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Quintett 3/2010

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14<br />

Jugend und Kirche<br />

nellen Formen, aber auch an die<br />

Grenzen ihrer Vorstellungskraft<br />

stoßen, wenn es um das Entwikkeln<br />

eigener und neuer Ausdrucksformen<br />

geht, und sie letztendlich<br />

doch in den üblichen Abläufen<br />

und Formulierun gen stark verhaftet<br />

bleiben. Aber es ist für mich<br />

doch immer eine große Freude,<br />

wenn es in gemein samen Vorbereitungen<br />

gelingt, die Anliegen<br />

der Schüler/innen zur Sprache zu<br />

bringen und sie in selbst formulierten<br />

Texten und Gebeten zu Wort<br />

kommen. Und wie großartig ist es,<br />

wenn sich 15 Schülerinnen und<br />

Schüler auch über den Unterricht<br />

hinaus zusammen finden, um als<br />

Chor ihre Lie der für den Gottesdienst<br />

zu proben! Wenn da mal<br />

nicht der Heilige Geist weht....!<br />

Solche Erfahrun gen lassen mich<br />

hoffen, dass sich die Unzufriedenheit<br />

mit dem Bestehenden auch<br />

verwandeln lässt in Ideen und Gestalt<br />

einer Kirche der Zukunft.<br />

Dies sind einige „Highlights“, aber<br />

es gibt natürlich auch die vielen<br />

Unterrichtssituationen, die keineswegs<br />

an der Oberfläche bleiben,<br />

sondern in denen ich glaube,<br />

dass Schüler/innen sich öff nen<br />

für neue Zugänge zu biblischen<br />

Erzählungen, Lebens- und Glaubensfragen.<br />

Diese gelingenden<br />

Situationen kennzeichnen meist,<br />

dass die Jugendlichen und ich in<br />

diesen Situationen wirklich im<br />

Dialog sind, dass es also nicht um<br />

einseitiges Belehren geht, sondern<br />

um ein Miteinander- und<br />

Von einander-Lernen, das auf Zuhören<br />

und Wertschätzen beruht.<br />

Insbesondere in den Situationen,<br />

in denen meine gelernten und<br />

ausgefeilten Antworten nicht passen<br />

oder unverständlich bleiben,<br />

merke ich, dass ich in Sachen<br />

„Glaube“ eben selbst nie auslerne<br />

und immer in der Entwicklung<br />

bin. Immer wieder neu fühle ich<br />

mich dann herausgefor dert, meine<br />

Überzeugungen und Plausibilitäten<br />

zu überdenken und so zu formulieren,<br />

dass sie für meine Schüler/innen<br />

verstehbar werden. Aber<br />

nicht nur das: Ich merke vor allem,<br />

dass meine Schü ler/innen vor allem<br />

dann Lust haben mitzudenken<br />

und weiter zu fragen, wenn ich<br />

auch bereit bin, meine eigenen<br />

Überzeugungen offen zu benennen<br />

und authentisch zu erklären,<br />

was mich in meinem Glauben geprägt<br />

hat. Dazu gehören auch und<br />

vor allem die Brüche und Zweifel<br />

auf meinem Le bensweg. Schüler/<br />

innen öffnen sich und sind bereit,<br />

sich auf die Reflexion und Diskussion<br />

von Sinn- und Lebensfragen<br />

einzulassen, wenn auch ich mich<br />

öffne, meine Betroffenheit zeige<br />

und nicht in Lehrbuchtexten verhaftet<br />

bleibe.<br />

Susanne Schlichtmann<br />

Religionslehrerin Gymnasium Lindlar

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