bericht des geschäftsjahres 2007 - Raiffeisenbank eG Baunatal
bericht des geschäftsjahres 2007 - Raiffeisenbank eG Baunatal
bericht des geschäftsjahres 2007 - Raiffeisenbank eG Baunatal
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2 0 0 8<br />
DIALOGE<br />
2 0 0 8<br />
BERICHT DES GESCHÄFTSJAHRES<br />
<strong>2007</strong>
IN DER REGION FÜR DIE REGION<br />
Herausgeber<br />
<strong>Raiffeisenbank</strong> <strong>eG</strong>, <strong>Baunatal</strong><br />
Europaplatz 1<br />
34225 <strong>Baunatal</strong><br />
Tel.: 05 61 - 49 95 - 0<br />
www.RB<strong>Baunatal</strong>.de<br />
Redaktion<br />
Claus-Rüdiger Bauer<br />
(Vorstandsvorsitzender)<br />
Herbert Krug<br />
(stellv. Vorstandsvorsitzender)<br />
Michael Hohmann<br />
(Mitglied <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong>)<br />
Peter Hammerschmidt<br />
(Abteilungsleiter Marketing)<br />
Konzept<br />
Besser & Besser Werbung, Lohfelden<br />
Text<br />
Anne-Kathrin Stöber<br />
Fotos<br />
Axel Sauerwein, pixelgrafi e.com<br />
Produktion<br />
Grunewald GmbH<br />
Digital- und Printmedien, Kassel
4 / 5<br />
FILIALÜBERSICHT<br />
Kompetenzcenter <strong>Baunatal</strong><br />
Harald Schröder<br />
Europaplatz 1<br />
34225 <strong>Baunatal</strong><br />
Tel.: (0561) 49 95 - 0<br />
Kompetenzcenter Kaufungen<br />
Ingo Nowack<br />
Theodor-Heuss-Straße 2<br />
34260 Kaufungen<br />
Tel.: (05605) 80 89 - 60<br />
Servicebank Altenritte<br />
Burkhard Icke<br />
Wilhelmshöher Str. 13<br />
34225 <strong>Baunatal</strong><br />
Tel.: (0561) 49 95 - 660<br />
Servicebank Bergshausen<br />
Jens Eichhorn<br />
Flughafenstr. 7<br />
34277 Fuldabrück<br />
Tel.: (0561) 58 31 96<br />
Servicebank Breitenbach<br />
Dagmar Bürger<br />
Emserhofer Str. 8<br />
34270 Schauenburg<br />
Tel.: (05601) 13 22<br />
Servicebank Eschenstruth<br />
Karla Köberich<br />
Trift 2<br />
34298 Helsa<br />
Tel.: (05602) 27 77<br />
Servicebank Großenritte<br />
Andreas Bürger<br />
Poststraße 10<br />
34225 <strong>Baunatal</strong><br />
Tel.: (05601) 81 10<br />
Servicebank Helsa<br />
Karla Köberich<br />
Alte Berliner Str. 4<br />
34298 Helsa<br />
Tel.: (05605) 42 15<br />
Kompetenzcenter Lohfelden<br />
Peter Erlbeck<br />
Berliner Str. 7<br />
34253 Lohfelden<br />
Tel.: (0561) 95 188 - 0<br />
Kompetenzcenter Schauenburg<br />
Doris Dietz<br />
Korbacher Str. 64<br />
34270 Schauenburg<br />
Tel.: (05601) 3 09 - 0<br />
Servicebank Hertingshausen<br />
Burkhard Icke<br />
Großenritter Str. 7<br />
34225 <strong>Baunatal</strong><br />
Tel.: (05665) 66 03<br />
Servicebank Hoof<br />
Gerlinde Werner<br />
Korbacher Str. 347<br />
34270 Schauenburg<br />
Tel.: (05601) 92 50 30<br />
Servicebank Nieste<br />
Karla Köberich<br />
Kaufunger Str. 10<br />
34329 Nieste<br />
Tel.: (05605) 28 26<br />
Servicebank Rengershausen<br />
Walter Döring<br />
Guntershäuser Str. 8 A<br />
34225 <strong>Baunatal</strong><br />
Tel.: (0561) 49 95 - 640<br />
Servicebank Vollmarshausen<br />
Manfred Hartdegen<br />
Brunnenstr. 15<br />
34253 Lohfelden<br />
Tel.: (05608) 12 40<br />
Servicebank Wellerode<br />
Manfred Hartdegen<br />
Schwarzebachweg 2<br />
34320 Söhrewald<br />
Tel.: (05608) 8 89<br />
INHALT DIALOGE 2008<br />
1 2 3<br />
Editorial 8 – 9 Bericht <strong>des</strong><br />
Vorstan<strong>des</strong> 10 – 15<br />
Regionalreform<br />
16 – 21
6 / 7<br />
INHALT DIALOGE 2008<br />
Regionalmanagement<br />
Nordhessen<br />
Promotion<br />
Nordhessen –<br />
Gründerwettbewerb<br />
22 – 31<br />
4 5 6 7 8 9<br />
Financial Planner<br />
32 – 35<br />
50 Jahre<br />
Volkswagenwerk<br />
Kassel-<strong>Baunatal</strong><br />
36 – 39<br />
Anwendungszentrum<br />
für Metallformgebung<br />
METAKUS 40 – 43<br />
Bericht <strong>des</strong><br />
Aufsichtsrates<br />
44 – 47<br />
Gremien und<br />
Partner 48 – 49<br />
Das Geschäftsjahr<br />
<strong>2007</strong> 50 – 63
8 / 9<br />
In der Region für die Region<br />
EDITORIAL<br />
Auch im Jahr <strong>2007</strong> konnte sich die<br />
nordhessische Region positiv weiterentwickeln<br />
und Akzente setzen. Die<br />
jüngsten Arbeitsmarktstatistiken<br />
stellen dies eindrucksvoll unter Beweis.<br />
Maßgeblichen Anteil hieran hat die<br />
Regionalmanagement Nordhessen<br />
GmbH, welche nunmehr seit fünf<br />
Jahren eine bedeutsame Koordinationsfunktion<br />
in der Region wahrnimmt.<br />
Den Verantwortlichen ist es gelungen,<br />
dem Wirtschaftsstandort Nordhessen<br />
ein Profi l zu geben und im internationalen<br />
Vergleich Beachtung zu verschaffen,<br />
etwa im Bereich Forschung<br />
und Entwicklung. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen Wirtschaft und Wissenschaft<br />
nimmt dabei die Schlüsselrolle für die<br />
Schaffung von innovativen Arbeitsplätzen<br />
ein und manifestiert solchermaßen<br />
die Zukunftsfähigkeit Nordhessens.<br />
Mithilfe <strong>des</strong> besonderen Stellenwerts<br />
der Aus- und Weiterbildung kann ein<br />
Gegensteuern zur demographischen<br />
Entwicklung bewirkt werden.<br />
Die Produktivitätssteigerung, verbunden<br />
mit dem hohen Auslastungsgrad<br />
beim größten Arbeitgeber der Region,<br />
dem VW-Werk, hat abermals maßgeblich<br />
Einfl uss auf die wirtschaftliche<br />
Entwicklung unseres Einzugsbereiches<br />
genommen. Die hier generierte Wertschöpfung<br />
ist bedeutender Eckpfeiler<br />
für die Beschäftigung in unserem<br />
heimischen Wirtschaftsraum.<br />
Die RBB stellt sich unverändert den<br />
Herausforderungen unserer Zeit durch<br />
die Unterstützung von innovativen<br />
Vorhaben. Als Meilenstein ist die Fertigstellung<br />
und Übergabe <strong>des</strong> Anwendungszentrums<br />
für Metallformgebung,<br />
METAKUS, an die Universität Kassel<br />
herauszustellen. Die Zukunft Nordhessens<br />
wird aber auch von der zügigen<br />
Umsetzung anderer Pläne, etwa<br />
erforderlicher Infrastrukturmaßnahmen,<br />
bestimmt sein. Dazu zählen insbesondere<br />
der Weiterbau der A 44 und<br />
A 49 sowie der Ausbau <strong>des</strong> Flughafens<br />
Kassel-Calden. Das Jahr 2011 wird zudem<br />
von der Politik als Termin für eine<br />
Neuformierung der Region in Aussicht<br />
gestellt, dann soll die Regionalreform<br />
umgesetzt werden. Diese bildet das<br />
Fundament für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung<br />
und trägt zur inneren<br />
Stabilisierung <strong>des</strong> Wirtschaftsraumes<br />
Kassel bei.<br />
Die ökonomischen Rahmenbedingungen<br />
bestimmen elementar auch die<br />
Entwicklung unseres genossenschaftlichen<br />
Unternehmens. Die Einlagenentwicklung<br />
zeigte zufriedenstellende<br />
Werte. Lediglich die Kreditausweitung<br />
verlief nicht erwartungsgemäß, obwohl<br />
die allgemeinen Konjunkturdaten<br />
ein anderes Bild aufweisen. Zurückzuführen<br />
ist dieser Umstand auf die<br />
rückläufi ge Nachfrage im privaten<br />
Baufi nanzierungsbereich. Hier zeigen<br />
sich die ersten Auswirkungen <strong>des</strong><br />
demographischen Wandels. Aber auch<br />
die Investitionsfi nanzierungen <strong>des</strong> gewerblichen<br />
Mittelstan<strong>des</strong> spiegeln noch<br />
nicht das Konjunkturbild wider. Ebenso<br />
setzte sich der Margenverfall auf der<br />
Grundlage <strong>des</strong> weiter gewachsenen<br />
Wettbewerbes fort. Dennoch hat sich<br />
die überdurchschnittliche Ertrags- und<br />
Vermögenslage auf hohem Niveau<br />
stabilisiert, ein elementarer Faktor<br />
der Risikotragfähigkeit zum Erhalt<br />
der Eigenständigkeit unserer Genossenschaftsbank.<br />
Wir verfügen somit<br />
über eine ausreichende Kernstabilität,<br />
um den zukünftigen Anforderungen<br />
gerecht zu werden.<br />
Die jüngste Bankenkrise, gekennzeichnet<br />
durch hohe Wertkorrekturen<br />
in den Bilanzen, hat in der breiten<br />
Öffentlichkeit zu einem erheblichen<br />
Vertrauensverlust geführt. Die RBB<br />
investierte nicht in die zugrunde<br />
liegenden Geschäfte und hatte somit<br />
auch keine Verluste zu verkraften. Begründet<br />
ist dies mit einer vorsichtigen<br />
und risikoabwägenden Geschäftspolitik.<br />
Dabei liegt die Fokussierung nicht<br />
in der internationalen Ausrichtung,<br />
sondern in der regionalen Verankerung.<br />
Zudem gehört der Verkauf von<br />
störungsfreien Kreditengagements<br />
nicht zur Philosophie unseres Hauses.<br />
Die RBB ist gut aufgestellt, genießt<br />
auch weiterhin in der Öffentlichkeit<br />
hohes Ansehen durch Solidität und<br />
regionales Engagement. Die Interessen<br />
der Mitglieder und Kunden stehen<br />
stets im Mittelpunkt unserer geschäftlichen<br />
Aktivitäten. Individualität sowie<br />
persönliche Beratung und Betreuung<br />
sind dabei unumstößliche Prinzipien.<br />
Insgesamt war das Geschäftsjahr <strong>2007</strong>,<br />
vor dem Hintergrund der bekannten<br />
Rahmenbedingungen, für die RBB sehr<br />
erfolgreich. Alle wesentlichen betriebswirtschaftlichen<br />
Parameter zeugen von<br />
einer ausgewogenen und von Stabilität<br />
gekennzeichneten Geschäftspolitik.<br />
Der Unternehmenserfolg wird im<br />
Wesentlichen von den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern getragen. Maßgeblich<br />
ist hier die gemeinsame Verfolgung der<br />
Unternehmensziele, ein hoher Identifi<br />
kationsgrad, Einsatzbereitschaft und<br />
Loyalität. An dieser Stelle richtet sich<br />
unser Dank an alle Mitarbeiterinnen<br />
Claus-Rüdiger Bauer, Bankdirektor<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
und Mitarbeiter. Auch die konstruktive<br />
und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
mit dem Aufsichtsrat ist wiederum hervorzuheben.<br />
Bedeutsame geschäftspolitische<br />
Weichenstellungen werden mit<br />
großer Übereinstimmung gemeinsam<br />
getragen.<br />
Der besondere Dank <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong><br />
gilt jedoch unseren Mitgliedern und<br />
Kunden. Nur durch Verbundenheit<br />
und Treue können wir auf das Erreichte<br />
zurückblicken und auf die Zukunft<br />
bauen. Wir werden auch weiterhin<br />
unseren Auftrag auf der Grundlage<br />
von Gesetz und Satzung zum Wohle<br />
der Mitglieder, Kunden und der Region<br />
wahrnehmen. Lassen Sie uns diesen<br />
Weg gemeinsam gehen!<br />
Für den Vorstand<br />
Claus-Rüdiger Bauer
10 / 11<br />
BERICHT DES VORSTANDES<br />
DIALOGE 2008<br />
2<br />
(v.l.n.r.) Herbert Krug, Dr. Werner Neusel, Michael Hohmann, Claus-Rüdiger Bauer<br />
IN DER REGION FÜR DIE REGION
12 / 13<br />
In der Region für die Region<br />
BERICHT DES<br />
VORSTANDES<br />
Claus-Rüdiger Bauer<br />
Bankdirektor,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Mit der Zeit gehen, die Zukunft im<br />
Blick, den Menschen im Mittelpunkt<br />
Die Bank in der Region – für die Region<br />
– der Slogan war für die <strong>Raiffeisenbank</strong><br />
<strong>Baunatal</strong> auch im Geschäftsjahr <strong>2007</strong><br />
richtungweisend. Der Vorstandsvorsitzende<br />
Claus-Rüdiger Bauer präzisiert:<br />
„Wir sind dem regionalen Geist verpfl<br />
ichtet“ und streicht den Unterschied<br />
zwischen Regionalbank und großen<br />
Geschäftsbanken heraus: „Die haben<br />
keine regionale Verwurzelung, die haben<br />
nur wir, die Genossenschaftsbanken<br />
und Sparkassen. Satzungsbedingt<br />
dürfen wir Geschäfte nur in der Region<br />
betreiben, also in Nordhessen. Und das<br />
heißt, man verschreibt sich der Entwicklung<br />
der Region. Wir haben deren<br />
Zukunftsfähigkeit im Auge.“ Dass dabei<br />
der Blick zuallererst auf den wichtigsten<br />
und wirtschaftlich potentesten<br />
Betrieb Nordhessens fällt, ist klar: Das<br />
„Geburtstagskind“ VW-Werk <strong>Baunatal</strong><br />
wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. „Dessen<br />
exorbitante Wertschöpfungskette<br />
wissen wir zu würdigen“, betont der<br />
Bankenchef.<br />
Was die lokale Verwurzelung angeht,<br />
hat die RBB eine über 120-jährige Tradition<br />
vorzuweisen, und das verpfl ichtet<br />
auch im ersten Jahrzehnt <strong>des</strong> dritten<br />
Jahrtausends dazu, zeitadäquat und<br />
zukunftsorientiert ausgerichtet zu sein.<br />
Für Herbert Krug, den stellvertretenden<br />
RBB-Vorstandsvorsitzenden, hat auch<br />
diese Devise ihren regionalen Aspekt:<br />
„Wir sind bei den Dingen geblieben,<br />
die wir brauchen, und investieren in die<br />
Region – so sind wir als Regionalbank<br />
von der weltweiten Finanzkrise nicht<br />
betroffen.“ Konkret führt Vorstandsmitglied<br />
Michael Hohmann aus: „In<br />
16 Geschäftsstellen hat jeder Kunde<br />
seinen persönlichen Ansprechpartner<br />
vor Ort, und mit der Samstagsöffnung<br />
als Alleinstellungsmerkmal sind wir<br />
im Sektor Service und Beratung ganz<br />
vorn.“ Termine lassen sich mit dem<br />
individuellen Berater sogar zu Hause<br />
im Wohnzimmer erledigen – bis 20<br />
Uhr. Ein Vorteil, den die Kunden im<br />
Zeitalter der Technisierung zu schätzen<br />
wissen: Jeder könne selbst wählen, ob<br />
er persönlich beraten werden möchte<br />
oder seine Geschäfte per Automat<br />
oder Internet erledigen will. Auch das<br />
seit 2006 angebotene gebührenfreie<br />
Konto, ergänzt Hohmann, habe sich<br />
angesichts der Entwicklungszahlen als<br />
äußerst bedarfsgerecht erwiesen. Alle<br />
Dienstleistungen würden nach dem<br />
Baukastenprinzip und je nach Kundenwunsch<br />
zusammengestellt.<br />
Noch ein Plus für die Region – und ein<br />
weiteres Alleinstellungsmerkmal im<br />
Wettbewerb – ist nach Claus-Rüdiger<br />
Bauer das soziale Engagement der<br />
Genossenschaftsbank. Dabei gehe es<br />
darum, gesellschaftspolitische Herausforderungen<br />
anzunehmen und speziell<br />
die Jugend zu fördern, vor allem<br />
benachteiligte junge Menschen. Die<br />
RBB sei im Projekt der HNA „Kinder<br />
sind unsere Zukunft“ stark engagiert,<br />
erklärt Bauer. Zwei Brennpunktschulen<br />
in der Region wurden von einem unabhängigen<br />
Lehrergremium ausgewählt,<br />
um Gewaltprävention und Integration<br />
zu unterstützen. Zudem werden Essen<br />
und Bekleidung sowie Hausaufgabenbegleitung<br />
fi nanziert. Ebenso wichtig<br />
ist den Bankvorständen die Förderung<br />
von Jugendlichen in Vereinen. Darüber<br />
hinaus wurden im vergangenen Jahr<br />
zwei Krankenwagen als Sozialbeitrag<br />
für Gemeinden in der Söhre und in<br />
Kaufungen gesponsert.<br />
Herbert Krug, Bankdirektor<br />
stellv. Vorstandsvorsitzender<br />
DIALOGE 2008<br />
2
14 / 15<br />
In der Region für die Region<br />
BERICHT DES<br />
VORSTANDES<br />
Claus-Rüdiger Bauer<br />
Bankdirektor,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Der Einsatz für die Jugend sei auch<br />
wegen der demographischen Entwicklung<br />
vordringlich, gerade im Bildungsbereich<br />
habe Nordhessen noch einen<br />
gewissen Nachholbedarf. Und gut<br />
ausgebildeten Jugendlichen müssten im<br />
nächsten Schritt vor Ort innovative und<br />
zukunftsfähige Arbeitsplätze angeboten<br />
werden. Im Bereich Forschung und<br />
Entwicklung sieht Claus-Rüdiger Bauer<br />
– neben den drei Clustern, auf die sich<br />
das Regionalmanagement konzentriert,<br />
– die wesentliche Voraussetzung, um<br />
die Region lebensfähig zu halten. Stolz<br />
sei man <strong>des</strong>halb auf das mit Beginn<br />
2008 in Betrieb gegangene Anwenderzentrum<br />
METAKUS, weil hier Wirtschaft,<br />
Universität und Politik an einem<br />
Strang zögen.<br />
Herbert Krug verweist darauf, dass sich<br />
die RBB für neue Wege der Finanzierung<br />
offen zeigt, beispielsweise im<br />
AWZ oder in der Photovoltaik. „Daran<br />
lässt sich ablesen, dass wir längst nicht<br />
mehr nur im traditionellen Bankgeschäft<br />
tätig sind, sondern innovativ mit den<br />
Dingen umgehen und den Zeitgeist<br />
erkannt haben.“ Zum kleinen Jubiläum<br />
– fünf Jahre Regionalmanagement<br />
– erklärt Bauer, dass diese Institution<br />
unschätzbaren Wert habe, um Nordhessen<br />
wettbewerbsfähig unter den<br />
europäischen Regionen zu halten. Auf<br />
die Entwicklung zurückblickend, könne<br />
man „ausgezeichnete Erfolge verzeichnen“<br />
und darauf setzen, dass das Regionalmanagement<br />
auch in Zukunft eine<br />
„ausschlaggebende Bedeutung hat“.<br />
Zurück beim eigenen Geschäft, weiß<br />
man um den Vorzug der Genossenschaftsbank<br />
als „urdemokratische Form<br />
einer Bank“, denn das bedeute, die<br />
Mitglieder entscheiden über sich selbst<br />
und über das Haus. Der Gründungsgedanke<br />
„Selbst bestimmen – selbst<br />
entscheiden – selbst verantworten“<br />
bedeute Autonomie und Transparenz.<br />
„Niemand veröffentlicht die Zahlen so<br />
wie wir“, betont Herbert Krug. „Investitionen<br />
und Wertschöpfung bleiben<br />
in der Region, hiesige Handwerker<br />
werden beschäftigt – das kommt bei<br />
den Bürgern gut an.“<br />
Dank einer soliden Basis blicke man<br />
positiv in die Zukunft. Gegen den Trend<br />
habe die RBB in den letzten beiden Jahren<br />
2.000 neue Mitglieder gewonnen,<br />
was bei einer aktuellen Mitgliederzahl<br />
von 17.700 einer Zunahme von mehr<br />
als zehn Prozent entspreche – und zugleich<br />
eine Bestätigung <strong>des</strong> eingeschlagenen<br />
Wegs darstelle. Dass die <strong>Raiffeisenbank</strong><br />
ein solch klares Bekenntnis<br />
zu ihrer Filialstruktur ablege und somit<br />
die Nähe zum Kunden gewährleiste,<br />
wüssten diese zu schätzen. Gerade in<br />
Zeiten <strong>des</strong> demographischen Wandels,<br />
in denen mehr ältere Kunden individuellere<br />
Betreuung wünschten, da ist sich<br />
Claus-Rüdiger Bauer sicher, werde das<br />
Modell eine Renaissance erleben. Aber<br />
auch um junge Kunden bemühe man<br />
sich, indem das Marketing mit einem<br />
seit zwei Jahren praktizierten Angebot<br />
Kinder und Jugendliche früh an ihr<br />
Institut zu binden suche. Dabei kommt<br />
die RBB ihren Kunden entgegen – nicht<br />
nur durch ihr breites Flächenangebot,<br />
sondern auch indem sämtliche Filialen<br />
auf den baulich und technisch neuesten<br />
Stand gebracht und natürlich barrierefrei<br />
eingerichtet werden sollen. Für den<br />
Kunden bleibe immer die Wahl zwi-<br />
Michael Hohmann<br />
Mitglied <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong><br />
DIALOGE 2008<br />
2<br />
schen Mensch oder Technik, doch der<br />
persönliche Kontakt stehe im Vordergrund.<br />
Etwas, dafür steht der gesamte<br />
Vorstand ein, was auch in Zukunft so<br />
bleiben soll – für eine Regionalbank<br />
ohnehin selbstverständlich: Der Mensch<br />
steht im Mittelpunkt.<br />
Claus-Rüdiger Bauer Herbert Krug Michael Hohmann
16 / 17<br />
REGIONALREFORM<br />
Manfred Schaub<br />
Bürgermeister der Stadt <strong>Baunatal</strong><br />
DIALOGE 2008<br />
Dr. Udo Schlitzberger<br />
Landrat <strong>des</strong> Landkreises Kassel<br />
3<br />
IN DER REGION FÜR DIE REGION
18 / 19<br />
Die Region wächst zusammen<br />
REGIONAL<br />
REFORM<br />
Dr. Udo Schlitzberger<br />
Landrat <strong>des</strong> Landkreises Kassel<br />
Dr. Udo Schlitzberger, seines Zeichens<br />
studierter Historiker und seit fast 18<br />
Jahren Landrat im Landkreis Kassel,<br />
blickt mit Interesse zurück. „Einer der<br />
ersten gemeinsamen Impulse in der<br />
Region“, so seine Antwort auf die<br />
Frage nach den Anfängen, „das war<br />
der Kultursommer Nordhessen im Jahr<br />
1989: ein gelungener Ansatz, durch<br />
gemeinsam organisierte kulturelle<br />
Veranstaltungen die Region zusammenzubringen.“<br />
Daneben gab es mit dem<br />
von der Wirtschaft initiierten Verein Pro<br />
Nordhessen eine Initiative, die Region<br />
für die Bereiche Tourismus und Wirtschaft<br />
„mit einer Stimme“ sprechen zu<br />
lassen.<br />
Dass in der Diskussion der 90er-Jahre<br />
der Gedanke an ein regionales Management<br />
aufkam, lag laut Landrat<br />
Schlitzberger vor allem an dem gemeinsamen<br />
Willen, „etwas zusammen<br />
zu machen“, soll heißen, Akteure aus<br />
Kommunen und Wirtschaft der Region<br />
zu vernetzen und alle Beteiligten an<br />
einen Tisch zu bekommen. Dabei zogen<br />
von Anfang an Industrie- und Handelskammer<br />
Kassel sowie die Handwerkskammer<br />
Kassel mit am selben Strang.<br />
Mit der Fördergesellschaft Nordhessen,<br />
bei der fünf nordhessische Kreise und<br />
die Stadt Kassel gemeinsam regional<br />
relevante Fragestellungen behandeln<br />
und unter deren Dach später auch<br />
der Nordhessische Verkehrsverbund<br />
organisiert wurde, hatte sich eine<br />
weitere erfolgreich operierende regionale<br />
Institution entwickelt. Schließ-<br />
lich wurde das Regionalmanagement<br />
Nordhessen ins Leben gerufen mit der<br />
Aufgabenstellung, für Nordhessen<br />
relevante wirtschaftliche Aufgabenfelder<br />
zu bearbeiten, um damit Beschäftigung<br />
und Wachstum zu stärken,<br />
sowie Arbeitsplätze zu schaffen und<br />
zu sichern. Das Regionalmanagement<br />
konzentrierte sich von Anfang an auf<br />
sogenannte „Cluster“ – auf inhaltliche<br />
Schwerpunktthemen, die sich an<br />
der vorhandenen Wirtschaftsstruktur<br />
orientieren. Im Wechsel mit einem von<br />
den Wirtschaftsverbänden benannten<br />
Vertreter war Dr. Schlitzberger langjähriger<br />
Aufsichtsratsvorsitzender <strong>des</strong><br />
Regionalmanagements. Früh war klar,<br />
so fasst er zusammen, dass einer der<br />
wichtigsten Angelpunkte die Mobilität<br />
und Logistik mit dem Güterverkehrszentrum<br />
sein würde – schließlich waren<br />
mit VW und Daimler, Bombardier und<br />
letztlich dem OTC in <strong>Baunatal</strong> logistische<br />
und industrielle Schwergewichte<br />
vor Ort. „Ein Glücksfall für Nordhessen<br />
nach der Wiedervereinigung!“<br />
Ebenso unstrittig, betont Schlitzberger,<br />
sei der Bereich Tourismus, Wellness<br />
und Gesundheit gewesen – wenn auch<br />
bis heute „nicht leicht in den Griff zu<br />
kriegen“, da natürlich Einzelinteressen<br />
mit dem Gesamtauftritt konkurrierten.<br />
Rückblickend erscheine es verwunderlich,<br />
wie hoch umstritten in der<br />
Gründungsphase das Cluster „Energie“<br />
gewesen sei. Heute, nach intensiven<br />
Diskussionen und erfolgreichen Vorstößen<br />
von ISET und SMA, sei die de-<br />
zentrale regenerative Energie eine der<br />
wirtschaftlichen Zugpferde der Region.<br />
Insgesamt, so resümiert der Landrat,<br />
habe sich das Regionalmanagement mit<br />
Geschäftsführer Holger Schach positiv<br />
etabliert. Und was es an zwangsläufi -<br />
gen Konkurrenzen in der Region gebe,<br />
das – und da spricht der Langzeitpolitiker,<br />
der die Region in diversen politischen<br />
Funktionen kennt – „werden wir<br />
pragmatisch vernünftig ausgleichen.“<br />
Was die zukünftige regionale Zusammenarbeit<br />
in der Region und insbesondere<br />
zwischen Stadt und Landkreis<br />
angeht, so weist der Landrat darauf<br />
hin, dass bereits weit mehr als „gefühlte<br />
Zusammenarbeit“ in der Verwaltung<br />
erreicht worden sei – so zuletzt bei der<br />
Volkshochschule Region Kassel (seit<br />
<strong>2007</strong>), dem gemeinsamen Ausländer-<br />
Dr. Udo Schlitzberger<br />
Landrat <strong>des</strong> Landkreises Kassel<br />
sowie dem Gesundheitsamt von Stadt<br />
und Kreis Kassel (seit 2008). Hinzu<br />
kommen zahlreiche andere Institutionen,<br />
nicht zuletzt der Zweckverband<br />
Raum Kassel, die Kasseler Sparkasse,<br />
die Gesundheit Nordhessen Holding,<br />
die Wirtschaftsförderung, das Güterverkehrszentrum<br />
und der Flughafen<br />
Kassel-Calden. Mit diesen guten Voraussetzungen<br />
will Landrat Schlitzberger<br />
gemeinsam mit Kassels Oberbürgermeister<br />
Bertram Hilgen die Regionalreform<br />
weiter voran bringen. „Wir<br />
warten nicht, bis der Letzte mitmacht,<br />
wir fangen an und sind prinzipiell für<br />
alle offen.“<br />
DIALOGE 2008<br />
3
20 / 21<br />
Die Region wächst zusammen<br />
REGIONAL<br />
REFORM<br />
Manfred Schaub<br />
Bürgermeister der Stadt <strong>Baunatal</strong><br />
Hätte Manfred Schaub einmal<br />
Langeweile, könnte er in wenigen<br />
Schritten aus seinem Büro aufs Dach<br />
<strong>des</strong> <strong>Baunatal</strong>er Rathauses treten und<br />
sich mit einem Rundumblick davon<br />
überzeugen, dass die Dinge gut<br />
stehen: eine prosperierende Stadt,<br />
ein ansehnlich gewachsenes Stück<br />
Region, herrliche Natur. Den seit 2005<br />
amtierenden Bürgermeister quält<br />
aber nichts weniger als Langeweile,<br />
er steckt meist in einer 80-Stunden-<br />
Woche zwischen Job und stellvertretendem<br />
SPD-Vorsitz in Hessen, dem<br />
Bezirksvorsitz Hessen-Nord – und, last<br />
but not least, seinem Amt als sportpolitischer<br />
Sprecher der Partei. Eben<br />
erst von einer Nachtsitzung aus Berlin<br />
zurück an den Baunsberg, kommt er<br />
beim Thema Regionalreform begeistert<br />
aus dem Stand auf den Punkt:<br />
„Wir sind sehr weit gekommen in der<br />
Annäherung zwischen Landkreis und<br />
Stadt Kassel.“ Ein Erfolg nach einigen<br />
Jahren zähen Ringens. Und mit Stolz<br />
stellt Manfred Schaub heraus: „Wir<br />
haben in Nordhessen seit fünf Jahren<br />
das Regionalmanagement, und das<br />
ist hessenweit einzigartig!“ Über<br />
ein Instrument zu verfügen, das den<br />
Prozess der Vernetzung ankurbelt, das<br />
sieht der agile <strong>Baunatal</strong>er als großes<br />
Plus für die Zukunft der Region Kassel.<br />
Vieles sei besser geworden bei der<br />
interkommunalen Zusammenarbeit,<br />
dafür stünden die Beispiele Sandershäuser<br />
Berg in Niestetal und das<br />
Lange Feld in Kassel-Niederzwehren:<br />
Die Stadt Kassel und die Kreiskommunen<br />
Niestetal, <strong>Baunatal</strong>, Fuldabrück und<br />
Lohfelden wollen diese Gewerbegebiete<br />
– insgesamt 170 Hektar – gemeinsam<br />
aufbauen und vermarkten. Wer<br />
eine zukunftsträchtige Entwicklung<br />
wünsche, so fasst der Bürgermeister<br />
zusammen, der könne nicht immer nur<br />
auf sich selbst schauen: „Jede einzelne<br />
Kommune ist nicht stark genug, um mit<br />
anderen Regionen zu konkurrieren.“<br />
Schließt man sich aber im Sinne einer<br />
Regionalreform zusammen, dann habe<br />
Nordhessen absolut die Chance, gegen<br />
wirtschaftlich starke Regionen anzutreten.<br />
Nicht zuletzt aufgrund <strong>des</strong> demographischen<br />
Wandels sei es wichtig, für<br />
innovative Firmen und „Global Player“<br />
interessant zu sein.<br />
Im Hinblick auf <strong>Baunatal</strong> ist Manfred<br />
Schaub da bester Dinge. Zwar ist die<br />
Stadt nicht mehr so jung wie zur Zeit<br />
ihrer Gründung, sie weise aber stabile<br />
Einwohnerzahlen auf, und das soll so<br />
bleiben. Umso wichtiger, dass die Menschen<br />
erkennen, was sie von einer fl orierenden<br />
Region haben: Arbeitsplätze<br />
und Infrastruktur. Und der Zeithorizont?<br />
„Gern hätten wir zur Jahrzehntwende<br />
die Reform umgesetzt, ich glaube aber,<br />
dass es ein wenig länger dauern wird.<br />
Denn der Prozess hatte zähe Phasen,<br />
insbesondere in Zeiten von ungleicher<br />
Finanzausstattung der Stadt Kassel<br />
und <strong>des</strong> Landkreises.“ In den letzten<br />
drei Jahren erst habe „die Sache einen<br />
großen Drive bekommen“: Kassel habe<br />
seine Finanzen saniert und man könne<br />
nun, sagt Schaub mit Augenzwinkern,<br />
„auf gleicher Höhe verhandeln“.<br />
Auch die Bevölkerung beginne, sich<br />
positiv mit dem Procedere zu identifi<br />
zieren, und zwar dann, wenn konkrete<br />
interkommunale Fortschritte<br />
sichtbar werden, etwa gemeinsame<br />
Gewerbegebiete oder gemeinsame<br />
Werbeauftritte. So ist der aktive Kicker<br />
<strong>des</strong> KSV <strong>Baunatal</strong> jüngst mit Kassels<br />
Oberbürgermeister Bertram Hilgen ins<br />
Rhein-Main-Gebiet gereist, um große<br />
regionale Sportevents <strong>des</strong> Jahres 2008<br />
gemeinsam zu promoten, z. B. das<br />
Lan<strong>des</strong>turnfest oder den Kassel-Ma-<br />
Manfred Schaub<br />
Bürgermeister der Stadt <strong>Baunatal</strong><br />
DIALOGE 2008<br />
3<br />
rathon. Der Mann, der so alt ist wie<br />
das <strong>Baunatal</strong>er VW-Werk und der als<br />
kleiner Junge noch auf leerer Straße<br />
Fußball spielte, bis die Stadt mit dem<br />
Werk über sich hinaus wuchs, blickt<br />
voller Zuversicht in die Zukunft Nordhessens:<br />
als wissensbasierte Solarregion<br />
mit Universität, Gewerbegebieten und<br />
innovativen Firmen. „Wir dürfen positiv<br />
gestimmt sein – denn wir können stolz<br />
sein auf das, was wir haben!“
22 / 23<br />
REGIONALMANAGEMENT NORDHESSEN<br />
PROMOTION NORDHESSEN –<br />
GRÜNDERWETTBEWERB<br />
Holger Schach<br />
Lutz Klein<br />
Regierungspräsident<br />
Gerhard Repp<br />
4DIALOGE<br />
2008<br />
IN DER REGION FÜR DIE REGION
24 / 25<br />
Eine Region voller Kostbarkeiten<br />
REGIONAL<br />
MANAGEMENT<br />
Lutz Klein<br />
Regierungspräsident<br />
„Wenn es das Regionalmanagement<br />
nicht gäbe, dann wäre es höchste Zeit,<br />
es zu erfi nden.“ Als Präsident <strong>des</strong> Regierungsbezirks<br />
Kassel, seit fünf Jahren<br />
zugleich im Aufsichtsrat <strong>des</strong> Regionalmanagements,<br />
ist für Lutz Klein die<br />
Forderung nach Bündelung besonders<br />
überzeugend: „Im Aufsichtsrat sitzen<br />
zu gleichen Teilen die Vertreter der<br />
Wirtschaft und der nordhessischen<br />
Landkreise, der Stadt Kassel sowie der<br />
Universitäten Kassel und Marburg.<br />
Das Regionalmanagement bildet somit<br />
bedeutsame Themen ab, die für die<br />
Entwicklung der Region von großer<br />
Bedeutung sind.“ Aufschlussreich ist,<br />
dass Klein die drei Kernbereiche „Tourismus<br />
und Wellness“, „Logistik und<br />
Mobilität“ sowie „Dezentrale Energie“,<br />
für deren Entwicklung sich das Regionalmanagement<br />
stark macht, nicht<br />
so gern, wie inzwischen in der Wirtschaft<br />
üblich, neudeutsch als „Cluster“<br />
bezeichnen möchte. „Denn“, erklärt<br />
der drahtige 65-Jährige, „Sprache soll<br />
für Bürger verständlich sein, ebenso<br />
wie das, was Politik und Verwaltung für<br />
sie tun.“ Ein „Cluster“ – das englische<br />
Wort kann von Bündel bis Haufen allerlei<br />
bedeuten – würde womöglich nur<br />
Schulterzucken ernten.<br />
Zu Kleins bürgernaher Einstellung<br />
haben nicht zuletzt 20 Jahre als Bürgermeister<br />
in Battenberg an der Eder<br />
beigetragen. So freut sich der Mann<br />
der klaren Worte auch am schlichten,<br />
aber genialen Werbespruch <strong>des</strong> Regi-<br />
onalmanagements: „Nordhessen – die<br />
Lage ist gut“: einfache Worte, klare<br />
Aussage, tieferer Sinn. Und er präzisiert:<br />
„Die geographische Lage in der<br />
Mitte Deutschlands und Europas, das<br />
ist unser großer Vorteil!“ Mittlerweile<br />
verfolgten auch überregionale Medien<br />
die wirtschaftlichen Fortschritte der<br />
Region aufmerksam: „Wir haben nicht<br />
nur aufgeholt, sondern entwickeln uns<br />
besser als andere – und daran hat das<br />
Regionalmanagement großen Anteil!“<br />
So habe sich, dank <strong>des</strong> gelungenen<br />
Internetportals, der Nordhessen-Tourismus<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
Hessisch-Waldeckischen Gebirgs- und<br />
Heimatvereins sowie den regionalen<br />
Touristik-Unternehmen zum beachtlichen<br />
Arbeitsschwerpunkt entwickelt.<br />
Hier sollen in Zukunft vorrangig die<br />
überregionalen Wanderwege betreut<br />
werden – eine Herkulesaufgabe: „Die<br />
Wege müssen vernünftig und einheitlich<br />
ausgeschildert sein; die Zuwegung,<br />
das Parken, die Gastronomie und der<br />
Gepäcktransport müssen gesichert<br />
sein…“.<br />
Für den passionierten Wanderer Lutz<br />
Klein ist der Tourismus eines der<br />
großen Zukunftsthemen Nordhessens.<br />
Schwärmerisch <strong>bericht</strong>et er vom Ederhöhenweg,<br />
den er soeben gelaufen<br />
sei. Überhaupt, so resümiert er, sei den<br />
Menschen hier in den vergangenen<br />
Jahren immer mehr bewusst geworden,<br />
„mit welchen Kostbarkeiten wir es bei<br />
uns zu tun haben“ – nicht zuletzt auch<br />
durch die documenta-Veranstaltungen<br />
und die Kulturhauptstadt-Bewerbung.<br />
Ein Ruck sei durch die Region gegangen,<br />
nicht nur kulturell, sondern<br />
ebenso, wiederum mithilfe <strong>des</strong> Regionalmanagements,<br />
im Sektor „Arbeitsplätze“,<br />
ein Prozess, der vor allem dank<br />
der Universitäten und der Berufsakademien<br />
die Region auch für qualifi zierten<br />
Nachwuchs spannend macht, für junge<br />
Leute, „die sich bislang eher anderswo<br />
in Deutschland umgucken mussten“.<br />
Wie gesagt, meint Lutz Klein, eine Gegend<br />
voller Kostbarkeiten. Oder: einem<br />
ganzen Bündel Schätze!<br />
Lutz Klein<br />
Regierungspräsident<br />
DIALOGE 2008<br />
4
26 / 27<br />
Nordhessen – die Lage ist gut<br />
REGIONAL<br />
MANAGEMENT<br />
Gerhard Repp<br />
Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Regionalmanagement Nordhessen<br />
Herr Repp, Sie sind seit Kurzem als<br />
Nachfolger von Dr. Udo Schlitzberger<br />
neuer Aufsichtsratsvorsitzender <strong>des</strong><br />
Regionalmanagements. Was sind die<br />
wichtigsten Projekte für die nächsten<br />
Jahre?<br />
Selbstverständlich obliegt dem Aufsichtsrat<br />
die Festlegung der Prioritäten,<br />
aber meines Erachtens sollte Nordhessen<br />
vor allem als Modellregion für<br />
Dezentrale-Energie-Technologien und<br />
Energieeffi zienz entwickelt werden. Dabei<br />
müssen prä<strong>des</strong>tinierte Institutionen<br />
und Betriebe aller Größenordnungen<br />
einbezogen werden. Weiterhin ist es<br />
vordinglich, uns als Gesundheitsregion<br />
in der Mitte Deutschlands mit einem<br />
überproportionalen Anteil am Selbstzahlermarkt<br />
zu etablieren. Da bin ich<br />
einer Meinung mit den Fachleuten,<br />
erst kürzlich bekräftigte dies beispielsweise<br />
Bürgermeister Zimmermann<br />
aus der Kurstadt Bad Wildungen.<br />
Und als Drittes, das uns alle angeht,<br />
wünsche ich mir für Nordhessen, dass<br />
die touristische Wertschöpfung durch<br />
Verbesserung der Marketingstrukturen<br />
ausgebaut wird. Dazu gehören ein<br />
schlagkräftiges Destinationsmanagement<br />
und eine überzeugende Dachmarkenstrategie.<br />
Worin bestehen kommende Herausforderungen?<br />
Durch Verbesserung <strong>des</strong> Standortimages,<br />
wie zum Beispiel unter dem<br />
Leitbild „Nordhessen – die Lage ist<br />
gut“, sind Unternehmen sowie Fachund<br />
Führungskräfte an die Region zu<br />
binden und neue zu fi nden. Das sollte<br />
immer die Denkrichtung sein, denn<br />
eine Entwicklung auf diesem Sektor<br />
kommt letztlich allen zugute. Wir<br />
brauchen qualifi zierte Arbeitsplätze in<br />
Nordhessen!<br />
Wo sehen Sie die Region in fünf<br />
Jahren?<br />
Da sehe ich eine ganz klare Zielsetzung:<br />
Durch Cluster und Netzwerke,<br />
verbunden mit einer verbesserten<br />
Infrastruktur, begegnen wir dem demographischen<br />
Wandel positiv, lassen die<br />
Abwanderungskurve abfl achen, holen<br />
neue und erhalten bestehende Betriebe,<br />
schaffen und erhalten dadurch<br />
Arbeits- und Ausbildungsplätze in der<br />
Region. Und nicht zuletzt: Wir bauen<br />
den Bereich Forschung und Entwicklung<br />
aus.<br />
Holger Schach<br />
Geschäftsführer<br />
Regionalmanagement Nordhessen<br />
Fünf Jahre Regionalmanagement<br />
– Wir sind besser und preiswerter!<br />
Lockenkind und Powermann: zwei<br />
Gesichter, die für eine Sache stehen.<br />
Da ist dieses Bild von dem trotzig<br />
dreinschauenden kleinen Mädel, das<br />
die Arme verschränkt hat und den<br />
Betrachter böse ansieht, Untertitel:<br />
„Es gibt Regionen, die sind einfach<br />
doof. Und es gibt Nordhessen.“ Ein<br />
Hingucker und gelungener Werbegag<br />
auf grün-weißen Plakaten und Postkarten,<br />
die seit Kurzem im Rahmen<br />
einer Imagekampagne Nordhessen<br />
promoten. Und dann das dynamische<br />
Gesicht von Holger Schach, seit fünf<br />
Jahren Geschäftsführer <strong>des</strong> Regionalmanagements<br />
Nordhessen, der mit<br />
seinen Aktivitäten dafür sorgt, dass es<br />
in der Region vorwärts geht. Cluster<br />
hin, Arbeitsfelder her: „Man muss unterscheiden<br />
zwischen der Worthülse<br />
Cluster, der modernen Zauberformel<br />
der regionalen Wirtschaftspolitik, und<br />
dem, was dahinter steht.“ Klare Ansage.<br />
Denn seit dem Gründungsjahr<br />
2002 steckt dahinter weniger Zauber<br />
als der Wille, die Entwicklungschancen<br />
Nordhessens gezielt auszuschöpfen,<br />
um das Erbe der „Zonenrandregion“<br />
endgültig hinter sich zu lassen.<br />
Der Mann mit dem sympathischen<br />
Lachen, der die „Herkulesaufgabe“<br />
übernommen hat, die zahlreichen Un-<br />
ternehmer Nordhessens an den runden<br />
Tisch und miteinander ins Gespräch<br />
zu bringen mit dem Ziel, sich gegenseitig<br />
Aufträge zu vergeben, kann<br />
voller Überzeugung auf Gelungenes<br />
zurückblicken. „Mit der Kernidee, dass<br />
Investitionen möglichst in der Region<br />
bleiben, haben wir sehr gute Erfahrungen<br />
gemacht! Viele sahen jetzt, was in<br />
der Region für eine Power steckt!“<br />
Aber dazu es braucht einen, der gezielt<br />
koordiniert. Dass man in Holger Schach<br />
den Richtigen gefunden hat, zeigt nicht<br />
zuletzt die Tatsache, dass sein Vertrag<br />
just um fünf weitere Jahre verlängert<br />
wurde. Der erfolgreiche Nordhessenmanager<br />
gibt das Lob an die Wirtschaft<br />
weiter: „Die Arbeit wird uns leicht<br />
gemacht“, sagt er über sich und seine<br />
etwa 20 zumeist jungen Mitarbeiter am<br />
Kasseler Ständeplatz, „denn die Region<br />
hat die Bereitschaft, sich zu vernetzen.“<br />
Gute Aussichten also.<br />
Mit der Konzentration auf die drei<br />
Schwerpunkte Mobilitätswirtschaft,<br />
Touristik/Wellness/Gesundheit sowie<br />
Dezentrale-Energie-Technologien hatte<br />
man vor fünf Jahren eine weitsichtige<br />
Entscheidung gefällt. Heute zeige sich,<br />
so Schach, dass sich die Wirtschaftsdaten<br />
deutlich positiver entwickelt<br />
haben als in Gesamthessen und in den<br />
benachbarten Regionen. Mit dem pfi ffi<br />
gen Slogan „Die Lage ist gut“ sei es<br />
mit dem Standort Nordhessen in jedem<br />
Jahr weiter aufwärts gegangen: Die<br />
Arbeitslosenquote sank von rd. 11 auf<br />
7,5 Prozent und in den drei Kompetenz-<br />
DIALOGE 2008<br />
4<br />
feldern wurden 80 Projekte betreut,<br />
von denen 42 bereits abgeschlossen<br />
sind. Allein im Bereich Logistik wurden<br />
rund 700 Millionen Euro investiert,<br />
und es entstanden mehrere tausend<br />
neue Arbeitsplätze. Das alles darf sich<br />
das Regionalmanagement gutschreiben,<br />
denn „wir konnten mit unseren<br />
Partnern vor Ort den Weg für Neuansiedlungen<br />
ebnen“, sagt Holger Schach.<br />
Auch sei das Anwendungszentrum<br />
METAKUS, wo sich regionale Unternehmen<br />
hochwertiges Know-how verschaffen<br />
können, ein originäres Projekt<br />
<strong>des</strong> Regionalmanagements, weil „aus<br />
den Cluster der Bedarf formuliert worden<br />
ist, und das Regionalmanagement<br />
den Prozess moderiert hat.“<br />
Fragt man Holger Schach nach der Zukunft<br />
der Region, dann gehen ihm die<br />
Ideen noch lange nicht aus. Standortmarketing<br />
ist das Stichwort der Stunde:<br />
„Tu Gutes, und rede darüber!“, lacht er.<br />
Fach- und Führungs kräfte an Nordhessen<br />
binden, andere von Nordhessen<br />
überzeugen und dabei die Konkurrenz<br />
zu den Großstädten keinesfalls scheuen<br />
– das steht alles auf seiner To-do-Liste.<br />
„Ich glaube, dass sich in den Ballungsräumen<br />
wie Berlin und München die<br />
Lebensverhältnisse so verteuern werden,<br />
dass Nordhessen in die Bresche<br />
springen kann. Denn hier ist es besser<br />
und preiswerter!“ Überzeugender kann<br />
man’s nicht sagen.
28 / 29<br />
Existenzgründerwettbewerb<br />
PROMOTION<br />
NORDHESSEN<br />
(v.l.n.r.)<br />
Tobial Linsel<br />
Stefan Schmerse<br />
Lars Pfl üger<br />
Der Existenzgründerwettbewerb<br />
„Promotion Nordhessen“ – das ist eine<br />
echte Erfolgsgeschichte. Holger Schach,<br />
Geschäftsführer <strong>des</strong> Regionalmanagements,<br />
erzählt einen Teil davon: „Promotion<br />
Nordhessen geht jetzt in die<br />
neunte Runde. Und das mit anhaltend<br />
hoher Beteiligung – andere Wettbewerbe<br />
sind nach drei bis vier Jahren<br />
beendet.“ Anders hier in der Region: In<br />
jedem Jahr gab es 150 bis 200 Teilnehmer,<br />
vor allem junge Leute und Studenten,<br />
aber auch ältere Geschäftsgründer,<br />
die insgesamt 40 bis 50 prämierungsfähige<br />
Geschäftspläne vorlegten. „Das<br />
sind“, sagt Schach, „außerordentlich<br />
hohe Zahlen.“ Der Wettbewerb habe<br />
sich etabliert und sei, mit 65.000 Euro<br />
Preisgeld ausgestattet, ein attraktiver<br />
Beitrag zur Wirtschaftsförderung.<br />
Die Evaluation <strong>des</strong> bisherigen Verlaufs<br />
hat ergeben, dass in den vergangenen<br />
acht Jahren 200 neue Unternehmen<br />
mit rund 1000 Arbeitsplätzen auf diese<br />
Weise entstanden sind, was Holger<br />
Schach als großen Erfolg wertet. „Und<br />
es geht noch weiter, denn das sind alles<br />
kleine Keimzellen, die sich erst noch<br />
entwickeln!“ Bis ein Unternehmen auf<br />
eigenen Füßen steht, ist es ein weiter<br />
Weg, der aber wird von Promotion<br />
Nordhessen begleitet. So bekommt<br />
jeder Teilnehmer – egal, was später aus<br />
seiner Idee wird – alles an fehlendem<br />
Know-how angeboten: 150 ehrenamtlich<br />
tätige Coachs aus der Region, die<br />
ihr Fachwissen einbringen, helfen den<br />
Gründern, einen Businessplan auf-<br />
zustellen, stehen mit Rat und Tat zur<br />
Seite, vermitteln Kontakte und profi tieren<br />
letztlich auch selbst vom Ganzen<br />
– Stichwort Netzwerk und Akquise.<br />
Vormals war Promotion Nordhessen auf<br />
maximal fünf Jahre angelegt; inzwischen<br />
und nach der „erstaunlichen<br />
Erfolgsgeschichte“ solle auf jeden Fall<br />
noch „ein gutes zehntes Jahr hingelegt<br />
werden“, sagt Holger Schach zuversichtlich.<br />
Dann werde entschieden, ob<br />
Promotion Nordhessen wie gehabt<br />
weiterläuft oder in ein Gründernetzwerk<br />
übergeht.<br />
Inzwischen ist auch die anfängliche Kritik<br />
wegen angeblich zu hoher Kosten<br />
verraucht, denn schließlich werden mit<br />
kleinem Budget große Erfolge erzielt.<br />
Und dass auf diese Weise, durch Land<br />
und Region, neue Arbeitsplätze mit je<br />
etwa 5000 bis 6000 Euro subventioniert<br />
werden, sei, wie Schach betont,<br />
als Mitteleinsatz für die Ansiedlung<br />
von neuen Unternehmen in der Region<br />
gerechtfertigt und liege „im grünen<br />
Bereich“. Und auch die letzte Zahl in<br />
seiner Erfolgsgeschichte ist eine echte<br />
Größe: Insgesamt 1300 Personen sind<br />
mit ihren Gründungsideen betreut<br />
worden. Lauter Pfl änzchen, die ohne<br />
Promotion Nordhessen nicht gekeimt<br />
hätten...<br />
Das Baby ist da – und jetzt fängt alles<br />
an. „Neun Monate Schwangerschaft,<br />
das Baby wird geboren, es liegt auf<br />
dem Wickeltisch – und dann erst fängt<br />
alles an.“ Der Vergleich, den Claus<br />
Beller, Bereichsleiter Firmenkundenbank<br />
bei der RBB, gewählt hat, bezieht<br />
sich auf eine Firmengründung, wobei<br />
die Geschäftsidee mit so materiellen<br />
Dingen wie Erntewagen, Stroh oder<br />
Gras und nicht zuletzt einer Wand zu<br />
tun hat. Und doch ist das Bild stimmig,<br />
denn nach einem langen Prozess der<br />
Kreditaufnahme und Entwicklung ste-<br />
Claus Beller, Prokurist<br />
Bereichsleiter Firmenkundenbank<br />
DIALOGE 2008<br />
4<br />
hen die drei Männer der Ideenschmiede<br />
S-A-S (Spezielle-Agrar-Systeme),<br />
die heute mit ihrem Bankbetreuer an<br />
einem Tisch sitzen, nach dem erstem<br />
Erfolg am Beginn einer möglicherweise<br />
langen, fruchtbaren Firmenkarriere.<br />
S-A-S, das sind Stefan Schmerse,<br />
Konstrukteur, Tobias Linsel, Entwickler,<br />
und Lars Pfl üger, der für das Marketing<br />
verantwortlich ist. Die drei Mittdreißiger<br />
mit Firmensitz in Wolfhagen haben<br />
sich im Studium kennengelernt und<br />
betreiben seit zwei Jahren gemeinsam<br />
eine GmbH, die neuartige Ernte- und
30 / 31<br />
Erfolgreiche Firmengründung S-A-S<br />
PROMOTION<br />
NORDHESSEN<br />
Das S-A-S Team<br />
La<strong>des</strong>ysteme für die Landwirtschaft<br />
entwickelt, produziert und vermarktet.<br />
Ihre Idee, welche sie landauf, landab<br />
durch die Redaktionen von Fachzeitschriften<br />
ziehen lässt – Freizeit ist<br />
zurzeit ein Fremdwort –, haben sie<br />
bereits auf der letztjährigen Landwirtschaftsmesse<br />
„Agritechnica“ in<br />
Hannover gemeinsam mit der kooperierenden<br />
Firma BSL Strautmann vorgestellt:<br />
„Matrix inside“, so der Name<br />
ihrer ebenso einfachen wie genialen<br />
Erfi ndung, mit der die Lademenge<br />
bei Ladewagen erhöht werden kann.<br />
Tobias Linsel, der in der Landwirtschaft<br />
aufgewachsen ist, erzählt, er habe sich<br />
schon früher bei der Grasernte immer<br />
mal Gedanken darüber gemacht, wie<br />
die Ladekapazität der Transportwagen<br />
besser ausgenutzt werden könnte. Gemeinsam<br />
entwickelten die drei nun eine<br />
verschiebbare Wand für den Laderaum,<br />
welche die Last – sei es Gras, Stroh<br />
oder ein anderer Rohstoff – bereits bei<br />
der Befüllung verdichtet. So passt mehr<br />
in den Laderaum, die Lademenge kann<br />
je nach Ladegut verdoppelt bis verdreifacht<br />
werden.<br />
Drei Dinge erleichterten den jungen<br />
Männern den Schritt in die Selbstständigkeit:<br />
Zum einen gewannen sie 2006<br />
den Wettbewerb „Promotion Nordhessen“<br />
und verfügten mit dem Preisgeld<br />
über echtes Startkapital. Aber nicht nur<br />
das. Claus Beller, der damals als ehrenamtlicher<br />
Gutachter für Promotion<br />
Nordhessen tätig war und zufällig – zunächst<br />
anonym – den S-A-S-Businessplan<br />
auf Zukunfts- und Tragfähigkeit<br />
zu beurteilen hatte, nennt die Vorteile<br />
für alle Wettbewerbsteilnehmer: „Sie<br />
bekommen eine Riesenchance, nämlich<br />
professionelles Feedback. Und wenn<br />
es ein vernünftiges Konzept gibt, das<br />
auch noch gut bewertet wird, steigen<br />
die Chancen, durch Kredite gefördert<br />
zu werden.“ So geschehen schließlich<br />
auch bei S-A-S. Die drei jungen Männer<br />
und ihr Businessplan waren Beller ja<br />
bereits bekannt, als sie sich an die<br />
Bank wandten, es bestand schon eine<br />
Grundlage von Sympathie und Vertrauen<br />
– von beiden Seiten. Tobias Linsel:<br />
„Das RBB-Angebot war sehr verlässlich.“<br />
Und Claus Beller fasst zusammen,<br />
was als wichtige Voraussetzung zu<br />
gelten hat: „Wir glauben aneinander.“<br />
Für die Bank sei vor allem die Kombination<br />
aus unterschiedlichen Qualitäten<br />
der drei Jungunternehmer interessant,<br />
erläutert er weiter: kaufmännisches<br />
Know-how, Marketingerfahrung und<br />
Entwicklungskompetenz.<br />
Dass die Erfi nder dann auch noch das<br />
Glück hatten, in der Firma BSL Strautmann<br />
einen Kooperationspartner zu<br />
fi nden, der „Matrix inside“ ins Angebot<br />
aufnahm, und schließlich – noch<br />
ein Highlight – den Preis „Innovation<br />
of the Year for contractors 2008“ auf<br />
der Messe verliehen bekamen, das hat<br />
manchen Weg geebnet und verschafft<br />
den Nordhessen europaweite Kontakte.<br />
„Nun müssen sie die Landwirte für<br />
sich gewinnen“, formuliert Claus Beller<br />
das nächste Ziel. Aber, so versichert er<br />
lächelnd, der die drei sympathischen<br />
jungen Männer auch auf Messen<br />
begleitet, stets wenn sie persönlich<br />
auftauchten, seien sie höchst überzeugend.<br />
Bodenständig, alle drei unterstützt<br />
durch ihre Familien, mit persönlicher<br />
Begeisterung und der festen<br />
Überzeugung, dass „Matrix inside“<br />
zukünftig Geld bringt, weil die Vorteile<br />
auf der Hand liegen.<br />
In Landwirtschaftszeitschriften wird<br />
das System jedenfalls hoch gelobt, und<br />
schon blühen neue Projekte bei S-A-S,<br />
etwa die Entwicklung von Erntegeräten<br />
für Heil- und Gewürzpfl anzen.<br />
Die drei Nordhessen wissen, dass es<br />
einen Markt dafür gibt. So wie „Matrix<br />
inside“ mehr Ladung ermöglicht,<br />
weniger Fahrten und damit weniger<br />
Kraftstoffverbrauch nötig macht, soll<br />
sich auch das neue Produkt direkt am<br />
landwirtschaftlichen Problem orientieren:<br />
Wie kann man Pfl anzen maschinell<br />
und trotzdem so sorgfältig ernten,<br />
dass jeweils nur die reifen Blüten<br />
gesammelt werden? Stefan Schmerse<br />
4<br />
DIALOGE 2008<br />
verrät momentan nicht mehr, aber er<br />
lächelt verschmitzt. Auf alle Fälle ist der<br />
erfahrene Banker Claus Beller – der als<br />
RBB-Mann naturgemäß an Produkten<br />
aus und für die Region interessiert ist<br />
– optimistisch: „Die Super-Innovationen<br />
kommen immer aus den kleinsten<br />
Keimzellen,“ sagt er. „Die drei haben es<br />
schon sehr weit geschafft!“
32 / 33<br />
FINANCIAL PLANNER<br />
Hartmut Schäfer<br />
DIALOGE 2008<br />
5<br />
Christian Kulpe<br />
IN DER REGION FÜR DIE REGION
34 / 35<br />
Krone der Kundenberatung<br />
FINANCIAL<br />
PLANNER<br />
Christian Kulpe<br />
Certifi ed Financial Planner (CFP)<br />
Finanzökonom und Top-Spezialist Christian<br />
Kulpe ist seit kurzem frisch gebackener<br />
Certifi ed Financial Planner (CFP)<br />
und verfügt damit über ganz spezielle<br />
und aktuelle Kenntnisse in der professionellen<br />
Finanzplanung. CFP – das ist<br />
das weltweit höchste Qualitätssiegel<br />
für Finanzplaner, und deutschlandweit<br />
gibt es von dieser Spezies nur 1.200; im<br />
Geschäftsgebiet der RBB ist Christian<br />
Kulpe gar der Einzige.<br />
Der gebürtige <strong>Baunatal</strong>er 37-jährige<br />
Familienvater ist im Bereich der „vermögenden<br />
Privat-und Firmenkunden“ und<br />
deren Bedürfnissen an Altersvorsorge,<br />
Versicherungsschutz oder Erbschaftsplanung<br />
tätig. Er führt die Kunden sozusagen<br />
auf höchstem Niveau durch den<br />
Dschungel der Angebote und Möglichkeiten<br />
auf dem Sektor der fi nanziellen<br />
Produktvielfalt.<br />
Hartmut Schäfer, Diplom-Bankbetriebswirt<br />
und Prokurist der <strong>Raiffeisenbank</strong>,<br />
beschreibt das Angebot so: „Wir haben<br />
seit zehn Jahren das Konzept der betreuten<br />
Kundenberatung, bei dem die<br />
Wünsche und Ziele der Kunden je nach<br />
Bedarf und Vermögenssumme gebündelt<br />
werden.“ Nun ist seit Jahresbeginn<br />
die besondere Offerte hinzugekommen<br />
– CFP als „Krone“ der Kundenberatung<br />
für Kunden mit einem größerem<br />
disponiblem Vermögen“, wie Hartmut<br />
Schäfer präzisiert. Was in einzelnen<br />
bedeutet, dass umfangreiche Auswertungen<br />
und Analysen der Finanzsituation<br />
gemacht werden und, gepaart<br />
mit ausführlicher Beratung, individuelle<br />
und umfangreiche Finanzpläne für die<br />
Kunden erstellt werden.<br />
Christian Kulpe, der die Umsetzung<br />
dieses Angebots möglich macht, ist seit<br />
knapp 20 Jahren bei der RBB, zunächst<br />
als Kundenbetreuer und Filialleiter.<br />
Er war dann im Segment der Betreuungskunden<br />
tätig und hat sich in den<br />
vergangenen Jahren nebenberufl ich<br />
und entsprechend seinen Neigungen<br />
weitergebildet – bis er seit kurzem den<br />
Titel CFP tragen darf.<br />
Fachliche sowie soziale Kompetenz, so<br />
betonen Schäfer und Kulpe, seien wichtige<br />
Fähigkeiten, die man erwerben<br />
müsse, um den anspruchsvollen Erwartungen<br />
der Kunden gerecht zu werden.<br />
Kulpe: „Wenn es um Testamente,<br />
Erbschaftsplanung oder Vorsorge geht,<br />
dann braucht der Kunde eine angemessene<br />
Ansprache, sensiblen Umgang<br />
und vor allem viel Zeit, um Vertrauen<br />
aufzubauen.“ Er müsse spüren, so<br />
betont der Berater, dass „ich an seinem<br />
und er an meinem Leben teilnimmt.“<br />
Und Hartmut Schäfer ergänzt: „Für<br />
diesen Bereich ist auch gesellschaftliche<br />
Kompetenz unabdingbar.“<br />
Schließlich ist das Ziel der Bank, mit<br />
diesem neuen Angebot ihre Kunden<br />
„lebenslang zu betreuen“. Das ist<br />
auch das Alleinstellungsmerkmal der<br />
RBB, denn hier werden Fachleute wie<br />
Steuerberater und Rechtsanwälte zu<br />
Rate gezogen, die gemeinsam mit dem<br />
Kunden und Christian Kulpe die richtigen<br />
Entscheidungen treffen. „Es gibt<br />
wenige Banken, die das alles bündeln<br />
wie wir“, betont Hartmut Schäfer. Mit<br />
dem neuen Profi l will die RBB nicht<br />
nur die derzeitigen Kunden qualifi zierter<br />
und umfassender beraten“, wie<br />
Hartmut Schäfer betont, sondern auch<br />
neue hinzugewinnen. Und wie sähe<br />
so ein neuer Kunde aus? Schäfer: „Ein<br />
vermögender Privat- oder Firmenkunde,<br />
der Beratungskompetenz sucht für die<br />
Probleme, die ihn beschäftigen.“ Dabei<br />
könne sich der Kunde darauf verlassen,<br />
eine Vernetzung angeboten zu bekommen,<br />
die er allein so nicht herstellen<br />
könne. Selbstverständlich werde nicht<br />
nur der Status Quo berücksichtigt,<br />
ergänzt Christian Kulpe, sondern die<br />
Hartmut Schäfer, Prokurist<br />
Bereichsleiter Privatkundenbank<br />
Frage bewegt: „Wie entwickelt sich<br />
mein Vermögen in Zukunft?“ Es könne<br />
sowohl um Renditeverbesserung gehen<br />
als auch um Versorgungslücken, die zu<br />
schließen seien.<br />
„Wir wollen als regionale Genossenschaftsbank<br />
die Kompetenz ausstrahlen,<br />
die man sonst nur Großbanken<br />
zutraut.“ Und das alles direkt vor Ort,<br />
in der Region. Motto: Die Kompetenz<br />
ist hier, wo ich schon bin. „Und das<br />
bekommt man anderswo nicht“ sagt<br />
Kulpe abschließend.<br />
DIALOGE 2008<br />
5
36 / 37<br />
50 JAHRE VOLKSWAGENWERK<br />
KASSEL-BAUNATAL<br />
Franz Kutsche<br />
Personalleiter i.R.<br />
DIALOGE 2008<br />
6<br />
IN DER REGION FÜR DIE REGION
38 / 39<br />
Jubiläum mit Rekordergebnis<br />
50 JAHRE<br />
VOLKSWAGENWERK<br />
Dr. Hans-Helmut Becker<br />
Werkleiter <strong>des</strong> Werkes Kassel<br />
der Volkswagen AG<br />
Vor 50 Jahren in Betrieb gegangen,<br />
hat VW in <strong>Baunatal</strong> Erfolgsgeschichte<br />
geschrieben: Mit rund 13.000 Mitarbeitern<br />
ist das Werk einer der wichtigsten<br />
Arbeitgeber der Region Kassel. Für<br />
den Erfolg <strong>des</strong> Werkes in <strong>Baunatal</strong> ist<br />
namentlich in den letzten zwei Jahren<br />
der zupackende Werkleiter Dr. Hans-<br />
Helmut Becker verantwortlich. Im Jahr<br />
2006 als Volkswagen-Standort fast<br />
„auf der Kippe“, hat sich durch die<br />
entscheidenden Prozessverbesserungen<br />
Beckers das Blatt gewendet. Ein<br />
Ergebnis, so betont er, das dank der<br />
Produktivitätssteigerung von sage und<br />
schreibe 16,7 Prozent im Jahr <strong>2007</strong><br />
ein „absolutes Rekordergebnis für den<br />
nordhessischen Standort“ bedeutet.<br />
So sei nicht nur der runde Geburtstag<br />
Anlass zum Feiern, sondern auch, was<br />
trotz anfänglicher Skepsis von außen,<br />
die Mitarbeiter geleistet haben. Ziel<br />
der neuen Marschroute sei gewesen,<br />
in über 500 Optimierungsworkshops<br />
quer durch alle Bereiche – im Jahr 2008<br />
sollen es noch einmal 300 werden<br />
– mit einem Team der zehn besten Mitarbeiter,<br />
die Becker gelegentlich seine<br />
„Jünger“ nennt, die Produktionsprozesse<br />
auf den Prüfstand zu stellen und<br />
zu verbessern. „Revolution“, „schlanke<br />
Produktion“ oder einfach „Wie lassen<br />
sich Autos günstiger bauen?“ – wie<br />
auch immer man es bezeichnet, es sind<br />
oft Kleinigkeiten, durch die sich ein<br />
erstaunlicher Gewinn an Produktivität<br />
erreichen lässt, z. B. durch ergonomisch<br />
verbesserte Zuführung der Teile in der<br />
Montage, Beseitigung unnötiger Zwischenlager<br />
oder aufgeräumte Arbeitsplätze.<br />
Jubiläumsleistung: Die Kosten sanken<br />
in den beiden letzten Jahren um zehn<br />
Prozent. Die Standortoptimierung wäre<br />
in<strong>des</strong> nicht möglich gewesen, ohne die<br />
Einbeziehung aller Mitarbeiter. „Die<br />
besten Berater für Verbesserungspotenziale<br />
in der Produktion sind die Menschen,<br />
die Tag für Tag an der Maschine<br />
stehen und jeden Handgriff kennen“,<br />
so betont der 59-jährige gebürtige<br />
Nordhesse, der bereits als Student im<br />
VW-Werk gejobbt hat und mit jeder<br />
Ecke vertraut ist. Dass sein Weg <strong>des</strong><br />
Neuarrangements der richtige war,<br />
wurde zuletzt in der Wochenzeitung<br />
„Die Zeit“ unter dem vielversprechenden<br />
Titel „Das Wunder von Kassel“<br />
gewürdigt und das VW-Werk <strong>Baunatal</strong><br />
als Beispiel für die wiedergewonnene<br />
Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands<br />
gefeiert. In der Tat: Was für ein Stück<br />
Wirtschaftsgeschichte an einem Ort,<br />
der ehemals unter der Zonenrandlage<br />
zu leiden hatte! Nun setzt das Werk<br />
ungeahnte Maßstäbe für den Rest <strong>des</strong><br />
europaweit größten Automobilherstellers.<br />
Dennoch will Werkschef Becker das<br />
Wort „Wunder“ so nicht stehen lassen.<br />
„Es war vielmehr das Ergebnis von<br />
verdammt viel harter Arbeit“, sagt er.<br />
„Der neue Weg hat Schweiß und Mühe<br />
gekostet, doch letztlich hat der Erfolg<br />
uns Recht gegeben. Wir haben noch<br />
viel mehr vor!“ Zum Beispiel sollen im<br />
Jahr 2008 drei Millionen Getriebe gebaut<br />
werden – vor drei Jahren lag man<br />
noch bei 2,5 Millionen. Dies gelang bei<br />
sinkenden Produktionskosten und, wie<br />
Becker betont, indem der Betriebsrat<br />
in alle Prozesse mit einbezogen wurde<br />
und zukunftsfähige Arbeitsplätze mitgestaltet<br />
hat, wo noch vor kurzer Zeit<br />
von Wettbewerbsfähigkeit nicht die<br />
Rede sein konnte.<br />
Wie es weitergeht? <strong>Baunatal</strong> ist inzwischen<br />
zum Vorreiter für den „Volkswagen-Weg“<br />
geworden, mit dem<br />
bis 2018 Toyota als Weltmarktführer<br />
abgelöst werden soll. Ein wegweisen<strong>des</strong><br />
Geschenk also, das sich das<br />
zweitgrößte VW-Werk selbst und der<br />
gesamten Region zum runden Geburtstag<br />
beschert hat…<br />
Hardy Berger und Markus Lotze<br />
DIALOGE 2008<br />
6
40 / 41<br />
ANWENDUNGSZENTRUM<br />
FÜR METALLFORMGEBUNG<br />
METAKUS<br />
Dipl.-Ing. Iris Hetz<br />
Dr. Oliver Fromm<br />
7DIALOGE<br />
2008<br />
IN DER REGION FÜR DIE REGION
42 / 43<br />
„Hochleistungsfähiges Rennauto am Start“<br />
TECHNOLOGIE<br />
TRANSFER<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Kurt Steinhoff<br />
Inhaber <strong>des</strong> Lehrstuhls<br />
für Umformtechnik<br />
an der Universität Kassel<br />
Inwiefern ist das Anwendungszentrum<br />
für Metallformgebung, METAKUS<br />
(AWZ), das seit <strong>2007</strong> betrieben wird,<br />
zukunftsweisend für den Standort<br />
Nordhessen?<br />
Prof. Steinhoff:<br />
Mit der Einrichtung von METAKUS ist<br />
es gelungen, Unternehmen, Universität<br />
und Politik in ein Boot zu holen<br />
und eine greifbare Zukunftsoption für<br />
den Standort Nordhessen zu schaffen.<br />
Diese Option gründet auf einer in der<br />
Region seit Jahrhunderten bestehenden<br />
Kompetenz und Tradition in der<br />
Ver- und Bearbeitung von metallischen<br />
Werkstoffen. Und das sollte man in der<br />
politisch motivierten Strukturförderung<br />
nie vergessen – die Menschen sind in<br />
ihren Traditionen verankert. Ein Nordhesse<br />
war eben immer jemand, der mit<br />
den eigenen Händen etwas geschaffen<br />
hat. Das hat mit Kreativität, Können<br />
und Wissen zu tun.<br />
Wie kann man das, was im AWZ getan<br />
wird, konkret und für Nicht-Fachleute<br />
beschreiben? Und an wen richtet sich<br />
das Angebot?<br />
Prof. Steinhoff:<br />
METAKUS führt die traditionellen Methoden<br />
industrieller Metallverarbeitung<br />
in eine neue Dimension. Dem vermeintlich<br />
seelenlosen Werkstoff wird nicht<br />
nur eine geometrische Gestalt verliehen,<br />
sondern hochwertige innere Eigenschaften,<br />
mit denen er beim Einsatz<br />
in komplexen technischen Systemen<br />
in der Lage ist, einen technologischen<br />
Mehrwert zu entfalten. Quelle für<br />
diesen Arbeitsansatz ist der andersartige<br />
Umgang mit den gestalterischen<br />
Möglichkeiten von Wärme und Kälte.<br />
Vehikel sind modernste Techniken der<br />
computergestützten Prozesskontrolle.<br />
Iris Hetz, Diplom-Ingenieurin und Geschäftsführerin<br />
im AWZ:<br />
Ja, durch gezielte Erwärmung bestimmter<br />
Bereiche machen wir das Material<br />
weich und verformbar, so verändern<br />
sich seine Gefügeeigenschaften. Das<br />
tun wir im Blechbereich, aber auch<br />
in der Massivumformung. Was die<br />
Kunden angeht, ist uns als Dienstleister<br />
wichtig, dass wir offen sind für<br />
jeden Anwender. Konkret wenden wir<br />
uns gerade an den Mittelstand, der<br />
zu Forschung und Entwicklung kaum<br />
eigene Möglichkeiten hat, weil er unter<br />
großem Zeitdruck arbeitet.<br />
Dr. Fromm, Geschäftsführer,<br />
UniKasselTransfer:<br />
In der Tat kann man die Tür nicht<br />
weiter öffnen als hier, bezogen auf<br />
die Industrie! Und METAKUS ist<br />
einzigartig in seiner Art, es kann die<br />
Metall verarbeitenden Betriebe in ihrer<br />
Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen<br />
Märkten stärken.<br />
Wie sehen Sie in Zukunft die Auslastung<br />
von METAKUS?<br />
Prof. Steinhoff:<br />
Ich meine, Worten müssen auch Taten<br />
folgen! Und daher bin ich gespannt,<br />
welche Taten diejenigen, die sich in<br />
den vergangenen Monaten die Bühne<br />
METAKUS zunutze machten, nun<br />
folgen lassen. Ich sehe oft das Bild vor<br />
mir, dass wir mit METAKUS sozusagen<br />
ein hochleistungsfähiges Rennauto am<br />
Start haben, <strong>des</strong>sen Motor das Potenzial<br />
eines Champions in sich birgt. Wenn<br />
es nun aber an den Start <strong>des</strong> Grand<br />
Prix geht, dann heult der Motor zwar<br />
gewaltig auf, da jedoch die Mittel für<br />
die Reifen und Räder fehlen, bleiben<br />
wir stehen, und alle anderen fahren<br />
vorbei. Es fehlt noch an vielen Ecken.<br />
Wir werden sehen, was die Zeit bringt.<br />
Frau Hetz:<br />
Momentan sind wir jedenfalls mit der<br />
sehr guten Auslastung hoch zufrieden<br />
in diesem ersten Jahr. Und wir verwirklichen<br />
spannende Dinge mit sehr<br />
Iris Hetz, Diplom-Ingenieurin<br />
und Geschäftsführerin METAKUS<br />
unterschiedlichen Partnern. Denn so<br />
etwas wie METAKUS gibt es in der Art<br />
bisher nicht. Professor Steinhoff ist<br />
bekannt, die Kunden kontaktieren uns<br />
von überall her!<br />
Dr. Fromm:<br />
Ich sehe METAKUS als eine Art „Autobahn<br />
für Wissen aus der Uni in die<br />
Wirtschaft“. Ein Leuchtturmprojekt.<br />
Denn wir haben es nicht nur mit<br />
regionaler Kundschaft zu tun, sondern<br />
es wird international auf <strong>Baunatal</strong> und<br />
Nordhessen geschaut! Und da das<br />
AWZ eine hundertprozentige Tochter<br />
der Uni Kassel ist, kann man – in Anführungszeichen<br />
– sagen: <strong>Baunatal</strong> ist<br />
jetzt Uni-Standort!<br />
DIALOGE 2008<br />
7<br />
Dr. Oliver Fromm, Geschäftsführer,<br />
UniKasselTransfer:
44 / 45<br />
BERICHT DES AUFSICHTSRATES<br />
Dr. Werner Neusel<br />
Aufsichtsratsvorsitzender<br />
8DIALOGE<br />
2008<br />
IN DER REGION FÜR DIE REGION
46 / 47<br />
Bericht <strong>des</strong> Aufsichtsrates<br />
MODERN UND<br />
BÜRGERNAH<br />
Dass die Menschen im Geschäftsbereich<br />
der <strong>Raiffeisenbank</strong> <strong>Baunatal</strong> ihre<br />
Fragen, Wünsche oder auch Sorgen<br />
„an den Mann oder an die Frau“<br />
bringen können – das ist für den RBB-<br />
Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Werner<br />
Neusel nach wie vor eine der herausragenden<br />
Qualitäten der Bank. „Die<br />
Ortsnähe ist wichtig, und dass der<br />
Kontakt zum Kunden nicht von Technik<br />
überlagert wird“, betont er. Genau das<br />
leiste die RBB – mit ihren 16 Filialen<br />
vor Ort, mit der Ansprechbarkeit ihrer<br />
Berater, der Begegnung von Mensch<br />
zu Mensch. Es gelte für eine Regionalbank,<br />
die „ureigensten Bedürfnisse“<br />
der Bewohner im ländlich strukturierten<br />
Raum zu berücksichtigen und ihnen<br />
Rechnung zu tragen. Dennoch müsse<br />
auch die Regionalbank „über den<br />
Tellerrand schauen“ – im Sinne von:<br />
„Einer Bank geht es gut, wenn die<br />
Wirtschaft funktioniert.“ Einen Beitrag<br />
zum Wohlergehen und zur Fortentwicklung<br />
der Region leiste die RBB,<br />
indem sie in zahlreichen Gremien der<br />
Region mitarbeite – und so wiederum<br />
Leistungen befördere, die sich im Gegenzug<br />
auf die Bank positiv auswirken.<br />
Eine wichtiges Feld sei schließlich die<br />
Imagewerbung: „Wir sind modern und<br />
bürgernah“, so beschreibt Dr. Werner<br />
Neusel die beiden Pfeiler der RBB-Außenwirkung.<br />
Eine Bank, die sich ständig<br />
erneuert - und doch stets den Menschen<br />
in der Region und ihren Bedürfnissen<br />
gemäß handelt. Seit 36 Jahren<br />
im Regierungspräsidium tätig, mehr<br />
als zehn davon zuletzt als Regierungs-<br />
vizepräsident, ist Neusel dieser Ansatz<br />
stets selbst ein Anliegen gewesen. „Ich<br />
bin gern Nordhesse – und habe vor,<br />
es zu bleiben“, sagt er. „Ich mag die<br />
Menschen hier.“ Die Gesamtentwicklung<br />
der Region sieht er sehr positiv<br />
– und Nordhessen und die RBB auch in<br />
Zukunft im Aufwind.<br />
Das Geschäftsjahr <strong>2007</strong><br />
Der Aufsichtsrat hat im Berichtsjahr<br />
die ihm nach Gesetz, Satzung und<br />
Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben<br />
erfüllt. Er nahm seine Überwachungsfunktion<br />
wahr und fasste die in<br />
seinen Zuständigkeitsbereich fallenden<br />
Beschlüsse.<br />
Der Vorstand informierte den Aufsichtsrat<br />
und die Ausschüsse <strong>des</strong><br />
Aufsichtsrates in regelmäßig stattfi ndenden<br />
Sitzungen über die Geschäftsentwicklung,<br />
die Vermögens-, Finanzund<br />
Ertragslage sowie über besondere<br />
Ereignisse. Darüber hinaus stand der<br />
Aufsichtsratsvorsitzende in einem<br />
engen Informations und Gedankenaustausch<br />
mit dem Vorstand.<br />
Der vorliegende Jahresabschluss <strong>2007</strong><br />
mit Lage<strong>bericht</strong> wird vom Rheinisch<br />
Westfälischen Genossenschaftsverband<br />
e.V. geprüft. Über das Prüfungsergebnis<br />
wird in der Vertreterversammlung<br />
<strong>bericht</strong>et.<br />
Den Jahresabschluss, den Lage<strong>bericht</strong><br />
und den Vorschlag für die Verwendung<br />
<strong>des</strong> Jahresüberschusses hat der<br />
Aufsichtsrat geprüft und in Ordnung<br />
befunden. Der Vorschlag für die<br />
Verwendung <strong>des</strong> Jahresüberschusses<br />
unter Einbeziehung <strong>des</strong> Gewinnvortrages<br />
entspricht den Vorschriften der<br />
Satzung.<br />
Der Aufsichtsrat empfi ehlt der Vertreterversammlung,<br />
den vom Vorstand<br />
vorgelegten Jahresabschluss zum<br />
31.12.<strong>2007</strong> festzustellen und die vorgeschlagene<br />
Verwendung <strong>des</strong> Jahresüberschusses<br />
zu beschließen.<br />
Durch Ablauf der Wahlzeit scheiden<br />
in diesem Jahr die Herren Burghardt,<br />
Diederich, Gaul, Grabe, Reuter und<br />
Ullrich aus dem Aufsichtsrat aus. Herr<br />
Gaul ist wegen Erreichens der Alters-<br />
Dr. Werner Neusel<br />
Aufsichtsratsvorsitzender<br />
grenze nicht wieder wählbar. Die<br />
Wiederwahl der übrigen ausscheidenden<br />
Mitglieder <strong>des</strong> Aufsichtsrates ist<br />
zulässig.<br />
Der Aufsichtsrat spricht dem Vorstand<br />
und den Mitarbeitern Dank für die<br />
geleistete Arbeit aus.<br />
<strong>Baunatal</strong>, im Mai 2008<br />
Der Aufsichtsrat<br />
Dr. Werner Neusel, Vorsitzender<br />
DIALOGE 2008<br />
8
48 / 49<br />
In der Region für die Region<br />
GREMIEN<br />
UND PARTNER<br />
Vorstand<br />
Bauer, Claus-Rüdiger<br />
Bankdirektor<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Krug, Herbert<br />
Bankdirektor<br />
stellv. Vorstandsvorsitzender<br />
Hohmann, Michael<br />
Vorstandsmitglied<br />
Prokuristen<br />
Beller, Claus<br />
Bereichsleiter Firmenkundenbank<br />
Lenzing, Bernd<br />
Bereichsleiter Qualitätssicherung<br />
Mette, Friedhelm<br />
Bereichsleiter Betriebsw. Controlling<br />
Schäfer, Hartmut<br />
Bereichsleiter Privatkundenbank<br />
Tochtergesellschaften<br />
GHV-Grundstücks- und<br />
Hausverwaltungs-GmbH<br />
Europaplatz 1, 34225 <strong>Baunatal</strong><br />
KA-Kurhessische Anlagen GmbH<br />
Europaplatz 1, 34225 <strong>Baunatal</strong><br />
KB-Kurhessische<br />
Beteiligungs GmbH<br />
Europaplatz 1, 34225 <strong>Baunatal</strong><br />
Raiffeisen INKASSO-DIENST GmbH<br />
Europaplatz 1, 34225 <strong>Baunatal</strong><br />
RBB:/net GmbH<br />
Europaplatz 1, 34225 <strong>Baunatal</strong><br />
RDV Raiffeisen<br />
Finanzdienstleistungsund<br />
Vermittlungs-GmbH<br />
Europaplatz 1, 34225 <strong>Baunatal</strong><br />
Verbandszugehörigkeit<br />
Bun<strong>des</strong>verband<br />
der Deutschen Volksbanken<br />
und <strong>Raiffeisenbank</strong>en e.V.<br />
Berlin<br />
DZ Bank AG<br />
Zentralbank, Frankfurt/Main<br />
Genossenschaftsverband Frankfurt<br />
e.V. Hessen · Rheinland-Pfalz<br />
Saarland · Sachsen · Thüringen<br />
Neu-Isenburg<br />
Rechenzentrum<br />
FIDUCIA IT AG<br />
Karlsruhe<br />
Verbundpartner<br />
Bausparkasse Schwäbisch Hall AG<br />
Schwäbisch Hall<br />
DG HYP Deutsche Genossenschafts-<br />
Hypothekenbank AG<br />
Hamburg<br />
DZ Bank AG<br />
Frankfurt/Main<br />
FIDUCIA IT AG<br />
Karlsruhe<br />
Münchener Hypothekenbank <strong>eG</strong><br />
München<br />
TeamBank AG<br />
Nürnberg<br />
R+V Versicherung AG<br />
Wiesbaden<br />
Union Investment Gruppe<br />
Frankfurt/Main<br />
VR LEASING AG<br />
Eschborn<br />
Sicherungseinrichtung<br />
Garantiefonds<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong><br />
der Deutschen Volksbanken und<br />
<strong>Raiffeisenbank</strong>en e.V.<br />
Bonn<br />
9<br />
DIALOGE 2008
52 / 53<br />
Erfolgreich in <strong>2007</strong><br />
ERLÄUTERUNGEN<br />
ZUR BILANZ<br />
Im vergangenen Jahr setzte sich der<br />
wirtschaftliche Aufschwung weiter fort.<br />
Trotz Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />
zum Jahresanfang konnte ein reales<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2,5%<br />
erzielt werden.<br />
Die ungebrochene Nachfrage nach<br />
deutschen Gütern ließ im Jahr <strong>2007</strong><br />
den Export weiter steigen und notierte<br />
ein Plus von 8,3%. Die Importe stiegen<br />
erneut um 5,7% und somit konnte insgesamt<br />
eine positive Veränderung <strong>des</strong><br />
Außenbeitrags (+1,4%) erzielt werden.<br />
Der deutsche Staat wies im Jahr <strong>2007</strong><br />
erstmals seit Ende der 80er Jahre einen<br />
minimalen Haushaltsüberschuss von<br />
0,1% aus. Dies ist nicht nur auf die<br />
Einnahmequelle der Einkommenssteuer<br />
(+9,2%) zurück zu führen, auch Produktions-<br />
und Importabgaben (8,1%)<br />
trugen verstärkt zu diesem Ergebnis<br />
bei.<br />
Bei einem leichten Rückgang der Gesamtbevölkerung<br />
erreichte die Zahl der<br />
Arbeitslosen ein positives Ergebnis. Die<br />
Zahl der Arbeitslosen ging um 641.000<br />
Personen (-15,1%) auf 3,6 Millionen<br />
zurück und erreichte somit das höchste<br />
Beschäftigungsniveau seit der Wiedervereinigung.<br />
In den letzten Monaten <strong>des</strong> Jahres<br />
stiegen die Verbraucherpreise stark an.<br />
Für die Beschleunigung der Preisentwicklung<br />
war nicht nur die Mehrwertsteuererhöhung<br />
am Anfang <strong>des</strong> Jahres<br />
verantwortlich, sondern auch die stark<br />
steigenden Energiepreise trugen zu<br />
diesem Ergebnis mit bei.<br />
Mit der Erhöhung der Leitzinsen auf<br />
4,0% in der ersten Hälfte <strong>des</strong> Jahres<br />
reagierte die EZB auf die mittelfristigen<br />
Infl ationsrisiken verursacht durch<br />
übermäßige Lohnerhöhungen, Ölpreissteigerungen<br />
und auf mittlere bis<br />
längere Sicht das hohe Geldmengenund<br />
Kreditwachstum. In der zweiten<br />
Hälfte <strong>des</strong> Jahres <strong>2007</strong> änderte sich die<br />
geldpolitische Lage. Die US-Hypothekenkrise<br />
spitzte sich zu und zog auch<br />
die europäischen Märkte in Mitleidenschaft.<br />
Aus diesem Grund verzichtete<br />
die EZB auf eine, wie im Juni geplante,<br />
weitere Leitzinserhöhung.<br />
Auch die Aktienmärkte setzten in den<br />
ersten Wochen <strong>des</strong> Jahres ihre positive<br />
Entwicklung weiter fort. Anfang Februar<br />
kam es zu einer überraschenden<br />
Kurskorrektur. Nicht nur der Börseneinbruch<br />
in Shanghai, auch der Konfl ikt<br />
um das iranische Atomprogramm<br />
waren Grund dieser Kursveränderungen.<br />
Schon im April war der Kursverlust<br />
wieder ausgeglichen. Es wurden kräftige<br />
Kursgewinne erzielt. Zum Ende <strong>des</strong><br />
Jahres ging der DAX mit 8.067 Punkten<br />
aus dem Handel, das entspricht einem<br />
Zuwachs zum vorangegangenen Jahresultimo<br />
von 22%.<br />
Die deutschen Volksbanken und <strong>Raiffeisenbank</strong>en<br />
blieben im Jahr <strong>2007</strong> weiterhin<br />
auf Wachstumskurs. Die addierte<br />
Bilanzsumme stieg um 24,6 Mrd. Euro<br />
(oder 4,0 Prozent) auf insgesamt 632<br />
Mrd. Euro. Das Kreditvolumen der<br />
Volksbanken und <strong>Raiffeisenbank</strong>en<br />
wuchs um knapp 6,9 Mrd. Euro (oder<br />
mehr als 1,9 Prozent) auf insgesamt<br />
367 Mrd. Euro. Auf der Einlagenseite<br />
konnten die genossenschaftlichen<br />
Banken ebenfalls einen Zuwachs in<br />
Höhe von 13 Mrd. Euro (3,1 Prozent)<br />
verzeichnen. Das Gesamtvolumen<br />
der Einlagen gegenüber Nichtbanken<br />
betrug Ende <strong>2007</strong> insgesamt 480<br />
Mrd. Euro.<br />
Im Laufe <strong>des</strong> letzten Jahres haben insgesamt<br />
23 Volksbanken und <strong>Raiffeisenbank</strong>en<br />
mit anderen Genossenschaftsbanken<br />
fusioniert (Vorjahr 35).<br />
Das Fusionstempo wurde somit im<br />
Vergleich zum Vorjahreszeitraum wiederum<br />
leicht verringert. Ende Dezember<br />
<strong>2007</strong> gab es 1.232 Volksbanken<br />
und <strong>Raiffeisenbank</strong>en. Die Zahl der<br />
Zweigstellen reduzierte sich um 210<br />
auf 12.393. Insgesamt unterhielten die<br />
Kreditgenossenschaften damit Ende<br />
letzten Jahres 13.625 Bankstellen.<br />
Ende <strong>2007</strong> erreichte die Zahl der<br />
Mitglieder bei den Kreditgenossenschaften<br />
16,1 Mio. Das sind über<br />
159.690 Personen mehr als im Jahr<br />
2006. Diese Zahlen belegen deutlich,<br />
dass die Mitgliedschaft in einer Genossenschaftsbank<br />
nach wie vor nicht<br />
an Attraktivität und Treuepotential<br />
verloren hat.<br />
Bilanzsumme<br />
Zufrieden zeigt sich der Vorstand<br />
mit dem Geschäftsergebnis <strong>2007</strong>.<br />
Im 121. Geschäftsjahr konnte die<br />
<strong>Raiffeisenbank</strong> <strong>eG</strong> weiterhin, trotz<br />
schwieriger Rahmenbedingungen<br />
und starker Konkurrenz, ein weit über<br />
dem Verbandsdurchschnitt liegen<strong>des</strong><br />
Ergebnis verzeichen. Vor dem Hintergrund,<br />
dass die Refi nanzierungsmittel<br />
um 17,5 % (-16,6 Mio. EUR) reduziert<br />
wurden, verringerte sich die Bilanzsumme<br />
leicht um 3,0 % auf 446,5 Mio.<br />
EUR. Ohne den gewollten Abbau der<br />
Refi nanzierungsmittel, mit dem eine<br />
Stabilisierung <strong>des</strong> Zinsergebnisses einher<br />
ging, wäre die Bilanzsumme leicht<br />
gestiegen.<br />
Kundenforderungen<br />
Die in der Bun<strong>des</strong>republik boomende<br />
gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist<br />
im nordhessischen Wirtschaftsraum<br />
noch immer nicht in vollem Umfang,<br />
hier insbesondere im Bereich der privaten<br />
Wohn-Baufi nanzierung, zu spüren.<br />
Gleiches gilt auch für die Nachfrage<br />
nach Investitionskrediten. Die somit<br />
nach wie vor verhaltene Kreditnachfrage<br />
sowie die sehr hohen Tilgungsanteile<br />
führten zu einem leichten Rückgang<br />
<strong>des</strong> Kundenkreditvolumens. Dies wurde<br />
auch durch das Kredit - Neugeschäft<br />
nicht ganz kompensiert.<br />
Der Anteil der Kundenforderungen an<br />
der Bilanzsumme lag bei 54,7 %.<br />
Das gesamte Kreditvolumen, bestehend<br />
aus Kundenforderungen und Avalkrediten,<br />
beläuft sich auf 249,7 Mio. EUR.<br />
Der Vorjahreswert lag bei 252,2 Mio.<br />
EUR.<br />
Die Zusammensetzung unseres Kreditportfolios<br />
ist weiterhin ausgewogen.<br />
Die Struktur und der räumliche Umfang<br />
unseres Geschäftsgebietes ermöglichten<br />
uns weiterhin eine ausgewogene<br />
branchen- und größenmäßige Streuung<br />
unserer Ausleihungen vorzunehmen.<br />
Die durch die Vertreterversammlung<br />
festgesetzten Kredithöchstgrenzen<br />
für die einzelnen Kreditnehmer sowie<br />
sämtliche Kreditrichtlinien <strong>des</strong> KWG<br />
wurden während <strong>des</strong> gesamten Berichtszeitraumes<br />
eingehalten.<br />
9<br />
DIALOGE 2008<br />
Wertschöpfungsrechnung<br />
2005 2006 <strong>2007</strong><br />
Dividende 0,4 Mio € 0,5 Mio € 0,5 Mio €<br />
Steuern<br />
Lieferungen + Leistungen<br />
1,8 Mio € 2,0 Mio € 2,0 Mio €<br />
der heimischen Wirtschaft 2,4 Mio € 2,5 Mio € 4,8 Mio €<br />
Löhne und Gehälter 6,8 Mio € 6,0 Mio € 6,3 Mio €<br />
Gesamt 11,4 Mio € 11,0 Mio € 13,6 Mio €<br />
(ab <strong>2007</strong> incl. Töchter)
54 / 55<br />
Erfolgreich in <strong>2007</strong><br />
ERLÄUTERUNGEN<br />
ZUR BILANZ<br />
Die Forderungen an unsere Kunden<br />
haben wir auch zum Jahresende <strong>2007</strong><br />
wieder mit besonderer Vorsicht bewertet.<br />
Die für erkennbare bzw. latente Risiken<br />
in angemessener Höhe gebildeten<br />
Einzel- und Pauschalwert<strong>bericht</strong>igungen<br />
wurden von den entsprechenden<br />
Aktivposten abgesetzt.<br />
Durch unsere Liquiditätsplanung<br />
entsprachen wir allen vertretbaren und<br />
berechtigten Kreditwünschen unserer<br />
mittelständischen Kundschaft.<br />
Aufgrund der regionalen Wirtschaftsstruktur<br />
entfallen wesentliche Teile<br />
unseres Kreditvolumens auf den<br />
Dienstleistungssektor. Durch die enge<br />
Überwachung und Begleitung unserer<br />
Kreditnehmer in dieser Branche halten<br />
wir jedoch die eingegangenen Risiken<br />
für vertretbar.<br />
Dies bestätigt auch deutlich, dass wir<br />
als Bank und Dienstleister vor Ort,<br />
gerade auch durch den gewerblichen<br />
Mittelstand unserer Region als starker<br />
Partner wahrgenommen werden.<br />
Wertpapieranlagen<br />
Der Bestand an bankeigenen Anlagen<br />
in festverzinsliche Wertpapiere verminderte<br />
sich um 9,4 Mio. EUR oder 16,7 %<br />
auf 46,9 Mio. EUR. Der Anteil an der<br />
Bilanzsumme betrug per 31.12.<strong>2007</strong><br />
10,5 %. Die Wertpapiere sind vollständig<br />
bei der Deutschen Bun<strong>des</strong>bank<br />
beleihbar.<br />
Der Bestand an Aktien und anderen<br />
nicht festverzinslichen Wertpapieren<br />
beträgt 40,0 Mio. EUR. Hiervon sind<br />
29,7 Mio. EUR in einem Spezialfonds<br />
investiert.<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> Bilanzstrukturmanagements<br />
wird darauf geachtet, dass die<br />
Fälligkeitsstruktur der Eigenanlagen<br />
und die Fristigkeiten sowie Zinsbindungen<br />
im sonstigen bilanziellen Kundengeschäft<br />
ausgewogen berücksichtigt<br />
werden. Bei der Auswahl der Papiere<br />
werden konservative Maßstäbe angesetzt.<br />
Die Marktpreis- und Adressausfallrisiken<br />
<strong>des</strong> Depots A sind überschaubar<br />
und werden im Rahmen der Risikosteuerung<br />
täglich kontrolliert. Der gesamte<br />
Wertpapierbestand wurde unverändert<br />
nach dem strengen Niederstwertprinzip<br />
bewertet.<br />
Wir sind nicht in Asset Backed Securities<br />
(ABS) - Anleihen investiert und somit<br />
auch nicht von der Subprime - Krise<br />
betroffen.<br />
Forderungen an Banken<br />
Die Forderungen an Kreditinstitute<br />
verminderten sich um 11,5 Mio. EUR<br />
auf 77,5 Mio. EUR. Bezogen auf die Bilanzsumme,<br />
umfasste der Anteil 17,4 %<br />
(Vorjahr 19,3 %). Die Veränderungen<br />
resultierten im Wesentlichen aus dem<br />
Rückgang freier Liquiditätsmittel aber<br />
auch durch die gewollte Rückführung<br />
von Bankenrefi nanzierungsmitteln.<br />
44 % der Gelder sind kurzfristig, mit<br />
einer Restlaufzeit bis zu drei Monate<br />
angelegt und stehen so im Bedarfsfalle<br />
kurzfristig zur Bedienung der<br />
Kreditnachfrage zur Verfügung.<br />
Bei der zuständigen genossenschaftlichen<br />
Zentralbank werden insgesamt<br />
75,4 Mio. EUR unterhalten.<br />
Verbindlichkeiten gegenüber<br />
Kreditinstituten<br />
Die Verbindlichkeiten gegenüber<br />
Banken verringerten sich um 16,6<br />
Mio. EUR oder 17,5 % auf 78,1 Mio.<br />
EUR. Sie enthalten im Wesentlichen<br />
Verbindlichkeiten gegenüber der<br />
Zentralbank aus aufgenommenen<br />
Globaldarlehen zur Refi nanzierung<br />
Dieser gewollte Abbau der Bankrefi -<br />
nanzierungen ist die logische Konsequenz<br />
zur Stabilisierung <strong>des</strong> Zinsergebnisses,<br />
da durch die nicht mehr<br />
zinsadäquate Anlage am Kapitalmarkt<br />
und die fehlende Kreditnachfrage im<br />
Kundengeschäft diese derzeit nicht<br />
mehr ergebnisverbessernd eingesetzt<br />
werden konnten.<br />
Einlagen von Kunden<br />
Die Kundeneinlagen, zu denen auch<br />
die verbrieften Verbindlichkeiten<br />
zählen, erhöhten sich um 1,3 Mio.<br />
EUR oder 0,4 % auf 320,9 Mio. EUR<br />
(Vorjahr 319,6 Mio. EUR)<br />
Bezogen auf die Bilanzsumme, lag<br />
der Anteil der Kundeneinlagen bei<br />
71,87 % (Vorjahr 69,41 %).<br />
Die täglich fälligen Einlagen stellten<br />
hierbei mit 122,8 Mio. EUR oder<br />
38,3 % der Kundenverbindlichkeiten<br />
die größte Position dar.<br />
Nachgefragt waren auch in <strong>2007</strong> wieder<br />
vermehrt kurzfristige und zinsfl exible<br />
Geldanlagen, die angesichts <strong>des</strong><br />
leicht ansteigenden Zinsniveaus mehr<br />
im Blickpunkt <strong>des</strong> Anlegerinteresses<br />
standen.<br />
Die klassischen Spareinlagen hingegen<br />
reduzierten sich um 17,1 Mio. EUR oder<br />
13,6 % auf 109,1 Mio. EUR ( Vorjahr<br />
126,2 Mio. EUR).<br />
Der langfristige Trend zur Umschichtung,<br />
weg von der klassichen Spareinlage<br />
und hin zu den anderen Einlagen,<br />
haben wir auch in <strong>2007</strong> verstärkt<br />
beobachtet.<br />
Verbundbilanz<br />
Dienstleistungsgeschäft<br />
Durch die positive Entwicklung am<br />
Aktienmarkt <strong>2007</strong> nahmen die Erträge<br />
aus dem Wertpapierdienstleistungsund<br />
Depotgeschäft gegenüber dem<br />
Vorjahr leicht zu. Die gesteckten Ziele<br />
im Vermittlungsgeschäft wurden nicht<br />
ganz erreicht, jedoch gelang es unseren<br />
Mitarbeitern, wie auch in den Vorjahren,<br />
ein zufriedenstellen<strong>des</strong> Ergebnis<br />
aus dem Vermittlungsgeschäft zu erzielen.<br />
Mit 0,94 % der durchschnittlichen<br />
Bilanzsumme (dBS) wurde ein weit über<br />
dem Verbandsdurchschnitt liegender<br />
Spitzenwert erreicht.<br />
9<br />
DIALOGE 2008<br />
Vermittlungsgeschäft Aktiv in Tsd. € 2006 <strong>2007</strong><br />
DG Hyp/Münchener Hyp 87.007 81.753<br />
Darlehen Bausparkasse Schwäbisch Hall 8.456 8.357<br />
Darlehen R+V Versicherung AG 17.250 15.129<br />
Ratenkredite e@syCredit 7.439 7.966<br />
Summe Vermittlungsgeschäft Aktiv 120.152 113.205<br />
Vermittlungsgeschäft Passiv in Tsd. € 2006 <strong>2007</strong><br />
Kurswerte Kundendepots ohne eigene IHS 147.038 156.100<br />
Kurswerte Union Investment GmbH 40.586 43.241<br />
Rückkaufswerte R+V Versicherung AG 41.003 41.474<br />
Einlagen Bausparkasse Schwäbisch Hall AG 27.745 27.245<br />
Summe Vermittlungsgeschäft Passiv 256.372 268.060
56 / 57<br />
Erfolgreich in <strong>2007</strong><br />
ERLÄUTERUNGEN<br />
ZUR BILANZ<br />
Investitionen<br />
Im Geschäftsjahr <strong>2007</strong> wurden insgesamt<br />
Investitionen in Höhe von 410<br />
TEUR getätigt.<br />
Hierbei entfallen ca. 334 TEUR auf den<br />
Umbau der Schalterhalle in der Filiale<br />
Großenritte. Sie wurde vollständig neu<br />
gestaltet und an die Erfordernisse unserer<br />
Kunden hinsichtlich besserer Diskretion<br />
und Serviceorientierung angepasst.<br />
Daneben wurde die übrige Betriebsund<br />
Geschäftsausstattung um die erforderlichen<br />
Erhaltungsaufwendungen<br />
und Ersatzbeschaffungen entsprechend<br />
erneuert. Größere Investitionsvorhaben<br />
sind derzeit nicht geplant.<br />
Personal-<br />
und Sozialbereich<br />
Eine immer umfangreicher werdende<br />
Produkt- und Dienstleistungspalette<br />
bedarf einer neuen Qualität <strong>des</strong> Personals,<br />
die teilweise eine bisher nicht<br />
gekannte tiefe Spezialisierung notwendig<br />
macht. Deshalb nahmen insgesamt<br />
105 Mitarbeiter/innen mit insgesamt<br />
408 Schulungstagen an Aus- und<br />
Weiterbildungsmassnahmen teil. Auch<br />
im abgelaufenen Jahr <strong>2007</strong> gaben<br />
wir insgesamt 9 Auszubildenden die<br />
Möglichkeit, ihre Ausbildung bei einem<br />
Arbeitgeber zu absolvieren, der zusammen<br />
mit allen anderen Volks- und <strong>Raiffeisenbank</strong>en<br />
mit zu den attraktivsten<br />
Arbeitgebern in Deutschland zählt. Dies<br />
bestätigte auch das Gütesiegel „Top<br />
Arbeitgeber“, das die Volks- und <strong>Raiffeisenbank</strong>engruppe<br />
von der Coporate<br />
Research Foundation, dem Geva-Institut<br />
und der Zeitschrift „Karriere“ für<br />
die Jahre <strong>2007</strong> sowie 2008 erhielten.<br />
Vermögenslage<br />
Ein angemessenes haften<strong>des</strong> Eigenkapital,<br />
auch als Bezugsgröße für eine Reihe<br />
von Aufsichtsnormen, bildet neben<br />
einer stets ausreichenden Liquidität die<br />
unverzichtbare Grundlage einer soliden<br />
Geschäftspolitik. Der von der Bun<strong>des</strong>anstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
nach den Bestimmungen <strong>des</strong> KWG<br />
aufgestellte Grundsatz über die Eigenmittelausstattung<br />
wurde von uns im<br />
Geschäftsjahr <strong>2007</strong> stets eingehalten.<br />
Die zum Jahresende festgestellte<br />
Gesamtkennziffer von 17,7 % lässt<br />
ausreichend Spielraum für die geplante<br />
Geschäftsentwicklung bei den als Risikoaktiva<br />
geltenden Forderungen.<br />
Unter Berücksichtigung einer vom<br />
Vorstand und Aufsichtsrat zur kontinuierlichen<br />
Stärkung <strong>des</strong> Eigenkapitals<br />
beschlossenen Vorwegzuweisung von<br />
1,0Mio. EUR zu den Ergebnis- rücklagen,<br />
die noch der Zustimmung der<br />
Vertreterversammlung bedarf, beträgt<br />
unser Kernkapital 38,1Mio. EUR; das<br />
sind 8,5% der Bilanzsumme und somit<br />
auch eine solide Grundlage unserer<br />
künftigen Geschäftsentwicklung.<br />
Mitgliedschaft in der<br />
Sicherungseinrichtung<br />
<strong>des</strong> BVR<br />
Die <strong>Raiffeisenbank</strong> <strong>eG</strong>, <strong>Baunatal</strong><br />
ist der Sicherungseinrichtung <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> der Deutschen<br />
Volksbanken und <strong>Raiffeisenbank</strong>en<br />
e.V. angeschlossen, die aus dem Garantiefonds<br />
und dem Garantieverbund<br />
besteht.<br />
Finanz- und<br />
Liquiditätslage<br />
Die Zahlungsfähigkeit war im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr stets gewährleistet.<br />
Die Refi nanzierungsmöglichkeiten<br />
im Finanzverbund und bei der EZB<br />
wurden aufgrund der guten Liquiditätslage<br />
im laufenden Geschäftsjahr<br />
nicht in Anspruch genommen. Die Liquiditätskennzahl<br />
<strong>des</strong> Grundsatz II lag<br />
zum Bilanzstichtag bei 2,09. Aufgrund<br />
der vorhandenen Strukturen sehen<br />
wir derzeit keine Beeinträchtigung der<br />
künftigen Liquiditätslage und Zahlungsbereitschaft.<br />
Ertragslage<br />
Der Zinsüberschuss ist erneut geringer<br />
ausgefallen als im Vorjahr. Wiederum<br />
waren die auslaufenden Zinsfestschreibungen<br />
im Kreditgeschäft ursächlich<br />
für den Rückgang im Zinsertrag<br />
verantwortlich. Im Zinsaufwand<br />
führte hingegen eine deutlich höhere<br />
Einlagenverzinsung der Kundengelder<br />
zu diesem Rückgang.<br />
Die Zinserträge (Pos. 1 u. 3 der GuV)<br />
blieben mit 21,5 Mio. EUR auf Vorjahresniveau,<br />
der Zinsaufwand erhöhte<br />
sich jedoch um 3,2 % auf 9,3 Mio.<br />
EUR. Entsprechend verminderte sich<br />
der Zinsüberschuss um 2,5 % von<br />
12,5 Mio. EUR auf 12,1 Mio. EUR.<br />
Die Zinsspanne lag unverändert bei<br />
2,66 %, bezogen auf die durchschnittliche<br />
Bilanzsumme zum Bilanzstichtag.<br />
Im Provisionsgeschäft konnten wir das<br />
gute Vorjahresniveau nicht ganz halten.<br />
Die steuerlichen Rahmenbedingungen<br />
und deren Auswirkungen, die das<br />
Geschäft noch im Vorjahr deutlich unterstützten,<br />
waren in <strong>2007</strong> nicht mehr<br />
im gleichen Umfang gegeben.<br />
Deshalb reduzierte sich der Provisionsüberschuss<br />
gegenüber dem Vorjahr um<br />
5,6 % von 4,6 Mio. EUR auf nunmehr<br />
4,3 Mio. EUR. Bezogen auf die durchschnittliche<br />
Bilanzsumme zum Stichtag,<br />
betrug die Provisionsspanne 0,94 %<br />
(Vorjahr: 0,97 %).<br />
Eigenmittel, Solvabilität<br />
in Tsd. € 10 20 30 40 50<br />
Eigenkapital laut Bilanz*<br />
Haften<strong>des</strong> Eigenkapital<br />
Eigenmittel<br />
<strong>2007</strong><br />
2006<br />
2005<br />
<strong>2007</strong><br />
2006<br />
2005<br />
<strong>2007</strong><br />
2006<br />
2005<br />
39.755<br />
37.923<br />
34.564<br />
49.277<br />
45.836<br />
43.667<br />
49.277<br />
45.836<br />
44.033<br />
in % 0 10 15 20<br />
Solvabilitätskennziffer**<br />
9<br />
DIALOGE 2008<br />
<strong>2007</strong><br />
2006<br />
2005<br />
17,7<br />
16,1<br />
15,3<br />
*) Hierzu rechnen die Passivposten 9 (Nachrangige Verbindlichkeiten), 10 (Genussrechtskapital),<br />
11 (Fonds für allgemeine Bankrisiken) und 12 (Eigenkapital)<br />
**) Gesamtkennziffer gemäß Grundsatz 1
58 / 59<br />
Erfolgreich in <strong>2007</strong><br />
ERLÄUTERUNGEN<br />
ZUR BILANZ<br />
Verwaltungsaufwand<br />
Bei den Verwaltungskosten gelang<br />
es uns, im abgelaufenen Jahr eine<br />
deutliche Kostenoptimierung (- 6,3%)<br />
zu erreichen, obwohl sich die Rahmenbedingungen<br />
durch die Erhöhung der<br />
Umsatzsteuer (von 16% auf 19%)<br />
Anfang <strong>2007</strong> verschlechtert haben.<br />
Betrachtet man diese Größe saldiert,<br />
ist es uns gelungen, unsere geplante<br />
Kostensenkung um 10 % annährend<br />
erreichen. Hierdurch konnten auch die<br />
leicht gestiegenen Personalkosten, die<br />
allein durch die allgemeine Tariferhöhung<br />
im Bankgewerbe um 2% verursacht<br />
wurden, abgefedert werden.<br />
Die Aufwands-Ertrags-Relation (Cost-<br />
Income-Ratio) veränderte sich im<br />
Vergleich zum Vorjahr von 62,1 % auf<br />
64,7 %.<br />
Das Bewertungsergebnis ist <strong>2007</strong> spürbar<br />
entlastet worden. Hierbei hat der<br />
Gesamtbeitrag aus dem Kreditgeschäft<br />
erstmals ein positives Ergebnis beigetragen.<br />
Aufgrund der guten Entwicklung<br />
<strong>des</strong> Bewertungsergebnisses aus dem<br />
Kreditgeschäft der letzten Jahre wurde<br />
die unversteuerte Pauschalwert<strong>bericht</strong>igung<br />
für allgemeine Kreditrisiken in<br />
Höhe von 523 TEUR anteilig aufgelöst.<br />
Insgesamt hat sich die Ertragslage auch<br />
in <strong>2007</strong> wieder erfreulich entwickelt.<br />
Zusammenfassende Beurteilung<br />
der Lage und der<br />
Risiken und Chancen der<br />
künftigen Entwicklung<br />
Die Kernstabilität, die Substanz und die<br />
Risikotragfähigkeit unserer Bank haben<br />
sich im abgelaufenen Jahr weiter verbessert.<br />
Die Substanzverbesserung ist<br />
überwiegend auf die weitere Stärkung<br />
der Rücklagen und der Vorsorgereserven<br />
zurückzuführen, die als tragende<br />
Säulen unserer Bank für die künftig<br />
immer komplexeren Aufgaben im<br />
Bankenumfeld ein soli<strong>des</strong> Fundament<br />
darstellen. Insgesamt verlief die Entwicklung<br />
unserer Bank planmäßig und<br />
war vor dem Hintergrund <strong>des</strong> weiter<br />
zunehmenden Wettbewerbs erfreulich.<br />
Aufgrund weiterhin hoher Fälligkeiten<br />
im Darlehensbereich und <strong>des</strong><br />
anhaltend starken Wettbewerbs im<br />
privaten Wohnungsbau sowie bei den<br />
Kundeneinlagen erwarten wir in den<br />
kommenden beiden Jahren lediglich ein<br />
leichtes Nettowachstum <strong>des</strong> Kundengeschäfts.<br />
In Anbetracht der moderaten<br />
Kundengeschäftsentwicklung und der<br />
aktuellen Liquiditätssituation rechnen<br />
wir vorläufi g nicht mit einer wesentlichen<br />
Ausweitung unserer Bilanzsumme.<br />
Langfristige Mittelaufnahmen sind<br />
derzeit nicht vorgesehen.<br />
Angesichts der für 2008 erwarteten<br />
weiterhin fl achen bis leicht inversen<br />
Zinstruktur bleiben die Möglichkeiten<br />
zur Fristentransformation sehr<br />
eingeschränkt. Zusätzlich wird der<br />
wettbewerbsbedingte Margendruck<br />
anhalten. Der Zinsüberschuss bleibt<br />
somit in den kommenden Jahren<br />
unter Druck. Der Provisionsüberschuss<br />
wird moderat ansteigen, so dass sich<br />
das Ergebnis in den nächsten zwei<br />
Jahren in etwa auf dem Niveau <strong>des</strong><br />
abgelaufenen Jahres belaufen wird.<br />
Das außergewöhnlich gute Bewertungsergebnis<br />
<strong>des</strong> letzten Jahres<br />
stufen wir als Ausnahme ein und gehen<br />
für die Zukunft wieder von leicht<br />
höheren Bewertungsaufwendungen<br />
aus. Hierbei rechnen wir aufgrund<br />
der umgesetzten Risikoabschirmungsmaßnahmen<br />
sowie der implementierten<br />
Prozesse und Systeme mit einer<br />
normalen jährlichen Risikovorsorge,<br />
ohne außergewöhnliche Belastungen.<br />
Die geschäftspolitische Zielsetzung<br />
liegt weiterhin in der Minimierung von<br />
Risiken aus dem Kreditgeschäft.<br />
Im Wertpapierbereich erwarten wir<br />
ebenfalls keine außergewöhnlichen<br />
Belastungen, da die handelsrechtlichen<br />
Wert<strong>bericht</strong>ungen nach dem<br />
strengen Niederstwertprinzip bereits<br />
das derzeitige fl ache Zinsniveau wiedergeben<br />
und entsprechend in den<br />
vergangenen Jahren korrigiert wurden.<br />
Aber genau hier liegen wiederum<br />
die Chancen, da die festverzinslichen,<br />
wert<strong>bericht</strong>igten Wertpapiere<br />
bei Fälligkeit wieder zu 100 Prozent<br />
zurückgezahlt werden. Weiterhin lassen<br />
sich bei einer normalen Zinsstruktur<br />
entsprechende Strukturbeiträge<br />
erzielen.<br />
Unter der Voraussetzung , dass sich<br />
die Rahmenbedingungen im Umfeld<br />
der Aktienmärkte im Verlaufe <strong>des</strong><br />
Jahres weiter verbessern, sehen wir im<br />
Wertpapierdienstleistungsgeschäft mit<br />
unseren Kunden weitere Potenziale.<br />
Das sehr erfolgreiche Vermittlungsgeschäft<br />
mit unseren Verbundpartnern<br />
hat sich in den ersten Monaten<br />
bereits fortgesetzt. Wir rechnen für<br />
das laufende Jahr mit einer leicht<br />
ansteigenden Platzierung der gesamten<br />
Produktpalette.<br />
Nach unseren Plandaten gehen wir für<br />
die nächsten 2 Jahre von einer relativ<br />
gleichbleibenden oder nur leicht fallenden<br />
Zinsspanne aus. Das Provisionsergebnis<br />
als Spiegelbild unserer konsequenten<br />
und optimierten Vertriebsausrichtung<br />
muss in Zukunft noch besser<br />
auf die bestehenden Kundenpotenziale<br />
ausgerichtet werden, damit eine<br />
Steigerung für beide Seiten von Erfolg<br />
gekrönt ist. Dies hängt jedoch im<br />
erheblichen Maße von den einzelnen<br />
Markt- und Rahmenbedingungen ab.<br />
Vor dem Hintergrund einer verbesserten<br />
konjunkturellen Entwicklung sehen<br />
wir die Grundlage für eine weiterhin<br />
gleichbleibende geringe Belastung<br />
aus dem Bewertungsbereich. Dies<br />
schafft somit die Vorrausetzung, für die<br />
Zukunft stabile Jahresüberschüsse zu<br />
erzielen.<br />
Insgesamt sind wir zuversichtlich, dass<br />
wir in den nächsten beiden Jahren<br />
ein Ergebnis erreichen, dass sich auf<br />
dem <strong>2007</strong> erreichten Niveau bewegen<br />
wird. Dies stimmt uns für die Zukunft<br />
zuversichtlich, den derzeit eingeschlagenen<br />
Weg, gemeinsam mit unseren<br />
Kunden und Mitgliedern weiterhin zu<br />
beschreiten.<br />
9<br />
DIALOGE 2008<br />
Vorschlag für die<br />
Ergebnisverwendung<br />
Der Vorstand schlägt im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat vor, den<br />
Jahresüberschuss von EUR 2.357.864,79 – unter Einbeziehung eines<br />
Gewinnvortrages von EUR 146,71 sowie nach den im Jahresabschluss<br />
mit EUR 1.000.000,00 ausgewiesenen Einstellungen in die Rücklagen<br />
(Bilanzgewinn von EUR 1.358.011,50) – wie folgt zu verwenden:<br />
Ausschüttung einer Dividende von 4,50 % 391.788,36 €<br />
Bonuszahlung 1,50 %<br />
Zuweisung zu den Ergebnisrücklagen<br />
130.596,12 €<br />
a) gesetzliche Rücklage 392.000,00 €<br />
b) andere Ergebnisrücklagen 442.000,00 €<br />
Vortrag auf neue Rechnung 1.627,02 €<br />
1.358.011,50 €