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Der Gemeindebrief

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Wie steht es mit dem, was uns Christen heilig<br />

ist:<br />

Wenn die taz (Berlin) 2006 eine Zeichnung<br />

von Tomi Ungerer veröffentlicht, wo anstatt<br />

Jesus ein Schwein an seinen Hosenträgern<br />

am Kreuz hängt. Ebenso die Überschrift zum<br />

Kruzifix Streit in Bayern: "Kruzifix! Bayern<br />

ohne Balkensepp"<br />

Oder wo bei einem von Leonardo Da Vinci<br />

nachempfundenen Abendmahlsgemälde<br />

statt der Jünger nur halbnackte Frauen für<br />

Jeans Werbung machen?<br />

Man stelle sich vor, Ähnliches würde bezogen<br />

auf Inhalte des Korans oder die islamische<br />

Frömmigkeit veröffentlicht werden. Ein<br />

Sturm der Entrüstung wäre die Folge. Politiker<br />

würden sich äußern und sich entrüsten<br />

über die Entgleisung. <strong>Der</strong> Außenminister<br />

würde in den islamischen Ländern versuchen,<br />

die Wogen zu glätten. Die Kirche würde<br />

ihre Betroffenheit ausdrücken und die<br />

Medienmacher solch eine Kampagne als<br />

dumm schmutzig verurteilen.<br />

Es gibt in unserem Land das Recht auf freie<br />

Meinungsäußerung. Aber dies rechtfertigt<br />

nicht alles. Auch die religiösen Überzeugungen<br />

der anderen stehen unter dem besonderen<br />

Schutz. <strong>Der</strong>jenige, der das Bekenntnis<br />

eines anderen verhöhnt, kann bestraft werden,<br />

sofern die Verhöhnung bzw. Beschimpfung<br />

geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu<br />

stören.<br />

Man könnte meinen, dass Geschmacklosigkeiten<br />

und Verhöhnung des Glaubens<br />

erst dann ihre Grenzen finden, wenn sie gewalttätige<br />

Reaktionen der Betroffenen hervorruft.<br />

Die katholische Kirche setzt sich dafür ein,<br />

dass die religiösen Gefühle stärker geschützt<br />

werden. <strong>Der</strong> frühere bayerische Ministerpräsident<br />

Edmund Stoiber (CSU) forderte einen<br />

Grundkonsens unserer Gesellschaft ein,<br />

„dass nicht alles mit Füßen getreten werden<br />

darf, was anderen heilig ist." <strong>Der</strong> damalige<br />

evangelische Landesbischof Friedrich sprach<br />

sich 2006 ausdrücklich gegen eine Rückkehr<br />

zum früheren Gotteslästerungsparagraphen<br />

aus. Dahinter steckt die Auffassung, dass die<br />

Kirche durch Angriffe und Zeiten der Not nur<br />

gestärkt wird. Die Kirche ist Ärgernis für die<br />

Welt, aber lässt sich von der Welt nicht ärgern.<br />

Christen sind schließlich aufgefordert,<br />

die zu segnen, die ihnen fluchen. Dabei sind<br />

zweierlei Dinge nicht bedacht.<br />

Zum einen, dass es dabei auch um im großen<br />

Stil veröffentlichte Anfeindungen oder<br />

Verunglimpfung geht.<br />

<strong>Der</strong> respektvolle Umgang miteinander bezieht<br />

sich nicht nur auf die Inhalte des Glaubens,<br />

sondern gilt ebenso für Persönlichkeiten<br />

des öffentlichen Lebens.<br />

Zum anderen stellt sich die Frage nach der<br />

Ausstrahlung des christlichen Glaubens. Für<br />

Außenstehende passen dann Anspruch und<br />

Wirklichkeit nicht zusammen. Wir können<br />

nicht auf der einen Seite sagen, dass die<br />

gute Botschaft von Jesus Christus Menschenleben<br />

verändert und eine zentrale Rolle<br />

in der Lebensgestaltung spielt. Wir können<br />

nicht Sonntag für Sonntag das Vaterunser<br />

beten, wo es in der zweiten Bitte heißt:<br />

"geheiligt werde dein Name.“ Wir können<br />

nicht verkündigen, dass Jesus am Kreuz<br />

sein Leben für uns gelassen hat, damit unser<br />

Leben gelingen kann, wenn wir auf uns der<br />

anderen Seite nicht dafür einsetzen, dass mit<br />

dem, was dem christlichen Glauben heilig ist,<br />

respektvoll umgegangen wird. Für das, was<br />

mir heilig und wichtig ist, bin ich bereit, gewaltlos<br />

zu kämpfen, sonst ist es mir nicht<br />

wirklich wichtig.<br />

Peter Hahne schreibt zu diesem Thema:<br />

“Wer aber vor nichts und niemandem Respekt<br />

hat, Tabugrenzen missachtet und Würde<br />

für ein Fremdwort hält, der ist dekadent.<br />

Dekadenz heißt Abstieg – irgendwann geht<br />

es nicht mehr tiefer.“ Und er zitiert den<br />

deutsch – türkischen Komiker Kayar Yanar:<br />

“Über alles mache ich Witze, nur nicht über<br />

meinen Glauben.“<br />

Es ist gut, von seinem Glauben begeistert zu<br />

sein und davon zu reden. Auch die Auseinandersetzung<br />

mit der Kritik von außen hat<br />

ihre Berechtigung. Dabei steht es uns gut an,<br />

respektvoll mit dem umzugehen, was dem<br />

anderen heilig ist.<br />

Herzlich grüßt Sie<br />

Ihr Pastor Clausen<br />

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