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Die ersten, noch geheimen Probeläufe des raketengetriebenen Rekordwagens finden im April 1928 mit RAK 1 auf<br />
der Opel-Piste südlich von Rüsselsheim statt. Auf der Berliner AVUS erzielt RAK-2-Pilot Fritz von Opel dann im Mai<br />
1928 eine Geschwindigkeit von über 230 km/h – vor großem Publikum und in Anwesenheit von Journalisten.<br />
Die Fahrt im Raketenfahrzeug<br />
war für Fritz von Opel<br />
ein großes Abenteuer. Im<br />
Ziel philosophiert er über<br />
die Zukunft von Raketenfahrzeugen<br />
und Weltraumflügen<br />
mit bemannten Raketen.<br />
Was war sonst<br />
Erstmals wird die Internationale<br />
Alpenfahrt ausgetragen.<br />
Die knapp 2000 Kilometer<br />
lange Fahrt dauert<br />
sechs Tage und führt in fünf<br />
Etappen von Mailand über<br />
Lugano, Meran, Belluno<br />
und Villach nach München.<br />
Mit zunehmender Motorisierung<br />
erfreuen sich Zuverlässigkeitsprüfungen<br />
dieser Art wachsender<br />
Beliebtheit<br />
___ In nur acht Sekunden beschleunigt der schwarze<br />
Opel RAK 1 aus dem Stand auf Tempo 100. Angetrieben<br />
von einem Dutzend Raketen, die bei der<br />
bestaunten öffentlichen Premiere am 11. April 1928<br />
auf der Rüsselsheimer Opel-Rennbahn noch nicht<br />
einmal komplett zünden. Hinter dem Projekt stecken<br />
Opel-Gründer-Enkel Fritz von Opel, Raketen-<br />
Visionär Max Valier und Raketen-Fabrikant<br />
Friedrich Wilhelm Sander. Am<br />
Steuer sitzt der Opel-Konstrukteur<br />
und Rennfahrer Kurt C. Volkhart.<br />
Das Trio strebt nach Höherem. Am<br />
23. Mai zündet Opel mit dem Start<br />
des RAK 2 auf der Berliner Avus die<br />
nächste Stufe. Der RAK 2 wird von 24 Pulverraketen<br />
befeuert. Die Leistungsangabe lautet 24 Pulverraketen<br />
Kaliber 80 mm mit je 5,5 Kilo gepresstem<br />
Schießpulver. Länge 500 mm, Düsendurchmesser<br />
35 mm, Mündungsöffnung 90 mm. Der mittlere<br />
Schub je Treibsatz beträgt 250 kg. Damit hat der<br />
stromlinienförmig verkleidete und mit seitlichen<br />
Stabilisierungsflügeln versehene Bolide 120 Kilo<br />
Sprengstoff an Bord – genug, um ganze Häuserzeilen<br />
in die Luft zu sprengen. Doch alles geht gut. Von<br />
Opel zündet die Raketen mittels Fußpedal und katapultiert<br />
sich mit dem RAK 2 auf 236 km/h. Allerdings<br />
produzieren die Profile der seitlichen Flügel<br />
in der vom Fahrer gewählten Einstellung nicht ausreichend<br />
Abtrieb. Denn jenseits von 230 verliert der<br />
Wagen an der Vorderachse den Bodenkontakt. Fritz<br />
von Opel kann den Wagen im letzten Moment abfangen<br />
und gibt den anwesenden Journalisten, hellauf<br />
von dem Raketenantrieb begeistert, einen Ausblick<br />
auf später seiner Meinung nach vorstellbare<br />
Projekte mit bemannten Raketen – Zukunftsmusik,<br />
die 1928 noch mit ordentlichem Kopfschütteln quittiert<br />
wird.<br />
Der Umgang mit 120 Kilogramm<br />
Sprengstoff verlangt höchste<br />
Konzentration<br />
Im Rennsport bleiben die raketengetriebenen<br />
Opel Exoten. Weitere Versuche finden mit Schienenfahrzeugen<br />
und Flugzeugen statt. In den RAK-<br />
Prototypen bewährt sich die Raketentechnik erstmals<br />
und öffnet damit die noch theoretischen Möglichkeiten<br />
zur Raumfahrt. Für Opel bleibt der Ausflug<br />
in die Raketentechnik ein Solostück. Die Weltwirtschaftskrise<br />
fordert Zugeständnisse, und General<br />
Motors übernimmt 1929 den in Rüsselsheim ansässigen<br />
Betrieb. Für Opel bedeutet das fortan die Konzentration<br />
auf das Kerngeschäft Automobil. Die Verwirklichung<br />
seiner Visionen kann Fritz von Opel indes<br />
noch selbst verfolgen: 1939 hebt das erste<br />
serientaugliche Strahlflugzeug vom Boden ab, 1961<br />
reisen die ersten Menschen in den Weltraum und<br />
acht Jahre später auf den Mond. ___<br />
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