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der bestand dominiert - Sparkasse Nürnberg

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18<br />

region nürnberg<br />

<strong>der</strong> <strong>bestand</strong> <strong>dominiert</strong><br />

UnternehmerrUnde In <strong>der</strong> Region entstehen nur wenige Büroflächen im Neubau,<br />

auch weil die erzielbaren Mieten hierfür zu gering sind. Wohnraum bringt da teilweise schon<br />

mehr Erträge. Außerdem in <strong>der</strong> Diskussion: In <strong>Nürnberg</strong> sind etliche neue Hotelprojekte in<br />

Planung. Zu viele?<br />

Herr Burgis, wie trifft <strong>der</strong> wirtschaftliche<br />

Abschwung die Region?<br />

Roland Burgis: Also zunächst muss man<br />

sagen, dass <strong>der</strong> Standort <strong>Nürnberg</strong> den<br />

Strukturwandel und die Überdimensionierung<br />

<strong>der</strong> Industrie nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg überstanden hat. Die Betriebe,<br />

die in <strong>der</strong> Automobil-Zulieferbranche<br />

arbeiten, spüren die Auftragsrückgänge ad<br />

hoc im vierten Quartal 2008 mit Raten von<br />

40, teilweise 50 Prozent. Diese Unternehmen<br />

reagieren durch Kostenentlastungen<br />

mit Kurzarbeit, aber natürlich auch mit<br />

Entlassungen. In unserem Kundenportfolio<br />

ist noch relative Ruhe an <strong>der</strong> Front. In<br />

den vergangenen drei bis vier Jahren haben<br />

viele Firmen sehr viel Geld verdient.<br />

Das macht uns zuversichtlich, dass eine<br />

gewisse Stabilität vorhanden ist, um die<br />

Krise zu überstehen. Die entscheidende<br />

Frage wird sein, wie lange diese dauert.<br />

Ist die Metropolregion beson<strong>der</strong>s abhängig<br />

vom Export?<br />

Roland Burgis: Wir haben eine Exportquote<br />

von um die 40 Prozent in <strong>der</strong> Region.<br />

Das ist sehr ordentlich. Viele Zulieferbetriebe,<br />

die hier betroffen sind, verteilen<br />

sich allerdings über den ganzen<br />

mittelfränkischen Raum. Sicher gibt es<br />

den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en größeren Automobilzulieferer,<br />

<strong>der</strong> im Moment akute<br />

Probleme hat, <strong>der</strong> vielleicht auch schon Insolvenz<br />

angemeldet hat.<br />

immobilienmanager · special Region <strong>Nürnberg</strong> · 7/8 - 2009<br />

Es wurde in <strong>der</strong> Öffentlichkeit viel über<br />

ein mögliches Aus von Quelle spekuliert.<br />

Was würde das für den Standort bedeuten?<br />

Markus Wesnitzer: Wir können hier alle<br />

nur mutmaßen. Zur Folge eines Arbeitsplatzabbaus,<br />

den es sicher geben wird, für<br />

die Immobilienbranche muss man sehr<br />

stark nach Nutzungsarten unterscheiden.<br />

Quelle nutzt im Großraum insbeson<strong>der</strong>e<br />

industrielle Flächen. Diese Lager- und Logistikflächen<br />

wären signifikant betroffen.<br />

Im Büromarkt sehe ich die Auswirkungen<br />

nicht so stark. Es wäre also nicht so, dass<br />

plötzlich 25.000, 30.000 Quadratmeter auf<br />

den Markt kommen würden. Im Wohnungsmarkt<br />

könnte ich mir vorstellen, dass<br />

Menschen, die Angst um ihren Arbeitsplatz<br />

haben, keine Wohnungen kaufen werden,<br />

son<strong>der</strong>n im Zweifelsfall eher mieten.<br />

Herr Sontowski, wie sind Ihre aktuellen<br />

Erfahrungen mit <strong>der</strong> Finanzierungswilligkeit<br />

<strong>der</strong> Banken?<br />

Klaus-Jürgen Sontowski: Wenn man heute<br />

beurteilt, wie <strong>der</strong> Standort <strong>Nürnberg</strong> finanziert<br />

werden kann, muss man eigentlich<br />

auf die Zeit vor <strong>der</strong> letzten Boom-Phase zurückgreifen.<br />

Damals war <strong>Nürnberg</strong> ein ausgesprochen<br />

schwierig zu finanzieren<strong>der</strong><br />

Standort – speziell für Großprojekte. Es hat<br />

sich in dem Immobilien-Boom, <strong>der</strong> 2007<br />

seinen Zenit erreicht hatte, eine sehr gute<br />

Finanzierbarkeit für den Standort <strong>Nürnberg</strong><br />

ergeben. Banken, die vorher einen<br />

Bogen um den Standort geschlagen haben,<br />

hatten <strong>Nürnberg</strong> positiv eingestuft, als<br />

„Primus“ unter den B-Städten. Mittlerweile<br />

ist die Anzahl <strong>der</strong> Institute, die hier zur Verfügung<br />

stehen, aber wie<strong>der</strong> begrenzt.<br />

Und was ist mit den auswärtigen Investoren,<br />

die mit den Banken nach <strong>Nürnberg</strong><br />

gekommen sind?<br />

Wolfgang Küspert: Diejenigen, die die<br />

Portfolios vor zwei, drei Jahren gekauft haben,<br />

überlegen jetzt, was sie mit ihren Objekten<br />

machen. Oft ist es so, dass die Businesspläne<br />

einfach nicht eingehalten werden<br />

können. Die Nachvermietungen wer-<br />

den schwieriger, es entstehen Leerstände.<br />

Man hat aus heutiger Sicht zum damaligen<br />

Zeitpunkt zu teuer eingekauft. Das heißt, es<br />

gibt Probleme mit den Buchwerten, die<br />

heute nicht mehr zu realisieren sind. Die<br />

Strategie ist bei den meisten, ihre Objekte<br />

zu halten und zu optimieren, um dann vielleicht<br />

in einem besseren Marktumfeld in<br />

zwei, drei Jahren die Objekte einzeln wie<strong>der</strong><br />

zu verkaufen.<br />

Den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Verkauf wird es<br />

also geben?<br />

Wolfgang Küspert: Das kann in dem einen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Fall so sein, bislang kam es<br />

hier noch zu keinen Notverkäufen.<br />

Carsten Rüstig: Ich meine, das dicke Ende<br />

für den Markt kommt noch. Davon bin ich


Fotos: Gaby sommer<br />

roland burgis<br />

Vorstandsmitglied<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

felsenfest überzeugt. Es wird Nischen geben,<br />

wo man sicherlich gute Geschäfte machen<br />

kann, aber insgesamt gesehen wird<br />

man mit deutlich rückläufigen Mieten, und<br />

zwar egal ob Neubau o<strong>der</strong> Bestand, rechnen<br />

müssen. Das ist eine Entwicklung, die noch<br />

zwei, drei Jahre o<strong>der</strong> länger andauern wird.<br />

Markus Wesnitzer: Ich glaube, dass die<br />

Käufer zurzeit etwas an<strong>der</strong>es suchen als<br />

das, was die internationalen Vehikel in<br />

ihren Büchern haben. Sie haben es nicht<br />

nur zu teuer in den Büchern, sie haben oft<br />

auch die falschen Produkte in den Büchern.<br />

Der Käufer sucht in diesem turbulenten<br />

Umfeld Sicherheit und Qualität. Die meisten<br />

<strong>der</strong> Immobilien aus den 1960er Jahren<br />

haben mittelprächtige Vermietungsstände<br />

und damit ein gewisses Risikoprofil. Sie haben<br />

sehr wenige 1A-Lage-Objekte in diesen<br />

Portfolios, son<strong>der</strong>n es sind Randlagen o<strong>der</strong><br />

Ringlagen mit eher schlechten Qualitäten.<br />

Und insofern gibt es dafür möglicherweise<br />

gar keine Käufer, selbst wenn die Preise etwas<br />

zurückgingen.<br />

dr. markus Wesnitzer<br />

Geschäftsführer<br />

ICN Immobilien Consult<br />

Thomas Hörlbacher: Das ist das alte Lied,<br />

wenn ich Geld unterbringen muss, muss ich<br />

einfach kaufen. Und dann sind diese Investoren<br />

auch in kleinere Städte und hier möglicherweise<br />

auch in Objekte gegangen, die<br />

man bei nüchterner Betrachtung besser<br />

nicht gekauft hätte. Die angesprochenen<br />

Objekte um den Ring herum, die haben wir<br />

alle auch auf dem Tisch gehabt und zur Seite<br />

gelegt, aus zwei Gründen: Weil sie in <strong>der</strong><br />

Regel noch viel zu teuer waren und weil sie<br />

zum Teil erhebliche bauliche Probleme aufweisen<br />

– in Verbindung mit deutlich aufkommenden<br />

Mieterschwierigkeiten.<br />

Herr Küspert, sind die Käufer, die sich vor<br />

zwei o<strong>der</strong> drei Jahren die Finger verbrannt<br />

haben, jetzt weg und kommen nie wie<strong>der</strong>?<br />

Wolfgang Küspert: Ob sie wie<strong>der</strong>kommen,<br />

das kann keiner prognostizieren. In einem<br />

an<strong>der</strong>en Marktumfeld mag das sein. Ich<br />

würde mal sagen: Innerhalb <strong>der</strong> nächsten<br />

zwei, drei Jahre erwarten wir da eigentlich<br />

nichts. Die haben momentan ihre Hausaufgaben<br />

zu machen und Portfolios in Ord-<br />

dr. thomas hörlbacher<br />

Geschäftsführer<br />

Dr. Lorenz Tucher’sche Stiftung von 1503<br />

nung zu bringen. Wer aber wie<strong>der</strong>kommt,<br />

ist <strong>der</strong> mit hohem Eigenkapital ausgestattete<br />

Käufer, auch <strong>der</strong> regionale Käufer. Die Losgrößen<br />

haben sich verän<strong>der</strong>t, also die 20-,<br />

50-, 80-Millionen-Deals finden momentan<br />

nicht statt. Was aber durchaus gekauft wird,<br />

sind innerstädtische Büro- und Geschäftshäuser<br />

o<strong>der</strong> Wohnportfolios.<br />

Und wie ist hier das Angebot?<br />

Wolfgang Küspert: Da sprechen Sie genau<br />

das Problem an. Das Angebot ist nämlich<br />

nicht da. Weil genau diejenigen, die die Objekte<br />

halten, gerade nicht verkaufen wollen,<br />

weil sie wissen, dass <strong>der</strong> Verkaufspreis<br />

gegenüber von vor zwei Jahren gefallen ist.<br />

Sie bleiben lieber investiert, weil sich natürlich<br />

auch die Frage <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>anlage stellt<br />

und insofern ist das momentan ein Teufelskreis.<br />

Welche Mieten lassen sich für Büroflächen<br />

in <strong>Nürnberg</strong> erzielen?<br />

Gerd Schmelzer: Bei den Büromieten<br />

kommt man nicht über zehn Euro. Es gibt<br />

immobilienmanager · special Region <strong>Nürnberg</strong> · 7/8 - 2009<br />

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20<br />

Wolfgang P. Küspert<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter,<br />

Küspert & Küspert Immobiliengruppe<br />

region nürnberg<br />

mal zwölf o<strong>der</strong> 13 Euro, aber in <strong>der</strong> Regel<br />

kommen die Mieter und fangen bei acht<br />

Euro an zu diskutieren. Und dann endet<br />

man bei acht, neun Euro und muss noch<br />

Incentives geben.<br />

Carsten Rüstig: Wir hatten 1989 in <strong>der</strong><br />

Spitze 25 D-Mark Büromiete. Das ging<br />

dann wie<strong>der</strong> ein bisschen herunter. Auf<br />

diesem Niveau bewegen wir uns im Prinzip<br />

immer noch. Nennenswerte Volatilität<br />

war in diesen Jahren nicht zu verzeichnen.<br />

Und die acht, neun Euro, da würde ich<br />

mich ja schon freuen, wenn es ein stabiler<br />

Wert wird. Weil wir auch Werte haben, die<br />

liegen – und zwar an allen Ecken und Enden<br />

in <strong>der</strong> Stadt – noch weit darunter.<br />

Darüber dürften sich die Nutzer freuen.<br />

Carsten Rüstig: Diese preiswerte Mieten<br />

sind auch das Ergebnis jahrzehntelanger<br />

fehlen<strong>der</strong> Investitionen in den Substanzerhalt<br />

<strong>der</strong> Immobilien. Berücksichtigt man<br />

noch die erhöhten Bewirtschaftungs- und<br />

Nebenkosten, so relativiert sich die von<br />

Ihnen angesprochene Freude des Nutzers.<br />

Wolfgang Küspert: Es gibt ungefähr vier<br />

Millionen Quadratmeter Büroflächen in<br />

<strong>Nürnberg</strong>. Wenn in den letzten zehn o<strong>der</strong><br />

auch 20 Jahren pro Jahr im Schnitt – ich<br />

sage mal – 40.000 Quadratmeter gebaut<br />

worden sind, dann sind in den letzten 20<br />

Jahren nur 800.000 Quadratmeter gebaut<br />

worden. Es kann sich also je<strong>der</strong> vorstellen,<br />

wie viel älter die restlichen drei Millionen<br />

Quadratmeter sind. Dazu kommen dann<br />

noch die Konversionsflächen, die immer<br />

wie<strong>der</strong> auf den Markt kommen und die<br />

Neubaumieten eben nach unten ziehen.<br />

Klaus-Jürgen Sontowski: Sicherlich ist<br />

Revitalisierung als Geschäft interessanter<br />

als Neubau. Im Wohnimmobilienmarkt<br />

immobilienmanager · special Region <strong>Nürnberg</strong> · 7/8 - 2009<br />

Carsten rüstig<br />

Geschäftsführer<br />

CV Immobilien Gruppe<br />

wegen <strong>der</strong> nicht gegebenen Grundstücksverfügbarkeit<br />

im Innenstadtbereich und<br />

im Gewerbesegment, weil die durchgehandelten<br />

Paketimmobilien <strong>der</strong> Investoren<br />

wie<strong>der</strong> auf den Markt kommen. Die Verkäufer<br />

sind diskussionsbereit. Vor zwölf<br />

o<strong>der</strong> 15 Monaten wollten sie für ihre Immobilien<br />

das 14-fache, jetzt redet man<br />

schon um Faktoren von 11,5 bis 12,5 für<br />

die in die Jahre gekommenen Objekte. Ich<br />

bin mir sicher, dass man in Kürze die ersten<br />

Transaktionen tätigen kann.<br />

Fehlt <strong>der</strong> Region auswärtiger Zuzug?<br />

Markus Wesnitzer: Nur durch eine stetige<br />

größere Nachfrage könnten wir überhaupt<br />

in die Lage versetzt werden, neue Produkte<br />

zu höheren Mieten am Markt zu platzieren.<br />

Da muss ich aus meiner Sicht sagen, ich<br />

kann nicht erkennen, dass es nennenswerten<br />

Zuzug von Nutzern gibt, die einen hohen<br />

Qualitätsstandard suchen und bereit<br />

sind, entsprechende Mieten zu zahlen.<br />

Klaus-Jürgen Sontowski: Wir haben immer<br />

wie<strong>der</strong> Riesenflächen, die freigesetzt<br />

wurden, die heute alle wie<strong>der</strong> belegt sind.<br />

Also – es muss Zuzug gegeben haben, denn<br />

<strong>der</strong> Leerstand hat sich ja nicht gesteigert.<br />

Gibt es denn überhaupt die Nachfrager,<br />

die Topbüros suchen und dann die elf o<strong>der</strong><br />

zwölf Euro zahlen?<br />

Klaus-Jürgen Sontowski: In <strong>Nürnberg</strong><br />

sucht niemand das High-Tech-Building. Da<br />

sucht keiner den Skyper von <strong>Nürnberg</strong>.<br />

Hier sucht <strong>der</strong> Nutzer einfach die Miete von<br />

elf Euro o<strong>der</strong> am besten zehn, neun, acht<br />

Euro und möglichst hohen Standard für<br />

geringe Kosten. Aber dafür kann man die<br />

Neubauten nicht errichten. Dafür kann nur<br />

im Bestand gearbeitet werden. Aber keiner<br />

geht nach <strong>Nürnberg</strong>, weil er in beson<strong>der</strong>s<br />

schöne o<strong>der</strong> futuristische Bürogebäude<br />

einziehen will.<br />

gerd Schmelzer<br />

Grün<strong>der</strong> und Inhaber<br />

Alpha Gruppe<br />

Wir haben darüber gesprochen, dass in<br />

den vergangenen Jahren viele Investoren<br />

<strong>Nürnberg</strong> als Zielmarkt entdeckt haben. Gilt<br />

das auch im Wohnungsbereich?<br />

Michael Zagel: Die Erfahrung haben wir<br />

gemacht. Anfangs haben wir vermehrt Anfragen<br />

von größeren Gesellschaften für den<br />

Standort <strong>Nürnberg</strong> bekommen. Dies jedoch<br />

in Losgrößen von 30 bis 50 Millionen<br />

Euro pro Objekt. Diese Losgrößen entsprechen<br />

nicht den regulären Möglichkeiten in<br />

<strong>der</strong> Metropolregion. Daher sind viele Gesellschaften<br />

dazu übergegangen, sich in<br />

großen Stückzahlen am Klein-Immobilienmarkt<br />

zu bedienen. Gerade diese Gesellschaften<br />

haben in <strong>der</strong> aktuellen Entwicklung<br />

sehr gesund eingekauft, da sich <strong>der</strong><br />

Wohnungsmarkt in <strong>Nürnberg</strong> vermietertechnisch<br />

sehr positiv entwickelt.<br />

Klaus-Jürgen Sontowski: Man muss auch<br />

mal sagen, was in <strong>der</strong> gesamten Metropolregion<br />

exzellent läuft. Es ist <strong>der</strong> Wohnungsmarkt.<br />

Wir haben in den Miet- wie in den<br />

Eigentümermärkten eine hohe Marktenge.<br />

In Erlangen gibt es einen Leerstand, <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Größenordnung von unter einem Prozent<br />

bei den Mietflächen liegt. Es gibt einen<br />

„dramatischen“ Nachfrageüberhang nach<br />

Mietraum. Wir haben ja auch das Paradoxon<br />

in einigen Teilmärkten, dass man für<br />

Wohnimmobilien mehr Miete erhält als<br />

von dem größten Gewerbemieter in <strong>der</strong><br />

Stadt. Gleiches gilt für Fürth, gleiches gilt<br />

für <strong>Nürnberg</strong>.<br />

Warum?<br />

Klaus-Jürgen Sontowski: Weil kein Angebot<br />

an attraktivem und stadtzentralem<br />

Wohnraum vorhanden ist. Und das können<br />

Sie auch im städtischen Gebiet nicht so<br />

schnell schaffen. Wenn nicht ein paar echte<br />

Großprojekte wie Sebal<strong>der</strong> Höfe o<strong>der</strong> Augustinerhof<br />

entwickelt würden, wo auf<br />

einem Standort mehrere 100 Wohnungen


Klaus-Jürgen Sontowski<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Geselllschafter<br />

Sontowski und Partner<br />

umsetzbar sind, dann finden Sie diese Bauquartiere<br />

überhaupt nicht. Angesichts <strong>der</strong><br />

Planungszeiträume und Vorlauffristen<br />

kann man heute schon sagen, dass wir auf<br />

jeden Fall in <strong>Nürnberg</strong>, Fürth und Erlangen<br />

auf Sicht von zwei, drei Jahren einen sehr<br />

gesunden Wohnungsmarkt haben werden.<br />

Welche Mieten lassen sich erzielen?<br />

Michael Zagel: Unter sechs Euro plus<br />

Nebenkosten werden nur noch vereinzelt<br />

Einheiten verwertet. In <strong>der</strong> Spitze kommen<br />

durchaus Werte zwischen 14 und 15 Euro<br />

vor. Diese Mietentwicklung ist analog zur<br />

Kaufpreisentwicklung. Die Nachfrage nach<br />

Wohnfläche zum Kauf ist nach wie vor<br />

groß, und das Angebot kann den aktuellen<br />

Bedarf eigentlich nicht decken. Hier sind<br />

jedoch regionale Unterschiede festzustellen,<br />

das heißt, dass sich <strong>der</strong> Preisdruck sowohl<br />

im Vermietungsbereich als auch im<br />

Verkaufsbereich primär auf die Innenstadt<br />

und die nahen Vorstadtlagen bezieht. Die<br />

gegenteilige Richtung, nämlich eine Preisreduktion,<br />

stellen wir bei Lagen fest, die<br />

weiter außerhalb liegen, im Umkreis von 20<br />

bis 25 Kilometern und mehr.<br />

Roland Burgis: Wir hatten 2007 und 2008<br />

eine Renaissance des Geschosswohnungsbaus,<br />

vor allem für Eigennutzer. Wir spüren<br />

im Moment allerdings ein deutliches Nachlassen<br />

<strong>der</strong> Nachfrage nach neuen Objekten.<br />

Dadurch wird eine Lücke entstehen. Auf<br />

den leergefegten Markt wird weitere Nachfrage<br />

nach Geschosswohnungen treffen.<br />

Trotz <strong>der</strong> angespannten wirtschaftlichen<br />

Lage wird also gekauft?<br />

Klaus-Jürgen Sontowski: Sie haben an<strong>der</strong>e<br />

Käufer, Sie haben jetzt die Kapitalanleger<br />

und nicht mehr die Eigennutzer. Wir hatten<br />

für viele Jahre einen rein vom Eigennutzer<br />

bestimmten Markt, und diese Situation ist<br />

vor ungefähr einem Jahr umgekippt.<br />

michael Zagel<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter<br />

Sollmann und Zagel Immobilien.<br />

Roland Burgis: Öffentlich geför<strong>der</strong>ter<br />

Mietwohnungsbau ist wie<strong>der</strong> ein Thema,<br />

weil durch das Auseinan<strong>der</strong>driften <strong>der</strong> sozialen<br />

Strukturen in <strong>der</strong> Bevölkerung die<br />

unteren Segmente eher zunehmen und<br />

dann Mietwohnungsbau stärker nachgefragt<br />

wird. Unter Einbeziehung öffentlicher<br />

För<strong>der</strong>mittel können hier Renditen herauskommen,<br />

die durchaus interessant sind,<br />

wenn man langfristig orientiert ist.<br />

Herr Hörlbacher, wie sehen Sie die regen<br />

Aktivitäten auf dem lokalen Hotelmarkt?<br />

Thomas Hörlbacher: Wir beschäftigen uns<br />

ja auf unserem Areal am Marienberg auch<br />

mit dem Hotelthema, haben das aber<br />

eigentlich wie<strong>der</strong> in die Schublade geschoben.<br />

Man muss, denke ich, immer wie<strong>der</strong><br />

auch über den Standort nachdenken. Außerdem<br />

muss man einen Betreiber finden,<br />

<strong>der</strong> einen 20-Jahres-Pachtvertrag unterschreibt<br />

und keinen Managementvertrag<br />

abschließen will. Speziell in <strong>Nürnberg</strong> haben<br />

sich die Ketten zuletzt die Klinke in<br />

die Hand gegeben, die NHs und B & Bs und<br />

Motel Ones und wie sie noch alle heißen.<br />

Insoweit ist das sicherlich ein heißer Markt<br />

im Moment.<br />

Gerade das Hotelsegment ist doch ziemlich<br />

abhängig von <strong>der</strong> Konjunktur?<br />

Gerd Schmelzer: Das darf aber für uns als<br />

Investor überhaupt keine Rolle spielen. Als<br />

Investor kann ich ja nichtnur den momentanen<br />

Markt sehen, son<strong>der</strong>n ich schaue<br />

perspektivisch und sage, wie sehe ich den<br />

Standort <strong>Nürnberg</strong> in den nächsten zehn,<br />

15, 20 Jahren? Ich meine, dass <strong>der</strong> Hotelmarkt<br />

in <strong>Nürnberg</strong> auch unspektakulär<br />

ist, wie <strong>der</strong> Büromarkt, aber solide. Und<br />

dass innerhalb des Marktes hier 15 Jahre<br />

geschlafen wurde, das wissen wir auch. Ich<br />

glaube, dass noch drei, vier Hotels kommen<br />

werden, dafür werden dann aber an<strong>der</strong>e<br />

zumachen.<br />

Roland Burgis: Ich glaube nicht, dass die<br />

kleinen privaten Hotels den Bach herunter<br />

gehen. Erstens haben die unheimlich viel<br />

Stammkundschaft und das zweite ist, dass<br />

aus unserer Sicht zumindest die, die wir<br />

kennen, solide finanziert sind. Mit einem<br />

peppigen Auftritt im Internet bekommen<br />

auch kleine Anbieter neue Kundschaft. Ich<br />

glaube eher, dass man bei den Ketten aufpassen<br />

muss, ob die sich vielleicht verhoben<br />

haben. Da kann schon <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Probleme bekommen. Man muss aufpassen,<br />

mit wem man sich einlässt.<br />

Klaus-Jürgen Sontowski: Ich glaube, entscheidend<br />

sind die Reservierungssysteme<br />

<strong>der</strong> Hotelgruppen. Weil hier das Bettenangebot<br />

einfach weltweit vermarktet wird und<br />

Kunden den Zugang finden, die den kleinteiligen<br />

Anbieter we<strong>der</strong> suchen noch finden<br />

würden. Das Problem bei kleinen Hotels ist<br />

aus meiner Sicht die Vermarktung. Ich persönlich<br />

glaube, dass in <strong>Nürnberg</strong> ein extrem<br />

großer Nachholbedarf gegeben war,<br />

<strong>der</strong> aber zum großen Teil durch Neubauten<br />

absorbiert wurde und dass angediente Managementverträge<br />

ein extremes Risiko für<br />

den Investor darstellen.<br />

Wolfgang Küspert: Ich sehe das teilweise<br />

ähnlich, <strong>der</strong> Hotelmarkt ist in <strong>Nürnberg</strong> in<br />

den letzten zehn, 15 Jahren nicht beachtet<br />

worden. Ich sehe es allerdings nicht so, dass<br />

<strong>der</strong> private einzelne Betreiber nicht in Gefahr<br />

ist. Das merken wir sehr wohl. Wir<br />

haben viele Anfragen gerade aus dem Segment<br />

<strong>der</strong> einzelnen Betreiber, die eigentlich<br />

jetzt die Immobilie mit dem Betrieb, was ja<br />

oft gekoppelt ist, losschlagen wollen. Dafür<br />

gibt es aber keinen Markt, weil die Ketten<br />

die Objekte nicht wollen. Das heißt, auf<br />

Sicht werden da nach unserer Meinung Immobilien<br />

leer stehen. Die brauchen entwe<strong>der</strong><br />

ein komplettes Refurbishment, eine<br />

Umnutzung in Wohnen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Dinge.<br />

Wir sehen in den nächsten drei Jahren 2.000<br />

neue Zimmer in <strong>Nürnberg</strong>, und da will ich<br />

schon einmal die Frage stellen, ob da je<strong>der</strong><br />

wirklich zum Erfolg kommt.<br />

Gerd Schmelzer: Ich glaube, dass <strong>der</strong><br />

Markt in <strong>Nürnberg</strong> sicherlich bald bedient<br />

sein wird. Ich glaube zum Beispiel nicht,<br />

dass das Flughafenthema so schnell angepackt<br />

werden wird wie man glaubt. Dafür<br />

schreit die freie Fläche am Hauptbahnhof ja<br />

regelrecht nach Hotelnutzung.<br />

Die Unternehmerrunde mo<strong>der</strong>ierte Markus<br />

Gerharz.<br />

immobilienmanager · special Region <strong>Nürnberg</strong> · 7/8 - 2009<br />

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