pdf (93KB) - ByPAD
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BYPAD in der Praxis<br />
Fall 1: Kiel<br />
Uwe Redecker, Landeshauptstadt Kiel, Tiefbauamt, Fahrradbeauftragter<br />
1. PRÄSENTATION DER STADT UND DER RADVERKEHRSPOLITIK<br />
Typisierung der Stadt<br />
Kiel in Zahlen<br />
Stand:01.08.03<br />
Landeshauptstadt an der Kieler Förde<br />
Einwohner 229.751<br />
Fläche in ha 11.362<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 100.941<br />
Arbeitslosenquote 11,5 %<br />
Hauptwirtschaftszweige in % der Beschäftigten:<br />
Öffentliche + private Dienstleistungen 26,6<br />
Verarbeitende Industrie 14,9<br />
Handel 14,8<br />
öffentliche Verwaltung 11<br />
Fremdenverkehr<br />
Gäste 226.591<br />
Übernachtungen 431.109<br />
Studenten an Universität und Fachhochschulen ca. 26.000<br />
Schüler ca. 25.000<br />
Kommunalwahl 2003:<br />
CDU 44,7 %, SPD: 32,7%, Bündnis 90/Grüne:14,1 %<br />
Es regiert eine schwarz-grüne Koalition mit einer CDU Oberbürgermeisterin<br />
Uwe Redecker, Landeshaupotstadt Kiel: BYPAD in der Praxis: Fall 1: Kiel<br />
Beitrag zum BYPAD-Workshop ‚Kommunale Radverkehrspolitik in Europa auf dem Prüfstand’<br />
25.11.2004, Recklinghausen<br />
1
Verkehr in Kiel<br />
Länge des Straßennetzes 605 km<br />
in städtischer Baulast insgesamt (660 Km)<br />
Kraftfahrzeuge 122.589<br />
PKW: 104.350<br />
ca. 450 auf 1000 Einwohner<br />
Verkehrsverbund Region Kiel (VRK) im ÖPNV<br />
Bus: Kieler Verkehrs AG (KVG), Anteil Verkehrsleistung 75%<br />
Autokraft Kiel, Anteil Verkehrsleistung 15%<br />
Verkehrsbetriebe Kreis Plön (VKP) , Anteil Verkehrsleistung 5%<br />
Schiff: Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK)<br />
Zug: Regional Bahn SH<br />
Nord-Ostsee-Bahn<br />
Fahrgäste im ÖPNV:<br />
Im Stadtgebiet: 35 Mio./Jahr<br />
In der Region 50 Mio./Jahr<br />
Hauptbahnhof Kiel:<br />
280 An- und Abfahrten/pro Tag<br />
Pendler:<br />
Einpendler 47.415<br />
Auspendler 17.850<br />
Seehafen Kiel:<br />
Personenfährverkehr (Göteborg, Oslo, Klaipeda)<br />
Ein- und Ausreisende /Jahr 1.123.120<br />
Kreuzfahrtschiffe in 2003 an/ab 95<br />
Güterumschlag im Hafen<br />
(Fähren: Turku, Tallinn, Kaliningrad, St. Petersburg) ca. 5 Mio. Tonnen/Jahr<br />
Nord-Ostsee-Kanal (Kiel Brunsbüttel) 39.797 Passagen/Jahr<br />
Flughafen Kiel/Holtenau 81.910 Passagiere im Linienverkehr/Jahr<br />
Das Kieler Radverkehrsnetz<br />
Straßen in Tempo 30 Zonen 300 km<br />
Radverkehrsanlagen (Radwege, Schutzstreifen, Radfahrstreifen) 205 km<br />
Ausgeschilderte Velorouten mit ca. 700 Wegweisern 80 km<br />
Aufgehobene bzw. geöffnete Einbahnstraßen 125 von 127(ca. 28km)<br />
Fahrradstraßen 7,8 km<br />
Anlehnbügel im Innenstadtbereich 1300 (2600 Abstellplätze)<br />
Bike + Ride Plätze 880<br />
Vermietete Fahrradboxen am Bahnhof 54<br />
Fahrradverfügbarkeit: 74 % der Kieler Haushalte verfügen über durchschnittlich 1,34 Fahrräder<br />
Seit wann gibt es eine aktive Radverkehrsförderung?<br />
Seit 1987, der Radverkehrsbeauftragte nimmt seine Arbeit auf. 1988 nimmt das Fahrradforum die<br />
Arbeit auf. Das Fahrradforum setzt sich zusammen aus den in der Ratsversammlung vertretenen Parteien<br />
(zur Zeit: CDU, SPD, Grüne/B90) den Verbänden (ADFC, VCD, BUND, SeniorInnenbeirat), Polizei,<br />
Verwaltung (Tiefbauamt, Ordnungsamt), Aufgabenträgergesellschaft für den ÖV, Asta der Uni.<br />
Den Vorsitz hat die im Rat stärkste Fraktion, zur Zeit die CDU. Die Geschäftsführung wird durch die<br />
Verwaltung/den Radverkehrsbeauftragten wahrgenommen.<br />
Uwe Redecker, Landeshaupotstadt Kiel: BYPAD in der Praxis: Fall 1: Kiel<br />
Beitrag zum BYPAD-Workshop ‚Kommunale Radverkehrspolitik in Europa auf dem Prüfstand’<br />
25.11.2004, Recklinghausen<br />
2
Im Verkehrsentwicklungsplan 1988 (VEP 88) wird beschlossen, den Radverkehrsanteil zu erhöhen.<br />
Ordnungsdezernent und Baudezernent machen zusammen mit Ihren Amtsleitern (Tiefbauamt und<br />
Ordnungsamt) und dem Radverkehrsbeauftragten eine Exkursion in vorbildliche Städte.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Radverkehrsbeauftragter und Fahrradforum wurden auf Antrag der Mehrheitsfraktion (1987 war das<br />
die SPD) „ins Leben gerufen“.<br />
Ziele der Kieler Radverkehrsförderung:<br />
Bau von Radverkehrsanlagen, um den Radverkehrsanteil in Kiel zu erhöhen mit den bekannten positiven<br />
Begleiterscheinungen (Lärm– und Emissionsreduzierung, Erhöhung der Aufenthaltsqualität, Verbesserung<br />
der Verkehrssituation für Alle. Auch für den Wirtschaftsverkehr).<br />
Ist sie integriert in einen größeren Kontext?<br />
Ja, das Hauptroutennetz ist Teil des Flächenutzungsplans. Die Radverkehrsförderung ist Teil des<br />
Verkehrsentwicklungsplans von 1988. Es gibt ein Veloroutenkonzept, das die Ratsversammlung in<br />
2000 aktualisiert beschlossen hat.<br />
Maßnahmenschwerpunkte<br />
1989 Der Kieler Anlehnbügel werden eingebaut<br />
1990/91 Flächendeckende Einrichtung von Tempo 30 Zonen<br />
1992 Ausweisung der 1. Fahrradstraße<br />
1993 Öffnung von 123 Einbahnstraßen für den Radverkehr (28km)<br />
1995 Aufbau der Wegweisung für die Veloroute 1 und des Ostseeküstenradweges<br />
1996 Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit<br />
1997 Neuregelung der Benutzungspflicht<br />
1998 Sackgassenbeschilderung wird ergänzt<br />
1999 Ausweisung von weiteren 4 Fahrradstraßen<br />
2000 aktualisierter Ratsbeschluss zum Veloroutennetz<br />
2001 Wegweisung aller Velorouten wird komplettiert<br />
2002 Fahrradstadtplan wird veröffentlicht<br />
2003 Der Radverkehrsanteil erreicht 17%<br />
2004 Ausweisung der 12. Fahrradstraße und Durchführung von BYPAD<br />
1987-2004 Aus- und Neubau von zahlreichen Radverkehrsanlagen<br />
1989-2004 begleitende Öffentlichkeitsarbeit/u.a. Faltblätter/Postkarten<br />
Modal Split aktuell, angestrebt<br />
M odal Split der Be wohner Kie ls, We ge<br />
2003 (%)<br />
Fuss<br />
24%<br />
Rad<br />
17%<br />
ÖV<br />
12%<br />
M IV<br />
47%<br />
Uwe Redecker, Landeshaupotstadt Kiel: BYPAD in der Praxis: Fall 1: Kiel<br />
Beitrag zum BYPAD-Workshop ‚Kommunale Radverkehrspolitik in Europa auf dem Prüfstand’<br />
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3<br />
Verkehrsmittelwahl der Bewohner<br />
Kiels, 1998 und 2003 (%)<br />
1988 2003<br />
MIV 59 47<br />
Fahrrad 8 17<br />
zu Fuß 20 24<br />
ÖV 13 12<br />
Das Fahrradforum hat empfohlen, einen Radverkehrsanteil von 25% bis 2012 anzustreben.
Welches waren die wichtigsten realisierten Maßnahmen ?<br />
• Öffnung der Einbahnstraßen<br />
• Ausweisung von Fahrradstraßen<br />
• Entwicklung und Beschluss des Veloroutennetzes<br />
• Alle Markierungsmaßnahmen (Schutzstreifen/Radfahrstreifen)<br />
• Bau auch von kostenintensiven Maßnahmen<br />
• Aufbau der Wegweisung<br />
• Broschüre „Radfahren in Kiel“<br />
Wichtigste Effekte bisher:<br />
• Die Verdoppelung des Radverkehrsanteil von 1988 bis 2003 auf 17%.<br />
• Es wird von den Bürgern wahrgenommen, dass viel für den Radverkehr in Kiel getan wurde.<br />
• Platz 2 beim ADAC Wettbewerb „Radfahren in Städten“.<br />
• Platz 6 beim ADFC Fahrradklimatest 2003.<br />
• Die Radverkehrsförderung wird als Standortfaktor gesehen.<br />
• Die Sensibilisierung und Erwartungen der Bürger bezüglich der Netzentwicklung und des<br />
Netzzustandes steigen.<br />
2. BYPAD+<br />
Was hat BYPAD gebracht?<br />
Eine verbesserte Gruppendynamik im Fahrradforum. Den Mitgliedern hat es Spaß gemacht mitzuarbeiten,<br />
obwohl die zwei Sitzungen mit jeweils vier Stunden doch recht lang waren.<br />
Durch die Fragestellungen wurden eine Fülle von Themen angesprochen, die bisher zum Teil noch<br />
keine Rolle gespielt haben bzw. nicht ausreichend verfolgt wurden. Mehr Kenntnisse und Sensibilität<br />
für die umfangreichen Kriterien nach denen Fahrradförderung betrieben und evaluiert werden kann.<br />
Der Abschlussbericht ist auch eine Art Nachschlagewerk für Anregungen.<br />
Entsprach es Ihren Erwartungen?<br />
Ja, da durch die Veranstaltung am Januar 2003 in Brüssel deutlich wurde, wie der Ablauf sein würde.<br />
Andere im Fahrradforum hatten keine Erwartungen, deshalb wurden deren Erwartungen angesichts<br />
der Fragen, des Zwischenberichts und des Abschlussberichts weit über troffen.<br />
Wo geht es über Ihre Erwartungen hinaus?<br />
Es wurden Themen angesprochen, die bisher im Kieler Fahrradforum weniger eine Rolle spielten.<br />
Dadurch wurde deutlich, dass die Radverkehrsförderung von vielfältigen Kriterien abhängt und beeinflusst<br />
wird.<br />
Welche Erwartungen wurden nicht erfüllt?<br />
Die Fragen waren zum Teil schwer verständlich und umständlich formuliert. Sie waren zum Teil<br />
schwer Sie zu beantworten. Einige Mitglieder im Fahrradforum hätten sich mehr konkretere Handlungsanweisungen<br />
gewünscht.<br />
Bezüglich einer effektiveren Öffentlichkeitsarbeit wären konkretere Hinweise sehr hilfreich gewesen.<br />
Soweit dies erkennbar ist: wie ist es mit den Erwartungen der anderen Audit Teilnehmenden,<br />
den Politikern, den Verbänden, der eigenen Verwaltungsspitze?<br />
Den Mitgliedern im Fahrradforum haben die Fragen vorgelegen. Die Antworten wurden jeweils miteingearbeitet.<br />
Uwe Redecker, Landeshaupotstadt Kiel: BYPAD in der Praxis: Fall 1: Kiel<br />
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25.11.2004, Recklinghausen<br />
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Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bypad-Audit?<br />
• Radverkehrsförderung ist mehr als Radverkehrsanlagen herzustellen und dies mit Öffentlichkeitsarbeit<br />
zu begleiten.<br />
• Für Kiel wird Handlungsbedarf bezüglich der Unfallanalyse, der Diebstahlsituation, und der<br />
notwendigen verbesserten Angebote für Touristen gesehen.<br />
• Das Fahrradforum will zukünftig einmal im Jahr eine Strategiesitzung durchführen.<br />
• Es müssen noch mehr Akteure in die Arbeit einbezogen werden. Deshalb sollen Vertreter der<br />
Schulen und des ADAC zum Fahrradforum eingeladen werden.<br />
• Die Unkenntnis über Verwaltungshandeln in Politik und bei den Verbänden ist sehr groß.<br />
Wie beurteilen Sie Rolle und Notwendigkeit eines externen Auditors? Wären ähnliche Ergebnisse<br />
ohne externe Moderation erzielt worden?<br />
Die Rolle und Notwendigkeit des externen Auditors ist relativ hoch einzuschätzen. Grundsätzlich hilft<br />
natürlich ein Externer immer Gespräche möglichst sachlich zu führen. Die BYPAD-Sitzungen wurden<br />
aufgrund der Kommunikationskultur und des Gesprächscharakters, die durch den Auditor wesentlich<br />
geprägt wurden, als sehr angenehm empfunden.<br />
Hat BYPAD neue Anregungen gebracht? Wie wichtig sind dabei die zusätzlichen Anregungen<br />
des Auditors<br />
Ja. Die Anregungen des Auditors sind wichtig, weil er die notwendige Unbefangenheit mitbringt und<br />
Aspekte anspricht, die Interne nicht sehen. Entsprechende Hinweise z.B. bezüglich der Aufstellung<br />
eines Handlungsplans oder der Wichtigkeit von strategischen Diskussionen wurden im Fahrradforum<br />
sehr positiv aufgenommen.<br />
Hat der BYPAD-Prozess schon irgendwelche Konsequenzen gehabt?<br />
Gibt es bereits Veränderungen z.B. in der Betrachtungsweise, bei Kontakten, neue Formen der<br />
internen oder externen Zusammenarbeit?<br />
• Ganz konkret: Das Interesse der Universität Kiel zum Thema Radverkehrsunfälle zu forschen<br />
• s.o. Was hat BYPAD gebracht?<br />
Würden Sie BYPAD noch mal machen? Und wenn ja: in welchem Turnus?<br />
Ja, in acht Jahren, um zu evaluieren, warum wir das Ziel 25% Radverkehrsanteil für Kiel erreicht bzw.<br />
nicht erreicht haben.<br />
Uwe Redecker, Landeshaupotstadt Kiel: BYPAD in der Praxis: Fall 1: Kiel<br />
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