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Biodiversität - Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung ...

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<strong>Biodiversität</strong><br />

Allgemeingüter sind verletzlich:<br />

6 umweltjournal 50/2008<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

<strong>Biodiversität</strong> – die Vielfalt des Lebens auf der Erde – ist ein Allgemeingut, so wie Wasser<br />

und Luft auch. Wir sind daran gewöhnt, dass Allgemeingüter uns nach Bedarf zur<br />

Verfügung stehen, rund um die Uhr, und halten das <strong>für</strong> selbstverständlich. Wenn wir<br />

in den Nachrichten Bilder aus Peking sehen, wo Menschen mit Gesichtsmasken die<br />

Straßen queren, oder Bilder der Dürre aus Afrika, wird uns bewusst, dass diese Selbstverständlichkeit<br />

in Wirklichkeit keine ist. Den Allgemeingütern wenden wir erst unsere<br />

Aufmerksamkeit zu, wenn etwas nicht stimmt.<br />

Wanderern fällt im Sommer auf, dass<br />

überwiegend weiße Schmetterlinge über<br />

die blühenden Wiesen fliegen, aber kaum<br />

noch bunte oder blaue. Wenn wir in der<br />

Zeitung lesen, dass viele Bienenvölker<br />

an einer Krankheit leiden und sterben,<br />

wird uns bewusst, dass es <strong>für</strong> die Be-<br />

fruchtung der Obstbäume keine Alternative<br />

gibt: Wie soll das denn ohne<br />

Bienen gehen?!<br />

Manchmal sind solche Gefährdungen der<br />

<strong>Biodiversität</strong> einem einzelnen Verursacher<br />

zuzurechnen: Wenn z.B. belastetes<br />

Abwasser in einen Fluss gelangt und<br />

dann die Fische sterben. Manchmal<br />

sind es aber auch viele unterschiedliche<br />

Wirkungen, deren Summe gefährlich<br />

ist: So wissen wir bis heute nicht, was<br />

die rätselhafte Krankheit der Bienen<br />

auslöst.<br />

Vielfalt in Rheinland-Pfalz<br />

hat viele Facetten:<br />

Was wir unmittelbar sehen und hören<br />

können, ist die Vielfalt der Arten. Dass<br />

es eben zum Beispiel bunte und blaue,<br />

gelbe und weiße Schmetterlinge gibt.<br />

Dazu kommt die Vielfalt der Landschaften.<br />

Da ist Rheinland-Pfalz besonders<br />

reich gesegnet: Pfälzerwald und Bienwald,<br />

Moore im Hunsrück, wilde Tulpen<br />

in alten Weinbergen. Neben dem typischen<br />

Wechsel aus Wäldern, Grünland<br />

und Flusstälern gibt es bei uns auch<br />

Einsprengsel vom Mittelmeer, die wir<br />

dem milden Klima an Rhein, Mosel und<br />

Nahe verdanken.<br />

Das ist ungewöhnlich, etwas Besonderes.<br />

Es gibt also in Rheinland-Pfalz eine<br />

Mischung aus besonderen Landschaften,<br />

die „eigentlich“ gar nicht hierher<br />

gehören und in denen Arten am Rande<br />

Gemeiner Bläuling Streifenbläuling<br />

ihrer „üblichen“ Verbreitung leben, und<br />

Landschaften mit Arten, die hier ihren<br />

Verbreitungsschwerpunkt haben.<br />

Genauso wichtig ist aber ein weiterer<br />

Aspekt von Vielfalt, den wir nicht sehen<br />

oder hören können: Das ist die Vielfalt<br />

der Gene, die jedes Lebewesen als einmalig<br />

und unverwechselbar kennzeichnet.<br />

Über sie wissen wir einiges, aber<br />

beileibe nicht alles. Bei den menschlichen<br />

Genen kennen wir z.B. ihre Zahl,<br />

aber die Mechanismen, die sie aktivieren<br />

oder die Möglichkeiten, die in ihnen<br />

stecken, sind uns noch nicht vollständig<br />

bekannt.<br />

Die Art beschreibt nicht das einzelne<br />

Lebewesen, sondern die Gemeinschaft<br />

vieler ähnlicher Lebewesen. Entsprechend<br />

haben die Biologen eine Population,<br />

die aus ähnlichen Individuen<br />

besteht und sich fortpflanzt, als „Art“<br />

bezeichnet. Beim Artenschutz – und<br />

das ist eine der Aufgaben des Naturschutzes<br />

– kommt es also darauf an,<br />

den Populationen möglichst gute Lebensbedingungen<br />

zu sichern.<br />

Ein alter und zugegeben böser Spruch<br />

lautet: „Wer lebt, stört!“. Man merkt<br />

schnell, dass ein solcher Spruch ziem-<br />

lich zynisch ist. Leben ist Bereicherung,<br />

nicht Störung. Es ist normal, dass sich<br />

die Rahmenbedingungen des Lebens<br />

immer wieder ändern. In diesem Zusammenhang<br />

spricht man auch von der<br />

Dynamik natürlicher Prozesse.<br />

Ihr Schulweg sah seinerzeit, als Sie in<br />

die Grundschule gingen, mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit auch anders aus als<br />

heute. Das ist eigentlich nicht schlimm.<br />

Man muss ein bisschen suchen und findet<br />

dann wahrscheinlich einen anderen<br />

Weg. Der ist dann manchmal besser,<br />

manchmal schlechter, manchmal genauso<br />

gut.<br />

Ähnlich arbeitet der Artenschutz:<br />

Ein Ziel ist, die Lebensräume der bei<br />

uns vorkommenden Pflanzen- und Tierarten<br />

offen zu halten, ohne Hindernisse,<br />

die bei Wanderungsbewegungen nicht<br />

überwunden werden können oder z.B.<br />

Zugvögeln das Überwintern bei uns<br />

unmöglich machen würden. Die Vielfalt<br />

der Landschaften, aber auch die Vielfalt<br />

der Nutzungen der Landschaft ist da<strong>für</strong><br />

eine entscheidende Voraussetzung.<br />

Vielfalt und Offenheit sind zwei Grundprinzipien,<br />

die die Fülle des Lebens erst

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