Certamen Olympicum Vindobonense 2009/2010 - Dr. Walter Perné
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3. Das corpus Tibullianum<br />
Unter dem Namen des Albius Tibullus sind drei Bücher Elegien auf uns gekommen, doch sind nur<br />
die beiden ersten sicher von ihm verfaßt. Das erste enthält neben anderen Elegien die sogenannten<br />
Delia-, das zweite die Nemesis-Lieder.<br />
Diese Gedichte Tibulls gehören zu den schönsten römischen Elegien. Es finden sich darunter auch<br />
eine Beschreibung des Ambarvalienfestes und ein Preislied auf das glückliche Landleben. Wie<br />
Tibull Kriegslärm und Soldatenleben haßte, so liebte er die Natur, die Heimat, die Ruhe und den<br />
Frieden. Er lehnte es ab, ein poeta doctus zu sein, und hielt sich daher von all den<br />
Ausschmückungen alexandrinischer Mythologen-Gelehrsamkeit fern. Sein einfacher schlichter<br />
Charakter spiegelt sich in seinem ganzen Werk wieder. Tibull ist voll Anmut in seinem Stil, voll<br />
Kunstfertigkeit im Versmaß und voll Klarheit in der Sprache.<br />
Das dritte Buch wird seit den Humanisten in zwei Teile aufgeteilt, sodaß wir heute von liber tertius<br />
und liber quartus sprechen. Der liber tertius enthält eine Sammlung von sechs Elegien eines<br />
Lygdamus, der liber quartus die sogenannten Sulpicia-Lieder. Zwischen beiden findet sich ein<br />
künstlerisch unbedeutender Panegyricus auf Messalla. Über die Autorschaft der Sulpicia-Lieder ist<br />
ein heftiger Streit entbrannt. Verschiedentlich werden die ersten fünf Elegien dem Tibull, die<br />
anderen der Sulpicia zugeschrieben.<br />
pictura Pompeiana feminae ignotae<br />
Sulpicia, eine vornehme Römerin, vermutlich die Nichte des M. Valerius Messalla Corvinus,<br />
schildert in diesen Gedichten ihre Liebe zu Cerinthus. Die Lieder sind schlicht und<br />
wirklichkeitsnah, doch fehlt der Dichterin die poetische Ausdruckskraft.<br />
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