Jahresbericht 2011_12 - Gymnasium Liestal

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12 28./29. Oktober 2011 Die Eltern kommen: Nach dem letztjährigen umbaubedingten Unterbruch finden wiederum Elternbesuchstage statt. An zwei Tagen haben Eltern die Gelegenheit, den Schulalltag ihrer Söhne und Töchter mitzuerleben; ein Angebot, das vor allem von Eltern der Erst- und Zweitklässler rege genutzt wird. 29. Oktober 2011 Uraufführungen: Schüler/-innen spielen unter anderem Kompositionen von Kompositionsstudenten der Musikhochschule Basel. 3. November 2011 FMS-Berufsfeldwahl: Schüler/-innen der 1. FMS-Klassen nehmen in Begleitung ihrer Eltern interessiert an der Informationsveranstaltung zur Berufsfeldwahl statt. Es referieren ehemalige Schüler/-innen aller vier Berufsfelder (Gesundheit, Verantw Verantwortung als Fachvorsteher Dani Zwygart, Fachvorsteher Biologie, und Hugo Caviola, Co-Fachvorsteher Deutsch, im Gespräch Woran denkt ihr spontan, wenn ihr das Wort «Verantwortung» im schulischen Umfeld hört? Zwygart: Da tauchen Mindmap-artig ganz verschiedene Aspekte auf: Verantwortung, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin, dass ich meine Aufgaben gemacht und eine spannende Unterrichtsstunde vorbereitet und gehalten habe. Aber natürlich auch Momente mit hohem Verantwortungsgefühl, zum Beispiel während einer Studienreise oder im Umgang mit schwierigen Situationen von einzelnen Schülerinnen und Schülern. Als Fachvorsteher habe ich zudem die Verantwortung, dass der alltägliche Betrieb läuft und die Finanzen nicht aus dem Ruder laufen. Ab und zu muss/darf ich auch Mitverantwortung tragen, wenn es darum geht, die Schulleitung bei der Anstellung einer neuen Lehrperson fachlich zu beraten. Caviola: Spontan verbinde ich mit Verantwortung etwas, das Gewicht hat im Doppelsinn von Last und Bedeutung. Es ist wohl kein Zufall, dass wir von Verantwortung «tragen», «aufbürden», «übernehmen», «zuschieben» oder «abwälzen» sprechen. Als Lehrer und Fachvorsteher erlebe ich Verantwortung ähnlich wie Dani. Sie bedeutet für mich, für etwas einzustehen: Ich richte meinen Unterricht nach dem Lehr- und Stundenplan, bemühe mich, Schülerinnen und Schüler gleich und gerecht zu behandeln, Neugier zu wecken, lehrreiche Stunden zu gestalten, Leistungsansprüche hochzuhalten et cetera. Verantwortung zu tragen, bedeutet für mich auch, einen Dienst am anderen und an der Gemeinschaft zu leisten, in vielem ist dies eine befriedigende Last. Ist Verantwortung für euch eher ein notwendiges Übel oder eine motivierende Herausforderung? Caviola: Von Fall zu Fall. Als Fachvorsteher muss ich manchmal Geschäfte behandeln, die ich mir nicht ausgesucht habe. Umgekehrt ist das Ausbilden von Verantwortungsgefühl auch ein Bildungsziel unserer Schule und damit etwas, das anregt und motiviert. Im Deutschunterricht bereitet es mir Freude, selbstständiges Denken und Urteilen zu fördern, eine Voraussetzung für verantwortungsvolles Denken und Handeln. Mein Fachvorsteheramt teile ich mit Mario Sabatino, was ich als sehr bereichernd empfinde. Wir beraten uns in schwierigen Fragen und ergänzen uns im Behandeln der zahlenreichen Geschäfte, die eine Fachschaft von über 20 Individuen mit sich bringt. Als motivierend erfahre ich Verantwortung vor allem dann, wenn es uns gelingt, die Interessen der Fachschaft erfolgreich zu vertreten oder Neues anzustossen. Zwygart: Die Übernahme von Verantwortung ermöglicht mir, Prozesse in hohem Masse selbstbestimmt zu gestalten. Deshalb trage ich diese Verantwortung nicht ungern. Je nach Situation bin ich aber froh, wenn ich mich mit Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft absprechen oder Arbeiten delegieren kann. Dies ist insofern von Bedeutung, als wir in unserer Fachschaft auch einen Assis- tenten haben, der betreut werden muss. In welchen konkreten Situationen musstet ihr als Fachvorsteher in besonderer Weise Verantwortung wahrnehmen? Zwygart: In der Vergangenheit erlebten wir mehrere Umbau- und Zügelphasen. Da lastete viel Verantwortung auf mir. Auch bei Personalentscheiden kann die Verantwortung gross sein. Caviola: Wir formulieren Themen für Probelektionen und beraten die Schulleitung in den fachlichen Belangen einer Anstellung. Auch vertreten wir unsere Fachschaft innerhalb unserer Schule oder nach aussen im Kanton, etwa in der gegenwärtigen Harmonisierung der Maturprüfungen. Da hat unsere Stimme schon Gewicht. Welche Verantwortung würdet ihr als Fachvorsteher gern abgeben? Caviola: Eine ehrenamtliche Aufgabe übernimmt man als Paket. Mario und ich teilen uns die Aufgaben nach Neigungen und Stärken auf. Geht es etwa darum, jemanden für eine Aufgabe zu gewinnen oder bestimmte Verbindlichkeiten anzusprechen, ergänzen wir uns gut. In manchen Belangen können wir auch auf die Unterstützung durch unsere Bibliothekarinnen und Sekretärinnen zählen. Zwygart: Die Aufgaben und Verantwortungen sind sehr vielfältig und nicht alles liegt mir gleich gut (z.B. Buchhaltung). Bei der Betreuung des Assistenten hilft Peter Beerli mit, was entlastend ist. Schwierig wird es, wenn man die Fachschaftsmitglieder für etwas motivieren sollte, das nicht genehm ist oder weitere Mehrarbeit bedeutet. Indem ich es selber mache, umgehe ich die unangenehme Situation, aber belaste mich zusätzlich. Glaubt ihr, dass es bei Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften einen unterschiedlichen Umgang mit Verantwortung gibt? Zwygart: Wüsste nicht wieso!
ortung Klassenlehrperson oder Absenzenpolizist/-in? Caviola: Ich glaube auch nicht, dass Verantwortung etwas mit der Fachrichtung zu tun hat. Ethische Orientierung erwächst ausserhalb der Fächer. Sie kann vielleicht von fachlichen Fragen ausgehen, nimmt aber nicht die Fachperson, sondern den ganzen Menschen in Anspruch. Erfährt die Arbeit des Fachvorstandes genügend Wertschätzung? Caviola: Ja, im Allgemeinen ist die Wertschätzung sicher da. Manchmal mag es eine Herausforderung sein, gleichzeitig als Kollege und als Vorsteher zu wirken (lacht). Für kritische Fälle wäre es vielleicht gut, der Kanton würde uns in schnittige Uniformen einkleiden. Ich denke an ein elegantes Königsblau mit Mütze und weissem Bauchriemen, so wie wir es bei den italienischen Zöllnern sehen. Zwygart: (lacht ebenfalls) ... Genau, an so etwas hab ich auch gedacht! Spass beiseite: Ich spüre die Wertschätzung seitens des Fachkollegiums manchmal und seitens der Schulleitung oft. Aber in Anbetracht der grossen Arbeit und der mitunter gewichtigen Verantwortung finde ich es unverständlich, dass diese Arbeit nicht entlöhnt wird. von Hansueli Müller, Lehrer für Deutsch und Englisch Jeweils an einem Frühlingstag versammeln sich auf Einladung (bzw. Aufgebot) der Schulleitung die Klassenlehrpersonen der ersten Klassen des kommenden Schuljahrs im Tagungszentrum Leuenberg. Die Schulleitung führt die Veranstaltung, die sowohl für Frischlinge als auch alte Hasen im Klassenlehreramt obligatorisch ist, durch, damit eine gewisse Gleichbehandlung der einzelnen Klassen gewährleistet ist. Ich schreibe bewusst «eine gewisse Gleichbehandlung», denn bei den Diskussionen auf dem Leuenberg zeigt sich immer wieder, wie unterschiedlich die einzelnen Lehrpersonen an diese Aufgabe herangehen, wie unterschiedlich sie ihre Verantwortung als Klassenlehrpersonen sehen. Dies wird am deutlichsten beim leidigen Hauptthema «Absenzenwesen». Und wen erstaunt es, dass dies das meistdiskutierte Thema auf dem Leuenberg ist? Wir haben alle hehre pädagogische Vorstellungen davon, wie wir unsere Klasse führen wollen, wie wir sie auf dem Weg zur Hochschul- oder Fachhochschulreife begleiten und unterstützen wollen. Ich war in den letzten Jahren zweimal an einer solchen Weiterbildungsveranstaltung, und jedes Mal fand ich die Diskussion über das Absenzenwesen einerseits spannend, anderseits ziemlich ernüchternd. Natürlich will uns die Schulleitung beliebt machen, dass wir das Reglement «Absenzenwesen» umsetzen sollen, aber es zeigt sich bei den Gesprächen auf dem Leuenberg, dass jedes Reglement einen Interpreta- tionsspielraum hat. Da gibt es diejenigen, die sich möglichst genau an den Buchstaben des Gesetzes halten wollen; andere wiederum stellen sich eine situationsbezogene Flexibilität vor; und wiederum andere zeigen ziemlich offen, dass sie das Reglement höchstens der Spur nach anwenden wollen. Der Verdacht ist berechtigt, dass die Interpretation des Absenzenreglements deshalb so unterschiedlich ist, weil vor allem etwa ab Mitte 2. Klasse das Konfliktpotenzial mit Schülern/-innen (weil diese 18 und damit volljährig werden) in solchen Fragen explosiv ansteigt. Je nach Klasse wird das Klassenlehreramt zu einer sehr mühsamen Belastung und alle hehren Idealvorstellungen lösen sich in Luft auf, obwohl auch in sogenannt «schlimmen» Klassen nur ein kleiner Teil wirklich Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Absenzen macht. Aber die Verantwortung als Klassenlehrperson unter solchen Umständen wahrzunehmen, wird zu einer manchmal schier unlösbaren Aufgabe. Denn diese Verantwortung steht in einem äusserst komplexen Spannungsfeld zwischen Loyalität gegenüber der Schule und ihrem Reglement, gegenüber den Eltern, gegenüber den Schülern/-innen, die regelmässig zur Schule kommen und sich an die Regeln halten, gegenüber den Kollegen/-innen im Klassenteam – und letztlich auch gegenüber den Schülern/-innen, die den Unterricht nur noch als freiwillig ansehen und deshalb oft aus lediglich vorgegaukelten Gründen fehlen. Der Esther Kaufmann (> S.14) und Hansueli Müller 13 Klassenlehrperson bleibt nichts anderes übrig, als sich unbeliebt zu machen. Da das Absenzenwesen bei einer solchen Entwicklung eine Wichtigkeit annimmt, die alles andere überdeckt, ist es verständlich, dass Klassen ihre Klassenlehrperson im dümmsten Fall nur als Absenzenpolizisten (oder -polizistin) wahrnehmen. Und wenn die Atmosphäre einmal vergiftet ist, hilft auch die schönste Studienreise nicht mehr viel. Ich begreife, dass unter diesen Umständen einige meiner Kolleginnen und Kollegen das Klassenlehreramt und die damit verbundene Verantwortung als Belastung empfinden. Anderseits habe ich selber die Erfahrung gemacht, dass man mit dem Absenzenwesen ganz gut fahren kann, wenn man es zwar konsequent, aber nicht pingelig anwendet. In der Verantwortung der Klassenlehrperson steht ja auch, dass sie sich offen gegenüber den Schülern/-innen zeigt. Offenheit heisst nicht grenzenloses Verständnis für alles und sogar Billigung jeglichen Verhaltens, sondern Interesse für das, was hinter auffälligem Verhalten steckt (und Schwänzen ist auffälliges Verhalten). Und deshalb muss man als Klassenlehrperson in solchen Fällen immer das Gespräch suchen. Oft führt das zu besseren Resultaten als das Durchsetzen des Gesetzesbuchstabens.
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