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SEITE 1 - GEW Koeln - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

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<strong>SEITE</strong> 1<br />

for m<br />

<strong>GEW</strong>ERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT • STADTVERBAND KÖLN • KREISVERBAND RHEIN-BERG • AUSGABE 4/2011


Der vertikale Parkplatz<br />

Wer auf der Zoobrücke stadteinwärts fährt <strong>und</strong> an der richtigen<br />

Stelle nach rechts schaut, der sieht das orangefarbene Motorrad-<br />

Ensemble auf dem Dach einer alten Werkshalle. Darunter, wenn<br />

man es weiß, dann sieht er ihn, diesen seltsamen Parkplatz an der<br />

Deutz-Mülheimer-Straße an der Außenmauer des ›Kunst-Werks‹,<br />

einem alten Industrieareal, in dem<br />

zahlreiche Künstlerateliers untergebracht<br />

sind.<br />

<strong>SEITE</strong> 2<br />

Das Kölner Architekturprojekt »plan«,<br />

bekannt für originelle Ideen zur<br />

urbanen Stadtgestaltung, <strong>und</strong> das »office<br />

for subversive architecture«, kurz<br />

»osa«, entwickelten im Jahre 2006<br />

die Idee zum vertikalen Parkplatz.<br />

Der spitz zulaufende Parkplatz der<br />

Messehallen findet seine vertikale Erweiterung<br />

auf der riesigen Brandwand<br />

des KunstWerks. Weiße T- <strong>und</strong> Kreuzformen setzen die ›richtigen‹<br />

Markierungen des ›richtigen Parkplatzes perspektivisch korrekt<br />

gebrochen auf den Klinkern der Mauer fort.<br />

Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die rechtwinklig aus der<br />

Mauer ragende Laterne, die genau den Laternen der Messeparkplätze<br />

entspricht. Sind aber diese mit ›P Presse! Press‹ beschriftet,<br />

findet sich auf dem in der Luft hängenden Pendant die Erklärung<br />

des rätselhaften Gebildes:<br />

›P Künstler/Artists‹<br />

Da wir diesen Ort urbaner Kunst mehrfach aufgesucht haben <strong>und</strong><br />

auf dem wirklich großen Parkplatz niemals ein Auto haben parken<br />

sehen, vermuten wir, dass auch der ›richtige‹ Parkplatz ein<br />

Kunstobjekt ist <strong>und</strong> von den Autofahrern aus Ehrfurcht <strong>und</strong> ästhetischem<br />

Verständnis zu einem sakralen Ort stilisiert wurde.<br />

Thomas Sommerkamp<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>GEW</strong> Stadtverband Köln<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

50672 Köln<br />

Erscheint fünfmal im Jahr; Bezugspreis 1,25 Euro;<br />

Für <strong>GEW</strong>-Mitglieder ist der Bezug des forum im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Leserbriefe geben nicht in jedem Fall die Meinung<br />

der Redaktion wieder.<br />

REDAKTION<br />

Klaus Minartz<br />

GESCHÄFTSSTELLE<br />

Montag bis<br />

Donnerstag 10.00 bis 16.00 Uhr<br />

Freitag 12.00 bis 16.00 Uhr<br />

Telefon 02 21 51 62 67<br />

Telefax 02 21 52 54 46<br />

Homepage www.gew-koeln.de<br />

E-MAIL gew-koeln@netcologne.de<br />

Konto 1320732101<br />

SEB AG, BLZ 370 101 11<br />

DRUCK<br />

Zimmermann, Köln<br />

DTP<br />

Thomas Sommerkamp, Siegen<br />

Redaktionsschluss:<br />

14. Oktober 2011<br />

TELEFONISCHE RECHTSBERATUNG<br />

Telefon 02 21 51 62 67<br />

Montag <strong>und</strong> Donnerstag 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

<strong>und</strong> nach Vereinbarung<br />

In den Ferien:<br />

Landesrechtsschutzstelle 02 01 2 94 03 37<br />

<strong>SEITE</strong> 3<br />

INHALT<br />

forum 4/2011<br />

Der vertikale Parkplatz 2<br />

Impressum <strong>und</strong> Inhalt 3<br />

Bildungspolitik<br />

Inklusionspläne überall 4<br />

Fortbildung Inklusion 5<br />

Schulkonsens 7<br />

Offener Ganztag 9<br />

Schulportrait Genoveva-Gymnasium 10<br />

Schulzozialarbeit 13<br />

KiTa<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz 14<br />

KiBiZ 16<br />

Tarifpolitik 17<br />

Lehrerräte <strong>und</strong> Mitbestimmung 18<br />

Anrechnungsst<strong>und</strong>en falsch geregelt 23<br />

HIB: Berufsbilder der Sozialen Arbeit 24<br />

Rechtsberatung 25<br />

Fachgruppen & Arbeitskreise 26<br />

CSD in Köln 28<br />

Schwarzes Brett 29<br />

Aktive Ruheständler 30<br />

Internationales 34<br />

Aphorismen zu Oslo 35<br />

Starke Mädchen 36<br />

<strong>GEW</strong> intern 37<br />

Projekt Zeichen setzen! 38<br />

Pausengepräch 39<br />

Über unsere Kölner Internet-Seite www.gew-koeln.de<br />

oder übere www.gew-nrw.de sind aktuelle Informationen,<br />

Newsletter, Kommentare <strong>und</strong> Archivmaterialien zu allen<br />

bildungspolitischen Aspekten abrufbar.<br />

Nach der Eingabe des Benutzernamens (mit großem<br />

Anfangsbuchstaben) <strong>und</strong> der Mitgliedsnummer (hat 10<br />

Ziffern <strong>und</strong> beginnt in NRW mit einer 4, sie steht auf dem<br />

Mitgliedsausweis oder auf dem Adressaufkleber der NDS)<br />

stehen alle Daten vollständig zur Verfügung.


BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK<br />

Inklusionspläne überall<br />

Beginn der Umsetzung der UN-Konvention auf verschiedenen Ebenen<br />

von Ulrike Müller-Harth,<br />

AK Inklusion<br />

Schaut man in diesen Tagen in<br />

die Veröffentlichungen der Ministerien<br />

auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene,<br />

so findet man überall<br />

„Aktionspläne“ <strong>und</strong> „Inklusionspläne“<br />

der Ministerien. Es<br />

fällt auf, dass die Ministerien<br />

für Arbeit- <strong>und</strong> Soziales schon<br />

sehr ausführliche Veröffentli-<br />

chungen <strong>und</strong> Aktionspläne haben,<br />

während sich die Anstrengungen<br />

im Bereich der Bildung<br />

eher zögerlich bewegen <strong>und</strong> es<br />

ganz unterschiedliche Entwicklungsstände<br />

gibt: von reinen<br />

Absichtserklärungen bis hin zu<br />

Änderungen der Schulgesetze<br />

z.B. in Schleswig- Holstein <strong>und</strong><br />

Bremen. Dies liegt im Bereich<br />

des B<strong>und</strong>es an der Länderhoheit<br />

im Bildungsbereich. Die<br />

Länder selbst müssen aber<br />

auch die zur konsequenten<br />

Umsetzung der UN-Konvention<br />

notwendigen Strukturveränderungen<br />

vornehmen. Die<br />

schwammigen <strong>und</strong> auf alten<br />

Strukturen beharrenden KMK-<br />

Empfehlungen tragen dazu<br />

nicht bei. Bemerkenswert <strong>und</strong><br />

lesenswert ist dazu eine Veröffentlichung<br />

der Monitoring-<br />

Stelle des Deutschen-Instituts<br />

für Menschenrechte (siehe<br />

dazu unter www.institut-fuermenschenrechte.de),<br />

in der die<br />

Vorgaben der KMK kritisiert<br />

werden <strong>und</strong> vor<br />

allem die Länder<br />

aufgefordert<br />

werden, mit konkreten<br />

Schritten<br />

zur Umsetzung<br />

der Konvention zu<br />

beginnen.<br />

Außerdem haben<br />

alle Verbände –<br />

auch die <strong>GEW</strong><br />

auf B<strong>und</strong>esebene<br />

– Stellungnahmen<br />

abgegeben, die<br />

den KMK Entwurf durchweg<br />

sehr kritisch sehen.<br />

In Nordrhein-Westfalen ist<br />

vom Ministerium für Arbeit<br />

<strong>und</strong> Soziales ein Aktionsplan<br />

erschienen. Die Bildungskonferenz<br />

spart das Thema unter<br />

Hinweis auf einen eigenen<br />

Inklusionsplan, dessen Eckpunkte<br />

das Schulministerium<br />

für Mitte des Jahres angekündigt<br />

hatte, aus. Erschienen<br />

- <strong>und</strong> seit einigen Tagen auch<br />

im Netz veröffentlicht - ist das<br />

von der Landesregierung in<br />

Auftrag gegebene Gutachten<br />

von Klemm <strong>und</strong> Preuss-Lausitz<br />

<strong>SEITE</strong> 4<br />

mit konkreten Vorschlägen zur<br />

Umsetzung der UN-Konvention<br />

in NRW. (www.schulministerium.nrw.de/BP/Inklusion_Gemeinsames_Lernen/<br />

Gutachten__Auf_dem_Weg_<br />

zur_Inklusion_/NRW_Inklusionskonzept_2011__-_neue_<br />

Version_08_07_11.pdf)<br />

Wie die Ergebnisse in den<br />

Inklusionsplan der Landesregierung<br />

einfließen <strong>und</strong> zu<br />

Gesetzesänderungen <strong>und</strong><br />

Änderungen von Verwaltungsvorschriften<br />

führen, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

In der Stadt Köln ist nach der<br />

Auftaktveranstaltung zum<br />

Inklusionsplan am 13.4.2011<br />

inzwischen die Dokumentation<br />

erschienen <strong>und</strong> eine „Kernarbeitsgruppe“<br />

hat mit 20<br />

Mitgliedern ihre Arbeit aufgenommen.<br />

Die Zusammensetzung<br />

dieser Gruppe wird vom<br />

Stadtverband (Vorstand, GA<br />

<strong>und</strong> AK Inklusion) kritisiert,<br />

da zwar SchulleiterInnen der<br />

verschiedenen Schulformen<br />

dazu gehören, die LehrerInnen<br />

selbst, die die Konvention vor<br />

Ort umsetzen werden, aber<br />

nicht direkt beteiligt sind. Der<br />

Stadtverband hat versucht, eine<br />

Veränderung der Zusammensetzung<br />

in dieser Hinsicht zu<br />

erreichen, hat damit aber - mit<br />

dem Hinweis auf die Arbeitsfähigkeit<br />

der Gruppe – keinen<br />

Erfolg gehabt.<br />

Unsere Beteiligung soll nach<br />

Vorschlag der Verwaltung im<br />

Rahmen von Expertenr<strong>und</strong>en in<br />

Zusammenarbeit mit dem Regionalen<br />

Bildungsbüro (RBB) unter<br />

dem Thema „Qualitätssicherung aus<br />

Sicht der LehrerInnen“ erfolgen.<br />

Auf der Vorstandssitzung wurde die<br />

Durchführung einer Fachtagung<br />

beschlossen, deren Ergebnisse <strong>und</strong><br />

Empfehlungen in den Inklusionsplan<br />

einfließen sollen. Die Kooperation<br />

mit dem Regionalen Bildungsbüro<br />

wurde als sinnvoll erachtet,<br />

da das Bildungsbüro als städtische<br />

Dienststelle notwendige Fortbildungen<br />

organisieren <strong>und</strong> anbieten<br />

kann. Die Veranstaltung soll besonders<br />

den Blick auf den Umgang mit<br />

Vielfalt richten, aber auch Gelegenheit<br />

zur Information über „best<br />

practise“ in der Stadt Köln unter<br />

dem Aspekt der Ausbildung, Fortbildung<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung bieten.<br />

Sie wird – so steht es nun fest – vom<br />

Stadtverband der <strong>GEW</strong> Köln (federführend<br />

AK Inklusion <strong>und</strong> AK<br />

Schulentwicklung) zusammen mit<br />

dem Regionalen Bildungsbüro am<br />

Samstag, den 26.11.2011 im Königin<br />

- Luise- Gymnasium veranstaltet.<br />

(siehe Vorankündigung auf der<br />

Rückseite des forum). Der genaue<br />

Titel <strong>und</strong> das Programm werden<br />

noch veröffentlicht <strong>und</strong> über die<br />

verschiedenen Verteiler die Mitglieder<br />

erreichen.<br />

Es wird einen „heißen Herbst“ in<br />

Sachen Inklusion geben, bei dem<br />

sich viele auf den unterschiedlichsten<br />

Ebenen beteiligen können.<br />

(Siehe zur Tagung der Universität Köln am<br />

11./12. Oktober auf der Seite 7)<br />

In den Empfehlungen zur<br />

Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

im<br />

Bereich der allgemeinen<br />

Schulen „Auf dem Weg zur<br />

schulischen Inklusion in<br />

Nordrhein-Westfalen“ haben<br />

die Professoren Klaus Klemm<br />

<strong>und</strong> Ulf Preuss-Lausitz im<br />

Juni 2011 der Landesregierung<br />

Vorschläge zur „Fortbildung<br />

Inklusion“ unterbreitet.<br />

In ihrer Zusammenfassung<br />

heißt es dazu:<br />

„Inklusion wird unterstützt<br />

durch das kontinuierliche<br />

Angebot an Fortbildung<br />

Inklusion (insbesondere mit<br />

den Themen Teamarbeit,<br />

innere, auch auf Fächer<br />

bezogene Differenzierung<br />

unter Bedingungen von<br />

Heterogenität, Lernstandsdiagnostik<br />

<strong>und</strong> Förderkonzepte,<br />

Feedback-Kultur,<br />

Verhaltensmodifikation,<br />

Peer-Peer-Lernen, Transfer<br />

von Wissen aus dem eigenen<br />

Qualifikationsprofil an<br />

Kollegen). Das Fortbildungsangebot<br />

Inklusion wird<br />

regional vorgehalten <strong>und</strong><br />

umgehend verstärkt“.<br />

Im Gutachten (Kapitel 3.<br />

1.18) wird folgendes zur<br />

Lehrerfort-, Aus- <strong>und</strong> –weiterbildung<br />

ausgeführt:<br />

„Die Entwicklung eines<br />

inklusiven Bildungssystems<br />

bis 2020 verlangt begleitend<br />

<strong>SEITE</strong> 5<br />

Fortbildung Inklusion<br />

die Qualifizierung des beteiligten<br />

pädagogischen Personals.<br />

Ein zentrales Element<br />

für die landesweite Umsetzung<br />

inklusiver Bildung ist<br />

erstens die prozessbegleitende<br />

Fortbildung des schon<br />

tätigen pädagogischen Personals,<br />

zweitens die inklusions-pädagogische<br />

Gr<strong>und</strong>ausbildung<br />

der Lehramtsstudierenden,<br />

drittens die Neueinführung<br />

eines Zweitfaches LES (Lernen,<br />

emotionale <strong>und</strong> soziale<br />

Entwicklung, Sprache) bei<br />

allen Lehrämtern <strong>und</strong> viertens<br />

aufgr<strong>und</strong> des steigenden<br />

sonderpädagogischen Bedarfs<br />

die Einführung einer<br />

mehrsemestrigen Zusatzqualifikation<br />

als Weiterbildungsmaßnahme.<br />

• Empfohlen wird, mit Erzieher/innen<br />

<strong>und</strong> Lehrkräften,<br />

die erstmalig inklusiv<br />

arbeiten, im Rahmen der<br />

Arbeitszeit verpflichtende<br />

praxisnahe Fortbildung zum<br />

gemeinsamen Unterricht<br />

durchzuführen, möglichst<br />

als schulinterne Fortbildung,<br />

aber auch durch regionale<br />

<strong>und</strong> überregionale Angebote.<br />

Bisherige Erfahrungen zeigen,<br />

dass besonders hilfreich<br />

die Verbindung von Hospitationen<br />

<strong>und</strong> Peer-Peer-<br />

Training mit theoretischen<br />

Elementen ist. Damit solch<br />

eine Fortbildung tatsächlich<br />

flächendeckend verwirklicht


werden kann, ist die Etablierung<br />

regionaler Arbeitsgemeinschaften<br />

sinnvoll, die der<br />

Hospitation, dem persönlichen<br />

Austausch, der Klärung von<br />

Gr<strong>und</strong>fragen <strong>und</strong> praktischer<br />

Probleme dienen.<br />

• Nicht nur allgemeine <strong>und</strong><br />

sonderpädagogische Lehrkräfte<br />

haben Qualifizierungsbedarf,<br />

sondern auch Erzieher/innen,<br />

Schulpsychologen, Schulleiter/<br />

innen, Sozialarbeiter/innen<br />

oder pädagogische Betreuer<br />

oder Mitarbeiter des Sozialamtes<br />

<strong>und</strong> der Jugendhilfe.<br />

Um die fachliche Verständigung<br />

zwischen unterschiedlich<br />

ausgebildeten <strong>und</strong> orientierten<br />

Personen zu verbessern, die<br />

für ganzheitliche Hilfeplanung<br />

nötig ist, wird gemeinsame<br />

regionale Fortbildung empfohlen.<br />

Die verschiedenen Träger<br />

dieser Personengruppen sollten<br />

diese gemeinsam oder im regelmäßigen<br />

Wechsel innerhalb<br />

des Kreises bzw. der Kreisfreien<br />

Stadt verantworten. Das trägt<br />

über den Fortbildungseffekt<br />

zur engeren Vernetzung bei.<br />

• In die Lehrerausbildung aller<br />

Lehrämter sollte ein Pflicht-<br />

Modul „Inklusion / Teamarbeit<br />

/ individuelle Förderung /<br />

Heterogenität“ aufgenommen<br />

BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK<br />

werden, das sich inhaltlich mit<br />

Unterricht unter Bedingungen<br />

von – unterschiedlicher – Heterogenität,<br />

mit Teamarbeit,<br />

mit Beratung, mit Diagnostik<br />

von Entwicklungs- <strong>und</strong> Lernprozessen,<br />

mit best practice<br />

anderer Schulen <strong>und</strong> mit<br />

gr<strong>und</strong>legenden Behinderungen<br />

beschäftigt. Das Land Berlin<br />

verlangt seit 2000 von allen<br />

Kandidaten des Lehrer-Staatsexamens<br />

einen Pflichtschein<br />

zur „Integrationspädagogik“,<br />

der positiv evaluiert wurde<br />

(…). Die TU Berlin hat ihn in<br />

seine gestuften Lehramtsstudiengänge<br />

übernommen. Damit<br />

können allerdings nur Gr<strong>und</strong>legungen<br />

geschaffen werden.<br />

Es ist erforderlich, auch im<br />

Vorbereitungsdienst eine<br />

solche Pflichtveranstaltung<br />

zu verankern, die stärker auf<br />

(fach-) didaktische <strong>und</strong> praktisch-psychologische<br />

Fragen<br />

ausgerichtet ist.<br />

• Der Bedarf an sonderpädagogischer<br />

Kompetenz in<br />

der allgemeinen Schule – vor<br />

allem in den Bereichen Lernen,<br />

emotionale <strong>und</strong> soziale<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Sprache – ist<br />

erkennbar auch heute schon<br />

groß, <strong>und</strong> er wird trotz der<br />

Verlagerung des Personals aus<br />

den Förderschulen steigen.<br />

Daher wird empfohlen, in allen<br />

Lehramtsstudiengängen ein<br />

Zweitfach Sonderpädagogik<br />

LES (Lernen, emotionale <strong>und</strong><br />

soziale Entwicklung, Sprache)<br />

<strong>SEITE</strong> 6<br />

<strong>und</strong> im sonderpädagogischen<br />

Studiengang (mit Erstfach Sonderpädagogik)<br />

ein gebündeltes<br />

Fach LES einzuführen.<br />

• Zusätzlich sollte ein dreisemestrigen<br />

Zertifikats- Weiterbildungsstudiengang<br />

Inklusion<br />

/ Heterogenität / Teamarbeit<br />

/ Förderdiagnostik eingeführt<br />

werden. Er könnte für solche<br />

Lehrkräfte angeboten <strong>und</strong><br />

mit Ermäßigungsst<strong>und</strong>en der<br />

Teilnehmer organisiert werden,<br />

die künftig Moderatoren- <strong>und</strong><br />

Leitungsfunktionen bei der<br />

Fortbildung, der Organisation<br />

regionaler Inklusion oder der<br />

innerschulischen Leitung der<br />

unten vorgeschlagenen Zentren<br />

pädagogischer Unterstützung<br />

in Schulen übernehmen<br />

wollen.“<br />

AK Inklusion<br />

Dienstag, 20.9.2011<br />

um 18.00 Uhr<br />

Großer Saal (1. OG)<br />

Thema:<br />

Vorbereitung der<br />

<strong>GEW</strong>-Fachtagung<br />

zur Inklusion<br />

Ulli Müller-Harth<br />

Tel: 0221/512687<br />

Uschi Kellermann<br />

Tel.: 0221/16846200<br />

von Klaus Minartz<br />

Schulkonsens<br />

Schulfrieden oder Grabesruhe?<br />

Unser Arbeitskreis in der <strong>GEW</strong><br />

hat den Namen „Schulentwicklungsplanung“.<br />

Wir haben uns<br />

mit der Integrierten Jugendhilfe-<br />

<strong>und</strong> Schulentwicklungsplanung<br />

Köln 2011 auseinandergesetzt,<br />

haben versucht, die<br />

Unterschiede <strong>und</strong> Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile von Gesamtschulen<br />

<strong>und</strong> Gemeinschaftsschulen<br />

heraus zu filtern.<br />

Wir haben eine Begehung der<br />

Bildungslandschaft Altstadt<br />

Nord durchgeführt <strong>und</strong> haben<br />

ernüchternde Ergebnisse vorgef<strong>und</strong>en.<br />

Und jetzt ein schulpolitischer<br />

Konsens.<br />

Meine ersten Wahrnehmungen:<br />

• Die Gemeinschaftsschule<br />

wird ein Auslaufmodell vor<br />

ihrem Start.<br />

• Das gegliederte Schulsystem<br />

erhält Verfassungsrang.<br />

• Die neu kreierte Sek<strong>und</strong>arschule<br />

umfasst nur die Jahrgänge<br />

5 bis 10, hat also keine<br />

eigenständige Oberstufe.<br />

• Bis zum Jahre 2023 sind die<br />

Leitlinien verabredet <strong>und</strong> nicht<br />

einseitig aufkündbar.<br />

• Weiterentwicklung aller<br />

Schulen zu inklusiven Schulen<br />

<strong>und</strong> Fortsetzung des Prozesses<br />

zur inklusiven Schule.<br />

Ich stutze. Inklusive Schule?<br />

Wird in dem Konsens nicht die<br />

Selektion im Schulsystem festgeschrieben?<br />

Die <strong>GEW</strong> NRW<br />

kommentiert den Konsens<br />

positiv. Ich stutze. Wird in dem<br />

Konsens nicht gerade „Eine<br />

Schule für Alle“ verabschiedet?<br />

Die zustimmende Presseerklärung<br />

des Philologenverbandes<br />

<strong>und</strong> seiner Interpretation des<br />

Konsenses lassen mich weiter<br />

nachdenklich werden.<br />

„Die vorgesehene Formulierung<br />

in der Landesverfassung bekennt<br />

sich zu einem vielfältigen,<br />

gegliederten Schulwesen <strong>und</strong><br />

benennt daneben ebenso integrative<br />

Schulformen. Damit ist<br />

de facto für nachgefragte, stabile<br />

Hauptschulen, Realschulen <strong>und</strong><br />

Gymnasien eine Bestandsgarantie<br />

ausgesprochen. Den Eltern<br />

vermittelt der Schulkonsens<br />

größere Klarheit. Ein Wettlauf<br />

zwischen den Kommunen wird<br />

verhindert. Eine Zersplitterung<br />

der Schulstruktur wurde im<br />

Rahmen des Möglichen eingegrenzt;<br />

eine Verwischung von<br />

Schulprofilen zurückgedrängt.<br />

Die Gymnasien sind mit einem<br />

achtjährigen Bildungsgang<br />

aus einem Guss gesichert; als<br />

integrative Schulform besitzen<br />

nur die Gesamtschulen eine<br />

gymnasiale Oberstufe. Der PhV<br />

lobt die Verhandlungsführer.<br />

Es ist „gut, dass sie realistische<br />

Konturen für die Sek<strong>und</strong>arschule<br />

formuliert haben“, so<br />

Peter Silbernagel. Die Lehrpläne<br />

sollen beispielsweise auf denen<br />

der Realschule <strong>und</strong> der Gesamtschule<br />

fußen.<br />

<strong>SEITE</strong> 7<br />

Einladung zur<br />

Tagung<br />

Inklusion <strong>und</strong><br />

Diversität als<br />

Herausforderung an<br />

<strong>Erziehung</strong>, Schule <strong>und</strong><br />

LehrerInnenbildung<br />

Humanwissenschaftliche Fakultät<br />

der Universität Köln<br />

11. <strong>und</strong> 12. Oktober 2011)<br />

Im Wintersemester 2011/2012<br />

beginnt die neue<br />

LehrerInnenausbildung<br />

an der Universität zu Köln.<br />

Zu ihren innovativen Kernbestandteilen<br />

gehört vor allem<br />

die Ausbildung zum Umgang mit<br />

Diversität <strong>und</strong> Inklusion.<br />

Mit der Tagung soll eine engere<br />

Verbindung zu parallelen<br />

Bemühungen der Kölner<br />

Stadtgesellschaft <strong>und</strong> zur Praxis<br />

im Bereich der Inklusion<br />

hergestellt werden.<br />

Die Uni lädt alle Interessierten<br />

herzlich ein.<br />

Informationen:<br />

info@diversity-studies.de<br />

Anmeldung:<br />

cedis-anmeldung@uni-koeln.de


Die 2. Fremdsprache soll nur<br />

fakultativ gewählt werden<br />

können. Damit entfällt die<br />

vordergründig platte Werbung<br />

mit „gymnasialen Standards“.<br />

In einem Stufenplan sollen<br />

auch die anderen Schulformen<br />

kleinere Klassen erhalten.<br />

„Unverkennbar ist der Wille<br />

der Verantwortlichen, die<br />

Schulstruktur nach pragmatischen<br />

Gesichtspunkten weiter<br />

zu entwickeln. Die ‚Schule für<br />

alle‘ wurde ebenso aufgegeben<br />

wie gleichermaßen die ‚Verankerung<br />

der Hauptschule in der<br />

Landesverfassung. Einen Exklusivanspruch<br />

gibt es weder für<br />

ein ausschließlich gegliedertes,<br />

differenziertes noch für ein<br />

vereinheitlichendes, integratives<br />

Schulwesen.“ (Auszug aus der<br />

PM des PhV vom 19.7.11)<br />

Der Kölner Attac - AK „Bildung<br />

<strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong>“ formuliert<br />

seine Interpretation auch<br />

in einer Pressemitteilung <strong>und</strong><br />

ist die bisher einzige mir bekannte<br />

kritische Stimme zum<br />

Konsens.<br />

„Schulfrieden? - Grabesruhe!<br />

Quer durch die Republik, von<br />

„Welt“ bis „Süddeutsche“ jubeln<br />

die Medien über den „Schulfrieden“,<br />

der in NRW mit der<br />

Einführung der Sek<strong>und</strong>arschule<br />

nun endlich erreicht sei.<br />

Was aber ist wirklich passiert?<br />

Als Gegenleistung für - im in-<br />

BILDUNGSPOLITIK<br />

ternationalen Vergleich gesehen<br />

- geringfügige Fortschritte<br />

in der Schulstrukturfrage hat<br />

sich die rot-grüne NRW-Regierungskoalition<br />

bereitwillig dazu<br />

hergegeben, die noch aus dem<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert stammende<br />

<strong>und</strong> außerhalb Deutschlands<br />

weltweit längst überw<strong>und</strong>ene<br />

Vielgliedrigkeit des Schulwesens<br />

für die nächsten 12 Jahre nicht<br />

nur beizubehalten, sondern<br />

auch noch mit Verfassungsrang<br />

abzusichern.<br />

Durchgesetzt haben sich damit<br />

die - vor allem in der CDU -<br />

landesweit starken Kräfte, die<br />

Selektion an den Schulen als<br />

„chancengerecht“ deklarieren<br />

<strong>und</strong> es offenbar völlig korrekt<br />

finden, dass das gegliederte<br />

Schulsystem Jahr für Jahr etwa<br />

70.000 Jugendliche ohne Hauptschulabschluss<br />

<strong>und</strong> damit zu<br />

großen Anteilen in die Perspektivlosigkeit<br />

entlässt. Angesichts<br />

dieses Versagens der schulischen<br />

Vielgliedrigkeit müsste es nun<br />

endlich um konsequent gemeinsames<br />

Lernen <strong>und</strong> um intensive<br />

individuelle Förderung gehen.<br />

Die bescheidenen Verbesserungen<br />

durch die Einführung<br />

der Sek<strong>und</strong>arschule helfen da<br />

kaum weiter - vor allem nicht<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

weiterhin vielfach gegliederten<br />

Schulumgebung, die den Zugang<br />

zum Abitur immer noch in hohem<br />

Maße nur durch die Filter<br />

sozialer Auslese ermöglicht.<br />

<strong>SEITE</strong> 8<br />

aus dem KStA vom 5. 7. 2011<br />

So wurden nun mit dem viel<br />

bejubelten „Schulfrieden“ die<br />

Hoffnungen, die sich angesichts<br />

internationaler Schulentwicklung<br />

<strong>und</strong> -erfolge sowie auch<br />

der ernsthaften Diskussionen<br />

<strong>und</strong> Empfehlungen der NRW-<br />

Bildungskonferenz einstellten,<br />

nicht nur massiv enttäuscht,<br />

sondern geradezu verfassungsrechtlich<br />

beerdigt.“<br />

Die nächste Sitzung des AK<br />

„Schulentwicklungsplanung“<br />

am 11.10.2011 hat ihr Thema.<br />

Gut für den AK. Auch gut für<br />

die Schulentwicklung?<br />

BILDUNGSPOLITIK<br />

Der Offene Ganztag – ein Erfolgsmodell?<br />

Beschäftigte im offenen Ganztag protestieren<br />

von Hildegard Merten<br />

Auf der Betriebsversammlung<br />

eines großen Kölner<br />

Trägers wurde klar, was die<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen im<br />

offenen Ganztag umtreibt.<br />

Frustriert <strong>und</strong> zum Teil sehr<br />

aufgebracht berichteten sie<br />

von den Belastungen, die von<br />

Schuljahr zu Schuljahr zugenommen<br />

haben, ohne dass<br />

sich dies positiv auf ihr Arbeitverhältnis<br />

auswirkt. Tag für<br />

Tag stellen sie sich den hohen<br />

Erwartungen der Schulen <strong>und</strong><br />

der Eltern, geben ihr Bestes unter<br />

zumeist widrigen Umständen<br />

<strong>und</strong> müssen doch gleichzeitig<br />

erfahren, dass ihre Arbeit<br />

offensichtlich gering geschätzt<br />

wird. Die Gruppen werden<br />

wegen der hohen Nachfrage bis<br />

an die Grenzen des Machbaren<br />

aufgestockt, so dass eine pädagogische<br />

Arbeit kaum noch<br />

möglich ist. Gleichzeitig gibt<br />

es für sie als Beschäftigte im<br />

offenen Ganztag keine Vollzeitstellen,<br />

die Teilzeitstellen sind<br />

dann noch für ein Schuljahr<br />

befristet <strong>und</strong> ein Tarifgehalt<br />

gibt es so gut wie nirgendwo.<br />

Die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

die sich regelmäßig im AK „Offener<br />

Ganztag“ treffen, hatten<br />

nach dem Wechsel der Landeregierung<br />

vor genau einem Jahr<br />

zusammengestellt, was ihrer<br />

Meinung nach kurzfristig – bis<br />

zum Schuljahr 2011/2012 - <strong>und</strong><br />

langfristig – bis zum Schuljahr<br />

2014 – im offenen Ganztag<br />

nachgebessert werden muss.<br />

Diese Erwartungen wurden<br />

nicht einmal ansatzweise<br />

erfüllt. Das neue Schuljahr<br />

beginnt wie das alte endete.<br />

Die von der Landeregierung<br />

eingesetzte „Bildungskonferenz“<br />

hat Empfehlung für den<br />

Ganztag entwickelt (nachzulesen<br />

im Netz) die durchaus<br />

positiv sind – aber: wann können<br />

wir mit der Realisierung<br />

rechnen?<br />

Die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

wollen nicht länger geduldig<br />

abwarten. Sie haben auf ihrer<br />

Betriebversammlung beschlossen,<br />

in der ersten Septemberwoche<br />

zum Schuljahresbeginn<br />

die Kölner Landtagsabgeordneten<br />

<strong>und</strong> die Schulministerin<br />

via Mail <strong>und</strong> Brief auf die desolaten<br />

Zustände in ihren Schulen<br />

<strong>und</strong> auf ihre schlechten<br />

Arbeitsbedingungen aufmerksam<br />

zu machen.<br />

Wir schlagen vor, diese Aktion<br />

auf alle offenen Ganztagsschulen<br />

auszuweiten.<br />

Egal welche Schule, egal bei<br />

welchem Träger beschäftigt:<br />

bringt euch in Erinnerung!<br />

Holt euch die Unterstützung<br />

der Eltern <strong>und</strong> LehrerInnen.<br />

Im Netz findet ihr weitere<br />

Informationen – auch eine<br />

Liste der Kölner Landtagsabgeordneten:<br />

www.gew-koeln.de /<br />

Schule/ Ganztag<br />

<strong>SEITE</strong> 9<br />

Für das nächste Treffen des<br />

AK Offener Ganztag<br />

am Donnerstag,<br />

29. September , 18.30 Uhr<br />

haben wir den Landtagsabgeordneten<br />

der SPD,<br />

Jochen Ott, eingeladen.<br />

Es wird über die aktuellen<br />

Vorhaben <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

berichtet <strong>und</strong> es<br />

werden Fragen beantwortet.<br />

Kurz vor Redaktionsschluss<br />

erreichte uns die Mitteilung,<br />

dass die mit Erlass vom 23.<br />

Dezember 2011 beschlossenen<br />

erhöhten Fördersätze für den<br />

offenen Ganztag jetzt endlich<br />

- nach Verabschiedung des<br />

Haushalts 2011 - ausgezahlt<br />

werden können. Es geht um<br />

ausstehende Beträge für das 2.<br />

Schulhalbjahr 2010/2011 sowie<br />

das kommende Schuljahr. Diese<br />

Gelder sollten da ankommen,<br />

wo sie am dringendsten<br />

benötigt werden (s.o.)<br />

Wir schließen uns deshalb gerne<br />

der Aufforderung unserer<br />

Schulministerin Löhrmann,<br />

die in ihrer Ankündigung an<br />

die Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

schreibt, dass diese sich dafür<br />

stark machen sollten, „dass die<br />

erhöhten Fördersätze auch tatsächlich<br />

dem offenen Ganztag<br />

vor Ort zugute kommen.“<br />

Das heißt im Klartext:<br />

Für eine Tariferhöhung bei den<br />

Beschäftigten!


BILDUNGSPOLITIK<br />

Wir gratulieren dem Genoveva-Gymnasium<br />

zum Gewinn des Deutschen Schulpreises 2011<br />

Ein Gymnasium, an dem die<br />

Mehrheit der Schüler Migranten<br />

sind – eine Utopie in Deutschland?<br />

Irrtum.<br />

So hatte sich Robin die neue<br />

Schule nicht vorgestellt. Völlig<br />

verunsichert kam er nach dem<br />

ersten Schultag nach Hause. In<br />

seiner fünften Klasse waren er<br />

<strong>und</strong> ein Klassenkamerad die<br />

einzigen deutschen Schüler.<br />

Einen „Kulturschock“ attestierte<br />

ihm Schulleiter Bernd<br />

Knorreck. Am zweiten Tag<br />

weigerte sich der Junge, in die<br />

Schule zu gehen. Da fühle er<br />

sich fremd. Sieben von zehn<br />

Schülern an seiner Schule sind<br />

mit einer anderen Muttersprache<br />

aufgewachsen: Türkisch,<br />

Russisch, Polnisch, Arabisch,<br />

Bengalisch, Afghanisch, Finnisch,<br />

Ovambo, Lingala, Urdu.<br />

Robin fühlte sich wie auf<br />

einem anderen Planeten. Die<br />

Eltern ermutigten ihn durchzuhalten.<br />

Sein Vater, Ingenieur<br />

bei Siemens, <strong>und</strong> die Mutter,<br />

gelernte Goldschmiedin, hatten<br />

sich bewusst für die Schule im<br />

Südwesten Kölns entschieden,<br />

obgleich es Alternativen gab,<br />

die näher lagen. Er solle es<br />

noch eine Woche versuchen,<br />

bat ihn sein Vater, er arbeite<br />

schließlich auch mit ausländischen<br />

Kollegen zusammen.<br />

Inzwischen besucht Robin<br />

die sechste Klasse. Zu seinen<br />

besten Fre<strong>und</strong>en zählt Kotaro<br />

aus Japan. Robins Urteil heute:<br />

„Eigentlich ist es bei uns egal,<br />

woher einer stammt.“<br />

Klingt fast zu schön, um wahr<br />

zu sein, erst recht, wenn man<br />

die Gegend kennt, in der die<br />

Schule liegt: Köln-Mülheim,<br />

ehemaliges Arbeiterviertel,<br />

gleich um die Ecke die Keupstraße,<br />

„Klein-Istanbul“<br />

genannt, in der es kaum noch<br />

deutsche Geschäfte gibt. Etwa<br />

ein Drittel der Schüler lebt<br />

von Hartz IV. Eltern der Mittelschicht<br />

machen seit Jahren<br />

einen Bogen um diese Schule.<br />

Selbst unter Migranten gibt es<br />

Vorbehalte. Schülerin Fatima,<br />

15, <strong>und</strong> ihre Eltern bekamen<br />

vor einigen Jahren noch zu hören,<br />

die Tochter solle doch besser<br />

das Hölderlin-Gymnasium<br />

besuchen, statt diese „asoziale<br />

Schulen mit den vielen Ausländern“.<br />

Aus dem einstigen Mädchengymnasium<br />

wurde in<br />

den Neunziger Jahren eine<br />

Ganztagsschule vor allem für<br />

Zuwanderer. „Erst kam die<br />

polnische, dann die russische,<br />

dann die türkische Welle“, sagt<br />

Knorreck, der 2005 die Leitung<br />

der Schule übernahm. Er selbst<br />

kam aus dem Stadtteil Lindental,<br />

„wo die Professoren leben“,<br />

<strong>und</strong> Eltern viel Geld für Nachhilfeunterricht<br />

investieren.<br />

Nur den wenigsten Genoveva-<br />

Schülern wird derart geholfen.<br />

Umso erstaunlicher, dass sie<br />

im Zentralabitur ebenso gut<br />

abschneiden wie Abiturienten<br />

<strong>SEITE</strong> 10<br />

in bürgerlichen Stadtteilen.<br />

„Konsequent, hochprofessionell<br />

<strong>und</strong> höchst wirksam“, so<br />

die Jury des Deutschen Schulpreises,<br />

setze das Gymnasium<br />

um, was Bildungsreformer seit<br />

Jahren fordern, nämlich endlich<br />

das Potenzial von Einwandererkindern<br />

zu nutzen, die in<br />

vielen deutschen Großstädten<br />

zwar schon die Mehrheit ihrer<br />

Generation stellen, aber überproportional<br />

häufig auf Hauptschulen<br />

landen.<br />

Das Motto des Genoveva: „Alle<br />

reden von Integration. Wir<br />

machen sie.“ Mit der Sprache<br />

fängt alles an. Ohne sehr gute<br />

Deutschkenntnisse kein Abitur,<br />

das weiß am „Geno“ jedes<br />

Kind. Trotzdem werden selbst<br />

Kinder, die kein Wort Deutsch<br />

sprechen, aufgenommen,<br />

sofern sie den Aufnahmetest<br />

in Englisch <strong>und</strong> in ihrer Muttersprache<br />

bestanden haben.<br />

Danach lernen sie Deutsch in<br />

Intensivkursen bei speziell ausgebildeten<br />

Lehrern. So wie die<br />

15-jährige Kaja aus Polen, die<br />

12-jährige Anastasia aus Russland<br />

oder die 11-jährige Viktoriya<br />

aus Bulgarien, die erst seit<br />

wenigen Monaten in Deutschland<br />

leben. Regina Beckmann<br />

unterrichtet die kleine Gruppe<br />

in der Mittagszeit, während andere<br />

schon in der Mensa sitzen.<br />

Die Lehrerin hat Küchengeräte<br />

als Anschauungsobjekte mitgebracht.<br />

„Schüssel“, schreibt ein<br />

Mädchen an die Tafel. Regina<br />

Foto:<br />

Robert Bosch Stiftung<br />

Max Lautenschläger<br />

Beckmann erklärt<br />

nicht nur die Schreibweise,<br />

sondern auch<br />

die Rechtschreibregel<br />

dazu. Ihre Schüler<br />

lernen schnell <strong>und</strong><br />

zielstrebig. Immerhin<br />

ein Fünftel der<br />

Genoveva-Schüler,<br />

besonders jene aus<br />

Osteuropa, hat Akademikereltern<br />

– darunter Ingenieure <strong>und</strong><br />

Ärzte, die wissen, wie wichtig<br />

das Abitur für ihre Kinder ist.<br />

Nach ein paar Monaten<br />

beherrschen solche ehrgeizigen<br />

Seiteneinsteiger genug<br />

Deutsch, um dem Unterricht<br />

folgen zu können. Daneben<br />

gibt es auch am Genoveva<br />

Schüler, die in einer Parallelwelt<br />

aufwachsen. Es gehe<br />

nicht darum, Migranten die<br />

deutsche Kultur aufzuzwängen,<br />

betont der Schulleiter.<br />

Aber ein paar „harte Regeln“<br />

müssen sein: Pünktlichkeit<br />

<strong>und</strong> Disziplin, gegenseitiger<br />

Respekt <strong>und</strong> Solidarität sind<br />

Pflicht. Wer seine Mitschüler<br />

notorisch stört, kommt in den<br />

„Trainingsraum“, wo er allein,<br />

unter Aufsicht eines Lehrers,<br />

arbeiten muss. Eltern verpflichten<br />

sich schriftlich, dass ihr<br />

Kind an Klassenfahrten <strong>und</strong><br />

am Schwimmunterricht teilnehmen<br />

darf. Zugleich werden<br />

Kompetenzen der Schüler<br />

wichtig genommen. Türkisch<br />

kann als Prüfungsfach im<br />

Abitur gewählt werden. Statt<br />

BILDUNGSPOLITIK<br />

einer Weihnachtsfeier gibt es<br />

ein „Winterfest“, die Schüler<br />

gehen durch Räume, die von<br />

Mitschülern mit Symbolen<br />

jüdischer, christlicher <strong>und</strong><br />

muslimischer Feiertage ausgeschmückt<br />

wurden.<br />

In Klasse sieben sprechen fast<br />

alle sehr gut deutsch. Das ist<br />

notwendig, wenn man Sinn<br />

<strong>und</strong> Form von Heines Ballade<br />

„Belsazar“ ergründen will.<br />

„Der König stieren Blicks da<br />

saß, mit schlotternden Knien<br />

<strong>und</strong> totenblass“, rezitiert Medine.<br />

Die Mitschüler sollen<br />

„coachen“ <strong>und</strong> Tipps für den<br />

besseren Vortrag geben. Marice<br />

trägt das „Heideröslein“ vor.<br />

„Du hast Takt, Metrum <strong>und</strong><br />

Betonung eingehalten“, loben<br />

die Klassenkameraden. „Aber<br />

sprich noch einen Tick lauter.“<br />

Leistungsbereitschaft verlangt<br />

auch Tanzpädagogin Sarah<br />

Schuhmacher. Tanz ist für die<br />

Ganztagsschüler am Genoveva<br />

bis Klasse neun Pflichtfach. An<br />

diesem Morgen studiert sie mit<br />

elf Mädchen <strong>und</strong> fünf Jungen<br />

der siebten Klasse eine neue<br />

Technik ein. „Klarer Blick,<br />

<strong>SEITE</strong> 11<br />

stolzer Rücken! Hände aus den<br />

Hosentaschen, Fliegerdrehung,<br />

hopp!“ Schuhmacher, schlank<br />

<strong>und</strong> durchtrainiert, tanzt die<br />

Bewegungen vor. Die meisten<br />

Mädchen machen sie mühelos<br />

nach, doch einige Jungs stehen<br />

sichtlich neben sich. Die Arme<br />

von Emrah hängen schlaff wie<br />

die Zweige einer Trauerweide.<br />

„In wenigen Wochen“, ermahnt<br />

Sarah Schuhmacher, „habt ihr<br />

einen öffentlichen Auftritt!“<br />

„Was?“ klingt es aus der Klasse.<br />

Die Schüler lernen Schritt für<br />

Schritt, Verantwortung für ihr<br />

Stück zu übernehmen. „Du<br />

stehst – du gehst – du entscheidest!“,<br />

ermuntert die Lehrerin<br />

ihre Schülerin Medine. Und<br />

gleich darauf Emrah: „Du<br />

führst die Klasse an.“ Emrah<br />

steht jetzt vorn. Ein Ruck geht<br />

durch seinen Rücken – <strong>und</strong><br />

auf einmal fließen seine Bewegungen.<br />

Tanz funktioniert, wenn Sprache<br />

noch nicht funktioniert,<br />

erklärt die Tanzpädagogin.<br />

Tanz sei ein Ventil für Emotionen,<br />

sorge für ein besseres<br />

Miteinander, sogar für bessere


Einladung<br />

Stimm- <strong>und</strong><br />

Sprechtraining<br />

Fit für die beruflichen<br />

Anforderungen<br />

Fortbildung<br />

Wer in einem Sprechberuf tätig ist, weiß,<br />

wie wichtig eine belastbare <strong>und</strong> durchsetzungsfähige<br />

Stimme ist. Im täglichen<br />

Berufsalltag wird die Stimme von LehrerInnen<br />

<strong>und</strong> anderen Vielsprechern in<br />

hohem Maße gefordert, was schnell zu<br />

einer Überanstrengung <strong>und</strong> Anfälligkeit<br />

der Stimme führen kann.<br />

Mit gezielten Übungen aus der Sprecherziehung<br />

können Sie Ihre stimmlichen<br />

Fähigkeiten trainieren, um mit einem<br />

ökonomischen Stimmgebrauch eine tragfähige<br />

Stimme <strong>und</strong> auch weiterhin Freude<br />

am Sprechen zu haben.<br />

DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1<br />

Samstag, 19.11.2011<br />

von 9.00 Uhr bis 16.30 Uhr<br />

Referentin<br />

Gabriele Debye-Göckler<br />

Teilnahmebeitrag:<br />

<strong>GEW</strong>.Mitglieder 50 Euro;<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder ermäßigt 30 Euro;<br />

Nichtmitglieder 90 Euro<br />

Veranstaltungsnummer:<br />

WBG 11-11-02<br />

Anmeldungen an: DGB-Bildungswerk NRW e.V.,<br />

c/o <strong>GEW</strong> NRW, Nünningstr. 11, 45141 Essen, Tel.<br />

0201 - 2 94 03 26, Fax 0201 - 2 94 03 17 oder<br />

per E-Mail: katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

BILDUNGSPOLITIK KITA<br />

Noten. Schülerin Laura, 14,<br />

sagt: „Beim Tanz muss man<br />

sich vertrauen.“ Egal, woher<br />

einer stammt.<br />

Solche Angebote machen die<br />

Schule auch für deutsche Schüler<br />

attraktiv. Aber das allein<br />

würde nicht reichen, wenn das<br />

Engagement der Lehrer nicht<br />

wäre. „Man darf sie fragen,<br />

man darf auch mal etwas nicht<br />

verstanden haben“, beobachtet<br />

Robins Mutter. „Diese Lehrer<br />

mögen Kinder.“ Folge: Aus Robins<br />

Angstfach Mathe wurde<br />

sein Lieblingsfach. Schon am<br />

dritten Tag fand Robin seine<br />

Mitschüler „witzig“. Den besten<br />

Beweis, dass die Entscheidung<br />

für diese Schule richtig war,<br />

liefert er seiner Mutter seitdem<br />

auch ohne Worte: „Er kommt<br />

jeden Tag gut gelaunt aus der<br />

Schule.“<br />

Laudatio: Genoveva-Gymnasium,<br />

Köln<br />

Eine Weltkarte in einer Schule<br />

ist nicht unbedingt etwas Besonderes.<br />

Wenn sie aber aufzeigt,<br />

woher 70% der Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler her kommen –<br />

nämlich aus 40 verschiedenen<br />

Nationen –, dann ist das schon<br />

ungewöhnlich für ein deutsches<br />

Gymnasium. Auf diese Vielfalt<br />

macht die Eingangshalle<br />

des Genoveva-Gymnasiums in<br />

Köln aufmerksam. Diese Schule<br />

schafft es, in einer Umgebung,<br />

die von Kölnern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

kaum noch<br />

<strong>SEITE</strong> 12<br />

besucht oder gar bewohnt wird,<br />

Jugendliche unabhängig von ihrer<br />

Nationalität erfolgreich zum<br />

Abitur zu führen. Sie bedient<br />

sich dabei zweierlei: Zum einen<br />

vermittelt sie den Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern konsequent die<br />

deutsche Sprache, unterstützt<br />

durch computergestützte Lernprogramme,<br />

aber auch durch<br />

gezielte Sprachförderung in<br />

allen Fächern. Zum anderen<br />

hat sie ein Profilfach „Tanz“. Als<br />

durchgängiges zweistündiges<br />

Fach – unterrichtet von professionellen<br />

Tanzpädagoginnen –<br />

verb<strong>und</strong>en mit regelmäßigen öffentlichen<br />

Aufführungen gelingt<br />

es hier, die ganz verschiedenen<br />

Jugendlichen weit über das<br />

Tanzen hinaus zu fördern. Tanz<br />

erweist sich– gleichsam komplementär<br />

zu dem Sprachprogramm<br />

– als eine ideale Form,<br />

Menschen unterschiedlicher<br />

Kulturen emotional-körperlich<br />

<strong>und</strong> gemeinsam in Kontakt zu<br />

bringen. Das tänzerische Niveau<br />

ist hoch, zugleich individuell angemessen:<br />

Selbst der körperlich<br />

gehandicapte Schüler bekommt<br />

eine ihm gemäße Chance, mit<br />

zu tanzen. Und es geling sogar,<br />

sich zierende Jungen in der<br />

Pubertät in diesem Prozess nicht<br />

zu verlieren. Damit gelingt es<br />

der Schule, ein soziales Klima<br />

zu schaffen, das weit über die<br />

Tanzst<strong>und</strong>en hinaus wirkt <strong>und</strong><br />

positiv die Lernmöglichkeiten<br />

der Jugendlichen unterstützt.<br />

Quelle: Website der Robert Bosch<br />

Stiftung<br />

Die <strong>GEW</strong> bittet alle Schulleiterinnen<br />

<strong>und</strong> Schulleiter sowie<br />

Leitungen von Jugendhilfeträgern,<br />

bei den zuständigen<br />

Stellen ihrer Kommunen, den<br />

Schul- bzw.Jugendämtern, zum<br />

Schuljahresbeginn 2011/2012<br />

neue Stellen für Schulsozialarbeit<br />

zu beantragen.<br />

Am 25. Februar jubelte die<br />

Sozialpolitikerin Manuela<br />

Schwesig, die für die SPD<br />

das Vermittlungsergebnis der<br />

Hartz-IV-Reform wesentlich<br />

mit ausgehandelt hat, im Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estag: „Wir haben<br />

erreicht, dass 3000 Schulsozialarbeiter<br />

zukünftig die Kinder<br />

unterstützen – Menschen für<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche anstatt<br />

Chipkarten, Automaten<br />

<strong>und</strong> Bürokratie.“ Was dann<br />

folgte, war Ratlosigkeit. Die<br />

im Sozialgesetzbuch (SGB) II<br />

beschlossenen Verfahrens- <strong>und</strong><br />

Finanzierungsregeln nehmen<br />

die Kommunen nicht in die<br />

Pflicht, sie auch umzusetzen.<br />

Es gibt keine inhaltlichen,<br />

qualitativen <strong>und</strong> strukturellen<br />

Vorgaben. Somit besteht einerseits<br />

ein großer Spielraum für<br />

kommunale Entscheidungen.<br />

Andererseits ist zu befürchten,<br />

dass die Mittel lediglich für<br />

kleine Projekte, nicht aber zum<br />

Ausbau einer verlässlichen <strong>und</strong><br />

professionellen Schulsozialarbeit<br />

verwendet werden. Die<br />

<strong>GEW</strong> will B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat helfen, ihr<br />

Versprechen zu halten, 3000<br />

Alles nur Augenwischerei?<br />

Schulsozialarbeitstellen<br />

neue Stellen zu schaffen. Wir<br />

fordern die Kommunen auf,<br />

diese zum Beginn des nächsten<br />

Schuljahres einzurichten. Dabei<br />

sollten folgende Kriterien<br />

gelten:<br />

Zusätzlichkeit: Die aus SGB II<br />

finanzierte Schulsozialarbeit<br />

muss das bisher bestehende<br />

Angebot erweitern <strong>und</strong> ergänzen.<br />

Die Kommunen dürfen<br />

das Geld nicht dafür ausgeben,<br />

um bereits bestehende Projekte<br />

<strong>und</strong> vorhandenes Personal zu<br />

finanzieren.<br />

Professionalität: Schulsozialarbeit<br />

ist eine komplexe Aufgabe.<br />

Sie setzt sozialpädagogische<br />

Qualifikationen <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

im Umgang mit Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern sowie<br />

mit Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern<br />

voraus. Deshalb: Die Stellen<br />

sind nur mit ausreichend<br />

qualifizierten Fachkräften zu<br />

besetzen.<br />

Arbeitsbedingungen:: Schulsozialarbeit<br />

muss per Tarifvertrag<br />

abgesichert sein. Die<br />

Bezahlung sozialpädagogischer<br />

Fachkräfte muss durch eine<br />

entsprechende Eingruppierung<br />

im Tarifvertrag des öffentlichen<br />

Dienstes (TVöD) geregelt<br />

sein. Die Arbeitszeit muss feste<br />

Anteile für Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung<br />

sowie Fortbildung<br />

enthalten.<br />

Kontinuität: Schulsozialarbeit<br />

braucht Kontinuität. Sie kann<br />

nur in vertrauensvollen <strong>und</strong><br />

verlässlichen Beziehungen<br />

<strong>SEITE</strong> 13<br />

zwischen<br />

sozialpädagogischen<br />

Fachkräften,<br />

Jugendlichen<br />

<strong>und</strong><br />

Lehrkräften<br />

wirksam<br />

werden.<br />

Kurzfristig<br />

angelegte<br />

Projekte<br />

bereichern<br />

zwar das<br />

Schulleben.<br />

Aber Schulsozialarbeit<br />

ist keine<br />

Projektarbeit,<br />

sondern – vor allem für<br />

benachteiligte Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche – eine sinnvolle<br />

Beziehungsarbeit. Wir machen<br />

die Nagelprobe. Meint es die<br />

Politik ernst oder ist alles nur<br />

Augenwischerei? Bekommen<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche die<br />

Unterstützung, die sie brauchen<br />

oder verschwinden 400<br />

Millionen Euro in den Kassen<br />

der Kämmerer? Die Bildungsgewerkschaft<br />

erwartet, dass die<br />

Politik ihre Zusagen einhält.<br />

Marianne Demmer,<br />

Leiterin des Organisationsbereichs<br />

Schule beim Hauptvorstand<br />

der <strong>GEW</strong><br />

Norbert Hocke,<br />

Leiter des Organisationsbereichs<br />

Jugendhilfe <strong>und</strong> Sozialarbeit<br />

beim Hauptvorstand der <strong>GEW</strong>


Einladung<br />

Als Erzieherin<br />

älter werden<br />

Das Seminar hilft, im<br />

Austausch mit anderen,<br />

Strategien zu entwickeln,<br />

um die letzten Berufsjahre<br />

zufriedenstellend <strong>und</strong> ges<strong>und</strong><br />

gestalten zu können.<br />

Die Teilnehmer sollten bequeme<br />

Kleidung <strong>und</strong> eine<br />

Decke/Matte mitbringen.<br />

Donnerstag, 27.10.2011<br />

von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr<br />

Referentin: Rita Viertel<br />

Teilnahmebeitrag:<br />

<strong>GEW</strong>.Mitglieder 50 Euro;<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder ermäßigt<br />

30 Euro;<br />

Nichtmitglieder 90 Euro<br />

Veranstaltungsnummer:<br />

WBG 11-10-04<br />

Anmeldungen an:<br />

DGB-Bildungswerk NRW e.V., c/o<br />

<strong>GEW</strong> NRW, Nünningstr. 11, 45141<br />

Essen, Tel. 0201 - 2 94 03 26, Fax<br />

0201 - 2 94 03 17 oder per E-Mail:<br />

katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

von Nina Goerges<br />

KITA KITA<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz in<br />

Kindergärten<br />

Das geht auch schon heute!<br />

Über Ges<strong>und</strong>heit wird in<br />

pädagogischen Einrichtungen<br />

viel gesprochen. Es gibt in den<br />

Kitas Projekte zum Thema<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung,<br />

es gibt Fortbildungen<br />

zum Thema Ges<strong>und</strong>heit. Leider<br />

geht es dabei häufig nur um die<br />

Kinder, die diese Einrichtung<br />

besuchen <strong>und</strong> nicht auch um die<br />

Ges<strong>und</strong>heit des pädagogischen<br />

Personals.<br />

Dabei haben ErzieherInnen<br />

<strong>und</strong> KinderpflegerInnen<br />

täglich schwierige Arbeitssituationen<br />

zu bewältigen, die die<br />

Beschäftigten sowohl körperlich<br />

als auch psychisch stark<br />

belasten. Dies wurde in den<br />

letzten Jahren durch zahlreiche<br />

Studien festgestellt. Zu<br />

den körperlichen Belastungen<br />

zählen nach diesen Studien u.<br />

a. die stimmliche<br />

Beanspruchung<br />

durch häufiges <strong>und</strong><br />

zum Teil lautes<br />

Sprechen, der tägliche<br />

Lärm <strong>und</strong> die<br />

Belastung durch<br />

ungünstige Körperhaltung<br />

durch<br />

vielfaches Heben<br />

der Kinder <strong>und</strong><br />

zu kleine Möbel.<br />

Zu den psychischen<br />

Belastungen<br />

gehören ebenfalls<br />

der tägliche Lärm,<br />

die Größe der<br />

<strong>SEITE</strong> 14<br />

Kindergruppen, die Vielzahl<br />

der zu bewältigenden Aufgaben<br />

verb<strong>und</strong>en mit dem daraus<br />

resultierenden Druck, zunehmende<br />

Verhaltensprobleme<br />

der Kinder, Zeitdruck <strong>und</strong> die<br />

fehlende Möglichkeiten zur<br />

Entspannung durch zu kurze<br />

oder ständig unterbrochene<br />

Pausen. Natürlich wird man<br />

nicht von jeder Belastung bei<br />

der Arbeit krank. Einige der<br />

Belastungsfaktoren sind berufsbedingt<br />

<strong>und</strong> können gar<br />

nicht geändert werden, wie z.<br />

B. das notwendige Heben der<br />

Kinder. Arbeitsbelastungen<br />

wirken sich aber dann negativ<br />

auf die Ges<strong>und</strong>heit aus, wenn<br />

ihnen keine positiven Bewältigungsressourcenentgegenstehen.<br />

Diese positiven Faktoren<br />

können z. B. eine ausreichende<br />

Qualifizierung, ein angemessener<br />

Zeitraum zur Erledigung<br />

der Arbeitsaufgaben, soziale<br />

Unterstützung <strong>und</strong> ausreichende<br />

Kommunikation mit<br />

KollegInnen, angemessene<br />

technische Hilfsmittel <strong>und</strong><br />

Ausstattung des Arbeitsplatzes<br />

sein. Und gerade hier ist der<br />

Arbeitgeber gefragt. Durch<br />

viele (nicht unbedingt kostspielige)<br />

Maßnahmen kann der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz in den Einrichtungen<br />

verbessert werden.<br />

Angefangen von einer besseren<br />

Arbeitszeitregelung mit der<br />

verlässlichen Möglichkeit einer<br />

ungestörten Pause bis hin zur<br />

Einführung einer regelmäßigen<br />

Supervision für das pädagogische<br />

Personal. Fortbildungen<br />

zum Thema Ges<strong>und</strong>heit wären<br />

ebenfalls ein wichtiger Schritt.<br />

Hilfreich können auch flexible<br />

Arbeitszeitmodelle sein.<br />

Auch kleinere bauliche Veränderungen<br />

wie z. B. Lärmschutzmaßnahmen<br />

können<br />

die Beschäftigten im Alltag<br />

entlasten. In den Kindergärten<br />

in diese Erkenntnis leider noch<br />

nicht überall angekommen.<br />

Kaum eine Erzieherin oder<br />

Kinderpflegerin kann sich vorstellen,<br />

bis zum Erreichen des<br />

Rentenalters zu arbeiten. Ein<br />

großer Teil der Beschäftigten<br />

leidet unter ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Beeinträchtigungen. Besonders<br />

verbreitet sind psychosomatische<br />

Beschwerden wie Kopf-,<br />

Rücken- <strong>und</strong> Nackenschmer-<br />

zen. Aber auch das Burnout-<br />

Syndrom ist bei ErzieherInnen<br />

<strong>und</strong> KinderpflegerInnen auf<br />

dem Vormarsch. Hier gehören<br />

die ErzieherInnen zu der<br />

am häufigsten betroffenen<br />

Berufsgruppe. Für die Kinderbetreuungssituation<br />

ist dieser<br />

Zustand fatal. Schon jetzt ist es<br />

schwierig qualifizierten Nachwuchs<br />

für ausscheidende KollegInnen<br />

zu finden. Der Markt<br />

für Fachkräfte ist leer. Durch<br />

den weiteren Ausbau der<br />

U3-Plätze <strong>und</strong> das steigende<br />

Durchschnittsalter beim pädagogischen<br />

Personal wird die<br />

Situation noch verschärft. Fällt<br />

jetzt auch noch das vorhandene<br />

Personal vorzeitig aus, steht es<br />

schlecht um die Kindergärten.<br />

Um weiterhin eine qualitativ<br />

hochwertige Kinderbetreuung<br />

anbieten zu können, sind<br />

die Träger der Einrichtungen<br />

verpflichtet, die Ges<strong>und</strong>heit<br />

ihrer Beschäftigten zu pflegen.<br />

Ohne die Beschäftigten kann<br />

das beste Konzept nicht umgesetzt<br />

werden. Krankes Personal<br />

ist außerdem teures Personal.<br />

Durch ein gutes Ges<strong>und</strong>heitskonzept<br />

können hier sogar<br />

Kosten gespart werden. Eine<br />

Investition in den betrieblichen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz ist daher<br />

auch eine Investition in die<br />

Zukunft des Trägers.<br />

<strong>SEITE</strong> 15<br />

Deportiert ins<br />

Ghetto Litzmannstadt<br />

Fortbildung<br />

des NS-Dokumentationszentrums<br />

Mittwoch, 21.09.2011<br />

von 10.30 Uhr bis 15.00 Uhr<br />

Im Oktober 1941 wurden r<strong>und</strong><br />

3.000 jüdische Frauen, Männer <strong>und</strong><br />

Kinder aus dem Rheinland in das<br />

Ghetto Litzmannstadt deportiert.<br />

Weniger als fünfzig von ihnen<br />

überlebten.<br />

Anlässlich des 70. Jahrestages<br />

der Deportationen werden in einer<br />

Sonderausstellung Lebenszeugnisse<br />

dieser Deportierten gezeigt.<br />

Die Ausstellung ist für Schulen<br />

geeignet <strong>und</strong> kann angefordert<br />

werden bei der<br />

Mahn- <strong>und</strong> Gedenkstätte<br />

Düsseldorf<br />

Tel. 0211 8996205.<br />

Die Fortbildung gibt einen Einblick<br />

in die Ausstellung.<br />

• Führung mit der Kuratorin Dr.<br />

Karola Fings.<br />

• Diskussion didaktischer Fragen<br />

mit Konrad Klesse, Lehrer i. R. <strong>und</strong><br />

Barbara Kirschbaum, Museumspädagogin<br />

NS-Dokumentationszentrum<br />

der Stadt Köln,<br />

Appellhofplatz 23 – 25,<br />

50667 Köln<br />

Treffpunkt: Foyer<br />

Anmeldung bis zum 16.9.2011 bei Barbara<br />

Kirschbaum, Tel. 0221/221-26567;<br />

E-Mail<br />

barbara.kirschbaum@stadt-koeln.de<br />

Infos zur Ausstellung unter<br />

www.nsdok.de


KITA<br />

KIBIZ – Änderungsgesetz<br />

Verbesserungen für die Beschäftigten stehen noch aus!<br />

von Hildegard Merten<br />

Das erste Änderungsgesetz<br />

zum Kinderbildungsgesetz<br />

(KiBiz) tritt zum 1. August<br />

in Kraft <strong>und</strong> sollte an dieser<br />

Stelle eigentlich bewertet<br />

werden. Es fällt schwer, etwas<br />

zu schreiben. Keine der Kölner<br />

Kolleginnen hatte überhöhte<br />

Erwartungen an das neue<br />

Gesetz. Jeder <strong>und</strong> jede wusste<br />

aus der Diskussion mit den<br />

Vertretern der Parteien, dass es<br />

nicht einfach würde. Und nun<br />

fühlt es sich nicht so an, als<br />

wäre mit der Gesetzesänderung<br />

ein erster wichtiger Schritt in<br />

die richtige Richtung getan<br />

worden.<br />

Die <strong>GEW</strong>-Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen aus den Kölner Kindergärten<br />

haben sich frühzeitig<br />

vor der Wahl eingeklinkt <strong>und</strong><br />

allen Parteien Gelegenheit<br />

gegeben, sich über die Situation<br />

in den Kindergärten zu<br />

informieren <strong>und</strong> ihre jeweiligen<br />

Positionen <strong>und</strong> Vorhaben<br />

darzulegen. Die Landtagskandidatinnen<br />

<strong>und</strong> –kandidaten<br />

Andrea Asch, Carolin Butterwegge,<br />

Ingrid Hack, Jürgen<br />

Hollstein <strong>und</strong> Yvonne Gebauer<br />

haben das Angebot genutzt.<br />

Auf diesen fünf Veranstaltungen<br />

haben die Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen aus dem Kindergartenalltag<br />

berichtet <strong>und</strong><br />

sie haben mit den Abgeordneten<br />

diskutiert. Bis auf Jürgen<br />

Hollstein von der CDU wollten<br />

alle das KiBiz im Falle einer<br />

Wahl gr<strong>und</strong>legend <strong>und</strong> vorzeitig<br />

einer Revision unterziehen,<br />

mit der übereinstimmenden<br />

Perspektive, die Arbeitsbedingungen<br />

in den Kindergärten<br />

zu verbessern. Danach haben<br />

Kölner Kolleginnen für die<br />

<strong>GEW</strong> an den Regionalkonferenzen<br />

teilgenommen. Träger,<br />

Beschäftigte, Eltern <strong>und</strong> Verbände<br />

haben im Auftrag der<br />

neuen Landesregierung auf<br />

diesen Konferenzen beraten,<br />

wie das KiBiz optimiert werden<br />

kann. Unsere Beiträge sind<br />

eingeflossen. Es gab die Anhörung<br />

im Landtag – auch daran<br />

haben Kölner Kolleginnen<br />

teilgenommen – <strong>und</strong> wir haben<br />

erneut die Sprecherin der<br />

Grünen, Andrea Asch zu einer<br />

Fachgruppensitzungen eingeladen,<br />

damit sie uns über den<br />

aktuellen Stand der Revision<br />

informiert <strong>und</strong> wir ihr unsere<br />

Position dazu vermitteln können.<br />

Dass sich die Verhältnisse<br />

sehr schnell ändern würden,<br />

damit war nicht zu rechnen.<br />

Wir hatten Verständnis dafür,<br />

dass man die Kindpauschale<br />

nicht Hals über Kopf, also<br />

schon zum 1.8.2011, verändern<br />

kann, wenn die Finanzierung<br />

eine auskömmliche, planbare<br />

<strong>und</strong> an internationalen Qualitätsstandards<br />

ausgerichtete<br />

Kinderbetreuung ermöglichen<br />

soll. Was sich aber jetzt zum<br />

1.8. realisiert, bringt wenig für<br />

die Beschäftigten. Die Eltern<br />

<strong>SEITE</strong> 16<br />

werden bedient – Beitragsfreiheit<br />

<strong>und</strong> mehr Mitbestimmung,<br />

was in Ordnung ist -, es<br />

gibt an der einen oder anderen<br />

Stelle mehr Zuschüsse – für<br />

Kinder mit Behinderung, für<br />

Familienzentren, für Sprachförderung,<br />

- einige Korrekturen<br />

wurden vorgenommen<br />

sowie organisatorische Verbesserungen.<br />

Alles richtig <strong>und</strong><br />

wichtig. Bei den Beschäftigten<br />

hinterlässt der erste Teil der<br />

Revision allerdings einen faden<br />

Geschmack.<br />

Hoffen wir, dass der Anspruch<br />

für die 2. Stufe der Revision<br />

für das Kindergartenjahr<br />

2012/2013 eingelöst wird, der<br />

insbesondere die Angebotsstruktur,<br />

das Finanzierungssystem,<br />

die Auskömmlichkeit der<br />

Finanzierung, den Betreuungsschlüssel<br />

<strong>und</strong> die zusätzliche<br />

Sprachförderung korrigieren<br />

will.<br />

Solange sich die Situation für<br />

die Beschäftigten in den Kindergärten<br />

nicht ändert<br />

bleibt das „KiBiz“ bei uns ganz<br />

oben auf der Tagesordnung<br />

Nächstes Treffen am Donnerstag,<br />

6. Oktober, 18.00 Uhr im<br />

Kölner DGB-Haus.<br />

Genauere Analysen <strong>und</strong> Kommentierungen<br />

stehen auf der<br />

Homepage der <strong>GEW</strong>-<strong>Koeln</strong>:<br />

www.gew.koeln.de<br />

Die B<strong>und</strong>estarifkommission<br />

der <strong>GEW</strong> hat am 20. Juni 2011<br />

alle <strong>GEW</strong>-Landesverbände<br />

aufgefordert, über die weiteren<br />

Perspektiven zur Durchsetzung<br />

einer tariflichen Entgeltordnung<br />

für angestellte Lehrkräfte<br />

(L-ego) zu diskutieren <strong>und</strong><br />

Strategien zur Mobilisierung<br />

der Mitglieder zu entwickeln.<br />

In der B<strong>und</strong>estarifkommission<br />

der <strong>GEW</strong>, die für die<br />

Verhandlungen der <strong>GEW</strong> mit<br />

der Tarifgemeinschaft deutscher<br />

Länder zuständig ist,<br />

sind Tarifbeschäftigte aus allen<br />

B<strong>und</strong>esländern vertreten. Die<br />

Erfahrung der Tarifr<strong>und</strong>e 2011<br />

hat gezeigt, dass die Arbeitgeber<br />

nach wie vor nicht bereit<br />

sind, ihr Alleinbestimmungsrecht<br />

bei der Eingruppierung<br />

von angestellten Lehrkräften<br />

aus der Hand zu geben.<br />

Zur Durchsetzung der L-ego<br />

werden also weitere Auseinandersetzungen<br />

notwendig<br />

sein. Jetzt muss ausgelotet<br />

werden, welche strategischen<br />

Möglichkeiten es gibt <strong>und</strong> wie<br />

hierfür am besten mobilisiert<br />

werden kann. Im September<br />

sollen in einer großen tarifpolitischen<br />

Konferenz die weiteren<br />

Weichen gestellt werden. Die<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder, insbesondere<br />

die angestellten Lehrkräfte,<br />

sind daher aufgerufen, sich in<br />

ihren <strong>GEW</strong>-Gremien aktiv in<br />

die Diskussion einzubringen.<br />

TARIFPOLITIK<br />

Wie weiter mit L-EGO?<br />

B<strong>und</strong>estarifkommission (BTK) eröffnet Mitgliederdiskussion<br />

Beschluss des <strong>Gewerkschaft</strong>stages<br />

2011 der<br />

<strong>GEW</strong> NRW in Wuppertal:<br />

Gleiches Entgelt für gleichwertige<br />

Lehrtätigkeit – das<br />

Ziel einer gerechten Länderentgeltordnung<br />

für Lehrkräfte<br />

weiter verfolgen<br />

Der <strong>Gewerkschaft</strong>stag verurteilt<br />

die Blockadehaltung der<br />

öffentlichen Arbeitgeber, die<br />

die Verhandlungen zur Lehrereingruppierung<br />

ohne Ergebnis<br />

beendet haben. Der <strong>Gewerkschaft</strong>stag<br />

beschließt:<br />

1. Das Ziel, einen erstmaligen<br />

Tarifvertrag zur Eingruppierung<br />

der Lehrkräfte <strong>und</strong> Lehrenden an<br />

Hochschulen zu erreichen, wird<br />

nachdrücklich weiterverfolgt.<br />

2. In einem ersten Schritt soll zumindest<br />

eine spürbare Verbesserung<br />

für alle Entgeltgruppen – als<br />

Beitrag zum Schließen der Netto-<br />

Schere zwischen Beamten <strong>und</strong><br />

Angestellten – erreicht werden,<br />

z.B. durch Höhergruppierungen,<br />

die Einführung einer Erfahrungsstufe<br />

6 ab EG 9, Schaffung einer<br />

Zulage.<br />

3. Der Landesvorstand wird sich<br />

beim Hauptvorstand der <strong>GEW</strong><br />

<strong>und</strong> bei der B<strong>und</strong>estarifkommission<br />

dafür einsetzen, alles<br />

(einschließlich notwendiger<br />

Arbeitskampfmaßnahmen) für<br />

eine Wiederaufnahme der Verhandlungen<br />

zu einer Länderentgeltordnung<br />

für Lehrkräfte zu tun.<br />

Ziel ist eine eigene Tarifr<strong>und</strong>e zur<br />

Länderentgeltordnung für Lehrkräfte<br />

2012.<br />

4. Der Landesvorstand fordert die<br />

Landesregierung medienwirksam<br />

auf, ihr Wahlversprechen einer<br />

<strong>SEITE</strong> 17<br />

gerechten Bezahlung der tarifbeschäftigten<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong><br />

Lehrer einzulösen.<br />

5. Der Landesvorstand initiiert<br />

<strong>und</strong> koordiniert auf Landesebene<br />

die kritische Reflexion der letzten<br />

Streikerfahrungen. Er entwickelt<br />

Maßnahmen zur Steigerung der<br />

Streikbereitschaft <strong>und</strong> zur Verbreiterung<br />

der Mobilisierung aller<br />

Beschäftigten. Untergliederungen<br />

<strong>und</strong> Personalratsfraktionen<br />

unterstützen dies durch zielgruppenorientierteInformationsveranstaltungen,<br />

wie z.B. Personal- <strong>und</strong><br />

Lehrerrätefortbildungen.<br />

6. Der Landesvorstand prüft die<br />

örtlichen Gegebenheiten in den<br />

Regionen, um weitere dezentrale<br />

Streikstandorte einzurichten. Die<br />

Untergliederungen sind aufgefordert,<br />

entweder einen eigenen<br />

Streikstandort einzurichten oder<br />

mit einem in der Nähe liegenden<br />

zu kooperieren.<br />

7. Der Landesvorstand wird<br />

beauftragt, in Bezug auf die im<br />

Rahmen des Tarifabschlusses<br />

2011 erreichte Öffnungsklausel<br />

zur Altersteilzeit mit dem Arbeitgeberverband<br />

NRW so schnell wie<br />

möglich Verhandlungen aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> einen Tarifvertrag<br />

zur Altersteilzeit abzuschließen


MITBESTIMMUNG MITBESTIMMUNG<br />

Lehrerrat<br />

<strong>und</strong> innerschulisches Personalmanagement<br />

von Walther Kröner,<br />

Schulleiter der Gesamtschule<br />

Aachen-Brand,<br />

Quelle: SchulVw 2/11<br />

Den Lehrerrat bei Personalangelegenheiten<br />

zu beteiligen ist<br />

Voraussetzung für die Tragfähigkeit<br />

des Personalmanagements<br />

Um den Schulleiter in Angelegenheiten<br />

des Kollegiums zu<br />

beraten <strong>und</strong> um zwischen Vorgesetzten<br />

<strong>und</strong> Lehrkräften bei<br />

schwierigen Fragen, in Problem-<br />

oder Streitfällen zu vermitteln,<br />

ist Aufgabe der Lehrerräte oder<br />

der schulischen Personalräte. Sie<br />

an Personalangelegenheiten zu<br />

beteiligen, erhöht die Tragfähigkeit<br />

des innerschulischen Personalmanagements.<br />

Die Praxis der Lehrerratsarbeit<br />

in Schulen gestaltet sich sehr<br />

unterschiedlich. An einigen<br />

Schulen beschränken sich<br />

die Aufgaben des Lehrerrats<br />

weitgehend darauf, den Lehrerausflug<br />

<strong>und</strong> ähnliche gemeinschaftsförderndeVeranstaltungen<br />

zu organisieren. Häufig<br />

versteht er sich als Interessenvertretung<br />

des Kollegiums <strong>und</strong><br />

einzelner Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen gegenüber der Schulleitung.<br />

Soweit der Lehrerrat<br />

Aufgaben eines schulischen<br />

Personalrats wahrnimmt, ist<br />

er zudem nach den Vorgaben<br />

der Personalvertretungsgesetze<br />

formell in der Form der Anhö-<br />

rung, Mitwirkung <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />

bei Personalentscheidungen<br />

zu beteiligen. Wie<br />

der Lehrerrat seine Aufgaben<br />

wahrnimmt, hängt davon ab,<br />

welches Gr<strong>und</strong>verständnis er<br />

für seine Arbeit entwickelt <strong>und</strong><br />

an welchen inhaltlichen Leitlinien<br />

er sich orientiert. Dies<br />

ist insbesondere bei Fragen<br />

<strong>und</strong> Problemen des innerschulischen<br />

Personalmanagements<br />

bedeutsam.<br />

Die Balance zwischen den Einzelinteressen<br />

<strong>und</strong> dem Gesamtinteresse<br />

des Kollegiums <strong>und</strong><br />

der Schule beachten<br />

Zwei Beispiele:<br />

• Ein Lehrerrat versteht sich<br />

als Interessenvertretung für<br />

die Anliegen der Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer <strong>und</strong> will diesen<br />

gegenüber der Schulleitung<br />

Gehör verschaffen. Ist ein<br />

Kollege beispielsweise nicht<br />

damit einverstanden, dass der<br />

Schulleiter seinen Versetzungsantrag<br />

an eine andere Schule<br />

nicht befürwortet, beschwert<br />

er sich beim Lehrerrat, der<br />

wiederum, als Interessenvertreter<br />

dieses Kollegen handelnd,<br />

die Beschwerde der Schulleitung<br />

vorträgt. Der Lehrerrat<br />

versucht, die Schulleitung mit<br />

den Argumenten des Kollegen<br />

so unter Druck zu setzen, dass<br />

diese der Beschwerde nachgibt<br />

<strong>und</strong> den Wünschen des Kollegen<br />

entspricht.<br />

<strong>SEITE</strong> 18<br />

• In einem anderen Fall geht es<br />

um Spannungen zwischen zwei<br />

Lehrkräften, die im Rahmen<br />

des gemeinsamen Unterrichts<br />

behinderter <strong>und</strong> nichtbehinderter<br />

Schüler miteinander<br />

kooperieren sollen. Hier erklärt<br />

sich der Lehrerrat für nicht<br />

zuständig, da es sich um ein<br />

Problem handele, das die Beteiligten<br />

untereinander regeln<br />

sollten. Mit dieser Anforderung<br />

an die betreffenden Lehrkräfte<br />

<strong>und</strong> dem Hinweis, man<br />

lege innerhalb des Kollegiums<br />

Wert auf Harmonie, sieht der<br />

Lehrerrat seine Aufgabe als<br />

erfüllt an.<br />

In beiden Fällen reagiert der<br />

Lehrerrat eher situativ <strong>und</strong><br />

beschwerdeabhängig. Er übernimmt<br />

keine (Mit-)Verantwortung<br />

für die Regelung der<br />

Einzelfälle in einer Weise, bei<br />

der nicht nur die Interessen<br />

der Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

sondern auch die der Schule<br />

insgesamt im Blick sind. Führt<br />

zum Beispiel die Versetzung<br />

eines Lehrers mit Mangelfächern,<br />

für die ein Ersatz nicht<br />

aussichtsreich zu gewährleisten<br />

ist, kann ihre Durchführung<br />

dazu führen, dass in Zukunft<br />

die Unterrichtsversorgung<br />

in den betroffenen Fächern<br />

nicht mehr gesichert ist. Wie<br />

aber kann ein Lehrerrat dazu<br />

beitragen, Personalangelegenheiten<br />

<strong>und</strong> –entscheidungen so<br />

aufzugreifen, dass sie produktiv<br />

für die gesamte Organisation<br />

Schule genutzt werden können<br />

<strong>und</strong> eine Balance zwischen den<br />

Interessen der Schule <strong>und</strong> des<br />

Kollegiums einerseits, denen<br />

der einzelnen Lehrkräfte andererseits<br />

gelingt?<br />

Eine wesentliche Voraussetzung<br />

dafür besteht darin, dass<br />

der Lehrerrat sich nicht nur<br />

als Sprachrohr des einzelnen<br />

Kollegen versteht <strong>und</strong> sich für<br />

seine Zwecke instrumentalisieren<br />

lässt, sondern ein eigenständiges<br />

Handlungsmuster<br />

entwickelt. Dazu gehört insbesondere,<br />

sich nicht ausschließlich<br />

an den Bedürfnissen der<br />

Beschwerdeführer zu orientieren,<br />

sondern die Rolle <strong>und</strong><br />

der Aufgaben des Lehrerrats in<br />

einem erweiterten Rahmen zu<br />

sehen. Sieht sich der Lehrerrat<br />

in einer verantwortlichen Rolle<br />

für die innerschulische Entwicklung,<br />

so wird er sich nicht<br />

nur um Einzelfälle kümmern,<br />

sondern um deren Kontext, da<br />

dieser eine Bedeutung für alle<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen hat.<br />

So geht es bei dem ersten Fallbeispiel<br />

nicht nur um eine situative<br />

Entscheidung über einen<br />

Versetzungsantrag, sondern<br />

auch um die Gr<strong>und</strong>sätze der<br />

Personalplanung <strong>und</strong> –beschaffung<br />

<strong>und</strong> die Frage, welche Kriterien<br />

mit welcher Gewichtung<br />

<strong>und</strong> Dringlichkeit bei der Entscheidung<br />

über Versetzungsanträge<br />

generell festgelegt <strong>und</strong><br />

berücksichtigt werden sollten.<br />

Gelänge eine solche generelle<br />

Klärung <strong>und</strong> Verständigung,<br />

würde dies eine Orientierung<br />

bei den Einzelfallentscheidungen<br />

ermöglichen <strong>und</strong> dafür<br />

sorgen, dass in jedem Einzelfall<br />

vergleichbar <strong>und</strong> nachvollziehbar<br />

verfahren werden könnte.<br />

Ähnlich verhält es sich mit<br />

dem zweiten Beispiel. Denn<br />

auch hier geht es um Fragen<br />

von allgemeiner Bedeutung<br />

<strong>und</strong> nicht nur um die Lösung<br />

eines isolierten Konfliktfalles:<br />

Wie gestaltet sich die Kooperation<br />

der Lehrkräfte, die zum<br />

Wohle eines oder mehrerer<br />

behinderter Schüler in einer<br />

Klasse zusammen arbeiten?<br />

Welche Erwartungen kann der<br />

Klassenlehrer an den Sonderpädagogen<br />

stellen, wo liegen<br />

die konkreten Zuständigkeiten<br />

<strong>und</strong> die Grenzen dieser Zusammenarbeit?<br />

Die Verknüpfung von Personalmanagement<br />

<strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

beachten<br />

In einem dritten Fall geht es<br />

um die Ausschreibung einer<br />

Beförderungsstelle. Der Schulleiter<br />

wird von seiner Schulaufsicht<br />

aufgefordert, kurzfristig<br />

einen Ausschreibungstext<br />

vorzulegen. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

Zeitdrucks findet eine Abstimmung<br />

darüber, welche Koordinationsaufgaben<br />

dem Beförderungssamt<br />

zugeordnet werden<br />

sollen, nur innerhalb der<br />

Schulleitung statt. Der Lehrerrat<br />

kritisiert, dass er in diesen<br />

<strong>SEITE</strong> 19<br />

Entscheidungsprozess nicht<br />

einbezogen wurde. Er regt an,<br />

diese Fragen mittelfristig <strong>und</strong><br />

vorausschauend zu bearbeiten,<br />

in dem er der Schulleitung eine<br />

Rangfolge von Koordinationsaufgaben<br />

vorschlägt, die zukünftig<br />

beachtet werden sollen.<br />

In diesem Falle verlässt der<br />

Lehrerrat die Rolle des Beschwerdeführers<br />

<strong>und</strong> reklamiert<br />

Gestaltungsmöglichkeiten im<br />

Feld der Personalentwicklung.<br />

Diese liegen nicht in der unmittelbaren<br />

Zuständigkeit des<br />

Lehrerrats, dennoch sollte dieser<br />

Gestaltungswunsch anerkannt<br />

<strong>und</strong> akzeptiert werden. Da<br />

Personal- <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

eng miteinander verknüpft sind,<br />

geht es letztlich um die Frage,<br />

welche Akzente <strong>und</strong> Schwerpunkte<br />

in der Entwicklung der<br />

Organisation Schule gesetzt<br />

werden. Dabei handeln die<br />

Schulleitung <strong>und</strong> der Lehrerrat<br />

auf gleicher Gr<strong>und</strong>lage, denn<br />

welche Aufgaben sich z.B. aus<br />

der Qualitätsanalyse ergeben<br />

<strong>und</strong> zu bearbeiten sind oder wie<br />

auf die Veränderung fachlicher<br />

Anforderungen reagiert werden<br />

sollte, gehört zu den Handlungsfeldern,<br />

bei denen das Kollegium<br />

über die Kompetenzen<br />

verfügt, zur Weiterentwicklung


der Schule beizutragen. Während<br />

die Schulleitung das<br />

Gesamtinteresse der Schule<br />

im Blick haben muss, sieht der<br />

Lehrerrat aus der Perspektive<br />

des Kollegiums, an welchen<br />

Stellen veränderte Arbeitserfordernisse<br />

<strong>und</strong> zusätzliche<br />

Aufgaben durch den erheblichen<br />

Veränderungsdruck im<br />

Bildungssystem entstehen <strong>und</strong><br />

wie ihnen in einer kollegiumsverträglichen<br />

<strong>und</strong> vertretbaren<br />

Weise entsprochen werden<br />

kann. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

kann der Lehrerrat dann auch<br />

dazu beitragen, Koordinationsaufgaben<br />

festzulegen <strong>und</strong><br />

eine Rangfolge festzulegen,<br />

mit denen sie bei künftigen<br />

Ausschreibungen von Beförderungsstellen<br />

berücksichtigt<br />

werden sollen. Den Lehrerrat<br />

bei der Vorbereitung<br />

der Stellenausschreibungen<br />

zu beteiligen, erweitert die<br />

Systemperspektive der Schulleitung.<br />

Umgekehrt entwickelt<br />

der Lehrerrat dabei Zukunftsvorstellungen<br />

für das System<br />

<strong>und</strong> verknüpft Einzelentscheidungen<br />

des Personalmanagements<br />

mit der Perspektive der<br />

Schulentwicklung. Auf diese<br />

Weise versetzt er sich in die<br />

Lage, seine Beteiligung nicht<br />

nur punktuell <strong>und</strong> einzelfallbezogen,<br />

sondern systemisch<br />

zu gestalten. Auch wenn beim<br />

Abgleich der Systemperspektiven<br />

zwischen der Schulleitung<br />

<strong>und</strong> dem Lehrerrat nicht in<br />

MITBESTIMMUNG MITBESTIMMUNG<br />

allen Details ein Konsens erreicht<br />

werden kann, wirkt sich<br />

die Beteiligung des Lehrerrats<br />

beim Personalmanagement<br />

positiv <strong>und</strong> förderlich aus, weil<br />

der Lehrerrat seinen Teil der<br />

Systemverantwortung sieht<br />

<strong>und</strong> mitgestaltend wahrnimmt.<br />

Die Einführung <strong>und</strong> Sicherung<br />

eines erweiterten Verständnisses<br />

der Lehrerratsaufgaben<br />

Versteht sich der Lehrerrat in<br />

der Schule als mitverantwortlich<br />

für die Gestaltung der<br />

zentralen Fragen der Lehrerarbeitsplätze<br />

<strong>und</strong> des innerschulischen<br />

Personalmanagements,<br />

dann ergeben sich deutlich veränderte<br />

Wahrnehmungs- <strong>und</strong><br />

Handlungsaspekte für seine<br />

Aufgaben. Dies wird besonders<br />

am Umgang mit Beschwerde<br />

führenden Lehrkräften sichtbar:<br />

War nach dem traditionellen<br />

Verständnis der Lehrerrat<br />

eher ein »ferngesteuerter<br />

Handlanger« von Beschwerdeführern,<br />

deren Anliegen er<br />

möglichst direkt <strong>und</strong> parteiisch<br />

vorbringen <strong>und</strong> regeln sollte,<br />

so ist nach dem erweiterten<br />

Verständnis der Lehrerrat eine<br />

eigenständige Größe zwischen<br />

den einzelnen Kolleginnen /<br />

Kollegen <strong>und</strong> der Schulleitung.<br />

Die Wahrung der Unabhängigkeit<br />

gegenüber der Schulleitung<br />

<strong>und</strong> den Interessen einzelner<br />

Kollegiumsmitglieder ist eine<br />

wichtige Voraussetzung für die<br />

<strong>SEITE</strong> 20<br />

erfolgreiche Gestaltung dieser<br />

Arbeit. Ein Lehrerrat steht danach<br />

nicht mehr automatisch<br />

auf der Seite des einzelnen Kollegen,<br />

sondern er hat die Arbeit<br />

<strong>und</strong> die Arbeitsbedingungen<br />

des Kollegiums insgesamt im<br />

Blick <strong>und</strong> übernimmt Mitverantwortung<br />

für die Arbeit <strong>und</strong><br />

das Leben in der Schule.<br />

Um aus der traditionellen Rolle<br />

der Vertretung von Einzelinteressen<br />

gegen die Schule bzw.<br />

die Schulleitung herauszukommen<br />

<strong>und</strong> die erweiterte Rolle<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Aufgaben wahrzunehmen,<br />

bedarf es dreier Schritte:<br />

Die Aufgaben- <strong>und</strong> Zuständigkeitsbereiche<br />

des Lehrerrats<br />

klären<br />

Ein Lehrerrat sollte für sich<br />

selbst <strong>und</strong> gegenüber dem<br />

Kollegium <strong>und</strong> der Schulleitung<br />

Klarheit schaffen, in<br />

welchen Handlungsfeldern<br />

der innerschulischen Arbeit<br />

er mitwirken <strong>und</strong> mitgestalten<br />

will. Zentrale Felder im Bereich<br />

des Personalmanagements sind<br />

z.B.:<br />

• die Gestaltung des Personal-<br />

<strong>und</strong> Unterrichtseinsatzes <strong>und</strong><br />

die schulinternen Arbeitszeitregelung,<br />

• die Zuweisung <strong>und</strong> Verteilung<br />

außerunterrichtlicher<br />

Aufgaben,<br />

• die Mitwirkung bei Maßnahmen<br />

der Personalentwicklung,<br />

die Beteiligung an der Fortbil-<br />

dungsplanung<br />

• die Mitwirkung bei Entscheidungen<br />

über Abordnungen<br />

<strong>und</strong> Versetzungen,<br />

• die Mitwirkung bei der Entscheidung<br />

über Beförderungen<br />

• die Mitgestaltung <strong>und</strong> die<br />

Einflussnahme auf die Arbeitsbedingungen<br />

der Lehrkräfte an<br />

der Schule.<br />

Dass ein Lehrerrat diesen<br />

Schritt sorgfältig für sich<br />

überlegt, ist eine notwendige,<br />

aber noch keine hinreichende<br />

Bedingung dafür, die erweiterte<br />

Rolle auch wahrnehmen<br />

zu können. Entscheidend ist,<br />

dass diese Klärung von allen<br />

Beteiligten verstanden <strong>und</strong><br />

mitgetragen wird. Dazu erforderlich<br />

ist:<br />

Die Arbeits- <strong>und</strong> Zuständigkeitsfelder<br />

des Lehrerrats<br />

mit dem Kollegium <strong>und</strong> der<br />

Schulleitung vereinbaren<br />

Soll der Lehrerrat eine eigenständige,<br />

stärker gestaltende<br />

<strong>und</strong> entwickelnde Rolle übernehmen,<br />

muss dies mit dem<br />

Kollegium vereinbart werden<br />

<strong>und</strong> das Kollegium muss dann<br />

akzeptieren, dass der Lehrerrat<br />

unabhängig von den persönlichen<br />

Interessen <strong>und</strong> Wünschen<br />

einzelner agiert, weil er<br />

seine Arbeit an der Entwicklung<br />

demokratischer Strukturen,<br />

Verfahrensweisen <strong>und</strong><br />

Regeln in der Schule insgesamt<br />

orientiert. Die Klärung, wie<br />

der Lehrerrat seine Aufgaben<br />

gestaltet <strong>und</strong> wahrnimmt,<br />

sollte durch<br />

einen formellen Beschluss<br />

der Lehrerkonferenz<br />

festgelegt <strong>und</strong><br />

dokumentiert werden.<br />

Mit der Schulleitung ist<br />

zu klären <strong>und</strong> zu vereinbaren,<br />

ob sie bereit<br />

ist, den Lehrerrat bei<br />

den Entscheidungen <strong>und</strong><br />

Maßnahmen des innerschulischen<br />

Personalmanagements<br />

mitwirken zu lassen. Dies setzt<br />

voraus, dass die Schulleitung<br />

dem Lehrerrat die notwendigen<br />

- <strong>und</strong> auch die sensiblen<br />

- Informationen zur Verfügung<br />

stellt <strong>und</strong> ihn daran beteiligt,<br />

wie die Entscheidungsprozesse<br />

angelegt werden sollen. Damit<br />

bringt die Schulleitung dem<br />

Lehrerrat ein großes Maß an<br />

Vertrauen entgegen, was dieser<br />

anerkennen <strong>und</strong> würdigen<br />

muss. Andererseits stellt der<br />

Lehrerrat sein Organisationswissen,<br />

seine Detailinformation<br />

über die konkrete Situation<br />

in den unterschiedlichen<br />

Arbeitsbereichen <strong>und</strong> über die<br />

Stimmungslage im Kollegium<br />

zur Verfügung <strong>und</strong> muss<br />

ebenfalls auf einen sensiblen<br />

Umgang mit diesen Informationen<br />

vertrauen können. Dabei<br />

ist entscheidend, dass nicht<br />

der Einzelfall im Mittelpunkt<br />

der Beratung steht, sondern<br />

die Bewältigung der konkreten<br />

gemeinsamen Schul- <strong>und</strong> Personalentwicklung.<br />

Auch hier<br />

<strong>SEITE</strong> 21<br />

sollten die Absprachen schriftlich<br />

festgehalten werden.<br />

Günstige Arbeitsbedingungen<br />

gewährleisten<br />

Eine so auf gegenseitiges<br />

Vertrauen <strong>und</strong> Sensibilität<br />

angewiesene Zusammenarbeit<br />

wird besser gelingen, wenn<br />

sie nicht bloß auf dem guten<br />

Willen oder auf dem Bemühen<br />

um kollegiale Zusammenarbeit<br />

beruht, sondern wenn in einem<br />

strukturierten Rahmen stattfinden<br />

kann. Erforderlich ist deshalb,<br />

sich über den Organisationsrahmen<br />

für die Arbeit des<br />

Lehrerrats zu verständigen. Bei<br />

dieser Festlegung ist zu prüfen,<br />

ob den Lehrerratsmitgliedern<br />

z.B. folgende Bedingungen<br />

für ihre Arbeit zur Verfügung<br />

gestellt werden können: Die<br />

Blockung eines Termins für regelmäßige<br />

Lehrerratssitzungen<br />

im St<strong>und</strong>enplan, die Gewährung<br />

von Anrechnungsst<strong>und</strong>en<br />

durch die Lehrerkonferenz <strong>und</strong><br />

ein Büro, das der Lehrerrat als<br />

Geschäftszimmer mit einem<br />

verschließbaren Schrank für<br />

seine Unterlagen <strong>und</strong> als Besprechungsraum<br />

nutzen kann.


Einladung<br />

Ratschlag<br />

für Vertrauensleute,<br />

<strong>GEW</strong> - Lehrer- <strong>und</strong> Personalräte<br />

Mittwoch,<br />

28. September 2011<br />

18 Uhr<br />

Großer Saal des DGB-Hauses,<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

Informationen, Materialien<br />

<strong>und</strong> Diskussionen:<br />

• Die Neue Lehrerausbildung<br />

<strong>und</strong> die Auswirkungen auf die<br />

Schulen<br />

• Der schulpolitische<br />

Konsens in NRW<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

MITBESTIMMUNG MITBESTIMMUNG<br />

Fazit<br />

Die Klärung der Aufgabenbereiche,<br />

die Vereinbarung<br />

zwischen dem Lehrerrat <strong>und</strong><br />

dem Kollegium auf der einen<br />

<strong>und</strong> der Schulleitung auf der<br />

anderen Seite <strong>und</strong> die Gewährleistung<br />

günstiger Arbeitsbedingungen<br />

sind die Voraussetzung<br />

dafür, dass der Lehrerrat<br />

seine erweiterte Verantwortung<br />

angemessen wahrnehmen<br />

kann. In der alltäglichen Arbeit<br />

wird eine solche Gestaltung der<br />

Partizipation <strong>und</strong> Kooperation<br />

umso wirksamer sein, je mehr<br />

in der Schule ein gemeinsames<br />

Interesse an der Entwicklung<br />

der Gesamtorganisation besteht<br />

<strong>und</strong> die Beteiligten aus<br />

ihrer jeweiligen Perspektive<br />

einen Vorteil sehen, wenn der<br />

Lehrerrat seine Aufgaben in<br />

erweiterter Verantwortung<br />

wahrnimmt. Dabei müssen die<br />

systembedingten Rollenunterschiede<br />

im Blick sein: Ein<br />

Lehrerrat, der über die Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Entscheidungen<br />

des innerschulischen Personalmanagements<br />

informiert <strong>und</strong><br />

an ihnen beteiligt wird, muss<br />

mit ihnen nicht einverstanden<br />

sein. Die Verantwortung für<br />

die Entscheidung im Einzelfall<br />

bleibt bei der Schulleitung. Was<br />

sich aber in der Zusammenarbeit<br />

von Schulleitung <strong>und</strong><br />

Lehrerrat ändert: Der Lehrerrat<br />

hat einen differenzierteren<br />

Einblick in die Entscheidungs-<br />

<strong>SEITE</strong> 22<br />

gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> -voraussetzungen<br />

der Schulleitung. Umgekehrt<br />

kann die Schulleitung<br />

aufgr<strong>und</strong> der Informationen<br />

des Lehrerrats die Folgewirkungen<br />

von Entscheidungen<br />

besser einschätzen <strong>und</strong> Entscheidungen<br />

auf diese Weise<br />

tragfähiger <strong>und</strong> für alle Beteiligten<br />

<strong>und</strong> Betroffenen zufrieden<br />

stellender treffen.<br />

Literatur<br />

Buhren, C.G. / Rolff, H.-G.,<br />

Personalmanagement.<br />

In: Buchen, H./Rolff, H.-G.<br />

(Hrsg.), Professionswissen<br />

Schulleitung, 2. Aufl., Weinheim<br />

<strong>und</strong> Basel: Beltz 2009, S. 450-<br />

544 (zum Lehrerrat 530-533)<br />

Heldmann, K.U.,<br />

Eigenverantwortliche Schule<br />

– unverantwortliche Personalvertretung?<br />

In: Bartz, A. u.a.<br />

(Hrsg.), PraxisWissen SchulLeitung,<br />

München: Wolters Kluwer<br />

Deutschland 2007, Beitrag<br />

78.11<br />

Kröner, W., Spannungsquelle<br />

oder Spannungslöser? Für eine<br />

neue Rolle des Lehrerrats in der<br />

Schule. Pädagogik 10/2008<br />

Poelke, K., Welche Kompetenzen<br />

brauchen Lehrkräfte zukünftig?<br />

In: Kölln, D. / Poelke, K. / Pötke,<br />

R., Erfolgreiche Personalpraxis<br />

für den Schulleiter, Berlin:<br />

Raabe<br />

von Dorothee Schäfer<br />

Ein falsches Signal<br />

Anrechnungsst<strong>und</strong>en neu geregelt<br />

Der Schulausschuss des Landtags<br />

hat die Verordnung beschlossen,<br />

die die finanziellen<br />

<strong>und</strong> personellen Rahmenbedingungen<br />

für das Schuljahr<br />

2011/2012 festlegt (VO zu § 93<br />

Abs. 2 SchulG; BASS 11 – 11<br />

Nr. 1).<br />

Dabei wurde u.a. für den sog.<br />

Kollegiumstopf die ‚Zweckbindung’<br />

erweitert – ohne auch<br />

nur eine einzige St<strong>und</strong>e zusätzlich<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Die schlichte Formulierung<br />

lautet: In § 2 Absatz 5 Satz 1<br />

werden die Wörter „<strong>und</strong> für<br />

die Mitgliedschaft im Lehrerrat“<br />

durch die Wörter „für die<br />

Mitgliedschaft im Lehrerrat<br />

<strong>und</strong> für die Tätigkeit als Ansprechpartnerin<br />

für Gleichstellungsfragen“<br />

ersetzt.<br />

Der Kuchen bleibt gleich, die<br />

Zahl der Berechtigten steigt. So<br />

wird das Instrument ‚Anrechnungsst<strong>und</strong>en’<br />

zur Farce.<br />

Die notwendige Entlastung<br />

bei besonderen schulischen<br />

Aufgaben oder bei besonderen<br />

unterrichtlichen Belastungen<br />

wird dadurch erneut erschwert.<br />

Es war bereits falsch, die<br />

Entlastung für Lehrerräte mit<br />

Verweis auf die Anrechnungs-<br />

st<strong>und</strong>en für pädagogische<br />

Aufgaben zu regeln – nun wird<br />

es absurd: quantitativ <strong>und</strong><br />

qualitativ!<br />

Eine direkte ‚Konkurrenz um<br />

Anrechnungsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Entlastung’<br />

von Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen, die diese schulintern<br />

wichtigen aber sehr unterschiedlichen<br />

Rollen mit Engagement<br />

wahrnehmen, ist unsinnig.<br />

Das MSW schreibt: „Sie<br />

(die Ansprechpartnerin) ist in<br />

dieser Funktion ‚Angehörige<br />

der Verwaltung der Dienststelle’<br />

(§ 16 LGG). Anders gesagt:<br />

die Tätigkeit der Ansprechpartnerin<br />

ist zwar frauenparteilich,<br />

aber - im Gegensatz<br />

zur Interessensvertretung von<br />

Lehrerräten - nicht als Gegenpart<br />

der Leitung, sondern<br />

beratend <strong>und</strong> mitgestaltend in<br />

der Entscheidungsvorbereitung<br />

<strong>und</strong> -durchführung.“ (Der<br />

Lehrerrat – Neue Aufgaben,<br />

Rechte <strong>und</strong> Pflichten – eine<br />

Handreichung - Beilage Schule<br />

NRW 02/09).<br />

Nun sollen Kollegien hier gewichten<br />

oder gar entscheiden?<br />

Die <strong>GEW</strong> fordert:<br />

• Mehr Anrechnungsst<strong>und</strong>en<br />

für die Kollegien<br />

• Separat definierte Anrechnungsst<strong>und</strong>en<br />

für Ansprechpartnerinnen<br />

<strong>und</strong> Mitglieder<br />

in Lehrerräten<br />

• Berücksichtigung der jeweiligen<br />

Rollen: Die Ansprechpartnerin<br />

hat Leitungsaufgaben,<br />

der Lehrerrat nimmt<br />

Mitbestimmungsaufgaben<br />

wahr.<br />

<strong>SEITE</strong> 23<br />

Einladung<br />

Fortbildung<br />

Eltern- <strong>und</strong> Beratungsgespräche<br />

einfühlsam führen<br />

Sensible Gesprächssituationen stellen<br />

hohe Anforderungen an die kommunikativen<br />

Kompetenzen derjenigen,<br />

die in ihrem beruflichen Alltag häufig<br />

Eltern- <strong>und</strong> Beratungsgespräche führen<br />

müssen. Anhand von Fallbeispielen<br />

aus Ihrer Praxis können Sie Ihre<br />

professionelle Betrachtungsweise in<br />

Gesprächen schärfen durch erprobte<br />

Methoden den Handlungsspielraum<br />

erweitern.<br />

DGB-Haus<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

Samstag, 8.10.2011<br />

9.30 Uhr bis 17.00 Uhr<br />

Referentin<br />

Gabriele Debye-Göckler<br />

<strong>GEW</strong>.Mitglieder 50 Euro;<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder ermäßigt 30 Euro;<br />

Nichtmitglieder 90 Euro<br />

Veranstaltungsnummer<br />

WBG 11-10-04<br />

Anmeldungen an: DGB-Bildungswerk NRW<br />

e.V., c/o <strong>GEW</strong> NRW, Nünningstr. 11, 45141<br />

Essen, Tel. 0201 - 2 94 03 26,<br />

Fax 0201 - 2 94 03 17 oder per<br />

E-Mail: katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln


Berufsbilder der Sozialen Arbeit<br />

von Anika Schlichting<br />

HIB FH Köln<br />

Das Kölner Hochschulinformationsbüro<br />

(HIB)möchte<br />

auch in den kommenden Semestern<br />

die Veranstaltungsreihe<br />

„Berufbilder in der<br />

Sozialen Arbeit“ an der Fachhochschule<br />

Köln anbieten. Ziel<br />

dieser Veranstaltungsreihe ist<br />

es, den Studierenden der<br />

Bachelor-Studiengänge „Soziale<br />

Arbeit“ sowie „Pädagogik<br />

der Kindheit <strong>und</strong> Familienbildung“<br />

verschiedene Berufsbilder<br />

der Sozialen Arbeit vorzustellen.<br />

Mit Blick auf die im<br />

Studium integrierten Praxissemester,<br />

möchten wir den<br />

StudentInnen Einblicke in die<br />

praktischen Anforderungen<br />

ermöglichen <strong>und</strong> verschiedene<br />

Berufsprofile vorstellen.<br />

Hierzu werden <strong>GEW</strong>-Referenten<br />

eingeladen, um über ihre<br />

berufliche Realität zu berichten.<br />

Ein Praxissemester soll die<br />

Studierenden an die berufliche<br />

Tätigkeit des gewünschten<br />

HIB RECHTSBERATUNG<br />

Studiengangs durch konkrete<br />

Aufgabenstellung <strong>und</strong> praktische<br />

Mitarbeit in sozialen<br />

Institutionen oder anderen<br />

Feldern der Berufspraxis<br />

heranführen. Es soll insbesondere<br />

dazu dienen, die im bisherigen<br />

Studium erworbenen<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

anzuwenden <strong>und</strong> die bei der<br />

praktischen Tätigkeit gemachten<br />

Erfahrungen zu<br />

reflektieren. Damit das praktische<br />

Studiumssemester kein<br />

Reinfall wird, ist es für Studierende<br />

ratsam, sich schon früh<br />

auf diese Phase des Studiums<br />

vorbereiten. Hierzu bietet das<br />

HIB an der Fachhochschule<br />

Köln (Standort Süd-Stadt)<br />

als Auftakt eine allgemeine<br />

Informationsveranstaltung<br />

zum Thema „Rechte <strong>und</strong><br />

Pflichten im Praktikum“<br />

an. Darauf aufbauend sind<br />

Veranstaltungen geplant zu:<br />

Antiaggressions-<br />

Training für Straffällige /<br />

Schulsozialarbeit an der<br />

Gr<strong>und</strong>schule / Förderung der<br />

Sozialkompetenz als neues<br />

Unterrichtsfach an einer Realschule<br />

/ Schulsozialarbeit am<br />

Berufskolleg / Familienbildung<br />

Jugendzentrum / Wohngruppen<br />

für junge Menschen mit Behinderung<br />

/ Berufliche Weiterbildung<br />

/ Offener Ganztag<br />

Das Tätigkeitsfeld der Sozialen<br />

Arbeit <strong>und</strong> Familienbildung ist<br />

breit gefächert, über Anre-<br />

<strong>SEITE</strong> 24<br />

gungen zu weiteren Veranstaltungen<br />

können Sie gerne eine<br />

E-Mail schicken an:<br />

hib-fh@gew-koeln.de<br />

Die genauen Termine für das<br />

nächste Semester werden u.a.<br />

noch auf der Homepage der<br />

<strong>GEW</strong> www.gew-koeln.de<br />

bekannt gegeben.<br />

Lärmampel<br />

Alles im grünen Bereich oder<br />

Alles viel zu laut? Das lässt<br />

sich feststellen!<br />

Eine Lärmampel ist ein<br />

objektives Messgerät, das<br />

Lärm „sichtbar macht“. Sie<br />

trägt dazu bei, dass Lärm<br />

bewusst wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> freiwillig reduziert wird.<br />

Einstellbar auf eine beliebige<br />

Dezibelzahl, reagiert die<br />

Lärmampel bei Überschreitung<br />

zunächst durch den Wechsel<br />

von grün auf gelb. Bei einem<br />

weiteren Anstieg des Lärms<br />

schaltet sie um auf rot. Die<br />

Lärmampel sieht aus wie eine<br />

Verkehrsampel <strong>und</strong> vermittelt<br />

die gleichen Signale wie eine<br />

normale Ampel. Die Funktion<br />

ist somit für große wie für<br />

kleine Kinder nicht neu <strong>und</strong><br />

einfach nachzuvollziehen.<br />

Lärmampeln können in unserer<br />

<strong>GEW</strong> Geschäftsstelle kostenlos<br />

für vier Wochen ausgeliehen<br />

werden. Nehmen Sie einfach<br />

Kontakt zu uns auf!<br />

Wir haben unsere Rechtsberatung<br />

ausgeweitet <strong>und</strong> neu organisiert:<br />

Wir bieten eine Rechtsberatung für die<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder der Stadtverbände Köln,<br />

Leverkusen <strong>und</strong> Rheinisch-Bergischer Kreis.<br />

Für Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer:<br />

Beratung durch Ines Bartenstein <strong>und</strong> Peter<br />

Havers:<br />

• telefonisch montags <strong>und</strong> donnerstags<br />

zwischen 17.00 Uhr - 19.00 Uhr (montags<br />

beraten im Wechsel Personalräte der verschiedenen<br />

Schulformen)<br />

• persönliche Rechtsberatung durch Ines<br />

Bartenstein nach Terminvereinbarung<br />

Für Beschäftigte im Sozial- <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong>sdienst<br />

<strong>und</strong> Betriebsräte<br />

Beratung durch Nina Goerges:<br />

• telefonisch montags <strong>und</strong> donnerstags<br />

zwischen 09.00 Uhr - 13.00 Uhr Telefon:<br />

0221 – 516267<br />

• persönliche Rechtsberatung nach Terminvereinbarung<br />

E-Mail:<br />

rechtsberatung@gew-koeln.de<br />

Hotmail für Lehrerräte:<br />

lehrerraete@gew-koeln.de<br />

Hotmail für Betriebsräte<br />

betriebsraete@gew-koeln.de<br />

Bei Fragen r<strong>und</strong> ums Studium ist unser<br />

Hochschulinformationsbüro (HIB) da:<br />

• für die Lehramtsstudierenden an der Universität:<br />

hib@gew-koeln.de<br />

• für die Studierenden an den Kölner Fachhochschulen:<br />

hib-fh@gew-koeln.de<br />

Verzicht auf<br />

Altersentlastungsst<strong>und</strong>en<br />

Kollegen, die für eine eventuelle Alterteilzeit auf<br />

Altersentlastung verzichten (ab dem 1.8. nach Vollendung<br />

des 55. Lebensjahres eine St<strong>und</strong>e, bei mehr<br />

als zwei St<strong>und</strong>en Teilzeit nur 1/2 St<strong>und</strong>e), erhalten<br />

diese zurück, wenn sie die Altersteilzeit doch nicht<br />

beantragen können oder möchten.<br />

Eine Regel, wonach dann jedes Jahr nur eine bzw.<br />

1/2 St<strong>und</strong>e zurückgegeben wird, gibt es nicht. Nur<br />

wenn diese St<strong>und</strong>e z. B. wegen vorzeitiger, also<br />

nicht vorhersehbarer Pensionierung oder wegen<br />

dringender dienstlicher Gründe nicht zurückgegeben<br />

werden kann, wird der entsprechende Betrag<br />

ausgezahlt.<br />

Für die Altersteilzeit, für die nach dem 1.8.1952 Geborenen<br />

ist ein Verzicht nicht erforderlich; gemäß<br />

Erlass darf bzw. durfte die Bezirksregierung eine<br />

solche Verzichterklärung auch nicht annehmen.<br />

Auf die neuen Durchführungsbestimmungen für<br />

die Verlängerung der ATZ wird gewartet.<br />

Fristen<br />

Wer einen Antrag auf Pensionierung auf Antrag ab<br />

63 (bei Schwerbehinderung ab 60) stellen möchte,<br />

sollte dies drei Monate vor dem gewünschten Termin<br />

tun.<br />

Bei problematischen, aber durchaus möglichen<br />

Terminen (z. B. im August 63 werden <strong>und</strong> deshalb<br />

Pensionierung zum 31.8. beantragen) sollte man<br />

den Antrag noch früher stellen.<br />

Diese Dreimonatsfrist ist keine gesetzliche Frist,<br />

eine Dienststelle kann auch später abgegebene Anträge<br />

bearbeiten.<br />

<strong>SEITE</strong> 25


FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

Bei allen Veranstaltungen der Fachgruppen <strong>und</strong> Arbeitskreise sind Interessierte<br />

aus anderen Schulformen <strong>und</strong> Bildungsbereichen herzlich willkommen!<br />

Alle Termine finden, wenn nicht anders angegeben, im Kölner DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1, statt. Fachgruppentermine<br />

die nach Redaktionsschluss eingehen, sind im Internet unter<br />

www.gew-koeln.de zu finden.<br />

FG Gr<strong>und</strong>schule<br />

Mittwoch, 5.10.2011 <strong>und</strong><br />

Dienstag, 29.11.2011 jeweils<br />

um 19.00 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Wolfgang Raabe,<br />

Tel.: 02203/51342<br />

Martina Schütte,<br />

Tel.: 02236/321318<br />

FG Hauptschule<br />

Mehmet Ali Ates,<br />

Tel.: 0221/461418<br />

Sigried Pleyl-von Laer,<br />

Tel.: 0221/725604<br />

FG Förderschule<br />

Montag, 17.10.2011 um 19.30<br />

Uhr<br />

Großer Saal (1. OG)<br />

Inklusion – Auswirkungen<br />

in den Schulen; Veränderte<br />

Arbeitsbedingungen –<br />

Erste Erfahrungsberichte;<br />

Informationen <strong>und</strong> Austausch<br />

Christiane Balzer,<br />

Tel.: 0221/9524740<br />

Iris Tschauder,<br />

Tel.: 0221/8230540<br />

FG Gesamtschule<br />

Gudrun Neumann,<br />

Tel.: 0221/7607786<br />

FG Realschule<br />

Maria Backhaus,<br />

Tel.: 0221/16932167<br />

Elke Görgen-Schmickler,<br />

Tel.: 0221/419327<br />

FG Berufskolleg<br />

Mechtild Degen-Sieg,<br />

Tel.: 02236/322241<br />

Dietrich Weinkauf,<br />

Tel.: 0221/352956<br />

FG Kita<br />

Donnerstag, 6.10.11<br />

um 18.00 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Brunhilde Seeber,<br />

Tel.: 0163/9158338<br />

AK LEMK<br />

Dienstag, 13.9.2011 <strong>und</strong><br />

Dienstag, 18.10.2011 jeweils<br />

um 18.00 Uhr<br />

Besprechungsraum (1. OG)<br />

Zu allen Treffen sind<br />

interessierte Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, die sich<br />

mit dem Thema Migration<br />

beschäftigen, herzlich<br />

eingeladen!<br />

Süleyman Ates,<br />

Tel.: 0221/632346<br />

Spyros Kostadimas,<br />

Tel.: 02203/14357<br />

AK Angestellte<br />

Lehrkräfte<br />

jeden ersten Montag im Monat<br />

um 19.00 Uhr (nächster Termin<br />

erst wieder am 7.11.2011!)<br />

Besprechungsraum 1. OG<br />

Hans-Peter Persy,Tel.:<br />

0221/733294<br />

<strong>SEITE</strong> 26<br />

AK<br />

Offener Ganztag<br />

Donnerstag, 29.9.2011 um<br />

18.30 Uhr<br />

Großer Saal (1. OG)<br />

Max-Georg Beier, Hildegard<br />

Merten, Tel.: 0221/516267<br />

AK Schulentwicklung<br />

Dienstag, 11.10.2011 um 18.00<br />

Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Klaus Minartz,<br />

Tel.: 0221/526722<br />

AK Inklusion<br />

Dienstag, 20.9.2011 um 18.00<br />

Uhr<br />

Großer Saal (1. OG)<br />

Thema: Vorbereitung der<br />

<strong>GEW</strong>-Fachtagung zur<br />

Inklusion<br />

Ulli Müller-Harth,<br />

Tel: 0221/512687<br />

Uschi Kellermann,<br />

Tel.: 0221/16846200<br />

AK Schulsozialarbeit<br />

Montag, 19.9.2011<br />

um 17.00 Uhr<br />

kleines Sitzungszimmer<br />

nes Vogel, E-Mail: ijvogel@tonline.de<br />

AK Homosexueller<br />

Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer<br />

Wir treffen uns alle 6<br />

Wochen zum Austausch<br />

über die berufliche <strong>und</strong><br />

persönliche Situation <strong>und</strong><br />

alles, was mit dem Thema<br />

„Schwule <strong>und</strong> Schule“ zutun<br />

hat. Wir sind auch offen<br />

für lesbische Lehrerinnen.<br />

Weitere Infos über uns finden<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

unter www.schwule-lehrer.<br />

de. Unsere nächsten Themen:<br />

NRW-Aktionsplan gegen<br />

Homophobie, Coming Out<br />

als Lehrer/-in in der Schule?<br />

Ort unserer Treffen: LSVD,<br />

Pipinstr.7 (Heumarkt)<br />

Termine auf Anfrage per<br />

E-Mail: schwule-lehrer@<br />

freenet.de oder<br />

telefonisch:Frank G. Pohl,<br />

Tel:. 0173/4631977<br />

Junge <strong>GEW</strong><br />

jeden zweiten Mittwoch im<br />

Monat um 19.45 Uhr<br />

<strong>GEW</strong>-Besprechungsraum – 1.<br />

OG<br />

Alle Interessierten sind stets<br />

herzlich willkommen!<br />

info@jungegew.de<br />

www.jungegew.de<br />

FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

FG <strong>GEW</strong>-Studis<br />

Die Fachgruppe Studierende<br />

trifft sich in regelmäßigen<br />

Abständen.<br />

David Stoop, E-Mail: studi.<br />

gew.koeln@gmail.com<br />

AK Betriebsräte/<br />

Mitarbeitervertretungen<br />

Donnerstag, 15.9.2011<br />

um 17.00 Uhr<br />

kleines Sitzungszimmer<br />

Aktuelle Themen <strong>und</strong><br />

Erfahrungsaustausch<br />

Unsere Hotline für<br />

Betriebsräte <strong>und</strong><br />

Mitarbeitervertretungen:<br />

betriebsraete@gew-koeln.de<br />

ist jederzeit erreichbar.<br />

Heiner Frey,<br />

Tel.: 02742/969493<br />

Nina Goerges,<br />

Tel.: 0221/516267<br />

Ratschlag für<br />

Vertrauensleute<br />

Mittwoch, 28.9.2011 um<br />

18.00 Uhr<br />

Großer Saal (1. OG)<br />

• Neue Lehrerausbildung:<br />

neue Aufgaben für<br />

die Schulen,<br />

• Schulpolitischer Konsens<br />

Klaus Minartz,<br />

Tel.: 0221/526722<br />

<strong>SEITE</strong> 27<br />

FG Gymnasium<br />

Donnerstag, 13.10.2011<br />

von 16.00 Uhr bis 19.30 Uhr<br />

Großer Saal (1. OG)<br />

Einladung zur Fortbildung<br />

Überlebenstraining für<br />

Korrekturfachlehrer<br />

Tage <strong>und</strong> Wochen mit nicht<br />

enden wollenden Korrekturen<br />

<strong>und</strong> ein vorübergehender Verlust<br />

des Privatlebens, das sind die<br />

Realitäten für viele Lehrkräfte.<br />

Diese Situation wirft eine Vielzahl<br />

von Fragen auf:<br />

Was ist bei Aufgabenstellungen<br />

<strong>und</strong> Korrekturen rechtlich<br />

zulässig? Gibt es Beispiele für<br />

besonders korrekturfre<strong>und</strong>liche<br />

Klassenarbeiten <strong>und</strong> Klausuren?<br />

Welche Arbeitsorganisation ist<br />

besonders hilfreich?<br />

Referentin<br />

Ulrike Fergen<br />

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.<br />

Eine Voranmeldung mit Angabe<br />

der Unterrichtsfächer ist<br />

erforderlich unter:<br />

<strong>GEW</strong> Stadtverband Köln,<br />

Tel.: 0221-516267 oder per<br />

E-Mail: gew-koeln@netcologne.<br />

de<br />

Diese Fortbildung ist offen für<br />

alle Schulformen.<br />

Hans-Josef Vöckel,<br />

Tel.: 0221/626258


Christopher-Street-Day<br />

Aufklärung in den Schulen verbessern!<br />

von Frank G. Pohl<br />

Im Juli nahmen die Schwulen<br />

Lehrer zum zweiten Mal an<br />

der CSD-Parade in Köln teil.<br />

In diesem Jahr demonstrierten<br />

die Schwulen Lehrer<br />

gemeinsam mit anderen DGB-<br />

<strong>Gewerkschaft</strong>lern <strong>und</strong> dem<br />

lesbisch-schwulenSchulaufklärungsprojekt<br />

„SchLAu<br />

NRW“ für eine bessere<br />

Aufklärung an Schulen.<br />

Das öffentliche Auftreten der<br />

Schwulen Lehrer in diesem<br />

Sommer ist von aktueller bildungspolitischer<br />

Bedeutung,<br />

weil die NRWLandesregierung<br />

einen Aktionsplan gegen<br />

Homophobie entwickelt.<br />

Dieser Plan für Gleichstellung<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz, der sich gegen<br />

Homo- <strong>und</strong> Transphobie sowie<br />

gegen Diskriminierung<br />

von LSBT-Lebensweisen<br />

CSD SCHWARZES BRETT<br />

(LSBT: lesbisch, schwul, bisexuell,<br />

transgender) richtet,<br />

wird auch die Bereiche <strong>Erziehung</strong><br />

<strong>und</strong> Bildung, Schule<br />

sowie die Hochschulen betreffen.<br />

Mitglieder des<br />

Arbeitskreises der Schwulen<br />

Lehrer aus verschiedenen<br />

<strong>GEW</strong>Fachgruppen standen<br />

schon im Frühjahr während<br />

der Vorbereitungen des<br />

Aktionsplans in speziellen<br />

Arbeitsgruppen der Landesregierung<br />

mit<br />

fachlicher<br />

Beratung zur<br />

Seite. Dabei<br />

verlangten die<br />

Schwulen Lehrer,<br />

dass das Land<br />

NRW seiner<br />

Verpflichtung<br />

nach § 33 des<br />

Schulgesetzes zur<br />

Aufklärung in<br />

den Schulen<br />

nachkommt.<br />

Denn es<br />

gibt weder<br />

hinreichende<br />

didaktische Materialien, noch<br />

findet eine angemessene Ausbildung<br />

zur Antidiskriminierung<br />

statt.<br />

„Schwul“ ist noch immer<br />

das häufigste Schimpfwort<br />

auf deutschen Schulhöfen.<br />

Deshalb treten die Schwulen<br />

Lehrer für eine erheblich<br />

verbesserte Förderung der<br />

Aufklärungsarbeit ein. Dazu<br />

gehört auch die Aus- <strong>und</strong><br />

<strong>SEITE</strong> 28<br />

Fortbildung von Lehrkräften.<br />

Zu den Forderungen der<br />

Schwulen Lehrer nach Aufnahme<br />

in den NRW-Aktionsplan<br />

gehört ein verpflichtendes<br />

Ausbildungsmodul zu Sexualerziehung<br />

<strong>und</strong> Antidiskriminierung<br />

für alle Lehrkräfte,<br />

insbesondere im Referendariat<br />

<strong>und</strong> unabhängig davon, welche<br />

Fächer sie unterrichten. Bisher<br />

entlässt das Land Nordrhein-<br />

Westfalen neue Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer mit einem weißen<br />

Fleck an die Schulen, wo die<br />

Lehrkräfte dann auf junge<br />

Menschen in der Pubertät<br />

treffen. Dass dies über vierzig<br />

Jahre nach dem Beginn<br />

der Sexualaufklärung in<br />

Deutschland weiterhin<br />

schulische Realität ist, stößt<br />

auf Unverständnis der Lehrer.<br />

In Deutschland sind die<br />

meisten lesbischen Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> schwulen Lehrer<br />

gegenüber ihren Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern nicht geoutet.<br />

Nach Auffassung der Schwulen<br />

Lehrer sind daher auch<br />

strukturelle Maßnahmen im<br />

Bildungsbereich erforderlich<br />

wie eine koordinierende Stelle<br />

zu Antidiskriminierung beim<br />

Schulministerium bzw. den<br />

Bezirksregierungen.<br />

Die Arbeit dieser Antidiskriminierungsstellen<br />

soll<br />

über den Bereich LSBT<br />

hinausgehen <strong>und</strong> eine<br />

Akzeptanz von Vielfalt in<br />

Bezug auf die sexuelle, aber<br />

auch die kulturelle Identität<br />

aller Menschen in <strong>Erziehung</strong>s-<br />

<strong>und</strong> Bildungseinrichtungen<br />

fördern.<br />

Verlangt werden auch<br />

Ansprechpersonen in den<br />

Schulen vor Ort. Die finanziellen<br />

Ressourcen für die<br />

Aufklärungsarbeit sind ebenfalls<br />

völlig unzureichend. Weil<br />

die Lehrkräfte derzeit nicht<br />

entsprechend aus- <strong>und</strong> fortgebildet<br />

werden, greift das Land<br />

auf Schulaufklärungsprojekte<br />

wie SchLAu NRW (www.<br />

schlau-nrw.de) zurück, die von<br />

Schulklassen besucht werden<br />

können. Und auch dort ist das<br />

Ergebnis ernüchternd: SchLAu<br />

feierte letztes Jahr sein<br />

10jähriges Bestehen. In dieser<br />

Zeit von 2000 bis 2010 hat<br />

SchLAu 42 000 junge<br />

Menschen erreicht. Nimmt<br />

man die Gesamtsumme von<br />

2.799.259 Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler im Schuljahr 2009<br />

in NRW, dann sind nur 1,5<br />

(!) Prozent der Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler durch SchLAu<br />

aufgeklärt worden. Das ist zu<br />

wenig, wenn die Landesregierung<br />

ernsthaft das Thema<br />

Gleichstellung in die Schulen<br />

bringen möchte.<br />

Mehr Infos: www.schwulelehrer.de<br />

Fuchs-Club<br />

Hausaufgabengabenhilfe gesucht<br />

für die Fächer Mathe <strong>und</strong> Deutsch <strong>und</strong> Lesenlernen<br />

von Stephanie Kruse<br />

Gesucht werden ehrenamtliche<br />

Betreuer <strong>und</strong> Nachhilfelehrer<br />

für Deutsch <strong>und</strong> Mathe für<br />

Gr<strong>und</strong>schulkinder.<br />

Beginnend mit dem neuen<br />

Schuljahr soll ab dem<br />

12.9.2011 ein Förderprojekt für<br />

bedürftige Gr<strong>und</strong>schulkinder<br />

aus Neuehrenfeld initiiert<br />

werden.<br />

Ganz besonders richtet sich<br />

das Angebot an Kinder<br />

von Klasse 1 bis 4, die<br />

aus unterschiedlichsten<br />

Gründen aus dem Konzept<br />

der OGTS herausfallen<br />

<strong>und</strong> es sich nicht leisten<br />

können, private Förderung<br />

in Anspruch zu nehmen. Es<br />

wird in Kooperation mit<br />

den beiden benachbarten<br />

Gr<strong>und</strong>schulen Baadenberger<br />

Straße <strong>und</strong> Nussbaumer<br />

Straße stattfinden. Die<br />

Termine sollen regelmäßig<br />

sein, damit eine geregelte<br />

Förderung sicher gestellt<br />

ist <strong>und</strong> eine Beziehung<br />

zur Anleitung hergestellt<br />

werden kann. Wie auch<br />

in den benachbarten<br />

Gr<strong>und</strong>schulen, sollen<br />

die Jour Fix Dienstags/<br />

Mittwochs/ Donnerstags<br />

sein, in der Zeit von 14:30-<br />

16:00 Uhr.<br />

<strong>SEITE</strong> 29<br />

Die Räumlichkeit wird<br />

durch das Nachbarschaftshaus<br />

Ansgarstraße 5, Neuehrenfeld<br />

gestellt. Angedacht ist ein<br />

Betreuerschlüssel von 1 zu 2<br />

an einem oder mehrere Tage in<br />

der Woche für vorerst 6 bis 8<br />

Kinder.<br />

Begleitend wird einmal im<br />

Monat ein Austausch unter<br />

allen Ehrenamtlern <strong>und</strong> der<br />

Projektleitung Stephanie Kruse<br />

stattfinden.<br />

Interessenten schreiben an<br />

stephaniekruse@hotmail.de<br />

Weitere Informationen:<br />

www.die-ehrenfelder.de/<br />

vernetzt/wohnungen/dasnachbarschaftshaus/


AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />

Klein, aber wichtig?<br />

Die Ruheständler zu Besuch in Zons<br />

Einladung Einladung<br />

Theater-Stadtführung<br />

Heinrich Heines humorvoller<br />

Reisebericht<br />

Deutschland ein<br />

Wintermärchen<br />

wird von den Kölner<br />

Schauspielern Gerd<br />

Buurmann <strong>und</strong> Tobias<br />

Weber im Rahmen einer<br />

einzigartigen Theater-<br />

Stadtführung zum Leben<br />

erweckt.<br />

In historischen Kostümen<br />

geht es mal kabarettistisch,<br />

mal nachdenklich vom Dom<br />

durch die Altstadt.<br />

Dienstag, 13. September<br />

2011 um 14.45 Uhr an der<br />

Kreuzblume am Dom<br />

Dauer etwa 2 St<strong>und</strong>en<br />

8 Euro<br />

Bitte bei der <strong>GEW</strong><br />

Geschäftsstelle anmelden;<br />

im Verhinderungsfall bitte<br />

auch wieder abmelden.<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

von Silke Weinberger-Brümmer<br />

Wer sagt denn, dass man eine<br />

Million Einwohner braucht, um<br />

als Stadt etwas zu gelten? Köln<br />

meint das natürlich, aber die<br />

Zonser sehen das ganz anders.<br />

Ihrer Meinung nach reichen<br />

800. Und daran hat nur der<br />

Rhein Schuld.<br />

Aber von vorne: Seit fast 50<br />

Jahren lebe ich nun in Köln,<br />

ins nahe Zons habe ich es aber<br />

bisher nur ein einziges kurzes<br />

Mal geschafft. deshalb war ich<br />

hoch erfreut, dass die Ruheständler<br />

für Juli eine Führung<br />

durch das Städtchen planten,<br />

das ich als hübsch, überschaubar<br />

<strong>und</strong> idyllisch in Erinnerung<br />

hatte. Eine Veranstaltung<br />

in der schönen warmen Sommersonne<br />

– w<strong>und</strong>erbar! Um es<br />

gleich zu sagen: es war kälter<br />

als im April dieses Jahres, die<br />

ganze Zeit sah es nach Regen<br />

aus, der glücklicherweise dann<br />

doch nicht fiel, <strong>und</strong> ein kalter<br />

Wind wehte. Die Kollegin, die<br />

hoffnungsfroh nackte Füße in<br />

Sandalen trug, fror besonders,<br />

aber auch wir anderen guckten<br />

sehnsuchtsvoll nach jeder geöffneten<br />

Gaststätte, in der man<br />

sich hätte aufwärmen können.<br />

Aber das, was uns unser<br />

Stadtführer Herr Stumps, zu<br />

erzählen hatte, war denn doch<br />

so interessant, dass wir die<br />

anderthalb St<strong>und</strong>en trotz Kälte<br />

<strong>SEITE</strong> 30<br />

<strong>und</strong> Windböen durchgehalten<br />

haben.<br />

Einen kleinen Ort an dieser<br />

Stelle gibt es schon seit Römerzeiten.<br />

Im 7. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

schenkte der König dem Erzbischof<br />

von Köln das Örtchen<br />

Zunize. Bis 1300 hatte der Ort<br />

schon den Bau einer Burg (um<br />

1280) <strong>und</strong> ihre Zerstörung<br />

nach der Schlacht von Worringen<br />

(1288) zu vermelden.<br />

Im Krieg darf man eben nicht<br />

auf der falschen Seite stehen!<br />

Immerhin wurde ein Teil<br />

der Burgsteine in der Kölner<br />

Stadtmauer verbaut. Dass<br />

Zons es aber zu einem eigenen<br />

Artikel im Großen Brockhaus<br />

gebracht hat, das verdankt es<br />

der Wanderwütigkeit von Vater<br />

Rhein, der im Laufe der Jahrtausende<br />

sein Bett reichlich oft<br />

gewechselt hat. Und so floss er<br />

im Mittelalter in einer scharfen<br />

Kurve dicht am Ort vorbei.<br />

Ab dieser Stelle konnte man<br />

w<strong>und</strong>erbar die Rheinschifffahrt<br />

kontrollieren. Deshalb wurde<br />

der Rheinzoll durch Friedrich<br />

von Saarwerden 1372 nach<br />

Zons verlegt. Erst 22 Jahre alt<br />

war Saarwerden damals <strong>und</strong><br />

schon Erzbischof <strong>und</strong> enorm<br />

geschäftstüchtig! 1773 folgte<br />

das Stadtrecht für Zons; es<br />

bekam wieder eine Burg, die<br />

zwar im 30jährigen Krieg<br />

teilweise zerstört wurde, die<br />

aber im Juddeturm die hohen<br />

Zolleinnahmen lagerte <strong>und</strong> in<br />

jedem Sommer im Restschloss<br />

den Erzbischof beherbergte, bis<br />

Clemens August in der Barockzeit<br />

endgültig Richtung Brühl<br />

entschwand.<br />

Und natürlich wurde auch das<br />

Bauwerk errichtet, für das Zons<br />

berühmt ist, die heute noch fast<br />

komplett erhaltene Stadtmauer<br />

– quadratisch, praktisch, gut<br />

– die nur 1.100 m im Umfang<br />

misst <strong>und</strong> wie damals Raum<br />

für die besagten 800 Menschen<br />

bietet; es wohnen allerdings<br />

heute noch etwa 6.000 Zonser<br />

außerhalb der Mauern.<br />

Innen ist die Stadt dreimal<br />

abgebrannt, nach dem letzten<br />

Großbrand 1620 standen noch<br />

fünf Häuser. Sie stehen heute<br />

noch, alle anderen sind jünger.<br />

Die große Zeit ist sowieso<br />

vorbei. Zölle sind nicht mehr<br />

einzunehmen, denn der Rhein<br />

ist wieder weitergewandert<br />

<strong>und</strong> nur in der Ferne noch zu<br />

erahnen. Seine Hochwasser<br />

hat er länger geschickt. 1784,<br />

beim großen Eisgang, der auch<br />

Köln-Mülheim schwer gezeichnet<br />

hat, stand das Wasser mehr<br />

als zwei Meter hoch im Städt-<br />

AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />

chen. Inzwischen bietet ein<br />

Rheindeich Schutz.<br />

Zons gehörte dem Kölner<br />

Erzbischof <strong>und</strong> wurde deshalb<br />

1802 säkularisiert <strong>und</strong> verkauft:<br />

an einen Großbauern, eine<br />

Nonne <strong>und</strong> einen Müller, der<br />

ein Stadttor umgebaut hat zur<br />

heute noch funktionsfähigen<br />

Mühle. Der Bauer riss ein anderes<br />

Stadttor ein, damit seine<br />

Fuhrwerke hindurchpassten.<br />

Heute gehört Zons zu Dormagen.<br />

Das nennt man wohl<br />

den Niedergang einer Stadt.<br />

Reichlich viel Geschichte für so<br />

einen kleinen Ort! Aber davon<br />

lebt Zons anscheinend ganz<br />

gut. 600.000 Besucher kommen<br />

pro Jahr, um Stadtmauer, Burgrest<br />

<strong>und</strong> alles andere anzuschauen.<br />

Die Menschenmassen<br />

an Ferientagen <strong>und</strong> Wochenenden<br />

möchte ich mir lieber nicht<br />

vorstellen. Wir hatten einen<br />

ruhigen Tag erwischt; schlechtes<br />

Wetter hat eben auch gute<br />

Seiten! Im Anschluss haben wir<br />

uns aber doch lieber im Lokal<br />

aufgewärmt.<br />

<strong>SEITE</strong> 31<br />

George Grosz<br />

Aquarelle, Zeichnungen, Collagen<br />

1908-1958<br />

Max-Ernst-Museum Brühl<br />

Donnerstag, 13. Oktober 2011<br />

Beginn der Führung um 15.00 Uhr<br />

5 Euro<br />

Das Museum liegt ca. 200 m/5 Gehminuten<br />

vom DB-Bahnhof Brühl entfernt (am<br />

Bahnhofs-Ausgang rechts, am Ende der<br />

Max-Ernst-Allee auf der linken Seite);<br />

empfohlene Anreise von Köln:<br />

RE 5 Richtung Koblenz oder<br />

RB 48 Ri BN-Mehlem<br />

planmäßig ab Köln Hbf 14:32<br />

Köln Süd 14:38<br />

Brühl Bf an 14:45<br />

oder RB 48 (Richtung Bonn-Mehlem)<br />

planmäßig ab Köln Hbf 14:38<br />

Köln Süd 14:45<br />

Brühl Bf an 14:52<br />

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt;<br />

bitte in der <strong>GEW</strong> Geschäftsstelle<br />

verbindlich an- <strong>und</strong> im Verhinderungsfall<br />

auch wieder abmelden.<br />

Anschließend kann das Museumsbistro<br />

(oder ein Brühler Lokal) besucht werden.<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln


Einladung<br />

Studienfahrt mit der <strong>GEW</strong>-Ruheständlergruppe<br />

nach Wittenberg • Torgau • Dessau<br />

23.10.2011 bis 27.10.2011<br />

Programm:<br />

1. Tag: Busfahrt nach Wittenberg,<br />

Stadtführung, Abendessen im Hotel,<br />

Gespräch über Wittenberg <strong>und</strong> die Reformation<br />

2. Tag: Führung im Lutherhaus,<br />

Mittagessen (Stadt),<br />

Philipp Melanchthon - der zweite große Reformator <strong>und</strong> Pädagoge,<br />

Führung im Melanchthon-Haus <strong>und</strong> den Kirchen im Stadtzentrum<br />

3. Tag: Tagesfahrt nach Torgau – der alten sächsischen Residenzstadt,<br />

Stadtführung mit Besichtigung des Schlosses, Mittagessen, Unrecht zu<br />

verschiedenen Zeiten –<br />

Torgau in der NS- <strong>und</strong> in der DDR-Zeit<br />

4. Tag: Exkursion nach Dessau,<br />

Führung durch das Bauhaus-Gelände <strong>und</strong> Meisterhaus, Mittagessen<br />

(Kornhaus, Dessau – Bauhausgebäude), Busfahrt entlang weiterer<br />

Bauhausgebäude, Stopp am B<strong>und</strong>esumweltamt,<br />

Führung im Wörlitzer Park<br />

5. Tag: Die H<strong>und</strong>ertwasserschule in Wittenberg –<br />

Führung <strong>und</strong> Gespräch,<br />

Mittagessen (Wittenberg), Rückfahrt<br />

Tagungsleitung:<br />

Heiko Hammer, IBB Dortm<strong>und</strong><br />

Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder 450 Euro; Nichtmitglieder 500<br />

Euro (im Preis inklusive: Busfahrt, Unterkunft im Doppelzimmer mit<br />

Halbpension (Luther-Hotel Wittenberg), Programm, IBB-Reiseleitung,<br />

EZ-Zuschlag 80 Euro)<br />

Veranstaltungsnummer: WBG 11-10-08<br />

Anmeldung<br />

IBB, Bornstr. 66, 44145 Dortm<strong>und</strong>,<br />

Tel.: 0231-9520960, Fax: 0231-521233<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />

<strong>SEITE</strong> 32<br />

von Helga Löbbert<br />

Frauen,<br />

Denkt man an Macht <strong>und</strong><br />

Geld, so fällt einem das A &<br />

O des Bankwesens ein: Ackermann<br />

<strong>und</strong> Oppenheim. Aber<br />

die waren bei dieser Stadtführung<br />

nicht gefragt, – wobei ich<br />

auf Oppenheim noch einmal<br />

zurückkomme, aber dann<br />

weiblicher Natur – denn unser<br />

Thema war Frauen <strong>und</strong> Geld.<br />

Nicht auf Anhieb zugänglich,<br />

denn Frauen, die selbstständig<br />

Geld erwirtschaften, sind<br />

nicht unbedingt in unserem<br />

Bewusstsein, <strong>und</strong> so fing dann<br />

unsere Führung erst einmal<br />

mit der Armut an.<br />

Nach Auflösung der Klöster<br />

1802 richteten die Franzosen,<br />

die sich gerade im Rheinland<br />

befanden <strong>und</strong> das Sagen<br />

hatten, eine zentrale Armutsverwaltung<br />

in der Minoritenkirche<br />

ein. Das muss wohl<br />

sehr notwendig gewesen sein,<br />

mindestens die Hälfte der Bevölkerung<br />

– r<strong>und</strong> 20 000 – soll<br />

arm gewesen sein. Die Zünfte<br />

hatten strikt darauf geachtet,<br />

dass alles so blieb, wie es war.<br />

Sie ließen im Stadtgebiet keine<br />

Manufakturen zu, so dass es<br />

wenig Arbeitsmöglichkeiten<br />

gab. Diese Rückständigkeit<br />

der Kölner zeigt sich bis in<br />

das 20.Jahrh<strong>und</strong>ert. Köln war<br />

die letzte Großstadt, die eine<br />

Straßenbahn bekam, weil das<br />

Festkomitee, quasi Nachfolgeorganisation<br />

der Zünfte-<br />

vereinigung, befürchtete, der<br />

Prinzenwagen könnte mit der<br />

Oberleitung kollidieren.<br />

Aber zurück zum Geld: Es ist<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass die<br />

Ärmsten Witwen <strong>und</strong> allein<br />

erziehende Mütter waren. Um<br />

Unterstützung zu bekommen,<br />

musste man einen Antrag stellen,<br />

dem ein Armutszeugnis,<br />

das vom Pfarrer oder anderen<br />

Persönlichkeiten bescheinigt<br />

war, beigefügt war. Das muss<br />

auch nicht immer angenehm<br />

gewesen sein.<br />

Es gab auch reiche, wirtschaftlich<br />

unabhängige Frauen. Sie<br />

waren Mitglieder der Zünfte.<br />

Ihre Berufswahl war allerdings<br />

beschränkt <strong>und</strong> ratsfähig waren<br />

sie nicht.<br />

Das Testament der Weinhändlerin<br />

Maria Sudermann, die<br />

aus Angst vor dem Fegefeuer<br />

sehr viel Geld an kirchliche<br />

Institutionen für Messen <strong>und</strong><br />

Gebete vererbt hat, zeigt, dass<br />

Frauen nicht nur viel Geld<br />

mit in die Ehe brachten, sondern<br />

es am Ende auch unter<br />

Umständen für eigene „Ziele“<br />

ausgeben konnten. Im Prinzip<br />

jedoch stand jede Frau unter<br />

der Herrschaft ihres Vaters<br />

oder Mannes. Glück mit dieser<br />

Regelung hatte Therese Oppenheim,<br />

geborene Levi. Sie hatte<br />

1792 zehntausend Taler mit in<br />

die Ehe mit Salomon Oppenheim<br />

gebracht. 1794 zog das<br />

junge Paar Oppenheim nach<br />

Köln. Nach 370 Jahren waren<br />

AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />

Geld <strong>und</strong> Banken<br />

sie die ersten Juden, die<br />

mit den Franzosen <strong>und</strong><br />

der Religionsfreiheit<br />

nach Köln kamen <strong>und</strong><br />

dort ansässig wurden.<br />

1821 wurde Therese<br />

Teilhaberin der Bank<br />

<strong>und</strong> erhielt die Unterschriftvollmacht.<br />

Sie<br />

konnte Wechsel für<br />

ganz Europa ausstellen.<br />

Damit hatte sie mehr<br />

Macht, als normalerweise<br />

einer Frau in<br />

diesen Zeiten zustand.<br />

Nach dem Tod ihres<br />

Mannes leitete sie von 1828 bis<br />

1842 die Bankgeschäfte. Ich<br />

nehme an, dass sie klug <strong>und</strong><br />

kompetent, aber eine Exotin<br />

im Bankgewerbe war. Wobei<br />

Frauen in allen Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

mit Geld umgehen mussten<br />

<strong>und</strong> es meistens auch konnten,<br />

auch wenn sie keine Bankerinnen<br />

waren.<br />

Unser R<strong>und</strong>gang führte uns<br />

zum Rathaus <strong>und</strong> den Figuren<br />

auf dem Turm. 124 Figuren<br />

bevölkerten ihn <strong>und</strong> wurden<br />

mitsamt dem Turm im Zweiten<br />

Weltkrieg durch Bomben platt<br />

gemacht. Der Turm wurde<br />

wieder aufgebaut <strong>und</strong> mit<br />

neuen Figuren, die die Kölner<br />

Geschichte in irgend einer<br />

Weise tangieren, bestückt,<br />

wobei mir längst bei allen nicht<br />

klar ist, was die wohl mit Köln<br />

zu tun hatten. Immerhin sind<br />

18 Figuren Frauen ! Therese<br />

Oppenheim, die so gut mit<br />

<strong>SEITE</strong> 33<br />

Geld umgehen konnte, ist nicht<br />

dabei, dafür eine, die so gar<br />

nicht das Geld zusammenhalten<br />

konnte, die Schriftstellerin<br />

Irmgard Keun. Sie musste<br />

immer wieder an einen Fre<strong>und</strong><br />

in Amerika herantreten, um<br />

finanziell mit ihrem Leben klar<br />

zu kommen, aber sie klaute,<br />

schmuggelte <strong>und</strong> betrog nicht,<br />

was Frauen nicht selten für<br />

ihren Lebensunterhalt tun<br />

müssen, <strong>und</strong> nicht nur in Köln<br />

<strong>und</strong> nicht nur in vergangenen<br />

Zeiten.<br />

Wer mehr über Frauen in<br />

Köln erfahren möchte, sollte<br />

unbedingt das Buch von Irene<br />

Franken, die uns so sachk<strong>und</strong>ig<br />

durch Köln <strong>und</strong> die Finanzen<br />

geführt hat, lesen : „Frauen in<br />

Köln“ Ich wollte eigentlich, als<br />

ich diesen Artikel schrieb, nur<br />

kurz etwas nachsehen, hatte<br />

aber bald meinen Gr<strong>und</strong> vergessen<br />

<strong>und</strong> mich ganz in dieses<br />

Buch vertieft.


von Manfred Brinkmann<br />

„Das war ein richtiger Schock,<br />

als ich Nachts von der Polizei<br />

auf der Fahrt von Istanbul nach<br />

Ankara aus dem Bus heraus<br />

verhaftet wurde“, berichtet Gülcin<br />

Isbert. Die Lehrerin <strong>und</strong><br />

ehemalige Frauensekretärin der<br />

türkischen Bildungsgewerkschaft<br />

Egitim Sen sowie weitere<br />

29 <strong>Gewerkschaft</strong>er wurden<br />

im Mai 2009 in verschiedenen<br />

Städten der Türkei ohne An-<br />

gabe von Gründen festgenommen<br />

<strong>und</strong> ins Gefängnis nach<br />

Izmir gebracht. Ein halbes<br />

Jahr dauerte es, bis endlich der<br />

Prozess begann. Nicht zum<br />

ersten Mal wird Egitim Sen<br />

vom türkischen Staat verfolgt.<br />

Bereits in den neunziger Jahren<br />

war die Bildungsgewerkschaft<br />

von Verbot bedroht, weil sie<br />

für eine friedliche Lösung der<br />

Kurdenfrage <strong>und</strong> für das Recht<br />

auf muttersprachlichen Unterricht<br />

eintritt.<br />

INTERNATIONALES<br />

<strong>Gewerkschaft</strong>srechte unterm Halbmond<br />

Warum Lehrer in der Türkei verfolgt werden<br />

Vor dem Strafgerichtshof in Izmir<br />

wird den Angeklagten vorgeworfen,<br />

Terroristen zu sein<br />

<strong>und</strong> unter dem Deckmantel gewerkschaftlicher<br />

Tätigkeit für<br />

die verbotene kurdische Arbeiterpartei<br />

PKK zu arbeiten. Dies<br />

wird von den <strong>Gewerkschaft</strong>ern<br />

vehement bestritten. Wohl<br />

auch wegen der zahlreichen<br />

internationale Beobachter, die<br />

zum Prozessauftakt im November<br />

2009 nach Izmir gereist<br />

waren, um Solidarität zu zeigen<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeit herzustellen,<br />

hob das Gericht nach zwei<br />

Verhandlungstagen den Haftbefehl<br />

überraschend auf. Die<br />

Anklage besteht jedoch fort.<br />

Vier weitere Prozesstermine<br />

haben seitdem stattgef<strong>und</strong>en -<br />

ohne ein Urteil. Gülcin Isbert<br />

<strong>und</strong> die anderen Mitangeklagten<br />

müssen sich regelmäßig<br />

polizeilich melden <strong>und</strong> dürfen<br />

die Türkei nicht verlassen.<br />

Der Prozess gegen die Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer der Egitim<br />

Sen ist kein Einzelfall. Unabhängige<br />

<strong>und</strong> starke <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />

werden von der<br />

türkischen Regierung weiterhin<br />

als Gefahr wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> nicht als Teil einer demokratischen<br />

Gesellschaft akzeptiert.<br />

Aktive <strong>Gewerkschaft</strong>er<br />

werden verfolgt, entlassen, angeklagt<br />

<strong>und</strong> mit Gefängnisstrafen<br />

belegt. <strong>Gewerkschaft</strong>lich<br />

engagierte Lehrer werden vom<br />

Staat zur Strafe oft in abgelegene<br />

Regionen versetzt. Das<br />

<strong>SEITE</strong> 34<br />

Streikrecht ist vielen Arbeitnehmern<br />

versagt, insbesondere<br />

Beschäftigten im öffentlichen<br />

Dienst. Obwohl von der Europäischen<br />

Union im Zuge<br />

der Beitrittsverhandlung mit<br />

der Türkei bereits mehrfach<br />

angemahnt, hat das türkische<br />

Parlament bis heute kein neues<br />

<strong>Gewerkschaft</strong>sgesetz verabschiedet,<br />

das den Normen der<br />

Internationalen Arbeitsorganisation<br />

(ILO) entspricht.<br />

Auf Einladung der <strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

<strong>und</strong> der Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung werden vier<br />

Egitim Sen KollegInnen in der<br />

Zeit vom 18. – 29. September<br />

in Deutschland sein, um über<br />

die Situation in der Türkei <strong>und</strong><br />

die Arbeit ihrer <strong>Gewerkschaft</strong><br />

zu berichten. Wir möchten<br />

dazu einladen, sich aus erster<br />

Hand zu informieren <strong>und</strong> mit<br />

den türkischen <strong>Gewerkschaft</strong>ern<br />

zu diskutieren, wie wir<br />

gemeinsam dazu beitragen<br />

können, dass Menschen- <strong>und</strong><br />

<strong>Gewerkschaft</strong>srechte in der<br />

Türkei respektiert werden.<br />

Veranstaltung in Köln<br />

22.9.2011, 19:00 Uhr<br />

DGB Haus,<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

INTERNATIONALES<br />

Acht aphoristische Assoziationen<br />

zu den Ereignissen<br />

vom 22. Juli 2011 in Oslo<br />

Überzeugungstäter sind zweifellos.<br />

Aus niederen Beweggründen zu töten, ist Mord;<br />

ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit<br />

ist das Töten aus vermeintlich edlen Motiven.<br />

Wenn man bedenkt,<br />

dass Denken eine spezifisch menschliche Fähigkeit ist,<br />

dann ist es höchst bedenklich,<br />

wie unmenschlich Menschen denken können.<br />

Ideen suchen Anschluss, eine Ideologie schließt aus.<br />

Blinder Hass erlaubt keine Einsicht.<br />

Menschen brauchen Menschen –<br />

manche nur, um sie unmenschlich behandeln zu können.<br />

Mensch zu sein gelingt nicht jedem.<br />

Vernachlässigt eine Gesellschaft wertvolle Haltungen,<br />

entwickeln ungehaltene Menschen<br />

Werte verachtende Überzeugungen.<br />

<strong>SEITE</strong> 35


Starke Mädchen<br />

von Wolfgang Brinkmann<br />

Erster Preis ging an das Team<br />

der Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule<br />

Westerwaldstraße aus Köln.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Etwa 130 Gr<strong>und</strong>schülerinnen<br />

aus Nordrhein-Westfalen<br />

haben am 1. Juni in Essen am<br />

Mädchenfußballturnier der<br />

<strong>GEW</strong> NRW teilgenommen <strong>und</strong><br />

die Forderung der Globalen<br />

INTERNATIONALES <strong>GEW</strong> INTERN<br />

Bildungskampagne nach Bildung<br />

für Mädchen <strong>und</strong> Frauen<br />

weltweit unterstützt.<br />

„Dürfen wir schon auf den<br />

Rasen?“ Die Mädchen sind<br />

total aufgeregt. Es ist kurz nach<br />

neun Uhr. Beginn<br />

ist um zehn, doch<br />

die ersten Mannschaften<br />

sind schon<br />

am Platz. Aus<br />

ganz Nordrhein-<br />

Westfalen sind<br />

Schülerinnen der<br />

Gr<strong>und</strong>schulklassen<br />

drei <strong>und</strong> vier<br />

nach Essen gereist,<br />

um am Mädchenfußballturnier<br />

der<br />

<strong>GEW</strong> teilzunehmen.<br />

Das Turnier<br />

steht unter der Schirmherrschaft<br />

von Ute Schäfer, Ministerin<br />

für Familie, Kinder, Jugend,<br />

Kultur <strong>und</strong> Sport. Unter<br />

dem Motto „Starke Mädchen<br />

gesucht“ hat die <strong>GEW</strong> in NRW<br />

zu dem Fußballturnier<br />

eingeladen<br />

<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>schulen<br />

im größten<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

angeschrieben,<br />

sich mit Schülerinnenmannschaften<br />

zu bewerben. „Die<br />

vielen Rückmeldungen<br />

haben<br />

uns sehr gefreut“,<br />

erzählt die <strong>GEW</strong><br />

Landesvorsitzende<br />

Doro Schäfer. „Wir<br />

<strong>SEITE</strong> 36<br />

haben über sechzig Bewerbungen<br />

erhalten <strong>und</strong> konnten<br />

Schulen aus allen Regionen in<br />

Nordrhein-Westfalen berücksichtigen.“<br />

Mit dem Fußballturnier<br />

soll die Forderung der<br />

Globalen Bildungskampagne<br />

für das Recht auf Bildung für<br />

Mädchen <strong>und</strong> Frauen weltweit<br />

unterstützt werden. Die Globale<br />

Bildungskampagne ist ein<br />

Bündnis von <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsorganisationen<br />

für die Verwirklichung<br />

des Menschenrechts auf Bildung.<br />

„Wir führen jährlich Aktionswochen<br />

durch, um auf unsere<br />

Forderungen aufmerksam<br />

zu machen“, berichtet Barbara<br />

Geier von der <strong>GEW</strong> Hamburg,<br />

die in der Globalen Bildungskampagne<br />

aktiv ist <strong>und</strong> deshalb<br />

zum Fußballturnier nach Essen<br />

gekommen ist. „Weltweit können<br />

67 Millionen Kinder nicht<br />

zur Schule gehe. Die Mehrheit<br />

davon sind Mädchen. Das wollen<br />

wir ändern.“ Die Globale<br />

Bildungskampagne will daher<br />

die Frauenfußball-Weltmeisterschaft<br />

vom 26. Juni bis 7.<br />

Juli in Deutschland nutzen, um<br />

die Forderung nach Bildung<br />

für Frauen <strong>und</strong> Mädchen in<br />

den Blick der Öffentlichkeit zu<br />

rücken. „Für Mädchen muss<br />

mehr getan werden – bei der<br />

Bildung <strong>und</strong> im Fußball“, fordert<br />

auch Sigi Eith, der Vorsitzende<br />

der <strong>GEW</strong>-Sportkommission.<br />

Im letzten Jahr hatte<br />

die <strong>GEW</strong>-Sportkommission die<br />

Kampagne „1GOAL – Bildung für<br />

alle“ zur Fußball-WM in Südafrika<br />

unterstützt, die zur Frauenfußball-WM<br />

2011 fortgesetzt wird.<br />

„Das Mädchenturnier der <strong>GEW</strong><br />

ist eine tolle Initiative“, so Eith.<br />

„Ich bin begeistert über die Freude<br />

<strong>und</strong> das Engagement hier auf<br />

dem Fußballplatz. Die Mädchen<br />

lernen Fairness <strong>und</strong> Teamgeist<br />

<strong>und</strong> gewinnen Selbstvertrauen.“<br />

Zwölf Mannschaften mit jeweils<br />

elf Spielerinnen sind angereist,<br />

da in Siebener-Mannschaften mit<br />

vier Auswechselspielerinnen gekickt<br />

wird. Auch ein paar Jungen<br />

sind zur Unterstützung der Mädchen<br />

mitgekommen. Gespielt wird<br />

jeweils 15 Minuten. In den Pausen<br />

gibt es Essen <strong>und</strong> Getränke <strong>und</strong><br />

weitere Spielmöglichkeiten für<br />

die Mädchen. Am Nachmittag<br />

um drei Uhr findet schließlich die<br />

Preisverleihung statt. Jede Mannschaft<br />

erhält einen Pokal <strong>und</strong> alle<br />

Spielerinnen eine Urk<strong>und</strong>e. Der<br />

ersten Preis geht an das Team der<br />

Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule Westerwaldstraße<br />

aus Köln: Elf Eintrittskarten<br />

für die Spielerinnen<br />

<strong>und</strong> zwei weitere für Lehrkräften<br />

zum Halbfinalspiel der Frauenfußball<br />

WM. Möglich wurde das<br />

Turnier durch Unterstützung der<br />

Universität Duisburg-Essen <strong>und</strong><br />

das Team der Sport- <strong>und</strong> Bewegungswissenschaften<br />

in der Fakultät<br />

Bildungswissenschaften unter<br />

Leitung von Prof. Dr. Werner<br />

Schmidt, auf deren Sportanlagen<br />

der Wettkampf stattfand.<br />

Viel gewönne, wer gut würbe!<br />

4500 Kölner <strong>GEW</strong>-Mitglieder sind realistisch *)<br />

von Klaus Minartz<br />

Wenn ich sitze, will ich nicht,<br />

sitzen wie mein Sitz-Fleisch möchte,<br />

sondern wie mein Sitz-Fleisch sich,<br />

säße er, den Stuhl sich flöchte.<br />

So schrieb Christian Morgenstern <strong>und</strong> ehrte den Konjunktiv,<br />

eine Verbform, ersonnen um das zu benennen, was nicht ist,<br />

sondern wovon man nur hofft, dass es sein könnte. Ein linguistisches<br />

Misstrauensvotum gegen Gott, schrieb Arno Schmidt.<br />

Denn wenn alles gut wäre, brauchte es keinen Konjunktiv. **)<br />

Die <strong>GEW</strong> bräuchte aber mehr Mitglieder, um ihre Interessen<br />

noch besser vertreten zu können.<br />

Bei Redaktionsschluss des forum haben sich ca. 4450 Mitglieder<br />

in der <strong>GEW</strong> Köln organisiert. Das Ziel, in der nächsten<br />

Zeit das 4500. Mitglied aufnehmen zu können, ist also nicht<br />

unrealistisch. Wir wollen die KollegInnen motivieren, ihre<br />

Werbeaktivitäten zu intensivieren. Das 4500. Mitglied <strong>und</strong><br />

seine WerberIn werden von uns als Duo prämiert.<br />

Alternativ wird angeboten:<br />

• ein gemeinsames Frühstück der beiden in einem Café ihrer<br />

Wahl<br />

• ein gemeinsamer Besuch in der Philharmonie (maximal 100<br />

Euro)<br />

• als Klassiker: je einen Büchergutschein im Wert von 30 Euro.<br />

Zusätzlich wird das Duo als Ansporn für die mittelfristige<br />

Werbung des 5000. Mitglieds im forum mit einer Auflage von<br />

5000 vorgestellt.<br />

*) „Die Realität ist das, was selbst dann, wenn man aufhört,<br />

daran zu glauben, nicht weggeht.“<br />

(Philipp K. Dick, zitiert aus Christian Hesse, Warum Mathematik<br />

glücklich macht)<br />

**) Mit einem Mausklick erkennt man den Plagiator.<br />

<strong>SEITE</strong> 37


Projekt »Zeichen setzen!«<br />

<strong>GEW</strong>-TeilnehmerInnen gesucht<br />

von Banu Bambal <strong>und</strong> Regina<br />

Laudage<br />

Seit August 2010 arbeiten wir<br />

im Projekt „Zeichen setzen!<br />

– Für gemeinsame demokratische<br />

Werte <strong>und</strong> Toleranz bei<br />

Zuwanderinnen <strong>und</strong> Zuwanderern“<br />

zum Thema „Demokratiefeindliche<br />

Tendenzen<br />

unter türkeistämmigen Jugendlichen“.<br />

Träger des Projektes<br />

ist die Alevitische Gemeinde<br />

Deutschland (AABF). Dieses<br />

Jahr steht ganz im Zeichen des<br />

Aufbaus eines Kooperationsverb<strong>und</strong>s<br />

– für den wir dringend<br />

LehrerInnen gewinnen<br />

möchten, die sich in der <strong>GEW</strong><br />

engagieren. Mit dem Projekt<br />

möchten wir durch bildungspolitische<br />

Präventions- <strong>und</strong><br />

Interventionsangebote antisemitischen,<br />

islamistischen,<br />

Buchtipp<br />

Rechtsextremismus in der Einwanderungsgesellschaft.<br />

Am Beispiel der Exjugoslawen,<br />

Russlanddeutschen, Türken,<br />

Polen, Hrsg. von Schule ohne Rassismus<br />

- Schule mit Courage<br />

Über Rechtsextremismus unter<br />

Migranten ist bislang wenig bekannt.<br />

Die Broschüre eröffnet die Auseinandersetzung<br />

über die Erscheinungsformen<br />

<strong>und</strong> Organisationsstrukturen dieser<br />

Strömungen in den vier größten Einwanderergruppen.<br />

Autoren: Daniel Bay, Sead Husic,<br />

Barbara Kerneck, Uwe Rada<br />

E-Mail: schule@aktioncourage.org<br />

www.schule-ohne-rassismus.org<br />

SCHWARZES BRETT GLOSSE<br />

rechtsextremistischen <strong>und</strong><br />

ultranationalistischen Einstellungen<br />

unter türkeistämmigen<br />

Jugendlichen entgegenwirken.<br />

Dies ist kein leichtes Unterfangen.<br />

In Deutschland ist die öffentliche<br />

<strong>und</strong> politische Sensibilität<br />

für Ideologien <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

islamistischer, rechtextremistischer<br />

<strong>und</strong> ultranationalistischer<br />

Gruppen, die unter<br />

Jugendlichen aus Zuwandererfamilien<br />

um Zustimmung<br />

werben bzw. Zustimmung<br />

erhalten, bislang nur gering<br />

ausgeprägt.<br />

Im Rahmen einer wissenschaftlich<br />

begleiteten Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Bestandsanalyse haben wir<br />

von unseren Interviewpartner-<br />

Innen, darunter auch Lehrer-<br />

Innen, bestätigt bekommen,<br />

dass die Phänomene neu sind<br />

<strong>und</strong> dass der Bedarf an bildungspolitischen<br />

bzw. demokratiepädagogischenAngeboten<br />

groß ist.<br />

Unser Ziel ist, ein Bildungskonzept<br />

mit praktischen<br />

Handlungsalternativen zu entwickeln,<br />

mit dem Bildungseinrichtungen,<br />

öffentliche Jugendzentren<br />

<strong>und</strong> Schulen arbeiten<br />

können. Das Projekt „Zeichen<br />

setzen!“ möchte durch den<br />

Aufbau eines Kooperationsverb<strong>und</strong>s<br />

<strong>und</strong> durch die gemeinsame<br />

intensive Arbeit mit den<br />

KooperationspartnerInnen ein<br />

Bildungskonzept entwickeln,<br />

das Jugendlichen mit deut-<br />

<strong>SEITE</strong> 38<br />

schem <strong>und</strong> nichtdeutschem<br />

Hintergr<strong>und</strong> gemeinsame<br />

demokratische Werte <strong>und</strong> Toleranz<br />

vermittelt. Gr<strong>und</strong>legend<br />

für diese Arbeit ist der Konsens,<br />

dass alle Jugendlichen,<br />

egal welchen Hintergr<strong>und</strong>s, gemeinsam<br />

zur deutschen Gesellschaft<br />

gehören. Das am Ende<br />

der Projektlaufzeit (Dezember<br />

2013) aufgebaute Bildungskonzept<br />

in Form einer Handreichung<br />

soll PädagogInnen<br />

in ihrer schulischen Arbeit<br />

Methoden, Unterrichtsideen<br />

<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legendes Wissen für<br />

die Thematisierung von Demokratiefeindlichkeit<br />

an die Hand<br />

geben. Der Schwerpunkt liegt<br />

dabei auf der Einbeziehung<br />

türkeistämmiger Jugendlicher,<br />

der Geschichte <strong>und</strong> Politik<br />

ihres Herkunftslandes <strong>und</strong> den<br />

dadurch entstandenen Identitätskonzepten.<br />

Um unseren ersten Entwurf<br />

des pädagogischen Konzepts<br />

weiterzuentwickeln <strong>und</strong> optimal<br />

an die Schul- <strong>und</strong> Lehrplansituation<br />

anzupassen,<br />

suchen wir dringend Lehrer-<br />

Innen, die in der <strong>GEW</strong> organisiert<br />

sind <strong>und</strong> Interesse <strong>und</strong><br />

Freude an dieser konzeptionellen<br />

Arbeit mitbringen.<br />

Für den Herbst 2011 sind zu<br />

diesem Zweck mehrere Workshops<br />

geplant.<br />

Bei Interesse kontaktieren Sie<br />

bitte: Banu Bambal, Projektleiterin,<br />

0221 949856-42, Banu.<br />

Bambal@alevi.com<br />

von Wolfgang Hardenacke<br />

Erholt <strong>und</strong> voller Tatendrang die<br />

Einen. Angespannt <strong>und</strong> abwartend<br />

die Anderen. Neugierig <strong>und</strong><br />

voller Ungewissheit die Neuen. Zu<br />

Beginn des Schuljahres herrscht<br />

eine besondere Stimmung im<br />

Lehrerzimmer: Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen, die sonst während des<br />

Schuljahres kaum ein Wort miteinander<br />

reden, bilden Gesprächsgruppen<br />

<strong>und</strong> tauschen ihre<br />

Ferienerlebnisse aus. “Wie war´s<br />

auf der Nordmeer-Kreuzfahrt?<br />

Habt ihr die Aschewolke über<br />

Island mitbekommen? Erzähl´!“,<br />

will Petra Rath von Kollegin Pesch<br />

wissen. Ehe diese aber antworten<br />

kann, wirft Benno Weiß in<br />

bekannter Manier ein: „Als hätten<br />

die Isländer in der Kreditkrise<br />

nicht schon genug Asche verpulvert“.<br />

„Die Kreuzfahrt war schön<br />

<strong>und</strong> anstrengend. Wir konnten<br />

Island anlaufen, denn der Vulkanausbruch<br />

war dieses Mal nicht<br />

so gefährlich wie der vor einem<br />

Jahr“, antwortet Anne Pesch.<br />

„Wie hieß der noch?“, will Rainer<br />

Brück wissen, „der Name war<br />

ja schier unaussprechlich. Ganz<br />

offensichtlich die Wortschöpfung<br />

durchgeknallter Scrabble-Spieler.“<br />

„Ey-jaf-jalla-jö-kull“, bemerkt<br />

Kollegin Rath trocken. „Da sieht<br />

man mal wieder“, ergänzt Kollege<br />

Weiß, „Namen sind wie Schall<br />

<strong>und</strong> Rauch“. „Von Island ist nicht<br />

viel zu berichten – außer Geysire-<br />

<strong>und</strong> Wal-Gucken“, fährt Kollegin<br />

Pesch fort. „Ansonsten heißt es,<br />

dass der Isländer nicht auf Gr<strong>und</strong><br />

baut, der vorher nicht für elfenfrei<br />

erklärt wurde <strong>und</strong> dass er sich<br />

freut, auf einer Straßenkreuzung<br />

Pausengespräch<br />

in Reykjavik sein Schuhband binden<br />

zu können, weil es so wenig<br />

Verkehr gibt.“ „Was macht der<br />

Isländer sonst noch?“, interessiert<br />

sich Kollegin Rath.<br />

„Weil das Wetter ein Problem<br />

darstellt, haben offensichtlich alle<br />

Isländer ausgemacht, nie, aber<br />

auch wirklich nie, darüber zu<br />

sprechen. Und sollte es ganz, ganz<br />

schlimm werden mit dem Wetter,<br />

fängt man einfach an, laut <strong>und</strong><br />

falsch zu singen, so wie Björk.“<br />

„Wolltet ihr nicht einen Stopp in<br />

Helsinki machen?“, fragt Kollege<br />

Brück. „Ja! Und es regnete<br />

in Strömen“, erinnert sich Anne<br />

Pesch. „Ich komme ja aus Ostwestfalen“,<br />

meint Kollege Brück,<br />

„<strong>und</strong> dort sagten wir immer über<br />

Paderborn: ,Entweder es regnet,<br />

die Glocken läuten oder die<br />

Schranken sind runter‘.“ „Ähnlich<br />

sagte das unser finnischer<br />

Betreuer an Bord über sein Land:<br />

‚Entweder es regnet, die Mücken<br />

stechen einen oder es ist ständig<br />

dunkel’.“ „Bei einem solchen<br />

Alltag scheint die Schule gewissermaßen<br />

ein Hort der Zerstreuung<br />

zu sein“, meint Petra Rath.<br />

„Jetzt verstehe ich auch, warum<br />

die Finnen bei den PISA-Studien<br />

so gut abschneiden.“ „Sicherlich<br />

sind die finnischen Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler auch deshalb so gut,<br />

weil sie eine der schwierigsten<br />

Sprachen lernen <strong>und</strong> beherrschen<br />

müssen. Finnisch hat 15 Fälle<br />

<strong>und</strong> unzählige zusammengeklebte<br />

Wörter, ein echter Exot unter den<br />

europäischen Sprachen. Verwandt<br />

mit dem Ungarischen. Als ich<br />

zum ersten Mal mit Finnisch in<br />

Berührung kam, verstand ich die<br />

Sprache überhaupt nicht. Allen-<br />

<strong>SEITE</strong> 39<br />

falls bestimmte Fremdwörter ließen<br />

sich erkennen, ,nihilisti‘ etwa<br />

oder ,grillikioski‘. Weil Finnisch<br />

zu lernen so schwer ist, scheitern<br />

auch viele Migranten daran. - Ich<br />

gebe euch mal ein Beispiel in<br />

Finnisch: ,Syntyy pyry, myrskyn<br />

rytkytys ultyy. Nyt tyydyn ryyppyyn.‘<br />

Auf Deutsch heißt das:,Ein<br />

unfre<strong>und</strong>licher Windstoß erhebt<br />

sich, das Rütteln des Sturms wird<br />

stärker. Jetzt begnüge ich mich<br />

mit einem Schnaps‘.“<br />

„Apropos Schnaps. Kennt ihr<br />

den?“, meldet sich Kollege Rommerskirchen,<br />

der die Eigenart hat,<br />

sich ungebeten in Unterhaltungen<br />

einzumischen. „Worin liegt der<br />

Unterschied zwischen einer<br />

finnischen Hochzeit <strong>und</strong> einer<br />

finnischen Trauerfeier?“<br />

„Weiß ich nicht. Sag schon.“ „Auf<br />

der Trauerfeier gibt es einen Besoffenen<br />

weniger.“<br />

„Hast du deine Medikamente<br />

noch nicht genommen?“, fragt<br />

Petra Rath sarkastisch. Und Benno<br />

Weiß meint: „Ein altdeutsches<br />

Sprichwort sagt:,Man hält die<br />

Krümel von der Hand fern, warum<br />

nicht auch die Kalauer vom<br />

M<strong>und</strong>?‘.“ Das reicht dem Kollegen<br />

Rommerskirchen, er verlässt beleidigt<br />

die R<strong>und</strong>e. Nun will Rainer<br />

Brück von Kollegin Pesch noch<br />

wissen, wie es denn am Nordkap<br />

gewesen sei.<br />

„Entweder es schneit, das Nordlicht<br />

brennt, oder den Lappen<br />

geht ein Rentier durch die Lappen.<br />

- Soweit meine Kurzfassung“.<br />

Mit den Bemerkungen „Oh je!<br />

Noch ein Kalauer!“ <strong>und</strong> „Das<br />

fängt ja gut an, dieses Schuljahr!“<br />

gehen die Vier gutgelaunt in die<br />

Dienstbesprechung.


KITA<br />

<strong>SEITE</strong> 40<br />

G 10629 F Postvertriebsstück DPA Entgelt bezahlt<br />

Nr. 4 <strong>GEW</strong> forum Hans-Böckler-Platz 1 50672 Köln<br />

Vielfalt in der Schule<br />

Fachtagung<br />

zum Inklusionsplan der Stadt Köln<br />

am 26. November 2011<br />

Königin-Luise-Schule, Alte Wallgasse<br />

Die Arbeitskreise „Inklusion“ <strong>und</strong> „Schulentwicklung in Köln“ der <strong>GEW</strong> Köln<br />

laden in Kooperation mit dem Regionalen Bildungsbüro (RBB) der Stadt Köln<br />

zu einer Fachtagung ein.<br />

Diese Tagung ist ein Beitrag zur Entwicklung des Kölner Inklusionplans<br />

<strong>und</strong> konzentriert sich auf den Aspekt<br />

„Qualitätssicherung aus der Sicht der LehrerInnen“.<br />

Die genaue Tagesordnung mit Organisation <strong>und</strong> Ablauf<br />

wird im forum 5 ausführlich vorgestellt.

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