten britischen Siedler in Neuseeland eintrafen,
fanden sie zahlreiche, streitbare Bevölkerungsgruppen
vor. In der Bay of Islands lebten die Maori,
die Landwirtschaft betrieben, die aber auch Stammeskriege
führten. Die ersten Weißen, die sich in
der Gegend angesiedelt hatten, waren Walfänger
und Robbenjäger, die Alkohol, Prostitution
und auch Schusswaffen mit sich gebracht hatten.
Das Zusammenleben war eigentlich keines
und die Vergabe von Land an die Siedler wurde
bestimmt durch Rechtlosigkeit und Anarchie.
Die miserablen rechtlichen Zustände, unter
denen ihre Siedler zu leiden hatten, und das
Bestreben, ihre Handelsinteressen zu schützen,
waren ausschlaggebend für die britische
Krone, Neuseeland zur Kolonie zu
machen. Ein weiterer Grund war, dass sich
auch französische Entdecker in der Gegend
aufhielten, an Handel und Besiedlung in Neuseeland
interessiert waren und bereits Land
gekauft hatten. Um einer Annexion der Franzosen
zuvorzukommen, musste die britische
Krone schnell handeln. Sie unterzeichnete
mit 34 Maori-Häuptlingen aus dem Norden
eine Unabhängigkeitserklärung. Diese erklärte Neuseeland
zu einem unabhängigen Staat unter britischer
Herrschaft. Weiterhin wurde festgelegt, dass „ohne
Einverständnis der Maori kein Anspruch auf Neuseeland
erhoben werden könnte“.
Die Gesetzeswidrigkeiten und dubiose Landverkäufe
hörten jedoch nicht auf, sodass Captain William Hobson
nach Neuseeland beordert wurde, um mit den Maori-
Stämmen zu verhandeln und sie zur Unterzeichnung
eines Vertrages zu überzeugen, der den Maori Nutzungsrechte
ihres Landes zusichern, sie unter die britische
Krone stellen und sie vor Übervorteilung beim Verkauf
ihrer Ländereien schützen würde.
Hobson ließ den Vertragsentwurf mehreren Hundert
Maori-Würdenträgern vorlesen, die sich auf einer Wiese
Whare runanga – Versammlungshaus – in Waitangi
Pinboard
© 360° Neuseeland 02 | 2009 87
Pinboard
in Waitangi versammelt hatten. Am nächsten Tag, dem
6. Februar 1840, unterzeichneten 45 Häuptlinge und
Hobson den Vertrag, der dann von rund 500 Stämmen
akzeptiert wurde.
Der Vertrag von Waitangi
Im whare runanga
Der Vertrag wird als Grundstein für die Verfassungsrechte
der Maori in Neuseeland betrachtet und besteht
aus drei Artikeln, die (1) von den Maori die Anerkennung
der britischen Souveränität über ihr Land forderten, (2)
den Schutz der Krone über die Besitzungen der Maori
versprachen, wobei der Krone das Alleinkaufrecht für
Maori-Land gewährt wurde, und (3) den Unterzeichnern
der Maori die vollen britischen Staatsbürgerrechte
einräumten.
Seit der Unterzeichnung des Vertrages hat es immer wieder
Probleme bei der Auslegung des Vertrages gegeben.
Nur 72 der 500 Unterzeichner konnten lesen und schreiben,
sodass die Mehrzahl sich auf die einseitigen Erklärungen
der Missionare verlassen musste. Dazu kommt,
dass der Vertrag von Leuten aufgesetzt und übersetzt
wurde, die wenig oder gar keine Erfahrung mit Gesetzestexten
hatten. Deshalb weicht die Übersetzung der
Maori weit von der Interpretation der englischen Version
ab: Bezüglich des ersten Artikels besagt die englische
Version, dass die Maori ihre „kawanatanga“ (Hoheitsgewalt
oder Souveränität) der britischen Krone übertragen.
Während die englische Version jedoch von einem kompletten
Machtübertrag spricht, impliziert die Version der
Maori eine Gewaltenteilung.
History
Der zweite Artikel betrifft die „tino rangatiratanga“
oder Häuptlingsschaft. Die Maori-Version verspricht
den Maori umfassende Rechte bezüglich ihrer existierenden
Besitztümer, der „taonga“ (Schätze). Die englische
Version gibt den Maori Kontrolle über ihre Ländereien,
Wälder, Fischereien und anderen Grundbesitz.
Doch die Version der Maori, die von „taonga“ spricht,
schließt den Besitz und den Schutz von Gütern wie
Sprache und Kultur ein.
Der dritte Artikel verspricht den Maori die Rechte an
allen britischen Gegenständen sowie den Schutz traditioneller
und gewöhnlicher Rechte.
Probleme gab es auch aufgrund unterschiedlicher
Sichtweisen: Im britischen Verständnis von Besitz galt
nicht bestelltes Land als „Vergeudung” und musste an
die Krone abgetreten werden, während die Maori das
gesamte Land als den auf gemeinschaftlicher Basis
bestehenden Besitz verschiedener Stämme betrachteten.
Die Südinsel wurde aufgrund des Erstentdeckungsrechtes
kurzerhand, ohne Rücksicht auf die
Inselbewohner, annektiert. Viele der Siedler sahen sich
an einen mit den Maori geschlossenen Vertrag nicht
gebunden.
Das Waitangi Tribunal
Obwohl es als Neuseelands „Gründungsdokument“ gilt,
wurden viele der Rechte, die den Maori im Vertrag garantiert
wurden, ignoriert. Trotz des angebotenen Schutzes,
der im Vertrag von Waitangi verankert wurde, verloren
die Maori im 19. und 20. Jahrhundert beträchtliche Mengen
an Land. Die Art und Weise wie das Land verloren
ging, war häufig fragwürdig und führte zu großem
Protest von Seiten der Maori. 1975 wurde das Waitangi
Tribunal von der Regierung ins Leben gerufen. Dieses
Gericht wurde eingesetzt, um den Vertrag als ein relevantes
und gültiges Dokument anzuerkennen. Seitdem
hat das Waitangi Tribunal über etliche Forderungen
der Maori Iwi (Stämme) verfügt. In vielen Fällen wurden
Kompensationen, häufig in Form von finanziellen
Zahlungen und Land, gewährt. In den letzten zehn Jahren
wurden einige besonders große Abfindungen zwischen
der Regierung und bedeutenden Iwi getroffen,
einschließlich der Tainui von Waikato und Ngai Tahu von
der Südinsel, zuletzt im Juni dieses Jahres; ein Kollektiv
aus sieben Stämmen erhielt Waldgüter und -vermögen
im Wert von insgesamt fast 420 Millionen NZ$. Ein großer
Anteil der Ausgleichszahlungen wurde in Einrichtungen
für Bildung und Gesundheit für Mitglieder des
Iwi investiert.
88 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Maori
Tuhoe – Die „Kinder des
Nebels“: Zusammenprall
von Historie und Gegenwart
Sie strahlen einen gewissen Stolz aus, sind bekannt
für ihre Treue und Standhaftigkeit und für die Liebe zu
ihrem Urewera Forest – die Tuhoe, ein Maori-Stamm,
der seit zwei Jahrhunderten für die eigene Unabhängigkeit
in Neuseeland kämpft. Heute wie damals prallt
ihr „Freiheitsdrang“ mit der neuseeländischen Regierung
zusammen.
Freiheitsliebende Tuhoe
Das Wort „Tuhoe“ bedeutet in der Sprache der Maori so
etwas wie „steil“. Und steil und oft holprig ist nicht nur
die Landschaft, die sie bewohnen, sondern auch ihr Weg
von damals bis heute. Die „Nga Tamariki o te Kohu“, die
Kinder des Nebels, wie sich der Stamm selbst oft nennt,
leben nordöstlich vom Lake Taupo im östlichen Teil der
Nordinsel in einer steilen, stark bewaldeten Gegend –
dem Urewera Forest und dem heutigen Urewera National
Park. Die Täler und der Lake Waikaremoana gehören
genauso zu ihrer Heimat, wie ihr heiliger Berg. Noch bis
dato lebt eine kleine Mehrheit des Maori-Stammes von
etwa 33.000 bis 45.000 Tuhoe im Urewera National Park,
inmitten der Nordinsel.
Im Gegensatz zu anderen Stämmen waren die Tuhoe stets
für ihre Hartnäckigkeit und ihr Unabhängigkeitsstreben
gefürchtet und geehrt zugleich. Bis heute ist „Tuhoe-Land“
mit Schildern gekennzeichnet. Viele der Maori leben in Hütten
und Lagern, die bis zu 100 Menschen fassen und sind
oft einfache Jäger. Ein Staat im Staat ist Tuhoe dennoch
nicht, mehr eine Erklärung, dass man die eigenen Grenzen
kennt und bewahrt. „Ein iwi, ein Stamm, ist im eigentlichen
Sinne kein Stamm, sondern eine Nation. Wir sollten eigene
Grenzen, ein eigenes Steuersystem, eine eigene Verteidigung
und einen Sitz in der UN haben“, erklärt Tamati Kruger,
Sprecher der Tuhoe, schmunzelnd. „Das würde den
Charakter einer Nation am ehesten beschreiben.“ Doch der
Ruf der Tuhoe nach Unabhängigkeit besteht nicht erst seit
dieser Zeit. Er hat eine lange Geschichte.
Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahre
1925. Der Ethnograph Elson Best hatte Kontakt zu den
Tuhoe und schrieb viele Details über die „Children of
the Mist“, wie er den Tuhoe Stamm nannte, auf. Er sei
unsterblich und würde sich am längsten gegen die Invasion
der britischen Krone und gegen die umliegenden
Maori-Stämme wehren, so Best.
Erste Kämpfe um die unabhängigkeit
Bereits vor 200 Jahren siedelten sich die ersten Tuhoe im
Urewera-Gebiet an. Der Stamm hatte durch seine Abgeschiedenheit
wenig Kontakt mit den ersten europäischen Siedlern.
Erst im Jahre 1864, in der Schlacht von Orakau, kämpften
die Tuhoe mit anderen Stämmen gegen die britischen Truppen
der Kolonialregierung – erfolglos. Über 12.000 Quadratkilometer
des Maori-Landes wurden konfisziert und schon
damals war klar, dass die Maori bereits gegenüber den
„Pakeha“, den weißen Siedlern, in der Minderheit waren.
Zurück blieben tiefe Trauer und Verbitterung.
Die Tuhoe lebten zu dieser Zeit immer noch sehr zurückgezogen
und isoliert in ihrer uneinnehmbaren Bergregion.
Doch durch die Geschehnisse im Land fühlten sie
sich zunehmend eingeengt. Die Katastrophe der Bedrängung
begann sich für die Maori auszuweiten, als 1865
der anglikanische Priester Karl Volkner bei Opotiki von
einem anderen Stamm getötet wurde. Der Mörder, Te
Rau, hängte den Priester auf, höhlte seine Augen aus
und aß sie. Der Tuhoe-Stamm hatte mit dem Mord nichts
zu tun, jedoch floh der Schuldige Te Rau in das Urewera-Gebiet
und die Tuhoe wurden der Mittäterschaft
beschuldigt. Als Strafe konfiszierte 1866 die Regierung
181.000 Hektar Land der Tuhoe und der angrenzenden
Stämme, darunter die wichtigen fruchtbaren Ebenen
und ihren einzigen Zugang zum Meer.
Nur zwei Jahre später tötete der Maori-Führer Te Kooti
über 30 Europäer und über 20 Maori – Männer, Frauen
und Kinder. Auch Te Kooti war kein Tuhoe, suchte jedoch
im unzugänglichen Urewera-Gebiet Schutz. Das löste eine
Lawine von Gefangennahmen, Tötungen und Häuserverwüstungen
durch die Regierung aus. Schließlich gab Tuhoe
aus Liebe zu seinem Volk dem Druck der Regierung nach
und schloss einen Friedensvertrag mit Neuseeland, in dem
das Tuhoe Gebiet als „selbstregiertes Königreich“ deklariert
wurde. 1872 beschlossen einige Maori-Häuptlinge,
sich ein für alle Mal gegen die „landhungrigen Pakeha“,
zu schützen und stellten Schilder auf mit Warnungen wie
„Pakeha do not enter!“ oder „Trespasser will be eaten!“.
Die völlige Isolation des Stammes führte dazu, dass sich
die Tuhoe gegen jeden Landkauf durch Siedler wehrten
und auch offizielle Straßenbaupläne der Regierung in
ihrem Gebiet abblockten. Die anerkannte regionale Eigenständigkeit
des Stammes bestand sogar bis 1906.
Naturkatastrophen und Krankheiten
Doch der so nach Freiheit strebende Maori-Stamm hatte
in den Jahren der Unabhängigkeit noch mit anderen
Pinboard
© 360° Neuseeland 02 | 2009 89
Pinboard
Schwierigkeiten zu kämpfen. Durch eine lange Frostperiode,
Epidemien, Ernteausfälle und folgende Hungersnöte
starben 23 Prozent der Tuhoe, viele davon
Kinder unter 15 Jahren. Der Traum von der Eigenständigkeit
war vorüber. Zähneknirschend bat man die
Regierung um Hilfe und bekam Unterstützung.
City of God
1907 gab es noch ein
letztes Mal ein Fünkchen
Hoffnung auf Unabhängigkeit,
als der Pazifistenführer
Rua Kenana
den Tuhoe einen neuen
Weg anbot, eine sogenannte
„City of God“
zu gründen. 600 Auserwählte
sollten tief in
den Wäldern des Urewera
Gebietes zusammen
leben – abgeschieden von
der Zivilisation, abgeschieden
von Regierung
und den Pakeha. Der Plan
war, einen eigenen Handel, eigene Landwirtschaft, ja
sogar eigene Banken aufzubauen und selbst Bergbau
zu betreiben, autark zu sein. Als die Regierung jedoch
von diesen Plänen erfuhr, sah sie in Rua Kenana einen
Staatsfeind und entsendete im Jahr 1916 Polizeitruppen
in das Gebiet. Die „Kinder des Nebels“ waren der
neuseeländischen Regierung durch ihre hartnäckige
Abwehrhaltung und Unabhängigkeit ein Dorn im Auge.
Als die Polizisten Kenana fanden, eröffneten sie das
Feuer, obwohl der Stammesanführer unbewaffnet war.
Dann nahmen sie Kenana fest und töteten dabei zehn
Maori, darunter Kenanas Sohn. Der Maori-Pazifist kam
damals in Gefangenschaft.
Rua Kenana 1908
Die Tuhoe heute
Bis heute haben die Tuhoe eine starke Identität innerhalb
des Landes. Über 40 Prozent des Stammes spricht
Maori als Hauptsprache und ist stolz „Maori“ zu sein.
Über 19 Prozent leben noch immer auf den stammeszugehörigen
Ländereien. Denn 1995, 132 Jahre
nach der Schlacht von Orakau, bekamen viele Maori
Land von der Regierung zurück. Eine Summe von
171.000.000 NZ$ wurden als Kompensation bezahlt
und ihre Majestät, Königin Elizabeth II., entschuldig te
sich formell.
Maori
Der Wille zur unabhängigkeit ist ungebrochen
Doch der Drang der Tuhoe nach Unabhängigkeit besteht
nach wie vor und prallt regelmäßig mit der neuseeländischen
Regierung zusammen. Der Stammeszugehörige
Tame Iti scheint der wohl bekannteste Sohn der Tuhoe zu
sein und tut sich als eine Art neuer Pazifist hervor. Böse
Zungen reden heute von Guerilla-Camps in Urewera und
von geplanten terroristischen Anschlägen auf Auckland
durch die Tuhoe. Am 24. Oktober 2007 stürmten deshalb
bewaffnete Polizeitruppen in das Urewera-Gebiet. Internationaler
Terrorismus, Gefährdung der nationalen Sicherheit,
Waffenmissbrauch – das waren die Anschuldigungen,
die zu dem Übergriff führten. Nahe der Siedlung Ruatoki
wurden mehrere Autos gestoppt, Kinder im Schulbus eingeschüchtert
und Tame Itis Tochter, die im Highschool-
Alter ist, in einer dunklen
Gasse in Whakatane vor den
Augen der Öffentlichkeit
durchsucht. 16 Personen
wurden festgenommen.
Die Erinnerungen an den
Rassismus von vor knapp
hundert Jahren wurden
innerhalb des Stammes wieder
wach. Ein Aufruhr ging
durch die eigenen Reihen.
Die Gegenseite warf dem
Stamm offiziell Gangkriminalität,
unerlaubten Waffenbesitz
und vermehr ten
Rauschgiftmissbrauch vor.
„Das sind nur Mythen von
Tuhoe Nation – Ruhiger Alltag der
Stammesmitglieder
angeblichen Hardliner-Maori, die sich auf eine Revolution
in Neuseeland vorbereiten. Die meisten sind bloß Jäger und
dann gibt es ein paar harmlose Militär-Fanatiker“, erklärt
Tamati Kruger, der Sprecher der Tuhoe die Situation heute.
„Tame Iti ist der Meister des Theaterspiels, aber kein Terrorist.“
Tame Iti hat jedoch nach allen Vorkommnissen seine
negative Meinung über Regierung und Ex-Premierministerin
Helen Clark bereits deutlich öffentlich gezeigt, trägt
Kampfanzüge und Tarnkleidung. „Er ist ein Freiheitskämpfer
für unsere Rechte, kein Mörder. Und vielleicht hat er
einige Molotowcocktails, aber auf wen soll er die schon werfen?“,
verharmlost der Tuhoe-Sprecher die Lage. „Es fahren
hier keine Züge durch unser Gebiet und jede Boeing 737
fliegt zu hoch für einen Molotowcocktail“, verteidigt Tamati
Kruger den jüngsten Rebellen in seiner Mitte.
Hat die Polizei heute wie damals überreagiert? Ist das
Gesetz zur Terrorismusbekämpfung von 2002 bei dem
Übergriff falsch angewendet worden? Die Anklage gegen
90 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Maori
Tame Iti ist mittlerweile fallen gelassen worden. „Wer
sind hier die Terroristen? Das ist doch die Frage“, stellt
Tamati Kruger beim Interview in den Raum. „Es geht
hier grundsätzlich um die Gerechtigkeitsfrage, nicht um
Pakeha oder Maori.“ Die Debatten und gegenseitigen
Anschuldigungen dauern an, ebenso wie das uneingeschränkte
Streben der Tuhoe nach Eigenständigkeit. Seit
1990 nennen sie sich die „Tuhoe-Nation“.
Doch der Alltag der Vielzahl der Stammesmitglieder
sieht ruhiger aus. Viele Tuhoe leben am Rande des Urewera-Gebietes
in den Dörfern oder in den großen Städten
der Nordinsel. 5.000 sind nach Australien abgewandert.
Doch unzählige „Einheimische“ kümmern sich bis dato
um ihren Urewera Forest und werden in Naturschutzprojekten
aktiv. Sie setzen sich beispielsweise für den vom
Aussterben bedrohten Kiwi oder den Kokako ein.
Und unzählige „Ausgewanderte“ strömen in den Weihnachtsferien
in Scharen zum Campen, Schwimmen, Entspannen
in ihre ursprüngliche Heimat, um die traditionelle
Sprache, Kunst und eigene Medizinkunst ihrer
Vorväter zu erlernen.
Alle zwei Jahre findet das Te Hui Ahurei a Tuhoe, das Tuhoe-
Festival, statt. „Beratungen, Sportwettkämpfe und eigene
Modenschauen sind eine wichtige Möglichkeit, die engen
Verbindungen zwischen unseren Freunden und unseren
Familien zu erhalten und zu stärken!“, so die Veranstalter.
Und der Stamm macht heute große Zugeständnisse an
die Regierung. Auch Touristen haben freien Zugang zum
etwa 2.127 Quadratkilometer großen Urewera Nationalpark
und können auf den vom DOC angelegten Wegen
wandern. Einige der Tuhoe bieten sogar geführte Ein- bis
Dreitageswanderungen in ihre Heimat an.
Doch wie sieht die Zukunft der einstigen „Kinder des
Nebels“ aus? Tuhoe-Mitglied Matt Te Pou reichte bereits
2005 verschiedene Forderungen von Maori vor dem
Waitangi Tribunal ein: „Terrorismus ist die Realität des
21. Jahrhunderts, Menschenrechte ebenfalls“, kommentiert
er die letzte Negativpublicity. „Wir wollen nun erstmal
ein Vertragsabkommen als anerkanntes settlement
erreichen. Das ist unser volkswirtschaftliches Ziel, eine
Basis für unsere Zukunft.“ Ein Ergebnis über die Entscheidung
des Antrags steht noch aus. (Anja Schönborn)
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© 360° Neuseeland 02 | 2009 91
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Iwanowski’s Reisehandbuch Neuseeland
Bereits die Verlagsbeschreibung weist darauf hin, dass
der Iwanowski hauptsächlich für Individualtouristen
gedacht ist, die mit dem Mietwagen das Land kennen
lernen möchten. Die Stärke liegt auf den sehr ausführlich
beschriebenen Wegen und Alternativrouten. Auch
der farblich abgesetzte Serviceteil mit allgemeinen und
regio nalen Reisetipps ist für den „Selbstfahrer“ gedacht.
Ergänzt wird der Iwanowski um eine eingeklebte Karte
im Maßstab 1 / 2.000.000, die für einen ersten Überblick
über das Straßennetz geeignet ist.
Ulrich Quack
Neuseeland
Iwanowski’s Reisebuchverlag,
Dormagen
12. Auflage 2009, 568 S.,
broschiert, 25.95 € (D),
26.70 € (A), 44.30 Sfr
ISBN 9783933041647
Neuseeland auf eigene Faust – Die Südinsel
Wieder einmal nimmt uns das Comfilm-Team mit auf die
Reise nach Neuseeland. Dieses Mal geht es auf die Südinsel.
Die Reise startet in Havelock mit einer Schifffahrt
zu den Muschelbänken in den Marlborough Sounds.
Weitere Höhepunkte sind eine Katamaranfahrt im Abel
Tasman Nationalpark und eine Busfahrt zum Farewell
Spit. In Punakaiki erleben die Filmemacher die schönsten
Sonnenuntergänge mit anschließender Übernachtung
im Peter-Lustig-Bauwagen. Traumhafte Ausblicke bietet
auch die ganztägige Gletschertour auf dem Franz-
Josef-Glacier. Weiter geht es über den Lake Wanaka nach
Queenstown. Eine Tageswanderung auf dem Routeburn
Track, der Milford Sound, Dunedin und Christchurch sind
weitere Stationen. Einen Höhepunkt findet der Film in
Kaikoura. Bei einem Schiffsausflug geraten Silke Schranz
und Christian Wüstenberg zufällig in eine Herde von bis
zu 3.000 Dusky Dolphins. Kommentar: „Dauergänsehaut
stellt sich ein, klingt kitschig, ist aber so“. Wunderschöne
Bilder, abwechslungsreiche Filmsequen zen und immer
wieder überraschende Kommentare prägen den Film.
Books & DVDs
Genau wie der Film über die Nordinsel ist diese DVD ein
Muss für jeden Neuseeland-Fan.
Silke Schranz /
Christian Wüstenberg
Neuseeland – die Südinsel
comfilm.de
57 Minuten, 12,96 €
Magic Blue Planet: DVD Westland
Mit viel Liebe zum Detail bringt uns die Dokumentation
von Frank Bender auf zwei DVDs den abwechslungsreichsten
Teil der Süd insel näher: Westland. Vom Buller
River geht es über Karamea nach Westport und zum Cape
Foulwind. Weiter geht es über den Paparoa National Park
nach Punakaiki zu den Pancake Rocks und den Blowholes.
Mit Abstechern im Grey Valley und Greymouth sowie am
Lake Brunner endet die erste DVD. Weiter geht es in die
Jadehochburg Hokitika. Von dort geht es über Ross zum
Franz-Josef Glacier. Höhepunkt der Reise ist hier ein Helikopterflug
ins ewige Eis über den Fox Glacier, den Mount
Cook und den Mount Tasman. Anschließend geht es weiter
auf der Reise gen Süden über Fox Glacier, Lake Matheson,
Gillespies Beach nach Haast. Die abschließende frühmorgendliche
Jetbootfahrt auf dem Landsborough River und
auf dem Clark River bringt noch einmal Bewegung in den
Film. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass spektakuläre Naturereignisse
und menschenleere Strände Westland zweifellos
zum Geheimtipp für eine Neuseelandreise machen.
Frank Bender
Westland – unberührte Wildnis
zwischen Gletschern und
Regenwald
Magic Blue Planet
157 Minuten, 19,49 €
92 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Website
Christchurch & Canterbury:
www.christchurchnz.com/
german
Ruft man die Site Christchurch & Canterbury auf, ist man
zuerst einmal aufgrund der eher weniger ansprechenden,
funktionalen Auflistung der Themengebiete enttäuscht.
Dieser Eindruck ist aber schnell verflogen, wenn man
auf die Unterverzeichnisse klickt, die in übersichtlicher
Form die einzelnen Kategorien darstellen. Zum Beispiel
werden die Unterkünfte in B&Bs, Ferienapartments
mit Selbstversorgung, Ferienunterkünfte, Hotels, Back-
www.christchurchnz.comgerman
www.christchurchnz.comgerman
packer, Farm Stays, Ferienparks und Luxory sowie Eco
Accomodities untergliedert. Ein Klick zum Beispiel auf
B&Bs listet dann alle B&B inklusive Bild, Anschrift, Internet-
und E-Mail-Adresse anschaulich auf.
Ein Pluspunkt ist das Qualmark-Punkte-Ranking, das bei
den meisten Häusern neben dem Preis einen Hinweis
auf die Ausstattung und die Qualität der Unterkünfte gibt
und diese so vergleichbar macht.
Die weiteren Oberkategorien wie beispielsweise Attraktionen
& Aktivitäten, Essen & Trinken, Veranstaltungen
und Shopping sind nach dem gleichen Muster aufgebaut
und bieten umfassende Informationen und Möglichkeiten,
aus dem großen Angebot auszuwählen.
www.christchurchnz.comgerman
Besonders zu erwähnen ist auch die Rubrik Reisen &
Touren, die eine Vielzahl von Reisen vorschlägt, seien es
Bustouren, Off-Road-Touren, Reisen mit Zügen oder aber
auch Wanderungen, und die viele Anbieter, die diese
Touren organisieren, nennt.
Auch die Rubrik Informationen hilft bei der Orientierung
eines Aufenthalts in der Canterbury Region: Eingeteilt in
die verschiedenen Bezirke Canterburys werden zu jedem
dieser Bezirke dessen touristische Höhepunkte vorgestellt,
diesmal mit Links zu den englischsprachigen Websites
der Attraktionen: Ein Aufenthalt in Canterbury oder
in Christchurch kann somit umfassend und entspannend
geplant werden, man klickt durch die Website und es werden
umfassende, tief gehende Informationen geboten.
Praktisch: ganz unten auf der Home-Seite: die site-map:
Ein Übersichtsbaum des Aufbaus der Website.
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© 360° Neuseeland 02 | 2009 93
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22. Januar bis 1. Februar
World Buskers Festival, Christchurch
Das größte Straßenkünstlerfestival in ganz Australasien findet
an den markantesten Plätzen Christchurchs statt: Cathedral
Square, Victoria Square, The Arts Centre, Botanical Gardens,
The Civic.
www.worldbuskersfestival.com
24. bis 26. Januar
Auckland Seafood Festival
In der Jellicoe Street wird ein Riesenaufgebot an frischen
Meeres früchten präsentiert und feilgeboten.
www.aucklandseafoodfestival.co.nz
25. Januar
Gentle Annie Mountain Bike Trail Ride,
Hawke’s Bay Region
Rad fahren auf dem malerischen Inland Patea Heritage Trail
von Taihape zur Hawke’s Bay.
6. bis 8. Februar
Auckland Lantern Festival
Heißen Sie das chinesische neue Jahr des Büffels beim Laternenfest
mit Hunderten von wunderschönen Laternen, köstlich em
Essen sowie Künstlern aus China willkommen.
www.asianz.org.nz
Raggamuffn, Rotorua
7. Februar
Die weltbesten Reggae-Künstler performen die besonders
auf Jamaika beliebte Form des Reggae in Rotoruas Stadion.
Typisch für Raggamuffin: der Sprechgesang und der basslastige
Rhythmus.
www.blackbarn.com/amphitheatre.asp
12. Februar
Black Barn Concert – Dave Dobbyn,
Anika Moa, opshop
Die MoreFM Winery Tour 2009 beginnen die drei neuseeländischen
Performer in Black Barn, einem Weingut in der Hawke’s Bay.
www.blackbarn.com/amphitheatre.asp
Events & Public Holidays
opshopRockband aus Neuseeland
14. Februar
Marlborough Wine Festival
Bei Neuseelands bekanntestem Weinfest genießen Sie die
wunder bare Atmosphäre, Musik und natürlich die herausragenden
Weine der Marlborough-Region.
www.wine-marlborough-festival.co.nz
17. bis 22. Februar
Geon Art Deco Weekend, Napier
Das jährlich stattfindende Ereignis feiert den Art Deco-Stil,
in dem Napier nach einem Erdbeben 1931 wiederaufgebaut
wurde. Eine Parade mit Oldtimern und Besuchern in Kleidung
der 1930er-Jahre bringen die damalige glamouröse Zeit für ein
Wochenende zurück.
www.artdeconapier.com
19. bis 22. Februar
Te Matatini National Kapa Haka Festival 2009,
Tauranga
Mehr als 30.000 Menschen besuchen durchschnittlich die
größte Präsentation der Künste der Maori.
www.festival.tematatini.co.nz
21. bis 22. Februar
Cuba Street Carnival 2009, Wellington
Die größte Straßenparade in Neuseeland mit Live-Musik, Tanz,
künstlerischen Darbietungen und der preisgekrönten Nacht-
Parade findet nur alle zwei Jahre statt.
www.cubacarnival.co.nz
17. bis 25. oktober
2008 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
Christchurch Heritage Week 2008
JAN DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA
FEB SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA
Die 40er-, 50er-, 60er- und 70er-Jahre leben in dieser Woche
SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA
wieder auf: Meilensteine der Popmusik, Musik, der Fahrzeuge
MäR SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO und DI der MI Architektur DO FR SA werden SO MO gefeiert. DI MI
www.heritageweek.co.nz
DO FR SA SO MO DI
94 02 | 2009 © 360° Neuseeland
25. bis 28. Februar
Skins Alpine Epic, Lake Tekapo
Events & Public Holidays
Nehmen Sie teil am Querfeldein-Mountainbike-Rennen und
fahren Sie vom Mount Somers nach Tekapo.
www.alpineepic.co.nz
5. bis 7. März
Golden Shears Competition,
Wairarapa Region
Den besten Schafscherern kann man hier „über die Schulter
schauen“ und erfahren, wie die geschorene Wolle weiter verarbeitet
wird.
www.wairarapanz.com
13. bis 15. März
WoMAD World of Music, Arts & Dance,
Taranaki
Ein Wochenende vollgepackt mit Rhythmus, Sound, Tanz mit
einer Vielzahl neuseeländischer Künstler.
www.womad.co.nz
14. März
Wildfoods Festival, Hokitika
Probieren Sie doch mal Eis aus Wespenlarven, lassen Sie sich
von einer Vielzahl von Künstlern unterhalten, die zum Beispiel
irische Musik, Country oder auch Bauchtanz performen.
www.wildfoods.co.nz
18. bis 21. März
ASB Polyfest, Manukau
Das größte Fest der Maori und der Pazifischen Inseln mit
dem Motto: „Many Cultures – One World“ bietet traditionelle
Kultur: Tanz, Musik, Rituale.
www.asbpolyfest.co.nz
25. bis 29. März
Balloons over Waikato, Hamilton
Neuseelands größtes Fest der Heißluftballons zaubert bunte
Punkte an den Himmel über Hamilton.
www.balloonsoverwaikato.co.nz
Balloons over Waikato
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© 360° Neuseeland 02 | 2009 95
Picture Gallery Christchurch Christchurch Picture Gallery
1 Christiane Lorenz, Hamburg
Fotowettbewerb 2009
Auch für 2009 werden wir einen Wettbewerb rund um
das schönste Neuseeland-Leserfoto machen. Am Ende
des Jahres werden die drei schönsten Fotos aller Ausgaben
prämiert und gewinnen einen Preis. (1. Preis:
1 Karton Wein aus Neuseeland, 2. Preis: 1 Neuseeland-
Kalender 2010, 3. Preis: 1 Reiseführer).
Picture Gallery-Themen der nächsten Ausgaben:
Otago Peninsula, Cape Reinga / Ninety Mile Beach,
Mount Cook. Senden Sie uns Ihre schönsten Fotos an
redaktion@360grad-medien.de!
3 Sandra Schneider, Trier
4 Ulrike Spiegel, Buggingen
2 Rene Reuber, Haan
Christchurch
5 Michael Willenberg, Recklinghausen 6 Hubert Kiehbacher, Hohenstein
Die „Garden City“ ist die älteste Stadt Neuseelands:
Sie bekam die Stadtrechte im Jahr 1856. Benannt
nach dem Christ Church College in Oxford, England,
erinnert ihr Stadtbild sehr an „Good Old England“.
Heute hat Christchurch ungefähr 350.000 Einwohner,
ist Dreh- und Angelpunkt auf der Südinsel,
nicht zuletzt durch den internationalen
Flughafen, und bietet den Besuchern eine Vielzahl
von Attraktionen.
Hinweis: Heft 01/2009, S. 24: City Trip-Bericht über
Christchurch!
7 Hanne Osswald-Müller, Worms
8 Agnes Hüttenschmidt , Bochum
96 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 97
Preview
Preview 03/2009 *
Cuba Street Carnival
Wine & Gourmet
History & Tales
Rotweinspecial Teil II
Regions
Auckland Teil III:
Clevedon
Wineries & Characters
Sacred Hill, Hawke’s Bay
Cuisine
Avocadoöl
Recipe
Matt Gibson, Highfield
Estate Restaurant
Die Ausgabe 03/2009 erscheint am 12.03. 2009
Special: Wellington
Wellington – die Hauptstadt
Neuseelands ist das Topic der
nächsten Ausgabe.
Mit einem Rundgang durch die
Stadt, Berichten über den Carnival,
der am 21. Februar gefeiert wird,
über die Restaurant- und Cafészene,
über Sehenswertes wie das
Te Papa Museum, über die Ausflugsziele
in der Umgebung sowie
die Vorstellung der Gourmet
Walking Tour oder die Erklärung,
warum Wellington auch Welliwood
genannt wird, wollen wir Ihnen die
Stadt zeigen und Sie zu einem „Tag
in Wellington“ einladen.
Travel &
Backpacking
Travelogues
NinetyMile Beach
Den eigentlich nur 88 Kilometer langen,
dennoch Neuseelands vielleicht
schönsten Strand ganz im Norden
der Nordinsel, hat Julia Schoon für
sich entdeckt und nimmt Sie mit
auf einen wunderschönen Strandspaziergang.
Neuseeland – die Welt
von der anderen Seite:
Eine Radreise mit Babyanhänger
Wie geht es weiter mit Familie
Bauer-Raßbach, die mit Smilla weiter
durch Neuseeland radelt? Lesen
den zweiten Bericht der reiselustigen
Familie.
Emigration &
Working Holidays
Report
Backpacker für drei Monate
Melanie Windheuser erzählt, wie sie
als Backpackerin mit einem Work
and Travel-Visum durch Neuseeland
und Australien gereist ist und
was sie alles erlebt hat.
Immigration
Gesundheit als Kriterium
Peter Hahn erläutert die Wichtigkeit
des Aspekts „Gesundheit“ bei
der Vergabe von Visa.
Business &
Lifestyle
Report
Musik im ohr
Weitere Themen
Picture Gallery
Otago Peninsula
Maori
Moko – Tätowierungskunst
der Maori
History
Die Maori-Kriege 1881
Website
Kiwi Pulse
* Änderungen vorbehalten
98 02 | 2009 © 360° Neuseeland
Kreuzfahrt mit der Oceanic Discoverer ab € 1.571
6 oder 13 Tage ab Auckland bis Paihia oder Queenstown inkl. Landausflüge
Preis gültig pro Person in der Doppelkabine Main Deck B bis 31.03.09; 01.04.09 - 31.03.10: € 1.655. Termine & Preise für weitere Kabinen auf Anfrage.
Frühbucher-Rabatt 10% bei Buchung bis 31.03.09 für alle Kreuzfahrten in 2009.
21 Tage Busrundreise Faszination Neuseeland € 3.550
ab Auckland bis Christchurch inkl. Ausflüge, Mahlzeiten & deutschsprechender Reiseleitung
Preis gültig pro Person im Dreibettzimmer im Zeitraum 01.04.09-30.09.09. Termine & Preise für weitere Saisonzeiten auf Anfrage.
Frühbucher-Rabatt 210 € pro Person für Reisen ab dem 01.04.09, wenn mindestens 3 Monate im Voraus und bis 31.03.09 gebucht wird.
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“Sehr tolle Erfahrungen und Erlebnisse, atemberaubende Landschaften, viele neue Freunde aus aller Welt
und super viel Spaß - das war mein Neuseelandaufenthalt!
Zunächst habe ich an einem mehrwöchigen Englisch-Sprachkurs teilgenommen. Der Unterricht in der
Sprachschule in Christchurch war sehr gut aufgebaut - nicht so trocken, sondern ein großer Spaß,
bei dem man trotzdem viel lernen konnte. Dazu sehr nette und offene Lehrer - die Schule ist
absolut empfehlenswert! Von Neuseeland selbst und den unglaublich traumhaften
Landschaften habe ich natürlich auch so viel wie möglich gesehen.
Diese Zeit war die beste meines Lebens!”
Anja Brennert
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