wissen für junge leute
[saikju:] 6/07 | www.sciq.at
attacke!
anschlag auf den winter
schneeforschung
kunstschnee
prognosen
Liebe Leserin, lieber Leser,
er ist zwar schon gefallen, der erste Schnee, früher als erwartet.
Doch darf der plötzliche Wintereinbruch nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die Eiskristalle immer weniger und
seltener vom Himmel rieseln. Schon jetzt müssen in Österreich
ungefähr 40 Prozent der Skipisten beschneit werden,
in der Schweiz mit ihren hoch gelegenen Gebieten dagegen
erst 15 Prozent. Doch die Produktion von Kunstschnee ist
nicht gerade umweltfreundlich. Rezepte sind angesagt, um
die Umwelt zu schonen – doch wie kombinieren mit der Lust
und dem Spaß am Snowboarden auf weißen Naturpisten?
Müssen wir einen Umdenkprozess starten? Uns damit
anfreunden, dass Skifahren in Österreich bald unmöglich
sein wird? ForscherInnen aus Österreich geben Antworten
(Seite 14).
Mit dieser Nummer sind wir bei der letzten Ausgabe von
scIQ im Jahr 2007 angelangt. Wie es 2008 weitergehen wird,
steht – wie stets zu Jahresende – in den Sternen. Doch wie
immer ist das Team von scIQ optimistisch und hofft auf ein
baldiges Wiederlesen – spätestens im März des nächsten
Jahres.
In diesem Sinne wünschen wir schöne Weihnachten, einen
guten Rutsch und – viel Schnee.
Erika Müller
Chefredakteurin
erika.mueller@sciq.at
wissen für junge leute [saikju:] 6/07
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Mit freundlicher Unterstützung von
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sci // news
sci // people
Die SuperNovistInnen Die MacherInnen der Astro-Sendung
Supernova stellen sich vor
Damals, mein erster Kuss Archäologe Martin Fera ganz privat
sci // topic
Aus dem Leben einer Beilage 2008 ist das Jahr der Kartoffel
Lisas Gabelbissen Eisschnellläuferin Ana Natalia Rokita und ihre
kulinarischen Vorlieben
sci // special
Des eines Freud´, des anderen Leid Droht dem Schnee das Aus?
Leise rieselt … Eiskalte Fakten zur Schneeflocke
Rettet den Schnee ForscherInnen über die Zukunft des weißen
Schatzes
sci // career
Ins Gesicht geschrieben WIFI-Tipps für die richtige Präsentation
Steineklopfer Ein Geologie-Studium zahlt sich aus
Studienwahl, nicht Qual! Jeder Zweite bricht in Österreich das
Studium ab – die Gründe
Wer ist dieser Mann? Rätsle und gewinne
Unter der Lupe Wurmlöcher und Parallelwelten „Der Goldene
Kompass“
sci // news
Impressum
Herausgeber Verein Wissenschaft - Jugend, 1020 Wien, redaktion@sciq.at, T. 0699 1 92 490 92
Chefredaktion: Erika Müller
Art-Konzeption und Layout: transmitterdesign.com Blaskovic-Krischanitz-Petschinka
MitarbeiterInnen dieser Nummer: Lothar Bodingbauer, Mark Hammer, Julia Harlfinger,
Georg Heilig, Oliver Hochadel, Ursel Nendzig, Lisa Schön, Lena Yadlapalli
Fotografin/Coverfoto: Aimée Blaskovic
Korrektur: Georg Oswald
Druck: Berger, Horn
Fotos: www.photocase.com/pfirsi, Gortincoiel, Marnai, emma75, transmitterdesign
Pickel durch Stress
Stress lässt die Pickel sprießen. Warum das so ist, fanden US-ForscherInnen um Karin Aberg von der
Universität von Kalifornien in San Francisco in Versuchen mit Mäusen heraus. Sie setzten die Nager vier
Tage lang mit Schlafentzug und Dauerlärm unter Stress. Das Ergebnis: Normalerweise an der Hautoberfläche
vorhandene körpereigene Antibiotika waren deutlich weniger zu finden. Und nicht nur das: Auch
das Bakterium Streptococcus pyogenes, welches Menschen unter anderem mit Abszessen beglückt,
breitete sich munter aus und ließ sich nur schwer behandeln.
Hundelogik
Hunde können logisch denken. Trotzdem verhalten
sie sich zuweilen unlogischer als es ihrer Intelligenz
entspricht. Das geht aus Experimenten von
Ágnes Erdőhegyi von der Eötvös-Loránd-Universität
in Budapest und ihren KollegInnen hervor.
Die Tiere orientieren sich bei Entscheidungen an
Herrchen beziehungsweise Frauchen und entscheiden
sich im Fall der Fälle falsch, obwohl sie
es eigentlich besser wüssten.
4
Science-News...Science-News...Science-News...Science-News...Science-News... S
Schlafrekord
Warum den Winterschlaf nur auf den Winter
beschränken? Ein Schlafbeutler hat gezeigt, dass
es auch länger geht. In einem australischen Labor
hat das Beuteltier 367 Tage lang überwintert. Und
zeigte damit, dass ein verlängerter Winterschlaf
keineswegs nur das Privileg von Säugetieren ist.
Auch seine Artgenossen erwiesen sich in dem von
Fritz Geiser an der University of New England in
Armidale durchgeführten Experiment nicht gerade
als Kurzschläfer. Im Schnitt überwinterten sie
310 Tage.
Der Duft des Schweißes
Während die einen auf Schweißgeruch mit Grauen
reagieren, zieht er für die anderen fast spurlos
vorüber. US-amerikanische und israelische ForscherInnen
um Idan Menashe vom israelischen
Weizmann-Institut haben entdeckt, dass in
Sachen Geruchsempfindlichkeit ein Gen namens
OR11H7P eine wichtige Rolle spielt. Dazu ließen
die WissenschaftlerInnen ProbandInnen an Bananen,
Eukalyptus, Pfefferminz und eben Schweiß
schnuppern und verglichen die Intensität ihrer
Geruchswahrnehmung mit ihren Erbanlagen. War
das Gen inaktiv, konnte der Schweißgeruch weniger
leicht erschüttern.
Infoquelle Tratsch
Tratsch spielt im Sozialleben der Menschen eine
wesentliche Rolle. Wie sonst sollte man zu ausreichend
Infos über Artgenossen kommen. Doch wieweit
wird das Getratschte auch geglaubt? ForscherInnen
um Ralf Sommerfeld vom Max-Planck-Institut für
Evolutionsbiologie in Plön nahmen in einer Studie
die Gerüchteküche ins Visier und kamen zu einem
interessanten Ergebnis: Menschen vertrauen in ihrem
Urteil über andere dem Tratsch. Sogar dann, wenn
ihnen objektive Informationen vorliegen, die dem
Getratschten widersprechen.
Science-News...Science-News...Science-News...Science-News...Science-News...
Nächste Runde „Jugend innovativ“
Der Wettbewerb „Jugend innovativ“ startet in die 21. Runde: Schüler und
Lehrlinge im Alter von 15 bis 20 Jahren sind aufgerufen, ihre Projekte in
den Kategorien Business, Design, Engineering, Science sowie in der
Sonderpreis-Kategorie für den T-Systems-Innovation-Award einzureichen.
Das Thema kennt keine Grenzen!
Anmeldung: online bis 21. Dezember
Wo? http://www.jugendinnovativ.at
Alles gerafft?
Vom „Achselmoped“ über den „Popelteppich“ und „Schneckenchecker“
bis hin zum Zipfelzwicker - kennst du dich aus? Nachzulesen sind die
Bedeutungen von 480 neuen deutschen "Jugend-Wörtern" im "PONS
Wörterbuch der Jugendsprache 2008", das mit Hilfe von über 15.000
SchülerInnen erstellt wurde. Vielleicht ein ganz nützliches Nachschlagewerk
für Eltern und damit ein Tipp für ein Weihnachtsgeschenk? Um
knappe drei Euro seit Ende Oktober erhältlich.
PONS Wörterbuch der Jugendsprache 2008, ISBN: 987-3-12-517653-9
Online-Bestellung unter http://www.pons.de
5
Planetenforschung
Raumsonden der Europäischen Raumfahrtagentur ESA fliegen bereits um
Mars und Venus. Ab 2013 soll auch der Merkur unter Beobachtung stehen.
Bei den eingesetzten Satelliten haben Wissenschafter und Techniker
aus Österreich mitgebaut und werten Daten aus. Im Rahmen eines Vortrags
fragt sich der Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann: "Mars,
Venus und Merkur - was sucht Österreich dort?" anlässlich "50 Jahre
Raumfahrt".
Wann: 9. Dezember, 11.00-12.30 Uhr (12 Euro)
Wo: Vortrag der Kuffner und Urania Sternwarte in Kooperation mit
der ALR im Zeiss Planetarium, Oswald-Thomas-Platz 1, 1020 Wien
Infos: http://www.planetarium-wien.at/homesite/index.html
„Interaktiv-kreativ Tage“
Eine Führung durch das Ars Electronica Center, abwechslungsreiche
Workshops und Expeditionen in virtuelle Welten stehen während der
„Interaktiv-kreativ Tage“ am Programm.
Termine: Jeden Adventsamstag, 27. und 28. Dezember, 2. und
4. Jänner von 10.00 bis 14.00 Uhr
www.aec.at
Ökologischer Fußabdruck
Mit spielerischen Zugängen wird im Haus der Wissenschaften in Graz vermittelt,
was es heißt, klimabewusst zu leben – eingebettet in die bereits
länger laufende Schau „climate.change“ wird anhand von vier Stationen
die Bedeutung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit vor Augen geführt.
Bis Mai 2008, http://www.uni-graz.at/newswww/newswww_detail.htm
Fotos: AWS, NASA
Andreas Leitner
– Alter: 22 – Wohnort: Wien – Ausbildung: HTL,
Mitten im Astronomiestudium – Hearts: Metal,
SciFi und Nachthimmel beobachten – Hates:
Fotos von sich selbst, Aufgabe bei Supernova:
Recherche, Drehbuch, Kamera …
Bei SuperNova bin ich seit 2005, als ich auf der
Uni die Anzeige las: „Wir suchen Astronomen,
Astrofotographen und Laien, die sich an der
Produktion einer Astronomiesendung auf Okto
beteiligen möchten. Keine Vorkenntnisse in TV-
Arbeit erforderlich.“ Daraufhin lernte ich Denise
kennen. Wir fingen bei Null an und hatten
anfangs keine Ahnung von Kamera, Schnitt und
Moderation. Rückblickend ist es schön zu sehen,
wie alles gewachsen ist und sich entwickelt hat.
Auch unsere Sendungen sind mit der Zeit immer
besser geworden. Ich freue mich jedes Mal, wenn
wir wieder aus einer Idee eine Folge umsetzen
konnten.
Denise: „Wir scheuten uns nie vor
peinlichen Auftritten. Die gehören
irgendwie dazu.“
> sc i
nfo
SuperNova
ist eine Sendung zu Astronomie und Weltraum auf
Okto (Kanal 8, Wiener Telekabel). Themen reichen
von Exoplaneten (extrasolare Planeten) über
Mondflüge bis hin zu Pulsierenden Sternen.
Die nächsten Termine auf www.okto.tv
WissenschaftlerInnen stehen Rede und Antwort.
Diesmal: Martin Fera, Archäologe
Meinen ersten Kuss bekam ich...
7 sci // people
1. Der peinlichste Moment meiner
Schulzeit war ... das fast schon ritualisierte
Zuspätkommen, obwohl ich das damals
nicht so sah.
2. Als Rebell fühlte ich mich ... als
ich den Spinat nicht essen wollte, den meine
Mutter so lecker fand.
3. Mein erstes Konzert war ... The Cure in Innsbruck. Leider viel
zu kurz. Aber im Zug hatten wir auch viel Spaß!
4. Meinen ersten Kuss gab/bekam ich ... im Pfadfinderlager,
von einem hübschen Mädchen aus Triest.
5. Das größte Unglück für mich war/ist ... als ein naher Angehöriger
verstarb.
6. Auf einer Zeitreise in die Vergangenheit möchte
ich ... den Bau des ersten Gebäudes in der späteren Stadt Rom erleben.
Weil es wahrscheinlich so unscheinbar war wie ein Stall, aber mit spektakuläreren
Folgen.
7. Meine größte Macke ist ... meiner Meinung nach Neugier.
Meine Freundin meint Zerstreutheit.
8. Am Tag vor der Matura fühlte ich mich ... zwischen übermütig
und nervös, wie wahrscheinlich alle.
9. Meine Liebe zur Wissenschaft entbrannte ... als ich im
Garten unseres Hauses in Kärnten prähistorische Scherben aufsammelte.
10. In der Schulpause habe ich meistens ... geschwätzt, und
manchmal die Hausübung „nachgeholt“.
11. Mein bester Freund in der Schule war ... bereits davor
ebensolcher, wir sind gemeinsam durch Dick und Dünn seit wir laufen
konnten.
12. Wenn ich einen Lehrer auf der Strasse treffe ... grüße
ich, und bei den meisten freue ich mich über ein kurzes Pläuschchen.
13. Meine erste große Liebe ... Ein Mädchen, sie war in meiner
Klasse, und so nett.
14. Meine erste große enttäuschte Liebe ... Naja, was erwartet
man sich mit 8 nicht so alles, es musste leider schief gehen.
15. Mein Lieblingsbuch ist ... Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“,
weil es eindrucksvoll den Kampf des Menschen mit seinen Ängsten,
Zwängen und Widersprüchen vor Augen führt.
16. Mein/ Lieblingssänger ... je nach Stimmung zwischen Neil
Young, Thom Yorke und Trent Reznor.
17. Ich mag an Menschen ... Begeisterungsfähigkeit, Offenheit
und dass man immer wieder Überraschungen erleben kann.
18. Ich mag an Menschen nicht ... Humorlosigkeit, Ignoranz
und Engstirnigkeit.
*Martin Fera, 32, arbeitet im Luftarchiv des Instituts für Früh- und Urgeschichte der
Universität Wien sowie bei der Interdisziplinären Forschungsplattform Archäologie
VIAS Vienna Institute for Archaeological Science.
Fotos: privat
sci // topic 8
Aus dem Leben einer Beilage
Kein anderes Nahrungsmittel ist so variabel, so vielseitig und so beliebt wie die
Kartoffel. Deswegen hat sie sich ein besonderes Fest verdient: Im Jahr 2008 wird
das internationale Jahr der Kartoffel gefeiert. Ein Anlass, dem Nachtschattengewächs
einmal ganz genau unter die Schale zu blicken. Von Ursel Nendzig*
Es ist eine der wichtigen Fragen überhaupt: Was
will ich werden? Wir beantworten sie durch langes
Überlegen, intensives Beratschlagen oder durch
Zufall. Nehmen wir einmal an, unsere Kartoffel,
unser Erdapfel, steht eines Tages vor derselben
Entscheidung. Konfrontiert mit der wichtigsten
aller Fragen bieten sich ihr viele Möglichkeiten.
Als Kartoffelchips in der Polsterritze eines Kinosessels
verschwinden? Als Pommes Frites über den
Tresen einer Fast-Food-Kette wandern? Geviertelt
und in Salzwasser gekocht ein edles Fischfilet
begleiten? Roh und in Form geschnitzt, Herzen
unter Briefe stempeln? Oder als Kartoffelstärke
Soßen verdicken und Kuchen festigen?
Wie es der Kartoffel mit ihrer Lebensplanung auch
ergeht: Hinter unserem oft nur als Beilage unterschätzten
Erdapfel liegt eine beispiellose Nahrungsmittelkarriere.
Vor etwa vierhundert Jahren
schaffte es die unscheinbare (und, so ehrlich sollten
wir sein, nicht für ihre Schönheit bekannte)
Kartoffel auf spanischen Schiffen von Südamerika
bis Europa. Und nach und nach in unsere Herzen
und Mägen. Bis dahin war es aber ein langer Weg.
Anfangs wurde die Kartoffel in Europa, man mag
es kaum glauben, als Ziergewächs berühmt. Nicht
ihres knolligen unterirdischen Aussehens wegen,
sondern weil sie wunderschön blüht: Weiße Blüten,
gelb gefüllt, die an festen, grünen, leicht haarigen
Stängeln wachsen. Noch dazu wurde sie
zuerst nur roh gegessen. Verständlich, dass es für
ihren sagenhaften Siegeszug etwas mehr brauchte.
Wann und warum unsere Vorfahren auf die
Idee kamen, die hässliche Knolle mit den hübschen
Blüten zu kochen, ist leider nicht bekannt.
Ihren Ursprung hat sie jedenfalls schon vor über
achttausend Jahren, damals wurde das Nachtschattengewächs
in den Anden, genauer gesagt
in der Nähe des Titicacasees, an der Grenze zwischen
Peru und Bolivien, kultiviert. Wir dürfen uns
aber nicht eine Pflanze vorstellen, die der Kartoffel
in unseren heutigen Feldern gleicht. Das, was
auf unsere Teller kommt, ist eine von tausenden
Kartoffelarten, die in Südamerika wuchsen und
zum Teil noch heute wachsen. Man kann sich die
Vielfalt leicht vorstellen, wenn man im Supermarkt
die verschiedenen Sorten von Kartoffeln
betrachtet: Von „Heurigen“ (den neuen Kartoffeln
aus diesem, nicht dem letzten Jahr) über „Speckige“
bis „Mehlige“. Und das ist nur die Spitze des
Eisberges. Von Arkula über Erntestolz bis Vitelotte
reicht die internationale Bandbreite der Kartoffelarten.
A propos international: Das internationales Jahr
der Kartoffel, ausgerufen von der UNO, wird nicht
nur einem beliebten Grundnahrungsmittel
gerecht. Denn unsere unterirdische Universelle
kann viel mehr als nur lecker schmecken: Sie ist
gesund, weil ihre Kohlenhydrate gesunde Energie
liefern. Sie füllt den Magen, was vor allem in Entwicklungsländern
wichtig ist. Sie ist fast vollständig
verwertbar, was ihr einen Vorsprung vor
Getreide verschafft. Und sie ist einfach auf der
ganzen Welt beliebt, das zeigen die 315 Millionen
Tonnen, also 315.000.000.000 Kilogramm, die pro
Jahr weltweit verspeist werden. Das ist etwa halb
so viel wie Weizen. Man kann sie drehen und wenden,
wie man will, die Knolle. Ob die Kartoffel sich
jetzt für ein Leben in der Polsterritze oder an der
Seite eines Fischfilets entscheidet: Wir finden sie
auf jeden Fall stark. 1
Jahr der Kartoffel: www.potato2008.org
* Die Autorin ist Redakteurin des Universum Magazins
Fotos: www.photocase.com/tina_ki, u8480, mys
sci // topic 10
Ana Natalia Rokita flitzt mit 50 km/h
und mehr über das Eis. Was darf alles
in ihren Magen?
Ana: Es ist wichtig zu frühstücken, also esse ich morgens vor dem Training oft ein Müsli
mit einer Banane. Mein Mittagessen ist unterschiedlich – je nach Training, Gusto und Motivation
– muss aber immer etwas Warmes mit Fleisch, Kartoffeln etc. sein. Abends gibt’s
meistens belegte Brote, ab und zu Eierspeise. Vor allem an Krafttrainingstagen nehme ich
mehr Eiweiß zu mir, weil das Training intensiver wird und die Ausdauereinheiten immer
weniger.
Lisa: Eierspeise enthält viel hochwertiges Eiweiß, welches die Muskeln aufbaut und deswegen
gerne mit einem Krafttraining kombiniert wird. Bei Ausdauersport spielen komplexe
Kohlenhydrate (Vollkornprodukte) eine größere Rolle, weil sie lange Energie spenden.
Was muss man als Eisschnellläuferin bei der Ernährung beachten? Proteine und hochwertige
Kohlenhydrate sind genauso wichtig wie regelmäßig zu essen, außerdem muss
ich auf mein Gewicht achten, damit es zu keinem Leistungsabfall kommt. Im Winter
nehme ich viele Vitamine zu mir.
Regelmäßiges Essen hilft dabei den Blutzuckerspiegel konstant zu halten, damit die körperliche,
aber auch geistige Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt wird und es zu keinen
Leistungstiefs kommt.
Nach einem Lauf esse ich – wenn ich unterzuckert bin – einen Müsliriegel oder eine
Banane. An Wettkampftagen achte ich generell darauf, mehr Kohlenhydrate zu essen.
Nach einer großen Anstrengung kann es sein, dass die Reserven aufgebraucht sind und
man schnell wieder neue Energie braucht. Mit einer Banane oder ein paar Trockenfrüchten
bekommt man auf gesundem Weg neue Kraft und kann seine Speicher wieder auffüllen.1
> sc i nfo
Lisa Schön | lisa.schoen@sciq.at
Lisas Gabelbissen
Zur Person: Anna Natalia Rokita
Anna Natalia Rokita, 21, aus Innsbruck, zählt
zu den größten Talenten des
österreichischen Eisschnelllaufsports.
Kerstins
Sex-Eck
In case of emergency …
Verhütung im Notfall
Manchmal geht trotz bester Absichten etwas schief: Ihr
hattet Geschlechtsverkehr, ohne ein Verhütungsmittel
benutzt zu haben. Oder ihr hattet einen „Verhütungsunfall“:
eine Anti-Baby-Pille vergessen, ein herunter gerutschtes
Kondom oder ähnliches. Keine Panik! Mit Notfallsverhütung
könnt ihr eine Schwangerschaft vermeiden.
Die häufigste Methode ist die PILLE DANACH. Diese Pille
verhindert oder verzögert den Eisprung im Eierstock oder
verhindert, dass die befruchtete Eizelle sich in der Gebärmutterschleimhaut
einnistet. Die Pille Danach wirkt nicht,
wenn du schon schwanger bist. Sie muss innerhalb von 72
Stunden (3 Tagen) nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen
werden. Sie wirkt umso besser, je früher du sie
einnimmst.
Die Pille Danach ist in Österreich im Gegensatz zu vielen
anderen europäischen Ländern (Frankreich, England,…)
rezeptpflichtig, d.h. du holst dir ein Rezept bei der Ärztin
oder dem Arzt deiner Wahl. Du kannst auch in die gynäkologische
Ambulanz eines Krankenhauses gehen. In Einzelfällen
und im Notfall könnt ihr fragen, ob ihr die Pille
Danach auch ohne Rezept in einer Apotheke erhaltet.
Du wirst nicht sofort wissen, ob die Notfallsverhütung
gewirkt hat. Deine Regelblutung kann ein paar Tage früher
oder später kommen. Wenn sie nach 21 Tagen noch nicht
da ist, such eine Ärztin oder einen Arzt auf.
Die Pille Danach ist kein Ersatz für reguläre Verhütung.
Normale Verhütungsmittel, die für euch gut passen (Diaphragma,
Kondom, Anti-Baby-Pille, Spirale …) sind viel
wirksamer. Welches Verhütungsmittel passt zu dir und zu
deiner momentanen Lebenssituation? Das kann von Paar
zu Paar ganz unterschiedlich sein. Diese Fragen kannst du
in einer sexualpädagogischen Beratung, anonym und kostenlos,
abklären. Schau dir die ganze Palette an Verhütungsmitteln
an, checke ihre Vor- und Nachteile, was sie
kosten und wo du sie beziehen kannst. Dann steht eurer
Lust nichts mehr im Weg! 1
* Kerstin Pirker ist Mitarbeiterin im Frauengesundheitszentrum
Graz und Sexualpädagogin. www.fgz.co.at
Fotos: privat, transmitterdesign
11 sci // topic
Des eines Freud´, des anderen Leid
Kleine Kinder freuen sich auf den ersten Schnee wie auf Weihnachten; Menschen, die in einer
Lawine verschüttet wurden, leiden ein Leben lang unter dem Schnee-Trauma; andere Kulturen
geben sehr viel Geld aus, um Schnee zu importieren. So steht in Dubai, mitten in der Wüste, eine
Skihalle so groß wie drei Fußballfelder – draußen 40 Grad plus, drinnen kühle Minus-Grade.
Den Temperaturunterschied lässt man sich einiges kosten, die Umwelt sagt danke.
Aber auch die Schneekanonen,
die in unseren Breiten Kunstschnee
auf die sonst grünen
Pisten pusten, sind nicht
umweltfreundlich. In Österreich
werden zurzeit ungefähr
40 Prozent der Skipisten
beschneit, Tendenz steigend.
Der jährliche Wasserverbrauch
ist dabei immens, Hydrologen
warnen jetzt schon vor dem
Austrocknen der Flüsse, aus
denen das Wasser entnommen
wird. Taut dann der Kunstschnee,
gelangen nach Schätzungen
nur rund 70 Prozent
zurück in den Wasserkreislauf.
Dem Kulturgut Schnee,
von dem das Tourismusland
Österreich prächtig
lebt, droht also das Aus.
scIQ begibt sich auf
seine (physikalischen)
Spuren, befragt Menschen,
die ihn retten wollen
und zeigt, wie die
ersten Schneeforscher experimentierten
– der Kunstschnee
war geboren.
Foto: Aimée Blaskovic
sci // special 12
Leise rieselt …
… die Schneeflocke. Jede ist ein Unikat. Sie fällt sanft mit 4 Kilometern pro Stunde auf die Erde und ist
dabei bereits einer Metamorphose unterworfen. Eiskalte Fakten zur Schneeflocke von Lothar Bodingbauer.
• 1.000.000.000.000.000.000 = 10 18 Wassermoleküle
hat eine Durchschnittsflocke.
• Der japanische Eisforscher Masaru Emoto spielte ihr
Jazz, Klassik und Rockmusik vor, um sie beim Wachsen
zu beeinflussen. Er sagt: Experiment
gelungen – die meisten anderen Wissenschaftler
bezweifeln eine Auswirkung.
• Sie ist nicht schön symmetrisch,
man muss einige Stunden suchen,
um ein paar perfekt symmetrische
Schneeflocken zu finden.
• Die Symmetrie kommt vom
regelmäßigen Aufbau
der Flocke durch
das Grundmolekül
„Wasser“.
Zuerst lagern
sich einige
Moleküle an
etwas Staub an,
dann entsteht ein
kleines sechseckiges
Prisma, das Arme bekommt
und sich zu einem komplex-hübschen
Ding auswächst.
• Sie ist nur eine von 18 möglichen
Formen gefrorenen Wassers.
• Mit 4 km/h schneit sie zur Erde
und wiegt im Schnitt 4/1000
Gramm.
• 6000 verschiedene Arten hat der Amerikaner
Wilson Bentley 1962 identifiziert.
• Die Atmosphärenphysikerin Nancy Night hat 1988
einmal zwei gleiche gefunden.
• Sie ist weiß, obwohl Eis eigentlich durchsichtig ist.
Ihre vielen Eisflächen sind wie kleine Spiegel, die das
weiße Umgebungslicht in alle Richtungen streuen.
• Sie kann eine andere Flocke beim Fallen einholen,
wenn sie in deren Wirbelzone gerät und sich mit ihr zu
einer größeren Flocke verbindet.
• Wenn sich gefrierender Nebel an eine Schneeflocke
anlegt, entsteht eine eisige Hülle um einen weichen
Kern: Graupel.
• Die größte Schneeflocke ever wurde im Jänner 1887
in Fort Keogh, USA entdeckt: sie maß 38
cm.
• Frisch gefallen besteht die
Flocke aus 5-15% Wasser, der Rest
ist Luft.
• Mehrere Flocken können durch kleine
gefrierende Wassertröpfchen verklebt
werden, es entstehen die schönen Wattebäuschchen
aus dem Hause der Frau Holle.
Mit Bettfedern sind
Schneeflocken
übrigens durchausvergleichbar,
weil sie
ebenso gut
isolieren.
• Etwa 200 Grundformen
werden unterschieden, die meisten
davon sind sechseckig bzw. sechsarmig,
oder auch dreiarmig. Aber nicht nur
die typischen Schneeflocken mit vielen
tannenbaumartigen Fortsätzen gibt es,
sondern auch ganz normale Säulen,
hexagonale Platten, einfache Prismen,
skelettartige Formen,
gekreuzte Platten, Nadeln, und,
und, und ...
• Wie sie genau aussieht, wird von der
Umgebungstemperatur und der Luftfeuchtigkeit
bei der Entstehung bestimmt.
• Unter -30° kann eigentlich kein Schnee mehr fallen,
weil die Luft zu trocken ist.
• Es gibt auch rot-pinken Schnee, der angeblich nach
Wassermelonen riecht und durch eine rot gefärbte
Grünalge verursacht wird, bzw. grünen Schnee, der
durch kälteliebende Schneealgen gefärbt wird.
• Die 4-armige Schneeflocke vom Norwegerpulli gibt
es in der Natur nicht. Mit den Winkeln der Atome im
Wassermolekül ist so ein Flöckchen nicht herstellbar.
Künstlicher Schnee ist trockener und härter als natürlicher Schnee und verbessert
die Langlaufspuren für sportliche Wettbewerbe. Er wird daher selbst dann verwendet,
wenn es genug natürlichen Schnee gibt.
Source: Areco Snowsystem, Sweden
Schnee aus dem Labor
1936 stellte der japanische Nuklearphysiker
Ukichiro Nakaya die erste
künstliche Schneeflocke her – die
Grundlage für Schneekanonen war
gelegt.
So entsteht Kunstschnee
Künstlicher Schnee wird erzeugt, indem die richtige Menge
Wasser mit der richtigen Menge Luft durch die Schneekanone
gepresst wird - und das bei den richtigen Temperaturen.
Schneeproduktion:
Eine Schneekanone kann ein
Gebiet von einem
Quadratkilometer beschneien
und den Schnee bis 50m weit
auswerfen.
Künstlicher Schnee
im Vergleich
Künstlicher
Schnee
Trocken und
hart, hält besser
Gleichbleibende
Qualität auch
nach vielen Läufen
Wird
matschig
nach vielen
Läufen
Nass und
weich, hält
nicht lange
Typische
Beschneiungsanlage
Künstlicher
Schneeerzeuger
Präzisionsdüsen
versprühen Luft und
Wasser und
produzieren bis
80 Kubikmeter
Schnee pro Stunde.
Gebläsetrommel und
Kompressor sind
auf einem Ständer
montiert,
der sich
um 360°
drehen
kann.
Gestell:
Die Schneekanone
kann auf Räder, Ski
oder Pistenraupen
montiert werden.
Natürlicher
Schnee:
Gebläsetrommel
Die Geschichte der Schneeflockenforschung
begann wie so vieles in China, dort beschäftigte
man sich schon im 2. Jahrhundert vor Christus mit
dem fallenden Weiß aus dem Himmel. In unseren
Gegenden begann sich 1591 der englische
Mathematiker Thomas Harriot für dieses Thema
zu interessieren, später auch Johannes Kepler,
der 1611 eine Abhandlung über die sechseckige
Schneeflocke verfasste. Er bemerkte dabei, dass
es kein Wunder sei, dass Pflanzen so verschieden
aussehen, weil sie eben eine eigene Seele haben.
Aber dass diese ganzen unterschiedlichen
Schneeflocken eine eigene Seele haben sollten,
das wäre absurd zu glauben. Der Philosoph René
Descartes beschrieb 1635 die ersten exotischeren
Schneeflockenformen: 12-seitige Flocken und
säulenartige Formen. Er war besonders über die
perfekte Eckigkeit und die geraden Flächen dieser
Kristalle extrem begeistert. Kein Mensch könne so
etwas erzeugen.
ARECO
SNOWSYSTEM
Schneekanonen sind aus alpinen
Bewerben nicht mehr wegzudenken.
Bei den Olympischen Bewerben
werden meist insgesamt 25
für die alpinen Bewerbe verwendet.
REUTERS
Das Warnlicht zeigt den Aufenthaltsort
der Maschine und wird auch als
automatischer Alarm
verwendet, wenn sie
ein technisches
Problem hat.
Verstellbarer
Scheinwerfer
Wasserversorgung
Kompressor:
Pumpt Luft und
Wasser in das
System
Propeller, der
den Schnee
ausbläst
Bedienungspanel zur
Steuerung des Wasserund
Luftdrucks
13
1665 war der englische Universalinteressierte
Robin Hooke mit einem Buch in aller Munde, in
dem er viele Bilder veröffentlichte, die er durch
das erst kürzlich erfundene Mikroskop gesehen
hatte – darunter: Schneeflocken!
Die ersten Fotos von Schneeflocken wurden erst
1931 vom amerikanischen Bauer und „Photomikrographen“
Wilson Bentley veröffentlicht. Es
dauerte dann noch fünf Jahre, bevor 1936 der
japanische Nuklearphysiker Ukichiro Nakaya die
erste künstliche Schneeflocke herstellte. Er sollte
eigentlich Nuklearphysick betreiben, aber an seiner
Forschungsstelle gab es keinen Kernreaktor. Er
wandte sich also der Erforschung von Schneeflocken
zu, von denen es dort eine Menge gab. 1954
veröffentlichte er alle erzeugbaren Formen und
konnte mit 200 verschiedenen Schneeflockenkategorien
aufwarten.
Heute beschäftigt sich unter anderen die Chemikerin
Ingrid Kohl von der Uni Innsbruck mit
gefrorenem Wasser. Sie und ihr Team stellten fest,
dass Schneeflocken wirklich nur eine von 18
Erscheinungsformen von Eis sind. Die restlichen
sind nur zum geringen Teil banal und alltäglich,
die meisten der untersuchten Erscheinungsormen
entstehen erst bei extremen Druck- und Temperaturbedingungen.
1
sci // special
> sc i nfo
Experiment: Eiswürfel mit Spitzen
Euer Gefrierfach wird sich wundern. Verwende
statt normalem Wasser für den Eiswürfelbehälter
destilliertes Wasser, das du in der Drogerie
erhältst. Die Chance ist hoch, dass über Nacht einige
der gefrorenen Würfel seltsame Eisspitzen entwickeln.
Der Grund liegt in der Ausdehnung des
Wassers beim Gefrieren. Zuerst gefrieren die Ränder
der Würfeloberfläche und die Begrenzungswände.
Dann schließt sich die Oberfläche bis auf
einen kleinen Punkt, durch den das noch nicht
gefrorene Wasser aus dem Inneren des Würfels
nach oben ausströmt, weil es durch die stärker
werdenden Eiswände keinen Platz mehr hat. Es
entsteht ein gefrorener Ring, der sich nach oben
hin verlängert, bis kein flüssiges Wasser mehr vorhanden
ist. Rekord für einen Spike: 5,6 cm.
Experiment: Schneeflocken – Vielfalt
aus einem einfachen Muster
Wenn du eine Menge gleicher Bauklötze hast,
kannst du dir deine Schneeflocken aus zugegeben
etwas härterem Material selbst gestalten. Einfach
zwei Bauklötze aneinander stückeln und als
Grundmuster (Wassermolekül) verwenden. Versuche
eine Schneeflocke zu bauen, indem du wie
beim Gefrieren dasselbe Grundmuster immer wieder
an deine entstehende Flocke anreihst. Am
Computer geht das natürlich einfach: du scannst
einen Bauklotz und bastelst dir mit einem Grafikprogramm
das Grundmuster, das du beliebig oft
um 90 oder 180 Grad drehst und aneinander
reihst. Wenn dein Grundmuster nicht aus zwei
senkrechten Blöcken besteht, sondern aus Blöcken,
die einen anderen Winkel einnehmen, erhält
deine Schneeflocke andere Symmetrieeigenschaften.
Du erkennst bei diesem Experiment, wie aus
einem eigentlich recht langweilig aussehenden
Grundmuster eine äußerst hübsche Angelegenheit
werden kann - die Schneeflocke. Keine zwei werden
gleich sein!
Fotos: snowcrystals.com
sci // special 14
„Skisport gestorben“
Schmelzende Gletscher, grüne Pisten: ForscherInnen prognostizieren die Zukunft des Skifahrens,
tüfteln an intelligenten Handys für Snowboarder oder decken Gletscher ab, um sie zu retten.
Ein Rundruf von Julia Harlfinger.
Marc Olefs arbeitet zur Zeit an seiner Doktorarbeit
an der Universität Innsbruck. Mit einer
speziellen Abdeckfolie für Gletscher versucht
der Nachwuchswissenschaftler, das Schrumpfen
der „weißen Riesen“ während der heißen
Sommer einzudämmen.
Am Anfang meiner Versuche im Jahr 2004 stand
die Frage, welches Material sich am besten eignet,
um Gletscherflächen abzudecken: Wir haben verschiedene
Materialien gestestet – zum Beispiel
einfache Plastiksackerln, biologisch abbaubare
Vliese aus Hanf oder Segeltücher. Durch Messungen
haben wir das beste Material herausgefiltert.
Dabei haben wir auch herausgefunden, dass die
Vliesstoffe keine negativen Auswirkungen auf die
Umwelt haben. Die Folien, die wir jetzt verwenden,
bestehen aus künstlichen Stoffen wie Polypropylen
und Polyethylen. Sie sind nur wenige
Millimeter dick, aber sehr reißfest – das ist bei
starken Winden in den Bergen wichtig. Die gleichen
Folien werden auch im Straßenbau verwendet.
Die Folien können das Schmelzen der Gletscher
nicht verhindern, aber in unseren Untersuchungen
um ca. 60 Prozent verringern. Denn die Folien
reflektieren einen Großteil des Sonnenlichts. Auch
warmes Regenwasser und warme Luft werden
durch die Folie zumindest teilweise abgeschirmt.
Die Abdeckfolien wurden im Sommer 2007 in
allen fünf Tiroler Gletscherskigebieten eingesetzt,
auf einer Fläche von insgesamt 35 Hektar. Ein
Quadratmeter Folie kostet einen Euro, doch wenn
man Arbeits- und Maschinenkosten für das Verlegen
und Entfernen dazurechnet, kommt der Quadratmeter
auf etwa zwei bis drei Euro. Jetzt und
vermutlich auch in Zukunft werden die Abdeckmaterialien
nur in kritischen Zonen auf Gletschern
in Skigebieten ausgelegt. Für ganz „normale“ Gletscher
wäre dies zu teuer.
In unserem neuen Projekt bestimmen wir u.a.
durch Radarmessungen in verschiedenen Gletscherskigebieten
die Eisdicke und können somit
jene Zonen herausfiltern, wo die Eisdicke am
stärksten abnimmt und wo die Folie am nötigsten
gebraucht wird.
Volker Hölzl ist leidenschaftlicher Skifahrer
und beobachtet die Trends im Wintersport
ganz genau. Seit vier Jahren organisiert er die
„Freeride Experience“, die Schneeliebhabern
das Wedeln abseits der Pisten im unverspurten
Gelände ermöglicht.
Der Klimawandel wird vermutlich dazu führen,
dass es immer weniger schneesichere Schigebiete
in Österreich gibt. Ein Teil der Touristen wird das
klassische Skifahren aufgeben und im Winter
etwas ganz anderes machen, zum Beispiel in den
Badeurlaub fliegen. Daran werden auch exotische
Fun-Sportgeräte wie etwa Schnee-Skateboards
oder Snowbikes nichts ändern. Andere werden
weiterhin in den Skiurlaub fahren, entweder in
hoch gelegene Gebiete, wo es noch genug natürlichen
Schnee gibt, oder in Regionen, wo viele
Schneekanonen eingesetzt werden. Dort wird der
Skiurlaub aufgrund der technischen Aufrüstung
wahrscheinlich sehr teuer.
Menschen, die schon jetzt „Freeriding“, also Skifahren
abseits der Pisten, ausüben oder Skitouren
gehen, werden sich weiter ins Backcountry
zurückziehen. Schon jetzt ist es vielen sportlichen
Skifahrern auf der Piste zu voll und zu fad. Auch
die Werbung und immer bessere Ausrüstung
machen Appetit auf das Fahren abseits der Pisten.
Wenn noch mehr Menschen abseits der Pisten
fahren wollen, könnten sich Skigebiete anpassen,
indem sie ihre Hänge nicht präparieren.
Doch abseits der stark frequentierten Pisten lauern
auch Gefahren durch Lawinen, die man nicht
unterschätzen darf. Wenn schon „offpiste“, dann
nur mit Guide und der Standard-Sicherheitsausrüstung,
also Lawinen-Piepserl, Schaufel und
Sonde. Ich fände zum Beispiel ein Lawinentraining
im Schulskikurs gut, wo jeder Schüler eine
solche Sicherheitsausrüstung selbst ausprobieren
kann. Für mich als Freerider ist auch der Respekt
vor der Natur sehr wichtig – durch gesperrte Aufforstungswälder
zu fahren, hat definitiv nichts
damit zu tun.
www.freeride-experience.at
15
sci // special
Stefan Damm studiert am IT-Campus Hagenberg
der Fachhochschule Oberösterreich
„Mobile Computing“. Gemeinsam mit seinem
Studienkollegen Benjamin Gmeiner entwickelte
er ein Handy-Programm für Snowboarder
zur Aufzeichnung von Sprüngen und Stürzen.
Wir sind beide Snowboarder und wollten unser
Hobby mit dem Studium verbinden. Also entwickelten
wir das Handy-Programm „gBoarder“ – ich
hatte die Idee und sehe das Programm als ein
Spiel, das die Möglichkeiten beim Snowboarden
erweitert. Viele Handys verfügen bereits über
Beschleunigungssensoren. Das nutzen wir für
unsere mobile Anwendung aus.
Und so funktioniert’s: Das Mobiltelefon wird vor
der Abfahrt aktiviert und in die Jacke gesteckt.
Am Ende der Abfahrt präsentiert das Programm
die Anzahl der Stürze und die längsten Sprünge.
Die Ergebnisse können Snowboarder untereinander
vergleichen. Natürlich haben wir das Programm
während der Entwicklung selbst getestet.
Für den „gBoarder“ haben wir sogar eine Jury-
Auszeichnung beim Multimedia & e-Business-
Staatspreis erhalten. Die Jury hat den zielgruppenorientierten
Einsatz von innovativer
Technologie herausgestrichen. Außerdem war ein
wesentlicher Grund für die Juryentscheidung,
dass die mobile Anwendung sehr einfach zu
bedienen ist.
http://www.fh-ooe.at/campus-hagenberg.html
Fotos: www.photocase.com/programat, Christine Wurnig, privat
sci // special 16
Alexander Sabo leitet den Master-Studiengang
„Sports-Equipment Technology“ an der Fachhochschule
Technikum Wien. Absolventen der
FH entwickeln optimale Sportgeräte für Breiten-
und Spitzensportler oder prüfen neue Produkte
im Labor- vom Golfschläger bis zum Carving-Ski.
Eines der aktuellen Projekte meiner Studenten in
diesem Winter ist, einen „idealen“ Carving-Ski für
Einsteiger zu definieren. Dafür arbeiten wir im
Gelände, in Obertauern. Die meisten Skifahrer mit
Carving-Ski fahren nämlich nicht richtig mit der
richtigen Technik: Sie „carven“ (schneiden) nicht,
sondern sie „driften“. Wir finden heraus, welche
mechanischen Eigenschaften der Ski haben sollte,
damit ein Einsteiger – der natürlich auch
bestimmte körperliche Voraussetzungen erfüllen
sollte – die Carvingtechnik leichter erlernen kann.
Unser Ziel ist es, mit Herstellern zusammenzuarbeiten,
damit Sportgeräte an die unterschiedlichsten
Bedürfnisse angepasst werden können.
„Mehr Action und Unterhaltung
an den Liften!“
Ich habe in den letzten Jahren einige Versuche zur
Weiterentwicklung der Gras-Ski gesehen, die mich
aber nicht wirklich überzeugt haben. Auch wenn
es technisch machbar wäre – Gras-Skifahren ist
nicht wirklich eine Lösung. Aus meiner Sicht ist
der Skisport gestorben, wenn es durch den Klimawandel
in der Zukunft in bestimmten Regionen
keinen Schnee mehr geben sollte. Das Schneevergnügen
kann man einfach nicht ersetzen. Die grünen
Pisten werden vermutlich in Zukunft anders
verwendet werden, beispielsweise zum Mountainbiken,
Nordic Walking oder Paragleiten.
Fachhochschule Technikum Wien
www.technikum-wien.at
Anna Kulnig studierte Internationale Betriebswirtschaft
und arbeitet seit April 2006 für
Manova, ein Unternehmen für Marktforschung
und Marketingberatung. Gemeinsam mit dem
Geschäftsführer und einer Kollegin erstellte sie
die Studie „Zukunftssicherung Wintersport:
Kinder- Jugendliche – Familien“.
Gerade in den Medien wurde immer wieder die
Meinung geäußert, dass Kinder und Jugendliche
sich für den Wintersport in den Bergen immer
weniger begeistern ließen. Es existierten allerdings
kaum Daten, um diese Behauptungen zu
beweisen oder zu widerlegen. Deshalb haben die
Seilbahnen Österreichs uns damit beauftragt, das
Wintersportverhalten von Kindern und Jugendlichen
– immerhin 20 bis 25 Prozent aller Skifahrer
– zu untersuchen
Wir fanden beispielsweise heraus, dass acht von
zehn österreichischen Jugendlichen (im Alter von
11 bis 18) Skifahren können und dass es keinen
Rückgang an jungen Skifahrern gibt. Weitere
Ergebnisse unserer Studie: Skifahren bzw. Snowboarden
wird von skifahrenden und nicht-skifahrenden
Kindern bzw. Jugendlichen sehr unterschiedlich
wahrgenommen: Aus Sicht der
Skifahrer ist der Sport cool, lustig und schnell.
Nicht-Skifahrer sehen den Sport eher als kalt,
anstrengend und teuer an. Für fast ein Drittel der
jungen Skifahrer gibt es keine Störfaktoren auf
den Pisten. Rund zwei Drittel finden manches Mal
die Wartezeiten an den Liften, die (vielen) Leute
auf der Piste und den hohen Aufwand, der mit
Skifahren verbunden ist, lästig. Viele wünschen
sich mehr Action und Unterhaltung, zum Beispiel
bei den Liften. Je älter die Skifahrer, umso störender
werden die Kosten für die Ausrüstung und das
Preis-/ Leistungsverhältnis auf den Hütten empfunden.
Österreichs Kinder und Jugendliche üben im
Durchschnitt 3,4 Sportarten aus; die Top-Sportarten
sind Radfahren und Mountainbiken, Schwimmen,
Skifahren und Snowboarden sowie Fußball.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Beliebtheit
und Häufigkeit von Sport ab. Dem Sport machen
dann „Entspannen/faul sein“ und „Leute kennenlernen“
Konkurrenz.
www.manova.at
Ins Gesicht geschrieben
Clara stammelt während ihrer Referate, Small-Talk fällt ihr schwer.
Ihre Social-Skills sind, gelinde ausgedrückt, unterentwickelt.
Dem kann abgeholfen werden. Am WIFI gibt es maßgeschneiderte
Kurse, um richtiges Präsentieren und Kommunizieren zu erlernen.
Clara, 23, ist gescheit und motiviert. Sie studiert
Physik mit gutem Erfolg, zusätzlich besucht sie am
Abend einen Kurs für Projektmanagement. Ihr
Ziel: später an einer Universität Forschungsprojekte
abzuwickeln, Leute von Forschungsprojekten
zu überzeugen. Clara wird also viel mit Menschen
kommunizieren, sie überzeugen und Teams leiten
müssen.
Doch hier hakt es: Clara ist schüchtern, spricht
leise, ihre Referate und Vorträge sind zwar inhaltlich
korrekt und sorgfältig vorbereitet – aber sie
gewinnt die Aufmerksamkeit ihrer ZuhörerInnen
nicht. Die schlafen fast ein, wenn sie ohne Pepp
und Witz, leise und zögerlich spricht und sich hinter
ihrer Power-Point Präsentation versteckt.
Liebes Tagebuch …
„Reif“ bin ich jetzt nach der Matura. Es bieten
sich ungeahnte Freiheiten auf der Universität.
Doch der Umgang mit ihr will gelernt sein!
Das Semester beginne ich mit dem Vorlesungsverzeichnis
bewaffnet, das durch seinen trügerischen
Namen vermuten lässt, darin seien nur Vorlesungen
aufgelistet. Aber ich werde schnell eines Besseren
belehrt.
UE, PS, KO und SE – welche mysteriösen Begriffe!
Als unerfahrene, angehende Studentin der Germanistik
habe ich Hilfe von der Inskriptionsberatung
bekommen, die mir auch Tipps für einen vernünftigen
Stundenplan gegeben hat. Man hat ja
keine Ahnung, wie viel man sich im Semester
Dem kann abgeholfen werden. Denn Social- und
Präsentations-Skills sind – wie bei Clara – oft nicht
angeboren. Seit Clara nun einmal wöchentlich ein
WIFI-Seminar besucht, tritt sie weitaus sicherer
auf, lernt Menschen für ihre Ziele zu gewinnen,
stammelt nicht mehr vor Publikum. Sie besucht
gerne das Seminar, ihr gefällt die stressfreie Situation
und das Lernen von den anderen in der
Gruppe. Sie spürt die Kompetenz der WIFI-TrainerInnen,
die aus der Praxis kommen und auf ihre
Defizite eingehen. Das Thema Schüchternheit
bewältigen sie so zusammen. Das Erlernte (siehe
Kasten) hat sie ein Stückchen näher an ihr Berufsziel
gebracht. 1
zutrauen kann und sollte, woher denn auch, bis
jetzt wurde der Stundenplan von anderen für
mich zusammengestellt.
Die Reife / Mysteriöse Begriffe / cum tempore
Glücklich darüber, dass ich diese Arbeit jetzt ganz
selbstständig erledigen darf, geht’s ans Basteln.
Hier eine Übung, da ein Konversatorium, vielleicht
noch ein zweites? Nein, da muss man viel lesen,
das ist viel Aufwand, lieber noch zwei Übungen,
die Zeitlücken werden mit Vorlesungen oder Kaffeehausbesuchen
gefüllt. Und dann sollte auch
noch Zeit für Hausaufgaben, Lernstoffbewältigung,
Hobbys und Schlafen bleiben …
Stolz halte ich das Resultat meiner Bastelarbeit in
Händen. So soll also das nächste Semester ablau-
17 sci // career
> sc i
nfo
Claras Erkenntnisse
WIFI-Tipps zu Präsentationsund
Social-Skills
• Wir leben und arbeiten im Zeitalter der flachen
Hierarchien. Wer gut kommuniziert und sozial
interagiert, hat mehr Erfolg.
• Um gut zu präsentieren, müssen die Dinge gut
und prägnant, auf den Punkt gebracht werden,
das überzeugt auch andere.
• Professionelles Auftreten ist ein Must in der
Berufswelt. Dazu gehört die Sprache, dazu
gehört aber auch das richtige Telefonverhalten.
Mehr Infos zu WIFI-Kursen und Seminaren unter
www.wifi.at
fen. Statt Physik und Turnen werde ich etwas über
Sprachwissenschaft, Literaturgeschichte und wissenschaftliches
Arbeiten lernen, das interessiert
mich doch mehr.
Die „Stunden“ sind jetzt „Lehrveranstaltungen“
und finden einmal die Woche statt, und wenn
eine Vorlesung „c.t.“ (cum tempore) ist, heißt das,
dass ich eine (akademische) Viertelstunde später
kommen darf als angegeben.
Ich mag meine neue Freiheit und bin sehr zufrieden
damit, dass ich sie mir selbst einteilen darf …
und das nach einigen Verwirrungen jetzt auch
kann. 1
Valentina
Fotos: Aimée Blaskovic, privat, WIFI Foto: WIFI
sci // career 18
Steineklopfer
GeologInnen arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen:
im Denkmalschutz ebenso wie in der Erdölindustrie oder
Wasserversorgung. Ein Überblick über spannende Berufe
aus der Geologie von Thomas Hofmann*.
Ehrlich gesagt, wer kennt schon einen Geologen
oder gar eine Geologin? Alleine das Wort „Geologie“
erzeugt bei vielen nur ratloses Achselzucken.
Erzählt man, dass sich Geologen mit alten Gesteinen
beschäftigen, denken viele an Archäologen.
Das kommt der Sache schon näher, ist aber noch
nicht ganz richtig. Geologen beschäftigen sich
mit Gesteinen, die viele Jahrmillionen, ja sogar
Milliarden Jahre alt sind.
Damit ist die Geologie
in aller Kürze und Vielfältigkeit
beschrieben.
Und wer braucht das?
Jeder und jede – nur
die wenigsten wissen
es. Denn der ganze Alltag
besteht aus Geologie! Häuser, Autos, ja selbst
Handys und Zahnpasta beinhalten mineralische
Rohstoffe oder Erdölprodukte - wenn auch in feinster
und veredelter Form.
Geologen sind heute weniger Altertumsforscher
als vielmehr Zukunftsforscher. Sie sichern und
erforschen heute jene Rohstoffe, die nicht nachwachsen,
und nur in begrenzter Menge vorhanden
sind, für morgige Generationen.
Manchmal werden Geologen auch als „Steineklopfer“
bezeichnet, was ja wiederum stimmt. Ein
gezielter Hammerschlag ist immer der erste
Schritt, um Gesteine zu beurteilen. Geologen, die
deutsche Übersetzung wäre: Erdwissenschaftler,
sind – vergleicht man sie mit anderen Berufen –
eine Minderheit. Geologen sind fast immer Spezialisten,
und so lassen sich die Erdwissenschaften
in viele verschiedene Fachdisziplinen unterteilen.
Häuser, Autos, ja selbst Handys
und Zahnpasta beinhalten mineralische
Rohstoffe oder Erdölprodukte
– wenn auch in feinster und
veredelter Form.
Da gibt es die Mineralogie, die Kristallographie,
die Petrologie, die Paläontologie, die Ingenieurgeologie,
die Geochemie, die Geophysik, die Hydrogeologie,
die Erdölgeologie, die Rohstoffgeologie
u.v.m.
Die Berufsbilder sind noch um etliches bunter als
die Fachrichtungen. Das Um und Auf des Berufes
ist die „Geländearbeit“,
wie der Außendienst im
Geologenjargon
genannt wird, das Inspizieren
der Gesteine in
der Natur selbst. So
gehören Exkursionen
und Geländepraktika
zum fixen Bestandteil des Studiums. Wer meint,
dass man sich hier lange um Studienplätze anstellen
muss, irrt. Es sind in der Regel nur eine Handvoll
junger Leute, die sich Jahr für Jahr für ein Studium
entschließen. Diese kleinen Gruppen
wachsen auf der Uni rasch zusammen. Schnell
und unkompliziert ist auch der Kontakt zu den
Lehrenden aufgebaut.
Der Studienweg sieht zunächst ein Bakkalaureatsund
Magisterstudium vor, wer noch weiter will,
kann noch eine Doktorarbeit schreiben und darf
sich dann Dr. rer. nat. nennen.
Der Alltag spielt sich im In- oder auch im Ausland
in der Erdölindustrie, in Ingenieurbüros, bei Großbaufirmen,
im Kraftwerksbau, im Bahnbau, im
Hoch- und Tiefbau, bei der Wasserversorgung ab.
Vielfach arbeiten GeologInnen auch in Ämtern,
Behörden, im Bundes- und Landesdienst. Selbst-
> sc i nfo
Geologie vermitteln
„Geologie ist alles“ – unter dieses Motto stellte die
Geologische Bundesanstalt (GBA) und das Österreichische
Nationalkomitee für Geowissenschaften
ihre jüngst gestartete Kampagne pünktlich zum
Auftakt des von den Vereinten Nationen ausgerufenen
„Internationalen Jahrs des Planeten Erde
2008“. Ziel der Kampagne: Geologische Wissen an
die breite Öffentlichkeit zu vermitteln. Mehr unter
www.geologie-ist-alles.at
verständlich können Geologen auch in der Mineral-Rohstoffindustrie,
im Bergbau, in der Forschung
und Lehre an Universitäten bis hin zur
Denkmalpflege eingesetzt werden. Da wie dort
bilden Geländekenntnisse und die Arbeit am PC
wichtige Voraussetzungen. 1
*Thomas Hofman ist Mitarbeiter an der Geologischen
Bundesanstalt.
Studienwahl,
nicht Qual!
Manche finden einen Job, andere fühlen
sich nicht wohl auf der Uni: Jeder Zweite
bricht in Österreich das Studium ab: Warum
es dazu kommt und wo man sich vorher
informieren kann.
Eine Umfrage von Mark Hammer
Die Hälfte der Studierenden bricht in Österreich
das Studium ab. Oft bleibt die Wahl des Studiums
bei der Fülle des Angebots dem Zufall überlassen.
Viele wählen ein Studium deshalb, weil sie jemanden
kennen, der es auch studiert oder der beste
Schulfreund / die beste Freundin das gleiche Fach
gewählt hat. Wir stellen einige StudienabbrecherInnen
vor und zeigen, wie man schon vor Beginn
des Studiums herausfinden kann, welches Studium
das richtige für einen ist.
Die Abbruchgründe:
Manuel, 27
Nebenjob
Wie für die meisten StudienabbrecherInnen war
auch für Manuel die Arbeit der Grund, das Studium
abzubrechen. Er arbeitet als Programmierer
und Netzwerktechniker und wollte nebenbei
einen Abschluss in Informatik erreichen. Weil aus
Zeitgründen das Studium mit der Arbeit nicht
mehr vereinbar war, brach er das Studium ab.
Durch das häufige Versäumen von Lehrveranstaltungen
fehlte ihm auch der Kontakt zu anderen
Studierenden.
Bettina, 23
Motivation
Weil sie nicht genau wusste, was sie studieren
wollte, entschied sich Bettina für Betriebswirtschaft.
Das verbessere schließlich die Jobchancen
und auch ihre Eltern hätten ihr dazu geraten. Das
Studium machte ihr jedoch keine Freude, irgendwann
fand Bettina eine Anstellung in einem Reisebüro.
Aus war es mit dem Studium!
Tanja, 21
Distanz zur Universität
Die ehemalige Geschichtestudentin fühlte sich an
der Uni nie richtig wohl. Der Massenbetrieb an
der Uni und die Distanz zu den Lehrenden
erschwerten das Lernen. Schon bald entschied
sich Tanja zu einer Ausbildung in einem
Sozialberuf.
> sc i nfo
Studienberatungen im Internet:
Student Point der Universität Wien:
http://studentpoint.univie.ac.at
Psychologische Studierendenberatung:
www.studentenberatung.at
Österreichische HochschülerInneschaft:
www.oeh.ac.at/studieren
19 sci // career
Der Massenbetrieb an der Uni und die Distanz zu
den Lehrenden erschwerten Tanja das Lernen.
Aus war es mit dem Studium!
Paul, 22
Theorielastigkeit
Schreiben hat ihn schon immer interessiert. Daher
schien das Publizistikstudium nahe liegend. Doch
die viele Theorie im Lehrplan war abschreckend.
Kurse zu Medien-, und Kommunikationstheorien,
oje! Derzeit arbeitet Paul als Kellner, schreibt für
ein Musikmagazin und sucht noch nach einer passenden
Ausbildung.
Petra, 24
Andere Ausbildung
Schon bald nach dem Beginn eines Jus-Studiums
entschied sich Petra für einen Universitätslehrgang
in Werbung und Verkauf. Die kürzere Ausbildungsdauer
war einer der wesentlichen Gründe
für sie, der Universität den Rücken zu kehren.
Fotos: www.photocase.com Yvonnes_photos, Piotr Lipiarski
Spiel mit und gewinne …
20
Wer ist dieser Mann ?
Die einen sind hart, die anderen weich. Die einen erklären, die anderen verstehen.
Wovon ist die Rede? Vom Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften.
Zwischen Physikern, Chemikern und Ingenieuren einerseits
und Historikern und Literaten andererseits habe sich eine unüberbrückbare
Kluft entwickelt, behauptete unser Held vor knapp 50 Jahren in einer Rede,
die ihn schnell berühmt machte. Er prägte dabei ein Schlagwort, das heute
noch in aller Munde ist (auf Englisch immerhin mehr als 500.000 Google-Einträge).
Und das wir deshalb nicht nennen werden, da es sonst zu einfach
wäre.
Unser Held wusste, wovon er sprach, denn er war einer der wenigen, der sich
noch zwischen den beiden Kulturen hin und her bewegte. Er hatte Physik an
einer angesehenen Universität studiert, dann aber Karriere als Romanschriftsteller
gemacht und auch in der Politik eine respektable Laufbahn in der
zweiten Reihe absolviert.
Wie er aus zahlreichen Gesprächen mit Naturwissenschaftlern und Technikern
wusste, hielten diese ganz einfach zu lesende Schriftsteller bereits für
sehr schwierig, wenn sie überhaupt Romane lasen. Sprach er mit Menschen
aus intellektuellen Zirkeln, beklagten diese die völlige Unbelesenheit vieler
Naturwissenschaftler. Dann fragte unser Held zurück: Ob sie ihm das zweite
Gesetz der Thermodynamik erklären könnten? Seine Gesprächspartner zuckten
die Schultern. Es war ihnen nicht einmal peinlich, nichts über Entropie zu
wissen. Unser Held war entsetzt. Für ihn war das so, als ob man Shakespeare
nicht kenne. Er verkniff sich die Frage, ob sie die Begriffe Masse oder
Beschleunigung definieren könnten. Aus Angst, sie wüssten auch das nicht:
Denn für einen Naturwissenschaftler sei das ungefähr so, als ob man nicht
lesen könne. Kurzum: diese hoch gebildeten Menschen wussten von Naturwissenschaft
ungefähr so viel wie unsere Vorfahren aus der Steinzeit.
Die Ursache für dieses Auseinanderdriften sah er in der zunehmenden Spezialisierung
der einzelnen Disziplinen. Wie aber kann man die Probleme der
Welt lösen, wenn die Gesellschaft in zwei Kulturen zerfällt, die nichts voneinander
wissen und sich nichts zu sagen haben, fragte er sich ratlos. Die Antwort
steht bis heute aus.
Wer war’s?
Ein Mail mit deinem Namen und deiner Anschrift und mit den richtigen
Antworten an win@sciq.at genügt.
Oder eine Postkarte mit deiner Mail-Adresse an:
Redaktion scIQ, Zirkusgasse 27/16, 1020 Wien.
Einsendeschluss ist der 15. Jänner 2008!
Von Oliver Hochadel *
>>
und gewinne
Tickets für
„Der goldene Kompass“
Die Antwort auf die Frage
in scIQ 5/07 war natürlich
Margaret Mead (1901–1978)
scIQ gratuliert den GewinnerInnen !
* Der Autor ist freier Wissenschaftsjournalist und Wissenschaftshistoriker.
„Der Autor Philipp Pullman entwickelt eine ganz
interessante Welt. Die Geschichte der kleinen Lyra
ist eine Mischung aus Fantasy und Physik.
Grundlage für den Film ist die Möglichkeit einer
Parallelwelt. Am Ende betritt Lyra eine andere
Welt. Hier bedient sich der Autor der Quantenphysik.
Sie besagt, dass es viele Welten außer der
unsrigen geben kann. Denn ein Quantenteilchen
kann etwas, was wir nicht können: es kann hier
und dort gleichzeitig sein, an zwei verschiedenen
Orten. Das widerspricht sich aber mit unserer Alltagserfahrung.
Oder wie es der österreichische
Physiker Schrödinger veranschaulichte: eine
Quanten-Katze kann in einer Welt leben, in der
anderen aber tot sein. Und so spaltet sich die Welt
immer wieder in Parallelwelten auf.
Klar ist auch, dass wir nicht wie Lyra von der einen
Welt in die andere spazieren könnten. Höchstens
in den so genannten Wurmlöchern, die das Universum
bevölkern könnten. Nur sind wir noch
nicht soweit, in den riesigen Weiten des Universums
herumzureisen. Wir wissen auch nicht, wie
Wurmlöcher beschaffen sein könnten. Sie könnten
aber ein Tor zu einer anderen Welt sein.
Eine andere Theorie, die Super-Symmetrie, besagt,
dass es zu jedem bekannten Teilchen einen
Super-Partner gibt, der sich dadurch unterschei-
21
det, dass er viel schwerer ist. Auch diese Theorie
deutet auf eine Parallelwelt hin. Konkret kann dies
nun mit dem Teilchenbeschleuniger LHC (Large
Hadron Collider) im Forschungslabor CERN in
Genf überprüft werden, der schon 2008 in Betrieb
geht. Diese mögliche Parallelwelt wäre allerdings
nur ein anderer Materiezustand. Als Welt in unserem
Sinne ist sie nicht zu denken.
Ob sich der Autor mit der Materie auskennt? Aus
der realen Wissenschaft werden ähnlich wie in
Raumschiff Enterprise nur die Fachwörter verwen-
det (z.B. Elementarteilchen), ohne sie näher zu
erklären. Das ist auch gut so. Er hört rechtzeitig
auf, bevor er Blödsinn schreibt!“ 1
sci // tec
Unter der Lupe: Der Goldene Kompass
Physikerin Beatrix Hiesmayr darüber, ob Buchautor Philip Pullman
wirklich Bescheid weiß über Quantenphysik, Parallelwelten und
Wurmlöcher – oder nur so tut.
> sc i nfo
Zur Person
Beatrix Hiesmayr, 32, ist Physikerin an der
Fakultät für Physik an der Uni Wien.
> sc i nfo
Der goldene Kompass
(His Dark Materials: The Golden Compass)
USA, 2007, Regie Chris Weitz, basierend auf
den Romanen von Philip Pullman
Mit Daniel Craig, Nicole Kidman, Eva Green
u.a.
Kinostart: 7.12.
Foto: Warner Bros.
22
Science-News...Science-News...Science-News...Science-News...Science-News...
Comic: Ioana Cornea Fotos: Ars Electronica/ Verena Blöchl
Goldene Nica für kreative Köpfe
Österreichs größter Computerwettbewerb „u19 –
freestyle computing“ lädt alle unter 19-Jährigen
ein, mit ihren Websites, Sounds, Grafiken, Animationen,
Podcasts etc. im Rennen um die Goldene
Nica 2008 an den Start zu gehen. Mitmachen
können alle, die einen festen Wohnsitz in Österreich
haben und am 7. März 2008 nicht älter als
19 Jahre alt sind.
Projekt und Anmeldeformular können auf
www.u19.at online eingereicht werden oder
per Post an die Ars Electronica Linz GmbH,
Hauptstraße 2–4, 4040 Linz, Kennwort „u19“
geschickt werden. Einsendeschluss ist der
7. März 2008.
Zusammen kreativ werken!
Das „Europäische Jahr des interkulturellen Dialogs“
steht vor der Tür. So lautet denn auch das
Thema des Wettbewerbs von Projekt Europa „sich
auseinandersetzen – sich zusammensetzen. interkultureller
dialog“. Ob allein oder als Schulklasse,
ob in Form von Bild, Skulptur, Comic, Storyboard,
Spiel, Musik oder Zeichentrickanimation: Es soll
kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt dargestellt
werden. Landes- und Bundessieger teilen sich
Sach- und Geldpreise im Gesamtwert von 24.000,-
Euro.
Anmeldung bis: 31. März 2008
Koordinator: KulturKontakt Austria
Mehr Infos: http://www.projekt-europa.at/
Jungendliche MigrantInnen
Im Rahmen der Vortragsreihe Am Puls berichtet
der Forscher RADOSTIN KALOIANOV über die
Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
in Österreich. Er erzählt aus persönlicher
Erfahrung, wie sich deren Integration von jener
erwachsener MigrantInnen unterscheidet. Dabei
schildert er aktuelle Bedingungen und Probleme,
mit denen jugendliche MigrantInnen im Alltag
konfrontiert sind. Außerdem spricht RAINER
MÜNZ über Migrationsbewegungen in Europa &
Österreich aus Sicht der Forschung.
Mittwoch, 12. Dezember 2007, 18.30 Uhr
Haus der Forschung, Sensengasse 1
1090 Wien
update [y]our future
Oberösterreicher aufgepasst: Hast du oder habt
ihr eine zündende Idee, wie möglichst viele Leute
für eine aktive Nutzung des Breitband-Internets
gewonnen werden könnten? Was soll sich in deiner
oder eurer Heimatgemeinde ändern? Wenn
ihr zwischen 12 und 26 Jahre alt seid, könnt ihr
mitmachen: Das Jugendreferat Oberösterreichs
unterstützt gemeinsam mit der OÖ. Technologieund
Marketinggesellschaft und education highway
junge Leute mit ihren Zukunftsideen unter
dem Motto „update [y]our future“.
Einsendeschluss: 31. Dezember
Internet: http://www.ooe-jugend.at/update
Beruflich schneller vorankommen?
Jetzt will ich’s wissen!
Mit WIFI zum Erfolg. Laufen Sie Ihrer Karriere nicht länger hinterher, sondern starten
Sie lieber berufl ich voll durch. Die Nr. 1 bei Aus- und Weiterbildung hilft Ihnen dabei,
Ihre Ziele schneller zu erreichen. Informationen und gratis Kursbuch unter www.wifi .at