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DAS RECHT DER TIERE DAS RECHT DER TIERE - Bund gegen ...

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Das Recht der Tiere 3/2011<br />

10<br />

T ITELTHEMA<br />

In der Vergangenheit kam es vor, dass<br />

die einzige Wasserpumpe defekt war,<br />

dann gab es natürlich auch kein Wasser<br />

für die Hunde, die Restbestände in<br />

den Trinknäpfen waren grün und faulig.<br />

Am Wochenende blieben die Tiere<br />

grundsätzlich unversorgt. Um die Gruppenstruktur,<br />

die wichtigste Voraussetzung<br />

zur Haltung mehrerer Hunde in einem<br />

Zwinger, kümmerte sich niemand<br />

- und so wurden täglich über viele Jahre<br />

hinweg Hunde jämmerlich von ihren<br />

Artgenossen zu Tode gebissen.<br />

Ich erlebe bei meinem ersten Besuch<br />

hier die "guten Zeiten", das heißt, es<br />

gibt trockene Körbchen, Eimer mit frischem<br />

Wasser und Trockenfutter aus<br />

sauberen Fressnäpfen. Dafür sorgen<br />

die Mitarbeiter des Tierheims Brasov,<br />

unter der Leitung von Millions of<br />

friends, und Ehrenamtliche einer kleinen<br />

Tierschutzorganisation vor Ort.<br />

Meine Aufgabe ist es, an diesem Tag<br />

die Hunde zu fotografieren und zu katalogisieren.<br />

Mehrere Stunden fotografierte<br />

ich im Innenbereich und obwohl<br />

mittlerweile auch für eine bessere<br />

Be- und Entlüftung gesorgt ist, stinkt es<br />

erbärmlich. Fast alle Hunde schauen<br />

misstrauisch und einige geraten in Panik,<br />

weil sie von mir, einem Mann, mit<br />

einer Kamera fixiert werden. Ich mache<br />

meine Arbeit so schnell wie möglich,<br />

um die Tiere nicht noch mehr zu<br />

stressen.<br />

Die Luft, die Atmosphäre aus Furcht<br />

und Aggression sind so unerträglich im<br />

Inneren der Anlage, dass ich mich geradezu<br />

auf das Fotografieren vor den<br />

Außen-Zwingern freue. Doch diese Erleichterung<br />

vergeht schnell, als ich erfahre,<br />

dass manche Hunde bereits seit<br />

über einem Jahr hier ausharren. Kaum<br />

ein Hund läuft noch freudig auf mich<br />

zu, um ein wenig Zuwendung zu bekommen.<br />

Die Blicke - voller Trauer<br />

und Hoffnungslosigkeit -<br />

erfassen mich zutiefst.<br />

Sie werden mich auch<br />

die kommenden<br />

Tage nicht loslassen.<br />

Dieser gerettete Hund wartet<br />

jetzt im Tierheim Brasov<br />

auf die richtigen Menschen<br />

Den Nachmittag verbringen wir im<br />

Tierheim Brasov, das gemessen an<br />

dem eben Erlebten geradezu gute Haltungsbedingungen<br />

bietet. Viele Hunde,<br />

die in Stupin scheu und ängstlich reagiert<br />

haben, blühen hier wieder auf. Allein<br />

ihre Blicke gehen nicht mehr ins<br />

Leere, in der Hoffnung nicht beachtet<br />

und verschont zu werden. Sie freuen<br />

sich oder schlagen an, weil ich fremd<br />

bin, diese Tiere verhalten sich wieder<br />

wie Hunde, die leben möchten.<br />

Natürlich sind trotz allem noch scheue<br />

oder zurückhaltende Hunde dabei.<br />

Diese ehemaligen Straßenhunde wollen<br />

sehr wohl etwas mit uns Menschen<br />

zu tun haben. Die Behauptung, Hunde<br />

aus dem Ausland seien nicht (mehr) integrierbar,<br />

bestätigt sich definitiv nicht.<br />

Verblüffend viele Hunde leben hier in<br />

Brasov mit ihrer Familie im Haushalt,<br />

und die Besitzer gehen auch mit ihnen<br />

spazieren. Das erklärt, warum wir in<br />

unseren bmt-Tierheimen Hunde aus<br />

Rumänien so gut vermitteln können - es<br />

sind oft ursprünglich gut sozialisierte<br />

Tiere, die aus verschiedenen Gründen<br />

(soziale Not der Besitzer, Krankheit, Tod,<br />

ungewollter Nachwuchs unkastrierter<br />

Tiere) plötzlich ein Leben auf der Straße<br />

führen mussten und später zum Opfer<br />

von Hundefängern wurden.<br />

Allerdings fällt mir auf, dass<br />

die Hundehaltung generell lockerer gesehen<br />

wird. Viele Hunde haben jederzeit<br />

die Möglichkeit, das Grundstück zu<br />

verlassen, und entsprechend sieht man<br />

auch in den Städten (vermutlich unkastrierte)<br />

Hunde völlig unbeaufsichtigt<br />

durch die Straßen laufen.<br />

Ich merke nach den fünf Tagen in Brasov,<br />

dass man nichts "über einen Kamm<br />

scheren" kann. Die Strassenhundproblematiken<br />

in den jeweiligen Ländern<br />

können sehr unterschiedlich sein, und<br />

daraus müssen dann auch unterschiedliche<br />

Lösungen resultieren. Kein<br />

Mensch, keine Behörde oder Organisation<br />

kann das Problem der über Jahrzehnte<br />

hinweg entstandenen Überpopulation<br />

der Hunde alleine bewältigen.<br />

Tierschützer, Hundebesitzer und Politiker<br />

müssen eng zusammenarbeiten,<br />

wenn es eine befriedigende und dauerhafte<br />

Lösung geben soll. Um so viel<br />

Menschen wie möglich zu überzeugen,<br />

braucht es Zeit und diplomatisches Geschick.<br />

Und plötzlich weiß ich: Unsere<br />

Bemühungen werden fruchten, und es<br />

wird die Zeit kommen, in der kein Hund<br />

mehr um sein Leben fürchten muss.<br />

Gut, dass wir hier sind.<br />

Cristina Lapis, Petra Zipp und<br />

Philip McCreight bereiten die<br />

Fütterung in Stupin vor

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