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RDT 1/2007 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev

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Nr. Nr 1 März <strong>2007</strong><br />

DAS RECHT DER TIERE<br />

55 JAHRE bmt-TIERSCHUTZ<br />

Nur mit Ihrer Hilfe<br />

geht es voran!<br />

“HOPE” AUS<br />

RUMÄNIEN<br />

BOTSCHAFTERIN FÜR<br />

EIN GLÜCKLICHES<br />

HUNDELEBEN<br />

GEMEINSAME<br />

ZUKUNFT<br />

WER ADOPTIERT<br />

EIN TIERHEIMTIER?<br />

EHRENAMTLICH<br />

IM bmt<br />

SIND SIE DABEI?<br />

IHRE HILFE<br />

KOMMT AN<br />

PATENSCHAFTEN<br />

RETTEN LEBEN<br />

BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

2<br />

I NHALT<br />

INHALT<br />

Inhaltsverzeichnis / Impressum 2<br />

EDITORIAL 3<br />

TITELTHEMA - 55 JAHRE bmt 4<br />

Tierschutz - je<strong>der</strong> Cent für die <strong>Tiere</strong><br />

Ein Interview mit Dr. Jörg Styrie<br />

GNADENBROTTIERE 10<br />

Noch einmal das Glück kennen lernen…<br />

Neues Leben dank Ihrer Hilfe<br />

DAS VERMITTLUNGSGESPRÄCH 12<br />

Beide Seiten müssen “Klartext” reden<br />

TIERE IN NOT 14<br />

Aus den Tierheimen des bmt<br />

TIERSCHUTZPOLITIK 17<br />

EU-weites Importverbot für Hunde -und Katzenfelle?<br />

Kein Fortschritt: Die neue EU-Tiertransportverordnung<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ 20<br />

Interview mit Petra Zipp über Arbeit und Ziele des bmt<br />

Gerettete Hündin Hope - Hoffnung für Rumänien<br />

GLÜCKLICH VERMITTELT 24<br />

Ungarische Hunde im neuen Zuhause<br />

EHRENAMTLICH IM bmt 26<br />

Ganze Familie im Tierschutz - voller Einsatz für <strong>Tiere</strong><br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

LV Hessen Unter neuer Leitung 28<br />

TH Wau-Mau-Insel Rumänische Welpen gerettet 30<br />

Franziskus-TH Tauber Hund Beethoven 32<br />

ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 34<br />

SO HELFEN SIE DEM BMT 35<br />

TH Arche Noah: Spenden für Ferdinand<br />

JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG - erstmalig in Köln! 36<br />

Beitrittserklärung 36<br />

Impressum<br />

DAS RECHT DER TIERE Nr. 1/<strong>2007</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des „<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />

Redaktion:<br />

Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Hans Schroer<br />

Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />

Druck: Brendow PrintMedien, Moers;<br />

Artgerchte Offenstallhaltung<br />

Seiten 4-9<br />

55 Jahre bmt<br />

Interview mit Dr. Jörg Styrie<br />

Seite 12<br />

Vermittlungsgespräche<br />

Es geht um die Zukunft <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

Seite 20<br />

Auslandstierschutz<br />

Hündin Hope - Botschafterin aus<br />

Rumänien<br />

Seite 32<br />

Beethoven<br />

Eine Spürnase erobert Hamburg<br />

Druck: Brendow PrintMedien, Moers;<br />

Titelbild v. Claudia Lotz: “Lassie” (Vermittlungshund auf Seite 23)<br />

Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Auflage: 41.000 Exemplare


AUF EIN WORT…<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />

DÜRFEN WIR MIT IHRER HILFE RECHNEN?<br />

In diesem Jahr feiert <strong>der</strong> <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

e.V. sein 55jähriges Bestehen. Mit Stolz blicken wir auf diese<br />

Zeit zurück. Aus den Anfängen einiger hochmotivierter<br />

Tierfreunde hat sich ein Verein entwickelt, <strong>der</strong> fester<br />

Bestandteil des Tierschutzes in Deutschland ist.<br />

1706 Hunde, 1957 Katzen und 2042 Kleintiere konnten durch unsere Tierheime allein im Jahr<br />

2006 in gute Hände vermittelt werden. Zusätzlich waren unsere Tierheime Aufnahmestationen<br />

für viele entlaufene <strong>Tiere</strong>, die an die ihre Besitzer zurückgegeben werden konnten. Jedes Tier<br />

hatte seine eigene, teils bewegende Geschichte. Oft standen uns die Tränen in den Augen,<br />

manchmal vor Wut darüber, was Menschen <strong>Tiere</strong>n antun, oftmals aber auch vor Rührung und<br />

Freude einen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass Menschen und <strong>Tiere</strong> zusammengefunden<br />

haben. Dann wussten wir, dass unsere Arbeit nicht umsonst war.<br />

In diese Freude mischt sich jedoch zunehmend ein Wehrmutstropfen: Die Kosten für die<br />

Tierschutzarbeit des bmt sind seit längerer Zeit durch die Einnahmen nicht mehr gedeckt. Wir<br />

sparen, wo wir können - wenn es den <strong>Tiere</strong>n nicht zum Nachteil wird. Dennoch schlagen die<br />

Kosten unter an<strong>der</strong>em für Tierversorgung, Tierarzt, Medikamente, Futter, Strom und Heizung so<br />

zu Buche, dass unsere Reserven zunehmend schwinden. Mit großer Sorge blicken wir <strong>der</strong>zeit in<br />

die Zukunft und haben dennoch die Hoffnung, dass wir unsere Tierschutzarbeit in den<br />

kommenden Jahren fortführen können.<br />

Da <strong>der</strong> bmt keine staatlichen Zuwendungen erhält, sind es die Tierfreunde, die unsere Arbeit<br />

ermöglichen. Wir sind dankbar für jeden Betrag, den wir in <strong>der</strong> Vergangenheit erhalten haben.<br />

Wir können unsere Arbeit aber nur fortführen, wenn wir auch weiterhin auf Unterstützung<br />

hoffen können. Deswegen unsere herzliche Bitte: Helfen Sie uns, die finanzielle Last zu<br />

schultern. Ob durch eine Mitgliedschaft, einen För<strong>der</strong>beitrag (siehe dazu S. 35), eine Spende,<br />

eine Patenschaft o<strong>der</strong> durch eine testamentarische Verfügung. Nur durch Ihre Hilfe können wir<br />

helfen, können wir die Not <strong>der</strong> vielen <strong>Tiere</strong> lin<strong>der</strong>n.<br />

Auch diese Ausgabe "Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" vermittelt Ihnen, wo <strong>der</strong> bmt aktiv ist, wie er im<br />

praktischen und politischen Tierschutz konsequent für die <strong>Tiere</strong> eintritt. Bitte unterstützen Sie<br />

unsere Arbeit auch weiterhin, die <strong>Tiere</strong> brauchen uns!<br />

Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit<br />

Ihr<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

E DITORIAL<br />

Dr. Styrie mit Vermittlungshund Tibor (S.16)<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

3


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

4<br />

T ITELTHEMA<br />

Dr. Jörg Styrie im<br />

Gespräch<br />

"Lieben Sie <strong>Tiere</strong>?<br />

Dann helfen Sie dem<br />

bmt, seine gute<br />

Tierschutzarbeit<br />

fortzusetzen!"<br />

<strong>Tiere</strong>n in Not zu helfen, sich für<br />

gesetzliche Verbesserungen ihrer<br />

Lebensbedingungen einzusetzen<br />

und Menschen für den<br />

Schutz von <strong>Tiere</strong>n zu sensibilisieren<br />

- das sind die grundlegenden<br />

Aufgaben des bmt. In<br />

diesem Jahr wird <strong>der</strong> Verein 55<br />

Jahre alt.<br />

Dr. Jörg Styrie ist seit Juni 2006<br />

<strong>der</strong> bmt-Vorsitzende. Was den<br />

bmt von an<strong>der</strong>en Tierschutzorganisationen<br />

unterscheidet, warum<br />

Tierschutz so viel Geld kostet<br />

und <strong>der</strong> bmt mehr denn je<br />

auf Unterstützung von überzeugten<br />

Tierfreunden angewiesen<br />

ist, erklärt <strong>der</strong> promovierte<br />

Agrarwirt in unserem aktuellen<br />

Interview.<br />

RdT: Was macht den bmt aus Ihrer<br />

Sicht einzigartig?<br />

Dr. Jörg Styrie: Dass er jedem Tier in<br />

Not hilft und dabei keine Kosten scheut.<br />

RdT: An<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e Tierschutzorganisationen<br />

nimmt <strong>der</strong> bmt nicht nur<br />

bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />

<strong>Tiere</strong> in seinen acht Tierheimen auf,<br />

son<strong>der</strong>n ermöglicht auch <strong>Tiere</strong>n auf so<br />

genannten Gnadenbrothöfen ein artgerechtes<br />

und friedvolles Leben bis an<br />

ihr natürliches Ende…<br />

Dr. Jörg Styrie: …eine Leistung, die<br />

ich großartig finde und die unsere ethische<br />

Überzeugung wi<strong>der</strong>spiegelt: Für<br />

<strong>Tiere</strong> da zu sein, die viele Jahre auf <strong>der</strong><br />

Schattenseite des Lebens standen und<br />

es mehr als verdient haben, ohne Angst<br />

und Entbehrungen leben zu dürfen.<br />

Es gibt für mich kaum etwas Schöneres<br />

als die positive Entwicklung von <strong>Tiere</strong>n<br />

zu begleiten, die verstört und scheu zu<br />

uns kamen und sich im Laufe unserer<br />

lieb<strong>ev</strong>ollen Versorgung zu ausgegliche-<br />

Letzte Meldungen<br />

sterben +++<br />

Geflügelgrippe<br />

12 Wölfe o<strong>der</strong> ++<br />

Geflügelgrippe<br />

40 biGeflügelgrip<br />

Geflügelgrippe200<br />

Dauerthema Legehennen:<br />

Demonstration des bmt vor dem Brandenburger Tor<br />

1706 Hunde<br />

konnte <strong>der</strong> bmt 2006 in neue Familien vermitteln<br />

SEIT 55 JAHREN:<br />

nen <strong>Tiere</strong>n entwickeln konnten.<br />

RdT: Wer kommt für den Unterhalt <strong>der</strong><br />

Gnadenbrottiere auf?<br />

Dr. Jörg Styrie: Der bmt, wobei ein<br />

Teil <strong>der</strong> Versorgung durch Patenschaften<br />

abgedeckt wird. Der Unterhalt für<br />

die <strong>der</strong>zeit 279 Gnadenbrottiere beträgt<br />

rund 27.500 Euro pro Monat.<br />

Eine Patenschaft kann ab monatlich 15<br />

Euro eingegangen werden. Doch wenn<br />

Sie bedenken, dass ein Pferd je nach<br />

Größe, Alter und Gesundheitszustand<br />

zwischen 125 und 250 Euro Versorgung<br />

pro Monat auf einem Gnadenbrothof<br />

kostet, bräuchten wir allein für<br />

dieses Tier zwölf bis 25 Paten, um sei-


+<br />

lügelgrippe<br />

pe<strong>der</strong> +++<br />

Chin ++++++<br />

“DER bmt HILFT JEDEM TIER”<br />

ne Unterhaltskosten zu decken. Und<br />

dabei wären dann nicht einmal <strong>ev</strong>entuelle<br />

Tierarztkosten berücksichtigt!<br />

Für exotische <strong>Tiere</strong> wie z. B. Affen, die<br />

wir meist aus Beschlagnahmungen<br />

übernommen haben, ist <strong>der</strong> finanzielle<br />

Aufwand meistens noch höher, weil sie<br />

beson<strong>der</strong>e Ansprüche an ihre Haltungsbedingungen<br />

stellen. Außerdem<br />

muss <strong>der</strong> bmt oft erst einmal die Voraussetzungen<br />

zur Aufnahme <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

schaffen, indem er artgerechte Gehege<br />

bauen lassen muss.<br />

Ein weiterer Punkt kommt noch hinzu:<br />

Unser ältestes Tier ist ein 42jähriges<br />

Kapuzzineräffchen, gefolgt von Ponys<br />

und Pferden, die ebenfalls auf die 40<br />

Jahre zugehen. So wun<strong>der</strong>bar es ist,<br />

wenn die geretteten <strong>Tiere</strong> unter unserer<br />

Obhut ein hohes Alter erreichen, so<br />

scharf müssen wir aufgrund dieser<br />

häufig jahrzehntelangen Bindung von<br />

Gel<strong>der</strong>n in an<strong>der</strong>en Bereichen kalkulieren.<br />

RdT: Sie meinen zum Beispiel in <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit?<br />

Dr. Jörg Styrie: Ja, da auch. An<strong>der</strong>e<br />

Tierschutzorganisationen sind in <strong>der</strong><br />

Lage, weitaus mehr Geld in öffentlichkeitswirksame,<br />

den Bekanntheitsgrad<br />

effektiv steigernde Werbemaßnahmen<br />

zu stecken, weil sie keine o<strong>der</strong> keine<br />

vergleichbaren Fixkosten im prakti-<br />

55 JAHRE BMT<br />

Artgerechte<br />

Haltungsbedingungen<br />

in allen 8 bmt-Tierheimen<br />

schen Tierschutz haben. Bei uns ist das<br />

an<strong>der</strong>s: Wir verwenden die uns zugedachten<br />

Gel<strong>der</strong> fast ausschließlich für<br />

den praktischen Tierschutz. Der bmt ist<br />

einer <strong>der</strong> ganz wenigen Tierschutzorganisationen,<br />

die überhaupt Gnadenbrottiere<br />

in dieser Größenordnung aufgenommen<br />

haben.<br />

RdT: Schlagen auch Personalkosten im<br />

bmt zu Buche?<br />

Dr. Jörg Styrie: Ja, wir beschäftigen<br />

ja nun inzwischen über 100 Mitarbeiter.<br />

Und gerade weil wir wissen, wie schwer<br />

die Arbeit in unseren Tierheimen mit<br />

unvorhergesehenen Notfällen, Nachtdienst<br />

und Extraschichten am Wochenende<br />

und Feiertagen ist, würden wir<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

5


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

6<br />

T ITELTHEMA<br />

Über 100 feste Mitarbeiter -<br />

hier z.B. im bmt-Tierheim<br />

“Arche Noah” in Stuhr<br />

sehr gerne an<strong>der</strong>e Gehälter zahlen,<br />

aber lei<strong>der</strong> geht das - zumindest im Augenblick<br />

- nicht.<br />

RdT: Welche großen Kostenfaktoren<br />

hat <strong>der</strong> Verein noch?<br />

Dr. Jörg Styrie: Natürlich alle Ausgaben,<br />

die in direktem Zusammenhang<br />

mit unserer Aufgabe stehen, <strong>Tiere</strong>n in<br />

Not sofort und schnell zu helfen: Das<br />

sind die Kosten für die Versorgung und<br />

Beispiel Tierheim Wau-Mau-Insel<br />

Kostenerstattung für Fundtiere<br />

medizinische Behandlung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

und die Aufwendungen für den Unterhalt<br />

<strong>der</strong> Tierheime mit Renovierungen<br />

und Baumaßnahmen.<br />

RdT: Wie finanziert sich <strong>der</strong> Gesamtverein?<br />

Dr. Jörg Styrie: Fast ausschließlich<br />

aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und<br />

Testamenten. Wobei die Beträge von<br />

20 Euro im Jahr an <strong>der</strong> untersten Gren-<br />

ze liegen; an<strong>der</strong>e Organisationen haben<br />

weit höhere Mitgliedsbeiträge festgesetzt.<br />

RdT: Bekommen die bundesweit ansässigen<br />

bmt-Tierheime eine Unterstützung<br />

von den Gemeinden?<br />

Dr. Jörg Styrie: Nein, nicht alle. Das<br />

hängt von den Verträgen ab. Städte<br />

und Gemeinden sind gesetzlich verpflichtet,<br />

Fundtiere artgerecht zu versorgen.<br />

In <strong>der</strong> Praxis überlassen sie diese<br />

Aufgabe Tierheimen. Unsere<br />

Tierheime in Kassel,<br />

Köln und Hage haben<br />

mit den Städten<br />

bzw. Gemeinden<br />

vertraglich geregelt,<br />

dass sie eine Kostenerstattung<br />

für Fundtiere erhalten. Doch<br />

diese Erstattung ist aufgrund <strong>der</strong> klammen<br />

städtischen Haushaltslage oft so<br />

gering, dass die laufenden Kosten damit<br />

nicht gedeckt werden können.<br />

So nimmt zum Beispiel unser Kasseler<br />

Tierheim Wau-Mau-Insel beson<strong>der</strong>s<br />

viele Fundtiere auf, weil diese Region in<br />

Das Tierheim Mau-Mau-Insel arbeitet mit<br />

<strong>der</strong> Stadt Kassel und zehn Städten und<br />

Gemeinden zusammen. Die Stadt Kassel<br />

zahlt pauschal ca. 100 000 Euro. Von den<br />

umliegenden Gemeinden, mit denen das Tierheim Fundtierverträge abgeschlossen<br />

hat, kommen noch ca. 7 000 Euro. Im Vergleich: Die Tierheimkosten<br />

belaufen sich pro Jahr auf ca. 600 000 Euro.<br />

Wenn <strong>Tiere</strong> aus Gemeinden aufgenommen werden, mit denen keine<br />

Fundtierverträge bestehen, werden die Kosten in Rechnung gestellt. Im<br />

vergangenen Jahr nahm das Tierheim 246 Fundhunde, 227 Fundkatzen<br />

und 226 Fundkleintiere auf, dazu noch ca.100 Sicherstellungen. In diesen<br />

Zahlen sind nur die Fundtiere, nicht jedoch die Abgabetiere enthalten,<br />

die das Tierheim auch noch aus Kassel und umliegenden Gemeinden<br />

aufnimmt.<br />

Hessen eine recht problematische und<br />

sozialschwache ist. Von <strong>der</strong> Stadt bekommt<br />

das Tierheim dafür einen Pauschalbetrag.<br />

Dieser Betrag ist allerdings<br />

schon im zweiten Monat <strong>der</strong><br />

Überweisung verbraucht, weil allein die<br />

Tierarztkosten weit darüber liegen (s.<br />

Kasten).<br />

RdT: Warum fallen so hohe Tierarztkosten<br />

in den Tierheimen an?<br />

“Wir verwenden zugedachte<br />

Gel<strong>der</strong> fast<br />

ausschließlich für den<br />

praktischen Tierschutz”<br />

Dr. Jörg Styrie: Das liegt in <strong>der</strong> Natur<br />

des Tierschutzes. Die meisten <strong>Tiere</strong>,<br />

die wir aufnehmen, brauchen dringend<br />

Hilfe. Sie sind oft lange Zeit schlecht gehalten<br />

und behandelt worden, unterernährt,<br />

alt, verstört, verletzt o<strong>der</strong> chronisch<br />

krank. Wenn <strong>Tiere</strong>, das gilt<br />

beson<strong>der</strong>s für Katzen, mit ihren gerade<br />

geborenen Welpen ausgesetzt werden,<br />

sind die Kleinen oft extrem schwach<br />

und können nur mit intensiver tiermedizinischer<br />

Versorgung am Leben ge-<br />

halten werden.<br />

Auch das für mich<br />

Unfassbare passiert<br />

immer wie<strong>der</strong>: Da<br />

werden Hunde und<br />

Katzen zu uns gebracht, weil eine Operation<br />

ansteht, die den materiellen Wert<br />

des <strong>Tiere</strong>s übersteigt. Eine kühle Kosten-Nutzen-Rechnung<br />

<strong>der</strong> Besitzer, die<br />

sehr oft zu ungunsten des <strong>Tiere</strong>s ausfällt.<br />

Entwe<strong>der</strong> lassen sie die <strong>Tiere</strong> einschläfern,<br />

wenn sich Tierärzte bereit<br />

finden o<strong>der</strong> sie bringen sie in einer letzten<br />

Anwandlung von Mitleid zu uns.<br />

Die anstehende Behandlung wird dann<br />

auf Kosten des Tierheims durchgeführt<br />

- diese Ausgaben stellen zwar eine zusätzliche<br />

Belastung dar, aber für uns gilt<br />

die Maxime: Kein Tier wird wegen seiner<br />

verursachenden Kosten eingeschläfert!<br />

Denn noch einmal: Der bmt<br />

wurde vor über 55 Jahren gegründet,<br />

weil Menschen Verantwortung für leidende<br />

<strong>Tiere</strong> übernommen haben. Dieser<br />

Verantwortung, dieser ethischen<br />

Verpflichtung stellt sich <strong>der</strong> Verein heute<br />

und - sofern ihm seine Freunde und<br />

Mitstreiter weiterhin das Vertrauen<br />

schenken - auch in <strong>der</strong> Zukunft.<br />

RdT: Einige bmt-Tierheime liegen in<br />

wirtschaftlich schwachen Regionen mit<br />

hoher Arbeitslosigkeit. Wie stehen diese<br />

Tierheime finanziell da?<br />

Dr. Jörg Styrie: Entsprechend<br />

schlecht. Ihnen fehlen größere Spenden<br />

o<strong>der</strong> Vermächtnisse, mit denen sie<br />

die laufenden Kosten im Tierheim abdecken<br />

können. Solche Tierheime sind<br />

Zuschussbetriebe, die oft schon seit<br />

Jahren “am Tropf” des Gesamtvereins<br />

hängen. In <strong>der</strong> Vergangenheit konnte


<strong>der</strong> bmt diese Unterdeckungen ausgleichen<br />

- aber wir können heute nicht<br />

mehr sicher sagen, wie lange <strong>der</strong> bmt<br />

diese Kraftanstrengung noch erbringen<br />

kann.<br />

RdT: Erwägen Sie, defizitäre Tierheime<br />

zu schließen?<br />

Dr. Jörg Styrie: Nein. Wir nehmen<br />

unsere Verantwortung für die aufgenommenen<br />

<strong>Tiere</strong> und unsere Mitarbeiter<br />

sehr ernst. Doch wir dürfen nicht die<br />

Augen vor <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit sehr angespannten<br />

finanziellen Situation des Gesamtvereins<br />

verschließen. Wenn <strong>der</strong> Ernstfall<br />

eintritt und Spendengel<strong>der</strong> in<br />

größerem Umfang über einen längeren<br />

Zeitraum ausbleiben, muss <strong>der</strong> bmt<br />

reagieren.<br />

RdT: Den bmt gibt es seit nunmehr 55<br />

Jahren - und immer haben Tierfreunde<br />

seine gute, seriöse und engagierte Arbeit<br />

mit Zuwendungen honoriert. Warum<br />

hat sich die finanzielle Situation im<br />

Augenblick für den Verein so zugespitzt?<br />

Dr. Jörg Styrie: Das hat vor allem<br />

wirtschaftliche Gründe, die <strong>der</strong> bmt<br />

nicht beeinflussen kann: Die Kosten für<br />

die Lebenshaltung steigen seit <strong>der</strong> Euro-Umstellung,<br />

ohne dass sich in vielen<br />

Branchen die Löhne entsprechend anpasst<br />

haben. Die aktuelle Diskussion<br />

um unsichere Renten, mangelnde Absicherung<br />

im Alter und Erhöhung <strong>der</strong><br />

Lebensarbeitszeit tragen zu einer Zurückhaltung<br />

<strong>der</strong> Spendenbereitschaft<br />

bei, die wir inzwischen empfindlich zu<br />

spüren bekommen.<br />

Viele <strong>Tiere</strong> werden<br />

zum Beispiel nur<br />

deswegen abgegeben,<br />

weil sich die arbeitslos<br />

gewordenen<br />

Besitzer plötzlich<br />

außerstande sehen, Tierarztkosten und<br />

Steuern aufzubringen. Und einige ältere<br />

Menschen kündigen ihre Mitgliedschaft<br />

o<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n ihr Testament, weil<br />

ihr Vermögen vom nicht einkalkulierten<br />

Aufenthalt im Seniorenheim aufgezehrt<br />

wird.<br />

RdT: Der bmt hat in den letzten Jahren<br />

drei Bauvorhaben in Angriff genommen:<br />

Im Tierheim Stuhr wurde eine Hunde-Quarantäne<br />

errichtet, im Tierheim<br />

Köln-Dellbruck ein neues Hundehaus<br />

<strong>Tiere</strong> brauchen Paten - <strong>Tiere</strong> brauchen Sie!<br />

“Kein Tier wird in bmt-<br />

Tierheimen wegen<br />

<strong>der</strong> verursachenden<br />

Kosten eingeschläfert!”<br />

So können Sie helfen:<br />

Wenn Sie eine Patenschaft eingehen möchten,<br />

� Fragen Sie in Ihrer Geschäftsstelle nach den betreuten Patentieren<br />

� wählen Sie Ihr Tier aus<br />

� und entscheiden sich für einen selbst bestimmten Monatsbeitrag (ab 15 Euro).<br />

Bei Abschluss Ihrer Patenschaft bekommen Sie eine Urkunde mit einem Foto Ihres<br />

Schützlings und werden von den bmt-Mitarbeitern regelmäßig über sein<br />

Wohlergehen informiert.<br />

Derzeit versorgt <strong>der</strong> bmt 279 <strong>Tiere</strong> in Pflegestellen, Auffangstationen und auf<br />

Gnadenbrothöfen. Darunter: Affen, Wölfe, Zebras, Lamas, Pferde, Esel, Schweine,<br />

Hunde und Katzen. Die <strong>Tiere</strong> wurden u.a. aus Zirkusunternehmen beschlagnahmt,<br />

von Schlachttiertransporten freigekauft o<strong>der</strong> aus schlechten Privathaltungen<br />

gerettet. Die monatlichen<br />

Kosten belaufen sich auf<br />

ca.27.500 Euro.<br />

Einige <strong>Tiere</strong> lernen Sie schon einmal<br />

auf den folgen Seiten kennen. Nähere<br />

Infos zu diesen und allen an<strong>der</strong>en<br />

Gnadenbrottieren erhalten<br />

Sie in Ihrer Geschäftsstelle, bei <strong>der</strong><br />

Sie Mitglied sind, o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Haupt-<br />

Patenbesuch<br />

geschäftsstelle in München. Wenn<br />

Sie eine Patenschaft für einen Hund<br />

aus dem Ausland übernehmen möchten, ist das Tierschutzzentrum Pfullingen Ihr<br />

Ansprechpartner. Alle Adressen auf Seite 34.<br />

und im Tierschutzzentrum in Pfullingen<br />

die Aufnahme von <strong>Tiere</strong>n möglich gemacht.<br />

Wie notwendig waren diese Erweiterungen?<br />

Dr. Jörg Styrie: Sie waren überfällig;<br />

<strong>der</strong> bmt hat seine Entscheidung sehr<br />

sorgsam abgewogen. Wir haben mit<br />

diesen Bauten Schritt für Schritt Haltungsbedingungen<br />

in unseren Tierheimen<br />

geschaffen, die auch in Zukunft<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen an eine art- und<br />

verhaltensgerechte<br />

Unterbringung gerecht<br />

werden.<br />

Kontakt mit Artgenossen,<br />

geräumige<br />

Gehege, strukturierte<br />

Ausläufe, regelmäßige Bewegung<br />

und Beschäftigung - das sind Faktoren,<br />

die den Bedürfnissen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

weit ent<strong>gegen</strong>kommen. Und wir dürfen<br />

nicht vergessen, dass nicht alle<br />

Vierbeiner schon nach wenigen Tagen<br />

vermittelt werden, son<strong>der</strong>n manche<br />

Hunde und Katzen einen Großteil ihres<br />

Lebens im Tierheim verbringen<br />

und oft sogar beenden. Umso wichtiger,<br />

dass sie sich in dieser Zeit so wohl<br />

wie möglich fühlen.<br />

Erschwerte Vermittlung bei kranken <strong>Tiere</strong>n<br />

RdT: Warum können manche <strong>Tiere</strong><br />

nicht vermittelt werden? Gibt es wirklich<br />

niemanden, <strong>der</strong> sich für sie interessiert?<br />

Dr. Jörg Styrie: Manche haben so<br />

schlechte Erfahrungen mit Menschen<br />

gemacht, dass sie Verhaltensweisen<br />

entwickelt haben, auf die sich neue Besitzer<br />

nicht einstellen können o<strong>der</strong> nicht<br />

wollen. An<strong>der</strong>e <strong>Tiere</strong> sind chronisch<br />

krank, sehr alt o<strong>der</strong> haben Behin<strong>der</strong>ungen,<br />

die eine Vermittlung ebenfalls<br />

erschweren. Nicht je<strong>der</strong> nimmt ein dreibeiniges<br />

Tier, eine ohrlose Katze o<strong>der</strong><br />

einen blinden Hund mit <strong>der</strong> gleichen<br />

Selbstverständlichkeit hin wie ein gesundes<br />

Tier.<br />

Einige dieser Dauergäste werden in<br />

Pflegestellen betreut, die wir unter ganz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

7


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

8<br />

T ITELTHEMA<br />

Neues Hundehaus TH Köln: Investitionen in Zukunft<br />

bestimmten Aspekten aussuchen. So<br />

muss ein guter Pflegeplatz den Schützlingen<br />

ein artgerechtes Umfeld bieten<br />

und setzt bei den betreuenden Personen<br />

Kenntnis im Umgang mit <strong>Tiere</strong>n<br />

voraus. Auch für diese <strong>Tiere</strong> suchen wir<br />

grundsätzlich Paten, die sich an den<br />

Unterhaltskosten beteiligen.<br />

RdT: Wie reagieren Besucher, wenn sie<br />

erfahren, dass die Abgabe eines Tierheimtieres<br />

mit Schutzgebühren verbunden<br />

ist?<br />

SCHUTZGEBÜHREN FÜR TIERHEIMTIERE<br />

Rüde, unkastriert 160 €<br />

Rüde, kastriert 200 €<br />

Hündin, unkastriert 160 €<br />

Hündin, kastriert 250 €<br />

Alte Hunde Absprache<br />

Kater u. Katzen, kastriert 90 €<br />

Kaninchen, männl., kastr. 36 €<br />

Kaninchen, weiblich 15 €<br />

Meerschw., männl., kastr. 30 €<br />

Meerschweinchen, weiblich 10 €<br />

Chinchilla, männl., kastriert 30 €<br />

Chinchilla, weiblich 20 €<br />

Degu, männlich, kastriert 20 €<br />

Degu, weiblich 5 €<br />

Ratten, Mäuse, Hamster 5 €<br />

Wellensittiche 5 €<br />

Sittiche ab 15 €<br />

Alle Zahlen am Beispiel des<br />

Tierheims Wau-Mau-Insel in Kassel<br />

Dr. Jörg Styrie: Einige<br />

mit Unverständnis: Sie<br />

erwarten, ein Tier kostenlos<br />

o<strong>der</strong> für wenige<br />

Euro mitnehmen zu<br />

können. Das liegt sicher<br />

daran, dass sich kaum<br />

jemand vorstellen kann, welche Vorleistung<br />

das Tierheim erbringen muss,<br />

b<strong>ev</strong>or ein Tier überhaupt vermittelt werden<br />

kann.<br />

Alle Neuankömmlinge werden gründlich<br />

untersucht; Hunde und Katzen werden<br />

entwurmt, geimpft, gechipt und in<br />

<strong>der</strong> Regel kastriert. Kranke <strong>Tiere</strong> werden<br />

behandelt, verletzte operiert. Viele<br />

brauchen intensive Nachsorge o<strong>der</strong><br />

spezielles Futter, eine Schondiät o<strong>der</strong><br />

Medikamente, wenn die Untersuchung<br />

TIERARZTKOSTEN<br />

FÜR TIERHEIMTIERE<br />

einen Hinweis auf eine Erkrankung ergab.<br />

Auch die tierärztlichen Aufwendungen<br />

für Kleintiere sind nicht zu unterschätzen:<br />

Viele Kaninchen, Ratten, Mäuse,<br />

Hamster und Sittiche sind in einen so<br />

schlechten Gesundheitszustand, wenn<br />

sie zu uns kommen, dass sie erst einmal<br />

mühsam wie<strong>der</strong> aufgepäppelt<br />

werden müssen.<br />

Die Vermittlungsgebühren liegen daher<br />

oft unter den wirklichen Kosten, die<br />

dem bmt mit <strong>der</strong> Aufnahme entstanden<br />

sind. Wenn man Tierübernehmern<br />

aber die Hintergründe erklärt, sehen<br />

sie ein, warum Schutzgebühren notwendig<br />

sind.<br />

RdT: Der bmt vermittelt auch Hunde<br />

aus seinen ungarischen Partnertierhei-<br />

Hunde Katzen Kleintiere<br />

Erstimpfung 40 € 35 € 5 €<br />

Zweitimpfung 40 € 35 € -<br />

Mikrochip 30 € 30 € -<br />

Wurmkur 10 € 5 € -<br />

Floh-/Zeckenbeh. 10 € 10 € -<br />

Kastration männlich 140 € 60 € 30 €<br />

Kastration weiblich 300 € 80 € -<br />

GEGENÜBERSTELLUNG<br />

Medizinische Grundkosten Schutzgebühren<br />

Hund, unkastriert 120 € 160 €<br />

Rüde, kastriert 260 € 200 €<br />

Hündin, kastriert 420 € 250 €<br />

Katze, unkastriert 130 € -<br />

Kater, kastriert 190 € 90 €<br />

Katze, kastriert 210 € 90 €<br />

Diese Kosten sind ausschließlich Kosten für die medizinische<br />

Grundbehandlung bei <strong>der</strong> Aufnahme eines <strong>Tiere</strong>s.<br />

Nicht enthalten: Alle weiterführenden Kosten für Tierarzt-Behandlungen,<br />

Futter, Lohn und Betriebskosten. Damit wird deutlich,<br />

wie wenig die Schutzgebühren die Aufwendungen für aufgenommene<br />

<strong>Tiere</strong> abdecken können.


men. Warum holen Sie diese <strong>Tiere</strong> nach<br />

Deutschland?<br />

Dr. Jörg Styrie: Weil sie sonst sterben<br />

würden. Der bmt unterstützt seine Partnertierheime<br />

in Ungarn und Rumänien<br />

vor Ort und nimmt <strong>Tiere</strong> in Ausnahmefällen<br />

mit nach Deutschland, wenn sie<br />

unter den harten Lebensbedingungen -<br />

strengere Witterungsverhältnisse, überfüllte<br />

Zwinger, schlechter Ernährungszustand,<br />

Stress durch Gruppenhierarchie<br />

etc. - nicht überleben würden.<br />

RdT: Wie stehen Ihre Mitglie<strong>der</strong> zum<br />

Auslandstierschutz?<br />

Dr. Jörg Styrie: Sehr positiv. Sie wollen<br />

und för<strong>der</strong>n ihn. Das bmt-Engagement<br />

in Ungarn und Rumänien ist eng<br />

verknüpft mit <strong>der</strong> wachsenden Anteilnahme<br />

unserer Mitglie<strong>der</strong> am Schicksal<br />

ausländischer Straßenhunde.<br />

Tötungsstationen,<br />

gezielte Vernichtungsaktionen,<br />

das erbarmungsloseVorgehen<br />

<strong>gegen</strong> Hunde<br />

und Katzen - diese<br />

"Begleitumstände" <strong>der</strong> EU-Erweiterung<br />

rücken immer stärker ins Bewusstsein<br />

<strong>der</strong> Menschen.<br />

Aber ich muss hier eines ganz deutlich<br />

sagen: Der Auslandstierschutz kann in<br />

diesem Umfang nur weiter bestehen,<br />

wenn <strong>der</strong> Gesamtverein finanzstark<br />

bleibt. Der bmt konnte vor Jahren zusätzlich<br />

zu seinen Aufgaben in Deutschland<br />

nur deswegen Hilfestellung in Ungarn<br />

und Rumänien leisten, weil <strong>der</strong><br />

Verein von seinen Mitglie<strong>der</strong>n getragen<br />

und hierfür finanziell gerüstet wurde.<br />

Nur auf dieser Basis kann <strong>der</strong> Auslandstierschutz<br />

in Zukunft bestehen.<br />

RdT: Eine Patenschaft für 15 Euro monatlich<br />

soll das Überleben eines Hundes<br />

in Ihren Partnertierheimen in Pecs und<br />

Brasov sichern können. Ist dieser Betrag<br />

“15 Euro monatlich für<br />

das Überleben eines<br />

Hundes in Ungarn<br />

o<strong>der</strong> Rumänien”<br />

wirklich realistisch?<br />

Dr. Jörg Styrie: Noch ja, weil die Lebenshaltungskosten<br />

in Osteuropa noch<br />

sehr viel geringer als bei uns sind. Diese<br />

15 Euro decken gerade die Futterkosten<br />

für einen gesunden Hund ab.<br />

Alle an<strong>der</strong>en Leistungen - Medikamente,<br />

notwendige Baumaßnahmen wie<br />

die vor 2 Jahren notwendige Sanierung<br />

des Abwassersystems, Schutzvorrichtungen<br />

<strong>gegen</strong> die Kälte o<strong>der</strong> neuer Fliesenbelag<br />

in den Zwingern im Tierheim<br />

Pecs - können nur über projektbezogene<br />

Spenden finanziert werden, auf die<br />

wir dringend angewiesen sind.<br />

RdT: Sie unterstützen die Tierheime in<br />

Pecs und Brasov jeweils mit 4000 Euro<br />

pro Monat für Futter, tierärztliche Versorgung<br />

und Medikamente. Sind diese<br />

Zahlungen durch genügend Paten-<br />

schaften und Spenden<br />

gedeckt?<br />

Dr. Jörg Styrie:<br />

Wer für den Auslandstierschutzspendet,<br />

<strong>der</strong> tut es aus<br />

gewachsener Überzeugung und zieht<br />

seine Hilfe nicht mehr zurück - das ist<br />

die wirklich schöne Erfahrung, die wir<br />

im Laufe unserer Arbeit in Ungarn und<br />

Rumänien machen durften.<br />

Unser Projekt in Ungarn ist älter; daher<br />

können wir hier auf langfristigere<br />

Unterstützung bauen. Für Rumänien<br />

fehlen uns noch mindestens 250 Patenschaften,<br />

um die nächsten Monate<br />

kostendeckend planen zu können (s.<br />

dazu Seiten 20 -23).<br />

RdT: Gibt es noch an<strong>der</strong>e Wege, den<br />

bmt zu unterstützen?<br />

Dr. Jörg Styrie: Ja, eine Sache<br />

liegt mir sehr am Herzen: Auch ohne<br />

teure Kinotrailer, TV-Spots o<strong>der</strong><br />

großflächige Anzeigen in Zeitungen,<br />

die wir uns nicht leisten wollen, kann<br />

Nur ein finanzstarker bmt kann die Voraussetzung für den Auslandstierschutz sein<br />

55 JAHRE BMT<br />

<strong>der</strong> Bekanntheitsgrad des bmt gesteigert<br />

werden. Wer Freunde, Arbeitskollegen<br />

und Nachbarn über unsere gute<br />

Tierschutzarbeit im In- und Ausland informiert,<br />

die Tierheime empfiehlt, Mitgliedszeitschrift<br />

und Internetadresse<br />

weiterreicht, Geburtstage o<strong>der</strong> Jubiläen<br />

zugunsten des bmt ausrichtet, <strong>der</strong><br />

hilft uns, auch in Zukunft bestehen zu<br />

können.<br />

RdT: Welchen Stellenwert messen Sie<br />

dem politischen Tierschutz bei?<br />

Dr. Jörg Styrie: Einen sehr großen.<br />

Alle Bestrebungen auf politischer Ebene<br />

betreffen in <strong>der</strong> Regel immer gleich<br />

Millionen von <strong>Tiere</strong>n. Die einzige<br />

Chance, die Lebensbedingungen von<br />

<strong>Tiere</strong>n nachhaltig zu verän<strong>der</strong>n, besteht<br />

darin, sie über den gesetzlichen<br />

Kontext zu verbessern. Aus diesem<br />

Grund arbeitet <strong>der</strong> bmt in vielen politischen<br />

Gremien mit. Es ist keine leichte<br />

Arbeit; sie ist aufwendig, von Lobbyisten<br />

beherrscht, denen es um ihre Finanzen<br />

geht und mit vielen Rückschritten<br />

verbunden. Denken Sie nur an die<br />

enttäuschende Rücknahme des Käfighaltungsverbotes<br />

für Legehennen nach<br />

jahrzehntelangem Kampf um dieses<br />

Ziel.<br />

Dennoch gilt auch hier: Wir sind angetreten,<br />

<strong>Tiere</strong>n zu helfen, ihr Recht auf<br />

Leben durchzusetzen und Verbesserungen<br />

zu erstreiten. <strong>Tiere</strong> haben ein Recht<br />

auf Leben, und <strong>der</strong> bmt verhilft ihnen<br />

dazu. Je mehr Menschen sich uns anschließen,<br />

desto stärker und überzeugen<strong>der</strong><br />

können wir sein.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

9


10<br />

Kaltblut Eddy (14) brach entkräftet auf<br />

seiner kargen Weide zusammen. Der Besitzer<br />

entzog sich den Auflagen des Veterinärs<br />

und brachte den unterernährten<br />

Wallach fort. Der engagierte Amtstierarzt<br />

spürte ihn auf und bat den bmt um<br />

Hilfe. Eddy lebt heute auf dem Pferdegnadenbrothof<br />

in Gel<strong>der</strong>n.<br />

Auch Hunde gehören zu den Gnadenbrottieren<br />

des bmt. Manchmal<br />

machen bestimmte Voraussetzungen<br />

wie Krankheit, Alter o<strong>der</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />

eine Vermittlung nahezu<br />

unmöglich. Damit diese Hunde<br />

nicht ihr Leben im Tierheim verbringen<br />

müssen und darüber hinaus<br />

leichter vermittelbaren Kollegen den<br />

Platz "wegnehmen", suchen wir für sie<br />

erfahrene Pflegefamilien.<br />

Bei Ronja scheiterte eine Vermittlung<br />

an ihrer schweren Hüftgelenksdysplasie<br />

und später am Alter. Die inzwischen<br />

11jährige Hündin lebt nun<br />

mit an<strong>der</strong>en Hunden in einer Pflegestelle<br />

und spielt lieb<strong>ev</strong>olle Ersatzmutter<br />

für verwaiste Welpen.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong> Hündin Ronja<br />

GNADENBROTTIERE D<br />

NOCH EINMAL DAS GLÜCK KENNEN LERNEN…<br />

Sie wurden beschlagnahmt,<br />

sichergestellt und<br />

von Tierfreunden freigekauft:<br />

die Gnadenbrottiere des bmt.<br />

Heute genießen die 279 geretteten Pferde, Ponys, Esel, Affen, Zebras, Lamas,<br />

Schweine, Rin<strong>der</strong>, Hunde und Katzen ihren Lebensabend inmitten<br />

ihrer Artgenossen. Tragen Sie mit Ihrer Patenschaft dazu bei, dass <strong>der</strong><br />

bmt diesen und allen an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>n weiter helfen kann. Hier stellen wir<br />

Ihnen schon einmal einige unserer Schützlinge vor.<br />

NEUES LEBEN DANK IHRER HILFE<br />

Schnipsi und Herbert - Glücksschweine mit Familienanschluss<br />

1998 kaufte ein Regensburger Ehepaar<br />

zwei Ferkel frei, die auf einem<br />

Grillfest sterben sollten. Sie quartierten<br />

die beiden Schweine erst im Badezimmer,<br />

dann in ihrem Garten ein und bekamen<br />

den Ärger <strong>der</strong> Nachbarn zu<br />

spüren, <strong>der</strong>en Grundstücke<br />

plötzlich von zwei unternehmungslustigen<br />

Schweinen eifrig<br />

unter die Lupe genommen<br />

wurden.<br />

Der LV Bayern organisierte<br />

den Umzug in ein passen<strong>der</strong>es<br />

Domizil. Auch hier räumten<br />

Herbert und Schnipsi erst<br />

einmal gründlich auf: Sie<br />

verlegten die Suhle, verbuddelten<br />

ihre Futterschüsseln<br />

und rückten dem Zaun zuleibe. Diese<br />

eher kleinen Probleme sind inzwischen<br />

gelöst, übrig bleiben zwei Glücksschweine,<br />

die ihre Zuneigung zur Pflegefamilie<br />

mit ganz speziellen Grunzlauten<br />

bekräftigen…


ES bmt<br />

Wölfe: Akela und Rufus leben (fast) wie in Freiheit<br />

Die Grauwölfe leben im Wildpark Johannismühle zwischen Berlin und Cottbus. Auf<br />

7000 Quadratmetern können Rufus und Akela Höhlen bauen, im angelegten Teich<br />

baden, Verstecke aufsuchen und von höher gelegenen Aussichtspositionen ihre Umgebung<br />

beobachten. Die <strong>Tiere</strong> wurden aus einer illegalen Zucht beschlagnahmt;<br />

ein Brandenburger kreuzte Wölfe mit Haushunden. In<br />

Abstimmung mit <strong>der</strong> Tierparkleitung ließ <strong>der</strong> bmt<br />

Auf dem Weg zur Weide:<br />

Pferde auf dem bmt-<br />

Gnadenbrothof in Bayern<br />

Rosali (12) und die 2 Jahre ältere Rosamunde<br />

(rechts) waren körperlich am Ende,<br />

als sie vor ca. 7 Jahren aus einem Pferd<strong>ev</strong>erleih-Betrieb<br />

herausgeholt werden konnten.<br />

Auf unserem Pferdehof in Gel<strong>der</strong>n sind<br />

sie wie<strong>der</strong> zu Kräften gekommen und hängen<br />

sehr aneinan<strong>der</strong>.<br />

Die Stute Manga wurde mit 20 an<strong>der</strong>en<br />

Pferden beschlagnahmt. Das Veterinäramt<br />

hatte mehrfach die schlechten Haltungsbedingungen<br />

eines finanzschwachen Gnadenbrothofes<br />

beanstandet.<br />

Der bmt nahm vier Pferde, die damals in äußerst<br />

schlechtem Gesundheitszustand waren.<br />

Auf unserem Pferdehof bei Lüchow-<br />

Dannenberg haben sich die <strong>Tiere</strong> erholt und<br />

genießen dort das Leben inmitten <strong>der</strong> Natur.<br />

G NADENBROTTIERE<br />

in dem Wildpark das Freigehege mit einem Kostenaufwand<br />

von 25.000 Euro errichten.<br />

Die Lebensfreude, die die Wölfe dort wie<strong>der</strong><br />

gefunden haben, zeigt, dass diese<br />

Investition richtig war. Die nicht vermittelbaren Nachkommen werden ebenfalls<br />

vom bmt betreut. Sie leben heute im Familienverband in einem naturbelassenen<br />

Areal, das <strong>der</strong> Verein extra für die <strong>Tiere</strong> in einem seiner Tierheime<br />

errichten ließ.<br />

Der bmt kastriert wildlebende Katzen und versorgt sie an<br />

ihren Futterplätzen. Stromer, 7 Jahre, ist FIVpositiv<br />

und genießt wie 60 an<strong>der</strong>e unvermittelbare<br />

Katzen sein Leben in einer<br />

unserer Pflegestellen.<br />

Kater Stromer<br />

Brief aus dem Tierpark:<br />

Adam liebt Menschen<br />

"Adam (29 Jahre) beschäftigt sich liebend<br />

gerne mit den Tierpflegern und<br />

freut sich immer sehr, wenn einer von<br />

ihnen Zeit hat und sich intensiv um ihn<br />

kümmert. Er liebt es, die Finger <strong>der</strong><br />

Pfleger gründlich auf Kratzer o<strong>der</strong> Risse<br />

zu untersuchen. Auch sonst ist er<br />

sehr auf Menschen bezogen, was vermutlich<br />

mit seiner Vergangenheit zu<br />

tun hat: Einerseits wurde er in dem<br />

früheren Tierpark von Hand aufgezogen<br />

und hatte an<strong>der</strong>erseits zu wenig<br />

Kontakt mit an<strong>der</strong>en Schimpansen,<br />

um ein arttypisches Sozialverhalten zu<br />

lernen.<br />

Aus diesem Grund konnte er auch bis<br />

heute nicht vollständig in die Schimpansengruppe<br />

unseres Tierparks integriert<br />

werden und wird nur in Gemeinschaft<br />

mit Weibchen gehalten.<br />

Lei<strong>der</strong> wurde bei ihm eine chronische<br />

Hepatitis unbekannter Herkunft diagnostiziert,<br />

die ihn schwächt und die<br />

Tierpfleger zu beson<strong>der</strong>er Aufmerksamkeit<br />

veranlasst. Doch sein Leibgericht,<br />

gekochte Kartoffeln, verputzt<br />

Adam immer mit großem Appetit und<br />

von einer rührenden Eigenart erzählen<br />

die Tierpfleger gerne: Adam findet<br />

nämlich Ohrringe faszinierend: Er<br />

baut sich aus Stöckchen eigene Ohrringe,<br />

hängt sie sich ans Ohr und<br />

wackelt dann mit dem Kopf."<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

11


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

12<br />

TIERHEIMTIERE<br />

Die WDR-Sendung<br />

“<strong>Tiere</strong> suchen ein Zuhause” mit Claudia Ludwig<br />

und Bernd Schinzel im TH Köln-Dellbrück<br />

Fragen zur Wohnsituation stehen meist<br />

am Anfang eines Vermittlungsgesprächs.<br />

Wer zur Miete wohnt, wird gebeten,<br />

die Einverständniserklärung des<br />

Vermieters zur Tierhaltung mitzubringen.<br />

"Wir wollen nicht bürokratisch<br />

sein", betont <strong>der</strong> Tierheimleiter, "son<strong>der</strong>n<br />

vorausschauend handeln. Niemandem<br />

ist geholfen, wenn <strong>der</strong> Vierbeiner<br />

ins Tierheim zurück gebracht<br />

wird, weil <strong>der</strong> Eigentümer doch kein<br />

Tier im Haus duldet."<br />

Ist ein Garten Vorbedingung für die<br />

Aufnahme eines Hundes? "Nein", sagt<br />

Bernd Schinzel, "höchstens bei alten<br />

o<strong>der</strong> bewegungseingeschränkten <strong>Tiere</strong>n.<br />

Aber wenn die neuen Besitzer da-<br />

für sorgen, dass ihr gesun<strong>der</strong> Hund<br />

ausreichend Bewegung bekommt und<br />

körperlich ausgelastet ist, akzeptieren<br />

wir selbstverständlich auch eine Wohnungshaltung."<br />

Allerdings nicht bei<br />

Herdenschutzhunden wie Kangals o<strong>der</strong><br />

Kaukasen, für die Schutz des Territoriums<br />

sehr wichtig ist; sie werden nur in<br />

Häuser mit (gesicherten) Grundstücke<br />

vermittelt.<br />

Die Lebenskonstellation ist ein weiterer<br />

Aspekt, auf den in einem Vermittlungsgespräch<br />

viel Wert gelegt wird. Konflikte<br />

sind vorprogrammiert, wenn ein Tier<br />

dem Partner zuliebe nur geduldet, aber<br />

nicht wirklich gewünscht wird. "Ich hatte<br />

einfach im Gefühl", erinnert sich <strong>der</strong><br />

Tierheimleiter an eine zurück liegende<br />

Gesprächssituation, "dass <strong>der</strong> Ehemann<br />

keinen Hund wollte, aber seine<br />

Frau und Kin<strong>der</strong><br />

nicht enttäuschen<br />

mochte."<br />

Inzwischen hat die<br />

Ehefrau ihren Sachkundenachweisgemacht,<br />

eine Patenschaftübernommen<br />

und kommt<br />

regelmäßig mit ihren<br />

Kin<strong>der</strong>n zum<br />

Gassigehen ins<br />

Tierheim.<br />

Die meisten Interessenten<br />

nutzen das<br />

Wochenende, um sich die zu vermittelnden<br />

<strong>Tiere</strong> anzuschauen, mit den<br />

Hunden spazieren zu gehen und die<br />

In den Vorgesprächen mit Inter<br />

VERMITTLUNG V<br />

1,4 Millionen Interessenten schauten sich im vergangenen<br />

Jahr die Vermittlungstiere auf <strong>der</strong> Homepage<br />

des Tierheims Köln-Dellbrück an. "Manchmal", sagt<br />

Tierheimleiter Bernd Schinzel, "bekommen wir bis zu<br />

400 EMail-Anfragen allein für einen Hund."<br />

Ob und wie gut Hunde, Katzen und Kleintiere in das Lebensumfeld <strong>der</strong> künftigen Besitzer passen, soll u.a.<br />

in den Vermittlungsgesprächen deutlich werden. "Beide Seiten, Interessent und Tierheim", hebt Bernd Schinzel<br />

hervor, "müssen mit offenen Karten spielen. Schließlich geht es um die Zukunft <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>."<br />

Susanne Uhlen interessiert sich für einen Tierheim-Hund<br />

Tierheimmitarbeiter um die ersten Informationen<br />

rund um ihr "Traumtier" zu<br />

bitten. "An einigen Tagen ist es so voll<br />

bei uns", sagt <strong>der</strong> Kölner entschuldigend,<br />

"dass wir uns nicht für jeden einzelnen<br />

Besucher so viel Zeit nehmen<br />

können, wie wir gerne möchten." Dann<br />

werden feste Termine in <strong>der</strong> Wochenmitte<br />

vereinbart, um alle offenen Fragen<br />

rund um den neuen Hausgenossen<br />

zu besprechen.<br />

Damit die potentiellen Tierhalter das<br />

künftige Familienmitglied besser einschätzen<br />

können, geben die Tierheimmitarbeiter<br />

alles an, was sie über den<br />

betreffenden Vierbeiner wissen.<br />

Braucht die ausgesuchte Katze Freigang,<br />

kann sie grundsätzlich nur mit einem<br />

Artgenossen glücklich werden<br />

o<strong>der</strong> reicht ihr im Einzelfall auch <strong>der</strong><br />

enge Kontakt zum Menschen? Welche<br />

Kleintiere lassen sich vergesellschaften,<br />

wie und wann stellt man den ersten<br />

vorsichtigen Kontakt zwischen Tierheimtier<br />

und dem schon vorhandenen<br />

Haustier her?<br />

Ist ein Hund sozialverträglich, mag er<br />

Kin<strong>der</strong>, akzeptiert er Katzen, neigt er<br />

zum übersteigerten Schutztrieb, gab es<br />

Beißvorfälle, was ist aus seiner Vergangenheit<br />

bekannt? "Alle diese Aspekte<br />

müssen wir ansprechen", erklärt <strong>der</strong> erfahrene<br />

Tierheimleiter, "weil wir neben<br />

unserer Freundschaft für die <strong>Tiere</strong> auch<br />

die Menschen schützen müssen."


essenten geht es um die Zukunft <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

ON TIEREN<br />

Die Verantwortung für das Wohl <strong>der</strong><br />

neuen Hundehalter muss für die Tierheimmitarbeiter<br />

vor allem dann im<br />

Vor<strong>der</strong>grund stehen, wenn es sich um<br />

Vierbeiner mit etwas problematischerer<br />

Vergangenheit handelt. Schäferhundrüde<br />

Jerry ist so ein Beispiel: Mit 2 Jahren<br />

angefahren, Trümmerbruch, das<br />

Bein amputiert, die türkischen Besitzer<br />

wollten kein dreibeiniges Tier. Der<br />

Hund blieb nach seiner Operation im<br />

Tierheim und schloss sich eng an seine<br />

Gassigängerin an. Doch <strong>der</strong> nervöse,<br />

leicht manipulierbare Rüde schien in<br />

<strong>der</strong> Beziehung keine Sicherheit aufbauen<br />

zu können; er entwickelte einen<br />

für die Frau nicht kontrollierbaren<br />

Schutztrieb, <strong>der</strong> zu einem unvorhergesehenen<br />

Beißvorfall führte.<br />

Maulkorb, Hundeschule, strikte Anweisungen<br />

- diese Maßnahmen schreckte<br />

zumindest unerfahrene Hundehalter<br />

ab. Nicht jedoch eine Interessentin, die<br />

in ihrer Familie schon zwei Hunde hat<br />

und dem dreibeinigen Rüden eine echte<br />

Chance geben möchte. Souverän<br />

Er versteht die Welt nicht mehr:<br />

Dieser junge Rüde wurde gerade<br />

von seinem Besitzer abgegeben<br />

und sicher geht sie mit Jerry um und<br />

überträgt ihre Gelassenheit nach und<br />

nach auf das Tier.<br />

Auch Gismo, Titelhund von RdT<br />

3/2005, ist kein Hund für Anfänger.<br />

Seine ersten neun Lebensmonate bei<br />

einem Alkoholiker und dessen sechs<br />

Kleinkin<strong>der</strong>n haben den inzwischen 9<br />

Jahre alten Sennenhund-Huskyrüden<br />

Deli baut langsam wie<strong>der</strong> Vertrauen auf<br />

so nachhaltig geprägt, dass jede Vermittlung<br />

scheiterte. Bis ein Hundebesitzer<br />

aus Hanau kommt und für seine<br />

Huskyhündin Danger, vor Jahren aus<br />

dem Tierheim Köln-Dellbrück mit ihrem<br />

Partner Nick übernommen, nach<br />

dessen Tod einen neuen Zweithund<br />

sucht. Der erste gemeinsame Spaziergang,<br />

auf dem <strong>der</strong> Tierheimleiter alle<br />

nötigen Infos über Gismos potentiell<br />

schwieriges Wesen weitergibt, verläuft<br />

erfolgversprechend.<br />

Einige Tage später organisieren das<br />

Hanauer Ehepaar und Bernd Schinzel<br />

den ersten engeren Kontakt zwischen<br />

Danger und Gismo. Die Begegnung<br />

findet im Wald statt - <strong>der</strong> erste Energiestau<br />

nach dem Zwingeraufenthalt hat<br />

schon ein wenig nachgelassen . Zuversichtlich<br />

geht man aneinan<strong>der</strong> vorbei,<br />

die Hunde sollen sich erst kurz be-<br />

T IERHEIMTIERE<br />

schnuppern, dann intensiver beim gemeinsamen<br />

Laufen kennen lernen. In<br />

guter Stimmung, locker und ruhig, sieht<br />

Bernd Schinzel die Vier nach einem<br />

ausgedehnten Waldlauf wie<strong>der</strong>. Dass<br />

Gismo ein Zuhause gefunden hat, steht<br />

dem glücklichen Ehepaar ins Gesicht<br />

geschrieben.<br />

Konsequent befolgen die neuen Besitzer<br />

von Gismo alle Ratschläge,<br />

um zu vermeiden,<br />

dass sich <strong>der</strong> Rüde wie bisher<br />

eine Machtposition erobert,<br />

die irgendwann zur<br />

Gefahr werden könnte.<br />

Danger, als die Hündin mit<br />

den älteren Rechten, betritt<br />

vor Gismo das Haus, sein<br />

Drängen um Streicheleinheiten<br />

und Aufmerksamkeit<br />

wird ignoriert, ebenso<br />

sein Betteln bei Tisch.<br />

Viele Interessenten kommen<br />

vor einer endgültigen<br />

Aufnahme eines Hundes<br />

mehrere Male ins Tierheim.<br />

Auf den Spaziergängen mit<br />

kontrolliertem Spiel kann<br />

sich eine Bindung zwischen<br />

dem menschlichen und tierischen Partner<br />

aufbauen. Im Frühjahr, weiß Bernd<br />

Schinzel aus Erfahrung, werden mehr<br />

Hunde adoptiert als in an<strong>der</strong>en Monaten.<br />

"Doch noch immer", sagt er bedauernd,<br />

"haben zu wenig Menschen<br />

den Mut, schwierigen Hunden wie Jerry<br />

o<strong>der</strong> Gismo eine Chance zu geben."<br />

Der nächste nicht ganz einfache Kandidat,<br />

<strong>der</strong> dem Tierheim am Herzen<br />

liegt, ist Deli; ein in Marokko gefundener<br />

Damatinermischling. Seine überfor<strong>der</strong>te<br />

Besitzerin schlug und trat nach<br />

dem Hund, als er auf <strong>der</strong> Straße einen<br />

Artgenossen angehen wollte. Völlig<br />

verstört wurde <strong>der</strong> Rüde ins Tierheim<br />

gebracht und baut nun langsam Kontakt<br />

zu einer sehr hundeerfahrenen<br />

Gassigängerin auf. "Sie wird sein Verhalten<br />

in richtige Bahnen lenken", sagt<br />

Bernd Schinzel zuversichtlich.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

13


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

14<br />

T IERE IN N OT<br />

Lieb<strong>ev</strong>olle Menschen gesucht!<br />

Robin<br />

Kraftpaket mit 1A-Erziehung<br />

Barry<br />

Unglücklich im Tierheim<br />

Haben Sie schon mal einen Hund gehabt, <strong>der</strong> wirklich auf jedes Wort hört? So<br />

einer bin ich: Zwischen 7 und 8 Jahre alt, muskulös, durchtrainiert und topfit. Für<br />

mich gibt es nichts Schöneres, als mit einem aktiven Menschen durch Feld und<br />

Flur zu streifen - und das bitte<br />

ausgedehnt! Wenn ich jemanden<br />

so richtig gerne habe, weiche<br />

ich nicht von seiner Seite<br />

und würde sogar so weit gehen,<br />

ihm auf den Schoß zu klettern.<br />

Das will natürlich keiner bei<br />

meiner Größe! Mein einziges<br />

"Handycap" sind an<strong>der</strong>e Hunde:<br />

Ich vertrage mich we<strong>der</strong> mit<br />

Hündinnen noch mit Rüden.<br />

Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,<br />

Tel: 07121/ 820 17 0<br />

Ich kann bis heute nicht<br />

verstehen, warum mich<br />

meine Menschen abgegeben<br />

haben; irgendwas<br />

habe ich da in den sechs<br />

Jahren unseres Zusammenlebens<br />

wohl<br />

nicht mitgekriegt!<br />

Jedenfalls sitze ich jetzt<br />

hier im Tierheim, bin<br />

traurig, und schaue dauernd<br />

aus meinem Zwinger,<br />

ob mich einer holt.<br />

Pony sucht neues Betätigungsfeld<br />

Sobald ich Menschen sehe, suche ich mir ein Spielzeug und trage es ihnen<br />

vor die Füße. Vielleicht verstehen sie das und nehmen mich endlich mit?<br />

Kontakt: Tierheim Hage, Tel: 04933 / 99 28 24<br />

Der Barry soll mal nicht so ein Theater machen: Ich bin auch<br />

wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Suche nach netten Menschen, nachdem ich<br />

Ende des letzten Jahres ausgesetzt wurde. Keine schöne Erfahrung;<br />

das wünsche ich niemandem. Zuerst habe ich gedacht,<br />

die kommen gleich wie<strong>der</strong>, bestimmt, doch dann wurden<br />

aus Minuten Stunden - lange Stunden, in denen ich<br />

ziemlich große Angst hatte und immer aufgeregter wurde. Im<br />

Tierheim finde ich es ganz nett, aber es geht nichts über eine<br />

Familie, die sich um einen kümmert, da hat mein Kumpel Barry<br />

schon Recht.<br />

Pepp<br />

Kontakt: Tierheim Hage, Tel: 04933 / 99 28 24<br />

Mit 8 Jahren ausgesetzt<br />

Micky Maus<br />

Lassen Sie sich bloß nicht von meinem unpassenden<br />

Namen täuschen! Ich bin ein deutsches Reitpony, 11<br />

Jahre, nie eingeritten worden und entsprechend<br />

unterbeschäftigt. Vor Jahren wurde ich aus einer sehr<br />

schlechten Haltung herausgeholt und lebe seitdem im<br />

Offenstall mit an<strong>der</strong>en Pferden und Ponys. "Micky ist<br />

nicht ausgelastet", sagen die Tier fleger auf dem Gnadenhof<br />

und sie haben schon Recht. Die Plätze auf dem<br />

Gnadenhof sind für kranke und alte <strong>Tiere</strong> reserviert -<br />

nicht für temperamentvolle, kraftstrotzende Ponys wie<br />

mich. Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,<br />

Tel: 07121/ 820 17 0


Romi<br />

Törpe<br />

Wurli<br />

Braucht souveränen Ersthund zur Orientierung<br />

"Ist die süß", sagen alle Besucher im Tierschutzzentrum und werfen<br />

sich vor mir fast auf die Knie, um mich zu kraulen. Ich genieße<br />

das sehr, obwohl ich bei<br />

Fremden erst einmal zurückhaltend<br />

bin. Das liegt an meinen<br />

Vorbesitzern, die mich vernachlässigt<br />

haben. Ich liebe Spaziergänge,<br />

mag Hunde und Katzen,<br />

fahre gern Auto und kann sogar<br />

alleine bleiben. Ohne Kin<strong>der</strong><br />

wäre mir ein neues Zuhause lieber,<br />

denn mit denen habe ich<br />

keine gute Erfahrung gemacht.<br />

Ich bin ca. 2,5 Jahre, habe einen<br />

kleinen Unterbiss und bekomme<br />

Diätfutter, weil ich Darmprobleme<br />

habe.<br />

Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,<br />

Tel: 07121/ 820 17 0<br />

Wartet auf lieb<strong>ev</strong>olles Zuhause<br />

Kaninchenliebhaber aufgepasst!<br />

Fre<strong>der</strong>ike<br />

T IERE IN N OT<br />

Ich könnte den ganzen Tag nur toben, rennen und spielen. Im Tierheim<br />

in Pecs konnte ich mich nur eingeschränkt bewegen - wegen<br />

meiner vielen Hundekollegen im Zwinger. Zu Anfang hatte ich vor<br />

allem Angst, was die Menschen gemacht haben; ich bin sofort in den<br />

hintersten Winkel gelaufen. Inzwischen ist das an<strong>der</strong>s; ich habe festgestellt,<br />

dass niemand mir etwas Böses will und gehe auf die Pfleger<br />

sogar schon zu, damit sie mich streicheln. Wun<strong>der</strong>schön, das hat<br />

in meinem sechsjährigen Dasein keiner mit mir gemacht. Wenn Sie<br />

eine souveräne Hündin bei sich haben, die mir alles zeigt, wie man<br />

sich als Hund in einer Familie verhalten muss, ziehe ich gerne bei<br />

Ihnen ein. Abgemacht?<br />

Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen, Tel: 07121/ 820 17 0<br />

Ist mir nicht ganz klar, warum ich nicht in den Gemeinschaftsraum<br />

mit den an<strong>der</strong>en Katzen darf - ich<br />

raufe doch wirklich nicht stääändig. Ich bin 8 Jahre<br />

alt und schon 12 Monate hier. Warum kommt<br />

denn bloß kein netter Mensch und nimmt mich mit<br />

nach Hause? Ich kuschele für mein Leben gern, bin<br />

anhänglich und ganz lieb. Ich möchte bloß keine<br />

an<strong>der</strong>en Katzen um mich herum haben - das muss<br />

doch einzurichten sein?!<br />

Kontakt: Katzenhaus Göttingen, Tel: 0551/2 28 32<br />

Martin<br />

Kleiner Schmusekater auf <strong>der</strong> Suche<br />

Unsere Familie zog um - und das ohne mich und meinen Kumpel<br />

Wurli. Na ja, da sind wir sicher nicht die ersten und letzten, denen<br />

das passiert ist. Trotzdem schade. Wurli hatte Glück und wurde<br />

von einer lieben Gassigeherin adoptiert. Ich bin 6 Jahre, ein<br />

Zwergkaninchen und leide unter einer Zahnfehlstellung, die regelmäßig<br />

kontrolliert werden muss. Daher suche ich Kaninchenfreunde,<br />

die erstens Erfahrung haben und zweitens eine dauerhafte<br />

Bindung zu mir aufbauen. Denn ich ziehe auch nicht gerne<br />

ständig um …<br />

Kontakt: Wau-Mau-Insel, Tel: 0561/86 15 680<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

15


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

16<br />

T IERE IN N OT<br />

Lieb<strong>ev</strong>olle Menschen gesucht!<br />

Temperamentvoller Hundesenior<br />

Merlin<br />

Tibor<br />

Wer mich spielen sieht, glaubt nicht,<br />

dass ich schon 13 Jahre alt bin. Mit<br />

einem Jahr hat mich eine nette Familie<br />

adoptiert, jetzt ist <strong>der</strong> Mann an<br />

Krebs erkrankt und seine Frau wollte<br />

mich nach 12 Jahren nicht mehr um<br />

sich haben und hat mich ins Tierheim<br />

gebracht. Hier sind sie sehr freundlich;<br />

sie spielen mit mir, ich darf in <strong>der</strong><br />

Futterküche bleiben, kann spazieren<br />

gehen, aber ein echtes Zuhause wie<br />

frührer ist das nicht. Ich bin völlig gesund,<br />

tobe für mein Leben gern und<br />

bin <strong>der</strong> anhänglichste und tollste<br />

Hund, den man sich vorstellen<br />

kann… Kontakt: Wau-Mau-Insel,<br />

Tel: 0561/86 15 680<br />

Ich soll sehr krank<br />

sein, sagen meine<br />

Pfleger. Eine Niereninsuffizienz<br />

ist wirklich<br />

nicht so leicht wegzu-<br />

Ich bin schon sehr froh darüber, dass ich sichergestellt<br />

wurde. Mein Besitzer, ein älterer Mann, konnte mit mir<br />

nicht mehr gehen, und so war die Wohnung im dritten<br />

Stock mein ständiger Lebensraum. Mein Problem ist,<br />

dass meine Hinterhand so schwach geworden ist, dass<br />

ich kaum laufen kann. Glücklicherweise holten die neuen<br />

Nachbarn das Veterinäramt, als sie von meinem<br />

Schicksal erfuhren. Mein Besitzer bekam eine Anzeige,<br />

und ich wurde ins Tierheim gebracht. Hier versuche ich<br />

mit dem Rollwagen, <strong>der</strong> Mona Lisa schon so gut getan<br />

hat (siehe S.31), meine verkümmerte Muskulatur wie<strong>der</strong><br />

aufzubauen. Mit dem Hüftgurt kann ich sogar schon ein<br />

paar Schritte laufen. Wenn Sie einen Garten haben,<br />

würde ich Sie gerne kennen lernen. Kontakt: Wau-Mau-<br />

Insel, Tel: 0561/86 15 680<br />

stecken, aber wenn ich ein ruhiges Zuhause ohne an<strong>der</strong>e Katzen hätte, würde ich<br />

mich bestimmt besser fühlen als zwischen meinen unternehmungslustigen Artgenossen.<br />

Vor denen muss ich mich immer verstecken, weil ich eigentlich nur noch<br />

meine Ruhe möchte. Ich bin 10 Jahre, ein Fundtier, bekomme ein spezielles Diätfutter,<br />

Medikamente und könnte mir gut vorstellen, noch einmal in die Katzenbox<br />

zu klettern, um zu lieben Menschen umzuziehen.<br />

Kontakt: Wau-Mau-Insel, Tel: 0561/86 15 680<br />

Dringend: Wer schenkt ihm einen schönen Lebensabend?<br />

Aaron<br />

FIV- und Leukose-positiv. Na und?<br />

Ich bin ein wun<strong>der</strong>schöner Perserkater, das höre ich<br />

ständig. Mein kleines Problem: Ich bin nicht ganz<br />

sauber und außerdem FIV- und Leukose-positiv. Ich<br />

habe aber trotzdem die ganz große Hoffnung, dass<br />

jemand mich aufnimmt, <strong>der</strong> ein Herz für FIV- und<br />

Leukose-Katzen hat und mich alleine als Einzelprinz<br />

verwöhnt. Ich bin 2 Jahre jung, ruhig, lebe gerne in<br />

<strong>der</strong> Wohnung und brauche nur intensive Pflege für<br />

mein Fell.<br />

Kontakt: Wau-Mau-Insel, Tel: 0561/86 15 680<br />

Muskelaufbau mit Rollwagen<br />

Tim


mt ÜBERREICHT IHRE PROTESTKARTEN<br />

TAUSENDE FORDERN IMPORTVERBOT VON HAUSTIERFELLEN<br />

Drei Monate lief die bundesweite<br />

Aktion des bmt für ein nationales<br />

Importverbot von Haustierfellen<br />

aus Asien. Am 21.<br />

Dezember 2006 überreichte Dr.<br />

Jörg Styrie, <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />

bmt, mehrere Tausend Protestkarten<br />

an Bernhard Kühnle, zuständiger<br />

Abteilungsleiter im<br />

<strong>Bund</strong>esministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV).<br />

Während <strong>der</strong> Protestaktion des bmt<br />

hatte die Europäische Kommission<br />

überraschend einen Verordnungsentwurf<br />

verabschiedet, <strong>der</strong> in ganz Europa<br />

die Herstellung und Vermarktung sowie<br />

die Ein- und Ausfuhr von Hunde- und<br />

Katzenfellen verbieten soll.<br />

"Wir hätten uns zwar gewünscht", sagte<br />

Dr. Jörg Styrie, "dass die deutsche Regierung<br />

eine Vorreiterrolle bei diesem<br />

wirklich gravierenden Tierschutzproblem<br />

einnimmt, aber wenn es nun zu<br />

einer gesamteuropäischern Lösung<br />

kommt, begrüßen wir diesen Schritt natürlich<br />

sehr."<br />

Der bmt-Vorsitzende machte mit Nach-<br />

Der landesweite Leinenzwang verstößt <strong>gegen</strong> das gesetzlich<br />

zugesicherte Grundrecht auf allgemeine Handlungsfreiheit,<br />

argumentiert <strong>der</strong> Hamburger Verein "Hunde-Lobby" und hat<br />

Verfassungsklage <strong>gegen</strong> das neue<br />

Hundegesetz <strong>der</strong> Hansestadt eingereicht.<br />

"Es ist nicht nur <strong>der</strong> Leinenzwang,<br />

<strong>der</strong> jeden Hundehalter belastet,<br />

son<strong>der</strong>n es sind auch die flankierenden<br />

Maßnahmen, die in ihrer<br />

Summe unangemessen erscheinen",<br />

so <strong>der</strong> Verein. Dazu zählen<br />

u.a. die Speicherung personenbezogener<br />

Daten und die Ermächtigung<br />

zum Erlass von Bußgeldbescheiden. <br />

druck noch einmal sein Anliegen<br />

deutlich: "Wir hoffen,<br />

dass die deutsche Regierung<br />

die sechs Monate ihrer<br />

EU-Ratspräsidentschaft<br />

gut nutzt und das europäische<br />

Importverbot asiatischer<br />

Haustierfelle voran<br />

treibt."<br />

Bernhard Kühnle bedankte<br />

sich für das Engagement<br />

<strong>der</strong> vielen Tausend Unterzeichner,<br />

gab jedoch im<br />

Hinblick auf eine rasche<br />

Umsetzung des Verordnungsentwurfs<br />

zu bedenken, dass nicht<br />

alle EU-Mitgliedsstaaten einem europäischen<br />

Importverbot positiv <strong>gegen</strong>über<br />

ständen. "Hier ist noch Überzeugungsarbeit<br />

notwendig", sagte er<br />

abschließend.<br />

Der Hintergrund: In asiatischen Län<strong>der</strong>n,<br />

wie z.B. China, Thailand, Korea<br />

und den Philippinen, werden nach<br />

Schätzungen ca. 2 Millionen Hunde<br />

und Katzen jährlich unter unvorstellbar<br />

grausamen Bedingungen für die Fellgewinnung<br />

gehalten und getötet. Oft<br />

werden die <strong>Tiere</strong> bei lebendigem Leib<br />

KLAGE GEGEN HUNDEGESETZ IN HAMBURG<br />

Ist Leinenzwang mit dem Grundgesetz vereinbar?<br />

Genereller Leinenzwang ist nicht artgerecht<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

Übergabe <strong>der</strong> Protestkarten im Ministerium<br />

kopfüber aufgehängt und gehäutet. Da<br />

für Felle keine Kennzeichnungspflicht<br />

besteht, werden sie beim Export mit<br />

Fantasienamen wie z.B. Gae-Wolf<br />

(Hund) o<strong>der</strong> Maopi (Katze) getarnt.<br />

Die Übergabe <strong>der</strong> Protestkarten beim<br />

chinesischen Botschafter ist bisher daran<br />

gescheitert, dass uns bezüglich unserer<br />

Anfrage eines Übergabetermins<br />

nicht geantwortet wurde. Dieses Verhalten<br />

spricht für sich und macht das<br />

Desinteresse des asiatischen Landes<br />

am Tierschutz deutlich.<br />

Die "Hunde-Lobby" will mit ihrer Klage eine Vorreiterrolle<br />

übernehmen. Denn wenn eine allgemeine Anleinpflicht mit<br />

den Grundrechten <strong>der</strong> Hundehalter nicht vereinbar sei, müssten<br />

an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> von einem Gesetz<br />

wie in Hamburg Abstand nehmen.<br />

Der bmt lehnt das Hamburger Hundegesetz<br />

entschieden ab und unterstützt<br />

ausdrücklich die For<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> "Hunde-Lobby", denn wenn das<br />

Gesetz in seiner jetzigen Form Bestand<br />

haben sollte, wäre dies das<br />

Ende einer tierschutzkonformen<br />

und verhaltensgerechten Hundehaltung<br />

in <strong>der</strong> Hanseatenstadt.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

17


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

18<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

Zum Hintergrund:<br />

Mehr als 360 Millionen <strong>Tiere</strong> werden<br />

jedes Jahr unter grausamsten Bedingungen<br />

quer durch Europa und über<br />

die Grenzen <strong>der</strong> EU transportiert. Eng<br />

zusammengepfercht sind die Rin<strong>der</strong>,<br />

Kälber, Pferde, Schafe o<strong>der</strong> Schweine<br />

tage-, manchmal wochenlang auf<br />

überfüllten LKWs unterwegs. Geplagt<br />

von Hitze und Durst überleben zahlreiche<br />

<strong>Tiere</strong> den Transport nicht. Schlimmste<br />

Misshandlungen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> durch<br />

Tritte, Stockschläge und Elektroschock<br />

sind an <strong>der</strong> Tagesordnung. Selbst<br />

mehrseitige Regelwerke, wie die seit<br />

1998 EU-weit geltende Tierschutztransportverordnung,<br />

die den Schutz <strong>der</strong><br />

<strong>Tiere</strong> beim Transport bis ins Detail regelt,<br />

konnten bislang keinen "schonenden"<br />

Transport <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> gewährleisten.<br />

Was än<strong>der</strong>t sich durch die<br />

EU-Verordnung?<br />

Für Transportfahrzeuge gelten von nun<br />

an höhere Standards. Um eine effizientere<br />

Überwachung <strong>der</strong> Ruhe- und<br />

Fahrtzeiten zu gewährleisten, müssen<br />

Neufahrzeuge, mit denen <strong>Tiere</strong> acht<br />

o<strong>der</strong> mehr Stunden beför<strong>der</strong>t werden,<br />

ab sofort mit einem satellitengestützten<br />

Navigationssystem ausgestattet sein.<br />

Ältere Fahrzeuge müssen bis 2009 entsprechend<br />

nachgerüstet werden.<br />

Darüber hinaus stellt die Verordnung<br />

höhere Anfor<strong>der</strong>ungen an die Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Transportfahrzeuge. Diese<br />

müssen über Techniken zur Klimaverbesserung<br />

im Transporter verfügen, wie<br />

z. B. ein Temperaturüberwachungssystem,<br />

Datenschreiber und Warnsystem<br />

für den Fahrer. Belüftungssysteme müssen<br />

so konzipiert sein, dass zu jedem<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung die Temperaturen<br />

innerhalb des La<strong>der</strong>aums null<br />

Grad Celsius nicht unter- und 35 Grad<br />

Celsius nicht übersteigen.<br />

Ferner müssen die <strong>Tiere</strong> ständigen Zugang<br />

zu einer Tränk<strong>ev</strong>orrichtung haben.<br />

Fahrer und Betreuer von Tiertransporten<br />

müssen Schulungen absolvieren<br />

und benötigen ab 2008 einen<br />

Befähigungsnachweis für den Umgang<br />

mit <strong>Tiere</strong>n.<br />

Misshandlungen sind künftig<br />

"verboten"<br />

Im Umgang mit den <strong>Tiere</strong>n ist es künftig<br />

verboten, "<strong>Tiere</strong> zu schlagen o<strong>der</strong> zu<br />

treten; <strong>Tiere</strong> mit mechanischen Mitteln,<br />

die am Körper befestigt sind, hoch zu<br />

winden und Treibhilfen o<strong>der</strong> Geräte mit<br />

spitzen Enden zu verwenden." Allein die<br />

Notwendigkeit <strong>der</strong> Aufnahme dieser<br />

Verbote stellt ein Armutszeugnis für alle<br />

am Tiertransport Beteiligten dar und<br />

belegt einmal mehr, unter welchen tierschutzwidrigen<br />

Bedingungen diese<br />

Transporte durchgeführt werden und<br />

welchen zusätzlichen Quälereien die<br />

<strong>Tiere</strong> ausgesetzt sind.<br />

Die neuen Regelungen werden nicht zu<br />

Verbesserungen für die <strong>Tiere</strong> führen,<br />

Neue EU-Ver<br />

... UNTERLAUFEN<br />

KRITIK VOM bmt: FÜR<br />

DEN TIERSCHUTZ<br />

Am 5. Januar <strong>2007</strong> ist eine neue<br />

EU-Verordnung in Kraft getreten,<br />

die Schlachttieren auf ihren<br />

Transporten zu Lande und zu<br />

Wasser besseren Schutz gewährleisten<br />

soll.<br />

Leistet sie das wirklich?<br />

"Nein", sagt Dr. Jörg Styrie bedauernd.<br />

"Wir wissen, dass die<br />

langen Transportzeiten und die<br />

hohen Ladedichten die Hauptursachen für die schweren Missstände während <strong>der</strong> Transporte sind.<br />

Doch gerade diese Faktoren bleiben unverän<strong>der</strong>t bestehen!"<br />

weil bei den tierschutzrel<strong>ev</strong>anten Problemen<br />

<strong>der</strong> Transporte - <strong>der</strong> Begrenzung<br />

<strong>der</strong> Transportdauer und den Ladedichten<br />

- keine Einigung erzielt<br />

wurde.<br />

Bedauerlich: Keine Veschärfung<br />

bei den Transportzeiten<br />

Den großen Tierproduzenten innerhalb<br />

<strong>der</strong> EU, Frankreich, Griechenland und<br />

Spanien, gingen die Vorschläge <strong>der</strong><br />

Kommission zu weit. Der zuständige<br />

EU-Kommissar Markos Kyprianou kündigte<br />

an, er werde bis Ende 2009 neue<br />

Regelungen zu den zulässigen Fahrzeiten<br />

und zur erlaubten Ladedichte unterbreiten.<br />

Bis dahin gelten weiterhin die<br />

ERFOLG FÜR DEN TIER<br />

In Österreich nicht mehr möglich: Wildtiere im Z


ordnung zu Tiertransporten<br />

DIE TIERE WIRD SICH KAUM ETWAS ÄNDERN!<br />

SCHUTZ<br />

irkus<br />

alten Transportbestimmungen.<br />

Danach ist bei Rin<strong>der</strong>n, Schafen und<br />

Ziegen erst nach einer Transportdauer<br />

von 29 Stunden eine 24-stündige Ruhezeit<br />

vorgeschrieben, bei <strong>der</strong> die <strong>Tiere</strong><br />

entladen, gefüttert und getränkt werden<br />

müssen. Schweine und Pferde<br />

dürfen 24 Stunden transportiert werden,<br />

b<strong>ev</strong>or ihnen eine Ruhezeit von 24<br />

Stunden gewährt wird. Die genannten<br />

Transport- und Ruheintervalle können<br />

beliebig oft wie<strong>der</strong>holt werden.<br />

Die Europäische Kommission denkt<br />

über ein Verbot <strong>der</strong> Ferkelkastration<br />

nach. Die Kommission verständigte<br />

sich mit den Veterinärexperten <strong>der</strong> EU-<br />

Mitgliedslän<strong>der</strong> und den betroffenen<br />

Interessenverbänden darauf, die Beendigung<br />

<strong>der</strong> Ferkelkastration zu prüfen.<br />

Ohne Betäubung bereitet die Kastrierung<br />

den Ferkeln erhebliche Schmerzen,<br />

und selbst mit Betäubung erhöht<br />

die Entfernung <strong>der</strong> Hoden das Infektionsrisiko,<br />

verringert Wachstumsraten<br />

und verschlechtert die Futterverwer-<br />

Auch an den Besatzdichten än<strong>der</strong>t sich<br />

bei den Tiertransporten nichts. Ausgewachsenen<br />

Pferden wird wie bisher<br />

beim Transport auf <strong>der</strong> Straße eine Fläche<br />

von 1,75 Quadratmetern pro Tier<br />

zugestanden, ausgewachsenen Rin<strong>der</strong>n<br />

1,30 Quadratmeter.<br />

Der bmt for<strong>der</strong>t seit Jahren, dass die<br />

grausamen Langstreckentransporte<br />

von Schlachttieren abgeschafft und<br />

durch Frischfleischtransporte ersetzt<br />

werden. Es ist nicht zu rechtfertigen,<br />

EU ERWÄGT VERBOT DER FERKELKASTRATION<br />

Bisherige Praxis: Bis zum siebten Lebenstag ohne Betäubung<br />

In Österreich war zum 1. Januar 2005 ein europaweit einzigartiges<br />

Gesetz in Kraft getreten, das ein Verbot <strong>der</strong> Mitwirkung<br />

und Haltung von Wildtieren in Zirkusbetrieben vorsah.<br />

Da<strong>gegen</strong> hatte ein unbekannter Zirkusunternehmer<br />

Beschwerde bei <strong>der</strong> EU-Kommission eingereicht, die nun zurückgewiesen<br />

wurde.<br />

Der bmt begrüßt ausdrücklich die Entscheidung <strong>der</strong> EU-Kommission.<br />

Nachdem die Kommission nun die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

geschaf- fen hat, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> bmt die<br />

<strong>Bund</strong>esregierung auf, endlich auch in Deutschland die Haltung<br />

von Wildtieren im Zirkus zu verbieten. Allein im Zeitraum<br />

von 2000 bis 2003 wurden bei Tierschutzkontrollen 1077 Beanstandungen<br />

festgestellt.<br />

Auf einer Anhörung im Agrarausschuss des Deutschen<br />

<strong>Bund</strong>estages im November 2006 erläuterte Dr. Jörg Styrie die<br />

tung, so die Schlussfolgerungen <strong>der</strong><br />

Fachleute. Daher sollen Alternativen<br />

unter dem Blickpunkt des Tierschutzes<br />

und <strong>der</strong> wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

untersucht werden.<br />

In einer wissenschaftlichen Stellungnahme<br />

aus dem Jahr 2004 hatte die<br />

Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />

(EBLS) vier Alternativen zur<br />

betäubungslosen Kastration aufgezeigt:<br />

Den Einsatz von Narkotika, das<br />

Spermasexing, die Immunokastration<br />

und das Aufspüren des Ebergeruchs im<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

dass lebende <strong>Tiere</strong> unnötig quer durch<br />

Europa gekarrt werden, nur wegen <strong>der</strong><br />

Profitgier <strong>der</strong> industriellen Fleischlobby.<br />

Von <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esregierung erwarten wir,<br />

dass sie ihren Sonntagsreden Taten folgen<br />

lässt und sich im Rahmen ihrer EU-<br />

Ratspräsidentschaft nachhaltig für eine<br />

Begrenzung <strong>der</strong> Transportzeiten auf<br />

maximal acht Stunden bei internationalen<br />

Transporten und vier Stunden auf<br />

nationaler Ebene bzw. bis zum nächsten<br />

Schlachthof einsetzt.<br />

Schlachthof. Derzeit dürfen Ferkel in<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union bis zu ihrem<br />

siebten Lebenstag ohne Betäubung kastriert<br />

werden - eine Maßnahme, die<br />

von allen Tierschutzorganisationen<br />

strikt abgelehnt wird.<br />

Wildtierverbot im Zirkus mit EU-Recht vereinbar<br />

Dringlichkeit eines Verbotes von Wildtieren auch in Deutschen<br />

Zirkussen. "Wildtiere", erläutert Dr. Jörg Styrie, "sind<br />

nicht domestizierbar und haben eine geringe Anpassungsfähigkeit.<br />

Ihr Leiden im Zirkus manifestiert sich in Verhaltensstörungen,<br />

Erkrankungen und Todesfällen." Selbst die<br />

bundesweit geltenden Leitlinien für die Haltung, Nutzung<br />

und Ausbildung von <strong>Tiere</strong>n in Zirkusbetrieben o<strong>der</strong> ähnlichen<br />

Einrichtungen werden von vielen Zirkusbetrieben, nicht zuletzt<br />

aufgrund ihrer schlechten finanziellen Lage, nicht eingehalten.<br />

Abhilfe kann nur ein Verbot <strong>der</strong> Haltung von Wildtieren in Zirkus<br />

bringen. Die Entscheidung <strong>der</strong> EU-Kommission zur Einstellung<br />

des Verfahrens <strong>gegen</strong> Österreich sollte alle EU-Staaten<br />

ermuntern, gleichfalls die Haltung von Wildtieren in<br />

Zirkussen zu verbieten.<br />

Texte: Mike Ruckelshaus, Fotos: Deutsches Tierschutzbüro<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

19


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

20<br />

R UMÄNIEN<br />

"Es war einer <strong>der</strong> dunkelsten Tage meines<br />

Lebens", sagt Petra Zipp rückblickend<br />

über die Geschehnisse in <strong>der</strong> Tötungsstation<br />

von Brasov im vergangenen<br />

November (Titelgeschichte RdT<br />

4/06).<br />

Doch hat dieser - emotional belastende<br />

- Besuch bei den Politikern <strong>der</strong><br />

zweitgrößten Stadt Rumäniens mehr<br />

bewirkt, als die Auslandstierschutzkoordinatorin<br />

des bmt damals ahnen<br />

konnte: Brasovs Bürgermeister hat Cristina<br />

Lapis (Vorsitzende <strong>der</strong> "Asociatia<br />

de protectie a animalelor") um ein Gespräch<br />

gebeten, in dem die Schließung<br />

<strong>der</strong> berüchtigten City Hall von Brasov<br />

diskutiert werden soll.<br />

"Dass die Stadt inzwischen an einer humanen<br />

Lösung interessiert ist, verdanken<br />

wir <strong>der</strong> engagierten Öffentlichkeitsarbeit<br />

von Cristina Lapis und Pierre<br />

Brice", sagt Petra Zipp. "Seine Anteil-<br />

Von Hella und Pierre Brice<br />

adoptiert: Kleiner Winnetou<br />

nahme am Schicksal <strong>der</strong> Hunde im<br />

Tierheim Brasov und die Adoption des<br />

verwaisten Hundes im November 2006<br />

hat die Menschen aufgerüttelt."<br />

Hinzu kommt, dass Rumänien seit Anfang<br />

<strong>2007</strong> EU-Mitglied geworden ist<br />

und sich nun in die Pflicht genommen<br />

sieht, seine horrenden Tierschutzprobleme<br />

zu lösen. "Abgesehen von <strong>der</strong><br />

Grausamkeit, herrenlose Hunde einzu-<br />

bmt-Auslandstierschutz<br />

Rumänische Hunde in De<br />

BOTSCHAFTER FÜR EIN GLÜCKLICHES HUNDELEB<br />

2006: In <strong>der</strong> Tötungsstation Pierre Brice besucht mit dem<br />

Petra Zipp mit<br />

geretteter Hope<br />

fangen und nach<br />

14 Tagen zu töten,<br />

führt diese Praxis<br />

nicht dazu, die<br />

Zahl <strong>der</strong> Hunde<br />

dauerhaft zu senken",<br />

erklärt Petra<br />

Zipp. "Es gibt nur eine<br />

Lösung, die Vermehrung<br />

langfristig zu unterbinden -<br />

und die heißt Kastration!<br />

Hope und Lucky -<br />

sie sind die Hoffnungsträger<br />

für ihre Artgenossen<br />

"Meine tapfere Hope", sagt Tierheimleiterin<br />

Petra Zipp fast drei Monate später<br />

im Tierschutzzentrum Pfullingen und<br />

drückt die zierliche Hündin kurz an<br />

sich." Ohne die erfahrene Tierschützerin<br />

würde die ca. 4 Jahre alte Hope<br />

heute nicht mehr leben. Wie es Petra<br />

Zipp gelang, die Hündin unbemerkt<br />

aus ihrem Verschlag zu holen und im<br />

Auto zu verstecken, kann sie kaum beschreiben,<br />

ohne erneut von den schrecklichen<br />

Erlebnissen in <strong>der</strong> Tötungsstation<br />

heimgesucht zu werden.<br />

"Ich hörte, wie ein Hund verzweifelt an<br />

dem großen Tor,<br />

hinter dem die Zwinger liegen, kratzte",<br />

erinnert sie sich, "sah ihre Nase, die sie<br />

unter dem Tor durchzuschieben versuchte<br />

und da gab´s in mir nur den einen<br />

Impuls: Hilf ihr, rette sie!" Als wüsste<br />

die gerettete Hündin, dass keiner<br />

<strong>der</strong> City Hall-Mitarbeiter sie sehen durfte,<br />

duckte sie sich flach auf den Boden<br />

des Wagens und kam erst wie<strong>der</strong> zum<br />

Vorschein, nachdem die Autotüren von<br />

innen geschlossen waren. "Das ist Hope",<br />

sagte Petra Zipp zu dem begleitenden<br />

Tierarzt vom Tierheim Brasov<br />

Dr. Ciprian Cocianu und wischte sich<br />

die Tränen fort, "sie ist unsere Botschaf-


utschland<br />

EN<br />

bmt das Tierheim in Brasov<br />

"Bitte helfen Sie mir, dass immer<br />

weniger Hunde in Tötungsstationen<br />

sterben müssen.<br />

Sie sollen Zuflucht im<br />

Tierheim und eine<br />

reelle Lebenschance<br />

finden können."<br />

RdT: Wie haben Sie die Geschehnisse<br />

in <strong>der</strong> “City Hall” in<br />

Brasov verarbeitet?<br />

Petra Zipp: Gar nicht. Es ist wie ein<br />

Film, <strong>der</strong> in ständiger Wie<strong>der</strong>holung<br />

vor mir abläuft. Ich habe in meinen 30<br />

Jahren Tierschutzarbeit gelernt, Schockierendes<br />

zu verdrängen - aber die Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> zum Töten verurteilten Hunde,<br />

<strong>der</strong> sterbenden Welpen, unsere Ohnmacht<br />

und Hilflosigkeit angesichts des<br />

Leids, verlassen mich selten.<br />

RdT: Können Sie Ihren Mitglie<strong>der</strong>n solche<br />

Berichte zumuten?<br />

Petra Zipp: Wir müssen, so leid es<br />

mir tut. Natürlich sind die Berichte belastend,<br />

aber ohne Öffentlichkeit kön-<br />

terin für ein Leben, in dem Tötungsstationen,<br />

diese Orte des Schreckens, eines<br />

Tages <strong>der</strong> Vergangenheit angehören<br />

werden."<br />

Die schwarz-braune Hündin wurde<br />

nach ihrer Befreiung im Tierheim Brasov<br />

medizinisch versorgt, geimpft und<br />

entwurmt und einige Wochen später<br />

mit 22 an<strong>der</strong>en rumänischen Vierbeinern<br />

ins Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

gebracht. Mit dabei war auch Lucky,<br />

<strong>der</strong> zweite Hund, <strong>der</strong> dank Dr. Ciprian<br />

Cocianus und Petra Zipps mutigem<br />

Eingreifen überlebt hat.<br />

Der kleine Hund wurde von einem panischen<br />

Schäferhund fast tot gebissen,<br />

als mehrere City Hall-Mitarbeiter in die<br />

Hundezwinger traten, um weitere geschwächte<br />

Welpen herauszuholen und<br />

einzuschläfern. Während <strong>der</strong> Tierarzt<br />

den Schäferhund mit Händen und Fü-<br />

nen wir nicht helfen! Wenn wir Tötungsstationen,<br />

die es im Übrigen nicht<br />

nur in Rumänien, son<strong>der</strong>n in vielen an<strong>der</strong>en<br />

ost- und südeuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />

gibt, abschaffen wollen, müssen<br />

wir die Menschen aufrütteln!<br />

RdT: Sie nehmen Hunde aus Rumänien<br />

und Ungarn in den bmt-Tierheimen auf.<br />

Nehmen sie deutschen Hunden nicht<br />

den Platz im Tierheim weg?<br />

Petra Zipp: Nein; diese Argumentation<br />

geht in die völlig falsche Richtung.<br />

Tierheimhunde aus dem Ausland (nicht<br />

massenhaft produzierte Rassehunde,<br />

siehe dazu Seite 30!) nehmen höchstens<br />

Züchtern die Absatzmärkte weg. Während<br />

Züchter massenhaft Welpen produzieren,<br />

werden gleichzeitig in ande-<br />

A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

ßen abwehrte, griff Petra Zipp den Verletzten<br />

und zog ihn blitzschnell aus dem<br />

Zwinger. An diesem Tag konnte man<br />

nichts mehr für ihn tun, aber Dr. Cocianu<br />

gelang es am nächsten Tag, ihn ins<br />

Tierheim zu holen.<br />

"Er hat überhaupt keine Abwehr gezeigt",<br />

sagte Petra Zipp erschüttert. Für<br />

sie ein Zeichen, dass die meisten Vierbeiner<br />

in <strong>der</strong> City Hall bereits so<br />

schwach waren, dass sie kaum noch<br />

Wi<strong>der</strong>stand leisten konnten. Lucky indes<br />

hat die "alten Geschichten" längst<br />

hinter sich gelassen: Er hat Kater Gismo<br />

den gemütlichen Katzenkorb abspenstig<br />

gemacht und ist gerade dabei,<br />

seiner neuen Familie zu zeigen, wie gut<br />

ihre Entscheidung war, ihn kurz nach<br />

seiner Ankunft im Tierschutzzentrum zu<br />

adoptieren.<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

INTERVIEW MIT PETRA ZIPP<br />

"Wir müssen die Menschen aufrütteln,<br />

um den Hunden helfen zu können!"<br />

ren Ecken Europas Hunde in Dimensionen<br />

vernichtet, die wir hier "nur" aus<br />

dem Schlachthof kennen - welch ein<br />

Vergehen an den Lebewesen!<br />

Je<strong>der</strong> rumänische Hund, <strong>der</strong> von lieben<br />

Menschen aufgenommen wird, ist ein<br />

Hund mehr, <strong>der</strong> leben darf. Insofern ist<br />

je<strong>der</strong> vermittelte Hund gleichzeitig ein<br />

Botschafter für das Elend seines Heimatlandes.<br />

Und je<strong>der</strong> Besitzer eines rumänischen<br />

Hundes wie<strong>der</strong>um ein Verstärker<br />

unserer Tierschutzarbeit vor<br />

Ort. Ich glaube an die Kraft des Einzelnen,<br />

an die Kraft <strong>der</strong> Überzeugung,<br />

auch mit kleinen Mitteln etwas bewegen<br />

zu können. Je mehr Menschen<br />

Hunde aus dem Tierheim adoptieren,<br />

desto überflüssiger die Massenproduktion<br />

<strong>der</strong> Züchter.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

21


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

22<br />

Boby - Sheltie-Spitz, 2,5 Jahre<br />

RdT: Warum gehen die Menschen zum<br />

Züchter? Denken Sie, dass sie in den<br />

Tierheimen keinen passenden Hund finden?<br />

Petra Zipp: Abgesehen von den Vorlieben<br />

für bestimmte Rassen ist das sicher<br />

auch ein entscheiden<strong>der</strong> Grund.<br />

Viele Hunde werden ins Tierheim abgeschoben,<br />

weil ihre Besitzer mit ihnen<br />

nicht zurecht kommen. Artwidriger Umgang,<br />

falsche Signale, fehlerhafte Verständigung<br />

- hier liegen die Ursachen<br />

für die häufigsten Probleme in <strong>der</strong> Hundehaltung.<br />

Aber nicht je<strong>der</strong> Interessent traut sich<br />

zu, einen Hund mit etwas problematischerer<br />

Vergangenheit bei sich aufzunehmen.<br />

Abgesehen davon haben wir<br />

oft Hunde im Tierheim, die sehr groß,<br />

Sonntag, 6. Mai, 11.00 bis 18.00 Uhr<br />

kräftig sind und beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an ihre Haltung stellen, wie<br />

zum Beispiel Herdenschutzhunde o<strong>der</strong><br />

Hütehunde. Wer einen kleinen, sanften<br />

und sozial verträglichen Vierbeiner<br />

adoptieren möchte, sucht manchmal<br />

im Tierheim vergeblich o<strong>der</strong> muss sehr<br />

lange warten.<br />

Die rumänischen und ungarischen<br />

Hunde tragen zu einer Vielschichtigkeit<br />

an Rassen, Charakteren und Typen in<br />

unseren Tierheimen bei, die im Umkehrschluss<br />

für unsere heimischen<br />

Hunde sehr positiv ist. Je mehr Interessenten<br />

kommen, desto größer auch die<br />

Chance selbst für schwerer Vermittelbare,<br />

dass eine Familie darunter ist, die<br />

gerade diesem beson<strong>der</strong>en Hund ein<br />

Zuhause schenken möchte.<br />

INFOTAG ZU RUMÄNIEN IM TIERSCHUTZZENTRUM<br />

Am Sonntag, den 6. Mai <strong>2007</strong>, veranstaltet das Tierschutzzentrum Pfullingen einen<br />

Infotag zum Thema "Tierschutz in Rumänien".<br />

Cristina Lapis (Vorsitzende <strong>der</strong> "Asociatia de protectie a animalelor") kommt mit<br />

Tierheim-Tierarzt Dr. Ciprian Cocianu aus Brasov in Rumänien und beantwortet<br />

gerne Ihre Fragen.<br />

Erfahrungsaustausch mit Besitzern rumänischer Hunde.<br />

Die Kin<strong>der</strong>tierschutzgruppe aus dem Tierschutzzentrum führt ein Theaterstück zum<br />

Thema "Auslandstierschutz in Rumänien" auf.<br />

Alle diese rumänischen Hunde warten auf<br />

Bella & Max - 1 und 1,5 Jahre<br />

RdT: Warum engagiert sich <strong>der</strong> bmt so<br />

stark im Auslandstierschutz?<br />

Petra Zipp: Sehen Sie, ich verstehe<br />

unsere Hilfe als moralische Verpflichtung.<br />

Die Europäische Union wird immer<br />

größer und dennoch gibt es Län<strong>der</strong>,<br />

in denen <strong>der</strong> Tierschutz ein<br />

Fremdwort ist. Unsere Unterstützung<br />

gilt den Menschen vor Ort, die oft so<br />

wenig zum Leben haben und doch bereit<br />

sind, alles für ihre <strong>Tiere</strong> zu geben.<br />

Wir helfen den Tierschützern vor Ort,<br />

ihre Arbeit zu tun - aber wir achten und<br />

respektieren dabei die landestypischen<br />

Verhältnisse. Das ist einer unser wichtigsten<br />

Grundsätze! Der bmt würde seine<br />

Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er<br />

den Tierschutz nicht im Einklang mit<br />

<strong>der</strong> B<strong>ev</strong>ölkerung, son<strong>der</strong>n <strong>gegen</strong> ihre<br />

Interessen durchsetzen würde.<br />

RdT: Konkret heißt das: Sie können<br />

Hunden keine Luxuszwinger bauen,<br />

während <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> rumänischen<br />

B<strong>ev</strong>ölkerung Not leidet…<br />

Petra Zipp: Genau so. Und wir können<br />

unsere Tierschutzprojekte so ausrichten,<br />

dass Menschen und <strong>Tiere</strong> profitieren.<br />

Nehmen Sie die Kastration von<br />

Hunden: Kaum ein Besitzer kann sich<br />

die medizinische Versorgung, geschweige<br />

denn eine Kastration, seines<br />

<strong>Tiere</strong>s leisten.<br />

Also machen wir Hundehaltern das Angebot,<br />

ihre <strong>Tiere</strong> im Tierheim Brasov<br />

kostenlos kastrieren zu lassen. Das ist<br />

sehr wichtig, weil selbst Hunde, die Besitzer<br />

haben, oft auf <strong>der</strong> Straße leben und<br />

sich ungehin<strong>der</strong>t vermehren können.<br />

Maggy - Briardmix Izzy & Cora, 5 und 2,5 Jahre Lucky - Aus Tötstation gerettet


Sie …<br />

RdT: Warum kastrieren Sie nicht die<br />

zahlreichen herrenlosen Hunde?<br />

Petra Zipp: Kastrationen von Straßenhunden<br />

haben sich in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

aus mehreren Gründen als<br />

problematisch erwiesen: Sobald bekannt<br />

wurde, dass in bestimmten Regionen<br />

herrenlose Hunde kastriert werden,<br />

wurden noch mehr Hunde dort<br />

ausgesetzt - was die Anwohner wie<strong>der</strong>um<br />

<strong>gegen</strong> die Hunde einnahm und<br />

die Gemeinden zu weiteren Radikallösungen<br />

verleitete.<br />

Der zweite Punkt: Das Tierheim Brasov<br />

hat nicht die Kapazitäten, um eine<br />

Nachsorge <strong>der</strong> kastrierten Hunde zu<br />

betreiben. Bei durchschnittlich 900<br />

Hunden im Tierheim gibt es de facto<br />

keinen freien Raum für die Nachversorgung<br />

zusätzlich kastrierter Hunde.<br />

Die Kastration von Besitzerhunden -<br />

verbunden mit <strong>der</strong> gezielten Aufklärung<br />

über den Nutzen <strong>der</strong> konsequenten<br />

Geburtenkontrolle - scheint uns <strong>der</strong><br />

sinnvollere Weg zu sein, langfristig die<br />

Zahl <strong>der</strong> Hunde zu senken.<br />

RdT: Lässt sich die B<strong>ev</strong>ölkerung für<br />

Tierschutzanliegen sensibilisieren? Sehen<br />

Sie Fortschritte?<br />

Petra Zipp: Ja, definitiv. Cristina Lapis<br />

leistet großartige Arbeit; sie ist die<br />

populäre Tierschützerin im Land, die<br />

von Prominenten wie Pierre Brice und<br />

Brigitte Bardot aus dem Ausland unterstützt<br />

wird. Außerdem hat Cristina<br />

durch die Tätigkeit ihres Mannes, er ist<br />

französischer Honorarkonsul, einen<br />

leichteren Zugang zu den Medien.<br />

Sie appelliert im Fernsehen an die<br />

Menschen, Hunde als Partner, als<br />

Freunde zu sehen, die Bezugspersonen<br />

brauchen. Nach dem Tierheimbesuch<br />

von Pierre Brice im November 2006,<br />

bei dem ja auch <strong>der</strong> bmt dabei war, kamen<br />

an den folgenden Tagen viel mehr<br />

Achi - Spanielmix, 4 Jahre<br />

Interessenten als üblich, um Hunde<br />

aufzunehmen. Nicht umsonst heißt ihr<br />

Tierheim: Shelter of hope (Tierheim <strong>der</strong><br />

Hoffnung).<br />

RdT: Stichwort Hoffnung: Glauben Sie,<br />

dass Pierre Brice´ Rundgang im Tierheim<br />

und seine Eröffnung des Bärenparks<br />

die Politiker aufrüttelt, den Schutz<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> endlich ernst zu nehmen?<br />

Petra Zipp: Ja, davon bin ich fest<br />

überzeugt! Sein öffentliches und emotionales<br />

Eintreten für die Straßenhunde<br />

und die geschundenen Bären hat die<br />

B<strong>ev</strong>ölkerung sehr bewegt - und vergessen<br />

Sie nicht, dass <strong>der</strong> Schauspieler<br />

Pierre Brice in Rumänien sehr verehrt,<br />

geradezu geliebt wird.<br />

Und nun hat gerade dieser geachtete<br />

Mann einem mutterlosen "Straßenhund-Welpen"<br />

das Leben gerettet und<br />

schenkt ihm seine Liebe. Die Aufnahme<br />

von Hunden aus dem Tierheim muss in<br />

Rumänien gesellschaftsfähig werden;<br />

da trägt die humane Geste von Pierre<br />

Brice bestimmt dazu bei.<br />

Im Übrigen können wir ja auch schon<br />

den ersten Erfolg nach dem Besuch in<br />

Brasov verbuchen: Die Stadt hat Cristina<br />

Lapis gebeten, an einer Lösung für<br />

die Straßenhunde mitzuarbeiten. Es<br />

wurde bereits in Aussicht gestellt, die<br />

gefürchtete City Hall zu schließen und<br />

dem Tierheim Brasov die Hunde zu<br />

überlassen.<br />

RdT: Wie haben Sie in Ungarn, ihrem<br />

zweiten Tierschutzprojekt in Osteuropa,<br />

den Straßenhunden geholfen?<br />

A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

Petra Zipp: Die Situation in Ungarn<br />

ist eine an<strong>der</strong>e: Die Probleme sind zwar<br />

auch noch sehr groß und Tierheime wie<br />

Pecs brauchen weiterhin unsere volle<br />

Unterstützung, doch gibt es dort nicht<br />

diese große Anzahl von Hunden auf<br />

den Straßen, weil von je her Hundefänger<br />

die <strong>Tiere</strong> eingefangen haben.<br />

Dass es überhaupt zu <strong>der</strong> Straßenhund-Problematik<br />

in Rumänien kam,<br />

geht auf den Diktator Ceaucescou zurück,<br />

<strong>der</strong> die Landb<strong>ev</strong>ölkerung am<br />

Rand <strong>der</strong> Städte ansiedelte und ihnen<br />

die Tierhaltung verbot. Die Hunde wurden<br />

ausgesetzt und meistens von ihren<br />

Besitzern in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Wohnblocks<br />

Baba - Dackel-Spitzmix Lassie - Collimix, 5 Jahre<br />

weiter gefüttert. Sie vermehrten sich<br />

jahrelang unkontrolliert.<br />

RdT: Der bmt unterstützt seine Partnertierheime<br />

in Pecs und Brasov mit jeweils<br />

4.000 - 4.500 Euro monatlich für Futter<br />

und Medikamente. Sind diese Aufwendungen<br />

von Patenschaften gedeckt?<br />

Petra Zipp: Für Pecs ja, für Brasov<br />

noch nicht - einfach deswegen, weil wir<br />

in Ungarn schon länger aktiv und erfolgreich<br />

sind und im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />

einen breiten Unterstützerkreis gewonnen<br />

haben.<br />

Das wünsche ich mir im Namen <strong>der</strong><br />

leidgeprüften Hunde auch für Rumänien:<br />

300 Patenschaften (ab 15 Euro<br />

im Monat) sind nötig, um den Tierheimbetrieb<br />

in Brasov zu sichern. Über<br />

60 tierliebe Menschen haben schon Patenschaften<br />

abgeschlossen.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

23


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

24<br />

U NGARN<br />

Durch Zufall wurde vor über einem<br />

Jahr eine schlechte Hundehaltung in<br />

Ungarn aufgedeckt. Aus einer Wohnung<br />

wurden sieben völlig verängstigte<br />

Terriermischlinge beschlagnahmt.<br />

Die Recherchen ergaben, dass<br />

die <strong>Tiere</strong> kaum menschlichen Kontakt<br />

hatten und nur notdürftig versorgt<br />

wurden. Die Hunde, unterschiedlichen<br />

Geschlechts und Alters, kamen als<br />

Notfälle in unsere bmt-Tierheime.<br />

Elsa war die letzte aus <strong>der</strong> Gruppe, die<br />

noch ein schönes Zuhause suchte. Wie<br />

sich ihre früheren, verschreckten Gefährten,<br />

Lilly und Szaffi, bei ihren neuen<br />

Besitzern entwickelt haben, lesen<br />

Sie jetzt.<br />

Lilly hat neue Freunde<br />

gefunden<br />

Von Anke Schäfer<br />

Lilly hatte Angst. Angefasst werden,<br />

Gassi gehen, Begegnungen mit fremden<br />

Menschen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hunden,<br />

Geräusche o<strong>der</strong> schnelle Bewegungen<br />

- nahezu alles und jedes versetzte die<br />

siebenjährige, halbblinde Hündin in<br />

Panik.<br />

Ein Vierteljahr nach dem Auftritt bei<br />

"Herrchen gesucht" im Hessen Fernsehen<br />

- damals noch unter dem Namen<br />

"Kolmar" - und <strong>der</strong> daraufhin geglückten<br />

Vermittlung als Zweithund in ein<br />

neues Zuhause ist vom dem verschreckten<br />

Fellbündel allerdings nicht mehr<br />

viel übrig.<br />

bmt-Auslandstierschutz<br />

7 Hunde aus Wohnungs<br />

KURZ VOR REDAKTIONSSCHLUSS: HAPPY END<br />

An <strong>der</strong> Seite ihres neuen "Kollegen",<br />

dem altersweisen Terrierrüden Fritz (vor<br />

12 1/2 Jahren aus dem bmt-Tierheim<br />

Reichelsheim gekommen), erkundet<br />

Lilly eifrig ihre Welt, geht fröhlich spazieren,<br />

am liebsten auf dem Golfplatz,<br />

genießt jede Streicheleinheit ihrer "Dosenöffner"<br />

und fährt leidenschaftlich<br />

gern Auto.<br />

Das Erstaunlichste dabei war jedoch<br />

das Tempo, in dem diese Entwicklung<br />

vonstatten ging: Schon am ersten<br />

Abend unternahm Lilly erste zaghafte<br />

Schritte draußen, am zweiten Tag war<br />

sie stubenrein und am Ende <strong>der</strong> ersten<br />

Woche hatte sie gelernt, größere - auch<br />

unbekannte - Strecken zu meistern.<br />

Auch Rangordnungsprobleme mit dem<br />

Ersthund gab es nicht. Fritz fand seine<br />

neue Partnerin schon im Tierheim Pfullingen<br />

sehr sympathisch und Lilly liebt<br />

zurück, wie sich am häufigen Kuscheln<br />

und den geteilten Schlafplätzen zeigt.<br />

Innerhalb kürzester Zeit hat die ansonsten<br />

völlig unkomplizierte und rundum<br />

liebenswerte Hündin auch alle Herzen<br />

<strong>der</strong> Zwei- und Vierbeiner ihrer Umgebung<br />

erobert. Auf Straßenbekanntschaften<br />

mit Artgenossen legt sie zwar<br />

Auch Ersthund Fritz hat Lilly ins Herz geschlossen<br />

Szaffi wird von ihrem neuen Besitzer in Pfullingen abgeholt<br />

immer noch wenig Wert, aber <strong>der</strong> eine<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e freundliche Mensch darf<br />

jetzt schon mal ein bisschen kraulen.<br />

Vorsichtig wird Lilly wohl noch eine<br />

ganze Weile bleiben, aber die Zeiten<br />

von Angststarre und nackter Panik hat<br />

sie überwunden.<br />

Szaffis positive<br />

Entwicklung<br />

Von Juliane Debus<br />

Angefangen hat es am 11.6.2006. Wir<br />

suchten einen Hund und Petra Zipp<br />

hatte uns ins bmt-Tierheim nach Pfullingen<br />

eingeladen. Frau Zipp hat uns<br />

durchs Tierheim geführt und die Hunde<br />

gezeigt.<br />

Im letzten Zwinger waren ein kleiner<br />

wuscheliger Mischling namens Pipo<br />

und eine dreifarbige, mittelgroße Hündin<br />

mit dem Namen Szaffi. Während<br />

Pipo sich aufgeregt am Gitter bewegte,<br />

stand Szaffi etwas im Hintergrund und<br />

machte einen scheuen Eindruck.<br />

Wir haben mit Pipo eine Runde übers<br />

Gelände gedreht; es war absolut problemlos.<br />

Aber eigentlich hat uns die<br />

scheue Szaffi interessiert. Natürlich war


haltung befreit<br />

NUN AUCH FÜR ELSA<br />

Die ängstliche Hundegruppe kurz nach <strong>der</strong> Rettung im TH Pecs<br />

es schwierig: Sie musste überlistet und<br />

eingefangen werden, an eine Runde<br />

an <strong>der</strong> Leine war nicht zu denken.<br />

Wir haben sie dann mit ins Tierschutzzentrum<br />

genommen und dort zwei<br />

Stunden auf dem Schoß gehabt, um<br />

uns etwas aneinan<strong>der</strong> zu gewöhnen.<br />

Sie hat sich etwas entspannt und schien<br />

uns zu mögen. Am frühen Abend haben<br />

wir uns mit dem Versprechen verabschiedet,<br />

in den kommenden Tagen<br />

Bescheid zu geben, ob wir Szaffi nehmen<br />

o<strong>der</strong> nicht.<br />

Auf <strong>der</strong> Rückfahrt (wir wohnen 250 km<br />

nördlich von Pfullingen) fiel bereits die<br />

Entscheidung: Wir wollten Szaffi zu uns<br />

nehmen. Am kommenden Mittwoch<br />

fuhren wir wie<strong>der</strong> nach Pfullingen. Wir<br />

hatten geplant, bis Freitag zu bleiben<br />

und die Zeit zu nutzen, uns drei aneinan<strong>der</strong><br />

zu gewöhnen.<br />

Am ersten Tag: Knuddeln auf dem<br />

Schoß, am zweiten Tag: mittags schon<br />

die erste kleine Runde an <strong>der</strong> Leine.<br />

Szaffi ist mehr gekreiselt als gelaufen,<br />

sie hatte keinerlei Erfahrung mit Spaziergängen<br />

im Freien. Am Freitagmittag<br />

dann die Heimfahrt. Bedenken<br />

plagten uns: Wie wird sie sich im Haus<br />

verhalten? Wir hatten bereits Erfahrung<br />

mit einem ängstlichen Hund gemacht<br />

und dachten uns, dass es nicht<br />

einfach werden würde.<br />

Doch Szaffi hat in Ruhe alles inspiziert<br />

und schien zufrieden.<br />

Nach drei Stunden Schlaf dann<br />

<strong>der</strong> erste kleine Gang auf <strong>der</strong><br />

großen Wiese vor dem Haus.<br />

Am Abend hat sie bereits mit<br />

einem Ball gespielt. Von Scheu<br />

war nicht mehr viel zu sehen.<br />

Alle im Haus befindlichen Hundedecken<br />

und Körbe wurden in<br />

Besitz genommen. In den kommenden<br />

Tagen hat sich Szaffi immer<br />

mehr eingewöhnt.<br />

Die Gegend wurde auf immer größeren<br />

Spaziergängen erkundet, und sie<br />

lernte die tierischen und menschlichen<br />

Nachbarn kennen. Vier Wochen später<br />

sind wir mit Szaffi das erste Mal zum<br />

Campingurlaub gefahren. Es war kein<br />

Problem.<br />

Heute ist Szaffi aus unserem Leben natürlich<br />

nicht mehr wegzudenken. Sie<br />

hat inzwischen viel gelernt und läuft<br />

auch brav ohne Leine. Wir können sie<br />

überall mit hinnehmen und es gibt<br />

auch keine Probleme, wenn wir Besuch<br />

bekommen.<br />

Ist wirklich alles ohne Hin<strong>der</strong>nisse abgelaufen?<br />

Elsa musste noch lange warten!<br />

Elsa gehörte zu den beson<strong>der</strong>s ängstlichsten <strong>Tiere</strong>n <strong>der</strong> Gruppe. Während die<br />

an<strong>der</strong>en sechs Hunde bereits vorsichtigen Kontakt zu ihren Betreuern im Tierheim<br />

aufnahmen, blieb die 1998 geborene Hündin stets zurückhaltend. Im Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen wurden die Hundegruppen daraufhin so zusammengesetzt,<br />

dass Elsa sich an einem sehr menschenbezogenen Rüden in ihrem<br />

Gehege orientieren konnte.<br />

Dass die Hündin heute offen auf Menschen reagiert, ist beson<strong>der</strong>s unserer Gassigängerin<br />

Michaela zu verdanken. Mit sehr viel Zuneigung, Geduld und Verständnis<br />

hat sie erreicht, dass Elsa Vertrauen gefasst hat und wie<strong>der</strong> richtig Freude<br />

am (Hunde)leben hat.<br />

Happy-End-Meldung vor Redaktionsschluss:<br />

Gerade hat auch Elsa ein wun<strong>der</strong>schönes Zuhause gefunden!<br />

Wenn Sie Hündin Dora (12 Jahre) mit einem ähnlichem traurigem<br />

Schicksal helfen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt auf unter Tel:<br />

07121/ 820 17 0.<br />

G LÜCKLICH VERMITTELT<br />

Natürlich nicht. Es gab schon eine paar<br />

Probleme, die sich jedoch meist schnell<br />

lösen ließen. Szaffi war zum Beispiel so<br />

begeistert von uns, dass sie nicht alleine<br />

bleiben konnte. Sie hat fürchterlich<br />

gebellt und angefangen, Sachen kaputt<br />

zu machen. Wir begannen mit ihr<br />

zu üben, ließen sie erst kurze, dann immer<br />

längere Zeitabschnitte alleine und<br />

siehe da, Szaffi lernte, dass wir früher<br />

o<strong>der</strong> später wie<strong>der</strong> zurückkommen<br />

würden.<br />

Die Hündin kannte vieles nicht: So wollte<br />

sie die erste Zeit nicht vor die Tür,<br />

wenn es dunkel war. Doch auch daran<br />

hat sie sich mit Geduld und gutem Zureden<br />

innerhalb einer Woche gewöhnt.<br />

Elsa mit Michaela<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

25


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

26<br />

T IERSCHUTZZENTRUM<br />

Babett, Robin und Olaf Schwittaua mit den Hunden mit Laila und Rita<br />

"Bitte sorgen Sie dafür", schrieb <strong>der</strong><br />

Schüler an den chinesischen Botschafter<br />

in Berlin, " dass <strong>Tiere</strong> in Ihrem Land<br />

nicht mehr gequält werden. <strong>Tiere</strong> fühlen<br />

Schmerz wie Du und ich." Der eindringliche<br />

Appell an den Botschafter<br />

blieb ungehört - allerdings nicht so<br />

beim bmt, <strong>der</strong> sich den Vorstoß des Elfjährigen<br />

zum Vorbild nahm und eine<br />

mehrmonatige, viel beachtete Kampagne<br />

für ein Importverbot von Haustierfellen<br />

nach Deutschland startete.<br />

Währenddessen liefen die Vorbereitungen<br />

im Tierschutzzentrum für die Tage<br />

<strong>der</strong> Offenen Tür auf Hochtouren. Für<br />

Robin hieß das: Proben und nochmals<br />

proben, denn die Jugendtierschutzgruppe<br />

sollte am Festwochenende mit<br />

Tierliebe - eine "Erb<br />

EINE FAMILIE FÜR ALLE FELLE<br />

verteilten Rollen aus dem Tierschutzmaterial<br />

für Kin<strong>der</strong> lesen und dazu singen.<br />

Eigentlich wollte Olaf Schwittaua seinen<br />

Sohn nur zu seinem großen Auftritt<br />

am Tag <strong>der</strong> offenen Tür begleiten und<br />

ein "ganz normaler Gast" sein. Doch<br />

als er hörte, dass im Tierschutzzentrum<br />

dringend ehrenamtliche Handwerker<br />

gesucht wurden, sagte er sofort seine<br />

Hilfe zu.<br />

Der 36 jährige machte sich am nächsten<br />

Morgen an die Arbeit; besserte Fugen<br />

aus, reparierte Türrahmen, brachte<br />

Liegebretter im Katzengehege an,<br />

schraubte Zwingertüren fest, übernahm<br />

die Bedachung <strong>der</strong> Hundegehege,<br />

organisierte das Material zu günstigsten<br />

Einkaufspreisen - und<br />

hatte eine Arbeit gerade abgeschlossen,<br />

da stand schon<br />

die nächste an. Der gelernte<br />

Schreiner gewöhnte sich an,<br />

mit einem Notizbuch die Runde<br />

zu machen, um alle noch<br />

anstehenden Arbeiten im<br />

Blick zu haben.<br />

Robin hat Rita sofort ins Herz geschlossen<br />

Erst <strong>der</strong> Sohn, dann <strong>der</strong> Vater,<br />

später die Mutter - im Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen engagiert<br />

sich die gesamte Familie Schwittaua<br />

ehrenamtlich für die <strong>Tiere</strong>.<br />

An einem Nachmittag im Sommer<br />

2006 kam <strong>der</strong> 11 Jahre alte Robin<br />

ins Tierschutzzentrum. Stolz zeigte<br />

er eine Unterschriftensammlung,<br />

um die er seine Schulkameraden<br />

gebeten hatte.<br />

"Wenn ihr <strong>Tiere</strong>n helfen wollt,<br />

dann müsst ihr da unterschreiben",<br />

hatte <strong>der</strong> Fünftklässler gesagt<br />

und den Mädchen und Jungen<br />

kurz erzählt, was er über den<br />

fürchterlichen Umgang mit <strong>Tiere</strong>n<br />

im fernen China gelesen hatte.<br />

"Du bist verrückt, so viel zu arbeiten",<br />

sagen seine Arbeitskollegen, wenn<br />

Olaf Schwittaua nach <strong>der</strong> Tagschicht<br />

Richtung Tierschutzzentrum aufbricht<br />

und vor <strong>der</strong> Spätschicht schon geschraubt,<br />

gesägt, gefliest und gemeißelt<br />

hat. Aber Robins Vater sieht das<br />

an<strong>der</strong>s: "Ich will <strong>Tiere</strong>n helfen, und alles,<br />

was ich tun kann, damit es ihnen<br />

gut o<strong>der</strong> besser geht, tue ich", erklärt er<br />

sein ungewöhnlich hohes Engagement.<br />

Und so fiel es ihm auch nicht wirklich<br />

schwer, sein bis dato geliebtes Hobby<br />

Radfahren und den Bau von Liegerä<strong>der</strong>n<br />

aufzugeben. "Beides ging eben<br />

nicht", kommentiert er seinen Verzicht.<br />

Babett Schwittaua würde ihren Mann<br />

vermutlich kaum zu Gesicht bekommen,<br />

wenn sie nicht auch mit dem Tierschutzvirus<br />

infiziert wäre. Sie unterstützt<br />

die Tierschutzlehrerin Gabriele Rudolph<br />

künftig bei <strong>der</strong> Jugendarbeit. Die<br />

"Pfullinos" proben ein Theaterstück<br />

über die Situation <strong>der</strong> Straßenhunde in<br />

Rumänien, das zum nächsten Tag <strong>der</strong><br />

offenen Tür im Mai <strong>2007</strong> uraufgeführt<br />

werden soll.


krankheit"<br />

Babett ist immer für Rita da<br />

Die 35jährige war es auch, die Mann<br />

und Sohn überzeugte, die aufgrund ihrer<br />

Behin<strong>der</strong>ung schwer vermittelbare<br />

Rita aufzunehmen. Die 2-3 Jahre alte<br />

Hündin wurde gelähmt auf <strong>der</strong> Straße<br />

gefunden und musste unter intensivster<br />

Betreuung das Laufen wie<strong>der</strong> lernen.<br />

Noch heute bekommt Rita Physiotherapie,<br />

um die Muskulatur weiter aufzubauen<br />

und zu kräftigen.<br />

Mit Laila, <strong>der</strong> elf Jahre alten Münsterlän<strong>der</strong>mix-Hündin<br />

von Familie Schwittaua<br />

verträgt sich Rita großartig. Sie<br />

schläft eng an sie gekuschelt und orientiert<br />

sich vor allem Draußen an <strong>der</strong> Älteren.<br />

Für längere Spaziergänge wird<br />

die Hündin in ihren Rollwagen geschnallt,<br />

<strong>der</strong> ihr eine Fortbewegung ermöglicht,<br />

auch wenn die Hinterbeine<br />

nachgeben sollten. Doch immer öfter<br />

Dacharbeiten am Hundegehege<br />

verzichten Schwittauers auf die<br />

Laufhilfe, weil Rita ihre Beine<br />

dank des unermüdlichen Physiotherapie-Trainings<br />

stetig besser<br />

einsetzen kann.<br />

"Als ich Rita das erste Mal gesehen<br />

habe", erinnert sich die halbtags<br />

arbeitende Fachverkäuferin,<br />

"konnte sie nur hüpfen; die<br />

Hinterbeine brachen einfach unter<br />

ihr weg - jetzt kann sie laufen."<br />

Schwierigkeiten bereitet <strong>der</strong> Hündin<br />

noch das Halten von Urin und<br />

Kot, aber Robins Mutter ist zuversichtlich,<br />

dass sie auch dieses<br />

Problem noch in den Griff bekommen.<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Olafs Idee: Neue Liegebretter im Katzen-Freigehege<br />

E HRENAMTLICHE<br />

Robin hilft seinem Vater<br />

Wollen Sie unser ehrenamtliches<br />

Team unterstützen?<br />

Für das Tierschutzzentrum und für alle an<strong>der</strong>en<br />

bmt-Tierheime ist die aktive Hilfe von Ehrenamtlichen<br />

sehr wichtig. "Wir hätten die Handwerksarbeiten,<br />

die Olaf Schwittauer für uns<br />

durchgeführt hat, nicht bezahlen können", sagt<br />

Tierheimleiterin Petra Zipp und weist damit auf<br />

die <strong>der</strong>zeit angespannte Finanzlage hin. Sie<br />

selbst hat vor 30 Jahren ehrenamtlich im Tierschutz<br />

angefangen und weiß, dass Tierschutzarbeit<br />

ohne die Mithilfe von Ehrenamtlichen<br />

kaum möglich wäre. Ehrenamtliche können<br />

u.a.<br />

� Handwerkstätigkeiten ausführen<br />

� regelmäßig mit den Hunden<br />

spazieren gehen<br />

� auf Tagen <strong>der</strong> Offenen Tür aktiv<br />

helfen<br />

� Nachkontrollen durchführen<br />

Wer Lust hat, sich im Tierschutzzentrum zu<br />

engagieren, meldet sich bitte unter<br />

Tel: 07121/ 820 17 - 0<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

27


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

28<br />

LV HESSEN<br />

Er kennt die hessische Tierschutzpolitikszene<br />

wie kaum<br />

ein an<strong>der</strong>er, blickt auf 24 Jahre<br />

organisierten Tierschutz zurück<br />

und hat sein Herz an die<br />

diskriminierten "Kampfhunde"<br />

verloren:<br />

Mike Ruckelshaus, <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter des<br />

bmt, leitet seit Januar <strong>2007</strong> offiziell<br />

den Landesverband Hessen/Saarland/Rheinland<br />

Pfalz.<br />

Sein Büro im Tierheim Elisabethenhof<br />

teilt er sich mit seinem<br />

vierbeinigen "Stellvertreter"<br />

Jake.<br />

"Der Kampf <strong>gegen</strong> Haustierdiebstahl<br />

und Versuchstierhandel haben mein<br />

Tierschutzengagement entscheidend<br />

geprägt", erinnert sich Mike Ruckelshaus,<br />

"schon früh musste ich erkennen,<br />

dass <strong>Tiere</strong> in unserer Gesellschaft ohne<br />

Schutz und Rechte jeglicher Form von<br />

Ausbeutung hilflos ausgeliefert sind.<br />

Das konnte ich nicht akzeptieren."<br />

Als roter Faden zieht sich <strong>der</strong> Tierschutz<br />

durch sein privates und berufliches Leben.<br />

Er klagt <strong>gegen</strong> die hessische Hund<strong>ev</strong>erordnung<br />

und kämpft um jeden<br />

vermeintlich gefährlichen Hund, <strong>der</strong><br />

aufgrund dieser populistischen Verordnung<br />

eingeschläfert werden soll. Der<br />

41jährige hat immer wie<strong>der</strong> selbst<br />

Hunde aufgenommen, die durch falsche<br />

Behandlung aggressiv und verhaltensgestört<br />

geworden sind. Mit sehr<br />

"Wir müssen im politischen Tier<br />

MIKE RUCKELSHAUS NEUER LEITER DER<br />

viel Einfühlungsvermögen gelingt es<br />

ihm, Hunde zu resozialisieren und zu<br />

großartigen Begleitern zu machen, die<br />

ihm nicht von <strong>der</strong> Seite weichen.<br />

Nach seinem Soziologie-Studium, das<br />

er mit Auszeichnung abschließt (Magisterarbeit:<br />

"Herr und Hund. Zur Geschichte<br />

und Gegenwart <strong>der</strong> Beziehung<br />

zwischen Mensch und Tier"), arbeitet<br />

Mike Ruckelshaus als parlamentarischer<br />

Referent für die tierschutzpolitische<br />

Sprecherin <strong>der</strong> Grünen im hessischen<br />

Landtag. Er gehört u.a. dem<br />

Tierschutzbeirat <strong>der</strong> Landesregierung<br />

an, zählte zu den Gründungsmitglie<strong>der</strong>n<br />

des "Bündnis hessischer Tierrechtsorganisationen",<br />

war viele Jahre 2.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bullterrier-Nothilfe e.V.<br />

und Sprecher <strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Tierschutz <strong>der</strong> hessischen<br />

Grünen.<br />

Seit 2006 unterstützt Mike Ruckelshaus<br />

den Vorstand des bmt in seiner tierschutzpolitischen<br />

Ausrichtung. Als die<br />

Vereinsspitze um Dr. Jörg Styrie und Petra<br />

Zipp ihn bittet, mit <strong>der</strong> Geschäftsstellenleitung<br />

eine neue verantwortungsvolle<br />

Position für den bmt zu<br />

übernehmen, sagt er sofort zu.<br />

"Der karitative Tierschutz reicht nicht<br />

aus", erklärt <strong>der</strong> überzeugte Vegetarier.<br />

Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Vorstand (hier mit Petra Zipp)<br />

Das Tierheim Elisabethenhof<br />

"Wenn wir die Lebensbedingungen von<br />

<strong>Tiere</strong>n grundlegend än<strong>der</strong>n wollen,<br />

müssen wir im politischen Tierschutz<br />

noch stärker werden, um die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen für künftige<br />

Verbesserungen zu schaffen."<br />

Wenn Sie Fragen zu unserer<br />

Arbeit und Tierschutzbelangen<br />

in Hessen haben, wenden<br />

Sie sich bitte an Mike<br />

Ruckelshaus unter Tel:<br />

06035/ 96 11 11.<br />

Immer dabei:“Stellvertreter” Jake


schutz noch stärker werden"<br />

LANDESGESCHÄFTSSTELLE HESSEN<br />

AUCH HIER WARTEN TIERE AUF EIN NEUES ZUHAUSE<br />

Die aktuellen<br />

Notfälle im Elisabethenhof<br />

"Jacky, komm hierher!" Die wissen<br />

doch, dass ich taub bin, scheint <strong>der</strong> fast<br />

13 Jahre alte Jacky zu denken und<br />

dreht auf dem Rasen vor dem Tierheim<br />

aufgekratzt seine Runden. Überall Spuren<br />

von Hunden, das lässt selbst einen<br />

vierbeinigen Senior noch mal so richtig<br />

in Fahrt kommen.<br />

"Wir sind sehr froh", sagt Geschäftsstellenleiter<br />

Mike Ruckelshaus, "dass<br />

sich <strong>der</strong> liebenswerte Rüde trotz <strong>der</strong><br />

Trennung so wohl bei uns fühlt." Sein<br />

ganzes Leben hat Jacky bei seiner Besitzerin<br />

verbracht, dann kam sie ins<br />

Pflegeheim - und <strong>der</strong> Hund ins Tierheim.<br />

Er ist sehr verträglich und nimmt<br />

regen Anteil an seiner Umgebung. Aufgrund<br />

erhöhter Leberwerte bekommt<br />

Jacky ein Diätfutter. Der mittelgroße<br />

Rüde kann sogar alleine bleiben und<br />

bietet damit die optimalen Voraussetzungen,<br />

sich mit ihm anzufreunden.<br />

Wenn Sie ohnehin schon einen "Termin"<br />

mit Jacky haben, dann verpassen Sie<br />

nicht, einen Blick in den Stall zu werfen:<br />

In <strong>der</strong> ersten Box flitzen vier Kaninchen<br />

um die Wette: die drei schwarzweißen<br />

sind Geschwister; ihnen wurde<br />

zur Gesellschaft ein braunes Weibchen<br />

dazugesetzt, so dass die <strong>Tiere</strong> auch<br />

paarweise vermittelt werden<br />

können. Voraussetzung ist eine<br />

artgerechte Haltung mit viel<br />

Platz, denn Kaninchen sind<br />

unternehmungslustig und<br />

möchten keinesfalls in engen<br />

Käfigen dahin vegetieren.<br />

In <strong>der</strong> angrenzenden Box suchen<br />

Carmen und Mama<br />

Camilla nach den letzten Karottenstückchen.<br />

Das Minischwein<br />

Camilla wurde trächtig<br />

aus einer Privathaltung herausgeholt<br />

und bekam im Tierheim<br />

dann ihren Nachwuchs:<br />

Die inzwischen 2 Jahre alten<br />

Eber Erol und Eduard haben<br />

auf dem Nachbarhof vom<br />

Tierheim gelebt und sind nun<br />

wie<strong>der</strong> ins Tierheim umgezogen.<br />

Gerade haben die Tierpfleger<br />

den Neuankömmling<br />

Spike, ca. 7 Monate alt, mit<br />

Mutter und Tochter vergesellschaftet.<br />

Der kastrierte Eber lebte<br />

bis vor kurzem in einer Woh-<br />

Liebenswerter Jacky Carmen und Mama Camilla<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

Langöhrchen zu vermitteln!<br />

nung; er war das Geburtstagsgeschenk<br />

für den Sohn <strong>der</strong> Familie.<br />

Schafbock Benno<br />

sucht ein Zuhause!<br />

Benno (2006 geboren) wurde im vergangenen<br />

Sommer vom Veterinäramt beschlagnahmt.<br />

Damals war seine Rückenpartie von<br />

Maden zerfressen. Der bmt übernahm den<br />

Schafbock. Durch die Pflege seiner Betreuungspersonen<br />

ist er sehr zutraulich und anhänglich<br />

geworden. Benno sucht ab 1. April<br />

einen neuen, schönen Platz in Gesellschaft<br />

von an<strong>der</strong>en Schafen.<br />

Weil Minischweine nicht in Wohnungen<br />

leben sollten, legen wir beson<strong>der</strong>en<br />

Wert auf eine sehr verantwortungsvolle<br />

Vermittlung. Der Elisabethenhof betreut<br />

inzwischen 10 <strong>Tiere</strong>; sie alle brauchen<br />

einen großzügigen Stall mit Auslauf.<br />

Wer Minischweine halten möchte,<br />

braucht eine Genehmigung vom Veterinäramt.<br />

Wenn Sie die Voraussetzungen<br />

erfüllen, werden wir Ihnen gerne<br />

den Kontakt herstellen.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

29


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

30<br />

TH WAU-MAU-INSEL<br />

Die Welpen kurz nach <strong>der</strong> Beschlagnahmung<br />

Am 13. März fällt einem Tankwart an <strong>der</strong> Raststätte Kassel an <strong>der</strong> A 7 ein Paar auf, das aus ihrem Auto mit<br />

rumänischem Kennzeichen Welpen verkaufen. Der Tankwart alarmiert sofort die Polizei. "Wir haben zahlreiche<br />

Hinweise", erklärt Petra Zipp (Auslandstierschutzkoordinatorin des bmt), "dass <strong>der</strong> illegale Hundehandel<br />

mit Welpen aus Osteuropa dramatisch zugenommen hat."<br />

Die Polizei nimmt die Kleinen mit auf<br />

die Wache und lässt sie dort vom Amtstierarzt<br />

untersuchen. Den Welpen fehlt<br />

nicht nur die vorgeschriebene Tollwutimpfung<br />

- sie sind vor allem noch viel<br />

zu jung für die nötigen Impfungen. Ein<br />

Welpe ist erst vier Wochen (!) alt, die<br />

an<strong>der</strong>en sollen am 22. Januar geboren<br />

sein.<br />

Das rumänische Paar hatte eine Liste<br />

<strong>der</strong> Käufer bei sich. Angeboten wurden<br />

die Hunde scheinbar über ein Internetportal.<br />

Zwei <strong>der</strong> neuen Besitzer nahmen<br />

ihre Hunde an <strong>der</strong> Raststätte in<br />

Empfang, b<strong>ev</strong>or die Polizei informiert<br />

war. Die an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong> wurden beschlagnahmt<br />

und ins Tierheim Wau-<br />

Mau-Insel gebracht. Dort müssen die<br />

Welpen, Mischlinge zwischen Retri<strong>ev</strong>er<br />

und rumänischem Hirtenhund (Ciobanesc<br />

Romanesc Miroitic), in <strong>der</strong> Quarantäne<br />

bleiben, bis sie drei Monate alt<br />

sind und <strong>gegen</strong> Tollwut geimpft werden<br />

können. Nach weiteren 21 Tagen dürften<br />

die <strong>Tiere</strong> dann vermittelt werden.<br />

Auf den Kosten für die medizinische<br />

Betreuung plus vorgeschriebene Impfungen<br />

bleibt das Tierheim sitzen. Es<br />

sei denn, die rumänischen "Züchter"<br />

nehmen ihre Hunde zurück und zahlen<br />

die entstandenen Kosten. Tierheimleiter<br />

Karsten Plücker veranschlagt die<br />

Quarantänekosten für die 11 Hundebabys<br />

auf ca. 4000 Euro.<br />

Nach Informationen des bmt agieren<br />

mittlerweile international tätige Hundehändlerringe,<br />

die in Ungarn und Rumänien<br />

Hundewelpen aufkaufen und<br />

sie illegal nach Deutschland einführen.<br />

Die meist erst wenige Wochen alten<br />

Kleinen werden in den Herkunftslän<strong>der</strong>n<br />

vom Muttertier getrennt. "Diese<br />

frühe Trennung", erklärt Tierheimleiter<br />

Karsten Plücker, "wirkt sich fast immer<br />

negativ auf das Sozialverhalten <strong>der</strong><br />

Hunde aus." Der Weg zum schlecht sozialisierten,<br />

verhaltensauffälligen "Problemhund"<br />

ist vorprogrammiert.<br />

Außerdem sind die meist mangelernährten<br />

<strong>Tiere</strong> später häufig krank o<strong>der</strong><br />

schwächeln ihr gesamtes Leben.<br />

Was können Sie tun? "Kaufen Sie niemals<br />

Welpen an Raststätten, aus Kofferräumen,<br />

Rucksäcken o<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />

Straße!", warnt Petra Zipp, "selbst wenn<br />

Sie Mitleid mit den armen Hunden haben.<br />

Holen Sie bitte sofort die Polizei -<br />

nur diese Maßnahme kann Hundehändler<br />

abschrecken, so dass sie mit<br />

ihrem illegalen Treiben in Deutschland<br />

nicht durchkommen.”<br />

11 gerettete Welpen jetzt<br />

in <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel<br />

in Quarantäne<br />

ILLEGALER<br />

HUNDEHANDEL<br />

AUFGEFLOGEN!<br />

Vier <strong>der</strong> 11 Welpen, die jetzt in Wau-Mau-Insel untergebracht sind


Mona im Rollwagen<br />

GELÄHMTE<br />

ROTTWEILERHÜNDIN<br />

KANN WIEDER LAUFEN!<br />

Für das Wau-Mau-Insel-Team ist die 14<br />

Jahre alte Mona Lisa ein Wun<strong>der</strong>. "Sie<br />

konnte ihre Hinterbeine überhaupt<br />

nicht mehr bewegen", sagt bmt-Mitarbeiterin<br />

Claudia Bioly. Als die Rottweilerhündin<br />

mit ihrem Hundefreund Alf<br />

nach einem Unglücksfall in <strong>der</strong> Familie<br />

ins Tierheim kommt, ist sie gelähmt.<br />

Reflexe sind nicht mehr feststellbar.<br />

Trotzdem versucht Tierheimleiter Karsten<br />

Plücker das schier Unmögliche,<br />

Mona Lisa wie<strong>der</strong> zum selbständigen<br />

Laufen zu verhelfen. "Ich habe selten<br />

ein Tier erlebt", beschreibt er den starken<br />

Charakter <strong>der</strong> Hündin, "das solch<br />

einen unbändigen Lebenswillen ausstrahlt."<br />

Sobald <strong>der</strong> in den USA bestellte, extra<br />

große Rollwagen in <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel<br />

eintrifft, trainieren Claudia Bioly und<br />

Kollegin Petra Herzog mit Mona Lisa.<br />

Die alte Hündin wird in den Rollwagen<br />

geschnallt, <strong>der</strong> eine Fortbewegung<br />

durch die Vor<strong>der</strong>beine ermöglicht. Die<br />

geschwächten Hinterbeine werden<br />

durch Rä<strong>der</strong> "ersetzt", bis die Beine - im<br />

positivsten Fall - wie<strong>der</strong> ihre Funktion<br />

erfüllen.<br />

Ergänzend bekommt Mona Lisa<br />

Physiotherapie, um ihre an <strong>der</strong> Hinterhand<br />

verkümmerte Muskulatur zu stärken<br />

und aufzubauen. Und es kommt<br />

<strong>der</strong> Tag, an dem die sanfte Rottihündin<br />

deutlich zu erkennen gibt, dass sie den<br />

Wagen nicht mehr braucht. Bei den ersten<br />

kurzen Ausflügen wird sie noch mit<br />

einem Hüftgurt gestützt, <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Betreuerin gehalten wird.<br />

Sie sind herzlich eingeladen!<br />

TH WAU-MAU-INSEL<br />

Heute läuft sie wie<strong>der</strong>!! Rechts: Freund Aaron (siehe S.16)<br />

Lebenswille stärker als Krankheit<br />

Mona kam gelähmt ins TH<br />

Seit wenigen Tagen verzichtet Mona Lisa<br />

auch darauf. Sie begleitet inzwischen<br />

den Tierheimleiter und seine Mitarbeiter<br />

auf <strong>der</strong> Abend-Gassirunde im<br />

Hun<strong>der</strong>udel.<br />

Die Rottweilerhündin ist sehr menschenbezogen,<br />

hat ein sanftes und lieb<strong>ev</strong>olles<br />

Wesen. Sie wird nur in ein<br />

Haus mit Garten vermittelt und darf natürlich<br />

nicht mehr überfor<strong>der</strong>t werden.<br />

Wer diesem großartigen Hund noch eine<br />

Chance geben möchte, wendet sich<br />

bitte an das Tierheim Wau-Mau-Insel.<br />

Tel: 0561/86 15 292<br />

Sonntag, 22. April, von 12.00 - 17.00 Uhr: Frühlingsbasar<br />

im Tierheim mit Flohmarkt, Infostand, Kaffee<br />

und Kuchen<br />

Sonntag, 6. Mai, ab 12.00 Uhr: Iris und Jörg Jauert laden<br />

zum jährlichen Ehemaligentreffen (Grillfest) in <strong>der</strong><br />

Freizeitanlage "Steinbruch" in Espenau-Hohenkirchen.<br />

Anmeldung bis zum 22. April unter Tel: 05673/2519.<br />

Für Grillgut und Getränke ist gesorgt, Kuchen und Salatspenden<br />

werden gerne ent<strong>gegen</strong> genommen.<br />

Frühlingsbasar in <strong>der</strong> “Wau-Mau-Insel”<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

31


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

32<br />

Warum das hübsche Kerlchen den wenig<br />

schmeichelhaften Namen Porki<br />

trägt, wird uns schon nach kurzer Zeit<br />

klar. Als niedlicher Welpe von irgendjemand<br />

irgendwo gekauft, beginnt die<br />

Odysee des Hundes für uns nachvollziehbar<br />

am Hamburger Hauptbahnhof.<br />

Das Mitleid eines Hundefreundes, <strong>der</strong><br />

auf seinen verspäteten Zug wartet, stellt<br />

die Weichen für das weitere Leben des<br />

hübschen Hundes. Während <strong>der</strong> unfreiwilligen<br />

Wartezeit fällt ihm ein Mann<br />

ins Auge, <strong>der</strong> mit seinem jungen Hund<br />

offensichtlich total überfor<strong>der</strong>t ist. Sehr<br />

schnell wird klar, dass <strong>der</strong> Hund hier in<br />

völlig ungeeigneten Händen ist. Von<br />

Mitleid angetrieben, spricht er das<br />

Herrchen des hübschen Dalmatiners<br />

an.<br />

Der wittert seine Chance, den ungeliebten<br />

Vierbeiner loszuwerden, verkauft<br />

ihn ohne große Nachfragen und<br />

Angaben über das Tier, für sage und<br />

schreibe 5 Euro. Drückt dem einigermaßen<br />

verdutzten neuen Herrchen die<br />

Leine in die Hand und verschwindet<br />

prompt auf Nimmerwie<strong>der</strong>sehen. Die<br />

erste Nacht mit dem neuen Hausge-<br />

nossen hält gleich einige unangenehme<br />

Überraschungen für den unfreiwilligen<br />

Hundebesitzer bereit. Der junge<br />

Dalmi erweist sich als das krasse<br />

Gegenteil eines stubenreinen Hausgenossen.<br />

Porki meldet in ausdauern<strong>der</strong>, ohrenbetäuben<strong>der</strong><br />

Lautstärke Protest an,<br />

wenn man ihn nur für Sekunden alleine<br />

lässt und geht mit dem vorhandenen<br />

Mobiliar nicht gerade zimperlich<br />

um. Dazu beeindruckt er mit einer<br />

außergewöhnlichen Dickfelligkeit <strong>gegen</strong>über<br />

allem, was man gemeinhin<br />

als Erziehungsversuch bezeichnet. Kurz<br />

gesagt - dieser Dalmi tut genau das<br />

Gegenteil von dem, was Mensch von<br />

ihm erwartet. Sehr schnell schlägt die<br />

Begeisterung für den “günstigen” Kauf<br />

in Verzweiflung über. Porki heißt aus<br />

dem Englischen übersetzt nicht nur<br />

Schweinchen, dieser gefleckte Vierbeiner<br />

benimmt sich auch so.<br />

Nach kürzester Zeit steht fest - dieser<br />

Hund muss schnellstmöglich weg. Wobei<br />

wir wie<strong>der</strong> auf besagte Anfrage zurückkommen.<br />

Lange Rede kurzer Sinn:<br />

Porki kommt zu uns ins Franziskus Tier-<br />

Das Franziskus-Tierheim in Hamburg<br />

BEETHOVEN - UNSER GENIE<br />

Spürnase<br />

macht Hamburg<br />

unsicher<br />

Der Dalmatiner ist eine beliebte Hun<strong>der</strong>asse<br />

mit einem ausgezeichneten Image. Ein hübscher,<br />

freundlicher Familien- hund, <strong>der</strong> Liebling<br />

aller Kin<strong>der</strong>, die am liebsten 101 <strong>der</strong> gefleck-ten<br />

Vierbeiner zu Hause hätten. So<br />

haben wir nicht die geringsten Zweifel, dass<br />

ein Jungspund dieser begehrten Rasse schnellstens ein neues Zuhause findet. Als wir im Franziskus<br />

Tierheim die Anfrage erhalten, einen Dalmi aufzunehmen, wissen wir noch nicht, auf was wir uns da<br />

einlassen ...<br />

heim. Und stellt eine <strong>der</strong> rassetypischen<br />

Charaktereigenschaften unzweifelhaft<br />

unter Beweis: seine Dickköpfigkeit. Eines<br />

ist von <strong>der</strong> ersten Sekunde an klar:<br />

Dieser Dalmatiner ist nicht bereit, auch<br />

nur eine Minute ohne menschlichen<br />

Beistand verbringen zu wollen. Ein Problem,<br />

mit dem man im Tierheimalltag<br />

täglich konfrontiert ist. In aller Regel<br />

brauchen die Vierbeiner einige Tage,<br />

bis sie einsehen, dass ununterbrochene<br />

Lautäußerungen nicht zum gewünschten<br />

Erfolg führen.<br />

Es fehlt schlicht die Zeit, sich rund um<br />

die Uhr um einen einzelnen Schützling<br />

zu kümmern. Im Regelfalle sehen das<br />

die Vierbeiner spätestens nach drei bis<br />

vier Tagen ein. Nicht so Porki, auch<br />

nach knapp drei Wochen fast ununterbrochenem<br />

Gebells beharrt er auf seinen<br />

For<strong>der</strong>ungen. In dieser Zeit laufen<br />

einige Information zu seinem Vorleben


ein - er muss definitiv durch mindestens<br />

fünf Hände gegangen sein. Zuletzt hat<br />

man versucht, ihn in einer Tierarztpraxis<br />

an den Mann bzw. ein neues Herrchen<br />

zu bringen.<br />

Ohne dauerhaften Erfolg, was uns<br />

nicht wirklich verwun<strong>der</strong>t. Zudem<br />

macht unsere Hundepflegerin Christina<br />

Scholz nach kurzem Aufenthalt <strong>der</strong><br />

Heulboje eine wichtige Entdeckung -<br />

<strong>der</strong> junge Dalmatiner ist taub. Ob er<br />

deswegen diese ungeahnte Protestlautstärke<br />

erreicht, schließlich kann er sich<br />

selbst nicht hören, wage ich zu bezweifeln,<br />

zweifellos verfügt er aber über ein<br />

ausgesprochen kräftiges Organ. Der<br />

Versuch, ihn erstmals in ein normales<br />

Leben in einer Familie<br />

zu integrieren,<br />

schlägt fehl.<br />

Auch die Pflegestelle<br />

<strong>der</strong> "Dalmatiner Nothilfe"<br />

in Köln scheitert an Porki;<br />

er macht seinem Namen lei<strong>der</strong><br />

auch hier alle Ehre. Mit<br />

viel Geduld<br />

stellt er<br />

zwar<br />

seine<br />

Heultiraden<br />

ein, wird in relativ kurzer Zeit sogar stubenrein,<br />

doch seine Eifersucht auf die<br />

vorhandenen Katzen nebst Herrchen<br />

und freundlicher Dalmatinerhündin<br />

zwingt die Pflegestelle, ihn zurückzuschicken.<br />

Auf alle Fälle wird auch hier<br />

klar, dass dieser Hund im Laufe seines<br />

Lebens klare Strategien entwickelt hat,<br />

um möglichst alles zu seinem Vorteil zu<br />

entscheiden. Das ist unter diesen Umständen<br />

auch normal. In den heimischen<br />

Schoß des Franziskus Tierheims<br />

zurückgekehrt, wartet <strong>der</strong> Dalmatiner<br />

jetzt seit Ewigkeiten auf Menschen, die<br />

mit ihm umgehen können und die sich<br />

nicht auf seine (albernen) Spielchen<br />

einlassen.<br />

Nachdem unser Sorgenkind Carlo ein<br />

neues, tolles Zuhause gefunden hat, ist<br />

<strong>der</strong> Dalmi als Patentier von unserer engagierten<br />

Familie Weischer übernom-<br />

F RANZISKUS TH<br />

Gehörloser, kluger Beethoven<br />

Trotz seiner Taubheit zeigt sich Beethoven<br />

als außerordentlich motivierter<br />

Schüler und lernt schnell.<br />

Sein bisheriges Alphabet <strong>der</strong> Handzeichen<br />

klappt, jede Aktion sitzt, und er ist<br />

(meistens)konzentriert bei <strong>der</strong> Sache -<br />

solange Leckerchen in ausreichen<strong>der</strong><br />

Anzahl abfallen. Beim so genannten<br />

Mantrailing hat er jetzt erneut seine erstaunlichen<br />

Begabungen unter Beweis<br />

gestellt: Anhand einer Geruchsprobe<br />

soll <strong>der</strong> Hund einen bestimmten Menschen<br />

ausfindig machen. Die Strecke,<br />

die er verfolgt, um den Zweibeiner zu<br />

orten, wird beliebig, je nach Trainingsgrad<br />

erweitert.<br />

men worden. Er hat gewaltige<br />

Fortschritte gemacht und sich so auch<br />

endlich einen neuen Namen verdient.<br />

Angesichts seiner Taubheit tauft ihn unsere<br />

Landesverbandsmitarbeiterin Renate<br />

Querfurth krea tiv auf den Namen<br />

Beethoven um. Und einen Spitznamen<br />

hat er auch weg: In Kennerkreisen<br />

nennt man ihn den "gefleckten Freund".<br />

Mittlerweile wird seine Vermittlung<br />

langsam überfällig, es dauert schon<br />

viel zu lange für den intelligenten Kerl.<br />

Langsam aber sicher steigt ihm das<br />

"Hundeleben" im Zwinger, ungeachtet<br />

beachtlicher Fortschritte, in seinen hübschen<br />

Kopf. Der junge Wilde ist schlicht<br />

unterfor<strong>der</strong>t, langweilt sich, denkt sich<br />

ständig neue Flausen aus; ich kann es<br />

ihm in seinen Augenwinkeln ansehen.<br />

Es ist traurig! Dabei ist er ein prächtiger<br />

Kerl, dickköpfig, verfressen, mit einem<br />

starken Willen und ausgeprägten<br />

Schon beim ersten Versuch unserer<br />

Hundetrainerinnen des Tierheims zeigt<br />

er sich enorm motiviert, begreift wie<strong>der</strong><br />

sehr schnell, worum es geht und ist dabei<br />

kaum zu bremsen. Zumal <strong>der</strong><br />

Mensch, den es zu finden gilt, Fleischwurst<br />

mit sich führt, die als Belohnung<br />

auf den ehrlichen, gefleckten<br />

Fin<strong>der</strong> wartet. Er<br />

erweist sich als ein<br />

wahrer Sherlock<br />

Holmes und spürt<br />

den Menschen mit<br />

<strong>der</strong> Fleischwurst<br />

innerhalb kürzester<br />

Zeit über eine größere<br />

Strecke auf.<br />

Charakter gesegnet,<br />

aber eigentlich ein<br />

Hund wie je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e.<br />

Für ein Stück Fleischwurst<br />

in Herrchens<br />

Hand geht er<br />

locker einmal durch<br />

die Hölle und zurück.<br />

Dort regnet es bekanntlich<br />

nicht, was ihm sehr ent<strong>gegen</strong><br />

kommt. Denn unfreundliche Witterung<br />

ist nicht seine Sache, da stellt er erst<br />

mal jeden Zweibeiner auf die Bockigkeits-Probe.<br />

Doch im Duett mit seiner<br />

Trainerin Sabine läuft er auf dem Agility<br />

Parcours zu ungeahnter Größe auf,<br />

zeigt sich begabt, lernwillig und hat<br />

Spaß daran, dass er eine Aufgabe bewältigen<br />

darf.<br />

Man stelle sich vor, Luciano Pavarotti,<br />

seines Zeichens schwergewichtiger Opernstar,<br />

hätte eine Fleischwurst unter<br />

dem Arm und Beethoven sollte ihn suchen.<br />

Ich schwöre Euch, er würde ihn<br />

sogar jenseits des Weißwurst - Äquators<br />

im düstersten Bayernlande finden…Doch<br />

seine Ansprüche sind ja<br />

gar nicht so hoch, Beethoven findet<br />

auch Sie, egal wo, wenn Sie sich auf ihn<br />

einlassen. Garantiert, Sie müssen ihm<br />

nur eine Chance geben…<br />

Text: Frank Weber, Fotos Debra Bardowicks<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

33


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />

34<br />

HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)<br />

VORSTAND<br />

B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />

MIT 11 GESCHÄFTSSTELLEN , 7 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />

1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />

Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -12, Fax (07121) 820 17 -18<br />

<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />

Hans Hoffsümmer, Gierather Str. 51<br />

51469 Bergisch Gladbach<br />

Tel. (02202) 59517, Fax (01805) 62 45 62-11415<br />

<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />

Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />

Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />

LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />

Leiterin (TH): Petra Zipp<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />

Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />

Hundeauffangstation Ikervar/Ungarn<br />

Petöfi u. 23, H-9756 Ikervar<br />

LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />

Leiterin: Ewa Gara<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />

LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />

Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />

LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />

Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />

„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />

Leiter (TH): Frank Weber<br />

Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />

Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />

LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />

(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />

Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />

“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />

Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />

2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />

Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />

Leiter (TH): Karsten Plücker<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />

Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />

Rumänien und Ungarn<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />

LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />

(www.tierheim-arche-noah.de)<br />

Leiterin (Gst): Gaby Redeker; Tel. (0421) 834 223<br />

Leiterin (TH): Verena Krüpe,<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />

2. Geschäftsstelle Vollenborn (Thüringen)<br />

Leiterin: Hannelore Thied, Hauptstraße 7a, 37355 Vollenborn<br />

Tel. (036076) 40 555, Fax (036076) 40 556<br />

„Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />

Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />

Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />

3. Geschäftsstelle Norden<br />

Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />

Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />

Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />

Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />

LV NRW<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />

(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />

Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />

Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />

2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />

Leiterin: Dagmar Weist<br />

Drosselweg 15, 47661 Issum<br />

Tel. (02835) 44 44 697, Fax (02835) 44 44 699<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />

Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />

WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />

Mike Ruckelshaus<br />

(mike.ruckelshaus@web.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />

Claudia Lotz (Redakteurin)<br />

(lotzcl@nexgo.de)<br />

Hugo-Vogel-Str. 5b, 14109 Berlin,<br />

Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />

Stephan Everling (Tierschutzlehrer)<br />

Benfleetstr. 27, 50858 Köln<br />

Tel. und Fax (02234) 73 73 7<br />

www.bmt-tierschutz.de


Unterstützen Sie den bmt<br />

mit einem För<strong>der</strong>beitrag!<br />

Vielen Tierfreunden liegt nicht nur das Wohlergehen und<br />

die Verhütung von Tierquälerei und Tierausbeutung am<br />

Herzen, son<strong>der</strong>n häufig besteht auch <strong>der</strong> Wunsch, in<br />

irgendeiner Weise selbst aktiv zu werden.<br />

Dies setzt aber häufig die Mitgliedschaft in einem Tierschutzverein<br />

voraus, was viele Tierfreunde aus grundsätzlichen<br />

Erwägungen vermeiden wollen.<br />

Für diese Tierschützer bietet <strong>der</strong> bmt ab sofort die Möglichkeit,<br />

als För<strong>der</strong>er des Vereins mit einem För<strong>der</strong>beitrag<br />

selbst aktiv den<br />

<strong>Tiere</strong>n zu helfen.<br />

För<strong>der</strong>er erhalten<br />

wie die Mitglie<strong>der</strong><br />

die Zeitschrift<br />

"Das Recht <strong>der</strong><br />

<strong>Tiere</strong>".<br />

Diese finanzielle<br />

Unterstützung ist<br />

steuerlich absetzbar.<br />

Z U GUTER L ETZT<br />

FERDINAND IM GLÜCK<br />

Mitte Januar wird ein Terriermischling an einer<br />

Autobahnraststätte im Gebüsch gefunden. Sein<br />

Knie ist gebrochen. Banges Hoffen im Tierheim -<br />

wird <strong>der</strong> junge Hund je wie<strong>der</strong> laufen können?<br />

Doch dann <strong>der</strong> erlösende Anruf aus <strong>der</strong> Tierklinik:<br />

“Operation geglückt!”<br />

Damit <strong>der</strong> kleine Patient rund um die Uhr betreut<br />

werden kann, kommt Ferdinand in eine Pflegestelle<br />

nach Oldenburg. Eine glückliche Entscheidung:<br />

Seine "Pflegeeltern" adoptieren Ferdinand<br />

und sind begeistert von seinem Wesen. Die Operationskosten<br />

trägt das Tierheim Arche Noah.<br />

Wenn Sie sich beteiligen möchten, freuen wir uns<br />

sehr. Spenden: Kreissparkasse Syke<br />

Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />

Name, Vorname ........................................................... Ich zahle einen monatlichen Beitrag<br />

von 5,00 Euro von 7,00 Euro von 9,00 Euro an<strong>der</strong>er Betrag<br />

Ich überweise den Betrag per Dauerauftrag<br />

Der Betrag kann von meinem Konto abgebucht werden<br />

E INZUGSERMÄCHTIGUNG<br />

Ich ermächtige den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V. die von mir zu entrichtenden För<strong>der</strong>beiträge bis auf Wi<strong>der</strong>ruf zu<br />

Lasten meines Kontos einzuziehen.<br />

Mein För<strong>der</strong>beitrag beträgt .................................. Euro pro Monat.<br />

Die Abbuchungen sollen erfolgen:<br />

M EIN F ÖRDERBEITRAG AN DEN bmt<br />

zur Teilnahme am Lastschriftrverfahren, wenn gewünscht<br />

jährlich halbjährlich vierteljährlich monatlich<br />

BLZ: ................................................. Name <strong>der</strong> Bank: .............................................. Kontonummer: .............................................<br />

Konto-Inhaber: .................................................................................... Geburtsdatum (wichtig bei Bankeinzug): ......................................<br />

Telefon (f. <strong>ev</strong>tl. Rückfragen): ....................................................................... Unterschrift: .......................................................................<br />

Wenn mein/unser Konto die erfor<strong>der</strong>liche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstituts keine Verpflichtung<br />

zur Einlösung. Teileinlösungen werden im Lastschriftverfahren nicht vorgenommen.<br />

Bitte senden Sie diesen Abschnitt an Ihre zuständige Geschäftsstelle (Adressen s. Seite 34).<br />

35<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong>


„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />

<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />

Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />

Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />

Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />

Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />

EINLADUNG ZUR JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG DES bmt - ERSTMALIG IN KÖLN!<br />

B EITRITTSERKLÄRUNG<br />

Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />

werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />

(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />

Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />

spende hiermit EUR....................................................................................................................................................................<br />

Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />

PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />

Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />

Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />

ÜBERREICHT VON:<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt · 51069 Köln<br />

Telefon (02 21) 68 49 26<br />

Telefax (02 21) 68 18 48<br />

Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.<br />

Tierheim Köln-Dellbrück<br />

Öffnungszeiten: Mo.; Mi.; Do.; Fr. 15.00 - 17.00 Uhr.<br />

Sa. 14.00 - 17.00 Uhr.<br />

Di.; So. und an Feiertagen geschlossen<br />

am Sonntag, 17. Juni <strong>2007</strong>,<br />

im Studio Dumont,<br />

Breite Str. 72, 50667 Köln<br />

Beginn 14 Uhr, Ende ca. 16.30 Uhr<br />

1. Eröffnung und Begrüßung<br />

2. Feststellung <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

3. Tätigkeitsbericht des<br />

<strong>Bund</strong>esvorsitzenden<br />

4. Kassenbericht des Schatzmeisters<br />

5. Bericht <strong>der</strong> Rechnungsprüfer<br />

6. Entlastung des Vorstandes,<br />

<strong>der</strong> Hauptgeschäftsstelle<br />

und <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ungen<br />

7. Vorstellung neuer Mitarbeiter<br />

8. Verschiedenes<br />

Sie sind herzlich eingeladen!<br />

Homepage: www.tierheim-koeln-dellbrueck.de • E-Mail: tierheim-dellbrueck@gmx.de<br />

Stadtsparkasse Köln<br />

Kto.-Nr. 11 402 161 (BLZ 370 501 98)<br />

Postbank Köln<br />

Kto.-Nr. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)

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