März 2009 - Geesthachter Anzeiger
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Bismarck-Projekt<br />
Fanpost für den Eisernen Kanzler<br />
Rayk Unger und Immo Braune<br />
mit Originalbriefen<br />
80 zum Teil schwerverletzte und kranke<br />
afghanische Kinder sind mit einem<br />
Hilfsflug von Kabul nach Hamburg<br />
gebracht worden, zurzeit werden sie<br />
medizinisch versorgt und operiert.<br />
Die Kinder mit Brand- und Kriegsverletzungen<br />
oder Herzkrankheiten haben<br />
in Afghanistan keine Chance auf<br />
Heilung. Zuvor konnten mit derselben<br />
Chartermaschine 19 Kinder gesund<br />
zu ihren Familien zurückkehren.<br />
250 Kartons (fünf Tonnen) mit medizinischem<br />
Equipment sowie Kleidung<br />
und warmen Decken wurden mitgeflogen<br />
- auch die 43 Kartons aus Aumühle,<br />
die Karen Schröder mit gespendeter<br />
Kleidung gefüllt hatte. Mit<br />
Unterstützung eines afghanischen<br />
Gruppenfoto in Friedrichsruh vor dem berühmten Gemälde von Anton<br />
von Werner zur Kaiserproklamation 1871 in Versailles.<br />
»Sturmerprobter Edelstein«, »Fels im<br />
Norden« oder »Riesenbaum im Eichenwald«<br />
sind Beispiele für die heute teilweise<br />
sehr sonderbar anmutenden Ehrentitel,<br />
mit denen die Anhänger Bismarcks<br />
ihr Idol in unzähligen Glückwunschbriefen<br />
zu seinem 81. Geburtstag<br />
1896 hochleben ließen. Obwohl<br />
schon seit sechs Jahren außer Dienst,<br />
galt der Altreichskanzler seinen Verehrern<br />
als der »einzig wahre Schmied<br />
des Reiches«, »Retter des Vaterlandes«,<br />
ja wurde als »Erlöser der deutschen Nation«<br />
in fast göttliche Sphären gehoben.<br />
Einen vergleichbaren Personenkult<br />
hatte es in der deutschen Geschichte<br />
noch nicht gegeben. Die Hintergründe<br />
untersuchten 21 Schüler des Leis-<br />
Hilfe, die wirklich ankommt...<br />
Karen Schröder möchte mit diesen Bildern der Aumühler Kartons (mit der Aufschrift<br />
Umzüge Jan Bode, Große Straße) zeigen, dass die Hilfe auch wirklich ankommt.<br />
Foto: aktuell<br />
Parlamentsabgeordneten konnten<br />
Mitarbeiter des Vereins Kinder brauchen<br />
uns, die den Hilfsflug begleiteten,<br />
die Sachspenden in einem Armenviertel<br />
des 6. Distriktes von Kabul<br />
an die notleidende Bevölkerung verteilen.<br />
Der Transport eines Containers<br />
kostet etwa dreitausend Euro und<br />
dauert mindestens sechs Wochen. Daher<br />
bittet Karen Schröder: »Spenden<br />
Sie für diesen tollen Verein, der mit<br />
dem Geld so viel bewirken kann - egal<br />
wie viel, jeder noch so kleine Betrag<br />
hilft Helfen. Verein Kinder brauchen<br />
uns, Konto 463 074 100,<br />
BLZ 362 500 00, Sparkasse Mühlheim<br />
a. d. Ruhr. Weitere Infos unter www.<br />
kinder-brauchen-uns.org (zrml)<br />
Foto: aktuell<br />
tungskurses Geschichte des Otto-Hahn-<br />
Gymnasiums im Rahmen des Geschichtswettbewerbs<br />
der Koerberstiftung zum<br />
Thema »Helden: verehrt – verkannt – vergessen«.<br />
Dabei werten es die Schüler und<br />
ihre Lehrerin Susanne Falkson als Glücksfall,<br />
dass ihnen das bislang unveröffentlichte<br />
und wissenschaftlich noch nicht<br />
ausgewertete umfangreiche Material (circa<br />
6.000 Briefe) von der Otto-von-Bismarck-Stiftung<br />
zur Bearbeitung zur Verfügung<br />
gestellt wurde. Mehr durch Zufall<br />
hatte der Kurs während eines Besuchs in<br />
Friedrichsruh von der Existenz der Briefe<br />
erfahren. Unterstützt wurde das Projekt<br />
vom Museumspädagogen Dr. Andreas<br />
von Seggern. Vor der Auswertung mussten<br />
die Schüler sich in die altertümliche Deut-<br />
Demografische Entwicklung ist<br />
tickende Zeitbombe<br />
Auf Einladung des Krankenhauses<br />
Sankt Adolf-Stift kam Professor<br />
Bernd Raffelhüschen von der Universität<br />
Freiburg in die Aula der<br />
Krankenpflegeschule. Raffelhüschen<br />
ist Professor für Finanzwissenschaften,<br />
arbeitet Teilzeit an<br />
der Universität Bergen in Norwegen<br />
und ist im Vorstand der Stiftung<br />
»Marktwirtschaft«. Raffelhüschen<br />
erläuterte zunächst den<br />
Prozess des demografischen Wandels<br />
und das Prinzip der Umverteilung,<br />
das die Grundlage für unsere<br />
Kranken- und Pflegeversicherung<br />
bilde. Zentrales Problem dieses<br />
Systems: Die weitverbreitete<br />
Meinung »Wer gesund ist, der gibt<br />
und wer krank ist, der bekommt«<br />
sei in Wahrheit eine Umverteilung<br />
von Jung nach Alt. Das Problem<br />
dabei sei nun, dass dies in Zukunft<br />
nicht mehr funktionieren werde,<br />
aufgrund der Tatsache, dass die geburtenstarken<br />
Jahrgänge selber zu<br />
wenig Kinder bekommen hätten.<br />
»Die Nichtgeburt ist die demografische<br />
Katastrophe, nicht der Tod«,<br />
sagte Raffelhüschen und ergänzte,<br />
dass »im Jahr 2031 dreiviertel der<br />
Erwerbstätigen für doppelt so vie-<br />
sche Schrift der Briefe einarbeiten. In konzentrierter<br />
und schweißtreibender Arbeit<br />
wurden so 677 Briefe übertragen – oft<br />
auch mit Hilfe der Großeltern, denen das<br />
Entziffern der Handschriften leichter fiel.<br />
Vier Monate lang wurde Literatur gewälzt,<br />
wurde vorsortiert und formuliert, wurden<br />
350 Passanten zur Aktualität des Bismarck-Mythos<br />
befragt, wurden Fotografien,<br />
Diagramme und Zeichnungen angefertigt.<br />
Das Ergebnis: Ein 50-seitiges Werk<br />
mit dem Titel »Idealster Held!«, das sich<br />
im Wettbewerb mit der Konkurrenz aus<br />
ganz Schleswig-Holstein, im Falle eines<br />
Erfolges auf Landesebene mit der des gesamten<br />
Bundesgebiets wird messen müssen.<br />
Unabhängig davon werten die Schüler<br />
die Teilnahme als persönlichen Gewinn:<br />
»Noch nie während unserer Schulzeit<br />
haben wir so konzentriert und auf so<br />
hohem Niveau arbeiten müssen. Am Ende<br />
konnten wir nachvollziehen, wie der<br />
Personenkult entstanden ist und warum<br />
Menschen in unsicheren Zeiten ihre Hoffnungen,<br />
ihre Wünsche und nationalen<br />
Träume auf die Person Bismarcks konzentrierten.<br />
Dass sie dabei einen Mythos<br />
schufen, der mit dem Menschen Bismarck<br />
kaum noch etwas gemeinsam hatte, war<br />
ihnen nicht bewusst«, zu diesem Fazit<br />
kommt Kurssprecherin Hava Carolina Elvan.<br />
Die Arbeit ist nachzulesen auf der<br />
Schulhomepage des OHG unter: www.<br />
ohg.sh.schule.de (zrml)<br />
le Kranke zahlen müssen.« Das<br />
rühre daher, dass sich die Form<br />
unserer Bevölkerungsstruktur von<br />
der idealtypischen Pyramide zu<br />
einer Urne entwickle. Das Entscheidende<br />
dabei sei, dass diese<br />
Entwicklung zwar erst in der Zukunft<br />
stattfinden werde, es aber<br />
heute bereits<br />
feststehe,<br />
dass es genau<br />
so eintreffenwerde.<br />
Das liege<br />
daran, dass<br />
die Menschen,<br />
die in<br />
zehn bis<br />
Kleine<br />
Aya-Isabel Foto: und Text<br />
fünfzehn<br />
Jahren für Bernd Raffelhüschen.<br />
die geburtenstarken<br />
Jahrgänge zahlen müssen,<br />
bereits heute auf der Welt<br />
sind. Als Folge dieses Zukunftsmodells<br />
sieht Raffelhüschen eine<br />
mögliche Verstaatlichung des Gesundheitssystems.<br />
Außerdem werde<br />
es zukünftig nur eine sehr niedrige<br />
Grundversicherung geben.<br />
Für alles weitere müsse jeder eigenverantwortlich<br />
aufkommen.