SEITE 1 - GEW Koeln - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
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<strong>SEITE</strong> 1<br />
for m<br />
<strong>GEW</strong>ERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT • STADTVERBAND KÖLN • KREISVERBAND RHEIN-BERG • AUSGABE 4/2011
Der vertikale Parkplatz<br />
Wer auf der Zoobrücke stadteinwärts fährt <strong>und</strong> an der richtigen<br />
Stelle nach rechts schaut, der sieht das orangefarbene Motorrad-<br />
Ensemble auf dem Dach einer alten Werkshalle. Darunter, wenn<br />
man es weiß, dann sieht er ihn, diesen seltsamen Parkplatz an der<br />
Deutz-Mülheimer-Straße an der Außenmauer des ›Kunst-Werks‹,<br />
einem alten Industrieareal, in dem<br />
zahlreiche Künstlerateliers untergebracht<br />
sind.<br />
<strong>SEITE</strong> 2<br />
Das Kölner Architekturprojekt »plan«,<br />
bekannt für originelle Ideen zur<br />
urbanen Stadtgestaltung, <strong>und</strong> das »office<br />
for subversive architecture«, kurz<br />
»osa«, entwickelten im Jahre 2006<br />
die Idee zum vertikalen Parkplatz.<br />
Der spitz zulaufende Parkplatz der<br />
Messehallen findet seine vertikale Erweiterung<br />
auf der riesigen Brandwand<br />
des KunstWerks. Weiße T- <strong>und</strong> Kreuzformen setzen die ›richtigen‹<br />
Markierungen des ›richtigen Parkplatzes perspektivisch korrekt<br />
gebrochen auf den Klinkern der Mauer fort.<br />
Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die rechtwinklig aus der<br />
Mauer ragende Laterne, die genau den Laternen der Messeparkplätze<br />
entspricht. Sind aber diese mit ›P Presse! Press‹ beschriftet,<br />
findet sich auf dem in der Luft hängenden Pendant die Erklärung<br />
des rätselhaften Gebildes:<br />
›P Künstler/Artists‹<br />
Da wir diesen Ort urbaner Kunst mehrfach aufgesucht haben <strong>und</strong><br />
auf dem wirklich großen Parkplatz niemals ein Auto haben parken<br />
sehen, vermuten wir, dass auch der ›richtige‹ Parkplatz ein<br />
Kunstobjekt ist <strong>und</strong> von den Autofahrern aus Ehrfurcht <strong>und</strong> ästhetischem<br />
Verständnis zu einem sakralen Ort stilisiert wurde.<br />
Thomas Sommerkamp<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>GEW</strong> Stadtverband Köln<br />
Hans-Böckler-Platz 1<br />
50672 Köln<br />
Erscheint fünfmal im Jahr; Bezugspreis 1,25 Euro;<br />
Für <strong>GEW</strong>-Mitglieder ist der Bezug des forum im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Leserbriefe geben nicht in jedem Fall die Meinung<br />
der Redaktion wieder.<br />
REDAKTION<br />
Klaus Minartz<br />
GESCHÄFTSSTELLE<br />
Montag bis<br />
Donnerstag 10.00 bis 16.00 Uhr<br />
Freitag 12.00 bis 16.00 Uhr<br />
Telefon 02 21 51 62 67<br />
Telefax 02 21 52 54 46<br />
Homepage www.gew-koeln.de<br />
E-MAIL gew-koeln@netcologne.de<br />
Konto 1320732101<br />
SEB AG, BLZ 370 101 11<br />
DRUCK<br />
Zimmermann, Köln<br />
DTP<br />
Thomas Sommerkamp, Siegen<br />
Redaktionsschluss:<br />
14. Oktober 2011<br />
TELEFONISCHE RECHTSBERATUNG<br />
Telefon 02 21 51 62 67<br />
Montag <strong>und</strong> Donnerstag 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
<strong>und</strong> nach Vereinbarung<br />
In den Ferien:<br />
Landesrechtsschutzstelle 02 01 2 94 03 37<br />
<strong>SEITE</strong> 3<br />
INHALT<br />
forum 4/2011<br />
Der vertikale Parkplatz 2<br />
Impressum <strong>und</strong> Inhalt 3<br />
Bildungspolitik<br />
Inklusionspläne überall 4<br />
Fortbildung Inklusion 5<br />
Schulkonsens 7<br />
Offener Ganztag 9<br />
Schulportrait Genoveva-Gymnasium 10<br />
Schulzozialarbeit 13<br />
KiTa<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz 14<br />
KiBiZ 16<br />
Tarifpolitik 17<br />
Lehrerräte <strong>und</strong> Mitbestimmung 18<br />
Anrechnungsst<strong>und</strong>en falsch geregelt 23<br />
HIB: Berufsbilder der Sozialen Arbeit 24<br />
Rechtsberatung 25<br />
Fachgruppen & Arbeitskreise 26<br />
CSD in Köln 28<br />
Schwarzes Brett 29<br />
Aktive Ruheständler 30<br />
Internationales 34<br />
Aphorismen zu Oslo 35<br />
Starke Mädchen 36<br />
<strong>GEW</strong> intern 37<br />
Projekt Zeichen setzen! 38<br />
Pausengepräch 39<br />
Über unsere Kölner Internet-Seite www.gew-koeln.de<br />
oder übere www.gew-nrw.de sind aktuelle Informationen,<br />
Newsletter, Kommentare <strong>und</strong> Archivmaterialien zu allen<br />
bildungspolitischen Aspekten abrufbar.<br />
Nach der Eingabe des Benutzernamens (mit großem<br />
Anfangsbuchstaben) <strong>und</strong> der Mitgliedsnummer (hat 10<br />
Ziffern <strong>und</strong> beginnt in NRW mit einer 4, sie steht auf dem<br />
Mitgliedsausweis oder auf dem Adressaufkleber der NDS)<br />
stehen alle Daten vollständig zur Verfügung.
BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK<br />
Inklusionspläne überall<br />
Beginn der Umsetzung der UN-Konvention auf verschiedenen Ebenen<br />
von Ulrike Müller-Harth,<br />
AK Inklusion<br />
Schaut man in diesen Tagen in<br />
die Veröffentlichungen der Ministerien<br />
auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene,<br />
so findet man überall<br />
„Aktionspläne“ <strong>und</strong> „Inklusionspläne“<br />
der Ministerien. Es<br />
fällt auf, dass die Ministerien<br />
für Arbeit- <strong>und</strong> Soziales schon<br />
sehr ausführliche Veröffentli-<br />
chungen <strong>und</strong> Aktionspläne haben,<br />
während sich die Anstrengungen<br />
im Bereich der Bildung<br />
eher zögerlich bewegen <strong>und</strong> es<br />
ganz unterschiedliche Entwicklungsstände<br />
gibt: von reinen<br />
Absichtserklärungen bis hin zu<br />
Änderungen der Schulgesetze<br />
z.B. in Schleswig- Holstein <strong>und</strong><br />
Bremen. Dies liegt im Bereich<br />
des B<strong>und</strong>es an der Länderhoheit<br />
im Bildungsbereich. Die<br />
Länder selbst müssen aber<br />
auch die zur konsequenten<br />
Umsetzung der UN-Konvention<br />
notwendigen Strukturveränderungen<br />
vornehmen. Die<br />
schwammigen <strong>und</strong> auf alten<br />
Strukturen beharrenden KMK-<br />
Empfehlungen tragen dazu<br />
nicht bei. Bemerkenswert <strong>und</strong><br />
lesenswert ist dazu eine Veröffentlichung<br />
der Monitoring-<br />
Stelle des Deutschen-Instituts<br />
für Menschenrechte (siehe<br />
dazu unter www.institut-fuermenschenrechte.de),<br />
in der die<br />
Vorgaben der KMK kritisiert<br />
werden <strong>und</strong> vor<br />
allem die Länder<br />
aufgefordert<br />
werden, mit konkreten<br />
Schritten<br />
zur Umsetzung<br />
der Konvention zu<br />
beginnen.<br />
Außerdem haben<br />
alle Verbände –<br />
auch die <strong>GEW</strong><br />
auf B<strong>und</strong>esebene<br />
– Stellungnahmen<br />
abgegeben, die<br />
den KMK Entwurf durchweg<br />
sehr kritisch sehen.<br />
In Nordrhein-Westfalen ist<br />
vom Ministerium für Arbeit<br />
<strong>und</strong> Soziales ein Aktionsplan<br />
erschienen. Die Bildungskonferenz<br />
spart das Thema unter<br />
Hinweis auf einen eigenen<br />
Inklusionsplan, dessen Eckpunkte<br />
das Schulministerium<br />
für Mitte des Jahres angekündigt<br />
hatte, aus. Erschienen<br />
- <strong>und</strong> seit einigen Tagen auch<br />
im Netz veröffentlicht - ist das<br />
von der Landesregierung in<br />
Auftrag gegebene Gutachten<br />
von Klemm <strong>und</strong> Preuss-Lausitz<br />
<strong>SEITE</strong> 4<br />
mit konkreten Vorschlägen zur<br />
Umsetzung der UN-Konvention<br />
in NRW. (www.schulministerium.nrw.de/BP/Inklusion_Gemeinsames_Lernen/<br />
Gutachten__Auf_dem_Weg_<br />
zur_Inklusion_/NRW_Inklusionskonzept_2011__-_neue_<br />
Version_08_07_11.pdf)<br />
Wie die Ergebnisse in den<br />
Inklusionsplan der Landesregierung<br />
einfließen <strong>und</strong> zu<br />
Gesetzesänderungen <strong>und</strong><br />
Änderungen von Verwaltungsvorschriften<br />
führen, bleibt<br />
abzuwarten.<br />
In der Stadt Köln ist nach der<br />
Auftaktveranstaltung zum<br />
Inklusionsplan am 13.4.2011<br />
inzwischen die Dokumentation<br />
erschienen <strong>und</strong> eine „Kernarbeitsgruppe“<br />
hat mit 20<br />
Mitgliedern ihre Arbeit aufgenommen.<br />
Die Zusammensetzung<br />
dieser Gruppe wird vom<br />
Stadtverband (Vorstand, GA<br />
<strong>und</strong> AK Inklusion) kritisiert,<br />
da zwar SchulleiterInnen der<br />
verschiedenen Schulformen<br />
dazu gehören, die LehrerInnen<br />
selbst, die die Konvention vor<br />
Ort umsetzen werden, aber<br />
nicht direkt beteiligt sind. Der<br />
Stadtverband hat versucht, eine<br />
Veränderung der Zusammensetzung<br />
in dieser Hinsicht zu<br />
erreichen, hat damit aber - mit<br />
dem Hinweis auf die Arbeitsfähigkeit<br />
der Gruppe – keinen<br />
Erfolg gehabt.<br />
Unsere Beteiligung soll nach<br />
Vorschlag der Verwaltung im<br />
Rahmen von Expertenr<strong>und</strong>en in<br />
Zusammenarbeit mit dem Regionalen<br />
Bildungsbüro (RBB) unter<br />
dem Thema „Qualitätssicherung aus<br />
Sicht der LehrerInnen“ erfolgen.<br />
Auf der Vorstandssitzung wurde die<br />
Durchführung einer Fachtagung<br />
beschlossen, deren Ergebnisse <strong>und</strong><br />
Empfehlungen in den Inklusionsplan<br />
einfließen sollen. Die Kooperation<br />
mit dem Regionalen Bildungsbüro<br />
wurde als sinnvoll erachtet,<br />
da das Bildungsbüro als städtische<br />
Dienststelle notwendige Fortbildungen<br />
organisieren <strong>und</strong> anbieten<br />
kann. Die Veranstaltung soll besonders<br />
den Blick auf den Umgang mit<br />
Vielfalt richten, aber auch Gelegenheit<br />
zur Information über „best<br />
practise“ in der Stadt Köln unter<br />
dem Aspekt der Ausbildung, Fortbildung<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung bieten.<br />
Sie wird – so steht es nun fest – vom<br />
Stadtverband der <strong>GEW</strong> Köln (federführend<br />
AK Inklusion <strong>und</strong> AK<br />
Schulentwicklung) zusammen mit<br />
dem Regionalen Bildungsbüro am<br />
Samstag, den 26.11.2011 im Königin<br />
- Luise- Gymnasium veranstaltet.<br />
(siehe Vorankündigung auf der<br />
Rückseite des forum). Der genaue<br />
Titel <strong>und</strong> das Programm werden<br />
noch veröffentlicht <strong>und</strong> über die<br />
verschiedenen Verteiler die Mitglieder<br />
erreichen.<br />
Es wird einen „heißen Herbst“ in<br />
Sachen Inklusion geben, bei dem<br />
sich viele auf den unterschiedlichsten<br />
Ebenen beteiligen können.<br />
(Siehe zur Tagung der Universität Köln am<br />
11./12. Oktober auf der Seite 7)<br />
In den Empfehlungen zur<br />
Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
im<br />
Bereich der allgemeinen<br />
Schulen „Auf dem Weg zur<br />
schulischen Inklusion in<br />
Nordrhein-Westfalen“ haben<br />
die Professoren Klaus Klemm<br />
<strong>und</strong> Ulf Preuss-Lausitz im<br />
Juni 2011 der Landesregierung<br />
Vorschläge zur „Fortbildung<br />
Inklusion“ unterbreitet.<br />
In ihrer Zusammenfassung<br />
heißt es dazu:<br />
„Inklusion wird unterstützt<br />
durch das kontinuierliche<br />
Angebot an Fortbildung<br />
Inklusion (insbesondere mit<br />
den Themen Teamarbeit,<br />
innere, auch auf Fächer<br />
bezogene Differenzierung<br />
unter Bedingungen von<br />
Heterogenität, Lernstandsdiagnostik<br />
<strong>und</strong> Förderkonzepte,<br />
Feedback-Kultur,<br />
Verhaltensmodifikation,<br />
Peer-Peer-Lernen, Transfer<br />
von Wissen aus dem eigenen<br />
Qualifikationsprofil an<br />
Kollegen). Das Fortbildungsangebot<br />
Inklusion wird<br />
regional vorgehalten <strong>und</strong><br />
umgehend verstärkt“.<br />
Im Gutachten (Kapitel 3.<br />
1.18) wird folgendes zur<br />
Lehrerfort-, Aus- <strong>und</strong> –weiterbildung<br />
ausgeführt:<br />
„Die Entwicklung eines<br />
inklusiven Bildungssystems<br />
bis 2020 verlangt begleitend<br />
<strong>SEITE</strong> 5<br />
Fortbildung Inklusion<br />
die Qualifizierung des beteiligten<br />
pädagogischen Personals.<br />
Ein zentrales Element<br />
für die landesweite Umsetzung<br />
inklusiver Bildung ist<br />
erstens die prozessbegleitende<br />
Fortbildung des schon<br />
tätigen pädagogischen Personals,<br />
zweitens die inklusions-pädagogische<br />
Gr<strong>und</strong>ausbildung<br />
der Lehramtsstudierenden,<br />
drittens die Neueinführung<br />
eines Zweitfaches LES (Lernen,<br />
emotionale <strong>und</strong> soziale<br />
Entwicklung, Sprache) bei<br />
allen Lehrämtern <strong>und</strong> viertens<br />
aufgr<strong>und</strong> des steigenden<br />
sonderpädagogischen Bedarfs<br />
die Einführung einer<br />
mehrsemestrigen Zusatzqualifikation<br />
als Weiterbildungsmaßnahme.<br />
• Empfohlen wird, mit Erzieher/innen<br />
<strong>und</strong> Lehrkräften,<br />
die erstmalig inklusiv<br />
arbeiten, im Rahmen der<br />
Arbeitszeit verpflichtende<br />
praxisnahe Fortbildung zum<br />
gemeinsamen Unterricht<br />
durchzuführen, möglichst<br />
als schulinterne Fortbildung,<br />
aber auch durch regionale<br />
<strong>und</strong> überregionale Angebote.<br />
Bisherige Erfahrungen zeigen,<br />
dass besonders hilfreich<br />
die Verbindung von Hospitationen<br />
<strong>und</strong> Peer-Peer-<br />
Training mit theoretischen<br />
Elementen ist. Damit solch<br />
eine Fortbildung tatsächlich<br />
flächendeckend verwirklicht
werden kann, ist die Etablierung<br />
regionaler Arbeitsgemeinschaften<br />
sinnvoll, die der<br />
Hospitation, dem persönlichen<br />
Austausch, der Klärung von<br />
Gr<strong>und</strong>fragen <strong>und</strong> praktischer<br />
Probleme dienen.<br />
• Nicht nur allgemeine <strong>und</strong><br />
sonderpädagogische Lehrkräfte<br />
haben Qualifizierungsbedarf,<br />
sondern auch Erzieher/innen,<br />
Schulpsychologen, Schulleiter/<br />
innen, Sozialarbeiter/innen<br />
oder pädagogische Betreuer<br />
oder Mitarbeiter des Sozialamtes<br />
<strong>und</strong> der Jugendhilfe.<br />
Um die fachliche Verständigung<br />
zwischen unterschiedlich<br />
ausgebildeten <strong>und</strong> orientierten<br />
Personen zu verbessern, die<br />
für ganzheitliche Hilfeplanung<br />
nötig ist, wird gemeinsame<br />
regionale Fortbildung empfohlen.<br />
Die verschiedenen Träger<br />
dieser Personengruppen sollten<br />
diese gemeinsam oder im regelmäßigen<br />
Wechsel innerhalb<br />
des Kreises bzw. der Kreisfreien<br />
Stadt verantworten. Das trägt<br />
über den Fortbildungseffekt<br />
zur engeren Vernetzung bei.<br />
• In die Lehrerausbildung aller<br />
Lehrämter sollte ein Pflicht-<br />
Modul „Inklusion / Teamarbeit<br />
/ individuelle Förderung /<br />
Heterogenität“ aufgenommen<br />
BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK<br />
werden, das sich inhaltlich mit<br />
Unterricht unter Bedingungen<br />
von – unterschiedlicher – Heterogenität,<br />
mit Teamarbeit,<br />
mit Beratung, mit Diagnostik<br />
von Entwicklungs- <strong>und</strong> Lernprozessen,<br />
mit best practice<br />
anderer Schulen <strong>und</strong> mit<br />
gr<strong>und</strong>legenden Behinderungen<br />
beschäftigt. Das Land Berlin<br />
verlangt seit 2000 von allen<br />
Kandidaten des Lehrer-Staatsexamens<br />
einen Pflichtschein<br />
zur „Integrationspädagogik“,<br />
der positiv evaluiert wurde<br />
(…). Die TU Berlin hat ihn in<br />
seine gestuften Lehramtsstudiengänge<br />
übernommen. Damit<br />
können allerdings nur Gr<strong>und</strong>legungen<br />
geschaffen werden.<br />
Es ist erforderlich, auch im<br />
Vorbereitungsdienst eine<br />
solche Pflichtveranstaltung<br />
zu verankern, die stärker auf<br />
(fach-) didaktische <strong>und</strong> praktisch-psychologische<br />
Fragen<br />
ausgerichtet ist.<br />
• Der Bedarf an sonderpädagogischer<br />
Kompetenz in<br />
der allgemeinen Schule – vor<br />
allem in den Bereichen Lernen,<br />
emotionale <strong>und</strong> soziale<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Sprache – ist<br />
erkennbar auch heute schon<br />
groß, <strong>und</strong> er wird trotz der<br />
Verlagerung des Personals aus<br />
den Förderschulen steigen.<br />
Daher wird empfohlen, in allen<br />
Lehramtsstudiengängen ein<br />
Zweitfach Sonderpädagogik<br />
LES (Lernen, emotionale <strong>und</strong><br />
soziale Entwicklung, Sprache)<br />
<strong>SEITE</strong> 6<br />
<strong>und</strong> im sonderpädagogischen<br />
Studiengang (mit Erstfach Sonderpädagogik)<br />
ein gebündeltes<br />
Fach LES einzuführen.<br />
• Zusätzlich sollte ein dreisemestrigen<br />
Zertifikats- Weiterbildungsstudiengang<br />
Inklusion<br />
/ Heterogenität / Teamarbeit<br />
/ Förderdiagnostik eingeführt<br />
werden. Er könnte für solche<br />
Lehrkräfte angeboten <strong>und</strong><br />
mit Ermäßigungsst<strong>und</strong>en der<br />
Teilnehmer organisiert werden,<br />
die künftig Moderatoren- <strong>und</strong><br />
Leitungsfunktionen bei der<br />
Fortbildung, der Organisation<br />
regionaler Inklusion oder der<br />
innerschulischen Leitung der<br />
unten vorgeschlagenen Zentren<br />
pädagogischer Unterstützung<br />
in Schulen übernehmen<br />
wollen.“<br />
AK Inklusion<br />
Dienstag, 20.9.2011<br />
um 18.00 Uhr<br />
Großer Saal (1. OG)<br />
Thema:<br />
Vorbereitung der<br />
<strong>GEW</strong>-Fachtagung<br />
zur Inklusion<br />
Ulli Müller-Harth<br />
Tel: 0221/512687<br />
Uschi Kellermann<br />
Tel.: 0221/16846200<br />
von Klaus Minartz<br />
Schulkonsens<br />
Schulfrieden oder Grabesruhe?<br />
Unser Arbeitskreis in der <strong>GEW</strong><br />
hat den Namen „Schulentwicklungsplanung“.<br />
Wir haben uns<br />
mit der Integrierten Jugendhilfe-<br />
<strong>und</strong> Schulentwicklungsplanung<br />
Köln 2011 auseinandergesetzt,<br />
haben versucht, die<br />
Unterschiede <strong>und</strong> Vor- <strong>und</strong><br />
Nachteile von Gesamtschulen<br />
<strong>und</strong> Gemeinschaftsschulen<br />
heraus zu filtern.<br />
Wir haben eine Begehung der<br />
Bildungslandschaft Altstadt<br />
Nord durchgeführt <strong>und</strong> haben<br />
ernüchternde Ergebnisse vorgef<strong>und</strong>en.<br />
Und jetzt ein schulpolitischer<br />
Konsens.<br />
Meine ersten Wahrnehmungen:<br />
• Die Gemeinschaftsschule<br />
wird ein Auslaufmodell vor<br />
ihrem Start.<br />
• Das gegliederte Schulsystem<br />
erhält Verfassungsrang.<br />
• Die neu kreierte Sek<strong>und</strong>arschule<br />
umfasst nur die Jahrgänge<br />
5 bis 10, hat also keine<br />
eigenständige Oberstufe.<br />
• Bis zum Jahre 2023 sind die<br />
Leitlinien verabredet <strong>und</strong> nicht<br />
einseitig aufkündbar.<br />
• Weiterentwicklung aller<br />
Schulen zu inklusiven Schulen<br />
<strong>und</strong> Fortsetzung des Prozesses<br />
zur inklusiven Schule.<br />
Ich stutze. Inklusive Schule?<br />
Wird in dem Konsens nicht die<br />
Selektion im Schulsystem festgeschrieben?<br />
Die <strong>GEW</strong> NRW<br />
kommentiert den Konsens<br />
positiv. Ich stutze. Wird in dem<br />
Konsens nicht gerade „Eine<br />
Schule für Alle“ verabschiedet?<br />
Die zustimmende Presseerklärung<br />
des Philologenverbandes<br />
<strong>und</strong> seiner Interpretation des<br />
Konsenses lassen mich weiter<br />
nachdenklich werden.<br />
„Die vorgesehene Formulierung<br />
in der Landesverfassung bekennt<br />
sich zu einem vielfältigen,<br />
gegliederten Schulwesen <strong>und</strong><br />
benennt daneben ebenso integrative<br />
Schulformen. Damit ist<br />
de facto für nachgefragte, stabile<br />
Hauptschulen, Realschulen <strong>und</strong><br />
Gymnasien eine Bestandsgarantie<br />
ausgesprochen. Den Eltern<br />
vermittelt der Schulkonsens<br />
größere Klarheit. Ein Wettlauf<br />
zwischen den Kommunen wird<br />
verhindert. Eine Zersplitterung<br />
der Schulstruktur wurde im<br />
Rahmen des Möglichen eingegrenzt;<br />
eine Verwischung von<br />
Schulprofilen zurückgedrängt.<br />
Die Gymnasien sind mit einem<br />
achtjährigen Bildungsgang<br />
aus einem Guss gesichert; als<br />
integrative Schulform besitzen<br />
nur die Gesamtschulen eine<br />
gymnasiale Oberstufe. Der PhV<br />
lobt die Verhandlungsführer.<br />
Es ist „gut, dass sie realistische<br />
Konturen für die Sek<strong>und</strong>arschule<br />
formuliert haben“, so<br />
Peter Silbernagel. Die Lehrpläne<br />
sollen beispielsweise auf denen<br />
der Realschule <strong>und</strong> der Gesamtschule<br />
fußen.<br />
<strong>SEITE</strong> 7<br />
Einladung zur<br />
Tagung<br />
Inklusion <strong>und</strong><br />
Diversität als<br />
Herausforderung an<br />
<strong>Erziehung</strong>, Schule <strong>und</strong><br />
LehrerInnenbildung<br />
Humanwissenschaftliche Fakultät<br />
der Universität Köln<br />
11. <strong>und</strong> 12. Oktober 2011)<br />
Im Wintersemester 2011/2012<br />
beginnt die neue<br />
LehrerInnenausbildung<br />
an der Universität zu Köln.<br />
Zu ihren innovativen Kernbestandteilen<br />
gehört vor allem<br />
die Ausbildung zum Umgang mit<br />
Diversität <strong>und</strong> Inklusion.<br />
Mit der Tagung soll eine engere<br />
Verbindung zu parallelen<br />
Bemühungen der Kölner<br />
Stadtgesellschaft <strong>und</strong> zur Praxis<br />
im Bereich der Inklusion<br />
hergestellt werden.<br />
Die Uni lädt alle Interessierten<br />
herzlich ein.<br />
Informationen:<br />
info@diversity-studies.de<br />
Anmeldung:<br />
cedis-anmeldung@uni-koeln.de
Die 2. Fremdsprache soll nur<br />
fakultativ gewählt werden<br />
können. Damit entfällt die<br />
vordergründig platte Werbung<br />
mit „gymnasialen Standards“.<br />
In einem Stufenplan sollen<br />
auch die anderen Schulformen<br />
kleinere Klassen erhalten.<br />
„Unverkennbar ist der Wille<br />
der Verantwortlichen, die<br />
Schulstruktur nach pragmatischen<br />
Gesichtspunkten weiter<br />
zu entwickeln. Die ‚Schule für<br />
alle‘ wurde ebenso aufgegeben<br />
wie gleichermaßen die ‚Verankerung<br />
der Hauptschule in der<br />
Landesverfassung. Einen Exklusivanspruch<br />
gibt es weder für<br />
ein ausschließlich gegliedertes,<br />
differenziertes noch für ein<br />
vereinheitlichendes, integratives<br />
Schulwesen.“ (Auszug aus der<br />
PM des PhV vom 19.7.11)<br />
Der Kölner Attac - AK „Bildung<br />
<strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong>“ formuliert<br />
seine Interpretation auch<br />
in einer Pressemitteilung <strong>und</strong><br />
ist die bisher einzige mir bekannte<br />
kritische Stimme zum<br />
Konsens.<br />
„Schulfrieden? - Grabesruhe!<br />
Quer durch die Republik, von<br />
„Welt“ bis „Süddeutsche“ jubeln<br />
die Medien über den „Schulfrieden“,<br />
der in NRW mit der<br />
Einführung der Sek<strong>und</strong>arschule<br />
nun endlich erreicht sei.<br />
Was aber ist wirklich passiert?<br />
Als Gegenleistung für - im in-<br />
BILDUNGSPOLITIK<br />
ternationalen Vergleich gesehen<br />
- geringfügige Fortschritte<br />
in der Schulstrukturfrage hat<br />
sich die rot-grüne NRW-Regierungskoalition<br />
bereitwillig dazu<br />
hergegeben, die noch aus dem<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert stammende<br />
<strong>und</strong> außerhalb Deutschlands<br />
weltweit längst überw<strong>und</strong>ene<br />
Vielgliedrigkeit des Schulwesens<br />
für die nächsten 12 Jahre nicht<br />
nur beizubehalten, sondern<br />
auch noch mit Verfassungsrang<br />
abzusichern.<br />
Durchgesetzt haben sich damit<br />
die - vor allem in der CDU -<br />
landesweit starken Kräfte, die<br />
Selektion an den Schulen als<br />
„chancengerecht“ deklarieren<br />
<strong>und</strong> es offenbar völlig korrekt<br />
finden, dass das gegliederte<br />
Schulsystem Jahr für Jahr etwa<br />
70.000 Jugendliche ohne Hauptschulabschluss<br />
<strong>und</strong> damit zu<br />
großen Anteilen in die Perspektivlosigkeit<br />
entlässt. Angesichts<br />
dieses Versagens der schulischen<br />
Vielgliedrigkeit müsste es nun<br />
endlich um konsequent gemeinsames<br />
Lernen <strong>und</strong> um intensive<br />
individuelle Förderung gehen.<br />
Die bescheidenen Verbesserungen<br />
durch die Einführung<br />
der Sek<strong>und</strong>arschule helfen da<br />
kaum weiter - vor allem nicht<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />
weiterhin vielfach gegliederten<br />
Schulumgebung, die den Zugang<br />
zum Abitur immer noch in hohem<br />
Maße nur durch die Filter<br />
sozialer Auslese ermöglicht.<br />
<strong>SEITE</strong> 8<br />
aus dem KStA vom 5. 7. 2011<br />
So wurden nun mit dem viel<br />
bejubelten „Schulfrieden“ die<br />
Hoffnungen, die sich angesichts<br />
internationaler Schulentwicklung<br />
<strong>und</strong> -erfolge sowie auch<br />
der ernsthaften Diskussionen<br />
<strong>und</strong> Empfehlungen der NRW-<br />
Bildungskonferenz einstellten,<br />
nicht nur massiv enttäuscht,<br />
sondern geradezu verfassungsrechtlich<br />
beerdigt.“<br />
Die nächste Sitzung des AK<br />
„Schulentwicklungsplanung“<br />
am 11.10.2011 hat ihr Thema.<br />
Gut für den AK. Auch gut für<br />
die Schulentwicklung?<br />
BILDUNGSPOLITIK<br />
Der Offene Ganztag – ein Erfolgsmodell?<br />
Beschäftigte im offenen Ganztag protestieren<br />
von Hildegard Merten<br />
Auf der Betriebsversammlung<br />
eines großen Kölner<br />
Trägers wurde klar, was die<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen im<br />
offenen Ganztag umtreibt.<br />
Frustriert <strong>und</strong> zum Teil sehr<br />
aufgebracht berichteten sie<br />
von den Belastungen, die von<br />
Schuljahr zu Schuljahr zugenommen<br />
haben, ohne dass<br />
sich dies positiv auf ihr Arbeitverhältnis<br />
auswirkt. Tag für<br />
Tag stellen sie sich den hohen<br />
Erwartungen der Schulen <strong>und</strong><br />
der Eltern, geben ihr Bestes unter<br />
zumeist widrigen Umständen<br />
<strong>und</strong> müssen doch gleichzeitig<br />
erfahren, dass ihre Arbeit<br />
offensichtlich gering geschätzt<br />
wird. Die Gruppen werden<br />
wegen der hohen Nachfrage bis<br />
an die Grenzen des Machbaren<br />
aufgestockt, so dass eine pädagogische<br />
Arbeit kaum noch<br />
möglich ist. Gleichzeitig gibt<br />
es für sie als Beschäftigte im<br />
offenen Ganztag keine Vollzeitstellen,<br />
die Teilzeitstellen sind<br />
dann noch für ein Schuljahr<br />
befristet <strong>und</strong> ein Tarifgehalt<br />
gibt es so gut wie nirgendwo.<br />
Die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
die sich regelmäßig im AK „Offener<br />
Ganztag“ treffen, hatten<br />
nach dem Wechsel der Landeregierung<br />
vor genau einem Jahr<br />
zusammengestellt, was ihrer<br />
Meinung nach kurzfristig – bis<br />
zum Schuljahr 2011/2012 - <strong>und</strong><br />
langfristig – bis zum Schuljahr<br />
2014 – im offenen Ganztag<br />
nachgebessert werden muss.<br />
Diese Erwartungen wurden<br />
nicht einmal ansatzweise<br />
erfüllt. Das neue Schuljahr<br />
beginnt wie das alte endete.<br />
Die von der Landeregierung<br />
eingesetzte „Bildungskonferenz“<br />
hat Empfehlung für den<br />
Ganztag entwickelt (nachzulesen<br />
im Netz) die durchaus<br />
positiv sind – aber: wann können<br />
wir mit der Realisierung<br />
rechnen?<br />
Die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
wollen nicht länger geduldig<br />
abwarten. Sie haben auf ihrer<br />
Betriebversammlung beschlossen,<br />
in der ersten Septemberwoche<br />
zum Schuljahresbeginn<br />
die Kölner Landtagsabgeordneten<br />
<strong>und</strong> die Schulministerin<br />
via Mail <strong>und</strong> Brief auf die desolaten<br />
Zustände in ihren Schulen<br />
<strong>und</strong> auf ihre schlechten<br />
Arbeitsbedingungen aufmerksam<br />
zu machen.<br />
Wir schlagen vor, diese Aktion<br />
auf alle offenen Ganztagsschulen<br />
auszuweiten.<br />
Egal welche Schule, egal bei<br />
welchem Träger beschäftigt:<br />
bringt euch in Erinnerung!<br />
Holt euch die Unterstützung<br />
der Eltern <strong>und</strong> LehrerInnen.<br />
Im Netz findet ihr weitere<br />
Informationen – auch eine<br />
Liste der Kölner Landtagsabgeordneten:<br />
www.gew-koeln.de /<br />
Schule/ Ganztag<br />
<strong>SEITE</strong> 9<br />
Für das nächste Treffen des<br />
AK Offener Ganztag<br />
am Donnerstag,<br />
29. September , 18.30 Uhr<br />
haben wir den Landtagsabgeordneten<br />
der SPD,<br />
Jochen Ott, eingeladen.<br />
Es wird über die aktuellen<br />
Vorhaben <strong>und</strong> Entwicklungen<br />
berichtet <strong>und</strong> es<br />
werden Fragen beantwortet.<br />
Kurz vor Redaktionsschluss<br />
erreichte uns die Mitteilung,<br />
dass die mit Erlass vom 23.<br />
Dezember 2011 beschlossenen<br />
erhöhten Fördersätze für den<br />
offenen Ganztag jetzt endlich<br />
- nach Verabschiedung des<br />
Haushalts 2011 - ausgezahlt<br />
werden können. Es geht um<br />
ausstehende Beträge für das 2.<br />
Schulhalbjahr 2010/2011 sowie<br />
das kommende Schuljahr. Diese<br />
Gelder sollten da ankommen,<br />
wo sie am dringendsten<br />
benötigt werden (s.o.)<br />
Wir schließen uns deshalb gerne<br />
der Aufforderung unserer<br />
Schulministerin Löhrmann,<br />
die in ihrer Ankündigung an<br />
die Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />
schreibt, dass diese sich dafür<br />
stark machen sollten, „dass die<br />
erhöhten Fördersätze auch tatsächlich<br />
dem offenen Ganztag<br />
vor Ort zugute kommen.“<br />
Das heißt im Klartext:<br />
Für eine Tariferhöhung bei den<br />
Beschäftigten!
BILDUNGSPOLITIK<br />
Wir gratulieren dem Genoveva-Gymnasium<br />
zum Gewinn des Deutschen Schulpreises 2011<br />
Ein Gymnasium, an dem die<br />
Mehrheit der Schüler Migranten<br />
sind – eine Utopie in Deutschland?<br />
Irrtum.<br />
So hatte sich Robin die neue<br />
Schule nicht vorgestellt. Völlig<br />
verunsichert kam er nach dem<br />
ersten Schultag nach Hause. In<br />
seiner fünften Klasse waren er<br />
<strong>und</strong> ein Klassenkamerad die<br />
einzigen deutschen Schüler.<br />
Einen „Kulturschock“ attestierte<br />
ihm Schulleiter Bernd<br />
Knorreck. Am zweiten Tag<br />
weigerte sich der Junge, in die<br />
Schule zu gehen. Da fühle er<br />
sich fremd. Sieben von zehn<br />
Schülern an seiner Schule sind<br />
mit einer anderen Muttersprache<br />
aufgewachsen: Türkisch,<br />
Russisch, Polnisch, Arabisch,<br />
Bengalisch, Afghanisch, Finnisch,<br />
Ovambo, Lingala, Urdu.<br />
Robin fühlte sich wie auf<br />
einem anderen Planeten. Die<br />
Eltern ermutigten ihn durchzuhalten.<br />
Sein Vater, Ingenieur<br />
bei Siemens, <strong>und</strong> die Mutter,<br />
gelernte Goldschmiedin, hatten<br />
sich bewusst für die Schule im<br />
Südwesten Kölns entschieden,<br />
obgleich es Alternativen gab,<br />
die näher lagen. Er solle es<br />
noch eine Woche versuchen,<br />
bat ihn sein Vater, er arbeite<br />
schließlich auch mit ausländischen<br />
Kollegen zusammen.<br />
Inzwischen besucht Robin<br />
die sechste Klasse. Zu seinen<br />
besten Fre<strong>und</strong>en zählt Kotaro<br />
aus Japan. Robins Urteil heute:<br />
„Eigentlich ist es bei uns egal,<br />
woher einer stammt.“<br />
Klingt fast zu schön, um wahr<br />
zu sein, erst recht, wenn man<br />
die Gegend kennt, in der die<br />
Schule liegt: Köln-Mülheim,<br />
ehemaliges Arbeiterviertel,<br />
gleich um die Ecke die Keupstraße,<br />
„Klein-Istanbul“<br />
genannt, in der es kaum noch<br />
deutsche Geschäfte gibt. Etwa<br />
ein Drittel der Schüler lebt<br />
von Hartz IV. Eltern der Mittelschicht<br />
machen seit Jahren<br />
einen Bogen um diese Schule.<br />
Selbst unter Migranten gibt es<br />
Vorbehalte. Schülerin Fatima,<br />
15, <strong>und</strong> ihre Eltern bekamen<br />
vor einigen Jahren noch zu hören,<br />
die Tochter solle doch besser<br />
das Hölderlin-Gymnasium<br />
besuchen, statt diese „asoziale<br />
Schulen mit den vielen Ausländern“.<br />
Aus dem einstigen Mädchengymnasium<br />
wurde in<br />
den Neunziger Jahren eine<br />
Ganztagsschule vor allem für<br />
Zuwanderer. „Erst kam die<br />
polnische, dann die russische,<br />
dann die türkische Welle“, sagt<br />
Knorreck, der 2005 die Leitung<br />
der Schule übernahm. Er selbst<br />
kam aus dem Stadtteil Lindental,<br />
„wo die Professoren leben“,<br />
<strong>und</strong> Eltern viel Geld für Nachhilfeunterricht<br />
investieren.<br />
Nur den wenigsten Genoveva-<br />
Schülern wird derart geholfen.<br />
Umso erstaunlicher, dass sie<br />
im Zentralabitur ebenso gut<br />
abschneiden wie Abiturienten<br />
<strong>SEITE</strong> 10<br />
in bürgerlichen Stadtteilen.<br />
„Konsequent, hochprofessionell<br />
<strong>und</strong> höchst wirksam“, so<br />
die Jury des Deutschen Schulpreises,<br />
setze das Gymnasium<br />
um, was Bildungsreformer seit<br />
Jahren fordern, nämlich endlich<br />
das Potenzial von Einwandererkindern<br />
zu nutzen, die in<br />
vielen deutschen Großstädten<br />
zwar schon die Mehrheit ihrer<br />
Generation stellen, aber überproportional<br />
häufig auf Hauptschulen<br />
landen.<br />
Das Motto des Genoveva: „Alle<br />
reden von Integration. Wir<br />
machen sie.“ Mit der Sprache<br />
fängt alles an. Ohne sehr gute<br />
Deutschkenntnisse kein Abitur,<br />
das weiß am „Geno“ jedes<br />
Kind. Trotzdem werden selbst<br />
Kinder, die kein Wort Deutsch<br />
sprechen, aufgenommen,<br />
sofern sie den Aufnahmetest<br />
in Englisch <strong>und</strong> in ihrer Muttersprache<br />
bestanden haben.<br />
Danach lernen sie Deutsch in<br />
Intensivkursen bei speziell ausgebildeten<br />
Lehrern. So wie die<br />
15-jährige Kaja aus Polen, die<br />
12-jährige Anastasia aus Russland<br />
oder die 11-jährige Viktoriya<br />
aus Bulgarien, die erst seit<br />
wenigen Monaten in Deutschland<br />
leben. Regina Beckmann<br />
unterrichtet die kleine Gruppe<br />
in der Mittagszeit, während andere<br />
schon in der Mensa sitzen.<br />
Die Lehrerin hat Küchengeräte<br />
als Anschauungsobjekte mitgebracht.<br />
„Schüssel“, schreibt ein<br />
Mädchen an die Tafel. Regina<br />
Foto:<br />
Robert Bosch Stiftung<br />
Max Lautenschläger<br />
Beckmann erklärt<br />
nicht nur die Schreibweise,<br />
sondern auch<br />
die Rechtschreibregel<br />
dazu. Ihre Schüler<br />
lernen schnell <strong>und</strong><br />
zielstrebig. Immerhin<br />
ein Fünftel der<br />
Genoveva-Schüler,<br />
besonders jene aus<br />
Osteuropa, hat Akademikereltern<br />
– darunter Ingenieure <strong>und</strong><br />
Ärzte, die wissen, wie wichtig<br />
das Abitur für ihre Kinder ist.<br />
Nach ein paar Monaten<br />
beherrschen solche ehrgeizigen<br />
Seiteneinsteiger genug<br />
Deutsch, um dem Unterricht<br />
folgen zu können. Daneben<br />
gibt es auch am Genoveva<br />
Schüler, die in einer Parallelwelt<br />
aufwachsen. Es gehe<br />
nicht darum, Migranten die<br />
deutsche Kultur aufzuzwängen,<br />
betont der Schulleiter.<br />
Aber ein paar „harte Regeln“<br />
müssen sein: Pünktlichkeit<br />
<strong>und</strong> Disziplin, gegenseitiger<br />
Respekt <strong>und</strong> Solidarität sind<br />
Pflicht. Wer seine Mitschüler<br />
notorisch stört, kommt in den<br />
„Trainingsraum“, wo er allein,<br />
unter Aufsicht eines Lehrers,<br />
arbeiten muss. Eltern verpflichten<br />
sich schriftlich, dass ihr<br />
Kind an Klassenfahrten <strong>und</strong><br />
am Schwimmunterricht teilnehmen<br />
darf. Zugleich werden<br />
Kompetenzen der Schüler<br />
wichtig genommen. Türkisch<br />
kann als Prüfungsfach im<br />
Abitur gewählt werden. Statt<br />
BILDUNGSPOLITIK<br />
einer Weihnachtsfeier gibt es<br />
ein „Winterfest“, die Schüler<br />
gehen durch Räume, die von<br />
Mitschülern mit Symbolen<br />
jüdischer, christlicher <strong>und</strong><br />
muslimischer Feiertage ausgeschmückt<br />
wurden.<br />
In Klasse sieben sprechen fast<br />
alle sehr gut deutsch. Das ist<br />
notwendig, wenn man Sinn<br />
<strong>und</strong> Form von Heines Ballade<br />
„Belsazar“ ergründen will.<br />
„Der König stieren Blicks da<br />
saß, mit schlotternden Knien<br />
<strong>und</strong> totenblass“, rezitiert Medine.<br />
Die Mitschüler sollen<br />
„coachen“ <strong>und</strong> Tipps für den<br />
besseren Vortrag geben. Marice<br />
trägt das „Heideröslein“ vor.<br />
„Du hast Takt, Metrum <strong>und</strong><br />
Betonung eingehalten“, loben<br />
die Klassenkameraden. „Aber<br />
sprich noch einen Tick lauter.“<br />
Leistungsbereitschaft verlangt<br />
auch Tanzpädagogin Sarah<br />
Schuhmacher. Tanz ist für die<br />
Ganztagsschüler am Genoveva<br />
bis Klasse neun Pflichtfach. An<br />
diesem Morgen studiert sie mit<br />
elf Mädchen <strong>und</strong> fünf Jungen<br />
der siebten Klasse eine neue<br />
Technik ein. „Klarer Blick,<br />
<strong>SEITE</strong> 11<br />
stolzer Rücken! Hände aus den<br />
Hosentaschen, Fliegerdrehung,<br />
hopp!“ Schuhmacher, schlank<br />
<strong>und</strong> durchtrainiert, tanzt die<br />
Bewegungen vor. Die meisten<br />
Mädchen machen sie mühelos<br />
nach, doch einige Jungs stehen<br />
sichtlich neben sich. Die Arme<br />
von Emrah hängen schlaff wie<br />
die Zweige einer Trauerweide.<br />
„In wenigen Wochen“, ermahnt<br />
Sarah Schuhmacher, „habt ihr<br />
einen öffentlichen Auftritt!“<br />
„Was?“ klingt es aus der Klasse.<br />
Die Schüler lernen Schritt für<br />
Schritt, Verantwortung für ihr<br />
Stück zu übernehmen. „Du<br />
stehst – du gehst – du entscheidest!“,<br />
ermuntert die Lehrerin<br />
ihre Schülerin Medine. Und<br />
gleich darauf Emrah: „Du<br />
führst die Klasse an.“ Emrah<br />
steht jetzt vorn. Ein Ruck geht<br />
durch seinen Rücken – <strong>und</strong><br />
auf einmal fließen seine Bewegungen.<br />
Tanz funktioniert, wenn Sprache<br />
noch nicht funktioniert,<br />
erklärt die Tanzpädagogin.<br />
Tanz sei ein Ventil für Emotionen,<br />
sorge für ein besseres<br />
Miteinander, sogar für bessere
Einladung<br />
Stimm- <strong>und</strong><br />
Sprechtraining<br />
Fit für die beruflichen<br />
Anforderungen<br />
Fortbildung<br />
Wer in einem Sprechberuf tätig ist, weiß,<br />
wie wichtig eine belastbare <strong>und</strong> durchsetzungsfähige<br />
Stimme ist. Im täglichen<br />
Berufsalltag wird die Stimme von LehrerInnen<br />
<strong>und</strong> anderen Vielsprechern in<br />
hohem Maße gefordert, was schnell zu<br />
einer Überanstrengung <strong>und</strong> Anfälligkeit<br />
der Stimme führen kann.<br />
Mit gezielten Übungen aus der Sprecherziehung<br />
können Sie Ihre stimmlichen<br />
Fähigkeiten trainieren, um mit einem<br />
ökonomischen Stimmgebrauch eine tragfähige<br />
Stimme <strong>und</strong> auch weiterhin Freude<br />
am Sprechen zu haben.<br />
DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1<br />
Samstag, 19.11.2011<br />
von 9.00 Uhr bis 16.30 Uhr<br />
Referentin<br />
Gabriele Debye-Göckler<br />
Teilnahmebeitrag:<br />
<strong>GEW</strong>.Mitglieder 50 Euro;<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder ermäßigt 30 Euro;<br />
Nichtmitglieder 90 Euro<br />
Veranstaltungsnummer:<br />
WBG 11-11-02<br />
Anmeldungen an: DGB-Bildungswerk NRW e.V.,<br />
c/o <strong>GEW</strong> NRW, Nünningstr. 11, 45141 Essen, Tel.<br />
0201 - 2 94 03 26, Fax 0201 - 2 94 03 17 oder<br />
per E-Mail: katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />
<strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
Köln<br />
BILDUNGSPOLITIK KITA<br />
Noten. Schülerin Laura, 14,<br />
sagt: „Beim Tanz muss man<br />
sich vertrauen.“ Egal, woher<br />
einer stammt.<br />
Solche Angebote machen die<br />
Schule auch für deutsche Schüler<br />
attraktiv. Aber das allein<br />
würde nicht reichen, wenn das<br />
Engagement der Lehrer nicht<br />
wäre. „Man darf sie fragen,<br />
man darf auch mal etwas nicht<br />
verstanden haben“, beobachtet<br />
Robins Mutter. „Diese Lehrer<br />
mögen Kinder.“ Folge: Aus Robins<br />
Angstfach Mathe wurde<br />
sein Lieblingsfach. Schon am<br />
dritten Tag fand Robin seine<br />
Mitschüler „witzig“. Den besten<br />
Beweis, dass die Entscheidung<br />
für diese Schule richtig war,<br />
liefert er seiner Mutter seitdem<br />
auch ohne Worte: „Er kommt<br />
jeden Tag gut gelaunt aus der<br />
Schule.“<br />
Laudatio: Genoveva-Gymnasium,<br />
Köln<br />
Eine Weltkarte in einer Schule<br />
ist nicht unbedingt etwas Besonderes.<br />
Wenn sie aber aufzeigt,<br />
woher 70% der Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler her kommen –<br />
nämlich aus 40 verschiedenen<br />
Nationen –, dann ist das schon<br />
ungewöhnlich für ein deutsches<br />
Gymnasium. Auf diese Vielfalt<br />
macht die Eingangshalle<br />
des Genoveva-Gymnasiums in<br />
Köln aufmerksam. Diese Schule<br />
schafft es, in einer Umgebung,<br />
die von Kölnern ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
kaum noch<br />
<strong>SEITE</strong> 12<br />
besucht oder gar bewohnt wird,<br />
Jugendliche unabhängig von ihrer<br />
Nationalität erfolgreich zum<br />
Abitur zu führen. Sie bedient<br />
sich dabei zweierlei: Zum einen<br />
vermittelt sie den Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern konsequent die<br />
deutsche Sprache, unterstützt<br />
durch computergestützte Lernprogramme,<br />
aber auch durch<br />
gezielte Sprachförderung in<br />
allen Fächern. Zum anderen<br />
hat sie ein Profilfach „Tanz“. Als<br />
durchgängiges zweistündiges<br />
Fach – unterrichtet von professionellen<br />
Tanzpädagoginnen –<br />
verb<strong>und</strong>en mit regelmäßigen öffentlichen<br />
Aufführungen gelingt<br />
es hier, die ganz verschiedenen<br />
Jugendlichen weit über das<br />
Tanzen hinaus zu fördern. Tanz<br />
erweist sich– gleichsam komplementär<br />
zu dem Sprachprogramm<br />
– als eine ideale Form,<br />
Menschen unterschiedlicher<br />
Kulturen emotional-körperlich<br />
<strong>und</strong> gemeinsam in Kontakt zu<br />
bringen. Das tänzerische Niveau<br />
ist hoch, zugleich individuell angemessen:<br />
Selbst der körperlich<br />
gehandicapte Schüler bekommt<br />
eine ihm gemäße Chance, mit<br />
zu tanzen. Und es geling sogar,<br />
sich zierende Jungen in der<br />
Pubertät in diesem Prozess nicht<br />
zu verlieren. Damit gelingt es<br />
der Schule, ein soziales Klima<br />
zu schaffen, das weit über die<br />
Tanzst<strong>und</strong>en hinaus wirkt <strong>und</strong><br />
positiv die Lernmöglichkeiten<br />
der Jugendlichen unterstützt.<br />
Quelle: Website der Robert Bosch<br />
Stiftung<br />
Die <strong>GEW</strong> bittet alle Schulleiterinnen<br />
<strong>und</strong> Schulleiter sowie<br />
Leitungen von Jugendhilfeträgern,<br />
bei den zuständigen<br />
Stellen ihrer Kommunen, den<br />
Schul- bzw.Jugendämtern, zum<br />
Schuljahresbeginn 2011/2012<br />
neue Stellen für Schulsozialarbeit<br />
zu beantragen.<br />
Am 25. Februar jubelte die<br />
Sozialpolitikerin Manuela<br />
Schwesig, die für die SPD<br />
das Vermittlungsergebnis der<br />
Hartz-IV-Reform wesentlich<br />
mit ausgehandelt hat, im Deutschen<br />
B<strong>und</strong>estag: „Wir haben<br />
erreicht, dass 3000 Schulsozialarbeiter<br />
zukünftig die Kinder<br />
unterstützen – Menschen für<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche anstatt<br />
Chipkarten, Automaten<br />
<strong>und</strong> Bürokratie.“ Was dann<br />
folgte, war Ratlosigkeit. Die<br />
im Sozialgesetzbuch (SGB) II<br />
beschlossenen Verfahrens- <strong>und</strong><br />
Finanzierungsregeln nehmen<br />
die Kommunen nicht in die<br />
Pflicht, sie auch umzusetzen.<br />
Es gibt keine inhaltlichen,<br />
qualitativen <strong>und</strong> strukturellen<br />
Vorgaben. Somit besteht einerseits<br />
ein großer Spielraum für<br />
kommunale Entscheidungen.<br />
Andererseits ist zu befürchten,<br />
dass die Mittel lediglich für<br />
kleine Projekte, nicht aber zum<br />
Ausbau einer verlässlichen <strong>und</strong><br />
professionellen Schulsozialarbeit<br />
verwendet werden. Die<br />
<strong>GEW</strong> will B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat helfen, ihr<br />
Versprechen zu halten, 3000<br />
Alles nur Augenwischerei?<br />
Schulsozialarbeitstellen<br />
neue Stellen zu schaffen. Wir<br />
fordern die Kommunen auf,<br />
diese zum Beginn des nächsten<br />
Schuljahres einzurichten. Dabei<br />
sollten folgende Kriterien<br />
gelten:<br />
Zusätzlichkeit: Die aus SGB II<br />
finanzierte Schulsozialarbeit<br />
muss das bisher bestehende<br />
Angebot erweitern <strong>und</strong> ergänzen.<br />
Die Kommunen dürfen<br />
das Geld nicht dafür ausgeben,<br />
um bereits bestehende Projekte<br />
<strong>und</strong> vorhandenes Personal zu<br />
finanzieren.<br />
Professionalität: Schulsozialarbeit<br />
ist eine komplexe Aufgabe.<br />
Sie setzt sozialpädagogische<br />
Qualifikationen <strong>und</strong> Kompetenzen<br />
im Umgang mit Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern sowie<br />
mit Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern<br />
voraus. Deshalb: Die Stellen<br />
sind nur mit ausreichend<br />
qualifizierten Fachkräften zu<br />
besetzen.<br />
Arbeitsbedingungen:: Schulsozialarbeit<br />
muss per Tarifvertrag<br />
abgesichert sein. Die<br />
Bezahlung sozialpädagogischer<br />
Fachkräfte muss durch eine<br />
entsprechende Eingruppierung<br />
im Tarifvertrag des öffentlichen<br />
Dienstes (TVöD) geregelt<br />
sein. Die Arbeitszeit muss feste<br />
Anteile für Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung<br />
sowie Fortbildung<br />
enthalten.<br />
Kontinuität: Schulsozialarbeit<br />
braucht Kontinuität. Sie kann<br />
nur in vertrauensvollen <strong>und</strong><br />
verlässlichen Beziehungen<br />
<strong>SEITE</strong> 13<br />
zwischen<br />
sozialpädagogischen<br />
Fachkräften,<br />
Jugendlichen<br />
<strong>und</strong><br />
Lehrkräften<br />
wirksam<br />
werden.<br />
Kurzfristig<br />
angelegte<br />
Projekte<br />
bereichern<br />
zwar das<br />
Schulleben.<br />
Aber Schulsozialarbeit<br />
ist keine<br />
Projektarbeit,<br />
sondern – vor allem für<br />
benachteiligte Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche – eine sinnvolle<br />
Beziehungsarbeit. Wir machen<br />
die Nagelprobe. Meint es die<br />
Politik ernst oder ist alles nur<br />
Augenwischerei? Bekommen<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche die<br />
Unterstützung, die sie brauchen<br />
oder verschwinden 400<br />
Millionen Euro in den Kassen<br />
der Kämmerer? Die Bildungsgewerkschaft<br />
erwartet, dass die<br />
Politik ihre Zusagen einhält.<br />
Marianne Demmer,<br />
Leiterin des Organisationsbereichs<br />
Schule beim Hauptvorstand<br />
der <strong>GEW</strong><br />
Norbert Hocke,<br />
Leiter des Organisationsbereichs<br />
Jugendhilfe <strong>und</strong> Sozialarbeit<br />
beim Hauptvorstand der <strong>GEW</strong>
Einladung<br />
Als Erzieherin<br />
älter werden<br />
Das Seminar hilft, im<br />
Austausch mit anderen,<br />
Strategien zu entwickeln,<br />
um die letzten Berufsjahre<br />
zufriedenstellend <strong>und</strong> ges<strong>und</strong><br />
gestalten zu können.<br />
Die Teilnehmer sollten bequeme<br />
Kleidung <strong>und</strong> eine<br />
Decke/Matte mitbringen.<br />
Donnerstag, 27.10.2011<br />
von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr<br />
Referentin: Rita Viertel<br />
Teilnahmebeitrag:<br />
<strong>GEW</strong>.Mitglieder 50 Euro;<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder ermäßigt<br />
30 Euro;<br />
Nichtmitglieder 90 Euro<br />
Veranstaltungsnummer:<br />
WBG 11-10-04<br />
Anmeldungen an:<br />
DGB-Bildungswerk NRW e.V., c/o<br />
<strong>GEW</strong> NRW, Nünningstr. 11, 45141<br />
Essen, Tel. 0201 - 2 94 03 26, Fax<br />
0201 - 2 94 03 17 oder per E-Mail:<br />
katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />
<strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
Köln<br />
von Nina Goerges<br />
KITA KITA<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz in<br />
Kindergärten<br />
Das geht auch schon heute!<br />
Über Ges<strong>und</strong>heit wird in<br />
pädagogischen Einrichtungen<br />
viel gesprochen. Es gibt in den<br />
Kitas Projekte zum Thema<br />
Bewegungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung,<br />
es gibt Fortbildungen<br />
zum Thema Ges<strong>und</strong>heit. Leider<br />
geht es dabei häufig nur um die<br />
Kinder, die diese Einrichtung<br />
besuchen <strong>und</strong> nicht auch um die<br />
Ges<strong>und</strong>heit des pädagogischen<br />
Personals.<br />
Dabei haben ErzieherInnen<br />
<strong>und</strong> KinderpflegerInnen<br />
täglich schwierige Arbeitssituationen<br />
zu bewältigen, die die<br />
Beschäftigten sowohl körperlich<br />
als auch psychisch stark<br />
belasten. Dies wurde in den<br />
letzten Jahren durch zahlreiche<br />
Studien festgestellt. Zu<br />
den körperlichen Belastungen<br />
zählen nach diesen Studien u.<br />
a. die stimmliche<br />
Beanspruchung<br />
durch häufiges <strong>und</strong><br />
zum Teil lautes<br />
Sprechen, der tägliche<br />
Lärm <strong>und</strong> die<br />
Belastung durch<br />
ungünstige Körperhaltung<br />
durch<br />
vielfaches Heben<br />
der Kinder <strong>und</strong><br />
zu kleine Möbel.<br />
Zu den psychischen<br />
Belastungen<br />
gehören ebenfalls<br />
der tägliche Lärm,<br />
die Größe der<br />
<strong>SEITE</strong> 14<br />
Kindergruppen, die Vielzahl<br />
der zu bewältigenden Aufgaben<br />
verb<strong>und</strong>en mit dem daraus<br />
resultierenden Druck, zunehmende<br />
Verhaltensprobleme<br />
der Kinder, Zeitdruck <strong>und</strong> die<br />
fehlende Möglichkeiten zur<br />
Entspannung durch zu kurze<br />
oder ständig unterbrochene<br />
Pausen. Natürlich wird man<br />
nicht von jeder Belastung bei<br />
der Arbeit krank. Einige der<br />
Belastungsfaktoren sind berufsbedingt<br />
<strong>und</strong> können gar<br />
nicht geändert werden, wie z.<br />
B. das notwendige Heben der<br />
Kinder. Arbeitsbelastungen<br />
wirken sich aber dann negativ<br />
auf die Ges<strong>und</strong>heit aus, wenn<br />
ihnen keine positiven Bewältigungsressourcenentgegenstehen.<br />
Diese positiven Faktoren<br />
können z. B. eine ausreichende<br />
Qualifizierung, ein angemessener<br />
Zeitraum zur Erledigung<br />
der Arbeitsaufgaben, soziale<br />
Unterstützung <strong>und</strong> ausreichende<br />
Kommunikation mit<br />
KollegInnen, angemessene<br />
technische Hilfsmittel <strong>und</strong><br />
Ausstattung des Arbeitsplatzes<br />
sein. Und gerade hier ist der<br />
Arbeitgeber gefragt. Durch<br />
viele (nicht unbedingt kostspielige)<br />
Maßnahmen kann der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz in den Einrichtungen<br />
verbessert werden.<br />
Angefangen von einer besseren<br />
Arbeitszeitregelung mit der<br />
verlässlichen Möglichkeit einer<br />
ungestörten Pause bis hin zur<br />
Einführung einer regelmäßigen<br />
Supervision für das pädagogische<br />
Personal. Fortbildungen<br />
zum Thema Ges<strong>und</strong>heit wären<br />
ebenfalls ein wichtiger Schritt.<br />
Hilfreich können auch flexible<br />
Arbeitszeitmodelle sein.<br />
Auch kleinere bauliche Veränderungen<br />
wie z. B. Lärmschutzmaßnahmen<br />
können<br />
die Beschäftigten im Alltag<br />
entlasten. In den Kindergärten<br />
in diese Erkenntnis leider noch<br />
nicht überall angekommen.<br />
Kaum eine Erzieherin oder<br />
Kinderpflegerin kann sich vorstellen,<br />
bis zum Erreichen des<br />
Rentenalters zu arbeiten. Ein<br />
großer Teil der Beschäftigten<br />
leidet unter ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Beeinträchtigungen. Besonders<br />
verbreitet sind psychosomatische<br />
Beschwerden wie Kopf-,<br />
Rücken- <strong>und</strong> Nackenschmer-<br />
zen. Aber auch das Burnout-<br />
Syndrom ist bei ErzieherInnen<br />
<strong>und</strong> KinderpflegerInnen auf<br />
dem Vormarsch. Hier gehören<br />
die ErzieherInnen zu der<br />
am häufigsten betroffenen<br />
Berufsgruppe. Für die Kinderbetreuungssituation<br />
ist dieser<br />
Zustand fatal. Schon jetzt ist es<br />
schwierig qualifizierten Nachwuchs<br />
für ausscheidende KollegInnen<br />
zu finden. Der Markt<br />
für Fachkräfte ist leer. Durch<br />
den weiteren Ausbau der<br />
U3-Plätze <strong>und</strong> das steigende<br />
Durchschnittsalter beim pädagogischen<br />
Personal wird die<br />
Situation noch verschärft. Fällt<br />
jetzt auch noch das vorhandene<br />
Personal vorzeitig aus, steht es<br />
schlecht um die Kindergärten.<br />
Um weiterhin eine qualitativ<br />
hochwertige Kinderbetreuung<br />
anbieten zu können, sind<br />
die Träger der Einrichtungen<br />
verpflichtet, die Ges<strong>und</strong>heit<br />
ihrer Beschäftigten zu pflegen.<br />
Ohne die Beschäftigten kann<br />
das beste Konzept nicht umgesetzt<br />
werden. Krankes Personal<br />
ist außerdem teures Personal.<br />
Durch ein gutes Ges<strong>und</strong>heitskonzept<br />
können hier sogar<br />
Kosten gespart werden. Eine<br />
Investition in den betrieblichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz ist daher<br />
auch eine Investition in die<br />
Zukunft des Trägers.<br />
<strong>SEITE</strong> 15<br />
Deportiert ins<br />
Ghetto Litzmannstadt<br />
Fortbildung<br />
des NS-Dokumentationszentrums<br />
Mittwoch, 21.09.2011<br />
von 10.30 Uhr bis 15.00 Uhr<br />
Im Oktober 1941 wurden r<strong>und</strong><br />
3.000 jüdische Frauen, Männer <strong>und</strong><br />
Kinder aus dem Rheinland in das<br />
Ghetto Litzmannstadt deportiert.<br />
Weniger als fünfzig von ihnen<br />
überlebten.<br />
Anlässlich des 70. Jahrestages<br />
der Deportationen werden in einer<br />
Sonderausstellung Lebenszeugnisse<br />
dieser Deportierten gezeigt.<br />
Die Ausstellung ist für Schulen<br />
geeignet <strong>und</strong> kann angefordert<br />
werden bei der<br />
Mahn- <strong>und</strong> Gedenkstätte<br />
Düsseldorf<br />
Tel. 0211 8996205.<br />
Die Fortbildung gibt einen Einblick<br />
in die Ausstellung.<br />
• Führung mit der Kuratorin Dr.<br />
Karola Fings.<br />
• Diskussion didaktischer Fragen<br />
mit Konrad Klesse, Lehrer i. R. <strong>und</strong><br />
Barbara Kirschbaum, Museumspädagogin<br />
NS-Dokumentationszentrum<br />
der Stadt Köln,<br />
Appellhofplatz 23 – 25,<br />
50667 Köln<br />
Treffpunkt: Foyer<br />
Anmeldung bis zum 16.9.2011 bei Barbara<br />
Kirschbaum, Tel. 0221/221-26567;<br />
E-Mail<br />
barbara.kirschbaum@stadt-koeln.de<br />
Infos zur Ausstellung unter<br />
www.nsdok.de
KITA<br />
KIBIZ – Änderungsgesetz<br />
Verbesserungen für die Beschäftigten stehen noch aus!<br />
von Hildegard Merten<br />
Das erste Änderungsgesetz<br />
zum Kinderbildungsgesetz<br />
(KiBiz) tritt zum 1. August<br />
in Kraft <strong>und</strong> sollte an dieser<br />
Stelle eigentlich bewertet<br />
werden. Es fällt schwer, etwas<br />
zu schreiben. Keine der Kölner<br />
Kolleginnen hatte überhöhte<br />
Erwartungen an das neue<br />
Gesetz. Jeder <strong>und</strong> jede wusste<br />
aus der Diskussion mit den<br />
Vertretern der Parteien, dass es<br />
nicht einfach würde. Und nun<br />
fühlt es sich nicht so an, als<br />
wäre mit der Gesetzesänderung<br />
ein erster wichtiger Schritt in<br />
die richtige Richtung getan<br />
worden.<br />
Die <strong>GEW</strong>-Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen aus den Kölner Kindergärten<br />
haben sich frühzeitig<br />
vor der Wahl eingeklinkt <strong>und</strong><br />
allen Parteien Gelegenheit<br />
gegeben, sich über die Situation<br />
in den Kindergärten zu<br />
informieren <strong>und</strong> ihre jeweiligen<br />
Positionen <strong>und</strong> Vorhaben<br />
darzulegen. Die Landtagskandidatinnen<br />
<strong>und</strong> –kandidaten<br />
Andrea Asch, Carolin Butterwegge,<br />
Ingrid Hack, Jürgen<br />
Hollstein <strong>und</strong> Yvonne Gebauer<br />
haben das Angebot genutzt.<br />
Auf diesen fünf Veranstaltungen<br />
haben die Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen aus dem Kindergartenalltag<br />
berichtet <strong>und</strong><br />
sie haben mit den Abgeordneten<br />
diskutiert. Bis auf Jürgen<br />
Hollstein von der CDU wollten<br />
alle das KiBiz im Falle einer<br />
Wahl gr<strong>und</strong>legend <strong>und</strong> vorzeitig<br />
einer Revision unterziehen,<br />
mit der übereinstimmenden<br />
Perspektive, die Arbeitsbedingungen<br />
in den Kindergärten<br />
zu verbessern. Danach haben<br />
Kölner Kolleginnen für die<br />
<strong>GEW</strong> an den Regionalkonferenzen<br />
teilgenommen. Träger,<br />
Beschäftigte, Eltern <strong>und</strong> Verbände<br />
haben im Auftrag der<br />
neuen Landesregierung auf<br />
diesen Konferenzen beraten,<br />
wie das KiBiz optimiert werden<br />
kann. Unsere Beiträge sind<br />
eingeflossen. Es gab die Anhörung<br />
im Landtag – auch daran<br />
haben Kölner Kolleginnen<br />
teilgenommen – <strong>und</strong> wir haben<br />
erneut die Sprecherin der<br />
Grünen, Andrea Asch zu einer<br />
Fachgruppensitzungen eingeladen,<br />
damit sie uns über den<br />
aktuellen Stand der Revision<br />
informiert <strong>und</strong> wir ihr unsere<br />
Position dazu vermitteln können.<br />
Dass sich die Verhältnisse<br />
sehr schnell ändern würden,<br />
damit war nicht zu rechnen.<br />
Wir hatten Verständnis dafür,<br />
dass man die Kindpauschale<br />
nicht Hals über Kopf, also<br />
schon zum 1.8.2011, verändern<br />
kann, wenn die Finanzierung<br />
eine auskömmliche, planbare<br />
<strong>und</strong> an internationalen Qualitätsstandards<br />
ausgerichtete<br />
Kinderbetreuung ermöglichen<br />
soll. Was sich aber jetzt zum<br />
1.8. realisiert, bringt wenig für<br />
die Beschäftigten. Die Eltern<br />
<strong>SEITE</strong> 16<br />
werden bedient – Beitragsfreiheit<br />
<strong>und</strong> mehr Mitbestimmung,<br />
was in Ordnung ist -, es<br />
gibt an der einen oder anderen<br />
Stelle mehr Zuschüsse – für<br />
Kinder mit Behinderung, für<br />
Familienzentren, für Sprachförderung,<br />
- einige Korrekturen<br />
wurden vorgenommen<br />
sowie organisatorische Verbesserungen.<br />
Alles richtig <strong>und</strong><br />
wichtig. Bei den Beschäftigten<br />
hinterlässt der erste Teil der<br />
Revision allerdings einen faden<br />
Geschmack.<br />
Hoffen wir, dass der Anspruch<br />
für die 2. Stufe der Revision<br />
für das Kindergartenjahr<br />
2012/2013 eingelöst wird, der<br />
insbesondere die Angebotsstruktur,<br />
das Finanzierungssystem,<br />
die Auskömmlichkeit der<br />
Finanzierung, den Betreuungsschlüssel<br />
<strong>und</strong> die zusätzliche<br />
Sprachförderung korrigieren<br />
will.<br />
Solange sich die Situation für<br />
die Beschäftigten in den Kindergärten<br />
nicht ändert<br />
bleibt das „KiBiz“ bei uns ganz<br />
oben auf der Tagesordnung<br />
Nächstes Treffen am Donnerstag,<br />
6. Oktober, 18.00 Uhr im<br />
Kölner DGB-Haus.<br />
Genauere Analysen <strong>und</strong> Kommentierungen<br />
stehen auf der<br />
Homepage der <strong>GEW</strong>-<strong>Koeln</strong>:<br />
www.gew.koeln.de<br />
Die B<strong>und</strong>estarifkommission<br />
der <strong>GEW</strong> hat am 20. Juni 2011<br />
alle <strong>GEW</strong>-Landesverbände<br />
aufgefordert, über die weiteren<br />
Perspektiven zur Durchsetzung<br />
einer tariflichen Entgeltordnung<br />
für angestellte Lehrkräfte<br />
(L-ego) zu diskutieren <strong>und</strong><br />
Strategien zur Mobilisierung<br />
der Mitglieder zu entwickeln.<br />
In der B<strong>und</strong>estarifkommission<br />
der <strong>GEW</strong>, die für die<br />
Verhandlungen der <strong>GEW</strong> mit<br />
der Tarifgemeinschaft deutscher<br />
Länder zuständig ist,<br />
sind Tarifbeschäftigte aus allen<br />
B<strong>und</strong>esländern vertreten. Die<br />
Erfahrung der Tarifr<strong>und</strong>e 2011<br />
hat gezeigt, dass die Arbeitgeber<br />
nach wie vor nicht bereit<br />
sind, ihr Alleinbestimmungsrecht<br />
bei der Eingruppierung<br />
von angestellten Lehrkräften<br />
aus der Hand zu geben.<br />
Zur Durchsetzung der L-ego<br />
werden also weitere Auseinandersetzungen<br />
notwendig<br />
sein. Jetzt muss ausgelotet<br />
werden, welche strategischen<br />
Möglichkeiten es gibt <strong>und</strong> wie<br />
hierfür am besten mobilisiert<br />
werden kann. Im September<br />
sollen in einer großen tarifpolitischen<br />
Konferenz die weiteren<br />
Weichen gestellt werden. Die<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder, insbesondere<br />
die angestellten Lehrkräfte,<br />
sind daher aufgerufen, sich in<br />
ihren <strong>GEW</strong>-Gremien aktiv in<br />
die Diskussion einzubringen.<br />
TARIFPOLITIK<br />
Wie weiter mit L-EGO?<br />
B<strong>und</strong>estarifkommission (BTK) eröffnet Mitgliederdiskussion<br />
Beschluss des <strong>Gewerkschaft</strong>stages<br />
2011 der<br />
<strong>GEW</strong> NRW in Wuppertal:<br />
Gleiches Entgelt für gleichwertige<br />
Lehrtätigkeit – das<br />
Ziel einer gerechten Länderentgeltordnung<br />
für Lehrkräfte<br />
weiter verfolgen<br />
Der <strong>Gewerkschaft</strong>stag verurteilt<br />
die Blockadehaltung der<br />
öffentlichen Arbeitgeber, die<br />
die Verhandlungen zur Lehrereingruppierung<br />
ohne Ergebnis<br />
beendet haben. Der <strong>Gewerkschaft</strong>stag<br />
beschließt:<br />
1. Das Ziel, einen erstmaligen<br />
Tarifvertrag zur Eingruppierung<br />
der Lehrkräfte <strong>und</strong> Lehrenden an<br />
Hochschulen zu erreichen, wird<br />
nachdrücklich weiterverfolgt.<br />
2. In einem ersten Schritt soll zumindest<br />
eine spürbare Verbesserung<br />
für alle Entgeltgruppen – als<br />
Beitrag zum Schließen der Netto-<br />
Schere zwischen Beamten <strong>und</strong><br />
Angestellten – erreicht werden,<br />
z.B. durch Höhergruppierungen,<br />
die Einführung einer Erfahrungsstufe<br />
6 ab EG 9, Schaffung einer<br />
Zulage.<br />
3. Der Landesvorstand wird sich<br />
beim Hauptvorstand der <strong>GEW</strong><br />
<strong>und</strong> bei der B<strong>und</strong>estarifkommission<br />
dafür einsetzen, alles<br />
(einschließlich notwendiger<br />
Arbeitskampfmaßnahmen) für<br />
eine Wiederaufnahme der Verhandlungen<br />
zu einer Länderentgeltordnung<br />
für Lehrkräfte zu tun.<br />
Ziel ist eine eigene Tarifr<strong>und</strong>e zur<br />
Länderentgeltordnung für Lehrkräfte<br />
2012.<br />
4. Der Landesvorstand fordert die<br />
Landesregierung medienwirksam<br />
auf, ihr Wahlversprechen einer<br />
<strong>SEITE</strong> 17<br />
gerechten Bezahlung der tarifbeschäftigten<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong><br />
Lehrer einzulösen.<br />
5. Der Landesvorstand initiiert<br />
<strong>und</strong> koordiniert auf Landesebene<br />
die kritische Reflexion der letzten<br />
Streikerfahrungen. Er entwickelt<br />
Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Streikbereitschaft <strong>und</strong> zur Verbreiterung<br />
der Mobilisierung aller<br />
Beschäftigten. Untergliederungen<br />
<strong>und</strong> Personalratsfraktionen<br />
unterstützen dies durch zielgruppenorientierteInformationsveranstaltungen,<br />
wie z.B. Personal- <strong>und</strong><br />
Lehrerrätefortbildungen.<br />
6. Der Landesvorstand prüft die<br />
örtlichen Gegebenheiten in den<br />
Regionen, um weitere dezentrale<br />
Streikstandorte einzurichten. Die<br />
Untergliederungen sind aufgefordert,<br />
entweder einen eigenen<br />
Streikstandort einzurichten oder<br />
mit einem in der Nähe liegenden<br />
zu kooperieren.<br />
7. Der Landesvorstand wird<br />
beauftragt, in Bezug auf die im<br />
Rahmen des Tarifabschlusses<br />
2011 erreichte Öffnungsklausel<br />
zur Altersteilzeit mit dem Arbeitgeberverband<br />
NRW so schnell wie<br />
möglich Verhandlungen aufzunehmen<br />
<strong>und</strong> einen Tarifvertrag<br />
zur Altersteilzeit abzuschließen
MITBESTIMMUNG MITBESTIMMUNG<br />
Lehrerrat<br />
<strong>und</strong> innerschulisches Personalmanagement<br />
von Walther Kröner,<br />
Schulleiter der Gesamtschule<br />
Aachen-Brand,<br />
Quelle: SchulVw 2/11<br />
Den Lehrerrat bei Personalangelegenheiten<br />
zu beteiligen ist<br />
Voraussetzung für die Tragfähigkeit<br />
des Personalmanagements<br />
Um den Schulleiter in Angelegenheiten<br />
des Kollegiums zu<br />
beraten <strong>und</strong> um zwischen Vorgesetzten<br />
<strong>und</strong> Lehrkräften bei<br />
schwierigen Fragen, in Problem-<br />
oder Streitfällen zu vermitteln,<br />
ist Aufgabe der Lehrerräte oder<br />
der schulischen Personalräte. Sie<br />
an Personalangelegenheiten zu<br />
beteiligen, erhöht die Tragfähigkeit<br />
des innerschulischen Personalmanagements.<br />
Die Praxis der Lehrerratsarbeit<br />
in Schulen gestaltet sich sehr<br />
unterschiedlich. An einigen<br />
Schulen beschränken sich<br />
die Aufgaben des Lehrerrats<br />
weitgehend darauf, den Lehrerausflug<br />
<strong>und</strong> ähnliche gemeinschaftsförderndeVeranstaltungen<br />
zu organisieren. Häufig<br />
versteht er sich als Interessenvertretung<br />
des Kollegiums <strong>und</strong><br />
einzelner Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen gegenüber der Schulleitung.<br />
Soweit der Lehrerrat<br />
Aufgaben eines schulischen<br />
Personalrats wahrnimmt, ist<br />
er zudem nach den Vorgaben<br />
der Personalvertretungsgesetze<br />
formell in der Form der Anhö-<br />
rung, Mitwirkung <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />
bei Personalentscheidungen<br />
zu beteiligen. Wie<br />
der Lehrerrat seine Aufgaben<br />
wahrnimmt, hängt davon ab,<br />
welches Gr<strong>und</strong>verständnis er<br />
für seine Arbeit entwickelt <strong>und</strong><br />
an welchen inhaltlichen Leitlinien<br />
er sich orientiert. Dies<br />
ist insbesondere bei Fragen<br />
<strong>und</strong> Problemen des innerschulischen<br />
Personalmanagements<br />
bedeutsam.<br />
Die Balance zwischen den Einzelinteressen<br />
<strong>und</strong> dem Gesamtinteresse<br />
des Kollegiums <strong>und</strong><br />
der Schule beachten<br />
Zwei Beispiele:<br />
• Ein Lehrerrat versteht sich<br />
als Interessenvertretung für<br />
die Anliegen der Lehrerinnen<br />
<strong>und</strong> Lehrer <strong>und</strong> will diesen<br />
gegenüber der Schulleitung<br />
Gehör verschaffen. Ist ein<br />
Kollege beispielsweise nicht<br />
damit einverstanden, dass der<br />
Schulleiter seinen Versetzungsantrag<br />
an eine andere Schule<br />
nicht befürwortet, beschwert<br />
er sich beim Lehrerrat, der<br />
wiederum, als Interessenvertreter<br />
dieses Kollegen handelnd,<br />
die Beschwerde der Schulleitung<br />
vorträgt. Der Lehrerrat<br />
versucht, die Schulleitung mit<br />
den Argumenten des Kollegen<br />
so unter Druck zu setzen, dass<br />
diese der Beschwerde nachgibt<br />
<strong>und</strong> den Wünschen des Kollegen<br />
entspricht.<br />
<strong>SEITE</strong> 18<br />
• In einem anderen Fall geht es<br />
um Spannungen zwischen zwei<br />
Lehrkräften, die im Rahmen<br />
des gemeinsamen Unterrichts<br />
behinderter <strong>und</strong> nichtbehinderter<br />
Schüler miteinander<br />
kooperieren sollen. Hier erklärt<br />
sich der Lehrerrat für nicht<br />
zuständig, da es sich um ein<br />
Problem handele, das die Beteiligten<br />
untereinander regeln<br />
sollten. Mit dieser Anforderung<br />
an die betreffenden Lehrkräfte<br />
<strong>und</strong> dem Hinweis, man<br />
lege innerhalb des Kollegiums<br />
Wert auf Harmonie, sieht der<br />
Lehrerrat seine Aufgabe als<br />
erfüllt an.<br />
In beiden Fällen reagiert der<br />
Lehrerrat eher situativ <strong>und</strong><br />
beschwerdeabhängig. Er übernimmt<br />
keine (Mit-)Verantwortung<br />
für die Regelung der<br />
Einzelfälle in einer Weise, bei<br />
der nicht nur die Interessen<br />
der Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
sondern auch die der Schule<br />
insgesamt im Blick sind. Führt<br />
zum Beispiel die Versetzung<br />
eines Lehrers mit Mangelfächern,<br />
für die ein Ersatz nicht<br />
aussichtsreich zu gewährleisten<br />
ist, kann ihre Durchführung<br />
dazu führen, dass in Zukunft<br />
die Unterrichtsversorgung<br />
in den betroffenen Fächern<br />
nicht mehr gesichert ist. Wie<br />
aber kann ein Lehrerrat dazu<br />
beitragen, Personalangelegenheiten<br />
<strong>und</strong> –entscheidungen so<br />
aufzugreifen, dass sie produktiv<br />
für die gesamte Organisation<br />
Schule genutzt werden können<br />
<strong>und</strong> eine Balance zwischen den<br />
Interessen der Schule <strong>und</strong> des<br />
Kollegiums einerseits, denen<br />
der einzelnen Lehrkräfte andererseits<br />
gelingt?<br />
Eine wesentliche Voraussetzung<br />
dafür besteht darin, dass<br />
der Lehrerrat sich nicht nur<br />
als Sprachrohr des einzelnen<br />
Kollegen versteht <strong>und</strong> sich für<br />
seine Zwecke instrumentalisieren<br />
lässt, sondern ein eigenständiges<br />
Handlungsmuster<br />
entwickelt. Dazu gehört insbesondere,<br />
sich nicht ausschließlich<br />
an den Bedürfnissen der<br />
Beschwerdeführer zu orientieren,<br />
sondern die Rolle <strong>und</strong><br />
der Aufgaben des Lehrerrats in<br />
einem erweiterten Rahmen zu<br />
sehen. Sieht sich der Lehrerrat<br />
in einer verantwortlichen Rolle<br />
für die innerschulische Entwicklung,<br />
so wird er sich nicht<br />
nur um Einzelfälle kümmern,<br />
sondern um deren Kontext, da<br />
dieser eine Bedeutung für alle<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen hat.<br />
So geht es bei dem ersten Fallbeispiel<br />
nicht nur um eine situative<br />
Entscheidung über einen<br />
Versetzungsantrag, sondern<br />
auch um die Gr<strong>und</strong>sätze der<br />
Personalplanung <strong>und</strong> –beschaffung<br />
<strong>und</strong> die Frage, welche Kriterien<br />
mit welcher Gewichtung<br />
<strong>und</strong> Dringlichkeit bei der Entscheidung<br />
über Versetzungsanträge<br />
generell festgelegt <strong>und</strong><br />
berücksichtigt werden sollten.<br />
Gelänge eine solche generelle<br />
Klärung <strong>und</strong> Verständigung,<br />
würde dies eine Orientierung<br />
bei den Einzelfallentscheidungen<br />
ermöglichen <strong>und</strong> dafür<br />
sorgen, dass in jedem Einzelfall<br />
vergleichbar <strong>und</strong> nachvollziehbar<br />
verfahren werden könnte.<br />
Ähnlich verhält es sich mit<br />
dem zweiten Beispiel. Denn<br />
auch hier geht es um Fragen<br />
von allgemeiner Bedeutung<br />
<strong>und</strong> nicht nur um die Lösung<br />
eines isolierten Konfliktfalles:<br />
Wie gestaltet sich die Kooperation<br />
der Lehrkräfte, die zum<br />
Wohle eines oder mehrerer<br />
behinderter Schüler in einer<br />
Klasse zusammen arbeiten?<br />
Welche Erwartungen kann der<br />
Klassenlehrer an den Sonderpädagogen<br />
stellen, wo liegen<br />
die konkreten Zuständigkeiten<br />
<strong>und</strong> die Grenzen dieser Zusammenarbeit?<br />
Die Verknüpfung von Personalmanagement<br />
<strong>und</strong> Schulentwicklung<br />
beachten<br />
In einem dritten Fall geht es<br />
um die Ausschreibung einer<br />
Beförderungsstelle. Der Schulleiter<br />
wird von seiner Schulaufsicht<br />
aufgefordert, kurzfristig<br />
einen Ausschreibungstext<br />
vorzulegen. Aufgr<strong>und</strong> des<br />
Zeitdrucks findet eine Abstimmung<br />
darüber, welche Koordinationsaufgaben<br />
dem Beförderungssamt<br />
zugeordnet werden<br />
sollen, nur innerhalb der<br />
Schulleitung statt. Der Lehrerrat<br />
kritisiert, dass er in diesen<br />
<strong>SEITE</strong> 19<br />
Entscheidungsprozess nicht<br />
einbezogen wurde. Er regt an,<br />
diese Fragen mittelfristig <strong>und</strong><br />
vorausschauend zu bearbeiten,<br />
in dem er der Schulleitung eine<br />
Rangfolge von Koordinationsaufgaben<br />
vorschlägt, die zukünftig<br />
beachtet werden sollen.<br />
In diesem Falle verlässt der<br />
Lehrerrat die Rolle des Beschwerdeführers<br />
<strong>und</strong> reklamiert<br />
Gestaltungsmöglichkeiten im<br />
Feld der Personalentwicklung.<br />
Diese liegen nicht in der unmittelbaren<br />
Zuständigkeit des<br />
Lehrerrats, dennoch sollte dieser<br />
Gestaltungswunsch anerkannt<br />
<strong>und</strong> akzeptiert werden. Da<br />
Personal- <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />
eng miteinander verknüpft sind,<br />
geht es letztlich um die Frage,<br />
welche Akzente <strong>und</strong> Schwerpunkte<br />
in der Entwicklung der<br />
Organisation Schule gesetzt<br />
werden. Dabei handeln die<br />
Schulleitung <strong>und</strong> der Lehrerrat<br />
auf gleicher Gr<strong>und</strong>lage, denn<br />
welche Aufgaben sich z.B. aus<br />
der Qualitätsanalyse ergeben<br />
<strong>und</strong> zu bearbeiten sind oder wie<br />
auf die Veränderung fachlicher<br />
Anforderungen reagiert werden<br />
sollte, gehört zu den Handlungsfeldern,<br />
bei denen das Kollegium<br />
über die Kompetenzen<br />
verfügt, zur Weiterentwicklung
der Schule beizutragen. Während<br />
die Schulleitung das<br />
Gesamtinteresse der Schule<br />
im Blick haben muss, sieht der<br />
Lehrerrat aus der Perspektive<br />
des Kollegiums, an welchen<br />
Stellen veränderte Arbeitserfordernisse<br />
<strong>und</strong> zusätzliche<br />
Aufgaben durch den erheblichen<br />
Veränderungsdruck im<br />
Bildungssystem entstehen <strong>und</strong><br />
wie ihnen in einer kollegiumsverträglichen<br />
<strong>und</strong> vertretbaren<br />
Weise entsprochen werden<br />
kann. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />
kann der Lehrerrat dann auch<br />
dazu beitragen, Koordinationsaufgaben<br />
festzulegen <strong>und</strong><br />
eine Rangfolge festzulegen,<br />
mit denen sie bei künftigen<br />
Ausschreibungen von Beförderungsstellen<br />
berücksichtigt<br />
werden sollen. Den Lehrerrat<br />
bei der Vorbereitung<br />
der Stellenausschreibungen<br />
zu beteiligen, erweitert die<br />
Systemperspektive der Schulleitung.<br />
Umgekehrt entwickelt<br />
der Lehrerrat dabei Zukunftsvorstellungen<br />
für das System<br />
<strong>und</strong> verknüpft Einzelentscheidungen<br />
des Personalmanagements<br />
mit der Perspektive der<br />
Schulentwicklung. Auf diese<br />
Weise versetzt er sich in die<br />
Lage, seine Beteiligung nicht<br />
nur punktuell <strong>und</strong> einzelfallbezogen,<br />
sondern systemisch<br />
zu gestalten. Auch wenn beim<br />
Abgleich der Systemperspektiven<br />
zwischen der Schulleitung<br />
<strong>und</strong> dem Lehrerrat nicht in<br />
MITBESTIMMUNG MITBESTIMMUNG<br />
allen Details ein Konsens erreicht<br />
werden kann, wirkt sich<br />
die Beteiligung des Lehrerrats<br />
beim Personalmanagement<br />
positiv <strong>und</strong> förderlich aus, weil<br />
der Lehrerrat seinen Teil der<br />
Systemverantwortung sieht<br />
<strong>und</strong> mitgestaltend wahrnimmt.<br />
Die Einführung <strong>und</strong> Sicherung<br />
eines erweiterten Verständnisses<br />
der Lehrerratsaufgaben<br />
Versteht sich der Lehrerrat in<br />
der Schule als mitverantwortlich<br />
für die Gestaltung der<br />
zentralen Fragen der Lehrerarbeitsplätze<br />
<strong>und</strong> des innerschulischen<br />
Personalmanagements,<br />
dann ergeben sich deutlich veränderte<br />
Wahrnehmungs- <strong>und</strong><br />
Handlungsaspekte für seine<br />
Aufgaben. Dies wird besonders<br />
am Umgang mit Beschwerde<br />
führenden Lehrkräften sichtbar:<br />
War nach dem traditionellen<br />
Verständnis der Lehrerrat<br />
eher ein »ferngesteuerter<br />
Handlanger« von Beschwerdeführern,<br />
deren Anliegen er<br />
möglichst direkt <strong>und</strong> parteiisch<br />
vorbringen <strong>und</strong> regeln sollte,<br />
so ist nach dem erweiterten<br />
Verständnis der Lehrerrat eine<br />
eigenständige Größe zwischen<br />
den einzelnen Kolleginnen /<br />
Kollegen <strong>und</strong> der Schulleitung.<br />
Die Wahrung der Unabhängigkeit<br />
gegenüber der Schulleitung<br />
<strong>und</strong> den Interessen einzelner<br />
Kollegiumsmitglieder ist eine<br />
wichtige Voraussetzung für die<br />
<strong>SEITE</strong> 20<br />
erfolgreiche Gestaltung dieser<br />
Arbeit. Ein Lehrerrat steht danach<br />
nicht mehr automatisch<br />
auf der Seite des einzelnen Kollegen,<br />
sondern er hat die Arbeit<br />
<strong>und</strong> die Arbeitsbedingungen<br />
des Kollegiums insgesamt im<br />
Blick <strong>und</strong> übernimmt Mitverantwortung<br />
für die Arbeit <strong>und</strong><br />
das Leben in der Schule.<br />
Um aus der traditionellen Rolle<br />
der Vertretung von Einzelinteressen<br />
gegen die Schule bzw.<br />
die Schulleitung herauszukommen<br />
<strong>und</strong> die erweiterte Rolle<br />
<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Aufgaben wahrzunehmen,<br />
bedarf es dreier Schritte:<br />
Die Aufgaben- <strong>und</strong> Zuständigkeitsbereiche<br />
des Lehrerrats<br />
klären<br />
Ein Lehrerrat sollte für sich<br />
selbst <strong>und</strong> gegenüber dem<br />
Kollegium <strong>und</strong> der Schulleitung<br />
Klarheit schaffen, in<br />
welchen Handlungsfeldern<br />
der innerschulischen Arbeit<br />
er mitwirken <strong>und</strong> mitgestalten<br />
will. Zentrale Felder im Bereich<br />
des Personalmanagements sind<br />
z.B.:<br />
• die Gestaltung des Personal-<br />
<strong>und</strong> Unterrichtseinsatzes <strong>und</strong><br />
die schulinternen Arbeitszeitregelung,<br />
• die Zuweisung <strong>und</strong> Verteilung<br />
außerunterrichtlicher<br />
Aufgaben,<br />
• die Mitwirkung bei Maßnahmen<br />
der Personalentwicklung,<br />
die Beteiligung an der Fortbil-<br />
dungsplanung<br />
• die Mitwirkung bei Entscheidungen<br />
über Abordnungen<br />
<strong>und</strong> Versetzungen,<br />
• die Mitwirkung bei der Entscheidung<br />
über Beförderungen<br />
• die Mitgestaltung <strong>und</strong> die<br />
Einflussnahme auf die Arbeitsbedingungen<br />
der Lehrkräfte an<br />
der Schule.<br />
Dass ein Lehrerrat diesen<br />
Schritt sorgfältig für sich<br />
überlegt, ist eine notwendige,<br />
aber noch keine hinreichende<br />
Bedingung dafür, die erweiterte<br />
Rolle auch wahrnehmen<br />
zu können. Entscheidend ist,<br />
dass diese Klärung von allen<br />
Beteiligten verstanden <strong>und</strong><br />
mitgetragen wird. Dazu erforderlich<br />
ist:<br />
Die Arbeits- <strong>und</strong> Zuständigkeitsfelder<br />
des Lehrerrats<br />
mit dem Kollegium <strong>und</strong> der<br />
Schulleitung vereinbaren<br />
Soll der Lehrerrat eine eigenständige,<br />
stärker gestaltende<br />
<strong>und</strong> entwickelnde Rolle übernehmen,<br />
muss dies mit dem<br />
Kollegium vereinbart werden<br />
<strong>und</strong> das Kollegium muss dann<br />
akzeptieren, dass der Lehrerrat<br />
unabhängig von den persönlichen<br />
Interessen <strong>und</strong> Wünschen<br />
einzelner agiert, weil er<br />
seine Arbeit an der Entwicklung<br />
demokratischer Strukturen,<br />
Verfahrensweisen <strong>und</strong><br />
Regeln in der Schule insgesamt<br />
orientiert. Die Klärung, wie<br />
der Lehrerrat seine Aufgaben<br />
gestaltet <strong>und</strong> wahrnimmt,<br />
sollte durch<br />
einen formellen Beschluss<br />
der Lehrerkonferenz<br />
festgelegt <strong>und</strong><br />
dokumentiert werden.<br />
Mit der Schulleitung ist<br />
zu klären <strong>und</strong> zu vereinbaren,<br />
ob sie bereit<br />
ist, den Lehrerrat bei<br />
den Entscheidungen <strong>und</strong><br />
Maßnahmen des innerschulischen<br />
Personalmanagements<br />
mitwirken zu lassen. Dies setzt<br />
voraus, dass die Schulleitung<br />
dem Lehrerrat die notwendigen<br />
- <strong>und</strong> auch die sensiblen<br />
- Informationen zur Verfügung<br />
stellt <strong>und</strong> ihn daran beteiligt,<br />
wie die Entscheidungsprozesse<br />
angelegt werden sollen. Damit<br />
bringt die Schulleitung dem<br />
Lehrerrat ein großes Maß an<br />
Vertrauen entgegen, was dieser<br />
anerkennen <strong>und</strong> würdigen<br />
muss. Andererseits stellt der<br />
Lehrerrat sein Organisationswissen,<br />
seine Detailinformation<br />
über die konkrete Situation<br />
in den unterschiedlichen<br />
Arbeitsbereichen <strong>und</strong> über die<br />
Stimmungslage im Kollegium<br />
zur Verfügung <strong>und</strong> muss<br />
ebenfalls auf einen sensiblen<br />
Umgang mit diesen Informationen<br />
vertrauen können. Dabei<br />
ist entscheidend, dass nicht<br />
der Einzelfall im Mittelpunkt<br />
der Beratung steht, sondern<br />
die Bewältigung der konkreten<br />
gemeinsamen Schul- <strong>und</strong> Personalentwicklung.<br />
Auch hier<br />
<strong>SEITE</strong> 21<br />
sollten die Absprachen schriftlich<br />
festgehalten werden.<br />
Günstige Arbeitsbedingungen<br />
gewährleisten<br />
Eine so auf gegenseitiges<br />
Vertrauen <strong>und</strong> Sensibilität<br />
angewiesene Zusammenarbeit<br />
wird besser gelingen, wenn<br />
sie nicht bloß auf dem guten<br />
Willen oder auf dem Bemühen<br />
um kollegiale Zusammenarbeit<br />
beruht, sondern wenn in einem<br />
strukturierten Rahmen stattfinden<br />
kann. Erforderlich ist deshalb,<br />
sich über den Organisationsrahmen<br />
für die Arbeit des<br />
Lehrerrats zu verständigen. Bei<br />
dieser Festlegung ist zu prüfen,<br />
ob den Lehrerratsmitgliedern<br />
z.B. folgende Bedingungen<br />
für ihre Arbeit zur Verfügung<br />
gestellt werden können: Die<br />
Blockung eines Termins für regelmäßige<br />
Lehrerratssitzungen<br />
im St<strong>und</strong>enplan, die Gewährung<br />
von Anrechnungsst<strong>und</strong>en<br />
durch die Lehrerkonferenz <strong>und</strong><br />
ein Büro, das der Lehrerrat als<br />
Geschäftszimmer mit einem<br />
verschließbaren Schrank für<br />
seine Unterlagen <strong>und</strong> als Besprechungsraum<br />
nutzen kann.
Einladung<br />
Ratschlag<br />
für Vertrauensleute,<br />
<strong>GEW</strong> - Lehrer- <strong>und</strong> Personalräte<br />
Mittwoch,<br />
28. September 2011<br />
18 Uhr<br />
Großer Saal des DGB-Hauses,<br />
Hans-Böckler-Platz 1<br />
Informationen, Materialien<br />
<strong>und</strong> Diskussionen:<br />
• Die Neue Lehrerausbildung<br />
<strong>und</strong> die Auswirkungen auf die<br />
Schulen<br />
• Der schulpolitische<br />
Konsens in NRW<br />
<strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
Köln<br />
MITBESTIMMUNG MITBESTIMMUNG<br />
Fazit<br />
Die Klärung der Aufgabenbereiche,<br />
die Vereinbarung<br />
zwischen dem Lehrerrat <strong>und</strong><br />
dem Kollegium auf der einen<br />
<strong>und</strong> der Schulleitung auf der<br />
anderen Seite <strong>und</strong> die Gewährleistung<br />
günstiger Arbeitsbedingungen<br />
sind die Voraussetzung<br />
dafür, dass der Lehrerrat<br />
seine erweiterte Verantwortung<br />
angemessen wahrnehmen<br />
kann. In der alltäglichen Arbeit<br />
wird eine solche Gestaltung der<br />
Partizipation <strong>und</strong> Kooperation<br />
umso wirksamer sein, je mehr<br />
in der Schule ein gemeinsames<br />
Interesse an der Entwicklung<br />
der Gesamtorganisation besteht<br />
<strong>und</strong> die Beteiligten aus<br />
ihrer jeweiligen Perspektive<br />
einen Vorteil sehen, wenn der<br />
Lehrerrat seine Aufgaben in<br />
erweiterter Verantwortung<br />
wahrnimmt. Dabei müssen die<br />
systembedingten Rollenunterschiede<br />
im Blick sein: Ein<br />
Lehrerrat, der über die Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> Entscheidungen<br />
des innerschulischen Personalmanagements<br />
informiert <strong>und</strong><br />
an ihnen beteiligt wird, muss<br />
mit ihnen nicht einverstanden<br />
sein. Die Verantwortung für<br />
die Entscheidung im Einzelfall<br />
bleibt bei der Schulleitung. Was<br />
sich aber in der Zusammenarbeit<br />
von Schulleitung <strong>und</strong><br />
Lehrerrat ändert: Der Lehrerrat<br />
hat einen differenzierteren<br />
Einblick in die Entscheidungs-<br />
<strong>SEITE</strong> 22<br />
gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> -voraussetzungen<br />
der Schulleitung. Umgekehrt<br />
kann die Schulleitung<br />
aufgr<strong>und</strong> der Informationen<br />
des Lehrerrats die Folgewirkungen<br />
von Entscheidungen<br />
besser einschätzen <strong>und</strong> Entscheidungen<br />
auf diese Weise<br />
tragfähiger <strong>und</strong> für alle Beteiligten<br />
<strong>und</strong> Betroffenen zufrieden<br />
stellender treffen.<br />
Literatur<br />
Buhren, C.G. / Rolff, H.-G.,<br />
Personalmanagement.<br />
In: Buchen, H./Rolff, H.-G.<br />
(Hrsg.), Professionswissen<br />
Schulleitung, 2. Aufl., Weinheim<br />
<strong>und</strong> Basel: Beltz 2009, S. 450-<br />
544 (zum Lehrerrat 530-533)<br />
Heldmann, K.U.,<br />
Eigenverantwortliche Schule<br />
– unverantwortliche Personalvertretung?<br />
In: Bartz, A. u.a.<br />
(Hrsg.), PraxisWissen SchulLeitung,<br />
München: Wolters Kluwer<br />
Deutschland 2007, Beitrag<br />
78.11<br />
Kröner, W., Spannungsquelle<br />
oder Spannungslöser? Für eine<br />
neue Rolle des Lehrerrats in der<br />
Schule. Pädagogik 10/2008<br />
Poelke, K., Welche Kompetenzen<br />
brauchen Lehrkräfte zukünftig?<br />
In: Kölln, D. / Poelke, K. / Pötke,<br />
R., Erfolgreiche Personalpraxis<br />
für den Schulleiter, Berlin:<br />
Raabe<br />
von Dorothee Schäfer<br />
Ein falsches Signal<br />
Anrechnungsst<strong>und</strong>en neu geregelt<br />
Der Schulausschuss des Landtags<br />
hat die Verordnung beschlossen,<br />
die die finanziellen<br />
<strong>und</strong> personellen Rahmenbedingungen<br />
für das Schuljahr<br />
2011/2012 festlegt (VO zu § 93<br />
Abs. 2 SchulG; BASS 11 – 11<br />
Nr. 1).<br />
Dabei wurde u.a. für den sog.<br />
Kollegiumstopf die ‚Zweckbindung’<br />
erweitert – ohne auch<br />
nur eine einzige St<strong>und</strong>e zusätzlich<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Die schlichte Formulierung<br />
lautet: In § 2 Absatz 5 Satz 1<br />
werden die Wörter „<strong>und</strong> für<br />
die Mitgliedschaft im Lehrerrat“<br />
durch die Wörter „für die<br />
Mitgliedschaft im Lehrerrat<br />
<strong>und</strong> für die Tätigkeit als Ansprechpartnerin<br />
für Gleichstellungsfragen“<br />
ersetzt.<br />
Der Kuchen bleibt gleich, die<br />
Zahl der Berechtigten steigt. So<br />
wird das Instrument ‚Anrechnungsst<strong>und</strong>en’<br />
zur Farce.<br />
Die notwendige Entlastung<br />
bei besonderen schulischen<br />
Aufgaben oder bei besonderen<br />
unterrichtlichen Belastungen<br />
wird dadurch erneut erschwert.<br />
Es war bereits falsch, die<br />
Entlastung für Lehrerräte mit<br />
Verweis auf die Anrechnungs-<br />
st<strong>und</strong>en für pädagogische<br />
Aufgaben zu regeln – nun wird<br />
es absurd: quantitativ <strong>und</strong><br />
qualitativ!<br />
Eine direkte ‚Konkurrenz um<br />
Anrechnungsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Entlastung’<br />
von Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen, die diese schulintern<br />
wichtigen aber sehr unterschiedlichen<br />
Rollen mit Engagement<br />
wahrnehmen, ist unsinnig.<br />
Das MSW schreibt: „Sie<br />
(die Ansprechpartnerin) ist in<br />
dieser Funktion ‚Angehörige<br />
der Verwaltung der Dienststelle’<br />
(§ 16 LGG). Anders gesagt:<br />
die Tätigkeit der Ansprechpartnerin<br />
ist zwar frauenparteilich,<br />
aber - im Gegensatz<br />
zur Interessensvertretung von<br />
Lehrerräten - nicht als Gegenpart<br />
der Leitung, sondern<br />
beratend <strong>und</strong> mitgestaltend in<br />
der Entscheidungsvorbereitung<br />
<strong>und</strong> -durchführung.“ (Der<br />
Lehrerrat – Neue Aufgaben,<br />
Rechte <strong>und</strong> Pflichten – eine<br />
Handreichung - Beilage Schule<br />
NRW 02/09).<br />
Nun sollen Kollegien hier gewichten<br />
oder gar entscheiden?<br />
Die <strong>GEW</strong> fordert:<br />
• Mehr Anrechnungsst<strong>und</strong>en<br />
für die Kollegien<br />
• Separat definierte Anrechnungsst<strong>und</strong>en<br />
für Ansprechpartnerinnen<br />
<strong>und</strong> Mitglieder<br />
in Lehrerräten<br />
• Berücksichtigung der jeweiligen<br />
Rollen: Die Ansprechpartnerin<br />
hat Leitungsaufgaben,<br />
der Lehrerrat nimmt<br />
Mitbestimmungsaufgaben<br />
wahr.<br />
<strong>SEITE</strong> 23<br />
Einladung<br />
Fortbildung<br />
Eltern- <strong>und</strong> Beratungsgespräche<br />
einfühlsam führen<br />
Sensible Gesprächssituationen stellen<br />
hohe Anforderungen an die kommunikativen<br />
Kompetenzen derjenigen,<br />
die in ihrem beruflichen Alltag häufig<br />
Eltern- <strong>und</strong> Beratungsgespräche führen<br />
müssen. Anhand von Fallbeispielen<br />
aus Ihrer Praxis können Sie Ihre<br />
professionelle Betrachtungsweise in<br />
Gesprächen schärfen durch erprobte<br />
Methoden den Handlungsspielraum<br />
erweitern.<br />
DGB-Haus<br />
Hans-Böckler-Platz 1<br />
Samstag, 8.10.2011<br />
9.30 Uhr bis 17.00 Uhr<br />
Referentin<br />
Gabriele Debye-Göckler<br />
<strong>GEW</strong>.Mitglieder 50 Euro;<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder ermäßigt 30 Euro;<br />
Nichtmitglieder 90 Euro<br />
Veranstaltungsnummer<br />
WBG 11-10-04<br />
Anmeldungen an: DGB-Bildungswerk NRW<br />
e.V., c/o <strong>GEW</strong> NRW, Nünningstr. 11, 45141<br />
Essen, Tel. 0201 - 2 94 03 26,<br />
Fax 0201 - 2 94 03 17 oder per<br />
E-Mail: katharina.kaminski@gew-nrw.de<br />
<strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
Köln
Berufsbilder der Sozialen Arbeit<br />
von Anika Schlichting<br />
HIB FH Köln<br />
Das Kölner Hochschulinformationsbüro<br />
(HIB)möchte<br />
auch in den kommenden Semestern<br />
die Veranstaltungsreihe<br />
„Berufbilder in der<br />
Sozialen Arbeit“ an der Fachhochschule<br />
Köln anbieten. Ziel<br />
dieser Veranstaltungsreihe ist<br />
es, den Studierenden der<br />
Bachelor-Studiengänge „Soziale<br />
Arbeit“ sowie „Pädagogik<br />
der Kindheit <strong>und</strong> Familienbildung“<br />
verschiedene Berufsbilder<br />
der Sozialen Arbeit vorzustellen.<br />
Mit Blick auf die im<br />
Studium integrierten Praxissemester,<br />
möchten wir den<br />
StudentInnen Einblicke in die<br />
praktischen Anforderungen<br />
ermöglichen <strong>und</strong> verschiedene<br />
Berufsprofile vorstellen.<br />
Hierzu werden <strong>GEW</strong>-Referenten<br />
eingeladen, um über ihre<br />
berufliche Realität zu berichten.<br />
Ein Praxissemester soll die<br />
Studierenden an die berufliche<br />
Tätigkeit des gewünschten<br />
HIB RECHTSBERATUNG<br />
Studiengangs durch konkrete<br />
Aufgabenstellung <strong>und</strong> praktische<br />
Mitarbeit in sozialen<br />
Institutionen oder anderen<br />
Feldern der Berufspraxis<br />
heranführen. Es soll insbesondere<br />
dazu dienen, die im bisherigen<br />
Studium erworbenen<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />
anzuwenden <strong>und</strong> die bei der<br />
praktischen Tätigkeit gemachten<br />
Erfahrungen zu<br />
reflektieren. Damit das praktische<br />
Studiumssemester kein<br />
Reinfall wird, ist es für Studierende<br />
ratsam, sich schon früh<br />
auf diese Phase des Studiums<br />
vorbereiten. Hierzu bietet das<br />
HIB an der Fachhochschule<br />
Köln (Standort Süd-Stadt)<br />
als Auftakt eine allgemeine<br />
Informationsveranstaltung<br />
zum Thema „Rechte <strong>und</strong><br />
Pflichten im Praktikum“<br />
an. Darauf aufbauend sind<br />
Veranstaltungen geplant zu:<br />
Antiaggressions-<br />
Training für Straffällige /<br />
Schulsozialarbeit an der<br />
Gr<strong>und</strong>schule / Förderung der<br />
Sozialkompetenz als neues<br />
Unterrichtsfach an einer Realschule<br />
/ Schulsozialarbeit am<br />
Berufskolleg / Familienbildung<br />
Jugendzentrum / Wohngruppen<br />
für junge Menschen mit Behinderung<br />
/ Berufliche Weiterbildung<br />
/ Offener Ganztag<br />
Das Tätigkeitsfeld der Sozialen<br />
Arbeit <strong>und</strong> Familienbildung ist<br />
breit gefächert, über Anre-<br />
<strong>SEITE</strong> 24<br />
gungen zu weiteren Veranstaltungen<br />
können Sie gerne eine<br />
E-Mail schicken an:<br />
hib-fh@gew-koeln.de<br />
Die genauen Termine für das<br />
nächste Semester werden u.a.<br />
noch auf der Homepage der<br />
<strong>GEW</strong> www.gew-koeln.de<br />
bekannt gegeben.<br />
Lärmampel<br />
Alles im grünen Bereich oder<br />
Alles viel zu laut? Das lässt<br />
sich feststellen!<br />
Eine Lärmampel ist ein<br />
objektives Messgerät, das<br />
Lärm „sichtbar macht“. Sie<br />
trägt dazu bei, dass Lärm<br />
bewusst wahrgenommen<br />
<strong>und</strong> freiwillig reduziert wird.<br />
Einstellbar auf eine beliebige<br />
Dezibelzahl, reagiert die<br />
Lärmampel bei Überschreitung<br />
zunächst durch den Wechsel<br />
von grün auf gelb. Bei einem<br />
weiteren Anstieg des Lärms<br />
schaltet sie um auf rot. Die<br />
Lärmampel sieht aus wie eine<br />
Verkehrsampel <strong>und</strong> vermittelt<br />
die gleichen Signale wie eine<br />
normale Ampel. Die Funktion<br />
ist somit für große wie für<br />
kleine Kinder nicht neu <strong>und</strong><br />
einfach nachzuvollziehen.<br />
Lärmampeln können in unserer<br />
<strong>GEW</strong> Geschäftsstelle kostenlos<br />
für vier Wochen ausgeliehen<br />
werden. Nehmen Sie einfach<br />
Kontakt zu uns auf!<br />
Wir haben unsere Rechtsberatung<br />
ausgeweitet <strong>und</strong> neu organisiert:<br />
Wir bieten eine Rechtsberatung für die<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder der Stadtverbände Köln,<br />
Leverkusen <strong>und</strong> Rheinisch-Bergischer Kreis.<br />
Für Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer:<br />
Beratung durch Ines Bartenstein <strong>und</strong> Peter<br />
Havers:<br />
• telefonisch montags <strong>und</strong> donnerstags<br />
zwischen 17.00 Uhr - 19.00 Uhr (montags<br />
beraten im Wechsel Personalräte der verschiedenen<br />
Schulformen)<br />
• persönliche Rechtsberatung durch Ines<br />
Bartenstein nach Terminvereinbarung<br />
Für Beschäftigte im Sozial- <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong>sdienst<br />
<strong>und</strong> Betriebsräte<br />
Beratung durch Nina Goerges:<br />
• telefonisch montags <strong>und</strong> donnerstags<br />
zwischen 09.00 Uhr - 13.00 Uhr Telefon:<br />
0221 – 516267<br />
• persönliche Rechtsberatung nach Terminvereinbarung<br />
E-Mail:<br />
rechtsberatung@gew-koeln.de<br />
Hotmail für Lehrerräte:<br />
lehrerraete@gew-koeln.de<br />
Hotmail für Betriebsräte<br />
betriebsraete@gew-koeln.de<br />
Bei Fragen r<strong>und</strong> ums Studium ist unser<br />
Hochschulinformationsbüro (HIB) da:<br />
• für die Lehramtsstudierenden an der Universität:<br />
hib@gew-koeln.de<br />
• für die Studierenden an den Kölner Fachhochschulen:<br />
hib-fh@gew-koeln.de<br />
Verzicht auf<br />
Altersentlastungsst<strong>und</strong>en<br />
Kollegen, die für eine eventuelle Alterteilzeit auf<br />
Altersentlastung verzichten (ab dem 1.8. nach Vollendung<br />
des 55. Lebensjahres eine St<strong>und</strong>e, bei mehr<br />
als zwei St<strong>und</strong>en Teilzeit nur 1/2 St<strong>und</strong>e), erhalten<br />
diese zurück, wenn sie die Altersteilzeit doch nicht<br />
beantragen können oder möchten.<br />
Eine Regel, wonach dann jedes Jahr nur eine bzw.<br />
1/2 St<strong>und</strong>e zurückgegeben wird, gibt es nicht. Nur<br />
wenn diese St<strong>und</strong>e z. B. wegen vorzeitiger, also<br />
nicht vorhersehbarer Pensionierung oder wegen<br />
dringender dienstlicher Gründe nicht zurückgegeben<br />
werden kann, wird der entsprechende Betrag<br />
ausgezahlt.<br />
Für die Altersteilzeit, für die nach dem 1.8.1952 Geborenen<br />
ist ein Verzicht nicht erforderlich; gemäß<br />
Erlass darf bzw. durfte die Bezirksregierung eine<br />
solche Verzichterklärung auch nicht annehmen.<br />
Auf die neuen Durchführungsbestimmungen für<br />
die Verlängerung der ATZ wird gewartet.<br />
Fristen<br />
Wer einen Antrag auf Pensionierung auf Antrag ab<br />
63 (bei Schwerbehinderung ab 60) stellen möchte,<br />
sollte dies drei Monate vor dem gewünschten Termin<br />
tun.<br />
Bei problematischen, aber durchaus möglichen<br />
Terminen (z. B. im August 63 werden <strong>und</strong> deshalb<br />
Pensionierung zum 31.8. beantragen) sollte man<br />
den Antrag noch früher stellen.<br />
Diese Dreimonatsfrist ist keine gesetzliche Frist,<br />
eine Dienststelle kann auch später abgegebene Anträge<br />
bearbeiten.<br />
<strong>SEITE</strong> 25
FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />
Bei allen Veranstaltungen der Fachgruppen <strong>und</strong> Arbeitskreise sind Interessierte<br />
aus anderen Schulformen <strong>und</strong> Bildungsbereichen herzlich willkommen!<br />
Alle Termine finden, wenn nicht anders angegeben, im Kölner DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1, statt. Fachgruppentermine<br />
die nach Redaktionsschluss eingehen, sind im Internet unter<br />
www.gew-koeln.de zu finden.<br />
FG Gr<strong>und</strong>schule<br />
Mittwoch, 5.10.2011 <strong>und</strong><br />
Dienstag, 29.11.2011 jeweils<br />
um 19.00 Uhr<br />
Tagungsraum (EG)<br />
Wolfgang Raabe,<br />
Tel.: 02203/51342<br />
Martina Schütte,<br />
Tel.: 02236/321318<br />
FG Hauptschule<br />
Mehmet Ali Ates,<br />
Tel.: 0221/461418<br />
Sigried Pleyl-von Laer,<br />
Tel.: 0221/725604<br />
FG Förderschule<br />
Montag, 17.10.2011 um 19.30<br />
Uhr<br />
Großer Saal (1. OG)<br />
Inklusion – Auswirkungen<br />
in den Schulen; Veränderte<br />
Arbeitsbedingungen –<br />
Erste Erfahrungsberichte;<br />
Informationen <strong>und</strong> Austausch<br />
Christiane Balzer,<br />
Tel.: 0221/9524740<br />
Iris Tschauder,<br />
Tel.: 0221/8230540<br />
FG Gesamtschule<br />
Gudrun Neumann,<br />
Tel.: 0221/7607786<br />
FG Realschule<br />
Maria Backhaus,<br />
Tel.: 0221/16932167<br />
Elke Görgen-Schmickler,<br />
Tel.: 0221/419327<br />
FG Berufskolleg<br />
Mechtild Degen-Sieg,<br />
Tel.: 02236/322241<br />
Dietrich Weinkauf,<br />
Tel.: 0221/352956<br />
FG Kita<br />
Donnerstag, 6.10.11<br />
um 18.00 Uhr<br />
Tagungsraum (EG)<br />
Brunhilde Seeber,<br />
Tel.: 0163/9158338<br />
AK LEMK<br />
Dienstag, 13.9.2011 <strong>und</strong><br />
Dienstag, 18.10.2011 jeweils<br />
um 18.00 Uhr<br />
Besprechungsraum (1. OG)<br />
Zu allen Treffen sind<br />
interessierte Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen, die sich<br />
mit dem Thema Migration<br />
beschäftigen, herzlich<br />
eingeladen!<br />
Süleyman Ates,<br />
Tel.: 0221/632346<br />
Spyros Kostadimas,<br />
Tel.: 02203/14357<br />
AK Angestellte<br />
Lehrkräfte<br />
jeden ersten Montag im Monat<br />
um 19.00 Uhr (nächster Termin<br />
erst wieder am 7.11.2011!)<br />
Besprechungsraum 1. OG<br />
Hans-Peter Persy,Tel.:<br />
0221/733294<br />
<strong>SEITE</strong> 26<br />
AK<br />
Offener Ganztag<br />
Donnerstag, 29.9.2011 um<br />
18.30 Uhr<br />
Großer Saal (1. OG)<br />
Max-Georg Beier, Hildegard<br />
Merten, Tel.: 0221/516267<br />
AK Schulentwicklung<br />
Dienstag, 11.10.2011 um 18.00<br />
Uhr<br />
Tagungsraum (EG)<br />
Klaus Minartz,<br />
Tel.: 0221/526722<br />
AK Inklusion<br />
Dienstag, 20.9.2011 um 18.00<br />
Uhr<br />
Großer Saal (1. OG)<br />
Thema: Vorbereitung der<br />
<strong>GEW</strong>-Fachtagung zur<br />
Inklusion<br />
Ulli Müller-Harth,<br />
Tel: 0221/512687<br />
Uschi Kellermann,<br />
Tel.: 0221/16846200<br />
AK Schulsozialarbeit<br />
Montag, 19.9.2011<br />
um 17.00 Uhr<br />
kleines Sitzungszimmer<br />
nes Vogel, E-Mail: ijvogel@tonline.de<br />
AK Homosexueller<br />
Lehrerinnen<br />
<strong>und</strong> Lehrer<br />
Wir treffen uns alle 6<br />
Wochen zum Austausch<br />
über die berufliche <strong>und</strong><br />
persönliche Situation <strong>und</strong><br />
alles, was mit dem Thema<br />
„Schwule <strong>und</strong> Schule“ zutun<br />
hat. Wir sind auch offen<br />
für lesbische Lehrerinnen.<br />
Weitere Infos über uns finden<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
unter www.schwule-lehrer.<br />
de. Unsere nächsten Themen:<br />
NRW-Aktionsplan gegen<br />
Homophobie, Coming Out<br />
als Lehrer/-in in der Schule?<br />
Ort unserer Treffen: LSVD,<br />
Pipinstr.7 (Heumarkt)<br />
Termine auf Anfrage per<br />
E-Mail: schwule-lehrer@<br />
freenet.de oder<br />
telefonisch:Frank G. Pohl,<br />
Tel:. 0173/4631977<br />
Junge <strong>GEW</strong><br />
jeden zweiten Mittwoch im<br />
Monat um 19.45 Uhr<br />
<strong>GEW</strong>-Besprechungsraum – 1.<br />
OG<br />
Alle Interessierten sind stets<br />
herzlich willkommen!<br />
info@jungegew.de<br />
www.jungegew.de<br />
FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />
FG <strong>GEW</strong>-Studis<br />
Die Fachgruppe Studierende<br />
trifft sich in regelmäßigen<br />
Abständen.<br />
David Stoop, E-Mail: studi.<br />
gew.koeln@gmail.com<br />
AK Betriebsräte/<br />
Mitarbeitervertretungen<br />
Donnerstag, 15.9.2011<br />
um 17.00 Uhr<br />
kleines Sitzungszimmer<br />
Aktuelle Themen <strong>und</strong><br />
Erfahrungsaustausch<br />
Unsere Hotline für<br />
Betriebsräte <strong>und</strong><br />
Mitarbeitervertretungen:<br />
betriebsraete@gew-koeln.de<br />
ist jederzeit erreichbar.<br />
Heiner Frey,<br />
Tel.: 02742/969493<br />
Nina Goerges,<br />
Tel.: 0221/516267<br />
Ratschlag für<br />
Vertrauensleute<br />
Mittwoch, 28.9.2011 um<br />
18.00 Uhr<br />
Großer Saal (1. OG)<br />
• Neue Lehrerausbildung:<br />
neue Aufgaben für<br />
die Schulen,<br />
• Schulpolitischer Konsens<br />
Klaus Minartz,<br />
Tel.: 0221/526722<br />
<strong>SEITE</strong> 27<br />
FG Gymnasium<br />
Donnerstag, 13.10.2011<br />
von 16.00 Uhr bis 19.30 Uhr<br />
Großer Saal (1. OG)<br />
Einladung zur Fortbildung<br />
Überlebenstraining für<br />
Korrekturfachlehrer<br />
Tage <strong>und</strong> Wochen mit nicht<br />
enden wollenden Korrekturen<br />
<strong>und</strong> ein vorübergehender Verlust<br />
des Privatlebens, das sind die<br />
Realitäten für viele Lehrkräfte.<br />
Diese Situation wirft eine Vielzahl<br />
von Fragen auf:<br />
Was ist bei Aufgabenstellungen<br />
<strong>und</strong> Korrekturen rechtlich<br />
zulässig? Gibt es Beispiele für<br />
besonders korrekturfre<strong>und</strong>liche<br />
Klassenarbeiten <strong>und</strong> Klausuren?<br />
Welche Arbeitsorganisation ist<br />
besonders hilfreich?<br />
Referentin<br />
Ulrike Fergen<br />
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.<br />
Eine Voranmeldung mit Angabe<br />
der Unterrichtsfächer ist<br />
erforderlich unter:<br />
<strong>GEW</strong> Stadtverband Köln,<br />
Tel.: 0221-516267 oder per<br />
E-Mail: gew-koeln@netcologne.<br />
de<br />
Diese Fortbildung ist offen für<br />
alle Schulformen.<br />
Hans-Josef Vöckel,<br />
Tel.: 0221/626258
Christopher-Street-Day<br />
Aufklärung in den Schulen verbessern!<br />
von Frank G. Pohl<br />
Im Juli nahmen die Schwulen<br />
Lehrer zum zweiten Mal an<br />
der CSD-Parade in Köln teil.<br />
In diesem Jahr demonstrierten<br />
die Schwulen Lehrer<br />
gemeinsam mit anderen DGB-<br />
<strong>Gewerkschaft</strong>lern <strong>und</strong> dem<br />
lesbisch-schwulenSchulaufklärungsprojekt<br />
„SchLAu<br />
NRW“ für eine bessere<br />
Aufklärung an Schulen.<br />
Das öffentliche Auftreten der<br />
Schwulen Lehrer in diesem<br />
Sommer ist von aktueller bildungspolitischer<br />
Bedeutung,<br />
weil die NRWLandesregierung<br />
einen Aktionsplan gegen<br />
Homophobie entwickelt.<br />
Dieser Plan für Gleichstellung<br />
<strong>und</strong> Akzeptanz, der sich gegen<br />
Homo- <strong>und</strong> Transphobie sowie<br />
gegen Diskriminierung<br />
von LSBT-Lebensweisen<br />
CSD SCHWARZES BRETT<br />
(LSBT: lesbisch, schwul, bisexuell,<br />
transgender) richtet,<br />
wird auch die Bereiche <strong>Erziehung</strong><br />
<strong>und</strong> Bildung, Schule<br />
sowie die Hochschulen betreffen.<br />
Mitglieder des<br />
Arbeitskreises der Schwulen<br />
Lehrer aus verschiedenen<br />
<strong>GEW</strong>Fachgruppen standen<br />
schon im Frühjahr während<br />
der Vorbereitungen des<br />
Aktionsplans in speziellen<br />
Arbeitsgruppen der Landesregierung<br />
mit<br />
fachlicher<br />
Beratung zur<br />
Seite. Dabei<br />
verlangten die<br />
Schwulen Lehrer,<br />
dass das Land<br />
NRW seiner<br />
Verpflichtung<br />
nach § 33 des<br />
Schulgesetzes zur<br />
Aufklärung in<br />
den Schulen<br />
nachkommt.<br />
Denn es<br />
gibt weder<br />
hinreichende<br />
didaktische Materialien, noch<br />
findet eine angemessene Ausbildung<br />
zur Antidiskriminierung<br />
statt.<br />
„Schwul“ ist noch immer<br />
das häufigste Schimpfwort<br />
auf deutschen Schulhöfen.<br />
Deshalb treten die Schwulen<br />
Lehrer für eine erheblich<br />
verbesserte Förderung der<br />
Aufklärungsarbeit ein. Dazu<br />
gehört auch die Aus- <strong>und</strong><br />
<strong>SEITE</strong> 28<br />
Fortbildung von Lehrkräften.<br />
Zu den Forderungen der<br />
Schwulen Lehrer nach Aufnahme<br />
in den NRW-Aktionsplan<br />
gehört ein verpflichtendes<br />
Ausbildungsmodul zu Sexualerziehung<br />
<strong>und</strong> Antidiskriminierung<br />
für alle Lehrkräfte,<br />
insbesondere im Referendariat<br />
<strong>und</strong> unabhängig davon, welche<br />
Fächer sie unterrichten. Bisher<br />
entlässt das Land Nordrhein-<br />
Westfalen neue Lehrerinnen<br />
<strong>und</strong> Lehrer mit einem weißen<br />
Fleck an die Schulen, wo die<br />
Lehrkräfte dann auf junge<br />
Menschen in der Pubertät<br />
treffen. Dass dies über vierzig<br />
Jahre nach dem Beginn<br />
der Sexualaufklärung in<br />
Deutschland weiterhin<br />
schulische Realität ist, stößt<br />
auf Unverständnis der Lehrer.<br />
In Deutschland sind die<br />
meisten lesbischen Lehrerinnen<br />
<strong>und</strong> schwulen Lehrer<br />
gegenüber ihren Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern nicht geoutet.<br />
Nach Auffassung der Schwulen<br />
Lehrer sind daher auch<br />
strukturelle Maßnahmen im<br />
Bildungsbereich erforderlich<br />
wie eine koordinierende Stelle<br />
zu Antidiskriminierung beim<br />
Schulministerium bzw. den<br />
Bezirksregierungen.<br />
Die Arbeit dieser Antidiskriminierungsstellen<br />
soll<br />
über den Bereich LSBT<br />
hinausgehen <strong>und</strong> eine<br />
Akzeptanz von Vielfalt in<br />
Bezug auf die sexuelle, aber<br />
auch die kulturelle Identität<br />
aller Menschen in <strong>Erziehung</strong>s-<br />
<strong>und</strong> Bildungseinrichtungen<br />
fördern.<br />
Verlangt werden auch<br />
Ansprechpersonen in den<br />
Schulen vor Ort. Die finanziellen<br />
Ressourcen für die<br />
Aufklärungsarbeit sind ebenfalls<br />
völlig unzureichend. Weil<br />
die Lehrkräfte derzeit nicht<br />
entsprechend aus- <strong>und</strong> fortgebildet<br />
werden, greift das Land<br />
auf Schulaufklärungsprojekte<br />
wie SchLAu NRW (www.<br />
schlau-nrw.de) zurück, die von<br />
Schulklassen besucht werden<br />
können. Und auch dort ist das<br />
Ergebnis ernüchternd: SchLAu<br />
feierte letztes Jahr sein<br />
10jähriges Bestehen. In dieser<br />
Zeit von 2000 bis 2010 hat<br />
SchLAu 42 000 junge<br />
Menschen erreicht. Nimmt<br />
man die Gesamtsumme von<br />
2.799.259 Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler im Schuljahr 2009<br />
in NRW, dann sind nur 1,5<br />
(!) Prozent der Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler durch SchLAu<br />
aufgeklärt worden. Das ist zu<br />
wenig, wenn die Landesregierung<br />
ernsthaft das Thema<br />
Gleichstellung in die Schulen<br />
bringen möchte.<br />
Mehr Infos: www.schwulelehrer.de<br />
Fuchs-Club<br />
Hausaufgabengabenhilfe gesucht<br />
für die Fächer Mathe <strong>und</strong> Deutsch <strong>und</strong> Lesenlernen<br />
von Stephanie Kruse<br />
Gesucht werden ehrenamtliche<br />
Betreuer <strong>und</strong> Nachhilfelehrer<br />
für Deutsch <strong>und</strong> Mathe für<br />
Gr<strong>und</strong>schulkinder.<br />
Beginnend mit dem neuen<br />
Schuljahr soll ab dem<br />
12.9.2011 ein Förderprojekt für<br />
bedürftige Gr<strong>und</strong>schulkinder<br />
aus Neuehrenfeld initiiert<br />
werden.<br />
Ganz besonders richtet sich<br />
das Angebot an Kinder<br />
von Klasse 1 bis 4, die<br />
aus unterschiedlichsten<br />
Gründen aus dem Konzept<br />
der OGTS herausfallen<br />
<strong>und</strong> es sich nicht leisten<br />
können, private Förderung<br />
in Anspruch zu nehmen. Es<br />
wird in Kooperation mit<br />
den beiden benachbarten<br />
Gr<strong>und</strong>schulen Baadenberger<br />
Straße <strong>und</strong> Nussbaumer<br />
Straße stattfinden. Die<br />
Termine sollen regelmäßig<br />
sein, damit eine geregelte<br />
Förderung sicher gestellt<br />
ist <strong>und</strong> eine Beziehung<br />
zur Anleitung hergestellt<br />
werden kann. Wie auch<br />
in den benachbarten<br />
Gr<strong>und</strong>schulen, sollen<br />
die Jour Fix Dienstags/<br />
Mittwochs/ Donnerstags<br />
sein, in der Zeit von 14:30-<br />
16:00 Uhr.<br />
<strong>SEITE</strong> 29<br />
Die Räumlichkeit wird<br />
durch das Nachbarschaftshaus<br />
Ansgarstraße 5, Neuehrenfeld<br />
gestellt. Angedacht ist ein<br />
Betreuerschlüssel von 1 zu 2<br />
an einem oder mehrere Tage in<br />
der Woche für vorerst 6 bis 8<br />
Kinder.<br />
Begleitend wird einmal im<br />
Monat ein Austausch unter<br />
allen Ehrenamtlern <strong>und</strong> der<br />
Projektleitung Stephanie Kruse<br />
stattfinden.<br />
Interessenten schreiben an<br />
stephaniekruse@hotmail.de<br />
Weitere Informationen:<br />
www.die-ehrenfelder.de/<br />
vernetzt/wohnungen/dasnachbarschaftshaus/
AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />
Klein, aber wichtig?<br />
Die Ruheständler zu Besuch in Zons<br />
Einladung Einladung<br />
Theater-Stadtführung<br />
Heinrich Heines humorvoller<br />
Reisebericht<br />
Deutschland ein<br />
Wintermärchen<br />
wird von den Kölner<br />
Schauspielern Gerd<br />
Buurmann <strong>und</strong> Tobias<br />
Weber im Rahmen einer<br />
einzigartigen Theater-<br />
Stadtführung zum Leben<br />
erweckt.<br />
In historischen Kostümen<br />
geht es mal kabarettistisch,<br />
mal nachdenklich vom Dom<br />
durch die Altstadt.<br />
Dienstag, 13. September<br />
2011 um 14.45 Uhr an der<br />
Kreuzblume am Dom<br />
Dauer etwa 2 St<strong>und</strong>en<br />
8 Euro<br />
Bitte bei der <strong>GEW</strong><br />
Geschäftsstelle anmelden;<br />
im Verhinderungsfall bitte<br />
auch wieder abmelden.<br />
<strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
Köln<br />
von Silke Weinberger-Brümmer<br />
Wer sagt denn, dass man eine<br />
Million Einwohner braucht, um<br />
als Stadt etwas zu gelten? Köln<br />
meint das natürlich, aber die<br />
Zonser sehen das ganz anders.<br />
Ihrer Meinung nach reichen<br />
800. Und daran hat nur der<br />
Rhein Schuld.<br />
Aber von vorne: Seit fast 50<br />
Jahren lebe ich nun in Köln,<br />
ins nahe Zons habe ich es aber<br />
bisher nur ein einziges kurzes<br />
Mal geschafft. deshalb war ich<br />
hoch erfreut, dass die Ruheständler<br />
für Juli eine Führung<br />
durch das Städtchen planten,<br />
das ich als hübsch, überschaubar<br />
<strong>und</strong> idyllisch in Erinnerung<br />
hatte. Eine Veranstaltung<br />
in der schönen warmen Sommersonne<br />
– w<strong>und</strong>erbar! Um es<br />
gleich zu sagen: es war kälter<br />
als im April dieses Jahres, die<br />
ganze Zeit sah es nach Regen<br />
aus, der glücklicherweise dann<br />
doch nicht fiel, <strong>und</strong> ein kalter<br />
Wind wehte. Die Kollegin, die<br />
hoffnungsfroh nackte Füße in<br />
Sandalen trug, fror besonders,<br />
aber auch wir anderen guckten<br />
sehnsuchtsvoll nach jeder geöffneten<br />
Gaststätte, in der man<br />
sich hätte aufwärmen können.<br />
Aber das, was uns unser<br />
Stadtführer Herr Stumps, zu<br />
erzählen hatte, war denn doch<br />
so interessant, dass wir die<br />
anderthalb St<strong>und</strong>en trotz Kälte<br />
<strong>SEITE</strong> 30<br />
<strong>und</strong> Windböen durchgehalten<br />
haben.<br />
Einen kleinen Ort an dieser<br />
Stelle gibt es schon seit Römerzeiten.<br />
Im 7. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
schenkte der König dem Erzbischof<br />
von Köln das Örtchen<br />
Zunize. Bis 1300 hatte der Ort<br />
schon den Bau einer Burg (um<br />
1280) <strong>und</strong> ihre Zerstörung<br />
nach der Schlacht von Worringen<br />
(1288) zu vermelden.<br />
Im Krieg darf man eben nicht<br />
auf der falschen Seite stehen!<br />
Immerhin wurde ein Teil<br />
der Burgsteine in der Kölner<br />
Stadtmauer verbaut. Dass<br />
Zons es aber zu einem eigenen<br />
Artikel im Großen Brockhaus<br />
gebracht hat, das verdankt es<br />
der Wanderwütigkeit von Vater<br />
Rhein, der im Laufe der Jahrtausende<br />
sein Bett reichlich oft<br />
gewechselt hat. Und so floss er<br />
im Mittelalter in einer scharfen<br />
Kurve dicht am Ort vorbei.<br />
Ab dieser Stelle konnte man<br />
w<strong>und</strong>erbar die Rheinschifffahrt<br />
kontrollieren. Deshalb wurde<br />
der Rheinzoll durch Friedrich<br />
von Saarwerden 1372 nach<br />
Zons verlegt. Erst 22 Jahre alt<br />
war Saarwerden damals <strong>und</strong><br />
schon Erzbischof <strong>und</strong> enorm<br />
geschäftstüchtig! 1773 folgte<br />
das Stadtrecht für Zons; es<br />
bekam wieder eine Burg, die<br />
zwar im 30jährigen Krieg<br />
teilweise zerstört wurde, die<br />
aber im Juddeturm die hohen<br />
Zolleinnahmen lagerte <strong>und</strong> in<br />
jedem Sommer im Restschloss<br />
den Erzbischof beherbergte, bis<br />
Clemens August in der Barockzeit<br />
endgültig Richtung Brühl<br />
entschwand.<br />
Und natürlich wurde auch das<br />
Bauwerk errichtet, für das Zons<br />
berühmt ist, die heute noch fast<br />
komplett erhaltene Stadtmauer<br />
– quadratisch, praktisch, gut<br />
– die nur 1.100 m im Umfang<br />
misst <strong>und</strong> wie damals Raum<br />
für die besagten 800 Menschen<br />
bietet; es wohnen allerdings<br />
heute noch etwa 6.000 Zonser<br />
außerhalb der Mauern.<br />
Innen ist die Stadt dreimal<br />
abgebrannt, nach dem letzten<br />
Großbrand 1620 standen noch<br />
fünf Häuser. Sie stehen heute<br />
noch, alle anderen sind jünger.<br />
Die große Zeit ist sowieso<br />
vorbei. Zölle sind nicht mehr<br />
einzunehmen, denn der Rhein<br />
ist wieder weitergewandert<br />
<strong>und</strong> nur in der Ferne noch zu<br />
erahnen. Seine Hochwasser<br />
hat er länger geschickt. 1784,<br />
beim großen Eisgang, der auch<br />
Köln-Mülheim schwer gezeichnet<br />
hat, stand das Wasser mehr<br />
als zwei Meter hoch im Städt-<br />
AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />
chen. Inzwischen bietet ein<br />
Rheindeich Schutz.<br />
Zons gehörte dem Kölner<br />
Erzbischof <strong>und</strong> wurde deshalb<br />
1802 säkularisiert <strong>und</strong> verkauft:<br />
an einen Großbauern, eine<br />
Nonne <strong>und</strong> einen Müller, der<br />
ein Stadttor umgebaut hat zur<br />
heute noch funktionsfähigen<br />
Mühle. Der Bauer riss ein anderes<br />
Stadttor ein, damit seine<br />
Fuhrwerke hindurchpassten.<br />
Heute gehört Zons zu Dormagen.<br />
Das nennt man wohl<br />
den Niedergang einer Stadt.<br />
Reichlich viel Geschichte für so<br />
einen kleinen Ort! Aber davon<br />
lebt Zons anscheinend ganz<br />
gut. 600.000 Besucher kommen<br />
pro Jahr, um Stadtmauer, Burgrest<br />
<strong>und</strong> alles andere anzuschauen.<br />
Die Menschenmassen<br />
an Ferientagen <strong>und</strong> Wochenenden<br />
möchte ich mir lieber nicht<br />
vorstellen. Wir hatten einen<br />
ruhigen Tag erwischt; schlechtes<br />
Wetter hat eben auch gute<br />
Seiten! Im Anschluss haben wir<br />
uns aber doch lieber im Lokal<br />
aufgewärmt.<br />
<strong>SEITE</strong> 31<br />
George Grosz<br />
Aquarelle, Zeichnungen, Collagen<br />
1908-1958<br />
Max-Ernst-Museum Brühl<br />
Donnerstag, 13. Oktober 2011<br />
Beginn der Führung um 15.00 Uhr<br />
5 Euro<br />
Das Museum liegt ca. 200 m/5 Gehminuten<br />
vom DB-Bahnhof Brühl entfernt (am<br />
Bahnhofs-Ausgang rechts, am Ende der<br />
Max-Ernst-Allee auf der linken Seite);<br />
empfohlene Anreise von Köln:<br />
RE 5 Richtung Koblenz oder<br />
RB 48 Ri BN-Mehlem<br />
planmäßig ab Köln Hbf 14:32<br />
Köln Süd 14:38<br />
Brühl Bf an 14:45<br />
oder RB 48 (Richtung Bonn-Mehlem)<br />
planmäßig ab Köln Hbf 14:38<br />
Köln Süd 14:45<br />
Brühl Bf an 14:52<br />
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt;<br />
bitte in der <strong>GEW</strong> Geschäftsstelle<br />
verbindlich an- <strong>und</strong> im Verhinderungsfall<br />
auch wieder abmelden.<br />
Anschließend kann das Museumsbistro<br />
(oder ein Brühler Lokal) besucht werden.<br />
<strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
Köln
Einladung<br />
Studienfahrt mit der <strong>GEW</strong>-Ruheständlergruppe<br />
nach Wittenberg • Torgau • Dessau<br />
23.10.2011 bis 27.10.2011<br />
Programm:<br />
1. Tag: Busfahrt nach Wittenberg,<br />
Stadtführung, Abendessen im Hotel,<br />
Gespräch über Wittenberg <strong>und</strong> die Reformation<br />
2. Tag: Führung im Lutherhaus,<br />
Mittagessen (Stadt),<br />
Philipp Melanchthon - der zweite große Reformator <strong>und</strong> Pädagoge,<br />
Führung im Melanchthon-Haus <strong>und</strong> den Kirchen im Stadtzentrum<br />
3. Tag: Tagesfahrt nach Torgau – der alten sächsischen Residenzstadt,<br />
Stadtführung mit Besichtigung des Schlosses, Mittagessen, Unrecht zu<br />
verschiedenen Zeiten –<br />
Torgau in der NS- <strong>und</strong> in der DDR-Zeit<br />
4. Tag: Exkursion nach Dessau,<br />
Führung durch das Bauhaus-Gelände <strong>und</strong> Meisterhaus, Mittagessen<br />
(Kornhaus, Dessau – Bauhausgebäude), Busfahrt entlang weiterer<br />
Bauhausgebäude, Stopp am B<strong>und</strong>esumweltamt,<br />
Führung im Wörlitzer Park<br />
5. Tag: Die H<strong>und</strong>ertwasserschule in Wittenberg –<br />
Führung <strong>und</strong> Gespräch,<br />
Mittagessen (Wittenberg), Rückfahrt<br />
Tagungsleitung:<br />
Heiko Hammer, IBB Dortm<strong>und</strong><br />
Teilnahmebeitrag: <strong>GEW</strong>-Mitglieder 450 Euro; Nichtmitglieder 500<br />
Euro (im Preis inklusive: Busfahrt, Unterkunft im Doppelzimmer mit<br />
Halbpension (Luther-Hotel Wittenberg), Programm, IBB-Reiseleitung,<br />
EZ-Zuschlag 80 Euro)<br />
Veranstaltungsnummer: WBG 11-10-08<br />
Anmeldung<br />
IBB, Bornstr. 66, 44145 Dortm<strong>und</strong>,<br />
Tel.: 0231-9520960, Fax: 0231-521233<br />
<strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
Köln<br />
AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />
<strong>SEITE</strong> 32<br />
von Helga Löbbert<br />
Frauen,<br />
Denkt man an Macht <strong>und</strong><br />
Geld, so fällt einem das A &<br />
O des Bankwesens ein: Ackermann<br />
<strong>und</strong> Oppenheim. Aber<br />
die waren bei dieser Stadtführung<br />
nicht gefragt, – wobei ich<br />
auf Oppenheim noch einmal<br />
zurückkomme, aber dann<br />
weiblicher Natur – denn unser<br />
Thema war Frauen <strong>und</strong> Geld.<br />
Nicht auf Anhieb zugänglich,<br />
denn Frauen, die selbstständig<br />
Geld erwirtschaften, sind<br />
nicht unbedingt in unserem<br />
Bewusstsein, <strong>und</strong> so fing dann<br />
unsere Führung erst einmal<br />
mit der Armut an.<br />
Nach Auflösung der Klöster<br />
1802 richteten die Franzosen,<br />
die sich gerade im Rheinland<br />
befanden <strong>und</strong> das Sagen<br />
hatten, eine zentrale Armutsverwaltung<br />
in der Minoritenkirche<br />
ein. Das muss wohl<br />
sehr notwendig gewesen sein,<br />
mindestens die Hälfte der Bevölkerung<br />
– r<strong>und</strong> 20 000 – soll<br />
arm gewesen sein. Die Zünfte<br />
hatten strikt darauf geachtet,<br />
dass alles so blieb, wie es war.<br />
Sie ließen im Stadtgebiet keine<br />
Manufakturen zu, so dass es<br />
wenig Arbeitsmöglichkeiten<br />
gab. Diese Rückständigkeit<br />
der Kölner zeigt sich bis in<br />
das 20.Jahrh<strong>und</strong>ert. Köln war<br />
die letzte Großstadt, die eine<br />
Straßenbahn bekam, weil das<br />
Festkomitee, quasi Nachfolgeorganisation<br />
der Zünfte-<br />
vereinigung, befürchtete, der<br />
Prinzenwagen könnte mit der<br />
Oberleitung kollidieren.<br />
Aber zurück zum Geld: Es ist<br />
nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass die<br />
Ärmsten Witwen <strong>und</strong> allein<br />
erziehende Mütter waren. Um<br />
Unterstützung zu bekommen,<br />
musste man einen Antrag stellen,<br />
dem ein Armutszeugnis,<br />
das vom Pfarrer oder anderen<br />
Persönlichkeiten bescheinigt<br />
war, beigefügt war. Das muss<br />
auch nicht immer angenehm<br />
gewesen sein.<br />
Es gab auch reiche, wirtschaftlich<br />
unabhängige Frauen. Sie<br />
waren Mitglieder der Zünfte.<br />
Ihre Berufswahl war allerdings<br />
beschränkt <strong>und</strong> ratsfähig waren<br />
sie nicht.<br />
Das Testament der Weinhändlerin<br />
Maria Sudermann, die<br />
aus Angst vor dem Fegefeuer<br />
sehr viel Geld an kirchliche<br />
Institutionen für Messen <strong>und</strong><br />
Gebete vererbt hat, zeigt, dass<br />
Frauen nicht nur viel Geld<br />
mit in die Ehe brachten, sondern<br />
es am Ende auch unter<br />
Umständen für eigene „Ziele“<br />
ausgeben konnten. Im Prinzip<br />
jedoch stand jede Frau unter<br />
der Herrschaft ihres Vaters<br />
oder Mannes. Glück mit dieser<br />
Regelung hatte Therese Oppenheim,<br />
geborene Levi. Sie hatte<br />
1792 zehntausend Taler mit in<br />
die Ehe mit Salomon Oppenheim<br />
gebracht. 1794 zog das<br />
junge Paar Oppenheim nach<br />
Köln. Nach 370 Jahren waren<br />
AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />
Geld <strong>und</strong> Banken<br />
sie die ersten Juden, die<br />
mit den Franzosen <strong>und</strong><br />
der Religionsfreiheit<br />
nach Köln kamen <strong>und</strong><br />
dort ansässig wurden.<br />
1821 wurde Therese<br />
Teilhaberin der Bank<br />
<strong>und</strong> erhielt die Unterschriftvollmacht.<br />
Sie<br />
konnte Wechsel für<br />
ganz Europa ausstellen.<br />
Damit hatte sie mehr<br />
Macht, als normalerweise<br />
einer Frau in<br />
diesen Zeiten zustand.<br />
Nach dem Tod ihres<br />
Mannes leitete sie von 1828 bis<br />
1842 die Bankgeschäfte. Ich<br />
nehme an, dass sie klug <strong>und</strong><br />
kompetent, aber eine Exotin<br />
im Bankgewerbe war. Wobei<br />
Frauen in allen Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
mit Geld umgehen mussten<br />
<strong>und</strong> es meistens auch konnten,<br />
auch wenn sie keine Bankerinnen<br />
waren.<br />
Unser R<strong>und</strong>gang führte uns<br />
zum Rathaus <strong>und</strong> den Figuren<br />
auf dem Turm. 124 Figuren<br />
bevölkerten ihn <strong>und</strong> wurden<br />
mitsamt dem Turm im Zweiten<br />
Weltkrieg durch Bomben platt<br />
gemacht. Der Turm wurde<br />
wieder aufgebaut <strong>und</strong> mit<br />
neuen Figuren, die die Kölner<br />
Geschichte in irgend einer<br />
Weise tangieren, bestückt,<br />
wobei mir längst bei allen nicht<br />
klar ist, was die wohl mit Köln<br />
zu tun hatten. Immerhin sind<br />
18 Figuren Frauen ! Therese<br />
Oppenheim, die so gut mit<br />
<strong>SEITE</strong> 33<br />
Geld umgehen konnte, ist nicht<br />
dabei, dafür eine, die so gar<br />
nicht das Geld zusammenhalten<br />
konnte, die Schriftstellerin<br />
Irmgard Keun. Sie musste<br />
immer wieder an einen Fre<strong>und</strong><br />
in Amerika herantreten, um<br />
finanziell mit ihrem Leben klar<br />
zu kommen, aber sie klaute,<br />
schmuggelte <strong>und</strong> betrog nicht,<br />
was Frauen nicht selten für<br />
ihren Lebensunterhalt tun<br />
müssen, <strong>und</strong> nicht nur in Köln<br />
<strong>und</strong> nicht nur in vergangenen<br />
Zeiten.<br />
Wer mehr über Frauen in<br />
Köln erfahren möchte, sollte<br />
unbedingt das Buch von Irene<br />
Franken, die uns so sachk<strong>und</strong>ig<br />
durch Köln <strong>und</strong> die Finanzen<br />
geführt hat, lesen : „Frauen in<br />
Köln“ Ich wollte eigentlich, als<br />
ich diesen Artikel schrieb, nur<br />
kurz etwas nachsehen, hatte<br />
aber bald meinen Gr<strong>und</strong> vergessen<br />
<strong>und</strong> mich ganz in dieses<br />
Buch vertieft.
von Manfred Brinkmann<br />
„Das war ein richtiger Schock,<br />
als ich Nachts von der Polizei<br />
auf der Fahrt von Istanbul nach<br />
Ankara aus dem Bus heraus<br />
verhaftet wurde“, berichtet Gülcin<br />
Isbert. Die Lehrerin <strong>und</strong><br />
ehemalige Frauensekretärin der<br />
türkischen Bildungsgewerkschaft<br />
Egitim Sen sowie weitere<br />
29 <strong>Gewerkschaft</strong>er wurden<br />
im Mai 2009 in verschiedenen<br />
Städten der Türkei ohne An-<br />
gabe von Gründen festgenommen<br />
<strong>und</strong> ins Gefängnis nach<br />
Izmir gebracht. Ein halbes<br />
Jahr dauerte es, bis endlich der<br />
Prozess begann. Nicht zum<br />
ersten Mal wird Egitim Sen<br />
vom türkischen Staat verfolgt.<br />
Bereits in den neunziger Jahren<br />
war die Bildungsgewerkschaft<br />
von Verbot bedroht, weil sie<br />
für eine friedliche Lösung der<br />
Kurdenfrage <strong>und</strong> für das Recht<br />
auf muttersprachlichen Unterricht<br />
eintritt.<br />
INTERNATIONALES<br />
<strong>Gewerkschaft</strong>srechte unterm Halbmond<br />
Warum Lehrer in der Türkei verfolgt werden<br />
Vor dem Strafgerichtshof in Izmir<br />
wird den Angeklagten vorgeworfen,<br />
Terroristen zu sein<br />
<strong>und</strong> unter dem Deckmantel gewerkschaftlicher<br />
Tätigkeit für<br />
die verbotene kurdische Arbeiterpartei<br />
PKK zu arbeiten. Dies<br />
wird von den <strong>Gewerkschaft</strong>ern<br />
vehement bestritten. Wohl<br />
auch wegen der zahlreichen<br />
internationale Beobachter, die<br />
zum Prozessauftakt im November<br />
2009 nach Izmir gereist<br />
waren, um Solidarität zu zeigen<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeit herzustellen,<br />
hob das Gericht nach zwei<br />
Verhandlungstagen den Haftbefehl<br />
überraschend auf. Die<br />
Anklage besteht jedoch fort.<br />
Vier weitere Prozesstermine<br />
haben seitdem stattgef<strong>und</strong>en -<br />
ohne ein Urteil. Gülcin Isbert<br />
<strong>und</strong> die anderen Mitangeklagten<br />
müssen sich regelmäßig<br />
polizeilich melden <strong>und</strong> dürfen<br />
die Türkei nicht verlassen.<br />
Der Prozess gegen die Lehrerinnen<br />
<strong>und</strong> Lehrer der Egitim<br />
Sen ist kein Einzelfall. Unabhängige<br />
<strong>und</strong> starke <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />
werden von der<br />
türkischen Regierung weiterhin<br />
als Gefahr wahrgenommen<br />
<strong>und</strong> nicht als Teil einer demokratischen<br />
Gesellschaft akzeptiert.<br />
Aktive <strong>Gewerkschaft</strong>er<br />
werden verfolgt, entlassen, angeklagt<br />
<strong>und</strong> mit Gefängnisstrafen<br />
belegt. <strong>Gewerkschaft</strong>lich<br />
engagierte Lehrer werden vom<br />
Staat zur Strafe oft in abgelegene<br />
Regionen versetzt. Das<br />
<strong>SEITE</strong> 34<br />
Streikrecht ist vielen Arbeitnehmern<br />
versagt, insbesondere<br />
Beschäftigten im öffentlichen<br />
Dienst. Obwohl von der Europäischen<br />
Union im Zuge<br />
der Beitrittsverhandlung mit<br />
der Türkei bereits mehrfach<br />
angemahnt, hat das türkische<br />
Parlament bis heute kein neues<br />
<strong>Gewerkschaft</strong>sgesetz verabschiedet,<br />
das den Normen der<br />
Internationalen Arbeitsorganisation<br />
(ILO) entspricht.<br />
Auf Einladung der <strong>Gewerkschaft</strong><br />
<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
<strong>und</strong> der Friedrich-<br />
Ebert-Stiftung werden vier<br />
Egitim Sen KollegInnen in der<br />
Zeit vom 18. – 29. September<br />
in Deutschland sein, um über<br />
die Situation in der Türkei <strong>und</strong><br />
die Arbeit ihrer <strong>Gewerkschaft</strong><br />
zu berichten. Wir möchten<br />
dazu einladen, sich aus erster<br />
Hand zu informieren <strong>und</strong> mit<br />
den türkischen <strong>Gewerkschaft</strong>ern<br />
zu diskutieren, wie wir<br />
gemeinsam dazu beitragen<br />
können, dass Menschen- <strong>und</strong><br />
<strong>Gewerkschaft</strong>srechte in der<br />
Türkei respektiert werden.<br />
Veranstaltung in Köln<br />
22.9.2011, 19:00 Uhr<br />
DGB Haus,<br />
Hans-Böckler-Platz 1<br />
INTERNATIONALES<br />
Acht aphoristische Assoziationen<br />
zu den Ereignissen<br />
vom 22. Juli 2011 in Oslo<br />
Überzeugungstäter sind zweifellos.<br />
Aus niederen Beweggründen zu töten, ist Mord;<br />
ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit<br />
ist das Töten aus vermeintlich edlen Motiven.<br />
Wenn man bedenkt,<br />
dass Denken eine spezifisch menschliche Fähigkeit ist,<br />
dann ist es höchst bedenklich,<br />
wie unmenschlich Menschen denken können.<br />
Ideen suchen Anschluss, eine Ideologie schließt aus.<br />
Blinder Hass erlaubt keine Einsicht.<br />
Menschen brauchen Menschen –<br />
manche nur, um sie unmenschlich behandeln zu können.<br />
Mensch zu sein gelingt nicht jedem.<br />
Vernachlässigt eine Gesellschaft wertvolle Haltungen,<br />
entwickeln ungehaltene Menschen<br />
Werte verachtende Überzeugungen.<br />
<strong>SEITE</strong> 35
Starke Mädchen<br />
von Wolfgang Brinkmann<br />
Erster Preis ging an das Team<br />
der Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule<br />
Westerwaldstraße aus Köln.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Etwa 130 Gr<strong>und</strong>schülerinnen<br />
aus Nordrhein-Westfalen<br />
haben am 1. Juni in Essen am<br />
Mädchenfußballturnier der<br />
<strong>GEW</strong> NRW teilgenommen <strong>und</strong><br />
die Forderung der Globalen<br />
INTERNATIONALES <strong>GEW</strong> INTERN<br />
Bildungskampagne nach Bildung<br />
für Mädchen <strong>und</strong> Frauen<br />
weltweit unterstützt.<br />
„Dürfen wir schon auf den<br />
Rasen?“ Die Mädchen sind<br />
total aufgeregt. Es ist kurz nach<br />
neun Uhr. Beginn<br />
ist um zehn, doch<br />
die ersten Mannschaften<br />
sind schon<br />
am Platz. Aus<br />
ganz Nordrhein-<br />
Westfalen sind<br />
Schülerinnen der<br />
Gr<strong>und</strong>schulklassen<br />
drei <strong>und</strong> vier<br />
nach Essen gereist,<br />
um am Mädchenfußballturnier<br />
der<br />
<strong>GEW</strong> teilzunehmen.<br />
Das Turnier<br />
steht unter der Schirmherrschaft<br />
von Ute Schäfer, Ministerin<br />
für Familie, Kinder, Jugend,<br />
Kultur <strong>und</strong> Sport. Unter<br />
dem Motto „Starke Mädchen<br />
gesucht“ hat die <strong>GEW</strong> in NRW<br />
zu dem Fußballturnier<br />
eingeladen<br />
<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>schulen<br />
im größten<br />
B<strong>und</strong>esland<br />
angeschrieben,<br />
sich mit Schülerinnenmannschaften<br />
zu bewerben. „Die<br />
vielen Rückmeldungen<br />
haben<br />
uns sehr gefreut“,<br />
erzählt die <strong>GEW</strong><br />
Landesvorsitzende<br />
Doro Schäfer. „Wir<br />
<strong>SEITE</strong> 36<br />
haben über sechzig Bewerbungen<br />
erhalten <strong>und</strong> konnten<br />
Schulen aus allen Regionen in<br />
Nordrhein-Westfalen berücksichtigen.“<br />
Mit dem Fußballturnier<br />
soll die Forderung der<br />
Globalen Bildungskampagne<br />
für das Recht auf Bildung für<br />
Mädchen <strong>und</strong> Frauen weltweit<br />
unterstützt werden. Die Globale<br />
Bildungskampagne ist ein<br />
Bündnis von <strong>Gewerkschaft</strong>en<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsorganisationen<br />
für die Verwirklichung<br />
des Menschenrechts auf Bildung.<br />
„Wir führen jährlich Aktionswochen<br />
durch, um auf unsere<br />
Forderungen aufmerksam<br />
zu machen“, berichtet Barbara<br />
Geier von der <strong>GEW</strong> Hamburg,<br />
die in der Globalen Bildungskampagne<br />
aktiv ist <strong>und</strong> deshalb<br />
zum Fußballturnier nach Essen<br />
gekommen ist. „Weltweit können<br />
67 Millionen Kinder nicht<br />
zur Schule gehe. Die Mehrheit<br />
davon sind Mädchen. Das wollen<br />
wir ändern.“ Die Globale<br />
Bildungskampagne will daher<br />
die Frauenfußball-Weltmeisterschaft<br />
vom 26. Juni bis 7.<br />
Juli in Deutschland nutzen, um<br />
die Forderung nach Bildung<br />
für Frauen <strong>und</strong> Mädchen in<br />
den Blick der Öffentlichkeit zu<br />
rücken. „Für Mädchen muss<br />
mehr getan werden – bei der<br />
Bildung <strong>und</strong> im Fußball“, fordert<br />
auch Sigi Eith, der Vorsitzende<br />
der <strong>GEW</strong>-Sportkommission.<br />
Im letzten Jahr hatte<br />
die <strong>GEW</strong>-Sportkommission die<br />
Kampagne „1GOAL – Bildung für<br />
alle“ zur Fußball-WM in Südafrika<br />
unterstützt, die zur Frauenfußball-WM<br />
2011 fortgesetzt wird.<br />
„Das Mädchenturnier der <strong>GEW</strong><br />
ist eine tolle Initiative“, so Eith.<br />
„Ich bin begeistert über die Freude<br />
<strong>und</strong> das Engagement hier auf<br />
dem Fußballplatz. Die Mädchen<br />
lernen Fairness <strong>und</strong> Teamgeist<br />
<strong>und</strong> gewinnen Selbstvertrauen.“<br />
Zwölf Mannschaften mit jeweils<br />
elf Spielerinnen sind angereist,<br />
da in Siebener-Mannschaften mit<br />
vier Auswechselspielerinnen gekickt<br />
wird. Auch ein paar Jungen<br />
sind zur Unterstützung der Mädchen<br />
mitgekommen. Gespielt wird<br />
jeweils 15 Minuten. In den Pausen<br />
gibt es Essen <strong>und</strong> Getränke <strong>und</strong><br />
weitere Spielmöglichkeiten für<br />
die Mädchen. Am Nachmittag<br />
um drei Uhr findet schließlich die<br />
Preisverleihung statt. Jede Mannschaft<br />
erhält einen Pokal <strong>und</strong> alle<br />
Spielerinnen eine Urk<strong>und</strong>e. Der<br />
ersten Preis geht an das Team der<br />
Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule Westerwaldstraße<br />
aus Köln: Elf Eintrittskarten<br />
für die Spielerinnen<br />
<strong>und</strong> zwei weitere für Lehrkräften<br />
zum Halbfinalspiel der Frauenfußball<br />
WM. Möglich wurde das<br />
Turnier durch Unterstützung der<br />
Universität Duisburg-Essen <strong>und</strong><br />
das Team der Sport- <strong>und</strong> Bewegungswissenschaften<br />
in der Fakultät<br />
Bildungswissenschaften unter<br />
Leitung von Prof. Dr. Werner<br />
Schmidt, auf deren Sportanlagen<br />
der Wettkampf stattfand.<br />
Viel gewönne, wer gut würbe!<br />
4500 Kölner <strong>GEW</strong>-Mitglieder sind realistisch *)<br />
von Klaus Minartz<br />
Wenn ich sitze, will ich nicht,<br />
sitzen wie mein Sitz-Fleisch möchte,<br />
sondern wie mein Sitz-Fleisch sich,<br />
säße er, den Stuhl sich flöchte.<br />
So schrieb Christian Morgenstern <strong>und</strong> ehrte den Konjunktiv,<br />
eine Verbform, ersonnen um das zu benennen, was nicht ist,<br />
sondern wovon man nur hofft, dass es sein könnte. Ein linguistisches<br />
Misstrauensvotum gegen Gott, schrieb Arno Schmidt.<br />
Denn wenn alles gut wäre, brauchte es keinen Konjunktiv. **)<br />
Die <strong>GEW</strong> bräuchte aber mehr Mitglieder, um ihre Interessen<br />
noch besser vertreten zu können.<br />
Bei Redaktionsschluss des forum haben sich ca. 4450 Mitglieder<br />
in der <strong>GEW</strong> Köln organisiert. Das Ziel, in der nächsten<br />
Zeit das 4500. Mitglied aufnehmen zu können, ist also nicht<br />
unrealistisch. Wir wollen die KollegInnen motivieren, ihre<br />
Werbeaktivitäten zu intensivieren. Das 4500. Mitglied <strong>und</strong><br />
seine WerberIn werden von uns als Duo prämiert.<br />
Alternativ wird angeboten:<br />
• ein gemeinsames Frühstück der beiden in einem Café ihrer<br />
Wahl<br />
• ein gemeinsamer Besuch in der Philharmonie (maximal 100<br />
Euro)<br />
• als Klassiker: je einen Büchergutschein im Wert von 30 Euro.<br />
Zusätzlich wird das Duo als Ansporn für die mittelfristige<br />
Werbung des 5000. Mitglieds im forum mit einer Auflage von<br />
5000 vorgestellt.<br />
*) „Die Realität ist das, was selbst dann, wenn man aufhört,<br />
daran zu glauben, nicht weggeht.“<br />
(Philipp K. Dick, zitiert aus Christian Hesse, Warum Mathematik<br />
glücklich macht)<br />
**) Mit einem Mausklick erkennt man den Plagiator.<br />
<strong>SEITE</strong> 37
Projekt »Zeichen setzen!«<br />
<strong>GEW</strong>-TeilnehmerInnen gesucht<br />
von Banu Bambal <strong>und</strong> Regina<br />
Laudage<br />
Seit August 2010 arbeiten wir<br />
im Projekt „Zeichen setzen!<br />
– Für gemeinsame demokratische<br />
Werte <strong>und</strong> Toleranz bei<br />
Zuwanderinnen <strong>und</strong> Zuwanderern“<br />
zum Thema „Demokratiefeindliche<br />
Tendenzen<br />
unter türkeistämmigen Jugendlichen“.<br />
Träger des Projektes<br />
ist die Alevitische Gemeinde<br />
Deutschland (AABF). Dieses<br />
Jahr steht ganz im Zeichen des<br />
Aufbaus eines Kooperationsverb<strong>und</strong>s<br />
– für den wir dringend<br />
LehrerInnen gewinnen<br />
möchten, die sich in der <strong>GEW</strong><br />
engagieren. Mit dem Projekt<br />
möchten wir durch bildungspolitische<br />
Präventions- <strong>und</strong><br />
Interventionsangebote antisemitischen,<br />
islamistischen,<br />
Buchtipp<br />
Rechtsextremismus in der Einwanderungsgesellschaft.<br />
Am Beispiel der Exjugoslawen,<br />
Russlanddeutschen, Türken,<br />
Polen, Hrsg. von Schule ohne Rassismus<br />
- Schule mit Courage<br />
Über Rechtsextremismus unter<br />
Migranten ist bislang wenig bekannt.<br />
Die Broschüre eröffnet die Auseinandersetzung<br />
über die Erscheinungsformen<br />
<strong>und</strong> Organisationsstrukturen dieser<br />
Strömungen in den vier größten Einwanderergruppen.<br />
Autoren: Daniel Bay, Sead Husic,<br />
Barbara Kerneck, Uwe Rada<br />
E-Mail: schule@aktioncourage.org<br />
www.schule-ohne-rassismus.org<br />
SCHWARZES BRETT GLOSSE<br />
rechtsextremistischen <strong>und</strong><br />
ultranationalistischen Einstellungen<br />
unter türkeistämmigen<br />
Jugendlichen entgegenwirken.<br />
Dies ist kein leichtes Unterfangen.<br />
In Deutschland ist die öffentliche<br />
<strong>und</strong> politische Sensibilität<br />
für Ideologien <strong>und</strong> Aktivitäten<br />
islamistischer, rechtextremistischer<br />
<strong>und</strong> ultranationalistischer<br />
Gruppen, die unter<br />
Jugendlichen aus Zuwandererfamilien<br />
um Zustimmung<br />
werben bzw. Zustimmung<br />
erhalten, bislang nur gering<br />
ausgeprägt.<br />
Im Rahmen einer wissenschaftlich<br />
begleiteten Bedarfs- <strong>und</strong><br />
Bestandsanalyse haben wir<br />
von unseren Interviewpartner-<br />
Innen, darunter auch Lehrer-<br />
Innen, bestätigt bekommen,<br />
dass die Phänomene neu sind<br />
<strong>und</strong> dass der Bedarf an bildungspolitischen<br />
bzw. demokratiepädagogischenAngeboten<br />
groß ist.<br />
Unser Ziel ist, ein Bildungskonzept<br />
mit praktischen<br />
Handlungsalternativen zu entwickeln,<br />
mit dem Bildungseinrichtungen,<br />
öffentliche Jugendzentren<br />
<strong>und</strong> Schulen arbeiten<br />
können. Das Projekt „Zeichen<br />
setzen!“ möchte durch den<br />
Aufbau eines Kooperationsverb<strong>und</strong>s<br />
<strong>und</strong> durch die gemeinsame<br />
intensive Arbeit mit den<br />
KooperationspartnerInnen ein<br />
Bildungskonzept entwickeln,<br />
das Jugendlichen mit deut-<br />
<strong>SEITE</strong> 38<br />
schem <strong>und</strong> nichtdeutschem<br />
Hintergr<strong>und</strong> gemeinsame<br />
demokratische Werte <strong>und</strong> Toleranz<br />
vermittelt. Gr<strong>und</strong>legend<br />
für diese Arbeit ist der Konsens,<br />
dass alle Jugendlichen,<br />
egal welchen Hintergr<strong>und</strong>s, gemeinsam<br />
zur deutschen Gesellschaft<br />
gehören. Das am Ende<br />
der Projektlaufzeit (Dezember<br />
2013) aufgebaute Bildungskonzept<br />
in Form einer Handreichung<br />
soll PädagogInnen<br />
in ihrer schulischen Arbeit<br />
Methoden, Unterrichtsideen<br />
<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legendes Wissen für<br />
die Thematisierung von Demokratiefeindlichkeit<br />
an die Hand<br />
geben. Der Schwerpunkt liegt<br />
dabei auf der Einbeziehung<br />
türkeistämmiger Jugendlicher,<br />
der Geschichte <strong>und</strong> Politik<br />
ihres Herkunftslandes <strong>und</strong> den<br />
dadurch entstandenen Identitätskonzepten.<br />
Um unseren ersten Entwurf<br />
des pädagogischen Konzepts<br />
weiterzuentwickeln <strong>und</strong> optimal<br />
an die Schul- <strong>und</strong> Lehrplansituation<br />
anzupassen,<br />
suchen wir dringend Lehrer-<br />
Innen, die in der <strong>GEW</strong> organisiert<br />
sind <strong>und</strong> Interesse <strong>und</strong><br />
Freude an dieser konzeptionellen<br />
Arbeit mitbringen.<br />
Für den Herbst 2011 sind zu<br />
diesem Zweck mehrere Workshops<br />
geplant.<br />
Bei Interesse kontaktieren Sie<br />
bitte: Banu Bambal, Projektleiterin,<br />
0221 949856-42, Banu.<br />
Bambal@alevi.com<br />
von Wolfgang Hardenacke<br />
Erholt <strong>und</strong> voller Tatendrang die<br />
Einen. Angespannt <strong>und</strong> abwartend<br />
die Anderen. Neugierig <strong>und</strong><br />
voller Ungewissheit die Neuen. Zu<br />
Beginn des Schuljahres herrscht<br />
eine besondere Stimmung im<br />
Lehrerzimmer: Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen, die sonst während des<br />
Schuljahres kaum ein Wort miteinander<br />
reden, bilden Gesprächsgruppen<br />
<strong>und</strong> tauschen ihre<br />
Ferienerlebnisse aus. “Wie war´s<br />
auf der Nordmeer-Kreuzfahrt?<br />
Habt ihr die Aschewolke über<br />
Island mitbekommen? Erzähl´!“,<br />
will Petra Rath von Kollegin Pesch<br />
wissen. Ehe diese aber antworten<br />
kann, wirft Benno Weiß in<br />
bekannter Manier ein: „Als hätten<br />
die Isländer in der Kreditkrise<br />
nicht schon genug Asche verpulvert“.<br />
„Die Kreuzfahrt war schön<br />
<strong>und</strong> anstrengend. Wir konnten<br />
Island anlaufen, denn der Vulkanausbruch<br />
war dieses Mal nicht<br />
so gefährlich wie der vor einem<br />
Jahr“, antwortet Anne Pesch.<br />
„Wie hieß der noch?“, will Rainer<br />
Brück wissen, „der Name war<br />
ja schier unaussprechlich. Ganz<br />
offensichtlich die Wortschöpfung<br />
durchgeknallter Scrabble-Spieler.“<br />
„Ey-jaf-jalla-jö-kull“, bemerkt<br />
Kollegin Rath trocken. „Da sieht<br />
man mal wieder“, ergänzt Kollege<br />
Weiß, „Namen sind wie Schall<br />
<strong>und</strong> Rauch“. „Von Island ist nicht<br />
viel zu berichten – außer Geysire-<br />
<strong>und</strong> Wal-Gucken“, fährt Kollegin<br />
Pesch fort. „Ansonsten heißt es,<br />
dass der Isländer nicht auf Gr<strong>und</strong><br />
baut, der vorher nicht für elfenfrei<br />
erklärt wurde <strong>und</strong> dass er sich<br />
freut, auf einer Straßenkreuzung<br />
Pausengespräch<br />
in Reykjavik sein Schuhband binden<br />
zu können, weil es so wenig<br />
Verkehr gibt.“ „Was macht der<br />
Isländer sonst noch?“, interessiert<br />
sich Kollegin Rath.<br />
„Weil das Wetter ein Problem<br />
darstellt, haben offensichtlich alle<br />
Isländer ausgemacht, nie, aber<br />
auch wirklich nie, darüber zu<br />
sprechen. Und sollte es ganz, ganz<br />
schlimm werden mit dem Wetter,<br />
fängt man einfach an, laut <strong>und</strong><br />
falsch zu singen, so wie Björk.“<br />
„Wolltet ihr nicht einen Stopp in<br />
Helsinki machen?“, fragt Kollege<br />
Brück. „Ja! Und es regnete<br />
in Strömen“, erinnert sich Anne<br />
Pesch. „Ich komme ja aus Ostwestfalen“,<br />
meint Kollege Brück,<br />
„<strong>und</strong> dort sagten wir immer über<br />
Paderborn: ,Entweder es regnet,<br />
die Glocken läuten oder die<br />
Schranken sind runter‘.“ „Ähnlich<br />
sagte das unser finnischer<br />
Betreuer an Bord über sein Land:<br />
‚Entweder es regnet, die Mücken<br />
stechen einen oder es ist ständig<br />
dunkel’.“ „Bei einem solchen<br />
Alltag scheint die Schule gewissermaßen<br />
ein Hort der Zerstreuung<br />
zu sein“, meint Petra Rath.<br />
„Jetzt verstehe ich auch, warum<br />
die Finnen bei den PISA-Studien<br />
so gut abschneiden.“ „Sicherlich<br />
sind die finnischen Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler auch deshalb so gut,<br />
weil sie eine der schwierigsten<br />
Sprachen lernen <strong>und</strong> beherrschen<br />
müssen. Finnisch hat 15 Fälle<br />
<strong>und</strong> unzählige zusammengeklebte<br />
Wörter, ein echter Exot unter den<br />
europäischen Sprachen. Verwandt<br />
mit dem Ungarischen. Als ich<br />
zum ersten Mal mit Finnisch in<br />
Berührung kam, verstand ich die<br />
Sprache überhaupt nicht. Allen-<br />
<strong>SEITE</strong> 39<br />
falls bestimmte Fremdwörter ließen<br />
sich erkennen, ,nihilisti‘ etwa<br />
oder ,grillikioski‘. Weil Finnisch<br />
zu lernen so schwer ist, scheitern<br />
auch viele Migranten daran. - Ich<br />
gebe euch mal ein Beispiel in<br />
Finnisch: ,Syntyy pyry, myrskyn<br />
rytkytys ultyy. Nyt tyydyn ryyppyyn.‘<br />
Auf Deutsch heißt das:,Ein<br />
unfre<strong>und</strong>licher Windstoß erhebt<br />
sich, das Rütteln des Sturms wird<br />
stärker. Jetzt begnüge ich mich<br />
mit einem Schnaps‘.“<br />
„Apropos Schnaps. Kennt ihr<br />
den?“, meldet sich Kollege Rommerskirchen,<br />
der die Eigenart hat,<br />
sich ungebeten in Unterhaltungen<br />
einzumischen. „Worin liegt der<br />
Unterschied zwischen einer<br />
finnischen Hochzeit <strong>und</strong> einer<br />
finnischen Trauerfeier?“<br />
„Weiß ich nicht. Sag schon.“ „Auf<br />
der Trauerfeier gibt es einen Besoffenen<br />
weniger.“<br />
„Hast du deine Medikamente<br />
noch nicht genommen?“, fragt<br />
Petra Rath sarkastisch. Und Benno<br />
Weiß meint: „Ein altdeutsches<br />
Sprichwort sagt:,Man hält die<br />
Krümel von der Hand fern, warum<br />
nicht auch die Kalauer vom<br />
M<strong>und</strong>?‘.“ Das reicht dem Kollegen<br />
Rommerskirchen, er verlässt beleidigt<br />
die R<strong>und</strong>e. Nun will Rainer<br />
Brück von Kollegin Pesch noch<br />
wissen, wie es denn am Nordkap<br />
gewesen sei.<br />
„Entweder es schneit, das Nordlicht<br />
brennt, oder den Lappen<br />
geht ein Rentier durch die Lappen.<br />
- Soweit meine Kurzfassung“.<br />
Mit den Bemerkungen „Oh je!<br />
Noch ein Kalauer!“ <strong>und</strong> „Das<br />
fängt ja gut an, dieses Schuljahr!“<br />
gehen die Vier gutgelaunt in die<br />
Dienstbesprechung.
KITA<br />
<strong>SEITE</strong> 40<br />
G 10629 F Postvertriebsstück DPA Entgelt bezahlt<br />
Nr. 4 <strong>GEW</strong> forum Hans-Böckler-Platz 1 50672 Köln<br />
Vielfalt in der Schule<br />
Fachtagung<br />
zum Inklusionsplan der Stadt Köln<br />
am 26. November 2011<br />
Königin-Luise-Schule, Alte Wallgasse<br />
Die Arbeitskreise „Inklusion“ <strong>und</strong> „Schulentwicklung in Köln“ der <strong>GEW</strong> Köln<br />
laden in Kooperation mit dem Regionalen Bildungsbüro (RBB) der Stadt Köln<br />
zu einer Fachtagung ein.<br />
Diese Tagung ist ein Beitrag zur Entwicklung des Kölner Inklusionplans<br />
<strong>und</strong> konzentriert sich auf den Aspekt<br />
„Qualitätssicherung aus der Sicht der LehrerInnen“.<br />
Die genaue Tagesordnung mit Organisation <strong>und</strong> Ablauf<br />
wird im forum 5 ausführlich vorgestellt.