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4 - Kulturnews

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Februar 2011 // Nr. 244 // kulturnews.de<br />

musik //<br />

Adele<br />

Prinz Pi<br />

Azure Ray<br />

Joan As<br />

Police Woman<br />

Cæcilie Norby<br />

Stefan Dettl<br />

Sara Bareilles<br />

Robin McKelle<br />

buch //<br />

„Nachrichten<br />

aus der Luft“<br />

von Nora Gomringer<br />

Ungeplant ins Glück<br />

Johannes<br />

Oerding<br />

40 Seiten magazin // platten // bücher // kino // dvds // tourtipps // citymag


"Humanology" -<br />

Tour 2011<br />

02.04.11 Oldenburg<br />

03.04.11 Berlin<br />

04.04.11Nürnberg<br />

06.04.11A-Wien<br />

07.04.11Stuttgart<br />

08.04.11Hannover<br />

Tour 2011<br />

“The Silver Lining” Tour 2011<br />

07.05.11 Bonn<br />

08.05.11 Aschaffenburg<br />

10.05.11 Bochum<br />

10.02.11Hamburg<br />

11.02.11Köln<br />

03.03.11Reutlingen<br />

04.03.11Trier<br />

"Reason to Believe" Tour 2011<br />

Special guest: Shawn Kellerman<br />

28.01.11Koblenz<br />

29.01.11Idstein<br />

30.01.11Freiburg<br />

10.02.11Augsburg<br />

15.02.11Tübingen<br />

16.02.11Nürnberg<br />

15.04.11Köln<br />

17.04.11Darmstadt<br />

18.04.11Mannheim<br />

19.04.11München<br />

20.04.11Freiburg<br />

Neues Album "Humanology"<br />

(BHM/ZYX)<br />

17.04.11Hamburg<br />

19.04.11Leipzig<br />

20.04.11 Köln<br />

Aktuelles Album "Este Mundo"<br />

(Cumbancha / Exil Musik)<br />

"Son Maldito" Tour 2011<br />

18.03.11Erlangen<br />

05.05.11Leipzig<br />

06.05.11Wilhelmshaven<br />

Aktuelles Album "Son Maldito" (GLM)<br />

13.05.11 Karlsruhe<br />

14.05.11 Bad Segeberg<br />

Aktuelles Album<br />

"Five by Five"<br />

(Hooters Music / NEO)<br />

17.02.11Plauen<br />

18.02.11Affalter<br />

19.02.11Berlin<br />

20.02.11Schwerin<br />

21.02.11Hamburg<br />

22.02.11Kiel<br />

“In Love” Tour 2011<br />

29.03.11 Recklinghausen<br />

30.03.11 LUX - Ettelbruck<br />

01.04.11 Erlangen<br />

02.04.11 Ludwigsburg<br />

03.04.11 Bremen<br />

05.04.11 Bielefeld<br />

15.03.11Aurich<br />

16.03.11Recklinghausen<br />

18.03.11Sehnde<br />

19.03.11Köln<br />

21.03.11Aschaffenburg<br />

22.03.11München<br />

Tickets gibt es hier:<br />

www.eventim.de<br />

01805-570 060<br />

(0,14 €/Min., Mobilfunkpreise max. 0,42 € /Min.)<br />

06.04.11 Münster<br />

07.04.11 Karlsruhe<br />

09.04.11 CH - Disentis<br />

10.04.11 Memmingen<br />

11.04.11 Krefeld<br />

12.04.11 Lüneburg<br />

Aktuelles Album<br />

“In Love”<br />

(Universal / Polydor)<br />

"Grovigli" Tour 2011<br />

21.02.11 Mainz<br />

22.02.11 München<br />

23.02.11 Berlin<br />

24.02.11 Hamburg<br />

25.02.11 Köln<br />

Aktuelles Album "Grovigli"<br />

(Sugar Music / Universal)<br />

RON<br />

SEXSMITH<br />

Live 2011<br />

27.04.11 Berlin<br />

03.05.11 Köln<br />

Neues Album<br />

"Long Player Late Bloomer”<br />

(Cooking Vinyl)<br />

"Catching Rays on<br />

Giant" Tour 2011<br />

Aktuelles Album “Catching Rays<br />

On Giant” (Universal)<br />

24.03.11Erfurt<br />

25.03.11Gießen<br />

27.03.11Halle/Saale<br />

28.03.11Duisburg<br />

30.03.11Hamburg<br />

31.03.11Berlin<br />

"Nah dran" Tour 2010<br />

20.03.11 Saarbrücken<br />

21.03.11 Worms<br />

22.03.11 Recklinghausen<br />

24.03.11 Potsdam<br />

25.03.11 Osnabrück<br />

26.03.11 Wuppertal<br />

28.03.11 Halle/Saale<br />

29.03.11 Lichtenfels<br />

30.03.11 Dresden<br />

02.04.11 Kempten<br />

03.04.11 Karlsruhe<br />

05.04.11 CH - Pratteln<br />

06.04.11 CH - Solothurn<br />

07.04.11 Ludwigsburg<br />

10.04.11 Nürnberg<br />

11.04.11 A - Salzburg<br />

13.04.11 A - Wien<br />

14.04.11 Passau<br />

15.04.11 A - Graz<br />

"Deaf Word Paradise" Tour 2011<br />

supported by John Watts & the Zedheads<br />

12.04.11Hannover<br />

13.04.11Freiburg<br />

14.04.11Karlsruhe<br />

Aktuelles Album “Nahaufnahme”<br />

(Universal)<br />

On Tour im März / April 2011<br />

Alle Tourdaten unter<br />

www.assconcerts.com<br />

Aktuelles Album<br />

"The Jimmy Bowskill Band - Live''<br />

(Ruf Records)<br />

17.04.11 Köln<br />

19.04.11 Hamburg<br />

20.04.11 Berlin


Tickets, News und das komplette Kinoprogramm: www.kulturnews.de<br />

musik //<br />

6 Johannes Oerding<br />

Ungeplant ins Glück<br />

8 Adele<br />

Mit voller Wucht<br />

10 Prinz Pi<br />

Rebell der Mittelklasse<br />

12 Joan As Police Woman<br />

Glücklich klug<br />

13 Stefan Dettl<br />

Lustvoll logisch<br />

14 Karel Gott<br />

Lebenslänglich<br />

15 Azure Ray<br />

Kein verflixtes Jahr<br />

16 Sara Bareilles<br />

Die Härte nach dem Hit<br />

18 Robin McKelle<br />

Im Rausch der Gefühle<br />

19 Cæcilie Norby<br />

Mit Absicht angeeckt<br />

news //<br />

4 Philip Koch<br />

Wim Wenders<br />

Marc-Uwe Kling<br />

Girl Talk<br />

Bela B.<br />

aktion //<br />

60 „Hot & New Country Music“:<br />

10 Sampler<br />

82 „Starbucks“:<br />

10 Tumbler<br />

71 Abo<br />

Foto: Beggars Banquet<br />

kulturnews 2/11 // inhalt 3<br />

Foto: Gary Isaacs<br />

live //<br />

20 Auf Tour<br />

Tipps und Interviews<br />

27 citymag<br />

Programm-Magazin Tipps und Termine<br />

platten //<br />

59–69 Pop, Rock + Dance<br />

Adele<br />

Amos Lee<br />

Anna Depenbusch<br />

Central Park<br />

Feist<br />

… und viele andere mehr<br />

Jazz + Classics<br />

Brad Mehldau<br />

bücher //<br />

70–73 Nora Gomringer:<br />

Kitsch mit Stil<br />

kino //<br />

Goran Petrovic<br />

Helene Tursten<br />

Katharina Hartwell<br />

74–77 „The King’s Speech“:<br />

Vom Stottern und vom Stolz<br />

„True Grit“<br />

„Another Year“<br />

„Hereafter – Das Leben danach“<br />

„I killed my Mother“<br />

dvds //<br />

78–81 „Kleine Wunder in Athen“<br />

„Exit through the Gift Shop“<br />

„Road Train“<br />

„Wall Street: Geld schläft nie“<br />

82 Impressum<br />

Foto: Thatcher Keats<br />

Das brandneue Studioalbum<br />

» Die Gunst der Stunde «<br />

ab 21. Januar erhältlich bei<br />

30 jähriges<br />

Bühnenjubiläum<br />

DIE GUNST DER<br />

STUNDE TOUR 2011<br />

Tag Termin Stadt Venue<br />

Sa. 19.03. Leipzig Haus Auensee<br />

Di. 22.03. Zwickau Ballhaus<br />

Mi. 23.03. Erfurt Stadtgarten<br />

Do. 24.03. Bochum Zeche<br />

Fr. 25.03. Köln Gloria<br />

So. 27.03. Cottbus Stadthalle<br />

Mo. 28.03. Dresden Alter Schlachthof<br />

Mi. 30.03. Rostock Sth./kleiner Saal<br />

Do. 31.03. Berlin Kesselhaus<br />

Fr. 01.04. Magdeburg Altes Theater<br />

Sa. 02.04. Wernesgrün Brauereihof<br />

Di. 05.04. Nürnberg HIRSCH<br />

Do. 07.04. Hannover Capitol<br />

Fr. 08.04. Bremen Aladin<br />

Di. 12.04. Osnabrück Rosenhof<br />

Mi. 13.04. Hamburg Große Freiheit<br />

Jetzt Tournee Tickets sichern!<br />

www.mawi-concert.de<br />

oder telefonisch unter<br />

0341 / 484000


4 news //<br />

Foto: movienet film/Wolfgang Heinz<br />

Bausch und Bogen<br />

„Wenn jemand das nicht<br />

sehen will, sagt das<br />

weniger aus über den Film<br />

als über denjenigen, der<br />

aus dem Saal geht.“<br />

Regisseur Philip Koch über die Gewaltdarstellung in<br />

seinem Jugendknastdrama „Picco“, Start: 3. 2.<br />

Lange waren sie befreundet:<br />

Wim Wenders und die legendäre<br />

Tanzchoreografin Pina<br />

Bausch. Sie planten sogar einen<br />

gemeinsamen Tanzfilm.<br />

Doch Wenders fand die technischen<br />

Möglickeiten des<br />

Kinos nie reif genug, um<br />

Bauschs Kunst angemessen auf die Leinwand zu bringen. 2007 sah Wenders<br />

dann einen Konzertfilm von U2 in 3D – und wusste: Diese visuelle Technik<br />

schlägt den Bogen zu Pina Bausch. Doch letztes Jahr starb die Choreografin.<br />

Wenders wollte das Projekt zunächst abbrechen, machte aber doch<br />

weiter. Im Februar startet nun „Pina“ in 3D; vorher läuft die Dokumentation<br />

auf der Berlinale (10.–20. 2.) – und Wenders hofft sicher, dass der Film dieselbe<br />

Wirkung auf die Zuschauer hat wie sein erster Besuch eines Bausch-<br />

Stücks 1985. Damals nämlich hat der „Himmel über Berlin“-Regisseur nach<br />

eigenen Worten „hemmungslos drauflosgeflennt“. (vs)<br />

Foto: Neue Road Movies/Donata Wenders<br />

„Weiß der Teufel!“<br />

Wen soll man noch wählen?<br />

Keine Ahnung, sagt der Musiker,<br />

Literat und Poetryslammer<br />

Marc-Uwe Kling – und<br />

kriegt dafür einen Preis.<br />

kulturnews: Herr Kling, Sie<br />

werden in diesem Jahr den<br />

Bayerischen Kabarettpreis erhalten,<br />

Sparte Senkrechtstarter.<br />

Begründung: Sie kritisierten<br />

nicht nur die Konservativen,<br />

sondern vor allem auch<br />

das rot-grüne Establishment …<br />

Marc-Uwe Kling: Dieser Eindruck<br />

entsteht vielleicht dadurch,<br />

dass es mir wichtig ist,<br />

zuerst vor der eigenen Haustür<br />

zu kehren, also mich mit der Partei meiner Eltern und nicht mit der Partei der<br />

ehemaligen Chefs meiner Eltern auseinanderzusetzen. Im Kern betreiben aber<br />

alle Parteien, sobald sie an der Macht sind, die selbe wahnsinnige Politik.<br />

kulturnews: Kommt es öfter zu solchen Missverständnissen?<br />

Kling: Na ja. Viele Menschen scheinen ein Art binäres Weltbild zu haben.<br />

Wenn jemand die SPD kritisiert, dann muss er CDU-Wähler sein!<br />

kulturnews: Sie sehen überall nur „Scheißvereine“, die Grünen sind Opportunisten,<br />

und Josef Ackermann kriegte schon auch mal eine Morddrohung per<br />

Song. Können Sie denn immer nur negativ sein?<br />

Kling: Es gibt ein wunderbares Gedicht von Erich Kästner, wo er darüber berichtet,<br />

dass er immer wieder von Leuten Briefe bekommt, in denen steht:<br />

„Aber Herr Kästner, wo bleibt das Positive?“ Seine Antwort: „Ja, weiß der Teufel,<br />

wo das bleibt!“ Interview: Jürgen Wittner<br />

Die CD „Marc-Uwe Kling & Die Gesellschaft“ mit neu eingespielten Songs aus Klings Bühnenprogrammen<br />

ist eben erschienen. Auf Tour ist Kling derzeit mit den Programmen<br />

„Das Känguru-Manifest“ und „Mein Leben“ sowie mit der Gruppe Die Lesedüne („Über<br />

Wachen und Schlafen“).<br />

VOM REGISSEUR VON<br />

KALENDER GIRLS<br />

SALLY HAWKINS BOB HOSKINS MIRANDA RICHARDSON<br />

WE WANT<br />

SEX<br />

AB 13. JANUAR IM KINO!<br />

WWW.WEWANTSEX-DERFILM.DE


Diebische Freude<br />

Was Gregg Gillis alias Girl Talk tut, hat enorme<br />

Sprengkraft – aber nichts explodiert.<br />

Sein neues Album „All Day“<br />

(kostenloser Download unter http://<br />

illegal-art.net/allday/) hat der<br />

28-jährige Pittsburgher nämlich<br />

aus Bruchstücken von 372 bekannten<br />

Songs zusammengebastelt,<br />

doch die von Gillis<br />

beklaute Musikindustrie<br />

ignoriert den<br />

begnadeten Bastler<br />

komplett. Möglicher<br />

Grund: Sie befürchtet<br />

einen Präzedenzfall. Gillis<br />

verlässt sich auf den USamerikanischenRechtsgrundsatz<br />

des „fair<br />

use“, der auch in seinem<br />

Fall gelten dürfte:<br />

Wenn jemand etwas<br />

Neues damit schafft und<br />

kein wirtschaftlicher Schaden<br />

für die Urheber entsteht,<br />

ist Sampeln legal.<br />

Während bei den Branchenjuristen<br />

also noch die Köpfe<br />

rauchen, versorgt Girl Talk mit<br />

diebischer Freude die Netzwelt<br />

mit seiner kostenlosen, virtuos<br />

verschmolzenen Collage – und<br />

das auch noch über eine Website<br />

namens Illegal Art. (mw)<br />

www.nonesuch.com // www.warnermusic.de<br />

Foto: Girl Talk<br />

www.nonesuch.com // www.warnermusic.de<br />

// news 5<br />

Düsseldorfer Glamour<br />

„Zeitgeist und Glamour“ klingt weltstäd–<br />

tisch – und ist doch nur eine Ausstellung,<br />

die ausgerechnet in Düsseldorf stattfindet.<br />

Vom 5. 2. bis 15. 5. zeigt das NRW-Forum<br />

Promi- und Modefotografie der 60er<br />

aus der Sammlung Nicola Erni.<br />

HAM.LITs zweite Runde<br />

Die Autorin Lucy Fricke (36) rettet als Veranstalterin<br />

des Literaturfestivals HAM.LIT<br />

erneut die Ehre Hamburgs. Wenn am 3. 2.<br />

(Uebel & Gefährlich, Terrace Hill) Autoren<br />

wie Markus Berges und Mariana Leky lesen,<br />

dürfte das sogar Besucher aus Berlin<br />

und anderswo anlocken.<br />

Benefiz mit Bela B.<br />

Zum 100. Geburtstag des FC St. Pauli gaben<br />

Fettes Brot, Bela B. u. a. ein Benefizkonzert.<br />

Auch die Erlöse der jetzt erschei–<br />

nenden Doppel-DVD, die das Ereignis do–<br />

kumentiert (Infos: www.fcstpauli100.com),<br />

werden komplett gespendet, und zwar an<br />

die Initiative Fanräume.<br />

� Tagesaktuelle News gibt<br />

es auf kulturnews.de


6 musik // Deutschpop<br />

Johannes Oerding<br />

Ungeplant ins Glück<br />

Sechs Flaschen Bier brauchte Songwriter Johannes Oerding (29),<br />

bis er sich im Fernsehen zu singen traute. Ein gutes Investment,<br />

wie sich jetzt herausstellt.<br />

kulturnews: Johannes, gerade hast du dein zweites Album aufgenommen,<br />

und das fällt im Gegensatz zu deinen Liveauftritten ganz schön leise aus.<br />

Bist du ein vorsichtiger Typ?<br />

Johannes Oerding: Nee, ich bin alles andere. Und leise finde ich das Album<br />

auch nicht gerade – außer vielleicht insofern, dass live schon alles ein bisschen<br />

brettiger arrangiert ist. Bei einer Produktion ist es mir in erster Linie<br />

wichtig, dass der Inhalt gut transportiert wird und die Musik dazu beiträgt,<br />

dass das, was ich sagen will, richtig ankommt. In manchen Momenten ist<br />

mir der Text wichtiger als die Musik. Live will man die Leute aber mitreißen, sie<br />

dazu bringen, mitzusingen. Da braucht man hier und da ein bisschen Druck.<br />

kulturnews: Was bist du denn jetzt, Schmuser oder Rocker?<br />

Oerding: Ein bisschen ist es vielleicht das Ausleben der jeweils anderen Seite.<br />

Aber man kann das, was man live macht, nicht einfach so auf Platte ban-<br />

kulturnews 2/11<br />

nen – und sollte es auch nicht. Ein Studioalbum ist für mich ein Studioalbum,<br />

und das darf dann auch anders klingen. Aber den Livecharakter, den<br />

die Stimme hat, den wollten wir auch auf der Platte haben. Deswegen habe<br />

ich die meisten Lieder in einem Take durchgesungen, und wir haben einfach<br />

alles drauf gelassen, auch wenn mal ein Fehler drin ist oder die Stimme bricht.<br />

kulturnews: Du hast einen ziemlich prominenten Fan: Ina Müller. Was hast du<br />

gedacht, als du – noch relativ unbekannt – in ihre Sendung „Inas Nacht“ eingeladen<br />

wurdest?<br />

Oerding: Ina Müller war mir aus den Zeiten, als sie noch Kabarett gemacht<br />

hat, ein Begriff. Mir war aber nicht klar, was das für eine Sendung war. Bis ich<br />

dann mal recherchiert habe und dachte: Oh Gott …!<br />

kulturnews: Andere denken: Was für ein Glück …<br />

Oerding: Ich war einfach extrem aufgeregt. Ich musste sechs Flaschen Bier<br />

trinken, bevor ich da überhaupt reingehen konnte.<br />

kulturnews: Am nächsten Tag führte deine Single die Downloadcharts an,<br />

und mit der Karriere ging es von da an nur noch nach oben. Hättest du das<br />

erwartet?<br />

Oerding: Dass es so einen Einschlag verursacht, hätte ich nicht gedacht. Am<br />

nächsten Tag haben alle großen Plattenfirmen angerufen und wollten was<br />

von mir. Und dann hat sich ergeben, dass ich nicht nur mit Ina Müller auf<br />

Tour gehen konnte, sondern auch noch mit anderen großen Bands, Ich +<br />

Ich und Simply Red. Es öffnete sich immer eine weitere Tür. Das habe ich<br />

nicht geplant. Ich plane eigentlich eh selten.<br />

kulturnews: Dafür scheinst du das Glück auf deiner Seite zu haben. Bevor du<br />

von Ina Müller eingeladen wurdest, hast du mit Michy Reincke im gleichen<br />

Haus gewohnt. Oder ist das nur ein Gerücht?<br />

Foto: Sony Music


Oerding: Ich habe wirklich im gleichen Haus gewohnt. Das erste Mal getroffen<br />

habe ich ihn aber in der Hochschule für Musik und Theater im Popkurs,<br />

wo ich ein kleines Konzert gespielt habe. Er hat mich gefragt, wer denn die<br />

Songs geschrieben hat, und als ich gesagt habe, „ich“, wollte er meine Nummer.<br />

Am nächsten Morgen gehe ich mit meinem Hund durchs Treppenhaus, und<br />

dann steht da: Michy Reincke. Das sind die Zufälle, die mit dazu beigetragen<br />

haben, dass ich die ersten Gehversuche hier in Hamburg gemacht habe. Diese<br />

Musikbranche, das ist einfach eine Glücksbranche. 50 Prozent mögen harte<br />

Arbeit und Talent sein. Die anderen 50 Prozent sind Glück.<br />

kulturnews: Glück hattest du – aber auch einen richtigen Plan?<br />

Oerding: Einen Plan: ja. Ob der richtig gewesen wäre …? Ich hätte versucht,<br />

so viel wie möglich live zu spielen.<br />

kulturnews: Bist du ein bisschen naiv rangegangen? Immerhin hast du nicht<br />

mal Musikunterricht gehabt.<br />

Oerding: Stimmt, Gitarrespielen, Klavierspielen, Gesangsunterricht: Das habe<br />

ich alles nach ein paar Wochen abgebrochen – und mir dann selber beigebracht.<br />

Ich bin auch nicht der klassische Schüler, der dasitzt und sich was<br />

beibringen lässt. Ich glaube, die Hochschule hätte mir ganz viel meiner Emotion<br />

genommen. Was das Handwerk anbelangt, bin ich sicher ein naiver Musiker.<br />

Aber was mir immer ein gutes Gefühl gegeben hat: dass ich wusste, ich<br />

bin engagiert, ich zeige Initiative. Ich wusste, ich würde immer eine Bühne<br />

finden. Na ja, und ein Umfeld zu haben, von dem man weiß, dass es einen<br />

auffangen würde, Freunde und Familie, die in der Not für einen da wären:<br />

Das hat meinen Entschluss, es als Musiker zu probieren, natürlich auch erleichtert.<br />

Am Anfang geht es ja vor allem darum, dass man irgendwie über<br />

die Runden kommt. Dass im Kühlschrank was zu essen ist.<br />

kulturnews: Apropos Kühlschrank: Du wohnst noch immer in einer WG. Wie<br />

hält dein Mitbewohner es denn mit dir aus, wo du ständig unterwegs bist?<br />

Oerding: Weil mein Mitbewohner meine Videos macht und auch sonst eng<br />

mit mir zusammenarbeitet, sind wir gleichermaßen unterwegs. Er muss mir<br />

also nicht hinterherputzen, wenn ich auf Tour bin. Wenn geputzt wird, dann<br />

machen wir das zusammen. Und wir haben beide eine relativ hohe Hemmschwelle,<br />

was Aufräumen anbelangt …<br />

kulturnews: Bist du ein Aufschieber? Du hast einen Songs namens „Morgen“<br />

darüber gemacht …<br />

Oerding: Total! Der Song ist übrigens auch quasi mit Hilfe meines Mitbewohners<br />

entstanden – oder zumindest aus einer lustigen Geschichte, die ich mit<br />

ihm erlebt habe. Ich habe vor zehn Monaten mit dem Rauchen aufgehört,<br />

und man sollte ja meinen, das wird mit der Zeit einfacher. Aber im Gegenteil:<br />

Ich verschmachte jeden Tag mehr. Und eines Abends saß ich mit ihm auf der<br />

Couch und habe gefragt, wie eigentlich der Tag heißt, an dem man mit dem<br />

Rauchen aufhört, ob es da einen Namen gibt, so eine Art Feiertag. „Nö“, sagt<br />

er da, „keine Ahnung. Morgen?“<br />

Interview: Katharina Behrendsen<br />

Tour 18. 3. Recklinghausen, 19. 3. Münster, 24. 3. Worpswede, 25. 3. Hannover,<br />

27. 3. Kassel, 28. 3. München, 30. 3. Frankfurt, 1. 4. Dresden, 2. 4. Berlin,<br />

5. 4. Geldern, 7. 4. Köln, 8. 4. Düsseldorf, 14. 4. Wilhelmshafen, 15. 4. Kiel,<br />

16. 4. Hamburg, 20. 4. Karlsruhe, 21. 4. Freiburg<br />

Boxer ist seit Ende Januar erhältlich.<br />

Deutschpop // musik 7<br />

kulturnews 2/11<br />

ULRIKE HAAGE<br />

I N : F I N I T U M<br />

“Kein e Ton T bbei ihr i ist i zu viel, e kein k Klang n nur u der d Gewohnheit G o h<br />

geschuldet: g h d die d Welt W t ist ihr Klang, K n viele i Klänge.” n ”<br />

(DIE ZEIT)<br />

952062<br />

TERMINE<br />

20 0 / 001 / 11 Hamburg a u (Schnittke c t AAkademie) d m<br />

02 2 / 002 / 11 Frankfurt a u (Raum a für KKultur) u<br />

25 5 / 002 / 11 Lübeck b k ( (Kolosseum) o s m)<br />

05 5 / 03 0 003 / 11 Berlin (Radialsystem)<br />

a s e<br />

06 6 / 03 0 003 / 11 Hamburg a u (Museum u u d dder der A AArbeit) Arbeit) i<br />

15 5 / 004 / 11 Dortmund u ( (IFFF/domicil) F m )<br />

29 9 / 004 / 11 Bremen e n (Jazzahead a h d /Schlachthof) c c o<br />

01 1 / 0 06 / 11 Bonn (Jazzfest a /KAH) H<br />

www.ulrikehaage.com


8 musik // Soulpop<br />

Adele<br />

Mit voller Wucht<br />

Dass man Liebe nicht kaufen kann, wussten schon die Beatles.<br />

Doch auch die britische Sängerin Adele kann ein Lied davon singen.<br />

Besser gesagt: elf.<br />

Ihr Leben – das gibt Adele Laurie Blue Adkins gerne zu – ist ein Traum. 2,2<br />

Millionen Exemplare hat die 22-Jährige von ihrem Debütalbum „19“ verkauft,<br />

zwei Grammys und einen Brit-Award eingeheimst, bei „Saturday Night Live“ und<br />

dem letzten Album der Raconteurs mitgewirkt und sich ein schickes Apartment<br />

im Londoner Stadtteil Notting Hill gekauft. „Ich teile es mit meiner Mutter“,<br />

lächelt Adele, „aber nur, weil es so verflucht groß ist, dass wir uns darin kaum<br />

begegnen. Und ich habe mir ein Auto gekauft. Gebraucht, aber immerhin.“<br />

Was ihr allerdings fehlt, ist der feste Mann an ihrer Seite. Stattdessen stolpert<br />

sie von einer unglücklichen Beziehung in die nächste. „Ich kann mir das<br />

nicht erklären, auch wenn ich natürlich verschiedene Theorien habe“, sagt<br />

Adele. „Die eine ist, dass ich meine Partner immer mit derart vielen Geschenken<br />

überschütte, dass es zwangsläufig zu Spannungen kommt. Außerdem<br />

bin ich extrem eifersüchtig – und auch sonst nicht gerade einfach.“<br />

In der Tat: Adele ist geballtes Adrenalin. Eine wuchtige, korpulente Frau,<br />

die Kette raucht, wie ein Wasserfall redet und Kraftausdrücke benutzt. Eher<br />

Kumpel als Dame. Und doch: Der Beziehungsfrust ist zugleich der Motor hinter<br />

ihren Songs. Sie kann nur über Herzschmerz und Drama schreiben – wie<br />

auf ihrem zweiten Album „21“, das zwar im sonnigen Kalifornien entstand (Produzent:<br />

Rick Rubin), aber sich doch nur um eine unerquickliche Romanze<br />

dreht. „Es geht um meine erste richtige Beziehung. Und darin war ich der<br />

Schwachpunkt – nämlich diejenige, die sich alles andere als reif und erwachsen<br />

verhalten hat.“ Das analysiert sie in zehn Stücken (und einem Cover<br />

kulturnews 2/11<br />

von The Cures „Lovesong“) aus allen erdenklichen Perspektiven und in unterschiedlichen<br />

Klangfarben. Sei es als verletztes Weibchen, das seinem Schmerz<br />

souligen Freilauf lässt, als kratzbürstige Countrylady oder Bluessängerin, mit<br />

der man sich besser nicht anlegt, weil ihre Antwort eine schallende Ohrfeige<br />

plus „Fuck you!“ ist.<br />

Die erste Single „Rolling in the Deep“ ist ein Ohrwurm mit sehr realem Hintergrund.<br />

„Es geht um den letzten Streit, den ich mit meinem Ex hatte“, erzählt<br />

Adele. „Er sagte zu mir, mein Leben sei ohne ihn total langweilig und einsam<br />

– und ich sei sowieso eine schwache Person, wenn ich es nicht mal schaffte,<br />

unsere Beziehung aufrecht zu erhalten. Dabei habe ich mich mit ihm schon<br />

lange mies gefühlt und kein bisschen wie ich selbst. Mein Herz hat also geradezu<br />

gepumpt, und ich werde wirklich nicht oft wütend. Aber wenn es passiert,<br />

kann ich mein Blut, meine Organe und meinen ganzen Körper spüren. Deshalb<br />

wollte ich einen Song, in dem es heißt: Verpiss dich aus meinem Haus,<br />

du Bastard!“<br />

Und obwohl sie gerade für Nick O’Malley, den Bassisten der Arctic Monkeys,<br />

schwärmt, will sie lieber erst mal eine Männerpause einlegen und sich voll<br />

und ganz ihrer Karriere widmen, die mit „21“ erst richtig Fahrt aufnehmen<br />

dürfte. Aber auch, um die Songs auf der Bühne mit dem nötigen Herzschmerz<br />

zu interpretieren – denn das, sagt sie, klappe nur, „wenn ich mich richtig<br />

scheiße fühle.“ Der kommende Lover soll denn auch im Idealfall gleich zum<br />

Ehemann und Vater ihrer Kinder taugen.<br />

„Mein nächstes Album veröffentliche ich erst nach meiner Scheidung“, tönt<br />

Adele. „Es trägt den Titel ,45’ oder eine andere Zahl, je nachdem, wie alt ich<br />

dann bin. Bis dahin schreibe ich halt Songs für die Spice-Girls-Reunion, Amy<br />

Winehouse und Motörhead. Ich weiß nämlich genau, was die brauchen.“ Sie<br />

lacht markerschütternd. Dann fällt ihr ein, dass Prinz Harry noch Single ist und<br />

man mit ihm bestimmt gut rumalbern kann, trotz der eher steifen Familie.<br />

Das sagt nicht irgendwer, sondern Adele Laurie Blue Adkins. Der Thronfolger<br />

sollte auf der Hut sein.<br />

Marcel Anders<br />

21 ist Ende Januar erschienen.<br />

Foto: Beggars Banquet


88697829332<br />

www.sonymusicclassical.de


10 musik // D-HipHop<br />

Prinz Pi<br />

Rebell der Mittelklasse<br />

Mit dem Berliner Rapper Prinz Pi kommt Stil in den deutschen<br />

HipHop. Pech für jene Möchtegerngangsta, die lange das<br />

Diskursniveau bestimmten: Sie sind jetzt endgültig Geschichte.<br />

kulturnews: Prinz Pi, wodurch ist dir eigentlich 2005 klar geworden, dass<br />

dein Künstlername Prinz Porno einer Weltkarriere im Weg steht …?<br />

Prinz Pi: Durch die Briefe von abgeschreckten Redakteuren, die mein Album<br />

ungehört mit bösen Verweisen zurückgeschickt haben. Ich konnte ihnen aber<br />

nicht verdenken, dass sie dachten, da einen weiteren von diesen sexistischen<br />

Rüpeln aus Berlin vor sich zu haben – was sollten sie auch denken bei<br />

solch einem Namen?<br />

kulturnews: Den Berliner Rapschulen, aus denen du hervorgegangen bist,<br />

ging es vor allem um den Import des US-Gangsta-Gehabes. Auf deinem neuen<br />

Album hingegen geht es vor allem um Liebesbeziehungen. Was wird dieses<br />

ungehörige Thema mit deiner street credibility machen?<br />

Prinz Pi: Ach, so was wie Straßencredibilität war mir immer egal. Und allen<br />

Musikern, die ich selber wertschätze, sicherlich auch. Ob die Beatles oder Bob<br />

Dylan sich um so was geschert haben?<br />

kulturnews: Im Song „Der neue iGod“ verrätst du sogar deinen bürgerlichen<br />

Namen, Friedrich Kautz. Wirkt das nicht entmystifizierend?<br />

Prinz Pi: In Tagen des Internets, wo jeder Fan mit dir über Facebook verbunden<br />

ist, da ist der bürgerliche Name kein Mysterium mehr, das es zu schützen gilt.<br />

kulturnews: Du bezeichnest dich als Begründer des „Dandyrap“. Wie soll das<br />

gehen – die beiden Wörter Dandy und Rap verhalten sich doch wie Wasser<br />

und Öl …<br />

Prinz Pi: Eigentlich nicht – ein Dandy ist ja doch auch nur ein Angeber, der<br />

vor allem aus seinem eigenen Stilbewusstsein schöpft, während der stumpfe<br />

Proll mit seinem Geld oder Statussymbolen angibt. Ich würde übrigens<br />

sagen, Andre 3000 von Outkast ist ein richtiger Dandy, guck dir mal an, wie<br />

kulturnews 2/11<br />

der sich gibt – und das ist einer der wichtigsten Impulsgeber dieser Musikrichtung<br />

im letzten Jahrzehnt. Natürlich ist Angeberei an sich keine schöne<br />

Sache – aber es gehört zur Musik, ab und an auf seine Vorzüge hinzuweisen,<br />

auch wenn das bei mir nicht ganz ernst gemeint ist.<br />

kulturnews: Jedenfalls ist mit deinem Album die prollige Attitüde des deutschen<br />

HipHop wohl endgültig Geschichte, oder? Ich meine: Sogar Sido sitzt<br />

jetzt in Castingjurys!<br />

Prinz Pi: Na ja, diese Castingshows sind doch einer der Fixpunkte im Niedergang<br />

des Niveaus in der Fernsehlandschaft, oder? Da ich selber keinen Fernseher<br />

besitze, kann ich da nur aus Gelegenheitserfahrungen sprechen – aber<br />

das ist doch wirklich sehr lachhaft, was da vonstatten geht. Wie sich die<br />

Leute da von sich aus blamieren und alle das gerne sehen: Das ist doch traurig.<br />

kulturnews: Alle Welt ist auf allen Ebenen am Netzwerken, doch du ziehst dich<br />

aus den Szenen zurück und machst dein eigenes Label, dein eigenes Ding.<br />

Was überwiegt dabei für dich: Risiko oder Chance?<br />

Prinz Pi: Chance. Und ich ziehe mich keineswegs aus dem Netzwerken zurück<br />

– sondern nutze vielmehr die Möglichkeiten des Web 2.0 wie Facebook<br />

und Twitter als Nachfolger von veralteten Marketingmechanismen. Hier entscheidet<br />

nicht das Budget, mit dem man Anzeigen schaltet, sondern das Interesse,<br />

was dein Schaffen in der Community der Benutzer generiert – oder<br />

auch nicht.<br />

kulturnews: Dein neues Album heißt „Rebell ohne Grund“, nach einem James-<br />

Dean-Film. Dean wurde stets inszeniert als Projektionsfläche jugendlicher Sehnsüchte.<br />

Wäre das auch eine Rolle für dich?<br />

Prinz Pi: Definitv, daran ist der Titel angelehnt. Es geht aber auch um Folgendes:<br />

Als Mittelklassekind im noch immer reichen Deutschland, das nie diskriminiert<br />

oder verfolgt wurde, habe ich doch eigentlich keinen Grund, gegen<br />

irgendetwas zu rebellieren. Trotzdem habe ich dieses Bedürfnis seit meiner<br />

Jugend verspürt.<br />

kulturnews: Bis auf wieviele Stellen kennst du eigentlich deine Namensgeberin,<br />

die Kreiszahl Pi, auswendig?<br />

Prinz Pi: 3,14 – und ich weiß, dass am 14. März der Tag dieser Zahl ist. Ich<br />

mag den Kreis als Sinnbild einer Weltanschauung, die in jede Richtung sieht<br />

und eben nicht nur durch die Scheuklappen von zwei bis drei Medien.<br />

Rebell ohne Grund ist seit Ende Januar im Handel.<br />

Foto: Cem Guenes<br />

Interview: Matthias Wagner


K A R S T E N J A H N K E K O N Z E R T D I R E K T I O N G M B H<br />

support: Crocodiles<br />

25.02. Hamburg<br />

03.03. Berlin<br />

09.03. München<br />

21.03. Köln<br />

ELDAR<br />

LIZZ<br />

WRIGHT<br />

17.03. München - Muffathalle<br />

23.03. Mainz - Frankfurter Hof<br />

24.03. Düsseldorf - Savoy Theater<br />

DAVID<br />

RHODES<br />

The Solo-Project of Peter<br />

Gabriel‘s guitarist<br />

06.03. München<br />

07.03. Berlin<br />

08.03. Hamburg<br />

09.03. Köln<br />

10.03. Dresden<br />

THREE STORIES<br />

SOLO PIANO<br />

23.03. München - Allerheiligen-Hofkirche<br />

24.03. Bremen - Glocke, Kleiner Saal<br />

25.03. Berlin UdK - Georg-Neumann-Saal<br />

26.03. Hamburg-Laeiszhalle,KleinerSaal<br />

28.03. Düsseldorf - Theater an der Kö<br />

29.03. Stuttgart-Schloss,WeißerSaal<br />

30.03. Darmstadt - Centralstation<br />

Neues Album: „Three Stories (Solo Piano)“<br />

ab 25.02.2011 im Handel (Sony Classical)<br />

Neues Album im Handel:<br />

Fellowship (Verve/Universal Music)<br />

WOODY ALLEN<br />

& HIS NEW ORLEANS JAZZ BAND<br />

Musical Director: Eddy Davis<br />

29.03.11 München • 31.03.11 Frankfurt • 01.04.11 Köln<br />

www.woodyallenband.com<br />

Ich bin dann mal<br />

SCHLANK LIVE<br />

Die furiose Show zwischen Comedy,<br />

Kabarett und Gesundheitscoaching<br />

Ihr Reiseleiter<br />

im Ernährungsdschungel<br />

17.04 Hannover - Pavillon<br />

18.04. Hamburg - CCH<br />

19.04. Lübeck - MuK<br />

20.04. Bremen - Schlachthof<br />

21.04. Braunschweig - Stadthalle<br />

24.04. Kiel - Kulturforum<br />

26.04. Suhl - CCS<br />

27.04. Ulm - Roxy<br />

28.04. Kempten - Kornhaus<br />

29.04. Mannheim - Capitol<br />

30.04. Offenbach - Capitol<br />

02.05. Bonn - Haus der Springmaus<br />

03.05. München - Das Schloss<br />

04.05. Stuttgart - Theaterhaus<br />

05.05. Mainz - Frankfurter Hof<br />

06.05. Berlin - Postbahnhof<br />

07.05. Erfurt - Das Die<br />

08.05. Dresden - Wechselbad<br />

09.05. Sonneberg - Gesellschaftshaus<br />

11.05. Kaiserslautern - Kammgarn<br />

12.05. Soest - Stadthalle<br />

13.05. Bochum - Bahnhof Langendreer<br />

15.05. Düsseldorf - Savoy Theater<br />

16.05. Köln - Gloria<br />

www.patric-heizmann.de<br />

JOSH T.<br />

PEARSON<br />

04.04. Berlin<br />

05.04. Hamburg<br />

06.04. Köln<br />

07.04. Frankfurt<br />

JOHN<br />

GRANT<br />

07.04. Köln<br />

09.04. Hamburg<br />

10.04. Berlin<br />

12.04. Frankfurt<br />

13.04. Schorndorf<br />

17.06. Berlin - Zitadelle<br />

18.06. Hamburg - Stadtpark<br />

19.06. Mainz - Zitadelle<br />

20.06. Köln - Tanzbrunnen<br />

01.07. Dresden - Junge Garde<br />

02.07. Stuttgart - Jazzopen<br />

TICKETS: 01805-626280* und 040-4132260** www.karsten-jahnke.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.<br />

*(� 0,14/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. � 0,42/Min.) **(Mo – Fr, 9.00 – 18.30 Uhr)


12 musik // Soulpop<br />

Joan As Police Woman<br />

Glücklich klug<br />

Als Joan As Police Woman verwandelt sie jeden Schicksalsschlag<br />

in Songs. Doch jetzt steht Joan Wasser vor einem Dilemma: Ihr<br />

geht es zu gut.<br />

„Ich bin unglaublich müde und weiß gar nicht, ob ich so früh am Tag schon<br />

einen geraden Gedanken zustande bringe“, entschuldigt sich Joan Wasser zwischen<br />

zwei gigantischen Gähnern, um dann aber doch loszupoltern. „Momentan<br />

bin ich auf Interviewtour durch Europa, und überall treffe ich Menschen,<br />

deren Bild von mir ich zerstören muss“, beschwert sie sich mit gespielter<br />

Empörung. Dann lacht sie auf, und zwar so laut, dass es vermutlich auch im<br />

entlegendsten Winkel des Hamburger Luxushotels zu hören ist. „Nichts ist<br />

anstrengender, als wenn du deinen Gesprächspartner freundlich anlächelst,<br />

er aber trotzdem nur die ganze Zeit auf deine Arme schaut, weil er damit<br />

rechnet, dass du dir gleich die Pulsadern aufschneidest.“<br />

Dabei sollte sie nun wirklich nicht überrascht sein, wenn sich die Welt<br />

Joan Wasser als fragil vorstellt. Immerhin sorgte sie zunächst als Sidekick der<br />

momentan wohl größten Dramakings für Aufmerksamkeit: Mit Antony Hegarty<br />

spielte sie als Mitglied der Johnsons dessen Erfolgsalbum „I am a Bird now“<br />

ein, und Rufus Wainwright nahm sie als Gastgeigerin mit auf Tour. Auch als<br />

sie kurz darauf mit Joan As Police Woman ihr eigenes Bandprojekt startete,<br />

setzte sie auf Moll. Und schließlich gibt es auch in ihrer Biografie ein ziemlich<br />

prominentes Drama: 1997 ertrank ihr damaliger Freund, der Musiker Jeff<br />

Buckley, nachdem er wegen einer Wette bei starker Strömung und Schiffsverkehr<br />

komplett bekleidet in den Mississippi gesprungen war.<br />

Da wird es sicher jeden Fan irritieren, wenn sie auf dem dritten JAPW-Album<br />

„The deep Fields“ jetzt wesentlich rockigere und vor allem soulige Töne<br />

anschlägt, um in den Texten uneingeschränkte Menschenliebe zu proklamieren.<br />

„I smile at strangers knowing it’s alright, and when they smile back at me,<br />

kulturnews 2/11<br />

I know we agree that good living requires smiling at strangers“, menschelt sie<br />

etwa im Song „Human Condition“.<br />

„Natürlich zähle ich eher zu den Menschen, die mehrmals täglich im großen<br />

Stil verzweifeln“, sagt die 39-Jährige. Trotzdem betrachtet sie die neue<br />

Glückseligkeit nicht als Quantensprung, sondern als logisches Ergebnis einer<br />

langen Entwicklung. „Schon meiner ersten Platte war eine vage Hoffnung auf<br />

Rettung eingeschrieben“, stellt sie klar, „und auf dem letzten Album ging es<br />

zwar vor allem um den Krebstod meiner Mutter – aber in erster Linie wollte<br />

ich mich mit dem Schicksal aussöhnen und den Schrecken verarbeiten.“<br />

Als Vorbild diente ihr ein Musiker, dessen Wahl überrascht: Stevie Wonder.<br />

Wie er wollte sie von persönlichen Erlebnissen ausgehen, um sie dann als<br />

universellen Optimismus auszuformulieren. Dahinter steht der Gedanke, dass<br />

manchmal nur das eigene Denken für das Glück verantwortlich ist. „Warum<br />

soll ich mir ein angenehmes Hier und Jetzt zerstören, indem ich ängstlich an<br />

die Zukunft denke und mir ständig Stachel ins Fleisch ramme wegen irgendwelcher<br />

Dinge, die ich sowieso nicht beeinflussen kann?“<br />

Die Texte sind ihr nicht leichtgefallen, monatelang hat sie immer wieder<br />

Zeilen gestrichen und umformuliert. „Wenn man optimistisch sein will, klingt<br />

es schnell kitschig, alles wird zum Klischee, und ständig hatte ich Angst,<br />

dumm rüberzukommen“, sagt Wasser. „Auch ich bin halt noch nicht ganz<br />

frei von dem populären Irrtum, Leute nur dann cool zu finden, wenn sie grübeln<br />

und schlecht drauf sind.“ Dabei schaut sie so traurig, als wäre ihr nur<br />

zu bewusst, dass sie ihrer Musik im Gespräch nicht gerecht werden kann.<br />

Was auf dem Album als majestätischer Soulhabitus funktioniert, verkommt<br />

hier nämlich zur Küchentischpsychologie. Das würde auch Wassers Überdrehtheit<br />

erklären, und vielleicht ist selbst ihre Müdigkeit nur vorgeschützt. „Klar“,<br />

prustet sie los, „als glückliche Musikerin bin ich uncool, und das ist nur in<br />

Ordnung, wenn mich das dann wenigstens müde macht!“<br />

Doch da irrt Joan Wasser. „The deep Field“ wäre nicht die wichtigste Hoffnungsbox<br />

fürs Frühjahr, wenn man ihr diese Müdigkeit wirklich anhören würde.<br />

Carsten Schrader<br />

kulturnews präsentiert<br />

Tour 22. 2. Köln, 26. 2. Hamburg, 27. 2. Berlin, 28. 2. Frankfurt<br />

The deep Field ist Ende Januar erschienen.<br />

Foto: Thatcher Keats


Stefan Dettl<br />

Lustvoll<br />

logisch<br />

Stefan Dettl (29) spielt mit LaBrassBanda<br />

Weltmusik, wendet sich solo aber dem<br />

Rock zu. Er hat nur ein Handicap –<br />

und das ist gar keins.<br />

kulturnews: Stefan, dein Werdegang ist recht schillernd:<br />

Eigentlich kommst du ja von der Klassik.<br />

Stefan Dettl: Ganz am Anfang habe ich Blasmusik<br />

gemacht, später in München klassische Trompete<br />

studiert, danach in Linz Barocktrompete. Ich habe<br />

dann ein Praktikum gemacht beim Symphonieorchester<br />

in Nürnberg und hätte auch dort bleiben<br />

können. Vom Studium her hatte ich genau auf so<br />

eine feste Stelle hingearbeitet. Mir war das dann<br />

aber zu wenig Innovation, ich fühlte mich mit 22<br />

zu jung für den Orchesterjob. Also bin ich nach<br />

Grassau zurück und habe dort mit Freunden die<br />

LaBrassBanda gegründet. Mit der Gruppe versuchen<br />

wir, möglichst viele Akzente in unsere Tanzmusik zu<br />

packen. Das ist quasi Weltmusik vom Chiemgau.<br />

kulturnews: Und wie passt dein facettenreiches<br />

Gitarrenrockalbum, auf dem du 50 Jahre Rockgeschichte<br />

zu verwursten scheinst, da hinein?<br />

Dettl: Für mich ergibt in der Musik eins das andere.<br />

Ich gehe auf einem Weg, dessen Abzweigungen<br />

ich so lustvoll wie logisch wähle. Die über-<br />

Gitarrenrock // musik 13<br />

schwänglichen Klänge der Barockmusik haben zu<br />

LaBrassBanda geführt, und jetzt hatte ich eben Bock<br />

auf Gitarre, Bock, auch mit Dialekt zu arbeiten.<br />

kulturnews: Apropos: Alle Nichtoberbayern dürften<br />

dich nur schwer verstehen.<br />

Dettl: Nicht schlimm. Außerhalb Oberbayerns<br />

achten die Leute auf Körpersprache, Musik und<br />

Stimmung. Ich finde es unheimlich schön, Menschen<br />

zu überzeugen, die kein Wort verstehen.<br />

kulturnews: Warst du deshalb mit LaBrassBanda<br />

schon in Sibirien, Simbabwe und Kiel auf Tour?<br />

Dettl: Wir spielen dort, wo man uns will. Eigentlich<br />

hatten wir anfangs gar nicht das dringende<br />

Bedürfnis, in die Welt rauszugehen, aber speziell<br />

die Münchner sind furchtbar arrogant und versnobt.<br />

Dort haben wir erst Auftritte bekommen,<br />

als wir schon in London und Hamburg waren.<br />

kulturnews: Wie kommt denn eine Band vom<br />

Chiemsee an Konzerte in London?<br />

Dettl: Über einen befreundeten Londoner Künstler.<br />

Er meinte, er besorgt uns Konzerte, wenn ich ihm<br />

ein Werk abkaufe. Jetzt habe ich diese Bleistiftzeichnung<br />

in der Küche hängen.<br />

kulturnews: Du singst sehr oft über dein „Dirndl“.<br />

Gemeint ist nicht dein Kleid, oder …?<br />

Dettl: (lacht) Nein, Dirndl ist entweder meine<br />

Tochter oder mein Mädchen. Da ist auch viel Ausgedachtes<br />

in den Texten – denn ein Kind habe ich<br />

noch nicht, und ein Mädchen auch nicht mehr; ist<br />

vor einer Woche abgehauen. Ich bin gerade zu verliebt<br />

in meine Musik, um eine vernünftige Beziehung<br />

führen zu können.<br />

Interview: Steffen Rüth<br />

Rockstar ist Anfang Februar erschienen.<br />

Foto: Gerald von Foris<br />

kulturnews 2/11<br />

CAROLINE<br />

HENDERSON<br />

KEEPER OF THE FLAME<br />

In Dänemark ist die Sängerin Caroline Henderson<br />

bereits ein Star, nun erobert sie Deutschland mit<br />

ihrer großartigen Stimme und präsentiert ein vielschichtiges<br />

Album mit Jazz-Standards (Cole Porter,<br />

Duke Ellington, Nina Simone), Songs von Künstlern<br />

wie Bob Dylan, Tom Waits & PJ Harvey sowie ihre<br />

Eigenkomposition „Evolution“.<br />

KONZERTE:<br />

18.2. OSNABRÜCK Lagerhalle<br />

19.2. KÖLN Altes Pfandhaus<br />

23.2. REGENSBURG Jazzclub<br />

24.2. HEIDELBERG Karlstorbahnhof<br />

26.2. HANNOVER Pavillion<br />

Robin McKelle<br />

Mess around<br />

Robin McKelle bekennt sich mit ihrem neuen Album<br />

zum Rhythm and Blues der 1960er Jahre. Songs von<br />

den Bee Gees, Leonard Cohen, Doc Pomus, Willie<br />

Dixon, den Beatles und vier eigene Songs in knackigen<br />

Arrangements voll Soul, Blues und Jazz bringen die<br />

Hüften zum Schwingen. Mit hochkarätiger Besetzung,<br />

u. a. dem Tenorsaxophonisten Houston Person.<br />

88697735072<br />

88697652182<br />

KONZERTE<br />

4.2. Stuttgart Bix 5.2. Minden Jazzclub<br />

6.2. München Unterfahrt 7.2. Hannover Jazzclub<br />

9.2. Berlin A-Trane 10.2. Kassel Kulturzentrum<br />

Schlachthof<br />

www.sonymusicclassical.de


JIMMY CLIFF<br />

PATRICE<br />

& THE SUPOWERS<br />

BEN L‘ONCLE SOUL<br />

LEE ´SCRATCH´ PERRY<br />

MADCON<br />

MAX ROMEO<br />

SAMY DELUXE<br />

& TSUNAMI BAND<br />

MARTERIA<br />

MUTABARUKA<br />

UND VIELE WEITERE<br />

TWO OPEN AIR STAGES<br />

DANCEHALL ARENA<br />

PROGRAMMINFO UND TICKETS:<br />

★ BAZAR<br />

CHILLOUT ZONE ★ CIRCUS CHANGHIGH<br />

SUMMERJAM.DE<br />

1. - 3. JULI 2011<br />

KÖLN - FÜHLINGER SEE<br />

TURBULENCE<br />

WARRIOR KING<br />

FOR THE EMPRESS<br />

TOUR 2011<br />

So. 27.02. Hamburg ★ Knust<br />

Di. 01.03. Berlin ★ C-Club<br />

Mi. 02.03. Dortmund ★ D. Keuning-Haus<br />

Do. 03.03. München ★ Backstage<br />

Fr. 04.03. Stuttgart ★ Universum<br />

LIVE IN STUTTGART<br />

& SKOOL BAND<br />

DUB INC.<br />

THE CONGOS<br />

KARAMELO SANTO<br />

IRIE RÉVOLTÉS<br />

AYO.<br />

ROOTZ UNDERGROUND<br />

Do. 10.03. Stuttgart ★ Universum<br />

MONO & NIKITAMAN<br />

Fr. 13.05. Stuttgart ★ Zapata<br />

Tickets an allen bekannten VVK-Stellen<br />

Tickethotline 0711 - 238 50 50 sowie unter<br />

www.contour-music.de / www.summerjam.de<br />

Foto: Murat Aslan<br />

14 musik // Schlagerpop<br />

Karel Gott<br />

Lebenslänglich<br />

Mit seinem neuen Album will Schlagerikone Karel<br />

Gott (71) beweisen, dass er mehr kann als „Biene<br />

Maja“. Schließlich hat er sogar schon Las Vegas<br />

aufgemischt.<br />

kulturnews: Herr Gott, die fünf neuen Stücke auf Ihrem<br />

Album sagen viel über Sie aus. Ist „Mit dir bin ich stark“<br />

eine Liebeserklärung an Ihre Frau?<br />

Karel Gott: Na ja, das wäre zu romantisch, wenn ich<br />

sagen würde, das Lied gehört nur meiner Frau. Ich hatte<br />

das Glück, dass ich mich durch den Gesang mehrmals<br />

im Leben verliebt habe. Deshalb hat Karel immer gesagt:<br />

Ich heirate nicht, denn ich brauche das Verliebtsein als<br />

Inspiration.<br />

kulturnews: 2008 haben Sie es aber doch getan.<br />

Gott: Wir waren in Las Vegas, da kamen diese wunderschönen<br />

Erinnerungen an mein Engagement hoch, das<br />

ich dort vor 40 Jahren hatte. Und ich habe zu Ivana gesagt:<br />

Wäre das nicht schön, wenn wir das hier machen, wo<br />

kulturnews 2/11<br />

schon Elvis und Frank Sinatra geheiratet haben? Jedes<br />

Hotel hat dort eine Kapelle, wo du blitzschnell Service<br />

bekommst. Da kann man ein Spinner sein.<br />

kulturnews: Wie bekam man denn 1968 als Tscheche<br />

einen Vertrag in Vegas?<br />

Gott: Ich habe vorgesungen und wurde sofort engagiert.<br />

Erst später begriff ich die Absicht dahinter. Jeden Abend<br />

wurde ich angekündigt mit: „Ladies and Gentlemen, we<br />

proudly present straight from the iron curtain …“ Ich<br />

sagte den Machern nach der Premiere, dass das unschön<br />

klänge – als würde man einen exotischen Affen<br />

ausstellen. Und die antworteten: „Karel, diese Stadt hat<br />

alles – aber du bist der erste Kommunist, der in Vegas<br />

auf der Bühne steht!“ (lacht)<br />

kulturnews: Ihr Publikum soll damals lauter gewesen sein<br />

als das von Tom Jones.<br />

Gott: Das weiß ich nicht. Anstatt Blumen haben die Frauen<br />

ihm immerhin die Hotelschlüssel auf die Bühne geschmissen.<br />

kulturnews: Ist dabei auch einer für Sie abgefallen …?<br />

Gott: Nein, aber ich habe viel gelernt. Und ich musste<br />

mich fragen: Sind die engen Hosen von Tom Jones was<br />

für mich? Wenn ich mit seinen<br />

erotischen Hüftdrehungen<br />

in Deutschland „Doktor<br />

Schiwago“ gesungen hätte,<br />

wäre das vermutlich<br />

schiefgegangen.<br />

kulturnews: Deshalb kennt<br />

man sie heute als Bote guter<br />

Nachrichten …<br />

Gott: Genau. Keine Protestlieder,<br />

keine Kampflieder! (lacht)<br />

kulturnews: Als was möchte Karel Gott in<br />

Erinnerung bleiben?<br />

Gott: Als Sänger, der ehrlich war und deswegen glaubwürdig.<br />

Der kein verlogenes Image präsentierte, indem<br />

er extra rührende Lieder sang. Der das Publikum und die<br />

Musik liebte und sich schon beim Aufstehen auf sein<br />

Konzert am Abend freute – ohne Lampenfieber.<br />

kulturnews: Natürlich sind Sie auch mit dem „Biene Maja“-<br />

Song in den Herzen der Menschen.<br />

Gott: Die Antwort darauf ist dieses Album! Alle sagen<br />

immer: Schau mal, da ist der Sänger von „Biene Maja“<br />

oder dem „Babicka“-Lied oder „Einmal um die ganze Welt“.<br />

Aber nie hat mal jemand auf der Straße gesagt: Das ist<br />

Karel Gott, der singt das wunderschöne Lied „Hinter der<br />

Sonne“.<br />

kulturnews: Deshalb die gleichnamige Platte.<br />

Gott: Genau. Es sind Vinylraritäten, auf die ich stolz bin<br />

– und die mit den Platten, auf denen sie gepresst waren,<br />

verschwanden. Wussten Sie übrigens, dass ich bei meiner<br />

Plattenfirma lebenslänglich habe?<br />

kulturnews: Klingt wie eine Strafe …<br />

Gott: Seit 43 Jahren bin ich schon dabei. Aber für den<br />

Fall, dass sie ein Foto abdrucken in Ihrer Zeitung: Bitte<br />

nehmen Sie ein aktuelles – kein altes mit langen Haaren<br />

und Koteletten!<br />

kulturnews: Wird gemacht, Herr Gott.<br />

Interview: Katja Schwemmers<br />

Hinter der Sonne – Lieder, die ich in meinem Herzen trage<br />

erscheint am 28. Januar.<br />

Foto: Murat Aslan


Azure Ray<br />

Kein<br />

verflixtes Jahr<br />

Nach langer Pause sind Orenda Fink und<br />

Maria Taylor alias Azure Ray zurück – weil<br />

sie endlich keiner mehr für cool hält.<br />

kulturnews: Orenda, in Beziehungen fürchtet man<br />

sich vorm verflixten siebten Jahr. Wollt ihr die mystische<br />

Bedeutung dieser Zahl ad absurdum führen,<br />

wenn ihr jetzt nach sieben Jahren Pause endlich<br />

ein neues Azure-Ray-Album veröffentlicht?<br />

Orenda Fink: Das ist uns erst im Nachhinein aufgefallen,<br />

und wir haben uns dann auch daran<br />

erinnert, dass wir vor langer Zeit mal einen Song<br />

namens „Lucky Sevens“ aufgenommen haben,<br />

der auf irgendeinem Sampler erschienen ist. Geplant<br />

war das natürlich nicht, es hat sich einfach<br />

ergeben. Maria war gerade nach Los Angeles gezogen,<br />

und weil ich mit Rilo Kiley auf Tour gehen<br />

wollte, war ich für die Proben oft in der Stadt. Wir<br />

hatten endlich mal wieder ausgiebig Zeit, zusammen<br />

abzuhängen. Irgendwann kam uns dann der<br />

Gedanke, dass wir es ja vielleicht auch mit der<br />

Musik wieder gemeinsam versuchen könnten.<br />

kulturnews: Viele Fans haben die lange Trennung<br />

nicht verstanden, weil sich eure Soloalben und<br />

auch alle anderen Projekte kaum vom Azure-Ray-<br />

Dreampop // musik 15<br />

Immer wieder Omaha: Maria Taylor und Orenda Fink<br />

Sound unterschieden haben …<br />

Fink: Sollten Fans nicht eher misstrauisch werden,<br />

wenn Musiker sich mit jedem Album neu erfinden?<br />

Uns hat es deshalb auch nicht überrascht,<br />

dass nun ein Album entstanden ist, das auch<br />

schon vor sechs Jahren möglich gewesen wäre.<br />

Vielleicht willst du mich jetzt auch noch fragen,<br />

ob wir Azure Ray nur aus finanziellen Gründen<br />

reaktiviert haben …?<br />

kulturnews: Ich würde eher im Gegenteil vermuten,<br />

dass ihr 2004 keine Lust mehr auf Azure Ray<br />

hattet, weil ihr plötzlich Teil der damals so coolen<br />

Indieszene um das Label Saddle Creek wart …<br />

Fink: Stimmt schon, wenn man in fast jedem Interview<br />

nicht über die eigene Musik, sondern über<br />

die Plattenfirma, das vermeintlich coole Szeneleben<br />

in Omaha und befreundete Bands wie Bright<br />

Eyes spricht, dann ist das nicht gerade ein Motivationsschub.<br />

Trotzdem sind wir immer noch bei<br />

Saddle Creek, und in Omaha leben auch noch viele<br />

Musikerfreunde.<br />

kulturnews: Wir müssen also nicht wieder sieben<br />

Jahre bis zur nächsten Platte warten?<br />

Fink: Gleich nach der Tour soll es noch eine EP<br />

geben, bevor sich Maria dann an eine neue Soloplatte<br />

macht; ich habe auch mehrere Projekte in<br />

Planung. Aber danach kommt wieder eine Azure-<br />

Ray-Platte. Es wird nicht wieder sieben Jahre<br />

dauern, versprochen!<br />

Interview: Carsten Schrader<br />

kulturnews präsentiert<br />

Tour 9. 2. Hamburg, 14. 2. Berlin, 15. 2. Leipzig,<br />

16. 2. Köln, 17. 2. Münster, 18. 2. Erlangen,<br />

19. 2. Frankfurt ,20. 2. München<br />

Drawing down the Moon ist bereits erschienen.<br />

Foto: Gary Isaacs<br />

kulturnews 2/11<br />

Fotot: ass concert<br />

Marla Glen<br />

präsentiert<br />

2. 4. // Oldenburg<br />

Kulturetage<br />

3. 4. // Berlin<br />

C Club<br />

4. 4. // Nürnberg<br />

Hirsch<br />

7. 4. // Stuttgart<br />

Theaterhaus<br />

8. 4. // Hannover<br />

Capitol<br />

15. 4. // Köln<br />

Gloria Theater<br />

17. 4. // Darmstadt<br />

Centralstation<br />

18. 4. // Mannheim<br />

Capitol<br />

19. 4. // München<br />

Muffathalle<br />

20. 4. // Freiburg<br />

Jazzhaus<br />

Tickets und mehr<br />

über Marla Glen<br />

auf kulturnews.de


16 musik // Songwriterpop<br />

Sara Bareilles<br />

Die Härte nach dem Hit<br />

Mit „Love Song“ schrieb sich Sara Bareilles 2008 den Frust über<br />

ihre Plattenfirma von der Seele und landete einen dicken Hit.<br />

Das Leben der 31-jährigen Kalifornierin geriet dadurch schwer<br />

durcheinander – was viel Stoff lieferte fürs zweite Album.<br />

kulturnews: Sara, du hast deinen melodiegetränkten Pianopop jahrelang in<br />

Cafés, Bars und Aulen aufgeführt. Was hat der plötzliche Welterfolg mit dir<br />

angestellt?<br />

Sara Bareilles: „Love Song“ hat mein Leben richtig in Fahrt gebracht. Natürlich<br />

war der Erfolg erst mal ein Segen für mich. Aber dann kam ich nach<br />

über zwei Jahren auf Tour nach Hause und konnte dabei zuschauen, wie ich<br />

wieder in Vergessenheit geriet, jeden Tag ein bisschen mehr. Ebbe und Flut<br />

sind Teil dieses Berufs als Künstlerin; das ist interessant, faszinierend und<br />

manchmal zum Verzweifeln.<br />

kulturnews: Woran bist du denn verzweifelt?<br />

Bareilles: Natürlich an der neuen Platte.<br />

kulturnews: Du sagst, die neuen Lieder zu schreiben, sei so angenehm gewesen<br />

wie Zähneziehen. Bisschen theatralisch, oder?<br />

Bareilles: Findest du? Offensichtlich hast du noch nie vor einem leeren Blatt<br />

gesessen und gedacht: Verdammt, was mache ich hier eigentlich!<br />

kulturnews: Doch. Ist mir aber immer noch lieber als ein Zahnarztbesuch.<br />

Bareilles: Mir nicht. Es war wahnsinnig stressig – auch deshalb, weil ich es<br />

mir total einfach vorgestellt hatte, endlich wieder zu schreiben. Ich hatte<br />

mich nach der langen Tourphase darauf gefreut, in aller Ruhe und mit viel<br />

Zeit im Kämmerchen am Klavier zu sitzen und zu komponieren. Doch dann<br />

kam: Müll. Nur Müll. Ich kriegte richtig Angst, dass mir nie wieder etwas einfallen<br />

würde. Die gute, alte Schreibblockade.<br />

kulturnews: Kannst du sagen, woran das lag?<br />

Bareilles: Ich war unsicher, habe mir Sorgen gemacht, was mit diesem nächsten<br />

Album passieren würde. Und habe immer alle Songentwürfe mit den tol-<br />

kulturnews 2/11<br />

len Erfahrungen verglichen, die ich beim Komponieren des ersten Albums gemacht<br />

hatte. Ich habe die neuen Lieder mit den alten verglichen. Böser Fehler.<br />

kulturnews: Manchmal hilft Ablenkung.<br />

Bareilles: Dachte ich auch. Statt zu schreiben, bin ich jeden Tag am Strand<br />

spazieren gegangen. Ich bin ja umgezogen, lebe jetzt in einem kleinen Häuschen<br />

in Venice bei Los Angeles, direkt am Meer. Ansonsten habe ich ständig<br />

selbst gekocht, das fehlt einem ja, wenn man unterwegs ist, und bin ständig<br />

mit Freunden Kaffee trinken gegangen.<br />

kulturnews: Wie hast du schließlich den Dreh gekriegt?<br />

Bareilles: Indem ich mich gezwungen habe, mich nicht länger selbst unter<br />

Druck zu setzen und endlich mit der Vergleicherei aufzuhören. Und indem ich<br />

mich von dem Glauben befreit habe, dass mir noch einmal so was wie „Love<br />

Song“ gelingen würde. Witzigerweise hat mich meine Plattenfirma dieses Mal<br />

in Ruhe gelassen. Es gab keinen Druck, eine fette Single zu liefern. Das Problem<br />

lag lange bei mir, ich scheute mich, meine neuen Songs dem Label vorzustellen.<br />

Die erste Single „King of anything“ dreht sich um dieses Dilemma. Manchmal<br />

kam eine positive Reaktion, manchmal eine ablehnende. Ich war mal wieder<br />

etwas übersensibel und deswegen beleidigt; so entstand dieser Song. „Uncharted“<br />

wiederum handelt konkret von meiner Furcht, nichts Interessantes<br />

mehr mitzuteilen zu haben. Dieses Kapitel meines Lebens war wirklich Neuland.<br />

kulturnews: Hast du aus Verzweiflung mit Pharrell Williams gearbeitet? Diese<br />

Aufnahmen sind jetzt nicht mal mehr drauf auf dem Album …<br />

Bareilles: Nein, nicht aus Verzweiflung. Ich wollte mich ausprobieren, neue<br />

Sachen testen. Beim ersten Album habe ich mich oft einengen lassen oder<br />

mich selbst eingeengt. Statt immer wieder Nein zu sagen, habe ich jetzt<br />

öfters ein Ja zugelassen. Manches hat funktioniert, anderes nicht.<br />

kulturnews: „Kaleidoscope Heart“ ist in den USA auf Platz eins der Albumcharts<br />

eingestiegen. Waren alle deine Ängste und Panikattacken also unnötig?<br />

Bareilles: Nein, das denke ich nicht. Die Auseinandersetzung mit mir selbst<br />

war wertvoll. Durch die Kämpfe und die Verzweiflung ist das Album ehrlicher<br />

und einfach besser geworden. Ich habe mich deshalb so sehr in meine<br />

Musik verbissen, weil sie mir wichtig ist, weil mir nichts egal ist.<br />

Kaleidoscope Heart erscheint Mitte Februar.<br />

Foto: Mark Fiore<br />

Interview: Steffen Rüth


das album<br />

inkl. „just the way you are“<br />

und „grenade“<br />

ab sofort<br />

LIVE 03.03. Berlin | 07.03. Stuttgart | 17.03. Köln | 18.03. München | 20.03. Hamburg<br />

MEHR INFOS UNTER WWW.BRUNOMARS.COM<br />

www.warnermusic.de | Warner Music Group Central Europe – A Warner Music Group Company


09. 02. 11 Hamburger / Gruenspan<br />

14. 02. 11 Berlin / Comet<br />

15. 02.11 Leipzig / Schaubühne Lindenfels<br />

16. 02. 11 Köln / Gebäude 9<br />

17. 02. 11 Münster / Gleis 22<br />

18. 02. 11 Erlangen / E-Werk<br />

19. 02. 11 Frankfurt / Mousonturm<br />

20. 02. 11 München / Ampere<br />

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EXKLUSIVES DEUTSCHLANDKONZERT!<br />

präsentiert<br />

ELLA ENDLICH<br />

13.04.11 München / Ampere<br />

AUFGRUND<br />

DER GROSSEN<br />

NACHFRAGE IN<br />

GRÖSSERE HALLEN<br />

VERLEGT!<br />

07. 04.11 Düsseldorf / Savoy Theater<br />

09.04.11 Chemnitz / Stadthalle<br />

10. 04.11 Dresden / Kulturpalast<br />

11. 04.11 Berlin / Admiralspalast<br />

12. 04.11 Erfurt / Kaisersaal<br />

WWW.NEULAND-CONCERTS.COM<br />

18 musik // Popjazz<br />

Robin McKelle<br />

Im Rausch<br />

der Gefühle<br />

Eigentlich ist die amerikanische Jazzsängerin<br />

Robin McKelle ziemlich selbstbewusst.<br />

Leonard Cohens Meinung fürchtet sie trotzdem.<br />

kulturnews: Robin, wieso ist Jazz auf deiner jüngsten CD<br />

deutlich in den Hintergrund getreten?<br />

Robin McKelle: Wer „Mess around“ hört, könnte denken:<br />

Krass, die Frau hat sich jetzt neu erfunden. Aber das stimmt<br />

so nicht! Ich bin mit R’n’B, Soul und Blues aufgewachsen.<br />

Darum war es für mich völlig normal, ein Album aufzunehmen,<br />

das sich irgendwo zwischen Ray Charles und<br />

Nina Simone bewegt.<br />

kulturnews: Du hast etliche Popsongs umarrangiert. Was<br />

hat dich an Leonard Cohens „Everybody knows“ gereizt?<br />

McKelle: Vor allem der Text. Dieses Stück passt eigentlich<br />

in keine Schublade. Es ist weder ein waschechtes Liebeslied<br />

noch eine eindeutig politische Nummer, obwohl es<br />

diese Elemente in sich trägt. Zuneigung wird ebenso thematisiert<br />

wie Krieg oder Hass. Im Original kommt dieser<br />

Titel ja düster und getragen daher, während ich ihm einen<br />

Motownsound verpasst habe.<br />

kulturnews: Was hat eigentlich Leonard Cohen dazu gesagt?<br />

McKelle: Bisher nichts. Vermutlich würde er das hassen.<br />

Künstler reagieren meist hypersensibel, wenn man ihr Werk<br />

kulturnews 2/11<br />

verändert. Darum will ich gar nicht wissen, was er denkt.<br />

Es sei denn, er könnte sich doch für meine Version begeistern<br />

…<br />

kulturnews: Mit „Cry me a River“ hast du dich an einen<br />

Klassiker gewagt, den etliche Legenden interpretiert haben.<br />

Hattest du keine Angst, daran zu scheitern?<br />

McKelle: Und wie! Wer will sich schon mit Billie Holiday<br />

oder Dinah Washington messen? Ich musste hart an mir<br />

arbeiten, bis ich eine ganz individuelle Fassung gefunden<br />

habe.<br />

kulturnews: Du kannst auch ein paar Eigenkompositionen<br />

vorweisen. Was steckt hinter „Angel“?<br />

McKelle: Ich habe dieses Lied unmittelbar nach dem 11.<br />

September geschrieben – sozusagen im Rausch der Gefühle.<br />

In mir war dieser Drang, mich ans Klavier zu setzen.<br />

Ich habe einfach drauflos gespielt und hatte nach einer<br />

Stunde das komplette Stück. Es geht da um Hoffnung:<br />

Man sollte nie aufhören, an das Gute zu glauben.<br />

kulturnews: Der Titelsong kommt dagegen vergleichsweise<br />

locker rüber.<br />

McKelle: Ist ja auch nichts dabei, wenn man eine Geschichte<br />

mal mit einem Augenzwinkern erzählt. In diesem Falle<br />

bildet sich ein Mann ein, seine Freundin würde ihn betrügen.<br />

Natürlich zu Unrecht! In Wirklichkeit geht die Frau<br />

gar nicht fremd.<br />

kulturnews: Ein autobiografisches Erlebnis …?<br />

McKelle: Sicher war das kein Neuland für mich. Aber ich<br />

bin ein gutes Mädchen, das seinen Freund niemals hintergehen<br />

würde …<br />

Interview: Dagmar Leischow<br />

Tour 4. 2. Stuttgart, 5. 2. Minden, 6. 2. München,<br />

7. 2. Hannover, 9. 2. Berlin, 10. 2. Kassel<br />

Mess around ist seit Ende Januar erhältlich.<br />

Foto: Lucille Reyboz


Cæcilie Norby<br />

Mit Absicht<br />

angeeckt<br />

Die dänische Jazzsängerin Cæcilie Norby (46)<br />

verbindet Jazz mit Pop und Klassik – und schert<br />

sich dabei wenig um kleingeistige Einwände.<br />

„Als ich ankündigte, ich wollte für mein achtes Album<br />

‚Arabesque‘ zu bekannten klassischen Stücken die Texte<br />

schreiben und sie dann ganz neu interpretieren, hielten<br />

mich viele für verrückt“, erzählt Cæcilie Norby. „Aber ich<br />

sehe nicht ein, dass ich eine hervorragende Pianistin<br />

sein muss, um mich Werken wie Claude Debussys ‚Clair<br />

de Lune‘ nähern zu können.“ Die vielfach preisgekrönte<br />

Musikerin, die schon mit der Jazzband Frontline und dem<br />

erfolgreichen Popjazzduo One Two arbeitete, wandelte<br />

Debussys Werk kurzerhand in „The Tears of Billy Blue“ um<br />

und verpasste ihm einen zeitgemäßen Touch.<br />

„Clair de Lune“ hat sie immer stark an Billy Strayhorns<br />

Jazzstandard „Lush Life“ erinnert. „Ich träumte davon, das<br />

Stück in eine Jazzballade umzuwandeln“, sagt Norby.<br />

„Ich wollte unbedingt eine romantische Geschichte zu dieser<br />

Melodie. Deshalb habe ich diese Frau erfunden, die<br />

nie den Mann bekommt, den sie liebt.“ Norby, die als<br />

Grande Dame der dänischen Jazzszene gilt und wegen<br />

ihres stilübergreifenden Ansatzes von Kolleginnen wie<br />

Vocal Jazz // musik 19<br />

Rebekka Bakken als Vorbild verehrt wird, überließ die<br />

Produktion des Albums ihrem Ehemann, dem Bassisten<br />

und Produzenten Lars Danielsson. Musikalische Unterstützung<br />

fand sie bei Größen wie dem norwegischen Pianisten<br />

Bugge Wesseltoft, der klassischen Pianistin Katrine<br />

Gislinge, dem Gitarristen Ulf Wakenius und dem Trompeter<br />

Palle Mikkelborg.<br />

Für ihre sehr eigene Interpretation von Maurice Ravels<br />

„Pavane für eine tote Prinzessin“ ließ sich die in Kopenhagen<br />

lebende Sängerin mit der facettenreichen Stimme<br />

von der ungewöhnlichen Vita der Künstlermäzenin Winnaretta<br />

de Polignac inspirieren. Die Tochter eines großen<br />

Nähmaschinenfabrikanten hatte mit ihrem geerbten Vermögen<br />

in den 1880er Jahren in ihrem Pariser Salon Künstler<br />

wie Ravel, Strawinski und Satie unterstützt. „Winnaretta<br />

war eine sehr interessante Frau“, erzählt Norby. „Sie<br />

war Lesbe und heiratete einen Homosexuellen, damit beide<br />

in Ruhe ihren Neigungen nachgehen konnten. Ich habe<br />

einen Text geschrieben, der ihre Fragilität und Verletzlichkeit<br />

und ihre melancholische Seite herausbringt.“<br />

Mit einem Song ihres Albums ehrt Cæcilie Norby ih–<br />

ren verstorbenen Vater, den Komponisten Erik Norby.<br />

Aus gutem Grund: Er hatte einst die Musik zu einem<br />

Werk von William Shakespeare geschrieben – und war<br />

damit ebenso angeeckt wie seine Tochter heute.<br />

Arabesque ist Ende Januar erschienen.<br />

Foto: Isak Hoffmeyer<br />

Christiane Rebmann<br />

kulturnews 2/11<br />

Chippendales ® Special 2011<br />

The Ultimate Girls Night Out! ®<br />

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Tony Joe White<br />

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Trans-Siberian Orchestra<br />

Beethoven’s Last Night 2011 Live<br />

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Harlem Globetrotters<br />

4 Times The Fun<br />

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Pam Ann<br />

'You F'Coffee' Tour 2011<br />

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Chippendales ® 2011<br />

Most Wanted 2011<br />

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Yes<br />

Live 2011<br />

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20 live // kulturnews präsentiert<br />

The Airborne Toxic Event<br />

1. 2. // Berlin, White Trash<br />

16. 2. // München, Ampere<br />

3. 2. // Münster, Gleis 22<br />

17. 2. // Köln, Luxor<br />

8. 2. // Berlin, White Trash<br />

22. 2. // Berlin, White Trash<br />

9. 2. // Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

15. 2. // Berlin, White Trash<br />

23. 2. // Frankfurt, Das Bett<br />

Hohe Erwartungen an die Texte der Indierocker<br />

von The Airborne Toxic Event sind durchaus<br />

angebracht. Immerhin schmiss Frontmann<br />

und Sänger Mikel Jollett extra für seine<br />

Band die Schriftstellerkarriere hin. Ein schweiß-<br />

Gretchen Peters<br />

10. 3. // Köln, Yard Club<br />

12. 3. // Berlin, Crystal Club<br />

13. 3. // Hannover, Bluesgarage<br />

14. 3. // Duisburg, Steinbruch<br />

In den USA ist Gretchen Peters schon längst<br />

ein Star und aus der Countrymetropole<br />

Nashville nicht mehr wegzudenken. Zu Beginn<br />

ihrer Karriere schrieb sie noch Songs<br />

für andere Künstler, inzwischen steht sie<br />

kulturnews 2/11<br />

Foto: Harper Smith<br />

triefendes Livekonzert bietet aber natürlich<br />

auch ganz andere Ausdrucksmöglichkeiten<br />

als ein paar gedruckte Zeilen. Inwieweit TATE<br />

diese Möglichkeit zu nutzen wissen, kann<br />

auch auf deutschen Bühnen erkundet werden.<br />

Amos Lee<br />

6. 3. // Berlin, Lido<br />

7. 3. // Hamburg, Stage Club<br />

Die Unterstützung von Norah Jones, in deren<br />

Vorprogramm er einst auftrat, hat Amos Lee<br />

längst nicht mehr nötig. Sein viertes Album<br />

„Mission Bell“ produzierte Joe Burns von<br />

Calexico, und Hochkaräter wie Lucinda<br />

Williams und Willie Nelson werkelten mit.<br />

Seine Songs waren schon Untermalung<br />

bei Serien wie „Grey’s Anatomy“ und „Dr.<br />

House“, jetzt präsentiert er sie auf gerade<br />

mal zwei Deutschlandkonzerten.<br />

15. 3. // Koblenz, Café Hahn<br />

23. 3. // Erfurt, Museumskeller<br />

24. 3. // Dresden, Tante Ju<br />

25. 3. // Hamburg, Downtown Blues Club<br />

Foto: Kristi Sparrow<br />

lieber selbst hinter dem Mikro. Nun gibt es<br />

erstmals auch in Deutschland die Möglichkeit,<br />

diese begabte Sängerin und Songwriterin<br />

zu sehen und zu hören – in intimen,<br />

kleinen Locations.<br />

Foto. Wilde + Schneider<br />

Scanners<br />

20. 2. // Berlin, Comet Club<br />

21. 2. // Frankfurt, Das Bett<br />

22. 2. // München, Ampere<br />

24. 2. // Köln, MTC<br />

25. 2. // Hamburg, Beatlemania<br />

26. 2. // Osnabrück, Glanz & Gloria<br />

Das Gezeichnete Ich<br />

12. 3. // Dresden, Beatpol<br />

20. 3. // Augsburg, Spectrum<br />

24. 3. // Hannover, Musikzentrum<br />

26. 3. // Bielefeld, Kamp<br />

„Es gibt nur zwei Dinge: Die Leere und das<br />

gezeichnete Ich“, schrieb eins Gottfried Benn.<br />

So kam das Kind zu seinem Namen. Der<br />

bürgerliche? Streng geheim! Denn das höchste<br />

Ziel des Brandenburger Bohemiens ist,<br />

3. 3. // Berlin, Astra Kulturhaus<br />

7. 3. // Stuttgart, LKA Longhorn<br />

17. 3. // Köln, Live Music Hall<br />

18. 3. // München, Theaterfabrik<br />

20. 3. // Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

28. 3. // Oberhausen, Lagerhalle<br />

31. 3. // Potsdam, Waschhaus<br />

15. 4. //<br />

16. 4. //<br />

Karlsruhe, Tollhaus<br />

Kaiserslautern, Kammgarn*<br />

neben der „Entzauberung der Liebe“, die<br />

Kunst über den Künstler zu heben, den<br />

Personenhype an die puren Chansons abzutreten.<br />

Das selbstbetitelte Debüt legt dazu<br />

den perfekten Grundstein. Eigen und schön.<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: Creative Talent<br />

Scanners, das sind nicht nur nützliche<br />

Büromaschinen zur Bildbearbeitung, sondern<br />

neuerdings auch eine Alternative-<br />

Rock-Band, die eine wilde Mischung<br />

aus Postpunk, Artrock und New Wave<br />

auf die Bühne bringt. Und dieser Mix<br />

ist überraschend dancefloortauglich.<br />

Wer sich ungern auf nur ein hippes<br />

Genre festlegt, schaut den Scanners<br />

am besten mal bei der Arbeit zu.<br />

Bruno Mars<br />

Foto: Neuland Concerts<br />

TV-Werbung, romantische Serienszenen,<br />

Einkauf im Supermarkt – „Just the Way<br />

you are“ von Bruno Mars kann man nicht<br />

mehr aus dem Weg gehen. Für den verschmitzten<br />

Hawaiianer läuft es blendend,<br />

denn sein Pop-R’n’B öffnet ihm derzeit<br />

alle nur erdenklichen Türen. An denen<br />

darf man auch einiges Gedränge bei der<br />

Deutschlandtour erwarten, trotz der Verlegung<br />

in größere Hallen. Ellbogen raus,<br />

der Kampf um die erste Reihe ist eröffnet.<br />

Foto: EMI Music Germany / Andreas Mühe


Asa<br />

16. 2. // Berlin, Postbahnhof<br />

17. 2. // Hamburg, Fabrik<br />

18. 2. // Bonn, Harmonie<br />

Die nigerianische Songwriterin Asa (28)<br />

hat eine gutgelaunte Retrosoul-CD hingelegt.<br />

Trotzdem gilt ihr selbstbewusster<br />

Hit „My Man“ in ihrer Heimat als Stein<br />

des Anstoßes.<br />

kulturnews: Asa, du bezeichnest dein<br />

zweites Album „Beautiful Imperfection“ als<br />

Ausdruck eines neugewonnenen Selbstbewusstseins.<br />

Bisher hatten wir aber<br />

nicht den Eindruck, du hättest da Defizite<br />

…<br />

Asa: Beide Alben stecken voller Energie<br />

und Selbstbewusstsein. Aber beim zweiten<br />

war ich inspiriert von Freude und<br />

Glück. Ich wollte nicht mehr traurig sein<br />

oder mich von der Situation in meiner<br />

Heimat runterziehen lassen. Ich wollte<br />

nicht zum wiederholten Mal Messagesongs<br />

schreiben, sondern eine zweite,<br />

andere Platte aufnehmen.<br />

kulturnews: Brauchtest du mehr Mut für<br />

die fröhlichen als für die politischen<br />

Songs?<br />

Asa: Ich brauchte nur Geld! (lacht) Das<br />

Wichtigste war: Ich wollte endlich fröhlich<br />

und gut drauf sein – und deswegen<br />

war ich es. Meine neugewonnene Freude<br />

wurde aus Traurigkeit geboren, aus Enttäuschung,<br />

manchmal sogar Schock.<br />

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, in<br />

dem etwas in einem zerbricht – und<br />

man damit auch von etwas befreit wird.<br />

kulturnews: In „My Man“ singst du davon,<br />

heute Nacht Mamas Regeln zu brechen.<br />

// live 21<br />

20. 2. // Darmstadt, Centralstation<br />

21. 2. // München, Ampere<br />

Foto: Jean Baptiste Mondino<br />

Ist auch das persönlich …?<br />

Asa: Ich habe in meiner Jugend definitiv<br />

viele Regeln gebrochen – aber nicht<br />

unbedingt die von Mama.<br />

kulturnews: Wessen dann – die der<br />

nigerianischen Gesellschaft?<br />

Asa: Es gibt schon einen ganz bestimmten<br />

Platz für die Frau in Nigeria, und das<br />

ist ein grundlegend anderer als der des<br />

Mannes. Man wächst auf, geht zur<br />

Schule, heiratet und bekommt Kinder:<br />

So einfach ist das. Und sich wie in meinem<br />

Song „My Man“ als Frau einen Kerl<br />

auszusuchen, mit dem es vielleicht nicht<br />

mal klappt, und ihn dann auch noch<br />

selbst zu fragen, das ist total unüblich.<br />

Normalerweise ist es der Mann, der solche<br />

Dinge an- und ausspricht. Eine Weile,<br />

so von 18 bis Anfang 20, war ich wie<br />

jede andere nigerianische Frau, jedenfalls<br />

habe ich versucht, so zu sein. Ich habe<br />

gekocht, geputzt … Aber das war einfach<br />

nichts für mich. Ich musste da raus.<br />

kulturnews: Heute lebst du mal in Paris,<br />

mal in Lagos. Wenn du jetzt zurückkommst<br />

nach Nigeria, hast du als eine<br />

der bekanntesten Sängerinnen des Landes<br />

aber keine Probleme mehr damit,<br />

dass du unbedingt Ehe- und Hausfrau<br />

werden sollst, oder?<br />

Asa: Doch! (lacht) Es ist noch genau<br />

dasselbe! Als Frau musst du heiraten.<br />

Punkt. Aber dafür fühle ich mich nun<br />

wirklich noch nicht bereit.<br />

Interview: Katharina Behrendsen<br />

kulturnews 2/11<br />

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MIT ZUSÄTZLICHER SCORE MUSIC & BONUSTITELN,<br />

DEM VIDEO »STAY« VON HURTS,<br />

REMIXEN VON »STAY« UND »SNOWFLAKES«<br />

UND NOTEN ZUM AUSDRUCKEN<br />

ORIGINAL SOUNDTRACK CD<br />

STANDARD VERSION<br />

2CD<br />

LIMITIERTES<br />

DIGIPAK<br />

ORIGINAL SOUNDTRACK<br />

LIMITED PREMIUM DIGIPAK<br />

+ BONUS CD


22 live // kulturnews präsentiert<br />

Christina Stürmer<br />

24. 3. // Potsdam, Das Waschhaus<br />

25. 3. // Osnabrück, Rosenhof<br />

26. 3. // Wuppertal, Live Club Barmen<br />

30. 3. // Dresden, Alter Schlachthof<br />

Christina Stürmer kennt man nicht nur aus<br />

dem Radio. Mit den ersten Chartserfolgen<br />

kamen Werbeverträge für große Firmen, und<br />

täglich ist eine ihrer Singles als Titelmusik<br />

im TV zu hören. Doch was die wenigsten<br />

Jamiroquai<br />

21. 3. // Hamburg, o2 World<br />

26. 3. // München, Olympiahalle<br />

6. 4. // Stuttgart, Porsche-Arena<br />

Der Mann mit den interessanten Kopfbedeckungen<br />

ist wieder da! Mit seiner Band<br />

Jamiroquai und einer unorthodoxen Mischung<br />

aus Soul, Funk, Disco und HipHop brachte<br />

Jay Kay in den Neunzigern jeden Dance-<br />

kulturnews 2/11<br />

Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion<br />

3. 4. // Karlsruhe, Festhalle Durlach<br />

7. 4. // Ludwigsburg, Scala<br />

10. 4. // Nürnberg, Löwensaal*<br />

wissen: Die Österreicherin nutzt die Publicity<br />

auch für den guten Zweck. Sie spielt<br />

Benefizkonzerte, engagiert sich in der Kinderkrebshilfe<br />

und gegen Armut. Da verzeiht<br />

man ihr doch alles andere.<br />

Lizz Wright<br />

17. 3. // München, Muffathalle<br />

23. 3. // Mainz, Frankfurter Hof<br />

24. 3. // Düsseldorf, Savoy-Theater<br />

8. 4. // Berlin, o2 World<br />

12. 4. // Oberhausen,<br />

König-Pilsener-Arena<br />

Foto: Ben Wolf<br />

Wer sie einmal gehört hat, ist süchtig: Lizz<br />

Wright hat eine der herausragendsten<br />

Stimmen des neuen Soul. Wie eine warme<br />

Decke aus Samt legt sie sich über uns,<br />

zum Hineinkuscheln oder Hinwegträumen.<br />

Ob jazzig, folkig oder soulig, die mittlerweile<br />

30-jährige Pastorentochter aus Georgia<br />

hat keine halbgaren Songs; bleibt stets<br />

authentisch und berührend. Auch auf<br />

„Fellowship“, ihrem vierten Studioalbum.<br />

floor zum Kochen. Zahlreiche Preise, Platinalben<br />

und Gerüchte, er wolle aus dem Musikbiz<br />

aussteigen, folgten. Doch Pustekuchen:<br />

Nach einer Pause sind Jamiroquai zurück<br />

und bereit, die Menge wieder anzuheizen.<br />

Foto: Max Vadukul<br />

Tina Dico<br />

21. 3. // Hamburg, Fliegende Bauten<br />

23. 3. // Düsseldorf, Savoy-Theater<br />

24. 3. // Mülheim, Stadthalle Mülheim<br />

25. 3. // Münster, Jovel<br />

Dänemark-Urlauber lieben an Aarhus<br />

besonders die harmonische Stimmung<br />

und die Nähe zur Natur. Qualitäten, die<br />

man ohne großes Suchen auch in der<br />

Musik der von dort stammenden<br />

Singer/Songwriterin Tina Dico entdecken<br />

Trombone Shorty<br />

17. 3. // Stuttgart, Die Röhre<br />

18. 3. // Freiburg, Jazzhaus<br />

19. 3. // Frankfurt, Brotfabrik<br />

20. 3. // Dresden, Beatpol<br />

21. 3. // Bonn, Harmonie<br />

Troy „Trombone Shorty“ Andrews zählt<br />

gerade mal 24 Lenze und spielt Posaune<br />

und Trompete – aber mit unfassbarer<br />

Perfektion und Virtuosität, die einfach<br />

jeden das Tanzbein schwingen lassen.<br />

Kein Wunder, schließlich spielte er<br />

schon mit fünf in New Orleans’ Brass-<br />

Bands Posaune. Daher übrigens auch<br />

der Name: Das Instrument war damals<br />

natürlich ein Stück größer als er selbst.<br />

„Superfunk Rock“ vom Feinsten!<br />

Ottmar Liebert<br />

& Luna Negra<br />

24. 3. // Freiburg, Jazzhaus<br />

27. 3. // München,<br />

Carl-Orff-Saal Gasteig<br />

28. 3. // Hannover, Pavillon<br />

29. 3. // Köln, Kulturkirche<br />

30. 3. // Mainz, Frankfurter Hof<br />

Ottmar Liebert kommt ursprünglich aus<br />

Köln, lebt aber inzwischen in Santa Fe.<br />

Von dort bringt er jede Menge musikalische<br />

Inspiration mit auf die deutschen<br />

Konzertbühnen. Mit seinem rasanten Gitarrenspiel<br />

und dem gekonnten Mix aus<br />

Flamenco, Jazz und Bossa Nova nimmt<br />

er die Zuschauer mit auf eine Reise voller<br />

Wärme und Leidenschaft. Mit im Gepäck:<br />

seine Band Luna Negra sowie das<br />

nagelneue Album „Petals on the Path“.<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: Verve Music Group<br />

27. 3. // Mainz, Frankfurter Hof<br />

28. 3. // Karlsruhe, Tollhaus<br />

29. 3. // Leipzig, Theaterfabrik<br />

30. 3. // Kiel, Kieler Schloss*<br />

Foto: A.S.S.<br />

kann. Dass aus dem Norden meist nur<br />

Hochkarätiges kommt, das wissen wir<br />

längst. Am besten genießt man also die<br />

private Konzertatmosphäre, bevor die<br />

ganze Welt von Dicos Songs bezaubert<br />

ist.<br />

Foto: Peter Rieger Konzertagentur


Ulrike Haage<br />

2. 2. // Frankfurt/M., Raum für Kultur<br />

25. 2. // Lübeck, Kolosseum<br />

4. 3. // Berlin, Radialsystem<br />

6. 3. // Hamburg, Museum für Arbeit<br />

Mit den Rainbirds revolutionierte sie<br />

einst den deutschen Pop. Nun verneigt<br />

sich Ulrike Haage vor dem zeitlosesten<br />

aller Instrumente: dem Klavier.<br />

kulturnews: Ulrike, es ist gleichermaßen<br />

erschütternd und überwältigend, wie<br />

wenig du brauchst, um unglaublich viel<br />

zu sagen …<br />

Ulrike Haage: Ich dachte schon immer,<br />

dass mit einem einzigen Ton genauso<br />

viel gesagt werden kann wie mit ganz<br />

vielen. Für mich ist der Flügel eins der<br />

zeitlosesten Instrumente. Jemand sagte<br />

mal, nichts zerreiße den Vorhang der<br />

Stille eindringlicher als Töne vom Klavier.<br />

Ich betrachte den Flügel als Instrument<br />

mit ganz vielen Resonanzräumen,<br />

das immer wieder wie ein zu zähmendes<br />

Tier vor mir steht.<br />

kulturnews: So zeitlos ist die CD doch<br />

gar nicht. Sie ist eher ein sehr bewusster<br />

Kommentar zur Zeit, eine bewusste<br />

Antithese zum Informationsoverkill.<br />

Haage: Mit zeitlos meinte ich das Instrument<br />

an sich. Mit Samplern arbeitet ja<br />

heute jedes Kind. Deswegen klingen<br />

viele Produktionen so formatiert und ähnlich.<br />

Das wird wie ein Lifestyle vorgegeben.<br />

Zu bestimmten Sounds gehören<br />

bestimmte Autos. Der Zugang zu sämtlichen<br />

Informationen auf der Welt ist so<br />

leicht geworden, man muss aber wissen,<br />

wie man eine persönliche Auswahl<br />

trifft. Mein Wunsch wäre es, den<br />

Menschen an seinen eigenen Gedächtnis-<br />

// live 23<br />

15. 4. // Dortmund, Internationales<br />

Frauenfilmfestival domizil<br />

29. 4. // Bremen, Jazzahead<br />

Foto: Thomas Nitz<br />

speicher zu erinnern, den er aktivieren<br />

muss. Er hat eine eigene Geschichte,<br />

die nicht mit tausend anderen Legenden<br />

zugeknallt werden darf. Dafür will ich<br />

mit meiner Musik Räume öffnen. Ich<br />

will Horizonte nicht verschließen, sondern<br />

freischaufeln.<br />

kulturnews: Über dem ganzen Album<br />

schwebt eine selten zu findende romantische<br />

Sachlichkeit.<br />

Haage: Romantik und Sachlichkeit sind<br />

genau die beiden Grundhaltungen auf<br />

dieser CD. Keiner der Titel hat eine Geschichte.<br />

Ich habe ganz bewusst jeglichen<br />

Pool an Geschichten und Gedanken<br />

ausgeklammert und bin mehr von<br />

einer Form ausgegangen. Diese Form<br />

muss aber wiederum mit Emotion und<br />

Hingabe gespielt werden.<br />

kulturnews: Woher kommt dieses<br />

Bekenntnis zur Einfachheit?<br />

Haage: Meine Verbündeten und ich berufen<br />

uns schon lange auf unsere europäischen<br />

Traditionen. Trotzdem kann man<br />

aber auch ein Gefühl für Rhythmus<br />

haben. Damit bin ich groß geworden.<br />

Die Plattensammlung meines Vaters bestand<br />

nun mal aus amerikanischem Jazz.<br />

Als ich anfing, Musik zu machen, war ich<br />

oft die Einzige, die sich keiner strengen<br />

Theorie – weder musikalisch noch ideologisch<br />

– unterwarf. Ich finde es viel eleganter,<br />

aufmerksam zu bleiben und auf<br />

seine Finger zu hören.<br />

Interview: Wolf Kampmann<br />

kulturnews 2/11<br />

präsentiert<br />

Mike &<br />

The Mechanics<br />

1. 6. // Duisburg<br />

Theater am Marientor<br />

2. 6. // Karlsruhe<br />

Brahmshalle<br />

4. 6. // Leipzig<br />

Parkbühne<br />

5. 6. // Berlin<br />

Admiralitätspalast<br />

6. 6. // Hamburg<br />

Laeiszhalle<br />

8. 6. // Niedernhausen<br />

Rhein-Main-Theater<br />

9. 6. // München<br />

Tonhalle<br />

Tickets und mehr über<br />

Mike & The Mechanics<br />

auf kulturnews.de<br />

Foto: Paddy Balls


24 live // kulturnews präsentiert<br />

Polarkreis 18<br />

27. 3. // Leipzig, Werk II<br />

4. 4. // Köln, Gloria<br />

5. 4. // München, Ampere<br />

6. 4. // Kaiserslautern, Kammgarn<br />

Wer versucht, das Phänomen Polarkreis 18<br />

nur auf ihren Überhit „Allein, allein“ herunterzubrechen,<br />

greift zu kurz. Denn das<br />

stets weiß gekleidete Sextett aus Dresden hat<br />

mehr zu bieten als eine einzige Hymne. Mit<br />

Killerpilze<br />

15. 4. // Kaiserslautern, Kammgarn<br />

16. 4. // Frankfurt, Nachtleben<br />

18. 4. // Leipzig, Moritzbastei<br />

19. 4. // Hamburg, Beatlemania<br />

„Lautonom“ – woraus sich der Titel des<br />

letzten Killerpilze-Albums zusammensetzt,<br />

ist sofort ersichtlich. Autonom sind sie inzwischen<br />

dank eigenem Plattenlabel. Und<br />

der Teil mit dem laut, der dürfte auch zu<br />

wuppen sein, selbst wenn die Burschen<br />

kulturnews 2/11<br />

Foto: Neuland Concerts<br />

11. 4. // Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

13. 4. // Bielefeld, Stereo<br />

14. 4. // Berlin, Huxleys Neue Welt<br />

15. 4. // Dresden, Alter Schlachthof*<br />

ihrem neuen Album „Frei“ haben die Jungs<br />

nun Franz Schuberts „Winterreise“ in die Neuzeit<br />

geholt und bringen den bombastischen,<br />

orchestralen Sound mit auf ihre große<br />

Deutschlandtour – Gänsehaut garantiert.<br />

José González<br />

27. 3. // Hamburg, Kampnagel<br />

28. 3. // Berlin, Admiralspalast<br />

29. 3. // München, Herkulessaal<br />

30. 3. // Stuttgart, Theaterhaus<br />

inzwischen nur noch zu dritt unterwegs sind.<br />

Ihre Livequalitäten haben darunter nicht gelitten,<br />

davon kann man sich auf der kommenden<br />

Tour getrost überzeugen. Unabhängigkeit<br />

will schließlich erspielt werden.<br />

Foto: Südpolmusic Foto: Four Artists<br />

Schwedens bester Singer/Songwriter-Export<br />

ist zurück von seinem Ausflug in (relativ)<br />

laute Gefilde. Mit seiner Band Junip spielte<br />

José González nicht nur vor schmusenden<br />

Pärchen und versunken meditativen Gesichtern,<br />

sondern ließ die Massen auch gerne mal<br />

zu saftigen Verstärkersalven tanzen. Jetzt ist<br />

er solo zurück, aber diesmal noch edler als<br />

sonst unterwegs – mit einem 20-köpfigen<br />

Streichorchester. So was gibt es nicht alle Tage,<br />

Tickets sollte man sich schnellstens sichern.<br />

20. 4. // Hannover, Musikzentrum<br />

26. 4. // Köln, Werkstatt<br />

27. 4. // Berlin, Comet Club<br />

30. 4. // München, 59:1*<br />

Chapel Club<br />

4. 4. // München, 59:1<br />

12. 4. // Köln, Die Werkstatt<br />

Chapel Club brüsten sich damit, dass ihre<br />

Konzerte meist so laut und atemberaubend<br />

seien, dass sie das Publikum förmlich<br />

überwältigten. Es sei dahingestellt, ob das<br />

der Wahrheit entspricht. Fest steht jedoch:<br />

Juli<br />

28. 3. // Recklinghausen, Vest Rena<br />

2. 4. // Ludwigsburg, Arena<br />

3. 4. // Bremen, Modernes<br />

5. 4. // Bielefeld, Ringlokschuppen<br />

6. 4. // Münster, Skaters Place<br />

7. 4. // Karlsruhe, Substage<br />

11. 4. // Krefeld, Kulturfabrik<br />

6. 5. // Wilhelmshaven, Asta Party*<br />

Lang, lang ist’s her, seit Juli auf der<br />

„Perfekten Welle“ in die Charts ritten.<br />

Es folgten zwei Alben, der erste Platz<br />

bei Raabs Bundesvision Song Contest und<br />

zahlreiche Ohrwürmer wie „Dieses Leben“<br />

und „Geile Zeit“. Ab 2008 wurde es<br />

erst einmal ruhig um die vier Hessen.<br />

Sie zogen sich zurück und begannen<br />

die Arbeit an ihrem dritten Album. Mit<br />

Erfolg! Denn „In Love“ ist rechtzeitig<br />

zur angesetzten Tour fertig geworden.<br />

In Extremo<br />

7. 4. // Köln, E-Werk<br />

13. 4. // München, Zenith<br />

15. 4. // Hannover, AWD-Hall<br />

16. 4. // Magdeburg, Stadthalle<br />

17. 4. // Bielefeld, Ringlokschuppen<br />

20. 4. // Bremen, Pier 2<br />

22. 4. // Berlin, C-Club<br />

28. 4. // Leipzig, Haus Auensee*<br />

„Sternenreisen“ ist dieser Tage im<br />

Kasten und In Extremo versprechen Großartiges<br />

für ihre neue Platte – und natürlich<br />

die kommende Tour. Versprochen ist<br />

mehr Kontakt zu den Fans, Bühnenpomp<br />

und Showeffekte sollen zu Hause<br />

bleiben. Löbliches Vorhaben einer Mittelalterrock-Band,<br />

die über die Jahre derart<br />

gewachsen ist, dass sie jeden<br />

Superlativ locker übertreffen könnte.<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: ASS Concerts<br />

13. 4. // Berlin, Lido<br />

19. 4. // Hamburg, Logo<br />

Foto: x-why-z Konzertagentur<br />

Diese fünf Jungs aus London wissen genau,<br />

was sie tun. Hemmungsloser Indiepop<br />

in der Tradition von My Bloody Valentine,<br />

New Order und Sonic Youth. Passt nicht<br />

zusammen? Schaut es euch an!<br />

Foto: Eric Weiss


Teitur<br />

23. 3. // Köln, Luxor<br />

24. 3. // Erlangen, E-Werk<br />

25. 3. // Wiesbaden, Schlachthof<br />

26. 3. // Heidelberg, Karlstorbahnhof<br />

Selbst sein Hund sorgt sich um Teitur.<br />

Dabei ist der Songwriter von den Färöern<br />

alles andere als der Trauerkloß, für<br />

den ihn alle halten.<br />

kulturnews: Teitur, dein neues Album<br />

hast du „Let the Dog drive home“ genannt.<br />

Wo ist denn momentan dein<br />

Zuhause?<br />

Teitur: Ich habe ein Haus auf den<br />

Färöern, ein kleines Haus in Paris und<br />

eine Wohnung in Kopenhagen. Aber ich<br />

reise immer noch verdammt viel. Ein<br />

Zuhausegefühl stellt sich eigentlich überall<br />

dort ein, wo ich mich mehrere Wochen<br />

am Stück aufhalte und Freunde<br />

habe. Es geht aber auf der Platte weniger<br />

darum, sich ein Haus zu kaufen und<br />

sesshaft zu werden. Der Titel bezieht<br />

sich aufs Ankommen bei sich selbst.<br />

kulturnews: Was hast du denn über dich<br />

rausgefunden?<br />

Teitur: Bisher war es oft so, dass ich das<br />

Gefühl hatte, etwas beweisen zu müssen.<br />

Für mich ist diese Platte ein Neubeginn,<br />

weil ich keine Angst mehr habe und<br />

mich nicht ständig frage, ob ich auch<br />

wirklich cool bin. Wer sich ständig überlegt,<br />

wie man etwas Angesagtes veröffentlichen<br />

kann, was möglichst niemand<br />

zuvor gemacht hat, der steckt meiner<br />

Meinung nach in einer künstlerischen<br />

Identitätskrise. Wenn mich ein Erlebnis<br />

beeindruckt hat, dann mache ich da–<br />

raus einen Song, ganz egal, wie banal<br />

vielleicht die Erkenntnis dahinter ist. Ich<br />

// live 25<br />

Foto: Edel<br />

27. 3. // München, Ampere<br />

29. 3. // Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

30. 3. // Berlin, Lido<br />

31. 3. // Haldern, Pop Bar<br />

vertraue darauf, dass die Art und Weise<br />

einzigartig ist, mit der ich von diesem<br />

Erlebnis erzähle.<br />

kulturnews: Aber bist du dann noch ein<br />

Künstler?<br />

Teitur: Erst jetzt ist aus dem verwöhnten<br />

Jungen einer geworden. Früher war ich<br />

nur ein manischer Songwriter und habe<br />

bei Alben auch mal aus den Augen verloren,<br />

was ich selbst eigentlich will und<br />

zu sagen habe. Ein Künstler muss Songs<br />

singen, die nur er singen kann.<br />

kulturnews: Dein neues Album ist wieder<br />

sehr humorvoll – was aber oft nicht<br />

wahrgenommen wird. Nervt es nicht<br />

manchmal, wenn du als melancholischer<br />

Singer/Songwriter gesehen wirst?<br />

Teitur: Ich bin immer wieder dankbar,<br />

wenn mir jemand Humor bescheinigt,<br />

weil ich manchmal schon Angst habe,<br />

dass nur ich selbst mich witzig finde.<br />

Vielleicht liegt es einfach an meiner<br />

Stimme, dass man mir immer Melancholie<br />

unterstellt. Wenn ich singe, nehme<br />

ich das sehr ernst. Große Konzentration<br />

und eine gewisse Intensität erwecken ja<br />

oft den Eindruck von Traurigkeit. Selbst<br />

mein Hund schaut mich manchmal ganz<br />

entsetzt an, wenn ich zu singen anfange.<br />

Aber dann schicke ich einfach einen giftigen<br />

und entnervten Blick zurück, den er<br />

mittlerweile auch ziemlich gut versteht.<br />

Der bedeutet: Spiel einfach weiter mit<br />

deinem Ball, bei mir ist alles in Ordnung.<br />

Interview: Carsten Schrader<br />

kulturnews 2/11<br />

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26 live // Entertainment<br />

Götz Alsmann<br />

Götz Alsmanns Herrenabend – Eine Lesung mit Musik und gewagten Bildern<br />

5. 2.–15. 7., Deutschlandtournee<br />

Auf Flohmärkten sammelt Götz Alsmann<br />

gerne alte Herrenmagazine. Solche aus<br />

den späten 40er- und den 50er-Jahren,<br />

als der Begriff Herrenmagazin noch nicht<br />

für Sexheftchen oder Porno stand. Als in<br />

Herrenmagazinen wie Neue Wiener Melange,<br />

Gondel, Toxi oder Paprika noch<br />

Richtlinien für den Lebemann standen.<br />

Die Weisheiten dieser Herrenmagazine –<br />

sie reichen von Mode- über Ausgehtipps-<br />

Lesedüne<br />

Lesedüne: Über Wachen und Schlafen 14.–23. 2.,<br />

Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Mainz, Heidelberg, Stuttgart, Basel<br />

Das Dünenzuhause ist der Monarch tief<br />

in Berlins Kreuzberg. In der Dünenerklä–<br />

rung behaupten die Dünenmacher, ihr<br />

Leserkollektiv habe die erste Lesebühne<br />

mit systemrelevantem Humor gegründet.<br />

Diese Behauptung ist vermessen,<br />

aber „systemrelevant“ könnte<br />

stimmen. Das neue Dünenprogramm<br />

heißt „Über Wachen und Schlafen“ und<br />

geht erstmals auf Wanderschaft, und<br />

zwar in folgender Besetzung: Marc-Uwe<br />

kulturnews 2/11<br />

bis hin zu Tipps zu neuen Jazzplattenveröffentlichungen<br />

– sind schier unerschöpflich<br />

und finden ihren Höhepunkt<br />

in kulturkritischen Texten. Götz Alsmann<br />

trägt vor, seine Band liefert Auflockerungen<br />

durch Intermezzi. Gespielt werden<br />

selbstverständlich Stücke dieser Zeit. Versprochen<br />

wird eine sündig-exotische<br />

Mischung – in Text wie in Musik.<br />

Kling, Sebastian Lehmann, Maik<br />

Martschinowsky, Kolja Reichert. Die Vier<br />

kommen vom Poetry Slam und können<br />

auch Kabarett. Um es mal mit<br />

Understatement auszudrücken: Das<br />

Programm der Lesedüne ist empfehlenswert.<br />

Da die Lesedüne im Team eher<br />

selten auf Tour ist, sollten Interessierte<br />

außerhalb von Berlin nicht zweimal<br />

nachdenken, sondern kurzentschlossen<br />

hingehen.<br />

Stunk & Stunksitzung<br />

Stunksitzung Köln 2. 2.–8. 3., E-Werk, Köln<br />

Stunk in Neuss und Düsseldorf 4. 2.–7. 3., Große Wetthalle Neuss, Zakk Düsseldorf<br />

Es ist, als ob man Fußballfans aus Frankfurt<br />

und Offenbach in einen Raum sperren<br />

würde, und doch wagen wir es: Der<br />

Neuss-Düsseldorfer Stunk und die Köl–<br />

ner Stunksitzung werden in einem Text<br />

untergebracht. In Köln hat man wie immer<br />

ganz selbstbewusst kein Motto, klagt<br />

dafür aber über Nachwuchsprobleme –<br />

echt! Was die Jecken aber nicht davon<br />

abhält, einen wunderbar-wahren Lothar-<br />

Kabarettbundesliga<br />

Kabarettbundesliga 5. 2.–10. 6., ganz Deutschland<br />

14 nominierte Kabarettisten spielen auf<br />

13 Bühnen insgesamt 91 Begegnungen<br />

aus, und am Ende steht der Deutsche<br />

Kabarettmeister fest: Zwar läuft die Kabarettbundesliga<br />

schon seit September,<br />

die Rückrunde aber beginnt jetzt. Mit<br />

dabei sind so unterschiedliche Entertainer<br />

wie Michael Sens, der von der klassischen<br />

Musik kommt, und die mit dem<br />

Poetry Slam groß gewordenen Rampen-<br />

Matthäus-Vergleich zwischen Bundesaußenminister<br />

und Verteidigungsminister<br />

zu zimmern. Derweil will in Neuss<br />

und Düsseldorf Bürgermeisterin Knutsch<br />

den Karneval kaputtsparen, was zu einer<br />

kleinen Jeckenrevolte führt. Nur auf der<br />

Bühne, natürlich, und unter dem Motto:<br />

„Knutsch – Die Jecken, die ich rief“<br />

(Foto). Alle Termine unter kulturnews.de<br />

�<br />

säue Sebastian 23 und Tilman Birr (Foto).<br />

Letzterer führt mit nur drei gespielten<br />

Partien sogar die Bundesligatabelle an.<br />

Ob dies so bleibt, wird sich in den<br />

Auseinandersetzungen zeigen. Birr steht<br />

in diesem Monat in Bremen mit Axel<br />

Pätz und in Hannover mit Bernhard Westenberger<br />

auf der Bühne. Die einzelnen<br />

Termine gibt’s unter kulturnews.de


Platte des Monats<br />

Amos Lee<br />

Mission Bell<br />

FOLKPOP<br />

Capitol<br />

Im Zweijahrestakt teilt sich Amos Lee<br />

seit seinem 2004er Debüt seinem Publikum<br />

mit. Waren es bisher weitgehend die<br />

persönlichen emotionalen Pendelschläge,<br />

die die Stimmung seiner Alben prägten,<br />

gibt es jetzt einen stilistischen Quantensprung:<br />

Die ehedem schlichten Songstrukturen<br />

sind vergleichsweise schwelgerischen<br />

Bandarrangements gewichen. Dass<br />

Amos Lees große Erzählkunst sich darin<br />

nicht verliert, ist Verdienst von Joey Burns<br />

und John Convertino, die „Mission Bell“<br />

in ihrem Calexico-Studio aufnahmen. Die<br />

Reise nach Tucson war definitiv jeden Trop–<br />

fen Sprit wert, denn die Regler für Slidegitarren,<br />

Backgroundgesang oder Hammondakkorde<br />

fuhren nur dann hoch, wenn Lee<br />

Atem holte. Und es kommt noch besser:<br />

Illustre Gäste wie Lucinda Williams oder<br />

Willie Nelson adeln die aktuelle Produktion,<br />

die nur eine Frage offen lässt: Wie wird<br />

Amos Lee sich nach „Mission Bell“ noch<br />

künstlerisch weiterentwickeln können? (ron)<br />

Adele<br />

21<br />

SOULPOP<br />

Indigo<br />

Okay, es ist schon unfreiwillig komisch, wenn<br />

die grad mal 22-jährige Adele Adkins sich in<br />

„Rumour has it“ bei einem Kerl beschwert: „She is half your age“ … Aber Schwamm<br />

drüber. Wenn jemand das darf, dann eine, die so wenig teeniemäßig klingt wie diese<br />

Britin. Mit 19 veröffentlichte sie ihr Debüt und legte einen glatten Durchmarsch an<br />

die Chartsspitze hin, obwohl sie neben ihren stilistisch mehr oder weniger verwandten<br />

Mitstreiterinnen Duffy und Winehouse die graueste, bestgenährteste und skandalfreieste<br />

Britsoulerin war. Und mit ihrem zweiten Album beweist Adele nachhaltig,<br />

dass sie kein Hype ist, kein Quotendickerchen, sie beweist, dass eine XL-Stimme<br />

mehr zählt als ein XS-Hintern, Charisma mehr als Show. Gemächlich, aber kein<br />

bisschen leise arbeitet sich „21“ an souligem, bluesigem Pop ab, flirtet mit Folk und<br />

Country und geht runter wie Öl. Ihr größtes Kunststück: Mit jedem Hören scheinen<br />

die Songs noch besser zu werden. Kein Retrosoul mehr, sondern gleich ein<br />

Klassiker. (kab)<br />

-Bewertung<br />

Bart Davenport covert auf „Searching for …“ (Indigo)<br />

sehr respektvoll musikalische Helden wie<br />

David Byrne und Gil Scott-Heron.<br />

Anna Depenbusch<br />

Die Mathematik der Anna Depenbusch<br />

DEUTSCHPOP<br />

Sony<br />

Music<br />

5//<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

5// 4//<br />

Anna Depenbusch singt sich die Welt,<br />

wie sie ihr gefällt; verdichtet sie zu musikalischen<br />

Collagen mit deutschen Texten.<br />

Benannt hat sie ihr zweites Album nach<br />

einem Buch, in der eine Frau die Formel<br />

für die ewige Liebe sucht. Depenbusch<br />

selbst sucht nach dem Glück und verpackt<br />

das in Reime und poetische Wahrheiten<br />

– mit der optimistischen Melancholie<br />

eines Cowboys, der gen Sonnenuntergang<br />

reitet. Festnageln lässt sich die<br />

Hamburgerin auch nicht gerne: Ihr Album<br />

klingt wie eine kunterbunte Reise. Mit<br />

Banjo und Pedalsteel ist der Liebste „Glücklich<br />

in Berlin”, über knackigen Beats sinniert<br />

sie „Wir sind Hollywood” und meint<br />

das keineswegs als Kompliment, ihre<br />

„Madame Cliquot” entführt uns in einen<br />

alten Agentenfilm, und in „Tanz mit mir”<br />

schunkelt sie sich in Seeräuber-Jenny-<br />

Manier dem Albumende entgegen. Und<br />

wenn sie zuletzt das „Kommando Untergang”<br />

ausruft und „Der Rausch ist vorbei”<br />

singt, mag man ihr gar nicht beipflichten,<br />

weil man selbst noch ganz beschwipst<br />

ist von der süßen Wehmut ihrer zwölf<br />

Songs. (kat)<br />

Pop, Rock + Dance // platten 59<br />

Bored Man Overboard<br />

Rogue<br />

INDIEFOLK<br />

Indigo<br />

Gretchenfrage: Wie soll man das finden,<br />

wenn eine junge Band sich ganz offensichtlich<br />

an etablierten Größen anlehnt?<br />

Antwort: Es kommt darauf an, wie gut sie<br />

es macht – und ob man selbst dazu bereit<br />

ist, den Second-Hand-Sound zu schlucken.<br />

Bored Man Overboard ist ein Kollektiv<br />

fünf aufstrebender Schweden, das<br />

nach „Tom Smith von den Editors singt<br />

bei Fanfarlo“ klingt – und die sind ja<br />

selbst schon die Arcade Fire 1.2. Auch<br />

hier gibt es also zuckrige, simple Streicherzüge<br />

zu arglosen, mal fidelen, dann wieder<br />

verschlafenen Folksongs. Sänger David<br />

Khans Raspelstimme im Tindersticks-Stil<br />

weiß in den ungestümeren Songs durchaus<br />

zu überzeugen. Die meisten Kompositionen<br />

der über Bord gegangenen Schweden<br />

wirken nur halt wohlbekannt; sie<br />

machen dabei technisch alles so sauber,<br />

dass man statt in Ablehnung in Gleichgültigkeit<br />

verfällt. Ist ja alles total nett.<br />

Und wo bleibt der Mut? (ms)<br />

Central Park<br />

Reflected<br />

PROGROCK<br />

Soulfood<br />

3//<br />

4//<br />

Die spätberufenen Münchner Progrocker,<br />

die erst knapp 25 Jahre nach Gründung<br />

ihr Debüt vorlegten (nämlich 2006),<br />

haben diesmal aufs Tempo gedrückt. Nur<br />

vier Jahre vergingen bis zum Zweitling.<br />

Der klingt nicht nur grimmiger; die Integration<br />

der Sängerin Jannine Pusch verändert<br />

das Klangoutfit komplett. Ihre<br />

Texte bringen ein mystisches Element in<br />

den dräuenden, mit Synthies, Streichern<br />

und Bläsern verdüsterten Sound. Rock<br />

mit zornigen Stirnfalten sozusagen.<br />

Gleichwohl schaffen es Central Park<br />

immer wieder, mit Rhythmus- und<br />

Stimmungswechseln den prägenden<br />

Kirchenorgelernst von Keyboarder Jochen<br />

Scheffter aufzubrechen – wie im elegant<br />

rhythmisierten „Free Fall“, das vor allem<br />

Drummer Artur Silber dominiert. „Reflected“<br />

bekennt sich zur Geschichte des<br />

Progrock, dessen Höhepunkt in den<br />

70ern und 80ern lag. Dass es trotzdem<br />

nicht angestaubt klingt, liegt an seiner<br />

Stilvielfalt. Das zentrale 21-minütige<br />

Triptychon „Vision of Cassandra“ bedient<br />

sich sogar beim Hörspiel und der Ästhetik<br />

von Horrorfilmsoundtracks. Und könnte<br />

Jannine Pusch ihren deutschen Akzent<br />

noch besser verbergen, würde Richie<br />

Blackmore sie wohl für seine Band Blackmore’s<br />

Night dienstverpflichten. (mw)<br />

Cold War Kids<br />

Mine is yours<br />

SOULROCK<br />

Universal<br />

Natürlich wäre es ungerecht, die Cold<br />

War Kids wegen ihrer christlichen Gesin–<br />

nung zu kritisieren. Sänger Nathan Willett<br />

missioniert ja nicht. Trotzdem nerven seine<br />

Alltagsgeschichten, mit denen er uns<br />

auf den rechten Weg und in die feste Beziehung<br />

führen will, vor diesem Hintergrund<br />

umso mehr. Und leider scheinen<br />

auch endgültig die Zeiten vorbei, in de–<br />

nen man sich der Musik zuliebe mit den<br />

Texten arrangieren möchte. Nachdem auf<br />

das grandiose Debüt ein schlechteres<br />

Vollplagiat folgte, haben die Kalifornier<br />

nun zwar eine musikalische Veränderung<br />

geschafft – nur ist die gnadenlose Verpoppung<br />

ihres Soulrocks alles andere als ein<br />

Schritt nach vorn. Die Elektrosprengsel<br />

bei „Sensitive Kid“ wirken aufgesetzt,<br />

„Royal Blue“ erinnert an einen Disney-<br />

Soundtrack, und der Titelsong ist sogar<br />

abstoßender als alles, was sich die Jonas<br />

Brothers bisher haben ausdenken lassen.<br />

Natürlich sind etwa bei „Skip the Charades“<br />

im Ansatz immer noch große Songmomente<br />

aufspürbar, und Willetts Stimme<br />

bleibt herausragend. Doch sie werden in<br />

der Zukunft einiges auffahren müssen,<br />

damit wir ihnen diese CD vergeben. (cs)<br />

Crystal Fighters<br />

Star of Love<br />

ELEKTROFOLK<br />

Rough<br />

Trade<br />

3//<br />

4//<br />

Das Promomärchen des Jahres hat das<br />

katalanisch-amerikanisch-britische Quintett<br />

aus London schon mal mindestens zu<br />

bieten: Sängerin Laure reist ins Basken-<br />

kulturnews 2/11


Aktion //<br />

Country auf dem Vormarsch!<br />

Was in Amerika seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Musikindustrie<br />

ist, schätzen in Deutschland bisher leider nur wenige<br />

Fans. Die CD „Hot & New Country Music, Volume 2“ zeigt, dass<br />

Country von heute viel mehr zu bieten hat als verstaubte<br />

Cowboyhüte. Die Compilation vereint mit Carrie Underwood,<br />

Uncle Kracker, der dieses Jahr dreifach Grammynominierten<br />

Miranda Lambert und vielen weiteren Künstlern Amerikas erfolgreichste<br />

Countrymusiker. Der Sampler beweist, dass Country und<br />

Nummer-eins-Hit sich längst nicht mehr widersprechen.<br />

kulturnews und agr Music verlosen 10 Sampler „Hot & New<br />

Country Music, Volume 2“ (AGR Television Records). Entdeckt<br />

Country für euch und ruft bis zum 23. Februar unsere<br />

Gewinnhotline 0137-989 89 80 (0,50 Euro/Anruf) an.<br />

Weitere Infos gibt es unter:<br />

www.agr-music.com<br />

60 platten // Pop, Rock + Dance<br />

land und findet im Nachlass ihres Opas<br />

eine unvollendete Oper. Also machen sich<br />

die Crystal Fighters an die Umsetzung<br />

und erlernen neue Instrumente wie Txalapartas<br />

– über einen Baumstamm gespannte<br />

Klanghölzer, die von zwei Musikern mit<br />

Holzklöppeln bearbeitet werden. Doch egal,<br />

ob die Geschichte erlogen ist: Der Mix<br />

aus traditionell baskischen Klängen und<br />

elektronischen Clubsounds funktioniert<br />

erstaunlich gut. Das folkige „Swallow“<br />

wird von einem Dubstepbass attackiert<br />

und wandelt sich in eine psychedelische<br />

Hymne, „I love London“ zitiert Gettofunk,<br />

und „Xtatic Truth“ wird bald jede Tanzfläche<br />

aufmischen – und im Tribalpopsong<br />

„I do it everyday“ bringen die Crystal<br />

Fighters sogar sehr stimmig Metalgitarren<br />

unter. (cs)<br />

Deckchair Orange<br />

The Age of the Peacock<br />

INDIEPOP<br />

Rough<br />

Trade<br />

Auch auf ihrem zweiten Album klingen<br />

Deckchair Orange, als kämen sie direkt<br />

von der britischen Insel: treibendes Schlagzeug,<br />

melodiöse Gitarren, verspielte Keyboards.<br />

Ihre deutsch-österreichischen Wur–<br />

zeln hört man den fünf Jungs nach wie<br />

vor nicht an – aber leider auch sonst<br />

nichts Unverkennbares. „The Age of the<br />

Peacock” macht innerhalb des Genres<br />

gleichwohl alles richtig und hat auch noch<br />

die eine oder andere interessante Geschichte<br />

auf Lager. Die Single „Dance with the<br />

Geeks” besticht mit Tanzbarkeit und der<br />

kryptischen Textzeile „We raise our fists in<br />

love of gravity”. Aber böse ausgedrückt:<br />

Deckchair Orange klingen immer ein wenig<br />

wie Musterschüler des Kurses „Britrock<br />

für Nachahmer”. Was okay ist, wenn man<br />

das Genre mag. (kat)<br />

Faust<br />

Something dirty<br />

KRAUTROCK<br />

Indigo<br />

Schon immer schwankten Faust-Alben<br />

zwischen Bedeutungslosigkeit und -huberei.<br />

Man wusste nie, was noch Dilettantismus<br />

war und was bereits kunstvolle Ver-<br />

kulturnews 2/11<br />

3//<br />

3//<br />

einfachung. Auch diesmal. „Tell the Bitch<br />

to go home“ etwa ist ein wild geprügelter<br />

instrumentaler Undergroundrocker, der um<br />

ein enervierendes Riff kreist wie der Macho<br />

um die renitente Schlampe, die nach dem<br />

ordentlich absolvierten Blowjob einfach<br />

nicht abhauen will. Ist das schon postfeministisch<br />

oder noch frauenfeindlich? Verkörpert<br />

das dumpfe Ressentiments, oder<br />

ist das schon wieder ironisch in seinem<br />

anscheinend ungebrochenen (oder gar doppelt<br />

gebrochenen) Ernst? So lärmt sich die<br />

Hamburger Krautrocklegende durch diverse<br />

Deutungsmöglichkeiten, sie wühlt im<br />

Pathos, Jean Hervé Peron bramabasiert<br />

französische Textfetzen. „Herbststimmung“<br />

schraubt sich aus lyrischem Beginn hoch<br />

in eine epische Skulptur, als wollte es von<br />

Mogwai gecovert werden; „Lost the Signal“<br />

geriert sich als Psychoblues, der auch aufs<br />

erste Album von Ash Ra Tempel von 1971<br />

gepasst hätte. Alles wirkt unbehauen, skizzenhaft,<br />

dreckig – und simuliert dabei unablässig<br />

eine postrockistische Größe, die<br />

Eindruck schinden will, ohne dass man<br />

rausbekommt, ob wirklich etwas Großes<br />

dahintersteckt. Und wahrscheinlich will<br />

die Band das genauso haben. (mw)<br />

Feist<br />

Look at what the Light did now<br />

INDIEPOP<br />

Universal<br />

5//<br />

Nachdem die 85-minütige Doku über<br />

Feist bereits letztes Jahr in einigen wenigen<br />

Programmkinos zu sehen war, erscheint<br />

sie jetzt endlich auf DVD. Regisseur<br />

Anthony Secks hat die Entstehung<br />

des letzten Studioalbums „The Reminder“<br />

und die anschließende Tour mit der Kamera<br />

begleitet. Statt auf ansonsten für<br />

Musikdokus typische Szenen wie Tourexzesse,<br />

Streitereien und Backstageposereien<br />

zu setzen, vertieft sich Secks mit leisen<br />

Bildern und vielen Zeitsprüngen in das<br />

künstlerische Konzept der kanadischen<br />

Singer/Songwriterin. Was natürlich auch<br />

durch Feists Persönlichkeit befeuert wird,<br />

die sich immer wieder zurücknimmt und<br />

die Aufmerksamkeit auf ihre Lichtdesigne–<br />

rin Clea Minaker und vor allem auf die<br />

Produzenten Mocky, Gonzales und Jamie<br />

Lidell lenkt. Doch das ganz große Ablen–<br />

kungsmanöver gelingt ihr nicht – trotz<br />

grandioser Extras wie zwei Kurzfilmen mit<br />

Feist als Darstellerin oder Ideengeberin<br />

und vielem raren Archivmaterial, trotz


einer Bonus-CD mit dem bisher unveröffentlichten<br />

Titelsong „Look at what the<br />

Light did now“ und vielen Livemitschnitten.<br />

Denn seit mittlerweile fast vier Jahren<br />

warten wir sehnsüchtig auf ein neues<br />

Studioalbum; daran ändert auch diese<br />

DVD nichts. (cs)<br />

Gang Of Four<br />

Content<br />

Pop, Rock + Dance // platten 61<br />

POSTPUNK<br />

Rough<br />

Trade<br />

Würden Gang Of Four auf Karriereberater<br />

hören, sie hätten ihr Comebackalbum bereits<br />

vor knapp zehn Jahren veröffentlicht.<br />

Damals war britische Gitarrenmusik wieder<br />

einmal angesagt, und so ziemlich<br />

jede hippe Band von Bloc Party bis Franz<br />

Ferdinand nannte die britischen Postpunks<br />

als Vorbild und Inspirationsquelle. Inzwischen<br />

sind Spielereien mit Elektro in der<br />

Indieszene viel gefragter, doch weil sich<br />

das Quartett um die beiden Gründungsmitglieder<br />

Jon King und Andy Gill eben<br />

nicht für Trends interessiert, klingt „Content“<br />

lediglich ein bisschen gitarrenverliebter<br />

und rauer als ihr legendäres Debüt<br />

„Entertainment“ aus dem Jahr 1979.<br />

Beibehalten haben sie auch ihren politischen<br />

Scharfsinn, und wenn sie in den<br />

Texten die Ökonomie und unsere digitalen<br />

Spielzeuge kommentieren – dann sind sie<br />

eben doch voll und ganz auf Höhe der<br />

Zeit. „Who can steal when everything is<br />

free, who am I when everything is me“?,<br />

fragen sie im Refrain der Single „Who am<br />

I“, mit der sie den Indieclubs nach mehr<br />

als 30 Jahren endlich einen Nachfolger<br />

für den ewigen Klassiker „Damaged Goods“<br />

anbieten. Und diese grandiose Hookline<br />

hätte ihnen kein Karriereplaner durchgehen<br />

lassen. (cs)<br />

Greg Olliver & Wes Orshoski<br />

Lemmy<br />

THRASHROCK<br />

WVG<br />

Medien<br />

4//<br />

5//<br />

„Die Atombombe“, sagt ein Fan, „werden<br />

nur zwei Dinge überleben: Lemmy<br />

und die Kakerlaken.“ Diesen Tonfall der<br />

Verehrung machen sich auch die Regisseure<br />

dieses 105-Minuten-Films zu eigen.<br />

Dabei beginnt er mit Einblicken, die der<br />

ikonografischen Größe des unverwüstlichen<br />

Rockmonsters Lemmy Kilmister (65)<br />

zu widersprechen scheinen: Lemmy beim<br />

Daddeln in seiner Messiewohnung, Lemmy<br />

beim Kochen in der Junggesellenküche.<br />

Doch dann geht die Post ab: witzige Radioauftritte,<br />

Reisen zu seinen Wurzeln,<br />

Liveausschnitte mit seiner Band Motörhead<br />

und immer wieder Schwärmereien selbst<br />

blutjunger Fans. Und Lemmy weiß, was<br />

er seinem Ruf schuldig ist. „Stimmt es,<br />

dass du mit 2 000 Frauen im Bett warst?“,<br />

fragt ihn der geschniegelte Radiomann.<br />

„Nein, das hat dieses Blatt erfunden“, knurrt<br />

Lemmy. „Ich habe 1 000 gesagt.“ Überall<br />

Fallhöhen: Lemmy will nie mehr aus seiner<br />

Wohnung in Los Angeles ausziehen, weil<br />

sie nur 900 Dollar im Monat kostet und<br />

der Vermieter jährlich um maximal sechs<br />

Prozent erhöhen kann – die Rockikone als<br />

Sparfuchs. Allerdings tauscht er die Freundinnen<br />

mit seinem Sohn, und das rückt<br />

alles wieder gerade. Eine amüsante Hommage<br />

an einen der größten und konsequentesten<br />

Rocker aller Zeiten, mit über<br />

drei Stunden Bonusmaterial. (mw)<br />

Hercules & Love Affair<br />

Blue Songs<br />

DISCOHOUSE<br />

Universal<br />

5//<br />

Nicht wenige erwarten vom zweiten Album<br />

eine radikale Frischzellenkur für die<br />

seit dem Ed-Banger-Boom stagnierende<br />

Clubmusik. Immerhin konnte das New<br />

Yorker Projekt um Mastermind Andy Butler<br />

mit seinem Debüt 2008 ein Discorevival<br />

anschubsen, und das von Antony gesungene<br />

„Blind“ gehört auch heute noch zu<br />

jeder guten Party. Doch genau da lag auch<br />

Butlers Hauptproblem: Nach seinem weltweiten<br />

Erfolg fehlte Antony die Zeit, auch<br />

Nomi Ruiz konzentriert sich mittlerweile<br />

auf ihre Solokarriere mit Jessica 6. Von<br />

der alten Sängertruppe ist lediglich Kim<br />

Ann Foxman wieder dabei. Doch Butler<br />

schloss die Lücken mit grandiosen Neuentdeckungen:<br />

Er engagierte den Housesänger<br />

Shaun J. Wright aus Chicago und traf<br />

in Berlin die aus Venezuela stammende<br />

Opernsängerin Aerea Negrot. So kann er<br />

in zwei entgegengesetzte Richtungen gehen:<br />

Er legt Vocal-House-Stücke wie „My<br />

House“ oder „Falling“ vor, mit denen er<br />

noch cluborientierter ist als auf dem Debüt,<br />

während er beim Titelstück oder mit der<br />

kulturnews 2/11<br />

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62 platten // Pop, Rock + Dance<br />

Coverversion von „It’s alright“ sehr experimentelle<br />

und sphärische Kompositionen<br />

abliefert. Und so ist der Auftrag mit der<br />

Frischzellenkur auch gleich doppelt erledigt:<br />

Das Houserevival ist nicht mehr aufzuhalten,<br />

aber man muss gar nicht jede<br />

Nacht ausgehen. Denn „Blue Songs“ ist<br />

eins jener seltenen Dancealben, die auch<br />

zu Hause auf dem Sofa funktionieren. (cs)<br />

Imelda May<br />

Mayhem<br />

ROCK’N’ROLL<br />

Universal<br />

2//<br />

Imelda May ist in Irland schon ein Superstar,<br />

gilt als Antwort auf Amy Whinehouse,<br />

als Frau mit unverwechselbarem Stil zwischen<br />

Rockabilly und Jazz. Wäre dem<br />

nicht so: Was für eine Enttäuschung! Die<br />

Wahrheit liegt wie so oft dazwischen – und<br />

hier etwas darunter. Mays zweites Album<br />

repetiert Hundertmalgehörtes, bei dem<br />

auch Genrefans die Föhntolle nicht durchgepustet<br />

wird. Hübsch verpackt ist es<br />

allemal, gekonnt produziert und für jede<br />

Themenparty geeignet. Aber besonders<br />

die Texte der Irin gehen auf keine elektrische<br />

Bullenhaut. Darin ist sie entweder<br />

fürchterlich verliebt, oder sie besingt ihre<br />

fabelhaften Eigenschaften. Bescheiden<br />

und stolz ist sie also, ein richtig toller Fang,<br />

hat ewig nach der Ewigkeit gesucht und<br />

weiß, dass das Leben Höhen und Tiefen<br />

hat. So so. Gut, die Iren trinken ja auch<br />

mehr als wir: Tut man es ihnen gleich,<br />

hat auch „Mayhem“ seine Momente. (ms)<br />

Marianne Faithfull<br />

Horses and High Heels<br />

SONGWRITER-<br />

POP<br />

Indigo<br />

4//<br />

Marianne Faithfull kann sie alle haben:<br />

Exklusiv für ihr 23. Album hat der irische<br />

Dichter Frank McGuinness den Text zu<br />

„The old House“ geschrieben, Lou Reed<br />

greift mehrmals für die Diva zur Gitarre,<br />

auch Dr. John und Wayne Kramer (MC5)<br />

stehen auf der Gästeliste. Trotzdem überrascht<br />

Faithfull vor allem mit verstärktem<br />

DIY-Anteil: Während sie sich zuletzt auf<br />

Interpretationen fremder Kompositionen<br />

konzentrierte, sind diesmal auch vier<br />

Songs dabei, an denen sie zumindest als<br />

Koautorin beteiligt war. Vielleicht überzeugen<br />

eigene Stücke wie die Trennungshymne<br />

„Why did we have to part“, der<br />

Ohrwurm „Prussian Blue“ oder das optimistische<br />

„Eternity“ vor allem deshalb,<br />

weil sie bei den Coverversionen auch mal<br />

daneben greift. Allen Touissants „Back in<br />

Baby’s Arms“ bleibt öder Soulschmonz,<br />

und beim Bluesstampfer „No Reason“<br />

klingt sie sogar erstmals richtig gestrig.<br />

Doch wenn sie in „That’s how every<br />

Empire falls“ mit dem Älterwerden hadert,<br />

verzeiht man ihr jeden missglückten Flirt<br />

mit ollem Country und Blues. (cs)<br />

Max Raabe & Annette Humpe<br />

Küssen kann man nicht alleine<br />

CHANSONPOP<br />

Universal<br />

2//<br />

Die charmant-weiche, wachsbleiche<br />

Wohlfühlstimme von Max Raabe präsentiert<br />

sich hier in zwölf Liedern, die aus<br />

der gemeinsamen Feder von Raabe und<br />

NDW-Legende Annette Humpe kommen.<br />

Doch zu lahm und langweilig sind die<br />

kleinen „Reim dich, oder ich fress dich“-<br />

Geschichten über die Liebe und zu künstlich<br />

auf 20er-Jahre geschminkt. Denn die<br />

oft synthetisch klingenden Arrangements<br />

bedienen ausschließlich die Emotionalität<br />

moderner Schlagerbegleitung. „Küssen<br />

kann man nur alleine“ fehlt völlig der witzig<br />

instrumentierte und parodistische<br />

Unterton etwa von „Ich küsse Ihre Hand,<br />

Madame“. Gut möglich, dass bei Max<br />

Raabe wieder kein Schwein anruft wegen<br />

dieser Produktion. (jn)<br />

Mogwai<br />

Hardcore will never die, but you will<br />

POSTROCK<br />

Pias<br />

Weiterhin ist es eine bewegende Sache,<br />

sich einem Mogwai-Album auszusetzen.<br />

Vor allem deshalb, weil man immer Angst<br />

davor hat – und doch am Ende erschöpft<br />

und glücklich ist. Zum siebten Mal gön-<br />

01.05. ALTENMARKT<br />

03.05. AUGSBURG<br />

04.05. NÜRNBERG<br />

05.05. ULM<br />

06.05. HOF<br />

07.05. ESSENBACH<br />

08.05. BAYREUTH<br />

10.05. BREMEN<br />

11.05. MÜNSTER<br />

12.05. DÜSSELDORF<br />

13.05. KÖLN<br />

14.05. MAINZ<br />

15.05. ASCHAFFENBURG<br />

17.05. STUTTGART<br />

18.05. KEMPTEN<br />

19.05. PASSAU<br />

20.05. MÜHLDORF<br />

21.05. WEIDEN<br />

22.05. DRESDEN<br />

24.05. BERLIN<br />

25.05. HAMBURG<br />

26.05. HANNOVER<br />

27.05. KALRSUHE<br />

29.05. MÜNCHEN<br />

TICKETHOTLINE: 01805 - 57 00 35<br />

(0,14€/Min., Mobilfunkpreise max. 0,42€/Min.)<br />

In allen teilnehmenden MÜLLER Filialen mit<br />

Multimedia Abteilung erhältlich. Nur solange Vorrat reicht.<br />

4//


nen sie uns den Schauer, den Schrecken,<br />

das Vergnügen, ihnen dabei zuzuhören,<br />

wie sie Brücken schlagen zwischen dem<br />

Schönen und dem Brachialen. Im groovenden,<br />

fast schon Wilco-esk krautrockigen<br />

„Mexican grand Prix“ raunen, flüs–<br />

tern, zischeln Stimmen durcheinander,<br />

und weil es niemals ohne Saiten gehen<br />

wird bei den Schotten, mischt auch eine<br />

plappernde Vocodergitarre mit. „Rano<br />

Pano“ hingegen inszeniert mit schweren<br />

Metalbässen die Stimmung unter Wolken<br />

aus Blei, während „White Noise“, „Too<br />

raging to Cheers“ und „How to be a Werewolf“<br />

klassische Mogwai-Stilübungen sind –<br />

die hohe Kunst des Klangkathedralenbaus.<br />

Das siebte Album dieser singulären Band<br />

ist abwechslungsreicher als die Vorgänger,<br />

doch es deutet unsere Ära ähnlich wie<br />

bisher: als Zeit handgemachter, also ganz<br />

und gar säkularer Bedeutungsschwere.<br />

Hinter der Monströsität der Klänge lauert<br />

das Nichts, und je größer und gewichtiger<br />

diese Klänge sind, desto länger wird es<br />

uns gelingen, dieses Dahinter zu vergessen.<br />

Eskapismus von der Erhabenheit eines<br />

Wintergewitters. (mw)<br />

3...2...1... A Rocket Girl Compilation (Rough Trade)<br />

klingt wie 4AD fürs 21. Jahrhundert und schwankt<br />

zwischen Düsterwave (A Place To Bury Strangers)<br />

und sphärischen Meditationen (Robin Guthrie).<br />

Nathaniel Rateliff<br />

In Memory of Loss<br />

SINGER/<br />

SONGWRITER<br />

Universal<br />

4//<br />

Produzent Brian Deck trug im Studio wohl<br />

Gazehandschuhe, so bedächtig tupft er<br />

die Klangfarben für Nathaniel Rateliff hin.<br />

Der bärtige Balladensänger aus Missouri<br />

legt vor allem Wert auf intime Intensität,<br />

kann aber auch anders. Wie in „Early<br />

Spring till“, in dem seine Stimme überraschend<br />

hell wird, als sie unter Druck gerät.<br />

Hier schafft Deck die Balance mit<br />

einer verzerrten E-Gitarre, die den Hintergrund<br />

dominiert bis in die Ferne. Ein häufiges<br />

Stilmittel der Produktion: die Intimität<br />

des Vordergrundes zu kontrastieren und<br />

zu kommentieren mit Klängen tief im Raum<br />

– wie die angespannt summende Orgel in<br />

„Longing and losing“. Eigentlich benötigen<br />

Rateliffs Songs über Kämpfe und Kommunikation<br />

nur die trocken gezupfte Gitarre<br />

und seinen (oft gedoppelten) Gesang, der<br />

die Silben manchmal abgehackt serviert,<br />

als wolle er ihnen mehr Nachdruck verleihen.<br />

Doch Decks Ideen tun ihnen gut; sie<br />

Pop, Rock + Dance // platten 63<br />

holen den einsamen Wolf raus aus der<br />

Bretterbude. Rateliff wirkt wie eine introvertiertere<br />

Version des Folkberserkers Micah<br />

P. Hinson – und wie der Kollege aus<br />

Texas wird auch Rateliff immer ein Mann<br />

für die kleinen Clubs bleiben. Zumindest<br />

in dieser Welt. (mw)<br />

Pat Appleton<br />

Mittendrin<br />

SOULPOP<br />

Edel<br />

„What’s next?“: Bereits der Titelsong ihres<br />

Solodebüts von 2007 formulierte die Frage,<br />

wo es hingehen soll mit der De-Phazz-<br />

Sängerin. Der Nachfolger „Mittendrin“ gibt<br />

eine Antwort, die vielleicht überrascht:<br />

Frau Appleton singt jetzt deutsch. Und das<br />

wird nicht jedermanns Sache sein. Denn<br />

wo die Musik gewohnte Pfade zwischen<br />

Soul, Pop und Jazz beschreitet, die Stimme<br />

das Spektrum vom Sprechen übers<br />

Schmeicheln bis zum rockigen Röhren<br />

abschreitet, gehen die Texte ihre eigenen<br />

Wege und verrennen sich auch mal. „Grau<br />

ist elegant, Grau ist schlank, doch Grau<br />

kann der Hoffnung nichts beweisen“: Zeilen<br />

wie diese bleiben nebulös. „Englisches<br />

läuft gerne auch mal nebenbei“, sagt Appleton,<br />

„singt man aber auf Deutsch, hören<br />

die Leute zu.“ Man hört Appleton gern<br />

zu – aber nicht unbedingt wegen dem,<br />

was sie singt, sondern wie sie es singt. (kab)<br />

Patty Moon<br />

Mimi and me<br />

INDIEPOP<br />

3// Indigo 4//<br />

Nach einer japanischen Legende lebt auf<br />

dem Mond ein Reiskuchen stampfender<br />

Hase. Ähnlich flauschig gibt sich das neue<br />

Album von Patty Moon, also Sängerin/Songschreiberin<br />

Judith Heusch (alias Patty Moon)<br />

und Arrangeur/Produzent Tobias Schwab.<br />

Das Duo vermischt Orchestergrandeur mit<br />

klassischen Popkompositionen – wie eine<br />

optimistische Version von Soap & Skin mit<br />

einem Hauch Regina Spektor. Hier wird<br />

von großen Gefühlen gesungen, Edgar Allan<br />

Poe zitiert und sphärisch über dem<br />

Piano geschwebt, und zwar ohne sich in


64 platten // Pop, Rock + Dance<br />

Experimentellem zu verlieren. Die zarte<br />

Stimme Heuschs hat gerade genug Kraft,<br />

um knapp am Prädikat dünn vorbeizuschrammen,<br />

weiß sich jedoch gekonnt mit<br />

dem opulenten Hintergrund zu vermählen.<br />

Auch Kurzausflüge in Jazzgefilde oder Postrockminenfelder<br />

übersteht Patty so problemlos,<br />

dass wir den Reiz der Gefahr des Schei–<br />

terns zu vermissen beginnen. Ein tieferes<br />

Abtauchen in dunkle Gewässer bleibt leider<br />

aus, doch dann gibt es für Patty Moon<br />

halt in Zukunft noch eniges zu entdecken.<br />

Wir freuen uns drauf. (ms)<br />

Quicksand<br />

Economic Poetry<br />

LOUNGEPOP<br />

Edel<br />

3//<br />

De-Phazz-Gründer Pit Baumgärtner bedient<br />

ein schwieriges Spartenpublikum:<br />

intelligente, trendbewusste Menschen vom<br />

Typus des wertkonservativen Hipsters. Da<br />

muss die Melange frisch daherkommen,<br />

ohne Vertrautes auszuklammern. Der völlig<br />

unbemühte Umgang mit den bekann-<br />

ten Modulen ist die Stärke von „Economic<br />

Poetry“ – das gilt für den Griff zum jeweils<br />

stimmigen Instrumentalschnipsel ebenso<br />

wie für den rhetorischen Raubzug durch<br />

die Popsprache der zurückliegenden Jahrzehnte.<br />

Sandie Wollasch schnäbelt die<br />

feine Platitüdenpoesie mit dem blasiertnaiven<br />

Timbre einer Katie Melua oder<br />

einer Annett Louisan ins Mikro. Ihre Hauchstimme<br />

ergänzte sich bis dato immer am<br />

besten mit tieffrequenten Begleitern wie<br />

Hellmut Hattler oder Esperanza Spalding.<br />

Quicksand dagegen kommt leichtfüßiger<br />

daher, tut nirgendwo weh, passt irgendwie<br />

immer ins Ohr – ist aber auch genauso<br />

schnell wieder aus dem Ohr verschwunden.<br />

(ron)<br />

Schandmaul<br />

Traumtänzer<br />

FOLKROCK<br />

Edel<br />

4//<br />

Auf ihrem siebten Studioalbum versammeln<br />

Schandmaul all die Zutaten, die ihre<br />

Alben seit Jahren in die Charts bringen:<br />

eingängige, leicht mitsingbare Texte, tanzbare<br />

Riffs plus Einsprengsel von<br />

Schalmeien, Dudelsack, Geige, Flöte und<br />

Drehleier. Dabei kommen auf<br />

„Traumtänzer“ einige Songs rockiger daher<br />

als gewohnt, was dem Gesamtsound<br />

durchaus gut tut. Besonderes<br />

Schmankerl: Schandmaul durften exklusiv<br />

eine Passage aus dem kommenden Buch<br />

von Fantasyikone Wolfgang Hohlbein vertonen;<br />

der Meister ist großer Fan der<br />

Band. Vielleicht trifft man ihn ja auf<br />

einem der Konzerte, die Schandmaul im<br />

März durch ganz Deutschland führen<br />

werden. (es)<br />

Social Distortion<br />

Hard Times and Nursery Rhymes<br />

PUNKROCK<br />

Indigo<br />

5//<br />

Natürlich sind die Kalifornier über den<br />

Punk weit hinaus. Im 32. Bandjahr haben<br />

Mike Ness & Co. längst diverse Stile in<br />

ihren Sound integriert – von Country über<br />

Rockabilly bis (neuerdings) Soul – und<br />

Foto: Südpolmusic<br />

Killerpilze<br />

inszenieren ihren gitarrensatten Gruppenklang<br />

so ziel- und stilsicher, dass sich Sid<br />

Vicious im Grab umdreht. Ness’ Gesang<br />

hat noch immer die Eindringlichkeit einer<br />

Massage mit Schmirgelpapier – und er ist<br />

ein virtuoser Gitarrist, der bei Bedarf von<br />

Twang- bis Flageoletttönen alles drauf<br />

hat. Was die Band mit den Anfängen verbindet,<br />

ist ihr unverändert hohes Energielevel.<br />

Und Ness’ Händchen für Ohrwürmer<br />

wie das programmatische Schlussstück<br />

„Still alive“ will und will nicht nachlassen.<br />

Der Soulfuror von „California (Hustle and<br />

flow)“ mit seinen Backgroundbienen, die<br />

Lust an der schönen Melodie, die sich in<br />

einem euphorischen Punksetup verprügeln<br />

lassen muss („Gimme the Sweet and<br />

Lowdown“), das obligate Hank-Williams-<br />

Cover („Alone and forsaken“): All das macht<br />

das neue Album der Kalifornier, das frecherweise<br />

mit einem Instrumental beginnt,<br />

zum ungetrübten Vergnügen. Nur wenige<br />

sind würdig, die Fackel des Rock’n’Roll<br />

auch noch im 21. Jahrhundert hochzuhalten,<br />

So D gehören dazu, definitiv. (mw)<br />

Drive-By Truckers mischen auf „Go-Go Boots“<br />

(Rough Trade) Soul, Country und Rootsrock mit<br />

mehr Ernst als bisher – und glänzen mit einer<br />

transparenten Produktion, in der man am liebsten<br />

baden möchte.<br />

präsentiert<br />

15. 4. // Kaiserslautern Kammgarn<br />

16. 4. // Frankfurt Nachtleben<br />

17. 4. // Recklinghausen Vest Arena<br />

18. 4. // Leipzig Moritzbastei<br />

19. 4. // Hamburg Beatlemania<br />

20. 4. // Hannover Musikzentrum<br />

21. 4. // Marburg KFZ<br />

26. 4. // Köln Werkstatt<br />

27. 4. // Berlin Comet<br />

28. 4. // Reutlingen Franz K<br />

29. 4. // Augsburg Kantine<br />

30. 4. // München 59to1<br />

Tickets und mehr über<br />

Killerpilze auf kulturnews.de


The Go! Team<br />

Rolling Blackouts<br />

INDIEPOP<br />

Rough<br />

Trade<br />

Überraschen kann das Go! Team mit seinem<br />

durchgeknallten Stilmix aus Powerpop,<br />

frühem HipHop, Cheerleadergesang,<br />

Funk, Big Beat und Sampleorgien natürlich<br />

nicht mehr: Der nervöse Opener<br />

„T.O.R.N.A.D.O.“ mit Rapperin Ninja am<br />

Mikro vereint, was ihre früheren Hitsingles<br />

auszeichnete, das instrumentale „Bust-out<br />

Brigade“ ist wieder mal eine vermeintliche<br />

Auftragsarbeit für den „Shaft“-Soundtrack,<br />

und selbst beim Morricone-Gospelsong<br />

„The running Range“ werden Fans ohne<br />

Schulterzucken mitsingen. Doch das Sextett<br />

aus Brighton hat seinen Sound perfektioniert:<br />

Waren sie in der Vergangenheit<br />

eine klassische Singlesband, weil die Alben<br />

auf Dauer schlicht zu anstrengend waren,<br />

funktioniert „Rolling Blackouts“ auch am<br />

Stück. Nie zuvor klang die Band so gut<br />

produziert und aufs Songwriting fokussiert.<br />

Hits gibt’s trotzdem, vor allem dank der<br />

Gäste: Bethany Cosentino von Best Coast<br />

Ab 10.12. als CD,<br />

2CD Special Edition<br />

& Download!<br />

4//<br />

lässt beim Powerpopsong „Buy nothing<br />

Day“ die Sonne aufgehen. Und wenn<br />

Deerhoofs Satomi Matsuzaki den<br />

„Secretary Song“ singt, steht man selbst<br />

den schlimmsten Arbeitstag durch. (cs)<br />

The Windupdeads<br />

Army of invisible Men<br />

INDIEPOP<br />

Sony<br />

Music<br />

4//<br />

Es verwundert nicht, dass The Windupdeads<br />

so oft auf Seriensoundtracks landen.<br />

Ihre Poprockhymnen sind wie dafür<br />

gemacht, große Gefühle zu untermalen.<br />

Nach „Reverse of Shade” bei „Gossip Girl”<br />

wird ihre neue Ballade „Substitutes” bei<br />

„One Tree Hill” zu hören sein. Wenn die<br />

vier Schweden um Sänger Rickard Olsen<br />

ihre Gitarren in die Hand nehmen und<br />

lossingen, ist Pathos Programm. Unweigerlich<br />

denkt man da an Muse: The Windupdeads<br />

klingen ein wenig wie ein amerikanischer<br />

Cousin der Briten – jünger, glatter,<br />

aber alles andere als oberflächlich. Wie<br />

viele schwedische Bands schaffen sie es,<br />

Pop, Rock + Dance // platten 65<br />

Eingängigkeit und Unverkennbarkeit unter<br />

einen Hut zu bringen. „Don’t let go” besticht<br />

mit Weezer’scher Leichtigkeit, „Blood<br />

on her Hands” wird vom Schlagzeug angetrieben,<br />

und „Next Year” ist ein rückhaltloses<br />

Eingeständnis eigener Fehler.<br />

Zur Textzeile „I try to get better next year”<br />

lässt es sich wunderbar über gebrochene<br />

Vorsätze heulen. Die Windupdeads selbst<br />

haben mit „Army of Invisible Men” jedenfalls<br />

einen guten Start ins Jahr. (kat)<br />

Ton<br />

Diskussionen mit dem Eisberg<br />

GITARRENPOP<br />

Alive<br />

3//<br />

Während die Amerikaner in den 90ern<br />

ständig neue Poppunker ins MTV-Programm<br />

drückten, steuerte Deutschland<br />

nichts zu diesem Genre bei. Doch dann<br />

krawallten plötzlich Tobias Röger und Konsorten<br />

als The Wohlstandskinder rotzige<br />

Riffs und verworrene Texte heraus – war<br />

das toll! Inzwischen ist die Formation leider<br />

längst Geschichte, Ex-Frontmann<br />

Röger gibt es aber als Sänger der Kölner<br />

Band Ton immer noch zu hören. Allerdings<br />

haben sie die BPM-Zahl runtergedreht,<br />

texten klarer und sind sich für keine große<br />

Gefühlsgeste zu schade. Schon auf ihrem<br />

Debüt „Wir haben die Zeit, sie uns zu<br />

nehmen“ ließen’s die Jungs ordentlich<br />

triefen. „Diskussionen mit dem Eisberg“<br />

gelingt mit mehr Gitarreneinsatz und<br />

kreativeren Drumparts besser. Da kommen<br />

Fans von Silbermond und Wir Sind<br />

Helden bestimmt auf ihre Kosten; alle<br />

anderen müssen die Wohlstandskinder<br />

weiterhin schmerzlich vermissen. (mh)<br />

Wire<br />

Red barked Tree<br />

Der bahnbrechende neue Soundtrack von DAFT PUNK • 22 neue Tracks inkl. "Derezzed"!<br />

Ab Januar 2011 im Kino in 3D - Trailer & vieles mehr auf disney.de/tron/<br />

Join TRON on Facebook: facebook.com/Tron<br />

POSTPUNK<br />

Cargo<br />

5//<br />

Sie standen nie im Rampenlicht, doch<br />

sie warfen immer lange Schatten. Wire<br />

lieferten in 35 Jahren einen Setzkasten<br />

voller Innovationen, die eine Heerschar<br />

von Epigonen (z. B. Bloc Party) und Kopisten<br />

(Elastica) hervorbrachten. Nun, auf<br />

© Disney Enterprises, Inc.


66 platten // Pop, Rock + Dance // Jazz + Classics<br />

ihrem zwölftem Studioalbum, geben sich<br />

die Londoner Artpunkpioniere zeitlos wie<br />

eh und je. Das scheinbar ziellos vor sich<br />

hin treibende „Please take“ gewinnt aus<br />

seiner Entrücktheit Momente geradezu na–<br />

iver Schönheit, doch sofort folgt eine monotone<br />

Punkminiatur, die von „Chairs missing“<br />

stammen könnte. Das Werk revolutionierte<br />

1978 den Punk und führte ihn<br />

aus der kreativen Sackgasse. „Red barked<br />

Tree“ ist nun ein eindrucksvoller Relevanzbeweis<br />

– und gibt einer neuen Generation<br />

die Chance, Wire zu entdecken. (nek)<br />

Archiv + Repertoire<br />

Eva Cassidy<br />

Simply Eva<br />

FOLK<br />

Rough<br />

Trade<br />

Erst nach ihrem Krebstod 1996 wurde<br />

die Washingtoner Sängerin Eva Cassidy<br />

weltberühmt. Die Unplugged-Zusammenstellung<br />

„Simply Eva“ gehört zu den besten<br />

dieser posthumen Veröffentlichungen.<br />

Cassidy singt ihre (Cover-)Standards zur<br />

selbstgezupften Akustikgitarre – mit unvergleichlich<br />

klarer und doch alles andere<br />

als aseptischer Stimme, die von Folk bis<br />

Jazz stets die songadäquate Koloratur<br />

trifft. Die zwölf Aufnahmen – darunter mit<br />

Jesse Fullers „San Francisco Bay Blues“<br />

auch ein bisher ungehörtes Stück aus<br />

Cassidys Repertoire – klingen gut produziert;<br />

wenn es Demos waren, dann haben<br />

die Remasterer tolle Arbeit geleistet. Manches,<br />

was bisher von Cassidy erschien,<br />

litt unter allzu zuckrigen Arrangements.<br />

Dieses Problem hat „Simply Eva“ zum<br />

Glück nicht. Wir hören hier den reinen<br />

Klang einer Stimme, die alles konnte, doch<br />

dies der Welt tragischerweise niemals zeigen<br />

durfte. (mw)<br />

George Michael<br />

Faith – Special Edition<br />

MAINSTREAM-<br />

POP<br />

Sony<br />

Music<br />

Die Kirchenorgel am Anfang bereitete einen<br />

keineswegs vor auf das, was folgen<br />

sollte: auf den Schmiss, die Energie, die<br />

pure Poplust, die das Solodebüt des da-<br />

kulturnews 2/11<br />

5//<br />

5//<br />

mals 24-jährigen George Michael zu einem<br />

der erfolgreichsten Alben aller Zeiten werden<br />

lassen sollten. Das Titelstück überzeugt<br />

mit kackfrecher Akustikökonomie,<br />

die Überballade „Father Figure“ bietet alles<br />

an episch-elektronischen Sounds auf, was<br />

1987 en vogue war, und bleibt dennoch<br />

so transparent wie ein Seidentuch. So geht<br />

es weiter: Jeder Song eine neue Klangidee,<br />

ein neuer Beat, ein neuer Arrangementeinfall.<br />

Und am Ende summierte sich das<br />

alles zum Popmeisterstück, das sich bis<br />

heute über 20-millionenmal verkaufte und<br />

den Mann, der sich das alles ausgedacht<br />

hatte, zum Superstar machte. Mit der remasterten<br />

Neuauflage im mattschwarzen<br />

Pappschuber liegt nun endlich eine Fassung<br />

vor, welche die Dynamikmängel der<br />

ersten CD-Auflage behebt. Dazu gibt es<br />

eine Bonus-CD mit Raritäten und Instrumentals<br />

sowie (in der „Special Edition“)<br />

eine DVD mit Interviews und Videoclips.<br />

In allen Konfigurationen natürlich enthalten:<br />

der libertinäre, hedonistische Kampfruf<br />

„Sex is natural, sex is fun!“ (mw)<br />

Wir Sind Helden<br />

Tausend wirre Worte – Deluxe Edition<br />

DEUTSCHPOP<br />

Sony<br />

Music<br />

4//<br />

Wir Sind Helden im Veröffentlichungswahn:<br />

Erst im Sommer erschien das Comebackalbum<br />

„Bring mich nach Hause“, noch im<br />

November machten Sängerin Judith Holofernes<br />

und Schlagzeuger Pola Roy mit dem<br />

Nebenprojekt Per Anders in Flüsterfolk, und<br />

schon legen sie mit einer Werkschau auf<br />

DVD und zwei CDs nach. Dabei muss man<br />

es dem konsumkritischen Quartett aber<br />

anrechnen, dass es sich mit einer Veröffentlichung<br />

im Februar wohl bewusst aus<br />

dem Weihnachtsgeschäft raushält. Zumal<br />

„Tausend wirre Worte“ nicht nur das Erwartbare<br />

bietet: Zusätzlich zu allen Videoclips<br />

bekommt man auch ein 45-minütiges<br />

„Heldendokumentationsvideo“, und vor<br />

allem gibt es neben den Singlehits auch<br />

eine Zusammenstellung mit B-Seiten, Livemitschnitten<br />

und Raritäten. Die „Alphamännchen“<br />

von der allerersten EP, die chinesische<br />

Version von „Kaputt“ für das „Poptastic<br />

Conversation China“-Projekt und<br />

sogar die von Holofernes mehr gekrächzte<br />

als gesungene Coverversion des Ton-Steine-<br />

Scherben-Klassikers „Halt dich an deiner<br />

Liebe fest“ rechtfertigen den Kauf – nicht<br />

nur für die treuesten Fans. (cs)<br />

Jazzplatte des Monats<br />

Ulla Haesen<br />

Love, Tears & Joy<br />

BRASILJAZZ<br />

Cargo<br />

Herrlich luftig startet Ulla Haesen in ihr<br />

Album, nämlich mit dem von Peter Fessler<br />

geschriebenen und charmant begleiteten<br />

„Postcard from Brazil“ und zwei stimmungsvollen<br />

brasilianischen Standards. Doch<br />

dann: Was haben Blood, Sweat & Tears<br />

auf diesem Album verloren? Nach sechs<br />

Takten schleicht sich das Gefühl ein, dass<br />

nicht jeder Song eine Sambaisierung verträgt.<br />

„Spinning Wheel“ ist definitiv so<br />

eine Nummer, die nach New Yorks drekkigem<br />

Regen schmecken sollte und nicht<br />

nach Sonne, Sand und Caipis. Einen nachhaltig<br />

störenden Eindruck hinterlässt dieser<br />

kleine Missgriff in die Coverkiste, denn<br />

so richtig mag man sich danach auch<br />

nicht mehr mit „Ella elle Lá“ oder „Aisha“<br />

anfreunden, obwohl das nun wirklich<br />

dankbare Tracks für die akustische Beset–<br />

zung und für Ulla Haesens Stimme sind.<br />

Das alles am Ende doch irgendwie zu mögen,<br />

ist dennoch nicht schwer: „Spinning<br />

Wheel“ mit der Skiptaste wegdrücken, bei<br />

„Unchain my Heart“ kurz auf den Balkon<br />

gehen und ansonsten die wunderschönen<br />

Gitarrenmomente sowie die rhythmische<br />

Legerezza genießen. (ron)<br />

Brad Mehldau<br />

Live in Marciac<br />

PIANOJAZZ<br />

Warner<br />

Der ungebremste Solist Brad Mehldau steht – will man einen Punkt auf der Skala<br />

zwischen Jazz und Klassik festlegen – der klassischen Moderne von Bártók und Prokofiew<br />

näher als den swingenden, singenden Kleinformen des Modern Jazz. Auch<br />

diese beherrscht er allerdings gekonnt in Titeln von Cole Porter („It’s all right with me“),<br />

Rodgers/Hammerstein („My favourite Things“) und Fain Webster („Secret Love“). Rockinspiration<br />

holt er sich bei Radiohead, Kurt Cobain und Lennon/McCartney. Man merkt<br />

die Freude, wenn der versierte Sideman einmal ganz allein das machen darf, was er<br />

will: beißende Klangflächen, rasende Cluster und minimalistische Ostinati. So entsteht<br />

eine faszinierende Sammlung alter und neuer Soloklavierideen, die über zwei CDs<br />

hinweg für den, der Ohren hat zu hören und Zeit zu lauschen, keine Langeweile aufkommen<br />

läßt. (jn)<br />

-Bewertung<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Kraan<br />

Diamonds<br />

FUSION<br />

Broken<br />

Silence<br />

5//<br />

3// 4//<br />

Kraan gibt es jetzt schon 40 Jahre lang,<br />

und noch immer sitzt die Band zwischen<br />

allen Stühlen; mit voller Absicht natürlich.<br />

Kraan sind keine Rockband, keine Jazzcombo,<br />

erst recht keine Krautrocktruppe.<br />

Sondern von allem ein bisschen. Ihr Groove<br />

ist geradeaus, die Improvisationen jazzig,<br />

der Sound superb. Hellmut Hattler (b)<br />

und die Wolbrandt-Brüder (Jan Fride, dr;<br />

Peter, g, synth, voc) fusionieren all ihre<br />

Einflüsse so ätherisch wie kraftvoll. Ihre<br />

Musik schimmert verchromt, sie ist so<br />

räumlich, dass sie an allen Ecken widerhallt,<br />

und manchmal kommt sogar ein echtes<br />

Rockriff vor wie in „Ring my Bell“,<br />

doch Peter Wolbrandts verfremdeter Gesang<br />

löst dann schnell wieder das Tau<br />

vom Boden. Ihr Wildern quer durch die<br />

Genres ist von Lust und Laune geprägt,<br />

hat inzwischen aber nicht mehr jenen<br />

Spontihumor, der ihren Alben in der<br />

Krautrockära oft eigen war. Übrigens<br />

bringt Hellmut Hattler parallel eine CD auf<br />

den Markt; sie ist weit technoider, sauberer.<br />

Kraan hingegen haben sich jene organische<br />

Klangfarbe bewahrt, die wohl nur<br />

entsteht, wenn eine echte Band interagiert.<br />

Und das darf sie gern auch in den<br />

kommenden 40 Jahren tun. (mw)


NUR FORT<br />

„Das hier ist erwachsener Jazzpop<br />

mit hohem Charmefaktor.“ Brigitte, 01.2011<br />

ON TOUR<br />

28.01. Elmau · 11.02. Karlsruhe* · 12.02. Mannheim* · 14.02.<br />

Stuttgart* · 15.02. München* · 16.02. Bonn* · 17.02. Dortmund*<br />

18.02. Düsseldorf* · 19.02. Mainz* · 21.02. Berlin* · 24.02.<br />

Kaiserslautern* · 25.02. Darmstadt* · 26.02. Hamburg* · 27.02.<br />

Lübeck* · 07.04. Bremen · 09.06. Pforzheim · 10.06. Wittlich<br />

11.06. Freiburg (* Doppelkonzert mit Jacky Terrasson im Rahmen<br />

der Jazz Today Tour)<br />

Minor Music CD MM 801140 LP MM 1140<br />

Neues Album „Nur Fort“<br />

www.lisa-bassenge.de · www.minormusic.de · www.x-act-event.de · www.karsten-jahnke.de


68 platten // Jazz + Classics<br />

Cæcilie Norby<br />

Arabesque<br />

VOCAL JAZZ<br />

Edel<br />

Mit ihrem achten Soloalbum debütiert<br />

die dänische Sängerin nun beim Münchner<br />

Label Act. An ihrer Seite eine prominent<br />

besetzte Band, unter anderen Ulf<br />

Wakenius (g), Bugge Wesseltoft (p) sowie<br />

am Bass und als Mitproduzent ihr Gatte<br />

Lars Danielsson. Die meisten der 15 Songs<br />

haben selbstgeschriebene Texte und basieren<br />

auf klassisch-impressionistischem<br />

Material. Das funktioniert meist tadellos<br />

und in einem Fall sogar exzellent: „No<br />

Phrase“, das auf Satie gründet, wartet mit<br />

stählernen Bluesklängen und einem Gesangsvortrag<br />

erster Güte auf, der beinahe<br />

dem Genius eines Tom Waits nahekommt.<br />

Bis auf die dämliche, psychedelisch funkende<br />

Version von „Bei mir bist du schön“<br />

ist es ein gut gemachtes, behutsam arrangiertes<br />

Album, das Norby als Singer/Songwriterin<br />

präsentiert, die sich auf Texte,<br />

Stimme und sparsame Klangarchitektonik<br />

verlassen kann. (jan)<br />

Caroline Henderson<br />

Keeper of the Flame<br />

VOCAL JAZZ<br />

Es ist bereits das neunte Album der 1962<br />

in Schweden geborenen und in Dänemark<br />

lebenden Sängerin. Sie begann ihre<br />

Karriere mit Popmusik und näherte sich<br />

zunehmend dem Jazz an, der ihrer Stimme<br />

mehr Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.<br />

Die Songs auf dem neuen Album<br />

stammen von Cole Porter, Duke Ellington,<br />

Nina Simone, Bob Dylan, Tom Waits, PJ<br />

Harvey und anderen. Doch muss man<br />

keinesfalls befürchten, dass sich Henderson<br />

in den Sujets verirrt. Das verhindern<br />

die Arrangements und der gereifte Personalstil<br />

der Künstlerin. So klingen neun der<br />

zwölf Songs so frisch und selbstverständlich<br />

nach Caroline Henderson, dass man<br />

– wüsste man es nicht besser – sofort<br />

vermuten würde: Das sind ihre Songs. Es<br />

sind grandiose Interpretationen – in „Yesterday<br />

is here“ gibt es Passagen, die sind<br />

so schön, dass das unschöne Wort kongenial<br />

wahr wird. (jan)<br />

Nifty’s<br />

Naftularasa<br />

KLEZMER<br />

Nifty’s verwandeln Tradition in Avantgarde<br />

– indem sie Klezmer mit Metalgitarren<br />

mixen. Zwei Gitarren, Trompete, Bass und<br />

Schlagzeug: Mehr brauchen die fünf Musiker<br />

aus Österreich nicht für ihre Schöpfungen,<br />

die stilistische Abkömmlinge des<br />

verehrten Namensgebers sind. Der New<br />

Yorker Naftule „Nifty“ Brandwein galt einst<br />

als König des Klezmer und war ein Meister<br />

der Improvisation. Und die wird auch<br />

auf „Naftularasa” großgeschrieben. Ohne<br />

Gesang, aber mit vielen Ideen jammen<br />

sich Nifty’s durch die acht Songs der Platte,<br />

streuen (wie in „Octopussicat”) immer<br />

mal wieder Drumsoli ein oder lassen die<br />

Trompete die erste Geige spielen, bevor<br />

die Gitarren dem Klezmer den Garaus<br />

machen. Alles höchst elaboriert, aber ähnlich<br />

wie Freejazz nur für Gourmetohren<br />

bekömmlich. (kat)<br />

Ulrike Haage<br />

In:Finitum<br />

AVANTGARDE-<br />

JAZZ<br />

Sony<br />

Sunny<br />

4// Music 5// Moon 4// Indigo 5//<br />

Was die Pianistin und Komponistin<br />

Ulrike Haage auszeichnet: Sie widersteht<br />

Gewohnheiten. Ihre Schönheit kommt<br />

ohne Firlefanz daher, ihr Interesse gilt<br />

dem Klang an sich. Wohl pflegt sie auch<br />

eine besondere, mithin sonderbare Spiritualität,<br />

was sich jedoch in ihrer Tonsprache<br />

lediglich in einem Axiom manifestiert:<br />

Thema und Klang sind die allein gültigen<br />

Instanzen. Damit übertrifft sie den Jazz<br />

noch, neigt sie sich zur Avantgarde. So<br />

zelebriert Haage das Tonmaterial am Bechstein-Fügel,<br />

exploriert Repetitionen auf<br />

bisweilen messianisch meditative Weise;<br />

aber mehr noch geht es ihr um Konzentration,<br />

um eine gewissermaßen metaphysische<br />

Restauration. „In:Finitum“ könnte<br />

das Werk einer postmodernen Impressionistin<br />

sein, die sowohl mit Keith Jarrett<br />

als auch mit Pierre Boulez auszukommen<br />

weiß. (jan)<br />

info@blixstreet.co.uk<br />

Eva Cassidy<br />

G2-10199<br />

simply<br />

OUT NOW<br />

12 unveröffentlichte<br />

Solo Akustik Songs<br />

inklusive<br />

Over the Rainbow,<br />

Time After Time,<br />

Songbird und<br />

True Colours


Verneri Pohjola<br />

Aurora<br />

KAMMERJAZZ<br />

Edel<br />

4//<br />

Die vielleicht wichtigste Lektion, die Verneri<br />

und Ilmari Pohjola von ihrem 2008<br />

gestorbenen Vater Pekka gelernt haben,<br />

ist der kritische Blick auf Konventionen.<br />

Die zweitwichtigste: Sei so virtuos wie<br />

möglich, um deiner Kreativität keine technischen<br />

Grenzen zu setzen. Und die drittwichtigste:<br />

Sprich in musikalischen Bildern.<br />

Verneri Pohjola beherzigt all dies,<br />

und er verzichtet konsequent darauf, sich<br />

auf einen hohen Wiedererkennungsfaktor<br />

festlegen zu wollen. Eher ist es so, dass<br />

die Musik den Ton macht: Im Spannungsbogen<br />

zwischen kammermusikalischem<br />

Ernst, tänzerischen Eskapaden<br />

und nordischem Traditionalismus findet<br />

der Finne den jeweils stimmigen Ansatz.<br />

Vergleiche mit Miles Davis scheut Pohjola<br />

nicht, sonst hätte er kaum Rodrigos „Concierto<br />

de Aranjuez“ zwischen die Eigenkompositionen<br />

platziert: Das ist Davis, das<br />

bin ich, lautet die glasklare Ansage. (ron)<br />

Lang Lang<br />

Gran Turismo 5<br />

SOUNDTRACK<br />

Sony<br />

Classical<br />

Die elf Tracks dieser CD spielt Lang Lang<br />

keineswegs schlechter als bisher; was die<br />

Freude am Spiel des großen Virtuosen verändert,<br />

ist das Sammelsurium von Einzelnummern,<br />

die eine Verbindung zwischen<br />

klassischer Klaviermusik und dem<br />

Soundtrack zum populären Videorennspiel<br />

„Gran Turismo 5“ herstellen. Außer<br />

Stücken von Liszt, Bach, Beethoven und<br />

Chopin hat sich auch eine romantisch<br />

aufgemotzte Interpretation von Joplins<br />

„Entertainer“ eingeschlichen. Am schnittigsten<br />

gelingt dem chinesischen Klavierkünstler<br />

Prokofiews „Precipitato“, der<br />

noch besser im Zusammenhang der ganzen<br />

Sonate auf seiner „Vienna Live“-CD<br />

rüberkommt. Ob sich Gamer nun beim<br />

Spielen auch dem klassischen Hörgenuss<br />

hingeben? Und ob es klassische CD-Hörer<br />

jetzt hinüberzieht zum Videorennspiel?<br />

Abwarten und Tee trinken … (jn/mw)<br />

Jazz + Classics // platten 69<br />

Midori Seiler<br />

J. S. Bach: Partiten für Violine<br />

VIOLIN-KON-<br />

ZERT<br />

Sony<br />

Classical<br />

4// 5//<br />

Die Tochter einer japanischen Pianistin<br />

und eines bayerischen Pianisten spielt auf<br />

ihrem wunderbaren Guaneri-Instrument<br />

ebenso wunderbar leicht, flüssig und selbstverständlich<br />

das, was zum Schwersten der<br />

Gattung gehört. Die Professorin für Barockvioline<br />

und Barockviola in Weimar bringt<br />

auch die (bei aller Abstraktion) wichtigen<br />

tänzerischen Elemente überzeugend zur<br />

Geltung und besticht durch einen klaren,<br />

eleganten und sehr sauberen Ton, der mit<br />

seinem Vibrato sparsam und brillant umgeht.<br />

Ein Höhepunkt ist natürlich die berühmte<br />

Chaconne, deren vielstimmiger<br />

Klangreichtum von Midori Seiler hörenswert<br />

umgesetzt wird – übrigens im klangschönen<br />

Konzertsaal von Köthen, jener Stadt,<br />

in der Bach 1720 seine Suiten komponierte.<br />

(jn)<br />

Gilad Atzmon &<br />

The Orient House Ensemble<br />

The Tide has changed<br />

WORLDJAZZ<br />

Harmonia<br />

Mundi<br />

5//<br />

Das Orient House Ensemble wurde 2000<br />

in London gegründet und nach dem Hauptquartier<br />

der Palästinenser in Jerusalem<br />

benannt. Der zehnte Geburtstag bietet<br />

Anlass zum Rückblick auf die Entstehung<br />

einer eindrucksvollen Jazzsprache, die<br />

Fronten überwinden will. Die CD beginnt<br />

mit einer vielstimmigen Weill’schen Orgie,<br />

verfällt in Bluesmelancholie, vergewaltigt<br />

Ravels Bolero („Bolero at Sunrise“), kehrt<br />

aber zwischen London und Gaza auch<br />

immer wieder zu arabischen Klängen, Anklängen<br />

und Melodien zurück. Damit wird<br />

diese musikalische Reise zu einem originellen<br />

weltläufigen Jazztrip voller Powerplay,<br />

verborgener Schönheiten und interkultureller<br />

Begegnungen, der kunstvollfolkloristisch<br />

mit einer Fiesta endet („We<br />

laugh“). (jn)<br />

KOSTBARKEITEN AUS DER ZEIT DES VINYL - ERSTMALS AUF CD - KOMBINIERT MIT FÜNF NAGELNEUEN<br />

TITELN AUS DER JETZTZEIT. EINE REISE DURCH DAS LEBENSWERK VON KAREL GOTT<br />

Communication<br />

WAPS<br />

www.karel-gott.de Design:


Zucchero<br />

präsentiert<br />

21. 5. // München<br />

Olympiahalle<br />

22. 5. // Stuttgart<br />

Porsche Arena<br />

24. 5. // Berlin<br />

o2 World<br />

25. 5. // Düsseldorf<br />

Philipshalle<br />

1. 7. // Hamburg<br />

Stadtpark<br />

Tickets<br />

und mehr über<br />

Zucchero<br />

auf kulturnews.de<br />

70 bücher // Neue Literatur<br />

Nora Gomringer<br />

Kitsch mit Stil<br />

Was früher cool war, kann morgen schon<br />

kitschig sein. Nora Gomringer ist trotzdem<br />

keines ihrer Gedichte peinlich – nur die<br />

Videos dazu.<br />

kulturnews: Nora, wie schafft man es, dass Lyrik nicht kitschig<br />

wird?<br />

Nora Gomringer: Man muss Kitsch auf jeden Fall in Betracht<br />

ziehen. Er ist ein gewaltiges Stilmittel, und wenn man<br />

sich dessen bewusst ist, kann man ganz gut mit ihm arbeiten.<br />

Überhaupt muss doch nicht alles, was Kitsch ist,<br />

zwingend wertlos sein. He-Man ist mittlerweile auch kitschig,<br />

obwohl er während meiner Kindergartenzeit der Gott<br />

war. Und wenn du mit dieser Frage darauf hinaus willst,<br />

dass ich kitschig bin, will ich das Gespräch lieber beenden.<br />

kulturnews: Kitschig finde ich dich ja gar nicht. Viel eher:<br />

lustig.<br />

Gomringer: Das ist auch so ein Problem: Das Lustige wird<br />

rezipiert. Dabei ist vielleicht ein Drittel von dem, was ich<br />

mache, lustig. Bei Lesungen mache ich das schon klar zum<br />

Punkt, dass ich nicht nur die Spaßnudel und die lustige<br />

Henne bin. Da lese ich dann auch meine Holocaust-Texte.<br />

kulturnews 2/11<br />

kulturnews: Aber kann man bei Poetry Slams mit ernsten<br />

Texten überhaupt noch was reißen?<br />

Gomringer: In den letzten Jahren hat sich die Poetry-Slam-<br />

Szene schon sehr vehement dem Humor verschrieben. Da<br />

gibt es kaum noch Unterschiede zur Comedy- und Standup-Bühne.<br />

Aber deshalb müssen sich gute Slammer nicht<br />

einbilden, sie wären gute Comedy-Leute. Und genauso warne<br />

ich davor, zu denken, dass Poetry Slam irgendetwas<br />

mit Literatur zu tun hat. Klar hört man da immer mal einen<br />

lyrisch ansprechenden Text. Aber bis zum Buch oder<br />

zum verhandlungsfähigen Text, mit dem man sich argumentativ<br />

auseinandersetzen kann, ist es ein weiter Weg.<br />

kulturnews: Auf YouTube gibt’s dich auch in Lyrikclips zu<br />

sehen. Versuchst du damit einen neuen Vertriebskanal für<br />

deine Kunst zu etablieren?<br />

Gomringer: Diese Videos mache ja nicht ich, das sind<br />

meist Filmstudenten, die meine Texte illustrieren. Das verstehen<br />

viele Leute nicht: Zwar lese ich in den Filmen vor,<br />

das eigentliche Kunstwerk, nämlich den Film, machen<br />

aber andere. Übrigens sind mir diese Sachen manchmal<br />

schon sehr peinlich.<br />

kulturnews: Warum lässt du sie dann nicht löschen?<br />

Gomringer: Vielleicht gucke ich mir die mit 80 noch mal<br />

an und denke: Du magst nicht immer schön gewesen<br />

sein, aber du hast mal viel Energie gehabt und warst mal<br />

gesund. Schön, dass du dabei warst … Aber lassen wir<br />

das, das ist dir jetzt wahrscheinlich wieder zu kitschig.<br />

Interview: Mark Heywinkel<br />

Nachrichten aus der Luft ist bei Voland & Quist erschienen.<br />

Foto: Anny Maurer


Buch des Monats<br />

Helene Tursten<br />

Der im Dunkeln wacht<br />

KRIMI<br />

Aus d. Schwed. v.<br />

Lotta Rüegger u.<br />

Holger Wolandt<br />

btb, 2010<br />

320 S.<br />

19,99 Euro<br />

Der im Dunkeln wacht, beobachtet Irene<br />

Huss. Und hat nichts Gutes im Sinn, denn<br />

wie kurze Einblicke in die Psyche des Verwirrten<br />

offenbaren, ist sein Geist alles andere<br />

als gesund. Und so hat die Ermittle–<br />

rin, auch nachdem die Töchter aus dem<br />

Reihenhaus sind und ihr Mann von seinem<br />

Burnout genesen ist, kaum eine ruhige Minute.<br />

Helene Turstens zehnter Band um<br />

die Göteborger Polizistin hingegen ist durchaus<br />

gemächlich, auch wenn ein paar ältere<br />

Damen ihr Leben lassen müssen und ihre<br />

Leichen in Plastik eingeschlagen auf Friedhöfen<br />

auftauchen. Tursten liebt es realistisch,<br />

und so beruht Huss’ Ermittlungsarbeit eben<br />

auch auf Routine und Zufällen und läuft<br />

in Sackgassen. Wer ohne zünftigen Kugelhagel<br />

und wilde Verfolgungsjagden nicht<br />

auskommt, wird Tursten also sterbensöde<br />

finden. Alle anderen – und Schwedenfans<br />

im Besonderen – werden die subtile Span–<br />

nung zu schätzen wissen. (kab)<br />

Neue Literatur // bücher<br />

Goran Petrović<br />

Die Villa am Rande der Zeit<br />

ROMAN<br />

Aus d. Serb. v. Susanne Böhm-Milosavlievic<br />

dtv, 2010<br />

384 S., 14,90 Euro 5//<br />

Spätestens nach der „Unendlichen Geschichte“ hat<br />

jeder schon mal davon geträumt, mit seiner Lektüre<br />

zu verschmelzen und bewusst durch ein grenzenloses<br />

Fantasia zu streifen. Der Student Adam besitzt diese<br />

Fähigkeit, in jedem Text sprichwörtlich zu verschwinden – und er vermag sogar, Stellen<br />

der Geschichte nach seinem Willen umzuschreiben. Diese Fähigkeit wird ihm jedoch<br />

bald zur Last, als er von einem geheimnisvollen Ehepaar beuaftragt wird, Änderungen<br />

in einem Roman vorzunehmen, in dem es keine Handlung, sondern lediglich<br />

die detaillierte Beschreibung einer Villa gibt. Denn an diesem merkwürdigen Ort<br />

jenseits jeder Zeitmessung leben weitere Lesende, die die Villa aus unterschiedlichen<br />

Gründen als ihren Rückzugsort nutzen und unbedingt behalten wollen: eine Familie,<br />

weil sie dem Krieg vor ihrer Haustür entkommen will, eine alte Dame, weil sie in der<br />

realen Welt ihr Gedächtnis zu verlieren droht und ein Mann, der für sein Morden Sühne<br />

tun möchte. Goran Petrović beleuchtet tiefenscharf die Ursachen für den Eskapismus<br />

der Lesenden und liefert in einem Zug eine umfangreiche Chronik der serbischen<br />

Geschichte ab. Ganz groß! (mh)<br />

-Bewertung<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Donald Windham<br />

Zwei Menschen<br />

ROMAN<br />

Aus d. Amerik. v.<br />

Alexander Konrad<br />

Lilienfeld, 2010<br />

200 S.<br />

19,90 Euro<br />

4// 5//<br />

Donald Windham war ein enger Freund<br />

von Tennessee Williams und Truman Capote,<br />

er schrieb mehrere Romane und verstarb<br />

letzten Sommer im Alter von 89 Jahren in<br />

New York. Aus unerklärlichen Gründen<br />

bekommt Windham hierzulande erst jetzt<br />

die mehr als verdiente Aufmerksamkeit:<br />

Vor zwei Jahren kam endlich mit „Dog Star“<br />

sein Roman über den Weg eines 15-jährigen<br />

Unterschichtjungen in die Selbstauslöschung,<br />

im Original bereits ein Jahr vor<br />

„Der Fänger im Roggen“ erschienen. Nicht<br />

weniger grandios ist auch der zweite Roman,<br />

der jetzt erstmalig in deutscher Übersetzung<br />

vorliegt. In „Zwei Menschen“ erzählt<br />

Windham eine ungewöhnliche Liebesgeschichte<br />

in den 50ern: Eigentlich war<br />

der amerikanische Broker Forrest mit seiner<br />

Frau auf Europareise, doch nach einer<br />

Beziehungskrise reist sie vorzeitig ab und<br />

lässt ihn allein in Rom zurück. Hier begegnet<br />

Forrest dem 17-jährigen Marcello, der<br />

gegen Geld mit Männern schläft, um sich<br />

kulturnews 2/11<br />

12 x kulturnews + Geschenk nach Wahl<br />

O Johannes Oerding<br />

Boxer<br />

O Linkin Park<br />

A thousand Suns<br />

Bitte Geschenk ankreuzen<br />

Ich möchte kulturnews für ein Jahr zum Preis von 21 Euro abonnieren.<br />

Das gewünschte citymag und mein Geschenk habe ich angekreuzt.<br />

Sollten Sie bis sechs Wochen vor Ablauf des Abos nichts von mir hören,<br />

möchte ich kulturnews ein weiteres Jahr.<br />

O Berlin<br />

O Hamburg<br />

O München<br />

O Frau O Herr<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Ort<br />

E-Mail Telefon<br />

Datum, Unterschrift<br />

// abocoupon 71<br />

O Köln<br />

O Ruhrgebiet<br />

O Düsseldorf<br />

O Bruno Mars<br />

Doo-Wops & Hooligans<br />

O Kjell Eriksson<br />

O Stuttgart<br />

O Frankfurt<br />

O Scheck liegt bei O Überweisung nach Rechnungserhalt<br />

kulturnews im Abo: 12 Ausgaben für 21 Euro, Lieferung frei Haus nach Bezahlung.<br />

Abobestellung an:<br />

bunkverlag, kulturnews-Aboservice, Friedensallee 7–9, 22765 Hamburg<br />

fon 040-399 29 50, fax 040-38 08 97 73, E-Mail info@bunkverlag.de<br />

Schwarze Lügen, rotes Blut<br />

Widerrufsrecht: Mir ist bekannt, dass ich diese Aboanforderung<br />

innerhalb von 10 Tagen beim kulturnews-Aboservice schriftlich widerrufen kann.<br />

Für die Fristwahrung genügt das Absendedatum.<br />

Besuchen Sie uns auch im Netz: kulturnews.de


präsentiert<br />

The Parlotones<br />

8. 4. // Magdeburg<br />

KuZ Fichte<br />

9. 4. // Potsdam<br />

Waschhaus<br />

10. 4. // Hannover<br />

Musikzentrum<br />

11. 4. // Aschaffenburg<br />

Colos Saal<br />

12. 4. // Leipzig<br />

Werk 2<br />

13. 4. // Karlsruhe<br />

Substage<br />

14. 4. // Basel<br />

Kuppel<br />

15. 4. // Krefeld<br />

Kulturfabrik<br />

17. 4. // Dortmund<br />

FZW<br />

Tickets und mehr<br />

über The Parlotones<br />

auf kulturnews.de<br />

72 bücher // Neue Literatur<br />

aus seinem autoritären Elternhaus zu befreien. Hochsensibel<br />

und frei von jedem Kitsch entwirft Windham zwei<br />

Charakterstudien, die er zum Psychogramm einer fragilen<br />

und absehbar endlichen Beziehung zusammenführt. Und<br />

nebenbei fallen intelligente Reflexionen über Selbstzweifel,<br />

Identität und das Wesen der Zweisamkeit ab, die auch nach<br />

50 Jahren nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt haben. (cs)<br />

Sabrina Janesch<br />

Katzenberge<br />

kulturnews 2/11<br />

ROMAN<br />

Aufbau, 2010<br />

304 S.<br />

19,95 Euro<br />

Ist das jetzt Roadtrip, Ahnenforschung oder doch ein Märchen?<br />

Klar zuordnen lässt sich Sabrina Janeschs Erstling<br />

nicht, vielmehr verbindet „Katzenberge“ diese drei Elemente<br />

gekonnt zu einem eindringlichen Roman. An dessen<br />

Anfang steht die Beerdigung von Nele Leiberts Großvater.<br />

Nele, Journalistin, Tochter einer Polin und eines Deutschen,<br />

führt dieses Ereignis fast zwangsläufig dazu, der Geschichte<br />

des Großvaters und seiner Familie nachzuspüren, die<br />

geprägt ist von Vertreibung, der Frage nach der Heimat<br />

und alten, dämonischen Flüchen. Schließlich reist Nele auf<br />

abenteuerliche Weise an Großvaters Heimatort in Galizien,<br />

um am scheinbaren Ende der Welt alle Unklarheiten zu<br />

beseitigen. Dank übersinnlicher Themen durchzieht eine<br />

mystische Grundstimmung den Roman, der zielbewusst<br />

zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her pendelt.<br />

So ist er vor allem ein Aufruf gegen das Vergessen.<br />

Denn: „Wenn man vergisst, begeht man die gleichen<br />

Fehler wieder und wieder, alles wiederholt sich.“ (ml)<br />

Katharina Hartwell<br />

Im Eisluftballon<br />

ERZÄHLUNGEN<br />

Poetenladen, 2011<br />

144 S.<br />

15,80 Euro<br />

4//<br />

5//<br />

Bis auf eine lobende Erwähnung ging Katharina Hartwell<br />

beim Open Mike 2010 leer aus. Trotzdem: Die 1984 in<br />

Köln geborene Studentin gehört unbedingt in die A-Liga<br />

der deutschen Autoren, denn sowohl ihr Stil als auch ihr<br />

Ideenreichtum können lückenlos mit denen von Zeh, Kehlmann<br />

oder Rammstedt mithalten. In ihrem Debüt „Im Eisluftballon“<br />

entwirft eine namenlose Erzählerin zwölf fabelhafte<br />

Alltagskosmen, deren herrlich melancholischem Sog<br />

man sich nach nur ein paar Zeilen nicht mehr entziehen<br />

kann. Man will einfach wissen, was beispielsweise der<br />

Schüler Sebastian seiner Nanny eigentlich sagen will, wenn<br />

er ihr von seinem Vorhaben berichtet, einen Roboter für<br />

die Unendlichkeit bauen zu wollen. Und man ist verzaubert<br />

von der poetischen Art, auf die Hartwell die Geheimnisse<br />

ihrer kleinen Welten lüftet – oder eben nicht. (mh)<br />

Karen Duve<br />

Anständig essen<br />

SACHBUCH<br />

Galiani Berlin, 2011<br />

280 S.<br />

18,85 Euro<br />

Wie originell: Da erkennt eine Romanautorin, dass die<br />

Lebensmittelindustrie ein ganz übles Gewerbe ist, entschließt<br />

sich, ihr Essverhalten nach moralischen Maßstäben<br />

neu zu organisieren und macht aus dieser Neuorganisation<br />

einen Selbstversuch. Denkt doch jeder, dass<br />

Karen Duves „Anständig essen“ ein hilfloses Me-too-Produkt<br />

ist, nach Jonathan Safran Foers letztjährigem Bestseller<br />

„Tiere essen“, oder? Naja, wenn man davon absieht,<br />

dass „Anständig essen“ nicht als Plädoyer für den Vegetarismus<br />

stehen bleibt, sondern auch vegane und fruta–<br />

rische Ernährung zumindest anreißt. Nur: So missionarisch,<br />

besserwisserisch, nervtötend Foer in seiner Suada<br />

gegen den Fleischverzehr auch ist, sein Buch sagt einem<br />

etwas. Duve hingegen holt einen dort ab, wo man ohnehin<br />

schon ist, und bringt einen kaum ein nennenswertes<br />

Stück weiter: Ja, Massentierhaltung ist übel. Ja, man sollte<br />

sich anders ernähren. Ja, das ist manchmal ein<br />

schwieriges Unterfangen. Duves Buch ist das sympathischere,<br />

sicher, aber es ist auch das schlechtere.<br />

Immerhin: ein Zusatzpunkt für das Titelbild. (fis)<br />

Rocko Schamoni<br />

Tag der geschlossenen Tür<br />

ROMAN<br />

Piper, 2011<br />

256 S.<br />

16,95 Euro<br />

3//<br />

4//<br />

„Jung und nutzlos zu sein ergibt eine sinnige Paarung,<br />

aber wenn man älter wird, muss man sich irgendwann<br />

für eine Funktion entschieden haben.“ Doch Anpassungsfähigkeit<br />

zählt noch immer nicht zu den Stärken von<br />

Michael Sonntag. Nach „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“<br />

lässt Rocko Schamoni den übellaunigen Enddreißiger<br />

ein zweites Mal durch St. Pauli slacken. Eine<br />

Kolumne für die Stadtzeitung ist seine einzige geregelte<br />

Arbeit, ansonsten lässt sich Sonntag noch immer von<br />

Freund Novak zu bekloppten Geschäftsideen überreden<br />

und terrorisiert Verlage, indem er ihnen sinnfreie Manu–<br />

skriptideen schickt. Doch immerhin ist da noch Marion


Vossreuther, die Verkäuferin in einem O2-Shop in der Innenstadt,<br />

nach der sich Sonntag in heimlicher Liebe verzehrt<br />

und die ihn sogar zum Handykauf treibt. Überra–<br />

schen kann Schamoni mit „Tag der geschlossenen Tür“<br />

nicht, dafür ist sein Held viel zu ausdefiniert und gegen<br />

Persönlichkeitsentwicklungen resistent. Doch wie schon<br />

beim Vorgängerroman schafft genau das einen absurd-ko–<br />

mischen Text, der mit kritischer Nachdenklichkeit durchsetzt<br />

ist. Wer etwa pointierte Wahrheiten über Gentrifizierung<br />

will, muss nur Michael Sonntag aufs Maul schauen. (cs)<br />

Rolf Lappert<br />

Auf den Inseln des letzten Lichts<br />

ROMAN<br />

Hanser, 2010<br />

544 S.<br />

24,90 Euro<br />

Der Titel klingt erst mal nach Selbstfindung und Esoterik.<br />

Und ganz frei davon ist der Roman auch nicht. Die Geschwister<br />

Megan und Tobey irren richtungslos durchs Leben:<br />

Sie war militante Tierschützerin, er wollte Rockmusiker<br />

werden. Beide haben wenig gemeinsam und empfinden<br />

dennoch viel füreinander. Weil er Megan finden<br />

will, landet Tobey letztendlich auf einer halb verschollenen<br />

Insel im Pazifik. Hier befindet sich eine wissenschaftliche<br />

Primaten-Forschungsstation, um die sich ziemlich zwielichtige<br />

Geschichten ranken. Und auf unerwartete Weise<br />

endet hier auch Tobeys Suche nach seiner Schwester. Rolf<br />

Lappert erzählt sehr subtil die Geschichten der zwei verlorenen<br />

Seelen nach. Doch bei aller Erzählkunst, die man<br />

dem Schweizer unterstellen darf, geht er stellenweise zu<br />

sehr ins Detail. Die Art, Spannungsbögen zu brechen und<br />

auf fesselnde Situationen mit ausladenden Passagen zu<br />

reagieren, muss man mögen. Nichtsdestotrotz geht die Atmosphäre,<br />

die Lappert kreiert, insbesondere gegen Ende<br />

des Romans unter die Haut. (ml)<br />

Elizabeth George<br />

Wer dem Tode geweiht<br />

KRIMI<br />

Aus d. Engl. v.<br />

Charlotte Breuer u. Norbert Möllemann<br />

Blanvalet, 2010<br />

832 S.<br />

24,99 Euro<br />

Inspector Lynley ist zurück! Wahrscheinlich standen unzählige<br />

Leserinnen kurz vor dem spontanen Herztod, als<br />

der smarte Ermittler nach dem Tod seiner Frau den Dienst<br />

quittierte. Doch die Hilfebitte einer Exkollegin kann Lynley<br />

natürlich kaum abschlagen: Isabelle Ardery soll seine<br />

Stelle übernehmen und stolpert in ein Haifischbecken<br />

voller skeptischer Kollegen und ergebnisorientierter Vor-<br />

Neue Literatur // bücher<br />

3//<br />

4//<br />

gesetzter – und in einen höchst undurchsichtigen Mordfall,<br />

der sich bald zur Beinahekatastrophe entwickelt. Ach<br />

ja: Ein kleines Alkoholproblem hat die Gute auch noch.<br />

Keine Frage also: Thomas Lynley muss ran. Trotz vieler<br />

menschlicher Verwicklungen schafft es Elizabeth George<br />

wieder einmal, einen faszinierenden Kriminalfall zu entwickeln,<br />

der bis kurz vor Schluss spannend bleibt. (es)<br />

Ann Granger<br />

Ein Mord von bessrer Qualität<br />

KRIMI<br />

Aus d. Engl. v. Axel Merz<br />

Lübbe, 2010<br />

368 S.<br />

18,99 Euro<br />

„Ein Mord von bessrer Qualität“ muss zwar nicht zwangsläufig<br />

auch einen Krimi von bessrer Qualität abgeben,<br />

aber Ann Granger erweist sich auch im dritten Buch ihrer<br />

Reihe um Lizzie Martin und Benjamin Ross als Routineautorin,<br />

die Solides abliefert. Zwar müssen sich ihre Figuren<br />

von einem Historienklischee zum nächsten bewegen,<br />

aber wenn man mit der Verklemmtheit des Genres<br />

leben kann, bekommt man mit Lizzie und Benjamin, mittlerweile<br />

verheiratet, ein sympathisches Ermittlerpaar. Und<br />

bedenkt man, dass sich der Mord an Allegra Benedict,<br />

der schönen jungen Frau eines Kunsthändlers, in einem<br />

nebligen Park im London des Jahres 1867 abspielt und<br />

nicht im Mittelalter, ist Lizzie als willensstarke Frau, die<br />

auch mal Widerworte gibt und auf eigene Faust versucht,<br />

Licht ins Dunkel zu bringen, einigermaßen glaubhaft. (kab)<br />

Arno Strobel<br />

Das Wesen<br />

THRILLER<br />

3//<br />

Gelesen v. Sascha Rotermund<br />

Argon, 2011<br />

6 CDs<br />

19,95 Euro<br />

73<br />

4//<br />

Arno Strobel kann, was andere Thrillerkoryphäen längst<br />

verlernt haben: überraschen. Denn wer nach „Der Trakt“<br />

eine weitere nervenzehrende Hatz erwartet hat, wird enttäuscht<br />

– und das, obwohl „Das Wesen“ keineswegs enttäuschend<br />

ist. Nur spielt die Geschichte vom verurteilten<br />

Kindsmörder Dr. Lichner, der nach seiner Entlassung wieder<br />

in einen Vorfall verwickelt zu sein scheint, auf einer<br />

anderen Klaviatur als der Vorgänger. Gerade die Hörbuchversion<br />

verwirrt mit ihren Zeitwechseln anfänglich mehr<br />

als dass sie fesselt. War der Psychologe Lichner vor 15<br />

Jahren vielleicht wirklich unschuldig, wie er immer beteuert<br />

hat? Wieso ist Kommissar Menkhoff so besessen von<br />

seinem Hass gegen Lichner? Und welche Rolle spielt Nicole,<br />

die erst mit Lichner, dann mit Menkhoff liiert war? Menkhoffs<br />

Kollegen Seifert kommen Zweifel, die die Spannung<br />

langsam aber sicher aufbauen. Und am Ende gibt es<br />

dann – ganz Strobel – doch noch einen großen Knall. (kab)<br />

kulturnews 2/11<br />

_<br />

Der<br />

SPIEGEL-Bestseller<br />

jetzt im<br />

Taschenbuch<br />

Deutsch von Hannes Thiess<br />

432 Seiten € 9,95<br />

ISBN 978-3-423-21262-5<br />

Auch als eBook erhältlich<br />

Der Albtraum einer Frau.<br />

Ein dämonischer Psychothriller.<br />

Der erste Fall für Carl Mørck<br />

vom Sonderdezernat Q in<br />

Kopenhagen.<br />

»[…] die Sprache, der unterkühlte<br />

Humor: sie machen diesen Thriller<br />

zu einem Ereignis.« NDR<br />

Deutsch von Hannes Thiess<br />

Deutsche Erstausgabe<br />

_ premium<br />

464 Seiten € 14,90<br />

ISBN 978-3-423-24787-0<br />

Auch als eBook erhältlich<br />

www.adler-olsen.de


RUSSELL<br />

CROWE<br />

www.72stunden.kinowelt.de<br />

AB 20. JANUAR<br />

IM KINO!<br />

Was wa .. re, wenn dir nur<br />

72 STUNDEN bleiben,<br />

um alles zu retten was du liebst?<br />

74 kino //<br />

„The King’s Speech“<br />

Vom Stottern<br />

und vom Stolz<br />

Der König stammelt, lang lebe der König?<br />

Dieser eindrucksvolle Oscar-Kandidat handelt<br />

vom englischen Thronfolger, der Würde<br />

und Größe fürs Amt mit-, nur leider kein<br />

Wort gerade herausbringt.<br />

Tausende von Zylindern und Damenhüten erheben<br />

sich, Stille füllt das weite Rund des Wembley-<br />

Stadions. Albert, Herzog von York (Colin Firth),<br />

Sohn des Königs von England, tritt ans Mikrofon,<br />

um die Abschlussrede der Empire-Ausstellung zu<br />

halten, der größten Messe der Welt. Seine Worte<br />

sollen über das Radio in die ganze Welt hinausgetragen<br />

werden. Doch nach den ersten Worten hallen<br />

nur noch abgehackte Laute und Fetzen von<br />

Sätzen aus den Lautsprechern. Der Herzog stottert<br />

und spricht unter Anspannung so flüssig wie<br />

Wasser durch ein verstopftes Rohr fließt.<br />

König Georg V. ist genervt, Albert ratlos. Seine<br />

Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter) vermittelt<br />

ihm einen Sprachtrainer nach dem anderen und<br />

landet schließlich bei dem unorthodoxen australischen<br />

Therapeuten und Shakespeare-Liebhaber<br />

Lionel Logue (Geoffrey Rush). Edward willigt ein,<br />

wehrt sich aber gegen Logues formlose Art.<br />

„Kennen Sie einen Witz“, fragt der den Blaublütler,<br />

den er respektlos Bertie nennt. „Ti-Timing, ge-gehört<br />

nicht zu mei-meinen Stärken“, antwortet der genervt.<br />

Doch mit der Zeit beginnt Logues Arbeit<br />

Früchte zu tragen, und als 1936 der König stirbt,<br />

kulturnews 2/11<br />

Edwards älterer Lebemann-Bruder Edward (Guy<br />

Pearce) wegen einer Liebschaft rasch wieder abdankt<br />

und Krieg mit Nazi-Deutschland vor der Tür<br />

steht, muss Bertie, nun auf dem Thron, zu einer<br />

Rede an die Nation vors Mikro …<br />

Verantwortung, Pflicht, Mut – das sind die eigentlich<br />

schweren und pathosschwangeren Themen<br />

dieses Films. Doch Regisseur Tom Hooper, in der<br />

filmischen Aufarbeitung historischer Stoffe erfahren<br />

durch englische TV-Produktionen, walzt die<br />

auf Fakten basierende Geschichte nicht weit über<br />

ihren dramaturgischen Rand hinaus aus und konzentriert<br />

sich auf das Verhältnis zwischen Bertie<br />

und Logue. In von dunklem Holz dominierten<br />

Räumen erzieht der gewitzte Sprachlehrer seinen<br />

aristokratischen Schützling, der sich gegen die<br />

psychotherapeutischen Methoden wehrt und zwischen<br />

Wutanfällen, verdrängten Demütigungen<br />

aus der Kindheit und der Angst vor der Bürde des<br />

Königsamtes schwankt. Firth verleiht seiner Rolle<br />

Verletzlichkeit und Stolz, Rush kann sich als Lehrmeister<br />

so gut in Szene setzen, dass man sich<br />

einen logopädischen Defekt fast wünscht. In einer<br />

der bemerkenswertesten Szenen fordert Logue<br />

Bertie auf, seine Wut in unflätigen Worten hinauszuschreien.<br />

Was folgt, ist der schönste Schwall an<br />

„Ficken!“, „Scheiße!“, Pisse!“ und „Arschloch!“, den<br />

das Kino in jüngster Zeit erlebte.<br />

Man kann Hooper vorwerfen, dass er Edward eindimensional<br />

als champagnersüffelnden, unmoralischen<br />

Feigling inszeniert, der wegen seiner Liebe<br />

zu einer geschiedenen Frau das Vaterland im<br />

Stich lässt. Auch hätte ein kritischer Blick auf die<br />

Monarchie nicht geschadet. Aber letztlich erzählt<br />

„The King’s Speech“ keine politische, sondern vor<br />

allem eine kleine, recht persönliche Geschichte:<br />

die Geschichte eines Mannes, der seine Stimme<br />

(wieder)findet – und der zufällig König von England<br />

ist.<br />

Volker Sievert<br />

The King’s Speech startet am 17. Februar.


Film des Monats<br />

True Grit<br />

Another Year<br />

KOMÖDIE<br />

GB 2010, 129 Min.<br />

R: Mike Leigh<br />

D: Lesley Manville , Jim Broadbent, Ruth Sheen<br />

ab 27. 1. (Prokino)<br />

Poppy ist zurück. Die Heldin aus Mike Leighs Komödie<br />

„Happy-go-lucky“ (2008) ist um rund 25 Jahre gealtert,<br />

heißt Mary (Lesley Manville), arbeitet im Sozialamt und<br />

ist ebenso hemmungslos gut drauf wie ihre Vorgängerin.<br />

Nur dass dieses Gut-drauf-sein einen Zug ins Verbitterte,<br />

auch ins Böse bekommt, der sich in zu tiefen Ausschnitten<br />

und zu viel Weißwein äußert. Mary sucht einen Partner,<br />

Mary lässt sich von einem älteren Paar bekochen, Mary<br />

nervt. Damit ist die Handlung von Leighs „Another Year“<br />

schon umrissen: vier Jahreszeiten, vier Kapitel, vier Essenseinladungen.<br />

Ganz nüchtern zeichnet der Pionier des<br />

// kino 75<br />

WESTERN<br />

USA 2010, 110 Min.<br />

R: Joel Coen, Ethan Coen<br />

D: Jeff Bridges, Matt Damon, Hailee Steinfeld<br />

ab 24. 2. (Paramount Pictures) 5//<br />

„Nichts ist umsonst, außer Gottes Gnade.“ Die 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) meint das ernst, wenn<br />

sie es sagt. Der Blick entschlossen, die Zöpfe zwei Ausrufezeichen neben ihrem Gesicht, drängt sie den einäugigen<br />

US-Marshal Rooster Cogburn (Jeff Bridges) dazu, den Mörder ihres Vaters zu finden. Umtanzt von Schneeflocken,<br />

reiten Mattie, Cogburn und Texas Ranger LaBeouf (Matt Damon) durch die eisgrauen Landschaften Arkansas’ des<br />

Jahres 1877. Nur selten scheint die Sonne auf dieser wortreichen Menschenjagd, und wenn sie es tut, hört sie<br />

genauso unvermittelt wieder auf, wie die Gewalt aus den Figuren heraus und mittels der Kugel in ihren Revolvern<br />

in die Körper ihrer Kontrahenten eindringt … Nach mehreren Quasi-Western ist dieses Remake des John-Wayne-<br />

Klassikers „Der Marshal“ von 1969 der erste echte Western der Coen-Brüder – und sie atmen dem Genre eine<br />

Glaubwürdigkeit und Ruhe ein, die im Gegenwartskino insgesamt selten geworden ist. Bridges spielt sein Raubein<br />

gezielt um Nuancen neben dem Klischee, Neuling Steinfeld hält mit Entschlossenheit dagegen. (vs)<br />

Start 27. 1.<br />

-Bewertung<br />

4//<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

New British Cinema dieses Milieu am Rande der Wohlstandsgesellschaft<br />

und findet dafür unaufgeregte, klare<br />

Bilder. Bilder, bei deren Formwillen der Soundtrack leider<br />

nicht mithalten kann: Allzu oft kleistern kitschige Streicher<br />

die stillen Szenen zu. Mit der fürs New British Cinema<br />

typischen Politik aber hat „Another Year“ rein gar nichts<br />

mehr zu tun: Es geht hier nicht mehr um Marxismus<br />

oder Kapitalismus, es geht um Menschlichkeit. (fis)<br />

Hereafter – Das Leben danach<br />

MYSTERYDRAMA<br />

USA 2010, 129 Min.<br />

R: Clint Eastwood<br />

D: Matt Damon, Cécile de France, Bryce Dallas Howard<br />

ab 27. 1. (Warner Bros.)<br />

3//<br />

Dass ein 80-Jähriger einen Film übers Sterben macht, okay.<br />

Dass aber ausgerechnet Clint Eastwood, der wortkarge<br />

kulturnews 2/11<br />

Silberner Leopard Locarno<br />

BESTER DARSTELLER<br />

Neu auf DVD!<br />

präsentiert:<br />

Nach »Kleine Verbrechen«<br />

der neue Komödienhit aus Griechenland!<br />

Kleine Wunder<br />

in Athen<br />

Ein Film von Filippos Tsitos<br />

„Eine Perle in der Komödienlandschaft“ (Bayer. Rundfunk)<br />

„Ein Meisterwerk des skurrilen Humors.“ (die tageszeitung)<br />

„Schräg, hintersinnig und komisch.“ (Süddeutsche Zeitung)<br />

www.goodmovies.de


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www.meinKinoprogramm.de<br />

76 kino //<br />

Einzelgänger und Erst-Schießer-dann-Frager<br />

des US-Kinos einen Film über das Leben<br />

nach dem Tod macht, überrascht. Eastwood<br />

verknüpft die Geschichte von Mary (De<br />

France), die beim Tsunami 2004 eine Nahtoderfahrung<br />

macht, mit dem kleinen<br />

Marcus, der seinen Bruder bei einem Unfall<br />

verliert und dem Ex-Medium George<br />

(Damon), der seine Gabe, mit den Verstorbenen<br />

sprechen zu können, als Fluch betrachtet.<br />

In ruhigen, drinnen von Schatten,<br />

draußen von Herbstgrau dominierten<br />

Bildern erzählt Eastwood, wie die Figuren<br />

ihr Wissen mitteilen (Mary), mit den Toten<br />

sprechen (Marcus) oder vom Tod loskommen<br />

(George) wollen und am Ende zusammentreffen.<br />

Doch denkt man letztlich:<br />

wozu? Die Frage, wohin wir am Ende unseres<br />

Lebens gehen, ist viel zu metaphysisch,<br />

um sie in einem Film beantworten<br />

zu können. Vermutung: Eastwood hat<br />

keine Lust auf den Tod – und malt sich in<br />

aller Öffentlichkeit seine Version des<br />

Jenseits aus. (vs)<br />

Start 3. 2.<br />

I killed my Mother<br />

JUGENDDRAMA<br />

CA 2009, 100 Min.<br />

R: Xavier Dolan,<br />

D: Xavier Dolan, Anne Dorval,<br />

Francois Arnaud<br />

ab 3. 2. (Kool Film)<br />

Er ist das, was man ein Wunderkind<br />

nennt: Xavier Dolan, 19 Jahre alt, Kanadier<br />

und einer der jüngsten Regiedebütanten<br />

der Filmgeschichte. Sein Drama über den<br />

aggressiven, verletzlichen Teenager Hubert<br />

(Dolan selber), der sich endlose Wortduelle<br />

voller Hass und Verletzungen mit seiner<br />

Mutter liefert, ist vor allem eins: intim.<br />

Huberts herausgebrüllte Verachtung für<br />

seine allein erziehende Mama, die Dolan<br />

in grobkörnigen, statischen Aufnahmen<br />

von Vorstadtspießigkeit, sprengt alle<br />

Dimensionen. Die Dialoge (Drehbuch:<br />

Dolan) und Konflikte sind realistisch,<br />

Huberts Verhalten aber nur vage mit der<br />

Scheidung der Eltern und seiner Homosexualität<br />

erklärt. Und so fühlt man sich<br />

schnell, als wohne man dem schonungslosen<br />

Seelenstriptease eines fragilen<br />

James-Dean-Epigonen bei, einem filmischen<br />

Therapieprozess, nach dem man<br />

eins ganz sicher tun möchte: mal wieder<br />

seine Mutter umarmen. (vs)<br />

kulturnews 2/11<br />

3//<br />

Start 10. 2.<br />

Die Kinder von Paris<br />

DRAMA<br />

F 2010, 115 Min.<br />

R: Rose Bosch<br />

D: Hugo Leverdez, Mélanie Laurent,<br />

Jean Reno<br />

ab 10. 2. (Constantin)<br />

Rose Boschs Film über die in Frankreich<br />

lange Zeit unter den Tisch gekehrte Kollaboration<br />

der französischen Regierung mit<br />

den Nazis bei der Auslieferung und Deportation<br />

nicht-französischer Pariser Juden<br />

1942 ist ein seltsamer Film. Hat man ihn<br />

gesehen, ist man bedrückt. Je mehr Abstand<br />

man gewinnt, desto mehr Schwächen<br />

sieht man. Und dann wieder die Stärken.<br />

Der Film verfolgt das Schicksal des elfjährigen<br />

Jo (Leverdez), der zusammen mit<br />

Tausenden anderer Juden in einem Velodrom<br />

eingepfercht und in ein Zwischenlager<br />

gebracht wird und flieht, während<br />

seine Familie in Auschwitz vergast wird.<br />

Bosch verzichtet auf verbürgte, explizite<br />

Grausamkeiten und lässt die Krankenschwester<br />

Annette (Laurent, „Inglourious<br />

Basterds“) als Gewissen stellvertretend für<br />

den oft betulichen, oberflächlichen Film<br />

die Frage stellen: Warum haben alle mitgemacht?<br />

Dieser Aspekt ist es, der „La Rafle“<br />

(Originaltitel) seine Wucht verleiht. Dass<br />

er ohne große Dramatisierungen und Hektik<br />

zeigt, wie 4 000 Kinder systematisch<br />

zusammengetrieben und ermordet werden –<br />

und keiner hilft. (vs)<br />

Start 17. 2.<br />

127 Hours<br />

ABENTEUERDRAMA<br />

USA/GB 2010, 94 Min.<br />

R: Danny Boyle<br />

D: James Franco, Amber Tamblyn,<br />

Kate Mara<br />

ab 17. 2. (20th Century Fox)<br />

4//<br />

5//<br />

Regisseur Danny Boyle schickt seine Hauptfiguren<br />

gerne an fabelhafte und berau–<br />

schende Orte, die sich früher oder später


als Hölle entpuppen. Nach thailändischen<br />

Trauminseln („The Beach“), dem Weltraum<br />

(„Sunshine“) und der Müll-Megacity Mumbai<br />

(„Slumdog Millionär“) zieht es ihn für<br />

diese auf Tatsachen beruhende Geschichte<br />

an ruhigere Orte. Aron Ralston (James<br />

Franco) klettert alleine in den Bergen von<br />

Utah – bis sich ein Felsbrocken löst, ihn<br />

in eine Felsspalte schleudert und seinen<br />

Arm einquetscht. Fünf Tage lang versucht<br />

Ralston, freizukommen. Dann zückt er sein<br />

Taschenmesser … Kindliches Staunen, jugendlicher<br />

Rausch, erster Sex, große Abenteuer:<br />

In Rückblicken lässt Boyle die besten<br />

Erinnerungen seiner Figur hochleben und<br />

verhandelt auf emotionale und packende<br />

Weise den unbändigen Lebenswillen eines<br />

vermeintlich Todgeweihten. Ähnlich wie<br />

Sean Penns „Into the Wild“ ist das ein Film<br />

von überbordender humanistischer Kraft,<br />

Reife und Naturgewalt. Allein die Luftaufnahmen<br />

der Bluejohn Canyons sollten<br />

Grund genug sein, dem Tod ins Gesicht<br />

zu spucken. (ds)<br />

Freundschaft plus<br />

KOMÖDIE<br />

USA 2010, 107 Min.<br />

R: Ivan Reitman<br />

D: Ashton Kutcher, Natalie Portman,<br />

Kevin Kline<br />

ab 17. 2. (Paramount Pictures)<br />

5//<br />

Nur Spaß, keine Verpflichtungen? Klingt<br />

doch wie der Traum eines jeden Mannes –<br />

insbesondere, wenn die Sexfreundin so ein<br />

süßes Ding ist wie Emma (Natalie Portman)<br />

und der Vorschlag, alles ganz locker zu<br />

handhaben, von ihr kommt. Für Adam<br />

(Ashton Kutcher) wird die Bettbeziehung<br />

aber bald zur Belastungsprobe, denn eigentlich<br />

will er mehr, und Emma stellt sich als<br />

unerklärlich bindungsscheu heraus. Aber<br />

nicht nur von der Angebeteten bekommt er<br />

eine Breitseite nach der anderen verpasst,<br />

auch Vater Alvin (Kevin Kline) macht Adam<br />

das Leben schwer, indem er eigentlich immer<br />

bekifft ist, niemanden außer sich selbst zu<br />

lieben scheint und mit Adams Ex schläft.<br />

Man könnte richtig Mitleid haben mit Adam –<br />

aber natürlich ist diese romantische Komödie<br />

wie alle anderen, Happy End inklusive. Nur<br />

mit besseren Dialogen, witzigeren Nebenfiguren<br />

und zwei schon unanständig sexy<br />

und charmanten Hauptdarstellern. (kab)<br />

Start 24. 2.<br />

// kino 77<br />

Der ganz große Traum<br />

DRAMA<br />

D 2011, 105 Min.<br />

R: Sebastian Grobler<br />

D: Daniel Brühl, Burghart Klaußner,<br />

Justus von Dohnányi<br />

ab 24. 2. (Senator)<br />

4//<br />

Als Konrad Koch 1874 erster Englischlehrer<br />

am Braunschweiger Gymnasium Katharineum<br />

wird, hat er sich den Einstand wohl<br />

einfacher vorgestellt. Von den so nationalistischen<br />

wie brutalen Kollegen belächelt<br />

und von den Schülern verspottet, steht der<br />

junge Mann mit seinem aus England importierten,<br />

gewaltlosen Erziehungskonzept<br />

alleine da. Nur Schuldirektor von Merfeld<br />

(Burghart Klaußner) hält zu ihm – noch.<br />

Koch, von Daniel Brühl mit leicht ironischer<br />

Note gespielt, greift zum letzten Mittel: Er<br />

bringt den Jungs das Fußballspielen bei …<br />

Regisseur Sebastian Grobler hat in seinem<br />

Erstlingswerk die Geschichte des Mannes,<br />

der den Fußball nach Deutschland brachte,<br />

mit sehr vielen Freiheiten verfilmt. Das<br />

Ergebnis ist eine Art „Fliegendes Klassenzimmer“<br />

im Deutschen Kaiserreich. Der<br />

Film zeigt uns Fußball, wie wir ihn gerne<br />

hätten: als sinn- und gemeinschaftsstiftenden<br />

Sport. Dass er das nie war und heute<br />

schon gar nicht ist, wissen wir alle. Und<br />

doch funktioniert „Der ganz große Traum“,<br />

so wie jedes Wochenende auch die Fußballspiele<br />

funktionieren – als leicht<br />

gespielte Illusion. (jw)<br />

... und außerdem online<br />

Noch mehr Rezensionen und<br />

Informationen zu allen monatlichen<br />

Kinostarts und alle Spielzeiten im<br />

Kinoportal auf kulturnews.de<br />

Im Februar gibt’s dort auch unsere<br />

Kritiken folgender neuer Filme:<br />

Tron Legacy 5 //<br />

Action in der Computerwelt mit Jeff Bridges //<br />

ab 27. 1.<br />

Picco 5 //<br />

Bedrückendes Knastdrama aus Deutschland //<br />

ab 3. 2.<br />

Gullivers Reisen 1 //<br />

Schlimme Verfilmung mit Jack Black // ab 10. 2.<br />

kulturnews 2/11<br />

Bester<br />

frankophoner Film<br />

Lumière<br />

Prix<br />

Regards Jeunes<br />

Cannes<br />

Preis der<br />

Arthouse-Kinos<br />

Cannes<br />

Auch Du hast einmal Deine Mutter gehasst.<br />

Stimmt’s, Mama?<br />

I KILLED MY MOTHER<br />

EIN FILM VON XAVIER DOLAN<br />

I-KILLED-MY-MOTHER.DE<br />

AB 3. 2. IM KINO!<br />

Bester<br />

kanadischer Film<br />

Vancouver


„Süßes Roadmovie mit Romantikflair<br />

für Irlandfans und Heiratswütige!“ JOLIE<br />

AMY ADAMS MATTHEW GOODE<br />

Eine hinreißende Liebeskomödie<br />

voller Schlaglöcher, überraschender<br />

Umwege und dem unvergleichlichen<br />

Charme der grünen Insel!<br />

Ab 03.02.<br />

auf DVD und Blu-ray<br />

Kinowelt Home Entertainment - A division of Kinowelt GmbH·Karl-Tauchnitz-Str.10·04107 Leipzig·www.kinowelt.de<br />

78 dvds //<br />

DVD des Monats<br />

Faule Rassisten in Athen: Stavros sitzt täglich<br />

mit den Kumpels vor seinem Kiosk und lässt<br />

den lieben Gott einen guten Mann sein. Von der<br />

Mutter dominiert, von der Frau verlassen, am Tag depressiv und schlaflos in der<br />

Nacht, treibt er als 50-jährige Karikatur eines Erwachsenen durchs Leben. Das<br />

aber wird plötzlich aufgemischt. Albanischen Immigranten errichten im Auftrag der<br />

Stadt ein Denkmal für interkulturelle Solidarität, und schräg gegenüber eröffnen<br />

Chinesen einen Klamottenladen. Dann der endgültige Schlag in die Magengrube: Der<br />

Albaner Merengelen behauptet, Stavros’ Bruder zu sein … Regisseur Filippos Tsitos<br />

gelang mit „Kleine Wunder in Athen“ eine Komödie mit unendlich vielen skurriltraurigen<br />

Momenten. Liebevoll und doch streng rechnet er ab mit einer Generation,<br />

die nach der griechischen Diktatur Mitte der 1970er-Jahre ihre linken Utopien verfolgte,<br />

inzwischen aber nur noch demotiviert und voller Ressentiments vor sich hin<br />

lebt. (jw)<br />

Film 5<br />

Extras Making-of, Trailer<br />

Buffalo Soldiers 44 –<br />

Das Wunder von St. Anna<br />

KRIEGSDRAMA<br />

USA/I 2008<br />

R: Spike Lee<br />

D: Laz Alonso,<br />

Derek Luke,<br />

Omar Benson Miller<br />

Vö: 17. 2.<br />

(Pandastorm)<br />

Spike Lees Kriegsepos ist ein Film, der<br />

an seiner eigenen Komplexität leidet. Der<br />

Plot: Erst ein Mord in der Gegenwart<br />

bewirkt, dass man sich intensiv an den<br />

großflächigen Einsatz afroamerikanischer<br />

Soldaten im zweiten Weltkrieg erinnert.<br />

In „Buffalo Soldiers 44“ werden sie von<br />

rassistischen Vorgesetzten im Kampf gegen<br />

die Wehrmacht in Italien regelrecht verheizt.<br />

Lees Blick auf den amerikanischen<br />

Rassismus erreicht etwas, das Kriegsfilme<br />

über den Zweiten Weltkrieg selten angehen:<br />

den Sinn des Krieges vor dem Hintergrund<br />

fragwürdigster Einsätze und Entscheidungen<br />

zu hinterfragen. Anstelle eines heldenhaften<br />

Kampfes à la Spielberg zeigt er uns<br />

den dreckigen Mehrfrontenkampf der Soldaten<br />

Hector, Stamps, Bishop, und Sam,<br />

die in einem italienischen Bergdorf ihren<br />

eigenen Befehlen genauso misstrauen<br />

kulturnews 2/11<br />

-Bewertung<br />

Kleine Wunder in Athen<br />

KOMÖDIE<br />

GR/D 2010<br />

R: Fillipos Tsitos<br />

D: Antonis Kafetzopoulos,<br />

Anastasis Kozdine, Yorgos Souxes<br />

Vö: 28. 1.<br />

(good movies!)<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

müssen wie den Partisanen, mit denen sie<br />

zusammenarbeiten. Dass Spike Lee mit<br />

dem Zweieinhalbstünder zu viel stemmen<br />

wollte, zeigen die schlechten Dialoge<br />

deutscher Wehrmachtsangehöriger und die<br />

oft unmotivierte Schauspielerei des italienischen<br />

Personals. Wer den dennoch sehenswerten<br />

Film genießen will, muss also in<br />

eine Qualitätsachterbahn steigen. (jw)<br />

Film 3<br />

Extras Deleted Scenes, historisches Essay,<br />

Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

Exit through the Gift Shop<br />

DOKUMENTATION<br />

UK/USA 2010<br />

R: Banksy<br />

D: Banksy,<br />

Shepard Fairey,<br />

Thierry Guetta<br />

Vö: 25. 2. (Alive AG)<br />

Frage: War „Exit through the Gift Shop“<br />

vor einem halben Jahr a) eine Dokumentation<br />

über den britischen Streetart-Künstler<br />

Banksy, b) eine herrlich überdrehte Satire<br />

auf den Ausstellungsbetrieb c) ein wüster<br />

Spaß oder d) eine voll durchkommerziali


sierte Mockumentary, quasi Borat in der<br />

Kunstszene? Antwort: alles richtig. Banksys<br />

Kinodebüt raste durch die Kontexte, haute<br />

einem Spielszene auf Interview auf Dokupassage<br />

um die Ohren, dazu ein dröhnender<br />

Soundtrack, und am Ende war man<br />

unterhalten/klüger/kopfschmerzgeplagt.<br />

Und vielleicht hatte man tatsächlich etwas<br />

verstanden vom anarchischen Charme<br />

dieses halblegalen Kunstgenies, das bis<br />

zum Ende des Films anonym bleibt. (fis)<br />

Film 4<br />

Extras Deleted Scenes, Kurzfilm, Featurette,<br />

Doku<br />

auch als Blu-ray<br />

Road Train<br />

HORRORTHRILLER<br />

AU 2010<br />

R: Dean Francis<br />

D: Xavier Samuel,<br />

Sophie Lowe,<br />

Bob Morley<br />

Vö: erschienen<br />

(Sony Pictures)<br />

Die Story ist natürlich klassisch, aber<br />

immer wieder gut: Zwei junge Pärchen<br />

machen Abenteuerurlaub im australischen<br />

Outback. Plötzlich taucht ein riesiger Lastwagen<br />

auf und rammt die vier Freunde,<br />

ihr Wagen überschlägt sich, es gibt erste<br />

Verletzte, und der Truck hält in einiger<br />

Entfernung vom Unfallort … Leider mutet<br />

Regisseur Dean Francis der Story seines<br />

Langfilmdebüts schon bald einige psychedelische<br />

Wendungen zu viel zu. Vielleicht<br />

hat er aber auch ganz bewusst vier absolut<br />

nervtötende Arschlochkids als Personal<br />

gewählt, damit man als Zuschauer immerhin<br />

per Genugtuung auf seine Kosten<br />

kommt, wenn der Kampf mit dem Truck<br />

immer blutiger wird. (cs)<br />

Film 3<br />

Extras Entfallene Szenen,<br />

Audiokommentar, Trailer<br />

Five Minutes of Heaven<br />

DRAMA<br />

GB 2009<br />

R: Oliver Hirschbiegel<br />

D: Liam Neeson,<br />

James Nesbill, Barry<br />

McEvoy<br />

Vö: erschienen (Koch<br />

Media)<br />

Wenige Minuten in den 70er-Jahren reichen<br />

aus, um zwei Menschen noch im Jahr<br />

2008 in zerstörerischer Weise aneinanderzuketten.<br />

Alistair (ganz reduziert und introvertiert<br />

gespielt von Liam Neeson) hat als<br />

jugendlicher Protestant einen Katholiken<br />

erschossen. Dessen kleiner Bruder Joe<br />

musste den Mord mitansehen und hat<br />

Rache geschworen. Als Joe (grandios in<br />

der Rolle des depressiven Zynikers: James<br />

Nesbitt) von einem irischen Fernsehsender<br />

gefragt wird, ob er sich mit dem Mörder<br />

seines Bruders treffen will, sagt er zu –<br />

nicht ohne sich vorher zu bewaffnen. Regisseur<br />

Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“,<br />

„Das Experiment“) gelingt es mit<br />

wenigen Mitteln, vieles gekonnt zu vereinen:<br />

„Five Minutes to Heaven“ ist Psychothriller,<br />

Drama und zugleich ein Lehrstück<br />

über das Vergeben. Das wird nicht nur<br />

von Neeson und Nesbitt gestemmt; grandiose<br />

Dialoge, eine Kamera, die auf die<br />

Gesichter hält, und der Mut zu langen Einstellungen<br />

schaffen Momente, die erschaudern<br />

lassen. Und am Ende Erlösung,<br />

wie auch immer die aussieht … (jw)<br />

Film 5<br />

Extras Interviews, Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

The American<br />

// dvds 79<br />

THRILLER<br />

USA 2010<br />

R: Anton Corbijn<br />

D: George Clooney,<br />

Thekla Reuten,<br />

Violante Placido<br />

Vö: 24. 2.<br />

(Universal Pictures)<br />

Die Geschichte: ein alter Hut (Killer/letzter<br />

Auftrag/eine Frau) – doch wenn Anton<br />

Corbijn die Sache in die Hand nimmt, wird<br />

ein Schuh draus. Und zwar ein nicht nur<br />

optisch herausragender: Jack (Clooney)<br />

verschlägt es in eine Kleinstadt in den<br />

Abruzzen, wo er in der blaugrauen Einsamkeit<br />

seines Zimmers Waffen zusammenbaut<br />

und Patronen zurechtschleift. Er ist<br />

ein alternder Handwerker des Todes, der<br />

mit Tarnidentitäten lebt und darüber sich<br />

selbst verloren hat. Eine Prostituierte verliebt<br />

sich in ihn, ein Priester nötigt ihm Gespräche<br />

über Schuld und Sühne auf, und<br />

ganz allmählich verwandelt sich die Idylle<br />

des Bergdorfes in eine klaustrophobische<br />

Albtraumwelt: Männer in dunklen Anzügen<br />

schleichen übers Kopfsteinpflaster, immer<br />

wieder wirft die Kamera misstrauische<br />

Blicke durch Fensterscheiben, Feldstecher,<br />

Zielfernrohre. Ein kunstvoll entschleunigter<br />

Thriller, der seine Spannung weniger<br />

aus den wohldosierten Actionszenen bezieht<br />

als aus dem Porträt eines Mannes,<br />

der im Schatten lebt. (arm/kab)<br />

Film 4<br />

Extras Making-of, Audiokommentar, unveröffentlichte<br />

Szenen, Interviews, Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

kulturnews 2/11<br />

Ein Mystery-Thriller mit<br />

MADS MIKKELSEN<br />

(WALHALLA RISING, CASINO ROYAL)<br />

„Endlich mal<br />

gelungenes Genre-Kino<br />

aus Deutschland.“<br />

KulturSPIEGEL<br />

„Starbesetzt<br />

und bis zum Ende<br />

spannend.“<br />

BILD<br />

AB 4. FEBRUAR<br />

AUF BLU-RAY UND DVD!<br />

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„EIN BEWEGENDER FILM, DER LANGE NACHWIRKT.“<br />

BRIGITTE<br />

EIN JIM SHERIDAN FILM<br />

KOCH MEDIA TELEPOOL LIONSGATE UND RELATIVITY MEDIA, LLC PRÄSENTIEREN EINE SIGHVATSSON FILMS RELATIVITY MEDIA, LLC MICHAEL DE LUCA PRODUCTIONS, INC., PRODUKTION EIN JIM SHERIDAN FILM<br />

TOBEY MAGUIRE JAKE GYLLENHAAL NATALIE PORTMAN „BROTHERS“ SAM SHEPARD CLIFTON COLLINS, JR. UND MARE WINNINGHAM BESETZUNG AVY KAUFMAN MUSIK THOMAS NEWMAN „„WINTER“ GESPIELT VON U2<br />

SCHNITT JAY CASSIDY, A.C.E. SZENENBILD TONY FANNING KAMERA FREDERICK ELMES, ASC KO-PRODUZENT KENNETH HALSBAND KO-AUSFÜHRENDER PRODUZENT JEREMIAH SAMUELS AUSFÜHRENDE PRODUZENTEN TUCKER TOOLEY<br />

ZACH SCHIFF-ABRAMS PRODUZIERT VON RYAN KAVANAUGH SIGURJON SIGHVATSSON MICHAEL DE LUCA DREHBUCH DAVID BENIOFF REGIE JIM SHERIDAN<br />

AB 27. JANUAR IM KINO<br />

WWW.BROTHERS-DERFILM.DE<br />

Abenteurer?<br />

Nein. Vom Kajak aus vermessen Wissenschaftler<br />

per Radar einen grönländischen Gletscher, um<br />

wichtige Daten über sein Schmelzen zu erhalten.<br />

Expeditionen wie diese sind nur durch die dauerhafte<br />

Unterstützung unserer Fördermitglieder<br />

möglich. Machen auch Sie mit unter<br />

www.greenpeace.de / arktis<br />

© 2009 Brothers Productions, LLC. All Rights Reserved.<br />

iamrogue.com<br />

(c) Cobbing / Greenpeace<br />

80 dvds //<br />

Kindsköpfe<br />

KOMÖDIE<br />

USA 2010<br />

R: Dennis Dugan<br />

D: Adam Sandler,<br />

Kevin James,<br />

Chris Rock<br />

Vö: erschienen<br />

(Sony Pictures)<br />

Mehr Comedians gleich mehr Spaß? Leider<br />

nicht, wenn Adam Sandler, Chris Rock,<br />

Kevin James, David Spade und Rob Schneider<br />

in diesem Flachfilm aufeinandertreffen,<br />

zielsicher jede Handlung verhindern und<br />

sich fast jede Pointe um Brüste dreht. (kab)<br />

Extras Verpatzte Szenen, Die Besetzung<br />

von Kindsköpfe. Auch als Blu-ray<br />

M – eine Stadt<br />

sucht einen Mörder<br />

THRILLER<br />

D 1931<br />

R: Fritz Lang<br />

D: Peter Lorre,<br />

Gustav Gründgens,<br />

Otto Wernicke<br />

Vö: 25. 2.<br />

(Universum)<br />

„M“ feiert Jubiläum. Als einer der ersten Tonfilme<br />

schrieb Fritz Langs Thriller internationale<br />

Kinogeschichte. Der Vorkriegsklassiker<br />

über einen flüchtigen Kindermörder, der eine<br />

ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzt,<br />

erscheint genau 80 Jahre nach seinem<br />

Kinodebüt als Deluxe-DVD und Blu-ray. (mn)<br />

Extras Audiokommentar, Dokumentationen,<br />

Featurette, Bildergalerie, Booklet<br />

Auch als Blu-ray<br />

Mammut<br />

DRAMA<br />

SE/DK/D 2009<br />

R: Lukas Moodysson<br />

D: Gael Garcia<br />

Bernal, Michelle<br />

Williams,<br />

Marife Necesito<br />

Vö: 25. 1. (MFA)<br />

Regisseur Lukas Moodysson zeigt die bizarren<br />

Folgen der Globalisierung. „Mammut“<br />

erzählt die ineinander verwobenen Geschichten<br />

des überarbeiteten New Yorker<br />

Ehepaars Leo (Bernal) und Ellen (Williams)<br />

und ihres Kindermädchens Gloria, die<br />

ihre beiden Söhne auf den Philippinen<br />

zurücklassen musste. (mn)<br />

Extras Interviews (Bernal, Moodysson),<br />

Trailershow. Auch als Blu-ray<br />

kulturnews 2/11<br />

Stieg Larsson Millennium –<br />

Director’s Cut<br />

THRILLER<br />

D/SE/DK 2008/2009<br />

R: Niels Arden Oplev/<br />

Daniel Alfredson<br />

D: Michael Nyqvist,<br />

Noomi Rapace,<br />

Lena Endre<br />

Vö: 10. 2. (NFP)<br />

Stieg Larssons Millennium-Trilogie<br />

gehörte zu den Abräumern der vergangenen<br />

Jahre, zuerst in Buchform, dann als<br />

Filmversion. Letztere nahm auch den kulturnews-Award<br />

2010 mit und kommt<br />

erneut auf DVD und Blu-ray heraus, diesmal<br />

als Director’s Cut. (kab)<br />

Extras 99 Minuten mehr Laufzeit<br />

Auch als Blu-ray<br />

The Resident<br />

ACTIONTHRILLER<br />

USA 2010<br />

R: Antti Jokinen<br />

D: Hilary Swank,<br />

Jeffrey Dean Morgan,<br />

Christopher Lee<br />

Vö: 10. 2.2011<br />

(Constantin)<br />

Die attraktive Ärztin Juliet (Hilary Swank)<br />

hat sich von ihrem Mann getrennt und beginnt<br />

ihr neues Leben in einem scheinbar<br />

perfekten New Yorker Loft. Die Traumwohnung<br />

entpuppt sich allerdings schnell als<br />

gruselige Horrorfalle und ihr anfänglich charmanter<br />

Vermieter Max als psychisch gestörter<br />

Stalker, der es auf Juliet abgesehen<br />

hat. (mn)<br />

Extras Darstellerinfos. Auch als Blu-ray<br />

In schwarzer Haut<br />

DRAMA<br />

ZA 2009<br />

R: Anthony Fabian<br />

D: Sophie Okonedo,<br />

Sam Neill,<br />

Alice Krige<br />

Vö: 25. 1.<br />

(Ascot Elite)<br />

Sandra Laing (Sophie Okonedo) kommt im<br />

Afrika der 1950er-Jahre mit einer seltenen<br />

Pigmentstörung als schwarzes Kind weißer<br />

Eltern zur Welt. Die Verfilmung einer wahren<br />

Geschichte beleuchtet die Folgen der<br />

Rassenideologie im Apartheidstaat: Sandra<br />

verbringt ihr Leben zwischen Schwarz<br />

und Weiß, ausgegrenzt und entfremdet<br />

sogar von der eigenen Familie. (mn)<br />

Extras Trailer, Interviews, Featurette


Die Tür<br />

MYSTERY-THRILLER<br />

D 2009<br />

R: Anno Saul<br />

D: Mads Mikkelsen,<br />

Jessica Schwarz,<br />

Thomas Thieme<br />

Vö: 4. 2.<br />

(Universum)<br />

Düster. Das beschreibt diese deutsche<br />

Produktion mit einem fantastischen Mads<br />

Mikkelsen in der Hauptrolle wohl am<br />

besten. Und: spannend. Denn als David<br />

(Mikkelsen) fünf Jahre nach dem Unfalltod<br />

seiner Tochter eine mysteriöse Tür im<br />

Wald entdeckt, die ihn in die Vergangenheit<br />

bringt, hat das nicht nur angenehme<br />

Folgen. Das Kind kann er retten, aber auch<br />

sein Leben? Was ist mit der Beziehung zu<br />

Maja (Jessica Schwarz), die in der Welt<br />

vor dem Zeitsprung längst zerbrochen ist?<br />

Drama und Mysterythriller werden von<br />

Anno Saul nach Akif Pirinçcis Romanvorlage<br />

intelligent und überraschend verwoben.<br />

(kab)<br />

Film 4<br />

Extras Audiokommentare, Interviews,<br />

Making-of, Deleted Scenes, Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

Renn, wenn du kannst<br />

DRAMA<br />

D 2010<br />

R: Dietrich<br />

Brüggemann<br />

D: Anna Brüggemann,<br />

Jacob Matschenz,<br />

Robert Gwisdek<br />

Vö: 4. 2. (Zorro Film)<br />

Ben (Robert Gwisdek), der seit einem<br />

Unfall im Rollstuhl sitzt, und sein neuer<br />

Zivi Christian (Jakob Matschenz) verlieben<br />

sich in dieselbe Frau. Obendrein ist<br />

die Cellistin Annika (Anna Brüggemann)<br />

unentschlossen, knutscht zuerst mit<br />

Christian und landet dann mit Ben im<br />

Bett. Die emotionalen Verwirrungen stellen<br />

die Freundschaft der drei auf eine harte<br />

Probe … Regisseur Dietrich Brüggemann<br />

nutzt die Dreiecksgeschichte gekonnt und<br />

zeigt fernab aller Klischees auf, mit welchen<br />

Herausforderungen ein<br />

Rollstuhlfahrer konfrontiert wird. Obwohl<br />

der Film das überwiegend in realitätsnahen<br />

Bildern tut, scheut er nicht davor<br />

zurück, auch mal ins Träumerische abzudriften.<br />

Robert Gwisdek legt dabei einen<br />

bösen Sarkasmus an den Tag, der<br />

Lachen und Beklemmung provoziert. So<br />

ist „Renn, wenn du kannst“ eine Tragikomödie<br />

von seltener Qualität, die von Respekt<br />

und Selbstachtung, von Freundschaft<br />

und Liebe erzählt. (jul/kab)<br />

Film 5<br />

Extras Castingszenen, 35 Minuten „Die<br />

lustige Version“, Audiokommentar,<br />

Animationsfiguren<br />

Wall Street: Geld schläft nicht<br />

DRAMA<br />

USA 2010<br />

R: Oliver Stone<br />

D: Michael Douglas,<br />

Shia LaBeouf,<br />

Carey Mulligan<br />

Vö: 18. 2.<br />

(20th Century Fox)<br />

Die gleiche Geschichte zweimal erzählen?<br />

Kein Problem für Oliver Stone: Bud, ein<br />

junger Börsenmakler, verrät seinen Vater,<br />

um mit dem Investmentguru Gordon Gekko<br />

(Michael Douglas) ins Geschäft zu kommen<br />

und wird von ihm über den Tisch gezogen.<br />

Das war 1987. Man tausche Bud gegen<br />

Jake (Shia LaBeouf) und dessen Vater<br />

gegen seine Verlobte, schon haben wir<br />

2010. Mit dem Unterschied, dass Gekko<br />

// dvds 81<br />

nun nicht in den Knast wandert, sondern<br />

von dort entlassen wird. Völlig deplatzierte<br />

Montagevariationen von der Lochblende<br />

bis zum Splitscreen stellen indes die Frage:<br />

Ist Stone nun selbstironisch, geschmacklos<br />

oder einfach nur verkokst? Heraus kam<br />

jedenfalls unterhaltsamer, größenwahnsinniger<br />

Mist über eine größenwahnsinnige<br />

Branche, die ständig Mist baut. (rk/kab)<br />

Film 3<br />

Extras Featurette<br />

auch als Blu-ray<br />

AUSSERDEM NEU<br />

Happiness –<br />

Glück ist, wenn<br />

man trotzdem<br />

lacht<br />

Vö: erschienen<br />

(Eurovideo)<br />

Weitere aktuelle DVD-Kritiken<br />

gibt es im Magazin<br />

mein Kinoprogramm<br />

Erhältlich im Kino!


82 aktion //<br />

Richtig in den Tag starten<br />

Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages – da sind sich sowohl der<br />

Volksmund als auch der Hausarzt einig. Und: Möglichst ausgewogen soll es sein.<br />

Deshalb bietet Starbucks jetzt mit Croissants, Bagels und Muffins süße und herzhafte<br />

Angebote für jeden Frühstückstyp an. Wer sich nicht entscheiden kann, findet<br />

einfach auf Facebook heraus, welches Frühstück zu ihm passt:<br />

http://apps.facebook.com/fruehstueckstyp/<br />

Übrigens: Starbucks bietet auch wiederverwendbare Warmhaltebecher in allen Coffee<br />

Houses an. In den Tumblern bleibt das Lieblingsgetränk nicht nur länger heiß – die in<br />

unterschiedlichen Designs erhältlichen Becher gehen auch glatt als modisches<br />

Accessoire zum Arbeitsoutfit durch. Und das Beste: Wer im Besitz eines der praktischen<br />

Tumbler ist, bekommt bei Starbucks 30 Cent Rabatt auf sein Getränk.<br />

Impressum //<br />

kulturnews erscheint monatlich und wird herausgegeben<br />

und verlegt von der bunkverlag GmbH<br />

Zeisehallen, Friedensallee 7–9, 22765 Hamburg<br />

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MUSIK Matthias Wagner (mw)<br />

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DVD Katharina Behrendsen (kab)<br />

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ENTERTAINMENT Jürgen Wittner (jw)<br />

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KINO Volker Sievert (vs)<br />

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kulturnews 2/11<br />

LITERATUR Carsten Schrader (cs)<br />

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LIVE Ellen Stickel (es)<br />

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Mark Heywinkel (mh)<br />

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KUNST + THEATER Falk Schreiber (fis)<br />

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LIFESTYLE Ellen Stickel (es)<br />

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TERMINE UND PROGRAMM siehe citymag, S. 3<br />

WEITERE BEITRÄGE DIESER AUSGABE<br />

Marcel Anders, Ron Haller (ron),<br />

Wolf Kampmann, Kathrin Kaufmann (kat),<br />

Ralf Krämer (rk), Dagmar Leischow, Marten<br />

Lorenzen (ml), Alexander Rolf Meyer (arm),<br />

Jörg A. Noll (jan), Dr. Justus Noll (jn),<br />

Christiane Rebmann, Juliane Rusche (jul),<br />

Steffen Rüth (sr), Axel Schock (ascho),<br />

Michael Schock (ms), Katja Schwemmers,<br />

David Siems (ds), Tom Winkler (to)<br />

Praktikantinnen und Praktikanten:<br />

Nico-Elliot Kälberer (nek), Meike Nießen (mn)<br />

Lust, den Frühstückskaffee länger heiß zu genießen?<br />

kulturnews und Starbucks verlosen 10 Tumbler. Einfach bis zum 23. Februar unsere<br />

Gewinnhotline 0137-989 89 81 (0,50 Euro/Anruf) anrufen und mit etwas Glück<br />

gewinnen – wir drücken die Daumen!<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />

oder des Verlags wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Materialien kann keine Gewähr<br />

übernommen werden. Die Urheberrechte für<br />

Anzeigen, Entwürfe, Fotos, Vorlagen sowie der<br />

grafischen Gestaltung bleiben beim Verlag und<br />

können nur mit dessen Genehmigung weiterverwendet<br />

werden. Veranstaltungshinweise<br />

werden kostenlos abgedruckt. Fotos, die Veranstaltungshinweise<br />

illustrieren, können nur<br />

frei abgedruckt werden; der Verlag setzt bei<br />

Eingang voraus, dass alle Honorarfragen vom<br />

Veranstalter bereits geklärt sind.<br />

ART DIRECTION Nils Heuner<br />

GRAFIK Inke Cron, Anna Diem<br />

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AKTIONEN + DISPOSITION Esther Ahrens<br />

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ABO/LESERSERVICE Maike Göttsche<br />

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ANZEIGENSCHLUSS 3/11: 11. 2. 11<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste 2011<br />

Printed in Germany.<br />

Der Bezug per Abonnement beträgt für<br />

zwölf Ausgaben 21 Euro (inkl. Porto & MwSt.).<br />

NÄCHSTE AUSGABE 3/11: 24. 2. 11


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Am 14.2. ist Valentinstag!<br />

Infos und teilnehmende Kinos unter cinestar.de<br />

* Wahlweise auch mit Krombacher Bier 0,5 l (Pils, Radler & Weizen) oder Softdrink 0,5 l.<br />

** Nur am 14.2. für unseren Film-Tipp „Freundschaft Plus” einlösbar. Bundesstart am 17.2.<br />

Ersparnis je nach Standort und Tickettagespreis.<br />

*** Einlösbar ab dem 14.2.

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