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Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung e. V. Gesellschaft ...

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Alfons Scheitz: Wir brauchen Erzieherinnen<br />

und Erzieher, die sich möglichst<br />

mehrfach qualifiziert und fortgebildet<br />

haben, die vielleicht auch mal im Ausland<br />

waren, die eine zweite Sprache<br />

sprechen, die beruflich auch mal das<br />

eine oder andere ausprobiert haben. Die<br />

Kinder, die wir betreuen, eignen sich mit<br />

offenen Augen die Welt an – weltoffen<br />

sollten auch unsere Erzieherinnen und<br />

Erzieher sein.<br />

Oliver Strube: Ja, sie sollten über den<br />

Tellerrand hinausdenken und Visionen<br />

entwickeln! Sie sollten aber auch Selbstreflektiertheit<br />

mitbringen und sich die<br />

Frage stellen, welche Werte ihnen persönlich<br />

wichtig sind. Diese Werte müssen<br />

sie weitertragen können. Außerdem<br />

erwarte ich <strong>von</strong> unseren Mitarbeitenden,<br />

dass sie wertschätzend miteinander<br />

umgehen, denn Erwachsene sind Vorbilder<br />

für Kinder und über das Vorbild-<br />

Sein werden Werte vermittelt.<br />

Alfons Scheitz: Unsere Erzieherinnen<br />

und Erzieher brauchen nicht zuletzt<br />

kommunikative Fähigkeiten, sie müssen<br />

ja nicht nur mit Kindern, sondern auch<br />

mit Eltern kommunizieren. Sie müssen<br />

wissen, worüber sie sprechen und wie<br />

sie es ausdrücken. Sie müssen gut mit<br />

Sprache umgehen können.<br />

Wir suchen Mitarbeiter und Mitarbeiter,<br />

die mit auf Schatzsuche gehen ...*<br />

spiel/raum: Sie betonen immer wieder,<br />

dass Sie nicht etwa soziale Einrichtungen<br />

betreiben, sondern Dienstleistungsunternehmen.<br />

Was bedeutet das für Ihre<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?<br />

Alfons Scheitz: Sie sollten eine gewisse<br />

Demut mitbringen, das ist erforderlich,<br />

wenn man bei einem Dienstleister und<br />

damit zum Nutzen eines Kunden arbeitet.<br />

Sich als Dienstleister zu begreifen<br />

fällt nicht jedem leicht, aber in der kindorientierten<br />

Pädagogik funktioniert das<br />

im Grunde ähnlich: Wir achten darauf,<br />

was das Kind braucht. Das Kind zeigt es<br />

uns – und wir als erwachsene Partner<br />

stellen die erforderlichen Rahmenbedingungen<br />

her. Genauso ist das bei unseren<br />

Kunden: Wir sind dafür da, den Kunden<br />

– Kindern, Eltern, Familien, Auftraggebern<br />

– das zu bieten, was sie brauchen,<br />

sie zu unterstützen. Dazu gehört es<br />

auch, sich selber einen Schritt <strong>zur</strong>ückzustellen<br />

– in dem Wissen, dass gute<br />

Arbeit sich auszahlt. Denn wenn eine<br />

Familie zufrieden ist mit meiner Arbeit,<br />

dann wird diese Zufriedenheit bei mir<br />

als Feedback wieder ankommen. Zufriedene<br />

Kunden erleichtern die Arbeit –<br />

und sichern Arbeitsplätze.<br />

spiel/raum: Sie stellen hohe Anforderungen<br />

an Ihre Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter – wie sieht es mit der Bezahlung<br />

aus? Und was bieten Sie sonst?<br />

Alfons Scheitz: Wir zahlen mehr, als<br />

üblicherweise im öffentlichen Dienst<br />

gezahlt wird. Außerdem haben wir eine<br />

leistungsabhängige, nach Erzieherinnen,<br />

Gruppenleitungen und Leitungen<br />

gestaffelte Vergütung.<br />

Oliver Strube: Wir investieren pro Jahr<br />

etwa zwei Prozent unseres Umsatzes in<br />

die Fortbildung unserer Mitarbeiter, das<br />

ist weit mehr, als es bei anderen Kita-<br />

Trägern üblich ist. Es gibt Fortbildungen<br />

rein fachlicher Art, aber auch viele Angebote<br />

im Bereich Kommunikationstraining,<br />

Konfliktlösungsstrategien, Persönlichkeitsbildung,<br />

Rhetorik oder auch<br />

Teamwork – auch für die einzelne Erzieherin.<br />

spiel/raum: Seit Jahren befragen Sie<br />

Ihre Mitarbeitenden mit dem Ziel, die<br />

Arbeitsplatzqualität zu verbessern. Bei<br />

diesen anonymen Umfragen kommen<br />

Sie als Arbeitgeber immer wieder sehr<br />

gut weg: 90 Prozent der Mitarbeitenden<br />

sind mit ihrer Tätigkeit zufrieden, 88<br />

Prozent würden, erneut vor die Wahl<br />

gestellt, wieder in einer Ihrer Einrichtungen<br />

anfangen. Sie müssten eigentlich<br />

ein begehrter Arbeitgeber sein, oder?<br />

Wir suchen Mitarbeiter und Mitarbeiter,<br />

die auch mal eine Rakete steigen lassen ...*<br />

Alfons Scheitz: Nun, fest steht: Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, die wir<br />

brauchen, bekommen wir oft nicht.<br />

Vielfach bewerben sich Leute, die zwar<br />

eine Ausbildung haben, aber noch nie<br />

da<strong>von</strong> gehört haben, dass eine Kindertagesstätte<br />

ein Unternehmen ist. Dann<br />

vermisse ich oft eine profunde Kenntnis<br />

zumindest in einem der unterschiedlichen<br />

klassischen pädagogischen Ansätze.<br />

Erzieherinnen, die frisch <strong>von</strong> der Fachschule<br />

kommen, haben <strong>von</strong> allem ein<br />

bisschen gehört, <strong>von</strong> Reggio-Pädagogik,<br />

vom Situationsansatz und wenn man<br />

Glück hat: <strong>von</strong> Emmi Pikler. Aber sie sind<br />

in keinem dieser Ansätze wirklich tiefergehend<br />

ausgebildet – <strong>von</strong> praktischer<br />

Berufserfahrung ganz zu schweigen.<br />

Doch wenn Erzieherinnen und Erzieher<br />

sich in einer der pädagogischen Konzeptionen<br />

quasi zu Hause fühlen, haben<br />

sie es leichter, auch andere Ansätze zu<br />

verinnerlichen.<br />

Oliver Strube: Wir brauchen Leute, die<br />

auch praktische Erfahrungen haben.<br />

Wer <strong>von</strong> der Fachschule kommt, hat oft<br />

<strong>von</strong> dem, was draußen läuft, zu wenig<br />

Ahnung. Außerdem brauchen wir Profis,<br />

die auf dem neuesten Stand der Wissenschaft<br />

sind. Auf diesem Stand sind allerdings<br />

auch die Fachschulen noch gar<br />

nicht, die sind fünf Jahre hinterher.<br />

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