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Ausgabe 2/2007 - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

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Ehrlich, das waren wir nicht.<br />

Es ist Dienstag Nachmittag, das forum Nummer steht an, das Wetter ist günstig.<br />

Also her mit dem Pullover <strong>und</strong> hin zum Königsforst, denn da irgendwo soll der Ort<br />

zu finden sein, auf den ich mich zu stellen habe mit Kamera <strong>und</strong> Kompass. Gut, dass<br />

in dem Pullover schon die Sarah steckt <strong>und</strong> als Beifahrerin die Karte hält, denn einen<br />

Navi habe ich nicht; was sollte ich dem auch als Zielort eingeben.<br />

Obwohl Sarah sich auskennt*, braucht es einige Zeit, bis wir in die Nähe unseres<br />

Zielortes gelangen, denn der liegt mitten im Wald. Unsere Karte aus dem Jahr 988<br />

liefert kaum Anhaltspunkte, da müssen wir schätzen. »Die Gaststätte hier ist drauf,<br />

von hier also etwa in diese Richtung. Aber ein Weg ist da keiner. Wie weit sollen wir<br />

denn laufen? Da sind doch überall nur Bäume.« Stimmt, so ist es im Wald, nur Bäume.<br />

Trotzdem: rein in den Wald <strong>und</strong>: »Hier muss es sein«. Und das Glück ist mit den<br />

Tüchtigen, wie man auf dem Foto sieht. (Das mit dem Baum, das waren wir nicht.<br />

Ehrlich.)<br />

Ehrlich? Das stellt sich doch die Frage, ob das denn immer auch stimmt, was der Fotograf<br />

behauptet. Sind die Fotos wirklich genau an den angegebenen Orten gemacht<br />

worden? Sind die Fotos nicht irgendwie alle viel zu »schön«, als dass das stimmen<br />

könnte? Ist das nur der pure Zufall, dass ausgerechnet an dieser Stelle ein Baum mitten<br />

im Wald umfällt <strong>und</strong> ausgerechnet auf diese einsame Waldhütte?<br />

Zugegeben, eine gewisse Toleranz muss sein. Wir sind keine Landvermesser <strong>und</strong> auch<br />

sonst ganz lustig. Augenzwinkern ist erlaubt. Und es gilt ja auch, das geschätzte Publikum<br />

mit Bildern zu beliefern, die »ansehnlich« sind, da sie als Titelbilder mehr leisten<br />

müssen als Bilder an der Wand.<br />

Doch die Toleranz hält sich in Grenzen. Zum einen dient das Mädchen im roten Pullover<br />

nicht nur zur Bildbelebung, sondern auch als Zeugin für die<br />

aufwändige Zielortsuche, zum anderen kann jeder neugierige Wandersmann<br />

an Hand der Kartenausschnitte zur Überprüfung schreiten.<br />

(Vielleicht im Rahmen eines VHS-Kurses?)<br />

Außerdem liegt, wie schon im letzten Jahr gesagt, der größte Reiz<br />

der Bilder für den Fotografen in der Überraschung: Wohin führt mich<br />

die Karte, was finde ich da vor?<br />

Aber das kann man noch steigern: Als ich das Konzept für die fünf<br />

Bilder der Redaktion des forum vorstellte, kam sofort die Frage auf,<br />

wo denn der zentrale Ort sein soll, von dem die fünf Strahlen ausgehen,<br />

die die Grenze Kölns schneiden. Das war, um mit Herrn Becker<br />

zu sprechen, »für mich persönlich uninteressant«. Natürlich hätte es<br />

kartografische Möglichkeiten zur Bestimmung des »Schwerpunktes<br />

der Stadt Köln« gegeben, aber die Frage wurde während einer<br />

Redaktionssitzung (beim Vietnamesen) ohne viel Federlesen auf der<br />

semantischen Ebene abgeklärt: »Gibt nur einen zentralen Ort. Geschäftsstelle.«<br />

Und das war es dann: Aleatorik ohne Würfel.<br />

Im zweiten Schritt zeigte sich, dass eine Linie auf der Karte vom Punkt<br />

des Hans-Böckler-Platzes aus nach Norden, genauer gesagt parallel zum Gitternetz<br />

auf der Karte nach oben, die Grenze Kölns mitten im Rhein schneidet. Den hatten wir<br />

schon, <strong>und</strong> an diese Stelle ist nun wirklich kein Hinkommen. Also starten wir in die<br />

entgegengesetzte Richtung (Augenzwinkern) <strong>und</strong> haben Glück: Alle so definierten<br />

Punkte sind erreichbar. Obwohl der letzte wieder problematisch werden wird:<br />

Autobahnkreuz Köln-West...<br />

Thomas Sommerkamp<br />

* Schließlich hat sie die Punkte ermittelt, wie man sieht.<br />

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