Dopplersonographie in der Geburtshilfe - Frauenarzt
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DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />
974<br />
nen mitunter nicht genügend Signale<br />
reproduziert werden, um die Spektralkurve<br />
abzubilden. Physikalisch gilt,<br />
dass die PRF m<strong>in</strong>destens doppelt so<br />
hoch se<strong>in</strong> muss wie die zu messende<br />
maximale Dopplerfrequenz, da es<br />
sonst zu e<strong>in</strong>er sche<strong>in</strong>baren Umkehrung<br />
<strong>der</strong> maximalen Flussgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
unter die Nulll<strong>in</strong>ie kommt. Ist<br />
dies <strong>der</strong> Fall, werden schnelle Flüsse<br />
auf den Schallkopf zu (eigentlich rot<br />
kodiert) blau angezeigt. („Alias<strong>in</strong>g-<br />
Phänomen“). Pr<strong>in</strong>zipiell wird die PRF<br />
vom Untersucher für hohe Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
hoch und für nie<strong>der</strong>e Flussgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
niedrig e<strong>in</strong>gestellt.<br />
Zusätzlich wird die PRF tiefer e<strong>in</strong>gestellt,<br />
wenn das zu untersuchende Gefäß<br />
tief im Gewebe liegt.<br />
� Hochpassfilter<br />
(Wall-Motion-Filter)<br />
Die Untersuchung <strong>der</strong> fetomaternalen<br />
Gefäße ist häufig durch Bewegungen<br />
des zu untersuchenden Objektes<br />
erschwert. Diese Bewegungen<br />
erzeugen bei <strong>der</strong> Untersuchung im<br />
Pulse-Wave-Verfahren deutlich sichtbare<br />
Signale im nie<strong>der</strong>frequenten Bereich,<br />
die die eigentlichen Zielfrequenzen<br />
überdecken können. Um diese<br />
nie<strong>der</strong>frequenten Artefakte wegzufiltern,<br />
wird <strong>der</strong> Wall-Motion-Filter<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Dieser elim<strong>in</strong>iert jedoch<br />
nicht nur die nie<strong>der</strong>frequenten Bewegungsartefakte,<br />
son<strong>der</strong>n auch die<br />
diastolisch nie<strong>der</strong>frequenten Gefäßflüsse<br />
an <strong>der</strong> Gefäßwand. Damit kann<br />
bei zu großer Filterung e<strong>in</strong>e niedrige<br />
enddiastolische Flussgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
fälschlicherweise als Nullfluss ersche<strong>in</strong>en<br />
und zu gravierenden Fehl<strong>in</strong>terpretationen<br />
führen.<br />
Fehlerquellen<br />
Durch e<strong>in</strong> unsauberes Dopplersignal<br />
kann es bei <strong>der</strong> Beurteilung des fetalen<br />
Zustandes zu Fehle<strong>in</strong>schätzungen<br />
kommen. Tendenziell überschätzen<br />
unerfahrene Untersucher bei<br />
schlechten Signalen die Gefahr, was<br />
zu e<strong>in</strong>er unnötigen Verunsicherung<br />
<strong>der</strong> Schwangeren führen kann. Folgende<br />
Fehlerquellen können für e<strong>in</strong><br />
schlechtes Signal verantwortlich se<strong>in</strong>:<br />
FRAUENARZT � 46 (2005) � Nr. 11<br />
� E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel<br />
Da bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Blutflussgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
trigonometrische<br />
Funktionen Anwendung f<strong>in</strong>den, ist <strong>der</strong><br />
W<strong>in</strong>kel zwischen Schallstrahl und Blutfluss<br />
von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung.<br />
Dieser Insonationsw<strong>in</strong>kel sollte 30°<br />
nicht überschreiten, da sowohl die<br />
quantitative (zunehmen<strong>der</strong> Messfehler)<br />
wie auch die qualitative Signalanalyse<br />
(flachere Hüllkurve, ger<strong>in</strong>gere<br />
Pulsatilität) erschwert werden (6).<br />
Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist dies bei<br />
diastolischen Flussverlusten, bei denen<br />
wenige W<strong>in</strong>kelgrade über Normalbefund<br />
o<strong>der</strong> Pathologie entscheiden<br />
können.<br />
� Fetale Atembewegungen<br />
Fetale Thoraxbewegungen führen bei<br />
<strong>der</strong> „Inspiration“ zu e<strong>in</strong>er Abnahme<br />
und bei <strong>der</strong> „Exspiration“ zu e<strong>in</strong>er Zunahme<br />
<strong>der</strong> systolischen und diastolischen<br />
Flussgeschw<strong>in</strong>digkeiten. Dies<br />
ist bei grenzwertigen Befunden zu beachten.<br />
� Fetale Herzfrequenz<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsmessungen<br />
s<strong>in</strong>d nur für e<strong>in</strong>en fetalen<br />
Herzfrequenzbereich zwischen 110<br />
und 150 Schlägen pro M<strong>in</strong>ute vergleich-<br />
und verwertbar. Bei e<strong>in</strong>er Tachykardie<br />
führt dies zu e<strong>in</strong>er Abnahme,<br />
e<strong>in</strong>e Bradykardie führt zu e<strong>in</strong>er<br />
Zunahme des Flusswi<strong>der</strong>standes im<br />
gemessenen Gefäß.<br />
� Gefäßlumen<br />
Haben beide Nabelschnurarterien unterschiedliche<br />
Gefäßlum<strong>in</strong>a, so kann<br />
die Wi<strong>der</strong>standsmessung im kle<strong>in</strong>eren<br />
Gefäß pathologische Werte ergeben.<br />
E<strong>in</strong>e Mehrfachmessung, möglichst<br />
<strong>in</strong> beiden Arterien, ist daher<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei auffälligen Dopplerbefunden<br />
notwendig.<br />
� Hoher Schallkopfdruck<br />
Durch Kompression des k<strong>in</strong>dlichen<br />
Köpfchens kann es zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>trazerebralen<br />
Druckanstieg kommen, <strong>der</strong><br />
zu e<strong>in</strong>em Reverse Flow <strong>der</strong> Arteria cerebri<br />
media führen kann. Durch weniger<br />
Druck auf den Schallkopf wird<br />
<strong>der</strong> Fluss <strong>in</strong> aller Regel normal.<br />
� S<strong>in</strong>gultus<br />
Der fetale Schluckauf ist durch wie<strong>der</strong>kehrende,<br />
unregelmäßige systolische<br />
und diastolische Inzisuren gekennzeichnet<br />
und sollte nicht mit fetalen<br />
Arrhythmien (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Extrasystolen)<br />
verwechselt werden. Im<br />
Extremfall kann <strong>der</strong> S<strong>in</strong>gultus e<strong>in</strong>en<br />
Reverse Flow vortäuschen.<br />
� Extrasystolen<br />
Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spektralkurve gut durch<br />
die verlängerte Refraktärzeit erkennbar.<br />
Bioeffekte und Risiken<br />
<strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong><br />
40 % aller Ultraschalluntersuchungen<br />
werden im geburtshilflichen Bereich<br />
durchgeführt (7). Die <strong>in</strong> den<br />
letzten 20 Jahren deutlich verbesserten<br />
Untersuchungsmöglichkeiten<br />
durch den Ultraschall und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
dieser Bildgebung <strong>in</strong> das<br />
Konzept <strong>der</strong> Schwangerenvorsorge<br />
haben zu e<strong>in</strong>er deutlich vermehrten<br />
Exposition von Feten mit Ultraschall<br />
geführt (8). Diese häufige Anwendung<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> Beweis für<br />
die Ungefährlichkeit <strong>der</strong> Methode,<br />
wiewohl bis zum heutigen Tag ke<strong>in</strong>erlei<br />
H<strong>in</strong>weise existieren, dass im<br />
Rahmen <strong>der</strong> normalen Diagnostik<br />
durchgeführte Ultraschalluntersuchungen,<br />
gleich welcher Art (B-Bild,<br />
M-Mode, gepulster Doppler, Farbdoppler),<br />
negative Auswirkungen auf<br />
den Feten, das <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong>e Wachstum,<br />
den Outcome o<strong>der</strong> die Entwicklung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit haben (9).<br />
Gerade <strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong> stehen<br />
Patient<strong>in</strong>nen manchmal skeptisch<br />
gegenüber, da sie zum Beispiel aus<br />
<strong>der</strong> Laienpresse erfahren, dass hier<br />
höhere Energien verwendet werden als<br />
bei „normalem“ Ultraschall und diese<br />
Energien als potenziell schädlich<br />
für das zu untersuchende K<strong>in</strong>d angesehen<br />
werden. Um die diesbezüglichen<br />
Fragen beantworten zu können<br />
und um die sich daraus ergebenden<br />
Verhaltensregeln für die Anwendung<br />
des Dopplerultraschalls abzuleiten,<br />
s<strong>in</strong>d Kenntnisse zur Wechselwirkung