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Ausgabe 3/2005 - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

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SEITE 1<br />

GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT • STADTVERBAND KÖLN • KREISVERBAND RHEIN-BERG • AUSGABE 3/<strong>2005</strong>


KOMMENTAR<br />

Doppelrolle<br />

Doppelrolle<br />

GEW als Anwältin für Bildungsreformen <strong>und</strong> bessere Tarifbedingungen<br />

von Karl-Heinz Reith<br />

Wir leben in rauen Zeiten, in sorgenvollen Zeiten: Hartz IV <strong>und</strong> über fünf Millionen Arbeitslose. Nicht wenige Eltern,<br />

die heute noch eine scheinbar sichere Beschäftigung haben, bangen auch um ihren Arbeitsplatz. Können sie ihren<br />

Kindern morgen noch das ermöglichen, was heute oft schon schwer fällt <strong>und</strong> was zugleich als selbstverständlich<br />

gilt: Geld für die Klassenfahrt, Geld für Handy <strong>und</strong> Hobbys, Geld für Extra-Lernmittel, eigenen PC <strong>und</strong> Internet?<br />

Zur Angst vieler Mütter <strong>und</strong> Väter um Einkommen <strong>und</strong> Existenz der Familie kommt die Sorge um die Zukunft der<br />

Kinder. Lernen sie wirklich genug, um sich später im Arbeitsleben behaupten zu können? Wie sicher ist ihnen eine<br />

Lehrstelle? Was ist, wenn das Kind „nicht mal“ den Hauptschulabschluss schafft? Fast zehn Prozent Schulabbrecher<br />

pro Jahrgang - das ist kein Pappenstiel. Oder: Lohnen sich Abitur <strong>und</strong> Studium wirklich - bei den ständigen<br />

Hiobsbotschaften über Studiengebühren, BAföG-Kreditmodelle mit riesigen Rückzahlsummen <strong>und</strong> unsicheren<br />

Beschäftigungsperspektiven auch für Akademiker?<br />

Die Sorgen vieler Eltern finden sich bei Schülern wie Studierenden wieder: Lerne ich tatsächlich das Richtige für<br />

meine spätere Arbeit? Führt mich die angebotene Lehrstelle in eine Sackgasse oder in den gewünschten Beruf?<br />

Was soll ich überhaupt noch lernen, haben doch viele im Bekanntenkreis nach erfolgreicher Lehre mit ihrem<br />

Gesellenbrief zugleich die Kündigung erhalten? Und irritiert verfolgt so mancher Student während des Studiums<br />

das Auf <strong>und</strong> Ab sich ständig widersprechender Prognosen über die Zukunftsperspektiven etwa auf dem Lehrerarbeitsmarkt.<br />

Raue Zeiten, sorgenvolle Zeiten - doch nicht nur für Eltern <strong>und</strong> für junge Menschen, sondern auch für Erzieher,<br />

Lehrer, Weiterbildner oder Hochschulmitarbeiter. Steigende Ansprüche an ihre Arbeit, zu große Lerngruppen,<br />

Pflichtst<strong>und</strong>enzahl-Erhöhungen oder unbezahlte Mehrarbeit, Zwangs-Teilzeit im Osten, Gehaltseinbußen, Fristverträge<br />

<strong>und</strong> ungesicherte Arbeitsverhältnisse. Der Nachholbedarf in Sachen tarifliche Absicherung bei vielen<br />

freien Trägen ist riesig. In der Lehrerbildung ist eine echte Reform nicht in Sicht. Vehement sperren sich die Länder<br />

dagegen, die Erzieherausbildung endlich durch ein Hochschulstudium aufzuwerten - wie es international längst<br />

Standard ist. Und wer als Lehrer oder Erzieher dringend nach Weiterbildung oder Supervision ruft, bleibt meist sich<br />

selbst überlassen.<br />

Gleichwohl, allen Unkenrufen zum Trotz, sind in dieser Republik in jüngster Zeit einzelne Pflänzchen der Bildungsreform<br />

erblüht: mehr Ganztagsschulen <strong>und</strong> Nachmittagsbetreuung, Versuche mit Schulautonomie, endlich offizielle<br />

Anerkennung für frühkindliche Bildung in Kindergärten <strong>und</strong> Horten. Die gewünschten Reformen wie Ganztagsschule,<br />

Lernen in heterogenen Gruppen, individuelle Förderung der Schüler, spielerisches frühes Lernen im Kindergarten<br />

- das alles fordert auch von den Beschäftigten im Bildungswesen zunächst mehr Kraft <strong>und</strong> Zeit <strong>und</strong> Abschied<br />

vom bekannten Trott. Neues Denken <strong>und</strong> Reformen sind bisweilen anstrengend. Erschwert wird dies, wenn<br />

die Finanzminister dabei den Rahmen nachhaltiger prägen als die Bildungs- oder Jugendminister, die notwendige<br />

Personalressourcen nur unzureichend aufstocken oder gar verweigern. Die Situation der öffentlichen Kassen ist<br />

hinlänglich bekannt. Die Konflikte scheinen programmiert.<br />

Doch deshalb auf Änderungen gänzlich verzichten? Die Bildungsgewerkschaft GEW hat sich in ihrer Geschichte<br />

von vielen anderen Interessensverbänden bisher dadurch unterschieden, dass sie nicht nur Hüter der ökonomischen<br />

wie sozialen Arbeitsplatzinteressen ihrer Mitglieder war, sondern stets auch Antreiber <strong>und</strong> Motor für Bildungsreformen.<br />

Dabei befindet sich die GEW sozusagen in einer Doppelrolle, einerseits als Anwältin für die<br />

Beschäftigten im Bildungsbereich, andererseits als Anwältin für die betroffenen jungen Menschen <strong>und</strong> Eltern.<br />

Diese Doppelrolle bedeutet auch nach klassischem gewerkschaftspolitischen Verständnis keinen Widerspruch in<br />

sich. Viele Lehrer sind nicht deswegen heute so erschöpft, weil sie zu viel arbeiten. Sie fühlen sich unter anderem<br />

deshalb so kaputt <strong>und</strong> ausgebrannt, weil ihnen für die tradierte Form einer Schule der Selektion längst der pädagogische<br />

Sinn abhanden gekommen ist: Unter diesen Bedingungen müssen sie als Pädagogen einfach „falsch“<br />

<strong>und</strong> gegen innere Überzeugung arbeiten.<br />

Das gesellschaftspolitische Eintreten der GEW für eine neue Schule ist also auch zugleich gewerkschaftliches<br />

Engagement für bessere Arbeitsqualität. Ein pädagogischer Aufbruch, Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz <strong>und</strong> der<br />

eigenen Arbeit - das sind die besten Indikatoren für beruflichen Erfolg in der Schule, im Kindergarten wie anderen<br />

Bildungsstätten. Nur in dieser Doppelrolle ihres Engagements für inhaltliche Bildungsreformen wie für bessere<br />

Tarifbedingungen wird die GEW auch in Zukunft ihrem umfassenden gewerkschaftspolitischen Anspruch gerecht.<br />

(entnommen aus E & W, <strong>Ausgabe</strong> April)<br />

SEITE 2


IMPRESSUM<br />

Herausgeber: GEW Stadtverband Köln,<br />

Hans-Böckler-Platz 1, 50672 Köln<br />

Erscheint fünfmal im Jahr; Bezugspreis 1,25 Euro<br />

Für GEW-Mitglieder ist der Bezug des forum im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten. Leserbriefe geben nicht<br />

in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Redaktion:<br />

Henning Cremer, Nanny Gatzen-Stadter,<br />

Klaus Minartz (verantwortlich)<br />

GESCHÄFTSSTELLE<br />

Montag bis Donnerstag 10.00 bis 16.00 Uhr<br />

Freitag 12.00 bis 16.00 Uhr<br />

Telefon 02 21 51 62 67<br />

Telefax 02 21 52 54 46<br />

Homepage www.gew-koeln.de<br />

E-MAIL gew-koeln@netcologne.de<br />

BANKVERBINDUNG<br />

SEB<br />

BLZ 370 101 11<br />

Konto 1320732101<br />

Redaktionsschluss 12. August <strong>2005</strong><br />

Erscheinungstermin 6. September <strong>2005</strong><br />

TELEFONISCHE RECHTSBERATUNG<br />

Telefon 02 21 51 62 67<br />

Montag <strong>und</strong> Donnerstag 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

<strong>und</strong> nach Vereinbarung<br />

In den Ferien:<br />

Landesrechtsschutzstelle 02 01 2 94 03 37<br />

Druck: Prima Print, Köln<br />

DTP: Thomas Sommerkamp, Witten<br />

Titelbild:<br />

(siehe Preisausschreiben)<br />

Wenn GEW, dann<br />

www.gew-koeln.de<br />

forum 3/<strong>2005</strong><br />

SEITE 3<br />

INHALT<br />

Kommentar 2<br />

Impressum <strong>und</strong> Inhalt 3<br />

Ein-Euro-Jobs / Tarifpolitik<br />

Arbeitsgelegenheit 4<br />

Beschluss <strong>Gewerkschaft</strong>stag 5<br />

Empfehlungen an Schulleitungen 7<br />

Tarif: Arbeitszeit ist Knackpunkt 9<br />

Bildungspolitik<br />

Forderung nach Förderung 10<br />

Fordern <strong>und</strong> Fördern 13<br />

Sozialpädagogen<br />

Neuer AK KiTa 17<br />

Service 18<br />

HIB 19<br />

Fachgruppen & Arbeitskreise 20<br />

Gr<strong>und</strong>schulfragebogen 22<br />

Aktive Ruheständler 23<br />

Rhein-Berg 24<br />

UE Zwangsheirat 25<br />

Edelweißpiraten-Festival 26<br />

Preisausschreiben 27<br />

Rechtsberatung 27


EIN-EURO-JOBS<br />

»Arbeitsgelegenheiten<br />

gegen Aufwandsentschädigung«<br />

von Heiko Gosch<br />

Vorwort zur Broschüre „Ein-Euro-<br />

Jobs“ der GEW. Diese ist zu beziehen<br />

über www.gew.de oder über unsere<br />

Kölner Geschäftsstelle www.gewkoeln.de.<br />

Mit der Einführung des Arbeitslosengeldes<br />

II, d.h. der Zusammenlegung von<br />

Arbeitslosen- <strong>und</strong> Sozialhilfe wurde ein<br />

Paradigmenwechsel in der Sozialpolitik<br />

vollzogen. Unabhängig davon, welche<br />

Qualifikation vorhanden ist, welches<br />

Einkommen in einem früheren Arbeitsverhältnis<br />

erzielt wurde <strong>und</strong> wie lange<br />

in der Vergangenheit in die Arbeitslosenversicherung<br />

eingezahlt wurde, in<br />

der Regel nach einem Jahr – spätestens<br />

nach dreieinhalb Jahren -, fallen Arbeitslose<br />

auf das Sozialhilfeniveau. Mit<br />

Hartz IV verbindet der Gesetzgeber<br />

gleichzeitig die Zielsetzung, Langzeitarbeitslose<br />

an den Arbeitsmarkt „heranzuführen“.<br />

Wesentliches Instrument<br />

sind dabei die „Arbeitsgelegenheiten<br />

gegen Aufwandsentschädigung“, zu<br />

denen die Arbeitslosengeld II-Empfänger<br />

seit dem 1. Januar verpflichtet<br />

werden können. Die GEW lehnt diese<br />

»Arbeitsgelegen-heiten« entschieden ab.<br />

(siehe Beschluss des GEW - <strong>Gewerkschaft</strong>stages<br />

im April <strong>2005</strong> in Erfurt auf<br />

der Seite 6)<br />

Über Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigungen<br />

sollen im<br />

öffentlichen Interesse liegende, zusätzliche<br />

Arbeiten verrichtet werden. Nach<br />

den Kriterien der B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit (BA) liegen insbesondere gemeinnützige<br />

Arbeiten im öffentlichen<br />

Interesse. In dem Beispielkatalog der<br />

BA werden die Bereiche <strong>Wissenschaft</strong><br />

<strong>und</strong> Forschung sowie Bildung <strong>und</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> an vorderster Stelle genannt.<br />

Wir müssen also davon ausgehen - erste<br />

Praxisberichte aus einzelnen B<strong>und</strong>esländern<br />

bestätigen dies -, dass im Bereich<br />

der GEW verstärkt Ein-Euro-Jobs<br />

geschaffen werden.<br />

Ein-Euro-Jobs sollen also zusätzliche<br />

Angebote ermöglichen. Arbeit des<br />

festangestellten Personals soll nicht<br />

übernommen werden. Wie begründet<br />

die Ablehnung von Ein-Euro-Jobs durch<br />

die GEW ist, zeigen erste Berichte aus<br />

Kindergärten, Schulen <strong>und</strong> Hochschulen.<br />

Ein-Euro-Jobber nehmen faktisch<br />

Regelaufgaben wahr. Jeweils wird argumentiert,<br />

dass das vorhandene festangestellte<br />

Personal durch seine Pflichtaufgaben<br />

ausgelastet sei <strong>und</strong> weitere<br />

wünschenswerte Aktivitäten deshalb<br />

unterbleiben müssten. So werden z. B.<br />

an der Universität in Marburg im<br />

Rahmen einer ,,Arbeitsgelegenheit“<br />

Dokumente wissenschaftlich ausgewertet,<br />

die andernfalls unbearbeitet weiter<br />

im Archiv lagern würden. Diese Aufgaben<br />

werden von arbeitslosen Akademikern<br />

wahrgenommen. In Schulen droht,<br />

dass Ein-Euro-Jobber pädagogische<br />

,,Sonderaufgaben“ übernehmen. Hierzu<br />

könnten insbesondere Aufgaben gehören,<br />

die unstreitig pädagogisch sinnvoll<br />

<strong>und</strong> erforderlich erscheinen, aber<br />

infolge der Arbeitsaus- <strong>und</strong> überlastung<br />

vom festangestellten Personal nicht<br />

mehr ausgeführt werden können.<br />

Hierzu zählen z.B. Leseförderung <strong>und</strong><br />

Differenzierungsangebote, aber auch<br />

Aufsichten <strong>und</strong> pädagogische Unterrichtshilfen<br />

im Regelunterricht. Im Falle<br />

einer Übernahme von Aufsichten <strong>und</strong><br />

der Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien<br />

könnte der Eindruck entstehen,<br />

dass hier zu einer Entlastung<br />

von Lehrkräften beigetragen werden<br />

SEITE 4<br />

soll. Statt dessen droht vielmehr, dass<br />

an den Schulen schrittweise eine Differenzierung<br />

der Arbeitsaufgaben in<br />

Kernbereiche <strong>und</strong> Zusatzangebote<br />

erfolgt. Der Kernbereich würde von<br />

festangestellten Lehrkräften <strong>und</strong> anderem<br />

Fachpersonal wahrgenommen<br />

werden. Zusatzangebote würden im<br />

Rahmen von ,Arbeitsgelegenheiten „<br />

umgesetzt werden. Damit würde faktisch<br />

die Einrichtung fester Arbeitsplätze<br />

verhindert werden.<br />

Auch in Kindergärten ist zu befürchten,<br />

dass die Ausstattung mit regulärem<br />

Personal verschlechtert wird. Eine Spaltung<br />

in Kernaufgaben <strong>und</strong> Zusatzangebote<br />

könnte auch hier zur Folge<br />

haben, dass jeweils nur eine verantwortliche<br />

Fachkraft in den Kindergruppen<br />

in einem festen Anstellungsverhältnis<br />

tätig ist. Weitere Fachkräfte würden<br />

auch hier vorrangig in Form von „Arbeitsgelegenheiten“<br />

eingesetzt werden.<br />

Öffentliche Arbeitgeber <strong>und</strong> Wohlfahrtsverbände<br />

stehen infolge der<br />

Steuerpolitik von Rot-Grün <strong>und</strong> der<br />

Blockadepolitik der Union im B<strong>und</strong>esrat<br />

unter fortgesetzten Zwängen, in den<br />

Haushalten zu kürzen. Unter diesem<br />

Druck wird zwangsläufig der Blick auf<br />

die Einrichtung von Ein-Euro-Jobs<br />

gelenkt werden.<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Personalräten kommt<br />

dabei die Aufgabe zu, die Interessen der<br />

Beschäftigten <strong>und</strong> die der Arbeitssuchenden<br />

miteinander zu verbinden<br />

<strong>und</strong> zu vertreten. Das gemeinsame<br />

Interesse besteht in der Sicherung der<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten <strong>und</strong> der<br />

Schaffung von ordentlichen, sozialversicherungsrechtlich<br />

geschützten<br />

Arbeitsverhältnissen.


Mit dieser Handlungshilfe will die GEW<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte in die<br />

Lage versetzen, ihre Einflussmöglichkeiten<br />

bei der Schaffung <strong>und</strong> Ausgestaltung<br />

von Arbeitsgelegenheiten<br />

wahrzunehmen. Betriebs- <strong>und</strong> PersonaIräte<br />

können auf die Einhaltung der<br />

Kriterien für die Schaffung von Ein-<br />

Euro-Jobs wie öffentliches Interesse,<br />

Zusätzlichkeit, Wettbewerbsneutralität<br />

<strong>und</strong> arbeitsmarktpolitische Zweckmäßigkeit<br />

achten. Obwohl Arbeitslose, die<br />

in Ein-Euro-Jobs eingesetzt werden,<br />

keinen Arbeitnehmerstatus hoben,<br />

können Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte bei<br />

der Eingliederung in den Betrieb mitreden.<br />

Ausdrücklich hinweisen möchte<br />

ich auf die Möglichkeit des Abschlusses<br />

von Betriebs- <strong>und</strong> Dienstvereinbarungen<br />

zum Einsatz von Arbeitslosen in<br />

Ein-Eurojobs. Hier können betriebsbezogen<br />

Kriterien zur Abgrenzung von<br />

,,Arbeitsgelegenheiten“ zu regulären<br />

Arbeitsplätzen definiert werden, Arbeitsbedingungen<br />

festgelegt <strong>und</strong> Übernahmekriterien<br />

in reguläre Arbeitsverhältnisse<br />

bestimmt werden.<br />

Trotz der gr<strong>und</strong>sätzlichen Ablehnung<br />

der „Arbeitsgelegenheiten“ durch die<br />

GEW müssen Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte<br />

in die Lage versetzt werden, ihre<br />

Rechte optimal wahrzunehmen. Manche<br />

Fragen können zum jetzigen Zeitpunkt<br />

aber auch noch nicht abschließend<br />

beantwortet werden. Dazu liegen<br />

noch zu wenige Praxisberichte vor <strong>und</strong><br />

keinerlei gerichtliche Entscheidungen.<br />

Wir wollen deshalb diese Broschüre<br />

laufend fortschreiben <strong>und</strong> aktualisieren.<br />

EIN-EURO-JOBS<br />

Beschluss des GEW-<strong>Gewerkschaft</strong>stages<br />

Gegen Arbeitszwang durch Ein-Euro-Jobs<br />

Für sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

I.<br />

Die GEW lehnt die Verpflichtung von<br />

Arbeitslosen zur Übernahme von Arbeit<br />

gegen eine bloße Mehraufwandsentschädigung<br />

ab. Sie verurteilt dies als eine<br />

neue Form von Arbeitszwang <strong>und</strong> sieht<br />

darin einen Verstoß gegen Artikel 12, Absatz<br />

2 GG.<br />

Diese sogenannten ,,Arbeitsgelegen-heiten“,<br />

die das S GB II (Hartz IV) für Bezieher von<br />

Arbeitslosengeld II (,,ALG II“) vorsieht,<br />

sind der bisher massivste Angriff auf soziale<br />

<strong>und</strong> arbeitsrechtliche Standards. Sie werden<br />

zu einer weiteren Verdrängung versicherungspflichtiger<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

führen <strong>und</strong> zielen darauf ab,<br />

• die Beschäftigungs- <strong>und</strong> Entlohnungsbedingungen<br />

allerArbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmer anzugreifen,<br />

• die öffentlichen <strong>und</strong> privaten Arbeitgeber<br />

weiter aus ihrer Verantwortung zur Schaffung<br />

von regulären Arbeitsplätzen zu<br />

entlassen <strong>und</strong> den Stellenabbau zu beschleunigen,<br />

• die politisch bewusst erzeugte Unterfinanzierung<br />

der öffentlichen Haushalte zu<br />

verschleiern <strong>und</strong> gesellschaftlich notwendige<br />

Arbeiten zum „Nulltarif“ zu erledigen,<br />

• zusätzliche Möglichkeiten zu<br />

schaffen, die sozialen Leistungen<br />

gegenüber Arbeitslosen<br />

drastisch zu kürzen <strong>und</strong><br />

Sanktionen zu verhängen,<br />

• die Arbeitslosenstatistik zu<br />

verfälschen.<br />

Einen Beitrag zum Abbau der<br />

Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> zur<br />

Schaffung von Beschäftigung<br />

leisten diese Maßnahmen<br />

nicht. Sie bieten den<br />

von Arbeitslosigkeit Betroffenen<br />

letztlich keine Pers-<br />

SEITE 5<br />

pektive, da sie die Schaffung notwendiger<br />

Arbeitsplätze behindern. Die Notlage<br />

arbeitsloser Menschen wird so schamlos<br />

ausgenutzt. Stattdessen ist ein öffentlich<br />

geforderter Beschäftigungssektor mit<br />

regulären sozialversich-erungspflichtigen<br />

Arbeitsverhältnissen <strong>und</strong> tariflicher bzw.<br />

ortsüblicher Entlohnung aufzubauen.<br />

II.<br />

Die GEW hält den Einsatz von Arbeitsgelegenheiten<br />

mit Mehraufwandsentschädigung<br />

(MAE) im Bildungsbereich für<br />

einen falschen <strong>und</strong> gefährlichen Weg. Damit<br />

werden die notwendigen regulären Stellen<br />

für Lehrkräfte <strong>und</strong> andere qualifizierte<br />

Beschäftigte verdrängt <strong>und</strong> faktisch ein<br />

Niedriglohnsektor in den verschiedenen<br />

Bildungseinrichtungen eingeführt. Sie stellt<br />

dazu fest:<br />

Der Einsatz von ,,Ein-Euro-Jobs“ in Kitas,<br />

Schulen, Hochschulen <strong>und</strong> Weiterbildungseinrichtungen<br />

betrifft pädagogische,<br />

technische <strong>und</strong> Verwal-tungsaufgaben, die<br />

i.d.R. zu den regulären Pflichtaufgaben des<br />

Staates gehören. Diese Aufgaben dürfen<br />

nicht zum Null-Tarif mit „Ein-Euro-Arbeitskräften“<br />

erledigt werden, da es sich<br />

i.d.R. nicht um zusätzliche oder ergänzende


Aufgabenfelder handelt. Der Einsatz von<br />

„Ein-Euro-Kräften“ führt dazu, dass der<br />

Stellenabbau beschleunigt wird <strong>und</strong> notwendige<br />

Arbeitsplätze gar nicht erst geschaffen<br />

werden. Darunter leidet die Qualität<br />

von Bildungsarbeit. Notwendige Neueinstellungen<br />

werden verhindert.<br />

Die Betreuung, Förderung <strong>und</strong> Bildung von<br />

Kindern bzw. jungen <strong>und</strong> erwachsenen<br />

Menschen ist ein auf eine langfristige<br />

Entwicklungsbegleitung angelegter Prozess.<br />

Der Erfolg von Bildung <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong> ist in<br />

hohem Maße davon abhängig, dass Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche stabile Beziehungen zu<br />

Lehrkräften <strong>und</strong> Erzieher/innen aufbauen<br />

können. Personelle Kontinuität ist dafür<br />

eine wesentliche Voraussetzungen. Wenn<br />

Beschäftigte lediglich für einen<br />

begrenzten Zeitraum eingesetzt werden,<br />

wird dieser pädagogische Prozess erheblich<br />

gefährdet Die GEW fordert die Schaffung<br />

regulärer Arbeitsplätze für die notwendigen<br />

Aufgaben im Bildungsbereich.<br />

III.<br />

Die GEW fordert die Personal- <strong>und</strong> Betriebsräte<br />

auf, mit allen ihnen zur Verfügung<br />

stehenden rechtlichen Mitteln den<br />

Einsatz von Arbeitslosen mit Mehraufwandsentschädigung<br />

in Bildungseinrichtungen<br />

zu verhindern, insbesondere<br />

wenn die folgenden Bedingungen nicht<br />

erfüllt sind: Arbeitsgelegenheiten“ gegen<br />

Aufwandsent-schädigung dürfen nur dort<br />

eingerichtet werden, wo in den letzten drei<br />

Jahren kein Abbau von Stellen bzw. Arbeitsplätzen<br />

erfolgt ist <strong>und</strong> keine sog. Personalüberhänge<br />

bestehen. Die Träger solcher<br />

Maßnahmen müssen verpflichtet werden,<br />

dies nachzuweisen <strong>und</strong> insbe-sondere<br />

darzulegen, dass die zu erledigenden<br />

Arbeiten zusätzlich sind. Die Zusätzlichkeit<br />

ist daran zu messen, dass diese Arbeiten<br />

nicht durch reguläre Beschäftigte erledigt<br />

EIN-EURO-JOBS<br />

werden können; die fehlende Finanzierung<br />

ist kein Kriterium für Zusätzlichkeit! Die<br />

Einrichtungen mit Ein-Euro-Jobs müssen<br />

zudem nachweisen, dass sie während der<br />

Laufzeit dieser Maßnahmen keine Arbeitsplätze<br />

abbauen.<br />

• Die Zusätzlichkeit ist von den Arbeitsgemeinschaften<br />

streng zu prüfen <strong>und</strong> gegenüber<br />

den jeweiligen Beiräten der Arbeitsgemeinschaften<br />

in jedem Einzelfall nachzuweisen.<br />

Voraussetzung für die Übernahme<br />

von Tätigkeiten in Bildungseinrichtungen<br />

durch einen Langzeitarbeitslosen ist dessen<br />

entsprechende Qualifikation, z. B. eine<br />

einschlägige Ausbildung zum Lehrer/zur<br />

Lehrerin bzw. Sozialpädagogen. Der Einsatz<br />

von nicht oder nur unzureichend qualifizierten,<br />

möglicherweise auch fachfremden<br />

Arbeitslosen in pädagogischen Arbeitsfeldern<br />

ist zu verhindern. Die Träger müssen<br />

sich verpflichten, bei Bedarf auch<br />

zusätzliche Qualifizie-rungsmaßnahmen<br />

für Menschen in Arbeitsgelegenheiten<br />

anzubieten.<br />

IV.<br />

Für alle Langzeitarbeitslosen in Arbeitsgelegenheiten<br />

müssen folgende Gr<strong>und</strong>sätze<br />

gelten:<br />

• Eine Arbeitsgelegenheit darf nur mit<br />

Einwilligung des Arbeitslosen <strong>und</strong> nur nach<br />

einem ausführlichen Beratungsgespräch<br />

<strong>und</strong> Profiling, in dem die jeweiligen Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Defizite festgestellt werden, in<br />

Erwägung gezogen werden. Sie muss in<br />

einen individuellen Eingliederungsplan<br />

einbezogen sein, der die mittel- <strong>und</strong> langfristige<br />

(also nicht nur die kurzfristige)<br />

Integration zum Ziel hat. Eine Segmentierung<br />

in unterschiedliche „K<strong>und</strong>engruppen“,<br />

die das Vorenthalten bestimmter Förderinstrumente<br />

zur Folge hat, ist abzulehnen.<br />

Daher müssen vor allem die anderen,<br />

in § 16 SGB II vorgesehenen Möglichkeiten<br />

SEITE 6<br />

<strong>und</strong> Unterstützungsmaßnahmen, z.B. auch<br />

Qualifizierung, vorrangig genutzt werden.<br />

Die Verengung der Förderinstrumente für<br />

ALG II-Empfänger auf Ein-Euro-Jobs<br />

widerspricht den gesetzlichen Fördergr<strong>und</strong>sätzen,<br />

wonach Arbeitsgelegenheiten<br />

nachrangig gegenüber allen anderen<br />

Förderinstrumenten <strong>und</strong> fir die Eingliederung<br />

in das Erwerbsleben im Einzelfall<br />

erforderlich sein müssen.<br />

• Für Jugendliche unter 25 sind ,,Ein-Euro-<br />

Jobs“ i. d. R. ein untaugliches Instrument.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> muss hier stehen, den<br />

Jugendlichen eine Integrations- <strong>und</strong> Qualifizierungsperspektive<br />

zu bieten statt sie in<br />

Ein-Euro-Jobs unter zu bringen.<br />

• Die Arbeitsgemeinschaften sind zu<br />

verpflichten, in den Beiräten regelmäßig<br />

Rechenschaft abzulegen über die Zahl der<br />

eingerichteten MAE, die jeweiligen Einsatzfelder,<br />

die Prüfung der Zusätz-lichkeit, die<br />

Qualifikation der Arbeitslosen <strong>und</strong> entsprechende<br />

Qualifizierungsmaßnahmen <strong>und</strong> die<br />

jeweiligen Träger dieser Maßnahmen.<br />

V.<br />

Die GEW fordert ihre Mitglieder auf, den<br />

Einsatz von ,,Ein-Euro-Jobs“ in den Kollegien,<br />

in Gesamtkonferenzen, Personalversammlungen<br />

<strong>und</strong> Betriebsgruppenversammlungen<br />

der verschiedenen Bildungseinrichtungen<br />

zum Thema zu machen.<br />

Wir brauchen eine offene <strong>und</strong> breite<br />

Diskussion mit den KollegInnen, mit Eltern,<br />

Schüler/innen <strong>und</strong> Studierenden, was uns<br />

Bildung wert sein <strong>und</strong> welche Perspektiven<br />

die Gesellschaft arbeitslosen Menschen<br />

bieten muss. Verschämtes Wegschauen <strong>und</strong><br />

Ignorieren der Probleme hilft weder den<br />

betroffenen arbeitslosen Menschen noch<br />

wird es der Dramatik der Entwicklung<br />

gerecht.


Liebe Schulleiterin, lieber Schulleiter,<br />

immer mehr Kommunen kommen auf<br />

die Schulen mit der Bitte zu, Ein-Euro-<br />

Jobs einzurichten. Das ist für die Schulen<br />

eine schwierige Entscheidung, weil<br />

sie unter permanentem Personalmangel<br />

leiden <strong>und</strong> zahlreiche unerledigte Arbeiten<br />

sowie der oftmalige Wunsch der<br />

arbeitslosen Betroffenen eine Beschäftigung<br />

von Ein-Euro-Kräften zunächst<br />

nahe legen. Als <strong>Gewerkschaft</strong> halten wir<br />

jedoch diesen Weg für absolut falsch,<br />

weil er den Betroffenen keine Perspektive<br />

bietet, ihnen kein reguläres sozialversicherungspflichtigesArbeitsverhältnis<br />

ermöglicht <strong>und</strong> in der Regel auch<br />

nicht in den sog. ersten Arbeitsmarkt<br />

mündet.<br />

Zusagen des Schulministeriums<br />

In mehreren Gesprächen mit der Schulministerin<br />

haben wir die Probleme von<br />

Ein - Euro - Jobs in Schulen erörtert.<br />

Dabei wurde gr<strong>und</strong>sätzliche Übereinstimmung<br />

darüber erzielt, dass solche<br />

Arbeitsverhältnisse nicht die Arbeit von<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern ersetzen<br />

dürfen. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollen auch gegen<br />

den Willen der Schule keine Ein - Euro -<br />

Jobs eingerichtet werden, so das MSJK.<br />

Meinungsaustausch<br />

Wir bitten Sie, uns Ihre Informationen<br />

<strong>und</strong> Einschätzungen zu den Ein - Euro -<br />

Jobs zukommen zu lassen. Da die Personalräte<br />

insbesondere über die gesetzliche<br />

Bestimmung zu wachen haben, dass<br />

keine regulären Arbeitsplätze verdrängt<br />

werden, bitten wir Sie auch, gegebenenfalls<br />

den für Ihre Schule zuständigen<br />

Personalrat zu informieren. Zudem<br />

bitten wir Sie, durch Information der<br />

zuständigen Schulaufsicht die Beachtung<br />

der personalvertretungsrechtlichen<br />

Erfordernisse zu ermöglichen.<br />

EIN-EURO-JOBS<br />

Empfehlungen zum Umgang<br />

mit »Ein-Euro-Jobs« in der Schule<br />

Rechts- <strong>und</strong> Sachlage<br />

Zu Ihrer Meinungsbildung möchten wir<br />

noch folgende Informationen geben:<br />

Mit Inkrafttreten des SGB II sind<br />

Erwerblose seit 1.1.<strong>2005</strong> gezwungen,<br />

auch sog. Arbeitsgelegenheiten („1-<br />

Euro-Jobs“) anzunehmen. Bis Ende<br />

2004 war dies noch freiwillig.<br />

Der permanente Personalabbau auch<br />

<strong>und</strong> gerade in den Schulen hat schließlich<br />

zur Verlagerung von Aufgaben auf<br />

das vorhandene Personal <strong>und</strong> zu weiterer<br />

Arbeitsverdichtung geführt. Es steht<br />

allerdings im Widerspruch zu den<br />

gesetzlichen Vorgaben, wenn die durch<br />

Personalabbau gerissenen Lücken<br />

durch „1-Euro-JobberInnen“ abgedeckt<br />

werden. Arbeitsgelegenheiten müssen<br />

zusätzlich sein <strong>und</strong> dürfen weder<br />

reguläre Beschäftigung verdrängen<br />

noch deren Schaffung behindern. Das<br />

ist aber der Fall, wenn Tätigkeiten in<br />

Bibliotheken, Laboren, im Hausmeisterbereich<br />

oder in der unmittelbaren<br />

Unterstützung der Schüler/innen im<br />

Rahmen von „1-Euro-Jobs“ erledigt<br />

werden. Damit geraten Arbeitsplätze auf<br />

Dauer in Gefahr. Darüber hinaus wird<br />

auch ehrenamtliche Tätigkeit schrittweise<br />

verdrängt.<br />

Das Instrument der Arbeitsgelegenheiten<br />

ist weder arbeitsmarktpolitisch<br />

sinnvoll noch nützt es den Betroffenen<br />

selbst. Der Gesetzgeber hat in §16 Abs. 2<br />

SGB II ausdrücklich gefordert, dass<br />

diese Maßnahmen im Einzelfall „erforderlich“<br />

sein müssen, um die betreffenden<br />

arbeitslosen Alg II-Bezieherinnen<br />

<strong>und</strong> Bezieher in den (ersten) Arbeitsmarkt<br />

zu integrieren. Es muss sich also<br />

mit einem solchen „1-Euro-Job“ eine<br />

Perspektive raus aus der Arbeitslosigkeit<br />

bieten. Diese ist aber in den Schulen<br />

nicht vorhanden.Bitte bedenken Sie<br />

auch, dass mit diesem Instrument<br />

Arbeit ohne nennenswerten Bezahlung,<br />

SEITE 7<br />

ohne jegliche Arbeitnehmerrechte <strong>und</strong><br />

ohne Erwerb sozialversicherungsrechtlicher<br />

Ansprüche geleistet wird.<br />

Dass viele betroffene arbeitslose Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen derartige Arbeitsgelegenheiten<br />

annehmen, darf nicht als<br />

Zustimmung missverstanden werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der drastischen Sanktionen,<br />

die bei Ablehnung solcher Tätigkeiten<br />

drohen, haben die Betroffenen faktisch<br />

keine Wahl. Wir befürchten, dass sich<br />

dies auch auf das Klima in den Schulen<br />

erheblich negativ auswirken wird.<br />

Eingliederung in die Schule<br />

Diese Dienstkräfte werden zeitweilig in<br />

die Schulen integriert, unterliegen dem<br />

Weisungsrecht der Schulleitung <strong>und</strong><br />

bedürfen wegen ihrer Rechtlosigkeit<br />

(noch nicht einmal „Arbeitnehmer“ mit<br />

Arbeitsvertrag) des besonderen Schutzes<br />

der Personalvertretungen.<br />

Mitbestimmungsrecht der Personalvertretung<br />

Den Personalräten steht - nach Auffassung<br />

der GEW - ein Mitbestimmungsrecht<br />

bei der Eingliederung in die<br />

Dienststelle zu. Der Personalrat hat vor<br />

jeder Einstellung einer/eines 1-2 Euro<br />

Jobberin/Jobbers nach §75 Absatz 1 Ziff.<br />

1, §77 BPersVG bzw. § 72 Absatz 1 Nr. 1<br />

LPersVG NRW mitzubestimmen.<br />

Für das Personalvertretungsrecht hat<br />

das BVerwG vergleichbar zum Einsatz<br />

von Personen aufgr<strong>und</strong> eines sogen.<br />

Gestellungsvertrages entschieden, dass<br />

eine Einstellung vorliegt, wenn die<br />

gestellten Personen so in die Dienststelle<br />

eingegliedert werden, dass diese<br />

ihnen gegenüber die für ein Arbeitsverhältnis<br />

typischen Weisungsbefugnisse<br />

hat; es sei unerheblich, dass die gestellten<br />

Personen keine Arbeitnehmer sind<br />

(BVerwG vom 27.8.1997, Az.: 6 P 7.95).


Ein-Euro-Jobs vorerst<br />

gestoppt<br />

Die Kölner Verwaltung wird bis auf<br />

Weiteres keine „Integrationsjobs“ bekommen:<br />

Der städtische Gesamtpersonalrat<br />

hat sein Veto eingelegt. Einsatzbereiche<br />

<strong>und</strong> Bedingungen seien nicht geklärt<br />

von Isabel Fannrich,<br />

taz Köln, im April <strong>2005</strong><br />

Die Einführung von Ein-Euro-Jobs in<br />

der Kölner Verwaltung liegt derzeit auf<br />

Eis. Auslöser der Job-Sperre ist der<br />

Protest des städtischen Gesamtpersonalrats<br />

(GPR). „Wir sind nicht gegen<br />

Integrationsjobs, aber die Einsatzbereiche<br />

<strong>und</strong> Bedingungen müssen<br />

geklärt sein“, begründet dessen Vorsitzender,<br />

Friedel Giesen-Weirich, den<br />

Einspruch. In einem Brief an Stadtdirektor<br />

Herbert Winkelhog (CDU), der<br />

der taz vorliegt, hatte der GPR deswegen<br />

bereits im März die Stadtverwaltung<br />

aufgefordert, vor der Einführung der so<br />

genannten Integrationsjobs zunächst<br />

die Rahmenbedingungen zu klären <strong>und</strong><br />

dabei die Personalvertretung stärker<br />

einzubeziehen. Sollten die „eingeleiteten<br />

<strong>und</strong> weiteren Maßnahmen nicht umgehend“<br />

gestoppt werden, behalte sich der<br />

GPR eine Rechtsberatung <strong>und</strong> „gegebenenfalls“<br />

ein Klageverfahren vor.<br />

EIN-EURO-JOBS<br />

Nach Auskunft der für Ein-Euro-Jobs<br />

verantwortlichen ARGE, der Arbeitsgemeinschaft<br />

von Stadt <strong>und</strong> Arbeitsagentur,<br />

liegt bereits eine Liste mit<br />

„Interessensbek<strong>und</strong>ungen“ von Dienststellen<br />

für die auf ein halbes Jahr befristeten<br />

Stellen vor. Allerdings sei das<br />

Antragsformular noch nicht zu haben,<br />

so ARGE-Geschäftsführer Josef Ludwig.<br />

Dennoch gebe es bereits erste Integrationsjobs<br />

bei der Stadt, beklagt GPR-<br />

Mann Giesen-Weirich. So arbeiteten<br />

r<strong>und</strong> 20 Leute in „Kolonnen“ in Parks<br />

oder als Küchenhilfe in Kitas. Bei den<br />

„zwei Handvoll“ Integrationsjobs<br />

handle es sich um ehemalige Hilfe-zur-<br />

Arbeit-Stellen, erklärt Frank Fricke vom<br />

städtischen Organisationsamt. Diese<br />

seien Ende 2004 ausgelaufen <strong>und</strong> zur<br />

Vermeidung von Engpässen bis Ende<br />

Juli <strong>2005</strong> als Integrationsjobs verlängert<br />

worden.<br />

Die ARGE hat auf den Protest des GPR<br />

reagiert. Wie aus einem von Winkelhog<br />

unterzeichneten Antwortbrief an den<br />

GPR hervorgeht, ließ sie „vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> personalvertretungsrechtlicher<br />

Hinweise alle städtischen<br />

Einsatzgelegenheiten“ sperren. Eine<br />

Rückabwicklung der bisher vorgenommenen<br />

Besetzungen aber hält der<br />

Stadtdirektor wegen der „Integrationsleistungen<br />

für die Hilfeempfänger nicht<br />

für opportun“.<br />

Förderverein <strong>Gewerkschaft</strong>liche Arbeitslosenarbeit e.V.<br />

1984 gründeten arbeitslose <strong>Gewerkschaft</strong>erInnen die Koordinierungsstelle (KOS),<br />

um ein Informations- <strong>und</strong> Koordinierungsbüro für Erwerbslose <strong>und</strong> von Erwerbslosigkeit<br />

Bedrohte aufzubauen. Wir organisieren Aktionen <strong>und</strong> koordinieren<br />

Kampagnen der Erwerbslosenprojekte. Wir vernetzen über 1000 Erwerbsloseninitiativen<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik. Wir bieten Hilfestellungen <strong>und</strong> Serviceleistungen für<br />

Betroffene, Projekte <strong>und</strong> Akteure in der Arbeitsmarktpolitik. Bei uns können Broschüren,<br />

Flyer, Plakate <strong>und</strong> Merkblätter zum Thema Erwerbslosigkeit bestellt werden.<br />

www.erwerbslos.de<br />

SEITE 8<br />

Beirat Ein-Euro-Jobs<br />

bei der Stadt Köln<br />

von Christine Oberhäuser<br />

Kollege Uellenberg-van-Daven,<br />

Kreisvorsitzender des DGB, ist<br />

Mitglied des Beirates der Arbeitsgemeinschaft<br />

( gebildet aus B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Stadt<br />

Köln) <strong>und</strong> berichtet, dass folgende<br />

Kriterien für die Vergabe von Ein-<br />

Euro-Jobs vereinbart wurden:<br />

• Die Träger müssen ein Konzept<br />

vorlegen, in dem nachgewiesen<br />

wird, in welcher Form die Betroffenen<br />

Hilfestellung erhalten <strong>und</strong><br />

weiterqualifiziert werden.<br />

• Die Übernahme der Beschäftigung<br />

ist freiwillig.<br />

• Mitbestimmung durch Personalbzw.<br />

Betriebsräte muss gewährleistet<br />

sein.<br />

• Jugendliche sollen nur dann<br />

Angebote für 1-Euro-Jobs bekommen,<br />

wenn sie keine Ausbildung<br />

haben. In Zusammenarbeit mit der<br />

TAS (Tages- <strong>und</strong> Abendschule )<br />

soll ihnen ggf. ermöglicht werden,<br />

den Hauptschulabschluss nachzuholen,<br />

so dass sie am Ende der<br />

Maßnahme befähigt sind in eine<br />

duale Ausbildung zu wechseln.<br />

Erstes Beispiel<br />

aus Bergheim<br />

Nach Informationen aus der Jungen<br />

GEW ist an der Bergheimer Gesamtschule<br />

ein Ein-Euro-Jobber eingestellt<br />

worden. Er soll die Biologie- <strong>und</strong> Chemie-Archive<br />

ordnen, eine Tätigkeit, die<br />

nur ein Fachkollege erledigen kann.


TARIFPOLITIK<br />

Arbeitszeit ist Knackpunkt<br />

GEW, ver.di <strong>und</strong> GdP haben die Tarifverhandlungen<br />

mit den Ländern am 25.<br />

April abgebrochen. Hierfür trägt die<br />

Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) die<br />

volle Verantwortung! Gr<strong>und</strong> ist die<br />

kompromisslose Haltung der Länder in<br />

der Arbeitszeitfrage. Damit ist das Ziel,<br />

ein einheitliches Tarifrecht für die<br />

Beschäftigten von B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong><br />

Gemeinden zu erreichen, in weite Ferne<br />

gerückt.<br />

Die Blockadehaltung der Länder in der<br />

Arbeitszeitfrage ist indiskutabel. Längere<br />

Arbeitszeit schafft keine Arbeitsplätze.<br />

Deshalb wird sich die GEW im<br />

Interesse der Millionen von Arbeitslosen<br />

gegen eine Arbeitszeitverlängerung<br />

stemmen:<br />

GEW <strong>und</strong> ver.di haben der TdL angeboten,<br />

das Tarifergebnis mit B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Kommunen im Februar <strong>2005</strong> zur Neugestaltung<br />

des Tarifrechts für den<br />

öffentlichen Dienst (TVöD) zu übernehmen.<br />

Die TdL hatte den Prozess der<br />

Neugestaltung des Tarifrechts für den<br />

öffentlichen Dienst verlassen. Sie hatten<br />

die Tarifregelungen zur Dauer der<br />

Arbeitszeit im Tarifgebiet West sowie<br />

zur Zuwendung <strong>und</strong> zum Urlaubsgeld<br />

in Ost <strong>und</strong> West gekündigt. Als Begründung<br />

wurde eine vermeintliche Gleichbehandlung<br />

mit den Beamtinnen <strong>und</strong><br />

Beamten angeführt.<br />

Die Länder haben die weitgehenden<br />

Zugeständnisse von GEW <strong>und</strong> ver.di in<br />

den Verhandlungen ignoriert. GEW <strong>und</strong><br />

ver.di hatten die Bereitschaft signalisiert,<br />

·für den Bereich der wissenschaftlich<br />

Beschäftigten nach beiderseitig tragfähigen<br />

Lösungen zu suchen,<br />

·im Tarifgebiet West auf der Basis der<br />

38,5-St<strong>und</strong>en-Woche einheitliche<br />

Arbeitszeiten für die nach dem 30. April<br />

2004 eingestellten Beschäftigten erst<br />

während der Laufzeit des Tarifvertrages<br />

herzustellen,<br />

·im Tarifgebiet Ost weiterhin an der 40-<br />

St<strong>und</strong>en-Woche festzuhalten,<br />

·die Höhe der Einmalzahlung in einer<br />

Staffelung zu vereinbaren, die den<br />

länderspezifischen Besonderheiten<br />

Rechnung trägt.<br />

Für angestellte Lehrkräfte haben GEW<br />

<strong>und</strong> ver.di ihre Verhandlungsbereitschaft<br />

bek<strong>und</strong>et, tarifliche Regelungen<br />

auf der Basis des Gr<strong>und</strong>satzes „im<br />

materiellen Inhalt keine Besser- <strong>und</strong><br />

keine Schlechterstellung“ zu verhandeln.<br />

Hierzu gehören aus Sicht der GEW<br />

- eine originäre Tarifregelung bei Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> Urlaub anstelle der Verweisung<br />

auf das Beamtenrecht,<br />

- die tarifliche Regelung der Eingruppierung<br />

von Lehrkräften in der künftigen<br />

Entgeltordnung des TVöD,<br />

SEITE 9<br />

- die tariflich geregelte Überleitung der<br />

Lehrkräfte in das neue Bezahlungssystem,<br />

- die Berücksichtigung von Vorbereitungsdienst<br />

<strong>und</strong> Zeiten an Auslandsschulen<br />

bei der Zuordnung zu den<br />

Stufen der neuen Entgelttabelle.<br />

Die Blockade der TdL verhindert im<br />

Länderbereich ein einheitliches neugestaltetes<br />

Tarifrecht für den öffentlichen<br />

Dienst. Es droht der Verlust des<br />

tariflichen Schutzes im Länderbereich<br />

<strong>und</strong> eine Ausweitung von beamtenrechtlich<br />

vorgeprägten Arbeitsbedingungen<br />

für die Tarifbeschäftigten der<br />

Länder.<br />

Jetzt müssen sich die Beschäftigten<br />

lautstark gegen das Verhalten der TdL<br />

zur Wehr setzen. Der Druck muss<br />

spürbar erhöht werden, um die Arbeitgeber<br />

im Länderbereich zum Einlenken<br />

zu bewegen!<br />

Die Große Tarifkommission der GEW<br />

erklärt, dass die Verhandlungen zu den<br />

gekündigten Tarifregelungen (Dauer<br />

der Arbeitszeit im Tarifgebiet West<br />

sowie Zuwendung <strong>und</strong> Urlaubsgeld in<br />

den Tarifgebieten West <strong>und</strong> Ost) gescheitert<br />

sind.


FÖRDERUNG<br />

Die Forderung nach Förderung<br />

Neugewichtung von Schule <strong>und</strong> Unterricht notwendig<br />

von Peter Dobbelstein,<br />

Michael Gasse, forum schule. 1/05<br />

Kaum eine Bildungsdebatte, in der nicht<br />

die bessere Förderung von Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern abgemahnt wird, kaum<br />

eine bildungspolitische Initiative, die<br />

nicht ihren Beitrag zur individuellen<br />

Förderung an herausragender Stelle<br />

betont. - Was heißt das für die Schulen,<br />

wenn die Forderung nach Förderung<br />

eine so zentrale Stellung im Zielkatalog<br />

schulischer Arbeit erhält? Lassen sich die<br />

hinter dem Begriff Förderung stehenden<br />

Vorstellungen nahtlos in die Schulwirklichkeit<br />

übertragen?<br />

In der Tat: Leicht tun wir uns im b<strong>und</strong>esdeutschen<br />

Schulsystem nicht mit der<br />

Förderung von Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern. Woran zeigt sich das? Gleich<br />

mehrere Aspekte lohnen eine nähere<br />

Betrachtung.<br />

Förderung als Zusatzaufgabe<br />

Erstens ist die Zieldimension einer<br />

individuellen Förderung bei uns nicht<br />

selbstverständlicher Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt<br />

des Schulalltags. Stattdessen wird<br />

unser Denken <strong>und</strong> Handeln durch das<br />

Bewerten <strong>und</strong> Messen von Leistungen<br />

(durch Notengebung) geprägt. Um es<br />

etwas moralisierend zu wenden: Das<br />

gr<strong>und</strong>legende Bewusstsein, dass wir<br />

mit dem Schuleintritt eines Kindes<br />

Verantwortung für seinen Bildungserfolg<br />

übernommen haben, ist in anderen<br />

Bildungssystemen zum Teil deutlich<br />

ausgeprägter. Die Förderung von<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern besitzt<br />

somit dort einen ganz anderen Stellenwert.<br />

Bei uns werden Lernwege eher<br />

selten als Suchwege verstanden, auf<br />

denen Kinder frei von Beurteilung <strong>und</strong><br />

Bewertung agieren können. Die Beobachtung<br />

von Lernprozessen - eine<br />

wesentliche Voraussetzung für diagnostische<br />

Einschätzungen von Lernpotenzialen<br />

<strong>und</strong> Lernchancen - wird bei uns<br />

in der Regel als eine Gelegenheit zur<br />

Bewertung <strong>und</strong> damit im weiteren<br />

Sinne zur Notengebung verstanden.<br />

Förderung droht damit eher als Zusatzaufgabe<br />

bzw. Belastung wahrgenommen<br />

zu werden. Vielfach können sich ihr<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen erst widmen,<br />

wenn es die übrig gebliebene Zeit<br />

erlaubt. Allerdings: In den Genuss einer<br />

individuellen Förderung kommen dann<br />

meist nur Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

mit besonderen Lernschwierigkeiten.<br />

Defizitorientierung<br />

Damit sind wir beim zweiten Aspekt.<br />

Wenn von Lerndiagnose <strong>und</strong> von<br />

Förderung gesprochen wird, neigen wir<br />

dazu - sozialisiert in unserem Schulsystem<br />

-, in erster Linie nach dem (noch)<br />

nicht Gekonnten <strong>und</strong> dem noch nicht<br />

Verstandenen zu fragen. Wir suchen<br />

nach Defiziten <strong>und</strong> versuchen, ihnen –<br />

bestenfalls - mit gezielten Maßnahmen<br />

zu begegnen. Die Reaktionen mancher<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen auf die<br />

Ergebnisse der jüngst durchgeführten<br />

Lernstandserhebung verw<strong>und</strong>ern da<br />

nicht: Ihnen sei doch längst klar, was<br />

ihre Neuner alles nicht können. – Ganz<br />

anders der Umgang mit Lernstandserhebungen<br />

<strong>und</strong> den darauf abgestimmten<br />

diagnostischen Materialien in<br />

Schweden. Dort interessieren sich<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer für das, was<br />

ihre Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler bereits<br />

können, wie die schwedische Bildungsexpertin<br />

Lisa Björkl<strong>und</strong> berichtet. Auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage des erreichten Lernstands<br />

können dann Ziele <strong>und</strong> Strategien<br />

für eine weitere Förderung vereinbart<br />

werden - ausgehend von den<br />

individuellen Leistungsniveaus.<br />

Es ist offenk<strong>und</strong>ig, dass die jeweiligen<br />

SEITE 10<br />

Sichtweisen von Lehrerinnen <strong>und</strong><br />

Lehrern – defizit- bzw. bewertungsorientiert<br />

oder ausgerichtet auf bereits<br />

erworbene Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

– das Selbstbild von Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern nachhaltig prägen <strong>und</strong><br />

einen großen Einfluss auf die eigene<br />

Einschätzung von Lernprozessen haben.<br />

Nicht erst seit der Auswertungsdiskussion<br />

zur ersten PISA-Studie wissen<br />

wir, dass ein positives Selbstbild den<br />

Lernerfolg von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

fördert. Wer seinen Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern zunächst zeigt, in welchen<br />

Bereichen sie erfolgreich waren <strong>und</strong> was<br />

sie bereits gelernt haben, wird feststellen,<br />

dass sich mit dem Bewusstsein<br />

eigener Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

neue Lernaufgaben leichter angehen<br />

lassen – auf allen Leistungsniveaus, die<br />

in unserem differenzierten Schulwesen<br />

anzutreffen sind.<br />

Förderung als Herausforderung an<br />

unterrichtliches Handeln<br />

Förderung in diesem Sinne ist aber<br />

nicht nur eine pädagogische Haltung<br />

aus der heraus die Leistungsbilder von<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern betrachtet<br />

werden. Förderung stellt gleichzeitig<br />

auch komplexe <strong>und</strong> differenzierte<br />

Anforderungen an unterrichtliches<br />

Handeln <strong>und</strong> methodisches Vorgehen<br />

<strong>und</strong> bedarf daher unterschiedlicher<br />

Instrumente.<br />

In der Sonderpädagogik gibt es ein<br />

breites Repertoire, wie Lernbedingungen,<br />

Lernschwierigkeiten <strong>und</strong> -<br />

blockaden erkannt <strong>und</strong> darauf angepasste<br />

Lernstrategien entwickelt werden<br />

können. Zwar sind sonderpädagogische<br />

Herangehensweisen nicht nahtlos in die<br />

Regelschulen übertragbar, sie bieten<br />

jedoch eine Fülle an Anregungen, die<br />

auch dort stärkere Berücksichtigung<br />

finden können. Ebenso kennen wir aus


dem Bereich der Begabungsförderung<br />

viele Förderinstrumente – z.B. im<br />

Zusammenhang mit der Einrichtung<br />

von Profilklassen –, die von Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrern für alle Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler genutzt werden können.<br />

Hierzu zählen Formen von Projektarbeit<br />

<strong>und</strong> Wettbewerben genauso wie Formen<br />

innerer (individuelle Aufgabenstellungen)<br />

<strong>und</strong> äußerer Differenzierung<br />

(Drehtürmodell, Schülerakademien,<br />

Lernplanarbeit in Selbstlernzentren).<br />

Individuelle Lern- <strong>und</strong> Förderempfehlungen<br />

sollen Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer<br />

dabei unterstützen, Begabungsprofile<br />

auf allen Leistungsebenen differenziert<br />

zu berücksichtigen. Auch eine Maßnahme,<br />

die ursprünglich zur Förderung von<br />

leistungsschwachen Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern konzipiert wurde, birgt das<br />

Potenzial zu einem allgemein anwendbaren<br />

Förderinstrument.<br />

Im Zuge der Arbeit mit Lern- <strong>und</strong><br />

Förderempfehlungen entwickeln Schulen<br />

z.B. Indikatoren, Fragebögen <strong>und</strong><br />

Szenarien für die Lernbeobachtung <strong>und</strong><br />

Lerndiagnose, die bei allen Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen eingesetzt werden<br />

können, um Lernschwierigkeiten besser<br />

ausgleichen zu können. Andere Schulen<br />

standardisieren ihre Korrekturpraxis,<br />

sodass sie zur Gr<strong>und</strong>lage für eine<br />

systematische <strong>und</strong> passgenaue individuelle<br />

Lernberatung wird. Auf diesen<br />

Wegen werden Förderempfehlungen zu<br />

einem wichtigen Baustein von Unterrichtsentwicklung,<br />

Lernberatung <strong>und</strong><br />

Lernförderung.<br />

Wenn die Förderung von Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern ein zentrales Anliegen<br />

von Schule ist, hat dies weitreichende<br />

Auswirkungen auf die Unterrichtsgestaltung.<br />

Letztlich soll jede Schülerin<br />

<strong>und</strong> jeder Schüler einen optimalen<br />

Lernzuwachs erzielen können. Damit<br />

müssen Räume für Formen des selbst-<br />

FÖRDERUNG<br />

ständigenLernens <strong>und</strong> differenzierteLernangebote<br />

geöffnet<br />

werden, in denen<br />

die Lernbedürfnisse Einzelner<br />

berücksichtigt werden.<br />

Fachorientierung<br />

Selbstverständlich gibt es in<br />

unseren Schulen vielfältige<br />

Förderansätze, die aber in der<br />

Regel vor allem fachliche Aspekte in den<br />

Mittelpunkt stellen. In welchen inhaltlichen<br />

Bereichen müssen wir Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler stärker fördern als<br />

bisher? Zentrale Lernstandserhebungen<br />

in den Jahrgangsstufen 4 <strong>und</strong> 9 liefern<br />

Informationen über die Stärken <strong>und</strong><br />

Schwächen von Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern in bestimmten Bereichen der<br />

Fächer Deutsch <strong>und</strong> Mathematik sowie<br />

zusätzlich Englisch in Klasse 9. Die<br />

Ergebnisse dieser Tests zeigen, mit<br />

welchen Aufgaben, d.h. mit welchen<br />

fachlichen Anforderungen, Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler gut bzw. nicht gut<br />

zurechtgekommen sind. Die Ergebnisse<br />

können bestimmten Kompetenzniveaus<br />

zugeordnet werden, sodass sich ein<br />

konkretes Fähigkeitsprofil herausdifferenziert.<br />

Lernstandserhebungen<br />

sagen zwar nicht, welche Förderkonzepte<br />

<strong>und</strong> Förderstrategien wir anwenden<br />

sollen, sie zeigen uns jedoch, in<br />

welchen Bereichen eines Fachs Förderung<br />

notwendig ist.<br />

<strong>Erziehung</strong> als integraler Bestandteil<br />

von Förderung<br />

Die besten Maßnahmen zur individuellen<br />

<strong>und</strong> gruppenbezogenen Förderung<br />

werden jedoch konterkariert, wenn<br />

Unterrichtsst<strong>und</strong>e für Unterrichtsst<strong>und</strong>e<br />

ein Viertel der Zeit für Disziplinierungen<br />

verloren geht oder wenn ein<br />

SEITE 11<br />

Klima von Konkurrenz <strong>und</strong><br />

Missgunst herrscht. Oft achten wir zu<br />

wenig darauf, dass die Lernatmosphäre,<br />

das Lernklima, der Umgang miteinander<br />

so gestaltet sind, dass sich eine<br />

Fehlerkultur entwickeln kann, in der die<br />

falsche Antwort nicht als Dokumentation<br />

des Versagens verstanden wird.<br />

Wenn wir ein Klima der gegenseitigen<br />

Unterstützung, der Hilfestellungen <strong>und</strong><br />

des solidarischen Verhaltens schaffen<br />

wollen, brauchen wir die entsprechenden<br />

Lernarrangements. Förderkonzepte<br />

sind somit nicht nur fachlich zu denken;<br />

sie dürfen die Persönlichkeitsentwicklung<br />

im Sinne des komplexen Bildungs<strong>und</strong><br />

<strong>Erziehung</strong>sauftrages von Schule<br />

nicht aus dem Blick verlieren. Das<br />

Erzieherische ist dann nicht das, was<br />

„Schule nun auch noch verstärkt bewältigen<br />

soll“, sondern integraler Bestandteil<br />

von Förderung.<br />

Eine Neugewichtung<br />

Förderkonzepte <strong>und</strong> Förderstrategien<br />

lassen sich aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven denken <strong>und</strong> im Schulalltag<br />

von verschiedenen Ausgangspunkten<br />

aus umsetzen <strong>und</strong> anwenden. Einmal<br />

stehen die Lernblockaden <strong>und</strong> Lernprobleme<br />

einzelner leistungsschwacher<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

ein anderes Mal sind es die<br />

Lernanreize <strong>und</strong> Herausforderungen,


Einladung<br />

Aus 7 mach 1<br />

Das neue Schulgesetz <strong>und</strong><br />

die Folgen für Lehrerräte<br />

Leitung:<br />

U. Becker<br />

In dieser Fortbildung wird das neue<br />

Schulgesetz <strong>und</strong> seine Auswirkungen auf<br />

die Arbeit der Lehrerräte vorgestellt. Die<br />

Änderungen in der Mitbestimmung, das<br />

Verhältnis zur Schulleitung <strong>und</strong> die<br />

Veränderungen in der schulischen Zielsetzung<br />

stehen im Mittelpunkt.<br />

Systematik des neuen Schulgesetzes<br />

Die wichtigsten rechtlichen Änderungen<br />

Auswirkungen auf die Lehrerratsarbeit<br />

Ein neues Verhältnis zur Schulleitung?<br />

Schulpolitische Paradigmenwechsel?<br />

Montag, 13.6.<strong>2005</strong><br />

9.30-16.30 Uhr<br />

Köln, DGB-Haus<br />

Bitte in der Geschäftsstelle anmelden:<br />

gew-koeln@netcologne.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

QUALITÄTSAGENTUR<br />

Neue Qualitätsagentur in NRW<br />

Der Bildungsforscher Prof. Wilfried Bos<br />

wird der wissenschaftliche Beauftragte<br />

der neuen Qualitätsagentur in NRW.<br />

Das hat Schul- <strong>und</strong> Jugendministerin<br />

Ute Schäfer (SPD) in Düsseldorf bekannt<br />

gegeben. Bos, der als deutscher<br />

Leiter der internationalen Gr<strong>und</strong>schul-<br />

Lese-Untersuchung (IGLU) auch außerhalb<br />

von Fachkreisen bekannt wurde,<br />

wird die Arbeit der Experten in der<br />

neuen Agentur begleiten.<br />

„Wenn wir allen Schulen in NRW bis<br />

zum Jahr 2009 weitgehende Selbstständigkeit<br />

einräumen wollen, ist das<br />

kein Selbstzweck. Wir wollen unseren<br />

Schulen Gestaltungsspielräume öffnen,<br />

damit sie bessere Schulen werden“,<br />

betonte die Ministerin. „Was die<br />

Bildungspolitik <strong>und</strong> damit der Staat<br />

leisten muss, ist, für entsprechende<br />

Rahmenbedingungen zu sorgen, die<br />

Bildungsziele klar zu definieren <strong>und</strong><br />

das Erreichen dieser Ziele zu überprüfen.“<br />

Die neue NRW-Qualitätsagentur, die im<br />

Landesinstitut für Schule in Soest<br />

angesiedelt <strong>und</strong> von Dr. Eike Thürmann<br />

geleitet werden soll, wird insbesondere<br />

folgende Aufgaben wahrnehmen:<br />

• Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Bildungsstandards<br />

der Kultusministerkonferenz wird<br />

Fortsetzung von Seite 11<br />

die besonders begabte Kinder <strong>und</strong> Jugendliche brauchen. Ansätze einer differenziellen<br />

Begabungsförderung mit Beobachtungsinstrumenten <strong>und</strong> Lernarrangements,<br />

die mehr Flexibilität <strong>und</strong> damit Lernerorientierung zulassen, können den unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern gerecht werden. Werden<br />

schließlich Ansätze aus der Fachperspektive, die von den zu erwartenden<br />

Lernergeb-nissen ausgehen <strong>und</strong> den Förderbedarf von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

identifizieren, mit dem Aspekt des Lernklimas <strong>und</strong> mit erzieherischen Dimensionen<br />

verb<strong>und</strong>en, dann erfordert die Forderung nach Förderung eine tiefgreifende (Neu-<br />

)Orientierung von Schule <strong>und</strong> Unterricht. Dies lässt sich sicherlich nicht dadurch<br />

erreichen, dass im Bildungssystem einige wenige Hebel umgelegt werden; es handelt<br />

sich eher um eine neue Gewichtung. Es geht darum, dass die Förderung im Zielkatalog<br />

der didaktisch-pädagogischen Arbeit einen neuen, herausragenden Stellenwert<br />

erhält.<br />

SEITE 12<br />

die Qualitätsagentur an der Weiterentwicklung<br />

der Kernlehrpläne in Nordrhein-Westfalen<br />

arbeiten.<br />

• Für die Lernstandserhebungen in<br />

den vierten <strong>und</strong> neunten Klassen liegt<br />

die Verantwortung für die Aufgabenentwicklung<br />

in der Qualitätsagentur,<br />

ebenso die zentralen Abschlussprüfungen<br />

nach der Sek<strong>und</strong>arstufe I. Die<br />

Aufgabenentwick-lung für das Abitur<br />

bleibt Aufgabe der Fachaufsicht für die<br />

gymnasiale Oberstufe <strong>und</strong> wird durch<br />

die Qualitätsagentur koordiniert.<br />

• Auf der Gr<strong>und</strong>lage wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse wird die Qualitätsagentur<br />

in allen ihr zugewiesenen<br />

Aufgabenbereichen die Lehrerfortbildung<br />

<strong>und</strong> die Schulaufsicht in<br />

ihrer Tätigkeit unterstützen.<br />

• Für die künftigen Schulinspektionen<br />

wird die Qualitätsagentur Konzepte <strong>und</strong><br />

Materialien, zu denen auch die notwendigen<br />

Qualitätskriterien gehören,<br />

entwickeln <strong>und</strong> pflegen sowie die<br />

Inspektoren ausbilden.<br />

• Die Qualitätsagentur arbeitet dem<br />

Ministerium in Fragen der<br />

Bildungsberichterstattung zu <strong>und</strong> stellt<br />

Daten für internationale Vergleichsstudien<br />

zur Verfügung.


von Anne Ratzki<br />

Das schlechte Abschneiden der deutschen<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler bei der<br />

Oberstufenstudie TIMSS <strong>und</strong> der<br />

15jährigen bei PISA hat die Aufmerksamkeit<br />

auch auf die Frage gelenkt, wie<br />

Leistung zustande kommt. War in den<br />

letzten Jahren nach der Rede des B<strong>und</strong>espräsidenten<br />

Herzog die ,,Kuschelpädagogik“<br />

in Verruf geraten <strong>und</strong> der<br />

Ruf nach härteren Anforderungen<br />

erhoben worden, so mussten nun alle,<br />

die die bei TIMSS <strong>und</strong> PISA erfolgreichen<br />

Länder besuchten, sich fragen, ob<br />

harte Anforderungen allein <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene verschärfte Auslese<br />

die richtigen Mittel sind, um gute<br />

Leistungen zu erreichen.<br />

In den nordischen Staaten werden die<br />

Lernenden geachtet, sie dürfen nicht<br />

beschämt werden, Selektion gibt es<br />

nicht <strong>und</strong> die Anforderungen sind hoch.<br />

Doch damit alle diese Anforderungen<br />

erreichen können, ist Förderung eine<br />

Selbstverständlichkeit. Wir sind es<br />

gewöhnt, Fördern <strong>und</strong> Fordern als<br />

entgegengesetzte Pole wahrzunehmen,<br />

als einen Spagat, den eine gute Schule<br />

zu leisten hat: Die Schwachen fördern,<br />

die Guten fordern.<br />

Doch wahrscheinlich ist dies eine der<br />

vielen falschen Gr<strong>und</strong>annahmen unseres<br />

Schulsystems. Sie führte dazu, dass<br />

Schwachen nicht viel zugemutet wurde,<br />

dass man sie vor „Überforderung“<br />

schützen wollte, indem man sie nur mit<br />

dem unbedingt Nötigen durch „Förderung“<br />

ausstattete, sie dazu in weniger<br />

anspruchsvolle Schulformen überwies,<br />

sie der „Konkurrenz“ der besseren<br />

Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen entzog. Muss<br />

aber nicht Förderung mit dem Ziel<br />

verb<strong>und</strong>en sein, Anschluss an das<br />

Lernen der anderen zu halten oder<br />

wieder zu finden? Dabei fordere ich von<br />

FÖRDERUNG<br />

Fordern <strong>und</strong> Fördern<br />

in den Zeiten von PISA <strong>und</strong> Standards<br />

einem schwachen Schüler mehr, als<br />

dieser von sich aus zu leisten in der<br />

Lage wäre. Fördern <strong>und</strong> Fordern sind<br />

zwei Seiten derselben Münze: Individuelles<br />

Lernen, das Kindern ermöglicht<br />

ihre persönlichen Potenziale zu entwickeln.<br />

Die beiden Pole müssen sich<br />

aufeinander zu bewegen <strong>und</strong> in Balance<br />

gebracht werden.<br />

Schulische Realität<br />

<strong>und</strong> unbequeme Fragen<br />

Viele Maßnahmen in unserem selektiven<br />

Schulsystem werden mit Förderung<br />

oder Schutz vor Überforderung begründet.<br />

Es beginnt mit der Zurückstellung<br />

von der Schule im Alter von sechs<br />

Jahren: die Kinder seien noch nicht<br />

schulreif, müssten erst im Schulkindergarten<br />

„gefördert“ werden. Warum<br />

geschieht eine solche Förderung nicht<br />

in der Schule? Das Kind hat sich auf die<br />

Einschulung gefreut <strong>und</strong> erlebt eine<br />

Zurückweisung, die oft demotivierend<br />

wirkt. Die Einschulung trotz voraussehbarer<br />

Lernprobleme wäre andererseits<br />

eine Herausforderung für das<br />

Kind, die durch schulinterne Förderung<br />

gestützt werden müsste. Das Kind<br />

erfährt Die Schule traut mir etwas zu.<br />

Die skandinavischen Länder haben hier<br />

einen guten Weg gef<strong>und</strong>en: Fließender<br />

SEITE 13<br />

Übergang von der Vorschulklasse mit<br />

spielerischem Lernen zur Schule <strong>und</strong><br />

dort von Anfang anUnterstützung für<br />

Kinder mit Lernproblernen in kleinen<br />

Gruppen von fünf bis sieben Kindern,<br />

besonders beim Lesen lernen. Einen<br />

ähnlichen Weg will die neue Schuleingangsphase<br />

gehen, die in Nordrhein-<br />

Westfalen ab <strong>2005</strong> eingeführt wird:<br />

Alle schulpflichtigen Kinder werden<br />

eingeschult <strong>und</strong> in der Gr<strong>und</strong>schule z. B.<br />

in jahrgangsübergreifenden Gruppen<br />

entsprechend ihrer Schulfähigkeit<br />

gefördert. Schutz vor Überforderung<br />

<strong>und</strong> bessere Förderung ist oft auch die<br />

Begründung für eine Überweisung in<br />

die Sonderschule für Lernbehinderte<br />

oder <strong>Erziehung</strong>sschwierige (neue<br />

Namen auch: Sonderschule mit Schwerpunkt<br />

Lernen bzw. emotionale <strong>und</strong><br />

soziale Entwicklung). In vielen B<strong>und</strong>esländern<br />

werden Kombinationen aus<br />

beiden Sonderschulsparten als „Förderschulen“<br />

bezeichnet. Kinder mit<br />

Lern- <strong>und</strong> Verhaltensproblemen müssen<br />

zur „Förderung“ ihre Klassen in der<br />

Gr<strong>und</strong>schule verlassen, verlieren ihre<br />

Klassenkameraden <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e, die<br />

besser lernen, die ein besseres Sozialverhalten<br />

zeigen, um in eine Klasse zu<br />

gehen, die nur aus lern- <strong>und</strong> verhaltensschwierigen<br />

Kindern besteht. Wenn es<br />

stimmt, dass Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

voneinander lernen, was können diese<br />

Kinder voneinander lernen? Lernen<br />

muss hier vor allem vom Lehrer, von<br />

der Lehrerin ausgehen, <strong>und</strong> das ist in<br />

dieser Umgebung eine wahrhaft schwierige<br />

Aufgabe. Fachlich bedeutet Förderung<br />

in der Förderschule vor allem eine<br />

Reduktion der Anforderungen. So<br />

erhalten Lernbehinderte z. B. keinen<br />

Unterricht in Englisch.<br />

Das Abschlusszeugnis der Sonderschule<br />

macht Arbeitgebern klar: Dieser Schüler,<br />

diese Schülerin hat weniger gelernt,


es fehlen Wissen <strong>und</strong> Kompetenzen. Das<br />

hat lebenslange Konsequenzen.<br />

Auch die Überweisung in eine weiterführende<br />

Schule nach dem 4. Schuljahr<br />

folgt dieser Logik. Auf das Gymnasium<br />

werden Kinder überwiesen, deren<br />

Eltern helfen können, den Anforderungen<br />

des Gymnasiums gerecht zu werden<br />

oder die Hilfe bezahlen können. Die<br />

Gr<strong>und</strong>schule erwartet nicht, dass im<br />

Gymnasium Kinder systematisch<br />

gefördert werden; die Lehrer <strong>und</strong><br />

Lehrerinnen wissen, dass Kinder mit<br />

Lern- <strong>und</strong> Verhaltensproblemen das<br />

Gymnasium bald wieder verlassen<br />

müssen. Mit dieser Einschätzung<br />

erklären sich die „ungerechten“ Zuweisungen,<br />

die durch Untersuchungen wie<br />

die Hamburger Studie zur Lernausgangslage<br />

der Fünftklässler (LAU)<br />

dokumentiert sind: Kinder mit gleichen<br />

Leistungen in der Gr<strong>und</strong>schule erhalten<br />

je nach Sozialstatus der Eltern unterschiedliche<br />

Schulformempfehlungen.<br />

Interessant in diesem Zusammenhang<br />

ist ein weiterer PISA-Bef<strong>und</strong>: Die<br />

Leistungen der Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

in den drei Schulformen überschneiden<br />

sich erheblich. „Ein nicht<br />

geringer Teil könnte nach ihrem Leistungsniveau<br />

in einen höheren Bildungsgang<br />

wechseln“ Jürgen Baumert in der<br />

taz vom 12. 3. 2003). Dabei zeigen<br />

Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen mit gleichen<br />

kognitiven Gr<strong>und</strong>fähigkeiten <strong>und</strong><br />

vergleichbarer sozialer Herkunft, die<br />

das Gymnasium besuchen, deutlich<br />

bessere Leistungen als diejenigen in der<br />

Hauptschule. Die Erklärung ist einfach:<br />

Die Anforderungen der Schulform sind<br />

höher, von den Jugendlichen wird mehr<br />

gefordert <strong>und</strong> das Zusammensein mit<br />

besseren Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

hat einen Fördereffekt. PISA 2003 hat<br />

diesen Effekt nun auch für die schwä-<br />

FÖRDERUNG<br />

cheren<br />

Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen am<br />

Gymnasium bestätigt: Das etwas bessere<br />

Abschneiden Deutschlands ist vor<br />

allem auf Lernzuwächse am Gymnasium<br />

zurückzuführen, insbesondere auf<br />

die besseren Leistungen der schwächeren<br />

Schüler am Gymnasium. In der<br />

Hauptschule hat sich nichts geändert.<br />

„Das Verharren der Hauptschüler auf<br />

ihrem niedrigen Leistungsstand geht<br />

einher mit der sozialen Selektivität der<br />

deutschen Schulen“ (Klaus Klemm: Die<br />

Hauptschule bleibt sitzen. In: Frankfurter<br />

R<strong>und</strong>schau, 8. Dezember 2004, S. 7).<br />

Der dritte Bereich, in der diese Logik<br />

der angeblichen Förderung eine fatale<br />

Wirksamkeit entfaltet, ist Sitzenbleiben<br />

<strong>und</strong> erzwungener Schulwechsel nach<br />

„unten“. Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

seien den Anforderungen von Gymnasium<br />

oder Realschule nicht gewachsen,<br />

seien auf der falschen Schule, müssten<br />

entlastet <strong>und</strong> gefördert werden -so die<br />

Argumente. Förderung macht aber<br />

nicht die Schule, die sie besuchen,<br />

sondern mit dieser Begründung werden<br />

sie weggeschickt. In den skandinavischen<br />

Ländern verzichten die Schulen<br />

auf eine solche Aussonderung. In der<br />

gemeinsamen Schule für Alle gibt es<br />

schulinternen Förderunterricht, der die<br />

SEITE 14<br />

individuellen Förderbedürfnisse aufgreift<br />

Fachfor-derung in kleinen Gruppen<br />

oder Verhal-tenstraining mit<br />

Sozialpädagogen. 17 % bis 27 % der<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler werden<br />

individuell gefördert, jenach Einzugsbereich,<br />

das ist die langjährige Erfahrung.<br />

Der Förderanteil liegt also wesentlich<br />

höher als in Deutsch land, wo etwas<br />

mehr als 5% die Förderschu-len besuchen.<br />

Statt Kinder zu beschämen, sie<br />

wegzuschicken, wenn sie Probleme<br />

haben, erfahren Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

dort Hilfe, wo sie die Schule<br />

besuchen. Solche Förderung stigmatisiert<br />

nicht. Wie alle internationalen<br />

Untersuchungen deutlich gemacht<br />

haben, ist diese Art von schulinterner<br />

Förderung in einer gemeinsamen<br />

Schule außerordentlich erfolgreich <strong>und</strong><br />

führt zu erheblich besseren Leistungen<br />

gerade der Kinder aus sozial schwächeren<br />

Familien <strong>und</strong> der Migran-tenkinder.<br />

98 % eines Jahrgangs erreichen in<br />

Schweden den Abschluss der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I. Dass dies auf einem hohen<br />

Kompetenzniveau geschieht, hat PISA<br />

nachgewiesen. Die deutschen Schülerlnnen,<br />

denen man zur Verhinderung<br />

von „Überforderung“ die „Förderung“<br />

in weniger anspruchsvollen Schulformen<br />

zuteil werden ließ, zeigten<br />

dagegen am Ende der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

erhebliche Defizite <strong>und</strong> waren, wie die<br />

Gr<strong>und</strong>schulstudie IGLU deutlich machte,<br />

z. T. hinter den Lernstand am Ende<br />

der Gr<strong>und</strong>schule zurückgefallen. Aber<br />

auch den Leistungsspitzen im Gymnasium<br />

hatte die „Entlastung“ von lernschwierigen<br />

Mitschülern wenig genutzt,<br />

die Oberstufenschüler <strong>und</strong> -schülerinnen<br />

erreichen international nur das<br />

Mittelfeld <strong>und</strong> bleiben mit einem Anteil<br />

von 28 %, die die Hochschulreife erreichen,<br />

weit hinter dem OECD-Durchschnitt<br />

von 45 % zurück.


Wann gelingt Förderung?<br />

„Jedes sinnerfüllte Lernen erfordert<br />

auf Seiten des Lernenden eine<br />

inhaltlich relevante Vorwissensbasis.<br />

Neue Informationen<br />

können weder in ihrer aufgabenspezifischen<br />

Bedeutsamkeit<br />

beurteilt noch in ihrer inhaltlichen<br />

Besonderheit produktiv<br />

erarbeitet werden, ohne dass<br />

der Lernende dabei auf verfügbares<br />

Wissen zurückgreifen<br />

muss. jeder Ansatz ist zum<br />

Scheitern verurteilt, der durch<br />

formale Techniken des Lernens, mit<br />

Hilfe einiger weniger Schlüsselqualifikationen<br />

oder einer funktional autonom<br />

gewordenen intrinsischen Lernmotivation<br />

versucht, fehlendes<br />

oder mangelhaftes inhaltliches Vorwissen<br />

zu kompensieren“ (Weinert 1996, S.<br />

115).<br />

Lernen muss früh einsetzen. Und Fördern<br />

muss früh einsetzen, soll es kontinuierliches<br />

Lernen sichern <strong>und</strong> Lücken<br />

vermeiden helfen. Sind erst Lücken<br />

entstanden, sind sie viel schwerer<br />

wieder aufzufüllen. Fördern muss an<br />

Vorwissen anknüpfen, sonst geht es ins<br />

Leere. Nach dieser Einsicht muss Förderung<br />

parallel zum ersten systematischen<br />

Lernen beginnen. Je nach Aufbau<br />

des Wissenserwerbs schon im Kindergarten,<br />

spätestens aber in der Gr<strong>und</strong>schule.<br />

Sehr gut ist das in finnischen <strong>und</strong><br />

schwedischen Kindergärten, die jetzt<br />

alle „Vorschule“ genannt werden, zu beobachten.<br />

In kleinen Gruppen bringen<br />

die Kindergartenlehrerinnen den Kindern<br />

spielerisch Wörter <strong>und</strong> Begriffe<br />

nahe, durch Portfolios lernen sie ihren<br />

eigenen Lernfortschritt zu verstehen, sie<br />

können zumindest ihrenNamen schreiben<br />

<strong>und</strong> haben Vorstellungen von<br />

Zahlen, Maßen <strong>und</strong> Gewichten, bevor<br />

FÖRDERUNG<br />

sie mit sechs Jahren in die Vorschulklasse<br />

kommen. Hier werden die Bereiche<br />

Worterkennung, Mit Zahlen umgehen<br />

<strong>und</strong> Sich selbst einschätzen können<br />

erweitert.<br />

Kindergartenlehrerinnen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schullehrerinnen<br />

werden gemeinsam<br />

ausgebildet <strong>und</strong> arbeiten eng zusammen.<br />

Früh wird erkannt, welche Kinder<br />

sich schwer tun, <strong>und</strong> mit Beginn der<br />

Gr<strong>und</strong>schule setzt gezielt Leseförderung<br />

ein. In dieser Weise werden in den<br />

nordischen Ländern auch Migrantenkinder<br />

gefördert. Hier haben wir in<br />

Deutschland die größten Defizite. Je<br />

nach Kenntnis der Landessprache findet<br />

die Alphabetisierung in der Muttersprache<br />

oder Landessprache statt. Die<br />

Landessprache wird intensiv unterrichtet,<br />

die Muttersprache ebenfalls. Zusätzlich<br />

gibt es eine Förderung in den<br />

Sachfächern durch eine zweite Lehrkraft<br />

in Klassen mit Migrantenkindern,<br />

möglichst in der Muttersprache der<br />

Kinder. Diese Forderung wird solange<br />

fortgesetzt, bis die Kinder die Landessprache<br />

beherrschen. So wird vermieden,<br />

dass Lücken entstehen, weil das<br />

Kind die Lehrerin in den Sachfächern<br />

nicht verstehen kann.<br />

Spätere Förderung von Migrantenkindern<br />

in Deutschland trifft oft auf zu<br />

SEITE 15<br />

viele Lücken <strong>und</strong> ist nicht mehr sehr<br />

erfolgreich, weil zu wenig Vorwissen<br />

vorhanden ist. Förderung in erfolgreichen<br />

Bildungssystemen setzt früh ein<br />

<strong>und</strong> ist personell intensiv. Sie<br />

wird kontinuierlich fortgeführt<br />

durch die Gr<strong>und</strong>schule<br />

in die Sek<strong>und</strong>arstufe. Und<br />

selbst in der Oberstufe haben<br />

Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

noch die Möglichkeit, auf das<br />

schulinterne Fördersystem<br />

zuzugreifen. Noch 2002 hat die<br />

OECD festgestellt, dass nur 14 %<br />

der Schüler in Deutschland eine Schule<br />

besuchen, die speziellen Förderunterrichtdurch<br />

Lehrkräfte anbietet. der im<br />

internationalen Vergleich mit großem<br />

Abstand niedrigste Anteil. Der OECD -<br />

Durchschnitt liegt hier bei 72 %, während<br />

er in Dänemark, Finnland, Japan,<br />

Neuseeland <strong>und</strong> dem Vereinigten<br />

Königreich bei über 90 % liegt (Bildung<br />

auf einen Blick. OECD Indikatoren<br />

2002).<br />

Welche Ziele verfolgen wir eigentlich,<br />

wenn wir Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

fördern?<br />

In Deutschland fehlen bis heute von<br />

allen akzeptierte Bildungsziele, die dem<br />

gesamten Schulwesen Orientierung<br />

geben. Zwar finden sich in allen Präambeln<br />

zu Richtlinien <strong>und</strong> in den Schulgesetzen<br />

der Länder Kataloge gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />

Werte, wie z. B. in Art. 7 der<br />

nordrhein-westfälischen Landesverfassung:<br />

„Ehrfurcht vor Gott, Achtung<br />

vor der Würde des Menschen <strong>und</strong><br />

Bereitschaft zum sozialen Handeln zu<br />

wecken ist vornehmstes Ziel der <strong>Erziehung</strong>“,<br />

doch für die Schulrealität haben<br />

sie nicht unmittelbare Bedeutung.<br />

Das ist anders in Skandinavien. Hier<br />

sind die Bildungsziele auf einer pragmatischeren<br />

Ebene angesiedelt, dafür


prägen sie die Schulrealität. In Schweden<br />

gelten Demokratie <strong>und</strong> Verantwortung<br />

als oberste Ziele der<br />

Schule. Alle Schweden sollen in der<br />

Lage sein, als gleichberechtigte<br />

Mitglieder einer demokratischen<br />

Gesellschaft persönliche Verantwortung<br />

zu übernehmen. „Alle<br />

Aktivitäten in der Schule müssen<br />

in Übereinstimmung mit den<br />

gr<strong>und</strong>legenden Werten gestaltet<br />

werden“, heißt es im schwedischen<br />

Schulgesetz. „Der Unterricht muss<br />

demokratische Ar-beitsformen verwenden<br />

<strong>und</strong> die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

darauf vorbereiten, persönliche Verantwortung<br />

für ihr Tun <strong>und</strong> Lassen zu<br />

übernehmen.“ Oberstes Bildungsziel in<br />

Finnland ist Chancengleichheit, in<br />

Norwegen ist es „Menschlichkeit in<br />

einer sich ständig verändernden Gesellschaft“.<br />

Standards <strong>und</strong> Curricula sind<br />

auf diese Ziele bezogen <strong>und</strong> Förderung<br />

heißt, allen Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

das Erreichen dieser Ziele zu ermöglichen.<br />

In Deutschland gibt es derartige verbindliche<br />

Bildungsziele nicht. Die Standards,<br />

die die Kultusministerkonferenz<br />

2003 beschlossen hat, sind, trotz ihres<br />

Namens, auch keine Bildungsstandards,<br />

sondern Fachleistungsstandards. Die<br />

Kultusminister <strong>und</strong> -ministerinnen<br />

haben sich darauf verständigt, über wie<br />

viel Fachwissen (im besten Fall - Englisch<br />

- auch: welche Kompetenzen) die<br />

Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen verfügen<br />

müssen, um den mittleren Bildungsabschluss<br />

zu erreichen. Es gibt keine Zielorientierung,<br />

wie viele Schüler diesen<br />

Abschluss erreichen sollen. Logischerweise<br />

gibt es auch keine Verpflichtung<br />

der Schulen, ihre Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

zu fördern mit dem Ziel, dass<br />

möglichst alle die Standards für den<br />

FÖRDERUNG<br />

mittleren Abschluss erreichen. Alles ist<br />

so unbestimmt wie bisher.<br />

Diese Logik trifft insbesondere die<br />

Jugendlichen, die Hauptschulen <strong>und</strong><br />

Sonderschulen besuchen, sie werden<br />

von der Kultusministerkonferenz von<br />

vornherein als diejenigen definiert, die<br />

den mittleren Bildungsabschluss nicht<br />

erreichen können. Es ist keine Rede<br />

davon, auch sie so zu fördern, dass<br />

möglichst viele von ihnen die Bildungsstandards<br />

erreichen. Für sie haben die<br />

Kultusminister eigene reduzierte Standards<br />

für den Hauptschulabschluss<br />

beschlossen <strong>und</strong> die Länder erlassen<br />

eigene reduzierte Kerncurricula.<br />

Bei einem Vergleich der Standards <strong>und</strong><br />

der darauf bezogenen Kerncurricula<br />

fällt auf, dass in Englisch z. B. im Curriculum<br />

für die Hauptschule in NRW<br />

jeder Hinweis auf Literatur <strong>und</strong> Kultur<br />

fehlt, dass es auch nicht um Reisen in<br />

englisch-sprachige Länder geht - es<br />

fehlt der gesamte kulturelle <strong>und</strong> internationale<br />

Kontext, auf den die Bildungsstandards<br />

für den mittleren Abschluss<br />

großen Wert legen. Die Standards für<br />

den Hauptschulabschluss sind auf<br />

schlichte Kommunikation <strong>und</strong> Texte zur<br />

SEITE 16<br />

Berufswelt geschrumpft. Damit sind<br />

Hauptschüler <strong>und</strong> Sonderschüler abgehängt,<br />

ihr Bildungsgang endet in einer<br />

Sackgasse.<br />

Auch gute Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

in diesen Schulformen<br />

haben keine Chance mehr, den<br />

mittleren Abschluss zu erreichen,<br />

denn sie werden nicht nach<br />

Lehrplänen unterrichtet, die auf<br />

den mittleren Bildungsabschluss<br />

bezogen sind. Konnten bisher<br />

Jugendliche über die Hauptschule<br />

auch die Fachober-schulreife<br />

erwerben, sogar mit Qualifikation,<br />

<strong>und</strong> dann weiterführende<br />

Schulen besuchen, so wird dies in Zukunft<br />

nicht mehr möglich sein: es bleibt<br />

ein fachlich so stark reduzierter Abschluss,<br />

dass auch die Berufschancen<br />

von Hauptschülern <strong>und</strong> -schülerinnen<br />

weiter sinken werden.<br />

DieAlternative wären anspruchsvolle<br />

Mindeststandards, die von praktisch<br />

allen Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern erreicht<br />

werden müssen, wie es in den so<br />

erfolgreichen nordischen Ländern<br />

praktiziert wird. Solche Standards<br />

wären eine Herausforderung für unser<br />

Schulsystem. An diesen Standards<br />

müsste sich auch die Förderung orientieren.<br />

Mindeststandards für Deutschland<br />

hatte auch Eckhard Klieme in<br />

einem Gutachten für die Kultusministerkonferenz<br />

empfohlen. Das Gutachten<br />

wurde b<strong>und</strong>esweit gelobt, doch die<br />

damalige Präsidentin der KMK, Karin<br />

Wolff aus Hessen, lehnte Mindeststandards<br />

ab, sie erschienen ihr nicht anspruchsvoll<br />

genug für die Gymnasien.<br />

Schließlich einigten sich die Kultusminister<br />

auf Regelstandards oder, wie<br />

es heute heißt, Bildungsstandards für<br />

den mittleren Abschluss.


Gute Standards, so Klieme, eröffnen die<br />

Chance, dass klar festgelegt wird, was<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler am Ende eines<br />

Ausbildungsabschnitts können sollen. Es<br />

geht nicht mehr um den „Input“, was<br />

Lehrerinnen unterrichten sollen, mit<br />

unsicherem Ausgang, was schließlich<br />

hängen bleibt. Das setzt aber voraus, dass<br />

Standards nicht zur Verfeinerung der<br />

Auslese, also zur Legitimierung von Schulform-<br />

<strong>und</strong> Laufbahnentschei-dungen,<br />

missbraucht werden. Es setzt auch voraus,<br />

dass es Mindeststandards gibt, auf die sich<br />

die Gesellschaft verpflichtet <strong>und</strong> für die sie<br />

Verantwortung übernimmt:<br />

Fordern <strong>und</strong> fördern. Schulen <strong>und</strong> Lehrkräfte<br />

müssten Förderkonzepte entwickeln,<br />

wie möglichst alle Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler diese Standards erreichen können<br />

<strong>und</strong> die Gesellschaft müsste den Schulen<br />

die Mittel für diese Förderung zur Verfügung<br />

stellen. Aufbauend auf den Mindestkompetenzen,<br />

die alle Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler erwerben, können höhere Kompetenzstufen<br />

für immer mehr Jugendliche<br />

angestrebt werden. Hohe Anforderungen<br />

<strong>und</strong> gezielte Förderung wären der Weg zu<br />

einem besseren Bildungsstand für alle.<br />

Es ist zu hoffen, dass die demografische<br />

<strong>und</strong> ökonomische Entwicklung in<br />

Deutschland den Verantwortlichen möglichst<br />

bald deutlich macht, dass wir es uns<br />

nicht mehr leisten können, etwa ein Viertel<br />

unserer Jugendlichen von guter Ausbildung<br />

auszuschließen, indem wir die<br />

Anforderungen reduzieren, sondern dass<br />

Förderkonzepte entwickelt werden müssen,<br />

wie möglichst alle qualifizierte Standards<br />

erreichen können.<br />

SOZIALPÄDAGOGEN<br />

Aufruf zur Bildung eines<br />

Arbeitskreises<br />

Zur Situation in den Kölner Kindertagesstätten<br />

von Dipl.-Päd. Peter Heim<br />

Sicher kennt das jeder, der sein Kind<br />

in Köln in einer der städtischen Kitas<br />

unterbringen will oder untergebracht<br />

hat: Immer wieder gibt es Themen,<br />

die sowohl Eltern als auch Erzieher-<br />

Innen interessieren, die wegen der<br />

besonderen Situation vor Ort aber<br />

nicht diskutiert werden können, oder<br />

Probleme, die, wenn überhaupt, nur<br />

Kita-übergreifend angegangen oder<br />

gelöst werden können.<br />

Hinzu kommen die Sparmaßnahmen<br />

der Stadt Köln auch im Kita-<br />

Bereich, die der gesellschaftlichen<br />

Notwendigkeit, die Bildungsarbeit in<br />

den Kitas stärker auszubauen,<br />

diametral entgegenstehen.<br />

Bei den Eltern war dabei der Ausgangspunkt<br />

die Beobachtung, dass es<br />

in Köln zwar Elternräte für die<br />

einzelnen Kitas, aber keine bezirks<strong>und</strong><br />

stadtbezogenen Elternräte gibt,<br />

die solche Fragen angehen könnten.<br />

Ein Beispiel hierfür ist die Abschaffung<br />

einer bewährten Praxis in<br />

vielen Kitas, nämlich eines von der<br />

Kita gestellten attraktiven Frühstücks<br />

für alle Kinder Ende letzten<br />

Jahres. Dem voraus ging eine zentrale<br />

Entscheidung der Stadtverwaltung.<br />

Die Elternräte vor Ort hatten<br />

keine Möglichkeit, diese<br />

Entscheidung zu revidieren.<br />

Zwar gab es eine gewisse<br />

öffentliche Kritik an dieser<br />

Entscheidung bis hin zu<br />

einem Beitrag in der<br />

WDR-Lokalzeit, aber<br />

diese Kritik hatte keine<br />

praktischen Konsequenzen.<br />

SEITE 17<br />

Bei den ErzieherInnen gibt es andere<br />

Interessen im Hinblick auf ihre Situation<br />

als abhängig Beschäftigte. Hier ist<br />

die <strong>Gewerkschaft</strong> ver.di bereits aktiv.<br />

Hinzu kommen aber inhaltliche Interessen,<br />

die die Qualität ihrer Arbeit betreffen.<br />

Spätestens hier treffen sich ihre<br />

Interessen <strong>und</strong> die der Eltern: Es geht<br />

um die bestmöglichen Bedingungen<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten für unsere Kinder in<br />

unserer Stadt:<br />

„Für eine bessere Bildung aller Kinder<br />

von Anfang an.“ (GEW)<br />

Und gerade bei der inhaltlichen <strong>und</strong><br />

praktischen Bearbeitung dieser Querschnittsaufgabe<br />

gibt es aus unserer<br />

Sicht in Köln einen eklatanten Mangel.<br />

Wir rufen deshalb zur Bildung einer<br />

Arbeitsgruppe interessierter Kölner<br />

Eltern <strong>und</strong> ErzieherInnen auf, um die<br />

Situation der Kölner Kindertagesstätten<br />

zu verbessern.<br />

Bei Interesse melden Sie sich bitte bei<br />

der Geschäftsstelle der GEW, Stadtverband<br />

Köln, unter<br />

Tel. 0221/516267<br />

Fax: 0221/525446<br />

email: gew-koeln@netcologne.de<br />

Sie erhalten dann bei einer genügend<br />

großen Anzahl an Interessenten einen<br />

Termin für ein erstes Treffen.


Einladung<br />

Der Lehrerrat:<br />

Klagemauer?<br />

Motor der Schulentwicklung?<br />

Streitschlichter?<br />

Minipersonalrat?<br />

Die Fortbildung wendet sich an Lehrerräte<br />

<strong>und</strong> an Lehrerratsarbeit Interessierte an<br />

traditionellen (nicht selbstständigen)<br />

Schulen, die effektiv die Interessen der<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen vertreten <strong>und</strong><br />

ihre Schule mitgestalten wollen. Neben einer<br />

knappen Darstellung der gesetzlichen<br />

Rechte <strong>und</strong> Pflichten als Lehrerrat stehen<br />

der kollegiale Austausch <strong>und</strong> Praxisfragen<br />

im Vordergr<strong>und</strong>: das Selbstverständnis,<br />

der Umgang mit den Anliegen der<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

das Verhältnis zur Schulleitung.<br />

Rechte des Lehrerrats:<br />

„Gummiparagrafen“ als Chance.<br />

Personalvertretungsrechtliche Aufgaben:<br />

Einstieg zum Minipersonalrat?<br />

Selbstverständnis, Zielsetzung,<br />

Arbeitsplanung: Klarheit <strong>und</strong> Struktur.<br />

Interessenvertretung:<br />

Um welche Anliegen muss, will <strong>und</strong> kann<br />

ich mich kümmern?<br />

Mitgestaltung bei der Schulentwicklung:<br />

Zwischen Kooperation <strong>und</strong> Konflikt.<br />

Lösungen für Praxisprobleme:<br />

Und wie geht das?<br />

Samstag, 25.6.<strong>2005</strong><br />

9.30-16.30 Uhr<br />

Köln, DGB-Haus<br />

Leitung: U. Becker<br />

Bitte in der Geschäftsstelle anmelden:<br />

gew-koeln@netcologne.de<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

Service für<br />

SozPäd.<br />

Erzieherin:<br />

Zwischen Kind <strong>und</strong><br />

Bildungsplänen<br />

Die Fachzeitschrift „Kindergarten<br />

heute“ hat in einer Umfragen von 2.104<br />

ErzieherInnen erfahren, wie sich deren<br />

Berufsalltag darstellt.<br />

Einige Ergebnisse:<br />

• 70 % der Einrichtungen integrieren<br />

Kinder mit besonderem Förderbedarf,<br />

• 85 % haben ein schriftlich formuliertes<br />

Konzept,<br />

• die Bewegungserziehung dominiert<br />

mit 25 % das pädagogische Profil,<br />

• in 53 % der Einrichtungen ist die<br />

Leitung freigestellt,<br />

• die größte Berufszufriedenheit haben<br />

37 % der ErzieherInnen im Umgang mit<br />

einzelnen Kindern.<br />

Zukunftsfaktor<br />

Kinderbetreuung<br />

Der Deutsche Industrie- <strong>und</strong> Handelskammertag<br />

hat in einer Umfrage erhoben,<br />

was Kitas zur Vereinbarkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Berufe anbieten. 170<br />

Einrichtungen haben sich beteiligt.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Ergebnisse<br />

forderte der DIHK u. a., die Mittagsschließung<br />

generell abzuschaffen <strong>und</strong><br />

Kitas auch am Wochenende zu öffnen.<br />

Der Kitabesuch sollte im 5. Lebensjahr<br />

verpflichtend <strong>und</strong> für die Eltern kostenfrei<br />

sein.<br />

Weitere Informationen in der GEW<br />

Geschäftsstelle (Tel.: 0221/516267 oder<br />

email: gew-koeln@netcologne.de).<br />

SEITE 18<br />

Buchempfehlung:<br />

Fluchtpunkt Sonderschule<br />

Gibt es Alternativen?<br />

Aus der Praxis für Eltern, Jugendhilfe<br />

<strong>und</strong> Schule<br />

Ergebnisse eines wissenschaftlichen<br />

Symposions. Rechtsgr<strong>und</strong>lagen,<br />

Praxisbeispiele. Politikempfehlung<br />

Beiträge:<br />

Dr. Bernardino Mancini. Italienischer<br />

Generalkonsul Köln<br />

• Dr. (I) Sergio Mancini, Internationale<br />

Familienberatung des Caritasverbandes<br />

Köln: Erlebnisse mit der Sonderschule<br />

• Dr. Mechtild Gomolla, Universität<br />

Münster: Überrepräsentation der Migrantenkinder<br />

in den Sonderschulen<br />

für Lernbehinderte - auch ein Effekt der<br />

institutionellen Diskriminierung?<br />

• Dr. Wolfgang Zaschke, Jugendhilfe<br />

<strong>und</strong> Schule e.V. / Nippes Museum:<br />

Schülerförderung in der kommunalen<br />

Jugendhilfe <strong>und</strong> Integrationsförderung<br />

- eine Alternative zur Sonderschuleinweisung<br />

von Migrantenkindern?<br />

• Michael Verhoeven, Rechtsanwalt<br />

Köln: Ansatzpunkte für eine Verbesserung<br />

der Rechtsposition von Eltern<br />

gegenüber Schule aus Anwaltsperspektive.<br />

• Volker Balsat, Sonderschullehrer /<br />

Italienisches Konsulat (CO.AS.SCIT):<br />

Gegenmaßnahmen zur Einweisung in<br />

die Sonderschule am Beispiel eines<br />

Konsulates<br />

Nippes Museum - Jugendhilfe <strong>und</strong><br />

Schule e.V. - 120 S<br />

Köln: März <strong>2005</strong> - 5,- Euro; Kostenlos<br />

als PDF-Datei.<br />

Bestellung nippes.museumweb.de


HIB<br />

HochschulInformationsBüro Köln / Bonn<br />

Workshops<br />

im SommerSemester <strong>2005</strong><br />

Zeitmanagement<br />

Sa., 2.7. 05<br />

10 - 18 Uhr<br />

Zeitmanagement hilft,<br />

sich auf das Wesentliche<br />

zu konzentrieren. Es<br />

steigert die Leistungsfähigkeit,<br />

schafft mehr<br />

Erfolgsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> eine höhere Zufriedenheit.<br />

Die wichtigsten Instrumente<br />

zur effizienteren<br />

Gestaltung der Arbeit<br />

<strong>und</strong> dem bewussten<br />

Umgang mit der Zeit<br />

werden vermittelt.<br />

Inhalte sind u.a. Ziele<br />

setzen, Strukturieren <strong>und</strong><br />

Planen von komplexen<br />

Aufgaben, persönliche<br />

Zeitfallen <strong>und</strong> Störfaktoren<br />

erkennen, Checklisten<br />

<strong>und</strong> Ablagesysteme<br />

sowie Werk-zeugkisten<br />

für die eigene Arbeitsorganisation.<br />

Selbstständigkeit - eine Alternative in<br />

pädagogischen Berufen?<br />

Fr. 15. 7. <strong>2005</strong> von 16 bis 19 Uhr <strong>und</strong><br />

Sa. 16. 7. <strong>2005</strong> von 10 bis 18 Uhr<br />

Selbstständigkeit kann eine Möglichkeit in einer<br />

schwierigen Arbeitsmarktlage sein, sie ist aber auch<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich eine interessante Alternative zur abhängigen<br />

Beschäftigung.<br />

Wir beschäftigen uns mit dem Entscheidungsprozess:<br />

Bin ich von meiner Persönlichkeit her ein Existenzgründer,<br />

ein Typ für Selbstständigkeit? Welche fachlichen<br />

<strong>und</strong> kaufmännischen Qualifikationen sollte ich<br />

haben?<br />

Anhand der (vielleicht noch vagen) Geschäftsideen<br />

der TeilnehmerInnen prüfen wir Tätigkeiten <strong>und</strong><br />

Tätigkeitsfelder auf ihre Eignung für eine Existenzgründung.<br />

Neben der Entscheidungshilfe werden wir uns mit den<br />

praktischen Aspekten der Selbstständigkeit befassen.<br />

Darüber hinaus können konkrete Realisierungsmöglichkeiten<br />

der beruflichen Vorstellungen der<br />

TeilnehmerInnen erarbeitet werden.<br />

Zielgruppe: Studierende/AbsolventInnen<br />

Mindestteilnehmerzahl: 10 Personen<br />

Teilnahme-Gebühr: für das eintägige Seminar 10 Euro (GEW-Mitglied),<br />

15 Euro (Nicht-Mitglied)<br />

sowie 15 Euro (bzw. 20 Euro) für das 1,5-tägige<br />

Seminar. Hierin sind auch die Kosten für einen<br />

Mittagsimbiss, Getränke <strong>und</strong> Skripte enthalten.<br />

Ort. DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1, 50672 Köln<br />

Trainerin: Dipl.-Päd. Beate Kleifgen<br />

Anmeldung: gew-koeln@netcologne.de<br />

oder 0221-516267 (Mo: 10-13 Uhr)<br />

Infos <strong>und</strong> Anregungen: beate.kleifgen@jungegew.de<br />

SEITE 19<br />

Einladung<br />

Eine Informationsveranstaltung zum<br />

Referendariat für Lehramtsstudierende<br />

der Sek<strong>und</strong>arstufe I/II<br />

Lehrer/in werden?<br />

Dienstag, 24. Mai <strong>2005</strong><br />

18:00 bis 20:00 Uhr<br />

Raum wird noch bekanntgegeben<br />

Philosophikum, Universität zu Köln<br />

Erstes Staatsexamen,<br />

was nun?<br />

Das Hochschulinformationsbüro der <strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

veranstaltet für die knapp 15.000 Lehramtsstudierenden<br />

der Universität zu Köln in<br />

jedem Semester Informationsveranstaltungen<br />

zum Thema Referendariat.<br />

Das Berufsbild des Lehrers/der Lehrerin <strong>und</strong><br />

die praktischen Anforderungen, die an<br />

Referendare <strong>und</strong> Referendarinnen in Schule<br />

<strong>und</strong> Seminaralltag gestellt werden, können in<br />

der universitären Lehramtsausbildung kaum<br />

thematisiert werden.<br />

Dieses Defizit möchte die GEW durch die<br />

Veranstaltung »Erstes Staatsexamen - was<br />

nun?« ausgleichen. Informiert wird u.a. über<br />

den Numerus Clausus im Referen-dariat, den<br />

bedarfsdeckenden Unterricht, die Einstellungschancen<br />

nach dem Referendariat<br />

sowie über den ganz normalen<br />

Referendariatsalltag.<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln


Einladung<br />

Coro Getsemnani<br />

Chinandega (Nicaragua)<br />

Der Coro Getsemani ist ein Bestandteil<br />

des »Kinderhilfsprojekts Chinandega<br />

2001« <strong>und</strong> tritt in den USA <strong>und</strong> in Europa<br />

auf. Die Musik gibt den Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen in Chinandega Hoffnung<br />

in zweifacher Hinsicht:<br />

Sie transportiert die Lebensfreude <strong>und</strong><br />

Hoffnung ehemaliger Kinder von der<br />

Müllhalde auf ein erfülltes <strong>und</strong> menschenwürdiges<br />

Leben <strong>und</strong> sichert gleichzeitig<br />

den Bestand <strong>und</strong> die Weiterentwicklung<br />

des Kinderhilfsprojektes.<br />

Der Coro Getsemani besteht aus einem<br />

Chor, einer Band <strong>und</strong> einer Tanzgruppe.<br />

Er setzt sich zusammen aus Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen im Alter von 8 bis 16 Jahren .<br />

Ihr Repertoire umfasst lateinamerikanische<br />

Folklore.<br />

2003 war der Coro Getsemani das erste<br />

Mal in Deutschland auf Tournee.<br />

Die Kölner Konzerte des Chors werden<br />

vom Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft<br />

Köln-Corinto/El Realejo<br />

unterstützt. Chinandega ist Nachbarstadt<br />

von Corinto <strong>und</strong> El Realejo.<br />

6. Juni <strong>2005</strong>, 20.00 Uhr<br />

Comedia Colonia, Löwengasse 7-9<br />

Eintritt 10 Euro<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln<br />

FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

FG KiTa<br />

Privattelefonate während der Arbeitszeit;<br />

unvorbereitete Teilnahme an der<br />

Teambesprechung; ständiges Zuspätkommen;<br />

Liegenlassen des Materials;<br />

unaufgeräumte Küche; informelles<br />

»Quatschen« mit den Eltern; unerledigte<br />

Arbeitsaufträge; vergessene Absprachen<br />

...<br />

In Kindertagesstätten wird meist<br />

immer noch das Motto „Wir sind so<br />

sozial <strong>und</strong> kommen alle immer gut<br />

miteinander aus“ gelebt. Das hat zur<br />

Folge, dass Konflikte nicht offen besprochen<br />

werden <strong>und</strong> unterschwellig brodeln.<br />

Die Fachgruppe KiTa trifft sich am<br />

Donnerstag, 23.6.<strong>2005</strong> von 17.30 Uhr<br />

bis 19.30 Uhr zum Thema: „Grenzen<br />

setzen - Konflikte vermeiden!“ Wir<br />

tauschen uns darüber aus, welche<br />

Verhaltensweisen uns zum „brodeln<br />

<strong>und</strong> explodieren“ bringen können, wie<br />

wir Grenzen setzen <strong>und</strong> angemessen<br />

reagieren können.<br />

Das erste Treffen nach den Sommerferien<br />

findet statt am Donnerstag, 1.9.<strong>2005</strong><br />

von 17.30 bis 19.30 Uhr zum Thema:<br />

„Öffentlichkeitsarbeit/ Sponsoring“<br />

Treffpunkt: DGB-Haus, Hans-Böckler-<br />

Platz 1<br />

Alle Interessierten sind herzlich willkommen.<br />

Wegen der Raumreservierung<br />

Anmeldungen bitte bis 16.6.05 bzw.<br />

26.8.05 in der GEW Geschäftsstelle.<br />

SEITE 20<br />

FG Gr<strong>und</strong>schule<br />

Die Fachgruppe Gr<strong>und</strong>schule trifft sich<br />

das nächste Mal am Montag, 06. Juni<br />

<strong>2005</strong> um 19.00 Uhr im DGB-Haus.<br />

Hans-Böckler-Platz 1, GEW-Geschäftsstelle<br />

1. OG,<br />

Thema des Fachgruppentreffens:<br />

„ Schulinspektionen in Nordrhein-<br />

Westfalen“ – Was da alles auf uns<br />

zukommt!<br />

- Austausch von Informationen, Erfahrungen,<br />

Befürchtungen -<br />

Ab 2009 sollen alle Schulen in NRW<br />

nach dem Willen des Schulministeriums<br />

„selbstständige Schulen“ werden.<br />

Gleichzeitig soll die Schulaufsicht<br />

umstrukturiert werden. Es soll nur<br />

noch eine zweistufige Schulaufsicht<br />

geben (Schulamt <strong>und</strong> Ministerium).<br />

Hauptaufgabe der Schulaufsicht soll die<br />

Beratung der Schulen werden. Daneben<br />

sollen SCHULINSPEKTIONEN als<br />

Instrument der externen Bewertung<br />

von Schulen treten.<br />

Ab April <strong>2005</strong> nehmen 10 Schulen pro<br />

Regierungsbezirk in einer Erprobungsphase<br />

an einem Pilotprojekt Schulinspektionen<br />

teil.<br />

Die Ergebnisse sollen ab 2009 auf alle<br />

Schulen übertragen werden. Über<br />

Schulinspektionen gibt es zur Zeit einen<br />

sehr unterschiedlichen Informationsstand<br />

in den Schulen. In manchen<br />

Schulen gehen Gerüchte um, schon ab<br />

dem nächsten Schuljahr werde es<br />

Schulinspektionen geben.<br />

Auf unserer Fachgruppensitzung wollen<br />

wir uns verfügbare Informationen zum<br />

Instrument Schulinspektion geben <strong>und</strong><br />

zusammen tragen <strong>und</strong> uns mit der<br />

Bedeutung für LehrerInnen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen<br />

beschäftigen.<br />

Kontakt:<br />

Wolfgang Raabe, Tel. 02203-51342,<br />

Dorothee Kammann, Tel. 0221-9378706


FG Hauptschule<br />

Die nächste Fachgruppensitzung findet<br />

statt am Donnerstag, 16. Juni <strong>2005</strong> ab<br />

19.00 Uhr im DGB-Haus, Hans-Böckler-<br />

Platz 1, GEW-Besprechungsraum, 1. OG.<br />

Kontakt:<br />

Hans-Martin Meister, Tel. 0221/317247<br />

FG Sonderpädagogische<br />

Berufe<br />

Die Fachgruppe trifft sich am Montag,<br />

6. Juni <strong>2005</strong> um 19.30 Uhr im DGB-<br />

Haus, Hans-Böckler-Platz 1, Tagungsraum<br />

EG.<br />

Schwerpunktthema: Förderpläne<br />

Referentinnen: Dorothea Braun, Judith<br />

Schmischke<br />

Anschließend: Gemeinsames Kölsch.<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Christiane Balzer, Tel. 0221/515214<br />

FG Realschule<br />

Immer am letzten Donnerstag im<br />

Monat trifft sich der Stammtisch der<br />

Fachgruppe Realschule im „Dionysos“,<br />

Zülpicher Str. / Ecke Meister-Gerhard-<br />

Str. (Haltestelle Linie 9: Dasselstr./<br />

Bahnhof Süd) ab 19.30 Uhr.<br />

Gelegenheit zum Diskutieren <strong>und</strong><br />

„Klönen“; die neuesten Trends im<br />

Dienstrecht <strong>und</strong> Schulrecht können<br />

eingeholt werden; Personalräte sind als<br />

Ansprechpartner da. Alle Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen sind herzlich eingeladen!<br />

LEMK<br />

Unser nächstes Treffen ist am Montag,<br />

20. Juni <strong>2005</strong> um 19.00 Uhr im DGB-<br />

Haus, Hans-Böckler-Platz 1, GEW-<br />

Besprechungsraum, 1. OG<br />

Weiterer Termin: Montag, 5. September<br />

<strong>2005</strong> um 19.00 Uhr<br />

Ansprechpartner: Spyros Kostadimas<br />

FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

FG Gymnasium<br />

1. Zu unserer nächsten Fachgruppensitzungen<br />

laden wir ein:<br />

Dienstag, 14. Juni <strong>2005</strong> um 20.00 Uhr<br />

im Kölner DGB-Haus, Hans-Böckler-<br />

Platz 1, GEW-Besprechungsraum, 1. OG.<br />

Mitglieder <strong>und</strong> Gäste sind herzlich<br />

willkommen!<br />

2. Einladung für Referendarinnen <strong>und</strong><br />

Referendare: Wenn Sie die GEW<br />

kennenlernen wollen, kommen Sie zu<br />

uns. Sie sind herzlich willkommen.<br />

Besprechen Sie mit uns gewerkschaftliche<br />

Anregungen am Seminar, informieren<br />

Sie sich über unsere Aktivitäten.<br />

Termin: Dienstag, 7. Juni <strong>2005</strong> um 20<br />

Uhr im Kölner DGB-Haus, Hans-<br />

Böckler-Platz 1, Tagungsraum EG.<br />

FG Berufskolleg<br />

Bezirksarbeitskreis im Regierungsbezirk<br />

Köln<br />

Zum nächsten gemeinsamen Treffen<br />

des Bezirksarbeitskreises <strong>und</strong> der<br />

Fachgruppe Berufskolleg laden wir euch<br />

herzlich ein. Es findet statt:<br />

Donnerstag, 30. Juni <strong>2005</strong> um 17.00 Uhr<br />

im DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1,<br />

Großer Saal 1. OG<br />

Bitte mailt uns hierzu eure Themenwünsche.<br />

Wir freuen uns über eine rege<br />

Teilnahme <strong>und</strong> grüßen ganz herzlich,<br />

• Mechtild Degen-Sieg, für die Fachgruppe<br />

(degen-sieg@web.de)<br />

• Dietrich Weinkauf, für den Bezirksarbeitskreis<br />

(d.weinkauf@t-online.de)<br />

Wenn GEW, dann<br />

www.gew-koeln.de<br />

SEITE 21<br />

Arbeitskreis<br />

Angestellte Lehrkräfte<br />

Bezirk Köln<br />

Der Arbeitskreis trifft sich jeden ersten<br />

Montag im Monat um 19.00 Uhr im<br />

DGB-Haus am Hans-Böckler-Platz 1.<br />

Die nächsten Termine:<br />

6. Juni <strong>2005</strong>, Großer Saal 1. OG<br />

4. Juli <strong>2005</strong>, Kleiner Sitzungssaal 1. OG<br />

Kontaktadresse für Köln:<br />

Hans-Peter Persy,Tel.: 0221/733294<br />

email: corneille@freenet.de<br />

AK „Rechtsextremismus“<br />

Liebe InteressentInnen,<br />

auf der Veranstaltung „Rechtsrock“ am<br />

17.Februar wurde von einigen Teilnehmern<br />

das Bedürfnis nach weiterem<br />

Austausch über Handlungskonzepte<br />

zum Umgang mit »rechten« Jugendlichen<br />

im pädagogischen Raum <strong>und</strong> nach<br />

weiterer Einarbeitung in das Thema<br />

»rechte Jugendkulturen« geäußert. Den<br />

Vorschlag einen Arbeitskreis zu initiieren<br />

möchten wir nun umsetzen <strong>und</strong><br />

laden hiermit alle Interessierten zum<br />

ersten Treffen des AK ein.<br />

Das konstituierende Treffen des GEW<br />

Arbeitskreises wird am 24.Mai <strong>2005</strong> um<br />

18.oo Uhr im Tagungsraum (DGB-<br />

Haus, Hans-Böckler-Platz 1, EG) stattfinden.<br />

Hier möchten wir uns über die Inhalte<br />

<strong>und</strong> Zielsetzungen des AK einigen <strong>und</strong><br />

erste Aufgaben festlegen.<br />

Bitte leitet diese Information an weitere<br />

interessierte KollegInnen weiter. Die<br />

Teilnahme am AK ist nicht ausschließlich<br />

GEW Mitgliedern vorbehalten.<br />

Wir freuen uns besonders auf deine<br />

Teilnahme am 24. Mai um 18 Uhr!<br />

Viele Grüße<br />

Beate, Drorit <strong>und</strong> Max


FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

Fragebogenaktion der Fachgruppe Gr<strong>und</strong>schule<br />

von Wolfgang Raabe<br />

Zu Beginn des Jahres verschickte die<br />

Fachgruppe Gr<strong>und</strong>schule an alle Fachgruppenmitglieder<br />

einen Fragebogen,<br />

um allen die Gelegenheit zu geben ihre<br />

Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse als Gr<strong>und</strong>schullehrerInnen<br />

in der GEW zum<br />

Ausdruck zu bringen. Ziel der Umfrage<br />

ist es die Informations- <strong>und</strong> Beratungsarbeit<br />

<strong>und</strong> die Aktivitäten der GEW an<br />

Kölner Gr<strong>und</strong>schulen zu verbessern.<br />

Von ca. 600 verschickten Fragebögen<br />

wurden bis Ende Februar 75 Fragebögen<br />

wieder zurück geschickt. Die Antworten<br />

wurden von Mitgliedern der<br />

Fachgruppe Gr<strong>und</strong>schule ausgewertet.<br />

Hier die Ergebnisse:<br />

Erwartungen an die Fachgruppe<br />

Gr<strong>und</strong>schule:<br />

Informationen zu Schulpolitik, Schulrecht,<br />

schnelle Reaktion auf Erlasse per<br />

E-mail (auch europäisch) (22 x)<br />

Kritische Stellungnahme zu Bildungspolitik<br />

(19 x)<br />

Interessenvertretung gegenüber Politik,<br />

Dienstherren <strong>und</strong> Schulaufsicht (18 x)<br />

Diskussionsabende/ Fortbildung /<br />

Austausch (8 x)<br />

Verbesserung der Arbeitssituation (6 x)<br />

Beratung (3 x)<br />

Konfliktmanagement, Ansprechpartner<br />

vor Ort, Interessenvertretung der Sonderschullehrer<br />

im GU, Mitgestalten von<br />

Veränderungen<br />

Themenwünsche für die Fachgruppenarbeit:<br />

Integrierte Schuleingangsphase, jahrgangsübergreifender<br />

Unterricht (12 x)<br />

Förderdiagnostik/Förderkonzepte (7 x)<br />

Konfliktmanagement (3 x)<br />

Arbeitstechniken (3 x)<br />

Ganztagsschulen, Lernstandserhebungen,<br />

Qualität des GU, Supervision,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Teamarbeit,<br />

Stressbewältigung/ Burn Out, Streitschlichtung,<br />

Umgang mit verhaltensauffälligen<br />

Schülern, Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in Regelklassen, Unterrichtsqualifizierung<br />

<strong>und</strong> Vernetzung,<br />

Lehrerverhalten, schulfachliche Fortbildungen<br />

zu Bewegung in der Schule,<br />

Sachrechnen 3/4, Dyskalkulie, LRS <strong>und</strong><br />

Musik, Schulen in Finnland, Moderation<br />

<strong>und</strong> Leitung von Konferenzen, Agenda<br />

21, Schule <strong>und</strong> Recht, Altersvorsorge,<br />

Be-werbungsschreiben, Personalführung<br />

im Sinne der <strong>Gewerkschaft</strong><br />

Wünsche für mehr Unterstützung<br />

der GEW bei:<br />

Einrichten einer Supervisionsgruppe<br />

Imageverbesserung für Lehrerbild in<br />

der Öffentlichkeit,<br />

Verbesserung / Entlastung / Reduzierung<br />

der Klassenstärke / Einstellung<br />

zusätzlicher LehrerInnen / Altersteilzeit<br />

ab 55,<br />

Mehr Öffentlichkeitsarbeit zu politischen<br />

Mogelpackungen,<br />

Auswirkungen der Landespolitik/<br />

Gerichtsurteile auf Schulen in Köln /<br />

Infos über Planungen <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

im Schulamt / Beratung / Vertretung<br />

in Personal- u. Rechtsfragen im<br />

Schulamt,<br />

Interessenvertretung von EZV-Kräften<br />

z. B. Recht auf Fortbildung etc.,<br />

Viele Erneuerungen – langsam einführen<br />

+ weniger Formalismus,<br />

Reduzierung der Arbeitsbelastung<br />

(Lernstandserhebung, Gutachten, ...),<br />

Konfliktfällen,<br />

Einsatz für ausländische KollegInnen,<br />

Unterstützung gegen unsinnige Anordnungen<br />

von oben,<br />

mehr Anerkennung der Gr<strong>und</strong>schullehrerInnen,<br />

mehr Unterstützung gegen Mehrbelastung,<br />

SEITE 22<br />

Infos über neue Entwicklungen,<br />

VERA,<br />

Vereinbarkeit von Fortbildungen mit<br />

Kindern,<br />

Kontinuierliche Infos,<br />

Infos + Erfahrungsaustausch für<br />

Lehrerräte an selbstständigen Schulen.<br />

Zur Beteiligung an Protestaktionen<br />

(wenn sie mit den Inhalten <strong>und</strong> Zielen<br />

der Aktion übereinstimmen) erklärten<br />

sich ca. 50 KollegInnen bereit. 31 KollegInnen<br />

bek<strong>und</strong>eten erstmals ihre<br />

Bereitschaft, Informationsmaterial in<br />

den Gr<strong>und</strong>schulen auszulegen, während<br />

33 KollegInnen erklärten, dass sie<br />

schon diese Aufgabe in ihrer Schule<br />

übernommen hätten. An einer aktiven<br />

Mitarbeit in der Fachgruppe waren 10<br />

KollegInnen interessiert.<br />

Insgesamt brachte die Umfrage einen<br />

repräsentativen Überblick über die<br />

Interessen der Fachgruppenmitglieder<br />

<strong>und</strong> die Erwartungen/Wünsche an die<br />

GEW.<br />

Die Aktiven der Fachgruppe werden<br />

sich Mühe geben, einige der Erwartungen<br />

zu erfüllen <strong>und</strong> den stark geäußerten<br />

Themenwünschen für die Fachgruppenarbeit<br />

nachzukommen. Es<br />

muss allerdings hinzugefügt werden,<br />

dass alle Fachgruppenmitglieder ehrenamtlich<br />

in der GEW arbeiten <strong>und</strong> wir<br />

nur einige Aktive sind <strong>und</strong> deshalb auch<br />

unsere Arbeitskapazitäten begrenzt<br />

sind. Wir werden versuchen die Informations-<br />

<strong>und</strong> Beratungsarbeit der GEW<br />

zu verbessern, wissen jedoch, dass wir<br />

aufgr<strong>und</strong> unserer begrenzten Arbeitskapazitäten<br />

nicht allen Erwartungen<br />

entsprechen können. Wir wünschen uns<br />

aber noch mehr aktive Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

Mitstreiter, um die GEW- Arbeit an den<br />

Schulen zu verbessern.


Gerhard Richter Bilder<br />

Ausstellung in der Kunstsammlung NRW<br />

von Ortrud Meschede<br />

Der Gang durch die Ausstellung begann<br />

mit einer Irritation. Ziemlich perplex<br />

starrten wir auf das erste Werk Richters:<br />

in einem großen Spiegel - dem Eingangswerk<br />

- erblickten wir unser Konterfei.<br />

Gerhard Richter selber, der als<br />

„Kurator in eigener Sache“ (art, März<br />

<strong>2005</strong>) maßgeblich am Aufbau der<br />

Ausstellung mitgewirkt hat, dürfte<br />

diesen Beginn bestimmt haben. In<br />

Richters Schaffen, so erklärte uns Dr.<br />

Tuchscherer, der in Vertretung von Frau<br />

Dr. Becker unsere Gruppe führte, spiele<br />

die Frage nach der Wirklichkeit im<br />

künstlerischen Objekt <strong>und</strong> die Wahrnehmung<br />

der Wirklichkeit durch den<br />

Betrachter eine wesentliche Rolle.<br />

Spiegel <strong>und</strong> Fotografien haben im Werk<br />

Richters zentrale Bedeutung als Abbild<br />

der Realität <strong>und</strong> in der Durchbrechung<br />

der Realität: Zweifellos waren die Gesichter,<br />

die uns aus dem Spiegel verlegen<br />

anschauten, „nur“ Abbilder unserer<br />

Wirklichkeit <strong>und</strong> in unserer Wahrnehmung<br />

dieser Abbilder spielten hinein<br />

unsere jeweilige Befindlichkeit, unsere<br />

Perspektive, die Grenzen des Spiegels<br />

<strong>und</strong> schließlich die Verkehrung der<br />

Seiten.<br />

So die Hinweise Dr. Tuchscherers, der,<br />

so meine ich mich zu erinnern, die<br />

Erläuterung des Spiegelbildes abschloss<br />

mit den Worten: „Ein Schelm, dieser<br />

Richter!“<br />

R<strong>und</strong> 110 Werke umfasst die Richter-<br />

Ausstellung im K20: Auf eine zeitliche<br />

Abfolge als Ordnungsprinzip hat Richter<br />

verzichtet. Die Darstellungen sind<br />

auf den ersten Blick sehr unterschiedlich:<br />

Landschaftsbilder (sie basieren<br />

ausschließlich auf Fotografien Richters)<br />

wechseln mit Abstrakten, mit Fotobildern,<br />

Spiegeln, Glasbildern,<br />

Grau»bildern«, Farbtafeln <strong>und</strong> Skulptu-<br />

AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />

ren, die aus mehreren gestaffelten Klarsichtscheiben<br />

<strong>und</strong> partiell spiegelnden<br />

Elementen bestehen.<br />

Unsere beim Spiegelbild gewonnene<br />

Erfahrung half uns, unterstützt durch<br />

Dr. Tuchscherer, in der Fülle der Eindrücke<br />

nicht unterzugehen. Die Frage nach<br />

der Realität in der künstlerischen<br />

Darstellung <strong>und</strong> die Frage nach der<br />

Rolle des Betrachters waren zentraler<br />

Ausgangspunkt. Das sei belegt mit<br />

einem Beispiel, dem Bild „Landschaft<br />

bei Hubbelrath“. Das Bild, das sich auf<br />

eine fotografische Vorlage stützt, ist<br />

verwischt, unscharf. „Der Betrachter<br />

sieht wie durch einen Schleier <strong>und</strong> kann<br />

im Gr<strong>und</strong>e nichts richtig erkennen.“<br />

Aber diese Situation lässt auch Raum<br />

für eigene Stimmungen <strong>und</strong> Erinnerungen<br />

an eine irgendwo erlebte ähnliche<br />

Landschaft.<br />

Manchen aus unserer Gruppe war<br />

Richter vorher unbekannt, den meisten<br />

oder allen hat die Ausstellung sehr<br />

gefallen. Ich denke, das liegt an der<br />

ungeheuren Vielfältigkeit der Werke, die<br />

sich - Dr. Tuchscherer sei Dank! - uns<br />

als Reichtum präsentierte.<br />

Wir gratulieren unseren<br />

Mitgliedern, die just im<br />

Erscheinungszeitraum<br />

des forums<br />

(Juni bis August <strong>2005</strong>)<br />

40 Jahre <strong>und</strong> länger<br />

in der GEW sind:<br />

Ulrike Keil<br />

Sigrid Kahnert<br />

Roswitha Clemens<br />

Willi Kämper<br />

SEITE 23<br />

Einladung<br />

zum Besuch der<br />

Landesgartenschau<br />

Leverkusen<br />

(kurz: Laga) am<br />

Donnerstag, 23. Juni <strong>2005</strong><br />

um 10.30 Uhr<br />

Treffpunkt: Eingang Mitte (Nobelstraße)<br />

Zunächst werden wir gemeinsam an einer<br />

Führung zu den wichtigen Punkten auf<br />

dem Gelände teilnehmen.<br />

Danach ist jedem freigestellt den R<strong>und</strong>gang<br />

nach Belieben fortzusetzen oder den<br />

Besuch zu beenden.<br />

Für die Anfahrt zur Laga achten Sie bitte<br />

auf die zusätzliche Ausschilderung an der<br />

Autobahn bzw. am DB-Bahnhof oder<br />

Busbahnhof sowie an zahlreichen anderen<br />

Plätzen der Stadt.<br />

Anmeldung zum Besuch der Laga erfolgt<br />

durch Überweisen des ermäßigten<br />

Eintittspreises von 10 Euro auf das Konto<br />

des GEW Stadtverbandes Leverkusen bei<br />

Sparkasse Leverkusen<br />

Konto-Nr. 100017433<br />

BLZ 37551440,<br />

Stichwort: „Laga 23.6.“ bis zum 16.6.05.<br />

Wer eine Dauerkarte für die Laga besitzt<br />

oder weitere Fragen zur Anfahrt zum<br />

Gelände der Landesgartenschau hat, melde<br />

sich bitte telefonisch bei<br />

Wolfgang Rackwitz, Tel. 0214/56780.<br />

Weitere Informationen auch unter:<br />

www.lgs-lev.de<br />

Bleibt noch zu wünschen, dass das Wetter<br />

am Tage der Veranstaltung mitspielt.<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

Köln


RHEIN-BERG<br />

Gute Neuigkeiten aus Guyana<br />

von Hartmut Krüger<br />

Im Mai 2004 berichteten wir zuletzt<br />

über Aktivitäten im Rahmen der Partnerschaft<br />

zwischen der Hauptschule Am<br />

Hammer in Leichlingen (HS) <strong>und</strong> der<br />

Santa Rosa Secondary School (SRSS) im<br />

Regenwald von Guyana. Seitdem hat es<br />

eine ganze Reihe weiterer positiver<br />

Entwicklungen gegeben. Über einige<br />

von ihnen wollen wir nun berichten.<br />

In unserem letzten Beitrag hatten wir<br />

über das phantastische Abitur von<br />

Rachel Abraham <strong>und</strong> ihre ersten Lehrererfahrungen<br />

als 16jährige berichtet.<br />

Inzwischen studiert sie an der Pädagogischen<br />

Hochschule in Georgetown. Sie<br />

hatte ursprünglich „Integrated Science“<br />

(Naturwissenschaften) als ihr Hauptfach<br />

vorgesehen. Als sie sah, dass auch<br />

nach der neuen Lehrerzuweisung für<br />

ihre ehemalige Schule Fachkräfte für<br />

Englisch fehlten, entschloss sie sich, auf<br />

dieses Fach zu wechseln. Ein bemerkenswert<br />

perspektivisches Denken<br />

einer Jugendlichen, das sich mit dem<br />

Wunsch nach Wohlergehen der eigenen<br />

„community“ verbindet. Solche Menschen<br />

zu fördern, macht richtig Spaß.<br />

Unter den Lehrerzuweisungen<br />

für<br />

die der Santa<br />

Rosa Secondary<br />

School ist auch<br />

eine Donnel<br />

Abraham (nicht<br />

verwandt mit der<br />

Vorge-nannten).<br />

Vielmehr handelt<br />

es sich um das<br />

bemerkenswerte<br />

junge Mädchen,<br />

das als 14-jährige<br />

Schul-sprecherin<br />

1996 als erste auf<br />

den ersten Kontaktbrief<br />

der<br />

Leichlinger<br />

Hauptschule<br />

reagierte, noch<br />

vor ihrem Schulleiter.<br />

1998 hat<br />

der Projektleiter sie bei seiner Reise<br />

nach Moruca persönlich kennen gelernt.<br />

Sie war Briefpartnerin seiner<br />

Klassensprecherin <strong>und</strong> führte das<br />

„debating team“ ihrer Schule an. Nun<br />

ist sie studierte Fachkraft für „Karibische<br />

Landwirtschaft“ an ihrer ehemaligen<br />

Schule. Das kann man wohl mit Fug<br />

<strong>und</strong> Recht als nachhaltige Entwicklung<br />

bezeichnen!<br />

Seit Oktober 2004 hat die Santa Rosa<br />

Secondary School einen neuen Schullei-<br />

SEITE 24<br />

ter, Nigel Richards. In seinem Antwortbrief<br />

auf meinen Weihnachtsbrief<br />

berichtet er, dass wir uns bereits 1998<br />

kennen gelernt haben. Er war der<br />

Mathematiklehrer, den ich am Mittwoch<br />

vor Ostern – also mitten in den<br />

Ferien – mit ca. 15 Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern in der Schule vorfand, unter<br />

ihnen Donnel Abraham. Man erklärte<br />

mir, man habe festgestellt, dass man in<br />

Mathematik das zwischenzeitliche Soll<br />

noch nicht erreicht habe. Deswegen<br />

hatten die „students“ ihren Lehrer<br />

gebeten, auch in den Ferien für sie da zu<br />

sein. Da ist man als deutscher Lehrer<br />

sprachlos, <strong>und</strong> das habe ich auch in<br />

meiner Ansprache zum Ausdruck<br />

gebracht, obwohl ich nach 39-stündiger<br />

Anreise müde <strong>und</strong> hungrig war. – Nach<br />

einem Universitätsstudium ist dieser<br />

Lehrer nun an seine ehemalige Schule<br />

zurückgekehrt. Ein gutes Omen für die<br />

Zukunft.<br />

Dank an die GEW - Ausblick<br />

An dieser Stelle möchten wir der GEW<br />

für ihre jahrelange Unterstützung<br />

danken <strong>und</strong> hinzufügen, dass mit der<br />

letzten Zuwendung die Erhöhung der<br />

Speicherkapazität für die Solaranlage<br />

realisiert werden soll. Wir hoffen, dass<br />

das bis Ende März geschafft sein wird.<br />

Das ist auch sehr notwendig, denn 16<br />

Schüler haben sich für die Computerkurse<br />

eingetragen.<br />

In der nahen <strong>und</strong> mittelfristigen Planung<br />

sind die Projektdarstellung im<br />

Weltgarten der LAGA, eine eigene<br />

Solaranlage für die HS <strong>und</strong> eine Begegnungsreise<br />

für 2006 im Rahmen der<br />

Feier des zehnährigen Bestehens der<br />

Partnerschaft.


Langjährige Mitglieder<br />

der GEW Rhein-Berg<br />

wurden geehrt<br />

von Angela Blömer<br />

In diesem Jahr hatte der Kreisverband<br />

Rhein-Berg seine langjährigen Mitglieder<br />

zu einem besonderen Abend ins<br />

Schloss Eulenbroich nach Rösrath<br />

eingeladen. Die Moderation <strong>und</strong> Gestaltung<br />

des Abends übernahm Peter<br />

Helten, der Zauberer mit der Tasche.<br />

Peter Helten hat bereits mit 7 Jahren<br />

gezaubert <strong>und</strong> den Wunsch geäußert,<br />

als Erwachsener Zauberer zu werden.<br />

Seine Mutter meinte aber dazu: „Junge,<br />

beides geht nicht!“<br />

Daher nahm der Künstler einen kleinen<br />

Umweg <strong>und</strong> wurde Sonderschullehrer,<br />

um sich nun seit einigen Jahren nur<br />

noch der Zauberei zu widmen. Peter<br />

Helten kann sich bis zu 100 Namen<br />

merken, er spielt mit der Sprache,<br />

verblüfft die Zuschauer <strong>und</strong> macht sie<br />

zu zauberhaften <strong>und</strong> lachenden Mitspielern.<br />

Die anwesenden Jubilare, die für 40<br />

Jahre, 30 Jahre <strong>und</strong> 25 Jahre Mitgliedschaft<br />

in der GEW geehrt werden<br />

konnten, hatten ebenso wie ihre Gäste<br />

<strong>und</strong> interessierte Mitglieder einen<br />

vergnüglichen Abend.<br />

von Kathrin Greve<br />

„Zwangsheirat ist eine Vergewaltigung<br />

auf Lebensdauer.“ Das hat die in<br />

Deutschland aufgewachsene Türkin<br />

Serap Cileli am eigenen Leib erfahren.<br />

Sie wurde als 15jährige mit einem zehn<br />

Jahre älteren Mann verheiratet <strong>und</strong> zu<br />

ihm in die Türkei gebracht. Serap Cileli<br />

ist kein Einzelfall. In Deutschland sind<br />

Migrantinnen aus den verschiedensten<br />

Ländern betroffen: Die Frauenrechtsorganisation<br />

Terre des Femmes weiß von<br />

Fällen aus Albanien, Bangladesh, China,<br />

Indien, Italien, Jordanien, Kongo, dem<br />

Kosovo, Marokko, Nigeria, der Türkei<br />

<strong>und</strong> Vietnam. Zwangsheiraten gibt es<br />

nicht nur im islamischen Kulturkreis. In<br />

Deutschland betrifft Zwangsheirat nur<br />

deshalb so viele Türkinnen, weil sie<br />

unter den Migrantinnen die größte<br />

Gruppe stellen. Trotz nationaler <strong>und</strong><br />

internationaler Verbote sind weltweit<br />

Millionen von Mädchen betroffen.<br />

Zwar fehlen genaue Zahlen über das<br />

Ausmaß dieses menschenverachtenden<br />

Brauchs in Deutschland, aber allein in<br />

Berlin flüchteten sich 2002 nach einer<br />

Umfrage des Senats 230 Mädchen <strong>und</strong><br />

junge Frauen in Hilfseinrichtungen. Der<br />

Gr<strong>und</strong> war ihre Angst vor Zwangsverheiratung.<br />

Wo Frauen einem Mann zugeordnet<br />

werden wie eine Ware, sind nicht selten<br />

die nächsten Angehörigen mit schuld.<br />

„In den Familien fehlt das Unrechtsbewusstsein“,<br />

sagt die Berliner Rechtsanwältin<br />

Seyran Ates. Sie fordert daher<br />

einen eigenen Paragraphen im Strafgesetzbuch,<br />

der die Zwangsheirat bestraft.<br />

Im Februar <strong>2005</strong> ist nun eine Änderung<br />

in § 240 StGB in Kraft getreten, wonach<br />

ein besonders schwerer Fall der Nötigung<br />

vorliegt, wenn der Täter „eine<br />

Person zur Eingehung der Ehe zwingt“.<br />

Bisher konnten die betroffenen Mäd-<br />

SEITE 25<br />

Zwangsheirat<br />

chen oder Frauen ihre Männer oder<br />

Väter nur wegen Körperverletzung oder<br />

Vergewaltigung anzeigen. Diese Straftatbestände<br />

signalisieren den Eltern<br />

aber nicht, worum es eigentlich geht:<br />

„Dass Zwangsheirat eine Menschenrechtsverletzung<br />

ist.“<br />

Auf der Seite der deutschen Gesellschaft<br />

fehlt es bei Fre<strong>und</strong>en bzw. Fre<strong>und</strong>innen<br />

<strong>und</strong> Lehrerinnen bzw. Lehrern gleichermaßen<br />

an Verständnis für die Situation<br />

des Mädchens. Die traditionellen Strukturen<br />

sind ihnen unbekannt, <strong>und</strong> es ist<br />

ihnen unbegreiflich, wie sich die Betroffene<br />

solchen Entscheidungen fügen<br />

kann. Die Mädchen wiederum schämen<br />

sich für das, was sie in ihrem Elternhaus<br />

erleben <strong>und</strong> vertrauen sich daher<br />

niemandem an. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

hat die Münchner amnestyinternational-Gruppe<br />

1321 eine Unterrichtseinheit<br />

zu Zwangsheirat entwickelt,<br />

die die Problematik am Beispiel<br />

zweier deutscher Fälle deutlich macht<br />

<strong>und</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ebenso<br />

wie Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer sensibilisieren<br />

soll. Die Unterrichtseinheit kann<br />

unter www.amnesty-muenchen.de/mrb<br />

kostenlos heruntergeladen werden <strong>und</strong><br />

richtet sich an die Jahrgangsstufen 8-13.<br />

Sie enthält auch eine Liste der Adressen<br />

von Projekten, die sich gegen Zwangsheirat<br />

einsetzen.<br />

Quellen:<br />

• Terre des Femmes (Hrsg.),<br />

Unterrichtsmappe Zwangsheirat,<br />

Tübingen 2003, S. 23<br />

E-mail: TDF@frauenrechte.de<br />

• Susanne Amann,<br />

Zwangsheirat in Deutschland: Braut<br />

wider Willen, Panorama, Spiegel online<br />

Mehr Informationen von<br />

Monika Weiß-Imroll<br />

E-mail: M. Weiss-Imroll@gmx.de


Wir freuen uns, Euch mitteilen zu<br />

können, dass wir am 26. Juni <strong>2005</strong> ein<br />

Musikfestival zu Ehren der Kölner<br />

Edelweißpiraten <strong>und</strong> verwandter naziresistenter<br />

Jugendgruppen feiern werden.<br />

Ähnlich wie es die Edelweißpiraten<br />

Anfang der 40er Jahre liebten, werden<br />

ca. 20 Kölner Bands unterschiedlichster<br />

Herkunft in lauschigen Parkwinkeln<br />

r<strong>und</strong> ums »Baui« (Fort im Friedenspark)<br />

musizieren: Das Aufeinandertreffen<br />

überraschender Kontraste -<br />

Pfadfinderchor <strong>und</strong> Electro-Punk,<br />

Zeitzeugen-Kombo <strong>und</strong> Mestizo-Band,<br />

etc. - ist dabei sehr willkommen. Dem<br />

Besucher bietet sich dadurch ein Klang-<br />

Parcours, den er nach Lust <strong>und</strong> Laune<br />

erwandern kann.<br />

Ausgangspunkt dieses von einem<br />

breiten Bündnis engagierter Bürger/<br />

innen veranstalteten Festivals war die<br />

Ausstellung »Von Navajos <strong>und</strong><br />

Edelweißpiraten? - Unangepasstes<br />

Jugendverhalten in Köln 1933 - 1945«,<br />

die im Frühjahr 2004 im NS-Dokumentationszentrum<br />

zu sehen war. Im Rahmen<br />

der Arbeit mit alten Zeitzeugen<br />

<strong>und</strong> jungen Musikern an dem CD/DVD/<br />

Buch-Projekt »Es war in Schanghai.<br />

Kölner Bands interpretieren Edelweißpiraten-Lieder«,<br />

stellten wir fest, welch<br />

wichtiges, identitätsstiftendes, regiona-<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Edelweißpiratenfestival<br />

Konzert-Parcours im Friedenspark<br />

les Kulturpotential hier sechzig Jahre<br />

nahezu unbeachtet blieb. Deshalb<br />

möchte das 1. Edelweißpiratenfestival,<br />

60 Jahre nach Kriegsende, nicht nur<br />

jenen fünf- bis zehntausend naziresistenten<br />

Kölner Jugendlichen ein<br />

lebendiges Denkmal setzen, die in<br />

finsterster Zeit dem übermächtigen NS-<br />

Terror getrotzt haben. Es möchte auch<br />

Gelegenheit bieten, sich weiter-hin vom<br />

Geist der Edelweißpiraten <strong>und</strong> verwandter<br />

Jugendgruppen musikalisch<br />

<strong>und</strong> moralisch inspirieren zu lassen.<br />

Auch wenn das Edelweißpiraten-Festival<br />

zu aller erst ein musikalisches<br />

Treffen der Generationen, Kulturen <strong>und</strong><br />

sozialen Gruppen - ohne Festreden <strong>und</strong><br />

Zeigefinger - sein soll, kommt natürlich<br />

der Information über die Edelweißpiraten<br />

<strong>und</strong> deren Vorbild für unsere<br />

Zeit eine wichtige Rolle zu.<br />

Die enge Kooperation mit dem »Bauspielplatz<br />

Friedenspark e. V.« betont die<br />

erwünschte Nähe zur Jugendszene <strong>und</strong><br />

zum Veedel. Darüber hinaus wird<br />

angestrebt, ein weithin sichtbares<br />

Zeichen zu setzen, welche Traditionen<br />

in Köln geehrt <strong>und</strong> belebt werden<br />

sollen; auch, um aufkeimender ideologischer<br />

Einfalt in ganzer Tiefe <strong>und</strong> Breite<br />

begegnen zu können.<br />

SEITE 26<br />

Sonntag 26.6.<strong>2005</strong><br />

ab 14:30 Uhr (bis ca. 20 Uhr)<br />

Edelweißpiraten/Zeitzeugen:<br />

Mucki Koch, Jean Jülich, Peter Schäfer<br />

Bands:<br />

La Papa Verde (Mestizo-Pop)<br />

Klaus der Geiger + Fre<strong>und</strong>e - Werle +<br />

Stankowski (Electro-Song)<br />

Eierplätzchenband (Son Cubano)<br />

Zugvögel-Gruppe (Bündische Jugend)<br />

Microphone Mafia (HipHop)<br />

Schwarzmeerflotte (Blasmusik)<br />

Harald »Sack« Ziegler (Waldhorn +<br />

Sequenzer)<br />

Rolly Brings Bänd (Liedermacher)<br />

SakkoKolonia (Kölsche Krätzchen)<br />

Rembetes + I Ap Ekso (Griechische<br />

Tradition)<br />

Chupacabras & Zu Laut (Latin Rap, etc.)<br />

Onde Blu + San Marino (Italo Rock)<br />

Menschensinfonieorchester (Folkjazzrock)<br />

<strong>und</strong> viele weitere Gäste auf<br />

fünf Bühnen.<br />

Veranstalter:<br />

Humba e.V., Jugendzentrum »Bauspielplatz<br />

Friedenspark« e.V.<br />

<strong>und</strong> engagierte Einzelpersonen in<br />

Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum<br />

der Stadt Köln. Schirmherrin:<br />

Bürgermeisterin Angela Spizig.<br />

Kontakt:<br />

Tel. 0221/9322211,<br />

email: jan@humba.de<br />

Zur virtuellen Vertiefung:<br />

www.museenkoeln.de/ausstellungen/<br />

nsd_0404_edelweiss/


Preisausschreiben.<br />

Das Dritte.<br />

Diesmal war es keine leichte Übung -<br />

wie angekündigt. Trotz Internet <strong>und</strong><br />

aktiver Ruheständler: keiner konnte<br />

diesmal Klar Schiff (von Günter<br />

Wohlfart) machen. Heutige Weltkunst<br />

(von Friedrich von Logau) bleibt aktuell,<br />

aber ungelöst. Vorwände (von<br />

Walter Helmut Fritz) gibt es dafür nicht,<br />

aber es bleibt ein Trost (von Gottfried<br />

August Bürger):<br />

Neues forum, neue R<strong>und</strong>e. Die Dritte.<br />

Diesmal fragen wir nach dem Namen<br />

des Künstlers, dem Entstehungsjahr<br />

<strong>und</strong> dem Titel des Bildes auf der<br />

Titelseite dieses forum.<br />

Zu gewinnen sind dreimal eine Karte<br />

für die Comedia -Veranstaltung des<br />

Coro Getsemnani aus Nicaragua.<br />

Einsendeschluss:<br />

Freitag, 27.Mai <strong>2005</strong>.<br />

RECHTSBERATUNG<br />

Wiedereingliederung<br />

nach langer Krankheit<br />

Regelungen für Beamte/innen <strong>und</strong> Angestellte<br />

von Christine Oberhäuser<br />

Für Beamte/innen gilt für die Wiedereingliederung<br />

nach langer Krankheit<br />

die Arbeitszeitordnung für Beamte/<br />

innen (AZVO) § 2 Absatz 4: „Einem<br />

Beamten kann im Anschluss an eine<br />

länger dauernde Erkrankung vorübergehend,<br />

höchsten für die Dauer von 6<br />

Monaten, eine Ermäßigung der regelmäßigen<br />

Arbeitszeit unter Fortzahlung<br />

der Bezüge bewilligt werden, wenn dies<br />

nach ärztlicher Feststellung aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Gründen zur Wiedereingliederung<br />

in den Arbeitsprozess<br />

(Arbeitsversuch) geboten ist. . Diese<br />

Regelung wird häufig noch „Brückenerlass“<br />

oder „Hamburger Modell“ genannt.<br />

Die Betroffenen müssen die Wiedereingliederung<br />

bei der zuständigen Dienststelle<br />

(z.b. Schulamt bzw. die Bezirksregierung)<br />

formlos beantragen; am<br />

besten zwei bis drei Wochen vor dem<br />

geplanten Antritt. Der Antrag sollte<br />

beinhalten, in welchen Arbeitszeiten<br />

<strong>und</strong> in welcher Zeit die Eingliederung<br />

verlaufen soll. Die AZVO sieht eine<br />

maximale Länge von einem halben Jahr<br />

vor. In Ausnahmefällen, die dann vom<br />

Amtsarzt bestätigt werden müssen,<br />

kann die Wiedereingelierungsphase<br />

auch darüber hinaus verlängert werden.<br />

Die Arbeitszeit sollte ansteigend festge-<br />

SEITE 27<br />

legt werden, d.h. mit wenigen St<strong>und</strong>en<br />

beginnen <strong>und</strong> sich dann langsam der<br />

vollen St<strong>und</strong>enzahl annähern. Sinnvoll<br />

ist es, dem Antrag ein ärztliches Attest<br />

beizulegen, dass einen Vorschlag zur<br />

Regelung der Arbeitszeit während der<br />

Eingliederung beinhaltet. Das Attest<br />

sollte außerdem deutlich machen, dass<br />

davon auszugehen ist, dass der/die<br />

Beamte/in nach Ablauf der Eingliederungsphase<br />

wieder voll dienst- bzw.<br />

arbeitsfähig sein wird. Während der<br />

Eingliederungsphase wird die Besoldung<br />

weitergezahlt; es entsteht kein<br />

finanzieller Nachteil.<br />

Für Angestellte gilt das gleiche Antragsverfahren.<br />

Wenn die Betroffenen<br />

sich noch in der Phase befinden, in der<br />

die Vergütung vom Arbeitgeber weiter<br />

gezahlt wird, entsteht auch hier kein<br />

finanzieller Nachteil. Anders sieht es<br />

aus, wenn den Angestellten bereits<br />

Krankengeld gezahlt wird. Dann wird<br />

lediglich das Krankengeld während der<br />

Eingliederungsphase weiter gezahlt. Der<br />

Dienstherr zahlt nichts dazu, obgleich<br />

der/die Angestellte ja schon teilweise<br />

eine Arbeitsleistung erbringt.<br />

Bei Problemen mit der Dienststelle<br />

wegen der Beantragung können die<br />

zuständigen Personalräte die Betroffenen<br />

unterstützen.


Wenn GEW, dann<br />

www.gew-koeln.de<br />

SEITE 28<br />

G 10629 F Postvertriebsstück DPAG Entgelt bezahlt<br />

Nr. 3 GEW forum Hans-Böckler-Platz 1 50672 Köln

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