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Realisierbarkeit und Beurteilung ästhetischer Klangkonzepte bei ...

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Aufnahmeleiter mit einbezogen. Allerdings könne es <strong>bei</strong> einer längeren Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

mit demselben Team dazu kommen, dass sich die Vorstellungen aneinander anglichen<br />

<strong>und</strong> der Künstler auf seine Einflussmöglichkeit verzichte, weil er dem Aufnahmeteam<br />

blind vertraue. Nach Rücksprache mit dem Aufnahmeleiter <strong>und</strong> dem Künstler sei jedoch<br />

oftmals der Pulttonmeister derjenige, der den Klang zu verantworten habe. Lediglich ein<br />

Tonmeister des R<strong>und</strong>funks <strong>und</strong> einer der Teldex-Studios sprechen dem Aufnahmeleiter<br />

auch <strong>bei</strong>m Endprodukt eine größere klangliche Verantwortung zu.<br />

Bei der Frage, wie sich die Tonmeister in klanglicher Hinsicht auf eine Aufnahme vorbereiteten,<br />

lässt sich eine Art Abfolge erkennen. Alle Tonmeister nennen die Beschäftigung<br />

mit der Partitur als wichtigen Aspekt. Da<strong>bei</strong> gehe es zunächst um die verschiedenen Gattungen<br />

<strong>und</strong> Epochen, die teilweise gr<strong>und</strong>sätzlich unterschiedliche <strong>Klangkonzepte</strong> verlangten.<br />

Später würden detailliertere Überlegungen zum Stück folgen: ” Für welchen Raum<br />

<strong>und</strong> mit welcher Absicht könnte der Komponist das Werk geschrieben haben? Wie funktionieren<br />

die Tempi im Aufnahmeraum?“ In einem nächsten Schritt greifen viele Tonmeister<br />

auf Vergleichsaufnahmen zurück. Da<strong>bei</strong> gehe es nicht um die Imitation eines<br />

Klanges, sondern um eine kritische Auseinandersetzung mit schon Vorhandenem. Da<strong>bei</strong><br />

könne es auch hilfreich sein, die Künstler nach ihren Lieblingsaufnahmen zu befragen,<br />

um deren Klangvorstellung kennenzulernen. Als weiteren Schritt zur Vorbereitung wird<br />

von einzelnen Tonmeistern noch der Besuch von Proben genannt. Sobald der Raum bekannt<br />

sei, könne man sich außerdem ein passendes Konzept überlegen bzw. <strong>bei</strong> bekannten<br />

Räumen auf Altbewährtes zurückgreifen. Zusammenfassend meint ein Tonmeister, dass<br />

es für jede Situation – bestehend aus einem Stück, gespielt in einem bestimmten Raum<br />

von einem bestimmten Musiker – verschiedene klangliche Lösungen gebe. Die Anzahl<br />

dieser Lösungen sei da<strong>bei</strong> weder unendlich groß noch genau eins, so dass es nach der<br />

Einbeziehung aller Parameter immer noch viele ” richtige“ Möglichkeiten gebe.<br />

Bis zu dieser Stelle des Interviews decken sich die Antworten der Tonmeister weitestgehend.<br />

Bei der nächsten Frage zur persönlichen Klangästhetik gehen die Beschreibungen<br />

erwartungsgemäß deutlicher auseinander. Übereinstimmend wird zunächst noch<br />

erwähnt, dass sich die persönliche Klangästhetik nach dem Werk richten solle. Auch gehen<br />

mehrere Tonmeister auf das Problem der Raumeinbindung, also auf die Frage, in<br />

wieweit die Aufnahme ein Abbild der tatsächlichen Situation sein solle, ein. Alle, die sich<br />

zum Thema Raum äußern, streben eine Art künstliche Natürlichkeit an. Da<strong>bei</strong> wird der<br />

in Kapitel 3.2.1 erläuterte Begriff ” Natürlichkeit“ durchaus kritisch hinterfragt. Ein Tonmeister<br />

meint, die Instrumente sollten nicht unbedingt so ” spröde“ klingen, ” wie es im<br />

Konzertsaal gerade kommt“, sondern durchaus mit einer eigenen Ästhetik neu gemischt<br />

werden. Auch andere fügen an, das Ergebnis solle sich zwar am Raum orientieren, sich<br />

aber nicht mit den vorhandenen Eigenschaften abfinden.<br />

Im Detail fassen die Tonmeister ihre individuelle Ästhetik wie folgt zusammen: Einer<br />

legt den Schwerpunkt auf den Aspekt ” Deutlichkeit“, um damit vor allem die Musik<br />

zu unterstützen ein anderer spricht von einer Kombinantion aus ” sich im Raum fühlen“<br />

<strong>und</strong> ” Präsenz“. Ein Dritter fasst seine Vorstellung mit ” Homogenität der Mischung,<br />

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