Zwiebeln säen? Stecken? Oder Pflanzen? - bioaktuell.ch
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� PRODUKTION<br />
<strong>Zwiebeln</strong> <strong>säen</strong>? <strong>Stecken</strong>?<br />
<strong>Oder</strong> pflanzen?<br />
Der biologis<strong>ch</strong>e Anbau von <strong>Zwiebeln</strong> ist eine grosse Herausforderung und verlangt viel Spezialwissen.<br />
Während der letzten fünf Jahre war diese Kultur ein S<strong>ch</strong>werpunkt im FiBL-Gemüseversu<strong>ch</strong>sprogramm.<br />
Forts<strong>ch</strong>ritte sind vor allem bei der Anbaute<strong>ch</strong>nik und in der Sortenwahl erzielt worden.<br />
14 <strong>bioaktuell</strong> 2/07<br />
Die Unkrautbekämpfung ist ein zentraler<br />
Punkt im Biozwiebelanbau. Da<br />
dies in der gesteckten Kultur einfa<strong>ch</strong>er ist<br />
als bei der Direktsaat, wurde diese Kulturweise<br />
bisher meistens bevorzugt. Für<br />
die Kultur über Steckzwiebeln sind aber<br />
nur wenige Spezialsorten geeignet.<br />
Der Zwiebelanbau über Jungpflanzen,<br />
als Alternative zur Verwendung von<br />
Steckzwiebeln, hat den Vorteil, dass die<br />
Sorteneigens<strong>ch</strong>aften der Direktsaatzwiebeln<br />
(Toleranz gegen den Fals<strong>ch</strong>en Mehltau,<br />
bessere S<strong>ch</strong>alenfestigkeit) mit der<br />
einfa<strong>ch</strong>eren Unkrautbekämpfung der<br />
Steckzwiebelkultur kombiniert werden<br />
können. Zudem ist die Gefahr von dur<strong>ch</strong><br />
Pflanzgut übertragbaren Krankheiten bei<br />
den Pflanzzwiebeln geringer als bei den<br />
Steckzwiebeln.<br />
Drei Verfahren im Verglei<strong>ch</strong><br />
In einem zweijährigen Versu<strong>ch</strong> (2004<br />
und 2005) beim Bioproduzenten Samuel<br />
Lüs<strong>ch</strong>er in Holziken AG haben wir<br />
die drei Anbauweisen systematis<strong>ch</strong> vergli<strong>ch</strong>en<br />
(vgl. Grafik 1). Neben dem Ertrag<br />
und der Zwiebelgesundheit haben<br />
wir dabei die Pflanz- und Saatgutkosten<br />
(Vermehrungsmaterial und Arbeit) sowie<br />
den Aufwand zur Unkrautbekämpfung<br />
besonders berücksi<strong>ch</strong>tigt.<br />
Der Biozwiebelanbau ist anspru<strong>ch</strong>svoll.<br />
Bis zur Ernte sind zahlrei<strong>ch</strong>e Klippen zu<br />
meistern wie Anbauverfahren, Sorten- und<br />
Parzellenwahl sowie Unkrautbekämpfung.<br />
Bilder: Martin Koller<br />
In beiden Jahren wies die Steckzwiebelvariante<br />
den hö<strong>ch</strong>sten Ertrag auf, erbra<strong>ch</strong>te<br />
aber au<strong>ch</strong> den grössten Anteil<br />
von Übergrössen (> 70 mm). Mit der<br />
Pflanzvariante konnten gegenüber der<br />
Direktsaat nahezu 200 Stunden Handjäten<br />
eingespart werden. Bei den gesteckten<br />
<strong>Zwiebeln</strong> brau<strong>ch</strong>ten wir no<strong>ch</strong> weniger<br />
Zeit zum Jäten, hier passte die Hackte<strong>ch</strong>nik<br />
des Betriebes au<strong>ch</strong> optimal zum<br />
Anbau.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig prüften wir Varianten<br />
zur Vereinfa<strong>ch</strong>ung der Unkrautbekämpfung<br />
bei der Direktsaat. Mit dem einmaligen<br />
Abflammen konnten wir in beiden<br />
Jahren 230–320 Stunden Handjäten<br />
einsparen. Mit einer Vliesabdeckung<br />
bis zum Abflammen kann zwar die Keimung<br />
des Unkrautes gefördert werden,<br />
do<strong>ch</strong> auf das spätere Handjäten hatte diese<br />
Massnahme keinen Einfluss.<br />
Mit einer Di<strong>ch</strong>te von se<strong>ch</strong>s bis sieben<br />
<strong>Pflanzen</strong> pro 3-cm-Erdpresstopf und<br />
einem Pflanzabstand von 30 � 30 Zentimeter,<br />
die wir im zweiten Jahr zusätzli<strong>ch</strong><br />
getestet haben (na<strong>ch</strong> Erfahrungen<br />
aus Bayern), war der Ertrag zwar etwas<br />
geringer als beim Standardverfahren (3–<br />
4 <strong>Pflanzen</strong>, 30 � 15 cm), dafür lagen die<br />
Pflanzkosten nur halb so ho<strong>ch</strong> – und nur<br />
4 Prozent höher als bei Steckzwiebeln.<br />
Dieses System hat si<strong>ch</strong> bewährt, besonders<br />
als Alternative zu Steckzwiebeln,<br />
wenn die Menge und die Qualität wie in<br />
der laufenden Saison ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>en.<br />
Wel<strong>ch</strong>e Sorte wählen?<br />
Die Sortenwahl ist ein wesentli<strong>ch</strong>er Erfolgsfaktor.<br />
Für den Biozwiebelanbau besonders<br />
interessant ist die Gruppe der sogenannten<br />
«Frühen Rijnsburger». Diese<br />
Sorten sind, im Verglei<strong>ch</strong> zu den Amerikanertypen,<br />
die normalerweise in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz angebaut werden, toleranter gegen<br />
den Fals<strong>ch</strong>en Mehltau, aber au<strong>ch</strong><br />
später reif. In den Sortenversu<strong>ch</strong>en bewährt<br />
haben si<strong>ch</strong> aus dieser Gruppe die<br />
Sorten Barito F1 (Seminis), Hyfort F1<br />
und Summit F1 (beide Bejo). Diese Sorten<br />
entspre<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> in der Lagerfähig-<br />
keit und S<strong>ch</strong>alenfestigkeit den Qualitätsansprü<strong>ch</strong>en.<br />
Die Amerikaner- und intermediären<br />
Typen sind zwar anfälliger auf Mehltau,<br />
haben dur<strong>ch</strong> das s<strong>ch</strong>nellere Wa<strong>ch</strong>stum<br />
in mehrjährigen Versu<strong>ch</strong>en jedo<strong>ch</strong><br />
glei<strong>ch</strong>wohl jeweils das glei<strong>ch</strong>e Ertragsniveau<br />
errei<strong>ch</strong>t wie die Rijnsburger. Hier<br />
bewährte si<strong>ch</strong> vor allem die Sorte Tamara<br />
F1. Weniger erfolgrei<strong>ch</strong> war die im konventionellen<br />
Anbau oft verwendete Sorte<br />
Lorenzos F1. Ihre S<strong>ch</strong>alenfestigkeit<br />
war im Verglei<strong>ch</strong> zu den anderen Sorten<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, und sie erwies si<strong>ch</strong> als anfällig<br />
auf das S<strong>ch</strong>ossen.<br />
Die beste biologis<strong>ch</strong> vermehrte Sorte<br />
in den Versu<strong>ch</strong>en war Mustang F1. Wenn<br />
in der Vermarktung die Zwiebelform eine<br />
untergeordnete Rolle spielt (z.B. Direktvermarktung)<br />
können au<strong>ch</strong> mit offen<br />
abblühenden Sorten gute Erträge erzielt<br />
werden, bei günstigeren Saatgutpreisen<br />
(z.B. Balaton).<br />
2005 testeten wir an zwei Standorten<br />
die verfügbaren Steckzwiebelsorten. Alle<br />
bekannten Sorten waren im Ertrag ebenbürtig.<br />
Jetset und die neue Sorte Forum<br />
waren deutli<strong>ch</strong> frühreifer als Centurion<br />
und Setton. Die Qualität des Pflanzmaterials<br />
hat den Ertrag stärker beeinflusst.<br />
Von der Sorte Jetset haben wir zwei vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Herkünfte stecken lassen. Die<br />
qualitativ bessere Herkunft wies einen<br />
Mehrertrag von 100 Kilo pro Are auf.<br />
Kein Kraut gegen<br />
Fals<strong>ch</strong>en Mehltau<br />
Ist gegen den Fals<strong>ch</strong>en Mehltau ein Kraut<br />
gewa<strong>ch</strong>sen? Die kurze Antwort auf diese<br />
Frage lautet: Nein. Mehrere Versu<strong>ch</strong>sserien<br />
sind mit natürli<strong>ch</strong>en Behandlungsmitteln<br />
am FiBL und au<strong>ch</strong> andernorts<br />
dur<strong>ch</strong>geführt worden, bis jetzt s<strong>ch</strong>eint dem<br />
Mehltau wirkli<strong>ch</strong> kein Mittel gewa<strong>ch</strong>sen<br />
zu sein. Selbst Kupfer hatte in mehreren<br />
Versu<strong>ch</strong>en keine Wirkung, und ist in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz auf Biozwiebeln au<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t<br />
zugelassen. Versu<strong>ch</strong>e in Deuts<strong>ch</strong>land haben<br />
na<strong>ch</strong>gewiesen, dass bei weiten Pflanzdistanzen<br />
(50 gegenüber 90 <strong>Pflanzen</strong> pro