Weihnachten / Winter 2012/13 - Diakonie Kempten Allgäu
Weihnachten / Winter 2012/13 - Diakonie Kempten Allgäu
Weihnachten / Winter 2012/13 - Diakonie Kempten Allgäu
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Freudental<br />
Journal<br />
Wilhelm-Löhe-Haus<br />
<strong>Weihnachten</strong><br />
W inter<br />
<strong>2012</strong>/20<strong>13</strong><br />
27. Jahrgang<br />
Pieter Brueghel der Ältere (1566) - Volkszählung zu Bethlehem
Freudental journal Seite 2<br />
Das Weihnachtsoratorium<br />
von Johann Sebastian Bach<br />
In der Vorweihnachtszeit lockt uns nicht nur<br />
der Duft von Lebkuchen und Glühwein. Wenn<br />
sich das Licht von Kerzen und Kronleuchtern<br />
in einem festlich erleuchteten Konzert– oder<br />
Kirchenraum im Glanz funkelnder Trompeten<br />
widerspiegelt, gehört das Weihnachtsoratorium<br />
mit dazu. Beim Jubilieren der Stimmen und Instrumente<br />
bekommen wir eine Ahnung davon, wie<br />
machtvoll die Ausstrahlung der Krippe sein<br />
kann. Die biblische Geschichte von Herbergsuche,<br />
der Geburt Christi, der Engels– und Hirtenfreude,<br />
sowie die Anbetung der drei Weisen hat<br />
den Thomaskantor Johann Sebastian Bach im<br />
Jahr 1733 angeregt, einen riesigen sechsteiligen<br />
Kantatenzyklus zu komponieren.<br />
Dieses Musikwerk beinhaltet eine geschlossene<br />
Handlung, die aus altem Kirchenliedgut, aber<br />
durchaus auch aus eigenen Textschöpfungen<br />
besteht. Vor genau 278 Jahren, zur Jahreswende<br />
1734/35 wurde dieses festliche Oratorium,<br />
später „Weihnachtsoratorium“ genannt, in den<br />
beiden Hauptkirchen zu Leipzig – der Nikolaikirche<br />
und der Thomaskirche – uraufgeführt.<br />
So spannen auch die Geschehnisse der jüngsten<br />
deutschen Geschichte einen Bogen in dieser<br />
alten Kirchentradition, denn die Nikolaikirche<br />
war 1989 Ausgangsort der friedlichen Revolution<br />
in der DDR, die zur Zusammenführung beider<br />
deutschen Staaten führte.<br />
Das Weihnachtsoratorium besteht aus Instrumental<br />
– , Vokal – und Chormusik. Man kann<br />
das Werk mit einem grandiosen Bauwerk<br />
vergleichen: Chorsätze, Rezitative, Arien und<br />
Instrumentalsätze sind wie tragende Stützen<br />
miteinander verflochten, man staunt über die<br />
Symmetriebildung in Statik und Aufbau einer<br />
feingliedrigen Architektur, die an Harmonie<br />
ihresgleichen sucht. Alles in diesem Werk folgt<br />
einer Ordnung, die sich bis ins kleinste Detail<br />
fortsetzt. Wie einzelne Bauelemente sich in ihrer<br />
Gestaltung voneinander abheben, so folgt hier<br />
beispielsweise dem jubelnden, zum Lobpreis<br />
Gottes auffordernden, Eingangschor die ausgestaltende<br />
Erzählungsphase (Rezitativ) des<br />
Evangelisten, der den Hörer in die Geschichte<br />
einführt.<br />
Neben den drei Singstimmen – Alt (oder Mezzosopran),<br />
Tenor und Bass – hat der Chorgesang<br />
eine dominante Rolle. Wir können nachempfinden,<br />
wie es geklungen haben mag, als Engel<br />
und Hirten gemeinsam auf dem Feld vor Bethlehem<br />
ihrer Freude in jauchzenden Klängen<br />
Ausdruck verliehen, die dann später in sanften<br />
Friedensankündigungen - „Frieden auf Erden<br />
und den Menschen ein Wohlgefallen“ - einmünden.<br />
Trompeten und Pauken in der „Königstonart“<br />
D-Dur vermitteln zu Beginn ein machtvolles Geschehen,<br />
unterstützt vom Frohsinn<br />
verbreitenden Text: „Jauchzet, frohlocket ...“.<br />
Violine, Oboe, Orgel und Kontrabass verleihen<br />
durch ihre spezifischen Klangkörper den weiteren<br />
Geschehnissen ihre Stimmung.<br />
Jauchzet, frohlocket, auf, preist die Tage,<br />
rühmet, was heute der Höchste getan!<br />
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,<br />
stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!<br />
Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören,<br />
laßt uns den Namen des Herrschers<br />
verehren.<br />
Getreu dem Lukas-Evangelium wird in den<br />
ersten beiden Kantaten vom Weg zur Krippe<br />
der Herbergssuchenden und später der Hirten<br />
erzählt, wobei die Solo-Altstimme die innige<br />
Verbundenheit Mariens mit dem Neugeborenen<br />
hervorhebt. Sie bezeichnet sich als Braut, die<br />
dem Geliebten entgegensieht.<br />
Hier setzt Bach den alten Choral von Paul Gerhart<br />
„Wie soll ich dich empfangen“ ein, der ja<br />
wie in weiteren dazwischengestreuten Kirchenliedern<br />
den Gesang der Gemeinde ersetzen soll.<br />
Innerhalb der ersten drei Kantaten erklingt dreimal<br />
die bis heute populäre Melodie<br />
„Vom Himmel hoch, da komm ich her“,<br />
das von Martin Luther 1535 in Wort und Ton<br />
geschaffene Weihnachtslied.<br />
Zu Beginn der 2. Kantate wird von den Hirten<br />
berichtet, denen die Furcht vor der Engelserscheinung<br />
mit dem Choral<br />
„Brich an du schönes Morgenlicht“<br />
von Johannes Rist genommen wird. Auch hier<br />
ist der Facettenreichtum Bachs zu bewundern.<br />
Es gelingt ihm eine friedliche Sinfonia, die das
Freudental journal Seite 3<br />
Bach 61 Jahre alt (1746), Gemälde von Elias<br />
Gottlob Haussmann<br />
Schwebende der Engelsmusik wie die Unsicherheit<br />
und Freude der Hirten treffend wiedergibt.<br />
„Die beiden Paare von Oboen d ´amore und<br />
Oboen da caccia mit ihrem leicht rauhen, an<br />
Schalmeien erinnernden tieferen Klang, die<br />
traditionellen Instrumente der Hirten, verbinden<br />
sich mit den Streichern und Flöten, den<br />
Instrumenten der Engel.“ (Katharina von<br />
Glasenapp)<br />
Die Ruhe des himmlischen Friedens soll der<br />
Continuo-Verlauf des Tutti-Chores „Ehre sei<br />
Gott in der Höhe“ gegen Ende des zweiten<br />
Satzes symbolisch zeigen. Die Eigenart des<br />
Textes in drei Teilen wird durch Orgelzwischenmusik<br />
unterstrichen.<br />
So ergibt sich eine Sinnbildlichkeit, die zum<br />
Nachdenken anregt:<br />
„Ehre sei Gott in der Höhe<br />
und Friede auf Erden<br />
und den Menschen ein Wohlgefallen.“<br />
Den dritten und vierten Teil könnte man jeweils<br />
als Anbetungsstück bezeichnen: Hirten<br />
und Engel bringen zusammen mit Maria ihre<br />
Verehrung dar, sie erahnen das Heil, das der<br />
Menschheit hier in diesem zarten Kindlein<br />
erwächst:<br />
„Wohlan! Dein Name soll allein<br />
Jesu, meine Freud und Wonne,<br />
meine Hoffnung, Schatz und Teil,<br />
in meinem Herzen sein ...“<br />
Während Teil 4 zu Bachs Zeiten am Neujahrstag<br />
aufgeführt wurde, präsentierte man die<br />
Sternsuche der drei Weisen am Sonntag nach<br />
Neujahr, ihre Anbetungserzählung dann zeitgerecht<br />
am Epiphaniastag, dem 6. Januar.<br />
Hier läßt Bach gegen Ende des Werkes das<br />
zarte Krippenlied erklingen, um alle dort<br />
Vereinten in gemeinsamer Verehrung dem<br />
Erlöser zu huldigen:<br />
„Ich steh an deiner Krippen hier,<br />
o Jesulein, mein Leben,<br />
ich komme, bring und schenke dir,<br />
was du mir hast gegeben.<br />
Nimm hin! Es ist mein Geist und Sinn,<br />
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin,<br />
und laß dir´s wohlgefallen!<br />
So rahmen die beiden Choräle Paul Gerharts<br />
dieses zeitlos gültige Musikwerk Johann Sebastian<br />
Bachs in all seiner Schönheit<br />
meisterhaft ein und es wird kaum einen<br />
Besucher geben, der sich der Botschaft dieses<br />
Oratoriums entziehen kann, die da lautet:<br />
„Siehe, ich verkündige euch eine große<br />
Freude,<br />
die allem Volk widerfahren wird:<br />
Denn euch ist heute der Heiland geboren...“<br />
I.S.
Freudental journal Seite 4<br />
Gedanken beim Spaziergang zu Beginn der Adventszeit<br />
Die Straßen, sie sind menschenleer.<br />
Es schneit leicht.<br />
Über mir schaukeln die Weihnachtssterne im<br />
Wind, glitzernd wie Kristalle.<br />
Ein Hauch von <strong>Weihnachten</strong> liegt über der Stadt<br />
und mit der weißen Pracht ein Hauch von <strong>Winter</strong>.<br />
Ist nicht erst am 21. Dezember <strong>Winter</strong>anfang?<br />
Der Herbst hat noch gar nicht Abschied genommen.<br />
Vergeht die Zeit wirklich so schnell?<br />
Die Dekoration in der Stadt und die Auslagen<br />
der Geschäfte kündigen <strong>Weihnachten</strong> an.<br />
Eigentlich viel zu früh.<br />
Adventszeit ist „Stille Zeit - Fastenzeit“.<br />
Sieht man es nicht an der Mode in den Schaufenstern?<br />
Treiben einen nicht die Auslagen zu<br />
schnell von einer Jahreszeit in die andere?<br />
An einigen Schaufenstern bleibe ich stehen,<br />
keine freie Lücke, alles ist ausgefüllt mit Ware<br />
und Geschenkartikeln.<br />
Eine Eisenbahn fährt durch einen Tunnel, dann<br />
über eine Brücke, eine Puppe rollt mit den Augen<br />
und ein Teddy bläst hunderte von Seifenblasen<br />
durch die Luft.<br />
In einem anderen Geschäft steht ein großer<br />
Nikolaus, der freundlich aber doch drohend<br />
seine Rute im gleichen Rhythmus auf und ab<br />
schwenkt, daneben ein Engel, der freundlich auf<br />
und ab nickt. Das Böse, Drohende und das Gute<br />
stehen da nebeneinander. Der Ruprecht für das<br />
Böse und der Engel für das Gute. Aber könnte<br />
es nicht auch umgekehrt sein?<br />
Ruprecht warnt mich vielleicht mit seiner Rute<br />
vor Unbedachtsamkeit. Der Engel mit dem<br />
freundlichen Nicken, ermuntert er nicht was<br />
Dummes zu tun? Es kann beides zutreffen.<br />
Ich gehe weiter, ab und zu schaue ich in eines<br />
der vielen Schaufenster. Jedes hell erleuchtet,<br />
damit man kein Angebot übersieht.<br />
Viele elektrische Kerzen und Lampen brennen.<br />
Aber von Wärme und Behaglichkeit, vom Fest<br />
der Freude warum wir eigentlich <strong>Weihnachten</strong><br />
feiern, ist nichts zu spüren.<br />
Ist es nicht mehr und mehr das Fest der Geschenke?<br />
Das Gewissen wird mit ein paar Almosen für<br />
wohltätige Zwecke erleichtert.<br />
<strong>Weihnachten</strong> – die Kirchen sind auf einmal<br />
überfüllt. Jeder will abladen, wieder gut machen,<br />
seine guten Seiten und Vorsätze ins rechte Licht<br />
rücken.<br />
Aber nach dem Fest?<br />
Wo sind die guten Vorsätze geblieben, was ist<br />
noch vorhanden?<br />
In meine Gedanken hinein höre ich auf einmal<br />
ein klägliches jaulen und winseln. Mit schnellen<br />
Schritten gehe ich diesen Geräuschen nach und<br />
stehe vor einer Zoohandlung. Die Scheibe ist<br />
angelaufen, aber durch eine freie Stelle sehe ich<br />
kleine Hunde. Einige liegen wie Wollknäule dicht<br />
nebeneinander, einige zeigen ihre Angst und<br />
jaulen und winseln fürchterlich.<br />
Noch so ein Weihnachtsgeschenk, das auf<br />
einen Käufer wartet. Viele werden sich so<br />
einen süßen kleinen Hund kaufen, aber schon<br />
nach <strong>Weihnachten</strong> sind sie nicht mehr süß und<br />
niedlich, sondern man versucht so schnell wie<br />
möglich eine Bleibe für sie zu finden. Dann ist<br />
oft das Tierheim die letzte Rettung, weil Menschen<br />
so unüberlegt handeln. Sie übernehmen<br />
die Verantwortung für ein Tier und betreuen es<br />
dann später, weil die Voraussetzungen für einen<br />
Hund nicht gegeben waren. Mir tun jetzt schon<br />
alle Tiere unterm Tannenbaum leid. Ich gehe<br />
den gleichen Weg zurück.<br />
Nichts hat sich verändert. Die Eisenbahn fährt<br />
immer noch durch den Tunnel, die Puppe rollt<br />
mit den Augen, der Engel nickt und der Nikolaus<br />
droht mit seiner Rute.<br />
Steht die Zeit still?<br />
Nein, sie steht nicht still; am Horizont dämmert<br />
es, ein neuer Tag kündigt sich an. Bald wird<br />
auch dieses <strong>Weihnachten</strong> Vergangenheit sein,<br />
wie so viele vorher.<br />
Oder wird es diesmal anders?<br />
Eine Kemptnerin
Freudental journal Seite 5<br />
Ludwig Richter - „Vom Christmarkte“<br />
Ludwig Richter wurde am 28. September<br />
1803 in Dresden-Friedrichstadt als Sohn des<br />
Zeichners und Kupferstechers Carl August<br />
Richter geboren.<br />
Dort ging er nach seiner Schulzeit auch<br />
zuerst in die Lehre. Um seine künstlerische<br />
Neigung auszuleben, studierte er zusätzlich<br />
noch mit einem Stipendium an der Kunstakademie<br />
in Dresden.<br />
Nach vielen Reisen in Europa, Arbeiten für<br />
adelige Kreise und Freundschaften mit andern<br />
Künstlern, kehrte er 1828 nach Deutschland<br />
zurück.<br />
Bis 1835 lehrte er an der Staatlichen Zeichenschule<br />
in Meißen.<br />
Im Jahr 1826 wurde er außerdem als<br />
Nachfolger seines Vaters als Lehrkraft an<br />
die Dresdner Kunstakademie für die Landschaftsklasse<br />
berufen.<br />
Er fertigte Druck-Tafeln für Veröffentlichungen<br />
über deutsche Landschaften, schließlich begann<br />
er auch mit Holzschnitt-Illustrationen für<br />
Bücher, die ihn bekannt machen sollten.<br />
Zu dieser Zeit wurde er auch zum Professor<br />
für Landschaftsmalerei in Dresden ernannt.<br />
Richter illustrierte Märchen, darunter die<br />
berühmte Ausgabe der Volksmärchen der<br />
Deutschen aus dem Jahr 1842 von Johann<br />
Karl August Musäus, welches als eines der<br />
schönsten illustrierten Bücher des 19. Jahrhunderts<br />
gilt. Des Weiteren betätigte er sich<br />
an Liedersammlungen und Mappenwerken.<br />
Weitere wichtige Veröffentlichungen seiner<br />
Holzschnitte waren unter anderem Erbauliches<br />
und Beschauliches, Neuer Strauß fürs<br />
Haus, Goethe-Album und Schillers Glocke.<br />
Insgesamt illustrierte er über 150 Bücher.
Freudental journal Seite 6<br />
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;<br />
es kommt der Herr der Herrlichkeit,<br />
ein König aller Königreich,<br />
ein Heiland aller Welt zugleich,<br />
der Heil und Leben mit sich bringt;<br />
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:<br />
Gelobet sei mein Gott,<br />
mein Schöpfer reich an Rat.<br />
O wohl der Land, o wohl der Stadt,<br />
so diesen König bei sich hat.<br />
Wohl allen Herzen insgemein,<br />
da dieser König ziehet ein.<br />
Er ist die rechte Freudensonn,<br />
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.<br />
Gelobet sei mein Gott,<br />
mein Tröster früh und spat.<br />
Komm, o mein Heiland Jesu Christ,<br />
meins Herzens Tür dir offen ist.<br />
Ach zieh mit deiner Gnade ein;<br />
dein Freundlichkeit auch uns erschein.<br />
Dein Heiliger Geist uns führ und leit<br />
den Weg zur ewgen Seligkeit.<br />
Dem Namen dein o Herr,<br />
sei ewig Preis und Ehr.<br />
Romanische Kirche von Ciroqui im Baskenland - am Jakobsweg<br />
Text Georg Weissel 1623, Melodie 1704
Freudental journal Seite 7<br />
Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas<br />
Es begab sich aber zu der Zeit,<br />
dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus<br />
ausging, dass alle Welt geschätzt würde.<br />
Und diese Schätzung war die allererste<br />
und geschah zur Zeit, da Quirinius<br />
Statthalter in Syrien war.<br />
Und jedermann ging, dass er sich schätzen<br />
ließe, ein jeder in seine Stadt.<br />
Da machte sich auf auch Josef aus<br />
Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das<br />
jüdische Land zur Stadt Davids, die da<br />
heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause<br />
und Geschlechte Davids war, damit er sich<br />
schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten<br />
Weibe; die war schwanger.<br />
Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass<br />
sie gebären sollte. Und sie gebar ihren<br />
ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln<br />
und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten<br />
sonst keinen Raum in der Herberge.<br />
Und es waren Hirten in derselben Gegend<br />
auf dem Felde bei den Herden, die hüteten<br />
des Nachts ihre Herde. Und der Engel des<br />
Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des<br />
Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten<br />
sich sehr.<br />
Und der Engel sprach zu ihnen:<br />
Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige<br />
euch große Freude, die allem Volk<br />
widerfahren wird; denn euch ist heute der<br />
Heiland geboren, welcher ist Christus, der<br />
Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum<br />
Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln<br />
gewickelt und in einer Krippe liegen.<br />
Und alsbald war da bei dem Engel die<br />
Menge der himmlischen Heerscharen, die<br />
lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott<br />
in der Höhe und Friede auf Erden bei den<br />
Menschen seines Wohlgefallens.<br />
Und als die Engel von ihnen gen Himmel<br />
fuhren, sprachen die Hirten untereinander:<br />
Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und<br />
die Geschichte sehen, die da geschehen ist,<br />
die uns der Herr kundgetan hat.<br />
Und sie kamen eilend und fanden beide,<br />
Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe<br />
liegen.<br />
Als sie es aber gesehen hatten, breiteten<br />
sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem<br />
Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam,<br />
wunderten sich über das, was ihnen die<br />
Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle<br />
diese Worte und bewegte sie in ihrem<br />
Herzen.<br />
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen<br />
und lobten Gott für alles, was sie gehört und<br />
gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt<br />
war.<br />
Und als acht Tage um waren und man das<br />
Kind beschneiden musste, gab man ihm<br />
den Namen Jesus, wie er genannt war von<br />
dem Engel, ehe er im Mutterleib empfangen<br />
war.<br />
Gesegneten Heilig Abend
Freudental journal Seite 8<br />
Ochs und Esel<br />
Ochse und Esel sind zentrale Figuren zahlreicher<br />
Krippendarstellungen, obwohl sie in der<br />
Weihnachtserzählung (Lukas 2) nicht vorkommen.<br />
Als traditionelle Stalltiere kennzeichnen sie einerseits<br />
den überlieferten Geburtsort des Gottessohnes<br />
und verweisen zudem symbolhaft auf<br />
die einfache und ärmliche Herkunft Jesus sowie<br />
dessen Leben in Demut und Aufopferung.<br />
Mit Bezug auf das Alte Testament wird überdies<br />
eine direkte Verbindung zwischen den Tieren<br />
und der Geburt Jesu Christi gezogen. „Der<br />
Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die<br />
Krippe des Herrn“ (Jesaja 1,3).<br />
„Ochs und Esel“ gelten mitunter als Basisausstattung<br />
einer jeden Krippe. Meist werden sie<br />
rechts und links des liegenden Jesuskindes<br />
platziert. Warum aber sind gerade diese Tiere<br />
überliefert und wie begründet sich ihre zentrale<br />
Stellung?<br />
Ganz grundsätzlich repräsentieren Ochse und<br />
Esel zwei klassische Stalltiere und verweisen<br />
damit direkt auf die Geburtsgeschichte Jesu.<br />
Entsprechend verschiedener Belege der Evangelien<br />
und zahlreicher apokrypher - das heißt<br />
nicht offiziell kirchlich anerkannter Schriften -<br />
wurde Christus in einem Viehunterstand, einem<br />
Stall oder einer Höhle geboren.<br />
Insbesondere die Apokryphen müssen als<br />
Schlüssel zum Verständnis der verwendeten<br />
Tierauswahl stehen, waren sie doch Vorbild<br />
mannigfaltiger literarischer und künstlerischer<br />
Umsetzungen: So geben sie an, dass Maria ihr<br />
Kind in einer Ochsenkrippe bettete und Ochse<br />
und Esel das neugeborene Kind angebetet hätten.<br />
Auch wird eine Stelle des Alten Testaments<br />
aufgegriffen und ein direkter Bezug konstruiert:<br />
„Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel<br />
die Krippe des Herrn“ (Jesaja 1,3). Eine Darstellung<br />
der Jesuskrippe samt beider Tiere findet<br />
sich bereits auf einem Sargrelief des<br />
3. Jahrhunderts und bezeugt so eine lange<br />
formale Tradition.<br />
Über diese Verweise hinaus haben Ochse und<br />
Esel aber tiefgreifendere und multiple Symbolgehalte.<br />
Im Einzelnen lässt sich der Esel als demütiges<br />
und dienendes Tier interpretieren, in den Kontext<br />
des Nikolausbrauchs stellen und damit als<br />
Metapher für die Demut und Aufopferung Jesus<br />
Christus ausweisen.<br />
Parallel dazu steht der Ochse für das typische<br />
Opfertier des Alten Testaments und verweist so<br />
auf die Kreuzigungsgeschichte.<br />
Gelegentlich sieht man im Esel den Juden, im<br />
Ochse den Heiden verkörpert: In diesem Sinne<br />
drängt sich der Schluss auf, dass Ochs wie<br />
Esel, also gleichermaßen Juden und Heiden<br />
zum Volke Gottes berufen wurden.<br />
Das Verständnis derart vielschichtiger Deutungsansätze<br />
ist aber inzwischen klar hinter den<br />
oberflächlichen Bezug der Tiere zu Stall und<br />
Krippe zurückgetreten.<br />
Autor: Lars <strong>Winter</strong>berg<br />
(EKD)
Freudental journal Seite 9<br />
Weihnachtsfabel<br />
Die Tiere diskutierten einmal darüber, was an<br />
<strong>Weihnachten</strong> die Hauptsache sei.<br />
„Na klar, Gänsebraten“, sagte der Fuchs. „Was<br />
wäre <strong>Weihnachten</strong> ohne Gänsebraten?“<br />
„Schnee“, sagte der Eisbär, „viel Schnee:<br />
Oh weiße <strong>Weihnachten</strong>“!<br />
„Und ein paar Kerzen“, heulte die Eule, „schön<br />
schummrig und gemütlich, Stimmung muss<br />
sein“.<br />
„Aber so hell, dass man mein neues Kleid<br />
sehen kann“, sagte der Pfau, „sonst ist für mich<br />
kein <strong>Weihnachten</strong>“.<br />
„Und Schmuck!“ krächzte die Elster.<br />
„Zu <strong>Weihnachten</strong> kriege ich immer was: einen<br />
Ring, ein Armband, eine Kette und Glitzerdinge.<br />
Das ist für mich das Allerschönste zum<br />
Fest“.<br />
„Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen“,<br />
brummte der Bär, „der ist doch die Hauptsache!<br />
Wenn es die süßen Sachen nicht gibt,<br />
verzichte ich auf <strong>Weihnachten</strong>.“<br />
„Mach’s wie ich“, sagte der Dachs, „schlafen,<br />
schlafen, das ist das Wahre. <strong>Weihnachten</strong><br />
heißt für mich: mal richtig ausschlafen.“<br />
„Und saufen“, ergänzte der Ochse, „jede Menge<br />
Glühwein saufen.“<br />
Aber dann schrie er: „Aua!“, denn der Esel hatte<br />
ihm einen gewaltigen Tritt versetzt:<br />
„Ochs, du spinnst!<br />
Das Kind in der Krippe ist das Wichtigste an<br />
<strong>Weihnachten</strong>! Hast du das vergessen?“<br />
Da senkte der Ochse beschämt den Kopf:<br />
„Ob die Menschen das auch wissen?“<br />
Das Honigkuchenherz<br />
Vor einer Zuckerbäckerbude stand<br />
Opa mit seinem Enkelkind an der Hand.<br />
Fritzchen wählte nach langem Suchen<br />
ein großes Herz aus Honigkuchen.<br />
Zuckerguss war darüber geglättet<br />
und in Plätzchen und Perlen gebettet.<br />
Und für dieses Kinderglück<br />
bezahlte der Opa mit einem Eurostück.<br />
Nun gingen Opa und Fritzchen die Runde<br />
es dauerte schon eine gute Stunde.<br />
Vor jeder Bude blieb Fritzchen stehen,<br />
überall gab es was Neues zu sehen.<br />
Dann sagte er ganz leise: Opilein,<br />
Opa, ich muss mal, ganz klein.<br />
Tatkräftig sagte der Opa, der Gute:<br />
Komm, geh gleich hier, hinter diese Bude.<br />
Ich bleibe dicht vor dir stehen,<br />
dann kann‘ste und keiner kann dich sehen.<br />
Fest in der Hand seinen Honigkuchen<br />
tut Fritzchen nun die Knöpfe suchen.<br />
Der kalte Wind pfiff ihm um die Ohren,<br />
die Fingerchen waren schon blau gefroren.<br />
Und deshalb traf er auch einige Mal<br />
seinen Honigkuchen mit einem Strahl.<br />
Der kleine Fritz merkte es gleich,<br />
sein Honigkuchen wurde weich<br />
und weinte ohne Unterlass:<br />
Opa, mein schönes Herz wurde nass.<br />
Da ging der Opa, der einzig Gute,<br />
mit Fritzchen zurück zur Zuckerbude<br />
und stillte dann den großen Schmerz<br />
mit einem zweiten Honigkuchenherz.<br />
Nun hatte er zwei Herzen und es war ihm klar,<br />
dass eins davon nicht in Ordnung war.<br />
Da wollte er den Opa entscheiden lassen:<br />
Opa, was machen wir mit dem Nassen?<br />
Der Opa wusste auch hier in der Tat<br />
gleich wieder einen guten Rat.<br />
Weißt du mein Junge, das machen wir so,<br />
dass gibst du der Oma, die tunkt sowieso.
Freudental journal Seite 10<br />
Seit der letzten Ausgabe ist wieder viel passiert.<br />
Besonders mit Blick auf die Veranstaltungen<br />
im Herbst möchte ich einen kurzen Rückblick<br />
geben.<br />
Zum Herbstanfang gab es am 22. September<br />
ein besonderes Mittagsmenü, und zum Nachmittagskaffee<br />
ein Konzert mit Zither und Gitarre<br />
vom Trio „Zittergräsle“. Die original <strong>Allgäu</strong>er Stubenmusik<br />
kam bei allen Gästen sehr gut an und<br />
sorgte für alpenländliche Stimmung im Wilhelm-<br />
Löhe-Haus.<br />
Zum Erntedankfest am 30. September ließ sich<br />
das Küchenteam etwas Besonderes einfallen:<br />
die Angehörigen unserer Bewohner wurden<br />
zu einem Mehrgänge-Menü eingeladen, um<br />
gemeinsam Kulinarisches<br />
und Musikalisches<br />
genießen<br />
zu können. Frau<br />
Eugenie Krause am<br />
Akkordeon mit ihrem<br />
Begleiter Hannes<br />
Natterer spielten<br />
allerlei bekannte und<br />
exotische Melodien.<br />
Auch diese Darbietung<br />
erhielt großen<br />
Applaus und eine<br />
weiter Einladung ins<br />
Wilhelm-Löhe-Haus.<br />
Am 20. Oktober bekam das Wilhelm-Löhe-Haus<br />
Besuch vom Männerchor Heiligkreuz, die im<br />
Rahmen des Nachmittagskaffees die Anwesenden<br />
mit ihrem Gesangsprogramm begeistern<br />
konnten.<br />
Am <strong>13</strong>. November besuchten uns die Kinder<br />
der <strong>Diakonie</strong>-Kindertagesstätte „Haus für Kinder<br />
und Eltern“ an der Lindauerstraße und präsen-<br />
Neues aus dem Wilhelm-Löhe-Haus<br />
tierten Gedichte und Lieder zum Martinstag.<br />
Alle stimmten mit ein und füllten die Räume mit<br />
Klängen, die man aus seinen eigenen Kindertag<br />
kennt<br />
Für eine Atmosphäre besonderer Art sorgte<br />
der Chor „From Heart to Heart“, in welchem<br />
auch Herr Klaus Heider aus der Buchhaltung<br />
mitsingt. Am Samstag, 17. November erfüllten<br />
die Sängerinnen und Sänger die Räume im<br />
Untergeschoss unseres Hauses mit Wärme und<br />
Gefühl. Wir freuen uns schon darauf, den Chor<br />
im nächsten Jahr bei uns zu haben.<br />
Den Abschiedsgottesdienst für die Verstorbenen<br />
in unserem Haus im letzten Jahr gestalteten<br />
organisatorisch federführend Frau Grünwalds,<br />
liturgisch Herr Pfarrer Friedrich sowie Herr<br />
Diakon Meissner. Neben Bewohner und Mitarbeitern<br />
nahmen viele Angehörigen teil. Um dazu<br />
beizutragen, dass die Erinnerung an das Leben<br />
und Wirken der Verstorbenen wach bleibt, wurden<br />
die Namen ausgesprochen und jeweils ein<br />
Licht entzündet.<br />
An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses,<br />
dass sie engagiert Verantwortung übernehmen<br />
für ihre Bewohnerinnen und Bewohner.<br />
Schon jetzt wünsche ich allen Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern sowie deren Angehörigen, unseren<br />
Partnern und Unterstützern eine besinnliche<br />
Weihnachtszeit, Gesundheit und Glück im<br />
neuen Jahr.<br />
Oliver Stiller<br />
Heimleiter
Freudental journal Seite 11<br />
Pfarrer Klaus Dotzer<br />
der Nachfolger von<br />
Pfarrer Thomas<br />
Öder an der St.<br />
Mangkirche und<br />
im Wilhelm-Löhe-<br />
Haus.<br />
Pfarrer Klaus Dotzer<br />
ist in Neumarkt<br />
in der Oberpfalz<br />
geboren. Er studierte<br />
in Erlangen,<br />
Neudettelsau, Berlin<br />
und Hong Kong.<br />
Er war Vikar in Ortenburg bei Passau und ging<br />
dann für 10 Jahre mit der Mission EineWelt in<br />
die Dominikanische Republik und war weiter im<br />
Kongo und Kenia tätig.<br />
Die letzten 10 Jahre war Pfarrer Dotzer Gemeindepfarrer<br />
in Aschaffenburg für die Kirchengemeinde<br />
Kahl am Main.<br />
Pfarrer Dotzer tritt zum 1. Januar 20<strong>13</strong> seinen<br />
Dienst an der St. Mangkirche an. Am Sonntag<br />
den <strong>13</strong>. Januar ist um 10 Uhr sein Einführungsgottesdienst<br />
in der Kirche.<br />
Wir freuen uns auf Pfarrer Dotzer, der mit<br />
seiner sambischen Frau Bridget und seiner<br />
Tochter Naomi zu uns kommt.<br />
Pfarrer Dotzer wird als <strong>Diakonie</strong>beauftragter<br />
für das Pfarrkapitel in den Verwaltungsrat des<br />
Diakonischen Werkes berufen werden. Seine<br />
Erfahrungen in Seelsorge und seine weltoffenheit<br />
und interkulturalität sind eine wunderbare<br />
Bereicherung für die <strong>Diakonie</strong>.<br />
Er ist zwar als Altenheimseelsorger im<br />
Wilhelm-Löhe-Haus tätig, aber die <strong>Diakonie</strong><br />
bietet ihm und seiner Familie viele andere Aufgabenfeldern<br />
um sich einzubringen.<br />
Wir haben sehr gute Kontakte zum Haus International<br />
und zum Dritte Welt Verein mit Weltladen<br />
in <strong>Kempten</strong>, um die Dimension der ökumenischen<br />
<strong>Diakonie</strong> auch in <strong>Kempten</strong> sichtbar<br />
werden zu lassen.<br />
Wir freuen uns sehr auf Pfarrer Klaus Dotzer<br />
und seine Familie und sagen<br />
herzlich wilkommen!<br />
Wolfgang Grieshammer<br />
Pflege im Aufbruch<br />
Frau Staatsministerin Christine Haderthauer<br />
war überrascht, dass im <strong>Allgäu</strong> sich verschiedene<br />
Träger zu einm Aktionsbündnis fanden.<br />
Fünf Vertreter der „Pflege im Aufbruch“ waren<br />
im Landtag, um mit ihr Vorschläge für eine Verbesserung<br />
in der Pflege zu besprechen.<br />
Sie erinnern sich: Am 9. Juli startete die Aktion<br />
im Wilhelm-Löhe-Haus. Es gab eine 10 minütige<br />
Arbeitsniederlegung, in der Mitarbeitende<br />
ihren Frust, die Trauer und Hilflosigkeit ob der<br />
Situation, in Worte fassten. Eine ganze Woche<br />
lang fanden täglich solche kurzen Arbeitsniederlegungen<br />
statt und Mitarbeitende und Bewohner<br />
formulierten und beteten gemeinsam<br />
für eine Verbesserung der Arbeitssituation in<br />
der Pflege.<br />
Die Trägervertreter führten Gespräche mit dem<br />
Pflegekritiker Claus Fussek, mit Bezirkstagspräsident<br />
Reichert, mit Ministerin Haderthauer<br />
und dem Bundestagsabgeordneten Stephan<br />
Stracke, der im Gesundheispolitischen Ausschuss<br />
des Bundestags sitzt.<br />
Pflege im Aufbruch konzentriert sich auf drei<br />
Vorschläge, die in der Modellregion <strong>Allgäu</strong><br />
getestet werden könnten.<br />
1. Selbstverpflichtung der Träger zu einem<br />
Qualitätsverbund <strong>Allgäu</strong>, um den Zeitaufwand<br />
von externen Prüfungen zu reduzieren. (eine<br />
Kostendämpfung auf allen Seiten)<br />
2. Mehr Personal in der Pflege durch mögliche<br />
Abrechnung von Krankenkassenleistungen<br />
(Behandlungspflege), die in einem Umfang von<br />
bis zu 50% in Pflegeheimen geleistet werden.<br />
3. Eine Ausbildungs- und Qualifizierungsinitiative<br />
in der Modellregion <strong>Allgäu</strong>. Zusammen mit<br />
Pflegefachschulen, Industrie- und Handelskammer<br />
und evtl. wissenschaftlich begleitet von der<br />
Hochschule <strong>Kempten</strong> sollen praxisorientierte<br />
Ausbildungsgänge versucht werden.<br />
Wir bleiben am Ball, denn wir wollen eine Verbesserung<br />
für die Mitarbeitenden in der Pflege<br />
und damit für die Bewohner von Pflegeheimen.
Freudental journal Seite 12<br />
Stadtrundfahrt mit der Post<br />
„Nächstes Jahr wieder“ – so reagierten die<br />
fünf Vertreterinnen und Vertreter der Post AG<br />
Augsburg, die ihren „Social Volunteer-Tag“ im<br />
Wilhelm-Löhe-Haus in <strong>Kempten</strong> verbrachten.<br />
Am 12. Oktober machten sich 30 Bewohner, mit<br />
und ohne Rollator oder Rollstuhl, auf den Weg<br />
zu einem Stadtausflug per Omnibus.<br />
Als Stadtführer kam ein bekannter „Postler“,<br />
Bürgermeister Josef Mayr, mit an Bord des<br />
Busses.<br />
Rund anderthalb Stunden dauerte allein die<br />
Rundreise über Forum und Bigbox, Fachhochschule<br />
und die neue Jufa“ (Jugendgästehaus)<br />
bis zum Klinik-Neubau und von dort über die<br />
Iller ins neue Gewerbegebiet nach Ursulasried.<br />
Dann gab es eine Pause im Birkenmoos. Nach<br />
der Stärkung ging es in gelöster und entspannter<br />
Stimmung über die Memminger Straße<br />
zurück in den Stadtkern – Hildegardplatz,<br />
Residenz, Kronenstraße und schließlich zurück<br />
zum Alten- und Pflegeheim der <strong>Diakonie</strong> <strong>Kempten</strong><br />
<strong>Allgäu</strong>. „So einen weiten Bogen in und um<br />
<strong>Kempten</strong> habe ich lange nicht mehr gemacht“,<br />
berichtete eine Bewohnerin. „Noch heute erzählen<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von<br />
ihren Eindrücken“, bestätigt auch Heimleiter<br />
Oliver Stiller.<br />
„Das soziale Engagement der Beschäftigten<br />
ist uns auch in der Freizeit wichtig“, berichtete<br />
Petra Neuberger vom Augsburger Briefzentrum.<br />
Sie organisierte Bus und Verköstigung<br />
für die Altenheimbewohner. Und da der „Social<br />
Volunteer-Tag“ auf beiden Seiten so viel Anklang<br />
fand, soll es im nächsten Jahr ein Wiedersehen<br />
geben. Und nicht nur das: eine der Postmitarbeiterinnen<br />
wird von nun an regelmäßig eine ältere<br />
Bekannte im Heim besuchen. „Ein schöner<br />
Erfolg“, so Stiller. (mori)<br />
Tiertherapie mit Elfie Schill<br />
Als das Pony „Duplo“ im Wilhelm-Löhe-Haus in<br />
den Aufzug steigt, da will so manch einer von<br />
den Anwesenden seinen Augen nicht recht trauen….<br />
Doch Annemie Fuchs, Sozialbetreuerin in<br />
dem Alten- und Pflegeheim der <strong>Diakonie</strong> <strong>Kempten</strong><br />
<strong>Allgäu</strong>, versicherte schmunzelnd: „Damit<br />
hat es seine Richtigkeit.“ Denn: mit dem Pony<br />
„Duplo“, der Hirtenhündin Paula und einem Seidenhuhn<br />
startete die Tiertherapie im Wilhelm-<br />
Löhe-Haus in die zweite Runde.<br />
Zehn Therapiestunden sind vorerst vorgesehen,<br />
doch ein Erfolg zeichnet sich schon jetzt ab:<br />
Die Tierbesuche sind das Tagesgespräch im<br />
Alten- und Pflegeheim! Die meisten der zwölf<br />
und mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer erinnern<br />
sich noch gut an ihre Jugendzeit, in der die<br />
Haustierhaltung von Hase, Huhn und Gans vielfach<br />
dazugehörte. „Die Tiere öffnen die Seelen<br />
der Menschen“, weiß denn auch Josef Schill von<br />
der Einrichtung „Therapieimpulse durch Tiere“<br />
aus Altusried. Er selbst hat langjährige Erfahrung<br />
in der Jugendpflege und in der Aufzucht,<br />
Erziehung und Pflege der Tiere. Ehefrau Elfie<br />
Schill ist Pflegefachkraft mit Weiterbildung zur<br />
Fachberaterin für tiergestützte Pädagogik, Therapie<br />
und Fördermaßnahmen – und damit die<br />
eigentliche Chefin des Unternehmens. In ihre<br />
Fußstapfen tritt auch Tochter Mareike, selbst<br />
dreifache Mutter, und Tierbetreuerin. Der jungen<br />
Frau lagen immer die Ponys am Herzen. Ihre<br />
fünf weiteren Geschwister hatten andere Lieblingstiere<br />
– vom Frettchen bis zum Feldhasen.<br />
Doch zurück zur Therapiestunde: Ganz ruhig<br />
liegt das Seidenhuhn auf dem Schoß von eines<br />
Bewohners. Liebevoll streichelt er es und verrät:<br />
„Wir haben früher auch Hühner und Hasen<br />
gehabt.“ Doch so weich sei das Fell nicht gewesen.<br />
Auch „Frau“ nimmt ihren Mut zusammen –<br />
und lässt sich das Huhn für eine kurze Weile auf<br />
die Knie setzen.<br />
Das Pony „Duplo“ inspiziert inzwischen die<br />
Räumlichkeit. Da es für die Dachterrasse beim<br />
zweiten Treffen zu windig war, wich die Gruppe<br />
in den Mehrzweckraum im Untergeschoss aus.<br />
Ein Bewohner streichelt es zaghaft an der Mähne.<br />
Hündin Paula macht es sich zwischendurch<br />
untern den Stühlen bequem und beobachtet die<br />
Runde. Aber auch sie lässt sich das Kraulen<br />
in ihrem weichen schwarzen Fell nur zu gern<br />
gefallen.
Freudental journal Seite <strong>13</strong><br />
In der ersten Therapiestunde waren zwei Schildkröten<br />
das absolute Highlight. Dagegen kamen<br />
die drei zahmen Hunde fast - nicht an. „Es ist<br />
eine besondere Abwechslung für unsere Bewohner“,<br />
freut sich Annemie Fuchs. Josef Schill<br />
ergänzt dazu: „Die tiergestützte Förderung<br />
erfolgt ganzheitlich. Sie öffnet bei einem alten<br />
Menschen die Pforte der Erinnerung. Der Klient<br />
bekommt einen anderen Blickwinkel, die Krankheit<br />
oder auch Isolation tritt in den Hintergrund.<br />
Das Lebewesen nimmt den Platz ein. Emotionen<br />
werden frei gesetzt.“<br />
Inzwischen hat im Wilhelm-Löhe-Haus das Rätselraten<br />
eingesetzt: Welche Tieren kommen wohl<br />
in die nächste Therapiestunde? (mori)<br />
Machen Sie mit - Bewegung für Körper, Geist und Seele!<br />
Jeden Montag<br />
10.15 Uhr: Bewegungsstunde mit Frau Fuchs<br />
15.00 Uhr: Wii-Kegeln<br />
14-tägig 18.00 Uhr: Dämmerschoppen<br />
bitte achten Sie auf den Aushang!<br />
Jeden Dienstag<br />
9.15 Uhr: Gedankenspiele mit Frau Fuchs<br />
10.15 Uhr: Nicht stolpern, nicht fallen! (Sturzprävention)<br />
Jeden Mittwoch<br />
10.15 Uhr im Wechsel evangelischer oder katholischer Gottesdienst<br />
17.00 Uhr Qi-Gong mit Frau Sahan<br />
Jeden Donnerstag<br />
9.15 Uhr: Tanzen im Sitzen mit Frau Fuchs<br />
10.15 Uhr: Nicht stolpern, nicht fallen! (Sturzprävention)<br />
15.00 Uhr: Maltherapie mit Frau Helling und Frau Fuchs
Freudental journal Seite 14<br />
Baron Pierre de Coubertin<br />
Vater der Olympischen Spiele der Neuzeit<br />
Vor genau 150 Jahren, am 1.Januar 1863, wurde<br />
in Paris, ganz in der Nähe von Versailles, der<br />
Mann geboren, dem wir die Olympischen Spiele<br />
der Neuzeit verdanken:<br />
Baron Pierre de Coubertin.<br />
Die Berichte über die Ausgrabung antiker Sportstätten<br />
im griechischen Olympia, an denen von<br />
1875 bis 1881 vor allem deutsche Archäologen<br />
beteiligt waren, hatten Coubertin so fasziniert,<br />
dass er den Entschluss fasste, sich für die<br />
Wiederbelebung dieser sportlichen Wettkämpfe<br />
einzusetzen. Diese Idee trieb ihn schon seit<br />
Jahren um: Junge Menschen aus der ganzen<br />
Welt durch den Sport zusammenzubringen, um<br />
damit nationale Egoismen zu überwinden und<br />
zur internationalen Verständigung beizutragen.<br />
Doch es war ein langer Weg, den Coubertin<br />
noch gehen musste.<br />
Erst im Juni 1894 kamen die internationalen<br />
Athletikverbände nach Paris zu dem von ihm<br />
einberufenen „Kongress für die Wiederbelebung<br />
der Olympischen Spiele“.<br />
Doch Coubertin war mit seiner Idee erfolgreich:<br />
Die Verbände beschlossen 1894 die Wiedereinführung<br />
der Spiele und gründeten dazu das<br />
Internationale Olympische Komitee (IOC), das<br />
bis heute besteht.<br />
Coubertin wurde der erste Generalsekretär.<br />
Zwei Jahre später, 1896, fanden die ersten<br />
Olympischen Spiele der Neuzeit statt. Zwar<br />
nicht in seiner Heimatstadt Paris, wie es<br />
Coubertin angestrebt hatte, sondern in Athen –<br />
in Anlehnung an die antiken Spiele.<br />
Fast 1500 Jahre war dort das olympische Feuer<br />
nicht mehr entzündet worden.<br />
Wer war dieser Baron Pierre de Coubertin?<br />
Coubertins Eltern waren Adelige mit italienischen<br />
Vorfahren.<br />
Sie planten für ihren Sohn eigentlich eine Karriere<br />
als Offizier. Er verließ jedoch die Militärschule<br />
schon nach kurzer Zeit und ging an die<br />
Universität, wo er Philologie, Kunst und Jura<br />
studierte. Daneben interessierte ihn vor allem<br />
der Sport. Er engagierte sich in Sportorganisationen<br />
und gründete mit 25 Jahren das „Komitee<br />
zur Verbreitung der Leibesübungen“.<br />
Weil sein Berufsziel im pädagogischen Bereich<br />
lag – Coubertin wollte eigentlich Privatlehrer<br />
werden – hörte er während der Studienzeit auch<br />
Pädagogik. Außerdem reiste er öfters nach<br />
England, Kanada und sogar in die USA, um die<br />
dortige Jugenderziehung, speziell den Sportunterricht<br />
, besser kennen zu lernen. Coubertin<br />
war beeindruckt, mit welcher Begeisterung die<br />
Schüler gerade in England am Sportunterricht<br />
teilnahmen und dabei vor allem Teamfähigkeit<br />
und Ehrgeiz an den Tag legten. Diese Eigenschaften<br />
bei der Jugend in aller Welt zu fördern,<br />
das setzte er sich zum Ziel. Die Ausgrabungen<br />
der antiken Stätten in Olympia wiesen ihm den<br />
Weg zu dem großen sportlichen Wettbewerb,<br />
bei dem die Jugend der Welt ihre Kräfte messen<br />
sollte.<br />
Finanzielle Schwierigkeiten in Athen<br />
Während der Vorbereitung der ersten Olympischen<br />
Spiele lernte Pierre Coubertin die Tochter<br />
eines elsässischen Diplomaten kennen, die<br />
er im März 1895 heiratete. Sie bekamen zwei<br />
Kinder, doch die Ehe war immer wieder Krisen<br />
ausgesetzt, weil Coubertin zu viel Zeit und auch<br />
zuviel Geld in sein Lebenswerk steckte.<br />
Auch dieses Lebenswerk steckte bereits am<br />
Anfang in Schwierigkeiten. Griechenland konnte<br />
die finanziellen Mittel zur Austragung der Spiele<br />
in Athen nicht aufbringen.<br />
Coubertin rettete die Situation, indem er den<br />
griechischen Kronprinzen dafür gewann, das
Präsidium des Organisationskomitee zu übernehmen.<br />
Außerdem gewann er einen griechischen<br />
Millionär als Sponsor. Die Spiele konnten<br />
stattfinden.<br />
Am 6.April 1896 wurden in Athen die ersten<br />
Spiele der Neuzeit vor 60.000 Zuschauern eröffnet.<br />
Daran nahmen 295 (männliche) Sportler<br />
aus <strong>13</strong> Nationen teil.<br />
Zum Vergleich: Zu den Olympischen Sommer-<br />
Spielen <strong>2012</strong> in London, die von der englischen<br />
Königin eröffnet wurden, trafen sich 11.040<br />
Sportler aus 204 Nationen.<br />
Fünf Ringe – fünf Kontinente<br />
Coubertin ist nicht nur der Vater der modernen<br />
Olympischen Spiele, sondern auch der Vater<br />
des Olympischen Symbols.<br />
Er dachte sich dieses Zeichen der fünf miteinander<br />
verbundenen Ringe aus. Sie sollten<br />
symbolisch für die fünf Kontinente stehen. Auch<br />
das Motto „Schneller – Höher – Weiter“ stammt<br />
von Pierre Coubertin.<br />
Nach Coubertins olympischem Idealbild sollten<br />
wie in der Antike nur erwachsene männliche<br />
Sportler an den Spielen teilnehmen. Frauen<br />
sollten ausgeschlossen bleiben. Doch er konnte<br />
sich damit auf Dauer nicht durchsetzen. Bald<br />
wetteiferten auch die Frauen um Olympisches<br />
Gold.<br />
Unter Pseudonym am Start<br />
Die Olympischen Spiele 1912 glänzten mit einer<br />
Besonderheit: Es gab zum ersten Mal einen<br />
Wettbewerb in der Disziplin Literatur.<br />
Mit dem Werk „Ode an den Sport“ wurde ein<br />
„Georges Hohrad/Martin Eschbach“ Olympiasieger.<br />
Wer verbarg sich wohl hinter diesem<br />
Pseudonym? Es war niemand anderer als Baron<br />
Pierre de Coubertin selbst, der auch die musischen<br />
Disziplinen in die Wettkämpfe einbeziehen<br />
wollte.<br />
Und in der Tat: Von 1912 bis 1948 gab es bei<br />
den Olympischen Spielen auch Kunstwettbewerbe<br />
und zwar in den Bereichen Architektur,<br />
Literatur, Musik, Malerei und Bildhauerei. Alle<br />
Werke mussten einen Bezug zum Sport haben.<br />
Coubertin blieb von 1896 bis 1925 Präsident<br />
des IOC. Als er während des ersten Weltkriegs<br />
in die französische Armee eintreten musste,<br />
übernahm drei Jahre lang ein enger Vertrauter,<br />
Godefroy de Blonay, kommissarisch dieses<br />
Amt. Später wurde Coubertin auf Lebenszeit<br />
zum Ehrenpräsidenten aller Olympischen Spiele<br />
gewählt. 1925 verkündete er seinen Rücktritt<br />
als Generalsekretär – wie er sagte, aus Altersgründen<br />
und weil „seine geistigen Fähigkeiten<br />
nachließen“.<br />
1937 starb der Franzose in Genf. Sein Herz<br />
wurde in einer für ihn in Olympia erbauten Gedenksäule<br />
beigesetzt.<br />
Coubertins Idee aber - die Sportler der Welt<br />
zu einem friedlichen Wettstreit zusammenzubringen<br />
– feiert bis heute wahre Triumphe und<br />
begeistert immer wieder Millionen und Abermillionen<br />
von Menschen. Trotz der Schatten, die<br />
auch Olympische Spiele nicht verschonten.<br />
hoj
Freudental journal Seite 16<br />
Januar<br />
Geburtstage<br />
2. 1. 1925 Berta Steinhauser<br />
10. 1. 1915 Hermann Vierke<br />
12. 1. 1942 Herbert Leister<br />
15. 1. 1930 Ella Rath<br />
22. 1. 1923 Elisabeth Scherer<br />
23. 1. 1962 Susanne Schad-Liesenberg<br />
Februar<br />
9. 2. 1920 Ilse Hübner<br />
14. 2. 1926 Maria Geistbeck<br />
18. 2. 1932 Marianne Steger<br />
19. 2. 1922 Georg Schiegg<br />
20. 2. 1944 Ingrid Feinauer<br />
März<br />
1. 3. 1926 Hedwig Krumpholz<br />
2. 3. 1944 Siegfried Gromer<br />
<strong>13</strong>. 3. 1929 Johanna Diethelm<br />
15. 3. 1921 Balbina Hermann<br />
17. 3. 1923 Luise Blondke<br />
20. 3. 1925 Anna Buchs<br />
26. 3. 1920 Anna Leipold<br />
29. 3. 1920 Georg Nick<br />
Wir gratulieren !<br />
Geburtstagsgedicht<br />
Ferdinand von Saar<br />
Das aber ist des Alters Schöne,<br />
Dass es die Saiten reiner stimmt,<br />
Dass es der Lust die grellen Töne,<br />
Dem Schmerz den herbsten<br />
Stachel nimmt.<br />
Ermessen lässt sich und<br />
verstehen<br />
Die eig‘ne mit der fremden Schuld,<br />
Und wie auch rings die Dinge gehen,<br />
Du lernst dich fassen in Geduld.<br />
Die Ruhe kommt erfüllten<br />
Strebens,<br />
Es schwindet des verfehlten Pein -<br />
Und also wird der Rest<br />
des Lebens<br />
Ein sanftes Rückerinnern sein.
Freudental journal Seite 17<br />
Gottesdienste im Wilhelm-Löhe-Haus, jeweils um 10:15 Uhr<br />
Evangelische Gottesdienste Katholische Gottesdienste<br />
24. Dezember Dekan Dittmar<br />
und Posaunenchor<br />
9. Januar Pfarrer R. Friedrich<br />
23. Januar Pfarrer K. Dotzer<br />
6. Februar Pfarer K. Dotzer<br />
20. Februar Pfarrer K. Dotzer<br />
5. März Pfarrer K. Dotzer<br />
20. März Pfarrer K. Dotzer<br />
Wir trauern um unsere<br />
Verstorbenen<br />
2. Januar Diakon Meißner<br />
16. Januar Diakon Meißner<br />
30. Januar Diakon Meißner<br />
<strong>13</strong>. Februar Diakon Meißner<br />
27. Februar Diakon Meißner<br />
<strong>13</strong>. März Diakon Meißner<br />
27. März Diakon Meißner<br />
Johanna Aschenbrenner am 17. 9. <strong>2012</strong> im Alter von 78 Jahren<br />
Johann Deuringer am 20. 9. <strong>2012</strong> im Alter von 89 Jahren<br />
Maria Jocher am 6. 10. <strong>2012</strong> im Alter von 86 Jahren<br />
Johann Dellinger am 11. 10. <strong>2012</strong> im Alter von 66 Jahren<br />
Sigrid Böhm am 29. 10. <strong>2012</strong> im Alter von 82 Jahren<br />
Else Ziemer am 10. 11. <strong>2012</strong> im Alter von 89 Jahren<br />
Roland Probst am 12. 11. <strong>2012</strong> im Alter von 86 Jahren<br />
Jeder, der geht, belehrt uns ein wenig über uns selbst.<br />
Kostbarster Unterricht an den Sterbebetten.<br />
Hilde Domin
Freudental journal Seite 18<br />
Gedanken zur Jahreslosung 20<strong>13</strong><br />
„Wir haben hier keine bleibende Stadt,<br />
sondern die zukünftige suchen wir.“<br />
(Hebräerbrief <strong>13</strong>,14)<br />
Es gibt gute Gäste und die anderen.<br />
Was zeichnet einen guten Gast aus?<br />
Zum Beispiel dass er pünktlich ist, aber auch<br />
nicht zu früh kommt. Dass er sich gerne bewirten<br />
und verwöhnen lässt. Dass er sich freuen<br />
kann über das schöne Haus des Gastgebers<br />
und die Dinge, die in diesem Haus lieb und teuer<br />
sind. Ein guter Gast bietet gelegentlich kleine<br />
Hilfen an, mischt sich aber nicht ins Regiment<br />
von Küche und Keller. Ein guter Gast hat Zeit<br />
mitgebracht – aber er bleibt auch nicht ewig. Er<br />
guckt nicht in jeden Winkel, aber er lobt gerne.<br />
Ja, das ist wichtig:<br />
Ein guter Gast kann bewundern ohne Neid und<br />
genießen ohne Berechnung.<br />
Und natürlich gilt auch das:<br />
Ein guter Gast wird sein Zimmer und das Bad<br />
nicht völlig spurlos zurücklassen. Das erwartet<br />
niemand, denn Spuren dass er da war und gerne<br />
da war, werden den Gastgeber freuen. Aber<br />
natürlich hinterlässt ein guter Gastgeber keinen<br />
Schaden. Im Gegenteil: In kleinen Handgriffen<br />
hat er denn doch dem Nach- und Aufräumen ein<br />
wenig vorgearbeitet.<br />
Die Jahreslosung 20<strong>13</strong> erinnert uns alle daran,<br />
dass wir auf unserer schönen Erde Gäste sind.<br />
Eine bleibende Stadt haben wir nicht und unser<br />
Da-Sein unterliegt einem steten Wandel und<br />
Werden und Kommen und Gehen.<br />
Manchem ist das ein tröstlicher Gedanke:<br />
Was uns gerade plagt, umtreibt, Schmerz ist<br />
oder nur schwer erträglich: das bleibt nicht und<br />
darin werden wir nicht auf ewig bleiben müssen.<br />
Anderen mag es aber ein ganz grausamer und<br />
kaum ertragbarer Gedanke sein: dass wir alles<br />
und – vor allem - alle irgendwann loslassen<br />
müssen.<br />
Dass Eltern ihre Kinder loslassen müssen und<br />
Kinder ihre Eltern, dass Liebende sich irgendwann<br />
lassen müssen und der Tod tatsächlich<br />
immer einer, der scheidet… wie furchtbar kalt<br />
fährt einem diese Wahrheit manchmal in die<br />
Knochen.<br />
Egal, wie wir die Tatsache empfinden, dass wir<br />
hier „keine bleibende Stadt“ haben:<br />
dass die „zukünftige Stadt“ eine sein möge<br />
ohne Abschiede und ohne Schmerz und ohne<br />
schwarze Wolken über der Seele – das werden<br />
beide hoffen: die, die gerne hier sind und die,<br />
denen es anders geht.<br />
Hier freilich bleibt die Einsicht, dass wir Gäste<br />
sind auf Erden, Gäste auch in den Bindungen<br />
und Liebes- und Lebensräumen der Menschen<br />
um uns herum.<br />
Und? Sind wir gute Gäste?<br />
Lassen wir uns einladen und beherbergen?<br />
Sind wir Menschen, die sich bewirten lassen<br />
und die loben können – frei von Neid sich freuen<br />
können am Glück und am Wohlsein anderer?<br />
Und welche Spuren werden wir hinterlassen?<br />
Es ist die Kunst eines guten Gastes, das Willkommen<br />
seines Gastgebers ernst zu nehmen<br />
und das „Fühlen Sie sich wie zuhause“ wahr<br />
sein zu lassen. Ein guter Gast ist nicht steif<br />
und verkrampft und weist zurück, was man ihm<br />
anbietet. Es nervt, wenn ein Gast ständig nur<br />
bemüht ist, nicht zur Last zu fallen.<br />
Nein, Gott hat uns diese Erde gerne gegeben<br />
und wir sind seine Kinder – auch in den vergänglichen<br />
Schönheiten und Kostbarkeiten des<br />
Irdischen.<br />
Guten Gästen wird es zuletzt schwer fallen,<br />
aufzubrechen. Sie werden nicht lügen, wenn sie<br />
Dank sagen vor dem Weiterziehen.<br />
Sie werden mit einem Wiedersehensgruß gehen,<br />
denn – auch wenn die Stadt neu sein wird<br />
und auch das Haus ein anderes – der Gastgeber<br />
wird der gleiche sein!<br />
Jörg Dittmar, Dekan
Freudental journal Seite 19<br />
Impressum:<br />
Freudental Journal, eine Veröffentlichung des<br />
Wilhelm-Löhe-Hauses der <strong>Diakonie</strong>.<br />
Neujahrswünsche<br />
An der Grenze des Jahres, in den Tagen der Rückschau,<br />
der Ruhe und Besinnung,<br />
wandert der Blick auch nach vorne.<br />
Wir wissen zwar nicht, was kommt,<br />
doch möge diese Zeit mit all ihren Sorgen<br />
und mit all ihrem Glück doch darin ihren Sinn finden,<br />
dass unsere Augen frei werden,<br />
auch die Dinge zwischen Himmel und Erde zu sehen,<br />
die uns die Türen zu uns öffnen<br />
und zu den Menschen, die uns nahe sind.<br />
Das Redaktionsteam des Freudental-Journals<br />
wünscht allen Leserinnen und Lesern<br />
ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />
und ein gesundes und zufriedenes Neues Jahr!<br />
Weihnachtsgottesdienst<br />
Montag, 24. Dezember <strong>2012</strong> um 10.15 Uhr<br />
mit Dekan Jörg Dittmar<br />
und dem Posaunenchor<br />
der St. Mangkirche<br />
Redaktion: Hannelore Blume, Karin Hartwig,<br />
Wolfgang Grieshammer, Helmut Hojer, Hans Mildebrath,<br />
Oliver Stiller, Karl Windschild.<br />
Auflage 280 Exemplare<br />
Alle Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder und nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion.<br />
Bei eingereichten Beiträgen behalten wir uns Kürzungen vor.<br />
Email: freudentaljournal©diakonie-kempten.de<br />
Spendenkonto 1990 bei der Sparkasse <strong>Allgäu</strong> (BLZ 733 500 00) für Freudentaljournal.
Der Januar<br />
von Erich Kästner<br />
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.<br />
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.<br />
Doch riecht es noch nach Krapfen aus der Stiege.<br />
Man steht am Fenster und wird langsam alt.<br />
Die Amseln frieren. Und die Krähen darben.<br />
Und auch der Mensch hat seine liebe Not.<br />
Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.<br />
Die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben.<br />
Und wär so gerne gelb und blau und rot.<br />
Umringt von Kindern wie der Rattenfänger,<br />
tanzt auf dem Eise stolz der Januar.<br />
Der Bussard zieht die Kreise eng und enger.<br />
Es heißt, die Tage würden wieder länger.<br />
Man merkt es nicht. Und es ist trotzdem wahr.<br />
Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern.<br />
Und niemand hält sie auf und fordert Zoll.<br />
Silvester hörte man´s auf allen Sendern,<br />
dass sich auch unterm Himmel manches ändern<br />
und, außer uns, viel besser werden soll.<br />
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.<br />
Und ist doch hunderttausend Jahre alt.<br />
Es träumt von Frieden. Oder träumt´s vom Kriege?<br />
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.<br />
Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.