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aktuell 02/12 - vbw - Baden-Württemberg

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<strong>aktuell</strong> – Die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> I 18. Jahrgang I Ausgabe 2/<strong>12</strong><br />

Aus dem Inhalt<br />

Magazin<br />

Verbandstag 20<strong>12</strong>:<br />

Die Energiewende<br />

gemeinsam meistern<br />

Verbandstag 20<strong>12</strong> zu Energieeffizienz und Klimaschutz | Dr. Nils Schmid, Finanz- und Wirtschaftsminister<br />

im Interview und bei den KoWos | Unternehmensporträt: KreisBau Enz-Necker eG<br />

Tag der offenen Tür beim <strong>vbw</strong> | Tag der Architektur mit dem Thema Energie


InhAlt<br />

2<br />

03 Editorial<br />

04 Verbandstag 20<strong>12</strong> zu den<br />

Themen Energieeffizienz<br />

und Klimaschutz<br />

08 Rahmenprogramm<br />

zum Verbandstag<br />

10 Finanz- und Wirtschafts-<br />

minister Dr. Nils Schmid<br />

bei den KoWos<br />

11 Kurz gefragt: Sigrid Feßler<br />

zum Landeswohnraum-<br />

förderungsprogramm<br />

<strong>12</strong> Im Interview:<br />

Dr. Nils Schmid über die<br />

Wohnungspolitik des Landes<br />

14 Unternehmensporträt:<br />

KreisBau Enz-Neckar eG<br />

17 Impressionen zum Tag<br />

der offenen Tür beim <strong>vbw</strong><br />

18 <strong>vbw</strong> präsentiert Umbau<br />

beim Tag der offenen Tür<br />

20 Breites Themenspektrum<br />

beim Karlsruher Rechtstag<br />

22 Tag der Architektur<br />

mit dem Thema Energie<br />

25 Internationaler<br />

Genossenschaftstag<br />

26 Mitglieder <strong>aktuell</strong>:<br />

– Fachtag der STEG in der<br />

Stadtbibliothek Stuttgart<br />

27 Mitglieder <strong>aktuell</strong>:<br />

– Quartiersfest des<br />

Bauverein Breisgau eG<br />

– Stadtsiedlung Heilbronn GmbH<br />

setzt auf Elektromobilität<br />

28 Verein NaWoh mit<br />

neuem Qualitätssiegel<br />

29 Termine<br />

30 Impressum


EDItorIAl <strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

Vereine und Verbände wie der <strong>vbw</strong> leben<br />

von ihren demokratischen Elementen.<br />

Dazu zählen insbesondere die Wahlen<br />

der Vorstandsmitglieder und der Mitglieder<br />

des Verbandsrats. Der <strong>vbw</strong> hat diesbezüglich<br />

ein spannendes Frühjahr hinter<br />

sich. Die Mitgliederversammlung hat beim<br />

diesjährigen Verbandstag in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

ihr Recht wahrgenommen, die Gremien<br />

wunschgemäß zu besetzen. Sie bestätigte<br />

den ehrenamtlichen Vorstand in seinem<br />

Amt und entschied über die neue Zusammensetzung<br />

des Verbandsrats. Mittlerweile<br />

ist die konstituierende Sitzung erfolgt<br />

und es sind die ersten gemeinsamen<br />

Gespräche gelaufen.<br />

Thematisch beherrschten die Energiewende<br />

und der Klimawandel den Verbandstag.<br />

Dabei zeigte sich Konsens von Wissenschaft,<br />

Politik und Wirtschaft, dass nur<br />

mit vereinten Kräften und in der Zusammenarbeit<br />

aller ein Erfolg beim Umweltschutz<br />

möglich sein wird. Die Lösungsansätze<br />

unterscheiden sich hier maßgeblich.<br />

Wie sie aussehen, berichten wir im Titelthema.<br />

Es gehört zu den Zukunftsaufgaben<br />

aller, mittelfristig einen gemeinsamen<br />

Weg zu finden.<br />

Interessant und vergnüglich gestaltete sich<br />

das von den <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Wohnungsunternehmen<br />

vorbereitete Rahmenpro-<br />

Verehrte leserinnen<br />

und leser…<br />

gramm. Für jeden war ein Highlight dabei.<br />

Selbst Fußballfans kamen dank Großleinwandübertragung<br />

des Champions League-<br />

Spiels auf ihre Kosten. <strong>aktuell</strong> befasst sich<br />

im Titelthema mit dem Verbandstag.<br />

Bei der Mitgliederversammlung der Vereinigung<br />

baden-württembergischer kommunaler<br />

Wohnungsunternehmen war der<br />

Minister für Finanzen und Wirtschaft des<br />

Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, Dr. Nils<br />

Schmid, zu Gast. Er sprach über die Wohnungspolitik<br />

des Landes und stellte sich<br />

anschließend der offenen Diskussion.<br />

<strong>aktuell</strong> nahm die Veranstaltung zum Anlass,<br />

Minister Schmid im Interview unter<br />

anderem zum Landeswohnraumförderungsprogramm,<br />

zur Städtebauförderung<br />

und zum Erneuerbaren Wärmegesetz<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (EWärmeG BW) zu<br />

befragen.<br />

Zwei weitere Höhepunkte hielt der Sommer<br />

bereit. Zum einen konnten die Wohnungsgenossenschaften<br />

am 7. Juli 20<strong>12</strong> den<br />

Internationalen Tag der Genossenschaften<br />

feiern. Sie taten dies mit Mieterfesten,<br />

Charityläufen, aber auch mit kleinen und<br />

großen Kampagnen zum Genossenschaftswesen<br />

in den Medien. Im von der UN ausgerufenen<br />

Internationalen Jahr der Genossenschaften<br />

hatte dieser Tag ein anderes<br />

Gewicht als in den Vorjahren. Zum anderen<br />

lud der <strong>vbw</strong> zum Tag der offenen Türen<br />

und präsentierte erstmals die umgebauten<br />

Gebäude einer breiten Öffentlichkeit.<br />

Obwohl ausgerechnet an diesem Tag Nieselregen<br />

vom Himmel fiel, blieb die Stimmung<br />

sowohl bei den Gastgebern als auch<br />

bei den Gästen ungetrübt.<br />

Im Unternehmensporträt stellen wir Ihnen<br />

die Kreisbau Enz-Neckar eG aus Mühlacker<br />

vor. Die Genossenschaft zählt zu den<br />

ersten Wohnungsunternehmen, die sich<br />

die Wohneigentumsverwaltung nach ISO<br />

9001 durch den TÜV Süd zertifizieren ließen.<br />

Mit Brief und Siegel kann die Genossenschaft<br />

nun für ihre Qualität werben.<br />

Mit interessanten Themen und Projekten<br />

präsentierten sich die Mitgliedsunternehmen<br />

des <strong>vbw</strong> auch bei eigenen Fachtagen<br />

und beim Tag der Architektur, über<br />

die <strong>aktuell</strong> berichtet.<br />

Damit wünsche ich Ihnen viel Vergnügen<br />

beim Durchblättern und Lesen!<br />

Gerhard A. Burkhardt<br />

Präsident des <strong>vbw</strong><br />

3


tItElthEmA<br />

„Wir müssen den Umgang<br />

mit Energie neu denken“<br />

Beim Verbandstag des <strong>vbw</strong> standen Energieeffizienz und<br />

Klimaschutz im Mittelpunkt<br />

Rund 300 Vertreter aus den Mitgliedsunternehmen des <strong>vbw</strong>, aus Politik und<br />

Wirtschaft nahmen im Mai am Verbandstag des <strong>vbw</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> teil. Die<br />

öffentliche Veranstaltung wurde thematisch von der Energiewende und dem<br />

Klimawandel beherrscht. In der anschließenden Mitgliederversammlung wählten<br />

die Unternehmen einstimmig den ehrenamtlichen Vorstand wieder und<br />

entschieden über die neue Zusammensetzung des Verbandsrates.<br />

Bei seiner Begrüßung ging der Präsident<br />

des <strong>vbw</strong>, Gerhard A. Burkhardt, auf die<br />

sozialen, ökonomischen und ökologischen<br />

Leistungen der Wohnungsunternehmen<br />

ein. „Als Gesellschaften der Gebietskörperschaften,<br />

als Genossenschaften und<br />

Vereine nehmen wir selbstverständlich<br />

auch die vielen sozialen Aspekte des Wohnungsbaus<br />

als unsere Aufgaben an und<br />

machen sie gut!“, betonte Burkhardt. Er<br />

verwies auf die Wohnraumversorgung<br />

von Familien, Senioren, Singles, Studenten<br />

und Alleinerziehenden. „Wir nehmen<br />

diese Aufgabe wahr trotz der steigenden<br />

staatlichen Auflagen und Verordnungen,<br />

4<br />

zum Beispiel im Rahmen der Umweltpolitik“,<br />

so der Präsident weiter. Die Anforderungen<br />

brächten mehr bürokratischen<br />

Aufwand, zusätzliche Arbeit und erhöhte<br />

Kosten, ohne dass zusätzliche Einnahmen<br />

generiert werden könnten. Unnötig<br />

sei es vor allen Dingen, bei manchen Gesetzen<br />

auch noch über zu erfüllendes EU-<br />

oder Bundesrecht hinauszuschießen.<br />

Kritik übte Burkhardt auch an der im Landeswohnraumförderungsgesetzfestgelegten<br />

Koppelung der vertraglich zu vereinbarenden<br />

Höchstmiete für den ehemals<br />

preisgebundenen Wohnungsbestand an<br />

eine kommunale Satzung. „Teilweise schießen<br />

die Kommunen bei der festzulegenden<br />

Höchstmiete in den kommunalen Satzungen<br />

über das Ziel hinaus“, so Burkhardt.<br />

Aus dem Gesetz zu streichen sei insbesondere<br />

auch der dort festgelegte Mindestabschlag<br />

von 10 Prozent unter der<br />

jeweiligen ortsüblichen Vergleichsmiete<br />

bei energetischen Modernisierungsmaßnahmen.<br />

„Wer im Interesse seiner Mieter<br />

und Mitglieder handelt, der denkt schon<br />

seit Jahren sowohl im Neubau als auch bei<br />

der Sanierung und Modernisierung des<br />

Wohnungsbestandes intensiv über die<br />

Energieeffizienz und die langfristigen Kosten<br />

seiner Heizanlagen nach. Da braucht<br />

es keinen Zwang und keine Vorschriften!“,<br />

sagte Burkhardt. Ob dann Fernwärme,<br />

Pelletsheizungen, Blockheizkraftwerke,<br />

Solarenergie oder moderne, konventionelle<br />

Öl- oder Gasheizungen zum Einsatz<br />

kämen, sei eine Frage des Preises, des Platzes<br />

und der Möglichkeiten. „Ich behaupte,<br />

dass nahezu alle Unternehmen langfristige<br />

Pläne für ihre zukünftigen Moderni


sierungs- und Sanierungsmaßnahmen aufgestellt<br />

haben. Ein sinnvolles Portfolio<br />

lässt über die Jahre hinweg kaum einen<br />

unsanierten Bestand zu. Dies hängt letztlich<br />

auch mit der künftigen Vermietbarkeit<br />

unserer Wohnungsbestände zusammen.<br />

Energieschleudern werden mittelfristig<br />

vom Markt verschwinden“, so Burkhardt.<br />

„Der Markt regelt über einen längeren<br />

Zeitraum sinnvoll, wozu uns der Staat gegen<br />

jede marktwirtschaftliche Vernunft<br />

zwingt“, fügte Burkhardt hinzu.<br />

Wirtschaftlichkeit bedenken<br />

Burkhardt appellierte an die Landesregierung,<br />

bei neuen Gesetzen und bei der<br />

Novellierung bestehender Gesetze und<br />

Verordnungen mit Maß zu Werke zu gehen.<br />

„Die Wohnungswirtschaft ist bereit,<br />

die Aufgaben, die sich aus der Energiewende,<br />

dem demografischen Wandel, der<br />

sich öffnenden sozialen Schere und der<br />

Gerhard A. Burkhardt,<br />

Dr. Oliver Bens,<br />

Helmfried Meinel und<br />

Axel Gedaschko brachen<br />

mit unterschiedlichen<br />

Argumenten eine Lanze<br />

für mehr Energieeffizienz<br />

und Klimaschutz<br />

wirtschaftlichen Krise ergeben, anzunehmen<br />

und verantwortungsvoll mitzutragen“,<br />

sagte Burkhardt. Sie brauche dazu<br />

aber verlässliche, nachhaltige und wirtschaftlich<br />

sinnvolle Rahmenbedingungen,<br />

da es insbesondere in der wohnungs- und<br />

immobilienwirtschaftlichen Branche um<br />

langfristige Planungs- und Umsetzungszeiträume<br />

ginge. Abschließend lobte er<br />

die Gesprächsoffenheit der Ministerien.<br />

Der Stellvertretende Umweltminister von<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und Amtschef des<br />

Umweltministeriums, Ministerialdirektor<br />

Helmfried Meinel, betonte, dass die Landesregierung<br />

großen Wert auf eine langfristige<br />

Orientierung lege. „Im Koalitionsvertrag<br />

der grün-roten Landesregierung<br />

ist festgelegt, dass <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

zur führenden Klimaregion werden soll“,<br />

so der Amtschef. Er vertrat Umweltminister<br />

Franz Untersteller, der kurzfristig verhindert<br />

war. „<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> will im<br />

Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beitragen,<br />

dass dem Klimaschutz Rechnung<br />

getragen wird“, so Meinel. Dabei sei klar,<br />

dass ein Bundesland alleine das Weltklima<br />

nicht retten kann. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

übernehme aber als entwickeltes Industrieland<br />

seine Verantwortung. „Wir werden<br />

aber auch wirtschaftlich davon profitieren,<br />

dass wir diejenigen sind, die den<br />

Takt vorgeben und die Dinge anstoßen“,<br />

zeigte sich der Amtschef überzeugt.<br />

Als tragfähiges Fundament plane das Land<br />

noch für dieses Jahr ein Klimaschutzgesetz<br />

mit verbindlichen Zielvorgaben. Das<br />

Gesetz solle schlank gehalten werden<br />

und lediglich den Rahmen vorgeben. Es<br />

werde von einem integrierten Energie-<br />

und Klimaschutzkonzept ausgefüllt. „Folgende<br />

Eckpunkte stehen schon fest: der<br />

Ausstieg aus der Kernenergie soll konsequent<br />

und zügig umgesetzt und die Endlagerfrage<br />

schnellstmöglich geklärt werden“,<br />

betonte Meinel. Zweitens plane<br />

das Land, den Anteil der Erneuerbaren<br />

Energien an der Stromerzeugung und an<br />

der Wärmeversorgung deutlich zu erhö-<br />

hen. Drittens sollen die Rahmenbedingungen<br />

für die Energieinfrastruktur an<br />

die veränderte Versorgungsstruktur und<br />

Versorgungslandschaft und an die zunehmend<br />

dezentrale Stromproduktion angepasst<br />

werden. „Der wichtigste Punkt ist<br />

aber, dass wir die Energieeffizienz steigern<br />

wollen und da spielt der Gebäudesektor<br />

mit rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs<br />

eine maßgebliche Rolle“,<br />

so Meinel. Die Landesregierung sieht hier<br />

den Bereich mit dem größten Energieeinsparpotenzial.<br />

Mix von Fordern und Fördern<br />

„Durch fachgerechte energetische Gebäudesanierungen<br />

können projektbezogen<br />

Energieeinsparungen von 80 bis 90 Prozent<br />

erzielt werden“, so Meinel. Die Landesregierung<br />

sehe die bisherige Sanierungsquote<br />

als zu gering an und habe sich<br />

daher Gedanken gemacht, wie die Quote<br />

angehoben werden könne und was dabei<br />

durch den Staat leistbar sei. „Wir brauchen<br />

einen ausgewogenen Mix von Fordern<br />

und Fördern, umfassender Information<br />

und Beratung“, so der Amtschef des<br />

Umweltministeriums. Das Land unterstützt<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

daher die angedachte Verschärfung der<br />

Energieeinsparverordnung im Bereich des<br />

Neubaus, denn dafür seien die technischen<br />

Voraussetzungen heute schon gegeben.<br />

Im Bereich der Bestandsgebäude<br />

ergäbe sich ein Dilemma, denn einerseits<br />

müsse mit Blick auf das Jahr 2050 deutlich<br />

mehr gefordert werden. Doch um<br />

keinen Sanierungsstau zu provozieren,<br />

wolle die Landesregierung mit Augenmaß<br />

vorgehen.<br />

Das Erneuerbare Wärmegesetz <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> solle fortgeschrieben und<br />

gegebenenfalls auf den Einsatz von 15<br />

Prozent Erneuerbare Energien erhöht<br />

werden. Im Moment stehe zur Diskussion,<br />

das Gesetz auch auf private Nichtwohngebäude<br />

zu erweitern. „Mit dem KfW-<br />

Gebäudesanierungsprogramm und dem<br />

Marktanreizprogramm haben wir bereits<br />

zwei praktikable Förderprogramme an<br />

der Hand. Wir machen uns außerdem für<br />

die steuerliche Absetzbarkeit energetischer<br />

Sanierungsmaßnahmen beim Bund<br />

stark“, versprach Meinel und sagte gleichzeitig<br />

auch eine Aufstockung der Fördermittel<br />

und eine Verstetigung der Programme<br />

zu. „Im Gespräch lässt sich sehen, wie<br />

sich die Förderprogramme weiter verbessern<br />

lassen, zum Beispiel auch im Bereich<br />

des Bürokratieabbaus“, so Meinel abschließend.<br />

Dass der Mensch ein Klimafaktor ist, zeigte<br />

Dr. Oliver Bens, Leiter des Wissenschaftlichen<br />

Vorstandsbereichs des GFZ Deutsches<br />

GeoForschungsZentrums aus Potsdam,<br />

auf. Unter dem Titel „Klimawandel:<br />

Was ist dran und wie können wir reagieren?“<br />

ging er auf das Teilsystem Klima im<br />

System Erde ein. „Klimaentwicklung ist<br />

ein langfristig zu betrachtender Prozess<br />

mit regionalen Variationen und zeitlicher<br />

Dynamik“, so Bens. Langfristige wechselseitige<br />

Auswirkungen haben Klima und<br />

Erdschwerefeld mit den Veränderungen<br />

des globalen Meeresspiegels, das Erdmagnetfeld,<br />

das die Erde von kosmischen<br />

Strahlen schützt und sich über den Lauf<br />

5


tItElthEmA<br />

der Zeit ebenso verändert wie der Erdmantel.<br />

Die Kontinentaldrift, die über die<br />

Jahrhunderte zu Öffnungen und Schließung<br />

von Meerespassagen führt und<br />

Meeresströmungen verändert, beeinflusst<br />

ebenfalls die klimatischen Verhältnisse.<br />

„Die Klimadynamik wird von natürlichen<br />

Faktoren und anthropogenen Faktoren<br />

bestimmt und führt zum künftigen Klimawandel“,<br />

so Bens auf die Hypothese<br />

des beschleunigten Klimawandels. „Generell<br />

gilt: Der Klimawandel ist natürlich und<br />

unausweichlich. Das beweist der Blick der<br />

Wissenschaft in die Vergangenheit. Es<br />

stellt sich aber die Frage: Stehen wir an<br />

der Schwelle einer abrupten Klimaänderung?“,<br />

fragte Bens. Seine Schlussfolgerung<br />

lautet: Regionale Entscheider und<br />

Akteure müssen wirksame Maßnahmen<br />

zur Abschwächung und vor allem auch zur<br />

Anpassung an den Klimawandel finden,<br />

ihre Entscheidungen auf Wissen statt auf<br />

Wahrnehmungen treffen und für einen<br />

effektiven Mitteleinsatz sorgen.<br />

Der Mensch als Geofaktor<br />

Bens ging in diesem Zusammenhang auch<br />

auf die Geothermie ein, zeigte deren Nachfrage-<br />

und Angebotspotenzial auf und<br />

erklärte die Nutzungsmöglichkeiten der<br />

oberflächennahen und Tiefengeothermie.<br />

„Das Wachstum der Weltbevölkerung stellt<br />

eine große gesellschaftspolitische Herausforderung<br />

dar, die sich in einer weiteren<br />

Urbanisierung niederschlagen wird. Schon<br />

heute leben mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung<br />

in Städten, bis 2030 werden<br />

es voraussichtlich fünf Milliarden Menschen<br />

sein“, so Bens. Sie brauchen Nahrungsmittel<br />

und Energie, sie verbrauchen<br />

Ressourcen und Rohstoffe. „Letztlich lässt<br />

sich sagen, die Erde hat sich vom System<br />

Erde zum System Erde-Mensch entwickelt.<br />

Wir verbrauchen Georessourcen und belasten<br />

die Geo-, Hydro-, Kryo-, Bio- und<br />

Atmosphäre der Erde. Der Mensch ist ein<br />

Geofaktor“, so Bens abschließend.<br />

„Das Thema des Klimaschutzes ist unter<br />

mehreren Aspekten eines der fesselnds-<br />

6<br />

ten Themen. Es hat Auswirkungen auf<br />

die Wohnungswirtschaft wie im Moment<br />

kein anderes Thema. Die Dimension, die<br />

von der Wohnungswirtschaft bei der Umsetzung<br />

der Klimaziele erwartet wird,<br />

übersteigt die Dimension aller anderen<br />

Wirtschaftsbereiche“, betonte Axel Gedaschko,<br />

Präsident des GdW Bundesverband<br />

deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.<br />

Bei der Energiewende<br />

gehe es um die strategische Dimension<br />

der Endlichkeit von Rohstoffen, um das<br />

Thema Versorgungssicherheit, um die Verteilung<br />

der Wertschöpfung aber auch um<br />

die Lebensverhältnisse in Deutschland.<br />

Gedaschko lenkte den Blick auf zwei Zahlen,<br />

die die Rolle des Wirtschaftszweiges<br />

deutlich machen. Dabei setzte er die Vermeidung<br />

von CO 2 -Emission in den Fokus.<br />

Anlagen zur Erzeugung regenerativen<br />

Stroms würden in dieser Hinsicht sieben<br />

Mal so stark gefördert als eine vergleich-<br />

bare Minderung bei der Gebäudeenergieeffizienz.<br />

„Das bedeutet im Klartext: um<br />

eine Tonne CO 2 zu vermeiden, werden<br />

durch die deutsche Politik im Bereich der<br />

Gebäudeenergieeffizienz im Moment<br />

ganze 68 Euro ausgegeben. Im Bereich der<br />

regenerativen Stromerzeugung 465 Euro“,<br />

so Gedaschko. Unter der banalen Wahrheit,<br />

dass man jeden Euro nur einmal ausgeben<br />

könne, wiege dieser Unterschied<br />

schwer. „Wenn man nun einmal einen nor-<br />

Die <strong>vbw</strong>-Immo-<br />

Preisträger:<br />

Olga Ebel, Jutta<br />

Preisler-Boerner,<br />

Katharina Graf,<br />

Christin Zöppel,<br />

Angela Lohmann,<br />

Nina Klotz, Daniel<br />

Abel, Dorothea Tittel<br />

und Claudia Blaich<br />

(v.l.n.r.)<br />

malen deutschen Haushalt betrachtet, würde<br />

man nur dann so agieren wie die Bundesregierung,<br />

wenn man Lust auf eine Insolvenz<br />

hat“, brachte es der Präsident des<br />

GdW auf den Punkt. „Gesamtgesellschaftlich<br />

sollten wir uns hier Gedanken machen,<br />

ob wir nicht auf dem Holzweg sind“.<br />

Wahlfreiheiten statt detaillierte<br />

Vorschriften gefordert<br />

„Wir haben in Deutschland die Solarenergie<br />

so weit gefördert, dass dieser Industriezweig<br />

nicht mehr innovativ ist und<br />

keine Entwicklungsarbeit mehr leistet.<br />

Eigentlich brauchen wir eine viel intensivere<br />

Forschungsförderung, die der Wirtschaft<br />

schnell zu besseren Produkten verhilft.“<br />

Den gleichen Diskussionsverlauf<br />

sieht Gedaschko im Bereich des Dichtens<br />

und Dämmens. „Welche technologischen<br />

Quantensprünge haben wir in dieser Branche<br />

in den vergangenen 20 Jahren erlebt?“,<br />

Sie legten Bericht ab<br />

und zeichneten künftige<br />

Entwicklungen vor:<br />

Verbandsdirektor Hans<br />

Maier, Verbandsratsvorsitzender<br />

Robert an der<br />

Brügge, Präsident<br />

Gerhard A. Burkhardt<br />

und Verbandsdirektorin<br />

Sigrid Feßler<br />

so fragte er. Lediglich die Erhöhung der<br />

Dämmdicke von 8 auf 16 Zentimeter und<br />

mehr; das sei aber kein technologischer<br />

Fortschritt. Auch müsse viel mehr an den<br />

Dämmstoffen gearbeitet werden, um unter<br />

einer Lebenszykluskostenbetrachtung<br />

die derzeitige Grenzwertigkeit dieser Stoffe<br />

zu vermeiden. In Deutschland werde<br />

alles detailliert vorgeschrieben. Mit den<br />

Einzelfallregelungen, wie sie in den verschiedenen<br />

Bundesländern gemacht wür-


den, werde man der Lebensrealität in den<br />

Quartieren nicht gerecht. „Gute Politik<br />

kann auch darin bestehen, klare Zielvorgaben<br />

zu machen und es dann demjenigen<br />

zu überlassen, der das Projekt realisiert,<br />

wie er es umsetzt“, sagte Gedaschko.<br />

Nun arbeite die Bundesregierung an einem<br />

Sanierungsfahrplan bis zum Jahr<br />

2050, um ein Minus von 80 bis 90 Prozent<br />

an CO 2 -Emission zu erreichen. Die Gesetze<br />

hierfür sind aber alle schon da. „Die Wohnungsunternehmen<br />

zählen zur insolvenzsichersten<br />

Branche. Wir arbeiten langfristig.<br />

Nachhaltigkeit wird gelebt“, sagte<br />

Gedaschko. Da reiche es, das Ziel vorzugeben<br />

und der Branche mit Wahlfreiheiten<br />

einigen Spielraum zur Zielerreichung<br />

zu geben. Denn neben den ökologischen<br />

Aspekten dürfte auch die soziale Dimension<br />

nicht übersehen werden. „Mit der<br />

umfassenden Sanierung des Wohnungsbestandes<br />

geht eine Ausgrenzung eines<br />

immer größer werdenden Teils der Bevölkerung<br />

einher, weil sie die Mieten der<br />

energieeffizienten Gebäude nicht mehr<br />

bezahlen können“, so Gedaschko. Geld<br />

für höhere Sozialleistungen wolle die Politik<br />

aber auch nicht investieren. Auf dieses<br />

Gegenspiel gebe es bislang noch keine<br />

gesellschaftliche Antwort, die tragfähig<br />

ist.<br />

Wahlfreiheit und Fördermittel<br />

Um die Sanierungsquote zu erreichen,<br />

sind nicht nur die vorgesehenen 1,5 Milliarden<br />

Euro aus dem KfW-Gebäudesanierungsprogramm<br />

notwendig, sondern<br />

ein weit höherer Betrag. Einer Erhöhung<br />

hat Kanzlerin Angela Merkel aber schon<br />

eine Absage erteilt; der Bundeshaushalt<br />

erlaube keine fünf Milliarden Euro für<br />

die Gebäudesanierung. „Jüngste Studien<br />

des Wirtschaftsministeriums zeigen, dass<br />

sogar <strong>12</strong> Milliarden Euro notwendig wären,<br />

um die größten sozialen Verwerfungen<br />

abzufedern“, so Gedaschko.<br />

Er lobte die Bemühungen um die steuerlichen<br />

Abschreibungsmöglichkeiten für<br />

energetische Sanierungen, die derzeit im<br />

Bundesrat diskutiert werden. Fakt sei aber,<br />

dass gerade private Hausbesitzer die hohen<br />

Summen für die energetische Modernisierung<br />

und Sanierung ihrer Gebäude<br />

– insbesondere in demografisch schwierigen<br />

Gebieten – nicht investieren würden.<br />

„Wir brauchen einen intensiven Dialog mit<br />

der Politik, um auf die Zusammenhänge in<br />

unserer Branche hinzuweisen. Das kann<br />

nicht allein der Verband, das müssen alle<br />

gemeinsam machen. Jeder einzelne“, forderte<br />

Gedaschko die Zuhörer auf.<br />

Durch die Mitgliederversammlung gewählt:<br />

Der ehrenamtliche Vorstand des <strong>vbw</strong>:<br />

Walter Zanker, Gerhard A. Burkhardt,<br />

Bruno Ruess (v.l.n.r.)<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

BEIm VErBAnDstAg präsEntIErtEn sIch:<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sei ein großes und<br />

wirtschaftlich kräftiges Land mit erheblichem<br />

Potenzial. Hier gelte es die Diskussion<br />

zwischen Politik und Wirtschaft<br />

ernsthaft zu führen; und zwar nicht nur<br />

oberflächlich in Ausschüssen, sondern bilateral,<br />

unaufgeregt und ohne Fensterreden.<br />

„Deshalb würde ich mich über eine<br />

Gelegenheit freuen, gemeinsam mit Minister<br />

Untersteller auch über die Thesen<br />

zu reden, die die Landespolitik hier vertritt“,<br />

bot Gedaschko an.<br />

Der Verbandsrat des <strong>vbw</strong>: Michael Lott, Thomas Wolf, Wolfgang Bielmeier, Reinhard Disch, Peter<br />

Stammer, Egon Bertenbreiter, Dr. Fred Gresens, Robert an der Brügge, Siegfried Apfel, Bernd Weiler,<br />

Roland Grundler, Reiner Kuklinski (v.l.n.r.). Auf dem Bild fehlen Martin Stahl und Klaus Aichele.<br />

7


tItElthEmA<br />

Alexander Wieland, Geschäftsführer der GSE Gesellschaft für Stadterneuerung und Stadtentwicklung <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mbH, und Hermann Warth,<br />

Vorstand der Baugenossenschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> eG, demonstrierten die Pläne für das Projekt Cité und die Modernisierungen im Ooswinkel<br />

Vom Konversionsgebiet cité<br />

bis zum Burdamuseum<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Wohnungsunternehmen gestalten<br />

vielfältiges Rahmenprogramm<br />

Mit vier unterschiedlichen Führungen präsentierten die drei in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

ansässigen Mitgliedsunternehmen des <strong>vbw</strong> – die GSE Gesellschaft für Stadterneuerung<br />

und Stadtentwicklung <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mbH, die Baugenossenschaft<br />

Familienheim <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> eG und die Baugenossenschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> eG –<br />

anlässlich des Verbandstags 20<strong>12</strong> Bauprojekte, Stadtteile und architektonische<br />

Highlights der Bäderstadt. Das Spektrum der Rundgänge und Fahrten war breit<br />

gefasst, drehte sich aber immer um den Wohnungsbau oder die Architektur.<br />

Eine Rundfahrt führte in das historische<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Quartier Ooswinkel. Eingeschlossen<br />

zwischen dem Flüsschen Oos<br />

und der Schwarzwaldstraße liegt die ehemalige<br />

Arbeitersiedlung wie ein idyllisches<br />

Dorf. Die kleinen Häuser mit zweckmäßigen<br />

Grundrissen und großen Gärten sollten<br />

den Arbeitern zu Beginn des vergangenen<br />

Jahrhunderts ein gesünderes Wohnen<br />

ermöglichen. Die von Gebäuden und<br />

Fluss geschützten Gärten boten und bieten<br />

Platz für die Kleintierhaltung und<br />

den Anbau von Gemüse und Obst. Im Stil<br />

gleicht das Quartier daher einer Gartenstadtsiedlung.<br />

Mit dem Bau der ersten<br />

Häuser hatte die Baugenossenschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

im Jahr 1920 begonnen, acht<br />

Jahre nach ihrer Gründung. Etliche Ge-<br />

8<br />

bäude und Straßenzüge der denkmalgeschützten<br />

Siedlung hat die Genossenschaft<br />

in jüngster Zeit nahezu originalgetreu<br />

saniert und modernisiert. Architektin<br />

Ulrike Verspohl und Hermann Warth, geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied der<br />

Baugenossenschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> eG, präsentierten<br />

den Teilnehmern die Schmuckstücke<br />

sowie die weiteren Modernisierungs-<br />

und Sanierungspläne.<br />

Eine Neugestaltung erfährt seit etwas mehr<br />

als zehn Jahren auch der Stadtteil Cité.<br />

Dorthin führte die zweite Rundfahrt. Das<br />

Konversionsgebiet liegt am Ausgang des<br />

Oostals in Richtung Rheinebene. Seit dem<br />

Abzug der französischen Streitkräfte wird<br />

das ehemalige französische Kasernen- und<br />

Militärgelände als neues Stadtviertel umgenutzt.<br />

Als Eigentümerin des Geländes<br />

ist die im Jahr 2001 gegründete Entwicklungsgesellschaft<br />

Cité gleichzeitig auch<br />

Projektträgerin der etwa 30 Hektar großen<br />

Fläche. Die Gesellschaft ist ein Beteiligungsunternehmen<br />

der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>,<br />

der VOLKSWOHNUNG GmbH aus Karlsruhe,<br />

der GSE Gesellschaft für Stadterneuerung<br />

und Stadtentwicklung <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

mbH und der Baugenossenschaft Familienheim<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> eG.<br />

Die Geschäftsführer Alexander Wieland<br />

und Markus Börsig von der GSE führten<br />

die Teilnehmer durch das neue Quartier.<br />

Es bietet eine Mischung aus Bestands- und<br />

Neubauten sowie aus Miet- und Eigentumswohnungen<br />

beziehungsweise Eigenheimen.<br />

Durch umfassende Modernisierungs-<br />

und Sanierungsarbeiten haben die<br />

Gebäude sowohl an Aussehen als auch<br />

an Wohnwert erheblich gewonnen. Mit<br />

viel Engagement wurde auch das Wohnumfeld<br />

verändert. Mittlerweile ist nicht nur<br />

ein moderner Gewerbepark entstanden,<br />

auch eine Grundschule, einer der größten<br />

und originellsten Kinderspielplätze in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> sowie ein Familienzentrum


Zum Neuen Schloss und zum Burda-Museum begleiteten die Architekten Prof. Bernd Kogel und Peter Kruse<br />

sind vorhanden. Der Stadtteil hat über die<br />

vergangenen Jahre sein eigenes Gesicht<br />

und Image entwickelt.<br />

Schloss und Museum<br />

Mitten in den Umbauarbeiten steckt das<br />

Neue Schloss, das bis zum Jahr 2013 in ein<br />

Luxus-Hotel umgebaut werden soll. Die<br />

Teilnehmer der dritten Rundfahrt zum ehemaligen<br />

Stammsitz des Hauses <strong>Baden</strong> und<br />

früheren Residenz der Markgrafen von<br />

<strong>Baden</strong> auf dem Florentinerberg hatten die<br />

seltene Gelegenheit, die eingerüsteten,<br />

alten Mauern bei einer Führung mit dem<br />

Architekten Prof. Bernd Kogel besichtigen<br />

zu können. Das Schloss wurde im Jahr 2004<br />

an kuwaitische Investoren verkauft und<br />

ist derzeit eine einzige große Baustelle.<br />

Der Haupt- und Küchenbau des Schlosses<br />

ist noch eingerüstet. Die Dachstühle und<br />

die darunterliegenden Geschosse werden<br />

witterungsgeschützt saniert und neue Bauteile<br />

angebaut. Nach den Planungen sollen<br />

bereits im nächsten Jahr die ersten Gäste<br />

im Schloss übernachten können.<br />

Die vierte Führung drehte sich komplett<br />

um die Architektur des Frieder-Burda-Museums.<br />

Der Museumsbau des Architekten<br />

Richard Meier & Partner Architects LLP<br />

wurde vom <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Architekt Peter<br />

Kruse erklärt, der die örtliche Bauleitung<br />

innehatte. Insbesondere auf das Thema<br />

Licht ging Kruse ein. Licht sei das wichtigste<br />

Baumaterial des Gebäudes, lautet das<br />

Motto von Meier. Deswegen beherrschen<br />

viele gläserne Bauteile das Museum. Eine<br />

gläserne Brücke verbindet den dreigeschossigen<br />

Museumsbau mit der angrenzenden<br />

Staatlichen Kunsthalle <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. Ein<br />

lichtes Atrium begrüßt den Besucher. Eine<br />

großzügige querliegende Rampenanlage<br />

verbindet die Geschosse. Das Licht fällt<br />

durch Glaswände, die mit Sonnenblenden<br />

versehen sind, in die weißen Ausstellungsräume.<br />

Die Ausstellungsstücke werden je<br />

nach Jahreszeit und Wetterlage von natürlichem<br />

Licht beleuchtet.<br />

Garten- und Stadtführung<br />

Geschichte und Geschichtchen präsentierten<br />

die Stadtführer bei den anschließenden<br />

Rundgängen durch die Kur- und Bäderstadt.<br />

Schon die Römer wussten die Thermalquellen<br />

für warme Bäder zu nutzen.<br />

Davon zeugen die alten Thermalanlagen,<br />

die heute noch in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> zu besichtigen<br />

sind. Auch einige Dichter und<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

Denker der Weltgeschichte machten in der<br />

Kurstadt mit dem bekannten Casino Station.<br />

Wegmarken an Gebäuden und Denkmälern<br />

in der historischen Altstadt geben<br />

davon Zeugnis. Beeindruckt zeigten sich<br />

die Teilnehmer der Gartenführung auch<br />

von den alten Bäumen entlang der Lichtentaler<br />

Allee, die von reichverzierten Brücken<br />

und eleganten Villen gesäumt wird.<br />

Im KurhausCasino folgte zum Abschluss<br />

ein bunter Abend mit Sektempfang, einem<br />

Menü und nicht zuletzt der Fußballübertragung<br />

des UEFA Champions League-<br />

Spiels Real Madrid gegen den 1. FC Bayern<br />

auf Großleinwand. Film- und Kabarett-<br />

Einlagen des Schauspielers und Intendanten<br />

des Kammertheaters Karlsruhe Bernd<br />

Gnann sorgten schon zuvor für gute<br />

Stimmung. Gnann hatte vom kompletten<br />

Tagesprogramm einen Film gedreht. Er<br />

zeigte in Bildsequenzen und Kurzinterviews<br />

die vier Rundfahrten; er hatte in<br />

der Kürze der Zeit die Teilnehmer der<br />

Rundgänge, einige Anwohner und die<br />

Geschäftsführer interviewt und zeichnete<br />

damit nicht nur ein Bild der ortsansässigen<br />

Wohnungsunternehmen, sondern<br />

auch ein Bild der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>.<br />

9


AUs DEm VErBAnD<br />

Alle Seiten signalisierten Gesprächsbereitschaft: Bruno Ruess, Vorstandsmitglied des <strong>vbw</strong>, Sigrid Feßler, Verbandsdirektorin des <strong>vbw</strong>, Frank Pinsler,<br />

Geschäftsführer der Ulmer Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft mbH, Robert an der Brügge, Verbandsrat des <strong>vbw</strong>, Minister Dr. Nils Schmid, Peter<br />

Bresinski, Vorstand der Vereinigung baden-württembergischer kommunaler Wohnungsunternehmen, Wolfgang Bielmeier, Aufsichtsratsmitglied<br />

des <strong>vbw</strong>, Karl-Heinz Walter, Geschäftsführer der Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Reutlingen mbH, Wolfgang D. Heckeler, Vorstand des vdiv<br />

Verband der Immobilienverwalter <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V. und Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Städtischen Wohnbaugesellschaft Lörrach mbH<br />

„städtebau- und landeswohnraumförderung<br />

soll stärker verzahnt werden“<br />

Finanz- und Wirtschaftsminister<br />

Dr. Nils Schmid zu Gast bei den KoWos<br />

Bei der Mitgliederversammlung der Vereinigung baden-württembergischer<br />

kommunaler Wohnungsunternehmen in Ulm sprach der Minister für Finanzen<br />

und Wirtschaft des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Dr. Nils Schmid über die Landeswohnungspolitik<br />

und das Landeswohnraumförderungsprogramm. Er stellte<br />

sich der direkten Diskussion und Fragerunde aus dem Publikum. „Wir wissen<br />

um die Bedeutung der kommunalen Wohnungsunternehmen bei der sozialen<br />

Wohnraumversorgung und beim Klimaschutz“, betonte Schmid. Er sagte eine<br />

bessere Verknüpfung in der Förderpolitik des Städte- und Wohnungsbaus zu.<br />

Schmid ging in seiner Rede insbesondere<br />

auf den Paradigmenwechsel im Landeswohnraumförderungsprogramm<br />

ein.„Wir<br />

haben das Programm besser ausgestattet<br />

und eine höhere Mietwohnraumförderung<br />

ermöglicht“, so der Minister. „Mir ist sehr<br />

wohl bewusst, dass von dem neuen Ansatz,<br />

eine energetische Komponente sowohl bei<br />

der Mietwohnraum- als auch bei der Eigentumsförderung<br />

einzuführen, nicht alle<br />

völlig überzeugt sind“. Die Ausweitung<br />

der Förderung von den Ballungsräumen<br />

auf die Verdichtungsräume sei jedoch als<br />

Erfolg zu werten. Die Landesregierung ist<br />

ferner der Überzeugung, mit der erstmals<br />

eingeführten Förderung von Sanierungsmaßnahmen<br />

durch Wohneigentümergemeinschaften<br />

einen zentralen Impuls für<br />

die energetische Verbesserung des Immobilienbestandes<br />

gegeben zu haben.<br />

10<br />

Letzterem Aspekt stimmten die Tagungsteilnehmer<br />

zu. Heftig kritisiert wurde dem<br />

gegenüber aber die Einführung der systemfremden<br />

energetischen Komponente im<br />

Landeswohnraumförderungsprogramm.<br />

In der Diskussion wiesen die Geschäftsführer<br />

der Wohnungsunternehmen darauf<br />

hin, dass ihre wohnungswirtschaftliche<br />

Tätigkeit sehr langfristig angelegt sei.<br />

Konstante und verbindliche Rahmenbedingungen<br />

seien deshalb von existenzieller<br />

Bedeutung. „Wir planen aufgrund von<br />

Portfolio- und anderen Analysen schon<br />

auf viele Jahre im voraus, was wir mit unseren<br />

Wohnungsbeständen in den verschiedenen<br />

Quartieren und Städten machen<br />

wollen. Das gestaltet sich nahezu unmöglich,<br />

wenn sich die rechtlichen Vorgaben<br />

laufend verändern“, wies der Verbandsratsvorsitzende<br />

des <strong>vbw</strong>, Robert an der Brügge,<br />

hin. „Wir brauchen eine klare, zukunftsfähige,<br />

politische Linie“, so an der Brügge.<br />

Nach Auffassung von an der Brügge führen<br />

die derzeitigen energetischen Vorgaben<br />

im Landeswohnraumförderungsprogramm<br />

dazu, dass sich die Vorteile bei Inanspruchnahme<br />

der Förderung wirtschaftlich nicht<br />

mehr auswirken. Sie werden von den zusätzlichen<br />

Kosten absorbiert. „Das ist letztlich<br />

unwirtschaftlich“, so an der Brügge.<br />

Das niedrige Zinsniveau auf dem Kapitalmarkt<br />

tue sein übriges. Dabei sei der Bedarf<br />

an preiswertem Wohnraum gerade<br />

in den Ballungsgebieten hoch.<br />

Ministerialrat Dr. Eckert Meyberg, Leiter<br />

des Referats Wohnungswesen im Finanz-<br />

und Wirtschaftsministerium, erklärte, dass<br />

dynamische Einkommensgrenzen im Landeswohnraumförderungsprogramm<br />

in Planung<br />

seien. Damit werde einer Forderung<br />

des <strong>vbw</strong> Rechnung getragen. Ferner stehe<br />

die Evaluierung des Landeswohnraumförderungsgesetzes<br />

an. Auf Nachfrage erklärte<br />

Meyberg, dass sich an den Belegungsbindungen<br />

nicht rütteln lasse. „Sie entsprechen<br />

dem Gegenleistungsgedanken,<br />

auch wenn es dabei eine Mietsprungproblematik<br />

geben kann“, so Meyberg. Die<br />

konkrete Belegungspraxis obliege nach<br />

dem derzeitigen Landeswohnraumförderungsgesetz<br />

den Kommunen und werde<br />

von diesen sehr unterschiedlich gehandhabt.<br />

„Das darf aber nicht im direkten<br />

Zusammenhang mit dem Landeswohnraumförderungsprogramm,<br />

das eine recht<br />

hohe Einkommensgrenze ausweist, gese-


hen werden“, so Meyberg. Auf die Frage<br />

nach einer Investitionssubvention anstelle<br />

einer Zinssubvention, antwortete Wilfried<br />

Heger, Bereichsleiter bei der L-Bank, dass<br />

zu prüfen sei, ob ein Baukostenzuschuss<br />

gegenüber einem Zinskostenzuschuss tatsächlich<br />

günstiger sei.<br />

Auf Nachfrage von Sigrid Feßler, Verbandsdirektorin<br />

des <strong>vbw</strong>, versprach Minister<br />

Schmid den Unternehmern, dass sich das<br />

Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> dafür einsetzen<br />

wird, dass die Kompensationsmittel des<br />

KUrz gEfrAgt<br />

… zum landeswohnraumförderungsprogramm 2013<br />

Kaum im Amt hatte die grün-rote Landesregierung im vergangenen Jahr bis zum<br />

Herbst ein Landeswohnraumförderungsprogramm für das Jahr 20<strong>12</strong> vorzulegen.<br />

Sie musste sich hierbei den Vorwurf gefallen lassen, dass die wohnungswirtschaftlichen<br />

Verbände dazu erst zu einem Zeitpunkt angehört wurden,<br />

als Änderungen gar nicht mehr durchführbar waren. Daher hat sie in diesem<br />

Jahr sehr frühzeitig Gespräche angeboten. Derzeit laufen die Planungen für den<br />

Entwurf des Landeswohnraumförderungsprogramms 2013 an. <strong>aktuell</strong> sprach<br />

mit Verbandsdirektorin Sigrid Feßler über die Vorschläge des Verbandes.<br />

<strong>aktuell</strong>: Orientierungspunkt für das Landeswohnraumförderungsprogramm<br />

2013 ist das Programm des laufenden<br />

Jahres, das bislang nur wenige Abnehmer<br />

gefunden hat. Sozialer Wohnungsbau<br />

findet daher praktisch nicht statt.<br />

Wo sehen Sie die Probleme?<br />

Feßler: Das Landeswohnraumförderungsprogramm<br />

ist bei der derzeitigen Zinslage<br />

auf dem Kapitalmarkt schlicht unattraktiv.<br />

Die Wohnungsunternehmen erhalten<br />

nur unwesentlich bessere Konditionen als<br />

bei ihren Hausbanken, sie müssen aber bei<br />

Inanspruchnahme des Landeswohnraumförderungsprogramms<br />

zum einen Belegungs-<br />

und Mietpreisbindungen in Kauf<br />

nehmen und zum anderen erstmals hohe<br />

energetische Standards umsetzen. Das verteuert<br />

den Bau, hebt den Vorteil der Förderung<br />

auf und schreckt damit selbst willige<br />

Unternehmenslenker davon ab, sozialen<br />

Wohnungsbau in dieser Form zu betreiben.<br />

Kurz gesagt: die Subventionen reichen<br />

nicht aus, um den Investoren eine wirtschaftliche<br />

Realisierung der Projekte zu<br />

ermöglichen. Wenn dann noch in der Verwaltungsvorschrift<br />

zum diesjährigen Programm<br />

eine Komponente aufgenommen<br />

ist, die all jene Investoren mit Schadensersatzansprüchen<br />

gegenüber der L-Bank<br />

belegt, die nicht innerhalb eines Jahres<br />

Bundes von derzeit 518 Millionen Euro<br />

auch nach 2013 in gleicher Höhe für die<br />

Wohnraumförderung bereitgestellt werden.<br />

Er stimme einer Verpflichtungserklärung<br />

des Landes, wonach die Kompensationsmittel<br />

ausschließlich für die<br />

Wohnraumförderung verwendet werden,<br />

prinzipiell zu, doch müsse dies noch mit<br />

Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />

abgesprochen werden. Die Landesregierung<br />

plane außerdem, die Städtebau- und<br />

die Wohnungsbauförderung stärker miteinander<br />

zu verknüpfen. „Die Aufwertung<br />

nach Bekanntgabe der Förderzusage mit<br />

dem Bauvorhaben begonnen haben, sinkt<br />

die Bereitschaft, das Programm abzunehmen,<br />

natürlich nochmals. Denn viele zeitliche<br />

Probleme liegen in der Regel außerhalb<br />

des Verantwortungsbereichs der investierenden<br />

Wohnungsunternehmen, so<br />

dass diese Risikokomponente schnell teuer<br />

werden kann.<br />

<strong>aktuell</strong>: Was schlägt der <strong>vbw</strong> vor?<br />

Feßler: Wenn wir in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

zu einer spürbaren Verbesserung der sozialen<br />

Wohnraumförderung kommen wollen,<br />

bedarf dies einer Neuausrichtung des<br />

Wohnraumförderungsprogramms. Auskömmliche<br />

Subventionswerte sind wichtig,<br />

um den erforderlichen Mietwohnungsneubau<br />

für den Investor bezahlbar zu machen.<br />

Die Subvention an den Investor liegt derzeit<br />

bei ca. 3 Euro/qm Wohnfläche und<br />

wird durch den vorgeschriebenen Abschlag<br />

von 2 bzw. 3 Euro/qm Wohnfläche an den<br />

Mieter weitergereicht. Wegen der unterschiedlich<br />

hohen Baukosten und Bodenrichtwerte<br />

lassen sich für den Investor mit<br />

der reduzierten Miete keine Renditen erwirtschaften.<br />

Das heißt, bei einer Neuausrichtung<br />

der Förderung sollten die jeweiligen<br />

Baukosten, die Bodenrichtwerte und<br />

die Verdichtungskennziffern beim Neubau<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

des städtebaulichen Umfeldes stößt private<br />

Investitionen zur Wohnraumsanierung<br />

an. Die Städte stehen heute vor zahlreichen<br />

Herausforderungen wirtschaftlicher,<br />

städtebaulicher und sozialer Art. Sie müssen<br />

so gestaltet werden, dass die Menschen<br />

dort jetzt und in Zukunft gerne leben und<br />

arbeiten. Wir prüfen weitere Möglichkeiten<br />

der Verzahnung zwischen den Förderprogrammen,<br />

da es zahlreiche inhaltliche<br />

Zusammenhänge gibt“, so Schmid<br />

abschließend.<br />

mit berücksichtigt werden. Statt des statischen<br />

Abschlags von der jeweiligen ortsüblichen<br />

Vergleichsmiete ist die Festsetzung<br />

einer Festmiete zu überlegen, wobei auch<br />

ein prozentualer Abschlag denkbar wäre.<br />

Schon seit geraumer Zeit haben wir die<br />

Überlegung eingebracht, über einen Baukostenzuschuss<br />

nachzudenken, insbesondere<br />

in den Fällen, in denen die Subventionen<br />

nicht ausreichend sind. Gegebenenfalls<br />

können auch beide Systeme – also Zinsverbilligung<br />

oder Zuschuss – parallel laufen,<br />

sodass dem Antragsteller die Wahl<br />

zwischen der Gewährung eines Darlehens<br />

oder der Bewilligung eines Zuschusses<br />

überlassen bleibt. Von wesentlicher Bedeutung<br />

wird es auch sein, dass die derzeitige<br />

Koppelung der energetischen<br />

Kom ponente an die Förderung wieder<br />

entfällt. In einem Landeswohnraumförderungsprogramm<br />

ist eine energetische<br />

Komponente meines Erachtens systemwidrig.<br />

Anreize für höhere energetische<br />

Standards sollten nicht über die soziale<br />

Wohnraumförderung, sondern über die<br />

Schaffung von gesonderten Förderprogrammen<br />

gesetzt werden.<br />

<strong>aktuell</strong>: In den vergangenen Jahren hat<br />

der Verband das Fördervolumen als zu<br />

gering kritisiert. Ist dies nach wie vor die<br />

Auffassung des <strong>vbw</strong>?<br />

Feßler: Wenn das Programm so bleibt wie<br />

es ist, also keine Änderungen vorgenommen<br />

werden, die das Programm attraktiv<br />

machen, dann wird selbst der geringe<br />

Bewilligungsrahmen von 70,<strong>12</strong> Millionen<br />

Euro ausreichen, weil das Programm nicht<br />

entsprechend abgerufen wird. Kommt es<br />

aber zu der von uns skizzierten Neuausrichtung<br />

des Landeswohnraumförderungsprogramms<br />

2013 bedarf dies einer merklichen<br />

Erhöhung des derzeitigen Fördervolumens.<br />

11


IntErVIEW<br />

„Die Querschnittsaufgabe Wohnungspolitik<br />

bearbeiten wir im Konsens der ministerien“<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s Minister für Finanzen und Wirtschaft spricht<br />

über die Wohnungspolitik des Landes<br />

<strong>aktuell</strong>: Welche Bedeutung misst die<br />

grün-rote Landesregierung dem Wohnungsbau,<br />

der Wohnungswirtschaft und<br />

der Stadtentwicklung bei?<br />

Wohnraumförderung und Stadtentwicklung<br />

genießen in der Landespolitik einen<br />

hohen Stellenwert. Die Neuausrichtung<br />

der Wohnraumförderung des Landes mit<br />

einer stärkeren sozialen Prägung ist ein<br />

Paradigmenwechsel. Die Wohnungswirtschaft<br />

ist ein wichtiger Ansprechpartner<br />

der Landesregierung. Ohne das Engagement<br />

der Unternehmen der Wohnungswirtschaft<br />

ist die gewaltige Aufgabe der<br />

energetischen Sanierung des Mietwohnungsbestandes<br />

nicht zu stemmen. Daher<br />

wollen wir die Wohnungswirtschaft<br />

früher als bisher üblich in unsere förderprogrammatischen<br />

Entscheidungen einbinden.<br />

<strong>aktuell</strong>: Wie will die Landesregierung dem<br />

Umstand entgegenwirken, dass es immer<br />

weniger Sozialwohnungen mit entsprechenden<br />

Mietpreis- und Belegungsbindungen<br />

gibt oder sieht sie dieses<br />

Konzept der Wohnraumversorgung als<br />

überholt an?<br />

<strong>12</strong><br />

Das Land hat sich mit seinem Landeswohnraumförderungsgesetz<br />

der sozialen<br />

Mietwohnraumförderung verpflichtet.<br />

Kern dieser Verpflichtung ist die Begründung<br />

von neuen Miet- und Belegungsbindungen<br />

zugunsten von Haushalten,<br />

die sich am Wohnungsmarkt nicht angemessen<br />

mit Wohnraum versorgen können<br />

und deshalb auf unsere Unterstützung<br />

angewiesen sind. Diese Aufgabe nehmen<br />

wir an. Der Bestand an gebundenen Sozialmietwohnungen<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

betrug nach Angaben der Gemeinden<br />

zum Jahresende 2011 rund 58.000<br />

Wohnungen. Er wird kontinuierlich weiter<br />

abschmelzen: nach bisherigem Stand<br />

stehen Ende des Jahres 2<strong>02</strong>5 nur noch<br />

rund 31.000 Wohneinheiten zur Verfügung.<br />

Dem „Abschmelzen“ möchten wir<br />

durch eine intensivierte Mietwohnraumförderung<br />

entgegenwirken, indem wir<br />

die weiterhin erforderlichen Bindungen<br />

zugunsten einkommensschwächerer Personen<br />

ankaufen.<br />

<strong>aktuell</strong>: Im Koalitionsvertrag steht: „Wir<br />

streben an, die Mittel für die Wohnraumförderung<br />

zu erhöhen, beispielsweise in-<br />

Minister Dr. Nils Schmid nahm im Mai, Juni und Juli<br />

mehrfach die Gelegenheit wahr, mit der Wohnungs- und<br />

Immobilienwirtschaft ins Gespräch zu kommen und die<br />

Wohnungspolitik der Landesregierung vorzustellen. Dabei<br />

bezog er Stellung zur sozialen und energetischen<br />

Komponente im Landeswohnraumförderungsprogramm,<br />

zur Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner und zur<br />

Wohnraumversorgung im Land. <strong>aktuell</strong> hatte die Gelegenheit,<br />

dem zuständigen Wirtschaftsminister einige Fragen<br />

zu stellen.<br />

dem wir die Zweckbindung der Rückflüsse<br />

aus Darlehen stärker berücksichtigen“.<br />

Im Wahlprogramm der SPD war sogar<br />

von einer Verdoppelung der Wohnraumförderung<br />

des Landes von knapp 50 auf<br />

100 Millionen Euro die Rede. Wie finden<br />

diese Wahlversprechen Niederschlag?<br />

Wir haben den Verfügungsrahmen der<br />

Wohnraumförderung deutlich erhöht: zur<br />

Erreichung unserer Förderziele steht im<br />

Programmjahr 20<strong>12</strong> ein Bewilligungsvolumen<br />

in Höhe 68 Millionen Euro zur Verfügung.<br />

<strong>aktuell</strong>: Herr Minister, Sie haben Anfang<br />

April an der Mitgliederversammlung der<br />

Vereinigung baden-württembergischer<br />

kommunaler Wohnungsunternehmen teilgenommen.<br />

Die Mitglieder dieser Vereinigung<br />

sind auch Mitgliedsunternehmen<br />

des <strong>vbw</strong>. Was hat sie bei den Diskussionen<br />

zum Landeswohnraumförderungsprogramm<br />

20<strong>12</strong> am meisten überrascht?<br />

Ich habe es sehr begrüßt, dass die Teilnehmer<br />

mit ihrer konstruktiven Kritik<br />

nicht hinter dem Berg gehalten und den


MINISTERIUMFÜR FINANZEN<br />

UND WIRTSCHAFT<br />

Finger in die Wunde gelegt haben. So muss<br />

das auch sein, wir stehen ja für mehr Dialogorientierung<br />

in unserem Regierungsstil.<br />

Die Teilnehmer haben Punkte angesprochen,<br />

die auch wir kritisch sehen. Dabei<br />

ging es vor allem um eine Reaktion<br />

auf die derzeitige Niedrigzinsphase am<br />

Kapitalmarkt sowie um die Zurückhaltung<br />

der Bauherren aufgrund hoher und<br />

überobligatorischer energetischer Standards<br />

für Wohnraum.<br />

<strong>aktuell</strong>: Besonders hart gingen die Vertreter<br />

der kommunalen Wohnungsunternehmen<br />

mit den systemfremden energetischen<br />

Anforderungen innerhalb des Landeswohnraumförderungsprogramms<br />

ins<br />

Gericht. Sie haben selbst eingeräumt, dass<br />

nicht alle von diesem Ansatz völlig überzeugt<br />

sind. Werden die energetischen Aspekte<br />

in Bezug auf das Landeswohnraumförderungsprogramm<br />

2013 neu überdacht?<br />

Von einer grundsätzlichen Systemfremdheit<br />

möchte ich nicht sprechen, denn wir<br />

sind auch im Wohnungsbau der Nachhaltigkeit<br />

verpflichtet. Das Landeswohnraumförderungsgesetz<br />

gestattet die Aufnahme<br />

energiesparender Bauweisen und zusätzlicher<br />

energetischer Anforderungen in ein<br />

solches Förderprogramm. Wir dürfen die<br />

Antragsteller jedoch nicht überfordern.<br />

Dies kann allerdings geschehen, wenn auch<br />

ein erhöhtes Förderdarlehen die steigenden<br />

Baukosten sowie die zusätzlichen<br />

Kosten der energetischen Anforderungen<br />

nicht mehr abdecken kann und potenzielle<br />

Antragsteller auf die Förderung verzichten<br />

müssen. Jetzt gilt es erst einmal<br />

das <strong>aktuell</strong>e Programm zu evaluieren.<br />

Dann werden wir die Punkte, an denen es<br />

hakt, in den politischen Willensbildungsprozess<br />

einfließen lassen.<br />

Dr. Nils Schmid wurde im Jahr 1973 in Trier geboren. Er studierte<br />

nach dem Abitur Rechtswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität<br />

Tübingen und schloss 1999 mit dem<br />

Ersten juristischen Staatsexamen sein Studium ab. Im Jahr<br />

2001 legte er das zweite juristische Staatsexamen ab und erhielt<br />

die Zulassung als Rechtsanwalt. Anschließend promovierte<br />

er ebenfalls in Tübingen und erhielt im Jahr 2006 den<br />

Doktortitel. Seit 1997 ist Schmid Mitglied im Landtag von<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> für die SPD. Im Jahr 2009 wurde er Landesvorsitzender<br />

der SPD <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und ist seit dem<br />

<strong>12</strong>. Mai 2011 Minister für Finanzen und Wirtschaft sowie Stellvertretender<br />

Ministerpräsident von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

<strong>aktuell</strong>: Sie haben betont, dass eine weitere<br />

Verzahnung der Wohnungs- und<br />

Städtebauförderung geprüft werden soll.<br />

Wie könnte diese aussehen?<br />

Grundsätzlich soll eine stärkere Verknüpfung<br />

dieser Förderbereiche Synergieeffekte<br />

schaffen. Um in den Zentren des<br />

Bedarfs Verbesserungen der Wohnraumversorgung<br />

zu erreichen, können die Förderansätze<br />

besser harmonisiert werden.<br />

Dies kann auch schon durch projektbezogene<br />

Verknüpfungen erreicht werden, in<br />

dem geförderter Wohnungsbau mit städtebaulichen<br />

Wohnumfeldmaßnahmen<br />

sinnvoll kombiniert wird.<br />

<strong>aktuell</strong>: Bedeutet grün-rote Wohnungspolitik<br />

automatisch eine stärkere Betonung<br />

ökologischer als sozialer Aspekte?<br />

Nein, vielmehr werden wir versuchen, diese<br />

Aspekte in Einklang zu bringen. Wir<br />

haben den gesetzlichen Auftrag zu einer<br />

sozial orientierten Wohnraumförderung,<br />

so dass die soziale Ausprägung des Fördergedankens<br />

im Vordergrund steht. Energetische<br />

Anforderungen können in diesem<br />

Themenfeld nur eine zusätzliche Fördervoraussetzung,<br />

nicht jedoch die Triebfeder<br />

der Förderung sein.<br />

<strong>aktuell</strong>: Inwieweit sprechen sich die Ministerien<br />

untereinander beispielsweise bei<br />

der anstehenden Novellierung des Erneuerbare<br />

Wärmegesetzes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

oder der Landesbauordnung ab?<br />

Wohnungspolitik ist eine Querschnittsaufgabe,<br />

die in mehreren Ressorts verankert<br />

ist. Diese übergreifende Aufgabe, zu der<br />

auch die beiden Regelungswerke zählen,<br />

bearbeiten wir im Konsens der Ministerien.<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

<strong>aktuell</strong>: Wie sehe Ihr Wunsch für das<br />

Wohnen der Zukunft in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

aus?<br />

Unsere politische Aufgabe besteht darin,<br />

die sozial orientierte Wohnraumförderung<br />

des Landes, und nur um diese geht es,<br />

weiter voran zu bringen. Deshalb sehen<br />

wir auch eine Zusatzförderung vor, wenn<br />

ein Förderantrag eine innovative Umsetzung<br />

verspricht. Gleichwohl müssen wir<br />

uns darauf konzentrieren, die Wohnungsprobleme<br />

der Bürgerinnen und Bürger<br />

zu lösen. Deswegen besteht mein Wunsch<br />

für das zukünftige Wohnen darin, dass in<br />

unserem Land die Wohnversorgungsprobleme<br />

auch in Ballungszentren weitgehend<br />

gelöst sind.<br />

<strong>aktuell</strong>: Welche Wohnform präferieren<br />

Sie persönlich?<br />

Das hängt stark von der Lebensphase ab,<br />

in der man sich gerade befindet. Als Familienmensch<br />

habe ich zur Zeit viel Freude<br />

an einer Wohnung mit Garten.<br />

<strong>aktuell</strong>: Herr Minister, vielen Dank für<br />

das Interview.<br />

13


UntErnEhmEnsporträt<br />

Mit dem Stromberg, Heckengäu und Strohgäu umschlie-<br />

ßen gleich drei ganz unterschiedliche Landschaftsformen<br />

das Mittelzentrum des Enzkreises, die Stadt Mühlacker.<br />

Felder, Wiesen, Wald und Weinberge bieten den äußeren<br />

Rahmen für das Leben und die Freizeit der Einwohner, die<br />

in den Städten und Gemeinden des nordöstlichen Enzkreises<br />

und des westlichen Landkreises Ludwigsburg<br />

eine Heimat finden. Hier baut, bewirtschaftet und verwaltet<br />

die KreisBau Enz-Neckar eG seit 65 Jahren Wohnraum<br />

zu fairen Preisen. Ihr Tätigkeitsfeld reicht von Sternenfels<br />

über Knittlingen und Maulbronn bis nach Bissingen.<br />

1946 im damaligen Landkreis Vaihingen/Enz gegründet, verfolgten<br />

die ersten Mitglieder der Genossenschaft, zu denen die<br />

Kreissparkasse Vaihingen/Enz ebenso wie der Landkreis Vaihingen/Enz<br />

und 16 Gemeinden zählten, das Ziel einer besseren<br />

Wohnraumversorgung in der Region. Insbesondere die Unterbringung<br />

der zahllosen Heimatvertriebenen stellte eine große<br />

Herausforderung dar. Es galt, eine erdrückende Wohnungsnot<br />

zu beheben. Mit viel Muskelkapital der Mitglieder, mit einfachsten<br />

technischen Mitteln und viel Handarbeit entstanden<br />

in Mühlacker nach der Währungsreform die ersten Wohnhäuser.<br />

Bis zum Jahr 1950 schuf die Genossenschaft 663 Mietwohnungen,<br />

die 2.000 Menschen ein neues Zuhause boten.<br />

moderne genossenschaft mit<br />

zertifizierter Wohnungsverwaltung<br />

Umfangreiche<br />

Modernisierungsmaßnahmen<br />

geben<br />

den Gebäuden ein<br />

neues Gesicht, wie<br />

hier in Maulbronn<br />

14<br />

Mit einem ehrgeizigen Wohnungsbauprogramm errichtete die<br />

Genossenschaft bis zum Ende der 60er Jahre einen Wohnungsbestand<br />

von 2.500 Wohneinheiten. In dieser Zeit des Wirtschaftswunders<br />

wuchs die Zahl der Mitglieder auf 1.700. Bereits<br />

in den 70er Jahren setzte sich der Trend zum Wohneigentum<br />

durch. Mit Eigentumswohnungen sowie Reihen- und Doppelhäusern<br />

bediente die KreisBau den Markt auch im Bereich des<br />

Wohneigentums. Sie baute gezielt für unterschiedliche Nutzergruppen<br />

– für Familien mit Kindern, für ältere Menschen und<br />

für Singles.<br />

Mit 671 Mietwohnungen, 10 Reihenhäusern und zwei Gewerbeeinheiten<br />

in der Vermietung und rund tausend Mitgliedern<br />

zählt die KreisBau Enz-Neckar heute zu den mittelgroßen Wohnungsanbietern<br />

in der Region. Das Unternehmen verfolgt seit<br />

seiner Gründung eine doppelte Strategie: als unabhängige Baugenossenschaft<br />

arbeitet die Genossenschaft nach den wirtschaftlichen<br />

Gesetzmäßigkeiten ohne sich jedoch an der Gewinnmaximierung<br />

oder gar dem Shareholder-Value-Prinzip unterzuordnen.<br />

Vielmehr beherzigt sie die Grundsätze der sozialen Verantwortung<br />

gegenüber den Menschen an Enz und Neckar auch nach<br />

dem Wegfall der Gemeinnützigkeit im Jahr 1990. Hierzu zählen<br />

Konzepte für alle Generationen, faire Preise und Qualität. Diese<br />

lässt sich die KreisBau Enz-Neckar auch schon einmal von<br />

externen Gutachtern bestätigen. So geschehen in der Wohnungseigentumsverwaltung.<br />

Mit Brief und Siegel<br />

Prüfer des TÜV und des vdiv Verband der<br />

Immobilienverwalter in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

haben im Jahr 2006 alle Arbeitsprozesse der<br />

KreisBau im Bereich der Wohneigentumsverwaltung<br />

nach ISO 9001 genau durchleuchtet.<br />

Dabei haben sie untersucht, ob sich die Genossenschaft<br />

kundenorientiert verhält, das heißt<br />

ob sie stets erreichbar, kompetent und termintreu<br />

agiert. Neben der Schlüssigkeit der Jahresabrechnungen wurde<br />

unter anderem auch die Kundenzufriedenheit bezüglich des<br />

Verlaufs der Eigentümerversammlungen bewertet. Die Zertifi


zierung brachte das Siegel „vdiv-Qualitätsverwalter“, mit dem<br />

sich die KreisBau Enz-Neckar als eines der ersten Unternehmen<br />

schmücken darf. Derzeit betreut sie als Verwalterin rund 460<br />

Wohn- und Gewerbeeinheiten.<br />

Der Blick auf die Qualität des Personals ist ein wichtiger Baustein<br />

des Zertifikats. Denn der Faktor Mensch steht maßgeblich<br />

für die Güte und Leistung des Unternehmens. Mit dem Testat<br />

beweist die KreisBau Enz-Neckar, dass sie über ein gut ausgebildetes<br />

Mitarbeiterteam verfügt. „Permanente Weiterbildung<br />

ist für uns der Schlüssel für gute Projekte und Dienstleistungen“,<br />

sagt der geschäftsführende Vorstand der KreisBau Enz-<br />

Neckar Gerhard Ayasse. Service wird großgeschrieben. Das elfköpfige<br />

Team um Vorstand Ayasse bietet den Mitgliedern der<br />

Genossenschaft unter anderem eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit<br />

an.<br />

Gelebter Genossenschaftsgedanke<br />

„Wir haben früh erkannt, dass immer mehr Menschen den<br />

Wunsch haben, in den eigenen Wänden zu leben. Deshalb bieten<br />

wir sowohl Eigentumswohnungen als auch Doppel- und<br />

Reihenhäuser mit besonderen Konditionen an“, so Ayasse. Damit<br />

das Eigenheim trotz hoher Baupreise erschwinglich bleibt,<br />

können die Bauherren fehlendes Kapital durch verschiedenerlei<br />

Eigenleistungen ausgleichen. Auf diese Weise ist es den Bauherren<br />

möglich, ihren Finanzbedarf und damit ihre monatlichen<br />

Raten zu reduzieren. Umgesetzt wird dieses Konzept bei<br />

An-, Aus- und Umbaumaßnahmen von Reihenhäusern, die zudem<br />

die Chance eröffnen, dass das Haus im Laufe der Jahre den<br />

sich verändernden Lebensstilen angepasst werden kann. „Das<br />

entspricht ganz dem gelebten Genossenschaftsgedanken“.<br />

Mit diesen Maßnahmen schließt sich der Kreis zur Vergangenheit.<br />

Denn in den Nachkriegsjahren setzten zahlreiche Mitglieder<br />

der Genossenschaft Eigenarbeit ein, die beim Bau der eigenen<br />

vier Wände angerechnet wurde. In den Anfängen nach dem<br />

Krieg hat sich der gemeinschaftliche Gedanke darin ausgedrückt,<br />

dass die ersten Bauherren noch Arbeitsstunden zu erbringen<br />

hatten und in Eigenleistung die Erschließungsstraßen<br />

Mietwohngebäude in der Kelterstraße, Mühlacker<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

15


UntErnEhmEnsporträt<br />

angelegt haben. In der heutigen Organisationsform<br />

sind die Eigentümer der Genossenschaft<br />

hauptsächlich die Mieter, die<br />

bei der Unterzeichnung eines Mietvertrags<br />

Geschäftsanteile bei der Genossenschaft<br />

erwerben. Die Hinterlegung einer<br />

Kaution ist damit nicht erforderlich.<br />

Hohe Leistungen in Modernisierung<br />

Weil in den vergangenen Jahren die Nachfrage<br />

nach Wohnungsneubauten deutlich<br />

gesunken ist, hat sich der Schwerpunkt<br />

der genossenschaftlichen Tätigkeit mehr<br />

auf die Vermietung, die Bestandsverbesserung<br />

und Verwaltung verlagert. „Bis in die<br />

80er Jahre hatte der Wohnungsbau einen<br />

viel höheren Stellenwert. Auch wenn die<br />

Nachfrage zwischenzeitlich wieder etwas<br />

besser geworden ist, hat sie vergleichsweise<br />

deutlich nachgelassen“, sagt Ayasse.<br />

16<br />

Reihenhäuser in Erlenbach<br />

Die Gründe für die nachlassende Wohnungsnachfrage<br />

sieht er darin, dass Arbeitsplätze<br />

in der Region verlagert wurden oder<br />

aus anderen Gründen wegfielen. Gleichzeitig<br />

liegen die Grundstückspreise in der Region<br />

aber auf einem relativ hohen Niveau.<br />

„Wir würden gerne in der Region den<br />

Mietwohnungsbestand verjüngen – doch<br />

der Mietwohnungsneubau ist hier derzeit<br />

wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagt<br />

Ayasse. „Wenn bei den einzelnen Objekten<br />

nachhaltig kein positiver Deckungsbeitrag<br />

zu erzielen ist, wird nicht gebaut.“<br />

Da nach Berechnungen der KreisBau eine<br />

Nettokaltmiete von mehr als acht Euro erforderlich<br />

wäre, die aber nirgends in der<br />

Region zu erzielen ist, will die Genossenschaft<br />

kein Risiko im Neubau eingehen. Bis<br />

vor fünf Jahren baute die KreisBau noch<br />

Eigentumswohnungen und Reihenhäuser<br />

in Vaihingen/Enz, in Knittlingen, Ötisheim-<br />

Erlenbach und Mühlacker-Stöckach.<br />

Die KreisBau Enz-neckar in zahlen<br />

Gründung: 01.11.1946<br />

Bauleistung:<br />

2855 Wohneinheiten, 9 gewerbliche<br />

Einheiten sowie die dazugehörigen<br />

Garagen und Abstellplätze<br />

Verwaltung eigener Objekte:<br />

671 Mietwohnungen<br />

Verwaltung fremder Objekte:<br />

459 Eigentumswohnungen<br />

Seit dieser Zeit konzentriert sich die<br />

Ge nossenschaft noch stärker auf ihren<br />

Wohnungsbestand. Sie hat ihn sukzessive<br />

verbessert und durch umfassende Sanierungen<br />

und Modernisierungen für ihre<br />

Mitglieder attraktiver gemacht. Von der<br />

Energieeffizienz über die Badeinrichtungen<br />

bis hin zu den Außenflächen wurden<br />

die Wohnungen dem Zeitgeschmack und<br />

den technischen Erfordernissen angepasst.<br />

Sie erhielten Balkone und Terrassen sowie<br />

neue Sanitärbereiche. Zudem wurden<br />

Parkplätze, Grünflächen und Abstellplätze<br />

im Außenbereich neu geschaffen. 80 Prozent<br />

aller ihrer Mietwohnungen entsprechen<br />

dem <strong>aktuell</strong>en Standard. In den Jahren<br />

2000 bis 2011 hat die Genossenschaft<br />

mehr als 84 Millionen Euro in den Wohnungsbestand<br />

investiert. „Wir werden auch<br />

weiterhin alles dafür tun, dass sich unsere<br />

Mitglieder bei uns zuhause und wohl fühlen.<br />

Denn das Wohnen bietet ein wichtiges<br />

Stück Lebensqualität“, so Ayasse.<br />

Mitglieder: knapp 1.000 Mitglieder<br />

Mitarbeiter: 11<br />

Vorstand Gerhard Ayasse mit dem Team der KreisBau Enz-Neckar<br />

KreisBau Enz-Neckar eG<br />

Uhlandstraße 98<br />

75417 Mühlacker<br />

Telefon: 07041 9520-0<br />

Fax: 07041 9520-20<br />

E-Mail: info@kreisbau-muehlacker.de<br />

Internet: www.kreisbau-muehlacker.de


AUs DEm VErBAnD<br />

Impressionen vom<br />

tag der offenen tür<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

17


AUs DEm VErBAnD<br />

<strong>vbw</strong> präsentiert seinen firmensitz<br />

beim tag der offenen tür<br />

Ein einheitlicher Gebäudekomplex anstelle von zwei separaten Häusern<br />

Eigentlich hätte es ein strahlend schöner Sommertag sein sollen, an dem der<br />

<strong>vbw</strong> seinen Umbau präsentiert. Doch das Wetter hatte anderes im Sinn. Es<br />

bedachte das Publikum am 20. Juli 20<strong>12</strong> mit Regen. Dem reibungslosen Ablauf<br />

tat das allerdings keinen Abbruch. Bereits um 13 Uhr sahen sich die ersten<br />

Gäste das Haus an. Ein interessanter und fröhlicher Nachmittag folgte.<br />

Die Gründe für den Umbau erläuterte<br />

Gerhard A. Burkhardt, Präsident des <strong>vbw</strong>,<br />

in seiner Begrüßung. „Ein Nachkriegsgebäude<br />

und ein Bürogebäude sollten zum<br />

Haus der Wohnungswirtschaft verbunden<br />

werden. Wir wollten beide Gebäude energetisch<br />

verbessern und zu einer optischen<br />

Einheit verbinden“, betonte Burkhardt.<br />

Dies sei nach dem Konzept des Ingenieurbüros<br />

Fisch (IBF) mit den unterschiedlich<br />

blauen Fassadenscheiben auf hellgrauem<br />

Grund geglückt und dankte insbesondere<br />

dessen Geschäftsführerin Anne Fisch.<br />

18<br />

„Der Umbau hat von Baubeginn bis zur<br />

Fertigstellung der Außenanlagen gerade<br />

einmal zehn Monate gedauert. Das ist<br />

sensationell schnell. Die Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen mussten maximal drei<br />

Monate in den Containern auf dem Hof<br />

zubringen. Für die Mitgliedsunternehmen<br />

dürfte von dieser Ausnahmesituation nicht<br />

viel zu spüren gewesen sein“, so Burkhardt.<br />

Für den großen zusätzlichen Einsatz<br />

dankte er insbesondere den geschäftsführenden<br />

Vorstandsmitgliedern Sigrid<br />

Feßler und Hans Maier. „Ich bin sicher, dass<br />

sich in dem umgebauten Gebäude alle<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und<br />

Gäste wohlfühlen werden“, schloss er<br />

seine Begrüßung ab. Die Gäste stimmten<br />

mit Beifall zu.<br />

Dipl.-Ing. Anne Fisch ging in ihrem Vortrag<br />

auf die Details der energetischen<br />

Sanierung der beiden Gebäude ein. Sie<br />

demonstrierte anhand von Bildern und<br />

Zahlen, in welchem Zustand sich die Gebäude<br />

vor dem Umbau befunden haben<br />

und welche Maßnahmen umgesetzt wurden.<br />

„Einen besonders großen Eingriff<br />

haben wir am Dachstuhl des Hauses 52<br />

vorgenommen“, sagte Fisch. Er wurde auf<br />

der einen Seite komplett abgebrochen<br />

und an der Stelle des heutigen Sitzungssaales<br />

mit einer Stahlkonstruktion als stützenfreies<br />

Tragwerk neu aufgebaut. „Insbesondere<br />

eine Betonplatte hat uns hier


mehr Mühe gemacht als erwartet, weil sie deutlich stärker war,<br />

als in den Plänen verzeichnet“, erklärte Fisch. Anfang Dezember<br />

des vergangenen Jahres konnte das Dach dicht gemacht<br />

und Richtfest gefeiert werden. Das Ergebnis – ein moderner,<br />

heller Sitzungssaal – entschädigt für den zusätzlichen Aufwand.<br />

„Mit dem Gang zwischen den Gebäuden wurde die physische<br />

Verbindung der beiden Häuser geschaffen. Beide Häuser besitzen<br />

nun einen behindertengerechten Zugang und werden über<br />

einen gemeinsamen Empfang erschlossen. In Haus 52 sind durch<br />

den Aufzug außerdem alle Stockwerke auch mit dem Rollstuhl<br />

erreichbar“, betonte Fisch. Sie verwies auch auf die zwei zusätzlich<br />

geschaffenen Besprechungsräume im Obergeschoss.<br />

Eine weitere Herausforderung sei die Schaffung eines Großraumbüros<br />

im Haus 54 gewesen und auch die Decke des ehemaligen<br />

Heizungskellers in Haus 52 habe sehr schnell deutlich<br />

gemacht, dass sie mit den Erschütterungen durch die schweren<br />

Baugeräte ein Problem hat. Doch der Schaden konnte gut gelöst<br />

werden. Mit der Anbringung der Glasfassade an Haus 54<br />

wurde bereits im November begonnen, sodass das Haus schon<br />

im Dezember 20<strong>12</strong> abgerüstet werden konnte; im März 20<strong>12</strong><br />

folgte der Abbau des Gerüsts an Haus 52. Seit Juni sind die<br />

Außenarbeiten gemacht. „Ich glaube, dass alle Seiten sehr zufrieden<br />

sein können“, betonte Fisch abschließend und zeigte<br />

Bilder von der endgültigen Außen- und Innengestaltung.<br />

Mit Sekt stießen die Gäste auf das gelungene Gebäude an und<br />

konnten in Zelten im Hof mit einem Grill-Buffet weiterfeiern.<br />

Für den Weiterbildungskurs der Immobilienökonomen, die bei<br />

der AWI Akademie der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft vor<br />

kurzem ihren Abschluss gemacht hatten, bot der Nachmittag<br />

noch einen weiteren Höhepunkt: Sie erhielten ihre Zeugnisse und<br />

Urkunden aus den Händen des <strong>vbw</strong>-Präsidenten (Bild oben).


AUs DEm VErBAnD<br />

Vom Wohnraummietrecht bis zu richtlinien<br />

für die nutzung sozialer netze<br />

Karlsruher Rechtstag bietet breites Themenspektrum<br />

Das Miet- und WEG-Recht, aber auch arbeitsrechtliche und vertragsrechtliche<br />

Fragen beherrschten den fünften Karlsruher Rechtstag. Rund 70 Teilnehmer<br />

besuchten die Veranstaltung, die sich sowohl den juristischen Rück- als auch<br />

den Ausblick auf die Fahne geschrieben hatte.<br />

Kompakt zusammengefasst betrachtete<br />

Dr. Dietrich Beyer, Richter am Bundesgerichtshof<br />

a.D., die wichtigsten Entscheidungen<br />

des obersten deutschen Gerichtes<br />

zum Mietrecht seit Juli 2011. Sein Vortrag<br />

deckte die Dauerbrenner Schönheitsreparaturen,<br />

Betriebskosten, Mieterhöhung<br />

und Minderung der Miete ab. Zuletzt ging<br />

er auf die für die Wohnungswirtschaft<br />

wichtigsten Entscheidungen zu Modernisierungsmaßnahmen,<br />

zur Kündigung des<br />

Mietverhältnisses und auf spezielle Einzelfragen<br />

ein. Beyer stellte fest, dass das<br />

Streitpotenzial über Fragen der Schönheitsreparaturen<br />

gegenüber den letzten<br />

Jahren abgenommen hat, dafür aber eine<br />

Tendenz zum Streit über die Betriebskosten<br />

zu verzeichnen ist. „Bei den Betriebskosten<br />

hat sich die Neigung des Mietrechtssenats<br />

zur Reduzierung der formellen<br />

Anforderungen an eine Abrechnung<br />

noch verstärkt. Dasselbe gilt für andere<br />

Bereiche wie die Modernisierungsankündigung<br />

oder die Begründung einer Kündigung“,<br />

betonte Beyer in seinem Fazit.<br />

20<br />

Um die vertraglichen Fallstricke rund um<br />

das Thema Multimedia in Wohnungsunternehmen<br />

drehte sich der Vortrag von<br />

Dr. Stefan Roth, Justiziar des VdW Verband<br />

bayerischer Wohnungsunternehmen. Im<br />

ersten Teil seines Vortrags beleuchtete er<br />

das allgemeine Vertrags- und Mietrecht<br />

und ging dabei auf die Vertragsgestaltung<br />

mit den großen Anbietern sowie auf die<br />

Umstellung der Versorgungsart ein. Er gab<br />

Hinweise, wann die Umstellung als mietrechtliche<br />

Modernisierung zu betrachten<br />

ist und wann der Mieter nach der Veränderung<br />

der Programmbandbreite die Miete<br />

mindern kann. Im zweiten Teil seines Vortrags<br />

betrachtete Roth die Sorgfaltspflichten<br />

der Geschäftsleitung, die sich bei einer<br />

solchen Umstellung aus dem Gesellschafts-<br />

und Genossenschaftsrecht ergeben.<br />

Dr. Astrid Breinlinger von der Kanzlei für<br />

Datenschutz- und Wettbewerbsrecht aus<br />

Freiburg setzte sich im Zusammenhang<br />

mit Social Media mit dem Vertrags-, Urheber-<br />

und Telemedienrecht auseinander.<br />

„Es gilt bei Facebook und Co. genau auf<br />

die rechtlichen Bedingungen zu blicken,<br />

die in den AGBs und in den Nutzungsbedingungen<br />

festgelegt sind“, sagte Breinlinger.<br />

Sie wies insbesondere darauf hin,<br />

dass das Persönlichkeitsrecht sowohl das<br />

Recht der persönlichen Ehre als auch das<br />

Recht am eigenen Bild umfasst. „Darauf<br />

haben Unternehmen auch bei ihren Unternehmensseiten<br />

zu achten“, so Breinlinger.<br />

Sie empfahl den Teilnehmern, im<br />

Betrieb Klarheit rund um die Nutzung<br />

von Social Media zu schaffen, am besten<br />

über Social Media Guidelines.<br />

Über die <strong>aktuell</strong>e Rechtsprechung zum<br />

WEG-Recht referierte die Moderatorin<br />

der Veranstaltung, Rechtsanwältin Beate<br />

Heilmann von der Kanzlei Heilmann Kühnlein<br />

Rechtsanwälte aus Berlin; sie ging<br />

dabei sowohl auf das materielle Recht als<br />

auch auf prozessuale Fragestellungen ein.<br />

Sie betrachtete Rechtsentscheidungen des<br />

letzten Jahres zum Sonder-, Gemeinschaftseigentum<br />

und zu Sondernutzungsrechten<br />

sowie zu den Rechten und Pflichten der<br />

Wohnungseigentümer. Des Weiteren ging<br />

sie auf Urteile zur Prozessführung und<br />

zur Kostenregelung ein. Besonderes Augenmerk<br />

legte sie dabei auf Entscheidungen<br />

rund um die Jahresabrechnung und<br />

Instandhaltungsrücklage. „Das Urteil des


<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

BGH, das als ‚Tsunami-Entscheidung‘ bezeichnet wird, stellt die<br />

Praxis vor vielfältige Probleme. Der BGH hat das Abrechnungswesen<br />

der Wohnungseigentümergemeinschaften hinsichtlich<br />

der Instandhaltungsrücklage verworfen. Das Urteil bietet aber<br />

keine zusammenhängende Beschreibung der Anforderungen<br />

an die Gesamtabrechnung und den Vermögensstatus sowie die<br />

abgeleiteten Einzelabrechnungen. Dies dürfte zu erheblichen<br />

Unsicherheiten bei der künftigen Erstellung der Jahresabrechnungen<br />

führen“, so Heilmann.<br />

Rechtsanwältin Sigrid Feßler, Verbandsdirektorin des <strong>vbw</strong>, gab<br />

abschließend einen Ausblick auf anstehende Gesetzesvorhaben.<br />

Vorrangig waren die Energiethemen, wie die künftige Energieeinsparverordnung<br />

20<strong>12</strong>, die EU-Energieeffizienz-Richtlinie, die<br />

Evaluierung des Erneuerbare Wärmegesetzes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

(EWärmeG) und die Novellierung des EEWärmeG des Bundes<br />

mit eventuellen Anleihen an das baden-württembergische<br />

EWärme-Gesetz. Feßler ging ferner auf die erneute Novellierung<br />

Rückblick und Ausblick gaben Dr. Dietrich Beyer, Richter am BGH a.D.,<br />

und Verbandsdirektorin Sigrid Feßler<br />

der Trinkwasserverordnung ein. „Die avisierte Verlängerung der<br />

Frist für die Erstuntersuchung bei der Legionellenprüfung bis<br />

zum 31.<strong>12</strong>.2013 ist nur dann wirklich hilfreich, wenn die Novellierung<br />

bald und zwar weit vor dem 31.10.20<strong>12</strong> in Kraft tritt.<br />

Nach der <strong>aktuell</strong>en Trinkwasserverordnung muss die Erstüberprüfung<br />

bis zum 31.10.20<strong>12</strong> durchgeführt sein, ansonsten besteht<br />

die Gefahr, dass die in der Verordnung enthaltenen Ordnungswidrigkeitstatbestände<br />

greifen“, sagte Feßler. „Das kann<br />

teuer werden.“ Positiv an der Novellierung sei aber vor allem, dass<br />

die Untersuchungsintervalle auf drei Jahre verlängert werden.<br />

Neben der immer konkreter werdenden Mietrechtsreform, der<br />

Novellierung des Aktiengesetzes und der Änderung des Genossenschaftsgesetzes<br />

im Rahmen der Novellierung der Insolvenzordnung<br />

ging Feßler auch auf die anstehenden Dichtigkeitsprüfungen<br />

von privaten Abwasserleitungen ein. Die EU hat eine<br />

Wasserrahmenrichtlinie erlassen, nach der alle privaten Abwasserleitungen<br />

bis zum Jahr 2015 auf ihre Dichtigkeit überprüft sein<br />

sollen. Zur Umsetzung dieser Vorgaben wird im Herbst 20<strong>12</strong> ein<br />

Gesetzesentwurf zur Novellierung des Wassergesetzes <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> erwartet, der auch Aussagen zur Erstprüfung macht.<br />

„Wir haben darauf gedrängt, dass sich die Erst über prüfungs fristen<br />

nach Gebäudealtersklassen staffeln und es sieht so aus, als ob<br />

wir Gehör gefunden hätten“, betonte die Verbandsdirektorin.<br />

„Insgesamt werden die Herausforderungen nicht weniger, und<br />

ich bin gespannt, was uns insbesondere von Seiten der EU in der<br />

kommenden Zeit noch alles abverlangt wird. Unsere Aufgabe<br />

ist es, darauf zu achten, dass die Anforderungen mit Augenmaß<br />

erfolgen“, so Feßler abschließend.


tAg DEr ArchItEKtUr<br />

22<br />

Die Quadratur<br />

des Kreises<br />

Tag der Architektur mit<br />

dem Thema Energie


Wie man Denkmalschutz, Komfort und Energiesparen mit anspruchsvoller<br />

Architektur kostengünstig unter einen Hut bringt, wurde beim bundesweiten<br />

Tag der Architektur anhand von herausragenden Bau- und Modernisierungsprojekten<br />

vorgestellt. „Energie!“ – so lautete kurz und knapp das Motto, unter<br />

dem die Architektenkammern der einzelnen Bundesländer eine breite Öffentlichkeit<br />

einluden. Erstmalig 1994 veranstaltet, erfreuen sich die am letzten<br />

Juniwochenende des Jahres stattfindenden Architektentouren einer stetig<br />

wachsen den Beliebtheit beim interessierten Publikum. So organisierten dieses<br />

Jahr allein die Kammergruppen in Stuttgart nicht weniger als fünf, bis auf<br />

den letzten Platz belegte Rundgänge. <strong>aktuell</strong> begleitete Thomas Herrmann,<br />

selbst Architekt und Vorsitzender der Kammergruppe Stuttgart Ost, bei seiner<br />

Tour durch die Stadtteile Wangen und Hedelfingen.<br />

Erste Station war die Inselsiedlung in Wangen,<br />

wo Helmuth Caesar, technischer Geschäftsführer<br />

der Stuttgarter Wohnungs-<br />

und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG),<br />

die Besuchergruppe bei strahlendem Sonnenschein<br />

in Empfang nahm. Seit 2007 ist<br />

die SWSG dabei, die in den 1920er Jahren<br />

errichtete, denkmalgeschützte Siedlung<br />

nach und nach umzubauen und energetisch<br />

zu sanieren. Im Jahr 2017 sollen die<br />

Arbeiten abgeschlossen sein, und so kann<br />

man im Moment noch sehr gut den sanierten<br />

und den unsanierten Zustand der insgesamt<br />

sechs Gebäuderiegel vergleichen.<br />

„Licht, Luft und Sonne“ – so lautete seinerzeit<br />

das Credo der Architekten, die sich in<br />

vielen Details die berühmte Weißenhofsiedlung<br />

zum Vorbild genommen hatten.<br />

Mit ihren jeweils drei Geschossen und den<br />

breiten, halböffentlichen Grünstreifen<br />

zwischen den einzelnen Zeilen stellt die<br />

Inselsiedlung des Weiteren eine konsequente<br />

Umsetzung der Idee vom Wechsel<br />

von der Blockrand- zur Zeilenbebauung<br />

dar. Der Wunsch nach einer klaren Gliede-<br />

rung drückt sich nicht nur in der strengen<br />

Ost-West-Ausrichtung, sondern auch in<br />

zahlreichen weiteren Merkmalen aus. So<br />

etwa in der Bänderung der Fenster, den<br />

sich harmonisch einfügenden Loggien und<br />

den dazu kontrastierend hervorspringenden<br />

Treppenhäusern.<br />

Denkmalgerechte Sanierung<br />

Umbauarbeiten wie das Verändern der<br />

Grundrissgefüge und die Umwandlung<br />

der maroden Loggien in großzügiger dimensionierte,<br />

nun thermisch getrennte<br />

Balkone, geschahen in enger Abstimmung<br />

mit der Denkmalschutzbehörde. So wurde<br />

die Gliederung der Loggien ganz der Anmutung<br />

der 20er Jahre entsprechend bei<br />

den neuen Balkonen beibehalten. Steinerne<br />

Fensterbänke, Steingewände an den<br />

Eingängen sowie die Treppenhäuser einschließlich<br />

Geländer und Bodenbeläge<br />

wurden praktisch unverändert übernommen.<br />

„Wir wollen möglichst nah an den<br />

Urzustand herankommen“, erklärt Caesar<br />

das Bestreben der SWSG. Selbst der Außen-<br />

Links der halböffentliche<br />

Grünstreifen,<br />

rechts die neu an ge-<br />

legten Mietergärten<br />

in der Inselsiedlung<br />

Wangen<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

anstrich entspricht wieder der ursprünglichen<br />

Farbgebung, die eigens in einem<br />

Gutachten ermittelt worden war. Gleichzeitig<br />

entsprechen die Wohnungen mit<br />

dem großzügigeren Schnitt und den Balkonen<br />

nun modernen Wohnansprüchen,<br />

ohne ihren Charme einzubüßen. Indem<br />

auch ein Teil der Grünflächen zwischen<br />

den Riegeln den jeweiligen Wohnungen<br />

im Erdgeschoss als Mietergärten zugeschlagen<br />

wurde, erhöht sich nicht zuletzt<br />

auch die Attraktivität für junge Familien.<br />

Das vormals wenig genutzte Grün zwischen<br />

den Gebäuderiegeln füllt sich so mit<br />

Leben – und selbst eine Tiefgarage mit 40<br />

Stellplätzen wurde unter einem der Grünstreifen<br />

errichtet.<br />

Mit acht Zentimetern Dicke fällt die Fassadendämmung<br />

vergleichsweise moderat<br />

aus. Das hilft, den sonst auftretenden<br />

„Schießscharteneffekt“ zu vermeiden, der<br />

bei stärkeren Dicken die Fenster fast verschwinden<br />

lässt. Einzelöfen und Etagenheizungen<br />

im Innern wurden durch Zentralheizungen<br />

mit Gasbrennwertkessel<br />

ersetzt. Zusätzlich liefern kleine Blockheizkraftwerke<br />

im Keller Strom und Wärme<br />

für jeweils zwei Zeilen.<br />

Mit der denkmalgerechten Modernisierung<br />

der Inselsiedlung konnte die SWSG<br />

nicht nur ein architektonisches und städtebauliches<br />

Kleinod fit für die nächsten 50<br />

Jahre machen. Ihr wurde für das Projekt<br />

auch die „besondere Anerkennung des<br />

Deutschen Bauherrenpreises 2011/<strong>12</strong>“ der<br />

Aktion „Hohe Qualität – Tragbare Kosten“<br />

zuteil. Wie hoch die Sanierungskosten<br />

waren bzw. sein werden, verriet der<br />

technische Leiter der SWSG auch: zwischen<br />

1.300 und 1.400 Euro pro Quadratmeter<br />

vermietbarer Fläche.<br />

Clevere Details<br />

Zweite Station auf der Architektentour<br />

durch Stuttgart-Ost waren die sogenannten<br />

City-Reihenhäuser, gebaut auf dem<br />

ehemaligen Betriebsareal und Parkplatz<br />

der Firma Kodak in Hedelfingen. Thomas<br />

Serr von der Mörk Projektträger und Immobilien<br />

GmbH formulierte die Herausforderung,<br />

vor der er gestanden hatte, so:<br />

„Kann man hier wohnen? Kann sich hier<br />

überhaupt jemand vorstellen, zu wohnen?“.<br />

Um dem Wunsch des Stadtplanungsamtes<br />

nach einer Initiativbebauung<br />

in dem eher schwierigen Wohnumfeld<br />

nachzukommen, war also zunächst eine<br />

Marktanalyse und Befragung potentieller<br />

Interessenten notwendig. Das Ergebnis<br />

machte Mut. Es stellte sich aber auch heraus,<br />

dass für den Erfolg vor allem der Kostenfaktor<br />

ausschlaggebend sein würde.<br />

Das wiederum würde auch eine gewisse<br />

Verdichtung notwendig machen, die zu-<br />

23


tAg DEr ArchItEKtUr<br />

nächst gegenüber dem Stadtplanungsamt<br />

durchgesetzt werden musste.<br />

Beteiligt an der Planung und Durchführung<br />

waren letzten Endes drei Architekturbüros.<br />

Sie entwickelten und realisierten<br />

die Vision von der Wohnbebauung an<br />

der Hedelfinger Straße in Form von klassischen<br />

Reihenhäusern. Die Grundstücksgrößen<br />

liegen zwischen 100 und <strong>12</strong>0, die<br />

Hausgrößen zwischen 110 und 118 Quadratmetern.<br />

Die großen, zusammengezogenen<br />

Fenster verleihen den vergleichsweise<br />

kleinen Häusern dabei eine gewisse<br />

Großzügigkeit. „Die Architektursprache<br />

der klassischen Moderne ist für die industriell<br />

geprägte Umgebung angemessen“,<br />

kommentierte der Kammergruppenvorsitzende<br />

Herrmann anerkennend. Jede<br />

Einheit verfügt über einen eigenen Garten<br />

bzw. eine Terrasse und eine Garage.<br />

Letztere befinden sich an den Kopfseiten<br />

der insgesamt fünf, quer zur Hauptstraße<br />

liegenden Zeilen. Darüber hinaus dienen<br />

die Garagen auch als Basis für die<br />

jeweils erhöht gebauten Kopfhäuser. So<br />

konnte mit der höher gestellten Mauer<br />

nicht nur der Sicht- und Lärmschutz verbessert,<br />

sondern auch die Bebauung zur<br />

Straße hin abwechslungsreicher gestaltet<br />

werden. Cleveres Detail: Um eine vorgeschriebene<br />

Lärmschutzwand in Abgrenzung<br />

zum benachbarten Industriegebiet<br />

zu realisieren, wurde diese im Abstand<br />

von nur 30 Zentimetern vor der Fassade<br />

angebracht. „Ich hoffe, das Versprechen<br />

der selbstreinigenden Gläser wird gehalten“,<br />

schmunzelte Herrmann. Sollte das<br />

Nachbargelände eines Tages ebenfalls in<br />

ein Wohngebiet umgewandelt werden,<br />

ist die gläserne Lärmschutzwand jedenfalls<br />

problemlos demontierbar.<br />

Um die Energieversorgung für die komplette<br />

Anlage kümmert sich ein gasbetriebenes<br />

Blockheizkraft, das in einer der<br />

Garagen untergebracht ist. So wird zwar<br />

immer noch ein fossiler Energieträger<br />

verfeuert – das allerdings sehr effizient:<br />

die Reihenhäuser erreichen den KfW-70<br />

Standard. Durch die Verwendung von<br />

24<br />

Von außen zugängliche Hobby-<br />

und Kellerräume erhöhen die<br />

Attraktivität der City-Reihenhäuser<br />

klaren, einfachen<br />

Strukturen und Duplizitäten<br />

konnten<br />

die Architekten zudem<br />

die Baukosten<br />

wie gefordert niedrig<br />

halten: Zwischen<br />

254.000 und 290.000<br />

Euro in toto lagen die Preise der inzwischen<br />

restlos verkauften Einheiten, verriet Serr.<br />

Systematischer Einsatz innovativer<br />

Technologien<br />

Dritte Station war der neue Ortseingang<br />

Hedelfingen, wo Architekt Roland Unold<br />

von der Arbeitsgemeinschaft Unold + Dr.<br />

Lorenz die Teilnehmer der Tour begrüßte.<br />

Wo sich früher das vernachlässigte Areal<br />

rund um das stark sanierungsbedürftige<br />

Gasthaus Löwen befunden hatte, präsentieren<br />

sich heute drei schmucke Wohn-<br />

und Geschäftshäuser in aufgelockerter<br />

Bebauung rund um den Platz mit den alten<br />

Kastanienbäumen. Bauherrin ist auch<br />

hier die SWSG. Ebenfalls neu geschaffen<br />

wurde dabei eine Sichtachse. So ist die<br />

alte, in direkter Nachbarschaft befindliche<br />

Kirche nun vom Platz aus gut erkennbar.<br />

Ein Fußweg stellt eine zusätzliche Verbindung<br />

zwischen den Bereichen her. Arrangiert<br />

sind die Häuser nicht zuletzt auch so,<br />

dass sie sich gegenseitig als Lärmschutz<br />

dienen und gleichzeitig noch kleine, halböffentliche<br />

Räume eröffnen. Wohn- und<br />

Schlafräume sind zur ruhigen Südwestseite<br />

hin angeordnet, in Richtung der Straßenkreuzung<br />

befinden sich lediglich Nebenräume.<br />

Im Gegensatz zur Inselsiedlung und den<br />

City-Reihenhäusern ist die Architektursprache<br />

hier allerdings eine völlig andere.<br />

Aus Rücksicht auf die alte Bebauung<br />

verzichteten die Architekten auf kubische<br />

Elemente oder Bauhaus-Anleihen. „Wichtig<br />

war, dass man mit giebelständigen<br />

Häusern versucht, eine Einheit zu schaffen<br />

und ortstypisch zu realisieren“, fasste<br />

Unold die städtebauliche Zielrichtung für<br />

seinen Siegerentwurf zusammen. Was<br />

Ein Blick durch die neu geschaffene Sichtachse auf die alte<br />

Hedelfinger Kirche<br />

dennoch auffällt, sind die kleinen, frei verteilten<br />

Fenster, die mit ihrer hellen Umrandung<br />

in der Fassade Akzente setzen.<br />

„Es war gar nicht so einfach, den Bezirksbeirat<br />

Hedelfingen davon zu überzeugen,<br />

etwas Neues anzunehmen“, kommentierte<br />

Unold seine Bemühungen. Für das<br />

Dach dagegen musste er ruhige, harmonische<br />

Gebäudeformen entwickeln. Gauben<br />

fehlen dementsprechend vollständig,<br />

Dacheinschnitte und liegende Dachfenster<br />

waren das höchste, was sich die Architekten<br />

hier erlaubten.<br />

Was die Entwicklung des Löwen-Areals<br />

betrifft, so ging diese insgesamt zügig<br />

vonstatten: Planungsgutachten 2008, Baugesuch<br />

2009, Baugenehmigung 2010 und<br />

Fertigstellung 2011. Insgesamt 6,2 Millionen<br />

Euro investierte die SWSG für das gesamte<br />

Ensemble. Dieses beherbergt nun<br />

32 Mietwohnungen – 16 davon öffentlich<br />

geförderte, betreute Seniorenwohnungen<br />

–, ein Bistro sowie eine Gewerbeeinheit.<br />

Auch an eine Tiefgarage mit 25 Stellplätzen<br />

wurde gedacht.<br />

Großzügig dimensioniert ist die Fassadendämmung<br />

mit einer Stärke von 18 Zentimetern.<br />

Für komfortable Wärme in den<br />

Wohnungen sorgen Fußbodenheizungen,<br />

die ihr benötigtes Warmwasser aus einem<br />

Gas-Brennwertkessel beziehen. Unterstützt<br />

wird dieser durch eine solare Warmwassererwärmung,<br />

die ebenfalls für die Warmwasserversorgung<br />

genutzt wird. Insgesamt<br />

erreichen die Wohnungen somit den <strong>aktuell</strong>en<br />

KfW-70 Standard. Dies zeigt, dass<br />

mit dem systematischen Einsatz innovativer<br />

Technologien – die sich zudem in der<br />

Praxis bewährt haben – energiebewusstes<br />

Bauen nicht mit einem Verlust an Komfort<br />

erkauft werden muss.


Vom mieterfest bis zur<br />

charity-radtour<br />

Genossenschaften feiern Internationalen<br />

Genossenschaftstag<br />

Ein Höhepunkt des von den Vereinten Nationen für 20<strong>12</strong> ausgerufenen Internationalen<br />

Jahres der Genossenschaften war der 7. Juli. Dieses Datum markiert<br />

den Internationalen Tag der Genossenschaften, der jedes Jahr am ersten Samstag<br />

im Juli stattfindet. Viele Genossenschaften aus den unterschiedlichsten<br />

Wirtschaftszweigen haben diesen Tag genutzt, um mit ihren Kunden und Mitgliedern<br />

zu feiern. Doch nicht nur an diesem Tag, sondern das ganze Jahr über<br />

sind Veranstaltungen, Kongresse, wissenschaftliche Diskussionsrunden und<br />

Aktionen geplant, mit denen die Bedeutung und Leistungsfähigkeit der Rechtsform<br />

der Genossenschaft vorgestellt wird. In Karlsruhe, Nürtingen, Singen<br />

und vielen weiteren Orten in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wurde gemeinsam gefeiert,<br />

gespielt, gelaufen und Rad gefahren – gerne auch für einen guten Zweck.<br />

Die genossenschaftliche Wirtschaftsform<br />

basiert auf dem Gedanken, dass sich gemeinsam<br />

mehr erreichen lässt als allein.<br />

Dieser Gedanke der Gemeinschaft wurde<br />

in Deutschland bereits vor rund 150 Jahren<br />

entwickelt. Genossenschaften entstanden<br />

in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen,<br />

wie der Wohnungswirtschaft,<br />

dem Banken- und Agrarsektor sowie dem<br />

Handwerk. Über die Prinzipien der Solidarität,<br />

Selbsthilfe und Selbstverantwortung<br />

teilen sie Arbeitskraft, Arbeitsmittel<br />

aber auch Geldvermögen. Heute sind allein<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> rund 200 Wohnungsgenossenschaften<br />

beim <strong>vbw</strong> Verband<br />

baden-württembergischer Wohnungs- und<br />

Immobilienunternehmen e.V. organisiert.<br />

Bei den Wohnungsgenossenschaften wurde<br />

in den Anfängen mit vereinter Muskelkraft<br />

sowie gemeinsamen Finanz- und Arbeitsmitteln<br />

für den notwendigen Wohnraum<br />

gesorgt. Bis heute haben sich die<br />

Wohnungsgenossenschaften dem Konzept<br />

des „guten Wohnraums zu fairen Preisen“<br />

verschrieben. Die Unternehmen sind – anders<br />

als beispielsweise Kapitalgesellschaften<br />

– nicht auf eine finanzielle Gewinnmaximierung<br />

ausgelegt. Vielmehr reinvestieren<br />

sie die Einnahmen wieder in<br />

ihre Wohnungsbestände. Davon profitieren<br />

die Mitglieder, die eben meist nicht<br />

nur Mieter, sondern auch Miteigentümer<br />

am genossenschaftlichen Eigentum sind.<br />

Genossenschaften zählen zu den insolvenzsichersten<br />

Rechtsformen und übernehmen<br />

wichtige soziale Aufgaben.<br />

Geislinger Hochschulinstitut bietet<br />

Diskussionsforum<br />

Wohnungsgenossenschaften fördern nicht<br />

nur ihre Mitglieder, auch ihre positive Wirkung<br />

auf das Gemeinwesen, z.B. die Quartiers-<br />

und Stadtentwicklung, ist unbestritten.<br />

Bei kommunalen Wohnungsunternehmen<br />

spricht man diesbezüglich von einer<br />

„Stadtrendite“. Wie kann man aber die<br />

„Stadtrendite“ von Wohnungsgenossenschaften<br />

messen? Gibt es Konflikte mit<br />

den Interessen der Mitglieder? Und: Welche<br />

Folgen haben die gesellschaftlichen<br />

Nutzen der Genossenschaft für die Kommune<br />

und die Wohnungspolitik?<br />

Mit diesen Fragen beschäftigte sich der<br />

zweite Institutstag des Instituts für Kooperationswesen<br />

an der Hochschule für Wirtschaft<br />

und Umwelt Nürtingen-Geislingen<br />

(IfK), zu dem Institutsleiter Professor Dr.<br />

Markus Mändle wiederum Wissenschaftler,<br />

Genossenschaftsvorstände, Verbandsvertreter<br />

und Studierende zu einem Diskussionsforum<br />

an der Geislinger Hochschule<br />

eingeladen hatte. Schon im vergangenen<br />

Jahr wurde ein ähnlicher Workshop zu<br />

einem <strong>aktuell</strong>en Genossenschaftsthema<br />

durchgeführt.<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

Fröhliche Gesichter beim Fest des Mieter- und<br />

Bauvereins Karlsruhe eG, zu dem Ver bandsdirektorin<br />

Sigrid Feßler ein Grußwort sprach<br />

„Wir wollen mit dem Institutstag eine Plattform<br />

für den Dialog von Wissenschaft und<br />

Praxis bieten, die auch interessierte Studierende<br />

ganz bewusst mit einbezieht“,<br />

sagte Mändle. Iris Beuerle, Referentin für<br />

Genossenschaften und Betriebswirtschaft<br />

beim Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />

in Hamburg, plädierte bei<br />

der Veranstaltung dafür, die positiven<br />

Leistungen der Wohnungsgenossenschaft<br />

in einem zeitgemäß gestalteten „Förderbericht“<br />

noch deutlicher erkennbar herauszustellen.<br />

In Deutschland gibt es rund 7.500 Genossenschaften,<br />

darunter sind ca. 2.000 Wohnungsgenossenschaften,<br />

von denen etwa<br />

200 ihren Sitz in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> haben.<br />

Insgesamt vereinen sie mit ihren 20<br />

Millionen Mitgliedern fast ein Viertel der<br />

deutschen Bevölkerung. Mehr als 800.000<br />

Menschen arbeiten in Genossenschaftsorganisationen.<br />

25


mItglIEDEr AKtUEll<br />

mehrgenerationenquartier<br />

am turmcafé fertiggestellt<br />

Bauverein Breisgau eG und Quartierstreff 46<br />

feiern mit einem bunten Fest<br />

Bereits im Jahr 2007 hatte der Bauverein Breisgau eG zusammen<br />

mit dem Freiburger Bauträger TreuBau AG das<br />

Projekt „Mehrgenerationenwohnen am Turmcafé“ begonnen.<br />

Insgesamt 200 Wohnungen sind seitdem auf dem<br />

Areal eines ehemaligen Autohauses im Freiburger Stadtteil<br />

Zähringen entstanden. Knapp 100 davon errichtete der<br />

Bauverein Breisgau.<br />

Nach der offiziellen Eröffnung des Mehrgenerationenquartiers<br />

am Samstag, 21. Juli, luden Geschäftsführer Reinhard Disch und<br />

Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Seeman die zahlreich erschienenen<br />

Gäste am Mittag in die „Kräuterküche am Turmcafé“ ein.<br />

Danach ging es zum bunten Quartiersfest, das die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter des Quartiertreffs 46 vorbereitet hatten. An einem<br />

Informationsstand des Bauvereins konnten sich Bewohner und<br />

Gäste von den <strong>aktuell</strong>en Angeboten und Projekten der Genossenschaft<br />

ein Bild machen. Am Nachmittag wurde außerdem die<br />

gemeinsam von der Stadt Freiburg und dem Bauverein Breisgau<br />

ins Leben gerufene Junikäfer Kindertagesstätte eröffnet.<br />

Quartierskonzept für Jung und Alt<br />

Das Motto „Lebensräume für alle“ ist wörtlich zu nehmen: So<br />

finden sich in dem Quartier rund um das denkmalgeschützte<br />

Turmcafé neben der KiTa sowohl freifinanzierte als auch geför-<br />

derte Mietwohnungen, Studentenwohnungen und betreute Seniorenwohnungen.<br />

„Wir wollen das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

stärken, indem wir darauf hinarbeiten, dass in verschiedenen<br />

Quartieren ein Geflecht aus nachbarschaftlichen Aktivitäten entstehen<br />

kann“, erklärt Quartierskoordinator Volker Wörnhör vom<br />

Bauverein Breisgau eG die in Kooperation mit der Katholischen<br />

Fachhochschule in einer Zukunftswerkstatt entwickelte Strategie.<br />

So schafft das Nachbarschaftsnetzwerk Quartier 46 damit nicht<br />

nur ein vielfältiges Angebot an Aktivitäten und gegenseitigen<br />

Alltagshilfen für Jung und Alt. Angestrebt ist auch eine engere<br />

Kooperation mit bestehenden sozialen Einrichtungen des Stadtteils.<br />

Der Bauverein Breisgau stellt dazu neben organisatorischer<br />

Unterstützung durch den eigens eingestellten Quartierskoordinator<br />

auch Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Zudem sind<br />

sämtliche Wohngebäude und Einrichtungen barrierefrei konzipiert<br />

und bis in die oberen Etagen mit Aufzügen zu erreichen.<br />

Klimafreundliche Energieversorgung<br />

So innovativ wie das Quartierskonzept ist auch die Energieversorgung.<br />

Die bereits bestehende Energiezentrale des Bauvereins in<br />

der Offenburger Straße wurde durch ein biogasbetriebenes Blockheizkraftwerk<br />

ergänzt und versorgt etwa 900 eigene Mieterhaushalte<br />

in Zähringen mit Strom und Wärme. Mittels Kraft-Wärme-<br />

Kopplung reduzieren sich der Energiebedarf und die CO 2 -Emmissionen<br />

erheblich: Die Primärenergieeinsparung liegt bei rund<br />

40 Prozent, die Einsparung von CO 2 bei 850 Tonnen im Jahr.<br />

Stadtsiedlung Heilbronn setzt auf Elektro-Mobilität<br />

Robert an der Brügge, Direktor der Stadtsiedlung Heilbronn GmbH,<br />

und Eckard Veil, Vorstand des Projektpartners ZEAG Energie AG,<br />

präsentierten am 16. Juli die neuen Fahrzeuge des Fuhrparks der<br />

Stadtsiedlung Heilbronn. Drei Elektro-Smarts, vier Elektro-Roller<br />

sowie drei Pedelecs stehen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

nun zusätzlich zur Verfügung. Damit nimmt das kommunale<br />

26<br />

Unternehmen eine „Vorreiterrolle in Sachen umweltfreundlicher<br />

und Ressourcen schonender Mobilität ein“, sagte an der Brügge.<br />

Den passenden Rahmen für die Vorstellung der neuen Fahrzeuge<br />

bot die Innovationsfabrik Heilbronn. So konnten sich bei der<br />

Präsentation sowohl Vertreter der Presse als insbesondere auch<br />

die zukünftigen Nutzer ganz praktisch aus erster Hand informieren.<br />

Einsetzen will die Stadtsiedlung die insgesamt elf Elektrofahrzeuge<br />

vor allem für ihre Geschäftsstelle in Heilbronn,<br />

beim Regiebetrieb sowie in der Innovationsfabrik selbst. Aufladen<br />

können die Nutzer ihre Fahrzeuge unter anderem an einer<br />

eigenen Ladesäule im Heilbronner Zukunftspark Wohlgelegen.<br />

Auf besonderes Interesse stieß vor allem der Elektro-Smart, der<br />

in dieser Form erst seit Mitte Juli im elsässischen Hambach vom<br />

Band läuft. Bis zu 140 Kilometer beträgt seine Reichweite, bevor<br />

er wieder an die Steckdose muss. Fast schon gewöhnt hat<br />

man sich dagegen an den Anblick von Elektro-Rollern sowie<br />

Pedelecs im Straßenverkehr. Ihre Reichweite ist zwar mit maximal<br />

60 bzw. 70 Kilometern geringfügig niedriger, für den Einsatz<br />

in der Stadt aber immer noch mehr als ausreichend.


Fachtag der STEG in der Stadtbibliothek Stuttgart: „Wissen teilen“<br />

Zu ihrem diesjährigen Fachtag hat die STEG Stadtentwicklung GmbH Bürgermeister<br />

und Kommunalpolitiker in die neue Stadtbibliothek in Stuttgart geladen.<br />

Das Motto der Veranstaltung: „Wissen teilen“. Neben Fachbeiträgen zu<br />

Themen wie Stadterneuerung, Projektentwicklung sowie Stadt und Klima erwartete<br />

die rund 100 Teilnehmer unter anderem ein Vortrag des Hirnforschers<br />

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer.<br />

Die beiden Geschäftsführer der STEG, Michael<br />

Blum und Thomas Bleier, begrüßten<br />

die rund 100 Teilnehmer. Blum unterstrich<br />

in seiner Eröffnungsrede die besondere<br />

Bedeutung der Städtebauförderung. Er<br />

verwies darauf, dass Kommunen auf Mittel<br />

der Städtebauförderung angewiesen<br />

seien, denn „eine Innenentwicklung ohne<br />

Förderung ist nicht möglich; eine nachhaltige<br />

Entwicklung braucht Finanzmittel<br />

des Landes und des Bundes.“ Die Städtebauförderung<br />

sei Dauerauftrag des Bundes,<br />

des Landes und der Kommunen, so<br />

Blum: „Wenn man bedenkt, dass ein Förder-Euro<br />

8,50 Euro an Folgeinvestitionen<br />

auslöst, sind Kürzungsdiskussionen fraglich.“<br />

Bleier verwies darauf, dass kaum<br />

eine Branche so abhängig von politischen<br />

Änderungen sei, wie die der Stadterneuerung.<br />

„In den letzten Jahren waren wir bei<br />

jedem Regierungswechsel auch mit einem<br />

Paradigmenwechsel konfrontiert. Es wurden<br />

Themen wegrationalisiert, Förderungen<br />

gekürzt, verändert oder neu hinzugenommen<br />

– es ist nicht leicht, wenn die<br />

politischen Konstanten fehlen.“<br />

Dauergroßbaustelle Gehirn<br />

Prof. Dr. med. Dr. phil. Manfred Spitzer,<br />

Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik<br />

Ulm sowie Gründer und Leiter des<br />

Transferzentrums für Neurowissenschaften<br />

und Lernen, sprach über die Dynamik<br />

des Wissens und das lebenslange Lernen<br />

in der modernen Welt. Das Gehirn sei ein<br />

kaum vorstellbares Organ: „Es gibt 100<br />

Milliarden Neuronen mit 10.000 Synapsen<br />

als Verbindungen im Kopf, das ist selbst<br />

für Stadtentwickler und Banker eine große<br />

Zahl. Zudem ist das Gehirn das dynamischste<br />

Organ im Körper. Es ist eine Dauergroßbaustelle,<br />

die ständig umgebaut, abgebaut<br />

und neugebaut wird.“ Damit widerlegte<br />

er die falsche Annahme der Vergangenheit:<br />

„Früher war klar: jeden Tag sterben<br />

wir den kleinen Hirntod; jetzt wissen wir:<br />

es wachsen ständig neue Zellen nach. Das<br />

beste Gehirnjogging ist übrigens Jogging.<br />

Sudoku lösen allein reicht nicht aus. Um fit<br />

zu bleiben, schaffen Sie sich im Alter einen<br />

Enkel an oder leihen ihn sich aus – denn<br />

der ist richtig anstrengend und fordert sie.<br />

Wenn sie Alzheimer haben wollen, gehen<br />

STEG-Geschäftsführer Michael Blum und<br />

Thomas Bleier mit Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer<br />

<strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

Sie auf Kreuzfahrten und Golfplätze. Denn<br />

schließlich wachsen Muskeln nur, wenn sie<br />

gebraucht werden, so ist das auch mit dem<br />

Gehirn.“ Auch für die Stadtentwickler hatte<br />

er einen Rat dabei: „Viel unseres heutigen<br />

Verhaltens ist in der Historie begründet,<br />

daher fühlen wir uns am Wasser, in der<br />

Nähe von Bäumen oder mit einem erhobenen<br />

Blick über die Stadt wohl.“<br />

Stadtentwicklung ist Ländersache<br />

Peter Schäfer, Leiter des Referats Städtebauliche<br />

Erneuerung im Ministerium für<br />

Finanzen und Wirtschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />

vertrat bei der STEG-Fachtagung<br />

eine klare Meinung: „Stadtentwicklung<br />

ist eine Aufgabe, die auf Landesebene am<br />

besten erledigt werden kann. Allein schon,<br />

wenn man sich die komplizierte Beantragung<br />

von EU-Mitteln vor Augen führe.“<br />

Eine Frage treibe ihn allerdings um: „Hat<br />

mittlerweile auch der Bund verstanden,<br />

wie wichtig Stadtentwicklung ist? Ich bin<br />

da eher skeptisch – denn die 455 Millionen<br />

Euro an Fördergeldern sind deutlich weniger<br />

als zuvor. Daher gehe ich auch davon<br />

aus, dass es in den nächsten Jahren Einschnitte<br />

geben wird.“ Zum Thema Landespolitik<br />

versicherte er: „Wir haben einen<br />

parteiübergreifenden Konsens: unser Haus<br />

unterstützt Stadtentwicklung rückhaltlos.<br />

Das Instrumentarium hat sich bewährt,<br />

wir haben keinen politischen Gegenwind<br />

sondern nur finanzielle Engpässe.“<br />

Die Themen der Projektentwicklung beleuchteten<br />

Klaus Heininger, Oberbürgermeister<br />

der Stadt Eislingen/Fils und Oliver<br />

Matzek von der STEG. Zum Thema Stadt<br />

und Klima sprach anschließend die Stadtplanerin<br />

Ute Langendörfer von Klärle Gesellschaft<br />

für Landmanagement und Umwelt<br />

GmbH sowie Bernd Kujacinski, Prokurist<br />

der STEG. Mit einer Führung durch<br />

die im Oktober 2011 eröffnete Stadtbibliothek<br />

am neuen Mailänder Platz endete<br />

der diesjährige Fachtag.<br />

27


AUs DEm VErBAnD<br />

Nachhaltiger Wohnungsbau<br />

Verein naWoh zertifiziert vorbildliche<br />

neubauprojekte mit neuem Qualitätssiegel<br />

Nachhaltiger Wohnungsbau im modernen Sinne bringt ökologische, ökonomische,<br />

soziale und kulturelle Aspekte in Einklang. Das Qualitätssiegel „Nachhaltiger<br />

Wohnungsbau“ des neu gegründeten Vereins NaWoh will Bauherren<br />

die Möglichkeit bieten, in ihrem Wohnungsneubau gelebte Nachhaltigkeit zu<br />

dokumentieren und sichtbar zu machen. Sechs Bauherren haben das Siegel<br />

als Auszeichnung für ihre vorbildlichen Bauprojekte bisher erhalten.<br />

Das Bewertungssystem, das dem Qualitätssiegel<br />

zugrundeliegt, wurde in der Arbeitsgruppe<br />

Nachhaltiger Wohnungsbau<br />

des Runden Tisches „Nachhaltiges Bauen“<br />

entwickelt. In dieser vom Bundesministerium<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

unterstützten Arbeitsgruppe kooperieren<br />

Verbände der Immobilien- und<br />

Wohnungswirtschaft, Unternehmen der<br />

Wohnungswirtschaft, Vertreter relevanter<br />

Akteursgruppen sowie Forschungsein-<br />

28<br />

richtungen. Das System zur Beschreibung<br />

und Bewertung der Nachhaltigkeit kann<br />

aber auch unabhängig vom Qualitätssiegel<br />

als Leitfaden, Planungshilfe und zur<br />

Unterstützung der Qualitätssicherung eingesetzt<br />

werden.<br />

Der Verein NaWoh<br />

Der eigens hierfür gegründete Verein zur<br />

Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau<br />

(kurz: NaWoh) stellt sowohl<br />

den Zertifizierungsprozess als auch die<br />

Weiterentwicklung des Systems sicher.<br />

Er wurde von Akteuren der Wohnungswirtschaft<br />

ins Leben gerufen. Die<br />

Gründungsmitglieder sind die immobilienwirtschaftlichen<br />

Verbände BFW<br />

Bundesverband Freier Immobilien-<br />

und Wohnungsunternehmen e.V.,<br />

GdW Bundesverband deutscher Wohnungs-<br />

und Immobilienunternehmen<br />

e.V., Haus & Grund Deutschland<br />

und der Verband Privater<br />

Bauherren e.V., der Deutsche Mieterbund<br />

sowie die immobilienwirtschaftlichenWeiterbildungsakademien<br />

AWI – Akademie der<br />

Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />

GmbH, BBA – Akademie<br />

der Immobilienwirtschaft e.V.,<br />

EBZ – Europäisches Bildungszentrum<br />

der Wohnungs- und<br />

Immobilienwirtschaft und Südwestdeutsche<br />

Fachakademie<br />

der Immobilienwirtschaft e.V.<br />

Das Ziel des Vereins ist es,<br />

den Gedanken der Nachhaltigkeit weiter<br />

voranzubringen. Das Zertifikat ist dabei<br />

eher Mittel zum Zweck. Es ist kein Green-<br />

Label, sondern steht für ein ausgewogenes<br />

Verhältnis der Säulen der Nachhaltigkeit.<br />

Wichtige Eckpfeiler sind dabei ressourcenschonender<br />

und energieeffizienter<br />

Neubau, aktive Einbeziehung der zukünftigen<br />

Bewohner sowie eine hohe Bau- und<br />

Wohnqualität im Rahmen wirtschaftlicher<br />

Rentabilität.<br />

Die Steckbriefe, die interessierte Bauherren<br />

bei ihrer Bewerbung um die Zertifizierung<br />

ausfüllen, dienen unter anderem<br />

dazu, die Transparenz bei der Entscheidungsfindung<br />

sowie deren Ergebnisse zu<br />

verbessern – und letztlich die Qualitätssicherung<br />

zu unterstützen. Innerhalb der<br />

verschiedenen auf dem Markt befindlichen<br />

Nachhaltigkeitsbewertungssysteme<br />

für Wohngebäude spezialisiert sich dieses<br />

System insbesondere auf die Handlungsmöglichkeiten<br />

von Wohnungsunternehmen<br />

als Bestandshalter. Das Zertifikat erhalten<br />

Wohngebäude, die die beschreibenden<br />

und bewertenden Kriterien des Vereins<br />

NaWoh erfüllen und dies auf freiwilliger<br />

Basis innerhalb des Zertifizierungsprozesses<br />

entsprechend dokumentieren.<br />

Bisher wurden sechs Zertifikate an Bauherren<br />

vergeben. Auf der internationalen<br />

Baufachmesse bautec in Berlin nahmen<br />

Vertreter der ausgezeichneten Neubauprojekte<br />

am 23. Februar 20<strong>12</strong> die ersten<br />

Qualitätssiegel entgegen. Mit großem Engagement<br />

sowohl der Bauherren als auch<br />

der Nachhaltigkeitskoordinatoren und unter<br />

wissenschaftlicher Begleitung durch<br />

Prof. Thomas Lützkendorf vom Lehrstuhl<br />

Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus<br />

am Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT), hatten sie das Bewertungssystem<br />

Ende 2011 innerhalb der Pilotphase erstmalig<br />

angewendet.<br />

Informationsmaterial zum NaWoh und über den Zertifizierungsprozess<br />

finden Sie auf der Homepage des Vereins unter<br />

www.nawoh.de.


tErmInE <strong>aktuell</strong> <strong>02</strong>/<strong>12</strong><br />

termine hErBst 20<strong>12</strong><br />

sEptEmBEr<br />

11. September 20<strong>12</strong><br />

11. September 20<strong>12</strong><br />

<strong>12</strong>. September 20<strong>12</strong><br />

13. September 20<strong>12</strong><br />

18. September 20<strong>12</strong><br />

19. + 20. Sept. 20<strong>12</strong><br />

27. + 28. Sept. 20<strong>12</strong><br />

oKtoBEr<br />

10. Oktober 20<strong>12</strong><br />

10. Oktober 20<strong>12</strong><br />

11. Oktober 20<strong>12</strong><br />

<strong>12</strong>. + 19. Okt. 20<strong>12</strong><br />

16. Oktober 20<strong>12</strong><br />

17. Oktober 20<strong>12</strong><br />

18. Oktober 20<strong>12</strong><br />

23. Oktober 20<strong>12</strong><br />

24. + 25. Okt. 20<strong>12</strong><br />

25. Oktober 20<strong>12</strong><br />

noVEmBEr<br />

6. November 20<strong>12</strong><br />

7. November 20<strong>12</strong><br />

8. November 20<strong>12</strong><br />

14. November 20<strong>12</strong><br />

15. November 20<strong>12</strong><br />

20. November 20<strong>12</strong><br />

21. November 20<strong>12</strong><br />

22. November 20<strong>12</strong><br />

27. November 20<strong>12</strong><br />

28. November 20<strong>12</strong><br />

29. November 20<strong>12</strong><br />

Haftungsfallen für den WEG-Verwalter Stuttgart<br />

Aufbauseminar für Aufsichtsräte in der Wohnbaugenossenschaft Stuttgart<br />

Kostenübernahme durch Dritte bei Mietschulden Stuttgart<br />

Senkung von Betriebskosten in der Immobilienwirtschaft Stuttgart<br />

Investitionscontrolling in Unternehmen der Immobilienwirtschaft Stuttgart<br />

Intensivkurs Mietenbuchhaltung Ettlingen<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Tage der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Fachausschuss Betriebswirtschaft des <strong>vbw</strong> Stuttgart<br />

Aktuelle Rechtsprechung zum Wohnraummietrecht Stuttgart<br />

Aktuelle Rechtsprechung zum Wohnraummietrecht Ettlingen<br />

Ausbilder/in (AEVO)<br />

Vorbereitung auf die praktische Ausbildereignungsprüfung Stuttgart<br />

Wirtschaftsplan für kleinere Unternehmen Stuttgart<br />

Training für Auszubildende: Knigge und Kommunikation mit Kunden Stuttgart<br />

Brandschutz in der Wohnungswirtschaft Stuttgart<br />

Akquise- und Marketingplan Stuttgart<br />

Genossenschaftstag Stuttgart<br />

Powerpoint-Präsentationen professionell umsetzen Stuttgart<br />

Gewerberaummietrecht Stuttgart<br />

Abnahme und Mängelmanagement Stuttgart<br />

Mängel der Mietsache = Minderung? Karlsruhe<br />

Aktuelle Bilanzierungs-, Bewertungs- und Steuerfragen Karlsruhe<br />

Aktuelle Bilanzierungs-, Bewertungs- und Steuerfragen Stuttgart<br />

Instrumente der Kosten- und Leistungsrechnung Stuttgart<br />

Instandhaltungsmanagement –<br />

Wo stecken Ihre Optimierungspotentiale Stuttgart<br />

Professioneller Umgang mit Beschwerden, Konflikten<br />

und schwierigen Kunden Stuttgart<br />

Immo-Impuls<br />

Ein Marketingleitfaden für schwierige Objekte Stuttgart<br />

Lebenszyklus und Gebäudenutzungskosten Stuttgart<br />

Die Sekretärin als Organisatorin Stuttgart<br />

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Geplante Erscheinungstermine Oktober und Dezember 20<strong>12</strong><br />

Mediadaten und Preise Auflage 2.500 Exemplare<br />

Reichweite 10.000 Leser<br />

Weitester Leserkreis 15.000 Leser<br />

IMPRESSUM<br />

1/4 Seite quer (190 x 66 mm)<br />

1/4 Seite hoch (92 x 134 mm)<br />

farbe € 2.350,00 + MwSt.<br />

schwarzweiß € 2.280,00 + MwSt.<br />

1/2 Seite (190 x 134 mm)<br />

farbe € 2.450,00 + MwSt.<br />

schwarzweiß € 2.380,00 + MwSt.<br />

1/1 Seite (210 x 297 mm)<br />

farbe € 2.980,00 + MwSt.<br />

schwarzweiß € 2.760,00 + MwSt.<br />

Technische Daten Satzspiegel 272 mm breit x 190 mm hoch<br />

Anzeigenspalten 6/Spaltenbreite 27,5 mm<br />

Digitale Druckunterlagen christian.coburger@cwg-stuttgart.de<br />

Anzeigenschluss jeweils 3 Wochen vor Erscheinen<br />

30<br />

Herausgeber:<br />

Verband<br />

baden-württembergischer<br />

Wohnungs- und<br />

Immobilienunternehmen e.V.<br />

Herdweg 52/54, 70174 Stuttgart<br />

Tel. 0711 16345-<strong>12</strong>0, Fax 0711 16345-109<br />

E-Mail: schubert@<strong>vbw</strong>-online.de<br />

www.<strong>vbw</strong>-online.de<br />

Redaktion:<br />

Sigrid Feßler, Marion Schubert, unter Mitwirkung<br />

von Sandro Schubnell<br />

Gestaltung:<br />

C.W.G Creativ-Werbung GmbH, Stuttgart<br />

Druck:<br />

Göhring Druck, Waiblingen<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


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Eine starke<br />

Verband<br />

baden-württembergischer<br />

Wohnungs- und<br />

Immobilienunternehmen e.V.<br />

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Zuhause bedeutet Rückzugsort, wohlfühlen, den eigenen<br />

Stil leben. Ob als Single, Familie oder in betreuten Wohn an la -<br />

gen. Ob zur Miete oder im eigenen Heim. Jeder achte <strong>Baden</strong>-<br />

Würt tem berger vertraut bereits auf eines der über 300 Woh -<br />

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Sie sind in jedem Stadt- und Landkreis vertreten. Informationen<br />

finden Sie im Internet unter www.<strong>vbw</strong>-online.de<br />

Herdweg 52/54<br />

70174 Stuttgart<br />

Tel. 0711 16345-0<br />

info@<strong>vbw</strong>-online.de

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