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Ausgabe 04/11 - Oberthal

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Vermischtes (Vereine, Kultur, Freizeit, Gewerbe)<br />

Gestern & Heute<br />

Wachtfeuer („Chutzen“)<br />

Zur Alarmierung bei Kriegsgefahr setzten unsere Vorfahren auf<br />

Wachtfeuer, sogenannte Chutzen. Auch bei uns in <strong>Oberthal</strong>, auf<br />

Schönenwasen, stand ein solches Wachtfeuer. Vor genau zwanzig<br />

Jahren, 1991, zum 700 Jahr-Jubiläum der Eidgenossenschaft,<br />

wurden diese Feuer ein letztes Mal aufgebaut und angezündet.<br />

Heute noch erinnern verschiedenste Flurnamen an die Zeit der<br />

Wachtfeuer.<br />

20<br />

Juli 20<strong>11</strong> | Vermischtes<br />

Die alten Eidgenossen kannten kein stehendes Heer: bei Kriegsgefahr<br />

mussten die Milizsoldaten auf Pikett gestellt werden,<br />

damit sie im Notfall rasch mobilisiert werden konnten. Da es<br />

damals noch keine Telegrafen oder gar Telefone gab, waren Feuerzeichen<br />

ein passendes Mittel, um über grössere Distanzen<br />

Alarmsignale weiterzugeben.<br />

Der genaue Ursprung dieser Meldesysteme ist nicht bekannt. Es<br />

sollen jedoch schon die Kelten und dann auch die Römer Feuersignale<br />

eingesetzt haben. Der planmässige Aufbau des Alarmierungssystems<br />

im Staate Bern erfolgte im 17. Jahrhundert, einerseits<br />

wegen des Dreissigjährigen Krieges, andererseits weil die<br />

verbündete Stadt Genf damals besonderen Gefahren ausgesetzt<br />

war. Das bernische Wachtfeuernetz war das bestausgebaute<br />

und mit seinen 146 Stationen das umfangreichste der<br />

alten Eidgenossenschaft. Auch in <strong>Oberthal</strong>, auf Schönenwasen<br />

ob Grosshöchstetten, stand ein solcher Wachtposten. Die Hohwacht<br />

Schönenwasen stand in nächster Verbindung mit derjenigen<br />

auf dem Gurten in Bern und denjenigen auf der Falkenfluh<br />

und dem Kapf. Bei klarem Wetter konnte sie auch mit Lugnorre<br />

auf dem Mont Vully in Verbindung treten.<br />

Am 4. März 1798, beim Einfall der französischen Invasionsheere,<br />

wurde der Landsturm mit Hilfe der Wachtfeuer aufgeboten. Aber<br />

auch dieser Alarm konnte den Niedergang des Alten Berns nicht<br />

mehr abwenden. Nachher wurde das Netz nur noch für Jubiläumsveranstaltungen<br />

aufgebaut: 1953 zur 600-Jahr-Feier der<br />

Zugehörigkeit von Bern zur Eidgenossenschaft und 1991 anlässlich<br />

des 700 jährigen Bestehens der Eidgenossenschaft. Viele<br />

Flurnamen wie Wacht, Hohwacht, Wachthubel, Chutzenhubel<br />

und Lueg erinnern heute noch an die Wachtfeuer von früher.<br />

Aufbau der „Chutzen“<br />

Die „Chutzen“ wurden nach einem einheitlichen Bauplan errichtet<br />

(vgl. Skizze). In einem dreieckigen Gerüst aus drei rund 14<br />

Meter langen Baumstämmen (1) wurde auf einer Plattform (2)<br />

Brennholz (3) so aufgeschichtet, dass in der Mitte ein Luftkamin<br />

(4) entstand. Das Ganze wurde mit einem Strohdach (5) gegen<br />

Nässe geschützt. Für einen Alarm bei Tag lag auch noch grünes<br />

Reisig (6) bereit zur Rauchentwicklung. Die Verbindung mit den<br />

Nachbarfeuern wurde durch ein fest eingerichtetes Visiergerät<br />

(7) sichergestellt, durch dessen Einkerbung das Auflodern des<br />

Nachbarfeuers sicher erkannt werden konnte, so dass ein zufälliges<br />

Brandobjekt in der Nähe nicht zu einem Fehlalarm führen<br />

konnte. Zudem wurden nach dem Anzünden des Chutzens mit<br />

Raketen (8) und Mörserschüssen (9) zusätzlicher Alarm ausge-

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