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Brauchtum Weinseliger Erntedank Brauchtum ... - Rheinkiesel

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<strong>Brauchtum</strong><br />

<strong>Weinseliger</strong><br />

<strong>Erntedank</strong><br />

Oberkassel<br />

Die wahre Geschichte vom<br />

„Oberkasseler Menschen“<br />

Linz<br />

Franna Schmitz – der Dichter<br />

mit dem Werkzeugkasten<br />

15 Seiten Veranstaltungstips<br />

• Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef<br />

• Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • Linz<br />

Erpel<br />

Von Bacchus und seinem<br />

Blumenkorso<br />

Natur<br />

Kreuzkröte – ein Amphib<br />

mit Pioniergeist<br />

09<br />

September 2011<br />

15. Jahrgang


Leihgebühr:<br />

Mo bis Do tägl. € 30,<br />

Fr, Sa oder So € 50<br />

incl. MWSt.,<br />

bei Selbstabholung<br />

und eigenem Betrieb.<br />

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Information, Beratung und Verkauf: Ralf Joswig • Im Sand 62 • 53619 Rheinbreitbach<br />

Telefon: 0 22 24 / 96 18 37 • E-Mail: ralf.joswig@gmx.de • Mobil: 0177 / 456 66 35


Liebe Leserin<br />

und lieber Leser,<br />

in diesen Wochen machen sich die<br />

Winzer in den letzten verbliebenen<br />

Weinbergen unserer Region<br />

an die schönste Arbeit des Jahres:<br />

die Weinlese. Einst luden sie ihre<br />

Mitarbeiter und Helfer zu einem<br />

ausgelassenen Fest ein, sobald die<br />

letzte Traube in der Kelterei war.<br />

Auch heute noch können wir auf<br />

zahlreichen Weinfesten in unserer<br />

Region Schwelgen wie Bacchus.<br />

Mehr über die Tradition der Weinund<br />

Winzerfeste lesen Sie auf Seite<br />

4ff. Besonders beliebt ist seit eh<br />

und je das Erpeler Weinfest, zu<br />

dem der beschauliche Ort vom<br />

17. bis zum 20. September einlädt.<br />

Insbesondere um den berühmten<br />

Blumenkorso ranken sich zahlreiche<br />

Anekdoten, von denen<br />

Erwin Bidder einige zu berichten<br />

weiß: Hoch leben Rhein und<br />

Wein! (Seite 7 bis 9).<br />

Ähnlich wie die Weinreben liebt es<br />

auch die Kreuzkröte sonnig und<br />

warm. Das kleine Amphib ist ein<br />

echter Überlebenskämpfer, finden<br />

die Tiere doch heutzutage kaum<br />

noch die Brachlandschaften, die sie<br />

zum Laichen unbedingt benötigen.<br />

Unser langjähriger rheinkiesel-<br />

Autor, Diplom-Biologe Ulrich<br />

Sander, berichtet für Sie auf den<br />

Seiten 10 bis 12 vom Leben am<br />

Limit.<br />

Stets ist das kleine Kriechtier auf<br />

der Suche nach neuen Lebensräumen<br />

– ein Paradebeispiel für die<br />

Flexibilität, die viele Unternehmen<br />

heutzutage ihren Mitarbeitern<br />

abverlangen. Lukrativer Umzug<br />

hat Rechtsanwalt Christof Ankele<br />

seine Rubrik „Ihr Geld“ überschrieben,<br />

denn bei beruflich bedingten<br />

Ortswechseln kann man<br />

zahlreiche Kosten steuerlich geltend<br />

machen – und damit unter<br />

Umständen einen Haufen Geld<br />

vom Finanzamt zurückerhalten<br />

(Seite 13).<br />

Es war eine Sensation, als ein Arbeiter<br />

im Oberkasseler Steinbruch<br />

am 12. Februar 1914 menschliche<br />

Überreste entdeckte. Viele Wissen-<br />

schaftler haben sich der Analyse<br />

der eiszeitlichen Skelette gewidmet.<br />

Doch wissen Sie, wer Das Grab<br />

im Steinbruch wirklich entdeckt<br />

hat? Lesen Sie die wahre Geschichte<br />

von Karl Schumacher auf<br />

den Seiten 14. Sein Großvater<br />

Engelbert Nolden mußte täglich<br />

im Steinbruch Am Stingenberg<br />

Schwindelfrei in steinernen<br />

Höhen arbeiten und hat seinem<br />

Enkel zahlreiche Geschichten von<br />

seiner harten Arbeit überliefert<br />

(Seite 15).<br />

Egal, ob einst im Steinbruch oder<br />

heutzutage bei der Installation von<br />

Heizung, Bad & Co: Den meisten<br />

Männern, die kräftig zupacken<br />

können, traut man nicht unbedingt<br />

zu, daß sie sich in ihrer Frei-<br />

Impressum<br />

Editorial<br />

zeit mit Gedichten beschäftigen,<br />

geschweige denn sogar welche verfassen.<br />

Doch in dem Linzer Gas-<br />

Wasser-Installateurmeister Franna<br />

Schmitz steckt tatsächlich Der<br />

Dichter mit der Frauenseele. Ich<br />

hatte kürzlich das Vergnügen, ihn<br />

zu treffen – das Porträt und ausgewählte<br />

Gedichte von Franna<br />

Schmitz lesen Sie auf Seite 16/17.<br />

Zum guten Schluß darf auch wieder<br />

unsere beliebte Doppelseite<br />

für die jungen (und jung gebliebenen)<br />

Leser nicht fehlen: Unser<br />

Kieselchen widmet sich in diesem<br />

Monat auf den Seiten 18/19 den<br />

Geflügelten Nachtgeistern – gemeint<br />

sind Motten und Nachtfalter.<br />

Einen sonnigen September mit so<br />

manch gutem Tropfen und eine<br />

spannende Lektüre unseres Heftes<br />

wünscht Ihnen<br />

Titelbild: Deutsches Weininstitut (DWI)<br />

Erscheinungsweise:<br />

monatlich, jeweils zum Monatsende<br />

Redaktions- und Anzeigenschlußtermin:<br />

15. des Vormonats<br />

Verteilte Auflage: 15.000 Exemplare<br />

Druckunterlagen: nach Absprache<br />

(auch als pdf-, eps-, tif- oder jpg-Datei)<br />

Herausgeber: Verlag, Vertrieb und Anzeigenverwaltung<br />

Quartett-Verlag, Erwin Bidder,<br />

Im Sand 56, 53619 Rheinbreitbach,<br />

Tel. 0 22 24 / 7 64 82, Fax 0 22 24 / 90 02 92,<br />

info@rheinkiesel.de<br />

Redaktion: Rechtsanwalt Christof Ankele, Erwin Bidder<br />

(verantwortlich), Julia Bidder, Paulus Hinz,<br />

Ulrich G. Sander, Karl Schumacher<br />

Gestaltung: DesignBüro Blümling, Köln,<br />

mail@bluemlingdesign.de<br />

Illustrationen: Erwin Bidder, Julia Bidder, <strong>Brauchtum</strong>sverein<br />

Freunde des Erpeler Weinfestes e.V., Matthias<br />

Krüger (Berlin), Andreas Pacek, Neuwied,<br />

Pixelio/Simone Peter/Uwe Steinbrich/Thorben<br />

Wengert, Stadtentwicklungs- und Touristikgesellschaft<br />

Linz am Rhein mbH, Tourismus<br />

Siebengebirge GmbH, Ulrich Sander, Wikipedia<br />

Anzeigen: Erwin Bidder (Verlag), Tel.: (0 22 24) 7 64 82<br />

Abonnements: Einzelheft € 2,50, Jahresbezugspreis € 30,-<br />

(Zustellung per Post), Bestellungen sind<br />

an den Verlag zu richten<br />

Druck: SZ Offset-Druck Schallowetz GmbH, St. Augustin<br />

Internet: www.rheinkiesel.de, erstellt von<br />

Rhein@Net Ansgar Federhen<br />

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September 2011 3


<strong>Brauchtum</strong><br />

Schwelgen<br />

wie Bacchus<br />

Die malerischen Weinhänge und den guten Rebensaft verdanken<br />

wir den Römern. Grund genug, sich wenigstens einmal<br />

im Jahr bei Bacchus, dem römischen Weingott, zu bedanken:<br />

bei einem der zahlreichen Weinfeste in unserer Region.<br />

Schon die alten Griechen glaubten,<br />

daß der Wein, den man auf<br />

den damals üblichen Weinfesten<br />

trank, eine besondere Wirkung auf<br />

die Gesundheit habe. Laut dem<br />

„Handwörterbuch des Deutschen<br />

Aberglaubens“ ist Wein in Märchen<br />

das Lebenselixier schlechthin.<br />

Wein verleiht seinen Trinkern<br />

Zauberkräfte und macht zum<br />

Beispiel Kämpfer unbesiegbar.<br />

Ihrem Ursprung nach sind die<br />

meisten Weinfeste <strong>Erntedank</strong>feste,<br />

denn einst war der Weinbau – und<br />

damit auch das Weinfest - ein<br />

wichtiger Wirtschaftsfaktor vor<br />

Ort. Männer, Frauen und Kinder<br />

halfen gleichermaßen bei der<br />

anstrengenden Traubenlese mit.<br />

Nach der Lese galt es, das Ergebnis<br />

4 September 2011<br />

zu feiern. Mancherorts wartete<br />

man mit dem Weinfest, bis der<br />

erste leicht vergorene Traubenmost<br />

(„Federweißer“) zur Verfügung<br />

stand – so auch heute noch<br />

in Bad Hönningen. Oder die<br />

Weinbauern luden zum Fest,<br />

wenn die Weinreben ihre Blüten<br />

angesetzt hatten: das sogenannte<br />

Weinblütenfest, wie es heutzutage<br />

noch in Oberdollendorf und in<br />

Bad Hönningen im Juni gefeiert<br />

wird.<br />

<strong>Weinseliger</strong><br />

<strong>Erntedank</strong><br />

Doch meist feierten die Helfer<br />

ausgelassen, sobald die anstrengende<br />

Arbeit der Ernte beendet<br />

Gesellige Runde beim Weinfest: Aus Fremden werden Freunde<br />

Im Rotweinstädtchen Unkel regiert Burgundia Marion I.<br />

war. Hinweise auf solche Feiern<br />

finden sich schon im Alten Testament<br />

der Bibel, etwa im „Laubhüttenfest“,<br />

das sieben Tage lang<br />

gefeiert werden soll. Belege für<br />

entsprechende Feiern hierzulande<br />

stammen aus dem frühen Mittelalter.<br />

„Traditionell verköstigten die<br />

Weingüter ihre Helfer während<br />

der Weinlese und geizten besonders<br />

mit Wein nicht. Die gemeinsame<br />

Arbeit im Weinberg gipfelte<br />

in einem Fest, das die Anstrengung<br />

der vergangenen Wochen vergessen<br />

lassen sollte und bei dem<br />

die Arbeiter ihren Lohn erhielten<br />

– übrigens meist in Naturalien“,<br />

berichtet Alois Döring in seinem<br />

Buch „Rheinische Bräuche durch<br />

das Jahr“. In diesen Feiern haben<br />

auch die meisten Wein- und Winzerfeste<br />

in unserer Region ihren<br />

Ursprung. Meist schenken die<br />

Weinkönigin und der Weingott<br />

Bacchus freigiebig den edlen Tropfen<br />

aus. In den malerischen Gassen<br />

von Rhöndorf, Linz, Königswinter<br />

und Erpel reiht sich Weinstand<br />

an Weinstand und lädt zum<br />

Probieren so manch edlen Tröpfchens<br />

ein. Auch für das leibliche<br />

Wohl und für Musik wird traditionell<br />

bestens gesorgt. Mancher-


Für Weinliebhaber<br />

(und solche, die es werden wollen)<br />

2. bis 4. September<br />

Weinfest auf dem Ziepchensplatz in Rhöndorf<br />

2. September<br />

19.00 Uhr Eröffnung<br />

20.00 Uhr Aufzug der Weinkönigin mit dem Spielmannszug<br />

TV Eiche, danach musikalische Unterhaltung<br />

mit der Gesangsgruppe „Drei Nejer un en Bunn“<br />

3. September<br />

16.00 Uhr Weinstände geöffnet<br />

19.00 Uhr Weinfeststimmung mit dem Alleinunterhalter<br />

Horst Krohm<br />

4. September<br />

12.00 Uhr Weinstände geöffnet<br />

13.00 Uhr Traktorentreffen<br />

15.00 Uhr Korso durch Rhöndorf<br />

17.00 Uhr Es spielt die Rock Company.<br />

<strong>Brauchtum</strong><br />

2. bis 4. September<br />

Unkeler Wein- und Heimatfest<br />

in der historischen Altstadt<br />

4. September<br />

ab 10.30 Uhr Weinstände geöffnet<br />

ab 13.00 Uhr spielen die Bläserfreunde Niederdollendorf<br />

14.00 Uhr Historischer Umzug durch die Altstadt<br />

14.30 Uhr Ankunft der Weinkönigin mit dem Weinschiff und<br />

Empfang an der Rheinpromenade<br />

15.00 Uhr Begrüßung der Gäste auf dem Festplatz durch<br />

die Weinkönigin, anschl. Fähndelschwenken<br />

ab 16.00 Uhr musikalische Unterhaltung durch das Blasorchester<br />

Bruchhausen<br />

9. bis 11 September<br />

Leutesdorfer Winzerfest<br />

auf dem Festplatz am Rhein<br />

9. bis 12. September<br />

Winzerfest in Linz<br />

auf dem historischen Marktplatz<br />

(siehe Seite 24)<br />

16. bis 19. September<br />

Weinfest in Erpel<br />

Sonntag, 18. September, ab 15 Uhr<br />

Blumenkorso im historischen Ortskern von Erpel<br />

(siehe Seite 7ff)<br />

30. September bis 3. Oktober<br />

Winzerfest in Königswinter<br />

Marktplatz in der Altstadt<br />

30. September bis 3. Oktober<br />

Dattenberg Winzerfest und <strong>Erntedank</strong><br />

auf dem Marktplatz<br />

Traditioneller Trachtenumzug am Sonntag<br />

30. September bis 3. Oktober<br />

Weinfest in Rheinbrohl am Caput Limitis<br />

auf dem Römerplatz / Marktplatz<br />

4. bis 6. November 2011<br />

Federweißefest in Bad Hönningen,<br />

Alter Schulplatz<br />

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September 2011 5


<strong>Brauchtum</strong><br />

orts richten die Veranstalter sogar<br />

Umzüge aus, etwa in Erpel der<br />

berühmte, liebevoll gestaltete<br />

„Blumenkorso“ oder bei<br />

Trachtenumzügen. In Unkel lädt<br />

der Heimat- und Geschichtsverein<br />

zur abendlichen „Lampionfahrt<br />

auf Vater Rhein“.<br />

Tradition und<br />

Propaganda<br />

Dabei ist die Geschichte der Weinfeste<br />

durchaus wechselvoll: Wie bei<br />

so vielen deutschen Bräuchen,<br />

bemächtigten sich die Nazis auch<br />

der Weinfeste für ihre Zwecke. Sie<br />

ermöglichten den Winzern gute<br />

Werbe- und Absatzmöglichkeiten,<br />

vermischten jedoch die Traditionen<br />

mit dem Zweck, ihre eigene Propaganda<br />

zu vertreiben: „Wein ist<br />

Volksgetränk, Erzeugnis deutscher<br />

Erde und fleißiger Winzerarbeit“,<br />

hieß es damals.<br />

Heutzutage sind die Weinfeste<br />

wieder frei von Ideologie, wenn<br />

auch nicht unbedingt frei von<br />

Kommerz: Die Veranstalter solcher<br />

Feste sind übrigens beileibe nicht<br />

nur Weinbauvereine und Winzer,<br />

sondern auch Gemeindeverwaltungen,<br />

sonstige Vereine und Werbegemeinschaften<br />

oder Verkehrsvereine.<br />

Weinfest ohne<br />

Winzer?<br />

Zugegeben: Nicht alle Ortschaften,<br />

die heutzutage Weinfeste ausrichten,<br />

betreiben noch Weinbau. So<br />

auch in Erpel, wo der letzte Weinberg<br />

der Gemarkung 1970 aufge-<br />

6 September 2011<br />

... und nach der Lese wird gefeiert!<br />

geben wurde. Und auch die Daten<br />

der heutigen Weinfeste sind nicht<br />

mehr identisch mit denen, zu<br />

Na dann: Prosit!<br />

denen ursprünglich gefeiert wurde.<br />

In Erpel beispielsweise feierten die<br />

einheimischen Winzer ursprünglich<br />

Ende Oktober zum Patronatsfest<br />

des Heiligen Severin. Nach<br />

dem 1. Weltkrieg zog man das Fest<br />

vor, um bei besserem Wetter und<br />

wärmeren Temperaturen feiern zu<br />

können. Der massive Rheintourismus<br />

in den 50er und 60er-Jahren<br />

ließ das Erpeler Winzerfest wie<br />

viele Weinfeste in der Region zu<br />

einer touristischen Veranstaltung<br />

verkommen, von der sich Einheimische<br />

lieber fernhielten. Doch<br />

es gelang dem Verkehrs-Verein<br />

Erpel, die Feier als „Weinfest“ so<br />

umzugestalten, daß nun Besucher<br />

und Einheimische wieder gern gemeinsam<br />

feiern. Höhepunkt ist<br />

der liebevoll geschmückte Blumenkorso<br />

am Sonntagnachmittag.<br />

Einzelheiten dazu finden Sie auf<br />

Seite 9.<br />

Wer Gefallen an Weinfesten gefunden<br />

hat, kann von Ende August<br />

bis Mitte Oktober nacheinander<br />

sämtliche Weinfeste der Region besuchen.<br />

Und wer die Saison trotz<br />

allem verpaßt hat, kann ja auch bei<br />

einer Weinprobe beim Winzer den<br />

heimischen Schoppen genießen.<br />

Prost! •<br />

Julia Bidder


Hoch leben<br />

Rhein und Wein!<br />

Romantik und Weinseligkeit, Heiteres vermischt sich mit<br />

Lieblichem, ein guter Tropfen, musikalische Unterhaltung<br />

und gemütlichen Stunden im Kreise geselliger Menschen. In<br />

schönster Vollendung findet der Besucher all dies bei einem<br />

der zahlreichen Weinfeste in unserer Region. In der Herrlichkeit<br />

Erpel vollenden winkelige Fachwerkhäuser, romantische<br />

Gassen und ein Blumenkorso, der seinesgleichen<br />

sucht, das Bild.<br />

Zwar bilden Acker- und Weinbau<br />

schon seit Jahrzehnten nicht mehr<br />

die Lebensgrundlage der Bevölkerung,<br />

doch die Tradition hält man<br />

gern hoch. Das gilt für die Schüt-<br />

Höhepunkt des Blumenkorso: Die Weinkönigin kommt!<br />

zenfeste ebenso wie für die bei Besuchern<br />

von nah und fern beliebten<br />

Weinfeste. In der Alten Herrlichkeit<br />

bemüht sich unter anderem<br />

der <strong>Brauchtum</strong>sverein „Freunde<br />

des Erpeler Weinfestes e.V.“ schon<br />

seit Jahrzehnten ungewöhnlich<br />

um das Gelingen des Festes. Diese<br />

Vereinigung ist aus dem am 23.<br />

Mai 1925 gegründeten „Verkehrsund<br />

Verschönerungs-Verein Erpel<br />

und Umgegend“ hervorgegangen.<br />

Doch um das gesellige Weinfest<br />

Jahr für Jahr auf die Beine zu stellen,<br />

müssen Erpels Bürger ebenso<br />

mitziehen wie die Gemeindever-<br />

waltung. Welchem Streß die zahlreichen<br />

Aktiven ausgesetzt sind,<br />

verdeutlicht die folgende Geschichte<br />

aus dem Jahre 2007, die<br />

auch im Internet nachzulesen ist: „Bernd Walbrück (jahrzehntelang<br />

unter anderem Festzugleiter) hatte<br />

bis tief in die Nacht den Bürgersaal<br />

für „Die Krönung“ dekoriert.<br />

Anstatt auszuschlafen, saß er bereits<br />

früh am nächsten Morgen<br />

aufrecht im Bett. Schlagartig war<br />

ihm bewußt geworden, daß er die<br />

Bühnendekoration völlig falsch<br />

konzipiert hatte. Die Leute auf der<br />

Bühne würden hinter seinen üppigen<br />

Blumenarrangements einfach<br />

verschwinden!<br />

Regentin mit Liebreiz: Erpeler Weinkönigin Jenny I.<br />

Zu viel des Guten?<br />

„Das muß ich sofort ändern!“,<br />

dachte er sich und war auch schon<br />

in der nächsten Minute auf dem<br />

Weg zum Bürgersaal. Zu seiner<br />

großen Erleichterung stellte er dort<br />

fest, daß die Blumendekoration auf<br />

Erpel<br />

der Bühne keineswegs zu ausufernd<br />

war. Er hatte bloß einen sehr überzeugenden<br />

Albtraum gehabt.“<br />

Offenbar kümmern sich die<br />

Freunde mit Erfolg, denn alljährlich<br />

zieht die viertägige Veranstaltung<br />

mit einem ungewöhnlich<br />

bunten Programm Scharen von<br />

Besuchern in die kleine Rheingemeinde.<br />

Daran hat auch der<br />

Blumenkorso mit bisweilen mehr<br />

als 15 Festwagen ebenso seinen Anteil<br />

wie das Auftreten der Erpeler<br />

Weinkönigin mit ihrem Gefolge<br />

samt Bacchus, dem Gottes des<br />

Weines und des Rausches, der<br />

natürlich nicht fehlen darf. In<br />

diesem Jahr wird Jenny I. das<br />

Zepter schwingen. Ihre Inthronisation<br />

erlebte sie erst vor wenigen<br />

Tagen im Rahmen der sogenannten<br />

„Krönung“.<br />

September 2011 7


Erpel<br />

Ganz im Zeichen des Weines<br />

8 September 2011<br />

Mit Sang und Klang durch die malerische Altstadt von Erpel:<br />

Musikzüge bereichern den Korso<br />

Blumige<br />

Jahreszeiten<br />

Der traditionelle Blumenkorso<br />

durch den Ort steht in diesem<br />

Jahr unter dem Motto „Erpel zu<br />

den vier Jahreszeiten“. Fußgruppen<br />

in farbenprächtigen Kostümen<br />

und mehrere Musikkapellen begleiten<br />

fünf große und fünf kleine<br />

Festwagen, auf denen etwa 50.000<br />

Blüten, fast ausschließlich Dahlien,<br />

aber auch Astern, Tagetes, Zinnien<br />

und Sonnenblumen sowie<br />

weitere Herbstblumen liebevoll<br />

verarbeitet gezeigt werden.<br />

Dem Besucher werden neben<br />

dem obligatorischen, festlich geschmückten<br />

Weindorf und dem<br />

prächtigen Blumenkorso, Musik<br />

und Unterhaltung unter anderem<br />

auch ein Fackelzug der Weinkönigin,<br />

eine geführte Ortsbesichtigung<br />

mit Heribert Sieberz (siehe<br />

Programm auf Seite 9) sowie ein<br />

Bürgerdämmerschoppen mit den<br />

Weinköniginnen der Nachbarorte<br />

geboten. •<br />

Erwin Bidder


Erpeler Weinfest 2011<br />

Erpel<br />

Freitag, 16. September Sonntag, 18. September<br />

18.00 Uhr<br />

11.00 Uhr<br />

Eröffnung der Weinstände Weinstände geöffnet, Platzkonzert<br />

20.00 Uhr<br />

Fackelzug der Weinkönigin<br />

anschließend<br />

Offizielle Eröffnung des Weinfestes<br />

durch die Weinkönigin<br />

danach<br />

Rheinische Stimmung im<br />

Weindorf, auf dem Marktplatz<br />

und in den Gaststätten<br />

am Rathaus mit einer 60köpfigen<br />

Big-Band aus dem Emsland<br />

15.00 Uhr<br />

Der Höhepunkt des Weinfestes:<br />

Farbenprächtiger Blumenkorso<br />

Motto: Erpel zu vier Jahreszeiten<br />

durch die Straßen und Gassen<br />

der „Alten Herrlichkeit“<br />

Zugweg: Heisterer Straße –<br />

Kölner Straße – Marktplatz –<br />

Hündelsgasse – Rheinallee (B 42)<br />

Samstag, 17. September<br />

– Rheinstraße – Auflösung am<br />

Neutor<br />

14.00 Uhr<br />

anschließend<br />

geführte Ortsbesichtigung Festakt am Rathaus<br />

(Ausgangspunkt ist das Rathaus) danach<br />

16.00 Uhr<br />

klingt der Tag bei Musik und<br />

Weinstände geöffnet<br />

Tanz in den Straßen des festlich<br />

16.45 Uhr<br />

Festfahrt von Weinkönigin und<br />

Bacchus<br />

17.30 Uhr<br />

<strong>Erntedank</strong>messe in der<br />

Pfarrkirche St. Severinus<br />

beleuchteten historischen Ortskerns<br />

und in den Gaststätten<br />

gemütlich aus (Unterhaltungsmusik<br />

im Weindorf und auf<br />

dem Marktplatz).<br />

19.00 Uhr<br />

Montag, 19. September<br />

Begrüßung der Festgäste durch ab 18.00 Uhr<br />

die Weinkönigin<br />

Weinstände geöffnet<br />

Platzkonzert auf dem Marktplatz<br />

und Live-Musik im Weindorf<br />

anschließend<br />

20.00 Uhr<br />

Bürgerdämmerschoppen mit<br />

den Weinköniginnen aus<br />

Musik und Tanz im festlich den Nachbarorten im festlich<br />

beleuchteten Weindorf. Gesellige<br />

Fröhlichkeit bei rheinischer<br />

Stimmung bis zum frühen<br />

beleuchteten Weindorf<br />

Morgen im historischen Ortskern<br />

und in den Gaststätten.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.weinfest-erpel.de<br />

September 2011 9


Natur<br />

Leben am Limit<br />

Sie ist eine kleine Kämpferin, die sich vom Frühjahr bis zum<br />

Spätsommer vor allem um eins kümmert: um reichlich Nachwuchs.<br />

Kein Wunder, denn die Kaulquappen der Kreuzkröte<br />

wachsen in einer äußerst riskanten Kinderstube auf.<br />

Das kämpferische Amphib hat<br />

viele Gemeinsamkeiten mit der<br />

Wechselkröte (rheinkiesel Juli<br />

2009), kommt jedoch deutlich<br />

häufiger vor. Dennoch gilt die<br />

Kreuzkröte in Nordrhein-Westfalen<br />

wie in Rheinland-Pfalz als<br />

gefährdet. Neben der allseits bekannten<br />

und weit verbreiteten<br />

Erdkröte und der nahe verwandten<br />

Wechselkröte ist die Kreuzkröte<br />

die dritte Vertreterin der<br />

echten Kröten in unserer Heimat.<br />

Übrigens trägt die Kreuzkröte<br />

ihren Namen nicht etwa wegen<br />

eines Kreuzes auf ihrem olivgrünen<br />

Körper. Stattdessen kennzeichnet<br />

ein schmaler, schwefelgelber<br />

Streifen ihren Rücken, also das<br />

Kreuz. Ansonsten laufen die Tiere<br />

lieber, statt zu hüpfen, und zeigen<br />

sich sogar als äußerst begabte<br />

Kletterer.<br />

Faible für<br />

Katastrophen<br />

Während die Erdkröte (fast) allerorten<br />

vorkommt und das häufigste<br />

Amphib in Deutschland ist, stellt<br />

die Kreuzkröte weitaus höhere<br />

Ansprüche an ihren Lebensraum.<br />

War der „Warzenkittel“, wie das<br />

Tierchen einst tituliert wurde, vor<br />

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arbeiten<br />

10 September 2011<br />

60 Jahren noch überall in Europa<br />

weit verbreitet“, ist es heutzutage<br />

nur noch selten anzutreffen: Die<br />

Kreuzkröte gilt als akut gefährdet.<br />

Kein Wunder, denn andere Amphibien<br />

fühlen sich in Wäldern,<br />

Waldrandgebieten sowie Feldlandschaften<br />

wohl und besiedeln verschiedentlich<br />

sogar Dörfer und<br />

Städte. Die Kreuzkröte dagegen<br />

bevorzugt sogenannte Pionierstandorte,<br />

etwa an Küsten, in<br />

Flußtälern oder in waldarmen,<br />

offenen Steppen- bzw. Bördelandschaften.<br />

Dabei handelt es sich jedoch<br />

um die mit am stärksten gefährdeten<br />

Biotope in Mitteleuropa.<br />

Ihr besonderes Kennzeichen<br />

sind periodische „katastrophale“<br />

Ereignisse, etwa Hochfluten,<br />

Abschwemmungen oder<br />

Windwurf oder Vegetationsbrände.<br />

Das Ergebnis dieser „lokalen<br />

Katastrophen“ ist immer gleich:<br />

offene, vegetationsarme beziehungsweise<br />

kahle Flächen mit<br />

kleinen Stehgewässern. Dies konnten<br />

beispielsweise flache Altarme<br />

Unter Wissenschaftlern trägt die Kreuzkröte den Namen Bufo calamita<br />

Richard Gruber<br />

Im Sand 63<br />

53619 Rheinbreitbach<br />

Tel: 0 22 24 / 43 18<br />

Fax: 0 22 24 / 90 11 49 5<br />

r.gruber@gruber-garten.de<br />

www.gruber-garten.de<br />

in Flußauen, Brackwassertümpel<br />

in Küstennähe oder mit Regenwasser<br />

gefüllte Senken des Flachlandes<br />

sein. Doch wenn man bedenkt,<br />

wie eingeengt heutzutage<br />

der Rhein und seine Nebenflüsse<br />

fließen, wie stark die Ufer befestigt<br />

und die Flußebenen bebaut sind,<br />

wundert man sich nicht mehr, daß<br />

die Kreuzkröte dort kaum mehr<br />

ein Plätzchen für ihre Bedürfnisse<br />

findet.<br />

Kreuzritter der<br />

Quappen<br />

Anpassen oder aussterben hieß die<br />

Devise: Die Kreuzkröte mußte<br />

sich umstellen. Dabei lassen ihre<br />

beachtlichen Leistungen durchaus<br />

auch Assoziationen an Kreuzzüge<br />

und Kreuzfahrten aufkommen:<br />

Die etwa sechs bis sieben Zentimeter<br />

große Kröte versteht es,<br />

neue Gebiete zu erobern, und wie<br />

Kreuzfahrer zeigt sie einen unentbehrlichen,<br />

geradezu phänomenalen<br />

Orientierungssinn.<br />

In Ermangelung natürlicher Lebensräume<br />

nimmt die Kreuzkröte<br />

inzwischen mit Ersatzlebensräumen<br />

vorlieb. Zur „zweiten Wahl“ bei<br />

ihren Wohngebieten zählen Abbaugebiete<br />

wie Sand- und Kiesgruben,<br />

Steinbrüche, Kultur- beziehungsweise<br />

Feldlandschaften,<br />

manchmal sogar Industriebrachen<br />

oder Mülldeponien. Typisch ist<br />

ein hoher Anteil vegetationsfreier<br />

Flächen mit flachen Stehgewässern<br />

und Sand oder ähnlichem Boden,<br />

in den die Tiere sich gut eingraben<br />

können. Entsprechende Verbreitungsschwerpunkte<br />

liegen in den


Bei diesem rufenden Männchen ist die Schallblase besonders gut zu erkennen<br />

sandreichen Niederungen Nordund<br />

Ostdeutschlands, im Rheintal<br />

und weiteren Gebieten des Flachlandes.<br />

Die Mittelgebirge meidet<br />

die Kreuzkröte eher. Das höchste<br />

bekannte Vorkommen in Deutschland<br />

liegt auf rund 800 Metern<br />

über Normal Null.<br />

Wärmeliebendes<br />

Amphib<br />

Diese Zusammenhänge deuten<br />

darauf hin, daß die Kröte es gerne<br />

warm hat. Die bevorzugten Laichgewässer<br />

liegen meist sonnig und<br />

haben nur wenig Bäume und<br />

andere Pflanzen um sich herum.<br />

Meist sind es recht junge, flache<br />

Tümpel, die leicht austrocknen.<br />

Dort sitzen im Schutz der Dunkelheit<br />

die Männchen am seichten<br />

Ufer und rufen mit ihrer weit aufgeblähten<br />

kehlständigen Schallblase<br />

laut „ärr-ärr-ärr“, um Konkurrenten<br />

auf Distanz zu halten<br />

und Weibchen anzulocken. Ein<br />

Konzert Dutzender Tiere ist so<br />

mehr als einen Kilometer weit zu<br />

hören.<br />

Die Weibchen legen die Laichschnur<br />

mit mehr als 2.000 Eiern<br />

gezielt in diesen Flachgewässern<br />

ab, die maximal 20 Zentimeter<br />

tief sein dürfen. Deshalb erwärmt<br />

sich das Wasser dort schneller, was<br />

die Entwicklung der Kaulquappen<br />

beschleunigt. Sie muß notgedrungen<br />

möglichst flott verlaufen, bevor<br />

das flache Gewässer vollständig<br />

verdunstet. Die wechselwarmen<br />

Quappen verwandeln sich<br />

unter günstigen Umständen innerhalb<br />

von nur 20 bis 25 Tagen<br />

zu rund einem Zentimeter winzigen<br />

Kröten – das ist Rekordzeit<br />

unter allen bei uns heimischen<br />

Amphibien. Die durch ihre Körperfarbe<br />

gut getarnten Jungkröten<br />

tragen bereits den charakteristischen<br />

gelben Rückenstreifen und<br />

verlassen in Scharen das Gewässer,<br />

um sich schließlich in alle Himmelsrichtungen<br />

zu verteilen.<br />

Riskante<br />

Wiegestube<br />

Mit ihrer Fortpflanzungsstrategie<br />

geht die Kreuzkröte an die Grenze<br />

des Machbaren. Flache, vergängliche<br />

Gewässer bedeuten zwar weniger<br />

Feinde, etwa hungrige Fische,<br />

Wasserkäfer oder Libellenlarven,<br />

bergen aber andererseits die Gefahr,<br />

daß sie austrocknen und die<br />

Eier verloren sind. In manchen<br />

Gebieten und Jahren liegt die Lar-<br />

Natur<br />

vensterblichkeit bei 99 Prozent.<br />

Zugleich bieten die kahlen Lebensräume<br />

weder viel Nahrung noch<br />

Deckung.<br />

Diesen Risikofaktoren begegnet<br />

die bemühte Kröte mit zwei Strategien:<br />

Zum einen produziert sie<br />

Unmengen von Eiern – im Extremfall<br />

sogar bis zu 4.000 in einer<br />

Laichschnur. Zum Anderen sind<br />

sie in vielerlei Hinsicht genau so,<br />

wie sich Unternehmen heutzutage<br />

ihre Arbeitnehmer wünschen:<br />

Außergewöhnliches Engagement,<br />

hohe Flexibilität und ständige<br />

Bereitschaft. Und verglichen mit<br />

den übrigen heimischen Amphibien,<br />

haben Kreuzkröten die längste<br />

„Arbeitszeit“, was ihre Brutzeit<br />

betrifft: Während sich die Laichphase<br />

bei der Erdkröte und vielen<br />

anderen Amphibien auf einen<br />

engen Zeitraum im März und<br />

April beschränkt (Stichwort: Amphibienwanderung),<br />

erstreckt sie<br />

sich bei der Kreuzkröte von April<br />

bis August. Bis in den September<br />

hinein – wenn die Laichzeit anderer<br />

Arten also schon fast ein halbes<br />

Jahr vorbei ist – kann man auf ihre<br />

Larven in Flachgewässern stoßen.<br />

Die Bereitschaftstaktik sieht so<br />

aus, daß sich für den Fall einer Regenphase<br />

Männchen und Weib-<br />

September 2011 11


Natur<br />

chen in Gruppen, Kohorten genannt,<br />

bereithalten, um zeitlich<br />

versetzt, quasi in Schüben, ihr<br />

„Laichgeschäft zu eröffnen“ und<br />

die frischen Tümpel aufzusuchen.<br />

Weil sie häufig Neuland betritt,<br />

zeigt die Kreuzkröte auch nicht<br />

die typische Laichplatztreue wie<br />

Erdkröten, die in spektakulären<br />

Massenwanderungen jedes Jahr auf<br />

gleichen Wegen das angestammte<br />

Geburtsgewässer ansteuern.<br />

Die Kreuzkröte dagegen laicht<br />

vergleichsweise unauffällig. An so<br />

12 September 2011<br />

mancher Regenpfütze, die sich<br />

Kreuzkröten aussuchen, würde<br />

man kaum mit Kaulquappen rechnen.<br />

Wenn solche Pfützen und<br />

Tümpel an gewohnten Stellen wegfallen,<br />

an anderer Stelle neu entstehen<br />

oder gar ganze Grubengelände,<br />

wo sich Kreuzkröten angesiedelt<br />

haben, wieder verfüllt werden,<br />

sind Ortungs- und Orientierungssinn<br />

der Überlebenden gefordert.<br />

Männchen können sich<br />

nicht nur mit Hilfe ihrer Augen<br />

orientieren. Sie wittern ihre Laich-<br />

gewässer auch über große Distanzen<br />

mithilfe ihrer feinen Nase.<br />

Mit innerem<br />

Kompaß<br />

Desweiteren haben Versuche zur<br />

Orientierung während der Laichzeit<br />

ergeben, daß sich Kreuzkröten-Männchen<br />

auch anhand<br />

des Magnetfeldes der Erde orientieren<br />

können. Die Tierchen meistern<br />

mit diesem körpereigenen<br />

Navigationssystem nicht nur die<br />

Fernorientierung zum Laichen,<br />

sondern auch die Nahorientierung<br />

zum Fressen und finden so geeignete<br />

Überwinterungsquartiere.<br />

Haben Männchen im Sommer<br />

erst einmal Laichgewässer ausfindig<br />

gemacht, leiten ihre Rufchöre<br />

die Weibchen auch über größere<br />

Entfernungen zu den attraktiven<br />

Partnern und besten Gewässern.<br />

Diese Arbeitsteilung ist sicherlich<br />

von Vorteil für das harte Leben am<br />

Limit. •<br />

Ulrich Sander


Lukrativer Umzug<br />

Wer für den Job weit pendeln oder sogar umziehen muß,<br />

darf mit Unterstützung von Vater Staat rechnen. Auch unter<br />

steuerlichen Gesichtspunkten sollte man daher sorgfältig<br />

abwägen, ob man umzieht oder lieber pendelt.<br />

Franz Maier ist bei seinem<br />

Arbeitgeber in Bonn beschäftigt.<br />

Er ist geschieden, seine zwei<br />

Kinder leben bei der Mutter, zweimal<br />

monatlich kommen die<br />

Kinder für das Wochenende zu<br />

ihm zu Besuch. Würde Herr<br />

Maier nun beispielsweise nach<br />

Berlin wechseln, könnte er möglicherweise<br />

Aufwendungen für<br />

eine doppelte Haushaltsführung<br />

geltend machen.<br />

Dazu muß er zunächst einmal<br />

seinen Hausstand in Bonn beibehalten.<br />

Dieser kann zum Beispiel<br />

angemietet sein oder im Eigentum<br />

des Steuerpflichtigen stehen, und<br />

es muß in ihm ein Haushalt unterhalten<br />

werden. Die zweite Voraussetzung,<br />

nämlich der Hausstand<br />

als Lebensmittelpunkt, ist<br />

schon dann gegeben, wenn er den<br />

Ort mindestens zweimal im<br />

Monat aufsucht. Darüber hinaus<br />

muß der zweite Haushalt – in diesem<br />

Fall also eine Wohnung in<br />

Berlin – berufsbedingt begründet<br />

sein – etwa bei einem Wechsel des<br />

Arbeitsplatzes oder einer Versetzung<br />

an einen anderen Ort. Seit<br />

einem Urteil des Bundesfinanzhofs<br />

aus dem Jahr 2009 (Az. VI R<br />

23/07) ist es sogar ausreichend,<br />

wenn der Steuerpflichtige aus privaten<br />

Gründen vom Beschäftigungsort<br />

wegzieht, am Beschäftigungsort<br />

einen zweiten Haushalt<br />

begründet oder den alten Wohnsitz<br />

zusätzlich beibehält.<br />

Hotelzimmer<br />

genügt<br />

Die Zweitwohnung am Beschäftigungsort<br />

kann eine beliebige Unterkunft<br />

sein, es genügt auch ein<br />

Hotelzimmer. Sind die Voraussetzungen<br />

gegeben, kann der Betroffene<br />

Fahrtkosten für die Heimfahrten<br />

(im Regelfall höchstens<br />

einmal wöchentlich) mit 30 Cent<br />

pro Entfernungskilometer geltend<br />

machen. Dazu kommen Verpflegungsmehraufwendungen<br />

am<br />

neuen Beschäftigungsort für maximal<br />

die ersten drei Monate nach<br />

dem Umzug. Diese entsprechen<br />

den Pauschbeträgen bei Dienstreisen.<br />

Miete und Betriebskosten<br />

der Zweitwohnung kann der<br />

Arbeitnehmer zusätzlich in voller<br />

Höhe vom zu versteuerndem<br />

Einkommen abziehen, solange<br />

sich diese in einem angemessenen<br />

Rahmen bewegen. Eine zeitliche<br />

Begrenzung gibt es nicht. Angesichts<br />

der Tatsache, daß auch<br />

Maklerkosten, Aufwendungen für<br />

die Einrichtung und die Reinigung<br />

der Zweitwohnung sowie die<br />

mögliche Zweitwohnungssteuer<br />

absetzbar sind, kommen für Herrn<br />

Maier und Arbeitnehmer in vergleichbarer<br />

Situation durchaus beträchtliche<br />

Summen zusammen.<br />

Wer öfter als einmal wöchentlich<br />

zu seinem auswärts gelegenen<br />

Lebensmittelpunkt fährt, kann<br />

anstelle der tatsächlichen Kosten<br />

für die doppelte Haushaltsführung<br />

die Kosten sämtlicher „Familienheimfahrten“<br />

geltend machen. Al-<br />

lerdings kann man sich nur einmal<br />

im Verlauf einer doppelten Haushaltsführung<br />

für die eine oder<br />

andere Variante entscheiden.<br />

30 Cent pro<br />

Kilometer<br />

Die Fahrten von der Zweitwohnung<br />

zum Arbeitsplatz und zurück<br />

sind neben den Aufwendungen<br />

für die doppelte Haushaltsführung<br />

absetzbar. Egal, ob man<br />

diese Strecke zu Fuß, mit dem<br />

Rad, dem PKW oder mit Bus und<br />

Warum nicht das Finanzamt an den Umzugskosten beteiligen?<br />

Bahn zurück legt, können pauschal<br />

30 Cent pro Entfernungskilometer<br />

und Anzahl der Arbeitstage<br />

angesetzt werden. Grundsätz-<br />

Ihr Geld<br />

lich gilt dabei die kürzeste Verbindung<br />

zwischen Wohnung und<br />

Arbeitsplatz, doch wenn eine längere<br />

Strecke deutlich schneller beziehungsweise<br />

störungsfreier ist,<br />

akzeptiert das Finanzamt auch<br />

diesen Weg.<br />

Die Entfernungspauschale gilt für<br />

Fahrten mit dem eigenen Fahrzeug.<br />

Das eigene Fahrzeug ist dabei<br />

auch das gemietete oder geleaste<br />

oder das vom Arbeitgeber<br />

oder Dritten überlassene.<br />

Mit der Pauschale sind alle Kosten<br />

für den laufenden Betrieb des<br />

Fahrzeuges abgegolten. Zusätzlich<br />

als Werbungskosten absetzbar sind<br />

Aufwendungen, die im Zusammenhang<br />

mit einem Unfall entstanden<br />

sind, wenn sich dieser<br />

Unfall auf dem Arbeitsweg ereignet<br />

hat. Dazu gehören nicht nur<br />

Kosten für die Beseitigung von<br />

Schäden am eigenen Fahrzeug, die<br />

nicht von Versicherungen erstattet<br />

werden, sondern zum Beispiel auch<br />

Sachverständigen- und Rechtsanwalts-<br />

und Mietwagenkosten sowie<br />

die Selbstbeteiligung bei Inanspruchnahme<br />

der Vollkaskoversicherung.<br />

Eine Höchstgrenze hinsichtlich<br />

der Absetzbarkeit für<br />

diese Kosten besteht nicht – Glück<br />

im Unglück für Pechvögel. •<br />

Rechtsanwalt Christof Ankele<br />

sunda-rechtsanwaeltebad-honnef.de<br />

September 2011 13


Oberkassel<br />

Das Grab im<br />

Steinbruch<br />

Ein schier unglaublicher Zufall rettete einst das Leben des<br />

Steinbrechers Engelbert Nolden im Basaltsteinbruch am<br />

Stingenberg in Oberkassel (rheinkiesel 8/2011). Doch Enkel<br />

Karl Schumacher weiß noch von einem weiteren, geradezu<br />

sensationelles Erlebnis zu berichten: Es war Engelbert<br />

Nolden, der den „Oberkasseler Menschen“ entdeckte.<br />

Ein Aufseher hatte den glücklichen<br />

Ausgang des Vorfalls in der Felswand<br />

beobachtet. Er ließ meinen<br />

Großvater am nächsten Tage zu<br />

sich kommen, unterhielt sich mit<br />

ihm über persönliche Dinge und<br />

fragte auch nach den persönlichen<br />

Verhältnissen, etwa der Zahl seiner<br />

Kinder. Das war sehr ungewöhnlich,<br />

denn für Gespräche dieser<br />

Art hatte man im rauen Alltagsbetrieb<br />

des Steinbruchs im Allgemeinen<br />

wenig Verständnis. Am<br />

14 September 2011<br />

Schluß des Gesprächs sagte der<br />

Vorgesetzte: „Engelbert, so viel<br />

Glück hat man nicht ein zweites<br />

Mal, und aus diesem Grund wirst<br />

Du ab sofort nicht mehr in der<br />

Wand arbeiten. Du sollst künftig<br />

Aufgaben im Grundbereich wahrnehmen.“<br />

Diese Mitteilung hörte mein<br />

Großvater mit gemischten Gefühlen,<br />

denn die Brecherarbeit in der<br />

Wand brachte relativ viel Geld ein.<br />

Der Einsatz im Tiefplateau dagegen<br />

wurde in der Regel geringer bezahlt.<br />

Doch seine Sorgen erwiesen<br />

sich als unbegründet, denn er wurde<br />

mit der Versetzung zum Vorarbeiter<br />

befördert. Somit lag sein<br />

Lohn sogar noch höher als zuvor.<br />

Fund im Februar<br />

Einige Wochen später, es war an<br />

einem naßkalten Tag im Februar<br />

1914, beauftragte Großvater einige<br />

Arbeiter damit, einen kleinen<br />

Erdhügel einzuebnen, der die<br />

Anlegung eines Weges behinderte.<br />

Nach kurzer Zeit stießen Hacken<br />

und Schaufeln auf einige flache<br />

Basaltplatten, die schnell weggeräumt<br />

waren. Darunter befand<br />

sich eine ungewohnt rötliche Sandschicht.<br />

So etwas hatte noch keiner<br />

im Steinbruch gesehen. Nach<br />

vorsichtiger Entfernung des roten<br />

Sandes erschienen zwei menschliche<br />

Schädel und einige Skelettreste.<br />

Großvater ließ die Arbeiter<br />

eine andere Tätigkeit verrichten<br />

und holte eine Munitionskiste aus<br />

Holz. Dann legte er mit einer Maurerkelle<br />

die restlichen Knochenstücke<br />

frei und legte alle Knochen<br />

in die Kiste. Ihm war klar, hier war<br />

etwas Besonderes geschehen. Das<br />

mußte man unbedingt einem Sachkundigen<br />

zeigen. Als sachkundig<br />

auf fast allen Gebieten galten<br />

seinerzeit die Dorfschullehrer.<br />

Nach Feierabend besuchte Groß-<br />

Am Kriegersgraben steht<br />

in Bonn-Oberkassel dieses<br />

Denkmal für den Menschen<br />

von Oberkassel<br />

vater den Oberkasseler Volksschullehrer<br />

Franz Kissel und erzählt von<br />

dem abenteuerlichen Fund. Noch<br />

am gleichen Abend gingen beide –<br />

ausgerüstet mit einer Stall-Laterne<br />

– zur Kiste mit den Skeletten und<br />

zur Fundstelle. Herr Kissel war der<br />

Meinung, daß es sich vielleicht<br />

um ein keltisches oder germanisches<br />

Grab handeln könne. Jedenfalls<br />

sorgte er dafür, daß ein Wissenschaftler<br />

des Rheinischen Landesmuseums<br />

in Bonn die Grabstätte<br />

und die gefundenen Skelettreste<br />

untersuchte. Das Ergebnis war bekanntlich<br />

eine Sensation: Experten<br />

stellten fest, daß das Grab aus<br />

der jüngeren Altsteinzeit stammte<br />

und die Bestattung etwa 12.000<br />

Jahre vor Christus erfolgt war.<br />

Ungleiches Paar<br />

Im Grab lagen die Skelette eines<br />

über 50 Jahre alten Mannes, einer<br />

etwa 20-jährigen Frau sowie die<br />

Überreste eines vermeintlichen<br />

Wolfskiefers. Nach derzeitigem<br />

Kenntnisstand galt der Wolfskiefer<br />

als hundeähnlich und somit als<br />

eines der ältesten Hausiere der<br />

Welt. Als Grabbeigaben fanden<br />

sich ferner Tierreste und zwei kleine<br />

geschnitzte Gegenstände. Das<br />

Grab von Oberkassel ist bisher das<br />

einzige seiner Art im Rheinland. •<br />

Karl Schumacher


Schwindelfrei in<br />

steinernen Höhen<br />

Einst machten die Arbeiter und Tagelöhner der Zeit um die<br />

Jahrhundertwende vor dem Ersten Weltkrieg nicht viele Worte<br />

um ihr schweres Tagewerk. Dank der mündlichen Schilderung<br />

eines Steinbrucharbeiters haben wir trotzdem einen guten Eindruck<br />

von der Arbeit, wie sie um 1914 üblich war.<br />

Die in Oberdollendorf wohnenden<br />

und im Steinbruch am Stingenberg<br />

in Oberkassel beschäftigten Arbeiter<br />

gingen im Sommer morgens<br />

um sechs Uhr in kleinen Gruppen<br />

zu ihrer Arbeitsstätte im Steinbruch.<br />

Dort angekommen, lag ein<br />

langer Tag mit schwerer körperlicher<br />

Arbeit vor ihnen: Basaltsäulen<br />

mußten gebrochen oder behauen<br />

werden.<br />

Die Arbeit begann um sieben Uhr.<br />

Die Steinbrecher erhielten im Geräteschuppen<br />

eine Brechstange<br />

und ein starkes Seil. Dann gingen<br />

sie über den schmalen Felsenpfad<br />

zur obersten Steinbruchkante.<br />

Dort schlangen sie sich ein Ende<br />

des Seils mehrfach um den Körper<br />

und verknoteten es. Das andere<br />

Ende befestigten sie an einem parallel<br />

zur Steinbruchkante gespannten<br />

dicken Tau.<br />

Stürzende<br />

Gesteinsbrocken<br />

Es war eine äußerst harte und gefährliche<br />

Arbeit, die Basaltsäulen<br />

loszuschlagen. Die Steinbrecher<br />

hielten sich mit einer Hand an<br />

dem Halteseil fest, in der anderen<br />

hielten sie die Brechstange. Die<br />

Kopfenden der steil aus der Tiefe<br />

aufragenden Basaltsäulen dienten<br />

als treppenartige Auftritte. So erreichten<br />

sie ihre Standsäule, von<br />

der aus sie die Brechstange zum<br />

Aushebeln der zu brechenden<br />

Steinsäulen aus dem Felsverbund<br />

ansetzten. Die losgebrochenen<br />

Säulenstücke stürzten in die Tiefe<br />

und überschlugen sich dabei<br />

mehrfach. Häufig brachen Steine<br />

unvermittelt aus der Wand, und<br />

Das Steinebrechen war eine ungemein gefährliche Arbeit<br />

den obenstehenden Brechern blieb<br />

nicht mehr genug Zeit, um die<br />

unten stehenden Kollegen zu warnen.<br />

Wehe dem Unglücklichen,<br />

der dann unterhalb im Fels stand<br />

und getroffen wurde! Bei dieser<br />

Art des Steinbrechens haben sich<br />

viele schlimme Unfälle ereignet –<br />

oft mit tödlichen Folgen.<br />

Unten stapelten andere Steinbrucharbeiter<br />

die Basaltsäulen, die<br />

auf diese Weise in den Sohlenbereich<br />

gestürzt waren. So wurden sie<br />

den jeweiligen Steinbrecher zugeordnet,<br />

denn nach diesen Haufen<br />

richtete sich deren Entlohnung.<br />

Die tägliche Arbeitszeit im Steinbruch<br />

betrug um 1914 im Sommer<br />

mitunter zwölf Stunden. Danach<br />

war der Arbeitstag aber oft<br />

noch nicht zu Ende. Viele Steinbrucharbeiter<br />

nutzten die Möglichkeit,<br />

nach einem Tag mit<br />

Schwerstarbeit im Bruch am<br />

Abend gegen Akkordbezahlung<br />

am Rheinufer die dort liegenden<br />

Lastkähne zu beladen. Der Volksmund<br />

nannte diese Beladetätigkeit<br />

„Schürgen“. Die sogenannten<br />

Schürger fuhren das an der Beladestelle<br />

am Ufer liegende Gestein<br />

mit großen Schubkarren<br />

(Schürreskaare) über Holzplanken<br />

auf die Lastkähne und kippten die<br />

Ladung in die großen offenen<br />

Schiffe. Auch diese Tätigkeit war<br />

Ulrich Behr<br />

Oberkassel<br />

gefährlich, weil die Schräge der<br />

Beladeplanken je nach Wasserstand<br />

mitunter recht steil war und<br />

diese Steigung mit der schwer<br />

beladenen Schubkarre überwunden<br />

werden mußte. So gab es Berichte<br />

von unglücklichen Schürgern,<br />

die in den Rhein stürzten, wenn<br />

ihnen auf einer steilen Planke die<br />

Kraft ausging und sie von der zurückrollenden<br />

Schubkarre umgerissen<br />

wurden, denn die Holzplankenstege<br />

hatten üblicherweise<br />

kein Seitengeländer.<br />

Dabei waren besonders jüngere,<br />

noch unerfahrene Arbeiter gefährdet,<br />

wenn sie nicht schwimmen<br />

konnten. Manchmal geschah es<br />

auch, daß Schürger, die schwimmen<br />

konnten, abgestürzte Arbeitskollegen<br />

aus dem Rhein zogen und<br />

so vor dem Ertrinken retteten. •<br />

Karl Schumacher<br />

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September 2011 15


Linz<br />

Der Dichter mit<br />

der Frauenseele<br />

Beethoven, Freiligrath, die Gebrüder Grimm oder Franz Liszt<br />

– mancher berühmter Künstler hat seine Spuren in unserer<br />

Region hinterlassen. Doch auch heute leben hier ungewöhnlich<br />

kreative Menschen, die unseren Alltag auf ihre ganz<br />

eigene Art bereichern. Der Linzer Dichter Franna Schmitz ist<br />

einer von ihnen.<br />

Gut gelaunt steigt der Klempner<br />

aus seinem roten Werkstattwagen.<br />

Heute hat er allerdings nicht den<br />

üblichen Werkzeugkoffer in der<br />

Hand, sondern eine Ledertasche.<br />

Wir setzen uns in ein Bad<br />

Honnefer Café, trinken Kaffee<br />

und Apfelschorle. Dann packt<br />

Franna Schmitz seine Gedichte<br />

aus. Denn Franna Schmitz, Jahrgang<br />

1953, Wassermann, ist nicht<br />

nur Gas-und Wasser-Installateurmeister,<br />

Vater von sechs Kindern,<br />

sondern hat bereits vier Gedichtbände<br />

herausgegeben. Ein Freund<br />

sagte einmal über ihn: „Ein Kind<br />

gebliebener uralter Mann mit<br />

einer Frauenseele im Leib“. Der<br />

Poet schreibt selbst dazu: „In der<br />

leisesten aller Sprachen / sollten<br />

wir uns begegnen / dem Flüstern /<br />

zuhören verlangt Nähe“.<br />

Vielleicht muß man einfach Dichter<br />

werden, wenn man in einer Straße<br />

lebt, die den poetischen Namen<br />

„Auf der Donau“ trägt. Dort wuchs<br />

Franna Schmitz als Sohn eines<br />

Postbeamten auf. Er war das Älteste<br />

von fünf Geschwistern. Sein<br />

erstes Gedicht schrieb er mit 14<br />

16 September 2011<br />

oder 15 Jahren. Und – wie sollte es<br />

in diesem Alter anders sein – es<br />

war die Liebe, die ihn zu Stift und<br />

Papier greifen ließ. „Das Schreiben<br />

hilft mir auch heute noch, meine<br />

Emotionen zu verarbeiten“, bekennt<br />

er.<br />

Liebe und Familien-<br />

Chaos<br />

Allerdings gab es auch Phasen in<br />

seinem Leben, in denen er seine<br />

Sprache verlor, etwa, als seine Ehe<br />

scheiterte. Und auch heute noch<br />

ist es häufig die Liebe, von der er<br />

schreibt. „Meine Partnerin ist<br />

immer auch meine Muse“, gesteht<br />

er mit einem Schmunzeln. Aber<br />

auch die Kinder inspirieren ihn<br />

immer wieder zu Texten, denn der<br />

Alleinerziehende Franna Schmitz<br />

ist Vater mit Leib und Seele. Als er<br />

zwischen seinen Gedichtzetteln<br />

kramt, fällt ein selbstgemalter<br />

Wunschzettel seiner Tochter heraus<br />

– für Franna Schmitz ein kostbarer<br />

Schatz. „In erster Linie bin<br />

ich Familienvater, in zweiter Linie<br />

bin ich für meine Kinder da, dann<br />

„ „Ein Gedicht ist, mit wenigen Worten<br />

ein Universum zu beschreiben.“<br />

Franna Schmitz<br />

Huckepack und Hoppe Reiter<br />

ich trag’ ein Glück auf meinem Rücken<br />

ein lautes wildes Huckepack<br />

es treibt mich an – schreit vor Entzücken<br />

ich lauf und spring so gut ich kann<br />

doch plötzlich kommt ein Rückenschmerz<br />

mein Kind sagt laut: Das ist wohl’n Scherz<br />

komm Papa komm<br />

wir machen weiter<br />

auf deinen Beinen Hoppe Reiter<br />

19.4.2005<br />

Jede Zeit hat ihr Gewicht<br />

Das Gesicht des Tages plündern<br />

und in ihm wurzeln<br />

Augen und Ohren verlieren<br />

in neuem Staunen<br />

küssen verändert die Stunden<br />

während die Wirklichkeit sich<br />

an Wünschen vergreift<br />

ich wachse ohne Flügel<br />

in unsichtbarer Freude<br />

25.6. 2011<br />

und hätten wir<br />

die Hoffnung<br />

nicht<br />

fehlte uns ein Licht<br />

auszuleuchten<br />

den Tag<br />


kommt der Broterwerb und dann<br />

erst das Schreiben“, bekennt er.<br />

Da bleibt nicht viel Zeit übrig für<br />

die Worte, und sein letzter veröffentlichter<br />

Gedichtband stammt<br />

von 1997. Doch ein neuer Band<br />

ist in Vorbereitung. Ab Herbst<br />

2011 will er auch wieder Lesungen<br />

geben.<br />

Das wird nicht nur die Linzer<br />

freuen, denn dort ist Franna<br />

Schmitz bekannt wie ein „bunter<br />

Hund“: Schon seit er laufen kann,<br />

zog er als Klapperjunge an Karfreitag<br />

durch die Stadt. Als Junge<br />

war er mit Leib und Seele bei den<br />

Sankt-Georgs-Pfadfindern, später<br />

stand er einige Jahre im „Theaterladen<br />

‘78“ auf der Bühne. Über<br />

zehn Jahre war er Zeremonienmeister<br />

der „Linzer Hunnen“.<br />

Längst hat seine Heimatstadt Linz<br />

ihm den Kulturförderpreis verliehen.<br />

Auch andere Auszeichnungen<br />

hat er bereits erhalten.<br />

Poesie per SMS<br />

Nicht immer wissen seine Kunden<br />

von seinem außergewöhnlichen<br />

Hobby. „Wenn ich zum ersten<br />

Mal irgendwo bin, bin ich erst<br />

einmal nur der Handwerker“, berichtet<br />

Franna Schmitz. Kommen<br />

dann zufällig bei einem Schwätzchen<br />

die Gedichte zur Sprache,<br />

besorgen sich die Kunden häufig<br />

eins von seinen Lyrikbändchen.<br />

„Am nächsten Tag werde ich dann<br />

meist schon ganz anders behandelt“,<br />

hat der Dichter beobachtet.<br />

Stammkunden fragen ihn jedes<br />

Mal, ob er etwas Neues geschrieben<br />

hat. Dann greift Franna<br />

Schmitz meist zu seinem Handy,<br />

auf dem mehr als 150 seiner<br />

Werke gespeichert hat. Gern verschickt<br />

er sie auch als kleine<br />

Textnachricht (SMS).<br />

Will Franna Schmitz seine Gedichte<br />

vorlesen, verwandelt sich er<br />

sich vom sympathischen Handwerker<br />

in den feinfühligen Lyriker,<br />

der seine Texte gefühlvoll und<br />

packend zugleich vorträgt. Mal<br />

entführt er mit Worten und Gesten<br />

ans Bügelbrett (wo auch schon<br />

ein Gedicht entstanden ist), mal<br />

auf eine Bank in der Natur, in die<br />

ursprünglich-grüne Natur Irlands<br />

oder in das feine Beziehungsgespinst<br />

zwischen Mann und Frau.<br />

In den Zauber, den ein werdender<br />

Vater fühlt, wenn er das erste<br />

Ultraschallbild seines Kindes sieht.<br />

In zweisame Zärtlichkeiten und<br />

Reibereien, Fassungslosigkeit angesichts<br />

von Kindesmißbrauch,<br />

aber auch in das muntere Gequassel<br />

in Linzer Cafés. Für Franna<br />

Schmitz sind seine Texte wie<br />

Kinder und Liebespartner zugleich:<br />

„Ich bin in viele Gedichte<br />

von mir verliebt“, gesteht er.<br />

Eingebungen für seine Texte findet<br />

er überall – mal sind es Geräusche<br />

oder Gerüche, Details aus<br />

der Natur, aber natürlich auch die<br />

Menschen, die ihm umgeben. Bei<br />

unserem Gespräch stapeln sich<br />

nach und nach die Gedicht-Zettel<br />

auf dem Tisch. Zwar hat der<br />

Handwerksmeister immer ein sogenanntes<br />

„Anschreib-Buch“ dabei,<br />

in dem er seine Eindrücke<br />

festhält. Doch häufig notiert er auf<br />

dem Papier, das er als erstes in die<br />

In Linz bekannt wie ein bunter Hund: Franna Schmitz<br />

Finger bekommt – und der Zettel<br />

ist dann entscheidend für die<br />

Länge des Gedichts. „Wenn ich<br />

kleine Zettel habe, schreibe ich<br />

kleine Gedichte, wenn ich große<br />

Zettel habe, große. Meine Gedichte<br />

hören stets mit dem Blatt<br />

auf, das kann ich doch nicht rumdrehen!“<br />

Bücher schreiben, das<br />

wäre nichts für ihn. „Das sind mir<br />

zu viele Worte. Beim Ver-Dichten<br />

Linz<br />

kommt man viel schneller auf den<br />

Punkt.“<br />

Dabei wächst ein solcher Text<br />

nicht auf einmal, sondern gedeiht<br />

langsam und in mehreren Etappen.<br />

Immer wieder überarbeitet er<br />

eine Zeile oder feilt an einer Formulierung.<br />

„Eine große Inspiration<br />

sind die Literaturwerkstätten<br />

der Südthüringer Literaturverein“,<br />

berichtet er. Ursprünglich gab es<br />

eine Koblenzer Autorengruppe,<br />

die mit dem Thüringer Pendant<br />

kooperierte. Als sich die Koblenzer<br />

Vereinigung auflöste, blieb Franna<br />

Schmitz im Partnerverein. Seit<br />

über 20 Jahren besucht er dort<br />

regelmäßig Literaturwerkstätten,<br />

wo er mit Kollegen Texte schreibt,<br />

bespricht und verbessert – und<br />

sich neuen Elan und Enthusiasmus<br />

für sein Hobby holt.<br />

Neben seinen Gedichtbänden und<br />

Zetteln auf dem Tisch liegen zwei<br />

kleine Kugeln. Es sind die<br />

Schweinchen für sein Boule-<br />

Turnier, das er gleich noch besuchen<br />

wird. Boule ist für den Linzer<br />

wie ein Kurzurlaub in Frankreich.<br />

Dort entdeckte er vor vielen<br />

Jahren seine Leidenschaft für das<br />

beschauliche, gesellige Spiel.<br />

Zwischen Gedichten und Kinderwunschzetteln<br />

findet Franna<br />

Schmitz einen Text, den seine 13-<br />

Jährige Tochter geschrieben hat.<br />

Das Dichten scheint auch ihr im<br />

Blut zu liegen. Oder vielleicht liegt<br />

es daran, daß sie in den malerischen<br />

Straßen von Linz aufwächst<br />

in einem Haus, das „Auf der<br />

Donau“ steht. •<br />

Julia Bidder<br />

Andrea Niering Klaus Niering<br />

September 2011 17


Kieselchen<br />

Geflügelte<br />

Nachtgeister<br />

Igitt, eine Motte! Oder flattert dort vielleicht doch ein<br />

Schmetterling? Nicht immer ist die Unterscheidung so ganz<br />

einfach.<br />

Hat Euer Lieblings-T-Shirt plötzlich<br />

Löcher? Vielleicht war eine<br />

hungrige Motte am Werk: Kleidermotten<br />

tun sich gern an Wolle,<br />

Federn, Pelzen, Teppichen und<br />

Polstermöbeln gütlich. Dabei sind<br />

es vor allem die gefräßigen Larven,<br />

Die Tapetenmotte zählt zu den Schmetterlingen<br />

18 September 2011<br />

die in Wollmäntel und übrigen<br />

Anziehsachen die gefürchteten<br />

Löcher fressen. Ein Tip: Kleidermotten<br />

lieben vor allem getragene<br />

Sachen. Ein schmutziges, verschwitztes<br />

T-Shirt im Kleiderschrank<br />

ist geradezu eine Einla-<br />

dung an die gefräßigen Viecher.<br />

Also lieber ab in die Schmutzwäsche<br />

damit!<br />

Haben sich die Motten einmal in<br />

Eurem Kleiderschrank festgesetzt,<br />

wird man sie so schnell nicht mehr<br />

los. Es gibt Mottenkugeln, Mottenpapier,<br />

aber auch Öle, die stark<br />

riechen und die Tiere vertreiben<br />

sollen, etwa Zedern-, Lavendeloder<br />

Niembaumöl.<br />

Fiese Fraßschädlinge<br />

Ewig hungrig sind auch Dörrobstund<br />

Mehlmotten. Dabei handelt<br />

es sich um gefürchtete Vorratsschädlinge<br />

in Küche und Keller.<br />

Eine einzige Dörrobstmotte kann<br />

bis zu 300 Eier ablegen, aus denen<br />

kleine, unterschiedlich gefärbte<br />

Raupen schlüpfen. Sie fressen gern<br />

Mehl, Nüsse, Müsli, Hülsenfrüchte,<br />

Schokolade, Kakao, Kaffee,<br />

Nudeln, Tee, Gewürze und – wie<br />

ihr Name schon sagt – getrocknetes<br />

Obst. Selbst Verpackungen und<br />

die Gewinde von Schraubverschlüssen<br />

stellen kein Hindernis für die<br />

ewig hungrigen Raupen dar.<br />

Nach einiger Zeit verpuppen sie<br />

sich die Nimmersatte, um sich in<br />

die fliegenden Motten zu verwandeln.<br />

Diese leben nur etwa zwei<br />

Wochen lang, um sich dann zu<br />

paaren. Wer es nicht schafft, die<br />

fliegenden Motten allesamt zu<br />

vernichten, muß damit rechnen,<br />

daß rasch die nächste hungrige<br />

Schädlingsgeneration heranwächst.<br />

Haben die Raupen Schokoriegel,<br />

Lieblingsmüsli und Kekse einmal<br />

befallen, muß man diese Lebensmittel<br />

unbedingt wegwerfen: Die<br />

Raupen bauen sich meist größere<br />

Gespinste und verunreinigen die<br />

Lebensmittel zudem mit ihrem<br />

Kot. Wer trotzdem davon nascht,<br />

muß mit Allergien rechnen, also<br />

Vorsicht! Vorbeugend sollte man<br />

alle Lebensmittel in Küche und<br />

Keller luftdicht verschlossen aufbewahren,<br />

zum Beispiel in Plastikdosen.<br />

Eine Möglichkeit, Mehlmotten<br />

loszuwerden, ist die sogenannte<br />

„biologische Schädlingsbekämpfung“:<br />

Dazu nimmt man winzige<br />

Schlupfwespen, deren Larven von<br />

den Eiern der Schädlingsmotten<br />

leben. Nach einiger Zeit haben die<br />

Schlupfwespen alle Eier aufgefressen.<br />

Weil sie keine Nahrung mehr<br />

finden, sterben sie ab – man muß<br />

also nicht befürchten, daß als<br />

nächstes eine Schlupfwespenplage<br />

droht! Übrigens: Die Lebensmittel-<br />

und Kleidermotten beschränken<br />

sich nicht auf die<br />

Nacht, sondern fliegen auch tagsüber.<br />

So viel also zu den „nachtaktiven<br />

Motten“!<br />

Weitere Lebensmittelschädlinge<br />

sind übrigens Mehlzünsler, Samenmotte<br />

und Kornmotte.<br />

Der Mensch ist beileibe nicht das<br />

einzige Lebewesen, dem Motten<br />

Vorräte rauben. Sogenannte Wachsmotten<br />

schmarotzen bei Hummeln<br />

und Honigbienen. Dabei haben<br />

deren Raupen es noch nicht einmal<br />

auf den süßen Honig abgesehen,<br />

sondern fressen die Wachswaben<br />

auf und zerstören damit die<br />

Lebensgrundlage des Bienenvolks.<br />

Vorzeitiger Herbst<br />

Die Roßkastanien-Miniermotte<br />

macht dagegen unseren Kastanienbäumen<br />

das Leben schwer. Betroffene<br />

Bäume kann man leicht daran<br />

erkennen, daß sie schon im<br />

Juni braune, vertrocknete Blätter<br />

bekommen, die zu Boden fallen.<br />

Meist betrifft dies weißblühenden<br />

Kastanienbäume. Und wieder<br />

sind es die Raupen, die den<br />

Schaden anrichten, denn die fliegenden<br />

Motten nehmen meist gar<br />

keine Nahrung zu sich, sondern


paaren sich lediglich und legen<br />

neue Eier ab. Daraus schlüpfen die<br />

hungrigen Raupen, die den<br />

Bäumen den verfrühten Herbst<br />

bescheren. Wenn Ihr ein befallenes<br />

Kastanienblatt einmal genau<br />

anseht, könnt Ihr die kleinen<br />

Fraßgänge gut erkennen, die es<br />

durchziehen. Bei starkem Befall<br />

bekommt das Blatt aufgrund der<br />

Miniergänge nicht mehr genug<br />

Wasser, vertrocknet und fällt ab.<br />

Gottlob überleben zwar die Bäume<br />

die hungrigen Plagegeister, doch<br />

werden die Roßkastanien-Früchte<br />

meist deutlich kleiner als bei gesunden<br />

Bäumen. Naturschützer<br />

empfehlen, das Laub von befallenen<br />

Bäumen wegzukehren und zu<br />

verbrennen, da die Puppen der<br />

Tiere im Laub überwintern.<br />

Kein Wunder, daß Motten deutlich<br />

weniger beliebt sind als ihre<br />

Vettern, die Schmetterlinge. Bei<br />

den Fraßschädlingen ist es einfach,<br />

„Motten“ von den wunderschön<br />

bunt gefärbten Schmetterlingen<br />

zu unterscheiden. Doch auch<br />

echte Schmetterlinge können so<br />

Kieselchen<br />

Wusstet Ihr, daß …<br />

… manche Schwärmer Nektar von Blüten saugen und dabei wie<br />

Kolibris in der Luft schwirren können? Manche können dabei<br />

sogar rückwärts fliegen.<br />

… Windenschwärmer bis zu 100 Stundenkilometer schnell fliegen<br />

können?<br />

… Totenkopfschwärmer laut pfeifen können?<br />

… aus den Kokons der Seidenspinner echte Seide hergestellt wird?<br />

… es eine „Motte“ gibt, die trockenen Vogelkot frißt?<br />

… einige der unscheinbaren Motten wunderschöne Namen tragen,<br />

etwa „Federgeistchen“, „Zickzackspinner“, „Kupferglucke“,<br />

„Nonne“, „Ausrufungszeichen“, „Silbermönch“, oder „Birkenporzellanspinner“?<br />

Die Larven der Kleidemotte fressen gern Stoff<br />

unauffällig gefärbt sein wie<br />

Motten, und Motten und Nachtfalter<br />

äußerst farbenprächtige Flügel<br />

zeigen. Schwärmer und Spinner,<br />

die wohl auffälligsten, weil<br />

größten Nachtfalter, sind sogar<br />

häufig recht auffällig gezeichnet.<br />

Einige Schwärmer sind sogar sehr<br />

nützlich, weil sie zum Beispiel<br />

nachts blühende Pflanzen bestäuben.<br />

Die nachtaktiven Bärenspinner<br />

haben nicht nur extrem dicht<br />

behaarte Raupen, sondern sind<br />

auch mindestens so farbenprächtig<br />

gefärbt wie „echte“ Schmetterlinge.<br />

Und selbst ein Tagpfauenauge<br />

oder ein Kleiner Fuchs sehen<br />

genauso unscheinbar aus wie eine<br />

Motte oder ein Nachtfalter, wenn<br />

sie ihre Flügel zusammengelegt<br />

haben und ruhen. So tarnen sie sich.<br />

Möglicherweise findet Ihr welche,<br />

die sich auf diese Weise im Keller,<br />

auf dem Dachboden oder im<br />

Gartenhäuschen verkrochen haben<br />

und auf den nächsten Sommer<br />

warten. •<br />

Euer Kieselchen<br />

Breitbacher Graben 17<br />

53604 Bad Honnef<br />

Parkplatz vorhanden<br />

Königswinterer Str. 693<br />

53227 Bonn Oberkassel<br />

Tel. 0228 / 44 39 93<br />

www.KruegerRaum.de<br />

Intensiver Sprachunterricht<br />

Englisches Bewerbungstraining<br />

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IELTS, TOEFL etc.<br />

Beglaubigte Übersetzungen<br />

September 2011 19

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