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4 - Kulturnews

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Deutschlands Kultur- und Musikmagazin // kulturnews.de Februar 2012 // Nr. 256<br />

musik //<br />

Mark Lanegan<br />

Christina Perri<br />

Tindersticks<br />

Selbst ist die Band<br />

Jupiter<br />

Jones<br />

David Sylvian<br />

Felix Meyer<br />

Lyambiko<br />

film //<br />

Radek Wegrzyn<br />

„Sommer auf<br />

dem Land“<br />

buch //<br />

Frank Schulz<br />

„Onno Viets<br />

und der Irre<br />

vom Kiez“


Tickets, News und das komplette Kinoprogramm: www.kulturnews.de<br />

musik //<br />

6 Jupiter Jones<br />

Selbst ist die Band<br />

8 David Sylvian<br />

Aus dem Takt<br />

10 Mark Lanegan<br />

Über die Runden<br />

12 Felix Meyer<br />

Alles außer Superstar<br />

13 Adrian Zaar<br />

Playback ist tabu<br />

14 Tindersticks<br />

Am Rand der Klippe<br />

15 Sven van Thom<br />

Singen und seufzen<br />

16 Christina Perri<br />

Willkommen im Club<br />

18 Lyambiko<br />

Ein bisschen heile Welt<br />

19 Verneri Pohjola<br />

Immer wieder null<br />

news //<br />

4 Berlinale<br />

Blaze<br />

Vincent Burmeister<br />

Alina Süggeler<br />

HAM.LIT<br />

William Forsythe<br />

Park Chan-wook<br />

aktios //<br />

66 Axe Hair:<br />

5 Starterkits<br />

82 CineProject:<br />

2 x 3 Blu-rays<br />

73 Abo<br />

82 Impressum<br />

Foto: Lani Lee<br />

kulturnews 2/12 // inhalt 3<br />

live //<br />

20 Auf Tour<br />

Tipps und Interviews<br />

27 citymag<br />

Programm-Magazin Tipps und Termine<br />

platten //<br />

62–71 Pop, Rock + Dance<br />

The Maccabees<br />

Chris Isaak<br />

Cœur De Pirate<br />

Crippled Black Phoenix<br />

Deichkind<br />

Kettcar<br />

Nada Surf<br />

… und viele andere mehr<br />

Jazz + Classics<br />

Steve Klink<br />

Addys Mercedes<br />

Christina Lux<br />

bücher //<br />

72–75 Frank Schulz:<br />

Ein Händchen fürs Milieu<br />

Christina Maria Landerl<br />

Perihan Magden<br />

Aravind Adiga<br />

Giles Blunt<br />

Camilla Grebe und Åsa Träff<br />

kino //<br />

76–79 „Sommer auf dem Land“:<br />

Von Liebe und Milch<br />

„Die Summe meiner einzelnen Teile“<br />

„Dame, König, As, Spion“<br />

„The Artist“<br />

„The Descendants – Familie und<br />

andere Angelegenheiten“<br />

dvds //<br />

Foto: Roof Music<br />

Foto: davidsylvianofficial<br />

80–81 „Roller Girl“<br />

„Nurse Jackie – Staffel 1“<br />

„Jagdszenen aus Niederbayern“<br />

2011 wurde Lyambiko mit dem Echo<br />

Jazz als SÄNGERIN DES JAHRES ausgezeichnet.<br />

Nun präsentiert sie ihr brandneues<br />

Album mit berühmten Songs von<br />

George Gershwin wie Summertime,<br />

I Got Rhythm oder Love Walked In.<br />

TOUR 2012 10.2. Halle, 23.2. Hamburg,<br />

24.2. Berlin, 26.2. Dresden,<br />

28.2. Kiel, 1.3. Mainz, 6.3. Regensburg,<br />

7.3. Wetzlar, 8.3. Bochum, 11.3.<br />

Bonn, 13.3. Düsseldorf, 14.3. Trier,<br />

15.3. Aschaffenburg, 17.3. München,<br />

30.3. Stuttgart<br />

Weitere Tourdaten unter<br />

WWW.LYAMBIKO.COM<br />

www.sonymusicclassical.de


Foto: Paddy Balls<br />

4 news //<br />

Foto: Privat<br />

„Ich hätte nie<br />

gedacht, dass die<br />

Geschichte eines<br />

drogenkochenden,<br />

mordenden<br />

Chemielehrers<br />

bei den Amis auch<br />

nur den Hauch<br />

einer Chance<br />

hätte. Aber es<br />

fiebern jede<br />

Woche Millionen<br />

Tea-Party-<br />

Anhänger mit.“<br />

Comiczeichner Vincent Burmeister („Die wahre Geschichte vom Untergang<br />

der Alexander Kielland“, Carlsen) entpuppt sich im uMag-Interview ebenfalls<br />

als Fan der TV-Serie „Breaking Bad“.<br />

Stepptanz vs. Breakdance<br />

Vom Bühnenset übers Lichtdesign bis hin zu den Choreografen: Man hat nur<br />

die Besten ausgewählt, um die Produktion der Show Blaze umzusetzen<br />

(Deutschlandtour: 25. 3.–20. 4.). Starregisseur Anthony van Laast<br />

(„Mamma Mia“, „Batman live“) konnte aus dem Vollen schöpfen; zu verdanken<br />

hat er das den Produzenten Eric Holman und Eymert von Manen<br />

(„Africa! Africa!“). Das Ergebnis: eine Tanzshow, die zu Songs von Justin<br />

Timberlake, Michael Jackson und Lady Gaga einen Mix aus Breakdance,<br />

Stepptanz und klassischem Ballett liefert. Längst sprechen die Vorabkritiken<br />

von der frechsten, fröhlichsten und energiegeladensten Show überhaupt.<br />

Wir werden sehen – und hören. (jw)<br />

Foto: Internationale Filmfestspiele Berlin<br />

Problembär?<br />

Immer wieder im Februar erwacht<br />

in Berlin der Bär aus<br />

dem Winterschlaf. Dann<br />

flimmern bei der Berlinale<br />

rund 400 Filme über die Leinwände,<br />

und Weltstars des Kinos stemmen<br />

sich gegen den grimmig-kalten Wind, der durch<br />

die Hauptstadtstraßen fegt. Um sich von der<br />

glamouröseren Konkurrenz aus Cannes und<br />

Venedig abzusetzen, positioniert sich auch<br />

die 62. Auflage wie alle ihre Vorgänger als<br />

sehr politisch und problemorientiert – was<br />

manchem zu sehr zu Lasten der Filmkunst<br />

geht. Vom 9.–19. 2. werben<br />

beim größten Publikumsfestival<br />

der Welt neue Filme von<br />

Billy Bob Thornton, Paolo und<br />

Vittorio Taviani, Christian Petzold,<br />

Hans-Christian Schmid und Matthias<br />

Glasner um die Gunst der<br />

Jury unter dem Vorsitz von Mike Leigh. Mehr Infos und Tickets unter<br />

www.berlinale.de. (vs)<br />

präsentiert<br />

Mike & The Mechanics<br />

7. 7. // Tuttlingen Festivalzelt/Ruine<br />

8. 7. // Dortmund Signa Iduna Park<br />

10. 7. // Berlin Tempodrom<br />

12. 7. // Dresden Alter Schlachthof<br />

14. 7. // Offenbach Capitol<br />

Tickets und mehr über<br />

Mike & The Mechanics<br />

auf kulturnews.de<br />

Foto: Jahnke


Jung und wild<br />

Bei der HAM.LIT treffen sich am<br />

2. Februar wieder die jungen Wilden<br />

der Literatur an der Elbe. Im<br />

Hamburger Club Uebel & Gefährlich<br />

lesen unter anderem Jan<br />

Brandt, Nina Bußmann und Leif<br />

Randt, musikalisch umrahmt von<br />

den Sternen und Nils Frevert.<br />

Gemischte Gefühle<br />

Tanzerneuerer William Forsythe<br />

ist immer für eine Überraschung<br />

gut. Leider nicht bei seinen Stücktiteln:<br />

Unoriginellst „Ein gemischter<br />

Abend“ nennt sich die aktuelle<br />

Produktion des Starchoreografen<br />

– ab 3. 2. im Bockenheimer<br />

Depot in Frankfurt.<br />

Apple-Action<br />

34 Minuten dauert er: der erste<br />

Kinofilm, der mit dem iPhone gedreht<br />

wurde. „Oldboy“-Regisseur<br />

Park Chan-wook erzählt von einem<br />

Fischer, der nachts beim Angeln<br />

etwas gar nicht Fischiges am<br />

Haken hat. Start: 26. Januar, immer<br />

vor dem koreanischen Film<br />

„Arirang“.<br />

� Tagesaktuelle News gibt es auf kulturnews.de<br />

Foto: Burcu Didem Sentürk<br />

// news 5<br />

Alina<br />

sucht Lena<br />

Kaum ist man heutzutage halbprominent,<br />

schon darf man<br />

Stars casten. So geht es jedenfalls<br />

der stets sorgsam verrucht<br />

gestylten Frida-Gold-Frontfrau<br />

Alina Süggeler, die ein richtig<br />

rasantes Jahr hinter sich hat:<br />

Tour mit Kylie Minogue, Hitsingle<br />

„Wovon sollen wir träumen?“,<br />

Silvesterauftritt vor<br />

einer Million Menschen am<br />

Brandenburger Tor. Und flugs<br />

darf sie als Jurymitglied gemeinsam<br />

mit Stefan Raab und<br />

Thomas D auf Pro 7 ermitteln,<br />

wer beim Eurovision Song<br />

Contest am 26. Mai „Unser<br />

Star für Baku“ werden soll –<br />

gleichsam ein Hochamt der<br />

deutschen Popkultur. Bis zum<br />

Finale am 16. Februar will die<br />

Jury versuchen, den leichten<br />

Kater nach dem Lena-Rausch<br />

mit ein bisschen neuer Hoffnung<br />

zu vertreiben. Alina sucht<br />

also die neue Lena – und<br />

wenn sie sich so verrucht stylt,<br />

wie sie sich immer stylt (Foto),<br />

dürfte eins auf jeden Fall stimmen:<br />

die Einschaltquote. (mw)


6 musik // Deutschrock<br />

Foto: Sven Sindt<br />

Jupiter Jones<br />

Selbst ist die Band<br />

Die erfolgreichen Deutschrocker Jupiter Jones sind störrisch: Sie<br />

lassen sich einfach nicht helfen. Und das soll bitte auch nach ihrem<br />

Durchbruch so bleiben.<br />

kulturnews: Nicholas, Sascha, eure Band Jupiter Jones gibt es im Spätsommer<br />

seit zehn Jahren. Wird das gefeiert?<br />

Sascha Eigner: Aber sicher doch! Wir haben vor, im September ein großes<br />

Festival in Trier zu veranstalten. Da wird vermutlich eine weitere große Band<br />

mit dabei sein und mehrere eher unbekannte aus der Eifel, denen wir<br />

dadurch ein bisschen Auftrieb zu geben versuchen. Wir haben ja am eigenen<br />

Leib erfahren, wie schwer es für Bands aus der Eifel ist, durchzustarten.<br />

kulturnews: Wenn euch der Bandnachwuchs nach Tipps fragt, was antwortet<br />

ihr?<br />

Nicholas Müller: Legt alle Romantik ab! Lasst ab von dem Plan, dass ihr sofort<br />

Fernseher aus Hotelzimmern werfen werdet, ihr werdet erst mal froh sein,<br />

wenn ihr abends einen Schlafplatz habt.<br />

Eigner: In der Anfangszeit von Jupiter Jones haben wir für eine Kiste Bier vor<br />

kulturnews 2/12<br />

zehn Leuten in versifften Läden gespielt und anschließend auf WG-Fußböden<br />

geschlafen.<br />

Müller: Dem Rocklifestyle frönen wir aber immer noch nicht. Ich trinke nicht<br />

mal Alkohol! (lacht)<br />

kulturnews: Wäre euch der Aufstieg leichter gefallen, wenn ihr statt aus<br />

einem mitteldeutschen Kaff aus Berlin gekommen wärt?<br />

Müller: Allein was Shows angeht, hätten wir in Berlin oder Hamburg eine viel<br />

größere Spielwiese gehabt. In der Eifel spielst du Konzerte vor den immer<br />

gleichen Menschen. Das ist ja auch erst mal schön: Man trifft die gleichen<br />

Leute wieder und ist in einem heimeligen, muckeligen Gefühl. Aber man<br />

kommt nicht wirklich weiter, man stagniert realtiv schnell – und das ist frus–<br />

trierend.<br />

Eigner: In den Metropolregionen gibt’s natürlich auch mehr Leute aus dem<br />

Musikbusiness, die du zu Konzerten einladen kannst. Die ersten zwei oder<br />

drei Jahre habe ich die meiste Zeit vorm Rechner verbracht und Tausende<br />

von E-Mails verschickt. Wir haben Pressemappen erstellt und Infohefte drukken<br />

lassen und an jeden geschickt, der sich nicht wehren konnte. Aber für<br />

eine Band aus der Eifel interessiert sich erst mal niemand.<br />

Müller: Im Nachhinein bin ich aber der Meinung, wir hätten das alles nicht<br />

geschafft, wenn wir die Eifel nicht als Nährboden gehabt hätten und damit<br />

den großen Willen, mehr Leuten unsere Musik nahe zu bringen.<br />

kulturnews: Euer Erfolg rührt auch daher, dass ihr immer alles selbst in die<br />

Hand nehmt. Ist das immer noch so?<br />

Eigner: Ich habe ziemlich früh angefangen, das Management für Jupiter<br />

Jones zu machen. Ich bin 24 Stunden am Tag für die Band da. So jemanden<br />

findet man einfach nicht noch mal – oder er ist unbezahlbar.<br />

Müller: … und wenn du Merchandising bei uns bestellst, dann wird das seit


Deutschrock // musik 7<br />

eh und je von unserem Schlagzeuger Marco verschickt. Nach wie vor sind<br />

wir ein Familienunternehmen.<br />

kulturnews: Leidet das darunter, dass die einzelnen Familienmitglieder in<br />

Deutschland verstreut leben?<br />

Müller: Wir sind keine dieser WG-Bands, die eine Fünf-Zimmer-Wohnung in<br />

Berlin mieten und auf ganz kleinem Raum zusammenwohnen. Das würde<br />

uns bestimmt alle wahnsinnig machen, obwohl wir uns sehr mögen. Wir<br />

sind nun mal auch eine Band, bei der ganz viele unterschiedliche Interessen<br />

zusammenkommen. Wenn nicht jeder die Möglichkeit gehabt hätte, dahin<br />

zu gehen oder da zu bleiben, wo er sein möchte, dann hätte die Band nicht<br />

funktioniert.<br />

kulturnews: Wie viel Spaß macht das Ganze heute noch, wenn ihr alle davon<br />

leben müsst? Immerhin ändern sich Trends ziemlich schnell, es ist schwer,<br />

sich in dem Geschäft zu halten.<br />

Eigner: Es macht jetzt viel mehr Spaß! Früher haben wir uns so viele Gedanken<br />

darüber gemacht, ob überhaupt jemand zu unserem Konzert kommt, ob<br />

das Album gekauft wird, ob wir unsere Miete bezahlen können. Jupiter Jones<br />

war lange Zeit eine Geldfressmaschine. Seit unserem aktuellen Album können<br />

wir viel entspannter an die Sache herangehen. Ich weiß, dass wir keine<br />

finanziellen Nöte haben werden, um die nächste Platte zu machen. Ich kann<br />

ganz entspannt Musik machen.<br />

kulturnews: Und wie steht es um das muckelige Gefühl bei Konzerten, das<br />

ihr damals hattet – könnt ihr das überhaupt noch herstellen, wenn ihr Hallen<br />

mit Hunderten von Zuhörern bespielt?<br />

Müller: Wir merken natürlich einen Unterschied. Früher konnten wir nach<br />

einem Auftritt noch ganz locker raus und ein Bier trinken, da wollte kein<br />

Mensch ein Autogramm haben, in der Regel wollte man sich mal mit uns<br />

unterhalten. Jetzt ist es so, dass wir hin- und hergezerrt werden von Foto zu<br />

Foto und von Autogramm zu Autogramm. In kleinem, akzeptablem Maße ist<br />

so etwas wie ein Starrummel entstanden, den wir vorher nicht kannten.<br />

Eigner: Trotzdem verkriechen wir uns nach einem Auftritt nicht backstage.<br />

Wir gehen raus, um Autogramme zu geben, aber auch um Leute von früher<br />

zu treffen oder mit neuen Leuten ins Gespräch zu kommen.<br />

Müller: Trotz inzwischen reichlich Klicks auf Youtube haben wir das große<br />

Glück, dass wir von unseren Hörern nicht wie Vieh behandelt werden. Wir<br />

haben ein sehr respektvolles, nettes Publikum.<br />

kulturnews: Irgendwann wird’s auch mal peinlich, auf der Bühne zu stehen.<br />

Wie schafft ihr einen würdevollen Abgang?<br />

Müller: Es ist in der Tat schwierig, auf der Bühne zu altern. Leonard Cohen<br />

hat das hinbekommen, Johnny Cash ebenfalls. Den Stones hingegen gelingt<br />

das nicht, das ist schon ein bisschen ein Affentheater, wenn Keith Richards<br />

und Mick Jagger mit fast 70 Jahren in knallengen Hosen über die Bühne<br />

stelzen.<br />

Eigner: Oder nimm die Toten Hosen: Die sehen zwar nicht so peinlich aus,<br />

aber bei denen wird’s auch problematisch, wenn sie nach fast 30 Jahren<br />

immer noch vom „Eisgekühlten Bommerlunder“ singen.<br />

Müller: Ich habe auch nicht vor, das bis an mein Lebensende zu machen.<br />

Aber ich glaube auch, wenn dieser Moment erreicht ist, an dem es nicht<br />

mehr geht, dann merken wir das alle und werden in Freundschaft auseinandergehen.<br />

Eigner: Aber für uns alle steht wohl fest, dass wir auf irgendeine Art und<br />

Weise bei der Musik bleiben werden. Die ist einfach unser aller Leben.<br />

Interview: Mark Heywinkel<br />

kulturnews präsentiert<br />

Tour 28. 3. Saarbrücken 29. 3. Hannover 30. 3. Offenbach 31. 3. Oberhausen<br />

kulturnews 2/12<br />

addys addys addys<br />

A D D Y S M E R C E D E S<br />

en en casa casa casa de<br />

de<br />

cuban roots &<br />

acoustic pop<br />

Das neue Album<br />

A D D Y S M E R C E D E S<br />

ab 27.1.2012<br />

in Läden und iTunes<br />

mit den Singles<br />

„Sabado Roto“ & „Hollywood“<br />

Mi. 22.2. Nürnberg Finca Celona<br />

Do. 23.2. Frankfurt Celona<br />

So. 26.2. Oldenburg Celona<br />

Mo. 27.2. Bremen Celona<br />

Di. 28.2. Wolfsburg Celona<br />

Mi. 29.2. Hannover Finca Celona<br />

So. 04.3. Wuppertal Celona<br />

Mo. 05.3. Siegen Celona<br />

Di. 06.3. Wilhelmshaven Celona<br />

Mi. 07.3. Osnabrück Celona<br />

Do. 08.3. Gütersloh Celona<br />

Addys on Tour<br />

Eintritt<br />

12,- €<br />

Di. 13.3. Hagen Celona<br />

Mi. 14.3. Essen Finca Celona<br />

Do. 15.3. Köln Extrablatt Alter Markt<br />

Sa. 17.3. CH-Rubigen - Mühle Hunziken<br />

So. 18.3. Mainz Extrablatt Schillerplatz<br />

Mo. 19.3. Hamburg - Fliegende Bauten (NDR)<br />

Di. 20.3. Paderborn Celona<br />

Mi. 21.3. Düren Extrablatt<br />

Do. 22.3. Hamm Extrablatt<br />

Do. 29.3. Münster Celona<br />

KartendirektindenLäden&unterwww.addys.de www.cafe.bar-celona.de


8 musik // Artpop<br />

David Sylvian<br />

Aus dem Takt<br />

Der britische Künstler David Sylvian ist mit 53 so unabhängig, wie<br />

man nur sein kann – zumindest künstlerisch.<br />

kulturnews: Mr. Sylvian, wenn man Ihre Musik hört, stellt man sich einen introviertierten,<br />

eigentbrötlerischen Menschen vor. Wie viel Persönliches fließt<br />

überhaupt ein in Ihre Künstlerpersona?<br />

David Sylvian: Die Arbeit mit all ihren Facetten zeigt schon meine intimste Seite.<br />

Nichts Oberflächliches, nichts Verstecktes, sondern etwas möglichst Wahres.<br />

kulturnews: Sie schaffen heutzutage vor allem radikal entschleunigte Klangbilder.<br />

Warum sind Ihnen Beat und Rhythmus so unwichtig geworden?<br />

Sylvian: Ich habe es als befreiend empfunden, mich keiner zeitlichen Beschränkung<br />

mehr unterwerfen zu müssen. So kann ich mich bewegen, wie<br />

ich möchte. Der Verzicht auf rhythmische Elemente macht es auch weitaus<br />

schwieriger, mein Material einzuordnen und zu kategorisieren.<br />

kulturnews: Üppige Orchestrierungen gibt es nicht mehr auf Ihren Alben, oft<br />

zugunsten von Einzelinstrumenten, die sich abwechseln. Dazu assoziiert<br />

man unweigerlich Isolation und Einsamkeit. Ist Ihnen das recht?<br />

Sylvian: Die Orchestrierung auf dem Album „Manafon“ ist in der Tat sparsam.<br />

Diese Kargheit weckt allerlei Assoziationen beim Hörer, manche davon könnten<br />

unangenehm sein. Jedenfalls würde ich es nicht konkret auf Isolation<br />

und Einsamkeit reduzieren, auch wenn beides sicherlich zum emotionalen<br />

Kern des Albums gehört.<br />

kulturnews: Wo schon die Begleitmusik immer karger wird: Könnten Sie sich<br />

auch ein komplettes A-cappella-Album vorstellen?<br />

Sylvian: Nein, völlig uninteressant für mich.<br />

kulturnews: Wenn man Sie als Bruder im Geiste von Scott Walker bezeichnete:<br />

Wäre das ein Kompliment?<br />

Sylvian: Ich habe Scott kennengelernt: Es gibt durchaus viele Gemeinsamkeiten<br />

zwischen uns, aber die Unterschiede sind wahrscheinlich größer.<br />

kulturnews: Wie stellen Sie sich eigentlich Ihren idealen Fan vor?<br />

Sylvian: Als jemand, der mir meine Taktlosigkeit verzeiht – und ohne Vorbehalte<br />

meine Musik hört.<br />

kulturnews: Sie sind seit fast einer Dekade ein echter Independentkünstler.<br />

Doch wie unabhängig kann man in schwierigen Zeiten wie diesen überhaupt<br />

noch sein – ist das eher Fluch oder Segen?<br />

Sylvian: Weder noch, es sind halt einfach die Umstände, mit denen wir leben<br />

müssen. Du arbeitest mit dem, was dir gegeben wird. Und die wirtschaftliche<br />

Krise für uns Musiker hat doch schon lange vorher begonnen. Lange vor<br />

dem Internet wurden wir bestohlen, und zwar von den großen Plattenfirmen.<br />

Ich persönlich genieße es deswegen sehr, komplett unabhängig zu sein von<br />

den halblegalen Machenschaften und den Majors. Lieber bin ich angewiesen<br />

auf die Fans, die mir diese Unabhängigkeit erlauben – und ich vertraue darauf,<br />

dass das so bleibt.<br />

kulturnews: Warum verkaufen Sie Ihre Downloads eigentlich ohne Kopierschutz?<br />

Wenn die Musikindustrie Recht hat, ist das doch wirtschaftlicher<br />

Selbstmord.<br />

kulturnews 2/12<br />

Sylvian: Da widerspreche ich nicht. Doch solange es CDs gibt, sehe ich keine<br />

Möglichkeit, dieses Problem zu bekämpfen. Wenn die CD irgendwann verschwunden<br />

ist, werden die Digitalvertriebe die Rechte der Labels und Musiker<br />

vielleicht genauso schützen wie schon jetzt die des Films, des Fernsehens<br />

und der Verlage.<br />

kulturnews: Anfang der 80er waren Sie in den Charts. Was ist außer dem<br />

Geld der größte Vorteil, ein Popstar zu sein?<br />

Sylvian: Berühmt zu sein garantiert dir eine Bühne, auf der du gehört wirst.<br />

Ich kann mir keinen größeren Vorteil vorstellen.<br />

kulturnews: Und der größte Nachteil?<br />

Sylvian: Dass aus den falschen Gründen in deine Arbeit investiert wird. Und<br />

der Verlust der Privatsphäre.<br />

kulturnews: Ihre berühmte „Weather Box“ mit frühen Soloalben ist inzwischen<br />

ein gefragtes Sammlerstück. Haben Sie noch einen Stapel davon zu<br />

Hause, den Sie bei Bedarf versilbern könnten …?<br />

Sylvian: Habe ich nicht. Lange bevor ich so weit sein werde, meine eigenen<br />

Produkte bei Ebay zu verkaufen, merke ich hoffentlich, dass es Zeit ist zu<br />

verschwinden.<br />

Interview: Matthias Wagner<br />

Mitarbeit: Nicola Barsties<br />

kulturnews präsentiert<br />

Tour 7. 3. Köln, 16. 3. Berlin, 19. 3. Frankfurt, 20. 3. Stuttgart<br />

Foto: davidsylvianofficial


WinterTour bereits komplett Ausverkauft!<br />

SOMMERTERMINE:<br />

02.06. LEIPZIG, PARKBÜHNE<br />

03.06. WETZLAR, HESSENTAG<br />

20.06. KÖLN, TANZBRUNNEN<br />

29.06. OSTERBURG, MADE IN GERMANY FESTIVAL<br />

30.06. SIGMARINGEN, SIGMARINGEN OPEN AIR<br />

12.07. HAMBURG, STADTPARK<br />

13.07. MAINZ, ZITADELLE<br />

14.07. FREIBURG, STIMMEN-FESTIVAL<br />

16.07. MÜNCHEN, TOLLWOOD FESTIVAL<br />

19.07. STUTTGART, FREILICHTBÜHNE KILLESBERG<br />

05.08. TRIER, AMPHITHEATER<br />

24.08. BOCHUM, ZFR<br />

25.08. JENA, KULTURARENA<br />

26.08. BRAUNSCHWEIG, VOLKSBANK BRAWO BÜHNE<br />

THE<br />

SERIOUS ART<br />

OF PROMOTION<br />

Greatest Hits live<br />

01.06.2012 WETZLAR · HESSENTAGSARENA<br />

29.06.2012 LUDWIGSLUST · SCHLOSSGARTEN<br />

03.07.2012 OBERHAUSEN · KÖNIG-PILSENER-ARENA<br />

14.07.2012 WÜRZBURG · RESIDENZPLATZ<br />

20.07.2012 ULM · MÜNSTERPLATZ<br />

ottmar liebert<br />

solo · Music & Images<br />

www.runrig.co.uk<br />

1.3. BERLIN<br />

2.3. KÖLN<br />

4.3. HANNOVER<br />

24.03. BERLIN<br />

25.03. HAMBURG<br />

26.03. KÖLN<br />

27.03. STUTTGART<br />

www.eloy-legacy.com<br />

WWW.PRKNET.DE<br />

5.3. STUTTGART<br />

6.3. MAINZ<br />

8.3. MÜNCHEN<br />

L2I0V|E2<br />

28.03. CH- PRATTELN<br />

29.03. MÜNCHEN<br />

30.03. MAINZ<br />

28.08. HAMBURG<br />

29.08. BOCHUM<br />

30.08. KÖLN<br />

31.08. STUTTGART<br />

01.09. MAINZ<br />

27.1 1. OBERHAUSEN<br />

28.1 1. HANNOVER<br />

29.1 1. BERLIN<br />

30.1 1. LEIPZIG<br />

01.12. KARLSRUHE<br />

11.9.2012 LEIPZIG ARENA<br />

14. 9. 2012 OBERHAUSEN KÖNIG PILSENER ARENA<br />

15. 9. 2012 KÖLN LANXESSARENA<br />

18. 9. 2012 MANNHEIM SAP ARENA<br />

21.9.2012 HANNOVER TUIARENA<br />

23.9.2012 BERLIN O2WORLD<br />

25.9.2012 HAMBURG O2WORLD<br />

STAUB & FANTASIE TOUR 2012<br />

04.02. Hamburg<br />

05.02. Berlin<br />

07.02. München<br />

www.mobileemusic.de<br />

BERNHOFT<br />

SOLIDARITYBREAKSTOUR2012<br />

17.4. MÜNCHEN<br />

19.4. BOCHUM<br />

20.4. BERLIN<br />

www.bernhoft.org<br />

16. HAMBURG - GROSSE FREIHEIT<br />

17.BERLIN-ASTRA<br />

18.KÖLN-E-WERK<br />

20. OFFENBACH - CAPITOL<br />

08.02. Frankfurt<br />

09.02. Köln<br />

11.02. Duisburg<br />

21.4. HAMBURG<br />

23.4. HEIDELBERG<br />

MÄRZ 2012<br />

21. MÜNCHEN - KESSELHAUS<br />

22.DRESDEN-SCHLACHTHOF<br />

25.STUTTGART-THEATERHAUS<br />

24.4. FRANKFURT<br />

25.4. KÖLN<br />

IN KOOPERATION MIT<br />

18.3. HANNOVER<br />

19.3. HAMBURG<br />

20.3. BIELEFELD<br />

22.3. KREFELD<br />

23.3. BOCHUM<br />

26.3. KÖLN<br />

27.3. STUTTGART<br />

28.3. AUGSBURG<br />

31.3. DRESDEN<br />

01.4. BERLIN<br />

IN KOOP. MIT


10 musik // Americana<br />

Mark Lanegan<br />

Über die Runden<br />

Mark Lanegan (47) hat alles überlebt: die Screaming Trees, die<br />

Queens Of The Stone Age, den Grunge, den Schnaps und die<br />

Drogen. Vielleicht singt er deshalb jetzt den Blues – und zwar wie<br />

kein anderer.<br />

kulturnews: Mark, würdest du dich als Überlebenden bezeichnen?<br />

Mark Lanegan: Zumindest habe ich viele meiner Zeitgenossen überlebt – und<br />

meine besten Freunde. Ein komisches Gefühl, denn ich habe mindestens so<br />

viel Gas gegeben wie sie. Vielleicht habe ich nur die bessere Ausdauer – oder<br />

die richtigen Gene. Eins von beiden.<br />

kulturnews: Womit du auf Kurt Cobain und Layne Staley von Alice In Chains<br />

anspielst …<br />

Lanegan: … und die ich schmerzlich vermisse, weil das großartige Menschen<br />

waren, mit denen ich viel Zeit verbracht habe. Leider sind sie mit diesem Leben<br />

als reisender Musiker nicht klargekommen, der kaum Verschnaufpausen<br />

hat und seine Freiheit und vielleicht auch seinen Erfolg mit hohen Entbeh–<br />

rungen bezahlt. Damit muss man umgehen können – genau wie mit der<br />

Industrie, die absolut menschenverachtend ist. Die darf man nicht zu nahe<br />

an sich heranlassen, weil sie einen sonst mit Haut und Haaren frisst. Und man<br />

darf sich nicht in Alkohol oder Drogen flüchten, was genau so schlimm ist.<br />

kulturnews: Zwei Dinge, von denen du dich erst vor kurzem getrennt hast. Ist<br />

dir das leicht gefallen – und gab es einen Grund?<br />

Lanegan: Meinen Arzt! Er hat mir gesagt, wenn ich weiter zwei Schachteln<br />

am Tag rauche, werde ich das nicht mehr lange machen. Und was den Rest<br />

betrifft: Das war ein harter Kampf, der mir weiß Gott nicht leicht gefallen ist.<br />

Ich habe einen richtig heftigen Entzug hinter mir, aber er musste sein, weil<br />

es körperlich nicht anders ging.<br />

kulturnews 2/12<br />

kulturnews: Singst du deshalb den Blues und nennst dein Album „Blues<br />

Funeral“, Bluesbegräbnis?<br />

Lanegan: Na ja, eigentlich sollte ich happy über meine aktuelle Situation sein.<br />

Schließlich geht es mir gut, ich fühle mich wohl in meiner Haut, und ich<br />

arbeite mit wunderbaren Leuten aus den unterschiedlichsten Genres, was<br />

unglaublich befriedigend ist. Gerade was die elektronischen Sachen mit Bomb<br />

The Bass oder den Soulsavers betrifft – das ist für mich völliges Neuland, bei<br />

dem ich sehr viel lerne. Und was den düsteren Sound meines Albums betrifft:<br />

Das ist halt mein Stil, woran sich wenig ändern lässt. Mit dieser Stimme<br />

kann ich keine fröhlichen Popsongs singen – ganz abgesehen davon,<br />

dass mich das auch nicht interessiert. Ich mache Musik, die ein bisschen mehr<br />

Substanz hat als dieser Hitparadenmüll. Und ich bin froh, dass ich davon<br />

leben kann. Ich komme über die Runden, indem ich einfach ich selbst bin.<br />

kulturnews: Wer steht auf deiner Wunschliste, mit wem würdest du gerne<br />

arbeiten, sofern sich die Chance böte?<br />

Lanegan: Mit Brian Eno, weil ich ihn für einen begnadeten Musiker halte, der<br />

tolle Platten gemacht hat. Womit ich vor allem seine frühen Soloalben meine;<br />

die sind der Wahnsinn, und deshalb wäre es das Größte, wenn das klappen<br />

würde. Aber ich bin nicht darauf angewiesen.<br />

kulturnews: Und deshalb gibt es vorerst auch keine Reunion deiner ersten<br />

Band, den Screaming Trees?<br />

Lanegan: Richtig. Okay, ich habe mir die Comebackshows von Kraftwerk und<br />

den Stooges angesehen und war total begeistert, das noch einmal erleben zu<br />

dürfen. Aber ich spüre kein Verlangen, mich auf die Bühne zu stellen und<br />

die alten Sachen zu singen. Das hat für mich überhaupt keinen Reiz. Klar,<br />

Soundgarden, Mudhoney, Alice In Chains und all den anderen scheint es<br />

großen Spaß zu machen, und sie verdienen auch nicht schlecht dabei. Ich<br />

fände es dagegen eher deprimierend. Und bislang hat uns noch keiner so<br />

viel geboten, dass ich nicht nein sagen konnte …<br />

kulturnews: Du hast jetzt sogar deine eigene Wackelkopffigur – komplett mit<br />

Anzug, Zigarette und Tätowierungen …<br />

Lanegan: Oh ja! Und diese Ehre wird längst nicht jedem zuteil. Ich mache<br />

also irgendwas richtig und bin nicht komplett auf dem Holzweg. Ein beruhigendes<br />

Gefühl …<br />

Interview: Marcel Anders<br />

Blues Funeral ist Anfang Februar erschienen.<br />

Foto: Sam Holden


CASSANDRA STEEN<br />

“MIR SO NAH” TOUR 2012<br />

09.03.12 Worpswede<br />

10.03.12 Sundern<br />

11.03.12 Dillingen<br />

13.03.12 Freiburg<br />

14.03.12 Aschaffenburg<br />

15.03.12 Dresden<br />

16.03.12 Mainz<br />

17.03.12 Ludwigsburg<br />

19.03.12 Nürnberg<br />

20.03.12 Dortmund<br />

21.03.12 Osnabrück<br />

22.03.12 Wilhelmshaven<br />

23.03.12 Potsdam<br />

TINA DICO<br />

WISHBONE ASH<br />

"ELEGANT STEALTH" - TOUR 2012<br />

Special Guest: Fabian Anderhub<br />

27.01.12 Freudenburg<br />

28.01.12 Koblenz<br />

29.01.12 Ludwigsburg<br />

31.01.12 München<br />

01.02.12 CH - Dietikon<br />

02.02.12 Regensburg<br />

03.02.12 Fulda<br />

04.02.12 A - Wörgl<br />

05.02.12 A - Wien<br />

07.02.12 Konstanz<br />

08.02.12 CH - Herisau<br />

TOUR 2012<br />

03.10.12 Flensburg<br />

04.10.12 Oldenburg<br />

05.10.12 Hamburg<br />

06.10.12 Berlin<br />

07.10.12 Mannheim<br />

09.10.12 Dresden<br />

10.10.12 Essen<br />

Aktuelles Album "Mir So Nah"<br />

(Universal / Urban)<br />

12.10.12 Köln<br />

13.10.12 CH - Zürich<br />

16.10.12 Darmstadt<br />

17.10.12 A - Wien<br />

18.10.12 A - Linz<br />

19.10.12 München<br />

20.10.12 Karlsruhe<br />

21.10.12 Stuttgart<br />

Neues Album August 2012<br />

(Finest Gramophone /<br />

Indigo)<br />

BAUCHKLANG<br />

”LE MANS“ LIVE 2012<br />

16.02.12 CH - Schaffhausen<br />

17.02.12 CH - Baden<br />

01.03.12 Leipzig<br />

02.03.12 Aschaffenburg<br />

18.02.12 CH - Bern<br />

03.03.12 Traunstein Club<br />

24.02.12 Bremen<br />

25.02.12 Münster<br />

28.03.12 Reutlingen<br />

29.03.12 Konstanz<br />

29.02.12 Essen Aktuelles Album „Le Mans“<br />

09.02.12 Lorsch<br />

10.02.12 Affalter<br />

11.02.12 Erfurt<br />

12.02.12 Augsburg<br />

14.02.12 Aschaffenburg<br />

15.02.12 Hamburg<br />

16.02.12 Worpswede<br />

17.02.12 DK - Kopenhagen<br />

18.02.12 S - Malmö<br />

19.02.12 S - Göteborg<br />

JONAS<br />

”BIG SLICE” LIVE 2012<br />

01.03.12 Hamburg<br />

02.03.12 Berlin<br />

03.03.12 Dresden<br />

06.03.12 Wien<br />

09.03.12 CH - Pratteln<br />

10.03.12 CH - Lyss<br />

11.03.12 Freiburg<br />

Debütalbum "Big Slice" VÖ 10.02.12 (H’Art)<br />

STILL CORNERS<br />

LIVE 2012<br />

09.03.12 Hamburg<br />

10.03.12 Berlin<br />

13.03.12 Frankfurt<br />

Aktuelles Album<br />

"Creatures Of An Hour"<br />

(Sub Pop)<br />

& THE MASSIVE<br />

ATTRACTION<br />

13.03.12 München<br />

14.03.12 Stuttgart<br />

17.03.12 Dortmund<br />

18.03.12 Osnabrück<br />

21.03.12 Bonn<br />

22.03.12 Göttingen<br />

MICHAEL SCHENKER<br />

ON TOUR IM APRIL 2012<br />

Alle Tourdaten unter<br />

www.assconcerts.com<br />

www.assconcerts.com<br />

MEDINA<br />

EMI Music & a.s.s. concerts<br />

präsentieren<br />

TOUR 2012<br />

24.10.12 Flensburg<br />

25.10.12 Hamburg<br />

26.10.12 Berlin<br />

27.10.12 Mannheim<br />

28.10.12 Offenbach<br />

30.10.12 Dortmund<br />

31.10.12 Leipzig<br />

01.11.12 Köln<br />

02.11.12 Stuttgart<br />

03.11.12 München<br />

Neues Album April 2012 (EMI / Starwatch)<br />

GLASPERLENSPIEL<br />

“BEWEG DICH MIT MIR” TOUR 2012<br />

Aktuelles Album<br />

"Beweg dich mit mir"<br />

(Universal Music)<br />

02.02.12 Stuttgart<br />

03.02.12 Weinheim<br />

04.02.12 Fulda<br />

08.02.12 Mainz<br />

09.02.12 Freiburg<br />

15.02.12 Krefeld<br />

16.02.12 Osnabrück<br />

17.02.12 Bremen<br />

18.02.12 Zwickau<br />

04.03.12 Dortmund<br />

21.03.12 Leipzig<br />

22.03.12 Magdeburg<br />

23.03.12 Rostock<br />

24.03.12 Köln<br />

28.03.12 Greven<br />

29.03.12 Hamburg<br />

30.03.12 Berlin<br />

31.03.12 Erfurt<br />

19.04.12 Neu Ulm<br />

20.04.12 Trier<br />

21.04.12 Kaiserslautern<br />

22.04.12 Karlsruhe<br />

08.05.12 Nürnberg<br />

09.05.12 München<br />

10.05.12 Augsburg<br />

18.05.12 Ingolstadt<br />

DEL CASTILLO<br />

”INFINITAS” TOUR 2012<br />

03.03.12 CH - Zürich<br />

04.03.12 Wendelstein<br />

05.03.12 A - Velden<br />

06.03.12 A - Wien<br />

08.03.12 München<br />

09.03.12 Aschaffenburg<br />

10.03.12 Plauen<br />

12.03.12 Hamburg<br />

13.03.12 Osnabrück<br />

15.03.12 Tübingen<br />

DR FEELGOOD<br />

LIVE 2012<br />

* mit Jimmy Bowskill<br />

03.02.12 Hannover<br />

04.02.12 Erfurt<br />

05.02.12 Bonn*<br />

07.02.12 Karlsruhe<br />

16.03.12 Lorsch<br />

17.03.12 Halle/Saale<br />

18.03.12 Hannover<br />

20.03.12 Twist<br />

21.03.12 Oberhausen<br />

22.03.12 Köln<br />

23.03.12 Soest<br />

24.03.12 Worpswede<br />

25.03.12 Berlin<br />

Neues Album "Infinitas Rapsodias"<br />

(VÖ Februar 2012/The MUSIC Agents)<br />

08.02.12 Hamburg<br />

09.02.12 Berlin<br />

10.02.12 Rheinberg<br />

11.02.12 Plauen


12 musik // Chansonpop<br />

Felix Meyer<br />

Alles außer Superstar<br />

Er war Straßenmusiker, jetzt hat er einen Plattenvertrag. Felix<br />

Meyer beweist: Echtes Talent braucht keine Castingshow.<br />

Fast alle singen von der Liebe. Felix Meyer tut das auch. Aber nicht ständig.<br />

Er will der Tendenz zur Monothematik im Popgeschäft etwas entgegensetzen:<br />

„Ich finde es ganz wichtig, in meinen Liedern auch mal andere Dinge zu reflektieren.“<br />

Zum Beispiel einen dieser seltenen Tage, an dem er völlig mit sich<br />

im Reinen ist („Einverstanden“). Oder er kommt zu dem Schluss: Die „Zeiten<br />

großer Worte“ sind vorbei. Wenn er auf seiner zweiten CD eindringlich ehrliche<br />

Alltagsgeschichten erzählt, dann scheint ein Poet zu sprechen.<br />

Meyers Stil erinnert an Sven Regener – ein Vergleich, den der 1975 in<br />

Berlin geborene Sänger ohne weiteres akzeptiert. Element Of Crime seien<br />

wirklich seine Vorbilder gewesen, sagt er, allerdings eher textlich. Musikalisch<br />

verortet er sich irgendwo zwischen Folk, Chanson und Pop. Vor allem<br />

französischsprachige Liedermacher wie Serge Gainsbourg oder Jacques Brel<br />

haben ihn geprägt – und Tom Waits, den er sehr bewundert: „Er hatte immer<br />

den Anspruch, seinen eigenen Weg zu gehen“, sagt Meyer. „Bei ihm steht<br />

die künstlerische Vision über allem.“ Diese Gegen-den-Strom-Attitüde hat<br />

auch er sich komplett zu eigen gemacht. „Ich sehe mich als Antithese zu den<br />

sogenannten Superstars“, sagt er selbstbewusst. Tatsächlich ist er ein Ruhepol<br />

im deutschen Pop: unaufgeregt, kein Blender, sondern ein Realist – um<br />

total glücklich zu sein, resümiert er, müsse man schon blind und taub durch<br />

die Welt laufen: „Irgendwas gibt es doch immer zu meckern.“<br />

Diese Einstellung überträgt sich wiederum auf seine eher unfröhlichen<br />

Songs. Doch bei aller Melancholie: Meyer ist kein Schwarzseher. „Auch<br />

wenn meine Texte einen anderen Eindruck vermitteln“, sagt er, „bin ich ein<br />

relativ zufriedener Mensch.“ Im Gespräch wirkt er denn auch sehr entspannt.<br />

Er hat verwuschelte dunkle Locken, ist ziemlich dünn, trägt einen Ringelpulli<br />

zur leicht abgetragenen Hose. Seine Bohemien-Austrahlung und der stets<br />

etwas traurige Blick haben die Frauen vermutlich reihenweise dahinschmelzen<br />

lassen, als er noch über die Straßen Europas tingelte, im Gepäck ein<br />

paar Coversongs. Die hat er tagsüber in den Fußgängerzonen vorgetragen,<br />

nachts machten er und seine Freunde es sich dann am Flussufer gemütlich.<br />

„Wir hatten nur unsere Isomatten plus Schlafsäcke dabei“, erinnert er sich.<br />

„Das reichte uns.“<br />

Nach einem ausgeklügelten Karriereplan klingt das natürlich nicht.<br />

Damals hat Meyer, der inzwischen in Hamburg wohnt, das Singen als<br />

Nebenjob gesehen: „Damit bin ich während meines Fotografiestudiums über<br />

die Runden gekommen, ohne kellnern zu müssen.“ Langfristig wollte er als<br />

Dokumentarfotograf seinen Lebensunterhalt verdienen, nicht als Musiker.<br />

„Ich hätte niemals ein Demotape an eine Plattenfirma geschickt“, bekräftigt<br />

er. Nein, er wurde entdeckt, und zwar von Peter Hoffmann, Produzent von<br />

Tokio Hotel, der ihn bei einem Straßenkonzert in Lüneburg sah. Hoffmann<br />

brachte ihn mit Franz Plasa zusammen, der bereits Bands wie Selig oder<br />

Echt zum Durchbruch verholfen hat. Der drängte ihn quasi ins Studio und<br />

schlug vor, zwei seiner bis dahin nur vier eigenen Titel direkt aufzunehmen.“<br />

kulturnews 2/12<br />

Foto: 105Music<br />

Sie bildeten die Keimzelle von Meyers 2010er Debütalbum „Von Engeln<br />

und Schweinen“. Mit seiner erstaunlich tiefen Stimme hat Meyer aus seinen<br />

melancholischen Nummern das Beste rausgeholt. Seine zweite CD „Erste<br />

Liebe/letzter Tanz“ klingt ähnlich, nur ist der Vater einer zweijährigen Tochter<br />

mittlerweile ein bisschen pragmatischer, was das Songschreiben angeht.<br />

„Ich weiß jetzt“, sagt Meyer, „dass ich jeden Gedanken festhalten muss.<br />

Daraus könnte ein neues Stück werden.“<br />

Vielleicht sogar eins, um das ihn Sven Regener bald beneiden wird.<br />

Dagmar Leischow<br />

Erste Liebe/letzer Tanz ist Ende Januar erschienen.<br />

kulturnews präsentiert<br />

Tour 26. 2. Berlin, 27. 2. Leipzig, 28. 2. Dresden, 29. 2. München, 1. 3. Stuttgart,<br />

3. 3. Köln, 4. 3. Bremen, 5. 3. Hamburg, 7. 3. Lüneburg


Foto: Snowhite<br />

Adrian Zaar<br />

Playback ist tabu<br />

Der Schweizer Musiker Adrian Zaar kam übers<br />

klassische Klavier zum Synthiepop im Retrostil –<br />

und muss jetzt aufpassen, dass seine geschmeidigen<br />

Songs ihn nicht auf verbotenes Terrain führen.<br />

kulturnews: Adrian, was ist eigentlich so hip an den 80ern,<br />

dass man sie musikalisch wiederbeleben muss?<br />

Adrian Zaar: Einzelne Elemente daraus, zum Beispiel die<br />

Synthiebässe, halte ich für unverwüstlich. Es ist nicht alles<br />

wiederverwendbar, was damals in war, deshalb brauche<br />

ich mir auch keine Gedanken darüber zu machen, ob<br />

das, was ich mache, am Ende noch stilrein ist. Wenn ich<br />

nicht gleichzeitig neuere Elemente einsetzen würde, wäre<br />

mir das Ganze zu retro.<br />

kulturnews: Damals galten Synthesizer als kühl und seelenlos,<br />

und das entsprach exakt dem, was viele Elektropopper<br />

ausdrücken wollten. Inzwischen weiß man, dass<br />

auch Klänge aus dem Computer gefühl- und seelenvoll<br />

sein können. Du musst es wissen: Wie kriegt man Wärme<br />

in die kalten Maschinen?<br />

Zaar: Heute kann man natürlich alles Mögliche aus<br />

einem Computer herausholen. Einen kühlen Synthesizerklang<br />

kann man nach wie vor einsetzen. Er sollte anderen<br />

Sounds und Instrumenten gegenüberstehen und eine<br />

Spannung zwischen Kälte und Wärme erzeugen. Die<br />

Wärme wird dann stärker wahrgenommen. Deshalb haben<br />

wir beispielsweise Streicherparts mit echten Violinen<br />

eingespielt. In einer Ballade sind sogar bloß ein einziger<br />

Synthsound und ein paar Samples übrig geblieben, alles<br />

andere haben wir von Musikern einspielen lassen.<br />

kulturnews: Anders als der Synthie- und Wavepop, an<br />

dem du dich klanglich orientierst, setzt du selten auf Iro-<br />

Synthiepop // musik 13<br />

nie, sondern auf Ernst und Nachdenklichkeit. Warum<br />

gehört Humor nicht zu deinem Repertoire?<br />

Zaar: Leisen Humor und Ironie kann man in einem Popsong<br />

recht gut unauffällig mitschwingen lassen, das war<br />

auch Teil des Konzepts. Für ein allzu ernstes Album hätte<br />

ich dann doch nicht genug Herz gehabt. Ist der Humor<br />

hingegen zu laut, wirken die Songs auf einer anderen<br />

Ebene nicht mehr. Die Nachdenklichkeit kommt vielleicht<br />

von einem Teil in mir, der einem Regisseur gleicht,<br />

welcher in einer einzigen Szene eine ganze Geschichte<br />

erzählen möchte.<br />

kulturnews: Deine Songtexte liegen irgendwo zwischen<br />

Pop, Chanson und Schlager. Welche Firewall hast du eingebaut,<br />

um sie vorm Kippen in den Schlager zu bewahren?<br />

Zaar: Da wo ich lebe, hört man keinen Schlager. Früher<br />

schon, deshalb kenne ich auch die Grenzen. Ich habe<br />

zuvor nur englische Texte geschrieben und natürlich gemerkt,<br />

dass das auf Deutsch nicht gleichermaßen funktioniert.<br />

Es gibt kein Rezept, man muss wohl das Gespür<br />

dafür entwickeln. Und ab und zu auch etwas wagen.<br />

kulturnews: Würdest du eine Einladung in „Die neue<br />

Hitparade“ auf RTL II annehmen – auch auf die Gefahr<br />

hin, dort auf DJ Ötzi zu stoßen?<br />

Zaar: Ich lasse natürlich nicht meine Stimme von einer<br />

Jazzsängerin ausbilden, um dann in einer TV-Sendung<br />

zu einem Playback aufzutreten … Egal auf wen ich da<br />

treffen würde: Ohne Stimme und Musiker wäre das für<br />

mich sicher kein Vergnügen.<br />

kulturnews: Auf allen offiziellen Fotos schaust du immer<br />

nach rechts und nie in die Kamera. Die Botschaft: Ich habe<br />

eine Schokoladenseite und bin schüchtern. Korrekt …?<br />

Zaar: Ja, ich habe eine Schokoladenseite, aber es ist,<br />

ganz ehrlich, eigentlich die andere. Für Aufnahmen in<br />

dieser Qualität brauchst du einen Profifotografen, und der<br />

sieht dich immer ein bisschen anders, als du dich selbst<br />

siehst. Ich würde mich vielleicht als leicht kamerascheu<br />

bezeichnen – schüchtern bin ich nicht.<br />

Interview: Matthias Wagner<br />

Adrian Zaar erscheint Mitte Februar.<br />

kulturnews 2/12


14 musik // Chansonpop<br />

Tindersticks<br />

Am Rand der Klippe<br />

Traurig klangen die Balladen von Stuart A. Staples’ Band Tindersticks<br />

schon immer, doch jetzt wird es existentiell. Dafür gibt es viele<br />

schlimme Gründe.<br />

kulturnews: Stuart, was ist für dich eigentlich das Schöne am Songschreiben?<br />

Stuart A. Staples: Die Zerissenheit meiner eigenen Gefühle dabei. Ohne dieses<br />

Element der Faszination und gleichzeitig auch der Frustration wäre erfüllendes<br />

Komponieren für mich unmöglich.<br />

kulturnews: Was hat denn bei der Arbeit an eurem neunten Album „The<br />

Something Rain“ überwogen: Frust oder Freude?<br />

Staples: Dieses Mal war das Hauptgefühl die Geduld. Zahlreiche Textentwürfe<br />

haben seit mehr als einem Jahr in meinem Gehirn herumgespukt und<br />

wollten immer mal wieder raus und vertont werden. Bei der Musik wollten<br />

wir uns anfangs besonders anstrengen, es ganz neu und anders machen –<br />

das war ein zu verkrampfter Ansatz. Als wir den aufgegeben hatten, konnte<br />

ich den Entstehungsprozess rundum genießen.<br />

kulturnews: Also alles ganz entspannt?<br />

Staples: Nein, das würde ich nicht sagen. „The Something Rain“ ist das erste<br />

Album, das wir vollständig in unserem Studio in Frankreich aufgenommen<br />

haben. Ich lebe dort mit meiner Familie auf dem Land, weil wir Platz brauchten<br />

und raus mussten; das Studio ist auch Teil unseres Hauses. Für mich<br />

selbst gibt das der ganzen Sache eine zusätzliche Intimität, die dadurch entsteht,<br />

dass kein anderer Mensch mehr anwesend ist außer der Band und<br />

dem Aufnahmepersonal. Zugleich ist man engagiert, will forschen, weitergehen,<br />

etwas wagen, nah am Rand der Klippe sitzen. Wir waren etwa so gelassen<br />

wie Schauspieler, die eine Sexszene drehen müssen.<br />

kulturnews: Einige der Songs, etwa „Slipping Shoes“ mit seinen Saxofonen, verbreiten<br />

eine für die Tindersticks ungewohnt heitere Stimmung. Wie kommt das?<br />

kulturnews 2/12<br />

Traurig sind sie sowieso: Stuart A. Staples (l.) mit den Tindersticks<br />

Staples: (lacht) „Slipping Shoes“ hat den härtesten und traurigsten Text der<br />

gesamten Platte! Gerade deswegen musste das Lied uns alle bewegen, und<br />

zwar im wortwörtlichen Sinne.<br />

kulturnews: Je dunkler der Inhalt, desto heller die Musik?<br />

Staples: Das ist kein Dogma für uns. Nein, „Slipping Shoes“ musste tanzbar<br />

klingen, deshalb all die Blasinstrumente und die Stimmung von Swing, Disco<br />

und Erotik. Dabei geht es ums Sterben. Wir haben in den vergangenen<br />

Jahren viele Menschen verabschieden müssen, die uns nahe standen. Und<br />

ich meine nicht Menschen, bei denen man das vom Alter her erwarten<br />

musste und die ihr Leben ausgiebig leben konnten.<br />

kulturnews: Also handelt es sich um eine Trauertherapie?<br />

Staples: Bittere Fragen und eine gewisse Verzweiflung ziehen sich durch die<br />

Songs. „Slipping Shoes“ hat dazu noch diese Wut, dieses trotzige Antanzen gegen<br />

die Trauer. Man ist gezwungen, sich zu bewegen, sich weiterzubewegen.<br />

kulturnews: Ist „The Something Rain“ ein Konzeptalbum über den Tod?<br />

Staples: Die Trauer ist eher der Hintergrund dieses Albums, das ein bisschen<br />

aufgebaut ist wie ein Roman. Während „A Night so still“, das vierte Stück,<br />

noch voller Hadern steckt, stellt sich auf „Come inside“ eine solche Vertrautheit<br />

mit dem Thema ein, dass wir den Tod schon freundlich hereinbitten mit<br />

dem Hinweis, wir hätten bereits auf ihn gewartet.<br />

kulturnews: Bringen dich Lieder über den Tod dazu, übers eigene Leben<br />

nachzudenken?<br />

Staples: Das bleibt nicht aus. Die Fragen nach der eigenen Endlichkeit sind ja<br />

sowieso immer da und werden durch den Verlust nahestehender Menschen<br />

verstärkt. Und ist die Furcht vor dem Tod nicht ohnehin eine der wesentlichen<br />

Antriebsfedern für Kreativität? Bei mir jedenfalls ist das so.<br />

kulturnews: Im nächsten Jahr feiert ihr euer 20-jähriges Bestehen.<br />

Staples: Sofern wir bis dahin noch leben und uns nicht aufgelöst haben, werden<br />

wir das wohl auch irgendwie feiern.<br />

kulturnews: Ihr hattet euch nach fünf Alben schon mal getrennt, du hast zwei<br />

Soloplatten gemacht, 2008 schließlich kamen die Tindersticks zurück. Ein<br />

Auf und Ab.<br />

Staples: Eben. So eine Beziehung ist fragil. Wir passen zwar besser auf uns<br />

und die Band auf als früher, aber es ist nie wirklich einfach.<br />

Interview: Steffen Rüth<br />

The Something Rain ist bereits im Handel.<br />

Foto: Christophe Agou


Foto: Roof Music<br />

Sven van Thom<br />

Singen<br />

und seufzen<br />

Der 34-jährige Berliner Sven van Thom kann<br />

sich künstlerisch auf den stärksten Antrieb<br />

überhaupt verlassen: den Zweifel.<br />

Ein „Ach!“ kann vieles sein. Ein Seufzer zum<br />

Beispiel. Oder ein Ausruf, der schmerzliche, wehmütige<br />

oder gemischte Gefühle andeutet. Ein „Ach!“<br />

kann Überraschung ausdrücken, und lauthals<br />

lachen kann es auch. „Ach!“ heißt auch Sven van<br />

Thoms neues Album, und es reflektiert trotz seiner<br />

eindeutigen Einsilbigkeit seine Gefühlswelt in<br />

all ihren Facetten.<br />

Mal ist der Sänger stiller Beobachter, mal Akteur<br />

– und immer einer, der zurückschaut. „Irgendwann<br />

werden wir uns fragen: Erinnerst du dich noch?“,<br />

heißt es gleich im ersten Song. Diese Frage ist für<br />

Sven van Thom von ganz grundsätzlicher Natur.<br />

„Wenn ich dieser Quälgeistfrage nicht meine Texte<br />

und die Musik entgegensetzen könnte, dann hätte<br />

ich mich vermutlich schon im Dschungel der negativen<br />

Gefühle ausweglos verirrt“, sagt er freimütig.<br />

Zum großen Glück reicht es bei ihm trotzdem<br />

nicht. Er wird geplagt vom Stachel des Zweifels.<br />

Gitarrenpop // musik 15<br />

„Ich bin nie glücklich mit dem, was ich hab“, zitiert<br />

er eine eigene Zeile aus dem Lied „Was ich hab“.<br />

Doch wer zweifelt, lebt und existiert; wer zweifelt,<br />

ist sich bewusst, woran er zweifelt; wer zweifelt,<br />

denkt. Sven van Thom aber versteckt hinter seiner<br />

lyrischen Vergrübeltheit ein Clownsgesicht – und<br />

einen Sound, der körnig ist wie Sandpapier und<br />

zugleich fluffig locker und sonnendurchflutet.<br />

Auch die Art und Weise, wie er zu diesen wunderbar<br />

(ver)zweifelnden Texten Gitarre spielt, ist<br />

durchaus eigen. „Das Twangige in den Melodiegitarren<br />

ist ein wenig dem Surf angelehnt“, lächelt<br />

er, „aber auch das Musikverständnis eines Lee<br />

Hazelwood und ein paar Ennio-Morricone-Sachen<br />

haben in meiner Musik deutliche Spuren hinterlassen.“<br />

Es gibt aber noch einen weiteren Grund<br />

für die unglaubliche Entspanntheit, die van<br />

Thoms Songs eigen ist. „Ich schreibe viel im Bett“,<br />

sagt er und sein Lächeln wird zu einem hintergründigen<br />

Grinsen.<br />

Um die vollständige künstlerische Kontrolle zu<br />

behalten, hat Sven van Thom bei „Ach!“ alles<br />

selbst gemacht – vom Einspielen aller Instrumente<br />

bis zur Aufnahme im heimischen Studio. Dadurch<br />

gibt es keinen Reibungsverlust zwischen<br />

kreativer Vision und Endprodukt. Das Album transportiert<br />

den Humor und die Wärme dieses 34-jährigen<br />

Berliners unverfälscht. Und spätestens am<br />

Ende ist klar: Das „Ach!“ des Albumtitels ist mehr<br />

als ein Seufzer. Viel mehr.<br />

Franz X.A. Zipperer<br />

Ach! erscheint am 24. Februar.<br />

kulturnews 2/12


16 musik // Rockpop<br />

Christina Perri<br />

Willkommen im Club<br />

Privates vermeiden die meisten US-Stars im Interview gern.<br />

Newcomer Christina Perri aber taut erst richtig auf, wenn es um<br />

sie geht. Oder um Vampire.<br />

„Awesome“, überwältigend: So läuft es gerade für die 25-jährige Christina Perri.<br />

Deswegen sagt sie es oft, mit einer Mischung aus Stolz und Unglauben.<br />

Denn als sie vor vier Jahren in ihrem Zimmer in Los Angeles saß und ihren<br />

Hit „Jar of Hearts“ schrieb, war sie Kellnerin, die Familie weit weg in Pennsylvania,<br />

und Perri hatte sich mit einer Blitzheirat und -scheidung sowie<br />

einem abgebrochenen Studium nicht gerade in eine Pole Position gebracht.<br />

„Ich bin verrückt!“, lacht sie und entblößt dabei eine Reihe unterer Schneidezähne,<br />

die sehr unamerikanisch aus der Reihe tanzen – während das obere<br />

Pendant perfekt ist, genau wie ihre großen Rehaugen und der zierliche, sexy<br />

Körperbau. Ihr schiefer Unterkiefer will jedenfalls ebensowenig zu ihr passen<br />

wie die flächendeckenden Tattoos. Ein bisschen verrückt muss diese Christina<br />

Perri aber schon sein; immerhin ist sie gerade dabei, der nächste US-<br />

Popsuperstar zu werden. Die Fakten zu ihrem Debütalbum „Lovestrong“ leiert<br />

sie höflich herunter, als ob es nichts Langweiligeres auf der Welt gäbe,<br />

als über die eigene Musik zu sprechen. Eine Reise sei das Album, erklärt sie.<br />

Ins Innere. Sehr persönlich, emotional, tiefgehend – und ja, auch traurig.<br />

Starke Worte passend zu einem starken Album. Aber eigentlich auch ein<br />

Schlusswort für jedes Interview. Alles ist gesagt. Nach bloß fünf Minuten.<br />

Und dann? Dann passiert das, was Christina Perri vermutlich auch außerhalb<br />

der USA zum Star machen wird. Sie fängt an zu erzählen, was sie eigentlich<br />

erzählen will. Die Pflicht ist getan, nun kommt die Kür, und die hat es<br />

bei der Songwriterin durchaus in sich. „Jetzt ist es eh zu spät, um nicht mehr<br />

offenherzig zu sein“, beschließt sie – und meint damit, dass ihr Album ohne-<br />

kulturnews 2/12<br />

hin jede Menge Persönliches preisgibt. „Aber das ist es auch, was mich mit<br />

den Menschen verbindet“, sagt Perri. „Jeder hat doch irgendwie sein Ding –<br />

und meins ist vielleicht meine Ehrlichkeit, meine Verletztlichkeit. So bin ich<br />

immer durchs Leben gegangen.“<br />

Gut hat ihr das nicht immer getan. Immerhin inspirierte sie die Achterbahnfahrt<br />

zu zahlreichen Liedern – zum Beispiel zum „Sad Song“, in dem sie sich<br />

fragt, was ihre Eltern wohl sagen würden, wenn sie wüssten, dass sie jeden<br />

Tag weint, dass sie viel zu oft einsam ist, sich unreif fühlt. Ihr Album sieht<br />

Perri als Rundumschlag, als Verarbeitung der letzten zehn Jahre. Das alles<br />

aufzuschreiben und aufzunehmen, sei keine einfache Sache gewesen. „Ich<br />

habe alles noch mal durchgemacht, habe jeden Tag geheult und Mengen<br />

von Milchshakes in mich hineingeschüttet. Und in den drei Monaten, die<br />

zwischen den Aufnahmen und dem Erscheinen des Albums lagen, war ich<br />

wahnsinnig emotional, geradezu instabil.“ Als das Werk endlich erschien,<br />

war Perri erleichtert. Heute mag sie die Songs auch wieder singen, die Türen<br />

zur Vergangenheit sind geschlossen. Und es tun sich so viele neue auf, dass<br />

Perri kaum weiß, durch welche sie zuerst gehen soll.<br />

Doch als man sie fragte, ob sie einen Song für den neuesten „Twilight“-<br />

Soundtrack beisteuern möchte, musste sie nicht lang überlegen. Nachmittags<br />

schaute sie den Film, abends war „A thousand Years“ fertig, bingo.<br />

Der romantischste Song, den sie je geschrieben hätte, sagt sie – und der einzige,<br />

der nicht von ihr selbst handele. Doch Ausnahmen bestätigen bei<br />

Christina Perri bloß die Regel, und irgendwie ist sie der Vampirromanze auch<br />

auf einer tieferen Ebene verbunden. „Als ich meine Scheidung durchmachte,<br />

war die Realität manchmal ein bisschen zu verrückt für mich“, sagt sie.<br />

Die „Twilight“-Bücher und -Filme waren für diesen „Fan der Liebe“ (Perri über<br />

Perri) eine willkommene Ablenkung. Die Figuren wurden der Club, in dem<br />

sie gern gewesen wäre.<br />

„Und jetzt bin ich drin!“, sagt sie strahlend. Und hat diesem neuen Bund<br />

fürs Leben gleich ein Zeichen im Perri-Stil gesetzt. Es ist, natürlich, ein<br />

Tattoo.<br />

Katharina Behrendsen<br />

Lovestrong ist am 27. Januar erschienen<br />

Foto: Lani Lee


18.03.12 Denzlingen, Kulturhaus<br />

23.03.12 Dresden, Kulturpalast<br />

24.03.12 Leipzig, Haus Auensee<br />

26.03.12 Hamburg, Fabrik<br />

28.03.12 Ulm, Roxy<br />

30.03.12 Roth, Bluestage<br />

01.04.12 Bochum, Zeche<br />

Nina<br />

Hagen<br />

Volksbeat<br />

Tour 2012<br />

03.04.12 Köln, Live Music Hall<br />

11.04.12 Siegen, Siegerlandhalle<br />

13.04.12 Osnabrück, Rosenhof<br />

15.04.12 Mainz, Frankfurter Hof<br />

17.04.12 Detmold, Stadthalle<br />

19.04.12 Karlsruhe, Tollhaus<br />

21.04.12 München, Muffathalle<br />

17.05.12 Stuttgart, Liederhalle<br />

18.05.12 CH-Zürich, Volkshaus<br />

19.05.12 Augsburg, Schwabenhalle<br />

20.05.12 Berlin, Tempodrom<br />

22.05.12 Mainz, Phönixhalle<br />

23.05.12 Hamm, Alfred-Fischer-Halle<br />

25.05.12 Aurich, Sparkassen-Arena<br />

26.05.12 Siegen, KulturPur Festival<br />

27.05.12 Mannheim, Rosengarten<br />

28.05.12 Nürnberg, Meistersingerhalle<br />

29.05.12 Dresden, Kulturpalast<br />

19.04.12 Münster, Jovel Music Hall 03.05.12 Koblenz, Sporthalle Oberwert<br />

20.04.12 Hamburg, Fabrik<br />

04.05.12 Zweibrücken, Westpfalzhalle<br />

21.04.12 Rostock, Open Air<br />

05.05.12 Dormagen, Sportcenter<br />

23.04.12 Chemnitz, Stadthalle 07.05.12 CH-Zürich, Theater a. Spirgarten<br />

24.04.12 Dresden, Alter Schlachthof 08.05.12 A-Kufstein, Stadtsaal<br />

26.04.12 Neu-Isenburg, Hugenottenhalle 10.05.12 A-Wien, Gasometer<br />

27.04.12 Bamberg, Stechert Arena 11.05.12 Freising, Luitpoldhalle<br />

28.04.12 Winterbach, Salierhalle<br />

30.04.12 Schopfheim, Stadthalle<br />

12.05.12 A-Feldkirchen, Stadthalle<br />

JOE BONAMASSA<br />

THE GUITAR EVENT<br />

OF THE YEAR<br />

AN EVENING WITH JOE BONAMASSA -<br />

LIVE<br />

06.03.12 Saarbrücken, E-Werk<br />

07.03.12 Berlin, Admiralspalast<br />

09.03.12 Leipzig, Haus Auensee<br />

10.03.12 Essen, Grugahalle<br />

09.03.12 Morbach, Baldenauhalle<br />

10.03.12 Lohmar, Jabachhalle<br />

15.03.12 Biberach, Stadthalle<br />

16.03.12 Heilbronn, Harmonie<br />

17.03.12 Solingen, Festhalle Ohligs<br />

30.03.12 Hamm, Kurhaus<br />

31.03.12 Paderborn, Paderhalle<br />

27.04.12 Rosenheim, Ballhaus<br />

28.04.12 Karlsruhe, Festhalle Durlach<br />

29.04.12 Denzlingen, Kultur- & Bürgerhaus KuB<br />

Alan Clarke,<br />

Phil Palmer and<br />

Chris White<br />

from Dire Straits<br />

perform the band’s<br />

greatest hits<br />

13.03.12 Stuttgart, LKA Longhorn<br />

17.03.12 München, Muffathalle<br />

Weitere Termine und Künstler auf www.dmc-music.de<br />

18 musik // Vocal Jazz<br />

Lyambiko<br />

Ein bisschen<br />

heile Welt<br />

Die deutsche Jazzsängerin Lyambiko liebt<br />

Gershwins Musik – trotz mancher Texte.<br />

kulturnews: Lyambiko, ist es nicht ein Wagnis,<br />

eine Gershwin-CD aufzunehmen? Schließlich<br />

müssen Sie sich jetzt mit Stars wie Ella Fitzgerald<br />

oder Diana Krall messen.<br />

Lyambiko: Muss ich das wirklich? Kann ich nicht<br />

einfach meine eigenen Möglichkeiten aufzeigen?<br />

Ich fand es jedenfalls spannend, bei den<br />

Gershwin-Stücken mal wieder eine andere<br />

Facette meines Gesangs auszuleuchten, ein bisschen<br />

mehr in die Höhe zu gehen.<br />

kulturnews: Abgesehen von der gesanglichen<br />

Herausforderung: Was hat Sie besonders an<br />

Gershwins Musik gereizt?<br />

Lyambiko: Einerseits wollte ich die Klassiker interpretieren,<br />

die jeder kennt, andererseits aber auch<br />

unbekanntere Songs. Deswegen habe ich richtig<br />

intensiv geforscht, was es alles gibt. Dabei bin ich<br />

auf die sogenannten Verse gestoßen, die<br />

Einleitungen für die einzelnen Titel. Die hat unser<br />

Pianist Marque Lowenthal dann teilweise neu<br />

harmonisiert, damit sie überhaupt spielbar<br />

waren. So konnten wir sie in die Lieder einarbeiten<br />

oder ganz pur als A-cappella-Version hinstellen.<br />

kulturnews 2/12<br />

kulturnews: Gershwins Nummern sind ja bis<br />

heute sehr populär. Woran liegt das?<br />

Lyambiko: Die Gershwin-Brüder George und Ira<br />

sind im Grunde wie die Beatles gewesen – ein<br />

echtes Phänomen. Sie haben nachhaltige Musik<br />

gemacht.<br />

kulturnews: Die Sie ausnahmslos begeistert?<br />

Lyambiko: Offen gestanden mochte ich „How long<br />

has this been going on?“ anfangs gar nicht. Der<br />

Text war mir zu süßlich; ich hatte keine Lust,<br />

mich damit zu beschäftigen. Bis ich mir gesagt<br />

habe: Okay, ich blende die Worte jetzt vollkommen<br />

aus und nähere mich diesem Stück rein<br />

musikalisch. Das hat funktioniert. Inzwischen<br />

macht es mir sogar Spaß, diesen Song zu singen.<br />

kulturnews: Tatsächlich sind Gershwin-Songs<br />

inhaltlich nicht gerade tiefschürfend. Was sollen<br />

Ihre Fans aus ihnen ziehen?<br />

Lyambiko: Wenn ein bisschen mehr die heile Welt<br />

heraufbeschworen wird, können die Leute vielleicht<br />

einfach mal loslassen. Das hilft, neue<br />

Energie zu tanken. Womöglich steht am Ende die<br />

Erkenntnis, dass sich trotz der alltäglichen<br />

Probleme alles zum Besseren wenden kann. Ich<br />

denke, es tut auf jeden Fall gut, sich wenigstens<br />

ab und zu an den schönen Seiten des Lebens<br />

festzuhalten. Das macht Gershwins Musik möglich.<br />

Interview: Dagmar Leischow<br />

Sings Gershwin ist Anfang Februar erschienen.<br />

Tour 24. 2. Berlin, 28. 2. Kiel, 1. 3. Mainz, 7. 3. Wetzlar,<br />

8. 3. Bochum, 11. 3. Bonn, 13. 3. Düsseldorf,<br />

15. 3. Aschaffenburg, 17. 3. München, 30. 3. Stuttgart<br />

Foto: Uwe Arens


Foto: Jörg Grosse-Geldermann<br />

Verneri Pohjola<br />

Immer wieder null<br />

Gut, dass der Finne Verneri Pohjola nicht im Orchester<br />

versauert ist. Seine Trompetenkunst kommt<br />

so der Jubiläumstour diverser Act-Künstler zugute.<br />

kulturnews: Verneri, das Label Act gibt es jetzt seit 20 Jahren.<br />

Wie bist du überhaupt zu dieser Plattenfirma gekommen?<br />

Verneri Pohjola: Das verdanke ich Nils Landgren. Meine<br />

erste CD hat ihm so gut gefallen, dass er sich für mich<br />

eingesetzt hat. Irgendwann habe ich dann einen Anruf<br />

vom Labelchef Siggi Loch gekriegt. Er wollte mich tatsächlich<br />

unter Vertrag nehmen. Für mich war das eine<br />

einmalige Chance – ich konnte meine Musik endlich<br />

international veröffentlichen – was ja für einen finnischen<br />

Jazztrompeter nicht unbedingt selbstverständlich ist.<br />

kulturnews: Dein letztes Album „Aurora“ hat die Kritiker ziemlich<br />

begeistert. Es dürfte schwer werden, das zu übertreffen.<br />

Pohjola: Ich weiß. Jeder wird mein neues Werk „Ancient<br />

History“ mit „Aurora“ vergleichen. Einige mögen es<br />

komisch finden, dass ich diesmal völlig auf orchestrale<br />

Klänge verzichtet habe. Mein Ziel war es aber, mit einer<br />

Bandbesetzung zu arbeiten.<br />

kulturnews: Bei dem Stück „White View“ lässt du sogar<br />

deinem Pianisten den Vortritt. Warum?<br />

Pohjola: Weil ich als Komponist ein ganz simples Anliegen<br />

habe: Ich möchte gute Musik machen. Dabei<br />

kann jedes x-beliebige Instrument im Vordergrund stehen.<br />

Ich überlege nicht fieberhaft, ob ich wohl in eine Nummer<br />

genügend Soli für meine Trompete eingebaut habe.<br />

Modern Jazz // musik 19<br />

kulturnews: Mit Björks „Hyperballad“ findet sich auch<br />

eine Coverversion auf deiner CD. Warum ausgerechnet<br />

dieser Titel?<br />

Pohjola: Ursprünglich hatte ich mich an Songs von<br />

Radiohead und Queen versucht. Sie passten allerdings<br />

nicht so richtig zu meinen Eigenkompositionen. Mit<br />

„Hyperballad“ habe ich Gott sei Dank einen Volltreffer<br />

gelandet. Es ließ sich wunderbar umarrangieren.<br />

kulturnews: Deine Trompete ersetzt dabei Björks Gesang.<br />

Pohjola: Sie kommt der menschlichen Stimme näher als<br />

jedes andere Instrument, darum hat das funktioniert.<br />

Du kannst die Trompete dynamisch spielen, sehr leise<br />

oder laut – sie lässt sich für jedes Gefühl die passenden<br />

Töne entlocken.<br />

kulturnews: Und deswegen war genau dieses Instrument<br />

deine erste Wahl?<br />

Pohjola: Ich hatte schon als Teenager eine Schwäche für<br />

Filmmusik aus alten Hollywoodstreifen. So was wollte ich<br />

auch machen, mit einem Orchester. Ich habe mir vorgestellt,<br />

wie ich die meisten Melodien mit meiner Trompete<br />

anführen würde. Leider ist dieser Traum zerplatzt wie eine<br />

Seifenblase. Ich habe gemerkt, dass man seine Individualität<br />

in einem Orchester so gut wie gar nicht ausleben<br />

kann. Darum bin ich schließlich von der Klassik zum<br />

Jazz gewechselt.<br />

kulturnews: Fühlst du dich jetzt wirklich frei?<br />

Pohjola: Ja. Meine Kompositionen spiegeln meine künstlerische<br />

Persönlichkeit wider. Das erfüllt mich mehr, als<br />

mich ständig den strikten Regeln der Klassik zu unterwerfen.<br />

Da fehlt mir der Reiz des Unbekannten. Ich<br />

finde es einfach aufregender, mit jedem meiner Stücke<br />

wieder bei null anzufangen.<br />

Interview: Dagmar Leischow<br />

Ancient History ist seit kurzem im Handel.<br />

kulturnews präsentiert: Act Jubilee Nights<br />

Tour 2. 2. Berlin, 3. 2. München, 4. 2. Düsseldorf, 5. 2. Hamburg<br />

kulturnews 2/12<br />

ADRIAN<br />

ZAAR<br />

Der heimliche<br />

Prinz des<br />

Deutsch-Pop<br />

SINGLE ab 20. Januar 2012<br />

+ FREE REMIX CD<br />

ALBUM ab 10. Februar 2012<br />

www.adrianzaar.com


20 live // kulturnews präsentiert<br />

Joe Bonamassa<br />

6. 3. // Saarbrücken, E-Werk<br />

7. 3. // Berlin, Admiralspalast<br />

Wer mit zwölf Jahren schon mit B. B.<br />

King zusammen spielt, wird entweder<br />

größenwahnsinnig oder eine Gitarrenlegende.<br />

Joe Bonamassa ist glücklicherweise<br />

letzteres, so dass wir auch heute<br />

noch seinen virtuosen Bluesrock genie-<br />

David Pfeffer<br />

8. 2. // Frankfurt, Batschkapp<br />

9. 2. // München, Backstage Halle<br />

11. 2. // Köln, Luxor<br />

12. 2. // Dorsten, Treffpunkt Altstadt<br />

Bei der Castingshow „X-Factor“ sang sich<br />

David Pfeffer mit Coverversionen von<br />

Sinead O’Connor, Adele und den Kings Of<br />

Leon ins Finale. Seit er als Sieger aus der<br />

kulturnews 2/12<br />

9. 3. // Leipzig, Haus Auensee<br />

10. 3. // Essen, Grugahalle<br />

ßen können. Mit seiner Band Black<br />

Country Communion war er 2010 unterwegs,<br />

nun ist bald wieder ein Soloalbum<br />

dran. Zuerst aber geht Bonamassa on the<br />

Road. B. B. King würde hingehen.<br />

13. 2. // Duisburg, Grammatikoff<br />

14. 2. // Bochum, Zeche<br />

16. 2. // Berlin, Postbahnhof<br />

17. 2. // Hamburg, Knust<br />

Sendung hervorgetreten ist, darf er mehr<br />

als bloß covern. Stilistisch entfernt er sich<br />

mit emotionalen Popsongs allerdings<br />

nicht allzu weit von seinen Vorbildern.<br />

Foto: Netinfect<br />

Foto: Till Brönner/Columbia/Sony Music<br />

Blue October<br />

Acoustic Show<br />

24. 2. // Hamburg, Prinzenbar<br />

25. 2. // Berlin, Babylon<br />

26. 2. // München, Hard Rock Café<br />

Die Bühne für sich allein zu haben, ist<br />

eher ungewöhnlich für Justin<br />

Furstenfeld. Normalerweise schart er<br />

seine Bandkollegen von Blue October<br />

um sich und spielt mit ihnen Prog- und<br />

Alternativerock. In einer Unpluggedshow<br />

zeigt der US-Songwriter nun<br />

seine ruhige Seite.<br />

Ottmar Liebert<br />

1. 3. // Berlin, Quasimodo<br />

2. 3. // Köln, Gloria<br />

4. 3. // Hannover, Capitol<br />

Mit seiner Akustikgitarre hat sich Ottmar<br />

Liebert einen beachtlichen Status erspielt,<br />

er gilt als einer der bekanntesten<br />

Flamenco-Gitarristen der Welt. Über 30<br />

Alben und Compilations hat er seit 1989<br />

CTM.12<br />

30. 1.–5. 2. //<br />

Berlin, diverse Locations<br />

CTM.12, das ist das Festival for<br />

Adventurous Music and Related Arts.<br />

Sprich: eine feine, interdisziplinäre<br />

Sause in verschiedenen Berliner Spielorten.<br />

Alle Aktionen und Konzerte haben<br />

mit elektronischer und experimenteller<br />

Musik beziehungsweise dem Klang an<br />

sich zu tun. Dazu gibt’s Ausstellungen<br />

und ein Diskursprogramm. Den musikalischen<br />

Teil übernimmt neben anderen<br />

DJ Elephant Power (Foto).<br />

5. 3. // Stuttgart, Theaterhaus<br />

6. 3. // Mainz, Frankfurter Hof<br />

8. 3. // München, Muffathalle<br />

veröffentlicht, das neue Werk „One Guitar“<br />

war sogar für einen Grammy nominiert.<br />

Das Besondere an dieser Tour: Zur Musik<br />

gibt es Fotos aus aller Welt zu sehen,<br />

denn auch in dem Feld ist Liebert begabt.<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: Hammerl Kommunikation<br />

Foto: DJ Elephant Power<br />

Foto: PRK


Foto: Beats International<br />

Mamas Gun<br />

25. 3. // Köln, Luxor<br />

26. 3. // Hamburg, Logo<br />

27. 3. // Berlin, Frannz<br />

kulturnews präsentiert // live 21<br />

Die britischen Funksouler von Mamas<br />

Gun haben den Mainstream entdeckt.<br />

Vielleicht weil es so schön ist, mit Gold<br />

beworfen zu werden.<br />

kulturnews: Andy, Terry, auf eurem ersten<br />

Album habt ihr noch alles selbst gemacht,<br />

diesmal hattet ihr ein Produzententeam.<br />

Ein großer Schritt, oder?<br />

Terry Lewis: Ja, das war ein ziemlicher<br />

Unterschied. Martin Terefe and Andreas<br />

Olsson haben es tatsächlich geschafft,<br />

dieser Ansammlung von völlig unterschiedlichen<br />

Songs einen gemeinsamen,<br />

radiofreundlichen Sound zu verpassen.<br />

Andy Platts: Das ist ja auch der Job<br />

eines Produzenten. Er denkt zweigleisig:<br />

zum einen an die Musik, zum anderen an<br />

die Musikindustrie. Wir wollten ganz bewusst<br />

ein eingängigeres Album machen<br />

und mehr Leute erreichen. Martin und<br />

Andreas hatten das letzte Wort bei allen<br />

kreativen Entscheidungen.<br />

kulturnews: Das war sicher nicht leicht –<br />

vor allem, wenn man sich selbst Kontrollwahn<br />

attestiert, wie du, Andy …<br />

Platts: Ja, aber ich habe gelernt loszulassen.<br />

Denn sobald ein Song geschrieben<br />

und draußen ist, beginnt sein eigenes<br />

Leben. Und das Leben ist echt zu<br />

kurz, um von etwas besessen zu sein.<br />

Hätten wir keine Produzenten gehabt, die<br />

uns sagten, wo es hakt, dann hätten wir<br />

vermutlich zehn Jahre für das Album<br />

gebraucht.<br />

kulturnews: In Asien seid ihr extrem er-<br />

28. 3. // Dresden, Puschkin<br />

29. 3. // München, 59:1<br />

30. 3. // Frankfurt, Nachtleben<br />

folgreich, die Fans dort überschütten<br />

euch mit Geschenken. Vermisst ihr das<br />

in Europa?<br />

Platts: Bei unseren beiden Shows in<br />

Korea hat sich das Publikum sogar etwas<br />

ganz Spezielles ausgedacht. Während<br />

des Songs „Pots of Gold“ warfen die<br />

Leute Goldglitter auf die Bühne, alle zur<br />

selben Zeit. Und am nächsten Tag –<br />

während „Rocket to the Moon“ – ließ<br />

das Publikum Papierflugzeuge durch die<br />

Halle fliegen. Der ganze Raum war voll<br />

davon.<br />

Lewis: In Europa erwarten wir so was<br />

nicht, denn das ist wohl wirklich ein kulturelles<br />

Ding. Wir fühlen uns aber auch<br />

in Deutschland sehr willkommen. Dort<br />

zeigt man es vielleicht eher durch gute<br />

Verpflegung.<br />

kulturnews: Seit das Radio an Einfluss<br />

verloren hat, behaupten Kritiker immer<br />

wieder, Pop sei tot. Wie seht ihr das?<br />

Platts: Ich glaube, der Pop hat sich vor<br />

allem gewandelt. Vor 30 Jahren fand<br />

man in den Charts noch alle Facetten des<br />

Songwritings. Jeder Song erzählte eine<br />

Geschichte. Heute funktionieren Popsongs<br />

meistens nur noch durch einen<br />

ohrwurmartigen Refrain oder einen Beat.<br />

Die Kunst des Songwritings tritt immer<br />

mehr in den Hintergrund. So gesehen<br />

ist Pop tatsächlich tot.<br />

Interview: Ellen Stickel<br />

The Life and Soul erscheint am 27. Januar.<br />

kulturnews 2/12<br />

KARSTEN JAHNKE KONZERTDIREKTION<br />

DIE NEUE SHOW<br />

02.05. BREMEN Schlachthof<br />

03.05. BERLIN Postbahnhof<br />

04.05. DRESDEN Wechselbad<br />

05.05. MAGDEBURG Altes Theater<br />

06.05. ERFURT Alte Oper<br />

08.05. MANNHEIM Capitol<br />

09.05. STUTTGART Theaterhaus<br />

10.05. MAINZ Frankfurter Hof<br />

11.05. DÜSSELDORF Savoy Theater<br />

12.05. HAMBURG Fabrik<br />

HAMEL - LOHENGRIN TOUR 2012<br />

19.04. BERLIN Postbahnhof<br />

20.04. HAMBURG Gruenspan<br />

21.04. BREMEN Moments<br />

22.04. DRESDEN Jazzclub Tonne<br />

24.04. MÜNCHEN Ampere<br />

CURTIS<br />

STIGERS<br />

Curtis Stigers (voc, sax), Matthew Fries (p)<br />

Cliff Schmitt (b), Keith Hall (dr) (Änderungen vorbehalten)<br />

18.05.12 DARMSTADT Centralstation<br />

19.05.12 MAINZ Frankfurter Hof<br />

21.05.12 HANNOVER JazzClub<br />

22.05.12 BERLIN Postbahnhof<br />

23.05.12 KIEL KulturForum<br />

Lizz<br />

Wright<br />

20.04. DRESDEN Himmelfahrtskirche<br />

22.04. BERLIN Passionskirche<br />

20.03. HAMBURG Fabrik<br />

21.03. HANNOVER Capitol<br />

22.03. BERLIN Postbahnhof<br />

Die neue Bühnenshow<br />

des Ernährungsentertainers<br />

LIVE AUF TOURNEE!<br />

Support: GABE DIXON<br />

25.04. MAINZ Frankfurter Hof<br />

26.04. FRANKFURT Nachtleben<br />

28.04. KÖLN Studio 672<br />

29.04. DÜSSELDORF Savoy Theater<br />

25.05.12 HAMBURG Elbjazz Festival<br />

26.05.12 BREMEN Schlachthof<br />

27.05.12 KREFELD Kulturfabrik<br />

28.05.12 DORTMUND Domicil<br />

Aktuelle CD:<br />

FELLOWSHIP<br />

(Verve/Universal Music)<br />

NDR Bigband feat.<br />

AL JARREAU & JOE SAMPLE<br />

27.10. MÜNCHEN Kleine Olympiahalle<br />

31.10. BADEN BADEN Festspielhaus<br />

07.11. BREMEN Glocke<br />

09.11. HAMBURG Laeiszhalle<br />

10.11. DORTMUND Konzerthaus<br />

12.11. ESSEN Philharmonie<br />

14.11. DRESDEN Messe<br />

15.11. FRANKFURT Alte Oper<br />

19.11. LEIPZIG Arena<br />

20.11. BERLIN Philharmonie<br />

TICKETS: 01805-626280* | 040-4132260 | www.karsten-jahnke.de<br />

*� 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. � 0,42/Min.


22 live // kulturnews präsentiert<br />

Foto: Four Artists<br />

The Bianca Story<br />

7. 3. // München, 59:1<br />

8. 3. // Stuttgart, Merlin<br />

9. 3. // Freiburg, Café Waldsee<br />

10. 3. // Frankfurt, Yellowstage<br />

Ihr neues Album „Coming Home“ haben<br />

die Baseler in den durch die Beatles<br />

berühmten Abbey Road Studios aufgenommen.<br />

Ein gutes Vorzeichen? Ver-<br />

Jennie Abrahamson<br />

12. 3. // München, Atomic Café<br />

13. 3. // Köln, Studio 672<br />

14. 3. // Hamburg, Prinzenbar<br />

15. 3. // Berlin, Privatclub<br />

kulturnews 2/12<br />

Foto: Wizard Promotions<br />

Nordische Melancholie? Ach, warum,<br />

im Grunde spielt Jennie Abrahamson<br />

einfach gute Popmusik. Oder würde<br />

jemand ABBA nordische Melancholie<br />

unterstellen? Eben! Wobei, auch die in<br />

Stockholm lebende Multiinstrumentalistin<br />

weiß wie ihre berühmten Vorreiter<br />

auch auf ihrem dritten Album „The<br />

Sound of your beating Heart“ emotionale<br />

Schichten aufzubauen. Wie gut die<br />

zusammen spielen, wird sich live zeigen.<br />

11. 3. // Köln, Studio 672<br />

13. 3. // Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

15. 3. // Berlin, Comet Club<br />

21. 3. // Leipzig, Moritzbastei*<br />

stecken müssen The Bianca Story das<br />

fertige Werk jedenfalls nicht. Es ist randvoll<br />

mit melodieverliebtem Indiepop, der<br />

auch Trompeten und Piano unterbringt.<br />

Jennifer Rostock<br />

Foto: Jennifer Rostock<br />

12. 3. // München, Backstage Werk<br />

14. 3. // Cottbus, Gladhouse<br />

19. 3. // Braunschweig, Meier Music Hall<br />

21. 3. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

24. 3. // Potsdam, Waschhaus<br />

27. 3. // Würzburg, Posthalle<br />

30. 3. // Karlsruhe, Substage<br />

1. 4. // Krefeld, Kulturfabrik*<br />

Nehmen wir einfach den Titel ihres<br />

aktuellen Albums, „Haut und Haar“, als<br />

Analogie auf Jennifer Weist: Ihre Haut ist<br />

bunt, ihre Haare wild. Kurzum, Jennifer<br />

Rostock kommen zurück auf die Bühnen<br />

ihrer Heimat, um uns mit bunten Shows<br />

und wildem Rock zu erfreuen. Ein Hoch<br />

auf Mecklenburg-Vorpommern, das die<br />

punkig angehauchte Combo hervorgebracht<br />

hat und somit nicht so uncool<br />

sein kann, wie alle sagen.<br />

Raul Midón<br />

7. 3. // Freiburg, Jazzhaus<br />

8. 3. // Stuttgart, Bix<br />

11. 3. // München, Atomic Café<br />

Den New Soul von Raul Midón erlebt man<br />

am besten mit geschlossenen Augen, so<br />

wie es der blinde Künstler schließlich im<br />

übertragenen Sinne auch tut. Das schärft<br />

die anderen Sinne, weshalb Musik auch<br />

Culcha Candela<br />

8. 3. // Dresden, Schlachthof<br />

14. 3. // Stuttgart, Porsche-Arena<br />

15. 3. // München, Tonhalle<br />

17. 3. // Karlsruhe, Europahalle<br />

20. 3. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

Flatrate-Saufen? Ziemlich out. „Flätrate“-<br />

Tanzen? Der heiße Scheiß, wenn es nach<br />

der Berliner Truppe Culcha Candela geht.<br />

Die deutschen Dancehall-Heroen vepassen<br />

dem in Ungnade gefallenen Wort ein-<br />

12. 3. // Frankfurt, Nachtleben<br />

13. 3. // Köln,<br />

Stadtgarten (Konzertsaal)<br />

nachts so viel besser klingt als am Tag.<br />

Und die intensive Stimme des New<br />

Yorkers verdient nicht weniger als volle<br />

Aufmerksamkeit. Na ja, und sein virtuoses<br />

Gitarrenspiel ebenso.<br />

21. 3. // Düsseldorf,<br />

Mitsubishi Electric Halle<br />

22. 3. // Hamburg,<br />

Alsterdorfer Sporthalle<br />

24. 3. // Berlin, Arena*<br />

fach ein „ä“ und machen es zum neuen<br />

Albumtitel. Appetitanreger-Single „Hungry<br />

Eyes“ verspricht viel: viel Party und eine<br />

wilde Tour im Frühjahr. Können diese<br />

Augen lügen?<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: Mac Brown<br />

Foto: Four Music


Eloy<br />

24. 3. // Berlin, Postbahnhof<br />

25. 3. // Hamburg, Markthalle<br />

26. 3. // Köln, Gloria<br />

kulturnews präsentiert // live 23<br />

Eloy, 1969 vom singenden Gitarristen<br />

Frank Bornemann gegründet, waren<br />

lange Zeit ein Aushängeschild des<br />

deutschen Progrock. Und das ist plötzlich<br />

wieder so.<br />

kulturnews: Frank, es ist bekannt, dass<br />

du mit Eloy nicht gern live spielst –<br />

trotzdem wart ihr 2011 beim Burg-<br />

Herzberg-Festival und auf der Loreley<br />

bei der „Night of the Prog“ …<br />

Frank Bornemann: Es ist jedes Mal ein<br />

unglaublicher Aufwand. Wir leben alle<br />

über ganz Deutschland verstreut: Klaus-<br />

Peter Matziol (b) ist in Köln Geschäftsführer<br />

bei Rieger Concerts, Michael<br />

Gerlach (keyb) hat einen Pflegedienst in<br />

Berlin, Hannes Folberth (keyb) eine<br />

physiotherapeutische Praxis im Schwarzwald,<br />

und Bodo Schopf (dr) muss Eloy<br />

mit seinen anderen musikalischen Verpflichtungen<br />

abstimmen. Zu den Proben<br />

reisen alle nach Hannover. Wir müssen<br />

mindestens zwei Wochen lang von früh<br />

bis abends durchproben – wir spielen<br />

schließlich keine Drei-Harmonien-Stücke!<br />

Das zog sich über Monate hin, es kamen<br />

allein über 2 600 Euro an Fahrtkosten<br />

zusammen.<br />

kulturnews: Warum hast du dich dann<br />

breitschlagen lassen?<br />

Bornemann: Ich hatte mich lange nicht<br />

auf das Internet eingelassen und wusste<br />

nicht, wie groß die Eloy-Community noch<br />

ist. Die Fans haben mich regelrecht<br />

27. 3. // Stuttgart, Longhorn<br />

29. 3. // München, Muffathalle<br />

30. 3. // Mainz, Frankfurter Hof<br />

Foto: Eloy<br />

weichgeklopft. Ich rief eine extrem hohe<br />

Gage auf – aber das wirkte nicht abschreckend,<br />

zum Glück … Denn es lief<br />

bombig, die Leute reisten wirklich aus<br />

aller Welt an, sogar aus dem Iran, aus<br />

Russland, aus Australien! Dabei hatte ich<br />

wegen der starken Konkurrenz durchaus<br />

Bammel.<br />

kulturnews: Und jetzt geht ihr im März<br />

nochmals auf Tour – und fliegt sogar für<br />

einen Gig in die USA.<br />

Bornemann: In die USA gehen wir, weil<br />

wir eine Einladung zum NEARfest erhalten<br />

haben – das ist der Ritterschlag im<br />

Progrock! Es findet 2012 zum letzten<br />

Mal statt, wir werden als letzte Band<br />

spielen. Dazu geben sie uns einen Mitschnitt<br />

für eine DVD. Ich sichte gerade<br />

die Tonspuren der Festivals für eine Live-<br />

CD. Übrigens könnte es gut sein, dass<br />

die anstehenden Gigs unsere letzten<br />

sein werden.<br />

kulturnews: Stichwort CD: Warum habt<br />

ihr gerade „The Tides return forever“ von<br />

1994 wiederveröffentlicht?<br />

Bornemann: Weil sie zu den beliebtesten<br />

Eloy-Alben gehört. Sie wird bei Ebay für<br />

60 Euro und mehr gehandelt – ein Unding!<br />

Deshalb habe ich die Scheibe<br />

remastert und außerdem einen zeitgemäßen,<br />

modernen und doch Eloy-typischen<br />

Remix des Titelstücks als Bonustrack<br />

angefertigt.<br />

Interview: Philipp Roser<br />

kulturnews 2/12<br />

WELCOME 2012<br />

BURNING SPEAR ★ STEPHEN MARLEY<br />

AMADOU & MARIAM ★ ALBOROSIE<br />

IRIE RÉVOLTÉS ★ MARSIMOTO<br />

TIKEN JAH FAKOLY ★ GROUNDATION<br />

U-ROY ★ DANAKIL ★ JAMARAM<br />

HOLLIE COOK ★ SEBASTIAN STURM<br />

NATTY ★ BERLIN BOOM ORCHESTRA<br />

AND MANY MORE TO BE ANNOUNCED SOON<br />

TWO OPEN AIR STAGES ★ DANCEHALL ARENA<br />

BAZAR ★ CHILLOUT ZONE<br />

6. - 8. JULI 2012<br />

KÖLN - FÜHLINGER SEE<br />

TICKETS & INFO: SUMMERJAM.DE


24 live // kulturnews präsentiert<br />

Foto: www.hansesongfestival.de<br />

Hanse Song Festival<br />

17. 3. // Stade<br />

Für die erste Ausgabe des Hanse Song<br />

Festivals wurden gleich neun exzellente<br />

Songschreiber zusammengetrommelt: Aus<br />

Hamburg kommen unter anderem Bernd<br />

Begemann & Die Befreiung (Foto) und<br />

JAZZnights: Randy Crawford & Joe Sample Trio<br />

18. 3. // Dortmund, Konzerthaus<br />

20. 3. // Berlin, Philharmonie<br />

24. 3. // Hamburg, Laeiszhalle<br />

Den Song „Street Life“ haben wir nicht<br />

zuletzt dank diverser Werbekampagnen<br />

noch im Ohr. Wer das singt? Niemand<br />

Geringeres als Randy Crawford. Was sie<br />

damals für die Crusaders einsang, ist<br />

Olli Schulz. Lloyd Cole und Denis Jones<br />

nehmen sogar den weiten Weg von<br />

Großbritannien nach Stade auf sich, um<br />

dem Publikum ihre Akustiksongs näherzubringen.<br />

26. 3. // Hannover, Theater am Aegi<br />

28. 3. // Frankfurt, Alte Oper<br />

31. 3. // Düsseldorf, Tonhalle<br />

einer der Kultsongs überhaupt geworden.<br />

Im Rahmen der JAZZnights kommt sie<br />

mit Joe Sample und dessen Trio zu uns.<br />

Mit Sample hat sie auch ihr Jazzalbum<br />

„Feeling good” aufgenommen. Das passt!<br />

Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion<br />

Ski’s Country Trash<br />

4. 4. // Stuttgart, Die Röhre<br />

12. 4. // Frankfurt, Nachtleben<br />

13. 4. // Köln, Blue Shell<br />

15. 4. // Bremen, Römer<br />

19. 4. // München, Backstage Club<br />

26. 4. // Berlin, White Trash<br />

28. 4. // Hamburg, Logo<br />

8. 6. // Aschaffenburg, Colos-Saal*<br />

kulturnews 2/12 * Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: Florence & The Machine<br />

Foto: Patrick Beier<br />

Florence +<br />

The Machine<br />

23. 3. // München, Tonhalle<br />

24. 3. // Berlin, Columbiahalle<br />

25. 3. // Hamburg, Große Freiheit 36<br />

30. 3. // Köln, E-Werk<br />

Irgendwo zwischen ihrem Debütalbum<br />

„Lungs“ und dem Nachfolger „Ceremonials“<br />

hat sich die ganze Welt in<br />

den spannenden Pop der rothaarigen<br />

Florence Mary Leontine Welch verliebt.<br />

Zu Recht. Drei Millionen verkaufte<br />

Exemplare des Erstlings – das schafft<br />

wirklich selten ein Indiekünstler. Die<br />

Londonerin freut sich aber noch mehr<br />

über volle Konzertsäle, denn darum geht<br />

es hier: einfach gute Musik.<br />

Auf einer „Never Ending Road“ ist Ski aus<br />

Portland, Oregon. So heißt das neue Album<br />

mit seiner Combo Ski’s Country Trash<br />

und so sieht das Leben des rastlosen<br />

Countryrockes aus, der sich mit Vorliebe<br />

Marit Larsen<br />

17. 4. // Mainz, Frankfurter Hof<br />

18. 4. // Hamburg, Gruenspan<br />

20. 4. // Berlin, Frannz-Club<br />

21. 4. // Hannover, Musikzentrum<br />

22. 4. // Köln, Stadtgarten<br />

(Konzertsaal)<br />

23. 4. // Frankfurt, Batschkapp<br />

25. 4. // Stuttgart, T2<br />

26. 4. // München, Ampere<br />

Platin für „If a Song could get me you“!<br />

über den anhaltenden Erfolg ihres Hits<br />

wird sich Marit Larsen sicher riesig freuen<br />

und doppelt so beschwingt die Reise<br />

aus dem norwegischen Norden zu uns in<br />

den Süden antreten. Ihr neues Album<br />

„Spark“ verzaubert bereits unseren Winter<br />

mit seinen Songwriterperlen. Es wäre<br />

keine Überraschung, wenn ihre Liveauftritte<br />

auch noch den Frühling einläuten.<br />

das Material von Johnny Cash und Motörhead<br />

vornimmt, unter anderem. Das ist<br />

hart und schmutzig, mit den ganzen<br />

Spaßbands hat das nichts zu tun. Gut so,<br />

von denen gibt es wirklich genug.<br />

Foto: Ralph Günthner


Addys Mercedes<br />

kulturnews präsentiert // live 25<br />

22. 2. // Nürnberg, Finca Bar Celona<br />

23. 2. // Frankfurt, Bar Celona<br />

26. 2. // Oldenburg, Bar Celona<br />

27. 2. // Bremen, Bar Celona<br />

28. 2. // Wolfsburg, Bar Celona<br />

29. 2. // Hannover, Finca Bar Celona<br />

4. 3. // Wuppertal, Bar Celona<br />

5. 3. // Siegen, Bar Celona<br />

6. 3. // Wilhelmshaven, Bar Celona<br />

7. 3. // Osnabrück, Bar Celona<br />

Die kubanische Sängerin Addys Mercedes<br />

lebt seit Jahren in Deutschland –<br />

vor allem aus nichtpolitischen Gründen.<br />

kulturnews: Addys, in dem Lied „Alma<br />

Latina“ gibst du dich gesellschaftskritisch.<br />

Was kritisierst du an deiner alten<br />

Heimat Kuba?<br />

Addys Mercedes: Ich beschäftige mich mit<br />

der Frage, warum so viele Kubaner ins<br />

Exil gehen. Oftmals haben wir von Leuten,<br />

die das Land verlassen wollten, nie<br />

wieder etwas gehört. Sie waren einfach<br />

weg. Das fand ich genauso schrecklich<br />

wie all die sozialen Ungerechtigkeiten.<br />

kulturnews: Was hat dich denn besonders<br />

gestört?<br />

Mercedes: Ich bin mit einer Band im<br />

Tourismuszentrum aufgetreten und bekam<br />

alles, was ich brauchte. Allerdings<br />

war nicht jeder Kubaner so gut gestellt.<br />

Nur wer dort gearbeitet hat, durfte ein<br />

Stück weit am Luxus teilhaben. Wenn<br />

ich dann meine Familie besucht habe,<br />

hatte ich immer ein schlechtes<br />

Gewissen. In meinem Heimatort haben<br />

die Menschen wirklich Not gelitten. Es<br />

gab nie genug zu essen.<br />

kulturnews: Hast du dich deswegen entschieden,<br />

auszuwandern?<br />

Mercedes: Die Wahrheit ist: Ich habe<br />

mich in einen deutschen Touristen ver-<br />

Foto: medialuna<br />

8. 3. // Gütersloh, Bar Celona<br />

11. 3. // Düren, Extrablatt<br />

13. 3. // Hagen, Bar Celona<br />

14. 3. // Essen, Finca Bar Celona<br />

15. 3. // Köln, Extrablatt<br />

18. 3. // Mainz, Extrablatt<br />

19. 3. // Hamburg, Fliegende Bauten<br />

20. 3. // Paderborn, Bar Celona<br />

29. 3. // Münster, Bar Celona<br />

liebt. Wir haben geheiratet, ich bin mit<br />

ihm nach Deutschland gegangen.<br />

Sicherlich haben mir die Missstände auf<br />

Kuba den nötigen Mut gegeben, mich<br />

auf dieses Wagnis einzulassen.<br />

kulturnews: Empfindest du dieses Land<br />

heute noch als deine Heimat?<br />

Mercedes: Irgendwie schon, weil meine<br />

Familie dort wohnt. Dass ich meine<br />

Kindheit auf Kuba verbracht habe, hat<br />

mich definitiv geprägt. In Deutschland<br />

bin ich dann erwachsen geworden. Insofern<br />

trage ich beide Kulturen in mir.<br />

Trotzdem habe ich manchmal das Gefühl,<br />

nirgendwo so richtig dazuzugehören.<br />

kulturnews: Was tröstet dich in solchen<br />

Momenten?<br />

Mercedes: Die Musik. Sie war immer<br />

eine treue Begleiterin. Etwas, das ich<br />

überall hin mitnehmen konnte.<br />

kulturnews: Dabei hast du ursprünglich<br />

von einer Karriere als Schauspielerin geträumt.<br />

Mercedes: Ja. Der Song „Hollywood“ ist<br />

durchaus autobiografisch. Meine Mutter<br />

war aber nicht begeistert von meinem<br />

Berufswunsch. Sie sagte: „Werde lieber<br />

Ärztin, das gibt dir mehr Sicherheit.“<br />

Aber das hat mich nicht interessiert. Ich<br />

wollte mich auf jeden Fall kreativ ausdrücken.<br />

Interview: Dagmar Leischow<br />

kulturnews 2/12


26 live // kulturnews präsentiert<br />

The Australian Pink Floyd Show<br />

18. 4. // Köln, Lanxess Arena<br />

19. 4. // Bielefeld, Stadthalle<br />

20. 4. // Oberhausen,<br />

König-Pilsener-Arena<br />

21. 4. // Trier, Arena<br />

The Australian Pink Floyd Show lassen<br />

nicht nur die Songs ihrer namensgebenden<br />

Vorbilder wieder aufleben. Mit großer<br />

Lichtshow und detailgetreuer Instrumen-<br />

Ian Anderson<br />

17. 5. // Stuttgart, Liederhalle<br />

19. 5. // Augsburg, Schwabenhalle<br />

20. 5. // Berlin, Tempodrom<br />

22. 5. // Mainz, Phönixhalle<br />

23. 5. // Bielefeld, Oetkerhalle<br />

27. 5. // Mannheim, Rosengarten<br />

28. 5. // Nürnberg, Open-Air<br />

29. 5. // Dresden, Kulturpalast*<br />

kulturnews 2/12<br />

Foto: Hammerl Kommunikation<br />

Der Name Ian Anderson lässt kein<br />

Glöckchen klingeln? Wie ist es mit<br />

Jethro Tull? Deren kreativer Frontmann<br />

ist der Brite, und er nimmt sich eines<br />

legendären Konzeptalbums seiner Band<br />

an: „Thick as a Brick“. 1972 erschien es,<br />

und 2012 wird es live aufgeführt – und<br />

zwar ganz und komplett. Unterstützt von<br />

theatralischen Elementen ist das 40.<br />

Jubiläum des Werks ein audiovisuelles Fest.<br />

22. 4. // Hannover, AWD-Hall<br />

24. 4. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

25. 4. // Ludwigsburg, Arena<br />

26. + 27. 4. // Regensburg, Donau-Arena<br />

tierung kommen sie erstaunlich nah an<br />

die psychedelische Atmosphäre eines originalen<br />

Pink-Floyd-Konzerts.<br />

Lizz Wright<br />

20. 4. // Dresden,<br />

Himmelfahrtskirche<br />

22. 4. // Berlin, Passionskirche<br />

Foto: FKP Scorpio<br />

Foto: Karsten Jahnke<br />

Die Pastorentochter Lizz Wright ist eine<br />

der großen Stimmen des Soul. Immer<br />

öfter streckt sie ihre Fühler jedoch auch<br />

nach neuen Einflüssen aus und schafft<br />

es, Elemente aus Pop, Jazz, Gospel<br />

oder Folk mit ihrer voluminösen, samtig<br />

weichen Stimme zum großen<br />

Ganzen werden zu lassen.<br />

Philipp Poisel<br />

21. + 22. 4. // München, Herkulessaal<br />

24. + 25. 4. // Leipzig, Haus Auensee<br />

5. + 6. 5. // Frankfurt, Sendesaal HR<br />

8. 5. // Stuttgart, Liederhalle<br />

15. + 16. + 18. 5. // Köln, E-Werk<br />

22. + 23. 5. // Hamburg, Laeiszhalle<br />

25. + 26. 5. // Frankfurt, Sendesaal HR<br />

28. + 29. + 30. 5. // Berlin, Universität der Künste*<br />

Kein deutscher Jungstar ist mit seiner<br />

Musik in den letzten Jahren so unerwartet<br />

erfolgreich gewesen wie Philipp Poisel.<br />

Der Junge aus Ludwigsburg wirkt zwar<br />

Peter Gabriel<br />

2. 5. // München, Olympiahalle<br />

3. 5. // Oberhausen, König-Pilsener-Arena<br />

Während Gerüchte um eine Genesis-<br />

Reunion um ihn herum aufbranden und<br />

wieder abebben, tourt Peter Gabriel unbeeindruckt<br />

im Rahmen seiner „New<br />

Blood“-Tour durch die Lande und kommt<br />

jünger, als er ist, seinen Texten merkt man<br />

jedoch an, dass er mittlerweile auch schon<br />

Ende Zwanzig ist. Seine neueste Tour<br />

nennt der Poet „Projekt Seerosenteich“.<br />

9. 5. // Berlin O2-World<br />

11. 5. // Stuttgart Schleyer-Halle<br />

auch erneut nach Deutschland. Die<br />

Popsongs erscheinen dank großer<br />

Orchesterbegleitung in neuem Gewand<br />

und sorgen so für eine gehobene<br />

Atmosphäre.<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: PRK<br />

Foto: Real World Records/EMI/York Tillyer


Charlie Winston<br />

kulturnews präsentiert // live 59<br />

14. 4. // Stuttgart, Röhre<br />

15. 4. // Köln, Gloria<br />

16. 4. // Hamburg, Uebel & Gefaehrlich<br />

Seit „Like a Hobo“ ist Charlie Winston<br />

kein armer Liedermacher mehr, sondern<br />

ein Rockstar. Mit Folgen.<br />

kulturnews: Charlie, deine neue Platte<br />

heißt „Running still“. Das geht doch gar<br />

nicht.<br />

Charlie Winston: Und ob. Um aktiv sein zu<br />

können und dich wohlzufühlen, musst<br />

du in dir ruhen und eine Ausgeglichenheit<br />

im Kopf entwickeln. Manche finden<br />

diese Stille aus sich selbst heraus,<br />

andere brauchen dazu einen Job, ein<br />

Haus, Geld, was auch immer.<br />

kulturnews: Was macht dich denn ruhig?<br />

Winston: Zu wissen, dass ich mit mir<br />

selbst in einer guten Beziehung stehe.<br />

Und dass es Menschen in meinem Leben<br />

gibt, die ich liebe und die ich besuchen<br />

kann.<br />

kulturnews: Sogar Peter Gabriel ist ein<br />

Kumpel von dir. Ihr seid sogar schon zusammen<br />

in Urlaub gefahren. Wie kam<br />

das?<br />

Winston: Meine damalige Freundin und<br />

ich sind gut mit seiner Tochter Mel befreundet.<br />

Also lud er uns in ein schönes<br />

Hotel nach Sardinien ein. Natürlich haben<br />

wir uns auch über Musik unterhalten,<br />

aber eigentlich war er einfach der Vater<br />

von Mel.<br />

kulturnews: Jahrelang bist du als Straßenmusiker<br />

durch die Weltgeschichte<br />

getingelt und hattest mit „Like a Hobo“<br />

vor drei Jahren plötzlich eine Nummer<br />

eins in Frankreich. Beruhigt es dich,<br />

jetzt reich zu sein?<br />

18. 4. // Berlin, Postbahnhof<br />

19. 4. // München, Backstage Werk<br />

Winston: Als ich kein Geld hatte, standen<br />

materielle Fragen für mich nie im<br />

Vordergrund – und sie tun es jetzt<br />

immer noch nicht. Ich bin immer noch<br />

in der Anpassungsphase.<br />

kulturnews: Kritisierst du deshalb im<br />

neuen Song „Happiness“ die Käuflichkeit<br />

von Glück?<br />

Wisnton: Da geht es um einen Charakter,<br />

der keine Ahnung hat von der modernen<br />

Gesellschaft. Er sieht, wie die<br />

Menschen alles über Geld regeln. Er<br />

sieht, dass die Menschen mit Geld die<br />

Macht haben. Und er fragt sich dann,<br />

wo er Glück kaufen kann.<br />

kulturnews: In „Great Conversation“<br />

sprichst du Beethoven an, und zwar auf<br />

Deutsch. Was soll das?<br />

Winston: Er soll mich verstehen! (lacht)<br />

Mit dem Lied will ich ausdrücken, dass<br />

ich die Musik meiner Zeitgenossen<br />

überwiegend nicht mehr ertragen kann.<br />

Alles dreht sich nur noch darum, bei<br />

Facebook und Twitter gut auszusehen,<br />

dein Privatleben offenzulegen. Eine so<br />

hohe Qualität wie bei Paul Simon,<br />

David Bowie, den Beatles gibt es heute<br />

nicht mehr. Die Standards sind niedrig.<br />

kulturnews: Bei dir selbst auch?<br />

Winston: Ich habe den Ehrgeiz, sehr gut<br />

zu sein. Wenn man in 200 Jahren alte<br />

Aufnahmen von mir findet und sagt „So<br />

übel war er nicht“, dann würde mich<br />

das sehr berühren.<br />

Interview: Steffen Rüth<br />

Running still erscheint am 10. Februar.<br />

Foto: Andrew Gura<br />

kulturnews 2/12<br />

Booking GmbH präsentiert:<br />

GREEN TOUR 2012<br />

www.fourartists.com<br />

Tickethotline: 01805 - 57 00 70<br />

(0,14 /Min. aus dem dt. Festnetz. Mobilfunk max. 0,42 /min)<br />

Hier mehr Infos abrufen!<br />

BOY<br />

TOUR 2012<br />

18.02. LEER | 19.02. MÜNSTER | 20.02. BIELEFELD | 21.02. BREMEN | 22.02. HAMBURG | 24.02. LEIPZIG | 25.02.BERLIN<br />

27.02.WÜRZBURG|28.02.ERLANGEN|29.02.A-GRAZ|01.03.A-INNSBRUCK|02.03.MÜNCHEN|03.03.KARLSRUHE<br />

05.03.FREIBURG|06.03.DARMSTADT|07.03.KÖLN|08.03.BERLIN|09.03.HANNOVER|23.03.KREFELD<br />

02.04. KONSTANZ | 03.04. TÜBINGEN | 05.04. KAISERSLAUTERN | 07.04. GERA | 08.04. KÖLN | 09.04. HAMBURG<br />

06.03.GREENBREMEN|08.03.GREENROSTOCK|09.03.GREENBERLIN|10.03.GREENMÜNCHEN<br />

11.03. GREEN HAMBURG | 12.03. GREEN BOCHUM | 14.03. GREEN FRANKFURT | 15.03. GREEN SAARBRÜCKEN<br />

16.03. GREEN STUTTGART | 17.03. GREEN BERN | 18.03. GREEN ZÜRICH | 21.03. GREEN ERLANGEN<br />

22.03. GREEN KÖLN | 23.03. GREEN HEIDELBERG | 24.03. GREEN DRESDEN<br />

MAX PROSA<br />

DIE PHANTASIE WIRD SIEGEN<br />

TOUR 2012<br />

09.02. ERFURT | 10.02. ERFURT | 11.02. ERFURT | 13.02. STUTTGART | 14.02. ZÜRICH | 15.02. MÜNCHEN<br />

16.02. ERLANGEN |18.02. KAISERSLAUTERN 19.02. HAMBURG | 20.02. BERLIN | 22.02.MÜNSTER|23.02.OSNABRÜCK<br />

24.02. BREMEN | 25.02. HALDERN POP BAR | 26.02. KÖLN | 28.02. DORTMUND | 29.02. FRANKFURT<br />

01.03.HANNOVER| 02.03.DRESDEN|03.03.HEIDELBERG|05.03.GÖTTINGEN|06.03.MAGDEBURG|07.03.FLENSBURG<br />

18.04. BERLIN | KESSELHAUS<br />

21.04. DRESDEN | BEATPOL<br />

22.04. MÜNCHEN | MUFFATHALLE<br />

23.04. KÖLN | GLORIA<br />

03.05. FRANKFURT | BATSCHKAPP<br />

04.05. HAMBURG | GRÜNSPAN<br />

BLUMENTOPF KEIN ZUFALL / GROSSES KINO TOUR 2012<br />

23.05. KÖLN | BAHNHOF EHRENFELD � 24.05. HAMBURG | KNUST � 25.05. MÜNSTER | SKATERS PALACE<br />

26.05. DRESDEN | SCHEUNE � 28.05. MÜNCHEN | MUFFATCAFE � 29.05. MÜNCHEN | GLOCKENBACHWERKSTATT<br />

30.05. CH-ZÜRICH | ABART � 31.05. A-WIEN | SZENE<br />

07.03.MÜNCHEN|08.03.STUTTGART<br />

09.03. FREIBURG | 10.03. FRANKFURT<br />

11.03. KÖLN | 13.03. HAMBURG<br />

14.03.DRESDEN|15.03.BERLIN<br />

16.03.BIELEFELD|17.03.MAGDEBURG<br />

19.03. HEIDELBERG|20.03.OBERHAUSEN<br />

21.03.LEIPZIG|26.03.A-INNSBRUCK<br />

Shame about Ray Tour<br />

01.05.HAMBURG|UEBEL&GEFÄHRLICH<br />

11.05.BERLIN|POSTBAHNHOF<br />

12.05.KÖLN|LUXOR<br />

14.05. MÜNCHEN | FREIHEIZ<br />

26.02. BERLIN | 27.02. LEIPZIG<br />

28.02. DRESDEN | 29.02. MÜNCHEN<br />

01.03. STUTTGART | 03.03. KÖLN<br />

04.03. BREMEN | 05.03. HAMBURG<br />

07.03. LÜNEBURG | 30.03. GERA<br />

28.03. KÖLN | 29.03. STUTTGART<br />

30.03. CH-ZÜRICH | 01.04. A-WIEN<br />

02.04. MÜNCHEN | 03.04. BERLIN<br />

04.04. HAMBURG<br />

15.02.HAMBURG|UEBEL&GEFÄHRLICH<br />

16.02. BERLIN | KESSELHAUS<br />

02.03.JENA|KASSABLANCA<br />

03.03.DESSAU|KURTWEILLFESTIVAL<br />

10.03. BERLIN | POSTBAHNHOF<br />

11.03. FRANKFURT | DAS BETT<br />

12.03. MÜNCHEN | HANSA 39<br />

18.03. KÖLN | LUXOR<br />

19.03. HAMBURG | KNUST


60 live // Shows<br />

Annamateur und Außensaiter<br />

Screamshots, ab 28. 1., Deutschlandtournee<br />

Sie haben mit der Band Zärtlichkeiten<br />

mit Freunden „Dreckiges Tanzen“ gegeben,<br />

sie haben „Walgesänge“ präsentiert<br />

und sind mit einer „Bandaufstellung<br />

nach B. Hellinger“ durch die Lande gezogen:<br />

die „Chefneurotikerin unter den<br />

Salondiven“ und ihre Band Außensaiter.<br />

kulturnews präsentiert<br />

Kurt Krömer<br />

Der nackte Wahnsinn, 10. 2.–25. 3., Deutschlandtournee<br />

Vor einem Jahr hat er die Tretmühle des<br />

TV-Alltags verlassen, dann mit „Eine<br />

Insel namens Udo“ einen wunderschönen,<br />

leisen Kinofilm gedreht; jetzt ist<br />

Kurt Krömer wieder mit seinem Programm<br />

„Der nackte Wahnsinn“ auf der<br />

Bühne zu sehen. Ob sich der Enter-<br />

kulturnews 2/12<br />

Auch in ihrem neuen Programm<br />

„Screamshots“ darf man sich wieder auf<br />

Coverversionen von Zarah Leander bis<br />

Tom Waits freuen, bestens präsentiert<br />

von Chansonsängerin Annamateur alias<br />

Anna Maria Scholz.<br />

tainer, der wie kein Zweiter Unsicherheit<br />

in Aggression verwandeln kann, in<br />

der Zwischenzeit geändert hat? Gar –<br />

ruhiger geworden ist? Wir wollen es<br />

nicht hoffen, denn es hätte unabsehbare<br />

Folgen für Krömers Entertainment.<br />

Stephan Bauer<br />

Warum heiraten – Leasing tut’s auch, ab 25. 2., Deutchlandtournee<br />

Bis vor kurzem war er noch „Auf der<br />

Suche nach dem verlorenen Mann“,<br />

jetzt macht sich Stephan Bauer<br />

Gedanken über die Beziehung – so<br />

schnell kann’s gehen. Wenn es stimmt,<br />

was Bauer sagt, hat er sechs trostlose<br />

Jahre als Single hinter sich und ist jetzt<br />

20 Jahre Quatsch Comedy Club<br />

1. 2., Quatsch Comedy Club, Berlin<br />

Was für ein Aufgebot zu dieser Jubiläumsgala:<br />

Von Cindy aus Marzahn bis<br />

Michi Mittermeier, von Olaf Schubert<br />

bis Oliver Pocher, von René Marik bis<br />

Rainald Grebe und von Matze Knop bis<br />

Atze Schröder reicht die 20-köpfige<br />

Gästeliste, die Moderator und Gastgeber<br />

Thomas Hermans (Foto) zusammen-<br />

mit einer jungen Frau liiert, die ihn<br />

ganz schön alt aussehen lässt. Wie:<br />

das erzählt er uns in seinem neuen<br />

Programm. Und einer Sache darf man<br />

sich sicher sein: Wenn Stephan Bauer<br />

plaudert, nimmt er kein Blatt vor den<br />

Mund. Dieser Comedian redet Tacheles.<br />

gestellt hat. Und man kann gar nicht<br />

aufhören mit dem Aufzählen, denn<br />

auch Dieter Nuhr und Ingo Appelt und<br />

Martin Schneider undundund: 20<br />

Comedians stehen am 1. Februar auf<br />

der Bühne, um 20 Jahre QCC zu feiern.<br />

Herzlichen Glückwunsch an die Mutter<br />

aller Comedybühnen!


Gerhard Richter Panorama<br />

12. 2.–13. 5. // Neue Nationalgalerie, Berlin<br />

Vergangenes Jahr gab es eine groß angelegte<br />

Doppelausstellung in Hamburg,<br />

die auf der einen Seite Gerhard Richter<br />

als politischen Chronisten würdigte und<br />

andererseits den Einfluss von Richters<br />

malerischer Unschärfetechnik auf nachfolgende<br />

Künstler dokumentierte – wofür<br />

beide Schauen gemeinsam zu Recht mit<br />

dem kulturnews-Award geehrt wurden.<br />

Außerdem kam im Herbst Corinna Belz’<br />

Film „Gerhard Richter Painting“ ins Kino<br />

und entwickelte sich dort zu einem kleinen<br />

Hit, was schon recht bemerkenswert<br />

ist für eine Doku über einen zeitgenössischen<br />

Künstler. Außerdem wird<br />

Richter am 9. Februar 80, und seine<br />

Spitzenposition als kommerziell gefrag-<br />

Thomas Ruff<br />

17. 2.–20. 5. // Haus der Kunst, München<br />

Nicht nur in Berlin hat man ein Händchen<br />

dafür, Ausstellungen einerseits voll<br />

auf den kommerziellen Erfolg hin zu<br />

konzipieren, andererseits aber den Anspruch<br />

des Fachpublikums zu bedienen<br />

– in München schafft man das auch.<br />

Thomas Ruff geht allgemein als einer<br />

der am leichtesten zugänglichen zeitgenössischen<br />

Fotokünstler durch, als jemand,<br />

der genau durchkomponierte<br />

Riesenformate schafft, vor denen man<br />

mit offenem Mund stehen bleibt, geflasht<br />

schon von den jede Vorstellungskraft<br />

sprengenden Maßen dieser Bilder.<br />

Und dabei übersieht, dass Ruff nicht<br />

Ausstellungen // live 61<br />

tester Gegenwartskünstler im Ranking<br />

Kunstkompass verteidigt er auch schon<br />

seit Jahren erfolgreich. Es gibt also einiges<br />

zu feiern im Hause Richter, kurz<br />

nach dem Geburtstag auch eine große<br />

Retrospektive des seit Jahren in Köln<br />

ansässigen Künstlers. „Gerhard Richter<br />

Panorama“, konzipiert in London und in<br />

Berlin in einer speziell für die Nationalgalerie<br />

umgestalteten Fassung zu sehen,<br />

vereint Bilder aus allen Schaffensperioden,<br />

und auch wenn Richter ein äußerst<br />

produktiver Maler ist, bietet die Neue<br />

Nationalgalerie dennoch ausreichend<br />

Raum für eine klug Querverweise herstellende<br />

Ausstellung. Unsere Abbildung<br />

zeigt „Neger (Nuba)“ (1964).<br />

Abb.: © VG Bild-Kunst, Bonn 2011<br />

Abb.: Courtesy Gagosian Gallery,<br />

© Gerhard Richter 2011<br />

nur ein handwerklich extrem versierter<br />

Erfolgskünstler ist, sondern auch ein konzeptionell<br />

denkender Mensch, dem man<br />

seine Herkunft als Schüler der Konzeptfotografie-Helden<br />

Bernd und Hilla Becher<br />

durchaus ansieht – wenn man sich darauf<br />

einlässt, seine Arbeiten jenseits der<br />

Schauwerte zu betrachten. Die Abbildung<br />

zeigt „nudes yv16“ (2000) aus der<br />

Serie „nudes“, in der Ruff den Eigenarten,<br />

ästhetischen Unzulänglichkeiten<br />

und technischen Problemen von Internetpornographie<br />

nachspürte. Konzeptuell<br />

gedacht, klar. Und gleichzeitig von<br />

hohem Schauwert.<br />

kulturnews 2/12<br />

kulturnews // eventtipp<br />

„The Art of Hard Rock“-Tour<br />

Sie sind die Pilgerstätten von Rockfans aus aller Welt, ihr Logo<br />

ist längst Kult: Hard Rock Cafes stehen seit 40 Jahren für das<br />

Lebensgefühl des Rock’n’Roll. Neben mehr als 170 Niederlassungen<br />

in 53 Ländern besitzt die Marke Hard Rock eine der<br />

weltweit bedeutendsten Sammlungen von Musikmemorabilia,<br />

angefangen mit Eric Claptons Gitarre von 1971.<br />

Jetzt präsentiert Hard Rock in Europa die Kunstausstellung „The<br />

Art of Hard Rock“ – ab Ende Februar erstmals auch in<br />

Deutschland (München, Berlin und Köln). Zu sehen sind 40<br />

Kunstwerke von weltbekannten Musikern.<br />

So etwa ein Selbstporträt von Michael Jackson, ein Gemälde von<br />

Ringo Starr (unser Foto) oder Skizzen von Jimi Hendrix und Elton<br />

John. Weiter erwarten die Besucher selbst gestaltete Masken von<br />

Iron Maiden, Alice Cooper und Chrissie Hynde. Die drei deutschen<br />

Ausstellungen zeigen zudem das Aquarell „Gitarren statt<br />

Knarren“ von Kultrocker Udo Lindenberg.<br />

Die Werke sind noch nie gemeinsam ausgestellt worden.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

München: 27. Februar - 5. April // Amerika Haus, www.amerikahaus.de<br />

Berlin: 12. April - 18. Mai // Infos folgen<br />

Köln: 28. Mai - 6. Juli // Infos folgen<br />

Weitere Infos unter<br />

facebook.com/hardrockcafmunich<br />

facebook.com/hardrockcafeberlin<br />

facebook.com/hardrockcafecologne


62 platten // Pop, Rock + Dance<br />

Platte des Monats<br />

Chris Isaak<br />

Beyond the Sun<br />

RETROPOP<br />

Warner<br />

Chris Isaaks Killerfeature war bisher die<br />

Mimikry. Er sah aus wie den frühen späten<br />

50ern entsprungen, und so klangen auch<br />

seine selbstkomponierten Retrosongs. Das<br />

war auf genialische Weise epigonal – und<br />

erforderte zwangsläufig irgendwann einmal<br />

ein Coveralbum, auf dem er sich die<br />

Klassiker aus Papas Plattenkiste zur Brust<br />

nimmt, die ihn überhaupt erst auf diesen<br />

Nostalgietrip schickten. Dieser Aufgabe<br />

des Coverns widmet sich der Kalifornier<br />

nun auf „Beyond the Sun“: Er singt, croont,<br />

schmalzt, seufzt und jault sich durch die<br />

Werke Elvis Presleys, Johnny Cashs, Jerry<br />

Lee Lewis’ oder Roy Orbisons. Üppige 28<br />

Songs sind drauf, sie bilden nicht nur das<br />

Destillat seiner Einflüsse, sondern des modernen<br />

Pop schlechthin. Isaak imitiert die<br />

patinöse Klangästhetik der 50er bis ins<br />

Detail, zugleich verleiht die Produktion<br />

Songs wie „Pretty Woman“ oder „It’s now<br />

or never“ eine derart glatte Oberfläche, dass<br />

Isaak sich darin spiegeln und den Sitz seiner<br />

gegelten Tolle überprüfen kann. Ein<br />

perfektes Album – und das ist auch sein<br />

einziges Manko. (mw)<br />

The Maccabees<br />

Given to the Wild<br />

BRITROCK<br />

Universal<br />

Warum werden The Maccabees eigentlich<br />

hierzulande immer noch als durchschnittliche<br />

Britrockband unterschätzt? Zugegeben, das<br />

Debüt „Colour it in“ lieferte konventionellen<br />

Indierock, doch schon auf „Wall of Arms“ ließen sie sich auf Innovationen à la Arcade<br />

Fire ein. Mit dem dritten Album ist das Quintett aus London jetzt ein Meisterwerk<br />

gelungen. Auf „Listen to the Wild“ wagen sie psychedelische Experimente, legen die<br />

Kompositionen epischer an, kontrastieren akustische Freisteller mit größtmöglichem<br />

Bombast – und finden doch immer den Weg zurück zu eingängigen Melodien und<br />

großen Popgesten. Als Referenzen gehen Talk Talk, Grizzly Bear und die versponnene<br />

Phase von Bowie durch, und damit ist zumindest eins ganz klar: Hier geht es<br />

längst nicht mehr um das nächste große Ding, hier geht es um ein Album, das man<br />

vermutlich auch in zehn Jahren noch auflegt. (cs)<br />

-Bewertung<br />

Crippled Black Phoenix<br />

(Mankind) The crafty Ape<br />

INDIEROCK<br />

Rough<br />

Trade<br />

5//<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

4// 4//<br />

Da hat wohl jemand etwas mehr zu sagen:<br />

Von Crippled Black Phoenix ist man schnelles<br />

Nachlegen bei den Alben gewöhnt,<br />

und auch seit der Veröffentlichung ihres<br />

Werkes „I, Vigilante“ sind nur 16 Monate<br />

vergangen. Diesmal musste es sogar gleich<br />

eine Doppelscheibe sein. Bandkopf Justin<br />

Greaves versammelte erneut eine veritable<br />

Musikermischung um sich, um seine Songideen<br />

zu verwirklichen – wobei „Songs“<br />

ja durchaus ein in die Irre führender Begriff<br />

ist. Die Stärke von Crippled Black<br />

Phoenix liegt schließlich weniger in eingängigen<br />

Refrains oder besonders philosophischen<br />

Texten – vielmehr frickeln sich<br />

die fünf Briten durch das komplette Material,<br />

das der Indierock zu bieten hat: Postund<br />

Folkrock spielen Ringelpiez mit progressiven<br />

Gitarren, kuscheln sich an satte<br />

Streicher- und Bläserarrangements, drehen<br />

eine Runde um die Synthesizer und trudeln<br />

zum Schluss langsam in sphärischen<br />

Klangwelten aus. Nicht radiotauglich –<br />

dafür ein Sonntagsbraten für die Ohren. (es)<br />

Ben Howard hält die Tradition des Britfolk am Leben. Auf seinem Debüt „Every Kingdom“ (Universal)<br />

singt er in der Tonlage James Blunts versonnene Songperlen mit gebremstem Popappeal.<br />

kulturnews 2/12<br />

Cœur De Pirate<br />

Blonde<br />

CHANSON<br />

Groove<br />

Attack<br />

Mit 19 saß Béatrice Martin ganz brav<br />

am Klavier, um fürs Netz ein paar selbstgeschriebene<br />

Songs einzuspielen – und<br />

schon kurz darauf wurde sie unter dem<br />

Künstlernamen Cœur De Pirate als neuer<br />

Star der Chansonszene gefeiert. Vielleicht<br />

sind es die vielen Tattoos, die ihre Kompositionen<br />

vor allem für ganz junge Fans<br />

interessant machen, denn vor den Chansons<br />

hatte auch Martin ihre wilde Rebellenzeit,<br />

in der sie mit Punkbands unterwegs<br />

war. Mit dem zweiten Album will<br />

Martin jetzt nicht nur in den chansonaffinen<br />

Ländern an die Chartspitze; deshalb<br />

erweitert sie ihr Repertoire um liebreizenden<br />

Pop, der sich an den 60ern orientiert.<br />

Bleibt abzuwarten, ob ihr das Hipsterpublikum<br />

auch in den Zuckerwattehimmel<br />

folgt. Mit Songs wie „Danse et danse“ und<br />

allen voran „Verseau“ hat sie jedenfalls<br />

ziemlich gute Karten, zur Vanessa Paradis<br />

des 21. Jahrhunderts zu werden. (cs)<br />

Deichkind<br />

Befehl von ganz unten<br />

ELEKTROHOP<br />

Universal<br />

Deichkind scheint es egal zu sein, dass<br />

sie längst durch die Mehrzweckhallen<br />

ziehen, um vor Tausenden von Prolls zu<br />

spielen, gegen die sie einst angetreten<br />

waren. „Befehl von ganz unten“ ist genau<br />

die Platte, die sich das „Remmi Demmi“-<br />

Publikum gewünscht hat. Natürlich beherrschen<br />

die Hamburger den aggressiven,<br />

räudigen Elektrorap wie niemand sonst;<br />

nur inhaltlich hakt es inzwischen sehr.<br />

Die Krise der Musikindustrie lösen sie,<br />

indem sie Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich<br />

zum Kacken aufs Dixieklo schicken;<br />

die schönsten Schuhe werden von kleinen<br />

Kinderhänden genäht, aber neue<br />

Sneakers sind nun mal leider geil. Und<br />

dann gibt es auch noch „Bück dich<br />

hoch“, eine ironische Umkehrung von<br />

Tocotronics „Sag alles ab“. Zwei Drittel<br />

ihrer Fans werden diese Ironie zwar nicht<br />

verstehen – doch Deichkind können sich<br />

ja mit den Einnahmen trösten. (cs)<br />

Die Türen<br />

ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ<br />

SOULROCK<br />

Rough<br />

Trade<br />

4// 4//<br />

2//<br />

Die Türen veröffentlichen ihr weißes Album,<br />

aber natürlich denken sie die Beatles<br />

weiter. Beigelegt ist ein Aufkleberset mit<br />

allen Buchstaben des Alphabets und popkulturellen<br />

Symbolen von der Velvet-Underground-Banane<br />

bis zum Facebook-Daumen;<br />

damit können die Fans das Cover<br />

der vierten Türen-Platte selbst gestalten.<br />

Doch nicht nur in Sachen Design reagieren<br />

sie auf die Ära des Internets und der<br />

grenzenlosen Beliebigkeit. Zwar arbeiten sie<br />

sich zurück durch die Popgeschichte, kombinieren<br />

ihre krautigen 70er-Rocksongs<br />

aber mit so lustigen wie intelligenten Texten<br />

zum Überleben in prekären Zeiten. Damit<br />

löst Türen-Sänger Maurice Summen mit der<br />

eigenen Band ein, was er auch als Chef des<br />

mittlerweile wohl wichtigsten deutschen<br />

Indielabels Staatsakt vorantreibt: politische<br />

Positionierung. Zudem konnte er als Labelmacher<br />

auch spielend personelle Probleme<br />

lösen: Für den ausgestiegenen Gitarristen<br />

Gunter Osburg ist Andreas Spechtl<br />

(Ja, Panik) dabei, und am Schlagzeug sitzt<br />

jetzt Chris Imler, der sonst für Jens Friebe<br />

trommelt. Vereint geben sie in „Leben oder<br />

streben“ die Parole für 2012 aus: „Ich will<br />

keinen Mindestlohn, ich will Mindestliebe,<br />

ich will auch kein Grundgehalt, ich<br />

will nur einen Grund zum Frieden.“ (cs)<br />

Diverse<br />

Chimes of Freedom<br />

FOLKPOP<br />

Universal<br />

5//<br />

Entgegen landläufiger Meinung hat Bob<br />

Dylan diverse definitive Versionen seiner<br />

Songs aufgenommen. Wie etwa sollte man<br />

„Like a rolling Stone“ je toppen? Andere<br />

waren kaum mehr als Skizzen und erblühten<br />

erst in der Fremde (etwa „Mighty<br />

Quinn“). Gecovert aber wurde Dylan immer<br />

– unter der Ägide der Hilfsorganisation<br />

Amnesty International, die ebenso lange<br />

aktiv ist wie Dylan auf der Bühne, nämlich<br />

50 Jahre, entstand nun ein weiterer<br />

Sampler, ein Monster. 75 Songs auf vier<br />

CDs, über 80 beteiligte Künstler aus allen<br />

Generationen, von Pete Seeger bis Ke$ha:


Pop, Rock + Dance // platten 63<br />

Mehr geht kaum. Wenn sie sich trauen,<br />

das Original gegen den Strich zu bürsten,<br />

kommt oft Gutes dabei raus. K’naan und<br />

Ximena Sariñana etwa rhythmisieren „With<br />

God on our Side“ und „I want you“ bis zur<br />

Kenntlichkeit um, Carly Simon verwandelt<br />

„Just like a Woman“ in ein puristisches<br />

Pianostück und arbeitet mit gezielt dissonanten<br />

Anschlägen seinen bitteren Beigeschmack<br />

heraus. „Tomorrow is a long<br />

Time“ hingegen, das stets vom Kontrast<br />

aus beschwingtem Folkpicking und melancholischer<br />

Melodie lebte, verliert unter Zee<br />

Avis statischer Version einen wichtigen<br />

Stützpfeiler. Die Coverer konzentrieren sich<br />

auf den klassischen Kanon, auch eher abgelegene<br />

Songs (wie „Property of Jesus“,<br />

das sich – natürlich – die Priesterin Sinéad<br />

O’Connor vorknöpft) kommen vor. Doch<br />

um ein Cover goutieren zu können, muss<br />

man das Original im Ohr haben, die Abweichungen<br />

also hören und bewerten<br />

können – und das funktioniert nun mal bei<br />

„I shall be released“ (Maroon 5!) besser<br />

als bei „I’d have you anytime“, einem gemeinsam<br />

mit (und für) George Harrison<br />

geschriebenem Stück von 1970. Ein großes<br />

Projekt, an dem man lange zu knabbern<br />

hat. Nicht nur Dylan-Fans. (mw)<br />

Jennie Abrahamson<br />

The Sound of your beating Heart<br />

SONGWRITER-<br />

POP<br />

Cargo<br />

4//<br />

How Sweet The Sound heißt Jennie Abrahamsons<br />

eigenes Label – und das passt<br />

wie die Faust aufs Auge. Allein schon ihr an<br />

Kate Bush erinnerndes Falsett verleiht den<br />

Songs der Schwedin eine gewisse Süße,<br />

dazu kommen Texte über Herzschmerz<br />

und wunderbare Melodien. Die Künstlerin<br />

aus Stockholm zeigt auf ihrem dritten<br />

Album jedenfalls, dass sie das Zeug zur<br />

Popdiva hat. Vor allem die ersten drei<br />

Songs auf dem Album, „Sail away, Player”<br />

und die Singles „Wolf Hour” und „Hard to<br />

come by” gehören zu jener Sorte Hit, den<br />

man morgens unter der Dusche singt. Bei<br />

all der Poppigkeit ist Jennie Abrahamson<br />

alles andere als platt: In ihre abwechslungsreichen<br />

Arrangements packt sie asiatische<br />

Klänge und elektronische Spielereien und<br />

zeigt große Liebe zum Detail. Das einzige<br />

Manko: Egal was sie macht, die ersten<br />

Assoziationen zu ihrer Musik werden vorerst<br />

die Namen ihrer schwedischen Vorreiterinnen<br />

wie Lykke Li, Robyn oder Nina<br />

Kinert bleiben. Es gibt Schlimmeres. (kat)<br />

Kettcar<br />

Zwischen den Runden<br />

DEUTSCHPOP<br />

Indigo<br />

Kettcar sind so frei, wieder beziehungsfixiert<br />

zu sein. Nachdem das dritte Album<br />

„Sylt“ vor allem um gesellschaftskritische<br />

Themen kreiste, scheint der Hamburger<br />

Band jetzt egal zu sein, ob es da draußen<br />

noch immer Kritiker gibt, die ihr vorwerfen,<br />

ein Verzweifeln an der Welt zu besingen,<br />

das zu nichts weiter führt als zu bierseligem<br />

Angepasstsein. Auf „Zwischen den<br />

Runden“ geht es wieder um Liebe, Trennungen<br />

und die Schwierigkeit, sich irgendwie<br />

in seinem Leben einzurichten –<br />

doch klingt das aufregender als je zuvor,<br />

weil Kettcar nach der Akustiktour mit<br />

Streichquartett ihr Indierockkorsett endgültig<br />

abgelegt haben. Wenn die Gitarren<br />

nur noch selten laut spielen und stattdessen<br />

Bläser, Streicher und Klavier die Arrangements<br />

dominieren, lenkt das natürlich<br />

umso mehr die Aufmerksamkeit auf<br />

Marcus Wiebuschs Texte. „Liebe ist nicht<br />

das, was man empfindet, nicht nur das,<br />

was man fühlt, nicht, was man voller<br />

Sehnsucht sucht, Liebe ist das, was man<br />

tut“, singt er in „Rettung“ – und meint<br />

damit, dass man der Liebsten auch mal<br />

Erbrochenes aus dem Haar pult. Und jetzt<br />

müssen die Kritiker mal erklären, was genau<br />

sie mit Wohlfühlleiden meinen. (cs)<br />

Kraftklub<br />

Mit K<br />

BASTARDPOP<br />

Universal<br />

4//<br />

4//<br />

Diese Fünf aus Chemnitz (für sie unverdrossen<br />

„Karl-Marx-Stadt“) sagen es gleich<br />

selbst: „Wir sind nicht Tocotronic und wir<br />

sind auch nicht die Sterne/Wir sind nicht<br />

kredebil/Wir machen Popmusik/ Wir sind<br />

nicht wie die anderen Jungs/ doch eure<br />

Mädchen tanzen mit uns.“ Und wer nicht<br />

genau weiß, was er davon halten soll, hat<br />

Recht. Denn die Band vermischt Indie<br />

und Elektro, Prollpop, Rap, schlaue und<br />

schlimme Texte zu etwas, das nur schwer<br />

greifbar ist. Das Spaß macht, aber auch abstößt.<br />

Warum? Weil zum Beispiel „Scheißindiedisko“<br />

genau davon handelt, was<br />

der Titel verspricht. Das Hipstertum wird<br />

kulturnews 2/12


64 platten // Pop, Rock + Dance<br />

auch mit fast jedem anderen Song auf die<br />

Hörner genommen. Dass sie damit selbst<br />

auf verquere Weise hip sind und auf dem<br />

besten Weg zum Erfolg, wird in Kauf<br />

genommen. Man kann diese Prolligkeit mit<br />

Niveau und Kalkül als Errungenschaft<br />

Deichkinds sehen – oder einfach tanzen,<br />

schmunzeln und mitgrölen, bevor die Zeit<br />

ihr neuestes Produkt überholt. (kab)<br />

Liz Green<br />

O, Devotion!<br />

SINGER/<br />

SONGWRITER<br />

Rough<br />

Trade<br />

4//<br />

Direkt aus der Vergangenheit scheinen<br />

die Songs von Liz Green zu kommen. Wie<br />

von einem Zeitschleier verzerrt klingt die<br />

leicht quäkige Stimme, der Sound dazu ist<br />

bluesig bis zirkushaft. Was seltsam klingt<br />

– und es auch ist. Allerdings auf durchaus<br />

magische Art und Weise. „O, Devotion!“<br />

ist das Debüt einer 28-jährigen Britin, die<br />

eigentlich aus Langeweile und nur für sich<br />

mit dem Schreiben von Liedern begann<br />

und dann doch so erstaunlich viel zu sa-<br />

gen hatte, dass sie sich Zuhörer suchte.<br />

„O, Devotion!“ ist ein dunkler Rohdiamant<br />

– den man sich auch kein bisschen geschliffener<br />

gewünscht hätte. (kab)<br />

Max Prosa<br />

Die Phantasie wird siegen<br />

DEUTSCHPOP<br />

Sony<br />

Music<br />

4//<br />

Die gute Nachricht zuerst: Max Prosa<br />

steht nicht unter Verdacht, den so gefälligen<br />

wie belanglosen Deutschpop abzuliefern,<br />

der sich in den letzten Monaten in<br />

den Charts so breit gemacht hat. Wie<br />

Philipp Poisel schert er sich nicht darum,<br />

pathetisch zu sein, poetisch und damit<br />

manchmal auch unweigerlich kitschig. Max<br />

Prosa lehnt sich lieber zu weit aus dem<br />

Fenster, als auf Nummer sicher zu gehen.<br />

Er ist mehr Liedermacher als Songwriter,<br />

und das bedeutet, man muss Texte wie<br />

„Ich bin aus Schnee/ich lieb dich, solang<br />

ich dich seh/und bleib einsam, wenn ich<br />

geh“ erst mal schlucken. Muss sich an den<br />

Klang der inbrünstig ausgestoßenen Worte,<br />

an die gestelzte Rede und die obligatorischen<br />

Reime gewöhnen. Prognose: Das<br />

werden wir. Und Prosa wird mit seinen<br />

„Flügeln aus Beton“ 2012 abheben, nachdem<br />

er 2011 bereits mit Clueso auf Tour<br />

ging und mit dessen Kreativschmiede, dem<br />

Erfurter Zughafen, auch für seine weitere<br />

Entwicklung volle Rückendeckung hat. (kab)<br />

Nada Surf<br />

The Stars are indifferent to Astronomy<br />

ALTERNATIVE<br />

ROCK<br />

Universal<br />

4//<br />

Nada Surf sind immer dann am besten,<br />

wenn man sie eigentlich schon abgeschrieben<br />

hat. 2002 befreiten sie sich aus<br />

der Collegerockfalle und veröffentlichten<br />

mit „Let go“ ihr Meisterwerk, und jetzt<br />

ging es immerhin darum, für das schwache<br />

letzte Studioalbum „Lucky“ von 2008<br />

zu entschädigen. Das Trio um Sänger und<br />

Songwriter Matthew Caws hat die Schwachstellen<br />

erkannt: Weil „Lucky“ zu glatt, zu<br />

routiniert war, haben sie „The Stars …“ im<br />

Hauruckverfahren geschrieben und auf-<br />

genommen. Gleich das Eröffnungsstück<br />

„Clear Eye clouded Mind“ rockt, wie man<br />

es Nada Surf nicht mehr zugetraut hätte.<br />

Zumal sie ihre größte Stärke dafür nicht<br />

opfern, denn erneut mischen sie ihrem<br />

schwelgerischen Indierock so viele Hooks<br />

unter, dass fast jeder Song als Clubhymne<br />

taugt. Und damit ist dieses Album ein<br />

erneuter Befreiungsschlag. Und ihr zweitbestes.<br />

(cs)<br />

One Two Three Cheers<br />

And A Tiger<br />

A lot of Talk<br />

INDIEROCK<br />

Broken<br />

Silence<br />

3//<br />

Ein bisschen schwierig ist das schon,<br />

wenn eine österreichische Band so durch<br />

und durch britisch klingt wie One Two<br />

Three Cheers And A Tiger. Besonders wenn<br />

man bedenkt, wie viel innovative Musik<br />

von unseren Nachbarn in den letzten zehn<br />

Jahren gekommen ist. Die Wiener Formation<br />

hat sich beim zweiten Album unter<br />

die Fittiche von Herwig Zamernik begeben,


dem Mastermind der Klagenfurter Lieblinge<br />

Naked Lunch. Zamernik verpasste<br />

den vier Jungs einen Sound, der zwischen<br />

unterproduziert und akzentlos schwankt<br />

und den launigen, in seinen besten Momenten<br />

an Morrissey erinnernden Britrockstücken<br />

nie den Dampf gibt, den sie<br />

verdienen. Songs wie das pulsierende<br />

„Love & Hate“ oder „The modern Sound“<br />

könnten etwas reißen, aber letztlich ist es<br />

ihre Orientierung an den 60ern/70ern, die<br />

der Band im Wege steht. Retro ist ja schön<br />

und gut, hat sich 2012 aber überholt.<br />

Dess geht sich ned ganz aus, schoad. (ms)<br />

Of Montreal<br />

Paralytic Stalks<br />

INDIEPOP<br />

Cargo<br />

4//<br />

Leicht machten es uns Of Montreal noch<br />

nie, doch das elfte Album des US-Indiekollektivs<br />

um Kevin Barnes stellt die Fans<br />

vor die bisher härteste Bewährungsprobe.<br />

Mit dem fliegenden Wechsel von Funk,<br />

Indierock und Opernallüren dockt die<br />

Platte an ihre Vorgänger an; auch gebrochene<br />

Beats oder zersetzte Takte musste<br />

man schon länger beiseite räumen, um an<br />

die dahinter liegenden Songs zu kommen.<br />

Doch „Paralytic Stalks“ ist auch eine Bekenntnisplatte.<br />

Durch die Texte kommt<br />

man dem mitunter schwer depressiven<br />

Barnes ziemlich nah, und das ist nur<br />

schwer auszuhalten – wie beim knapp<br />

achtminütigen „Exorcismic breeding<br />

Knife“: Barnes skandiert den Text, während<br />

im Hintergrund vermutlich ein Horrorfilm<br />

läuft. Noch heftiger aber sind die gut<br />

13 Minuten von „Authentic Pyrrhic Remission“:<br />

Zwar warnt Barnes uns am Anfang<br />

mit der Textzeile „So much violence<br />

in my head, how are we still alive?“, doch<br />

dann steigt er nach vier Minuten mit dem<br />

Satz „Every time I listen to my heart, just<br />

get hurt“ aus dem eigentlichen Song aus,<br />

um eine Krachorgie folgen zu lassen. Da<br />

versöhnt auch die wunderschöne Pianoballade<br />

ganz am Ende nicht mehr. (cs)<br />

Underworld prägten die 90er wie keine anderen<br />

Clubelektroniker. Ihre komprimierte und<br />

remasterte „A Collection“ (Indigo) zeigt warum<br />

– natürlich inklusive des Überhits „Born slippy“.<br />

Pete Philly<br />

One<br />

Pop, Rock + Dance // platten 65<br />

HIPSOUL<br />

Rough<br />

Trade<br />

3//<br />

Der holländische Rapper Pete Philly hat<br />

nach Alben mit dem Duo Perquisite nun<br />

sein Solodebüt fertig. Es steckt in einem<br />

edlen Digipak im Sonderformat und enthält<br />

zudem das Bonusalbum „Open Loops“.<br />

Gemeinsam mit DJ PCM schraubte Philly<br />

an einem genreübergreifenden Werk, welches<br />

das gesamte Spektrum der zeitgenössischen<br />

Black Music abdeckt – von<br />

R’n’B via Soul bis Rap. Er covert gar Paul<br />

Simons frühe Vergänglichkeitsklage „Leaves<br />

that are green“, was trotz aller Bemühungen<br />

Phillys das melodiestärkste Stück auf<br />

der Platte ist. Das größere Problem aber<br />

steckt im Sounddesign. Die zugrundeliegenden<br />

Elektronika wollen mit analoger<br />

Heimeligkeit, mit Herzblutbeats und<br />

human touch punkten – doch sie wirken<br />

so warm wie ein Bildschirmschoner, der<br />

ein Kaminfeuer zeigt. Mag sein, dass in<br />

Phillys Brust das Herz eines Soulers schlägt;<br />

eine musikalische Ausdrucksform dafür<br />

aber muss er erst noch finden. Der „Open<br />

Loops“-Bonus wirkt weniger ambitioniert<br />

als das Hauptalbum – und gleich viel<br />

unverkrampfter, echter. Ein Feuer, das<br />

zumindest spürbar schwelt. (mw)<br />

Puder<br />

Puder<br />

POPROCK<br />

Universal<br />

3//<br />

In Zeiten, in denen Lady Gaga den Trend<br />

zu überproduziertem Pomppop vorgibt,<br />

wirken Catharina Boutaris Songs ziemlich<br />

mager. Die Hamburgerin, die sich für ihr<br />

neues Album das Alter Ego Puder zugelegt<br />

hat, lässt keine fetten Elektrobeats wummern,<br />

und auch Bass und Gitarre nimmt<br />

sie meist zurück. Dieser Minimalismus ist<br />

erfrischend, zumal dadurch Boutaris klare<br />

Stimme noch besser zur Geltung kommt.<br />

Wünschenswert wäre aber eine noch konsequentere<br />

Verschlankung gewesen. Am<br />

besten ist die Mitbesitzerin des Labels<br />

Pussy Empire Recordings nämlich immer<br />

dann, wenn sie allein mit der Akustikgitarre


66 platten // Pop, Rock + Dance<br />

und sanften Drums auf feingeistige Singer/<br />

Songwriterin macht. So tanzbar ihre discoesken<br />

Songs wie „Click Clack“ oder „Parolen“<br />

auch sind, so pseudobedeutsam sind<br />

zuweilen ihre Texte („Parolen, Parolen/<br />

Nichts als Phrasen, alles nur gestohl’n/<br />

Du stehst auf Silber und du kriegst den/<br />

Mund nicht voll“). Vom Charme des Handgemachten,<br />

wie Boutari ihn in „Großstadtkonkubinen“<br />

durchzieht und mit dem sie<br />

bereits zahlreiche Klicks auf Youtube sammelte,<br />

hätte „Puder“ ruhig mehr haben<br />

können. (mh)<br />

Soap & Skin<br />

Narrow<br />

ARTPOP<br />

Rough<br />

Trade<br />

Drei Jahre ist es her, dass Anja Plaschg<br />

uns mit ihrem Debüt aufrüttelte und etwas<br />

ratlos zurückließ ob der uneingeschränkten<br />

Ausstellung ihres Seelenlebens. Drei Jahre,<br />

in denen sie sich anscheinend nicht vom<br />

Trubel um ihre Person beirren oder vom<br />

Weg abbringen ließ. Gut, sowohl optisch<br />

aktion //<br />

Haarscharf<br />

4//<br />

also auch musikalisch ist eine neue<br />

Schlichtheit eingetreten. Ihre Stücke ruhen<br />

mehr in sich, in Sachen Songwriting ist<br />

sie gewachsen. Aber sie ist immer noch<br />

kompromisslos offen und unangenehm.<br />

Wie in Stummfilmen muss ihr Klavierspiel<br />

das gesamte, übermächtige Gefühlsspektrum<br />

abbilden, das Worte nicht ausdrücken<br />

können – auch wenn Soap &<br />

Skin textlich alles andere als zurückhaltend<br />

ist. Wenn sie in der Hommage an<br />

ihren verstorbenen Vater davon singt,<br />

eine Made sein zu wollen, ist das einer<br />

der beklemmendsten Popmomente seit<br />

langem. Und das ist erst der Anfang …<br />

Es ist auch sicher kein Zufall, dass sie<br />

direkt darauf dem One-Hit-Wonder<br />

„Voyage Voyage” neues Leben einhaucht,<br />

obwohl der Tod in jedem Ton präsent ist.<br />

Starkes Stück. Und zum Glück enthält<br />

„Narrow” nur acht Songs – mehr wären<br />

auf einmal auch nicht auszuhalten. (kat)<br />

James McCartney verschmilzt seine „Complete<br />

EP Collection“ (Alive) zum Albumdebüt, produziert<br />

with a little help from Papa Paul. Covern<br />

tut er trotzdem lieber Neil Young („Old Man“).<br />

Deep Roots of the Ramones (Broken Silence)<br />

versammelt die angeblich wichtigsten Einflüsse<br />

der legendären New Yorker Punkrocker. Aber<br />

ohne Chuck Berry? Ich weiß ja nicht …<br />

Die besten Momente ergeben sich oft ganz unerwartet: Zum Beispiel,<br />

wenn du deine Schwester vom Tanzkurs abholst und dich plötzlich in einer<br />

Horde hübscher Mädchen wiederfindest. Da sollte Mann perfekt gestylt sein!<br />

Zum Glück kann der AXE Effekt dabei helfen, für solche spontanen Flirtsituationen<br />

gewappnet zu sein. Einfach den Tag mit dem richtigen AXE<br />

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Problem mehr.<br />

Dabei gilt auch für die Männerwelt: Dein Hairstyling zeigt, wer du bist. Ob<br />

strubbelig, perfekt sitzend oder einfach wild – mit den AXE Styling Pots<br />

stylst du deinen Look direkt nach dem Waschen in kürzester Zeit. Und mit<br />

den extra starken AXE Cream-Gels beweist dein Haar sogar nach einem<br />

langen Tag noch Halt.<br />

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Swahili Blonde<br />

Psycho Tropical Ballet Pink<br />

EXPERIMENTAL<br />

ROCK<br />

Cargo<br />

4//<br />

Bei Swahili Blonde, dem experimentellen<br />

Musikprojekt von Nicole Turley, ist der<br />

Name Programm: psychedelische Gesangsfetzen<br />

treffen auf obskure Karibikrhythmen<br />

und flirten zugleich mit lieblichen, eleganten<br />

Sounds. Schon das Debütalbum<br />

„Man Meat“ war reichlich unangepasst<br />

und unberechenbar, doch auf der Nachfolgescheibe<br />

dreht Turley nun noch weiter<br />

auf: Ihre mit Effekten bearbeitete Stimme<br />

verbindet Blechbläser, rohe Schlagzeugrhythmen,<br />

Streicher, Perkussion und diverse<br />

ungewöhnliche Instrumente zu<br />

einem durchaus schwerverdaulichen<br />

Klangteppich. Dissonanzen schubsen die<br />

Sounds zudem stetig aus der Popschiene.<br />

Das ist höchst interessant, doch auch<br />

schon fast die Garantie für ein ärmliches<br />

Künstlerleben. Turley hat allerdings vorgesorgt<br />

und sich prominente Freunde ins<br />

Boot geholt: Live sind Stars wie John<br />

Frusciante (einst bei den Red Hot Chili<br />

Peppers), Laena Geronimo (The Like),<br />

Nigel John Taylor (Duran Duran), Stella<br />

Mozgawa (Warpaint) oder Alan Myers<br />

(Devo) dabei. (es)<br />

Trent Reznor / Atticus Ross<br />

The Girl with the Dragon Tattoo<br />

SOUNDTRACK<br />

Good<br />

ToGo<br />

5//<br />

Aus der Qual entsteht die Kunst, sagt<br />

man. Trent Reznor und Atticus Ross dürften<br />

das bei der Arbeit an diesem Soundtrack<br />

wörtlich genommen haben. „Wir<br />

lachten, wir weinten, wir verloren den<br />

Verstand – und haben einige der schönsten<br />

und verstörendsten Stücke unserer<br />

Karriere geschrieben“, behauptet Reznor.<br />

Während der Auszeit, die er sich von seiner<br />

Band Nine Inch Nails genommen<br />

hat, war es ihm beileibe nicht langweilig:<br />

Der Score zu „The Girl with the Dragon<br />

Tattoo“ – der Hollywoodadaption von Stieg<br />

Larssons Bestseller „Verblendung“ – ist<br />

schon die zweite Zusammenarbeit mit<br />

Regisseur David Fincher; der Score von


Reznor und Ross zu „The social Network“<br />

wurde mit einem Oscar prämiert. Die<br />

Story über die eigenwillige Hackerin<br />

Lisbeth Salander inspirierte Reznor und<br />

Ross nun zu einem dreistündigen Werk,<br />

das sich teils an den energetischen Klängen<br />

früher NIN-Alben orientiert, zugleich<br />

aber immer eine unterschwellige Beklemmung<br />

wachruft. Kleines Extraschmankerl:<br />

die Zusammenarbeit mit Karen O (Yeah<br />

Yeah Yeahs) bei Led Zeppelins „Immigrant<br />

Song“. (es)<br />

Vierkanttretlager<br />

Die Natur greift an<br />

INDIEROCK<br />

Alive<br />

5//<br />

Wird ja auch langsam mal Zeit: Schon<br />

seit mehr als einem Jahr gelten Vierkanttretlager<br />

als eine der größten Indierockhoffnungen.<br />

Mit nur einer EP haben sie<br />

mehrere erfolgreiche Touren gespielt, zuletzt<br />

waren sie im Vorprogramm von Casper<br />

unterwegs. Doch die Husumer Jungs legten<br />

das Debüt auf Eis, weil sie im letzten<br />

Sommer erst mal ihr Abitur bestehen<br />

wollten. Jetzt ist es endlich fertig – und<br />

das Quartett passt nicht mehr ins Indiekorsett.<br />

Natürlich haben sie noch alte<br />

Hits wie „Drei Mühlen“ und „Schluss aus<br />

raus“ mit aufs Album genommen, doch<br />

die neuen Songs schlagen auch neue<br />

Töne an: „Fotoalbum“ erinnert nicht nur<br />

wegen des Akkordeons an Element Of<br />

Crime, „Hooligans“ funktioniert auch im<br />

Duett mit Casper, und bei „In jedem seiner<br />

milden Blicke“ gibt Sänger Max Leßmann<br />

den Spoken-Words-Performer. Das<br />

kann er sich auch erlauben, denn seine<br />

bildlastigen Texte über den Versuch, sich<br />

im Leben einzurichten, gehören hierzulande<br />

aktuell zu den besten überhaupt. (cs)<br />

Wiley<br />

Evolve or be extinct<br />

HIPHOP<br />

Rough<br />

Trade<br />

4//<br />

Wiley war nie ein Marketingstratege. Zu<br />

großmäulig, zu eigen. Nur ein halbes Jahr<br />

nach „100% Publishing“ das nächste<br />

Pop, Rock + Dance // platten 67<br />

Album zu veröffentlichen passt also bestens<br />

zu der Grime-Ikone. Aber es überfordert<br />

auch. Ist das eine Weiterentwicklung<br />

oder bloß mehr vom Selben? Zumindest<br />

ist es ein Overkill, denn Wileys kompromisslosen,<br />

kargen Rap-Elektro-Tracks<br />

sind schwere Kost. Noch gesättigt vom<br />

letzten Album erscheint einem „Evolve or<br />

be extinct“ wie eine einzige lange B-<br />

Seite. Leider, denn schlecht sind die<br />

Stücke nicht. Aber die große<br />

Weiterentwicklung, die Wiley im Titel als<br />

obligatorisch ausruft, fehlt. (kab)<br />

We Have Band<br />

Ternion<br />

INDIEPOP<br />

Indigo<br />

Jetzt machen sie ernst. Das Debüt des<br />

Londoner Trios kam noch aus dem Wohnzimmer<br />

und punktete mit<br />

Sprunghaftigkeit, Nonsenstexten – und<br />

unglaublich vielen Hits. Nun haben sie<br />

ihr Elektrostückwerk gegen großangelegten<br />

Pop eingetauscht, der Melancholie<br />

und Tanzbarkeit wunderbar unter einen<br />

Hut bringt. We Have Band sind komplexer<br />

geworden, nehmen öfter mal Instrumente<br />

in die Hand, und verstecken in<br />

den Texten auch verdrießlichere Gedanken<br />

über ihre Zeit als Hypeband. Songs wie<br />

„Where are your People?“ und „Watertight“<br />

schaffen es, zugleich sehr komplex<br />

und dennoch geradeheraus zu klingen –<br />

und haben dennoch ein großes Problem:<br />

Ihnen fehlen die Hooks. So ist die persönliche<br />

Weiterentwicklung zwar gelungen,<br />

doch der Preis dafür könnte sein, dass<br />

sie mit den zehn Beinahehits an vielen<br />

alten Fans vorbeispielen werden. (cs)<br />

Terry Hoax<br />

Serious<br />

INDIEROCK<br />

Edel<br />

Die glorreichen Tage von Fury In The<br />

Slaughterhouse sind vorbei, und Terry<br />

Hoax können endlich aus dem Schatten<br />

der umjubelten Hannoveraner Band hervortreten<br />

– und zwar indem sie den<br />

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������������<br />

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3//<br />

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4//


MARIT<br />

LARSEN<br />

SPARK<br />

DAS NEUE ALBUM SPARK<br />

INKL. DER SINGLE COMING HOME<br />

AB 16.12.2011 ALS CD UND<br />

MP3-DOWNLOAD ERHÄLTLICH!<br />

www.maritlarsen.de<br />

SPARK - LIVE IN CONCERT 2012<br />

17.04.2012 - MAINZ / 18.04.2012 - HAMBURG / 20.04.2012 - BERLIN /<br />

21.04.2012 - HANNOVER / 22.04.2012 - KÖLN / 23.04.2012 - FRANKFURT /<br />

25.04.2012 - STUTTGART / 26.04.2012 - MÜNCHEN /<br />

27.04.2012 - CH-ZÜRICH / 29.04.2012 - A-WIEN<br />

TICKETS ERHÄLTLICH UNTER:<br />

www.eventim.de / www.oeticket.com / www.starticket.ch<br />

68 platten // Pop, Rock + Dance<br />

massentauglichen Rock ihrer Genrekollegen<br />

adaptieren: Anstatt nach der Reunion wie<br />

in den 90ern elektrische Gitarren aufheulen<br />

zu lassen und mit komplexen Soli zu<br />

experimentieren, lässt das Quintett der<br />

kräftigen Stimme von Oliver Perau mehr<br />

Raum, greift für Balladen in die Tasten<br />

und holt sich Unterstützung von Backgroundsängerinnen.<br />

Mit Streichern in<br />

„Mistakes“ oder Bläsern in „Addicts always<br />

want some more“ kommen Terry<br />

Hoax beim ersten Hören im Vergleich zu<br />

früher zwar unglaublich gesetzt rüber.<br />

Tatsächlich sind die Rocker heute weitaus<br />

mutiger, wagen in „Istanbul“ orientalische<br />

Sounds oder geben sich in „Sense of<br />

Pleasure“ dem Pop hin. Der Albumtitel ist<br />

Programm: Terry Hoax kann man heute<br />

getrost als Rockgröße ernst nehmen. (mh)<br />

Young Guns<br />

Bones<br />

kulturnews 2/12<br />

ALTERNATIVE<br />

ROCK<br />

Rough<br />

Trade<br />

4//<br />

Young Guns sind Styler, ziemlich heftige<br />

sogar. In ihren Videos scheut sich die<br />

Band aus Buckinghamshire nicht davor,<br />

rasant ziehende Wolken, Pferde auf der<br />

Flucht oder in Zeitlupe wehende Haare<br />

einzubinden, ganz abgesehen von Sänger<br />

Gustav Woods theatralischen Posen. Doch<br />

der Perfektionismus, der in den Clips<br />

manchmal schon zu viel ist, resultiert im<br />

Musikalischen vor allem in astreinem<br />

Sound und stringenten Songs. Und so<br />

kriegt das Quintett mal wieder ziemlich<br />

geschmeidig die Kurve. „Bones“ ist erst<br />

sein zweites Studioalbum, doch was es<br />

hier abliefert, hat allererste Qualität. Wo<br />

die EP „Mirrors“ noch roh war und das<br />

Debütalbum „All our Kings are dead“ ungestüm,<br />

ist „Bones“ ein Manifest. Musik,<br />

die Großes will, die nach Stadien verlangt.<br />

Und die vielleicht ein paar der Ecken<br />

und Kanten verloren hat, die den Sound<br />

der Young Guns bisher so persönlich<br />

gemacht haben. Dem Erfolg der Band<br />

wird das aber sicher nicht schaden. (es)<br />

Eloy-Fans hatten in den letzten Jahren Mühe, das<br />

1994er-Album „The Tides return forever“ (Soulfood)<br />

zu ergattern. Jetzt erbarmt sich das Label<br />

und bringt es remastert und ergänzt neu heraus.<br />

Archiv + Repertoire<br />

Diverse<br />

Beat Fräuleins<br />

60ER-POP<br />

Indigo<br />

Nach zwei „Funky Fräuleins“-Samplern in<br />

den Jahren 2009 und 2011 kommen nun<br />

die „Beat Fräuleins“ dran. Damals in den<br />

60ern wurde der unschuldige romantische<br />

deutsche Schlager von penetranten Beats<br />

und eindringlichen Rhythmen vergewaltigt.<br />

Köstlich, wie dabei auch die Sozialkritik<br />

der Protestbewegung ausgenutzt werden<br />

sollte (Dominique mit „Das Schlüsselkind“);<br />

erfrischend, wie knackig und<br />

ungelenk die scheppernden Gitarren klingen.<br />

Genial: „Bus Stop“ von den Hollies<br />

auf Deutsch als „Er sah mich im Regen“<br />

von Monique And The Lions. Und Inga<br />

Rumpf meinte schon 1967 mit Sonny<br />

und Cher auf Deutsch: „Nein, diesem<br />

Rhythmus rennst du nicht davon – The<br />

Beat goes on“. Dass dies auch im Jahr<br />

2012 noch gelten könnte, hätte sie sich<br />

damals gewiss nicht träumen lassen. (jn)<br />

Pil<br />

That what is not<br />

POSTPUNK<br />

Capitol<br />

5//<br />

5//<br />

Johnny Rotten hatte sich nach dem Ende<br />

der Sex Pistols zwar zu John Lydon gehäutet,<br />

doch seinen Gesangsstil behielt er<br />

auch in seiner neuen Band Public Image<br />

Ltd bei – 14 Jahre lang, bis zum letzten<br />

Album 1992, „That what is not“. Die insgesamt<br />

zehn Langwerke der Postpunker<br />

bringt Emi nun remastert und im Originaloutfit<br />

neu auf den Markt. Eine gute Entscheidung,<br />

denn selbst das Spätwerk<br />

„That what is not“ konnte eine stärkere<br />

Bassbetonung gut gebrauchen. Die vibrierende<br />

Nervosität von „Acid Drops“ etwa<br />

erhält durch das dreidimensionaler abgemischte<br />

Rhythmusfundament nun endlich<br />

jene Power, die dieses Monster –<br />

einer der stärksten Songs der 90er überhaupt<br />

– auch verdient. Das hyperventilierende<br />

Jaulen Lydons aber hätte keine<br />

Überarbeitung gebraucht. Es durchdringt<br />

die Popgeschichte noch immer sehr vernehmlich,<br />

ob remastert oder nicht. (mw)


Christina Lux<br />

Playground<br />

Jazz + Classics // platten 69<br />

Jazzplatte des Monats<br />

SONGWRITER-<br />

JAZZ<br />

Rough<br />

Trade<br />

4//<br />

An Christina Lux ist so einiges erstaunlich<br />

– vor allem natürlich ihre Stimme, dicht<br />

gefolgt von ihrem perkussiven, eigenwilligen<br />

Gitarrenspiel. Erstaunlich ist aber<br />

auch, wie sich Frau Lux aus Köln nicht<br />

davon beirren lässt, dass sie auch nach<br />

fast 30 Jahren auf der Bühne und zahlreichen<br />

Veröffentlichungen noch immer<br />

eine Art Geheimtipp ist. Sollte sie auch<br />

nicht, denn ihre intensiven Eigenkompositionen<br />

zwischen Songwriterpop und Jazz,<br />

oft karg instrumentiert und nachdenklichpoetisch<br />

getextet, müssen sich absolut<br />

nicht verstecken. Selbst Vergleiche wie<br />

Joni Mitchell und Tracy Chapman wirken<br />

nach genauem Hinhören höchstens noch<br />

geografisch weit hergeholt. Beim ersten<br />

Studioalbum seit 2006 holte sich Christina<br />

Lux Unterstützung vom Gitarristen<br />

und Perkussionisten Reentko. (kab)<br />

Steve Klink<br />

The Ocean<br />

MODERN JAZZ<br />

Broken Silence<br />

Gar nicht leicht zu erklären, was die Faszination<br />

ausmacht – die akustischen Heilkräfte<br />

vertrauter Harmonien, die dem Schmelztiegel<br />

von Jazz, Blues und Americana entwachsen?<br />

Steve Klinks Verbeugung vor der zugleich trennenden und verbindenden<br />

Kraft der Ozeane? Seine Experimentierfreude, die den mit entsprechendem Equipment<br />

ausgestatteten Hörer in die Lage versetzt, die 61 Kleinode namens „Kinds of<br />

Waves“ immer wieder neu zu mischen? Inmitten all dieser Ansätze ruht der Herzund<br />

Hirnmensch Klink, der seinen Klangkosmos kompromisslos mit Ensemble und<br />

Publikum teilen möchte und dafür spontan eingängige, unverstellte bis simple Durund<br />

Mollwelten anbietet. Hymnisch und gravitätisch geht das bisweilen zu, kippt<br />

dann plötzlich in aufgekratzte Uptempokadenzen und schwelgt schließlich wieder ungeniert<br />

an der Schnulzgrenze – und fast unbemerkt schleichen sich manchmal von<br />

der Seite Cole Porter und Led Zeppelin an. Das Ganze nennt sich selbst „Folkbop“.<br />

Ob dieser Begriff wirklich zur Kategorisierung eines ganzen Genres taugt oder<br />

lediglich dieses einzigartige Werk zutreffend charakterisiert: Nebensache. (ron)<br />

-Bewertung<br />

The Smashing Pumpkins starten eine Serie<br />

von Wiederveröffentlichungen. „Siamese<br />

Dream“ und „Gish“ (Capitol) wurden bereits<br />

remastert, ergänzt, aufgebläht – und sind<br />

musikalisch natürlich noch immer makellos.<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Christina Pluhar &<br />

L’Arpeggiata<br />

Los Pájaros Perdidos –<br />

The South-American Project<br />

FANDANGO<br />

Capitol<br />

5//<br />

5//<br />

Christina Pluhar ist mit ihrem Ensemble<br />

L’Arpeggiata eigentlich auf alte Musik<br />

spezialisiert. Wenn die Harfenistin zur<br />

mittelalterlichen Theorbe greift, eignet<br />

sich L’Arpeggiata aber auch hervorragend<br />

zur Begleitung moderner südamerikanischer<br />

Evergreens. Barockharfe, Kornett,<br />

Psalterium und Cembalo schaffen in<br />

trauter Gemeinschaft mit Charango, Cajón<br />

oder Maracas feurige Rhythmen vom<br />

Flamenco bis zum Fandango und gefühlvolle<br />

Melodien von „Alfonsina y el Mar“<br />

bis zum altvertrauten „Besame mucho“.<br />

Auch ein Countertenor fehlt nicht unter<br />

den höchst authentischen Sängern und<br />

Sängerinnen: Philippe Jaroussky hat ein<br />

angenehmes Timbre, das beispielsweise<br />

im titelgebenden Tango von Astor Piazzolla<br />

zu hören ist. Insgesamt eine mitreißende<br />

CD mit südamerikanischem „Blues“, die<br />

nicht zuletzt durch die ungewöhnlichen Begleitinstrumente<br />

voller Klangüberraschungen<br />

steckt. (jn)<br />

kulturnews 2/12<br />

Das Debüt Album<br />

ab 10.02.2012<br />

Die Single "The A Team"<br />

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Der Shooting-Star aus den<br />

USA mit dem internationalen<br />

Erfolgsalbum "lovestrong."<br />

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Die Single "Jar Of Hearts"<br />

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70 platten // Jazz + Classics<br />

Dus-ti<br />

2011<br />

ELEKTROJAZZ<br />

Broken<br />

Silence<br />

4//<br />

Verständigen wir uns auf die Aussage,<br />

dass die Welt Chaos und Entropie ist:<br />

Werden und Vergehen im Nanotakt, Wechselspiel<br />

von Konstruktion und Dekonstruktion<br />

als Dauerzustand, Veränderung als<br />

einzige Konstante. Folgen wir weiter der<br />

Theorie, nach der die Avantgarde sich<br />

diesem Zustand nicht entgegenzustellen,<br />

sondern ihn abzubilden und zu verstärken<br />

hat. Auf dieser Basis lohnt es, sich dem<br />

Konzept des Trompeters und Elektronikers<br />

Pablo Giw und seinem trommelnden<br />

Duopartner Mirek Pyschny zu widmen.<br />

Dus-ti hämmert den schmerzenden Takt<br />

postindustrieller Existenz, massiert hart<br />

die Hirnlappen mit dreckigen Noisefetzen<br />

und brennt kakofone Blechtattoos ins<br />

Trommelfell. Giws und Pyschnys Verständnis<br />

von Improvisation ist dabei weit mehr<br />

als die Absprache, gemeinsam zu beginnen<br />

und zusammen aufzuhören. Nicht<br />

anders ist erklärbar, dass sich in „2011“<br />

tatsächlich so etwas wie Dramaturgie erschließt,<br />

wenn man sich dem Ganzen nur<br />

lange genug aussetzt. Das macht die Welt<br />

keinen Deut besser und Dus-tis Musik<br />

nicht im konventionellen Sinn erträglicher.<br />

Eher schon radikalisiert dieses Album unser<br />

Hören im Brecht’schen Sinne: Lauscht<br />

nicht so romantisch! (ron)<br />

Jens Thomas<br />

Speed of Grace<br />

ROCKJAZZ<br />

Edel<br />

4//<br />

Legionen von Interpreten, Coverer und<br />

Parodisten haben sich des Songmaterials<br />

der Hardrocker von AC/DC angenommen,<br />

was in der Regel von der Bierschweißlederfraktion<br />

so lange geduldet wird, wie<br />

sich die Interpretationen, Covers und Parodien<br />

möglichst nah am Original halten.<br />

Welcher Art und Dosierung müssten wohl<br />

die bewusstseinserweiternden Drogen sein,<br />

die AC/DCs Jünger bräuchten, um zu verstehen,<br />

was Jens Thomas ihnen sagen<br />

will? Wo sind sie hin, die megageilen Riffs,<br />

wie bangt man head ohne harte, kerzengerade<br />

Beats? Jazzpianist Thomas bewegt<br />

sich virtuos auf dünnem Eis, wenn er das<br />

lyrische Potenzial der AC/DC-Nummern<br />

zum Dreh- und Angelpunkt seines Schaffens<br />

macht, wenn er mit Schlafzimmertimbre<br />

„I’m TNT, I’m Dynamite“ ins Mikro<br />

haucht, die ersterbende Trompete Verneri<br />

Pohjolas neben sich, mit nur ein paar<br />

ätherischen Klavierakkorde als Fundament.<br />

Funktionieren die Songs, wenn man sie<br />

derart konsequent bis zum Stillstand ausbremst?<br />

Eindeutig ja, denn „Speed of<br />

Grace“ bedient ein Publikum, das bevorzugt<br />

vom Cocktailsessel aus Musik konsumiert<br />

– und wesentlich weniger gern<br />

Bierduschen im mosh pit nimmt. (ron)<br />

Paul McCartney<br />

Kisses on the Bottom<br />

BARJAZZ<br />

Universal<br />

Ex-Beatle Paul hat ja schon viel gemacht,<br />

von Pop über Rock bis Oper – aber sich<br />

noch nie als Barsänger versucht. Mit<br />

„Kisses on the Bottom“ ehrt er nun die<br />

Lieder seiner Kindheit und wagt sich vor<br />

ins schwierige Fach des American Songbook,<br />

das zuletzt Rod Stewart oder Willie<br />

Nelson beackerten. Während die Kollegen<br />

sich die Klassiker allerdings krächzend<br />

und raunend zurechtbiegen, mangelt es<br />

Paul McCartney sowohl an der Gesangstechnik<br />

als auch an vokaler Prägnanz.<br />

Seine Stimme klingt dünn und überfordert;<br />

dabei suchte er sich wohlweislich<br />

gar nicht erst die Evergreenkracher von<br />

Cole Porter & Co. aus, sondern eher selten<br />

gespielte Stücke aus dem Croonerkanon.<br />

Superb hingegen die instrumentale, daunenfedernweiche<br />

Grundlage der träumerischen<br />

Diana-Krall-Band, die Produzent<br />

Tommy LiPuma perlend klar und räumlich<br />

abgemischt hat – melancholischer<br />

Barjazz, dezent um Streicher ergänzt und<br />

von makelloser Reinheit. McCartney<br />

wirkt in diesem Setting wie der eingetrocknete<br />

Bourbonrest auf gewienertem<br />

Klavierlack. Bitte wieder rocken, Paul!<br />

(mw)<br />

3// Solveig Slettahjell covert auf „Antologie“<br />

(Universal) Songs aus 40 Jahren, von Nick<br />

Drake bis Gnarls Barkley. Bisweilen nervt<br />

dabei ihre gespreizte Sprödigkeit, mit der<br />

sie das Material gegen den Strich bürstet.


Tania Maria<br />

Tempo<br />

BRASILJAZZ<br />

Indigo<br />

Weltgewandt und charmant eröffnet Tania<br />

Maria ihr aktuelles Album auf Italienisch<br />

mit „Estate“, Bruno Martinos alter Ode an<br />

den Sommer. „Tempo“ kommt da gerade<br />

recht als akustische Lichttherapie und<br />

Seelenmassage. Neben dem Piano steht<br />

Eddie Gomez mit seinem Kontrabass, der<br />

die rhythmischen Finten und Finessen<br />

von Tania Marias Tastenspiel noch ausakzentuiert,<br />

ohne sich selbst ins virtuose Rampenlicht<br />

bolzen zu müssen. Im gern gecoverten<br />

„Senso Unico“ darf Gomez dafür<br />

zuckersüß in hohen Lagen streichen. Und<br />

über allem schwebt jenes satte Timbre der<br />

tiefen Gesangslagen, die überbordende<br />

Leichtigkeit kleiner Scatextravaganzen und<br />

jede Menge brasilianische Seele. Wem’s da<br />

nicht gleich ein paar Grad wärmer ums Herz<br />

wird, dem ist wohl kaum zu helfen. Einziger<br />

Wermutstropfen: nur knapp 50 Minuten<br />

Spielzeit – kommen wir damit über<br />

den Winter? (ron)<br />

Matthias Kirschnereit<br />

Franz Schubert: Wandererfantasie<br />

KLAVIER-<br />

KONZERT<br />

Viaggio<br />

Ode<br />

Jazz + Classics // platten 71<br />

CHANSONJAZZ<br />

Klaus Florian Vogt<br />

Helden<br />

Sony<br />

4// Edel 3// Edel 5// Music 5//<br />

Mit seiner Vorliebe für Schubert, Schumann,<br />

Mendelssohn und Brahms ist der<br />

Dorstener Pianist Matthias Kirschnereit<br />

ein Romantikspezialist. Doch wenn man<br />

Kirschnereits Spiel mit der singenden,<br />

resonanz- und nuancenreichen und romantischeren<br />

Einspielung der „Wandererfantasie“<br />

seines Mentors Murray Perahia<br />

vergleicht, erscheint es relativ flach, wenig<br />

visionär und tiefgehend. Und das, obwohl<br />

Kirschnereit auf seiner CD, auf der er noch<br />

die Sonate in a-Moll D 845 und verschiedene<br />

kürzere Kompositionen versammelt,<br />

Schubert den thematischen Überbau des<br />

Wanderns gibt, im wörtlichen wie metaphorischen<br />

Sinne. Es ist eher ein frohgemutes<br />

Schreiten auf vorgegebenen Wegen;<br />

doch mit behenden Schritten in die große,<br />

weite Welt hinaus geht Schubert bei Kirschnereit<br />

nicht. Auch wenn der Wiener Komponist<br />

sowieso kein großer Reisender war:<br />

Wozu dann diese erneute Einspielung? (vs)<br />

Vier Musiker schaffen in ungewöhnlicher<br />

Besetzung (Klarinette, Akkordeon, Perkussion,<br />

Kontrabass) vielseitig schillernde,<br />

sozusagen internationale Stimmungen,<br />

wenn sie sich bei Chanson, Jazz, Balkantönen<br />

und arabischen Melismen bedienen.<br />

Sie sind auch Meister der internationalen<br />

Zwischentöne, die von französischer<br />

Musetteeleganz über argentinische<br />

Tangoklagen zur heißblütigen Slibowitzorgie<br />

führen. Ferner hört man musikalisch<br />

auf dieser kammermusikalischen Weltmusik-CD<br />

funkige Bässe (Gerd Bauder,<br />

Bass und E-Bass), jazzige Improvisationen<br />

(Stefan Back, Klarinette und Bassklarinette)<br />

und erfindungsreich vielseitige<br />

Perkussionsarbeit. (jn)<br />

OPER<br />

Mit diesem Livemitschnitt vom Juli 2011<br />

aus der Deutschen Oper Berlin bereitete<br />

Sony Music das internationale Debüt des<br />

Tenors Klaus Florian Vogt vor und legt<br />

jetzt per CD nach. In der Bayreuther<br />

Inszenierung des „Lohengrin“ von Hans<br />

Neuenfels feierte der Sänger, anfangs<br />

Hornist im Hamburger Staatsorchester,<br />

sofort Triumphe, und zwar dank seiner<br />

natürlichen, leicht und schön geführten<br />

Tenorstimme, die gleichermaßen zu lyrischen<br />

und heldischen Tönen fähig ist.<br />

Das Orchester der Deutschen Oper Berlin<br />

begleitet unter Peter Schneider vorbildlich<br />

klar und einfühlsam. Man sucht oft eine<br />

solche Stimme für Webers „Freischütz“,<br />

Mozarts Bildnisarie und insbesondere<br />

Wagners Gralserzählung, und findet sie<br />

so selten. (jn)


© Peter Peitsch/peitschphoto.com<br />

>>DER BESTE<br />

FILM, DEN ICH JE<br />

GELESEN HABE.


Buch des Monats<br />

Perihan Magden<br />

Ali und Ramazan<br />

ROMAN<br />

Suhrkamp<br />

Aus d. Türk. v.<br />

Johannes Neuner<br />

200 S.<br />

13,95 Euro<br />

„Ali und Ramazan vereinigen sich erstmals<br />

in jener Nacht, auf dem Bettsofa des Herrn<br />

Direktors, und das wieder und wieder, bis<br />

zum nächsten Morgen. Sie werden eins.<br />

Werden zu Ali und Ramazan. Bis in alle<br />

Ewigkeit. Bis zum Ende ihrer viel zu kurzen<br />

Ewigkeit.“ Mit blumigen Worten erzählt<br />

Perihan Magden eine schwule Liebesgeschichte<br />

aus dem Istanbul Anfang<br />

der 90er und kontrastiert die schwülstige<br />

Sprache mit harten sozialen Realitäten:<br />

Jahrelang wird der gutaussehende Ramazan<br />

vom Direktor seines Waisenhauses<br />

mißbraucht, später arbeitet er als Stricher,<br />

um sich und seinen Freund durchzubringen,<br />

der wiederum immer mehr darauf verfällt,<br />

Lösungsmittel zu schnüffeln, weil er<br />

mit Ramazans Job nicht klarkommt. Kein<br />

uninteressantes Projekt, doch das Gegenüberstellen<br />

von Inhalt und Sprache verhindert<br />

auch, dass Magden mit ihrem von<br />

einem Zeitungsartikel inspirierten Roman<br />

spannende Themen wie die latente Homophobie<br />

in weiten Teilen der türkischen<br />

Gesellschaft vertieft. (cs)<br />

Neue Literatur // bücher<br />

Christina Maria Landerl<br />

Verlass die Stadt<br />

ROMAN<br />

Schöffling & Co.<br />

136 S., 16,95 Euro 5//<br />

Wien, ach Wien. Einzige Stadt der Welt, in der die<br />

Bewohner ihre Zuneigung dadurch zeigen, dass sie<br />

jammern, wie schlimm alles ist: „Wien, du bist ein<br />

Taschenmesser!“ singen Ja, Panik, „Verlass die Stadt“<br />

singt Gustav. Und wird ernst genommen von Margot, Margot, die Alkoholikerin, die<br />

sich in den Griff bekommt und die Stadt anscheinend daraufhin verlässt. Und ihre<br />

Freunde allein lässt, Gudrun, die Musik macht und in Peters Kneipe jobbt, Max,<br />

der eigentlich Gudrun liebt und jetzt ein Kind mit Laura bekommt. Sie suchen nach<br />

Margot, doch alles, was sie finden, ist ein sommerlich verschwitztes Wien, eine abweisende,<br />

unfreundliche Touristenstadt, eine Stadt, über deren Straßen sich Zitate<br />

legen, eine Literatur- und Popmusikstadt, Falco und Ja, Panik, Georg Kreisler und<br />

Ingeborg Bachmann, und wie in Bachmanns „Malina“ die Erzählerin am Ende in<br />

der Wand verschwindet, so ziehen auch Max und Laura aus der Stadt, raus aufs<br />

Land, nur weg hier, nichts hält einen, ach, Wien. (fis)<br />

-Bewertung<br />

4//<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Giles Blunt<br />

Eismord<br />

THRILLER<br />

Droemer<br />

Aus. d. Engl. v. Anke<br />

und Eberhard<br />

Kreutzer<br />

480 S.,<br />

19,99 Euro<br />

5//<br />

Knietiefer Schnee, eisige Blizzards: Es<br />

ist kalt in Algonquin Bay, Kanada. Doch<br />

das allein macht den fünften Fall von<br />

Detective John Cardinal und seiner Kollegin<br />

Lisa Delorme noch nicht zum perfekten<br />

Winterkrimi. Es ist die Leichtigkeit,<br />

mit der Autor Giles Blunt Spannung und<br />

Erzähltiefe verwebt. Ein russischer Pelzhändler<br />

und seine Frau werden tot in<br />

einem Haus im Wald gefunden. Geköpft.<br />

Alles deutet auf einen Mafiamord hin,<br />

doch nach und nach finden Cardinal und<br />

Delorme heraus, dass eine viel schlimmere<br />

„Familie“ dahinter steckt. Ruhig,<br />

aber keinesfalls lahm berichtet Blunt,<br />

wie seine Ermittler auf die Spur der Täter<br />

kommen. Dank der insgesamt feinen<br />

Erzählkunst verzeiht man sogar, dass sich<br />

die Protagonisten am Ende ein wenig zu<br />

naiv verhalten und der Showdown dadurch<br />

nur mittelmäßig ist. (kab)<br />

kulturnews 2/12<br />

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A lonley Place to die –<br />

O Todesfalle Highlands<br />

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auf kulturnews.de<br />

74 bücher // Neue Literatur<br />

Aravind Adiga<br />

Der letzte Mann im Turm<br />

kulturnews 2/12<br />

ROMAN<br />

C. H. Beck<br />

Aus d. Engl. v.<br />

Ilija Trojanow und Susann Urban<br />

480 S.<br />

19,95 Euro<br />

In Bombay brodelt es. Und der 2008 mit dem Booker<br />

Prize ausgezeichnete Autor Aravind Adiga beschreibt<br />

den stetigen Zusammenprall von Prunk und Slum in<br />

seinem neuen Roman „Der letzte Mann im Turm“ ziemlich<br />

intensiv: Nachdem ein Immobilienhai einer spießbürgerlichen<br />

Genossenschaftswohnung ein unmoralisch<br />

hohes Angebot macht, damit deren Bewohner ausziehen,<br />

brechen im wahrsten Sinne des Wortes die<br />

Fassaden ein. Die einstmals intakte Gemeinschaft wandelt<br />

sich kurzerhand in einen egoistischen, einander<br />

beäugenden Haufen. Das ist als Charakterstudie ganz<br />

interessant, wenngleich vorhersehbar. Doch Adiga hat<br />

darüber hinaus auch den überwältigenden und sich<br />

immer rascher vollziehenden Wandel der indischen<br />

Megacity im Blick – und die paar übrig gebliebenen<br />

Widerständler, welche nach und nach vom Sog des<br />

Geldes und des Markts weggespült werden. Denn am<br />

Ende ist es nur noch der letzte Mann im Turm, der sich<br />

gegen den Immobilienhai und dessen Pläne zur Wehr<br />

setzt. Vielleicht ist es ein aussichtsloser Kampf, aber es<br />

ist nun mal ein Paradebeispiel für die Gentrifizierung<br />

und die damit einhergehenden Konflikte Marke Bombay.<br />

(ml)<br />

Camilla Grebe und Åsa Träff<br />

Das Trauma<br />

ROMAN<br />

btb<br />

Aus d. Schwedischen<br />

v. Gabriele Haefs<br />

420 S., 14,99 Euro<br />

4//<br />

5//<br />

Wer den ersten Band um Psychotherapeutin Siri gelesen<br />

hat, weiß: In punkto Spannung und Krimihandlung sind<br />

die Romane der schwedischen Schwestern Grebe/Träff<br />

die Entdeckung der Langsamkeit. Und trotzdem kann<br />

man sie nicht aus der Hand legen. In „Das Trauma“ geht<br />

es sogar noch gemächlicher zu als im großartigen Debüt<br />

„Die Therapeutin“. Siri und ihre Kollegin und beste<br />

Freundin Aina übernehmen im Auftrag der Uni die Betreuung<br />

einer Selbsthilfegruppe für Frauen, denen Gewalt<br />

angetan wurde. Doch der Schutzraum für Opfer<br />

gerät zur Todesfalle, als der Exfreund einer Teilnehmerin<br />

Amok läuft. Und dann ist da noch der brutale Mord an<br />

einer Frau, die auf verschlungenen Wegen gleich zu mehreren<br />

Gruppenteilnehmerinnen Verbindungen hatte …<br />

Während Siri versucht, die Zusammenhänge zu begrei-<br />

fen, muss sie sich gleichzeitig ihren Gefühlen für ihren<br />

Freund Markus stellen, den sie auch nach einem Jahr<br />

noch auf Abstand hält. Ist das Liebe? Was ist Liebe<br />

überhaupt? „Das Trauma“ gräbt und greift tief. Und<br />

wird auf den letzten Metern dann plötzlich doch noch<br />

zum richtigen Thriller – inklusive einer vollkommen<br />

dämlichen Entscheidung, mit der Siri sich unnötig in<br />

Lebensgefahr begibt. Aber dass der Spannung eine<br />

langweilige Konvention zugrunde liegt, ist verzeihlich.<br />

Auch, weil Grebe und Träff auf den letzten Seiten beweisen,<br />

wie subtil ein Cliffhanger sein kann und wie<br />

offen eine gründliche Auflösung. (kab)<br />

Marko Kilpi<br />

Die Verschwundenen<br />

KRIMI<br />

Grafit Verlag<br />

Aus d. Finnischen<br />

v. G. Schrey-Vasara<br />

352 S., 19,99 Euro<br />

Schmerzgeil und technisch versiert muss ein Mann<br />

sein, um sich selbst am Schwanz in die Höhe zu ziehen.<br />

Wenn diese Artistiknummer vor unfreiwilligem<br />

Publikum passiert, wird sie zum Fall für die Polizei und<br />

damit auch schnell zu einer Meldung in den Medien.<br />

Der finnische Polizist Olli Repo und der überforderte<br />

Polizeianwärter Heikki haben es gleich mit mehreren<br />

Fällen gleichzeitig zu tun, die den Drang der Täter nach<br />

öffentlicher Aufmerksamkeit zeigen. Ob Amoklauf, Entführung<br />

oder Folter – Olli Repo kann den Ereignissen<br />

nur verzweifelt hinterherhetzen und versuchen, den<br />

brutalen Showdown zu verhindern. Und dabei hat er<br />

auch noch eine hartnäckige Journalistin im Nacken,<br />

die von ihrer Gier nach Sensationen getrieben wird.<br />

Marko Kilpis Thriller zeigt schonungslos, wie Gewaltexesse<br />

eskalieren können, wenn die Medien ihnen eine<br />

breite Bühne bieten, und zwingt uns, hautnah dabei<br />

zuzusehen (nh)<br />

Micha-El Goehre<br />

Jungsmusik<br />

ROMAN<br />

Satyr Verlag<br />

320 S.<br />

14,90 Euro<br />

4//<br />

5//<br />

Metaller: Das sind Leute, die laut Musik hören, lange,<br />

ungekämmte Haare tragen und Shirts mit unleserlichem<br />

Aufdruck. Ach ja, und zu was Ordentlichem wie Bürojobs<br />

sind sie sowieso nicht zu gebrauchen. Als Metalfan<br />

und DJ dürfte Micha-El Goehre mit all diesen Vorurteilen<br />

bestens vertraut sein. Er ist aber vor allem


eines: ein Mensch mit sehr viel bissigem Humor. Dieser<br />

hat ihm schon zahlreiche Siege bei Poetry-Slams eingebracht,<br />

nun legt der Mittdreißiger seinen ersten Roman<br />

vor. Der Protagonist Torben ist – Überrachung – Metal-<br />

DJ. Und was die oben genannten Vorurteile angeht …<br />

genau, er tut sich etwas schwer mit dem Erwachsenwerden.<br />

Noch dazu ist er in seine beste Freundin verliebt,<br />

und auch in seiner Clique geht so einiges derbe<br />

schief. Micha-El Goehre beschreibt in diesem wunderbar<br />

schnodderigen Coming-of-Age-Roman aber nicht nur<br />

Torbens täglichen Kampf mit dem Alltag. Die eingeschobenen<br />

Kolumnen zu den wichtigsten Fakten aus der<br />

Metallerwelt sind das eigentlich Besondere an diesem<br />

Buch. In den Erklärungen zu Moshpit, True Metal oder<br />

Bandshirtdesign liegen Wahrheit und Wahnsinn so dicht<br />

beeinander, dass auch Nicht-Metalheads beim Lesen in<br />

schallendes Gelächter ausbrechen dürften. (es)<br />

Josh Bazell<br />

Einmal durch die Hölle und zurück<br />

KRIMI<br />

der Hörverlag<br />

Gelesen v.<br />

Christoph Maria Herbst<br />

6 CDs,<br />

19,99 Euro<br />

Christoph Maria Herbst als Sympathieträger? Ja, wieso<br />

denn nicht. Ein wenig schräg muss die Figur aber schon<br />

sein, um so perfekt zum „Stromberg“-Schauspieler zu<br />

passen. Bazells Peter Brown/Pietro Brwna aus dem preisgekrönten<br />

Thriller „Schneller als der Tod“ lässt da keine<br />

Wünsche offen. Auf der Flucht vor der Mafia hat der ehemalige<br />

Auftragskiller unter dem Pseudonym Dr. Lionel<br />

Azimuth eigentlich als Arzt auf einem Kreuzfahrtschiff<br />

angeheuert, lässt sich dann aber vom vierzehntreichsten<br />

Mann der USA gemeinsam mit der attraktiven Paläontologin<br />

Violet auf eine Exkursion ins amerikanische Hinterland<br />

schicken – wo er die Existenz eines Seemonsters<br />

beweisen soll und unter anderem auf Sarah Palin trifft.<br />

Purer Wahnwitz? Das beschreibt diesen nur noch teilweise<br />

als Thriller zu bezeichnenden Trip ganz gut. Anders als<br />

das vor Fußnoten berstende Buch betont die brillante<br />

Hörbuchversion jedoch die Stringenz der Erzählung und<br />

fährt damit nicht nur auf der Spinn- und Sprachebene<br />

Punkte ein, sondern ist auch wirklich spannend. (kab)<br />

Olga Grjasnowa<br />

Der Russe ist einer, der Birken liebt<br />

ROMAN<br />

Hanser<br />

288 S.,<br />

18,90 Euro<br />

Mascha ist Aserbaidschanerin, taff und plant eine<br />

Dolmetscherkarriere bei der UNO. Als Immigrantin in<br />

Deutschland hat sie sich angepasst und angestrengt,<br />

Neue Literatur // bücher<br />

5//<br />

5//<br />

spricht fünf Sprachen fließend und sieht sich eher als<br />

Weltbürgerin denn als Jüdin. Doch unter der Oberfläche<br />

liegt das Kriegstrauma aus ihrer Heimatstadt Baku, das<br />

sie seit ihrer Kindheit verfolgt. Maschas scheinbar sichere<br />

Welt beginnt zu bröckeln, als ihr Freund Elias ins<br />

Krankenhaus muss. Keine Operation kann ihn retten,<br />

und nach seinem Tod flieht Mascha Hals über Kopf<br />

nach Israel. Dort holt sie die Vergangenheit jedoch erst<br />

recht ein … Olga Grjasnowa ist mit ihrem Debütroman<br />

die feinfühlige und gleichzeitig packende Geschichte<br />

einer jungen Frau auf der Suche nach ihrer Identität<br />

gelungen, mal komisch, mal zutiefst tragisch – aber<br />

immer authentisch. Und leichterhand erzählt die junge<br />

Autorin aus Aserbaidschan nebenbei die Geschichte<br />

einer ganzen Generation. (es)<br />

Ben Aaronovitch<br />

Die Flüsse von London<br />

ROMAN<br />

dtv<br />

Aus d. Engl. v. Karlheinz Dürr<br />

480 S.,<br />

9,95 Euro<br />

75<br />

4//<br />

Peter Grant ist Polizist geworden, um rauszukommen<br />

und Fälle zu lösen. Doch nach absolvierter Ausbildung<br />

bei der Londoner Metropolitan Police droht dem jungen<br />

Constable ein öder Schreibtischjob. Zum Glück kommt<br />

Peter durch einen Mordfall hinter bisher nicht gekannte<br />

Fähigkeiten: Er kann Geister sehen. Als Inspector Thomas<br />

Nightingale ihm eröffnet, dass Peter ein Zauberer sei –<br />

oder zumindest für die zehnjährige Ausbildung befähigt<br />

– und ihn unter seine Fittiche nimmt, bekommt der<br />

junge Polizist schließlich doch, was er will, er darf raus<br />

auf die Straße und Mordfälle klären. Nur sind seine<br />

Gegenspieler in Form von Trollen, Vampiren und Flussgöttern<br />

alles andere als zimperlich. Autor Ben Aaronovitch<br />

macht keinen Hehl daraus, dass sein Roman ein „Harry<br />

Potter“ für Erwachsene ist und nimmt immer mal wieder<br />

Bezug auf J. K. Rowlings Reihe. Abgekupfert ist trotz der<br />

englischen Szenerie aber nichts, mit viel Witz jagt Aaronovitch<br />

seinen Zauberlehrling von einem brutalen Mord<br />

zum nächsten, es geht um Sex, Macht, Verschwörungen.<br />

Schön, dass der zweite Band der Reihe bereits fertig ist.<br />

(mh)<br />

... und außerdem<br />

Noch mehr Bücher,<br />

Interviews und Porträts<br />

im Buchportal<br />

online unter<br />

www.kulturnews.de<br />

kulturnews 2/12


76 kino //<br />

„Sommer auf dem Land“<br />

Von Liebe und Milch<br />

Wenn ein Mann eine Kuh liebt, ist das nichts für einen Film – oder<br />

eine märchenhafte Geschichte von Verlust und Neuanfang, wie im<br />

Debüt des Deutsch-Polen Radek Wegrzyn.<br />

Ein Mann betrauert den Tod seiner großen Liebe. Er verschüttet ihre Asche<br />

am Strand der stürmischen Ostsee, ein Wolkenhimmel in Grau, Weiß und<br />

Babyblau hängt darüber wie gemalt für ein Theaterstück. Bogdan (Zbigniew<br />

Zamachowski, „Drei Farben: Weiß“) ist ein international gefeierter Konzertpianist,<br />

seine an Krebs verstorbene Frau Iza war die bekannteste<br />

Opernsängerin Polens, gemeinsam traten sie vor begeisterten Mengen auf.<br />

Doch nun ist seine Jugendliebe tot, und Bogdan liegt am Boden. Er säuft,<br />

lässt die Klassik sausen und kümmert sich mehr schlecht als recht um den<br />

Bauernhof seiner Mutter. Nachdem ihm sein Kumpel Pawel (Antoni Pawlicki)<br />

erzählt, man könne die Produktivität von Milchkühen durch das Abspielen<br />

von Mozart-Musik um 30 Prozent erhöhen („Das haben die Nazis rausgefunden!“),<br />

stellt der Witwer einen Plattenspieler im Stall auf und legt Operneinspielungen<br />

von Iza auf. Und siehe da – die Milch von Kuh Klara fließt in<br />

Strömen und betört die Gaumen der Dörfler. Bogdan ist sicher: Klara ist die<br />

Wiedergeburt von Iza!<br />

kulturnews 2/12<br />

Radek Wegrzyn, der an der Filmhochschule Konrad Wolff in Berlin studiert<br />

hat, erzählt in seinem ersten Spielfilm davon, wie wichtig es ist, bedingungslos<br />

zu lieben – und wie wesentlich auch, nach dem Verlust wieder loszulassen.<br />

Dazu bindet Wegrzyn liebevoll Klischees über sein Heimatvolk ein:<br />

Bogdans Mutter ist gläubige Katholikin und bedrängt den überforderten<br />

Dorfpfarrer, an der Kuh einen Exorzismus vorzunehmen (mit Bibelstellen zur<br />

Taufe von Kleinkindern), alle sind ein wenig verschroben, und saufen und<br />

singen tun sie alle gern. Doch ist das stets augenzwinkernd wie ein halbes<br />

Märchen inszeniert, kippt nie ins ethnische Stereotyp oder wird zur<br />

Schrulligkeitsparade. Wegrzyn kleidet seine skurrile Geschichte in warmes<br />

Grün, Herbstlaubbraun und Buttergelb, überzieht seine Bilder ab und an<br />

auch mit goldener Patina. Die Frage, ob Bogdan seinen Verstand verloren hat,<br />

und seine gestörte Beziehung zu seiner Tochter Anna (Agata Buzek) konterkariert<br />

gewollt den fabelartigen Charakter von Bogdans Verhältnis zu Klara,<br />

mit der er lange Gespräche führt und die sogar bei ihm einzieht. Als der Ex-<br />

Pianist ein großes Fest gibt, um Izas Rückkehr zu feiern, taucht Anna auf –<br />

und mit ihr die Erinnerung an die genauen Umstände von Izas Tod …<br />

„Sommer auf dem Land“ ist keine verklärte Hommage an Polen und seine<br />

Traditionen, keine beschönigende Huldigung des ländlichen Lebens, keine<br />

sentimentale Ehrerbietung an die gute, alte Zeit. Es ist eine kleine Geschichte<br />

über den Glauben – den Glauben an die ewige Liebe über den Tod hinaus<br />

und darüber, dass man diesen Glauben irgendwann aufgeben muss, um in<br />

etwas anderem Sinn zu finden: dem Leben.<br />

Volker Sievert<br />

Sommer auf dem Land startet am 16. Februar.


Film des Monats<br />

Die Summe meiner einzelnen Teile<br />

// kino 77<br />

DRAMA<br />

D 2011, 90 Min.<br />

R: Hans Weingartner<br />

D: Peter Schneider, Timur Massold, Henrike von Kuick<br />

ab 2. 2. (Wild Bunch) 4//<br />

Wie ein Waldschrat, halbnackt und anscheinend eins mit der Natur, kauert Martin (Peter Schneider aus „Berlin<br />

Calling“) im Dickicht. Die Kamera fängt das in geradezu impressionistisch anmutenden Bildern ein. In einer<br />

selbstgebauten Hütte wagt der geniale Mathematiker zusammen mit einem russischen Straßenjungen (Massold)<br />

ein Aussteigerutopie ohne gesellschaftliche Zwänge. Zuvor exerziert Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind<br />

vorbei“) mit drastisch-realistischen Szenen den Abstieg Martins vom Burn-out-Patienten zum Arbeitslosen bis<br />

hinunter zum Obdachlosen. Wie schon in seinem Debüt „Das weiße Rauschen“ (2002) erzählt Weingartner die<br />

Geschichte eines psychisch Kranken und nimmt konsequent dessen Perspektive ein. Dass der österreichische<br />

Filmemacher am Schluss dann doch zum Gutmenschendrama neigt – halb so wild. Denn zuvor manipuliert er<br />

geschickt unsere Wahrnehmung, und der subtile Geräusch- und Klangteppich sowie Schneiders einfühlsames<br />

Spiel schaffen eine unheilvoll flirrende Atmosphäre. (ascho)<br />

Start 26. 1.<br />

Drive<br />

THRILLER<br />

USA 2011, 101 Min.<br />

R: Nicolas Winding Refn<br />

D: Ryan Gosling, Carey Mulligan, Albert Brooks<br />

ab 26. 1. (Universum)<br />

-Bewertung<br />

2//<br />

In Nicolas Winding Refns „Walhalla rising“ reißt Mads<br />

Mikkelsen einem Mann die Eingeweide raus. Verglichen<br />

damit ist das US-Debüt des Dänen gemäßigt. Hier tritt der<br />

Held jemandem „nur“ das Gesicht ein. Ein Stuntman<br />

(Gosling) arbeitet nachts als Fluchtwagenfahrer für Verbrecher.<br />

Er ist als überhöhtes Wesen angelegt, entpuppt<br />

sich aber als hohle Hülle ohne Geschichte. Als er sich in<br />

seine Nachbarin (Mulligan) verliebt und ihrem Mann bei<br />

einem Raub hilft, bei dem alles schief geht, muss er die<br />

Unschuldige beschützen – und die Übeltäter bestrafen.<br />

Der 80er-Pop, der sich bleiartig über die Szenen legt, die<br />

kontrastreichen Bilder in prototypisch amerikanischen<br />

Handlungsorten wie Treppenhäusern, Apartments und<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Schnellrestaurants, in denen Refns Kamera oft länger<br />

auf einer Szene verharrt als nötig, die endlosen Pausen<br />

zwischen den Dialogsätzen, das künstlich reduzierte<br />

Tempo: Das alles soll kaschieren, dass Refn nichts zu<br />

erzählen hat. „Drive“ ist stylish und substanzlos. Und<br />

trotzdem auch eine interessante Abhandlung über die<br />

gewalttätige, zerstörerische Kraft der Liebe. (vs)<br />

The Artist<br />

STUMMFILM<br />

F 2011, 100 Min.<br />

R: Michel Hazanavicius<br />

D: Jean Dujardin, Bérénice Béjo, John Goodman<br />

ab 26. 1. (Delphi)<br />

5//<br />

Hollywood, 1927. Der Stummfilmstar George (schneidig:<br />

Jean Dujardin) kann diesen neumodischen Tonfilmkram<br />

einfach nicht ernst nehmen. Doch er wird untergehen in<br />

der neuen Zeit, während die Statistin Peppy (so naiv wie<br />

forsch: Bérénice Béjo), die ihn eben noch anhimmelte,<br />

kulturnews 2/12


präsentiert<br />

The Australian<br />

Pink Floyd Show<br />

18. 4. // Köln LANXESS Arena<br />

19. 4. // Bielefeld Stadthalle<br />

20. 4. // Oberhausen König-Pilsener-Arena<br />

21. 4. // Trier Arena<br />

22. 4. // Hannover AWD Hall<br />

24. 4. // Frankfurt Jahrhunderthalle<br />

25. 4. // Ludwigsburg Arena<br />

26. 4. // Regensburg Donau-Arena<br />

27. 4. // Ravensburg Oberschwabenhalle<br />

Tickets und mehr über<br />

The Australian Pink Floyd Show<br />

auf kulturnews.de<br />

Foto: FKP Skorpio<br />

78 kino //<br />

zum Superstar der Ära aufsteigt – und ihn<br />

irgendwann retten muss vor dem völligen<br />

Untergang … Umbrüche und ihr Umgang<br />

damit, Eitelkeit und Arroganz als Insignien<br />

der Anpassungsunfähigkeit: Michel Hazanavicius<br />

verwandelt diese Grundthemen in<br />

seinem virtuosen Neostummfilm in eine<br />

Parabel auf die Moderne schlechthin. „The<br />

Artist“, natürlich im 4:3-Format gedreht,<br />

ist ein anachronistisches Unikat wie einst<br />

Woody Allens „Zelig“ oder Carl Reiners „Tote<br />

tragen keine Karos“. Doch gerade seine altmodische<br />

Form betont die zeitlose Aktualität<br />

des Themas – und zeigt nebenbei,<br />

was das Kino mit seiner Schwatzhaftigkeit<br />

und Technifizierung zuletzt eingebüßt hat:<br />

Magie. „Das Leben ist in Farbe“, hat Wim<br />

Wenders mal gesagt, „aber Schwarz-Weiß ist<br />

realistischer.“ Ohne Ton erst recht. (mw)<br />

The Descendants – Familie<br />

und andere Angelegenheiten<br />

DRAMA<br />

USA 2011, 115 Min.<br />

R: Alexander Payne<br />

D: G. Clooney, J. Greer, M. Lillard<br />

ab 26. 1. (20th Century Fox)<br />

Das Leben von Anwalt Matt King (Clooney)<br />

implodiert: Nach einem Unfall liegt seine<br />

Frau im Koma. Obwohl die Ehe nur noch<br />

Fassade war, wirft ihn die Nachricht,<br />

dass sie eine Affäre hatte, aus der Bahn.<br />

Fortan muss er sich nicht nur um seine<br />

beiden entfremdeten Töchter kümmern,<br />

auch der Verkauf eines Landareals, das<br />

seinem Familienclan ein Vermögen einbringt,<br />

liegt in seiner Verantwortung. Als<br />

Matt erfährt, dass seine Frau nicht aufwachen<br />

wird, macht er sich auch auf die<br />

Suche nach dem Liebhaber seiner Frau<br />

… Der Weg ist das Ziel, so scheint das<br />

Credo von Regisseur Payne zu lauten,<br />

der nach „About Schmidt“ und „Sideways“<br />

erneut sein Können darin beweist, die<br />

volle Bandbreite von Emotionen auf<br />

engsten Raum zu verdichten: Wut,<br />

Trauer, Verzweiflung und herzhaftes<br />

Lachen liegen bei ihm eng beieinander –<br />

das fordert, manchmal überfordert es<br />

auch. In diesem Roadmovie voller fragiler<br />

Figuren auf Sinnsuche ist Clooney das<br />

alles verbindende Element; sein Image<br />

als Hollywoodbeau und der Bruch mit<br />

gewohnten Alphatier-Rollenmustern verleihen<br />

seiner Figur dabei die unwiderstehliche<br />

Aura eines Antihelden. (mcs)<br />

kulturnews 2/12<br />

4//<br />

Start 2. 2.<br />

Dame, König, As, Spion<br />

SPIONAGETHRILLER<br />

GB 2011, 127 Min.<br />

R: Tomas Alfredson<br />

D: Gary Oldman, Colin Firth, T. Hardy<br />

ab 2. 2. (Studiocanal)<br />

George Smiley, Protagonist der Spionageromane<br />

von John le Carré, ist die Antithese<br />

zu James Bond: Hornbrille, akribisch,<br />

stoisch wie Buddha. London 1973:<br />

Aus dem Ruhestand zurückgeholt, soll<br />

Smiley im britischen Geheimdienst MI6<br />

einen russischen Doppelagenten enttarnen.<br />

Wo 007 auf Körper und Knarre setzt, ist<br />

Smileys Waffe sein Intellekt. Erkenntnisse<br />

gewinnt er in langen Gesprächen, bei<br />

denen er kein Wort verschwendet. Gerade<br />

das gemächliche Tempo speist hier<br />

die Spannung. Gary Oldman steht als<br />

Topspion Alec Guinness in nichts nach,<br />

der Smiley in den 70ern in der siebenteiligen<br />

(!) BBC-Serie verkörperte. Die Kinoadaption<br />

muss diesen Stoff verknappen.<br />

Statt jedes Puzzleteil des Romans aufzugreifen,<br />

funktioniert der Film über die<br />

Atmosphäre: Durch matte, rauchvernebelte<br />

Braungrautöne transportiert Regisseur<br />

Alfredson ein Gefühl von Paranoia und<br />

Vergeblichkeit. Nicht Staaten allein stehen<br />

hier im Kalten Krieg, auch Individuen mit<br />

sich selbst. Zugleich dürfte die Neuauflage<br />

ein Testballon für Fortsetzungen<br />

sein: Le Carré hat insgesamt fünf Smiley-<br />

Romane geschrieben. (mcs)<br />

Die Kunst zu gewinnen –<br />

Moneyball<br />

SPORT-DRAMA<br />

USA 2011, 133 Min.<br />

R: Bennett Miller<br />

D: Brad Pitt, Philip Seymour Hoffman,<br />

Jonah Hill<br />

ab 2. 2. (Sony Pictures)<br />

5//<br />

4//<br />

Wer beim Baseball gewinnen will, braucht<br />

Geld für gute Spieler. Die Oakland Athletics<br />

haben kein dickes Konto – und verlieren


am laufenden Band. Manager Billy Beane<br />

(Pitt) will mit Hilfe seines Assis Peter (Hill)<br />

die Baseballszene aufmischen. Nicht die<br />

Besten sollen ins Team, Beane verlässt<br />

sich bei der Auswahl auf Computerstatistiken.<br />

Und zieht los, die Spieler einzusammeln,<br />

die keiner will … „Moneyball“<br />

ist ein Sportdrama und basiert auf einer<br />

wahren Geschichte. Doch Baseball wird<br />

hier nur am Rande gespielt. Gegen den<br />

Strom schwimmen, Hoffnung, Verlust und<br />

Durchhaltevermögen, darum geht es<br />

Regisseur Bennett Miller. Pitt nimmt man<br />

dabei alles ab: das innere Brodeln, wenn er<br />

am Telefon verhandelt, den eisernen Willen<br />

und die Anspannung während des<br />

Spiels. Das gegensätzliche Duo Pitt und<br />

Hill funktioniert durch humorvolle Dialoge<br />

bestens, und Philip Seymour Hoffman als<br />

Field Manager schafft es, mit wenig Gestik<br />

maximale Verachtung für Beans Sportrevolution<br />

auszudrücken. Unterhaltsam, emotional<br />

und auch für Unsportliche geeignet. (jes)<br />

Start 9. 2.<br />

Der Junge mit dem Fahrrad<br />

DRAMA<br />

BE/F/I 2011, 87 Min.<br />

R: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne<br />

D: Cécile de France, Thomas Doret,<br />

Jérémie Renier<br />

ab 9. 2. (Alamode)<br />

2//<br />

Einen märchenhaften Film wollten die<br />

Dardenne-Brüder drehen, einen Film, der<br />

eine positive Antwort auf den harten Sozialrealismus<br />

ihrer Werke „Das Kind“<br />

(2005) oder „Lornas Schweigen“ (2008)<br />

gibt. Gedreht haben sie einen verhältnismäßig<br />

konventionellen Film: Schwererziehbarer<br />

Junge (großartig: der zwölfjährige<br />

Thomas Doret) trifft auf bodenständige<br />

Friseurin (Cécile de France spielt mit aller<br />

Kraft gegen ihren Starstatus an) und beginnt,<br />

sich trotz Rückschlägen zu öffnen.<br />

Die wallonische Provinz ist hart und abweisend<br />

wie immer bei den Dardennes,<br />

aber erstmals finden sich hier auch Figuren,<br />

die tatsächlich einen freundlichen Charakter<br />

haben. Das ist nicht ungefährlich für<br />

die Ästhetik des Films: Zwar fiebert und<br />

leidet man mit den Hauptfiguren. Gleichzeitig<br />

ahnt man aber auch, dass die Grenze<br />

zum Kitsch bei dieser ultrarealistischen<br />

Filmsprache gefährlich nahe liegt, sobald<br />

nicht mehr alle Personen scheiße sind. (fis)<br />

Die Unsichtbare<br />

// kino 79<br />

DRAMA<br />

D 2011, 113 Min.<br />

R: Christian Schwochow<br />

D: Stine Fischer Christensen, Ulrich Noethen,<br />

Anna-Maria Mühe<br />

ab 9. 2. (Falcom Media)<br />

4//<br />

Schauspielschülerin wird von Regiemeister<br />

zu seiner „Camille Claudel“ gemacht. Der<br />

genialische Theatermann Friedmann<br />

(Noethen) weidet die labile Fine mit billigen<br />

Psychotricks darstellerisch aus – Die<br />

Schülerin kann bald nicht mehr zwischen<br />

Camille und sich unterscheiden … Ein<br />

Fehler in diesem an Fehlern reichen Drama<br />

ist die Dänin Christensen in der Hauptrolle.<br />

Sie ist so blass und unscheinbar,<br />

dass sie den Anspruch der titelgebenden<br />

Unsichtbaren übererfüllt; zudem bleibt<br />

sie einem durch ihren putzigen Akzent in<br />

ihrem Leid fern, nervt durch Passivität.<br />

Doch damit nicht genug: Statt das Drama<br />

auf der Bühne psychologisch in seinem<br />

„Black Swan“-Potential auszuloten, bürdet<br />

Regisseur Schwochow Fine noch eine Liebesgeschichte,<br />

Sex mit Friedmann, eine<br />

behinderte Schwester, eine allein erziehende<br />

Mutter sowie einen Mord- und Suizidversuch<br />

auf und krönt das allen Ernstes<br />

mit einem Happyend. Die Kamera wackelt<br />

wild, Noethen schreit und wütet, Christensen<br />

weint und starrt. Aber am Ende ist es<br />

doch wieder nur überambitioniertes, öffentlich-rechtliches<br />

Fernsehen im Kino. (vs)<br />

... und außerdem online<br />

Noch mehr Rezensionen und<br />

Informationen zu allen monatlichen<br />

Kinostarts und alle Spielzeiten im<br />

Kinoportal auf kulturnews.de<br />

Im Februar gibt’s dort auch unsere<br />

Kritiken folgender neuer Filme:<br />

Tage, die bleiben 5 //<br />

Familie findet zusammen // ab 26. 1.<br />

Sex on the Beach 2 //<br />

Britprolls auf Kreta // ab 2. 2.<br />

Gefährten 3 //<br />

Ein Junge und sein Pferd // ab 16. 2.<br />

kulturnews 2/12<br />

PETER SCHNEIDER TIMUR MASSOLD<br />

HENRIKE VON KUICK<br />

EINFILMVON<br />

HANS WEINGARTNER<br />

VOM REGISSEUR VON<br />

DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI<br />

AB 02.02. IM KINO


Trailer & mehr<br />

gibt’s hier!<br />

www.ascot-elite.de<br />

80 dvds //<br />

DVD des Monats<br />

Miniröcke, zerfetzte Netzstrümpfe und Rollerderbys<br />

statt Tüllkleidern, Schönheitswettbewerben und einem<br />

trostlosen Job im Diner: Mag ja sein, dass Drew<br />

Barrymores Regiedebüt ein ziemlich konventionell erzählter Coming-of-Age-Film ist.<br />

Auch hätte die Geschichte der 17-jährigen Bliss Cavendar, die in der texanischen<br />

Kleinstadt vor sich hin leidet, bis sie in der Indieszene von Austin nach und nach<br />

ein neues Selbstverständnis entwickelt, gut und gern ein bisschen mehr Grrrlpower<br />

vertragen können. Und trotzdem liegt die Jugendbuchadaption deutlich über dem<br />

Durchschnitt: weil Barrymore die coole Undergroundsportart erstmals auf spannende<br />

Art fürs Kino zu inszenieren weiß. Vor allem aber, weil sie großartige Schauspielerinnen<br />

engagiert hat, allen voran Hauptdarstellerin Ellen Page, die hier eine ähnliche<br />

Charaktertiefe zeigt wie in „Juno“. (cs)<br />

Film 4<br />

Extras alternativer Anfang, Deleted Scenes, Interviews, Trailer. Auch als Blu-ray<br />

The Ledge – Am Abgrund<br />

THRILLER/DRAMA<br />

USA 2010<br />

R: Matthew Chapman<br />

D: Liv Tyler,<br />

Patrick Wilson,<br />

Terrence Howard<br />

erschienen<br />

(Universum Film)<br />

Gavin Nichols will sich vom Dach eines<br />

Hochhauses stürzen, um den Tod seiner<br />

Freundin Shana zu verhindern. Schnitt,<br />

dann beginnt Nichols zu erklären, wie es<br />

dazu kam. Auf ihrer Mitte gerät die Story<br />

leider zu einer furchtbar getragenen<br />

Debattierstunde über Religion, und auch<br />

die Extras sind etwas mau. (mh)<br />

Film 3<br />

Extras Interviews, Trailer. Auch als Blu-ray<br />

Restless<br />

DRAMA<br />

USA 2011<br />

R: Gus Van Sant<br />

D: Mia Wasikowska,<br />

Henry Hopper,<br />

Ryo Kase<br />

9. 2.<br />

(Sony Pictures)<br />

Zu schön, um gut zu sein? Ja, gelegentlich<br />

versteigt sich Gus Van Sant bei dieser<br />

kulturnews 2/12<br />

Roller Girl – Manchmal ist die<br />

schiefe Bahn der richtige Weg<br />

TEENAGERKOMÖDIE<br />

USA 2009<br />

R: Drew Barrymore<br />

D: Ellen Page, Juliette Lewis, Landon Pigg<br />

3. 2. (Senator)<br />

-Bewertung<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Coming-of-Age-Romanze zum Thema Tod<br />

in Kitsch und Oberfläche. Dazwischen<br />

gelingt ihm mithilfe seiner talentierten<br />

Hauptdarsteller und seinem Gespür für<br />

gute Bilder aber echte Poesie. (kab)<br />

Film 4<br />

Extras entfallene Szenen, Gus Van Sants<br />

Stummfilm-Version von Restless,<br />

Dokumentationen. Auch als Blu-ray<br />

Jagdszenen aus Niederbayern<br />

KLASSIKER<br />

D 1969<br />

R: Peter Fleischmann<br />

D: Martin Sperr,<br />

Angela Winkler,<br />

Hanna Schygulla<br />

9. 2.<br />

(Eurovideo)<br />

Gottesdienst, Feldarbeit, Feierabend: Das<br />

Leben im niederbayerischen Unholzing der<br />

späten 60er ist übersichtlich und – absolut<br />

unter sozialer Kontrolle. Sexuelle Übergriffe<br />

auf Frauen, die eh schon von der Gemeinschaft<br />

stigmatisiert sind, werden unter<br />

höhnischem Gelächter geduldet; was nicht<br />

geduldet wird, ist ein Schwuler. Über den<br />

Mechaniker Abram geraten Gerüchte in<br />

Umlauf. Wunderbar perfide lässt Regisseur<br />

Peter Fleischmann eine Sau schlachten,<br />

mit allen Details vom Bolzenschuss über<br />

das Ausbluten bis zum Kesselfleisch.<br />

Nach getaner Arbeit startet die Treibjagd


auf Abram … „Jagdszenen“ zeigt Hanna<br />

Schygulla und Angela Winkler in der<br />

Frühphase ihrer Karriere und sorgte Ende<br />

der 60er in Cannes wie auch bei vielen<br />

weiteren Filmfestivals für Furore. (jw)<br />

Film 4<br />

Extras Interviews, Featurette, Trailer.<br />

Nur als Blu-ray<br />

Fright Night<br />

HORROR-<br />

KOMÖDIE<br />

USA 2011<br />

R: Craig Gillespie<br />

D: Anton Yelchin,<br />

Colin Farrell, Christopher<br />

Mintz-Plasse<br />

9. 2. (Walt Disney)<br />

Ein Remake, das sich sehen lassen kann<br />

– und ein Vampir (Collin Farrell), der nicht<br />

bloß sexy, sondern endlich mal wieder<br />

richtig böse ist. Regisseur Craig Gillespie<br />

(„Lars und die Frauen“) rundet seine Hommage<br />

an das selbst schon trashige 80er-<br />

Original mit einem Effekt- und Dialogfeuerwerk<br />

ab. (kab)<br />

Film 4<br />

Extras Pannen vom Dreh, Featurette,<br />

Musikvideo. Auch als Blu-ray<br />

Cowboys & Aliens<br />

HOFFNUNGSLOS<br />

GLÜCKLICH<br />

SCI-FI-WESTERN<br />

USA 2011<br />

R: Jon Favreau<br />

D: Daniel Craig,<br />

Harrison Ford, Olivia<br />

Wilde<br />

erschienen<br />

(Paramount)<br />

Noch eine Comicverfilmung, muss das<br />

sein? Muss es nicht, macht aber im Falle<br />

von „Cowboys & Aliens“ durchaus Spaß.<br />

Daniel Craig als rauer Einzelgänger Jake<br />

hat im Jahr 1873 nicht nur mit<br />

Indianern und Gesetzlosen zu tun, zu<br />

allem Überfluss tauchen Außerirdische<br />

auf, die er actionreich bekämpfen muss.<br />

Das besondere an dieser Comicadaption<br />

ist jedoch, dass Harrison Ford, Olivia<br />

Wilde und Indiestar Paul Dano Zeit<br />

bekommen, ihre Charaktere zu entwickeln.<br />

Und das bereichert den Western-<br />

Sci-Fi-Mix ungemein. (es)<br />

Film 4<br />

Extras Kommentar des Regisseurs,<br />

Featurettes. Auch als Blu-ray<br />

Jacinda Barrett (Bridget Jones 2), James Nesbitt<br />

(Match Point) und Kodi Smit-McPhee (The Road) in<br />

einer bewegenden Geschichte „mit einigen der<br />

besten Schauspieler-Leistungen, die Sie vermutlich<br />

jemals sehen werden – also halten Sie die<br />

Taschentücher bereit.” (MediaSearch).<br />

AB 27. JANUAR ÜBERALL AUF<br />

DVD UND BLU-RAY ZU KAUFEN!<br />

Nurse Jackie – Staffel 1<br />

TV-COMEDY-SERIE<br />

USA 2009<br />

R: Paul Feig, Steve<br />

Buscemi u.a.<br />

D: Edie Falco, Eve<br />

Best, Merritt Wever<br />

erschienen<br />

(Universum)<br />

Edie Falco ist cool. Bis man das ihrer<br />

Figur Jackie zugesteht, müssen aber einige<br />

Folgen vergehen. Denn anfangs sind die<br />

pillenschnupfende, trotz Ehering herumvögelnde<br />

und fröhlich Selbstjustiz übende<br />

New Yorker Krankenschwester und ihre<br />

Sidekicks bloß Abziehbilder, Versatzstücke<br />

aus anderen Krankenhausserien<br />

von „Scrubs“ über „Doctor House“ bis<br />

„Grey’s Anatomy“. Doch je mehr Jackie<br />

sich mit Pillenschnupfen, Herumvögeln<br />

und Selbstjustiz in die Patsche bringt,<br />

desto sympathischer, menschlicher und<br />

glaubwürdiger wird sie. (kab)<br />

Film 4<br />

Extras Featurettes<br />

DIE ZEIT, DIE UNS<br />

NOCH BLEIBT<br />

Erleben Sie die Oscar ® -Preisträger Colin Firth (The<br />

King’s Speech) und Jim Broadbent (Moulin Rouge)<br />

in einer wundervollen, bewegenden Vater-Sohn-Geschichte<br />

– behutsam inszeniert und beeindruckend<br />

gespielt! Die Verfilmung des internationalen Bestsellers<br />

„Wann hast du zuletzt deinen Vater gesehen?“<br />

von Blake Morrison.<br />

AB 03. FEBRUAR ÜBERALL AUF<br />

DVD UND BLU-RAY ZU KAUFEN!<br />

// dvds 81<br />

Super – Shut Up, Crime!<br />

PARODIE<br />

USA 2009<br />

R: James Gunn<br />

D: Rainn Wilson,<br />

Kevin Bacon,<br />

Liv Tyler<br />

27. 1. (<br />

Koch Media)<br />

Regisseur James Gunn ist ganz schön<br />

durchgeknallt: In seiner Heldensatire<br />

lässt er nicht nur Ellen Page brutal<br />

Gangster zu Brei hauen; die göttlichen<br />

Visionen von Antiheld Frank (Rainn<br />

Wilson) glaubt er sogar selbst erlebt zu<br />

haben. Trotz pseudo-biografischer Story<br />

sticht „Super“ seinen Genrekollegen<br />

„Kick Ass“ mit noch mehr Gewalt und<br />

tristen Bildern aus. Die DVD kommt<br />

zudem mit Gunns Webserie „PG Porn“,<br />

in der namhafte Pornodarsteller und<br />

Schauspieler miese Pornostorys parodieren.<br />

Ein Riesenspaß! (mh)<br />

Film 4<br />

Extras Audiokommentar, Behind the<br />

Scenes, Trailer, TV Spot. Auch als Blu-ray<br />

EIN VERHÄNGNISVOLLER<br />

SOMMER<br />

Stil-Ikone und Kino-Superstar Sienna Miller (Casanova,<br />

Alfie) in einer hocherotischen und verhängnisvollen<br />

Ménage-a-Trois! Die lang erwartete Verfilmung von<br />

„Wonder Boys“-Autor Michael Chabons gefeiertem internationalen<br />

Kult-Bestseller „Die Geheimnisse von<br />

Pittsburgh“.<br />

AB 24. FEBRUAR ÜBERALL AUF<br />

DVD UND BLU-RAY ZU KAUFEN!


82 aktion //<br />

Filmperlen für zu Hause<br />

Großes Kino im Kleinformat: Das ist CineProject. In der Filmedition von Twentieth<br />

Century Fox Home Entertainment erscheinen ab 3. Februar fünf neue, außergewöhnliche<br />

Filme auf DVD und Blu-ray.<br />

Ein Geheimtipp für Filmfans ist die Tragikomödie „Win Win“ von Regisseur Tom<br />

McCarthy. Mike Flaherty (Paul Giamatti), scheiternder Anwalt und Trainer einer erfolglosen<br />

Ringermannschaft, legt die Grenzen des Gesetzes großzügig aus, um über die<br />

Runden zu kommen. Als sein Enkel sich als talentierter Ringer herausstellt, verändert<br />

sich Vieles zum Guten. Doch Altlasten machen Mike das Leben schwer. Ob sie von<br />

Situationskomik oder Mitleid rühren – Tränen lassen sich hier kaum vermeiden.<br />

Die witzige Romanze „Von der Kunst, sich durchzumogeln“ erzählt vom eigenbrödlerischen<br />

Schüler George Zinavoy (Freddie Highmore), der seine Mogelstrategien bis ins<br />

Letzte perfektioniert – bis seine erste Liebe Sally (Emma Roberts) sein Weltbild auf<br />

den Kopf stellt. Gavin Wiesen ist mit dieser Coming-of-Age-Story ein bezauberndes<br />

Regiedebüt gelungen.<br />

Impressum //<br />

kulturnews erscheint monatlich und wird herausgegeben<br />

und verlegt von der bunkverlag GmbH<br />

Zeisehallen, Friedensallee 7–9, 22765 Hamburg<br />

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MUSIK Matthias Wagner (mw)<br />

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DVD Katharina Behrendsen (kab)<br />

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ENTERTAINMENT Jürgen Wittner (jw)<br />

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KINO Volker Sievert (vs)<br />

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kulturnews 2/12<br />

LITERATUR Carsten Schrader (cs)<br />

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LIVE Ellen Stickel (es)<br />

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Mark Heywinkel (mh)<br />

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KUNST + THEATER Falk Schreiber (fis)<br />

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LIFESTYLE Ellen Stickel (es)<br />

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TERMINE UND PROGRAMM siehe citymag, S. 3<br />

WEITERE BEITRÄGE DIESER AUSGABE<br />

Marcel Anders, Nicola Barsties (nb),<br />

Ron Haller (ron), Kathrin Kaufmann (kat),<br />

Dagmar Leischow, Marten Lorenzen (ml),<br />

Lasse Nehren (lan), Dr. Justus Noll (jn),<br />

Steffen Rüth, Michael Schock (ms), Julia<br />

Emma Schröder (jes), Michael C. Starke<br />

(mcs), Franz X. A. Zipperer<br />

Praktikantinnen und Praktikanten:<br />

Jörn-Jakob Surkemper (jjs),<br />

Martina Kammermann (mak)<br />

Win Win<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung des Herausgebers oder<br />

des Verlags wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Materialien kann keine Gewähr übernommen<br />

werden. Die Urheberrechte für Anzeigen, Entwürfe,<br />

Fotos, Vorlagen sowie der grafischen Gestaltung<br />

bleiben beim Verlag und können nur mit<br />

dessen Genehmigung weiterverwendet werden.<br />

Veranstaltungshinweise werden kostenlos abgedruckt.<br />

Fotos, die Veranstaltungshinweise illustrieren,<br />

können nur frei abgedruckt werden; der<br />

Verlag setzt bei Eingang voraus, dass alle Honorarfragen<br />

vom Veranstalter bereits geklärt sind.<br />

HINWEIS ZU GEWINNSPIELEN<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

ART DIRECTION Nils Heuner (nh)<br />

GRAFIK Anna Diem, Lennart Vitting<br />

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Von der Kunst, sich durchzumogeln<br />

ANZEIGENLEITER Helge Löbel (v.i.S.d.P.)<br />

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ANZEIGENBERATUNG Mathias Harringer<br />

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ANZEIGENBERATUNG Lore Kalamala<br />

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ANZEIGENBERATUNG Jürgen Peters<br />

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ANZEIGENBERATUNG Petra Schaper<br />

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ANZEIGENBERATUNG Skadi Schmidt<br />

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AKTIONEN + DISPOSITION Esther Ahrens<br />

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ABO/LESERSERVICE Maike Göttsche<br />

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ANZEIGENSCHLUSS 3/12: 13. 2. 12<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste 2012<br />

Printed in Germany.<br />

Der Bezug per Abonnement beträgt für<br />

zwölf Ausgaben 21 Euro (inkl. Porto & MwSt.).<br />

NÄCHSTE AUSGABE 3/12: 23. 2. 12<br />

Brazil<br />

Neben diesen Neuheiten bringt CineProject endlich auch Terry Gilliams Kultfilm<br />

„Brazil“ sowie den Outdoorthriller „127 Hours“, die wahre Abenteuergeschichte eines<br />

Bergsteigers, in HD heraus. Auf DVD ergänzt der Politthriller „Red Corner“ mit Richard<br />

Gere die Filmreihe.<br />

Holen Sie sich drei der Filmperlen<br />

gleich ins Wohnzimmer: kulturnews<br />

und CineProject verlosen 2 Blu-ray-<br />

Pakete, bestehend aus „WinWin“,<br />

„Von der Kunst, sich durchzumogeln“<br />

und „Brazil“. Einfach bis zum 22. 2.<br />

die Gewinnhotline 0137-989 89 81<br />

(0,50 Euro/Anruf) anrufen.<br />

Viel Glück!


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29.02.2012 HANNOVER<br />

SCHALL UND RAUCH<br />

01.03.2012 KÖLN<br />

UNDERGROUND<br />

02.03.2012 HEIDELBERG<br />

KARLSTORBAHNHOF<br />

03.03.2012 LÜNEN<br />

LÜKAZ<br />

07.03.2012 NÜRNBERG<br />

HIRSCH<br />

08.03.2012 STUTTGART<br />

UNIVERSUM<br />

09.03.2012 BERLIN<br />

ASTRA KULTURHAUS<br />

10.03.2012 MÜNCHEN<br />

BACKSTAGE<br />

11.03.2012 FRANKFURT<br />

NACHTLEBEN<br />

14.03.2012 ESSEN<br />

ZECHE CARL<br />

15.03.2012 HAMBURG<br />

KAISERKELLER<br />

16.03.2012 LÜBECK<br />

RIDERS CAFE<br />

22.03.2012 OSNABRÜCK<br />

BASTARD<br />

23.03.2012<br />

24.03.2012<br />

30.03.2012<br />

31.03.2012<br />

WIEN | AT<br />

SZENE<br />

TRIMMELKAM | AT<br />

SAKOG<br />

LUSTENAU | AT<br />

CULTURE FACTOR Y<br />

AARAU | CH<br />

FLÖSSERPLATZ<br />

12.04.2012 FULDA<br />

KULTURKELLER<br />

13.04.2012 KAISERSLAUTERN<br />

KAMMGARN<br />

14.04.2012 AACHEN<br />

MUSIKBUNKER<br />

24.05.2012 KONSTANZ<br />

KULTURLADEN<br />

25.05.2012 MÜNCHEN<br />

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