RDT 1/2007 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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RDT 1/2007 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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Nr. Nr 1 März <strong>2007</strong><br />
DAS RECHT DER TIERE<br />
55 JAHRE bmt-TIERSCHUTZ<br />
Nur mit Ihrer Hilfe<br />
geht es voran!<br />
“HOPE” AUS<br />
RUMÄNIEN<br />
BOTSCHAFTERIN FÜR<br />
EIN GLÜCKLICHES<br />
HUNDELEBEN<br />
GEMEINSAME<br />
ZUKUNFT<br />
WER ADOPTIERT<br />
EIN TIERHEIMTIER?<br />
EHRENAMTLICH<br />
IM bmt<br />
SIND SIE DABEI?<br />
IHRE HILFE<br />
KOMMT AN<br />
PATENSCHAFTEN<br />
RETTEN LEBEN<br />
BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
2<br />
I NHALT<br />
INHALT<br />
Inhaltsverzeichnis / Impressum 2<br />
EDITORIAL 3<br />
TITELTHEMA - 55 JAHRE bmt 4<br />
Tierschutz - je<strong>der</strong> Cent für die <strong>Tiere</strong><br />
Ein Interview mit Dr. Jörg Styrie<br />
GNADENBROTTIERE 10<br />
Noch einmal das Glück kennen lernen…<br />
Neues Leben dank Ihrer Hilfe<br />
DAS VERMITTLUNGSGESPRÄCH 12<br />
Beide Seiten müssen “Klartext” reden<br />
TIERE IN NOT 14<br />
Aus den Tierheimen des bmt<br />
TIERSCHUTZPOLITIK 17<br />
EU-weites Importverbot für Hunde -und Katzenfelle?<br />
Kein Fortschritt: Die neue EU-Tiertransportverordnung<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ 20<br />
Interview mit Petra Zipp über Arbeit und Ziele des bmt<br />
Gerettete Hündin Hope - Hoffnung für Rumänien<br />
GLÜCKLICH VERMITTELT 24<br />
Ungarische Hunde im neuen Zuhause<br />
EHRENAMTLICH IM bmt 26<br />
Ganze Familie im Tierschutz - voller Einsatz für <strong>Tiere</strong><br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
LV Hessen Unter neuer Leitung 28<br />
TH Wau-Mau-Insel Rumänische Welpen gerettet 30<br />
Franziskus-TH Tauber Hund Beethoven 32<br />
ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 34<br />
SO HELFEN SIE DEM BMT 35<br />
TH Arche Noah: Spenden für Ferdinand<br />
JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG - erstmalig in Köln! 36<br />
Beitrittserklärung 36<br />
Impressum<br />
DAS RECHT DER TIERE Nr. 1/<strong>2007</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des „<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />
Redaktion:<br />
Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Hans Schroer<br />
Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />
Druck: Brendow PrintMedien, Moers;<br />
Artgerchte Offenstallhaltung<br />
Seiten 4-9<br />
55 Jahre bmt<br />
Interview mit Dr. Jörg Styrie<br />
Seite 12<br />
Vermittlungsgespräche<br />
Es geht um die Zukunft <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
Seite 20<br />
Auslandstierschutz<br />
Hündin Hope - Botschafterin aus<br />
Rumänien<br />
Seite 32<br />
Beethoven<br />
Eine Spürnase erobert Hamburg<br />
Druck: Brendow PrintMedien, Moers;<br />
Titelbild v. Claudia Lotz: “Lassie” (Vermittlungshund auf Seite 23)<br />
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Auflage: 41.000 Exemplare
AUF EIN WORT…<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />
DÜRFEN WIR MIT IHRER HILFE RECHNEN?<br />
In diesem Jahr feiert <strong>der</strong> <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
e.V. sein 55jähriges Bestehen. Mit Stolz blicken wir auf diese<br />
Zeit zurück. Aus den Anfängen einiger hochmotivierter<br />
Tierfreunde hat sich ein Verein entwickelt, <strong>der</strong> fester<br />
Bestandteil des Tierschutzes in Deutschland ist.<br />
1706 Hunde, 1957 Katzen und 2042 Kleintiere konnten durch unsere Tierheime allein im Jahr<br />
2006 in gute Hände vermittelt werden. Zusätzlich waren unsere Tierheime Aufnahmestationen<br />
für viele entlaufene <strong>Tiere</strong>, die an die ihre Besitzer zurückgegeben werden konnten. Jedes Tier<br />
hatte seine eigene, teils bewegende Geschichte. Oft standen uns die Tränen in den Augen,<br />
manchmal vor Wut darüber, was Menschen <strong>Tiere</strong>n antun, oftmals aber auch vor Rührung und<br />
Freude einen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass Menschen und <strong>Tiere</strong> zusammengefunden<br />
haben. Dann wussten wir, dass unsere Arbeit nicht umsonst war.<br />
In diese Freude mischt sich jedoch zunehmend ein Wehrmutstropfen: Die Kosten für die<br />
Tierschutzarbeit des bmt sind seit längerer Zeit durch die Einnahmen nicht mehr gedeckt. Wir<br />
sparen, wo wir können - wenn es den <strong>Tiere</strong>n nicht zum Nachteil wird. Dennoch schlagen die<br />
Kosten unter an<strong>der</strong>em für Tierversorgung, Tierarzt, Medikamente, Futter, Strom und Heizung so<br />
zu Buche, dass unsere Reserven zunehmend schwinden. Mit großer Sorge blicken wir <strong>der</strong>zeit in<br />
die Zukunft und haben dennoch die Hoffnung, dass wir unsere Tierschutzarbeit in den<br />
kommenden Jahren fortführen können.<br />
Da <strong>der</strong> bmt keine staatlichen Zuwendungen erhält, sind es die Tierfreunde, die unsere Arbeit<br />
ermöglichen. Wir sind dankbar für jeden Betrag, den wir in <strong>der</strong> Vergangenheit erhalten haben.<br />
Wir können unsere Arbeit aber nur fortführen, wenn wir auch weiterhin auf Unterstützung<br />
hoffen können. Deswegen unsere herzliche Bitte: Helfen Sie uns, die finanzielle Last zu<br />
schultern. Ob durch eine Mitgliedschaft, einen För<strong>der</strong>beitrag (siehe dazu S. 35), eine Spende,<br />
eine Patenschaft o<strong>der</strong> durch eine testamentarische Verfügung. Nur durch Ihre Hilfe können wir<br />
helfen, können wir die Not <strong>der</strong> vielen <strong>Tiere</strong> lin<strong>der</strong>n.<br />
Auch diese Ausgabe "Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" vermittelt Ihnen, wo <strong>der</strong> bmt aktiv ist, wie er im<br />
praktischen und politischen Tierschutz konsequent für die <strong>Tiere</strong> eintritt. Bitte unterstützen Sie<br />
unsere Arbeit auch weiterhin, die <strong>Tiere</strong> brauchen uns!<br />
Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit<br />
Ihr<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
E DITORIAL<br />
Dr. Styrie mit Vermittlungshund Tibor (S.16)<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
3
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
4<br />
T ITELTHEMA<br />
Dr. Jörg Styrie im<br />
Gespräch<br />
"Lieben Sie <strong>Tiere</strong>?<br />
Dann helfen Sie dem<br />
bmt, seine gute<br />
Tierschutzarbeit<br />
fortzusetzen!"<br />
<strong>Tiere</strong>n in Not zu helfen, sich für<br />
gesetzliche Verbesserungen ihrer<br />
Lebensbedingungen einzusetzen<br />
und Menschen für den<br />
Schutz von <strong>Tiere</strong>n zu sensibilisieren<br />
- das sind die grundlegenden<br />
Aufgaben des bmt. In<br />
diesem Jahr wird <strong>der</strong> Verein 55<br />
Jahre alt.<br />
Dr. Jörg Styrie ist seit Juni 2006<br />
<strong>der</strong> bmt-Vorsitzende. Was den<br />
bmt von an<strong>der</strong>en Tierschutzorganisationen<br />
unterscheidet, warum<br />
Tierschutz so viel Geld kostet<br />
und <strong>der</strong> bmt mehr denn je<br />
auf Unterstützung von überzeugten<br />
Tierfreunden angewiesen<br />
ist, erklärt <strong>der</strong> promovierte<br />
Agrarwirt in unserem aktuellen<br />
Interview.<br />
RdT: Was macht den bmt aus Ihrer<br />
Sicht einzigartig?<br />
Dr. Jörg Styrie: Dass er jedem Tier in<br />
Not hilft und dabei keine Kosten scheut.<br />
RdT: An<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e Tierschutzorganisationen<br />
nimmt <strong>der</strong> bmt nicht nur<br />
bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />
<strong>Tiere</strong> in seinen acht Tierheimen auf,<br />
son<strong>der</strong>n ermöglicht auch <strong>Tiere</strong>n auf so<br />
genannten Gnadenbrothöfen ein artgerechtes<br />
und friedvolles Leben bis an<br />
ihr natürliches Ende…<br />
Dr. Jörg Styrie: …eine Leistung, die<br />
ich großartig finde und die unsere ethische<br />
Überzeugung wi<strong>der</strong>spiegelt: Für<br />
<strong>Tiere</strong> da zu sein, die viele Jahre auf <strong>der</strong><br />
Schattenseite des Lebens standen und<br />
es mehr als verdient haben, ohne Angst<br />
und Entbehrungen leben zu dürfen.<br />
Es gibt für mich kaum etwas Schöneres<br />
als die positive Entwicklung von <strong>Tiere</strong>n<br />
zu begleiten, die verstört und scheu zu<br />
uns kamen und sich im Laufe unserer<br />
lieb<strong>ev</strong>ollen Versorgung zu ausgegliche-<br />
Letzte Meldungen<br />
sterben +++<br />
Geflügelgrippe<br />
12 Wölfe o<strong>der</strong> ++<br />
Geflügelgrippe<br />
40 biGeflügelgrip<br />
Geflügelgrippe200<br />
Dauerthema Legehennen:<br />
Demonstration des bmt vor dem Brandenburger Tor<br />
1706 Hunde<br />
konnte <strong>der</strong> bmt 2006 in neue Familien vermitteln<br />
SEIT 55 JAHREN:<br />
nen <strong>Tiere</strong>n entwickeln konnten.<br />
RdT: Wer kommt für den Unterhalt <strong>der</strong><br />
Gnadenbrottiere auf?<br />
Dr. Jörg Styrie: Der bmt, wobei ein<br />
Teil <strong>der</strong> Versorgung durch Patenschaften<br />
abgedeckt wird. Der Unterhalt für<br />
die <strong>der</strong>zeit 279 Gnadenbrottiere beträgt<br />
rund 27.500 Euro pro Monat.<br />
Eine Patenschaft kann ab monatlich 15<br />
Euro eingegangen werden. Doch wenn<br />
Sie bedenken, dass ein Pferd je nach<br />
Größe, Alter und Gesundheitszustand<br />
zwischen 125 und 250 Euro Versorgung<br />
pro Monat auf einem Gnadenbrothof<br />
kostet, bräuchten wir allein für<br />
dieses Tier zwölf bis 25 Paten, um sei-
+<br />
lügelgrippe<br />
pe<strong>der</strong> +++<br />
Chin ++++++<br />
“DER bmt HILFT JEDEM TIER”<br />
ne Unterhaltskosten zu decken. Und<br />
dabei wären dann nicht einmal <strong>ev</strong>entuelle<br />
Tierarztkosten berücksichtigt!<br />
Für exotische <strong>Tiere</strong> wie z. B. Affen, die<br />
wir meist aus Beschlagnahmungen<br />
übernommen haben, ist <strong>der</strong> finanzielle<br />
Aufwand meistens noch höher, weil sie<br />
beson<strong>der</strong>e Ansprüche an ihre Haltungsbedingungen<br />
stellen. Außerdem<br />
muss <strong>der</strong> bmt oft erst einmal die Voraussetzungen<br />
zur Aufnahme <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
schaffen, indem er artgerechte Gehege<br />
bauen lassen muss.<br />
Ein weiterer Punkt kommt noch hinzu:<br />
Unser ältestes Tier ist ein 42jähriges<br />
Kapuzzineräffchen, gefolgt von Ponys<br />
und Pferden, die ebenfalls auf die 40<br />
Jahre zugehen. So wun<strong>der</strong>bar es ist,<br />
wenn die geretteten <strong>Tiere</strong> unter unserer<br />
Obhut ein hohes Alter erreichen, so<br />
scharf müssen wir aufgrund dieser<br />
häufig jahrzehntelangen Bindung von<br />
Gel<strong>der</strong>n in an<strong>der</strong>en Bereichen kalkulieren.<br />
RdT: Sie meinen zum Beispiel in <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit?<br />
Dr. Jörg Styrie: Ja, da auch. An<strong>der</strong>e<br />
Tierschutzorganisationen sind in <strong>der</strong><br />
Lage, weitaus mehr Geld in öffentlichkeitswirksame,<br />
den Bekanntheitsgrad<br />
effektiv steigernde Werbemaßnahmen<br />
zu stecken, weil sie keine o<strong>der</strong> keine<br />
vergleichbaren Fixkosten im prakti-<br />
55 JAHRE BMT<br />
Artgerechte<br />
Haltungsbedingungen<br />
in allen 8 bmt-Tierheimen<br />
schen Tierschutz haben. Bei uns ist das<br />
an<strong>der</strong>s: Wir verwenden die uns zugedachten<br />
Gel<strong>der</strong> fast ausschließlich für<br />
den praktischen Tierschutz. Der bmt ist<br />
einer <strong>der</strong> ganz wenigen Tierschutzorganisationen,<br />
die überhaupt Gnadenbrottiere<br />
in dieser Größenordnung aufgenommen<br />
haben.<br />
RdT: Schlagen auch Personalkosten im<br />
bmt zu Buche?<br />
Dr. Jörg Styrie: Ja, wir beschäftigen<br />
ja nun inzwischen über 100 Mitarbeiter.<br />
Und gerade weil wir wissen, wie schwer<br />
die Arbeit in unseren Tierheimen mit<br />
unvorhergesehenen Notfällen, Nachtdienst<br />
und Extraschichten am Wochenende<br />
und Feiertagen ist, würden wir<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
5
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
6<br />
T ITELTHEMA<br />
Über 100 feste Mitarbeiter -<br />
hier z.B. im bmt-Tierheim<br />
“Arche Noah” in Stuhr<br />
sehr gerne an<strong>der</strong>e Gehälter zahlen,<br />
aber lei<strong>der</strong> geht das - zumindest im Augenblick<br />
- nicht.<br />
RdT: Welche großen Kostenfaktoren<br />
hat <strong>der</strong> Verein noch?<br />
Dr. Jörg Styrie: Natürlich alle Ausgaben,<br />
die in direktem Zusammenhang<br />
mit unserer Aufgabe stehen, <strong>Tiere</strong>n in<br />
Not sofort und schnell zu helfen: Das<br />
sind die Kosten für die Versorgung und<br />
Beispiel Tierheim Wau-Mau-Insel<br />
Kostenerstattung für Fundtiere<br />
medizinische Behandlung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
und die Aufwendungen für den Unterhalt<br />
<strong>der</strong> Tierheime mit Renovierungen<br />
und Baumaßnahmen.<br />
RdT: Wie finanziert sich <strong>der</strong> Gesamtverein?<br />
Dr. Jörg Styrie: Fast ausschließlich<br />
aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und<br />
Testamenten. Wobei die Beträge von<br />
20 Euro im Jahr an <strong>der</strong> untersten Gren-<br />
ze liegen; an<strong>der</strong>e Organisationen haben<br />
weit höhere Mitgliedsbeiträge festgesetzt.<br />
RdT: Bekommen die bundesweit ansässigen<br />
bmt-Tierheime eine Unterstützung<br />
von den Gemeinden?<br />
Dr. Jörg Styrie: Nein, nicht alle. Das<br />
hängt von den Verträgen ab. Städte<br />
und Gemeinden sind gesetzlich verpflichtet,<br />
Fundtiere artgerecht zu versorgen.<br />
In <strong>der</strong> Praxis überlassen sie diese<br />
Aufgabe Tierheimen. Unsere<br />
Tierheime in Kassel,<br />
Köln und Hage haben<br />
mit den Städten<br />
bzw. Gemeinden<br />
vertraglich geregelt,<br />
dass sie eine Kostenerstattung<br />
für Fundtiere erhalten. Doch<br />
diese Erstattung ist aufgrund <strong>der</strong> klammen<br />
städtischen Haushaltslage oft so<br />
gering, dass die laufenden Kosten damit<br />
nicht gedeckt werden können.<br />
So nimmt zum Beispiel unser Kasseler<br />
Tierheim Wau-Mau-Insel beson<strong>der</strong>s<br />
viele Fundtiere auf, weil diese Region in<br />
Das Tierheim Mau-Mau-Insel arbeitet mit<br />
<strong>der</strong> Stadt Kassel und zehn Städten und<br />
Gemeinden zusammen. Die Stadt Kassel<br />
zahlt pauschal ca. 100 000 Euro. Von den<br />
umliegenden Gemeinden, mit denen das Tierheim Fundtierverträge abgeschlossen<br />
hat, kommen noch ca. 7 000 Euro. Im Vergleich: Die Tierheimkosten<br />
belaufen sich pro Jahr auf ca. 600 000 Euro.<br />
Wenn <strong>Tiere</strong> aus Gemeinden aufgenommen werden, mit denen keine<br />
Fundtierverträge bestehen, werden die Kosten in Rechnung gestellt. Im<br />
vergangenen Jahr nahm das Tierheim 246 Fundhunde, 227 Fundkatzen<br />
und 226 Fundkleintiere auf, dazu noch ca.100 Sicherstellungen. In diesen<br />
Zahlen sind nur die Fundtiere, nicht jedoch die Abgabetiere enthalten,<br />
die das Tierheim auch noch aus Kassel und umliegenden Gemeinden<br />
aufnimmt.<br />
Hessen eine recht problematische und<br />
sozialschwache ist. Von <strong>der</strong> Stadt bekommt<br />
das Tierheim dafür einen Pauschalbetrag.<br />
Dieser Betrag ist allerdings<br />
schon im zweiten Monat <strong>der</strong><br />
Überweisung verbraucht, weil allein die<br />
Tierarztkosten weit darüber liegen (s.<br />
Kasten).<br />
RdT: Warum fallen so hohe Tierarztkosten<br />
in den Tierheimen an?<br />
“Wir verwenden zugedachte<br />
Gel<strong>der</strong> fast<br />
ausschließlich für den<br />
praktischen Tierschutz”<br />
Dr. Jörg Styrie: Das liegt in <strong>der</strong> Natur<br />
des Tierschutzes. Die meisten <strong>Tiere</strong>,<br />
die wir aufnehmen, brauchen dringend<br />
Hilfe. Sie sind oft lange Zeit schlecht gehalten<br />
und behandelt worden, unterernährt,<br />
alt, verstört, verletzt o<strong>der</strong> chronisch<br />
krank. Wenn <strong>Tiere</strong>, das gilt<br />
beson<strong>der</strong>s für Katzen, mit ihren gerade<br />
geborenen Welpen ausgesetzt werden,<br />
sind die Kleinen oft extrem schwach<br />
und können nur mit intensiver tiermedizinischer<br />
Versorgung am Leben ge-<br />
halten werden.<br />
Auch das für mich<br />
Unfassbare passiert<br />
immer wie<strong>der</strong>: Da<br />
werden Hunde und<br />
Katzen zu uns gebracht, weil eine Operation<br />
ansteht, die den materiellen Wert<br />
des <strong>Tiere</strong>s übersteigt. Eine kühle Kosten-Nutzen-Rechnung<br />
<strong>der</strong> Besitzer, die<br />
sehr oft zu ungunsten des <strong>Tiere</strong>s ausfällt.<br />
Entwe<strong>der</strong> lassen sie die <strong>Tiere</strong> einschläfern,<br />
wenn sich Tierärzte bereit<br />
finden o<strong>der</strong> sie bringen sie in einer letzten<br />
Anwandlung von Mitleid zu uns.<br />
Die anstehende Behandlung wird dann<br />
auf Kosten des Tierheims durchgeführt<br />
- diese Ausgaben stellen zwar eine zusätzliche<br />
Belastung dar, aber für uns gilt<br />
die Maxime: Kein Tier wird wegen seiner<br />
verursachenden Kosten eingeschläfert!<br />
Denn noch einmal: Der bmt<br />
wurde vor über 55 Jahren gegründet,<br />
weil Menschen Verantwortung für leidende<br />
<strong>Tiere</strong> übernommen haben. Dieser<br />
Verantwortung, dieser ethischen<br />
Verpflichtung stellt sich <strong>der</strong> Verein heute<br />
und - sofern ihm seine Freunde und<br />
Mitstreiter weiterhin das Vertrauen<br />
schenken - auch in <strong>der</strong> Zukunft.<br />
RdT: Einige bmt-Tierheime liegen in<br />
wirtschaftlich schwachen Regionen mit<br />
hoher Arbeitslosigkeit. Wie stehen diese<br />
Tierheime finanziell da?<br />
Dr. Jörg Styrie: Entsprechend<br />
schlecht. Ihnen fehlen größere Spenden<br />
o<strong>der</strong> Vermächtnisse, mit denen sie<br />
die laufenden Kosten im Tierheim abdecken<br />
können. Solche Tierheime sind<br />
Zuschussbetriebe, die oft schon seit<br />
Jahren “am Tropf” des Gesamtvereins<br />
hängen. In <strong>der</strong> Vergangenheit konnte
<strong>der</strong> bmt diese Unterdeckungen ausgleichen<br />
- aber wir können heute nicht<br />
mehr sicher sagen, wie lange <strong>der</strong> bmt<br />
diese Kraftanstrengung noch erbringen<br />
kann.<br />
RdT: Erwägen Sie, defizitäre Tierheime<br />
zu schließen?<br />
Dr. Jörg Styrie: Nein. Wir nehmen<br />
unsere Verantwortung für die aufgenommenen<br />
<strong>Tiere</strong> und unsere Mitarbeiter<br />
sehr ernst. Doch wir dürfen nicht die<br />
Augen vor <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit sehr angespannten<br />
finanziellen Situation des Gesamtvereins<br />
verschließen. Wenn <strong>der</strong> Ernstfall<br />
eintritt und Spendengel<strong>der</strong> in<br />
größerem Umfang über einen längeren<br />
Zeitraum ausbleiben, muss <strong>der</strong> bmt<br />
reagieren.<br />
RdT: Den bmt gibt es seit nunmehr 55<br />
Jahren - und immer haben Tierfreunde<br />
seine gute, seriöse und engagierte Arbeit<br />
mit Zuwendungen honoriert. Warum<br />
hat sich die finanzielle Situation im<br />
Augenblick für den Verein so zugespitzt?<br />
Dr. Jörg Styrie: Das hat vor allem<br />
wirtschaftliche Gründe, die <strong>der</strong> bmt<br />
nicht beeinflussen kann: Die Kosten für<br />
die Lebenshaltung steigen seit <strong>der</strong> Euro-Umstellung,<br />
ohne dass sich in vielen<br />
Branchen die Löhne entsprechend anpasst<br />
haben. Die aktuelle Diskussion<br />
um unsichere Renten, mangelnde Absicherung<br />
im Alter und Erhöhung <strong>der</strong><br />
Lebensarbeitszeit tragen zu einer Zurückhaltung<br />
<strong>der</strong> Spendenbereitschaft<br />
bei, die wir inzwischen empfindlich zu<br />
spüren bekommen.<br />
Viele <strong>Tiere</strong> werden<br />
zum Beispiel nur<br />
deswegen abgegeben,<br />
weil sich die arbeitslos<br />
gewordenen<br />
Besitzer plötzlich<br />
außerstande sehen, Tierarztkosten und<br />
Steuern aufzubringen. Und einige ältere<br />
Menschen kündigen ihre Mitgliedschaft<br />
o<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n ihr Testament, weil<br />
ihr Vermögen vom nicht einkalkulierten<br />
Aufenthalt im Seniorenheim aufgezehrt<br />
wird.<br />
RdT: Der bmt hat in den letzten Jahren<br />
drei Bauvorhaben in Angriff genommen:<br />
Im Tierheim Stuhr wurde eine Hunde-Quarantäne<br />
errichtet, im Tierheim<br />
Köln-Dellbruck ein neues Hundehaus<br />
<strong>Tiere</strong> brauchen Paten - <strong>Tiere</strong> brauchen Sie!<br />
“Kein Tier wird in bmt-<br />
Tierheimen wegen<br />
<strong>der</strong> verursachenden<br />
Kosten eingeschläfert!”<br />
So können Sie helfen:<br />
Wenn Sie eine Patenschaft eingehen möchten,<br />
� Fragen Sie in Ihrer Geschäftsstelle nach den betreuten Patentieren<br />
� wählen Sie Ihr Tier aus<br />
� und entscheiden sich für einen selbst bestimmten Monatsbeitrag (ab 15 Euro).<br />
Bei Abschluss Ihrer Patenschaft bekommen Sie eine Urkunde mit einem Foto Ihres<br />
Schützlings und werden von den bmt-Mitarbeitern regelmäßig über sein<br />
Wohlergehen informiert.<br />
Derzeit versorgt <strong>der</strong> bmt 279 <strong>Tiere</strong> in Pflegestellen, Auffangstationen und auf<br />
Gnadenbrothöfen. Darunter: Affen, Wölfe, Zebras, Lamas, Pferde, Esel, Schweine,<br />
Hunde und Katzen. Die <strong>Tiere</strong> wurden u.a. aus Zirkusunternehmen beschlagnahmt,<br />
von Schlachttiertransporten freigekauft o<strong>der</strong> aus schlechten Privathaltungen<br />
gerettet. Die monatlichen<br />
Kosten belaufen sich auf<br />
ca.27.500 Euro.<br />
Einige <strong>Tiere</strong> lernen Sie schon einmal<br />
auf den folgen Seiten kennen. Nähere<br />
Infos zu diesen und allen an<strong>der</strong>en<br />
Gnadenbrottieren erhalten<br />
Sie in Ihrer Geschäftsstelle, bei <strong>der</strong><br />
Sie Mitglied sind, o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Haupt-<br />
Patenbesuch<br />
geschäftsstelle in München. Wenn<br />
Sie eine Patenschaft für einen Hund<br />
aus dem Ausland übernehmen möchten, ist das Tierschutzzentrum Pfullingen Ihr<br />
Ansprechpartner. Alle Adressen auf Seite 34.<br />
und im Tierschutzzentrum in Pfullingen<br />
die Aufnahme von <strong>Tiere</strong>n möglich gemacht.<br />
Wie notwendig waren diese Erweiterungen?<br />
Dr. Jörg Styrie: Sie waren überfällig;<br />
<strong>der</strong> bmt hat seine Entscheidung sehr<br />
sorgsam abgewogen. Wir haben mit<br />
diesen Bauten Schritt für Schritt Haltungsbedingungen<br />
in unseren Tierheimen<br />
geschaffen, die auch in Zukunft<br />
den Anfor<strong>der</strong>ungen an eine art- und<br />
verhaltensgerechte<br />
Unterbringung gerecht<br />
werden.<br />
Kontakt mit Artgenossen,<br />
geräumige<br />
Gehege, strukturierte<br />
Ausläufe, regelmäßige Bewegung<br />
und Beschäftigung - das sind Faktoren,<br />
die den Bedürfnissen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
weit ent<strong>gegen</strong>kommen. Und wir dürfen<br />
nicht vergessen, dass nicht alle<br />
Vierbeiner schon nach wenigen Tagen<br />
vermittelt werden, son<strong>der</strong>n manche<br />
Hunde und Katzen einen Großteil ihres<br />
Lebens im Tierheim verbringen<br />
und oft sogar beenden. Umso wichtiger,<br />
dass sie sich in dieser Zeit so wohl<br />
wie möglich fühlen.<br />
Erschwerte Vermittlung bei kranken <strong>Tiere</strong>n<br />
RdT: Warum können manche <strong>Tiere</strong><br />
nicht vermittelt werden? Gibt es wirklich<br />
niemanden, <strong>der</strong> sich für sie interessiert?<br />
Dr. Jörg Styrie: Manche haben so<br />
schlechte Erfahrungen mit Menschen<br />
gemacht, dass sie Verhaltensweisen<br />
entwickelt haben, auf die sich neue Besitzer<br />
nicht einstellen können o<strong>der</strong> nicht<br />
wollen. An<strong>der</strong>e <strong>Tiere</strong> sind chronisch<br />
krank, sehr alt o<strong>der</strong> haben Behin<strong>der</strong>ungen,<br />
die eine Vermittlung ebenfalls<br />
erschweren. Nicht je<strong>der</strong> nimmt ein dreibeiniges<br />
Tier, eine ohrlose Katze o<strong>der</strong><br />
einen blinden Hund mit <strong>der</strong> gleichen<br />
Selbstverständlichkeit hin wie ein gesundes<br />
Tier.<br />
Einige dieser Dauergäste werden in<br />
Pflegestellen betreut, die wir unter ganz<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
7
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
8<br />
T ITELTHEMA<br />
Neues Hundehaus TH Köln: Investitionen in Zukunft<br />
bestimmten Aspekten aussuchen. So<br />
muss ein guter Pflegeplatz den Schützlingen<br />
ein artgerechtes Umfeld bieten<br />
und setzt bei den betreuenden Personen<br />
Kenntnis im Umgang mit <strong>Tiere</strong>n<br />
voraus. Auch für diese <strong>Tiere</strong> suchen wir<br />
grundsätzlich Paten, die sich an den<br />
Unterhaltskosten beteiligen.<br />
RdT: Wie reagieren Besucher, wenn sie<br />
erfahren, dass die Abgabe eines Tierheimtieres<br />
mit Schutzgebühren verbunden<br />
ist?<br />
SCHUTZGEBÜHREN FÜR TIERHEIMTIERE<br />
Rüde, unkastriert 160 €<br />
Rüde, kastriert 200 €<br />
Hündin, unkastriert 160 €<br />
Hündin, kastriert 250 €<br />
Alte Hunde Absprache<br />
Kater u. Katzen, kastriert 90 €<br />
Kaninchen, männl., kastr. 36 €<br />
Kaninchen, weiblich 15 €<br />
Meerschw., männl., kastr. 30 €<br />
Meerschweinchen, weiblich 10 €<br />
Chinchilla, männl., kastriert 30 €<br />
Chinchilla, weiblich 20 €<br />
Degu, männlich, kastriert 20 €<br />
Degu, weiblich 5 €<br />
Ratten, Mäuse, Hamster 5 €<br />
Wellensittiche 5 €<br />
Sittiche ab 15 €<br />
Alle Zahlen am Beispiel des<br />
Tierheims Wau-Mau-Insel in Kassel<br />
Dr. Jörg Styrie: Einige<br />
mit Unverständnis: Sie<br />
erwarten, ein Tier kostenlos<br />
o<strong>der</strong> für wenige<br />
Euro mitnehmen zu<br />
können. Das liegt sicher<br />
daran, dass sich kaum<br />
jemand vorstellen kann, welche Vorleistung<br />
das Tierheim erbringen muss,<br />
b<strong>ev</strong>or ein Tier überhaupt vermittelt werden<br />
kann.<br />
Alle Neuankömmlinge werden gründlich<br />
untersucht; Hunde und Katzen werden<br />
entwurmt, geimpft, gechipt und in<br />
<strong>der</strong> Regel kastriert. Kranke <strong>Tiere</strong> werden<br />
behandelt, verletzte operiert. Viele<br />
brauchen intensive Nachsorge o<strong>der</strong><br />
spezielles Futter, eine Schondiät o<strong>der</strong><br />
Medikamente, wenn die Untersuchung<br />
TIERARZTKOSTEN<br />
FÜR TIERHEIMTIERE<br />
einen Hinweis auf eine Erkrankung ergab.<br />
Auch die tierärztlichen Aufwendungen<br />
für Kleintiere sind nicht zu unterschätzen:<br />
Viele Kaninchen, Ratten, Mäuse,<br />
Hamster und Sittiche sind in einen so<br />
schlechten Gesundheitszustand, wenn<br />
sie zu uns kommen, dass sie erst einmal<br />
mühsam wie<strong>der</strong> aufgepäppelt<br />
werden müssen.<br />
Die Vermittlungsgebühren liegen daher<br />
oft unter den wirklichen Kosten, die<br />
dem bmt mit <strong>der</strong> Aufnahme entstanden<br />
sind. Wenn man Tierübernehmern<br />
aber die Hintergründe erklärt, sehen<br />
sie ein, warum Schutzgebühren notwendig<br />
sind.<br />
RdT: Der bmt vermittelt auch Hunde<br />
aus seinen ungarischen Partnertierhei-<br />
Hunde Katzen Kleintiere<br />
Erstimpfung 40 € 35 € 5 €<br />
Zweitimpfung 40 € 35 € -<br />
Mikrochip 30 € 30 € -<br />
Wurmkur 10 € 5 € -<br />
Floh-/Zeckenbeh. 10 € 10 € -<br />
Kastration männlich 140 € 60 € 30 €<br />
Kastration weiblich 300 € 80 € -<br />
GEGENÜBERSTELLUNG<br />
Medizinische Grundkosten Schutzgebühren<br />
Hund, unkastriert 120 € 160 €<br />
Rüde, kastriert 260 € 200 €<br />
Hündin, kastriert 420 € 250 €<br />
Katze, unkastriert 130 € -<br />
Kater, kastriert 190 € 90 €<br />
Katze, kastriert 210 € 90 €<br />
Diese Kosten sind ausschließlich Kosten für die medizinische<br />
Grundbehandlung bei <strong>der</strong> Aufnahme eines <strong>Tiere</strong>s.<br />
Nicht enthalten: Alle weiterführenden Kosten für Tierarzt-Behandlungen,<br />
Futter, Lohn und Betriebskosten. Damit wird deutlich,<br />
wie wenig die Schutzgebühren die Aufwendungen für aufgenommene<br />
<strong>Tiere</strong> abdecken können.
men. Warum holen Sie diese <strong>Tiere</strong> nach<br />
Deutschland?<br />
Dr. Jörg Styrie: Weil sie sonst sterben<br />
würden. Der bmt unterstützt seine Partnertierheime<br />
in Ungarn und Rumänien<br />
vor Ort und nimmt <strong>Tiere</strong> in Ausnahmefällen<br />
mit nach Deutschland, wenn sie<br />
unter den harten Lebensbedingungen -<br />
strengere Witterungsverhältnisse, überfüllte<br />
Zwinger, schlechter Ernährungszustand,<br />
Stress durch Gruppenhierarchie<br />
etc. - nicht überleben würden.<br />
RdT: Wie stehen Ihre Mitglie<strong>der</strong> zum<br />
Auslandstierschutz?<br />
Dr. Jörg Styrie: Sehr positiv. Sie wollen<br />
und för<strong>der</strong>n ihn. Das bmt-Engagement<br />
in Ungarn und Rumänien ist eng<br />
verknüpft mit <strong>der</strong> wachsenden Anteilnahme<br />
unserer Mitglie<strong>der</strong> am Schicksal<br />
ausländischer Straßenhunde.<br />
Tötungsstationen,<br />
gezielte Vernichtungsaktionen,<br />
das erbarmungsloseVorgehen<br />
<strong>gegen</strong> Hunde<br />
und Katzen - diese<br />
"Begleitumstände" <strong>der</strong> EU-Erweiterung<br />
rücken immer stärker ins Bewusstsein<br />
<strong>der</strong> Menschen.<br />
Aber ich muss hier eines ganz deutlich<br />
sagen: Der Auslandstierschutz kann in<br />
diesem Umfang nur weiter bestehen,<br />
wenn <strong>der</strong> Gesamtverein finanzstark<br />
bleibt. Der bmt konnte vor Jahren zusätzlich<br />
zu seinen Aufgaben in Deutschland<br />
nur deswegen Hilfestellung in Ungarn<br />
und Rumänien leisten, weil <strong>der</strong><br />
Verein von seinen Mitglie<strong>der</strong>n getragen<br />
und hierfür finanziell gerüstet wurde.<br />
Nur auf dieser Basis kann <strong>der</strong> Auslandstierschutz<br />
in Zukunft bestehen.<br />
RdT: Eine Patenschaft für 15 Euro monatlich<br />
soll das Überleben eines Hundes<br />
in Ihren Partnertierheimen in Pecs und<br />
Brasov sichern können. Ist dieser Betrag<br />
“15 Euro monatlich für<br />
das Überleben eines<br />
Hundes in Ungarn<br />
o<strong>der</strong> Rumänien”<br />
wirklich realistisch?<br />
Dr. Jörg Styrie: Noch ja, weil die Lebenshaltungskosten<br />
in Osteuropa noch<br />
sehr viel geringer als bei uns sind. Diese<br />
15 Euro decken gerade die Futterkosten<br />
für einen gesunden Hund ab.<br />
Alle an<strong>der</strong>en Leistungen - Medikamente,<br />
notwendige Baumaßnahmen wie<br />
die vor 2 Jahren notwendige Sanierung<br />
des Abwassersystems, Schutzvorrichtungen<br />
<strong>gegen</strong> die Kälte o<strong>der</strong> neuer Fliesenbelag<br />
in den Zwingern im Tierheim<br />
Pecs - können nur über projektbezogene<br />
Spenden finanziert werden, auf die<br />
wir dringend angewiesen sind.<br />
RdT: Sie unterstützen die Tierheime in<br />
Pecs und Brasov jeweils mit 4000 Euro<br />
pro Monat für Futter, tierärztliche Versorgung<br />
und Medikamente. Sind diese<br />
Zahlungen durch genügend Paten-<br />
schaften und Spenden<br />
gedeckt?<br />
Dr. Jörg Styrie:<br />
Wer für den Auslandstierschutzspendet,<br />
<strong>der</strong> tut es aus<br />
gewachsener Überzeugung und zieht<br />
seine Hilfe nicht mehr zurück - das ist<br />
die wirklich schöne Erfahrung, die wir<br />
im Laufe unserer Arbeit in Ungarn und<br />
Rumänien machen durften.<br />
Unser Projekt in Ungarn ist älter; daher<br />
können wir hier auf langfristigere<br />
Unterstützung bauen. Für Rumänien<br />
fehlen uns noch mindestens 250 Patenschaften,<br />
um die nächsten Monate<br />
kostendeckend planen zu können (s.<br />
dazu Seiten 20 -23).<br />
RdT: Gibt es noch an<strong>der</strong>e Wege, den<br />
bmt zu unterstützen?<br />
Dr. Jörg Styrie: Ja, eine Sache<br />
liegt mir sehr am Herzen: Auch ohne<br />
teure Kinotrailer, TV-Spots o<strong>der</strong><br />
großflächige Anzeigen in Zeitungen,<br />
die wir uns nicht leisten wollen, kann<br />
Nur ein finanzstarker bmt kann die Voraussetzung für den Auslandstierschutz sein<br />
55 JAHRE BMT<br />
<strong>der</strong> Bekanntheitsgrad des bmt gesteigert<br />
werden. Wer Freunde, Arbeitskollegen<br />
und Nachbarn über unsere gute<br />
Tierschutzarbeit im In- und Ausland informiert,<br />
die Tierheime empfiehlt, Mitgliedszeitschrift<br />
und Internetadresse<br />
weiterreicht, Geburtstage o<strong>der</strong> Jubiläen<br />
zugunsten des bmt ausrichtet, <strong>der</strong><br />
hilft uns, auch in Zukunft bestehen zu<br />
können.<br />
RdT: Welchen Stellenwert messen Sie<br />
dem politischen Tierschutz bei?<br />
Dr. Jörg Styrie: Einen sehr großen.<br />
Alle Bestrebungen auf politischer Ebene<br />
betreffen in <strong>der</strong> Regel immer gleich<br />
Millionen von <strong>Tiere</strong>n. Die einzige<br />
Chance, die Lebensbedingungen von<br />
<strong>Tiere</strong>n nachhaltig zu verän<strong>der</strong>n, besteht<br />
darin, sie über den gesetzlichen<br />
Kontext zu verbessern. Aus diesem<br />
Grund arbeitet <strong>der</strong> bmt in vielen politischen<br />
Gremien mit. Es ist keine leichte<br />
Arbeit; sie ist aufwendig, von Lobbyisten<br />
beherrscht, denen es um ihre Finanzen<br />
geht und mit vielen Rückschritten<br />
verbunden. Denken Sie nur an die<br />
enttäuschende Rücknahme des Käfighaltungsverbotes<br />
für Legehennen nach<br />
jahrzehntelangem Kampf um dieses<br />
Ziel.<br />
Dennoch gilt auch hier: Wir sind angetreten,<br />
<strong>Tiere</strong>n zu helfen, ihr Recht auf<br />
Leben durchzusetzen und Verbesserungen<br />
zu erstreiten. <strong>Tiere</strong> haben ein Recht<br />
auf Leben, und <strong>der</strong> bmt verhilft ihnen<br />
dazu. Je mehr Menschen sich uns anschließen,<br />
desto stärker und überzeugen<strong>der</strong><br />
können wir sein.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
9
10<br />
Kaltblut Eddy (14) brach entkräftet auf<br />
seiner kargen Weide zusammen. Der Besitzer<br />
entzog sich den Auflagen des Veterinärs<br />
und brachte den unterernährten<br />
Wallach fort. Der engagierte Amtstierarzt<br />
spürte ihn auf und bat den bmt um<br />
Hilfe. Eddy lebt heute auf dem Pferdegnadenbrothof<br />
in Gel<strong>der</strong>n.<br />
Auch Hunde gehören zu den Gnadenbrottieren<br />
des bmt. Manchmal<br />
machen bestimmte Voraussetzungen<br />
wie Krankheit, Alter o<strong>der</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />
eine Vermittlung nahezu<br />
unmöglich. Damit diese Hunde<br />
nicht ihr Leben im Tierheim verbringen<br />
müssen und darüber hinaus<br />
leichter vermittelbaren Kollegen den<br />
Platz "wegnehmen", suchen wir für sie<br />
erfahrene Pflegefamilien.<br />
Bei Ronja scheiterte eine Vermittlung<br />
an ihrer schweren Hüftgelenksdysplasie<br />
und später am Alter. Die inzwischen<br />
11jährige Hündin lebt nun<br />
mit an<strong>der</strong>en Hunden in einer Pflegestelle<br />
und spielt lieb<strong>ev</strong>olle Ersatzmutter<br />
für verwaiste Welpen.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong> Hündin Ronja<br />
GNADENBROTTIERE D<br />
NOCH EINMAL DAS GLÜCK KENNEN LERNEN…<br />
Sie wurden beschlagnahmt,<br />
sichergestellt und<br />
von Tierfreunden freigekauft:<br />
die Gnadenbrottiere des bmt.<br />
Heute genießen die 279 geretteten Pferde, Ponys, Esel, Affen, Zebras, Lamas,<br />
Schweine, Rin<strong>der</strong>, Hunde und Katzen ihren Lebensabend inmitten<br />
ihrer Artgenossen. Tragen Sie mit Ihrer Patenschaft dazu bei, dass <strong>der</strong><br />
bmt diesen und allen an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>n weiter helfen kann. Hier stellen wir<br />
Ihnen schon einmal einige unserer Schützlinge vor.<br />
NEUES LEBEN DANK IHRER HILFE<br />
Schnipsi und Herbert - Glücksschweine mit Familienanschluss<br />
1998 kaufte ein Regensburger Ehepaar<br />
zwei Ferkel frei, die auf einem<br />
Grillfest sterben sollten. Sie quartierten<br />
die beiden Schweine erst im Badezimmer,<br />
dann in ihrem Garten ein und bekamen<br />
den Ärger <strong>der</strong> Nachbarn zu<br />
spüren, <strong>der</strong>en Grundstücke<br />
plötzlich von zwei unternehmungslustigen<br />
Schweinen eifrig<br />
unter die Lupe genommen<br />
wurden.<br />
Der LV Bayern organisierte<br />
den Umzug in ein passen<strong>der</strong>es<br />
Domizil. Auch hier räumten<br />
Herbert und Schnipsi erst<br />
einmal gründlich auf: Sie<br />
verlegten die Suhle, verbuddelten<br />
ihre Futterschüsseln<br />
und rückten dem Zaun zuleibe. Diese<br />
eher kleinen Probleme sind inzwischen<br />
gelöst, übrig bleiben zwei Glücksschweine,<br />
die ihre Zuneigung zur Pflegefamilie<br />
mit ganz speziellen Grunzlauten<br />
bekräftigen…
ES bmt<br />
Wölfe: Akela und Rufus leben (fast) wie in Freiheit<br />
Die Grauwölfe leben im Wildpark Johannismühle zwischen Berlin und Cottbus. Auf<br />
7000 Quadratmetern können Rufus und Akela Höhlen bauen, im angelegten Teich<br />
baden, Verstecke aufsuchen und von höher gelegenen Aussichtspositionen ihre Umgebung<br />
beobachten. Die <strong>Tiere</strong> wurden aus einer illegalen Zucht beschlagnahmt;<br />
ein Brandenburger kreuzte Wölfe mit Haushunden. In<br />
Abstimmung mit <strong>der</strong> Tierparkleitung ließ <strong>der</strong> bmt<br />
Auf dem Weg zur Weide:<br />
Pferde auf dem bmt-<br />
Gnadenbrothof in Bayern<br />
Rosali (12) und die 2 Jahre ältere Rosamunde<br />
(rechts) waren körperlich am Ende,<br />
als sie vor ca. 7 Jahren aus einem Pferd<strong>ev</strong>erleih-Betrieb<br />
herausgeholt werden konnten.<br />
Auf unserem Pferdehof in Gel<strong>der</strong>n sind<br />
sie wie<strong>der</strong> zu Kräften gekommen und hängen<br />
sehr aneinan<strong>der</strong>.<br />
Die Stute Manga wurde mit 20 an<strong>der</strong>en<br />
Pferden beschlagnahmt. Das Veterinäramt<br />
hatte mehrfach die schlechten Haltungsbedingungen<br />
eines finanzschwachen Gnadenbrothofes<br />
beanstandet.<br />
Der bmt nahm vier Pferde, die damals in äußerst<br />
schlechtem Gesundheitszustand waren.<br />
Auf unserem Pferdehof bei Lüchow-<br />
Dannenberg haben sich die <strong>Tiere</strong> erholt und<br />
genießen dort das Leben inmitten <strong>der</strong> Natur.<br />
G NADENBROTTIERE<br />
in dem Wildpark das Freigehege mit einem Kostenaufwand<br />
von 25.000 Euro errichten.<br />
Die Lebensfreude, die die Wölfe dort wie<strong>der</strong><br />
gefunden haben, zeigt, dass diese<br />
Investition richtig war. Die nicht vermittelbaren Nachkommen werden ebenfalls<br />
vom bmt betreut. Sie leben heute im Familienverband in einem naturbelassenen<br />
Areal, das <strong>der</strong> Verein extra für die <strong>Tiere</strong> in einem seiner Tierheime<br />
errichten ließ.<br />
Der bmt kastriert wildlebende Katzen und versorgt sie an<br />
ihren Futterplätzen. Stromer, 7 Jahre, ist FIVpositiv<br />
und genießt wie 60 an<strong>der</strong>e unvermittelbare<br />
Katzen sein Leben in einer<br />
unserer Pflegestellen.<br />
Kater Stromer<br />
Brief aus dem Tierpark:<br />
Adam liebt Menschen<br />
"Adam (29 Jahre) beschäftigt sich liebend<br />
gerne mit den Tierpflegern und<br />
freut sich immer sehr, wenn einer von<br />
ihnen Zeit hat und sich intensiv um ihn<br />
kümmert. Er liebt es, die Finger <strong>der</strong><br />
Pfleger gründlich auf Kratzer o<strong>der</strong> Risse<br />
zu untersuchen. Auch sonst ist er<br />
sehr auf Menschen bezogen, was vermutlich<br />
mit seiner Vergangenheit zu<br />
tun hat: Einerseits wurde er in dem<br />
früheren Tierpark von Hand aufgezogen<br />
und hatte an<strong>der</strong>erseits zu wenig<br />
Kontakt mit an<strong>der</strong>en Schimpansen,<br />
um ein arttypisches Sozialverhalten zu<br />
lernen.<br />
Aus diesem Grund konnte er auch bis<br />
heute nicht vollständig in die Schimpansengruppe<br />
unseres Tierparks integriert<br />
werden und wird nur in Gemeinschaft<br />
mit Weibchen gehalten.<br />
Lei<strong>der</strong> wurde bei ihm eine chronische<br />
Hepatitis unbekannter Herkunft diagnostiziert,<br />
die ihn schwächt und die<br />
Tierpfleger zu beson<strong>der</strong>er Aufmerksamkeit<br />
veranlasst. Doch sein Leibgericht,<br />
gekochte Kartoffeln, verputzt<br />
Adam immer mit großem Appetit und<br />
von einer rührenden Eigenart erzählen<br />
die Tierpfleger gerne: Adam findet<br />
nämlich Ohrringe faszinierend: Er<br />
baut sich aus Stöckchen eigene Ohrringe,<br />
hängt sie sich ans Ohr und<br />
wackelt dann mit dem Kopf."<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
11
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
12<br />
TIERHEIMTIERE<br />
Die WDR-Sendung<br />
“<strong>Tiere</strong> suchen ein Zuhause” mit Claudia Ludwig<br />
und Bernd Schinzel im TH Köln-Dellbrück<br />
Fragen zur Wohnsituation stehen meist<br />
am Anfang eines Vermittlungsgesprächs.<br />
Wer zur Miete wohnt, wird gebeten,<br />
die Einverständniserklärung des<br />
Vermieters zur Tierhaltung mitzubringen.<br />
"Wir wollen nicht bürokratisch<br />
sein", betont <strong>der</strong> Tierheimleiter, "son<strong>der</strong>n<br />
vorausschauend handeln. Niemandem<br />
ist geholfen, wenn <strong>der</strong> Vierbeiner<br />
ins Tierheim zurück gebracht<br />
wird, weil <strong>der</strong> Eigentümer doch kein<br />
Tier im Haus duldet."<br />
Ist ein Garten Vorbedingung für die<br />
Aufnahme eines Hundes? "Nein", sagt<br />
Bernd Schinzel, "höchstens bei alten<br />
o<strong>der</strong> bewegungseingeschränkten <strong>Tiere</strong>n.<br />
Aber wenn die neuen Besitzer da-<br />
für sorgen, dass ihr gesun<strong>der</strong> Hund<br />
ausreichend Bewegung bekommt und<br />
körperlich ausgelastet ist, akzeptieren<br />
wir selbstverständlich auch eine Wohnungshaltung."<br />
Allerdings nicht bei<br />
Herdenschutzhunden wie Kangals o<strong>der</strong><br />
Kaukasen, für die Schutz des Territoriums<br />
sehr wichtig ist; sie werden nur in<br />
Häuser mit (gesicherten) Grundstücke<br />
vermittelt.<br />
Die Lebenskonstellation ist ein weiterer<br />
Aspekt, auf den in einem Vermittlungsgespräch<br />
viel Wert gelegt wird. Konflikte<br />
sind vorprogrammiert, wenn ein Tier<br />
dem Partner zuliebe nur geduldet, aber<br />
nicht wirklich gewünscht wird. "Ich hatte<br />
einfach im Gefühl", erinnert sich <strong>der</strong><br />
Tierheimleiter an eine zurück liegende<br />
Gesprächssituation, "dass <strong>der</strong> Ehemann<br />
keinen Hund wollte, aber seine<br />
Frau und Kin<strong>der</strong><br />
nicht enttäuschen<br />
mochte."<br />
Inzwischen hat die<br />
Ehefrau ihren Sachkundenachweisgemacht,<br />
eine Patenschaftübernommen<br />
und kommt<br />
regelmäßig mit ihren<br />
Kin<strong>der</strong>n zum<br />
Gassigehen ins<br />
Tierheim.<br />
Die meisten Interessenten<br />
nutzen das<br />
Wochenende, um sich die zu vermittelnden<br />
<strong>Tiere</strong> anzuschauen, mit den<br />
Hunden spazieren zu gehen und die<br />
In den Vorgesprächen mit Inter<br />
VERMITTLUNG V<br />
1,4 Millionen Interessenten schauten sich im vergangenen<br />
Jahr die Vermittlungstiere auf <strong>der</strong> Homepage<br />
des Tierheims Köln-Dellbrück an. "Manchmal", sagt<br />
Tierheimleiter Bernd Schinzel, "bekommen wir bis zu<br />
400 EMail-Anfragen allein für einen Hund."<br />
Ob und wie gut Hunde, Katzen und Kleintiere in das Lebensumfeld <strong>der</strong> künftigen Besitzer passen, soll u.a.<br />
in den Vermittlungsgesprächen deutlich werden. "Beide Seiten, Interessent und Tierheim", hebt Bernd Schinzel<br />
hervor, "müssen mit offenen Karten spielen. Schließlich geht es um die Zukunft <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>."<br />
Susanne Uhlen interessiert sich für einen Tierheim-Hund<br />
Tierheimmitarbeiter um die ersten Informationen<br />
rund um ihr "Traumtier" zu<br />
bitten. "An einigen Tagen ist es so voll<br />
bei uns", sagt <strong>der</strong> Kölner entschuldigend,<br />
"dass wir uns nicht für jeden einzelnen<br />
Besucher so viel Zeit nehmen<br />
können, wie wir gerne möchten." Dann<br />
werden feste Termine in <strong>der</strong> Wochenmitte<br />
vereinbart, um alle offenen Fragen<br />
rund um den neuen Hausgenossen<br />
zu besprechen.<br />
Damit die potentiellen Tierhalter das<br />
künftige Familienmitglied besser einschätzen<br />
können, geben die Tierheimmitarbeiter<br />
alles an, was sie über den<br />
betreffenden Vierbeiner wissen.<br />
Braucht die ausgesuchte Katze Freigang,<br />
kann sie grundsätzlich nur mit einem<br />
Artgenossen glücklich werden<br />
o<strong>der</strong> reicht ihr im Einzelfall auch <strong>der</strong><br />
enge Kontakt zum Menschen? Welche<br />
Kleintiere lassen sich vergesellschaften,<br />
wie und wann stellt man den ersten<br />
vorsichtigen Kontakt zwischen Tierheimtier<br />
und dem schon vorhandenen<br />
Haustier her?<br />
Ist ein Hund sozialverträglich, mag er<br />
Kin<strong>der</strong>, akzeptiert er Katzen, neigt er<br />
zum übersteigerten Schutztrieb, gab es<br />
Beißvorfälle, was ist aus seiner Vergangenheit<br />
bekannt? "Alle diese Aspekte<br />
müssen wir ansprechen", erklärt <strong>der</strong> erfahrene<br />
Tierheimleiter, "weil wir neben<br />
unserer Freundschaft für die <strong>Tiere</strong> auch<br />
die Menschen schützen müssen."
essenten geht es um die Zukunft <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
ON TIEREN<br />
Die Verantwortung für das Wohl <strong>der</strong><br />
neuen Hundehalter muss für die Tierheimmitarbeiter<br />
vor allem dann im<br />
Vor<strong>der</strong>grund stehen, wenn es sich um<br />
Vierbeiner mit etwas problematischerer<br />
Vergangenheit handelt. Schäferhundrüde<br />
Jerry ist so ein Beispiel: Mit 2 Jahren<br />
angefahren, Trümmerbruch, das<br />
Bein amputiert, die türkischen Besitzer<br />
wollten kein dreibeiniges Tier. Der<br />
Hund blieb nach seiner Operation im<br />
Tierheim und schloss sich eng an seine<br />
Gassigängerin an. Doch <strong>der</strong> nervöse,<br />
leicht manipulierbare Rüde schien in<br />
<strong>der</strong> Beziehung keine Sicherheit aufbauen<br />
zu können; er entwickelte einen<br />
für die Frau nicht kontrollierbaren<br />
Schutztrieb, <strong>der</strong> zu einem unvorhergesehenen<br />
Beißvorfall führte.<br />
Maulkorb, Hundeschule, strikte Anweisungen<br />
- diese Maßnahmen schreckte<br />
zumindest unerfahrene Hundehalter<br />
ab. Nicht jedoch eine Interessentin, die<br />
in ihrer Familie schon zwei Hunde hat<br />
und dem dreibeinigen Rüden eine echte<br />
Chance geben möchte. Souverän<br />
Er versteht die Welt nicht mehr:<br />
Dieser junge Rüde wurde gerade<br />
von seinem Besitzer abgegeben<br />
und sicher geht sie mit Jerry um und<br />
überträgt ihre Gelassenheit nach und<br />
nach auf das Tier.<br />
Auch Gismo, Titelhund von RdT<br />
3/2005, ist kein Hund für Anfänger.<br />
Seine ersten neun Lebensmonate bei<br />
einem Alkoholiker und dessen sechs<br />
Kleinkin<strong>der</strong>n haben den inzwischen 9<br />
Jahre alten Sennenhund-Huskyrüden<br />
Deli baut langsam wie<strong>der</strong> Vertrauen auf<br />
so nachhaltig geprägt, dass jede Vermittlung<br />
scheiterte. Bis ein Hundebesitzer<br />
aus Hanau kommt und für seine<br />
Huskyhündin Danger, vor Jahren aus<br />
dem Tierheim Köln-Dellbrück mit ihrem<br />
Partner Nick übernommen, nach<br />
dessen Tod einen neuen Zweithund<br />
sucht. Der erste gemeinsame Spaziergang,<br />
auf dem <strong>der</strong> Tierheimleiter alle<br />
nötigen Infos über Gismos potentiell<br />
schwieriges Wesen weitergibt, verläuft<br />
erfolgversprechend.<br />
Einige Tage später organisieren das<br />
Hanauer Ehepaar und Bernd Schinzel<br />
den ersten engeren Kontakt zwischen<br />
Danger und Gismo. Die Begegnung<br />
findet im Wald statt - <strong>der</strong> erste Energiestau<br />
nach dem Zwingeraufenthalt hat<br />
schon ein wenig nachgelassen . Zuversichtlich<br />
geht man aneinan<strong>der</strong> vorbei,<br />
die Hunde sollen sich erst kurz be-<br />
T IERHEIMTIERE<br />
schnuppern, dann intensiver beim gemeinsamen<br />
Laufen kennen lernen. In<br />
guter Stimmung, locker und ruhig, sieht<br />
Bernd Schinzel die Vier nach einem<br />
ausgedehnten Waldlauf wie<strong>der</strong>. Dass<br />
Gismo ein Zuhause gefunden hat, steht<br />
dem glücklichen Ehepaar ins Gesicht<br />
geschrieben.<br />
Konsequent befolgen die neuen Besitzer<br />
von Gismo alle Ratschläge,<br />
um zu vermeiden,<br />
dass sich <strong>der</strong> Rüde wie bisher<br />
eine Machtposition erobert,<br />
die irgendwann zur<br />
Gefahr werden könnte.<br />
Danger, als die Hündin mit<br />
den älteren Rechten, betritt<br />
vor Gismo das Haus, sein<br />
Drängen um Streicheleinheiten<br />
und Aufmerksamkeit<br />
wird ignoriert, ebenso<br />
sein Betteln bei Tisch.<br />
Viele Interessenten kommen<br />
vor einer endgültigen<br />
Aufnahme eines Hundes<br />
mehrere Male ins Tierheim.<br />
Auf den Spaziergängen mit<br />
kontrolliertem Spiel kann<br />
sich eine Bindung zwischen<br />
dem menschlichen und tierischen Partner<br />
aufbauen. Im Frühjahr, weiß Bernd<br />
Schinzel aus Erfahrung, werden mehr<br />
Hunde adoptiert als in an<strong>der</strong>en Monaten.<br />
"Doch noch immer", sagt er bedauernd,<br />
"haben zu wenig Menschen<br />
den Mut, schwierigen Hunden wie Jerry<br />
o<strong>der</strong> Gismo eine Chance zu geben."<br />
Der nächste nicht ganz einfache Kandidat,<br />
<strong>der</strong> dem Tierheim am Herzen<br />
liegt, ist Deli; ein in Marokko gefundener<br />
Damatinermischling. Seine überfor<strong>der</strong>te<br />
Besitzerin schlug und trat nach<br />
dem Hund, als er auf <strong>der</strong> Straße einen<br />
Artgenossen angehen wollte. Völlig<br />
verstört wurde <strong>der</strong> Rüde ins Tierheim<br />
gebracht und baut nun langsam Kontakt<br />
zu einer sehr hundeerfahrenen<br />
Gassigängerin auf. "Sie wird sein Verhalten<br />
in richtige Bahnen lenken", sagt<br />
Bernd Schinzel zuversichtlich.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
13
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
14<br />
T IERE IN N OT<br />
Lieb<strong>ev</strong>olle Menschen gesucht!<br />
Robin<br />
Kraftpaket mit 1A-Erziehung<br />
Barry<br />
Unglücklich im Tierheim<br />
Haben Sie schon mal einen Hund gehabt, <strong>der</strong> wirklich auf jedes Wort hört? So<br />
einer bin ich: Zwischen 7 und 8 Jahre alt, muskulös, durchtrainiert und topfit. Für<br />
mich gibt es nichts Schöneres, als mit einem aktiven Menschen durch Feld und<br />
Flur zu streifen - und das bitte<br />
ausgedehnt! Wenn ich jemanden<br />
so richtig gerne habe, weiche<br />
ich nicht von seiner Seite<br />
und würde sogar so weit gehen,<br />
ihm auf den Schoß zu klettern.<br />
Das will natürlich keiner bei<br />
meiner Größe! Mein einziges<br />
"Handycap" sind an<strong>der</strong>e Hunde:<br />
Ich vertrage mich we<strong>der</strong> mit<br />
Hündinnen noch mit Rüden.<br />
Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,<br />
Tel: 07121/ 820 17 0<br />
Ich kann bis heute nicht<br />
verstehen, warum mich<br />
meine Menschen abgegeben<br />
haben; irgendwas<br />
habe ich da in den sechs<br />
Jahren unseres Zusammenlebens<br />
wohl<br />
nicht mitgekriegt!<br />
Jedenfalls sitze ich jetzt<br />
hier im Tierheim, bin<br />
traurig, und schaue dauernd<br />
aus meinem Zwinger,<br />
ob mich einer holt.<br />
Pony sucht neues Betätigungsfeld<br />
Sobald ich Menschen sehe, suche ich mir ein Spielzeug und trage es ihnen<br />
vor die Füße. Vielleicht verstehen sie das und nehmen mich endlich mit?<br />
Kontakt: Tierheim Hage, Tel: 04933 / 99 28 24<br />
Der Barry soll mal nicht so ein Theater machen: Ich bin auch<br />
wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Suche nach netten Menschen, nachdem ich<br />
Ende des letzten Jahres ausgesetzt wurde. Keine schöne Erfahrung;<br />
das wünsche ich niemandem. Zuerst habe ich gedacht,<br />
die kommen gleich wie<strong>der</strong>, bestimmt, doch dann wurden<br />
aus Minuten Stunden - lange Stunden, in denen ich<br />
ziemlich große Angst hatte und immer aufgeregter wurde. Im<br />
Tierheim finde ich es ganz nett, aber es geht nichts über eine<br />
Familie, die sich um einen kümmert, da hat mein Kumpel Barry<br />
schon Recht.<br />
Pepp<br />
Kontakt: Tierheim Hage, Tel: 04933 / 99 28 24<br />
Mit 8 Jahren ausgesetzt<br />
Micky Maus<br />
Lassen Sie sich bloß nicht von meinem unpassenden<br />
Namen täuschen! Ich bin ein deutsches Reitpony, 11<br />
Jahre, nie eingeritten worden und entsprechend<br />
unterbeschäftigt. Vor Jahren wurde ich aus einer sehr<br />
schlechten Haltung herausgeholt und lebe seitdem im<br />
Offenstall mit an<strong>der</strong>en Pferden und Ponys. "Micky ist<br />
nicht ausgelastet", sagen die Tier fleger auf dem Gnadenhof<br />
und sie haben schon Recht. Die Plätze auf dem<br />
Gnadenhof sind für kranke und alte <strong>Tiere</strong> reserviert -<br />
nicht für temperamentvolle, kraftstrotzende Ponys wie<br />
mich. Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,<br />
Tel: 07121/ 820 17 0
Romi<br />
Törpe<br />
Wurli<br />
Braucht souveränen Ersthund zur Orientierung<br />
"Ist die süß", sagen alle Besucher im Tierschutzzentrum und werfen<br />
sich vor mir fast auf die Knie, um mich zu kraulen. Ich genieße<br />
das sehr, obwohl ich bei<br />
Fremden erst einmal zurückhaltend<br />
bin. Das liegt an meinen<br />
Vorbesitzern, die mich vernachlässigt<br />
haben. Ich liebe Spaziergänge,<br />
mag Hunde und Katzen,<br />
fahre gern Auto und kann sogar<br />
alleine bleiben. Ohne Kin<strong>der</strong><br />
wäre mir ein neues Zuhause lieber,<br />
denn mit denen habe ich<br />
keine gute Erfahrung gemacht.<br />
Ich bin ca. 2,5 Jahre, habe einen<br />
kleinen Unterbiss und bekomme<br />
Diätfutter, weil ich Darmprobleme<br />
habe.<br />
Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,<br />
Tel: 07121/ 820 17 0<br />
Wartet auf lieb<strong>ev</strong>olles Zuhause<br />
Kaninchenliebhaber aufgepasst!<br />
Fre<strong>der</strong>ike<br />
T IERE IN N OT<br />
Ich könnte den ganzen Tag nur toben, rennen und spielen. Im Tierheim<br />
in Pecs konnte ich mich nur eingeschränkt bewegen - wegen<br />
meiner vielen Hundekollegen im Zwinger. Zu Anfang hatte ich vor<br />
allem Angst, was die Menschen gemacht haben; ich bin sofort in den<br />
hintersten Winkel gelaufen. Inzwischen ist das an<strong>der</strong>s; ich habe festgestellt,<br />
dass niemand mir etwas Böses will und gehe auf die Pfleger<br />
sogar schon zu, damit sie mich streicheln. Wun<strong>der</strong>schön, das hat<br />
in meinem sechsjährigen Dasein keiner mit mir gemacht. Wenn Sie<br />
eine souveräne Hündin bei sich haben, die mir alles zeigt, wie man<br />
sich als Hund in einer Familie verhalten muss, ziehe ich gerne bei<br />
Ihnen ein. Abgemacht?<br />
Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen, Tel: 07121/ 820 17 0<br />
Ist mir nicht ganz klar, warum ich nicht in den Gemeinschaftsraum<br />
mit den an<strong>der</strong>en Katzen darf - ich<br />
raufe doch wirklich nicht stääändig. Ich bin 8 Jahre<br />
alt und schon 12 Monate hier. Warum kommt<br />
denn bloß kein netter Mensch und nimmt mich mit<br />
nach Hause? Ich kuschele für mein Leben gern, bin<br />
anhänglich und ganz lieb. Ich möchte bloß keine<br />
an<strong>der</strong>en Katzen um mich herum haben - das muss<br />
doch einzurichten sein?!<br />
Kontakt: Katzenhaus Göttingen, Tel: 0551/2 28 32<br />
Martin<br />
Kleiner Schmusekater auf <strong>der</strong> Suche<br />
Unsere Familie zog um - und das ohne mich und meinen Kumpel<br />
Wurli. Na ja, da sind wir sicher nicht die ersten und letzten, denen<br />
das passiert ist. Trotzdem schade. Wurli hatte Glück und wurde<br />
von einer lieben Gassigeherin adoptiert. Ich bin 6 Jahre, ein<br />
Zwergkaninchen und leide unter einer Zahnfehlstellung, die regelmäßig<br />
kontrolliert werden muss. Daher suche ich Kaninchenfreunde,<br />
die erstens Erfahrung haben und zweitens eine dauerhafte<br />
Bindung zu mir aufbauen. Denn ich ziehe auch nicht gerne<br />
ständig um …<br />
Kontakt: Wau-Mau-Insel, Tel: 0561/86 15 680<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
15
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
16<br />
T IERE IN N OT<br />
Lieb<strong>ev</strong>olle Menschen gesucht!<br />
Temperamentvoller Hundesenior<br />
Merlin<br />
Tibor<br />
Wer mich spielen sieht, glaubt nicht,<br />
dass ich schon 13 Jahre alt bin. Mit<br />
einem Jahr hat mich eine nette Familie<br />
adoptiert, jetzt ist <strong>der</strong> Mann an<br />
Krebs erkrankt und seine Frau wollte<br />
mich nach 12 Jahren nicht mehr um<br />
sich haben und hat mich ins Tierheim<br />
gebracht. Hier sind sie sehr freundlich;<br />
sie spielen mit mir, ich darf in <strong>der</strong><br />
Futterküche bleiben, kann spazieren<br />
gehen, aber ein echtes Zuhause wie<br />
frührer ist das nicht. Ich bin völlig gesund,<br />
tobe für mein Leben gern und<br />
bin <strong>der</strong> anhänglichste und tollste<br />
Hund, den man sich vorstellen<br />
kann… Kontakt: Wau-Mau-Insel,<br />
Tel: 0561/86 15 680<br />
Ich soll sehr krank<br />
sein, sagen meine<br />
Pfleger. Eine Niereninsuffizienz<br />
ist wirklich<br />
nicht so leicht wegzu-<br />
Ich bin schon sehr froh darüber, dass ich sichergestellt<br />
wurde. Mein Besitzer, ein älterer Mann, konnte mit mir<br />
nicht mehr gehen, und so war die Wohnung im dritten<br />
Stock mein ständiger Lebensraum. Mein Problem ist,<br />
dass meine Hinterhand so schwach geworden ist, dass<br />
ich kaum laufen kann. Glücklicherweise holten die neuen<br />
Nachbarn das Veterinäramt, als sie von meinem<br />
Schicksal erfuhren. Mein Besitzer bekam eine Anzeige,<br />
und ich wurde ins Tierheim gebracht. Hier versuche ich<br />
mit dem Rollwagen, <strong>der</strong> Mona Lisa schon so gut getan<br />
hat (siehe S.31), meine verkümmerte Muskulatur wie<strong>der</strong><br />
aufzubauen. Mit dem Hüftgurt kann ich sogar schon ein<br />
paar Schritte laufen. Wenn Sie einen Garten haben,<br />
würde ich Sie gerne kennen lernen. Kontakt: Wau-Mau-<br />
Insel, Tel: 0561/86 15 680<br />
stecken, aber wenn ich ein ruhiges Zuhause ohne an<strong>der</strong>e Katzen hätte, würde ich<br />
mich bestimmt besser fühlen als zwischen meinen unternehmungslustigen Artgenossen.<br />
Vor denen muss ich mich immer verstecken, weil ich eigentlich nur noch<br />
meine Ruhe möchte. Ich bin 10 Jahre, ein Fundtier, bekomme ein spezielles Diätfutter,<br />
Medikamente und könnte mir gut vorstellen, noch einmal in die Katzenbox<br />
zu klettern, um zu lieben Menschen umzuziehen.<br />
Kontakt: Wau-Mau-Insel, Tel: 0561/86 15 680<br />
Dringend: Wer schenkt ihm einen schönen Lebensabend?<br />
Aaron<br />
FIV- und Leukose-positiv. Na und?<br />
Ich bin ein wun<strong>der</strong>schöner Perserkater, das höre ich<br />
ständig. Mein kleines Problem: Ich bin nicht ganz<br />
sauber und außerdem FIV- und Leukose-positiv. Ich<br />
habe aber trotzdem die ganz große Hoffnung, dass<br />
jemand mich aufnimmt, <strong>der</strong> ein Herz für FIV- und<br />
Leukose-Katzen hat und mich alleine als Einzelprinz<br />
verwöhnt. Ich bin 2 Jahre jung, ruhig, lebe gerne in<br />
<strong>der</strong> Wohnung und brauche nur intensive Pflege für<br />
mein Fell.<br />
Kontakt: Wau-Mau-Insel, Tel: 0561/86 15 680<br />
Muskelaufbau mit Rollwagen<br />
Tim
mt ÜBERREICHT IHRE PROTESTKARTEN<br />
TAUSENDE FORDERN IMPORTVERBOT VON HAUSTIERFELLEN<br />
Drei Monate lief die bundesweite<br />
Aktion des bmt für ein nationales<br />
Importverbot von Haustierfellen<br />
aus Asien. Am 21.<br />
Dezember 2006 überreichte Dr.<br />
Jörg Styrie, <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />
bmt, mehrere Tausend Protestkarten<br />
an Bernhard Kühnle, zuständiger<br />
Abteilungsleiter im<br />
<strong>Bund</strong>esministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV).<br />
Während <strong>der</strong> Protestaktion des bmt<br />
hatte die Europäische Kommission<br />
überraschend einen Verordnungsentwurf<br />
verabschiedet, <strong>der</strong> in ganz Europa<br />
die Herstellung und Vermarktung sowie<br />
die Ein- und Ausfuhr von Hunde- und<br />
Katzenfellen verbieten soll.<br />
"Wir hätten uns zwar gewünscht", sagte<br />
Dr. Jörg Styrie, "dass die deutsche Regierung<br />
eine Vorreiterrolle bei diesem<br />
wirklich gravierenden Tierschutzproblem<br />
einnimmt, aber wenn es nun zu<br />
einer gesamteuropäischern Lösung<br />
kommt, begrüßen wir diesen Schritt natürlich<br />
sehr."<br />
Der bmt-Vorsitzende machte mit Nach-<br />
Der landesweite Leinenzwang verstößt <strong>gegen</strong> das gesetzlich<br />
zugesicherte Grundrecht auf allgemeine Handlungsfreiheit,<br />
argumentiert <strong>der</strong> Hamburger Verein "Hunde-Lobby" und hat<br />
Verfassungsklage <strong>gegen</strong> das neue<br />
Hundegesetz <strong>der</strong> Hansestadt eingereicht.<br />
"Es ist nicht nur <strong>der</strong> Leinenzwang,<br />
<strong>der</strong> jeden Hundehalter belastet,<br />
son<strong>der</strong>n es sind auch die flankierenden<br />
Maßnahmen, die in ihrer<br />
Summe unangemessen erscheinen",<br />
so <strong>der</strong> Verein. Dazu zählen<br />
u.a. die Speicherung personenbezogener<br />
Daten und die Ermächtigung<br />
zum Erlass von Bußgeldbescheiden. <br />
druck noch einmal sein Anliegen<br />
deutlich: "Wir hoffen,<br />
dass die deutsche Regierung<br />
die sechs Monate ihrer<br />
EU-Ratspräsidentschaft<br />
gut nutzt und das europäische<br />
Importverbot asiatischer<br />
Haustierfelle voran<br />
treibt."<br />
Bernhard Kühnle bedankte<br />
sich für das Engagement<br />
<strong>der</strong> vielen Tausend Unterzeichner,<br />
gab jedoch im<br />
Hinblick auf eine rasche<br />
Umsetzung des Verordnungsentwurfs<br />
zu bedenken, dass nicht<br />
alle EU-Mitgliedsstaaten einem europäischen<br />
Importverbot positiv <strong>gegen</strong>über<br />
ständen. "Hier ist noch Überzeugungsarbeit<br />
notwendig", sagte er<br />
abschließend.<br />
Der Hintergrund: In asiatischen Län<strong>der</strong>n,<br />
wie z.B. China, Thailand, Korea<br />
und den Philippinen, werden nach<br />
Schätzungen ca. 2 Millionen Hunde<br />
und Katzen jährlich unter unvorstellbar<br />
grausamen Bedingungen für die Fellgewinnung<br />
gehalten und getötet. Oft<br />
werden die <strong>Tiere</strong> bei lebendigem Leib<br />
KLAGE GEGEN HUNDEGESETZ IN HAMBURG<br />
Ist Leinenzwang mit dem Grundgesetz vereinbar?<br />
Genereller Leinenzwang ist nicht artgerecht<br />
T IERSCHUTZPOLITIK<br />
Übergabe <strong>der</strong> Protestkarten im Ministerium<br />
kopfüber aufgehängt und gehäutet. Da<br />
für Felle keine Kennzeichnungspflicht<br />
besteht, werden sie beim Export mit<br />
Fantasienamen wie z.B. Gae-Wolf<br />
(Hund) o<strong>der</strong> Maopi (Katze) getarnt.<br />
Die Übergabe <strong>der</strong> Protestkarten beim<br />
chinesischen Botschafter ist bisher daran<br />
gescheitert, dass uns bezüglich unserer<br />
Anfrage eines Übergabetermins<br />
nicht geantwortet wurde. Dieses Verhalten<br />
spricht für sich und macht das<br />
Desinteresse des asiatischen Landes<br />
am Tierschutz deutlich.<br />
Die "Hunde-Lobby" will mit ihrer Klage eine Vorreiterrolle<br />
übernehmen. Denn wenn eine allgemeine Anleinpflicht mit<br />
den Grundrechten <strong>der</strong> Hundehalter nicht vereinbar sei, müssten<br />
an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> von einem Gesetz<br />
wie in Hamburg Abstand nehmen.<br />
Der bmt lehnt das Hamburger Hundegesetz<br />
entschieden ab und unterstützt<br />
ausdrücklich die For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> "Hunde-Lobby", denn wenn das<br />
Gesetz in seiner jetzigen Form Bestand<br />
haben sollte, wäre dies das<br />
Ende einer tierschutzkonformen<br />
und verhaltensgerechten Hundehaltung<br />
in <strong>der</strong> Hanseatenstadt.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
17
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
18<br />
T IERSCHUTZPOLITIK<br />
Zum Hintergrund:<br />
Mehr als 360 Millionen <strong>Tiere</strong> werden<br />
jedes Jahr unter grausamsten Bedingungen<br />
quer durch Europa und über<br />
die Grenzen <strong>der</strong> EU transportiert. Eng<br />
zusammengepfercht sind die Rin<strong>der</strong>,<br />
Kälber, Pferde, Schafe o<strong>der</strong> Schweine<br />
tage-, manchmal wochenlang auf<br />
überfüllten LKWs unterwegs. Geplagt<br />
von Hitze und Durst überleben zahlreiche<br />
<strong>Tiere</strong> den Transport nicht. Schlimmste<br />
Misshandlungen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> durch<br />
Tritte, Stockschläge und Elektroschock<br />
sind an <strong>der</strong> Tagesordnung. Selbst<br />
mehrseitige Regelwerke, wie die seit<br />
1998 EU-weit geltende Tierschutztransportverordnung,<br />
die den Schutz <strong>der</strong><br />
<strong>Tiere</strong> beim Transport bis ins Detail regelt,<br />
konnten bislang keinen "schonenden"<br />
Transport <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> gewährleisten.<br />
Was än<strong>der</strong>t sich durch die<br />
EU-Verordnung?<br />
Für Transportfahrzeuge gelten von nun<br />
an höhere Standards. Um eine effizientere<br />
Überwachung <strong>der</strong> Ruhe- und<br />
Fahrtzeiten zu gewährleisten, müssen<br />
Neufahrzeuge, mit denen <strong>Tiere</strong> acht<br />
o<strong>der</strong> mehr Stunden beför<strong>der</strong>t werden,<br />
ab sofort mit einem satellitengestützten<br />
Navigationssystem ausgestattet sein.<br />
Ältere Fahrzeuge müssen bis 2009 entsprechend<br />
nachgerüstet werden.<br />
Darüber hinaus stellt die Verordnung<br />
höhere Anfor<strong>der</strong>ungen an die Ausstattung<br />
<strong>der</strong> Transportfahrzeuge. Diese<br />
müssen über Techniken zur Klimaverbesserung<br />
im Transporter verfügen, wie<br />
z. B. ein Temperaturüberwachungssystem,<br />
Datenschreiber und Warnsystem<br />
für den Fahrer. Belüftungssysteme müssen<br />
so konzipiert sein, dass zu jedem<br />
Zeitpunkt <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung die Temperaturen<br />
innerhalb des La<strong>der</strong>aums null<br />
Grad Celsius nicht unter- und 35 Grad<br />
Celsius nicht übersteigen.<br />
Ferner müssen die <strong>Tiere</strong> ständigen Zugang<br />
zu einer Tränk<strong>ev</strong>orrichtung haben.<br />
Fahrer und Betreuer von Tiertransporten<br />
müssen Schulungen absolvieren<br />
und benötigen ab 2008 einen<br />
Befähigungsnachweis für den Umgang<br />
mit <strong>Tiere</strong>n.<br />
Misshandlungen sind künftig<br />
"verboten"<br />
Im Umgang mit den <strong>Tiere</strong>n ist es künftig<br />
verboten, "<strong>Tiere</strong> zu schlagen o<strong>der</strong> zu<br />
treten; <strong>Tiere</strong> mit mechanischen Mitteln,<br />
die am Körper befestigt sind, hoch zu<br />
winden und Treibhilfen o<strong>der</strong> Geräte mit<br />
spitzen Enden zu verwenden." Allein die<br />
Notwendigkeit <strong>der</strong> Aufnahme dieser<br />
Verbote stellt ein Armutszeugnis für alle<br />
am Tiertransport Beteiligten dar und<br />
belegt einmal mehr, unter welchen tierschutzwidrigen<br />
Bedingungen diese<br />
Transporte durchgeführt werden und<br />
welchen zusätzlichen Quälereien die<br />
<strong>Tiere</strong> ausgesetzt sind.<br />
Die neuen Regelungen werden nicht zu<br />
Verbesserungen für die <strong>Tiere</strong> führen,<br />
Neue EU-Ver<br />
... UNTERLAUFEN<br />
KRITIK VOM bmt: FÜR<br />
DEN TIERSCHUTZ<br />
Am 5. Januar <strong>2007</strong> ist eine neue<br />
EU-Verordnung in Kraft getreten,<br />
die Schlachttieren auf ihren<br />
Transporten zu Lande und zu<br />
Wasser besseren Schutz gewährleisten<br />
soll.<br />
Leistet sie das wirklich?<br />
"Nein", sagt Dr. Jörg Styrie bedauernd.<br />
"Wir wissen, dass die<br />
langen Transportzeiten und die<br />
hohen Ladedichten die Hauptursachen für die schweren Missstände während <strong>der</strong> Transporte sind.<br />
Doch gerade diese Faktoren bleiben unverän<strong>der</strong>t bestehen!"<br />
weil bei den tierschutzrel<strong>ev</strong>anten Problemen<br />
<strong>der</strong> Transporte - <strong>der</strong> Begrenzung<br />
<strong>der</strong> Transportdauer und den Ladedichten<br />
- keine Einigung erzielt<br />
wurde.<br />
Bedauerlich: Keine Veschärfung<br />
bei den Transportzeiten<br />
Den großen Tierproduzenten innerhalb<br />
<strong>der</strong> EU, Frankreich, Griechenland und<br />
Spanien, gingen die Vorschläge <strong>der</strong><br />
Kommission zu weit. Der zuständige<br />
EU-Kommissar Markos Kyprianou kündigte<br />
an, er werde bis Ende 2009 neue<br />
Regelungen zu den zulässigen Fahrzeiten<br />
und zur erlaubten Ladedichte unterbreiten.<br />
Bis dahin gelten weiterhin die<br />
ERFOLG FÜR DEN TIER<br />
In Österreich nicht mehr möglich: Wildtiere im Z
ordnung zu Tiertransporten<br />
DIE TIERE WIRD SICH KAUM ETWAS ÄNDERN!<br />
SCHUTZ<br />
irkus<br />
alten Transportbestimmungen.<br />
Danach ist bei Rin<strong>der</strong>n, Schafen und<br />
Ziegen erst nach einer Transportdauer<br />
von 29 Stunden eine 24-stündige Ruhezeit<br />
vorgeschrieben, bei <strong>der</strong> die <strong>Tiere</strong><br />
entladen, gefüttert und getränkt werden<br />
müssen. Schweine und Pferde<br />
dürfen 24 Stunden transportiert werden,<br />
b<strong>ev</strong>or ihnen eine Ruhezeit von 24<br />
Stunden gewährt wird. Die genannten<br />
Transport- und Ruheintervalle können<br />
beliebig oft wie<strong>der</strong>holt werden.<br />
Die Europäische Kommission denkt<br />
über ein Verbot <strong>der</strong> Ferkelkastration<br />
nach. Die Kommission verständigte<br />
sich mit den Veterinärexperten <strong>der</strong> EU-<br />
Mitgliedslän<strong>der</strong> und den betroffenen<br />
Interessenverbänden darauf, die Beendigung<br />
<strong>der</strong> Ferkelkastration zu prüfen.<br />
Ohne Betäubung bereitet die Kastrierung<br />
den Ferkeln erhebliche Schmerzen,<br />
und selbst mit Betäubung erhöht<br />
die Entfernung <strong>der</strong> Hoden das Infektionsrisiko,<br />
verringert Wachstumsraten<br />
und verschlechtert die Futterverwer-<br />
Auch an den Besatzdichten än<strong>der</strong>t sich<br />
bei den Tiertransporten nichts. Ausgewachsenen<br />
Pferden wird wie bisher<br />
beim Transport auf <strong>der</strong> Straße eine Fläche<br />
von 1,75 Quadratmetern pro Tier<br />
zugestanden, ausgewachsenen Rin<strong>der</strong>n<br />
1,30 Quadratmeter.<br />
Der bmt for<strong>der</strong>t seit Jahren, dass die<br />
grausamen Langstreckentransporte<br />
von Schlachttieren abgeschafft und<br />
durch Frischfleischtransporte ersetzt<br />
werden. Es ist nicht zu rechtfertigen,<br />
EU ERWÄGT VERBOT DER FERKELKASTRATION<br />
Bisherige Praxis: Bis zum siebten Lebenstag ohne Betäubung<br />
In Österreich war zum 1. Januar 2005 ein europaweit einzigartiges<br />
Gesetz in Kraft getreten, das ein Verbot <strong>der</strong> Mitwirkung<br />
und Haltung von Wildtieren in Zirkusbetrieben vorsah.<br />
Da<strong>gegen</strong> hatte ein unbekannter Zirkusunternehmer<br />
Beschwerde bei <strong>der</strong> EU-Kommission eingereicht, die nun zurückgewiesen<br />
wurde.<br />
Der bmt begrüßt ausdrücklich die Entscheidung <strong>der</strong> EU-Kommission.<br />
Nachdem die Kommission nun die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
geschaf- fen hat, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> bmt die<br />
<strong>Bund</strong>esregierung auf, endlich auch in Deutschland die Haltung<br />
von Wildtieren im Zirkus zu verbieten. Allein im Zeitraum<br />
von 2000 bis 2003 wurden bei Tierschutzkontrollen 1077 Beanstandungen<br />
festgestellt.<br />
Auf einer Anhörung im Agrarausschuss des Deutschen<br />
<strong>Bund</strong>estages im November 2006 erläuterte Dr. Jörg Styrie die<br />
tung, so die Schlussfolgerungen <strong>der</strong><br />
Fachleute. Daher sollen Alternativen<br />
unter dem Blickpunkt des Tierschutzes<br />
und <strong>der</strong> wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
untersucht werden.<br />
In einer wissenschaftlichen Stellungnahme<br />
aus dem Jahr 2004 hatte die<br />
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
(EBLS) vier Alternativen zur<br />
betäubungslosen Kastration aufgezeigt:<br />
Den Einsatz von Narkotika, das<br />
Spermasexing, die Immunokastration<br />
und das Aufspüren des Ebergeruchs im<br />
T IERSCHUTZPOLITIK<br />
dass lebende <strong>Tiere</strong> unnötig quer durch<br />
Europa gekarrt werden, nur wegen <strong>der</strong><br />
Profitgier <strong>der</strong> industriellen Fleischlobby.<br />
Von <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esregierung erwarten wir,<br />
dass sie ihren Sonntagsreden Taten folgen<br />
lässt und sich im Rahmen ihrer EU-<br />
Ratspräsidentschaft nachhaltig für eine<br />
Begrenzung <strong>der</strong> Transportzeiten auf<br />
maximal acht Stunden bei internationalen<br />
Transporten und vier Stunden auf<br />
nationaler Ebene bzw. bis zum nächsten<br />
Schlachthof einsetzt.<br />
Schlachthof. Derzeit dürfen Ferkel in<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union bis zu ihrem<br />
siebten Lebenstag ohne Betäubung kastriert<br />
werden - eine Maßnahme, die<br />
von allen Tierschutzorganisationen<br />
strikt abgelehnt wird.<br />
Wildtierverbot im Zirkus mit EU-Recht vereinbar<br />
Dringlichkeit eines Verbotes von Wildtieren auch in Deutschen<br />
Zirkussen. "Wildtiere", erläutert Dr. Jörg Styrie, "sind<br />
nicht domestizierbar und haben eine geringe Anpassungsfähigkeit.<br />
Ihr Leiden im Zirkus manifestiert sich in Verhaltensstörungen,<br />
Erkrankungen und Todesfällen." Selbst die<br />
bundesweit geltenden Leitlinien für die Haltung, Nutzung<br />
und Ausbildung von <strong>Tiere</strong>n in Zirkusbetrieben o<strong>der</strong> ähnlichen<br />
Einrichtungen werden von vielen Zirkusbetrieben, nicht zuletzt<br />
aufgrund ihrer schlechten finanziellen Lage, nicht eingehalten.<br />
Abhilfe kann nur ein Verbot <strong>der</strong> Haltung von Wildtieren in Zirkus<br />
bringen. Die Entscheidung <strong>der</strong> EU-Kommission zur Einstellung<br />
des Verfahrens <strong>gegen</strong> Österreich sollte alle EU-Staaten<br />
ermuntern, gleichfalls die Haltung von Wildtieren in<br />
Zirkussen zu verbieten.<br />
Texte: Mike Ruckelshaus, Fotos: Deutsches Tierschutzbüro<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
19
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
20<br />
R UMÄNIEN<br />
"Es war einer <strong>der</strong> dunkelsten Tage meines<br />
Lebens", sagt Petra Zipp rückblickend<br />
über die Geschehnisse in <strong>der</strong> Tötungsstation<br />
von Brasov im vergangenen<br />
November (Titelgeschichte RdT<br />
4/06).<br />
Doch hat dieser - emotional belastende<br />
- Besuch bei den Politikern <strong>der</strong><br />
zweitgrößten Stadt Rumäniens mehr<br />
bewirkt, als die Auslandstierschutzkoordinatorin<br />
des bmt damals ahnen<br />
konnte: Brasovs Bürgermeister hat Cristina<br />
Lapis (Vorsitzende <strong>der</strong> "Asociatia<br />
de protectie a animalelor") um ein Gespräch<br />
gebeten, in dem die Schließung<br />
<strong>der</strong> berüchtigten City Hall von Brasov<br />
diskutiert werden soll.<br />
"Dass die Stadt inzwischen an einer humanen<br />
Lösung interessiert ist, verdanken<br />
wir <strong>der</strong> engagierten Öffentlichkeitsarbeit<br />
von Cristina Lapis und Pierre<br />
Brice", sagt Petra Zipp. "Seine Anteil-<br />
Von Hella und Pierre Brice<br />
adoptiert: Kleiner Winnetou<br />
nahme am Schicksal <strong>der</strong> Hunde im<br />
Tierheim Brasov und die Adoption des<br />
verwaisten Hundes im November 2006<br />
hat die Menschen aufgerüttelt."<br />
Hinzu kommt, dass Rumänien seit Anfang<br />
<strong>2007</strong> EU-Mitglied geworden ist<br />
und sich nun in die Pflicht genommen<br />
sieht, seine horrenden Tierschutzprobleme<br />
zu lösen. "Abgesehen von <strong>der</strong><br />
Grausamkeit, herrenlose Hunde einzu-<br />
bmt-Auslandstierschutz<br />
Rumänische Hunde in De<br />
BOTSCHAFTER FÜR EIN GLÜCKLICHES HUNDELEB<br />
2006: In <strong>der</strong> Tötungsstation Pierre Brice besucht mit dem<br />
Petra Zipp mit<br />
geretteter Hope<br />
fangen und nach<br />
14 Tagen zu töten,<br />
führt diese Praxis<br />
nicht dazu, die<br />
Zahl <strong>der</strong> Hunde<br />
dauerhaft zu senken",<br />
erklärt Petra<br />
Zipp. "Es gibt nur eine<br />
Lösung, die Vermehrung<br />
langfristig zu unterbinden -<br />
und die heißt Kastration!<br />
Hope und Lucky -<br />
sie sind die Hoffnungsträger<br />
für ihre Artgenossen<br />
"Meine tapfere Hope", sagt Tierheimleiterin<br />
Petra Zipp fast drei Monate später<br />
im Tierschutzzentrum Pfullingen und<br />
drückt die zierliche Hündin kurz an<br />
sich." Ohne die erfahrene Tierschützerin<br />
würde die ca. 4 Jahre alte Hope<br />
heute nicht mehr leben. Wie es Petra<br />
Zipp gelang, die Hündin unbemerkt<br />
aus ihrem Verschlag zu holen und im<br />
Auto zu verstecken, kann sie kaum beschreiben,<br />
ohne erneut von den schrecklichen<br />
Erlebnissen in <strong>der</strong> Tötungsstation<br />
heimgesucht zu werden.<br />
"Ich hörte, wie ein Hund verzweifelt an<br />
dem großen Tor,<br />
hinter dem die Zwinger liegen, kratzte",<br />
erinnert sie sich, "sah ihre Nase, die sie<br />
unter dem Tor durchzuschieben versuchte<br />
und da gab´s in mir nur den einen<br />
Impuls: Hilf ihr, rette sie!" Als wüsste<br />
die gerettete Hündin, dass keiner<br />
<strong>der</strong> City Hall-Mitarbeiter sie sehen durfte,<br />
duckte sie sich flach auf den Boden<br />
des Wagens und kam erst wie<strong>der</strong> zum<br />
Vorschein, nachdem die Autotüren von<br />
innen geschlossen waren. "Das ist Hope",<br />
sagte Petra Zipp zu dem begleitenden<br />
Tierarzt vom Tierheim Brasov<br />
Dr. Ciprian Cocianu und wischte sich<br />
die Tränen fort, "sie ist unsere Botschaf-
utschland<br />
EN<br />
bmt das Tierheim in Brasov<br />
"Bitte helfen Sie mir, dass immer<br />
weniger Hunde in Tötungsstationen<br />
sterben müssen.<br />
Sie sollen Zuflucht im<br />
Tierheim und eine<br />
reelle Lebenschance<br />
finden können."<br />
RdT: Wie haben Sie die Geschehnisse<br />
in <strong>der</strong> “City Hall” in<br />
Brasov verarbeitet?<br />
Petra Zipp: Gar nicht. Es ist wie ein<br />
Film, <strong>der</strong> in ständiger Wie<strong>der</strong>holung<br />
vor mir abläuft. Ich habe in meinen 30<br />
Jahren Tierschutzarbeit gelernt, Schockierendes<br />
zu verdrängen - aber die Bil<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> zum Töten verurteilten Hunde,<br />
<strong>der</strong> sterbenden Welpen, unsere Ohnmacht<br />
und Hilflosigkeit angesichts des<br />
Leids, verlassen mich selten.<br />
RdT: Können Sie Ihren Mitglie<strong>der</strong>n solche<br />
Berichte zumuten?<br />
Petra Zipp: Wir müssen, so leid es<br />
mir tut. Natürlich sind die Berichte belastend,<br />
aber ohne Öffentlichkeit kön-<br />
terin für ein Leben, in dem Tötungsstationen,<br />
diese Orte des Schreckens, eines<br />
Tages <strong>der</strong> Vergangenheit angehören<br />
werden."<br />
Die schwarz-braune Hündin wurde<br />
nach ihrer Befreiung im Tierheim Brasov<br />
medizinisch versorgt, geimpft und<br />
entwurmt und einige Wochen später<br />
mit 22 an<strong>der</strong>en rumänischen Vierbeinern<br />
ins Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
gebracht. Mit dabei war auch Lucky,<br />
<strong>der</strong> zweite Hund, <strong>der</strong> dank Dr. Ciprian<br />
Cocianus und Petra Zipps mutigem<br />
Eingreifen überlebt hat.<br />
Der kleine Hund wurde von einem panischen<br />
Schäferhund fast tot gebissen,<br />
als mehrere City Hall-Mitarbeiter in die<br />
Hundezwinger traten, um weitere geschwächte<br />
Welpen herauszuholen und<br />
einzuschläfern. Während <strong>der</strong> Tierarzt<br />
den Schäferhund mit Händen und Fü-<br />
nen wir nicht helfen! Wenn wir Tötungsstationen,<br />
die es im Übrigen nicht<br />
nur in Rumänien, son<strong>der</strong>n in vielen an<strong>der</strong>en<br />
ost- und südeuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />
gibt, abschaffen wollen, müssen<br />
wir die Menschen aufrütteln!<br />
RdT: Sie nehmen Hunde aus Rumänien<br />
und Ungarn in den bmt-Tierheimen auf.<br />
Nehmen sie deutschen Hunden nicht<br />
den Platz im Tierheim weg?<br />
Petra Zipp: Nein; diese Argumentation<br />
geht in die völlig falsche Richtung.<br />
Tierheimhunde aus dem Ausland (nicht<br />
massenhaft produzierte Rassehunde,<br />
siehe dazu Seite 30!) nehmen höchstens<br />
Züchtern die Absatzmärkte weg. Während<br />
Züchter massenhaft Welpen produzieren,<br />
werden gleichzeitig in ande-<br />
A USLANDSTIERSCHUTZ<br />
ßen abwehrte, griff Petra Zipp den Verletzten<br />
und zog ihn blitzschnell aus dem<br />
Zwinger. An diesem Tag konnte man<br />
nichts mehr für ihn tun, aber Dr. Cocianu<br />
gelang es am nächsten Tag, ihn ins<br />
Tierheim zu holen.<br />
"Er hat überhaupt keine Abwehr gezeigt",<br />
sagte Petra Zipp erschüttert. Für<br />
sie ein Zeichen, dass die meisten Vierbeiner<br />
in <strong>der</strong> City Hall bereits so<br />
schwach waren, dass sie kaum noch<br />
Wi<strong>der</strong>stand leisten konnten. Lucky indes<br />
hat die "alten Geschichten" längst<br />
hinter sich gelassen: Er hat Kater Gismo<br />
den gemütlichen Katzenkorb abspenstig<br />
gemacht und ist gerade dabei,<br />
seiner neuen Familie zu zeigen, wie gut<br />
ihre Entscheidung war, ihn kurz nach<br />
seiner Ankunft im Tierschutzzentrum zu<br />
adoptieren.<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
INTERVIEW MIT PETRA ZIPP<br />
"Wir müssen die Menschen aufrütteln,<br />
um den Hunden helfen zu können!"<br />
ren Ecken Europas Hunde in Dimensionen<br />
vernichtet, die wir hier "nur" aus<br />
dem Schlachthof kennen - welch ein<br />
Vergehen an den Lebewesen!<br />
Je<strong>der</strong> rumänische Hund, <strong>der</strong> von lieben<br />
Menschen aufgenommen wird, ist ein<br />
Hund mehr, <strong>der</strong> leben darf. Insofern ist<br />
je<strong>der</strong> vermittelte Hund gleichzeitig ein<br />
Botschafter für das Elend seines Heimatlandes.<br />
Und je<strong>der</strong> Besitzer eines rumänischen<br />
Hundes wie<strong>der</strong>um ein Verstärker<br />
unserer Tierschutzarbeit vor<br />
Ort. Ich glaube an die Kraft des Einzelnen,<br />
an die Kraft <strong>der</strong> Überzeugung,<br />
auch mit kleinen Mitteln etwas bewegen<br />
zu können. Je mehr Menschen<br />
Hunde aus dem Tierheim adoptieren,<br />
desto überflüssiger die Massenproduktion<br />
<strong>der</strong> Züchter.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
21
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
22<br />
Boby - Sheltie-Spitz, 2,5 Jahre<br />
RdT: Warum gehen die Menschen zum<br />
Züchter? Denken Sie, dass sie in den<br />
Tierheimen keinen passenden Hund finden?<br />
Petra Zipp: Abgesehen von den Vorlieben<br />
für bestimmte Rassen ist das sicher<br />
auch ein entscheiden<strong>der</strong> Grund.<br />
Viele Hunde werden ins Tierheim abgeschoben,<br />
weil ihre Besitzer mit ihnen<br />
nicht zurecht kommen. Artwidriger Umgang,<br />
falsche Signale, fehlerhafte Verständigung<br />
- hier liegen die Ursachen<br />
für die häufigsten Probleme in <strong>der</strong> Hundehaltung.<br />
Aber nicht je<strong>der</strong> Interessent traut sich<br />
zu, einen Hund mit etwas problematischerer<br />
Vergangenheit bei sich aufzunehmen.<br />
Abgesehen davon haben wir<br />
oft Hunde im Tierheim, die sehr groß,<br />
Sonntag, 6. Mai, 11.00 bis 18.00 Uhr<br />
kräftig sind und beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an ihre Haltung stellen, wie<br />
zum Beispiel Herdenschutzhunde o<strong>der</strong><br />
Hütehunde. Wer einen kleinen, sanften<br />
und sozial verträglichen Vierbeiner<br />
adoptieren möchte, sucht manchmal<br />
im Tierheim vergeblich o<strong>der</strong> muss sehr<br />
lange warten.<br />
Die rumänischen und ungarischen<br />
Hunde tragen zu einer Vielschichtigkeit<br />
an Rassen, Charakteren und Typen in<br />
unseren Tierheimen bei, die im Umkehrschluss<br />
für unsere heimischen<br />
Hunde sehr positiv ist. Je mehr Interessenten<br />
kommen, desto größer auch die<br />
Chance selbst für schwerer Vermittelbare,<br />
dass eine Familie darunter ist, die<br />
gerade diesem beson<strong>der</strong>en Hund ein<br />
Zuhause schenken möchte.<br />
INFOTAG ZU RUMÄNIEN IM TIERSCHUTZZENTRUM<br />
Am Sonntag, den 6. Mai <strong>2007</strong>, veranstaltet das Tierschutzzentrum Pfullingen einen<br />
Infotag zum Thema "Tierschutz in Rumänien".<br />
Cristina Lapis (Vorsitzende <strong>der</strong> "Asociatia de protectie a animalelor") kommt mit<br />
Tierheim-Tierarzt Dr. Ciprian Cocianu aus Brasov in Rumänien und beantwortet<br />
gerne Ihre Fragen.<br />
Erfahrungsaustausch mit Besitzern rumänischer Hunde.<br />
Die Kin<strong>der</strong>tierschutzgruppe aus dem Tierschutzzentrum führt ein Theaterstück zum<br />
Thema "Auslandstierschutz in Rumänien" auf.<br />
Alle diese rumänischen Hunde warten auf<br />
Bella & Max - 1 und 1,5 Jahre<br />
RdT: Warum engagiert sich <strong>der</strong> bmt so<br />
stark im Auslandstierschutz?<br />
Petra Zipp: Sehen Sie, ich verstehe<br />
unsere Hilfe als moralische Verpflichtung.<br />
Die Europäische Union wird immer<br />
größer und dennoch gibt es Län<strong>der</strong>,<br />
in denen <strong>der</strong> Tierschutz ein<br />
Fremdwort ist. Unsere Unterstützung<br />
gilt den Menschen vor Ort, die oft so<br />
wenig zum Leben haben und doch bereit<br />
sind, alles für ihre <strong>Tiere</strong> zu geben.<br />
Wir helfen den Tierschützern vor Ort,<br />
ihre Arbeit zu tun - aber wir achten und<br />
respektieren dabei die landestypischen<br />
Verhältnisse. Das ist einer unser wichtigsten<br />
Grundsätze! Der bmt würde seine<br />
Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er<br />
den Tierschutz nicht im Einklang mit<br />
<strong>der</strong> B<strong>ev</strong>ölkerung, son<strong>der</strong>n <strong>gegen</strong> ihre<br />
Interessen durchsetzen würde.<br />
RdT: Konkret heißt das: Sie können<br />
Hunden keine Luxuszwinger bauen,<br />
während <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> rumänischen<br />
B<strong>ev</strong>ölkerung Not leidet…<br />
Petra Zipp: Genau so. Und wir können<br />
unsere Tierschutzprojekte so ausrichten,<br />
dass Menschen und <strong>Tiere</strong> profitieren.<br />
Nehmen Sie die Kastration von<br />
Hunden: Kaum ein Besitzer kann sich<br />
die medizinische Versorgung, geschweige<br />
denn eine Kastration, seines<br />
<strong>Tiere</strong>s leisten.<br />
Also machen wir Hundehaltern das Angebot,<br />
ihre <strong>Tiere</strong> im Tierheim Brasov<br />
kostenlos kastrieren zu lassen. Das ist<br />
sehr wichtig, weil selbst Hunde, die Besitzer<br />
haben, oft auf <strong>der</strong> Straße leben und<br />
sich ungehin<strong>der</strong>t vermehren können.<br />
Maggy - Briardmix Izzy & Cora, 5 und 2,5 Jahre Lucky - Aus Tötstation gerettet
Sie …<br />
RdT: Warum kastrieren Sie nicht die<br />
zahlreichen herrenlosen Hunde?<br />
Petra Zipp: Kastrationen von Straßenhunden<br />
haben sich in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
aus mehreren Gründen als<br />
problematisch erwiesen: Sobald bekannt<br />
wurde, dass in bestimmten Regionen<br />
herrenlose Hunde kastriert werden,<br />
wurden noch mehr Hunde dort<br />
ausgesetzt - was die Anwohner wie<strong>der</strong>um<br />
<strong>gegen</strong> die Hunde einnahm und<br />
die Gemeinden zu weiteren Radikallösungen<br />
verleitete.<br />
Der zweite Punkt: Das Tierheim Brasov<br />
hat nicht die Kapazitäten, um eine<br />
Nachsorge <strong>der</strong> kastrierten Hunde zu<br />
betreiben. Bei durchschnittlich 900<br />
Hunden im Tierheim gibt es de facto<br />
keinen freien Raum für die Nachversorgung<br />
zusätzlich kastrierter Hunde.<br />
Die Kastration von Besitzerhunden -<br />
verbunden mit <strong>der</strong> gezielten Aufklärung<br />
über den Nutzen <strong>der</strong> konsequenten<br />
Geburtenkontrolle - scheint uns <strong>der</strong><br />
sinnvollere Weg zu sein, langfristig die<br />
Zahl <strong>der</strong> Hunde zu senken.<br />
RdT: Lässt sich die B<strong>ev</strong>ölkerung für<br />
Tierschutzanliegen sensibilisieren? Sehen<br />
Sie Fortschritte?<br />
Petra Zipp: Ja, definitiv. Cristina Lapis<br />
leistet großartige Arbeit; sie ist die<br />
populäre Tierschützerin im Land, die<br />
von Prominenten wie Pierre Brice und<br />
Brigitte Bardot aus dem Ausland unterstützt<br />
wird. Außerdem hat Cristina<br />
durch die Tätigkeit ihres Mannes, er ist<br />
französischer Honorarkonsul, einen<br />
leichteren Zugang zu den Medien.<br />
Sie appelliert im Fernsehen an die<br />
Menschen, Hunde als Partner, als<br />
Freunde zu sehen, die Bezugspersonen<br />
brauchen. Nach dem Tierheimbesuch<br />
von Pierre Brice im November 2006,<br />
bei dem ja auch <strong>der</strong> bmt dabei war, kamen<br />
an den folgenden Tagen viel mehr<br />
Achi - Spanielmix, 4 Jahre<br />
Interessenten als üblich, um Hunde<br />
aufzunehmen. Nicht umsonst heißt ihr<br />
Tierheim: Shelter of hope (Tierheim <strong>der</strong><br />
Hoffnung).<br />
RdT: Stichwort Hoffnung: Glauben Sie,<br />
dass Pierre Brice´ Rundgang im Tierheim<br />
und seine Eröffnung des Bärenparks<br />
die Politiker aufrüttelt, den Schutz<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> endlich ernst zu nehmen?<br />
Petra Zipp: Ja, davon bin ich fest<br />
überzeugt! Sein öffentliches und emotionales<br />
Eintreten für die Straßenhunde<br />
und die geschundenen Bären hat die<br />
B<strong>ev</strong>ölkerung sehr bewegt - und vergessen<br />
Sie nicht, dass <strong>der</strong> Schauspieler<br />
Pierre Brice in Rumänien sehr verehrt,<br />
geradezu geliebt wird.<br />
Und nun hat gerade dieser geachtete<br />
Mann einem mutterlosen "Straßenhund-Welpen"<br />
das Leben gerettet und<br />
schenkt ihm seine Liebe. Die Aufnahme<br />
von Hunden aus dem Tierheim muss in<br />
Rumänien gesellschaftsfähig werden;<br />
da trägt die humane Geste von Pierre<br />
Brice bestimmt dazu bei.<br />
Im Übrigen können wir ja auch schon<br />
den ersten Erfolg nach dem Besuch in<br />
Brasov verbuchen: Die Stadt hat Cristina<br />
Lapis gebeten, an einer Lösung für<br />
die Straßenhunde mitzuarbeiten. Es<br />
wurde bereits in Aussicht gestellt, die<br />
gefürchtete City Hall zu schließen und<br />
dem Tierheim Brasov die Hunde zu<br />
überlassen.<br />
RdT: Wie haben Sie in Ungarn, ihrem<br />
zweiten Tierschutzprojekt in Osteuropa,<br />
den Straßenhunden geholfen?<br />
A USLANDSTIERSCHUTZ<br />
Petra Zipp: Die Situation in Ungarn<br />
ist eine an<strong>der</strong>e: Die Probleme sind zwar<br />
auch noch sehr groß und Tierheime wie<br />
Pecs brauchen weiterhin unsere volle<br />
Unterstützung, doch gibt es dort nicht<br />
diese große Anzahl von Hunden auf<br />
den Straßen, weil von je her Hundefänger<br />
die <strong>Tiere</strong> eingefangen haben.<br />
Dass es überhaupt zu <strong>der</strong> Straßenhund-Problematik<br />
in Rumänien kam,<br />
geht auf den Diktator Ceaucescou zurück,<br />
<strong>der</strong> die Landb<strong>ev</strong>ölkerung am<br />
Rand <strong>der</strong> Städte ansiedelte und ihnen<br />
die Tierhaltung verbot. Die Hunde wurden<br />
ausgesetzt und meistens von ihren<br />
Besitzern in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Wohnblocks<br />
Baba - Dackel-Spitzmix Lassie - Collimix, 5 Jahre<br />
weiter gefüttert. Sie vermehrten sich<br />
jahrelang unkontrolliert.<br />
RdT: Der bmt unterstützt seine Partnertierheime<br />
in Pecs und Brasov mit jeweils<br />
4.000 - 4.500 Euro monatlich für Futter<br />
und Medikamente. Sind diese Aufwendungen<br />
von Patenschaften gedeckt?<br />
Petra Zipp: Für Pecs ja, für Brasov<br />
noch nicht - einfach deswegen, weil wir<br />
in Ungarn schon länger aktiv und erfolgreich<br />
sind und im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />
einen breiten Unterstützerkreis gewonnen<br />
haben.<br />
Das wünsche ich mir im Namen <strong>der</strong><br />
leidgeprüften Hunde auch für Rumänien:<br />
300 Patenschaften (ab 15 Euro<br />
im Monat) sind nötig, um den Tierheimbetrieb<br />
in Brasov zu sichern. Über<br />
60 tierliebe Menschen haben schon Patenschaften<br />
abgeschlossen.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
23
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
24<br />
U NGARN<br />
Durch Zufall wurde vor über einem<br />
Jahr eine schlechte Hundehaltung in<br />
Ungarn aufgedeckt. Aus einer Wohnung<br />
wurden sieben völlig verängstigte<br />
Terriermischlinge beschlagnahmt.<br />
Die Recherchen ergaben, dass<br />
die <strong>Tiere</strong> kaum menschlichen Kontakt<br />
hatten und nur notdürftig versorgt<br />
wurden. Die Hunde, unterschiedlichen<br />
Geschlechts und Alters, kamen als<br />
Notfälle in unsere bmt-Tierheime.<br />
Elsa war die letzte aus <strong>der</strong> Gruppe, die<br />
noch ein schönes Zuhause suchte. Wie<br />
sich ihre früheren, verschreckten Gefährten,<br />
Lilly und Szaffi, bei ihren neuen<br />
Besitzern entwickelt haben, lesen<br />
Sie jetzt.<br />
Lilly hat neue Freunde<br />
gefunden<br />
Von Anke Schäfer<br />
Lilly hatte Angst. Angefasst werden,<br />
Gassi gehen, Begegnungen mit fremden<br />
Menschen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hunden,<br />
Geräusche o<strong>der</strong> schnelle Bewegungen<br />
- nahezu alles und jedes versetzte die<br />
siebenjährige, halbblinde Hündin in<br />
Panik.<br />
Ein Vierteljahr nach dem Auftritt bei<br />
"Herrchen gesucht" im Hessen Fernsehen<br />
- damals noch unter dem Namen<br />
"Kolmar" - und <strong>der</strong> daraufhin geglückten<br />
Vermittlung als Zweithund in ein<br />
neues Zuhause ist vom dem verschreckten<br />
Fellbündel allerdings nicht mehr<br />
viel übrig.<br />
bmt-Auslandstierschutz<br />
7 Hunde aus Wohnungs<br />
KURZ VOR REDAKTIONSSCHLUSS: HAPPY END<br />
An <strong>der</strong> Seite ihres neuen "Kollegen",<br />
dem altersweisen Terrierrüden Fritz (vor<br />
12 1/2 Jahren aus dem bmt-Tierheim<br />
Reichelsheim gekommen), erkundet<br />
Lilly eifrig ihre Welt, geht fröhlich spazieren,<br />
am liebsten auf dem Golfplatz,<br />
genießt jede Streicheleinheit ihrer "Dosenöffner"<br />
und fährt leidenschaftlich<br />
gern Auto.<br />
Das Erstaunlichste dabei war jedoch<br />
das Tempo, in dem diese Entwicklung<br />
vonstatten ging: Schon am ersten<br />
Abend unternahm Lilly erste zaghafte<br />
Schritte draußen, am zweiten Tag war<br />
sie stubenrein und am Ende <strong>der</strong> ersten<br />
Woche hatte sie gelernt, größere - auch<br />
unbekannte - Strecken zu meistern.<br />
Auch Rangordnungsprobleme mit dem<br />
Ersthund gab es nicht. Fritz fand seine<br />
neue Partnerin schon im Tierheim Pfullingen<br />
sehr sympathisch und Lilly liebt<br />
zurück, wie sich am häufigen Kuscheln<br />
und den geteilten Schlafplätzen zeigt.<br />
Innerhalb kürzester Zeit hat die ansonsten<br />
völlig unkomplizierte und rundum<br />
liebenswerte Hündin auch alle Herzen<br />
<strong>der</strong> Zwei- und Vierbeiner ihrer Umgebung<br />
erobert. Auf Straßenbekanntschaften<br />
mit Artgenossen legt sie zwar<br />
Auch Ersthund Fritz hat Lilly ins Herz geschlossen<br />
Szaffi wird von ihrem neuen Besitzer in Pfullingen abgeholt<br />
immer noch wenig Wert, aber <strong>der</strong> eine<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e freundliche Mensch darf<br />
jetzt schon mal ein bisschen kraulen.<br />
Vorsichtig wird Lilly wohl noch eine<br />
ganze Weile bleiben, aber die Zeiten<br />
von Angststarre und nackter Panik hat<br />
sie überwunden.<br />
Szaffis positive<br />
Entwicklung<br />
Von Juliane Debus<br />
Angefangen hat es am 11.6.2006. Wir<br />
suchten einen Hund und Petra Zipp<br />
hatte uns ins bmt-Tierheim nach Pfullingen<br />
eingeladen. Frau Zipp hat uns<br />
durchs Tierheim geführt und die Hunde<br />
gezeigt.<br />
Im letzten Zwinger waren ein kleiner<br />
wuscheliger Mischling namens Pipo<br />
und eine dreifarbige, mittelgroße Hündin<br />
mit dem Namen Szaffi. Während<br />
Pipo sich aufgeregt am Gitter bewegte,<br />
stand Szaffi etwas im Hintergrund und<br />
machte einen scheuen Eindruck.<br />
Wir haben mit Pipo eine Runde übers<br />
Gelände gedreht; es war absolut problemlos.<br />
Aber eigentlich hat uns die<br />
scheue Szaffi interessiert. Natürlich war
haltung befreit<br />
NUN AUCH FÜR ELSA<br />
Die ängstliche Hundegruppe kurz nach <strong>der</strong> Rettung im TH Pecs<br />
es schwierig: Sie musste überlistet und<br />
eingefangen werden, an eine Runde<br />
an <strong>der</strong> Leine war nicht zu denken.<br />
Wir haben sie dann mit ins Tierschutzzentrum<br />
genommen und dort zwei<br />
Stunden auf dem Schoß gehabt, um<br />
uns etwas aneinan<strong>der</strong> zu gewöhnen.<br />
Sie hat sich etwas entspannt und schien<br />
uns zu mögen. Am frühen Abend haben<br />
wir uns mit dem Versprechen verabschiedet,<br />
in den kommenden Tagen<br />
Bescheid zu geben, ob wir Szaffi nehmen<br />
o<strong>der</strong> nicht.<br />
Auf <strong>der</strong> Rückfahrt (wir wohnen 250 km<br />
nördlich von Pfullingen) fiel bereits die<br />
Entscheidung: Wir wollten Szaffi zu uns<br />
nehmen. Am kommenden Mittwoch<br />
fuhren wir wie<strong>der</strong> nach Pfullingen. Wir<br />
hatten geplant, bis Freitag zu bleiben<br />
und die Zeit zu nutzen, uns drei aneinan<strong>der</strong><br />
zu gewöhnen.<br />
Am ersten Tag: Knuddeln auf dem<br />
Schoß, am zweiten Tag: mittags schon<br />
die erste kleine Runde an <strong>der</strong> Leine.<br />
Szaffi ist mehr gekreiselt als gelaufen,<br />
sie hatte keinerlei Erfahrung mit Spaziergängen<br />
im Freien. Am Freitagmittag<br />
dann die Heimfahrt. Bedenken<br />
plagten uns: Wie wird sie sich im Haus<br />
verhalten? Wir hatten bereits Erfahrung<br />
mit einem ängstlichen Hund gemacht<br />
und dachten uns, dass es nicht<br />
einfach werden würde.<br />
Doch Szaffi hat in Ruhe alles inspiziert<br />
und schien zufrieden.<br />
Nach drei Stunden Schlaf dann<br />
<strong>der</strong> erste kleine Gang auf <strong>der</strong><br />
großen Wiese vor dem Haus.<br />
Am Abend hat sie bereits mit<br />
einem Ball gespielt. Von Scheu<br />
war nicht mehr viel zu sehen.<br />
Alle im Haus befindlichen Hundedecken<br />
und Körbe wurden in<br />
Besitz genommen. In den kommenden<br />
Tagen hat sich Szaffi immer<br />
mehr eingewöhnt.<br />
Die Gegend wurde auf immer größeren<br />
Spaziergängen erkundet, und sie<br />
lernte die tierischen und menschlichen<br />
Nachbarn kennen. Vier Wochen später<br />
sind wir mit Szaffi das erste Mal zum<br />
Campingurlaub gefahren. Es war kein<br />
Problem.<br />
Heute ist Szaffi aus unserem Leben natürlich<br />
nicht mehr wegzudenken. Sie<br />
hat inzwischen viel gelernt und läuft<br />
auch brav ohne Leine. Wir können sie<br />
überall mit hinnehmen und es gibt<br />
auch keine Probleme, wenn wir Besuch<br />
bekommen.<br />
Ist wirklich alles ohne Hin<strong>der</strong>nisse abgelaufen?<br />
Elsa musste noch lange warten!<br />
Elsa gehörte zu den beson<strong>der</strong>s ängstlichsten <strong>Tiere</strong>n <strong>der</strong> Gruppe. Während die<br />
an<strong>der</strong>en sechs Hunde bereits vorsichtigen Kontakt zu ihren Betreuern im Tierheim<br />
aufnahmen, blieb die 1998 geborene Hündin stets zurückhaltend. Im Tierschutzzentrum<br />
Pfullingen wurden die Hundegruppen daraufhin so zusammengesetzt,<br />
dass Elsa sich an einem sehr menschenbezogenen Rüden in ihrem<br />
Gehege orientieren konnte.<br />
Dass die Hündin heute offen auf Menschen reagiert, ist beson<strong>der</strong>s unserer Gassigängerin<br />
Michaela zu verdanken. Mit sehr viel Zuneigung, Geduld und Verständnis<br />
hat sie erreicht, dass Elsa Vertrauen gefasst hat und wie<strong>der</strong> richtig Freude<br />
am (Hunde)leben hat.<br />
Happy-End-Meldung vor Redaktionsschluss:<br />
Gerade hat auch Elsa ein wun<strong>der</strong>schönes Zuhause gefunden!<br />
Wenn Sie Hündin Dora (12 Jahre) mit einem ähnlichem traurigem<br />
Schicksal helfen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt auf unter Tel:<br />
07121/ 820 17 0.<br />
G LÜCKLICH VERMITTELT<br />
Natürlich nicht. Es gab schon eine paar<br />
Probleme, die sich jedoch meist schnell<br />
lösen ließen. Szaffi war zum Beispiel so<br />
begeistert von uns, dass sie nicht alleine<br />
bleiben konnte. Sie hat fürchterlich<br />
gebellt und angefangen, Sachen kaputt<br />
zu machen. Wir begannen mit ihr<br />
zu üben, ließen sie erst kurze, dann immer<br />
längere Zeitabschnitte alleine und<br />
siehe da, Szaffi lernte, dass wir früher<br />
o<strong>der</strong> später wie<strong>der</strong> zurückkommen<br />
würden.<br />
Die Hündin kannte vieles nicht: So wollte<br />
sie die erste Zeit nicht vor die Tür,<br />
wenn es dunkel war. Doch auch daran<br />
hat sie sich mit Geduld und gutem Zureden<br />
innerhalb einer Woche gewöhnt.<br />
Elsa mit Michaela<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
25
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
26<br />
T IERSCHUTZZENTRUM<br />
Babett, Robin und Olaf Schwittaua mit den Hunden mit Laila und Rita<br />
"Bitte sorgen Sie dafür", schrieb <strong>der</strong><br />
Schüler an den chinesischen Botschafter<br />
in Berlin, " dass <strong>Tiere</strong> in Ihrem Land<br />
nicht mehr gequält werden. <strong>Tiere</strong> fühlen<br />
Schmerz wie Du und ich." Der eindringliche<br />
Appell an den Botschafter<br />
blieb ungehört - allerdings nicht so<br />
beim bmt, <strong>der</strong> sich den Vorstoß des Elfjährigen<br />
zum Vorbild nahm und eine<br />
mehrmonatige, viel beachtete Kampagne<br />
für ein Importverbot von Haustierfellen<br />
nach Deutschland startete.<br />
Währenddessen liefen die Vorbereitungen<br />
im Tierschutzzentrum für die Tage<br />
<strong>der</strong> Offenen Tür auf Hochtouren. Für<br />
Robin hieß das: Proben und nochmals<br />
proben, denn die Jugendtierschutzgruppe<br />
sollte am Festwochenende mit<br />
Tierliebe - eine "Erb<br />
EINE FAMILIE FÜR ALLE FELLE<br />
verteilten Rollen aus dem Tierschutzmaterial<br />
für Kin<strong>der</strong> lesen und dazu singen.<br />
Eigentlich wollte Olaf Schwittaua seinen<br />
Sohn nur zu seinem großen Auftritt<br />
am Tag <strong>der</strong> offenen Tür begleiten und<br />
ein "ganz normaler Gast" sein. Doch<br />
als er hörte, dass im Tierschutzzentrum<br />
dringend ehrenamtliche Handwerker<br />
gesucht wurden, sagte er sofort seine<br />
Hilfe zu.<br />
Der 36 jährige machte sich am nächsten<br />
Morgen an die Arbeit; besserte Fugen<br />
aus, reparierte Türrahmen, brachte<br />
Liegebretter im Katzengehege an,<br />
schraubte Zwingertüren fest, übernahm<br />
die Bedachung <strong>der</strong> Hundegehege,<br />
organisierte das Material zu günstigsten<br />
Einkaufspreisen - und<br />
hatte eine Arbeit gerade abgeschlossen,<br />
da stand schon<br />
die nächste an. Der gelernte<br />
Schreiner gewöhnte sich an,<br />
mit einem Notizbuch die Runde<br />
zu machen, um alle noch<br />
anstehenden Arbeiten im<br />
Blick zu haben.<br />
Robin hat Rita sofort ins Herz geschlossen<br />
Erst <strong>der</strong> Sohn, dann <strong>der</strong> Vater,<br />
später die Mutter - im Tierschutzzentrum<br />
Pfullingen engagiert<br />
sich die gesamte Familie Schwittaua<br />
ehrenamtlich für die <strong>Tiere</strong>.<br />
An einem Nachmittag im Sommer<br />
2006 kam <strong>der</strong> 11 Jahre alte Robin<br />
ins Tierschutzzentrum. Stolz zeigte<br />
er eine Unterschriftensammlung,<br />
um die er seine Schulkameraden<br />
gebeten hatte.<br />
"Wenn ihr <strong>Tiere</strong>n helfen wollt,<br />
dann müsst ihr da unterschreiben",<br />
hatte <strong>der</strong> Fünftklässler gesagt<br />
und den Mädchen und Jungen<br />
kurz erzählt, was er über den<br />
fürchterlichen Umgang mit <strong>Tiere</strong>n<br />
im fernen China gelesen hatte.<br />
"Du bist verrückt, so viel zu arbeiten",<br />
sagen seine Arbeitskollegen, wenn<br />
Olaf Schwittaua nach <strong>der</strong> Tagschicht<br />
Richtung Tierschutzzentrum aufbricht<br />
und vor <strong>der</strong> Spätschicht schon geschraubt,<br />
gesägt, gefliest und gemeißelt<br />
hat. Aber Robins Vater sieht das<br />
an<strong>der</strong>s: "Ich will <strong>Tiere</strong>n helfen, und alles,<br />
was ich tun kann, damit es ihnen<br />
gut o<strong>der</strong> besser geht, tue ich", erklärt er<br />
sein ungewöhnlich hohes Engagement.<br />
Und so fiel es ihm auch nicht wirklich<br />
schwer, sein bis dato geliebtes Hobby<br />
Radfahren und den Bau von Liegerä<strong>der</strong>n<br />
aufzugeben. "Beides ging eben<br />
nicht", kommentiert er seinen Verzicht.<br />
Babett Schwittaua würde ihren Mann<br />
vermutlich kaum zu Gesicht bekommen,<br />
wenn sie nicht auch mit dem Tierschutzvirus<br />
infiziert wäre. Sie unterstützt<br />
die Tierschutzlehrerin Gabriele Rudolph<br />
künftig bei <strong>der</strong> Jugendarbeit. Die<br />
"Pfullinos" proben ein Theaterstück<br />
über die Situation <strong>der</strong> Straßenhunde in<br />
Rumänien, das zum nächsten Tag <strong>der</strong><br />
offenen Tür im Mai <strong>2007</strong> uraufgeführt<br />
werden soll.
krankheit"<br />
Babett ist immer für Rita da<br />
Die 35jährige war es auch, die Mann<br />
und Sohn überzeugte, die aufgrund ihrer<br />
Behin<strong>der</strong>ung schwer vermittelbare<br />
Rita aufzunehmen. Die 2-3 Jahre alte<br />
Hündin wurde gelähmt auf <strong>der</strong> Straße<br />
gefunden und musste unter intensivster<br />
Betreuung das Laufen wie<strong>der</strong> lernen.<br />
Noch heute bekommt Rita Physiotherapie,<br />
um die Muskulatur weiter aufzubauen<br />
und zu kräftigen.<br />
Mit Laila, <strong>der</strong> elf Jahre alten Münsterlän<strong>der</strong>mix-Hündin<br />
von Familie Schwittaua<br />
verträgt sich Rita großartig. Sie<br />
schläft eng an sie gekuschelt und orientiert<br />
sich vor allem Draußen an <strong>der</strong> Älteren.<br />
Für längere Spaziergänge wird<br />
die Hündin in ihren Rollwagen geschnallt,<br />
<strong>der</strong> ihr eine Fortbewegung ermöglicht,<br />
auch wenn die Hinterbeine<br />
nachgeben sollten. Doch immer öfter<br />
Dacharbeiten am Hundegehege<br />
verzichten Schwittauers auf die<br />
Laufhilfe, weil Rita ihre Beine<br />
dank des unermüdlichen Physiotherapie-Trainings<br />
stetig besser<br />
einsetzen kann.<br />
"Als ich Rita das erste Mal gesehen<br />
habe", erinnert sich die halbtags<br />
arbeitende Fachverkäuferin,<br />
"konnte sie nur hüpfen; die<br />
Hinterbeine brachen einfach unter<br />
ihr weg - jetzt kann sie laufen."<br />
Schwierigkeiten bereitet <strong>der</strong> Hündin<br />
noch das Halten von Urin und<br />
Kot, aber Robins Mutter ist zuversichtlich,<br />
dass sie auch dieses<br />
Problem noch in den Griff bekommen.<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
Olafs Idee: Neue Liegebretter im Katzen-Freigehege<br />
E HRENAMTLICHE<br />
Robin hilft seinem Vater<br />
Wollen Sie unser ehrenamtliches<br />
Team unterstützen?<br />
Für das Tierschutzzentrum und für alle an<strong>der</strong>en<br />
bmt-Tierheime ist die aktive Hilfe von Ehrenamtlichen<br />
sehr wichtig. "Wir hätten die Handwerksarbeiten,<br />
die Olaf Schwittauer für uns<br />
durchgeführt hat, nicht bezahlen können", sagt<br />
Tierheimleiterin Petra Zipp und weist damit auf<br />
die <strong>der</strong>zeit angespannte Finanzlage hin. Sie<br />
selbst hat vor 30 Jahren ehrenamtlich im Tierschutz<br />
angefangen und weiß, dass Tierschutzarbeit<br />
ohne die Mithilfe von Ehrenamtlichen<br />
kaum möglich wäre. Ehrenamtliche können<br />
u.a.<br />
� Handwerkstätigkeiten ausführen<br />
� regelmäßig mit den Hunden<br />
spazieren gehen<br />
� auf Tagen <strong>der</strong> Offenen Tür aktiv<br />
helfen<br />
� Nachkontrollen durchführen<br />
Wer Lust hat, sich im Tierschutzzentrum zu<br />
engagieren, meldet sich bitte unter<br />
Tel: 07121/ 820 17 - 0<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
27
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
28<br />
LV HESSEN<br />
Er kennt die hessische Tierschutzpolitikszene<br />
wie kaum<br />
ein an<strong>der</strong>er, blickt auf 24 Jahre<br />
organisierten Tierschutz zurück<br />
und hat sein Herz an die<br />
diskriminierten "Kampfhunde"<br />
verloren:<br />
Mike Ruckelshaus, <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter des<br />
bmt, leitet seit Januar <strong>2007</strong> offiziell<br />
den Landesverband Hessen/Saarland/Rheinland<br />
Pfalz.<br />
Sein Büro im Tierheim Elisabethenhof<br />
teilt er sich mit seinem<br />
vierbeinigen "Stellvertreter"<br />
Jake.<br />
"Der Kampf <strong>gegen</strong> Haustierdiebstahl<br />
und Versuchstierhandel haben mein<br />
Tierschutzengagement entscheidend<br />
geprägt", erinnert sich Mike Ruckelshaus,<br />
"schon früh musste ich erkennen,<br />
dass <strong>Tiere</strong> in unserer Gesellschaft ohne<br />
Schutz und Rechte jeglicher Form von<br />
Ausbeutung hilflos ausgeliefert sind.<br />
Das konnte ich nicht akzeptieren."<br />
Als roter Faden zieht sich <strong>der</strong> Tierschutz<br />
durch sein privates und berufliches Leben.<br />
Er klagt <strong>gegen</strong> die hessische Hund<strong>ev</strong>erordnung<br />
und kämpft um jeden<br />
vermeintlich gefährlichen Hund, <strong>der</strong><br />
aufgrund dieser populistischen Verordnung<br />
eingeschläfert werden soll. Der<br />
41jährige hat immer wie<strong>der</strong> selbst<br />
Hunde aufgenommen, die durch falsche<br />
Behandlung aggressiv und verhaltensgestört<br />
geworden sind. Mit sehr<br />
"Wir müssen im politischen Tier<br />
MIKE RUCKELSHAUS NEUER LEITER DER<br />
viel Einfühlungsvermögen gelingt es<br />
ihm, Hunde zu resozialisieren und zu<br />
großartigen Begleitern zu machen, die<br />
ihm nicht von <strong>der</strong> Seite weichen.<br />
Nach seinem Soziologie-Studium, das<br />
er mit Auszeichnung abschließt (Magisterarbeit:<br />
"Herr und Hund. Zur Geschichte<br />
und Gegenwart <strong>der</strong> Beziehung<br />
zwischen Mensch und Tier"), arbeitet<br />
Mike Ruckelshaus als parlamentarischer<br />
Referent für die tierschutzpolitische<br />
Sprecherin <strong>der</strong> Grünen im hessischen<br />
Landtag. Er gehört u.a. dem<br />
Tierschutzbeirat <strong>der</strong> Landesregierung<br />
an, zählte zu den Gründungsmitglie<strong>der</strong>n<br />
des "Bündnis hessischer Tierrechtsorganisationen",<br />
war viele Jahre 2.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bullterrier-Nothilfe e.V.<br />
und Sprecher <strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Tierschutz <strong>der</strong> hessischen<br />
Grünen.<br />
Seit 2006 unterstützt Mike Ruckelshaus<br />
den Vorstand des bmt in seiner tierschutzpolitischen<br />
Ausrichtung. Als die<br />
Vereinsspitze um Dr. Jörg Styrie und Petra<br />
Zipp ihn bittet, mit <strong>der</strong> Geschäftsstellenleitung<br />
eine neue verantwortungsvolle<br />
Position für den bmt zu<br />
übernehmen, sagt er sofort zu.<br />
"Der karitative Tierschutz reicht nicht<br />
aus", erklärt <strong>der</strong> überzeugte Vegetarier.<br />
Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Vorstand (hier mit Petra Zipp)<br />
Das Tierheim Elisabethenhof<br />
"Wenn wir die Lebensbedingungen von<br />
<strong>Tiere</strong>n grundlegend än<strong>der</strong>n wollen,<br />
müssen wir im politischen Tierschutz<br />
noch stärker werden, um die gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen für künftige<br />
Verbesserungen zu schaffen."<br />
Wenn Sie Fragen zu unserer<br />
Arbeit und Tierschutzbelangen<br />
in Hessen haben, wenden<br />
Sie sich bitte an Mike<br />
Ruckelshaus unter Tel:<br />
06035/ 96 11 11.<br />
Immer dabei:“Stellvertreter” Jake
schutz noch stärker werden"<br />
LANDESGESCHÄFTSSTELLE HESSEN<br />
AUCH HIER WARTEN TIERE AUF EIN NEUES ZUHAUSE<br />
Die aktuellen<br />
Notfälle im Elisabethenhof<br />
"Jacky, komm hierher!" Die wissen<br />
doch, dass ich taub bin, scheint <strong>der</strong> fast<br />
13 Jahre alte Jacky zu denken und<br />
dreht auf dem Rasen vor dem Tierheim<br />
aufgekratzt seine Runden. Überall Spuren<br />
von Hunden, das lässt selbst einen<br />
vierbeinigen Senior noch mal so richtig<br />
in Fahrt kommen.<br />
"Wir sind sehr froh", sagt Geschäftsstellenleiter<br />
Mike Ruckelshaus, "dass<br />
sich <strong>der</strong> liebenswerte Rüde trotz <strong>der</strong><br />
Trennung so wohl bei uns fühlt." Sein<br />
ganzes Leben hat Jacky bei seiner Besitzerin<br />
verbracht, dann kam sie ins<br />
Pflegeheim - und <strong>der</strong> Hund ins Tierheim.<br />
Er ist sehr verträglich und nimmt<br />
regen Anteil an seiner Umgebung. Aufgrund<br />
erhöhter Leberwerte bekommt<br />
Jacky ein Diätfutter. Der mittelgroße<br />
Rüde kann sogar alleine bleiben und<br />
bietet damit die optimalen Voraussetzungen,<br />
sich mit ihm anzufreunden.<br />
Wenn Sie ohnehin schon einen "Termin"<br />
mit Jacky haben, dann verpassen Sie<br />
nicht, einen Blick in den Stall zu werfen:<br />
In <strong>der</strong> ersten Box flitzen vier Kaninchen<br />
um die Wette: die drei schwarzweißen<br />
sind Geschwister; ihnen wurde<br />
zur Gesellschaft ein braunes Weibchen<br />
dazugesetzt, so dass die <strong>Tiere</strong> auch<br />
paarweise vermittelt werden<br />
können. Voraussetzung ist eine<br />
artgerechte Haltung mit viel<br />
Platz, denn Kaninchen sind<br />
unternehmungslustig und<br />
möchten keinesfalls in engen<br />
Käfigen dahin vegetieren.<br />
In <strong>der</strong> angrenzenden Box suchen<br />
Carmen und Mama<br />
Camilla nach den letzten Karottenstückchen.<br />
Das Minischwein<br />
Camilla wurde trächtig<br />
aus einer Privathaltung herausgeholt<br />
und bekam im Tierheim<br />
dann ihren Nachwuchs:<br />
Die inzwischen 2 Jahre alten<br />
Eber Erol und Eduard haben<br />
auf dem Nachbarhof vom<br />
Tierheim gelebt und sind nun<br />
wie<strong>der</strong> ins Tierheim umgezogen.<br />
Gerade haben die Tierpfleger<br />
den Neuankömmling<br />
Spike, ca. 7 Monate alt, mit<br />
Mutter und Tochter vergesellschaftet.<br />
Der kastrierte Eber lebte<br />
bis vor kurzem in einer Woh-<br />
Liebenswerter Jacky Carmen und Mama Camilla<br />
TH ELISABETHENHOF<br />
Langöhrchen zu vermitteln!<br />
nung; er war das Geburtstagsgeschenk<br />
für den Sohn <strong>der</strong> Familie.<br />
Schafbock Benno<br />
sucht ein Zuhause!<br />
Benno (2006 geboren) wurde im vergangenen<br />
Sommer vom Veterinäramt beschlagnahmt.<br />
Damals war seine Rückenpartie von<br />
Maden zerfressen. Der bmt übernahm den<br />
Schafbock. Durch die Pflege seiner Betreuungspersonen<br />
ist er sehr zutraulich und anhänglich<br />
geworden. Benno sucht ab 1. April<br />
einen neuen, schönen Platz in Gesellschaft<br />
von an<strong>der</strong>en Schafen.<br />
Weil Minischweine nicht in Wohnungen<br />
leben sollten, legen wir beson<strong>der</strong>en<br />
Wert auf eine sehr verantwortungsvolle<br />
Vermittlung. Der Elisabethenhof betreut<br />
inzwischen 10 <strong>Tiere</strong>; sie alle brauchen<br />
einen großzügigen Stall mit Auslauf.<br />
Wer Minischweine halten möchte,<br />
braucht eine Genehmigung vom Veterinäramt.<br />
Wenn Sie die Voraussetzungen<br />
erfüllen, werden wir Ihnen gerne<br />
den Kontakt herstellen.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
29
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
30<br />
TH WAU-MAU-INSEL<br />
Die Welpen kurz nach <strong>der</strong> Beschlagnahmung<br />
Am 13. März fällt einem Tankwart an <strong>der</strong> Raststätte Kassel an <strong>der</strong> A 7 ein Paar auf, das aus ihrem Auto mit<br />
rumänischem Kennzeichen Welpen verkaufen. Der Tankwart alarmiert sofort die Polizei. "Wir haben zahlreiche<br />
Hinweise", erklärt Petra Zipp (Auslandstierschutzkoordinatorin des bmt), "dass <strong>der</strong> illegale Hundehandel<br />
mit Welpen aus Osteuropa dramatisch zugenommen hat."<br />
Die Polizei nimmt die Kleinen mit auf<br />
die Wache und lässt sie dort vom Amtstierarzt<br />
untersuchen. Den Welpen fehlt<br />
nicht nur die vorgeschriebene Tollwutimpfung<br />
- sie sind vor allem noch viel<br />
zu jung für die nötigen Impfungen. Ein<br />
Welpe ist erst vier Wochen (!) alt, die<br />
an<strong>der</strong>en sollen am 22. Januar geboren<br />
sein.<br />
Das rumänische Paar hatte eine Liste<br />
<strong>der</strong> Käufer bei sich. Angeboten wurden<br />
die Hunde scheinbar über ein Internetportal.<br />
Zwei <strong>der</strong> neuen Besitzer nahmen<br />
ihre Hunde an <strong>der</strong> Raststätte in<br />
Empfang, b<strong>ev</strong>or die Polizei informiert<br />
war. Die an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong> wurden beschlagnahmt<br />
und ins Tierheim Wau-<br />
Mau-Insel gebracht. Dort müssen die<br />
Welpen, Mischlinge zwischen Retri<strong>ev</strong>er<br />
und rumänischem Hirtenhund (Ciobanesc<br />
Romanesc Miroitic), in <strong>der</strong> Quarantäne<br />
bleiben, bis sie drei Monate alt<br />
sind und <strong>gegen</strong> Tollwut geimpft werden<br />
können. Nach weiteren 21 Tagen dürften<br />
die <strong>Tiere</strong> dann vermittelt werden.<br />
Auf den Kosten für die medizinische<br />
Betreuung plus vorgeschriebene Impfungen<br />
bleibt das Tierheim sitzen. Es<br />
sei denn, die rumänischen "Züchter"<br />
nehmen ihre Hunde zurück und zahlen<br />
die entstandenen Kosten. Tierheimleiter<br />
Karsten Plücker veranschlagt die<br />
Quarantänekosten für die 11 Hundebabys<br />
auf ca. 4000 Euro.<br />
Nach Informationen des bmt agieren<br />
mittlerweile international tätige Hundehändlerringe,<br />
die in Ungarn und Rumänien<br />
Hundewelpen aufkaufen und<br />
sie illegal nach Deutschland einführen.<br />
Die meist erst wenige Wochen alten<br />
Kleinen werden in den Herkunftslän<strong>der</strong>n<br />
vom Muttertier getrennt. "Diese<br />
frühe Trennung", erklärt Tierheimleiter<br />
Karsten Plücker, "wirkt sich fast immer<br />
negativ auf das Sozialverhalten <strong>der</strong><br />
Hunde aus." Der Weg zum schlecht sozialisierten,<br />
verhaltensauffälligen "Problemhund"<br />
ist vorprogrammiert.<br />
Außerdem sind die meist mangelernährten<br />
<strong>Tiere</strong> später häufig krank o<strong>der</strong><br />
schwächeln ihr gesamtes Leben.<br />
Was können Sie tun? "Kaufen Sie niemals<br />
Welpen an Raststätten, aus Kofferräumen,<br />
Rucksäcken o<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />
Straße!", warnt Petra Zipp, "selbst wenn<br />
Sie Mitleid mit den armen Hunden haben.<br />
Holen Sie bitte sofort die Polizei -<br />
nur diese Maßnahme kann Hundehändler<br />
abschrecken, so dass sie mit<br />
ihrem illegalen Treiben in Deutschland<br />
nicht durchkommen.”<br />
11 gerettete Welpen jetzt<br />
in <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel<br />
in Quarantäne<br />
ILLEGALER<br />
HUNDEHANDEL<br />
AUFGEFLOGEN!<br />
Vier <strong>der</strong> 11 Welpen, die jetzt in Wau-Mau-Insel untergebracht sind
Mona im Rollwagen<br />
GELÄHMTE<br />
ROTTWEILERHÜNDIN<br />
KANN WIEDER LAUFEN!<br />
Für das Wau-Mau-Insel-Team ist die 14<br />
Jahre alte Mona Lisa ein Wun<strong>der</strong>. "Sie<br />
konnte ihre Hinterbeine überhaupt<br />
nicht mehr bewegen", sagt bmt-Mitarbeiterin<br />
Claudia Bioly. Als die Rottweilerhündin<br />
mit ihrem Hundefreund Alf<br />
nach einem Unglücksfall in <strong>der</strong> Familie<br />
ins Tierheim kommt, ist sie gelähmt.<br />
Reflexe sind nicht mehr feststellbar.<br />
Trotzdem versucht Tierheimleiter Karsten<br />
Plücker das schier Unmögliche,<br />
Mona Lisa wie<strong>der</strong> zum selbständigen<br />
Laufen zu verhelfen. "Ich habe selten<br />
ein Tier erlebt", beschreibt er den starken<br />
Charakter <strong>der</strong> Hündin, "das solch<br />
einen unbändigen Lebenswillen ausstrahlt."<br />
Sobald <strong>der</strong> in den USA bestellte, extra<br />
große Rollwagen in <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel<br />
eintrifft, trainieren Claudia Bioly und<br />
Kollegin Petra Herzog mit Mona Lisa.<br />
Die alte Hündin wird in den Rollwagen<br />
geschnallt, <strong>der</strong> eine Fortbewegung<br />
durch die Vor<strong>der</strong>beine ermöglicht. Die<br />
geschwächten Hinterbeine werden<br />
durch Rä<strong>der</strong> "ersetzt", bis die Beine - im<br />
positivsten Fall - wie<strong>der</strong> ihre Funktion<br />
erfüllen.<br />
Ergänzend bekommt Mona Lisa<br />
Physiotherapie, um ihre an <strong>der</strong> Hinterhand<br />
verkümmerte Muskulatur zu stärken<br />
und aufzubauen. Und es kommt<br />
<strong>der</strong> Tag, an dem die sanfte Rottihündin<br />
deutlich zu erkennen gibt, dass sie den<br />
Wagen nicht mehr braucht. Bei den ersten<br />
kurzen Ausflügen wird sie noch mit<br />
einem Hüftgurt gestützt, <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Betreuerin gehalten wird.<br />
Sie sind herzlich eingeladen!<br />
TH WAU-MAU-INSEL<br />
Heute läuft sie wie<strong>der</strong>!! Rechts: Freund Aaron (siehe S.16)<br />
Lebenswille stärker als Krankheit<br />
Mona kam gelähmt ins TH<br />
Seit wenigen Tagen verzichtet Mona Lisa<br />
auch darauf. Sie begleitet inzwischen<br />
den Tierheimleiter und seine Mitarbeiter<br />
auf <strong>der</strong> Abend-Gassirunde im<br />
Hun<strong>der</strong>udel.<br />
Die Rottweilerhündin ist sehr menschenbezogen,<br />
hat ein sanftes und lieb<strong>ev</strong>olles<br />
Wesen. Sie wird nur in ein<br />
Haus mit Garten vermittelt und darf natürlich<br />
nicht mehr überfor<strong>der</strong>t werden.<br />
Wer diesem großartigen Hund noch eine<br />
Chance geben möchte, wendet sich<br />
bitte an das Tierheim Wau-Mau-Insel.<br />
Tel: 0561/86 15 292<br />
Sonntag, 22. April, von 12.00 - 17.00 Uhr: Frühlingsbasar<br />
im Tierheim mit Flohmarkt, Infostand, Kaffee<br />
und Kuchen<br />
Sonntag, 6. Mai, ab 12.00 Uhr: Iris und Jörg Jauert laden<br />
zum jährlichen Ehemaligentreffen (Grillfest) in <strong>der</strong><br />
Freizeitanlage "Steinbruch" in Espenau-Hohenkirchen.<br />
Anmeldung bis zum 22. April unter Tel: 05673/2519.<br />
Für Grillgut und Getränke ist gesorgt, Kuchen und Salatspenden<br />
werden gerne ent<strong>gegen</strong> genommen.<br />
Frühlingsbasar in <strong>der</strong> “Wau-Mau-Insel”<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
31
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
32<br />
Warum das hübsche Kerlchen den wenig<br />
schmeichelhaften Namen Porki<br />
trägt, wird uns schon nach kurzer Zeit<br />
klar. Als niedlicher Welpe von irgendjemand<br />
irgendwo gekauft, beginnt die<br />
Odysee des Hundes für uns nachvollziehbar<br />
am Hamburger Hauptbahnhof.<br />
Das Mitleid eines Hundefreundes, <strong>der</strong><br />
auf seinen verspäteten Zug wartet, stellt<br />
die Weichen für das weitere Leben des<br />
hübschen Hundes. Während <strong>der</strong> unfreiwilligen<br />
Wartezeit fällt ihm ein Mann<br />
ins Auge, <strong>der</strong> mit seinem jungen Hund<br />
offensichtlich total überfor<strong>der</strong>t ist. Sehr<br />
schnell wird klar, dass <strong>der</strong> Hund hier in<br />
völlig ungeeigneten Händen ist. Von<br />
Mitleid angetrieben, spricht er das<br />
Herrchen des hübschen Dalmatiners<br />
an.<br />
Der wittert seine Chance, den ungeliebten<br />
Vierbeiner loszuwerden, verkauft<br />
ihn ohne große Nachfragen und<br />
Angaben über das Tier, für sage und<br />
schreibe 5 Euro. Drückt dem einigermaßen<br />
verdutzten neuen Herrchen die<br />
Leine in die Hand und verschwindet<br />
prompt auf Nimmerwie<strong>der</strong>sehen. Die<br />
erste Nacht mit dem neuen Hausge-<br />
nossen hält gleich einige unangenehme<br />
Überraschungen für den unfreiwilligen<br />
Hundebesitzer bereit. Der junge<br />
Dalmi erweist sich als das krasse<br />
Gegenteil eines stubenreinen Hausgenossen.<br />
Porki meldet in ausdauern<strong>der</strong>, ohrenbetäuben<strong>der</strong><br />
Lautstärke Protest an,<br />
wenn man ihn nur für Sekunden alleine<br />
lässt und geht mit dem vorhandenen<br />
Mobiliar nicht gerade zimperlich<br />
um. Dazu beeindruckt er mit einer<br />
außergewöhnlichen Dickfelligkeit <strong>gegen</strong>über<br />
allem, was man gemeinhin<br />
als Erziehungsversuch bezeichnet. Kurz<br />
gesagt - dieser Dalmi tut genau das<br />
Gegenteil von dem, was Mensch von<br />
ihm erwartet. Sehr schnell schlägt die<br />
Begeisterung für den “günstigen” Kauf<br />
in Verzweiflung über. Porki heißt aus<br />
dem Englischen übersetzt nicht nur<br />
Schweinchen, dieser gefleckte Vierbeiner<br />
benimmt sich auch so.<br />
Nach kürzester Zeit steht fest - dieser<br />
Hund muss schnellstmöglich weg. Wobei<br />
wir wie<strong>der</strong> auf besagte Anfrage zurückkommen.<br />
Lange Rede kurzer Sinn:<br />
Porki kommt zu uns ins Franziskus Tier-<br />
Das Franziskus-Tierheim in Hamburg<br />
BEETHOVEN - UNSER GENIE<br />
Spürnase<br />
macht Hamburg<br />
unsicher<br />
Der Dalmatiner ist eine beliebte Hun<strong>der</strong>asse<br />
mit einem ausgezeichneten Image. Ein hübscher,<br />
freundlicher Familien- hund, <strong>der</strong> Liebling<br />
aller Kin<strong>der</strong>, die am liebsten 101 <strong>der</strong> gefleck-ten<br />
Vierbeiner zu Hause hätten. So<br />
haben wir nicht die geringsten Zweifel, dass<br />
ein Jungspund dieser begehrten Rasse schnellstens ein neues Zuhause findet. Als wir im Franziskus<br />
Tierheim die Anfrage erhalten, einen Dalmi aufzunehmen, wissen wir noch nicht, auf was wir uns da<br />
einlassen ...<br />
heim. Und stellt eine <strong>der</strong> rassetypischen<br />
Charaktereigenschaften unzweifelhaft<br />
unter Beweis: seine Dickköpfigkeit. Eines<br />
ist von <strong>der</strong> ersten Sekunde an klar:<br />
Dieser Dalmatiner ist nicht bereit, auch<br />
nur eine Minute ohne menschlichen<br />
Beistand verbringen zu wollen. Ein Problem,<br />
mit dem man im Tierheimalltag<br />
täglich konfrontiert ist. In aller Regel<br />
brauchen die Vierbeiner einige Tage,<br />
bis sie einsehen, dass ununterbrochene<br />
Lautäußerungen nicht zum gewünschten<br />
Erfolg führen.<br />
Es fehlt schlicht die Zeit, sich rund um<br />
die Uhr um einen einzelnen Schützling<br />
zu kümmern. Im Regelfalle sehen das<br />
die Vierbeiner spätestens nach drei bis<br />
vier Tagen ein. Nicht so Porki, auch<br />
nach knapp drei Wochen fast ununterbrochenem<br />
Gebells beharrt er auf seinen<br />
For<strong>der</strong>ungen. In dieser Zeit laufen<br />
einige Information zu seinem Vorleben
ein - er muss definitiv durch mindestens<br />
fünf Hände gegangen sein. Zuletzt hat<br />
man versucht, ihn in einer Tierarztpraxis<br />
an den Mann bzw. ein neues Herrchen<br />
zu bringen.<br />
Ohne dauerhaften Erfolg, was uns<br />
nicht wirklich verwun<strong>der</strong>t. Zudem<br />
macht unsere Hundepflegerin Christina<br />
Scholz nach kurzem Aufenthalt <strong>der</strong><br />
Heulboje eine wichtige Entdeckung -<br />
<strong>der</strong> junge Dalmatiner ist taub. Ob er<br />
deswegen diese ungeahnte Protestlautstärke<br />
erreicht, schließlich kann er sich<br />
selbst nicht hören, wage ich zu bezweifeln,<br />
zweifellos verfügt er aber über ein<br />
ausgesprochen kräftiges Organ. Der<br />
Versuch, ihn erstmals in ein normales<br />
Leben in einer Familie<br />
zu integrieren,<br />
schlägt fehl.<br />
Auch die Pflegestelle<br />
<strong>der</strong> "Dalmatiner Nothilfe"<br />
in Köln scheitert an Porki;<br />
er macht seinem Namen lei<strong>der</strong><br />
auch hier alle Ehre. Mit<br />
viel Geduld<br />
stellt er<br />
zwar<br />
seine<br />
Heultiraden<br />
ein, wird in relativ kurzer Zeit sogar stubenrein,<br />
doch seine Eifersucht auf die<br />
vorhandenen Katzen nebst Herrchen<br />
und freundlicher Dalmatinerhündin<br />
zwingt die Pflegestelle, ihn zurückzuschicken.<br />
Auf alle Fälle wird auch hier<br />
klar, dass dieser Hund im Laufe seines<br />
Lebens klare Strategien entwickelt hat,<br />
um möglichst alles zu seinem Vorteil zu<br />
entscheiden. Das ist unter diesen Umständen<br />
auch normal. In den heimischen<br />
Schoß des Franziskus Tierheims<br />
zurückgekehrt, wartet <strong>der</strong> Dalmatiner<br />
jetzt seit Ewigkeiten auf Menschen, die<br />
mit ihm umgehen können und die sich<br />
nicht auf seine (albernen) Spielchen<br />
einlassen.<br />
Nachdem unser Sorgenkind Carlo ein<br />
neues, tolles Zuhause gefunden hat, ist<br />
<strong>der</strong> Dalmi als Patentier von unserer engagierten<br />
Familie Weischer übernom-<br />
F RANZISKUS TH<br />
Gehörloser, kluger Beethoven<br />
Trotz seiner Taubheit zeigt sich Beethoven<br />
als außerordentlich motivierter<br />
Schüler und lernt schnell.<br />
Sein bisheriges Alphabet <strong>der</strong> Handzeichen<br />
klappt, jede Aktion sitzt, und er ist<br />
(meistens)konzentriert bei <strong>der</strong> Sache -<br />
solange Leckerchen in ausreichen<strong>der</strong><br />
Anzahl abfallen. Beim so genannten<br />
Mantrailing hat er jetzt erneut seine erstaunlichen<br />
Begabungen unter Beweis<br />
gestellt: Anhand einer Geruchsprobe<br />
soll <strong>der</strong> Hund einen bestimmten Menschen<br />
ausfindig machen. Die Strecke,<br />
die er verfolgt, um den Zweibeiner zu<br />
orten, wird beliebig, je nach Trainingsgrad<br />
erweitert.<br />
men worden. Er hat gewaltige<br />
Fortschritte gemacht und sich so auch<br />
endlich einen neuen Namen verdient.<br />
Angesichts seiner Taubheit tauft ihn unsere<br />
Landesverbandsmitarbeiterin Renate<br />
Querfurth krea tiv auf den Namen<br />
Beethoven um. Und einen Spitznamen<br />
hat er auch weg: In Kennerkreisen<br />
nennt man ihn den "gefleckten Freund".<br />
Mittlerweile wird seine Vermittlung<br />
langsam überfällig, es dauert schon<br />
viel zu lange für den intelligenten Kerl.<br />
Langsam aber sicher steigt ihm das<br />
"Hundeleben" im Zwinger, ungeachtet<br />
beachtlicher Fortschritte, in seinen hübschen<br />
Kopf. Der junge Wilde ist schlicht<br />
unterfor<strong>der</strong>t, langweilt sich, denkt sich<br />
ständig neue Flausen aus; ich kann es<br />
ihm in seinen Augenwinkeln ansehen.<br />
Es ist traurig! Dabei ist er ein prächtiger<br />
Kerl, dickköpfig, verfressen, mit einem<br />
starken Willen und ausgeprägten<br />
Schon beim ersten Versuch unserer<br />
Hundetrainerinnen des Tierheims zeigt<br />
er sich enorm motiviert, begreift wie<strong>der</strong><br />
sehr schnell, worum es geht und ist dabei<br />
kaum zu bremsen. Zumal <strong>der</strong><br />
Mensch, den es zu finden gilt, Fleischwurst<br />
mit sich führt, die als Belohnung<br />
auf den ehrlichen, gefleckten<br />
Fin<strong>der</strong> wartet. Er<br />
erweist sich als ein<br />
wahrer Sherlock<br />
Holmes und spürt<br />
den Menschen mit<br />
<strong>der</strong> Fleischwurst<br />
innerhalb kürzester<br />
Zeit über eine größere<br />
Strecke auf.<br />
Charakter gesegnet,<br />
aber eigentlich ein<br />
Hund wie je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e.<br />
Für ein Stück Fleischwurst<br />
in Herrchens<br />
Hand geht er<br />
locker einmal durch<br />
die Hölle und zurück.<br />
Dort regnet es bekanntlich<br />
nicht, was ihm sehr ent<strong>gegen</strong><br />
kommt. Denn unfreundliche Witterung<br />
ist nicht seine Sache, da stellt er erst<br />
mal jeden Zweibeiner auf die Bockigkeits-Probe.<br />
Doch im Duett mit seiner<br />
Trainerin Sabine läuft er auf dem Agility<br />
Parcours zu ungeahnter Größe auf,<br />
zeigt sich begabt, lernwillig und hat<br />
Spaß daran, dass er eine Aufgabe bewältigen<br />
darf.<br />
Man stelle sich vor, Luciano Pavarotti,<br />
seines Zeichens schwergewichtiger Opernstar,<br />
hätte eine Fleischwurst unter<br />
dem Arm und Beethoven sollte ihn suchen.<br />
Ich schwöre Euch, er würde ihn<br />
sogar jenseits des Weißwurst - Äquators<br />
im düstersten Bayernlande finden…Doch<br />
seine Ansprüche sind ja<br />
gar nicht so hoch, Beethoven findet<br />
auch Sie, egal wo, wenn Sie sich auf ihn<br />
einlassen. Garantiert, Sie müssen ihm<br />
nur eine Chance geben…<br />
Text: Frank Weber, Fotos Debra Bardowicks<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
33
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong><br />
34<br />
HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)<br />
VORSTAND<br />
B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />
MIT 11 GESCHÄFTSSTELLEN , 7 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />
1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />
Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -12, Fax (07121) 820 17 -18<br />
<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />
Hans Hoffsümmer, Gierather Str. 51<br />
51469 Bergisch Gladbach<br />
Tel. (02202) 59517, Fax (01805) 62 45 62-11415<br />
<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />
Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />
Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />
LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />
Leiterin (TH): Petra Zipp<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />
Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />
Hundeauffangstation Ikervar/Ungarn<br />
Petöfi u. 23, H-9756 Ikervar<br />
LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />
Leiterin: Ewa Gara<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />
LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />
Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />
LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />
Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />
„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />
Leiter (TH): Frank Weber<br />
Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />
Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />
LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />
(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />
Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />
“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />
Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />
2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />
Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />
Leiter (TH): Karsten Plücker<br />
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />
Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />
Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />
Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />
Rumänien und Ungarn<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />
LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />
(www.tierheim-arche-noah.de)<br />
Leiterin (Gst): Gaby Redeker; Tel. (0421) 834 223<br />
Leiterin (TH): Verena Krüpe,<br />
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />
Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />
2. Geschäftsstelle Vollenborn (Thüringen)<br />
Leiterin: Hannelore Thied, Hauptstraße 7a, 37355 Vollenborn<br />
Tel. (036076) 40 555, Fax (036076) 40 556<br />
„Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />
Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />
Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />
Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />
3. Geschäftsstelle Norden<br />
Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />
Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />
Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />
Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />
Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />
LV NRW<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />
(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />
Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />
Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />
Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />
2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />
Leiterin: Dagmar Weist<br />
Drosselweg 15, 47661 Issum<br />
Tel. (02835) 44 44 697, Fax (02835) 44 44 699<br />
Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />
Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />
WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />
Mike Ruckelshaus<br />
(mike.ruckelshaus@web.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />
Claudia Lotz (Redakteurin)<br />
(lotzcl@nexgo.de)<br />
Hugo-Vogel-Str. 5b, 14109 Berlin,<br />
Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />
Stephan Everling (Tierschutzlehrer)<br />
Benfleetstr. 27, 50858 Köln<br />
Tel. und Fax (02234) 73 73 7<br />
www.bmt-tierschutz.de
Unterstützen Sie den bmt<br />
mit einem För<strong>der</strong>beitrag!<br />
Vielen Tierfreunden liegt nicht nur das Wohlergehen und<br />
die Verhütung von Tierquälerei und Tierausbeutung am<br />
Herzen, son<strong>der</strong>n häufig besteht auch <strong>der</strong> Wunsch, in<br />
irgendeiner Weise selbst aktiv zu werden.<br />
Dies setzt aber häufig die Mitgliedschaft in einem Tierschutzverein<br />
voraus, was viele Tierfreunde aus grundsätzlichen<br />
Erwägungen vermeiden wollen.<br />
Für diese Tierschützer bietet <strong>der</strong> bmt ab sofort die Möglichkeit,<br />
als För<strong>der</strong>er des Vereins mit einem För<strong>der</strong>beitrag<br />
selbst aktiv den<br />
<strong>Tiere</strong>n zu helfen.<br />
För<strong>der</strong>er erhalten<br />
wie die Mitglie<strong>der</strong><br />
die Zeitschrift<br />
"Das Recht <strong>der</strong><br />
<strong>Tiere</strong>".<br />
Diese finanzielle<br />
Unterstützung ist<br />
steuerlich absetzbar.<br />
Z U GUTER L ETZT<br />
FERDINAND IM GLÜCK<br />
Mitte Januar wird ein Terriermischling an einer<br />
Autobahnraststätte im Gebüsch gefunden. Sein<br />
Knie ist gebrochen. Banges Hoffen im Tierheim -<br />
wird <strong>der</strong> junge Hund je wie<strong>der</strong> laufen können?<br />
Doch dann <strong>der</strong> erlösende Anruf aus <strong>der</strong> Tierklinik:<br />
“Operation geglückt!”<br />
Damit <strong>der</strong> kleine Patient rund um die Uhr betreut<br />
werden kann, kommt Ferdinand in eine Pflegestelle<br />
nach Oldenburg. Eine glückliche Entscheidung:<br />
Seine "Pflegeeltern" adoptieren Ferdinand<br />
und sind begeistert von seinem Wesen. Die Operationskosten<br />
trägt das Tierheim Arche Noah.<br />
Wenn Sie sich beteiligen möchten, freuen wir uns<br />
sehr. Spenden: Kreissparkasse Syke<br />
Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />
Name, Vorname ........................................................... Ich zahle einen monatlichen Beitrag<br />
von 5,00 Euro von 7,00 Euro von 9,00 Euro an<strong>der</strong>er Betrag<br />
Ich überweise den Betrag per Dauerauftrag<br />
Der Betrag kann von meinem Konto abgebucht werden<br />
E INZUGSERMÄCHTIGUNG<br />
Ich ermächtige den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V. die von mir zu entrichtenden För<strong>der</strong>beiträge bis auf Wi<strong>der</strong>ruf zu<br />
Lasten meines Kontos einzuziehen.<br />
Mein För<strong>der</strong>beitrag beträgt .................................. Euro pro Monat.<br />
Die Abbuchungen sollen erfolgen:<br />
M EIN F ÖRDERBEITRAG AN DEN bmt<br />
zur Teilnahme am Lastschriftrverfahren, wenn gewünscht<br />
jährlich halbjährlich vierteljährlich monatlich<br />
BLZ: ................................................. Name <strong>der</strong> Bank: .............................................. Kontonummer: .............................................<br />
Konto-Inhaber: .................................................................................... Geburtsdatum (wichtig bei Bankeinzug): ......................................<br />
Telefon (f. <strong>ev</strong>tl. Rückfragen): ....................................................................... Unterschrift: .......................................................................<br />
Wenn mein/unser Konto die erfor<strong>der</strong>liche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstituts keine Verpflichtung<br />
zur Einlösung. Teileinlösungen werden im Lastschriftverfahren nicht vorgenommen.<br />
Bitte senden Sie diesen Abschnitt an Ihre zuständige Geschäftsstelle (Adressen s. Seite 34).<br />
35<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2007</strong>
„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />
<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />
Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />
Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />
EINLADUNG ZUR JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG DES bmt - ERSTMALIG IN KÖLN!<br />
B EITRITTSERKLÄRUNG<br />
Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />
werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />
(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />
Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />
spende hiermit EUR....................................................................................................................................................................<br />
Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />
PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />
Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />
Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />
ÜBERREICHT VON:<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt · 51069 Köln<br />
Telefon (02 21) 68 49 26<br />
Telefax (02 21) 68 18 48<br />
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.<br />
Tierheim Köln-Dellbrück<br />
Öffnungszeiten: Mo.; Mi.; Do.; Fr. 15.00 - 17.00 Uhr.<br />
Sa. 14.00 - 17.00 Uhr.<br />
Di.; So. und an Feiertagen geschlossen<br />
am Sonntag, 17. Juni <strong>2007</strong>,<br />
im Studio Dumont,<br />
Breite Str. 72, 50667 Köln<br />
Beginn 14 Uhr, Ende ca. 16.30 Uhr<br />
1. Eröffnung und Begrüßung<br />
2. Feststellung <strong>der</strong> Tagesordnung<br />
3. Tätigkeitsbericht des<br />
<strong>Bund</strong>esvorsitzenden<br />
4. Kassenbericht des Schatzmeisters<br />
5. Bericht <strong>der</strong> Rechnungsprüfer<br />
6. Entlastung des Vorstandes,<br />
<strong>der</strong> Hauptgeschäftsstelle<br />
und <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ungen<br />
7. Vorstellung neuer Mitarbeiter<br />
8. Verschiedenes<br />
Sie sind herzlich eingeladen!<br />
Homepage: www.tierheim-koeln-dellbrueck.de • E-Mail: tierheim-dellbrueck@gmx.de<br />
Stadtsparkasse Köln<br />
Kto.-Nr. 11 402 161 (BLZ 370 501 98)<br />
Postbank Köln<br />
Kto.-Nr. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)