28.01.2013 Aufrufe

Zellbiologie & Imaging - Laborwelt

Zellbiologie & Imaging - Laborwelt

Zellbiologie & Imaging - Laborwelt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wissenschaft Translationale Medizin<br />

Abb. 3: Konfokale Mikroskopie der Co-Lokalisation von CXCR2 und CD74 (Overlay: gelborange)<br />

in RAW264.7-CXCR2-Transfektanten. © Bernhagen et al. Nat. Med. 13, 587-596<br />

(2007)<br />

war der Gehalt an glatten Muskelzellen und<br />

fibrillärem Kollagen erhöht, was einem stabileren<br />

Plaque-Phänotypen entsprach. Als<br />

zugrundeliegenden Mechanismus entdeckten<br />

die Autoren die MIF-vermittelte Adhäsion von<br />

Monozyten an Endothelzellen 9 . Danach ist<br />

nach MIF-Blockade eine Reduktion der Makrophagenanzahl<br />

in der Aortawand von Apoe –/– -<br />

Mäusen zu beobachteten. Hinzu kommt eine<br />

Inhibition mehrerer Entzündungsmediatoren,<br />

darunter Matrixmetalloproteinase (MMP)-2<br />

und Tumornekrosefaktor (TNF) 10 .<br />

MIF-Effekte werden über einen<br />

Rezeptor-Kinase-Komplex ausgelöst<br />

Humanes MIF hat ein Molekulargewicht von<br />

12,34 kDa und weist eine 90%ige Homologie<br />

zu murinem MIF auf. Die Röntgenstrukturanalyse<br />

von MIF ergab ein Trimer. Die drei<br />

identischen Untereinheiten formen ein ringförmiges<br />

Protein mit einem hydrophoben<br />

Kanal, dessen Funktion allerdings noch nicht<br />

bekannt ist (Abb. 1). Einer Studie zufolge, in der<br />

Gelfiltration und ‚Cross-linking’-Experimente<br />

durchgeführt wurden, tritt MIF in physiologischer<br />

Lösung als Monomer und als Dimer<br />

auf, die trimere Form kommt dagegen eher<br />

seltener vor 11 . Für MIF wurden sowohl eine<br />

Tautomerase- als auch eine Thiolprotein-<br />

Oxidoreduktaseaktivität beschrieben. Allerdings<br />

konnte diesen enzymatischen Aktiviäten<br />

bisher keine physiologische Bedeutung<br />

zugeordnet werden. Abgesehen von seiner<br />

besonderen Struktur weist das MIF-Monomer<br />

eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Dimer des<br />

CXC-Chemokins Interleukin 8 (IL-8) auf, einem<br />

Chemokin, das maßgeblich an der Progression<br />

der Atherosklerose beteiligt ist.<br />

Als erster cytoplasmatischer Interaktionspartner<br />

von MIF wurde das Jab1 (C-Jun<br />

activation domain binding protein-1) mittels<br />

Yeast-Two-Hybrid-Screening entdeckt 12 , eine<br />

Untereinheit des COP-9-Signalosoms. Durch<br />

die Bindung von MIF an Jab1 wird die Aktivierung<br />

der AP-1-vermittelten Genexpression<br />

und die Degradation von p27kip1 verhindert<br />

und so die Zellwachstumsinduktion blockiert<br />

(Abb. 2). Andererseits inhibiert MIF die p53vermittelte<br />

Apoptose. Diese Inhibition ist<br />

Cyclooxygenase (Cox)-2-abhängig 13 , deren<br />

Expression wiederum von AP-1 induziert wird.<br />

MIF könnte hier also auch die AP-1-vermittelte<br />

Expression von Cox-2 fördern, indem es an<br />

Jab1 bindet.<br />

CD74, die MHC-Klasse-II-assoziierte invariante<br />

Kette, wurde als erster Zelloberflächen-<br />

Rezeptor für MIF identifiziert. Es wurde<br />

gezeigt, dass die MIF/CD74-Interaktion eine<br />

Aktivierung der ERK1/2/MAPK-Signaltransduktionskette<br />

zur Folge hat (Abb. 2). Die Studien<br />

der letzten zwei Jahre trugen wesentlich zur<br />

Aufklärung der MIF/CD74-Signalwege bei. Die<br />

Autoren schlugen einen MIF/CD74-Signalkomplex<br />

vor, der über die Kopplung an das Proteoglykan<br />

CD44 und eine Tyrosin-Kinase der Src-<br />

Familie die Induktion der Apoptose blockieren<br />

Abb. 4: Blockade von MIF führte zur Regression und Stabilisierung von fortgeschrittenen<br />

atherosklerotischen Plaques. Nach 12 Wochen fettreicher Diät wurden Apoe –|– -Mäuse<br />

zusätzliche vier Wochen mit blockierenden Antikörpern oder Puffer (Kontrolle) behandelt.<br />

A. Oil-Red-O-Färbung der Aortenwurzeln; B. Datenpunkte repräsentieren die<br />

Plaquefläche nach 12 bzw. 16 Wochen; © Bernhagen et al. Nat. Med. 13, 587-596 (2007)<br />

kann, indem der Phospho-Inositid-3-Kinase<br />

(PI3K)/Akt-Weg aktiviert wird oder auch p53<br />

inhibiert wird 14,15 . Es bedarf noch der Klärung,<br />

ob CD74 die MIF-Internalisierung und/oder<br />

die Interaktion mit Jab1 ermöglicht.<br />

Der CXC-Rezeptorligand MIF vermittelt<br />

inflammatorische Zellrekrutierung<br />

Da nicht alle Zellen, auf die MIF wirkt (z.B<br />

Neutrophile und Fibroblasten), CD74 auf ihrer<br />

Oberfläche exprimieren, lag die Annahme<br />

nahe, dass mindestens ein zusätzlicher Rezeptor<br />

am MIF-Wirkmechanismus beteiligt ist.<br />

Unter Berücksichtigung der chemokinartigen<br />

Wirkweise von MIF und seiner strukturellen<br />

Ähnlichkeit mit dem IL-8-Dimer wurde vermutet,<br />

dass es sich um einen Chemokin-Rezeptor<br />

handeln müsste.<br />

Tatsächlich konnten kürzlich die Rezeptoren<br />

für die CXC-Chemokine IL-8 und SDF-1a,<br />

CXCR2 und CXCR4 als funktionelle Rezeptoren<br />

für MIF identifiziert werden 16 .<br />

In vitro-Adhäsionsversuche in einer laminaren<br />

Flusskammer zeigten, dass MIF einen<br />

Integrin-abhängigen Leukozytenarrest auf<br />

Endothelzellen direkt durch CXCR2 und – zu einem<br />

geringeren Ausmaß – durch CXCR4 sowie<br />

durch den zuvor beschriebenen MIF-Rezeptor<br />

CD74 bewirkte. Durch Expressionsanalysen<br />

und die Anwendung blockierender Antikörper<br />

konnte eine Beteiligung der CXC-Chemokine<br />

IL-8 und SDF-1a ausgeschlossen werden. Auch<br />

die MIF-induzierte Leukozyten-Chemotaxis<br />

wurde durch CXCR2 und CXCR4 vermittelt,<br />

und Kompetitionsstudien mit radioaktiv<br />

markiertem IL-8 und SDF-1a zeigten die Interaktion<br />

von MIF mit diesen Rezeptoren. Letztendlich<br />

belegten Co-Immunpräzipitations-<br />

Experimente und konfokale Mikroskopie die<br />

Existenz eines CD74/CXCR2-Rezeptorkomplexes<br />

(Abb. 3) sowie die direkte Interaktion<br />

von MIF mit CXCR2. Erstaunlicherweise<br />

bewirkte MIF eine rapide CXCR2-abhängige<br />

Calcium-Mobilisierung in Neutrophilen.<br />

Dies bedeutet, dass die Ca 2+ -Mobilisierung<br />

nicht die Kooperation von CD74 erfordert,<br />

da Neutrophile dieses Zelloberflächenprotein<br />

nicht exprimieren. Des Weiteren konnte die<br />

direkte Aktivierung des Integrins aLb2 durch<br />

MIF auf der Monozytenzelllinie MonoMac6<br />

und auf primären Monozyten anhand eines<br />

Antikörpers gegen die aktive Konformation<br />

von aLb2 nachgewiesen werden.<br />

Anhand von Adhäsionsversuchen in explantierten<br />

Mauskarotiden wurden ex vivo<br />

Beweise für die Beteiligung von CXCR2 an<br />

der MIF-induzierten Zellrekrutierung erbracht.<br />

Die Applikation von blockierenden<br />

Antikörpern gegen CD74, CXCR2 oder MIF<br />

führte gleichermaßen zu einer Reduktion<br />

der adhärenten Monozyten. Mittels Intravitalmikroskopie<br />

wurde auch in vivo die Rolle<br />

von CXCR2 dokumentiert. Im Modell der induzierten<br />

Peritonitis wurden MIF-Wildtyp<br />

8 | 9. Jahrgang | Nr. 3/2008 LABORWElT

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!