ICE AGE 4 - - Film, Sound & Media
ICE AGE 4 - - Film, Sound & Media
ICE AGE 4 - - Film, Sound & Media
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“<br />
<strong>Film</strong><strong>Sound</strong> &<br />
<strong>Media</strong> Das<br />
<strong>ICE</strong> <strong>AGE</strong> 4 -<br />
VOLL VERSCHOBEN<br />
Ab 2.7. im Kino!<br />
Magazin für die österreichische<br />
Entertainment- & Medienbranche<br />
www.filmsoundmedia.at<br />
juli 12
2 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong>&<br />
<strong>Media</strong>
Editorial<br />
Sommerzeit, Festivalzeit. So steht unter anderem das traditionelle Jazzfest<br />
Wien ante portas. Ein Hauptsponsor dieser stets hochkarätig besetzten Veranstaltung<br />
sind die Casinos Austria. So unterstützt tipp3 heuer bereits zum 10. Mal das<br />
Jazzfest Wien. Grund genug, um mit Casinos Austria-Vorstand Dietmar Hoscher ein Interview<br />
zum Thema Kultur- und Kunstsponsoring zu führen. Hoscher, selbst ein Blues<br />
Man der ersten Stunde, verrät dabei seine Schwerpunkte und Strategien (Seite 8).<br />
Ein großer Schwerpunkt im <strong>Film</strong>teil dieser Ausgabe widmet sich dem<br />
<strong>Film</strong>festival in Cannes, wo Michael Haneke seinen bereits zweiten Goldenen Löwen<br />
für den <strong>Film</strong> „Amour“ gewann. Austrian <strong>Film</strong> Comission-Geschäftsführer Martin<br />
Schweighofer analysiert die Gründe des Erfolges ebenso wie „Amour“-Produzent und<br />
Wega-<strong>Film</strong>-Geschäftsführer Veit Heiduschka. Auch Michael Haneke selbst erzählt<br />
in einem AFC-Interview über seine Art des <strong>Film</strong>emachens, ebenso wie der zweite<br />
Cannes-Teilnehmer aus Österreic, Ulrich Seidl, dessen erster Teil seiner Trilogie „Paradies:<br />
Liebe“ für großes Aufsehen an der Croisette gesorgt hat (ab Seite 24).<br />
Wie man sich das Fernsehen der Zukunft vorstellen kann und was zum<br />
Teil heute schon möglich ist, verrät Samsung-Senior Business-Director Gerald Reitmayr.<br />
Im Bereich Smart TV ist Samsung mit einem Marktanteil von 50 % klare Nummer<br />
1 in Österreich. Schon wird in den Laboratorien an den nächsten Innovationen<br />
gearbeitet. Eines vorweg: die nächste heißt OELD-Technik und ist bereits von Smartphones<br />
bekannt (Seite 36).<br />
Die nächste Ausgabe von <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> erscheint Anfang August.<br />
Bis dahin sonnige Stunden und allenfalls schönen Urlaub.<br />
Hannes Hochstöger, Herausgeber<br />
Cover: Ice Age 4<br />
Am 2. Juli startet der<br />
prognostizierte Kinohit<br />
des Jahres 2012 in<br />
den österreichischen<br />
Kinos: „Ice Age 4 - Voll<br />
verschoben“. Eines der<br />
beliebtesten Trios der<br />
<strong>Film</strong>geschichte - Sid<br />
(deutsche Stimme: Otto Waalkes), Manni und Diego - macht die Leinen los für ihr größtes<br />
Abenteuer, nachdem eine Katastrophe einen ganzen Kontinent in Bewegung setzt. Auf<br />
einem Eisberg, der als Schiff herhalten muss, schippern sie getrennt vom Rest der Herde<br />
in eine aufregende Reise auf hoher See. Sid und seine Freunde müssen sich heldenhaft<br />
ihrer bisher größten Herausforderung stellen und das Unmögliche möglich machen. Sie<br />
treffen dabei auf exotische Meereskreaturen, entdecken eine neue, unbekannte Welt und<br />
versuchen, skrupellose Piraten in die Flucht zu schlagen. Währenddessen wird Scrat, der<br />
seine geliebte und gleichzeitig verfluchte Nuss wiederfindet, an Plätze katapultiert, die<br />
kein prähistorisches Säbelzahn-Eichhörnchen je zuvor gesehen hat.<br />
O.V. „Ice Age: Continental Drift“ Regie: Steve Martino & Mike Thurmeier<br />
„Ice Age 4 - Voll verschoben“ (20th Century Fox), Kinostart: 2. Juli<br />
inhalt FS&M Juli 12<br />
musicbiz<br />
4 news<br />
8 Casinos Austria: Millionen für Kultur<br />
10 Klassik-Superstar: Erwin Schrott im Porträt<br />
11 Concorde: Vampire beflügeln<br />
12 Bee Gees: Don`t forget to remember …<br />
15 JUKE: die neue Art Musik zuhören<br />
18 New Releases Made in A.<br />
filmbiz<br />
20 news<br />
24 Erfolgsstory: Cannes 2012 im Rückblick<br />
28 Cineplexx: im Osten viel Neues<br />
30 Lotus <strong>Film</strong>: Die Vermessung der Welt<br />
32 WK Wien: Neo-Chef Florian Robetin im Interview<br />
34 VFFW: mit viel Verve bei der Arbeit<br />
34 <strong>Film</strong>festival Rathausplatz: enorme Umwegrentabilität<br />
media<br />
34 news<br />
36 Samsung: Zukunft personalisiertes TV<br />
37 ORF-TVthek: nun auch am Smart TV<br />
38 Servus TV: Wiener Salon wiederbelebt<br />
39 sixx Austria: neuer Frauensender am Start<br />
rubriken<br />
7 Der Poppate<br />
40 soundmobil<br />
42 Bücher, DVDs & Co<br />
44 dates<br />
46 grob, gröber, gröbchen<br />
Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 17, Tel. 01-877 98 04,<br />
e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion:<br />
Mag. Irene Schwingenschlögl, Andy Zahradnik; Grafik: www.agnesschubert.at; Druck & Litho: Gutenberg,<br />
Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |3
musicbiz<br />
STS am Zenit<br />
l-r: Andreas Beit (Megabyte Kitchen), Sasha Saedi (Universal Music),<br />
Gert Steinbäcker (STS), Judith Pohl (Universal Music), Schiffkowitz (STS),<br />
Peter Draxl (Universal Music), Hannes Eder (Universal Music), Günter Timischl<br />
(STS), Karl Scheibmaier (Edition Scheibmaier)<br />
Dreimal hintereinander füllten die drei von STS die Grazer<br />
Stadthalle im Rahmen ihrer letzten großen Tour, die fulminant<br />
endete. Jeder der Musiker erfüllte seinen Part und im Trio<br />
waren sie kongenial. Ob sie ihre Hits gaben oder v.a. Timischl<br />
bei seinen Liedern zum genauen Hinhören aufforderte, das<br />
Publikum folgte auf allen Linien. Danach gab es verdientermaßen<br />
einen Goldaward für ihr Album „Die größten Hits aus<br />
über 30 Jahren Bandgeschichte“ (Universal).<br />
A so a scheena Obend<br />
Um keine Neidgefühle<br />
aufkommen zu lassen, aber<br />
die Plattenpräsentation<br />
von Ernst Moldens „A so a<br />
scheena dog“ geht sicherlich<br />
als einer der schönsten<br />
Frühlingsabende 2012 bei<br />
den Anwesenden in die<br />
Geschichte ein. Lauschige<br />
Temperaturen im wunderbaren<br />
Innenhof des<br />
exzellenten Beisls Goldmarie<br />
in Wien Meidling und dazu<br />
der überaus entspannte<br />
Ernst Molden live im Gasthaus Goldmarie<br />
Wienerlied-Meistersänger<br />
Ernst Molden – Herz was willst du mehr. Nur die tiefe Stimme,<br />
seine Gitarre und Mundharmoniker reichen aus, um für eine<br />
Stunde sich aus dem Alltag zu träumen, wenngleich Molden<br />
genau diesen so treffend beschreibt. Ob es die guten Torten<br />
in der Aida, der Rauch im Café Ministerium oder das kalte<br />
Bacherl im Waldviertel ist, man hört ihm einfach gerne zu. Die<br />
Lieder transportieren die großen und die kleinen Gefühle und<br />
alle – ach wie romantisch – sind seiner Frau gewidmet. Großer<br />
Abend,. Großer Künstler, großes Album!<br />
Ernst Molden: „a so a scheena dog“ (Monkey)<br />
4 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Mit Seebären unterwegs<br />
Spätestens seit dem Auftritt im Februar in der TV-Show<br />
„Willkommen bei Carmen Nebel“ ist eines klar: „Santiano<br />
– haben die Segel gehisst und alle Mann an Bord gerissen.<br />
In kürzester Zeit stürmten sie in Deutschland auf Platz 1<br />
der Verkaufscharts. Nun haben sie auch bei uns ihren Anker<br />
gesetzt, zumindest einmal auf einer kleinen Schiffsfahrt für<br />
Kollegen und Medienpartner auf der Donau. Der Musikstil<br />
Santianos vermischt verschiedene Musikgenres: es finden sich<br />
Anleihen von traditionellen, internationalen Volksliedern,<br />
Popmusik, Rock’n’Roll wie auch im besonderen Maße Refe-<br />
Santiano zu Gast auf einem Donaudampfschiff<br />
renzen zum Irish Folk. Vor allem durch den Einsatz der Geige,<br />
der Mandoline oder der Tin Whistle, einer Flöte, die in der<br />
britisch-irischen Musiktradition oftmals verwendet wird, ist die<br />
musikalische Verwandtschaft zum Irish Folk zu spüren. Doch<br />
damit nicht genug: alle Musiker beweisen großes stimmliches<br />
Können. Wir schickten einst Freddy Quinn in den Norden,<br />
nun schlagen sie zurück!<br />
Santiano: “Bis ans Ende der Welt” (Universal<br />
Kurzurlaub in Wien<br />
Das Cosmix Sommerfest<br />
ist jedes Jahr<br />
wie ein gelungener<br />
Urlaub. Lang erseht<br />
und viel zu kurz.<br />
Darin waren sich<br />
die rund 800 Gäste<br />
aus Werbung, <strong>Film</strong>,<br />
Fernsehen, Medien,<br />
Musik, Kunst, Kultur<br />
wieder einmal einig,<br />
die bis in die frühen<br />
Morgenstunden im<br />
Innenhof der Maria-<br />
Wie immer very crowdy: Cosmix lud zum<br />
Sommerfest<br />
hilferstraße 101 ausgelassen feierten. Gemeinsam mit dem ganzen<br />
Cosmix Team rund um Conny Dix, Jürgen Haiden und<br />
Bernd Jungmair als Reiseführer genoss man den Abend unter<br />
freiem Himmel, feine Musik, kühle Getränke und anregende<br />
Gespräche mit alten und neuen Freunden.
Wien wird poppiger<br />
l-r: Swea Hieltscher (Leiterin der Musik- uns Singschulen Wien), Christian<br />
Oxonitsch (Bildungsstadtrat), Hanns Ch. Stekel (Leiter der Johann Sebastian Bach<br />
Musikschule der Diakonie/ Leiter der Pop-Akademie)<br />
Ab Herbst 2012 startet die erste Pop-Akademie Wiens in den<br />
Wiener Gasometern, im Turm B. In der Startphase finden hier<br />
120 begabte, auch autodidaktisch ausgebildete NachwuchsmusikerInnen<br />
aus Jazz und Pop eine fundierte Ausbildung. Diese<br />
Ausbildung soll den Einstieg in ein Studium oder die Musikbranche<br />
ermöglichen. Im Vollausbau, der 2015 abgeschlossen<br />
sein soll, werden hier bis zu 800 junge Menschen unterrichtet<br />
und gecoacht. Die Pop-Akademie wird eng mit der Musik-<br />
und Singschule der Stadt Wien kooperieren. Die Stadt Wien<br />
unterstützt den Aufbau dieses Ausbildungszentrums bis 2015<br />
mit insgesamt rund 1,2 Millionen Euro. Für den Aufbau und<br />
den Betrieb der Pop-Akademie zeichnet die Johann Sebastian<br />
Bach Musikschule der Diakonie verantwortlich. „Mit der Pop-<br />
Akademie schließen wir eine Lücke in der Musikausbildung in<br />
Wien. Die Angebote dürfen nicht an den Interessen von jungen<br />
Menschen vorbei gehen. Wir erreichen damit all jene, die sich<br />
außerhalb der herkömmlichen Musikausbildung hohe Qualifikationen<br />
angeeignet haben und auch eine neue Zielgruppe mit<br />
viel bisher ungehobenem Potenzial“, so Bildungsstadtrat Christian<br />
Oxonitsch. Die Pop-Akademie soll in Form von Instituten<br />
die Musikausbildung für Jugendliche mit autodidaktischen<br />
Vorkenntnissen, die Vorbereitung auf ein Musikstudium sowie<br />
die pädagogische Aufbereitung und Vermittlung von Musik anderer<br />
Kulturen umfassen. Als weitere Ziele sind die Einbindungen<br />
in Forschungsarbeiten sowie eine verstärkte Internationalisierung<br />
in Richtung vergleichbarer Institute definiert. Popular<br />
Musik braucht ihr eigenes Umfeld, ein eigenes Curriculum<br />
und andere Zielperspektiven als es die meist an der klassischen<br />
Musik orientierte Musikschule bieten kann. Die Vorbereitung<br />
auf ein Studium- oder überhaupt auf eine professionelle Musikerkarriere,<br />
wie sie in diversen Casting-Shows stark popularisiert<br />
wurde, braucht daher ein eigenes Institut, das bereits<br />
in jungen Jahren mit den Besonderheiten dieser Musik-Wellt<br />
vertraut macht“, “, so der Leiter der Johann Sebastian Bach<br />
Musikschule, Dr. Hanns Christian Stekel. Die Pop Akademie<br />
soll aber auch Ansprechpartner und Schnittstelle für die private<br />
Szene sein und durch Dialog und Kooperation der Musik der<br />
Communities mit ihren spezifischen Musikstilen Bühne und<br />
Heimstätte geben.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.bach-musikschule.at<br />
Acoustic Summer in the City<br />
Sommer, Sonne, Bierchen? Feine Sache! Und dazu noch eine<br />
Akustikshow eurer Lieblingsbands bei freiem Eintritt? Der<br />
Oberhammer! Wie letztes Jahr lädt das Gürtellokal B72 auch<br />
im Sommer 2012 jeden<br />
Montag zu Lagerfeuerhits<br />
ohne Lagerfeuer ins B72.<br />
Alle MusikerInnen begnügen<br />
sich mit Akustikklampfen,<br />
Glockenspielen<br />
und Stimmen. Dargeboten<br />
wird die reduzierte und<br />
puristische Form der eigenen<br />
Songs ohne lBeiwerk.<br />
Und dies alles bei freiem<br />
Eintritt, an jedem Montag,<br />
den ganzen Sommer lang,<br />
im B72, beginnend mit<br />
Mika Vember bis Marcus<br />
Smaller. (27.08.)<br />
Mika Vember<br />
Im Namen der Republik<br />
Über Privatanklage der LSG - Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten<br />
GmbH sowie 18 international bekannter Interpreten wie The Rolling Stones,<br />
The Beatles, Eric Clapton, Phil Collins, The Cure, Deep Purple, Green Day,<br />
Kiss, Jimmy Page, Alanis Morissette, Pink Floyd, Prince, Queen, Bruce<br />
Springsteen, U2 , ua alle vertreten durch Deschka Klein Daum RAe, 1010 Wien<br />
hat das Landesgericht für Strafsachen Wien mit Urteil vom 7.10.2010 bzw. das<br />
Oberlandesgericht Wien mit Urteil vom 6.9.2011 zusammengefasst zu Recht<br />
erkannt:<br />
Der Angeklagte Michael HIMMEL hat die den Privatanklägern zustehenden<br />
urheberrechtlichen Leistungsschutzrechte durch die Herstellung und/oder<br />
Verbreitung von ca. 300.000 raubkopierten Tonträgern (Raubpressungen und<br />
Bootlegs) zwischen 1995 und 2003 großteils gewerbsmäßig verletzt und wird<br />
hiefür zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten deren Vollzug für eine Probezeit<br />
von 3 Jahren bedingt nachgesehen wird, zur Bezahlung von Schadenersatz, zur<br />
Unterlassung und zum Kostenersatz verurteilt. Weiters werden die Vernichtung<br />
der sichergestellten CDs samt Booklets uä und die Unbrauchbarmachung der<br />
sichergestellten Pressmatrizen, Masterbänder, Druckfilme uä als Eingriffsgegenstände<br />
angeordnet.<br />
Abt. 21 des LG f. Strafsachen Wien am 7.10.2010 Mag. Helene Gnida bzw.<br />
OLG Wien am 6.9.2011 Senatspräs. Dr. Ingrid Jelinek<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |5
musicbiz<br />
SKE-Förderungen<br />
Der Förderfonds für KomponistInnen, der SKE austro<br />
mechana konnte 2011 knapp 1 Million an hiesige Kreative<br />
vergeben. Aus 800 Anträgen wurden 411 Projekte ausgewählt<br />
und mit insgesamt 940.000,- € gefördert. Die Zahlungen gehen<br />
an UrheberInnen (Musikschaffende, Bands) direkt sowie an<br />
Veranstalter, Ensembles und Kleinlabels, die aktuelles, heimisches<br />
Musikrepertoire präsentieren. Zusätzlich wurden zwei<br />
Jahresstipendien und zwei Publicity Preise in Höhe von jeweils<br />
€ 12.000,- vergeben.<br />
Die SKE Jahresstipendien 2012 gehen an: Luise Pop / Vera<br />
Kropf und Wolfgang Möstl Die SKE Publicity Preise 2012<br />
gehen an Peter Jakober und Daniel Riegler.<br />
Unabhängigkeitstag in Salzburg<br />
Am 4. Juli 2002 erklärte die szene salzburg das ehemalige<br />
Stadtkino zur eigenständigen Kunstrepublik, zum republic<br />
– state of the arts. Damit war die Unabhängigkeit der Kunst<br />
und der hohe Anspruch an das Kulturhaus signalisiert. Der<br />
Spielort, das Theater, die Bar sind in Atmosphäre und Multifunktion<br />
für Salzburg einmalig und strahlen Urbanität und<br />
kulturelle Diversität aus. Die Idee des republic ist eine Vielfalt<br />
veranstalterischen Angebots, von der Schulaufführung bis zu<br />
den Salzburger Festspielen, vom Salsa Club bis zu Salzburgs<br />
größtem Dance Floor. Hier mischen sich unterschiedliche<br />
BesucherInnen und kulturelle Hintergründe. Dazu eine vielfältige<br />
Gastronomie, die Caféhaus, Restaurant, Bar und Club<br />
sein kann. Mit über 400 jährlichen Veranstaltungen und bis zu<br />
300.000 BesucherInnen ist das republic Österreichs meistbesuchtes<br />
Kulturzentrum außerhalb Wiens.<br />
Am 4. Juli 2012 feiert das republic seinen 10. Unabhängigkeitstag<br />
mit Bunny Lake, DJ Functionist & Wild Culture und lädt<br />
sein Publikum bei freiem Eintritt zur Party.<br />
kdg: Track & Trace für<br />
Perry Rhodan<br />
Auch wenn sich die Figuren des so genannten ‚Perryversums‘<br />
hauptsächlich intergalaktisch fortbewegen, sind Vertrieb und<br />
Logistik der zugehörigen Produkte nach wie vor eine bodenständig<br />
‚terrestrische‘ Angelegenheit. So werden die Hörbuchprodukte<br />
dieser weltweit größten Science Fiction-Saga, welche<br />
sich bereits seit über 50 Jahren erfolgreich am Markt behauptet,<br />
seit einigen Wochen in Stanzach im Tiroler Außerfern<br />
gelagert. Denn die dort beheimatete Logistik-Company des<br />
Mediendienstleisters kdg übernimmt künftig für Hörbuchproduzent<br />
Eins A Medien die ‚terrestrische‘ Auslieferung seiner gesamten<br />
Produktpalette. ‚Wir waren für Eins A Medien bereits<br />
in der Vergangenheit immer wieder als Replizierer tätig‘, erzählt<br />
Key Account Manager Michael Dietz. ‚Da wir die Arbeit<br />
von Eins A Medien sehr schätzen, war es uns als Generalunternehmer<br />
natürlich ein großes Anliegen, diese bereits bestehende<br />
Zusammenarbeit so weiter zu entwickeln und zu optimieren,<br />
dass sich der Kunde besser auf sein Kerngeschäft und seine<br />
Kernaufgaben konzentrieren kann.‘ Daher habe man für Eins<br />
6 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
A Medien ein maßgeschneidertes One-Stop-Shop-Konzept<br />
entwickelt, das dem Kölner Hörbuchspezialisten deutlich mehr<br />
Gestaltungsspielraum in seinem Tagesgeschäft verspricht. Und<br />
so wird kdg für Eins A Medien künftig nicht nur die Fertigung,<br />
sondern auch die Webshop- und Händlerauslieferung ihres<br />
gesamten Produktrepertoires<br />
abwickeln. Der<br />
zugehörige<br />
Logistikkontrakt<br />
wurde<br />
dieser Tage<br />
unterzeichnet.<br />
Für Eins A<br />
Medien-Inhaber<br />
Hans Greis<br />
ist die Auslage-<br />
rung dieser Logistikaufgaben:<br />
„Eine richtungsweisende<br />
Entscheidung<br />
Lassen künftig über kdg ausliefern: Marcel Horsch,<br />
Betriebsleiter (li) und Hans Greis (re), Inhaber und<br />
Geschäftsführer von Eins A Medien, hier im Bild mit<br />
kdg-Key Account Manager Michael Dietz<br />
für die Weiterentwicklung unseres Unternehmens. Denn durch<br />
die wachsenden Anforderungen im E-Commerce ist es für ein<br />
contentfokussiertes Unternehmen einfach essenziell, einen flexiblen<br />
Mediendienstleister wie kdg an seiner Seite zu wissen.“<br />
Eurotape & kdg:<br />
Kooperationsvertrag<br />
Bei einem Besuch im Headquarters der kdg mediatech AG im<br />
Tiroler Außerfern besiegelten Eurotape Geschäftsführerin Ursula<br />
Freikowski und kdg-Vorstand Michael Hosp die gemeinsame<br />
Zusammenarbeit. Die auf hochwertige Medienfertigung<br />
spezialisierte kdg mediafactory wird künftig die Replikations-<br />
l-r: Simone Heinrich, Leiterin Customer Service Center bei kdg, kdg-Vorstand<br />
Michael Hosp, Eurotape-Geschäftsführerin Ursula Freikowski, Eurotape-Prokurist<br />
Marc Zimmer, Sabine Wolf, Leitung Sales Support und Alexander Wörle, Division<br />
Manager kdg mediafactory<br />
aufträge der Eurotape-Kunden abwickeln. Für kdg-Vorstand<br />
Michael Hosp ist die Kooperation mit einem Vorzeige-Dienstleistungsunternehmen<br />
wie Eurotape eine Bestätigung „für<br />
unseren eigenen kompromisslosen Qualitätskurs. Wir stehen als<br />
Unternehmen beide für proaktiven Kundenservice. Denn nur<br />
wer sich ganz auf die Bedürfnisse und Wünsche von Kunden<br />
einlässt und daraus die richtigen Dienstleistungsantworten ent
wickelt, kann dauerhaft in der ersten Riege der Mediendienstleister<br />
mitspielen. Daher freut und ehrt es uns<br />
natürlich sehr, dass wir nun einen so mustergültigen<br />
Dienstleister wie Eurotape von unserer Servicepower<br />
überzeugen dürfen“, so kdg-Vorstand Michael Hosp.<br />
„Durch unsere ganz bewusste Ausrichtung als Generalunternehmer<br />
für die Independent Labels der Branche<br />
fühlen wir uns zudem genau jener inhaltlichen<br />
und kulturellen Vielfalt verpflichtet, für die Eurotape<br />
als Bavaria-Tochter seit Anbeginn steht.“<br />
Lobend auch Eurotape-Geschäftsführerin Ursula<br />
Freikowski: „Für uns ist die Zusammenarbeit mit kdg<br />
die Garantie, dass wir unsere Kunden zukünftig noch<br />
unkomplizierter und besser bedienen können, und<br />
zwar von der Postproduction über die Produktion<br />
von digitalen Tonträgern bis hin zur Distribution. Die<br />
Unternehmensphilosophie der kdg passt einfach zu<br />
uns und zur Bavaria.“<br />
CSM Sommeroffensive<br />
Mittlerweile zur Tradition geworden ist die alljährliche<br />
Sommeraktion von CSM Production. Wer im<br />
Sommer bestellt, wird mit stark reduzierten Bundle<br />
Preisen belohnt. Diesmal mit dabei sind CDs und<br />
DVDs in Digipak Verpackungen, Blu-ray Disc Bundles<br />
und Plastikkarten Specials. CSM bietet neue Aktions-Bundles,<br />
die gemeinsam mit dem langjährigen<br />
Partner und Generalunternehmer kdg mediatech AG<br />
und weiteren<br />
Zulieferanten<br />
ausverhandelt<br />
wurden. Diese<br />
gemeinsame Aktion<br />
ermöglicht<br />
eine besonders<br />
kostengünstige<br />
Produktion von<br />
CDs oder DVDs<br />
in hochwertigen<br />
Digipak-Kartonverpackungen<br />
und Blu-ray Discs zu erschwinglichen Bundle-<br />
Preisen. Alle CD, DVD und Blu-ray Disc Bundles<br />
werden zudem ohne jeden Aufpreis Co2 neutral<br />
gefertigt, auf Wunsch mit einem QR Code versehen<br />
und Frei Haus geliefert.<br />
Neben der Fertigung von Ton- und Datenträgern<br />
hat sich CSM Production in den letzen Jahren auch<br />
als Anbieter günstiger Plastikkarten (Kundenkarten,<br />
Rabattkarten, Eventkarten etc.) etabliert und bietet<br />
mittlerweile das größte Kartensortiment Österreichs.<br />
Zwei Produkte daraus, die Plastic Card und Bio Card<br />
(Plastikkarte aus biologisch abbaubarem Material)<br />
sind ebenfalls Bestandteile der laufenden Sommeraktion<br />
und werden um bis zu 45% günstiger angeboten.<br />
CSM wird auch bei der diesjährigen Sommeraktion<br />
seinem Motto we make things happen gerecht und<br />
bringt innovative, hochwertige Produkte zu günstigen<br />
Preisen. Die Aktion ist gültig bis Ende August.<br />
dEr PoP PatE<br />
Alles Alte gehört ersetzt oder lieber doch nicht?<br />
musicbiz<br />
Die Musikkassette ist veraltet, die Vinyl Scheibe ist nicht mehr zeitgemäß,<br />
die CD ist kein wirtschaftlicher Tonträger mehr. Downloaden oder besser noch<br />
streamen ist die Zukunft oder lieber gleich eine Flat Rate, wo alles zum unlimitierten<br />
Downloaden genehmigt ist. So schallt es von der Jugend und die „Alten“ können nur<br />
die Köpfe schütteln.<br />
Nicht alles was als alt eingestuft gilt, ist auch gleich auf das Abstellgleis<br />
zu schicken. Seien es Künstler, siehe Hubert von Goisern oder Herbert Grönemeyer,<br />
oder auch aktuelle Verkaufsmethoden in unserer Branche. Speziell die Vinyl Langspielplatte<br />
hat in den letzten Jahren eine tolle Wiedergeburt erfahren. Vielleicht<br />
gerade deshalb, weil die Jugend nicht mehr miterleben konnte, was es heißt, haptisch<br />
seine Künstler zelebrieren zu können. In der Vergangenheit weil die Künstler<br />
viel zu weit weg waren, heute vielleicht weil die Künstler viel zu nah sind. Youtube<br />
und mp3 am Handy unterstützen diese Situation. Auch bei der Aufnahmesituation<br />
ist gerade das „Alte“ heute ganz modern. Analog ist in, nur es gibt zu wenige Tonstudios,<br />
zu wenige Tontechniker, die diese Aufnahmetechnik noch beherrschen, zu<br />
wenige gute Umschnittleute und viel zu wenige Presswerke, die gute Vinyl Platten<br />
pressen können.<br />
In den Wunsch nach dem total modernen Trend stoßen auch die Medien.<br />
Das typische TV-Format ist tot, crossmediale Aktionen sind gefragt, Internet-TV<br />
ist angesagt. Die Jungen schauen kein TV mehr, heißt es von den Trendforschern.<br />
Trotzdem ist mobiles TV komplett in die Hose gegangen, Internet -TV kann aufgrund<br />
der noch immer nicht in allen Haushalten notwendigen großen Bandbreite mit den<br />
neuen HD Formaten nicht mithalten und gleichzeitig erzielt ORF III mit einem „alten“,<br />
sprich aus einem fast nur aus alten Formaten bestehenden Programm sensationelle<br />
Einschaltquoten und überflügelt schon in den ersten 9 Monaten alle „jungen“ TV Formate<br />
um Längen.<br />
Auch in den Exportaktivitäten sind angeblich Musikmessen veraltet. Die<br />
Jungen treffen sich lieber bei Showcase Festivals oder im Internet per Skype. Dagegen<br />
spricht der grandiose Erfolg der Classical:Next, der neuen Klassik Messe in München,<br />
die schon beim ersten Mal gleich mehr als 700 Fachbesucher aus 40 Ländern<br />
verzeichnen konnte. Auch die anderen kleinen Fachmessen, wie die Jazz Ahead, die<br />
Womex oder der Amsterdamer Dance Event sind seit Jahren im Aufwärtstrend. Dass<br />
sich neue Showcase Formate, wie Euro Sonic oder Reeperbahn Festival, schnell platzieren<br />
konnten, liegt auch am allgemeinen Trend, dass Live Musik immer wichtiger<br />
als Einnahmequelle in der Musikindustrie geworden ist. Das war nicht immer so, denn<br />
es gab einmal eine Zeit, wo der Verkauf von Tonträgern das Livegeschäft anheizte,<br />
heutzutage ist es umgekehrt. Wer weiß wie lange noch?<br />
Dass das Alte noch immer zählt, kann man nicht nur an der Überalterung<br />
der Stars des diesjährigen Nova Rocks erkennen, sondern auch an der Tatsache,<br />
dass der Grand Senior der österreichischen TV Shows, Peter Rapp, in der Jury für die<br />
„Großen Chance“ 2012 mitwirken darf, dessen Moderator er schon 1980 in der Ursprungssendung<br />
gewesen ist. Old go home ist aber zu wenig, Jung muss auch Real<br />
New bedeuten!<br />
Mario Rossori ist Musikmanager<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |7
musicbiz<br />
Millionen für Kunst<br />
& Kultur<br />
Die Casinos Austria sind ein höchst aktiver Sponsor im österreichischen Kunst- und Kulturbetrieb,<br />
speziell auch im Musikbereich. Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> &<br />
<strong>Media</strong>-Interview über die Kultur-Strategie des Glücksspiel-Giganten.<br />
Casinos Austria-Vorstand<br />
Dietmar Hoscher<br />
8 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wieso sind die Casinos<br />
Austria im Kunst- und<br />
Kulturbereich in Österreich<br />
als Sponsor so<br />
aktiv?<br />
HOSCHER: Historisch betrachtet<br />
hat alles mit den<br />
Wiener Festwochen begonnen,<br />
wo wir heuer 45<br />
Jahre Hauptsponsor-Partnerschaft<br />
gefeiert haben.<br />
Auch mit dem dieser Tage<br />
stattfindenden Jazzfest<br />
Wien verbindet uns mittlerweile<br />
eine 10jährige Partnerschaft<br />
über tipp3. Diese<br />
beiden Beispiele sind für<br />
uns symptomatisch: wenn<br />
wir eine Partnerschaft eingehen,<br />
dann soll sie nachhaltig<br />
und keinem Zufalls–<br />
prinzip unterworfen sein.<br />
Wir setzen auf langfristiges<br />
Sponsoring und leisten uns dazu einzelne kleine,<br />
aber wie ich meine, sehr feine Projekte.<br />
Die da wären …?<br />
HOSCHER: Um im Musikbereich zu beleiben nenne<br />
ich hier zB. den heuer erstmals stattgefundenen<br />
Joe Zawinul Day im Wiener Gasometer Anfang Juni.<br />
Oder diverse CD-Produktionen, die ohne unsere<br />
Mithilfe wohl so nicht auf die Beine kämen: Im Vorjahr<br />
beispielsweise die Produktion Freihaus Vier von<br />
Sigi Finkel mit Bearbeitungen von Brecht/Weil, für<br />
die es bislang keine Rechte gab. Davor unterstützen<br />
wir ein weiteres Projekt von Sigi Finkel mit seinem<br />
afrikanischen Partner Mamadou Diabate. Für heuer<br />
sind noch ein bis zwei Projekte geplant, etwa mit<br />
Oliver Mally und Gottfried Gfrerer.<br />
Nach welchen Kriterien wählen Sie diese Projekte<br />
aus?<br />
HOSCHER: Grundsätzlich müssen die Produktionen<br />
zu unserer Philosophie passen, die wie erwähnt<br />
eine gewisse Nachhaltigkeit erfordert. Es hat sich<br />
schön langsam herumgesprochen, dass wir auch im<br />
Musikbereich sehr aktiv sind, ich bekomme da jede<br />
Menge Anfragen, aber wir konzentrieren uns auf we-<br />
nige, aber dafür umso herausfordernde Projekte. Das<br />
Sponsoring beschränkt sich dann nicht auf reine finanzielle<br />
Unterstützung, sondern wir versuchen auch<br />
entsprechend Promotion zu betreiben, etwa in Form<br />
von Präsentationen bei uns im Haus im Studio 44.<br />
Welche Projekte verfolgen die Casinos mittelfristig?<br />
HOSCHER: Wir versuchen unsere Kultur- und Kunstsponsoring-Palette<br />
kontinuierlich zu erweitern. So<br />
haben wir vor zwei Jahren den Literaturpreis „Alpha“<br />
ins Leben gerufen, der sich binnen kürzester Zeit in<br />
der Szene etabliert hat und mit einem Preisgeld von<br />
10.000.- Euro auch zu den höchstdotierten Literaturpreisen<br />
im deutschsprachigem Raum zählt. Es ist<br />
keine Selbstverständlichkeit als Glückspielkonzern<br />
im Kunstbetrieb aufgenommen zu werden, da wird<br />
man schon des öfteren kritisch betrachtet. Den Casinos<br />
Austria sind diesbezüglich aber kaum Berührungsängste<br />
entgegen geschlagen. Im Gegenteil,<br />
die Kooperationsbereitschaft ist da. und manchmal<br />
werden entsprechende Projekte aus Budgetgründen<br />
nicht verwirklicht, dieses wächst ja bekanntlich<br />
nicht in den Himmel. Im Vorjahr haben wir mit dem<br />
Sponsoring des Impuls Tanz-Festivals auch diesen<br />
Bereich hinzugenommen. Mit Danceability-Workshops<br />
im Rahmen dieses bedeutenden internationalen<br />
Tanzfestivals, werden Menschen mit und ohne<br />
Behinderung gemeinsam in die Welt des Tanzes entführt<br />
– ein wirklich faszinierendes Projekt.<br />
Wie hoch ist das Budget der Casinos Austria für<br />
Kunst und Kultur-Sponsoring?<br />
HOSCHER: Das sind innerhalb der Gruppe sicher<br />
mehrere Millionen Euro pro Jahr. Dazu kommen ja<br />
noch die weiteren Sponsoring-Säulen in den Bereichen<br />
Sport und Social. Grundsätzlich müssen unsere<br />
Kultur-Aktivitäten für beide Seiten einen nachhaltigen<br />
Mehrwert haben und sind nicht auf einen<br />
schnellen Werbewert ausgelegt – und solange wir<br />
uns das leisten können werden wir das weiterhin<br />
tun und sehen das auch als Verpflichtung an.<br />
Musik, Theater, Tanz, Hochkultur – fehlt nur noch<br />
der <strong>Film</strong>bereich?<br />
HOSCHER: Ja, die sensationellen Erfolge der heimischen<br />
<strong>Film</strong>branche bei den internationalen Festivals<br />
sind bemerkenswert. vielleicht ist das für die Zukunft<br />
eine Option.
tipp3 sponsort zum 10. Mal das Jazzfest Wien, wo sich heuer<br />
u.v.a. auch Soulstar Charles Bradley die Ehre gibt<br />
Stichwort Zukunft, wie sehen Sie als langjähriger<br />
teilnehmender Beobachter (Concerto-Autor,<br />
Kurator Blues Spring, etc.) die Entwicklung der<br />
Musikbranche?<br />
HOSCHER: Die technologische Entwicklung ist nun<br />
mal nicht aufzuhalten und es wäre unfair zB. der<br />
Tonträgerindustrie etwas vorzuwerfen. Gefährlich ist<br />
die Entwicklung im Internet in jedem Fall. Oder wie<br />
Willi Resetarits es kürzlich formulierte: „Jetzt mochst<br />
eh scho Musik und a Göd wüsst a no …?“ Hier ist<br />
natürlich dringender Handlungsbedarf gegeben.<br />
Ganz sicher ist der Staat auch weiterhin gefordert<br />
hier entsprechende Unterstützungen auszuschütten,<br />
denn ich warne vor ausschließlichem privaten<br />
Mäzenatentum – dann entscheidet der Mäzen was<br />
Kunst ist und was nicht. Eine Mischung aus öffentlicher<br />
Förderung und Privatunternehmen, die sich<br />
Kultursponsoring leisten können ist sicher eine gute<br />
Kombination. Ich rege hiermit einen noch stärkeren<br />
Dialog aller Beteiligten und Betroffenen an.<br />
Appassionato an fiveseasons<br />
Zum dritten Mal wurde der Kulturförderpreis „Appassionato“ von oeticket.com für<br />
außergewöhnliche Kulturinitiativen vergeben. Heuer konnte der Kulturverein fiveseasons<br />
aus Wien die „Appassionato“-Jury am besten überzeugen.<br />
Kammerschauspielerin Maresa Hörbiger, die den Ehrenschutz für den Appassionato<br />
2012 übernommen hat, überreichte persönlich den Preis an die glücklichen Siegerinnen.<br />
Hörbiger wünschte ihnen und an allen anderen Appassionato-Nominierten für<br />
die Zukunft „viel Glück, Kraft und Energie für alle Projekte.“<br />
Susanne Turba, Organisatorin des Appassionato bei oeticket.com über die Entscheidung<br />
der Jury, bestehend aus Kultur-Experten von Universal Music, Vertretern der<br />
Appassionato 2011-Sieger pianoforte, Medien-Vertretern von Radio Stephansdom<br />
sowie Vertretern von oeticket.com: „Die Jury hat sich heuer für fiveseasons entschieden,<br />
weil das motivierte und engagierte Team junger Frauen verschiedene kulturelle Genres<br />
- Musik, Literatur, Tanz, <strong>Film</strong>, Bildende und Darstellende Kunst - abdeckt und darüber<br />
hinaus andere künstlerisch tätige Frauen fördert.“<br />
Die Anerkennungspreise gingen an Teatro Barocco für das Performance-Projekt SIG-<br />
NINGS mit gehörlosen und hörenden DarstellerInnen und TänzerInnen sowie an Junge<br />
Oper Austria die Kindern klassische Opern näher bringt.<br />
Der Appassionato von oeticket.com wird seit 2010 an Kulturinstitutionen und - initiativen<br />
vergeben, die bisher keine oder kaum Subventionen erhalten haben. Für Andreas<br />
Egger, Geschäftsführer von oeticket.com und Initiator des „Appassionato“, spricht die in<br />
diesem Jahr stark gestiegene Anzahl an Bewerbern und Bewerberinnen eine deutliche<br />
Sprache. „Wir haben heuer im Vergleich zu 2011 doppelt so viele Einreichungen erhalten.<br />
Das zeigt uns, dass es in ganz Österreich sehr viele Kulturinstitutionen und mutige<br />
Kulturschaffende gibt, die für ihre engagierten Projekte Unterstützung benötigen. Wir<br />
freuen uns, dass wir zumindest drei Initiativen für die Fortführung ihrer engagierten<br />
Konzepte, Ideen und Veranstaltungen unterstützen und motivieren können.“<br />
fiveseasons freut sich über eine Förderung von 4000 Euro in bar sowie zusätzlich 4000<br />
Euro für Marketingaktivitäten, die klassik.oeticket.com zur Bewerbung der Initiative<br />
verwenden wird. Maggy Sperl, Susanne Rosenlechner, Annelie Sachs und Anna Feldbein<br />
von fiveseasons: „Der Appassionato bedeutet für uns nach drei Jahren Arbeit einen<br />
sehr großen Schritt und enorme Motivation für unser alljährliches Festival herbstklang.<br />
Mit dem Förderpreis werden wir unsere KünstlerInnen entsprechend honorieren<br />
musicbiz<br />
Die Gewinnerinnen von fiveseasons mit Kammerschauspielerin Maresa Hörbiger<br />
sowie oeticket-GF Andreas Eggert<br />
können. Wir sind stolz darauf, mit anderen sehr spannenden Initiativen nominiert<br />
worden zu sein.“<br />
2012 erhielten erstmals auch die Zweit- und Drittplatzierten Preise: je 500 Euro in bar<br />
und je 500 Euro für Marketingaktivitäten durch klassik.oeticket.com.<br />
„Appassionato“ - der Kulturförderpreis von oeticket.com<br />
oeticket.com verleiht seit 2010 jährlich den „Appassionato“ an Institutionen oder<br />
Initiativen aus den Bereichen klassische Konzerte, Theater, Tanz oder Ausstellungen.<br />
Kulturveranstaltende Initiativen oder Institutionen österreichweit können sich für den<br />
Förderpreis bewerben. Die genauen Teilnahmebedingungen und Kriterien für die Einreichung<br />
zum Appassionato 2013 sowie detaillierte Informationen über die Förderung<br />
finden sich rechtzeitig ab dem Jahresanfang 2013 unter http://klassik.oeticket.com.<br />
Foto: Breneis<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |9
musicbiz<br />
„The best is yet<br />
to come“<br />
Komplett entspannt sitzt einem dieser Weltstar gegenüber der rein aussehensmäßig genauso<br />
Spitzensportler oder Model sein könnte. Es handelt sich aber um Erwin Schrott, seines Zeichens<br />
Bassbariton, der seine aktuelle CD „Arias“ vorstellt und dabei ins Plaudern gerät.<br />
Superstar der Klassik: Erwin Schrott<br />
10 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Ohne viel Umwege erklärt<br />
er gleich woher<br />
seine große Liebe zu<br />
allem käme: seinen Eltern<br />
verdanke er alles,<br />
sie hätten ihn zu dem<br />
Manne gemacht, der<br />
er heute ist: ein glücklicher,<br />
aber immer Suchender.Aufgewachsen<br />
in Uruguay zur Zeit<br />
einer Militärregierung<br />
war Musik sowohl für<br />
seine Eltern als auch für<br />
den kleine Erwin ein<br />
Mittel, um den Alltag<br />
vergessen zu lernen.<br />
„Ich fing mit sechs Jahren<br />
mit Klavierunterricht<br />
an und seitdem<br />
hat mich Musik nie wieder verlassen“, erinnert er<br />
sich an die Kindheit. Musik war im Hause Schrott immer<br />
zu hören, nicht unbedingt die europäische Klassik,<br />
aber wie er betont „immer gute Musik“. Lachend<br />
erinnert er sich an seine ersten gesanglichen Ausflüge<br />
in die deutsche Sprache. „Mitten in Südamerika<br />
lebend sangen wir Schumann und Schubert mit<br />
jungen Jahren, ich möchte nicht wissen, wie sich<br />
unsere Aussprache damals angehört hat.“ Hat Erwin<br />
Schrott, der Uruquaner mit dem deutschen Namen<br />
auch etwas typisch deutsches in sich? „Ich bin ein<br />
Sicherheitsmensch, ich habe genaue Vorstellungen<br />
und Pläne, denen ich folgen möchte. Risiko ja, aber<br />
nur in wohldosierter Form“, erklärt er und verständnisvoll<br />
nickt man dem Star zu, der neben seiner beruflichen<br />
Karriere auch die seiner Frau und seiner<br />
Kinder mitdenkt.<br />
Heute fühlt sich der Mann von Anna Netrebko überall<br />
dort daheim, wo seine Familie ist. Den Winter in<br />
Wien muss er nicht haben, auch wenn er die Stadt<br />
sonst zu seinen bevorzugten zählt. Sein Auftrittsplan<br />
führt ihn heuer wieder um die ganze Welt (im<br />
Oktober Wiener. Staatsoper), aber Schrott weiß, wie<br />
wichtig es gerade für einen Sänger ist, Pausen einzulegen.<br />
„Die wichtigste Lektion bekam ich sicher<br />
von meiner Gesangslehrerin, die mir schon mit 15<br />
Jahren eintrichterte, Nein zu sagen“, erläutert er<br />
seine Karriereplanung. Auch ihn hätte es zeitweise<br />
gejuckt, da er so gerne sänge und tolle Angebote<br />
dabei waren, aber der Weg eines Sängers muss genau<br />
geplant sein.<br />
„Die Idee für die Auswahl der Lieder meiner CD trage<br />
ich seit 10 Jahren mit mir herum, ich hätte es sangestechnisch<br />
auch dann schon können, aber ich fühlte<br />
mich nicht reif genug für die Charaktere.“ Zu Recht,<br />
denn einen Mephistofeles oder den Polizeichef Scarpia<br />
aus Tosca nimmt man einen Endzwanziger nicht<br />
so gerne ab. Jetzt aber war die Zeit reif und so konnte<br />
mit dem RSO unter Daniele Rustioni und dem<br />
Wiener Staatsopenchor diese wunderbaren Arien<br />
eingesungen werden. Zwei Stunden täglich habe er<br />
ein Jahr lang nur für Gounod geübt, um in die Tiefe<br />
der Musik einzudringen. „Ich bin nicht pedantisch,<br />
aber gerade bei einer Aufnahme muss alles stimmen.<br />
Auf der Bühne kann man mit einer gelungenen<br />
Performance von eventuellen Unsicherheiten<br />
ablenken, im Tonstudio muss alles passen. Die Stille<br />
ist so wichtig, in den Pausen hinein muss der Charakter<br />
weiter spürbar sein“, gibt der begnadete Sänger<br />
ein wenig Einblick in seine Arbeits- und Denkweise.<br />
Er begänne immer zuerst mit dem Text, um diesen<br />
von der Musik zu absorbieren, diesen lese er so oft,<br />
bis er ihn auswendig könne, dann ziehe er Sekundärliteratur<br />
hinzu, um noch mehr über die Figuren<br />
zu erfahren („Bei Mefistofeles muss man Bulgakows<br />
„Meister und Margerita“ gelesen haben) und erst<br />
danach sänge er zur Musik. Dieser lange Vorbereitungsprozess<br />
sei für ihn aus Respekt vor den Komponisten<br />
unumgänglich. Auf die Frage, ob er Angst<br />
habe, dass diese so langwierig vorbereitete CD eines<br />
Tages in einer „Best Of-Schrottkiste“ landen könnte,<br />
entgegnet er souverän: „Ich weiß, dass solch eine Zusammenstellung<br />
nur ein Appetithappen sein kann,<br />
aber wenn ich damit ein paar Neulinge zur klassischen<br />
Musik bringe, bin ich schon zufrieden.“<br />
Nachwuchs ist Schrott in vielerlei Belangen wichtig,<br />
ob es sich um die Anna & Erwin Foundation für<br />
Kinder handle, ob er junge Menschen zu seinen Vorstellungen<br />
einlädt oder ob er sich generell Gedanken<br />
macht, wie man die Jugend für klassische Musik<br />
und Oper begeistern könne. „Man muss ganz früh<br />
mit guter Musik beginnen und dann Stück für Stück
herangeführt werden. Operninszenierungen müssen<br />
so gestaltet sein, dass sie auch junge Menschen<br />
ansprechen. Natürlich braucht man eine leitende<br />
Hand, denn es gibt gewisse Opern, die für Einsteiger<br />
ungeeignet sind, nicht alles ist anfangs ein Vergnügen,<br />
man muss hineinwachsen, aber dann wird<br />
man belohnt mit einem ungeheuren Maß an seelenvoller,<br />
schöner Musik,“ stellt der Star Ansprüche<br />
an seine Zunft.<br />
Er sei ein ernsthafter Mensch, der sich viele Gedanken<br />
mache, aber sicherlich kein Allwissender. „Man kann<br />
nicht allen gefallen, man kann nicht alle glücklich machen,<br />
aber wenn es mir gelingt, mit meinem Gesang<br />
das Herz und Seele vieler Menschen zu berühren,<br />
dann bin ich zufrieden. Schritt für Schritt gilt es das<br />
Leben zu entdecken mit all seinen Höhen und Tiefen,<br />
für ihn aber steht fest „The best is yet to come“.<br />
Erwin Schrott: „Arias“ (Sony)<br />
musicbiz<br />
Superhelden & Vampire<br />
beflügeln<br />
Wenn Ifpi-Geschäftsführer Franz Medwenitsch eine Platinauszeichnung durchführt, muss es<br />
etwas Besonderes sein. War es auch bei dieser Premiere, in der der Musikfachmann Concorde-<br />
Home Entertainment-Geschäftsführer Michael Ivert Platin für über 76.000 verkaufte<br />
Exemplare der DVD „Biss zum Ende der Nacht“ überreichte.<br />
Eltern jubelten, als ihre Kinder endlich wieder<br />
begannen, Bücher in die Hand zu nehmen.<br />
Grund dafür sind Mystery-Geschichten wie<br />
Harry Potter oder eben die Twilight-Serie. Worin<br />
liegt der Grund?<br />
IVERT: Ich bin kein Deutschlehrer, kann ergo dessen<br />
nur den <strong>Film</strong>erfolg versuchen, zu analysieren. Beim<br />
<strong>Film</strong> ist zwar vieles berechenbar, Inhalt, Schauspieler,<br />
Regisseur, Dramaturgie und nicht zuletzt Marketing<br />
und Werbung, aber sicherlich wurde mit dieser Vampirserie<br />
genau der Herzschlag der zumeist jugendlichen<br />
Kinogeher getroffen. Eine wunderschöne<br />
Liebesgeschichte, die man sich auch mit der ganzen<br />
Familie anschauen kann.<br />
Die hohen Verkaufszahlen der DVD waren demnach<br />
absehbar?<br />
IVERT: Das würde zu arrogant klingen, aber nach<br />
dem Riesenerfolg in der Buch und Kinoversion, war<br />
es erwartbar. Überrascht hat uns aber das Tempo,<br />
in der die Kunden die Läden stürmten, um sich den<br />
<strong>Film</strong> zu kaufen. Aber schauen Sie sich um (Anm. das<br />
Interview fand bei Saturn auf der Mariahilfer Straße<br />
statt), hier hat die Salesmannschaft perfekt gearbeitet.<br />
Alles wunderbar dekoriert, das Produkt wurde<br />
absolut in den Mittelpunkt gestellt.<br />
Wir sprechen der Einfachkeit halber immer<br />
von DVD, dies schließt aber die Blu-Ray ein.<br />
Wie kommentieren Sie die Entwicklung dieses<br />
Formats?<br />
IVERT: Es wird immer wichtiger, bei den <strong>Media</strong> Control<br />
Daten nimmt Blu Ray mittlerweile schon an die<br />
25 % ein und auch bei Twilight wurden schon ca. 20<br />
% auf Blu-Ray gekauft. Gerade in Deutschland ist der<br />
Markt aufgrund der Spielkonsolen<br />
bzw. der neuen<br />
Lust am Home Entertainment<br />
ziemlich gesättigt.<br />
Wielange geben Sie diesen<br />
Formaten noch?<br />
IVERT: Die technischen<br />
Entwicklungen verlaufen<br />
zwar rasend schnell und<br />
die Generation der Digital<br />
Ager ist schon gelandet,<br />
aber mit Sicherheit werden<br />
wir die nächsten 5 Jahre<br />
keinesfalls von haptischen<br />
Produkten ablassen. Der<br />
Digitalmarkt aber, wie man<br />
auch an der Musik sieht, hat enormes Entwicklungspotenzial.<br />
Wie definieren Sie Digital Ager?<br />
IVERT: Das sind die heute 16 bis 18+-Jährigen, die<br />
nicht mehr aus der analogen Welt ihr Nutzungsverhalten<br />
steuern, die mit PC, PlayStation und Co., mit<br />
Smartphones und Tablets aufgewachsen sind und<br />
die wir leider nicht mehr für haptische Produkte begeistern<br />
können.<br />
Letztendlich kommt es für den Vertreib auf den<br />
Inhalt an: was steht bei Concorde auf dem Plan?<br />
IVERT: Neben unseren Vampiren haben sich gerade<br />
die Superhelden wie „Iron Man“ oder „Der unglaubliche<br />
Hulk“ großartig geschlagen. Wir freuen uns sehr<br />
auf „Asterix und Obelix“ in 3D und sind überzeugt,<br />
dass unser neuer Vertriebspartner Hoanzl auch dabei<br />
wieder seine Verkaufsstärken ausspielen wird.<br />
l-r. Georg Hoanzl, Michael Ivert &<br />
Franz Mewdwenitsch<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |11
musicbiz<br />
Don’t Forget To Remember<br />
13.11. 2002, 21:30.<br />
Die Entschädigung für viele<br />
Kommerzheini-Sager der<br />
Unwissenden: Händeschütteln<br />
mit Robin Gibb<br />
12 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Würdevolle Verabschiedung der<br />
besten Band der Welt.<br />
Isabella hatte Geburtstag und ich war eingeladen.<br />
Isabella wurde im November 1967 zarte Zehn und<br />
ich war im August davor erst Neun geworden, aber<br />
ich war zu ihrer Party geladen. Ohne meine Platten<br />
hätte ich wahrscheinlich nie diesen handgeschriebenen<br />
Zettel mit der Adresse in die Hand gedrückt<br />
bekommen. Datum, Uhrzeit, Adresse. ‚Du machst<br />
die Musik‘, sagte sie. Es<br />
war mehr ein Befehl<br />
als ein Wunsch aber für<br />
Isabella hätte ich mich<br />
sogar im Gorillakostüm<br />
den ganzen Nachmittag<br />
zum Affen gemacht.<br />
Ich tauchte da auf, mit<br />
einer Tafel Schokolade<br />
und meinen drei Alben<br />
voll mit Singles. Isabella<br />
hatte ihren eigenen<br />
Plattenspieler. Ein Koffer,<br />
wo im Deckel der Lautsprecher<br />
eingebaut war.<br />
All You Need Is Love, Silence<br />
Is Golden, No Milk<br />
Today, San Francisco, Ha<br />
Ha Said The Clown…<br />
und dann meine neueste<br />
Errungenschaft. Das ganze Taschengeld ist draufgegangen<br />
aber es war egal… Diese Stimmen, diese<br />
Harmonien: Feel I‘m goin‘ back to Massachusetts.<br />
Something‘s telling me I must go home. And the<br />
lights all went out in Massachusetts. The day I left<br />
her standing on her own.<br />
Isabella schob sich vor den Lautsprecher, legte den<br />
Kopf zur Seite und meinte nur, bitte spiel nochmal<br />
‚Puppet On A String‘‘. Ich hätte sie an Ort und Stelle<br />
mitsamt ihrem klebrig-süßen Geburtstagskuchen<br />
das Klo runter spülen können. Die Magie, die Isabella<br />
bis zu diesem Zeitpunkt umgab, zerplatzte wie ein<br />
Traum und übrig blieb eine Zehnjährige mit Zöpfen,<br />
gestrickter Strumpfhose und einer Mutter, die alle<br />
drei Minuten ihre Finger am Lautsprecherknopf<br />
hatte. Was für mich blieb, war die Konsequenz, die in<br />
der letzten Textzeile steckte: Ich ließ Isabella einfach<br />
stehen. Sollte sie von mir aus ihre Märchenplatten<br />
spielen, packte meine Alben und war dahin.<br />
Ich habe in diesem kalten Novemberherbst 1967<br />
die Bee Gees für mich mehr als nur entdeckt und<br />
musste diese Leidenschaft die nächsten Jahrzehnte<br />
stets wort- und gestenreich verteidigen. Kommerzheini,<br />
Kastratenfreund, Disco-Bubi musste ich<br />
mich schimpfen lassen aber ich hielt eisern durch.<br />
Nur wie Robin Gibb wollte ich nie sein. Ja, ich habe<br />
ihn verehrt, aber das Schicksal eines Lebens mit so<br />
hervorstehenden Zähne, ich wollte es nie teilen. Da<br />
war mir das optische Vorbild Ringo Starr viel näher.<br />
Meine Vorlieben als Plattenkäufer haben sich über<br />
die Jahrzehnte immer wieder verändert, nur den<br />
Bee Gees bin ich ewig treu geblieben und behaupte<br />
heute, dass ohne den drei großen ‚B‘, den Beatles,<br />
Beach Boys und Bee Gees, die Popmusik sich<br />
anders entwickelt hätte. Die Brothers Gibb hatten<br />
die unglaubliche Gabe der Erschaffung des kunstvollen<br />
Kitsches. Dazu die Stimmen, der falsettartige<br />
Gesang, die teils kryptischen Texte für die sie oft<br />
genug beschimpft worden sind. Ihre Auferstehung<br />
nach den 60ern und die Erfindung des White Disco-<br />
<strong>Sound</strong>. Barry, Robin und Maurice waren begnadete<br />
Songwriter und Interpreten. Sie kannten keine<br />
Hemmungen, ihre Songs kunstvoll und kitschig zu<br />
verpacken, dass jede Rille der 7inch dem Schälen<br />
einer Paradiesfrucht glich. Sie konnten ungestraft<br />
über die Lichter von ‚Massachusetts‘ zu singen ohne<br />
zuvor jemals dort gewesen zu sein, einfach weil es<br />
so schön klang. Die Karl Mays der Pop-Musik. Und<br />
ich behaupte heute, dass ‚Odessa‘ (1969) eines der<br />
gelungensten Gesamtwerke der auslaufenden Pop-<br />
Ära war. Weit unter Wert geschlagen und von tauben<br />
Kritikern zerzaust. Während Beach Boy Brian Wilson<br />
als Held verehrt wurde, galten die drei Brüder stets<br />
als zu brav. Keine Skandale, keine Drogen, einfach<br />
nur schöne Schlager in bunten Hemden.<br />
Maurice Gibb starb 2003. Zwillingsbruder Robin Gibb<br />
versprach noch 2010 in der Wiener Stadthalle im<br />
nächsten Jahr mit Bruder Barry wieder zu kommen.<br />
‚Saved By The Bell‘ schaffte er dabei ebenso nicht<br />
mehr wie ‚How Can You Mend A Broken Heart’, aber<br />
das war egal. Die Magie der Lieder war trotzdem ungebrochen<br />
und dem Kollegen vom Boulevard, der<br />
das Konzert in Grund und Boden geschrieben hatte,<br />
habe ich für seine Sätze die Krätze an den Hals gewünscht.<br />
Robin Gibb ging nie wieder auf Tournee. Er<br />
starb vor wenigen Wochen am 20. Mai 2012. Mit ihm<br />
verschwindet eine der größten Pop-Bands, die der<br />
Planet je erleben durfte. Klar war sein Tod in den Medien<br />
ein Thema, aber der große Hype blieb danach<br />
aus. Kein Sturm auf die Plattenläden. Kein Runterladen<br />
bis die Festplatte platzt, wiewohl die Band eine<br />
der kommerziell erfolgreichsten aller Zeiten ist. Das<br />
Schicksal wiederholte sich auf seine Art. Ein Abgang<br />
ohne Skandal, ohne Aufregung einfach nur hinter<br />
dem Bühnenvorhang freundlich und leise abtreten.<br />
Don’t Forget To Remember – Ein Songtitel wird so<br />
zum Abschiedsgruß. Bleibt nun nur noch Barry, der<br />
Jüngste. Ein Brother Gibb. Ein Bee Gee. Die Band<br />
kann es so nun nie wieder geben.<br />
-az-
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |13
musicbiz<br />
„Worüber ich eigentlich<br />
sprechen wollte“<br />
Der EMI-Mann Berny Sagmeister geriet nach einer Podiumsdiskussion zum Thema ACTA<br />
und Urheberrechte in Wien unversehens in einen Shit-Storm. Alles was von seinem eigentlich<br />
gesagten medial übrig blieb, war der Satz ‚Der österreichische Markt ist total versaut‘ (s. FS&M 3).<br />
Grund genug, herauszufinden, worüber Sagmeister eigentlich sprechen wollte. Andy Zahradnik<br />
traf Berny Sagmeister bei sommerlichen Temperaturen in der Wiener Strandbar ‚Herrmann‘.<br />
New School traf auf Old School und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch.<br />
14 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Berny Sagmeister<br />
Der Shitstorm ist vorüber gezogen… Was bleibt<br />
ist die Frage, worum es in der Diskussion eigentlich<br />
ging?<br />
SAGMEISTER: Es ging mir bei der Podiumsdiskussion<br />
eigentlich darum über neue Geschäftsmodelle<br />
zu sprechen, allen voran Streaming. In Norwegen<br />
explodiert dieser Markt zurzeit nahezu. 34% Gesamtwachstum<br />
im ersten Quartal 2012 und in diesem<br />
Zusammenhang wird auch physisches Produkt<br />
mitgezogen. Ähnliches geschieht in Frankreich.<br />
Streaming ist die Mediennutzung der Zukunft. Men-<br />
schen zuerst etwas gratis anbieten, dann eventuell<br />
in Bezahlmethoden integrieren. Oder eine Bundle-<br />
Methode, so wie wir es in Österreich gerade mit<br />
T-Mobile machen. Ich gehe davon aus, dass in 5-Jahresschritten<br />
ein Drittel der Konsumenten CDs bevorzugen,<br />
das zweite Drittel Downloads und das dritte<br />
Drittel Streaming.<br />
Aber so wie es aussieht, bleibt für die Urheber<br />
beim Streaming am wenigsten übrig?<br />
SAGMEISTER: Das ist so nicht richtig. Dieses Gerücht<br />
gibt es, aber es stimmt nicht. Wenn Millionen<br />
Menschen streamen, verdienen die Acts in Summe<br />
genauso viel wie über den à la-carte-Download-<br />
Verkauf. Natürlich ist es im deutschsprachigen Raum<br />
jetzt noch wenig, einfach weil die Masse fehlt. Im<br />
Internet-Bereich hinken wir hier immer drei Jahre<br />
hinterher und ich fürchte, dass es beim Streaming<br />
sogar noch ein bisschen mehr ist. Jetzt ist die Wachstumsrate<br />
im deutschsprachigen Raum noch gering.<br />
Aber das wird sich ändern.<br />
Kann Streaming die illegalen Downloads zurückdrängen?<br />
SAGMEISTER: Absolut. Aktuelle Zahlen aus Schweden<br />
belegen das bereits jetzt schon.<br />
Früher gab es neben den Intensivkäufern die<br />
sogenannten ‚Sleeper‘, die durch einen Hit zum<br />
Kauf von Platten angeregt wurden. Kann es<br />
dieses Phänomen auch im Streaming-Bereich<br />
geben?<br />
SAGMEISTER: Die mittelaktiven User werden sicher<br />
mitgerissen, alleine schon durch die unfassbare Tiefe<br />
von bis zu 20 Millionen Songs die jederzeit abrufbar<br />
sind. Auch durch die Facebook-Funktion „Berny hört<br />
gerade….“ funktioniert das gut. Dadurch wird sich<br />
sicher auch die A&R-Philosophie ändern. Genreorientierte<br />
Playlisten sind das Ziel. In Schweden wir<br />
d deutlich, dass die User viel mehr und tiefer in den<br />
Katalog reingehen. Die nutzen das große Song-Angebot<br />
viel intensiver. Das ist gut für die Musik, beim<br />
Umsatz macht es keinen Unterschied.
JUKE - die neue Art<br />
Musik zu hören<br />
musicbiz<br />
Mit einem Privat-Gig der Trackshittaz wurde der Kick-Off des Musikstreamingdienstes JUKE<br />
in Österreich gefeiert. Was kann JUKE und wer steckt dahinter? CEO Frank Taubert gibt im<br />
<strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview die Anteworten.<br />
Warum heißt Ihr Service JUKE?<br />
TAUBERT: JUKE ist eine moderne, digitale und persönliche<br />
JUKEbox. Mit Zugriff auf das digitale Weltmusikarchiv.<br />
Was war die Motivation und Grundidee zur<br />
Gründung von JUKE?<br />
TAUBERT: Zur Gründung von JUKE haben verschiedene<br />
Faktoren beigetragen. Mit der 24/7 Entertainment<br />
GmbH – dem Anbieter von JUKE - sind wir<br />
Europas führender B2B-Service-Provider für digitale<br />
Musik. Viele unserer B2B-Kunden hatten den<br />
Wunsch nach einem Managed Streaming Service<br />
und auch wir glauben, dass Musikstreaming ein sehr<br />
großer Wertschöpfungsfaktor in der Musikindustrie<br />
werden wird. Durch unsere langjährigen Erfahrungen<br />
im Bereich Lizensierung und Verbreitung von<br />
digitaler Musik, sowie der engen Partnerschaft mit<br />
der <strong>Media</strong> Saturn Holding sind wir mit JUKE perfekt<br />
aufgestellt.<br />
In welchen Ländern kann man JUKE nutzen?<br />
TAUBERT: Derzeit kann in Deutschland und Österreich<br />
gejuked werden, in Ungarn über unseren<br />
Partner Muzzia. Weitere Länder sind aber in Vorbereitung.<br />
Werden 2012 weitere Länder erschlossen?<br />
TAUBERT: Ja, aber in welchen wird noch nicht verraten.<br />
Welcher Streaming-Dienst ist Ihr stärkster Konkurrent<br />
und wodurch unterscheidet man sich?<br />
TAUBERT: Die Musikstreaming-Branche ist derzeit<br />
sehr aktiv. Es drängen viele Anbieter auf den Markt,<br />
jedoch fühlen wir uns durch langjährige Erfahrung<br />
und strategische Partnerschaften technisch als auch<br />
auf Vertriebsseite bestens aufgestellt.<br />
JUKE ist besonders leicht zu bedienen. Das Webinterface<br />
ist übersichtlich und man muss keinen zusätzlichen<br />
Player oder eine Software runterladen-<br />
einfach anmelden und losjuken. JUKE streamt als<br />
Einziger im konkurrenzlosen Dolby Pulse Format.<br />
Dolby® Pulse ist ein Komprimierungsformat, das<br />
unschlagbaren <strong>Sound</strong> auch bei niedrigen Bitraten<br />
garantiert, Daher brauchen unsere Kunden auch<br />
weniger kostbaren Speicherplatz auf Ihren Handys<br />
und verbrauchen weniger Datenvolumen. Zudem<br />
hat JUKE eine Musikbibliothek von über 15 Millionen<br />
Songs.<br />
Frank Taubert , CEO JUKE<br />
Mit<br />
welchen sozialen Netzwerken ist JUKE verbunden<br />
und in welcher Art und Weise?<br />
TAUBERT: JUKE interagiert mit den Usern natürlich<br />
über das eigene Facebookprofil. Auch einzelne Alben<br />
lassen sich über die Facebook-Like-Funktion teilen.<br />
Allerdings haben wir keinen Facebook-Zwang,<br />
wie einige andere Anbieter bei denen automatisch<br />
gehörte Songs und Playlisten auf Facebook gepostet<br />
werden.<br />
Welches Repertoire hat JUKE? Welches Genre<br />
bildet den größten Teil der Musik?<br />
TAUBERT: JUKE bildet mit seinen 15 Millionen<br />
Songs alle Genres ab. JUKE hat Verträge mit über<br />
80.000 Plattenfirmen, darunter allen Major-Labels,<br />
aber auch vielen kleinen Special Interest Labels. Von<br />
Schlager bis Dubstep – bei JUKE findet jeder reichlich<br />
Auswahl für seine Lieblingsplaylists. JUKE bietet<br />
den Usern zudem Mixtapes, Playlists und Radiostationen<br />
um Neues kennenzulernen und alte Fundstücke<br />
wiederzuentdecken.<br />
Gibt es schon erste Zahlen/Erkenntnisse seit<br />
dem Launch von JUKE in Österreich (bzw. wie<br />
sehen die Erfahrungen a in Deutschland aus?)<br />
TAUBERT: Leider können wir keine Zahlen veröffentlichen.<br />
Sicher aber ist, das Streaming-Dienste für<br />
viele noch eine ungelernte Art Musik zu konsumieren.<br />
Wir müssen hier gemeinsam mit unserem Wettbewerb<br />
noch deutlicher die Vorzüge des Models<br />
klar machen.<br />
3 Schritte zu JUKE<br />
1.Neukunden können sich entweder<br />
direkt unter www.myJUKE.<br />
com anmelden oder über saturn.<br />
myJUKE.com bzw. mediamarkt.<br />
myjuke.com registrieren. Zunächst<br />
wird eine 14-tägige Testphase, um<br />
JUKE kennenzulernen, angeboten.<br />
Danach kostet ein selbstverlängerndes<br />
Abo Euro 9,99 pro Monat.<br />
Eine Kündigung vor Ende des Abos<br />
ist selbstverständlich möglich. Es<br />
sind auch drei oder sechs Monatspakete<br />
möglich.<br />
2. Nach dem Drag ´n´ Drop-Prinzip<br />
erstellt man aus dem Musikangebot<br />
eine eigene Playlist, die sich<br />
mit allen festen und mobilen Geräten<br />
synchronisiert, sofern man<br />
denselben Account verwendet. Die<br />
Playlist ist auch abrufbar, wenn<br />
man gerade offline ist.<br />
3. Um JUKE für unterwegs zu<br />
benutzen, wird ein App benötigt.<br />
Das MyJUKE-App ist vorerst für<br />
Apple-Geräte und das Android-<br />
System verfügbar.<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |15
musicbiz<br />
... und täglich grüßt das Murmeltier,<br />
oder: it’s good to be free<br />
Foto: Verlag Manz, Wien<br />
Dr. Nikolaus Kraft<br />
LL.M. (KCL), Manak & Partner,<br />
Wien, vertritt zahlreiche<br />
Unternehmen der <strong>Film</strong>- und<br />
Musikwirtschaft.<br />
Kontakt: kraft@manak.at<br />
16 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Ein Nachtrag zum Thema „MUSIKVERLAG“,<br />
FILM, SOUND & MEDIA MAI 2012<br />
Schon im Jahr 2000 beschäftigte eine bemerkenswerte<br />
Vertragsklausel die deutschen<br />
Gerichte: Ein Komponist sollte sich in einem<br />
Produktionsvertrag mit einer Rundfunk- und<br />
Fernsehanstalt verpflichten, auch die Verlagsrechte<br />
an dem Musikwerk, das die Anstalt bei<br />
ihm in Auftrag gegeben hatte, zu übertragen.<br />
Nicht an irgendeinen Verleger, sondern an einen<br />
von der Funk- und Fernsehanstalt ausgewählten,<br />
mitunter von ihr auch beherrschten<br />
oder gar in ihrem Eigentum stehenden Musikverlag.<br />
Der deutsche Komponistenverband schaltete<br />
sich stellvertretend für die deutsche Komponistenlandschaft<br />
ein, um diese Praxis zu<br />
bekämpfen. Er leitete ein Musterverfahren<br />
ein: Denn eine solche Klausel war wohl eine<br />
unangemessene Benachteiligung des Komponisten<br />
und deshalb unwirksam. Dies auch deshalb, weil sie<br />
bei weitem darüber hinausging, was der Zweck des<br />
Musikproduktionsvertrages erforderte, um die Fernsehproduktion,<br />
für die das Auftragswerk geschaffen<br />
worden ist, auszuwerten. Überdies verstieß eine solche<br />
Klausel gegen den Grundsatz, den Urheber tunlichst<br />
am wirtschaftlichen Nutzen seines Werkes zu<br />
beteiligen: Denn regelmäßig sollte sich der Komponist<br />
dazu verpflichten, das Verlagsrecht auch noch<br />
unentgeltlich zu übertragen.<br />
Das OLG Zweibrücken gab in zweiter Instanz mit<br />
Urteil vom 7. 12. 2000 (4 U 12/00) der Klage des<br />
Komponistenverbandes statt. Das Verfahren endete<br />
dann mit einem Vergleich. Inhaltlich unterwarf sich<br />
die Rundfunk- und Fernsehanstalt den Forderungen<br />
des Komponistenverbandes.<br />
Im Jahr 2012 scheint all das vergessen:<br />
Die aktuellen Entwicklungen verschärfen Ungleichgewichte<br />
am Musikmarkt, gerade für Komponisten<br />
von Auftragswerken: Der Komponist Thomas Rabitsch<br />
hat zuletzt in der Mai-Ausgabe dieses Magazins<br />
(Seite 15) folgendes Statement abgegeben:<br />
„In Zeiten, wo eigentlich alles teurer wird, halbiert<br />
sich … das Tantiemen- Einkommen für Komponisten,<br />
deswegen ist der Unmut nur verständlich. Es<br />
bleibt nur die Wahl: Entweder doppelt so viel arbeiten,<br />
oder sich einfach nur mehr mit der Hälfte zufrieden<br />
geben.“<br />
Leider versuchen Fernseh- und Rundfunkanstalten<br />
unverändert, ihre Verhandlungsmacht schamlos<br />
gegenüber Kreativen auszunutzen. Ein Beispiel:<br />
Fernsehanstalten verknüpfen laufend die Vergabe<br />
von Auftragskompositionen mit der Forderung, das<br />
in Auftrag gegebene Werk müsse unentgeltlich bei<br />
einem von ihnen ausgewählten (und zumeist auch<br />
kontrollierten) Musikverlag verlegt werden. Begleitet<br />
wird diese Forderung alles andere als zimperlich mit<br />
Klarstellungen wie „andernfalls wird eine zukünftige<br />
Zusammenarbeit leider nicht möglich sein“.<br />
All das ist schon deshalb bemerkenswert, weil für<br />
viele derartige Fernseh-Auftragskompositionen eine<br />
Betreuung durch einen Verlag in der Praxis keinen<br />
Sinn macht. Dazu kommt: Die Rechteeinräumung im<br />
Produktionsvertrag ist in der Regel ohnehin bereits<br />
so umfassend geregelt, dass es einer weiteren Absicherung<br />
für den „Rechtehandel“ der Fernsehanstalt<br />
nicht bedarf.<br />
Diese Praxis, der sich viele Komponisten zähneknirschend<br />
und hilflos fügen, läuft letztendlich auf das<br />
Abpressen eines Kick-Backs zu Lasten des Komponisten<br />
heraus: Fernsehanstalten drücken die Honorare<br />
für Auftragsproduktionen zunächst mit dem<br />
Argument „Lieber Komponist, Deine Tantiemen<br />
werden gewaltig hoch sein, da macht ein niedriges<br />
Honorar nichts!“. Und dann pressen sie dem Komponisten<br />
auch noch mit einem aufgezwungenen<br />
Verlagspartner den Verlagsanteil an den Tantiemen<br />
ab. Diese Praxis gewinnt dann besonders interessante<br />
rechtliche Konturen, wenn der Auftraggeber<br />
ein marktbeherrschendes Unternehmen ist, das aufgrund<br />
seiner Marktmacht einer besonderen Verantwortung<br />
unterliegt.<br />
Auf europäischer Ebene hat zuletzt die European<br />
Composer and Songwriter Alliance (ECSA) Schritte<br />
gesetzt, damit die Hüter des Wettbewerbsrechts in<br />
der Europäischen Kommission derartige Geschäftspraktiken<br />
prüfen. Dieses Verfahren läuft bereits. Parallel<br />
dazu ruft der österreichische Komponistenbund<br />
(www.komponistenbund.at) derzeit zur Unterzeichnung<br />
einer Online-Petition gegen Zwangsinverlagnahme-Praktiken<br />
der Sendeanstalten auf.<br />
Das Ergebnis der Überprüfungen auf europäischer<br />
Ebene bleibt abzuwarten. Es ist jedenfalls zu begrüßen,<br />
dass derartige Vertragspraktiken derzeit im<br />
Rampenlicht stehen und nicht länger stillschweigend<br />
hingenommen werden. Für die Zukunft muss<br />
sichergestellt werden, dass sich mächtige Funk- und<br />
Fernsehanstalten nicht auf das Selbstverständlichste<br />
bei den Komponisten – und damit den Schwächsten<br />
im Glied – bedienen können, so wie es ihnen passt.<br />
Jeder Komponist soll sich vollkommen frei entscheiden<br />
können, ob ein von seinem Auftraggeber empfohlener<br />
Musikverleger jener Vertragspartner ist, mit<br />
dem er zusammenarbeiten möchte. Will der Komponist<br />
das nicht, dann darf das trotzdem auf die Auftragsvergabe<br />
zu Gunsten des Komponisten keinen<br />
Einfluss haben.
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |17
musicbiz<br />
Summerfeeling<br />
18 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Maria Neckam: „Unison“ (Sunnyside)<br />
Fängt an wie Suzanne Vega und wird sodann zu Laurie Anderson,<br />
so breit ist ungefähr der Spielraum der deklarierten Avantgardesängerin<br />
Maria Neckam. Ihre Kompositionen sind vielschichtig<br />
und eingängig; in einem Moment fasziniert sie den Zuhörer<br />
mit klaren Textstrukturen, um im nächsten gleich in wilde Dissonanzen<br />
zu versinken. Begleitet wird die in New York lebende<br />
Österreicherin von einem Jazztrio, dass ihre vokalen Experimente<br />
zumeist erdet, sodass sich insgesamt eine spannende Mischung<br />
ergibt.<br />
EWH: „Ütöpie“ (gtg)<br />
Viele vergangene Kunstspielarten wie Dada aber auch NDW<br />
lassen grüßen auf dem aktuellen Album des „Ersten Wiener<br />
Heimorgelorchester“. Ihre Texte haben einen ganz speziellen<br />
Humor, der weder schenkelklopfend noch subtil ist und trotzdem<br />
unterhält. Eitel auf Scheitel und immer auf Zimmer ist im ersten<br />
Moment nicht rasend originell, dazu kommen die eher einfachen<br />
Melodien, aber lässt man sich auf dieses Gesamtkunstwerk ein,<br />
kommt man drauf, dass alles noch eine Metaebene hat. Die Präzision,<br />
Originalität und, ja, Exzellenz der billig-beiläufigen Tonspur<br />
erschließt sich erst nach und nach. Die Orgeln, die die Herren<br />
exklusiv malträtieren, kommen direkt aus dem Klangmuseum:<br />
kleine, kuriose, billige consumer keyboards der Marken Casio,<br />
Bontempi, Yamaha & Co. Dada 2012!<br />
Nane’s Spicy Kitchen Lab: „Appetizer“ (Ats)<br />
Jazzer haben einen ganz eigenen Geschmack, wer sein Debütalbum<br />
mit der U2-Hymne „I still haven’ t found“ eröffnet und<br />
mit „Santa Claus is coming to town“ schließt, zeigt Selbstironie.<br />
Dieses oberösterreichische Trio, erweitert um die Gastmusiker H.<br />
Berger & F. Schwinn zeigt große Ausdrucksvielfalt. Die Sängerin<br />
Nane hat eine volle Stimme, die Zwei-Mann-Rhythmusgruppe<br />
– am Piano Hermann Linecker mit einzigartiger Linke-Hand-<br />
Basstechnik und Peter Traunmüller am Schlagzeug - besticht<br />
durch Präzision und dennoch spielerische Leichtigkeit, Die bunte<br />
Mischung aus Jazz-Standards, verjazzten Pop-Tunes und eigenen<br />
Werken ist überaus angenehm zu hören und bietet jedem etwas.<br />
MisSiss: „Soulistics“ (Artist MS)<br />
Mit einer Tango-CD setzte die österreichische Sängerin MisSiss<br />
erste Tonspuren, nun zeigt sie sich von ihrer heiteren Seite.<br />
Soulpop und RnB sind ihre musikalischen Stile, die sie höchst<br />
charmant umsetzt. Heitere Sommermusik.<br />
Gallina/Nemsei/Schwingenschlögl: „Hang Caravan“<br />
(Morgenland)<br />
Drei Musiker, alle erfahren in unterschiedlichen, weltweiten<br />
Musikkulturen, haben sich zu dem Projekt ‚Hang Caravan’<br />
zusammen gefunden. Ihre Musik entführt auf eine Reise ins<br />
abenteuerlich Unbekannte, lädt das Publikum ein zu einem<br />
Aufbruch in die weite Klangwelt von Indien bis Afrika, Tibet und<br />
den Vorderen Orient, auf den Balkan und nach Mittelamerika.<br />
Mystische Entspannungsmusik, ein Klang von Weite und Ferne,<br />
zum Dahinträumen.<br />
Othmar Binder Trio: Boogie Woogie Turnaround“<br />
(Hoanzl)<br />
Viele <strong>Film</strong>e laufen vor dem inneren Auge ab, wenn der Pianist<br />
The Beth Edges: „Blank Coins, Round Dice“ (Hoanzl) Othmar Binder in die Tasten haut und man sieht Petticoats<br />
Bei ihrem Debüt vor zwei Jahren verblüfften sie noch mit und Männer in schmalen Anzügen mit gescheiteltem Haar die<br />
grafischen bzw. marketingtechnischen Ideen, diesmal setzt das Knie komisch verdrehen, wenn es Charleston sein soll. Das Trio<br />
Popquartett aus OÖ komplett auf Musik. Sämtliche 14 Songs mit etlichen Gastmusikern lässt den Boogie Woogie so richtig<br />
wurden live eingespielt, kein Schnick-Schnack, nur eine coole lebendig klingen. Wer auch noch dabei ist? Meistergitarrist BJ<br />
Stimme, versierte Instrumentalisten und gute Poprocksongs. Cole, der schon mit Leuten wie Marc Bolan (T.Rex), Elton John,<br />
Zum Drüberstreuen gibt es noch eine wunderbare, musikalische R.E.M., Iggy Pop, Jools Holland, Cat Stevens, The Verve, Roger<br />
Liebeserklärung an Paris, so schön können Balladen sein. Waters, Depeche Mode, Björk, Brian Eno spielte und sich bewusst<br />
für Binder entschied. Großes Kompliment.<br />
Zeronic: „Grandezza“ (Hoanzl)<br />
Kein Dolce fa niente führte die Jungs der Band Zeronic in die Anna Lauvergnac: „unless there’ s love“ (Alessa Records<br />
Toskana, sondern mit eigenem mobilen Studio wurde dort das Die ehemalige VAO-Sängerin präsentiert sich auf ihrem neuen<br />
vorliegende Popalbum aufgenommen. Irgendwie vermeint man Album schnörkellos, schlicht, schön. Ihre klare Stimme hat Aus-<br />
die Unbeschwertheit eines italienischen Sommers herauszuhödruckskraft, braucht keine Verstärkung, ihre Band ist hinreißend,<br />
ren bzw. ist ihnen mit „my heart is still in your hands“ ein potenzieller<br />
Radiohit gelungen, der international gespielt werden<br />
könnte. Selbstsicher genug sind sie ja, wie auch die anderen Titel<br />
beweisen.<br />
so einfach kann schöner Jazz klingen.
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |19
filmbiz<br />
FFW: Von Haneke bis<br />
Schlawiner<br />
Zum zweiten Antragstermin der Fernsehfilmförderung im Jahr<br />
2012 wurden elf Projekte mit einer Gesamtantragssumme von<br />
603.841 Euro eingereicht, davon erhielten zehn Projekte Zusagen<br />
in Gesamthöhe von 577.000 Euro – ein Spielfilm, sechs<br />
Dokumentarfilme sowie drei Serien, darunter Doku-Porträts<br />
über die <strong>Film</strong>emacher Michael Haneke und Ulrich Seidl.<br />
Michael Haneke, nach der umjubelten Uraufführung von<br />
‚Amour’ in aller Munde, wird selbst zum <strong>Film</strong>thema. Bekenntnisse<br />
einer Wiener Maske von Yves Montmayeur widmet sich<br />
dem faszinierenden Wiener <strong>Film</strong>emacher, Autor und Menschen<br />
– eine Produktion der WILDart <strong>Film</strong> in Koproduktion<br />
mit Crescendo <strong>Film</strong>s (F). Kollege Ulrich Seidl wird wiederum<br />
von Regisseur Constantin Wulff versucht sich in einer DACH-<br />
Koop am Thema ‚Ulrich Seidl und die bösen Buben’. Weitere<br />
geförderte Dokus stellen Tiere (Schönbrunn, Spatzen) bzw.<br />
Orte (Sotschi) oder Musiker (Asmahan) in den Mittelpunkt<br />
ihres Interesses. MR-<strong>Film</strong> produziert gemeinsam mit der<br />
deutschen Maran <strong>Film</strong> einen TV-Spielfim mit der beliebten<br />
Schauspielerin Thekla Carola Wied. Weitere Förderungen<br />
erhielten die Comedy-Serie „Schlawiner“, die Kulinarikreihe<br />
„Aufgetischt“ und „Food Markets, In the Belly oft he City“.<br />
Öst. <strong>Film</strong>preis: neue Kategorie<br />
Da können nur alle Kurzfilmer hoffen, dass Karl Markovics<br />
heuer keinen Kurzfilm dreht, wenn man sich die Ergebnisse<br />
der letztjährigen <strong>Film</strong>preisverleihung in Erinnerung ruft. Au<br />
contraire, der Präsident der <strong>Film</strong>akademie setzt sich persönlich<br />
für die neu geschaffene Kategorie ein und fordert eine verstärkte<br />
öffentliche Präsenz des Experimental- und Kurzfilms und<br />
die Unterstützung der jungen <strong>Film</strong>schaffenden. „Der Kurzfilm<br />
ist nicht nur eine eigene Kunstform und ein wichtiges Experimentierfeld,<br />
sondern auch ein zentrales Ausdruckselement für<br />
junge <strong>Film</strong>schaffende und damit die Basis jeden <strong>Film</strong>schaffens.<br />
Einen Österreichischen <strong>Film</strong>preis für den Besten Kurzfilm ins<br />
Leben zu rufen, ist also nur konsequent und auch eine wichtige<br />
Wertschätzung für jenen Bereich, der Österreich bis weit über<br />
die Grenzen hinaus als innovatives, couragiertes <strong>Film</strong>land<br />
repräsentiert“, so die Organisatoren des Österreichischen<br />
<strong>Film</strong>preises.<br />
Silberpreis für Roboter<br />
Die World<strong>Media</strong>Festival -Awards 2012 sind vergeben: 580<br />
Einreichungen aus 30 Ländern wurden von einer internationalen<br />
Jury in verschiedenen Kategorien bewertet. Die Salzburger<br />
Produktionsfirma explosive egg films and television wurde dabei<br />
für „we.robel“ - eine Unternehmensvorstellung über Robel<br />
Bahnbaumaschinen - mit einem „intermedia-globe SILVER“<br />
in der Kategorie „Corporate TV - Employee Orientated“<br />
ausgezeichnet und hat den Preis im Mai in Hamburg entgegen<br />
20 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
explosive egg-Geschäftsführer Hannes Klein mit dem Preis und Robi, the Robot<br />
(einer Figur aus dem <strong>Film</strong>)<br />
genommen. Dies ist der zweite internationale Wirtschaftsfilmpreis<br />
für diese Produktion und bereits der sechste Award,<br />
den das u.a. auf Wirtschafts- und Industriefilm spezialisierte<br />
Unternehmen explosive egg für seinen Kunden Robel erringen<br />
konnte. In „we.robel“ (wir.robel) agieren rund 50 Robel-MitarbeiterInnen<br />
selbst vor der Kamera. Ein Moderator führt durch<br />
den 17-minütigen <strong>Film</strong> und stellt dabei alle wichtigen Abteilungen<br />
des Unternehmens aus Freilassing vor. Der <strong>Film</strong> ist unter<br />
www.robel.tv zu sehen.<br />
Gewerbeordnungsnovelle:<br />
„Befreit Fotografen aus der<br />
Befähigungspflicht“<br />
Gemäß der vorliegenden, in der Endfassung der Begutachtung<br />
befindlichen Novelle zur Gewerbeordnung sollen die bisher an<br />
den Befähigungsnachweis gebundenen Fotografen durch eine<br />
Änderung der Gewerbelisten zum freien Gewerbe werden,<br />
wie dies beispielsweise für die <strong>Film</strong>industrie bereits seit 1994<br />
der Fall ist. Erwartungsgemäß haben die Berufsfotografen<br />
unter Hinweis auf ihre Qualitätsstandards und ihre Sorge über<br />
Billigkonkurrenz durch Amateure oder semiprofessionelle Anbieter<br />
bereits nachdrücklich über ihre Interessenvertretungen<br />
protestiert.<br />
Aus Sicht der <strong>Film</strong>industrie wird die Argumentation ambivalent<br />
beurteilt. Wenngleich der historische Grund für die<br />
Befähigung - nämlich primär das Hantieren mit brennbarem<br />
<strong>Film</strong>material - de facto Geschichte ist, ist dennoch die Arbeit<br />
des Berufsfotografen, mit einer genauen Kenntnis der Digitaltechnik,<br />
vor allem aber der Lichtsetzung, eine professionelle<br />
und keineswegs mit „Amateurknipserei“ vergleichbar.<br />
Als Ungleichgewicht wird jedoch seit Jahren empfunden, dass<br />
die <strong>Film</strong>produktion seit 1994 ein freies Gewerbe sei, wiewohl<br />
die Anforderungen gegenüber den Berufsfotografen gleich<br />
hoch, in Wirklichkeit sogar höher sind. Nachdem in den letzten<br />
Gewerbeordnungsnovellen sich bereits seit mehr als einer
Dekade die Tendenz der Gewerbeordnungsgesetzgebung zeigt, jene<br />
Gewerbe, bei deren Ausübung Leib und Leben nicht bedroht ist,<br />
sondern über deren Bestehen nur de facto der Markt entscheidet,<br />
von einer verpflichtenden Befähigkeit auszunehmen, ist es u. a. den<br />
Fotografen immer wieder gelungen, ihre Befähigung und damit eine<br />
gewisse Kontrolle über den Marktzugang zu behalten.<br />
Dazu kommt, dass das Verhältnis Fotografen zu <strong>Film</strong>gewerbe nicht<br />
ganz friktionsfrei ist.<br />
Seit Langem behaupten die Berufsfotografen, dass ausschließlich sie<br />
zur Erstellung sogenannter Hochzeitsvideos (also <strong>Film</strong>produktion für<br />
den höchst persönlichen Bereich, wie Familienfeiern, Hochzeiten,<br />
Taufen usw.) berechtigt seien, da nur sie die erforderliche Qualifikation<br />
mitbrächten. Diese Rechtsmeinung wurde vom Fachverband der<br />
<strong>Film</strong>- und Musikindustrie stets abgestritten, da die Gewerbeordnung<br />
eine Differenzierung der <strong>Film</strong>produktion in öffentliche und nicht<br />
öffentliche Aufführungen seit Langem nicht mehr kennt. Inhaltlich<br />
sei die Argumentation ohnehin nicht nachvollziehbar.<br />
Trotzdem hat diese Situation immer wieder zu Abmahnungen<br />
von <strong>Film</strong>produzenten geführt, wenngleich es dazu keine darüber<br />
hinaus gehenden Handlungen – etwa eine Anzeige wegen<br />
unerlaubter Gewerbeausübung – gegeben hat. Mit der nun vom<br />
Wirtschaftsministerium vorgesehenen „Befreiung“ des Fotografengewerbes<br />
aus der Befähigung dürfte sich diese leidige Rechtsunsicherheit<br />
erledigt haben.<br />
Aktuelle <strong>Film</strong>starts:<br />
29. Juni<br />
Simon (Thimfilm)<br />
2. Juli<br />
Ice Age 4 – Voll verschoben (Fox)<br />
The Amazing Spider-Man (Sony)<br />
6. Juli<br />
2 Tage New York (Constantin)<br />
Sons of Norway (Thimfilm)<br />
20. Juli<br />
Ausgerechnet Sibirien (<strong>Film</strong>laden)<br />
26./27.07.<br />
The Dark Knight Rises (Warner)<br />
Familientreffen mit Hindernissen<br />
2./3. August<br />
Der Vorname (Warner)<br />
Das Schwein von Gaza (Thimfilm)<br />
10. August<br />
Prometheus – Dunkle Zeichen (Fox)<br />
Café de Flore (Thimfilm)<br />
Lady Vegas (<strong>Film</strong>laden)<br />
16./17. August<br />
Wers glaubt, wird selig (Constantin)<br />
Magic Mike (Constantin)<br />
This ain’ t California (Thimfilm)<br />
Starbuck (<strong>Film</strong>laden)<br />
23./24. August<br />
360° (<strong>Film</strong>laden)<br />
Red Lights (Thimfilm)<br />
30./31. August<br />
The Expendables 2 (Fox)<br />
Step up 4- Miami Heat (Constantin)<br />
Nachtlärm (Thimfilm)<br />
To Rome with Love“ (Tobis)<br />
Hollywood in Klosterneuburg<br />
Von 2. bis 9. Juli 2012 findet bereits zum vierten Mal<br />
der „Hollywood Music Workshop“ in Klosterneuburg<br />
bei Wien statt. Unter der künstlerischen Leitung von<br />
Dimitrie J. Leivici unterrichten seit 2009 renommierte<br />
Hollywood-Komponisten junge NachwuchskünstlerInnen.<br />
Mit Conrad Pope konnte dieses Jahr einer der<br />
derzeit aktivsten und gefragtesten Komponisten und Orchestratoren<br />
Hollywoods als Dozent gewonnen werden.<br />
Er hat u. a. „Star Wars“ (Episode I-III), „Jurassic Park“,<br />
„Schindlers Liste“, „Minority Report“, „Ice Age III“,<br />
„Matrix Reloaded“, „Harry Potter und die Heiligtümer<br />
des Todes“ (Teil 1 und Teil 2) sowie „Die Abenteuer von<br />
Tim und Struppi“ orchestriert. Für den <strong>Film</strong> „My Week<br />
with Marilyn“, der derzeit in den heimischen Kinos<br />
läuft, komponierte und dirigierte er den gesamten Score.<br />
Wie bereits in den vergangenen Jahren ist die Vienna<br />
Symphonic Library auch heuer wieder ein wichtiger<br />
Kooperationspartner und vergibt unter den Teilnehmern<br />
des Workshops eine Vienna Instruments Collection für<br />
den besten Beitrag.<br />
Info: www.hollywood-music.at<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |21
filmbiz<br />
Erfolg muss bestätigt<br />
werden<br />
AFC-Geschäftsführer Martin Schweighofer im <strong>Film</strong>,<br />
<strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über den österreichischen<br />
Triumph in Cannes.<br />
Martin Schweighofer<br />
22 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie resümieren Sie die <strong>Film</strong>festspiele von<br />
Cannes?<br />
SCHWEIGHOFER: Dass zwei österreichische <strong>Film</strong>emacher<br />
im Wettbewerb von Cannes teilnehmen ist<br />
eine Sensation – oder wie man in der internationalen<br />
Presse lesen konnte: in Cannes sind die Amerikaner<br />
und Österreich. Bei allem Optimismus der mir<br />
zu eigen ist, ist es sehr fraglich ob so etwas je wieder<br />
möglich ist. Das Festival war ein Riesenerfolg, für<br />
beide <strong>Film</strong>e. „Amour“ wurde schon vorher weltweit<br />
verkauft aber auch „Paradies: Liebe“ hat sich sehr<br />
gut verkauft und zugleich kontroversielle Reaktionen<br />
hervorgerufen, so wie alle <strong>Film</strong>e von Ulrich<br />
Seidl. Und das ist auch gut so, denn das schlechteste<br />
was in einem Festival passieren kann, ist ein <strong>Film</strong><br />
der niemanden berührt, weder positiv noch negativ.<br />
Man muss auffallen, das ist das Entscheidende.<br />
Wie geht das Festival-Jahr aus österreichischer<br />
Sicht nun weiter?<br />
SCHWEIGHOFER: Um gleich bei Ulrich Seidl zu bleiben.<br />
„Paradies. Liebe“ ist der erste Teil einer Trilogie<br />
– „Paradies: Glaube“ und „Paradies: Hoffnung“ folgen<br />
jetzt. Es wird spannend sein, diese weiteren Teile bei<br />
den kommenden Festivals zu platzieren und danach<br />
bei den Nachspielfestivals die ganze Trilogie zu zeigen.<br />
Grundsätzlich geht das Festival-Jahr in der ein-<br />
geschlagenen Tonart weiter, 2012 wird ein höchst<br />
erfolgreiches internationales <strong>Film</strong>jahr für Österreich,<br />
das in dieser Dichte und hohen Aufmerksamkeit<br />
schwer zu überbieten ein wird.<br />
Viele sprechen schon von einem fixen Oscar für<br />
Haneke?<br />
SCHWEIGHOFER: Das ist sicherlich verfrüht und<br />
so manchem aus der Cannes-Euphorie heraus entsprungen.<br />
In Österreich entscheidet eine Jury, welcher<br />
<strong>Film</strong> für den Auslandsoscar eingereicht wird.<br />
Das gilt es abzuwarten, zuvor ist alles reine Spekulation.<br />
Mit oder ohne Oscar, international spielt die<br />
österreichische <strong>Film</strong>branche in der Oberliga mit.<br />
Zugleich hat die AFC 2012 deutliche Budget-Kürzungen<br />
hinnehmen müssen, was die internationale<br />
Präsentation natürlich schwieriger macht. Erfolge<br />
sind nun mal teuer, da ist man gefordert. Zugleich<br />
haben Erfolge auch den Anspruch sie zu bestätigen,<br />
das hält uns entsprechend auf Trab. Die kommenden<br />
Festivals in Karoly Vary, Sarajevo, Locarno, Venedig,<br />
etc. sind gut mit österreichischem <strong>Film</strong> bestückt,<br />
nicht nur mit Haneke und Seidl.<br />
„FISA-Richtlinien anpassen!“<br />
Wega-<strong>Film</strong>-Chef Veit Heiduschka im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über den Erfolg<br />
„seines“ <strong>Film</strong>s „Amour“ in Cannes und die Situation für <strong>Film</strong>produzenten in Österreich.<br />
Welche Auswirkungen hat eine – in Ihrem<br />
Fall – auch zwei Goldenen Palme(n) auf einen<br />
Produzenten?<br />
HEIDUSCHKA: Die direkten Folgen für einen <strong>Film</strong>,<br />
der bei einem Festival wie jenem in Cannes gewinnt,<br />
ist der weltweite Verkauf. In unserem Fall wurde<br />
„Amour“ aber schon vor dem Festival international<br />
verkauft. Aber klar ist: Durch solche Erfolge ist es im-<br />
2-facher Cannes-Sieger Michael Haneke<br />
mer leichter den nächsten <strong>Film</strong> zu produzieren.<br />
Das heißt es gibt ein weiteres Projekt mit Michael<br />
Haneke?<br />
HEIDUSCHKA: Es gibt Projekte und ich gehe davon<br />
aus, dass Haneke die Schaffenskraft hat, auch künftig<br />
<strong>Film</strong>e umzusetzen. Aber um noch mal auf den<br />
Effekt einer Goldenen Palme zurückzukommen: Ich<br />
hoffe, dass der Preis dazu führt, dass auch in Öster-
eich mehr Menschen ins Kino gehen, um „Amour“<br />
zu sehen. In Frankreich zB. hat ein Cannes-Erfolg einen<br />
wesentlich höheren Stellenwert. Als „Das weiße<br />
Band“ gewann, hatte der <strong>Film</strong> auch im französischen<br />
Kino einen großen Erfolg. Im Vorfeld wurde gesagt –<br />
eine deutsche Kindergeschichte, wer will das sehen<br />
– aber „Das weiße Band“ hatte in Frankreich mehr<br />
Kinobesucher als in Deutschland.<br />
Manche sprechen vom Auslandsoscar für<br />
„Amour“ …?<br />
HEIDUSCHKA: Das ist verfrüht und ich bin da ziemlich<br />
vorsichtig. Wir hatten mit einer Goldenen Palme<br />
heuer auch nicht gerechnet - dass ein <strong>Film</strong>emacher<br />
mit zwei Produktionen nacheinander gewinnt hat<br />
es noch nicht gegeben. Es sind ja auch immer wieder<br />
Favoriten gestürzt, so dachten wir zB. 1997 mit<br />
„Funny Games“ in Cannes zu reüssieren und gingen<br />
letztlich leer aus.<br />
An welchen Produktionen arbeitet die Wega-<br />
<strong>Film</strong> zur Zeit?<br />
HEIDUSCHKA: Derzeit ist der Erstlingsfilm vom Haneke-Schüler<br />
Henning Backhaus „Local Heroes“ in der<br />
Post Production und kommt wahrscheinlich Anfang<br />
2013 in die Kinos. Im Fernsehbereich drehen wir eine<br />
Dokumentation für Universum und als Co-Produktion<br />
die 10. Folge der „Landärztin“. Dank des Fernsehfonds<br />
ist es ja möglich zB. deutsche Produktionen nach Österreich<br />
zu bringen, eine wirklich tolle Einrichtung.<br />
Stichwort Fördereinrichtung: wie sehen Sie die<br />
aktuelle Situation für österreichische <strong>Film</strong>produzenten?<br />
HEIDUSCHKA: Die österreichische <strong>Film</strong>branche ist<br />
sehr aktiv, hat viele gute Kräfte und vielleicht zu viele<br />
Produzenten. Alleine in Wien haben über 2.000<br />
einen Gewerbeschein, auch wenn natürlich nicht<br />
jeder einen <strong>Film</strong> produziert, ist die Dichte für dieses<br />
„Die Vorstellung und die Wirklichkeit haben wenig miteinander zu tun“, sagt Anne<br />
zu Georges an einer Stelle im <strong>Film</strong>, wo sie mit ihm sein Handeln ihr gegenüber<br />
diskutiert. Ging es Ihnen in Amour darum, in eine Wirklichkeit der Liebe zu dringen,<br />
wo gängige Vorstellungen davon ihre Grenze erreichen und somit den Topos der<br />
Liebe im Kino zu reflektieren?<br />
HANEKE: Eine Antwort auf diese Frage führt zur Selbstinterpretation, ich will aber ungern<br />
sagen, was ich mit diesem <strong>Film</strong> ausdrücken will, denn dann sehen die Leute nur das, was<br />
ich gesagt habe. Journalisten wollen Antworten auf Fragen haben, die ich mit meinen<br />
<strong>Film</strong>en aufwerfe. Die Fragen sollen aber die Zuschauer stellen.<br />
Was ebenso stark wie die Liebe zwischen diesen beiden Menschen spürbar wird, ist<br />
ihr unbedingtes Festhalten an ihrer Würde.<br />
HANEKE: Man kämpft immer um seine Würde und je schwieriger die Situation ist, in der man<br />
sich befindet, umso größer der Kampf, den man zu führen hat. Das ist unser menschliches<br />
Schicksal, unabhängig vom Alter. Jeder Mensch ist mit der Frage konfrontiert, wie weit er sich<br />
vom Schicksal die Würde rauben lässt oder wie weit er versucht, dagegen anzukämpfen.<br />
kleine Land schon sehr hoch. Früher war es noch so,<br />
dass eine neue Produktionsfirma nicht sofort etwa<br />
eine Förderung des ÖFI bekam. Jetzt haben wir die<br />
Situation dass zB. zwischen 2005 und 2009 insgesamt<br />
92 <strong>Film</strong>e realisiert wurden, was dazu geführt<br />
hat, dass die Produzenten nicht einmal das Bargeld<br />
das sie in ihre Produktionen gesteckt haben durch<br />
das Kino wieder hereinbekommen haben. Von geförderten<br />
<strong>Film</strong>en alleine kann man in Österreich<br />
nicht leben, die Budget-Mittel sind für all das was<br />
produziert werden könnte einfach viel zu klein.<br />
Dazu kommt, dass die versprochene Erhöhung des<br />
ÖFI-Budgets auf 20 Millionen Euro nicht umgesetzt<br />
wird. Mit den zusätzlichen 3,5 Millionen Euro<br />
könnten etliche Projekte realisiert werden. Das führt<br />
auch zu Problemen bei der Abschöpfung des FISA-<br />
Budgets, da man dafür ein Projekt bereits mit 75 %<br />
finanziert haben muss. So wurde das FISA-Budget<br />
von 7,5 Millionen Euro 2011 nicht voll ausgegeben<br />
und es wären für 2012 noch 10 Millionen Euro vorhanden.<br />
Dafür bräuchte man aber ein Produktionsvolumen<br />
im Spielfilmbereich von 30 Millionen Euro,<br />
was aber nicht vorhanden ist. Deshalb plädiere ich<br />
dafür die Rahmenbedingungen des FISA-Modells zu<br />
adaptieren, sodass es möglich ist, ausländische Produktionen<br />
nach Österreich zu holen.<br />
Wie könnte eine solche Adaption aussehen?<br />
HEIDUSCHKA: Ich führe da das deutsche DFFF-<br />
Modell an, das leistungsbezogene Förderungen<br />
vergibt, oder auch das ungarische Modell ist sehr<br />
effektiv. Entsprechende Anregungen bzw. konkrete<br />
verbesserte Richtlinien-Vorschläge liegen beim<br />
Wirtschaftsministerium auf, dort wartet man jedoch<br />
weiterhin ab. Was schade ist, denn es wäre durchaus<br />
möglich etwa amerikanische Produktionen mit großen<br />
Budgets nach Österreich zu locken.<br />
Michael Haneke über „Amour“<br />
(mit freundlicher Genehmigung des AFC)<br />
filmbiz<br />
Veit Heduschka, Wega <strong>Film</strong><br />
Die wenigen Treffen von<br />
Anne und Georges mit der<br />
Generation ihrer Kinder,<br />
sei es mit der Tochter, dem<br />
Schwiegersohn, sei es mit<br />
dem Pianisten, unterstreichen<br />
die Kluft, die zwischen Michael Haneke<br />
den Generationen liegt und<br />
den Wandel von Werten und Lebenskonzepten. Erzählt Amour auch vom Abschied<br />
von einer anderen Welt?<br />
HANEKE: Unterschiedliche Generationen entwickeln in der Umwelt, die sie umgibt, unterschiedliche<br />
Lebenskonzepte. Das ist eine Entwicklung, die sich in jeder Generation abspielt.<br />
Es ist das Spannende und Traurige, dass bei jedem Generationenwechsel Verständigungsschwierigkeiten<br />
auftreten. Das ist ein ewiges Konfliktpotenzial und es ist immer ein<br />
Abschied. Es ist immer die ältere Generation, die sich verabschiedet und die verabschiedet<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |23
filmbiz<br />
wird, weil sich die Welt um sie herum so verändert, dass sie mit ihr wenig anfangen kann.<br />
Ich kann natürlich nur einen <strong>Film</strong> über die Generation machen, die ich kenne. Es ist ein Problem,<br />
das jeden irgendwann ereilt, sei es durch die Eltern, sei es durch einen selber. Unsere<br />
Gesellschaft ist so organisiert, dass man, wenn man nicht gerade ein Millionär ist und sich<br />
häusliche Pflege leisten kann, im Falle eines gravierenden Handicaps gezwungen ist, sich<br />
von seinem Heim und der gewohnten Umgebung, die einem Sicherheit gibt, zu trennen<br />
und das ist ein furchtbarer Prozess, der Alptraum jedes Menschen.<br />
Es gibt eine schöne Szene am Küchentisch, wo Anne nach den Fotoalben fragt und sich der<br />
Vergangenheit zuwendet, während Georges weiter isst und gleichzeitig in der Gegenwart<br />
bleibt. Amour konfrontiert nicht nur die<br />
„So wie ich Caché<br />
für Daniel Auteuil<br />
geschrieben habe,<br />
habe ich diese Rolle<br />
für Jean-Louis Trintignant<br />
geschrieben,<br />
weil ich ihn immer<br />
bewundert habe und<br />
mit ihm arbeiten<br />
wollte. Das war mit<br />
ein Grund, mir einen<br />
<strong>Film</strong> über alte Menschen<br />
auszudenken“.<br />
24 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Generationen miteinander, sondern auch<br />
die Zeiten. Michael Haneke: Ich gehe ja nicht<br />
mit einem Konzept an einen <strong>Film</strong> heran, um<br />
einen <strong>Film</strong> über ein bestimmtes Thema zu<br />
machen. Es sind persönliche Erfahrungen<br />
oder Figuren oder Personenkonstellationen,<br />
die mich interessieren. Journalisten müssen<br />
die Sachen auf den Punkt bringen und dabei<br />
griffig formulieren, aber Kunst findet anders<br />
statt. Griffige Formulierungen sind meist eine<br />
Verflachung, weil es gar nicht anders geht.<br />
Sobald eine Sache auf den Begriff gebracht<br />
ist, ist sie künstlerisch tot. Dann lebt nichts<br />
mehr und man braucht sich den <strong>Film</strong> gar<br />
nicht mehr anzuschauen. Das ist immer<br />
das Problem zwischen der künstlerischen<br />
Äußerung und einem Bericht darüber. Wenn<br />
man einen <strong>Film</strong> ohne Vorwissen sieht, ist er wesentlich widersprüchlicher und komplexer.<br />
Es geht in Amour um tausend Sachen und sobald ich eine hervorhebe, reduziere ich die<br />
anderen. Natürlich sind diese Beobachtungen Teil meiner Überlegungen, aber ich habe mir<br />
nie vorgenommen, nur über ein konkretes Thema einen <strong>Film</strong> zu machen. Was mich dazu<br />
geführt hat, war die Frage - Wie geht man mit dem Leiden eines Menschen um, den man<br />
liebt? Das hat mich interessiert, weil ich das auch privat in der Familie erlebt habe und es<br />
mich sehr bewegt hat. So begann ich darüber nachzudenken. Und dann fallen einem aus<br />
der Erinnerung oder in der Phantasie Dinge ein. So entstehen Situationen und aus denen<br />
entstehen Szenen und die haben eine Bedeutung. Auch bei Das weiße Band habe ich<br />
mir nicht gesagt ? „Jetzt will ich einen <strong>Film</strong> über Erziehung und Faschismus machen“. Am<br />
Beginn stand die Idee von mir, einen <strong>Film</strong> über einen Kinderchor im Norden zu machen.<br />
Aus den Gedanken dazu ergibt sich dann Verschiedenes. Das Thema ist aber nie der<br />
Ausgangspunkt meiner künstlerischen Arbeit. Da fiele mir nichts mehr ein, wenn sofort<br />
klar wäre, was ich erzählen will.<br />
Türen und Fenster - offen oder geschlossen -, Schwellen zwischen Innen und Außen<br />
sind allgegenwärtig. Raumtechnisch ist Amour (vom Beginn abgesehen) ein Kammerspiel.<br />
Können Sie etwas über die Konzeption dieser Wohnung sagen?<br />
HANEKE: Die ersten beiden Szenen spielen im Théâtre des Champs-Elysées in Paris, dann<br />
gibt es noch die Szene im Bus, nach diesen drei Eingangssequenzen spielt alles im Studio.<br />
Die Dreharbeiten haben zur Gänze in Frankreich stattgefunden, die Studios lagen etwas<br />
außerhalb von Paris. Dann galt es noch, die Ausblicke aus den Fenstern zu drehen, z.B.<br />
mit wehenden Vorhängen, was natürlich sehr kompliziert war, um es auch glaubwürdig<br />
darzustellen.<br />
Sehr augenscheinlich ist an diesem Innendreh ein sehr konsequentes Farbkonzept.<br />
Warum?<br />
HANEKE: Die Leute haben Geschmack und sind geschmackvoll eingerichtet. Der Grundriss<br />
dieser Wohnung ist der Grundriss der Wohnung meiner Eltern - sie ist natürlich in einem<br />
französischen Einrichtungsstil nachgebaut - entspricht aber ziemlich genau der Geografie<br />
der elterlichen Wohnung. Das erleichtert den Zugang. Wenn man sich dazu etwas überlegt,<br />
dann fällt einem viel ein. Das Farbkonzept ergab sich durch die nachgebaute Bibliothek:<br />
Von ihr ausgehend haben wir versucht, die Wohnung mit Geschmack einzurichten, ohne<br />
dass nun die Farbigkeit mehr zu bedeuten hätte. Ich wollte eine geschmackvolle Wohnung<br />
im Stil einer Generation - es gibt Möbel aus den fünfziger Jahren, eine Stereoanlage, die<br />
aus Elementen aus den sechziger Jahren und einem DVD-Player, der aus den 2000-er<br />
Jahren stammt, zusammengemixt ist. Wir haben uns sehr genau überlegt, wie diese<br />
Wohnung im Laufe der vielen Jahre zustande gekommen ist. Auf jeden Fall sollte sie nach<br />
Leben ausschauen und nicht nach Studio. Das ist eines vom Schwierigsten, im Studio eine<br />
Wohnung zu bauen, die nach Leben und nicht nach Dekoration ausschaut.<br />
Wie kam es zur Zusammensetzung des Casts in Amour?<br />
HANEKE: So wie ich Caché für Daniel Auteuil geschrieben habe, habe ich diese Rolle für<br />
Jean-Louis Trintignant geschrieben, weil ich ihn immer bewundert habe und mit ihm<br />
arbeiten wollte. Das war mit ein Grund, mir einen <strong>Film</strong> über alte Menschen auszudenken.<br />
Isabelle Huppert für die Rolle der Tochter lag auf der Hand: sie passte genau vom Alter<br />
her und wenn man will, kann man zwischen ihr und Emmanuelle Riva eine entfernte<br />
Ähnlichkeit entdecken. Emmanuelle Riva kannte ich natürlich von Hiroshima, mon amour -<br />
ein <strong>Film</strong>, der mich sehr beeinflusst hat - , wo ich sie immer grandios fand. Dann hat sie aber<br />
keine großen Rollen mehr fürs Kino gespielt. Ich hatte mir von Beginn an Emmanuelle<br />
Riva für diese Rolle vorgestellt, wusste aber nicht, ob es funktionieren würde. Das Casting<br />
in Frankreich war dann klar überzeugend und ich finde, dass sie auch ein sehr schönes<br />
Paar sind.<br />
Sie haben mit Jean-Louis Trintignant eine große Persönlichkeit des französischen<br />
Kinos nach einer sehr langen Pause wieder vor die Kamera geholt. Ließ er sich leicht<br />
dazu überreden? Emmanuelle Riva wird dem Realismus, den sie für diese Rolle<br />
einfordern, in großartiger Weise gerecht. Wie haben Sie mit Ihren beiden Hauptdarstellern<br />
gearbeitet?<br />
HANEKE: Jean-Louis Trintignant hatte Das weiße Band gesehen und war so begeistert,<br />
dass er gerne bereit war, dass wir gemeinsam arbeiten. Es war ein Vergnügen zu sehen,<br />
wie er sich etwas einprägt und zu erleben, welche Tiefe er hat. Dazu kommt, dass er ein<br />
besonders liebenswürdiger Mensch ist, den beim Dreh alle geliebt haben. Es war eine<br />
aufregende Sache, mit diesen beiden alten Menschen zu drehen, denen es zum Teil<br />
physisch nicht so gut geht und zu sehen, mit welcher Disziplin sie an der Arbeit sind und<br />
mit welcher Souveränität sie diese erledigten. Von Emmanuelle Riva waren wir alle sehr<br />
beeindruckt, denn es war ja auch eine gefährliche Rolle. Jede Art von Handicap zu spielen<br />
ist sehr dankbar, wenn es gut gemacht ist und birgt gleichzeitig die Riesengefahr, dass<br />
es schlecht wird. So war es auch bei der Rolle der Anne. Einerseits musste man ihr diese<br />
Lähmung abnehmen, andererseits war es auch sehr wichtig, glaubhaft zu machen, dass<br />
sie eine Dame mit Format und eine Frau mit Autorität ist, die Pianisten gedrillt hat. Man<br />
muss sich vor Augen halten, dass sie 84 war und sie hat sich mit eisernem Willen und<br />
Szene aus „Amour“<br />
einer besonderen Verantwortung der Rolle gegenüber, die sie immer wieder betont hat,<br />
eingebracht. Ein lustiger Zufall ist nun, dass ihr erster <strong>Film</strong> überhaupt und auch ihr erster<br />
<strong>Film</strong> in Cannes Hiroshima, mon amour war und sie nun wieder mit einem <strong>Film</strong> in Cannes<br />
ist, der „Amour“ im Titel trägt.<br />
Sie haben auch diesmal wieder eine Rahmenhandlung gewählt. Warum greifen Sie<br />
gerne auf dieses erzählerische Element zurück?<br />
HANEKE: Es ist ein effizientes narratives Mittel, das einen Spannungsbogen aufreißt. Es hat<br />
sich hier angeboten. Bei dieser Geschichte kann man sich ja ausrechnen, dass es nicht mit<br />
Happy End ausgeht. Warum soll ich mit der Ungewissheit des Ausgangs spielen? Wenn der<br />
Tod von Anfang an eine Gewissheit ist, dann fällt dieser falsche Spannungsbogen weg, der<br />
unnötig ist. So etwas gibt der Geschichte einen anderen Drall.<br />
Sie lassen in dieser Erzählung Realität und Realismus, Traum und Erinnerung nahtlos<br />
ineinander verfließen...<br />
HANEKE: ... wie im Leben auch.<br />
Mit der Taube taucht etwas überraschend Symbolhaftes in Ihrem Kino auf?<br />
HANEKE: Nehmen Sie die Taube doch einfach als Taube. In sie kann man hineininterpretieren,<br />
was man will. Ich würde es nicht als Symbol bezeichnen. Ich habe mit Symbolen<br />
meine Schwierigkeiten, weil sie immer etwas bedeuten. Ich weiß nicht, was die Taube<br />
bedeutet. Ich glaube, ich weiß nur, dass die Taube kommt. Die symbolisiert vielleicht für ihn<br />
und für den einzelnen Zuschauer etwas, wenn er will, für mich symbolisiert sie nichts. Mit<br />
mehrdeutigen Dingen muss man vorsichtig umgehen, vor allem muss man mehrdeutig<br />
damit umgehen. Ich hab so etwas des Öfteren schon gehabt. Denken Sie an 71 Fragmente<br />
einer Chronologie des Zufalls, da hört man immer wieder Bach-Choräle aus einem Radio,<br />
das könnte man auch als Metapher betrachten, als ein Angebot, darin mehr zu sehen, als<br />
es ist. Man muss aber nicht. In Paris gibt es viele Tauben.
Ulrich Seidl über „Paradies: Liebe“<br />
(mit freundlicher Genehmigung des AFC)<br />
Geht es Ihnen in Ihren filmischen Beobachtungen diesmal weniger um einen Ist-<br />
Zustand der Lebensverhältnisse, als viel mehr um die Suche, um die Sehnsüchte, ums<br />
(vergebliche) Streben der Figuren?<br />
SEIDL: Es geht um beides. Es geht mir immer um eine Bestandsaufnahme, um einen Spiegel<br />
der Lebensverhältnisse und der Gesellschaft, weil das eine das andere bedingt. Weil<br />
das eine so ist, sucht man das andere. Es ist der Ist-Zustand, der das unerfüllte Verlangen<br />
begründet. Teresa geht ja deshalb nach Kenia, weil sie etwas sucht, was sie in ihrem Lebensumfeld<br />
nicht finden kann. Die PARADIES-Trilogie enthält drei Sehnsuchtsgeschichten<br />
von drei Menschen, die auf dem Weg und der Suche nach ihren unerfüllten Träumen sind,<br />
die wiederum etwas mit unserer Gesellschaft zu tun haben. Teresa ist in einem Alter, wo<br />
sie es auch aufgrund ihres Alters schwer hat, einen Mann zu finden, weil sie einfach nicht<br />
mehr den gängigen Schönheitsvorstellungen entspricht. Der <strong>Film</strong> erzählt auch über den<br />
Marktwert der Schönheitsnormen, die uns täglich vorgebetet werden.<br />
Ergab es sich im Laufe der Stoffentwicklung, dass mehrere Frauenfiguren ins Zentrum<br />
der Erzählung rückten?<br />
SEIDL: Ein Drehbuch hat ja immer eine unbestimmbare Genesis. Ich beginne irgendwann<br />
damit - im Fall von PARADIES tat ich es gemeinsam mit Veronika Franz, meiner Frau - ,<br />
ohne genau zu wissen, wohin dieses Schreiben führen wird. Es stand nicht das Vorhaben<br />
im Vordergrund, einen <strong>Film</strong> über drei Frauen zu schreiben, im Vordergrund, sondern ein<br />
Drehbuch zum Thema Tourismus, für das ich viele Episodengeschichten hatte. Darunter<br />
befand sich eine Geschichte, in der eine Frau nach Kenia fährt.<br />
Inwiefern hat sich bei der Recherche zum Tourismus Kenia als besonders geeignete<br />
Destination für die Geschichte erwiesen, haben Sie auch andere „Urlaubsparadiese“<br />
unter die Lupe genommen?<br />
SEIDL: Im Drehbuch ist das bei mir nie so genau definiert, natürlich hab ich mir verschiedene<br />
Orte angeschaut, auch in der Karibik recherchiert, wo es Ähnliches zu finden gibt. Ich<br />
hab mich schließlich für Afrika entschieden, weil ich dort mehr Spannung fand und auch<br />
den Eindruck hatte, dass es durch den Kolonialismus und auch durch die Nähe zu Europa<br />
mehr mit uns zu tun hat.<br />
Der <strong>Film</strong> führt hierarchische, von der Kaufkraft bestimmte Verhältnisse vor Augen<br />
und macht gleichzeitig auch deutlich, dass Menschen hier einander zum gegenseitigen<br />
Objekt der Begierde werden - sexuell, emotional oder monetär - und es<br />
letztendlich auf keiner Seite Gewinner gibt.<br />
SEIDL: Kurzfristig vielleicht. Beziehungen zwischen den europäischen Frauen und den<br />
Beachboys dort gibt es ja in allen Ausformungen: Es gibt schnelle, kurze Beziehungen, über<br />
Jahre andauernde Beziehungen, es gibt Frauen, die versuchen, ihren Liebhaber nach Europa<br />
zu bekommen, was immer scheitert. Es gibt Frauen, die sich in Kenia mit ihrem Liebhaber<br />
ein Haus bauen. Irgendwann scheitert alles. Die Hoffnung ist da, aber es ist meist ein<br />
kurzes Glück. Die Schwarzen wandern oft von einer Frau zur anderen. Sie gewinnen immer<br />
etwas und verlieren es dann auch wieder. Die Mentalität der Kenianer und der Afrikaner<br />
ist eine ganz andere als unsere. Die Beachboys, die ich kennengelernt habe, können sich<br />
beispielsweise Geld nicht gut einteilen. Sie leben für den Tag. Wenn sie Geld bekommen,<br />
dann wird es gemeinsam mit anderen ausgegeben und am übernächsten Tag ist nichts<br />
mehr davon da. Es ist eine andere Form, das Leben zu begreifen. Man muss auch sehen,<br />
dass sich dort in der Region, wo die Touristen sind, diese Situation besonders zuspitzt. Dort<br />
zieht es auch alle hin, die dort Geld machen wollen. Dort sind nicht nur die einheimischen<br />
Küstenbewohner, sondern alle, die mit dem Sexgeschäft Geld machen wollen.<br />
Wie darf man sich produktionstechnisch die Arbeit in Kenia vorstellen? Haben<br />
sprachliche, kulturelle Unterschiede die Anforderungen an die Rollen und somit ans<br />
Casting noch einmal schwieriger als sonst gestaltet?<br />
SEIDL: Man lernt die Beachboys natürlich sehr leicht kennen. Man braucht nur auf den<br />
Strand zu gehen und wird umringt. So, wie es der <strong>Film</strong> zeigt, so ist es tatsächlich. Als<br />
Weißer ist man jemand, mit dem man Geschäfte machen muss und aus dem man Geld herausholen<br />
muss, dem kann man sich als Weißer nicht entziehen. Ein <strong>Film</strong>dreh ist natürlich<br />
nochmal etwas anderes. Auch ein Casting kann man dort etwa nur machen, wenn man<br />
den Leuten etwas dafür zahlt. Das würde man bei uns nie machen. Es war dann tatsächlich<br />
schwierig, Darsteller zu finden, die alle Anforderungen abdecken konnten: die vor der<br />
Kamera authentisch waren, denen man vertrauen konnte, die bereit waren, eine Liebesbeziehung<br />
vor der Kamera darzustellen ? da gibt es nicht nur Schamgrenzen, die Beachboys<br />
stehen auch unter einem kollektiven Druck. Als <strong>Film</strong>team waren wir am Strand nicht gerne<br />
filmbiz<br />
gesehen, weil man auch dort<br />
schlechte Erfahrungen mit<br />
Negativ-Berichten gemacht<br />
hat. Ein weiteres Problem für<br />
uns war die Unbeständigkeit.<br />
Wir haben Männer gecastet<br />
und wenn wir einige Monate<br />
später wiederkamen, dann war<br />
der Betreffende nicht mehr da,<br />
weil er woanders hingezogen<br />
war. Das Leben in Kenia ist Ulrich Seidl<br />
unbeständiger als hier. Ich habe<br />
zwei Jahre vor dem Dreh mit dem Casting begonnen und diejenigen, die dann feststanden,<br />
kannte ich schon einige Zeit lang, dennoch konnte ich ihnen nicht hundertprozentig<br />
vertrauen. Sie sind immer der Meinung, zu kurz zu kommen. Das ist durch die Ausbeutung<br />
der Kolonialzeit in ihnen verankert. Sie vertreten den Standpunkt, dass wir Europäer an<br />
ihrer schlechten Lage schuld sind und das wieder gut zu machen haben, indem wir ordentlich<br />
zahlen. Der Standpunkt ist prinzipiell nicht unrichtig, aber wenn man selber davon in<br />
seinem Arbeiten beeinträchtigt wird, kann es die Sache schwierig machen.<br />
Wieviel Reisetätigkeit hat dieses Projekt von Ihnen gefordert?<br />
SEIDL: Wenn ich alles zusammen zähle, war ich gewiss ein halbes Jahr in Kenia. Den Dreh<br />
selbst haben wir in einem Block durchgezogen, was für mich eher unüblich ist. Das waren<br />
an die dreißig Drehtage. Die Bedingungen erschweren sich natürlich aufgrund der Hitze,<br />
die sehr belastend ist und sämtliche Prozesse verlangsamt. Es geht pro Drehtag einfach<br />
weniger weiter und man braucht viel mehr Menschen dazu als hier.<br />
Wie ließen sich Authentizität, Spontaneität und der Witz in den Dialogen trotz des<br />
englisch-deutschen Sprachgemischs erhalten?<br />
SEIDL: Wir haben das geübt. Margarethe Thiesel ist eine großartige Besetzung, sie ist<br />
unheimlich begabt im Improvisieren, Peter, ihr Hauptliebhaber im <strong>Film</strong>, konnte viel besser<br />
Deutsch als er es im <strong>Film</strong> spricht, er musste sein Deutsch sozusagen herabstufen, da es<br />
sonst unglaubhaft gewesen wäre. Faktum ist, dass die Beachboys meist mehrere Sprachen<br />
sprechen, sonst würde ihr Geschäft ja nicht funktionieren.<br />
Wenn es Erfahrungen mit Negativ-Berichterstattung gegeben hat, haben die Hotels<br />
das <strong>Film</strong>team wohl auch nicht mit offenen Armen begrüßt?<br />
SEIDL: Ich hab mein Lieblingsmotiv bekommen. Ich habe am Küstenstreifen zwischen<br />
Mombasa und Malindi mehr als gründlich recherchiert. Die Anlage, wo wir gedreht haben,<br />
war meine erste Wahl und da hat auch das Glück ein bisschen mitgespielt, weil das Unternehmen<br />
kurz vor der Insolvenz stand und wir als zahlende Gäste willkommen waren. Als<br />
ich mit der Arbeit am Projekt begonnen habe, herrschten beinahe bürgerkriegsähnliche<br />
Zustände in Kenia und es ist in der Folge auch zu einem Einbruch im Tourismus-Geschäft<br />
gekommen.<br />
In Hundstage gab es mehrere Protagonisten, in Import/Export zwei und nun gibt<br />
es in der PARADIES-Trilogie für jeden Teil nur jeweils eine Protagonistin. Es kommt<br />
zu einer fortschreitenden Reduzierung und Verdichtung und Sie haben sich diesmal<br />
nicht für ein verschränktes, sondern ein lineares Erzählen entschieden. Warum?<br />
SEIDL: Das ist neu und ich gestehe, es hat mich auch gereizt. Jeder der drei <strong>Film</strong>e ist nur<br />
mehr eine Geschichte. Ich hatte im Vorfeld, bei der Disposition des Drehs schon die Frage<br />
im Kopf - Was ist, wenn sich die drei Geschichten nicht zu einem <strong>Film</strong> zusammenfügen?<br />
Ich weiß im Vorhinein nicht, wie der <strong>Film</strong> ausschauen wird. Daher nahm ich mir vor, jede<br />
Geschichte so zu drehen, dass sie ihre Vollständigkeit hat, damit man sie alleine erzählen<br />
kann. Wir haben zunächst einen <strong>Film</strong> geschnitten, der sieben Stunden gedauert hat und<br />
haben verschiedenste Arten von Vernetzungen ausprobiert. Wir sahen, dass aus drei<br />
Geschichten einen <strong>Film</strong> zu machen, zwar machbar, aber eine große und problematische<br />
Aufgabe war, weil ich feststellte, dass die Geschichten anstatt einander zu stärken, einander<br />
schwächten. Trotz der starken Intensität der einzelnen Szenen geht durch den Wechsel<br />
von einer Geschichte zur anderen die Aufmerksamkeit verloren. Ich habe auch versucht,<br />
nur die Mutter-Tochter-Geschichte miteinander zu vernetzen und die Wandermuttergottes<br />
als einzelnen <strong>Film</strong> zu erzählen usw. Eines Tages war uns aber klar, dass mit dem Material,<br />
das wir zur Verfügung hatten, das beste künstlerische Ergebnis mit drei einzelnen <strong>Film</strong>en<br />
zu erzielen war.<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |25
filmbiz<br />
Cineplexx:<br />
im Osten viel Neues!<br />
Österreichs Kinomarktführer Cineplexx engagiert sich u. a. verstärkt in den Ländern des<br />
ehemaligen Jugoslawien. <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> sprach mit Cineplexx-Geschäftsführer Christof<br />
Papousek über die Marktstrategie in Süd-Osteuropa und die Situation am heimischen Markt.<br />
Christof Papousek<br />
„Den Schritt zur<br />
Internationalisierung<br />
setzten wir<br />
2008 mit der Gründung<br />
der Cineplexx<br />
International und<br />
der Eröffnung des<br />
Cineplexx in Bozen,<br />
dem ersten voll<br />
digitalisierten Kino<br />
Italiens mit sieben<br />
Sälen und 1.500<br />
Plätzen.“<br />
Cineplexx-Kino im neuen<br />
Kragujevac-Plaza<br />
26 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Die Constantin-Gruppe<br />
hat ihren Ursprung<br />
im <strong>Film</strong>verleih und<br />
ist nunmehr führender<br />
Kinobetreiber in<br />
Österreich. Wie lautet<br />
Ihre Strategie?<br />
PAPOUSEK: Ursprünglich<br />
war die Firma Constantin<br />
ein <strong>Film</strong>verleih<br />
der nebenbei Kinos<br />
betrieb. Die Gewichte<br />
habe sich allerdings<br />
verschoben, sodass<br />
der Kinobetrieb – also die Cineplexx-Gruppe sowie<br />
die traditionellen Häuser – nunmehr 90 % des<br />
Gesamtumsatzes erzielt. Der Kinobetrieb wurde<br />
1967 begonnen und ab 1993 unter dem Namen<br />
Cineplexx weiterentwickelt – das war der Beginn<br />
des Multiplex-Kinos in Österreich. Heute existieren<br />
in Österreich 20 Cineplexx-Kinos – von Mattersburg<br />
bis Hohenems.<br />
Wann fiel die Entscheidung mit dem Cineplexx-<br />
Konzept über die Landesgrenzen zu gehen?<br />
PAPOUSEK: Den Schritt zur Internationalisierung<br />
setzten wir 2008 mit der Gründung der Cineplexx<br />
International und der Eröffnung des Cineplexx in<br />
Bozen, dem ersten voll digitalisierten Kino Italiens<br />
mit sieben Sälen und 1.500 Plätzen. Im vergangenen<br />
Jahr eröffneten wir vier Kinos im ehemaligen Jugoslawien:<br />
Split, Osijek, Belgrad und Podgorica. Das sind<br />
drei unterschiedliche Länder, was drei unterschiedliche<br />
Gesellschaften und unterschiedliche Rechts-<br />
und Steuersysteme bedeutet. Das ist natürlich sehr<br />
aufwendig, aber wir sehen in dieser Region enorm<br />
viel Potenzial.<br />
Welche Märkte wollen Sie in den nächsten Monaten<br />
und Jahren erschließen?<br />
PAPOUSEK: Mit Ausnahme von Kroatien und Slowenien<br />
ist die Kinolandschaft in diesen Regionen<br />
nicht wirklich entwickelt, dort hat man den Wandel<br />
zum modernen Kino noch nicht vollzogen, natürlich<br />
auch aufgrund des Krieges. Unsere Strategie ist, dass<br />
wir uns langfristig bspw. in den Shopping-Malls, die
dort entstehen, einmieten und dem Publikum modernstes,<br />
voll digitales Kino der Marke Cineplexx<br />
bieten. Wir treten dort nicht mit einer B-Variante an,<br />
das würde uns das Publikum absolut nicht verzeihen.<br />
Konkret gibt es Projekte in Nova Gorica, Ljublijana,<br />
Zagreb, Pula, Split, Osijek, Belgrad, Kragujevac,<br />
Nis und Skopje. Verhandelt wird zurzeit auch etwa<br />
in Rijeka, Sarajevo oder Dubrovnik.<br />
Wie gehen Sie mit der Sprachenvielfalt in der<br />
Region um?<br />
PAPOUSEK: Die <strong>Film</strong>e werden entsprechend der<br />
Bevölkerungsgruppen untertitelt. Es gibt also vom<br />
gleichen <strong>Film</strong> Versionen mit mazedonischen, albanischen<br />
oder kroatischen Untertiteln. Wir wollen an<br />
allen unseren Standorten eine möglichst große Programmvielfalt<br />
bieten. Es herrscht eine große <strong>Film</strong>tradition<br />
in diesen Ländern, aber die Menschen müssen<br />
auch entsprechend motiviert werden, wieder ins<br />
Kino zu kommen. Nicht zuletzt deshalb haben wir<br />
uns auch beim jüngst in Wien abgehaltenen „LETS’S<br />
CEE“-Festival engagiert. Wir wollen Kino wieder in<br />
diese Märkte zurückbringen. Insgesamt ist diese Region<br />
ein Raum mit 25 Millionen Menschen, also ein<br />
großer Markt. Durch die bevorstehenden EU-Beitritte<br />
von Kroatien und eventuell auch Serbien wird sich<br />
hier noch vieles tun, und wir wollen die führende<br />
Kinokette in den Ländern Ex- Jugoslawiens werden.<br />
Und: wir sind auf dem besten Wege dazu.<br />
Wie sehen Sie den österreichischen Markt?<br />
PAPOUSEK: Der österreichische Markt ist voll digitalisiert<br />
und voll versorgt. Wir waren die erste Kinokette<br />
dieser Dimension in Europa, die voll digitalisiert<br />
war. Das war eine wichtige Investition, denn<br />
ich denke, wir haben durch die Digitalisierung die<br />
qualitative Marktführerschaft des Kinos im Allgemeinen<br />
zurückgebracht. Viele Marktteilnehmer<br />
haben uns dafür kritisiert, dass wir sie in die Digitalisierung<br />
gezwungen haben, und heute bedankt<br />
sich niemand dafür, dass sie auch mit Titeln wie<br />
„Ice Age 3“ oder „Avatar“ in 3D große Erfolge verbuchen<br />
konnten. Diese <strong>Film</strong>e haben in Österreich<br />
ungeheuer performen können, verglichen etwa<br />
mit dem deutschen Markt, der im digitalen Bereich<br />
deutlich zurück lag.<br />
In Ihren Cineplexx-Kinos findet regelmäßig große<br />
Oper statt, was ist hier das Konzept?<br />
PAPOUSEK: Wir freuen uns sehr, dass wir in der<br />
abgelaufenen Opernsaison der New Yorker MET<br />
über 35.000 Besucher in unseren Kinos begrüßen<br />
durften. In der Sommerpause zeigen wir heuer alle<br />
vier Teile des „Ring der Nibelungen“ aus der Met,<br />
allerdings nicht live. Mitte August bringen wir eine<br />
Live-Aufführung des „Parsifal“ aus Bayreuth. Und<br />
im Herbst beginnt die nächste Saison der MET. Ein<br />
wirklich toller Erfolg, dass so viele Menschen diese<br />
Opern in unseren Kinos mitverfolgen wollen.<br />
Gibt es Pläne, im Osten auch mit <strong>Film</strong>verleih<br />
starten?<br />
PAPOUSEK: Nein, bei Constantin liegt der Focus zu<br />
100 % auf Österreich. Hier waren die letzten Jahre<br />
sehr erfolgreich, etwa in Partnerschaft mit Herbert<br />
Kloibers Concorde <strong>Film</strong>, wo wir z.B. die „Twilight“-<br />
<strong>Film</strong>e in Österreich auswerten durften. Und auch in<br />
diesem Jahr verfügen wir über ein sehr interessantes<br />
Line-up, das uns unseren Marktanteil von rund<br />
10 % absichert.<br />
Wie sehen die Eigentumsverhältnisse bzw. die<br />
Kennzahlen der Constantin-/Cineplexx Gruppe<br />
aus?<br />
PAPOUSEK: Die Constantin-<strong>Film</strong> Unternehmensgruppe<br />
gehört zu 100 % der Familie Langhammer,<br />
an der Cineplexx International bin ich selbst mit<br />
40 % beteiligt. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt<br />
rund 1.200 Mitarbeiter (davon 600 Vollzeit)<br />
und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 120 Millionen<br />
Euro.<br />
filmbiz<br />
Eröffnung des Cineplexx-Kinos<br />
in Podgorica<br />
„Viele Marktteilnehmer<br />
haben uns<br />
dafür kritisiert,<br />
dass wir sie in die<br />
Digitalisierung<br />
gezwungen haben,<br />
und heute bedankt<br />
sich niemand dafür,<br />
dass sie auch mit<br />
Titeln wie „Ice Age<br />
3“ oder „Avatar“<br />
in 3D große<br />
Erfolge verbuchen<br />
konnten.“<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |27
filmbiz<br />
Die Vermessung<br />
der Welt<br />
Seit über 20 Jahren produziert die Lotus-<strong>Film</strong> für das Kino und wurde dafür schon mehrfach<br />
ausgezeichnet. Seit der Übernahme der Geschäftsführung durch Tommy Pridnig und<br />
Peter Wirthensohn wird das Unternehmen verstärkt auch in Richtung Fernsehproduktion<br />
positioniert. Im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview erläutert Tommy Pridnig seine Strategie.<br />
Lotus- <strong>Film</strong>-Chef Tommy Pridnig<br />
28 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie kam es zum Wechsel in der Geschäftsführung<br />
von Lotus-<strong>Film</strong>?<br />
PRIDNIG: 2010 hat Firmengründer Erich<br />
Lackner beschlossen, die Anteile und<br />
die Geschäftsführung der Lotus-<strong>Film</strong> an<br />
mich und Peter Wirthensohn zu übergeben.<br />
Ich war davor schon jahrelang<br />
als freier Produktionsleiter u.a. auch für<br />
die Lotus-<strong>Film</strong> tätig und hatte daher<br />
natürlich ein gewisses Naheverhältnis<br />
zur Firma. Unsere Zielsetzung ist es nun,<br />
die Firma verstärkt auch im Bereich TV-<br />
Produktion zu positionieren.<br />
Was sind Ihre aktuellen Projekte?<br />
PRIDNIG: Um gleich mit einer TV-Produktion<br />
zu beginnen: „Die kleine Lady“,<br />
eine österreichisch-deutsche Co-Produktion,<br />
basierend auf dem Weltbestseller<br />
„Der kleine Lord“ von Frances Hodgson<br />
Burnett. Der <strong>Film</strong> wurde überwiegend<br />
im Schloss Grafenegg in Niederösterreich gedreht,<br />
in den Hauptrollen sind u.a. Christiane<br />
Hörbiger und Veronika Ferres<br />
zu sehen. „Die kleine Lady“ wird in<br />
der Vorweihnachtszeit im ORF und<br />
ZDF ausgestrahlt werden.<br />
Im Kinobereich produzieren wir<br />
gerade „Die Vermessung der Welt“<br />
nach dem Roman von Daniel<br />
Kehlmann, der auch letztlich das<br />
Drehbuch dazu verfasste. Es ist<br />
eine deutsch-österreichische Koproduktion<br />
mit Boje-Buck Production,<br />
der Firma von Claus Boje und<br />
Detlev Buck, der auch Regie führt.<br />
Wir versuchen, eine Art Arthouse-<br />
Blockbuster herzustellen, und bringen<br />
den <strong>Film</strong> in 3D und 2D heraus,<br />
um sowohl junges neugieriges als<br />
auch das klassische Arthouse-Publikum<br />
ansprechen zu können. Dementsprechend<br />
hoch ist das Budget mit 10,5 Millionen Euro dotiert.<br />
Der <strong>Film</strong> startet am 25. Oktober in den deutschen<br />
und am 1. November in den österreichischen Kinos.<br />
Gedreht wurde in Deutschland, Österreich und am<br />
Originalschauplatz in Ecuador, was bedeutete, dass<br />
wir die gesamte Technik in den Urwald stellen mussten.<br />
Ein extremer Aufwand, denn für die 3D Version<br />
wurde durchgehend mit sechs Kameras gleichzeitig<br />
gedreht. „Die Vermessung der Welt“ ist jedenfalls die<br />
größte Co-Produktion in der Firmengeschichte der<br />
Lotus-<strong>Film</strong>.<br />
Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung der<br />
heimischen <strong>Film</strong>branche generell ein?<br />
PRIDNIG: Im Kinobereich ist der Wettbewerb in<br />
den letzten Jahren definitiv härter geworden. Pro<br />
Einreichtermin des ÖFI werden etwa 30 <strong>Film</strong>e eingereicht,<br />
Projekte für alle Genres. Das ist natürlich<br />
ein großer Wettbewerb, aber auch ein Zeichen für<br />
die Lebendigkeit der gesamten Branche. Diese diskutiert<br />
nun heftig die Fördermodalitäten, auch vor<br />
dem Hintergrund der Marktanteile heimischer Produktionen<br />
in den österreichischen Kinos. 11 % aller<br />
<strong>Film</strong>e pro Jahr stammen aus Österreich (zum Vergleich<br />
Deutschland: 38 %). Aus diesen 11 % sollten<br />
Florian David Fitz als „Gauß“ in „Die Vermessung der Welt“<br />
Foto: Anne Wilk<br />
dann die Besucher lukriert werden, was natürlich<br />
nicht jedes Jahr gleich gelingen kann. Auf der anderen<br />
Seite produziert Österreich höchst erfolgreiche<br />
Arthouse-<strong>Film</strong>e, die international vielfach gefeiert
werden, darunter auch einige Erstlingsfilme. Dieses<br />
Potential muss natürlich auch entsprechend gefördert<br />
werden. Fast ist man geneigt zu sagen, der<br />
österreichische <strong>Film</strong> ist zu erfolgreich, gemessen an<br />
den Fördermitteln, die zur Verfügung stehen. Es wäre<br />
also absolut notwendig wünschenswert, wenn zumindest<br />
die im Regierungsabkommen versprochenen<br />
20 Millionen für das ÖFI zur Verfügung stünden.<br />
Wie wirken sich die von Ihnen angesprochenen<br />
Festivalerfolge der letzen Jahre auf das internationale<br />
Standing des österreichischen <strong>Film</strong>s aus?<br />
PRIDNIG: Der österreichische <strong>Film</strong> ist international<br />
eine hoch geachtete Marke, die sich in den letzten<br />
Jahren sehr etabliert hat. Erfolge wie jene von Michael<br />
Haneke u.a. bringen natürlich großen Respekt<br />
mit sich. Das spürt man bei Co-Produktionsgesprächen;<br />
wir Österreicher werden darum beneidet, die<br />
Möglichkeit zu haben, langfristig mit Autoren und<br />
Regisseuren eine Eigenständigkeit entwickeln zu<br />
können, die letztlich eine Voraussetzung für Erfolg<br />
darstellt.<br />
An welchen Projekten arbeitet die Lotus-<strong>Film</strong><br />
mittelfristig?<br />
PRIDNIG: Ein sehr interessantes Projekt entsteht mit<br />
Barbara Eder, die mit ihrer <strong>Film</strong>akademie-Abschlussarbeit<br />
„Inside America“ auch beim Max Ophüls-Preis<br />
reüssierte. Es handelt sich um ein Kinoprojekt mit<br />
dem Titel „Thank You for Bombing“, ein Episodenfilm<br />
im Umfeld von Kriegsberichterstattern. Der Drehstart<br />
ist für Anfang 2013 vorgesehen. Ein weiteres Projekt<br />
nennt sich „Untitled“ und soll der letzte Dokumentarfilm<br />
von Michael Glawogger werden, der darin<br />
seinen persönlichen Blick auf die Welt liefert.<br />
filmbiz<br />
„Den Rücken freihalten“<br />
Mit 1. Jänner diesen Jahres übernahm Florian Robetin den Posten des Spartengeschäftsführers<br />
der Sparte Industrie in der Wirtschafstkammer Wien mit über 2.000 Mitgliedern aus dem<br />
Bereich der <strong>Film</strong>- und Musikindustrie. Im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview erläutert Robetin<br />
seine Schwerpunkte.<br />
Was sehen Sie als Ihre zentrale Aufgabe?<br />
ROBETIN: Unser zentraler Ansatz ist es, unseren Mitgliedern<br />
den Rücken möglichst so frei zu halten, damit<br />
sie sich voll und ganz auf ihr daily business konzentrieren<br />
können. Ein wesentlicher Punkt dabei ist,<br />
dass die Mitglieder gut und unbürokratisch zu allen<br />
Informationen kommen, die sie benötigen. Ein Kern<br />
dabei ist unsere Veranstaltungsreihe zu unterschiedlichsten<br />
fachspezifischen Themen. Im vergangenen<br />
Jahr waren das acht mit über 400 Teilnehmern, was<br />
– bei 2.000 Mitgliedern – einer sehr guten Quote<br />
entspricht. Diese Veranstaltungen entstehen in Kooperation<br />
mit den Fachorganisationen in Niederösterreich<br />
und Burgenland und finden größtenteils bei<br />
uns im Haus statt, auch um den Mitgliedern die Wirtschaftskammerorgansiation<br />
näher zu bringen. Zudem<br />
werden die Veranstaltungen auch im Internet<br />
Schloss Grafenegg diente als Kulisse für „Die kleine Lady“<br />
übertragen, mit zum Teil beachtlichen Zugriffsraten.<br />
Die Wirtschaftskammer bietet ja eine große Anzahl<br />
von Serviceleistungen, die von den Mitgliedern zum<br />
Teil nicht wahrgenommen werden. Diese entsprechend<br />
näher zu bringen und zu vermitteln ist eine<br />
zentrale Aufgabe. So suchen wir verstärkt den direkten<br />
Zugang zu den Mitgliedern, u.a. auch in Form<br />
von regelmäßigen Newslettern, die neuerdings von<br />
der klassischen Industrie abgekoppelt hergestellt<br />
werden, um für die <strong>Film</strong>- und Musikindustrie spezifischer<br />
agieren zu können. Das hat sich in den letzten<br />
Monaten gut etabliert und der Response gibt unseren<br />
Bemühungen nun auch recht.<br />
Ein wesentliches Thema ist auch der Industriestandort<br />
Wien …?<br />
ROBETIN: Die Wirtschaftskammer führt alle zwei<br />
Jahre eine Standortanalyse durch, so auch heuer<br />
Florian Robetin<br />
Foto: Oliver Roth<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |29
filmbiz<br />
30 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
wieder. Aus dieser Analyse kann man die positiven<br />
aber auch negativen Aspekte für Unternehmer mit<br />
Standort Wien ableiten. Für die <strong>Film</strong>- und Musikindustrie<br />
ist hier in erster Linie die Hauptstadtfunktion<br />
zu nennen, aber auch die hohe Lebensqualität wird<br />
als einer der wesentlichsten Punkte genannt. Negativ<br />
wird die übersteigerte Bürokratie angeführt. Mit<br />
ein Grund im Bereich der <strong>Film</strong>industrie die Vienna<br />
<strong>Film</strong> Comission vor drei Jahren zu gründen, an der<br />
die Wirtschaftskammer Wien auch als Gesellschafter<br />
beteiligt ist. Jüngste Umfragen haben ergeben,<br />
dass die Mitglieder die VFC immer positiver wahrnehmen<br />
und die Dienstleistungen auch verstärkt<br />
in Anspruch nehmen. So wurde die VFC bereits für<br />
weitere drei Jahre bestätigt.<br />
Welche Veranstaltungen plant die Wirtschaftskammer<br />
Wien für 2012?<br />
ROBETIN: Stattgefunden hat bereits eine Veranstaltung<br />
zum Thema Buchhaltung, eben absolviert<br />
wurde das Thema „Beschäftigungsformen in der<br />
<strong>Film</strong>- und Musikindustrie – wie kooperiere ich richtig“,<br />
was hinsichtlich der immer bedeutender werdenden<br />
Co-Produktionen mitsamt den steuerlichen<br />
„Mit viel Verve an<br />
die Arbeit“<br />
und rechtlichen Aspekten ein sehr wichtiges ist. Für<br />
den Herbst ist etwa ein Blick in die Zukunft der <strong>Film</strong>wirtschaft<br />
geplant, eine Analyse der aktuellen Lage<br />
in Österreich, die der Frage nachgehen soll, welche<br />
Zahnräder diese Industrie künftig bewegen werden.<br />
Interessant dabei sind auch die Visionen unserer<br />
Mitglieder, um entsprechenden Response für die<br />
Interessensvertretung zu erhalten.<br />
Wie sieht das wirtschaftliche Verhältnis der<br />
<strong>Film</strong>industrie im Vergleich zur klassischen<br />
Industrie aus?<br />
ROBETIN: Der Gesamtumsatz der österreichischen<br />
<strong>Film</strong>industrie beträgt 700 Millionen Euro, davon<br />
rund 50 % aus der Produktion. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt<br />
Österreichs in der Höhe von nicht<br />
ganz 300 Milliarden Euro ist diese Summe wirtschaftlich<br />
vernachlässigbar, aber der kulturelle Aspekt und<br />
wie diese Sparte die Gesellschaft prägt ist natürlich<br />
ungleich höher zu bewerten. Umso wichtige erachte<br />
ich die Awareness für diese Branche, die nicht hoch<br />
genug sein kann, speziell auch in wirtschaftlich unsicheren<br />
Zeiten. Diese Branche prägt das Stimmungsbild<br />
der Menschen wie keine andere.<br />
Am 27. Juni 2012 veranstalten die „Freunde der <strong>Film</strong>akademie Wien“ unter der Federführung<br />
von Elisabeth Freismuth bereits zum 9. Mal eine Gala im <strong>Film</strong>studio der Universität für Musik<br />
und darstellende Kunst Wien, um den SponsorInnen in einem glanzvollen Rahmen Danke zu<br />
sagen und Ehrenpreise an Künstlerpersönlichkeiten zu vergeben, die durch ihre unbeugsame<br />
künstlerische Haltung herausragen. Warum sie um jede Spende froh ist und welch erlauchte<br />
Persönlichkeiten schon inkognito bei ihren Workshops waren, erklärt die Präsidentin im Interview.<br />
Der gemeinnützige Verein der<br />
Freunde der <strong>Film</strong>akademie Wien<br />
wurde 1973 von Robert Schöfer<br />
gegründet und zählt heute über<br />
hundert Mitglieder. <strong>Film</strong>akademiestuden<br />
werden schnell und<br />
unbürokratisch gefördert.<br />
Wie kommt man als hohe Beamtin im Bundesministerium<br />
für Wissenschaft und Forschung zur<br />
Aufgabe bei den Freunden der <strong>Film</strong>akademie<br />
Wien?<br />
FREISMUTH: Ich war mehr als 20 Jahre an der Universität<br />
für Musik und darstellende Kunst Wien als<br />
Verwaltungsjuristin beschäftigt und als mich der<br />
damalige Institutsleiter Prof. Mayer, den ich von<br />
zahlreichen <strong>Film</strong>exkursionen kannte, fragte, ob ich<br />
den Verein führen wolle, habe ich nicht gezögert.<br />
Obwohl ich wenig Erfahrung im Fundraising hatte,<br />
eine der Hauptaufgaben des Vereins, haben Anne-<br />
liese Weidinger, unsere Kassierin (<strong>Film</strong>akademie<br />
Wien), und ich uns von Anfang an mit viel Verve in<br />
die Arbeit gestürzt.<br />
Was genau macht der Verein?<br />
FREISMUTH: Begonnen haben unsere Aktivitäten<br />
mit dem Bau eines neuen <strong>Film</strong>studios am Universitätscampus<br />
am Anton-von-Webern-Platz. Die Planung,<br />
der Bau und die Übersiedelung waren ausfinanziert.<br />
Leider gab es bezüglich der Ausstattung<br />
(Ersteinrichtung) selbst noch erhebliche Finanzdefizite.<br />
Dank der großzügigen Sponsoren war es dem<br />
Verein möglich, die notwendige Grundausstattung
für das neu errichtete <strong>Film</strong>studio zur Verfügung zu<br />
stellen. Aus diesem Grund veranstalteten die Freunde<br />
der <strong>Film</strong>akademie Wien am 17. Juni 2004 im Alten<br />
<strong>Film</strong>studio Maxing das erste Galadiner, zu dem<br />
die österreichische <strong>Film</strong>branche eingeladen war, um<br />
den Sponsoren zu danken und den Baufortschritt<br />
des Neubaus gemeinsam zu feiern. Es ist uns immer<br />
sehr wichtig gewesen, den Studierenden die<br />
bestmöglichen Ausbildungsvoraussetzungen zu<br />
gewährleisten. Daher legen wir den Fokus unserer<br />
Aktivitäten besonders darauf, das Kreativpotenzial<br />
der jungen heranwachsenden <strong>Film</strong>emacherInnen<br />
an der <strong>Film</strong>akademie Wien in den Sparten Buch und<br />
Dramaturgie, Bildtechnik und Kamera, Regie, Schnitt,<br />
Produktion und Digital Art-Compositing nachhaltig<br />
zu unterstützen und proaktiv zu fördern. Wir haben<br />
z.B. von 2004-2006 den Lektor für das neue Magisterstudium<br />
Digital Art – Compositing finanziert, da<br />
wir der Meinung waren, dass man zugreifen muss,<br />
wenn es die Möglichkeit gibt, dass Studierende bei<br />
Alexander Lemke, der damals gerade mit der „Herr<br />
der Ringe“-Trilogie, in der er seine visual effects-<br />
Kenntnisse eindrucksvoll unter Beweis stellte, für<br />
uns Zeit hatte.<br />
Ist das nicht Aufgabe des Staates, die Lehrenden<br />
zu bezahlen?<br />
FREISMUTH: ….. wenn auf keiner Seite Geld da<br />
war …. Wir finanzieren alles über Sponsoren und<br />
nachdem Förderungen überall zurückgeschraubt<br />
werden, wird es insgesamt immer schwieriger. Die<br />
Privatwirtschaft leistet neben der öffentlichen Hand<br />
Substanzielles. Sehen Sie, wir im Verein wollen nicht,<br />
dass künstlerisches Potenzial aus Geldmangel verloren<br />
geht, denn die Studierenden an der <strong>Film</strong>akademie<br />
sind selbst so kraftvoll bei der Sache und man<br />
weiß ja, wie teuer <strong>Film</strong>emachen ist.<br />
Woher kommt Ihr persönlicher Enthusiasmus<br />
für <strong>Film</strong>?<br />
FREISMUTH: Ich wurde beruflich an einer Kunsthochschule<br />
„sozialisiert“, zu ihr gehört die <strong>Film</strong>akademie,<br />
die ich durch Festivals und <strong>Film</strong>reisen immer<br />
besser kennen lernen durfte und mich dadurch zu<br />
einer Insiderin und begeisterten Freundin entwickelte<br />
und ich kann mich in sehr vielen Belangen mit den<br />
Jungen identifizieren. Gerade die <strong>Film</strong>emacherInnen<br />
sind Menschen, die mitten im Leben stehen, die ihre<br />
Themen aus ihrem Umfeld nehmen und daran oft<br />
lange zu arbeiten haben, denn unsere Gesellschaft<br />
ist eben keine romantisch verklärte wie in vielen Hollywoodfilmen.<br />
Präzision macht ihr Handwerk aus und<br />
das ist auch etwas, das mir sehr entgegenkommt. Mir<br />
ist Qualität wirklich wichtig und die ist sowohl von<br />
Seiten der Studierenden als auch von Seiten der Lehrenden<br />
– ich nenne nur den im Moment zugkräftigsten<br />
Namen Michael Haneke – gegeben.<br />
Das ist natürlich schon eine besondere Sache,<br />
wenn man einen zweimaligen Palme d’Or-Gewinner<br />
um Rat fragen bzw. von ihm lernen kann.<br />
Sie haben aber noch weitere prominente Namen<br />
erwähnt?<br />
FREISMUTH: An der <strong>Film</strong>akademie Wien selbst sind<br />
großartige Professoren tätig, aber wir finanzieren<br />
ergänzend noch Workshops und Lectures. Wir wollen<br />
uns damit eigentlich nicht in der Öffentlichkeit<br />
schmücken, da die Vortragenden bewusst kein<br />
großes Aufsehen wünschen, sondern lieber inkognito<br />
ihre Workshops abhalten. Nicht zuletzt, weil<br />
sie wissen, dass sie es mit einem fachkundigen Cineasten<br />
Publikum zu tun haben. Es geschah nicht<br />
einmal, dass ein Vortragender einfach die geplante<br />
Zeit überzog, weil ihn selbst das Gespräch mit den<br />
Studierenden so interessiert hat. Aber um ein paar<br />
Namen dieser herausragenden Persönlichkeiten<br />
des internationalen <strong>Film</strong>business zu nennen: Peter<br />
Morgan, Ron Howard, Ed Lachman, Fernando Meirelles,<br />
Jeremy Thomas, sie alle waren vor nicht so<br />
langer Zeit da und verbrachten anregende Stunden<br />
bei diesen Workshops. Das ist natürlich für die Studierenden<br />
eine einmalige Gelegenheit, um internationale<br />
Kontakte zu knüpfen, etwas, ohne die es im<br />
<strong>Film</strong>business nicht geht.<br />
Welche Pläne haben Sie darüber hinaus?<br />
FREISMUTH: Wissen Sie, man könnte aus dieser Tätigkeit<br />
einen Ganztagsjob machen, soviel gäbe es zu<br />
tun. Unsere Ideen sind mannigfaltig, aber wir fokussieren<br />
uns mit viel Herzblut auf bestimmte Themen.<br />
Anführen möchte ich hier u. a. die Vergabe von Stipendien<br />
an ausgezeichnete Bachelor- und Masterarbeiten,<br />
die Mitfinanzierung von außergewöhnlichen<br />
<strong>Film</strong>projekten der Studierenden, die Unterstützung<br />
des StudentInnenfilmfestivals und der <strong>Film</strong>exkursionen<br />
und die Mitfinanzierung von Kinostartförderungen.<br />
Wir wollen auch dazu beitragen, über Wettbewerbe<br />
Kontakte zur österreichischen Wirtschaft zu<br />
knüpfen und die <strong>Film</strong>schaffenden bei <strong>Film</strong>festivals<br />
finanziell betreuen. Seit kurzem sind wir auch mit<br />
den österreichischen Kulturforen im Gespräch, um<br />
den jungen österreichischen <strong>Film</strong> im Ausland zu verbreiten.<br />
Außerdem wollen wir die <strong>Film</strong>vermittlung in<br />
den Schulen durch unsere DVD Serie „Still Learning“<br />
– es gibt bereits die Edition 8 - verstärken. Schauen<br />
Sie sich doch die Liste der österreichischen PreisträgerInnen<br />
bei internationalen Festivals an, ganz viele<br />
von ihnen kommen aus der <strong>Film</strong>akademie Wien.<br />
filmbiz<br />
Foto: Benesch<br />
Oscar-Preisträger Christoph<br />
Waltz, VFFW-Präsidentin Elisabeth<br />
Freismuth und der 2-fache Goldene<br />
Palme-Gewinner Michael Haneke<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |31
filmbiz<br />
„<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ bündelt die Kräfte<br />
Protagonisten des „<strong>Film</strong>werk Voralrlberg“<br />
Vor etwas mehr als einem Jahr ist die <strong>Film</strong>- und Musikindustrie<br />
Vorarlbergs usammengekommen, um innovative Strategien zur<br />
Stärkung der Branche zu entwickeln. Unterschiedlichste Konzepte<br />
und Ideen wurden diskutiert. Am Ende stand ein Projekt<br />
unter dem Dach der Wirtschaftskammer, an dem sich jetzt<br />
interessierte Firmen aus der Fachgruppe beteiligen können.<br />
Anfang diesen Jahres wurden die Weichen für das „<strong>Film</strong>werk<br />
Vorarlberg“ gestellt. 22 Unternehmen aus der <strong>Film</strong>- und Musikbranche<br />
setzen sich an einen Tisch und arbeiten zusammen.<br />
Übergeordnetes Ziel ist es, die teilnehmenden Unternehmen<br />
mit einer gemeinsamen Dachmarke Vorarlbergs Wirtschaft<br />
zu präsentieren. Die Medienprofis arbeiten gemeinsam an<br />
Themen wie Produktionsqualität, Weiterbildung, Vermarktung<br />
und Vernetzung. Die teilnehmenden Unternehmen entwickeln<br />
gemeinsame Qualitätsstandards, organisieren Workshops mit<br />
internationalen Profis um stets auf dem aktuellsten Wissenstand<br />
zu sein und präsentieren sich mit einem gemeinsamen<br />
Online-Auftritt. Und obwohl die meisten Mitglieder als<br />
Ein-Personen-Unternehmen registriert sind, arbeiten sie eng<br />
miteinander und sind durch die starke Vernetzung im „<strong>Film</strong>werk<br />
Vorarlberg“ in der Lage, flexibel zu produzieren und<br />
sowohl kleinere als auch große Produktionen in Vorarlberg<br />
abzuwickeln.<br />
„<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ - Mitgliedsunternehmen<br />
• AlexanderKaiser<strong>Film</strong>produktione.U.<br />
• Aro<strong>Film</strong><br />
• cine444<br />
• <strong>Film</strong>quadrat Gesellschaft für Bild u.<br />
Tonproduktionen GmbH<br />
• FrlMüller&Söhne<br />
• greenbeerecords<br />
• HannoThurnher<strong>Film</strong>produktion<br />
• JochumHerbert<strong>Film</strong>produktion<br />
• kunstschallpostproduction–<strong>Film</strong>produktion<br />
• M&PUnterbergerKG<br />
• MäserdigitalmediaGmbH<br />
32 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
• <strong>Media</strong><strong>Film</strong>WaibelGmbH<br />
• MedienzooBewegtBildKommunikationGmbH<br />
• Mo.ot<strong>Film</strong>undVideoproduktionene.U.<br />
• MYLONASWerbung+<strong>Film</strong><br />
• PeterMOSERVideoproduktionen<br />
• Pixelworks<strong>Film</strong>produktion<br />
• pmt–publicomediatrading<br />
• ThomasIlg<strong>Film</strong>produktion<br />
• TonzooStudios<br />
• WitschVisualsGmbH<br />
• ZERODIVISIONGmbH<br />
Doch nicht nur die regionale Wirkung steht im Vordergrund.<br />
Das „<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ entwickelt auch Strategien, die<br />
grenzenübergreifend wirken sollen. Die rasante Entwicklung<br />
der <strong>Film</strong>technik hat es in den letzten Jahren möglich gemacht,<br />
auch als kleines Unternehmen <strong>Film</strong>produktionen auf hohem<br />
technischen Niveau anzubieten. In weiterer Folge bietet das<br />
Internet inzwischen unüberschaubar viele Möglichkeiten,<br />
<strong>Film</strong>e zu verbreiten. Das <strong>Film</strong>werk sieht es als außerordentlich<br />
wichtig an, klar durch gestalterisch und technisch hochwertige<br />
Qualitätsproduktionen unter der Marke „<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“<br />
aufzufallen.<br />
Die Idee zum „<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ ist unter der Leitung<br />
von Teddy Maier, Fachgruppenobmann der Fachvertretung<br />
der <strong>Film</strong>- und Musikindustrie in der Wirtschaftskammer<br />
Vorarlberg, entstanden. Zur Koordination wurde in Nenzing<br />
eine eigene Geschäftsstelle eingerichtet, in der die Fäden der<br />
Arbeitsgruppen zusammenlaufen und koordiniert werden.<br />
Sie dient als Anlaufstelle für Anfragen und erteilt Auskünfte.<br />
Von dort wird auch das gemeinsame Internetportal www.<br />
filmwerk-vorarlberg.at betreut.<br />
„<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ - Daten & Fakten<br />
• Qualitätsgemeinschaft<strong>Film</strong>-undMusikschaffender<br />
• 22MitgliedsunternehmenausVorarlberg<br />
• BeschäftigteGesamt:über40<br />
• AbgeschlosseneProjekte2010:über170<strong>Film</strong>projekte<br />
• AbgeschlosseneProjekte2011:über220<strong>Film</strong>projekte<br />
• Produktionsländer:über25Länder<br />
(Auszug: Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich,<br />
Großbritannien, Irland, Vatikan, Italien, USA, Australien,<br />
China, Jordanien, Türkei, Indien, Estland, Belarus, etc.)<br />
•GewonnenePreisevonMitgliedern:VDSMedienpreis2006,<br />
Comenius Edu<strong>Media</strong> Siegel 2009, Corporate Video & TV<br />
Award of Master, Corporate <strong>Media</strong> Master Award 2006 / 2008
„Enorme<br />
Umwegrentabilität“<br />
Welches Budget steht der stadt wien marketing<br />
für das <strong>Film</strong>festival am Rathausplatz, das an die<br />
700.000 BesucherInnen jährlich anlockt, zur<br />
Verfügung?<br />
FORSTHUBER: Das Gesamtbudget für das <strong>Film</strong><br />
Festival beläuft sich auf rund Euro 1.400.000,-, wobei<br />
lediglich ein Teil seitens der Stadt bereitgestellt<br />
wird. Ein wesentlicher Betrag wird über zusätzliche<br />
Einnahmen wie Sponsorengelder oder die Gastronomie<br />
finanziert.<br />
Der Rathausplatz wird an schönen Sommerabenden<br />
regelrecht überrannt. Bleiben Sie beim<br />
bewährten Rezept oder gibt es Neuerungen?<br />
FORSTHUBER: Auch 2012 erfährt das <strong>Film</strong> Festival<br />
wieder Adaptionen, um den Gästen einen optimalen<br />
Genuss zu ermöglichen. Erstmals wird es jeweils an<br />
einem Abend in der Woche moderne Highlights wie<br />
u.a. Adele, Best of Pavarotti & Friends oder Anastacia<br />
im Programm geben und anlässlich ihres 50-jährigen<br />
Jubiläums wird auch die Viennale in diesem<br />
Jahr beim <strong>Film</strong> Festival vertreten sein. Zusätzlich zu<br />
den programmlichen Neuerungen, wird die Leinwand<br />
von 230m² auf 300m2 vergrößert und zwei<br />
zusätzliche Beschallungstürme werden eine weitere<br />
Qualitätsebene am Rathausplatz bilden.<br />
Organisiert wird dieser Ebent von der stadt<br />
wien marketing, sind Sie auch programmlich<br />
eingebunden bzw. wer wählt aus?<br />
FORSTHUBER: Für die hochkarätige Programmauswahl<br />
zeichnet wie schon in den Vorjahren das IMZ<br />
– Internationales Musikzentrum unter der Leitung<br />
von Franz Patay verantwortlich.<br />
An wen wendet sich Ihre Aktivitäten: Bewohner,<br />
Touristen, Wirtschaft?<br />
FORSTHUBER: Uns ist es ganz besonders wichtig,<br />
mit dem <strong>Film</strong> Festival allen WienerInnen und Wien<br />
BesucherInnen – eben auch jenen, die bis dato keinen<br />
Zugang zu klassischer Musik gefunden haben<br />
– die Möglichkeit zu bieten, sich der Klassik anzunähern.<br />
Viele Menschen unterschiedlichsten Alters<br />
haben im Laufe des mittlerweile 22-jährigen Bestehens<br />
des <strong>Film</strong> Festivals Interesse und Gefallen an<br />
dieser Art der Kultur gefunden. Einfach deshalb, weil<br />
die Hemmschwelle sich diesem Genre anzunähern,<br />
in einem ungezwungenen Ambiente sehr niedrig ist<br />
- und vor allem kostenlos.<br />
Ist die stadt wien marketing hauptsächlich<br />
für Events zuständig?<br />
FORSTHUBER: Wir als stadt wien marketing<br />
sind ein full service Agentur, dh. unser<br />
Portfolio erstreckt sich von schwerpunktmäßig<br />
Veranstaltungen und Drucksorten<br />
bis hin zu Kongressen im Auftrag der Stadt<br />
Wien.<br />
Wie viele Großveranstaltungen verträgt<br />
Wien?<br />
FORSTHUBER: In den Monaten Jänner,<br />
Februar und März auf alle Fälle noch welche<br />
– hier gibt es kaum Veranstaltungen.<br />
Auch im Oktober sehe ich noch Potential<br />
nach oben. Die Monate November und<br />
Dezember sind mit den Weihnachtsmärkten<br />
gut ausgelastet – hier zeichnet sich eine gute<br />
Entwicklung in den letzten 20 Jahren ab. Und auch<br />
der September ist mit der Wiener Wiesn relativ gut<br />
abgedeckt. Allgemein lässt sich aber sagen: In Bezug<br />
auf die Hotelkapazität sind jedenfalls weitere Veranstaltungen<br />
möglich.<br />
Wo wünschen Sie sich Verbesserungen?<br />
FORSTHUBER: Verbesserung und Adaptierungen<br />
sind immer wichtig und notwendig. Wenn man<br />
nicht stets danach trachtet, sowohl in der Qualität<br />
der Inhalte, des Services als auch in technischen Belangen<br />
nach zu justieren, würden solche Formate<br />
wie das <strong>Film</strong> Festival nicht lange auf Interesse stoßen<br />
– weder bei den Gästen noch bei Partnern aus<br />
der Wirtschaft. Man muss sich natürlich immer auch<br />
auf die Bedürfnisse der BesucherInnen einstellen<br />
und von dieser Seite Anregungen aufnehmen und<br />
überdenken. Eine Veranstaltung in so einer Größe<br />
wird nie ein Selbstläufer sein können.<br />
Wetterglück ist Ihnen zu wünschen, was könnte<br />
Sie noch zufrieden stellen?<br />
FORSTHUBER: Ich hoffe, dass weiterhin zahlreiche<br />
kreative Köpfe außerordentlich gute Ideen haben,<br />
die hoffentlich auch aufgrund der Wirtschaftslage<br />
Unterstützung finden. Denn man darf nicht außer<br />
Acht lassen, dass gute Veranstaltungen auch eine<br />
enorme Umwegrentabiltät und damit einen Nutzen<br />
für die Wirtschaft haben können.<br />
filmbiz<br />
Bereits zum 22. Mal öffnet der Wiener Rathausplatz für tausende BesucherInnen Pforten und<br />
lädt zum <strong>Film</strong> Festival 2012 und damit zu einem einmaligen Kultur-, Kunst- und Kulinarikgenuss.<br />
Orchestriert wird dieser Großevent von der stadt.wien.marketing, deren Geschäftsführerin<br />
Barbara Forsthuber hinter die Kulissen blicken lässt.<br />
Barbara Forsthuber<br />
FILM FESTIVAL 2012<br />
65 Abende und 47 Produktionen<br />
mit den absoluten Top-Highlights<br />
der klassischen und erstmals<br />
auch modernen Musik. Auf dem<br />
Programm stehen klassische<br />
Produktionen – wie etwa der<br />
Wiener Staatsoper oder der Oper<br />
Zürich. Die Liebhaber des Tanzes<br />
und auch der Operette dürfen sich<br />
auf Produktionen wie Coppélia,<br />
Der Nussknacker, Alice im Wunderland<br />
oder auch Die Csárdásfürstin.<br />
Für die Fans moderner Musik<br />
stehen unter anderem folgende<br />
Highlights auf dem Programm:<br />
Adele – Live at the Royal Albert<br />
Hall, Pavarotti: The Duetts, Best<br />
of Pavarotti & Friends (Luciano<br />
Pavarotti, Elton John, Bono, Andrea<br />
Bocelli, Sting, Maria Carey<br />
Täglich abends bei Schönwetter.<br />
Eintritt frei. <strong>Film</strong>beginn täglich bei<br />
Einbruch der Dunkelheit.<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |33
media<br />
Servus im Musikrausch<br />
Ab 19. Juli stellt<br />
Servus TV<br />
österreichische<br />
Musiker in den<br />
Hauptabend.<br />
Eröffnet wird die<br />
Programmreihe<br />
„Musikrausch –<br />
Der Konzertsommer<br />
mit Hubert<br />
von Goisern, mit<br />
zwei exklusiven<br />
Dokus über seine Chartstürmer Hubert von Goisern auf Servus TV<br />
„Brenna Tuats<br />
Tour 2012“ und einer fulminanten Konzertaufzeichnung an<br />
der Rennstrecke des Red Bull Rings in Spielberg. Rainhard<br />
Fendrich & Band erweitern den Konzertsommer mit einem<br />
„Best-of…“ vom Ötztal Open Air in Tirol. Danach folgen zwei<br />
Highlights vom „Woodstock der Blasmusik“ – bei dem unter<br />
anderem der Holstuonarmusigbigbandclub (HMBC) und die<br />
Global Kryner groß aufspielen. Den Schlussakt des Konzertsommers<br />
macht kein geringerer als Andreas Gabalier mit<br />
Band. Gemeinsam mit Opus, Anna F. und den Gnackwatschn<br />
gibt der Echopreisträger und Amadeus-Award-Gewinner beim<br />
Steirer-Festival auf dem Red Bull Ring ordentlich Gas.<br />
Studenten helfen ORF<br />
Bei ihrer Antrittskonferenz sprach<br />
ORF-TV-Chefin Kathrin Zechner<br />
noch leicht neidig von gewissen Arbeitsbedingungen<br />
bei den deutschen<br />
Nachbarn. Dort hätte ein Günther<br />
Jauch alleine ein großes Team, das<br />
ihm Gesprächspartner vorstellt, dito<br />
für die anderen wichtigen Diskussionssendungen<br />
des Landes. Es wäre<br />
nicht die findige Kat rh in Zechner,<br />
hätte sie nicht eine Lösung für<br />
Österreich gefunden: Ab Sommer<br />
2012 begibt sich der ORF gemein-<br />
Kathrin Zechner<br />
sam mit dem Institut für Publizistikund<br />
Kommunikationswissenschaft<br />
der Universität Wien unter der Leitung des stellvertretenden<br />
Institutsvorstand Hannes Haas auf die Suche nach „new<br />
faces“. Ziel des Projekts ist es, in allen Bundesländern mit WissenschaftlerInnen,<br />
PolitikerInnen, engagierten BürgerInnen,<br />
KünstlerInnen und Intellektuellen „new faces“ zu finden, die<br />
die bereits gut etablierten Runden der ORF-Diskussionsformate<br />
mit neuen Inhalten spannender machen. ORF-Fernsehdirektorin<br />
Kathrin Zechner: „Diskussionsformate leben von der<br />
Qualität ihrer Gäste und von der Vielfalt der Meinungen. Ich<br />
sehe es als Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Senders, sich<br />
um klugen Nachwuchs zu bemühen – neue Gesichter stehen<br />
für neue Themen und neue Standpunkte! Mit dem Institut für<br />
34 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Publizistik- und Kommunikationswissenschaft haben wir einen<br />
starken und professionellen Partner gefunden, der uns bei unserem<br />
ambitionierten Projekt ‚new faces‘ tatkräftig unterstützt.“<br />
Jean Ziegler eröffnet<br />
Letztes Jahr standen die<br />
Österreichischen Medientage<br />
unter dem Motto ‚Mut’, heuer<br />
sind Visionen erwünscht. An<br />
drei Tagen und in mehr als 20<br />
Panels werden reale Szenarien<br />
des medialen Morgen<br />
diskutiert: Von Cross-<strong>Media</strong><br />
über die Smart-Revolution,<br />
die mögliche Renaissance des<br />
TV und Radio, Hypes oder<br />
Blasen der New <strong>Media</strong> und<br />
Social-<strong>Media</strong>-Cultures, aber<br />
auch über das notwendige<br />
neue Verhältnis zwischen<br />
Politik und Medien, zwischen<br />
Öffentlichkeit und digitaler<br />
Fiktion. „Wir stehen vor den<br />
gewaltigsten Herausforderun-<br />
gen, die je auf unsere Branche zugekommen sind. Die digitalen<br />
Giganten – von Google über Facebook bis Twitter und<br />
Apple – drohen Oligopole aufzubauen, denen man nicht mehr<br />
entrinnen kann. Die klassische Medienwelt hat darauf ebenso<br />
wenig eine Antwort parat wie die Politik. Das ist besorgniserregend“,<br />
so Hans-Jörgen Manstein, Veranstalter und Gründer<br />
der Österreichischen Medientage, der meint: „Visionen sind<br />
überlebensnotwendig. Großes Denken ist gefragt und nicht<br />
Provinzialismus der Politik und Wirtschaft.“ Eröffnen wird die<br />
19. Österreichischen Medientage Jean Ziegler, der über den<br />
Einfluss der Medien auf unsere Gesellschaft reden wird.<br />
25.-27.09. Wien, Stadthalle www.medien-tage.at<br />
ORF-Kultursommer:<br />
Fokus auf Salzburg<br />
Jean Ziegler bei den Österreichischen<br />
Medientagen 2012<br />
Der ORF widmet den Salzburger Festspielen 2012 (20. Juli<br />
bis 2. September), deren Medienpartner er (bzw. die RAVAG)<br />
bereits seit dem Jahr 1925 ist, einen besonders umfangreichen<br />
Programmschwerpunkt und überträgt heuer mehr Kulturgenuss<br />
aus der Mozartstadt denn je. Insgesamt sieben TV-Großevents<br />
produziert der ORF heuer selbst aus Salzburg – so viele<br />
wie noch nie zuvor. So stehen auf dem Spielplan von ORF<br />
und ORF/3sat neben dem Puccini-Klassiker „La Bohème“<br />
mit Anna Netrebko in der Titelpartie und der von Nikolaus<br />
Harnoncourt dirigierten Neuinszenierung von Mozarts „Die<br />
Zauberflöte“ sowie dem Konzert der Wiener Philharmoniker<br />
unter Valery Gergiev als weiteres Highlight die Strauss-Oper<br />
„Ariadne auf Naxos“. Aber auch für die Partnersender ARTE
ORF/Ali Schafler<br />
l-r: : Alexander Pereira (Intendant Salzburger Festspiele), ORF-Fernsehdirektorin<br />
Kathrin Zechner, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz,<br />
Jan Mojto (Geschäftsführer Unitel Classica)<br />
und ZDF/3sat zeichnet der ORF hochkarätige Produktionen<br />
der Festspiele auf. Insgesamt werden mehr als 100<br />
Programmstunden in TV und Radio, Live-Streams und<br />
erstmals auf dem Sonderkanal ORF.at/festspielsommer<br />
zu genießen sein werden.<br />
T-Mobile: Move On<br />
Eine neue Dimension des <strong>Film</strong>emachens<br />
betritt T-Mobile<br />
gemeinsam mit Regisseur<br />
Asger Leth. Zum ersten Mal<br />
in der <strong>Film</strong>geschichte werden<br />
Zuschauer auf spektakuläre<br />
Weise in den künstlerischen<br />
Schaffensprozess eingebunden.<br />
Von der Vorproduktion<br />
bis hin zur Nachbearbeitung<br />
hat das Publikum Mitspracherecht<br />
bei der Auswahl der<br />
einzelnen <strong>Film</strong>elemente.<br />
Dazu gehören Drehorte in Hollywood-Regisseur Asger Leth<br />
elf Ländern, die Namen der<br />
Charaktere sowie die <strong>Film</strong>musik. Außerdem können<br />
die Zuschauer selbst eine Rolle im <strong>Film</strong> übernehmen.<br />
Um sicherzustellen, dass alle Interessenten die gleiche<br />
Chance haben sich einzubringen, kreieren Asger Leth<br />
und T-Mobile eine Reihe von Aufgaben für insgesamt elf<br />
europäische Länder, in denen die Deutsche Telekom und<br />
T-Mobile vertreten sind. <strong>Film</strong>fans können unter www.<br />
move-on-film.at mehr über diese Aufgaben herausfinden<br />
und die Reise mitplanen. Wer zufällig ein interessantes<br />
Haustier, einen schönen <strong>Sound</strong>track, eine Idee für die<br />
Titelseite von Mads Mikkelsens Zeitung oder Interesse<br />
an einer Nebenrolle als Kartenverkäufer an der Wiener<br />
Oper hat, kann sich ab sofort bewerben.<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |35
media<br />
Zukunftsmusik:<br />
Personalisiertes TV<br />
Kürzlich stellten Samsung und der ORF die Kooperation mit der ORF-TV-Thek auf den<br />
Samsung Smart-TVs vor. Gerald Reitmayr, Senior Business Director, Alps Region für Consumer<br />
Electronics bei Samsung erläutert im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview seine Strategie und gibt<br />
Einblicke in die Zukunft des Fernsehens.<br />
Gerald Reitmayr,Samsung Senior<br />
Business Director, Alps Region für<br />
Consumer Electronics<br />
Smart-TV: je flacher desto besser<br />
36 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie kam es zur Kooperation mit<br />
dem ORF?<br />
REITMAYR: Grundsätzlich suchen<br />
wir bei unseren Inhalten in<br />
erster Linie jene Innovationen,<br />
die unseren internen Studien<br />
nach am meisten von den Usern<br />
nachgefragt werden. Auf unseren<br />
Smart-TVs finden Sie jede Menge<br />
Apps und Anwendungen aus unterschiedlichsten<br />
Bereichen –Information,<br />
Spiele, Wetterbericht<br />
u.v.m. Jedoch sind es Catch-Up-<br />
Services, welche die Kunden besonders<br />
schätzen. So sind wir schließlich an den ORF<br />
herangetreten und haben mögliche Kooperationen<br />
überlegt. Nachdem die TV-Thek auch auf Aon TV zur<br />
Verfügung steht, gingen wir davon aus, dass sich zB<br />
das User Interface mit geringem Aufwand portieren<br />
ließe. Entsprechend zügig kamen wir zur Einigung.<br />
Die ORF-TV-Thek-App ist von unseren Kunden sofort<br />
begeistert aufgenommen worden. Wir zeigen<br />
diese App in der ‚Hotlist‘ als empfohlene App. Damit<br />
ist sie für alle User der Smart TVs leicht sichtbar und<br />
hat sofort tolle Öffnungsraten erzielt.<br />
Was heißt das in Zahlen?<br />
REITMAYR: Zum Stand April 2012 waren über<br />
240.000 Samsung Smart-TVs und smarte AV-Geräte<br />
wie Heimkino und Blu-ray in den österreichischen<br />
Haushalten. Das bedeutet einen Marktanteil von<br />
etwa 50 %. Und rund die Hälfte dieser Smart-TV-<br />
Haushalte benützt auch die interaktiven Inhalte. Mit<br />
einer TV-Thek hat der User die Möglichkeit, sich sein<br />
eigenes Programm zu gestalten. Der nächste Schritt<br />
wäre Video On Demand für Blockbuster. In der<br />
Schweiz etwa gibt es eine Vielzahl an Start Ups, die<br />
Videorechte kaufen und Video On Demand anbieten,<br />
in Österreich suchen wir diese Anbieter bislang<br />
vergeblich.<br />
Gibt es weitere TV-Anbieter, die Ihre Plattform<br />
benützen wollen?<br />
REITMAYR: Ich denke es ist kein Geheimnis, dass<br />
sämtliche TV Stationen hin und her gerissen sind.<br />
Einerseits kostet ein Engagement mit alternativen<br />
Verbreitungsmethoden Geld, zB um das Playout der<br />
laufenden Streams zu gewährleisten. Andererseits<br />
hat der, der nicht von Anfang an dabei ist, evtl. einen<br />
Wettbewerbsnachteil – schon alleine weil das<br />
Know-how fehlt, um die App zu kommerzialisieren.<br />
Hier wird sich kurz- und mittelfristig sehr viel bewegen<br />
und die Zukunft des Fernsehverhaltens und –<br />
nutzens stark verändern.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft des Fernsehens?<br />
REITMAYR: Die Richtung geht definitiv hin zu personalisiertem<br />
Fernsehen. Der Smart TV kennt (und<br />
erkennt!) den User, kennt sein Profil, kann nach dessen<br />
Geschmack Inhalte vorschlagen etc. Das geht<br />
sogar bis zur Werbung, die ebenfalls personalisiert<br />
und zielgruppengenau adressiert werden kann –<br />
eigentlich eine Revolution, die vom User vielleicht<br />
sogar als Benefit empfunden werden kann.<br />
Hat Samsung vor künftig ebenfalls Content<br />
anzubieten?<br />
REITMAYR: Samsung fährt eine andere Strategie<br />
wie etwa Sony und wird nie als Rechte-Inhaber von<br />
Content aktiv werden. Wir wollen neutral bleiben.<br />
Ich gehe davon aus, dass 2013 ab der Mittelklasse<br />
grundsätzlich nur noch Smart-TVs angeboten<br />
worden und damit eine Dimension erreicht wird,<br />
die neuen innovativen Content möglich und nötig<br />
macht.<br />
3D, Smart TV – was wird in den Samsung-Laboratorien<br />
als nächste Innovation entwickelt?<br />
REITMAYR: Die nächste TV-Generation wird mit<br />
OLED-Technologie ausgestattet sein (ähnlich den<br />
Smart-Phones, nur eben deutlich größer), die das<br />
Bild noch brillanter, realitätsnäher machen wird,<br />
fast so als würde man aus dem Fenster schauen. Die<br />
Geräte werden noch dünner, bringen leuchtendere<br />
Farben und ein wesentlicher Unterschied zur gängigen<br />
LED-Technik: ein 100 %iges Schwarz.<br />
Wie ist Samsung in Österreich aufgestellt?<br />
REITMAYR: Samsung hat 2006 in Wien eine Verkaufsniederlassung<br />
gegründet, wir starteten mit<br />
einer Handvoll Mitarbeitern. Heute sind auf fünf Etagen<br />
zwei Produkt-Divisionen untergebracht: zum einen<br />
die portablen Produkte – Computer, Handy und<br />
zum anderen der Bereich Consumer Electronics und<br />
Haushaltswaren. Samsung beschäftigt hier zur Zeit<br />
rund 250 Mitarbeiter.
ORF-TVthek goes<br />
Samsung Smart TV<br />
media<br />
Seit 2009 ist die ORF-TVthek online. Seit 2010 ist sie via Smartphones mobil verfügbar. 2012 –<br />
rechtzeitig zur Fußball-EM – steht die ORF-TVthek nun auch erstmals als App für die Samsung<br />
Smart TV Plattform zur Verfügung.<br />
Die Highlights des ORF-Fernsehens werden dem<br />
Publikum dadurch auch auf dieser wichtigen Zukunftsplattform<br />
on demand zugänglich. Und auch<br />
Ö3 ist mit einer ebenfalls gemeinsam mit Samsung<br />
entwickelten App auf der Samsung Smart TV Plattform<br />
präsent.<br />
Gerald Reitmayr, Senior Director Consumer Electronics<br />
bei Samsung Electronics, Thomas Prantner, stv.<br />
Direktor für Technik, Online und neue Medien des<br />
ORF, und Albert Malli, stv. Programmchef und Leiter<br />
neue Medien von Ö3, stellten die gemeinsam entwickelten<br />
Apps vor.<br />
Die ORF-TVthek-App für Samsung Smart TV ist ab<br />
sofort über alle internetfähigen Samsung TV-Geräte<br />
der Jahre 2010, 2011 und 2012 zugänglich. Seitens<br />
der ORF-Technik waren Christian Eder und Philipp<br />
Ridwald projektverantwortlich. Die Ö3-App ist bereits<br />
seit Mitte April verfügbar.<br />
Gerald Reitmayr, Senior Director Consumer Electronics<br />
von Samsung Electronics: „Unser Name ist<br />
Programm und dieses dreht sich in erster Linie um<br />
‚smarte Inhalte‘. Deshalb freuen wir uns besonders,<br />
dass wir mit der ORF-TVthek-App nun die Highlights<br />
des ORF-Fernsehens als Video-on-Demand-<br />
Anwendung den Samsung Smart TV-Nutzerinnen<br />
und -Nutzern anbieten können. Mit dieser Zusammenarbeit<br />
setzen wird die Grundidee von Samsung<br />
Smart TV konsequent um: Wir verbinden innovative<br />
Technologie und beliebte Inhalte!“<br />
PULS 4 App<br />
Zusammen mit dem Entwicklungspartner NOUS Wissensmanagement hat die<br />
SevenOne <strong>Media</strong> die neue PULS 4-App mit zahlreichen tollen Features ausgestattet:<br />
Mit „In 100 Sekunden informiert“ sind die NutzerInnen immer und überall Up-To-Date<br />
und erhalten alle topaktuellen News sowie exklusiven Mobile-Content der „PULS<br />
4-AustriaNews“ direkt und gemütlich auf ihr Handy oder iPad.<br />
Ebenfallsneu:SämtlicheVideosinTop-QualitätsowieEventfotosundPush-Benachrichtigungen,<br />
um kein Highlight zu verpassen und stets am Laufenden zu sein. Michael<br />
Stix, Geschäftsleitung ProSiebenSat.1 Austria Gruppe ist begeistert: „Mit der neuen und<br />
kostenlosen PULS 4 App bieten wir unseren ZuseherInnen alle Lieblingssendungen<br />
auf iPhone, iPad oder Android, egal wann und wo! Die PULS 4 App ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil unseres Mobile VideoNetworks!“<br />
Thomas Prantner, stellvertretender<br />
Direktor<br />
für Technik, Online und<br />
neue Medien des ORF:<br />
„Seit dem erfolgreichen<br />
Launch der ORF-<br />
TVthek 2009 haben<br />
wir uns konsequent<br />
darum bemüht, die<br />
TVthek dem Publikum<br />
sukzessive über alle relevantenVerbreitungswege<br />
zugänglich zu<br />
machen, sei es online,<br />
via Kabel oder mobil. Mit der heute vorgestellten<br />
App für Samsung Smart TV gehen wir einen weiteren<br />
wichtigen Schritt auf diesem Weg. Und die hohe<br />
Publikumsakzeptanz gibt uns recht. Von Jänner bis<br />
April 2012 gab es schon 11,7 Millionen Videoabrufe<br />
pro Monat über die TVthek. Die ORF-TVthek-App ist<br />
eine sehr nutzerfreundlich gestaltete und einfach<br />
zu handhabende Applikation, die wir gemeinsam<br />
mit Samsung in einer sehr guten Zusammenarbeit<br />
entwickelt haben!“<br />
Albert Malli, stellvertretender Programmchef von<br />
Ö3: „Es ist bemerkenswert, wie viele Österreicherinnen<br />
und Österreicher über ihr TV-Gerät auch Radio<br />
hören. Unsere neue App ermöglicht das in höchstmöglicher<br />
Ton- und Bildqualität!“<br />
l-r: Gerald Reitmayr (Senior<br />
Directorvon Samsung Electronics),<br />
Thomas Prantner (stv. Direktor<br />
für Technik, Online und neue<br />
Medien des ORF), Albert Malli (stv.<br />
Programmchef und Leiter neue<br />
Medien von Ö3)<br />
SevenOne Interactive<br />
SevenOne Interactive ist mit über 6 Mio. vermarktbarer Video-Views pro Monat<br />
der größte Online-Vermarkter für Premium-Bewegtbild in Österreich. Im neuen<br />
SevenOne VideoNetwork stehen den UserInnen neben Eigenproduktionen sowohl<br />
Kult-Spielfilme auf MyVideo.at und puls4.com, als auch Top-US-Serien auf den<br />
Online-Plattformen MyVideo.at, ProSieben.at, kabeleins.at und SAT1.at sowie wetter.<br />
com und rantv.at zur Verfügung.<br />
Darüber hinaus können Werbekunden innerhalb des SevenOne VideoNetworks das<br />
TV-Video-Angebot von Hutchison 3G Austria, das Videoangebot von Axel Springer<br />
<strong>Media</strong> Impact, das Live-Stream und Video on Demand Angebot von <strong>Media</strong> Digital,<br />
NUNA.tv, Own3d.tv, Premium Video-Inhalte von Spiegel Online und Spiegel.TV sowie<br />
Premium-Bewegtbild auf sevenload.com / Hubert Burda Digital buchen.<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |37
media<br />
Servus TV: Wiener Salon<br />
wiederbelebt<br />
Seit Mai knüpfen ServusTV und TV&MORE an eine längst vergessen geglaubte Gesprächskultur<br />
wieder an: das Salongespräch. Im Ambiente einer Jugendstil-Wohnung im Majolika Haus<br />
im Herzen Wiens, empfängt Salonière Andrea Eckert interessante Gesprächspartner und bringt<br />
Menschen zusammen. In der wöchentlichen Sendung erwarten die Zuseher geistreiche<br />
Gespräche aus Musik, Kunst, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaftspolitik.<br />
Andrea Eckert lädt für Servus TV<br />
zum „Wiener Salon“ im<br />
Majolika-Haus<br />
38 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Der „Wiener Salon“ belebt eine Gesprächskultur,<br />
die eigentlich schon über 100 Jahre alt ist. In der<br />
Salonkultur nahm man sich ausreichend Zeit für<br />
Gesellschaftsthemen, es wurde musiziert, vorgelesen,<br />
diskutiert und Kultur sprichwörtlich gelebt. „Der<br />
Wiener Salon am Dienstag“ knüpft an diese Tradition<br />
geistreicher Gesprächskultur an und lässt das<br />
Salongespräch in stilvollem und passendem Ambiente<br />
wöchentlich wieder aufleben.<br />
Andrea Eckert gibt die elegante<br />
Salonière<br />
Prominente Gastgeberin ist die Schauspielerin Andrea<br />
Eckert: „Meine Bekanntschaft mit dem Wiener<br />
Salon rührt noch aus der Kindheit. Jeden Donnerstag<br />
gab meine Großmutter eine Einladung. Die<br />
Gespräche der Gäste drehten sich meist um Kunst<br />
und Kultur. Ich erinnere mich besonders gut an eine<br />
junge Schriftstellerin und an einen Maler, zu dem ich<br />
wohl eine Liebe gefasst hatte. Es ist die Atmosphäre<br />
des gegenseitigen Interesses, der Begeisterung für<br />
die vorgegebenen Themen und der unvoreingenommenen<br />
Freundlichkeit der Diskussion, die ich<br />
in dieser Form danach nicht mehr erlebt habe“. Im<br />
„Wiener Salon“ führt Salonière Andrea Eckert den<br />
Zuschauer nun elegant und lebendig durch die<br />
geladene Salon-Gesellschaft, trifft interessante Gesprächspartner,<br />
bringt Menschen zusammen und<br />
hört Gästen auch mal einfach zu. Die Themen der<br />
wöchentlichen Gesprächsreihe kommen aus den<br />
Bereichen Musik, Kultur, Kunst, Wissenschaft und<br />
Gesellschaftspolitik.<br />
Hightech im Jugendstil-Ambiente<br />
Aufgezeichnet wird der „Wiener Salon“ im Herzen<br />
Wiens: Am Naschmarkt - in einem legendären und<br />
oft fotografierten Jugendstilgebäude. Als Location<br />
dient eine elegante Wohnung im Majolika Haus am<br />
Naschmarkt; leicht snobistisch und von adeliger<br />
Atmosphäre, inszeniert im Stil der alten Salongespräch-Settings<br />
vergangener Jahrhunderte.<br />
Produzent Rudolf Klingohr: „Wir haben uns sehr bemüht,<br />
in dem denkmalgeschützten Haus die uns<br />
zur Verfügung stehende Wohnung möglichst stilgerecht,<br />
aber nicht museal als <strong>Film</strong>set so einzurichten,<br />
dass die Besucher nicht mit störenden Kameras<br />
konfrontiert werden. Wir haben kleine Kameras gewählt.<br />
Nicht um versteckte Kamera zu spielen - jeder<br />
Gast weiß, dass er gefilmt wird. Aber durch die<br />
technische Entwicklung haben wir die Möglichkeit<br />
genutzt, ferngesteuerte HD-Minikameras einzusetzen,<br />
die drei Haupträume der Wohnung bespielen<br />
können“.
AUSTRIA 9 wird zu<br />
sixx Austria<br />
Bereits im März wurde der Kauf des Senders AUSTRIA 9 erfolgreich abgeschlossen und in die<br />
ProSiebenSat.1 Austria Gruppe integriert. Seit April wird am neuen Senderkonzept gearbeitet<br />
und nun startet im Juli der neue Frauensender sixx Austria.<br />
Markus Breitenecker, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1<br />
Austria Gruppe sieht dem neuen Projekt<br />
sehr positiv entgegen: „Durch den Kauf von Austria<br />
9 können wir von den Vorteilen eines bestehenden<br />
und bereits aktiven Senders maßgebend profitieren.<br />
Ziel ist es sixx Austria gleich nach unseren anderen<br />
vier österreichischen Privaten (Puls 4, ProSieben Austria,<br />
SAT.1 Österreich und kabel eins austria) unter<br />
den Top 10 Österreich-Sendern zu positionieren.“<br />
Bernhard Albrecht, Geschäftsführer sixx Austria<br />
sieht dem Start genauso positiv entgegen und sieht<br />
viel Potenzial darin: „Einen Sender, einzig für Frauen<br />
konzipiert, gibt es am österreichischen Markt noch<br />
nicht und ich freue mich, dass wir diesen Schritt machen.<br />
Wir haben ein attraktives Programmschema<br />
mit den erfolgreichsten Serien, den emotionalsten<br />
Spielfilmen und Eigenformaten, die sixx Austria als<br />
Frauensender am Markt positionieren. Ziel ist es mittelfristig<br />
die Nummer 1 der Unterhaltungssender<br />
der neuen Generation zu werden.“<br />
On-Air Start von sixx Austria wird bereits Anfang<br />
Juli statt finden. In Kooperation mit Puls 4 und dem<br />
deutschen Sender sixx wird der neue Sender für die<br />
weibliche Zielgruppe positioniert. Zielgruppe von<br />
sixx Austria sind Frauen im Alter von 18 bis 49 Jahren.<br />
Das erwartete Durchschnittsalter der Zuseherinnen<br />
liegt zwischen 35 und 39 Jahren und der zu<br />
erwartende Frauenanteil bei den ZuseherInnen bei<br />
über 75 Prozent.<br />
Doch wofür steht sixx Austria? sixx Austria ist die<br />
beste Freundin, man kann Spaß haben, lachen, weinen<br />
oder einfach man selbst sein. sixx Austria ist<br />
offen, ehrlich, loyal und verständnisvoll. sixx Austria<br />
hat Power und ist bei allem mit dem Herzen dabei.<br />
sixx Austria hat die perfekte Stilmischung: lässig,<br />
aufregend und stylish. Auf sixx Austria gibt’s nicht<br />
nur was zu sehen, hier gibt’s was zu erleben.<br />
Als Geschäftsführer des neuen Sender zeichnet DI<br />
Bernhard Albrecht verantwortlich, der seit 1.1.2010<br />
als Chief Operating Officer (COO) für die Bereiche<br />
Finanzen, Betrieb und Technik für die SevenOne <strong>Media</strong><br />
Austria und Puls 4 verantwortlich ist und zudem<br />
auch die Position als Geschäftsführer von SAT.1 Österreich<br />
inne hat.<br />
Der Kauf von Austria 9 beinhält auch die Übernahme<br />
der bisherigen Distributionswege und Frequen-<br />
zen des Senders. Austria 9 versorgt bis dato 80 Prozent<br />
aller TV Haushalte inkl. UPC Grundversorgung<br />
(technische Reichweite). Die Vorteile eines bereits<br />
bestehenden und aktiven Senders, werden so optimal<br />
ausgenutzt. Der Sender ist bereits am Satelliten<br />
verbreitet und damit auch in den Receivern und<br />
Fernsehern unter dem Namen Austria 9 einprogrammiert<br />
und empfangbar. In den Kabelnetzen ist der<br />
Sender ebenfalls eingespeist und kann sofort vom<br />
Kabelkunden empfangen werden. In diesen beiden<br />
Fällen wird Austria 9 automatisch zu sixx Austria - Es<br />
heißt also: Zurücklehnen und genießen.<br />
Durch die Kooperationsmöglichkeit mit Puls 4 wird<br />
zudem ein regionaler Österreichbezug durch Österreich-Programm<br />
gewährleistet: Die Staffeln 1-4 von<br />
„Austria ́s next Topmodel“ und die Kochshow „Koch<br />
mit! Oliver“ werden auf sixx Austria zu sehen sein.<br />
Weitere Formate werden folgen.<br />
Als Frauensender liegt der Fokus auf frauenaffinen<br />
Spielfilmen und Serien. So stehen täglich Serien<br />
wie „Grey ́s Anatomy“, „Desperate Housewives“,<br />
„Life Unexpected“, „Gossip Girl“, „The Good Wife“,<br />
“Friends”, “90201”, “Emergency Room” auf dem Programm.<br />
Auch Spielfilme wie “Keinohrhasen”, “27<br />
Dresses”, “Vier Hochzeiten und ein Todesfall” oder<br />
“Zufällig verheiratet”, erobern jedes weibliche Herz,<br />
media<br />
Seven One <strong>Media</strong>-Chef Markus<br />
Breitenecker und Moderatorin<br />
Johanna Setzer präsentierten den<br />
neuen Sender sixx Austria in der<br />
Albertina Passage<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |39
media<br />
<strong>Sound</strong>MoBil<br />
Mazda 3 MPS<br />
Mit dem 3 MPS verfügt der Mazda-Fuhrpark über einen der stärksten Frontriebler der<br />
Gegenwart. Das sieht man diesem echten Spaß-Gerät auch sofort an: von vorne versprechen<br />
der ganz in Schwarz gehaltene Kühlergrill und der vordere Stoßfänger feurige,<br />
ungezähmte Leistung. Die Inspiration für den neuen Lufteinlass in der Motorhaube,<br />
den aerodynamisch optimierten Heckspoiler und die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen im Stil<br />
des Mazda RX-8 stammt von Mazda Rallyeautos. Und tatsächlich: Mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 250 km/h und einer Beschleunigung von 0-100 km/h in rasanten 6,1<br />
Sekunden zählt der Mazda3 MPS (Mazda Performance Series) zu den schnellsten Fahrzeugen<br />
seiner Klasse. Dabei ist der Mazda3 MPS überraschend sparsam. Der bärenstarke<br />
2.3 l DISI Turbomotor mit 191 kW (260 PS) und einem begeisternden Drehmoment von<br />
380 Nm bei 3000 min-1 verbraucht weniger Kraftstoff als sein Vorgänger. Und auch die<br />
Umwelt kommt nicht zu kurz: Ein reaktionsschneller Katalysator mit Nanotechnologie<br />
reinigt die Abgase besonders gründlich. Auch im Innenraum dominiert die Sportwagen-<br />
Optik - dieser ist vollständig in Schwarz gehalten und von roten Akzenten in der<br />
Türverkleidung, in Armlehnen, Sitzen, Armaturentafel und Lenkrad durchsetzt.<br />
Auch wenn man den Mazda 3 MPS auf hiesigen Autobahnen und Landstrassen wohl<br />
kaum richtig austesten kann, er vermittelt extrem hohen Fahrspaß wenngleich das<br />
ganze Potential wohl nur erahnt werden kann. Eine Ausfahrt über Berg und Tal verspricht<br />
jedenfalls pures Vergnügen.<br />
260 PS, Verbrauch9,6 l<br />
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h<br />
Beschleunigung: 6,1 (0-100kmh)<br />
Preis: ab 36.590,- Euro (inkl. aller Steuern)<br />
40 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
jeden Tag aufs Neue. Die Highlights auf sixx Austria nehmen<br />
aber noch lange kein Ende: In österreichischer Erstausstrahlung<br />
wird die 3.Staffel der US-Erfolgsserie „Vampire Diaries“<br />
gezeigt und trifft die perfekte Mischung aus Mystery, Dramatik<br />
und Romantik. Starkoch Jamie Oliver kocht exklusiv<br />
und jeden Tag auf sixx Austria, im Dokutainment Format<br />
„Flirty Dancing – Louie Spence ́s Showbusinesses“ sorgt<br />
die britische Kultfigur Louie Spence für Unterhaltung und<br />
Cesar Millan zeigt in „Dog Whisperer – der Hundeflüsterer“<br />
seine einmalige Art, mit Hunden umzugehen – auf Sein<br />
Urteil vertrauen sogar Stars wie Will Smith, Oprah Winfrey<br />
oder Nicolas Cage. Die Show gewann bereits zweimal den<br />
People ́s Choice Award und war ebenfalls zweimal für den<br />
Emmy Award nominiert.<br />
Time for Love, Glamour, Fashion & Design. Wieder steht der<br />
Leitsatz “Alles, was Frauen interessiert” im Mittelpunkt. „sixx<br />
– Das Magazin“ zeigt, was Frauen wollen: Lifestyle, Beauty,<br />
Wellness und natürlich Beiträge rund um Stars und Sternchen.<br />
Anastasia Zampounidis moderiert jeden Dienstagabend<br />
das erfrischend andere Magazin auf sixx Austria! Für<br />
die Zuseherinnen gilt bei „sixx – Das Magazin“: einfach einschalten<br />
und zurück lehnen. Jeder Abend steht unter einem<br />
eigenen Motto: Los geht’s am Montag mit dem „sixx MÄ-<br />
DELSABEND“, am Dienstag heißt es „sixx WAHRES LEBEN“<br />
mit Serien und auch Dokus, der Mittwoch lädt unter dem<br />
Motto „sixx KUSCHELABEND“ auch alle männlichen Zuseher<br />
ein und präsentiert Spielfilme und Hollywood Movies, am<br />
Donnerstag gibt es „sixx GÄNSEHAUT“ mit Serien wie „Vampire<br />
Diaries“ oder „Missing“ und „sixx WOCHENENDE“ heißt<br />
es dann immer ab Freitag mit „Herzflimmern“ und „Movieclassixx“<br />
ohne Ende.<br />
Einheitliche TV-Lautstärke<br />
Gerade die Lautstärkeunterschiede zwischen Programm<br />
und Werbeblöcken im Fernsehen werden von Zusehern<br />
häufig als unangenehm empfunden. In der Produktion von<br />
TV-Werbespots hat sich ein intensiver Wettbewerb um die<br />
akustische Wahrnehmung entwickelt. Mithilfe massiver<br />
Audiokompression wetteifern Werbefilme um die Aufmerksamkeit<br />
der Zuseher. Das soll am 1. September 2012<br />
ein Ende haben. Der ORF und die vom Verband Österreichischer<br />
Privatsender vertretenen bundesweiten TV-Sender<br />
haben sich unter Federführung der RTR-GmbH auf eine<br />
Angleichung der Lautheitsunterschiede im Programmablauf<br />
sowie zwischen den einzelnen Sendern ab dem 1. September<br />
2012 geeinigt. Dies gilt für alle Programmelemente,<br />
also auch für Werbung und Programmhinweise. Für die<br />
Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutet dies, dass der<br />
Griff zur Fernbedienung zum Ausgleichen unerwarteter<br />
Lautstärkesprünge zukünftig nicht mehr erfolgen muss.<br />
Das bedeutet aber nicht, dass es innerhalb einer Sendung<br />
keine Passagen unterschiedlicher Lautstärke geben darf.<br />
Vielmehr kann eine bewusst dramaturgisch eingesetzte<br />
Klangdynamik mit dieser Anpassung noch besser zur Geltung<br />
kommen, womit Qualität und Erlebnistiefe für Seherinnen<br />
und Seher verbessert werden. Der Umstieg erfolgt<br />
synchron mit öffentlich-rechtlichen und privaten TV- Programmanbietern<br />
in Deutschland.
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |41
media<br />
BÜChEr, dVd & Co<br />
42 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
Keine krötenhafte Halspartie wie<br />
bei den Bläsern<br />
Man glaubt ja gar nicht, was für lustige Gesellen Orchestermusiker<br />
sein können (Der Erheiterungsgrad der humoristischen<br />
Einlagen der Wiener Philharmoniker beim<br />
Neujahrskonzert ist ja enden wollend), zum Glück beweist<br />
uns der deutsche Hornist Klaus Wallendorf das Gegenteil.<br />
Der Musiker ist immer dann besonders gefragt, wenn bei<br />
den Berliner Philharmonikern nicht die Musik, sondern<br />
das Wort im Vordergrund steht. Er ist einer der Meister,<br />
die ganz bescheiden und freundlich auftreten und dabei<br />
kräftig austeilen – in diesem Fall zum Wohle der Leser. Man glaubt ja manchesmal,<br />
dass seine Beobachtungen aus dem Musikeralltagsleben unter des „Diktat des grünen<br />
Veltliner“ geschrieben wurden, diesen Wein, den er während eines Salzburger Aufenthalts<br />
lieben lernte, so komisch sind sie, so treffend, so freudig. Wenn er schreibt, dass<br />
eigentlich die Cellospieler die elegantesten Musiker sind, weil sie „kein grotesk abgewinkelter<br />
Spielarm wie bei der Geige, keine krötenhaft aufgeblähte Halspartie wie bei<br />
den Holzbläsern, keine durch die Pedalarbeit herbeigeführte Beinverknotung wie die<br />
der Harfenisten und auch nicht die verzweifelte Mimik verendender Goldfische, wie<br />
wir sie bei den Blechbläsern beobachten können, behindert, so gibt dieses Zitat einen<br />
guten Einblick in Humor und Sprache dieses freundlichen Zeitgenossens.<br />
Klaus Wallendorf: „Immer Ärger mit dem Cello. Liebeserklärung eines<br />
irrenden Waldhornisten an die streichenden Kollegen (Galiani)<br />
Kreuzzug gegen Ipods<br />
Die Revolution, die Anfang der neunziger Jahre das<br />
Leben in Prag zu einer einzigen großen Party machte,<br />
ist längst vorbei. Jetzt ist Spätsommer, das Licht ist<br />
bereits schwach und träge geworden. Doch bevor sich<br />
der Sommer endgültig dem Ende zuneigt, wird für fünf<br />
Menschen nichts mehr so sein, wie es vorher war. Fünf<br />
Menschen zwischen Straßenbahnlärm und dem Techno<br />
des Herzens, zwischen Lichteffekten und Rockmusik<br />
- und ein Konzert der Stille, das alles verändert. Der<br />
tschechische Autor Jaroslav Rudis gibt jeder seiner Figuren einen eigenen Musikstil,<br />
lässt gelegentlich seine eigenen Vorlieben aufblitzen, wenn er schreibt, dass die Musik<br />
er 80er und Anfang 90er noch Seele gehabt hätten und treibt den Lärm, den Musik<br />
verursachen kann, auf die Spitze, indem er den pensionierten Percussionisten Vladimir<br />
auf einen Kreuzzug gegen Ipods schickt. Überaus kurzweilig und realistisch.<br />
Jaroslav Rudis: „Die Stille in Prag“ (Luchterhand)<br />
Watschen in Down Under<br />
Tetschn, Stillen mit vier oder Griechenlandkrise – man<br />
meint der Australier Christos Tsiolkas hatte beim Schreiben<br />
seines Gesellschaftsroman Österreichs brennendste<br />
Themen vor Augen gehabt, in Wahrheit geht<br />
es um Familie. Aus verschiedenen Perspektiven werden<br />
gekonnt die verschiedenen Arten als Familie zu (über)<br />
leben geschildert. Mit mehr oder weniger Empathie für<br />
seine Figuren zeigt der griechisch stämmige Autor auf,<br />
wie eine kleine Begebenheit zu Unruhe im Gefüge führen kann. Manches wird zwar<br />
zu stark ausgewälzt (die stillende Mutter, der verliebte Teenager, gewisse Sexszenen)<br />
aber grosso modo stellt man sich so das Leben in Down under vor. Sehr lustig seine<br />
Spitzen gegen „Six Feet Under“ oder „Westwing“-Serienjunkies, auch Musik der heute<br />
40+-GenerationspielteinegroßeRolle.EinsogenannterPageturner,derlockermit<br />
den vielen verschiedenen US-Familiengeschichten mithalten kann.<br />
Christos Tsiolkas: „Nur eine Ohrfeige“ (Klett-Cotta)<br />
Heidenspaß in den Swinging Sixties<br />
Wie Lord Snowdon im Rüschenhemd, mit etwas Old<br />
Spice auf den Wangen und einer Stuyvesant zwischen<br />
den Lippen fühlt sich der Erzähler Chris McCool<br />
in seiner Lebenserinnerung, die hauptsächlich in den<br />
60-ern im verschlafenen Dörfchen Cullymore sich<br />
abspielt. Zwischen den Religionen und Geschlechtern<br />
stehend gelingt dem irischen Autor McCabe<br />
eine leichtfüßige Hommage an die Swinging Sixties.<br />
Viele der erwähnten Musiker sind heutzutage nur<br />
mehr älteren Experten bekannt („diese hoffnungslos<br />
beschwingte, beinahe lachhaft fröhliche Musik“), die<br />
Säulenheiligen Beatles und natürlich Autor James<br />
Joyce werden aber schon ausreichend gewürdigt.<br />
Dazu kommt eine ziemlich verquere Geschichte mit indischem Zwergdoktor, kroatischer<br />
Putzfrau, nigerianischem Teenager oder platinblonder Sexbombe. Mit jeder<br />
neuen Figur wird die Geschichte fadenscheiniger, der Erzähler immer wütender, was<br />
davon wahr ist, was Einbildung, ob McCool im Irrenhaus oder im „betreuten Wohnen“<br />
seinen Erinnerungen nachschwelgt, ist für den Leser egal, so komisch sind die Ideen, so<br />
lustig die Wiedergabe, daher auch ein großes Lob an die kongeniale Übersetzung.<br />
Patrick McCabe: „Die Heilige Stadt“ (Berlin Verlag)<br />
Debakel namens Realität<br />
Der Allroundkünstler Lars Brandt, nebstbei Sohn des legendären deutschen Bundeskanzlers<br />
Willy Brandt kann neben dem Malen auch das Schreiben. Zum zweiten Mal<br />
legt Brandt den Pinsel aus der Hand und malt stattdessen Sprachbilder mit großer<br />
Kunst. Der Roman um Trixi, die Dokumentarfilmerin und Walter, Werbefachmann ist<br />
leicht lesbar und doch auf einer Metaebene sehr poetisch. Sie beschäftigt sich fast ausschließlich<br />
um den Inhalt ihres nächsten <strong>Film</strong>s über einen vergessenen deutschen Maler,<br />
er sieht mit Schrecken die große materielle Krise<br />
auf uns zukommen. Täglich erdrückt sie ihn mehr in<br />
seiner Arbeit und lässt ihn in seinen Träumen zum<br />
Clown mutieren. Nicht nur seine Kunden gehen<br />
ihm verlustig, Branchenkenntnisse unnotwendig,<br />
sondern seine Frau und er entfremden sich immer<br />
mehr. Missverständnisse führen zu Sprachlosigkeit,<br />
führenzum Exodus.<br />
Lars Brandt: „Alles Zirkus“ (Hanser)
BÜChEr, dVd & Co<br />
Es lebe die Sonne<br />
Ein bewegender Roman über den Verlust eines erwachsenen<br />
Sohnes, feinfühlig, liebevoll und mit erstaunlicher<br />
Leichtigkeit erzählt der französische Opernregisseur<br />
Michel Rostain. Aus der Perspektive des an Hirnhautentzündung<br />
verstorbenen Sohnes wird die letzte Woche in<br />
seinem Leben beobachtet und der junge Mann ist es, der<br />
seinen Eltern Trost spenden möchte. Von oben(?) kommentiert<br />
er die Trauer der Eltern auf jugendliche Art:<br />
„Diese Vetternwirtschaft zwischen der Zeit, dem Virus<br />
und der Sprache macht sie kirre.“<br />
Die Künstlereltern wollen eine ganz besonder Trauerfeier und die gelingt auch.. Nicht<br />
die üblichen klischeehaften Verfahrensweisen sollen den Tag des Abschieds markieren!<br />
Alle, die gekommen sind, Freunde und Verwandte, reden und erzählen von ihren<br />
Erlebnissen und Erinnerungen, die sie mit Leon verbinden. Zwischendrin erklingt Musik<br />
und immer wieder weinen die Menschen und nehmen sich gegenseitig in den Arm.<br />
Liebe, Freundschaft und Musik tröstet die Trauernden.<br />
Michel Rostain: „Als ich meine Eltern verließ“ (Edition Heidenreich)<br />
Alternative zum Fußball<br />
Wer sich in Europa nicht für Fußball interessiert, wird<br />
dies noch weniger für Basketball machen, da bleibt als<br />
Wunderwaffe nur mehr Brad Pitt, aber nicht mal ihm<br />
gelang es, einen Kinovertrieb zu finden. Nun aber ist<br />
der in den USA hochgelobte <strong>Film</strong> auf DVD da und man<br />
kann sich damit gut die Zeit vertreiben. Als General<br />
Manager des finanzschwachen Major-League-Teams<br />
Oakland Athletics steht der Ex-Baseballstar Billy Beane (Brad Pitt) jedes Jahr vor demselben<br />
Problem. Die reichen Clubs luchsen ihm alle seine guten Spieler ab und er muss<br />
mit dem wenigen Geld, das ihm zur Verfügung steht, versuchen eine konkurrenzfähige<br />
Mannschaft zusammenzubekommen. Das ändert sich erst als Beane auf den schüchternen<br />
Harvard-Absolventen und Wirtschaftsforscher Peter Brand (Jonah Hill) trifft,<br />
der ein System entwickelte, mit dem er Baseballer einzig und allein nach ihren Spielstatistiken<br />
bewertet. So findet er preisgünstige Spieler, die von anderen Teams trotz<br />
guter Werte verschmäht werden. Trockener Stoff hervorragend umgesetzt, brilliante<br />
Dialoge von Drehbuchautor Aaron Sorkin auf den Punkt getroffen.<br />
DVD: „Moneyball“ (Sony) R: Bennett Miller<br />
Smart & Hart<br />
Beim Anblick strangulierter Mordopfer cool zu bleiben<br />
und sofort auf die richtigen Spuren zu tippen war bis<br />
auf Jodie Foster in Hanibal lector eher Männersuche,<br />
nun hat ein Frauendoppel diesen Part übernehmen<br />
und spielt ihn hervorragend. Beim deutschen Sender<br />
läuft Rizzoli & Isles, so der Name der Serie um die die<br />
toughe Polizistin Rizzoli und ihre kluge Gerichtsmedizinerin<br />
Isles seit Frühjahr, nun gibt es die DVD und man<br />
kann sich den Bostoner Lokalkolorit im Original reinziehen.<br />
Sehr gut gemacht, lässig gespielt, eine sehr empfehlenswerte Alternative.<br />
DVD: Rizzoli & Isles I. Staffel (Warner)<br />
media<br />
Schäbiges Barcelona<br />
Nur zum Vergleich: Ein krebskranker Vater, der mit<br />
Toten sprechen kann, im irdischen Leben jedoch von<br />
materiellen Sorgen geplagt ist, versucht noch mit<br />
allerletzter Kraft die Zukunft seiner heißgeliebten<br />
Kinder zu retten. Was hätte Hollywood aus diesem<br />
Plot gemacht und was ist dem mexikanischen Regisseur<br />
Alejandro González Iñárritu gelungen! Berühmt<br />
wurde der <strong>Film</strong>emacher mit Amores Perros,<br />
21 Gramm und Babel, allesamt heute Kultfilme. In<br />
Biutiful, ein furchtbar traurig-schöner <strong>Film</strong> im heruntergekommenen<br />
Setting eines Randbezirks von Barcelona wird einem die Magie<br />
von Bildern vorgeführt, wird exemplarisch vorgeführt, wie gerade die stillen Momente<br />
am längsten nachwirken. Zu verdanken ist dies einer formidablen Kamera und selbstverständlich<br />
dem überragenden Schauspieler Javier Bardem, der mit dieser Rolle zeigte,<br />
dass er zu den drei besten Europas gehört und unzählige Preise und Nominierungen<br />
erhielt Keine leichte Kost, aber ein <strong>Film</strong> zum Immerwiederschauen.<br />
DVD: „Biutiful“ (Hoanzl) R: Iñárritu<br />
Sportler & Sprache<br />
In 80 & der Fällen gilt das Vorurteil noch<br />
immer, dass SportlerInnen sich eher auf die<br />
Ausübung ihrer diversen Fertigkeiten beschränken<br />
sollten und Mikrofone meiden<br />
(aus österreichischer Sicht vor allem die des<br />
ORF). Weil dem aber nicht so ist, gibt es ausreichend<br />
Material der diversen sprachlichen<br />
Hoppalas. Eher für die Deutschen lustig ist<br />
die vorliegende CD, die schon recht originelle Statements versammelt. Und wenn die<br />
Deutschen Fußball-Europameister sind und uns in London alle Medaillen wegschnappen,<br />
so weiß man wenigstens, dass sie auch weniger leuchtende Seiten haben.<br />
U. Sonnenschein/M. Schwarz: „Keiner scheißt den anderen an“ (Hörverlag)<br />
Przełącz na Polski<br />
Es scheint als würden die Polen fußfrei<br />
den Probleme ihres Nachbarn Ukraine<br />
zuzuschauen, damit ja niemand auf<br />
den Gedanken kommen könnte, dass<br />
auch am Leben zwischen oder Oder<br />
und Weichsel nicht alles in Ordnung ist.<br />
Zumindest die Fußballfans wissen nun<br />
schon mehr. Der Deutsche Steffen Möller<br />
hat nach dem Vorgängerbuch „Viva Polonia“ einen weiteren potenziellen Bestseller<br />
geschrieben, der seine regelmäßigen Zugfahrten von Berlin nach Warschau zum<br />
Thema hat. Sehr humorvoll und treffend schildert er Kleinigkeiten im vermeintlichen<br />
Kulturkampf, erklärt warum man in Polen keinesfalls gut drauf sein darf, was es mit<br />
Polenwitzen, Wodka und blonden Frauen auf sich hat und – wirklich erstaunlich, wieso<br />
die Fußball-EM hier stattfindet, wo noch der Nationalsport Pilzesammeln ist.<br />
Steffen Möller: „Expeditionen zu den Polen“ (Malik) als empfehlenswerte<br />
Hörbuchversion bei Osterworld<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |43
date<br />
PITBULL & SEAN PAUL<br />
Wenn sich der Sohn Exilkubaner mit einem Jamaikaner<br />
zusammentut und beide sich nicht im geringsten darum<br />
kümmern, was die Leute denken, dann kann wie im vorliegenden<br />
Fall eine höchst anregende Mischung entstehen. Da<br />
wird die Stadthalle vor lauter Dancehall & Rap & Hits beben.<br />
Pitbull: “Back in Time” (Sony), 4. 07. Wien Stadthalle<br />
BOB DYLAN<br />
Und wieder einmal gibt sich der von vielen<br />
gottgleich verehrte Bob Dylan auf seiner never<br />
ending tour auch hierzulande die Ehre. Ein Klassiker<br />
in der Sommerwelthauptstadt der Klassik.<br />
CD: „;MTV unplugged“ (Sony), 7.07. Salzburg<br />
HUBERT VON GOISERN<br />
Bevor der Jedermann gerufen wird, kommt der<br />
unglaublich populäre Hubert von Goisern an drei<br />
aufeinanderfolgenden Abenden auf den Domplatz.<br />
CD: “Brennan tuats guat” (Sony)<br />
11.-13. 07. Salzburg, Domplatz<br />
44 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
BRYAN ADAMS<br />
Ein gediegener Gitarrist ist der Kanadier mittlerweile<br />
geworden, aber wer Songs wie “Summer of 69” oder<br />
“Everything I do” geschrieben hat, kann stolz auf seine<br />
Musikerkarriere zurückschauen.<br />
CD: “The Best of Me” (Universal)<br />
5.+6.07. Wien, Stadthalle, Salzburg<br />
ELECTRO OPERA<br />
Jazz in der Staatsoper ist im Juli nichts Ungewöhnliches,<br />
aber Techno, versteckt als Electro Opera ist ein<br />
gewagtes Experiment. Aber nachdem das ehrwürdige<br />
Haus am Ring auch den Ball übersteht, werden auch<br />
die die folgenden Musiker das Haus nicht zum Einstürzen<br />
bringen: Car Craig, Moritz von Oswald, Francesco<br />
Tristano Rebel Rave: Jamie Jones, Maceo Plex, Damian<br />
Lazarus, Amirali Visuals: Neon Golden<br />
7. 07. Wien, Staatsoper<br />
JOAN BAEZ<br />
Sie war mal mit Bob Dylan liiert, dass sie nun fast zur<br />
selben Zeit in Österreich weilt, kann nur Zufall sein. Auch<br />
sie kann noch immer singen und begeistern.<br />
10.07. Wien, Stadthalle<br />
BRUCE SPRINGSTEEN<br />
Erst unlängst wurde the Boss in Berlin hymnisch gefeiert. Das<br />
Publikum ließ ihn nicht gehen, als er gegen Finanzspekulanten<br />
u.ä. wetterte. Gut gesprochen! Das aktuelle Album ist<br />
hervorragend, das Konzert wird sicherlich eines der Highlights<br />
des heurigen Jahres!<br />
CD: “Wrecking Ball” (Sony), 12.07. Wien, Happel-Stadion<br />
ALANIS MORISSETTE<br />
Die kanadische Pianistin ist bei neuer Plattenfirma<br />
gelandet und geht mit dem aktuellen<br />
Tonträger mit dem wunderbaren Namen<br />
“Havoc and Bright Lights” gleich mal auf Tour.<br />
CD: “Havoc and bright Lights” (Sony)<br />
13.07., Wien, Arena<br />
FLO RIDA<br />
Der Rapper aus Miami ist schon seit längerem für<br />
volle Tanzflächen verantwortlich, richtig gelang<br />
es ihm aber mit der Singe „R.O.O.T.S“, die alle<br />
Download-Rekorde brach und zum „fastest million<br />
selling digital song ever wurde. House und Rap,<br />
früher unvorstellbar, er machts vor.<br />
CD: “Wild Ones” (Warner), 21.07. Innsbruck<br />
MADONNA<br />
Um die Musik geht es bei einem Konzert schon lange<br />
nicht (ging es je darum?), aber der fitten Discotänzerin bei<br />
ihrer Inszenierung macht trotzdem Spaß. Bombastisch,<br />
plastisch, amerikanisch.<br />
CD: “MDNA” (Universal), 29.07. Wien Happel-Stadion<br />
Festivals<br />
HUGH LAURIE<br />
Mit der Rolle des TV-Doktors Dr. House wurde er<br />
weltberühmt, dass der Engländer schon davor mit<br />
Stephen Fry ein kongeniales Paar bildete, wissen die<br />
wenigsten. Wie gut er aber Klavier spielen kann und<br />
sich dem Blues hingibt, konnten seine Fans spätestens<br />
seit seiner aktuellen CD hören. Nun auch live!<br />
CD: “Let Them Talk“ (Warner)<br />
22.07. Wien, Konzerthaus<br />
DONOVAN FRANKENREITER<br />
Das genaue Gegenteil ist Surfer und Songwriter Frankenreiter.<br />
Entspannt, fröhlich, unkompliziert lebt er mit<br />
Kind und Kegel seine beiden Hobbies Musik und Surf<br />
CD: “Pass It Around” (Universal)<br />
29.07. Wien, Porgy & Bess<br />
Um die 80 Festivals finden in Österreich im Sommer statt.<br />
Hier eine kleine ‚Kraut & Rüben’-Auswahl.<br />
JAZZFEST WIEN<br />
Auch beim Jazzfest gibt es neben den liebgewonnen, guten<br />
alten bekannten wie Bobby McFerrin oder Keith Jarrett immer<br />
wieder Neues zu entdecken. Nachdem man mit Charles Bradley<br />
eröffnet, wird gleichberechtigt mit der großartigen Funksängerin<br />
Sharon Jones das Festival geschlossen. Davor sollte man<br />
keinesfalls Lonnie Liston Smith, den schmusigen Rufus Wainwright oder Chansonette<br />
Melody Gardot versäumen, um auch ein paar jazzübergreifende Musiker zu erwähnen.<br />
25.06.-9.07. viennajazz.org<br />
VIERTELFESTIVAL NÖ<br />
67 Kulturprojekte werden im Mostviertel<br />
geboten, von MigrantInnengespräche über das<br />
Familienmusical „Ritter Rüdiger“ (Blautschink),<br />
Tanzperformances an der Ybbs oder eine Stahlsinfonie.<br />
Interessant auch eine Mozartoper in einer<br />
Schaugärtnerei und natürlich das Festival Wellenklänge am herrlichen Lunzersee.<br />
1.07.-12.08. www.viertelfestival-noe.at
BEEASY FESTIVAL<br />
Das erste HipHop-Festival unter dem Namen<br />
Beeasy findet gleich Anfang Juli mit 2<br />
internationalen Überfliegern statt. Mac Miller<br />
eroberte mit einem freundlichen „Fuck You“<br />
und der stets fröhlichen „Thumbs Up“ Einstellung<br />
die Herzen vieler Musikfans im Sturm.<br />
Sein Debütalbum, Blue Slide Park“ landete auf<br />
Platz 1d der Billboardcharts, ein Erfolg, den<br />
seit einem Jahrzehnt keinem Indielabel gelang. Als Support wählte er den hierzulande<br />
überaus angesehenen Cro aus (der mit der Pandamaske), der als Die Zukunft des<br />
Deutsch-Rap gilt. Zumindest lässt er Bushido & Co alt aussehen. Aus heimischer Sicht<br />
sind u.a. folgende Künstler vorgesehen: Big J, Flip & Average, Mirakle und Chill Ill<br />
Mac Miller: „Blue Slide Park“ (Universal), Cro: „Raop“ (Chimperator)<br />
4. 07., Wien, Arena<br />
CLAM<br />
Eine der schönsten Location ist die Burg Clam in der<br />
Nähe von Linz mit vielfältigem Programm im Sommer,<br />
beginnend mit Rockern wie Lou Reed, Ian Anderson,<br />
Mother’s Finest über HvG bis hin zu The Gossip.<br />
6.07.-3.08. www.clam.at<br />
URBAN ART FORMS<br />
Paul Kalkbrenner kommt viel in der Welt herum, da<br />
bleibt ihm auch Unterpremstätten bei Graz nicht<br />
verborgen. Einer der Hauptacts neben Bruder Fritz,<br />
Deichkind etc.<br />
5.-7.07. Unterpremstätten<br />
www.urbanartforms.com<br />
WIESEN<br />
Gestartet (6.7.) wird mit den Jüngeren in Wiesen wie The Kooks, am nächsten Tag<br />
kommen Kultmusiker wie Lou Reed oderIan Anderson (Jethro Tull) ins idyllische<br />
Erdbeerparadies Wiesen. Eine<br />
Woche später (14.7.) werden beim<br />
Forestglade Billy Idol oder Incubus<br />
für härtere Töne sorgen bis es wieder<br />
richtig smooth wird bei der Nova<br />
Jazz & Blues Night (21.7.) Einen Tag<br />
vorher kann man in Wien schon zu<br />
M&M etc. in der Arena abshaken.<br />
6.7.-1.09. www.wiesen.at<br />
BEATPATROL<br />
2009 feierte das Beatpatrol Festival seine gelungene Premiere im VAZ St. Pölten<br />
und konnte sich mit 20.000 Besuchern auf Anhieb unter die Top Open Air Festivals<br />
Österreichs katapultieren. Über 100 Acts<br />
decken die gesamte Bandbreite elektronischer<br />
Musik ab, von Electronic und<br />
House über Drum and Bass sowie Dub bis<br />
hin zu Goa und Ska. Superstars der Szene<br />
wie Armin van Buuren, Beetroots, Aoki,<br />
Avicii oder Garraud werden heuer die<br />
Traisenstadt zum Glühen bringen.<br />
20.-22.07. St. Pölten<br />
www.beatpatrol.at<br />
KABARETTFESTIVAL<br />
Zum zweiten Mal findet heuer im Hochsommer<br />
das Wiener Kabarettfestival im Rathaus statt. Eine<br />
Mischung aus jungen und renommierten Stars der<br />
Kabarettszene mit maßgeschneiderten Highlights<br />
aus ihren Erfolgsprogrammen sollen für gute<br />
Unterhaltung sorgen. Die BesucherInnen erwarten<br />
fünf Kabarettabende mit jeweils zwei exklusiven<br />
Acts pro Abend - u.a. mit Publikumslieblingen wie<br />
Viktor Gernot, Eva-Maria Marold, Die Comedyhirten,<br />
Klaus Eckel, Andreas Vitasek, Heilbutt & Rosen, Prof.<br />
Bernhard Ludwig, Herbert Steinböck und Thomas M.<br />
Strobl, Christof Spörk.<br />
24.-28.07. Rathaus Arkadenhof www.wienerkabarettfestival.at<br />
GLATT&VERKEHRT<br />
Das Worldmusicfestival versucht auch heuer wieder, das Phänomen der Weltmusik<br />
zu reflektieren und vielleicht sogar ein Stück weit neu zu definieren. Uraufführungen<br />
heimischer Musikerinnen (B. Stangl, Elektro Guzzi) sind ebenso zu erwarten wie<br />
internationale Stars: Singer-Songwriter Eric<br />
Biibb, der legendäre afrikanische Jazzmusiker<br />
Hugh Masekela und Juan de Marocs Gonzales<br />
(„Buena Vista Social-Club“ Projekts) kommen<br />
zum ersten Mal in die schöne Stadt Krems.<br />
Laue Wachauer Sommerabende mit Wein,<br />
Gesang und <strong>Film</strong>, denn im Kesselhaus gibt es<br />
auch ein begleitendes Open Air <strong>Film</strong>programm.<br />
25.-29.07. Krems, Sandgrube<br />
www.glattundverkehrt.at<br />
OPEN AIR GARS<br />
Mit der Neuinszenierung von<br />
Giuseppe Verdis „Rigoletto“ steht<br />
eine der beliebtesten Verdi-Opern<br />
auf dem Programm der 23. Opern<br />
Air Festspiele Gars am Kamp. Die<br />
1851 in Venedig uraufgeführte<br />
Oper Rigoletto war, nach „Nabucco“,<br />
Verdis zweiter großer Erfolg und<br />
leitete den endgültigen Durchbruch<br />
zum absoluten Weltruhm des Komponisten ein. Die musikalische Leitung übernimmt<br />
heuer erstmals der Pianist und Dirigent Florian Krumpöck .<br />
Zusätzlichwirdam10.+11.AugustdieMusicalshow‚BestofBroadway’alsGastspiel<br />
des Stadttheater Brno auf der Burgbühne Gars am Kamp präsentiert.<br />
13.07.-15.08. Gars am Kamp www.openair.at<br />
OUTREACH FESTIVAL<br />
Anfang August lädt der Jazzer und Outreach<br />
Gründer Franz Hackl zum 20. Mal internationale<br />
Größen des Jazz ins idyllische Schwaz / Tirol. Unter<br />
dem programmatischen Titel ‚No Fear’ spielen<br />
internationale KünstlerInnen wie John Clark,<br />
Adam Holzmann oder heimische wie Paul Zauner<br />
oder Susanna Ridler auf der eigens geschaffenen<br />
überdachten Open-Air-Bühne. Zur Eröffnung widmet<br />
sich eine die multimediale Performance dem<br />
Festivalmotto aus medizinischer Sicht: Raimund<br />
Margreiter, Pionier der Transplantationschirurgie,<br />
kommentiert, begleitet von Jazzklängen des<br />
Outreach Music Chamber Orchestra sowie Visuals<br />
von Richard Bernsteiner, sein bisheriges Leben.<br />
2.-4.08. Schwaz, www.outreach.at<br />
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |45
groB gröBEr gröBChEn<br />
Trost und Rat<br />
Der ORF sucht seit Jahren „Einsparungspotential“. Und wird zuvorderst – leider – bei engagierten MitarbeiterInnen fündig. Dabei liegt das wahre<br />
Potential ganz woanders. In den Bereichen Stil, Respekt, Stars und Sendeflächen für lokale Musik nämlich. Willkommen in Wulkaprodersdorf!, sagt<br />
WALTER GRÖBCHEN.<br />
Stellen Sie sich vor – die Macht der Phantasie lässt solche Kapriolen<br />
dankenswerterweise zu –, Sie werden Programmdirektor eines Radiosenders. Sagen<br />
wir mal: in Wulkaprodersdorf. Ihr kleiner, feiner Radiosender trägt also naheliegenderweise<br />
den Namen „Radio Wulkaprodersdorf“. Es gibt einige Konkurrenten<br />
in Ihrem Gebiet, kleine, lästige, private Konkurrenten, aber so ist das nun mal in der<br />
Radiolandschaft. Seit Mitte der neunziger Jahre schon, als Österreich – als eines der<br />
allerletzten Länder Europas – quasi jedem dahergelaufenen Medienunternehmer<br />
erlaubte, sich ebenfalls zum Programmchef eines Radiosenders aufzuschwingen. Allerdings<br />
nur, wenn er oder sie denn auch eigenes Geld in die Hand nahm und in den<br />
Aufbau, die Marke, die Belegschaft und das Programm investierte.<br />
Sie selbst sind da in einer unvergleichlich besseren Situation. Radio Wulkaprodersdorf<br />
firmiert nämlich, kraft der Tradition und Gesetzeslage<br />
des Landes, als „öffentlich-rechtlicher“ Sender. Die Hörerinnen<br />
und Hörer Ihres Senders bezahlen Sie und Ihre MitarbeiterInnen<br />
durch die Überweisung eines monatlichen Programmentgelts<br />
– in durchaus verschmerzbarer Höhe, aber nicht ganz freiwillig.<br />
Wer immer ein Radiogerät besitzt (bzw. wer immer im Empfangsgebiet<br />
einen Haushalt führt), zählt zu den Finanziers Ihres<br />
Unternehmens. Damit aber Butter aufs Brot kommt, holen Sie sich<br />
zusätzliche Einnahmen von der Werbewirtschaft. Weil solchermassen<br />
genug Budget da ist und Sie nicht jeden überschüssigen Cent<br />
einem raffgierigen Besitzer abliefern müssen – Ihr Sender gehört<br />
ja quasi sich selbst –, können Sie ein opulentes Programm gestalten.<br />
Information, Lokal-Reportagen, Star-Moderatoren, alles da,<br />
auch Events, Werbeplakate und weich gepolsterte Bürodrehstühle. So lässt es sich<br />
leben – Sie gelten als durchaus erfolgreich, die Markt-Kennzahlen stimmen und nur<br />
selten beschwert sich ein Hörer oder Konkurrent.<br />
Was sendet Radio Wulkaprodersorf? Richtig: Information, also zuvorderst<br />
Nachrichten, und Wetterinformationen, allerlei launige Lokal- Reportagen, das<br />
Wortgeklingel von Star-Moderatorinnen und -Moderatoren. Und Musik. Natürlich!,<br />
Musik. Unter uns: das tun aber alle. Nachrichten, Wetter, Moderation, Musik. Kennen<br />
Sie irgendeinen Radiosender, der ohne diese Elemente auskommt? Doch, ja, Ihre<br />
generöse finanzielle Grundausstattung erlaubt es Ihnen, die besten Leute zusammenzukaufen,<br />
die teuersten Beratungsfirmen zu engagieren und die aufwändigste<br />
journalistische Berichterstattung zu betreiben. Nur bei der Musik kochen alle mit<br />
Wasser. Jeder kann und darf Hits von gestern, heute und morgen, eventuell sogar<br />
von vorgestern und übermorgen, abspulen und abspielen, wie es ihm beliebt. Die<br />
spezielle „Rezeptur“ wird immer als Geheimwissenschaft gehandelt (zuvorderst von<br />
Radio-Consultern und Research-Unternehmen, die daran Millionen verdienen), ist<br />
aber eigentlich banal. Ganz nach dem Motto: Sie wünschen, wir spielen.<br />
Was aber wünschen sich die Hörerinnen und Hörer in Wulkaprodersdorf?<br />
Naheliegenderweise: Lokalkolorit. Denn sollte man zufälligerweise mal das Bedürfnis<br />
haben, die grosse, weite Welt zu empfangen, gibt es dafür andere Stationen.<br />
Dutzende, hunderte, wenn nicht mittlerweile sogar – dem World Wide Web sei dank<br />
– abertausende. Radio Wulkaprodersdorf punktet mit Nachrichten aus dem Umkreis,<br />
mit lokalem Zungenschlag, mit Neuigkeiten und Informationen, die den Lebensalltag<br />
seiner Hörer-Klientel bereichern. Und natürlich mit Musik, die man im Sende-<br />
46 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />
gebiet gerne hört, macht, lebt. Musik in, aus und für Wulkaprodersdorf. Natürlich<br />
nicht ausschliesslich. Da der Ort aber in dieser Hinsicht als kultureller Brennpunkt gilt<br />
(und das sogar weltweit), eine grosse, eigenständige und vitale Szene aufzuweisen<br />
hat und sowohl seinem Selbstverständnis nach als auch in der Aussendarstellung<br />
Musik geradezu aus allen Poren verströmt, haben Sie eine tolle Ausgangsposition. Sie<br />
können auf wunderbare Produktionen zurückgreifen, über eine lebendige Musik-<br />
Landschaft berichten, prominente Künstlerinnen und Künstler einladen, Pop, Rock,<br />
Blues und zeitgemässe Heurigen-G‘stanzln aus Wulkaprodersdorf rauf und runter<br />
spielen. Täglich. Stündlich. Natürlich fein abgestimmt mit Hits und News von jenseits<br />
der Wulkaprodersdorfer Gemeindegrenze. Theoretisch. Denn in der Praxis läuft auf<br />
Ihrem Sender dieselbe 08/15-Musik wie auf allen anderen Stationen. Die üblichen<br />
Oldies, eine Handvoll Superhits, die Klassiker aus dem Fundus der<br />
Musikberater, die nicht nur für Sie eine „einmalige“ Tonspur zusammenschustern,<br />
sondern ungeniert auch für die Konkurrenz.<br />
Gewiss: der Erfolg gibt Ihnen recht. Auch wenn in Ihrem tiefsten<br />
Inneren vielleicht Zweifel an Ihnen nagen, ob dieser Erfolg eventuell<br />
nicht doch zuvorderst der Abgestumpftheit und Trägheit Ihres<br />
Publikums geschuldet ist, den Senderspeicher des Empfangsgeräts<br />
neu zu programmieren. Wie immer auch: es gibt da ja noch den<br />
ominösen Status des „Öffentlich-Rechtlichen“, der zur bequemen<br />
Finanzierung Ihres Unternehmens entschieden beiträgt. Gelegentlich<br />
quälen Sie Konkurrenten und Hörer sogar mit Schlagworten<br />
wie „Kulturauftrag“, „Identitätsstiftung“, „lokaler Musikanteil“ oder<br />
„Public Value“. Irgendwo in der hintersten Schublade Ihres Schreibtisches<br />
haben Sie allerlei Fibeln, Broschüren und Denkschriften versammelt, in denen<br />
davon auch irgendwie die Rede ist.<br />
Aber was hat das mit der Musik zu tun, die - „Chirpy Chirpy Cheep Cheep“<br />
- Radio Wulkaprodersdorf täglich in den Äther hinausstrahlt? Ihnen fällt das alles<br />
mächtig auf die Nerven. In einem Anflug von unbedingter unternehmerischer Entschiedenheit<br />
durchforsten Sie Ihr Programm nach Restbeständen lokaler Musikkultur.<br />
Da hätten wir zum Beispiel einen Wulkaprodersdorfer Superstar, der Alt & Jung anspricht,<br />
unter Künstlern als entdeckungsfreudiger und verständiger Kollege gilt und<br />
längst über ein schlichtes Musikanten-Dasein hinausgewachsen ist. Zusammen mit<br />
einem kongenial agierenden Redakteur Ihres Senders gestaltet er seit Jahren eine<br />
wöchentliche Sendung. Sie gilt als Aushängeschild von Radio Wulkaprodersdorf.<br />
Sensibleren Geistern aber auch als eine der letzten Alibi-Randflächen für die lokale<br />
Musikkultur. Ihnen gehen die Haltung, die stolze Eigenständigkeit, der latente Widerstandsgeist<br />
dieser letzten Mohikaner schon lange gegen den Strich. Sie ziehen also<br />
den Redakteur der Sendung - „das Leben ist kein Wunschkonzert“ - von der Sendung<br />
ab, wohl wissend, dass dann der Star-Moderator auch den Hut drauf haut. Sie verkriechen<br />
sich in Ihrem Büro, wenn der gute Mann um eine persönliche Unterredung<br />
bittet. Und Sie erklären jenen, die Trost & Rat suchen auf Radio Wulkaprodersdorf,<br />
dass zeitgemässer Rundfunk sowieso ganz anders zu klingen habe. Und Musik in, aus<br />
und für Wulkaprodersdorf nur die Hörerinnen und Hörer verschrecke. Punktum. Sie<br />
warten auf die Pointe dieser phantastischen Geschichte? Drehen Sie doch einfach mal<br />
den Sender Ihrer Heimatstadt auf.<br />
walter.groebchen@monkeymusic.at
<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |47
48 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>