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Mount Luxmore - bei 360° Neuseeland

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360° Neuseeland

02

2009

www.360Grad-Neuseeland.de

D, A, Europa: 4,90 €

Schweiz: 9,80 CHF

360° Neuseeland

Das Magazin mit der Rundum-Perspektive für Urlauber, Auswanderer und Professionals

Napier

Kleinod abseits der

Touristenrouten S. 10

MS Bremen

Kreuzfahrt um

Neuseeland S. 40

Heiraten in

Neuseeland

Der schönste Tag am

Ende der Welt S. 78

Mount Luxmore

Track Wanderung mit Ehrgeiz S. 32


360°– Die Rundum-Perspektive für Neuseeland

Platz 1, 2 und 3 des Fotowettbewerbs 2008

in dieser Ausgabe erwartet Sie neben einem Bericht über eine Auswanderung vor 50 Jahren eine Hochzeit,

eine anstrengende Wanderung, eine Radtour mit Baby, eine Kreuzfahrt sowie ein Work and Travel-Aufenthalt

– viel Spaß beim Miterleben!

Neu ist die Column, in jeder Ausgabe wird unsere Autorin Beate Hartmann von ihrem Neuseelandaufenthalt

und ihren kuriosen Erlebnissen berichten.

Und … die Auswertung unseres Fotowettbewerbs ist erfolgt: Wie versprochen zeigen wir Ihnen die zehn

schönsten Fotos der letzten Ausgaben. Vielen Dank für Ihre zahlreiche Teilnahme, Sie haben uns so viele wundervolle

Fotos geschickt. Leider konnten wir nicht immer alle berücksichtigen. Wir würden uns sehr freuen,

wenn Sie uns auch im nächsten Jahr Ihre Lieblingsfotos für unsere Picture Gallery zusenden würden.

Platz 1: Michael Willenberg, Recklinghausen (Milford Sound)

Platz 2: Andreas Kastner, Kraftisried (Abel Tasman National Park)

Platz 3: Ullrich Müller, Feucht (Auckland)

Sie erhalten jeweils einmal „Das Neuseeland – Lesebuch: Alles was Sie über Neuseeland wissen müssen“, aus

dem MANA-Verlag (wird noch veröffentlicht).

Platz 4 bis 6 belegen (in alphabetischer Reihenfolge): Carsten Geuer, Icking (4); Cornelia Graf, Oberwil (BL),

Schweiz (5); Claas Jähne, Wüsting (6); Christa Kolling, Neuss (7); Sandra Petrowitz, München (8); Wolfram

Plettscher, Overath (9), Daniel Wrede, Hannover (10). Diese Gewinner erhalten einen Neuseeland-Kalender

2009, ebenfalls aus dem MANA-Verlag.

Herzlichen Glückwunsch!!

Aus Ihren Mails zur Abstimmung haben wir einen Gewinner des Buchpreises gewählt: Herzlichen Glückwunsch

Elisabeth Liegmann, Hamburg!

Und nun viel Spaß mit der neuen Ausgabe!

Ihre

Liebe Neuseeland-Freunde,

Editorial

4 5 6 7 8 9 10

© 360° Neuseeland 02 | 2009 3


Contents

Downtown Napier 10 Mit Smilla durch Neuseeland 24

Kreuzfahrt auf der MS Bremen 40

Working Holiday 58

Wine & Gourmet 64

3 Editorial

6 News Aktuelles rund um das schönste Ende der Welt

96 Preview Themen der nächsten Ausgabe

Travel & Backpacking

City Trip

10 Napier: Kleinod abseits der Touristenrouten

Nora Tenbrock stellt ihre Heimatstadt Napier vor: 1931 wurde

das alte Napier durch ein Erdbeben total zerstört und im Art Deco-

Stil neu aufgebaut.

Where to sleep

23 Stamford Plaza, Auckland

Travelogues

24 Neuseeland – die Welt von der anderen Seite:

Eine Radreise mit Babyanhänger

Familie Bauer-Raßbach, das sind Wibke und Axel und die fünf Monate

alte Smilla, durchreisen Neuseeland in mehreren Monaten –

ihr mehrteiliger Bericht startet in dieser Ausgabe.

32 Mount Luxmore Track

Wie Kerstin Lötzerich-Bernhard zu Beginn widerwillig, dann mit

wachsender Begeisterung vom Lake Te Anau aus über die Luxmore

Hut bis zum Gipfel des Mount Luxmore marschiert, erzählt sie in

ihrem Bericht über einen der bekanntesten Tracks auf der Südinsel.

40 MS Bremen: Ein Passagierschiff in Neuseeland (Teil I)

Christine Reinke-Kunze beschreibt die Route des Schiffes entlang

der Küste Neuseelands und berichtet über die Ausflüge der Passagiere.

Holger Leue hat die gesamte Reise in wunderschönen Fotos

festgehalten.

Emigration & Working Holidays

Interview

47 XING Gruppe Auckland

Florian Neumayr ist Moderator der XING-Gruppe Auckland. Mit

drei jungen „Neukiwis“ hat er über ihren Aufenthalt im Traumland,

ihre Ziele und Eindrücke gesprochen.

Report

50 Auswandern vor 50 Jahren

1959 hat Magdalene Specht ihre Koffer gepackt und ist nach Neuseeland

ausgewandert. Nach fünfwöchiger Reise mit dem Schiff in

Neuseeland angekommen, arbeitete sie zunächst in einem Kinderheim.

Von dem Leben in den 1950er-Jahren und dem Neuseeland

dieser Zeit erzählt sie in ihrem spannenden Bericht.

4 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Wanderung Dunedin – ein zur schottisches Mount Luxmore Erlebnis Hut 26 32

Contents

58 Auszeit in Neuseeland

Stefanie Dehler lernt im Rahmen eines Work and Travel-Visums in Neuseeland

Land, Leute und vielerlei Jobs kennen: Sie verkauft Wanderrucksäcke

und hilft bei der Weinlese, verpackt Äpfel und renoviert einen Backpacker …

Wine & Gourmet

64 History & Tales Was ist nur so besonders am Neuseelandwein?

Ein Rotweinspecial (Teil 1)

68 Regions Auckland – Teil II: West Auckland

70 Wineries & Characters Highfield Estate

72 Recipe Chris Pullin: Rinderfilet mit Soße aus Wildpilzen

und Schnecken

Business & Lifestyle

Business

73 Trust als Finanzierungsinstrument

Peter Hahn stellt eine Finanzierungsform vor, die in Deutschland

unüblich, in Neuseeland jedoch gang und gäbe ist.

Column

76 The Way to Balclutha

Lifestyle

78 Hochzeit in Neuseeland

Manuela und Thomas Amann haben ihr gemeinsames Leben am Strand

von Monkey Bay begonnen. Sie berichten, wie einfach es ist, in Neuseeland

zu heiraten.

Economy & Finance

84 Business News

Pinboard

86 People John Key: Neuer Premierminister

87 History Der Vertrag von Waitangi

89 Maori Die Kinder des Nebels: die Tuhoe-Maori

92 Books & DVDs Iwanowski‘s Reisehandbuch Neuseeland

comfilm.de: Neuseeland – Die Südinsel

Magic Blue Planet: Westland

93 Website Tourismusführer Christchurch

94 Events & Public Holidays

Picture Gallery

96 Christchurch

© 360° Neuseeland 02 | 2009 5

IMPRESSuM

Verlag: 360° Neuseeland erscheint zwei -

monatlich in der 360° medien GbR, Bilker Allee 216,

40215 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 86 28 989, Fax:

0211 / 86 28 991, E-Mail: info@360grad-medien.de

www.360grad-medien.de

Geschäftsführung: Andreas W. Lopinsky,

Christine Walter

Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Christine Walter,

E-Mail: ch.walter@360grad-medien.de

Redaktionsadresse: Nachtigallenweg 1,

40822 Mettmann, E-Mail: redaktion@

360grad-medien.de, Tel.: 0172 / 5 11 96 43

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Manuela und

Thomas Amann, Wibke und Axel Bauer- Raßbach,

Florian Berger, Stefanie Dehler, Peter Hahn,

Beate Hartmann, Holger Leue, Kerstin Lötzerich-

Bernhard, Florian Neumayr, Christine Reinke-

Kunze, Anja Schönborn, Julia Schoon, Magdalene

Specht, Nora Tenbrock.

Design und Layout: S3 ADVERTISING KG

Anzeigen:

Europa: Jaster – Agentur für Medien, Gabriele

Jaster, Lakronstraße 95, 40625 Düsseldorf,

Tel.: 0211 / 2 92 61-66, Fax: 0211 / 2 92 61 67,

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Mobil: 0173 / 2 89 00 28, www.jaster-media.net

Neuseeland: ECCE TERRAM Ltd, Frank Simon /

Elke Bovers, E-Mail: 360grad@ecce-terram.co.nz

PO Box 337, Coastland; Paraparaumu 5234,

New Zealand, Tel.: + 64 4 / 90 44 670, Fax:

+ 64 4 / 90 44 669, www.ecce-terram.com

Marketing und Vertrieb, Leserservice:

Christine Walter, Tel.: 0172 / 5 11 96 43,

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ISSN: 1866-797X

Aboservice: 360° Neuseeland Abonnementservice

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Deutschland / Österreich / Italien: 4,90 €, Schweiz

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Ablauf gekündigt wird. Die Bezugspreise für das

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und – soweit erforderlich – die gesetzliche Mehrwertsteuer.

Das Jahresabonnement umfasst 6 Ausgaben.

Sämtliche Informationen sind nach bestem

Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt. Eine

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Es gelten die Geschäftsbedingungen des

Verlages. Beiträge, Fotos und grafische Darstellungen

sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck,

auch auszugsweise, Vervielfältigung auf

fotomecha nischen und anderen Wegen sowie Nutzung

auf Datenträgern bedürfen der schriftlichen

Zustimmung des Verlages.

Bildnachweise: Manuela und Thomas Amann

S. 78 – 83; Wibke und Axel Bauer-Raßbach

S. 4, 24 – 31; Florian Berger S. 4, 64 – 72; Ben

C r a w f o r d S. 87, 98; Stefanie Dehler S. 4,

58 – 63; Destination Northland S. 88; The Feelers

S. 98; Peter Greitzke S. 98; Peter Hahn

S. 74; Beate Hartmann S. 76, 77; James Heremaia

S. 87; John Key off. S. 86; Holger Leue

S. 4, 40 – 46; Kerstin Lötzerich-Bernhard S. 1,

5, 32 – 39; Florian Neumayr S. 47 – 49; opshop

S. 94; Reinhard Pantke S. 8; Anja Schönborn

S. 6; Kieran Scott S. 75; Magdalene

Specht S. 50 – 57; Stamford Plaza Auckland

S. 23; Nora Tenbrock S. 4, 10 – 22; Tuhoe

National Park S. 90; David Wall S. 73; wikipedia

S. 90; Tim Whittaker S. 95.


News

Regierungswechsel

in Neuseeland

In Neuseeland hat die konservative Opposition nach neun

Jahren einer Mitte-Links-Regierung mit dem Spitzen -

kandidaten John Key die Parlamentswahlen gewonnen.

Während die Nationale Partei von Key 45 Prozent der

Stimmen erreichte, kam die Labour- Partei von Ministerpräsidentin

Helen Clark nur auf 34 Prozent. Mit kleineren

Koalitionspartnern kommt die Mitte-Rechts-Regierung

auf 64 der 122 Parlamentssitze in Wellington. Labour

und die ihr nahe stehenden Parteien müssen sich mit 53

Sitzen begnügen. Die Maori-Partei gewann ein Mandat

hinzu und zieht mit fünf Abgeordneten in das neue Parlament

ein. Der neue Regierungs chef John Key (47) begann

seine politische Karriere erst 2002 als Abgeordneter. Er

hatte als Investmentbanker im Handel mit Währungen in

den 1990er-Jahren ein Millionenvermögen verdient.

Lesen Sie das Porträt von John Key auf Seite 86 in

diesem Heft.

Tuatara nistet wieder

in der Wildnis

Die Tuatara-Brückenechse ist eines der Sorgenkinder

Neuseelands. Sie ist wie viele Arten stark

vom Aus sterben bedroht und das lebende Fossil

lebt weltweit nur noch in Aotearoa. In vielen Wildlife-

und Schutz projekten werden Tuataras in Gefangenschaft

vermehrt, um ihr Überleben zu sichern.

Umso sensationeller ist nun der Fund des ersten

wilden Tuatara-Geleges auf dem Festland seit über

200 Jahren. Das Nest wurde zufällig durch die Mitarbeiter

des Karori Wildlife- Sanctuary in Wellington

gefunden. Das Gelege befindet sich jedoch

außerhalb der Schutzzäune des Sanctuarys, die zur

Arterhaltung gegen das Eindringen von feindlichen

Säuge tieren errichtet wurden.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich außer den vier aus

Versehen frei gelegten Eiern noch weitere unter der

Erde befinden, da Tuataras im Regelfall etwa zehn Eier

ablegen. „Wir haben das Nest sofort wieder zugedeckt,

um die Inkubation nicht zu stören. Das Weibchen muss

die Eier ziemlich genau vor einem Jahr dort abgelegt

haben“, so einer der Sprecher. Der Fund ist der erste

wissenschaftliche Beweis, dass sich die Brückenechsen

nun auch in Neuseelands Wildnis wieder vermehren.

Politics

Bevölkerungswachstum

in Neuseeland

Die Einwohnerzahl von Neuseeland ist nach

Berechnungen von Statistics New Zealand im

vergangenen Jahr um mehr als 40.000 Personen

gestiegen. Damit leben insgesamt etwa 4,28

Millionen Menschen in Neuseeland. Der größte

Teil des Zuwachses ergibt sich durch den Überschuss

an Geburten im Vergleich zu den Sterbe-

fällen. Auch die Einwanderung überstieg die

Anzahl der Auswanderer um etwa 4.500 Personen.

Ein weiteres Ergebnis der statistischen

Untersuchungen: Der männliche Neuseeländer

ist im Median 35,4 Jahre alt, während bei den

neuseeländischen Frauen das Median-Alter bei

37,2 Jahren liegt.

Nature

6 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Society

Super­Sommer für Aotearoa

prognostiziert

Es soll in Neuseeland einen Jahrhundertsommer

geben, so sagen es zumindest die Meteorolo-

gen voraus. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen

und wenig Niederschläge sind die Prognose

für die nächsten Monate für fast alle Teile

Neuseelands. Ein Hoch soll lange über dem Land

sitzen und subtropische Temperaturen bescheren.

Die Kiwis sind nach vier extrem kalten und

nassen Wintermonaten entzückt. Viele haben

aufgrund der Rezession ihre Urlaubspläne in

andere Länder ge strichen und werden im eige-

nen Land verreisen. Zudem wird ein größerer

Touristenboom erwartet.

Tsunami­Warnsystem

für Wellington

Würde heute ein starkes Erdbeben die

Hauptstadt Neuseelands bedrohen, wären

wohl die wenigsten Privatleute darauf vor-

bereitet. Etwa 60.000 Haushalte in den

Buchten wären beispielsweise von einer

Riesenwelle, ausgelöst durch ein Seebeben,

ernsthaft bedroht. Das Wellington

City Council richtet deshalb einen Sirenenalarm

als ersten Schritt in Richtung

Warnsystem für die Bevölkerung ein.

Zwei mobile Sirenen für Hubschrauber

und zwölf Fahrzeugsirenen wurden

angeschafft. „Die Helikoptersirenen sind

noch in über drei Kilometer Entfernung

hörbar und werden von einem MP3-

Player oder iPod aus bedient“, erklärt

der Sprecher Adrian Glen. Neuseeland

ist aufgrund seiner Lage im Pazifischen

Ozean und der dortigen Plattentekto-

nik potenziell immer von Erdbeben, Seebeben

und daraus resultierenden Tsunamis

bedroht.

Neuseeland bei Gleichberechtigung

auf Platz 5 weltweit

Der neueste Global Gender Index Report hat ergeben, dass

Neuseeland auf dem 5. Platz steht, was das Thema Gleichberechtigung

angeht. Norwegen steht auf Platz 1, gefolgt

von Finnland, Schweden und Island. Deutschland steht auf

dem 11. Platz, vor Großbritannien (13.), Australien (21.) und

den USA (27.). Der Report untersucht den Unterschied zwischen

der Behandlung von Männern und Frauen hinsichtlich

der Stellung in der Wirtschaft, dem Zugang zu Bildung,

politischer Bedeutung sowie Gesundheit und Lebensqualität.

Nach den Berechnungen treffen in Neuseeland 78,59

Prozent der möglichen Ungleichbehandlungen zwischen

Männern und Frauen nicht zu. Norwegens Wert liegt in

2008 bei 82,4 Prozent. Im letzten Report vor drei Jahren

lag Neuseeland noch auf dem siebten Platz.

Die ausführlichen Ergebnisse von Neuseeland sind

unter folgendem Link abrufbar: www.weforum.org/pdf/

gendergap/ggg08_new_zealand.pdf

VorschullehrerInnen gesucht

Einer der größten Betreiber von privaten Vorschulen in

Neuseeland, Kidicorp, sucht derzeit landesweit mehr als

300 qualifizierte LehrerInnen für seine Vorschulen. So habe

Kidicorp beispielsweise nach einem Bericht der WYSI-

WYG-News mehr als 8.000 NZ$ für Anzeigen ausgegeben,

um für Topkids, das neue Vorschulcenter in Gisborne, qualifizierte

Lehrkräfte zu finden. Da jedoch nicht genügend

Fachkräfte gefunden werden konnten, konnte Topkids

nicht eröffnen. Der Engpass hängt für Wayne Wright, dem

Inhaber von Kidicorp, unter anderem damit zusammen,

dass die Anforderungen für neue Vorschullehrer durch das

Bildungsministerium erhöht worden seien. Er schlägt vor,

dass die Regierung Anreize für Personen schaffen solle,

die den Vorschullehrbereich verlassen haben, um diese zur

Rückkehr in den Beruf zu bewegen.

Die Tuatara­Brückenechse…Neuseeländische

…und ihre Eier

Winzer ausgezeichnet

Parker‘s Wine Guide, einer der weltweit einflussreichsten

Weinführer, hat in seiner neuesten Ausgabe fünf Winzer

aus Neuseeland mit einem Fünf-Sterne-Rating versehen:

Te Mata Estate, Ata Rangi, Felton Road Wines, Pegasus Bay

und Rippon. Nach Aussagen von John Buck von Te Mata

Estate ist dies insbesondere deshalb bemerkenswert, weil

in der Vergangenheit in dieser Publikation neuseeländische

Weine so gut wie gar keine Beachtung gefunden hätten.

News

© 360° Neuseeland 02 | 2009 7


News

20 Jahre Bungee

Im November 1988 hatte AJ Hackett in Neuseeland seinen

ersten zahlenden Kunden. Für 75 Dollar durfte man

sich damals an einem Gummiseil in die Tiefe stürzen. Was

damals noch vielfach belächelt wurde, ist heute weltweit

ein fester Bestandteil der neuseeländischen Freizeitkultur:

Bungee-Jumping. Laut Hackett sprangen von seiner Anlage

auf der Kawarau Brücke bei Queenstown etwa 500.000

Menschen, sein Konzept verkaufte er in alle Welt. Heute ist

AJ Millionär. Den „Geburtstag” seiner Bungee-Anlage feierte

er zusammen mit seinem Freund und Geschäftskollegen

Henry van Asch und hunderten kostümierten Kindern

und Erwachsenen auf der Kawarau Brücke.

Deutsch­Neuseeländische

Gesellschaft

Die Deutsch-Neuseeländische Gesellschaft ist ein

gemeinnütziger Verein zur Förderung und Pflege der

kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und

Neuseeland sowie zur Vertiefung der deutsch-neuseeländischen

Verständigung. Die Idee einer Deutsch-

Neuseeländischen Gesellschaft wurde während der

WM 2006 geboren. Die Gründung erfolgte am 4. September

2006 in Stuttgart. Im Rahmen von monatlichen

Treffen in Stuttgart und Umgebung werden kulturelle

Veranstaltungen, politische Vorträge, landestypische

Konzerte, Weinproben, thematische Dinner und Ausflüge

geboten. Regelmäßig werden Veranstaltungen

zur Förderung des Deutsch- Neuseeländischen Schüleraustausches

organisiert.

Wer weitere Informationen zu dem Verein sucht, findet

diese auf dessen Website: www.deutsch-neuseelaendische-gesellschaft.de


Google: Street View für

Neuseeland gestartet

Anfang Dezember hat Google seinen Service Street View

für Neuseeland gestartet. Neuseeland ist damit das siebte

Land, für das Street View flächendeckend verfügbar ist.

Mit Street View wird es dem Benutzer ermög licht, einen

fotorealistischen 360°-Blick der Straßenumgebungen in

ganz Neuseeland zu erhalten. In den letzten Monaten

sind dafür mehrere Millionen Fotos gemacht worden.

http://maps.google.co.nz

Society

Hat Jubiläum: Der Bungee­Jump

The Aucklander

Baumhausrestaurant

bei Auckland fertiggestellt

Die neuseeländischen Yellow Pages (vergleichbar

mit den Gelben Seiten in Deutschland) hatten laut

„Genießer & Gourmet“ ein gewagtes Projekt geplant.

Inmitten eines Waldes im Norden von Auckland ist

ein einzigartiges Restaurant entstanden. Es handelt

sich dabei um ein Restaurant in Form eines Baumhauses.

Das Restaurant hat aber nicht nur die Form

eines Baumhauses, das auf sicherem, festem Boden

steht, sondern ist tatsächlich in zehn Metern Höhe in

einem alten Redwood Baum angebracht worden.

Für das unverwechselbare Design des Yellow

Treehouse, das ein wenig an eine Zwiebel erin-

nert, sind die Architekten von Pacific Enviroment

zuständig. Ein Besuch im Baumhaus-Restau-

rant soll Kindheitserinnerungen wieder aufleben

lassen und an Märchen erinnern. Die Architekten

ließen sich für das Design des Restaurants von

der Natur selbst inspirieren.

Zum Eingang des Restaurants gelangt man über

einen 60 Meter langen Weg. Es bietet Platz für bis

zu 18 Gäste. Die Küche und die Toiletten befinden

sich aber auf dem Boden. Die Konstruktion besteht

aus Pinienholz, das in den Zwischenräumen mit

Acrylglas verkleidet ist, damit ein Besuch im Baum-

haus auch bei schlechtem Wetter möglich ist. Das

Treehouse-Restaurant ist seit dem 10. Dezember

2008 geöffnet; Tischbestellungen – Lunch 95 NZ$,

Dinner 125 NZ$ pro Person – unter:

www.yellowtreehouse.co.nz

8 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Society

„Der Hobbit“: Dreharbeiten

über insgesamt 370 Tage

Regisseur Guillermo Del Toro gab neue Details zu

den kommenden Dreharbeiten der Fantasy-Ver-

filmung „Der Hobbit“ bekannt. Demnach werden

für die Aufnahmen insgesamt etwa 370 Arbeits-

tage eingeplant. Somit werde das Drehteam

knapp zwei Jahre sein Lager in Neuseeland auf-

schlagen. Außerdem gab Del Toro im Interview

mit der Website www.bilbohobbit.com bekannt,

dass „Der Hobbit“ mit sehr viel mehr außer-

gewöhnlichen Kreaturen aufwarten wird als sein

aktueller Fantasy-Film „Hellboy 2“.

Der Regisseur verspricht für die Adaption eine per-

fekte Mischung aus computer generierten Bildern

und Animatronik. 2010 sollen die Dreh arbeiten

beginnen. Das erste Kapitel soll schließlich im

Dezember 2011 an den Start gehen, ein Jahr später

wird dann die Fortsetzung debütieren.

Travel

Neuseeland gewinnt

Touristik­Awards

Neuseeland hat gleich zwei Auszeichnungen bei

den 2004 ins Leben gerufenen internationalen

„Virgin Holidays Responsible Tourism Awards“ in

London gewonnen. Einen Preis bekam das Land

als bestes und „grünstes“ Reiseziel, den zweiten

Award für „Verantwortungsvollen Touris-

mus“. Laut der Jury hat Neuseeland ein Zeichen

gesetzt. „Es sollten sich auch andere Regie-

rungen um mehr positive Mitwirkung in der Tou-

rismusbranche bemühen. Downunder hat man

es mit einer nationalen Strategie geschafft, den

Tourismus zugunsten von Kultur und Umwelt zu

nutzen.“ So entstanden bessere Reiseziele und

bessere Wohnorte. Aotearoa habe es geschafft,

seine hochgesteckten Ziele von über drei Milli-

onen Besuchern pro Jahr zu erreichen und den-

noch den Fokus auf Qualität, Ökologie und den

Schutz der Umwelt nicht zu verlieren.

News

Abenteuer Neuseeland

Mit unseren Urlaubs- und Erlebnisbausteinen verbringen

Sie einen unvergesslichen Urlaub im Kreise Gleichaltriger!

Erleben Sie während unseren Contiki-Rundreisen für

alle 18- bis 35-Jährigen die Highlights Neuseelands – es

werden unzählige Aktivitäten geboten und gleichzeitig

bleibt genügend Zeit, die Umgebung auf eigene Faust

zu erkunden.

Grand Adventurer

Tour von Auckland nach Christchurch, 12 Nächte, Verpflegung

und Busrundreise lt. Programm

Pro Person im 4-Bett-Zimmer ab º 989

Grand Explorer

Tour von Christchurch nach Auckland, 14 Nächte, Verpflegung

und Busrundreise lt. Programm

Pro Person im 4-Bett-Zimmer ab º 1.079

Flug nach Neuseeland

z. B. mit Cathay Pacific Pro Person ab º 1.236

www.dertour.de

© 360° Neuseeland 02 | 2009 9


Travel & Backpacking City Trip

Downtown Napier

Napier: Kleinod abseits

der Touristenrouten

Napier hat ein Problem. Es liegt außerhalb vieler

typischer Touristenrouten an der Ostküste

der Nordinsel. Für viele Reisende geht

es von Rotorua und Taupo aus direkt nach Wellington

und dann zur Südinsel. Schade, denn Napier ist

ein lohnenswerter und kurzer Umweg. Napier liegt

in der „Sunny Hawke’s Bay“ – und dieser Ausdruck

verspricht nicht zu viel, denn Napier hat über 2.200

Sonnenstunden im Jahr.

Typisch für Napier: Der Art Deco­Stil

Napier selber ist unter Kennern aufgrund seiner „1930

Art Deco“- und „Spanish Mission“- Gebäude als Juwel

der Architektur bekannt – eine Tatsache, auf die die

Bürger äußerst stolz sind. Schaut man etwas näher

hin, findet man eine interessante und mitunter tragische

Geschichte, die hinter der Entstehung dieser

Gebäude steckt. Im Februar 1931 wurden die Stadtzentren

der Zwillingsstädte Napier und Hastings

fast komplett durch ein Erdbeben der Stärke 7,8 und

einem darauf folgenden Feuer zerstört. 256 Menschen

starben. Durch das Erdbeben wurde die Landmasse

über 2,7 Meter angehoben, wodurch neues Land rund

um Napier, zum Beispiel in der ehemaligen Ahuriri

Lagune, entstand. Die Gebäude der Innenstädte wurden

im damalig modernen „Art Deco“- und „Spanish

Mission“-Stil wiederaufgebaut, welcher sowohl kostengünstig

als auch vergleichsweise einfach zu errichten

war. Seit Jahren bemüht sich nun der Art Deco-Trust

in Napier sowie die Städte Napier und Hastings um die

Instandhaltung und Restaurierung der Gebäude, und

seit den 1990er-Jahren steht das Stadtzentrum Napiers

unter Denkmalschutz. Täglich kann man auf „Art

Deco Walks“, die im Touristeninformationszentrum

„i-SITE“ an Napiers Marine Parade starten, mehr

über die Gebäude, den Stil und die Geschichte erfahren.

Besonders beliebt und beeindruckend ist das jährliche

„Art Deco Weekend“, bei dem üblicherweise im

sommerlichen Februar der Art Deco-Stil ausgiebig

gefeiert wird.

Art Deco Weekend auf der Marine Parade

Napiers Innenstadt und die Marine Parade

Man kann wunderbar an Napiers ungefähr acht Kilometer

langen Fußweg am Meer entlang spazieren, Rollerbladen

oder Fahrrad fahren. Startpunkt ist der Hafen,

wo man ab und zu eines der riesigen Kreuzfahrtschiffe

bewundern kann, die in den Sommermonaten häufig in

Napier vor Anker liegen. Neben dem Tom Parker Fountain

am nördlichen Ende der Marine Parade sitzt die

Pania Statue, die eine ähnliche Bedeutung für die Leute

von Napier hat wie die kleine Meerjungfrau von Kopenhagen

für die Dänen. Etwa 200 Meter weiter hat man im

Touristeninformationszentrum „i-SITE“ die Möglichkeit,

sich mit Prospekten, Straßenkarten und Informationen

für die nächsten Abenteuer einzudecken und Souvenirs

und Postkarten für die Daheimgebliebenen zu besorgen.

Und wie wär’s mit einer Runde Minigolf mit Meerblick

gleich nebenan? Gegenüber vom i-SITE beginnt

die Innenstadt – „Shop till you drop“ ist hier die Devise.

Wer etwas Besonderes sucht, ist in Läden wie „Ooma“

oder „St Beads“ auf Napiers Tennyson Street gut aufgehoben.

Letzterer bietet eine große Auswahl an verschiedenen

Perlen, mit denen man seinen eigenen Schmuck

gestalten kann. Liebevoll ausgestellte Süßigkeiten in

allen Farben und Formen gibt es bei „Humbugs“ auf

der Hastings Street. Ansonsten lädt eine Vielzahl verschiedener

Läden auf der Emerson Street zum Stöbern

ein. Am südlichen Ende der Marine Parade liegt das

„National Aquarium of New Zealand“, welches neben

einheimischen und exotischen Fischen auch einzigartige

Reptilien wie den neuseeländischen Tuatara, die

City Trip Travel & Backpacking

LAGE: Napier liegt an der Ostküste der Nordinsel, etwa

330 Kilometer nordöstlich von Wellington entfernt.

FLäCHE: 106 Quadratkilometer

EINWoHNER: Ca. 56.000 Einwohner

KLIMA: Mediterranes Klima, ca. 2.200 Sonnenstunden im Jahr

10 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 11

360° Info

Auckland

Hamilton

Palmerston North

Whangarei

Rotorua

Taupo

Wellington

360° Autorin: Nora Tenbrock

Napier

Nora Tenbrock ist vor dreieinhalb

Jahren nach Neuseeland ausgewandert.

Seit fast einem Jahr arbeitet

sie als Tierpflegerin mit See löwen

und Pinguinen bei Marine land

in Napier. Vorher hat sie durch

ihre fast zweijährige Tätigkeit als

Travel Consultant beim Napier

i-SITE viel über Napier und Neuseeland

gelernt. Nora und ihr Freund haben schon fast ganz

Neuseeland bereist und wollen auch noch die letzten Ecken

erkunden, bevor sie Mitte 2009 nach Australien ziehen.

oft als „lebende Fossilien“ bezeichnet werden, sowie

zwei Kiwis ausstellt. So verlockend das Meer entlang

dem Steinstrand der Marine Parade gerade im Sommer

auch aussehen mag, schwimmen ist hier wegen starker

Unterströmungen äußerst gefährlich.

Bluff Hill

Einen tollen Blick auf die nähere Umgebung hat man

vom „Bluff Hill Lookout“, der relativ gut ausgeschildert

ist. Die Fahrt über den Napier Hill ist allerdings selbst


Travel & Backpacking City Trip

für Ansässige immer wieder ein Abenteuer, deshalb

sollte man es als Besucher ruhig langsam angehen,

besonders auf den teils schmalen Straßen, die sich

nicht selten in steilen, engen und unübersichtlichen

Kurven hoch winden. Der mühsame Weg lohnt sich

jedoch und wer hat, sollte ein Fernglas mitbringen.

Wer gut zu Fuß ist, kann natürlich auch zum Lookout

hoch laufen.

Pinguine am Perfume Point

Ein kleiner Geheimtipp für Naturfreunde – speziell Pinguin-Freunde

– ist ein Ausflug mit Taschenlampe kurz

nach Dämmerung zum sogenannten „Perfume Point“

in Napiers Stadtteil Ahuriri. Dort kann man, wenn man

Glück und Geduld hat, kleine blaue Pinguine beobachten,

die dort zwischen den Felsen leben. Tagsüber sind diese

www.napier.govt.nz

www.artdeconapier.com

www.napier.nz.com

www.hawkesbaynz.com

Blick vom Bluff Hill auf Napier

360° Web Info

kleinsten Pinguine der Welt im offenen Meer auf Jagd,

sie kehren jedoch in den späten Abendstunden an Land

zurück. Man kann sie oft schon hören, bevor man sie

sieht, da sie lautstark prustend und quakend mit einander

kommunizieren.

Kulinarik und Kunst

In Napier und Umgebung gibt es eine ausgeprägte

Restaurant- und Café-Kultur. In der Innenstadt hat man

die Qual der Wahl zwischen etlichen Straßen cafés.

Eine tolle Gegend für einen gemütlichen Brunch oder

ein Mittagessen ist außerdem Napiers neues Lifestyle-

Viertel „Ahuriri“, welches mit idyllischem Blick auf den

Yachthafen und entspannter Atmosphäre zum Verweilen

einlädt. Hier reihen sich moderne Bars und Restaurants

mit Hafenblick entlang West Quay – eine Straße,

die sich besonders donnerstag- und samstagabends zur

entspannten Ausgehmeile verwandelt. Dort kann man

auch die Kalorien an der „Kiwi Adventures“ Indoor Kletterwand

gleich wieder abtrainieren oder sich für eine

der vielen Abenteuertouren wie „Gorging“ oder „Rafting“

anmelden. Wer sich kulinarisch mal wieder so

richtig was gönnen möchte, sollte unbedingt in einem

der Weingüter der Gegend speisen. Außerdem bietet

das Restaurant „Old Church“ in Napiers Stadtteil

„Meeanee“ aus gezeichnete Küche sowie ein außer-

12 02 | 2009 © 360° Neuseeland

… Rafting

Abenteuer pur ….

gewöhnliches Ambiente in einer restaurierten Landkirche.

In dieser Gegend befindet sich zudem der äußerst

empfehlenswerte „Filter Room“, eine Cidery und Brauerei,

die neben köstlichem Mittagstisch auch Apfelwein-

und Bierproben anbietet. Preisgekrönte französische

Küche bietet das „Pacifica“ an Napiers Marine Parade.

Überhaupt ist Hawke’s Bay als „Food & Wine“-

Destination bekannt, nicht zuletzt durch die vielen Bauern,

die ihre saisonalen Produkte in ihren kleinen Bauernhofläden

rund um Napier und Hastings verkaufen

– frischer geht’s nicht. Sehr beliebt ist auch der sogenannte

„Farmer‘s Market“, der das ganze Jahr über

jeden Sonntagmorgen auf den „Hastings Showgrounds“

stattfindet. In den Sommermonaten lädt außerdem der

„Black Barn Market“ bei Havelock Norths Black Barn

Winery samstagsmorgens zum Stöbern und Schmausen

ein. Auf beiden Märkten bieten lokale Bauern ihre Spezialitäten

von frischem Obst und Gemüse bis zu Marmelade,

Fleisch, Käse, Soßen und frischem Landbrot feil.

In der Erdbeerzeit von Dezember bis Februar sollte man

es auf keinen Fall verpassen, frische Erdbeeren sowie

frisches Fruchteis zu kaufen, zum Beispiel bei „Strawberry

Patch“, einem kleinen Bauernladen auf der Havelock

Road zwischen Havelock North und Hastings.

360° Info

GESCHICHTE

City Trip Travel & Backpacking

Hinweise, die auf eine Maori Besiedlung der Gegend hinweisen,

gehen zurück bis ins 10. Jahrhundert

1769 Captain James Cook entdeckt Napier als erster Europäer

1830 Erste europäische Besiedlung Napiers durch Walfänger,

Missionare und Händler

1851 Das erste Hotel in Napier wird eröffnet

1853 Napier wird den Maoris von Donald McLean abgekauft

1854 Auf Alfred Dometts (späterer Premierminister Neuseelands)

Wunsch hin bekommt Napier seinen Namen und wird

nach Sir Charles Napier (Britischer General und Commanderin-Chief

in Indien) benannt

3. Februar 1931 Ein Erdbeben der Stärke 7,8 und ein darauf folgendes

Feuer zerstören die Innenstadt Napiers, 256 Menschen

kommen dabei ums Leben, neues Land entsteht durch die Anhebung

der Landmasse um 2,7 Meter, in den folgenden Jahren wird

die Stadt im damals aktuellen Art Deco-Stil wiederaufgebaut

1950 Napier wird offiziell zur Stadt gekürt

uNIS/SCHuLEN: EIT – Eastern Institute of Technology

KuLINARISCHES

Mission Estate: Das älteste Weingut Neuseelands, geschichtliche

Weinkellertouren, täglich Mittagstisch und Abendessen,

Weinprobe bis ca. 17 Uhr, ausgezeichnete Küche mit wechselndem

Menü; 198 Church Rd, Greenmeadows, Tel.: 06 / 84 59 35 0,

www.missionestate.co.nz

Church Road Winery: Täglich Mittagstisch, Touren durchs Weinmuseum,

Weinprobe bis ca. 17 Uhr, Gewinner des 2008 „Signature

Dish“, einem kulinarischen Wettbewerb unter Spitzen köchen

in der Gegend (www.foodhawkesbay.co.nz); 150 Church Rd,

Taradale, Tel.: 06 / 84 42 05 3, www.churchroad.co.nz

Old Church Restaurant: Ausgezeichnete Küche in ungewöhnlichem

Ambiente einer restaurierten Kirche mit eigenem kleinen

Weinanbau, Mittagstisch und Abendessen; 199 Meeanee

Rd, Tel.: 06 / 84 48 86 6, www.theoldchurch.co.nz

Filter Room & Cider Tree Café: Mittagstisch mit sehr gutem

Essen und der Möglichkeit, im Filter Room nebenan verschiedene

Apfelweine und Biere zu probieren; Awatoto Rd, Meeanee,

Tel.: 06 / 84 54 08 4, www.thefilterroom.co.nz

Strawberry Patch: Von Dezember bis Februar: Toller Bauernladen,

wo man neben frischen Erdbeeren (fertig gepackt oder

selbst gepflückt) auch köstliches Erdbeer-Joghurt-Eis sowie

weitere Bio-Produkte kaufen kann (u. a. Spargel, Tomaten,

Kartoffeln), 96 Havelock Rd, Havelock North, Tel.: 06 / 87 71 35 0,

www.strawberrypatch.co.nz

© 360° Neuseeland 02 | 2009 13


Travel & Backpacking City Trip

SEHENSWERTES

Museen, Parks etc. Art Deco Architektur: Täglich kann

man auf geführten „Art Deco Walks“ mehr über die Art

Deco- und Spanish Mission-Gebäude der Innenstadt

er fahren. Weiterhin werden Minibustouren oder eine

„self-guided Art Deco-Walk“-Broschüre angeboten. Für

weitere Informationen und Art Deco Souvenirs lohnt

sich ein Besuch im „Art Deco Shop“; 163 Tennyson St,

Tel.: 06 / 83 50 02 2, www.artdeconapier.com

Hawke’s Bay Museum & Art Gallery: Museum und

Kunstgalerie mit fester sowie wechselnden Ausstellungen

lokaler, nationaler und internationaler Künstler,

u. a. Maori Art und eine sehr interessante Ausstellung

über das Erdbeben von 1931; 9 Herschell St,

Tel.: 06 / 83 57 78 1, www.hbmag.co.nz

Napier Prison: Das alte Gefängnis von Napier, heute zu

einem beliebten Backpacker umfunktioniert, bietet täglich

ca. einstündige Touren durch die alten Gemäuer

mit Geschichten über ehemalige Insassen, Hinrichtungen

und das mysteriöse Hausgespenst …; 55 Coote

Rd, Tel.: 06 / 83 59 93 3, www.napier-prison-accommodation.com

National Aquarium of New Zealand: Neuseelands größte

Ausstellung von Meerestieren einschließlich Haien,

Piranhas, dem einzigen Krokodil Neuseelands, Tuatara

und Kiwis. Auf „Behind the Scenes“-Touren kann man

hinter die Kulissen blicken, zudem können qualifizierte

Taucher im „Ocean Tank“ mit Haien, Stachelrochen und

anderen Fischen und Krustentieren tauchen und diese

füttern; Südende der Marine Parade, Tel.: 06 / 83 41 40 4,

www.nationalaquarium.co.nz

Ocean Spa: Freibad mit verschieden temperierten Hot-

Pools, Sauna und Dampfbad, Solarium und Spa, tolle

Lage mit Blick aufs Meer, täglich bis 22 Uhr geöffnet;

42 Marine Parade, Tel.: 06 / 83 58 55 3, www.hawkesbaynz.

com/oceanspa_3084.aspx

Par2 Minigolf: Minigolfbahn mit tollem Meerblick direkt

neben dem Informationszentrum, zwei verschiedene

18 Loch-Bahnen; Marine Parade, Tel.: 06 / 83 40 24 8,

www.par2golf.co.nz

SEHENSWERTES IN DER uMGEBuNG

Cape Kidnappers: Bekannt für die größte zugängliche Tölpelkolonie

der Welt und einen der schönsten Golfplätze

der Welt ist Cape Kidnappers, eines der Naturhighlights

der Gegend. Erreichbar ist das Kap nur entlang eines

14 02 | 2009 © 360° Neuseeland

360° Info 360° Info

etwa zehn Kilometer langen Strandes, der wiederum nur

bei Ebbe freiliegt. Die Gezeiten kann man beim Napier

i-SITE erfragen; www.visitus.co.nz (Napier i-SITE),

www.gannets.com, www.gannetsafaris.com

Ocean Beach & Waimarama Beach: Wunderschöne

Sandstrände etwa eine Stunde südlich von Napier, toll

zum Schwimmen und Sonnenbaden im Sommer oder

für lange Spaziergänge im Winter. Mehr Informationen

und Wegbeschreibung kann man beim Napier i-SITE

bekommen: 100 Marine Parade, Tel.: 06 / 83 41 91 1,

www. visitus.co.nz

Mountain Valley: Adventure Lodge, etwa 45 Minuten

nördlich von Napier. Mountain Valley liegt in wunderschöner

Umgebung am Mohaka River und bietet Unterkünfte,

Rafting, Reiten, Kajaken, Fishing und andere Aktivitäten

an; McVicar Rd, RD2, Tel.: 06 / 83 49 75 6, www.

mountainvalley.co.nz

Hawke’s Bay Farmer’s Market: Jeden Sonntag zwischen

8.00 und 12.00 Uhr auf den „Hawke’s Bay Showgrounds“

in Hastings. Lokale Bauern bieten hier ihre saisonalen

Produkte an; www.foodhawkesbay.co.nz

Silky Oak Chocolate Factory: Schokoladenfabrik mit dazugehörigem

Shop, Museum und Café; 1131 Links Rd, Tel.:

06 / 84 50 90 8, www.silkyoakchocs.co.nz

Te Mata Cheese: Käserei, die auf Schafs-, Kuh-, und

Ziegenkäse spezialisiert ist. Vor Ort kann man verschiedene

Käsesorten probieren und kaufen, zudem

gibt es ein Café; 393 Te Mata Rd, Havelock North,

Tel.: 06 / 87 58 28 2, www.tematacheese.co.nz

Arataki Honey: Dieser Honighersteller bietet in einem

modernen Besucherzentrum Honig verschiedenster

Geschmacksrichtungen, den man auch probieren kann,

sowie Souvenirs rund um das Thema Honig an. Außerdem

kann man den Bienen bei der „Arbeit“ zuschauen

und sich über die Herstellung des Honigs informieren.

Auch toll für Kinder; 66 Arataki Rd, Havelock North, Tel.:

06 / 87 77 30 0, www.aratakihoneyhb.co.nz

Haumoana Farmyard & Zoo: Streichelzoo mit Farmtieren,

die auch gefüttert werden können, u. a. Ziegen,

Schafe, Kaninchen und Meerschweinchen. Ponyreiten

für Kinder wird auch angeboten; 32 East Rd, Haumoana,

Tel.: 06 / 87 50 24 4, www.farmyardzoo.co.nz

Te Mata Peak: Aussichtspunkt mit wunderschönem

Blick über Napier und Hastings bis zur Mahia Halbinsel

im Nordosten und dem Tongariro National Park

im Westen; Havelock North.

uNTERKüNFTE

€ € € Te Pania Scenic Circle Hotel: Gut ausgestattete

Zimmer, alle mit Meerblick, nah am Stadtzentrum,

Restaurant und Bar vorhanden; 45 Marine Parade, Tel.:

06 / 83 37 73 3, www.scenic-circle.co.nz

€ € € County Hotel: Fünf Sterne-Hotel der alten Klasse,

sehr urig mit edlem Ambiente, ausgezeichnetes Restaurant

(„Chambers Restaurant”) und Bar, sehr gute Lage; 12 Browning

St, Tel.: 06 / 83 57 80 0, www.countyhotel.co.nz

€ € € The Nautilus: Das neueste Hotel in Napier, viele

Zimmer mit Meerblick, Restaurant und Bar; 387 Marine

Parade, Tel.: 06 / 97 46 55 0, www.nautilusnapier.co.nz

€ € Beachfront Motel: Gut ausgestattete Räume, viele

mit Meerblick, gute Lage nahe dem Stadtzentrum und

den Marine Parade Attraktionen; 373 Marine Parade,

Tel.: 06 / 83 55 22 0, www.beachfrontnapier.co.nz

€ € Harbour View Motor Lodge: In Ahuriri gelegen,

gut ausgestattete Zimmer, manche mit Hafenblick,

City Trip Travel & Backpacking

etwa acht Minuten Fahrt zum Stadtzentrum, nahe an

einer guten Auswahl an Restaurants in Ahuriri; 60 Nelson

Quay, Ahuriri, Tel.: 06 / 83 58 07 7, www.harbourview.co.nz

€ € Deco City Motor Lodge: Motel im Art Deco Stil,

gut ausgestattete Zimmer, etwa fünf Minuten Fahrt zum

Stadtzentrum; 308 Kennedy Rd, Tel.: 06 / 84 34 34 2,

www.decocity.co.nz

€ YHA: Gute Lage zu den Marine Parade Attraktionen,

der Innenstadt und Supermärkten; 277 Marine Parade,

Tel: 06 / 83 57 03 9, www.yha.co.nz

€ Wally’s Backpacker: Einer der wenigen Backpacker

mit Parkmöglichkeit, gute Lage zur Stadt; 7 Cathedral

Ln, Tel.: 06 / 83 37 93 0, www.wallysbackpackers.

co.nz

€ Westshore Holiday Park: Kleiner Holidaypark

mit Unterkunftsmöglichkeiten von Zeltplätzen bis

zu Familienzimmern; 88 Meeanee Quay Westshore,

Tel.: 06 / 83 59 45 6, www.westshoreholidaypark.co.nz

– ANZEIGE –

© 360° Neuseeland 02 | 2009 15


Travel & Backpacking City Trip

Tölpelkolonie…

In der Gegend gibt es außerdem zahlreiche lohnenswerte

Galerien, die die verschiedenartigsten Kunstgegenstände

ausstellen und verkaufen, von Holzwerkstätten

über Töpfereien und Glaser bis hin zu Malerei und

Bildhauerei. Schokoladenfreunde werden die „Chocolate

Factory“ lieben, die neben einem Schokoladenmuseum

auch einen Shop und ein Café beherbergt. Eine

Tour im alten Gefängnis von Napier, das heute zu einem

Backpacker umfunktioniert ist, erzählt Geschichten von

ehemaligen Insassen und vielleicht begegnet man sogar

dem Gespenst, welches dort immer noch haust. Wer

sich für Schafwollprodukte und ihre Herstellung interessiert,

kann den Leuten bei „Classic Sheepskin“ bei der

Arbeit über die Schulter schauen und im Shop anschließend

die fertigen Produkte erstehen.

Napiers Weingüter:

Beste Weine und ausgezeichnete Küche

Die Weingüter der Gegend sind bekannt für gute Weine

aller Art und für ihre ausgezeichnete Küche. Mit über 70

„Wineries“ hat man die Qual der Wahl. Die meisten sind

täglich zur Weinprobe geöffnet. Die Restaurants sind

größtenteils nur für den Mittagstisch geöffnet, es gibt

aber ein paar Wineries, die auch Abendessen anbieten.

Eine der geschichtsträchtigsten Weingüter ist wohl die

„Misson Estate Winery“ (lesen Sie dazu den Beitrag in

Heft 01/2009, Seite 80, die Red.), das älteste Weingut

Neuseelands. Täglich werden historische Touren durch

… am Cape Kidnappers

den Weinkeller angeboten, die Interessierte über die

ereignisreiche Geschichte des Weinguts informieren.

Will man einige der beliebtesten Weingüter ausgiebig

erkunden, kann man sich einer der vielen Weintouren

anschließen. Während dieser Weintouren besucht man

üblicherweise vier bis fünf Weingüter inklusive Weinprobe

und wird dabei in ganz klassisch lockerer Kiwi-

Art von einem erfahrenen Tourguide und Weinkenner

bei Laune gehalten. Im Februar findet außerdem jedes

Jahr ein Wein event der Extraklasse statt: Beim „Harvest

Hawke’s Bay“ laden teilnehmende Weingüter ein

Wochenende lang zur Weinprobe, Workshops und Konzerten

ein (vom 7. bis 8. Februar, www.harvesthawkesbay.co.nz).

Tölpel am Cape Kidnappers

Ein weiteres Highlight in der Gegend ist das Cape Kidnappers.

Das besondere am Cape Kidnappers ist die Tölpelkolonie,

die zwischen den Monaten September und April

auf den Klippen vom Black Reef bis zum höher gelegenen

Plateau nistet. Auf überraschend engem Raum tummeln

sich Tausende von Vögeln und man kann äußerst nah

heran, um die Erwachsenen bei ihren beeindruckenden

Ritualen und die Jungen, die im Dezember schlüpfen, bei

ihren ersten Flugversuchen zu beobachten.

Das Kap ist, abgesehen von Privatland, ausschließlich

entlang eines etwa zehn Kilometer langen Strandes

erreichbar, der nur bei Ebbe freiliegt. Die günstigste

Variante ist somit ein etwa 20 Kilometer (zehn Kliometer

hin, zehn zurück) langer Fußmarsch. Was wenige wis-

City Trip Travel & Backpacking

sen: Statt auf dem ausgewiesenen Parkplatz, der etwa

20 Minuten südlich von Napier liegt, zu parken und von

dort aus loszulaufen, sollte man auf den rechts anschließenden

Campingplatz fahren, dort ca. 50 Cent Parkgebühr

bezahlen und auf dem hinteren Teil des Campingplatzes

parken. Wenn man von dort aus losläuft, spart

man etwa 15 Minuten Fußmarsch.

Blick auf die Spitze

16 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 17

Cape Kidnappers


Travel & Backpacking City Trip

Cape Kidnappers

Beliebtes Ausflugsziel in der Hawke‘s Bay.

City Trip Travel & Backpacking

18 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 19


Travel & Backpacking City Trip

Wem das Laufen zu anstrengend ist, der kann sich einer

der zwei Touren anschließen, die in den Sommermonaten

zwischen Oktober und April angeboten werden.

Eine Tour, „Gannet Beach Adventures“, führt auf der

Ladefläche eines Traktors am Strand entlang. Unterwegs

werden immer wieder kurze Stopps eingelegt, um

die Passagiere über die Geologie und die Geschichte

der Gegend zu informieren. Die Traktorfahrer sind

außerdem üblicherweise zu kleinen Späßen aufgelegt,

man sollte also mit nassen Füßen rechnen. Es folgt

ein letzter, etwa zwanzigminütiger Fußmarsch hoch

zum sogenannten Plateau, auf dem der größte Teil der

Tölpelkolonie nistet. Diese Tour ist auch für Familien

mit Kindern geeignet. Die zweite Tour, „Gannet Safaris“,

führt in klimatisierten Kleinbussen über privates

Hinterland, vorbei an einem spektakulären Golfplatz

(gemäß der Britischen Zeitung „Daily Telegraph“ der

beste Golfplatz der Welt) und mit ausgiebigen Stopps

an Aussichtspunkten, direkt zum Plateau.

Wer im neuseeländischen Winter in der Gegend ist,

sollte aber nicht enttäuscht sein, dass keine Tölpel

da sind. Der Zugang zum Plateau ist von Mai bis

Oktober zwar ohnehin gesperrt, allerdings lohnt sich

ein Fußmarsch entlang der Klippen bis zum sogenannten

„Black Reef“ unterhalb des Plateaus trotzdem:

Die Landschaft ist unglaublich schön und es ist

nicht ungewöhnlich, zu dieser Jahreszeit hier auf neuseeländische

Fellrobben zu stoßen, die sich auf den

Felsen sonnen.

Bush Walks

Neuseelands Fellrobben am Black Reef

Wer sich für Bush Walks interessiert, sollte Napier auf

State Highway 2 in Richtung Gisborne verlassen. Nach

etwa 20 Minuten windet sich die Straße durch die bewaldete

Hügellandschaft. Auf der rechten Seite erscheint bald

Auf dem Tongoio Walk – Te Ana Falls

Shine Falls

der „Tongoio Falls Bush Walk“, ein kurzer Weg, auf dem

man an zwei Wasserfällen, den Te Ana Falls und den Tongoio

Falls, vorbei kommt. Folgt man State Highway 2 etwas

weiter, erscheint auf der linken Seite das „White Pine Bush

Scenic Reserve“ mit einem etwa einstündigen, einfachen

Bush Walk durch eine für Hawke’s Bay typische Buschlandschaft.

Der Walk ist auch für Rollstuhlfahrer geeignet.

20 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Wer mehr Zeit hat, sollte den State Highway 2 weiter nach

Norden bis Tutira folgen, welches ca. eine Autostunde von

Napier entfernt liegt. Von dort führt links eine Schotterstraße

in das sogenannte „Boundary Stream“-Gebiet und

zu den „Shine Falls“, dem mit 58 Metern höchsten Wasserfall

der Hawke’s Bay. Den Wasserfall selbst erreicht

man über einen einfachen, etwa 30-minütigen Bush Walk.

Die Gegend des Boundary Stream bietet zudem weitere

interessante Walks verschiedener Schwierigkeitsgrade.

Für erfahrene Wanderer bieten sich sowohl im Kaweka

Forest Park als auch im Ruahine Forest Park, westlich

von Napier und Hastings, ein- bis mehrtägige Touren.

Eine gute, ausführliche und übersichtliche Webseite für

Walks und Tracks in ganz Neuseeland ist die Webseite

des Department of Conservation: www.doc.govt.nz (ausführlich

in Heft 05/2008, S. 74f, die Red.). Außerdem kann

man sich mit Informationen und Karten beim i-SITE oder

dem lokalen DOC-Büro eindecken.

Wer einen der typisch neuseeländischen einsamen

Strände sucht, sollte sich auf den etwa einstündigen

Weg zum südlich von Napier gelegenen „Ocean Beach“

machen. Üblicherweise ist nur der Bereich direkt am

Parkplatz etwas belebter, besonders im Sommer. Wenn

man aber einen kleinen Fußmarsch auf sich nimmt,

ist man schnell allein und kann entweder ein Bad in

den kühlen Wellen oder ein langes Sonnenbad in den

Dünen genießen. Ein Spaziergang an diesem wunderschönen

kilometerlangen Sandstrand mit den grünen

Hügeln im Hintergrund ist wie eine Therapie für die

Seele und lohnt sich auch an kälteren Wintertagen.

Auf dem Rückweg nach Napier sollte man sich unbedingt

noch die „Maraetotara Falls“ anschauen, ein

hübscher Wasserfall eingebettet in neuseeländische

Buschlandschaft und ein beliebter „swimming spot“

an heißen Sommertagen.

Wer es abenteuerlich mag, der kann in den Bergen

nordwestlich von Napier Rafting Trips unternehmen,

Kanu fahren, reiten, fischen und campen, zum Beispiel

bei Mountain Valley, einer entlegenen und malerischen

Adventure Lodge ungefähr 40 Minuten von Napier.

Mountain Valley bietet zudem Unterkünfte in verschiedenen

Preisklassen, vom einfachen Zeltplatz am Fluss

bis zu voll ausgestatteten Familienbungalows.

Te Mata Peak

City Trip Travel & Backpacking

Ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt in der Gegend

ist der Te Mata Peak bei Havelock North. Gemäß einer

Maori-Legende ist der Peak der Körper des riesigen

Maori-Chiefs eines der Küstenvölker von Waimarama

namens Te Mata O Rongokako. Zwischen dem Küsten-

Maraetotara Falls

© 360° Neuseeland 02 | 2009 21


Preview 02/2008







































°

98 02

| 2009 © 360° Neuseeland


































02/2008 Vorschau




























°






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Travel & Backpacking Travelogues

Mit Smilla durch Neuseeland:

Eine Radreise mit Baby

im Anhänger

Na, jetzt wollt ihr wohl endlich sesshaft werden!“

Unsere Familie scheint irgendwie die falschen

Schlüsse zu ziehen, als Wibkes Bauch immer

dicker und dicker wird. Bedeutet ein Baby das Ende vom

Nomadenleben? Nun ja, wir lassen die Sache mal auf

uns zu kommen.

Schon ein paar Wochen nach ihrer Geburt merken wir:

Smilla liebt es, unterwegs zu sein. Die Lust zu reisen

scheint sie geerbt zu haben. Also beginnen wir langsam

Reisepläne zu schmieden. „Das könnt ihr doch dem Kind

nicht antun!“ ist die allgemeine Reaktion. Warum Reisen

schädlich für Kinder sein soll, kann uns allerdings keiner

wirklich erklären und so beschließen wir, es zu wagen.

Geht es Kindern nicht dann am besten, wenn ihre Eltern

glücklich und ausgeglichen sind und wenn sie möglichst

viel Zeit mit ihnen verbringen können?

Ziemlich schnell ist das Ziel klar: Neuseeland. Liegt nicht

dort das Paradies ohne giftige Tiere, politische Unruhen

und Malaria? Viele Berichte beschreiben die grenzenlose

Weite, die geheimnisvollen Berge und besonders

die netten Einheimischen. Mit minimal einem Tag

maximal einem Jahr, legen wir unsere Reisedauer zum

Leidwesen unserer Verwandten nur vage fest. Einfach so

Wibke, Smilla, Axel und ihre Ausrüstung: So wenig wie möglich und

doch genug. Neben 100 Diaf lmen muss auch eine obstreibe für Smilla

in den acht Radtaschen einen Platz f nden.

Kann man mit einem fünf Monate alten Baby eine Radreise machen?

Etwas Vorbereitung, Enthusiasmus und ein ruhiger Reiserhythmus

gehören auf jeden Fall dazu.

lange mit den Fahrrädern unterwegs sein, wie es allen

Expeditionsteilnehmern gefällt. Smilla ist der Maßstab

unserer Reise.

Als sie fünf Monate wird, beginnen wir unsere Sachen zu

packen. Ein Radanhänger, Babyschlafsack, 47 Windeln,

die Nuckelflasche mit zwei Aufsätzen und eine Obstreibe

– die Packliste wächst ins Unermessliche. Wie soll

das nur in die Fahrradtaschen passen? Irgendwie findet

dann doch alles seinen Platz. Wir packen das ein, was wir

eigentlich auf jede Reise mitnehmen: ein paar Klamotten,

ungefähr 100 Filme, Aufnahmegerät, Fahrrad und Zelt.

„Möglichst einfach reisen“ heißt unsere Devise. Denn

einerseits schont das die Reisekasse und andererseits

garantiert es den wirklichen Kontakt mit Land und Leuten.

Warum wir reisen? Wir wollen den frischen Wind im

Gesicht spüren, andere Lebensweisen kennenlernen und

mit neuen Ideen nach Hause kommen.

Flug ins ungewisse

Wir sitzen im Flieger und warten auf den Start. Unsere

ohnehin angespannten Nerven werden noch ein bisschen

mehr gestrafft: Wie wird Smilla auf das Fliegen reagieren,

auf den Druck beim Start und das stundenlange

Eingequetschtsein? Doch wir beruhigen uns bald: Sie

registriert alles mit Wohlwollen und verschläft fast den

gesamten Flug in ihrem Babysitz, bis wir in Auckland,

24 02 | 2009 © 360° Neuseeland

im Trubel der Großstadt, landen. Die Zeitumstellung setzt

uns zu, denn Neuseeland ist Deutschland genau zwölf

Stunden voraus. Wir sind am anderen Ende der Welt

angekommen. Das Wasser läuft verkehrt herum in den

Ausguss, am Sternenhimmel sieht man das Kreuz des

Südens, ja, sogar die Autos fahren auf der anderen Seite

– nämlich links. Nach ein paar Tagen Erholungsschlaf

packt uns das Reisefieber. Also alle acht Rad taschen,

Zelt, Windeln, Rucksäcke verstaut, Smilla in den Anhänger

gesetzt und los geht’s!

Über grüne Hügel fahren wir in Richtung Meer. Unser

erstes Ziel heißt Coromandel, eine Halbinsel südöstlich

von Auckland. Es ist Frühling, alles blüht, die

Sonne scheint und es geht auf kleinen, bergigen Straßen

immer entlang der Küste. Eine Bucht grenzt an die

nächste. Langsam stellt sich ein Reiserhythmus ein, der

sich erstaunlich gut mit Smillas Bedürfnissen zu decken

scheint. Sobald sie im Radanhänger sitzt, hören wir keinen

Ton mehr von ihr. Sie liegt wie eine Prinzessin in

ihrer schaukelnden Kutsche und beobachtet voller Neugier

die vorbeiziehende neue Welt. Ihre Essenspausen

entsprechen ungefähr den unseren. Avocados und Äpfel

gibt es an jeder Straßen ecke und Stillen ist unterwegs

einfach praktisch.

Radfahren bei 16 Prozent

Langstreckenradler sollten Minimalisten sein! Alles,

was sie während einer Reise dabei haben, muss mit

eigener Muskelkraft bewegt werden. Für uns gilt

das natürlich auch. Doch auf dieser Reise macht es

Travelogues Travel & Backpacking

360° Autoren: Wibke Raßbach / Axel Bauer

Wibke Raßbach, 27, arbeitete

nach dem Abitur mit Menschen

mit einer geistigen Behinderung

in Schottland, Indien, Norwegen

und Deutschland, bevor sie ein

Studium der Sozialarbeit / Sozialpädagogik

abschloss. Momentan

macht sie eine Weiterbildung zur

Natur- und Erlebnispädagogin.

Axel Bauer, 32, absolvierte ein

Studium der Innenarchitektur,

nachdem er zuvor eine Tischlerlehre gemacht hatte. Zurzeit arbeitet

er als Innenarchitekt und Designer. Die beiden haben gemeinsame

Reisen nach Tanzania, Kirgisien, Usbekistan, Nepal, Indien

und Neuseeland unternommen. In verschiedenen Diavorträgen

und Ausstellungen im Bereich Fotografie lassen sie die Besucher

an ihren Reisen teilhaben. Smilla Emilie Bauer, geboren am 27. Mai

2007, ist Mittelpunkt der Familie. Ihr Lieblingsort ist der Fahrradanhänger,

ihre momentane Beschäftigung: Spielespezialist.

www.kwerhoch2.de

sich noch unsere acht Kilogramm schwere Smilla im

Anhänger bequem. Zudem führt sie eine angemessene

Kleidersammlung, Decken, Hüte und Toilettenartikel

verschiedener Art mit sich. Auf flachen Strecken

ist diese Gewichtssteigerung gut zu verkraften.

Doch in Neuseeland führen die Straßen oft in direkter

Linie zum Gipfel, sodass uns Steigungen mit 16 Prozent

in Wettkampflaune bringen und die Fahrrad-

Neuseeland ist das Land der steilen Berge. Bei 16 Prozent

Steigung muss Axel alles geben, um den Fahrradanhänger

vorwärts zu bewegen. Smilla genießt währenddessen

bequem die Aussicht.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 25


Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking

Coromandel Halbinsel

Auf der Coromandel Halbinsel im Norden Neuseelands grenzt eine Bucht an

die nächste. Das klare, blaue Wasser, der helle Sand und die üppige Vegetation

machen dieses Gebiet einzigartig. Kein Wunder, dass sich hier in den

1970er-Jahren viele Hippies niedergelassen haben.

26 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 27


Travel & Backpacking Travelogues

kette enorm dehnen. Alle Muskeln sind gespannt,

der Höhen messer zählt die Meter. Die Berge fordern

unsere ganze Energie.

Als wir erschöpft bei einer Dorfschule ankommen,

fragen wir nach einem Laden. Wir müssen wohl sehr

verhungert ausgesehen haben, denn sofort werden

wir herein gewinkt und mit frischen Früchten wieder

aufgepäppelt. Wir sind in einer Maorischule gelandet.

Die Ureinwohner versuchen, ihre alten Bräuche

und ihre eigene Sprache über die Jetztzeit zu retten.

Mit dem Direktor, einem sehr ausgelassenen und entspannten

Mann, kommen wir ins Gespräch. Er ruft die

Schüler zum „Haka”, dem traditionellen Kriegstanz,

zusammen. Uns stehen die Haare zu Berge! Zu wildem

Klatschen und Schlagen auf die Brust werden helle

Schreie ausgestoßen, die Zungen herausgestreckt

und das Gesicht mit wilden und furchteinflößenden

Grimassen belegt.

Zu Besuch bei einem Spät­Hippie

Auch dieser Kriegstanz hat die Maori nicht davor bewahrt,

von den Engländern kolonialisiert zu werden und bis

heute ist die Kluft zwischen den beiden Parteien deutlich

zu spüren. Wir, als Reisende, nehmen einen Sonderstatus

ein und kommen mit beiden Seiten ins Gespräch.

In Rotorua kocht die Erde. Blubbernden Matsch und

schwefelhaltige, heiße Quellen fndet man überall:

stinkend, aber faszinierend schön.

Überhaupt haben wir schon in den ersten drei Wochen

so viele Menschen kennengelernt, die unterschiedlicher

nicht sein könnten. Abends fragen wir meist in einem

Haus am Weg, ob wir unser Zelt im Garten aufbauen

dürfen. Fast nie sind wir zurückgewiesen worden, natürlich

hat Smilla keinen geringen Anteil daran. Ganz im

Gegenteil: Die Kiwis laden uns oft noch zum Essen ein,

bieten uns Dusche und Waschmaschine an und stecken

uns Avocados oder Orangen zu. Diese Art der Übernachtung

hat natürlich entscheidende Vorteile zum Zeltplatz:

Erstens lernen wir dadurch sehr interessante Menschen

kennen und zweitens wird unsere knapp bemessene Reisekasse

geschont. Die Kiwis, die meist sehr verstreut und

einsam wohnen, sind wiederum froh, wenn einmal ein

Fremder vorbeischaut.

Bei Greg Taylor bleiben wir gleich eine ganze Woche.

Vor 30 Jahren, als zahlreiche Hippies durch Neuseeland

zogen, kaufte er sich im Norden von Coromandel Land

und wurde Selbstversorger: Gemüse, Obst, Schafe und

Hühner, nebenbei ein wenig Tischler- und Holzfällerarbeit.

Er ist ein Lebemensch, hat zahlreiche Tätowierungen

und sechs Kinder mit vier Frauen. Sein ältester

Sohn ist 37 und der Jüngste vier Jahre alt. Gegen freie

Kost und Logis tischlert Axel halbtags mit Greg, während

Wibke sein Haus auf Vordermann bringt und Schafsmist

für den Garten sammelt. Wir wohnen in einer eigenen

Blockhütte mit Holzofen.

28 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Bei Greg Taylor bleiben die drei eine Woche und wohnen in ihrer eigenen Blockhütte.

Smilla genießen das Feuer im ofen, während draußen der Regen prasselt.

Solange der Regen prasselt

Die Arbeit mit Greg tut gut. Wir riechen in seiner Werkstatt

den vertrauten Geruch von Holz. Einsam liegt sein

Haus mitten im Buschland an der Spitze der Coromandel

Halbinsel. Die unterschiedlichsten Vogelgesänge sind zu

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hören, Riesenfarne stehen vor dem Fenster,

der Regen prasselt. Wenn das Wetter besser

wird, wollen wir wieder los. Doch jetzt regnet

es erst einmal über Tage hinweg. Greg erzählt

uns mit stolzgeschwellter Brust und schwer

verständlichem Akzent von seinem Leben als

„bushman”, als Holzfäller. Er spricht von Riesenkauribäumen,

die er mittels eines provisorischen

Staudammes und der folgenden Flut

den Berg hinunter gespült hat. Im Satz danach

– Greg liebt es zu erzählen – schwärmt er von

seinem reichen Gemüsegarten, der mit Seegras

als Dünger ungeahnt gute Geschmacksvarianten

hervorbringt. Wir merken ihm an,

dass er verdammt stolz ist, sich von den Supermärkten

losgesagt zu haben.

Als der Himmel aufklart, verlassen wir einen

liebgewonnenen Menschen und ziehen mit

unseren Rädern weiter gen Süden.

Tanz auf dem Vulkan

Auf dem Weg von Tauranga nach Rotorua haben wir

starken Gegenwind und können den Schwefel schon gut

zehn Kilometer vor der Stadt riechen. Hier gibt es zahlreiche

heiße Quellen und der Matsch blubbert an man-

© 360° Neuseeland 02 | 2009 29


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chen Stellen direkt im Straßengraben. Doch die Bewohner

haben sich ganz gut an den Geruch von faulen Eiern

gewöhnt. Die Stadt ist von Vulkankratern umgeben.

Der letzte Ausbruch ist noch gar nicht so lange her und

irgendwie bekommen wir bei dem Gedanken ein laues

Gefühl im Bauch. Doch trotz der Vulkane und des Schwefels

ist Rotorua bei den Neuseeländern sehr beliebt. Die

Gegend ist wirklich wunderschön: absolute klare Flüsse

mit riesigen Forellen, Redwoodwälder und viele bezaubernde

Bergseen. Manchmal denken wir, wir sind mitten

im Paradies gelandet.

Smillas Villa

Als wir nach zwei Tagen Zeltplatz weiterradeln wollen

und etwas verloren im Nieselregen an einer großen Kreuzung

stehen, hält neben uns ein Lieferwagen. Tim steigt

aus und lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir nehmen

das Angebot an und beziehen bald ein Zimmer in Tims

Haus, 17 Kilometer außerhalb von Rotorua. Er lebt hier

mit seiner chinesischen Frau Howlan und seinem Sohn

In sechs Wochen baut Axel für Tim und seine Familie eine Holzfällerhütte.

Als Erinnerung an die gemeinsame Zeit nennen sie die Hütte „Smillas Villa“.

Monte. Tim ist Baumpfleger, er schneidet Bäume angeseilt

in luftiger Höhe. Schon seit Ewigkeiten träumt er von

einer „bushmans-hut“, einer Holzfällerhütte, wie sie hier

in Neuseelands Gebirge einsamen Wanderern Schutz bietet.

Als er hört, dass Axel Tischler und Architekt ist, bietet

er uns Arbeit an. Axel soll die Hütte entwerfen und bauen.

Welch ein Glücksfall, so schnell Arbeit gefunden zu haben,

um Geld für die nächsten Monate zu verdienen.

Nach ein paar Tagen finden wir durch Zufall heraus, dass

Wibkes Schwester und ihr Freund, die vor vier Jahren

auch schon einmal in Neuseeland waren, bei Tim im Garten

gezeltet haben. Die Welt ist klein und mittlerweile

haben wir aufgehört an Zufälle zu glauben.

Wibke und Smilla arbeiten im Garten, jäten, pflanzen

und pflücken (bzw. essen) Erdbeeren. Es ist nämlich

inzwischen fast Sommer. Himbeeren, Rhabarber, Avocados

und Aprikosen sind reif. Aufgrund der fruchtbaren

Vulkanerde und des feuchtwarmen Wetters wächst hier

alles rasend schnell. Langsam nimmt auch die Hütte

Gestalt an. Die Holzwände stehen bereits und die Dachsparren

sind in Arbeit. Tim schlägt vor, die Hütte „Smillas

Villa“ zu taufen. Das Richtfest fällt auf Weihnachten

und so stehlen wir zusammen im Wald eine kleine

Kiefer. Manche Dinge sind doch überall auf der Welt

gleich! Trotz mühevollen Schmückens macht unser

Weihnachtsbaum einen sehr kläglichen Eindruck. Auch

die selbstgebackenen Plätzchen lassen bei 25 Grad Celsius

und Sonnenschein nur bedingt Weihnachtsstimmung

aufkommen. Doch das macht nichts. Wir feiern

auf Neuseeländisch: Am 25. bekommen und verteilen

wir die Geschenke. Danach essen wir mit der Familie

und Freunden in lockerer Runde

den Truthahn. Die meisten Kiwis

lieben es zu Weihnachten am

Strand zu sein und zu baden.

Im Schlafsack 30 Meter

über dem Boden

Die Neuseeländer sind ein sehr

lockeres und umgängliches Volk,

sodass wir während der sechs

Wochen in Rotorua schon sehr

viele liebe Bekanntschaften ge -

macht haben. Da wäre zum Beispiel

Fred, ein Österreicher der

seit 19 Jahren hier lebt und vor

fünf Jahren genug von den labbrigen

neuseeländischen Würsten

hatte. Deshalb hat er angefangen,

seine eigenen Schweine zu

halten, selbst zu schlachten und

sie in seiner Räucherkammer

zu ordentlichem Tiroler Schinken

zu verarbeiten. Immer wenn

wir das etwas fade neuseeländische Essen über haben,

gehen wir ihn besuchen. Bei ihm gibt’s dann ordentlich

Schmalz, Hirschsalami und eben diesen Tiroler Schinken.

Oder Marlies, eine Berlinerin und Europameisterin

im Baumklettern. Sie lebt seit zwei Jahren hier und

bringt an einer Schule Holzarbeitern das Baumklettern

bei. Gemeinsam mit ihr und Tim klettert Axel auf einen

Redwoodbaum und übernachtet dort in 30 Metern Höhe

in einem Baumbett (ein spezielles Zelt an einem Ast aufgehängt).

Das Baumklettern ist eine richtige Wissenschaft

für sich. Zunächst wird ein kleines, leichtes Seil

30 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Tim, der Baumkletterer, befestigt gerade ein Zelt in einem Redwoodbaum.

In luftigen 30 Metern Höhe verbringen Tim und Alex die Nacht.

über einen hohen Ast geworfen und an diesem dann

ein dickeres nach oben gezogen. Daran klettert man

dann aus eigener Muskelkraft hoch. Gesichert kann man

bis in die Baumkrone steigen oder auf den Ästen nach

außen balancieren. Ein ziemlich beeindruckendes und

Schweiß treibendes Erlebnis!

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In 30 Metern Höhe in einem Redwoodbaum

zu übernachten, ist ein Schwindel erregendes Erlebnis.

Tim ist Baumpfleger und zeigt Axel seinen

Lieblingsschlafplatz in den Bäumen.

Auf dem Abenteuerspielplatz

Tim sorgt dafür, dass es uns nicht langweilig

wird. Wir sind mit dem Kanu in

Flüssen und auf Seen unterwegs, baden

in heißen Bächen und helfen bei einem

„Iron Man“-Wettkampf als Streckenposten.

Manchmal kommt uns Neuseeland

vor wie ein großer Abenteuerspielplatz.

Smilla geht es wahrscheinlich ähnlich.

Wie müssen die Redwoodbäume

mit ihren gut 50 Metern Höhe wohl

erst auf sie wirken? Sie entdeckt den

ganzen Tag neue Dinge und steckt sie

sich vorsichtshalber gleich mal in den

Mund. Inzwischen sitzt sie richtig gut

und wir haben den Babysitz aus dem

Fahrrad anhänger ausgebaut. Vorteil:

Sie hat mehr Platz. Nachteil: Sie kann

diverse Dinge während der Fahrt aus

dem Anhänger werfen.

Wer wissen möchte, warum es in Neuseeland eine Männerrechtsbewegung

geben sollte, in wen sich Smilla

das erste Mal verliebt und wo London gleich neben

Jerusalem liegt:

Der Beitrag wird in Ausgabe 3 / 2009 fortgesetzt.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 31


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Mount Luxmore Experience:

Eine zehnstündige Überwindung

des inneren Schweinehundes

Gipfelsturm bei starken Windböen

32 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Wir sind seit zwei Tagen in Te Anau und

haben dort im Top 10 Holiday Park (sehr gut

gepflegt) mit unserem fast sieben Meter langen

Camper, der uns nunmehr zehn Tage mobile Unterkunft

gewährt und dies noch weitere neun Wochen

tun wird, Quartier bezogen, bis zur Innenstadt sind es

nur wenige Minuten Fußweg. Te Anau, dieses quirlige,

schnell wachsende Touristenstädtchen, mit seinen etwa

2.000 Einwohnern, direkt am Ufer des gleichnamigen

Sees gelegen, bietet eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten

aller Art, Souvenirshops, gastronomische

Einrichtungen und mehrere Besucherinformationsstellen,

in denen man sich unkompliziert und kompetent

über die verschiedensten Freizeitaktivitäten zu Lande,

zu Wasser und in der Luft beraten lassen kann. Der Ort

markiert das Tor zum Fjordland National Park und ist

beispielsweise hervorragender Startpunkt zur Erkundung

der Milford Road, einzigartiger Tracks (Milford und

Routeburn), des weltberühmten Milford Sounds und des

etwas ruhigeren, nicht so stark frequentierten Doubtful

Sounds. Aber für heute haben wir uns die Erwanderung

eines Teils des Kepler Tracks und die Bezwingung des

1.472 Meter hohen Mount Luxmore vorgenommen, der

hoch über dem Lake Te Anau thront.

Die Spuren irischer Einwanderer

Es ist der 19. März 2008, noch immer steckt uns der wohl

etwas zu ausschweifend geratene St. Patrick’s Day in den

Knochen, den wir, nach irischer Tradition, am 17. März

im Irish Pub „Bailiez“ in Te Anau bei Live Musik, in einem

Meer von Grün und mit frisch gezapftem Guinness, eines

echten Iren zweifellos würdig, begangen haben. Da stört

es nicht, dass die Bar mit angeschlossenem Restaurantbetrieb

neben ein paar Einheimischen in der Hauptsache

von Touristen aus aller Herren

Länder bevölkert wird. So zollten

wir dem irischen Nationalhelden

mit einer ausgelassenen Feier und

einigen wilden Tänzen zu Klassikern

wie „Dirty Old Town“ von

„The Pogues“ Respekt und machten

einstweilen Bekanntschaft

mit Al aus Minnesota, geschätzte

80, mit einem spitzbübischen

Lächeln im Gesicht, der obligatorischen

Baseball-Kappe auf dem

weißhaarigen Kopf, immer auf

der Suche nach seinem Gehstock,

den er regelmäßig in einer anderen

Ecke der Kneipe stehen ließ,

und der sich selbst als „farmerboy“

bezeichnet. Er hatte sich von

seiner Senioren-Busreisegruppe

abgeseilt, da er diese nicht zu

einer geselligen Party überreden

konnte. Wir lauschten Als Erzäh-

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lungen, ließen uns die Welt aus Sicht eines bodenständigen

Amerikaners erklären und feierten gemeinsam mit

zwei neuseeländischen, Heimat verbundenen, gestandenen

Harley Davidson-Liebhabern, die aussahen wie

unverwüstliche Baumstämme, gut gelaunt weiter. Aber

das ist eine andere Geschichte.

Vielleicht rühren die etwas müden Beine aber auch von dem

tags darauf unternommenen Angelausflug am Mararoa

River her, währenddessen ich meinem Mann, Sven, leidenschaftlicher

Fliegenfischer und immer auf der Suche nach

dem optimalen Flusslauf und den vielversprechendsten

Forellenpools, mehrfach quer durch den Fluss und entlang

dornenbewachsenen Ufern gefolgt bin. Jammern

hilft nicht, alles Spekulieren ist müßig.

Es ist immer noch der 19. März, 6:00 Uhr morgens, der

Handy-Wecker piept fürchterlich aufdringlich und reißt

mich aus einem unruhigen Alkoven-Schlaf. Sven ist

unverschämt guter Stimmung, während ich mich in meiner

typischen Morgenmuffeligkeit ergehe. Warum, um

alles in der Welt, soll ich mich die Berghänge hinauf quälen?

Wir haben doch Urlaub. Da hilft nur eine extra große

Portion frisch aufgebrühter, starker Kaffee, denn Mount

Luxmore ruft!

Am ufer des Lake Te Anau

Nach einem ausgedehnten, üppigen Camper-Frühstück

und der ersehnten Dosis Koffein, fahren wir gestärkt,

aber noch ein wenig verschlafen, zum Ausgangspunkt

unserer Tageswanderung, dem Parkplatz an den

Control Gates am Südende des Lake Te Anau. Hier

beginnt und endet der zum Great Walk-System gehörende,

gut 65 Kilometer lange Kepler Track, eine der

Blick auf einen Teil des Südfjords des Lake Te Anau vor den Murchison Mountains

© 360° Neuseeland 02 | 2009 33


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Lake Te Anau

Panoramaaussicht

34 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 35


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360° Autorin: Kerstin Lötzerich-Bernhard

Dr. Kerstin Lötzerich-Bernhard, 38,

arbeitet als freiberufliche Autorin

und Lyrikerin und bereiste gemeinsam

mit ihrem Mann bereits mehrfach

Neuseeland. Während einer

mehrmonatigen Erfahrungs- und

Fotoreise 2008 ließ sie sich neben

Bangkok und Moorea auch wieder

von der Nord- und Südinsel Neuseelands

für fast zwölf Wochen in

den Bann ziehen.

längsten Gratwanderungen Neuseelands und Teil des

Te Wahipounamu-Weltnaturerbes. Der Track kann wahlweise

im Uhrzeigersinn oder entgegen des Uhrzeigersinns

gelaufen werden, aber unerheblich aus welcher

Richtung kommend, man erreicht über kurz oder lang

immer die Mount Luxmore Hut. Und diese wird heute

unser erstes Etappenziel sein.

Mit zwei prall gefüllten Rucksäcken, genügend Energie

spendenden Powerriegeln und Bananen, mehreren Litern

Wasser und meiner Fotoausrüstung bepackt, fällt um

Punkt 7:24 Uhr der Startschuss unserer Wanderung auf

200 Metern Höhe. Bei der Überquerung der Schleuse, hier

werden die Abflussmengen des Sees und damit der Waiau

River reguliert, erleben wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang,

der die gesamte Umgebung in ein orange-goldenes

Licht taucht. Wälder, Wasser, Berge muten an, als

würden sie in Flammen stehen. Sven und ich interpretieren

dies als gutes Omen für unseren bevorstehenden Fußmarsch.

Der gut ausgebaute Weg durch den schattigen

Rotbuchenwald, überall entdecken wir Moose und wunderschöne

Farne, führt uns gemütlich am Seeufer entlang.

Die weichen Strahlen der Morgensonne scheinen durch die

Zweige und Blätter und malen helle Leuchtpunkte in den

noch dämmrigen Wald und auf die üppige, dichte Bodenvegetation.

Mir kommen Worte wie verzaubert, mystisch

oder märchenhaft in den Sinn, und ich fange an zu fabulieren.

Noch funktioniert bei mir die Kombination aus „reden“

und „laufen“ einwandfrei. Mein Mann amüsiert sich und

lässt mich weiter über die Landschaft und meine Eindrücke

in bildgewaltiger, wortreicher Sprache monologisieren,

da er weiß, dass ich nach der ersten Steigung nur

noch Schnaufgeräusche von mir geben werde. Nach etwa

einer halben Stunde erreichen wir den Picknickplatz an

der Dock Bay, nach weiteren 45 Minuten eine kleine Hängebrücke

und da hinter die Brod Bay, eine breite, zur Rast

einladenden Sandbucht mit Zeltmöglichkeiten. Die Sonne

lacht von einem, mit einzelnen Wölkchen betupften, stahlblauen

Himmel, und wir genießen unsere kurze Pause. Die

in unseren Reise- und Wanderführern beklagten, hier in fiesen

Horden auftretenden Sandfliegen, deren Stiche immer

nach etwa einem Tag unerträglich anfangen zu jucken, bleiben

glücklicherweise aus. Vielleicht schlafen sie ja noch.

An der Brod Bay am ufer des Lake Te Anau

Der Aufstieg zur Luxmore Hut

Der breite Pfad macht eine Linksbiegung Richtung Luxmore

Hut, wir verlassen die Ufernähe und bewegen uns

auf nicht allzu stark ansteigenden Kehren durch den

dichten Wald und gehen stetig voran, auf einem Weg, der

sich, zu meinem Leidwesen, in nicht enden wollenden

Serpentinen immer steiler hinauf windet. Ich fühle mich

wie eine tonnenschwer beladene, schwitzende Schildkröte,

aber beiße mich leicht keuchend durch, auch wenn

mein deutlich besser durchtrainierter Mann ein wenig

drängelt und nicht ohne Spott auf meinen mittlerweile

komplett versiegten Wortschwall hinweist. Als dann noch

eine kleine, flinke Japanerin in Joggermanier leichtfüßig

an uns vorbei trabt, helfen mir über mein momentanes,

ungeliebtes Dasein als lahme Ente nur noch tröstende,

vermeintlich beruhigende Gedanken darüber hinweg,

dass ich mit Sicherheit eine ganze Ecke älter bin als

sie. Nach knapp anderthalb Stunden sind meine Akkus

leer, und ich verdrücke zwei Powerriegel in Rekordgeschwindigkeit.

Leider überträgt sich meine rasante Art

der Essensaufnahme nicht auf meine Füße.

Trotz allem erreichen wir mit neuer, süßer Energie im

Blut die Limestone Bluffs, gewaltige, überhängende gelblich-beige

Kalksteinwände mitten im Wald. Ich komme

mir klein vor ob der Naturkräfte, die diese Felsen einst

formten und dies immer noch tun. An einigen Stellen ist

36 02 | 2009 © 360° Neuseeland

hier der Wanderweg vom Regen ausgewaschen und teilweise

abgerutscht. Ein kurzes Stück geht es über Holzstege

und -treppen, bevor wir weiter durch den langsam

lichter werdenden Wald hinauf steigen. Ungefähr eine

Dreiviertelstunde später, wir haben mittlerweile die völlig

aus der Puste geratene joggende Japanerin überholt,

was mich mit gewisser Erleichterung erfüllt, öffnet sich

der Wald abrupt. Wir passieren die Baumgrenze und blicken

über weitläufige, goldene Tussockgrasebenen. Zum

ersten Mal an diesem Tag haben wir in der Ferne halblinker

Hand Sicht auf unser Ziel, Mount Luxmore. Kaum

haben wir den schützenden Wald verlassen, bläst uns ein

ständiger, kräftiger Wind um die Ohren. Die Weiträumigkeit

der Graslandschaft ist großartig, und die sich entlang

des Bergrückens abflachende Wanderstrecke bietet

rechts ungeahnte Ausblicke auf den tief unten im Tal

gelegenen Lake Te Anau und das Städtchen Te Anau

und links auf die Bergkette der Jackson Peaks. Wir können

uns gar nicht satt sehen und gelangen nach 40 staunenden,

stürmisch-böigen Minuten zerzaust zur Luxmore

Hut, 1.085 Meter über dem Meeresspiegel, wo wir uns

ein Wind geschütztes Plätzchen suchen, um uns ausgiebig

zu stärken. Hier endet in der Regel für die Wanderer

auf dem Kepler Track nach 14,1 Kilometern die erste

Teilstrecke. Luxmore Hut bietet gut 50 Schlafkojen und

gehört zur Kategorie I. Wer mag, kann von hier aus noch

einen kurzen Abstecher zu den Luxmore Caves unternehmen,

um die einzigartigen Stalaktiten und Stalagmiten

anzuschauen (Taschen- oder Kopflampe nicht vergessen).

Die Atmosphäre ist angenehm ruhig, denn obwohl Ostern

Wanderung durch Tussockgras oberhalb der Baumgrenze

Kurze Verschnaufpause hoch über dem See

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direkt vor der Tür steht, wir noch während der Touristenhochsaison

unterwegs sind und einigen Leuten begegnen,

empfinden wir diesen Teilabschnitt des Kepler Tracks

keinesfalls als überlaufen.

Gipfelsturm zum Mount Luxmore

Fjordland Nationalpark

Hinter der Hütte folgen wir dem Weg beständig bergan,

den vor uns liegenden Mount Luxmore fest im Auge. Es

packt mich der Ehrgeiz, denn ich will auf diesen Berg, und

so steigen wir entschlossen und beflügelt Schritt für Schritt

voran, vorerst noch über die Tussockgrashochfläche und

genießen nach rechts schauend atemberaubende Blicke

tief in den Südfjord, den südlichen Ausläufer des Lake Te

Anau und in dessen dunkelgrüne Schluchten hinein. Wir

passieren im Aufwärtsmarsch, während wir uns nun an den

© 360° Neuseeland 02 | 2009 37


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östlichen Hängen des Mount Luxmore entlang bewegen,

einige Geröllfelder, umrunden die nördliche Gratkante und

werden mit immer neuen Aussichten über die Murchison

Mountains und aber und abermals über den sich unter uns

ausbreitenden Südfjord belohnt. In jetzt sanften Serpentinen

erklimmen wir die Nordflanke des Mount Luxmore bis

zum Luxmore Saddle auf 1.400 Metern Höhe. Und weiterhin

begleitet uns der Wind, der unablässig bläst, und

mittler weile habe ich Schwierigkeiten, die Kamera still zu

halten. Die Sturmböen sind teilweise so heftig, dass ich

nicht einmal mein Stativ aufbauen kann.

Auf dem Gipfel des Mount Luxmore

Am Luxmore Saddle wenden wir uns nach links und steigen

einen Geröllpfad Richtung des vor uns aufragenden,

felsigen Bergkegels empor. Wir haben Mühe, uns auf

den Beinen zu halten und werden mehrfach von plötzlich

auftretenden Böen dazu gezwungen, auf allen Vieren

hinauf zu kraxeln. Innerlich beglückwünsche ich mich

zu meinem Windbreaker, der zumindest meinen Oberkörper

ein wenig schützt. Nach insgesamt ca. 1,5 Stunden ab

Luxmore Hut stehen wir auf dem sturmumtosten Gipfel.

Wir haben Mount Luxmore (1.472 Meter) bezwungen und

dabei 1.272 Höhen meter überwunden! Der 360°-Panoramablick

über die von eiszeitlichen Gletschern geprägte

Landschaft ist grandios. Mein Gehirn schüttet Glückshormone

en masse aus. Eine Woge tiefer Befriedigung flutet

meinen Körper und macht alle Anstrengung vergessen.

Es ist ein erhebendes und magisches Gefühl. Genau aus

diesem Grund verfalle ich immer wieder aufs Neue diesen

faszinierenden Bergregionen. Wir gratulieren uns zu

unserer Leistung und treten nach einer gehörigen Portion

Kraft gebender Bananen beschwingt den Rückweg an.

Hinter der Luxmore Hut: Mount Luxmore

trohnt über den Tussockgrasfeldern

38 02 | 2009 © 360° Neuseeland

unterhalb des Gipfels

Der lange Weg ins Tal

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Der Abstieg ins Tal erfolgt auf dem selben Weg wie der

Aufstieg. Erst zu diesem Zeitpunkt wird mir bewusst,

welche Strecke wir zurückgelegt und welche Steigungen

wir bewältigt haben. Der Pfad zurück zur Luxmore Hut

und weiter bis zur Baumgrenze und zum Waldrand vergeht

verhältnismäßig flott. Wir bewegen uns im leichten

Lauftempo bergab und nutzen zudem den Rückenwind

aus. Die Kehren bis zu den mächtigen Kalksteinwänden

und anschließend durch den dichter werdenden Wald

ziehen sich endlos, und ich verfalle zwischenzeitlich in

eine Art Lauftrance. Der Lake Te Anau will und will einfach

nicht auftauchen, und langsam beginnen meine

Fußsohlen zu schmerzen. Irgendwann erreichen wir

tatsächlich Brod Bay und damit das ersehnte Seeufer.

Einen klitzekleinen Moment lang wünsche ich, wir hätten

uns morgens mit dem Boot von Te Anau nach Brod

Bay übersetzen lassen, denn es besteht die Möglichkeit,

sich nach einem ausgedehnten Wandertag hier wieder

abholen zu lassen, was die Wanderzeit um mehr als zwei

Stunden und knappe sechs Kilometer am Lake Te Anau

entlang verkürzt. Ich bewege mich im mechanischen

Rhythmus, erreiche eine Art meditativen Zustand und

genieße diesen auf meine Weise sogar. Der Sinn für

malerische Fotomotive ist mir aber zugegebenermaßen

an dieser Stelle längst verloren gegangen. Zu guter

Letzt, ich kann es kaum glauben, kommen wir nach

exakt 10,5 Stunden am Startpunkt unserer Wandertour

an, streifen unsere Wanderschuhe ab und genehmigen

uns zur Belohnung ein eiskaltes Bier aus dem Camper-

Kühlschrank. Wir prosten uns, im Einverständnis darüber,

dass sich jeder einzelne Schritt dieser Tagestour

gelohnt hat, zu und lassen herrlich erfrischend und prickelnd

das kühle Blonde die Kehle hinunter laufen. Zwei

Tage lang wird mich ein nicht zu verachtender Muskelkater

im Gesäß lebhaft an die absolut empfehlenswerte

Mount Luxmore Ersteigung erinnern.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 39


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Die MS Bremen

MS Bremen: Kreuzfahrt in

neuseeländischen Gewässern (Teil I)

1. Tag Auckland

Die MS Bremen erwartet im Hafen von Auckland ihre

neuen Passagiere, die nach einem langen Flug aus

Euro pa kommend noch eine kurze Orientierungsfahrt

durch die größte Stadt Neuseelands unternehmen.

Höhepunkt dieser Schnuppertour ist ein Besuch des Sky

Towers. Beeindruckend ist der Blick von der Besucherplattform

des Turmes auf die zahlreichen Segelboote, die

im Hafen liegen. Spätestens jetzt wird jedem bewusst,

woher die Stadt ihren Beinamen „City of Sails“ erhalten

hat. Jeder vierte Haushalt in Auckland besitzt ein eigenes

Boot. Zusätzliche Begeisterung für den Segelsport kam

auf, als 1995 ein neuseeländisches Team den begehrten

America’s Cup gewann. Besonders wagemutige Turmbezwinger

stellen sich auf die im Boden des SkyTowers eingelassenen

Glasplatten, durch die man das Geschehen auf

den Straßen direkt senkrecht unter sich verfolgen kann.

360° Info

MS BREMEN

Die MS Bremen (vier Sterne laut Berlitz Cruise Guide 2009)

ist 111 Meter lang, 17 Meter breit und hat einen Tiefgang

von 4,80 Metern. Ihre maximale Geschwindigkeit beträgt

15 Knoten. An Bord gibt es sechs Passagierdecks, 80 Kabinen,

zwei Suiten, 12 Zodiacs (motorbetriebene Schlauchboote),

ein kleines Hospital sowie ein Helikopterdeck.

Die maximal 164 Gäste werden von 100 Crew-Mitgliedern

betreut. An Bord werden viele Annehmlichkeiten geboten

wie unter anderem ein Fitness- und Massagebereich, ein

Außenpool, eine Bibliothek und eine Vielzahl von Geschäften

und Dienstleistern.

Empfangscocktail am „Prince’s wharf“

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Ein Blick gilt auch der bekannten Harbour Bridge, die

den Hafen überspannt. Sie wurde 1959 fertig gestellt und

bereits zehn Jahre später verbreitert.

Schließlich geht es für die neuen Passagiere an Bord der

MS Bremen, die am frühen Abend den Hafen von Auckland

verlässt. Die Sonne ist hinter den Wolken hervorgekommen

und die gut gelaunten Gäste genießen während

der Sail Away Party auf dem Lido Deck die Ausfahrt und

den Blick auf die beeindruckende Skyline von Auckland.

2. Tag Tauranga

Trotz regnerisch-trüben Wetters begeben sich die Passagiere

der MS Bremen an diesem Morgen auf einen

Ganztagesausflug.

Die Busse erreichen nach einer Fahrt von 25 Kilometern

das Thermalgebiet Wai-O-Tapu. Das unter Landschaftsschutz

stehende Gebiet ist eines der farbenprächtigsten

Thermalgebiete Neuseelands. Höhepunkte

eines Spaziergangs vorbei an brodelnden Schlammtümpeln

und dampfenden Erdspalten ist der Besuch des

berühmten Champagne Pools und des Knox Geysirs,

dem die Zugabe von Seifenpulver im wahrsten Sinne

des Wortes auf die „Sprünge“ geholfen hat.

Weiter geht die Fahrt nach Rotorua, wo nicht nur das

dortige geothermische Feld besucht wird, sondern auch

das Kulturzentrum Te Puia, in dem die Darbietung maorischer

Tänze in einem traditionellen Versammlungshaus

ein weiterer Höhepunkt des Ausflugs ist.

Lady Knox Geysir

40 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 41


Travel & Backpacking Travelogues

Der Tag klingt aus mit dem für jede Kreuzfahrt traditionellen

Kapitäns-Willkommens-Cocktail und dem

Willkommensabendessen.

3. Tag Napier

Etwas früher als erwartet macht die MS Bremen mittags

im Hafen von Napier fest (einen ausführlichen Bericht

über Napier finden Sie in diesem Heft ab S. 10). Die

Hafenstadt ist ein wichtiges Produktions- und Fischfangzentrum.

Wolle, Fleischerzeugnisse und Milchprodukte

werden von hier exportiert. Die Stadt wurde 1856

angelegt und nach Sir Charles Napier, einem britischen

General, benannt. Etwa 56.000 Menschen leben heute

in Napier.

Die Stadt wurde 1931 durch ein Erdbeben der Stärke 7,9

auf der Richterskala fast vollständig zerstört. In Napier

und dem nahe gelegenen Hafen Hastings kamen 250

Menschen ums Leben. Der Meeresboden hob sich an einigen

Stellen um mehr als zwei Meter und das Stadtgebiet

vergrößerte sich um 40 Quadratkilometer. Die zerstörte

Innenstadt wurde seinerzeit schnell wieder im Art Deco-

Stil aufgebaut. Es entstanden architektonische Ensembles,

die bis heute weltweit ihresgleichen suchen.

Haka­Vorführung in Wai­o­Tapu

360° Autorin: Dr. Christine Reinke-Kunze

360° Fotograf: Holger Leue

Fahrt zum Cape Kidnappers

Dr. Christine Reinke-Kunze ist

freiberufliche Journalistin und hat

bereits alle Kontinente bereist.

Einer ihrer Schwerpunkte sind

die Polarregionen. Ihre Erlebnisse

und Erfahrungen hat sie in

zahlreichen Buchpublikationen

zusammengefasst.

Holger Leue gilt als einer der

angesehensten deutschen Reisefotografen.

Seine Aufnahmen aus

über 60 Ländern sind bereits in

mehr als 50 Bildbänden, Reiseführern

und Kalendern erschienen.

Ausführliche Bildergalerien

unter www.leue-photo.com.

Neben einem Stadtbummel unternehmen die Passagiere

der MS Bremen eine Fahrt zum Cape Kidnappers. Die

heutige Bezeichnung für dieses Kap stammt vom britischen

Kapitän James Cook. Als Cook 1769 hier mit Eingeborenen

über Tauschobjekte verhandelte, versuchten

einige Maori den Diener von Cooks Dolmetscher zu entführen.

Der Entführte konnte jedoch entkommen und

sich auf Cooks Schiff retten. Cook nannte den Landvorsprung

daher Cape Kidnappers. Die Gäste aus Deutschland

erfreuen sich an den zahlreichen Tölpeln, die an

diesem Kap ihren Brutplatz haben. Es ist erstaunlich,

wie gelassen die großen Vögel den Besuch der Touristen

hinnehmen.

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Travelogues Travel & Backpacking

Wellington – Viktorianische Häuser bestimmen das Stadtbild

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Travel & Backpacking Travelogues

Tölpel am Cape Kidnappers

4. Tag Wellington

Von den Außendecks aus beobachten die Passagiere

die Einfahrt in den Hafen von Wellington, wenig später

geht es auf eine Stadtrundfahrt.

Der Bus fährt an diesem schönen Sonnentag zunächst

zum Aussichtspunkt des 196 Meter hohen Mount

Victoria, von dem sich ein herrlicher Panoramablick

über die Stadt bietet. Anschließend geht es mit dem

berühmten Cable Car zu einem weiteren Aussichtspunkt

auf den Hügeln von Kleburn. Die 1902 eingeweihte

Standseilbahn steigt vom Lambton Quay auf

einer Länge von 610 Metern hinauf zur Endstation in

122 Metern Höhe. Die Wagen der Bahn sind allerdings

neueren Datums, sie stammen aus der Schweiz und

wurden 1979 gebaut.

Bei schönstem Wetter ist ein Spaziergang durch den

bereits 1869 angelegten Botanischen Garten zauberhaft,

er endet im Lady Norwood Rose Garden. Diese Anlage,

die 1953 eröffnet wurde und deren Name an die Gattin

des ehemaligen Bürgermeisters Charles Norwood erinnert,

gilt mit ihren mehr als 300 verschiedenen Rosensorten

als schönste ihrer Art in Neuseeland.

Weiter geht es durch das Regierungsviertel von Wellington.

Von der nachmittäglichen Sonne wird das Old

Government Building, das zweitgrößte Holzgebäude

der Erde, ins rechte Licht gesetzt. Nördlich davon befin-

det sich der sogenannte „Beehive“, der bienenkor bähnliche

Rundbau, in dem Ministerialbüros, Regierungsräume

und Kabinettssaal untergebracht sind.

Neben dem „Beehive“ steht das Parliament House, das

1922 aus Granit und Takaka-Marmor von der Südinsel

erbaut wurde.

Eine letzte Fotopause gilt der 1866 erbauten St. Pauls

Kathedrale, dann geht es auf die MS Bremen zurück, die

sich wenig später von der neuseeländischen Hauptstadt

verabschiedet.

Michael Fowler Centre, Wellington

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Travelogues Travel & Backpacking

Mit voller Fahrt durch die Golden Bay

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Preview 02/2008




































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02/2008 Vorschau

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Emigration & Working Holidays Interview

Sandra, Florian & Margarita

das ist völlig ausreichend für neuseeländische Verhältnisse.

Was gibt es sonst noch – alle sechs Monate muss

man halt mal zum TÜV, das heißt hier WOF. Die Abkürzung

steht für „Warrant of Fitness“, kostet ca. 30 NZ$

und da wird dann bescheinigt, dass das Auto noch vier

Räder hat und bremst.

Florian: Du hast vorher erwähnt, die beruflichen Kontakte

erweitern zu wollen. Wie sieht das mit den Möglichkeiten

in Neuseeland aus?

Margarita: Die Leute sind hier sehr offen. Das Leben ist

sehr simpel und man wird nicht gleich ausgebremst. Dir

stehen alle Möglichkeiten und Türen offen, die Leute sind

sehr freundlich und auch zuvorkommend und man macht

die Türen auch eher gerne auf. Ich hab hier auch noch nie

so etwas wie Ablehnung erfahren.

Florian: Und wann geht es wieder zurück?

Margarita: Naja, die Frage ist, ob ich überhaupt wieder

nach Deutschland zurück gehe.

Alexander: Ich bin jetzt seit November in Neuseeland

und arbeite im Hotelmanagement. Ich war vorher zwei

Jahre in New York und da kam mir so die Idee von Neuseeland,

ich habe gleich ein Jobangebot bekommen und

dann war auch alles sehr einfach.

Florian: Was stand hinter der Idee Neuseeland?

Alexander: Ich wollte einfach mal weiter weg und das

Abenteuer eines fremden Landes ausprobieren. Der Film

„Der Herr der Ringe“ hat mit Sicherheit seinen Teil dazu

beigetragen.

Florian: Bist Du ein großer Film-Fan? Gehst Du regelmäßig

ins Kino und bist ein Anhänger der neuseeländischen

Filmszene?

Alexander: Eigentlich weniger, ich habe da eigentlich

keine Ahnung.

Florian: Wie sieht Dein Tagesablauf hier im Vergleich

zu Deutschland aus? Du bist ja schon etwas in der Welt

herumgekommen.

Alexander: Sehr relaxed, ich habe zwar zuerst etwas

von der Arbeitsstelle entfernt gewohnt, aber seit dem

ich in Auckland wohne, ist eigentlich alles super. Die

Zeiteinteilung ist flexibel und ich bin eigentlich fast

jeden Tag auf dem Golfplatz, sonst noch im Fitnessstudio.

In den Ferien werde ich zwar wieder für ein paar

Wochen nach Deutschland gehen, aber im Großen und

Ganzen ist es hier sehr entspannend. Einziger kleiner

Wermutstropfen: Die Gehälter sind hier eher geringer

als in Deutschland.

Florian: Wie empfindest Du die Lebensqualität unter

Berücksichtigung der Verdienstmöglichkeiten und dem

geringeren Stress?

Alexander: Ich beschreibe es gerne mit: Wie in Deutschland

zur D-Mark-Zeit. Die Lebenshaltungskosten sind

moderat, vor allem im Verhältnis zu New York. Der Verdienst

hängt hier sehr stark von der Ausbildung und dem

Verhandlungsgeschick ab.

Florian: Wie siehst Du der Zukunft entgegen, wie lange

möchtest Du mit welchem Visum hier bleiben?

Alexander: Ich bin mit einem Working Holiday

Visum nach Neuseeland gekommen. Jetzt habe ich

Alexander

48 02 | 2009 © 360° Neuseeland

ein Arbeitsvisum für zwei Jahre, bin aber auch schon

eingeladen worden, mich für die Permanent Residence

zu bewerben. Wenn ich das dann alles durch

habe, werde ich nach Kanada gehen und vielleicht

auch noch mal nach Deutschland. Aber die nächsten

Jahre werde ich im Wesentlichen in der Welt

herumreisen.

Florian: Jan, wie bist Du nach Neuseeland gekommen?

Jan (lacht): Abgesehen davon, dass ich mit dem Flugzeug

nach Neuseeland gekommen bin, hat mich die

Arbeit hierher gelockt. In Deutschland habe ich als

Badebetriebsleiter gearbeitet. Dann hat sich die Möglichkeit

ergeben, mit einem ähnlichen Job hier in

meinem Traumland anzufangen. Naja, ob man das

Auswandern nennen kann, weiß ich noch nicht, ich

nenne es einfach mal Abenteuer.

Florian: Wie sah das bei Dir mit dem Visum aus?

Jan: Ich hatte das unsagbare Glück, mit dem Residency

Visum hier einreisen zu dürfen. Durch meinen

Job wird sich das mit Sicherheit nicht ändern und mittlerweise

habe ich dieses jetzt auch auf unbestimmte

Zeit. Daher kann ich in Zukunft jeder Zeit hier wieder

einreisen.

Florian: Wie ist das Arbeitsumfeld und -klima für Dich

hier in Neuseeland?

Jan: Das Umfeld ist sehr gewöhnungsbedürftig. Als

ich hier angefangen habe zu arbeiten, dachte ich mir

Jan

Interview Emigration & Working Holidays

zuerst, wo soll ich mit welcher Arbeit anfangen? Gerade

in Deutschland gibt es sehr viel Konkurrenz unter Thermen,

das ist hier in Neuseeland überhaupt nicht der

Fall. Vielleicht gibt es in Rotorua noch ein paar mehr

(Thermen) auf einem begrenzten Gebiet, aber hier in

Auckland ist alles easy. Der Standard ist auch weniger

mit Deutschland zu vergleichen. Das Ergebnis ist,

wo wenig Druck durch Konkurrenz ist, entsteht auch

nicht der Drang, mal etwas Neues auszuprobieren und

zu schaffen oder auch das Bad besser in Stand zu halten.

Vielleicht sollte ich besser sagen, man hat viele

Ideen, aber nicht unbedingt den Druck, morgen damit

anzufangen. Naja, man kann sich gut daran gewöhnen,

man schaltet halt dann erstmal einen Gang zurück und

hat mehr Zeit zum leben.

Florian: Wie war das Einleben hier?

Jan: Also ich bin immer noch nicht ganz hier. Meine

Freundin ist noch in Deutschland, sie wird mich im

Dezember dieses Jahres besuchen kommen. Was meinen

Eindruck angeht, ich bin eigentlich ganz gut aufgenommen

worden, auch im Job. Ich habe den ersten

Monat in einem Haus gleich hier um die Ecke gewohnt.

Das war schon sehr angenehm, morgens aufzustehen

und nur einen Arbeitsweg von ca. drei Minuten zu haben.

Jetzt wohne ich zehn Minuten mit dem Auto von meiner

Arbeitsstelle entfernt.

Florian: Welche Tipps würdest Du jemandem mit auf den

Weg geben, der nach Neuseeland auswandern will?

Jan: Vielleicht erstmal eine Reise hierher unternehmen.

Dabei besonders nicht nur die typischen Touristenziele

aufsuchen, sondern auch Orte, die abseits

der üblichen Pfade liegen. Es macht mit Sicherheit

Spaß, dieses Land als Backpacker zu bereisen, man

lernt das Land aber ganz anders kennen, wenn man

wie und mit den Kiwis lebt. Am besten ist es, wenn

man sich vielleicht auch mal bei einer Kiwi-Familie

einmietet. Das ist eigentlich ziemlich einfach. Neuseeland

ist ein sehr offenes Land und besonders interessant

für Einwanderer. Es ist vielleicht sogar einfacher,

in Neuseeland Fuß zu fassen als in manchem

europäischen Land. Das ganze System hier ist sehr

offen gestaltet und macht es sehr einfach, hierher zu

kommen.

Florian: Wo steht für Dich Neuseeland im internatio nalen

Ranking?

Jan: Unter welchen Gesichtspunkten – hm? Als Reiseland

ideal, als Backpackerland der absolute Hit. Als

Land, um wie in Deutschland zu arbeiten, weniger,

das finde ich noch etwas schwierig. Hier gibt es einfach

ganz andere Strukturen. Es wird zum Beispiel

unter Management etwas ganz anderes verstanden

als in Deutschland. Es gibt hier nur sehr flache Hierarchien

– wenn man mit den Strukturen in Deutschland

groß geworden ist, braucht man durchaus eine

Eingewöhnungszeit.

Florian: Vielen Dank Euch allen und bis zum nächsten

Mal, jetzt geht es an den Grill!

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Emigration & Working Holidays Report

Auswandern vor 50 Jahren

An Bord der S. S. Sibajak

Für mich bedeutet „Auswandern“ ferne Länder,

interessante Menschen und fremde Kulturen kennenlernen,

bereichernde Erlebnisse haben und die

Freiheit genießen. Als sich mir 1959 die Gelegenheit bot,

nach Neuseeland auszuwandern, griff ich begeistert zu.

Von diesem Land am Ende der Welt hörte man damals

wenig. Bekannt war mir der Mount Everest-Bezwinger

Sir Edmund Hillary, und von seinem 2.000 Kilometer

langen strapazenreichen Marsch durch die Eiswüsten

der Antarktis zum geografischen Südpol berichteten

unsere Zeitungen. In der Leihbücherei fand ich das Buch

„Reisen im Maoriland” von dem Österreicher Andreas

Reischek. Er ging 1877 nach Neuseeland und half dem

360° Autorin: Magdalene Specht

Vor 50 Jahren wollte Magdalene

Specht mehr von der Welt sehen

und wanderte nach Neuseeland

aus. Sie hat dort ihr Leben aufgebaut,

ist verheiratet und hat zwei

erwachsene Kinder. Vor 18 Jahren

studierte Magdalene Specht

Tourismus, arbeitete 15 Jahre als

Reiseleiterin und führte Touristen

durch ihre neue Heimat.

Ihr Buch erzählt aus ihrem Leben: Magdalene Specht, Ausgewandert:

Meine neue Heimat – Neuseeland, Cornelia

Goethe Literaturverlag, Frankfurt /M., 2007.

Geologen Julius von Haast, das Canterbury Museum in

Christchurch einzurichten. Zwölf Jahre erforschte er das

Land und berichtete von seinen Erlebnissen. Es war eine

faszinierende Geschichte.

Ich bekam eine Broschüre von der neuseeländischen

Regierung, die unter anderem folgende Informationen

enthielt:

„Die beiden Hauptinseln Neuseelands sind flächenmäßig

etwas größer als Großbritannien. 19.000 Kilometer

entfernt von Nordeuropa. Verbindung gibt es regelmäßig

mit Passagierschiffen von europäischen Häfen.

Eine Schiffsreise dauert fünf bis sechs Wochen. Flüge

sind seltener und man ist etwa vier Tage unterwegs.

Neuseeland hat eine lange Küstenlinie. Hohe Bergketten,

reißende Flüsse, verträumte Seen, dschungelartige

Regenwälder, Fjorde und Vulkane. Das Klima ist gemäßigt.

Außer im Hochland der Südinsel sind die Winter

sehr kurz. Schafe und Kühe bleiben auch im Winter im

Freien. Es ist vorwiegend ein Agrarland und exportiert

Butter, Käse, Wolle und Schaf- und Rindfleisch. Industrie

ist hauptsächlich Konsumgüterindustrie. Es gibt die

Vierzig-Stunden-Woche und keine Arbeitslosigkeit. Es

gibt eine umfassende Sozialversicherung, Altersrenten

und Kindergeld. Staatliche Schulen sind frei. Stipendien

für Universitäten und landwirtschaftliche Hochschulen

sind großzügig.

Auf der Nordinsel liegen Auckland, die größte Stadt, und

Wellington, die Hauptstadt. Die größten Städte der Südinsel

sind Christchurch und Dunedin.

Neuseeland hat 2,3 Millionen Einwohner. Abgesehen

von 137.000 Maori, der Urbevölkerung, stammt der

größte Teil der Neuseeländer von Engländern, Iren und

Schotten ab. Die Maori sind wirtschaftlich und politisch

vollkommen gleichberechtigt. Neuseeländer sind eifrige

Sportler – Fischen, Jagen, Segeln, Wandern, Skifahren,

Golf, Rugby und Cricket. Einem Neuankömmling

wird das Stadtleben in Neuseeland wahrscheinlich

langweilig erscheinen. Bars und die meisten Restaurants

schließen um 18 Uhr. Es gibt Kinos, Aufführungen

von Theatergruppen und ein Nationales Symphonie

Orchester. Künstler aus dem Ausland geben

hier Gastspiele. Sonntags sind Kinos, Bars, Geschäfte

und fast alle Restaurants geschlossen.”

So war es in den 1950er-Jahren, etwas langweilig. Aber

man machte sich seinen eigenen Spaß. Seitdem hat sich

vieles geändert.

Die Reise beginnt

Im März 1959 wurde mir mitgeteilt, dass für mich ein

Platz auf der S.S. Sibajak reserviert sei, die am 23. Juni

von Rotterdam auslief. Es ging alles sehr schnell.

Ich unterschrieb einen Vertrag, in dem ich mich verpflichtete,

zwei Jahre in Neuseeland zu bleiben und jede

Arbeit anzunehmen. Abgesehen vom Abschied von Mutter

und Schwester fiel es mir nicht schwer, die Heimat

zu verlassen.

Report Emigration & Working Holidays

Die Sibajak wurde 1928 in Dienst gestellt und unterhielt

mit anderen Schiffen des Rotterdamer Lloyd den Fahrgastverkehr

zwischen Europa und dem damaligen Ostindien.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schiff als Truppentransporter

eingesetzt und beförderte über 75.000

Mann nach und von den verschiedenen Kriegsschauplätzen.

Nach einem umfassenden Umbau 1952 und

1957 konnte man 950 Fahrgäste unterbringen, davon

196 in drei Schlafsälen und etwa 750 Passagiere in

einfachen, aber gemütlichen Kabinen für vier und

sechs Personen. Auf der Reise nach Neuseeland und

Australien gab es nur eine Klasse und so waren alle

Teile des Schiffes zugänglich. Malaien, überwacht

50 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 51

Die S.S. Sibajak


Mitreisende auf der S.S. Sibajak

von europäischen Stewards, dienten in den Salons.

Es gab Aufenthaltsräume mit gemütlichen Schreibnischen,

eine umfangreiche Bibliothek, ein Geschäft,

in dem man alles kaufen konnte, was auf der Reise

gebraucht wurde, Friseur, Apotheke, Arzt, Hospital,

Kino, Bar und Speisesaal. Es war alles sehr zwanglos

und ich fühlte mich gleich wohl. Die Mahlzeiten waren

ausgezeichnet und reichlich. Abwechslung brachten

Spiele wie Decktennis, Shuffleboard, Quiz- und

Tanz abende. Einer meiner Lieblingsplätze war eine

der gemütlichen Schreibnischen im Salon. Durch ein

großes Fenster konnte ich das Promenadendeck überblicken

und dahinter die unendliche Weite des Meeres.

Da saß ich oft und schrieb lange Briefe nach Hause.

Ich erinnere mich noch besonders gut an einen Augenblick:

Glen Miller-Musik tönte aus dem Lautsprecher,

ein Djongo brachte Tee und Gebäck und ich träumte

von der Zukunft. Es war einer der Momente im Leben,

an dem ich wunschlos glücklich war.

Die erste Hafenstadt, die wir anliefen, war Southampton

in Südengland. Hier stiegen noch Passagiere zu. Von

England ging die Fahrt über den Atlantischen Ozean vorbei

an den Azoren, zu den Westindischen Inseln. Nach

einer Woche liefen wir Willemstad auf Curaçao an. Dann

ging es durch den Panama-Kanal nach Tahiti, wo das

Schiff auf Papeete anlegte.

Endlich angekommen

Nach fünfwöchiger Reise ankerten wir an einem wunderschönen

Morgen im Hafen von Wellington. Mir bot

sich ein zauberhaftes Bild: Im Licht der aufgehenden

Sonne lag der malerische Hafen, umgeben von grünen

äquatortaufe auf der S.S. Sibajak

Hügeln. Bunte, putzige Holzhäuser schmiegten sich an

die blauen Buchten des Meeres oder hielten sich an den

steilen Hügeln fest. Mit klopfendem Herzen stand ich an

Deck und bewunderte die von der Natur so verschwenderisch

ausgestattete Stadt.

Nach dem Frühstück kam ein Boot, das die Beamten

vom Zoll und Einwanderungsamt brachte. Sie waren

sehr freundlich und alles ging sehr zwanglos vonstatten.

Uns wurde mitgeteilt, wo wir arbeiteten, wohnten und

zu welcher Zeit wir vom Schiff abgeholt wurden. Einige

erhielten Jobs in Fabriken oder Krankenhäusern.

Ich bekam eine Fahrkarte nach Auckland, da ich mir diese

Stadt als Wohnsitz ausgesucht hatte, und eine Notiz, auf

der mir mitgeteilt wurde, dass mir meine Stelle vom dortigen

Einwanderungsbüro zugewiesen werden würde.

Der „Limited”, wie der Express zwischen Wellington

und Auckland damals hieß, brauchte etwa 15 Stunden

für die 685 Kilometer. Es gab keinen Speisewagen, aber

an bestimmten Haltestellen wurde ein längerer Stopp

gemacht und man konnte im Bahnhofsrestaurant etwas zu

Essen kaufen und eine Tasse Tee mit ins Abteil nehmen.

Einige holländische Familien, die ich vom Schiff her

kannte, fuhren auch nach Auckland und so fühlte ich

mich nicht so allein.

Die Fahrt führte erst an der Kapiti Küste entlang, dann

durch die Mitte der Nordinsel, über viele Viadukte und

Brücken, vorbei an den tätigen Vulkanen des Tongariro

Nationalparks. Das Land war sehr hügelig mit kleinen

Ortschaften. Auf den Weiden grasten friedlich Schafe

und Kühe.

Früh am Morgen lief der Zug in Auckland ein. Ich wurde

von einem Beamten empfangen, der mich zum Einwanderungsamt

begleitete. Dort wurde ich sehr freundlich

begrüßt. Eine reizende junge Dame bot mir eine Tasse

Tee an. Ich musste von der Schiffsreise und von Deutschland

erzählen. Meine Englischkenntnisse wurden gelobt

und dann fragte sie mich, was ich gerne machen würde.

Ich war vollkommen überwältigt von ihrer Freundlichkeit.

Da ich Kinder gerne hatte, erkundigte ich mich, ob

es möglich sei, in einem Kinderheim zu arbeiten.

Sie kramte in ihrem Karteikasten und nach einigen Anrufen

hatte ich eine Stelle in einem Kinderheim und Hospital

der presbyterianischen Kirche.

Ankunft in Wellington

Als Schwester im Kinderheim

Ich bekam ein nettes Zimmer im Schwesternflügel.

Zusammen mit anderen Schwestern hatten wir ein

gemütliches Wohnzimmer mit Kamin. Hier konnten wir

uns Tee und Toast zubereiten. Brot, Butter, Marmelade

und Milch wurden vom Heim gestellt. Die Hauptmahlzeiten

wurden im Speisezimmer eingenommen. Es gab

eine Waschküche mit Waschmaschine und Bügelbrett

für uns. Vor dem Wohnzimmer war eine Terrasse und

eine große Wiese mit Zitronenbäumen, deren Äste sich

unter der Last der Früchte bogen.

Report Emigration & Working Holidays

Voller Erwartung begann ich meinen ersten Arbeitstag.

Ich erhielt den Titel „Schwester”, damit man Respekt

vor mir hat, erklärte mir die Oberschwester. Als Schwester

trug ich ein weißes, gestärktes Häubchen, einen weißen

Kittel, der vorn, und darüber einen, der hinten zugeknöpft

wurde. Es war ein Heim für Kinder bis zu vier

Jahren, deren Eltern arbeiteten und keine Zeit für sie hatten,

oder die zur Adoption freigegeben waren. Im Hospital

war eine Abteilung für ledige Mütter, die nach der

Geburt zwei Wochen mit dem Neugeborenen im Heim

verbrachten, bis es von Adoptiveltern abgeholt wurde.

Mit einer zweiten Schwester hatten wir über zwanzig

Kinder im Alter von zehn Tagen bis zu vier Jahren,

die gebadet, gefüttert, trockengelegt und beaufsichtigt

werden mussten. Da ich noch nie etwas mit Säuglingen

zu tun gehabt hatte, war ich am Anfang wohl etwas

langsam und ungeschickt. Sie kamen mir so zerbrechlich

vor, aber ich lernte schnell. Wenn wir mit dem

letzten Baby fertig waren, konnten wir beim ersten

wieder anfangen. Die älteren Kinder waren viel sich

selbst überlassen. Für sie gab es ein großes Zimmer,

aber wenig Spielzeug. Bei schönem Wetter waren sie

draußen in einem eingezäunten Teil des Gartens. Da

war ein Zwillingspärchen von sechzehn Monaten, das

die meiste Zeit in seinen Betten verbrachte. Ich fand

52 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 53


Emigration & Working Holidays Report

Panamakanal

Willemstad

es unglaublich, dass in Neuseeland so etwas möglich

war. Niemand war daran schuld. Es gab einfach

keine Arbeitskräfte. Ich fand, meine Kolleginnen waren

schon abgestumpft und kümmerten sich wenig um die

Ärmsten, die sich vollgemacht hatten und weinten. So

verbrachte ich viel Zeit, die Kinder zu waschen, trockenzulegen

und die Betten neu zu beziehen. Mir taten

sie so unendlich leid und manches Mal weinte ich mit

ihnen mit.

In diesem Heim ging es sehr steif zu. Meine Kolleginnen

waren viel älter als ich und ich fand sie ziemlich stur.

Im Speisesaal standen wir alle hinter unserem Stuhl

bis die Oberschwester da war und ein Gebet sprach.

Erst dann konnten wir uns setzen. Auf dem Tisch stand

eine kleine Glocke und wenn wir mit einem Gang fer-

tig waren, wurde geklingelt und der nächste

Gang serviert. Es wurde nicht viel Konversation

gemacht. Ich vermisste meinen Freundeskreis

von der Sibajak sehr, fühlte mich etwas

einsam und verlassen nach den turbulenten

Wochen auf dem Schiff.

Die Arbeitszeit war in drei Schichten von je

acht Stunden eingeteilt. Freitags hatte ich frei

und alle sechs Monate vierzehn Tage bezahlten

Urlaub. Ich verdiente etwa 90 DM in der

Woche, plus Wohnung und Verpflegung. Ich

war damit sehr zufrieden für den Anfang. In

Deutschland hatte ich 500 DM im Monat im

Büro verdient.

Das Heim lag im Vorort von Otahuhu, im

Süden von Auckland, eine halbe Stunde Busfahrt

von der Innenstadt entfernt. Im Süden

der Stadt war viel Konsumgüterindustrie

und natürlich war ich von dieser Umgebung

enttäuscht. Ich suchte den Buschwald und

das Meer.

Auf der Suche nach Veränderung

Die Wochen vergingen wie im Fluge. Es gab

viel zu lernen, die meiste Zeit verbrachte ich

im Heim bei der Arbeit. Ich fand die Atmosphäre

deprimierend und studierte oft die vielen

Seiten von Stellenangeboten in der Tageszeitung.

So fiel mir beim Lesen eines Tages

eine Annonce besonders auf. Da suchte man in

einem Heim für taubstumme Kinder eine Helferin.

Es gab viele Stellenangebote in Kinderheimen,

aber dieses war in Titirangi, einem Vorort

am Meer und Buschwald. Mir ging diese Stelle

einfach nicht aus dem Sinn. Kurzer hand rief

ich die Leiterin an und wurde zu einem Interview

gebeten und angenommen. Ich bekam

die Genehmigung vom Arbeitsamt, meine

Stelle zu wechseln, und nach der vorge schriebenen

Kündi gungszeit verließ ich die Kinder schweren Herzens.

In einem Brief an meine Mutter schrieb ich von

einer Traumstellung.

Titirangi war ein sehr kleiner Vorort im Westen von Auckland,

fünfundvierzig Minuten Busfahrt von der Stadt entfernt,

umgeben vom subtropischen Buschwald der Waitakere

Berge. Das Heim, ein großes dreistöckiges Gebäude,

lag auf einem Hügel mit einer bezaubernden Aussicht

über ein grünes Meer von Bäumen und Baumfarnen. Ein

Pfad durch den Busch führte in fünfzehn Minuten zum

Strand. Man gab mir die Wahl zwischen zwei Zimmern,

eines gen Norden, der Sonnenseite in Neuseeland, das

andere mit Aussicht auf das Meer und die untergehende

Sonne gen Westen. Ich nahm natürlich das Letztere.

54 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Das Heim war vor Jahren einmal ein Hotel gewesen.

Unten befanden sich Küche, Vorratsräume, ein großer

Aufenthaltsraum und ein Speisezimmer für die Kinder.

In der ersten Etage waren Schlafzimmer und ein Wohnzimmer

für die Angestellten. Eine verglaste Veranda mit

Blick auf Busch und Meer diente als Esszimmer für das

Personal. In der zweiten und dritten Etage waren Schlafsäle

für die Kinder. Verbunden waren die Etagen an beiden

Seiten des Hauses mit Treppen und einem Fahrstuhl

mit Falttüren, wie man sie in alten französischen

Filmen oft sieht. Es gab zwei Schulen mit Heim für taubstumme

Kinder, eine in Christchurch auf der Südinsel

und eine in Auckland. So kamen die Kinder von allen

Regionen der Nordinsel. Sie waren zwischen vier und

siebzehn Jahre alt. Die Schule war zwanzig Minuten Busfahrt

vom Heim entfernt. Die Kinder lernten von den Lippen

zu lesen und zu sprechen. Viele hatten etwas Gehör

und trugen ein Hörgerät. Ich fand sie anfangs oft schwer

zu verstehen, aber nach einigen Wochen hatte ich keine

Probleme mehr.

Morgens brachten Busse die Kinder zur Schule, am

Nachmittag kehrten sie zurück. Im Heim wohnten, außer

den Helferinnen und dem Hauspersonal, auch einige der

Lehrer und Lehrerinnen. Es gab einen Hausmeister, er

kam aus Irland, der für die Jungen verantwortlich war.

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Report Emigration & Working Holidays

Die Leiterin war eine warmherzige Person. Es herrschte

eine sehr aufgeschlossene und freundliche Atmosphäre

und ich fühlte mich gleich wohl.

Arbeitstag mit taubstummen Kindern

Mein Arbeitstag begann um 6.45 Uhr mit Tee und Plätzchen

im Wohnzimmer. Um sieben Uhr weckte ich meine

Gruppe von fünfzehn Mädchen im Alter von vierzehn

bis siebzehn Jahren. Das war oft leichter gesagt denn

getan, denn welches junge Mädchen springt morgens

früh gleich aus dem Bett. Judy half ich beim Waschen

und Anziehen. Sie war fast taub und blind, sehr langsam

und hatte ihren eigenen Willen. Wenn ihr etwas

nicht passte, protestierte sie und bekam Wutanfälle. Ich

brauchte sehr viel Geduld, woran es mir nicht fehlte. Sie

akzeptierte mich nach einigen Wochen und wir kamen

gut miteinander aus. Ich wurde immer gerufen, wenn es

Schwierigkeiten mit ihr gab. Man brachte ihr viel Verständnis

entgegen und sie wurde von allen rücksichtsvoll

behandelt. Nachdem alle angezogen und gewaschen

waren, machten sie ihre Betten. Um 7.50 Uhr mussten

wir zum Frühstück im Speisesaal sein. Die Mädchen

waren alle sehr nett, stellten die unmöglichsten Fragen

und es gab viel Gelächter.

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02 | 2009 55


Emigration & Working Holidays Report

Ich half beim Servieren des Frühstücks. Um 8.30 Uhr

kamen die Schulbusse. Dann hatte ich bis 14 Uhr frei.

Jetzt gab es Frühstück für die Angestellten im gemütlichen

Esszimmer mit herrlichem Ausblick. Es war sehr

reichhaltig und bestand aus Cornflakes, Obst, Würstchen,

Eiern, Schinken, Tomaten, Toast, Butter, Marmelade,

Milch und Tee. Um 10 Uhr wurde Morning Tee serviert

mit kleinen Sandwiches.

Mittags zum Lunch wurde ein warmes Gericht serviert

und Brot, Butter, Marmelade und Tee. Um 13.45 gab es

Afternoon Tee mit Gebäck.

Um 14 Uhr holte ich die saubere Wäsche der Kinder

von der Wäscherei im Erdgeschoss und verteilte sie in

Schränke und Schubladen. Manchmal gab es Knöpfe

und Namensschilder anzunähen. In den meisten Schulen

in Neuseeland trägt man Uniformen. Hier trugen die

Mädchen einen grauen Trägerrock mit weißer Bluse,

die Jungen graue Shorts mit weißem Hemd, graue Kniestrümpfe

und schwarze Schuhe. Dazu gab es einen

dunk len Blazer.

Kurz vor 15 Uhr setzte ich mich vor den Haupteingang

zu den Kollegen. Hier warteten wir auf die Busse, die

die Kinder zurück brachten. Wir hatten etwa 70 Kinder

im Heim. Es gab immer eine laute und freudige Begrüßung.

Bis zum Abendessen hatte ich acht Mädchen und

Goverment House

acht Jungen im Alter von fünf bis sieben Jahren zu beaufsichtigen.

Wir verbrachten die Zeit gewöhnlich auf dem

Spielplatz hinter dem Haus.

Das Abendessen nahmen Personal und Kinder zusammen

ein. Anschließend passte ich auf die jüngeren Kinder

auf, brachte sie in ihre Schlafsäle, half mit, sie zu

baden und ins Bett zu bringen. Zum Schluss beaufsichtigte

ich meine fünfzehn Mädchen und betreute Judy bei

der Abendtoilette.

Gegen 21 Uhr war Feierabend. Im Wohnzimmer trafen

wir uns alle bei einer Tasse Tee. Gewöhnlich unterhielten

wir uns und saßen gemütlich zusammen.

Am Wochenende war kein Unterricht. Einige Kinder

wurden von ihren Eltern abgeholt und verbrachten das

Wochenende zu Hause. Der größte Teil blieb im Heim.

Wir machten Spaziergänge, gingen zum Strand oder

spielten im Hof.

Am schwierigsten fand ich es, mich verständlich zu

machen, da ich nicht einfach rufen konnte, das hörten

viele nicht. Ich musste jedes Kind persönlich ansprechen,

damit es von meinen Lippen lesen konnte. Es ging auch

immer sehr laut her, da sie sich ja selber nicht gut hören

konnten. Mich störte der Krach nicht. Wir hatten einmal

eine neue Helferin, die zog am Nachmittag ein und war

am nächsten Morgen vor Antritt der Arbeit geflüchtet.

Ich fühlte mich bald wie zu Hause. Alle

nahmen sich meiner an. Ich wurde mitgenommen

zu Partys und Veranstaltungen,

machte neue Bekanntschaften. Ich fand

die Neuseeländer sehr gastfreundlich.

56 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Lord und Lady Cobham

Nach der Arbeit die Freizeit genießen

Abwechslung für mich gab es auch, als drei Studenten,

die an der Schule ihr Praktikum machten, einquartiert

wurden. Zwei kamen von England und einer von Singapur.

Sie halfen mir abends mit den Kindern, damit

ich schneller fertig wurde. Oft gingen wir dann in das

einzige Café in Titirangi, wo es zur Abwechslung Kaffee

gab, und plauderten. Ich erinnere mich noch gut an

einen Sonntag, den ich mit Toni, dem Studenten aus

Singapur, in Auckland verbrachte. Am Wochenende

gab es nur einen sehr frühen Bus in die Stadt, die noch

ganz ausgestorben war. Toni war auch katholisch und

so beschlossen wir, zur Messe in die St. Patricks Kathedrale

zu gehen. Danach verbrachten wir einige Stunden

im Zoo. Zu Mittag aßen wir in einem chinesischen

Restaurant. Er erzählte sehr interessant von den Sitten

und Bräuchen seiner Heimat. Am Nachmittag spazierten

wir durch die Domain, einem alten Park mit

endemischen und exotischen Bäumen. Wir besuchten

Landsleute von Toni und fuhren gegen 20 Uhr mit dem

letzten Bus nach Titirangi zurück.

An einem Abend lud mich die Leiterin des Heimes

ein, zum Flunderfischen mitzukommen. Ich wurde mit

Gummistiefeln ausgerüstet, bekam einen Speer, eine

Laterne und als es dunkel wurde, zogen wir zum Strand.

Es war Ebbe und wir wateten beim Schein der Laternen

durch das seichte Wasser der Bucht und hielten Ausschau

nach Flundern. Man muss schnell reagieren und

zustechen, wenn man einen Fisch sieht. Mein Speer

traf immer daneben. Ich weiß nicht, wer einen größeren

Schreck bekam, der Fisch, wenn er mich sah, oder

ich. Die anderen hatten mehr Erfolg. Nach ein paar

lustigen Stunden kehrten wir müde, aber mit einem

Eimer voll Fisch, durch den nächtlichen Buschwald ins

Heim zurück.

Aus Büchern lernte ich von der Geschichte, Natur, Flora,

Fauna und Urbevölkerung des Landes. Ich befreun-

Report Emigration & Working Holidays

dete mich mit Neuseeländern, die ich sehr aufgeschlossen

und gastfreundlich fand. In meiner

freien Zeit kundschaftete ich die Stadt und

Umgebung aus. Auckland hat eine sehr schöne

Lage an einer Landenge an zwei Häfen, umgeben

von Buschwald und gold- und schwarzsandigen

Stränden.

Mein erstes Weihnachten verbrachte ich in Wellington

am Strand mit alten Freunden vom Schiff.

Ich vermisste den kalten Winter nicht.

Ich fand später noch eine interessante Stelle im

Government Haus in Wellington, als Kindermädchen

für die Zwillinge von Lord und Lady Cobham.

Lord Cobham war der damalige Generalgouverneur

von Neuseeland.

Für immer Neuseeland

Nach 2 ½ Jahren ging ich für eine kurze Zeit zurück

nach Deutschland. Ich hatte meine Rückfahrkarte schon

in der Tasche.

Meinen Mann lernte ich in Neuseeland kennen.

Er arbeitete auf einem Hamburg-Süd Schiff. Von

Beruf ist er Konditor, Bäcker und Koch. Er kam nach

Neuseeland. Wir pachteten ein Restaurant und hatten

später eine Bäckerei und ein Café nördlich von

Auckland.

Wir haben zwei Kinder. Sie sind beide sehr naturverbunden.

Petra ist Biodiversity Ranger im Tongariro Nationalpark

und Oliver ist auf den Skifeldern der Südinsel

zu finden.

Um etwas zu erreichen, muss man auch hier fleißig sein

und auch bereit, wieder von unten anzufangen, aber das

Land bietet einen erholsamen Lebensstil.

Die große Entfernung ist durch die heutige Technik

geschrumpft. Handy, Flugzeug und Internet machen alles

viel erträglicher.

Ein Telefongespräch vor 48 Jahren ging über Kabel, mehrere

Ämter und Telefonisten. Man musste es anmelden

und manchmal einen Tag oder länger auf die Verbindung

warten.

Ich habe ein Buch geschrieben von meinen Erlebnissen,

der Geschichte des Landes, der Natur, Pflanzen, Tiere,

Wanderungen in den Nationalparks; von den Menschen

und den Maori, der Urbevölkerung und ihren Mythen

und Legenden.

Neuseeland hat mein Herz und meine Seele erobert. Ich

habe das Land meiner Träume gefunden.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 57


Emigration & Working Holidays Report

Vulkanlandschaft im Tongariro National Park

Auszeit in Neuseeland

Anfang September in Auckland: blauer Himmel,

Sonnenbrandgefahr, Schneeglöckchen und Osterglocken.

Der Abschiedsschmerz nach einem fantastischen

Jahr in Neuseeland setzte langsam ein. Ein

letztes Mal blätterte ich im „North & South“-Magazin,

ein letzter „Flat White“-Kaffee. Und am liebsten hätte ich

die Zeit zurückgedreht und noch einmal von vorne angefangen

mit der zwölfmonatigen Erkundung von Aotearoa,

dem Land der langen weißen Wolke.

Schon immer war es mein Traum gewesen, einmal länger

als die maximal machbaren vier Wochen in der Welt

unterwegs zu sein. Mein Job in der Reisebranche ließ

360° Autorin: Stefanie Dehler

Stefanie Dehler, 30 Jahre alt,

nahm sich 2007 ein Jahr Auszeit

vom Job, um noch mit dem

Work and Travel-Visum ein

Jahr in Neuseeland verbringen

zu können. Sie nahm immer

wieder die unterschiedlichsten

Jobs an, um ihre Reisekasse

aufzufüllen.

mich dienstlich höchstens mal für ein paar Tage weg,

auf Urlaubsreisen schien ich die einzige zu sein, die in

Wochen zählte, nicht in Monaten. Als ich dann langsam

auf die Altersgrenze für das Work & Travel-Visum für

Neuseeland zusteuerte (ich habe im März 2008 auf der

Banks Peninsula dann meinen 30. Geburtstag gefeiert),

wurde das Fernweh so groß, dass ich meine Arbeitsstelle

in der Nähe von Düsseldorf kündigte, die Wohnung

ausräumte, die Möbel bei den Eltern unterstellte

und ein Flugticket nach Auckland buchte. Abflug: Ende

September 2007. Rückflug: ein Jahr später!

Das Abenteuer beginnt

Aus Reiseführern, in Internet-Foren und von Freunden

holte ich mir Tipps für die Reise und mit einigen Ideen,

aber ganz ohne konkrete Reiseroute, begann dann das

Abenteuer Auszeit. Von einem Tag zum nächsten planen,

morgens noch nicht wissen, wo ich abends übernachten

würde, spontan jeden Tag genießen. Von einem

anderen Backpacker kaufte ich ein Auto, das groß genug

war, hin und wieder Freunde für eine Fahrt oder mehrere

Tage mit zu nehmen. Und groß genug für allerlei

Essensvorräte, inklusive Zutaten zum regelmäßigen

Brotbacken.

58 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Die meisten Backpacker beginnen ihre Tour in Auckland,

der größten Stadt von Neuseeland. Ich startete von hier

mit Touren an die Nordspitze der Nordinsel, zum Cape

Reinga und in die Bay of Islands. Die ersten Tierbeobachtungen

(Delfine!) und abenteuerlichen Aktivitäten,

wie beim Sandboarding Kopf voran eine Düne hinunterzurasen,

fühlten sich eigentlich noch an wie ein normaler

Urlaub. Nach Waiheke Island fuhr ich ohne zu wissen,

was ich dort eigentlich machen würde. Es fuhr

einfach eine Fähre von Auckland aus dorthin, ich wartete

immer noch auf Post von der Steuerbehörde, ohne

die ich nicht arbeiten konnte. So war Waiheke eine wunderbare

Möglichkeit, die Wartezeit mit wandern und Rad

fahren zu überbrücken, vorbei an zauberhaften Buchten

und Stränden, mit zahlreichen Stopps bei Galerien und

Künstlern, die auf der Insel leben. Bereits Auckland ist ja

Vulkangebiet – One Tree Hill und Rangitoto Island gehören

zum Pflichtprogramm für Besucher. Noch viel beeindruckender

aber sind die Vulkane im Tongariro National

Park. Ein Ausbruch steht bei den Wissenschaftlern

angeblich unmittelbar bevor und ein nachmittäglicher

Sirenenalarm im Ort National Park lässt einen da schnell

in leichte Panik geraten. Die aber letztendlich unbegründet

ist, da es sich an diesem Tag nur um einen kleinen

Buschbrand gehandelt hat. Der Tongariro Crossing ist

eine der beliebtesten und schönsten Tageswanderungen

in Neuseeland, bergauf bergab führt sie an Vulkanen und

Bergseen vorbei und mitunter strömt heißer Dampf aus

der Erde. Nach all diesen Gefahren kann man am besten

in Martinborough entspannen, bei einer Tour zu den verschiedenen

Weingütern, beim Testen von Pinot Noir und

Sauvignon Blanc und vorzüglichem Essen.

Für Sportbegeisterte lohnt sich ein Abstecher nach Palmerston

North, denn in „Palmy“ gibt es das New Zealand

Rugby Museum. Und jeder deutsche Besucher

Report Emigration & Working Holidays

erfährt von dem begeisterten Museums-Manager eine

nahezu unglaubliche Geschichte: Deutschland kann

tatsächlich einen internationalen Erfolg im Rugby vorweisen!

Eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen

in Paris im Jahr 1900. Damals nahmen allerdings

nicht mehr als drei Mannschaften am olympischen

Rugby turnier teil …

Wellington – Zelte verkaufen

und die Stadt erleben

Im November erreichte ich die Hauptstadt von Neuseeland,

Wellington, an der Südspitze der Nordinsel gelegen.

„Welly“ und ich, das war Liebe auf den ersten

Blick. Hier wollte ich gerne etwas länger bleiben und

alles klappte hervorragend. Ich fand ein Zimmer in einer

WG mit zwei Neuseeländern und einem Argentinier und

einem Garten mit Traumblick auf die Stadt, das Meer,

die Berge und die Fähren, die zur Südinsel fahren. Arbeit

gab es auch, in einem Geschäft, wo ich dann für zwei

Monate Zelte, Schlafsäcke und Wanderschuhe verkaufte.

Es war Sommer – der beste in Neuseeland in zehn Jahren!

–, ich arbeitete 30 Stunden in der Woche, was mir

genug Zeit ließ, die Vorzüge von „Welly“ zu genießen.

Fantastische Cafés, Kneipen und Bars, Wanderungen

wie den Skyline Track, der immer Blick auf Stadt und

Meer bietet und an einem perfekten Biergarten in Khandallah

endet, Nachmittage nach dem Arbeiten am Strand

(Worser Bay war mir der liebste, Oriental Bay dafür mitten

in der Stadt), kostenlose Konzerte im Botanischen

Garten, regelmäßige Kinobesuche (einfach und billig,

wenn der Mitbewohner an der Kinokasse arbeitet!), Silvesterfeiern

mit Freunden aus Deutschland und Welly

bis sieben Uhr morgens – und drei Stunden später schon

wieder auf der Arbeit sein, auch wenn am Neujahrstag

so gut wie niemand einen Rucksack oder

Gaskocher kaufen wollte.

Wellington

Das tägliche Beobachten der Fähren

sorgte allerdings für Fernweh und mit

einigen kleinen Abschiedstränen ging es

Ende Januar auf die Fähre und auf die

Südinsel. Picton ist mehr als nur Fährhafen,

es gibt fantastische Wanderwege

und ich entdeckte meine Begeisterung

fürs Kajakfahren. Um die Ecke, in Havelock,

gibt es die leckersten Muscheln

überhaupt. Auf dem Teller und als Dekoration

auf den Restaurants selbst. Im Nelson

Lakes National Park war sogar zur

Hauptsaison wunderbar wenig los auf den

wunderschönen Wanderungen um die

Seen und Berge und der Hostel besitzer

servierte abends sogar frischen Wildschweinbraten.

Selbstgeschossen, vom

eigenen Garten aus.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 59


Emigration & Working Holidays Report

Weitere Stationen:

Queenstown, Dunedin, Wanaka

Die Südinsel hielt mich noch bis weit in den Winter in

ihrem Bann. Ich sprang über Queenstown mit dem Fallschirm

aus einem Flugzeug. Vor Kaikoura ging ich mit

Seehunden schwimmen – auch wenn es einem vorkam,

Stewart Island – mystisch anmutende Landschaft

Kajakfahren wird meine große Leidenschaft

als gingen die Seehunde heute mal Menschen

beobachten. In Dunedin wohnte ich bei einer

ehemaligen Arbeitskollegin aus Wellington

und ihren sieben Freundinnen eine zeitlang

in ihrer Studenten-WG. Zusammen wanderten

wir auch mehrere Tage auf Stewart Island,

wo ein Nationalpark-Ranger uns mit frischen

Austern versorgte und wir dafür beim Kartenspielen

seinen Biervorrat vernichteten. Stewart

Island war für mich eines der großen

Wander-Highlights meiner Reise. Der Ort

Wanaka wurde zu einem meiner Lieblingsorte,

den ich sogar mehrmals besuchte und

viel länger als vorher gedacht. Die Bäume am

See leuchteten golden in der Herbstsonne, die

Umgebung mit Bergen und Gletschern war toll

zum Wandern, im Kino saß man auf gemütlichen

Sofas und Sesseln und während der

Pause gab es frischgebackene Kekse. Die Atmosphäre

war so viel ruhiger und entspannter als im benachbarten

Queenstown, und die Landschaft nicht weniger schön.

Die Wanderung zum Lake Marian in Fjordland wurde

zur großen Über raschung, alle Erwartungen an die kurze

Tour wurden weit übertroffen. Bei der Rast am Ufer des

Bergsees wollte ich einfach nur die Zeit anhalten.

60 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Geldverdienen um weiter zu reisen

Ich gönnte mir alles, nach dem mein Herz lechzte, und

stoppte meine Reise deswegen regelmäßig, um wieder

etwas Geld zu verdienen. Auf einem Bauernhof in Amberley

lernte ich Traktor fahren, in einer Bed&Breakfast

Traktor fahren lernt sich auch …

Vier Wochen äpfel verpacken – ein Knochenjob

Pension in Kaikoura stand täglicher Umgang mit Staubsauger

und Waschmaschine auf dem Programm. Der

Besitzer des Hostels in Christchurch brauchte Hilfe beim

Renovieren, ich besorgte ihm Material vom Holzhändler

und strich die Wände. Der Winter in Blenheim war knackig

kalt, aber trotzdem genoss ich die Arbeit auf den

Weinbergen (die allerdings keine Berge waren, es war

alles flach dort). „Trimming and Wrapping“ nannte sich

unsere Arbeit, wir schnitten die Weinreben, wickelten sie

Report Emigration & Working Holidays

um gespannte Drähte und banden sie fest. Die Sonne

schien den ganzen Tag, morgens war es noch frostig,

mittags warm genug, um im T-Shirt zu arbeiten, nachmittags

zog man halt Fleecejacke und Mütze wieder an.

Einmal kam ein Hagelschauer nieder, aber der Weg zum

Auto war viel zu weit, wir arbeiteten durch und redeten

uns ein, dass so ein paar Hagelkörner gut für die Haut

seien. Nach einer Viertelstunde war auch die Sonne

schon wieder da.

Vier Wochen lang hatte ich einen Job als Äpfelverpackerin

in Roxburgh in Central Otago (Südinsel, zwischen Christchurch

und Queenstown gelegen). Arbeit im Packhaus ist

hart. Neun Stunden am Tag, sechs Tage die Woche kommen

Berge von Äpfeln am Fließband angerollt. Sie landen

auf lila Papptellern, vier davon werden in eine Kiste

gepackt, Deckel drauf, auf ein anderes Fließband schieben,

eine neue Kiste falten, manchmal eine Plastikfolie

hineinlegen – je nach Sorte, ob Cox Orange oder Royal

Gala – und das Ganze von vorne. Grob geschätzt 40.000

Äpfel am Tag, 1.000.000 über meine vier Wochen. Äpfel

für Deutschland, für England und für Indien. Monotonie,

die nicht einmal durch Musik hören abgemildert

werden kann, die Maschinen sind zu laut und Kopfhörerkabel

gefährlich. Das Gute an Roxburgh ist, dass es

kaum Möglichkeiten bietet, das verdiente Geld (13 NZ$

pro Stunde abzgl. Steuern) wieder auszugeben. Also sammelt

sich Apfel um Apfel eine Reisekasse für die kommenden

Wochen an und am Ende des Monats kann ich nicht

nur Apfelkuchen, Apfelkekse, apple pie und apple crumble

backen, sondern auch das Wort Apfel auf japanisch,

portugiesisch, mandarin und tschechisch sagen.

Roxburgh ist ein verschlafenes Nest, hat aber Kurioses zu bieten:

einen Schuhzaun

Die Natur erleben …

Einige Jahre vorher in Peru hatte ich zum ersten Mal Pinguine

in freier Wildbahn gesehen, Antarktis-Fan bin ich

schon immer und so ließ ich auch in Neuseeland keine

© 360° Neuseeland 02 | 2009 61


Emigration & Working Holidays Report

Sonnenuntergang an der Westküste der Südinsel

Möglichkeit aus, Pinguine zu beobachten. Sowohl in

Christchurch als auch Auckland gibt es Antarktis-Museen

mit kleinen Pinguin-Kolonien, aber das ist kein Vergleich

mit der südöstlichen Ecke der Südinsel. Yellow-eyed und

Little Blue Penguins lassen sich zur Morgen- und Abenddämmerung

an vielen Stränden beobachten. Die Tiere

sind äußerst scheu und trauen sich oft nicht an den Strand,

wenn sie dort Menschen bemerken – was besonders dann

fatal ist, wenn der Nachwuchs an Land zu lange auf die

Fütterung durch die Eltern warten muss. Deswegen ist es

besser, zum Beispiel in Oamaru die Oamaru Blue Penguin

Colony zu besuchen und das Schauspiel der flitzenden

hüpfenden Little Blue Penguins von einer Tribüne aus zu

sehen. Oder auf der Otago Peninsula im Yellow-Eyed Penguin

Conservations Reserve, wo man in überdachten Gräben

mit Sichtschlitzen ganz nah an den sehr selten gewordenen

Hoiho herankommt. Ohne die Vögel zu stören, aber

mit Faszination die putzigen Tierchen zu beobachten.

Neuseeland ist wie ein großer Abenteuerspielplatz und

ein Jahr bietet viel Zeit, um Aktivitäten auszuprobieren,

die man immer schon mal machen wollte. In den Höhlen

von Waitomo kann man nicht nur Hunderte von Glüh-

würmchen bewundern, sondern sich auch

beim sogenannten „Caving“ durch einen

Wasserfall abseilen, durch schmale Gänge

krabbeln, wo einem das Wasser buchstäblich

bis zum Hals steht und im Dunkeln

Felswände erklimmen. Nichts für Leute mit

Platzangst, für mich genau das Richtige! In

Rotorua ließ ich mich in eine durchsichtige

Kugel sperren und einen Hügel hinunterrollen

(„zorbing“ nennt sich das). Kajakfahren

wurde zu meiner neuen Leidenschaft,

als ich es zum ersten Mal in Picton im

Queen Charlotte Sound ausprobierte und in

den folgenden Monaten immer wieder auf

Touren ging. Einfach zu erlernen, absolutes

Naturerlebnis und man kommt wirklich

ganz nah an Delfine und Seehunde heran.

Beziehungsweise diese an die Kajaks! Die

Gletscher Fox und Franz Josef an der Westküste

der Südinsel gehören zu den am einfachsten

zugänglichen Gletschern in der

Welt und eine Tageswandertour auf dem

Gletscher, mit Höhlen und Gletscherspalten

sind ein abenteuerliches und zugleich

doch sicheres Erlebnis. Kletterfreunde wie

ich geraten an vielen Orten in Neuseeland

ebenso in Verzückung. Besonders in Erinnerung

geblieben sind der Klettersteig in

Queenstown und vor allem das Eisklettern

in Franz Josef. Wer Zeit hat, kann den

Eiskletterkurs direkt auf dem Gletscher

absolvieren, auf alle anderen wartet die

Indoor-Kletterhalle Hukawai. Eine kurze

Einführung und schon geht es mit einem

Eispickel in jeder Hand und Steigeisen

unter den Füßen die steilen Eiswände hoch. Das Hukawai

Glacier Center ist die neueste und erst 13. Indoor-Eiskletterhalle

der Welt, fantastische Bedingungen, kompetente

Lehrer und am nächsten Tag ordentlich Muskelkater.

Als Backpacker unterwegs

Man merkt schnell, dass Neuseeland bei Deutschen sehr

beliebt ist, als Ziel für eine Urlaubsreise wie für einen

mehrmonatigen Aufenthalt. Ganze Abiturjahrgänge

scheinen geschlossen ein Jahr „Work & Travel“ gebucht

zu haben. Doch immer wieder auch „alte Backpacker“

wie ich, die sich eine Auszeit vom Beruf gönnen und

das Visum beantragen, kurz bevor man zu alt dazu wird.

Mit 30 scheint man anders zu reisen. Ich mag nicht fünf

mal pro Woche Spaghetti mit Ketchup essen. Altersbeschränkungen

für Mietwagen sind völlig irrelevant, mir

gibt inzwischen jeder ein Auto! Eine schon länger nicht

geputzte Küche benutze ich nicht und suche mir am nächsten

Tag lieber eine neue Unterkunft. Einen Montag, der

nur aus Kaffee trinken, Bücher lesen und Strandspaziergängen

besteht, genießt man besonders, vor allem wenn

62 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Ein unvergessliches Abenteuer …

… Eisklettern im Fox Glacier

man sich daran erinnert, wie schwer Montage im „normalen

Leben“ zu ertragen sind. Karten spielen die ganze

Nacht durch? Geht auch, man schläft halt am nächsten

Vormittag etwas länger und es geht ja kein wertvoller

Urlaubstag dadurch verloren.

Beim Arbeiten in Weinbergen und Packhäusern trifft

man fast nur andere Backpacker, kaum Neuseeländer.

Was sehr schade ist, denn die Kiwis sind außerordentlich

freundliche und gastfreundliche Menschen, mit Stolz

auf ihr Land und gleichzeitig großer Reiselust. Ich kann

deswegen jedem empfehlen, mal aus dem Hostel aus-

und in eine Wohngemeinschaft mit Kiwis einzuziehen.

Oder eine Zeitlang bei Kiwis in deren Häusern oder auf

ihren Bauernhöfen zu wohnen, mit ihnen zu leben und

zu arbeiten. Viele Betriebe in der Landwirtschaft oder

auch im Tourismus bieten Jobs an, wo es zwar kein Geld

zu verdienen gibt, aber für ein paar Stunden Arbeit am

Report Emigration & Working Holidays

Tag das Zimmer gestellt wird, sowie manchmal auch die

Mahlzeiten und vor allem Familienanschluss: ein „Home

away from Home“ und ein Einblick, wie die Einheimischen

ihren Alltag leben. Und nebenbei entdeckt man

vielleicht sogar ein Talent fürs Traktorfahren.

Abschied – Zeit zurück zu blicken

Übrigens habe ich nicht alles gesehen und gemacht,

was ich mir vorgenommen hatte. Für einen Ausflug

nach White Island war das Wetter zu schlecht. Für die

Besteigung des Mount Taranaki hätte ich zu einer anderen

Jahreszeit kommen müssen. Und für Wanderungen

im Gebiet des Arthur’s Pass war irgendwie nie Zeit. Ich

habe nicht auf einer Schaf-Farm gearbeitet. Und keine

Kiwis gesehen (die Vögel). Keine Frage, ich muss wohl

wiederkommen.

Ich habe mein Jahr Auszeit in Neuseeland jedenfalls von

vorne bis hinten genossen. Jeden einzelnen Tag. Zwischendurch

machte ich auch einen Monat Urlaub in Australien

(es gibt Billigflieger!) und auf dem Heimweg traf ich mich

noch mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin aus Wellington

in Mexiko – und endlich war ich es, die die Dauer ihrer

Reise in Monaten zählen konnte, nicht in Wochen.

Wenn das „Heimweh nach Neuseeland“ zu stark wird,

denke ich an die Coromandel Halbinsel zurück. In der

Nähe des Ortes Tairua gibt es einen Vulkan namens Paku.

Ich komme zurück!

Es bedarf keiner großen Anstrengung, den Gipfel zu

erklimmen und man wird mit einem 360 Grad Blick auf

die Umgebung belohnt. Und dann gibt es da noch eine

Legende: Sie besagt, dass jeder, der auf dem Gipfel des

Paku steht, innerhalb von sieben Jahren wiederkommt.

Also kein Grund für Abschiedsschmerz. Spätestens 2015

bin ich ja wieder in Neuseeland. Und dann vielleicht für

länger als nur zwölf Monate. Vielleicht zähle ich dann in

Jahren und nicht mehr „nur“ in Monaten.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 63


Wine & Gourmet History & Tales

Was ist Besonderes

am Neuseelandwein? (Teil 1)

Bordeauxrebsorten und Syrah

Wir schreiben das 21. Jahrhundert. Feine französische

Weine dominieren die Welt. Die ganze

Welt? – Nein, ein kleines Land im fernen Süden

leistet erbitterten Widerstand.

Neuseelands Sauvignon Blanc hat es vorgemacht. Nach

20 Jahren internationaler Vermarktung gilt dieser Wein

als das Maß aller Dinge – in seiner Kategorie. Hierbei

hat dieser Wein alle anderen traditionellen Weinregionen

und die der Neuen Welt mit dieser Rebsorte hinter sich

gelassen. Der Grund dafür liegt im einzigartigen Terroir

Neuseelands. Wer schon einmal eine Flasche Marlborough

Sauvignon Blanc geöffnet hat, wird diesen einzigartigen,

voluminösen Geruch nach Stachelbeere, Holunder

und frischem Gras immer wieder zuordnen können.

Aber selbst Spitzentropfen des Neuseeländischen Sauvignon

Blanc werden international nur mit bis zu 25 €

gehandelt. Für den normalen Weinkonsumenten ein

durchaus stattlicher Preis, jedoch nimmt sich das im

Vergleich zu den Spitzenrotweinen aus Frankreich fast

mickerig aus. Ein neuer Jahrgang eines Romanée-Conti

erzielt mittlerweile bis zu 18.000 €, ein Château Mouton

Rothschild immerhin noch bis zu 8.000 €.

Wie vergleichen sich hierzu die neuseeländischen Rotweine?

Sind diese davon unendlich weit entfernt, wie die

Preise vermuten lassen würden?

Um sich diesem Thema zu nähern, sollten wir zwischen

zwei grundsätzlichen Rotweintypen unterscheiden. Es

gibt Rotweine, die kühles Klima bevorzugen, wozu man

den in Neuseeland weit verbreiteten Pinot Noir zählt

und der in Deutschland als Spätburgunder bekannt

ist. Die bekannteste Region für diese Rebsorte ist das

Burgund in Frankreich, woher auch der oben genannte

Romanée-Conti stammt. Andere Rotweinrebsorten wiederum

bevorzugen warmes oder heißes Klima. Die

bekanntesten dieser Sorten stammen entweder aus der

Bordeaux-Region (Merlot, Cabernet Sauvignon etc.)

oder auch der als Côtes-du-Rhône bekannt gewordene

Syrah (oder Shiraz).

Das Thema Pinot Noir soll uns in der nächsten Ausgabe

näher beschäftigen. Hier wollen wir erst einmal die warmklimatischen

Rotweine Neuseelands näher betrachten.

Cabernet Sauvignon­Trauben

Im Weiteren soll ausschließlich von diesen Weinen die

Rede sein, wenn wir von Rotweinen sprechen.

In der Tat hat Neuseeland bisher noch nicht wirklich

international Aufmerksamkeit für seine Rotweine erzielen

können. Obwohl es in vielen Ländern mittlerweile

Liebhaber der guten Rotweintropfen aus dem Land der

Kiwis gibt, muss man im Handel diese Weine oft noch wie

Sauerbier anbieten. Die vielleicht einzige rühmliche Ausnahme

– derzeit noch – ist das Weingut Providence aus

der Matakana Region. Auf Jahre hin ausverkauft, erzielt

eine Flasche Providence bereits einige Hundert Euro.

Blindverkostung

Aber die Lage scheint sich zu ändern. In einer Blindverkostung

unter der Leitung des international renommierten,

australischen Weinexperten James Halliday

und der Bloomberg-Weinexpertin Elin McCoy aus den

USA wurden einige der namhaftesten Bordeaux-Weine

mit Weinen desselben Jahrgangs aus der Gimblett Gravels

Region verglichen (siehe Infokasten auf S. 66).

Unter den französischen Weinen fanden sich Größen

wie zum Beispiel Château Mouton-Rothschild und Lafite-Rothschild

sowie weitere Weine aus dem überragenden

Bordeaux-Jahrgang 2005. Dagegen standen

64 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Cabernet Sauvignon dominierte Weine von Mills Reef

oder Sacred Hill, die in Neuseeland zwar als edle Tropfen

sehr geschätzt werden, außerhalb des Landes aber

noch wenig bekannt sind.

Es handelte sich, wie schon erwähnt, um eine Blindverkostung,

d. h. die Verkoster wussten nicht, welchen Wein

sie gerade verkosteten, um ihn zu bewerten. Erst am Ende

wurden die Weine den Verkostungsergebnissen wieder

zugeordnet. Und unter den Top 10 der Verkostung befanden

sich dann tatsächlich nur vier Franzosen, der erste

Platz sowie die Plätze drei und vier gingen an Weine aus

der Gimblett Gravels Region. Etwas frustrierend für die

Europäer: Während in Bordeaux 2005 als der beste Jahrgang

der letzten 20 Jahre gilt, war der 2005-er Hawke’s

Bay Jahrgang zwar ganz gut, das Jahr 2005 im Vergleich

zu 2006 aber kein wirkliches Spitzenjahr.

Neuseeländische Weine – zu niedrige Preise

Was fehlt nun den Neuseeländern noch, um auch stattlichere

Preise für ihre Weine zu erzielen? Wie sollte man

diese Weine überhaupt bewerten?

Die meisten Top-Rotweine aus Neuseeland werden zwischen

30 und 40 € gehandelt. Im Vergleich zum durchschnittlichen

Preisniveau der in Deutschland konsumierten

Weine, das bei sagenhaften 1,80 € liegt (!), ganz stattlich.

Oft wird die Frage gestellt, ob Weine dieses Geld überhaupt

Wert sind? Lässt man den Maßstab der französischen

Spitzenweine, mit denen man sich ja anscheinend

messen kann und deren Preise natürlich vom Markt

her verursacht werden, einmal außer Acht, kann man eine

ganz einfache Antwort geben: Ja. Jeder, der einmal in seinem

Leben auf einem Weingut gearbeitet hat und dabei

geholfen hat, einen Spitzenwein zu machen, weiß, wie viel

Arbeit und Schweiß in einem solchen Produkt steckt.

In Neuseeland kursiert ein beliebter Witz, der ganz gut

beschreibt, wie die Situation im Weinbau wirklich ist.

Eine Frage lautet: „Do you know how to make a small

fortune with wine?” und die Antwort hierauf: „By investing

a LARGE fortune”. Tatsächlich ist das Schaffen von

Spitzenweinen eine aufwendige Angelegenheit. Nicht

nur, dass die Toplagen, die im Stande sind, solche Weine

zu ermöglichen – also die Gimblett Gravels Lagen oder

Waiheke Island – auch entsprechend bereits mehrere

100.000 NZ$ je Hektar kosten. Der Ertrag je Hektar bzw.

je Rebe dagegen ist äußerst gering, um möglichst viel

Aroma und Dichte in der Traube zu erzeugen. Die Pflege

der Reben, vom Rebschnitt begonnen über das Laubrupfen,

Zurückschneiden etc. ist sehr aufwendig. Dazu müssen

die Weingärten unter anderem vor Vogelfraß, Frost,

Pilzbefall geschützt werden. Und all diese Arbeiten

geschehen nach wie vor von Hand. Man sagt, dass man

im Laufe eines Jahres jede einzelne Rebe mindestens 25

360° Autor: Florian Berger

History & Tales Wine & Gourmet

Der gebürtige Münchner Florian

Berger, Jahrgang 1969, kehrte seiner

früheren Karriere als Unternehmensberater

den Rücken und

entschied sich Ende der 1990er-

Jahre dafür, ein paar Jahre in Neuseeland

zu leben. Er verliebte sich

in das Land und seine Menschen

und so war es nur natürlich, dass

er sich mit neuseeländischem Wein

eines der schönsten Produkte auswählte,

um es als Importeur in Europa populär zu machen. Er

ist mittlerweile einer der namhaftesten Experten auf diesem

Gebiet und betätigt sich nebenbei als Journalist und Promoter

der neuseeländischen Cuisine und Lebensart.

wine@360grad-medien.de

360° Info: Terroir

Der Französische Begriff „Terroir“ bezeichnet die Summe aller

äußeren Einflüsse, die eine Weinregion einzigartig und damit

seine Weine unverkennbar machen. Hierzu zählen das Klima,

also Sonnenstrahlung, Niederschlag, Temperaturverläufe von

Tag und Nacht, seine Bodenbeschaffenheit (Mineralgehalt und

-zusammensetzung, Wasserdurchlässigkeit, Gefälle, etc) ebenso

wie die Eigenheit der Winzer, d. h. deren Einfluss auf den Stil

eines Weines. Von einem Wein mit Terroir spricht man, wenn der

geübte Weintrinker einen guten Wein durch dessen Geschmack

und Geruch direkt in die Region seiner Herkunft einordnen kann.

Mal sieht. Zu guter Letzt werden alle dieser Spitzenrotweine

für viele Monate in französischen Eichenholzfässern

ausgebaut, die einen Stückpreis von 700 bis 800 €

kosten und für die Premiumselektion sogar nur einmal

verwendet werden (insgesamt vielleicht bis zu vier Mal).

Vorbildern nacheifern, aber der

eigenen Situation anpassen

In seiner ganzen Pflege und Machart orientieren sich

die Neuseeländer natürlich an den Franzosen. Diese,

das muss man neidlos anerkennen, haben es geschafft,

die Kunst des Weinmachens zu perfektionieren und der

Weinkultur eine ganz eigenen Stellenwert zu geben. Das

ist mit Sicherheit auch einer der Gründe für die Spitzenpreise

von Weinen aus Frankreich.

Als Orientierung ist das Vorbild sicher ideal gewählt. Aber

das beste Vorbild nützt nichts, wenn man dieses nicht an

die örtlichen Gegebenheiten adaptiert. Und genau darin

zeigen sich die Neuseeländer als Weltmeister.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 65


Wine & Gourmet History & Tales

Und so haben es sich die verschrobenen Kiwis eben auch

zum Ziel gesetzt, alles ein wenig besser zu machen. So

verwenden sie keinerlei Zusätze, lehnen den Einsatz von

Eichenchips ab und wenn sie nicht gleich sogenannte

„Spontanfermentation“ nutzen, also auf Hefe ganz verzichten,

so verwenden sie nahezu ausschließlich Wildhefen.

Aromamanipulation in jeder Form wird abgelehnt;

wozu soll man das Aroma auch verändern wollen, wenn

man so grandiose Voraussetzungen hat?

In einem weiteren Aspekt sind die Neuseeländer mittlerweile

auch Weltspitze: im Umweltschutz. Oftmals völlig

zu Unrecht mit den Australiern in einen Topf geworfen,

haben sich die Kiwis mittlerweile an die Weltspitze

gesetzt, was den Umweltschutz im Weinbau betrifft. So

war Neuseeland das erste Land, das im Weinbau die ISO-

Umweltnormen eingeführt hat, und weil das zu wenig

war, hat man hieraus noch den „Sustainable Winegrowers

Standard“ eingeführt, der zu nachhaltigem Bewirtschaften

verpflichtet. Sage und schreibe 85 Prozent der

neuseeländischen Weingüter sind mittlerweile bereits als

nachhaltig zertifiziert.

Mit dieser Einstellung haben es die Neuseeländer also

geschafft, nicht nur Weine auf höchstem Niveau auf

Augenhöhe des großen Vorbilds zu schaffen, sondern

gleichzeitig eine weltweite Vorreiterrolle zu

übernehmen.

Revolutionäres Ergebnis bei Blindver kostung

Grand Crû Bordeaux und Gimblett Gravels

Rotweine

360° Info

Am 18.10.2008 fand unter der Leitung des Australischen Weinkritikers

James Halliday und der Weinexpertin der amerikanischen

Nachrichtenagentur Bloomberg Elin McCoy eine Blindverkostung

einiger der teuersten Bordeauxweine und dazu

eine Auswahl von neuseeländischen Weinen der Terroir basierten

Region Gimblett Gravels statt. Teilnehmer waren außerdem

einige Masters of Wine sowie etliche Weinjour nalisten.

Die gewählten Franzosen zählen zur Weltelite des Weinbaus,

die verkosteten Weine wurden von Robert Parker folgendermaßen

bewertet:

L‘Eglise Clinet (100 Punkte), Troplong-Mondot (99 Punkte),

Chateau Haut Brion (98 Punkte), Chateau Cos d‘Estournel

(98 Punkte), Chateau Lafite-Rothschild (96 Punkte), Chateau

Mouton-Rothschild (96 Punkte).

Das Verkostungsergebnis (in der Reihenfolge ihrer Bewertung)

versetzte selbst die frenetischsten Hawke’s Bay Fans in

Erstaunen.

Tony Bish an der Basket Press

Jetzt ist es am Konsumenten, diese Weine zu entdecken.

Und dabei erlebt man so manches Wunder. Beispielsweise

sind viele Weine rebsortenrein, also aus nur einer

einzigen Rebsorte gekeltert. Das erlaubt dem Genießer

aus einer einzigen Region einmal alle führenden Rotweinsorten

nebeneinander in Reinstform vergleichen

zu können.

Das Besondere an den Weinen Neuseelands

Neuseeländische Rotweine zeichnen sich durch eine

einzigartige Klarheit aus. In ihnen spiegelt sich das

Beste, das eine Frucht hervorbringen kann. Das liegt

auch an der sauberen Umwelt und der klaren Luft. Aber

vor allem an der relativen Kühle der Weinregionen, die

allesamt in unmittelbarer Nähe zum Meer liegen, wasdie

Luft gegen Abend mild abkühlen lässt. Große Hitze

kann zum Feind des Aromas werden, da die sehr fragilen

Aromamoleküle zerstört werden können. Neuseelands

Rotweinregionen sind nachts deutlich kühler als

seine Pendants im Rest der Welt. Trotzdem herrscht in

den Weinregionen genügend Sonnenschein, um die

Weine vollständig reifen zu lassen. Dies führt zu einer

unvergleichlichen Komplexität der Weine.

Die Nähe zum Pazifik ist es auch, die bewirkt, dass die

Weine ein klein wenig runder sind als Weine, die in

Inlandsregionen wachsen. Der höhere Salzgehalt der

Luft ist damit auch im Wein spürbar und macht die Weine

sehr bekömmlich.

Die klassische Region für solche Weine in Neuseeland

ist die Hawke’s Bay, lange Zeit führendes Anbaugebiet

des Landes. Von hier kommen durchweg hervorragende

Rotweine nach bordelaiser Machart. Vor allem die Subregion

Gimblett Gravels, die auf der platten Ebene eines

ausgetrockneten Flussbettes gelegen ist, ist prädestiniert

66 02 | 2009 © 360° Neuseeland

dafür, gute Rotweine hervorzubringen. Geringe Niederschlagsmenge,

frei ablaufende Böden, viel Sonnenschein

und perfekte Temperaturverläufe schaffen außergewöhnliche

Aromen in den Weinen, wobei es gerade die Kühle

der Nacht ist, die in dieser Region einzigartig diese Aromen

stabilisiert.

Aber während die Hawke’s Bay schon seit jeher als Spitzenlage

galt, ist die Entdeckung der Auckland vorgelagerten

Insel Waiheke Island eine erst neuere Entwicklung.

Erst Ende der 1970er-Jahre entdeckte Kim

Goldwater die Eignung dieser Insel mit seinem regenarmen

Mikroklima für Top-Rotweine. Als erster Neuseeländer

wurden seine Weine mit der Liga der Grand

Crû-Weine verglichen und Kim erhielt auch einen Spezialpreis

für sein Lebenswerk bei der „New York Wine

Experience“, der einzigen Weinshow, bei der sich auch

die großen Franzosen beteiligen. Waiheke Island gilt als

teuerste Lage in Neuseeland, wobei aber nicht unbedingt

jedes Weingut auch immer preisadäquate Spitzenqualität

bietet.

Eine dritte Region, die sich für seine Top-Roten einen

Namen gemacht hat, ist Matakana in Nord-Auckland

(lesen Sie hierzu den Bericht über Matakana in Heft

01/2009 auf S. 79). Die teuersten und weltweit meistgesuchten

Rotweine neuseeländischer Machart stammen

von hier, und das, obwohl Weinexperten sagen,

die Gegend sei nicht wirklich optimal geeignet. Und

genau das lässt uns noch mehr aufhorchen, wenn es

schon eine unterdurchschnittliche Region in diesem

Land zu Spitzenweinen schafft. Eine einzigartige Ausnahme

bietet Pegasus Bay mit seinem „Maestro“ Cuvée.

Die Region aus der dieser Wein stammt, ist Waipara, mit

kühlem Klima in der Nähe von Christchurch, aus der

auch Neuseelands beste Rieslinge stammen. Der Maestro

ist vielleicht das beste Beispiel dafür, was in Neusee-

Rank Wines – all 2005 Vintage Provenance

History & Tales Wine & Gourmet

land auch in nicht optimalen Bedingungen möglich ist,

wenn man sein Handwerk beherrscht.

An sich sind die Gegebenheiten in weiten Teilen besonders

hervorragend für Merlot Weine. Vor wenigen Jahren

gewann beispielsweise Mills Reef, Neuseelands führender

Rotweinerzeuger, die „Tri-Nations-Trophy“, den Preis für

den besten Rotwein aus Südafrika, Australien und Neuseeland.

Cabernet Sauvignon hat es da ein wenig schwerer,

da diese Rebsorte sehr spät reift und in Konflikt mit Neuseelands

Wetterumschwung im Spätherbst kommen kann.

Seltener ist der Malbec, auch eine Bordeauxrebsorte, die

auch dort nur in kleinen Teilen in den Weinen zu finden ist.

Aber Neuseelands Malbecs haben es in sich und sind eine

wirkliche Entdeckung, vor allem für diejenigen, die bisher

Argentinien als das Maß aller Dinge hielten. Dem Cabernet

Sauvignon an sich überlegen ist sein kleiner Verwandter,

der Cabernet Franc. Aber trotz seiner Einzigartigkeit

und den optimalen Voraussetzungen in den verschiedenen

Gegenden spielen diese nur eine untergeordnete Rolle,

dafür ist die Rebsorte einfach zu unbekannt.

Ein wahrhaftiger Geheimtipp ist allerdings der Syrah.

Ursprünglich aus dem Nahen Osten stammend und vor

allem in Frankreich als Côte-du-Rhône kultiviert ist

diese Rebsorte in erster Linie aus Australien als Shiraz

bekannt geworden. Im „Penfolds Grange“ konnte

diese Rebsorte auch beweisen, dass sie zu den weltweiten

Spitzenweinen gehören kann. Aber das, was Neuseeland

auf diesem Gebiet zeigen kann, ist schlichtweg

einzigartig. Mit wesentlich mehr Komplexität als

bei der australischen Machart, verfügt Neuseelands

Syrah aber über weitaus mehr Frucht als dies in seinem

ursprünglichen Rollenmodell Côte-du-Rhône überhaupt

möglich wäre. Alle, die es einmal probieren möchten,

sollten sich eine Flasche Hermitage und einen Gimblett

Gravels Syrah nebeneinander gönnen. (FB)

1 Blake Family Vineyards „Redd Gravels“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand

2 Chateau Lafite-Rothschild Pauillac, Bordeaux, France

3 Scared Hill „Helmsman“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand

4 Mills Reef „Elspeth“ Carbernet Sauvignon Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand

5 Chateau Mouton-Rothschild Pauillac, Bordeaux, France

6 Trinity Hill „The Gimblett“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand

7 Craggy Range „Sophia“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand

8 Chateau Troplong-Mondot St. Emilion, Bordeaux, France

9 Chateau Haut-Brion Pessac-Leognan, Bordeaux, France

10

Newton Forrest „Cornerstone“ Cabernet Sauvignon

Merlot Malbec

Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand

11 Chateau L’Eglise-Clinet Pomerol, Bordeaux, France

12 Chateau Cos D’Estournel St. Estephe, Bordeaux, France

© 360° Neuseeland 02 | 2009 67


Wine & Gourmet Regions

Chardonnay­Reben bei Kumeu River

Weinregionen Auckland – Teil II:

West-Auckland

Fährt man von Aucklands Zentrum den State Highway

16 Richtung Westen, der dann nach Nord westen

abschwenkt, kommt man durch das ursprüngliche

Herzland der moderneren neuseeländischen Weinindustrie.

Die früheren Anfänge des Weinbaus fanden ja

bekanntlich im Norden statt und waren im Vergleich eher

ein „try and error“. Als Anfang des 20. Jahrhunderts dann

tausende Einwanderer von der verarmten dalmatischen

Küste nach Neuseeland strömten, fanden sie eine eher

rudimentäre Weinindustrie vor. Und da die Adriaküste

schon seit Jahrtausenden eine traditionelle Weinregion

war, bauten die Einwanderer als eine der ersten Aktivitäten

die Weinindustrie mit auf. Die Slawen verdingten

sich überwiegend als billige Arbeitskräfte und arbeiteten

als sogenannte „Gum-Diggers“ (Bernsteinsucher), weshalb

sie sich nur billiges Land leisten konnten. Es war

also purer Zufall, dass sich der Westen Aucklands zur

führenden Weinregion entwickelte – das Land war einfach

billig genug für die armen Einwanderer.

Das ursprüngliche Zentrum der Region befand sich in

Henderson, das mehr und mehr von Auckland aufgesogen

wird und mittlerweile nur noch ein Stadtteil der

Millionenstadt ist. Fährt man aber entlang dem Highway

16 weiter, der hinter Henderson zu einer kleinen

Landstraße zusammenschmilzt, befindet man sich alsbald

in einer liebevollen Weinkulturlandschaft, die für

neuseeländische Verhältnisse einen sehr eingewachsenen

Eindruck macht.

Vorbei an einem der wenigen industriellen Weinhersteller

Neuseelands, der Nobilo Winery, die mittlerweile

zum internationalen Weinkonzern Constellation Brands

gehört, befindet man sich nun völlig umgeben von für

neuseeländische Verhältnisse alten Wineries.

Vor allem rund um den Ort Kumeu gibt es für Freunde des

Weines und des kulinarischen Genusses viel zu entdecken.

Da diese Straße abseits der Hauptverkehrsflüsse und Touristenrouten

liegt, ist es hier immer angenehm ruhig und

beschaulich, nichtsdestoweniger aber auf Top-Niveau.

Es ist unbestritten, dass die besten Weine der Region von

„Kumeu River Wines“ stammen, welche noch immer im

Besitz seiner Gründerfamilie Brajkovich ist. Interessanterweise

ist dies das einzige Weingut West-Aucklands,

68 02 | 2009 © 360° Neuseeland

West Brook im Ararimu Valley

das heute noch ausschließlich Trauben aus der Region

verwendet, unterstellt man dieser Region doch nur eine

mittelmäßige Eignung für den Weinbau. Alle anderen

Wineries beziehen in einem größer werdenden Anteil

Trauben aus den anderen, mittlerweile wesentlich bedeutenderen

Anbaugebieten wie Marlborough, Hawke’s Bay

oder Gisborne.

Ein Weingut, das man auch auf keinen Fall verpassen

sollte, ist Matua Valley. Obwohl Matua inzwischen zu

einem internationalen Großkonzern gehört (Beringer

Blass und damit zur Fosters Brauerei), hat man sich mit

seiner Qualitätsorientierung doch noch ein gutes Stück

Kiwi-Lifestyle erhalten. Vor allem seine schöne Lage und

die auch abends geöffnete „Hunting Lodge“, ein wunderschönes

und gemütliches Restaurant mit einer Spezialisierung

auf Wildgerichte, sind unvergleichbar.

Eine besondere Lage weist auch West Brook auf, ganz

allein stehend inmitten eines ruhigen Tales, wobei auch

die Weine einen ganz eigenen erfrischenden Charakter

zeigen. Der beeindruckte Besucher wünscht sich an dieser

Stelle nur noch ein gemütliches Restaurant, wo er die

Stille länger genießen könnte.

Weiter auf dem Weg nach Helensville kommt man

schließlich an BeesOnline, einem ganz eigenen und

faszinierenden Shop- und Restaurantkonzept, vorbei,

das alle möglichen Produkte rund um Bienen anbietet

(beispielsweise eine Honeygar, einen Honigessig, sehr

delikat) und dabei über ein wunderbar entspanntes

Restaurant verfügt, das einen traumhaften Blick über die

wild bewachsene Landschaft gewährt.

Wenn man schließlich im etwas verschlafenen Westcoast-Hafenstädtchen

Helensville ankommt, hat man die

Weinregion endgültig hinter sich gelassen.

Regions Wine & Gourmet

Eine Fahrt von Auckland aus in die westliche Weinregion

bildet einen wunderschönen Ganztagestrip mit

zahllosen kulinarischen Highlights und Weingenüssen

auf Spitzenniveau. Man muss nicht endlos lange im

Auto sitzen, da die Region über den Highway 16 sehr

gut erreichbar ist und die Entfernungen nicht besonders

groß sind. Man bemerkt sehr wohl auch positiv,

dass die Region ein wenig abseits der großen Verkehrsrouten

der Highways 1 und 2 liegt und damit fast

ein wenig entspannter wirkt als so manche andere

Weinregion.

Unser Tipp: Probieren Sie hier doch vor allem auch die

Weine nach Port- und Sherry-Art, die hier besondere

Tradition genießen. Einige davon sind Spitzenprodukte,

die in ihrer Feinheit so manch großen Namen

in den Schatten stellen können. (FB)

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© 360° Neuseeland 02 | 2009 69


Wine & Gourmet Wineries & Characters

Highfeld Estate mit florentinischem Turm

Highfield Estate

Wer das Weingut Highfield erstmal nur auf einem

Foto sieht, wird seinen Augen nicht trauen.

Eigentlich sieht es aus wie eine Fotomontage.

Das Haus im fast schon märchenhaft anmutenden, toskanischen

Stil thront auf einem Hügel inmitten einer monumentalen,

nur spärlich bewohnten Landschaft am Ende

der Welt. Der Anblick ist so perfekt und friedfertig, dass

es nur in Neuseeland sein kann.

Highfield Estate wurde 1987 von Bill Walsh, einem der

Weinbaupioniere des Marlborough, gegründet. Gelegen

auf dem Anwesen der Familie Walsh, verfügt das Weingut

über den unbestritten beeindruckendsten Blick über

das Wairau-Tal. Aber nicht nur deshalb ist Highfield eine

der meistbesuchten Wineries im Marlborough.

1991 kauften die beiden Geschäftsleute Shin Yokoi und

Tom Tenu wera Highfield Estate. Shin lebt in Osaka,

Japan, Tom in Bath in England. Die zwei entschieden

sich zu dieser Investition aufgrund ihrer großen

Leidenschaft für Wein. Als begeisterte Sammler und

Konsumenten erkannten die beiden das einzigartige

Mixed Platter

Potenzial, das sich in der Marlborough Region für

Premi umweine erwiesenermaßen bot. Aufgrund ihrer

Selbstverpflichtung nur exzellente Weine zu produzieren,

baten sie um die Expertise ihres Freundes Michel

Drappier von „Champagne Drappier“, um die Herstellung

von Highfields Schaumwein nach der Méthode

Traditionelle zu organisieren. Dieser Wein, genannt

Elstree Cuvée, ist inzwischen einer von Neuseelands

erhabensten und beständigsten Premiumschaumweinen

(der Begriff Champagner ist rechtlich durch die

70 02 | 2009 © 360° Neuseeland

französischen Champagnewinzer geschützt und darf

deshalb von einem Neuseeländer nicht verwendet

werden).

Shin und Tom haben inzwischen beträchtliche Investitionen

getätigt, um die Kellereianlagen auf internationales

Spitzenniveau zu heben. Highfield ist ein völlig unabhängiges

Weingut und verfügt über vollständige Kontrolle in

allen Weinprozessen, vom Weinberg bis zur Lagerung

der fertigen Produkte.

Auch im Besucherzentrum wurde eine erhebliche

Summe investiert. Ein kunstvoller, toskanisch inspirierter

Aussichtsturm beherrscht die umgebende Landschaft

und bestimmt den dauerhaften äußeren Eindruck

für alle Besucher von Highfield. Das beliebte 60-sitzige

Restaurant erlaubt es den Besuchern zu entspannen und

das Marlborough Ambiente aufzusaugen, stimuliert von

gutem Wein, Essen und einem spektakulären Ausblick.

Das ist der Ort, an dem man eigentlich immer sitzen

möchte, an dem sich, wie kaum an einem anderen Ort,

neuseeländisches Lebensgefühl einatmen lässt.

Seit Januar 1999 ist Alistair Soper nunmehr Winemaker

bei Highfield. Zuvor verbrachte Alistair vier Jahre

als Assistent in einem benachbarten Weingut. Al hat

unter anderem Kellereierfahrungen in Oregon mit Pinot

Noir und in Bordeaux mit Sauvignon Blanc und Merlot

gesammelt. Er besitzt eine Leidenschaft für Wein, liebt

Kochen, vor allem aber die Abstimmung von Wein zu

einer großen Bandbreite von Speisen, was man in seinen

außergewöhnlichen Weinkreationen herausschmecken

kann. Er gilt mittlerweile als einer der gefragtesten

Experten auf seinem Gebiet.

Highfield verfügt über einen kleinen, zwei Hektar großen

Weinberg, der das Kelle reigebäude und das Besucherzentrum

umgibt. Weitere 20 Hektar Weinberg verteilen

sich über die Region, was dem Wein zu mehr Lagekomplexität

verhilft, die Klimarisiken verringert und zur

natürlichen Struktur des Weines beiträgt.

Die verwendeten Trauben sind auf die Stärken der

Region und ebenso konsequent auf die globalen Märkte

des Unternehmens ausge richtet. Sauvignon Blanc bildet

derzeit 60 Prozent der Highfield-Produktion, gefolgt

von Pinot Noir und Cuvée Brut. Chardonnay und Riesling

komplettieren das Portfolio.

Das Gebäude des Weingutes wurde im Jahre 1987 am

Brookby-Bergrücken in Marlborough errichtet. Highfield

ist darauf spezialisiert, ultra-premium Weine

aus denjenigen Trauben zu machen, für die sich das

Marlborough Terroir optimal eignet. Eine limitierte

Produktion, 500 Tonnen pro Jahr aus nur vier Traubensorten,

ein hoher Maßstab und ein Team von Spezialisten

sichern Highfield eine beständige und einzigartige

Qualität.

Wineries & Characters Wine & Gourmet

Als vornehmlicher Weißweinproduzent, der die Winzertechnologie

der Neuen Welt verwendet, verfügt Highfield

über einen traditionellen, un terirdischen Keller zur

Fass- und Spezialfer mentation bei natürlichen Temperaturen.

Ein ausgewiesener Bereich zur Reifung des Cuvée,

dem Schaumwein Elstree, veranschaulicht die fein abgestimmte

Umgebung, die Highfield für seine spezialisierte

Produktion geschaffen hat.

Highfields Weine sind allesamt auf Spitzenniveau. Was Al

Soper aber anders macht als alle anderen in der Region,

ist sein außergewöhnlicher Sauvignon Blanc, der Wein,

für den die Region Marlborough weltweit die Spitzenposition

einnimmt. Der Highfield Sauvignon wird nicht

gepresst, sondern es wird nur der frei ablaufende Saft

verwendet. Das hat zur Folge, dass er viel feiner und seidiger

ist als andere neuseeländische Sauvignons.

Unser Tipp: Genießen Sie hier ein Glas Sauvignon zu

einem Teller frischen Austern (Neuseeland gilt mittlerweise

aufgrund seines unvergleichlich reinen und unbelasteten

Meeres auch als einer der weltbesten Hersteller

von Austern). Oder wählen Sie das Lammcarée in Burgundersoße

zu einem Pinot Noir. (FB)

Winemaker Al Soper

© 360° Neuseeland 02 | 2009 71


°


Business & Lifestyle Business

Schutz der Privatsphäre: Manch einer möchte nicht, dass

jeder weiß, bzw. problemlos durch Einsicht in Grundbuchakten

oder Firmenregister herausfinden kann, welche

Vermögenswerte man besitzt. Oft haben Familientrusts

den Familiennamen im Trustnamen – das ist jedoch nicht

zwingend. Der Trust kann genausogut Anchor Trust oder

Berlin Trust oder wie auch immer heißen, sodass aus dem

Namen keine Rückschlüsse auf die Begünstigten zu ziehen

sind. Die Trusturkunde (Trust Deed) ist nicht öffentlich

zugänglich, muss nicht registriert sein und bleibt

daher im privaten Besitz der Beteiligten. Lediglich Parlamentsmitglieder

müssen alle ihre Rechte und Pflichten

offenlegen, sodass der Name des Familientrusts des Premierministers

leicht herauszufinden war.

Erbschaftsregelungen und Nachlassverwaltung: Family

Trusts eignen sich hervorragend, Erbschaftsangelegenheiten

nicht nur zu regeln, sondern auch den Nachlass

zu verwalten. In einem typischen Family Trust sind die

Erben und die Begünstigten aus dem Trust deckungsgleich.

Am Beispiel veranschau licht: Unser Family Trust

hat Bestand über meinen Tod hinaus. Das Haus, in dem

ich wohne, gehört nicht zur Erbmasse, sondern bleibt

selbstverständlich auch nach meinem Tod im Trust,

sodass meine Familie, also meine Erben, weiter darin

wohnen dürfen und alle Vorteile aus dem Hauseigentum

(begünstigte Eigentümerschaft) ziehen dürfen.

Vermögensschutz: Ein Trust hat zwar keine eigene

Rechtspersönlichkeit, wie zum Beispiel eine GmbH

(Limited Liability Company), ist aber trotzdem vom

Begünstigten rechtlich getrennt, aufgrund der Aufsplittung

des Eigentums. Mit anderen Worten, sollte ein

Geschäftsmann, aus welchen Gründen auch immer, seinen

finanziellen Obligenheiten gegenüber seinen Gläubigern

nicht mehr nachkommen können, dann können

die Gläubiger nicht in das Vermögen des Trusts voll-

360° Autor: Peter Hahn

Peter Hahn ist ein ehemaliger

Rechtsanwalt aus Berlin, der seit

1992 mit seiner Familie in Wellington

lebt. Er ist Autor des Neuseeland-Bestsellers

„Für immer Neuseeland

und Geschäftsführer zweier

Berater firmen, Hahn & Associates

Ltd (www.peterhahn.co.nz) und

New Zealand Companies and Trust

Services Ltd. Peter Hahn ist ein

gefragter Neuseeland-Spezialist für

alle, die mit dem Gedanken spielen, nach Neuseeland auszuwandern,

dort Geschäfte zu machen oder zu investieren. Direkt

am Strand in Eastbourne, Wellington, lebt er mit seiner neuseeländischen

Frau und zwei Kindern den Kiwi-Lifestyle, von

dem viele seiner Kunden träumen.

strecken. Eine Vollstreckung in das Trustvermögen ist

nur in extremen Ausnahmefällen – zum Beispiel Betrug

oder Geldwäsche – möglich!

Steuerplanung: Die steuerlichen Vorteile, die ein Trust

zu bieten hat, wurden auch den Feudalherren im Mittelalter

schnell bewusst. Für Ländereien, die im Trustvermögen

waren, fiel zum Beispiel im Todesfall keine Erbschaftsteuer

an. Nun gibt es in Neuseeland zwar keine

Erbschaftsteuer, aber das bedeutet ja nicht, dass die

nicht, wie in den meisten westlichen Ländern, mal eingeführt

wird! Wer sein Vermögen in einen Trust überträgt,

kann sich daher schon heute gut gegen eine eventuell

zukünftige Einführung einer Erbschaftsteuer schützen.

Ein neuseeländischer Familientrust ist in Neuseeland

einkommensteuerpflichtig. Eine völlige Steuerbefreiung

ist für diese Trusts nicht möglich, sondern kann nur

bei „New Zealand Foreign Trusts“ (dazu weiter unten)

erreicht werden. Für den normalen Family Trust, der

auch für Einwanderer in Betracht kommt, gilt ein Steuersatz

von 33 Prozent. Dem steht der Höchststeuersatz für

natürliche Personen in Höhe von 39 Prozent für Jahreseinkommen

über 70.000 NZ$ gegenüber. Der Trust bietet

die Möglichkeit, Einkommen aufzusplitten und vom günstigeren

Steuersatz zu profitieren. Darüber hinaus bietet

der Trust weitere steuerliche Vorteile, deren Darstellung

jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.

Miteigentumsrechte: Jeder vom Trust Begünstigte, und

das ist in der Regel eine offene Gruppe, wie zum Beispiel

alle direkten Familienangehörigen, ist automatisch

Miteigentümer der begünstigten Eigentümerschaft –

also Nutznießer des eigentlichen Wertes. Dazu bedarf es

keiner umständlichen Grundbucheintragung. Die Trust

Deed kann auch jederzeit wieder geändert werden und

zum Beispiel vorher Begünstigte explizit ausschließen –

auch ohne umständliche Grundbucheintragungen.

Nachteil des Trusts

Ein großer Nachteil für die meisten Neuseeländer –

und das schließt meine eigene Familie ein – ist, dass

Vermögen nicht ohne Weiteres in einen Familientrust

übertragen werden kann. Die Übertragung ist nämlich

eine Schenkung im Sinne des neuseeländischen

Steuerrechts, obwohl, wie ja schon oben erwähnt, der

Trust keine eigene Rechtspersönlichkeit hat. Das neuseeländische

Finanzamt (IRD: Inland Revenue Department)

besteuert die Übertragung von Vermögen auf den

Trust daher mit einem Steuersatz von bis zu 25 Prozent

je nach Höhe der Schenkung. Bis zum Betrag von

27.000 NZ$ pro Jahr sind Schenkungen allerdings von

der Steuer befreit. Aufgrund dieser Situation übertragen

die meisten Neuseeländer ihr Vermögen in kleinen

„Scheibchen“ von 27.000 NZ$ pro Jahr. Bis eine Immobilie

auf diese Weise voll auf den Trust übertragen ist,

können daher Jahrzehnte vergehen!

74 02 | 2009 © 360° Neuseeland

In zwei Fällen erübrigt sich dieses umständliche Übertragungsverfahren:

Erstens bei Leuten, die vorausblickend

genug waren, sich einen Trust einzurichten,

bevor sie Vermögen angehäuft hatten und zweitens

bei Einwanderern, die zwar schon Vermögen haben,

aber einen Trust schon vorausschauend eingerichtet

hatten, bevor sie in Neuseeland steuerpflichtig wurden

(also in der Regel vor Einreise). Für Einwanderer

besteht also die einmalige Gelegenheit, ihr gesamtes

Vermögen in einem Rutsch auf einen Family Trust zu

übertragen, ohne Schenkungsteuer zahlen zu müssen!

Nur zwei Voraussetzungen, die bei den meisten

Einwanderern leicht erfüllt werden können, müssen

gegeben sein:

Der Schenker (Einwanderer) muss seinen Steuerwohnsitz

im Zeitpunkt der Schenkung noch außerhalb Neuseelands

haben (daher sollte die Schenkung möglichst

vor Einreise erfolgen).

Das zu schenkende Vermögen muss sich im Zeitpunkt

der Schenkung außerhalb Neuseelands befinden

(später kann der Trust das Vermögen dann problemlos,

ohne steuerliche Implikationen, nach Neuseeland

transferieren).

New Zealand Foreign Trust

Neuseeland als Steueroase

Aber auch für die, die diesen Artikel lesen, ohne an

Auswanderung nach Neuseeland zu denken, hat

Neuseeland einen ganz besonderen Trust zu bieten:

den sogenannten New Zealand Foreign Trust. Wie

schon oben angedeutet, ist dieser von der Steuer

befreit. Neuseeland wird damit zu einer Steueroase

für diejenigen, die ihr Vermögen auf den Trust übertragen

und nicht in Neuseeland leben. Wohlgemerkt,

„übertragen“ bedeutet nicht, nach Neuseeland transferieren,

denn nur solange das Vermögen im Ausland

liegt, egal ob in Australien, Liechtenstein, der Schweiz

oder Österreich, ist das daraus generierte Einkommen

steuerfrei!

Die Struktur des Trusts

An dieser Stelle wird es Zeit, das „Pferd nicht länger

von hinten aufzuziehen“ und kurz auf die Struktur

des Trusts einzugehen. Das Grundprinzip ist genau

wie bei den Kreuzrittern. Das legale Eigentum (legal

title) wird auf eine andere Rechtspersönlichkeit übertragen,

mit der Folge, dass einem das Vermögen formal-rechtlich

nicht mehr gehört. Denjenigen, dem

man das Vermögen formal-juristisch überträgt, nennt

man Trustee (also eine Art Treuhänder). Trustee kann

eine natürliche Person sein oder aber nach neuseeländischem

Recht auch eine Firma. Die Firma ist eine

Business Business & Lifestyle

Blick auf den Sky Tower

„ganz normale“ Ltd. (Limited Liability Company), vergleichbar

mit einer Holding-GmbH, deren ausschließlicher

Zweck die Verwaltung des Trustvermögens ist.

Das Schöne ist, dass, nach neuseeländischem Recht,

die Firma von den Begünstigten des Trusts kontrolliert

werden kann, aber nicht muss. Mit anderen Worten,

der Kontinentaleuropäer, der noch nicht so vertraut

mit dem Trust ist, braucht sich nicht auf Dritte zu verlassen,

sondern hat praktisch die Kontrolle über beide

Eigentumsteile: Das formal-rechtliche legale Eigentum

(legal title) wird über die Trustee Firma kontrolliert,

und von der „begünstigten Eigentümerschaft“ (equitable

title) profitiert er als Beneficiary.

Ein Trust ist ein komplexes Rechtsinstitut, das über

viele Jahrhunderte gewachsen ist und verfeinert

wurde. Anders als in kontinentaleuropäischen Rechtssystemen

(sogenanntes Civil Law) ist das Trust-Recht

nur begrenzt gesetzlich geregelt, sondern basiert vielmehr

in erster Linie auf dem sogenannten Common

Law, das sich maßgeblich auf richterliche Urteile der

Vergangenheit, die Präzedenzfälle, stützt. Mit Literatur

über Trusts kann man ganze Bibliotheken füllen, und

im Rahmen dieses Artikels weiter ins Detail zu gehen,

würde unter Umständen nicht nur Verwirrung stiften,

sondern auch zu Ungenauigkeiten und damit Fehlinformationen

führen.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 75


Business & Lifestyle Column

The way to Balclutha

360° Autorin: Beate Hartmann

Neuseeland war schon immer mein Traum. Bereits

als kleines Mädchen blickte ich fasziniert auf das

Eukalyptusblatt-förmige Gebilde ganz unten auf

dem Globus meines Großvaters. Keiner konnte mir zu diesem

Zeitpunkt erzählen, welch wunderbare Geschichten

sich hier verbergen mögen. Dieser Fleck Erde war gänzlich

unbekannt.

Einige Jahrzehnte später und mit umfangreich angelesenem

Wissen habe ich nun das Ticket für drei Monate

Neuseeland im Rucksack. Ich werde als Wwoofer

(„world wide opportunities on organic farms“ –

das sind Volontäre auf Farmen, die gegen Kost und

Logis für einen kurzen Zeitraum überall auf der Welt

arbeiten) und als Backpacker durch Neuseeland reisen.

Mit Sicherheit, so denke ich vor Antritt der Reise, bin

ich die älteste aller „Wwoofer” und Backpackerinnen.

Los geht’s nach einer ganz besonderen Abschiedsparty

mit Familie und all‘ meinen Freunden zu Hause in Mainz.

Via Dubai und Australien lande ich in Christchurch. Ich

fliege mit circa 25 brüllenden Engländern im sonst leeren

Flieger über grüne Wiesen

auf Christchurch zu. Die

Wiesen sind gespickt mit

Tausenden wattestäbchenähnlichen

Gebilden. Schafe!

Ich bin gerührt! Und weiß:

Hier will ich hin!

Vier von 40 Millionen

Beate Hartmann, 43, nahm von September

bis Dezember 2005 Auszeit

von ihrem Job als Marketingangestellte

und durchreiste Neuseeland als

Wwoofer und Backpacker. In unserer

neuen Kolumne wird sie spannende

Geschichten aus dieser Zeit erzählen,

die mal lustig, mal nachdenklich

sind, die aber vom typischen (Er-)

Leben in Neuseeland erzählen.

Meine erste Nacht in Christchurch

verbringe ich in einem

angenehm designten Hostel.

Wie schön. Wie entspannend.

Wie besonders.

Von Christchurch aus geht’s

am nächsten Morgen nach

Balclutha, meiner ersten Station in Neuseeland. Der

Bus verlässt pünktlich um 7.30 Uhr seinen Abfahrtsort.

Wir fahren Richtung Invercargill. Erste Station für die

Mittags pause: Oamaru.

Der Reisende auf dieser Strecke wird förmlich erschlagen

von den schönsten Eindrücken. Ich sitze im Intercity-

Bus und fasse es einfach nicht, wie sich fünf Meter neben

mir der große Ozean zeigt und in unmittelbarer Sichtweite

schneebedeckte Berge zu sehen sind. In diesen Momenten

bin ich erneut überwältigt, ähnlich wie bei dem Anblick auf

die Wattestäbchen gestern aus dem Flieger.

Nach der Pause stehe ich ebenso staunend am Intercity-

Bus-Stop in Oamaru. Mit nagelneuer wärmender Surfer-

Jacke. Aber ohne mein Gepäck. Das weilt im Bus.

Ich habe den Bus verpasst. Habe mich von den netten

Verkäufern im Surferladen ablenken lassen. Wie schön

ist es, endlich in Neuseeland zu plaudern … Darüber

habe ich die Zeit vergessen.

Der Bus fährt in der Zwischenzeit ohne Gnade nach

strengem Fahrplan weiter. Auch wenn offensichtlich nur

ein Viertel der Plätze von den Passagieren gebucht war,

wie bei meinem Bus heute. Und eine plätschernd plaudernde

Touristin bleibt da eben einfach an der Haltestelle

stehen.

Was nun? Ich laufe in die Lagonda Milk Bar und frage

den zahnlosen Wirt, ob er denn den Busfahrer oder die

Route kenne und /oder vielleicht sogar eine Handynummer

habe. Bingo! Eine gute Stunde später stehe ich dank

Matthew, dem kettenrauchenden Taxifahrer, wieder in

der Intercity-Bus-Touristengruppe an der Gas Station

nahe Palmerston.

Ich kann mich aber nicht so ohne Weiteres inkognito

in den Bus schmuggeln, denn meine Ankunft per Taxi

wird mit großem Applaus und Hejhooo-Rufen goutiert.

Auch die Japaner winken überschwänglich und ausnahmsweise

entspannt – die elektronische Gerätschaft

hängt ausgeschaltet an den Körpern runter. Der Busfahrer

lächelt milde und signalisiert mir mit einer wohlwollenden

Kopfbewegung, dass ich mich ohne Bedenken

in Richtung meines Sitzes bewegen darf.

In Balclutha, einem Schaffarmer-Städtchen mit circa

4.000 Einwohnern, treffe ich im Agritrade, dem hiesigen

Landhandel, meine ‚Hosts’: Farmerin Yana und

ihren Mann Barry. Sie werden mich für die nächste Zeit

als Schaf- und Pferdebetreuerin, Köchin und Putzfrau

aufnehmen.

76 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Dank der bereits zuhauf hin und her gemailten Fotos

erkennen wir uns sofort und ich freue mich, als ich die

kleine liebenswürdige Frau nun in die Arme schließen

kann. Yana sieht ein wenig aus wie der kleine König

Kalle Wirsch aus der Augsburger Puppenkiste – nur ohne

Wollfadenfrisur. Auch deswegen mag ich sie sofort!

Farmerin yana

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Column Business & Lifestyle

Barry treffe ich kurze Zeit später eine Schubkarre schiebend,

auf der sich unzählige Holzlatten und Farbeimer

der Farbe „Sour Cream“ stapeln. Yana und Barry sind

Ende fünfzig, Anfang sechzig und strahlen eine große,

fast weise Ruhe aus.

Im Auto, einem kleinen Toyota, warten schon die beiden

Hunde der Farm. Wir mögen uns alle sofort. Pip ist

eine wunderschöne Australian Shepherd-Hündin und

Kay ein moppeliges Golden Retriever-Riesenbaby. Wir

fahren, uns gegenseitig beschnüffelnd, vergnügt nach

Balmoral. Ja, so heißt unsere kleine Farm auf dem River

Island des Clutha River.

Yana hat für mich ein feines, sehr britisch anmutendes

Gästezimmer vorbereitet. Selbst die Bettschuhe fehlen

nicht. Denn es ist kalt in meinem Zimmer, von dem ich

auf die Schafweiden mit bezaubernden kleinen Schäfchen

und die Pferdekoppel mit den beiden Stuten Flo

und Annie blicken kann. Ich ahne noch nicht, welch’

bunte Welt mich hier auf dieser ganz besonderen neuseeländischen

Farm erwarten wird.

In der nächsten Ausgabe lesen Sie, wie es unserer

Autorin bei ihrer Auszeit in Neuseeland weiter ergeht.

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© 360° Neuseeland 02 | 2009 77


Business & Lifestyle Lifestyle

Der schönste Tag des Lebens

am schönsten Fleck der Erde:

Heiraten in Neuseeland

Heiraten in Neuseeland – ein wahr gewordener Traum

Heiraten im Hochsommer am Strand, barfuß und

mit Wellenrauschen im Hintergrund, das klingt

nicht nur traumhaft, das ist es auch tatsächlich.

In der Monkey Bay bei Blenheim im Norden der Südinsel

Neuseelands haben wir, Manuela und Thomas, dies

im Februar 2008 wahr gemacht.

Als wir unsere Entscheidung trafen, den schönsten Tag

unseres Lebens an einem der schönsten Orte der Erde

zu verbringen, waren wir seit fünfeinhalb Jahren zusammen

und hatten bereits einen Urlaub in Neuseeland auf

der Nordinsel hinter uns. Im Januar 2008 war unser

zweiter Neuseeland-Urlaub für Februar bereits gebucht,

als uns die Idee kam: Sollen wir nicht jetzt im Urlaub

in Neuseeland heiraten? Die Entscheidung war schnell

getroffen – JA! Aber es gab noch eine Menge Fragen

und so begannen wir im Internet zu recherchieren, wie

man in Neuseeland heiraten kann. Besonders hilfreich

fanden wir dabei die Broschüre „Getting Married –

A guide for couples preparing to marry in New Zealand“

vom „Departement of Internal Affairs“, die auch

für Urlauber aus „Overseas“ geschrieben ist.

Vorbereitungen in Deutschland

Im Prinzip kann man ohne irgendwelche Vorbereitungen

nach Neuseeland fahren und sich dort trauen lassen.

Man benötigt bis auf den Personalausweis keine weiteren

Dokumente. Da wir jedoch nur drei Wochen in Neuseeland

sein würden, wollten wir so viel wie möglich von Deutschland

aus organisieren, um keine Zeit zu verlieren.

78 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Es gibt in Neuseeland zwei Möglichkeiten zu heiraten.

Entweder lässt man sich von einem Standesbeamten in

den Räumlichkeiten eines Standesamtes trauen oder man

sucht sich einen sogenannten „civil celebrant“, der einen

dann an jedem denkbaren Ort trauen kann. Diese „Zeremonienbevollmächtigten“

sind allesamt freiberuflich tätig

und man findet sie in den Yellow Pages.

Für uns war direkt klar, dass wir gerne am Strand heiraten

wollten. Von daher haben wir uns im Internet auf

die Suche nach einem „civil celebrant“ gemacht. Unser

Wunschdatum für die Hochzeit war nach einem Blick in

den Kalender auch schnell gefunden: Der Valentinstag.

Laut der geplanten Reiseroute würden wir zu dem Zeitpunkt

im Nordosten der Südinsel sein. Deshalb haben

wir aus den Yellow Pages alle „civil celebrants“ aus dieser

Region herausgesucht und per E-Mail kontaktiert. Wir

können nur empfehlen, mehrere Angebote einzuholen,

denn die Preise waren schon sehr unterschiedlich. Mit

Yvonne hatten wir schnell eine sympathische zivile Standesbeamtin

gefunden und nach einigen E-Mails und zwei

Telefonaten hatten wir uns auf Ort, Zeit und Ablauf der

Trauung geeinigt. Yvonne schickte uns einen fertig ausgearbeiteten

Text für die gesamte Trauungszeremonie –

natürlich in Englisch. Diesen haben wir noch ein wenig

überarbeitet und individuell auf uns angepasst.

Lifestyle Business & Lifestyle

Traumstrand für einen Traumtag – Monkey Bay

Die zweite Sache, die man auch gut im Vorfeld von

Deutschland aus erledigen kann, ist die Beantragung

der Heiratsurkunde. Eine „marriage licence“ kann man

bei einem beliebigen Standesamt beantragen. Wir haben

das Standesamt in Christchurch gewählt, weil dies der

Startpunkt unseres Urlaubes war. Das benötigte Formular

„Notice of Intended Marriage – BDM 58“ vom

360° Autoren: Manuela und Thomas Amann

Manuela und Thomas

Amann entdeckten Neuseeland

durch ihre Freundin

Simone, die seit vielen

Jahren jeweils für ein

halbes Jahr im neuseeländischen

Sommer lebt. Im

Januar 2006 besuchten

sie Simone drei Wochen

lang auf der Nordinsel.

Zwei Jahre später erkundeten

sie zusammen mit zwei weiteren Freundinnen die Südinsel.

Kurzentschlossen überlegten sie sich, bei diesem zweiten

Urlaub standesamtlich in Neuseeland zu heiraten.

© 360° Neuseeland 02 | 2009 79


Business & Lifestyle Lifestyle

unsere engsten Freunde und die Standesbeamtin feierten mit uns

Am Strand heiraten – traumhaft

„Departement of Internal Affairs“ ist ebenfalls im Internet

zu finden. Normalerweise dauert es drei Arbeitstage,

bis man die vorbereitete Urkunde beim Standesamt

abholen kann. Diese drei Tage Wartezeit wollten wir

uns sparen und haben das ausgefüllte Formular schon

per Post nach Christchurch geschickt, damit wir die fertige

Heiratsurkunde nach unserer Landung nur noch

abholen mussten und sofort mit unserer Inselrundreise

beginnen konnten.

Anders als in Deutschland muss man in Neuseeland zwei

Trauzeugen zur Trauung mitbringen. Wir hätten dafür

auch einfach Leute auf der Straße ansprechen können,

dies war bei uns allerdings nicht nötig, da wir unsere

Reise gemeinsam mit drei Freundinnen unternehmen

wollten, die natürlich gerne als Trauzeuginnen zur Verfügung

standen.

Parallel zu den Vorbereitungen für die standesamtliche

Hochzeit in Neuseeland haben wir einen Termin für die

kirchliche Hochzeit in Deutschland ausgemacht sowie

Einladungskarten bestellt. Wir hatten nämlich außer

unseren Eltern niemandem erzählt, dass wir in Neuseeland

heiraten würden. Nach unserer Rückkehr wollten

wir unsere restliche Familie und unsere Freunde dann

überraschen und als „Mr. und Mrs. Amann“ die Hochzeitseinladungen

verteilen.

80 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Reise nach Neuseeland

Anni und Simone, unsere Trauzeuginnen

Dann endlich war es soweit! Am Freitag, den 8. Februar

ging die Reise ab Düsseldorf los. Von Deutschland aus

begleiteten uns unsere Freundin Anni und ihre Schwester

Doris. Wir kamen am Sonntag, den 10. in Christchurch

an und wurden von unserer Freundin Simone am Flughafen

abgeholt. Simone kommt ursprünglich aus Düsseldorf

und lebt halbjährlich als Reiseleiterin in Neuseeland.

Bei unserer ersten Reise durch Neuseeland hatte sie uns

auch schon begleitet.

Am Montagmorgen haben Simone, Anni und Doris uns

beim Standesamt abgesetzt und sind in die Stadt gegangen.

Wir waren sehr aufgeregt, ob mit unserem Antrag

alles geklappt hatte. Die Enttäuschung war groß, als

uns im Standesamt erzählt wurde, dass unser Antrag

nicht angekommen war. Gleich zwei Frauen haben die

Schränke durchsucht – aber unseren Antrag haben sie

nicht gefunden. Also blieb uns nicht anderes übrig, als

einen neuen Antrag zu stellen, der aber natürlich jetzt

mit einer dreitägigen Wartezeit in Christchurch verbunden

war. Das bedeutete, dass wir erst am Mittwoch die

„marriage licence“ abholen konnten und sofort nach

Blenheim durchfahren mussten, weil am Donnerstag die

Trauung stattfinden sollte.

Doch während wir gerade einen neuen Antrag ausfüllten,

kam eine Angestellte ganz aufgeregt zu uns und hielt doch

tatsächlich unseren Antrag aus Deutschland in der Hand.

Der Brief war gerade mit der Tagespost angekommen!!!

Unser Brief war also über drei Wochen unterwegs gewesen.

Danach ging alles ganz schnell. Die Angestellten im

Standesamt erklärten sich bereit, unseren Antrag noch am

gleichen Tag zu bearbeiten, sodass wir unsere „marriage

licence“ direkt abholen konnten. Darüber haben wir uns

natürlich riesig gefreut! Mittags haben wir unsere Hochzeiturkunde

abgeholt und sind sofort von Christchurch

Der große Tag

Lifestyle Business & Lifestyle

aus in Richtung Norden die Ostküste entlang

gefahren. Der Urlaub konnte beginnen!!!

Da wir ursprünglich nur mit unseren Freunden

Urlaub machen wollten, wollten wir die

relativ kurzfristig organisierte Hochzeit nicht

zu sehr in den Vordergrund stellen. Deshalb

hatten wir bei der Routenplanung auch nur

einen Tag für die Hochzeit eingeplant – den

Valentinstag.

So sind wir zunächst über Kaikoura und Picton

bis zu den Marlborough Sounds die Ostküste

hoch gefahren. Am Mittwoch vor der Hochzeit

sind wir noch mit dem Boot den Queen

Charlotte Sound raus gefahren und haben

bei einer Wanderung die fantastische Landschaft

genossen. Die letzte „unverheiratete“

Nacht haben wir dann auf dem Campingplatz

in Blenheim verbracht.

Am nächsten Morgen hieß es dann die letzten Vorbereitungen

zu treffen. Manuela und auch Simone als Trauzeugin

wollten noch zum Friseur. Auf die Schnelle einen

zu finden, der noch zwei Termine frei hatte, war gar nicht

so einfach.

Der Beginn eines gemeinsamen Weges

© 360° Neuseeland 02 | 2009 81


Business & Lifestyle Report

Romantisch – die Ringe liegen in der Muschel

Als alle gestylt waren, fuhren wir zum wineyard unserer

„marriage celebrant“ Yvonne, um sie abzuholen und

uns dort umzuziehen. Zum Glück gab es hier auch noch

Bügelbrett und Bügeleisen, um die von der Reise arg mitgenommene

Hochzeitskleidung wieder etwas feierlicher

aussehen zu lassen. Als auch das alles erledigt war, sind

wir gemeinsam zur Monkey Bay raus gefahren. Das ist

eine kleine, versteckte Bucht in der Nähe des Rarangi

Beach, die ihren Namen Captain Cook verdankt, der auf

einer seiner Reisen einen Affen dort zurückgelassen

hatte, der noch etliche Jahre dort lebte. Die anderen gingen

vor, um am Strand alles für die Zeremonie vorzubereiten,

und wir warteten hinter der Düne.

Als alles fertig war, hat Anni uns gerufen, und wir sind

feierlich über die Düne zum Strand gelaufen. Die Sandalen

in der einen Hand und den Partner an der anderen.

Yvonne hatte seitlich ein kleines Tischchen für die

Unterlagen aufgebaut und stand selbst mit ihrer Mappe

mit dem Text für die Zeremonie direkt vorne am Wasser.

Wir stellten uns neben sie und dann war er tatsächlich

da, dieser unvergessliche Moment, und wir standen

zu unserer Hochzeit im Hochsommer am Strand

in Neuseeland, barfuß und mit Wellenrauschen im

Hintergrund.

Die Hochzeit

Die schöne Zeremonie war dann eine Mischung aus einer

standesamtlichen und einer kirchlichen Trauung, wie wir sie

aus Deutschland kennen. Nach der Einleitung durch Yvonne

hat Anni einen kurzen Text vorgetragen. Dann gaben wir

die Eheversprechen und es folgte die „ring ceremony“, bei

der die Ringe auf einer schönen, großen Muschel präsentiert

und gesegnet wurden. Zum Ende der ungefähr halbstündigen

Zeremonie sprach Yvonne noch ein „Maori-Blessing“,

eine Segnung, die bei den Maori üblich ist, bevor es

dann hieß: „Thomas, you may now kiss your wife!“

Nachdem wir dann noch die Formalien erledigt hatten

und unsere Heiratsurkunde in Händen hielten, wurde am

Strand erst einmal eine Flasche Sekt aufgemacht und Erinnerungsfotos

wurden geschossen. Danach begleiteten wir

Yvonne wieder nach Hause und machten uns auf den Weg

zu Allen’s Wineyard Restaurant, wo wir unsere Hochzeit

im kleinen Kreis bei einem leckeren Essen feierten.

Als Überraschung für unsere Hochzeitsnacht hatte Simone

uns ein Appartement im TeMahia Bay Resort im Kenepuru

Sound in den Marlborough Sounds gebucht, damit

wir diese Nacht nicht im Zelt verbringen mussten. Nach

Beim Hochzeitsessen in Allen’s Wineyard Restaurant

den letzten Nächten im Zelt mit Iso-Matte und Schlafsack

war es wirklich toll, wieder in einem richtigen Bett zu

schlafen. Das Appartement war groß und luxuriös eingerichtet,

wir hatten eine tolle Nacht und der Blick am nächsten

Morgen aus dem Fenster war einfach phänomenal.

Nach dem Frühstück haben uns die drei Mädels wieder

abgeholt und wir haben unsere Rundreise über die Südinsel

fortgesetzt.

Nacharbeiten

Lifestyle Business & Lifestyle

Während unserer Reise haben wir die Hochzeitsurkunde

zum „Department of Internal Affairs“ nach Wellington

geschickt, da man zur Anerkennung der Hochzeitsurkunde

in Deutschland eine beglaubigte Apostille

von dort benötigt. Zum Glück war das alles sehr einfach

von unterwegs per Handy und Kreditkarte zu organisieren

und zu bezahlen. Nach drei bis vier Wochen

bekamen wir die Beglaubigung direkt an unsere deutsche

Heimatadresse geschickt. Zurück in Deutschland

haben wir dann die beglaubigte Urkunde von einem

Übersetzungsbüro übersetzen lassen. Die Anerkennung

der Heirat beim deutschen Standesamt war überhaupt

kein Problem.

Wir könnten jetzt noch viel über den Rest unseres

Urlaubs erzählen, vom Abel Tasman National Park, der

Golden Bay, den Pancake Rocks und den Gletschern

berichten und davon, wie wir drei Tage in Whataora festsaßen,

weil wir eine Panne hatten, vom Helikopterflug,

vom SkyDive und vom BungeeJump, von Queenstown,

vom Milford Sound, vom Mount Cook und von unserer

Rückreise über Twizel nach Christchurch. Aber da wir

ja hier einen Bericht über unsere Hochzeit schreiben

wollten, ist das eine andere Geschichte.

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Business & Lifestyle Economy & Finance

Queenstown wohlhabendste Region

in Neuseeland

Business News

Queenstown und der Lakes District stehen an der Spitze einer Liste der

wohlhabendsten Regionen Neuseelands. Damit rangiert Queenstown

nach Aussagen von Stephen Hart, dem Autor des Reports, noch vor der

North Shore City in Auckland. In die Untersuchung flossen eine Vielzahl

von Faktoren ein (z. B. Haushaltseinkommen, Hauspreise, prozentualer

Anteil von Einwohnern mit Universitätsabschluss, Beschäftigungsquote,

Anteil der Einwohner, die in leitenden Funktionen tätig sind), anhand

derer mehr als 70 Regionen untersucht worden sind.

Aus der Untersuchung ergebe sich eindeutig, dass Queenstown ein sehr

beliebter Wohnort ist. Dies zeige sich auch am Bevölkerungswachstum.

So sei die Bevölkerung zwischen 2001 und 2006 um mehr als 35 Prozent

auf 23.000 Personen gewachsen. Dadurch seien beispielsweise auch

die Immobilienpreise in Queenstown Lakes auf mehr als 570.000 NZ$

gestiegen. Nur in North Shore City seien die Preise mit durchschnittlich

573.000 NZ$ noch etwas höher. Positiv zu Buche schlage auch die niedrige

Arbeitslosenquote von nur 1,7 Prozent. Wellington City habe dagegen

die am besten ausgebildete Bevölkerung und das höchste Lohnniveau,

stehe überraschenderweise aber nur an neunter Stelle hinsichtlich

des Anteils der Personen, die in leitender Funktion tätig sind.

Eine Liste der wohlhabendsten Regionen Neuseelands finden Sie auf der

rechten Seite.

Leitzins fällt auf Fünfjahrestief

Wie die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) mitteilte, fällt ihr Leitzins um

150 Basispunkte auf 5,00 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit Dezember

2003. Notenbankgouverneur Alan Bollard stellte bei der anschließenden

Pressekonferenz weitere Zinssenkungen in Aussicht. Die RNBZ hat ihren

Leitzins in diesem Jahr bereits viermal gesenkt, um die Folgen der globalen

Finanzkrise für die Volkswirtschaft zu begrenzen. Dabei ging die Notenbank

immer aggressiver vor: Im Juli wurde der Leitzins um 25 Basispunkte

gesenkt, im September um 50 und im Oktober dann um 100 Basispunkte.

Der jüngste Schritt um 150 Basispunkte war die größte Zinssenkung seit

der Einführung der Official Cash Rate (OCR) im Jahr 1999. Ökonomen

hatten angesichts der Rezession in Neuseeland mit diesem Beschluss

gerechnet. Seit ihrem Hochpunkt bei 8,25 Prozent wurde der Leitzins um

insgesamt 325 Basispunkte zurückgenommen; weitere Zinssenkungen

dürften folgen.

Die neuseeländische Wirtschaft befindet sich Bollard zufolge in einer milden

Rezession. Eine Zinssenkung um 150 Basispunkte sei zwar vorerst ausreichend,

den Tiefpunkt werde der geldpolitische Schlüsselsatz aber wohl

erst Mitte kommenden Jahres erreichen. Das Ausmaß der zu erwartenden

Zinsschritte hänge in erster Linie von der Entwicklung der Weltwirtschaft

ab, fügte Bollard hinzu. Nach Einschätzung von Volkswirten dürfte der Leitzins

bis Mitte kommenden Jahres auf 3,50 oder 4,00 Prozent fallen.

Liste der wohlhabendsten Regionen

in Neuseeland:

1. Queenstown Lakes District

2. North Shore City

3. Wellington City

4. Auckland City

5. Rodney District

6. Selwyn District

7. Franklin District

8. Porirua District

9. Manukau District

10. Tauranga District

11. Tasman District

12. Central Otago District

13. Waitakere City

14. Kapiti Coast District

15. Thames Coromandel District

16. South Wairarapa District

17. Lower Hutt City

18. Taupo City

19. Christchurch City

20. Nelson City

Wirtschaftsprognose

für 2009

Das New Zealand Institute of Economic

Research hat im Dezember die Erwartung

geäußert, dass die Wirtschaft ab

Mitte 2009 wieder Fahrt aufnimmt.

Hierbei sollen vor allem Steuerkür-

zungen, die Verringerung der Zinssätze

und niedrigere Ölpreise helfen. Für das

erste Quartal 2009 wird noch ein Rück-

gang der wirtschaftlichen Leistung um

0,1 Prozent erwartet. Bis März 2010

wird ein moderates Wachstum von 1,6

Prozent erwartet. Allerdings sei die

Entwicklung sehr unsicher und insbesondere

die Unsicherheit der Arbeits-

plätze und im Bereich des Immobili-

enmarktes könnten diese Entwicklung

gefährden.

84 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Neuseelands

unternehmen

pessimistisch

Die Unternehmen in Neuseeland sind

nach einer Umfrage hinsichtlich der

Wirtschaftsentwicklung ihres Landes

so pessimistisch wie seit 20 Jahren

nicht mehr. 39 Prozent der Unternehmen

glauben, dass die Gewinne

in den kommenden zwölf Monaten

sich rückläufig entwickeln werden.

20 Prozent der Befragten glauben

weiterhin, dass der Export sich rück-

läufig entwickeln werde. Ein Viertel

der Befragten will die Investitionen

ver ringern. 23 Prozent der befragten

Firmen äußerten sich dahin gehend,

dass sie ihre Preise in den nächsten

drei Monaten erhöhen werden.

Business News

Economy & Finance Business & Lifestyle

Neuseeland verringert Einkommensteuer

Im Kampf gegen die Rezession will die neuseeländische Regierung die

Einkommensteuer ab dem 1. April um insgesamt 4,4 Milliarden NZ$

für den Zeitraum bis 2013 verringern. So soll ab dem 1. April 2009 die

Grenze, ab der 33 Prozent Einkommensteuer fällig werden, von 40.000

NZ$ auf 48.000 NZ$ steigen. Weiterhin soll der Steuersatz für Einkommen

ab 70.000 NZ$ von 39 auf 38 Prozent gesenkt werden. Auch

sollen Steuer kredite für Arbeitnehmer eingeführt werden, die keine

Sozialleistungen erhalten. Weitere Steuerkürzungen sind für die Jahre

2010 und 2011 vorgesehen. Zusätzlich stimulierend soll der Bau von

Schulen und Straßen wirken.

Arbeitslosenquote auf Fünfjahreshoch

Im dritten Quartal des Jahres 2008 ist die Arbeitslosenquote in Neuseeland

so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Sie stieg von 3,9 Prozent

im zweiten Quartal des Jahres auf 4,2 Prozent. In allen der letzten

drei Quartale ist die Arbeitslosigkeit gestiegen, nachdem sie zuvor mit

3,4 Prozent den niedrigsten Stand erreicht hatte. Die Zentralbank

Neuseelands prognostiziert, dass die Arbeitslosenquote im nächsten

Jahr auf 5 Prozent steigen werde, wobei diese Prognose noch vor Ausbruch

der Finanzkrise abgegeben worden ist. Die Finanzkrise dürfte den

Anstieg der Arbeitslosigkeit eher noch einmal verschärfen. Trotz des

Anstiegs der Arbeitslosigkeit ist die Zahl der Beschäftigten noch leicht

auf ein neues Rekordhoch von 2,17 Millionen Personen gestiegen, während

die Zahl der Arbeitslosen nun bei 94.000 liegt.

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© 360° Neuseeland 02 | 2009 85


Pinboard

John Key

– der neue Premierminister

John Key hat den Höhepunkt

seiner Karriere

erreicht. Bei der Wahl

am 7. November 2008

entschieden sich die

Wähler nicht mehr für

Helen Clark und ihre

Labour- Partei, sondern

wählten die rechts-liberale

National partei mit

John Key an der Spitze.

Die weltweite Finanzkrise

ist sicherlich an

der Wende in Neuseeland

nicht unbeteiligt.

Key hatte sich im Wahlkampf

vor allem auf die

Wirtschaftskrise konzentriert: Unter Clarks Regierung

hatte Neuseeland erstmals seit 1994 ein Haushaltsdefizit,

die Energiekosten stiegen immens an und der

Immobilienmarkt brach ein.

Premierminister John Key

Der politisch eher unerfahrene Key hatte ein konservatives

Programm in Aussicht gestellt: Stärkung der

Privatindustrie, Senkung der Steuern und der Lohnnebenkosten,

härtere Strafen für Kriminelle, Verschlankung

der öffentlichen Verwaltung.

360° Info

Mit der Wahl im November wurde das 49. neuseeländische

Parlament gewählt. Es hat 122 Parlamentarier als Mitglieder

(inkl. zwei Überhangsmandate) und kann maximal drei Jahre

bestehen, d. h. bis 2011. 70 der Mitglieder werden aufgrund

geografischer Gegebenheiten gewählt: 16 von der Südinsel,

47 von der Nordinsel und sieben Sitze werden für die

Maori bereitgestellt. Die restlichen 52 (inkl. der Überhangsmandate)

werden anteilsmäßig von den landesweiten Parteilisten

gestellt.

Die Nationalpartei erreichte 45 Prozent (58 Sitze), Labour 34

(43), Green Party 6,7 (9), ACT 3,6 (5), Maori 2,4 (5), Progressive

0,9 (1), United Future 0,9 (1).

Die Regierung Key wird mit ATC und United Future somit 65

Sitze haben.

People

Schwerpunkt war auch seine Erfahrung in Finanzfragen.

Der ehemalige Investmentbanker sei die beste

Wahl, um Neuseeland aus der Rezession zu führen, so

seine Partei im Wahlkampf.

Keys Ziel ist es aber auch, das starke Sozialsystem

Neuseelands beizubehalten. Key wird zitiert: „Eine

Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie sich um

ihre Schwächsten kümmert.“ Bei der Übernahme des

Parteivorsitzes vor zwei Jahren führte er die Nationalpartei

deutlich in die Mitte; es gibt Stimmen in der

eigenen Partei, die meinen, er würde zu liberal agieren.

Sein Versprechen im Wahlkampf, entlassenen

Arbeitern staatliche Hilfe zu garantieren, ist klassische

Links-Politik.

Key jedoch kennt die Situation der am Existenzminimum

Lebenden: Der Sohn eines Alkoholikers und

einer jüdischen Mutter, die 1939 aus Wien nach London

fliehen musste, hatte in seiner Kindheit Armut und

Existenzangst kennen lernen müssen: Als er sechs

Jahre alt war, starb sein Vater; seine Mutter arbeitete

als Putzfrau, um ihrem Sohn und den zwei Schwestern

die Möglichkeit zu geben, eine gute Schule zu

besuchen.

Nach der Schule absolvierte er in Christchurch ein

Wirtschaftsstudium, studierte danach in Harvard.

Nachdem er in den 1980er-Jahren in Auckland gearbeitet

hatte, ging er Mitte der 1990er-Jahr als Währungshändler

für die Investmentbank Merrill Lynch

nach Singapur, um dort Millionen zu machen.

Das ist auch Teil seines großen Erfolges bei der Bevölkerung:

„Wenn er es aus ärmlichen Verhältnissen ganz

nach oben geschafft hat, warum sollen wir es nicht

auch schaffen?“

Er hat seine Herkunft nicht vergessen und sagt, dass

es ihm nun gut gehe, er aber wisse, dass viele Menschen

um ihre Existenz kämpfen müssten.

Eine neue Richtung wird es vor allem in der Klimapolitik

geben: Das hehre Ziel der Regierung Clark,

Neuseeland zum ersten CO 2 -neuralen Land zu machen,

muss sich wirtschaftlichen Erfordernissen beugen:

Die Balance zwischen Treibhausgasemissionen und

Wirtschaftswachstum wird deutlich verschoben.

86 02 | 2009 © 360° Neuseeland

History

Waitangi Day: Gedenken an

den Vertrag von Waitangi

Am 6. Februar wird in Neuseeland der Waitangi Day

gefeiert. Die Neuseeländer gedenken an diesem Tag der

Unterzeichnung des „Treaty of Waitangi“ im Jahre 1840,

der das Zusammenleben der Maori mit den weißen Siedlern

regeln sollte.

Wie kam der Vertrag zustande?

Als die ersten britischen Siedler in Neuseeland eintrafen,

fanden sie zahlreiche, streitbare Bevölkerungsgruppen

vor. In der Bay of Islands lebten die Maori,

die Landwirtschaft betrieben, die aber auch Stammeskriege

führten. Die ersten Weißen, die sich in

der Gegend angesiedelt hatten, waren Walfänger

und Robbenjäger, die Alkohol, Prostitution

und auch Schusswaffen mit sich gebracht hatten.

Das Zusammenleben war eigentlich keines

und die Vergabe von Land an die Siedler wurde

bestimmt durch Rechtlosigkeit und Anarchie.

Die miserablen rechtlichen Zustände, unter

denen ihre Siedler zu leiden hatten, und das

Bestreben, ihre Handelsinteressen zu schützen,

waren ausschlaggebend für die britische

Krone, Neuseeland zur Kolonie zu

machen. Ein weiterer Grund war, dass sich

auch französische Entdecker in der Gegend

aufhielten, an Handel und Besiedlung in Neuseeland

interessiert waren und bereits Land

gekauft hatten. Um einer Annexion der Franzosen

zuvorzukommen, musste die britische

Krone schnell handeln. Sie unterzeichnete

mit 34 Maori-Häuptlingen aus dem Norden

eine Unabhängigkeitserklärung. Diese erklärte Neuseeland

zu einem unabhängigen Staat unter britischer

Herrschaft. Weiterhin wurde festgelegt, dass „ohne

Einverständnis der Maori kein Anspruch auf Neuseeland

erhoben werden könnte“.

Die Gesetzeswidrigkeiten und dubiose Landverkäufe

hörten jedoch nicht auf, sodass Captain William Hobson

nach Neuseeland beordert wurde, um mit den Maori-

Stämmen zu verhandeln und sie zur Unterzeichnung

eines Vertrages zu überzeugen, der den Maori Nutzungsrechte

ihres Landes zusichern, sie unter die britische

Krone stellen und sie vor Übervorteilung beim Verkauf

ihrer Ländereien schützen würde.

Hobson ließ den Vertragsentwurf mehreren Hundert

Maori-Würdenträgern vorlesen, die sich auf einer Wiese

Whare runanga – Versammlungshaus – in Waitangi

Pinboard

© 360° Neuseeland 02 | 2009 87


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in Waitangi versammelt hatten. Am nächsten Tag, dem

6. Februar 1840, unterzeichneten 45 Häuptlinge und

Hobson den Vertrag, der dann von rund 500 Stämmen

akzeptiert wurde.

Der Vertrag von Waitangi

Im whare runanga

Der Vertrag wird als Grundstein für die Verfassungsrechte

der Maori in Neuseeland betrachtet und besteht

aus drei Artikeln, die (1) von den Maori die Anerkennung

der britischen Souveränität über ihr Land forderten, (2)

den Schutz der Krone über die Besitzungen der Maori

versprachen, wobei der Krone das Alleinkaufrecht für

Maori-Land gewährt wurde, und (3) den Unterzeichnern

der Maori die vollen britischen Staatsbürgerrechte

einräumten.

Seit der Unterzeichnung des Vertrages hat es immer wieder

Probleme bei der Auslegung des Vertrages gegeben.

Nur 72 der 500 Unterzeichner konnten lesen und schreiben,

sodass die Mehrzahl sich auf die einseitigen Erklärungen

der Missionare verlassen musste. Dazu kommt,

dass der Vertrag von Leuten aufgesetzt und übersetzt

wurde, die wenig oder gar keine Erfahrung mit Gesetzestexten

hatten. Deshalb weicht die Übersetzung der

Maori weit von der Interpretation der englischen Version

ab: Bezüglich des ersten Artikels besagt die englische

Version, dass die Maori ihre „kawanatanga“ (Hoheitsgewalt

oder Souveränität) der britischen Krone übertragen.

Während die englische Version jedoch von einem kompletten

Machtübertrag spricht, impliziert die Version der

Maori eine Gewaltenteilung.

History

Der zweite Artikel betrifft die „tino rangatiratanga“

oder Häuptlingsschaft. Die Maori-Version verspricht

den Maori umfassende Rechte bezüglich ihrer existierenden

Besitztümer, der „taonga“ (Schätze). Die englische

Version gibt den Maori Kontrolle über ihre Ländereien,

Wälder, Fischereien und anderen Grundbesitz.

Doch die Version der Maori, die von „taonga“ spricht,

schließt den Besitz und den Schutz von Gütern wie

Sprache und Kultur ein.

Der dritte Artikel verspricht den Maori die Rechte an

allen britischen Gegenständen sowie den Schutz traditioneller

und gewöhnlicher Rechte.

Probleme gab es auch aufgrund unterschiedlicher

Sichtweisen: Im britischen Verständnis von Besitz galt

nicht bestelltes Land als „Vergeudung” und musste an

die Krone abgetreten werden, während die Maori das

gesamte Land als den auf gemeinschaftlicher Basis

bestehenden Besitz verschiedener Stämme betrachteten.

Die Südinsel wurde aufgrund des Erstentdeckungsrechtes

kurzerhand, ohne Rücksicht auf die

Inselbewohner, annektiert. Viele der Siedler sahen sich

an einen mit den Maori geschlossenen Vertrag nicht

gebunden.

Das Waitangi Tribunal

Obwohl es als Neuseelands „Gründungsdokument“ gilt,

wurden viele der Rechte, die den Maori im Vertrag garantiert

wurden, ignoriert. Trotz des angebotenen Schutzes,

der im Vertrag von Waitangi verankert wurde, verloren

die Maori im 19. und 20. Jahrhundert beträchtliche Mengen

an Land. Die Art und Weise wie das Land verloren

ging, war häufig fragwürdig und führte zu großem

Protest von Seiten der Maori. 1975 wurde das Waitangi

Tribunal von der Regierung ins Leben gerufen. Dieses

Gericht wurde eingesetzt, um den Vertrag als ein relevantes

und gültiges Dokument anzuerkennen. Seitdem

hat das Waitangi Tribunal über etliche Forderungen

der Maori Iwi (Stämme) verfügt. In vielen Fällen wurden

Kompensationen, häufig in Form von finanziellen

Zahlungen und Land, gewährt. In den letzten zehn Jahren

wurden einige besonders große Abfindungen zwischen

der Regierung und bedeutenden Iwi getroffen,

einschließlich der Tainui von Waikato und Ngai Tahu von

der Südinsel, zuletzt im Juni dieses Jahres; ein Kollektiv

aus sieben Stämmen erhielt Waldgüter und -vermögen

im Wert von insgesamt fast 420 Millionen NZ$. Ein großer

Anteil der Ausgleichszahlungen wurde in Einrichtungen

für Bildung und Gesundheit für Mitglieder des

Iwi investiert.

88 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Maori

Tuhoe – Die „Kinder des

Nebels“: Zusammenprall

von Historie und Gegenwart

Sie strahlen einen gewissen Stolz aus, sind bekannt

für ihre Treue und Standhaftigkeit und für die Liebe zu

ihrem Urewera Forest – die Tuhoe, ein Maori-Stamm,

der seit zwei Jahrhunderten für die eigene Unabhängigkeit

in Neuseeland kämpft. Heute wie damals prallt

ihr „Freiheitsdrang“ mit der neuseeländischen Regierung

zusammen.

Freiheitsliebende Tuhoe

Das Wort „Tuhoe“ bedeutet in der Sprache der Maori so

etwas wie „steil“. Und steil und oft holprig ist nicht nur

die Landschaft, die sie bewohnen, sondern auch ihr Weg

von damals bis heute. Die „Nga Tamariki o te Kohu“, die

Kinder des Nebels, wie sich der Stamm selbst oft nennt,

leben nordöstlich vom Lake Taupo im östlichen Teil der

Nordinsel in einer steilen, stark bewaldeten Gegend –

dem Urewera Forest und dem heutigen Urewera National

Park. Die Täler und der Lake Waikaremoana gehören

genauso zu ihrer Heimat, wie ihr heiliger Berg. Noch bis

dato lebt eine kleine Mehrheit des Maori-Stammes von

etwa 33.000 bis 45.000 Tuhoe im Urewera National Park,

inmitten der Nordinsel.

Im Gegensatz zu anderen Stämmen waren die Tuhoe stets

für ihre Hartnäckigkeit und ihr Unabhängigkeitsstreben

gefürchtet und geehrt zugleich. Bis heute ist „Tuhoe-Land“

mit Schildern gekennzeichnet. Viele der Maori leben in Hütten

und Lagern, die bis zu 100 Menschen fassen und sind

oft einfache Jäger. Ein Staat im Staat ist Tuhoe dennoch

nicht, mehr eine Erklärung, dass man die eigenen Grenzen

kennt und bewahrt. „Ein iwi, ein Stamm, ist im eigentlichen

Sinne kein Stamm, sondern eine Nation. Wir sollten eigene

Grenzen, ein eigenes Steuersystem, eine eigene Verteidigung

und einen Sitz in der UN haben“, erklärt Tamati Kruger,

Sprecher der Tuhoe, schmunzelnd. „Das würde den

Charakter einer Nation am ehesten beschreiben.“ Doch der

Ruf der Tuhoe nach Unabhängigkeit besteht nicht erst seit

dieser Zeit. Er hat eine lange Geschichte.

Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahre

1925. Der Ethnograph Elson Best hatte Kontakt zu den

Tuhoe und schrieb viele Details über die „Children of

the Mist“, wie er den Tuhoe Stamm nannte, auf. Er sei

unsterblich und würde sich am längsten gegen die Invasion

der britischen Krone und gegen die umliegenden

Maori-Stämme wehren, so Best.

Erste Kämpfe um die unabhängigkeit

Bereits vor 200 Jahren siedelten sich die ersten Tuhoe im

Urewera-Gebiet an. Der Stamm hatte durch seine Abgeschiedenheit

wenig Kontakt mit den ersten europäischen Siedlern.

Erst im Jahre 1864, in der Schlacht von Orakau, kämpften

die Tuhoe mit anderen Stämmen gegen die britischen Truppen

der Kolonialregierung – erfolglos. Über 12.000 Quadratkilometer

des Maori-Landes wurden konfisziert und schon

damals war klar, dass die Maori bereits gegenüber den

„Pakeha“, den weißen Siedlern, in der Minderheit waren.

Zurück blieben tiefe Trauer und Verbitterung.

Die Tuhoe lebten zu dieser Zeit immer noch sehr zurückgezogen

und isoliert in ihrer uneinnehmbaren Bergregion.

Doch durch die Geschehnisse im Land fühlten sie

sich zunehmend eingeengt. Die Katastrophe der Bedrängung

begann sich für die Maori auszuweiten, als 1865

der anglikanische Priester Karl Volkner bei Opotiki von

einem anderen Stamm getötet wurde. Der Mörder, Te

Rau, hängte den Priester auf, höhlte seine Augen aus

und aß sie. Der Tuhoe-Stamm hatte mit dem Mord nichts

zu tun, jedoch floh der Schuldige Te Rau in das Urewera-Gebiet

und die Tuhoe wurden der Mittäterschaft

beschuldigt. Als Strafe konfiszierte 1866 die Regierung

181.000 Hektar Land der Tuhoe und der angrenzenden

Stämme, darunter die wichtigen fruchtbaren Ebenen

und ihren einzigen Zugang zum Meer.

Nur zwei Jahre später tötete der Maori-Führer Te Kooti

über 30 Europäer und über 20 Maori – Männer, Frauen

und Kinder. Auch Te Kooti war kein Tuhoe, suchte jedoch

im unzugänglichen Urewera-Gebiet Schutz. Das löste eine

Lawine von Gefangennahmen, Tötungen und Häuserverwüstungen

durch die Regierung aus. Schließlich gab Tuhoe

aus Liebe zu seinem Volk dem Druck der Regierung nach

und schloss einen Friedensvertrag mit Neuseeland, in dem

das Tuhoe Gebiet als „selbstregiertes Königreich“ deklariert

wurde. 1872 beschlossen einige Maori-Häuptlinge,

sich ein für alle Mal gegen die „landhungrigen Pakeha“,

zu schützen und stellten Schilder auf mit Warnungen wie

„Pakeha do not enter!“ oder „Trespasser will be eaten!“.

Die völlige Isolation des Stammes führte dazu, dass sich

die Tuhoe gegen jeden Landkauf durch Siedler wehrten

und auch offizielle Straßenbaupläne der Regierung in

ihrem Gebiet abblockten. Die anerkannte regionale Eigenständigkeit

des Stammes bestand sogar bis 1906.

Naturkatastrophen und Krankheiten

Doch der so nach Freiheit strebende Maori-Stamm hatte

in den Jahren der Unabhängigkeit noch mit anderen

Pinboard

© 360° Neuseeland 02 | 2009 89


Pinboard

Schwierigkeiten zu kämpfen. Durch eine lange Frostperiode,

Epidemien, Ernteausfälle und folgende Hungersnöte

starben 23 Prozent der Tuhoe, viele davon

Kinder unter 15 Jahren. Der Traum von der Eigenständigkeit

war vorüber. Zähneknirschend bat man die

Regierung um Hilfe und bekam Unterstützung.

City of God

1907 gab es noch ein

letztes Mal ein Fünkchen

Hoffnung auf Unabhängigkeit,

als der Pazifistenführer

Rua Kenana

den Tuhoe einen neuen

Weg anbot, eine sogenannte

„City of God“

zu gründen. 600 Auserwählte

sollten tief in

den Wäldern des Urewera

Gebietes zusammen

leben – abgeschieden von

der Zivilisation, abgeschieden

von Regierung

und den Pakeha. Der Plan

war, einen eigenen Handel, eigene Landwirtschaft, ja

sogar eigene Banken aufzubauen und selbst Bergbau

zu betreiben, autark zu sein. Als die Regierung jedoch

von diesen Plänen erfuhr, sah sie in Rua Kenana einen

Staatsfeind und entsendete im Jahr 1916 Polizeitruppen

in das Gebiet. Die „Kinder des Nebels“ waren der

neuseeländischen Regierung durch ihre hartnäckige

Abwehrhaltung und Unabhängigkeit ein Dorn im Auge.

Als die Polizisten Kenana fanden, eröffneten sie das

Feuer, obwohl der Stammesanführer unbewaffnet war.

Dann nahmen sie Kenana fest und töteten dabei zehn

Maori, darunter Kenanas Sohn. Der Maori-Pazifist kam

damals in Gefangenschaft.

Rua Kenana 1908

Die Tuhoe heute

Bis heute haben die Tuhoe eine starke Identität innerhalb

des Landes. Über 40 Prozent des Stammes spricht

Maori als Hauptsprache und ist stolz „Maori“ zu sein.

Über 19 Prozent leben noch immer auf den stammeszugehörigen

Ländereien. Denn 1995, 132 Jahre

nach der Schlacht von Orakau, bekamen viele Maori

Land von der Regierung zurück. Eine Summe von

171.000.000 NZ$ wurden als Kompensation bezahlt

und ihre Majestät, Königin Elizabeth II., entschuldig te

sich formell.

Maori

Der Wille zur unabhängigkeit ist ungebrochen

Doch der Drang der Tuhoe nach Unabhängigkeit besteht

nach wie vor und prallt regelmäßig mit der neuseeländischen

Regierung zusammen. Der Stammeszugehörige

Tame Iti scheint der wohl bekannteste Sohn der Tuhoe zu

sein und tut sich als eine Art neuer Pazifist hervor. Böse

Zungen reden heute von Guerilla-Camps in Urewera und

von geplanten terroristischen Anschlägen auf Auckland

durch die Tuhoe. Am 24. Oktober 2007 stürmten deshalb

bewaffnete Polizeitruppen in das Urewera-Gebiet. Internationaler

Terrorismus, Gefährdung der nationalen Sicherheit,

Waffenmissbrauch – das waren die Anschuldigungen,

die zu dem Übergriff führten. Nahe der Siedlung Ruatoki

wurden mehrere Autos gestoppt, Kinder im Schulbus eingeschüchtert

und Tame Itis Tochter, die im Highschool-

Alter ist, in einer dunklen

Gasse in Whakatane vor den

Augen der Öffentlichkeit

durchsucht. 16 Personen

wurden festgenommen.

Die Erinnerungen an den

Rassismus von vor knapp

hundert Jahren wurden

innerhalb des Stammes wieder

wach. Ein Aufruhr ging

durch die eigenen Reihen.

Die Gegenseite warf dem

Stamm offiziell Gangkriminalität,

unerlaubten Waffenbesitz

und vermehr ten

Rauschgiftmissbrauch vor.

„Das sind nur Mythen von

Tuhoe Nation – Ruhiger Alltag der

Stammesmitglieder

angeblichen Hardliner-Maori, die sich auf eine Revolution

in Neuseeland vorbereiten. Die meisten sind bloß Jäger und

dann gibt es ein paar harmlose Militär-Fanatiker“, erklärt

Tamati Kruger, der Sprecher der Tuhoe die Situation heute.

„Tame Iti ist der Meister des Theaterspiels, aber kein Terrorist.“

Tame Iti hat jedoch nach allen Vorkommnissen seine

negative Meinung über Regierung und Ex-Premierministerin

Helen Clark bereits deutlich öffentlich gezeigt, trägt

Kampfanzüge und Tarnkleidung. „Er ist ein Freiheitskämpfer

für unsere Rechte, kein Mörder. Und vielleicht hat er

einige Molotowcocktails, aber auf wen soll er die schon werfen?“,

verharmlost der Tuhoe-Sprecher die Lage. „Es fahren

hier keine Züge durch unser Gebiet und jede Boeing 737

fliegt zu hoch für einen Molotowcocktail“, verteidigt Tamati

Kruger den jüngsten Rebellen in seiner Mitte.

Hat die Polizei heute wie damals überreagiert? Ist das

Gesetz zur Terrorismusbekämpfung von 2002 bei dem

Übergriff falsch angewendet worden? Die Anklage gegen

90 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Maori

Tame Iti ist mittlerweile fallen gelassen worden. „Wer

sind hier die Terroristen? Das ist doch die Frage“, stellt

Tamati Kruger beim Interview in den Raum. „Es geht

hier grundsätzlich um die Gerechtigkeitsfrage, nicht um

Pakeha oder Maori.“ Die Debatten und gegenseitigen

Anschuldigungen dauern an, ebenso wie das uneingeschränkte

Streben der Tuhoe nach Eigenständigkeit. Seit

1990 nennen sie sich die „Tuhoe-Nation“.

Doch der Alltag der Vielzahl der Stammesmitglieder

sieht ruhiger aus. Viele Tuhoe leben am Rande des Urewera-Gebietes

in den Dörfern oder in den großen Städten

der Nordinsel. 5.000 sind nach Australien abgewandert.

Doch unzählige „Einheimische“ kümmern sich bis dato

um ihren Urewera Forest und werden in Naturschutzprojekten

aktiv. Sie setzen sich beispielsweise für den vom

Aussterben bedrohten Kiwi oder den Kokako ein.

Und unzählige „Ausgewanderte“ strömen in den Weihnachtsferien

in Scharen zum Campen, Schwimmen, Entspannen

in ihre ursprüngliche Heimat, um die traditionelle

Sprache, Kunst und eigene Medizinkunst ihrer

Vorväter zu erlernen.

Alle zwei Jahre findet das Te Hui Ahurei a Tuhoe, das Tuhoe-

Festival, statt. „Beratungen, Sportwettkämpfe und eigene

Modenschauen sind eine wichtige Möglichkeit, die engen

Verbindungen zwischen unseren Freunden und unseren

Familien zu erhalten und zu stärken!“, so die Veranstalter.

Und der Stamm macht heute große Zugeständnisse an

die Regierung. Auch Touristen haben freien Zugang zum

etwa 2.127 Quadratkilometer großen Urewera Nationalpark

und können auf den vom DOC angelegten Wegen

wandern. Einige der Tuhoe bieten sogar geführte Ein- bis

Dreitageswanderungen in ihre Heimat an.

Doch wie sieht die Zukunft der einstigen „Kinder des

Nebels“ aus? Tuhoe-Mitglied Matt Te Pou reichte bereits

2005 verschiedene Forderungen von Maori vor dem

Waitangi Tribunal ein: „Terrorismus ist die Realität des

21. Jahrhunderts, Menschenrechte ebenfalls“, kommentiert

er die letzte Negativpublicity. „Wir wollen nun erstmal

ein Vertragsabkommen als anerkanntes settlement

erreichen. Das ist unser volkswirtschaftliches Ziel, eine

Basis für unsere Zukunft.“ Ein Ergebnis über die Entscheidung

des Antrags steht noch aus. (Anja Schönborn)

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© 360° Neuseeland 02 | 2009 91


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Iwanowski’s Reisehandbuch Neuseeland

Bereits die Verlagsbeschreibung weist darauf hin, dass

der Iwanowski hauptsächlich für Individualtouristen

gedacht ist, die mit dem Mietwagen das Land kennen

lernen möchten. Die Stärke liegt auf den sehr ausführlich

beschriebenen Wegen und Alternativrouten. Auch

der farblich abgesetzte Serviceteil mit allgemeinen und

regio nalen Reisetipps ist für den „Selbstfahrer“ gedacht.

Ergänzt wird der Iwanowski um eine eingeklebte Karte

im Maßstab 1 / 2.000.000, die für einen ersten Überblick

über das Straßennetz geeignet ist.

Ulrich Quack

Neuseeland

Iwanowski’s Reisebuchverlag,

Dormagen

12. Auflage 2009, 568 S.,

broschiert, 25.95 € (D),

26.70 € (A), 44.30 Sfr

ISBN 978­3­933041­64­7

Neuseeland auf eigene Faust – Die Südinsel

Wieder einmal nimmt uns das Comfilm-Team mit auf die

Reise nach Neuseeland. Dieses Mal geht es auf die Südinsel.

Die Reise startet in Havelock mit einer Schifffahrt

zu den Muschelbänken in den Marlborough Sounds.

Weitere Höhepunkte sind eine Katamaranfahrt im Abel

Tasman Nationalpark und eine Busfahrt zum Farewell

Spit. In Punakaiki erleben die Filmemacher die schönsten

Sonnenuntergänge mit anschließender Übernachtung

im Peter-Lustig-Bauwagen. Traumhafte Ausblicke bietet

auch die ganztägige Gletschertour auf dem Franz-

Josef-Glacier. Weiter geht es über den Lake Wanaka nach

Queenstown. Eine Tageswanderung auf dem Routeburn

Track, der Milford Sound, Dunedin und Christchurch sind

weitere Stationen. Einen Höhepunkt findet der Film in

Kaikoura. Bei einem Schiffsausflug geraten Silke Schranz

und Christian Wüstenberg zufällig in eine Herde von bis

zu 3.000 Dusky Dolphins. Kommentar: „Dauergänsehaut

stellt sich ein, klingt kitschig, ist aber so“. Wunderschöne

Bilder, abwechslungsreiche Filmsequen zen und immer

wieder überraschende Kommentare prägen den Film.

Books & DVDs

Genau wie der Film über die Nordinsel ist diese DVD ein

Muss für jeden Neuseeland-Fan.

Silke Schranz /

Christian Wüstenberg

Neuseeland – die Südinsel

comfilm.de

57 Minuten, 12,96 €

Magic Blue Planet: DVD Westland

Mit viel Liebe zum Detail bringt uns die Dokumentation

von Frank Bender auf zwei DVDs den abwechslungsreichsten

Teil der Süd insel näher: Westland. Vom Buller

River geht es über Karamea nach Westport und zum Cape

Foulwind. Weiter geht es über den Paparoa National Park

nach Punakaiki zu den Pancake Rocks und den Blowholes.

Mit Abstechern im Grey Valley und Greymouth sowie am

Lake Brunner endet die erste DVD. Weiter geht es in die

Jadehochburg Hokitika. Von dort geht es über Ross zum

Franz-Josef Glacier. Höhepunkt der Reise ist hier ein Helikopterflug

ins ewige Eis über den Fox Glacier, den Mount

Cook und den Mount Tasman. Anschließend geht es weiter

auf der Reise gen Süden über Fox Glacier, Lake Matheson,

Gillespies Beach nach Haast. Die abschließende frühmorgendliche

Jetbootfahrt auf dem Landsborough River und

auf dem Clark River bringt noch einmal Bewegung in den

Film. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass spektakuläre Naturereignisse

und menschenleere Strände Westland zweifellos

zum Geheimtipp für eine Neuseelandreise machen.

Frank Bender

Westland – unberührte Wildnis

zwischen Gletschern und

Regenwald

Magic Blue Planet

157 Minuten, 19,49 €

92 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Website

Christchurch & Canterbury:

www.christchurchnz.com/

german

Ruft man die Site Christchurch & Canterbury auf, ist man

zuerst einmal aufgrund der eher weniger ansprechenden,

funktionalen Auflistung der Themengebiete enttäuscht.

Dieser Eindruck ist aber schnell verflogen, wenn man

auf die Unterverzeichnisse klickt, die in übersichtlicher

Form die einzelnen Kategorien darstellen. Zum Beispiel

werden die Unterkünfte in B&Bs, Ferienapartments

mit Selbstversorgung, Ferienunterkünfte, Hotels, Back-

www.christchurchnz.com­german

www.christchurchnz.com­german

packer, Farm Stays, Ferienparks und Luxory sowie Eco

Accomodities untergliedert. Ein Klick zum Beispiel auf

B&Bs listet dann alle B&B inklusive Bild, Anschrift, Internet-

und E-Mail-Adresse anschaulich auf.

Ein Pluspunkt ist das Qualmark-Punkte-Ranking, das bei

den meisten Häusern neben dem Preis einen Hinweis

auf die Ausstattung und die Qualität der Unterkünfte gibt

und diese so vergleichbar macht.

Die weiteren Oberkategorien wie beispielsweise Attraktionen

& Aktivitäten, Essen & Trinken, Veranstaltungen

und Shopping sind nach dem gleichen Muster aufgebaut

und bieten umfassende Informationen und Möglichkeiten,

aus dem großen Angebot auszuwählen.

www.christchurchnz.com­german

Besonders zu erwähnen ist auch die Rubrik Reisen &

Touren, die eine Vielzahl von Reisen vorschlägt, seien es

Bustouren, Off-Road-Touren, Reisen mit Zügen oder aber

auch Wanderungen, und die viele Anbieter, die diese

Touren organisieren, nennt.

Auch die Rubrik Informationen hilft bei der Orientierung

eines Aufenthalts in der Canterbury Region: Eingeteilt in

die verschiedenen Bezirke Canterburys werden zu jedem

dieser Bezirke dessen touristische Höhepunkte vorgestellt,

diesmal mit Links zu den englischsprachigen Websites

der Attraktionen: Ein Aufenthalt in Canterbury oder

in Christchurch kann somit umfassend und entspannend

geplant werden, man klickt durch die Website und es werden

umfassende, tief gehende Informationen geboten.

Praktisch: ganz unten auf der Home-Seite: die site-map:

Ein Übersichtsbaum des Aufbaus der Website.

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© 360° Neuseeland 02 | 2009 93


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22. Januar bis 1. Februar

World Buskers Festival, Christchurch

Das größte Straßenkünstlerfestival in ganz Australasien findet

an den markantesten Plätzen Christchurchs statt: Cathedral

Square, Victoria Square, The Arts Centre, Botanical Gardens,

The Civic.

www.worldbuskersfestival.com

24. bis 26. Januar

Auckland Seafood Festival

In der Jellicoe Street wird ein Riesenaufgebot an frischen

Meeres früchten präsentiert und feilgeboten.

www.aucklandseafoodfestival.co.nz

25. Januar

Gentle Annie Mountain Bike Trail Ride,

Hawke’s Bay Region

Rad fahren auf dem malerischen Inland Patea Heritage Trail

von Taihape zur Hawke’s Bay.

6. bis 8. Februar

Auckland Lantern Festival

Heißen Sie das chinesische neue Jahr des Büffels beim Laternenfest

mit Hunderten von wunderschönen Laternen, köstlich em

Essen sowie Künstlern aus China willkommen.

www.asianz.org.nz

Raggamuffn, Rotorua

7. Februar

Die weltbesten Reggae-Künstler performen die besonders

auf Jamaika beliebte Form des Reggae in Rotoruas Stadion.

Typisch für Raggamuffin: der Sprechgesang und der basslastige

Rhythmus.

www.blackbarn.com/amphitheatre.asp

12. Februar

Black Barn Concert – Dave Dobbyn,

Anika Moa, opshop

Die MoreFM Winery Tour 2009 beginnen die drei neuseeländischen

Performer in Black Barn, einem Weingut in der Hawke’s Bay.

www.blackbarn.com/amphitheatre.asp

Events & Public Holidays

opshop­Rockband aus Neuseeland

14. Februar

Marlborough Wine Festival

Bei Neuseelands bekanntestem Weinfest genießen Sie die

wunder bare Atmosphäre, Musik und natürlich die herausragenden

Weine der Marlborough-Region.

www.wine-marlborough-festival.co.nz

17. bis 22. Februar

Geon Art Deco Weekend, Napier

Das jährlich stattfindende Ereignis feiert den Art Deco-Stil,

in dem Napier nach einem Erdbeben 1931 wiederaufgebaut

wurde. Eine Parade mit Oldtimern und Besuchern in Kleidung

der 1930er-Jahre bringen die damalige glamouröse Zeit für ein

Wochenende zurück.

www.artdeconapier.com

19. bis 22. Februar

Te Matatini National Kapa Haka Festival 2009,

Tauranga

Mehr als 30.000 Menschen besuchen durchschnittlich die

größte Präsentation der Künste der Maori.

www.festival.tematatini.co.nz

21. bis 22. Februar

Cuba Street Carnival 2009, Wellington

Die größte Straßenparade in Neuseeland mit Live-Musik, Tanz,

künstlerischen Darbietungen und der preisgekrönten Nacht-

Parade findet nur alle zwei Jahre statt.

www.cubacarnival.co.nz

17. bis 25. oktober

2008 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31

Christchurch Heritage Week 2008

JAN DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA

FEB SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA

Die 40er-, 50er-, 60er- und 70er-Jahre leben in dieser Woche

SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA

wieder auf: Meilensteine der Popmusik, Musik, der Fahrzeuge

MäR SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO und DI der MI Architektur DO FR SA werden SO MO gefeiert. DI MI

www.heritageweek.co.nz

DO FR SA SO MO DI

94 02 | 2009 © 360° Neuseeland



25. bis 28. Februar

Skins Alpine Epic, Lake Tekapo

Events & Public Holidays

Nehmen Sie teil am Querfeldein-Mountainbike-Rennen und

fahren Sie vom Mount Somers nach Tekapo.

www.alpineepic.co.nz

5. bis 7. März

Golden Shears Competition,

Wairarapa Region

Den besten Schafscherern kann man hier „über die Schulter

schauen“ und erfahren, wie die geschorene Wolle weiter verarbeitet

wird.

www.wairarapanz.com

13. bis 15. März

WoMAD­ World of Music, Arts & Dance,

Taranaki

Ein Wochenende vollgepackt mit Rhythmus, Sound, Tanz mit

einer Vielzahl neuseeländischer Künstler.

www.womad.co.nz

14. März

Wildfoods Festival, Hokitika

Probieren Sie doch mal Eis aus Wespenlarven, lassen Sie sich

von einer Vielzahl von Künstlern unterhalten, die zum Beispiel

irische Musik, Country oder auch Bauchtanz performen.

www.wildfoods.co.nz




18. bis 21. März

ASB Polyfest, Manukau

Das größte Fest der Maori und der Pazifischen Inseln mit

dem Motto: „Many Cultures – One World“ bietet traditionelle

Kultur: Tanz, Musik, Rituale.

www.asbpolyfest.co.nz

25. bis 29. März

Balloons over Waikato, Hamilton

Neuseelands größtes Fest der Heißluftballons zaubert bunte

Punkte an den Himmel über Hamilton.

www.balloonsoverwaikato.co.nz

Balloons over Waikato





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© 360° Neuseeland 02 | 2009 95


Picture Gallery Christchurch Christchurch Picture Gallery

1 Christiane Lorenz, Hamburg

Fotowettbewerb 2009

Auch für 2009 werden wir einen Wettbewerb rund um

das schönste Neuseeland-Leserfoto machen. Am Ende

des Jahres werden die drei schönsten Fotos aller Ausgaben

prämiert und gewinnen einen Preis. (1. Preis:

1 Karton Wein aus Neuseeland, 2. Preis: 1 Neuseeland-

Kalender 2010, 3. Preis: 1 Reiseführer).

Picture Gallery-Themen der nächsten Ausgaben:

Otago Peninsula, Cape Reinga / Ninety Mile Beach,

Mount Cook. Senden Sie uns Ihre schönsten Fotos an

redaktion@360grad-medien.de!

3 Sandra Schneider, Trier

4 Ulrike Spiegel, Buggingen

2 Rene Reuber, Haan

Christchurch

5 Michael Willenberg, Recklinghausen 6 Hubert Kiehbacher, Hohenstein

Die „Garden City“ ist die älteste Stadt Neuseelands:

Sie bekam die Stadtrechte im Jahr 1856. Benannt

nach dem Christ Church College in Oxford, England,

erinnert ihr Stadtbild sehr an „Good Old England“.

Heute hat Christchurch ungefähr 350.000 Einwohner,

ist Dreh- und Angelpunkt auf der Südinsel,

nicht zuletzt durch den internationalen

Flughafen, und bietet den Besuchern eine Vielzahl

von Attraktionen.

Hinweis: Heft 01/2009, S. 24: City Trip-Bericht über

Christchurch!

7 Hanne Osswald-Müller, Worms

8 Agnes Hüttenschmidt , Bochum

96 02 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 02 | 2009 97


Preview

Preview 03/2009 *

Cuba Street Carnival

Wine & Gourmet

History & Tales

Rotweinspecial Teil II

Regions

Auckland Teil III:

Clevedon

Wineries & Characters

Sacred Hill, Hawke’s Bay

Cuisine

Avocadoöl

Recipe

Matt Gibson, Highfield

Estate Restaurant

Die Ausgabe 03/2009 erscheint am 12.03. 2009

Special: Wellington

Wellington – die Hauptstadt

Neuseelands ist das Topic der

nächsten Ausgabe.

Mit einem Rundgang durch die

Stadt, Berichten über den Carnival,

der am 21. Februar gefeiert wird,

über die Restaurant- und Cafészene,

über Sehenswertes wie das

Te Papa Museum, über die Ausflugsziele

in der Umgebung sowie

die Vorstellung der Gourmet

Walking Tour oder die Erklärung,

warum Wellington auch Welliwood

genannt wird, wollen wir Ihnen die

Stadt zeigen und Sie zu einem „Tag

in Wellington“ einladen.

Travel &

Backpacking

Travelogues

Ninety­Mile Beach

Den eigentlich nur 88 Kilometer langen,

dennoch Neuseelands vielleicht

schönsten Strand ganz im Norden

der Nordinsel, hat Julia Schoon für

sich entdeckt und nimmt Sie mit

auf einen wunderschönen Strandspaziergang.

Neuseeland – die Welt

von der anderen Seite:

Eine Radreise mit Babyanhänger

Wie geht es weiter mit Familie

Bauer-Raßbach, die mit Smilla weiter

durch Neuseeland radelt? Lesen

den zweiten Bericht der reiselustigen

Familie.

Emigration &

Working Holidays

Report

Backpacker für drei Monate

Melanie Windheuser erzählt, wie sie

als Backpackerin mit einem Work

and Travel-Visum durch Neuseeland

und Australien gereist ist und

was sie alles erlebt hat.

Immigration

Gesundheit als Kriterium

Peter Hahn erläutert die Wichtigkeit

des Aspekts „Gesundheit“ bei

der Vergabe von Visa.

Business &

Lifestyle

Report

Musik im ohr

Weitere Themen

Picture Gallery

Otago Peninsula

Maori

Moko – Tätowierungskunst

der Maori

History

Die Maori-Kriege 1881

Website

Kiwi Pulse

* Änderungen vorbehalten

98 02 | 2009 © 360° Neuseeland

Kreuzfahrt mit der Oceanic Discoverer ab € 1.571

6 oder 13 Tage ab Auckland bis Paihia oder Queenstown inkl. Landausflüge

Preis gültig pro Person in der Doppelkabine Main Deck B bis 31.03.09; 01.04.09 - 31.03.10: € 1.655. Termine & Preise für weitere Kabinen auf Anfrage.

Frühbucher-Rabatt 10% bei Buchung bis 31.03.09 für alle Kreuzfahrten in 2009.

21 Tage Busrundreise Faszination Neuseeland € 3.550

ab Auckland bis Christchurch inkl. Ausflüge, Mahlzeiten & deutschsprechender Reiseleitung

Preis gültig pro Person im Dreibettzimmer im Zeitraum 01.04.09-30.09.09. Termine & Preise für weitere Saisonzeiten auf Anfrage.

Frühbucher-Rabatt 210 € pro Person für Reisen ab dem 01.04.09, wenn mindestens 3 Monate im Voraus und bis 31.03.09 gebucht wird.

Neuseeland mit dem Wohnmobil erleben ab € 21

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2009

NEUSEELAND

SÜDSEE

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VANUATU · NEUKALEDONIEN

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und super viel Spaß - das war mein Neuseelandaufenthalt!

Zunächst habe ich an einem mehrwöchigen Englisch-Sprachkurs teilgenommen. Der Unterricht in der

Sprachschule in Christchurch war sehr gut aufgebaut - nicht so trocken, sondern ein großer Spaß,

bei dem man trotzdem viel lernen konnte. Dazu sehr nette und offene Lehrer - die Schule ist

absolut empfehlenswert! Von Neuseeland selbst und den unglaublich traumhaften

Landschaften habe ich natürlich auch so viel wie möglich gesehen.

Diese Zeit war die beste meines Lebens!”

Anja Brennert

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