Logistikcenter um wien im Aufwind - beim Logistik-Kurier
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2 LoGistik KURIER<br />
mIttwoch, 6. oktober 2010<br />
Marco Polo konferenz in Wien<br />
Die Donau soll für <strong>Logistik</strong>er endlich attraktiv<br />
die eu fördert<br />
Verlagerungen<br />
auf schiene<br />
und schiff. die<br />
donau muss<br />
dafür reif gemacht<br />
werden.<br />
Von frAnZ gAnSrigLer<br />
Marco Polo hat in<br />
Wien angelegt. nein,<br />
nicht der handlungsreisende<br />
des 13./14.<br />
jahrhunderts, sondern die<br />
nach dem Venezianer benannte<br />
konferenz eines von<br />
der eu geförderten Programms<br />
für transport- und<br />
<strong>Logistik</strong>dienstleister, die sich<br />
z<strong>um</strong> Ziel gesetzt haben, neue<br />
und nachhaltige Gütertransportwege<br />
in europa zu erschließen.<br />
die konferenz, die<br />
bisher nur in seehäfen abgehalten<br />
wurde, beschäftigt sich<br />
mit verschiedenen Bereichen<br />
des kombinierten Verkehrs.<br />
und da Wien an der donau<br />
liegt und einen tollen donauhafen<br />
hat, liegt heuer der Fokus<br />
der Marco Polo konferenz<br />
auf der Binnenschifffahrt.<br />
Gestern, 5. oktober, wurden<br />
den 250 experten aus dem<br />
Verkehrs- und <strong>Logistik</strong>bereich<br />
laufende Marco Polo Projekte<br />
präsentiert und neue<br />
vorgestellt. heute nutzt Wien<br />
seine chance, das ambitiöse<br />
internationalisierungsprojekt<br />
des Wiener hafens (siehe<br />
seite 12) den teilnehmern<br />
aus ganz europa vorzustellen.<br />
Veranstaltet wird die Marco<br />
Polo konferenz von der via<br />
donau - Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft<br />
mbh,<br />
dem Verkehrsministeri<strong>um</strong>,<br />
der Wirtschaftskammer Wien<br />
und dem hafen Wien.<br />
eLearning via donau hat selbst<br />
ein neues Marco Polo Projekt<br />
laufen. es handelt sich<br />
<strong>um</strong> ein eLearning-Programm,<br />
das Basis-Wissen zur donauschifffahrt<br />
für Anfänger und<br />
experten vermitteln soll. die<br />
Lernplattform ines (inland<br />
navigation eLearning systems)<br />
soll sowohl Bildungseinrichtungen<br />
als auch Praktikern<br />
das Thema <strong>Logistik</strong> mit<br />
dem Binnenschiff in zeitgemäßer<br />
Form näherbringen.<br />
die Plattform ist seit sommer<br />
2010 unter www.ines-danube.<br />
info kostenlos zugänglich.<br />
hans-Peter hasenbichler,<br />
Geschäftsführer der bundeseigenen<br />
via donau, sieht Anzeichen<br />
dafür, dass ökologischere<br />
Verkehrsträger wie<br />
schiene oder Wasserstraße<br />
wieder mehr genutzt werden.<br />
„Auch die donau beginnt sich<br />
jetzt wieder zu entwickeln.“<br />
Allerdings sei durch den<br />
Balkankrieg für diesen Verkehrsträger<br />
vieles zerstört<br />
worden. „und wenn spediteure<br />
einmal eingeschlagene<br />
Wege auf der straße verfolgen,<br />
dann ist es sehr schwer, sie<br />
da wieder herunterzuholen“,<br />
sagt hasenbichler. es habe<br />
Impress<strong>um</strong><br />
niederÖsterreich-WerBunG/Lois LAMMerhuBer<br />
Die Donau beginnt sich wieder zu entwickeln - Österreich setzt auf das marco polo programm<br />
von 1993 bis 2007 gedauert,<br />
<strong>um</strong> die 1993 auf der donau<br />
bereits erreichten Verkehre<br />
wieder zurückzubekommen.<br />
„Wenn es Bottlenecks gibt,<br />
dann brechen Verkehre sofort<br />
weg.“<br />
die via donau hat sich z<strong>um</strong><br />
Ziel gesetzt, einerseits die<br />
derzeitigen Verkehre auf der<br />
donau nachhaltig zu sichern<br />
und andererseits zusätzliche<br />
Verkehre aus dem südosteuropäischen<br />
und dem<br />
schwarzmeer-ra<strong>um</strong> über die<br />
donau und nicht über die<br />
straße nach Mitteleuropa zu<br />
bringen.<br />
Marco Polo habe sich z<strong>um</strong><br />
Ziel gesetzt, jährlich 20 Milliarden<br />
tonnenkilometer mit<br />
seinem Förderprogramm von<br />
der straße zu verlagern. „das<br />
ist ein ganz klarer, messbarer<br />
Wert“, sagt hasenbichler. <strong>um</strong><br />
eine Vorstellung von der Größenordnung<br />
dieses Verkehrs-<br />
Verlagerungszieles zu bekommen:<br />
es entspricht 700.000<br />
Lkw-Fahrten zwischen Berlin<br />
„wenn Spediteure einmal<br />
eingeschlagene wege<br />
auf der Straße verfolgen,<br />
ist es sehr schwer, sie da<br />
wieder herunterzuholen“<br />
und Paris. Marco Polo hat<br />
dafür auch einen klaren finanziellen<br />
Ansatz. Bis 2013 stehen<br />
jährlich 60 Millionen € für<br />
die Verlagerung des Verkehrs<br />
von der straße auf die schiene<br />
oder das (Binnen)schiff zur<br />
Verfügung.<br />
Bei der donau bestehe<br />
nach wie vor das große Problem,<br />
dass es in einzelnen<br />
MediAProjekte<br />
via donau-geschäftsführer hans-peter hasenbichler<br />
Abschnitten noch Bottlenecks<br />
gebe, die bei niederwasserperioden<br />
der schifffahrt Probleme<br />
bei der wirtschaftlichen<br />
Beladung bereiten. Wenn es<br />
nur Beladungsgrade von 30<br />
oder 40 Prozent gebe, sei in<br />
dieser Zeit die schifffahrt wirtschaftlich<br />
nicht zu betreiben.<br />
Ökologisch/ökonomisch Ziel<br />
sei, eine standardisierung der<br />
Fahrwassertiefen zu erreichen.<br />
„<strong>um</strong> in der <strong>Logistik</strong><br />
verlässlich sein zu können,<br />
brauchen wir übers jahr einfach<br />
diese standards“, sagt hasenbichler.<br />
Man wolle Abladetiefen<br />
von 2,50 Meter über das<br />
ganze jahr haben, vergleichbar<br />
mit einer standardisierten<br />
Beladung eines Lkw, die ja<br />
auch nicht von Bundesland<br />
zu Bundesland verschieden<br />
sein dürfe, weil sonst ständig<br />
<strong>um</strong>geladen werden müsste.<br />
das flussbauliche Gesamtprojekt<br />
östlich von Wien, mit<br />
dessen Verwirklichung der<br />
genannte standard übers jahr<br />
garantiert werden soll, verfol-<br />
ge - „in einem hochsensiblen<br />
ökologischen system“ - einen<br />
integrativen Ansatz: „Wir geben<br />
alle Flächen, die wir nicht<br />
mehr brauchen, der natur<br />
zurück. und in teilbereichen,<br />
wo wir die Fahrverhältnisse<br />
nicht haben, werden diese<br />
für die schifffahrt geschaffen.“<br />
Vier Pilotprojekte wurden in<br />
dem Zusammenhang schon<br />
<strong>um</strong>gesetzt, das fünfte auf einem<br />
drei kilometer langen<br />
Abschnitt wird demnächst<br />
verwirklicht.<br />
die Verhandlungen zur<br />
<strong>um</strong>weltverträglichkeitserklärung<br />
für den gesamten Abschnitt<br />
sind abgeschlossen.<br />
Gutachten der sachverständigen<br />
liegen auf, derzeit werde<br />
an der Bescheiderlassung<br />
seitens der Länder Wien und<br />
niederösterreich gearbeitet.<br />
das Projekt kostet 220 Millionen<br />
€, wovon einiges schon in<br />
den Vorleistungen verbraucht<br />
wurde. der <strong>um</strong>setzungszeitra<strong>um</strong><br />
- mit mindestens vier<br />
Großabschnitten - ist bis 2020<br />
anbera<strong>um</strong>t.<br />
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APA/koVAcs<br />
▸ Kritik<br />
nichts tun ist ein risiko<br />
Wirtschaftskammer<br />
und industriellenvereinigung,<br />
sagt via donau-chef<br />
hasenbichler, unterstützten<br />
das flussbauliche Gesamtprojekt<br />
enorm. Auch<br />
international habe das<br />
Projekt aus sicht der Wirtschaft<br />
einen sehr hohen<br />
stellenwert. „Wir sehen<br />
auch, dass wir seitens des<br />
nationalparks und der<br />
Ökologiebewegung sehr<br />
starke Befürworter haben.<br />
einer unserer wesentlichen<br />
Befürworter ist auch<br />
die Fischerei in Wien und<br />
niederösterreich“, sagt hasenbichler.<br />
Bei Projekten dieser Größenordnung<br />
gebe es natürlich<br />
verschiedene Zugänge<br />
der nGos und anderer<br />
Betroffener. es gebe einen<br />
Flügel, der einen sehr bewahrenden<br />
Zugang habe. dieser<br />
Flügel will nichts verändern.<br />
denen gehen auch die gesamten<br />
uferrückbauten zu<br />
weit. einem anderen Flügel<br />
gehen diese Maßnahmen viel<br />
zu wenig weit. ein extremflügel<br />
sage, dass der integrative<br />
Ansatz zwischen schifffahrt<br />
und Ökologie inakzeptabel<br />
sei, weil das Ganze in einem<br />
nationalpark spiele, wo nur<br />
nationalparkinteressen eine<br />
rolle spielen dürften.<br />
„nichts zu tun, wäre aber<br />
das größte risiko für die donau“,<br />
ist hasenbichler überzeugt.<br />
denn mit der eintiefung<br />
der donau werden die<br />
Altarme der donau abgeschnitten.<br />
das flusbauliche<br />
Gesamtprojekt hat übrigens<br />
die höchsten Förderzusagen<br />
seitens der eu.<br />
Mit eintiefung der donau werden altarme abgeschnitten