4 - Kulturnews
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Deutschlands Kultur- und Musikmagazin // kulturnews.de Februar 2012 // Nr. 256<br />
musik //<br />
Mark Lanegan<br />
Christina Perri<br />
Tindersticks<br />
Selbst ist die Band<br />
Jupiter<br />
Jones<br />
David Sylvian<br />
Felix Meyer<br />
Lyambiko<br />
film //<br />
Radek Wegrzyn<br />
„Sommer auf<br />
dem Land“<br />
buch //<br />
Frank Schulz<br />
„Onno Viets<br />
und der Irre<br />
vom Kiez“
Tickets, News und das komplette Kinoprogramm: www.kulturnews.de<br />
musik //<br />
6 Jupiter Jones<br />
Selbst ist die Band<br />
8 David Sylvian<br />
Aus dem Takt<br />
10 Mark Lanegan<br />
Über die Runden<br />
12 Felix Meyer<br />
Alles außer Superstar<br />
13 Adrian Zaar<br />
Playback ist tabu<br />
14 Tindersticks<br />
Am Rand der Klippe<br />
15 Sven van Thom<br />
Singen und seufzen<br />
16 Christina Perri<br />
Willkommen im Club<br />
18 Lyambiko<br />
Ein bisschen heile Welt<br />
19 Verneri Pohjola<br />
Immer wieder null<br />
news //<br />
4 Berlinale<br />
Blaze<br />
Vincent Burmeister<br />
Alina Süggeler<br />
HAM.LIT<br />
William Forsythe<br />
Park Chan-wook<br />
aktios //<br />
66 Axe Hair:<br />
5 Starterkits<br />
82 CineProject:<br />
2 x 3 Blu-rays<br />
73 Abo<br />
82 Impressum<br />
Foto: Lani Lee<br />
kulturnews 2/12 // inhalt 3<br />
live //<br />
20 Auf Tour<br />
Tipps und Interviews<br />
27 citymag<br />
Programm-Magazin Tipps und Termine<br />
platten //<br />
62–71 Pop, Rock + Dance<br />
The Maccabees<br />
Chris Isaak<br />
Cœur De Pirate<br />
Crippled Black Phoenix<br />
Deichkind<br />
Kettcar<br />
Nada Surf<br />
… und viele andere mehr<br />
Jazz + Classics<br />
Steve Klink<br />
Addys Mercedes<br />
Christina Lux<br />
bücher //<br />
72–75 Frank Schulz:<br />
Ein Händchen fürs Milieu<br />
Christina Maria Landerl<br />
Perihan Magden<br />
Aravind Adiga<br />
Giles Blunt<br />
Camilla Grebe und Åsa Träff<br />
kino //<br />
76–79 „Sommer auf dem Land“:<br />
Von Liebe und Milch<br />
„Die Summe meiner einzelnen Teile“<br />
„Dame, König, As, Spion“<br />
„The Artist“<br />
„The Descendants – Familie und<br />
andere Angelegenheiten“<br />
dvds //<br />
Foto: Roof Music<br />
Foto: davidsylvianofficial<br />
80–81 „Roller Girl“<br />
„Nurse Jackie – Staffel 1“<br />
„Jagdszenen aus Niederbayern“<br />
2011 wurde Lyambiko mit dem Echo<br />
Jazz als SÄNGERIN DES JAHRES ausgezeichnet.<br />
Nun präsentiert sie ihr brandneues<br />
Album mit berühmten Songs von<br />
George Gershwin wie Summertime,<br />
I Got Rhythm oder Love Walked In.<br />
TOUR 2012 10.2. Halle, 23.2. Hamburg,<br />
24.2. Berlin, 26.2. Dresden,<br />
28.2. Kiel, 1.3. Mainz, 6.3. Regensburg,<br />
7.3. Wetzlar, 8.3. Bochum, 11.3.<br />
Bonn, 13.3. Düsseldorf, 14.3. Trier,<br />
15.3. Aschaffenburg, 17.3. München,<br />
30.3. Stuttgart<br />
Weitere Tourdaten unter<br />
WWW.LYAMBIKO.COM<br />
www.sonymusicclassical.de
Foto: Paddy Balls<br />
4 news //<br />
Foto: Privat<br />
„Ich hätte nie<br />
gedacht, dass die<br />
Geschichte eines<br />
drogenkochenden,<br />
mordenden<br />
Chemielehrers<br />
bei den Amis auch<br />
nur den Hauch<br />
einer Chance<br />
hätte. Aber es<br />
fiebern jede<br />
Woche Millionen<br />
Tea-Party-<br />
Anhänger mit.“<br />
Comiczeichner Vincent Burmeister („Die wahre Geschichte vom Untergang<br />
der Alexander Kielland“, Carlsen) entpuppt sich im uMag-Interview ebenfalls<br />
als Fan der TV-Serie „Breaking Bad“.<br />
Stepptanz vs. Breakdance<br />
Vom Bühnenset übers Lichtdesign bis hin zu den Choreografen: Man hat nur<br />
die Besten ausgewählt, um die Produktion der Show Blaze umzusetzen<br />
(Deutschlandtour: 25. 3.–20. 4.). Starregisseur Anthony van Laast<br />
(„Mamma Mia“, „Batman live“) konnte aus dem Vollen schöpfen; zu verdanken<br />
hat er das den Produzenten Eric Holman und Eymert von Manen<br />
(„Africa! Africa!“). Das Ergebnis: eine Tanzshow, die zu Songs von Justin<br />
Timberlake, Michael Jackson und Lady Gaga einen Mix aus Breakdance,<br />
Stepptanz und klassischem Ballett liefert. Längst sprechen die Vorabkritiken<br />
von der frechsten, fröhlichsten und energiegeladensten Show überhaupt.<br />
Wir werden sehen – und hören. (jw)<br />
Foto: Internationale Filmfestspiele Berlin<br />
Problembär?<br />
Immer wieder im Februar erwacht<br />
in Berlin der Bär aus<br />
dem Winterschlaf. Dann<br />
flimmern bei der Berlinale<br />
rund 400 Filme über die Leinwände,<br />
und Weltstars des Kinos stemmen<br />
sich gegen den grimmig-kalten Wind, der durch<br />
die Hauptstadtstraßen fegt. Um sich von der<br />
glamouröseren Konkurrenz aus Cannes und<br />
Venedig abzusetzen, positioniert sich auch<br />
die 62. Auflage wie alle ihre Vorgänger als<br />
sehr politisch und problemorientiert – was<br />
manchem zu sehr zu Lasten der Filmkunst<br />
geht. Vom 9.–19. 2. werben<br />
beim größten Publikumsfestival<br />
der Welt neue Filme von<br />
Billy Bob Thornton, Paolo und<br />
Vittorio Taviani, Christian Petzold,<br />
Hans-Christian Schmid und Matthias<br />
Glasner um die Gunst der<br />
Jury unter dem Vorsitz von Mike Leigh. Mehr Infos und Tickets unter<br />
www.berlinale.de. (vs)<br />
präsentiert<br />
Mike & The Mechanics<br />
7. 7. // Tuttlingen Festivalzelt/Ruine<br />
8. 7. // Dortmund Signa Iduna Park<br />
10. 7. // Berlin Tempodrom<br />
12. 7. // Dresden Alter Schlachthof<br />
14. 7. // Offenbach Capitol<br />
Tickets und mehr über<br />
Mike & The Mechanics<br />
auf kulturnews.de<br />
Foto: Jahnke
Jung und wild<br />
Bei der HAM.LIT treffen sich am<br />
2. Februar wieder die jungen Wilden<br />
der Literatur an der Elbe. Im<br />
Hamburger Club Uebel & Gefährlich<br />
lesen unter anderem Jan<br />
Brandt, Nina Bußmann und Leif<br />
Randt, musikalisch umrahmt von<br />
den Sternen und Nils Frevert.<br />
Gemischte Gefühle<br />
Tanzerneuerer William Forsythe<br />
ist immer für eine Überraschung<br />
gut. Leider nicht bei seinen Stücktiteln:<br />
Unoriginellst „Ein gemischter<br />
Abend“ nennt sich die aktuelle<br />
Produktion des Starchoreografen<br />
– ab 3. 2. im Bockenheimer<br />
Depot in Frankfurt.<br />
Apple-Action<br />
34 Minuten dauert er: der erste<br />
Kinofilm, der mit dem iPhone gedreht<br />
wurde. „Oldboy“-Regisseur<br />
Park Chan-wook erzählt von einem<br />
Fischer, der nachts beim Angeln<br />
etwas gar nicht Fischiges am<br />
Haken hat. Start: 26. Januar, immer<br />
vor dem koreanischen Film<br />
„Arirang“.<br />
� Tagesaktuelle News gibt es auf kulturnews.de<br />
Foto: Burcu Didem Sentürk<br />
// news 5<br />
Alina<br />
sucht Lena<br />
Kaum ist man heutzutage halbprominent,<br />
schon darf man<br />
Stars casten. So geht es jedenfalls<br />
der stets sorgsam verrucht<br />
gestylten Frida-Gold-Frontfrau<br />
Alina Süggeler, die ein richtig<br />
rasantes Jahr hinter sich hat:<br />
Tour mit Kylie Minogue, Hitsingle<br />
„Wovon sollen wir träumen?“,<br />
Silvesterauftritt vor<br />
einer Million Menschen am<br />
Brandenburger Tor. Und flugs<br />
darf sie als Jurymitglied gemeinsam<br />
mit Stefan Raab und<br />
Thomas D auf Pro 7 ermitteln,<br />
wer beim Eurovision Song<br />
Contest am 26. Mai „Unser<br />
Star für Baku“ werden soll –<br />
gleichsam ein Hochamt der<br />
deutschen Popkultur. Bis zum<br />
Finale am 16. Februar will die<br />
Jury versuchen, den leichten<br />
Kater nach dem Lena-Rausch<br />
mit ein bisschen neuer Hoffnung<br />
zu vertreiben. Alina sucht<br />
also die neue Lena – und<br />
wenn sie sich so verrucht stylt,<br />
wie sie sich immer stylt (Foto),<br />
dürfte eins auf jeden Fall stimmen:<br />
die Einschaltquote. (mw)
6 musik // Deutschrock<br />
Foto: Sven Sindt<br />
Jupiter Jones<br />
Selbst ist die Band<br />
Die erfolgreichen Deutschrocker Jupiter Jones sind störrisch: Sie<br />
lassen sich einfach nicht helfen. Und das soll bitte auch nach ihrem<br />
Durchbruch so bleiben.<br />
kulturnews: Nicholas, Sascha, eure Band Jupiter Jones gibt es im Spätsommer<br />
seit zehn Jahren. Wird das gefeiert?<br />
Sascha Eigner: Aber sicher doch! Wir haben vor, im September ein großes<br />
Festival in Trier zu veranstalten. Da wird vermutlich eine weitere große Band<br />
mit dabei sein und mehrere eher unbekannte aus der Eifel, denen wir<br />
dadurch ein bisschen Auftrieb zu geben versuchen. Wir haben ja am eigenen<br />
Leib erfahren, wie schwer es für Bands aus der Eifel ist, durchzustarten.<br />
kulturnews: Wenn euch der Bandnachwuchs nach Tipps fragt, was antwortet<br />
ihr?<br />
Nicholas Müller: Legt alle Romantik ab! Lasst ab von dem Plan, dass ihr sofort<br />
Fernseher aus Hotelzimmern werfen werdet, ihr werdet erst mal froh sein,<br />
wenn ihr abends einen Schlafplatz habt.<br />
Eigner: In der Anfangszeit von Jupiter Jones haben wir für eine Kiste Bier vor<br />
kulturnews 2/12<br />
zehn Leuten in versifften Läden gespielt und anschließend auf WG-Fußböden<br />
geschlafen.<br />
Müller: Dem Rocklifestyle frönen wir aber immer noch nicht. Ich trinke nicht<br />
mal Alkohol! (lacht)<br />
kulturnews: Wäre euch der Aufstieg leichter gefallen, wenn ihr statt aus<br />
einem mitteldeutschen Kaff aus Berlin gekommen wärt?<br />
Müller: Allein was Shows angeht, hätten wir in Berlin oder Hamburg eine viel<br />
größere Spielwiese gehabt. In der Eifel spielst du Konzerte vor den immer<br />
gleichen Menschen. Das ist ja auch erst mal schön: Man trifft die gleichen<br />
Leute wieder und ist in einem heimeligen, muckeligen Gefühl. Aber man<br />
kommt nicht wirklich weiter, man stagniert realtiv schnell – und das ist frus–<br />
trierend.<br />
Eigner: In den Metropolregionen gibt’s natürlich auch mehr Leute aus dem<br />
Musikbusiness, die du zu Konzerten einladen kannst. Die ersten zwei oder<br />
drei Jahre habe ich die meiste Zeit vorm Rechner verbracht und Tausende<br />
von E-Mails verschickt. Wir haben Pressemappen erstellt und Infohefte drukken<br />
lassen und an jeden geschickt, der sich nicht wehren konnte. Aber für<br />
eine Band aus der Eifel interessiert sich erst mal niemand.<br />
Müller: Im Nachhinein bin ich aber der Meinung, wir hätten das alles nicht<br />
geschafft, wenn wir die Eifel nicht als Nährboden gehabt hätten und damit<br />
den großen Willen, mehr Leuten unsere Musik nahe zu bringen.<br />
kulturnews: Euer Erfolg rührt auch daher, dass ihr immer alles selbst in die<br />
Hand nehmt. Ist das immer noch so?<br />
Eigner: Ich habe ziemlich früh angefangen, das Management für Jupiter<br />
Jones zu machen. Ich bin 24 Stunden am Tag für die Band da. So jemanden<br />
findet man einfach nicht noch mal – oder er ist unbezahlbar.<br />
Müller: … und wenn du Merchandising bei uns bestellst, dann wird das seit
Deutschrock // musik 7<br />
eh und je von unserem Schlagzeuger Marco verschickt. Nach wie vor sind<br />
wir ein Familienunternehmen.<br />
kulturnews: Leidet das darunter, dass die einzelnen Familienmitglieder in<br />
Deutschland verstreut leben?<br />
Müller: Wir sind keine dieser WG-Bands, die eine Fünf-Zimmer-Wohnung in<br />
Berlin mieten und auf ganz kleinem Raum zusammenwohnen. Das würde<br />
uns bestimmt alle wahnsinnig machen, obwohl wir uns sehr mögen. Wir<br />
sind nun mal auch eine Band, bei der ganz viele unterschiedliche Interessen<br />
zusammenkommen. Wenn nicht jeder die Möglichkeit gehabt hätte, dahin<br />
zu gehen oder da zu bleiben, wo er sein möchte, dann hätte die Band nicht<br />
funktioniert.<br />
kulturnews: Wie viel Spaß macht das Ganze heute noch, wenn ihr alle davon<br />
leben müsst? Immerhin ändern sich Trends ziemlich schnell, es ist schwer,<br />
sich in dem Geschäft zu halten.<br />
Eigner: Es macht jetzt viel mehr Spaß! Früher haben wir uns so viele Gedanken<br />
darüber gemacht, ob überhaupt jemand zu unserem Konzert kommt, ob<br />
das Album gekauft wird, ob wir unsere Miete bezahlen können. Jupiter Jones<br />
war lange Zeit eine Geldfressmaschine. Seit unserem aktuellen Album können<br />
wir viel entspannter an die Sache herangehen. Ich weiß, dass wir keine<br />
finanziellen Nöte haben werden, um die nächste Platte zu machen. Ich kann<br />
ganz entspannt Musik machen.<br />
kulturnews: Und wie steht es um das muckelige Gefühl bei Konzerten, das<br />
ihr damals hattet – könnt ihr das überhaupt noch herstellen, wenn ihr Hallen<br />
mit Hunderten von Zuhörern bespielt?<br />
Müller: Wir merken natürlich einen Unterschied. Früher konnten wir nach<br />
einem Auftritt noch ganz locker raus und ein Bier trinken, da wollte kein<br />
Mensch ein Autogramm haben, in der Regel wollte man sich mal mit uns<br />
unterhalten. Jetzt ist es so, dass wir hin- und hergezerrt werden von Foto zu<br />
Foto und von Autogramm zu Autogramm. In kleinem, akzeptablem Maße ist<br />
so etwas wie ein Starrummel entstanden, den wir vorher nicht kannten.<br />
Eigner: Trotzdem verkriechen wir uns nach einem Auftritt nicht backstage.<br />
Wir gehen raus, um Autogramme zu geben, aber auch um Leute von früher<br />
zu treffen oder mit neuen Leuten ins Gespräch zu kommen.<br />
Müller: Trotz inzwischen reichlich Klicks auf Youtube haben wir das große<br />
Glück, dass wir von unseren Hörern nicht wie Vieh behandelt werden. Wir<br />
haben ein sehr respektvolles, nettes Publikum.<br />
kulturnews: Irgendwann wird’s auch mal peinlich, auf der Bühne zu stehen.<br />
Wie schafft ihr einen würdevollen Abgang?<br />
Müller: Es ist in der Tat schwierig, auf der Bühne zu altern. Leonard Cohen<br />
hat das hinbekommen, Johnny Cash ebenfalls. Den Stones hingegen gelingt<br />
das nicht, das ist schon ein bisschen ein Affentheater, wenn Keith Richards<br />
und Mick Jagger mit fast 70 Jahren in knallengen Hosen über die Bühne<br />
stelzen.<br />
Eigner: Oder nimm die Toten Hosen: Die sehen zwar nicht so peinlich aus,<br />
aber bei denen wird’s auch problematisch, wenn sie nach fast 30 Jahren<br />
immer noch vom „Eisgekühlten Bommerlunder“ singen.<br />
Müller: Ich habe auch nicht vor, das bis an mein Lebensende zu machen.<br />
Aber ich glaube auch, wenn dieser Moment erreicht ist, an dem es nicht<br />
mehr geht, dann merken wir das alle und werden in Freundschaft auseinandergehen.<br />
Eigner: Aber für uns alle steht wohl fest, dass wir auf irgendeine Art und<br />
Weise bei der Musik bleiben werden. Die ist einfach unser aller Leben.<br />
Interview: Mark Heywinkel<br />
kulturnews präsentiert<br />
Tour 28. 3. Saarbrücken 29. 3. Hannover 30. 3. Offenbach 31. 3. Oberhausen<br />
kulturnews 2/12<br />
addys addys addys<br />
A D D Y S M E R C E D E S<br />
en en casa casa casa de<br />
de<br />
cuban roots &<br />
acoustic pop<br />
Das neue Album<br />
A D D Y S M E R C E D E S<br />
ab 27.1.2012<br />
in Läden und iTunes<br />
mit den Singles<br />
„Sabado Roto“ & „Hollywood“<br />
Mi. 22.2. Nürnberg Finca Celona<br />
Do. 23.2. Frankfurt Celona<br />
So. 26.2. Oldenburg Celona<br />
Mo. 27.2. Bremen Celona<br />
Di. 28.2. Wolfsburg Celona<br />
Mi. 29.2. Hannover Finca Celona<br />
So. 04.3. Wuppertal Celona<br />
Mo. 05.3. Siegen Celona<br />
Di. 06.3. Wilhelmshaven Celona<br />
Mi. 07.3. Osnabrück Celona<br />
Do. 08.3. Gütersloh Celona<br />
Addys on Tour<br />
Eintritt<br />
12,- €<br />
Di. 13.3. Hagen Celona<br />
Mi. 14.3. Essen Finca Celona<br />
Do. 15.3. Köln Extrablatt Alter Markt<br />
Sa. 17.3. CH-Rubigen - Mühle Hunziken<br />
So. 18.3. Mainz Extrablatt Schillerplatz<br />
Mo. 19.3. Hamburg - Fliegende Bauten (NDR)<br />
Di. 20.3. Paderborn Celona<br />
Mi. 21.3. Düren Extrablatt<br />
Do. 22.3. Hamm Extrablatt<br />
Do. 29.3. Münster Celona<br />
KartendirektindenLäden&unterwww.addys.de www.cafe.bar-celona.de
8 musik // Artpop<br />
David Sylvian<br />
Aus dem Takt<br />
Der britische Künstler David Sylvian ist mit 53 so unabhängig, wie<br />
man nur sein kann – zumindest künstlerisch.<br />
kulturnews: Mr. Sylvian, wenn man Ihre Musik hört, stellt man sich einen introviertierten,<br />
eigentbrötlerischen Menschen vor. Wie viel Persönliches fließt<br />
überhaupt ein in Ihre Künstlerpersona?<br />
David Sylvian: Die Arbeit mit all ihren Facetten zeigt schon meine intimste Seite.<br />
Nichts Oberflächliches, nichts Verstecktes, sondern etwas möglichst Wahres.<br />
kulturnews: Sie schaffen heutzutage vor allem radikal entschleunigte Klangbilder.<br />
Warum sind Ihnen Beat und Rhythmus so unwichtig geworden?<br />
Sylvian: Ich habe es als befreiend empfunden, mich keiner zeitlichen Beschränkung<br />
mehr unterwerfen zu müssen. So kann ich mich bewegen, wie<br />
ich möchte. Der Verzicht auf rhythmische Elemente macht es auch weitaus<br />
schwieriger, mein Material einzuordnen und zu kategorisieren.<br />
kulturnews: Üppige Orchestrierungen gibt es nicht mehr auf Ihren Alben, oft<br />
zugunsten von Einzelinstrumenten, die sich abwechseln. Dazu assoziiert<br />
man unweigerlich Isolation und Einsamkeit. Ist Ihnen das recht?<br />
Sylvian: Die Orchestrierung auf dem Album „Manafon“ ist in der Tat sparsam.<br />
Diese Kargheit weckt allerlei Assoziationen beim Hörer, manche davon könnten<br />
unangenehm sein. Jedenfalls würde ich es nicht konkret auf Isolation<br />
und Einsamkeit reduzieren, auch wenn beides sicherlich zum emotionalen<br />
Kern des Albums gehört.<br />
kulturnews: Wo schon die Begleitmusik immer karger wird: Könnten Sie sich<br />
auch ein komplettes A-cappella-Album vorstellen?<br />
Sylvian: Nein, völlig uninteressant für mich.<br />
kulturnews: Wenn man Sie als Bruder im Geiste von Scott Walker bezeichnete:<br />
Wäre das ein Kompliment?<br />
Sylvian: Ich habe Scott kennengelernt: Es gibt durchaus viele Gemeinsamkeiten<br />
zwischen uns, aber die Unterschiede sind wahrscheinlich größer.<br />
kulturnews: Wie stellen Sie sich eigentlich Ihren idealen Fan vor?<br />
Sylvian: Als jemand, der mir meine Taktlosigkeit verzeiht – und ohne Vorbehalte<br />
meine Musik hört.<br />
kulturnews: Sie sind seit fast einer Dekade ein echter Independentkünstler.<br />
Doch wie unabhängig kann man in schwierigen Zeiten wie diesen überhaupt<br />
noch sein – ist das eher Fluch oder Segen?<br />
Sylvian: Weder noch, es sind halt einfach die Umstände, mit denen wir leben<br />
müssen. Du arbeitest mit dem, was dir gegeben wird. Und die wirtschaftliche<br />
Krise für uns Musiker hat doch schon lange vorher begonnen. Lange vor<br />
dem Internet wurden wir bestohlen, und zwar von den großen Plattenfirmen.<br />
Ich persönlich genieße es deswegen sehr, komplett unabhängig zu sein von<br />
den halblegalen Machenschaften und den Majors. Lieber bin ich angewiesen<br />
auf die Fans, die mir diese Unabhängigkeit erlauben – und ich vertraue darauf,<br />
dass das so bleibt.<br />
kulturnews: Warum verkaufen Sie Ihre Downloads eigentlich ohne Kopierschutz?<br />
Wenn die Musikindustrie Recht hat, ist das doch wirtschaftlicher<br />
Selbstmord.<br />
kulturnews 2/12<br />
Sylvian: Da widerspreche ich nicht. Doch solange es CDs gibt, sehe ich keine<br />
Möglichkeit, dieses Problem zu bekämpfen. Wenn die CD irgendwann verschwunden<br />
ist, werden die Digitalvertriebe die Rechte der Labels und Musiker<br />
vielleicht genauso schützen wie schon jetzt die des Films, des Fernsehens<br />
und der Verlage.<br />
kulturnews: Anfang der 80er waren Sie in den Charts. Was ist außer dem<br />
Geld der größte Vorteil, ein Popstar zu sein?<br />
Sylvian: Berühmt zu sein garantiert dir eine Bühne, auf der du gehört wirst.<br />
Ich kann mir keinen größeren Vorteil vorstellen.<br />
kulturnews: Und der größte Nachteil?<br />
Sylvian: Dass aus den falschen Gründen in deine Arbeit investiert wird. Und<br />
der Verlust der Privatsphäre.<br />
kulturnews: Ihre berühmte „Weather Box“ mit frühen Soloalben ist inzwischen<br />
ein gefragtes Sammlerstück. Haben Sie noch einen Stapel davon zu<br />
Hause, den Sie bei Bedarf versilbern könnten …?<br />
Sylvian: Habe ich nicht. Lange bevor ich so weit sein werde, meine eigenen<br />
Produkte bei Ebay zu verkaufen, merke ich hoffentlich, dass es Zeit ist zu<br />
verschwinden.<br />
Interview: Matthias Wagner<br />
Mitarbeit: Nicola Barsties<br />
kulturnews präsentiert<br />
Tour 7. 3. Köln, 16. 3. Berlin, 19. 3. Frankfurt, 20. 3. Stuttgart<br />
Foto: davidsylvianofficial
WinterTour bereits komplett Ausverkauft!<br />
SOMMERTERMINE:<br />
02.06. LEIPZIG, PARKBÜHNE<br />
03.06. WETZLAR, HESSENTAG<br />
20.06. KÖLN, TANZBRUNNEN<br />
29.06. OSTERBURG, MADE IN GERMANY FESTIVAL<br />
30.06. SIGMARINGEN, SIGMARINGEN OPEN AIR<br />
12.07. HAMBURG, STADTPARK<br />
13.07. MAINZ, ZITADELLE<br />
14.07. FREIBURG, STIMMEN-FESTIVAL<br />
16.07. MÜNCHEN, TOLLWOOD FESTIVAL<br />
19.07. STUTTGART, FREILICHTBÜHNE KILLESBERG<br />
05.08. TRIER, AMPHITHEATER<br />
24.08. BOCHUM, ZFR<br />
25.08. JENA, KULTURARENA<br />
26.08. BRAUNSCHWEIG, VOLKSBANK BRAWO BÜHNE<br />
THE<br />
SERIOUS ART<br />
OF PROMOTION<br />
Greatest Hits live<br />
01.06.2012 WETZLAR · HESSENTAGSARENA<br />
29.06.2012 LUDWIGSLUST · SCHLOSSGARTEN<br />
03.07.2012 OBERHAUSEN · KÖNIG-PILSENER-ARENA<br />
14.07.2012 WÜRZBURG · RESIDENZPLATZ<br />
20.07.2012 ULM · MÜNSTERPLATZ<br />
ottmar liebert<br />
solo · Music & Images<br />
www.runrig.co.uk<br />
1.3. BERLIN<br />
2.3. KÖLN<br />
4.3. HANNOVER<br />
24.03. BERLIN<br />
25.03. HAMBURG<br />
26.03. KÖLN<br />
27.03. STUTTGART<br />
www.eloy-legacy.com<br />
WWW.PRKNET.DE<br />
5.3. STUTTGART<br />
6.3. MAINZ<br />
8.3. MÜNCHEN<br />
L2I0V|E2<br />
28.03. CH- PRATTELN<br />
29.03. MÜNCHEN<br />
30.03. MAINZ<br />
28.08. HAMBURG<br />
29.08. BOCHUM<br />
30.08. KÖLN<br />
31.08. STUTTGART<br />
01.09. MAINZ<br />
27.1 1. OBERHAUSEN<br />
28.1 1. HANNOVER<br />
29.1 1. BERLIN<br />
30.1 1. LEIPZIG<br />
01.12. KARLSRUHE<br />
11.9.2012 LEIPZIG ARENA<br />
14. 9. 2012 OBERHAUSEN KÖNIG PILSENER ARENA<br />
15. 9. 2012 KÖLN LANXESSARENA<br />
18. 9. 2012 MANNHEIM SAP ARENA<br />
21.9.2012 HANNOVER TUIARENA<br />
23.9.2012 BERLIN O2WORLD<br />
25.9.2012 HAMBURG O2WORLD<br />
STAUB & FANTASIE TOUR 2012<br />
04.02. Hamburg<br />
05.02. Berlin<br />
07.02. München<br />
www.mobileemusic.de<br />
BERNHOFT<br />
SOLIDARITYBREAKSTOUR2012<br />
17.4. MÜNCHEN<br />
19.4. BOCHUM<br />
20.4. BERLIN<br />
www.bernhoft.org<br />
16. HAMBURG - GROSSE FREIHEIT<br />
17.BERLIN-ASTRA<br />
18.KÖLN-E-WERK<br />
20. OFFENBACH - CAPITOL<br />
08.02. Frankfurt<br />
09.02. Köln<br />
11.02. Duisburg<br />
21.4. HAMBURG<br />
23.4. HEIDELBERG<br />
MÄRZ 2012<br />
21. MÜNCHEN - KESSELHAUS<br />
22.DRESDEN-SCHLACHTHOF<br />
25.STUTTGART-THEATERHAUS<br />
24.4. FRANKFURT<br />
25.4. KÖLN<br />
IN KOOPERATION MIT<br />
18.3. HANNOVER<br />
19.3. HAMBURG<br />
20.3. BIELEFELD<br />
22.3. KREFELD<br />
23.3. BOCHUM<br />
26.3. KÖLN<br />
27.3. STUTTGART<br />
28.3. AUGSBURG<br />
31.3. DRESDEN<br />
01.4. BERLIN<br />
IN KOOP. MIT
10 musik // Americana<br />
Mark Lanegan<br />
Über die Runden<br />
Mark Lanegan (47) hat alles überlebt: die Screaming Trees, die<br />
Queens Of The Stone Age, den Grunge, den Schnaps und die<br />
Drogen. Vielleicht singt er deshalb jetzt den Blues – und zwar wie<br />
kein anderer.<br />
kulturnews: Mark, würdest du dich als Überlebenden bezeichnen?<br />
Mark Lanegan: Zumindest habe ich viele meiner Zeitgenossen überlebt – und<br />
meine besten Freunde. Ein komisches Gefühl, denn ich habe mindestens so<br />
viel Gas gegeben wie sie. Vielleicht habe ich nur die bessere Ausdauer – oder<br />
die richtigen Gene. Eins von beiden.<br />
kulturnews: Womit du auf Kurt Cobain und Layne Staley von Alice In Chains<br />
anspielst …<br />
Lanegan: … und die ich schmerzlich vermisse, weil das großartige Menschen<br />
waren, mit denen ich viel Zeit verbracht habe. Leider sind sie mit diesem Leben<br />
als reisender Musiker nicht klargekommen, der kaum Verschnaufpausen<br />
hat und seine Freiheit und vielleicht auch seinen Erfolg mit hohen Entbeh–<br />
rungen bezahlt. Damit muss man umgehen können – genau wie mit der<br />
Industrie, die absolut menschenverachtend ist. Die darf man nicht zu nahe<br />
an sich heranlassen, weil sie einen sonst mit Haut und Haaren frisst. Und man<br />
darf sich nicht in Alkohol oder Drogen flüchten, was genau so schlimm ist.<br />
kulturnews: Zwei Dinge, von denen du dich erst vor kurzem getrennt hast. Ist<br />
dir das leicht gefallen – und gab es einen Grund?<br />
Lanegan: Meinen Arzt! Er hat mir gesagt, wenn ich weiter zwei Schachteln<br />
am Tag rauche, werde ich das nicht mehr lange machen. Und was den Rest<br />
betrifft: Das war ein harter Kampf, der mir weiß Gott nicht leicht gefallen ist.<br />
Ich habe einen richtig heftigen Entzug hinter mir, aber er musste sein, weil<br />
es körperlich nicht anders ging.<br />
kulturnews 2/12<br />
kulturnews: Singst du deshalb den Blues und nennst dein Album „Blues<br />
Funeral“, Bluesbegräbnis?<br />
Lanegan: Na ja, eigentlich sollte ich happy über meine aktuelle Situation sein.<br />
Schließlich geht es mir gut, ich fühle mich wohl in meiner Haut, und ich<br />
arbeite mit wunderbaren Leuten aus den unterschiedlichsten Genres, was<br />
unglaublich befriedigend ist. Gerade was die elektronischen Sachen mit Bomb<br />
The Bass oder den Soulsavers betrifft – das ist für mich völliges Neuland, bei<br />
dem ich sehr viel lerne. Und was den düsteren Sound meines Albums betrifft:<br />
Das ist halt mein Stil, woran sich wenig ändern lässt. Mit dieser Stimme<br />
kann ich keine fröhlichen Popsongs singen – ganz abgesehen davon,<br />
dass mich das auch nicht interessiert. Ich mache Musik, die ein bisschen mehr<br />
Substanz hat als dieser Hitparadenmüll. Und ich bin froh, dass ich davon<br />
leben kann. Ich komme über die Runden, indem ich einfach ich selbst bin.<br />
kulturnews: Wer steht auf deiner Wunschliste, mit wem würdest du gerne<br />
arbeiten, sofern sich die Chance böte?<br />
Lanegan: Mit Brian Eno, weil ich ihn für einen begnadeten Musiker halte, der<br />
tolle Platten gemacht hat. Womit ich vor allem seine frühen Soloalben meine;<br />
die sind der Wahnsinn, und deshalb wäre es das Größte, wenn das klappen<br />
würde. Aber ich bin nicht darauf angewiesen.<br />
kulturnews: Und deshalb gibt es vorerst auch keine Reunion deiner ersten<br />
Band, den Screaming Trees?<br />
Lanegan: Richtig. Okay, ich habe mir die Comebackshows von Kraftwerk und<br />
den Stooges angesehen und war total begeistert, das noch einmal erleben zu<br />
dürfen. Aber ich spüre kein Verlangen, mich auf die Bühne zu stellen und<br />
die alten Sachen zu singen. Das hat für mich überhaupt keinen Reiz. Klar,<br />
Soundgarden, Mudhoney, Alice In Chains und all den anderen scheint es<br />
großen Spaß zu machen, und sie verdienen auch nicht schlecht dabei. Ich<br />
fände es dagegen eher deprimierend. Und bislang hat uns noch keiner so<br />
viel geboten, dass ich nicht nein sagen konnte …<br />
kulturnews: Du hast jetzt sogar deine eigene Wackelkopffigur – komplett mit<br />
Anzug, Zigarette und Tätowierungen …<br />
Lanegan: Oh ja! Und diese Ehre wird längst nicht jedem zuteil. Ich mache<br />
also irgendwas richtig und bin nicht komplett auf dem Holzweg. Ein beruhigendes<br />
Gefühl …<br />
Interview: Marcel Anders<br />
Blues Funeral ist Anfang Februar erschienen.<br />
Foto: Sam Holden
CASSANDRA STEEN<br />
“MIR SO NAH” TOUR 2012<br />
09.03.12 Worpswede<br />
10.03.12 Sundern<br />
11.03.12 Dillingen<br />
13.03.12 Freiburg<br />
14.03.12 Aschaffenburg<br />
15.03.12 Dresden<br />
16.03.12 Mainz<br />
17.03.12 Ludwigsburg<br />
19.03.12 Nürnberg<br />
20.03.12 Dortmund<br />
21.03.12 Osnabrück<br />
22.03.12 Wilhelmshaven<br />
23.03.12 Potsdam<br />
TINA DICO<br />
WISHBONE ASH<br />
"ELEGANT STEALTH" - TOUR 2012<br />
Special Guest: Fabian Anderhub<br />
27.01.12 Freudenburg<br />
28.01.12 Koblenz<br />
29.01.12 Ludwigsburg<br />
31.01.12 München<br />
01.02.12 CH - Dietikon<br />
02.02.12 Regensburg<br />
03.02.12 Fulda<br />
04.02.12 A - Wörgl<br />
05.02.12 A - Wien<br />
07.02.12 Konstanz<br />
08.02.12 CH - Herisau<br />
TOUR 2012<br />
03.10.12 Flensburg<br />
04.10.12 Oldenburg<br />
05.10.12 Hamburg<br />
06.10.12 Berlin<br />
07.10.12 Mannheim<br />
09.10.12 Dresden<br />
10.10.12 Essen<br />
Aktuelles Album "Mir So Nah"<br />
(Universal / Urban)<br />
12.10.12 Köln<br />
13.10.12 CH - Zürich<br />
16.10.12 Darmstadt<br />
17.10.12 A - Wien<br />
18.10.12 A - Linz<br />
19.10.12 München<br />
20.10.12 Karlsruhe<br />
21.10.12 Stuttgart<br />
Neues Album August 2012<br />
(Finest Gramophone /<br />
Indigo)<br />
BAUCHKLANG<br />
”LE MANS“ LIVE 2012<br />
16.02.12 CH - Schaffhausen<br />
17.02.12 CH - Baden<br />
01.03.12 Leipzig<br />
02.03.12 Aschaffenburg<br />
18.02.12 CH - Bern<br />
03.03.12 Traunstein Club<br />
24.02.12 Bremen<br />
25.02.12 Münster<br />
28.03.12 Reutlingen<br />
29.03.12 Konstanz<br />
29.02.12 Essen Aktuelles Album „Le Mans“<br />
09.02.12 Lorsch<br />
10.02.12 Affalter<br />
11.02.12 Erfurt<br />
12.02.12 Augsburg<br />
14.02.12 Aschaffenburg<br />
15.02.12 Hamburg<br />
16.02.12 Worpswede<br />
17.02.12 DK - Kopenhagen<br />
18.02.12 S - Malmö<br />
19.02.12 S - Göteborg<br />
JONAS<br />
”BIG SLICE” LIVE 2012<br />
01.03.12 Hamburg<br />
02.03.12 Berlin<br />
03.03.12 Dresden<br />
06.03.12 Wien<br />
09.03.12 CH - Pratteln<br />
10.03.12 CH - Lyss<br />
11.03.12 Freiburg<br />
Debütalbum "Big Slice" VÖ 10.02.12 (H’Art)<br />
STILL CORNERS<br />
LIVE 2012<br />
09.03.12 Hamburg<br />
10.03.12 Berlin<br />
13.03.12 Frankfurt<br />
Aktuelles Album<br />
"Creatures Of An Hour"<br />
(Sub Pop)<br />
& THE MASSIVE<br />
ATTRACTION<br />
13.03.12 München<br />
14.03.12 Stuttgart<br />
17.03.12 Dortmund<br />
18.03.12 Osnabrück<br />
21.03.12 Bonn<br />
22.03.12 Göttingen<br />
MICHAEL SCHENKER<br />
ON TOUR IM APRIL 2012<br />
Alle Tourdaten unter<br />
www.assconcerts.com<br />
www.assconcerts.com<br />
MEDINA<br />
EMI Music & a.s.s. concerts<br />
präsentieren<br />
TOUR 2012<br />
24.10.12 Flensburg<br />
25.10.12 Hamburg<br />
26.10.12 Berlin<br />
27.10.12 Mannheim<br />
28.10.12 Offenbach<br />
30.10.12 Dortmund<br />
31.10.12 Leipzig<br />
01.11.12 Köln<br />
02.11.12 Stuttgart<br />
03.11.12 München<br />
Neues Album April 2012 (EMI / Starwatch)<br />
GLASPERLENSPIEL<br />
“BEWEG DICH MIT MIR” TOUR 2012<br />
Aktuelles Album<br />
"Beweg dich mit mir"<br />
(Universal Music)<br />
02.02.12 Stuttgart<br />
03.02.12 Weinheim<br />
04.02.12 Fulda<br />
08.02.12 Mainz<br />
09.02.12 Freiburg<br />
15.02.12 Krefeld<br />
16.02.12 Osnabrück<br />
17.02.12 Bremen<br />
18.02.12 Zwickau<br />
04.03.12 Dortmund<br />
21.03.12 Leipzig<br />
22.03.12 Magdeburg<br />
23.03.12 Rostock<br />
24.03.12 Köln<br />
28.03.12 Greven<br />
29.03.12 Hamburg<br />
30.03.12 Berlin<br />
31.03.12 Erfurt<br />
19.04.12 Neu Ulm<br />
20.04.12 Trier<br />
21.04.12 Kaiserslautern<br />
22.04.12 Karlsruhe<br />
08.05.12 Nürnberg<br />
09.05.12 München<br />
10.05.12 Augsburg<br />
18.05.12 Ingolstadt<br />
DEL CASTILLO<br />
”INFINITAS” TOUR 2012<br />
03.03.12 CH - Zürich<br />
04.03.12 Wendelstein<br />
05.03.12 A - Velden<br />
06.03.12 A - Wien<br />
08.03.12 München<br />
09.03.12 Aschaffenburg<br />
10.03.12 Plauen<br />
12.03.12 Hamburg<br />
13.03.12 Osnabrück<br />
15.03.12 Tübingen<br />
DR FEELGOOD<br />
LIVE 2012<br />
* mit Jimmy Bowskill<br />
03.02.12 Hannover<br />
04.02.12 Erfurt<br />
05.02.12 Bonn*<br />
07.02.12 Karlsruhe<br />
16.03.12 Lorsch<br />
17.03.12 Halle/Saale<br />
18.03.12 Hannover<br />
20.03.12 Twist<br />
21.03.12 Oberhausen<br />
22.03.12 Köln<br />
23.03.12 Soest<br />
24.03.12 Worpswede<br />
25.03.12 Berlin<br />
Neues Album "Infinitas Rapsodias"<br />
(VÖ Februar 2012/The MUSIC Agents)<br />
08.02.12 Hamburg<br />
09.02.12 Berlin<br />
10.02.12 Rheinberg<br />
11.02.12 Plauen
12 musik // Chansonpop<br />
Felix Meyer<br />
Alles außer Superstar<br />
Er war Straßenmusiker, jetzt hat er einen Plattenvertrag. Felix<br />
Meyer beweist: Echtes Talent braucht keine Castingshow.<br />
Fast alle singen von der Liebe. Felix Meyer tut das auch. Aber nicht ständig.<br />
Er will der Tendenz zur Monothematik im Popgeschäft etwas entgegensetzen:<br />
„Ich finde es ganz wichtig, in meinen Liedern auch mal andere Dinge zu reflektieren.“<br />
Zum Beispiel einen dieser seltenen Tage, an dem er völlig mit sich<br />
im Reinen ist („Einverstanden“). Oder er kommt zu dem Schluss: Die „Zeiten<br />
großer Worte“ sind vorbei. Wenn er auf seiner zweiten CD eindringlich ehrliche<br />
Alltagsgeschichten erzählt, dann scheint ein Poet zu sprechen.<br />
Meyers Stil erinnert an Sven Regener – ein Vergleich, den der 1975 in<br />
Berlin geborene Sänger ohne weiteres akzeptiert. Element Of Crime seien<br />
wirklich seine Vorbilder gewesen, sagt er, allerdings eher textlich. Musikalisch<br />
verortet er sich irgendwo zwischen Folk, Chanson und Pop. Vor allem<br />
französischsprachige Liedermacher wie Serge Gainsbourg oder Jacques Brel<br />
haben ihn geprägt – und Tom Waits, den er sehr bewundert: „Er hatte immer<br />
den Anspruch, seinen eigenen Weg zu gehen“, sagt Meyer. „Bei ihm steht<br />
die künstlerische Vision über allem.“ Diese Gegen-den-Strom-Attitüde hat<br />
auch er sich komplett zu eigen gemacht. „Ich sehe mich als Antithese zu den<br />
sogenannten Superstars“, sagt er selbstbewusst. Tatsächlich ist er ein Ruhepol<br />
im deutschen Pop: unaufgeregt, kein Blender, sondern ein Realist – um<br />
total glücklich zu sein, resümiert er, müsse man schon blind und taub durch<br />
die Welt laufen: „Irgendwas gibt es doch immer zu meckern.“<br />
Diese Einstellung überträgt sich wiederum auf seine eher unfröhlichen<br />
Songs. Doch bei aller Melancholie: Meyer ist kein Schwarzseher. „Auch<br />
wenn meine Texte einen anderen Eindruck vermitteln“, sagt er, „bin ich ein<br />
relativ zufriedener Mensch.“ Im Gespräch wirkt er denn auch sehr entspannt.<br />
Er hat verwuschelte dunkle Locken, ist ziemlich dünn, trägt einen Ringelpulli<br />
zur leicht abgetragenen Hose. Seine Bohemien-Austrahlung und der stets<br />
etwas traurige Blick haben die Frauen vermutlich reihenweise dahinschmelzen<br />
lassen, als er noch über die Straßen Europas tingelte, im Gepäck ein<br />
paar Coversongs. Die hat er tagsüber in den Fußgängerzonen vorgetragen,<br />
nachts machten er und seine Freunde es sich dann am Flussufer gemütlich.<br />
„Wir hatten nur unsere Isomatten plus Schlafsäcke dabei“, erinnert er sich.<br />
„Das reichte uns.“<br />
Nach einem ausgeklügelten Karriereplan klingt das natürlich nicht.<br />
Damals hat Meyer, der inzwischen in Hamburg wohnt, das Singen als<br />
Nebenjob gesehen: „Damit bin ich während meines Fotografiestudiums über<br />
die Runden gekommen, ohne kellnern zu müssen.“ Langfristig wollte er als<br />
Dokumentarfotograf seinen Lebensunterhalt verdienen, nicht als Musiker.<br />
„Ich hätte niemals ein Demotape an eine Plattenfirma geschickt“, bekräftigt<br />
er. Nein, er wurde entdeckt, und zwar von Peter Hoffmann, Produzent von<br />
Tokio Hotel, der ihn bei einem Straßenkonzert in Lüneburg sah. Hoffmann<br />
brachte ihn mit Franz Plasa zusammen, der bereits Bands wie Selig oder<br />
Echt zum Durchbruch verholfen hat. Der drängte ihn quasi ins Studio und<br />
schlug vor, zwei seiner bis dahin nur vier eigenen Titel direkt aufzunehmen.“<br />
kulturnews 2/12<br />
Foto: 105Music<br />
Sie bildeten die Keimzelle von Meyers 2010er Debütalbum „Von Engeln<br />
und Schweinen“. Mit seiner erstaunlich tiefen Stimme hat Meyer aus seinen<br />
melancholischen Nummern das Beste rausgeholt. Seine zweite CD „Erste<br />
Liebe/letzter Tanz“ klingt ähnlich, nur ist der Vater einer zweijährigen Tochter<br />
mittlerweile ein bisschen pragmatischer, was das Songschreiben angeht.<br />
„Ich weiß jetzt“, sagt Meyer, „dass ich jeden Gedanken festhalten muss.<br />
Daraus könnte ein neues Stück werden.“<br />
Vielleicht sogar eins, um das ihn Sven Regener bald beneiden wird.<br />
Dagmar Leischow<br />
Erste Liebe/letzer Tanz ist Ende Januar erschienen.<br />
kulturnews präsentiert<br />
Tour 26. 2. Berlin, 27. 2. Leipzig, 28. 2. Dresden, 29. 2. München, 1. 3. Stuttgart,<br />
3. 3. Köln, 4. 3. Bremen, 5. 3. Hamburg, 7. 3. Lüneburg
Foto: Snowhite<br />
Adrian Zaar<br />
Playback ist tabu<br />
Der Schweizer Musiker Adrian Zaar kam übers<br />
klassische Klavier zum Synthiepop im Retrostil –<br />
und muss jetzt aufpassen, dass seine geschmeidigen<br />
Songs ihn nicht auf verbotenes Terrain führen.<br />
kulturnews: Adrian, was ist eigentlich so hip an den 80ern,<br />
dass man sie musikalisch wiederbeleben muss?<br />
Adrian Zaar: Einzelne Elemente daraus, zum Beispiel die<br />
Synthiebässe, halte ich für unverwüstlich. Es ist nicht alles<br />
wiederverwendbar, was damals in war, deshalb brauche<br />
ich mir auch keine Gedanken darüber zu machen, ob<br />
das, was ich mache, am Ende noch stilrein ist. Wenn ich<br />
nicht gleichzeitig neuere Elemente einsetzen würde, wäre<br />
mir das Ganze zu retro.<br />
kulturnews: Damals galten Synthesizer als kühl und seelenlos,<br />
und das entsprach exakt dem, was viele Elektropopper<br />
ausdrücken wollten. Inzwischen weiß man, dass<br />
auch Klänge aus dem Computer gefühl- und seelenvoll<br />
sein können. Du musst es wissen: Wie kriegt man Wärme<br />
in die kalten Maschinen?<br />
Zaar: Heute kann man natürlich alles Mögliche aus<br />
einem Computer herausholen. Einen kühlen Synthesizerklang<br />
kann man nach wie vor einsetzen. Er sollte anderen<br />
Sounds und Instrumenten gegenüberstehen und eine<br />
Spannung zwischen Kälte und Wärme erzeugen. Die<br />
Wärme wird dann stärker wahrgenommen. Deshalb haben<br />
wir beispielsweise Streicherparts mit echten Violinen<br />
eingespielt. In einer Ballade sind sogar bloß ein einziger<br />
Synthsound und ein paar Samples übrig geblieben, alles<br />
andere haben wir von Musikern einspielen lassen.<br />
kulturnews: Anders als der Synthie- und Wavepop, an<br />
dem du dich klanglich orientierst, setzt du selten auf Iro-<br />
Synthiepop // musik 13<br />
nie, sondern auf Ernst und Nachdenklichkeit. Warum<br />
gehört Humor nicht zu deinem Repertoire?<br />
Zaar: Leisen Humor und Ironie kann man in einem Popsong<br />
recht gut unauffällig mitschwingen lassen, das war<br />
auch Teil des Konzepts. Für ein allzu ernstes Album hätte<br />
ich dann doch nicht genug Herz gehabt. Ist der Humor<br />
hingegen zu laut, wirken die Songs auf einer anderen<br />
Ebene nicht mehr. Die Nachdenklichkeit kommt vielleicht<br />
von einem Teil in mir, der einem Regisseur gleicht,<br />
welcher in einer einzigen Szene eine ganze Geschichte<br />
erzählen möchte.<br />
kulturnews: Deine Songtexte liegen irgendwo zwischen<br />
Pop, Chanson und Schlager. Welche Firewall hast du eingebaut,<br />
um sie vorm Kippen in den Schlager zu bewahren?<br />
Zaar: Da wo ich lebe, hört man keinen Schlager. Früher<br />
schon, deshalb kenne ich auch die Grenzen. Ich habe<br />
zuvor nur englische Texte geschrieben und natürlich gemerkt,<br />
dass das auf Deutsch nicht gleichermaßen funktioniert.<br />
Es gibt kein Rezept, man muss wohl das Gespür<br />
dafür entwickeln. Und ab und zu auch etwas wagen.<br />
kulturnews: Würdest du eine Einladung in „Die neue<br />
Hitparade“ auf RTL II annehmen – auch auf die Gefahr<br />
hin, dort auf DJ Ötzi zu stoßen?<br />
Zaar: Ich lasse natürlich nicht meine Stimme von einer<br />
Jazzsängerin ausbilden, um dann in einer TV-Sendung<br />
zu einem Playback aufzutreten … Egal auf wen ich da<br />
treffen würde: Ohne Stimme und Musiker wäre das für<br />
mich sicher kein Vergnügen.<br />
kulturnews: Auf allen offiziellen Fotos schaust du immer<br />
nach rechts und nie in die Kamera. Die Botschaft: Ich habe<br />
eine Schokoladenseite und bin schüchtern. Korrekt …?<br />
Zaar: Ja, ich habe eine Schokoladenseite, aber es ist,<br />
ganz ehrlich, eigentlich die andere. Für Aufnahmen in<br />
dieser Qualität brauchst du einen Profifotografen, und der<br />
sieht dich immer ein bisschen anders, als du dich selbst<br />
siehst. Ich würde mich vielleicht als leicht kamerascheu<br />
bezeichnen – schüchtern bin ich nicht.<br />
Interview: Matthias Wagner<br />
Adrian Zaar erscheint Mitte Februar.<br />
kulturnews 2/12
14 musik // Chansonpop<br />
Tindersticks<br />
Am Rand der Klippe<br />
Traurig klangen die Balladen von Stuart A. Staples’ Band Tindersticks<br />
schon immer, doch jetzt wird es existentiell. Dafür gibt es viele<br />
schlimme Gründe.<br />
kulturnews: Stuart, was ist für dich eigentlich das Schöne am Songschreiben?<br />
Stuart A. Staples: Die Zerissenheit meiner eigenen Gefühle dabei. Ohne dieses<br />
Element der Faszination und gleichzeitig auch der Frustration wäre erfüllendes<br />
Komponieren für mich unmöglich.<br />
kulturnews: Was hat denn bei der Arbeit an eurem neunten Album „The<br />
Something Rain“ überwogen: Frust oder Freude?<br />
Staples: Dieses Mal war das Hauptgefühl die Geduld. Zahlreiche Textentwürfe<br />
haben seit mehr als einem Jahr in meinem Gehirn herumgespukt und<br />
wollten immer mal wieder raus und vertont werden. Bei der Musik wollten<br />
wir uns anfangs besonders anstrengen, es ganz neu und anders machen –<br />
das war ein zu verkrampfter Ansatz. Als wir den aufgegeben hatten, konnte<br />
ich den Entstehungsprozess rundum genießen.<br />
kulturnews: Also alles ganz entspannt?<br />
Staples: Nein, das würde ich nicht sagen. „The Something Rain“ ist das erste<br />
Album, das wir vollständig in unserem Studio in Frankreich aufgenommen<br />
haben. Ich lebe dort mit meiner Familie auf dem Land, weil wir Platz brauchten<br />
und raus mussten; das Studio ist auch Teil unseres Hauses. Für mich<br />
selbst gibt das der ganzen Sache eine zusätzliche Intimität, die dadurch entsteht,<br />
dass kein anderer Mensch mehr anwesend ist außer der Band und<br />
dem Aufnahmepersonal. Zugleich ist man engagiert, will forschen, weitergehen,<br />
etwas wagen, nah am Rand der Klippe sitzen. Wir waren etwa so gelassen<br />
wie Schauspieler, die eine Sexszene drehen müssen.<br />
kulturnews: Einige der Songs, etwa „Slipping Shoes“ mit seinen Saxofonen, verbreiten<br />
eine für die Tindersticks ungewohnt heitere Stimmung. Wie kommt das?<br />
kulturnews 2/12<br />
Traurig sind sie sowieso: Stuart A. Staples (l.) mit den Tindersticks<br />
Staples: (lacht) „Slipping Shoes“ hat den härtesten und traurigsten Text der<br />
gesamten Platte! Gerade deswegen musste das Lied uns alle bewegen, und<br />
zwar im wortwörtlichen Sinne.<br />
kulturnews: Je dunkler der Inhalt, desto heller die Musik?<br />
Staples: Das ist kein Dogma für uns. Nein, „Slipping Shoes“ musste tanzbar<br />
klingen, deshalb all die Blasinstrumente und die Stimmung von Swing, Disco<br />
und Erotik. Dabei geht es ums Sterben. Wir haben in den vergangenen<br />
Jahren viele Menschen verabschieden müssen, die uns nahe standen. Und<br />
ich meine nicht Menschen, bei denen man das vom Alter her erwarten<br />
musste und die ihr Leben ausgiebig leben konnten.<br />
kulturnews: Also handelt es sich um eine Trauertherapie?<br />
Staples: Bittere Fragen und eine gewisse Verzweiflung ziehen sich durch die<br />
Songs. „Slipping Shoes“ hat dazu noch diese Wut, dieses trotzige Antanzen gegen<br />
die Trauer. Man ist gezwungen, sich zu bewegen, sich weiterzubewegen.<br />
kulturnews: Ist „The Something Rain“ ein Konzeptalbum über den Tod?<br />
Staples: Die Trauer ist eher der Hintergrund dieses Albums, das ein bisschen<br />
aufgebaut ist wie ein Roman. Während „A Night so still“, das vierte Stück,<br />
noch voller Hadern steckt, stellt sich auf „Come inside“ eine solche Vertrautheit<br />
mit dem Thema ein, dass wir den Tod schon freundlich hereinbitten mit<br />
dem Hinweis, wir hätten bereits auf ihn gewartet.<br />
kulturnews: Bringen dich Lieder über den Tod dazu, übers eigene Leben<br />
nachzudenken?<br />
Staples: Das bleibt nicht aus. Die Fragen nach der eigenen Endlichkeit sind ja<br />
sowieso immer da und werden durch den Verlust nahestehender Menschen<br />
verstärkt. Und ist die Furcht vor dem Tod nicht ohnehin eine der wesentlichen<br />
Antriebsfedern für Kreativität? Bei mir jedenfalls ist das so.<br />
kulturnews: Im nächsten Jahr feiert ihr euer 20-jähriges Bestehen.<br />
Staples: Sofern wir bis dahin noch leben und uns nicht aufgelöst haben, werden<br />
wir das wohl auch irgendwie feiern.<br />
kulturnews: Ihr hattet euch nach fünf Alben schon mal getrennt, du hast zwei<br />
Soloplatten gemacht, 2008 schließlich kamen die Tindersticks zurück. Ein<br />
Auf und Ab.<br />
Staples: Eben. So eine Beziehung ist fragil. Wir passen zwar besser auf uns<br />
und die Band auf als früher, aber es ist nie wirklich einfach.<br />
Interview: Steffen Rüth<br />
The Something Rain ist bereits im Handel.<br />
Foto: Christophe Agou
Foto: Roof Music<br />
Sven van Thom<br />
Singen<br />
und seufzen<br />
Der 34-jährige Berliner Sven van Thom kann<br />
sich künstlerisch auf den stärksten Antrieb<br />
überhaupt verlassen: den Zweifel.<br />
Ein „Ach!“ kann vieles sein. Ein Seufzer zum<br />
Beispiel. Oder ein Ausruf, der schmerzliche, wehmütige<br />
oder gemischte Gefühle andeutet. Ein „Ach!“<br />
kann Überraschung ausdrücken, und lauthals<br />
lachen kann es auch. „Ach!“ heißt auch Sven van<br />
Thoms neues Album, und es reflektiert trotz seiner<br />
eindeutigen Einsilbigkeit seine Gefühlswelt in<br />
all ihren Facetten.<br />
Mal ist der Sänger stiller Beobachter, mal Akteur<br />
– und immer einer, der zurückschaut. „Irgendwann<br />
werden wir uns fragen: Erinnerst du dich noch?“,<br />
heißt es gleich im ersten Song. Diese Frage ist für<br />
Sven van Thom von ganz grundsätzlicher Natur.<br />
„Wenn ich dieser Quälgeistfrage nicht meine Texte<br />
und die Musik entgegensetzen könnte, dann hätte<br />
ich mich vermutlich schon im Dschungel der negativen<br />
Gefühle ausweglos verirrt“, sagt er freimütig.<br />
Zum großen Glück reicht es bei ihm trotzdem<br />
nicht. Er wird geplagt vom Stachel des Zweifels.<br />
Gitarrenpop // musik 15<br />
„Ich bin nie glücklich mit dem, was ich hab“, zitiert<br />
er eine eigene Zeile aus dem Lied „Was ich hab“.<br />
Doch wer zweifelt, lebt und existiert; wer zweifelt,<br />
ist sich bewusst, woran er zweifelt; wer zweifelt,<br />
denkt. Sven van Thom aber versteckt hinter seiner<br />
lyrischen Vergrübeltheit ein Clownsgesicht – und<br />
einen Sound, der körnig ist wie Sandpapier und<br />
zugleich fluffig locker und sonnendurchflutet.<br />
Auch die Art und Weise, wie er zu diesen wunderbar<br />
(ver)zweifelnden Texten Gitarre spielt, ist<br />
durchaus eigen. „Das Twangige in den Melodiegitarren<br />
ist ein wenig dem Surf angelehnt“, lächelt<br />
er, „aber auch das Musikverständnis eines Lee<br />
Hazelwood und ein paar Ennio-Morricone-Sachen<br />
haben in meiner Musik deutliche Spuren hinterlassen.“<br />
Es gibt aber noch einen weiteren Grund<br />
für die unglaubliche Entspanntheit, die van<br />
Thoms Songs eigen ist. „Ich schreibe viel im Bett“,<br />
sagt er und sein Lächeln wird zu einem hintergründigen<br />
Grinsen.<br />
Um die vollständige künstlerische Kontrolle zu<br />
behalten, hat Sven van Thom bei „Ach!“ alles<br />
selbst gemacht – vom Einspielen aller Instrumente<br />
bis zur Aufnahme im heimischen Studio. Dadurch<br />
gibt es keinen Reibungsverlust zwischen<br />
kreativer Vision und Endprodukt. Das Album transportiert<br />
den Humor und die Wärme dieses 34-jährigen<br />
Berliners unverfälscht. Und spätestens am<br />
Ende ist klar: Das „Ach!“ des Albumtitels ist mehr<br />
als ein Seufzer. Viel mehr.<br />
Franz X.A. Zipperer<br />
Ach! erscheint am 24. Februar.<br />
kulturnews 2/12
16 musik // Rockpop<br />
Christina Perri<br />
Willkommen im Club<br />
Privates vermeiden die meisten US-Stars im Interview gern.<br />
Newcomer Christina Perri aber taut erst richtig auf, wenn es um<br />
sie geht. Oder um Vampire.<br />
„Awesome“, überwältigend: So läuft es gerade für die 25-jährige Christina Perri.<br />
Deswegen sagt sie es oft, mit einer Mischung aus Stolz und Unglauben.<br />
Denn als sie vor vier Jahren in ihrem Zimmer in Los Angeles saß und ihren<br />
Hit „Jar of Hearts“ schrieb, war sie Kellnerin, die Familie weit weg in Pennsylvania,<br />
und Perri hatte sich mit einer Blitzheirat und -scheidung sowie<br />
einem abgebrochenen Studium nicht gerade in eine Pole Position gebracht.<br />
„Ich bin verrückt!“, lacht sie und entblößt dabei eine Reihe unterer Schneidezähne,<br />
die sehr unamerikanisch aus der Reihe tanzen – während das obere<br />
Pendant perfekt ist, genau wie ihre großen Rehaugen und der zierliche, sexy<br />
Körperbau. Ihr schiefer Unterkiefer will jedenfalls ebensowenig zu ihr passen<br />
wie die flächendeckenden Tattoos. Ein bisschen verrückt muss diese Christina<br />
Perri aber schon sein; immerhin ist sie gerade dabei, der nächste US-<br />
Popsuperstar zu werden. Die Fakten zu ihrem Debütalbum „Lovestrong“ leiert<br />
sie höflich herunter, als ob es nichts Langweiligeres auf der Welt gäbe,<br />
als über die eigene Musik zu sprechen. Eine Reise sei das Album, erklärt sie.<br />
Ins Innere. Sehr persönlich, emotional, tiefgehend – und ja, auch traurig.<br />
Starke Worte passend zu einem starken Album. Aber eigentlich auch ein<br />
Schlusswort für jedes Interview. Alles ist gesagt. Nach bloß fünf Minuten.<br />
Und dann? Dann passiert das, was Christina Perri vermutlich auch außerhalb<br />
der USA zum Star machen wird. Sie fängt an zu erzählen, was sie eigentlich<br />
erzählen will. Die Pflicht ist getan, nun kommt die Kür, und die hat es<br />
bei der Songwriterin durchaus in sich. „Jetzt ist es eh zu spät, um nicht mehr<br />
offenherzig zu sein“, beschließt sie – und meint damit, dass ihr Album ohne-<br />
kulturnews 2/12<br />
hin jede Menge Persönliches preisgibt. „Aber das ist es auch, was mich mit<br />
den Menschen verbindet“, sagt Perri. „Jeder hat doch irgendwie sein Ding –<br />
und meins ist vielleicht meine Ehrlichkeit, meine Verletztlichkeit. So bin ich<br />
immer durchs Leben gegangen.“<br />
Gut hat ihr das nicht immer getan. Immerhin inspirierte sie die Achterbahnfahrt<br />
zu zahlreichen Liedern – zum Beispiel zum „Sad Song“, in dem sie sich<br />
fragt, was ihre Eltern wohl sagen würden, wenn sie wüssten, dass sie jeden<br />
Tag weint, dass sie viel zu oft einsam ist, sich unreif fühlt. Ihr Album sieht<br />
Perri als Rundumschlag, als Verarbeitung der letzten zehn Jahre. Das alles<br />
aufzuschreiben und aufzunehmen, sei keine einfache Sache gewesen. „Ich<br />
habe alles noch mal durchgemacht, habe jeden Tag geheult und Mengen<br />
von Milchshakes in mich hineingeschüttet. Und in den drei Monaten, die<br />
zwischen den Aufnahmen und dem Erscheinen des Albums lagen, war ich<br />
wahnsinnig emotional, geradezu instabil.“ Als das Werk endlich erschien,<br />
war Perri erleichtert. Heute mag sie die Songs auch wieder singen, die Türen<br />
zur Vergangenheit sind geschlossen. Und es tun sich so viele neue auf, dass<br />
Perri kaum weiß, durch welche sie zuerst gehen soll.<br />
Doch als man sie fragte, ob sie einen Song für den neuesten „Twilight“-<br />
Soundtrack beisteuern möchte, musste sie nicht lang überlegen. Nachmittags<br />
schaute sie den Film, abends war „A thousand Years“ fertig, bingo.<br />
Der romantischste Song, den sie je geschrieben hätte, sagt sie – und der einzige,<br />
der nicht von ihr selbst handele. Doch Ausnahmen bestätigen bei<br />
Christina Perri bloß die Regel, und irgendwie ist sie der Vampirromanze auch<br />
auf einer tieferen Ebene verbunden. „Als ich meine Scheidung durchmachte,<br />
war die Realität manchmal ein bisschen zu verrückt für mich“, sagt sie.<br />
Die „Twilight“-Bücher und -Filme waren für diesen „Fan der Liebe“ (Perri über<br />
Perri) eine willkommene Ablenkung. Die Figuren wurden der Club, in dem<br />
sie gern gewesen wäre.<br />
„Und jetzt bin ich drin!“, sagt sie strahlend. Und hat diesem neuen Bund<br />
fürs Leben gleich ein Zeichen im Perri-Stil gesetzt. Es ist, natürlich, ein<br />
Tattoo.<br />
Katharina Behrendsen<br />
Lovestrong ist am 27. Januar erschienen<br />
Foto: Lani Lee
18.03.12 Denzlingen, Kulturhaus<br />
23.03.12 Dresden, Kulturpalast<br />
24.03.12 Leipzig, Haus Auensee<br />
26.03.12 Hamburg, Fabrik<br />
28.03.12 Ulm, Roxy<br />
30.03.12 Roth, Bluestage<br />
01.04.12 Bochum, Zeche<br />
Nina<br />
Hagen<br />
Volksbeat<br />
Tour 2012<br />
03.04.12 Köln, Live Music Hall<br />
11.04.12 Siegen, Siegerlandhalle<br />
13.04.12 Osnabrück, Rosenhof<br />
15.04.12 Mainz, Frankfurter Hof<br />
17.04.12 Detmold, Stadthalle<br />
19.04.12 Karlsruhe, Tollhaus<br />
21.04.12 München, Muffathalle<br />
17.05.12 Stuttgart, Liederhalle<br />
18.05.12 CH-Zürich, Volkshaus<br />
19.05.12 Augsburg, Schwabenhalle<br />
20.05.12 Berlin, Tempodrom<br />
22.05.12 Mainz, Phönixhalle<br />
23.05.12 Hamm, Alfred-Fischer-Halle<br />
25.05.12 Aurich, Sparkassen-Arena<br />
26.05.12 Siegen, KulturPur Festival<br />
27.05.12 Mannheim, Rosengarten<br />
28.05.12 Nürnberg, Meistersingerhalle<br />
29.05.12 Dresden, Kulturpalast<br />
19.04.12 Münster, Jovel Music Hall 03.05.12 Koblenz, Sporthalle Oberwert<br />
20.04.12 Hamburg, Fabrik<br />
04.05.12 Zweibrücken, Westpfalzhalle<br />
21.04.12 Rostock, Open Air<br />
05.05.12 Dormagen, Sportcenter<br />
23.04.12 Chemnitz, Stadthalle 07.05.12 CH-Zürich, Theater a. Spirgarten<br />
24.04.12 Dresden, Alter Schlachthof 08.05.12 A-Kufstein, Stadtsaal<br />
26.04.12 Neu-Isenburg, Hugenottenhalle 10.05.12 A-Wien, Gasometer<br />
27.04.12 Bamberg, Stechert Arena 11.05.12 Freising, Luitpoldhalle<br />
28.04.12 Winterbach, Salierhalle<br />
30.04.12 Schopfheim, Stadthalle<br />
12.05.12 A-Feldkirchen, Stadthalle<br />
JOE BONAMASSA<br />
THE GUITAR EVENT<br />
OF THE YEAR<br />
AN EVENING WITH JOE BONAMASSA -<br />
LIVE<br />
06.03.12 Saarbrücken, E-Werk<br />
07.03.12 Berlin, Admiralspalast<br />
09.03.12 Leipzig, Haus Auensee<br />
10.03.12 Essen, Grugahalle<br />
09.03.12 Morbach, Baldenauhalle<br />
10.03.12 Lohmar, Jabachhalle<br />
15.03.12 Biberach, Stadthalle<br />
16.03.12 Heilbronn, Harmonie<br />
17.03.12 Solingen, Festhalle Ohligs<br />
30.03.12 Hamm, Kurhaus<br />
31.03.12 Paderborn, Paderhalle<br />
27.04.12 Rosenheim, Ballhaus<br />
28.04.12 Karlsruhe, Festhalle Durlach<br />
29.04.12 Denzlingen, Kultur- & Bürgerhaus KuB<br />
Alan Clarke,<br />
Phil Palmer and<br />
Chris White<br />
from Dire Straits<br />
perform the band’s<br />
greatest hits<br />
13.03.12 Stuttgart, LKA Longhorn<br />
17.03.12 München, Muffathalle<br />
Weitere Termine und Künstler auf www.dmc-music.de<br />
18 musik // Vocal Jazz<br />
Lyambiko<br />
Ein bisschen<br />
heile Welt<br />
Die deutsche Jazzsängerin Lyambiko liebt<br />
Gershwins Musik – trotz mancher Texte.<br />
kulturnews: Lyambiko, ist es nicht ein Wagnis,<br />
eine Gershwin-CD aufzunehmen? Schließlich<br />
müssen Sie sich jetzt mit Stars wie Ella Fitzgerald<br />
oder Diana Krall messen.<br />
Lyambiko: Muss ich das wirklich? Kann ich nicht<br />
einfach meine eigenen Möglichkeiten aufzeigen?<br />
Ich fand es jedenfalls spannend, bei den<br />
Gershwin-Stücken mal wieder eine andere<br />
Facette meines Gesangs auszuleuchten, ein bisschen<br />
mehr in die Höhe zu gehen.<br />
kulturnews: Abgesehen von der gesanglichen<br />
Herausforderung: Was hat Sie besonders an<br />
Gershwins Musik gereizt?<br />
Lyambiko: Einerseits wollte ich die Klassiker interpretieren,<br />
die jeder kennt, andererseits aber auch<br />
unbekanntere Songs. Deswegen habe ich richtig<br />
intensiv geforscht, was es alles gibt. Dabei bin ich<br />
auf die sogenannten Verse gestoßen, die<br />
Einleitungen für die einzelnen Titel. Die hat unser<br />
Pianist Marque Lowenthal dann teilweise neu<br />
harmonisiert, damit sie überhaupt spielbar<br />
waren. So konnten wir sie in die Lieder einarbeiten<br />
oder ganz pur als A-cappella-Version hinstellen.<br />
kulturnews 2/12<br />
kulturnews: Gershwins Nummern sind ja bis<br />
heute sehr populär. Woran liegt das?<br />
Lyambiko: Die Gershwin-Brüder George und Ira<br />
sind im Grunde wie die Beatles gewesen – ein<br />
echtes Phänomen. Sie haben nachhaltige Musik<br />
gemacht.<br />
kulturnews: Die Sie ausnahmslos begeistert?<br />
Lyambiko: Offen gestanden mochte ich „How long<br />
has this been going on?“ anfangs gar nicht. Der<br />
Text war mir zu süßlich; ich hatte keine Lust,<br />
mich damit zu beschäftigen. Bis ich mir gesagt<br />
habe: Okay, ich blende die Worte jetzt vollkommen<br />
aus und nähere mich diesem Stück rein<br />
musikalisch. Das hat funktioniert. Inzwischen<br />
macht es mir sogar Spaß, diesen Song zu singen.<br />
kulturnews: Tatsächlich sind Gershwin-Songs<br />
inhaltlich nicht gerade tiefschürfend. Was sollen<br />
Ihre Fans aus ihnen ziehen?<br />
Lyambiko: Wenn ein bisschen mehr die heile Welt<br />
heraufbeschworen wird, können die Leute vielleicht<br />
einfach mal loslassen. Das hilft, neue<br />
Energie zu tanken. Womöglich steht am Ende die<br />
Erkenntnis, dass sich trotz der alltäglichen<br />
Probleme alles zum Besseren wenden kann. Ich<br />
denke, es tut auf jeden Fall gut, sich wenigstens<br />
ab und zu an den schönen Seiten des Lebens<br />
festzuhalten. Das macht Gershwins Musik möglich.<br />
Interview: Dagmar Leischow<br />
Sings Gershwin ist Anfang Februar erschienen.<br />
Tour 24. 2. Berlin, 28. 2. Kiel, 1. 3. Mainz, 7. 3. Wetzlar,<br />
8. 3. Bochum, 11. 3. Bonn, 13. 3. Düsseldorf,<br />
15. 3. Aschaffenburg, 17. 3. München, 30. 3. Stuttgart<br />
Foto: Uwe Arens
Foto: Jörg Grosse-Geldermann<br />
Verneri Pohjola<br />
Immer wieder null<br />
Gut, dass der Finne Verneri Pohjola nicht im Orchester<br />
versauert ist. Seine Trompetenkunst kommt<br />
so der Jubiläumstour diverser Act-Künstler zugute.<br />
kulturnews: Verneri, das Label Act gibt es jetzt seit 20 Jahren.<br />
Wie bist du überhaupt zu dieser Plattenfirma gekommen?<br />
Verneri Pohjola: Das verdanke ich Nils Landgren. Meine<br />
erste CD hat ihm so gut gefallen, dass er sich für mich<br />
eingesetzt hat. Irgendwann habe ich dann einen Anruf<br />
vom Labelchef Siggi Loch gekriegt. Er wollte mich tatsächlich<br />
unter Vertrag nehmen. Für mich war das eine<br />
einmalige Chance – ich konnte meine Musik endlich<br />
international veröffentlichen – was ja für einen finnischen<br />
Jazztrompeter nicht unbedingt selbstverständlich ist.<br />
kulturnews: Dein letztes Album „Aurora“ hat die Kritiker ziemlich<br />
begeistert. Es dürfte schwer werden, das zu übertreffen.<br />
Pohjola: Ich weiß. Jeder wird mein neues Werk „Ancient<br />
History“ mit „Aurora“ vergleichen. Einige mögen es<br />
komisch finden, dass ich diesmal völlig auf orchestrale<br />
Klänge verzichtet habe. Mein Ziel war es aber, mit einer<br />
Bandbesetzung zu arbeiten.<br />
kulturnews: Bei dem Stück „White View“ lässt du sogar<br />
deinem Pianisten den Vortritt. Warum?<br />
Pohjola: Weil ich als Komponist ein ganz simples Anliegen<br />
habe: Ich möchte gute Musik machen. Dabei<br />
kann jedes x-beliebige Instrument im Vordergrund stehen.<br />
Ich überlege nicht fieberhaft, ob ich wohl in eine Nummer<br />
genügend Soli für meine Trompete eingebaut habe.<br />
Modern Jazz // musik 19<br />
kulturnews: Mit Björks „Hyperballad“ findet sich auch<br />
eine Coverversion auf deiner CD. Warum ausgerechnet<br />
dieser Titel?<br />
Pohjola: Ursprünglich hatte ich mich an Songs von<br />
Radiohead und Queen versucht. Sie passten allerdings<br />
nicht so richtig zu meinen Eigenkompositionen. Mit<br />
„Hyperballad“ habe ich Gott sei Dank einen Volltreffer<br />
gelandet. Es ließ sich wunderbar umarrangieren.<br />
kulturnews: Deine Trompete ersetzt dabei Björks Gesang.<br />
Pohjola: Sie kommt der menschlichen Stimme näher als<br />
jedes andere Instrument, darum hat das funktioniert.<br />
Du kannst die Trompete dynamisch spielen, sehr leise<br />
oder laut – sie lässt sich für jedes Gefühl die passenden<br />
Töne entlocken.<br />
kulturnews: Und deswegen war genau dieses Instrument<br />
deine erste Wahl?<br />
Pohjola: Ich hatte schon als Teenager eine Schwäche für<br />
Filmmusik aus alten Hollywoodstreifen. So was wollte ich<br />
auch machen, mit einem Orchester. Ich habe mir vorgestellt,<br />
wie ich die meisten Melodien mit meiner Trompete<br />
anführen würde. Leider ist dieser Traum zerplatzt wie eine<br />
Seifenblase. Ich habe gemerkt, dass man seine Individualität<br />
in einem Orchester so gut wie gar nicht ausleben<br />
kann. Darum bin ich schließlich von der Klassik zum<br />
Jazz gewechselt.<br />
kulturnews: Fühlst du dich jetzt wirklich frei?<br />
Pohjola: Ja. Meine Kompositionen spiegeln meine künstlerische<br />
Persönlichkeit wider. Das erfüllt mich mehr, als<br />
mich ständig den strikten Regeln der Klassik zu unterwerfen.<br />
Da fehlt mir der Reiz des Unbekannten. Ich<br />
finde es einfach aufregender, mit jedem meiner Stücke<br />
wieder bei null anzufangen.<br />
Interview: Dagmar Leischow<br />
Ancient History ist seit kurzem im Handel.<br />
kulturnews präsentiert: Act Jubilee Nights<br />
Tour 2. 2. Berlin, 3. 2. München, 4. 2. Düsseldorf, 5. 2. Hamburg<br />
kulturnews 2/12<br />
ADRIAN<br />
ZAAR<br />
Der heimliche<br />
Prinz des<br />
Deutsch-Pop<br />
SINGLE ab 20. Januar 2012<br />
+ FREE REMIX CD<br />
ALBUM ab 10. Februar 2012<br />
www.adrianzaar.com
20 live // kulturnews präsentiert<br />
Joe Bonamassa<br />
6. 3. // Saarbrücken, E-Werk<br />
7. 3. // Berlin, Admiralspalast<br />
Wer mit zwölf Jahren schon mit B. B.<br />
King zusammen spielt, wird entweder<br />
größenwahnsinnig oder eine Gitarrenlegende.<br />
Joe Bonamassa ist glücklicherweise<br />
letzteres, so dass wir auch heute<br />
noch seinen virtuosen Bluesrock genie-<br />
David Pfeffer<br />
8. 2. // Frankfurt, Batschkapp<br />
9. 2. // München, Backstage Halle<br />
11. 2. // Köln, Luxor<br />
12. 2. // Dorsten, Treffpunkt Altstadt<br />
Bei der Castingshow „X-Factor“ sang sich<br />
David Pfeffer mit Coverversionen von<br />
Sinead O’Connor, Adele und den Kings Of<br />
Leon ins Finale. Seit er als Sieger aus der<br />
kulturnews 2/12<br />
9. 3. // Leipzig, Haus Auensee<br />
10. 3. // Essen, Grugahalle<br />
ßen können. Mit seiner Band Black<br />
Country Communion war er 2010 unterwegs,<br />
nun ist bald wieder ein Soloalbum<br />
dran. Zuerst aber geht Bonamassa on the<br />
Road. B. B. King würde hingehen.<br />
13. 2. // Duisburg, Grammatikoff<br />
14. 2. // Bochum, Zeche<br />
16. 2. // Berlin, Postbahnhof<br />
17. 2. // Hamburg, Knust<br />
Sendung hervorgetreten ist, darf er mehr<br />
als bloß covern. Stilistisch entfernt er sich<br />
mit emotionalen Popsongs allerdings<br />
nicht allzu weit von seinen Vorbildern.<br />
Foto: Netinfect<br />
Foto: Till Brönner/Columbia/Sony Music<br />
Blue October<br />
Acoustic Show<br />
24. 2. // Hamburg, Prinzenbar<br />
25. 2. // Berlin, Babylon<br />
26. 2. // München, Hard Rock Café<br />
Die Bühne für sich allein zu haben, ist<br />
eher ungewöhnlich für Justin<br />
Furstenfeld. Normalerweise schart er<br />
seine Bandkollegen von Blue October<br />
um sich und spielt mit ihnen Prog- und<br />
Alternativerock. In einer Unpluggedshow<br />
zeigt der US-Songwriter nun<br />
seine ruhige Seite.<br />
Ottmar Liebert<br />
1. 3. // Berlin, Quasimodo<br />
2. 3. // Köln, Gloria<br />
4. 3. // Hannover, Capitol<br />
Mit seiner Akustikgitarre hat sich Ottmar<br />
Liebert einen beachtlichen Status erspielt,<br />
er gilt als einer der bekanntesten<br />
Flamenco-Gitarristen der Welt. Über 30<br />
Alben und Compilations hat er seit 1989<br />
CTM.12<br />
30. 1.–5. 2. //<br />
Berlin, diverse Locations<br />
CTM.12, das ist das Festival for<br />
Adventurous Music and Related Arts.<br />
Sprich: eine feine, interdisziplinäre<br />
Sause in verschiedenen Berliner Spielorten.<br />
Alle Aktionen und Konzerte haben<br />
mit elektronischer und experimenteller<br />
Musik beziehungsweise dem Klang an<br />
sich zu tun. Dazu gibt’s Ausstellungen<br />
und ein Diskursprogramm. Den musikalischen<br />
Teil übernimmt neben anderen<br />
DJ Elephant Power (Foto).<br />
5. 3. // Stuttgart, Theaterhaus<br />
6. 3. // Mainz, Frankfurter Hof<br />
8. 3. // München, Muffathalle<br />
veröffentlicht, das neue Werk „One Guitar“<br />
war sogar für einen Grammy nominiert.<br />
Das Besondere an dieser Tour: Zur Musik<br />
gibt es Fotos aus aller Welt zu sehen,<br />
denn auch in dem Feld ist Liebert begabt.<br />
* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />
Foto: Hammerl Kommunikation<br />
Foto: DJ Elephant Power<br />
Foto: PRK
Foto: Beats International<br />
Mamas Gun<br />
25. 3. // Köln, Luxor<br />
26. 3. // Hamburg, Logo<br />
27. 3. // Berlin, Frannz<br />
kulturnews präsentiert // live 21<br />
Die britischen Funksouler von Mamas<br />
Gun haben den Mainstream entdeckt.<br />
Vielleicht weil es so schön ist, mit Gold<br />
beworfen zu werden.<br />
kulturnews: Andy, Terry, auf eurem ersten<br />
Album habt ihr noch alles selbst gemacht,<br />
diesmal hattet ihr ein Produzententeam.<br />
Ein großer Schritt, oder?<br />
Terry Lewis: Ja, das war ein ziemlicher<br />
Unterschied. Martin Terefe and Andreas<br />
Olsson haben es tatsächlich geschafft,<br />
dieser Ansammlung von völlig unterschiedlichen<br />
Songs einen gemeinsamen,<br />
radiofreundlichen Sound zu verpassen.<br />
Andy Platts: Das ist ja auch der Job<br />
eines Produzenten. Er denkt zweigleisig:<br />
zum einen an die Musik, zum anderen an<br />
die Musikindustrie. Wir wollten ganz bewusst<br />
ein eingängigeres Album machen<br />
und mehr Leute erreichen. Martin und<br />
Andreas hatten das letzte Wort bei allen<br />
kreativen Entscheidungen.<br />
kulturnews: Das war sicher nicht leicht –<br />
vor allem, wenn man sich selbst Kontrollwahn<br />
attestiert, wie du, Andy …<br />
Platts: Ja, aber ich habe gelernt loszulassen.<br />
Denn sobald ein Song geschrieben<br />
und draußen ist, beginnt sein eigenes<br />
Leben. Und das Leben ist echt zu<br />
kurz, um von etwas besessen zu sein.<br />
Hätten wir keine Produzenten gehabt, die<br />
uns sagten, wo es hakt, dann hätten wir<br />
vermutlich zehn Jahre für das Album<br />
gebraucht.<br />
kulturnews: In Asien seid ihr extrem er-<br />
28. 3. // Dresden, Puschkin<br />
29. 3. // München, 59:1<br />
30. 3. // Frankfurt, Nachtleben<br />
folgreich, die Fans dort überschütten<br />
euch mit Geschenken. Vermisst ihr das<br />
in Europa?<br />
Platts: Bei unseren beiden Shows in<br />
Korea hat sich das Publikum sogar etwas<br />
ganz Spezielles ausgedacht. Während<br />
des Songs „Pots of Gold“ warfen die<br />
Leute Goldglitter auf die Bühne, alle zur<br />
selben Zeit. Und am nächsten Tag –<br />
während „Rocket to the Moon“ – ließ<br />
das Publikum Papierflugzeuge durch die<br />
Halle fliegen. Der ganze Raum war voll<br />
davon.<br />
Lewis: In Europa erwarten wir so was<br />
nicht, denn das ist wohl wirklich ein kulturelles<br />
Ding. Wir fühlen uns aber auch<br />
in Deutschland sehr willkommen. Dort<br />
zeigt man es vielleicht eher durch gute<br />
Verpflegung.<br />
kulturnews: Seit das Radio an Einfluss<br />
verloren hat, behaupten Kritiker immer<br />
wieder, Pop sei tot. Wie seht ihr das?<br />
Platts: Ich glaube, der Pop hat sich vor<br />
allem gewandelt. Vor 30 Jahren fand<br />
man in den Charts noch alle Facetten des<br />
Songwritings. Jeder Song erzählte eine<br />
Geschichte. Heute funktionieren Popsongs<br />
meistens nur noch durch einen<br />
ohrwurmartigen Refrain oder einen Beat.<br />
Die Kunst des Songwritings tritt immer<br />
mehr in den Hintergrund. So gesehen<br />
ist Pop tatsächlich tot.<br />
Interview: Ellen Stickel<br />
The Life and Soul erscheint am 27. Januar.<br />
kulturnews 2/12<br />
KARSTEN JAHNKE KONZERTDIREKTION<br />
DIE NEUE SHOW<br />
02.05. BREMEN Schlachthof<br />
03.05. BERLIN Postbahnhof<br />
04.05. DRESDEN Wechselbad<br />
05.05. MAGDEBURG Altes Theater<br />
06.05. ERFURT Alte Oper<br />
08.05. MANNHEIM Capitol<br />
09.05. STUTTGART Theaterhaus<br />
10.05. MAINZ Frankfurter Hof<br />
11.05. DÜSSELDORF Savoy Theater<br />
12.05. HAMBURG Fabrik<br />
HAMEL - LOHENGRIN TOUR 2012<br />
19.04. BERLIN Postbahnhof<br />
20.04. HAMBURG Gruenspan<br />
21.04. BREMEN Moments<br />
22.04. DRESDEN Jazzclub Tonne<br />
24.04. MÜNCHEN Ampere<br />
CURTIS<br />
STIGERS<br />
Curtis Stigers (voc, sax), Matthew Fries (p)<br />
Cliff Schmitt (b), Keith Hall (dr) (Änderungen vorbehalten)<br />
18.05.12 DARMSTADT Centralstation<br />
19.05.12 MAINZ Frankfurter Hof<br />
21.05.12 HANNOVER JazzClub<br />
22.05.12 BERLIN Postbahnhof<br />
23.05.12 KIEL KulturForum<br />
Lizz<br />
Wright<br />
20.04. DRESDEN Himmelfahrtskirche<br />
22.04. BERLIN Passionskirche<br />
20.03. HAMBURG Fabrik<br />
21.03. HANNOVER Capitol<br />
22.03. BERLIN Postbahnhof<br />
Die neue Bühnenshow<br />
des Ernährungsentertainers<br />
LIVE AUF TOURNEE!<br />
Support: GABE DIXON<br />
25.04. MAINZ Frankfurter Hof<br />
26.04. FRANKFURT Nachtleben<br />
28.04. KÖLN Studio 672<br />
29.04. DÜSSELDORF Savoy Theater<br />
25.05.12 HAMBURG Elbjazz Festival<br />
26.05.12 BREMEN Schlachthof<br />
27.05.12 KREFELD Kulturfabrik<br />
28.05.12 DORTMUND Domicil<br />
Aktuelle CD:<br />
FELLOWSHIP<br />
(Verve/Universal Music)<br />
NDR Bigband feat.<br />
AL JARREAU & JOE SAMPLE<br />
27.10. MÜNCHEN Kleine Olympiahalle<br />
31.10. BADEN BADEN Festspielhaus<br />
07.11. BREMEN Glocke<br />
09.11. HAMBURG Laeiszhalle<br />
10.11. DORTMUND Konzerthaus<br />
12.11. ESSEN Philharmonie<br />
14.11. DRESDEN Messe<br />
15.11. FRANKFURT Alte Oper<br />
19.11. LEIPZIG Arena<br />
20.11. BERLIN Philharmonie<br />
TICKETS: 01805-626280* | 040-4132260 | www.karsten-jahnke.de<br />
*� 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. � 0,42/Min.
22 live // kulturnews präsentiert<br />
Foto: Four Artists<br />
The Bianca Story<br />
7. 3. // München, 59:1<br />
8. 3. // Stuttgart, Merlin<br />
9. 3. // Freiburg, Café Waldsee<br />
10. 3. // Frankfurt, Yellowstage<br />
Ihr neues Album „Coming Home“ haben<br />
die Baseler in den durch die Beatles<br />
berühmten Abbey Road Studios aufgenommen.<br />
Ein gutes Vorzeichen? Ver-<br />
Jennie Abrahamson<br />
12. 3. // München, Atomic Café<br />
13. 3. // Köln, Studio 672<br />
14. 3. // Hamburg, Prinzenbar<br />
15. 3. // Berlin, Privatclub<br />
kulturnews 2/12<br />
Foto: Wizard Promotions<br />
Nordische Melancholie? Ach, warum,<br />
im Grunde spielt Jennie Abrahamson<br />
einfach gute Popmusik. Oder würde<br />
jemand ABBA nordische Melancholie<br />
unterstellen? Eben! Wobei, auch die in<br />
Stockholm lebende Multiinstrumentalistin<br />
weiß wie ihre berühmten Vorreiter<br />
auch auf ihrem dritten Album „The<br />
Sound of your beating Heart“ emotionale<br />
Schichten aufzubauen. Wie gut die<br />
zusammen spielen, wird sich live zeigen.<br />
11. 3. // Köln, Studio 672<br />
13. 3. // Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />
15. 3. // Berlin, Comet Club<br />
21. 3. // Leipzig, Moritzbastei*<br />
stecken müssen The Bianca Story das<br />
fertige Werk jedenfalls nicht. Es ist randvoll<br />
mit melodieverliebtem Indiepop, der<br />
auch Trompeten und Piano unterbringt.<br />
Jennifer Rostock<br />
Foto: Jennifer Rostock<br />
12. 3. // München, Backstage Werk<br />
14. 3. // Cottbus, Gladhouse<br />
19. 3. // Braunschweig, Meier Music Hall<br />
21. 3. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />
24. 3. // Potsdam, Waschhaus<br />
27. 3. // Würzburg, Posthalle<br />
30. 3. // Karlsruhe, Substage<br />
1. 4. // Krefeld, Kulturfabrik*<br />
Nehmen wir einfach den Titel ihres<br />
aktuellen Albums, „Haut und Haar“, als<br />
Analogie auf Jennifer Weist: Ihre Haut ist<br />
bunt, ihre Haare wild. Kurzum, Jennifer<br />
Rostock kommen zurück auf die Bühnen<br />
ihrer Heimat, um uns mit bunten Shows<br />
und wildem Rock zu erfreuen. Ein Hoch<br />
auf Mecklenburg-Vorpommern, das die<br />
punkig angehauchte Combo hervorgebracht<br />
hat und somit nicht so uncool<br />
sein kann, wie alle sagen.<br />
Raul Midón<br />
7. 3. // Freiburg, Jazzhaus<br />
8. 3. // Stuttgart, Bix<br />
11. 3. // München, Atomic Café<br />
Den New Soul von Raul Midón erlebt man<br />
am besten mit geschlossenen Augen, so<br />
wie es der blinde Künstler schließlich im<br />
übertragenen Sinne auch tut. Das schärft<br />
die anderen Sinne, weshalb Musik auch<br />
Culcha Candela<br />
8. 3. // Dresden, Schlachthof<br />
14. 3. // Stuttgart, Porsche-Arena<br />
15. 3. // München, Tonhalle<br />
17. 3. // Karlsruhe, Europahalle<br />
20. 3. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />
Flatrate-Saufen? Ziemlich out. „Flätrate“-<br />
Tanzen? Der heiße Scheiß, wenn es nach<br />
der Berliner Truppe Culcha Candela geht.<br />
Die deutschen Dancehall-Heroen vepassen<br />
dem in Ungnade gefallenen Wort ein-<br />
12. 3. // Frankfurt, Nachtleben<br />
13. 3. // Köln,<br />
Stadtgarten (Konzertsaal)<br />
nachts so viel besser klingt als am Tag.<br />
Und die intensive Stimme des New<br />
Yorkers verdient nicht weniger als volle<br />
Aufmerksamkeit. Na ja, und sein virtuoses<br />
Gitarrenspiel ebenso.<br />
21. 3. // Düsseldorf,<br />
Mitsubishi Electric Halle<br />
22. 3. // Hamburg,<br />
Alsterdorfer Sporthalle<br />
24. 3. // Berlin, Arena*<br />
fach ein „ä“ und machen es zum neuen<br />
Albumtitel. Appetitanreger-Single „Hungry<br />
Eyes“ verspricht viel: viel Party und eine<br />
wilde Tour im Frühjahr. Können diese<br />
Augen lügen?<br />
* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />
Foto: Mac Brown<br />
Foto: Four Music
Eloy<br />
24. 3. // Berlin, Postbahnhof<br />
25. 3. // Hamburg, Markthalle<br />
26. 3. // Köln, Gloria<br />
kulturnews präsentiert // live 23<br />
Eloy, 1969 vom singenden Gitarristen<br />
Frank Bornemann gegründet, waren<br />
lange Zeit ein Aushängeschild des<br />
deutschen Progrock. Und das ist plötzlich<br />
wieder so.<br />
kulturnews: Frank, es ist bekannt, dass<br />
du mit Eloy nicht gern live spielst –<br />
trotzdem wart ihr 2011 beim Burg-<br />
Herzberg-Festival und auf der Loreley<br />
bei der „Night of the Prog“ …<br />
Frank Bornemann: Es ist jedes Mal ein<br />
unglaublicher Aufwand. Wir leben alle<br />
über ganz Deutschland verstreut: Klaus-<br />
Peter Matziol (b) ist in Köln Geschäftsführer<br />
bei Rieger Concerts, Michael<br />
Gerlach (keyb) hat einen Pflegedienst in<br />
Berlin, Hannes Folberth (keyb) eine<br />
physiotherapeutische Praxis im Schwarzwald,<br />
und Bodo Schopf (dr) muss Eloy<br />
mit seinen anderen musikalischen Verpflichtungen<br />
abstimmen. Zu den Proben<br />
reisen alle nach Hannover. Wir müssen<br />
mindestens zwei Wochen lang von früh<br />
bis abends durchproben – wir spielen<br />
schließlich keine Drei-Harmonien-Stücke!<br />
Das zog sich über Monate hin, es kamen<br />
allein über 2 600 Euro an Fahrtkosten<br />
zusammen.<br />
kulturnews: Warum hast du dich dann<br />
breitschlagen lassen?<br />
Bornemann: Ich hatte mich lange nicht<br />
auf das Internet eingelassen und wusste<br />
nicht, wie groß die Eloy-Community noch<br />
ist. Die Fans haben mich regelrecht<br />
27. 3. // Stuttgart, Longhorn<br />
29. 3. // München, Muffathalle<br />
30. 3. // Mainz, Frankfurter Hof<br />
Foto: Eloy<br />
weichgeklopft. Ich rief eine extrem hohe<br />
Gage auf – aber das wirkte nicht abschreckend,<br />
zum Glück … Denn es lief<br />
bombig, die Leute reisten wirklich aus<br />
aller Welt an, sogar aus dem Iran, aus<br />
Russland, aus Australien! Dabei hatte ich<br />
wegen der starken Konkurrenz durchaus<br />
Bammel.<br />
kulturnews: Und jetzt geht ihr im März<br />
nochmals auf Tour – und fliegt sogar für<br />
einen Gig in die USA.<br />
Bornemann: In die USA gehen wir, weil<br />
wir eine Einladung zum NEARfest erhalten<br />
haben – das ist der Ritterschlag im<br />
Progrock! Es findet 2012 zum letzten<br />
Mal statt, wir werden als letzte Band<br />
spielen. Dazu geben sie uns einen Mitschnitt<br />
für eine DVD. Ich sichte gerade<br />
die Tonspuren der Festivals für eine Live-<br />
CD. Übrigens könnte es gut sein, dass<br />
die anstehenden Gigs unsere letzten<br />
sein werden.<br />
kulturnews: Stichwort CD: Warum habt<br />
ihr gerade „The Tides return forever“ von<br />
1994 wiederveröffentlicht?<br />
Bornemann: Weil sie zu den beliebtesten<br />
Eloy-Alben gehört. Sie wird bei Ebay für<br />
60 Euro und mehr gehandelt – ein Unding!<br />
Deshalb habe ich die Scheibe<br />
remastert und außerdem einen zeitgemäßen,<br />
modernen und doch Eloy-typischen<br />
Remix des Titelstücks als Bonustrack<br />
angefertigt.<br />
Interview: Philipp Roser<br />
kulturnews 2/12<br />
WELCOME 2012<br />
BURNING SPEAR ★ STEPHEN MARLEY<br />
AMADOU & MARIAM ★ ALBOROSIE<br />
IRIE RÉVOLTÉS ★ MARSIMOTO<br />
TIKEN JAH FAKOLY ★ GROUNDATION<br />
U-ROY ★ DANAKIL ★ JAMARAM<br />
HOLLIE COOK ★ SEBASTIAN STURM<br />
NATTY ★ BERLIN BOOM ORCHESTRA<br />
AND MANY MORE TO BE ANNOUNCED SOON<br />
TWO OPEN AIR STAGES ★ DANCEHALL ARENA<br />
BAZAR ★ CHILLOUT ZONE<br />
6. - 8. JULI 2012<br />
KÖLN - FÜHLINGER SEE<br />
TICKETS & INFO: SUMMERJAM.DE
24 live // kulturnews präsentiert<br />
Foto: www.hansesongfestival.de<br />
Hanse Song Festival<br />
17. 3. // Stade<br />
Für die erste Ausgabe des Hanse Song<br />
Festivals wurden gleich neun exzellente<br />
Songschreiber zusammengetrommelt: Aus<br />
Hamburg kommen unter anderem Bernd<br />
Begemann & Die Befreiung (Foto) und<br />
JAZZnights: Randy Crawford & Joe Sample Trio<br />
18. 3. // Dortmund, Konzerthaus<br />
20. 3. // Berlin, Philharmonie<br />
24. 3. // Hamburg, Laeiszhalle<br />
Den Song „Street Life“ haben wir nicht<br />
zuletzt dank diverser Werbekampagnen<br />
noch im Ohr. Wer das singt? Niemand<br />
Geringeres als Randy Crawford. Was sie<br />
damals für die Crusaders einsang, ist<br />
Olli Schulz. Lloyd Cole und Denis Jones<br />
nehmen sogar den weiten Weg von<br />
Großbritannien nach Stade auf sich, um<br />
dem Publikum ihre Akustiksongs näherzubringen.<br />
26. 3. // Hannover, Theater am Aegi<br />
28. 3. // Frankfurt, Alte Oper<br />
31. 3. // Düsseldorf, Tonhalle<br />
einer der Kultsongs überhaupt geworden.<br />
Im Rahmen der JAZZnights kommt sie<br />
mit Joe Sample und dessen Trio zu uns.<br />
Mit Sample hat sie auch ihr Jazzalbum<br />
„Feeling good” aufgenommen. Das passt!<br />
Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion<br />
Ski’s Country Trash<br />
4. 4. // Stuttgart, Die Röhre<br />
12. 4. // Frankfurt, Nachtleben<br />
13. 4. // Köln, Blue Shell<br />
15. 4. // Bremen, Römer<br />
19. 4. // München, Backstage Club<br />
26. 4. // Berlin, White Trash<br />
28. 4. // Hamburg, Logo<br />
8. 6. // Aschaffenburg, Colos-Saal*<br />
kulturnews 2/12 * Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />
Foto: Florence & The Machine<br />
Foto: Patrick Beier<br />
Florence +<br />
The Machine<br />
23. 3. // München, Tonhalle<br />
24. 3. // Berlin, Columbiahalle<br />
25. 3. // Hamburg, Große Freiheit 36<br />
30. 3. // Köln, E-Werk<br />
Irgendwo zwischen ihrem Debütalbum<br />
„Lungs“ und dem Nachfolger „Ceremonials“<br />
hat sich die ganze Welt in<br />
den spannenden Pop der rothaarigen<br />
Florence Mary Leontine Welch verliebt.<br />
Zu Recht. Drei Millionen verkaufte<br />
Exemplare des Erstlings – das schafft<br />
wirklich selten ein Indiekünstler. Die<br />
Londonerin freut sich aber noch mehr<br />
über volle Konzertsäle, denn darum geht<br />
es hier: einfach gute Musik.<br />
Auf einer „Never Ending Road“ ist Ski aus<br />
Portland, Oregon. So heißt das neue Album<br />
mit seiner Combo Ski’s Country Trash<br />
und so sieht das Leben des rastlosen<br />
Countryrockes aus, der sich mit Vorliebe<br />
Marit Larsen<br />
17. 4. // Mainz, Frankfurter Hof<br />
18. 4. // Hamburg, Gruenspan<br />
20. 4. // Berlin, Frannz-Club<br />
21. 4. // Hannover, Musikzentrum<br />
22. 4. // Köln, Stadtgarten<br />
(Konzertsaal)<br />
23. 4. // Frankfurt, Batschkapp<br />
25. 4. // Stuttgart, T2<br />
26. 4. // München, Ampere<br />
Platin für „If a Song could get me you“!<br />
über den anhaltenden Erfolg ihres Hits<br />
wird sich Marit Larsen sicher riesig freuen<br />
und doppelt so beschwingt die Reise<br />
aus dem norwegischen Norden zu uns in<br />
den Süden antreten. Ihr neues Album<br />
„Spark“ verzaubert bereits unseren Winter<br />
mit seinen Songwriterperlen. Es wäre<br />
keine Überraschung, wenn ihre Liveauftritte<br />
auch noch den Frühling einläuten.<br />
das Material von Johnny Cash und Motörhead<br />
vornimmt, unter anderem. Das ist<br />
hart und schmutzig, mit den ganzen<br />
Spaßbands hat das nichts zu tun. Gut so,<br />
von denen gibt es wirklich genug.<br />
Foto: Ralph Günthner
Addys Mercedes<br />
kulturnews präsentiert // live 25<br />
22. 2. // Nürnberg, Finca Bar Celona<br />
23. 2. // Frankfurt, Bar Celona<br />
26. 2. // Oldenburg, Bar Celona<br />
27. 2. // Bremen, Bar Celona<br />
28. 2. // Wolfsburg, Bar Celona<br />
29. 2. // Hannover, Finca Bar Celona<br />
4. 3. // Wuppertal, Bar Celona<br />
5. 3. // Siegen, Bar Celona<br />
6. 3. // Wilhelmshaven, Bar Celona<br />
7. 3. // Osnabrück, Bar Celona<br />
Die kubanische Sängerin Addys Mercedes<br />
lebt seit Jahren in Deutschland –<br />
vor allem aus nichtpolitischen Gründen.<br />
kulturnews: Addys, in dem Lied „Alma<br />
Latina“ gibst du dich gesellschaftskritisch.<br />
Was kritisierst du an deiner alten<br />
Heimat Kuba?<br />
Addys Mercedes: Ich beschäftige mich mit<br />
der Frage, warum so viele Kubaner ins<br />
Exil gehen. Oftmals haben wir von Leuten,<br />
die das Land verlassen wollten, nie<br />
wieder etwas gehört. Sie waren einfach<br />
weg. Das fand ich genauso schrecklich<br />
wie all die sozialen Ungerechtigkeiten.<br />
kulturnews: Was hat dich denn besonders<br />
gestört?<br />
Mercedes: Ich bin mit einer Band im<br />
Tourismuszentrum aufgetreten und bekam<br />
alles, was ich brauchte. Allerdings<br />
war nicht jeder Kubaner so gut gestellt.<br />
Nur wer dort gearbeitet hat, durfte ein<br />
Stück weit am Luxus teilhaben. Wenn<br />
ich dann meine Familie besucht habe,<br />
hatte ich immer ein schlechtes<br />
Gewissen. In meinem Heimatort haben<br />
die Menschen wirklich Not gelitten. Es<br />
gab nie genug zu essen.<br />
kulturnews: Hast du dich deswegen entschieden,<br />
auszuwandern?<br />
Mercedes: Die Wahrheit ist: Ich habe<br />
mich in einen deutschen Touristen ver-<br />
Foto: medialuna<br />
8. 3. // Gütersloh, Bar Celona<br />
11. 3. // Düren, Extrablatt<br />
13. 3. // Hagen, Bar Celona<br />
14. 3. // Essen, Finca Bar Celona<br />
15. 3. // Köln, Extrablatt<br />
18. 3. // Mainz, Extrablatt<br />
19. 3. // Hamburg, Fliegende Bauten<br />
20. 3. // Paderborn, Bar Celona<br />
29. 3. // Münster, Bar Celona<br />
liebt. Wir haben geheiratet, ich bin mit<br />
ihm nach Deutschland gegangen.<br />
Sicherlich haben mir die Missstände auf<br />
Kuba den nötigen Mut gegeben, mich<br />
auf dieses Wagnis einzulassen.<br />
kulturnews: Empfindest du dieses Land<br />
heute noch als deine Heimat?<br />
Mercedes: Irgendwie schon, weil meine<br />
Familie dort wohnt. Dass ich meine<br />
Kindheit auf Kuba verbracht habe, hat<br />
mich definitiv geprägt. In Deutschland<br />
bin ich dann erwachsen geworden. Insofern<br />
trage ich beide Kulturen in mir.<br />
Trotzdem habe ich manchmal das Gefühl,<br />
nirgendwo so richtig dazuzugehören.<br />
kulturnews: Was tröstet dich in solchen<br />
Momenten?<br />
Mercedes: Die Musik. Sie war immer<br />
eine treue Begleiterin. Etwas, das ich<br />
überall hin mitnehmen konnte.<br />
kulturnews: Dabei hast du ursprünglich<br />
von einer Karriere als Schauspielerin geträumt.<br />
Mercedes: Ja. Der Song „Hollywood“ ist<br />
durchaus autobiografisch. Meine Mutter<br />
war aber nicht begeistert von meinem<br />
Berufswunsch. Sie sagte: „Werde lieber<br />
Ärztin, das gibt dir mehr Sicherheit.“<br />
Aber das hat mich nicht interessiert. Ich<br />
wollte mich auf jeden Fall kreativ ausdrücken.<br />
Interview: Dagmar Leischow<br />
kulturnews 2/12
26 live // kulturnews präsentiert<br />
The Australian Pink Floyd Show<br />
18. 4. // Köln, Lanxess Arena<br />
19. 4. // Bielefeld, Stadthalle<br />
20. 4. // Oberhausen,<br />
König-Pilsener-Arena<br />
21. 4. // Trier, Arena<br />
The Australian Pink Floyd Show lassen<br />
nicht nur die Songs ihrer namensgebenden<br />
Vorbilder wieder aufleben. Mit großer<br />
Lichtshow und detailgetreuer Instrumen-<br />
Ian Anderson<br />
17. 5. // Stuttgart, Liederhalle<br />
19. 5. // Augsburg, Schwabenhalle<br />
20. 5. // Berlin, Tempodrom<br />
22. 5. // Mainz, Phönixhalle<br />
23. 5. // Bielefeld, Oetkerhalle<br />
27. 5. // Mannheim, Rosengarten<br />
28. 5. // Nürnberg, Open-Air<br />
29. 5. // Dresden, Kulturpalast*<br />
kulturnews 2/12<br />
Foto: Hammerl Kommunikation<br />
Der Name Ian Anderson lässt kein<br />
Glöckchen klingeln? Wie ist es mit<br />
Jethro Tull? Deren kreativer Frontmann<br />
ist der Brite, und er nimmt sich eines<br />
legendären Konzeptalbums seiner Band<br />
an: „Thick as a Brick“. 1972 erschien es,<br />
und 2012 wird es live aufgeführt – und<br />
zwar ganz und komplett. Unterstützt von<br />
theatralischen Elementen ist das 40.<br />
Jubiläum des Werks ein audiovisuelles Fest.<br />
22. 4. // Hannover, AWD-Hall<br />
24. 4. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />
25. 4. // Ludwigsburg, Arena<br />
26. + 27. 4. // Regensburg, Donau-Arena<br />
tierung kommen sie erstaunlich nah an<br />
die psychedelische Atmosphäre eines originalen<br />
Pink-Floyd-Konzerts.<br />
Lizz Wright<br />
20. 4. // Dresden,<br />
Himmelfahrtskirche<br />
22. 4. // Berlin, Passionskirche<br />
Foto: FKP Scorpio<br />
Foto: Karsten Jahnke<br />
Die Pastorentochter Lizz Wright ist eine<br />
der großen Stimmen des Soul. Immer<br />
öfter streckt sie ihre Fühler jedoch auch<br />
nach neuen Einflüssen aus und schafft<br />
es, Elemente aus Pop, Jazz, Gospel<br />
oder Folk mit ihrer voluminösen, samtig<br />
weichen Stimme zum großen<br />
Ganzen werden zu lassen.<br />
Philipp Poisel<br />
21. + 22. 4. // München, Herkulessaal<br />
24. + 25. 4. // Leipzig, Haus Auensee<br />
5. + 6. 5. // Frankfurt, Sendesaal HR<br />
8. 5. // Stuttgart, Liederhalle<br />
15. + 16. + 18. 5. // Köln, E-Werk<br />
22. + 23. 5. // Hamburg, Laeiszhalle<br />
25. + 26. 5. // Frankfurt, Sendesaal HR<br />
28. + 29. + 30. 5. // Berlin, Universität der Künste*<br />
Kein deutscher Jungstar ist mit seiner<br />
Musik in den letzten Jahren so unerwartet<br />
erfolgreich gewesen wie Philipp Poisel.<br />
Der Junge aus Ludwigsburg wirkt zwar<br />
Peter Gabriel<br />
2. 5. // München, Olympiahalle<br />
3. 5. // Oberhausen, König-Pilsener-Arena<br />
Während Gerüchte um eine Genesis-<br />
Reunion um ihn herum aufbranden und<br />
wieder abebben, tourt Peter Gabriel unbeeindruckt<br />
im Rahmen seiner „New<br />
Blood“-Tour durch die Lande und kommt<br />
jünger, als er ist, seinen Texten merkt man<br />
jedoch an, dass er mittlerweile auch schon<br />
Ende Zwanzig ist. Seine neueste Tour<br />
nennt der Poet „Projekt Seerosenteich“.<br />
9. 5. // Berlin O2-World<br />
11. 5. // Stuttgart Schleyer-Halle<br />
auch erneut nach Deutschland. Die<br />
Popsongs erscheinen dank großer<br />
Orchesterbegleitung in neuem Gewand<br />
und sorgen so für eine gehobene<br />
Atmosphäre.<br />
* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />
Foto: PRK<br />
Foto: Real World Records/EMI/York Tillyer
Charlie Winston<br />
kulturnews präsentiert // live 59<br />
14. 4. // Stuttgart, Röhre<br />
15. 4. // Köln, Gloria<br />
16. 4. // Hamburg, Uebel & Gefaehrlich<br />
Seit „Like a Hobo“ ist Charlie Winston<br />
kein armer Liedermacher mehr, sondern<br />
ein Rockstar. Mit Folgen.<br />
kulturnews: Charlie, deine neue Platte<br />
heißt „Running still“. Das geht doch gar<br />
nicht.<br />
Charlie Winston: Und ob. Um aktiv sein zu<br />
können und dich wohlzufühlen, musst<br />
du in dir ruhen und eine Ausgeglichenheit<br />
im Kopf entwickeln. Manche finden<br />
diese Stille aus sich selbst heraus,<br />
andere brauchen dazu einen Job, ein<br />
Haus, Geld, was auch immer.<br />
kulturnews: Was macht dich denn ruhig?<br />
Winston: Zu wissen, dass ich mit mir<br />
selbst in einer guten Beziehung stehe.<br />
Und dass es Menschen in meinem Leben<br />
gibt, die ich liebe und die ich besuchen<br />
kann.<br />
kulturnews: Sogar Peter Gabriel ist ein<br />
Kumpel von dir. Ihr seid sogar schon zusammen<br />
in Urlaub gefahren. Wie kam<br />
das?<br />
Winston: Meine damalige Freundin und<br />
ich sind gut mit seiner Tochter Mel befreundet.<br />
Also lud er uns in ein schönes<br />
Hotel nach Sardinien ein. Natürlich haben<br />
wir uns auch über Musik unterhalten,<br />
aber eigentlich war er einfach der Vater<br />
von Mel.<br />
kulturnews: Jahrelang bist du als Straßenmusiker<br />
durch die Weltgeschichte<br />
getingelt und hattest mit „Like a Hobo“<br />
vor drei Jahren plötzlich eine Nummer<br />
eins in Frankreich. Beruhigt es dich,<br />
jetzt reich zu sein?<br />
18. 4. // Berlin, Postbahnhof<br />
19. 4. // München, Backstage Werk<br />
Winston: Als ich kein Geld hatte, standen<br />
materielle Fragen für mich nie im<br />
Vordergrund – und sie tun es jetzt<br />
immer noch nicht. Ich bin immer noch<br />
in der Anpassungsphase.<br />
kulturnews: Kritisierst du deshalb im<br />
neuen Song „Happiness“ die Käuflichkeit<br />
von Glück?<br />
Wisnton: Da geht es um einen Charakter,<br />
der keine Ahnung hat von der modernen<br />
Gesellschaft. Er sieht, wie die<br />
Menschen alles über Geld regeln. Er<br />
sieht, dass die Menschen mit Geld die<br />
Macht haben. Und er fragt sich dann,<br />
wo er Glück kaufen kann.<br />
kulturnews: In „Great Conversation“<br />
sprichst du Beethoven an, und zwar auf<br />
Deutsch. Was soll das?<br />
Winston: Er soll mich verstehen! (lacht)<br />
Mit dem Lied will ich ausdrücken, dass<br />
ich die Musik meiner Zeitgenossen<br />
überwiegend nicht mehr ertragen kann.<br />
Alles dreht sich nur noch darum, bei<br />
Facebook und Twitter gut auszusehen,<br />
dein Privatleben offenzulegen. Eine so<br />
hohe Qualität wie bei Paul Simon,<br />
David Bowie, den Beatles gibt es heute<br />
nicht mehr. Die Standards sind niedrig.<br />
kulturnews: Bei dir selbst auch?<br />
Winston: Ich habe den Ehrgeiz, sehr gut<br />
zu sein. Wenn man in 200 Jahren alte<br />
Aufnahmen von mir findet und sagt „So<br />
übel war er nicht“, dann würde mich<br />
das sehr berühren.<br />
Interview: Steffen Rüth<br />
Running still erscheint am 10. Februar.<br />
Foto: Andrew Gura<br />
kulturnews 2/12<br />
Booking GmbH präsentiert:<br />
GREEN TOUR 2012<br />
www.fourartists.com<br />
Tickethotline: 01805 - 57 00 70<br />
(0,14 /Min. aus dem dt. Festnetz. Mobilfunk max. 0,42 /min)<br />
Hier mehr Infos abrufen!<br />
BOY<br />
TOUR 2012<br />
18.02. LEER | 19.02. MÜNSTER | 20.02. BIELEFELD | 21.02. BREMEN | 22.02. HAMBURG | 24.02. LEIPZIG | 25.02.BERLIN<br />
27.02.WÜRZBURG|28.02.ERLANGEN|29.02.A-GRAZ|01.03.A-INNSBRUCK|02.03.MÜNCHEN|03.03.KARLSRUHE<br />
05.03.FREIBURG|06.03.DARMSTADT|07.03.KÖLN|08.03.BERLIN|09.03.HANNOVER|23.03.KREFELD<br />
02.04. KONSTANZ | 03.04. TÜBINGEN | 05.04. KAISERSLAUTERN | 07.04. GERA | 08.04. KÖLN | 09.04. HAMBURG<br />
06.03.GREENBREMEN|08.03.GREENROSTOCK|09.03.GREENBERLIN|10.03.GREENMÜNCHEN<br />
11.03. GREEN HAMBURG | 12.03. GREEN BOCHUM | 14.03. GREEN FRANKFURT | 15.03. GREEN SAARBRÜCKEN<br />
16.03. GREEN STUTTGART | 17.03. GREEN BERN | 18.03. GREEN ZÜRICH | 21.03. GREEN ERLANGEN<br />
22.03. GREEN KÖLN | 23.03. GREEN HEIDELBERG | 24.03. GREEN DRESDEN<br />
MAX PROSA<br />
DIE PHANTASIE WIRD SIEGEN<br />
TOUR 2012<br />
09.02. ERFURT | 10.02. ERFURT | 11.02. ERFURT | 13.02. STUTTGART | 14.02. ZÜRICH | 15.02. MÜNCHEN<br />
16.02. ERLANGEN |18.02. KAISERSLAUTERN 19.02. HAMBURG | 20.02. BERLIN | 22.02.MÜNSTER|23.02.OSNABRÜCK<br />
24.02. BREMEN | 25.02. HALDERN POP BAR | 26.02. KÖLN | 28.02. DORTMUND | 29.02. FRANKFURT<br />
01.03.HANNOVER| 02.03.DRESDEN|03.03.HEIDELBERG|05.03.GÖTTINGEN|06.03.MAGDEBURG|07.03.FLENSBURG<br />
18.04. BERLIN | KESSELHAUS<br />
21.04. DRESDEN | BEATPOL<br />
22.04. MÜNCHEN | MUFFATHALLE<br />
23.04. KÖLN | GLORIA<br />
03.05. FRANKFURT | BATSCHKAPP<br />
04.05. HAMBURG | GRÜNSPAN<br />
BLUMENTOPF KEIN ZUFALL / GROSSES KINO TOUR 2012<br />
23.05. KÖLN | BAHNHOF EHRENFELD � 24.05. HAMBURG | KNUST � 25.05. MÜNSTER | SKATERS PALACE<br />
26.05. DRESDEN | SCHEUNE � 28.05. MÜNCHEN | MUFFATCAFE � 29.05. MÜNCHEN | GLOCKENBACHWERKSTATT<br />
30.05. CH-ZÜRICH | ABART � 31.05. A-WIEN | SZENE<br />
07.03.MÜNCHEN|08.03.STUTTGART<br />
09.03. FREIBURG | 10.03. FRANKFURT<br />
11.03. KÖLN | 13.03. HAMBURG<br />
14.03.DRESDEN|15.03.BERLIN<br />
16.03.BIELEFELD|17.03.MAGDEBURG<br />
19.03. HEIDELBERG|20.03.OBERHAUSEN<br />
21.03.LEIPZIG|26.03.A-INNSBRUCK<br />
Shame about Ray Tour<br />
01.05.HAMBURG|UEBEL&GEFÄHRLICH<br />
11.05.BERLIN|POSTBAHNHOF<br />
12.05.KÖLN|LUXOR<br />
14.05. MÜNCHEN | FREIHEIZ<br />
26.02. BERLIN | 27.02. LEIPZIG<br />
28.02. DRESDEN | 29.02. MÜNCHEN<br />
01.03. STUTTGART | 03.03. KÖLN<br />
04.03. BREMEN | 05.03. HAMBURG<br />
07.03. LÜNEBURG | 30.03. GERA<br />
28.03. KÖLN | 29.03. STUTTGART<br />
30.03. CH-ZÜRICH | 01.04. A-WIEN<br />
02.04. MÜNCHEN | 03.04. BERLIN<br />
04.04. HAMBURG<br />
15.02.HAMBURG|UEBEL&GEFÄHRLICH<br />
16.02. BERLIN | KESSELHAUS<br />
02.03.JENA|KASSABLANCA<br />
03.03.DESSAU|KURTWEILLFESTIVAL<br />
10.03. BERLIN | POSTBAHNHOF<br />
11.03. FRANKFURT | DAS BETT<br />
12.03. MÜNCHEN | HANSA 39<br />
18.03. KÖLN | LUXOR<br />
19.03. HAMBURG | KNUST
60 live // Shows<br />
Annamateur und Außensaiter<br />
Screamshots, ab 28. 1., Deutschlandtournee<br />
Sie haben mit der Band Zärtlichkeiten<br />
mit Freunden „Dreckiges Tanzen“ gegeben,<br />
sie haben „Walgesänge“ präsentiert<br />
und sind mit einer „Bandaufstellung<br />
nach B. Hellinger“ durch die Lande gezogen:<br />
die „Chefneurotikerin unter den<br />
Salondiven“ und ihre Band Außensaiter.<br />
kulturnews präsentiert<br />
Kurt Krömer<br />
Der nackte Wahnsinn, 10. 2.–25. 3., Deutschlandtournee<br />
Vor einem Jahr hat er die Tretmühle des<br />
TV-Alltags verlassen, dann mit „Eine<br />
Insel namens Udo“ einen wunderschönen,<br />
leisen Kinofilm gedreht; jetzt ist<br />
Kurt Krömer wieder mit seinem Programm<br />
„Der nackte Wahnsinn“ auf der<br />
Bühne zu sehen. Ob sich der Enter-<br />
kulturnews 2/12<br />
Auch in ihrem neuen Programm<br />
„Screamshots“ darf man sich wieder auf<br />
Coverversionen von Zarah Leander bis<br />
Tom Waits freuen, bestens präsentiert<br />
von Chansonsängerin Annamateur alias<br />
Anna Maria Scholz.<br />
tainer, der wie kein Zweiter Unsicherheit<br />
in Aggression verwandeln kann, in<br />
der Zwischenzeit geändert hat? Gar –<br />
ruhiger geworden ist? Wir wollen es<br />
nicht hoffen, denn es hätte unabsehbare<br />
Folgen für Krömers Entertainment.<br />
Stephan Bauer<br />
Warum heiraten – Leasing tut’s auch, ab 25. 2., Deutchlandtournee<br />
Bis vor kurzem war er noch „Auf der<br />
Suche nach dem verlorenen Mann“,<br />
jetzt macht sich Stephan Bauer<br />
Gedanken über die Beziehung – so<br />
schnell kann’s gehen. Wenn es stimmt,<br />
was Bauer sagt, hat er sechs trostlose<br />
Jahre als Single hinter sich und ist jetzt<br />
20 Jahre Quatsch Comedy Club<br />
1. 2., Quatsch Comedy Club, Berlin<br />
Was für ein Aufgebot zu dieser Jubiläumsgala:<br />
Von Cindy aus Marzahn bis<br />
Michi Mittermeier, von Olaf Schubert<br />
bis Oliver Pocher, von René Marik bis<br />
Rainald Grebe und von Matze Knop bis<br />
Atze Schröder reicht die 20-köpfige<br />
Gästeliste, die Moderator und Gastgeber<br />
Thomas Hermans (Foto) zusammen-<br />
mit einer jungen Frau liiert, die ihn<br />
ganz schön alt aussehen lässt. Wie:<br />
das erzählt er uns in seinem neuen<br />
Programm. Und einer Sache darf man<br />
sich sicher sein: Wenn Stephan Bauer<br />
plaudert, nimmt er kein Blatt vor den<br />
Mund. Dieser Comedian redet Tacheles.<br />
gestellt hat. Und man kann gar nicht<br />
aufhören mit dem Aufzählen, denn<br />
auch Dieter Nuhr und Ingo Appelt und<br />
Martin Schneider undundund: 20<br />
Comedians stehen am 1. Februar auf<br />
der Bühne, um 20 Jahre QCC zu feiern.<br />
Herzlichen Glückwunsch an die Mutter<br />
aller Comedybühnen!
Gerhard Richter Panorama<br />
12. 2.–13. 5. // Neue Nationalgalerie, Berlin<br />
Vergangenes Jahr gab es eine groß angelegte<br />
Doppelausstellung in Hamburg,<br />
die auf der einen Seite Gerhard Richter<br />
als politischen Chronisten würdigte und<br />
andererseits den Einfluss von Richters<br />
malerischer Unschärfetechnik auf nachfolgende<br />
Künstler dokumentierte – wofür<br />
beide Schauen gemeinsam zu Recht mit<br />
dem kulturnews-Award geehrt wurden.<br />
Außerdem kam im Herbst Corinna Belz’<br />
Film „Gerhard Richter Painting“ ins Kino<br />
und entwickelte sich dort zu einem kleinen<br />
Hit, was schon recht bemerkenswert<br />
ist für eine Doku über einen zeitgenössischen<br />
Künstler. Außerdem wird<br />
Richter am 9. Februar 80, und seine<br />
Spitzenposition als kommerziell gefrag-<br />
Thomas Ruff<br />
17. 2.–20. 5. // Haus der Kunst, München<br />
Nicht nur in Berlin hat man ein Händchen<br />
dafür, Ausstellungen einerseits voll<br />
auf den kommerziellen Erfolg hin zu<br />
konzipieren, andererseits aber den Anspruch<br />
des Fachpublikums zu bedienen<br />
– in München schafft man das auch.<br />
Thomas Ruff geht allgemein als einer<br />
der am leichtesten zugänglichen zeitgenössischen<br />
Fotokünstler durch, als jemand,<br />
der genau durchkomponierte<br />
Riesenformate schafft, vor denen man<br />
mit offenem Mund stehen bleibt, geflasht<br />
schon von den jede Vorstellungskraft<br />
sprengenden Maßen dieser Bilder.<br />
Und dabei übersieht, dass Ruff nicht<br />
Ausstellungen // live 61<br />
tester Gegenwartskünstler im Ranking<br />
Kunstkompass verteidigt er auch schon<br />
seit Jahren erfolgreich. Es gibt also einiges<br />
zu feiern im Hause Richter, kurz<br />
nach dem Geburtstag auch eine große<br />
Retrospektive des seit Jahren in Köln<br />
ansässigen Künstlers. „Gerhard Richter<br />
Panorama“, konzipiert in London und in<br />
Berlin in einer speziell für die Nationalgalerie<br />
umgestalteten Fassung zu sehen,<br />
vereint Bilder aus allen Schaffensperioden,<br />
und auch wenn Richter ein äußerst<br />
produktiver Maler ist, bietet die Neue<br />
Nationalgalerie dennoch ausreichend<br />
Raum für eine klug Querverweise herstellende<br />
Ausstellung. Unsere Abbildung<br />
zeigt „Neger (Nuba)“ (1964).<br />
Abb.: © VG Bild-Kunst, Bonn 2011<br />
Abb.: Courtesy Gagosian Gallery,<br />
© Gerhard Richter 2011<br />
nur ein handwerklich extrem versierter<br />
Erfolgskünstler ist, sondern auch ein konzeptionell<br />
denkender Mensch, dem man<br />
seine Herkunft als Schüler der Konzeptfotografie-Helden<br />
Bernd und Hilla Becher<br />
durchaus ansieht – wenn man sich darauf<br />
einlässt, seine Arbeiten jenseits der<br />
Schauwerte zu betrachten. Die Abbildung<br />
zeigt „nudes yv16“ (2000) aus der<br />
Serie „nudes“, in der Ruff den Eigenarten,<br />
ästhetischen Unzulänglichkeiten<br />
und technischen Problemen von Internetpornographie<br />
nachspürte. Konzeptuell<br />
gedacht, klar. Und gleichzeitig von<br />
hohem Schauwert.<br />
kulturnews 2/12<br />
kulturnews // eventtipp<br />
„The Art of Hard Rock“-Tour<br />
Sie sind die Pilgerstätten von Rockfans aus aller Welt, ihr Logo<br />
ist längst Kult: Hard Rock Cafes stehen seit 40 Jahren für das<br />
Lebensgefühl des Rock’n’Roll. Neben mehr als 170 Niederlassungen<br />
in 53 Ländern besitzt die Marke Hard Rock eine der<br />
weltweit bedeutendsten Sammlungen von Musikmemorabilia,<br />
angefangen mit Eric Claptons Gitarre von 1971.<br />
Jetzt präsentiert Hard Rock in Europa die Kunstausstellung „The<br />
Art of Hard Rock“ – ab Ende Februar erstmals auch in<br />
Deutschland (München, Berlin und Köln). Zu sehen sind 40<br />
Kunstwerke von weltbekannten Musikern.<br />
So etwa ein Selbstporträt von Michael Jackson, ein Gemälde von<br />
Ringo Starr (unser Foto) oder Skizzen von Jimi Hendrix und Elton<br />
John. Weiter erwarten die Besucher selbst gestaltete Masken von<br />
Iron Maiden, Alice Cooper und Chrissie Hynde. Die drei deutschen<br />
Ausstellungen zeigen zudem das Aquarell „Gitarren statt<br />
Knarren“ von Kultrocker Udo Lindenberg.<br />
Die Werke sind noch nie gemeinsam ausgestellt worden.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
München: 27. Februar - 5. April // Amerika Haus, www.amerikahaus.de<br />
Berlin: 12. April - 18. Mai // Infos folgen<br />
Köln: 28. Mai - 6. Juli // Infos folgen<br />
Weitere Infos unter<br />
facebook.com/hardrockcafmunich<br />
facebook.com/hardrockcafeberlin<br />
facebook.com/hardrockcafecologne
62 platten // Pop, Rock + Dance<br />
Platte des Monats<br />
Chris Isaak<br />
Beyond the Sun<br />
RETROPOP<br />
Warner<br />
Chris Isaaks Killerfeature war bisher die<br />
Mimikry. Er sah aus wie den frühen späten<br />
50ern entsprungen, und so klangen auch<br />
seine selbstkomponierten Retrosongs. Das<br />
war auf genialische Weise epigonal – und<br />
erforderte zwangsläufig irgendwann einmal<br />
ein Coveralbum, auf dem er sich die<br />
Klassiker aus Papas Plattenkiste zur Brust<br />
nimmt, die ihn überhaupt erst auf diesen<br />
Nostalgietrip schickten. Dieser Aufgabe<br />
des Coverns widmet sich der Kalifornier<br />
nun auf „Beyond the Sun“: Er singt, croont,<br />
schmalzt, seufzt und jault sich durch die<br />
Werke Elvis Presleys, Johnny Cashs, Jerry<br />
Lee Lewis’ oder Roy Orbisons. Üppige 28<br />
Songs sind drauf, sie bilden nicht nur das<br />
Destillat seiner Einflüsse, sondern des modernen<br />
Pop schlechthin. Isaak imitiert die<br />
patinöse Klangästhetik der 50er bis ins<br />
Detail, zugleich verleiht die Produktion<br />
Songs wie „Pretty Woman“ oder „It’s now<br />
or never“ eine derart glatte Oberfläche, dass<br />
Isaak sich darin spiegeln und den Sitz seiner<br />
gegelten Tolle überprüfen kann. Ein<br />
perfektes Album – und das ist auch sein<br />
einziges Manko. (mw)<br />
The Maccabees<br />
Given to the Wild<br />
BRITROCK<br />
Universal<br />
Warum werden The Maccabees eigentlich<br />
hierzulande immer noch als durchschnittliche<br />
Britrockband unterschätzt? Zugegeben, das<br />
Debüt „Colour it in“ lieferte konventionellen<br />
Indierock, doch schon auf „Wall of Arms“ ließen sie sich auf Innovationen à la Arcade<br />
Fire ein. Mit dem dritten Album ist das Quintett aus London jetzt ein Meisterwerk<br />
gelungen. Auf „Listen to the Wild“ wagen sie psychedelische Experimente, legen die<br />
Kompositionen epischer an, kontrastieren akustische Freisteller mit größtmöglichem<br />
Bombast – und finden doch immer den Weg zurück zu eingängigen Melodien und<br />
großen Popgesten. Als Referenzen gehen Talk Talk, Grizzly Bear und die versponnene<br />
Phase von Bowie durch, und damit ist zumindest eins ganz klar: Hier geht es<br />
längst nicht mehr um das nächste große Ding, hier geht es um ein Album, das man<br />
vermutlich auch in zehn Jahren noch auflegt. (cs)<br />
-Bewertung<br />
Crippled Black Phoenix<br />
(Mankind) The crafty Ape<br />
INDIEROCK<br />
Rough<br />
Trade<br />
5//<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
4// 4//<br />
Da hat wohl jemand etwas mehr zu sagen:<br />
Von Crippled Black Phoenix ist man schnelles<br />
Nachlegen bei den Alben gewöhnt,<br />
und auch seit der Veröffentlichung ihres<br />
Werkes „I, Vigilante“ sind nur 16 Monate<br />
vergangen. Diesmal musste es sogar gleich<br />
eine Doppelscheibe sein. Bandkopf Justin<br />
Greaves versammelte erneut eine veritable<br />
Musikermischung um sich, um seine Songideen<br />
zu verwirklichen – wobei „Songs“<br />
ja durchaus ein in die Irre führender Begriff<br />
ist. Die Stärke von Crippled Black<br />
Phoenix liegt schließlich weniger in eingängigen<br />
Refrains oder besonders philosophischen<br />
Texten – vielmehr frickeln sich<br />
die fünf Briten durch das komplette Material,<br />
das der Indierock zu bieten hat: Postund<br />
Folkrock spielen Ringelpiez mit progressiven<br />
Gitarren, kuscheln sich an satte<br />
Streicher- und Bläserarrangements, drehen<br />
eine Runde um die Synthesizer und trudeln<br />
zum Schluss langsam in sphärischen<br />
Klangwelten aus. Nicht radiotauglich –<br />
dafür ein Sonntagsbraten für die Ohren. (es)<br />
Ben Howard hält die Tradition des Britfolk am Leben. Auf seinem Debüt „Every Kingdom“ (Universal)<br />
singt er in der Tonlage James Blunts versonnene Songperlen mit gebremstem Popappeal.<br />
kulturnews 2/12<br />
Cœur De Pirate<br />
Blonde<br />
CHANSON<br />
Groove<br />
Attack<br />
Mit 19 saß Béatrice Martin ganz brav<br />
am Klavier, um fürs Netz ein paar selbstgeschriebene<br />
Songs einzuspielen – und<br />
schon kurz darauf wurde sie unter dem<br />
Künstlernamen Cœur De Pirate als neuer<br />
Star der Chansonszene gefeiert. Vielleicht<br />
sind es die vielen Tattoos, die ihre Kompositionen<br />
vor allem für ganz junge Fans<br />
interessant machen, denn vor den Chansons<br />
hatte auch Martin ihre wilde Rebellenzeit,<br />
in der sie mit Punkbands unterwegs<br />
war. Mit dem zweiten Album will<br />
Martin jetzt nicht nur in den chansonaffinen<br />
Ländern an die Chartspitze; deshalb<br />
erweitert sie ihr Repertoire um liebreizenden<br />
Pop, der sich an den 60ern orientiert.<br />
Bleibt abzuwarten, ob ihr das Hipsterpublikum<br />
auch in den Zuckerwattehimmel<br />
folgt. Mit Songs wie „Danse et danse“ und<br />
allen voran „Verseau“ hat sie jedenfalls<br />
ziemlich gute Karten, zur Vanessa Paradis<br />
des 21. Jahrhunderts zu werden. (cs)<br />
Deichkind<br />
Befehl von ganz unten<br />
ELEKTROHOP<br />
Universal<br />
Deichkind scheint es egal zu sein, dass<br />
sie längst durch die Mehrzweckhallen<br />
ziehen, um vor Tausenden von Prolls zu<br />
spielen, gegen die sie einst angetreten<br />
waren. „Befehl von ganz unten“ ist genau<br />
die Platte, die sich das „Remmi Demmi“-<br />
Publikum gewünscht hat. Natürlich beherrschen<br />
die Hamburger den aggressiven,<br />
räudigen Elektrorap wie niemand sonst;<br />
nur inhaltlich hakt es inzwischen sehr.<br />
Die Krise der Musikindustrie lösen sie,<br />
indem sie Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich<br />
zum Kacken aufs Dixieklo schicken;<br />
die schönsten Schuhe werden von kleinen<br />
Kinderhänden genäht, aber neue<br />
Sneakers sind nun mal leider geil. Und<br />
dann gibt es auch noch „Bück dich<br />
hoch“, eine ironische Umkehrung von<br />
Tocotronics „Sag alles ab“. Zwei Drittel<br />
ihrer Fans werden diese Ironie zwar nicht<br />
verstehen – doch Deichkind können sich<br />
ja mit den Einnahmen trösten. (cs)<br />
Die Türen<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ<br />
SOULROCK<br />
Rough<br />
Trade<br />
4// 4//<br />
2//<br />
Die Türen veröffentlichen ihr weißes Album,<br />
aber natürlich denken sie die Beatles<br />
weiter. Beigelegt ist ein Aufkleberset mit<br />
allen Buchstaben des Alphabets und popkulturellen<br />
Symbolen von der Velvet-Underground-Banane<br />
bis zum Facebook-Daumen;<br />
damit können die Fans das Cover<br />
der vierten Türen-Platte selbst gestalten.<br />
Doch nicht nur in Sachen Design reagieren<br />
sie auf die Ära des Internets und der<br />
grenzenlosen Beliebigkeit. Zwar arbeiten sie<br />
sich zurück durch die Popgeschichte, kombinieren<br />
ihre krautigen 70er-Rocksongs<br />
aber mit so lustigen wie intelligenten Texten<br />
zum Überleben in prekären Zeiten. Damit<br />
löst Türen-Sänger Maurice Summen mit der<br />
eigenen Band ein, was er auch als Chef des<br />
mittlerweile wohl wichtigsten deutschen<br />
Indielabels Staatsakt vorantreibt: politische<br />
Positionierung. Zudem konnte er als Labelmacher<br />
auch spielend personelle Probleme<br />
lösen: Für den ausgestiegenen Gitarristen<br />
Gunter Osburg ist Andreas Spechtl<br />
(Ja, Panik) dabei, und am Schlagzeug sitzt<br />
jetzt Chris Imler, der sonst für Jens Friebe<br />
trommelt. Vereint geben sie in „Leben oder<br />
streben“ die Parole für 2012 aus: „Ich will<br />
keinen Mindestlohn, ich will Mindestliebe,<br />
ich will auch kein Grundgehalt, ich<br />
will nur einen Grund zum Frieden.“ (cs)<br />
Diverse<br />
Chimes of Freedom<br />
FOLKPOP<br />
Universal<br />
5//<br />
Entgegen landläufiger Meinung hat Bob<br />
Dylan diverse definitive Versionen seiner<br />
Songs aufgenommen. Wie etwa sollte man<br />
„Like a rolling Stone“ je toppen? Andere<br />
waren kaum mehr als Skizzen und erblühten<br />
erst in der Fremde (etwa „Mighty<br />
Quinn“). Gecovert aber wurde Dylan immer<br />
– unter der Ägide der Hilfsorganisation<br />
Amnesty International, die ebenso lange<br />
aktiv ist wie Dylan auf der Bühne, nämlich<br />
50 Jahre, entstand nun ein weiterer<br />
Sampler, ein Monster. 75 Songs auf vier<br />
CDs, über 80 beteiligte Künstler aus allen<br />
Generationen, von Pete Seeger bis Ke$ha:
Pop, Rock + Dance // platten 63<br />
Mehr geht kaum. Wenn sie sich trauen,<br />
das Original gegen den Strich zu bürsten,<br />
kommt oft Gutes dabei raus. K’naan und<br />
Ximena Sariñana etwa rhythmisieren „With<br />
God on our Side“ und „I want you“ bis zur<br />
Kenntlichkeit um, Carly Simon verwandelt<br />
„Just like a Woman“ in ein puristisches<br />
Pianostück und arbeitet mit gezielt dissonanten<br />
Anschlägen seinen bitteren Beigeschmack<br />
heraus. „Tomorrow is a long<br />
Time“ hingegen, das stets vom Kontrast<br />
aus beschwingtem Folkpicking und melancholischer<br />
Melodie lebte, verliert unter Zee<br />
Avis statischer Version einen wichtigen<br />
Stützpfeiler. Die Coverer konzentrieren sich<br />
auf den klassischen Kanon, auch eher abgelegene<br />
Songs (wie „Property of Jesus“,<br />
das sich – natürlich – die Priesterin Sinéad<br />
O’Connor vorknöpft) kommen vor. Doch<br />
um ein Cover goutieren zu können, muss<br />
man das Original im Ohr haben, die Abweichungen<br />
also hören und bewerten<br />
können – und das funktioniert nun mal bei<br />
„I shall be released“ (Maroon 5!) besser<br />
als bei „I’d have you anytime“, einem gemeinsam<br />
mit (und für) George Harrison<br />
geschriebenem Stück von 1970. Ein großes<br />
Projekt, an dem man lange zu knabbern<br />
hat. Nicht nur Dylan-Fans. (mw)<br />
Jennie Abrahamson<br />
The Sound of your beating Heart<br />
SONGWRITER-<br />
POP<br />
Cargo<br />
4//<br />
How Sweet The Sound heißt Jennie Abrahamsons<br />
eigenes Label – und das passt<br />
wie die Faust aufs Auge. Allein schon ihr an<br />
Kate Bush erinnerndes Falsett verleiht den<br />
Songs der Schwedin eine gewisse Süße,<br />
dazu kommen Texte über Herzschmerz<br />
und wunderbare Melodien. Die Künstlerin<br />
aus Stockholm zeigt auf ihrem dritten<br />
Album jedenfalls, dass sie das Zeug zur<br />
Popdiva hat. Vor allem die ersten drei<br />
Songs auf dem Album, „Sail away, Player”<br />
und die Singles „Wolf Hour” und „Hard to<br />
come by” gehören zu jener Sorte Hit, den<br />
man morgens unter der Dusche singt. Bei<br />
all der Poppigkeit ist Jennie Abrahamson<br />
alles andere als platt: In ihre abwechslungsreichen<br />
Arrangements packt sie asiatische<br />
Klänge und elektronische Spielereien und<br />
zeigt große Liebe zum Detail. Das einzige<br />
Manko: Egal was sie macht, die ersten<br />
Assoziationen zu ihrer Musik werden vorerst<br />
die Namen ihrer schwedischen Vorreiterinnen<br />
wie Lykke Li, Robyn oder Nina<br />
Kinert bleiben. Es gibt Schlimmeres. (kat)<br />
Kettcar<br />
Zwischen den Runden<br />
DEUTSCHPOP<br />
Indigo<br />
Kettcar sind so frei, wieder beziehungsfixiert<br />
zu sein. Nachdem das dritte Album<br />
„Sylt“ vor allem um gesellschaftskritische<br />
Themen kreiste, scheint der Hamburger<br />
Band jetzt egal zu sein, ob es da draußen<br />
noch immer Kritiker gibt, die ihr vorwerfen,<br />
ein Verzweifeln an der Welt zu besingen,<br />
das zu nichts weiter führt als zu bierseligem<br />
Angepasstsein. Auf „Zwischen den<br />
Runden“ geht es wieder um Liebe, Trennungen<br />
und die Schwierigkeit, sich irgendwie<br />
in seinem Leben einzurichten –<br />
doch klingt das aufregender als je zuvor,<br />
weil Kettcar nach der Akustiktour mit<br />
Streichquartett ihr Indierockkorsett endgültig<br />
abgelegt haben. Wenn die Gitarren<br />
nur noch selten laut spielen und stattdessen<br />
Bläser, Streicher und Klavier die Arrangements<br />
dominieren, lenkt das natürlich<br />
umso mehr die Aufmerksamkeit auf<br />
Marcus Wiebuschs Texte. „Liebe ist nicht<br />
das, was man empfindet, nicht nur das,<br />
was man fühlt, nicht, was man voller<br />
Sehnsucht sucht, Liebe ist das, was man<br />
tut“, singt er in „Rettung“ – und meint<br />
damit, dass man der Liebsten auch mal<br />
Erbrochenes aus dem Haar pult. Und jetzt<br />
müssen die Kritiker mal erklären, was genau<br />
sie mit Wohlfühlleiden meinen. (cs)<br />
Kraftklub<br />
Mit K<br />
BASTARDPOP<br />
Universal<br />
4//<br />
4//<br />
Diese Fünf aus Chemnitz (für sie unverdrossen<br />
„Karl-Marx-Stadt“) sagen es gleich<br />
selbst: „Wir sind nicht Tocotronic und wir<br />
sind auch nicht die Sterne/Wir sind nicht<br />
kredebil/Wir machen Popmusik/ Wir sind<br />
nicht wie die anderen Jungs/ doch eure<br />
Mädchen tanzen mit uns.“ Und wer nicht<br />
genau weiß, was er davon halten soll, hat<br />
Recht. Denn die Band vermischt Indie<br />
und Elektro, Prollpop, Rap, schlaue und<br />
schlimme Texte zu etwas, das nur schwer<br />
greifbar ist. Das Spaß macht, aber auch abstößt.<br />
Warum? Weil zum Beispiel „Scheißindiedisko“<br />
genau davon handelt, was<br />
der Titel verspricht. Das Hipstertum wird<br />
kulturnews 2/12
64 platten // Pop, Rock + Dance<br />
auch mit fast jedem anderen Song auf die<br />
Hörner genommen. Dass sie damit selbst<br />
auf verquere Weise hip sind und auf dem<br />
besten Weg zum Erfolg, wird in Kauf<br />
genommen. Man kann diese Prolligkeit mit<br />
Niveau und Kalkül als Errungenschaft<br />
Deichkinds sehen – oder einfach tanzen,<br />
schmunzeln und mitgrölen, bevor die Zeit<br />
ihr neuestes Produkt überholt. (kab)<br />
Liz Green<br />
O, Devotion!<br />
SINGER/<br />
SONGWRITER<br />
Rough<br />
Trade<br />
4//<br />
Direkt aus der Vergangenheit scheinen<br />
die Songs von Liz Green zu kommen. Wie<br />
von einem Zeitschleier verzerrt klingt die<br />
leicht quäkige Stimme, der Sound dazu ist<br />
bluesig bis zirkushaft. Was seltsam klingt<br />
– und es auch ist. Allerdings auf durchaus<br />
magische Art und Weise. „O, Devotion!“<br />
ist das Debüt einer 28-jährigen Britin, die<br />
eigentlich aus Langeweile und nur für sich<br />
mit dem Schreiben von Liedern begann<br />
und dann doch so erstaunlich viel zu sa-<br />
gen hatte, dass sie sich Zuhörer suchte.<br />
„O, Devotion!“ ist ein dunkler Rohdiamant<br />
– den man sich auch kein bisschen geschliffener<br />
gewünscht hätte. (kab)<br />
Max Prosa<br />
Die Phantasie wird siegen<br />
DEUTSCHPOP<br />
Sony<br />
Music<br />
4//<br />
Die gute Nachricht zuerst: Max Prosa<br />
steht nicht unter Verdacht, den so gefälligen<br />
wie belanglosen Deutschpop abzuliefern,<br />
der sich in den letzten Monaten in<br />
den Charts so breit gemacht hat. Wie<br />
Philipp Poisel schert er sich nicht darum,<br />
pathetisch zu sein, poetisch und damit<br />
manchmal auch unweigerlich kitschig. Max<br />
Prosa lehnt sich lieber zu weit aus dem<br />
Fenster, als auf Nummer sicher zu gehen.<br />
Er ist mehr Liedermacher als Songwriter,<br />
und das bedeutet, man muss Texte wie<br />
„Ich bin aus Schnee/ich lieb dich, solang<br />
ich dich seh/und bleib einsam, wenn ich<br />
geh“ erst mal schlucken. Muss sich an den<br />
Klang der inbrünstig ausgestoßenen Worte,<br />
an die gestelzte Rede und die obligatorischen<br />
Reime gewöhnen. Prognose: Das<br />
werden wir. Und Prosa wird mit seinen<br />
„Flügeln aus Beton“ 2012 abheben, nachdem<br />
er 2011 bereits mit Clueso auf Tour<br />
ging und mit dessen Kreativschmiede, dem<br />
Erfurter Zughafen, auch für seine weitere<br />
Entwicklung volle Rückendeckung hat. (kab)<br />
Nada Surf<br />
The Stars are indifferent to Astronomy<br />
ALTERNATIVE<br />
ROCK<br />
Universal<br />
4//<br />
Nada Surf sind immer dann am besten,<br />
wenn man sie eigentlich schon abgeschrieben<br />
hat. 2002 befreiten sie sich aus<br />
der Collegerockfalle und veröffentlichten<br />
mit „Let go“ ihr Meisterwerk, und jetzt<br />
ging es immerhin darum, für das schwache<br />
letzte Studioalbum „Lucky“ von 2008<br />
zu entschädigen. Das Trio um Sänger und<br />
Songwriter Matthew Caws hat die Schwachstellen<br />
erkannt: Weil „Lucky“ zu glatt, zu<br />
routiniert war, haben sie „The Stars …“ im<br />
Hauruckverfahren geschrieben und auf-<br />
genommen. Gleich das Eröffnungsstück<br />
„Clear Eye clouded Mind“ rockt, wie man<br />
es Nada Surf nicht mehr zugetraut hätte.<br />
Zumal sie ihre größte Stärke dafür nicht<br />
opfern, denn erneut mischen sie ihrem<br />
schwelgerischen Indierock so viele Hooks<br />
unter, dass fast jeder Song als Clubhymne<br />
taugt. Und damit ist dieses Album ein<br />
erneuter Befreiungsschlag. Und ihr zweitbestes.<br />
(cs)<br />
One Two Three Cheers<br />
And A Tiger<br />
A lot of Talk<br />
INDIEROCK<br />
Broken<br />
Silence<br />
3//<br />
Ein bisschen schwierig ist das schon,<br />
wenn eine österreichische Band so durch<br />
und durch britisch klingt wie One Two<br />
Three Cheers And A Tiger. Besonders wenn<br />
man bedenkt, wie viel innovative Musik<br />
von unseren Nachbarn in den letzten zehn<br />
Jahren gekommen ist. Die Wiener Formation<br />
hat sich beim zweiten Album unter<br />
die Fittiche von Herwig Zamernik begeben,
dem Mastermind der Klagenfurter Lieblinge<br />
Naked Lunch. Zamernik verpasste<br />
den vier Jungs einen Sound, der zwischen<br />
unterproduziert und akzentlos schwankt<br />
und den launigen, in seinen besten Momenten<br />
an Morrissey erinnernden Britrockstücken<br />
nie den Dampf gibt, den sie<br />
verdienen. Songs wie das pulsierende<br />
„Love & Hate“ oder „The modern Sound“<br />
könnten etwas reißen, aber letztlich ist es<br />
ihre Orientierung an den 60ern/70ern, die<br />
der Band im Wege steht. Retro ist ja schön<br />
und gut, hat sich 2012 aber überholt.<br />
Dess geht sich ned ganz aus, schoad. (ms)<br />
Of Montreal<br />
Paralytic Stalks<br />
INDIEPOP<br />
Cargo<br />
4//<br />
Leicht machten es uns Of Montreal noch<br />
nie, doch das elfte Album des US-Indiekollektivs<br />
um Kevin Barnes stellt die Fans<br />
vor die bisher härteste Bewährungsprobe.<br />
Mit dem fliegenden Wechsel von Funk,<br />
Indierock und Opernallüren dockt die<br />
Platte an ihre Vorgänger an; auch gebrochene<br />
Beats oder zersetzte Takte musste<br />
man schon länger beiseite räumen, um an<br />
die dahinter liegenden Songs zu kommen.<br />
Doch „Paralytic Stalks“ ist auch eine Bekenntnisplatte.<br />
Durch die Texte kommt<br />
man dem mitunter schwer depressiven<br />
Barnes ziemlich nah, und das ist nur<br />
schwer auszuhalten – wie beim knapp<br />
achtminütigen „Exorcismic breeding<br />
Knife“: Barnes skandiert den Text, während<br />
im Hintergrund vermutlich ein Horrorfilm<br />
läuft. Noch heftiger aber sind die gut<br />
13 Minuten von „Authentic Pyrrhic Remission“:<br />
Zwar warnt Barnes uns am Anfang<br />
mit der Textzeile „So much violence<br />
in my head, how are we still alive?“, doch<br />
dann steigt er nach vier Minuten mit dem<br />
Satz „Every time I listen to my heart, just<br />
get hurt“ aus dem eigentlichen Song aus,<br />
um eine Krachorgie folgen zu lassen. Da<br />
versöhnt auch die wunderschöne Pianoballade<br />
ganz am Ende nicht mehr. (cs)<br />
Underworld prägten die 90er wie keine anderen<br />
Clubelektroniker. Ihre komprimierte und<br />
remasterte „A Collection“ (Indigo) zeigt warum<br />
– natürlich inklusive des Überhits „Born slippy“.<br />
Pete Philly<br />
One<br />
Pop, Rock + Dance // platten 65<br />
HIPSOUL<br />
Rough<br />
Trade<br />
3//<br />
Der holländische Rapper Pete Philly hat<br />
nach Alben mit dem Duo Perquisite nun<br />
sein Solodebüt fertig. Es steckt in einem<br />
edlen Digipak im Sonderformat und enthält<br />
zudem das Bonusalbum „Open Loops“.<br />
Gemeinsam mit DJ PCM schraubte Philly<br />
an einem genreübergreifenden Werk, welches<br />
das gesamte Spektrum der zeitgenössischen<br />
Black Music abdeckt – von<br />
R’n’B via Soul bis Rap. Er covert gar Paul<br />
Simons frühe Vergänglichkeitsklage „Leaves<br />
that are green“, was trotz aller Bemühungen<br />
Phillys das melodiestärkste Stück auf<br />
der Platte ist. Das größere Problem aber<br />
steckt im Sounddesign. Die zugrundeliegenden<br />
Elektronika wollen mit analoger<br />
Heimeligkeit, mit Herzblutbeats und<br />
human touch punkten – doch sie wirken<br />
so warm wie ein Bildschirmschoner, der<br />
ein Kaminfeuer zeigt. Mag sein, dass in<br />
Phillys Brust das Herz eines Soulers schlägt;<br />
eine musikalische Ausdrucksform dafür<br />
aber muss er erst noch finden. Der „Open<br />
Loops“-Bonus wirkt weniger ambitioniert<br />
als das Hauptalbum – und gleich viel<br />
unverkrampfter, echter. Ein Feuer, das<br />
zumindest spürbar schwelt. (mw)<br />
Puder<br />
Puder<br />
POPROCK<br />
Universal<br />
3//<br />
In Zeiten, in denen Lady Gaga den Trend<br />
zu überproduziertem Pomppop vorgibt,<br />
wirken Catharina Boutaris Songs ziemlich<br />
mager. Die Hamburgerin, die sich für ihr<br />
neues Album das Alter Ego Puder zugelegt<br />
hat, lässt keine fetten Elektrobeats wummern,<br />
und auch Bass und Gitarre nimmt<br />
sie meist zurück. Dieser Minimalismus ist<br />
erfrischend, zumal dadurch Boutaris klare<br />
Stimme noch besser zur Geltung kommt.<br />
Wünschenswert wäre aber eine noch konsequentere<br />
Verschlankung gewesen. Am<br />
besten ist die Mitbesitzerin des Labels<br />
Pussy Empire Recordings nämlich immer<br />
dann, wenn sie allein mit der Akustikgitarre
66 platten // Pop, Rock + Dance<br />
und sanften Drums auf feingeistige Singer/<br />
Songwriterin macht. So tanzbar ihre discoesken<br />
Songs wie „Click Clack“ oder „Parolen“<br />
auch sind, so pseudobedeutsam sind<br />
zuweilen ihre Texte („Parolen, Parolen/<br />
Nichts als Phrasen, alles nur gestohl’n/<br />
Du stehst auf Silber und du kriegst den/<br />
Mund nicht voll“). Vom Charme des Handgemachten,<br />
wie Boutari ihn in „Großstadtkonkubinen“<br />
durchzieht und mit dem sie<br />
bereits zahlreiche Klicks auf Youtube sammelte,<br />
hätte „Puder“ ruhig mehr haben<br />
können. (mh)<br />
Soap & Skin<br />
Narrow<br />
ARTPOP<br />
Rough<br />
Trade<br />
Drei Jahre ist es her, dass Anja Plaschg<br />
uns mit ihrem Debüt aufrüttelte und etwas<br />
ratlos zurückließ ob der uneingeschränkten<br />
Ausstellung ihres Seelenlebens. Drei Jahre,<br />
in denen sie sich anscheinend nicht vom<br />
Trubel um ihre Person beirren oder vom<br />
Weg abbringen ließ. Gut, sowohl optisch<br />
aktion //<br />
Haarscharf<br />
4//<br />
also auch musikalisch ist eine neue<br />
Schlichtheit eingetreten. Ihre Stücke ruhen<br />
mehr in sich, in Sachen Songwriting ist<br />
sie gewachsen. Aber sie ist immer noch<br />
kompromisslos offen und unangenehm.<br />
Wie in Stummfilmen muss ihr Klavierspiel<br />
das gesamte, übermächtige Gefühlsspektrum<br />
abbilden, das Worte nicht ausdrücken<br />
können – auch wenn Soap &<br />
Skin textlich alles andere als zurückhaltend<br />
ist. Wenn sie in der Hommage an<br />
ihren verstorbenen Vater davon singt,<br />
eine Made sein zu wollen, ist das einer<br />
der beklemmendsten Popmomente seit<br />
langem. Und das ist erst der Anfang …<br />
Es ist auch sicher kein Zufall, dass sie<br />
direkt darauf dem One-Hit-Wonder<br />
„Voyage Voyage” neues Leben einhaucht,<br />
obwohl der Tod in jedem Ton präsent ist.<br />
Starkes Stück. Und zum Glück enthält<br />
„Narrow” nur acht Songs – mehr wären<br />
auf einmal auch nicht auszuhalten. (kat)<br />
James McCartney verschmilzt seine „Complete<br />
EP Collection“ (Alive) zum Albumdebüt, produziert<br />
with a little help from Papa Paul. Covern<br />
tut er trotzdem lieber Neil Young („Old Man“).<br />
Deep Roots of the Ramones (Broken Silence)<br />
versammelt die angeblich wichtigsten Einflüsse<br />
der legendären New Yorker Punkrocker. Aber<br />
ohne Chuck Berry? Ich weiß ja nicht …<br />
Die besten Momente ergeben sich oft ganz unerwartet: Zum Beispiel,<br />
wenn du deine Schwester vom Tanzkurs abholst und dich plötzlich in einer<br />
Horde hübscher Mädchen wiederfindest. Da sollte Mann perfekt gestylt sein!<br />
Zum Glück kann der AXE Effekt dabei helfen, für solche spontanen Flirtsituationen<br />
gewappnet zu sein. Einfach den Tag mit dem richtigen AXE<br />
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Problem mehr.<br />
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strubbelig, perfekt sitzend oder einfach wild – mit den AXE Styling Pots<br />
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Swahili Blonde<br />
Psycho Tropical Ballet Pink<br />
EXPERIMENTAL<br />
ROCK<br />
Cargo<br />
4//<br />
Bei Swahili Blonde, dem experimentellen<br />
Musikprojekt von Nicole Turley, ist der<br />
Name Programm: psychedelische Gesangsfetzen<br />
treffen auf obskure Karibikrhythmen<br />
und flirten zugleich mit lieblichen, eleganten<br />
Sounds. Schon das Debütalbum<br />
„Man Meat“ war reichlich unangepasst<br />
und unberechenbar, doch auf der Nachfolgescheibe<br />
dreht Turley nun noch weiter<br />
auf: Ihre mit Effekten bearbeitete Stimme<br />
verbindet Blechbläser, rohe Schlagzeugrhythmen,<br />
Streicher, Perkussion und diverse<br />
ungewöhnliche Instrumente zu<br />
einem durchaus schwerverdaulichen<br />
Klangteppich. Dissonanzen schubsen die<br />
Sounds zudem stetig aus der Popschiene.<br />
Das ist höchst interessant, doch auch<br />
schon fast die Garantie für ein ärmliches<br />
Künstlerleben. Turley hat allerdings vorgesorgt<br />
und sich prominente Freunde ins<br />
Boot geholt: Live sind Stars wie John<br />
Frusciante (einst bei den Red Hot Chili<br />
Peppers), Laena Geronimo (The Like),<br />
Nigel John Taylor (Duran Duran), Stella<br />
Mozgawa (Warpaint) oder Alan Myers<br />
(Devo) dabei. (es)<br />
Trent Reznor / Atticus Ross<br />
The Girl with the Dragon Tattoo<br />
SOUNDTRACK<br />
Good<br />
ToGo<br />
5//<br />
Aus der Qual entsteht die Kunst, sagt<br />
man. Trent Reznor und Atticus Ross dürften<br />
das bei der Arbeit an diesem Soundtrack<br />
wörtlich genommen haben. „Wir<br />
lachten, wir weinten, wir verloren den<br />
Verstand – und haben einige der schönsten<br />
und verstörendsten Stücke unserer<br />
Karriere geschrieben“, behauptet Reznor.<br />
Während der Auszeit, die er sich von seiner<br />
Band Nine Inch Nails genommen<br />
hat, war es ihm beileibe nicht langweilig:<br />
Der Score zu „The Girl with the Dragon<br />
Tattoo“ – der Hollywoodadaption von Stieg<br />
Larssons Bestseller „Verblendung“ – ist<br />
schon die zweite Zusammenarbeit mit<br />
Regisseur David Fincher; der Score von
Reznor und Ross zu „The social Network“<br />
wurde mit einem Oscar prämiert. Die<br />
Story über die eigenwillige Hackerin<br />
Lisbeth Salander inspirierte Reznor und<br />
Ross nun zu einem dreistündigen Werk,<br />
das sich teils an den energetischen Klängen<br />
früher NIN-Alben orientiert, zugleich<br />
aber immer eine unterschwellige Beklemmung<br />
wachruft. Kleines Extraschmankerl:<br />
die Zusammenarbeit mit Karen O (Yeah<br />
Yeah Yeahs) bei Led Zeppelins „Immigrant<br />
Song“. (es)<br />
Vierkanttretlager<br />
Die Natur greift an<br />
INDIEROCK<br />
Alive<br />
5//<br />
Wird ja auch langsam mal Zeit: Schon<br />
seit mehr als einem Jahr gelten Vierkanttretlager<br />
als eine der größten Indierockhoffnungen.<br />
Mit nur einer EP haben sie<br />
mehrere erfolgreiche Touren gespielt, zuletzt<br />
waren sie im Vorprogramm von Casper<br />
unterwegs. Doch die Husumer Jungs legten<br />
das Debüt auf Eis, weil sie im letzten<br />
Sommer erst mal ihr Abitur bestehen<br />
wollten. Jetzt ist es endlich fertig – und<br />
das Quartett passt nicht mehr ins Indiekorsett.<br />
Natürlich haben sie noch alte<br />
Hits wie „Drei Mühlen“ und „Schluss aus<br />
raus“ mit aufs Album genommen, doch<br />
die neuen Songs schlagen auch neue<br />
Töne an: „Fotoalbum“ erinnert nicht nur<br />
wegen des Akkordeons an Element Of<br />
Crime, „Hooligans“ funktioniert auch im<br />
Duett mit Casper, und bei „In jedem seiner<br />
milden Blicke“ gibt Sänger Max Leßmann<br />
den Spoken-Words-Performer. Das<br />
kann er sich auch erlauben, denn seine<br />
bildlastigen Texte über den Versuch, sich<br />
im Leben einzurichten, gehören hierzulande<br />
aktuell zu den besten überhaupt. (cs)<br />
Wiley<br />
Evolve or be extinct<br />
HIPHOP<br />
Rough<br />
Trade<br />
4//<br />
Wiley war nie ein Marketingstratege. Zu<br />
großmäulig, zu eigen. Nur ein halbes Jahr<br />
nach „100% Publishing“ das nächste<br />
Pop, Rock + Dance // platten 67<br />
Album zu veröffentlichen passt also bestens<br />
zu der Grime-Ikone. Aber es überfordert<br />
auch. Ist das eine Weiterentwicklung<br />
oder bloß mehr vom Selben? Zumindest<br />
ist es ein Overkill, denn Wileys kompromisslosen,<br />
kargen Rap-Elektro-Tracks<br />
sind schwere Kost. Noch gesättigt vom<br />
letzten Album erscheint einem „Evolve or<br />
be extinct“ wie eine einzige lange B-<br />
Seite. Leider, denn schlecht sind die<br />
Stücke nicht. Aber die große<br />
Weiterentwicklung, die Wiley im Titel als<br />
obligatorisch ausruft, fehlt. (kab)<br />
We Have Band<br />
Ternion<br />
INDIEPOP<br />
Indigo<br />
Jetzt machen sie ernst. Das Debüt des<br />
Londoner Trios kam noch aus dem Wohnzimmer<br />
und punktete mit<br />
Sprunghaftigkeit, Nonsenstexten – und<br />
unglaublich vielen Hits. Nun haben sie<br />
ihr Elektrostückwerk gegen großangelegten<br />
Pop eingetauscht, der Melancholie<br />
und Tanzbarkeit wunderbar unter einen<br />
Hut bringt. We Have Band sind komplexer<br />
geworden, nehmen öfter mal Instrumente<br />
in die Hand, und verstecken in<br />
den Texten auch verdrießlichere Gedanken<br />
über ihre Zeit als Hypeband. Songs wie<br />
„Where are your People?“ und „Watertight“<br />
schaffen es, zugleich sehr komplex<br />
und dennoch geradeheraus zu klingen –<br />
und haben dennoch ein großes Problem:<br />
Ihnen fehlen die Hooks. So ist die persönliche<br />
Weiterentwicklung zwar gelungen,<br />
doch der Preis dafür könnte sein, dass<br />
sie mit den zehn Beinahehits an vielen<br />
alten Fans vorbeispielen werden. (cs)<br />
Terry Hoax<br />
Serious<br />
INDIEROCK<br />
Edel<br />
Die glorreichen Tage von Fury In The<br />
Slaughterhouse sind vorbei, und Terry<br />
Hoax können endlich aus dem Schatten<br />
der umjubelten Hannoveraner Band hervortreten<br />
– und zwar indem sie den<br />
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3//<br />
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������������������<br />
4//
MARIT<br />
LARSEN<br />
SPARK<br />
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INKL. DER SINGLE COMING HOME<br />
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68 platten // Pop, Rock + Dance<br />
massentauglichen Rock ihrer Genrekollegen<br />
adaptieren: Anstatt nach der Reunion wie<br />
in den 90ern elektrische Gitarren aufheulen<br />
zu lassen und mit komplexen Soli zu<br />
experimentieren, lässt das Quintett der<br />
kräftigen Stimme von Oliver Perau mehr<br />
Raum, greift für Balladen in die Tasten<br />
und holt sich Unterstützung von Backgroundsängerinnen.<br />
Mit Streichern in<br />
„Mistakes“ oder Bläsern in „Addicts always<br />
want some more“ kommen Terry<br />
Hoax beim ersten Hören im Vergleich zu<br />
früher zwar unglaublich gesetzt rüber.<br />
Tatsächlich sind die Rocker heute weitaus<br />
mutiger, wagen in „Istanbul“ orientalische<br />
Sounds oder geben sich in „Sense of<br />
Pleasure“ dem Pop hin. Der Albumtitel ist<br />
Programm: Terry Hoax kann man heute<br />
getrost als Rockgröße ernst nehmen. (mh)<br />
Young Guns<br />
Bones<br />
kulturnews 2/12<br />
ALTERNATIVE<br />
ROCK<br />
Rough<br />
Trade<br />
4//<br />
Young Guns sind Styler, ziemlich heftige<br />
sogar. In ihren Videos scheut sich die<br />
Band aus Buckinghamshire nicht davor,<br />
rasant ziehende Wolken, Pferde auf der<br />
Flucht oder in Zeitlupe wehende Haare<br />
einzubinden, ganz abgesehen von Sänger<br />
Gustav Woods theatralischen Posen. Doch<br />
der Perfektionismus, der in den Clips<br />
manchmal schon zu viel ist, resultiert im<br />
Musikalischen vor allem in astreinem<br />
Sound und stringenten Songs. Und so<br />
kriegt das Quintett mal wieder ziemlich<br />
geschmeidig die Kurve. „Bones“ ist erst<br />
sein zweites Studioalbum, doch was es<br />
hier abliefert, hat allererste Qualität. Wo<br />
die EP „Mirrors“ noch roh war und das<br />
Debütalbum „All our Kings are dead“ ungestüm,<br />
ist „Bones“ ein Manifest. Musik,<br />
die Großes will, die nach Stadien verlangt.<br />
Und die vielleicht ein paar der Ecken<br />
und Kanten verloren hat, die den Sound<br />
der Young Guns bisher so persönlich<br />
gemacht haben. Dem Erfolg der Band<br />
wird das aber sicher nicht schaden. (es)<br />
Eloy-Fans hatten in den letzten Jahren Mühe, das<br />
1994er-Album „The Tides return forever“ (Soulfood)<br />
zu ergattern. Jetzt erbarmt sich das Label<br />
und bringt es remastert und ergänzt neu heraus.<br />
Archiv + Repertoire<br />
Diverse<br />
Beat Fräuleins<br />
60ER-POP<br />
Indigo<br />
Nach zwei „Funky Fräuleins“-Samplern in<br />
den Jahren 2009 und 2011 kommen nun<br />
die „Beat Fräuleins“ dran. Damals in den<br />
60ern wurde der unschuldige romantische<br />
deutsche Schlager von penetranten Beats<br />
und eindringlichen Rhythmen vergewaltigt.<br />
Köstlich, wie dabei auch die Sozialkritik<br />
der Protestbewegung ausgenutzt werden<br />
sollte (Dominique mit „Das Schlüsselkind“);<br />
erfrischend, wie knackig und<br />
ungelenk die scheppernden Gitarren klingen.<br />
Genial: „Bus Stop“ von den Hollies<br />
auf Deutsch als „Er sah mich im Regen“<br />
von Monique And The Lions. Und Inga<br />
Rumpf meinte schon 1967 mit Sonny<br />
und Cher auf Deutsch: „Nein, diesem<br />
Rhythmus rennst du nicht davon – The<br />
Beat goes on“. Dass dies auch im Jahr<br />
2012 noch gelten könnte, hätte sie sich<br />
damals gewiss nicht träumen lassen. (jn)<br />
Pil<br />
That what is not<br />
POSTPUNK<br />
Capitol<br />
5//<br />
5//<br />
Johnny Rotten hatte sich nach dem Ende<br />
der Sex Pistols zwar zu John Lydon gehäutet,<br />
doch seinen Gesangsstil behielt er<br />
auch in seiner neuen Band Public Image<br />
Ltd bei – 14 Jahre lang, bis zum letzten<br />
Album 1992, „That what is not“. Die insgesamt<br />
zehn Langwerke der Postpunker<br />
bringt Emi nun remastert und im Originaloutfit<br />
neu auf den Markt. Eine gute Entscheidung,<br />
denn selbst das Spätwerk<br />
„That what is not“ konnte eine stärkere<br />
Bassbetonung gut gebrauchen. Die vibrierende<br />
Nervosität von „Acid Drops“ etwa<br />
erhält durch das dreidimensionaler abgemischte<br />
Rhythmusfundament nun endlich<br />
jene Power, die dieses Monster –<br />
einer der stärksten Songs der 90er überhaupt<br />
– auch verdient. Das hyperventilierende<br />
Jaulen Lydons aber hätte keine<br />
Überarbeitung gebraucht. Es durchdringt<br />
die Popgeschichte noch immer sehr vernehmlich,<br />
ob remastert oder nicht. (mw)
Christina Lux<br />
Playground<br />
Jazz + Classics // platten 69<br />
Jazzplatte des Monats<br />
SONGWRITER-<br />
JAZZ<br />
Rough<br />
Trade<br />
4//<br />
An Christina Lux ist so einiges erstaunlich<br />
– vor allem natürlich ihre Stimme, dicht<br />
gefolgt von ihrem perkussiven, eigenwilligen<br />
Gitarrenspiel. Erstaunlich ist aber<br />
auch, wie sich Frau Lux aus Köln nicht<br />
davon beirren lässt, dass sie auch nach<br />
fast 30 Jahren auf der Bühne und zahlreichen<br />
Veröffentlichungen noch immer<br />
eine Art Geheimtipp ist. Sollte sie auch<br />
nicht, denn ihre intensiven Eigenkompositionen<br />
zwischen Songwriterpop und Jazz,<br />
oft karg instrumentiert und nachdenklichpoetisch<br />
getextet, müssen sich absolut<br />
nicht verstecken. Selbst Vergleiche wie<br />
Joni Mitchell und Tracy Chapman wirken<br />
nach genauem Hinhören höchstens noch<br />
geografisch weit hergeholt. Beim ersten<br />
Studioalbum seit 2006 holte sich Christina<br />
Lux Unterstützung vom Gitarristen<br />
und Perkussionisten Reentko. (kab)<br />
Steve Klink<br />
The Ocean<br />
MODERN JAZZ<br />
Broken Silence<br />
Gar nicht leicht zu erklären, was die Faszination<br />
ausmacht – die akustischen Heilkräfte<br />
vertrauter Harmonien, die dem Schmelztiegel<br />
von Jazz, Blues und Americana entwachsen?<br />
Steve Klinks Verbeugung vor der zugleich trennenden und verbindenden<br />
Kraft der Ozeane? Seine Experimentierfreude, die den mit entsprechendem Equipment<br />
ausgestatteten Hörer in die Lage versetzt, die 61 Kleinode namens „Kinds of<br />
Waves“ immer wieder neu zu mischen? Inmitten all dieser Ansätze ruht der Herzund<br />
Hirnmensch Klink, der seinen Klangkosmos kompromisslos mit Ensemble und<br />
Publikum teilen möchte und dafür spontan eingängige, unverstellte bis simple Durund<br />
Mollwelten anbietet. Hymnisch und gravitätisch geht das bisweilen zu, kippt<br />
dann plötzlich in aufgekratzte Uptempokadenzen und schwelgt schließlich wieder ungeniert<br />
an der Schnulzgrenze – und fast unbemerkt schleichen sich manchmal von<br />
der Seite Cole Porter und Led Zeppelin an. Das Ganze nennt sich selbst „Folkbop“.<br />
Ob dieser Begriff wirklich zur Kategorisierung eines ganzen Genres taugt oder<br />
lediglich dieses einzigartige Werk zutreffend charakterisiert: Nebensache. (ron)<br />
-Bewertung<br />
The Smashing Pumpkins starten eine Serie<br />
von Wiederveröffentlichungen. „Siamese<br />
Dream“ und „Gish“ (Capitol) wurden bereits<br />
remastert, ergänzt, aufgebläht – und sind<br />
musikalisch natürlich noch immer makellos.<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
Christina Pluhar &<br />
L’Arpeggiata<br />
Los Pájaros Perdidos –<br />
The South-American Project<br />
FANDANGO<br />
Capitol<br />
5//<br />
5//<br />
Christina Pluhar ist mit ihrem Ensemble<br />
L’Arpeggiata eigentlich auf alte Musik<br />
spezialisiert. Wenn die Harfenistin zur<br />
mittelalterlichen Theorbe greift, eignet<br />
sich L’Arpeggiata aber auch hervorragend<br />
zur Begleitung moderner südamerikanischer<br />
Evergreens. Barockharfe, Kornett,<br />
Psalterium und Cembalo schaffen in<br />
trauter Gemeinschaft mit Charango, Cajón<br />
oder Maracas feurige Rhythmen vom<br />
Flamenco bis zum Fandango und gefühlvolle<br />
Melodien von „Alfonsina y el Mar“<br />
bis zum altvertrauten „Besame mucho“.<br />
Auch ein Countertenor fehlt nicht unter<br />
den höchst authentischen Sängern und<br />
Sängerinnen: Philippe Jaroussky hat ein<br />
angenehmes Timbre, das beispielsweise<br />
im titelgebenden Tango von Astor Piazzolla<br />
zu hören ist. Insgesamt eine mitreißende<br />
CD mit südamerikanischem „Blues“, die<br />
nicht zuletzt durch die ungewöhnlichen Begleitinstrumente<br />
voller Klangüberraschungen<br />
steckt. (jn)<br />
kulturnews 2/12<br />
Das Debüt Album<br />
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USA mit dem internationalen<br />
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70 platten // Jazz + Classics<br />
Dus-ti<br />
2011<br />
ELEKTROJAZZ<br />
Broken<br />
Silence<br />
4//<br />
Verständigen wir uns auf die Aussage,<br />
dass die Welt Chaos und Entropie ist:<br />
Werden und Vergehen im Nanotakt, Wechselspiel<br />
von Konstruktion und Dekonstruktion<br />
als Dauerzustand, Veränderung als<br />
einzige Konstante. Folgen wir weiter der<br />
Theorie, nach der die Avantgarde sich<br />
diesem Zustand nicht entgegenzustellen,<br />
sondern ihn abzubilden und zu verstärken<br />
hat. Auf dieser Basis lohnt es, sich dem<br />
Konzept des Trompeters und Elektronikers<br />
Pablo Giw und seinem trommelnden<br />
Duopartner Mirek Pyschny zu widmen.<br />
Dus-ti hämmert den schmerzenden Takt<br />
postindustrieller Existenz, massiert hart<br />
die Hirnlappen mit dreckigen Noisefetzen<br />
und brennt kakofone Blechtattoos ins<br />
Trommelfell. Giws und Pyschnys Verständnis<br />
von Improvisation ist dabei weit mehr<br />
als die Absprache, gemeinsam zu beginnen<br />
und zusammen aufzuhören. Nicht<br />
anders ist erklärbar, dass sich in „2011“<br />
tatsächlich so etwas wie Dramaturgie erschließt,<br />
wenn man sich dem Ganzen nur<br />
lange genug aussetzt. Das macht die Welt<br />
keinen Deut besser und Dus-tis Musik<br />
nicht im konventionellen Sinn erträglicher.<br />
Eher schon radikalisiert dieses Album unser<br />
Hören im Brecht’schen Sinne: Lauscht<br />
nicht so romantisch! (ron)<br />
Jens Thomas<br />
Speed of Grace<br />
ROCKJAZZ<br />
Edel<br />
4//<br />
Legionen von Interpreten, Coverer und<br />
Parodisten haben sich des Songmaterials<br />
der Hardrocker von AC/DC angenommen,<br />
was in der Regel von der Bierschweißlederfraktion<br />
so lange geduldet wird, wie<br />
sich die Interpretationen, Covers und Parodien<br />
möglichst nah am Original halten.<br />
Welcher Art und Dosierung müssten wohl<br />
die bewusstseinserweiternden Drogen sein,<br />
die AC/DCs Jünger bräuchten, um zu verstehen,<br />
was Jens Thomas ihnen sagen<br />
will? Wo sind sie hin, die megageilen Riffs,<br />
wie bangt man head ohne harte, kerzengerade<br />
Beats? Jazzpianist Thomas bewegt<br />
sich virtuos auf dünnem Eis, wenn er das<br />
lyrische Potenzial der AC/DC-Nummern<br />
zum Dreh- und Angelpunkt seines Schaffens<br />
macht, wenn er mit Schlafzimmertimbre<br />
„I’m TNT, I’m Dynamite“ ins Mikro<br />
haucht, die ersterbende Trompete Verneri<br />
Pohjolas neben sich, mit nur ein paar<br />
ätherischen Klavierakkorde als Fundament.<br />
Funktionieren die Songs, wenn man sie<br />
derart konsequent bis zum Stillstand ausbremst?<br />
Eindeutig ja, denn „Speed of<br />
Grace“ bedient ein Publikum, das bevorzugt<br />
vom Cocktailsessel aus Musik konsumiert<br />
– und wesentlich weniger gern<br />
Bierduschen im mosh pit nimmt. (ron)<br />
Paul McCartney<br />
Kisses on the Bottom<br />
BARJAZZ<br />
Universal<br />
Ex-Beatle Paul hat ja schon viel gemacht,<br />
von Pop über Rock bis Oper – aber sich<br />
noch nie als Barsänger versucht. Mit<br />
„Kisses on the Bottom“ ehrt er nun die<br />
Lieder seiner Kindheit und wagt sich vor<br />
ins schwierige Fach des American Songbook,<br />
das zuletzt Rod Stewart oder Willie<br />
Nelson beackerten. Während die Kollegen<br />
sich die Klassiker allerdings krächzend<br />
und raunend zurechtbiegen, mangelt es<br />
Paul McCartney sowohl an der Gesangstechnik<br />
als auch an vokaler Prägnanz.<br />
Seine Stimme klingt dünn und überfordert;<br />
dabei suchte er sich wohlweislich<br />
gar nicht erst die Evergreenkracher von<br />
Cole Porter & Co. aus, sondern eher selten<br />
gespielte Stücke aus dem Croonerkanon.<br />
Superb hingegen die instrumentale, daunenfedernweiche<br />
Grundlage der träumerischen<br />
Diana-Krall-Band, die Produzent<br />
Tommy LiPuma perlend klar und räumlich<br />
abgemischt hat – melancholischer<br />
Barjazz, dezent um Streicher ergänzt und<br />
von makelloser Reinheit. McCartney<br />
wirkt in diesem Setting wie der eingetrocknete<br />
Bourbonrest auf gewienertem<br />
Klavierlack. Bitte wieder rocken, Paul!<br />
(mw)<br />
3// Solveig Slettahjell covert auf „Antologie“<br />
(Universal) Songs aus 40 Jahren, von Nick<br />
Drake bis Gnarls Barkley. Bisweilen nervt<br />
dabei ihre gespreizte Sprödigkeit, mit der<br />
sie das Material gegen den Strich bürstet.
Tania Maria<br />
Tempo<br />
BRASILJAZZ<br />
Indigo<br />
Weltgewandt und charmant eröffnet Tania<br />
Maria ihr aktuelles Album auf Italienisch<br />
mit „Estate“, Bruno Martinos alter Ode an<br />
den Sommer. „Tempo“ kommt da gerade<br />
recht als akustische Lichttherapie und<br />
Seelenmassage. Neben dem Piano steht<br />
Eddie Gomez mit seinem Kontrabass, der<br />
die rhythmischen Finten und Finessen<br />
von Tania Marias Tastenspiel noch ausakzentuiert,<br />
ohne sich selbst ins virtuose Rampenlicht<br />
bolzen zu müssen. Im gern gecoverten<br />
„Senso Unico“ darf Gomez dafür<br />
zuckersüß in hohen Lagen streichen. Und<br />
über allem schwebt jenes satte Timbre der<br />
tiefen Gesangslagen, die überbordende<br />
Leichtigkeit kleiner Scatextravaganzen und<br />
jede Menge brasilianische Seele. Wem’s da<br />
nicht gleich ein paar Grad wärmer ums Herz<br />
wird, dem ist wohl kaum zu helfen. Einziger<br />
Wermutstropfen: nur knapp 50 Minuten<br />
Spielzeit – kommen wir damit über<br />
den Winter? (ron)<br />
Matthias Kirschnereit<br />
Franz Schubert: Wandererfantasie<br />
KLAVIER-<br />
KONZERT<br />
Viaggio<br />
Ode<br />
Jazz + Classics // platten 71<br />
CHANSONJAZZ<br />
Klaus Florian Vogt<br />
Helden<br />
Sony<br />
4// Edel 3// Edel 5// Music 5//<br />
Mit seiner Vorliebe für Schubert, Schumann,<br />
Mendelssohn und Brahms ist der<br />
Dorstener Pianist Matthias Kirschnereit<br />
ein Romantikspezialist. Doch wenn man<br />
Kirschnereits Spiel mit der singenden,<br />
resonanz- und nuancenreichen und romantischeren<br />
Einspielung der „Wandererfantasie“<br />
seines Mentors Murray Perahia<br />
vergleicht, erscheint es relativ flach, wenig<br />
visionär und tiefgehend. Und das, obwohl<br />
Kirschnereit auf seiner CD, auf der er noch<br />
die Sonate in a-Moll D 845 und verschiedene<br />
kürzere Kompositionen versammelt,<br />
Schubert den thematischen Überbau des<br />
Wanderns gibt, im wörtlichen wie metaphorischen<br />
Sinne. Es ist eher ein frohgemutes<br />
Schreiten auf vorgegebenen Wegen;<br />
doch mit behenden Schritten in die große,<br />
weite Welt hinaus geht Schubert bei Kirschnereit<br />
nicht. Auch wenn der Wiener Komponist<br />
sowieso kein großer Reisender war:<br />
Wozu dann diese erneute Einspielung? (vs)<br />
Vier Musiker schaffen in ungewöhnlicher<br />
Besetzung (Klarinette, Akkordeon, Perkussion,<br />
Kontrabass) vielseitig schillernde,<br />
sozusagen internationale Stimmungen,<br />
wenn sie sich bei Chanson, Jazz, Balkantönen<br />
und arabischen Melismen bedienen.<br />
Sie sind auch Meister der internationalen<br />
Zwischentöne, die von französischer<br />
Musetteeleganz über argentinische<br />
Tangoklagen zur heißblütigen Slibowitzorgie<br />
führen. Ferner hört man musikalisch<br />
auf dieser kammermusikalischen Weltmusik-CD<br />
funkige Bässe (Gerd Bauder,<br />
Bass und E-Bass), jazzige Improvisationen<br />
(Stefan Back, Klarinette und Bassklarinette)<br />
und erfindungsreich vielseitige<br />
Perkussionsarbeit. (jn)<br />
OPER<br />
Mit diesem Livemitschnitt vom Juli 2011<br />
aus der Deutschen Oper Berlin bereitete<br />
Sony Music das internationale Debüt des<br />
Tenors Klaus Florian Vogt vor und legt<br />
jetzt per CD nach. In der Bayreuther<br />
Inszenierung des „Lohengrin“ von Hans<br />
Neuenfels feierte der Sänger, anfangs<br />
Hornist im Hamburger Staatsorchester,<br />
sofort Triumphe, und zwar dank seiner<br />
natürlichen, leicht und schön geführten<br />
Tenorstimme, die gleichermaßen zu lyrischen<br />
und heldischen Tönen fähig ist.<br />
Das Orchester der Deutschen Oper Berlin<br />
begleitet unter Peter Schneider vorbildlich<br />
klar und einfühlsam. Man sucht oft eine<br />
solche Stimme für Webers „Freischütz“,<br />
Mozarts Bildnisarie und insbesondere<br />
Wagners Gralserzählung, und findet sie<br />
so selten. (jn)
© Peter Peitsch/peitschphoto.com<br />
>>DER BESTE<br />
FILM, DEN ICH JE<br />
GELESEN HABE.
Buch des Monats<br />
Perihan Magden<br />
Ali und Ramazan<br />
ROMAN<br />
Suhrkamp<br />
Aus d. Türk. v.<br />
Johannes Neuner<br />
200 S.<br />
13,95 Euro<br />
„Ali und Ramazan vereinigen sich erstmals<br />
in jener Nacht, auf dem Bettsofa des Herrn<br />
Direktors, und das wieder und wieder, bis<br />
zum nächsten Morgen. Sie werden eins.<br />
Werden zu Ali und Ramazan. Bis in alle<br />
Ewigkeit. Bis zum Ende ihrer viel zu kurzen<br />
Ewigkeit.“ Mit blumigen Worten erzählt<br />
Perihan Magden eine schwule Liebesgeschichte<br />
aus dem Istanbul Anfang<br />
der 90er und kontrastiert die schwülstige<br />
Sprache mit harten sozialen Realitäten:<br />
Jahrelang wird der gutaussehende Ramazan<br />
vom Direktor seines Waisenhauses<br />
mißbraucht, später arbeitet er als Stricher,<br />
um sich und seinen Freund durchzubringen,<br />
der wiederum immer mehr darauf verfällt,<br />
Lösungsmittel zu schnüffeln, weil er<br />
mit Ramazans Job nicht klarkommt. Kein<br />
uninteressantes Projekt, doch das Gegenüberstellen<br />
von Inhalt und Sprache verhindert<br />
auch, dass Magden mit ihrem von<br />
einem Zeitungsartikel inspirierten Roman<br />
spannende Themen wie die latente Homophobie<br />
in weiten Teilen der türkischen<br />
Gesellschaft vertieft. (cs)<br />
Neue Literatur // bücher<br />
Christina Maria Landerl<br />
Verlass die Stadt<br />
ROMAN<br />
Schöffling & Co.<br />
136 S., 16,95 Euro 5//<br />
Wien, ach Wien. Einzige Stadt der Welt, in der die<br />
Bewohner ihre Zuneigung dadurch zeigen, dass sie<br />
jammern, wie schlimm alles ist: „Wien, du bist ein<br />
Taschenmesser!“ singen Ja, Panik, „Verlass die Stadt“<br />
singt Gustav. Und wird ernst genommen von Margot, Margot, die Alkoholikerin, die<br />
sich in den Griff bekommt und die Stadt anscheinend daraufhin verlässt. Und ihre<br />
Freunde allein lässt, Gudrun, die Musik macht und in Peters Kneipe jobbt, Max,<br />
der eigentlich Gudrun liebt und jetzt ein Kind mit Laura bekommt. Sie suchen nach<br />
Margot, doch alles, was sie finden, ist ein sommerlich verschwitztes Wien, eine abweisende,<br />
unfreundliche Touristenstadt, eine Stadt, über deren Straßen sich Zitate<br />
legen, eine Literatur- und Popmusikstadt, Falco und Ja, Panik, Georg Kreisler und<br />
Ingeborg Bachmann, und wie in Bachmanns „Malina“ die Erzählerin am Ende in<br />
der Wand verschwindet, so ziehen auch Max und Laura aus der Stadt, raus aufs<br />
Land, nur weg hier, nichts hält einen, ach, Wien. (fis)<br />
-Bewertung<br />
4//<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
Giles Blunt<br />
Eismord<br />
THRILLER<br />
Droemer<br />
Aus. d. Engl. v. Anke<br />
und Eberhard<br />
Kreutzer<br />
480 S.,<br />
19,99 Euro<br />
5//<br />
Knietiefer Schnee, eisige Blizzards: Es<br />
ist kalt in Algonquin Bay, Kanada. Doch<br />
das allein macht den fünften Fall von<br />
Detective John Cardinal und seiner Kollegin<br />
Lisa Delorme noch nicht zum perfekten<br />
Winterkrimi. Es ist die Leichtigkeit,<br />
mit der Autor Giles Blunt Spannung und<br />
Erzähltiefe verwebt. Ein russischer Pelzhändler<br />
und seine Frau werden tot in<br />
einem Haus im Wald gefunden. Geköpft.<br />
Alles deutet auf einen Mafiamord hin,<br />
doch nach und nach finden Cardinal und<br />
Delorme heraus, dass eine viel schlimmere<br />
„Familie“ dahinter steckt. Ruhig,<br />
aber keinesfalls lahm berichtet Blunt,<br />
wie seine Ermittler auf die Spur der Täter<br />
kommen. Dank der insgesamt feinen<br />
Erzählkunst verzeiht man sogar, dass sich<br />
die Protagonisten am Ende ein wenig zu<br />
naiv verhalten und der Showdown dadurch<br />
nur mittelmäßig ist. (kab)<br />
kulturnews 2/12<br />
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auf kulturnews.de<br />
74 bücher // Neue Literatur<br />
Aravind Adiga<br />
Der letzte Mann im Turm<br />
kulturnews 2/12<br />
ROMAN<br />
C. H. Beck<br />
Aus d. Engl. v.<br />
Ilija Trojanow und Susann Urban<br />
480 S.<br />
19,95 Euro<br />
In Bombay brodelt es. Und der 2008 mit dem Booker<br />
Prize ausgezeichnete Autor Aravind Adiga beschreibt<br />
den stetigen Zusammenprall von Prunk und Slum in<br />
seinem neuen Roman „Der letzte Mann im Turm“ ziemlich<br />
intensiv: Nachdem ein Immobilienhai einer spießbürgerlichen<br />
Genossenschaftswohnung ein unmoralisch<br />
hohes Angebot macht, damit deren Bewohner ausziehen,<br />
brechen im wahrsten Sinne des Wortes die<br />
Fassaden ein. Die einstmals intakte Gemeinschaft wandelt<br />
sich kurzerhand in einen egoistischen, einander<br />
beäugenden Haufen. Das ist als Charakterstudie ganz<br />
interessant, wenngleich vorhersehbar. Doch Adiga hat<br />
darüber hinaus auch den überwältigenden und sich<br />
immer rascher vollziehenden Wandel der indischen<br />
Megacity im Blick – und die paar übrig gebliebenen<br />
Widerständler, welche nach und nach vom Sog des<br />
Geldes und des Markts weggespült werden. Denn am<br />
Ende ist es nur noch der letzte Mann im Turm, der sich<br />
gegen den Immobilienhai und dessen Pläne zur Wehr<br />
setzt. Vielleicht ist es ein aussichtsloser Kampf, aber es<br />
ist nun mal ein Paradebeispiel für die Gentrifizierung<br />
und die damit einhergehenden Konflikte Marke Bombay.<br />
(ml)<br />
Camilla Grebe und Åsa Träff<br />
Das Trauma<br />
ROMAN<br />
btb<br />
Aus d. Schwedischen<br />
v. Gabriele Haefs<br />
420 S., 14,99 Euro<br />
4//<br />
5//<br />
Wer den ersten Band um Psychotherapeutin Siri gelesen<br />
hat, weiß: In punkto Spannung und Krimihandlung sind<br />
die Romane der schwedischen Schwestern Grebe/Träff<br />
die Entdeckung der Langsamkeit. Und trotzdem kann<br />
man sie nicht aus der Hand legen. In „Das Trauma“ geht<br />
es sogar noch gemächlicher zu als im großartigen Debüt<br />
„Die Therapeutin“. Siri und ihre Kollegin und beste<br />
Freundin Aina übernehmen im Auftrag der Uni die Betreuung<br />
einer Selbsthilfegruppe für Frauen, denen Gewalt<br />
angetan wurde. Doch der Schutzraum für Opfer<br />
gerät zur Todesfalle, als der Exfreund einer Teilnehmerin<br />
Amok läuft. Und dann ist da noch der brutale Mord an<br />
einer Frau, die auf verschlungenen Wegen gleich zu mehreren<br />
Gruppenteilnehmerinnen Verbindungen hatte …<br />
Während Siri versucht, die Zusammenhänge zu begrei-<br />
fen, muss sie sich gleichzeitig ihren Gefühlen für ihren<br />
Freund Markus stellen, den sie auch nach einem Jahr<br />
noch auf Abstand hält. Ist das Liebe? Was ist Liebe<br />
überhaupt? „Das Trauma“ gräbt und greift tief. Und<br />
wird auf den letzten Metern dann plötzlich doch noch<br />
zum richtigen Thriller – inklusive einer vollkommen<br />
dämlichen Entscheidung, mit der Siri sich unnötig in<br />
Lebensgefahr begibt. Aber dass der Spannung eine<br />
langweilige Konvention zugrunde liegt, ist verzeihlich.<br />
Auch, weil Grebe und Träff auf den letzten Seiten beweisen,<br />
wie subtil ein Cliffhanger sein kann und wie<br />
offen eine gründliche Auflösung. (kab)<br />
Marko Kilpi<br />
Die Verschwundenen<br />
KRIMI<br />
Grafit Verlag<br />
Aus d. Finnischen<br />
v. G. Schrey-Vasara<br />
352 S., 19,99 Euro<br />
Schmerzgeil und technisch versiert muss ein Mann<br />
sein, um sich selbst am Schwanz in die Höhe zu ziehen.<br />
Wenn diese Artistiknummer vor unfreiwilligem<br />
Publikum passiert, wird sie zum Fall für die Polizei und<br />
damit auch schnell zu einer Meldung in den Medien.<br />
Der finnische Polizist Olli Repo und der überforderte<br />
Polizeianwärter Heikki haben es gleich mit mehreren<br />
Fällen gleichzeitig zu tun, die den Drang der Täter nach<br />
öffentlicher Aufmerksamkeit zeigen. Ob Amoklauf, Entführung<br />
oder Folter – Olli Repo kann den Ereignissen<br />
nur verzweifelt hinterherhetzen und versuchen, den<br />
brutalen Showdown zu verhindern. Und dabei hat er<br />
auch noch eine hartnäckige Journalistin im Nacken,<br />
die von ihrer Gier nach Sensationen getrieben wird.<br />
Marko Kilpis Thriller zeigt schonungslos, wie Gewaltexesse<br />
eskalieren können, wenn die Medien ihnen eine<br />
breite Bühne bieten, und zwingt uns, hautnah dabei<br />
zuzusehen (nh)<br />
Micha-El Goehre<br />
Jungsmusik<br />
ROMAN<br />
Satyr Verlag<br />
320 S.<br />
14,90 Euro<br />
4//<br />
5//<br />
Metaller: Das sind Leute, die laut Musik hören, lange,<br />
ungekämmte Haare tragen und Shirts mit unleserlichem<br />
Aufdruck. Ach ja, und zu was Ordentlichem wie Bürojobs<br />
sind sie sowieso nicht zu gebrauchen. Als Metalfan<br />
und DJ dürfte Micha-El Goehre mit all diesen Vorurteilen<br />
bestens vertraut sein. Er ist aber vor allem
eines: ein Mensch mit sehr viel bissigem Humor. Dieser<br />
hat ihm schon zahlreiche Siege bei Poetry-Slams eingebracht,<br />
nun legt der Mittdreißiger seinen ersten Roman<br />
vor. Der Protagonist Torben ist – Überrachung – Metal-<br />
DJ. Und was die oben genannten Vorurteile angeht …<br />
genau, er tut sich etwas schwer mit dem Erwachsenwerden.<br />
Noch dazu ist er in seine beste Freundin verliebt,<br />
und auch in seiner Clique geht so einiges derbe<br />
schief. Micha-El Goehre beschreibt in diesem wunderbar<br />
schnodderigen Coming-of-Age-Roman aber nicht nur<br />
Torbens täglichen Kampf mit dem Alltag. Die eingeschobenen<br />
Kolumnen zu den wichtigsten Fakten aus der<br />
Metallerwelt sind das eigentlich Besondere an diesem<br />
Buch. In den Erklärungen zu Moshpit, True Metal oder<br />
Bandshirtdesign liegen Wahrheit und Wahnsinn so dicht<br />
beeinander, dass auch Nicht-Metalheads beim Lesen in<br />
schallendes Gelächter ausbrechen dürften. (es)<br />
Josh Bazell<br />
Einmal durch die Hölle und zurück<br />
KRIMI<br />
der Hörverlag<br />
Gelesen v.<br />
Christoph Maria Herbst<br />
6 CDs,<br />
19,99 Euro<br />
Christoph Maria Herbst als Sympathieträger? Ja, wieso<br />
denn nicht. Ein wenig schräg muss die Figur aber schon<br />
sein, um so perfekt zum „Stromberg“-Schauspieler zu<br />
passen. Bazells Peter Brown/Pietro Brwna aus dem preisgekrönten<br />
Thriller „Schneller als der Tod“ lässt da keine<br />
Wünsche offen. Auf der Flucht vor der Mafia hat der ehemalige<br />
Auftragskiller unter dem Pseudonym Dr. Lionel<br />
Azimuth eigentlich als Arzt auf einem Kreuzfahrtschiff<br />
angeheuert, lässt sich dann aber vom vierzehntreichsten<br />
Mann der USA gemeinsam mit der attraktiven Paläontologin<br />
Violet auf eine Exkursion ins amerikanische Hinterland<br />
schicken – wo er die Existenz eines Seemonsters<br />
beweisen soll und unter anderem auf Sarah Palin trifft.<br />
Purer Wahnwitz? Das beschreibt diesen nur noch teilweise<br />
als Thriller zu bezeichnenden Trip ganz gut. Anders als<br />
das vor Fußnoten berstende Buch betont die brillante<br />
Hörbuchversion jedoch die Stringenz der Erzählung und<br />
fährt damit nicht nur auf der Spinn- und Sprachebene<br />
Punkte ein, sondern ist auch wirklich spannend. (kab)<br />
Olga Grjasnowa<br />
Der Russe ist einer, der Birken liebt<br />
ROMAN<br />
Hanser<br />
288 S.,<br />
18,90 Euro<br />
Mascha ist Aserbaidschanerin, taff und plant eine<br />
Dolmetscherkarriere bei der UNO. Als Immigrantin in<br />
Deutschland hat sie sich angepasst und angestrengt,<br />
Neue Literatur // bücher<br />
5//<br />
5//<br />
spricht fünf Sprachen fließend und sieht sich eher als<br />
Weltbürgerin denn als Jüdin. Doch unter der Oberfläche<br />
liegt das Kriegstrauma aus ihrer Heimatstadt Baku, das<br />
sie seit ihrer Kindheit verfolgt. Maschas scheinbar sichere<br />
Welt beginnt zu bröckeln, als ihr Freund Elias ins<br />
Krankenhaus muss. Keine Operation kann ihn retten,<br />
und nach seinem Tod flieht Mascha Hals über Kopf<br />
nach Israel. Dort holt sie die Vergangenheit jedoch erst<br />
recht ein … Olga Grjasnowa ist mit ihrem Debütroman<br />
die feinfühlige und gleichzeitig packende Geschichte<br />
einer jungen Frau auf der Suche nach ihrer Identität<br />
gelungen, mal komisch, mal zutiefst tragisch – aber<br />
immer authentisch. Und leichterhand erzählt die junge<br />
Autorin aus Aserbaidschan nebenbei die Geschichte<br />
einer ganzen Generation. (es)<br />
Ben Aaronovitch<br />
Die Flüsse von London<br />
ROMAN<br />
dtv<br />
Aus d. Engl. v. Karlheinz Dürr<br />
480 S.,<br />
9,95 Euro<br />
75<br />
4//<br />
Peter Grant ist Polizist geworden, um rauszukommen<br />
und Fälle zu lösen. Doch nach absolvierter Ausbildung<br />
bei der Londoner Metropolitan Police droht dem jungen<br />
Constable ein öder Schreibtischjob. Zum Glück kommt<br />
Peter durch einen Mordfall hinter bisher nicht gekannte<br />
Fähigkeiten: Er kann Geister sehen. Als Inspector Thomas<br />
Nightingale ihm eröffnet, dass Peter ein Zauberer sei –<br />
oder zumindest für die zehnjährige Ausbildung befähigt<br />
– und ihn unter seine Fittiche nimmt, bekommt der<br />
junge Polizist schließlich doch, was er will, er darf raus<br />
auf die Straße und Mordfälle klären. Nur sind seine<br />
Gegenspieler in Form von Trollen, Vampiren und Flussgöttern<br />
alles andere als zimperlich. Autor Ben Aaronovitch<br />
macht keinen Hehl daraus, dass sein Roman ein „Harry<br />
Potter“ für Erwachsene ist und nimmt immer mal wieder<br />
Bezug auf J. K. Rowlings Reihe. Abgekupfert ist trotz der<br />
englischen Szenerie aber nichts, mit viel Witz jagt Aaronovitch<br />
seinen Zauberlehrling von einem brutalen Mord<br />
zum nächsten, es geht um Sex, Macht, Verschwörungen.<br />
Schön, dass der zweite Band der Reihe bereits fertig ist.<br />
(mh)<br />
... und außerdem<br />
Noch mehr Bücher,<br />
Interviews und Porträts<br />
im Buchportal<br />
online unter<br />
www.kulturnews.de<br />
kulturnews 2/12
76 kino //<br />
„Sommer auf dem Land“<br />
Von Liebe und Milch<br />
Wenn ein Mann eine Kuh liebt, ist das nichts für einen Film – oder<br />
eine märchenhafte Geschichte von Verlust und Neuanfang, wie im<br />
Debüt des Deutsch-Polen Radek Wegrzyn.<br />
Ein Mann betrauert den Tod seiner großen Liebe. Er verschüttet ihre Asche<br />
am Strand der stürmischen Ostsee, ein Wolkenhimmel in Grau, Weiß und<br />
Babyblau hängt darüber wie gemalt für ein Theaterstück. Bogdan (Zbigniew<br />
Zamachowski, „Drei Farben: Weiß“) ist ein international gefeierter Konzertpianist,<br />
seine an Krebs verstorbene Frau Iza war die bekannteste<br />
Opernsängerin Polens, gemeinsam traten sie vor begeisterten Mengen auf.<br />
Doch nun ist seine Jugendliebe tot, und Bogdan liegt am Boden. Er säuft,<br />
lässt die Klassik sausen und kümmert sich mehr schlecht als recht um den<br />
Bauernhof seiner Mutter. Nachdem ihm sein Kumpel Pawel (Antoni Pawlicki)<br />
erzählt, man könne die Produktivität von Milchkühen durch das Abspielen<br />
von Mozart-Musik um 30 Prozent erhöhen („Das haben die Nazis rausgefunden!“),<br />
stellt der Witwer einen Plattenspieler im Stall auf und legt Operneinspielungen<br />
von Iza auf. Und siehe da – die Milch von Kuh Klara fließt in<br />
Strömen und betört die Gaumen der Dörfler. Bogdan ist sicher: Klara ist die<br />
Wiedergeburt von Iza!<br />
kulturnews 2/12<br />
Radek Wegrzyn, der an der Filmhochschule Konrad Wolff in Berlin studiert<br />
hat, erzählt in seinem ersten Spielfilm davon, wie wichtig es ist, bedingungslos<br />
zu lieben – und wie wesentlich auch, nach dem Verlust wieder loszulassen.<br />
Dazu bindet Wegrzyn liebevoll Klischees über sein Heimatvolk ein:<br />
Bogdans Mutter ist gläubige Katholikin und bedrängt den überforderten<br />
Dorfpfarrer, an der Kuh einen Exorzismus vorzunehmen (mit Bibelstellen zur<br />
Taufe von Kleinkindern), alle sind ein wenig verschroben, und saufen und<br />
singen tun sie alle gern. Doch ist das stets augenzwinkernd wie ein halbes<br />
Märchen inszeniert, kippt nie ins ethnische Stereotyp oder wird zur<br />
Schrulligkeitsparade. Wegrzyn kleidet seine skurrile Geschichte in warmes<br />
Grün, Herbstlaubbraun und Buttergelb, überzieht seine Bilder ab und an<br />
auch mit goldener Patina. Die Frage, ob Bogdan seinen Verstand verloren hat,<br />
und seine gestörte Beziehung zu seiner Tochter Anna (Agata Buzek) konterkariert<br />
gewollt den fabelartigen Charakter von Bogdans Verhältnis zu Klara,<br />
mit der er lange Gespräche führt und die sogar bei ihm einzieht. Als der Ex-<br />
Pianist ein großes Fest gibt, um Izas Rückkehr zu feiern, taucht Anna auf –<br />
und mit ihr die Erinnerung an die genauen Umstände von Izas Tod …<br />
„Sommer auf dem Land“ ist keine verklärte Hommage an Polen und seine<br />
Traditionen, keine beschönigende Huldigung des ländlichen Lebens, keine<br />
sentimentale Ehrerbietung an die gute, alte Zeit. Es ist eine kleine Geschichte<br />
über den Glauben – den Glauben an die ewige Liebe über den Tod hinaus<br />
und darüber, dass man diesen Glauben irgendwann aufgeben muss, um in<br />
etwas anderem Sinn zu finden: dem Leben.<br />
Volker Sievert<br />
Sommer auf dem Land startet am 16. Februar.
Film des Monats<br />
Die Summe meiner einzelnen Teile<br />
// kino 77<br />
DRAMA<br />
D 2011, 90 Min.<br />
R: Hans Weingartner<br />
D: Peter Schneider, Timur Massold, Henrike von Kuick<br />
ab 2. 2. (Wild Bunch) 4//<br />
Wie ein Waldschrat, halbnackt und anscheinend eins mit der Natur, kauert Martin (Peter Schneider aus „Berlin<br />
Calling“) im Dickicht. Die Kamera fängt das in geradezu impressionistisch anmutenden Bildern ein. In einer<br />
selbstgebauten Hütte wagt der geniale Mathematiker zusammen mit einem russischen Straßenjungen (Massold)<br />
ein Aussteigerutopie ohne gesellschaftliche Zwänge. Zuvor exerziert Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind<br />
vorbei“) mit drastisch-realistischen Szenen den Abstieg Martins vom Burn-out-Patienten zum Arbeitslosen bis<br />
hinunter zum Obdachlosen. Wie schon in seinem Debüt „Das weiße Rauschen“ (2002) erzählt Weingartner die<br />
Geschichte eines psychisch Kranken und nimmt konsequent dessen Perspektive ein. Dass der österreichische<br />
Filmemacher am Schluss dann doch zum Gutmenschendrama neigt – halb so wild. Denn zuvor manipuliert er<br />
geschickt unsere Wahrnehmung, und der subtile Geräusch- und Klangteppich sowie Schneiders einfühlsames<br />
Spiel schaffen eine unheilvoll flirrende Atmosphäre. (ascho)<br />
Start 26. 1.<br />
Drive<br />
THRILLER<br />
USA 2011, 101 Min.<br />
R: Nicolas Winding Refn<br />
D: Ryan Gosling, Carey Mulligan, Albert Brooks<br />
ab 26. 1. (Universum)<br />
-Bewertung<br />
2//<br />
In Nicolas Winding Refns „Walhalla rising“ reißt Mads<br />
Mikkelsen einem Mann die Eingeweide raus. Verglichen<br />
damit ist das US-Debüt des Dänen gemäßigt. Hier tritt der<br />
Held jemandem „nur“ das Gesicht ein. Ein Stuntman<br />
(Gosling) arbeitet nachts als Fluchtwagenfahrer für Verbrecher.<br />
Er ist als überhöhtes Wesen angelegt, entpuppt<br />
sich aber als hohle Hülle ohne Geschichte. Als er sich in<br />
seine Nachbarin (Mulligan) verliebt und ihrem Mann bei<br />
einem Raub hilft, bei dem alles schief geht, muss er die<br />
Unschuldige beschützen – und die Übeltäter bestrafen.<br />
Der 80er-Pop, der sich bleiartig über die Szenen legt, die<br />
kontrastreichen Bilder in prototypisch amerikanischen<br />
Handlungsorten wie Treppenhäusern, Apartments und<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
Schnellrestaurants, in denen Refns Kamera oft länger<br />
auf einer Szene verharrt als nötig, die endlosen Pausen<br />
zwischen den Dialogsätzen, das künstlich reduzierte<br />
Tempo: Das alles soll kaschieren, dass Refn nichts zu<br />
erzählen hat. „Drive“ ist stylish und substanzlos. Und<br />
trotzdem auch eine interessante Abhandlung über die<br />
gewalttätige, zerstörerische Kraft der Liebe. (vs)<br />
The Artist<br />
STUMMFILM<br />
F 2011, 100 Min.<br />
R: Michel Hazanavicius<br />
D: Jean Dujardin, Bérénice Béjo, John Goodman<br />
ab 26. 1. (Delphi)<br />
5//<br />
Hollywood, 1927. Der Stummfilmstar George (schneidig:<br />
Jean Dujardin) kann diesen neumodischen Tonfilmkram<br />
einfach nicht ernst nehmen. Doch er wird untergehen in<br />
der neuen Zeit, während die Statistin Peppy (so naiv wie<br />
forsch: Bérénice Béjo), die ihn eben noch anhimmelte,<br />
kulturnews 2/12
präsentiert<br />
The Australian<br />
Pink Floyd Show<br />
18. 4. // Köln LANXESS Arena<br />
19. 4. // Bielefeld Stadthalle<br />
20. 4. // Oberhausen König-Pilsener-Arena<br />
21. 4. // Trier Arena<br />
22. 4. // Hannover AWD Hall<br />
24. 4. // Frankfurt Jahrhunderthalle<br />
25. 4. // Ludwigsburg Arena<br />
26. 4. // Regensburg Donau-Arena<br />
27. 4. // Ravensburg Oberschwabenhalle<br />
Tickets und mehr über<br />
The Australian Pink Floyd Show<br />
auf kulturnews.de<br />
Foto: FKP Skorpio<br />
78 kino //<br />
zum Superstar der Ära aufsteigt – und ihn<br />
irgendwann retten muss vor dem völligen<br />
Untergang … Umbrüche und ihr Umgang<br />
damit, Eitelkeit und Arroganz als Insignien<br />
der Anpassungsunfähigkeit: Michel Hazanavicius<br />
verwandelt diese Grundthemen in<br />
seinem virtuosen Neostummfilm in eine<br />
Parabel auf die Moderne schlechthin. „The<br />
Artist“, natürlich im 4:3-Format gedreht,<br />
ist ein anachronistisches Unikat wie einst<br />
Woody Allens „Zelig“ oder Carl Reiners „Tote<br />
tragen keine Karos“. Doch gerade seine altmodische<br />
Form betont die zeitlose Aktualität<br />
des Themas – und zeigt nebenbei,<br />
was das Kino mit seiner Schwatzhaftigkeit<br />
und Technifizierung zuletzt eingebüßt hat:<br />
Magie. „Das Leben ist in Farbe“, hat Wim<br />
Wenders mal gesagt, „aber Schwarz-Weiß ist<br />
realistischer.“ Ohne Ton erst recht. (mw)<br />
The Descendants – Familie<br />
und andere Angelegenheiten<br />
DRAMA<br />
USA 2011, 115 Min.<br />
R: Alexander Payne<br />
D: G. Clooney, J. Greer, M. Lillard<br />
ab 26. 1. (20th Century Fox)<br />
Das Leben von Anwalt Matt King (Clooney)<br />
implodiert: Nach einem Unfall liegt seine<br />
Frau im Koma. Obwohl die Ehe nur noch<br />
Fassade war, wirft ihn die Nachricht,<br />
dass sie eine Affäre hatte, aus der Bahn.<br />
Fortan muss er sich nicht nur um seine<br />
beiden entfremdeten Töchter kümmern,<br />
auch der Verkauf eines Landareals, das<br />
seinem Familienclan ein Vermögen einbringt,<br />
liegt in seiner Verantwortung. Als<br />
Matt erfährt, dass seine Frau nicht aufwachen<br />
wird, macht er sich auch auf die<br />
Suche nach dem Liebhaber seiner Frau<br />
… Der Weg ist das Ziel, so scheint das<br />
Credo von Regisseur Payne zu lauten,<br />
der nach „About Schmidt“ und „Sideways“<br />
erneut sein Können darin beweist, die<br />
volle Bandbreite von Emotionen auf<br />
engsten Raum zu verdichten: Wut,<br />
Trauer, Verzweiflung und herzhaftes<br />
Lachen liegen bei ihm eng beieinander –<br />
das fordert, manchmal überfordert es<br />
auch. In diesem Roadmovie voller fragiler<br />
Figuren auf Sinnsuche ist Clooney das<br />
alles verbindende Element; sein Image<br />
als Hollywoodbeau und der Bruch mit<br />
gewohnten Alphatier-Rollenmustern verleihen<br />
seiner Figur dabei die unwiderstehliche<br />
Aura eines Antihelden. (mcs)<br />
kulturnews 2/12<br />
4//<br />
Start 2. 2.<br />
Dame, König, As, Spion<br />
SPIONAGETHRILLER<br />
GB 2011, 127 Min.<br />
R: Tomas Alfredson<br />
D: Gary Oldman, Colin Firth, T. Hardy<br />
ab 2. 2. (Studiocanal)<br />
George Smiley, Protagonist der Spionageromane<br />
von John le Carré, ist die Antithese<br />
zu James Bond: Hornbrille, akribisch,<br />
stoisch wie Buddha. London 1973:<br />
Aus dem Ruhestand zurückgeholt, soll<br />
Smiley im britischen Geheimdienst MI6<br />
einen russischen Doppelagenten enttarnen.<br />
Wo 007 auf Körper und Knarre setzt, ist<br />
Smileys Waffe sein Intellekt. Erkenntnisse<br />
gewinnt er in langen Gesprächen, bei<br />
denen er kein Wort verschwendet. Gerade<br />
das gemächliche Tempo speist hier<br />
die Spannung. Gary Oldman steht als<br />
Topspion Alec Guinness in nichts nach,<br />
der Smiley in den 70ern in der siebenteiligen<br />
(!) BBC-Serie verkörperte. Die Kinoadaption<br />
muss diesen Stoff verknappen.<br />
Statt jedes Puzzleteil des Romans aufzugreifen,<br />
funktioniert der Film über die<br />
Atmosphäre: Durch matte, rauchvernebelte<br />
Braungrautöne transportiert Regisseur<br />
Alfredson ein Gefühl von Paranoia und<br />
Vergeblichkeit. Nicht Staaten allein stehen<br />
hier im Kalten Krieg, auch Individuen mit<br />
sich selbst. Zugleich dürfte die Neuauflage<br />
ein Testballon für Fortsetzungen<br />
sein: Le Carré hat insgesamt fünf Smiley-<br />
Romane geschrieben. (mcs)<br />
Die Kunst zu gewinnen –<br />
Moneyball<br />
SPORT-DRAMA<br />
USA 2011, 133 Min.<br />
R: Bennett Miller<br />
D: Brad Pitt, Philip Seymour Hoffman,<br />
Jonah Hill<br />
ab 2. 2. (Sony Pictures)<br />
5//<br />
4//<br />
Wer beim Baseball gewinnen will, braucht<br />
Geld für gute Spieler. Die Oakland Athletics<br />
haben kein dickes Konto – und verlieren
am laufenden Band. Manager Billy Beane<br />
(Pitt) will mit Hilfe seines Assis Peter (Hill)<br />
die Baseballszene aufmischen. Nicht die<br />
Besten sollen ins Team, Beane verlässt<br />
sich bei der Auswahl auf Computerstatistiken.<br />
Und zieht los, die Spieler einzusammeln,<br />
die keiner will … „Moneyball“<br />
ist ein Sportdrama und basiert auf einer<br />
wahren Geschichte. Doch Baseball wird<br />
hier nur am Rande gespielt. Gegen den<br />
Strom schwimmen, Hoffnung, Verlust und<br />
Durchhaltevermögen, darum geht es<br />
Regisseur Bennett Miller. Pitt nimmt man<br />
dabei alles ab: das innere Brodeln, wenn er<br />
am Telefon verhandelt, den eisernen Willen<br />
und die Anspannung während des<br />
Spiels. Das gegensätzliche Duo Pitt und<br />
Hill funktioniert durch humorvolle Dialoge<br />
bestens, und Philip Seymour Hoffman als<br />
Field Manager schafft es, mit wenig Gestik<br />
maximale Verachtung für Beans Sportrevolution<br />
auszudrücken. Unterhaltsam, emotional<br />
und auch für Unsportliche geeignet. (jes)<br />
Start 9. 2.<br />
Der Junge mit dem Fahrrad<br />
DRAMA<br />
BE/F/I 2011, 87 Min.<br />
R: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne<br />
D: Cécile de France, Thomas Doret,<br />
Jérémie Renier<br />
ab 9. 2. (Alamode)<br />
2//<br />
Einen märchenhaften Film wollten die<br />
Dardenne-Brüder drehen, einen Film, der<br />
eine positive Antwort auf den harten Sozialrealismus<br />
ihrer Werke „Das Kind“<br />
(2005) oder „Lornas Schweigen“ (2008)<br />
gibt. Gedreht haben sie einen verhältnismäßig<br />
konventionellen Film: Schwererziehbarer<br />
Junge (großartig: der zwölfjährige<br />
Thomas Doret) trifft auf bodenständige<br />
Friseurin (Cécile de France spielt mit aller<br />
Kraft gegen ihren Starstatus an) und beginnt,<br />
sich trotz Rückschlägen zu öffnen.<br />
Die wallonische Provinz ist hart und abweisend<br />
wie immer bei den Dardennes,<br />
aber erstmals finden sich hier auch Figuren,<br />
die tatsächlich einen freundlichen Charakter<br />
haben. Das ist nicht ungefährlich für<br />
die Ästhetik des Films: Zwar fiebert und<br />
leidet man mit den Hauptfiguren. Gleichzeitig<br />
ahnt man aber auch, dass die Grenze<br />
zum Kitsch bei dieser ultrarealistischen<br />
Filmsprache gefährlich nahe liegt, sobald<br />
nicht mehr alle Personen scheiße sind. (fis)<br />
Die Unsichtbare<br />
// kino 79<br />
DRAMA<br />
D 2011, 113 Min.<br />
R: Christian Schwochow<br />
D: Stine Fischer Christensen, Ulrich Noethen,<br />
Anna-Maria Mühe<br />
ab 9. 2. (Falcom Media)<br />
4//<br />
Schauspielschülerin wird von Regiemeister<br />
zu seiner „Camille Claudel“ gemacht. Der<br />
genialische Theatermann Friedmann<br />
(Noethen) weidet die labile Fine mit billigen<br />
Psychotricks darstellerisch aus – Die<br />
Schülerin kann bald nicht mehr zwischen<br />
Camille und sich unterscheiden … Ein<br />
Fehler in diesem an Fehlern reichen Drama<br />
ist die Dänin Christensen in der Hauptrolle.<br />
Sie ist so blass und unscheinbar,<br />
dass sie den Anspruch der titelgebenden<br />
Unsichtbaren übererfüllt; zudem bleibt<br />
sie einem durch ihren putzigen Akzent in<br />
ihrem Leid fern, nervt durch Passivität.<br />
Doch damit nicht genug: Statt das Drama<br />
auf der Bühne psychologisch in seinem<br />
„Black Swan“-Potential auszuloten, bürdet<br />
Regisseur Schwochow Fine noch eine Liebesgeschichte,<br />
Sex mit Friedmann, eine<br />
behinderte Schwester, eine allein erziehende<br />
Mutter sowie einen Mord- und Suizidversuch<br />
auf und krönt das allen Ernstes<br />
mit einem Happyend. Die Kamera wackelt<br />
wild, Noethen schreit und wütet, Christensen<br />
weint und starrt. Aber am Ende ist es<br />
doch wieder nur überambitioniertes, öffentlich-rechtliches<br />
Fernsehen im Kino. (vs)<br />
... und außerdem online<br />
Noch mehr Rezensionen und<br />
Informationen zu allen monatlichen<br />
Kinostarts und alle Spielzeiten im<br />
Kinoportal auf kulturnews.de<br />
Im Februar gibt’s dort auch unsere<br />
Kritiken folgender neuer Filme:<br />
Tage, die bleiben 5 //<br />
Familie findet zusammen // ab 26. 1.<br />
Sex on the Beach 2 //<br />
Britprolls auf Kreta // ab 2. 2.<br />
Gefährten 3 //<br />
Ein Junge und sein Pferd // ab 16. 2.<br />
kulturnews 2/12<br />
PETER SCHNEIDER TIMUR MASSOLD<br />
HENRIKE VON KUICK<br />
EINFILMVON<br />
HANS WEINGARTNER<br />
VOM REGISSEUR VON<br />
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI<br />
AB 02.02. IM KINO
Trailer & mehr<br />
gibt’s hier!<br />
www.ascot-elite.de<br />
80 dvds //<br />
DVD des Monats<br />
Miniröcke, zerfetzte Netzstrümpfe und Rollerderbys<br />
statt Tüllkleidern, Schönheitswettbewerben und einem<br />
trostlosen Job im Diner: Mag ja sein, dass Drew<br />
Barrymores Regiedebüt ein ziemlich konventionell erzählter Coming-of-Age-Film ist.<br />
Auch hätte die Geschichte der 17-jährigen Bliss Cavendar, die in der texanischen<br />
Kleinstadt vor sich hin leidet, bis sie in der Indieszene von Austin nach und nach<br />
ein neues Selbstverständnis entwickelt, gut und gern ein bisschen mehr Grrrlpower<br />
vertragen können. Und trotzdem liegt die Jugendbuchadaption deutlich über dem<br />
Durchschnitt: weil Barrymore die coole Undergroundsportart erstmals auf spannende<br />
Art fürs Kino zu inszenieren weiß. Vor allem aber, weil sie großartige Schauspielerinnen<br />
engagiert hat, allen voran Hauptdarstellerin Ellen Page, die hier eine ähnliche<br />
Charaktertiefe zeigt wie in „Juno“. (cs)<br />
Film 4<br />
Extras alternativer Anfang, Deleted Scenes, Interviews, Trailer. Auch als Blu-ray<br />
The Ledge – Am Abgrund<br />
THRILLER/DRAMA<br />
USA 2010<br />
R: Matthew Chapman<br />
D: Liv Tyler,<br />
Patrick Wilson,<br />
Terrence Howard<br />
erschienen<br />
(Universum Film)<br />
Gavin Nichols will sich vom Dach eines<br />
Hochhauses stürzen, um den Tod seiner<br />
Freundin Shana zu verhindern. Schnitt,<br />
dann beginnt Nichols zu erklären, wie es<br />
dazu kam. Auf ihrer Mitte gerät die Story<br />
leider zu einer furchtbar getragenen<br />
Debattierstunde über Religion, und auch<br />
die Extras sind etwas mau. (mh)<br />
Film 3<br />
Extras Interviews, Trailer. Auch als Blu-ray<br />
Restless<br />
DRAMA<br />
USA 2011<br />
R: Gus Van Sant<br />
D: Mia Wasikowska,<br />
Henry Hopper,<br />
Ryo Kase<br />
9. 2.<br />
(Sony Pictures)<br />
Zu schön, um gut zu sein? Ja, gelegentlich<br />
versteigt sich Gus Van Sant bei dieser<br />
kulturnews 2/12<br />
Roller Girl – Manchmal ist die<br />
schiefe Bahn der richtige Weg<br />
TEENAGERKOMÖDIE<br />
USA 2009<br />
R: Drew Barrymore<br />
D: Ellen Page, Juliette Lewis, Landon Pigg<br />
3. 2. (Senator)<br />
-Bewertung<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
Coming-of-Age-Romanze zum Thema Tod<br />
in Kitsch und Oberfläche. Dazwischen<br />
gelingt ihm mithilfe seiner talentierten<br />
Hauptdarsteller und seinem Gespür für<br />
gute Bilder aber echte Poesie. (kab)<br />
Film 4<br />
Extras entfallene Szenen, Gus Van Sants<br />
Stummfilm-Version von Restless,<br />
Dokumentationen. Auch als Blu-ray<br />
Jagdszenen aus Niederbayern<br />
KLASSIKER<br />
D 1969<br />
R: Peter Fleischmann<br />
D: Martin Sperr,<br />
Angela Winkler,<br />
Hanna Schygulla<br />
9. 2.<br />
(Eurovideo)<br />
Gottesdienst, Feldarbeit, Feierabend: Das<br />
Leben im niederbayerischen Unholzing der<br />
späten 60er ist übersichtlich und – absolut<br />
unter sozialer Kontrolle. Sexuelle Übergriffe<br />
auf Frauen, die eh schon von der Gemeinschaft<br />
stigmatisiert sind, werden unter<br />
höhnischem Gelächter geduldet; was nicht<br />
geduldet wird, ist ein Schwuler. Über den<br />
Mechaniker Abram geraten Gerüchte in<br />
Umlauf. Wunderbar perfide lässt Regisseur<br />
Peter Fleischmann eine Sau schlachten,<br />
mit allen Details vom Bolzenschuss über<br />
das Ausbluten bis zum Kesselfleisch.<br />
Nach getaner Arbeit startet die Treibjagd
auf Abram … „Jagdszenen“ zeigt Hanna<br />
Schygulla und Angela Winkler in der<br />
Frühphase ihrer Karriere und sorgte Ende<br />
der 60er in Cannes wie auch bei vielen<br />
weiteren Filmfestivals für Furore. (jw)<br />
Film 4<br />
Extras Interviews, Featurette, Trailer.<br />
Nur als Blu-ray<br />
Fright Night<br />
HORROR-<br />
KOMÖDIE<br />
USA 2011<br />
R: Craig Gillespie<br />
D: Anton Yelchin,<br />
Colin Farrell, Christopher<br />
Mintz-Plasse<br />
9. 2. (Walt Disney)<br />
Ein Remake, das sich sehen lassen kann<br />
– und ein Vampir (Collin Farrell), der nicht<br />
bloß sexy, sondern endlich mal wieder<br />
richtig böse ist. Regisseur Craig Gillespie<br />
(„Lars und die Frauen“) rundet seine Hommage<br />
an das selbst schon trashige 80er-<br />
Original mit einem Effekt- und Dialogfeuerwerk<br />
ab. (kab)<br />
Film 4<br />
Extras Pannen vom Dreh, Featurette,<br />
Musikvideo. Auch als Blu-ray<br />
Cowboys & Aliens<br />
HOFFNUNGSLOS<br />
GLÜCKLICH<br />
SCI-FI-WESTERN<br />
USA 2011<br />
R: Jon Favreau<br />
D: Daniel Craig,<br />
Harrison Ford, Olivia<br />
Wilde<br />
erschienen<br />
(Paramount)<br />
Noch eine Comicverfilmung, muss das<br />
sein? Muss es nicht, macht aber im Falle<br />
von „Cowboys & Aliens“ durchaus Spaß.<br />
Daniel Craig als rauer Einzelgänger Jake<br />
hat im Jahr 1873 nicht nur mit<br />
Indianern und Gesetzlosen zu tun, zu<br />
allem Überfluss tauchen Außerirdische<br />
auf, die er actionreich bekämpfen muss.<br />
Das besondere an dieser Comicadaption<br />
ist jedoch, dass Harrison Ford, Olivia<br />
Wilde und Indiestar Paul Dano Zeit<br />
bekommen, ihre Charaktere zu entwickeln.<br />
Und das bereichert den Western-<br />
Sci-Fi-Mix ungemein. (es)<br />
Film 4<br />
Extras Kommentar des Regisseurs,<br />
Featurettes. Auch als Blu-ray<br />
Jacinda Barrett (Bridget Jones 2), James Nesbitt<br />
(Match Point) und Kodi Smit-McPhee (The Road) in<br />
einer bewegenden Geschichte „mit einigen der<br />
besten Schauspieler-Leistungen, die Sie vermutlich<br />
jemals sehen werden – also halten Sie die<br />
Taschentücher bereit.” (MediaSearch).<br />
AB 27. JANUAR ÜBERALL AUF<br />
DVD UND BLU-RAY ZU KAUFEN!<br />
Nurse Jackie – Staffel 1<br />
TV-COMEDY-SERIE<br />
USA 2009<br />
R: Paul Feig, Steve<br />
Buscemi u.a.<br />
D: Edie Falco, Eve<br />
Best, Merritt Wever<br />
erschienen<br />
(Universum)<br />
Edie Falco ist cool. Bis man das ihrer<br />
Figur Jackie zugesteht, müssen aber einige<br />
Folgen vergehen. Denn anfangs sind die<br />
pillenschnupfende, trotz Ehering herumvögelnde<br />
und fröhlich Selbstjustiz übende<br />
New Yorker Krankenschwester und ihre<br />
Sidekicks bloß Abziehbilder, Versatzstücke<br />
aus anderen Krankenhausserien<br />
von „Scrubs“ über „Doctor House“ bis<br />
„Grey’s Anatomy“. Doch je mehr Jackie<br />
sich mit Pillenschnupfen, Herumvögeln<br />
und Selbstjustiz in die Patsche bringt,<br />
desto sympathischer, menschlicher und<br />
glaubwürdiger wird sie. (kab)<br />
Film 4<br />
Extras Featurettes<br />
DIE ZEIT, DIE UNS<br />
NOCH BLEIBT<br />
Erleben Sie die Oscar ® -Preisträger Colin Firth (The<br />
King’s Speech) und Jim Broadbent (Moulin Rouge)<br />
in einer wundervollen, bewegenden Vater-Sohn-Geschichte<br />
– behutsam inszeniert und beeindruckend<br />
gespielt! Die Verfilmung des internationalen Bestsellers<br />
„Wann hast du zuletzt deinen Vater gesehen?“<br />
von Blake Morrison.<br />
AB 03. FEBRUAR ÜBERALL AUF<br />
DVD UND BLU-RAY ZU KAUFEN!<br />
// dvds 81<br />
Super – Shut Up, Crime!<br />
PARODIE<br />
USA 2009<br />
R: James Gunn<br />
D: Rainn Wilson,<br />
Kevin Bacon,<br />
Liv Tyler<br />
27. 1. (<br />
Koch Media)<br />
Regisseur James Gunn ist ganz schön<br />
durchgeknallt: In seiner Heldensatire<br />
lässt er nicht nur Ellen Page brutal<br />
Gangster zu Brei hauen; die göttlichen<br />
Visionen von Antiheld Frank (Rainn<br />
Wilson) glaubt er sogar selbst erlebt zu<br />
haben. Trotz pseudo-biografischer Story<br />
sticht „Super“ seinen Genrekollegen<br />
„Kick Ass“ mit noch mehr Gewalt und<br />
tristen Bildern aus. Die DVD kommt<br />
zudem mit Gunns Webserie „PG Porn“,<br />
in der namhafte Pornodarsteller und<br />
Schauspieler miese Pornostorys parodieren.<br />
Ein Riesenspaß! (mh)<br />
Film 4<br />
Extras Audiokommentar, Behind the<br />
Scenes, Trailer, TV Spot. Auch als Blu-ray<br />
EIN VERHÄNGNISVOLLER<br />
SOMMER<br />
Stil-Ikone und Kino-Superstar Sienna Miller (Casanova,<br />
Alfie) in einer hocherotischen und verhängnisvollen<br />
Ménage-a-Trois! Die lang erwartete Verfilmung von<br />
„Wonder Boys“-Autor Michael Chabons gefeiertem internationalen<br />
Kult-Bestseller „Die Geheimnisse von<br />
Pittsburgh“.<br />
AB 24. FEBRUAR ÜBERALL AUF<br />
DVD UND BLU-RAY ZU KAUFEN!
82 aktion //<br />
Filmperlen für zu Hause<br />
Großes Kino im Kleinformat: Das ist CineProject. In der Filmedition von Twentieth<br />
Century Fox Home Entertainment erscheinen ab 3. Februar fünf neue, außergewöhnliche<br />
Filme auf DVD und Blu-ray.<br />
Ein Geheimtipp für Filmfans ist die Tragikomödie „Win Win“ von Regisseur Tom<br />
McCarthy. Mike Flaherty (Paul Giamatti), scheiternder Anwalt und Trainer einer erfolglosen<br />
Ringermannschaft, legt die Grenzen des Gesetzes großzügig aus, um über die<br />
Runden zu kommen. Als sein Enkel sich als talentierter Ringer herausstellt, verändert<br />
sich Vieles zum Guten. Doch Altlasten machen Mike das Leben schwer. Ob sie von<br />
Situationskomik oder Mitleid rühren – Tränen lassen sich hier kaum vermeiden.<br />
Die witzige Romanze „Von der Kunst, sich durchzumogeln“ erzählt vom eigenbrödlerischen<br />
Schüler George Zinavoy (Freddie Highmore), der seine Mogelstrategien bis ins<br />
Letzte perfektioniert – bis seine erste Liebe Sally (Emma Roberts) sein Weltbild auf<br />
den Kopf stellt. Gavin Wiesen ist mit dieser Coming-of-Age-Story ein bezauberndes<br />
Regiedebüt gelungen.<br />
Impressum //<br />
kulturnews erscheint monatlich und wird herausgegeben<br />
und verlegt von der bunkverlag GmbH<br />
Zeisehallen, Friedensallee 7–9, 22765 Hamburg<br />
VERLAG<br />
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MUSIK Matthias Wagner (mw)<br />
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DVD Katharina Behrendsen (kab)<br />
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ENTERTAINMENT Jürgen Wittner (jw)<br />
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KINO Volker Sievert (vs)<br />
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kulturnews 2/12<br />
LITERATUR Carsten Schrader (cs)<br />
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LIVE Ellen Stickel (es)<br />
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Mark Heywinkel (mh)<br />
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KUNST + THEATER Falk Schreiber (fis)<br />
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LIFESTYLE Ellen Stickel (es)<br />
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TERMINE UND PROGRAMM siehe citymag, S. 3<br />
WEITERE BEITRÄGE DIESER AUSGABE<br />
Marcel Anders, Nicola Barsties (nb),<br />
Ron Haller (ron), Kathrin Kaufmann (kat),<br />
Dagmar Leischow, Marten Lorenzen (ml),<br />
Lasse Nehren (lan), Dr. Justus Noll (jn),<br />
Steffen Rüth, Michael Schock (ms), Julia<br />
Emma Schröder (jes), Michael C. Starke<br />
(mcs), Franz X. A. Zipperer<br />
Praktikantinnen und Praktikanten:<br />
Jörn-Jakob Surkemper (jjs),<br />
Martina Kammermann (mak)<br />
Win Win<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung des Herausgebers oder<br />
des Verlags wieder. Für unverlangt eingesandte<br />
Materialien kann keine Gewähr übernommen<br />
werden. Die Urheberrechte für Anzeigen, Entwürfe,<br />
Fotos, Vorlagen sowie der grafischen Gestaltung<br />
bleiben beim Verlag und können nur mit<br />
dessen Genehmigung weiterverwendet werden.<br />
Veranstaltungshinweise werden kostenlos abgedruckt.<br />
Fotos, die Veranstaltungshinweise illustrieren,<br />
können nur frei abgedruckt werden; der<br />
Verlag setzt bei Eingang voraus, dass alle Honorarfragen<br />
vom Veranstalter bereits geklärt sind.<br />
HINWEIS ZU GEWINNSPIELEN<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
ART DIRECTION Nils Heuner (nh)<br />
GRAFIK Anna Diem, Lennart Vitting<br />
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Von der Kunst, sich durchzumogeln<br />
ANZEIGENLEITER Helge Löbel (v.i.S.d.P.)<br />
fon -16 | E-Mail hloebel@bunkverlag.de<br />
ANZEIGENBERATUNG Mathias Harringer<br />
fon -15 | E-Mail mharringer@bunkverlag.de<br />
ANZEIGENBERATUNG Lore Kalamala<br />
fon -14 | E-Mail lkalamala@bunkverlag.de<br />
ANZEIGENBERATUNG Jürgen Peters<br />
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ANZEIGENBERATUNG Petra Schaper<br />
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ANZEIGENBERATUNG Skadi Schmidt<br />
fon -18 | E-Mail sschmidt@bunkverlag.de<br />
AKTIONEN + DISPOSITION Esther Ahrens<br />
fon -27 | E-Mail eahrens@bunkverlag.de<br />
ABO/LESERSERVICE Maike Göttsche<br />
fon -10 | E-Mail mgoettsche@bunkverlag.de<br />
ANZEIGENSCHLUSS 3/12: 13. 2. 12<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste 2012<br />
Printed in Germany.<br />
Der Bezug per Abonnement beträgt für<br />
zwölf Ausgaben 21 Euro (inkl. Porto & MwSt.).<br />
NÄCHSTE AUSGABE 3/12: 23. 2. 12<br />
Brazil<br />
Neben diesen Neuheiten bringt CineProject endlich auch Terry Gilliams Kultfilm<br />
„Brazil“ sowie den Outdoorthriller „127 Hours“, die wahre Abenteuergeschichte eines<br />
Bergsteigers, in HD heraus. Auf DVD ergänzt der Politthriller „Red Corner“ mit Richard<br />
Gere die Filmreihe.<br />
Holen Sie sich drei der Filmperlen<br />
gleich ins Wohnzimmer: kulturnews<br />
und CineProject verlosen 2 Blu-ray-<br />
Pakete, bestehend aus „WinWin“,<br />
„Von der Kunst, sich durchzumogeln“<br />
und „Brazil“. Einfach bis zum 22. 2.<br />
die Gewinnhotline 0137-989 89 81<br />
(0,50 Euro/Anruf) anrufen.<br />
Viel Glück!
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29.02.2012 HANNOVER<br />
SCHALL UND RAUCH<br />
01.03.2012 KÖLN<br />
UNDERGROUND<br />
02.03.2012 HEIDELBERG<br />
KARLSTORBAHNHOF<br />
03.03.2012 LÜNEN<br />
LÜKAZ<br />
07.03.2012 NÜRNBERG<br />
HIRSCH<br />
08.03.2012 STUTTGART<br />
UNIVERSUM<br />
09.03.2012 BERLIN<br />
ASTRA KULTURHAUS<br />
10.03.2012 MÜNCHEN<br />
BACKSTAGE<br />
11.03.2012 FRANKFURT<br />
NACHTLEBEN<br />
14.03.2012 ESSEN<br />
ZECHE CARL<br />
15.03.2012 HAMBURG<br />
KAISERKELLER<br />
16.03.2012 LÜBECK<br />
RIDERS CAFE<br />
22.03.2012 OSNABRÜCK<br />
BASTARD<br />
23.03.2012<br />
24.03.2012<br />
30.03.2012<br />
31.03.2012<br />
WIEN | AT<br />
SZENE<br />
TRIMMELKAM | AT<br />
SAKOG<br />
LUSTENAU | AT<br />
CULTURE FACTOR Y<br />
AARAU | CH<br />
FLÖSSERPLATZ<br />
12.04.2012 FULDA<br />
KULTURKELLER<br />
13.04.2012 KAISERSLAUTERN<br />
KAMMGARN<br />
14.04.2012 AACHEN<br />
MUSIKBUNKER<br />
24.05.2012 KONSTANZ<br />
KULTURLADEN<br />
25.05.2012 MÜNCHEN<br />
BACKSTAGE