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ICE AGE 4 - - Film, Sound & Media

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Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“<br />

<strong>Film</strong><strong>Sound</strong> &<br />

<strong>Media</strong> Das<br />

<strong>ICE</strong> <strong>AGE</strong> 4 -<br />

VOLL VERSCHOBEN<br />

Ab 2.7. im Kino!<br />

Magazin für die österreichische<br />

Entertainment- & Medienbranche<br />

www.filmsoundmedia.at<br />

juli 12


2 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong>&<br />

<strong>Media</strong>


Editorial<br />

Sommerzeit, Festivalzeit. So steht unter anderem das traditionelle Jazzfest<br />

Wien ante portas. Ein Hauptsponsor dieser stets hochkarätig besetzten Veranstaltung<br />

sind die Casinos Austria. So unterstützt tipp3 heuer bereits zum 10. Mal das<br />

Jazzfest Wien. Grund genug, um mit Casinos Austria-Vorstand Dietmar Hoscher ein Interview<br />

zum Thema Kultur- und Kunstsponsoring zu führen. Hoscher, selbst ein Blues<br />

Man der ersten Stunde, verrät dabei seine Schwerpunkte und Strategien (Seite 8).<br />

Ein großer Schwerpunkt im <strong>Film</strong>teil dieser Ausgabe widmet sich dem<br />

<strong>Film</strong>festival in Cannes, wo Michael Haneke seinen bereits zweiten Goldenen Löwen<br />

für den <strong>Film</strong> „Amour“ gewann. Austrian <strong>Film</strong> Comission-Geschäftsführer Martin<br />

Schweighofer analysiert die Gründe des Erfolges ebenso wie „Amour“-Produzent und<br />

Wega-<strong>Film</strong>-Geschäftsführer Veit Heiduschka. Auch Michael Haneke selbst erzählt<br />

in einem AFC-Interview über seine Art des <strong>Film</strong>emachens, ebenso wie der zweite<br />

Cannes-Teilnehmer aus Österreic, Ulrich Seidl, dessen erster Teil seiner Trilogie „Paradies:<br />

Liebe“ für großes Aufsehen an der Croisette gesorgt hat (ab Seite 24).<br />

Wie man sich das Fernsehen der Zukunft vorstellen kann und was zum<br />

Teil heute schon möglich ist, verrät Samsung-Senior Business-Director Gerald Reitmayr.<br />

Im Bereich Smart TV ist Samsung mit einem Marktanteil von 50 % klare Nummer<br />

1 in Österreich. Schon wird in den Laboratorien an den nächsten Innovationen<br />

gearbeitet. Eines vorweg: die nächste heißt OELD-Technik und ist bereits von Smartphones<br />

bekannt (Seite 36).<br />

Die nächste Ausgabe von <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> erscheint Anfang August.<br />

Bis dahin sonnige Stunden und allenfalls schönen Urlaub.<br />

Hannes Hochstöger, Herausgeber<br />

Cover: Ice Age 4<br />

Am 2. Juli startet der<br />

prognostizierte Kinohit<br />

des Jahres 2012 in<br />

den österreichischen<br />

Kinos: „Ice Age 4 - Voll<br />

verschoben“. Eines der<br />

beliebtesten Trios der<br />

<strong>Film</strong>geschichte - Sid<br />

(deutsche Stimme: Otto Waalkes), Manni und Diego - macht die Leinen los für ihr größtes<br />

Abenteuer, nachdem eine Katastrophe einen ganzen Kontinent in Bewegung setzt. Auf<br />

einem Eisberg, der als Schiff herhalten muss, schippern sie getrennt vom Rest der Herde<br />

in eine aufregende Reise auf hoher See. Sid und seine Freunde müssen sich heldenhaft<br />

ihrer bisher größten Herausforderung stellen und das Unmögliche möglich machen. Sie<br />

treffen dabei auf exotische Meereskreaturen, entdecken eine neue, unbekannte Welt und<br />

versuchen, skrupellose Piraten in die Flucht zu schlagen. Währenddessen wird Scrat, der<br />

seine geliebte und gleichzeitig verfluchte Nuss wiederfindet, an Plätze katapultiert, die<br />

kein prähistorisches Säbelzahn-Eichhörnchen je zuvor gesehen hat.<br />

O.V. „Ice Age: Continental Drift“ Regie: Steve Martino & Mike Thurmeier<br />

„Ice Age 4 - Voll verschoben“ (20th Century Fox), Kinostart: 2. Juli<br />

inhalt FS&M Juli 12<br />

musicbiz<br />

4 news<br />

8 Casinos Austria: Millionen für Kultur<br />

10 Klassik-Superstar: Erwin Schrott im Porträt<br />

11 Concorde: Vampire beflügeln<br />

12 Bee Gees: Don`t forget to remember …<br />

15 JUKE: die neue Art Musik zuhören<br />

18 New Releases Made in A.<br />

filmbiz<br />

20 news<br />

24 Erfolgsstory: Cannes 2012 im Rückblick<br />

28 Cineplexx: im Osten viel Neues<br />

30 Lotus <strong>Film</strong>: Die Vermessung der Welt<br />

32 WK Wien: Neo-Chef Florian Robetin im Interview<br />

34 VFFW: mit viel Verve bei der Arbeit<br />

34 <strong>Film</strong>festival Rathausplatz: enorme Umwegrentabilität<br />

media<br />

34 news<br />

36 Samsung: Zukunft personalisiertes TV<br />

37 ORF-TVthek: nun auch am Smart TV<br />

38 Servus TV: Wiener Salon wiederbelebt<br />

39 sixx Austria: neuer Frauensender am Start<br />

rubriken<br />

7 Der Poppate<br />

40 soundmobil<br />

42 Bücher, DVDs & Co<br />

44 dates<br />

46 grob, gröber, gröbchen<br />

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 17, Tel. 01-877 98 04,<br />

e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion:<br />

Mag. Irene Schwingenschlögl, Andy Zahradnik; Grafik: www.agnesschubert.at; Druck & Litho: Gutenberg,<br />

Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |3


musicbiz<br />

STS am Zenit<br />

l-r: Andreas Beit (Megabyte Kitchen), Sasha Saedi (Universal Music),<br />

Gert Steinbäcker (STS), Judith Pohl (Universal Music), Schiffkowitz (STS),<br />

Peter Draxl (Universal Music), Hannes Eder (Universal Music), Günter Timischl<br />

(STS), Karl Scheibmaier (Edition Scheibmaier)<br />

Dreimal hintereinander füllten die drei von STS die Grazer<br />

Stadthalle im Rahmen ihrer letzten großen Tour, die fulminant<br />

endete. Jeder der Musiker erfüllte seinen Part und im Trio<br />

waren sie kongenial. Ob sie ihre Hits gaben oder v.a. Timischl<br />

bei seinen Liedern zum genauen Hinhören aufforderte, das<br />

Publikum folgte auf allen Linien. Danach gab es verdientermaßen<br />

einen Goldaward für ihr Album „Die größten Hits aus<br />

über 30 Jahren Bandgeschichte“ (Universal).<br />

A so a scheena Obend<br />

Um keine Neidgefühle<br />

aufkommen zu lassen, aber<br />

die Plattenpräsentation<br />

von Ernst Moldens „A so a<br />

scheena dog“ geht sicherlich<br />

als einer der schönsten<br />

Frühlingsabende 2012 bei<br />

den Anwesenden in die<br />

Geschichte ein. Lauschige<br />

Temperaturen im wunderbaren<br />

Innenhof des<br />

exzellenten Beisls Goldmarie<br />

in Wien Meidling und dazu<br />

der überaus entspannte<br />

Ernst Molden live im Gasthaus Goldmarie<br />

Wienerlied-Meistersänger<br />

Ernst Molden – Herz was willst du mehr. Nur die tiefe Stimme,<br />

seine Gitarre und Mundharmoniker reichen aus, um für eine<br />

Stunde sich aus dem Alltag zu träumen, wenngleich Molden<br />

genau diesen so treffend beschreibt. Ob es die guten Torten<br />

in der Aida, der Rauch im Café Ministerium oder das kalte<br />

Bacherl im Waldviertel ist, man hört ihm einfach gerne zu. Die<br />

Lieder transportieren die großen und die kleinen Gefühle und<br />

alle – ach wie romantisch – sind seiner Frau gewidmet. Großer<br />

Abend,. Großer Künstler, großes Album!<br />

Ernst Molden: „a so a scheena dog“ (Monkey)<br />

4 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Mit Seebären unterwegs<br />

Spätestens seit dem Auftritt im Februar in der TV-Show<br />

„Willkommen bei Carmen Nebel“ ist eines klar: „Santiano<br />

– haben die Segel gehisst und alle Mann an Bord gerissen.<br />

In kürzester Zeit stürmten sie in Deutschland auf Platz 1<br />

der Verkaufscharts. Nun haben sie auch bei uns ihren Anker<br />

gesetzt, zumindest einmal auf einer kleinen Schiffsfahrt für<br />

Kollegen und Medienpartner auf der Donau. Der Musikstil<br />

Santianos vermischt verschiedene Musikgenres: es finden sich<br />

Anleihen von traditionellen, internationalen Volksliedern,<br />

Popmusik, Rock’n’Roll wie auch im besonderen Maße Refe-<br />

Santiano zu Gast auf einem Donaudampfschiff<br />

renzen zum Irish Folk. Vor allem durch den Einsatz der Geige,<br />

der Mandoline oder der Tin Whistle, einer Flöte, die in der<br />

britisch-irischen Musiktradition oftmals verwendet wird, ist die<br />

musikalische Verwandtschaft zum Irish Folk zu spüren. Doch<br />

damit nicht genug: alle Musiker beweisen großes stimmliches<br />

Können. Wir schickten einst Freddy Quinn in den Norden,<br />

nun schlagen sie zurück!<br />

Santiano: “Bis ans Ende der Welt” (Universal<br />

Kurzurlaub in Wien<br />

Das Cosmix Sommerfest<br />

ist jedes Jahr<br />

wie ein gelungener<br />

Urlaub. Lang erseht<br />

und viel zu kurz.<br />

Darin waren sich<br />

die rund 800 Gäste<br />

aus Werbung, <strong>Film</strong>,<br />

Fernsehen, Medien,<br />

Musik, Kunst, Kultur<br />

wieder einmal einig,<br />

die bis in die frühen<br />

Morgenstunden im<br />

Innenhof der Maria-<br />

Wie immer very crowdy: Cosmix lud zum<br />

Sommerfest<br />

hilferstraße 101 ausgelassen feierten. Gemeinsam mit dem ganzen<br />

Cosmix Team rund um Conny Dix, Jürgen Haiden und<br />

Bernd Jungmair als Reiseführer genoss man den Abend unter<br />

freiem Himmel, feine Musik, kühle Getränke und anregende<br />

Gespräche mit alten und neuen Freunden.


Wien wird poppiger<br />

l-r: Swea Hieltscher (Leiterin der Musik- uns Singschulen Wien), Christian<br />

Oxonitsch (Bildungsstadtrat), Hanns Ch. Stekel (Leiter der Johann Sebastian Bach<br />

Musikschule der Diakonie/ Leiter der Pop-Akademie)<br />

Ab Herbst 2012 startet die erste Pop-Akademie Wiens in den<br />

Wiener Gasometern, im Turm B. In der Startphase finden hier<br />

120 begabte, auch autodidaktisch ausgebildete NachwuchsmusikerInnen<br />

aus Jazz und Pop eine fundierte Ausbildung. Diese<br />

Ausbildung soll den Einstieg in ein Studium oder die Musikbranche<br />

ermöglichen. Im Vollausbau, der 2015 abgeschlossen<br />

sein soll, werden hier bis zu 800 junge Menschen unterrichtet<br />

und gecoacht. Die Pop-Akademie wird eng mit der Musik-<br />

und Singschule der Stadt Wien kooperieren. Die Stadt Wien<br />

unterstützt den Aufbau dieses Ausbildungszentrums bis 2015<br />

mit insgesamt rund 1,2 Millionen Euro. Für den Aufbau und<br />

den Betrieb der Pop-Akademie zeichnet die Johann Sebastian<br />

Bach Musikschule der Diakonie verantwortlich. „Mit der Pop-<br />

Akademie schließen wir eine Lücke in der Musikausbildung in<br />

Wien. Die Angebote dürfen nicht an den Interessen von jungen<br />

Menschen vorbei gehen. Wir erreichen damit all jene, die sich<br />

außerhalb der herkömmlichen Musikausbildung hohe Qualifikationen<br />

angeeignet haben und auch eine neue Zielgruppe mit<br />

viel bisher ungehobenem Potenzial“, so Bildungsstadtrat Christian<br />

Oxonitsch. Die Pop-Akademie soll in Form von Instituten<br />

die Musikausbildung für Jugendliche mit autodidaktischen<br />

Vorkenntnissen, die Vorbereitung auf ein Musikstudium sowie<br />

die pädagogische Aufbereitung und Vermittlung von Musik anderer<br />

Kulturen umfassen. Als weitere Ziele sind die Einbindungen<br />

in Forschungsarbeiten sowie eine verstärkte Internationalisierung<br />

in Richtung vergleichbarer Institute definiert. Popular<br />

Musik braucht ihr eigenes Umfeld, ein eigenes Curriculum<br />

und andere Zielperspektiven als es die meist an der klassischen<br />

Musik orientierte Musikschule bieten kann. Die Vorbereitung<br />

auf ein Studium- oder überhaupt auf eine professionelle Musikerkarriere,<br />

wie sie in diversen Casting-Shows stark popularisiert<br />

wurde, braucht daher ein eigenes Institut, das bereits<br />

in jungen Jahren mit den Besonderheiten dieser Musik-Wellt<br />

vertraut macht“, “, so der Leiter der Johann Sebastian Bach<br />

Musikschule, Dr. Hanns Christian Stekel. Die Pop Akademie<br />

soll aber auch Ansprechpartner und Schnittstelle für die private<br />

Szene sein und durch Dialog und Kooperation der Musik der<br />

Communities mit ihren spezifischen Musikstilen Bühne und<br />

Heimstätte geben.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.bach-musikschule.at<br />

Acoustic Summer in the City<br />

Sommer, Sonne, Bierchen? Feine Sache! Und dazu noch eine<br />

Akustikshow eurer Lieblingsbands bei freiem Eintritt? Der<br />

Oberhammer! Wie letztes Jahr lädt das Gürtellokal B72 auch<br />

im Sommer 2012 jeden<br />

Montag zu Lagerfeuerhits<br />

ohne Lagerfeuer ins B72.<br />

Alle MusikerInnen begnügen<br />

sich mit Akustikklampfen,<br />

Glockenspielen<br />

und Stimmen. Dargeboten<br />

wird die reduzierte und<br />

puristische Form der eigenen<br />

Songs ohne lBeiwerk.<br />

Und dies alles bei freiem<br />

Eintritt, an jedem Montag,<br />

den ganzen Sommer lang,<br />

im B72, beginnend mit<br />

Mika Vember bis Marcus<br />

Smaller. (27.08.)<br />

Mika Vember<br />

Im Namen der Republik<br />

Über Privatanklage der LSG - Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten<br />

GmbH sowie 18 international bekannter Interpreten wie The Rolling Stones,<br />

The Beatles, Eric Clapton, Phil Collins, The Cure, Deep Purple, Green Day,<br />

Kiss, Jimmy Page, Alanis Morissette, Pink Floyd, Prince, Queen, Bruce<br />

Springsteen, U2 , ua alle vertreten durch Deschka Klein Daum RAe, 1010 Wien<br />

hat das Landesgericht für Strafsachen Wien mit Urteil vom 7.10.2010 bzw. das<br />

Oberlandesgericht Wien mit Urteil vom 6.9.2011 zusammengefasst zu Recht<br />

erkannt:<br />

Der Angeklagte Michael HIMMEL hat die den Privatanklägern zustehenden<br />

urheberrechtlichen Leistungsschutzrechte durch die Herstellung und/oder<br />

Verbreitung von ca. 300.000 raubkopierten Tonträgern (Raubpressungen und<br />

Bootlegs) zwischen 1995 und 2003 großteils gewerbsmäßig verletzt und wird<br />

hiefür zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten deren Vollzug für eine Probezeit<br />

von 3 Jahren bedingt nachgesehen wird, zur Bezahlung von Schadenersatz, zur<br />

Unterlassung und zum Kostenersatz verurteilt. Weiters werden die Vernichtung<br />

der sichergestellten CDs samt Booklets uä und die Unbrauchbarmachung der<br />

sichergestellten Pressmatrizen, Masterbänder, Druckfilme uä als Eingriffsgegenstände<br />

angeordnet.<br />

Abt. 21 des LG f. Strafsachen Wien am 7.10.2010 Mag. Helene Gnida bzw.<br />

OLG Wien am 6.9.2011 Senatspräs. Dr. Ingrid Jelinek<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |5


musicbiz<br />

SKE-Förderungen<br />

Der Förderfonds für KomponistInnen, der SKE austro<br />

mechana konnte 2011 knapp 1 Million an hiesige Kreative<br />

vergeben. Aus 800 Anträgen wurden 411 Projekte ausgewählt<br />

und mit insgesamt 940.000,- € gefördert. Die Zahlungen gehen<br />

an UrheberInnen (Musikschaffende, Bands) direkt sowie an<br />

Veranstalter, Ensembles und Kleinlabels, die aktuelles, heimisches<br />

Musikrepertoire präsentieren. Zusätzlich wurden zwei<br />

Jahresstipendien und zwei Publicity Preise in Höhe von jeweils<br />

€ 12.000,- vergeben.<br />

Die SKE Jahresstipendien 2012 gehen an: Luise Pop / Vera<br />

Kropf und Wolfgang Möstl Die SKE Publicity Preise 2012<br />

gehen an Peter Jakober und Daniel Riegler.<br />

Unabhängigkeitstag in Salzburg<br />

Am 4. Juli 2002 erklärte die szene salzburg das ehemalige<br />

Stadtkino zur eigenständigen Kunstrepublik, zum republic<br />

– state of the arts. Damit war die Unabhängigkeit der Kunst<br />

und der hohe Anspruch an das Kulturhaus signalisiert. Der<br />

Spielort, das Theater, die Bar sind in Atmosphäre und Multifunktion<br />

für Salzburg einmalig und strahlen Urbanität und<br />

kulturelle Diversität aus. Die Idee des republic ist eine Vielfalt<br />

veranstalterischen Angebots, von der Schulaufführung bis zu<br />

den Salzburger Festspielen, vom Salsa Club bis zu Salzburgs<br />

größtem Dance Floor. Hier mischen sich unterschiedliche<br />

BesucherInnen und kulturelle Hintergründe. Dazu eine vielfältige<br />

Gastronomie, die Caféhaus, Restaurant, Bar und Club<br />

sein kann. Mit über 400 jährlichen Veranstaltungen und bis zu<br />

300.000 BesucherInnen ist das republic Österreichs meistbesuchtes<br />

Kulturzentrum außerhalb Wiens.<br />

Am 4. Juli 2012 feiert das republic seinen 10. Unabhängigkeitstag<br />

mit Bunny Lake, DJ Functionist & Wild Culture und lädt<br />

sein Publikum bei freiem Eintritt zur Party.<br />

kdg: Track & Trace für<br />

Perry Rhodan<br />

Auch wenn sich die Figuren des so genannten ‚Perryversums‘<br />

hauptsächlich intergalaktisch fortbewegen, sind Vertrieb und<br />

Logistik der zugehörigen Produkte nach wie vor eine bodenständig<br />

‚terrestrische‘ Angelegenheit. So werden die Hörbuchprodukte<br />

dieser weltweit größten Science Fiction-Saga, welche<br />

sich bereits seit über 50 Jahren erfolgreich am Markt behauptet,<br />

seit einigen Wochen in Stanzach im Tiroler Außerfern<br />

gelagert. Denn die dort beheimatete Logistik-Company des<br />

Mediendienstleisters kdg übernimmt künftig für Hörbuchproduzent<br />

Eins A Medien die ‚terrestrische‘ Auslieferung seiner gesamten<br />

Produktpalette. ‚Wir waren für Eins A Medien bereits<br />

in der Vergangenheit immer wieder als Replizierer tätig‘, erzählt<br />

Key Account Manager Michael Dietz. ‚Da wir die Arbeit<br />

von Eins A Medien sehr schätzen, war es uns als Generalunternehmer<br />

natürlich ein großes Anliegen, diese bereits bestehende<br />

Zusammenarbeit so weiter zu entwickeln und zu optimieren,<br />

dass sich der Kunde besser auf sein Kerngeschäft und seine<br />

Kernaufgaben konzentrieren kann.‘ Daher habe man für Eins<br />

6 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

A Medien ein maßgeschneidertes One-Stop-Shop-Konzept<br />

entwickelt, das dem Kölner Hörbuchspezialisten deutlich mehr<br />

Gestaltungsspielraum in seinem Tagesgeschäft verspricht. Und<br />

so wird kdg für Eins A Medien künftig nicht nur die Fertigung,<br />

sondern auch die Webshop- und Händlerauslieferung ihres<br />

gesamten Produktrepertoires<br />

abwickeln. Der<br />

zugehörige<br />

Logistikkontrakt<br />

wurde<br />

dieser Tage<br />

unterzeichnet.<br />

Für Eins A<br />

Medien-Inhaber<br />

Hans Greis<br />

ist die Auslage-<br />

rung dieser Logistikaufgaben:<br />

„Eine richtungsweisende<br />

Entscheidung<br />

Lassen künftig über kdg ausliefern: Marcel Horsch,<br />

Betriebsleiter (li) und Hans Greis (re), Inhaber und<br />

Geschäftsführer von Eins A Medien, hier im Bild mit<br />

kdg-Key Account Manager Michael Dietz<br />

für die Weiterentwicklung unseres Unternehmens. Denn durch<br />

die wachsenden Anforderungen im E-Commerce ist es für ein<br />

contentfokussiertes Unternehmen einfach essenziell, einen flexiblen<br />

Mediendienstleister wie kdg an seiner Seite zu wissen.“<br />

Eurotape & kdg:<br />

Kooperationsvertrag<br />

Bei einem Besuch im Headquarters der kdg mediatech AG im<br />

Tiroler Außerfern besiegelten Eurotape Geschäftsführerin Ursula<br />

Freikowski und kdg-Vorstand Michael Hosp die gemeinsame<br />

Zusammenarbeit. Die auf hochwertige Medienfertigung<br />

spezialisierte kdg mediafactory wird künftig die Replikations-<br />

l-r: Simone Heinrich, Leiterin Customer Service Center bei kdg, kdg-Vorstand<br />

Michael Hosp, Eurotape-Geschäftsführerin Ursula Freikowski, Eurotape-Prokurist<br />

Marc Zimmer, Sabine Wolf, Leitung Sales Support und Alexander Wörle, Division<br />

Manager kdg mediafactory<br />

aufträge der Eurotape-Kunden abwickeln. Für kdg-Vorstand<br />

Michael Hosp ist die Kooperation mit einem Vorzeige-Dienstleistungsunternehmen<br />

wie Eurotape eine Bestätigung „für<br />

unseren eigenen kompromisslosen Qualitätskurs. Wir stehen als<br />

Unternehmen beide für proaktiven Kundenservice. Denn nur<br />

wer sich ganz auf die Bedürfnisse und Wünsche von Kunden<br />

einlässt und daraus die richtigen Dienstleistungsantworten ent


wickelt, kann dauerhaft in der ersten Riege der Mediendienstleister<br />

mitspielen. Daher freut und ehrt es uns<br />

natürlich sehr, dass wir nun einen so mustergültigen<br />

Dienstleister wie Eurotape von unserer Servicepower<br />

überzeugen dürfen“, so kdg-Vorstand Michael Hosp.<br />

„Durch unsere ganz bewusste Ausrichtung als Generalunternehmer<br />

für die Independent Labels der Branche<br />

fühlen wir uns zudem genau jener inhaltlichen<br />

und kulturellen Vielfalt verpflichtet, für die Eurotape<br />

als Bavaria-Tochter seit Anbeginn steht.“<br />

Lobend auch Eurotape-Geschäftsführerin Ursula<br />

Freikowski: „Für uns ist die Zusammenarbeit mit kdg<br />

die Garantie, dass wir unsere Kunden zukünftig noch<br />

unkomplizierter und besser bedienen können, und<br />

zwar von der Postproduction über die Produktion<br />

von digitalen Tonträgern bis hin zur Distribution. Die<br />

Unternehmensphilosophie der kdg passt einfach zu<br />

uns und zur Bavaria.“<br />

CSM Sommeroffensive<br />

Mittlerweile zur Tradition geworden ist die alljährliche<br />

Sommeraktion von CSM Production. Wer im<br />

Sommer bestellt, wird mit stark reduzierten Bundle<br />

Preisen belohnt. Diesmal mit dabei sind CDs und<br />

DVDs in Digipak Verpackungen, Blu-ray Disc Bundles<br />

und Plastikkarten Specials. CSM bietet neue Aktions-Bundles,<br />

die gemeinsam mit dem langjährigen<br />

Partner und Generalunternehmer kdg mediatech AG<br />

und weiteren<br />

Zulieferanten<br />

ausverhandelt<br />

wurden. Diese<br />

gemeinsame Aktion<br />

ermöglicht<br />

eine besonders<br />

kostengünstige<br />

Produktion von<br />

CDs oder DVDs<br />

in hochwertigen<br />

Digipak-Kartonverpackungen<br />

und Blu-ray Discs zu erschwinglichen Bundle-<br />

Preisen. Alle CD, DVD und Blu-ray Disc Bundles<br />

werden zudem ohne jeden Aufpreis Co2 neutral<br />

gefertigt, auf Wunsch mit einem QR Code versehen<br />

und Frei Haus geliefert.<br />

Neben der Fertigung von Ton- und Datenträgern<br />

hat sich CSM Production in den letzen Jahren auch<br />

als Anbieter günstiger Plastikkarten (Kundenkarten,<br />

Rabattkarten, Eventkarten etc.) etabliert und bietet<br />

mittlerweile das größte Kartensortiment Österreichs.<br />

Zwei Produkte daraus, die Plastic Card und Bio Card<br />

(Plastikkarte aus biologisch abbaubarem Material)<br />

sind ebenfalls Bestandteile der laufenden Sommeraktion<br />

und werden um bis zu 45% günstiger angeboten.<br />

CSM wird auch bei der diesjährigen Sommeraktion<br />

seinem Motto we make things happen gerecht und<br />

bringt innovative, hochwertige Produkte zu günstigen<br />

Preisen. Die Aktion ist gültig bis Ende August.<br />

dEr PoP PatE<br />

Alles Alte gehört ersetzt oder lieber doch nicht?<br />

musicbiz<br />

Die Musikkassette ist veraltet, die Vinyl Scheibe ist nicht mehr zeitgemäß,<br />

die CD ist kein wirtschaftlicher Tonträger mehr. Downloaden oder besser noch<br />

streamen ist die Zukunft oder lieber gleich eine Flat Rate, wo alles zum unlimitierten<br />

Downloaden genehmigt ist. So schallt es von der Jugend und die „Alten“ können nur<br />

die Köpfe schütteln.<br />

Nicht alles was als alt eingestuft gilt, ist auch gleich auf das Abstellgleis<br />

zu schicken. Seien es Künstler, siehe Hubert von Goisern oder Herbert Grönemeyer,<br />

oder auch aktuelle Verkaufsmethoden in unserer Branche. Speziell die Vinyl Langspielplatte<br />

hat in den letzten Jahren eine tolle Wiedergeburt erfahren. Vielleicht<br />

gerade deshalb, weil die Jugend nicht mehr miterleben konnte, was es heißt, haptisch<br />

seine Künstler zelebrieren zu können. In der Vergangenheit weil die Künstler<br />

viel zu weit weg waren, heute vielleicht weil die Künstler viel zu nah sind. Youtube<br />

und mp3 am Handy unterstützen diese Situation. Auch bei der Aufnahmesituation<br />

ist gerade das „Alte“ heute ganz modern. Analog ist in, nur es gibt zu wenige Tonstudios,<br />

zu wenige Tontechniker, die diese Aufnahmetechnik noch beherrschen, zu<br />

wenige gute Umschnittleute und viel zu wenige Presswerke, die gute Vinyl Platten<br />

pressen können.<br />

In den Wunsch nach dem total modernen Trend stoßen auch die Medien.<br />

Das typische TV-Format ist tot, crossmediale Aktionen sind gefragt, Internet-TV<br />

ist angesagt. Die Jungen schauen kein TV mehr, heißt es von den Trendforschern.<br />

Trotzdem ist mobiles TV komplett in die Hose gegangen, Internet -TV kann aufgrund<br />

der noch immer nicht in allen Haushalten notwendigen großen Bandbreite mit den<br />

neuen HD Formaten nicht mithalten und gleichzeitig erzielt ORF III mit einem „alten“,<br />

sprich aus einem fast nur aus alten Formaten bestehenden Programm sensationelle<br />

Einschaltquoten und überflügelt schon in den ersten 9 Monaten alle „jungen“ TV Formate<br />

um Längen.<br />

Auch in den Exportaktivitäten sind angeblich Musikmessen veraltet. Die<br />

Jungen treffen sich lieber bei Showcase Festivals oder im Internet per Skype. Dagegen<br />

spricht der grandiose Erfolg der Classical:Next, der neuen Klassik Messe in München,<br />

die schon beim ersten Mal gleich mehr als 700 Fachbesucher aus 40 Ländern<br />

verzeichnen konnte. Auch die anderen kleinen Fachmessen, wie die Jazz Ahead, die<br />

Womex oder der Amsterdamer Dance Event sind seit Jahren im Aufwärtstrend. Dass<br />

sich neue Showcase Formate, wie Euro Sonic oder Reeperbahn Festival, schnell platzieren<br />

konnten, liegt auch am allgemeinen Trend, dass Live Musik immer wichtiger<br />

als Einnahmequelle in der Musikindustrie geworden ist. Das war nicht immer so, denn<br />

es gab einmal eine Zeit, wo der Verkauf von Tonträgern das Livegeschäft anheizte,<br />

heutzutage ist es umgekehrt. Wer weiß wie lange noch?<br />

Dass das Alte noch immer zählt, kann man nicht nur an der Überalterung<br />

der Stars des diesjährigen Nova Rocks erkennen, sondern auch an der Tatsache,<br />

dass der Grand Senior der österreichischen TV Shows, Peter Rapp, in der Jury für die<br />

„Großen Chance“ 2012 mitwirken darf, dessen Moderator er schon 1980 in der Ursprungssendung<br />

gewesen ist. Old go home ist aber zu wenig, Jung muss auch Real<br />

New bedeuten!<br />

Mario Rossori ist Musikmanager<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |7


musicbiz<br />

Millionen für Kunst<br />

& Kultur<br />

Die Casinos Austria sind ein höchst aktiver Sponsor im österreichischen Kunst- und Kulturbetrieb,<br />

speziell auch im Musikbereich. Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> &<br />

<strong>Media</strong>-Interview über die Kultur-Strategie des Glücksspiel-Giganten.<br />

Casinos Austria-Vorstand<br />

Dietmar Hoscher<br />

8 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wieso sind die Casinos<br />

Austria im Kunst- und<br />

Kulturbereich in Österreich<br />

als Sponsor so<br />

aktiv?<br />

HOSCHER: Historisch betrachtet<br />

hat alles mit den<br />

Wiener Festwochen begonnen,<br />

wo wir heuer 45<br />

Jahre Hauptsponsor-Partnerschaft<br />

gefeiert haben.<br />

Auch mit dem dieser Tage<br />

stattfindenden Jazzfest<br />

Wien verbindet uns mittlerweile<br />

eine 10jährige Partnerschaft<br />

über tipp3. Diese<br />

beiden Beispiele sind für<br />

uns symptomatisch: wenn<br />

wir eine Partnerschaft eingehen,<br />

dann soll sie nachhaltig<br />

und keinem Zufalls–<br />

prinzip unterworfen sein.<br />

Wir setzen auf langfristiges<br />

Sponsoring und leisten uns dazu einzelne kleine,<br />

aber wie ich meine, sehr feine Projekte.<br />

Die da wären …?<br />

HOSCHER: Um im Musikbereich zu beleiben nenne<br />

ich hier zB. den heuer erstmals stattgefundenen<br />

Joe Zawinul Day im Wiener Gasometer Anfang Juni.<br />

Oder diverse CD-Produktionen, die ohne unsere<br />

Mithilfe wohl so nicht auf die Beine kämen: Im Vorjahr<br />

beispielsweise die Produktion Freihaus Vier von<br />

Sigi Finkel mit Bearbeitungen von Brecht/Weil, für<br />

die es bislang keine Rechte gab. Davor unterstützen<br />

wir ein weiteres Projekt von Sigi Finkel mit seinem<br />

afrikanischen Partner Mamadou Diabate. Für heuer<br />

sind noch ein bis zwei Projekte geplant, etwa mit<br />

Oliver Mally und Gottfried Gfrerer.<br />

Nach welchen Kriterien wählen Sie diese Projekte<br />

aus?<br />

HOSCHER: Grundsätzlich müssen die Produktionen<br />

zu unserer Philosophie passen, die wie erwähnt<br />

eine gewisse Nachhaltigkeit erfordert. Es hat sich<br />

schön langsam herumgesprochen, dass wir auch im<br />

Musikbereich sehr aktiv sind, ich bekomme da jede<br />

Menge Anfragen, aber wir konzentrieren uns auf we-<br />

nige, aber dafür umso herausfordernde Projekte. Das<br />

Sponsoring beschränkt sich dann nicht auf reine finanzielle<br />

Unterstützung, sondern wir versuchen auch<br />

entsprechend Promotion zu betreiben, etwa in Form<br />

von Präsentationen bei uns im Haus im Studio 44.<br />

Welche Projekte verfolgen die Casinos mittelfristig?<br />

HOSCHER: Wir versuchen unsere Kultur- und Kunstsponsoring-Palette<br />

kontinuierlich zu erweitern. So<br />

haben wir vor zwei Jahren den Literaturpreis „Alpha“<br />

ins Leben gerufen, der sich binnen kürzester Zeit in<br />

der Szene etabliert hat und mit einem Preisgeld von<br />

10.000.- Euro auch zu den höchstdotierten Literaturpreisen<br />

im deutschsprachigem Raum zählt. Es ist<br />

keine Selbstverständlichkeit als Glückspielkonzern<br />

im Kunstbetrieb aufgenommen zu werden, da wird<br />

man schon des öfteren kritisch betrachtet. Den Casinos<br />

Austria sind diesbezüglich aber kaum Berührungsängste<br />

entgegen geschlagen. Im Gegenteil,<br />

die Kooperationsbereitschaft ist da. und manchmal<br />

werden entsprechende Projekte aus Budgetgründen<br />

nicht verwirklicht, dieses wächst ja bekanntlich<br />

nicht in den Himmel. Im Vorjahr haben wir mit dem<br />

Sponsoring des Impuls Tanz-Festivals auch diesen<br />

Bereich hinzugenommen. Mit Danceability-Workshops<br />

im Rahmen dieses bedeutenden internationalen<br />

Tanzfestivals, werden Menschen mit und ohne<br />

Behinderung gemeinsam in die Welt des Tanzes entführt<br />

– ein wirklich faszinierendes Projekt.<br />

Wie hoch ist das Budget der Casinos Austria für<br />

Kunst und Kultur-Sponsoring?<br />

HOSCHER: Das sind innerhalb der Gruppe sicher<br />

mehrere Millionen Euro pro Jahr. Dazu kommen ja<br />

noch die weiteren Sponsoring-Säulen in den Bereichen<br />

Sport und Social. Grundsätzlich müssen unsere<br />

Kultur-Aktivitäten für beide Seiten einen nachhaltigen<br />

Mehrwert haben und sind nicht auf einen<br />

schnellen Werbewert ausgelegt – und solange wir<br />

uns das leisten können werden wir das weiterhin<br />

tun und sehen das auch als Verpflichtung an.<br />

Musik, Theater, Tanz, Hochkultur – fehlt nur noch<br />

der <strong>Film</strong>bereich?<br />

HOSCHER: Ja, die sensationellen Erfolge der heimischen<br />

<strong>Film</strong>branche bei den internationalen Festivals<br />

sind bemerkenswert. vielleicht ist das für die Zukunft<br />

eine Option.


tipp3 sponsort zum 10. Mal das Jazzfest Wien, wo sich heuer<br />

u.v.a. auch Soulstar Charles Bradley die Ehre gibt<br />

Stichwort Zukunft, wie sehen Sie als langjähriger<br />

teilnehmender Beobachter (Concerto-Autor,<br />

Kurator Blues Spring, etc.) die Entwicklung der<br />

Musikbranche?<br />

HOSCHER: Die technologische Entwicklung ist nun<br />

mal nicht aufzuhalten und es wäre unfair zB. der<br />

Tonträgerindustrie etwas vorzuwerfen. Gefährlich ist<br />

die Entwicklung im Internet in jedem Fall. Oder wie<br />

Willi Resetarits es kürzlich formulierte: „Jetzt mochst<br />

eh scho Musik und a Göd wüsst a no …?“ Hier ist<br />

natürlich dringender Handlungsbedarf gegeben.<br />

Ganz sicher ist der Staat auch weiterhin gefordert<br />

hier entsprechende Unterstützungen auszuschütten,<br />

denn ich warne vor ausschließlichem privaten<br />

Mäzenatentum – dann entscheidet der Mäzen was<br />

Kunst ist und was nicht. Eine Mischung aus öffentlicher<br />

Förderung und Privatunternehmen, die sich<br />

Kultursponsoring leisten können ist sicher eine gute<br />

Kombination. Ich rege hiermit einen noch stärkeren<br />

Dialog aller Beteiligten und Betroffenen an.<br />

Appassionato an fiveseasons<br />

Zum dritten Mal wurde der Kulturförderpreis „Appassionato“ von oeticket.com für<br />

außergewöhnliche Kulturinitiativen vergeben. Heuer konnte der Kulturverein fiveseasons<br />

aus Wien die „Appassionato“-Jury am besten überzeugen.<br />

Kammerschauspielerin Maresa Hörbiger, die den Ehrenschutz für den Appassionato<br />

2012 übernommen hat, überreichte persönlich den Preis an die glücklichen Siegerinnen.<br />

Hörbiger wünschte ihnen und an allen anderen Appassionato-Nominierten für<br />

die Zukunft „viel Glück, Kraft und Energie für alle Projekte.“<br />

Susanne Turba, Organisatorin des Appassionato bei oeticket.com über die Entscheidung<br />

der Jury, bestehend aus Kultur-Experten von Universal Music, Vertretern der<br />

Appassionato 2011-Sieger pianoforte, Medien-Vertretern von Radio Stephansdom<br />

sowie Vertretern von oeticket.com: „Die Jury hat sich heuer für fiveseasons entschieden,<br />

weil das motivierte und engagierte Team junger Frauen verschiedene kulturelle Genres<br />

- Musik, Literatur, Tanz, <strong>Film</strong>, Bildende und Darstellende Kunst - abdeckt und darüber<br />

hinaus andere künstlerisch tätige Frauen fördert.“<br />

Die Anerkennungspreise gingen an Teatro Barocco für das Performance-Projekt SIG-<br />

NINGS mit gehörlosen und hörenden DarstellerInnen und TänzerInnen sowie an Junge<br />

Oper Austria die Kindern klassische Opern näher bringt.<br />

Der Appassionato von oeticket.com wird seit 2010 an Kulturinstitutionen und - initiativen<br />

vergeben, die bisher keine oder kaum Subventionen erhalten haben. Für Andreas<br />

Egger, Geschäftsführer von oeticket.com und Initiator des „Appassionato“, spricht die in<br />

diesem Jahr stark gestiegene Anzahl an Bewerbern und Bewerberinnen eine deutliche<br />

Sprache. „Wir haben heuer im Vergleich zu 2011 doppelt so viele Einreichungen erhalten.<br />

Das zeigt uns, dass es in ganz Österreich sehr viele Kulturinstitutionen und mutige<br />

Kulturschaffende gibt, die für ihre engagierten Projekte Unterstützung benötigen. Wir<br />

freuen uns, dass wir zumindest drei Initiativen für die Fortführung ihrer engagierten<br />

Konzepte, Ideen und Veranstaltungen unterstützen und motivieren können.“<br />

fiveseasons freut sich über eine Förderung von 4000 Euro in bar sowie zusätzlich 4000<br />

Euro für Marketingaktivitäten, die klassik.oeticket.com zur Bewerbung der Initiative<br />

verwenden wird. Maggy Sperl, Susanne Rosenlechner, Annelie Sachs und Anna Feldbein<br />

von fiveseasons: „Der Appassionato bedeutet für uns nach drei Jahren Arbeit einen<br />

sehr großen Schritt und enorme Motivation für unser alljährliches Festival herbstklang.<br />

Mit dem Förderpreis werden wir unsere KünstlerInnen entsprechend honorieren<br />

musicbiz<br />

Die Gewinnerinnen von fiveseasons mit Kammerschauspielerin Maresa Hörbiger<br />

sowie oeticket-GF Andreas Eggert<br />

können. Wir sind stolz darauf, mit anderen sehr spannenden Initiativen nominiert<br />

worden zu sein.“<br />

2012 erhielten erstmals auch die Zweit- und Drittplatzierten Preise: je 500 Euro in bar<br />

und je 500 Euro für Marketingaktivitäten durch klassik.oeticket.com.<br />

„Appassionato“ - der Kulturförderpreis von oeticket.com<br />

oeticket.com verleiht seit 2010 jährlich den „Appassionato“ an Institutionen oder<br />

Initiativen aus den Bereichen klassische Konzerte, Theater, Tanz oder Ausstellungen.<br />

Kulturveranstaltende Initiativen oder Institutionen österreichweit können sich für den<br />

Förderpreis bewerben. Die genauen Teilnahmebedingungen und Kriterien für die Einreichung<br />

zum Appassionato 2013 sowie detaillierte Informationen über die Förderung<br />

finden sich rechtzeitig ab dem Jahresanfang 2013 unter http://klassik.oeticket.com.<br />

Foto: Breneis<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |9


musicbiz<br />

„The best is yet<br />

to come“<br />

Komplett entspannt sitzt einem dieser Weltstar gegenüber der rein aussehensmäßig genauso<br />

Spitzensportler oder Model sein könnte. Es handelt sich aber um Erwin Schrott, seines Zeichens<br />

Bassbariton, der seine aktuelle CD „Arias“ vorstellt und dabei ins Plaudern gerät.<br />

Superstar der Klassik: Erwin Schrott<br />

10 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Ohne viel Umwege erklärt<br />

er gleich woher<br />

seine große Liebe zu<br />

allem käme: seinen Eltern<br />

verdanke er alles,<br />

sie hätten ihn zu dem<br />

Manne gemacht, der<br />

er heute ist: ein glücklicher,<br />

aber immer Suchender.Aufgewachsen<br />

in Uruguay zur Zeit<br />

einer Militärregierung<br />

war Musik sowohl für<br />

seine Eltern als auch für<br />

den kleine Erwin ein<br />

Mittel, um den Alltag<br />

vergessen zu lernen.<br />

„Ich fing mit sechs Jahren<br />

mit Klavierunterricht<br />

an und seitdem<br />

hat mich Musik nie wieder verlassen“, erinnert er<br />

sich an die Kindheit. Musik war im Hause Schrott immer<br />

zu hören, nicht unbedingt die europäische Klassik,<br />

aber wie er betont „immer gute Musik“. Lachend<br />

erinnert er sich an seine ersten gesanglichen Ausflüge<br />

in die deutsche Sprache. „Mitten in Südamerika<br />

lebend sangen wir Schumann und Schubert mit<br />

jungen Jahren, ich möchte nicht wissen, wie sich<br />

unsere Aussprache damals angehört hat.“ Hat Erwin<br />

Schrott, der Uruquaner mit dem deutschen Namen<br />

auch etwas typisch deutsches in sich? „Ich bin ein<br />

Sicherheitsmensch, ich habe genaue Vorstellungen<br />

und Pläne, denen ich folgen möchte. Risiko ja, aber<br />

nur in wohldosierter Form“, erklärt er und verständnisvoll<br />

nickt man dem Star zu, der neben seiner beruflichen<br />

Karriere auch die seiner Frau und seiner<br />

Kinder mitdenkt.<br />

Heute fühlt sich der Mann von Anna Netrebko überall<br />

dort daheim, wo seine Familie ist. Den Winter in<br />

Wien muss er nicht haben, auch wenn er die Stadt<br />

sonst zu seinen bevorzugten zählt. Sein Auftrittsplan<br />

führt ihn heuer wieder um die ganze Welt (im<br />

Oktober Wiener. Staatsoper), aber Schrott weiß, wie<br />

wichtig es gerade für einen Sänger ist, Pausen einzulegen.<br />

„Die wichtigste Lektion bekam ich sicher<br />

von meiner Gesangslehrerin, die mir schon mit 15<br />

Jahren eintrichterte, Nein zu sagen“, erläutert er<br />

seine Karriereplanung. Auch ihn hätte es zeitweise<br />

gejuckt, da er so gerne sänge und tolle Angebote<br />

dabei waren, aber der Weg eines Sängers muss genau<br />

geplant sein.<br />

„Die Idee für die Auswahl der Lieder meiner CD trage<br />

ich seit 10 Jahren mit mir herum, ich hätte es sangestechnisch<br />

auch dann schon können, aber ich fühlte<br />

mich nicht reif genug für die Charaktere.“ Zu Recht,<br />

denn einen Mephistofeles oder den Polizeichef Scarpia<br />

aus Tosca nimmt man einen Endzwanziger nicht<br />

so gerne ab. Jetzt aber war die Zeit reif und so konnte<br />

mit dem RSO unter Daniele Rustioni und dem<br />

Wiener Staatsopenchor diese wunderbaren Arien<br />

eingesungen werden. Zwei Stunden täglich habe er<br />

ein Jahr lang nur für Gounod geübt, um in die Tiefe<br />

der Musik einzudringen. „Ich bin nicht pedantisch,<br />

aber gerade bei einer Aufnahme muss alles stimmen.<br />

Auf der Bühne kann man mit einer gelungenen<br />

Performance von eventuellen Unsicherheiten<br />

ablenken, im Tonstudio muss alles passen. Die Stille<br />

ist so wichtig, in den Pausen hinein muss der Charakter<br />

weiter spürbar sein“, gibt der begnadete Sänger<br />

ein wenig Einblick in seine Arbeits- und Denkweise.<br />

Er begänne immer zuerst mit dem Text, um diesen<br />

von der Musik zu absorbieren, diesen lese er so oft,<br />

bis er ihn auswendig könne, dann ziehe er Sekundärliteratur<br />

hinzu, um noch mehr über die Figuren<br />

zu erfahren („Bei Mefistofeles muss man Bulgakows<br />

„Meister und Margerita“ gelesen haben) und erst<br />

danach sänge er zur Musik. Dieser lange Vorbereitungsprozess<br />

sei für ihn aus Respekt vor den Komponisten<br />

unumgänglich. Auf die Frage, ob er Angst<br />

habe, dass diese so langwierig vorbereitete CD eines<br />

Tages in einer „Best Of-Schrottkiste“ landen könnte,<br />

entgegnet er souverän: „Ich weiß, dass solch eine Zusammenstellung<br />

nur ein Appetithappen sein kann,<br />

aber wenn ich damit ein paar Neulinge zur klassischen<br />

Musik bringe, bin ich schon zufrieden.“<br />

Nachwuchs ist Schrott in vielerlei Belangen wichtig,<br />

ob es sich um die Anna & Erwin Foundation für<br />

Kinder handle, ob er junge Menschen zu seinen Vorstellungen<br />

einlädt oder ob er sich generell Gedanken<br />

macht, wie man die Jugend für klassische Musik<br />

und Oper begeistern könne. „Man muss ganz früh<br />

mit guter Musik beginnen und dann Stück für Stück


herangeführt werden. Operninszenierungen müssen<br />

so gestaltet sein, dass sie auch junge Menschen<br />

ansprechen. Natürlich braucht man eine leitende<br />

Hand, denn es gibt gewisse Opern, die für Einsteiger<br />

ungeeignet sind, nicht alles ist anfangs ein Vergnügen,<br />

man muss hineinwachsen, aber dann wird<br />

man belohnt mit einem ungeheuren Maß an seelenvoller,<br />

schöner Musik,“ stellt der Star Ansprüche<br />

an seine Zunft.<br />

Er sei ein ernsthafter Mensch, der sich viele Gedanken<br />

mache, aber sicherlich kein Allwissender. „Man kann<br />

nicht allen gefallen, man kann nicht alle glücklich machen,<br />

aber wenn es mir gelingt, mit meinem Gesang<br />

das Herz und Seele vieler Menschen zu berühren,<br />

dann bin ich zufrieden. Schritt für Schritt gilt es das<br />

Leben zu entdecken mit all seinen Höhen und Tiefen,<br />

für ihn aber steht fest „The best is yet to come“.<br />

Erwin Schrott: „Arias“ (Sony)<br />

musicbiz<br />

Superhelden & Vampire<br />

beflügeln<br />

Wenn Ifpi-Geschäftsführer Franz Medwenitsch eine Platinauszeichnung durchführt, muss es<br />

etwas Besonderes sein. War es auch bei dieser Premiere, in der der Musikfachmann Concorde-<br />

Home Entertainment-Geschäftsführer Michael Ivert Platin für über 76.000 verkaufte<br />

Exemplare der DVD „Biss zum Ende der Nacht“ überreichte.<br />

Eltern jubelten, als ihre Kinder endlich wieder<br />

begannen, Bücher in die Hand zu nehmen.<br />

Grund dafür sind Mystery-Geschichten wie<br />

Harry Potter oder eben die Twilight-Serie. Worin<br />

liegt der Grund?<br />

IVERT: Ich bin kein Deutschlehrer, kann ergo dessen<br />

nur den <strong>Film</strong>erfolg versuchen, zu analysieren. Beim<br />

<strong>Film</strong> ist zwar vieles berechenbar, Inhalt, Schauspieler,<br />

Regisseur, Dramaturgie und nicht zuletzt Marketing<br />

und Werbung, aber sicherlich wurde mit dieser Vampirserie<br />

genau der Herzschlag der zumeist jugendlichen<br />

Kinogeher getroffen. Eine wunderschöne<br />

Liebesgeschichte, die man sich auch mit der ganzen<br />

Familie anschauen kann.<br />

Die hohen Verkaufszahlen der DVD waren demnach<br />

absehbar?<br />

IVERT: Das würde zu arrogant klingen, aber nach<br />

dem Riesenerfolg in der Buch und Kinoversion, war<br />

es erwartbar. Überrascht hat uns aber das Tempo,<br />

in der die Kunden die Läden stürmten, um sich den<br />

<strong>Film</strong> zu kaufen. Aber schauen Sie sich um (Anm. das<br />

Interview fand bei Saturn auf der Mariahilfer Straße<br />

statt), hier hat die Salesmannschaft perfekt gearbeitet.<br />

Alles wunderbar dekoriert, das Produkt wurde<br />

absolut in den Mittelpunkt gestellt.<br />

Wir sprechen der Einfachkeit halber immer<br />

von DVD, dies schließt aber die Blu-Ray ein.<br />

Wie kommentieren Sie die Entwicklung dieses<br />

Formats?<br />

IVERT: Es wird immer wichtiger, bei den <strong>Media</strong> Control<br />

Daten nimmt Blu Ray mittlerweile schon an die<br />

25 % ein und auch bei Twilight wurden schon ca. 20<br />

% auf Blu-Ray gekauft. Gerade in Deutschland ist der<br />

Markt aufgrund der Spielkonsolen<br />

bzw. der neuen<br />

Lust am Home Entertainment<br />

ziemlich gesättigt.<br />

Wielange geben Sie diesen<br />

Formaten noch?<br />

IVERT: Die technischen<br />

Entwicklungen verlaufen<br />

zwar rasend schnell und<br />

die Generation der Digital<br />

Ager ist schon gelandet,<br />

aber mit Sicherheit werden<br />

wir die nächsten 5 Jahre<br />

keinesfalls von haptischen<br />

Produkten ablassen. Der<br />

Digitalmarkt aber, wie man<br />

auch an der Musik sieht, hat enormes Entwicklungspotenzial.<br />

Wie definieren Sie Digital Ager?<br />

IVERT: Das sind die heute 16 bis 18+-Jährigen, die<br />

nicht mehr aus der analogen Welt ihr Nutzungsverhalten<br />

steuern, die mit PC, PlayStation und Co., mit<br />

Smartphones und Tablets aufgewachsen sind und<br />

die wir leider nicht mehr für haptische Produkte begeistern<br />

können.<br />

Letztendlich kommt es für den Vertreib auf den<br />

Inhalt an: was steht bei Concorde auf dem Plan?<br />

IVERT: Neben unseren Vampiren haben sich gerade<br />

die Superhelden wie „Iron Man“ oder „Der unglaubliche<br />

Hulk“ großartig geschlagen. Wir freuen uns sehr<br />

auf „Asterix und Obelix“ in 3D und sind überzeugt,<br />

dass unser neuer Vertriebspartner Hoanzl auch dabei<br />

wieder seine Verkaufsstärken ausspielen wird.<br />

l-r. Georg Hoanzl, Michael Ivert &<br />

Franz Mewdwenitsch<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |11


musicbiz<br />

Don’t Forget To Remember<br />

13.11. 2002, 21:30.<br />

Die Entschädigung für viele<br />

Kommerzheini-Sager der<br />

Unwissenden: Händeschütteln<br />

mit Robin Gibb<br />

12 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Würdevolle Verabschiedung der<br />

besten Band der Welt.<br />

Isabella hatte Geburtstag und ich war eingeladen.<br />

Isabella wurde im November 1967 zarte Zehn und<br />

ich war im August davor erst Neun geworden, aber<br />

ich war zu ihrer Party geladen. Ohne meine Platten<br />

hätte ich wahrscheinlich nie diesen handgeschriebenen<br />

Zettel mit der Adresse in die Hand gedrückt<br />

bekommen. Datum, Uhrzeit, Adresse. ‚Du machst<br />

die Musik‘, sagte sie. Es<br />

war mehr ein Befehl<br />

als ein Wunsch aber für<br />

Isabella hätte ich mich<br />

sogar im Gorillakostüm<br />

den ganzen Nachmittag<br />

zum Affen gemacht.<br />

Ich tauchte da auf, mit<br />

einer Tafel Schokolade<br />

und meinen drei Alben<br />

voll mit Singles. Isabella<br />

hatte ihren eigenen<br />

Plattenspieler. Ein Koffer,<br />

wo im Deckel der Lautsprecher<br />

eingebaut war.<br />

All You Need Is Love, Silence<br />

Is Golden, No Milk<br />

Today, San Francisco, Ha<br />

Ha Said The Clown…<br />

und dann meine neueste<br />

Errungenschaft. Das ganze Taschengeld ist draufgegangen<br />

aber es war egal… Diese Stimmen, diese<br />

Harmonien: Feel I‘m goin‘ back to Massachusetts.<br />

Something‘s telling me I must go home. And the<br />

lights all went out in Massachusetts. The day I left<br />

her standing on her own.<br />

Isabella schob sich vor den Lautsprecher, legte den<br />

Kopf zur Seite und meinte nur, bitte spiel nochmal<br />

‚Puppet On A String‘‘. Ich hätte sie an Ort und Stelle<br />

mitsamt ihrem klebrig-süßen Geburtstagskuchen<br />

das Klo runter spülen können. Die Magie, die Isabella<br />

bis zu diesem Zeitpunkt umgab, zerplatzte wie ein<br />

Traum und übrig blieb eine Zehnjährige mit Zöpfen,<br />

gestrickter Strumpfhose und einer Mutter, die alle<br />

drei Minuten ihre Finger am Lautsprecherknopf<br />

hatte. Was für mich blieb, war die Konsequenz, die in<br />

der letzten Textzeile steckte: Ich ließ Isabella einfach<br />

stehen. Sollte sie von mir aus ihre Märchenplatten<br />

spielen, packte meine Alben und war dahin.<br />

Ich habe in diesem kalten Novemberherbst 1967<br />

die Bee Gees für mich mehr als nur entdeckt und<br />

musste diese Leidenschaft die nächsten Jahrzehnte<br />

stets wort- und gestenreich verteidigen. Kommerzheini,<br />

Kastratenfreund, Disco-Bubi musste ich<br />

mich schimpfen lassen aber ich hielt eisern durch.<br />

Nur wie Robin Gibb wollte ich nie sein. Ja, ich habe<br />

ihn verehrt, aber das Schicksal eines Lebens mit so<br />

hervorstehenden Zähne, ich wollte es nie teilen. Da<br />

war mir das optische Vorbild Ringo Starr viel näher.<br />

Meine Vorlieben als Plattenkäufer haben sich über<br />

die Jahrzehnte immer wieder verändert, nur den<br />

Bee Gees bin ich ewig treu geblieben und behaupte<br />

heute, dass ohne den drei großen ‚B‘, den Beatles,<br />

Beach Boys und Bee Gees, die Popmusik sich<br />

anders entwickelt hätte. Die Brothers Gibb hatten<br />

die unglaubliche Gabe der Erschaffung des kunstvollen<br />

Kitsches. Dazu die Stimmen, der falsettartige<br />

Gesang, die teils kryptischen Texte für die sie oft<br />

genug beschimpft worden sind. Ihre Auferstehung<br />

nach den 60ern und die Erfindung des White Disco-<br />

<strong>Sound</strong>. Barry, Robin und Maurice waren begnadete<br />

Songwriter und Interpreten. Sie kannten keine<br />

Hemmungen, ihre Songs kunstvoll und kitschig zu<br />

verpacken, dass jede Rille der 7inch dem Schälen<br />

einer Paradiesfrucht glich. Sie konnten ungestraft<br />

über die Lichter von ‚Massachusetts‘ zu singen ohne<br />

zuvor jemals dort gewesen zu sein, einfach weil es<br />

so schön klang. Die Karl Mays der Pop-Musik. Und<br />

ich behaupte heute, dass ‚Odessa‘ (1969) eines der<br />

gelungensten Gesamtwerke der auslaufenden Pop-<br />

Ära war. Weit unter Wert geschlagen und von tauben<br />

Kritikern zerzaust. Während Beach Boy Brian Wilson<br />

als Held verehrt wurde, galten die drei Brüder stets<br />

als zu brav. Keine Skandale, keine Drogen, einfach<br />

nur schöne Schlager in bunten Hemden.<br />

Maurice Gibb starb 2003. Zwillingsbruder Robin Gibb<br />

versprach noch 2010 in der Wiener Stadthalle im<br />

nächsten Jahr mit Bruder Barry wieder zu kommen.<br />

‚Saved By The Bell‘ schaffte er dabei ebenso nicht<br />

mehr wie ‚How Can You Mend A Broken Heart’, aber<br />

das war egal. Die Magie der Lieder war trotzdem ungebrochen<br />

und dem Kollegen vom Boulevard, der<br />

das Konzert in Grund und Boden geschrieben hatte,<br />

habe ich für seine Sätze die Krätze an den Hals gewünscht.<br />

Robin Gibb ging nie wieder auf Tournee. Er<br />

starb vor wenigen Wochen am 20. Mai 2012. Mit ihm<br />

verschwindet eine der größten Pop-Bands, die der<br />

Planet je erleben durfte. Klar war sein Tod in den Medien<br />

ein Thema, aber der große Hype blieb danach<br />

aus. Kein Sturm auf die Plattenläden. Kein Runterladen<br />

bis die Festplatte platzt, wiewohl die Band eine<br />

der kommerziell erfolgreichsten aller Zeiten ist. Das<br />

Schicksal wiederholte sich auf seine Art. Ein Abgang<br />

ohne Skandal, ohne Aufregung einfach nur hinter<br />

dem Bühnenvorhang freundlich und leise abtreten.<br />

Don’t Forget To Remember – Ein Songtitel wird so<br />

zum Abschiedsgruß. Bleibt nun nur noch Barry, der<br />

Jüngste. Ein Brother Gibb. Ein Bee Gee. Die Band<br />

kann es so nun nie wieder geben.<br />

-az-


<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |13


musicbiz<br />

„Worüber ich eigentlich<br />

sprechen wollte“<br />

Der EMI-Mann Berny Sagmeister geriet nach einer Podiumsdiskussion zum Thema ACTA<br />

und Urheberrechte in Wien unversehens in einen Shit-Storm. Alles was von seinem eigentlich<br />

gesagten medial übrig blieb, war der Satz ‚Der österreichische Markt ist total versaut‘ (s. FS&M 3).<br />

Grund genug, herauszufinden, worüber Sagmeister eigentlich sprechen wollte. Andy Zahradnik<br />

traf Berny Sagmeister bei sommerlichen Temperaturen in der Wiener Strandbar ‚Herrmann‘.<br />

New School traf auf Old School und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch.<br />

14 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Berny Sagmeister<br />

Der Shitstorm ist vorüber gezogen… Was bleibt<br />

ist die Frage, worum es in der Diskussion eigentlich<br />

ging?<br />

SAGMEISTER: Es ging mir bei der Podiumsdiskussion<br />

eigentlich darum über neue Geschäftsmodelle<br />

zu sprechen, allen voran Streaming. In Norwegen<br />

explodiert dieser Markt zurzeit nahezu. 34% Gesamtwachstum<br />

im ersten Quartal 2012 und in diesem<br />

Zusammenhang wird auch physisches Produkt<br />

mitgezogen. Ähnliches geschieht in Frankreich.<br />

Streaming ist die Mediennutzung der Zukunft. Men-<br />

schen zuerst etwas gratis anbieten, dann eventuell<br />

in Bezahlmethoden integrieren. Oder eine Bundle-<br />

Methode, so wie wir es in Österreich gerade mit<br />

T-Mobile machen. Ich gehe davon aus, dass in 5-Jahresschritten<br />

ein Drittel der Konsumenten CDs bevorzugen,<br />

das zweite Drittel Downloads und das dritte<br />

Drittel Streaming.<br />

Aber so wie es aussieht, bleibt für die Urheber<br />

beim Streaming am wenigsten übrig?<br />

SAGMEISTER: Das ist so nicht richtig. Dieses Gerücht<br />

gibt es, aber es stimmt nicht. Wenn Millionen<br />

Menschen streamen, verdienen die Acts in Summe<br />

genauso viel wie über den à la-carte-Download-<br />

Verkauf. Natürlich ist es im deutschsprachigen Raum<br />

jetzt noch wenig, einfach weil die Masse fehlt. Im<br />

Internet-Bereich hinken wir hier immer drei Jahre<br />

hinterher und ich fürchte, dass es beim Streaming<br />

sogar noch ein bisschen mehr ist. Jetzt ist die Wachstumsrate<br />

im deutschsprachigen Raum noch gering.<br />

Aber das wird sich ändern.<br />

Kann Streaming die illegalen Downloads zurückdrängen?<br />

SAGMEISTER: Absolut. Aktuelle Zahlen aus Schweden<br />

belegen das bereits jetzt schon.<br />

Früher gab es neben den Intensivkäufern die<br />

sogenannten ‚Sleeper‘, die durch einen Hit zum<br />

Kauf von Platten angeregt wurden. Kann es<br />

dieses Phänomen auch im Streaming-Bereich<br />

geben?<br />

SAGMEISTER: Die mittelaktiven User werden sicher<br />

mitgerissen, alleine schon durch die unfassbare Tiefe<br />

von bis zu 20 Millionen Songs die jederzeit abrufbar<br />

sind. Auch durch die Facebook-Funktion „Berny hört<br />

gerade….“ funktioniert das gut. Dadurch wird sich<br />

sicher auch die A&R-Philosophie ändern. Genreorientierte<br />

Playlisten sind das Ziel. In Schweden wir<br />

d deutlich, dass die User viel mehr und tiefer in den<br />

Katalog reingehen. Die nutzen das große Song-Angebot<br />

viel intensiver. Das ist gut für die Musik, beim<br />

Umsatz macht es keinen Unterschied.


JUKE - die neue Art<br />

Musik zu hören<br />

musicbiz<br />

Mit einem Privat-Gig der Trackshittaz wurde der Kick-Off des Musikstreamingdienstes JUKE<br />

in Österreich gefeiert. Was kann JUKE und wer steckt dahinter? CEO Frank Taubert gibt im<br />

<strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview die Anteworten.<br />

Warum heißt Ihr Service JUKE?<br />

TAUBERT: JUKE ist eine moderne, digitale und persönliche<br />

JUKEbox. Mit Zugriff auf das digitale Weltmusikarchiv.<br />

Was war die Motivation und Grundidee zur<br />

Gründung von JUKE?<br />

TAUBERT: Zur Gründung von JUKE haben verschiedene<br />

Faktoren beigetragen. Mit der 24/7 Entertainment<br />

GmbH – dem Anbieter von JUKE - sind wir<br />

Europas führender B2B-Service-Provider für digitale<br />

Musik. Viele unserer B2B-Kunden hatten den<br />

Wunsch nach einem Managed Streaming Service<br />

und auch wir glauben, dass Musikstreaming ein sehr<br />

großer Wertschöpfungsfaktor in der Musikindustrie<br />

werden wird. Durch unsere langjährigen Erfahrungen<br />

im Bereich Lizensierung und Verbreitung von<br />

digitaler Musik, sowie der engen Partnerschaft mit<br />

der <strong>Media</strong> Saturn Holding sind wir mit JUKE perfekt<br />

aufgestellt.<br />

In welchen Ländern kann man JUKE nutzen?<br />

TAUBERT: Derzeit kann in Deutschland und Österreich<br />

gejuked werden, in Ungarn über unseren<br />

Partner Muzzia. Weitere Länder sind aber in Vorbereitung.<br />

Werden 2012 weitere Länder erschlossen?<br />

TAUBERT: Ja, aber in welchen wird noch nicht verraten.<br />

Welcher Streaming-Dienst ist Ihr stärkster Konkurrent<br />

und wodurch unterscheidet man sich?<br />

TAUBERT: Die Musikstreaming-Branche ist derzeit<br />

sehr aktiv. Es drängen viele Anbieter auf den Markt,<br />

jedoch fühlen wir uns durch langjährige Erfahrung<br />

und strategische Partnerschaften technisch als auch<br />

auf Vertriebsseite bestens aufgestellt.<br />

JUKE ist besonders leicht zu bedienen. Das Webinterface<br />

ist übersichtlich und man muss keinen zusätzlichen<br />

Player oder eine Software runterladen-<br />

einfach anmelden und losjuken. JUKE streamt als<br />

Einziger im konkurrenzlosen Dolby Pulse Format.<br />

Dolby® Pulse ist ein Komprimierungsformat, das<br />

unschlagbaren <strong>Sound</strong> auch bei niedrigen Bitraten<br />

garantiert, Daher brauchen unsere Kunden auch<br />

weniger kostbaren Speicherplatz auf Ihren Handys<br />

und verbrauchen weniger Datenvolumen. Zudem<br />

hat JUKE eine Musikbibliothek von über 15 Millionen<br />

Songs.<br />

Frank Taubert , CEO JUKE<br />

Mit<br />

welchen sozialen Netzwerken ist JUKE verbunden<br />

und in welcher Art und Weise?<br />

TAUBERT: JUKE interagiert mit den Usern natürlich<br />

über das eigene Facebookprofil. Auch einzelne Alben<br />

lassen sich über die Facebook-Like-Funktion teilen.<br />

Allerdings haben wir keinen Facebook-Zwang,<br />

wie einige andere Anbieter bei denen automatisch<br />

gehörte Songs und Playlisten auf Facebook gepostet<br />

werden.<br />

Welches Repertoire hat JUKE? Welches Genre<br />

bildet den größten Teil der Musik?<br />

TAUBERT: JUKE bildet mit seinen 15 Millionen<br />

Songs alle Genres ab. JUKE hat Verträge mit über<br />

80.000 Plattenfirmen, darunter allen Major-Labels,<br />

aber auch vielen kleinen Special Interest Labels. Von<br />

Schlager bis Dubstep – bei JUKE findet jeder reichlich<br />

Auswahl für seine Lieblingsplaylists. JUKE bietet<br />

den Usern zudem Mixtapes, Playlists und Radiostationen<br />

um Neues kennenzulernen und alte Fundstücke<br />

wiederzuentdecken.<br />

Gibt es schon erste Zahlen/Erkenntnisse seit<br />

dem Launch von JUKE in Österreich (bzw. wie<br />

sehen die Erfahrungen a in Deutschland aus?)<br />

TAUBERT: Leider können wir keine Zahlen veröffentlichen.<br />

Sicher aber ist, das Streaming-Dienste für<br />

viele noch eine ungelernte Art Musik zu konsumieren.<br />

Wir müssen hier gemeinsam mit unserem Wettbewerb<br />

noch deutlicher die Vorzüge des Models<br />

klar machen.<br />

3 Schritte zu JUKE<br />

1.Neukunden können sich entweder<br />

direkt unter www.myJUKE.<br />

com anmelden oder über saturn.<br />

myJUKE.com bzw. mediamarkt.<br />

myjuke.com registrieren. Zunächst<br />

wird eine 14-tägige Testphase, um<br />

JUKE kennenzulernen, angeboten.<br />

Danach kostet ein selbstverlängerndes<br />

Abo Euro 9,99 pro Monat.<br />

Eine Kündigung vor Ende des Abos<br />

ist selbstverständlich möglich. Es<br />

sind auch drei oder sechs Monatspakete<br />

möglich.<br />

2. Nach dem Drag ´n´ Drop-Prinzip<br />

erstellt man aus dem Musikangebot<br />

eine eigene Playlist, die sich<br />

mit allen festen und mobilen Geräten<br />

synchronisiert, sofern man<br />

denselben Account verwendet. Die<br />

Playlist ist auch abrufbar, wenn<br />

man gerade offline ist.<br />

3. Um JUKE für unterwegs zu<br />

benutzen, wird ein App benötigt.<br />

Das MyJUKE-App ist vorerst für<br />

Apple-Geräte und das Android-<br />

System verfügbar.<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |15


musicbiz<br />

... und täglich grüßt das Murmeltier,<br />

oder: it’s good to be free<br />

Foto: Verlag Manz, Wien<br />

Dr. Nikolaus Kraft<br />

LL.M. (KCL), Manak & Partner,<br />

Wien, vertritt zahlreiche<br />

Unternehmen der <strong>Film</strong>- und<br />

Musikwirtschaft.<br />

Kontakt: kraft@manak.at<br />

16 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Ein Nachtrag zum Thema „MUSIKVERLAG“,<br />

FILM, SOUND & MEDIA MAI 2012<br />

Schon im Jahr 2000 beschäftigte eine bemerkenswerte<br />

Vertragsklausel die deutschen<br />

Gerichte: Ein Komponist sollte sich in einem<br />

Produktionsvertrag mit einer Rundfunk- und<br />

Fernsehanstalt verpflichten, auch die Verlagsrechte<br />

an dem Musikwerk, das die Anstalt bei<br />

ihm in Auftrag gegeben hatte, zu übertragen.<br />

Nicht an irgendeinen Verleger, sondern an einen<br />

von der Funk- und Fernsehanstalt ausgewählten,<br />

mitunter von ihr auch beherrschten<br />

oder gar in ihrem Eigentum stehenden Musikverlag.<br />

Der deutsche Komponistenverband schaltete<br />

sich stellvertretend für die deutsche Komponistenlandschaft<br />

ein, um diese Praxis zu<br />

bekämpfen. Er leitete ein Musterverfahren<br />

ein: Denn eine solche Klausel war wohl eine<br />

unangemessene Benachteiligung des Komponisten<br />

und deshalb unwirksam. Dies auch deshalb, weil sie<br />

bei weitem darüber hinausging, was der Zweck des<br />

Musikproduktionsvertrages erforderte, um die Fernsehproduktion,<br />

für die das Auftragswerk geschaffen<br />

worden ist, auszuwerten. Überdies verstieß eine solche<br />

Klausel gegen den Grundsatz, den Urheber tunlichst<br />

am wirtschaftlichen Nutzen seines Werkes zu<br />

beteiligen: Denn regelmäßig sollte sich der Komponist<br />

dazu verpflichten, das Verlagsrecht auch noch<br />

unentgeltlich zu übertragen.<br />

Das OLG Zweibrücken gab in zweiter Instanz mit<br />

Urteil vom 7. 12. 2000 (4 U 12/00) der Klage des<br />

Komponistenverbandes statt. Das Verfahren endete<br />

dann mit einem Vergleich. Inhaltlich unterwarf sich<br />

die Rundfunk- und Fernsehanstalt den Forderungen<br />

des Komponistenverbandes.<br />

Im Jahr 2012 scheint all das vergessen:<br />

Die aktuellen Entwicklungen verschärfen Ungleichgewichte<br />

am Musikmarkt, gerade für Komponisten<br />

von Auftragswerken: Der Komponist Thomas Rabitsch<br />

hat zuletzt in der Mai-Ausgabe dieses Magazins<br />

(Seite 15) folgendes Statement abgegeben:<br />

„In Zeiten, wo eigentlich alles teurer wird, halbiert<br />

sich … das Tantiemen- Einkommen für Komponisten,<br />

deswegen ist der Unmut nur verständlich. Es<br />

bleibt nur die Wahl: Entweder doppelt so viel arbeiten,<br />

oder sich einfach nur mehr mit der Hälfte zufrieden<br />

geben.“<br />

Leider versuchen Fernseh- und Rundfunkanstalten<br />

unverändert, ihre Verhandlungsmacht schamlos<br />

gegenüber Kreativen auszunutzen. Ein Beispiel:<br />

Fernsehanstalten verknüpfen laufend die Vergabe<br />

von Auftragskompositionen mit der Forderung, das<br />

in Auftrag gegebene Werk müsse unentgeltlich bei<br />

einem von ihnen ausgewählten (und zumeist auch<br />

kontrollierten) Musikverlag verlegt werden. Begleitet<br />

wird diese Forderung alles andere als zimperlich mit<br />

Klarstellungen wie „andernfalls wird eine zukünftige<br />

Zusammenarbeit leider nicht möglich sein“.<br />

All das ist schon deshalb bemerkenswert, weil für<br />

viele derartige Fernseh-Auftragskompositionen eine<br />

Betreuung durch einen Verlag in der Praxis keinen<br />

Sinn macht. Dazu kommt: Die Rechteeinräumung im<br />

Produktionsvertrag ist in der Regel ohnehin bereits<br />

so umfassend geregelt, dass es einer weiteren Absicherung<br />

für den „Rechtehandel“ der Fernsehanstalt<br />

nicht bedarf.<br />

Diese Praxis, der sich viele Komponisten zähneknirschend<br />

und hilflos fügen, läuft letztendlich auf das<br />

Abpressen eines Kick-Backs zu Lasten des Komponisten<br />

heraus: Fernsehanstalten drücken die Honorare<br />

für Auftragsproduktionen zunächst mit dem<br />

Argument „Lieber Komponist, Deine Tantiemen<br />

werden gewaltig hoch sein, da macht ein niedriges<br />

Honorar nichts!“. Und dann pressen sie dem Komponisten<br />

auch noch mit einem aufgezwungenen<br />

Verlagspartner den Verlagsanteil an den Tantiemen<br />

ab. Diese Praxis gewinnt dann besonders interessante<br />

rechtliche Konturen, wenn der Auftraggeber<br />

ein marktbeherrschendes Unternehmen ist, das aufgrund<br />

seiner Marktmacht einer besonderen Verantwortung<br />

unterliegt.<br />

Auf europäischer Ebene hat zuletzt die European<br />

Composer and Songwriter Alliance (ECSA) Schritte<br />

gesetzt, damit die Hüter des Wettbewerbsrechts in<br />

der Europäischen Kommission derartige Geschäftspraktiken<br />

prüfen. Dieses Verfahren läuft bereits. Parallel<br />

dazu ruft der österreichische Komponistenbund<br />

(www.komponistenbund.at) derzeit zur Unterzeichnung<br />

einer Online-Petition gegen Zwangsinverlagnahme-Praktiken<br />

der Sendeanstalten auf.<br />

Das Ergebnis der Überprüfungen auf europäischer<br />

Ebene bleibt abzuwarten. Es ist jedenfalls zu begrüßen,<br />

dass derartige Vertragspraktiken derzeit im<br />

Rampenlicht stehen und nicht länger stillschweigend<br />

hingenommen werden. Für die Zukunft muss<br />

sichergestellt werden, dass sich mächtige Funk- und<br />

Fernsehanstalten nicht auf das Selbstverständlichste<br />

bei den Komponisten – und damit den Schwächsten<br />

im Glied – bedienen können, so wie es ihnen passt.<br />

Jeder Komponist soll sich vollkommen frei entscheiden<br />

können, ob ein von seinem Auftraggeber empfohlener<br />

Musikverleger jener Vertragspartner ist, mit<br />

dem er zusammenarbeiten möchte. Will der Komponist<br />

das nicht, dann darf das trotzdem auf die Auftragsvergabe<br />

zu Gunsten des Komponisten keinen<br />

Einfluss haben.


<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |17


musicbiz<br />

Summerfeeling<br />

18 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Maria Neckam: „Unison“ (Sunnyside)<br />

Fängt an wie Suzanne Vega und wird sodann zu Laurie Anderson,<br />

so breit ist ungefähr der Spielraum der deklarierten Avantgardesängerin<br />

Maria Neckam. Ihre Kompositionen sind vielschichtig<br />

und eingängig; in einem Moment fasziniert sie den Zuhörer<br />

mit klaren Textstrukturen, um im nächsten gleich in wilde Dissonanzen<br />

zu versinken. Begleitet wird die in New York lebende<br />

Österreicherin von einem Jazztrio, dass ihre vokalen Experimente<br />

zumeist erdet, sodass sich insgesamt eine spannende Mischung<br />

ergibt.<br />

EWH: „Ütöpie“ (gtg)<br />

Viele vergangene Kunstspielarten wie Dada aber auch NDW<br />

lassen grüßen auf dem aktuellen Album des „Ersten Wiener<br />

Heimorgelorchester“. Ihre Texte haben einen ganz speziellen<br />

Humor, der weder schenkelklopfend noch subtil ist und trotzdem<br />

unterhält. Eitel auf Scheitel und immer auf Zimmer ist im ersten<br />

Moment nicht rasend originell, dazu kommen die eher einfachen<br />

Melodien, aber lässt man sich auf dieses Gesamtkunstwerk ein,<br />

kommt man drauf, dass alles noch eine Metaebene hat. Die Präzision,<br />

Originalität und, ja, Exzellenz der billig-beiläufigen Tonspur<br />

erschließt sich erst nach und nach. Die Orgeln, die die Herren<br />

exklusiv malträtieren, kommen direkt aus dem Klangmuseum:<br />

kleine, kuriose, billige consumer keyboards der Marken Casio,<br />

Bontempi, Yamaha & Co. Dada 2012!<br />

Nane’s Spicy Kitchen Lab: „Appetizer“ (Ats)<br />

Jazzer haben einen ganz eigenen Geschmack, wer sein Debütalbum<br />

mit der U2-Hymne „I still haven’ t found“ eröffnet und<br />

mit „Santa Claus is coming to town“ schließt, zeigt Selbstironie.<br />

Dieses oberösterreichische Trio, erweitert um die Gastmusiker H.<br />

Berger & F. Schwinn zeigt große Ausdrucksvielfalt. Die Sängerin<br />

Nane hat eine volle Stimme, die Zwei-Mann-Rhythmusgruppe<br />

– am Piano Hermann Linecker mit einzigartiger Linke-Hand-<br />

Basstechnik und Peter Traunmüller am Schlagzeug - besticht<br />

durch Präzision und dennoch spielerische Leichtigkeit, Die bunte<br />

Mischung aus Jazz-Standards, verjazzten Pop-Tunes und eigenen<br />

Werken ist überaus angenehm zu hören und bietet jedem etwas.<br />

MisSiss: „Soulistics“ (Artist MS)<br />

Mit einer Tango-CD setzte die österreichische Sängerin MisSiss<br />

erste Tonspuren, nun zeigt sie sich von ihrer heiteren Seite.<br />

Soulpop und RnB sind ihre musikalischen Stile, die sie höchst<br />

charmant umsetzt. Heitere Sommermusik.<br />

Gallina/Nemsei/Schwingenschlögl: „Hang Caravan“<br />

(Morgenland)<br />

Drei Musiker, alle erfahren in unterschiedlichen, weltweiten<br />

Musikkulturen, haben sich zu dem Projekt ‚Hang Caravan’<br />

zusammen gefunden. Ihre Musik entführt auf eine Reise ins<br />

abenteuerlich Unbekannte, lädt das Publikum ein zu einem<br />

Aufbruch in die weite Klangwelt von Indien bis Afrika, Tibet und<br />

den Vorderen Orient, auf den Balkan und nach Mittelamerika.<br />

Mystische Entspannungsmusik, ein Klang von Weite und Ferne,<br />

zum Dahinträumen.<br />

Othmar Binder Trio: Boogie Woogie Turnaround“<br />

(Hoanzl)<br />

Viele <strong>Film</strong>e laufen vor dem inneren Auge ab, wenn der Pianist<br />

The Beth Edges: „Blank Coins, Round Dice“ (Hoanzl) Othmar Binder in die Tasten haut und man sieht Petticoats<br />

Bei ihrem Debüt vor zwei Jahren verblüfften sie noch mit und Männer in schmalen Anzügen mit gescheiteltem Haar die<br />

grafischen bzw. marketingtechnischen Ideen, diesmal setzt das Knie komisch verdrehen, wenn es Charleston sein soll. Das Trio<br />

Popquartett aus OÖ komplett auf Musik. Sämtliche 14 Songs mit etlichen Gastmusikern lässt den Boogie Woogie so richtig<br />

wurden live eingespielt, kein Schnick-Schnack, nur eine coole lebendig klingen. Wer auch noch dabei ist? Meistergitarrist BJ<br />

Stimme, versierte Instrumentalisten und gute Poprocksongs. Cole, der schon mit Leuten wie Marc Bolan (T.Rex), Elton John,<br />

Zum Drüberstreuen gibt es noch eine wunderbare, musikalische R.E.M., Iggy Pop, Jools Holland, Cat Stevens, The Verve, Roger<br />

Liebeserklärung an Paris, so schön können Balladen sein. Waters, Depeche Mode, Björk, Brian Eno spielte und sich bewusst<br />

für Binder entschied. Großes Kompliment.<br />

Zeronic: „Grandezza“ (Hoanzl)<br />

Kein Dolce fa niente führte die Jungs der Band Zeronic in die Anna Lauvergnac: „unless there’ s love“ (Alessa Records<br />

Toskana, sondern mit eigenem mobilen Studio wurde dort das Die ehemalige VAO-Sängerin präsentiert sich auf ihrem neuen<br />

vorliegende Popalbum aufgenommen. Irgendwie vermeint man Album schnörkellos, schlicht, schön. Ihre klare Stimme hat Aus-<br />

die Unbeschwertheit eines italienischen Sommers herauszuhödruckskraft, braucht keine Verstärkung, ihre Band ist hinreißend,<br />

ren bzw. ist ihnen mit „my heart is still in your hands“ ein potenzieller<br />

Radiohit gelungen, der international gespielt werden<br />

könnte. Selbstsicher genug sind sie ja, wie auch die anderen Titel<br />

beweisen.<br />

so einfach kann schöner Jazz klingen.


<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |19


filmbiz<br />

FFW: Von Haneke bis<br />

Schlawiner<br />

Zum zweiten Antragstermin der Fernsehfilmförderung im Jahr<br />

2012 wurden elf Projekte mit einer Gesamtantragssumme von<br />

603.841 Euro eingereicht, davon erhielten zehn Projekte Zusagen<br />

in Gesamthöhe von 577.000 Euro – ein Spielfilm, sechs<br />

Dokumentarfilme sowie drei Serien, darunter Doku-Porträts<br />

über die <strong>Film</strong>emacher Michael Haneke und Ulrich Seidl.<br />

Michael Haneke, nach der umjubelten Uraufführung von<br />

‚Amour’ in aller Munde, wird selbst zum <strong>Film</strong>thema. Bekenntnisse<br />

einer Wiener Maske von Yves Montmayeur widmet sich<br />

dem faszinierenden Wiener <strong>Film</strong>emacher, Autor und Menschen<br />

– eine Produktion der WILDart <strong>Film</strong> in Koproduktion<br />

mit Crescendo <strong>Film</strong>s (F). Kollege Ulrich Seidl wird wiederum<br />

von Regisseur Constantin Wulff versucht sich in einer DACH-<br />

Koop am Thema ‚Ulrich Seidl und die bösen Buben’. Weitere<br />

geförderte Dokus stellen Tiere (Schönbrunn, Spatzen) bzw.<br />

Orte (Sotschi) oder Musiker (Asmahan) in den Mittelpunkt<br />

ihres Interesses. MR-<strong>Film</strong> produziert gemeinsam mit der<br />

deutschen Maran <strong>Film</strong> einen TV-Spielfim mit der beliebten<br />

Schauspielerin Thekla Carola Wied. Weitere Förderungen<br />

erhielten die Comedy-Serie „Schlawiner“, die Kulinarikreihe<br />

„Aufgetischt“ und „Food Markets, In the Belly oft he City“.<br />

Öst. <strong>Film</strong>preis: neue Kategorie<br />

Da können nur alle Kurzfilmer hoffen, dass Karl Markovics<br />

heuer keinen Kurzfilm dreht, wenn man sich die Ergebnisse<br />

der letztjährigen <strong>Film</strong>preisverleihung in Erinnerung ruft. Au<br />

contraire, der Präsident der <strong>Film</strong>akademie setzt sich persönlich<br />

für die neu geschaffene Kategorie ein und fordert eine verstärkte<br />

öffentliche Präsenz des Experimental- und Kurzfilms und<br />

die Unterstützung der jungen <strong>Film</strong>schaffenden. „Der Kurzfilm<br />

ist nicht nur eine eigene Kunstform und ein wichtiges Experimentierfeld,<br />

sondern auch ein zentrales Ausdruckselement für<br />

junge <strong>Film</strong>schaffende und damit die Basis jeden <strong>Film</strong>schaffens.<br />

Einen Österreichischen <strong>Film</strong>preis für den Besten Kurzfilm ins<br />

Leben zu rufen, ist also nur konsequent und auch eine wichtige<br />

Wertschätzung für jenen Bereich, der Österreich bis weit über<br />

die Grenzen hinaus als innovatives, couragiertes <strong>Film</strong>land<br />

repräsentiert“, so die Organisatoren des Österreichischen<br />

<strong>Film</strong>preises.<br />

Silberpreis für Roboter<br />

Die World<strong>Media</strong>Festival -Awards 2012 sind vergeben: 580<br />

Einreichungen aus 30 Ländern wurden von einer internationalen<br />

Jury in verschiedenen Kategorien bewertet. Die Salzburger<br />

Produktionsfirma explosive egg films and television wurde dabei<br />

für „we.robel“ - eine Unternehmensvorstellung über Robel<br />

Bahnbaumaschinen - mit einem „intermedia-globe SILVER“<br />

in der Kategorie „Corporate TV - Employee Orientated“<br />

ausgezeichnet und hat den Preis im Mai in Hamburg entgegen<br />

20 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

explosive egg-Geschäftsführer Hannes Klein mit dem Preis und Robi, the Robot<br />

(einer Figur aus dem <strong>Film</strong>)<br />

genommen. Dies ist der zweite internationale Wirtschaftsfilmpreis<br />

für diese Produktion und bereits der sechste Award,<br />

den das u.a. auf Wirtschafts- und Industriefilm spezialisierte<br />

Unternehmen explosive egg für seinen Kunden Robel erringen<br />

konnte. In „we.robel“ (wir.robel) agieren rund 50 Robel-MitarbeiterInnen<br />

selbst vor der Kamera. Ein Moderator führt durch<br />

den 17-minütigen <strong>Film</strong> und stellt dabei alle wichtigen Abteilungen<br />

des Unternehmens aus Freilassing vor. Der <strong>Film</strong> ist unter<br />

www.robel.tv zu sehen.<br />

Gewerbeordnungsnovelle:<br />

„Befreit Fotografen aus der<br />

Befähigungspflicht“<br />

Gemäß der vorliegenden, in der Endfassung der Begutachtung<br />

befindlichen Novelle zur Gewerbeordnung sollen die bisher an<br />

den Befähigungsnachweis gebundenen Fotografen durch eine<br />

Änderung der Gewerbelisten zum freien Gewerbe werden,<br />

wie dies beispielsweise für die <strong>Film</strong>industrie bereits seit 1994<br />

der Fall ist. Erwartungsgemäß haben die Berufsfotografen<br />

unter Hinweis auf ihre Qualitätsstandards und ihre Sorge über<br />

Billigkonkurrenz durch Amateure oder semiprofessionelle Anbieter<br />

bereits nachdrücklich über ihre Interessenvertretungen<br />

protestiert.<br />

Aus Sicht der <strong>Film</strong>industrie wird die Argumentation ambivalent<br />

beurteilt. Wenngleich der historische Grund für die<br />

Befähigung - nämlich primär das Hantieren mit brennbarem<br />

<strong>Film</strong>material - de facto Geschichte ist, ist dennoch die Arbeit<br />

des Berufsfotografen, mit einer genauen Kenntnis der Digitaltechnik,<br />

vor allem aber der Lichtsetzung, eine professionelle<br />

und keineswegs mit „Amateurknipserei“ vergleichbar.<br />

Als Ungleichgewicht wird jedoch seit Jahren empfunden, dass<br />

die <strong>Film</strong>produktion seit 1994 ein freies Gewerbe sei, wiewohl<br />

die Anforderungen gegenüber den Berufsfotografen gleich<br />

hoch, in Wirklichkeit sogar höher sind. Nachdem in den letzten<br />

Gewerbeordnungsnovellen sich bereits seit mehr als einer


Dekade die Tendenz der Gewerbeordnungsgesetzgebung zeigt, jene<br />

Gewerbe, bei deren Ausübung Leib und Leben nicht bedroht ist,<br />

sondern über deren Bestehen nur de facto der Markt entscheidet,<br />

von einer verpflichtenden Befähigkeit auszunehmen, ist es u. a. den<br />

Fotografen immer wieder gelungen, ihre Befähigung und damit eine<br />

gewisse Kontrolle über den Marktzugang zu behalten.<br />

Dazu kommt, dass das Verhältnis Fotografen zu <strong>Film</strong>gewerbe nicht<br />

ganz friktionsfrei ist.<br />

Seit Langem behaupten die Berufsfotografen, dass ausschließlich sie<br />

zur Erstellung sogenannter Hochzeitsvideos (also <strong>Film</strong>produktion für<br />

den höchst persönlichen Bereich, wie Familienfeiern, Hochzeiten,<br />

Taufen usw.) berechtigt seien, da nur sie die erforderliche Qualifikation<br />

mitbrächten. Diese Rechtsmeinung wurde vom Fachverband der<br />

<strong>Film</strong>- und Musikindustrie stets abgestritten, da die Gewerbeordnung<br />

eine Differenzierung der <strong>Film</strong>produktion in öffentliche und nicht<br />

öffentliche Aufführungen seit Langem nicht mehr kennt. Inhaltlich<br />

sei die Argumentation ohnehin nicht nachvollziehbar.<br />

Trotzdem hat diese Situation immer wieder zu Abmahnungen<br />

von <strong>Film</strong>produzenten geführt, wenngleich es dazu keine darüber<br />

hinaus gehenden Handlungen – etwa eine Anzeige wegen<br />

unerlaubter Gewerbeausübung – gegeben hat. Mit der nun vom<br />

Wirtschaftsministerium vorgesehenen „Befreiung“ des Fotografengewerbes<br />

aus der Befähigung dürfte sich diese leidige Rechtsunsicherheit<br />

erledigt haben.<br />

Aktuelle <strong>Film</strong>starts:<br />

29. Juni<br />

Simon (Thimfilm)<br />

2. Juli<br />

Ice Age 4 – Voll verschoben (Fox)<br />

The Amazing Spider-Man (Sony)<br />

6. Juli<br />

2 Tage New York (Constantin)<br />

Sons of Norway (Thimfilm)<br />

20. Juli<br />

Ausgerechnet Sibirien (<strong>Film</strong>laden)<br />

26./27.07.<br />

The Dark Knight Rises (Warner)<br />

Familientreffen mit Hindernissen<br />

2./3. August<br />

Der Vorname (Warner)<br />

Das Schwein von Gaza (Thimfilm)<br />

10. August<br />

Prometheus – Dunkle Zeichen (Fox)<br />

Café de Flore (Thimfilm)<br />

Lady Vegas (<strong>Film</strong>laden)<br />

16./17. August<br />

Wers glaubt, wird selig (Constantin)<br />

Magic Mike (Constantin)<br />

This ain’ t California (Thimfilm)<br />

Starbuck (<strong>Film</strong>laden)<br />

23./24. August<br />

360° (<strong>Film</strong>laden)<br />

Red Lights (Thimfilm)<br />

30./31. August<br />

The Expendables 2 (Fox)<br />

Step up 4- Miami Heat (Constantin)<br />

Nachtlärm (Thimfilm)<br />

To Rome with Love“ (Tobis)<br />

Hollywood in Klosterneuburg<br />

Von 2. bis 9. Juli 2012 findet bereits zum vierten Mal<br />

der „Hollywood Music Workshop“ in Klosterneuburg<br />

bei Wien statt. Unter der künstlerischen Leitung von<br />

Dimitrie J. Leivici unterrichten seit 2009 renommierte<br />

Hollywood-Komponisten junge NachwuchskünstlerInnen.<br />

Mit Conrad Pope konnte dieses Jahr einer der<br />

derzeit aktivsten und gefragtesten Komponisten und Orchestratoren<br />

Hollywoods als Dozent gewonnen werden.<br />

Er hat u. a. „Star Wars“ (Episode I-III), „Jurassic Park“,<br />

„Schindlers Liste“, „Minority Report“, „Ice Age III“,<br />

„Matrix Reloaded“, „Harry Potter und die Heiligtümer<br />

des Todes“ (Teil 1 und Teil 2) sowie „Die Abenteuer von<br />

Tim und Struppi“ orchestriert. Für den <strong>Film</strong> „My Week<br />

with Marilyn“, der derzeit in den heimischen Kinos<br />

läuft, komponierte und dirigierte er den gesamten Score.<br />

Wie bereits in den vergangenen Jahren ist die Vienna<br />

Symphonic Library auch heuer wieder ein wichtiger<br />

Kooperationspartner und vergibt unter den Teilnehmern<br />

des Workshops eine Vienna Instruments Collection für<br />

den besten Beitrag.<br />

Info: www.hollywood-music.at<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |21


filmbiz<br />

Erfolg muss bestätigt<br />

werden<br />

AFC-Geschäftsführer Martin Schweighofer im <strong>Film</strong>,<br />

<strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über den österreichischen<br />

Triumph in Cannes.<br />

Martin Schweighofer<br />

22 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wie resümieren Sie die <strong>Film</strong>festspiele von<br />

Cannes?<br />

SCHWEIGHOFER: Dass zwei österreichische <strong>Film</strong>emacher<br />

im Wettbewerb von Cannes teilnehmen ist<br />

eine Sensation – oder wie man in der internationalen<br />

Presse lesen konnte: in Cannes sind die Amerikaner<br />

und Österreich. Bei allem Optimismus der mir<br />

zu eigen ist, ist es sehr fraglich ob so etwas je wieder<br />

möglich ist. Das Festival war ein Riesenerfolg, für<br />

beide <strong>Film</strong>e. „Amour“ wurde schon vorher weltweit<br />

verkauft aber auch „Paradies: Liebe“ hat sich sehr<br />

gut verkauft und zugleich kontroversielle Reaktionen<br />

hervorgerufen, so wie alle <strong>Film</strong>e von Ulrich<br />

Seidl. Und das ist auch gut so, denn das schlechteste<br />

was in einem Festival passieren kann, ist ein <strong>Film</strong><br />

der niemanden berührt, weder positiv noch negativ.<br />

Man muss auffallen, das ist das Entscheidende.<br />

Wie geht das Festival-Jahr aus österreichischer<br />

Sicht nun weiter?<br />

SCHWEIGHOFER: Um gleich bei Ulrich Seidl zu bleiben.<br />

„Paradies. Liebe“ ist der erste Teil einer Trilogie<br />

– „Paradies: Glaube“ und „Paradies: Hoffnung“ folgen<br />

jetzt. Es wird spannend sein, diese weiteren Teile bei<br />

den kommenden Festivals zu platzieren und danach<br />

bei den Nachspielfestivals die ganze Trilogie zu zeigen.<br />

Grundsätzlich geht das Festival-Jahr in der ein-<br />

geschlagenen Tonart weiter, 2012 wird ein höchst<br />

erfolgreiches internationales <strong>Film</strong>jahr für Österreich,<br />

das in dieser Dichte und hohen Aufmerksamkeit<br />

schwer zu überbieten ein wird.<br />

Viele sprechen schon von einem fixen Oscar für<br />

Haneke?<br />

SCHWEIGHOFER: Das ist sicherlich verfrüht und<br />

so manchem aus der Cannes-Euphorie heraus entsprungen.<br />

In Österreich entscheidet eine Jury, welcher<br />

<strong>Film</strong> für den Auslandsoscar eingereicht wird.<br />

Das gilt es abzuwarten, zuvor ist alles reine Spekulation.<br />

Mit oder ohne Oscar, international spielt die<br />

österreichische <strong>Film</strong>branche in der Oberliga mit.<br />

Zugleich hat die AFC 2012 deutliche Budget-Kürzungen<br />

hinnehmen müssen, was die internationale<br />

Präsentation natürlich schwieriger macht. Erfolge<br />

sind nun mal teuer, da ist man gefordert. Zugleich<br />

haben Erfolge auch den Anspruch sie zu bestätigen,<br />

das hält uns entsprechend auf Trab. Die kommenden<br />

Festivals in Karoly Vary, Sarajevo, Locarno, Venedig,<br />

etc. sind gut mit österreichischem <strong>Film</strong> bestückt,<br />

nicht nur mit Haneke und Seidl.<br />

„FISA-Richtlinien anpassen!“<br />

Wega-<strong>Film</strong>-Chef Veit Heiduschka im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über den Erfolg<br />

„seines“ <strong>Film</strong>s „Amour“ in Cannes und die Situation für <strong>Film</strong>produzenten in Österreich.<br />

Welche Auswirkungen hat eine – in Ihrem<br />

Fall – auch zwei Goldenen Palme(n) auf einen<br />

Produzenten?<br />

HEIDUSCHKA: Die direkten Folgen für einen <strong>Film</strong>,<br />

der bei einem Festival wie jenem in Cannes gewinnt,<br />

ist der weltweite Verkauf. In unserem Fall wurde<br />

„Amour“ aber schon vor dem Festival international<br />

verkauft. Aber klar ist: Durch solche Erfolge ist es im-<br />

2-facher Cannes-Sieger Michael Haneke<br />

mer leichter den nächsten <strong>Film</strong> zu produzieren.<br />

Das heißt es gibt ein weiteres Projekt mit Michael<br />

Haneke?<br />

HEIDUSCHKA: Es gibt Projekte und ich gehe davon<br />

aus, dass Haneke die Schaffenskraft hat, auch künftig<br />

<strong>Film</strong>e umzusetzen. Aber um noch mal auf den<br />

Effekt einer Goldenen Palme zurückzukommen: Ich<br />

hoffe, dass der Preis dazu führt, dass auch in Öster-


eich mehr Menschen ins Kino gehen, um „Amour“<br />

zu sehen. In Frankreich zB. hat ein Cannes-Erfolg einen<br />

wesentlich höheren Stellenwert. Als „Das weiße<br />

Band“ gewann, hatte der <strong>Film</strong> auch im französischen<br />

Kino einen großen Erfolg. Im Vorfeld wurde gesagt –<br />

eine deutsche Kindergeschichte, wer will das sehen<br />

– aber „Das weiße Band“ hatte in Frankreich mehr<br />

Kinobesucher als in Deutschland.<br />

Manche sprechen vom Auslandsoscar für<br />

„Amour“ …?<br />

HEIDUSCHKA: Das ist verfrüht und ich bin da ziemlich<br />

vorsichtig. Wir hatten mit einer Goldenen Palme<br />

heuer auch nicht gerechnet - dass ein <strong>Film</strong>emacher<br />

mit zwei Produktionen nacheinander gewinnt hat<br />

es noch nicht gegeben. Es sind ja auch immer wieder<br />

Favoriten gestürzt, so dachten wir zB. 1997 mit<br />

„Funny Games“ in Cannes zu reüssieren und gingen<br />

letztlich leer aus.<br />

An welchen Produktionen arbeitet die Wega-<br />

<strong>Film</strong> zur Zeit?<br />

HEIDUSCHKA: Derzeit ist der Erstlingsfilm vom Haneke-Schüler<br />

Henning Backhaus „Local Heroes“ in der<br />

Post Production und kommt wahrscheinlich Anfang<br />

2013 in die Kinos. Im Fernsehbereich drehen wir eine<br />

Dokumentation für Universum und als Co-Produktion<br />

die 10. Folge der „Landärztin“. Dank des Fernsehfonds<br />

ist es ja möglich zB. deutsche Produktionen nach Österreich<br />

zu bringen, eine wirklich tolle Einrichtung.<br />

Stichwort Fördereinrichtung: wie sehen Sie die<br />

aktuelle Situation für österreichische <strong>Film</strong>produzenten?<br />

HEIDUSCHKA: Die österreichische <strong>Film</strong>branche ist<br />

sehr aktiv, hat viele gute Kräfte und vielleicht zu viele<br />

Produzenten. Alleine in Wien haben über 2.000<br />

einen Gewerbeschein, auch wenn natürlich nicht<br />

jeder einen <strong>Film</strong> produziert, ist die Dichte für dieses<br />

„Die Vorstellung und die Wirklichkeit haben wenig miteinander zu tun“, sagt Anne<br />

zu Georges an einer Stelle im <strong>Film</strong>, wo sie mit ihm sein Handeln ihr gegenüber<br />

diskutiert. Ging es Ihnen in Amour darum, in eine Wirklichkeit der Liebe zu dringen,<br />

wo gängige Vorstellungen davon ihre Grenze erreichen und somit den Topos der<br />

Liebe im Kino zu reflektieren?<br />

HANEKE: Eine Antwort auf diese Frage führt zur Selbstinterpretation, ich will aber ungern<br />

sagen, was ich mit diesem <strong>Film</strong> ausdrücken will, denn dann sehen die Leute nur das, was<br />

ich gesagt habe. Journalisten wollen Antworten auf Fragen haben, die ich mit meinen<br />

<strong>Film</strong>en aufwerfe. Die Fragen sollen aber die Zuschauer stellen.<br />

Was ebenso stark wie die Liebe zwischen diesen beiden Menschen spürbar wird, ist<br />

ihr unbedingtes Festhalten an ihrer Würde.<br />

HANEKE: Man kämpft immer um seine Würde und je schwieriger die Situation ist, in der man<br />

sich befindet, umso größer der Kampf, den man zu führen hat. Das ist unser menschliches<br />

Schicksal, unabhängig vom Alter. Jeder Mensch ist mit der Frage konfrontiert, wie weit er sich<br />

vom Schicksal die Würde rauben lässt oder wie weit er versucht, dagegen anzukämpfen.<br />

kleine Land schon sehr hoch. Früher war es noch so,<br />

dass eine neue Produktionsfirma nicht sofort etwa<br />

eine Förderung des ÖFI bekam. Jetzt haben wir die<br />

Situation dass zB. zwischen 2005 und 2009 insgesamt<br />

92 <strong>Film</strong>e realisiert wurden, was dazu geführt<br />

hat, dass die Produzenten nicht einmal das Bargeld<br />

das sie in ihre Produktionen gesteckt haben durch<br />

das Kino wieder hereinbekommen haben. Von geförderten<br />

<strong>Film</strong>en alleine kann man in Österreich<br />

nicht leben, die Budget-Mittel sind für all das was<br />

produziert werden könnte einfach viel zu klein.<br />

Dazu kommt, dass die versprochene Erhöhung des<br />

ÖFI-Budgets auf 20 Millionen Euro nicht umgesetzt<br />

wird. Mit den zusätzlichen 3,5 Millionen Euro<br />

könnten etliche Projekte realisiert werden. Das führt<br />

auch zu Problemen bei der Abschöpfung des FISA-<br />

Budgets, da man dafür ein Projekt bereits mit 75 %<br />

finanziert haben muss. So wurde das FISA-Budget<br />

von 7,5 Millionen Euro 2011 nicht voll ausgegeben<br />

und es wären für 2012 noch 10 Millionen Euro vorhanden.<br />

Dafür bräuchte man aber ein Produktionsvolumen<br />

im Spielfilmbereich von 30 Millionen Euro,<br />

was aber nicht vorhanden ist. Deshalb plädiere ich<br />

dafür die Rahmenbedingungen des FISA-Modells zu<br />

adaptieren, sodass es möglich ist, ausländische Produktionen<br />

nach Österreich zu holen.<br />

Wie könnte eine solche Adaption aussehen?<br />

HEIDUSCHKA: Ich führe da das deutsche DFFF-<br />

Modell an, das leistungsbezogene Förderungen<br />

vergibt, oder auch das ungarische Modell ist sehr<br />

effektiv. Entsprechende Anregungen bzw. konkrete<br />

verbesserte Richtlinien-Vorschläge liegen beim<br />

Wirtschaftsministerium auf, dort wartet man jedoch<br />

weiterhin ab. Was schade ist, denn es wäre durchaus<br />

möglich etwa amerikanische Produktionen mit großen<br />

Budgets nach Österreich zu locken.<br />

Michael Haneke über „Amour“<br />

(mit freundlicher Genehmigung des AFC)<br />

filmbiz<br />

Veit Heduschka, Wega <strong>Film</strong><br />

Die wenigen Treffen von<br />

Anne und Georges mit der<br />

Generation ihrer Kinder,<br />

sei es mit der Tochter, dem<br />

Schwiegersohn, sei es mit<br />

dem Pianisten, unterstreichen<br />

die Kluft, die zwischen Michael Haneke<br />

den Generationen liegt und<br />

den Wandel von Werten und Lebenskonzepten. Erzählt Amour auch vom Abschied<br />

von einer anderen Welt?<br />

HANEKE: Unterschiedliche Generationen entwickeln in der Umwelt, die sie umgibt, unterschiedliche<br />

Lebenskonzepte. Das ist eine Entwicklung, die sich in jeder Generation abspielt.<br />

Es ist das Spannende und Traurige, dass bei jedem Generationenwechsel Verständigungsschwierigkeiten<br />

auftreten. Das ist ein ewiges Konfliktpotenzial und es ist immer ein<br />

Abschied. Es ist immer die ältere Generation, die sich verabschiedet und die verabschiedet<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |23


filmbiz<br />

wird, weil sich die Welt um sie herum so verändert, dass sie mit ihr wenig anfangen kann.<br />

Ich kann natürlich nur einen <strong>Film</strong> über die Generation machen, die ich kenne. Es ist ein Problem,<br />

das jeden irgendwann ereilt, sei es durch die Eltern, sei es durch einen selber. Unsere<br />

Gesellschaft ist so organisiert, dass man, wenn man nicht gerade ein Millionär ist und sich<br />

häusliche Pflege leisten kann, im Falle eines gravierenden Handicaps gezwungen ist, sich<br />

von seinem Heim und der gewohnten Umgebung, die einem Sicherheit gibt, zu trennen<br />

und das ist ein furchtbarer Prozess, der Alptraum jedes Menschen.<br />

Es gibt eine schöne Szene am Küchentisch, wo Anne nach den Fotoalben fragt und sich der<br />

Vergangenheit zuwendet, während Georges weiter isst und gleichzeitig in der Gegenwart<br />

bleibt. Amour konfrontiert nicht nur die<br />

„So wie ich Caché<br />

für Daniel Auteuil<br />

geschrieben habe,<br />

habe ich diese Rolle<br />

für Jean-Louis Trintignant<br />

geschrieben,<br />

weil ich ihn immer<br />

bewundert habe und<br />

mit ihm arbeiten<br />

wollte. Das war mit<br />

ein Grund, mir einen<br />

<strong>Film</strong> über alte Menschen<br />

auszudenken“.<br />

24 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Generationen miteinander, sondern auch<br />

die Zeiten. Michael Haneke: Ich gehe ja nicht<br />

mit einem Konzept an einen <strong>Film</strong> heran, um<br />

einen <strong>Film</strong> über ein bestimmtes Thema zu<br />

machen. Es sind persönliche Erfahrungen<br />

oder Figuren oder Personenkonstellationen,<br />

die mich interessieren. Journalisten müssen<br />

die Sachen auf den Punkt bringen und dabei<br />

griffig formulieren, aber Kunst findet anders<br />

statt. Griffige Formulierungen sind meist eine<br />

Verflachung, weil es gar nicht anders geht.<br />

Sobald eine Sache auf den Begriff gebracht<br />

ist, ist sie künstlerisch tot. Dann lebt nichts<br />

mehr und man braucht sich den <strong>Film</strong> gar<br />

nicht mehr anzuschauen. Das ist immer<br />

das Problem zwischen der künstlerischen<br />

Äußerung und einem Bericht darüber. Wenn<br />

man einen <strong>Film</strong> ohne Vorwissen sieht, ist er wesentlich widersprüchlicher und komplexer.<br />

Es geht in Amour um tausend Sachen und sobald ich eine hervorhebe, reduziere ich die<br />

anderen. Natürlich sind diese Beobachtungen Teil meiner Überlegungen, aber ich habe mir<br />

nie vorgenommen, nur über ein konkretes Thema einen <strong>Film</strong> zu machen. Was mich dazu<br />

geführt hat, war die Frage - Wie geht man mit dem Leiden eines Menschen um, den man<br />

liebt? Das hat mich interessiert, weil ich das auch privat in der Familie erlebt habe und es<br />

mich sehr bewegt hat. So begann ich darüber nachzudenken. Und dann fallen einem aus<br />

der Erinnerung oder in der Phantasie Dinge ein. So entstehen Situationen und aus denen<br />

entstehen Szenen und die haben eine Bedeutung. Auch bei Das weiße Band habe ich<br />

mir nicht gesagt ? „Jetzt will ich einen <strong>Film</strong> über Erziehung und Faschismus machen“. Am<br />

Beginn stand die Idee von mir, einen <strong>Film</strong> über einen Kinderchor im Norden zu machen.<br />

Aus den Gedanken dazu ergibt sich dann Verschiedenes. Das Thema ist aber nie der<br />

Ausgangspunkt meiner künstlerischen Arbeit. Da fiele mir nichts mehr ein, wenn sofort<br />

klar wäre, was ich erzählen will.<br />

Türen und Fenster - offen oder geschlossen -, Schwellen zwischen Innen und Außen<br />

sind allgegenwärtig. Raumtechnisch ist Amour (vom Beginn abgesehen) ein Kammerspiel.<br />

Können Sie etwas über die Konzeption dieser Wohnung sagen?<br />

HANEKE: Die ersten beiden Szenen spielen im Théâtre des Champs-Elysées in Paris, dann<br />

gibt es noch die Szene im Bus, nach diesen drei Eingangssequenzen spielt alles im Studio.<br />

Die Dreharbeiten haben zur Gänze in Frankreich stattgefunden, die Studios lagen etwas<br />

außerhalb von Paris. Dann galt es noch, die Ausblicke aus den Fenstern zu drehen, z.B.<br />

mit wehenden Vorhängen, was natürlich sehr kompliziert war, um es auch glaubwürdig<br />

darzustellen.<br />

Sehr augenscheinlich ist an diesem Innendreh ein sehr konsequentes Farbkonzept.<br />

Warum?<br />

HANEKE: Die Leute haben Geschmack und sind geschmackvoll eingerichtet. Der Grundriss<br />

dieser Wohnung ist der Grundriss der Wohnung meiner Eltern - sie ist natürlich in einem<br />

französischen Einrichtungsstil nachgebaut - entspricht aber ziemlich genau der Geografie<br />

der elterlichen Wohnung. Das erleichtert den Zugang. Wenn man sich dazu etwas überlegt,<br />

dann fällt einem viel ein. Das Farbkonzept ergab sich durch die nachgebaute Bibliothek:<br />

Von ihr ausgehend haben wir versucht, die Wohnung mit Geschmack einzurichten, ohne<br />

dass nun die Farbigkeit mehr zu bedeuten hätte. Ich wollte eine geschmackvolle Wohnung<br />

im Stil einer Generation - es gibt Möbel aus den fünfziger Jahren, eine Stereoanlage, die<br />

aus Elementen aus den sechziger Jahren und einem DVD-Player, der aus den 2000-er<br />

Jahren stammt, zusammengemixt ist. Wir haben uns sehr genau überlegt, wie diese<br />

Wohnung im Laufe der vielen Jahre zustande gekommen ist. Auf jeden Fall sollte sie nach<br />

Leben ausschauen und nicht nach Studio. Das ist eines vom Schwierigsten, im Studio eine<br />

Wohnung zu bauen, die nach Leben und nicht nach Dekoration ausschaut.<br />

Wie kam es zur Zusammensetzung des Casts in Amour?<br />

HANEKE: So wie ich Caché für Daniel Auteuil geschrieben habe, habe ich diese Rolle für<br />

Jean-Louis Trintignant geschrieben, weil ich ihn immer bewundert habe und mit ihm<br />

arbeiten wollte. Das war mit ein Grund, mir einen <strong>Film</strong> über alte Menschen auszudenken.<br />

Isabelle Huppert für die Rolle der Tochter lag auf der Hand: sie passte genau vom Alter<br />

her und wenn man will, kann man zwischen ihr und Emmanuelle Riva eine entfernte<br />

Ähnlichkeit entdecken. Emmanuelle Riva kannte ich natürlich von Hiroshima, mon amour -<br />

ein <strong>Film</strong>, der mich sehr beeinflusst hat - , wo ich sie immer grandios fand. Dann hat sie aber<br />

keine großen Rollen mehr fürs Kino gespielt. Ich hatte mir von Beginn an Emmanuelle<br />

Riva für diese Rolle vorgestellt, wusste aber nicht, ob es funktionieren würde. Das Casting<br />

in Frankreich war dann klar überzeugend und ich finde, dass sie auch ein sehr schönes<br />

Paar sind.<br />

Sie haben mit Jean-Louis Trintignant eine große Persönlichkeit des französischen<br />

Kinos nach einer sehr langen Pause wieder vor die Kamera geholt. Ließ er sich leicht<br />

dazu überreden? Emmanuelle Riva wird dem Realismus, den sie für diese Rolle<br />

einfordern, in großartiger Weise gerecht. Wie haben Sie mit Ihren beiden Hauptdarstellern<br />

gearbeitet?<br />

HANEKE: Jean-Louis Trintignant hatte Das weiße Band gesehen und war so begeistert,<br />

dass er gerne bereit war, dass wir gemeinsam arbeiten. Es war ein Vergnügen zu sehen,<br />

wie er sich etwas einprägt und zu erleben, welche Tiefe er hat. Dazu kommt, dass er ein<br />

besonders liebenswürdiger Mensch ist, den beim Dreh alle geliebt haben. Es war eine<br />

aufregende Sache, mit diesen beiden alten Menschen zu drehen, denen es zum Teil<br />

physisch nicht so gut geht und zu sehen, mit welcher Disziplin sie an der Arbeit sind und<br />

mit welcher Souveränität sie diese erledigten. Von Emmanuelle Riva waren wir alle sehr<br />

beeindruckt, denn es war ja auch eine gefährliche Rolle. Jede Art von Handicap zu spielen<br />

ist sehr dankbar, wenn es gut gemacht ist und birgt gleichzeitig die Riesengefahr, dass<br />

es schlecht wird. So war es auch bei der Rolle der Anne. Einerseits musste man ihr diese<br />

Lähmung abnehmen, andererseits war es auch sehr wichtig, glaubhaft zu machen, dass<br />

sie eine Dame mit Format und eine Frau mit Autorität ist, die Pianisten gedrillt hat. Man<br />

muss sich vor Augen halten, dass sie 84 war und sie hat sich mit eisernem Willen und<br />

Szene aus „Amour“<br />

einer besonderen Verantwortung der Rolle gegenüber, die sie immer wieder betont hat,<br />

eingebracht. Ein lustiger Zufall ist nun, dass ihr erster <strong>Film</strong> überhaupt und auch ihr erster<br />

<strong>Film</strong> in Cannes Hiroshima, mon amour war und sie nun wieder mit einem <strong>Film</strong> in Cannes<br />

ist, der „Amour“ im Titel trägt.<br />

Sie haben auch diesmal wieder eine Rahmenhandlung gewählt. Warum greifen Sie<br />

gerne auf dieses erzählerische Element zurück?<br />

HANEKE: Es ist ein effizientes narratives Mittel, das einen Spannungsbogen aufreißt. Es hat<br />

sich hier angeboten. Bei dieser Geschichte kann man sich ja ausrechnen, dass es nicht mit<br />

Happy End ausgeht. Warum soll ich mit der Ungewissheit des Ausgangs spielen? Wenn der<br />

Tod von Anfang an eine Gewissheit ist, dann fällt dieser falsche Spannungsbogen weg, der<br />

unnötig ist. So etwas gibt der Geschichte einen anderen Drall.<br />

Sie lassen in dieser Erzählung Realität und Realismus, Traum und Erinnerung nahtlos<br />

ineinander verfließen...<br />

HANEKE: ... wie im Leben auch.<br />

Mit der Taube taucht etwas überraschend Symbolhaftes in Ihrem Kino auf?<br />

HANEKE: Nehmen Sie die Taube doch einfach als Taube. In sie kann man hineininterpretieren,<br />

was man will. Ich würde es nicht als Symbol bezeichnen. Ich habe mit Symbolen<br />

meine Schwierigkeiten, weil sie immer etwas bedeuten. Ich weiß nicht, was die Taube<br />

bedeutet. Ich glaube, ich weiß nur, dass die Taube kommt. Die symbolisiert vielleicht für ihn<br />

und für den einzelnen Zuschauer etwas, wenn er will, für mich symbolisiert sie nichts. Mit<br />

mehrdeutigen Dingen muss man vorsichtig umgehen, vor allem muss man mehrdeutig<br />

damit umgehen. Ich hab so etwas des Öfteren schon gehabt. Denken Sie an 71 Fragmente<br />

einer Chronologie des Zufalls, da hört man immer wieder Bach-Choräle aus einem Radio,<br />

das könnte man auch als Metapher betrachten, als ein Angebot, darin mehr zu sehen, als<br />

es ist. Man muss aber nicht. In Paris gibt es viele Tauben.


Ulrich Seidl über „Paradies: Liebe“<br />

(mit freundlicher Genehmigung des AFC)<br />

Geht es Ihnen in Ihren filmischen Beobachtungen diesmal weniger um einen Ist-<br />

Zustand der Lebensverhältnisse, als viel mehr um die Suche, um die Sehnsüchte, ums<br />

(vergebliche) Streben der Figuren?<br />

SEIDL: Es geht um beides. Es geht mir immer um eine Bestandsaufnahme, um einen Spiegel<br />

der Lebensverhältnisse und der Gesellschaft, weil das eine das andere bedingt. Weil<br />

das eine so ist, sucht man das andere. Es ist der Ist-Zustand, der das unerfüllte Verlangen<br />

begründet. Teresa geht ja deshalb nach Kenia, weil sie etwas sucht, was sie in ihrem Lebensumfeld<br />

nicht finden kann. Die PARADIES-Trilogie enthält drei Sehnsuchtsgeschichten<br />

von drei Menschen, die auf dem Weg und der Suche nach ihren unerfüllten Träumen sind,<br />

die wiederum etwas mit unserer Gesellschaft zu tun haben. Teresa ist in einem Alter, wo<br />

sie es auch aufgrund ihres Alters schwer hat, einen Mann zu finden, weil sie einfach nicht<br />

mehr den gängigen Schönheitsvorstellungen entspricht. Der <strong>Film</strong> erzählt auch über den<br />

Marktwert der Schönheitsnormen, die uns täglich vorgebetet werden.<br />

Ergab es sich im Laufe der Stoffentwicklung, dass mehrere Frauenfiguren ins Zentrum<br />

der Erzählung rückten?<br />

SEIDL: Ein Drehbuch hat ja immer eine unbestimmbare Genesis. Ich beginne irgendwann<br />

damit - im Fall von PARADIES tat ich es gemeinsam mit Veronika Franz, meiner Frau - ,<br />

ohne genau zu wissen, wohin dieses Schreiben führen wird. Es stand nicht das Vorhaben<br />

im Vordergrund, einen <strong>Film</strong> über drei Frauen zu schreiben, im Vordergrund, sondern ein<br />

Drehbuch zum Thema Tourismus, für das ich viele Episodengeschichten hatte. Darunter<br />

befand sich eine Geschichte, in der eine Frau nach Kenia fährt.<br />

Inwiefern hat sich bei der Recherche zum Tourismus Kenia als besonders geeignete<br />

Destination für die Geschichte erwiesen, haben Sie auch andere „Urlaubsparadiese“<br />

unter die Lupe genommen?<br />

SEIDL: Im Drehbuch ist das bei mir nie so genau definiert, natürlich hab ich mir verschiedene<br />

Orte angeschaut, auch in der Karibik recherchiert, wo es Ähnliches zu finden gibt. Ich<br />

hab mich schließlich für Afrika entschieden, weil ich dort mehr Spannung fand und auch<br />

den Eindruck hatte, dass es durch den Kolonialismus und auch durch die Nähe zu Europa<br />

mehr mit uns zu tun hat.<br />

Der <strong>Film</strong> führt hierarchische, von der Kaufkraft bestimmte Verhältnisse vor Augen<br />

und macht gleichzeitig auch deutlich, dass Menschen hier einander zum gegenseitigen<br />

Objekt der Begierde werden - sexuell, emotional oder monetär - und es<br />

letztendlich auf keiner Seite Gewinner gibt.<br />

SEIDL: Kurzfristig vielleicht. Beziehungen zwischen den europäischen Frauen und den<br />

Beachboys dort gibt es ja in allen Ausformungen: Es gibt schnelle, kurze Beziehungen, über<br />

Jahre andauernde Beziehungen, es gibt Frauen, die versuchen, ihren Liebhaber nach Europa<br />

zu bekommen, was immer scheitert. Es gibt Frauen, die sich in Kenia mit ihrem Liebhaber<br />

ein Haus bauen. Irgendwann scheitert alles. Die Hoffnung ist da, aber es ist meist ein<br />

kurzes Glück. Die Schwarzen wandern oft von einer Frau zur anderen. Sie gewinnen immer<br />

etwas und verlieren es dann auch wieder. Die Mentalität der Kenianer und der Afrikaner<br />

ist eine ganz andere als unsere. Die Beachboys, die ich kennengelernt habe, können sich<br />

beispielsweise Geld nicht gut einteilen. Sie leben für den Tag. Wenn sie Geld bekommen,<br />

dann wird es gemeinsam mit anderen ausgegeben und am übernächsten Tag ist nichts<br />

mehr davon da. Es ist eine andere Form, das Leben zu begreifen. Man muss auch sehen,<br />

dass sich dort in der Region, wo die Touristen sind, diese Situation besonders zuspitzt. Dort<br />

zieht es auch alle hin, die dort Geld machen wollen. Dort sind nicht nur die einheimischen<br />

Küstenbewohner, sondern alle, die mit dem Sexgeschäft Geld machen wollen.<br />

Wie darf man sich produktionstechnisch die Arbeit in Kenia vorstellen? Haben<br />

sprachliche, kulturelle Unterschiede die Anforderungen an die Rollen und somit ans<br />

Casting noch einmal schwieriger als sonst gestaltet?<br />

SEIDL: Man lernt die Beachboys natürlich sehr leicht kennen. Man braucht nur auf den<br />

Strand zu gehen und wird umringt. So, wie es der <strong>Film</strong> zeigt, so ist es tatsächlich. Als<br />

Weißer ist man jemand, mit dem man Geschäfte machen muss und aus dem man Geld herausholen<br />

muss, dem kann man sich als Weißer nicht entziehen. Ein <strong>Film</strong>dreh ist natürlich<br />

nochmal etwas anderes. Auch ein Casting kann man dort etwa nur machen, wenn man<br />

den Leuten etwas dafür zahlt. Das würde man bei uns nie machen. Es war dann tatsächlich<br />

schwierig, Darsteller zu finden, die alle Anforderungen abdecken konnten: die vor der<br />

Kamera authentisch waren, denen man vertrauen konnte, die bereit waren, eine Liebesbeziehung<br />

vor der Kamera darzustellen ? da gibt es nicht nur Schamgrenzen, die Beachboys<br />

stehen auch unter einem kollektiven Druck. Als <strong>Film</strong>team waren wir am Strand nicht gerne<br />

filmbiz<br />

gesehen, weil man auch dort<br />

schlechte Erfahrungen mit<br />

Negativ-Berichten gemacht<br />

hat. Ein weiteres Problem für<br />

uns war die Unbeständigkeit.<br />

Wir haben Männer gecastet<br />

und wenn wir einige Monate<br />

später wiederkamen, dann war<br />

der Betreffende nicht mehr da,<br />

weil er woanders hingezogen<br />

war. Das Leben in Kenia ist Ulrich Seidl<br />

unbeständiger als hier. Ich habe<br />

zwei Jahre vor dem Dreh mit dem Casting begonnen und diejenigen, die dann feststanden,<br />

kannte ich schon einige Zeit lang, dennoch konnte ich ihnen nicht hundertprozentig<br />

vertrauen. Sie sind immer der Meinung, zu kurz zu kommen. Das ist durch die Ausbeutung<br />

der Kolonialzeit in ihnen verankert. Sie vertreten den Standpunkt, dass wir Europäer an<br />

ihrer schlechten Lage schuld sind und das wieder gut zu machen haben, indem wir ordentlich<br />

zahlen. Der Standpunkt ist prinzipiell nicht unrichtig, aber wenn man selber davon in<br />

seinem Arbeiten beeinträchtigt wird, kann es die Sache schwierig machen.<br />

Wieviel Reisetätigkeit hat dieses Projekt von Ihnen gefordert?<br />

SEIDL: Wenn ich alles zusammen zähle, war ich gewiss ein halbes Jahr in Kenia. Den Dreh<br />

selbst haben wir in einem Block durchgezogen, was für mich eher unüblich ist. Das waren<br />

an die dreißig Drehtage. Die Bedingungen erschweren sich natürlich aufgrund der Hitze,<br />

die sehr belastend ist und sämtliche Prozesse verlangsamt. Es geht pro Drehtag einfach<br />

weniger weiter und man braucht viel mehr Menschen dazu als hier.<br />

Wie ließen sich Authentizität, Spontaneität und der Witz in den Dialogen trotz des<br />

englisch-deutschen Sprachgemischs erhalten?<br />

SEIDL: Wir haben das geübt. Margarethe Thiesel ist eine großartige Besetzung, sie ist<br />

unheimlich begabt im Improvisieren, Peter, ihr Hauptliebhaber im <strong>Film</strong>, konnte viel besser<br />

Deutsch als er es im <strong>Film</strong> spricht, er musste sein Deutsch sozusagen herabstufen, da es<br />

sonst unglaubhaft gewesen wäre. Faktum ist, dass die Beachboys meist mehrere Sprachen<br />

sprechen, sonst würde ihr Geschäft ja nicht funktionieren.<br />

Wenn es Erfahrungen mit Negativ-Berichterstattung gegeben hat, haben die Hotels<br />

das <strong>Film</strong>team wohl auch nicht mit offenen Armen begrüßt?<br />

SEIDL: Ich hab mein Lieblingsmotiv bekommen. Ich habe am Küstenstreifen zwischen<br />

Mombasa und Malindi mehr als gründlich recherchiert. Die Anlage, wo wir gedreht haben,<br />

war meine erste Wahl und da hat auch das Glück ein bisschen mitgespielt, weil das Unternehmen<br />

kurz vor der Insolvenz stand und wir als zahlende Gäste willkommen waren. Als<br />

ich mit der Arbeit am Projekt begonnen habe, herrschten beinahe bürgerkriegsähnliche<br />

Zustände in Kenia und es ist in der Folge auch zu einem Einbruch im Tourismus-Geschäft<br />

gekommen.<br />

In Hundstage gab es mehrere Protagonisten, in Import/Export zwei und nun gibt<br />

es in der PARADIES-Trilogie für jeden Teil nur jeweils eine Protagonistin. Es kommt<br />

zu einer fortschreitenden Reduzierung und Verdichtung und Sie haben sich diesmal<br />

nicht für ein verschränktes, sondern ein lineares Erzählen entschieden. Warum?<br />

SEIDL: Das ist neu und ich gestehe, es hat mich auch gereizt. Jeder der drei <strong>Film</strong>e ist nur<br />

mehr eine Geschichte. Ich hatte im Vorfeld, bei der Disposition des Drehs schon die Frage<br />

im Kopf - Was ist, wenn sich die drei Geschichten nicht zu einem <strong>Film</strong> zusammenfügen?<br />

Ich weiß im Vorhinein nicht, wie der <strong>Film</strong> ausschauen wird. Daher nahm ich mir vor, jede<br />

Geschichte so zu drehen, dass sie ihre Vollständigkeit hat, damit man sie alleine erzählen<br />

kann. Wir haben zunächst einen <strong>Film</strong> geschnitten, der sieben Stunden gedauert hat und<br />

haben verschiedenste Arten von Vernetzungen ausprobiert. Wir sahen, dass aus drei<br />

Geschichten einen <strong>Film</strong> zu machen, zwar machbar, aber eine große und problematische<br />

Aufgabe war, weil ich feststellte, dass die Geschichten anstatt einander zu stärken, einander<br />

schwächten. Trotz der starken Intensität der einzelnen Szenen geht durch den Wechsel<br />

von einer Geschichte zur anderen die Aufmerksamkeit verloren. Ich habe auch versucht,<br />

nur die Mutter-Tochter-Geschichte miteinander zu vernetzen und die Wandermuttergottes<br />

als einzelnen <strong>Film</strong> zu erzählen usw. Eines Tages war uns aber klar, dass mit dem Material,<br />

das wir zur Verfügung hatten, das beste künstlerische Ergebnis mit drei einzelnen <strong>Film</strong>en<br />

zu erzielen war.<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |25


filmbiz<br />

Cineplexx:<br />

im Osten viel Neues!<br />

Österreichs Kinomarktführer Cineplexx engagiert sich u. a. verstärkt in den Ländern des<br />

ehemaligen Jugoslawien. <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> sprach mit Cineplexx-Geschäftsführer Christof<br />

Papousek über die Marktstrategie in Süd-Osteuropa und die Situation am heimischen Markt.<br />

Christof Papousek<br />

„Den Schritt zur<br />

Internationalisierung<br />

setzten wir<br />

2008 mit der Gründung<br />

der Cineplexx<br />

International und<br />

der Eröffnung des<br />

Cineplexx in Bozen,<br />

dem ersten voll<br />

digitalisierten Kino<br />

Italiens mit sieben<br />

Sälen und 1.500<br />

Plätzen.“<br />

Cineplexx-Kino im neuen<br />

Kragujevac-Plaza<br />

26 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Die Constantin-Gruppe<br />

hat ihren Ursprung<br />

im <strong>Film</strong>verleih und<br />

ist nunmehr führender<br />

Kinobetreiber in<br />

Österreich. Wie lautet<br />

Ihre Strategie?<br />

PAPOUSEK: Ursprünglich<br />

war die Firma Constantin<br />

ein <strong>Film</strong>verleih<br />

der nebenbei Kinos<br />

betrieb. Die Gewichte<br />

habe sich allerdings<br />

verschoben, sodass<br />

der Kinobetrieb – also die Cineplexx-Gruppe sowie<br />

die traditionellen Häuser – nunmehr 90 % des<br />

Gesamtumsatzes erzielt. Der Kinobetrieb wurde<br />

1967 begonnen und ab 1993 unter dem Namen<br />

Cineplexx weiterentwickelt – das war der Beginn<br />

des Multiplex-Kinos in Österreich. Heute existieren<br />

in Österreich 20 Cineplexx-Kinos – von Mattersburg<br />

bis Hohenems.<br />

Wann fiel die Entscheidung mit dem Cineplexx-<br />

Konzept über die Landesgrenzen zu gehen?<br />

PAPOUSEK: Den Schritt zur Internationalisierung<br />

setzten wir 2008 mit der Gründung der Cineplexx<br />

International und der Eröffnung des Cineplexx in<br />

Bozen, dem ersten voll digitalisierten Kino Italiens<br />

mit sieben Sälen und 1.500 Plätzen. Im vergangenen<br />

Jahr eröffneten wir vier Kinos im ehemaligen Jugoslawien:<br />

Split, Osijek, Belgrad und Podgorica. Das sind<br />

drei unterschiedliche Länder, was drei unterschiedliche<br />

Gesellschaften und unterschiedliche Rechts-<br />

und Steuersysteme bedeutet. Das ist natürlich sehr<br />

aufwendig, aber wir sehen in dieser Region enorm<br />

viel Potenzial.<br />

Welche Märkte wollen Sie in den nächsten Monaten<br />

und Jahren erschließen?<br />

PAPOUSEK: Mit Ausnahme von Kroatien und Slowenien<br />

ist die Kinolandschaft in diesen Regionen<br />

nicht wirklich entwickelt, dort hat man den Wandel<br />

zum modernen Kino noch nicht vollzogen, natürlich<br />

auch aufgrund des Krieges. Unsere Strategie ist, dass<br />

wir uns langfristig bspw. in den Shopping-Malls, die


dort entstehen, einmieten und dem Publikum modernstes,<br />

voll digitales Kino der Marke Cineplexx<br />

bieten. Wir treten dort nicht mit einer B-Variante an,<br />

das würde uns das Publikum absolut nicht verzeihen.<br />

Konkret gibt es Projekte in Nova Gorica, Ljublijana,<br />

Zagreb, Pula, Split, Osijek, Belgrad, Kragujevac,<br />

Nis und Skopje. Verhandelt wird zurzeit auch etwa<br />

in Rijeka, Sarajevo oder Dubrovnik.<br />

Wie gehen Sie mit der Sprachenvielfalt in der<br />

Region um?<br />

PAPOUSEK: Die <strong>Film</strong>e werden entsprechend der<br />

Bevölkerungsgruppen untertitelt. Es gibt also vom<br />

gleichen <strong>Film</strong> Versionen mit mazedonischen, albanischen<br />

oder kroatischen Untertiteln. Wir wollen an<br />

allen unseren Standorten eine möglichst große Programmvielfalt<br />

bieten. Es herrscht eine große <strong>Film</strong>tradition<br />

in diesen Ländern, aber die Menschen müssen<br />

auch entsprechend motiviert werden, wieder ins<br />

Kino zu kommen. Nicht zuletzt deshalb haben wir<br />

uns auch beim jüngst in Wien abgehaltenen „LETS’S<br />

CEE“-Festival engagiert. Wir wollen Kino wieder in<br />

diese Märkte zurückbringen. Insgesamt ist diese Region<br />

ein Raum mit 25 Millionen Menschen, also ein<br />

großer Markt. Durch die bevorstehenden EU-Beitritte<br />

von Kroatien und eventuell auch Serbien wird sich<br />

hier noch vieles tun, und wir wollen die führende<br />

Kinokette in den Ländern Ex- Jugoslawiens werden.<br />

Und: wir sind auf dem besten Wege dazu.<br />

Wie sehen Sie den österreichischen Markt?<br />

PAPOUSEK: Der österreichische Markt ist voll digitalisiert<br />

und voll versorgt. Wir waren die erste Kinokette<br />

dieser Dimension in Europa, die voll digitalisiert<br />

war. Das war eine wichtige Investition, denn<br />

ich denke, wir haben durch die Digitalisierung die<br />

qualitative Marktführerschaft des Kinos im Allgemeinen<br />

zurückgebracht. Viele Marktteilnehmer<br />

haben uns dafür kritisiert, dass wir sie in die Digitalisierung<br />

gezwungen haben, und heute bedankt<br />

sich niemand dafür, dass sie auch mit Titeln wie<br />

„Ice Age 3“ oder „Avatar“ in 3D große Erfolge verbuchen<br />

konnten. Diese <strong>Film</strong>e haben in Österreich<br />

ungeheuer performen können, verglichen etwa<br />

mit dem deutschen Markt, der im digitalen Bereich<br />

deutlich zurück lag.<br />

In Ihren Cineplexx-Kinos findet regelmäßig große<br />

Oper statt, was ist hier das Konzept?<br />

PAPOUSEK: Wir freuen uns sehr, dass wir in der<br />

abgelaufenen Opernsaison der New Yorker MET<br />

über 35.000 Besucher in unseren Kinos begrüßen<br />

durften. In der Sommerpause zeigen wir heuer alle<br />

vier Teile des „Ring der Nibelungen“ aus der Met,<br />

allerdings nicht live. Mitte August bringen wir eine<br />

Live-Aufführung des „Parsifal“ aus Bayreuth. Und<br />

im Herbst beginnt die nächste Saison der MET. Ein<br />

wirklich toller Erfolg, dass so viele Menschen diese<br />

Opern in unseren Kinos mitverfolgen wollen.<br />

Gibt es Pläne, im Osten auch mit <strong>Film</strong>verleih<br />

starten?<br />

PAPOUSEK: Nein, bei Constantin liegt der Focus zu<br />

100 % auf Österreich. Hier waren die letzten Jahre<br />

sehr erfolgreich, etwa in Partnerschaft mit Herbert<br />

Kloibers Concorde <strong>Film</strong>, wo wir z.B. die „Twilight“-<br />

<strong>Film</strong>e in Österreich auswerten durften. Und auch in<br />

diesem Jahr verfügen wir über ein sehr interessantes<br />

Line-up, das uns unseren Marktanteil von rund<br />

10 % absichert.<br />

Wie sehen die Eigentumsverhältnisse bzw. die<br />

Kennzahlen der Constantin-/Cineplexx Gruppe<br />

aus?<br />

PAPOUSEK: Die Constantin-<strong>Film</strong> Unternehmensgruppe<br />

gehört zu 100 % der Familie Langhammer,<br />

an der Cineplexx International bin ich selbst mit<br />

40 % beteiligt. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt<br />

rund 1.200 Mitarbeiter (davon 600 Vollzeit)<br />

und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 120 Millionen<br />

Euro.<br />

filmbiz<br />

Eröffnung des Cineplexx-Kinos<br />

in Podgorica<br />

„Viele Marktteilnehmer<br />

haben uns<br />

dafür kritisiert,<br />

dass wir sie in die<br />

Digitalisierung<br />

gezwungen haben,<br />

und heute bedankt<br />

sich niemand dafür,<br />

dass sie auch mit<br />

Titeln wie „Ice Age<br />

3“ oder „Avatar“<br />

in 3D große<br />

Erfolge verbuchen<br />

konnten.“<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |27


filmbiz<br />

Die Vermessung<br />

der Welt<br />

Seit über 20 Jahren produziert die Lotus-<strong>Film</strong> für das Kino und wurde dafür schon mehrfach<br />

ausgezeichnet. Seit der Übernahme der Geschäftsführung durch Tommy Pridnig und<br />

Peter Wirthensohn wird das Unternehmen verstärkt auch in Richtung Fernsehproduktion<br />

positioniert. Im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview erläutert Tommy Pridnig seine Strategie.<br />

Lotus- <strong>Film</strong>-Chef Tommy Pridnig<br />

28 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wie kam es zum Wechsel in der Geschäftsführung<br />

von Lotus-<strong>Film</strong>?<br />

PRIDNIG: 2010 hat Firmengründer Erich<br />

Lackner beschlossen, die Anteile und<br />

die Geschäftsführung der Lotus-<strong>Film</strong> an<br />

mich und Peter Wirthensohn zu übergeben.<br />

Ich war davor schon jahrelang<br />

als freier Produktionsleiter u.a. auch für<br />

die Lotus-<strong>Film</strong> tätig und hatte daher<br />

natürlich ein gewisses Naheverhältnis<br />

zur Firma. Unsere Zielsetzung ist es nun,<br />

die Firma verstärkt auch im Bereich TV-<br />

Produktion zu positionieren.<br />

Was sind Ihre aktuellen Projekte?<br />

PRIDNIG: Um gleich mit einer TV-Produktion<br />

zu beginnen: „Die kleine Lady“,<br />

eine österreichisch-deutsche Co-Produktion,<br />

basierend auf dem Weltbestseller<br />

„Der kleine Lord“ von Frances Hodgson<br />

Burnett. Der <strong>Film</strong> wurde überwiegend<br />

im Schloss Grafenegg in Niederösterreich gedreht,<br />

in den Hauptrollen sind u.a. Christiane<br />

Hörbiger und Veronika Ferres<br />

zu sehen. „Die kleine Lady“ wird in<br />

der Vorweihnachtszeit im ORF und<br />

ZDF ausgestrahlt werden.<br />

Im Kinobereich produzieren wir<br />

gerade „Die Vermessung der Welt“<br />

nach dem Roman von Daniel<br />

Kehlmann, der auch letztlich das<br />

Drehbuch dazu verfasste. Es ist<br />

eine deutsch-österreichische Koproduktion<br />

mit Boje-Buck Production,<br />

der Firma von Claus Boje und<br />

Detlev Buck, der auch Regie führt.<br />

Wir versuchen, eine Art Arthouse-<br />

Blockbuster herzustellen, und bringen<br />

den <strong>Film</strong> in 3D und 2D heraus,<br />

um sowohl junges neugieriges als<br />

auch das klassische Arthouse-Publikum<br />

ansprechen zu können. Dementsprechend<br />

hoch ist das Budget mit 10,5 Millionen Euro dotiert.<br />

Der <strong>Film</strong> startet am 25. Oktober in den deutschen<br />

und am 1. November in den österreichischen Kinos.<br />

Gedreht wurde in Deutschland, Österreich und am<br />

Originalschauplatz in Ecuador, was bedeutete, dass<br />

wir die gesamte Technik in den Urwald stellen mussten.<br />

Ein extremer Aufwand, denn für die 3D Version<br />

wurde durchgehend mit sechs Kameras gleichzeitig<br />

gedreht. „Die Vermessung der Welt“ ist jedenfalls die<br />

größte Co-Produktion in der Firmengeschichte der<br />

Lotus-<strong>Film</strong>.<br />

Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung der<br />

heimischen <strong>Film</strong>branche generell ein?<br />

PRIDNIG: Im Kinobereich ist der Wettbewerb in<br />

den letzten Jahren definitiv härter geworden. Pro<br />

Einreichtermin des ÖFI werden etwa 30 <strong>Film</strong>e eingereicht,<br />

Projekte für alle Genres. Das ist natürlich<br />

ein großer Wettbewerb, aber auch ein Zeichen für<br />

die Lebendigkeit der gesamten Branche. Diese diskutiert<br />

nun heftig die Fördermodalitäten, auch vor<br />

dem Hintergrund der Marktanteile heimischer Produktionen<br />

in den österreichischen Kinos. 11 % aller<br />

<strong>Film</strong>e pro Jahr stammen aus Österreich (zum Vergleich<br />

Deutschland: 38 %). Aus diesen 11 % sollten<br />

Florian David Fitz als „Gauß“ in „Die Vermessung der Welt“<br />

Foto: Anne Wilk<br />

dann die Besucher lukriert werden, was natürlich<br />

nicht jedes Jahr gleich gelingen kann. Auf der anderen<br />

Seite produziert Österreich höchst erfolgreiche<br />

Arthouse-<strong>Film</strong>e, die international vielfach gefeiert


werden, darunter auch einige Erstlingsfilme. Dieses<br />

Potential muss natürlich auch entsprechend gefördert<br />

werden. Fast ist man geneigt zu sagen, der<br />

österreichische <strong>Film</strong> ist zu erfolgreich, gemessen an<br />

den Fördermitteln, die zur Verfügung stehen. Es wäre<br />

also absolut notwendig wünschenswert, wenn zumindest<br />

die im Regierungsabkommen versprochenen<br />

20 Millionen für das ÖFI zur Verfügung stünden.<br />

Wie wirken sich die von Ihnen angesprochenen<br />

Festivalerfolge der letzen Jahre auf das internationale<br />

Standing des österreichischen <strong>Film</strong>s aus?<br />

PRIDNIG: Der österreichische <strong>Film</strong> ist international<br />

eine hoch geachtete Marke, die sich in den letzten<br />

Jahren sehr etabliert hat. Erfolge wie jene von Michael<br />

Haneke u.a. bringen natürlich großen Respekt<br />

mit sich. Das spürt man bei Co-Produktionsgesprächen;<br />

wir Österreicher werden darum beneidet, die<br />

Möglichkeit zu haben, langfristig mit Autoren und<br />

Regisseuren eine Eigenständigkeit entwickeln zu<br />

können, die letztlich eine Voraussetzung für Erfolg<br />

darstellt.<br />

An welchen Projekten arbeitet die Lotus-<strong>Film</strong><br />

mittelfristig?<br />

PRIDNIG: Ein sehr interessantes Projekt entsteht mit<br />

Barbara Eder, die mit ihrer <strong>Film</strong>akademie-Abschlussarbeit<br />

„Inside America“ auch beim Max Ophüls-Preis<br />

reüssierte. Es handelt sich um ein Kinoprojekt mit<br />

dem Titel „Thank You for Bombing“, ein Episodenfilm<br />

im Umfeld von Kriegsberichterstattern. Der Drehstart<br />

ist für Anfang 2013 vorgesehen. Ein weiteres Projekt<br />

nennt sich „Untitled“ und soll der letzte Dokumentarfilm<br />

von Michael Glawogger werden, der darin<br />

seinen persönlichen Blick auf die Welt liefert.<br />

filmbiz<br />

„Den Rücken freihalten“<br />

Mit 1. Jänner diesen Jahres übernahm Florian Robetin den Posten des Spartengeschäftsführers<br />

der Sparte Industrie in der Wirtschafstkammer Wien mit über 2.000 Mitgliedern aus dem<br />

Bereich der <strong>Film</strong>- und Musikindustrie. Im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview erläutert Robetin<br />

seine Schwerpunkte.<br />

Was sehen Sie als Ihre zentrale Aufgabe?<br />

ROBETIN: Unser zentraler Ansatz ist es, unseren Mitgliedern<br />

den Rücken möglichst so frei zu halten, damit<br />

sie sich voll und ganz auf ihr daily business konzentrieren<br />

können. Ein wesentlicher Punkt dabei ist,<br />

dass die Mitglieder gut und unbürokratisch zu allen<br />

Informationen kommen, die sie benötigen. Ein Kern<br />

dabei ist unsere Veranstaltungsreihe zu unterschiedlichsten<br />

fachspezifischen Themen. Im vergangenen<br />

Jahr waren das acht mit über 400 Teilnehmern, was<br />

– bei 2.000 Mitgliedern – einer sehr guten Quote<br />

entspricht. Diese Veranstaltungen entstehen in Kooperation<br />

mit den Fachorganisationen in Niederösterreich<br />

und Burgenland und finden größtenteils bei<br />

uns im Haus statt, auch um den Mitgliedern die Wirtschaftskammerorgansiation<br />

näher zu bringen. Zudem<br />

werden die Veranstaltungen auch im Internet<br />

Schloss Grafenegg diente als Kulisse für „Die kleine Lady“<br />

übertragen, mit zum Teil beachtlichen Zugriffsraten.<br />

Die Wirtschaftskammer bietet ja eine große Anzahl<br />

von Serviceleistungen, die von den Mitgliedern zum<br />

Teil nicht wahrgenommen werden. Diese entsprechend<br />

näher zu bringen und zu vermitteln ist eine<br />

zentrale Aufgabe. So suchen wir verstärkt den direkten<br />

Zugang zu den Mitgliedern, u.a. auch in Form<br />

von regelmäßigen Newslettern, die neuerdings von<br />

der klassischen Industrie abgekoppelt hergestellt<br />

werden, um für die <strong>Film</strong>- und Musikindustrie spezifischer<br />

agieren zu können. Das hat sich in den letzten<br />

Monaten gut etabliert und der Response gibt unseren<br />

Bemühungen nun auch recht.<br />

Ein wesentliches Thema ist auch der Industriestandort<br />

Wien …?<br />

ROBETIN: Die Wirtschaftskammer führt alle zwei<br />

Jahre eine Standortanalyse durch, so auch heuer<br />

Florian Robetin<br />

Foto: Oliver Roth<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |29


filmbiz<br />

30 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

wieder. Aus dieser Analyse kann man die positiven<br />

aber auch negativen Aspekte für Unternehmer mit<br />

Standort Wien ableiten. Für die <strong>Film</strong>- und Musikindustrie<br />

ist hier in erster Linie die Hauptstadtfunktion<br />

zu nennen, aber auch die hohe Lebensqualität wird<br />

als einer der wesentlichsten Punkte genannt. Negativ<br />

wird die übersteigerte Bürokratie angeführt. Mit<br />

ein Grund im Bereich der <strong>Film</strong>industrie die Vienna<br />

<strong>Film</strong> Comission vor drei Jahren zu gründen, an der<br />

die Wirtschaftskammer Wien auch als Gesellschafter<br />

beteiligt ist. Jüngste Umfragen haben ergeben,<br />

dass die Mitglieder die VFC immer positiver wahrnehmen<br />

und die Dienstleistungen auch verstärkt<br />

in Anspruch nehmen. So wurde die VFC bereits für<br />

weitere drei Jahre bestätigt.<br />

Welche Veranstaltungen plant die Wirtschaftskammer<br />

Wien für 2012?<br />

ROBETIN: Stattgefunden hat bereits eine Veranstaltung<br />

zum Thema Buchhaltung, eben absolviert<br />

wurde das Thema „Beschäftigungsformen in der<br />

<strong>Film</strong>- und Musikindustrie – wie kooperiere ich richtig“,<br />

was hinsichtlich der immer bedeutender werdenden<br />

Co-Produktionen mitsamt den steuerlichen<br />

„Mit viel Verve an<br />

die Arbeit“<br />

und rechtlichen Aspekten ein sehr wichtiges ist. Für<br />

den Herbst ist etwa ein Blick in die Zukunft der <strong>Film</strong>wirtschaft<br />

geplant, eine Analyse der aktuellen Lage<br />

in Österreich, die der Frage nachgehen soll, welche<br />

Zahnräder diese Industrie künftig bewegen werden.<br />

Interessant dabei sind auch die Visionen unserer<br />

Mitglieder, um entsprechenden Response für die<br />

Interessensvertretung zu erhalten.<br />

Wie sieht das wirtschaftliche Verhältnis der<br />

<strong>Film</strong>industrie im Vergleich zur klassischen<br />

Industrie aus?<br />

ROBETIN: Der Gesamtumsatz der österreichischen<br />

<strong>Film</strong>industrie beträgt 700 Millionen Euro, davon<br />

rund 50 % aus der Produktion. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt<br />

Österreichs in der Höhe von nicht<br />

ganz 300 Milliarden Euro ist diese Summe wirtschaftlich<br />

vernachlässigbar, aber der kulturelle Aspekt und<br />

wie diese Sparte die Gesellschaft prägt ist natürlich<br />

ungleich höher zu bewerten. Umso wichtige erachte<br />

ich die Awareness für diese Branche, die nicht hoch<br />

genug sein kann, speziell auch in wirtschaftlich unsicheren<br />

Zeiten. Diese Branche prägt das Stimmungsbild<br />

der Menschen wie keine andere.<br />

Am 27. Juni 2012 veranstalten die „Freunde der <strong>Film</strong>akademie Wien“ unter der Federführung<br />

von Elisabeth Freismuth bereits zum 9. Mal eine Gala im <strong>Film</strong>studio der Universität für Musik<br />

und darstellende Kunst Wien, um den SponsorInnen in einem glanzvollen Rahmen Danke zu<br />

sagen und Ehrenpreise an Künstlerpersönlichkeiten zu vergeben, die durch ihre unbeugsame<br />

künstlerische Haltung herausragen. Warum sie um jede Spende froh ist und welch erlauchte<br />

Persönlichkeiten schon inkognito bei ihren Workshops waren, erklärt die Präsidentin im Interview.<br />

Der gemeinnützige Verein der<br />

Freunde der <strong>Film</strong>akademie Wien<br />

wurde 1973 von Robert Schöfer<br />

gegründet und zählt heute über<br />

hundert Mitglieder. <strong>Film</strong>akademiestuden<br />

werden schnell und<br />

unbürokratisch gefördert.<br />

Wie kommt man als hohe Beamtin im Bundesministerium<br />

für Wissenschaft und Forschung zur<br />

Aufgabe bei den Freunden der <strong>Film</strong>akademie<br />

Wien?<br />

FREISMUTH: Ich war mehr als 20 Jahre an der Universität<br />

für Musik und darstellende Kunst Wien als<br />

Verwaltungsjuristin beschäftigt und als mich der<br />

damalige Institutsleiter Prof. Mayer, den ich von<br />

zahlreichen <strong>Film</strong>exkursionen kannte, fragte, ob ich<br />

den Verein führen wolle, habe ich nicht gezögert.<br />

Obwohl ich wenig Erfahrung im Fundraising hatte,<br />

eine der Hauptaufgaben des Vereins, haben Anne-<br />

liese Weidinger, unsere Kassierin (<strong>Film</strong>akademie<br />

Wien), und ich uns von Anfang an mit viel Verve in<br />

die Arbeit gestürzt.<br />

Was genau macht der Verein?<br />

FREISMUTH: Begonnen haben unsere Aktivitäten<br />

mit dem Bau eines neuen <strong>Film</strong>studios am Universitätscampus<br />

am Anton-von-Webern-Platz. Die Planung,<br />

der Bau und die Übersiedelung waren ausfinanziert.<br />

Leider gab es bezüglich der Ausstattung<br />

(Ersteinrichtung) selbst noch erhebliche Finanzdefizite.<br />

Dank der großzügigen Sponsoren war es dem<br />

Verein möglich, die notwendige Grundausstattung


für das neu errichtete <strong>Film</strong>studio zur Verfügung zu<br />

stellen. Aus diesem Grund veranstalteten die Freunde<br />

der <strong>Film</strong>akademie Wien am 17. Juni 2004 im Alten<br />

<strong>Film</strong>studio Maxing das erste Galadiner, zu dem<br />

die österreichische <strong>Film</strong>branche eingeladen war, um<br />

den Sponsoren zu danken und den Baufortschritt<br />

des Neubaus gemeinsam zu feiern. Es ist uns immer<br />

sehr wichtig gewesen, den Studierenden die<br />

bestmöglichen Ausbildungsvoraussetzungen zu<br />

gewährleisten. Daher legen wir den Fokus unserer<br />

Aktivitäten besonders darauf, das Kreativpotenzial<br />

der jungen heranwachsenden <strong>Film</strong>emacherInnen<br />

an der <strong>Film</strong>akademie Wien in den Sparten Buch und<br />

Dramaturgie, Bildtechnik und Kamera, Regie, Schnitt,<br />

Produktion und Digital Art-Compositing nachhaltig<br />

zu unterstützen und proaktiv zu fördern. Wir haben<br />

z.B. von 2004-2006 den Lektor für das neue Magisterstudium<br />

Digital Art – Compositing finanziert, da<br />

wir der Meinung waren, dass man zugreifen muss,<br />

wenn es die Möglichkeit gibt, dass Studierende bei<br />

Alexander Lemke, der damals gerade mit der „Herr<br />

der Ringe“-Trilogie, in der er seine visual effects-<br />

Kenntnisse eindrucksvoll unter Beweis stellte, für<br />

uns Zeit hatte.<br />

Ist das nicht Aufgabe des Staates, die Lehrenden<br />

zu bezahlen?<br />

FREISMUTH: ….. wenn auf keiner Seite Geld da<br />

war …. Wir finanzieren alles über Sponsoren und<br />

nachdem Förderungen überall zurückgeschraubt<br />

werden, wird es insgesamt immer schwieriger. Die<br />

Privatwirtschaft leistet neben der öffentlichen Hand<br />

Substanzielles. Sehen Sie, wir im Verein wollen nicht,<br />

dass künstlerisches Potenzial aus Geldmangel verloren<br />

geht, denn die Studierenden an der <strong>Film</strong>akademie<br />

sind selbst so kraftvoll bei der Sache und man<br />

weiß ja, wie teuer <strong>Film</strong>emachen ist.<br />

Woher kommt Ihr persönlicher Enthusiasmus<br />

für <strong>Film</strong>?<br />

FREISMUTH: Ich wurde beruflich an einer Kunsthochschule<br />

„sozialisiert“, zu ihr gehört die <strong>Film</strong>akademie,<br />

die ich durch Festivals und <strong>Film</strong>reisen immer<br />

besser kennen lernen durfte und mich dadurch zu<br />

einer Insiderin und begeisterten Freundin entwickelte<br />

und ich kann mich in sehr vielen Belangen mit den<br />

Jungen identifizieren. Gerade die <strong>Film</strong>emacherInnen<br />

sind Menschen, die mitten im Leben stehen, die ihre<br />

Themen aus ihrem Umfeld nehmen und daran oft<br />

lange zu arbeiten haben, denn unsere Gesellschaft<br />

ist eben keine romantisch verklärte wie in vielen Hollywoodfilmen.<br />

Präzision macht ihr Handwerk aus und<br />

das ist auch etwas, das mir sehr entgegenkommt. Mir<br />

ist Qualität wirklich wichtig und die ist sowohl von<br />

Seiten der Studierenden als auch von Seiten der Lehrenden<br />

– ich nenne nur den im Moment zugkräftigsten<br />

Namen Michael Haneke – gegeben.<br />

Das ist natürlich schon eine besondere Sache,<br />

wenn man einen zweimaligen Palme d’Or-Gewinner<br />

um Rat fragen bzw. von ihm lernen kann.<br />

Sie haben aber noch weitere prominente Namen<br />

erwähnt?<br />

FREISMUTH: An der <strong>Film</strong>akademie Wien selbst sind<br />

großartige Professoren tätig, aber wir finanzieren<br />

ergänzend noch Workshops und Lectures. Wir wollen<br />

uns damit eigentlich nicht in der Öffentlichkeit<br />

schmücken, da die Vortragenden bewusst kein<br />

großes Aufsehen wünschen, sondern lieber inkognito<br />

ihre Workshops abhalten. Nicht zuletzt, weil<br />

sie wissen, dass sie es mit einem fachkundigen Cineasten<br />

Publikum zu tun haben. Es geschah nicht<br />

einmal, dass ein Vortragender einfach die geplante<br />

Zeit überzog, weil ihn selbst das Gespräch mit den<br />

Studierenden so interessiert hat. Aber um ein paar<br />

Namen dieser herausragenden Persönlichkeiten<br />

des internationalen <strong>Film</strong>business zu nennen: Peter<br />

Morgan, Ron Howard, Ed Lachman, Fernando Meirelles,<br />

Jeremy Thomas, sie alle waren vor nicht so<br />

langer Zeit da und verbrachten anregende Stunden<br />

bei diesen Workshops. Das ist natürlich für die Studierenden<br />

eine einmalige Gelegenheit, um internationale<br />

Kontakte zu knüpfen, etwas, ohne die es im<br />

<strong>Film</strong>business nicht geht.<br />

Welche Pläne haben Sie darüber hinaus?<br />

FREISMUTH: Wissen Sie, man könnte aus dieser Tätigkeit<br />

einen Ganztagsjob machen, soviel gäbe es zu<br />

tun. Unsere Ideen sind mannigfaltig, aber wir fokussieren<br />

uns mit viel Herzblut auf bestimmte Themen.<br />

Anführen möchte ich hier u. a. die Vergabe von Stipendien<br />

an ausgezeichnete Bachelor- und Masterarbeiten,<br />

die Mitfinanzierung von außergewöhnlichen<br />

<strong>Film</strong>projekten der Studierenden, die Unterstützung<br />

des StudentInnenfilmfestivals und der <strong>Film</strong>exkursionen<br />

und die Mitfinanzierung von Kinostartförderungen.<br />

Wir wollen auch dazu beitragen, über Wettbewerbe<br />

Kontakte zur österreichischen Wirtschaft zu<br />

knüpfen und die <strong>Film</strong>schaffenden bei <strong>Film</strong>festivals<br />

finanziell betreuen. Seit kurzem sind wir auch mit<br />

den österreichischen Kulturforen im Gespräch, um<br />

den jungen österreichischen <strong>Film</strong> im Ausland zu verbreiten.<br />

Außerdem wollen wir die <strong>Film</strong>vermittlung in<br />

den Schulen durch unsere DVD Serie „Still Learning“<br />

– es gibt bereits die Edition 8 - verstärken. Schauen<br />

Sie sich doch die Liste der österreichischen PreisträgerInnen<br />

bei internationalen Festivals an, ganz viele<br />

von ihnen kommen aus der <strong>Film</strong>akademie Wien.<br />

filmbiz<br />

Foto: Benesch<br />

Oscar-Preisträger Christoph<br />

Waltz, VFFW-Präsidentin Elisabeth<br />

Freismuth und der 2-fache Goldene<br />

Palme-Gewinner Michael Haneke<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |31


filmbiz<br />

„<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ bündelt die Kräfte<br />

Protagonisten des „<strong>Film</strong>werk Voralrlberg“<br />

Vor etwas mehr als einem Jahr ist die <strong>Film</strong>- und Musikindustrie<br />

Vorarlbergs usammengekommen, um innovative Strategien zur<br />

Stärkung der Branche zu entwickeln. Unterschiedlichste Konzepte<br />

und Ideen wurden diskutiert. Am Ende stand ein Projekt<br />

unter dem Dach der Wirtschaftskammer, an dem sich jetzt<br />

interessierte Firmen aus der Fachgruppe beteiligen können.<br />

Anfang diesen Jahres wurden die Weichen für das „<strong>Film</strong>werk<br />

Vorarlberg“ gestellt. 22 Unternehmen aus der <strong>Film</strong>- und Musikbranche<br />

setzen sich an einen Tisch und arbeiten zusammen.<br />

Übergeordnetes Ziel ist es, die teilnehmenden Unternehmen<br />

mit einer gemeinsamen Dachmarke Vorarlbergs Wirtschaft<br />

zu präsentieren. Die Medienprofis arbeiten gemeinsam an<br />

Themen wie Produktionsqualität, Weiterbildung, Vermarktung<br />

und Vernetzung. Die teilnehmenden Unternehmen entwickeln<br />

gemeinsame Qualitätsstandards, organisieren Workshops mit<br />

internationalen Profis um stets auf dem aktuellsten Wissenstand<br />

zu sein und präsentieren sich mit einem gemeinsamen<br />

Online-Auftritt. Und obwohl die meisten Mitglieder als<br />

Ein-Personen-Unternehmen registriert sind, arbeiten sie eng<br />

miteinander und sind durch die starke Vernetzung im „<strong>Film</strong>werk<br />

Vorarlberg“ in der Lage, flexibel zu produzieren und<br />

sowohl kleinere als auch große Produktionen in Vorarlberg<br />

abzuwickeln.<br />

„<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ - Mitgliedsunternehmen<br />

• AlexanderKaiser<strong>Film</strong>produktione.U.<br />

• Aro<strong>Film</strong><br />

• cine444<br />

• <strong>Film</strong>quadrat Gesellschaft für Bild u.<br />

Tonproduktionen GmbH<br />

• FrlMüller&Söhne<br />

• greenbeerecords<br />

• HannoThurnher<strong>Film</strong>produktion<br />

• JochumHerbert<strong>Film</strong>produktion<br />

• kunstschallpostproduction–<strong>Film</strong>produktion<br />

• M&PUnterbergerKG<br />

• MäserdigitalmediaGmbH<br />

32 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

• <strong>Media</strong><strong>Film</strong>WaibelGmbH<br />

• MedienzooBewegtBildKommunikationGmbH<br />

• Mo.ot<strong>Film</strong>undVideoproduktionene.U.<br />

• MYLONASWerbung+<strong>Film</strong><br />

• PeterMOSERVideoproduktionen<br />

• Pixelworks<strong>Film</strong>produktion<br />

• pmt–publicomediatrading<br />

• ThomasIlg<strong>Film</strong>produktion<br />

• TonzooStudios<br />

• WitschVisualsGmbH<br />

• ZERODIVISIONGmbH<br />

Doch nicht nur die regionale Wirkung steht im Vordergrund.<br />

Das „<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ entwickelt auch Strategien, die<br />

grenzenübergreifend wirken sollen. Die rasante Entwicklung<br />

der <strong>Film</strong>technik hat es in den letzten Jahren möglich gemacht,<br />

auch als kleines Unternehmen <strong>Film</strong>produktionen auf hohem<br />

technischen Niveau anzubieten. In weiterer Folge bietet das<br />

Internet inzwischen unüberschaubar viele Möglichkeiten,<br />

<strong>Film</strong>e zu verbreiten. Das <strong>Film</strong>werk sieht es als außerordentlich<br />

wichtig an, klar durch gestalterisch und technisch hochwertige<br />

Qualitätsproduktionen unter der Marke „<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“<br />

aufzufallen.<br />

Die Idee zum „<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ ist unter der Leitung<br />

von Teddy Maier, Fachgruppenobmann der Fachvertretung<br />

der <strong>Film</strong>- und Musikindustrie in der Wirtschaftskammer<br />

Vorarlberg, entstanden. Zur Koordination wurde in Nenzing<br />

eine eigene Geschäftsstelle eingerichtet, in der die Fäden der<br />

Arbeitsgruppen zusammenlaufen und koordiniert werden.<br />

Sie dient als Anlaufstelle für Anfragen und erteilt Auskünfte.<br />

Von dort wird auch das gemeinsame Internetportal www.<br />

filmwerk-vorarlberg.at betreut.<br />

„<strong>Film</strong>werk Vorarlberg“ - Daten & Fakten<br />

• Qualitätsgemeinschaft<strong>Film</strong>-undMusikschaffender<br />

• 22MitgliedsunternehmenausVorarlberg<br />

• BeschäftigteGesamt:über40<br />

• AbgeschlosseneProjekte2010:über170<strong>Film</strong>projekte<br />

• AbgeschlosseneProjekte2011:über220<strong>Film</strong>projekte<br />

• Produktionsländer:über25Länder<br />

(Auszug: Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich,<br />

Großbritannien, Irland, Vatikan, Italien, USA, Australien,<br />

China, Jordanien, Türkei, Indien, Estland, Belarus, etc.)<br />

•GewonnenePreisevonMitgliedern:VDSMedienpreis2006,<br />

Comenius Edu<strong>Media</strong> Siegel 2009, Corporate Video & TV<br />

Award of Master, Corporate <strong>Media</strong> Master Award 2006 / 2008


„Enorme<br />

Umwegrentabilität“<br />

Welches Budget steht der stadt wien marketing<br />

für das <strong>Film</strong>festival am Rathausplatz, das an die<br />

700.000 BesucherInnen jährlich anlockt, zur<br />

Verfügung?<br />

FORSTHUBER: Das Gesamtbudget für das <strong>Film</strong><br />

Festival beläuft sich auf rund Euro 1.400.000,-, wobei<br />

lediglich ein Teil seitens der Stadt bereitgestellt<br />

wird. Ein wesentlicher Betrag wird über zusätzliche<br />

Einnahmen wie Sponsorengelder oder die Gastronomie<br />

finanziert.<br />

Der Rathausplatz wird an schönen Sommerabenden<br />

regelrecht überrannt. Bleiben Sie beim<br />

bewährten Rezept oder gibt es Neuerungen?<br />

FORSTHUBER: Auch 2012 erfährt das <strong>Film</strong> Festival<br />

wieder Adaptionen, um den Gästen einen optimalen<br />

Genuss zu ermöglichen. Erstmals wird es jeweils an<br />

einem Abend in der Woche moderne Highlights wie<br />

u.a. Adele, Best of Pavarotti & Friends oder Anastacia<br />

im Programm geben und anlässlich ihres 50-jährigen<br />

Jubiläums wird auch die Viennale in diesem<br />

Jahr beim <strong>Film</strong> Festival vertreten sein. Zusätzlich zu<br />

den programmlichen Neuerungen, wird die Leinwand<br />

von 230m² auf 300m2 vergrößert und zwei<br />

zusätzliche Beschallungstürme werden eine weitere<br />

Qualitätsebene am Rathausplatz bilden.<br />

Organisiert wird dieser Ebent von der stadt<br />

wien marketing, sind Sie auch programmlich<br />

eingebunden bzw. wer wählt aus?<br />

FORSTHUBER: Für die hochkarätige Programmauswahl<br />

zeichnet wie schon in den Vorjahren das IMZ<br />

– Internationales Musikzentrum unter der Leitung<br />

von Franz Patay verantwortlich.<br />

An wen wendet sich Ihre Aktivitäten: Bewohner,<br />

Touristen, Wirtschaft?<br />

FORSTHUBER: Uns ist es ganz besonders wichtig,<br />

mit dem <strong>Film</strong> Festival allen WienerInnen und Wien<br />

BesucherInnen – eben auch jenen, die bis dato keinen<br />

Zugang zu klassischer Musik gefunden haben<br />

– die Möglichkeit zu bieten, sich der Klassik anzunähern.<br />

Viele Menschen unterschiedlichsten Alters<br />

haben im Laufe des mittlerweile 22-jährigen Bestehens<br />

des <strong>Film</strong> Festivals Interesse und Gefallen an<br />

dieser Art der Kultur gefunden. Einfach deshalb, weil<br />

die Hemmschwelle sich diesem Genre anzunähern,<br />

in einem ungezwungenen Ambiente sehr niedrig ist<br />

- und vor allem kostenlos.<br />

Ist die stadt wien marketing hauptsächlich<br />

für Events zuständig?<br />

FORSTHUBER: Wir als stadt wien marketing<br />

sind ein full service Agentur, dh. unser<br />

Portfolio erstreckt sich von schwerpunktmäßig<br />

Veranstaltungen und Drucksorten<br />

bis hin zu Kongressen im Auftrag der Stadt<br />

Wien.<br />

Wie viele Großveranstaltungen verträgt<br />

Wien?<br />

FORSTHUBER: In den Monaten Jänner,<br />

Februar und März auf alle Fälle noch welche<br />

– hier gibt es kaum Veranstaltungen.<br />

Auch im Oktober sehe ich noch Potential<br />

nach oben. Die Monate November und<br />

Dezember sind mit den Weihnachtsmärkten<br />

gut ausgelastet – hier zeichnet sich eine gute<br />

Entwicklung in den letzten 20 Jahren ab. Und auch<br />

der September ist mit der Wiener Wiesn relativ gut<br />

abgedeckt. Allgemein lässt sich aber sagen: In Bezug<br />

auf die Hotelkapazität sind jedenfalls weitere Veranstaltungen<br />

möglich.<br />

Wo wünschen Sie sich Verbesserungen?<br />

FORSTHUBER: Verbesserung und Adaptierungen<br />

sind immer wichtig und notwendig. Wenn man<br />

nicht stets danach trachtet, sowohl in der Qualität<br />

der Inhalte, des Services als auch in technischen Belangen<br />

nach zu justieren, würden solche Formate<br />

wie das <strong>Film</strong> Festival nicht lange auf Interesse stoßen<br />

– weder bei den Gästen noch bei Partnern aus<br />

der Wirtschaft. Man muss sich natürlich immer auch<br />

auf die Bedürfnisse der BesucherInnen einstellen<br />

und von dieser Seite Anregungen aufnehmen und<br />

überdenken. Eine Veranstaltung in so einer Größe<br />

wird nie ein Selbstläufer sein können.<br />

Wetterglück ist Ihnen zu wünschen, was könnte<br />

Sie noch zufrieden stellen?<br />

FORSTHUBER: Ich hoffe, dass weiterhin zahlreiche<br />

kreative Köpfe außerordentlich gute Ideen haben,<br />

die hoffentlich auch aufgrund der Wirtschaftslage<br />

Unterstützung finden. Denn man darf nicht außer<br />

Acht lassen, dass gute Veranstaltungen auch eine<br />

enorme Umwegrentabiltät und damit einen Nutzen<br />

für die Wirtschaft haben können.<br />

filmbiz<br />

Bereits zum 22. Mal öffnet der Wiener Rathausplatz für tausende BesucherInnen Pforten und<br />

lädt zum <strong>Film</strong> Festival 2012 und damit zu einem einmaligen Kultur-, Kunst- und Kulinarikgenuss.<br />

Orchestriert wird dieser Großevent von der stadt.wien.marketing, deren Geschäftsführerin<br />

Barbara Forsthuber hinter die Kulissen blicken lässt.<br />

Barbara Forsthuber<br />

FILM FESTIVAL 2012<br />

65 Abende und 47 Produktionen<br />

mit den absoluten Top-Highlights<br />

der klassischen und erstmals<br />

auch modernen Musik. Auf dem<br />

Programm stehen klassische<br />

Produktionen – wie etwa der<br />

Wiener Staatsoper oder der Oper<br />

Zürich. Die Liebhaber des Tanzes<br />

und auch der Operette dürfen sich<br />

auf Produktionen wie Coppélia,<br />

Der Nussknacker, Alice im Wunderland<br />

oder auch Die Csárdásfürstin.<br />

Für die Fans moderner Musik<br />

stehen unter anderem folgende<br />

Highlights auf dem Programm:<br />

Adele – Live at the Royal Albert<br />

Hall, Pavarotti: The Duetts, Best<br />

of Pavarotti & Friends (Luciano<br />

Pavarotti, Elton John, Bono, Andrea<br />

Bocelli, Sting, Maria Carey<br />

Täglich abends bei Schönwetter.<br />

Eintritt frei. <strong>Film</strong>beginn täglich bei<br />

Einbruch der Dunkelheit.<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |33


media<br />

Servus im Musikrausch<br />

Ab 19. Juli stellt<br />

Servus TV<br />

österreichische<br />

Musiker in den<br />

Hauptabend.<br />

Eröffnet wird die<br />

Programmreihe<br />

„Musikrausch –<br />

Der Konzertsommer<br />

mit Hubert<br />

von Goisern, mit<br />

zwei exklusiven<br />

Dokus über seine Chartstürmer Hubert von Goisern auf Servus TV<br />

„Brenna Tuats<br />

Tour 2012“ und einer fulminanten Konzertaufzeichnung an<br />

der Rennstrecke des Red Bull Rings in Spielberg. Rainhard<br />

Fendrich & Band erweitern den Konzertsommer mit einem<br />

„Best-of…“ vom Ötztal Open Air in Tirol. Danach folgen zwei<br />

Highlights vom „Woodstock der Blasmusik“ – bei dem unter<br />

anderem der Holstuonarmusigbigbandclub (HMBC) und die<br />

Global Kryner groß aufspielen. Den Schlussakt des Konzertsommers<br />

macht kein geringerer als Andreas Gabalier mit<br />

Band. Gemeinsam mit Opus, Anna F. und den Gnackwatschn<br />

gibt der Echopreisträger und Amadeus-Award-Gewinner beim<br />

Steirer-Festival auf dem Red Bull Ring ordentlich Gas.<br />

Studenten helfen ORF<br />

Bei ihrer Antrittskonferenz sprach<br />

ORF-TV-Chefin Kathrin Zechner<br />

noch leicht neidig von gewissen Arbeitsbedingungen<br />

bei den deutschen<br />

Nachbarn. Dort hätte ein Günther<br />

Jauch alleine ein großes Team, das<br />

ihm Gesprächspartner vorstellt, dito<br />

für die anderen wichtigen Diskussionssendungen<br />

des Landes. Es wäre<br />

nicht die findige Kat rh in Zechner,<br />

hätte sie nicht eine Lösung für<br />

Österreich gefunden: Ab Sommer<br />

2012 begibt sich der ORF gemein-<br />

Kathrin Zechner<br />

sam mit dem Institut für Publizistikund<br />

Kommunikationswissenschaft<br />

der Universität Wien unter der Leitung des stellvertretenden<br />

Institutsvorstand Hannes Haas auf die Suche nach „new<br />

faces“. Ziel des Projekts ist es, in allen Bundesländern mit WissenschaftlerInnen,<br />

PolitikerInnen, engagierten BürgerInnen,<br />

KünstlerInnen und Intellektuellen „new faces“ zu finden, die<br />

die bereits gut etablierten Runden der ORF-Diskussionsformate<br />

mit neuen Inhalten spannender machen. ORF-Fernsehdirektorin<br />

Kathrin Zechner: „Diskussionsformate leben von der<br />

Qualität ihrer Gäste und von der Vielfalt der Meinungen. Ich<br />

sehe es als Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Senders, sich<br />

um klugen Nachwuchs zu bemühen – neue Gesichter stehen<br />

für neue Themen und neue Standpunkte! Mit dem Institut für<br />

34 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Publizistik- und Kommunikationswissenschaft haben wir einen<br />

starken und professionellen Partner gefunden, der uns bei unserem<br />

ambitionierten Projekt ‚new faces‘ tatkräftig unterstützt.“<br />

Jean Ziegler eröffnet<br />

Letztes Jahr standen die<br />

Österreichischen Medientage<br />

unter dem Motto ‚Mut’, heuer<br />

sind Visionen erwünscht. An<br />

drei Tagen und in mehr als 20<br />

Panels werden reale Szenarien<br />

des medialen Morgen<br />

diskutiert: Von Cross-<strong>Media</strong><br />

über die Smart-Revolution,<br />

die mögliche Renaissance des<br />

TV und Radio, Hypes oder<br />

Blasen der New <strong>Media</strong> und<br />

Social-<strong>Media</strong>-Cultures, aber<br />

auch über das notwendige<br />

neue Verhältnis zwischen<br />

Politik und Medien, zwischen<br />

Öffentlichkeit und digitaler<br />

Fiktion. „Wir stehen vor den<br />

gewaltigsten Herausforderun-<br />

gen, die je auf unsere Branche zugekommen sind. Die digitalen<br />

Giganten – von Google über Facebook bis Twitter und<br />

Apple – drohen Oligopole aufzubauen, denen man nicht mehr<br />

entrinnen kann. Die klassische Medienwelt hat darauf ebenso<br />

wenig eine Antwort parat wie die Politik. Das ist besorgniserregend“,<br />

so Hans-Jörgen Manstein, Veranstalter und Gründer<br />

der Österreichischen Medientage, der meint: „Visionen sind<br />

überlebensnotwendig. Großes Denken ist gefragt und nicht<br />

Provinzialismus der Politik und Wirtschaft.“ Eröffnen wird die<br />

19. Österreichischen Medientage Jean Ziegler, der über den<br />

Einfluss der Medien auf unsere Gesellschaft reden wird.<br />

25.-27.09. Wien, Stadthalle www.medien-tage.at<br />

ORF-Kultursommer:<br />

Fokus auf Salzburg<br />

Jean Ziegler bei den Österreichischen<br />

Medientagen 2012<br />

Der ORF widmet den Salzburger Festspielen 2012 (20. Juli<br />

bis 2. September), deren Medienpartner er (bzw. die RAVAG)<br />

bereits seit dem Jahr 1925 ist, einen besonders umfangreichen<br />

Programmschwerpunkt und überträgt heuer mehr Kulturgenuss<br />

aus der Mozartstadt denn je. Insgesamt sieben TV-Großevents<br />

produziert der ORF heuer selbst aus Salzburg – so viele<br />

wie noch nie zuvor. So stehen auf dem Spielplan von ORF<br />

und ORF/3sat neben dem Puccini-Klassiker „La Bohème“<br />

mit Anna Netrebko in der Titelpartie und der von Nikolaus<br />

Harnoncourt dirigierten Neuinszenierung von Mozarts „Die<br />

Zauberflöte“ sowie dem Konzert der Wiener Philharmoniker<br />

unter Valery Gergiev als weiteres Highlight die Strauss-Oper<br />

„Ariadne auf Naxos“. Aber auch für die Partnersender ARTE


ORF/Ali Schafler<br />

l-r: : Alexander Pereira (Intendant Salzburger Festspiele), ORF-Fernsehdirektorin<br />

Kathrin Zechner, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz,<br />

Jan Mojto (Geschäftsführer Unitel Classica)<br />

und ZDF/3sat zeichnet der ORF hochkarätige Produktionen<br />

der Festspiele auf. Insgesamt werden mehr als 100<br />

Programmstunden in TV und Radio, Live-Streams und<br />

erstmals auf dem Sonderkanal ORF.at/festspielsommer<br />

zu genießen sein werden.<br />

T-Mobile: Move On<br />

Eine neue Dimension des <strong>Film</strong>emachens<br />

betritt T-Mobile<br />

gemeinsam mit Regisseur<br />

Asger Leth. Zum ersten Mal<br />

in der <strong>Film</strong>geschichte werden<br />

Zuschauer auf spektakuläre<br />

Weise in den künstlerischen<br />

Schaffensprozess eingebunden.<br />

Von der Vorproduktion<br />

bis hin zur Nachbearbeitung<br />

hat das Publikum Mitspracherecht<br />

bei der Auswahl der<br />

einzelnen <strong>Film</strong>elemente.<br />

Dazu gehören Drehorte in Hollywood-Regisseur Asger Leth<br />

elf Ländern, die Namen der<br />

Charaktere sowie die <strong>Film</strong>musik. Außerdem können<br />

die Zuschauer selbst eine Rolle im <strong>Film</strong> übernehmen.<br />

Um sicherzustellen, dass alle Interessenten die gleiche<br />

Chance haben sich einzubringen, kreieren Asger Leth<br />

und T-Mobile eine Reihe von Aufgaben für insgesamt elf<br />

europäische Länder, in denen die Deutsche Telekom und<br />

T-Mobile vertreten sind. <strong>Film</strong>fans können unter www.<br />

move-on-film.at mehr über diese Aufgaben herausfinden<br />

und die Reise mitplanen. Wer zufällig ein interessantes<br />

Haustier, einen schönen <strong>Sound</strong>track, eine Idee für die<br />

Titelseite von Mads Mikkelsens Zeitung oder Interesse<br />

an einer Nebenrolle als Kartenverkäufer an der Wiener<br />

Oper hat, kann sich ab sofort bewerben.<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |35


media<br />

Zukunftsmusik:<br />

Personalisiertes TV<br />

Kürzlich stellten Samsung und der ORF die Kooperation mit der ORF-TV-Thek auf den<br />

Samsung Smart-TVs vor. Gerald Reitmayr, Senior Business Director, Alps Region für Consumer<br />

Electronics bei Samsung erläutert im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview seine Strategie und gibt<br />

Einblicke in die Zukunft des Fernsehens.<br />

Gerald Reitmayr,Samsung Senior<br />

Business Director, Alps Region für<br />

Consumer Electronics<br />

Smart-TV: je flacher desto besser<br />

36 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wie kam es zur Kooperation mit<br />

dem ORF?<br />

REITMAYR: Grundsätzlich suchen<br />

wir bei unseren Inhalten in<br />

erster Linie jene Innovationen,<br />

die unseren internen Studien<br />

nach am meisten von den Usern<br />

nachgefragt werden. Auf unseren<br />

Smart-TVs finden Sie jede Menge<br />

Apps und Anwendungen aus unterschiedlichsten<br />

Bereichen –Information,<br />

Spiele, Wetterbericht<br />

u.v.m. Jedoch sind es Catch-Up-<br />

Services, welche die Kunden besonders<br />

schätzen. So sind wir schließlich an den ORF<br />

herangetreten und haben mögliche Kooperationen<br />

überlegt. Nachdem die TV-Thek auch auf Aon TV zur<br />

Verfügung steht, gingen wir davon aus, dass sich zB<br />

das User Interface mit geringem Aufwand portieren<br />

ließe. Entsprechend zügig kamen wir zur Einigung.<br />

Die ORF-TV-Thek-App ist von unseren Kunden sofort<br />

begeistert aufgenommen worden. Wir zeigen<br />

diese App in der ‚Hotlist‘ als empfohlene App. Damit<br />

ist sie für alle User der Smart TVs leicht sichtbar und<br />

hat sofort tolle Öffnungsraten erzielt.<br />

Was heißt das in Zahlen?<br />

REITMAYR: Zum Stand April 2012 waren über<br />

240.000 Samsung Smart-TVs und smarte AV-Geräte<br />

wie Heimkino und Blu-ray in den österreichischen<br />

Haushalten. Das bedeutet einen Marktanteil von<br />

etwa 50 %. Und rund die Hälfte dieser Smart-TV-<br />

Haushalte benützt auch die interaktiven Inhalte. Mit<br />

einer TV-Thek hat der User die Möglichkeit, sich sein<br />

eigenes Programm zu gestalten. Der nächste Schritt<br />

wäre Video On Demand für Blockbuster. In der<br />

Schweiz etwa gibt es eine Vielzahl an Start Ups, die<br />

Videorechte kaufen und Video On Demand anbieten,<br />

in Österreich suchen wir diese Anbieter bislang<br />

vergeblich.<br />

Gibt es weitere TV-Anbieter, die Ihre Plattform<br />

benützen wollen?<br />

REITMAYR: Ich denke es ist kein Geheimnis, dass<br />

sämtliche TV Stationen hin und her gerissen sind.<br />

Einerseits kostet ein Engagement mit alternativen<br />

Verbreitungsmethoden Geld, zB um das Playout der<br />

laufenden Streams zu gewährleisten. Andererseits<br />

hat der, der nicht von Anfang an dabei ist, evtl. einen<br />

Wettbewerbsnachteil – schon alleine weil das<br />

Know-how fehlt, um die App zu kommerzialisieren.<br />

Hier wird sich kurz- und mittelfristig sehr viel bewegen<br />

und die Zukunft des Fernsehverhaltens und –<br />

nutzens stark verändern.<br />

Wie sehen Sie die Zukunft des Fernsehens?<br />

REITMAYR: Die Richtung geht definitiv hin zu personalisiertem<br />

Fernsehen. Der Smart TV kennt (und<br />

erkennt!) den User, kennt sein Profil, kann nach dessen<br />

Geschmack Inhalte vorschlagen etc. Das geht<br />

sogar bis zur Werbung, die ebenfalls personalisiert<br />

und zielgruppengenau adressiert werden kann –<br />

eigentlich eine Revolution, die vom User vielleicht<br />

sogar als Benefit empfunden werden kann.<br />

Hat Samsung vor künftig ebenfalls Content<br />

anzubieten?<br />

REITMAYR: Samsung fährt eine andere Strategie<br />

wie etwa Sony und wird nie als Rechte-Inhaber von<br />

Content aktiv werden. Wir wollen neutral bleiben.<br />

Ich gehe davon aus, dass 2013 ab der Mittelklasse<br />

grundsätzlich nur noch Smart-TVs angeboten<br />

worden und damit eine Dimension erreicht wird,<br />

die neuen innovativen Content möglich und nötig<br />

macht.<br />

3D, Smart TV – was wird in den Samsung-Laboratorien<br />

als nächste Innovation entwickelt?<br />

REITMAYR: Die nächste TV-Generation wird mit<br />

OLED-Technologie ausgestattet sein (ähnlich den<br />

Smart-Phones, nur eben deutlich größer), die das<br />

Bild noch brillanter, realitätsnäher machen wird,<br />

fast so als würde man aus dem Fenster schauen. Die<br />

Geräte werden noch dünner, bringen leuchtendere<br />

Farben und ein wesentlicher Unterschied zur gängigen<br />

LED-Technik: ein 100 %iges Schwarz.<br />

Wie ist Samsung in Österreich aufgestellt?<br />

REITMAYR: Samsung hat 2006 in Wien eine Verkaufsniederlassung<br />

gegründet, wir starteten mit<br />

einer Handvoll Mitarbeitern. Heute sind auf fünf Etagen<br />

zwei Produkt-Divisionen untergebracht: zum einen<br />

die portablen Produkte – Computer, Handy und<br />

zum anderen der Bereich Consumer Electronics und<br />

Haushaltswaren. Samsung beschäftigt hier zur Zeit<br />

rund 250 Mitarbeiter.


ORF-TVthek goes<br />

Samsung Smart TV<br />

media<br />

Seit 2009 ist die ORF-TVthek online. Seit 2010 ist sie via Smartphones mobil verfügbar. 2012 –<br />

rechtzeitig zur Fußball-EM – steht die ORF-TVthek nun auch erstmals als App für die Samsung<br />

Smart TV Plattform zur Verfügung.<br />

Die Highlights des ORF-Fernsehens werden dem<br />

Publikum dadurch auch auf dieser wichtigen Zukunftsplattform<br />

on demand zugänglich. Und auch<br />

Ö3 ist mit einer ebenfalls gemeinsam mit Samsung<br />

entwickelten App auf der Samsung Smart TV Plattform<br />

präsent.<br />

Gerald Reitmayr, Senior Director Consumer Electronics<br />

bei Samsung Electronics, Thomas Prantner, stv.<br />

Direktor für Technik, Online und neue Medien des<br />

ORF, und Albert Malli, stv. Programmchef und Leiter<br />

neue Medien von Ö3, stellten die gemeinsam entwickelten<br />

Apps vor.<br />

Die ORF-TVthek-App für Samsung Smart TV ist ab<br />

sofort über alle internetfähigen Samsung TV-Geräte<br />

der Jahre 2010, 2011 und 2012 zugänglich. Seitens<br />

der ORF-Technik waren Christian Eder und Philipp<br />

Ridwald projektverantwortlich. Die Ö3-App ist bereits<br />

seit Mitte April verfügbar.<br />

Gerald Reitmayr, Senior Director Consumer Electronics<br />

von Samsung Electronics: „Unser Name ist<br />

Programm und dieses dreht sich in erster Linie um<br />

‚smarte Inhalte‘. Deshalb freuen wir uns besonders,<br />

dass wir mit der ORF-TVthek-App nun die Highlights<br />

des ORF-Fernsehens als Video-on-Demand-<br />

Anwendung den Samsung Smart TV-Nutzerinnen<br />

und -Nutzern anbieten können. Mit dieser Zusammenarbeit<br />

setzen wird die Grundidee von Samsung<br />

Smart TV konsequent um: Wir verbinden innovative<br />

Technologie und beliebte Inhalte!“<br />

PULS 4 App<br />

Zusammen mit dem Entwicklungspartner NOUS Wissensmanagement hat die<br />

SevenOne <strong>Media</strong> die neue PULS 4-App mit zahlreichen tollen Features ausgestattet:<br />

Mit „In 100 Sekunden informiert“ sind die NutzerInnen immer und überall Up-To-Date<br />

und erhalten alle topaktuellen News sowie exklusiven Mobile-Content der „PULS<br />

4-AustriaNews“ direkt und gemütlich auf ihr Handy oder iPad.<br />

Ebenfallsneu:SämtlicheVideosinTop-QualitätsowieEventfotosundPush-Benachrichtigungen,<br />

um kein Highlight zu verpassen und stets am Laufenden zu sein. Michael<br />

Stix, Geschäftsleitung ProSiebenSat.1 Austria Gruppe ist begeistert: „Mit der neuen und<br />

kostenlosen PULS 4 App bieten wir unseren ZuseherInnen alle Lieblingssendungen<br />

auf iPhone, iPad oder Android, egal wann und wo! Die PULS 4 App ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil unseres Mobile VideoNetworks!“<br />

Thomas Prantner, stellvertretender<br />

Direktor<br />

für Technik, Online und<br />

neue Medien des ORF:<br />

„Seit dem erfolgreichen<br />

Launch der ORF-<br />

TVthek 2009 haben<br />

wir uns konsequent<br />

darum bemüht, die<br />

TVthek dem Publikum<br />

sukzessive über alle relevantenVerbreitungswege<br />

zugänglich zu<br />

machen, sei es online,<br />

via Kabel oder mobil. Mit der heute vorgestellten<br />

App für Samsung Smart TV gehen wir einen weiteren<br />

wichtigen Schritt auf diesem Weg. Und die hohe<br />

Publikumsakzeptanz gibt uns recht. Von Jänner bis<br />

April 2012 gab es schon 11,7 Millionen Videoabrufe<br />

pro Monat über die TVthek. Die ORF-TVthek-App ist<br />

eine sehr nutzerfreundlich gestaltete und einfach<br />

zu handhabende Applikation, die wir gemeinsam<br />

mit Samsung in einer sehr guten Zusammenarbeit<br />

entwickelt haben!“<br />

Albert Malli, stellvertretender Programmchef von<br />

Ö3: „Es ist bemerkenswert, wie viele Österreicherinnen<br />

und Österreicher über ihr TV-Gerät auch Radio<br />

hören. Unsere neue App ermöglicht das in höchstmöglicher<br />

Ton- und Bildqualität!“<br />

l-r: Gerald Reitmayr (Senior<br />

Directorvon Samsung Electronics),<br />

Thomas Prantner (stv. Direktor<br />

für Technik, Online und neue<br />

Medien des ORF), Albert Malli (stv.<br />

Programmchef und Leiter neue<br />

Medien von Ö3)<br />

SevenOne Interactive<br />

SevenOne Interactive ist mit über 6 Mio. vermarktbarer Video-Views pro Monat<br />

der größte Online-Vermarkter für Premium-Bewegtbild in Österreich. Im neuen<br />

SevenOne VideoNetwork stehen den UserInnen neben Eigenproduktionen sowohl<br />

Kult-Spielfilme auf MyVideo.at und puls4.com, als auch Top-US-Serien auf den<br />

Online-Plattformen MyVideo.at, ProSieben.at, kabeleins.at und SAT1.at sowie wetter.<br />

com und rantv.at zur Verfügung.<br />

Darüber hinaus können Werbekunden innerhalb des SevenOne VideoNetworks das<br />

TV-Video-Angebot von Hutchison 3G Austria, das Videoangebot von Axel Springer<br />

<strong>Media</strong> Impact, das Live-Stream und Video on Demand Angebot von <strong>Media</strong> Digital,<br />

NUNA.tv, Own3d.tv, Premium Video-Inhalte von Spiegel Online und Spiegel.TV sowie<br />

Premium-Bewegtbild auf sevenload.com / Hubert Burda Digital buchen.<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |37


media<br />

Servus TV: Wiener Salon<br />

wiederbelebt<br />

Seit Mai knüpfen ServusTV und TV&MORE an eine längst vergessen geglaubte Gesprächskultur<br />

wieder an: das Salongespräch. Im Ambiente einer Jugendstil-Wohnung im Majolika Haus<br />

im Herzen Wiens, empfängt Salonière Andrea Eckert interessante Gesprächspartner und bringt<br />

Menschen zusammen. In der wöchentlichen Sendung erwarten die Zuseher geistreiche<br />

Gespräche aus Musik, Kunst, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaftspolitik.<br />

Andrea Eckert lädt für Servus TV<br />

zum „Wiener Salon“ im<br />

Majolika-Haus<br />

38 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Der „Wiener Salon“ belebt eine Gesprächskultur,<br />

die eigentlich schon über 100 Jahre alt ist. In der<br />

Salonkultur nahm man sich ausreichend Zeit für<br />

Gesellschaftsthemen, es wurde musiziert, vorgelesen,<br />

diskutiert und Kultur sprichwörtlich gelebt. „Der<br />

Wiener Salon am Dienstag“ knüpft an diese Tradition<br />

geistreicher Gesprächskultur an und lässt das<br />

Salongespräch in stilvollem und passendem Ambiente<br />

wöchentlich wieder aufleben.<br />

Andrea Eckert gibt die elegante<br />

Salonière<br />

Prominente Gastgeberin ist die Schauspielerin Andrea<br />

Eckert: „Meine Bekanntschaft mit dem Wiener<br />

Salon rührt noch aus der Kindheit. Jeden Donnerstag<br />

gab meine Großmutter eine Einladung. Die<br />

Gespräche der Gäste drehten sich meist um Kunst<br />

und Kultur. Ich erinnere mich besonders gut an eine<br />

junge Schriftstellerin und an einen Maler, zu dem ich<br />

wohl eine Liebe gefasst hatte. Es ist die Atmosphäre<br />

des gegenseitigen Interesses, der Begeisterung für<br />

die vorgegebenen Themen und der unvoreingenommenen<br />

Freundlichkeit der Diskussion, die ich<br />

in dieser Form danach nicht mehr erlebt habe“. Im<br />

„Wiener Salon“ führt Salonière Andrea Eckert den<br />

Zuschauer nun elegant und lebendig durch die<br />

geladene Salon-Gesellschaft, trifft interessante Gesprächspartner,<br />

bringt Menschen zusammen und<br />

hört Gästen auch mal einfach zu. Die Themen der<br />

wöchentlichen Gesprächsreihe kommen aus den<br />

Bereichen Musik, Kultur, Kunst, Wissenschaft und<br />

Gesellschaftspolitik.<br />

Hightech im Jugendstil-Ambiente<br />

Aufgezeichnet wird der „Wiener Salon“ im Herzen<br />

Wiens: Am Naschmarkt - in einem legendären und<br />

oft fotografierten Jugendstilgebäude. Als Location<br />

dient eine elegante Wohnung im Majolika Haus am<br />

Naschmarkt; leicht snobistisch und von adeliger<br />

Atmosphäre, inszeniert im Stil der alten Salongespräch-Settings<br />

vergangener Jahrhunderte.<br />

Produzent Rudolf Klingohr: „Wir haben uns sehr bemüht,<br />

in dem denkmalgeschützten Haus die uns<br />

zur Verfügung stehende Wohnung möglichst stilgerecht,<br />

aber nicht museal als <strong>Film</strong>set so einzurichten,<br />

dass die Besucher nicht mit störenden Kameras<br />

konfrontiert werden. Wir haben kleine Kameras gewählt.<br />

Nicht um versteckte Kamera zu spielen - jeder<br />

Gast weiß, dass er gefilmt wird. Aber durch die<br />

technische Entwicklung haben wir die Möglichkeit<br />

genutzt, ferngesteuerte HD-Minikameras einzusetzen,<br />

die drei Haupträume der Wohnung bespielen<br />

können“.


AUSTRIA 9 wird zu<br />

sixx Austria<br />

Bereits im März wurde der Kauf des Senders AUSTRIA 9 erfolgreich abgeschlossen und in die<br />

ProSiebenSat.1 Austria Gruppe integriert. Seit April wird am neuen Senderkonzept gearbeitet<br />

und nun startet im Juli der neue Frauensender sixx Austria.<br />

Markus Breitenecker, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1<br />

Austria Gruppe sieht dem neuen Projekt<br />

sehr positiv entgegen: „Durch den Kauf von Austria<br />

9 können wir von den Vorteilen eines bestehenden<br />

und bereits aktiven Senders maßgebend profitieren.<br />

Ziel ist es sixx Austria gleich nach unseren anderen<br />

vier österreichischen Privaten (Puls 4, ProSieben Austria,<br />

SAT.1 Österreich und kabel eins austria) unter<br />

den Top 10 Österreich-Sendern zu positionieren.“<br />

Bernhard Albrecht, Geschäftsführer sixx Austria<br />

sieht dem Start genauso positiv entgegen und sieht<br />

viel Potenzial darin: „Einen Sender, einzig für Frauen<br />

konzipiert, gibt es am österreichischen Markt noch<br />

nicht und ich freue mich, dass wir diesen Schritt machen.<br />

Wir haben ein attraktives Programmschema<br />

mit den erfolgreichsten Serien, den emotionalsten<br />

Spielfilmen und Eigenformaten, die sixx Austria als<br />

Frauensender am Markt positionieren. Ziel ist es mittelfristig<br />

die Nummer 1 der Unterhaltungssender<br />

der neuen Generation zu werden.“<br />

On-Air Start von sixx Austria wird bereits Anfang<br />

Juli statt finden. In Kooperation mit Puls 4 und dem<br />

deutschen Sender sixx wird der neue Sender für die<br />

weibliche Zielgruppe positioniert. Zielgruppe von<br />

sixx Austria sind Frauen im Alter von 18 bis 49 Jahren.<br />

Das erwartete Durchschnittsalter der Zuseherinnen<br />

liegt zwischen 35 und 39 Jahren und der zu<br />

erwartende Frauenanteil bei den ZuseherInnen bei<br />

über 75 Prozent.<br />

Doch wofür steht sixx Austria? sixx Austria ist die<br />

beste Freundin, man kann Spaß haben, lachen, weinen<br />

oder einfach man selbst sein. sixx Austria ist<br />

offen, ehrlich, loyal und verständnisvoll. sixx Austria<br />

hat Power und ist bei allem mit dem Herzen dabei.<br />

sixx Austria hat die perfekte Stilmischung: lässig,<br />

aufregend und stylish. Auf sixx Austria gibt’s nicht<br />

nur was zu sehen, hier gibt’s was zu erleben.<br />

Als Geschäftsführer des neuen Sender zeichnet DI<br />

Bernhard Albrecht verantwortlich, der seit 1.1.2010<br />

als Chief Operating Officer (COO) für die Bereiche<br />

Finanzen, Betrieb und Technik für die SevenOne <strong>Media</strong><br />

Austria und Puls 4 verantwortlich ist und zudem<br />

auch die Position als Geschäftsführer von SAT.1 Österreich<br />

inne hat.<br />

Der Kauf von Austria 9 beinhält auch die Übernahme<br />

der bisherigen Distributionswege und Frequen-<br />

zen des Senders. Austria 9 versorgt bis dato 80 Prozent<br />

aller TV Haushalte inkl. UPC Grundversorgung<br />

(technische Reichweite). Die Vorteile eines bereits<br />

bestehenden und aktiven Senders, werden so optimal<br />

ausgenutzt. Der Sender ist bereits am Satelliten<br />

verbreitet und damit auch in den Receivern und<br />

Fernsehern unter dem Namen Austria 9 einprogrammiert<br />

und empfangbar. In den Kabelnetzen ist der<br />

Sender ebenfalls eingespeist und kann sofort vom<br />

Kabelkunden empfangen werden. In diesen beiden<br />

Fällen wird Austria 9 automatisch zu sixx Austria - Es<br />

heißt also: Zurücklehnen und genießen.<br />

Durch die Kooperationsmöglichkeit mit Puls 4 wird<br />

zudem ein regionaler Österreichbezug durch Österreich-Programm<br />

gewährleistet: Die Staffeln 1-4 von<br />

„Austria ́s next Topmodel“ und die Kochshow „Koch<br />

mit! Oliver“ werden auf sixx Austria zu sehen sein.<br />

Weitere Formate werden folgen.<br />

Als Frauensender liegt der Fokus auf frauenaffinen<br />

Spielfilmen und Serien. So stehen täglich Serien<br />

wie „Grey ́s Anatomy“, „Desperate Housewives“,<br />

„Life Unexpected“, „Gossip Girl“, „The Good Wife“,<br />

“Friends”, “90201”, “Emergency Room” auf dem Programm.<br />

Auch Spielfilme wie “Keinohrhasen”, “27<br />

Dresses”, “Vier Hochzeiten und ein Todesfall” oder<br />

“Zufällig verheiratet”, erobern jedes weibliche Herz,<br />

media<br />

Seven One <strong>Media</strong>-Chef Markus<br />

Breitenecker und Moderatorin<br />

Johanna Setzer präsentierten den<br />

neuen Sender sixx Austria in der<br />

Albertina Passage<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |39


media<br />

<strong>Sound</strong>MoBil<br />

Mazda 3 MPS<br />

Mit dem 3 MPS verfügt der Mazda-Fuhrpark über einen der stärksten Frontriebler der<br />

Gegenwart. Das sieht man diesem echten Spaß-Gerät auch sofort an: von vorne versprechen<br />

der ganz in Schwarz gehaltene Kühlergrill und der vordere Stoßfänger feurige,<br />

ungezähmte Leistung. Die Inspiration für den neuen Lufteinlass in der Motorhaube,<br />

den aerodynamisch optimierten Heckspoiler und die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen im Stil<br />

des Mazda RX-8 stammt von Mazda Rallyeautos. Und tatsächlich: Mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />

von 250 km/h und einer Beschleunigung von 0-100 km/h in rasanten 6,1<br />

Sekunden zählt der Mazda3 MPS (Mazda Performance Series) zu den schnellsten Fahrzeugen<br />

seiner Klasse. Dabei ist der Mazda3 MPS überraschend sparsam. Der bärenstarke<br />

2.3 l DISI Turbomotor mit 191 kW (260 PS) und einem begeisternden Drehmoment von<br />

380 Nm bei 3000 min-1 verbraucht weniger Kraftstoff als sein Vorgänger. Und auch die<br />

Umwelt kommt nicht zu kurz: Ein reaktionsschneller Katalysator mit Nanotechnologie<br />

reinigt die Abgase besonders gründlich. Auch im Innenraum dominiert die Sportwagen-<br />

Optik - dieser ist vollständig in Schwarz gehalten und von roten Akzenten in der<br />

Türverkleidung, in Armlehnen, Sitzen, Armaturentafel und Lenkrad durchsetzt.<br />

Auch wenn man den Mazda 3 MPS auf hiesigen Autobahnen und Landstrassen wohl<br />

kaum richtig austesten kann, er vermittelt extrem hohen Fahrspaß wenngleich das<br />

ganze Potential wohl nur erahnt werden kann. Eine Ausfahrt über Berg und Tal verspricht<br />

jedenfalls pures Vergnügen.<br />

260 PS, Verbrauch9,6 l<br />

Höchstgeschwindigkeit 250 km/h<br />

Beschleunigung: 6,1 (0-100kmh)<br />

Preis: ab 36.590,- Euro (inkl. aller Steuern)<br />

40 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

jeden Tag aufs Neue. Die Highlights auf sixx Austria nehmen<br />

aber noch lange kein Ende: In österreichischer Erstausstrahlung<br />

wird die 3.Staffel der US-Erfolgsserie „Vampire Diaries“<br />

gezeigt und trifft die perfekte Mischung aus Mystery, Dramatik<br />

und Romantik. Starkoch Jamie Oliver kocht exklusiv<br />

und jeden Tag auf sixx Austria, im Dokutainment Format<br />

„Flirty Dancing – Louie Spence ́s Showbusinesses“ sorgt<br />

die britische Kultfigur Louie Spence für Unterhaltung und<br />

Cesar Millan zeigt in „Dog Whisperer – der Hundeflüsterer“<br />

seine einmalige Art, mit Hunden umzugehen – auf Sein<br />

Urteil vertrauen sogar Stars wie Will Smith, Oprah Winfrey<br />

oder Nicolas Cage. Die Show gewann bereits zweimal den<br />

People ́s Choice Award und war ebenfalls zweimal für den<br />

Emmy Award nominiert.<br />

Time for Love, Glamour, Fashion & Design. Wieder steht der<br />

Leitsatz “Alles, was Frauen interessiert” im Mittelpunkt. „sixx<br />

– Das Magazin“ zeigt, was Frauen wollen: Lifestyle, Beauty,<br />

Wellness und natürlich Beiträge rund um Stars und Sternchen.<br />

Anastasia Zampounidis moderiert jeden Dienstagabend<br />

das erfrischend andere Magazin auf sixx Austria! Für<br />

die Zuseherinnen gilt bei „sixx – Das Magazin“: einfach einschalten<br />

und zurück lehnen. Jeder Abend steht unter einem<br />

eigenen Motto: Los geht’s am Montag mit dem „sixx MÄ-<br />

DELSABEND“, am Dienstag heißt es „sixx WAHRES LEBEN“<br />

mit Serien und auch Dokus, der Mittwoch lädt unter dem<br />

Motto „sixx KUSCHELABEND“ auch alle männlichen Zuseher<br />

ein und präsentiert Spielfilme und Hollywood Movies, am<br />

Donnerstag gibt es „sixx GÄNSEHAUT“ mit Serien wie „Vampire<br />

Diaries“ oder „Missing“ und „sixx WOCHENENDE“ heißt<br />

es dann immer ab Freitag mit „Herzflimmern“ und „Movieclassixx“<br />

ohne Ende.<br />

Einheitliche TV-Lautstärke<br />

Gerade die Lautstärkeunterschiede zwischen Programm<br />

und Werbeblöcken im Fernsehen werden von Zusehern<br />

häufig als unangenehm empfunden. In der Produktion von<br />

TV-Werbespots hat sich ein intensiver Wettbewerb um die<br />

akustische Wahrnehmung entwickelt. Mithilfe massiver<br />

Audiokompression wetteifern Werbefilme um die Aufmerksamkeit<br />

der Zuseher. Das soll am 1. September 2012<br />

ein Ende haben. Der ORF und die vom Verband Österreichischer<br />

Privatsender vertretenen bundesweiten TV-Sender<br />

haben sich unter Federführung der RTR-GmbH auf eine<br />

Angleichung der Lautheitsunterschiede im Programmablauf<br />

sowie zwischen den einzelnen Sendern ab dem 1. September<br />

2012 geeinigt. Dies gilt für alle Programmelemente,<br />

also auch für Werbung und Programmhinweise. Für die<br />

Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutet dies, dass der<br />

Griff zur Fernbedienung zum Ausgleichen unerwarteter<br />

Lautstärkesprünge zukünftig nicht mehr erfolgen muss.<br />

Das bedeutet aber nicht, dass es innerhalb einer Sendung<br />

keine Passagen unterschiedlicher Lautstärke geben darf.<br />

Vielmehr kann eine bewusst dramaturgisch eingesetzte<br />

Klangdynamik mit dieser Anpassung noch besser zur Geltung<br />

kommen, womit Qualität und Erlebnistiefe für Seherinnen<br />

und Seher verbessert werden. Der Umstieg erfolgt<br />

synchron mit öffentlich-rechtlichen und privaten TV- Programmanbietern<br />

in Deutschland.


<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |41


media<br />

BÜChEr, dVd & Co<br />

42 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Keine krötenhafte Halspartie wie<br />

bei den Bläsern<br />

Man glaubt ja gar nicht, was für lustige Gesellen Orchestermusiker<br />

sein können (Der Erheiterungsgrad der humoristischen<br />

Einlagen der Wiener Philharmoniker beim<br />

Neujahrskonzert ist ja enden wollend), zum Glück beweist<br />

uns der deutsche Hornist Klaus Wallendorf das Gegenteil.<br />

Der Musiker ist immer dann besonders gefragt, wenn bei<br />

den Berliner Philharmonikern nicht die Musik, sondern<br />

das Wort im Vordergrund steht. Er ist einer der Meister,<br />

die ganz bescheiden und freundlich auftreten und dabei<br />

kräftig austeilen – in diesem Fall zum Wohle der Leser. Man glaubt ja manchesmal,<br />

dass seine Beobachtungen aus dem Musikeralltagsleben unter des „Diktat des grünen<br />

Veltliner“ geschrieben wurden, diesen Wein, den er während eines Salzburger Aufenthalts<br />

lieben lernte, so komisch sind sie, so treffend, so freudig. Wenn er schreibt, dass<br />

eigentlich die Cellospieler die elegantesten Musiker sind, weil sie „kein grotesk abgewinkelter<br />

Spielarm wie bei der Geige, keine krötenhaft aufgeblähte Halspartie wie bei<br />

den Holzbläsern, keine durch die Pedalarbeit herbeigeführte Beinverknotung wie die<br />

der Harfenisten und auch nicht die verzweifelte Mimik verendender Goldfische, wie<br />

wir sie bei den Blechbläsern beobachten können, behindert, so gibt dieses Zitat einen<br />

guten Einblick in Humor und Sprache dieses freundlichen Zeitgenossens.<br />

Klaus Wallendorf: „Immer Ärger mit dem Cello. Liebeserklärung eines<br />

irrenden Waldhornisten an die streichenden Kollegen (Galiani)<br />

Kreuzzug gegen Ipods<br />

Die Revolution, die Anfang der neunziger Jahre das<br />

Leben in Prag zu einer einzigen großen Party machte,<br />

ist längst vorbei. Jetzt ist Spätsommer, das Licht ist<br />

bereits schwach und träge geworden. Doch bevor sich<br />

der Sommer endgültig dem Ende zuneigt, wird für fünf<br />

Menschen nichts mehr so sein, wie es vorher war. Fünf<br />

Menschen zwischen Straßenbahnlärm und dem Techno<br />

des Herzens, zwischen Lichteffekten und Rockmusik<br />

- und ein Konzert der Stille, das alles verändert. Der<br />

tschechische Autor Jaroslav Rudis gibt jeder seiner Figuren einen eigenen Musikstil,<br />

lässt gelegentlich seine eigenen Vorlieben aufblitzen, wenn er schreibt, dass die Musik<br />

er 80er und Anfang 90er noch Seele gehabt hätten und treibt den Lärm, den Musik<br />

verursachen kann, auf die Spitze, indem er den pensionierten Percussionisten Vladimir<br />

auf einen Kreuzzug gegen Ipods schickt. Überaus kurzweilig und realistisch.<br />

Jaroslav Rudis: „Die Stille in Prag“ (Luchterhand)<br />

Watschen in Down Under<br />

Tetschn, Stillen mit vier oder Griechenlandkrise – man<br />

meint der Australier Christos Tsiolkas hatte beim Schreiben<br />

seines Gesellschaftsroman Österreichs brennendste<br />

Themen vor Augen gehabt, in Wahrheit geht<br />

es um Familie. Aus verschiedenen Perspektiven werden<br />

gekonnt die verschiedenen Arten als Familie zu (über)<br />

leben geschildert. Mit mehr oder weniger Empathie für<br />

seine Figuren zeigt der griechisch stämmige Autor auf,<br />

wie eine kleine Begebenheit zu Unruhe im Gefüge führen kann. Manches wird zwar<br />

zu stark ausgewälzt (die stillende Mutter, der verliebte Teenager, gewisse Sexszenen)<br />

aber grosso modo stellt man sich so das Leben in Down under vor. Sehr lustig seine<br />

Spitzen gegen „Six Feet Under“ oder „Westwing“-Serienjunkies, auch Musik der heute<br />

40+-GenerationspielteinegroßeRolle.EinsogenannterPageturner,derlockermit<br />

den vielen verschiedenen US-Familiengeschichten mithalten kann.<br />

Christos Tsiolkas: „Nur eine Ohrfeige“ (Klett-Cotta)<br />

Heidenspaß in den Swinging Sixties<br />

Wie Lord Snowdon im Rüschenhemd, mit etwas Old<br />

Spice auf den Wangen und einer Stuyvesant zwischen<br />

den Lippen fühlt sich der Erzähler Chris McCool<br />

in seiner Lebenserinnerung, die hauptsächlich in den<br />

60-ern im verschlafenen Dörfchen Cullymore sich<br />

abspielt. Zwischen den Religionen und Geschlechtern<br />

stehend gelingt dem irischen Autor McCabe<br />

eine leichtfüßige Hommage an die Swinging Sixties.<br />

Viele der erwähnten Musiker sind heutzutage nur<br />

mehr älteren Experten bekannt („diese hoffnungslos<br />

beschwingte, beinahe lachhaft fröhliche Musik“), die<br />

Säulenheiligen Beatles und natürlich Autor James<br />

Joyce werden aber schon ausreichend gewürdigt.<br />

Dazu kommt eine ziemlich verquere Geschichte mit indischem Zwergdoktor, kroatischer<br />

Putzfrau, nigerianischem Teenager oder platinblonder Sexbombe. Mit jeder<br />

neuen Figur wird die Geschichte fadenscheiniger, der Erzähler immer wütender, was<br />

davon wahr ist, was Einbildung, ob McCool im Irrenhaus oder im „betreuten Wohnen“<br />

seinen Erinnerungen nachschwelgt, ist für den Leser egal, so komisch sind die Ideen, so<br />

lustig die Wiedergabe, daher auch ein großes Lob an die kongeniale Übersetzung.<br />

Patrick McCabe: „Die Heilige Stadt“ (Berlin Verlag)<br />

Debakel namens Realität<br />

Der Allroundkünstler Lars Brandt, nebstbei Sohn des legendären deutschen Bundeskanzlers<br />

Willy Brandt kann neben dem Malen auch das Schreiben. Zum zweiten Mal<br />

legt Brandt den Pinsel aus der Hand und malt stattdessen Sprachbilder mit großer<br />

Kunst. Der Roman um Trixi, die Dokumentarfilmerin und Walter, Werbefachmann ist<br />

leicht lesbar und doch auf einer Metaebene sehr poetisch. Sie beschäftigt sich fast ausschließlich<br />

um den Inhalt ihres nächsten <strong>Film</strong>s über einen vergessenen deutschen Maler,<br />

er sieht mit Schrecken die große materielle Krise<br />

auf uns zukommen. Täglich erdrückt sie ihn mehr in<br />

seiner Arbeit und lässt ihn in seinen Träumen zum<br />

Clown mutieren. Nicht nur seine Kunden gehen<br />

ihm verlustig, Branchenkenntnisse unnotwendig,<br />

sondern seine Frau und er entfremden sich immer<br />

mehr. Missverständnisse führen zu Sprachlosigkeit,<br />

führenzum Exodus.<br />

Lars Brandt: „Alles Zirkus“ (Hanser)


BÜChEr, dVd & Co<br />

Es lebe die Sonne<br />

Ein bewegender Roman über den Verlust eines erwachsenen<br />

Sohnes, feinfühlig, liebevoll und mit erstaunlicher<br />

Leichtigkeit erzählt der französische Opernregisseur<br />

Michel Rostain. Aus der Perspektive des an Hirnhautentzündung<br />

verstorbenen Sohnes wird die letzte Woche in<br />

seinem Leben beobachtet und der junge Mann ist es, der<br />

seinen Eltern Trost spenden möchte. Von oben(?) kommentiert<br />

er die Trauer der Eltern auf jugendliche Art:<br />

„Diese Vetternwirtschaft zwischen der Zeit, dem Virus<br />

und der Sprache macht sie kirre.“<br />

Die Künstlereltern wollen eine ganz besonder Trauerfeier und die gelingt auch.. Nicht<br />

die üblichen klischeehaften Verfahrensweisen sollen den Tag des Abschieds markieren!<br />

Alle, die gekommen sind, Freunde und Verwandte, reden und erzählen von ihren<br />

Erlebnissen und Erinnerungen, die sie mit Leon verbinden. Zwischendrin erklingt Musik<br />

und immer wieder weinen die Menschen und nehmen sich gegenseitig in den Arm.<br />

Liebe, Freundschaft und Musik tröstet die Trauernden.<br />

Michel Rostain: „Als ich meine Eltern verließ“ (Edition Heidenreich)<br />

Alternative zum Fußball<br />

Wer sich in Europa nicht für Fußball interessiert, wird<br />

dies noch weniger für Basketball machen, da bleibt als<br />

Wunderwaffe nur mehr Brad Pitt, aber nicht mal ihm<br />

gelang es, einen Kinovertrieb zu finden. Nun aber ist<br />

der in den USA hochgelobte <strong>Film</strong> auf DVD da und man<br />

kann sich damit gut die Zeit vertreiben. Als General<br />

Manager des finanzschwachen Major-League-Teams<br />

Oakland Athletics steht der Ex-Baseballstar Billy Beane (Brad Pitt) jedes Jahr vor demselben<br />

Problem. Die reichen Clubs luchsen ihm alle seine guten Spieler ab und er muss<br />

mit dem wenigen Geld, das ihm zur Verfügung steht, versuchen eine konkurrenzfähige<br />

Mannschaft zusammenzubekommen. Das ändert sich erst als Beane auf den schüchternen<br />

Harvard-Absolventen und Wirtschaftsforscher Peter Brand (Jonah Hill) trifft,<br />

der ein System entwickelte, mit dem er Baseballer einzig und allein nach ihren Spielstatistiken<br />

bewertet. So findet er preisgünstige Spieler, die von anderen Teams trotz<br />

guter Werte verschmäht werden. Trockener Stoff hervorragend umgesetzt, brilliante<br />

Dialoge von Drehbuchautor Aaron Sorkin auf den Punkt getroffen.<br />

DVD: „Moneyball“ (Sony) R: Bennett Miller<br />

Smart & Hart<br />

Beim Anblick strangulierter Mordopfer cool zu bleiben<br />

und sofort auf die richtigen Spuren zu tippen war bis<br />

auf Jodie Foster in Hanibal lector eher Männersuche,<br />

nun hat ein Frauendoppel diesen Part übernehmen<br />

und spielt ihn hervorragend. Beim deutschen Sender<br />

läuft Rizzoli & Isles, so der Name der Serie um die die<br />

toughe Polizistin Rizzoli und ihre kluge Gerichtsmedizinerin<br />

Isles seit Frühjahr, nun gibt es die DVD und man<br />

kann sich den Bostoner Lokalkolorit im Original reinziehen.<br />

Sehr gut gemacht, lässig gespielt, eine sehr empfehlenswerte Alternative.<br />

DVD: Rizzoli & Isles I. Staffel (Warner)<br />

media<br />

Schäbiges Barcelona<br />

Nur zum Vergleich: Ein krebskranker Vater, der mit<br />

Toten sprechen kann, im irdischen Leben jedoch von<br />

materiellen Sorgen geplagt ist, versucht noch mit<br />

allerletzter Kraft die Zukunft seiner heißgeliebten<br />

Kinder zu retten. Was hätte Hollywood aus diesem<br />

Plot gemacht und was ist dem mexikanischen Regisseur<br />

Alejandro González Iñárritu gelungen! Berühmt<br />

wurde der <strong>Film</strong>emacher mit Amores Perros,<br />

21 Gramm und Babel, allesamt heute Kultfilme. In<br />

Biutiful, ein furchtbar traurig-schöner <strong>Film</strong> im heruntergekommenen<br />

Setting eines Randbezirks von Barcelona wird einem die Magie<br />

von Bildern vorgeführt, wird exemplarisch vorgeführt, wie gerade die stillen Momente<br />

am längsten nachwirken. Zu verdanken ist dies einer formidablen Kamera und selbstverständlich<br />

dem überragenden Schauspieler Javier Bardem, der mit dieser Rolle zeigte,<br />

dass er zu den drei besten Europas gehört und unzählige Preise und Nominierungen<br />

erhielt Keine leichte Kost, aber ein <strong>Film</strong> zum Immerwiederschauen.<br />

DVD: „Biutiful“ (Hoanzl) R: Iñárritu<br />

Sportler & Sprache<br />

In 80 & der Fällen gilt das Vorurteil noch<br />

immer, dass SportlerInnen sich eher auf die<br />

Ausübung ihrer diversen Fertigkeiten beschränken<br />

sollten und Mikrofone meiden<br />

(aus österreichischer Sicht vor allem die des<br />

ORF). Weil dem aber nicht so ist, gibt es ausreichend<br />

Material der diversen sprachlichen<br />

Hoppalas. Eher für die Deutschen lustig ist<br />

die vorliegende CD, die schon recht originelle Statements versammelt. Und wenn die<br />

Deutschen Fußball-Europameister sind und uns in London alle Medaillen wegschnappen,<br />

so weiß man wenigstens, dass sie auch weniger leuchtende Seiten haben.<br />

U. Sonnenschein/M. Schwarz: „Keiner scheißt den anderen an“ (Hörverlag)<br />

Przełącz na Polski<br />

Es scheint als würden die Polen fußfrei<br />

den Probleme ihres Nachbarn Ukraine<br />

zuzuschauen, damit ja niemand auf<br />

den Gedanken kommen könnte, dass<br />

auch am Leben zwischen oder Oder<br />

und Weichsel nicht alles in Ordnung ist.<br />

Zumindest die Fußballfans wissen nun<br />

schon mehr. Der Deutsche Steffen Möller<br />

hat nach dem Vorgängerbuch „Viva Polonia“ einen weiteren potenziellen Bestseller<br />

geschrieben, der seine regelmäßigen Zugfahrten von Berlin nach Warschau zum<br />

Thema hat. Sehr humorvoll und treffend schildert er Kleinigkeiten im vermeintlichen<br />

Kulturkampf, erklärt warum man in Polen keinesfalls gut drauf sein darf, was es mit<br />

Polenwitzen, Wodka und blonden Frauen auf sich hat und – wirklich erstaunlich, wieso<br />

die Fußball-EM hier stattfindet, wo noch der Nationalsport Pilzesammeln ist.<br />

Steffen Möller: „Expeditionen zu den Polen“ (Malik) als empfehlenswerte<br />

Hörbuchversion bei Osterworld<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |43


date<br />

PITBULL & SEAN PAUL<br />

Wenn sich der Sohn Exilkubaner mit einem Jamaikaner<br />

zusammentut und beide sich nicht im geringsten darum<br />

kümmern, was die Leute denken, dann kann wie im vorliegenden<br />

Fall eine höchst anregende Mischung entstehen. Da<br />

wird die Stadthalle vor lauter Dancehall & Rap & Hits beben.<br />

Pitbull: “Back in Time” (Sony), 4. 07. Wien Stadthalle<br />

BOB DYLAN<br />

Und wieder einmal gibt sich der von vielen<br />

gottgleich verehrte Bob Dylan auf seiner never<br />

ending tour auch hierzulande die Ehre. Ein Klassiker<br />

in der Sommerwelthauptstadt der Klassik.<br />

CD: „;MTV unplugged“ (Sony), 7.07. Salzburg<br />

HUBERT VON GOISERN<br />

Bevor der Jedermann gerufen wird, kommt der<br />

unglaublich populäre Hubert von Goisern an drei<br />

aufeinanderfolgenden Abenden auf den Domplatz.<br />

CD: “Brennan tuats guat” (Sony)<br />

11.-13. 07. Salzburg, Domplatz<br />

44 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

BRYAN ADAMS<br />

Ein gediegener Gitarrist ist der Kanadier mittlerweile<br />

geworden, aber wer Songs wie “Summer of 69” oder<br />

“Everything I do” geschrieben hat, kann stolz auf seine<br />

Musikerkarriere zurückschauen.<br />

CD: “The Best of Me” (Universal)<br />

5.+6.07. Wien, Stadthalle, Salzburg<br />

ELECTRO OPERA<br />

Jazz in der Staatsoper ist im Juli nichts Ungewöhnliches,<br />

aber Techno, versteckt als Electro Opera ist ein<br />

gewagtes Experiment. Aber nachdem das ehrwürdige<br />

Haus am Ring auch den Ball übersteht, werden auch<br />

die die folgenden Musiker das Haus nicht zum Einstürzen<br />

bringen: Car Craig, Moritz von Oswald, Francesco<br />

Tristano Rebel Rave: Jamie Jones, Maceo Plex, Damian<br />

Lazarus, Amirali Visuals: Neon Golden<br />

7. 07. Wien, Staatsoper<br />

JOAN BAEZ<br />

Sie war mal mit Bob Dylan liiert, dass sie nun fast zur<br />

selben Zeit in Österreich weilt, kann nur Zufall sein. Auch<br />

sie kann noch immer singen und begeistern.<br />

10.07. Wien, Stadthalle<br />

BRUCE SPRINGSTEEN<br />

Erst unlängst wurde the Boss in Berlin hymnisch gefeiert. Das<br />

Publikum ließ ihn nicht gehen, als er gegen Finanzspekulanten<br />

u.ä. wetterte. Gut gesprochen! Das aktuelle Album ist<br />

hervorragend, das Konzert wird sicherlich eines der Highlights<br />

des heurigen Jahres!<br />

CD: “Wrecking Ball” (Sony), 12.07. Wien, Happel-Stadion<br />

ALANIS MORISSETTE<br />

Die kanadische Pianistin ist bei neuer Plattenfirma<br />

gelandet und geht mit dem aktuellen<br />

Tonträger mit dem wunderbaren Namen<br />

“Havoc and Bright Lights” gleich mal auf Tour.<br />

CD: “Havoc and bright Lights” (Sony)<br />

13.07., Wien, Arena<br />

FLO RIDA<br />

Der Rapper aus Miami ist schon seit längerem für<br />

volle Tanzflächen verantwortlich, richtig gelang<br />

es ihm aber mit der Singe „R.O.O.T.S“, die alle<br />

Download-Rekorde brach und zum „fastest million<br />

selling digital song ever wurde. House und Rap,<br />

früher unvorstellbar, er machts vor.<br />

CD: “Wild Ones” (Warner), 21.07. Innsbruck<br />

MADONNA<br />

Um die Musik geht es bei einem Konzert schon lange<br />

nicht (ging es je darum?), aber der fitten Discotänzerin bei<br />

ihrer Inszenierung macht trotzdem Spaß. Bombastisch,<br />

plastisch, amerikanisch.<br />

CD: “MDNA” (Universal), 29.07. Wien Happel-Stadion<br />

Festivals<br />

HUGH LAURIE<br />

Mit der Rolle des TV-Doktors Dr. House wurde er<br />

weltberühmt, dass der Engländer schon davor mit<br />

Stephen Fry ein kongeniales Paar bildete, wissen die<br />

wenigsten. Wie gut er aber Klavier spielen kann und<br />

sich dem Blues hingibt, konnten seine Fans spätestens<br />

seit seiner aktuellen CD hören. Nun auch live!<br />

CD: “Let Them Talk“ (Warner)<br />

22.07. Wien, Konzerthaus<br />

DONOVAN FRANKENREITER<br />

Das genaue Gegenteil ist Surfer und Songwriter Frankenreiter.<br />

Entspannt, fröhlich, unkompliziert lebt er mit<br />

Kind und Kegel seine beiden Hobbies Musik und Surf<br />

CD: “Pass It Around” (Universal)<br />

29.07. Wien, Porgy & Bess<br />

Um die 80 Festivals finden in Österreich im Sommer statt.<br />

Hier eine kleine ‚Kraut & Rüben’-Auswahl.<br />

JAZZFEST WIEN<br />

Auch beim Jazzfest gibt es neben den liebgewonnen, guten<br />

alten bekannten wie Bobby McFerrin oder Keith Jarrett immer<br />

wieder Neues zu entdecken. Nachdem man mit Charles Bradley<br />

eröffnet, wird gleichberechtigt mit der großartigen Funksängerin<br />

Sharon Jones das Festival geschlossen. Davor sollte man<br />

keinesfalls Lonnie Liston Smith, den schmusigen Rufus Wainwright oder Chansonette<br />

Melody Gardot versäumen, um auch ein paar jazzübergreifende Musiker zu erwähnen.<br />

25.06.-9.07. viennajazz.org<br />

VIERTELFESTIVAL NÖ<br />

67 Kulturprojekte werden im Mostviertel<br />

geboten, von MigrantInnengespräche über das<br />

Familienmusical „Ritter Rüdiger“ (Blautschink),<br />

Tanzperformances an der Ybbs oder eine Stahlsinfonie.<br />

Interessant auch eine Mozartoper in einer<br />

Schaugärtnerei und natürlich das Festival Wellenklänge am herrlichen Lunzersee.<br />

1.07.-12.08. www.viertelfestival-noe.at


BEEASY FESTIVAL<br />

Das erste HipHop-Festival unter dem Namen<br />

Beeasy findet gleich Anfang Juli mit 2<br />

internationalen Überfliegern statt. Mac Miller<br />

eroberte mit einem freundlichen „Fuck You“<br />

und der stets fröhlichen „Thumbs Up“ Einstellung<br />

die Herzen vieler Musikfans im Sturm.<br />

Sein Debütalbum, Blue Slide Park“ landete auf<br />

Platz 1d der Billboardcharts, ein Erfolg, den<br />

seit einem Jahrzehnt keinem Indielabel gelang. Als Support wählte er den hierzulande<br />

überaus angesehenen Cro aus (der mit der Pandamaske), der als Die Zukunft des<br />

Deutsch-Rap gilt. Zumindest lässt er Bushido & Co alt aussehen. Aus heimischer Sicht<br />

sind u.a. folgende Künstler vorgesehen: Big J, Flip & Average, Mirakle und Chill Ill<br />

Mac Miller: „Blue Slide Park“ (Universal), Cro: „Raop“ (Chimperator)<br />

4. 07., Wien, Arena<br />

CLAM<br />

Eine der schönsten Location ist die Burg Clam in der<br />

Nähe von Linz mit vielfältigem Programm im Sommer,<br />

beginnend mit Rockern wie Lou Reed, Ian Anderson,<br />

Mother’s Finest über HvG bis hin zu The Gossip.<br />

6.07.-3.08. www.clam.at<br />

URBAN ART FORMS<br />

Paul Kalkbrenner kommt viel in der Welt herum, da<br />

bleibt ihm auch Unterpremstätten bei Graz nicht<br />

verborgen. Einer der Hauptacts neben Bruder Fritz,<br />

Deichkind etc.<br />

5.-7.07. Unterpremstätten<br />

www.urbanartforms.com<br />

WIESEN<br />

Gestartet (6.7.) wird mit den Jüngeren in Wiesen wie The Kooks, am nächsten Tag<br />

kommen Kultmusiker wie Lou Reed oderIan Anderson (Jethro Tull) ins idyllische<br />

Erdbeerparadies Wiesen. Eine<br />

Woche später (14.7.) werden beim<br />

Forestglade Billy Idol oder Incubus<br />

für härtere Töne sorgen bis es wieder<br />

richtig smooth wird bei der Nova<br />

Jazz & Blues Night (21.7.) Einen Tag<br />

vorher kann man in Wien schon zu<br />

M&M etc. in der Arena abshaken.<br />

6.7.-1.09. www.wiesen.at<br />

BEATPATROL<br />

2009 feierte das Beatpatrol Festival seine gelungene Premiere im VAZ St. Pölten<br />

und konnte sich mit 20.000 Besuchern auf Anhieb unter die Top Open Air Festivals<br />

Österreichs katapultieren. Über 100 Acts<br />

decken die gesamte Bandbreite elektronischer<br />

Musik ab, von Electronic und<br />

House über Drum and Bass sowie Dub bis<br />

hin zu Goa und Ska. Superstars der Szene<br />

wie Armin van Buuren, Beetroots, Aoki,<br />

Avicii oder Garraud werden heuer die<br />

Traisenstadt zum Glühen bringen.<br />

20.-22.07. St. Pölten<br />

www.beatpatrol.at<br />

KABARETTFESTIVAL<br />

Zum zweiten Mal findet heuer im Hochsommer<br />

das Wiener Kabarettfestival im Rathaus statt. Eine<br />

Mischung aus jungen und renommierten Stars der<br />

Kabarettszene mit maßgeschneiderten Highlights<br />

aus ihren Erfolgsprogrammen sollen für gute<br />

Unterhaltung sorgen. Die BesucherInnen erwarten<br />

fünf Kabarettabende mit jeweils zwei exklusiven<br />

Acts pro Abend - u.a. mit Publikumslieblingen wie<br />

Viktor Gernot, Eva-Maria Marold, Die Comedyhirten,<br />

Klaus Eckel, Andreas Vitasek, Heilbutt & Rosen, Prof.<br />

Bernhard Ludwig, Herbert Steinböck und Thomas M.<br />

Strobl, Christof Spörk.<br />

24.-28.07. Rathaus Arkadenhof www.wienerkabarettfestival.at<br />

GLATT&VERKEHRT<br />

Das Worldmusicfestival versucht auch heuer wieder, das Phänomen der Weltmusik<br />

zu reflektieren und vielleicht sogar ein Stück weit neu zu definieren. Uraufführungen<br />

heimischer Musikerinnen (B. Stangl, Elektro Guzzi) sind ebenso zu erwarten wie<br />

internationale Stars: Singer-Songwriter Eric<br />

Biibb, der legendäre afrikanische Jazzmusiker<br />

Hugh Masekela und Juan de Marocs Gonzales<br />

(„Buena Vista Social-Club“ Projekts) kommen<br />

zum ersten Mal in die schöne Stadt Krems.<br />

Laue Wachauer Sommerabende mit Wein,<br />

Gesang und <strong>Film</strong>, denn im Kesselhaus gibt es<br />

auch ein begleitendes Open Air <strong>Film</strong>programm.<br />

25.-29.07. Krems, Sandgrube<br />

www.glattundverkehrt.at<br />

OPEN AIR GARS<br />

Mit der Neuinszenierung von<br />

Giuseppe Verdis „Rigoletto“ steht<br />

eine der beliebtesten Verdi-Opern<br />

auf dem Programm der 23. Opern<br />

Air Festspiele Gars am Kamp. Die<br />

1851 in Venedig uraufgeführte<br />

Oper Rigoletto war, nach „Nabucco“,<br />

Verdis zweiter großer Erfolg und<br />

leitete den endgültigen Durchbruch<br />

zum absoluten Weltruhm des Komponisten ein. Die musikalische Leitung übernimmt<br />

heuer erstmals der Pianist und Dirigent Florian Krumpöck .<br />

Zusätzlichwirdam10.+11.AugustdieMusicalshow‚BestofBroadway’alsGastspiel<br />

des Stadttheater Brno auf der Burgbühne Gars am Kamp präsentiert.<br />

13.07.-15.08. Gars am Kamp www.openair.at<br />

OUTREACH FESTIVAL<br />

Anfang August lädt der Jazzer und Outreach<br />

Gründer Franz Hackl zum 20. Mal internationale<br />

Größen des Jazz ins idyllische Schwaz / Tirol. Unter<br />

dem programmatischen Titel ‚No Fear’ spielen<br />

internationale KünstlerInnen wie John Clark,<br />

Adam Holzmann oder heimische wie Paul Zauner<br />

oder Susanna Ridler auf der eigens geschaffenen<br />

überdachten Open-Air-Bühne. Zur Eröffnung widmet<br />

sich eine die multimediale Performance dem<br />

Festivalmotto aus medizinischer Sicht: Raimund<br />

Margreiter, Pionier der Transplantationschirurgie,<br />

kommentiert, begleitet von Jazzklängen des<br />

Outreach Music Chamber Orchestra sowie Visuals<br />

von Richard Bernsteiner, sein bisheriges Leben.<br />

2.-4.08. Schwaz, www.outreach.at<br />

<strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> |45


groB gröBEr gröBChEn<br />

Trost und Rat<br />

Der ORF sucht seit Jahren „Einsparungspotential“. Und wird zuvorderst – leider – bei engagierten MitarbeiterInnen fündig. Dabei liegt das wahre<br />

Potential ganz woanders. In den Bereichen Stil, Respekt, Stars und Sendeflächen für lokale Musik nämlich. Willkommen in Wulkaprodersdorf!, sagt<br />

WALTER GRÖBCHEN.<br />

Stellen Sie sich vor – die Macht der Phantasie lässt solche Kapriolen<br />

dankenswerterweise zu –, Sie werden Programmdirektor eines Radiosenders. Sagen<br />

wir mal: in Wulkaprodersdorf. Ihr kleiner, feiner Radiosender trägt also naheliegenderweise<br />

den Namen „Radio Wulkaprodersdorf“. Es gibt einige Konkurrenten<br />

in Ihrem Gebiet, kleine, lästige, private Konkurrenten, aber so ist das nun mal in der<br />

Radiolandschaft. Seit Mitte der neunziger Jahre schon, als Österreich – als eines der<br />

allerletzten Länder Europas – quasi jedem dahergelaufenen Medienunternehmer<br />

erlaubte, sich ebenfalls zum Programmchef eines Radiosenders aufzuschwingen. Allerdings<br />

nur, wenn er oder sie denn auch eigenes Geld in die Hand nahm und in den<br />

Aufbau, die Marke, die Belegschaft und das Programm investierte.<br />

Sie selbst sind da in einer unvergleichlich besseren Situation. Radio Wulkaprodersdorf<br />

firmiert nämlich, kraft der Tradition und Gesetzeslage<br />

des Landes, als „öffentlich-rechtlicher“ Sender. Die Hörerinnen<br />

und Hörer Ihres Senders bezahlen Sie und Ihre MitarbeiterInnen<br />

durch die Überweisung eines monatlichen Programmentgelts<br />

– in durchaus verschmerzbarer Höhe, aber nicht ganz freiwillig.<br />

Wer immer ein Radiogerät besitzt (bzw. wer immer im Empfangsgebiet<br />

einen Haushalt führt), zählt zu den Finanziers Ihres<br />

Unternehmens. Damit aber Butter aufs Brot kommt, holen Sie sich<br />

zusätzliche Einnahmen von der Werbewirtschaft. Weil solchermassen<br />

genug Budget da ist und Sie nicht jeden überschüssigen Cent<br />

einem raffgierigen Besitzer abliefern müssen – Ihr Sender gehört<br />

ja quasi sich selbst –, können Sie ein opulentes Programm gestalten.<br />

Information, Lokal-Reportagen, Star-Moderatoren, alles da,<br />

auch Events, Werbeplakate und weich gepolsterte Bürodrehstühle. So lässt es sich<br />

leben – Sie gelten als durchaus erfolgreich, die Markt-Kennzahlen stimmen und nur<br />

selten beschwert sich ein Hörer oder Konkurrent.<br />

Was sendet Radio Wulkaprodersorf? Richtig: Information, also zuvorderst<br />

Nachrichten, und Wetterinformationen, allerlei launige Lokal- Reportagen, das<br />

Wortgeklingel von Star-Moderatorinnen und -Moderatoren. Und Musik. Natürlich!,<br />

Musik. Unter uns: das tun aber alle. Nachrichten, Wetter, Moderation, Musik. Kennen<br />

Sie irgendeinen Radiosender, der ohne diese Elemente auskommt? Doch, ja, Ihre<br />

generöse finanzielle Grundausstattung erlaubt es Ihnen, die besten Leute zusammenzukaufen,<br />

die teuersten Beratungsfirmen zu engagieren und die aufwändigste<br />

journalistische Berichterstattung zu betreiben. Nur bei der Musik kochen alle mit<br />

Wasser. Jeder kann und darf Hits von gestern, heute und morgen, eventuell sogar<br />

von vorgestern und übermorgen, abspulen und abspielen, wie es ihm beliebt. Die<br />

spezielle „Rezeptur“ wird immer als Geheimwissenschaft gehandelt (zuvorderst von<br />

Radio-Consultern und Research-Unternehmen, die daran Millionen verdienen), ist<br />

aber eigentlich banal. Ganz nach dem Motto: Sie wünschen, wir spielen.<br />

Was aber wünschen sich die Hörerinnen und Hörer in Wulkaprodersdorf?<br />

Naheliegenderweise: Lokalkolorit. Denn sollte man zufälligerweise mal das Bedürfnis<br />

haben, die grosse, weite Welt zu empfangen, gibt es dafür andere Stationen.<br />

Dutzende, hunderte, wenn nicht mittlerweile sogar – dem World Wide Web sei dank<br />

– abertausende. Radio Wulkaprodersdorf punktet mit Nachrichten aus dem Umkreis,<br />

mit lokalem Zungenschlag, mit Neuigkeiten und Informationen, die den Lebensalltag<br />

seiner Hörer-Klientel bereichern. Und natürlich mit Musik, die man im Sende-<br />

46 | <strong>Film</strong> <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

gebiet gerne hört, macht, lebt. Musik in, aus und für Wulkaprodersdorf. Natürlich<br />

nicht ausschliesslich. Da der Ort aber in dieser Hinsicht als kultureller Brennpunkt gilt<br />

(und das sogar weltweit), eine grosse, eigenständige und vitale Szene aufzuweisen<br />

hat und sowohl seinem Selbstverständnis nach als auch in der Aussendarstellung<br />

Musik geradezu aus allen Poren verströmt, haben Sie eine tolle Ausgangsposition. Sie<br />

können auf wunderbare Produktionen zurückgreifen, über eine lebendige Musik-<br />

Landschaft berichten, prominente Künstlerinnen und Künstler einladen, Pop, Rock,<br />

Blues und zeitgemässe Heurigen-G‘stanzln aus Wulkaprodersdorf rauf und runter<br />

spielen. Täglich. Stündlich. Natürlich fein abgestimmt mit Hits und News von jenseits<br />

der Wulkaprodersdorfer Gemeindegrenze. Theoretisch. Denn in der Praxis läuft auf<br />

Ihrem Sender dieselbe 08/15-Musik wie auf allen anderen Stationen. Die üblichen<br />

Oldies, eine Handvoll Superhits, die Klassiker aus dem Fundus der<br />

Musikberater, die nicht nur für Sie eine „einmalige“ Tonspur zusammenschustern,<br />

sondern ungeniert auch für die Konkurrenz.<br />

Gewiss: der Erfolg gibt Ihnen recht. Auch wenn in Ihrem tiefsten<br />

Inneren vielleicht Zweifel an Ihnen nagen, ob dieser Erfolg eventuell<br />

nicht doch zuvorderst der Abgestumpftheit und Trägheit Ihres<br />

Publikums geschuldet ist, den Senderspeicher des Empfangsgeräts<br />

neu zu programmieren. Wie immer auch: es gibt da ja noch den<br />

ominösen Status des „Öffentlich-Rechtlichen“, der zur bequemen<br />

Finanzierung Ihres Unternehmens entschieden beiträgt. Gelegentlich<br />

quälen Sie Konkurrenten und Hörer sogar mit Schlagworten<br />

wie „Kulturauftrag“, „Identitätsstiftung“, „lokaler Musikanteil“ oder<br />

„Public Value“. Irgendwo in der hintersten Schublade Ihres Schreibtisches<br />

haben Sie allerlei Fibeln, Broschüren und Denkschriften versammelt, in denen<br />

davon auch irgendwie die Rede ist.<br />

Aber was hat das mit der Musik zu tun, die - „Chirpy Chirpy Cheep Cheep“<br />

- Radio Wulkaprodersdorf täglich in den Äther hinausstrahlt? Ihnen fällt das alles<br />

mächtig auf die Nerven. In einem Anflug von unbedingter unternehmerischer Entschiedenheit<br />

durchforsten Sie Ihr Programm nach Restbeständen lokaler Musikkultur.<br />

Da hätten wir zum Beispiel einen Wulkaprodersdorfer Superstar, der Alt & Jung anspricht,<br />

unter Künstlern als entdeckungsfreudiger und verständiger Kollege gilt und<br />

längst über ein schlichtes Musikanten-Dasein hinausgewachsen ist. Zusammen mit<br />

einem kongenial agierenden Redakteur Ihres Senders gestaltet er seit Jahren eine<br />

wöchentliche Sendung. Sie gilt als Aushängeschild von Radio Wulkaprodersdorf.<br />

Sensibleren Geistern aber auch als eine der letzten Alibi-Randflächen für die lokale<br />

Musikkultur. Ihnen gehen die Haltung, die stolze Eigenständigkeit, der latente Widerstandsgeist<br />

dieser letzten Mohikaner schon lange gegen den Strich. Sie ziehen also<br />

den Redakteur der Sendung - „das Leben ist kein Wunschkonzert“ - von der Sendung<br />

ab, wohl wissend, dass dann der Star-Moderator auch den Hut drauf haut. Sie verkriechen<br />

sich in Ihrem Büro, wenn der gute Mann um eine persönliche Unterredung<br />

bittet. Und Sie erklären jenen, die Trost & Rat suchen auf Radio Wulkaprodersdorf,<br />

dass zeitgemässer Rundfunk sowieso ganz anders zu klingen habe. Und Musik in, aus<br />

und für Wulkaprodersdorf nur die Hörerinnen und Hörer verschrecke. Punktum. Sie<br />

warten auf die Pointe dieser phantastischen Geschichte? Drehen Sie doch einfach mal<br />

den Sender Ihrer Heimatstadt auf.<br />

walter.groebchen@monkeymusic.at


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