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Anlage 3 - RIS

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Dokumentation<br />

Sanierung 03<br />

Stadtteilsanierung Haidhausen<br />

Neue Flächen für<br />

Wohnen und Gewerbe


Vorwort<br />

Ausgangssituation<br />

Stadterneuerung<br />

im Haidhauser Norden<br />

Block 49<br />

Block 50<br />

Block 76<br />

Block 105<br />

Verwendete Fördermittel<br />

Inhalt 3<br />

3<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

11<br />

13<br />

14<br />

20<br />

21<br />

22<br />

24<br />

25<br />

26<br />

30<br />

30<br />

32<br />

34<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Blick in die Geschichte<br />

Neuordnungs- und Sanierungsziele<br />

Exkurs<br />

Einzelprojekte<br />

Blick in die Geschichte<br />

Neuordnungs- und Sanierungsziele<br />

Einzelprojekte<br />

Blick in die Geschichte<br />

Neuordnungs- und Sanierungsziele<br />

Einzelprojekte<br />

Blick in die Geschichte<br />

Neuordnungs- und Sanierungsziele<br />

Einzelprojekte


4 Vorwort<br />

Gertrud Hautum,<br />

Landeshauptstadt München,<br />

Leiterin der Hauptabteilung<br />

Stadtsanierung und Wohnungsbau<br />

1976 erfolgte der Startschuss für die Stadtteilsanierung<br />

Haidhausen. In mehr als 30 Jahren aktiver Arbeit<br />

wurde viel erreicht.<br />

Es waren erfolgreiche Jahre, geprägt von intensiven<br />

Diskussionen und Abstimmungsprozessen<br />

sowie einem enormen Einsatz von Arbeitskraft und<br />

Finanzierungsmitteln auch durch die Landeshauptstadt<br />

München. Dabei ging es nicht nur um große<br />

städte bauliche Planungen, sondern ebenso um viele<br />

kleinteilige, grundstücksbezogene Maßnahmen und<br />

Projekte.<br />

Im Haidhauser Norden wurde durch den Bau von<br />

geförderten preiswerten Wohnungen, zeitgemäßen<br />

Gewerbeflächen, begrünten Hofstrukturen und urbanen<br />

Platzräumen der Grundstein für die schrittweise<br />

Erneuerung des ganzen Stadtteils gelegt. Haidhausen<br />

hat bewusst sein Gesicht und seine Struktur im<br />

positiven Sinn verändert, konnte dabei jedoch seinen<br />

unverwechselbaren Charakter und eigenen Charme<br />

bewahren.<br />

Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Bund und<br />

Land, die in erheblichem Umfang Städtebauförderungsmittel<br />

zur Verfügung gestellt haben. Ohne diese<br />

wäre die Stadtsanierung in München nicht durchführbar<br />

gewesen.<br />

Danken möchte ich ebenso dem Stadtrat, dem<br />

Bezirksausschuss Au-Haidhausen, den beteiligten<br />

städtischen Referaten, der Münchner Gesellschaft<br />

für Stadterneuerung mbH (MGS), vielen Eigentümern<br />

von Grundstücken im Sanierungsgebiet, Mietern und<br />

Gewerbetreibenden. Sie alle haben gezeigt, dass<br />

eine schwierige städtebauliche und soziale Erneuerungsaufgabe<br />

durch Kooperation und gegenseitiges<br />

Vertrauen gelingen kann.


Bilanz im Haidhauser Norden<br />

Auf den Arealen der Umstrukturierungsbereiche<br />

Block 49, 50, 76 und 105 wurden<br />

zur Neuordnung und Neubebauung<br />

• rund 280.000 m 3 gewerblicher Gebäudebestand<br />

abgebrochen, Altlasten,<br />

beziehungsweise kontaminierte Materialien<br />

entsorgt.<br />

• Damit konnten 113.000 m 2 Grundstücksfläche<br />

für die anschließende<br />

Neubebauung hergerichtet werden.<br />

Durch die Münchner Gesellschaft für<br />

Stadterneuerung mbH (MGS) und die<br />

Landeshauptstadt München wurden<br />

folgende Modernisierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt:<br />

• 63 Wohnungen, mit Mitteln des<br />

sozialen Wohnungsbaus<br />

• 36 Wohnungen, frei finanziert<br />

• 3 Lofts, frei finanziert<br />

• 10 Laden- und Büroeinheiten, frei<br />

finanziert<br />

• 2 Gaststätten, darunter eine Großgaststätte<br />

mit Kellerschankflächen und<br />

Hausbrauerei von insgesamt 1.916 m 2<br />

Nutzfläche<br />

• 2.771 m 2 Kellergewölbe als Kulturkeller<br />

• eine Kindertagesstätte<br />

Es entstanden neu:<br />

• 410 Ersatz- und Übergangswohnungen,<br />

finanziert mit Mitteln des sozialen<br />

Wohnungsbaus<br />

• 59 frei finanzierte Miet- und Eigentumswohnungen<br />

• 14 Läden und Gewerbeeinheiten,<br />

darunter Räume für sozial-kulturelle<br />

Nutzung und eine private Grafikschule<br />

• 63 Gewerbeeinheiten auf dem Ersatzund<br />

Ergänzungsgebiet Block 105 zur<br />

Verlagerung sanierungsbetroffener<br />

Betriebe (26.100 m 2 neue Gewerbeflächen<br />

im Gewerbehof)<br />

• 12.350 m 2 Freiflächen für die angrenzenden<br />

Wohngebiete<br />

• eine Kinderkrippe<br />

• ein Kindergarten<br />

• eine Jugendfreizeitstätte<br />

Vorwort<br />

5


6 Ausgangssituation<br />

Ehemalige Brauereigebäude und<br />

Trambahndepot<br />

Wegbereiter für den Erfolg<br />

Die Federführung der Sanierungsmaßnahme<br />

Haidhausen lag beim Referat für Stadtplanung und<br />

Bau ordnung/Hauptabteilung III – Stadtsanierung<br />

und Wohnungsbau (Planungsreferat/Stadtsanierung).<br />

Das Sozialreferat übernahm die Federführung bei<br />

der Sozialplanung bzw. bei den Einzelsozialplänen für<br />

die Wohnungsmieter<br />

Der Haidhauser Norden war mit einigen großen Ausgleichs-<br />

und Ersatzflächen, die zum Teil in Berg am<br />

Laim liegen, wichtiger Wegbereiter für den Erfolg der<br />

Stadtteilsanierung.<br />

Der Sanierungsträger der Landeshauptstadt München,<br />

die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH<br />

(MGS), hat im engen Zusammenwirken mit dem<br />

Planungsreferat/Stadtsanierung in den Ersatz- und<br />

Ergänzungsgebieten östlich der Seerieder-/ nördlich<br />

der Kirchenstraße und an der Friedenstraße öffentlich<br />

geförderte Mietwohnungen und erschwingliche<br />

Gewerberäume gebaut. Wohnungsmietern und Gewerbetreibenden<br />

aus dem Sanierungsgebiet konnten<br />

somit Ersatzräume angeboten werden. Damit war der<br />

Weg frei für eine umfassende Modernisierung der<br />

Altbau substanz in Haidhausen.<br />

Um zeitgemäßes Wohnen in einem lebenswerten<br />

Umfeld zu ermöglichen, wurden entbehrliche Schuppen<br />

und Werkstattgebäude abgebrochen und auf den<br />

frei gewordenen Flächen begrünte, urbane Innenhöfe<br />

und Platzräume geschaffen. Stellplätze wurden,<br />

wo möglich, verlagert und ungenehmigte Garagen<br />

entfernt.<br />

Die Neubauten westlich und östlich der Seeriederstraße<br />

waren im Hinblick auf die Stadtteilsanierung<br />

Haidhausen wegbereitend. Dabei betrachteten<br />

sowohl die lokale Politik als auch die Stadtverwaltung<br />

die hohe Neubauquote im Norden Haidhausens zunächst<br />

kritisch. Dass die eigentlichen Sanierungsaufgaben<br />

wie Altbaumodernisierung und Verbesserung<br />

des Wohnumfelds in dieser Zeit stagnierten, wurde<br />

bemängelt. Als jedoch die ersten Altbauten nach<br />

Umzug der Bewohner modernisiert und ganze Straßenzüge<br />

nach und nach wieder in ihrer historischen<br />

Anmutung erkennbar wurden, wuchs die Zustimmung<br />

zum Vorgehen des Sanierungsträgers und des<br />

Planungsreferats/Stadtsanierung bei allen Beteiligten.<br />

Gerade die Bereitstellung von zusätzlichem Wohnraum<br />

hat langfristig dazu beigetragen, dass die von<br />

der Sanierung betroffenen Mieter im Viertel bleiben<br />

konnten und damit die Bewohnerstruktur in Haidhausen<br />

stabil blieb. Da sich die Privateigentümer trotz der<br />

bereitgestellten öffentlichen Wohnungsbau-Mittel bei<br />

der Modernisierung und beim Neubau von Wohnungen<br />

nicht im gewünschten Maß beteiligten, wurden<br />

die Projekte durch den Sanierungsträger MGS<br />

auf den meist ehemals städtischen Grundstücken<br />

im Treuhandvermögen verwirklicht. Im Zeitverlauf<br />

bewirkten letztlich die Investitionen der öffentlichen<br />

Hand auch vielfältige private Aktivitäten, die insgesamt<br />

das Gesicht Haidhausens in seiner Individualität<br />

nachhaltig sichern konnten.


Die Eckpunkte der Münchner Linie der sozialen<br />

Stadterneuerung sind:<br />

• erhaltende Erneuerung anstatt Flächensanierung<br />

• aktiver Sanierungsträger vor Ort<br />

• Konsenslösungen mit Eigentümern, Mietern und<br />

Gewerbetreibenden<br />

• Rücksichtnahme auf die sozialen Belange der Beteiligten<br />

• Sozialplanung für Wohnungsmieter<br />

• zeitgemäße, nahe gelegene Ersatz- oder<br />

Übergangswohnungen<br />

• Möglichkeit des Rückzugs in die frühere Wohnung<br />

• finanzielle Unterstützung beim Umzug<br />

• Sozialplanung für Gewerbemieter<br />

• Angebot von Ersatzflächen<br />

• finanzielle Unterstützung bei Betriebsverlagerung/<br />

-anpassung<br />

Begleitet und unterstützt durch Sozialpläne, wurden für die<br />

Mieter und Gewerbetreibenden Nachteile ausgeglichen, deren<br />

Existenzen gesichert.<br />

Blick von Norden auf Haidhausen, im Vordergrund<br />

diagonal die Einsteinstraße, in der Mitte<br />

quer die Kirchenstraße, von rechts nach links<br />

die Flächen der Sanierungsblöcke 49, 50, 76.<br />

Links oben hinter dem Ostbahnhof das Ersatz-<br />

und Ergänzungsgebiet Block 105.<br />

Ausgangssituation<br />

Münchner Linie der sozialen Stadterneuerung<br />

Was sind Ersatz- und Übergangswohnungen?<br />

Der Mieter wird in eine Wohnung mit Neubaustandard umgesetzt.<br />

Er hat das Wahlrecht, in der neuen Wohnung zu bleiben<br />

(Ersatzwohnung) oder in die frühere Wohnung zurückzukehren<br />

(Übergangswohnung).<br />

Was ist ein Sanierungsgebiet?<br />

Ein Sanierungsgebiet ist ein städtisches Areal, in dem die<br />

bauliche und soziale Struktur durch städtebauliche Sanierungsmaßnahmen<br />

verbessert werden soll (§142 Abs.1 BauGB).<br />

Was ist mit Ersatz- und Ergänzungsgebiet gemeint?<br />

Dies sind meist größere Flächen außerhalb des Sanierungsgebiets<br />

zur Errichtung von Gebäuden für die Unterbringung von<br />

Bewohnern oder Betrieben aus dem Sanierungsgebiet (§142<br />

Abs.2 BauGB).<br />

Was macht die MGS?<br />

Die Gemeinde kann sich zur Durchführung ihrer Sanierungsaufgaben<br />

spezialisierter Unternehmen, sogenannter Sanierungsträger,<br />

bedienen (§157 BauGB).<br />

Die Landeshauptstadt München ist einen Schritt weitergegangen:<br />

Sie hat einen eigenen Sanierungsträger, die Münchner<br />

Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS), als kommunales<br />

Unternehmen gegründet und der MGS viele, nicht zwingend<br />

in eigener Hoheit einzubehaltende Aufgaben der Stadtsanierung<br />

übertragen.<br />

Die MGS handelt als Treuhänder der Landeshauptstadt<br />

München; zur Erfüllung ihrer Aufgaben wurden ihr von der<br />

Landeshauptstadt München die im Sanierungsgebiet gelegenen<br />

Grundstücke in das Treuhandvermögen übertragen. Mit<br />

dem Treuhandvermögen konnte die MGS im Sanierungsgebiet<br />

weitere Grundstücke erwerben und auch dort in enger Abstimmung<br />

mit dem Planungsreferat/Stadtsanierung die Sanierungsziele<br />

umsetzen.<br />

7


8 Stadterneuerung im Haidhauser Norden<br />

Ehemaliges Brauerei- und Lagerhausgelände<br />

Block 49 und 105<br />

Aus Brache wird Bauland<br />

Neue Funktionen für alte Flächen<br />

Die Entstehung und Neuordnung von Umstrukturierungsgebieten<br />

in München sind Teil des Stadtentwicklungsprozesses.<br />

Die Stadtgrenzen verschoben sich<br />

ab 1854 mit der Eingemeindung von Haidhausen, Au<br />

und Giesing sowie weiteren Eingemeindungen bis<br />

1942 immer weiter ins Umland.<br />

Areale wie die Sanierungsblöcke 49, 50 und 76<br />

kamen dabei zunehmend in eine Insellage. Sie wurden<br />

von anderen Nutzungen, überwiegend Wohnen,<br />

eingeschlossen und wirkten durch die mit Emissionen<br />

verbundenen gewerblichen Nutzungen in ihrer<br />

Umgebung störend.<br />

Für die Stadtteilsanierung Haidhausen bekamen die<br />

Areale dieser Sanierungsblöcke sowie der Block 105<br />

nun eine Schlüsselfunktion. In den vorbereitenden<br />

Untersuchungen waren die Flächen als mögliche<br />

„Umstrukturierungsbereiche“ bezeichnet worden.<br />

Das bedeutet, dass durch ihre Umstrukturierung und<br />

Umnutzung Haidhausen als Wohnstandort mit den<br />

entsprechenden Infrastruktureinrichtungen weiterentwickelt<br />

werden konnte. Darüber hinaus mussten<br />

Flächen für Ersatz- und Übergangswohnungen, aber<br />

auch gewerbliche Ersatzflächen ausgewiesen werden,<br />

um den Prozess der Altbausanierung sozialverträglich<br />

und funktionserhaltend in Gang setzen zu<br />

können.<br />

Förmliche Festlegung der Gebiete<br />

Durch die Satzungsbeschlüsse des Stadtrats und<br />

deren Bekanntmachung im Amtsblatt der Landeshauptstadt<br />

München wurden die Bereiche der Blöcke<br />

49, 50, 76 und 105 förmlich festgelegt.<br />

Block 49<br />

Sanierungsgebiet<br />

Festlegung am 17.03.1977<br />

Block 50<br />

Ersatz- und Ergänzungsgebiet<br />

Festlegung am 30.08.1982<br />

Block 76<br />

Sanierungsgebiet<br />

Festlegung am 17.03.1977<br />

Block 105<br />

Ersatz- und Ergänzungsgebiet<br />

Festlegung am 30.01.1980<br />

Die Areale am nördlichen Rand von Haidhausen<br />

und jene südöstlich des Ostbahnhofs<br />

wurden seit der Stadterweiterung<br />

Münchens um 1870 als gewerbliche<br />

Siedlungsflächen bebaut. Gewerbe und<br />

Brauereien ließen sich nach und nach nieder.<br />

Städtische Infrastruktureinrichtungen<br />

belegten große Flächen.<br />

Neben der geschichtlichen Bedeutung von<br />

Gebäuden wie der ehemaligen Direktion<br />

der Pferde bahn oder des ehemaligen<br />

Unionsbräus an der Einstein- beziehungsweise<br />

Kirchenstraße boten diese Areale<br />

große Potenziale als Ersatzflächen im<br />

Rahmen der Stadtteilsanierung.<br />

Für diese Sanierungs- sowie Ersatz- und Ergänzungsgebiete<br />

wurden vom Planungsreferat/Stadtsanierung<br />

im Zusammenwirken mit der Grünplanung Bebauungspläne<br />

aufgestellt. Dabei wurden auch erstmals<br />

Ziele der Grünvernetzung und Wegeverbindungen im<br />

Sanierungsgebiet verwirklicht.


Rosenheimer<br />

Platz<br />

Balanstraße<br />

Johannisplatz<br />

49 50 76<br />

Einsteinstraße<br />

49 50 76<br />

Orleansplatz<br />

Stadterneuerung im Haidhauser Norden<br />

Kirchenstraße<br />

Ostbahnhof<br />

105<br />

105<br />

Stadtkarte 1890<br />

Umstrukturierungsbereiche<br />

Sanierungsgebiet<br />

Haidhausen<br />

förmlich<br />

fest gelegte<br />

Sanierungsgebiete<br />

Umstrukturierungsbereiche<br />

9


10<br />

Sanierungsblock 49<br />

Neues Wohnen auf alten Kellern<br />

Blick in die Geschichte<br />

Grundstücke für Bierlagerkeller<br />

Schon im 18. Jahrhundert erweiterten Münchner<br />

Brauer eien ihre Flächen über die Altstadt hinaus an<br />

den Isarhang nach Haidhausen. Der Grund dafür<br />

war, dass die Nachfrage nach einem stärker gehopften<br />

und weniger verderblichen Sommerbier stetig<br />

anstieg. Dieses Bier musste jedoch 2-3 Monate bei<br />

Temperaturen unter 5° Celsius in Kellern lagern. In<br />

der Altstadt erschwerte der hohe Grundwasserstand<br />

das Anlegen trockener Keller. Die Hänge der Isar<br />

waren daher ideale Standorte für 5-6 Meter hohe<br />

Lagerkeller. Am Gasteig entstand eine regelrechte<br />

Kellerstadt. Aber auch oben auf den Hochterrassen<br />

der Isar im Bereich Haidhausen, wo das Grundwasser<br />

schon stark nach unten wegströmte, ließen sich<br />

Kellergewölbe bis zu 7 Meter unter Gelände trocken<br />

anlegen, um ausreichende Kühlung zu erreichen.<br />

Traditionsreiche Brauereien<br />

Um 1847 bestand an der Einsteinstraße im Bereich<br />

des Sanierungsblocks 49 die kleine Brauerei zur<br />

Schwaige. Diese vergrößerte sich nach der Eingemeindung<br />

Haidhausens zur Brauerei Gambrinus und<br />

weiter bis zur Jahrhundertwende unter dem Firmennamen<br />

Unionsbrauerei Schülein & Co. Auf ihrem<br />

Areal zwischen Einstein- und Kirchen straße entstanden<br />

große Kellergewölbe, Lager- und Verarbeitungshallen<br />

für Hopfen und Malz.<br />

Stadtkarte 1890. 1982 konnte die<br />

Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung<br />

mbH (MGS) das Brauereigelände<br />

mit einer Größe von 17.640 m 2 erwerben.<br />

Städtebaulicher Entwurf des Architekten<br />

Freiherr von Branca und der Landschaftsarchitekten<br />

Leitzmann, Brandhoff, Voß<br />

Das Betriebsgelände erweiterte sich bis zur Jugendstraße<br />

mit allerlei Remisen, Stallungen, Geräte- und<br />

Reparaturgebäuden. Die Flächen standen bis zum<br />

Erwerb durch die MGS 1982 im Besitz der Löwenbräu<br />

AG, die an dem Standort kein Bier mehr braute,<br />

sondern die Gebäude und Flächen verpachtete. Das<br />

Gelände beherbergte zum Zeitpunkt der förmlichen<br />

Festlegung als Sanie rungsgebiet unterschiedliche Betriebe<br />

wie eine Gast stätte mit Diskothek, eine Druckerei,<br />

einen Gebraucht wagenhandel und einen großen<br />

Trödelmarkt.


Ehemaliges Brauereigelände 1991. In der<br />

Mitte bis 5 m unter Gelände freigelegte<br />

Kellergewölbe<br />

Neuordnungs- und Sanierungsziele<br />

Die Wohnnutzungen zu erhalten und zu verbessern<br />

sowie den Bedarf an Ersatzwohnungen für die zahlreichen<br />

sanierungsbetroffenen Mieter zu decken,<br />

waren die wichtigsten Ziele. Der Sanierungsblock<br />

wurde daher auf Grundlage des Beschlusses des<br />

Stadtrats vom 09.09.1983 im späteren Bebauungsplan<br />

als „Allgemeines Wohngebiet“ mit geschlossener<br />

Bauweise und mehrgeschossiger Höhenentwicklung<br />

festgesetzt.<br />

Der gewerbliche Gebäudebestand war bis auf wenige<br />

Ausnahmen nicht erhaltenswürdig. Lediglich das unter<br />

Denkmalschutz stehende ehemalige Gaststätten- und<br />

Brauereiverwaltungsgebäude Einsteinstraße 42, das<br />

Lager- und Betriebsgebäude Kirchenstraße 15 sowie<br />

das alte Sudhaus wurden erhalten. In vertiefenden<br />

Untersuchungen stellten sich die historischen Bierlagerkeller<br />

unter dem Gelände als erhaltenswerte<br />

städtebauliche Besonderheit heraus.<br />

Das 1983 vom Stadtrat verabschiedete Neuordnungskonzept<br />

nahm die von der Landeshauptstadt<br />

München später aufgestellte Leitlinie „Kompakt<br />

Urban Grün“ vorweg. Diese verfolgt eine ausgewogene<br />

Mischung aus relativ dichter Wohnbebauung,<br />

nicht störendem Gewerbe, sozialen und schulischen<br />

Infrastruktureinrichtungen sowie wohnungsnahen<br />

Grünflächen im Quartier.<br />

Zwischennutzung Trödelmarkt auf dem<br />

ehemaligen Brauereigrundstück<br />

Sanierungsblock 49<br />

Das ehemalige Gelände der Löwenbräu AG<br />

zwischen Einstein-, Kirchen- und<br />

Seeriederstraße<br />

Rund 20.000 m 2 Grundstücksfläche wurden durch<br />

den vom Planungsreferat/Stadtsanierung aufgestell<br />

ten und seit 19.05.1989 rechtsverbindlichen<br />

Bebau ungsplan neu geordnet. Darüber hinaus<br />

moder nisierte die MGS 5 Gebäude an der Einstein-,<br />

Seerieder- und Kirchen straße. 4- bis 5-geschossige<br />

Neubauten schlossen den Blockrand, wo sich zum<br />

Teil Baulücken oder Nebengebäude befanden.<br />

Die alten Bierlagerkeller im Zentrum der großen<br />

Gewerbefläche konnten erhalten und für sozio-<br />

kulturelle Zwecke genutzt werden.<br />

Über den zentral darin gelegenen fünf Tonnengewölben,<br />

den ehemaligen Lagerkellern mit einer Grundfläche<br />

von rund 40 m x 50 m, entstand nach dem städtebaulichen<br />

Entwurf des Architekturbüros Freiherr<br />

von Branca eine von der „Inntalbauweise“ inspirierte<br />

Platzgestaltung. Die Einsteinstraße – ehemalige<br />

„Chaussee nach Haag, Erding und Wasserburg“ –<br />

führte zum damaligen „Salzhandelsweg Inntal“. Über<br />

diesen Weg gelangte die spezielle Bauweise der<br />

charakteristischen Arkadenarchitektur von Süd- nach<br />

Mitteleuropa.<br />

Dass die Planung, Neuordnung und Sanierung des<br />

Areals im Block 49 auch kontrovers diskutiert wurde,<br />

macht der Exkurs auf Seite 13 deutlich.<br />

11


12<br />

Sanierungsblock 49<br />

Ehemaliges Brauereigelände<br />

Wohneinheiten 223<br />

Wohn-/Nutzfläche 14.111 m²<br />

Gewerbeeinheiten 11<br />

Gewerbefläche 3.836 m²<br />

Entdeckungen unter der Erde<br />

Auf dem ehemaligen Brauereigelände baute die<br />

Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH<br />

(MGS) 196 Miet- und 27 frei finanzierte Eigentumswohnungen.<br />

Im Zentrum, über den alten Bierlagerkellern<br />

mit den historischen Tonnengewölben, ent -<br />

stand ein zentraler Platz, dessen Bebauung an die<br />

Gebäude der Einstein-, Seerieder- und Kirchenstraße<br />

anschließt. Um diesen urbanen Platz gruppieren sich<br />

fünf grüne Höfe.<br />

Die 5 großen Gewölbehallen von je rund 22 m Länge,<br />

8 m Breite und 5 m Höhe bilden – parallel hintereinander<br />

liegend – das Zentrum der „Kellerstadt“.<br />

Gegenüber den zentralen Gewölben liegen die baulich<br />

ergänzten Kellerräume für einen Jazzclub und ein<br />

kleines Kinder-Kino. Die ältesten Teile der Gewölbe<br />

wurden zu einem Bierkeller der darüberliegenden<br />

Gaststätte „Unionsbräu“ ausgebaut. Dort wurde eine<br />

Hausbrauerei eingerichtet.<br />

Teile der Keller mussten wegen Baufälligkeit abgebrochen<br />

und neu aufgebaut werden. Hier entstanden<br />

unter anderem Räume für ein energetisches<br />

Forschungsprojekt.<br />

Die Hauskeller und Tiefgaragen der Hochbauten<br />

gruppieren sich um die alten Bierkeller. Hier wurde<br />

ein dichtes Netz von Verbindungen und Zugängen<br />

angelegt. Diese dienen zum Teil als Fluchtwege für<br />

die Veranstaltungsbereiche der Gewölbe, als Zugang<br />

von und zu den Tiefgaragen und als Zugänge zu den<br />

Technikräumen.<br />

Modernisiertes, zentrales Tonnengewölbe,<br />

als Foyer genutzt<br />

Forschung und Entwicklung in der Stadterneuerung<br />

Neben den Kernaufgaben der städtebaulichen Erneuerung<br />

beteiligt sich die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung<br />

mbH (MGS) an aktuellen Themen der Bau- und Städtebauforschung,<br />

wie gesundes Wohnklima, Schallschutz im Städtebau,<br />

Energieeinsparung in Wohngebäuden.<br />

Im Block 49 hat die MGS das Forschungsprojekt „Thermochemische<br />

Wärmespeicherung in München/Haidhausen“ des<br />

Bayerischen Zentrums für ange wandte Energieforschung<br />

e.V. (ZAE Bayern) ermöglicht. In einer von einer Grafikschule<br />

genutzten Gewerbeeinheit wurde ein thermochemischer<br />

Speicher erprobt, der nachts Energie aus dem städtischen<br />

Fernwärmenetz speichert und die Wärme durch Zufuhr des<br />

Kondensats in Spitzenlastzeiten wieder abgibt.<br />

Während der Laufzeit von mehr als fünf Jahren bot das Projekt<br />

Forschern aus aller Welt An schauungsmaterial für den Einsatz<br />

von Wärmespeichern in der Praxis.<br />

In einem weiteren Forschungsprojekt des ZAE Bayern wurde<br />

das thermochemische Speichermedium „Zeolit“ zur Speicherung<br />

der Fernwärme für die Klimatisierung der benachbarten<br />

Kellergewölbe eines Jazzclubs eingesetzt. Im umgekehrten<br />

technischen Verfahren kann Wärme aus der Abluft gewonnen<br />

werden.<br />

Das neue Quartier ist über eine Fußgängerachse<br />

von Norden nach Süden an die U-Bahn-Haltestelle<br />

Max-Weber-Platz und die im Süden gelegenen Sanierungsblöcke<br />

angebunden. Die geplante Fußgängerverbindung<br />

von Osten nach Westen, die noch nicht<br />

zu Ende ausgebaut werden konnte, soll den Max-<br />

Weber-Platz mit dem alten Haidhauser Friedhof und<br />

der östlich anschließenden Schule an der Flurstraße<br />

verbinden.


Die Keller des Jazzclubs „Unterfahrt“<br />

vor und nach der Sanierung<br />

Die Neuordnung des Blocks 49 in Haidhausen<br />

Das Neuordnungskonzept für den Block 49 in Haidhausen sah<br />

ursprünglich vor, die Freiflächen für die Schule an der Kirchenstraße<br />

zu erweitern, öffentliche Grünflächen zu schaffen und im<br />

Übrigen Flächen für eine gewerbliche Nutzung vorzusehen.<br />

Die Umsetzung der Sanierungs ziele konnte mit dem Grundstückseigentümer<br />

nicht verwirklicht werden.<br />

1982 kamen die ehemaligen Brauereigrundstücke zum Verkehrswert<br />

auf den Markt und es zeigte sich, dass Stadtsanierung<br />

Chancen eröffnet, Flexibilität erfordert und neue Kooperationen<br />

notwendig macht.<br />

Die Landeshauptstadt München und die Münchner Gesellschaft<br />

für Stadterneuerung mbH (MGS) als Sanierungsträger kamen<br />

übereinstimmend zu der Überzeugung, dass bei privatem Erwerb<br />

der Grundstücke negative Entwicklungen für den Stadtteil<br />

nicht auszuschließen wären. Es galt, die einmalige Chance zu<br />

nutzen und die Grundstücke durch den Sanierungsträger zu<br />

erwerben.<br />

Einerseits war der Erwerb im Kontext der städtischen Entwicklungspolitik<br />

zu sehen, die u. a. von dem Bestreben, neuen<br />

Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zu schaffen,<br />

geprägt war.<br />

Zentraler Platz über den ehemaligen Bierlagerkellern<br />

Exkurs: Konzept versus Realität<br />

Sanierungsblock 49<br />

Andererseits wurde mit dem Erwerb der Grundstücke durch die<br />

MGS – ganz im Sinne der Münchner Linie der sozialen Stadterneuerung<br />

– ein weiteres größeres Areal zur Bebauung mit<br />

Ersatz- und Übergangswohnungen erschlossen. Stadtentwicklungspolitik<br />

und Stadtsanierung verfolgten gleiche Ziele.<br />

Zunächst gelang es nicht, diese veränderte städtebauliche Planung<br />

den Akteuren vor Ort zu vermitteln. Es blieben Bedenken,<br />

dass diese Planung den Stadtteilinteressen entgegenlaufen<br />

würde.<br />

Stadtverwaltung und Sanierungsträger informierten die politischen<br />

Entscheidungsgremien und -träger. In Diskussionen<br />

wurden die Zielvorstellungen fortentwickelt. Trotzdem war<br />

der Planungsprozess von zahlreichen Missverständnissen und<br />

Auseinandersetzungen begleitet. Letztendlich wurde jedoch<br />

Konsens erzielt und es wuchs das Bewusstsein dafür, dass mit<br />

dem Wohnungsbau Positives und Nachhaltiges für den Stadtteil<br />

geschaffen wird.<br />

In der Folge konnte die MGS sehr viele Mieter aus den Altbauten<br />

in die neu gebauten Wohnungen im Block 49 umsetzen; die<br />

Modernisierung weiterer Altbauten konnte in Angriff genommen<br />

werden.<br />

Mit Abschluss der Baumaßnahmen bestätigten sich die positiven<br />

Erwartungen für den Stadtteil Haidhausen: Es wurden<br />

Sozialwohnungen, frei finanzierte Wohnungen, Freiflächen für<br />

die Bewohner, soziale und kulturelle Infrastruktureinrichtungen,<br />

Gewerbeflächen sowie Stellplätze in Tiefgaragen geschaffen.<br />

13


14 Sanierungsblock 49<br />

Einsteinstraße 42<br />

Sanierung Einsteinstraße 42<br />

Wohneinheiten 11<br />

Wohn-/Nutzfläche 1.005 m²<br />

Nutzfläche Ateliers 193 m²<br />

Gaststätte<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

1.916 m²<br />

Kreative Ideen im historischen Areal<br />

Das stattliche Gebäude im Stil deutscher Renaissance<br />

stammt aus dem Jahr 1896, steht unter Denkmalschutz<br />

und diente der ehemaligen Unionsbrauerei<br />

als Gaststätte mit Sälen und Nebenräumen und als<br />

Verwaltungsgebäude.<br />

Eine Besonderheit ist der zweigeschossige Keller<br />

unter dem Hauptgebäude und die daran anschließenden<br />

alten Lagerkeller aus den Jahren 1850–1870. Sie<br />

stammen aus den Anfängen des Brauereistand orts<br />

der alten Brauerei zur Schwaige.<br />

Die Räume im Erdgeschoss sind nach Aufgabe der<br />

Brauerei vorübergehend als Diskothek und die Räume<br />

im 1. Obergeschoss als Auktionshaus und Kunsthandel<br />

genutzt worden.<br />

Im Rahmen der Sanierung und Modernisierung des<br />

Gebäudes gewann die MGS für die Gaststättenräume<br />

und -keller einen geeigneten Pächter, der selbst in<br />

den Ausbau der großen Gaststätte und der dazugehörigen<br />

Keller investierte, unter anderem mit einer<br />

kleinen Privatbrauerei. Die Sanierung und der Umbau<br />

ab dem zweiten Obergeschoss wurden frei finanziert,<br />

da sich die vormaligen Verwaltungsräume nicht wirtschaftlich<br />

in öffentlich geförderten Wohnraum hätten<br />

umgestalten lassen.<br />

Modernisiertes Kellergewölbe Unionsbräu


Früher Sudhaus – heute Grafikschule<br />

Das alte Sudhaus der ehemaligen Brauerei aus dem<br />

Jahr 1882 wurde umgebaut und an eine private Grafikschule<br />

vermietet. Der ungewöhnliche Baukörper,<br />

ein früher gewerblicher Stahlbetonbau mit geschossübergreifenden<br />

alten Fenstern, wurde zu einem<br />

attraktiven Standort. Die MGS ergänzte das Gebäude<br />

durch Veranstaltungs-, Schulungs- und Büroräume.<br />

Freiflächengestaltung<br />

Der Bebauungsplan Nr. 1635 sieht 4 Gemeinschaftsgrünflächen<br />

und ein öffentliches Wegerecht<br />

in Nord-Süd Richtung von der U-Bahn Station Max-<br />

Weber-Platz, Ausgang an der Einsteinstraße, zur<br />

Kirchenstraße vor. An diesen Festsetzungen der<br />

Grünordnung kristallisiert sich eine Vernetzung von<br />

Grün- und Wegestrukturen durch den Blockbereich<br />

zwischen Einstein-, Kirchen- und Seeriederstraße bis<br />

hinein in die einzelnen grünen Höfe. Auf dem zentralen<br />

Platz über den alten Kellern waren Feuerwehrrettungs-<br />

und Fahrflächen erforderlich. Daher wurden<br />

die Gewölbe mit einer tragenden Platte überspannt<br />

und im Zentrum des Platzes eine Grüninsel situiert.<br />

Sanierungsblock 49<br />

Grüninsel auf dem zentralen Platz im Block 49<br />

15


16 Sanierungsblock 49<br />

Einsteinstraße 44<br />

Sanierung Einsteinstraße 44<br />

Wohneinheiten 9<br />

Wohn-/Nutzfläche 620 m²<br />

Gewerbeeinheiten 1<br />

Gewerbenutzfläche<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

44 m²<br />

Das 1876 erbaute Gebäude steht unter Denkmalschutz.<br />

Die MGS modernisierte es 1989 mit öffentlichen<br />

Mitteln.<br />

Einsteinstraße 48<br />

Sanierung Einsteinstraße 48<br />

Wohneinheiten 10<br />

Wohn-/Nutzfläche 756 m²<br />

Gewerbeeinheiten 1<br />

Gewerbenutzfläche<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

91 m²<br />

Innovative Technik für gesundes Wohnen<br />

Das im neubarocken Stil um 1900 erbaute Mietshaus<br />

steht unter Denkmalschutz. Die MGS sanierte<br />

es 1998/99 als Modellprojekt unter energetischen<br />

Gesichtspunkten. Mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus<br />

entstanden 10 moderne Wohnungen und<br />

eine Gewerbeeinheit. Durch die energieeinsparende,<br />

innovative Haustechnik, optimale Dämmung und eine<br />

Wärmeschutzverglasung der Südseite des Gebäudes<br />

wurde der Standard des Niedrigenergiehauses deutlich<br />

unterschritten.<br />

Schlafen bei geschlossenen Fenstern ist durch die<br />

frische, gefilterte Zuluft auch in Räumen an der stark<br />

befahrenen Einsteinstraße möglich. Der kontrollierte<br />

Luftwechsel Energetische Sanierung mit Vorwärmung Einsteinstr. 48(Winter)<br />

verhindert<br />

Kondensation Durchgeführte Maßnahmen und Feuchtigkeitsschäden.<br />

Querschnitt durch energetisch saniertes Gebäude


Kirchenstraße 9<br />

Das Tröpferlbad, früher ein städtisches Brause- und<br />

Wannenbad, steht unter Denkmalschutz und ist<br />

Teil eines neubarocken Gruppenbaus aus dem Jahr<br />

1894/95. Mit der fortschreitenden Stadterneuerung<br />

in Haidhausen wurden die Wohnungen der alten<br />

Mietshäuser zunehmend mit zentraler Warmwasserversorgung<br />

und mit Bädern ausgestattet. Das<br />

Kommunalreferat der Landeshauptstadt München<br />

erwarb das öffentliche Brause- und Wannenbad<br />

von den Stadtwerken und baute es zu einer Kindertagesstätte<br />

um.<br />

Sanierungsblock 49<br />

17


18 Sanierungsblock 49<br />

Kirchenstraße 15<br />

Das ehemalige Brauereigebäude zwischen Einstein-<br />

und Kirchenstraße wurde zuletzt für Verwaltung und<br />

Lagerhaltung der „Löwenbräu“ genutzt. Es steht<br />

unter Denkmalschutz und ist als Eckbau und Mietshaus<br />

in neubarockem Baustil aus dem Ende des<br />

19. Jahrhunderts in der Denkmalliste geführt.<br />

Bei der Sanierung durch die MGS wurden Stahlelemente<br />

des Decken- und Stützentragwerkes zur Innenraumgestaltung<br />

der drei Lofts verwendet. Im Norden<br />

wurde ein neues Treppenhaus ergänzt.<br />

Sanierung Kirchenstraße 15<br />

Wohneinheiten 1<br />

Wohn-/Nutzfläche 171 m²<br />

Lofts (Gewerbe) 3<br />

Gewerbenutzfläche<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

557 m²


Kirchenstraße 27<br />

Sanierung Kirchenstraße 27<br />

Wohneinheiten 14<br />

Wohn-/Nutzfläche 1.484 m²<br />

Gaststätte 1<br />

Gewerbenutzfläche 311 m²<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

Lebendiger Treffpunkt am Kirchplatz<br />

Das stattliche Gebäude an der Ecke Kirchen-/ Seeriederstraße<br />

erwarb die MGS 1982 zusammen mit<br />

den Anwesen der „Löwenbräu“ im Block 49 Haidhausen.<br />

Es wird in der Denkmalliste als „Mietshaus,<br />

schlichte Neurenaissance, mit Doppelbalkon an der<br />

Ecke, um 1870; am Westrand des alten Kirchplatzes“<br />

geführt.<br />

Aufgrund seiner ungewöhnlichen und großzügigen<br />

Wohnungsgrundrisse eignete sich das Gebäude nicht<br />

für eine Modernisierung mit Mitteln des sozialen<br />

Wohnungsbaus. Es entstanden 15 frei finanzierte<br />

Wohnungen, eine technisch neu ausgestattete Gaststätte<br />

und eine kleine Gewerbeeinheit.<br />

Sanierungsblock 49<br />

19


20 Sanierungsblock 50<br />

Straßenbahndepot weicht Wohnungen<br />

Blick in die Geschichte<br />

Mit der Industrialisierung Münchens entwickelten<br />

sich auch die Massenverkehrsmittel. Für Stallungen,<br />

Wartungs- und Abstellhallen der Pferdebahn wurden<br />

außerhalb der Stadt Flächen erschlossen. In<br />

den Jahren 1890-99 entstand an der Einsteinstraße<br />

neben dem „Unionsbräu“ ein Pferdebahndepot mit<br />

Direk tionsgebäude. Die Pferdebahn wurde gegen<br />

Ende des 19. Jahrhunderts durch die elektrifizierte<br />

Tram nach und nach abgelöst. Neue und in der Zahl<br />

zunehmende Waggons überforderten die Gebäude<br />

und Flächen des Depots, das sich 1920 endgültig<br />

als zu klein und veraltet erwies. Das Depot wurde<br />

daher 1926 an die Seeriederstraße auf die Fläche des<br />

Sanierungsblocks 50 ausgelagert und das Direktionsgebäude<br />

an der Einsteinstraße 28 vergrößert.<br />

Auch der Betriebshof für die Straßenbahn an der<br />

Seeriederstraße war im Laufe der Zeit aufgrund der<br />

technischen Entwicklung des Straßenbahnbaus und<br />

der Größe des Fuhrparks unzureichend. Zwischen<br />

1960 und 1963 errichteten die Stadtwerke München<br />

(SWM) daher in Steinhausen am Leuchtenbergtunnel<br />

neue Betriebshallen und Gebäude, sodass die<br />

Nutzung des Betriebshofs an der Seeriederstraße<br />

eingestellt wurde.


Sanierungsblock 50<br />

Block 50 vor der Neuordnung 1981 Block 50 nach der Neuordnung und Neubebauung 1989<br />

Neuordnungs- und Sanierungsziele<br />

Das für den Sanierungsblock 50 auf Basis der vorbereitenden<br />

Untersuchungen entwickelte Nutzungsziel<br />

„gewerbliche Ersatzflächen für die auszulagernden<br />

Handwerks- und Gewerbebetriebe“ erwies sich<br />

inmitten der umliegenden allgemeinen Wohngebiete<br />

als problematisch. Emissionen seitens der<br />

Betriebe oder durch den Lieferverkehr waren nicht<br />

auszuschließen.<br />

Auf Initiative der MGS als Sanierungsträger und<br />

des Planungsreferats/Stadtsanierung erfolgte mit<br />

Beschluss des Stadtrats vom 01.07.1981 die entsprechende<br />

Änderung der Sanierungsziele hin zum<br />

Schwerpunkt „Wohnen“. Diese war ein wichtiger<br />

Erfolg für das neu gegründete Unternehmen, da<br />

hiermit ein entscheidender Schritt getan war, um die<br />

Sanierung insgesamt in Gang zu bringen. Mit den<br />

Neubauten war es möglich, die Mieter aus dem<br />

umfangreichen Altbaubestand umzusiedeln, da eine<br />

Modernisierung dieser Altbauten im bewohnten<br />

Zustand technisch nur sehr schwierig zu bewerkstelligen<br />

und für die Mieter unzumutbar gewesen wäre.<br />

Erleichtert wurde die Änderung des Nutzungsziels<br />

dadurch, dass die MGS für die Gewerbebetriebe<br />

im Block 105 auf einem von der Stadt erworbenem<br />

Grundstück nahe des Ostbahnhofs Ersatzflächen<br />

zur Verfügung stellen konnte.<br />

Nach Verhandlungen mit den Stadtwerken konnte<br />

der Betriebshof von der Landeshauptstadt München<br />

erworben und 1983 in das Treuhandvermögen der<br />

MGS übertragen werden.<br />

Der Bebauungsplan Nr. 1375 weist das Gebiet als<br />

„allgemeines Wohngebiet“ aus. Er sieht für die<br />

Errichtung von Wohnungen zwei Baufelder in geschlossener<br />

Bauweise vor, in Anlehnung an die<br />

städtebauliche Blockstruktur des gründerzeitlichen<br />

Stadtgrundrisses.<br />

Der städtebauliche Entwurf wurde zusammen mit<br />

der Überplanung der Flächen des Sanierungsblocks<br />

49 entwickelt. Dieses gemeinsame Konzept sieht<br />

eine Wegeverbindung für Fußgänger vom Haidhauser<br />

Friedhof bis zum Max-Weber-Platz vor.<br />

21


22 Sanierungsblock 50<br />

Auf dem nördlichen und südlichen Baufeld des<br />

Baugebietes wurden Wohngebäude als großzügige<br />

Karrés angelegt. Sie umschließen geschützte grüne<br />

Spielhöfe für Kinder bis zu 8 Jahren. Die Gebäude<br />

sind beim nördlichen Karré vom grünen Hof, beim<br />

südlichen Karré von der Straßenseite, beziehungsweise<br />

von der Fußgängerachse erschlossen.<br />

Die geplante Fußgängerachse konnte noch nicht<br />

durch den Friedhof bis zur Schule an der Flurstraße<br />

und zum Max-Weber-Platz geführt werden. Im<br />

Osten wird das erst möglich sein, wenn der Friedhof<br />

aufgelassen und im Westen das ehemalige Betriebsgelände<br />

der Stadtwerke neu geordnet wird. Daher<br />

endet die Fußgängerachse im Osten vorläufig in<br />

einer Treppenanlage mit Skulptur des Heiligen<br />

Johannes.<br />

Insgesamt entstanden auf beiden Baufeldern 195<br />

Sozialwohnungen als Ersatz- und Übergangswohnungen<br />

und an der Kirchenstraße 27 geförderte Eigentumswohnungen.<br />

Die Erd geschosszonen bilden zur<br />

Fußgängerachse hin 6 Ladeneinheiten.<br />

Neubau von Wohnungen, Tiefgaragen<br />

und Läden auf dem ehemaligen<br />

Straßenbahnbetriebsgelände<br />

Wohneinheiten 219<br />

Wohn-/Nutzfläche 14.130 m²<br />

Gewerbeeinheiten 6<br />

Gewerbefläche 731 m²<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

Vom Max-Weber-Platz zum Haidhauser Friedhof<br />

Max-Weber-Platz<br />

Eckgebäude zur Fußgängerachse<br />

an der Seerieder Straße<br />

Geplante Wegeverbindungen im städtebaulichen<br />

Entwurf von 1983 vom Haidhauser<br />

Friedhof zum Max-Weber-Platz und<br />

von der Einstein- zur Kirchenstraße<br />

Haidhauser<br />

Friedhof


Grüner Innenhof an der Seeriederstraße<br />

Fußgängerachse, Blick von der<br />

Seeriederstraße nach Osten<br />

Eckgebäude Kirchenstraße/Seeriederstraße<br />

(Kirchplatz)<br />

Sanierungsblock 50<br />

23


24 Sanierungsblock 76<br />

Platz für Spiel, Sport und Spaß<br />

Blick in die Geschichte<br />

Stadtauswärts an der Einsteinstraße, zwischen Flur-<br />

und Lucile-Grahn-Straße, entstand vor 1900 auf dem<br />

früheren Grundstück der Äußeren Wiener Straße 90<br />

ein Betriebshof für die städtische Straßenreinigung.<br />

Auch ein Gebäude mit Gaststätte gehörte dazu.<br />

Nach 1930, als von der ursprünglich geplanten<br />

Ver längerung der angrenzenden Gaisbergstraße<br />

Abstand genommen wurde, vergrößerte die Stadt<br />

den Betriebshof mit einer großen Wagenhalle bis<br />

zur Flurstraße. Durch Ankauf weiterer privater Liegenschaften<br />

rückwärtig der Flurstraße wurden eine<br />

Streusiloanlage und eine Vielzahl von Garagen,<br />

Werkstätten, Wartungs- und Lagerhallen errichtet.<br />

Zum Zeitpunkt der vorbereitenden Untersuchungen<br />

1971 hatte der gesamte Straßenreinigungsbetriebshof<br />

eine Größe von rund 26.000 m 2 erreicht.<br />

Diese Flächen konnten unter Einsatz von Städte bauförderungsmitteln<br />

von der Stadt erworben werden.<br />

Ein Teil der Flächen dient der Ergänzung der Flurschule<br />

durch eine Doppelturnhalle und Sportfreiflächen.<br />

Weitere Flächen sind als Grün- und Spiel flächen<br />

für den Stadtteil und mit einer Anwohnertiefgarage<br />

bebaut worden. Auch hierfür wurden Städtebaufördermittel<br />

eingesetzt. Grundstücke an der Einsteinstraße<br />

wurden für Wohnungsbau und soziale<br />

Einrichtungen genutzt.


Luftbild des Sanierungsblocks 76 aus dem Jahr 1986<br />

Neuordnungs- und Sanierungsziele<br />

Die Ziele der Neuordnung und Sanierung des Blocks<br />

76 sind vom Planungsreferat/Stadtsanierung im<br />

Bebauungsplan Nr. 1165 festgesetzt worden. Diese<br />

sichern vor allem Grün- und Spielflächen für den<br />

Stadtteil und für den Schulsport sowie Flächen für<br />

ein Jugendfreizeitheim und eine Kinderkrippe.<br />

Entsprechend den Sanierungszielen wurden die unter<br />

Denkmalschutz stehenden Wohngebäude an der Flurstraße<br />

2, 14, 20, 24, 30, 32 und 34 modernisiert. In<br />

Verbindung mit dem Neubau von Wohnungen an der<br />

Einsteinstraße 86-88 konnte auch eine Anwohnertiefgarage<br />

mit Einfahrt von der Flurstraße 28 geplant und<br />

realisiert werden.<br />

Sanierungsblock 76<br />

Neuordnung der Flächen des ehemaligen Betriebshofs<br />

der Straßenreinigung an der Einsteinstraße<br />

1991<br />

25


26 Sanierungsblock 76<br />

Flurstraße 24–26<br />

Sanierung Flurstraße 24–26<br />

Wohneinheiten 11<br />

Wohn-/Nutzfläche 766 m²<br />

Gewerbeeinheit 1<br />

Gewerbenutzfläche<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

84 m²<br />

Gebäude mit Denkmalwert<br />

Die nach dem Sanierungskonzept erhaltenswerten<br />

Wohngebäude Flurstraße 24, 26, 30, 32, 34 wurden<br />

von der MGS mit öffentlichen Mitteln modernisiert.<br />

Das in der Mitte des 19. Jahrhunderts bebaute Anwesen<br />

Flurstraße 24–26 ist Teil einer Hausgruppe aus<br />

dieser Zeit. Das Vordergebäude trägt an den Klassizismus<br />

erinnernde Stilelemente. Das Rückgebäude mit<br />

der Hausnummer 26 konnte im Jahr 2001 erhalten<br />

und modernisiert werden, indem die MGS umfangreiche<br />

Mauerteile wegen starken Hausschwammbefalls<br />

austauschte. Balkone und ein ausgebautes Dach<br />

ergänzen den nunmehr zeitgemäßen Wohnraum.


Sanierung Flurstraße 30–32<br />

Wohneinheiten 20<br />

Wohn-/Nutzfläche 1.132 m²<br />

Gewerbeeinheit/Gaststätte 275 m²<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

Flurstraße 30–32<br />

Das viergeschossige Eckhaus Flurstraße 30-32 entstand<br />

um 1870. Zwei Treppenaufgänge erschließen<br />

die oberen Etagen. Das Gebäude beeindruckt in der<br />

exponierten Ecklage mit seiner schlichten spätklassizistischen<br />

Fassade. Die MGS sanierte es 1990.<br />

Hier, wie auch in anderen Sanierungsanwesen, hat<br />

die MGS für den Erhalt einer Münchner Traditionsgaststätte<br />

gesorgt. Der „Mühldorfer Hof“ wurde<br />

denkmalgerecht erneuert und in die Liste der erhaltenswerten<br />

Gaststätten aufgenommen. Das traditionelle<br />

Nebenzimmer konnte erhalten werden und<br />

steht auch Haidhauser Vereinen zur Verfügung.<br />

Sanierung Flurstraße 34<br />

Wohneinheiten 8<br />

Wohn-/Nutzfläche 646 m²<br />

Gewerbeeinheit/Kindergarten 162 m²<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

Flurstraße 34<br />

Sanierungsblock 76<br />

Das Anwesen aus dem Jahr 1870 mit seiner schlichten<br />

spätklassizistischen Fassade präsentiert sich im<br />

Baustil einheitlich mit dem Eckgebäude Flurstraße<br />

30-32. Im Keller und Erdgeschoß befanden sich die<br />

Betriebsräume einer Bäckerei, die im benachbarten<br />

Neubau an der Einsteinstraße 84-86 neue Betriebsräume<br />

bezogen hat. Die Räume im Erdgeschoss des<br />

1989 sanierten Altbaus wurden von der MGS für<br />

einen privaten Kindergarten umgebaut.<br />

27


28 Sanierungsblock 76<br />

Neubau Einsteinstraße 84–86<br />

Nach dem Abbruch der ehemaligen Gebäude Einsteinstraße<br />

88 und 90 konnte die Münchner Gesellschaft<br />

für Stadterneuerung mbH (MGS) ein neues<br />

Gebäude mit 25 Sozialwohnungen als Ersatz- und<br />

Übergangswohnungen und drei Läden im Erdgeschoss<br />

errichten. Die straßenseitigen Gebäude<br />

Flurstraße 30–34 und Einsteinstraße 84–86 liegen<br />

auf einem Flurstück, das rückwärtig durch eine<br />

von der Flurstraße 28 erschlossene Anwohnertiefgarage<br />

mit 76 Stellplätzen unterbaut ist.<br />

Neubau Einsteinstraße 84–86<br />

Wohneinheiten 25<br />

Wohn-/Nutzfläche 1.425 m²<br />

Gewerbeeinheiten 3<br />

Gewerbenutzfläche<br />

Freifläche neu gestaltet<br />

347 m²<br />

Neues Heim im alten Quartier<br />

Bildmitte: Neubau Einsteinstraße 84–86<br />

Begrünte Tiefgarageneinfahrt<br />

an der Flurstraße 28<br />

Blumenladen an der Einsteinstraße 84–86


Einsteinstraße 90–94 Rückseite/Garten<br />

Neubau Jugendfreizeitheim Einsteinstraße 90–94<br />

Nach Abbruch aller ehemaligen Betriebsgebäude der<br />

Straßenreinigung entstanden an der Einsteinstraße<br />

90–94 unter Verwendung von Mitteln der Städtebauförderung<br />

eine Jugendfreizeitstätte, Räume zur<br />

Beratung Jugendlicher und 12 Sozialwohnungen. Die<br />

Maßnahme führte die Landeshauptstadt München<br />

1984 durch.<br />

Neubau Einsteinstraße 90–94<br />

Sanierungsblock 76<br />

29


30 Sanierungsblock 105<br />

Vom Lagerhaus zum Gewerbehof<br />

Blick in die Geschichte<br />

Mit dem Bau des Ostbahnhofs 1874 siedelten sich<br />

Gewerbebetriebe stadtauswärts an, für die die<br />

Anbindung an den Schienenverkehr und der Ausbau<br />

der Transportmöglichkeiten einen Standortvorteil<br />

bedeuteten. Nach und nach nutzten Lageristen wie<br />

„M. Kustermanns Lagerhaus & Giesserei“, „Holzlagerplatz<br />

von L. Jäger u. Com.“ und die „Münchner<br />

Lagerhäuser Ost C. Schmederer“ den Schienenweg<br />

und bauten ihre Standorte aus. Auf dem Gelände des<br />

ehemaligen Sanierungsblocks 105 siedelte sich 1870<br />

die „Wagon & Eisenbahnbedarfs Fabrik München“ an.<br />

Aus der „Wagon & Eisenbahnbedarfs Fabrik“ wurden<br />

1890 „Lagerhäuser der Bay. Handelsbank“. In dieser<br />

Zeit wird auch die Friedenstraße ausgebaut. Bis etwa<br />

1970 nutzte der Lagerist „Fa. Rhenania-Gesellschaft“<br />

das Gelände des Blocks 105, bevor es 1977 von der<br />

Landeshauptstadt München für die Stadtteilsanierung<br />

Haidhausen als gewerbliches Ersatz- und Ergänzungsgebiet<br />

erworben wurde.<br />

Neuordnungs- und Sanierungsziele<br />

Nach Stadtratsbeschluss vom April 1979 führte die<br />

Landeshauptstadt München auf dem Areal vorbereitende<br />

Untersuchungen durch. Im Juli 1979 beschloss<br />

der Stadtrat die Satzung für das Ersatz- und Ergänzungsgebiet<br />

Block 105. Das Gelände wurde 1982 in<br />

das Treuhandvermögen der Münchner Gesellschaft<br />

für Stadterneuerung mbH (MGS) übertragen, um die<br />

Verlagerung störender Gewerbebetriebe aus dem<br />

Sanierungsgebiet, die Errichtung von gewerblichen<br />

Ersatzgebäuden weitgehend in die Hand des Sanierungsträgers<br />

zu legen. Für das Gelände wurde vom<br />

Planungsreferat/Stadtsanierung ein Bebauungsplan<br />

mit Grünordnung (Nr. 1799) aufgestellt. Er setzt 6 Gewerbegebiete,<br />

die als Ersatz- und Ergänzungsflächen<br />

für Gewerbe aus dem Sanierungsgebiet Haidhausen<br />

dienen, eine öffentliche Straßenverkehrsfläche für<br />

die Erschließung und umfangreiche Grünflächen fest.<br />

Unter anderem wird der vorhandene Gehölzbestand<br />

als öffentliche Grünfläche und ein Streifen Pioniergehölz<br />

auf einem ehemaligen Bahngleis zum Erhalt<br />

festgesetzt (Biotope). Ein Bus-Park+Ride Parkplatz<br />

wurde aus der Verkehrsentwicklungsplanung und das<br />

Verwaltungsgebäude der ehemaligen Firma Rhenania<br />

als Denkmal in den Bebauungsplan übernommen. Die<br />

laufende Bebauungsplanung im Rahmen des Projektes<br />

„Rund um den Ostbahnhof“ wird zu Änderungen<br />

des Bebauungsplans Nr. 1799 führen.<br />

Den sanierungsbetroffenen Betrieben wurden anfangs<br />

auf dem Areal Grundstücke zum Kauf angeboten.<br />

Kaum einer der Betriebe war wirtschaftlich in<br />

der Lage, Eigentum zu erwerben. Vielmehr bestand<br />

ein großer Bedarf an Mietflächen unterschiedlichen<br />

Zuschnitts. Entsprechend dieser Anforderungen<br />

konzipierte die MGS auf dem Areal einen Gewerbehof<br />

mit gestapelten Gewerbeflächen und Einheiten<br />

in variabler Größe und Ausstattung. Mit der Entwicklung<br />

dieses beispielgebenden Gewerbehofkonzepts<br />

für die Stadtsanierung begann ein grundsätzliches<br />

Umdenken von der extensiven Parzellen- zur intensiven<br />

Gewerbehofbebauung.


Blick auf das ehemalige Ersatz- und Ergänzungsgebiet<br />

an der Frieden-/Haager Straße 1983<br />

Blick auf das ehemalige Ersatz- und Ergänzungsgebiet<br />

an der Frieden-/Haager Straße 2008<br />

Sanierungsblock 105<br />

105<br />

Ausschnitt aus einem Stadtplan<br />

aus dem Jahr 1890<br />

31


32<br />

Sanierungsblock 105<br />

Moderne Gewerbeflächen – flexibel nutzbar<br />

Neubau des Gewerbehofs am Ostbahnhof<br />

Das Konzept des Gewerbehofs sieht mehrgeschossige<br />

Gewerbegebäude mit Deckentraglasten bis zu<br />

1.5 Tonnen pro m² Nutzfläche und Lastenaufzüge mit<br />

hoher Nutzlast vor. Die Gewerbeeinheiten werden<br />

flexibel zugeschnitten und besitzen technisch vielseitig<br />

nutzbare Versorgungsschächte für verschiedene<br />

Gewerbe. Der Gewerbehof wurde in drei Abschnitten<br />

realisiert.<br />

1983: Bauabschnitt 1 – Haager Straße 2-10<br />

4.200 m² Nutzfläche<br />

1987: Bauabschnitt 2 – Friedenstraße 18-18a<br />

6.200 m² Nutzfläche<br />

2001: Bauabschnitt 3 – Haager Straße 5-11<br />

15.700 m² Nutzfläche<br />

26.100 m² Nutzfläche insgesamt<br />

Gewerbehof Haager Straße 5–11<br />

Der erste Bauabschnitt ist sehr schlicht mit Erdgeschoss<br />

und einem Obergeschoss konzipiert. Durch<br />

Absenkung der rückwärtigen Grundstücksfläche auf<br />

das Niveau des Untergeschosses stehen praktisch<br />

zwei Erdgeschosszonen, die für die Betriebe zur<br />

Anlieferung notwendig sind, zur Verfügung.<br />

Der zweite Bauabschnitt konnte durch eine geteilte<br />

Finanzierung zwischen der Münchner Gesellschaft<br />

für Stadterneuerung mbH (MGS) und dem Referat für<br />

Arbeit und Wirtschaft hergestellt werden.<br />

Die Lage des dritten Bauabschnitts wurde zwischen<br />

MGS und Landeshauptstadt München kontrovers<br />

Verbindungsbrücken zwischen Gewerbehof<br />

Haager Straße 5–11 und Parkhaus<br />

diskutiert. Während die MGS zunächst einen Standort<br />

unmittelbar an der Friedenstraße vorzog, hatte<br />

die Verwaltung diesen Bereich schon im Rahmen der<br />

städtebaulichen Planung „Rund um den Ostbahnhof“<br />

für eine höherwertige Nutzung vorgesehen. Die MGS<br />

realisierte schließlich ein 130 Meter langes, 20 Meter<br />

tiefes, vier- bis fünfgeschossiges Gewerbegebäude<br />

mit vier Erschließungskernen, welches parallel zur<br />

neu angelegten Haager Straße angeordnet ist.<br />

Die Erschließung für eine reibungslose Andienung<br />

wurde optimiert. Straßenseitig liegt eine Kurzparkzone<br />

vor dem Gebäude. Eine 10 Meter breite LKW-<br />

Lieferstraße im Einbahnverkehr auf der Rückseite<br />

dient der Anlieferung von schweren Lasten über<br />

eigene Aufzüge. Das Parkhaus mit 571 Stellplätzen<br />

liegt an der Lieferstraße gegenüber dem Gewerbegebäude<br />

und ist mit ihm verbunden. Über PKW- sowie<br />

Fußgängerbrücken kann das Gebäude zusätzlich<br />

vom Parkhaus angedient werden. Zulieferer können<br />

über Brücken im 1. und 2. Obergeschoss direkt in<br />

die Betriebseinheit einfahren. Das Parkhaus weist<br />

für die Befahrbarkeit mit Kleintransportern größere<br />

Geschosshöhen und Deckenbelastbarkeiten für Fahrzeuge<br />

mit zulässigem Gesamtgewicht bis 3,5 t auf.<br />

Insgesamt wurden in dem Gewerbehof 66 Betriebe<br />

untergebracht, davon 38 aus dem Sanierungsgebiet<br />

Haidhausen. 28 Betriebe konnten als Wirtschafts förderungsmaßnahme<br />

der Landeshauptstadt Mün chen<br />

Räume anmieten. In Folge der Verlagerung der Be -<br />

trie be aus dem Sanierungsgebiet wurden dort auf 35<br />

Grundstücken begrünte Freiflächen mit Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten<br />

für die Anwohner geschaffen.


Haager Straße Öffentliche Grünfläche und Biotop<br />

im Block 105<br />

Bau der Haager Straße<br />

Zur Erschließung der neu geschaffenen Gewerbeflächen<br />

wurde die Haager Straße gebaut. Die MGS<br />

hat diese Maßnahme in enger Zusammenarbeit mit<br />

dem Baureferat der Landeshauptstadt München<br />

und unter Einsatz von Städtebauförderungsmitteln<br />

durchgeführt.<br />

Biotopfläche<br />

Grünfläche und Biotop am ehemaligen<br />

Bahngleis hinter dem Gewerbehof Haager<br />

Straße 4–10<br />

Sanierungsblock 105<br />

Auf Teilen des Gewerbegeländes hatte sich eine<br />

schützenswerte Baum- und Buschvegetation entwickelt,<br />

die mit landschaftspflegerischen Maßnahmen<br />

und unter Einsatz von Städtebaufördermitteln als<br />

Biotop erhalten wird.<br />

33


34 Fördermittel<br />

Verwendete Fördermittel<br />

Sanierungsblöcke 49, 50, 76 und 105 Haidhausen<br />

Die Stadtteilsanierung Haidhausen wurde überwiegend<br />

mit öffentlichen Mitteln finanziert. Wie das<br />

Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(RWI) 2004 ermittelt hat, löst die Städtebauförderung<br />

das 1,4fache an weiteren öffentlichen<br />

Mitteln und nochmals das 6,3fache an privaten<br />

Investitionen der eingesetzten Städtebauförderungsmittel<br />

aus.<br />

Die nachstehende Tabelle zeigt den Mitteleinsatz in<br />

den Sanierungsblöcken 49, 50, 76 und 105 Haidhausen<br />

im Detail.<br />

Für den Einsatz von Städtebauförderungsmitteln gilt<br />

das Subsidiaritätsprinzip, d.h. die Förderung einer<br />

Sanierungsmaßnahme setzt voraus, dass die Kosten<br />

nicht anderweitig gedeckt werden können. Der<br />

Sanierung Haidhausen Block 49, 50, 76 und 105<br />

und verwendete öffentliche Fördermittel Gesamt<br />

Fördersatz (= Anteil der Finanzhilfen an den förderfähigen<br />

Kosten) beträgt in Bayern grundsätzlich 60 %.<br />

Maßnahmen werden nur insoweit gefördert, als sie<br />

Gebietsbezug haben.<br />

Bei den Maßnahmen zur Vorbereitung der Sanierung,<br />

den Ordnungsmaßnahmen und der Schaffung von<br />

sozialen, schulischen und kulturellen Einrichtungen<br />

wurden Städtebauförderungsmittel sowie zusätzliche<br />

Eigenmittel der Landeshauptstadt München<br />

verwendet.<br />

Für den Wohnungsbau wurden städtische und<br />

staatliche Mittel entsprechend den Förderbestimmungen<br />

für den sozialen Wohnungsbau eingesetzt,<br />

ergänzt durch Kapitalmarktmittel und – nachrangig –<br />

S t ä d te b a u fö r d e r u n g s m i t te l .<br />

StBauF-<br />

Mittel 1)<br />

EUR<br />

davon<br />

WoBau-<br />

Mittel 2)<br />

EUR<br />

Sonstige<br />

Mittel 3)<br />

EUR<br />

EUR<br />

Maßnahmen zur Vorbereitung der Sanierung<br />

Städtebauliche Planungen, Untersuchungen,<br />

Bautechnische Gutachten, Beteiligungsverfahren<br />

446.394 294.504 0 151.890<br />

Erwerb von Grundstücken zur Durchführung von Wohnungsbau,<br />

Gewerbe, Infrastruktur<br />

Ordnungsmaßnahmen<br />

33.889.437 15.652.728 0 18.236.709<br />

Beseitigung von Gebäuden, Schuppen, Grenzmauern,<br />

Entschädigungszahlungen<br />

2.815.771 2.720.626 0 95.145<br />

Umzug von Bewohnern, Sozialplankosten, Verlagerung von<br />

Betrieben<br />

1.027.223 723.701 0 303.522<br />

Grenzfeststellungen, Sicherungsmaßnahmen, Beweissicherungsgutachten,<br />

Ver- und Entsorgungsanlagen, Sonstiges<br />

Durchführung von Bau- und Erschließungsmaßnahmen<br />

175.851 166.442 0 9.409<br />

Neubau von geförderten und frei finanzierten Wohn-/Gewerbeeinheiten,<br />

Gewerbehöfen und Tiefgaragenstellplätzen<br />

119.096.684 884.791 28.591.687 89.620.206<br />

Modernisierung von geförderten und frei finanzierten Wohn- und<br />

Gewerbeeinheiten<br />

23.071.890 2.076.455 2.793.259 18.202.176<br />

Schaffung von sozialen, schulischen und kulturellen<br />

Einrichtungen<br />

17.533.608 12.367.153 0 5.166.455<br />

Ausbau von Straßen, Plätzen, Grünanlagen 1.012.923 824.667 0 188.256<br />

Summe gesamt: 199.069.781 35.711.067 31.384.946 131.973.768<br />

1) Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm – Grundprogramm<br />

2) Städtische und staatliche Wohnungsbaumittel<br />

3) Eigenmittel der Landeshauptstadt München, Kapitalmarktmittel,<br />

Mittel der Stellplatzablöse


Publikationsreihe Dokumentation Sanierung<br />

Dokumentation 01<br />

Sanierung der Feldmüllersiedlung<br />

in Giesing,<br />

Veröffentlichung 2006<br />

Dokumentation 02<br />

Stadtteilsanierung<br />

Haidhausen<br />

Soziale Stadterneuerung<br />

in München,<br />

Veröffentlichung 2008<br />

Dokumentation 03<br />

Stadtteilsanierung<br />

Haidhausen<br />

Neue Flächen für Wohnen<br />

und Gewerbe,<br />

Veröffentlichung 2008<br />

Impressum<br />

35<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt<br />

Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS)<br />

Haager Straße 5<br />

81671 München<br />

Tel. 089.233-339 00<br />

Fax 089.233-339 89<br />

mgs@mgs-muenchen.de<br />

www.mgs-muenchen.de<br />

in Zusammenarbeit mit der<br />

Landeshauptstadt München<br />

Referat für Stadtplanung und Bauordnung<br />

Hauptabteilung III – Stadtsanierung und Wohnungsbau<br />

und Hauptabteilung II/50 Grünplanung<br />

Projektteam MGS<br />

Rüdiger Munderloh<br />

Dr. Michael Hohenester<br />

Anke Witzel<br />

Redaktion/Gestaltung<br />

Büro Baumeister, München<br />

www.buero-baumeister.de<br />

Bildnachweise<br />

Edward Beierle<br />

Christine Dempf<br />

Ingrid Scheffler<br />

MGS<br />

München, Oktober 2008<br />

Dokumentation 04<br />

Stadtteilsanierung<br />

Haidhausen<br />

Die Herbergen und ihre<br />

Nach-barschaft,<br />

Veröffentlichung 2009<br />

Dokumentation 05<br />

Stadtteilsanierung<br />

Haidhausen<br />

Das gründerzeitliche<br />

Haidhausen,<br />

Veröffentlichung 2009<br />

Dokumentation 06<br />

Zeitzeugendokumente<br />

zur Stadtteilsanierung<br />

Haidhausen,<br />

Veröffentlichung 2009

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