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Stellenbeschreibung Disponent

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Fakultät Fakultät für für Philosophie, Philosophie, Pädagogik Pädagogik und und Publizistik<br />

Publizistik<br />

Qualifizierung Qualifizierung von von Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

Bedarfsanalyse sowie partizipativ orientierte Gestaltung eines<br />

Qualifizierungs-Systems und Schritte zu dessen Evaluierung<br />

Inauguraldissertation<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

eines Doktors der Philosophie der<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

vorgelegt von<br />

Uwe Uwe Uwe Böseler<br />

Böseler<br />

Bochum 2000


1. Referent: Univ.-Prof. Dr. Bernhard Rosemann<br />

2. Referent: Univ.-Prof. (em.) Dr. Joachim H. Knoll<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 18.10.2000


Inhaltsverzeichnis i<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Verzeichnis der Abbildungen iv<br />

Verzeichnis der Tabellen viii<br />

Einleitung 1<br />

1. Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 11<br />

1.1. Partizipation und Qualifizierung<br />

1.1.1. Partizipationspotential von Prozessen und Partizipationshandeln<br />

11<br />

von Akteuren 12<br />

1.1.2. Das pädagogische Paradox der Beteiligungsqualifizierung 14<br />

1.1.3. Teilnehmerorientierung als Ausdruck partizipativer Qualifizierung 18<br />

1.1.4. Beteiligungsorientierte Forschung als qualitativer Forschungsprozeß 22<br />

1.2. Die Moderations- und Workshop-Methode als Instrument zur Begleitung<br />

von Lern- und Entwicklungsprozessen 23<br />

1.2.1. Interaktionelles Lernen 25<br />

1.2.2. Visualisierung 27<br />

1.2.3. Die Rolle des Moderators 28<br />

1.2.4. Moderationstechniken 30<br />

1.2.5. Die Planung moderierter Sitzungen 34<br />

1.2.6. Kritik der Methode 35<br />

1.2.7. Anwendungsfelder der Methode 36<br />

1.2.8. Die Moderations-Methode im qualitativen Forschungsprozeß 39<br />

2. Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 41<br />

2.1. Die Aufgaben von <strong>Disponent</strong>en im Rahmen der speditionellen<br />

Leistungserbringung 41<br />

2.2. Der Strukturwandel im Transport- und Speditionsgewerbe 43<br />

2.3. Veränderungen im Tätigkeitsspektrum, in der Arbeitssituation und<br />

in der Berufsrolle von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

2.3.1. Veränderungen des Aufgabenzuschnitts aufgrund der<br />

46<br />

neuen Arbeitssituation 46<br />

2.3.2. Zunehmende DV-technische Durchdringung des Aufgabengebietes 48<br />

2.3.3. Veränderungen der Berufsrolle 51<br />

2.4. Bisherige Aus- und Fortbildungsangebote für Transport-<strong>Disponent</strong>en 53<br />

3. Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 64<br />

3.1. Arbeits-, berufs- und wirtschaftspädagogische Rahmenbedingungen 64<br />

3.1.1. Berufliche Qualifizierung und das Konzept der Schlüsselqualifikationen<br />

3.1.2. Methodische Grundlagen einer Qualifizierungsbedarfsanalyse<br />

64<br />

für Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

3.1.2.1. Objektive Arbeitsanalyseverfahren als Grundlage<br />

72<br />

für die Analyse des Qualifizierungsbedarfs 74<br />

3.1.2.2. Subjektive Verfahren zur Analyse des Qualifizierungsbedarfes 77


Inhaltsverzeichnis ii<br />

3.2. Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des<br />

Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 81<br />

3.2.1. Beschreibung des Aufgabenspektrums von Transport-<strong>Disponent</strong>en 83<br />

3.2.2. Schlüsselqualifikationen von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

3.2.2.1. Schlüsselqualifikationen im Funktionsbild für Transport-<br />

88<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

3.2.2.2. Partizipative Ermittlung von Schlüsselqualifikation in<br />

88<br />

Workshops 90<br />

3.2.2.3 Ergebnisse der Analyse von Stellenangeboten für<br />

<strong>Disponent</strong>en auf geforderte Schlüsselqualifikationen<br />

3.2.2.4. Ein Katalog von Schlüsselqualifikationen für Transport-<br />

93<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

3.2.3. Vorgehensweise zur Ableitung von Problemfeldern der Aufgabenbewälti-<br />

98<br />

gung und Zielfeldern einer Qualifizierung 99<br />

3.3. Zentrale Ergebnisse einer Befragung von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

zur Arbeitssituation und zum Qualifizierungsbedarf<br />

3.3.1. Erhebungsinstrument, Durchführung der Untersuchung<br />

101<br />

und Methoden der Datenanalyse 101<br />

3.3.1.1. Inhalt und Gestaltung des Erhebungsinstruments 101<br />

3.3.1.2. Zeit und Durchführung der Datenerhebung 102<br />

3.3.1.3. Methoden der Datenauswertung 104<br />

3.3.2. Beschreibung der Stichprobe 104<br />

3.3.3. Befunde zur Arbeitssituation und Arbeitszufriedenheit der <strong>Disponent</strong>en 106<br />

3.3.4. Befunde zur Bewertung der Teiltätigkeiten von <strong>Disponent</strong>en<br />

3.3.5. Bewertung der Teilaufgaben des individuellen Aufgabenspektrums<br />

nach Aufwand, Wichtigkeit, Schwierigkeit,<br />

115<br />

Neigung/Abneigung und Anerkennung 118<br />

3.3.6. Befunde zur Bewertung des Katalogs von Schlüsselqualifikationen<br />

3.3.7. Befunde zu Wünschen bzgl. Inhalte und Strukturierung eines<br />

125<br />

Trainingsprogramms für <strong>Disponent</strong>en 133<br />

3.3.8. Gruppenspezifische Ausprägungen 136<br />

3.3.9. Schritte zur qualitativen Validierung der Befragungsergebnisse<br />

3.3.9.1. Vergleich der <strong>Disponent</strong>enbefragung mit Aussagen von<br />

143<br />

Führungskräften und Beratern<br />

3.3.9.2. Diskussion der Ergebnisse der <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

143<br />

in einem Expertenkreis 154<br />

3.4. Diskussion der Befragungs-Ergebnisse mit Betroffenen in einem <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis (kommunikative Validierung) und Ableitung von Zielfeldern<br />

für ein Qualifizierungssystem für Transport-<strong>Disponent</strong>en 155<br />

3.4.1. Zur Repräsentativität des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises 156<br />

3.4.2. Der Prozeß der kommunikativen Validierung im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis<br />

3.4.3. Ableitung von Problemfeldern der <strong>Disponent</strong>entätigkeit und von Ziel-<br />

163<br />

feldern einer Qualifizierung 175


Inhaltsverzeichnis iii<br />

4. Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen<br />

für Transport-<strong>Disponent</strong>en 178<br />

4.1. Das Professionalisierungs-Konzept als theoretische Basis für das<br />

Qualifizierungssystem<br />

4.1.1. Persönlichkeitsfördernde Arbeitsgestaltung und arbeitsimmanente<br />

178<br />

Qualifizierung als Voraussetzung für die Nutzung beruflicher Kompetenzen 179<br />

4.1.2. Personalentwicklung als Zusammenwirken von Organisationsentwicklung<br />

und Qualifizierung 180<br />

4.1.3. Berufliche Weiterbildung als „Personalentwicklung-near-the-job“ 181<br />

4.1.4 Förderung und Erweiterung der Handlungskompetenz als Ziel beruflicher<br />

Qualifizierungsmaßnahmen<br />

4.1.5. Das didaktische Konzept der Professionalisierung von Transport-<br />

183<br />

<strong>Disponent</strong>en 186<br />

4.2. Der partizipativ orientierte Gestaltungsprozeß des Systems von Qualifizierungsbausteinen<br />

190<br />

4.2.1. Verlauf und Ergebnisse der Workshop-Arbeit im <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis im Rahmen des engeren Gestaltungsprozesses 191<br />

4.2.2. Zur Bewertung des Gestaltungsprozesses und seines Ergebnisses<br />

durch die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises 199<br />

4.2.2.1. Erprobung von zwei Qualifizierungsbausteinen im <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis 199<br />

4.2.2.2. Zur Auswertung des Gestaltungsprozesses 206<br />

4.3. Erste Würdigung des Gestaltungsprozesses und seines Ergebnisses 208<br />

4.4. Ableitung und Realisierung von konkreten Professionalisierungsprogrammen<br />

aus dem Qualifizierungssystem 210<br />

5. Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 213<br />

5.1. Theoretische Grundlagen für die Evaluierung des <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierungsprogramms<br />

213<br />

5.2. Design des Modells zur Evaluierung des Qualifizierungssystems und der daraus<br />

abgeleiteten Workshops 222<br />

5.3. Durchführung der einzelnen Evaluationsschritte 223<br />

5.3.1. Überprüfung der Praxisrelevanz des Qualifizierungssystems für den<br />

betrieblichen und überbetrieblichen Einsatz 223<br />

5.3.2. Messung der Teilnahmekonstanz 226<br />

5.3.3. Auswertung der Teilnehmer-Abschlußbefragungen 232<br />

5.3.4. Auswertung der Kursbeurteilungsbögen<br />

5.3.5. Erörterung der Ergebnisse der überbetrieblichen Workshops mit Führungs-<br />

235<br />

kräften 245<br />

5.4. Zusammenfassende Interpretation der Ergebnisse der Evaluierungsschritte 246<br />

Zusammenfassung 249<br />

Literaturverzeichnis x<br />

Anhang: Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung xxix


Verzeichnis der Abbildungen iv<br />

Verzeichnis Verzeichnis der der Abbildungen<br />

Abbildungen<br />

Abb. Abb.-Nr. Abb. Nr. Nr. Name Name<br />

Seite<br />

Einleitung Einleitung<br />

Einleitung<br />

E /1 Argumentationsstruktur der Untersuchung 8<br />

Kapitel Kapitel 1<br />

1<br />

1 /1 Förderung der Beteiligung durch Beteiligungsqualifizierung und durch<br />

Qualifizierung durch Beteiligung<br />

1 /2 Pädagogisches Paradox bei der Vermittlung partizipativer Kompetenzen 16<br />

1 /3 Förderung und Weiterentwicklung von Partizipationskompetenz durch<br />

partizipative Weiterbildungsprozesse<br />

1 /4 Verantwortung von Moderator und Gruppe 30<br />

Kapitel Kapitel 2<br />

2<br />

2 /1 Die Aufgaben der Disposition im Rahmen der speditionellen Gesamtaufgabe 41<br />

2 /2 Faktoren des Strukturwandels 44<br />

2 /3 Zentrale interne und externe Einflußfaktoren auf die Dispositionsarbeit 47<br />

2 /4 Informationseinheiten für die EDV-gestützte Disposition 50<br />

Kapitel Kapitel 3<br />

3<br />

3 /1 Determinanten des Untersuchungsdesigns 64<br />

3 /2 Ablauf des qualitativen Forschungsprozesses zur Erhebung des<br />

Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

3 /3 Funktionsbild für Transport-<strong>Disponent</strong>en 89<br />

3 /4 Bedeutungszuwachs besonders häufig genannter Schlüsselqualifikationen 91<br />

3 /5 Schlüsselqualifikationen mit dem größten Bedeutungszuwachs 92<br />

3 /6 Verteilung der Stellenanzeigen nach Branchen 94<br />

3 /7 Geforderte formale Eingangsqualifikationen 95<br />

3 /8 Schlüsselqualifikationen, die Unternehmen von <strong>Disponent</strong>en fordern 97<br />

3 /9 Altersverteilung der befragten <strong>Disponent</strong>en 104<br />

3 /10 Berufserfahrung der befragten <strong>Disponent</strong>en 105<br />

3 /11 Schulabschluß der befragten <strong>Disponent</strong>en 105<br />

3 /12 Berufsausbildung der befragten <strong>Disponent</strong>en 106<br />

3 /13 Unternehmensgröße (1) 107<br />

3 /14 Unternehmensgröße (2) 107<br />

3 /15 Anzahl zu disponierender Fahrzeuge 108<br />

3 /16 Anzahl <strong>Disponent</strong>en je Unternehmen 109<br />

3 /17 Regelwochenarbeitszeit der befragten <strong>Disponent</strong>en 110<br />

3 /18 Durchschnittliche „Überstunden“ der befragten <strong>Disponent</strong>en pro Monat 111<br />

3 /19 Eingesetzte Arbeitsmittel 111<br />

3 /20 Bereiche des PC-Einsatzes in der Disposition 112<br />

3 /21 Notwendige Einarbeitungszeit von <strong>Disponent</strong>en 113<br />

15<br />

18<br />

82


Verzeichnis der Abbildungen v<br />

3 /22 Anzahl der genannten Teiltätigkeiten der <strong>Disponent</strong>en 116<br />

3 /23 Spektrum der <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeiten 117<br />

3 /24 Tätigkeiten, die von 80 % der befragten <strong>Disponent</strong>en ausgeführt werden 118<br />

3 /25 Teiltätigkeiten mit hohem Zeitaufwand 119<br />

3 /26 Besonders wichtige Teiltätigkeiten 120<br />

3 /27 Einfache Teiltätigkeiten 121<br />

3 /28 Schwierige Teiltätigkeiten 121<br />

3 /29 Als angenehm empfundene Teiltätigkeiten 123<br />

3 /30 Als besonders lästig empfundene Teiltätigkeiten 123<br />

3 /31 Mit hoher Wertschätzung im Unternehmen verbundene Teiltätgkeiten 124<br />

3 /32 Bedeutungszunahme von Schlüsselqualifikationen 125<br />

3 /33 Bedeutungsabnahme von Schlüsselqualifikationen 127<br />

3 /34 Schlüsselqualifikationen, die in der Anfangsphase Schwierigkeiten bereiten 127<br />

3 /35 Schlüsselqualifikationen, die als streßmildernd eingeschätzt werden 128<br />

3 /36 Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß Führungskräfte<br />

sie besonders an ihnen schätzen<br />

3 /37 Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß Kunden sie<br />

besonders an ihnen schätzen<br />

3 /38 Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß andere<br />

<strong>Disponent</strong>en sie besonders an ihnen schätzen<br />

3 /39 Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß Mitarbeiter<br />

(Fahrer, Lagerpersonal) sie besonders an ihnen schätzen<br />

3 /40 Schlüsselqualifikationen, über die <strong>Disponent</strong>en Wertschätzung definieren 133<br />

3 /41 Gewünschte Inhalte für ein <strong>Disponent</strong>en-Trainingsprogramm 134<br />

3 /42 Gewünschte Lernformen für das <strong>Disponent</strong>en-Training 135<br />

3 /43 Gewünschter zeitliche Rhythmus der Trainingsveranstaltungen 136<br />

3 /44 Anzahl der Berufsausbildungen bei <strong>Disponent</strong>en, die ausgebildete Kraftfahrer<br />

sind, und anderen <strong>Disponent</strong>en<br />

3 /45 Aufschlüsselung der Stichprobe nach Status bzw. Funktion im Unternehmen 144<br />

3 /46 Bedeutungszunahme von Schlüsselqualifikationen 145<br />

3 /47 Bedeutungsabnahme von Schlüsselqualifikationen 146<br />

3 /48 Schlüsselqualifikationen, mit denen <strong>Disponent</strong>en in der Anfangsphase<br />

Schwierigkeiten haben<br />

3 /49 Streßmildernde Schlüsselqualifikationen 148<br />

3 /50 Von Vorgesetzten geschätze Schlüsselqualifikationen 149<br />

3 /51 Von Kunden geschätzte Schlüsselqualifikationen 150<br />

3 /52 Von Kollegen geschätzte Schlüsselqualifikationen 150<br />

3 /53 Von Mitarbeitern geschätzte Schlüsselqualifikationen 151<br />

3 /54 Schlüsselqualifikationen, über die Wertschätzung definiert wird 152<br />

3 /55 Vergleich der Stichproben hinsichtlich gewünschter Inhalte der<br />

Trainingsbausteine<br />

3 /56 Verknüpfung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises mit der <strong>Disponent</strong>en-Befragung im<br />

Rahmen der Untersuchung<br />

129<br />

130<br />

131<br />

131<br />

141<br />

147<br />

153<br />

155


Verzeichnis der Abbildungen vi<br />

3 /57 Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit<br />

der Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises nach Alter und<br />

Geschlecht<br />

3 /58 Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit<br />

der Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises nach Schulbildung und<br />

Berufsausbildung<br />

3 /59 Vergleich der Tätigkeitsspektren der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit<br />

der Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises<br />

3 /60 Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit<br />

der Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises nach Anzahl der im<br />

Unternehmen tätigen <strong>Disponent</strong>en, Anzahl zu disponierender Fahrzeuge und<br />

Unternehmensgröße<br />

3 /61 Übereinstimmungen in den Bewertungen der Schlüsselqualifikationen zwischen<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis und Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

(Bewertungen N = 62)<br />

3 /62 Übereinstimmungen in den Bewertungen der Teiltätigkeiten zwischen<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis und Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

(Bewertungen N = 51)<br />

3 /63 Gewünschte Themen der Qualifizierungsbausteine (<strong>Disponent</strong>en-Befragung N =<br />

149; <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis N = 12)<br />

3 /64 Haupttätigkeiten der <strong>Disponent</strong>en im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis (Teil 1) 163<br />

3 /65 Haupttätigkeiten der <strong>Disponent</strong>en im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis (Teil 2) 164<br />

3 /66 Nebentätigkeiten der <strong>Disponent</strong>en im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis 164<br />

3 /67 „Rollenrosette“: Berufsrollen und Tätigkeiten von <strong>Disponent</strong>en 165<br />

3 /68 Relief von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten (1) 170<br />

3 /69 Relief von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten (2) 170<br />

3 /70 Antizipierte Verlagerung der Schwerpunkte im Tätigskeitsspektrum von<br />

Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

3 /71 Bewertung von Schlüsselqualifikationen von <strong>Disponent</strong>en (1: Sicht der<br />

<strong>Disponent</strong>en)<br />

3 /72 Bewertung von Schlüsselqualifikationen von <strong>Disponent</strong>en (1: Sicht von<br />

Führungskräften)<br />

3 /73 Einflußfaktoren auf die Problemfelder der <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit und die<br />

Zielfelder einer Qualifizierung<br />

3 /74 Zielfelder der <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung 177<br />

Kapitel Kapitel Kapitel 4<br />

4<br />

4 /1 Handlungsspielraum als Resultante von Tätigkeitsspielraum, Entscheidungs- und<br />

Kontrollspielraum sowie Interaktionsspielraum<br />

4 /2 Didaktische Dimensionierung des modular gestalteten Qualifizierungssystems<br />

und der einzelnen Qualifizierungsbausteine<br />

4 /3 Modell der didaktischen Dimensionierung eines Qualifizierungsbausteins 189<br />

4 /4 Verknüpfung der Aktivitäten des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises mit vor- und<br />

nachbereitenden Tätigkeiten des Moderatorenteams im zeitlichen Verlauf<br />

4 /5 Unterlegung der Zielfelder durch Inhalte (1) 192<br />

4 /6 Unterlegung der Zielfelder durch Inhalte (2) 192<br />

4 /7 Unterlegung der Zielfelder durch Inhalte (3) 193<br />

4 /8 Unterlegung der Zielfelder durch Inhalte (4) 193<br />

156<br />

157<br />

158<br />

159<br />

161<br />

161<br />

162<br />

171<br />

172<br />

173<br />

176<br />

180<br />

189<br />

191


Verzeichnis der Abbildungen vii<br />

4 /9 Überarbeitete Systematik der Qualifizierungsfelder 195<br />

4 /10 Kriterien für Informationsqualität 200<br />

4 /11 Hauptgründe für Reklamationen 203<br />

4 /12 Reklamationsmanagement als strategische Chance zur Qualitätsverbesserung der<br />

Dienstleistung<br />

4 /13 Bewertung des Trainingsmoduls „Bearbeiten von Reklmationen“ 205<br />

4 /14 Partizipativ orientierte Vorgehensweise bei der Ableitung von konkreten<br />

unternehmensspezifischen Professionalisierungsprogrammen aus dem<br />

Qualifizierungssystem<br />

Kapitel Kapitel 5<br />

5<br />

5 /1 Wichtigkeit der Qualifizierungsbausteine / Rangordnung nach Höhe der<br />

Mittelwerte<br />

5 /2 Qualifizierungsbausteine, die häufig bzw. selten als unwichtig bzw. absolut<br />

wichtig eingeschätzt wurden<br />

5 /3 Teilnahmehäufigkeit der einzelnen <strong>Disponent</strong>en an Workshops im Rahmen des<br />

überbetrieblichen Qualifizierungs-Programms<br />

5 /4 Teilnahmehäufigkeit an Workshops im Rahmen des überbetrieblichen<br />

Qualifizierungs-Programms nach entsendenden Unternehmen<br />

5 /5 Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer (alle Workshops) 241<br />

5 /6 Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer (Mittelwert aller Workshops) 242<br />

5 /7 Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer ohne Item Nr. 15 (Mittelwert aller<br />

Workshops)<br />

5 /8 Vergleich der Profilzüge der betrieblichen und der überbetrieblichen Workshops<br />

(Mittelwerte)<br />

204<br />

211<br />

224<br />

225<br />

231<br />

231<br />

243<br />

244


Verzeichnis der Tabellen viii<br />

Verzeichnis Verzeichnis der der Tabellen<br />

Tabellen<br />

Tab-Nr. Name Seite<br />

Einleitung<br />

Einleitung<br />

E /1 Entwicklung beruflicher Weiterbildung anhand verschiedener Kriterien 2 - 3<br />

Kapitel Kapitel 1<br />

1<br />

1 /1 Unterschiedliche Stufen der Offenheit von Lernsituationen 21<br />

1 /2 Charakteristik des Erfahrungsaustausch-Seminars 37<br />

1 /3 Zieldimensionen der Workshop-Methode 38<br />

Kapitel Kapitel 2<br />

2<br />

2 /1 Auszüge aus dem Ausbildungsprofil des Berufs<br />

Speditionskaufmann/Speditionskauffrau von 1996<br />

2 /2 Synoptische Darstellung von Auszügen aus den Ausbildungsrahmenplänen für die<br />

Berufsausbildung zum Speditionskaufmann / zur Speditionskauffrau von 1983 und<br />

1996<br />

2 /3 Synoptische Darstellung der Rahmenpläne für die Weiterbildung zum<br />

Verkehrsfachwirt der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsakademie und des<br />

Deutschen Industrie- und Handelstages<br />

2 /4 Prüfungsstoff der Berufsprüfung zum Transport-<strong>Disponent</strong> des Schweizerischen<br />

Nutzfahrzeugverbandes<br />

54<br />

45 - 57<br />

58 - 60<br />

2 /5 Einzel-Seminare für <strong>Disponent</strong>en bei einem Bildungsträger des Gewerbes 62<br />

Kapitel Kapitel 3<br />

3<br />

3 /1 Kategorisierung von Schlüsselqualifikationen 72<br />

3 /2 Nutzbarkeit von Arbeitsanalyseverfahren als Instrument der<br />

Qualifizierungsbedarfsanalyse<br />

3 /3 Methoden und Vorgehen bei einer partizipativen Qualifizierungsbedarfsplanung 80<br />

3 /4 Beispiel für die <strong>Stellenbeschreibung</strong> eines Transport-<strong>Disponent</strong>en (1) 83<br />

3 /5 Beispiel für die <strong>Stellenbeschreibung</strong> eines Transport-<strong>Disponent</strong>en (2) 84<br />

3 /6 Potentielles Aufgabenspektrum von Transport-<strong>Disponent</strong>en 85, 116<br />

3 /7 Klassifizierung der Teiltätigkeiten von Transport-<strong>Disponent</strong>en 88<br />

3 /8 Nach REFA strukturierter Katalog von Schlüsselqualifikationen 96<br />

3 /9 Katalog von Schlüsselqualifikationen für Transport-<strong>Disponent</strong>en 99, 125<br />

3 /10 Inhaltliche Strukturierung des Erhebungsinstruments 101<br />

3 /11 Arbeitszeit an Tagen mit besonders hohem Arbeitsanfall (Spitzentagen) 110<br />

3 /12 Häufigkeit von Tagen mit besonders hohem Arbeitsanfall (Spitzentagen) 110<br />

3 /13 Messung der Arbeitszufriedenheit anhand von Rangdifferenzen 114<br />

3 /14 Vom beruflich-sozialen Umfeld besonders goutierte Schlüsselqualifikationen 132<br />

3 /15 Strukturierung der Stichprobe nach Gruppen 136 - 137<br />

3 /16 Vergleich der Anzahl der Antworten bei Auswahlfragen 145<br />

3 /17 Ergebnis der modifizierten Subjektiven Tätigkeitsanalyse im <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis<br />

61<br />

74<br />

168


Verzeichnis der Tabellen ix<br />

Kapitel Kapitel 4<br />

4<br />

4 /1 Qualifizierungsstrategien in Abhängigkeit von der Anpassung der<br />

Arbeitsorganisation<br />

4 /2 Wechselbeziehungen von Handlungsaktivitäten der Lernenden und Lehrenden an<br />

den ”Eingriffstellen” der pädagogischen Führung bei der Entwicklung<br />

selbständigen Handelns<br />

Kapitel Kapitel 5<br />

5<br />

5 /1 Themen und Teilnehmerzahl der Workshops in Unternehmen A 227<br />

5 /2 Themen und Teilnehmerzahl der Workshops in Unternehmen B 228<br />

5 /3 Themen und Teilnehmerzahlen der Qualifizierungs-Workshops im<br />

überbetrieblichen Kontext<br />

5 /4 Absolute und relative Häufigkeiten der Bewertungskarten aus betrieblichen und<br />

überbetrieblichen Workshops nach Kategorien [N = 312]<br />

5 /5 Klassifizierung der Workshop-Abschlußbewertungen 234<br />

5 /6 Dimensionen des Kurserfolges im KBB 236<br />

5 /7 Bewertung der Sub-Dimension “Subjektive Einschätzung des Erfolgs” 237<br />

5 /8 Bewertung der Sub-Dimension “Objektive Einschätzung des Erfolgs” 237<br />

5 /9 Bewertung der Sub-Dimension “Praktische Anwendung” 237<br />

5 /10 Bewertung der Sub-Dimension “Allgemeines positives Gefühl gegenüber<br />

Weiterbildung”<br />

5 /11 Bewertung der Sub-Dimension “Konsequenzen aus der Kurserfahrung” 237<br />

5 /12 Bewertung der Sub-Dimension “Lernen des Lernens” 237<br />

5 /13 Bewertung der Sub-Dimension “Kurs allgemein lernunterstützend” 238<br />

5 /14 Bewertung der Sub-Dimension “Methodische Gestaltungselemente” 238<br />

5 /15 Bewertung der Sub-Dimension “Bezug zum Lerner” 238<br />

5 /16 Bewertung der Sub-Dimension “Emotionale Getöntheit des Lernprozesses” 238<br />

5 /17 Bewertung der Sub-Dimension “Qualität der sozialen Interaktion” 238<br />

5 /18 Workshop-spezifische Bewertungsergebnisse der Sub-Dimensionen 240<br />

5 /19 Itemspezifischer Vergleich der Mittelwerte bei betrieblichen und überbetrieblichen<br />

Workshops<br />

181<br />

185<br />

230<br />

233<br />

237<br />

244


Einleitung 1<br />

Einleitun Einleitung Einleitun<br />

I.<br />

Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit einem Konzept der beruflichen Weiterbildung.<br />

„Nach der traditionsorientierten Nachkriegsphase einer plural verfaßten, von den Grundprinzipien<br />

Autonomie und Neutralität getragenen ‘freien’ Erwachsenenbildung, die beruflich verwertbare und<br />

weltanschauliche, gebundene Erwachsenenbildung deklassifizierte, vollzog sich die den sechziger<br />

Jahren die ‘realistische Wende’ der Erwachsenenbildung, bestimmt durch ihre Zuwendung zu den<br />

‘objektiven Bildungsbedürfnissen’, d.h. den ‘Ansprüchen von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft,<br />

dem erklärten Funktionsauftrag: ‘Berufshilfe, Lebenshilfe, Freizeithilfe’ (KNOLL).“ [KEIM, 1999, 2]<br />

In der Folgezeit nahm die berufliche Weiterbildung in den sechziger und siebziger Jahren innerhalb<br />

der Erwachsenenbildung einen immer größeren Raum ein. [vgl. KEIM, 1999, 2 - 3] Nach LEIRMAN<br />

[1993] zeichnen sich seit den achtziger Jahren zwei Hauptströmungen der Erwachsenenbildung ab,<br />

eine sozialkritische und eine neo-technologische. Entsprechend dürfte eis in Zukunft nur noch zwei<br />

Haupttypen von Erwachsenenbildung gebe, eine allgemeine sozio-kulturelle und eine<br />

berufsorientierte Weiterbildung. [vgl. LEIRMAN, 1993, 24]<br />

Berufliche Weiterbildung wird nach dem Strukturplan des Deutschen Bildungsrates von 1970<br />

definiert als ‘die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluß der ersten<br />

Bildungsphase.’ Betriebliche Weiterbildung ist der Teil der beruflichen Weiterbildung, der von<br />

Unternehmen selbst durchgeführt wird, um die beruflichen Qualifikationen ihrer Mitarbeiter zu<br />

entwickeln und zu fördern [vgl. SIEPMANN, 1993, 13].<br />

„Berufliche Weiterbildung ist von ihrem traditionellen Verständnis her darauf gerichtet,<br />

Qualifizierungen für den Beruf und die Erwerbstätigkeit zu vermitteln, um durch die Anpassung des<br />

Wissens und der Kenntnisse an die Anforderungen des Arbeitsplatzes diesen zu sichern.“<br />

[BRÜNING, 1998, 5] Sicherlich ist mit dieser Aussage nicht allein eine reine<br />

Anpassungsqualifizierung gemeint, die die Fähigkeiten des Individuums an die Erfordernisse der<br />

Arbeitstätigkeit anpaßt. Sie verweist grundsätzlich auf den Stellenwert beruflicher Weiterbildung<br />

für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wie der Erwerbstätigen und auf die Funktion von<br />

Kompetenz als Standortfaktor, wie sie REICHLING [1996] als aktuelle Aufgabe beruflicher Bildung<br />

bezeichnet. Aus den sich abzeichnenden Entwicklungen im globalen Wettbewerb und der<br />

internationalen Arbeitsteilung leitet er für die west- und mitteleuropäischen Gesellschaften als<br />

Anforderung ab: „Mehr substantielle Investitionen in das Wissen und die Fähigkeiten der<br />

Menschen. Das Ziel muß vor allem zweifach sein:<br />

• Entwicklung einer umfassenden Kompetenz bei den Menschen und<br />

• Vorbereitung von Menschen und Gesellschaft auf lebenslanges Lernen, wobei das Prinzip des<br />

lernenden Individuums ausgeweitet wird auf die lernende Gesellschaft.“ [REICHLING, 1996, 4]<br />

Er fordert daher eine neue Lern- und Arbeitskultur, die mindestens vier Elemente haben soll:<br />

• „Die Entwicklung von Kompetenzen meint nicht nur das Erlernen von Wissen und Fertigkeiten,<br />

sondern auch die Aneignung neuer Werte und neuen Verhaltens sowie die Bereitschaft,<br />

vergangene Erfahrungen zu überprüfen.<br />

• Lernen findet in verschiedenen Formen statt. Lernen im Prozeß der Arbeit und um den<br />

Arbeitsplatz herum, selbstorganisiertes Lernen, das traditionelle Seminar zur Erweiterung der


Einleitung 2<br />

beruflichen Qualifikationen und das Lernen im eigenen sozialen Umfeld müssen zu einer neuen<br />

Lernkultur zusammengebracht werden.<br />

• Die Entwicklung von Kompetenzen ist keine alleinige Aufgabe von Bildungspolitik und<br />

Bildungsangeboten. Sie ist eine gemeinsame Anstrengung von Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-,<br />

Ausbildungs- und Unternehmenspolitiken.<br />

• Die Entwicklung von Kompetenzen ist auch teilweise auch ein Abschied von traditionellem<br />

europäischem Bildungsverständnis mit seinem strikten Gegensatz von Arbeit und Lernen.“<br />

[REICHLING, 1996, 6 - 7]<br />

In einer Matrix (vgl. Tab. E/1) stellt HEIDACK [1993] die Phasen der beruflichen Weiterbildung von<br />

den dreißiger bis in die neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts anhand verschiedener<br />

Kriterien dar.<br />

Fort-<br />

schritte<br />

in der<br />

Ent-<br />

wick-<br />

lung<br />

Unterrichtsorientierte<br />

Schulung<br />

Kriterien<br />

Einsatz der 30er-50er<br />

Entwicklung Jahre<br />

Dominante ‘Welche LehrFrageinhalte<br />

sollen<br />

stellung vermittelt<br />

werden?’<br />

Typische<br />

Aktionsfelder<br />

der Weiterbildungsbemühungen <br />

Aneinanderreihung<br />

von<br />

Themenblöcken<br />

in<br />

durchstrukturierten<br />

Seminaren<br />

Methoden-<br />

und angebotsorientierteWeiterbildung<br />

Lern- und<br />

bedarfsorientierteWeiterbildung<br />

60er Jahre Anfang der<br />

70er Jahre<br />

‘Wie kann die<br />

Effizienz durch<br />

aktive<br />

Lehrmethoden<br />

und<br />

Unterrichtsmedien<br />

verbessert<br />

werden?’<br />

Aktivitätspädagogischer<br />

Lehrmethoden-<br />

Mix in<br />

Seminaren<br />

‘Wie kann die<br />

betriebliche<br />

Notwendigkeit<br />

durch<br />

Bildungsbedarfsanalysenbetriebswirtschaftlich<br />

nachgewiesen<br />

werden?’<br />

Institutionalisie<br />

rung<br />

betrieblicher<br />

Weiterbildung.<br />

Bedarfsbezoge<br />

ne Erstellung<br />

von<br />

betrieblichen<br />

Bildungsprogrammen,<br />

sowie neuen<br />

internen und<br />

externen<br />

Lehrgängen<br />

nach<br />

methodischdidaktischen<br />

Konzeptvorstell<br />

lungen<br />

ProblemlösungsundtransferorientierteWeiterbildung<br />

Mitte der 70er<br />

Jahre<br />

‘Wie kann der<br />

Teilnehmer<br />

durch<br />

Weiterbildung<br />

in einen<br />

Problemlösungsprozeß<br />

eingebunden<br />

und die<br />

Übertragung<br />

des Gelernten<br />

an den<br />

Arbeitsplatz<br />

unterstützt<br />

werden?’<br />

Individueller<br />

Bedarfszuschnitt<br />

für<br />

curricularen<br />

Qualifikationserwerb,<br />

Lehr-<br />

und<br />

Lernmethoden-<br />

Mix in<br />

Seminaren mit<br />

mehr<br />

Betriebsnähe,<br />

gruppendynamische<br />

Komponenten<br />

und<br />

Transferhilfen.<br />

Train the<br />

Trainers<br />

Team- und<br />

projektorientierteWeiterbildung<br />

Ende der 70er<br />

Jahre<br />

‘Wie können<br />

Arbeits- und<br />

Qualitätsgruppen<br />

lerneffizient<br />

gestaltet und<br />

bei der Lösung<br />

konkreter<br />

betrieblicher<br />

Problemstellungen<br />

unterstützt<br />

werden, um<br />

der<br />

Flexibilisierung<br />

des Arbeitseinsatzes<br />

mit<br />

Flexibilisierung<br />

der Qualifikation<br />

zu<br />

begegnen?’<br />

Einsatz von<br />

Workshops;<br />

Einrichtung<br />

von<br />

Problemklärungsgruppen,<br />

Lernstatt,<br />

Qualitätsgruppen<br />

etc.<br />

Auf Organisationsentwicklung<br />

bezogene<br />

wertorientierteWeiterbildung<br />

Anfang/Mitte<br />

der 80er Jahre<br />

‘Wie können<br />

die<br />

Weiterbildungs<br />

aktivitäten in<br />

der<br />

Organisations-<br />

und Personalentwicklung<br />

integriert<br />

werden und<br />

wie können<br />

Arbeitserleben<br />

und<br />

Humankompetenzen<br />

im Sinne<br />

der<br />

Unternehmens<br />

kultur bei der<br />

Qualifikation<br />

berücksichtigt<br />

werden?’<br />

Einbeziehung<br />

des<br />

Managements<br />

zu übergreifenden<br />

Themen der<br />

Unternehmensf<br />

ührung und<br />

Werteproblematik.<br />

Selbstqualifikat<br />

ion ‘aus der<br />

Grauzone’ der<br />

Weiterbildung<br />

ins Bewußtsein<br />

der systematischen<br />

Weiterbildung<br />

Auf ‘permanentesLernen’ausgerichtete,<br />

system- und<br />

werteorientierteWeiterbildung<br />

Aktuelle<br />

Entwicklung<br />

‘Wie kann die<br />

Einheit von<br />

Lehren und<br />

Lernen in<br />

kooperativer<br />

Selbstqualifikat<br />

ion erreicht<br />

werden und<br />

wie kann<br />

selbstgesteuerte<br />

Weiterbildung<br />

(und in) der<br />

Ausbildung<br />

bereits auf<br />

selbstgesteuerte<br />

Weiterbildung<br />

vorbereitet<br />

werden?’<br />

Selbstgesteuer<br />

tes Lernen an<br />

unterschiedlichen<br />

Lernorten;<br />

kooperative<br />

Selbstqualifikation<br />

in Arbeits-<br />

und<br />

Projektgruppen<br />

; OE- und<br />

Projektbezoge<br />

ne Seminare<br />

mit der Frage<br />

nach<br />

Entfaltung des<br />

Humanpotentials


Einleitung 3<br />

Fort-<br />

schritte<br />

in der<br />

Ent-<br />

wick-<br />

lung<br />

Kriterien<br />

Rolle des<br />

Weiterbildungsverantwortlichen<br />

Rolle des<br />

Trainers<br />

Unterrichtsorientierte<br />

Schulung<br />

Verpflichten<br />

von fachlichen<br />

Experten<br />

fachlicher<br />

Experte oder<br />

Lehrer<br />

Methoden-<br />

und angebotsorientierteWeiterbildung<br />

Fachliche<br />

Experten in der<br />

Anwendung<br />

von aktiven<br />

Lehrmethoden<br />

und im Einsatz<br />

von<br />

Unterrichtsmedien<br />

beraten und<br />

verpflichten<br />

fachlicher<br />

Experte mit<br />

didaktischen<br />

Fähigkeiten<br />

Rolle des Konsument überwiegend<br />

Teilnehmers<br />

Konsument<br />

Rolle des<br />

Vorgesetzten<br />

passive Rolle Informationsträger<br />

für<br />

Teilnehmer<br />

Entsender<br />

Lern- und<br />

bedarfsorientierteWeiterbildung<br />

Organisation<br />

von Bedarfsermittlung,Konzepterstellung<br />

und<br />

Durchführung<br />

von<br />

Bildungsprogrammen<br />

und<br />

Schulungsmaßnahmen<br />

sowie<br />

pädagogischer<br />

und<br />

betrieblicher<br />

Erfolgskontrolle<br />

fachlicher<br />

Experte in der<br />

Initiierung von<br />

Lernprozessen<br />

mit<br />

didaktischen<br />

Fähigkeiten<br />

ProblemlösungsundtransferorientierteWeiterbildung<br />

Professionalisi<br />

erung zum<br />

Weiterbildner<br />

in den<br />

organisatorisch<br />

en,<br />

methodischdidaktischen<br />

und<br />

pädagogischsozialen<br />

Anforderungen<br />

Experte mit<br />

Fach- und<br />

Methodenkompetenz,<br />

vor<br />

allem in der<br />

Initiierung von<br />

Innovationsprozessen;<br />

zunehmend<br />

mehr Betriebspraktiker<br />

pädagogisch<br />

geschult<br />

überwiegend aktiv lernend<br />

Konsument mit mitgestalten<br />

Tendenzen zur<br />

Beteiligung<br />

Bedarfsmelder,<br />

Entsender und<br />

Förderer des<br />

Mitarbeiters<br />

Team- und<br />

projektorientierteWeiterbildung <br />

Organisatorische<br />

und<br />

interaktionelle<br />

Steuerung und<br />

Moderation<br />

von Lern- und<br />

Änderungsprozessen;<br />

Qualifikation<br />

interner Trainer<br />

und<br />

Moderatoren<br />

Moderator und<br />

Methodenexperte<br />

für die<br />

Steuerung von<br />

Selbsthilfeaktionen<br />

Interaktiv<br />

mitgestaltend<br />

in Lern- und<br />

Sozialrollen<br />

Auftraggeber, Zentrale<br />

Vorbereitungsund<br />

Feedback-<br />

Gespräche mit<br />

Teilnehmer,<br />

Verantwortlicher<br />

für<br />

Mitarbeiterentwicklung<br />

Funktion als<br />

Förderer und<br />

‘Kümmerer’ um<br />

Weiterbildungs<br />

aktivitäten<br />

Auf Organisationsentwicklung<br />

bezogene<br />

wertorientierteWeiterbildung <br />

Multifunktionale<br />

Hilfestellungen<br />

und<br />

Serviceleistungen<br />

durch<br />

Beratungen.<br />

Ansätze zur<br />

Schaffung<br />

eines<br />

betriebsinternenSupportsystems<br />

einer<br />

modernen<br />

Infrastruktur<br />

zur<br />

Selbstqualifikation<br />

an<br />

verschiedenen<br />

Lernorten<br />

Moderator und<br />

Systementwick<br />

ler aus den<br />

eigenen<br />

Reihen oder<br />

mit intimer<br />

Kenntnis des<br />

Unternehmens<br />

und seines<br />

Umfeldes<br />

selbststeuernd<br />

lernen und<br />

mitgestalten<br />

Schlüsselkraft<br />

für alle<br />

Kommunikations-<br />

und<br />

Qualifikationsprozesses<br />

als<br />

Kommunikator,<br />

Trainer.<br />

Zentralfigur für<br />

die Sozialisationsprozesse:<br />

‘cultural hero’<br />

(Stiefel)<br />

Tab. E/1: Entwicklung der beruflichen Weiterbildung anhand verschiedener Kriterien<br />

[aus: HEIDACK, 1993, 25 - 26]<br />

Auf ‘permanentesLernen’ausgerichtete,<br />

system- und<br />

werteorientierteWeiterbildung<br />

Gestaltung der<br />

Weiterbildungsl<br />

ogistik im<br />

Sinne der Hilfe<br />

zur Selbsthilfe;<br />

strategische<br />

Steuerung des<br />

Systems der<br />

Personal- und<br />

Organisationsentwicklung<br />

Moderator oder<br />

Gruppen- und<br />

Systemsupervi<br />

sor mit<br />

objektbezogener<br />

Fach-,<br />

Methoden- und<br />

Sozialkompetenz<br />

als Partner<br />

interaktiv<br />

lernend/lehrend<br />

sich<br />

selbst<br />

qualifizieren<br />

Partner und<br />

Schlüsselfigur<br />

in einem<br />

‘arbeitenden<br />

System’, das<br />

er im richtigen<br />

Moment in ein<br />

‘lernendes<br />

System’ zu<br />

überführen<br />

weiß<br />

In dem Maße, wie Unternehmen beginnen, sich zu ‘lernenden Organisationen’ zu entwickeln [vgl.<br />

dazu z.B. SATTELBERGER, 1993 u. 1994], verändert sich auch die Organisation der betrieblichen<br />

Weiterbildung. WEIß [1995] erkennt dabei folgende Aspekte:


Einleitung 4<br />

• eine verstärkte Dezentralisierung der Weiterbildungsorganisation,<br />

• die Entwicklung kundenspezifischer Qualifizierungskonzepte,<br />

• die Einbeziehung der Mitarbeiter in die Bedarfsermittlung,<br />

• den Ausbau von Beratungsleistungen,<br />

• die Verbindung- von Arbeits- und Lernprozessen sowie<br />

• die Selbststeuerung von Lernprozessen durch die Mitarbeiter.“ [WEIß, 1995, 1]<br />

Auf die Inhalte der beruflichen Weiterbildung bezogen nennt eine Umfrage des Deutschen<br />

Industrie- und Handelstages aus dem Jahr 1996 folgende Themengruppen, in denen besonderer<br />

Weiterbildungsbedarf für Fach- und Führungskräfte von Unternehmen selbst formuliert wird:<br />

• „Kaufmännische Kaufmännische Themen: Themen: Kundenorientierung, betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse,<br />

Controlling, Rechnungswesen, Kostenorientierung, Profit-Center.<br />

• Industriell Industriell-technische Industriell technische Themen: Themen: Prozeßorientierung, Rationalisierung, programmierte<br />

Prozeßsteuerung,<br />

Innovationen.<br />

Produktentwicklung, Logistik, Umweltschutz, Qualitätsmanagement,<br />

• Arbeitstechniken: Arbeitstechniken: Zeitmanagement, Projektmanagement, Streßbewältigung, Moderation.<br />

• Zusammenarbeit Zusammenarbeit und und Kommunikation:<br />

Kommunikation: Kommunikation: Vernetzung, Kommunikationstraining,<br />

Teamentscheidungen, Teamtraining, Konfliktmanagement, kundenorientierte Kommunikation,<br />

Gruppenarbeit, EDV-Mediatechniken.<br />

• Führungsthemen:<br />

Führungsthemen: Führungsthemen: Mitarbeiterführung, Coaching, Wandel im Führungsverhalten,<br />

Zielorientierung, Strategieentwicklung, Erfolgskontrolle, Persönlichkeitsentwicklung, Lean-<br />

Management.“ [RUDORF, 1996, 6]<br />

Was hier zunächst mit Blick auf die betriebliche Weiterbildung formuliert wird, gilt entsprechend<br />

auch für externe, aber arbeitsplatznahe berufliche Weiterbildung. Hiermit ist die vorliegende<br />

Untersuchung und das ihr zugrunde liegende Qualifizierungsprogramm im Rahmen der aktuellen<br />

Entwicklung der pädagogischen Weiterbildungsdiskussion verortet.<br />

II.<br />

Die vorliegende Untersuchung versteht Weiterbildung als Qualifizierung.<br />

KADE [1983] weist darauf hin, daß die Berufspädagogik mit der realistischen Wende in der<br />

Erwachsenenbildung in der sechziger Jahren unter den Einfluß der Qualifikationsforschung geraten<br />

sei: „Der Bildungsbegriff wurde zunehmend von scheinbar wertneutralen, ideologisch unbelasteten<br />

formalen Begriffen, wie Qualifikation, Kompetenz und Lernen, verdrängt.“ [KADE, 1983, 859]<br />

Die Unterscheidung zwischen Bildung und Qualifikation ist für ihn eine Frage der pädagogischen<br />

Perspektive in bezug auf das Ziel pädagogischen Handelns. Zielt Bildung nun „darauf ab und<br />

realisiert sich darin, daß die Besonderheit der Individuen als Bestandteil des gesellschaftlichen<br />

Produktions- und Reproduktionsprozesses anerkannt wird und die Gesellschaftlichkeit der<br />

Individuen zum Medium wird, in dem sich deren Subjektivität entfalten kann“ [KADE, 1983, 867],<br />

so ist das Individuum der entscheidende Bezugspunkt für pädagogisches Handeln. Es wird vom<br />

Menschen her gedacht. Demgegenüber haben „als Qualifikationen gefaßte<br />

Persönlichkeitsmerkmale, Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten [...] für sich keinen<br />

menschlichen Wert. Ihn gewinnen sie allein daraus, daß sie Mittel für die Bearbeitung bzw.<br />

Bewältigung innerer und äußerer Handlungsaufgaben sind. Daher verkümmern in einem


Einleitung 5<br />

ausschließlich auf den Erwerb von Qualifikationen hin organisierten gegenstandsorientiert-sozialen<br />

Lernprozeß all die Aufmerksamkeit und Interessen, die nicht auf spätere Anwendungssituationen<br />

hin funktionalisiert werden.“ [KADE, 1983, 865 - 866] Die Förderung der Funktionalität<br />

menschlichen Handelns, seiner Effektivität und Effizienz stellt hier den Bezugspunkt<br />

pädagogischen Handelns dar. Es wird von der Aufgabe her gedacht. Kurz gesagt: „Qualifikation<br />

steht für Anpassung, Bildung für die Mündigkeit und Selbstbestimmung des Individuums, des<br />

einzelnen Menschen als Menschheit.“ [KADE, 1983, 861]<br />

Ein derartiger Qualifikationsbegriff ist kennzeichnend für eine psychologisch-empirisch fundierte<br />

Berufspädagogik, stellt er doch ein wichtiges Instrument zur Operationalisierung pädagogischer<br />

Bemühungen dar, welche dann allerdings letztendlich das Ziel haben, die berufliche und damit auch<br />

soziale Handlungsfähigkeit des Individuums zu fördern [vgl. hier Kap. 3.1]. Die mit der Einführung<br />

und anthropologischen Begründung des Konzeptes der Schlüsselqualifikationen, auch wenn diese<br />

nicht ohne Kritik und Widerspruch geblieben ist, begonnene Integration von Einstellungen und<br />

Werthaltungen in den Qualifikationsbegriff hat sich bis in die Gegenwart fortgesetzt. Wenn heute<br />

von ‘lernenden Organisationen’, von ‘Organisationslernen’ die Rede ist, erscheint das klassische<br />

Verständnis von entfremdeter Arbeit, in der der Mensch lediglich zu funktionieren hat, tendenziell<br />

überholt, anachronistisch 1 - natürlich auch, weil nicht mehr für die weitere wirtschaftliche<br />

Entwicklung nützlich; es wird realisiert, daß der Mensch eben auch durch seine Arbeit zum<br />

Menschen wird, Interaktion im Arbeitsprozeß auch Teil der sozialen Interaktionen ist, die den<br />

Menschen zum Menschen machen.<br />

Dienen Qualifikationen also dazu, daß das Individuum in die Lage versetzt wird, sich auch über<br />

seine berufliche Tätigkeit zu verwirklichen, fördern sie also seine berufliche Mündigkeit - bewußt<br />

werden an dieser Stelle noch Begriff wie Handlungskompetenz oder Professionalisierung<br />

vermieden [vgl. hier Kap. 4.1.] -, sind sie Teil eines umfassenderen Bildungsprozesses, der auf<br />

Mündigkeit und Selbstbestimmung in sozialer Verantwortung zielt.<br />

Dies gilt insbesondere dann, wenn, wie in dem hier vorliegenden Fall - partizipative Kompetenzen<br />

der Teilnehmer an den Qualifizierungsmaßnahmen Ausgangspunkte, Gegenstand und Zielrichtung<br />

der pädagogischen Prozesse sind [vgl. hier Kap. 1].<br />

Qualifikation wird hier also nicht als wertneutraler Begriff verstanden, Qualifizierung nicht primär<br />

als Teil von gesamtgesellschaftlichen Individualisierungsprozessen [vgl. dazu BECK / BECK-<br />

GERNSHEIM, 1994], sondern beide Begriffe gerade als konstitutive Bestandteile von sozial<br />

verantworteten Bildungsprozessen.<br />

III.<br />

Die vorliegende Untersuchung basiert auf Ergebnissen öffentlich geförderter Forschungsprojekte. 2<br />

1 Daß dies zunächst theoretische Einschätzungen sind, denen die betriebliche Realität an vielen Stellen sicherlich<br />

(noch) nicht entspricht, braucht lediglich als Randbemerkung notiert werden.<br />

2 „Verbundvorhaben Arbeits- und Organisationsgestaltung von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten - Teilprojekt 2: Entwicklung<br />

und Erprobung von Qualifizierungsmodulen“, gefördert vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung<br />

und Technologie im Programm „Arbeit und Technik“ (Förderkennzeichen 01 HP 084/4); Laufzeit: 11/94 - 02/97<br />

„<strong>Disponent</strong>enqualifizierung und -professionalisierung“, gefördert vom Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen im EU-kofinanzierten Landesprogramm „QUATRO“; Laufzeit 12/96 - 11/98<br />

Teile der hier vorgelegten Untersuchung sind bereits in projektinterne bzw. förderprogramm-spezifische Berichte<br />

und Dokumentationen eingeflossen. Einige Teile werden im Herbst 1999/Frühjahr 2000 im Rahmen der<br />

Projektpräsentation auf CD-ROM einem ausgewählten Kreis der Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt.


Einleitung 6<br />

Spätestens mit Verabschiedung des Arbeitsförderungsgesetzes im Jahr 1969 wurde das staatliche<br />

Interesse an einer beschäftigungswirksamen Weiterbildung deutlich. „Mit der<br />

arbeitsmarktpolitischen Wende der Weiterbildung durch den Start einer groß angelegten<br />

Qualifizierungsoffensive Mitte der achtziger Jahre und der tarifpolitischen Wende der<br />

Weiterbildung Mitte bis Ende der achtziger Jahre erfolgte eine Akzentuierung der Weiterbildung im<br />

Hinblick auf eine beruflich verwertbare und beschäftigungsintegrative Fortbildung. Die<br />

arbeitsmarktpolitische Weiterbildung wurde in ihrer Ausrichtung auf Arbeitslose, An- und<br />

Ungelernte zur sozialpolitisch orientierten berufsbezogenen Arbeitnehmerqualifizierung. Während<br />

sich die arbeitsmarktorientierte Weiterbildung in ihrer Förderpolitik immer stärker auf die sozial-<br />

und qualifikationsschichtenspezifischen Zielgruppen der An- und Ungelernten sowie den<br />

Arbeitslosen bzw. von Arbeitslosigkeit betroffenen Arbeitnehmern zuwandte, ging es in der<br />

tarifpolitischen Weiterbildung vorrangig um eine qualifikatorische Ausstattung und Absicherung<br />

der beschäftigten Arbeitnehmer gegenüber technischen Neuerungen.<br />

In der sozialgeschichtlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, gekennzeichnet durch<br />

ein steigendes Maß an sozialer Sicherung, vollzog sich in den neunziger Jahren eine<br />

qualifikatorische Wende. Bildung bzw. Qualifikation wurde zum sozialschichtenspezifischen<br />

Merkmann der Gesellschaft. In einer Stukturwandel geprägten Gesellschaft wird Weiterbildung zur<br />

‘sozialen Frage’ der Jahrtausendwende.<br />

Bildung wird in der Neuzeit nicht mehr als isolierter Prozeß, sondern in enger Verknüpfung mit<br />

anderen Politikbereichen begriffen, beispielsweise mit arbeitsmarktpolitischen und<br />

beschäftigungsintegrativen Maßnahmen.“ [KEIM, 1999, 2 - 3]<br />

Beispiele für diese Integration sind u.a. die Förderprogramme der Bundesregierung<br />

„Humanisierung des Arbeitslebens“ und „Arbeit und Technik“, in denen von Beginn der achtziger<br />

bis Mitte der neunziger Jahren Projekte gefördert worden sind, die Qualifizierung,<br />

Arbeitsgestaltung, Förderung der Innovationsfähigkeit der Unternehmen und<br />

beschäftigungsrelevante Fragen verknüpften [vgl. aus der vielfältigen Literatur z.B. MEYER-DOHM /<br />

SCHÜTZE, 1987; MÖHLMANN / HOFFSTADT, 1993; ERNST u.a., 1994]. Kennzeichnend für die<br />

Projekte im Rahmen dieser Förderprogramme ist die Einschätzung, daß sich<br />

Beschäftigungssicherung primär über den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen realisieren läßt.<br />

Im Land Nordrhein-Westfalen sind ähnlich strukturierte landesspezifische Förderprogramme<br />

aufgelegt worden, die z.T. eine unmittelbarere Zielrichtung auf Beschäftigungssicherung aufweisen,<br />

wie „Mensch und Technik: Sozialverträgliche Technikgestaltung“ oder „Quatro: Qualifizierung,<br />

Arbeit, Technik, Reorganisation“ [vgl. z.B. ALEMANN / SCHATZ / SIMONIS, 1989]; dabei verweist<br />

die EU-Kofinanzierung des letztgenannten Programmes darauf, daß Qualifizierungspolitik<br />

mittlerweile nicht nur von Bund und Ländern, sondern auch von der Europäischen Union gestaltet<br />

wird.<br />

Versteht man berufliche Weiterbildung als personenbezogene Dienstleistung [vgl. SCHLUTZ, 1999],<br />

lassen sich nach PETZOLD [1999] drei Akteursgruppen unterscheiden, die bei der Erzeugung und<br />

Nutzung dieser Dienstleistung zusammenwirken:<br />

• „Auftraggeber<br />

Auftraggeber wie Unternehmen, Bundes-, Landes- und kommunale Behörden;<br />

• Anbieter Anbieter, Anbieter die in der Regel als private Unternehmen, gemeinnützige Organisationen oder<br />

Einzelpersonen auftreten;<br />

• Nutzer Nutzer, Nutzer die als Teilnehmer vorhandene Angebote wahrnehmen.“ [PETZOLD, 1999, 42]


Einleitung 7<br />

Im Zuge der Beauftragung wirken Auftraggeber und Anbieter von Weiterbildung auch bei der<br />

Ermittlung von Bedarfen und der Initiierung von Angeboten zusammen [vgl. PETZOLD, 1999, 44].<br />

Bei den dieser Untersuchung zugrunde liegenden Forschungsvorhaben traten zunächst Bundes-<br />

bzw. Landesregierung (durch die von den befaßten Ministerien beauftragten Organisationen) als<br />

Auftraggeber, privatwirtschaftlich organisierte Forschungs- und Beratungsunternehmen und ein als<br />

Verein gefaßtes Bildungswerk als Anbieter und Fach- und Führungskräfte von Transport- und<br />

Speditionsunternehmen als Nutzer des Weiterbildungsprodukts auf. Allerdings hob der<br />

Generierungsprozeß des Weiterbilungsprodukts die starre Trennung zwischen Anbietern und<br />

Nutzern weitgehend auf, indem aus dem Kreis der potentiellen Nutzer an der Ausgestaltung des<br />

Qualifizierungssystems mitgewirkt wurde.<br />

IV.<br />

Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Qualifizierung von Transport-<strong>Disponent</strong>en.<br />

Disponieren wird als Synonym zu anordnen, einteilen, verfügen benutzt; entsprechend wird ein<br />

<strong>Disponent</strong> als Verfügungsberechtigter bezeichnet. Dabei wird der Begriff des Disponierens aus dem<br />

lateinischen disponere abgeleitet, das sich mit in Ordnung aufstellen, zweckmäßig verteilen<br />

übersetzen läßt. Bis heute hat kaum ein Bedeutungswandel beim Stichwort <strong>Disponent</strong><br />

stattgefunden, wie ein Blick in einschlägige Lexika und Wörterbücher zeigt. Definiert wird ein<br />

<strong>Disponent</strong> dort i.w. als ein Verfügungsberechtigter, der innerhalb des ihm übertragenen<br />

Aufgabenbereichs selbständig Entscheidungen treffen kann. Wirtschaftslexika verweisen besonders<br />

auf den kaufmännischen Aspekt: Der <strong>Disponent</strong> wird dort zumeist beschrieben als ein gehobener,<br />

mit besonderen Vollmachten ausgestatteter kaufmännischer Angestellter, der einen größeren<br />

Sachbereich (die Korrespondenz, den Einkauf, Verkauf usw.) mit einem gewissen Grad an<br />

Selbständigkeit leitet [vgl. GABLERS WIRTSCHAFTSLEXIKON, BD. 2, 1972; vgl. auch div.<br />

Fremdwörterbücher und Universallexika].<br />

Die logistische Fachliteratur entwickelt den <strong>Disponent</strong>en-Begriff weiter und überträgt den<br />

Bedeutungsgehalt auf die dortigen Rahmenbedingungen. So definiert das RKW-Handbuch<br />

Logistik: "Wenn man unter 'Logistik' die Kenntnis, Beherrschung und Kontrolle aller<br />

Bewegungsvorgänge im Material-/Warenbereich, einschließlich der Verweilvorgänge auf Lager-<br />

und Entstehungswegen des Produkts versteht, so läßt sich sagen, daß die sie auslösenden<br />

Dispositionen den geistigen Inhalt der Logistik ausmachen. Die 'Disposition' ist also das Kernstück<br />

der Logistik." [KEUNE, 1987, 3] <strong>Disponent</strong>en sind in zahlreichen Branchen der produzierenden<br />

Wirtschaft, des Handels und des Dienstleistungsbereichs tätig. Die vorliegende Untersuchung<br />

konzentriert sich auf die <strong>Disponent</strong>en in kleinen und mittleren Unternehmen des Speditions- und<br />

Transportgewerbes.<br />

‘<strong>Disponent</strong>’ ist weder ein Ausbildungsberuf, noch existiert ein Berufsbild für dieses Tätigkeitsfeld.<br />

Im Bereich der Fort- und Weiterbildung gibt es nur punktuelle Qualifizierungsmöglichkeiten.<br />

Die vorliegende Untersuchung umfaßt in einem ersten Teil die partizipativ orientierte Analyse des<br />

Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en, in einem zweiten Teil die partizipative<br />

Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen für diese Mitarbeitergruppe sowie Schritte<br />

zur Evaluierung dieses modularen Systems und einzelner Bausteine. Beide Abschnitte sind jeweils<br />

in einen theoretischen und einen empirischen Teil gegliedert.<br />

Abb. E/1 zeigt die Argumentationsstruktur der Untersuchung.


Einleitung 8<br />

Qualifizierung von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Bedarfsanalyse sowie partizipative Gestaltung und Evaluierung eines Qualifizierungssystems<br />

1. Grundlagen und Instrumente partizipativer<br />

Lernprozesse<br />

1.1. Partizipation und Qualifizierung<br />

1.2. Die Moderations- und Workshop-Methode als Instrument zur<br />

Begleitung und Steuerung partizipativer Lern- und Arbeitsprozesse<br />

2. Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

2.1. Die Aufgaben von <strong>Disponent</strong>en im Rahmen der speditionellen<br />

Leistungserbringung<br />

2.2. Der Strukturwandel im Transport- und Speditionsgewerbe<br />

2.3. Veränderungen im Tätigkeitsspektrum, in der Arbeitssituation und<br />

in der Berufsrolle von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

2.4. Bisherige Aus- und Fortbildungsangebote für Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

3. Analyse des Qualifizierungsbedarfs von<br />

Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

3.1. Arbeits-, berufs- und wirtschaftspädagogische Rahmenbedingungen<br />

3.2. Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des<br />

Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

3.3. Zentrale Ergebnisse einer Befragung von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

zur Arbeitssituation und zum Qualifizierungsbedarf<br />

3.4. Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse und<br />

Ableitung von Zielfeldern der Qualifizierung<br />

4. Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems<br />

von Qualifizierungsbausteinen<br />

4.1. Das Professionalisierungs-Konzept als theoretische Basis für das<br />

Qualifizierungssystem<br />

4.2. Der partizipativ orientierte Gestaltungsprozeß des Systems von<br />

Qualifizierungsbausteinen<br />

4.3. Erste Würdigung des Gestaltungsprozesses und seines<br />

Ergebnisses<br />

4.4. Ableitung und Realisierung von konkreten Professionalisierungs-<br />

Programmen aus dem Qualifizierungssystem<br />

5. Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems<br />

5.1. Theoretische Grundlagen für die Evaluierung des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Qualifizierungsprogramms<br />

5.2. Design des Modells zur Evaluierung des Qualifizierungssystems<br />

und der daraus abgeleiteten Workshops<br />

5.3. Durchführung der einzelnen Evaluationsschritte<br />

5.4. Zusammenfassende Interpretation der Ergebnisse der<br />

Evaluierungsschritte<br />

Legende:<br />

theoretische Teile<br />

beeinflußt, begründet<br />

empirische Teile<br />

Abb. E/1: Argumentationsstruktur der Untersuchung


Einleitung 9<br />

Die Arbeit beginnt mit für beide Abschnitte grundlegenden Aussagen über den Zusammenhang von<br />

Partizipation und Qualifizierung sowie einer Darstellung der Moderations- und Workshop-Methode<br />

als einem geeigneten Instrument zur Begleitung und Steuerung partizipativer Lern- und<br />

Entwicklungsprozesse.<br />

Danach wird das einem dynamischen Wandel Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en vorgestellt.<br />

Die Darstellung beschäftigt sich in diesem Teil mit den Arbeitsaufgaben und der Berufsrolle der<br />

<strong>Disponent</strong>en im sich dynamisch verändernden Speditions- und Transportgewerbe. Der Wandel der<br />

Arbeitsanforderungen in der Transportwirtschaft ist - abgesehen von Branchenbesonderheiten - den<br />

gleichen Veränderungsimpulsen ausgesetzt wie andere Bereiche der Wirtschaft. Es kommt zu einer<br />

weitreichenden Umwälzung der hergebrachten Arbeitsteilung speditioneller Prozesse.<br />

Überkommene Qualifikationsprofile werden zunehmend obsolet, und der effektive Einsatz von<br />

Mitarbeitern und Führungskräften, die entsprechend der hergebrachten Aufbauorganisation<br />

qualifiziert wurden, wird immer schwieriger. Es ist theoretisch herauszuarbeiten, welche<br />

Qualifikationsanforderungen für <strong>Disponent</strong>en sich aus diesem Strukturwandel ergeben. Außerdem<br />

ist zu untersuchen, inwieweit die berufliche Ausbildung und die einschlägigen<br />

Weiterbildungsangebote Beiträge liefern, um den Qualifizierungsbedarf von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

zu befriedigen..<br />

Für die Qualifizierungsbedarfsanalyse werden die arbeits-, berufs- und wirtschaftspädagogischen<br />

für die Qualifizierung von Transport-<strong>Disponent</strong>en referiert und diskutiert. Zunächst ist ein für diese<br />

Untersuchung grundzulegender Qualifikationsbegriff zu entwickeln bzw. aufzunehmen, der sowohl<br />

den Zusammenhang von Qualifizierung und Arbeitsgestaltung bzw. -organisation berücksichtigt als<br />

auch für den Einsatz bei der Bewältigung komplexer geistiger Anforderungen geeignet ist. Das<br />

Konzept der Schlüsselqualifikationen bietet sich hier an und ist dahingehend zu diskutieren.<br />

Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, daß der Qualifizierungsbedarf weder für eine spezifische<br />

Anforderungskonstellation an einem individuellen Arbeitsplatz noch für einen durch Gesetze und<br />

Verordnungen umrissenen Beruf, sondern für eine Gruppe von Mitarbeitern ermittelt werden soll,<br />

von denen angenommen wird, daß sie in einer Branche dieselben Kerntätigkeiten in<br />

unterschiedlicher Ausprägung und neben anderen unterschiedlichen Nebentätigkeiten ausüben. Es<br />

muß daher auch überprüft werden, welche Beiträge bereits vorliegende arbeitspsychologische<br />

Instrumente zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs hier liefern können.<br />

Aus der Untersuchung der vorliegenden arbeitspsychologischen Instrumente ergeben sich<br />

Anforderungen an die Erhebung des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en -<br />

insbesondere bezüglich der Orientierung an den Arbeitsaufgaben und an den Wünschen und<br />

Bedürfnissen der betroffenen Mitarbeiter. Außerdem soll hier ein Set von Schlüsselqualifikationen<br />

ermittelt werden, der für die <strong>Disponent</strong>entätigkeit relevant ist. Die Ableitung von ersten Aussagen<br />

zum Qualifizierungsbedarf aus der Untersuchung der arbeitsfeldspezifischen Rahmenbedingungen<br />

dient zur Hypothesenbildung als Grundlage für die partizipativ orientierte empirische Erhebung des<br />

Qualifizierungsbedarfs.<br />

Die empirische Untersuchung in diesem Teil erfolgt in zwei Schritten. Zunächst wird eine<br />

Zufallsstichprobe von <strong>Disponent</strong>en im Bundesgebiet mit einem für diesen Zweck entwickelten<br />

Instrument schriftlich befragt (mail survey). Dabei werden zum einen Daten zur Biographie, zur<br />

formalen Qualifikation und zur Berufserfahrung, zur Größe des beschäftigenden Unternehmens und<br />

zur Geschäftsstruktur sowie zum Zuschnitt der Arbeitsaufgaben der <strong>Disponent</strong>en erhoben. Zum<br />

anderen werden die befragten <strong>Disponent</strong>en um eine Bewertung ihrer Arbeitssituation und ihres<br />

Qualifizierungsbedarfs sowie um die Formulierung von Wünschen an das zu planende


Einleitung 10<br />

Qualifizierungsprogramm gebeten. Im zweiten Schritt werden die Befragungsergebnisse mit einem<br />

Arbeitskreis von zehn bis zwölf <strong>Disponent</strong>en diskutiert und bewertet. In diesen Prozeß fließen auch<br />

die Ergebnisse aus weiteren Befragungen zu Teilaspekten der Problematik ein. Die Arbeit dieses<br />

<strong>Disponent</strong>enarbeitskreises wird qualitativ untersucht.<br />

Die Ergebnisse dieser Qualifizierungsbedarfsanalyse stellen die Grundlage für die partizipative<br />

Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen dar, die Gegenstand des zweiten Teils der<br />

Untersuchung ist. Im theoretischen Teil dieses Abschnittes werden erwachsenenpädagogische<br />

Rahmenbedingungen skizziert sowie der Begriff der Professionalisierung als Leitmotiv für den<br />

Zusammenhang von qualifizierender Arbeitsgestaltung und arbeitsgestaltender Qualifizierung<br />

entwickelt. Im empirischen Teil wird der Gestaltungsprozeß des Systems von<br />

Qualifizierungsbausteinen im <strong>Disponent</strong>enarbeitskreis dargestellt und qualitativ bewertet. Als<br />

Ergebnis werden zwanzig einzelne Qualifizierungsbausteine vorgestellt, die sieben Modulfeldern<br />

zugeordnet sind.<br />

Die Untersuchung schließt mit Schritten zur Evaluierung des Qualifizierungssystems ab.<br />

Gegenstände der Evaluierung sind die Praxisrelevanz des Systems der Qualifizierungsbausteine<br />

anhand einer schriftlichen Befragung im Feld als auch die Durchführung von<br />

Qualifizierungsbausteinen in betrieblichen und überbetrieblichen Zusammenhängen anhand der<br />

Auswertung von Workshop-Protokollen und von Kursbeurteilungen von <strong>Disponent</strong>en, die an den<br />

Workshops teilgenommen haben.


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 11<br />

1. 1. Grundlagen Grundlagen und und Instrumente Instrumente partizipativer partizipativer Lernprozesse<br />

Lernprozesse<br />

1.1. 1.1. Partizipation Partizipation und und und Qualifizierung<br />

Qualifizierung<br />

KIßLER [1997] definiert Partizipation arbeitssoziologisch als ”jede Form der direktiven oder<br />

delegativen Beteiligung an (aufgrund der herrschenden Machtverhältnisse) einseitig dominierten<br />

Entscheidungsprozessen mit dem Ziel, die eigenen Interessen zur Geltung zu bringen. Partizipation<br />

ist demnach eine Machtressource und interessengeleitet. In produktions- und arbeitsbezogenen<br />

Entscheidungsprozessen transportiert sie die Interessen der Arbeitnehmer (-vertretungen) und dient<br />

der Interessenwahrnehmung (direkte Partizipation) durch die Beschäftigten oder der<br />

Interessenvertretung (delegative Partizipation) durch gewählte Repräsentanten.<br />

Nach ihrer Reichweite unterscheidet man die Konzeptionspartizipation (z.B. an Technikgestaltung)<br />

von der korrigierenden Partizipation bzw. Umsetzungsbeteiligung (z.B. an Technikausgestaltung).”<br />

[KIßLER, 1997, 763]<br />

Hinter der Forderung nach partizipativen Gestaltungsmöglichkeiten steht ein Menschen- und<br />

Gesellschaftsbild, das die jeweils Betroffenen als Subjekte in der sie umgebenden sozialen,<br />

politischen und ökonomischen Umwelt ansieht und sie im Sinne einer operationalisierten<br />

Demokratisierung zur Gestaltung der sie betreffenden Verhältnisse aktivieren will. 3 Waren in den<br />

siebziger Jahren vornehmlich politische Fragen Gegenstand der Partizipationsdiskussion und -<br />

forschung, rückte in den achtziger Jahren auch die partizipative Gestaltung von Arbeitssystemen in<br />

den Mittelpunkt des fachwissenschaftlichen Interesses [vgl. OPPERMANN, 1983, 11 - 19]. In diesem<br />

Zusammenhang wird in einer überwiegend management- und akzeptanzorientierten Sichtweise eher<br />

pragmatisch nach Verbesserungsmöglichkeiten von Motivations- und Führungsmethoden sowie von<br />

Arbeitszufriedenheit durch Partizipationsangebote für die Beschäftigten gefragt: ”Mit einer durch<br />

Partizipation an Veränderungsprozessen erreichten Verbesserung der Arbeitszufriedenheit ist die<br />

Erwartung verbunden, daß dadurch auch die Bereitschaft wächst, das entstehende neue System am<br />

Arbeitsplatz zu akzeptieren, und die Motivation steigt, mit ihm effektiv zu arbeiten. Neben diesem<br />

subjektiven Moment erhöht sich damit auch objektiv die Qualität der Arbeitsplätze und das<br />

Änderungs- und Innovationspotential im Betrieb. Voraussetzung hierfür ist jedoch das erfolgreiche<br />

Durchlaufen von breiten Lernprozessen in und mit der Belegschaft.” [OPPERMANN, 1983, 21 - 22]<br />

Dabei wird auf eine Neudefinition von Führung als partizipativer Regelungsprozeß rekuriert, wie<br />

sie BENDIXEN / SCHNELLE / STAEHLE [1967] bereits gegen Ende der sechziger Jahre postuliert<br />

haben: ”Management im weiten Sinn umfaßt dagegen die Gesamtheit menschlicher<br />

Kommunikations- und Entscheidungsprozesse in soziotechnischen Systemen, ein vieldimensionales<br />

Geschehen, an dem grundsätzlich jeder Organisationsteilnehmer partizipiert. Technik und Regelung<br />

dieses Partizipierens sowie das situationsgerechte Verhalten beim Partizipieren stehen im<br />

Mittelpunkt der Managementlehre.” [BENDIXEN / SCHNELLE / STAEHLE, 1968, 10]<br />

STOSS [1996] stellt die Vorzüge eines partizipativen Ansatzes aus der Perspektive der<br />

Überlebensfähigkeit von Unternehmen dar. Er postuliert, daß der Dynamik der Veränderungen in<br />

den Märkten nicht mehr erfolgversprechend durch klassische Unternehmensstrukturen begegnet<br />

werden kann, weil sie in bezug auf Flexibilität, Prozeßorientierung und Fähigkeit zur<br />

Komplexitätsbeherrschung nicht leistungsfähig genug sind: ”Viele Organisationen behindern heute<br />

die in ihnen arbeitenden Menschen, statt daß sie ihre gesamten Fähigkeiten und Leistungspotentiale<br />

voll zum Tragen brächten.” [STOSS, 1996, 1056] Gerade für Unternehmen, deren Situation von<br />

besonderen Herausforderungen und einem enormen Strukturwandel gekennzeichnet ist, sieht er in<br />

3 Auf die historischen und philosophischen Wurzeln der Partizipations-Diskussion kann in diesem Zusammenhang<br />

nicht eingegangen werden.


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 12<br />

einer partizipativen Gestaltung der Planungs- und Realisierungsprozesse gute Chancen, im<br />

Unternehmen ein Klima der Leistung und Verantwortung zu schaffen, denn durch einen<br />

partizipativen Ansatz erfahren die Mitarbeiter in bezug auf ihre unternehmerische Mitwirkung eine<br />

entscheidende Aufwertung, so daß es gelingen kann, das gemeinsame Wissen in Geschäftserfolg<br />

umzusetzen [vgl. STOSS, 1996, 1060 - 1061].<br />

Neben grundsätzlichen Fragen der Arbeitsgestaltung [vgl. z.B. ALIOTH, 1980; BAITSCH, 1985;<br />

BAITSCH, 1986] war die beteiligungsorientierte Gestaltung von DV-Systemen aufgrund der<br />

besonderen Bedeutung der Einführung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien und<br />

-techniken für den sozialen Wandel wiederholt Gegenstand der Partizipationsforschung [vgl. z.B.<br />

MAMBREY / OPPERMANN / TEPPER, 1986; DUELL / KATZ, 1990; FRESE u.a., 1991; MÜLLER /<br />

SENGHAAS-KNOBLOCH, 1993]. Eine ähnliche Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung wird<br />

man der Einführung von logistischen Arbeitssystemen beimessen können, vollziehen sich hier doch<br />

offenbar sehr konkrete grundlegende Veränderungen der Wirtschafts- und Arbeitsprozesse mit<br />

gravierenden Auswirkungen auf die Anforderungen an die betroffenen Mitarbeiter und ihre<br />

Qualifikationen [vgl. PFOHL, 1997, 742; vgl. auch KERN / SCHUMANN, 1984; NEUBERT / EBERT /<br />

RENARD, 1993; WARNECKE, 1992]. Erste Erfahrungen mit der partizipativen Gestaltung logistischer<br />

Arbeitssysteme liegen bereits vor [vgl. BOCKELMANN, 1993; BOCKELMANN / WICKENBROCK, 1994;<br />

BOCKELMANN / HESS / WICKENBROCK, 1994].<br />

Qualifizierung ist bisher nur begrenzt und nur in konkretem tätigkeits- bzw.<br />

unternehmensbezogenen Rahmen Gegenstand von partizipativen Gestaltungsmaßnahmen gewesen.<br />

Im Zuge von Projekten zur Humanisierung der Arbeit kam es in den späten siebziger Jahren einem<br />

emanzipatorischen Ansatz folgend zu weitreichenden Realisierungen von partizipativen<br />

Qualifizierungsprozessen [vgl. FRICKE, E. u.a., 1980]. Partizipative Elemente finden sich weiter in<br />

Lernstattmodellen. Waren diese am Anfang auf die sprachlichen Bildung von ausländischen<br />

Mitarbeitern am Arbeitsplatz ausgerichtet, wurden sie später in einigen wenigen Unternehmen zu<br />

Formen der tätigkeitsbezogenen sach- und fachlichen Dauerqualifizierung weiterentwickelt [vgl.<br />

RIEGGER, 1983; HOMMES, 1986]. Darüberhinaus liegen Berichte aus der Schmiedeindustrie über<br />

punktuelle Realisierungen einer partizipativen Entwicklung von Qualifizierungsbausteinen vor, die<br />

gemeinsam mit Werkern, Technikern und Meistern entwickelt wurden [vgl. LAUENSTEIN, 1992;<br />

UHRMANN-NOWAK, 1992].<br />

1.1.1. 1.1.1. Partizipationspotential von von Prozessen Prozessen und und Partizipationshandeln Partizipationshandeln von von Akteuren Akteuren<br />

Akteuren<br />

KERRES/ROSEMANN [1992] untersuchen das Partizipationspotential von Gestaltungsprozessen und<br />

deren Wahrnehmung sowie das Partizipationshandeln der Akteure. Sie definieren partizipatives<br />

Handeln als ”das Einräumen und Nutzen von Möglichkeiten, an Gestaltungs- und<br />

Entscheidungsprozessen, die den eigenen Arbeitsbereich betreffen, teilzunehmen. Dabei werden - je<br />

nach Art des zu gestaltenden oder zu entscheidenden Gegenstandes - Wissen, Meinungen,<br />

Interessen und Bedürfnisse der Betroffenen eingebracht. Partizipatives Handeln zielt damit sowohl<br />

auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Einzelnen (durch Berücksichtigung der<br />

Interessen und Bedürfnisse der Interaktionsteilnehmer) als auch auf die Erreichung der<br />

Organisationsziele hin (durch bessere Qualität und erhöhte Akzeptanz von Entscheidungen).<br />

Mit partizipativem Handeln ist damit einerseits gemeint, inwieweit und unter welchen<br />

Voraussetzungen Führungskräfte bereit sind, Mitarbeitern Mitwirkung an den sie betreffenden<br />

Entscheidungen einzuräumen. Andererseits ist gemeint, inwieweit und unter welchen


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 13<br />

Voraussetzungen Mitarbeiter bereit sind, ihnen eingeräumte Möglichkeiten, an der<br />

Entscheidungsfindung teilzunehmen, zu nutzen.” [KERRES / ROSEMANN, 1992, 6 - 7]<br />

Als Einflußgrößen des Partizipationshandelns stellen sie heraus:<br />

• ”das strukturelle Partizipationspotential und Merkmale der Arbeitssituation auf organisationaler<br />

Ebene sowie<br />

• jene überdauernden, personalen Bedingungen (Erfahrungen, Einstellungen und Motive), die<br />

• die Wahrnehmung von Gestaltungsvarianten und Partizipationsmöglichkeiten sowie<br />

• die Handlungsbereitschaft (Kosten-Nutzen-Abwägung, Erfolgswahrscheinlichkeit) zum<br />

• konkreten Partizipationshandeln beeinflussen.” [KERRES / ROSEMANN, 1992, 8]<br />

Der Spielraum des Partizipationshandelns wird zwar durch das strukturelle Partizipationspotential<br />

(kulturelle Normen und Wertvorstellungen, überbetriebliche und betriebliche Vereinbarungen,<br />

organisationsspezifische Traditionen und Interaktionserfahrungen sowie Merkmale der<br />

Arbeitsgruppe/Abteilung) präformiert [vgl. KERRES / ROSEMANN, 1992, 8 - 9], von besonderer<br />

Bedeutung ist jedoch das Erkennen von gegebenen Partizipationsmöglichkeiten und deren<br />

Interpretation durch die Akteure. Voraussetzung für individuelles Partizipationshandeln ist somit,<br />

daß eine Person zunächst Spielräume bei der Gestaltung betrieblicher Abläufe wahrnimmt - also die<br />

sachimmanenten Gestaltungsmöglichkeiten erkennen und Möglichkeiten sieht, durch partizipatives<br />

Handeln Entscheidungen zu beeinflussen - und motiviert ist, diese Spielräume mitzugestalten bzw.<br />

ihre Mitgestaltung durch die Mitarbeiter zu fördern. Bedingungen dafür sind, daß die positiven<br />

Folgen des Partizipationshandelns mögliche Risiken überwiegen und die Wahrscheinlichkeit, daß<br />

durch partizipatives Handeln die positiv bewerteten Folgen eintreten, einen bestimmten kritischen<br />

Wert übersteigt und gleichzeitig keine alternativen Handlungen mit größerer Wahrscheinlichkeit die<br />

positiven Folgen nach sich ziehen. Kommt allerdings die Person zur Einschätzung, daß in einer<br />

konkreten Arbeitssituation bzw. einer anstehenden Entscheidung von der Sache her oder aufgrund<br />

des fehlenden strukturellen Partizipationspotentials kein Gestaltungsspielraum besteht, wird sie<br />

keine weiteren Überlegungen über die Nutzung von Gestaltungsspielräumen durch<br />

Partizipationshandeln anstellen [vgl. KERRES / ROSEMANN, 1992, 9 - 10].<br />

Die Wahrnehmung objektiv vorhandener und subjektiv erkannter Partizipationsmöglichkeiten ist<br />

eine motivationspsychologische Frage, die KERRES / ROSEMANN [1992] als individuellen<br />

Entscheidungsprozeß beschreiben: ”Die Person wägt in ihrer Entscheidung ab, ob<br />

• die positiven Folgen des Partizipationshandelns (in ihrer Gewichtung) größer sind als mögliche<br />

Risiken<br />

• ein Erfolg wahrscheinlicher ist als ein Mißerfolg. Der Erfolg von Partizipation besteht darin, daß<br />

Wissensbestände, Meinungen, Interessen und Bedürfnisse der Interaktionspartner in den<br />

Gestaltungs- und Entscheidungsprozeß eingebracht werden konnten und dabei eine sachlich<br />

kompetente Lösung entwickelt wurde, die von den Betroffenen akzeptiert wird.” [KERRES /<br />

ROSEMANN, 1992, 12]<br />

Wenn Partizipationsprozesse erfolgreich verlaufen, Wissensbestände, Meinungen, Interessen und<br />

Bedürfnisse der Akteure in Gestaltungs- und Entscheidungsprozesse eingebracht werden können,<br />

sind mit dem Handlungssergebnis sowohl im individuellen Bereich, z.B. Verbesserung der<br />

Arbeitsbedingungen, als auch im organisatorischen Bereich (z.B. Erhöhung von Effektivität und<br />

Effizienz), positive Folgen verbunden [vgl. KERRES / ROSEMANN, 1992, 12]. KERRES / ROSEMANN<br />

[1992] sehen neben diesen Chancen von Partizipationsprozessen aber auch Risiken von<br />

Partizipation, die für die Entscheidung des Einzelnen für oder gegen Partizipationshandeln u.U. von<br />

großer Bedeutung sein können:


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 14<br />

• ”Die Entscheidungs- bzw. Kompromißfindung ist mit Auseinandersetzungen verbunden; diese<br />

beinhalten das Risiko, daß sich die Beziehungen zu Vorgesetztem und Kollegen verschlechtert.<br />

• Eventuell müssen eigene Ansprüche zurückgeschraubt werden: bei einer gemeinsam getroffenen<br />

Entscheidung ist die subjektive Verbindlichkeit höher; nach der Entscheidung fällt es schwerer,<br />

etwas gegen sie zu unternehmen, wenn man an ihr mitgewirkt hat.<br />

• Es besteht das Risiko, sich vor Kollegen oder Vorgesetzten zu blamieren: Die Reaktion der<br />

anderen auf eigene Vorschläge oder Äußerungen sind nicht vorhersehbar; man wagt sich in die<br />

Öffentlichkeit. Es besteht das Risiko, daß die eigenen Vorschläge schlecht bewertet, daß<br />

vorgebrachte Bedürfnisse von anderen nicht akzeptiert oder ernst genommen werden.<br />

• In der Diskussion können eigene fehlende Kenntnisse oder Schwächen offenbar werden, die<br />

ansonsten verheimlicht werden können.<br />

• Die Notwendigkeit sich weiterzubilden, um bei Entscheidungen mitreden zu können, ist mit<br />

psychischem Aufwand verbunden, der durch Lernen und Umlernen entsteht.” [KERRES /<br />

ROSEMANN, 1992, 12 - 13]<br />

Es wäre sicherlich eine Verkürzung, die Beurteilung von Chancen und Risiken von<br />

Partizipationshandeln allein auf den einzelnen Akteur zu beziehen. Die Entscheidung über die<br />

Wahrnehmung objektiv vorhandener und subjektiv erkannter Partizipationsmöglichkeiten wird auch<br />

durch die Bildung von Gruppenmeinungen innerhalb der Akteursgruppen determiniert.<br />

SCHUBERT / ZINK [1990] weisen auf sachorientierte Erklärungskonzepte hin, nach denen<br />

Partizipation die Qualität von Problemlösungen und Entscheidungen erhöht und den Prozeß der<br />

Entscheidungsumsetzung erleichtert. Hingegen machten personenorientierte Erklärungsansätze<br />

deutlich, daß direkte Mitwirkungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz wesentliche Determinanten<br />

individueller Erwartungen an die Arbeitssitution sind, und erklären die interindividuellen<br />

Unterschiede mit individuellen Lerngeschichten, die die Stärke des Wunsches nach<br />

Mitwirkungsmöglichkeiten prägten [vgl. SCHUBERT / ZINK, 1990, 84 - 85]. Sach- und<br />

personenorientierte Erklärungsansätze zum Partizipationshandeln bilanzierend wird deutlich, ”daß<br />

die Frage nach dem optimalen Partizipationsgrad sowohl von sachlichen Aspekten, etwa der<br />

Komplexität der Aufgabe oder der zur Verfügung stehenden Zeit, als auch von personalen<br />

Aspekten, wie etwa dem Wunsch nach Selbstentfaltung, dem Kontrollbedürfnis oder dem<br />

individuellen Leistungspotential, abhängt.” [SCHUBERT / ZINK, 1990, 86]<br />

1.1.2. 1.1.2. Das pädagogische pädagogische pädagogische Paradox Paradox der der Beteiligungsqualifizierung<br />

Beteiligungsqualifizierung<br />

Der Zusammenhang von Partizipation und Qualifizierung ist wiederholt thematisiert worden. Die<br />

Realisierung von Konzepten der qualifizierenden Arbeitsgestaltung [vgl. BAITSCH / FREI, 1980;<br />

CHAR, 1993; DUELL / FREI, 1986; FREI / DUELL / BAITSCH, 1984; PETERS, 1994] wird durch<br />

partizipative Organisationsgestaltung gefördert; für Formen der kooperativen Selbstqualifizierung<br />

[vgl. HEIDACK, 1993] ist Partizipation weitgehend Voraussetzung.<br />

In der einschlägigen Fachdiskussion wird häufig die Position vertreten, Mitarbeiter müßten<br />

zunächst erst qualifiziert werden, um in partizipativ angelegten Gestaltungsprozessen überhaupt<br />

angemessen agieren zu können. So bilanzieren SELL / FUCHS-FRONHOFEN [1993]<br />

Projekterfahrungen mit partizipativer Organisationsgestaltung, in denen sich herausstellte, ”daß<br />

Beschäftigte, die eine auf Eigeninitiative und Selbstverantwortung bauende Arbeitsform nicht<br />

gewohnt waren, insbesondere in folgenden Bereichen große Schwierigkeiten hatten:<br />

• in der strukturierten und eigenständigen Organisation ihrer Arbeit,


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 15<br />

• in der Entwicklung und Formulierung eigener Ideen zur Lösung akut auftretender oder<br />

längerfristiger Probleme,<br />

• in der Abstimmung der Beschäftigten untereinander, bei der Organisation von Gruppenarbeit<br />

und bei der Moderation von Gruppenbesprechungen,<br />

• in dem Versuch, Entscheidungen zu treffen, die die Interessen aller in möglichst weitgehender<br />

Weise berücksichtigen, dennoch nicht zu einer gegenseitigen Lähmung der Beteiligten führen<br />

und flexibles und schnelles Handeln ermöglichen,<br />

• im Umgang mit persönlichen Sympathien und Antipathien,<br />

• bei dem Lernen von neuem, umfassendem Fachwissen.” [SELL / FUCHS-FRONHOFEN, 1993, 34]<br />

Dieses Konzept der Beteiligungsqualifizierung wird damit begründet, daß die betroffenen<br />

Mitarbeiter nicht über ausreichende Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen verfügen, um den<br />

mit der Systemgestaltung betrauten Vorgesetzten oder internen oder externen Experten<br />

vergleichbare Kommunikations- und Kooperationspartner zu sein [vgl. z.B. WICKE, 1988, 130 -<br />

132]. SELL / FUCHS-FRONHOFEN [1993] formulieren in diesem Zusammenhang<br />

Qualifizierungsbedarf im Hinblick auf Methoden-, Innovations-, Entscheidungs- sowie<br />

kommunikative, soziale und emotionale Kompetenz [vgl. SELL / FUCHS-FRONHOFEN, 1993, 35].<br />

SCHUBERT / ZINK [1990] begründen in der Einführungsphase partizipativer Konzepte notwendige<br />

Qualifizierungsmaßnahmen auch damit, überhaupt erst Bereitschaft zur Partizipation zu erzeugen<br />

[vgl. SCHUBERT / ZINK, 1990, 87]. Häufig werden konventionelle Schulungs- und<br />

Trainingsprogramme im Rahmen dieser vorbereitenden Beteiligungsqualifizierung eingesetzt wie<br />

Seminare, Gesprächskreise und Selbstlerneinheiten. ”Beteiligungsqualifizierung ist insofern das<br />

Vermitteln der qualifikatorischen Grundlagen für Beteiligung. Darüber hinaus fallen unter den<br />

Begriff auch solche Qualifizierungsmaßnahmen, die geeignet sind, bereits angelaufene<br />

Beteiligungsqualifizierungsmaßnahmen zu fördern und zu effektivieren.” [BITZER, 1991, 27 - 28]<br />

Daraus ergibt sich folgendes Modell:<br />

Beteiligungsqualifizierung<br />

Beteiligung<br />

Qualifizierung<br />

durch Beteiligung<br />

Ziele der Beteiligung:<br />

Gestaltung von technischorganisatorischen<br />

Innovationen<br />

Abb. 1/1: Förderung der Beteiligung durch Beteiligungsqualifizierung und durch Qualifizierung durch Beteiligung<br />

[entnommen BITZER, 1991, 27]<br />

Daß partizipative Systemgestaltung selbst die Mitarbeiter qualifiziert, wird zwar nicht bestritten,<br />

aber kaum operationalisiert. Dabei sind die qualifikatorischen Potentiale von Partizipation bereits -<br />

allerdings sehr allgemein - formuliert: ”Die Verknüpfung von Qualifizierung und partizipativer<br />

Systemgestaltung ermöglicht es, Qualifizierungsziele als Kategorien eingreifenden Handelns zu<br />

definieren; Partizipation soll dazu beitragen, daß die Beschäftigten fähig werden,<br />

• sich anbahnende Umbrüche der technologischen Entwicklung zu erkennen und konkrete<br />

Strategien zu entwickeln<br />

• Risiken und Chancen in bezug auf die Qualität der Arbeit und die Sicherheit der Arbeitsplätze<br />

realistisch einzuschätzen


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 16<br />

• eigenständig Konzepte einer verbesserten Dienstleistungsqualität auszuarbeiten und<br />

umzusetzen.” [HÖHMANN / OLM, 1989, 158]<br />

SCHUBERT / ZINK [1990] sprechen in diesem Zusammenhang von einer Anhebung des<br />

durchschnittlichen Qualifikationsniveaus, wobei Partizipation neben reinen fachlichen<br />

Qualifikationen vor allem fachübergreifende Qualifikationen wie Flexibilität und soziale<br />

Kompetenzen fördere [vgl. SCHUBERT / ZINK, 1990, 84].<br />

Beteiligungsqualifizierung, verstanden als Qualifizierung zur Beteiligung, ist ein Reflex auf eine<br />

bestimmte pädagogische Grunderfahrung: ”Hinsichtlich der Partizipationsfrage ist festzuhalten, daß<br />

ein aktives Mitwirken der Edukanden im Sinne der Wahrnehmung eingeräumter Spielräume für<br />

Selbsttun, Selbstverstehen, Selbstreflexion wesentlich über das Gelingen oder Mißlingen von<br />

Erziehung entscheidet. Werden den Edukanden Subjektrollen verweigert, wandern ihre affektiv<br />

verhärteten Derivate in Tiefendimensionen des Sich-Verhaltens zu Lernangeboten ab und<br />

unterlaufen diese bzw. ihre angezielte Wirksamkeit. Ist in diesem Sinne die Mitwirkung der<br />

Edukanden an ihrem Erziehungsprozeß für diesen selbst konstitutiv, dann gilt es, diese eigens zu<br />

fördern, und zwar nicht nur durch Bereitstellung entsprechender Gelegenheiten, sondern auch<br />

bezogen auf die Entwicklung entsprechender Fähigkeiten.” [GÖSSLING, 1984, 116]<br />

GÖSSLING [1984] spricht in seinem Versuch, eine Partizipationstheorie erziehungswissenschaftlich<br />

zu fundieren, von einem pädagogischen Paradox bzw. Zirkel, denn der Erwerb partizipativer<br />

Kompetenzen impliziert die Teilnahme am Prozeß, andererseits ist das Vorhandensein partizipativer<br />

Kompetenzen eine Voraussetzung für diese Teilnahme [vgl. GÖSSLING, 1984, 124 - 126 u. 178 -<br />

179]: ”Die Programmformel einer Entwicklung von Mitbestimmungsfähigkeiten über die<br />

Einräumung von Gelegenheiten zur Mitbestimmung und Mitwirkung setzt sich freilich dem<br />

Verdacht eines ‘circulus vitiosus’ aus, der den Edukanden gerade die Kompetenzen zu unterstellen<br />

scheint, die es erst aufzubauen gilt.” [GÖSSLING, 1984, 180]<br />

Erwerb<br />

partizipativer<br />

Kompetenzen<br />

setzt voraus<br />

setzt voraus<br />

Teilnahme an<br />

partizipativen<br />

Prozessen<br />

Abb. 1/2: Pädagogisches Paradox bei der Vermittlung partizipativer Kompetenzen<br />

GÖSSLING [1984] fordert, Partizipationspraxis in ihren Organisations- und Interaktionsstrukturen so<br />

anzulegen, daß sie erstens - so weit wie möglich - an subjektiven Erfahrungsreferenzen und<br />

Bedeutsamkeitsfiltern der Adressaten anknüpft, sich für ihre Lebensumstände öffnet und daß sie


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 17<br />

zweitens ein experimentierendes Lernen im Umgang mit Beteiligungsangeboten ermöglicht und<br />

unterstützend begleitet [vgl. GÖSSLING, 1984, 140], und schlägt vor, nach dem Muster von<br />

Plausibilitätserwägungen am Leitfaden aufsteigender Komplexitätslinien eine Differenzierung von<br />

Partizipationsschemata vorzunehmen [vgl. GÖSSLING, 1984, 126].<br />

Bezieht sich GÖSSLING [1984] bei seinen Überlegungen überwiegend auf pädagogische Prozesse<br />

mit Kindern und Jugendlichen, stellt sich die Frage des pädagogischen Paradoxes in bezug auf die<br />

Fähigkeit zur Teilnahme an partizipativen Lernprozessen in der Erwachsenen- bzw. beruflichen<br />

Weiterbildung nicht in dieser Deutlichkeit. DECKER [1984] geht davon aus, daß gerade die soziobiographischen<br />

Vorerfahrungen von Erwachsenen sie prinzipiell zur Partizipation befähigen:<br />

”Allgemein gilt als unbestritten, daß bei der Gestaltung von Weiterbildungsmaßnahmen vom<br />

Erwachsenen als einem mündigen Partner ausgegangen werden muß. Das läßt sich wie folgt<br />

begründen:<br />

• Der Erwachsene besitzt bereits eine bestimmte soziale und berufliche Position, verfügt über<br />

Lebenserfolge, füllt ihm aufgetragene oder selbstauferlegte Rollen und Aufgaben aus. Er ist in<br />

der Regel fähig und bereit, diese bewußt zu gestalten. Er besitzt also eine personale Kompetenz<br />

im Leben. Dementsprechend liegt nahe, daß diese Selbstgestaltungsaufgabe und -fähigkeit vom<br />

Erwachsenen auch in der Weiterbildung verlangt wird. Sie äußert sich in dem Willen, bei der<br />

Gestaltung der Weiterbildung mitzuwirken, mitzubestimmen, Ziele und Absichten des Lernens<br />

genau zu kennen.<br />

• Erwachsene besitzen auf bestimmten Gebieten bereits eine gewisse Sachkompetenz, die sie<br />

befähigt, sachgerecht zu urteilen und auch zu informieren. Auf vielen Gebieten sind sie erfahren<br />

oder gar Experte. Die Sachkompetenz aus dem Leben möchte der Erwachsene auch im Rahmen<br />

der Weiterbildung mündig dokumentieren und deshalb eine angemessene Beteiligung<br />

eingeräumt haben bzw. ernst genommen werden.<br />

• Auch im zwischenmenschlichen Bereich, im Umgang mit Familienmitgliedern, Arbeitskollegen,<br />

mit Freunden bzw. Fremden besitzt der Erwachsene schon eine größere Erfahrung und Fähigkeit<br />

und damit interaktive Kompetenz. Aufgrund dieser größeren kommunikativen Beteiligung im<br />

Leben, in Beruf und Öffentlichkeit erwartet der Erwachsene auch in der Weiterbildung eine<br />

partizipative Teilnahme am Gespräch.<br />

Aufgrund dieser dreifachen Kompetenz, der<br />

• personalen Kompetenz<br />

• Sachkompetenz und<br />

• interaktiven Kompetenz<br />

und der daraus gewachsenen Selbstverständnis, den bewußt gewordenen Fähigkeiten nimmt der<br />

Erwachsene mit bestimmten partizipatorischen Erwartungen an der Weiterbildung teil. Er möchte<br />

beteiligt, ernstgenommen werden. Er hat selbst Fragen, eigene Ansichten und Erfahrungen. Er<br />

möchte nicht mehr als das erziehungsbedürftige Kind gelten, welches bevormundet wird und dem<br />

ein Lehrender gegenübersteht, der auf allen Gebieten alles besser weiß. Erwachsene wollen als<br />

gleichberechtigte Bildungspartner behandelt werden und nicht die Überlegenheit des Lehrenden -<br />

besonders aufgrund seiner Lehrerrolle - ständig erfahren.<br />

Da die Teilnehmer an Weiterbildungsveranstaltungen jedoch eine unterschiedliche Sozialisation<br />

erlebten und in Familie, Beruf, Gesellschaft unterschiedliche Partizipationserfahrungen und -<br />

möglichkeiten besitzen, ist ihre Fähigkeit zu partizipieren oft unterschiedlich. Partizipation ist


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 18<br />

deshalb in der Weiterbildung sowohl Ausgangspunkt wie Ziel der Bemühungen.” [DECKER, 1984,<br />

43 - 44]<br />

Damit tritt an die Stelle des pädagogischen Paradoxes, nach dem der Erwerb partizipativer<br />

Fähigkeiten die Teilnahme am Prozeß notwendig macht, andererseits das Vorhandensein<br />

partizipativer Fähigkeit für die Teilnahme am Prozeß vorausgesetzt wird, ein zyklisch verlaufender<br />

iterativer pädagogischer Prozeß, in dessen Verlauf zu Beginn diffuse und unterschiedlich stark<br />

ausgeprägte partizipative Fähigkeiten strukturiert, gefördert und weiterentwickelt werden.<br />

Weiterentwicklung<br />

partizipativer<br />

Kompetenzen<br />

Weiterentwicklung<br />

partizipativer<br />

Kompetenzen<br />

Teilnahme an<br />

partizipativen<br />

Weiterbildungsprozessen<br />

Teilnahme an<br />

partizipativen<br />

Weiterbildungsprozessen<br />

Teilnahme an<br />

partizipativen<br />

Weiterbildungsprozessen<br />

sozialisationsbedingt individuell unterschiedliche<br />

Partizipationserfahrungen in Familie, Beruf und Gesellschaft<br />

Abb. 1/3: Förderung und Weiterentwicklung von Partizipationskompetenz durch partizipative Weiterbildungsprozesse<br />

1.1.3. 1.1.3. Teilnehmerorientierung Teilnehmerorientierung als als Ausdruck Ausdruck Ausdruck partizipativer partizipativer Qualifizierung<br />

Qualifizierung<br />

Qualifizierung<br />

DECKER [1985] weist darauf hin, daß insbesondere im Bereich der Erwachsenenbildung<br />

didaktisches Handeln und Planen von der Lebenssituation der Betroffenen ausgehen sollte, d.h. die


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 19<br />

Alltagsprobleme der Teilnehmer sollen auch zu ihren Lernproblemen werden. Im Prinzip der<br />

Teilnehmerorientierung konkretisiert sich diese Form der Unterrichtsplanung, dabei bedeutet<br />

Teilnehmerorientierung [vgl. DECKER, 1985, 156]: ”Der Unterrichtsprozeß<br />

• basiert auf den subjektiven und sozialbiographischen Gegebenheiten der Teilnehmer,<br />

• er bezieht die Lebensbedingungen und Erfahrungen der Teilnehmer in den Lehr-Lern-Prozeß mit<br />

ein,<br />

• steht daher in einem Spannungsverhältnis zwischen Teilnehmerorientierung und vorgegebenen<br />

Lernzielen und Lerninhalten,<br />

• lebt von der Partizipation, der Mitwirkung der Teilnehmer, welche Ziele und Inhalte sie in ihren<br />

‘Horizont’ bringen und mit ihren Erfahrungen verknüpfen müssen, um ‘lern-erfolgreich’ zu<br />

werden (...),<br />

• resultiert aus der Unterstellung, daß Erwachsene über Kompetenz und Autonomie verfügen und<br />

daher als Teilnehmer am Lehr-Lern-Prozeß aktiv partizipieren sollten.” [DECKER, 1984, 36]<br />

Ziele einer Teilnehmerorientierung in der Weiterbildung sind,<br />

• die Förderung der Persönlichkeit, des Eigenlebens und der Aktivitäten der Teilnehmer<br />

• die stärkere Einbindung der Vorgeprägtheiten, der vielfältigen Erfahrungen und des vorhandenen<br />

Wissens der Teilnehmer<br />

• die Übertragung von Tätigkeiten und auch Zuständigkeiten, die bisher oft zunächst dem<br />

Lehrenden oblagen, auf die Teilnehmer<br />

• die Individualisierung und Differenzierung von Weiterbildung, um so den einzelnen Teilnehmer<br />

in seiner persönlichen Eigenart stärker zu fördern [vgl. DECKER, 1984, 101].<br />

Als Konsequenzen ergeben sich aus der Teilnehmerorientierung:<br />

• ”Unterrichtsplanung wird offener, weniger voll strukturiert<br />

• Lern- und Lehrziele müssen so gewählt sein, daß sie die persönlichen Entwicklung des<br />

Teilnehmers fördern, aber ebenso umwelterschließend und für die Lebens- und<br />

Aufgabenbewältigung bedeutsam sind<br />

• Weiterbildung muß mehr motivierend und problematisierend arrangiert werden<br />

• Teilnehmerorientierte Lehr- und Lernweisen werden bevorzugt. Das können sowohl<br />

teilnehmerorientierte Darbietungsformen als auch Formen der selbständigen Erarbeitung und<br />

Verarbeitung der Teilnehmer sein<br />

• Lernvollzug wird genauso wichtig wie Lernergebnisse<br />

• Lernzielkontrollen und Leistungsfeststellung dienen sowohl der Leistungsförderung als auch der<br />

Leistungsmessung<br />

• Der Lehrende ist Sachwalter und Treuhänder des zu Lernenden, Partner und Förderer der<br />

Teilnehmer.” [DECKER, 1984, 101; vgl. auch DECKER, 1985, 154 - 155]<br />

Nach TIETGENS [1984] gibt es drei Interpretationen der Teilnehmerorientierung. Während die erste<br />

Auslegung des Begriffs bereits die Kongruenz von Teilnehmervoraussetzungen und<br />

Lernanforderungen bzw. von Teilnehmererwartungen und Intention der Veranstaltung als<br />

Teilnehmerorientierung ansieht, kann man nach dem zweiten Begriffsverständnis erst dann davon<br />

sprechen, wenn eine echte Teilnehmerpartizipation in Form von Einflußmöglichkeiten auf die<br />

Gestaltung des Lernprozesses geben ist. Die dritte Interpretation läßt den Begriff der<br />

Teilnehmerorientierung erst zu, wenn eine Selbststeuerung der Lerngruppe erreicht ist. Den<br />

Interpretationen gemeinsam ist die Betonung einer bestimmten Beziehungsstruktur im Lernprozeß,


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 20<br />

die didaktisch mit den Kriterien Situationsbezogenheit, Anschlußlernen, Deutungsmuster und<br />

reversible Interaktion handhabbar gemacht werden kann [vgl. TIETGENS, 1984, 446 - 448].<br />

Das Konzept der Teilnehmerorientierung operationalisiert die didaktische Kategorie der Offenheit<br />

von Lehr-/Lernprozessen. REISCHMANN [1988] leitet aus der Forderung nach lebenslangem Lernen<br />

von Erwachsenen ab, daß ihnen vielfältige Zugangsmöglichkeiten zum Lernen offenstehen müssen,<br />

”die auf die berufliche, familiäre und persönliche Situation von Erwachsenen durch ein flexibles<br />

Arrangement Rücksicht nehmen und dem Lerner ein Lernen nach seinen individuellen<br />

Möglichkeiten und Bedürfnissen erlauben.” [REISCHMANN, 1988, 36] Er stellt dem ‘geschlossenen’<br />

Lernen, das auf kollektive Ziele und Inhalte ausgerichtet und von einem unmündigen Lerner<br />

ausgeht, der weder die Verantwortung für sein Lernen tragen kann noch über Strategien verfügt,<br />

sein Lernen selbst zu organisieren, das ‘offene’ Lernen gegenüber, dessen Realisierung davon<br />

abhängt, inwieweit die Lerner sinnvollerweise Ziele und Inhalte selbst aussuchen, setzen und<br />

ändern können, inwieweit man ihnen die Reife, Fähigkeit und Erfahrung zugesteht, Lernwege selbst<br />

zu organisieren und die Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen [vgl. REISCHMANN, 1988, 36<br />

- 37]. Die Entscheidung, in welchem Maße Lehr-/Lernprozesse offen gestaltet werden sollen, hängt<br />

sowohl von den Lernenden als auch von den institutionellen Vorgaben sowie den Zielen und<br />

Inhalten des Lernens ab: ”Ein Weiterlernen auf der Basis von Lernerfahrung und Vorkenntnisse<br />

dürfte sich tendenziell eher für Offenheit anbieten als ein Erstlernen, Erwachsene dürften<br />

tendenziell eher in der Lage sein, offene Lernangebote fruchtbar zu nutzen. Die Entscheidung,<br />

wieviel Offenheit gewagt werden soll, hängt auch von den Zielen ab: Soll kurzfristig ein eng<br />

umrissenes Wissen oder Können erreicht werden (produktorientiert), oder soll eine langfristige<br />

Lerneinstellung erworben werden, die den Lerner zunehmend selbständig macht (prozeßorientiert)?<br />

Im ersten Fall wird man eher ein geschlossens Drillprogramm wählen, im zweiten eher durch eine<br />

offene Gestaltung des Herausfinden und Erproben der eigenen Kräfte des Lerners fördern.”<br />

[REISCHMANN, 1988, 37]<br />

Nach DECKER [1985] ist eine offene, auf Interaktion fußende Weiterbildung durch die Merkmale<br />

• stärkere Beteiligung der Teilnehmer bis hin zur Programmentwicklung<br />

• Einbeziehung ihrer Erfahrungen, Ziele und Anliegen<br />

• suchend-entwickelndes Lernen in Form von Gesprächen und Interaktion<br />

• Förderung der sozialen Beziehungen und des kooperativen Verhaltens<br />

gekennzeichnet. Dabei kann sich die Offenheit von Lernsituationen in unterschiedlichem Maße<br />

ausprägen (vgl. Tab. 1/1)[vgl. DECKER, 1985, 157].


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 21<br />

Starke Öffnung<br />

(autonomes<br />

Lernen)<br />

Mittlere Öffnung<br />

(teilautonomes<br />

Lernen)<br />

Geringe Öffnung<br />

(vollstrukturiertes<br />

Lernen)<br />

Offenheit der<br />

Aufgaben<br />

(Anforderung)<br />

Teilnehmer planen<br />

Aktivitäten nach<br />

eigenen Interessen<br />

Lehrender und<br />

Teilnehmer planen<br />

gemeinsam.<br />

Teilnehmer wählen<br />

aus vorgegebenen<br />

Aufgaben aus.<br />

Arbeit an<br />

festgelegten<br />

Aufgaben<br />

Offenheit des<br />

Lehrprozesses<br />

(Rolle des<br />

Lehrenden)<br />

wenig<br />

Interventionen, keine<br />

Hilfe, wenig<br />

Beobachtung<br />

Starke Beteiligung<br />

und Förderung.<br />

Lehrender<br />

beobachtet, fragt,<br />

steuert.<br />

Programmgesteuerte<br />

Gruppen<br />

Offenheit des<br />

Lernprozesses<br />

(Rolle des<br />

Teilnehmers)<br />

freies Erkunden,<br />

Entdecken,<br />

Entwickeln<br />

Entwicklung,<br />

Erkundung mit<br />

Unterstützung und<br />

Führung<br />

Offenheit des<br />

Ergebnisses (Ziel,<br />

Leistung)<br />

nicht festgelegt<br />

festgelegt, aber<br />

flexibel<br />

direktes Unterrichten vorgegebener Ablauf verbindliche<br />

Festlegung<br />

Tab. 1/1: Unterschiedliche Stufen der Offnheit von Lernsituationen [vgl. Decker, 1985, 158]<br />

Partizipative Prozesse sind in der Regel Prozesse zur Veränderung von Organisationen und<br />

Strukturen. Nach KREWER [1993] sind für die Konzeption eines pädagogischen Modells zur<br />

Unterstützung von Veränderungsprozessen folgende Anforderungen zu berücksichtigen:<br />

• ”Das Modell muß einen breiten Raum zur Verfügung stellen, ein Bild von der Situation<br />

zeichnen, von der die Lernenden ausgehen, um so Vorerfahrungen und Einstellungen<br />

berücksichtigen zu können;<br />

• es muß methodische Hilfen bereitstellen, die gewohnten Verhaltensorientierungen zu erkennen<br />

und neue zu erarbeiten (...);<br />

• es muß methodische Hilfen bereitstellen, Fehleinstellungen erkennen und somit überwinden zu<br />

können, d.h. Wege zum Überschreiten und Grenzen aufzeigen.” [KREWER, 1993, 78]<br />

In diesem Zusammenhang gilt es, in erster Linie die Entwicklung von Verantwortungsbereitschaft<br />

und Verantwortungsfähigkeit der Mitarbeiter durch erwachsenengerechte Lernprozesse zu fördern:<br />

”Der Entwicklung von Verantwortungsbereitschaft lassen sich Prozesse zur Förderung von<br />

Identifikation und Motivation der Teilnehmerinnen zuordnen mittels<br />

• Berücksichtigung von Vorerfahrungen, Vorwissen, Bedürfnissen, Erwartungen, Befürchtungen,<br />

Ängsten, Widerständen, Hoffnungen, Wünschen und Anforderungen der Teilnehmerinnen als<br />

dezidierte Beschreibung einer Ist-Situation;<br />

• Moderation von Prozessen der Zielfindung zur konkreten Handlungsorientierung<br />

• das Unterstützen von Reflexion und Selbstreflexion<br />

Die Förderung von Verantwortungsfähigkeit kann gelingen durch die Vermittlung fachlicher und<br />

überfachlicher Qualifikationen, z.B. von Methoden des Problemlösens und Konfliktlösens mittels<br />

• Spiegelung verhaltensbestimmender Ordnungsmuster, Einstellungen und Fehleinschätzungen als<br />

Grundlage der Vorerfahrungen;<br />

• das Ermöglichen neuer Erfahrungen mittels Übungen, Rollenspielen, Gruppeninteraktionen,<br />

Simulationen, Körperbewegung;<br />

• die Förderung von Reflexion und Selbstreflexion;<br />

• die Berücksichtigung von Gefühlen;<br />

• die Vermittlung und Einübung neuer Formen des Miteinander-Arbeitens unter Berücksichtigung<br />

von Aspekten der Kommunikation und Kooperation.” [KREWER, 1993, 82 - 83]


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 22<br />

1.1.4. 1.1.4. Beteiligungsori<br />

Beteiligungsorientierte Beteiligungsori<br />

entierte Forschung Forschung als als qualitativer qualitativer Forschungsprozeß<br />

Forschungsprozeß<br />

Partizipatorisch angelegte Forschung wird häufig als Synonym für qualitative Forschung benutzt<br />

[vgl. KIRK / MILLER, 1987, 9]. 4 Im Gegensatz zur quantitativen empirischen Forschung, die den<br />

Anspruch erhebt, eine objektive Wirklichkeit abzubilden, liegt qualitativen Forschungsansätzen ein<br />

Verständnis zugrunde, nachdem Realität das Ergebnis subjektiver (Re-)Konstruktionen ist:<br />

”Qualitative Sozialforschung betont den Zugang zur Realität über subjektive Deutungen, über<br />

interpretative Prozesse.” [MAYRING, 1995 a, 213]<br />

In ihren Methoden, aber auch in der kritischen Würdigung ihrer Ergebnisse unterscheiden sich<br />

qualitative Forschungsprozesse von quantitativen, dem Ideal der naturwissenschaftlichen<br />

Meßgenauigkeit folgenden Verfahren. So leiten KIRK / MILLER [1987] theoretisch ab, daß eine<br />

Messung oder Berechnung von Validität und Reliabilität im klassischen Sinne für qualitative<br />

Forschungsvorhaben nicht geeignet ist [vgl. KIRK / MILLER, 1987]. Noch pointierter formuliert<br />

KVALE [1995]: ”Wenn das Konzept der Validität auf quantitative Messungen beschränkt ist, dann<br />

stellen Untersuchungen, die sich qualitativer Beschreibungen und Sinndeutungen bedienen, schon<br />

definitionsgemäß kein valides wissenschaftliches Vorgehen dar.” [KVALE, 1995, 427]<br />

MERRIAM [1987] schlägt für eher qualitativ ausgerichtete Studien vor, die Verläßlichkeit einer<br />

Untersuchung nicht durch statistische Prüfung der Reliabilität, wie sie die traditionelle Testtheorie<br />

als essentiell fordert [vgl. dazu zusammenfassed SCHNELL / HILL / ESSER, 1993, 158 - 161], sondern<br />

durch andere Techniken zu sichern wie z.B. den ‘audit trail’, d.h. der ausführlichen Darstellung der<br />

Wege und der Verfahren der Datengewinnung sowie der Kategorienentwicklung und der<br />

Entscheidungen im Untersuchungsverlauf, um den Forschungsprozeß und seine Hintergründe<br />

nachvollziehbar zu machen, oder die Triangulation [vgl. dazu FLICK, 1995 b], d.h. der Erhebung<br />

desselben Sachverhalts mit unterschiedlichen Methoden [vgl. MERRIAM, 1988, 170 - 173]. PATTON<br />

[1990] unterscheidet vier Arten der Triangulation: ”(1) checking out the consistency of findings<br />

generatetd by different data-collection methods, that is, methods triangulation; (2) checking the<br />

constency of different data sources within the same method, that is, triangulation of sources; (3)<br />

using multiple analysts to review findings, that is, analyst triangulation; and (4) using multiple<br />

perspectives or theories to interpret the data, that is, theory/perspective triangulation.” [PATTON,<br />

1990, 464]<br />

Um die Gültigkeit der Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung zu belegen, kann auf das<br />

Verfahren der kommunikativen Validierung zurückgegriffen werden [vgl. KVALE, 1995; GROEBEN,<br />

1986, 190 - 201; SPÖHRING, 1989, 31 - 32; HEINZE / THIEMANN, 1982; PATTON, 1990, 59 u. 267 -<br />

269], also der Rückversicherung über die Gültigkeit der Ergebnisse mit den befragten Subjekten in<br />

4 Eine grundsätzliche Diskussion über die Vor- und Nachteile quantitativer und qualitativer Verfahren kann hier nicht<br />

geführt werden. Man wird WOLF [1995] folgen können, der die Frage, welcher Art die eingesetzten Verfahren sein<br />

sollten, vom Zweck der Untersuchung abhängig macht. Ansonsten wäre eine Debatte darüber ähnlich sinnlos wie<br />

die Frage, welches Werkzeug nützlicher sein, eine Zange oder ein Hammer [vgl. WOLF, 1995, 224]. THOMAE [1989]<br />

weist auf die gegenseitige Ergänzungsbedürftigkeit von qualitativen und quantitativen Forschungsstrategien hin und<br />

betont, daß qualitative Forschung vor allem durch das Bemühen um Erfassung der kritischen Variablen in<br />

Alltagssituationen gekennzeichnet ist [vgl. THOMAE, 1989, 105]. Für eher explorativ angelegte Vorhaben im<br />

Qualifizierungsbereich schlägt TIETGENS [1986] den Verzicht auf konventionelle Formen der Repräsentativität von<br />

Untersuchungen vor und legt qualitative Verfahren nahe: ”Wem es um Bildungsprozesse geht, dem können<br />

Merkmalsverteilungen zweitrangig werden, wenn er dafür mehr über individuelle Karrieren einzelner Merkmale<br />

erfahren kann. Denn womit er es zu tun hat, sind Beispiele und Ausprägungen von Lebensformen und<br />

Lebensgeschichten. Auf diese muß er sich einlassen. Dies sollte nicht erst im unmittelbaren Gegenüber der Lehr-<br />

Lern-Situation geschehen, sondern schon antizipiert bei der Planung. Deshalb hat die Tiefe des individuellen<br />

Eindringens größere Relevanz als die Breite des Erfassens äußerer Daten oder abgerufener Meinungszuordnungen.”<br />

[TIETGENS, 1986, 17]


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 23<br />

einem kommunikativen Prozeß. ”Kommunikative Validierungsverfahren haben dort ihren Sinn und<br />

ihre unaufhebbare Notwendigkeit, wo die theoretischen Interpretationen von Aussagen,<br />

insbesondere Selbstdarstellungen, die Funktion haben, eine mit den Befragten gemeinsame Praxis<br />

vorzubereiten und zu strukturieren, für die die Richtigkeit der Interpretationen insofern bedeutsam<br />

ist, als sich die Beteiligten über die objektiven Bedingungen des Untersuchungsfeldes und die darin<br />

enthaltenen Veränderungsmöglichkeiten zu verständigen haben. Diese Unterstellung bedeutet, daß<br />

die Validität einer Interpretation erst dann gesichert ist, wenn eine Einigung bzw. Übereinstimmung<br />

zwischen Forschern und Erforschten hergestellt ist; sie bedeutet nicht eine Bindung des Forschers<br />

an die Zustimmung des Erforschten - in diesem Fall würde er sich an deren Mythen, Stereotype,<br />

Ideologien binden. Kommunikative Validierung bedeutet vielmehr, daß der Prozeß der<br />

Interpretation und der Überprüfung der interpretierenden Sätze zugleich ein zuverlässiger,<br />

wechselseitiger Aufklärungsprozeß ist.” [HEINZE, 1995, 199] MERRIAM [1988] schlägt drei<br />

verschiedene Verfahren der kommunikativen Validierung vor:<br />

• ”Member checks - taking data and interpretations back to the people from whom they were<br />

derived and asking them ift the results are plausible. (...)<br />

• Peer examination - asking colleagues to comment on the findings as they emerge. (...)<br />

• Participatory modes of research - involving participants in all phases of research from<br />

conceptualizing the study to writing up the findings.” [MERRIAM, 1988, 169 - 170]<br />

1.2. 1.2. Die Moderations<br />

Moderations- Moderations<br />

und und Workshopmethode Workshopmethode Workshopmethode als als Instrument Instrument zur zur Begleitung Begleitung Begleitung und und Steuerung<br />

Steuerung<br />

von von Lern Lern- Lern und und Entwicklungsprozessen<br />

Entwicklungsprozessen<br />

”Das Bedürfnis des modernen Menschen nach Interaktion, Selbstdarstellung, Aktualisierung und<br />

Austausch seiner Erfahrungen, nach Beteiligung in der Lerngruppe, kurz der Wandel vom passiven<br />

Zuhörer zum aktiven Teilnehmer war der Ausgangspunkt für die Moderations- bzw. Metaplan-<br />

Methode bei lernenden Gruppen.” [DECKER, 1985, 328]<br />

Im folgenden wird die Moderations-Methode als ein geeignet erscheinendes pädagogisches<br />

Instrument zur Realisierung von partizipativer Qualifizierung dargestellt. Vorab ist allerdings<br />

einschränkend auf Defizite bei der theoretischen und empirischen Fundierung der Methode<br />

hinzuweisen. In einer Untersuchung der überraschend spärlichen Literatur und zum Stand der<br />

Grundlagendiskussion zum Thema Moderation weist HIRT nach, daß der überwiegende Teil der<br />

einschlägigen Literatur primär handlungsorientierter Natur ist. Ausgesprochen selten sind<br />

theoretisch fundierte Beiträge, und aussagekräftige empirische Arbeiten zur Überprüfung von<br />

Anspruch und Erfolgsrelevanz der Methode fehlen noch [vgl. HIRT, 1995, 129 - 131]. Trotzdem<br />

dieser Forschungsbedarf bisher nicht befriedigt wurde, weisen die zunehmende Verbreitung der<br />

Moderation und die gemachten und berichteten Erfahrungen auf ihre Eignung für den hier<br />

diskutierten Zusammenhang hin.<br />

Diese Methode wurde in den späten 60er Jahren in ihrer gegenwärtigen Grundform entwickelt [zur<br />

Entwicklung der Moderationsmethode vgl. HADERS / HEILMANN, 1998, 197 - 198] und stellte<br />

zunächst den Versuch dar, die aufkommende Forderung nach verstärkter Partizipation der<br />

Betroffenen an Entscheidungsprozessen durch strukturierte organisierte Interaktionssituationen<br />

umzusetzen [vgl. NEULAND, 1995, 56]. FREIMUTH [1997] bewertet die Moderationsmethode als<br />

eines der bedeutendsten Konzepte für die Umsetzung neuer Führungskonzepte, durch die,


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 24<br />

beeinflußt durch kybernetisches Denken, Führung als partizipativen Regelungsprozeß neu definiert<br />

wurden [vgl. FREIMUTH, 1997, 57 u. 61].<br />

Nach SEIWERT [1981] entstand die Methode ”aus dem Bedürfnis nach einer Technik, die es<br />

ermöglichte, daß mehr als drei Menschen gleichberechtigt miteinander sprechen können. Die<br />

bisherigen Modelle, Vortrag und Diskussion, waren durch dieselbe Machtstruktur gekennzeichnet:<br />

Der Lehrer weiß, was richtig ist, der Diskussionsleiter weiß, wo es langgeht. Keimzelle der neuen<br />

Methode war das Quickborner Team (heute Metaplan), das aus der Erfahrung mit<br />

Entscheidertrainings in vielen Experimenten in unterschiedlichen Gruppen Stellwände und (Kartei-<br />

)Karten nicht mehr nur für die Analysen und Pläne der Planer, sondern auch dazu benutzte, das<br />

Gespräch einer Gruppe transparent zu machen: Die Kunst der Visualisierung im Gruppenprozeß<br />

war geboren. Die Rolle des Gruppenleiters wurde zu der des Moderators. In den nachfolgenden<br />

Jahren entstanden auch vor dem Hintergrund gruppendynamischer Erfahrungen die bewährten<br />

Frage- und Antworttechniken (z.B. durch Klebepunkte). Die rasche Verbreitung der Methode<br />

insbesondere in Unternehmen, Organisationen und Bildungsabteilungen entsprang nicht zuletzt dem<br />

wachsenden Bedürfnis vieler Menschen nach besserer Kommunikation.” [SEIWERT, 1981, 746 -<br />

747]<br />

FREIMUTH [1997] betont den historischen Kontext der Methode, die in der relativ<br />

konfliktunerfahrenen Kultur des Nachkriegsdeutschland entstanden war. So verhinderte Moderation<br />

als Gesprächstechnik ”die direkte Konfrontation und das unmittelbare Ansprechen von Problemen<br />

und Konflikten, die in einer unerfahrenen, ungeübten Streitkultur eher zu Frontverhärtungen führen<br />

würde. Statt dessen konnten sich über die Visualisierung unterschiedlicher Sichten gleichsam<br />

zeitverzögert zeigen, mit angemessener Distanz betrachtet, erörtert und Prioritäten sichtbar gemacht<br />

werden, um schließlich die gemeinsame Einigungsfähigkeit auszuloten und konkrete, machbare<br />

Schritte als Ergebnis festzulegen. (...) Diese Methode bildete genau jene Ambivalenz ab, die die<br />

noch krude Konflikt- und Problemkompetenz im Nachkriegsdeutschland auszeichnete.”<br />

[FREIMUTH, 1997, 62]<br />

Aus der Gesprächsführungs- und -strukturierungstechnik entwickelte sich im Laufe der Zeit eine<br />

Weiterbildungs- und Trainingsmethode, die ”eine Mischung aus Planungs- und<br />

Visualisierungstechniken, aus Gruppendynamik und Gesprächsführung, aus Sozialpsychologie,<br />

Soziologie, Betriebs- und Organisationslehre mit einem Verständnis von sozialen und psychischen<br />

Prozessen, die sich aus Erkenntnissen und Erfahrungen der Humanistischen Psychologie<br />

anlehnten,” [KLEBERT / SCHRADER / STRAUB, 1987, 8] darstellt und ausdrücklich die Partizipation<br />

der Teilnehmer im Lernprozeß fördern will [vgl. NEULAND, 1995, 59].<br />

Den idealtypischen Ablauf einer moderierten Sequenz einer Lern- bzw. Arbeitsgruppe beschreiben<br />

LEITER u.a. [1982]: ”Der Moderator muß bei der Leitung (...) auf der Sach- und der<br />

Beziehungsebene arbeiten. Auf der Sachebene soll er neutral sein und den Gesprächsverlauf optisch<br />

darstellen (visualisieren). Dazu werden ausschließlich die Äußerungen der Teilnehmer verwandt.<br />

Die Aufgabe der Moderatoren und/oder der Teilnehmer ist es, die schriftlichen und mündlichen<br />

Beiträge auf den Stellwänden zu sammeln und zu systematisieren. Schriftliche Diskussionsbeiträge<br />

werden stichpunktartig auf den Moderationskarten festgehalten und durch die Bekanntgabe an den<br />

Stellwänden veröffentlicht. Die schriftliche Diskussion ist eine der großen Vorteile der<br />

Moderations-Methode. Es gehen keine Beiträge verloren, schüchterne Gruppenmitglieder können<br />

sich anonym äußern.<br />

Die durch verdeckte (Kartenabfrage) oder offene (Zuruf) Stichwortsammlung (vergleichbar mit<br />

Brainstorming) gewonnenen Beiträge werden induktiv systematisiert, d.h. man faßt assoziativ


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 25<br />

zusammenhängende Beiträge zu Problembündeln zusammen, die einer Bearbeitung leichter<br />

zugänglich sind. Die Oberbegriffe werden in einer Liste geordnet und durch die Gruppenmitglieder<br />

nach ihrer Wichtigkeit oder gewünschter Bearbeitungsabfolge ausgewählt.<br />

Für die Gewichtung von Problemen erhalten die Teilnehmer Punkte, die es ihnen erlauben,<br />

persönliche Schwerpunkte zu setzen. Diese Gewichtung, in der Moderation Punkten genannt,<br />

erlaubt es, die Probleme oder Vorschläge in eine Rangfolge zu bringen. Das Punkten ermöglicht es,<br />

auch spontan Gruppenmeinungen und subjektive Befindlichkeiten zu ermitteln.” [LEITER u.a., 1982,<br />

180; vgl. auch HADERS / HEILMANN, 1998, 199 - 208]<br />

Damit sind die zentralen Elemente genannt, deren kombinierter Einsatz für die Moderations-<br />

Methode wesentlich sind:<br />

��Interaktionelles Lernen<br />

��Visualisierung der Gruppen(lern)prozesse und Arbeitsergebnisse<br />

��Einsatz eines Moderators als ”Kommunikationshelfer” [SEIWERT, 1981, 747] und Katalysator<br />

für Gruppen(lern)prozesse [vgl. VOELKNER, 1976, 195]<br />

1.2.1. 1.2.1. Interaktionelles Lernen<br />

Lernen<br />

SCHNELLE / STOLZ [1976] beschreiben die interaktionelle Lernsituation als das zentrale methodische<br />

Instrument der Moderations-Methode: ”Durch eine Frage oder eine These werden simultane und<br />

sichtbare Rückäußerungen aller ausgelöst, so daß Spannung und Neugier entsteht<br />

��ob die eigene durch andere Antworten bestätigt wird,<br />

��ob andere Antworten zur eigenen im Widerspruch stehen,<br />

��oder ob andere Antworten das eigene Wissen ergänzen.<br />

Daraus entsteht eine Dynamik, die inganggesetzte Interaktion fortzusetzen, um<br />

Widersprüchlichkeiten zu klären, Überraschendes zu bewerten, neue Fragen oder Thesen zu<br />

formulieren.<br />

Aus dem vorliegenden Aneinanderfügen interaktioneller Situationen und visualisierter<br />

Informationseingaben entstehen interaktionelle Lernsequenzen zum Kennenlernen, Vertiefen und<br />

Erproben neuen Wissens.<br />

Besonderes Kennzeichen des Interaktionellen Lernens ist der mitsteuernde Rückfluß der Lerner auf<br />

den Verlauf interaktioneller Lernveranstaltungen. Vorbereitete Lernsequenzen wechseln ab mit<br />

selbstgewählten Diskussionsrunden.<br />

Statt Lehrern, die ihr Wissen ausbreiten, fördern Moderatoren den interaktionellen Prozeß, der mehr<br />

auf Lernpartnerschaft abhebt.” [SCHNELLE / STOLZ, 1976, 7]<br />

DECKER [1985] nennt als Ziel einer interaktionellen Lehrmethode die Anleitung der Lernenden zum<br />

weitgehend selbständigen Lernen, indem sie dazu ermutigt werden,<br />

"� ihre Erfahrungen zu einer gestellten Frage einzubringen,<br />

� den Lehrstoff weitgehend selbständig zu erarbeiten<br />

� Lösungsschwerpunkte im Gespräch zu bilden,<br />

� Erfahrungsaustausch zu pflegen.<br />

Das Ziel ist weiter:


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 26<br />

��alle Gruppenteilnehmer aktiv in den Lernprozeß einzubeziehen, d.h. zur Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema zu motivieren,<br />

��zur Diskussion, Aktion und Reaktion zu ermutigen,<br />

��die Lernenden gegenseitig zu stimulieren, das gemeinsame Reflektieren und das Lernen<br />

untereinander zu fördern,<br />

��die Partizipation zu verwirklichen<br />

��den Wandel von der Ein-Weg-Kommunikation zu Zwei- bzw. Mehr-Weg-Kommunikation zu<br />

vollziehen, d.h. Ein-Weg-Methoden durch interaktionelle Methoden zu ersetzen, statt passives<br />

und reaktives Verhalten der Lernenden interaktives zu ermöglichen und zwar u.a. durch andere<br />

didaktisch-methodische Verfahren.” DECKER, 1985, 328 - 329]<br />

Für SCHNELLE / STOLZ [1976] sind die wichtigsten Gründe, die für eine verstärkte Verwendung von<br />

Interaktion in Lernprozessen sprechen:<br />

��”Interaktionelles Lernen schöpft die Möglichkeiten zu intrinsischer Motivierung besser aus.<br />

Primäre (oder: intrinsische) Motivation liegt dann vor, wenn Aktivität um ihrer selbst willen<br />

ausgeübt wird. Wird die Aktivität eingesetzt, um ein anderes Ziel zu erlangen, spricht man von<br />

sekundärer (oder: extrinsischer) Motivation (...).<br />

��Interaktionelles Lernen zielt auf die Überwindung von Vereinsamung, Vereinzelung und<br />

konkurrierendem Arbeiten. Es gibt schon allzu viele Umstände und Situationen, die<br />

Vereinzelung mit sich bringen, der Taylorismus ist in verschiedenen Variationen in allen<br />

Lebensbereichen zu finden. Interaktionelles Lernen bezweckt auch, daß die Menschen Nutzen<br />

und Freuden gemeinsamer Arbeit erkennen, und daß sie üben, mit Hilfe der Interaktion<br />

Erlebnisse zu erzielen, welche mehr sind als die Summe der individuell eingebrachten Teile.<br />

��Interaktionelles Lernen ist ein mündiges Lernen. Die Menschen wollen in unserer Zeit freier<br />

sein von pädagogischer Bevormundung, sie wollen sich nicht mehr etablierten Fachautoritäten<br />

bedingungslos beugen, sondern erheben den Anspruch auf Mitwirkung und Beeinflussung,<br />

gerade im Hinblick auf das, was sie lernen sollen, was sie weiterbringen soll. (...)<br />

��Interaktionelles Lernen ist gleichzeitig ein Lernen, wie man interagiert, also auf andere Einfluß<br />

nehmen kann und von anderen Ansichten aufnimmt, wie man Standpunkte artikuliert und aus<br />

Meinungsverschiedenheiten zur Übereinstimmung findet. Interaktionelles Lernen ist damit<br />

nicht nur Mittel, sondern auch Ziel des Lernens. In diesem Sinne sprechen wir auch von<br />

interaktioneller Didaktik.” [SCHNELLE / STOLZ, 1976, 7 - 10; vgl. auch DECKER, 1985, 329 -<br />

330]<br />

Interaktionelles Lernen eignet sich diesen Autoren zur Folge für die Vermittlung von Lernstoff, der<br />

entweder durch die Teilnehmer selbst entsteht (Erfahrungsaustausch über neue Arbeitsvorgänge<br />

oder über die eigene Rolle) oder durch ihre Erfahrungen hinterfragt werden kann oder muß.<br />

Lediglich Lernstoff, der nicht mithilfe eigener Erfahrungen erschlossen oder überdacht werden<br />

kann, entzieht sich der Methode des interaktionellen Lernens [vgl. SCHNELLE / STOLZ, 1976, 34 -<br />

39]. Allerdings kann in diesen Fällen auf Präsentationsszenarien zur Darbietung von Informationen<br />

zurückgegriffen werden, bei denen mit ähnlichen Hilfsmitteln visualisiert wird wie bei der<br />

simultanen Dokumentation interaktioneller Lernprozesse. ”Dies sind stecktafelgroße Packpapiere,<br />

auf denen mit etwa 30 Worten und unter Zuhilfenahme von Diagrammen und Piktogrammen der zu<br />

vermittelnde Stoff visualisiert ist. Die Präsentation, also die mündliche Vorstellung einer<br />

Packpapierdarstellung, soll im allgemeinen nicht länger als 2 Minuten dauern. Es empfiehlt sich,<br />

nicht mehr als 2 Scenarien hintereinander zu präsentieren, sondern sofort wieder eine interaktionelle<br />

Situation zu erzeugen, um die Teilnehmer nicht in eine Konsumenten- und Empfängerhaltung zu


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 27<br />

bringen, die sie passiviert und aus der sie später nur schwer wieder herauszuholen sind.” [SCHNELLE<br />

/ STOLZ, 1976, 38 - 39]<br />

1.2.2. 1.2.2. Visualisierung<br />

Visualisierung<br />

Visualisierung<br />

Die simultane Visualisierung der Gruppenprozesse und Arbeitsergebnisse bezeichnet SEIWERT<br />

[1981] als ”optische Sprache der Gruppenarbeit” und sieht in ihr das wichtigste Element der<br />

Moderations-Methode: ”Ohne Visualisierung sind die anderen Techniken kaum realisierbar.”<br />

[SEIWERT, 1981, 748]<br />

In diesem Sinne formulieren KLEBERT / SCHRADER / STRAUB [1987] den Sinn der Visualisierung<br />

moderierter Gruppenprozesse:<br />

��”Visualisierte Aussagen erleichtern eine gleiche Interpretation bei allen Teilnehmern und<br />

erhöhen die Chance, Probleme konkreter zu diskutieren und alle Teilnehmer auf einen<br />

gemeinsamen Punkt zu konzentrieren.<br />

��Die Visualisierung zwingt den Darstellenden zu einer Selektion zwischen wesentlichen und<br />

unwesentlichen Informationen. Dadurch wird die Aufnahmekapazität der Teilnehmer nicht<br />

überfordert.<br />

��Verbal schwierig zu erklärende Sachverhalte sind durch die Unterstützung der Visualisierung<br />

leichter zu vermitteln. Dadurch lassen sich Informationsgefälle leichter ausgleichen.<br />

��Visualisierungen ermöglichen es, Ergebnisse und Aussagen - für alle sichtbar - sofort<br />

darzustellen und festzuhalten, es entstehen so keine nachträglichen Schwierigkeiten bei<br />

Zusammenfassungen, Dokumentationen, Informationsweitergaben und Interpretationen.<br />

��Die Visualisierung trägt dazu bei, daß sich die Teilnehmer mit dem Ergebnis identifizieren:<br />

jeder sieht seinen Beitrag und die Entstehung des Ergebnisses.” [KLEBERT / SCHRADER /<br />

STRAUB, 1987, 119; vgl. auch SEIWERT, 1981, 748, LUZ, 1996, 34 sowie HADERS / HEILMANN,<br />

1998, 216 - 218]<br />

Ähnlich bilanziert NEULAND [1995] die gewonnenen Erkenntnisse zur Frage der Visualisierung:<br />

”Ziel der Visualisierung ist es nicht allein, das gesprochene Wort zu ergänzen und erweitern,<br />

sondern vielmehr<br />

��die Aufmerksamkeit der Teilnehmer zu focussieren.<br />

��alle Beteiligten einzubeziehen.<br />

��die Redezeit zu verkürzen. Aussagestarke Bilder reduzieren längere Aussagen auf eine kurze<br />

und einprägsame Art.<br />

��der Gruppe Orientierung und Übersicht zu geben, wo sie steht.<br />

��Informationen leicht(er) erfaßbar zu machen. Es werden die unterschiedlichen Lerntypen<br />

angesprochen.<br />

��Wesentliches herauszustellen, so können Informationsschwerpunkte besser verarbeitet werden.<br />

��die Aufnahmekapazität des Gehirns zu erhöhen. Visualisierungen haben eine dynamisierende<br />

Wirkung auf den Ablauf des Denkens.<br />

��den Behaltensgrad zu steigern.<br />

��zum aktiven Mitmachen anzuregen. Die Informationsaufbereitung über zwei Empfangskanäle<br />

eröffnet unterschiedliche Zugänge zu neuen Erkenntnissen.


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 28<br />

Zusammenfassend soll Visualisierung also<br />

��den Zugriff zu bereits gesammelten Gedanken und Ideen erleichtern.<br />

��den Umfang der Gedankenäußerungen erkennen lassen.<br />

��die Variation verschiedener Gedanken bewußt machen.<br />

��die Einprägsamkeit (Behaltbarkeit) verbessern.<br />

��die Verknüpfungspunkte zwischen den einzelnen Gedanken erkennbar machen.<br />

��Assoziationen auslösen.” [NEULAND, 1995, 160]<br />

WEIDENMANN [1991 b] betont, daß sich durch den Einsatz von Visualisierungstechniken und<br />

-technologien die Chance bietet, dem Ideal einer teilnehmerorientierten Erwachsenenbildung ein<br />

Stück näher zu kommen, weil Visualisierung neben der Dokumentation des Lernprozesses und der<br />

Lernergebnisse auch die gleichberechtigte Steuerung der Lernarbeit durch die Teilnehmer und die<br />

Transparenz von Entscheidungen während der Lernarbeit ermögliche [vgl. WEIDENMANN, 1991 b,<br />

311]. Den Stellenwert der Visualisierung betont FEIX [1992]: ”Was Tonfall oder stilistische Klarheit<br />

(...) für die verbale Kommunikation sind, ist die Prägnanz der Visualisierung für die schriftliche<br />

Kommunikation.” [FEIX, 1992, 27]<br />

In der Praxis geschieht die Visualisierung über Pinwand-Poster, die im Verlauf einer moderierten<br />

Sitzung erstellt werden bzw. für Präsentations-Phasen bereits für die Sitzung vorbereitet sind [zur<br />

Gestaltung von Präsentationen vgl. z.B. SEIFERT, 1996, 15 - 74; gründlicher und fundierter jedoch<br />

NEULAND, 1995, 155 - 194]. Die Poster oder Charts werden mithilfe von beschriebenen<br />

Moderations-Karten in unterschiedlichen Farben zur Farbwirkung und zum Einsatz in der<br />

Moderation vgl. NEULAND, 1995, 168 - 179], Formen und Größen [im wesentlichen handelt es sich<br />

dabei um rechteckige, runde und ovale Karten; vgl. NEULAND, 1995, 180 - 189] erstellt, die auf der<br />

Pinwand gruppiert und grafisch zueinander in Verbindung gesetzt werden. Daneben ist auch der<br />

Einsatz aller anderen denkbaren grafischen Visualisierungsmöglichkeiten wie z.B. Skizzen,<br />

Zeichnungen und bereits vorbereitete Diagramme möglich.<br />

1.2.3. 1.2.3. Die Rolle des Moderators<br />

Die dritte Säule der Moderations-Methode ist das Rollenverhalten des Moderators [vgl. FEIX, 1992,<br />

45 - 46]. „Jede Durchführung der Moderationsmethode erfordert per definitionem die Anwesenheit<br />

eines Moderators. Er ist verantwortlich für die Anleitung und Führung der Gruppe im Sinne der<br />

Moderationsmethode.“ [HADERS / HEILMANN, 1998, 221] NEULAND [1995] betont seine<br />

Dienstleisterfunktion gegenüber der Arbeits- bzw. Lerngruppe [vgl. NEULAND, 1995, 59; vgl. auch<br />

HADERS / HEILMANN, 1998, 223], die der Moderator wahrnimmt, indem er seine Gruppen- und<br />

Lernprozeßkenntnisse in den Dienst der Gruppe stellt, um ihr so zu helfen, zum (selbst-)gesteckten<br />

Ziel zu gelangen: ”Der Moderator ist ein Mensch, der den Beteiligten auf der einen Seite<br />

Vorgehensweisen methodischer und technischer Art anbietet, um Probleme zu lösen oder um zu<br />

lernen. Auf der anderen Seite ist es seine Aufgabe, die sozialen Prozesse zu erkennen und situativ<br />

zu regeln. Hinsichtlich der Methoden und Techniken versteht er sich der Gruppen gegenüber als<br />

Dienstleister. Zur Aufgabe des Moderators gehört zunächst einmal, die Art und Weise des<br />

Vorgehens zu klären, Menschen zu motivieren, mit anzupacken, wenn es erwünscht ist und<br />

Aufgabenstellungen für die Gruppe leistungsgerecht vorzubereiten. Das geschieht dadurch, daß er<br />

versucht, die Teilnehmer für die bevorstehenden Abläufe zu sensibilisieren und gemeinsam mit<br />

ihnen entsprechende Spielregeln zu vereinbaren.” [NEULAND, 1995, 68; vgl. auch LUZ, 1996, 32]


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 29<br />

SEIWERT [1981] sieht ihn als Kommunikationshelfer mit der Aufgabe, die Kommunikation der<br />

Gruppe zu verdichten: ”Mit Hilfe von Spielregeln, die vom Moderator vorgegeben werden, kann<br />

eine Gruppe ihren Lern- und Arbeitsprozeß selbst organisieren und steuern. Der Moderator wirkt<br />

bei der Gruppenarbeit mit, indem er die technischen Hilfsmittel bereitstellt und erklärt sowie den<br />

Gruppenprozeß fördert (‘moderiert’), ohne inhaltlich einzugreifen und zu steuern. Dies verlangt,<br />

daß der Moderator seine eigenen Meinungen, Ziele und Wertungen zurückstellen kann.<br />

Andererseits kann er verhindern, daß die Gruppe Konflikten ausweicht, an denen sie später<br />

zerbricht, indem er diese Spannungszustände thematisiert und bearbeiten läßt. Der Moderator ist<br />

jedoch weder Hierarchieersatz noch Konfliktlöser. Er ist verantwortlich für den Gruppenprozeß,<br />

nicht aber für den Inhalt und das Ergebnis. Hier übernimmt jeder einzelne Teilnehmer autonome<br />

Verantwortung.” [SEIWERT, 1981, 747; vgl. auch DECKER, 1985, 252] SEIFERT [1996] bezeichnet<br />

den Moderator als den Spezialisten für ”Methodik und Prozeßsteuerung. Seine Aufgabe ist es, das<br />

Miteinander in der Gruppe zu steuern, das heißt, der Gruppe zu helfen arbeitsfähig zu werden und<br />

zu bleiben.” [SEIFERT, 1996, 137]<br />

VOELKNER [1976] weist auf einen wichtigen Unterschied zwischen der Moderation von<br />

Arbeitsgruppen und der von Lerngruppen hin: ”Während aber beim Moderieren in Arbeitsgruppen<br />

im Vordergrund steht, bereits ablaufende Interaktionsprozesse zu steuern, zu regeln, zu bündeln,<br />

‘emotional zu entschärfen’, usw., hat bei Lerngruppen der Moderator die lernzielbezogenen<br />

Interaktionsprozesse überhaupt erst einmal in Gang zu setzen und aufrechtzuerhalten. Da bei<br />

Lerngruppen den katalytischen Funktionen der Moderation gegenüber ihren moderativen<br />

Funktionen weit mehr Gewicht zuzumessen ist, müßte der Moderator hier eigentlich ‘Katalysator’<br />

heißen. Die allgemeine Aufgabenstellung des Moderators in Lerngruppen bei<br />

Fortbildungsseminaren kann beschrieben werden als Förderung von Lernprozessen ohne eigene<br />

Wissensvermittlung über den Sachgegenstand.” [VOELKNER, 1976, 195]<br />

Wesentliche Verhaltensregeln für die Moderation arbeitender und lernender Gruppen sind:<br />

��„Spielregeln (z.B. Diskussionsregeln) bekanntgeben und kontrollieren!<br />

��Sachliche verschleierte oder echte Sozialkonflikte innerhalb der Gruppe bewußt machen und<br />

auf die Sachebene zurückführen!<br />

��Kreativität der Gruppe und ausgewogene Kommunikation zwischen den Teilnehmern fördern!<br />

��Aktivitäten aller Teilnehmer anregen, ohne selbst Mittelpunkt der Gruppe zu werden!<br />

��Entscheidungssituationen und Entscheidungszwänge schaffen!<br />

��Ergebnisse und Konsequenzen festhalten (Problemplakat, Scenario) sowie Engagement und<br />

Folgeaktivitäten erzeugen (Tätigkeitskatalog)!<br />

��Fragen stellen, statt Antworten oder Lösungen zu geben!” [SEIWERT, 1981, 747]<br />

NEULAND [1995] bezeichnet es als zentrale Tugend des Moderators, bei der Interaktion mit den<br />

Teilnehmern die Technik des ‘aktiven Zuhörens’ perfekt zu beherrschen und anzuwenden. Unter<br />

aktivem Zuhören versteht sie, daß der Empfänger einer Botschaft keine eigene Botschaft (Urteil,<br />

Rat, Argument, Analyse, Frage) aussendet, sondern nur das zurückmeldet, was nach seinem<br />

Eindruck die ‘eigentliche’ Botschaft des Senders gewesen ist. Dabei hat aktives Zuhören<br />

gleichzeitig die Funktionen, den Inhalt einer Nachricht zu verstehen, die Person und die<br />

Befindlichkeit des Gegenübers zu verstehen sowie dem Gegenüber zu zeigen, daß man zuhört. Als<br />

Ausdrucksformen von aktivem Zuhören nennt sie ‘Ermunterung’, ‘Wiederholung’, ‘Neu<br />

formulieren’, ‘Gefühlslage reflektieren’ und ‘Zusammenfassung’ [vgl. NEULAND, 1995, 249 - 250;<br />

vgl. auch DECKER, 1984, 378 - 381 sowie LUZ, 1996, 32].


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 30<br />

Gleichwohl sich der Moderator ‘inhaltlich neutral’ zu den thematisierten Sachfragen zu verhalten<br />

hat [vgl. HADERS / HEILMANN, 1998, 222] und den Gruppenprozeß im wesentlichen über Fragen<br />

steuert, weist SEIFERT [1996] zurecht auf die Notwendigkeit einer gewissen Sachkenntnis bezüglich<br />

der zu behandelnden Sachgegenstände hin: ”Fragen kann man aber bekanntlich nur stellen, wenn<br />

man schon etwas weiß. Deshalb ist es für den Moderator unbedingt notwendig, etwas von der Sache<br />

zu verstehen, um die es in der Gruppenarbeit geht. Er muß und sollte nicht inhaltlicher Experte sein,<br />

muß sich aber in die Sache ‘hineindenken’ können. Es kann also durchaus hilfreich und sogar<br />

notwendig sein, daß sich der Moderator vorab mit den Inhalten/Themen beschäftigt, die bearbeitet<br />

werden sollen.” [SEIFERT, 1996, 82] Gleichwohl bleibt im wesentlichen die Gruppe selbst für<br />

Inhalte und Ergebnisse ihrer Arbeit verantwortlich, während die Verantwortung des Moderators<br />

sich auf die Arbeitsverfahren bezieht.<br />

100 %<br />

50 %<br />

0 %<br />

Grad der Verantwortung von Moderator und Arbeitsgruppe in<br />

moderierten Sitzungen<br />

Auswahl der<br />

Verfahren und<br />

Anwendung<br />

Zielerklärung und<br />

Zielvereinbarung<br />

Moderator Gruppe<br />

Einführung und<br />

Überwachung der<br />

Spielregeln<br />

Inhalte und<br />

Ergebnisse<br />

Abb. 1/4: Verantwortung von Moderator und Gruppe [vgl. HARTMANN / RIEGER / PAJONK, 1997, 63]<br />

Nach Möglichkeit sollte die Moderatorenrolle von zwei Personen wahrgenommen werden, die<br />

arbeitsteilig vorgehen können (Gesprächsleitung und Visualisierung, Moderation und Assistenz),<br />

sich gegenseitig kontrollieren können (Einhalten der Rolle), zeitweise unterschiedliche Funktionen<br />

wahrnehmen (Einbringen von zusätzlichen Fachinformationen durch Kurzpräsentationen und<br />

inhaltsneutrale Gesprächsmoderation) [vgl. SEIFERT, 1996, 79 - 80; VOELKNER, 1976, 199; HADERS<br />

/ HEILMANN, 1998, 221 - 222]. ”Zudem wirken zwei Moderatoren belebend auf die Gruppe, vor<br />

allem dann, wenn diese sich in ihrer persönlichen Art ergänzen.” [SEIFERT, 1996, 80]<br />

1.2.4. 1.2.4. Moderatio Moderationstechniken<br />

Moderatio Moderatio nstechniken<br />

Für die Arbeit mit Arbeits- und Lerngruppen stehen dem Moderator verschiedene Moderations-<br />

Techniken zur Verfügung, die interaktionelles Lernen und Visualisierung situationsgerecht und in<br />

unterschiedlichen Sozialformen wie Plenum, Gruppen- oder Einzelarbeit ermöglichen. Zu den<br />

Grundtechniken gehören die Kartenfrage, die Zuruffrage, das Clustern, die Bewertung und die<br />

Dokumentation. Diese Grundtechniken lassen sich mit verschiedenen weiteren Techniken aus der<br />

(sozial-)pädagogischen Gruppenarbeit kombinieren und ergänzen [vgl. FEIX, 1992, 36 - 42;


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 31<br />

SEIFERT, 1996, 100 - 105, 116 - 136; NEULAND, 1995, 143 - 153; HARTMANN / RIEGER / PAJONK,<br />

1997, 85 - 111; HADERS / HEILMANN, 1998, 208 - 216].<br />

��Die Kartenfrage bezeichnet NEULAND [1995] als ”grundlegende(n) Arbeitsschritt zur<br />

Themenfindung, Problemdefinition, Ursachenanalyse und Maßnahmenplanung. Ziel ist es,<br />

spontane Ideen, Gedanken, Meinungen oder Standpunkte der einzelnen Gruppenmitglieder zu<br />

sammeln und sie der gesamten Gruppe zur Weiterbearbeitung anzubieten.” [NEULAND, 1995,<br />

102] Bei der Kartenfrage werden die Beteiligten aufgefordert, selbst ihre Beiträge zur Frage auf<br />

Moderations-Karten zu schreiben [vgl. NEULAND, 1995, 104; METAPLAN, o.J., Nr. 321]. Der<br />

Moderator sammelt die Karten ein und hängt sie an die Pinwand. Die Vorteile dieses<br />

Verfahrens liegen im wesentlichen darin,<br />

• daß die Antworten auf den Moderations-Karten anonym bleiben<br />

• daß keine Möglichkeit zur Meinungsbeeinflussung durch andere besteht, die Meinung jedes<br />

einzelnen gleichberechtigt eingebracht werden kann<br />

• daß die Teilnehmer Zeit zum Überlegen haben und ihre Gedanken auf den Punkt bringen<br />

können<br />

• daß Mehrfachnennungen sichtbar werden, die Teilnehmer also feststellen können, daß die<br />

anderen ähnlich gelagerte Probleme sehen oder ähnliche Ansichten vertreten.<br />

Mögliche Nachteile sind der hohe Zeitaufwand, die Gefahr der Unübersichtlichkeit bei größeren<br />

Gruppen (große Menge an Karten) und mangelhafte Lesbarkeit der Karten bei ungeübten<br />

Gruppen. Für das Beschreiben der Moderationskarten empfiehlt FEIX [1992] nicht nur aus<br />

Gründen der Lesbarkeit die Einhaltung folgender Grundkriterien durch Teilnehmer und<br />

Moderator:<br />

• ”pro Karte nur eine Idee, die möglichst wiederum nur eine Deutung haben soll; im Idealfall<br />

also:<br />

• 1 Karte = 1 Idee = 1 Deutung<br />

• deutliche Schrift, möglichst Blockschrift<br />

• 1 - 3 Zeilen pro Karte.” [FEIX, 1992, 27]<br />

� Bei der Zuruffrage rufen die Teilnehmer dem Moderator ihre Antworten zu, der sie auf<br />

Moderations-Karten notiert, sammelt und anschließend in die Pinwand hängt [vgl. METAPLAN,<br />

o.J., Nr. 311]. Dabei ist es wichtig, daß der Moderator die vorgetragenen Aussagen zwar<br />

zusammenfaßt, aber nicht interpretiert. Die Zuruffrage eignet sich besonders als kreatives<br />

Element beim Brainstorming. Die Teilnehmer werden durch die Assoziationen zu neuen Ideen<br />

angeregt. Der Vorteil liegt im geringen Zeitaufwand. Als Nachteil ist anzuführen, daß die<br />

Gleichbehandlung aller Teilnehmer nur schwer zu gewährleisten ist; je nach Temperament der<br />

einzelnen Teilnehmer werden nicht alle in gleichem Maße einbezogen werden können [vgl.<br />

SEIFERT, 1996, 108 - 109; NEULAND, 1995, 122 - 125].<br />

Die Zuruffrage eignet sich besonders als Ergänzung zur Kartenfrage im zeitlichen Verlauf, weil<br />

die Erfahrung zeigt, daß im zeitlichen Verlauf die Qualität der Ideen und Argumente bei der<br />

Kartenfrage abnimmt, während sie bei der Zuruffrage zunimmt.<br />

� Beim Clustern geht es darum, vorgetragene Ideen, Lösungsvorschläge, Meinungen und<br />

vorhandenes Wissen zu sortieren. Durch das Zusammenstellen gleicher und ähnlicher<br />

Aussagen erhalten die Gruppe und der Moderator eine Übersicht darüber, welche Aspekte eine<br />

Fragestellung oder ein Problem beinhaltet.


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 32<br />

Dazu werden sich thematisch oder inhaltlich entsprechende Karten zusammengehängt, die sich<br />

bildenden Cluster umrahmt und für jeden Cluster eine Überschrift gesucht. Im Zweifelsfall<br />

entscheidet die Gruppe, in welchen Cluster eine Karte gehört. I.d.R. entwickeln sich darüber<br />

kurze Diskussionen, die die Teilnehmer dazu bringen, die Äußerungen noch einmal zu<br />

überdenken, um so eine richtige Strukturierung des Ergebnisses zu erreichen [vgl. NEULAND,<br />

1995, 106 - 113; FEIX, 1992, 30 - 33; METAPLAN, o.J., Nr. 111, 141 u. 321].<br />

� Die Bewertung oder Punktfrage - FEIX [1992] unterscheidet hier zwischen ‘Gewichten’ und<br />

‘Bewerten’ [vgl. FEIX, 1992, 33 - 35] -ist eine Methode, bei der die Teilnehmer durch das<br />

Aufkleben eines oder mehrerer Klebepunkte auf ein Plakat eine Frage beantworten, zu einer<br />

These Stellung nehmen oder Cluster, die aus einer Karten- oder Zuruffrage entstanden sind,<br />

gewichten. Grundsätzlich werden bei der Bewertung Ein-Punkt-Fragen und Mehr-Punkt-<br />

Fragen unterschieden.<br />

Zur Einführung in ein Thema werden häufig Ein-Punkt-Fragen oder Thesen verwendet. Die<br />

Beantwortung erfolgt dadurch, daß jeder Teilnehmer eine Antwortmöglichkeit auf einer<br />

gleitenden oder gestuften Skala, aus Gegensatzpaaren, in einem Koordinatensystem, in einem<br />

dreidimensionalen Feld oder in einer Matrix auswählt und dort seinen Punkt auf das Pinwand-<br />

Chart klebt. Damit erhält die Gruppe einen Überblick über unterschiedliche Meinungen,<br />

Haltungen, Schätzungen, Erwartungen und Stimmungen, die in bezug auf eine Fragestellung in<br />

der Gruppe vorherrschen. Die Ein-Punkt-Abfrage eignet sich für grobe Schätzungen,<br />

Prognosen, Meinungsbilder und Diskussionsauslöser. Ein besonderer Vorteil liegt darin, daß<br />

alle Teilnehmer gleichberechtigt beteiligt werden. Abwandlungen der Ein-Punkt-Frage sind<br />

Stimmungsbarometer, um die emotionalen Befindlichkeiten in der Gruppe zu beschreiben, oder<br />

die Stellungnahme zu vorbereiteten Thesen, um die Bearbeitung eines neuen thematischen<br />

Schwerpunkts einzuleiten [vgl. NEULAND, 1995, 126 - 137; SEIFERT, 1996, 112 - 113 u. 134 -<br />

135; METAPLAN, o.J., 401 u. 421].<br />

Eine Mehr-Punkt-Frage [vgl. NEULAND, 1995, 137 - 142; SEIFERT, 1996, 114 - 115] ist<br />

angezeigt, wenn eine Gruppe aus einer Vielzahl von Ideen, Problemen, Themen oder Clustern<br />

eine Auswahl treffen bzw. Prioritäten zur Weiterarbeit setzen soll. Häufig ist die Mehr-Punkt-<br />

Frage die Fortsetzung der thematischen Arbeit, die mit einer Zuruf- oder Kartenfrage mit<br />

anschließendem Clustern begonnen wurde, wenn z.B. danach gefragt wird, mit welchem<br />

Cluster zunächst weitergearbeitet werden soll. Die Bewertung von vorgegebenen<br />

Gegensatzpaaren oder listenmäßig zusammengefaßter Themen oder Probleme sind Variationen<br />

der Mehr-Punkt-Frage. Das Kriterium, nach dem bewertet werden soll, muß eindeutig<br />

formuliert sein. Jeder Teilnehmer erhält jeweils die gleiche Anzahl von Klebepunkten und<br />

wählt aus den Alternativen aus. Es wird empfohlen bei bis zu zwölf Auswahlmöglichkeiten<br />

drei Klebepunkte, bei bis zu zwanzig Alternativen vier, bei mehr als zwanzig Alternativen fünf<br />

Klebepunkte je Teilnehmer zu vergeben [vgl. METAPLAN, o.J., Nr. 331]. Dagegen empfiehlt<br />

SEIFERT [1996] für die Anzahl der Klebepunkte eine Menge, die höchstens der Hälfte der<br />

Alternativen entspricht [vgl. SEIFERT, 1996, 114].<br />

Die Mehr-Punkt-Frage macht Prioritäten und Rangordnungen deutlich und bereitet die<br />

Entscheidungen zum weiteren Vorgehen vor. Die Bedeutung der Mehr-Punkt-Frage für die<br />

Identifikation der Teilnehmer mit dem Arbeits- und Lernprozeß betont NEULAND [1995]:<br />

”Gleichgültig, ob den Teilnehmern bestimmte Themen vorgegeben werden (z.B. Liste mit<br />

Tagesordnungspunkten einer Besprechung), oder ob die Gruppe sich die Themen oder<br />

Problemliste selbst erarbeitet hat, führt die Bewertung durch das Kleben von Punkten zu einer<br />

höheren Identifikation der Beteiligten mit der weiteren Vorgehensweise und es wird Platz


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 33<br />

geschaffen für die gruppendynamischen Prozesse (Bilden von Koalitionen), die eine<br />

Problemlösung befördern.” [NEULAND, 1995, 137]<br />

� Die Dokumentation einer moderierten Sitzung erfolgt über ein Simultanprotokoll [vgl. FEIX,<br />

1992, 42; NEULAND, 1995, 208 - 211]. Dazu werden die während der Sitzung erarbeiteten<br />

Pinwand-Charts i.d.R. mit einer Spezialkamera (Pinwand-Protokoll-Kopierer) abfotografiert<br />

und im A4-Format reproduziert. Es werden also nicht nur die abschließenden Arbeitsergebnisse<br />

sondern auch der dorthin führende Arbeits- und Lernprozeß dokumentiert. Dabei ist vom<br />

Moderator und von den Teilnehmern darauf zu achten, daß alle wichtigen Aussagen der<br />

Teilnehmer tatsächlich auch auf den Pinwand-Charts festgehalten wurden. Diese spezielle<br />

Form des Protokolls bedingt, daß die Dokumentationen moderierter Sitzungen häufig nur für<br />

die Teilnehmer selbst verständlich sind. Sollen Dritte über Verlauf und Ergebnisse informiert<br />

werden, müssen die einzelnen Protokollseiten (reproduzierte Charts) durch Kommentierungen<br />

ergänzt werden.<br />

Das Protokoll soll den visuellen Gesamteindruck der Charts möglichst exakt wiedergeben. Der<br />

Erinnerungseffekt eines Charts ist eher an die Gesamtgestaltung geknüpft als an einzelne<br />

Aussagen. Der Einsatz eines speziellen Pinwand-Protokoll-Kopierers bietet sich dazu an, da er<br />

die Charts fotografisch genau abbildet - bis zur Handschrift der Teilnehmer. Nach NEULAND<br />

[1995] sind andere Formen der Reproduktion, insbesondere das Abschreiben der Charts,<br />

lediglich als Ausweichmaßnahmen zu sehen, da der Wiedererkennungseffekt nicht mehr<br />

gegeben sei [vgl. NEULAND, 1995, 211]. Gerade die mangelnde Übung vieler Teilnehmer im<br />

lesbaren Beschreiben von Moderationskarten führt allerdings in der Verkleinerung auf das A4-<br />

Format zu dem Problem, daß das Protokoll mitunter seiner informatorischen Funktion nicht<br />

gerecht werden kann. Es gibt die Alternative, auf spezielle PC-Grafik-Programme<br />

zurückzugreifen und mit ihnen ein einheitlich lesbares und grafisch gestaltetes Protokoll zu<br />

erstellen, das die Weiterarbeit am Thema erleichtert. Mit der grafischen Bearbeitung, die den<br />

Inhalt der Aussagen nicht verändert, sondern nur verbessert und lesbarer macht, drückt der<br />

Moderator auch eine Wertschätzung der Teilnehmer und der gemeinsamen Arbeit aus. Diese<br />

Form der Reproduktion hat zudem den Vorteil, daß die Verfasser der Karten noch weiter<br />

anonymisiert werden, was mitunter nicht nur wegen der Sachaussagen geboten sein kann,<br />

sondern auch aufgrund orthographischer Schwächen bzw. Flüchtigkeitsfehlern, die ansonsten<br />

den jeweiligen Verfasser der Lächerlichkeit preisgeben könnten. Es ist also zwischen<br />

größtmöglicher Authentizität auf der einen Seite und der Sicherung der Informationen und der<br />

Anonymität der Teilnehmer auf der anderen Seite abzuwägen.<br />

Interaktionelles Lernen und Visualisierung bedingen bestimmte räumliche Voraussetzungen und<br />

eine Sitzordnung, die für moderierte Sitzungen typisch ist. NEULAND [1995] geht von einem<br />

durchschnittlichen Raumbedarf von 6 m 2 pro Teilnehmer aus. Dabei sollte der Raum eine<br />

genügende Größe haben, um Phasen der Kleingruppenarbeit zu ermöglichen [vgl. NEULAND, 1995,<br />

272]. Dem Ziel der hierarchiefreien Interaktion und Kommunikation entspricht, daß die Teilnehmer<br />

im Halbkreis vor den Pinwänden sitzen, während der Moderator situationsspezifisch vor der Gruppe<br />

steht oder mit im Halbkreis sitzt. Bei der Gestaltung der Lernumgebung ist unbedingt darauf zu<br />

achten, daß für alle Teilnehmer der Blick auf die Pinwände frei ist und ggf. Sozialformwechsel<br />

(z.B. Gruppenarbeit) möglich ist [vgl. SEIFERT, 1996, 85; FEIX, 1992, 24 - 25. Zu detaillierten<br />

Gestaltungshinweise in bezug auf Raumfunktionalität, Gestaltung, Licht, Baubiologie, Einrichtung,<br />

Materialien und Technik vgl. NEULAND, 1995, 273 - 287].


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 34<br />

1.2.5. 1.2.5. Die Planung moderierter Sitzungen<br />

Aufgrund der potentiell hohen Offenheit des Verlaufs moderierter Lern- und Arbeitssitzungen sind<br />

diese nur begrenzt planbar: ”Jedes Vorplanen einer Moderation ist ein ‘Planen des Unplanbaren’,<br />

d.h., daß der Moderator nicht schon im voraus wissen kann, was in der Gruppe geschehen wird.”<br />

[SEIFERT, 1996, 83] Ähnlich NEULAND [1995]: ”Moderation ist nicht durch und durch planbar,<br />

schon gar nicht erfahrungsorientierte Moderation. Moderation hat - in diesem Sinne - Ähnlichkeit<br />

mit einem Theaterstück; es ist eine Inszenierung von Lern- und Arbeitsprozessen und von allen<br />

Beteiligten abhängig. Als Moderator kann man sicherlich eine Dramaturgie mit Inhalt, Formen und<br />

Erfahrungswerten erstellen, aber der resultierende Lern- bzw. Arbeitsprozeß hängt von Faktoren ab,<br />

die man nicht gleichzeitig beeinflussen kann. Spontaneität ist ein wichtiges Moment.” [NEULAND,<br />

1995, 212]<br />

SEIFERT [1996] betont daher neben der inhaltlichen Vorbereitung auf das Thema, der Klärung der<br />

Zielsetzung, der Vorbereitung auf die Teilnehmer (Gruppenzusammensetzung, Motivation,<br />

Einstellungen, Methodenerfahrung, ...), der organisatorischen Vorbereitung (Ort, Raum,<br />

Sitzordnung, Medien, Hilfsmittel) und der persönlichen Vorbereitung (insbesondere in bezug auf<br />

körperliche und geistige Fitneß) die methodische Vorbereitung als zentrales Planungsinstrument.<br />

Dabei ist es Aufgabe des Moderators, für jeden Arbeitsschritt das Ziel, die Moderationstechniken<br />

und -hilfsmittel sowie den Zeitbedarf möglichst genau zu planen. Daneben sind Alternativen<br />

auszuarbeiten [vgl. SEIFERT, 1996, 82 - 87; NEULAND, 1995, 213 - 214; FATZER, 1993, 134 - 135;<br />

HARTMANN / RIEGER / PAJONK, 1997, 46 - 59; METAPLAN, o.J., Nr. 721].<br />

Idealtypisch enthält eine moderierte Arbeits- oder Lerngruppensitzung folgende Phasen [vgl.<br />

NEULAND, 1995, 195 - 207]:<br />

1. Kennenlernen der Teilnehmer<br />

2. Definition der Ziele und Klärung der Erwartungen<br />

3. Thematischer Einstieg und Hinführung zum Thema<br />

4. Problem- und Ideensammlung<br />

5. Bewerten, Konkretisieren und Entscheiden oder Verarbeiten und Vertiefen<br />

6. Reflexion der Prozesse und Ergebnisse<br />

Die methodische Planung dieser einzelnen Phasen schlägt sich im Moderationsplan [vgl. SEIFERT,<br />

1996, 84] oder in der ‘Dramaturgie’ [vgl. NEULAND, 1995, 215] nieder. Dort sind Sozialformen,<br />

Arbeitstechniken, Hilfsmittel und Zeitbedarf notiert sowie die zentralen Fragestellungen, Thesen<br />

und Impulse vorformuliert. NEULAND [1995] weist mit Recht auf die Gefahr hin, daß der Moderator<br />

sich zum Sklaven der Dramaturgie machen kann. Tatsächlich ist sie nur ein Fahrplan, der verlassen<br />

werden muß, wenn die Situation in der Gruppe bzw. der teilnehmerorientierte Lern- und<br />

Arbeitsprozeß dies erforderlich macht [vgl. NEULAND, 1995, 212].


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 35<br />

1.2.6. 1.2.6. Kritik der Methode<br />

Die permanente Weiterentwicklung der Moderations-Methode hat die einzusetzenden Techniken<br />

optimiert. Inwieweit damit ihre historische Kontextgebundenheit an die konfliktunerfahrene Kultur<br />

des Nachkriegsdeutschland gelöst werden konnte, für die ”diese gelenkte, aber gleichwohl an ihrer<br />

spezifischen Konfliktdynamik und -kultur orientierte Methode eine entscheidende Lernerfahrung<br />

[war], um schließlich auch ohne diese Krücken auszukommen,” [FREIMUTH, 1997, 62] bleibt offen.<br />

Es ist jedoch anzunehmen, daß die postulierte Demokratisierung der Gesellschaft sich in vielen<br />

Unternehmen bisher noch nicht in dem Maße niedergeschlagen hat, daß die methodischen Hilfen,<br />

die moderierte Sitzungen bieten können, überflüssig geworden wären.<br />

Allerdings bleiben neben der bereits angesprochenen Defizite bei der theoretischen und empirischen<br />

Fundierung der Methode einige weitere Problempunkte ungeklärt.<br />

LEITER u.a. [1982] stellen in Frage, daß sich die formale Gleichstellung der Teilnehmer, die<br />

Neutralität der Moderatoren und die Offenheit des Entscheidungsprozesses überhaupt realisieren<br />

läßt: ”Läßt sich die reale Ungleichheit (Status, Hierrachieebene, Persönlichkeit, Wissen, Macht<br />

usw.) der Teilnehmer überhaupt ausgleichen oder wird sie durch formale Spielregeln nur<br />

übertüncht? Die Forderung nach der Neutralität der Moderatoren wird von zwei Argumenten in<br />

Frage gestellt. Erstens: Ist es für Menschen möglich, ausreichend neutral zu sein oder inwieweit ist<br />

es möglich, Werthaltung und Meinungen vom eigenen Verhalten abzukoppeln? Andererseits stellt<br />

sich die Frage, ob die angebliche Neutralität der Moderatoren nicht das Mißtrauen der Teilnehmer<br />

weckt.” [LEITER u.a., 1982, 184; vgl. auch DECKER, 1985, 344]<br />

FEIX [1992] sieht Gefahren in der Ausschaltung führender Persönlichkeiten in der Gruppe durch das<br />

Verfahren, weil gruppeneigene Führung in verschiedenen Situationen durchaus notwendig sein<br />

kann [vgl. FEIX, 1992, 54 - 57]. Weiterhin wird die Ausschaltung der Kulturvarianten und des<br />

gesprochenen Wortes sowie die mögliche Nivellierung der Diskussion auf niedrigem Niveau<br />

kritisch angemerkt: ”Dieser negative Aspekt der Methode ergibt sich aus der Ausschaltung der<br />

führenden Persönlichkeiten und des gesprochenen Wortes. Wertvolle Beiträge werden häufig neben<br />

Banalitäten ersten Grades gesetzt.” [FEIX, 1992, 56]<br />

WEIDENMANN [1991 b] weist auf die Mißbrauchmöglichkeiten der Visualisierungsmethoden hin:<br />

”Die Verfahren und Technologien selbst lassen sich bedauerlicherweise ebensogut einseitig für<br />

Trainerinteressen vereinnahmen, die darauf abzielen, ein konventionelles Seminarkonzept mit<br />

modernen Medien zu verbrämen.” [WEIDENMANN, 1991 b, 311]<br />

Die Protagonisten der Methode räumen die Schwächen durchaus ein, verweisen aber auf den<br />

Moderator, mit dessen Grundhaltung, Glaubwürdigkeit und methodischer Erfahrung der<br />

erfolgreiche Einsatz der Moderationstechniken im Sinne des Ansatzes der Methode steht oder fällt:<br />

”Die Moderation hat eine eigene Geisteshaltung und besteht nicht nur aus technischen Methoden.<br />

Diese Geisteshaltung ist die Grundlage, auf der die einzelnen Techniken aufbauen. Philosophie und<br />

Methode sind untrennbar miteinander verbunden, denn die Anwendung der Techniken - ohne die<br />

entsprechende Einstellung zu den Menschen - führt unweigerlich zur Manipulation.” [NEULAND,<br />

1995, 59] Die Verortung der Moderationsmethode ”zwischen Therapieverdacht,<br />

Manipulationstechnik und Verkäufertraining” [BLUME u.a., 1993, 19] verweist auf die<br />

Diskreditierung der Methode durch unangemessene Anwendung. HARTMANN / RIEGER / PAJONK<br />

[1997] heben deshalb hervor, daß ein Moderator nur dann erfolgreich arbeiten kann, ”wenn er von<br />

der nicht-leitenden und nicht-bevormundenden Moderationsphilosophie überzeugt ist und dies auch<br />

in seinem Moderationsverhalten zum Ausdruck bringt. Noch so gute Kärtchenverfahren und andere


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 36<br />

Techniken können allein keine effiziente Kooperation in der Gruppe bewirken.” [HARTMANN /<br />

RIEGER / PAJONK, 1997, 25]<br />

1.2.7. 1.2.7. Anwendungsfelder der der Methode<br />

Methode<br />

NEUDÖRFER [1992] sieht aufgrund praktischer Lehrerfahrungen die Vorteile der Moderations-<br />

Methode darin, daß sie praxisorientiert ist, auf den Erfahrungen der Teilnehmer aufbaut,<br />

handlungsrelevantes Wissen vermittelt, problemorientiert ist und teilnehmeraktivierend ausgerichtet<br />

ist [vgl. NEUDÖRFER, 1992, 232]: ”Das induktive Vorgehen vom Konkreten zum Allgemeinen, das<br />

nachvollziehbare schrittweise Entwickeln von Strukturen durch die Teilnehmer, der unmittelbare<br />

Praxisbezug, das Einbringen eigener Erfahrungen und Erlebnisse, der gezielte Medienwechsel<br />

sowie die ständige Visualisierung der gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse sind wichtige Argumente,<br />

die für den Einsatz dieser Methode sprechen.” [NEUDÖRFER, 1992, 234] Vor allem aufgrund der<br />

didaktischen Prinzipien Teilnehmerorientierung, Interaktion und Visualisierung schätzt DECKER die<br />

Moderations-Methode als ein besonders für die Erwachsenenbildung zeitgemäßes Bildungskonzept<br />

ein und erkennt vielfältige Anwendungsbereiche: ”Der Einsatz der Moderationsmethode empfiehlt<br />

sich immer dann, wenn offene Probleme erarbeitet werden sollen, wenn Ergebnisse nicht von oben<br />

festgelegt sind oder bereits längst vorliegen, d.h. zum gesicherten Wissens- und Erfahrungsbestand<br />

gehören.” [DECKER, 1985, 344] NEULAND [1995] führt mehr als 40 Anwendungsfelder für die<br />

Moderations-Methode in den Bereichen Problemlösungen, Organisationsgestaltung und<br />

-entwicklung, Arbeits- und Informationsflußgestaltung, Marketing/Verkauf, Konfliktlösung, sowie<br />

Mitarbeiter-Schulung auf, wobei sie unter Mitarbeiter-Schulung die Anwendungsfelder Erfassen<br />

vorhandenen Wissens, Bildungsbedarfs-Analyse, Feststellen von Wissenslücken, Erfolgskontrolle,<br />

gemeinsame Ausbildungsplanung und die Gestaltung von Lernprozessen faßt [vgl. NEULAND, 1995,<br />

289 - 290]. Tatsächlich haben aber auch die anderen Anwendungsfelder qualifizierenden Charakter.<br />

LEITER u.a. [1982] sehen gute Einsatzmöglichkeiten der Methode bei der Ermittlung des<br />

Weiterbildungsbedarfs, wenn die Gruppe der Betroffenen unmittelbar einbezogen werden kann, das<br />

Vorgehen also partizipative Aspekte hat. Der Einsatz der Methode ist sowohl im Vorfeld der<br />

eigentlichen Untersuchung sinnvoll, um Widerstände zu vermeiden, als auch im Verlauf der<br />

Untersuchung zur Auswertung und Vertiefung [vgl. LEITER u.a., 1982, 183 - 185; vgl. auch LANGE,<br />

1994, 192]. Sie weisen jedoch auch auf die Risiken hin, wird das Verfahren von den<br />

Verantwortlichen nicht ernst genommen: ”Die Ergebnisse einer Moderation haben, weil als Resultat<br />

konkrete Aktionen festgehalten werden, einen hohen Grad an Verbindlichkeit für alle Beteiligten.<br />

Moderation bei der Bedarfsermittlung ohne Konsequenzen enttäuscht die Teilnehmer und blockiert<br />

ihre Mitarbeiter auf lange Sicht.” [LEITER u.a., 1982, 179]<br />

Der Einsatz von Elementen der Moderations-Methode eignet sich gut bei der Durchführung von<br />

Erfahrungsaustausch-Seminaren (Erfa-Seminaren). Das bestimmende methodische Merkmal ist dort<br />

der Wissenstransfer zwischen den Teilnehmern, den es mit den zur Verfügung stehenden<br />

didaktischen und methodischen Mitteln zu stimulieren gilt. Aufgabe der Seminarleitung ist es hier,<br />

einen strukturierten Themenkatalog als inhaltliche Plattform für die im Laufe des<br />

Erfahrungsaustausches von jedem Teilnehmer in freiem Ermessen inhaltlich und zeitlich zu<br />

bestimmenden Lernprozeß-Abläufe anzubieten. Im Verlauf des Seminars sollen überwiegend<br />

partizipative und mitarbeiterorientierte Lehr-/Lernmethoden eingesetzt werden. Den Lernprozeß<br />

mit- oder phasenweise selbstzusteuern, ist Recht und Pflicht der Teilnehmer. Auch die Kontrolle<br />

des Lernerfolgs bleibt weitgehend der Eigenverantwortung der Teilnehmer überlassen. Die<br />

Erfahrungsaustausch-Prozesse werden simultan protokolliert und visualisiert [vgl. VOELKNER,


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 37<br />

1976, 188 - 193]. Zusammenfassend gibt VOELKNER [1979] folgende Charakteristik des<br />

Erfahrungsaustausch-Seminares:<br />

Erfahrungsaustausch<br />

Hauptmerkmale:<br />

⇒ Ingangsetzen von Lernprozessen durch didaktisch und lernzielorientiert<br />

strukturierten Erfahrungsaustausch zwischen Teilnehmern an<br />

Fortbildungsseminaren<br />

⇒ Statt Wissensvermittlung durch Dozenten wechselseitiger,<br />

moderatorenbegleiteter Wissenstransfer von Teilnehmer zu Teilnehmer<br />

⇒ Individualisierung der Lernprozesse<br />

⇒ Simultane Verlaufs-Protokollierung<br />

Anwendungsbereich: ⇒ In Form eines abgeschlossenen Seminars oder in Form von Erfa-Phasen<br />

innerhalb mehrtägiger Lehrveranstaltungen<br />

⇒ Effizienteste Lehrmethode bei Projekt- und ‘Follow-up’-Seminaren<br />

⇒ Bei fachlich homogenen Teilnehmergruppen und sehr hoher Sachkompetenz<br />

der Teilnehmer aus langer Berufserfahrung<br />

Vorteile:<br />

⇒ Höchstmaß an Aktivierung von Erfahrungspotentialen aus der Berufspraxis<br />

⇒ ‘Hierarchiefreie’ Interaktion erhöht Lernmotivation<br />

⇒ Individuelle Lernunterstützung durch Moderatoren<br />

⇒ Abgegebene Informationen werden schriftlich fixiert und ‘gehen nicht verloren’<br />

Nachteile:<br />

⇒ Sehr hoher Zeit- und Arbeitsaufwand<br />

⇒ Teilnehmer können der Versuchung zur reinen ‘Selbstdarstellung’ erliegen<br />

⇒ Bei Moderatoren fachliche und didaktische Sonderqualifikationen erforderlich<br />

⇒ Schwellenangst vor ‘ungeschützter’ Kommunikation möglich<br />

⇒ Eignung auf den quartären Bildungsbereich und hier auf bestimmte<br />

qualifizierte Zielgruppen begrenzt<br />

Tab. 1/2: Charakteristik des Erfahrungsaustausch-Seminars [VOELKNER, 1979, 27]<br />

Hier lassen sich deutliche didaktische und methodische Übereinstimmungen mit der Moderations-<br />

Methode feststellen, allerdings zielt der hier referierte didaktische Ansatz wesentlich stärker auf<br />

individualisierte Lernprozesse ab [vgl. VOELKNER, 1976, 191 - 192], während die Moderations-<br />

Methode stärker auf den Gruppenprozeß und ein Gruppenergebnis abhebt. BOCKELMANN / BÖSELER<br />

[1992] beschreiben den Einsatz der Moderations-Methode für den strukturierten<br />

Erfahrungsaustausch mit dem Ziel aus den Erfahrungen der Teilnehmer neue Wissensbestände zu<br />

erzeugen.<br />

Häufig wird die Moderations-Methode im Rahmen von Workshops eingesetzt. DECKER [1985]<br />

definiert Workshops als ”Arbeitsgesprächs-Kreise, in denen konkrete Erfahrungen und Inhalte zu<br />

aktuellen Themen von den Teilnehmern eingebracht, erarbeitet, geordnet, bewertet werden und<br />

gemeinsam mit dem Gesprächsleiter bzw. Referenten neue Informationen, Lösungsansätze,<br />

Erfahrungsberichte, Theorien, praktische Hilfen eingebracht werden. Prinzipien der Werkstatt-<br />

Arbeit sind also:<br />

��Teilnehmerorientierung<br />

��praxisnah, unterrichtsbezogen<br />

��Erfahrungsaustausch<br />

��gemeinsame Erarbeitung<br />

��betrieblich-aktuelle Themen” [DECKER, 1985, 251; vgl. auch IWANOWITSCH / MERZ, 1993, 461]<br />

Nach DECKER [1985] werden folgende Zieldimensionen bzw. Ziele verfolgt:


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 38<br />

Zieldimensionen Ziele<br />

Interaktive Ziele<br />

⇒ Kontakte, Beziehungen und Verständnis untereinander verbessern<br />

⇒ Kooperativ arbeiten und entwickeln<br />

⇒ Methoden kooperativen und interaktiven Lebens kennenlernen<br />

⇒ Offenes und angstfreies Gespräch untereinander ermöglichen<br />

Personale Ziele<br />

⇒ starke aktive Beteiligung der Teilnehmer und Motivation<br />

⇒ Einbringen der eigenen Probleme, Erfahrungen und Schwierigkeiten sowie Hilfen zur<br />

Lösung<br />

⇒ starke Identifikation mit dem Erarbeiteten und Bereitschaft, Konsequenzen für den<br />

eigenen Arbeitsbereich zu ziehen<br />

Inhaltsziele<br />

⇒ Erfahrungssammlung und Stofferarbeitung durch die Teilnehmer<br />

⇒ gesammelte Erfahrungen und Inhalte ordnen, bearbeiten, prüfen, bewerten<br />

⇒ Erkenntnisse, Ergebnisse festhalten<br />

⇒ Handlungsmöglichkeiten erarbeiten<br />

Tab. 1/3: Zieldimensionen der Workshop-Methode [DECKER, 1985, 251 - 252]<br />

Kennzeichnend für Workshops sei es, daß die Teilnehmer mit einem Höchstmaß an Kreativität und<br />

Eigentätigkeit im Rahmen eines vereinbarten Problem- und Themenbereiches weitere Fragen und<br />

Probleme einbringen und Lösungen erarbeiten [vgl. DECKER, 1985, 251].<br />

Die Erfahrungen, die mit dieser Form der Workshop-Arbeit unter Einbeziehung der Moderations-<br />

Methode bisher gemacht wurden, sind positiv [vgl. z.B. HALPER / DEISER, 1994]. IWANOWITSCH /<br />

MERZ [1993] betonen den methodischen Erfolg, den moderierte Workshops für den Einzelnen und<br />

das Unternehmen erzielen: ”Barrieren und Ängste fallen, Interaktion, Nehmen (Lernen) und Geben<br />

(Lernen) von Informationen und Wissen breiten sich aus.” [IWANOWITSCH / MERZ, 1993, 461] Als<br />

Prinzipien der Workshop-Arbeit gelten in diesem Zusammenhang die Orientierung an den<br />

Teilnehmern und an betrieblichen Problemen, das Nutzen der Erfahrungen und des Wissens der<br />

Teilnehmer sowie das gemeinsame Arbeiten und die Identifikation aller Teilnehmer mit dem<br />

gefundenen Ergebnis. Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Workshop-Arbeit bezeichnen<br />

IWANOWITSCH / MERZ [1993] das Vorliegen einer Dramaturgie, den Einsatz geschulter<br />

Moderatoren, die problemorientierte Zusammenarbeit der Gruppe sowie die grundsätzlich positive<br />

Einstellung zur Methode [vgl. IWANOWITSCH / MERZ, 1993, 462 - 463].<br />

BOCKELMANN / LAUENSTEIN [1994] haben eine Workshop-Reihe von 56 Workshops mit insgesamt<br />

723 Teilnehmern evaluiert, die mit der Moderations-Methode durchgeführt wurden. Gegenstand der<br />

Workshops war der Austausch über Möglichkeiten der menschengerechten und zugleich<br />

wirtschaftlichen Arbeitsgestaltung in der Logistik. In zeitlichem Abstand von ca. 3 bis 6 Monaten<br />

nach dem jeweiligen Workshop wurden die Teilnehmer mit einem Fragebogen gebeten, u.a.<br />

• die Rahmenbedingungen des Workshops (z.B. Räume, Örtlichkeit, Einladung)<br />

• den Ablauf des Workshops<br />

• die Präsentation der Informationsdarbietungen (Inputs)<br />

• die Diskussionen in Plenum und Kleingruppen<br />

• die eingesetzte Moderations-Methode<br />

• die Qualität des Erfahrungsaustausches<br />

• den Grad der Erfüllung ihrer Erwartungen<br />

zu bewerten. Das Ergebnis war durchweg sehr positiv, selbst wenn man davon ausgeht, daß<br />

möglicherweise die Antworten in gewissem Maße durch den Faktor der sozialen Erwünschtheit<br />

beeinflußt worden sind: Fast 90 % der Teilnehmer bewerteten die Rahmenbedingungen der<br />

Workshops, mehr als 90 % den Ablauf der Workshops, mehr als 80 % die Präsentation der<br />

Informationsdarbietungen, ca. 70 % die Diskussionen in Plenum und Kleingruppen, fast 90 % die<br />

eingesetzte Moderations-Methode, mehr als 60 % die Qualität des Erfahrungsaustausches und mehr<br />

als 60 % die Erfüllung ihrer Erwartungen als gut bis sehr gut; die Frage, ob klassische Seminare mit<br />

Referenten für die Thematik besser geeignet wären, verneinten 86 % der Teilnehmer. Insgesamt


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 39<br />

wurde die Moderations-Methode von fast allen Teilnehmern als anregend und als hilfreich<br />

empfunden [vgl. BOCKELMANN / LAUENSTEIN, 1994, 14 - 22].<br />

1.2.8. 1.2.8. Die Die Moderations<br />

Moderations-Methode Moderations<br />

Moderations Methode im im qualitativen qualitativen Forschungsprozeß<br />

Forschungspr<br />

ozeß<br />

Zu den gebräuchlichen Instrumenten der qualitativen Sozialforschung, um Daten zu erheben oder<br />

Forschungsergebnisse kommunikativ zu validieren, gehören Gruppendiskussionsverfahren. Dabei<br />

wird das Diskutieren ”methodologisch als valide Handlung erachtet, bei der durch den<br />

argumentativen Austausch von Begründungen und Bewertungen die Klärung eines Sachverhalts<br />

angestrebt wird, d.h., Diskutieren ist exklusiv das Verfahren zur Erweiterung und Klärung von<br />

individuellen Sinnperspektiven in der Auffassung von Realität. Die methodische Strukturierung<br />

dieses Prozesses ergibt sich aus den idealtypischen Phasen einer Diskussion: (1) darlegen und<br />

begründen des eigenen Standpunktes, (2) vergleichen und abwägen der unterschiedlichen<br />

Standpunkte und Argumente, (3) zur Entscheidung und Begründung eines gemeinsamen<br />

(alternativen) Standpunkts, d.h. zu einem Konsens kommen. ‘Konsens’ meint hier, daß im Zuge der<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema und den anderen Gruppenmitgliedern eine für alle Beteiligten<br />

hinlängliche Klärung des Sachverhalts erfolgt.” [DREHER / DREHER, 1995, 187]<br />

Beim Einsatz von Gruppendiskussionsverfahren im Forschungsprozeß sind vor allem die Fixierung<br />

der Daten - also ihre Aufzeichnung und Transkription - die Auswertung und Interpretation der<br />

Daten sowie die Validierung der Ergebnisse zu beachten.<br />

Zur Aufzeichnung der Daten wird i.d.R. auf das Erstellen von Notizen und Protokollen durch den<br />

Forscher oder auf Ton- und Bildaufzeichnungen zurückgegriffen. Notizen und Protokolle des<br />

Forschers bergen die Gefahr, daß die Aufzeichnung selektiv erfolgt, der Forscher also nur<br />

diejenigen Daten aufzeichnet, die ihm aufgrund seiner konzeptionellen Kategorien als wichtig und<br />

nützlich erscheinen. Bei der Tonband- bzw. Videoaufzeichnungen darf nicht ausgeschlossen<br />

werden, daß die Äußerungen der Beteiligten von der Tatsache ihrer Aufzeichnung in besonderem<br />

Maße beeinflußt sind [vgl. FLICK, 1995 a, 161]. Die Transkription des Inhalts der aufgezeichnenten<br />

Bänder bringt weitere Probleme mit sich, weil bisher vorliegende Verfahren primär auf ein<br />

Höchstmaß an erzielbarer Genauigkeit bei der Klassifikation von Äußerungen zielen und dabei<br />

”häufig in Fetischismus ausarten, der in keinem begründbaren Verhältnis mehr zu Fragestellungen<br />

und Ertrag der Forschung steht.” [FLICK, 1995 a, 161]<br />

Gewinnt man bei diesen Transkriptionsverfahren bereits den Eindruck, als würde der Anschein<br />

naturwissenschaftlicher Meßgenauigkeit auch für diesen Bereich der interpretativen<br />

Sozialwissenschaft erweckt werden [vgl. FLICK, 1995 a, 161], gilt dies zudem für einige ältere<br />

Auswertungsverfahren von Gruppendiskussionen [vgl. z.B. GEORG / KIßLER, 1981, 152 - 158].<br />

Inzwischen liegen allerdings mit den Techniken der zusammenfassenden, der explizierenden und<br />

der strukturierenden Inhaltsanalyse Verfahren vor, auf die diese Bedenken nicht zutreffen [vgl.<br />

MAYRING, 1995 a, 210 - 213; MAYRING, 1995 b, 42 - 93; SPÖHRING, 1989, 200 - 207].<br />

Grundsätzlich bleibt jedoch das Problem nicht gelöst, inwieweit bei der Interpretation der<br />

erhobenen Daten nicht die unterschiedlichen Kategoriensysteme von Forscher und datenliefernden<br />

Subjekten die Ergebnisse verfälschen - ein Problem, das auch im Zusammenhang der Beobachtung<br />

und Beurteilung von Arbeitstätigkeiten diskutiert wird [vgl. z.B. SONNTAG, 1992, 143 - 144; UDRIS<br />

/ ULICH, 1987, 54 - 55]. FLICK [1995 a] spricht in diesem Zusammenhang von der Systematisierung<br />

des Fremdenstatus des Forschers: Seine Rolle als ‘professioneller Fremder’ verschafft ihm<br />

Einblicke in Routinen und Selbstverständlichkeiten, die den Subjekten im Forschungsfeld vertraut<br />

sind, von ihnen als ‘fraglos und gesichert’ routiniert worden sind und nicht mehr reflektiert werden.


Grundlagen und Instrumente partizipativer Lernprozesse 40<br />

Will man jedoch versuchen, die Situation der Subjekte aus ihren eigenen (handlungsleitenden)<br />

Vorstellungen heraus zu begreifen, muß diese Rolle in Richtung auf die sukzessive Einnahme einer<br />

Innenperspektive modifiziert werden, wobei sicherlich die soziale Wirklichkeit der Subjekte im<br />

Feld vom Forscher letztendlich nicht vollständig repräsentiert werden kann bzw. die Subjekte dem<br />

Forscher ihre Wirklichkeit nicht vollständig offenbaren [vgl. FLICK, 1995 a, 154 - 155.]<br />

Bei Gruppendiskussionen, bei denen die Moderations-Methode angewandt wurde, erfolgt die<br />

Datenaufzeichnung simultan zum Diskussionsverlauf. Im Anschluß an ‘schriftliche’<br />

Diskussionsphasen, ausgelöst durch Zuruf- oder Kartenfragen, werden die von den Teilnehmern<br />

oder vom Moderator geschriebenen Moderationskarten gesammelt, sortiert und auf Pinwände<br />

gehängt. Diese Strukturierung der schriftlichen Diskussionsbeiträge ist immer von Erläuterungen,<br />

Rückfragen und Ergänzungen begleitet, wobei zusätzliche Informationen und Meinungen vom<br />

Moderator/Protokollanten schriftlich festgehalten werden, so daß ggf. ganze Argumentationsketten<br />

sichtbar werden. Diese Diskussion der Strukturierung der Teilnehmeraussagen dient dazu,<br />

semantische Probleme des Verständnisses einzelner Begriffe zu klären, sich über ein gemeinsames<br />

Kategoriensystem von Teilnehmern und Moderator zu verständigen und die Gesprächsergebnisse<br />

einvernehmlich zu fixieren. Daher kann das vom Moderator bzw. seinem Assistenten gründlich und<br />

im oben skizzierten rekursiven Verfahren erstellte Protokoll moderierter Sitzungen unter<br />

forschungsmethodischen Gesichtspunkten als Dokument einer kommunikativ validierten<br />

Gruppendiskussion eingeschätzt werden, das im wesentlichen den Kriterien der<br />

zusammenfassenden Inhaltsanalyse genügt, die vor allem dann angezeigt ist, ”wenn man nur an der<br />

inhaltlichen Ebene des Material interessiert ist und eine Komprimierung zu einem überschaubaren<br />

Kurztext benötigt.” [MAYRING, 1995 a, 212] Damit eignet sich die Moderations-Methode nicht nur<br />

in besonderem Maße zu kommunikativen Validierung von auf anderem Wege gewonnenen<br />

Forschungsergebnissen, sondern führt selbst theoretisch immer zu validen<br />

Gruppendiskussionergebnissen: Der Prozeß der kommunikativen Validierung ist selbst valide.


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 41<br />

2. 2. Das Das Das Arbeitsfeld Arbeitsfeld Arbeitsfeld von von Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

2.1. 2.1. Die Aufgaben von <strong>Disponent</strong>en im Rahmen der speditionellen Leistungserbri<br />

Leistungserbringung<br />

Leistungserbri<br />

gung<br />

BERG [1982] sieht den <strong>Disponent</strong>en als eine der zentralen Führungspersonen im Rahmen eines<br />

Speditionsunternehmens [vgl. BERG, 1982, 6]. Die folgende Abbildung positioniert den klassischen<br />

Aufgabenbereich der Disposition im Aufgabenspektrum einer Spedition:<br />

Auftragsabwicklung<br />

organisieren<br />

Angebotsbearbeitung<br />

Aufträge<br />

entgegennehmen<br />

Verkehrsträger<br />

(LKW/Straße)<br />

organisieren<br />

Bearbeiten der<br />

Informationen<br />

über Aufträge<br />

[Zustell-/<br />

Abholhinweise,<br />

güterbezogene<br />

Daten (Gewicht,<br />

Umfang, etc.)]<br />

Abrechnung<br />

Abfertigung Disposition<br />

Transport<br />

organisieren<br />

Koordinieren mit<br />

Nebenleistungen<br />

(Lager, Umschlag,<br />

etc.)<br />

Laderaum<br />

beschaffen<br />

(Informieren über<br />

eigene<br />

Fahrzeuge,<br />

Fahrer usw.,<br />

Frachtvertr.<br />

abschließen)<br />

Gesamtaufgabe<br />

der Spedition<br />

Geldfluß<br />

organisieren<br />

Buchführung<br />

Gewinnmaxim.<br />

u.<br />

Rentabilität<br />

sichern<br />

Koordinieren mit<br />

Transportleistungen<br />

anderer<br />

Verkehrsunternehmen<br />

Schadensbearbeitung<br />

Betriebsabläufeorganisieren<br />

Reklamationsbearbeitung<br />

Transportauftrag<br />

erteilen<br />

Zuordnen<br />

Aufträge<br />

(Relationen o.<br />

Touren/Fahrzeug/<br />

Fahrer)<br />

Erstellen<br />

fahrzeugbezogenerBegleitpapiere(Fahreranweisungen,Fahrtenbuch<br />

usw.)<br />

innerbetriebliche<br />

Aufgaben<br />

Einweisung<br />

u. Ausbildung<br />

d.<br />

Personals<br />

Verwaltung<br />

Überwachen des<br />

Transportablaufes<br />

und ggf.<br />

korrigierendes<br />

Eingreifen<br />

Papiere an Fahrer<br />

übergeben<br />

Abb. 2/1: Die Aufgaben der Disposition im Rahmen der speditionellen Gesamtaufgabe<br />

[nach MÖHLMANN u.a., 1993 a, 253 - 254]<br />

Daraus resultiert folgender idealtypischer Arbeitsablauf:


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 42<br />

1. Der <strong>Disponent</strong> nimmt einen Transportauftrag entgegen.<br />

Dies geschieht in der Regel direkt durch den Kunden per Telefon, FAX, Brief etc. oder DVtechnisch<br />

per Datenträger oder DFÜ.<br />

2. Der <strong>Disponent</strong> plant und organisiert den Transport.<br />

Dazu integriert der <strong>Disponent</strong> den Einzelauftrag in den verfügbaren und noch zu erwartenden<br />

Auftragsbestand ein. Er plant den Transport unter Berücksichtigung von spezifischen<br />

Auftragsinformationen (Terminvorgaben, güterbezogene Daten, etc.).<br />

Im (Teil-)Ladungsverkehr wählt er den entsprechenden Verkehrsträger aus bzw. organisiert<br />

intermodale, gebrochene Verkehre (z.B. LKW und Bahn) mit entsprechenden<br />

Umschlagsvorgängen. Verfügt das Unternehmen über einen eigenen Fuhrpark, entscheidet der<br />

<strong>Disponent</strong>, ob ein eigenes Fahrzeug den Transport durchführt oder die Transportleistung von<br />

einem Sub-Unternehmer übernommen wird. Handelt es sich um eine reine Spedition, die über<br />

keine eigenen Fahrzeuge verfügt, wird der Auftrag stets an Transportunternehmer zur<br />

operativen Abwicklung weitergegeben.<br />

Im Stückgutverkehr ordnet der <strong>Disponent</strong> den Auftrag vorher festliegenden Relationen (festen,<br />

regelmäßigen Transporten zwischen zwei Orten) zu.<br />

Bei der Planung und Organisation hat der <strong>Disponent</strong> die verkehrsrechtlichen Regelungen und<br />

die Sozialvorschriften, die u.a. Lenk- und Ruhepausen der Fahrer festlegen, zu berücksichtigen.<br />

3. Der <strong>Disponent</strong> erstellt die Frachtpapiere und händigt sie an den Fahrer aus.<br />

4. Der <strong>Disponent</strong> überwacht anhand von Fahrer- und Kundenmeldungen die<br />

vereinbarungsgemäße Erledigung des Transportauftrages.<br />

Dazu dienen regelmäßige Informationen der Fahrer durch Telefonanrufe bei Erledigung des<br />

Auftrages und bei Störungen des geplanten Ablaufs sowie Kundennachfragen bei<br />

Terminüberschreitungen sowie Änderungen bei den Zustellbedingungen. Aufgrund dieser<br />

Meldungen muß der <strong>Disponent</strong> ggf. korrigierend Eingreifen, um den Auftrag soweit wie<br />

möglich in der vereinbarten Form zu gewährleisten (ggf. Stellung eines Ersatzfahrzeugs,<br />

Absprache mit dem Kunden bzgl. der Zustellbedingungen, etc.).<br />

Dieses idealtypische Bild zeigt die Kernaufgaben des <strong>Disponent</strong>en. Nach RIESENECKER-CABA u.a.<br />

[1995] fallen in den Tätigkeitsbereich des <strong>Disponent</strong>en ”sämtliche Planungs- und<br />

Organisationsprozesse, darunter die Kommissionierung, die Tourenplanung, das<br />

Fuhrparkmanagement, die Streckenplanung und -optimierung, sowie Tätigkeiten im Bereich der<br />

Güterverfolgung und Kommunikation mit den unterschiedlichen Stellen innerhalb der<br />

Transportketten (z.B. Spediteure, Fahrer, Kunden, ...).” [RIESENECKER-CABA u.a., 1995, 13] Gerade<br />

in kleinen und mittleren Speditionen nimmt der <strong>Disponent</strong> darüber hinaus in<br />

unternehmensspezifisch unterschiedlichen Zuschnitt und Ausmaß noch zahlreiche weitere<br />

Aufgaben im speditionellen Aufgabenspektrum wahr, wie z.B. Abrechnung, Buchführung,<br />

Schadensbearbeitung, Aus- und Weiterbildung, Verwaltung, Reklamationsbearbeitung, Umschlag-<br />

und Lagerleitung.<br />

Die Darstellung erweckt den Eindruck eines recht homogenen Aufgabenzuschnitts in Form einer<br />

Sachbearbeitung. Tatsächlich ist diese Struktur in rigide Rahmenbedingungen eingebettet, die zu<br />

einer permanenten Optimierung der Prozesse zwingen. Gleichzeitig sind in der<br />

Organisationsleistung des <strong>Disponent</strong>en schnell wechselnde Variablen (z.B. Ladungseigenschaften)<br />

und kaum zu kalkulierende Störungen durch äußere Einflüsse (z.B. Verkehrsbehinderungen,<br />

Pannen, Unfälle, etc. pp.) zu berücksichtigen, die die Routinisierbarkeit der Aufgabenerledigung


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 43<br />

beeinträchtigen und die <strong>Disponent</strong>en immer wieder vor neue Problem- und<br />

Entscheidungssituationen stellen.<br />

Der Arbeit von <strong>Disponent</strong>en hat sich seit Mitte der achtziger Jahre verändert. Dies ist vor allem im<br />

Strukturwandel im Transport- und Speditionsgewerbe begründet, der eine veränderte<br />

Arbeitssituation mit qualitativ und quantitativ gewandelten Aufgabenbereichen mit sich bringt.<br />

2.2. 2.2. Der Strukturwandel Strukturwandel im im im Transport Transport- Transport und und Speditionsgewerbe<br />

Speditionsgewerbe<br />

Transport und Spedition als Teile des Wirtschaftssystems haben weit zurückreichende historische<br />

Wurzeln [vgl. BÖSELER, 1995]. Spätestens seit Mitte der achtziger Jahre befindet sich das ehedem<br />

noch beinahe ‘ständisch’ organisierte Gewerbe in einem fundamentalen Strukturwandel. Da dieser<br />

Strukturwandel noch längst nicht abgeschlossen ist, finden sich in der Fachliteratur im wesentlichen<br />

Prognosen, Visionen, Prophezeiungen und Szenarien, die sich dem schwierigen Unterfangen<br />

stellen, eine sich oft unverhofft wandelnde wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung<br />

antizipieren zu wollen. I.d.R. werden als sich gegenseitig bedingende Faktoren<br />

��die europäische Integration und ordnungspolitische Deregulierungsmaßnahmen [vgl. dazu<br />

BRETZKE, 1987; IHDE, 1989; PFOHL, 1990, 255 - 258; BOGEDALE u.a., 1991, 4; GRANDJOT /<br />

ROTH, 1994, 250; KORF, 1994, 13; LAMMICH, 1994;],<br />

��der verstärkte EDV-Einsatz [vgl. dazu BSL, 1990, 58 - 62; BOGEDALE u.a., 1991, 15, 17, 113,<br />

219, 287; BERTRAM / MÖHLMANN / NACHREINER, 1992, BERTRAM u.a., 1992, DEECKE u.a.,<br />

1993, III.4-6 – III.4-7; MÖHLMANN u.a., 1993 a - d; NEUBERT / EBERT / RENARD, 1993, 4;<br />

NACHREINER u.a., 1994],<br />

��wachsende logistische Anforderungen an das Speditions- und Transportgewerbe [vgl. dazu<br />

PFOHL, 1985; BASCA, 1988, 13; PFOHL / DUBBERT, 1988; PRIES, 1988; SEMMELROGGEN, 1988;<br />

ZOTT / ROSNER, 1988; IHDE, 1989, 132 – 133; JÜNEMANN, 1989, 29 – 32; BROGGI, 1990; BSL,<br />

1990, 9; Experten ..., 1990, 67; BOGEDALE u.a., 1991, 10, 169; DANCKWERTS, 1991, 27 – 39;<br />

KLÖPPER, 1991; HÄGELI, 1992; DEECKE u.a., 1993, I.3-1 – I.3-12; LÄPPLE, 1993, 39; WOLF,<br />

1993, 220; BOCKELMANN / BÖSELER, 1994; GRANDJOT / ROTH, 1994, EBERHART, 1996; 250]<br />

��der Aufbau von Qualitätsmanagementsystemen [vgl. dazu DEECKE u.a., 1993, III.7-1; HEBLER,<br />

1993; ZOBEL / WETTENGEL, 1993; MASING, 1994; BILDSTEIN / RHYNER, 1995; GALLASCH,<br />

1996]<br />

��sowie ökologische Anforderungen [vgl. dazu DEECKE u.a., 1993, I.4-6, I.4-14 – I.4-17, II.10-2,<br />

II.10-8 – II.10-9; SPELTHAHN u.a., 1993; WAGNER / STORCK, 1993; GRANDJOT / ROTH, 1994,<br />

248]<br />

genannt [vgl. z.B. SCHOENEN, 1994, 195 - 196; vgl. auch ADEN, 1994; BAUM, 1997; BÜNCK, 1996;<br />

DANCKWERTS / CHAR / LAUSCH, 1993; GRANDJOT, 1993; Konsequenzen ..., 1989; PFOHL, 1991;<br />

SCHMIDT, 1994]:


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 44<br />

Europäische Integration<br />

und ordnungspolitische<br />

Deregulierung<br />

überwiegend "ständisch" strukturiertes Speditions- und<br />

Transportgewerbe<br />

ermöglicht<br />

erfordern<br />

verstärkter DV-Einsatz<br />

erfordern<br />

ermöglicht<br />

Logistische<br />

Anforderungen<br />

erforderm<br />

ermöglicht<br />

erfordern<br />

erfordern<br />

Qualitätsmanagementsysteme<br />

erfordern<br />

erfordern<br />

Industrialisierung, Konzentrationsprozesse, Polarisierung und<br />

Kooperationen in der Branche<br />

Abb. 2/2: Faktoren des Strukturwandels<br />

Als Ergebnisse dieses Strukturwandels zeichnen sich Industrialisierungsprozesse des Güterverkehrs<br />

sowie Konzentrations- und Polarisierungsprozesse im Gewerbe ab.<br />

”Das Speditionsgewerbe, das durch Improvisation, ‘low tech’ und eher wenig Kapital<br />

gekennzeichnet ist, entwickelt sich zusehends zu einem Industriebereich.” [TRITSCHLER, 1992, 123]<br />

Die Industrialisierung des Güterverkehrs vollzieht sich zum einen auf der technischorganisatorischen<br />

Ebene (Gerätemechanisierung und -automatisierung, Prozeßmechanisierung,<br />

Transportkettenrationalisierung, Integration in logistische Beziehungen), zum anderen in der<br />

Standardisierung, aber auch kundenspezifischen Individualisierung von logistischen<br />

Dienstleistungen wie Transport, Umschlag, Lagerung, Kommissionierung etc., sowie in der<br />

Einführung von prozeßstabilisierenden Qualitätssicherungssystemen [vgl. DEECKE u.a., 1993, I.1-2 -<br />

I.1-6].<br />

Der so gekennzeichnete Strukturwandel führt zu einem rasanten Konzentrationsprozeß [vgl.<br />

grundsätzlich PLEHWE, 1993] auf wenige Großspeditionen und zu einer Polarisierung im Gewerbe:<br />

”Neben Großunternehmen, die in der Lage sind, ihren Kunden komplette Dienstleistungsangebote<br />

zu machen (Steuerung des Waren- und Informationsflusses, Betrieb externer Läger vor den Toren<br />

der Montageunternehmen, Übernahme von Produktionsaufgaben, Kommissionieren,<br />

Preisauszeichnung, Regalservice usw.), wird eine Reihe von Kleinunternehmen bestehen bleiben,<br />

die entweder in sehr speziellen Marktsegmenten tätig sind oder nur noch einfache<br />

Transportfunktionen übernehmen können.” [BIEBER, 1994, 198; vgl. auch TRITSCHLER, 1992, 122;<br />

GRANDJOT / ROTH, 1994, 250]<br />

GOLLNIK führt die zunehmende Unternehmungskonzentration im wesentlichen auf veränderte<br />

logistische Zielsetzungen von Industrie und Handel zurück und erkennt eine stärker<br />

qualitätsorientierte Güterverkehrsnachfrage, die Voraussetzung sowohl für funktionierende Just-in-<br />

Time-Konzepte als für eine Reduzierung der kostenträchtigen Werkverkehre und für eine<br />

Ausdehnung der Absatzgebiete durch die Schaffung des Europäischen Binnenmarktes ist:<br />

”Während früher von den Verladern hauptsächlich Einzelleistungen nachgefragt wurden, fordern<br />

Ökologische<br />

Anforderungen


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 45<br />

sie heute komplette, auf ihre jeweiligen spezifischen Anforderungen zugeschnittene<br />

Problemlösungen. Dieser Trend der Nachfrageindividualisierung wird durch die gleichzeitige<br />

Abkehr von der Mehrquellen- hin zur Einquellenversorgung verstärkt.” [GOLLNIK, 1992, 31]<br />

GOLLNIK / TJON unterscheiden als strategische Optionen für die Unternehmen des Gewerbes, sich in<br />

diesem Prozeß zu behaupten, die Generalisierungsstrategie, die Spezialisierung auf bestimmte<br />

Marktsegmente und das Angebot von Teilleistungen. 5<br />

Obwohl BRETZKE [1987] noch davon ausging, daß gerade kleine und mittlere<br />

Speditionsunternehmen Mühe haben würden, sich im Konzentrationsprozeß zu behaupten [vgl.<br />

BRETZKE, 1987, 33], ist es bisher vielen gelungen, entweder als Spezialist für individuelle<br />

kundenspezifische und/oder regionale Logistiklösungen oder in Kooperationen mit anderen<br />

mittelständischen Unternehmen für definierte Produktbereiche am Markt zu bestehen [vgl. auch<br />

IHDE, 1989, 138; EBERHART, 1996, 54 - 55]. 6 HAUBOLD / STAHL [1994] beschreiben, wie sich in<br />

diesem Zusammenhang regelrechte ‘Speditionspyramiden’, arbeitsteilig strukturierte<br />

Speditionskooperationen, herausbilden können [vgl. HAUBOLD / STAHL, 1994, 321 - 322], wobei<br />

unter den Beteiligten erheblicher Kommunikations- und Kooperationsbedarf besteht, um die<br />

logistische Gesamtlösung für den bzw. die Kunden realisieren zu können [vgl. STAHL, 1995].<br />

GOLLNIK [1992] bezweifelt, daß ”lose Unternehmungsverbindungen, wie sie beispielsweise<br />

zwischen Versandspediteuren, Frachtführern und Empfangsspediteuren mehr oder weniger zufällig<br />

unter Beibehaltung vorhandener Betriebsstrukturen eingegangen werden, (...) aufgrund der<br />

zahlreichen Schnittstellen sowie der fehlenden einheitlichen Leitung und Kontrolle der<br />

Unternehmungskooperation nicht zur bedarfsgerechten Erfüllung der Aufgaben in der Lage [sind].<br />

Vielmehr ist zu erwarten, daß sich diese Nachfrage nur noch durch integrierte Netzwerke erfüllen<br />

läßt, bei denen jedes Transportkettenglied der gleichen einheitlichen Organisation unterworfen ist.”<br />

[GOLLNIK, 1992, 32]<br />

5 ”Bei der Generalisierungsstrategie verfolgt der Spediteur das Ziel, die gesamte Bandbreite speditioneller<br />

Dienstleistungen anzubieten. Dies erfordert aber nicht nur die mengenmäßige Erweiterung des<br />

Produktionsprogramms, sondern auch die reibungslose Kombination einer Vielzahl von Einzelfunktionen zu einem<br />

Gesamtdienstleistungspaket. (...) Die Entwicklung zum Logistik-Dienstleister stellt hohe Anforderungen an den<br />

‘konventionellen’ Spediteur vor allem in bezug auf die Organisation und das Personal und erfordert diesbezüglich<br />

hohe Investitionen.” [GOLLNIK / TJON, 1991, 1].<br />

”Diese Strategie wird auch als Nischenpolitik bezeichnet. Die Spezialisierung kann grundsätzlich in zwei Formen<br />

erfolgen, nämlich in vertikaler oder in horizontaler Hinsicht (...). Die horizontale Spezialisierung, das heißt die<br />

Beschränkung auf eine logistische Teilfunktion, wie beispielsweise die Lager- oder Frachtführertätigkeit, stellt eine<br />

Einschränkung der Geschäftstätigkeit dar (...).<br />

Bei der vertikalen Spezialisierung, beispielsweise auf bestimmte Güterarten, muß die Spedition zwar nicht das<br />

gesamte Leistungsspektrum anbieten, doch erfordert auch diese Politik die Erstellung hochwertiger<br />

Logistikleistungen. Die Spezialisierung kann sich beziehen auf eine bestimmte Region bzw. Relation oder auch auf<br />

bestimmte Verlader(gruppen).” [GOLLNIK / TJON, 1991, 2]<br />

”Unter der Teilleistungsstrategie ist die horizontale Spezialisierung auf logistische Teilfunktionen, die Bestandteil<br />

des Gesamtangebots anderer Logistikdienstleister sind, zu verstehen. Diese Teilfunktionen können Transport-,<br />

Lager- oder auch Umschlagsleistungen umfassen, die von anderen Unternehmen nicht selbst erstellt, sondern<br />

zugekauft werden. Die oben genannten Unternehmen werden damit zu Zulieferern bzw. Subunternehmern. (...) Die<br />

Teilleistungsstrategie kann (...) insbesondere für kleine Speditionsbetriebe eine Überlebenschance sein, die aber das<br />

Risiko des endgültigen Ausscheidens aus dem Markt mit sich bringt.” [GOLLNIK / TJON, 1991, 2]. Denn: ”Die<br />

überlebenden Kleinstunternehmen werden allerdings in eine starke Abhängigkeit von ihren jeweiligen<br />

Auftraggebern geraten, da sie zu den niedrigen Preisen eines freien Marktes nur noch fahren können, wenn ihnen<br />

irgendjemand die erforderliche Auslastung garantiert.” [BRETZKE, 1987, 32]<br />

6 Aber: ”Die sachliche Notwendigkeit zur Kooperation wird von den Unternehmungen durchaus gesehen, doch<br />

überwiegen neben der Furcht vor dem Verlust der Selbständigkeit auch die bisher gemachten negativen<br />

Erfahrungen. Praxisbeispiele bestätigen, daß die Kooperation sehr oft nur die Vorstufe der Konzentration darstellt,<br />

insbesondere dann, wenn eine größere Spedition die Zusammenarbeit mit kleineren der Branche anstrebt.”<br />

[GOLLNIK / TJON, 1991, 3]


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 46<br />

Speditions-Kooperationen und vor allem Konzernspeditionen sind bemüht, ”durch den Auf- und<br />

Ausbau von flächendeckenden Informations- und Stützpunktnetzen den europäischen<br />

Wirtschaftsraum so zu beherrschen, daß sie im Rahmen des liberalisierten Binnenmarktes<br />

europaweit ihre kundenspezifischen Logistikkonzepte anbieten können. Der Ausbau derartiger<br />

europaweiter Logistik-Netzwerke erfolgt meist nach dem Prinzip von ‘Hub and Spoke’, also von<br />

‘Rad-Nabe und Speiche’. Gemeint ist damit ein Knotenpunkt-Netzwerk aus ‘Hubs’ mit dazwischen<br />

liegenden Hauptachsen. Die ‘Hubs’ haben sowohl die Funktion von zentralen<br />

Umschlageinrichtungen als auch Sammel- und Verteilzentren. Sie dienen zur Bündelung von<br />

Transportströmen für die jeweiligen Relationen der Hauptachsen, die auf die Verfügbarkeit<br />

öffentlicher Transportinfrastrukturen - wie Autobahnen oder Schienensysteme - ausgerichtet sind.<br />

Gleichzeitig sind die ‘Hubs’ die Ausgangspunkte für die ‘Spokes’, die die Fläche erschließen für<br />

die Verteil- und Sammelverkehre. Das ‘Nervensystem’ derartiger Transport-Netzwerke bilden<br />

europaweite EDV-Netze und die ‘Computerisierung’ der Transportmittel, vor allem der<br />

Lastkraftwagen.” [LÄPPLE, 1993, 34]<br />

2.3. 2.3. Ve Veränderungen Ve<br />

ränderungen im Tätigkeitsspektrum, in in der Arbeitssituation und in der Beruf Berufsrolle Beruf<br />

rolle von<br />

von<br />

Transportdisponenten<br />

Transportdisponenten<br />

Transportdisponenten<br />

Definiert man als Kernaufgabe einer Spedition, Transporte von Gütern zu organisieren, so ist es der<br />

<strong>Disponent</strong>, der diese Organisationsaufgabe operativ bewältigt. Der Aufgabenzuschnitt eines<br />

Transportdisponenten stellt sich allerdings von Unternehmen zu Unternehmen als sehr<br />

unterschiedlich dar. In der Regel geht er aber über die reine Tourenplanung weit hinaus. Kundenund<br />

Fahrerkontakte, Angebotserstellung, Akquisition und Fremdvergabe von Aufträgen gehören<br />

ebenso in das Spektrum der Aufgaben, die <strong>Disponent</strong>en täglich bearbeiten. Ihr Ziel ist es dabei, die<br />

Erledigung aller Kundenaufträge in der mit dem Kunden vereinbarten Zeit bei kostengünstiger und<br />

organisationsverträglicher Auslastung der Ressourcen des Unternehmens zu veranlassen und zu<br />

gewährleisten [vgl. BOCKELMANN / BÖSELER / LAUENSTEIN, 1995, 39; BOCKELMANN / BÖSELER /<br />

LAUENSTEIN, 1996 , 200].<br />

Der <strong>Disponent</strong> wird, was seine neuere Positionierung in den speditionellen Arbeitsabläufen betrifft,<br />

vor allem im Schnittpunkt dreier Linien gesehen, ”die ausgehen von seinen eigenen Vorgesetzten<br />

und deren Erwartung und Auftrag an ihn, von den Erwartungen und Aufgaben der für die operative<br />

Ausführung seiner Aufträge zuständigen Mitarbeiter und von den Unterstützungssystemen, die ihm<br />

zur Verfügung stehen. Die Klammer darüber bildet der Versorgungsauftrag für die (...) Kunden, für<br />

die der <strong>Disponent</strong> zuständig ist.” [BÖSELER u.a., 1994, 35] Damit sind im Prinzip die Bereiche<br />

angesprochen, die die Veränderungen seines Tätigkeitsspektrums und seiner Arbeitssituation<br />

prägen. Sie resultieren aus der gewandelten Marktsituation, der zunehmenden DV-Durchdringung<br />

des Arbeitsfeldes, der Logistikorientierung der Verlader und des Gewerbes selbst sowie aus den<br />

zunehmenden ökologischen Anforderungen an die Verkehrswirtschaft. Im wesentlichen handelt es<br />

sich dabei um Erweiterungen und veränderte Akzentuierungen seines überkommenen. Im Ergebnis<br />

wirken sich diese Veränderungen auf die Berufsrolle der <strong>Disponent</strong>en aus.<br />

2.3.1. 2.3.1. 2.3.1. Veränderungen Veränderungen Veränderungen des des des Aufgabenzuschnitts Aufgabenzuschnitts Aufgabenzuschnitts aufgrund aufgrund aufgrund der der der neuen neuen AArbeitssituation<br />

A beitssituation<br />

beitssituation<br />

Der Strukturwandel des Gewerbes, Umfeld- und Marktveränderungen haben die Arbeit des<br />

<strong>Disponent</strong>en verändert. Kunden, Vorgesetzte und Mitarbeiter tragen mehr und mehr die Erwartung<br />

an ihn heran, den Fluß von Material und Informationen sowohl unter Leistungs- als auch unter<br />

Kostenaspekten anforderungsgerecht zu organisieren und durchzuführen: ”Der <strong>Disponent</strong> muß


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 47<br />

andere darin unterstützen, vor allem aber durch seine Tätigkeit selber dafür Sorge tragen, daß<br />

logistische Anforderungen auch operativ in funktionierende Abläufe umgesetzt werden können.”<br />

[BOCKELMANN / BÖSELER / LAUENSTEIN, 1996 , 200]<br />

Betrachtet man als zentrale Aufgabe des <strong>Disponent</strong>en die Organisation der speditionellen<br />

Dienstleistung unter deregulierten Marktbedingungen, so muß er dabei ”die Kundenanforderungen<br />

mit den verfügbaren quantitativen und qualitativen Ressourcen des Unternehmens in Einklang<br />

bringen, ohne die vielfältigen nationalen und bzw. auch internationalen rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen (z.B. Gefahrgutverordnung oder Sozialvorschriften) und die Interessen und<br />

Bedürfnisse weiterer Mitarbeiter (insbesondere der Fahrer) außer acht zu lassen. Durch die bereits<br />

angesprochene Deregulierung des Transportmarktes und den Strukturwandel im Gewerbe hat sich<br />

die Anforderungs- und Leistungssituation für <strong>Disponent</strong>en tendenziell weiter verschärft. Als<br />

Stichworte seien hier genannt: freie Preisgestaltung, Kostendruck, wachsende<br />

Kundenanforderungen hinsichtlich Flexibilität und Zuverlässigkeit der Dienstleistung.”<br />

[BOCKELMANN / BÖSELER / LAUENSTEIN, 1996 , 201]<br />

Die folgende Abbildung verdeutlicht die Vielzahl und Heterogenität der häufig sehr<br />

außenbestimmten und vom <strong>Disponent</strong>en oft nicht oder kaum zu beeinflussenden verschiedenen<br />

internen und externen Einflußfaktoren, die auf die Dispositionsentscheidungen einwirken.<br />

Externe Einflußfaktoren Interne Einflußfaktoren<br />

Wettbewerbsstruktur: Stabilität,<br />

Verdrängung, Nische ...<br />

Kundenstruktur: Großkunden, Gelegenheitskunden,<br />

Abhängigkeitsverhältnisse ...<br />

Kundenverhalten: Wartezeiten, Reklamationsverhalten,<br />

Kooperationsverhalten ...<br />

Region: Nähe der Kunden, Anzahl der<br />

potentiellen Kunden, Ballungsgebiet ...<br />

Geschäftsfeld: Fernverkehr, Nahverkehr,<br />

multimodaler (z.B. kombinierter) Verkehr ...<br />

Güter: Gefahrgut, Empfindlichkeitsgrad,<br />

Wert ...<br />

Sendungsart: Stückgut, Teilladungen,<br />

Komplettladungen ...<br />

Zeit: Zeitfenster, Determinierungsgrad,<br />

Flexibilitätspotentiale ...<br />

Straßenverhältnisse: Witterung,<br />

Verkehrsdichte, Staus / Unfälle ...<br />

Fahrer (Subunternehmer) : Erfahrung,<br />

Motivation, Kooperationsverhalten ...<br />

<strong>Disponent</strong><br />

Wissen und Erfahrung<br />

Einstellungen und Verhalten<br />

Gestaltung der eigenen Arbeit<br />

Geschäftspolitik: Grad der Kundenorientierung,<br />

Innovationsverhalten ...<br />

Wirtschaftlichkeit / Kosten : der Sendung,<br />

der Tour, des Gesamtergebnisses ...<br />

Unternehmensführung : insb. Kommunikation<br />

u. Kooperation mit <strong>Disponent</strong> u. Fahrer ...<br />

Unternehmensgröße: Anzahl <strong>Disponent</strong>en u.<br />

anderer Mitarbeiter, Anzahl Fahrzeuge ...<br />

Aufbauorganisation: Hierarchie, Funktionen,<br />

Kompetenzen, Formalisierungsgrad ...<br />

Ablauforganisation: Art und Grad der<br />

Arbeitsteilung, Schnittstellen ...<br />

Arbeitsmittel: besonders Aufgabenangemessenheit<br />

der EDV ...<br />

Arbeitsplatzergonomie:<br />

Klima, Lärm, Licht ...<br />

Fahrzeuge: Art, technische Ausstattung,<br />

Zustand ...<br />

Fahrer (eigene) : Erfahrung, Motivation,<br />

Kooperationsverhalten ...<br />

Abb. 2/3 : Zentrale interne und externe Einflußfaktoren auf die Dispositionsarbeit<br />

BINNENBRUCK [1988 a] betont, daß sich die Anforderungen aus dem Strukturwandel der<br />

Transportnachfrage einschließlich der mit ihr verbundenen Dienstleistungen besonders in der<br />

täglichen Praxis der Transportdisponenten konkretisieren: ”Sein Aufgabenfeld dehnt sich funktional<br />

aus. (...) Zur Einsatzplanung der Fahrzeuge und Fahrer kommt die Steuerung und Kontrolle des<br />

Transportablaufs, die Vorsorge für das Einhalten rechtlicher und technischer Vorschriften wie auch<br />

die Mitverantwortung für die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit des Betriebes als


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 48<br />

Systemteil. Sein Aufgabenfeld wird komplizierter. Nicht nur die Zahl der Rechtsvorschriften hat<br />

zugenommen, auch die Zahl von Kundenvorschriften, die Entscheidungsspielräume<br />

verkomplizieren.” [BINNENBRUCK, 1988 a, 53]<br />

MELZER-RIDINGER [1992] weist auf strukturelle Defizite hin, die die Arbeitssituation des<br />

<strong>Disponent</strong>en erschweren, denn seine Arbeit ”gleicht einem Balanceakt auf dem magischen Dreieck<br />

der Logistik: Lieferservice - Kosten - Kapazitätsauslastung. Nichts kann er gleichzeitig optimal<br />

erreichen. Immer sind Kompromisse einzugehen. Das hat ihm kein gutes Image eingebracht.<br />

Andere Abteilungen überschätzen seine Einflußnahme, weil sie nicht die Wirkungen von Störungen<br />

und Abhängigkeiten nachvollziehen. Umgekehrt wird die Tragweite seiner Entscheidungen<br />

unterschätzt, weil er nur als Erfüllungsgehilfe der (...) Software angesehen wird.” [MELZER-<br />

RIDINGER, 1992, 44]<br />

Von besonderer Bedeutung sind die Auswirkungen der Logistik-Orientierung vieler verladender<br />

Unternehmen auf die Arbeitssituation des Transport-<strong>Disponent</strong>en: ”Er muß deshalb in der Lage<br />

sein, darauf zu reagieren, daß der ‘Logistik-Gehalt’ vieler Arbeitsplätze in Industrie- wie<br />

Dienstleistungsunternehmen in der jüngeren Vergangenheit stark zugenommen hat. Den Fluß von<br />

Material und Informationen sowohl unter Leistungs- als auch unter Kostenaspekten<br />

anforderungsgerecht zu organisieren und durchzuführen, ist zu einem wichtigen Arbeitsinhalt<br />

geworden, sei es in der Produktion, im Lager oder auch in der EDV-Organisation. Der <strong>Disponent</strong><br />

muß andere darin unterstützen, vor allem aber durch seine Tätigkeit selber dafür Sorge tragen, daß<br />

logistische Anforderungen auch operativ in funktionierende Abläufe umgesetzt werden können.”<br />

[BOCKELMANN / BÖSELER / LAUENSTEIN, 1996 , 200]<br />

Aufgrund der häufig unternehmensübergreifenden logistiksystemweiten Kommunikations- und<br />

Kooperationserfordernisse sieht ADEN [1994] den <strong>Disponent</strong>en zukünftig verstärkt in der Rollen des<br />

Kommunikators zwischen Produktion, Kunden, speditionellen Leistungsträgern, der seine Aufgabe<br />

als Verkehrsplaner nur in Kommunikation und Kooperation mit anderen erfüllen kann [vgl. ADEN,<br />

1994, 19]. Auch DANCKWERTS [1991] erwartet, daß die Aktivitäten der Disposition mit<br />

reichhaltigerem logistischen Service komplexer werden. Er betont aber, daß damit eine zunehmende<br />

EDV-Unterstützung durch komfortable Entscheidungshilfen einhergehen wird, ”so daß auch die<br />

Ausweitung der Dispositionsaktivitäten – insbesondere aufgrund von neuen Serviceangeboten usw.<br />

– nicht zu einer Aufstockung von Personal in diesem Bereich führen muß. Personalstruktur und<br />

organisatorischer Aufbau in Speditionen werden deshalb in nächster Zeit durch zahlenmäßige<br />

Rückgänge (die Verwaltung betreffend) und durch nach Komplexität und Integrationskraft<br />

aufgewertete Dispositionszentren gekennzeichnet sein.” [DANCKWERTS, 1991, 122]<br />

2.3.2. 2.3.2. Zunehmende DV DV-technische DV<br />

technische Durchdringung des Aufgabengebietes<br />

DANCKWERTS [1991] konstatiert mit der fortschreitenden Vereinheitlichung der informationstechnischer<br />

Standards weitreichende Veränderungen der Planungs- und Organisationsprozesse, die<br />

von <strong>Disponent</strong>en bearbeitet werden: ”Je mehr die bisherigen Lücken der EDV und der<br />

Informationsnetze geschlossen sind und neue Standards der Speditionssoftware (Sprachen,<br />

Programme) mit den Möglichkeiten der Optimierung von punkt- und zeitgenauen<br />

‘Individuallösungen’ sowie ein systemweit entfaltetes Netzwerk der Transportkommunikation sich<br />

verbreiten, werden sich auch die Arbeitsbedingungen der <strong>Disponent</strong>en vereinfachen.”<br />

[DANCKWERTS, 1991, 132] Er geht davon aus, daß Dispositionsprogramme in naher Zukunft<br />

wesentliche Teile der <strong>Disponent</strong>entätigkeit wie Tourenplanung und -optimierung sowie<br />

Frachtraumauslastung und Kalkulation zuverlässiger und schneller erledigen werden als der


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 49<br />

Mitarbeiter mit seinen konventionellen Hilfsmitteln: ”Selbst wenn die Präzision der<br />

<strong>Disponent</strong>enleistung die Maschinenleistung insofern immer ein Stück übersteigt, als dieser es ist<br />

(und bleiben dürfte), der wiederum die konkreten EDV-Vorschläge verbessert, so ist vor dem<br />

Hintergrund dieser Möglichkeiten ein in der Tat radikaler Wandel der dispositiven Alltagsarbeit in<br />

der nächsten Zeit zu erwarten. Freilich sollen hier keine Prognosen aufgestellt werden, wir meinen<br />

aber hinreichend Indizien für die These zu haben, daß sich die alltägliche Arbeit in der<br />

Tourendisposition sehr bald als computergestützte und an fertigen Menüs ausgerichtete Aufgabe<br />

darstellen wird.” [DANCKWERTS, 1991, 133 - 134]<br />

Während inzwischen die unterschiedlichsten speditionellen Aufgaben weitgehend EDV-gestützt<br />

erledigt werden, wird allerdings gerade der Bereich der Disposition gegenwärtig häufig noch mit<br />

‘manuellen’ Hilfsmitteln wie Dispositionslisten und -pläne, Terminkalendern oder Formblättern<br />

bearbeitet [vgl. BOCKELMANN, 1996, 94]. ”Die Beleg- und Arbeitsabläufe in der Lkw-Disposition<br />

werden von Individualisten in manueller Art und Weise praktiziert und sind damit von<br />

Speditionsunternehmen zu Speditionsunternehmen sehr unterschiedlich ausgeprägt.” [MÖHLMANN<br />

u.a., 1993 b, 189]<br />

MÖHLMANN u.a. [1993 b] führen die mangelhafte EDV-Durchdringung im Bereich der Disposition<br />

zum einen im wesentlichen auf fehlende Aufgabenangemessenheit und die Nichtberücksichtigung<br />

software-ergonomischer Erkenntnisse bei den am Markt befindlichen Dispositions-Tools zurück:<br />

”Meistens sind es Insellösungen, wie zum Beispiel die Tourenoptimierung, die überwiegend auf<br />

separaten Rechnern mehr schlecht als recht läuft und für den typischen Lkw-Sammelgutverkehr im<br />

Fern- bzw. im Nahverkehr daher nur mit Einschränkungen zu verwenden ist. Sieht man sich<br />

außerdem die DV-Technik und auch die einfachen DV-Programme an, die dem Lkw-<strong>Disponent</strong>en<br />

zur Verfügung gestellt werden, so kann durchaus Verständnis für die DV-Abstinenz aufgebracht<br />

werden. Den Mitarbeitern in der Spedition sind die Eingabetechniken, wie Maus-, Menütablett-,<br />

Sprach-, Berührungs- oder Sensortechnik zwar nicht unbekannt, aber doch fremdartig im<br />

Unternehmen. Die Bildschirme besitzen außerdem keine graphische Oberfläche, um Informationen<br />

leicht, schnell und übersichtlich darzustellen. Statt dessen werden beispielsweise Tabellen über das<br />

Sendungsaufkommen pro Relation und über die Auslastung der Fahrzeuge angezeigt, wobei der<br />

Lkw-<strong>Disponent</strong> - sofern er sicht überhaupt mit diesen Tabellen beschäftigt - Gehirnakrobatik<br />

betreiben muß, um zu einem Ergebnis zu kommen.” [MÖHLMANN u.a., 1993 b, 190] Als zweiter<br />

Grund wird angeführt, daß die Ablauforganisation in vielen Speditionsunternehmen einer EDVgestützten<br />

Disposition entgegensteht: ”Mit der in den Speditionen aber immer noch beobachteten<br />

traditionellen Auftragsentgegennahme (Bleistift/Papier) und einer zum Arbeitsende hin<br />

nachgeschalteten Datenerfassung für die Abfertigung und den Druck von Transportpapieren wird<br />

eine EDV-gestützte Disposition praktisch hinfällig.” [MÖHLMANN u.a., 1993 b, 190]<br />

Obwohl im Gewerbe damit begonnen wird, durch Rechnersysteme die herkömmlichen<br />

Arbeitsmittel der <strong>Disponent</strong>en wie Plantafeln, Formblätter, Notizzettel usw. zu ersetzen, können<br />

Tourenplanungssysteme trotz ihrer Mächtigkeit nicht die Erfahrung, Intuition und<br />

Entscheidungssituation des <strong>Disponent</strong>en ersetzen. Häufig wird auch die Beobachtung mehr, daß<br />

diese Systeme auch deshalb nur begrenzt unterstützen, ”weil ihre komplexen Funktionen mit einer<br />

mangelhaften Benutzerfreundlichkeit einhergehen, sodaß der <strong>Disponent</strong>en zusätzlich zu seinen<br />

eigentlichen Aufgaben noch unverhältnismäßig viel Zeit und Energie aufwenden muß, um die<br />

Software so zu benutzen, daß ihm die notwendigen Informationen wiederum per Rechner zur<br />

Verfügung gestellt werden.” [BÖSELER u.a., 1994, 117]<br />

Abb. 2/4 verdeutlicht die Komplexität der für Dispositionsentscheidungen vom Rechner zu<br />

vearbeitenden Informationen, die dazu führt, daß selbst für relativ überschaubare


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 50<br />

Geschäftszuschnitte eine vollautomatische Disposition nur mithilfe von Expertensystemen realisiert<br />

werden kann [vgl. z.B. AL-DAAS, 1994; vgl. auch BARGL, 1992; BINNENBRUCK, 1988 b; DETHLOFF,<br />

1994; PAPE, 1988].<br />

Auftragserfassung nach<br />

Verteilerschlüssel<br />

Verteilerplan<br />

Laderaum- und<br />

Tourenoptimierung<br />

Frachtberechung<br />

(Vergleichsrechnung<br />

zwischen den versch.<br />

Verkehrsträgern:<br />

Straße, Wasser, Luft)<br />

- Verteilerplan nach Sendungsart<br />

- Verteilerplan nach Relationen<br />

- Verteilerplan nach Laderaum<br />

- Verteilerplan nach Tour<br />

- Verteilerplan nach externen<br />

Bedingungen<br />

Auftragsbestand<br />

Optimierungsprozesse zur<br />

Sendungsverteilung nach<br />

Laderaum, Tour, Sendungsart<br />

(Gefahrgut, ...),<br />

externen Bedingungen<br />

(Anlieferzeit, ...)<br />

Dispo-<br />

Module<br />

Fuhrparkinformationen<br />

Navigations- und<br />

Verkehrsinformationen<br />

Fahrerinformationen<br />

technische<br />

Fahrzeugdaten<br />

Fahrzeugkosten<br />

Fahrzeug-<br />

Einsatzplanung<br />

Fahrer-<br />

Einsatzplanung<br />

Verwaltungskosten Personalkosten<br />

Abb. 2/4: Informationseinheiten für die EDV-gestützte Disposition [MÖHLMANN u.a., 1993 b, 191]<br />

BOCKELMANN [1996] warnt davor, die Möglichkeiten zur Automatisierung der Planung zu<br />

überschätzen: ”Die Vielzahl von unvorhersehbaren Ereignissen - von Verkehrsstaus über Unfällen<br />

bis zu kurzfristig übernommenen Zusatzaufträgen - läßt die Improvisation weiterhin ein wichtiges<br />

Element der <strong>Disponent</strong>entätigkeit bleiben. In den Unternehmen, die sich auf die flexible Bedienung<br />

individueller Kundenwünsche spezialisiert haben, dienen Tourenplanungssysteme nicht in erster<br />

Linie der Automatisierung der Planungsprozesse, sondern der Entscheidungsunterstützung des<br />

<strong>Disponent</strong>en. Diese Unternehmen setzen aber weiterhin in starkem Maße auf das Erfahrungswissen<br />

des <strong>Disponent</strong>en und seine Improvisationsfähigkeit. In Unternehmen, die ihr Leistungsangebot<br />

standardisieren und feste Linien- bzw. Fahrplanverkehre einrichten, können<br />

Tourenplanungssysteme die Disposition erleichtern. Ein gutes Dispositions-Software-System sollte<br />

deshalb einige wichtige Punkte berücksichtigen:<br />

��Eine schnellere Verfügbarkeit bereits erfaßter bzw. prognostizierbarer Daten für die<br />

Vordisposition.<br />

��Eine gezielte interne Aufbereitung der Auftrags- und Stammdaten in Verbindung mit einer<br />

besseren graphischen Gestaltung.<br />

��Einmalige Erfassung von Daten, die dann von unterschiedlichen Systemen verarbeitet werden<br />

können.<br />

��Verstärkte Unterstützung der internen Leistungserstellung und des Kundenservices.<br />

��Der Rechnereinsatz soll keinesfalls die Kommunikation zwischen <strong>Disponent</strong>en und Fahrer sowie<br />

zwischen <strong>Disponent</strong> und Kunden ersetzen und natürlich auch nicht erschweren. Die sogenannten<br />

”weichen” Faktoren in diesen Kommunikationsbeziehungen sollen weiterhin verfügbar bleiben.<br />

��Die eigentliche Dispositionsentscheidung soll der <strong>Disponent</strong> selbst treffen. Der Rechner soll mit<br />

Vorschlägen den User unterstützen.<br />

��Es sollten Simulationsmöglichkeiten bestehen.<br />

��Alle software-ergonomischen Notwendigkeiten müssen beachtet werden.<br />

��Die unternehmensspezifischen Arbeitsabläufe müssen in das System integrierbar sein.”<br />

[BOCKELMANN, 1996, 94 - 95]


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 51<br />

BÖSELER u.a. [1994] geben als Kriterien für eine aufgabenangemessene Dispositionssoftware an,<br />

daß der <strong>Disponent</strong> selbst festlegen können soll,<br />

1. ”ob das Programm ihm die Schlüsselinformationen zur anstehenden Entscheidung in<br />

übersichtlicher Form aufbereitet anbieten soll (Dabei soll er auf Form und Inhalte der<br />

Aufbereitung Einfluß nehmen können.)<br />

2. ob das Programm ihm ausformulierte Entscheidungsalternativen abieten soll (Dabei ist deutlich<br />

zu unterscheiden, ob und inwieweit er Entscheidungsspielräume hat. Bei Entscheidungstabellen<br />

können z.B. vorgegebene Bedingungskonstellationen mit vorgefertigten Problemlösungen<br />

verknüpft sein. Oder: Er kann Bedingungen und Problemlösungen selbst formulieren oder<br />

erweitern.)<br />

3. ob das Programm Entscheidungen selbst ausgeben soll (Dies könnte z.B. bei<br />

Routineentscheidungen angebracht sein.)<br />

4. ob das Programm aufgrund von eingegebenen oder ausgegebenen Entscheidungen eigenständige<br />

Folgeaktivitäten veranlassen kann, z.B. Mahnungen schreiben, Bestellungen herausgeben oder<br />

alternative Schichtpläne erstellen. (...)<br />

5. Bei mittelschweren oder schweren Problemlösungen muß das Anwendungsprogramm die<br />

Möglichkeit bieten, daß er auf das Entscheidungsgerüst (Anzahl und Art der erforderlichen<br />

Kriterien und Informationen, ihre Gewichtungen und Bewertungen) und auf die Prozeduren<br />

(Arbeitsschritte) Einfluß nehmen kann.” [BÖSELER u.a., 1994, 122 - 123]<br />

Die fortschreitende Entwicklung der Software-Unterstützungssysteme für Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

berücksichtigt zunehmend die Erkenntnis, ”daß menschliche Planer und Entscheidungsträger dem<br />

Computer u.a. überlegen sind bei der Nutzung früherer Erfahrungen für die Lösung ähnlicher<br />

Probleme, bei der kreativen Lösung neuer Probleme, bei der Mustererkennung, beim Finden eines<br />

akzeptablen Gleichgewichts zwischen konfliktären Zielen und beim fallweisen Überschreiten von<br />

Restriktionen. Umgekehrt übertrifft der Computer den Menschen z.B. beim Speichern,<br />

Wiederfinden, Vergleichen und Sortieren großer Datenmengen, bei der präzisen und schnellen<br />

Ausführung umfangreicher Berechnungen und bei der raschen und genauen visuellen Darstellung<br />

von Informationen.” [DIRUF, 1997 a, 155] Inwiefern sich diese Rollenverteilung zwischen<br />

<strong>Disponent</strong> und Tourenplanungssystem tatsächlich bereits niederschlägt [vgl. STÄDTLER-<br />

SCHUMANN, 1997; DIRUF, 1997 b], bleibt ebenso abzuwarten wie die Antwort auf die Frage, ob die<br />

neuen Systeme tatsächlich die seit langem konstatierte Informationsbelastung von <strong>Disponent</strong>en<br />

[vgl. HEIDENBLUT, 1980] mildern können.<br />

2.3.3. 2.3.3. Veränderungen der Berufsrolle<br />

Berufsrolle<br />

Das gewandelte Aufgabenspektrum führt dazu, daß in vielen kleinen und mittleren Unternehmend<br />

des Gewerbes die <strong>Disponent</strong>en ihre Arbeitssituation als konfliktbehaftet erleben. BOCKELMANN /<br />

BÖSELER / LAUENSTEIN [1995] machen aufgrund von Beobachtungen an <strong>Disponent</strong>enarbeitsplätzen<br />

hier sowohl Rollen- als auch Ziel- und Strukturkonflikte aus:<br />

��PFOHL [1991] weist darauf hin, daß der Begriff des Spediteurs gesetzlich definiert ist:<br />

”‘Spediteur ist, wer es gewerbsmäßig übernimmt, Güterversendungen durch Frachtführer oder<br />

durch Verfrachter von Seeschiffen für Rechnung eines anderen (des Versenders) in eigenem<br />

Namen zu besorgen’ (§ 407, I, HGB). Diese Definition entspricht nicht mehr dem heutigen<br />

Arbeitsgebiet von Spediteuren, das sich auf den gesamten logistischen Dienstleistungen sowie<br />

auf weitere sonstige Nebenleistungen erstrecken kann, (...). Realitätsgerechter kann deshalb der<br />

Spediteur als Kaufmann definiert werden, der logistische Dienstleistungen und weitere


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 52<br />

Nebenleistungen einkauft oder selbst erstellt und diese gewinnbringend an den Verlader verkauft<br />

(...).” [Pfohl, 1991, 207] Die operative Ausführung dieser Verkaufs- und Organisationsaufgabe<br />

obliegt weitgehend dem <strong>Disponent</strong>en. Indem dieser als Schnittstelle zwischen Spedition, Kunden<br />

und Subunternehmer auch für das Anbieten der speditionellen Dienstleistung am Markt<br />

zuständig ist, übt er wesentliche unternehmerische Tätigkeiten aus. Nach außen ‘verkörpert’ er<br />

gegenüber Kunden und Subunternehmern das Unternehmen - er erscheint als Unternehmer,<br />

verfügt aber nicht über dessen Handlungsspielraum. Nach innen ist er der in die<br />

Unternehmensorganisation integrierte Angestellte, der den Richtlinienvorgaben der<br />

Geschäftsleitung unterliegt. Subjektiv nehmen <strong>Disponent</strong>en diesen Rollenkonflikt<br />

unterschiedlich wahr. In der betriebswirtschaftlichen Theorie wird der dispositive Faktor häufig<br />

nur der Unternehmensleitung bzw. der oberen Hierarchieebene zugeordnet [vgl. HERMANN,<br />

1994; ALBACH, 1990, 536 - 537]. Andererseits werden Steuerungsprozesse, die auf allen Ebenen<br />

des Unternehmens anfallen, als ‘dispositive Arbeit’ bezeichnet [vgl. ALBACH / ALBACH, 1989,<br />

175]. Es wird berichtet, daß in der Selbsteinschätzung von <strong>Disponent</strong>en unternehmerisches<br />

Handeln auf ihrer Hierarchieebene von zentraler Bedeutung ist [vgl. BÖSELER u.a., 1994, 65].<br />

��Das ‘Tagesgeschäft’ vieler <strong>Disponent</strong>en ist dadurch gekennzeichnet, daß sie stark divergierende<br />

Ziele wie Kundenzufriedenheit, Kostenminimierung, Mitarbeiterzufriedenheit und Einhaltung<br />

der gesetzlichen Vorschriften gleichzeitig erreichen müssen. Objektiv kann dieser Zielkonflikt<br />

nicht gelöst werden; <strong>Disponent</strong>en können lediglich durch ein hohes Maß an Flexibilität und<br />

Engagement erreichen, daß keines der divergierenden Ziele unvertretbar stark vernachlässigt<br />

wird. Häufig internalisieren sie diesen Zielkonflikt, allerdings in individuell unterschiedlichem<br />

Maße und mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die physische und psychische Situation.<br />

��Um mit dem Zielkonflikt angemessen umgehen zu können, benötigen <strong>Disponent</strong>en zum einen<br />

ein hinreichend großes Maß an Absicherung in der Unternehmenshierarchie und zum anderen<br />

ein großes Repertoire von Handlungsmöglichkeiten, um die Personal- und Materialressourcen<br />

flexibel einsetzen zu können. Formen traditioneller Unternehmensführung machen ihnen dies<br />

durch zu starre Vorgaben und zu enge Handlungsspielräume praktisch nicht selten unmöglich.<br />

Damit einher geht eine Tendenz der Formalisierung von Abläufen und Strukturen im<br />

Speditionsgewerbe, durch die die einzelne Speditions- und Transportdienstleistung zu einem<br />

industriell standardisierten Produkt wird. Diese formalisierten Abläufe sind häufig zu starr und<br />

verhindern die kundenorientierte Flexibilität. Dieser Strukturkonflikt wird durch nicht<br />

angemessene Software-Unterstützung sowie eine mangelhafte Abstimmung einzelner<br />

Dispositionsentscheidungen in mehrstufigen logistischen Ketten verschärft. Ein weiteres<br />

strukturelles Problemfeld liegt in der grundsätzlichen hohen Anfälligkeit der Transportprozesse<br />

für Störungen, die der <strong>Disponent</strong> zwar nicht beeinflussen kann, aber bewältigen muß.<br />

BOCKELMANN / BÖSELER / LAUENSTEIN [1995] ziehen daraus das Fazit: ”Wenn die Rollen-, Ziel-<br />

und Strukturkonflikte vom <strong>Disponent</strong>en nicht gelöst werden, sondern lediglich ihre Auswirkungen<br />

auf der operativen Ebene, so weit zurückgedrängt werden können, so daß den Vorgaben der<br />

Geschäftsleitung so weit wie möglich entsprochen werden kann, wird der <strong>Disponent</strong> zum<br />

‘Problembekämpfer’. Gesundheitliche Belastungen und Risiken, denen viele <strong>Disponent</strong>en<br />

ausgesetzt sind, können als Indiz dafür gelten, daß sie die Konflikte in sich aufnehmen, ohne sie<br />

lösen zu können.” [BOCKELMANN / BÖSELER / LAUENSTEIN, 1995, 40]


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 53<br />

2.4. 2.4. Bisherige Aus Aus- Aus<br />

und und Fortbildungsangebote Fortbildungsangebote Fortbildungsangebote für für Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Entsprechend der großen Heterogenität der beruflichen Anforderungen im Verkehrswesen<br />

existieren für diesen Bereich eine Reihe von staatlich anerkannten Berufsbildern [vgl. MÜLLER,<br />

1990, 173], die im Zuge des bereits skizzierten Strukturwandels einem Veränderungsdruck<br />

unterworfen sind [vgl. BORCH / WEIßMANN, 1994]. In diesem Zusammenhang wird die Meinung<br />

vertreten, daß Speditionen insbesondere im kaufmännischen Unternehmensbereich ”schon immer<br />

auf ein hohes Qualifikationsniveau der Mitarbeiter zurückgreifen” [BRANDS, 1991, 145] konnten.<br />

Ordnet man die Tätigkeit von Transport-<strong>Disponent</strong>en im Straßengüterverkehr den kaufmännischen<br />

Tätigkeiten in einer Spedition zu, ließe sich daraus ableiten, daß die geeignete berufliche<br />

Eingangsqualifikation für diese Tätigkeit die eines/einer Speditionskaufmanns/-kauffrau ist.<br />

Die letzte Novellierung der Berufsausbildung zum/zur Speditionskaufmann/-kauffrau fand 1996<br />

statt [vgl. BIBB, 1997.]. 7 Damit wurde auf die bereits referierten Veränderungen im<br />

Verkehrsgewerbe reagiert [vgl. hier Kap. 2.2.; vgl. auch BRANDENBURG / SCHIMPF, 1994, 2]. So<br />

stellte WENZEL [1993] fest: ”Lerninhalte des zehn Jahre alten Berufsbilds Speditionskaufmann/kauffrau,<br />

das überwiegend darauf ausgerichtet war, Vorschriften anzuwenden, werden der<br />

bisherigen Entwicklung nicht mehr gerecht. Zukünftig steht nicht mehr die Anwendung von<br />

Frachtvorschriften im Mittelpunkt der Ausbildung, vielmehr ist zu lernen, wie konkurrenzfähige<br />

Angebote zu gestalten sind. Für das Agieren auf internationalen Verkehrsmärkten müssen<br />

Kundengespräche in anderen Sprachen geführt werden können. Erwartet wird überdies, daß der<br />

Spediteur sich mit allen Methoden des elektronischen Datenaustauschs auseinandersetzt.”<br />

[WENZEL, 1993, 302] Die aktualisierte Ausbildungsordnung sollte neue Schwerpunkte in folgenden<br />

Bereichen setzen [vgl. BECKMANN, 1990; BRANDENBURG / SCHIMPF, 1994, 3; SCHOENEN, 1994,<br />

196; WENZEL, 1993, 302 - 304; WENZEL, 1995, 69 - 70; WOLF, 1993, 219]:<br />

• Kosten- und Leistungsrechnung in bezug auf die Betriebsplanung und Kalkulation<br />

• Fremdsprachenkenntnisse<br />

• Logistikkenntnisse insbesondere in Form von Kenntnissen über Materialwirtschaft, Abläufen bei<br />

Kunden, Logistik-Kosten und veränderte Haftungsbedingungen<br />

• EDV-Kenntnisse (Computergestützter Arbeitsplatz, unternehmensinterne und -übergreifende<br />

Vernetzung)<br />

• ökologische Kompetenz<br />

• Marketing<br />

• Qualitätsmanagement<br />

• selbständiges Beschaffen, Verarbeiten und Darstellen von Informationen<br />

• Kommunikations- und Teamfähigkeit, Denken in komplexen Systemen und Zusammenhängen<br />

Tabelle 2/1 zeigt das Ausbildungsprofil, das Teil der aktualisierten Ausbildungsordnung geworden<br />

ist.<br />

7 Auf den Sonderfall der dualen Berufsausbildung zum Speditionskaufmann durch die baden-württembergischen<br />

Berufsakademien Lörrach und Mannheim wird im Rahmen der Darstellung nicht weiter eingegangen: ”Die<br />

Auszubildenden sind hier nicht Schüler einer Berufsschule, sondern Studenten der Berufsakademie (BA). Die erste<br />

Stufe der kombinierten Ausbildung endet nach zwei Jahren mit einer Prüfung zum Wirtschaftsassistenten (BA).<br />

Nach einem weiteren Jahr und erfolgreicher Abschlußprüfung erhält der Student den Titel Diplom-Betriebswirt<br />

(BA). Der Auszubildende/Student schließt also Ausbildung/Studium nach drei Jahren als Speditionskaufmann und<br />

zugleich als Diplom-Betriebswirt (BA) ab.” [MÜLLER, 1990, 174] SCHLIEPER [1991] weist darauf hin, daß<br />

unbefriedigende Arbeitsbedingungen und Karriereaussichten dazu führen, daß Absolventen der Berufsakademien<br />

verstärkt in die verladende Industrie drängen [vgl. SCHLIEPER, 1991].


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 54<br />

(...)<br />

3. Arbeitsgebiet Speditionskaufleute verkaufen Verkehrsleistungen und logistische Dienstleistungen. Sie<br />

organisieren den Güterversand, den Warenempfang und die Lagerung unter Auswahl und<br />

Bereitstellung geeigneter Transportmittel. Ihre Aufgaben bestehen in der Auswahl und<br />

Bereitstellung der Lade-, Entlade- und Umschlaggeräte, Beratung in Verpackungsfragen,<br />

Vermitteln von Speditions-, Transport- und Lagerversicherungen, Bearbeiten von<br />

Schadensmeldungen und Rechnungslegung, Beschaffung bzw. Ausstellung der<br />

erforderlichen Dokumente für den grenzüberschreitenden Verkehr, sowie Abwicklung des<br />

Zollverkehrs. Für alle Vorgänge sind die günstigste Versandart, die Vermittlung von<br />

Frachtabschlüssen auf dem Land-, See- oder Luftweg, logistische Problemlösungen sowie die<br />

Organisation von eigenen Transporten und Überwachungsarbeiten beim Umschlag der Ware<br />

4. Berufliche Fähig-<br />

keiten<br />

5. Besondere Anfor-<br />

derungen<br />

für den Kunden zu optimieren. Dabei steht die optimale Kundenberatung im Mittelpunkt.<br />

Speditionskaufleute sind qualifiziert, betriebswirtschaftliche und kaufmännisch-verwaltende<br />

Aufgaben, insbesondere in den nachstehenden Funktionsbereichen selbständig auszuführen.<br />

4.1. Funktionsbereich Beschaffungsmarkt<br />

• Lagerung und Umschlag, Nebenleistungen besorgen<br />

• Vor- und Nachteile einzelner Träger des Güterverkehrs beachten<br />

4.2. Funktionsbereich Besorgen von Güterversendungen für Dritte<br />

• Auswählen von Verkehrsleistungen<br />

• Abschließen von Fracht-, Lager- und Umschlagsverträgen<br />

• Besorgen von Nebenleistungen<br />

4.3. Funktionsbereich Absatz<br />

• Leistungsangebot der Spedition mit oder ohne Selbsteintritt<br />

• Abwickeln der Speditionsaufträge<br />

• Abrechnung der Speditionsleistungen<br />

4.5. Funktionsbereich Speditionelle Logistik<br />

• Logistische Dienstleistungen für den Kunden ermitteln<br />

• Entwickeln kundenspezifischer Logistikkonzeptionen<br />

• Angebote logistischer Dienstleistungen ausarbeiten und bewerten<br />

4.6. Funktionsbereich Rechnungswesen<br />

• Zahlungsverkehr<br />

• Buchführung<br />

• Kosten- und Leistungsrechnung, Controlling<br />

Speditionskaufleute sind in der Lage, die vorgenannten Aufgaben im Rahmen<br />

unternehmerischer Zielvorgaben selbständig auszuführen. Sie beraten Kunden mit ihrem<br />

Wissen über die Eigenschaften einzelner Transportmittel und deren<br />

Kombinationsmöglichkeiten zum Einsparen von Zeit und Kosten. Sie können Preise<br />

kalkulieren, Beförderungs-, Zoll- und Versicherungsbestimmungen anwenden. Soweit<br />

grenzüberschreitende Aufgaben den Betrieb in Form fremdsprachlicher Standardtexte<br />

erreichen, sind Speditionskaufleute in der Lage, die speditionell zu bearbeiten.<br />

Speditionskaufleute verfügen über umfangreiche Kenntnisse der Angebotspalette ihres<br />

Unternehmens und der Branche einschließlich der im Unternehmensalltag wichtigen<br />

Anwendung von Informations- und Kommunikationstechniken und der damit verbundenen<br />

Beachtung der Datensicherheit und des Datenschutzes. Sie sind vertraut mit den allgemeinen<br />

Rechtsgrundlagen, u.a. der Berufsbildung und des Personalwesnes sowie des Arbeits- und<br />

Tarifrechts. Sie kennen die Grundsätze der Arbeitssicherheit, des Umweltschutzes und der<br />

rationellen Energieverwendung.<br />

Tab. 2/1: Auszüge aus dem Ausbildungsprofil des Berufs Speditionskaufmann/Speditionskauffrau von 1996 [BIBB,<br />

1997, 25]<br />

Dieses Ausbildungsprofil zeichnet das Bild eines im Bereich einer Spedition multifunktional<br />

einsetzbaren Sachbearbeiters mit Kundenkontakten. Betont wird seine Fähigkeit, seine Aufgaben<br />

im Rahmen unternehmerischer Zielvorgaben selbständig auszuführen.<br />

Das Ausbildungsprofil beinhaltet zahlreiche Teilaufgaben, die von <strong>Disponent</strong>en ausgeführt werden.<br />

Die folgende Tabelle stellt nun diejenigen Teile der Ausbildungsrahmenpläne für<br />

Speditionskaufleute von 1983 und 1996 gegenüber, die aufgrund des ermittelten<br />

Aufgabenspektrums für Transport-<strong>Disponent</strong>en besonders relevant erscheinen [vgl. hier Kap. 2.2.3.;<br />

vgl. Verordnung ..., 1984, 7 - 11; BIBB, 1997, 29 - 44].


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 55<br />

(...)<br />

2. Beschaffungsmarkt<br />

2.1. Träger des Güterverkehrs<br />

1983 1996<br />

(...)<br />

2. Arbeitsorganisation, Informations- und<br />

Kommunikationssysteme<br />

(...)<br />

2.2. Informations- und Kommunikationssysteme<br />

a. Möglichkeiten EDV-gestützter<br />

Informationsverarbeitung bei interner und<br />

externer Kommunikation aufgabenorientiert<br />

nutzen<br />

b. betriebliche Arbeits- und Organisationsmittel<br />

fachgerecht handhaben und Informationsquellen<br />

nutzen<br />

c. Textverarbeitungsprogramme und fachbezogene<br />

Software anwenden<br />

(...)<br />

3. Anwenden von Fremdsprachen bei<br />

Fachaufgaben<br />

a. fremdsprachliche Fachausdrücke anwenden,<br />

Formulare ausfüllen und Dokumente ausstellen<br />

b. mit fremdsprachlichen Standardtexten arbeiten<br />

a. die Leistungen des Eisenbahnverkehrs, des<br />

Güterkraftverkehrs, der Binnenschiff-, der<br />

Seeschiff- und der Luftfahrt beschreiben<br />

b. wesentliche Gesetze, Tarife und<br />

Beförderungsbedingungen der einzelnen<br />

Verkehrsträger nennen<br />

c. die unterschiedliche Eignung der Verkehrsträger<br />

für bestimmte Transportgüter unter<br />

Berücksichtigung rechtlicher Bedingungen und<br />

Beschränkungen feststellen<br />

d. Tarife des Eisenbahn- und des<br />

Güterkraftverkehrs nach Art des<br />

Ausbildungsbetriebes anwenden und die<br />

entsprechenden Beförderungsbedingungen<br />

beachten<br />

(...)<br />

3. Besorgen von Güterversendungen für Dritte<br />

3.1. Auswählen von Verkehrsleistungen<br />

a. Leistungsangebote von Verkehrsträgern,<br />

Speditions-, Lager- und Umschlagbetrieben<br />

einholen<br />

b. Unterschiede im Leistungsinhalt und -umfang der<br />

Anbieter von Verkehrsleistungen beurteilen<br />

c. Preisvergleiche der Angebote vornehmen<br />

3.2. Abschließen von Fracht-, Lager- und<br />

Umschlagsverträgen<br />

a. Leistungsanforderungen festlegen und<br />

vereinbaren<br />

b. Preise unter Berücksichtigung geltender<br />

gesetzlicher Vorschriften und Tarife vereinbaren<br />

c. aus den Fracht-, Lager- und Umschlagsverträgen<br />

sich ergebende Rechtsbeziehungen zwischen<br />

den Vertragspartnern darstellen und von denen<br />

des Speditionsvertrages abgrenzen<br />

d. Fracht-, Lager- und Umschlagsverträge<br />

vorbereiten<br />

c. einfache Auskünfte erteilen<br />

(...)<br />

4. Beschaffungsmarkt<br />

4.1. Träger des Güterverkehrs<br />

a. die Leistungen des Güterkraft-, Eisenbahn- und<br />

Luftverkehrs, der Binnenschiff- und Seeschiffahrt<br />

voneinander abgrenzen<br />

b. die Vorteile der Verknüpfung von Leistungen<br />

verschiedener Verkehrsträger zu Transportketten<br />

erläutern<br />

c. wesentliche Gesetze, Verordnungen,<br />

Beförderungs- und Haftungsbedingungen sowie<br />

Preisempfehlungen einzelner Verkehrsträger und<br />

kombinierter Verkehre anwenden<br />

d. Einsatzmöglichkeiten im kombinierten Verkehr<br />

beschreiben<br />

e. auftragsgeeignete Umschlagsknotenpunkte<br />

auswählen<br />

f. die unterschiedliche Eignung der Verkehrsträger<br />

für bestimmte Transportgüter unter<br />

Berücksichtigung rechtlicher Bedingungen und<br />

Beschränkungen ermitteln<br />

(...)<br />

5. Besorgen von Güterversendungen für Dritte<br />

5.1. Auswählen von Verkehrsleistungen<br />

a. Leistungsangebote von Verkehrsträgern,<br />

Speditions-, Lager- und Umschlagbetrieben<br />

einholen<br />

b. Angebote in technischer und kaufmännischer<br />

Hinsicht vergleichen und bewerten<br />

5.2. Abschließen von Fracht-, Lager- und<br />

Umschlagsverträgen<br />

a. Leistungsanforderungen festlegen und<br />

vereinbaren<br />

b. Preise unter Berücksichtigung geltender<br />

gesetzlicher Vorschriften und<br />

Abrechnungsgrundlagen vereinbaren<br />

c. Rechtsbeziehungen aus Fracht-, Lager- und<br />

Umschlagsverträgen von denen des<br />

Speditionsvertrages abgrenzen<br />

d. Fracht-, Lager- und Umschlagsverträge<br />

vorbereiten


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 56<br />

(...)<br />

4. Absatz<br />

(...)<br />

6. Absatz<br />

6.1. Marketing<br />

a. Kundengespräche systematisch vorbereiten und<br />

führen<br />

b. Marketinginstrumente betriebsbezogen<br />

anwenden<br />

c. an Qualitätsmaßnahmen mitwirken<br />

6.2. Leistungsangebot der Spedition mit oder ohne<br />

4.1. Leistungsangebot der Spedition mit oder ohne<br />

Selbsteintritt<br />

Selbsteintritt<br />

a. Leistungsangebot des Speditionsgewerbes auf a. Leistungsangebot des Speditionsgewerbes<br />

dem Inlandsmarkt und bei grenzüberschreitenden national, im EU-Binnenmarkt und im Verkehr mit<br />

Verkehren aus der Sicht des<br />

Drittländern beschreiben<br />

Ausbildungsbetriebes beschreiben<br />

b. auftragsbezogene Kalkulationen durchführen und<br />

b. Leistungen des Ausbildungsbetriebes<br />

beschreiben, Kalkulationen durchführen und<br />

Angebote vorbereiten<br />

Angebote erstellen<br />

c. Kunden beraten; nach Anleitung akquirieren<br />

d. Werbemaßnahmen des Ausbildungsbetriebes<br />

nennen und an ihrer Durchführung mitwirken<br />

(...)<br />

(...)<br />

5. Leistungserstellung<br />

7. Erbringen von Speditionsleistungen<br />

5.1. Erbringen von Speditionsleistungen mit oder<br />

ohne Selbsteintritt<br />

7.1. Disponieren von Speditionsleistungen<br />

a. Verkehrsverbindungen ermitteln<br />

a. Verkehrsverbindungen unter Berücksichtigung<br />

b. geeignete Frachtführer, Verfrachter und<br />

verkehrsgeographischer Gegebenheiten ermitteln<br />

Beförderungsmittel auswählen<br />

b. geeignete Frachtführer, Verfrachter und<br />

c. die Möglichkeit der Zusammenfassung von<br />

Beförderungsmittel auswählen<br />

Sendungen prüfen<br />

c. die Möglichkeit der Zusammenfassung von<br />

d. Transport-, Lager- und Umschlagleistungen in Sendungen prüfen<br />

ihrer zeitlichen und technischen Abwicklung d. Transport-, Lager- und Umschlagleistungen in<br />

abstimmen<br />

ihrer zeitlichen und technischen Abwicklung<br />

e. Lager- und Umschlagstechniken nennen<br />

abstimmen<br />

f. güterbezogene Sicherheitsvorschriften,<br />

e. güterbezogene Sicherheitsvorschriften,<br />

insbesondere Gefahrgutvorschriften beachten insbesondere Gefahrgutvorschriften beachten<br />

g. die Möglichkeiten des Spediteur-<br />

f. die Möglichkeiten des Spediteur-<br />

Sammelgutverkehrs, des Selbsteintrittrechtes Sammelgutverkehrs, des Selbsteintrittrechtes<br />

und der Spedition zu festen Spesen beschreiben und der Spedition zu festen Sätzen beschreiben<br />

5.2. Abwickeln der Speditionsaufträge 7.2. Abwickeln von Speditionsaufträgen<br />

a. Information und Daten zur Auftragsabwicklung a. Informationen und Daten zur Auftragsabwicklung<br />

erfassen, beachten und weitergeben<br />

mit Hilfe von Kommunikationstechniken erfassen<br />

b. Fahrzeuge und technisches Gerät disponieren; und bearbeiten<br />

Be- und Entladefristen beachten<br />

b. Liefer- und Frankaturvorschriften anwenden<br />

c. Begleitpapiere und Dokumente beschaffen, c. Begleitpapiere und Dokumente beschaffen,<br />

vervollständigen und aufmachen<br />

vervollständigen und ausstellen<br />

d. Liefer- und Frankaturvorschriften beschreiben d. das Akkreditivverfahren erläutern und im Rahmen<br />

e. Versicherungsverträge vorbereiten<br />

betrieblicher Abläufe daran mitwirken<br />

f. wesentliche außenwirtschaftliche Vorschriften e. Fahrzeuge und technische Geräte unter<br />

beachten<br />

Beachtung der Be- und Entladefristen<br />

g. Möglichkeiten der Zollbehandlung beschreiben disponieren<br />

h. Nebenleistungen erbringen und veranlassen f. Versicherungsverträge erstellen<br />

i. Kundenreklamationen bearbeiten<br />

g. außenwirtschaftliche Vorschriften beachten<br />

k. Schäden in Zusammenarbeit mit den an der h. Möglichkeiten der Zollbehandlung klären<br />

Auftragsabwicklung Beteiligten erfassen i. Nebenleistungen erbringen oder veranlassen<br />

l. die haftungs- und versicherungsrechtlichen k. Kundenreklamationen bearbeiten<br />

Fragen des entstandenen Schadens prüfen l. Schäden in Zusammenarbeit mit den an der<br />

sowie seine Regulierung vorbereiten<br />

Auftragsabwicklung Beteiligten erfassen<br />

m. die haftungs- und versicherungsrechtlichen<br />

Fragen entstandener Schäden prüfen sowie ihre<br />

Regulierung vorbereiten<br />

n. die Entsorgung von Abfallmaterialien nach<br />

ökologischen Gesichtspunkten veranlassen


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 57<br />

(...)<br />

6. Rechnungswesen<br />

(...)<br />

6.3. Kosten- und Leistungsrechnung<br />

a. Zweck und Aufbau der betrieblichen Kosten- und<br />

Leistungsrechnung erläutern<br />

b. Unterlagen für die Kalkulation vorbereiten<br />

c. Kalkulation nach Anleitung erstellen<br />

(...)<br />

8. Speditionelle Logistik<br />

a. Logistikkonzepte anhand ausgewählter Beispiele<br />

erklären<br />

b. logistische Arbeitsgebiete der Spedition und ihre<br />

Verknüpfung mit Industrie und Handel in den<br />

Funktionen Beschaffung, Produktion und<br />

Distribution erklären<br />

c. logistische Aufgabenstellungen des Kunden<br />

ermitteln<br />

d. Angebote zur Erstellung logistischer<br />

Dienstleistungen im Ausbildungsbetrieb und bei<br />

Dritten einholen und bewerten<br />

e. kundenspezifische Logistikkonzeptionen<br />

entwickeln und darstellen sowie notwendige<br />

Informationsquellen erschließen<br />

f. bei der Erstellung logistischer<br />

Dienstleistungsverträge mitwirken<br />

(...)<br />

9. Rechnungswesen<br />

(...)<br />

9.3. Kosten- und Leistungsrechnung, Controlling<br />

a. Aufbau der betrieblichen Kostenrechnung<br />

erläutern<br />

b. Kosten und Erträge von erbrachten<br />

Dienstleistungen errechnen und bewerten<br />

c. Daten für die Kalkulation und Preisbildung<br />

ermitteln<br />

d. Notwendigkeit einer laufenden Kontrolle der<br />

Wirtschaftlichkeit der betrieblichen Leistungen<br />

begründen<br />

e. an kaufmännischen Steuerungs- und<br />

Kontrollaufgaben des Ausbildungsbetriebes<br />

mitwirken<br />

f. Daten für die Erstellung von Statistiken<br />

beschaffen, aufbereiten und in geeigneter Form<br />

darstellen<br />

g. an Aufgaben des kaufmännischen<br />

Berichtswesens im Ausbildungsbetrieb mitwirken<br />

Tab. 2/2: Synoptische Darstellung von Auszügen aus den Ausbildungsrahmenplänen für die Berufsausbildung zum<br />

Speditionskaufmann / zur Speditionskauffrau von 1983 und 1996<br />

Vergleicht man beide Ausbildungsrahmenpläne, so sind zum einen die einzelnen Lerngegenstände<br />

im Ausbildungsrahmenplan von 1996 im Sinne einer stärkeren Handlungsorientierung deutlicher<br />

operationalisiert [vgl. BRANDENBURG / SCHIMPF, 1994, 7. Es wird dort allerdings auch vor der kaum<br />

zu bewältigenden Stoffülle gewarnt, die den Einsatz neuer berufspädagogischer Konzepte<br />

erforderlich machen würden.], zum anderen ist die neue Schwerpunktsetzung klar zu erkennen. Es<br />

ist anzunehmen, daß gerade die Fähigkeit zum aktiven Umgang mit den neuen Schwerpunkten, die<br />

durch die novellierte Berufsausbildung angestrebt wird, die Bewältigung der Dispositionsaufgaben<br />

deutlich erleichtern wird.<br />

Ausbildungsprofil und Ausbildungsrahmenplan von 1996 betonen die fachlichen Kompetenzen zur<br />

Bearbeitung von speditionellen Sachaufgaben. Im Hinblick auf die skizzierte Arbeitssituation von<br />

<strong>Disponent</strong>en und ihre arbeitsorganisatorische Einbindung in die speditionellen Abläufe wird<br />

deutlich [vgl. hier Kap. 2. 1. und 2.3.], daß insbesondere Anforderungen, die sich aus ihrer Rolle als<br />

Führungskräfte gegenüber Fahrern ergeben, sowie operationalisierte kundenorientierte,<br />

selbstorganisierende und unternehmensentwickelnd-strategische Anforderungen in der<br />

Berufsausbildung nicht berücksichtigt werden (können). Entsprechende Kenntnisse, Fertigkeiten


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 58<br />

und Fähigkeiten müssen während der Berufspraxis selbständig oder über gezielte Weiterbildung<br />

erworben werden.<br />

Da die Novellierung der Ausbildungsordnung erst 1996 erfolgte, ist davon auszugehen, daß<br />

ausgebildete Speditionskaufleute, die als Transport-<strong>Disponent</strong>en tätig sind, nach älteren<br />

Ausbildungsordnungen ausgebildet worden sind. Eine Weiterbildung muß für diese <strong>Disponent</strong>en<br />

nicht nur die soeben genannten Bereiche abdecken, sondern auch Lerninhalte aus den neuen<br />

Schwerpunktsetzungen der Novellierung 1996 berücksichtigen.<br />

Neben einschlägigen Fachhochschul-Studiengängen ist die Weiterbildung zum/zur<br />

Verkehrsfachwirt/-in die wesentliche berufliche Fortbildungsmöglichkeit 8 von<br />

Speditionskaufleuten. ”Für die Weiterbildung zum/zur Verkehrsfachwirt/in hat der DIHT einen<br />

Rahmenstoffplan und einheitliche Prüfungsrichtlinien herausgegeben. Zielsetzung der<br />

Weiterbildung ist, dem befähigten Spediteurnachwuchs den Weg in die mittlere Führungsebene in<br />

Speditions- und Lagereiunternehmen sowie Transportbetrieben zu erleichtern und den Betrieben<br />

eine einheitliche, externe Weiterbildungskonzeption zur Förderung qualifizierter Nachwuchskräfte<br />

anzubieten. (...) Zum/zur Verkehrsfachwirt/-in ausgebildete Speditionskaufleute sollen qualifizierte<br />

Sachaufgaben erfüllen sowie Leistungs- und Führungsaufgaben der mittleren Ebene übernehmen<br />

können. Sie sollen an Entscheidungsvorbereitung und Führungsaufgaben beteiligt werden. Auch<br />

sollen sie über vertieftes Fachwissen sowie organisatorisch-methodische und dispositive Kenntnisse<br />

verfügen, um Anforderungen der mittleren Führungsebene gerecht werden zu können.” [BIBB,<br />

1997, 101]<br />

Während die meisten Weiterbildungsträger ihre Schüler für die Prüfung vor den jeweiligen<br />

Industrie- und Handelskammern nach dem DIHT-Rahmenstoffplan ausbilden, ist dieser Stoffplan<br />

von der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsakademie in Bremen weiterentwickelt und<br />

modifiziert worden. Die folgende Tabelle gibt die Inhalte der Stoffpläne synoptisch wieder [vgl.<br />

DAV, o.J.; DIHT, 1985].<br />

DAV DIHT<br />

Volkswirtschaftliche Grundlagen<br />

− Grundbegriffe<br />

− Wirtschaftsordnungen, -systeme<br />

− Märkte und Preisbildung<br />

− Das Geld<br />

− Der Wirtschaftskreislauf und Gesamtrechnung<br />

− Konjunkturtheorie und -politik<br />

− Wirtschaftliches Wachstum<br />

− Außenwirtschaftliche Probleme<br />

Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />

− Gegenstand und Methoden der Betriebswirtschaftslehre<br />

− Aufbau und Organisation der Unternehmung<br />

− Die Wahl der Rechtsform<br />

− Die betrieblichen Produktionsfaktoren<br />

− Der Standort der Unternehmung als<br />

Entscheidungsproblem<br />

− Grundlegende Betrachtung der betrieblichen Faktoren<br />

Volkswirtschaftliche und Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />

− Grundbegriffe<br />

− Wirtschaftssysteme, Wirt-schaftsordnungen<br />

− Wirtschaftskreislauf<br />

− Märkte und Preisbildung<br />

− Geld und Kredit<br />

− Konjunktur und Wirtschaftswachstum<br />

− Abgrenzung BWL/VWL<br />

− Rechtsformen der Unternehmung<br />

− Produktionsfaktoren<br />

− Standortwahl<br />

− Betriebliche Organisation<br />

− Betriebliche Funktionen<br />

− Betriebswirtschaftliche Kennzahlen<br />

8 Im branchenspezifischen Vergleich der Weiterbildungsbeteiligung zeigt das Verkehrsgewerbe eine durchschnittliche<br />

Teilnahmequote (31 %); der Zeitaufwand pro Teilnehmer liegt vergleichsweise sehr hoch (132 h); vgl. BMBF,<br />

1996, 190 - 193. Leider wird im Berichtssystem Weiterbildung VI nicht nach der Art der Weiterbildung (z.B. für<br />

kaufmännische oder gewerbliche Mitarbeiter) unterschieden. Eine Aussage, daß die Weiterbildung für Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en in einem weiterbildungs-freundlichen Klima stattfindet, läßt sich also nicht erhärten.


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 59<br />

Betriebliches Finanz- und Rechnungswesen<br />

− Grundlagen<br />

− Organisation der doppelten Buchführung<br />

− Änderung der Bilanz durch Geschäftsfälle<br />

− Aufwendungen und Erträge (Sachliche Abgrenzung)<br />

− Periodengerechte Erfassung von Aufwendungen und<br />

Erträgen (Zeitliche Abgrenzungen)<br />

− Die Kosten- und Leistungsrechnung im Gesamtsystem<br />

des Rechnungswesens<br />

− Ziele und Aufgaben einer Kosten- und Leistungsrechnung<br />

− Allgemeine Grundbegriffe einer Kosten- und<br />

Leistungsrechnung<br />

− Aufbau einer Kosten- und Leistungsrechnung<br />

Wirtschaftsrecht<br />

− Einführung in das Recht<br />

− Bürgerliches Gesetzbuch<br />

− Handelsgesetzbuch<br />

− Wettbewerbsrecht<br />

− Grundsätze allgem. Geschäftsbedingungen<br />

− Verfahren zur Sicherung von Wechsel- und<br />

Scheckansprüchen<br />

Unternehmensführung und betriebliche Organisation<br />

− Aufgaben der Unternehmensle-tung<br />

− Management-Konzeptionen<br />

− Typologie der Unternehmen der Spedition<br />

− Organisationsformen der Unternehmen der Spedition<br />

− Organisation des Informations-flusses<br />

− Möglichkeiten des EDV-Einsatzes<br />

− Kooperation im Speditionsge-werbe<br />

Personalwirtschaft<br />

− Personalorganisation<br />

− Arbeitsrechtliche Regelungen<br />

− Mitwirkung der Arbeitnehmer und ihrer Vertretungen<br />

− Soziale Sicherung der Arbeitnehmer<br />

− Entlohnung<br />

Verkehrsbetriebslehre<br />

− Funktionen der Spedition im Distributionsprozeß der<br />

Wirtschaft<br />

− Die Produktion von Speditions-, Gütertransport- und<br />

Lagerleistungen<br />

− Die Struktur des Speditionsgewerbes<br />

Absatz<br />

− Grundlagen der Absatzpolitik von Speditionsunternehmen<br />

− Absatzpolitisches Instrumentarium und seine speziellen<br />

Anwendungen in Speditionsbetrieben<br />

− Verkauf von Speditionsleistungen<br />

Spezielle Betriebslehre der Spedition<br />

− Die Leistungsbereiche im nationalen und internationalen<br />

Verkehr in den Fachsparten (Einkauf und Produktion)<br />

− Besondere Leistungsbereiche<br />

Spezielle Probleme des Finanz- und Rechnungswesens<br />

− Bewertung<br />

− Jahresabschluß und Gewinnverwendung<br />

− Auswertung der Bilanz- und Erfolgrechnung<br />

− Kostenrechnung auf Basis von Vollkosten oder Teilkosten<br />

− Controlling<br />

− Kosten- und Leistungsrechnung<br />

Betriebliches Rechnungswesen und Finanzen<br />

− Gliederung und Aufgabe des betrieblichen<br />

Rechnungswesens<br />

− Kosten- und Leistungsrechnung<br />

− Buchhaltung und Abschluß<br />

− Kosten<br />

− Zahlungs- und Kreditverkehr<br />

− Steuern<br />

Betriebsorganisation<br />

− Grundlagen der Organisation<br />

− Betriebsorganisation in der Verkehrswirtschaft<br />

− Informations- und Kommunikationssysteme<br />

Unternehmensführung<br />

− Vom Leitbild zur Zielsetzung<br />

− Unternehmensziele<br />

− Planung<br />

− Führungspsychologie<br />

− Die Führungsaufgabe<br />

− Führungspraxis<br />

Personalwirtschaft<br />

− Grundlagen betrieblicher Personalwirtschaft<br />

− Personalbeschaffung<br />

− Personaleinführung<br />

− Personalplanung<br />

− Personalbeurteilung<br />

− Aus- und Fortbildung<br />

− Entgeltpolitik<br />

− Betriebliche Sozialpolitik<br />

− Personalverwaltung<br />

− Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

Verkehrsbetriebslehre<br />

− Die Struktur der Verkehrsunternehmen<br />

− Leistungserstellung der Verkehrsbetriebslehre<br />

− Leistungserstellung der Verkehrsträger und der<br />

Speditions- und Lagereibetriebe<br />

− Makler und Vermittler im Verkehrsbereich<br />

Absatz und Verkauf<br />

− Grundlagen des Marketing in Verkehrsbetrieben<br />

− Struktur und Entwicklung der Verkehrsmärkte<br />

− Absatzpolitisches Instrumentarium<br />

− Verkauf von Verkehrs- und Speditionsleistungen


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 60<br />

Verkehrsrecht (inkl. Gefährliche Güter)<br />

− Rechtliche Grundlagen der Spedition und der<br />

Verkehrsträger<br />

Zollwesen<br />

− Rechtliche Grundlagen des Außenhandels<br />

− Einfuhr von Waren<br />

− Gemeinschaftliches/gemeinsames Versandverfahren<br />

− Zollverfahren mit wirtschaftlicher Bedeutung<br />

− Der Spediteur als Zollanmelder<br />

Verkehrswirtschaftslehre<br />

− Einführung in die Verkehrswirtschaftslehre<br />

− Die Struktur der Verkehrswirtschaft<br />

− Die Leistungserstellung im Verkehr<br />

− Die sog. Besonderheiten im Verkehr und deren<br />

verkehrspolitische Folgerungen<br />

− Die nationale Verkehrspolitik<br />

− Die internationale Verkehrspolitik<br />

− Die Verkehrspolitik der Europäischen Union (EU)<br />

Verkehrsrecht, Tarifrecht und Preisbildung<br />

− Rechtsgrundlagen der Verkehrsträger sowie der<br />

Speditions- und Lagereibetriebe<br />

− Tarifrecht und Preisbildung der Verkehrsträger sowie der<br />

Speditions- und Lagereibetriebe<br />

− Handelsklauseln<br />

− Haftung und Versicherung<br />

− Einführung in das Haftungsrecht<br />

− versch. Verkehrsträger und Leistungsbereiche<br />

− Versicherungen im Güterverkehr<br />

Zollwesen<br />

− Rechtliche Grundlagen des Außenhandels<br />

− Die Einfuhr von Waren<br />

− Gemeinschaftliches Versandverfahren und besondere<br />

Versandverfahren (Ein- und Ausfuhr)<br />

− Besondere Zollverfahren<br />

− Verfahren bei der Ausfuhr<br />

− Die Spedition als Zollbeteiligte<br />

Aufbau und Entwicklung der EG<br />

− Europäische Gemeinschaft<br />

− Vollendung des EG-Binnenmarktes<br />

Verkehrswirtschaft und Verkehrspolitik<br />

− Die Verkehrswirtschaft im Rahmen der Volkswirtschaft<br />

− Die Stellung der Verkehrsbetriebe in der Wirtschaft<br />

− Nationale Verkehrspolitik<br />

− Die Verkehrspolitik der EG<br />

− Die internationale Verkehrspolitik<br />

− Die Verbände der Außenwirtschaft und ihre Aufgaben<br />

Beschaffung und Anlagenbewirtschaftung<br />

− Beschaffungsplanung und Beschaffung<br />

− Materialwirtschaft<br />

− Anlagenbewirtschaftung<br />

Tab. 2/3: Synoptische Darstellung der Rahmenpläne für die Weiterbildung zum Verkehrsfachwirt der Deutschen<br />

Außenhandels- und Verkehrsakademie und des Deutschen Industrie- und Handelstages<br />

Die Stoffpläne machen deutlich, daß die Fortbildung zum/zur Verkehrsfachwirt/-in in erster Linie<br />

auf die Befähigung zur Führung von Speditionsunternehmens bzw. Unternehmenseinheiten zielt,<br />

wobei die Vermittlung theoretischer Kenntnisse die praktische Anwendung bzw.<br />

unternehmensorientierte Operationalisierung dominiert. Insbesondere auf die Bewältigung des<br />

Tagesgeschäfts von <strong>Disponent</strong>en, wie es sich aus ihrem Aufgabenspektrum ergibt, ist die<br />

Fortbildung zum/zur Verkehrsfachwirt/-in nicht ausgerichtet.<br />

Aufgrund des hier geltenden dualen Systems der Berufsausbildung auf deutsche Verhältnisse nicht<br />

übertragbar existiert in der Schweiz eine achtzehn-monatige berufsbegleitende Weiterbildung für<br />

berufserfahrene Kraftfahrer und <strong>Disponent</strong>en, die an zwei Gewerbeschulen durchgeführt wird und<br />

mit einer Prüfung zum ‘Erwerb des eidgenössischen Fachausweises für Transport-<strong>Disponent</strong>en’<br />

abschließt (Tab 2/4).<br />

Ziel der Ausbildung ist, ”den Einsatz von Personal und Mitteln einer Transportabteilung<br />

sachgerecht zu koordinieren” und so ”den Anforderungen an eine Kaderposition gerecht zu<br />

werden.” [ASTAG, 1986, 1] Obwohl diese Weiterbildung zur Übernahme von Führungspositionen<br />

qualifizieren soll, unterscheidet sie sich deutlich von der Weiterbildung zum/zur Verkehrsfachwirt/in.<br />

Im wesentlichen entspricht dieser Kurs einer stark reduzierten Speditionskaufmanns-<br />

Ausbildung, die für den Bereich der Transport-Disposition konkrete Handlungsanregungen<br />

vermittelt und die Personalführung explizit mitbeinhaltet.


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 61<br />

Prüfungsfach Prüfungsgegenstände<br />

Theoretische Kenntnisse<br />

Fahrdienst<br />

• Anforderungen in Lkw- und Car-Prüfung<br />

• Verkehrssinnbildung, Umweltschutz<br />

• Wirtschaftliche Fahrweise<br />

• Haftung, Versicherung<br />

• Arbeits- und Ruhezeitverordnungen mit Ueberwachungsinstrumentarien<br />

• Vorschriften bei Ausnahmetransporten und grenzüberschreitendem Verkehr<br />

Fahrzeugtechnik und Unterhalt • Funktion und Wirkungsweise von Antriebs- und Kraftübertragungsaggregaten,<br />

Bremssystemen, Lenkungs- und Autoelektrischen-Anlagen, Radaufhängungselementen<br />

• Behandlung von Felgen und Bereifung<br />

• Grundsätze einer zweckmässigen und wirtschaftlichen Fahrzeugpflege und<br />

Fahrzeuginstandhaltung, Anwendung von Wartungsplänen<br />

• Garage- und Werkstatt-Einrichtungen und deren Instandhaltung<br />

• Zweckmässige Lagerhaltung von Ersatzteilen<br />

• Unfallverhütung in der Garage und Werkstatt<br />

Administration • Offertenwesen, Rapporte und Bereichte<br />

• Umgang mit Karteien, Erstellen von Statistiken<br />

• Zahlungsverkehr über Bank und Post<br />

• Einkauf<br />

• Lagerbuchhaltung<br />

Kostenrechnen • Manuelle und EDV-Kontenführung<br />

• Ermittlung von Aufwand, Ertrag und Rendite<br />

• Kalkulation von Transportaufträgen<br />

• Kostenüberwachung bei Fahrzeugen und Transportaufträgen<br />

• Informatik<br />

Waren- und Personentransport • Güterarten und deren Behandlung<br />

• Transport gefährlicher Güter SDR/ADR<br />

• Transport- und Ladetechnik<br />

• Verantwortungsbereiche, Kontrollmittel<br />

• Unfallverhütung beim Beladen von Fahrzeugen<br />

• Vorschriften beim Personentransport<br />

Transport-Disposition • Touren- und Transportpläne, Personaleinsatz<br />

• Kundenbedienung, Image<br />

• Improvisation bei Fahrzeug-Zustellpannen und Verkehrsunfällen<br />

• Dispositions-Hilfsmittel, Wesen und Anwendung der EDV im Transportbetrieb<br />

• Auftragsüberwachung und Erfolgskontrolle<br />

• Mittel und Wege zur optimalen Auslastung der Transportkapazität<br />

Personalführung • Prinzipien der Mitarbeiterführung, Instruktion und Motivierung<br />

• Instruktion, Kontrolle und Qualifizierung von Mitarbeitern<br />

• Vorschriftsgemässe Lehrlingsausbildung und Betreuung<br />

• Vorschriften und Umgang mit ausländischen Mitarbeitern<br />

• Absenzen-Enschädigungs- und Prämien-Regelungen<br />

Rechtskunde • Gesetzliche Bestimmungen zum Arbeitsschutz<br />

• Schuldbetreibungs- und Konkursrecht<br />

• Vertragsformen und Haftung, Vertrags-Auflösung<br />

• Versicherungsrecht<br />

• Arbeitsvertragsrecht<br />

• Lehrvertrag und Berufsbildungsgesetz<br />

Betriebs- und Wirtschaftskunde • Betriebsorganisation, Unternehmensziele<br />

• Gesellschaftsformen von Unternehmungen<br />

• Geld- und Währungspolitik des Staates<br />

• Zollbestimmungen EG - EFTA<br />

• Marketingbegriffe und deren praktische Anwendung<br />

Praktische Prüfung • Instruktionen an das Fahrpersonal erteilen<br />

• Kontrolle und Beurteilung von praktischen Arbeiten des Fahrpersonals (Be-<br />

und Entladen von Fahrzeugen, Sicherung und Schutz der Ladung, Fahrzeug-<br />

Parkdienst)<br />

• ARV/Die Vorschriften kennen<br />

Tab. 2/4: Prüfungstoff der Berufsprüfung zum Transport-<strong>Disponent</strong> des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes<br />

Neben den in Form von Kursen bzw. Studiengängen organisierten Fortbildungsgängen, die mit<br />

einer Prüfung und einem Zertifikat abgeschlossen, bieten Weiterbildungsträger des Gewerbes<br />

punktuell ein- oder mehrtägige Seminare zu dispositionsrelevanten Themen an. Über die<br />

didaktische und methodische Qualität dieser Seminare können keine Aussagen gemacht werden. Es<br />

ist zu vermuten, daß diese Seminare v.a. dann besucht werden, wenn in betrieblichen<br />

Problemsituationen aufgetretene Qualifikationsdefizite behoben werden sollen, wenn die


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 62<br />

erkennbare Geschäfts- bzw. Unternehmensentwicklung zusätzliche Qualifizierungsbedarfe aufzeigt<br />

oder wenn ein Mitarbeiter durch einen Seminar-Besuch unternehmensintern aufgewertet bzw. in<br />

Fom eines Incentives ‘belohnt’ werden soll. Es kann in den wenigsten Fällen davon ausgegangen<br />

werden, daß die Teilnahme an einem dieser Seminare die Reaktion auf eine systematischen<br />

Qualifizierungsbedarfsanalyse oder Teil eines Personalentwicklungskonzeptes ist. Tabelle 2/5 zeigt<br />

als Beispiel für die Form der Weiterbildung Titel und Inhalte von Seminaren für <strong>Disponent</strong>en, die<br />

durch die Unternehmensberatung der Bundeszentralgenossenschaft Straßenverkehr (BZG)<br />

angeboten werden.<br />

Seminartitel Seminarinhalte Dauer<br />

Fahrzeugkostenrechnung<br />

mit PC<br />

•<br />

•<br />

Grundlagen und<br />

Kostenrechnung<br />

Vollkostenmethode<br />

Aufbau einer betriebswirtschaftlichen 1 Tag<br />

• Deckungsbeitragsmethode<br />

• Organisatorische Maßnahmen im Unternehmen<br />

• Leistungsrechnung als notwendige Komponente<br />

• Fallbeispiele aus der Praxis<br />

”Wenn das Faß überläuft • Burnout-Symptome<br />

3 Tage<br />

...”<br />

•<br />

•<br />

Beeinflussungsmöglichkeiten<br />

Situationsanalyse<br />

• psychologische Aspekte<br />

• Arbeitsorganisation - Zeitmangement<br />

• der Umgang miteinander (Kollegen/Fahrer)<br />

• der Umgang mit Kunden<br />

• individuelle Strategieansätze<br />

Fahrer und <strong>Disponent</strong>en: • Basis einer Gesprächsführung<br />

1,5 Tage<br />

Der gemeinsame Weg zu •<br />

•<br />

einem starken Team<br />

•<br />

Informationsvermittlung zwischen Fahrer und <strong>Disponent</strong>en<br />

Eine für alle Beteiligten befriedigende Delegation von Aufgaben<br />

Fahrer- und <strong>Disponent</strong>entreffen<br />

• Teamarbeit - was ist das überhaupt?<br />

• Wie können sich Fahrer und <strong>Disponent</strong>en gemeinsam helfen?<br />

Der <strong>Disponent</strong><br />

Drehscheibe<br />

Unternehmen<br />

- die 1. Der <strong>Disponent</strong> als Drehscheibe im Verkehrsunternehmen<br />

2,5 Tage<br />

im • Welche unterschiedlichen Sichtweisen und Anforderungen gibt<br />

es?<br />

• Wie geht der <strong>Disponent</strong> mit Schwierigkeiten des<br />

innerbetrieblichen Ablaufes eines Unternehmens um?<br />

2. Der <strong>Disponent</strong> als Informationsträger und Informationsgeber<br />

• Wie kommt er an wichtige Informationen und wie nutzt er sie?<br />

• Der Fahrer als Informationsträger und sein Verhältnis zum<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

• Das Gespräch mit den Fahrern und mit der Geschäftsleitung<br />

• Wie handelt der <strong>Disponent</strong> als Informationsgeber nach innen und<br />

nach außen?<br />

• Möglichkeiten und Chancen der intensiven Informationsnutzung<br />

im Verkehrsunternehmen - Was kann hierzu der <strong>Disponent</strong><br />

beitragen?<br />

3. Wie realisiert der <strong>Disponent</strong> größere Kundennähe?<br />

• Der <strong>Disponent</strong> - Verkäufer im Speditionsunternehmen<br />

• Welche Verkaufsfunktion hat der <strong>Disponent</strong> zu erfüllen?<br />

• Das ‘reaktive und das aktive’ Verkaufsgespräch<br />

• Schwierige Verkaufssituationen (Preisverhandlung,<br />

Reklamationsbheandlung, Einwandbehandlung)<br />

4. Der <strong>Disponent</strong> und seine strategischen Aufgaben<br />

• Beratung der Geschäftsleitung bei strategischen Fragen<br />

• Hilfe bei der Frage: Wohin soll sich das Unternehmen entwickeln?<br />

Die 3 K’s der Disposition • Gesprächsstrukturen<br />

3 Tage<br />

Kommunikation<br />

Kooperation - Kalkulation<br />

- •<br />

•<br />

•<br />

Kundengespräche und Kundenerwartungen<br />

Einwandbehandlung<br />

Zusammenarbeit mit Kunden und Kollegen<br />

• Informationsweitergabe<br />

• Verantwortung für Kunden und Kollegen<br />

• Das 4-D-Modell der Koordination<br />

• Preisfindung - Preiskalkulation<br />

• Preisverhandlung - Preisdurchsetzung<br />

Tab. 2/5: Einzel-Seminare für <strong>Disponent</strong>en bei einem Bildungsträger des Gewerbes [vgl. BZG, o.J.]


Das Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en 63<br />

Bilanziert man die vorliegenden Aus- und Weiterbildungsangebote für Transport-<strong>Disponent</strong>en, so<br />

läßt sich das Ergebnis folgendermaßen zusammenfassen:<br />

1. Die Ausbildung zum/zur Speditionskaufmann/-frau nach der Ausbildungsordnung von 1996<br />

bietet für die <strong>Disponent</strong>entätigkeit eine angemessene fachliche Grundlage. Soziale und<br />

methodische Qualifikationen im Hinblick auf die Rollen als Führungskraft und<br />

Kundendienstmitarbeiter sowie auf die selbständige Organisation der eigenen Arbeit und die<br />

unternehmensentwickelnd-strategischen Aufgaben bleiben dort defizitär.<br />

2. <strong>Disponent</strong>en, die eine Speditionskaufmanns-Ausbildung nach einer älteren<br />

Ausbildungsordnung absolviert haben, haben darüberhinaus wahrscheinlich zusätzlichen<br />

fachlichen Qualifizierungsbedarf in den Bereichen Kosten- und Leistungsrechnung,<br />

Fremdsprachen, Logistik, EDV, Ökologie, Marketing und Qualitätsmanagement, der in Form<br />

von Einzelseminaren vom branchenspezifischen Weiterbildungsmarkt oder durch<br />

Selbststudium befriedigt werden kann Dies gilt in noch stärkerem Maße für <strong>Disponent</strong>en, die<br />

keine Speditionskaufmanns-Ausbildung absolviert haben, sondern auf anderem Wege in diese<br />

berufliche Position gelangt sind.<br />

3. Die berufliche Fortbildung zum/zur Verkehrsfachwirt/-in ist für <strong>Disponent</strong>en nur dann<br />

geeignet, wenn sie über die <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit hinaus weitere Führungsaufgaben im<br />

Unternehmen bzw. in Unternehmensteilen anstreben. Auch hier bleibt die Operationalisierung<br />

in die tägliche Praxis gegenüber theoretischen Fachkenntnissen defizitär.<br />

4. Das schweizer Modell eines Fachausweises für Transport-<strong>Disponent</strong>en ist aufgrund der<br />

(ausbildungs-)rechtlichen Unterschiede nicht übertragbar, bleibt zudem auf die<br />

Operationalisierung der konkreten Transport-Abwicklung beschränkt.<br />

5. Fortbildungsveranstaltungen in Form von Einzelseminaren können nur punktuellen<br />

Qualifizierungsbedarf befriedigen. Allerdings besteht hier potentiell die Möglichkeit,<br />

teilnehmerorientiert vorzugehen und auch nicht-fachliche Kompetenzbereiche zu entwickeln,<br />

wenn das Seminar entsprechend angelegt und der Dozent/Trainer dies beabsichtigt.<br />

Während der fachliche Kompetenzbereich nur für zukünftige Transport-<strong>Disponent</strong>en auf der<br />

Grundlage der novellierten Speditionskaufmanns-Ausbildung damit durch die Aus- und<br />

Weiterbildung weitgehend als abgedeckt bezeichnet werden kann, bleiben Defizite in der<br />

systematischen Entwicklung und im Training der sozialen und methodischen Kompetenzen von<br />

Transport-<strong>Disponent</strong>en, die ihre berufliche Handlungsfähigkeit erst ausmachen. Denn:<br />

”Berufsbefähigung beschränkt sich nicht nur auf fachliche Kompetenz. Problemlösungsstrategien<br />

und fachübergreifende Fähigkeiten, sogenannte Schlüsselqualifikationen, sind ebenso notwendig. In<br />

der beruflichen Bildung ist die Entwicklung von Lernfähigkeit und Handlungskompetenz<br />

gefordert.” [WOLF, 1993, 218]


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 64<br />

3. 3. Analyse Analyse des des Qualifizierungsbedarfs Qualifizierungsbedarfs von von Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

In ein dem partizipativen Grundansatz folgendes Untersuchungsmodell zur Erhebung des<br />

Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en müssen die relevanten arbeits-, berufs- und<br />

wirtschaftspädagogischen sowie die arbeitsfeldspezifischen Rahmenbedingungen einer<br />

<strong>Disponent</strong>enqualifizierung einfließen.<br />

Arbeits-, berufs- und<br />

wirtschaftspädagogische<br />

Rahmenbedingungen<br />

Partizipativer Grundansatz<br />

Untersuchungsdesign<br />

und -fragestellungen<br />

Durchführung der<br />

Untersuchung<br />

Arbeitsfeld von Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Abb. 3/1: Determinanten des Untersuchungsdesigns<br />

3.1. 3.1. Arbeits Arbeits-, Arbeits<br />

, berufs berufs- berufs<br />

und und wirtschaftspädagogische wirtscha<br />

wirtscha ftspädagogische Rahmenbedingungen<br />

Rahmenbedingungen<br />

3.1.1. 3.1.1. Berufliche Berufliche Berufliche Qualifizierung Qualifizierung und und das das Konzept Konzept der der Schlüsselqualifikationen<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG [1989] definieren berufliche Qualifikation als das<br />

Handlungspotential, das die erfolgreiche Bewältigung der Anforderungen einer Arbeitsrolle<br />

ermöglicht und durch eine Kombination von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen bestimmt<br />

ist [vgl. RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG, 1989, 686; ähnlich auch SCHELTEN, 1985, 196; auf den<br />

Zusammenhang von Bildung und Qualifikation kann hier nicht eingegangen werden; vgl. dazu<br />

KADE, 1983]. Entsprechend versteht MICHELSEN [1997] Qualifikationen als ”Komplement zu den<br />

Tätigkeitsanforderungen von Industrie und Wirtschaft, die als sachliche Forderungen am<br />

Arbeitsplatz aufgestellt werden; sie dienen als Mittel zur Leistung konkreter Arbeit in einem<br />

Produktionsprozeß und sie umfassen jene spezifische Form von Kompetenz, die es dem Menschen<br />

ermöglicht, mehr und minder komplexen Funktionsbündeln gerecht zu werden, die als Folge<br />

arbeitsorganisatorischer Entscheidungen an Arbeitplätzen anfallen.” [MICHELSEN, 1997, 245] Für<br />

die Systematisierung von Qualifikationen hält MICHELSEN [1997] eine Unterscheidung von<br />

kognitiven, sensu- und psychomotorischen und affektiv-motivationalen Dimensionen für geeignet.<br />

Auf bewußte Wahrnehmungsprozesse, Kenntnisse und Wissensstrukturen beziehen sich dabei<br />

kognitive Qualifikationselemente wie z.B. Beurteilungsvermögen, Dekodierfähigkeit, Formen- und<br />

Zahlengedächtnis, Kreativität, Organisationstalent, Planungsfähigkeit, räumliches<br />

Vorstellungsvermögen, Sprachkompetenz und technisches Verständnis. Motive, Einstellungen und<br />

normative Orientierungen wie Arbeitseifer, Arbeitsfreude, Entscheidungsbereitschaft,<br />

Gewissenhaftigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Ordnungssinn, Pünktlichkeit, Sauberkeit,


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 65<br />

Sorgfältigkeit, Verantwortungsbewußtsein, Zuverlässigkeit sowie Arbeitstugenden gelten als<br />

affektiv-motivationale Qualifikationselemente. Qualifikationsaspekte wie Hand- und<br />

Körpergeschick sowie Reaktions- und körperliches Koordinationsvermögen rechnet er zum sensu-<br />

bzw. psychomotorischen Merkmalbereich [vgl. MICHELSEN, 1997, 246].<br />

KERN / SCHUMANN [1977] unterscheiden zwischen prozeßgebundenen, die sich auf technische<br />

Anforderungen eines bestimmten Arbeitsplatzes beziehen, wie z.B. handwerkliche Fähigkeiten, und<br />

prozeßunabhängigen Qualifikationen, die von mehreren Arbeitsrollen oder von der beruflichen<br />

Arbeit insgesamt gefordert werden, wie z.B. Verantwortung [vgl. KERN / SCHUMANN, 1977, 71].<br />

HEIDENREICH [1997] trennt hier zwischen funktional erforderlichen und extrafunktionalen<br />

Qualifikationen. Er unterscheidet grundsätzlich zwischen einem tätigkeitsbezogenen<br />

Qualifikationsbegriff, der auf die Fertigkeiten und Kenntnisse zielt, die zur Wahrnemung der mit<br />

einer Arbeitsrolle verbundenen Anforderungen erforderlich sind, und einem personenbezogenen<br />

Qualifikationsbegriff, der die Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten beschreibt, über die eine<br />

Erwerbsperson tatsächlich verfügt [vgl. HEIDENREICH, 1997, 696; ähnlich auch SCHLEUCHER /<br />

MASKOW, 1983, 139].<br />

HOFFMANN [1996] benutzt den Begriff der Mitarbeiterqualität, die das Persönlichkeitspotential und<br />

das Leistungspotential des Mitarbeiters umfaßt. Unter Persönlichkeitspotential versteht er<br />

Persönlichkeitsmerkmale, die für das Unternehmen von Bedeutung und möglichst auch<br />

beeinflußbar sind, wie mentale, verhaltensbezogene und sachbezogene Eigenschaften und generelle,<br />

personentypische Grundcharakteristika sowie Einstellungen zur Aufgabe und zum persönlichen wie<br />

beruflichen Unternehmenserfolg. Das Leistungspotential umfaßt andererseits Fähigkeiten sowie<br />

Kenntnisse, die sich der Mitarbeiter über Ausbildung und Erfahrung angeeignet hat. Zu den<br />

Fähigkeiten zählt HOFFMANN [1996] sachbezogene Fähigkeiten über Methoden, Prozesse,<br />

Verfahren und Techniken zur Handhabung, Beherrschung und Problemlösung, soziale Fähigkeiten<br />

und konzeptionelle Fähigkeiten im Sinne eines ganzheitlichen Systemverständnisses [vgl.<br />

HOFFMANN, 1996, 847 - 848].<br />

SCHELTEN [1985] unterscheidet berufliche Qualifikationen auf drei Ebenen, nämlich<br />

Qualifikationen geringerer Reichweite, die fachspezifisch und monoberuflich ausgerichtet sind,<br />

Qualifikationen mittlerer Reichweite, die sich auf Kenntnisse und Fertigkeiten für ein ganzes<br />

Berufsfeld beziehen, sowie Qualifikationen hoher Reichweite, die berufsfeld-übergreifenden<br />

Charakter haben und im Zuge des technischen Wandels nicht veralten [vgl. SCHELTEN, 1985, 196 -<br />

197].<br />

Die Bedeutung gerade der Qualifikationen hoher Reichweite erklärt sich aus dem Zusammenhang<br />

zwischen technischem Wandel und Berufsbildung. ”Die industrielle Gesellschaft, die als eine<br />

‘dynamische’ gekennzeichnet wird, ist geprägt durch eine Vielzahl von Veränderungen, die in<br />

rascher Abfolge und zum Teil in Schüben erfolgen. Einmal Gelerntes veraltet demzufolge schnell,<br />

ständiges Neu-, Um- und Weiterlernen ist notwendig. Am Anfang der industriellen Entwicklung<br />

stand die Maschinisierung, gefolgt von der Mechanisierung und der Automatisierung. Derzeit<br />

befinden wir uns in einem Schub durch Computerisierung. Der technische Wandel ist nur ein Teil<br />

des großen Wandels; hinzu treten wirtschaftlicher und sozialer Wandel, letzterer verbunden mit<br />

einem Wertewandel. Hier kann nicht allen Verästelungen des derzeitigen Wandels nachgegangen<br />

werden. Als Folgen des Wandels ergeben sich zumindest folgende Tatbestände:<br />

1. Einmal Gelerntes und das erworbene Wissen veralten rasch und mit zunehmender<br />

Geschwindigkeit. Ständig neue Entwicklungen entwerten das Überkommene.


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 66<br />

2. Die Anwendungsgebiete des Gelernten, insbesondere Berufstätigkeiten, werden zunehmend<br />

unbestimmter. D.h., die Anforderungen der Arbeits- und Berufswelt verändern sich in einem<br />

Tempo, das viele Menschen zwingt, im Laufe ihres Lebens nicht nur eine, sondern mehrere<br />

unterschiedliche Berufsrollen auszuführen.<br />

3. Die Arbeitsorganisation selbst ist im Wandel begriffen.” [BUNK, 1990, 180]<br />

Ähnlich stellt REIER [1994] fest: ”Doch wenn die Entwicklung nicht antizipiert werden kann, wenn<br />

die Berufsbiographie von Arbeitnehmern nicht vorhersehbar ist - potentiell ist jeder von<br />

Arbeitslosigkeit und beruflicher Neuorientierung bedroht -, dann sind Standardqualifikationen um<br />

Qualifikationen zu erweitern, die individuelle Anpassungen an kontingente Entwicklungen des<br />

Beschäftigungssystems erleichtern. Die gesuchten Qualifikationen sind Schlüsselqualifikationen,<br />

über Facharbeit hinausreichende Kenntnisse, Lernfähigkeiten und<br />

Verhaltensbereitschaften.”[REIER, 1994, 262]<br />

Schon bevor die Bewältigung der sog. ‘Dritten industriellen Revolution’ und die damit verbundenen<br />

Auswirkungen der neuen Unternehmenskonzepte die beruflichen Anforderungen und somit auch<br />

den Qualifizierungsbedarf veränderten, führte MERTENS [1974] diesen Begriff der<br />

Schlüsselqualifikationen in die berufspädagogische Diskussion [zur Entwicklung des Konzepts vgl.<br />

auch BECK, 1993; BUNK, 1988; HELLER, 1993; KAISER, 1992; MEISEL u.a., 1989; REETZ /<br />

REITMANN, 1990; REETZ, 1989; SCHELTEN, 1990; WOLLMANN, 1993; ZABECK, 1991] ein und<br />

definierte diese als ”solche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche nicht unmittelbaren<br />

Bezug zu bestimmten disparaten praktischen Tätigkeiten erbringen, sondern vielmehr<br />

� die Eignung für eine große Zahl von Positionen und Funktionen als alternative Optionen zum<br />

gleichen Zeitpunkt, und<br />

� die Eignung für die Bewältigung einer Sequenz von (meist unvorhersehbaren) Änderungen im<br />

Laufe des Lebens.” [MERTENS, 1974, 40] 9<br />

Dazu gab er ein Ordnungssystem mit vier verschiedenen Typen von Schlüsselqualifikationen an,<br />

nämlich Basisqualifikationen (Fähigkeiten höherer Ordnung, die einen vertikalen Transfer auf<br />

spezifische Wissens- und Anwendungsbereiche in Beruf und Gesellschaft erlauben, wie z.B.<br />

logisches, dispositives, konzeptionelles, kontexturelles und analytisches Denken),<br />

Horizontalqualifikationen (Wissen über das Wesen von Informationen, über ihre Gewinnung, ihr<br />

Verstehen und ihr Verarbeiten), Breitenelemente (Kenntnisse, die als praktische Anforderungen an<br />

vielen Arbeitsplätzen bedeutsam sind, wie z.B. EDV-Kenntnisse, Kenntnisse über Arbeitsschutz)<br />

und Vintagefaktoren (Qualifikationselemente, die die intergenerativen Bildungsdifferenzen<br />

aufheben und dadurch die Leistungsdifferenzen verringern sollen) [vgl. MERTENS, 1974, 41 - 42].<br />

Es ging ihm um übergeordnete Bildungsziele und -elemente, die nicht einer ständigen Entwertung<br />

aufgrund des immer schnelleren Wandels beruflicher Anforderungen ausgesetzt wären: ”Das<br />

Tempo des Veraltens von Bildungsinhalten ist vermutlich um so größer, je enger sie an die Praxis<br />

von Arbeitsverrichtungen gebunden werden. Bildungsinhalte höheren Abstraktionsgrades veralten<br />

langsamer und sichern besser vor Fehlleitungen durch Fehlprognosen.” [MERTENS, 1974, 36]<br />

Der verstärkte technologische Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen der<br />

Arbeitsorganisation und des Qualifikationsbedarfs führten zu einer verstärkten Diskussion,<br />

Weiterentwicklung und Präzisierung des Konzeptes der Schlüsselqualifikationen in<br />

9 Auf die historischen Vorläufer dieses Begriffs geht STANGEL-MESEKE [1994, 11 - 13] ein; dort auch eine Tabelle<br />

von in der einschlägigen Fachdiskussion gebrauchten Synonymen zur Bezeichnung ”Schlüsselqualifikation” [vgl.<br />

STANGEL-MESEKE, 1994, 5 - 6].


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 67<br />

unternehmenspraktischer und theoretischer Hinsicht [vgl. HÖPFNER, 1992, 379]. ”Während sie [die<br />

Schlüsselqualifikationen] in den 70er Jahren vor allem aus Arbeitnehmer- und<br />

arbeitsmarktpolitischer Sicht zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit propagiert wurden, diese<br />

Forderung aber nur ein bescheidenes Echo fand, kam der eigentliche Durchbruch erst Mitte der 80er<br />

Jahre, weil die Betriebe nun selbst zunehmend Arbeitskräfte mit Schlüsselqualifikationen<br />

verlangten.” [BEIDERWIEDEN, 1994, 80] So verstand das PETRA-Projekt der SIEMENS AG<br />

Schlüsselqualifikationen als berufs- und fachübergreifende Fähigkeiten, die die beruflichen<br />

Qualifikationen ergänzten. Dort umfaßte der Katalog der Schlüsselqualifikation die fünf Bereiche<br />

Organisation, Kommunikation und Kooperation, Lerntechniken, Selbständigkeit und<br />

Verantwortung sowie Belastbarkeit [vgl. BORETTY u.a., 1988, 17]. BUNK [1981] entwickelte ein auf<br />

MERTENS [1974] aufbauendes Ordnungssystem, das als Kategorien von Schlüsselqualifikationen<br />

grundlegende materiale Kenntnisse und Fertigkeiten, formale kognitive und psychomotorische<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten und personale Qualifikationen unterschied.” [BUNK, 1981, 264 - 265]<br />

In Anlehnung an MERTENS [1974] formulieren BUNK / KAISER / ZEDLER [1991] drei Hypothesen,<br />

auf denen die Umsetzung und Realisierbarkeit von Schlüsselqualifikationen beruhen:<br />

”1. Anpassungsleistungen belasten den einzelnen um so weniger, je größer sein individuelles<br />

Flexibilitätspotential ist, wenn er nur über ein hinreichendes Ausmaß an<br />

Schlüsselqualifikationen verfügt.<br />

2. Das Tempo des Veraltens von Bildungsinhalten (Obsolezenztempo) dürfte positiv mit ihrer<br />

Praxisnähe und negativ mit ihrem Abstraktionsniveau korrelieren. Anders: Je enger an die<br />

Praxis gebunden etwas gelehrt wird, desto schneller kann das Gelernte überholt sein. -<br />

Allerdings sei schon hier angemerkt, daß Praxisnähe nicht zwingend für eine schnelle<br />

Veraltung von Lerninhalten ist.<br />

3. Je dynamischer, komplexer und unvorhersehbarer die gesellschaftliche, technische,<br />

wirtschaftliche und damit persönliche Umweltentwicklung verläuft, desto größere Bedeutung<br />

erhalten für die existentielle Bewältigung von Herausforderungen solche Bildungselemente,<br />

welche übergeordneten Charakter haben, die also eine ‘Schlüsselrolle’ im Bildungsprozeß<br />

spielen.” [BUNK / KAISER / ZEDLER, 1991, 367]<br />

Seit Mitte der 80er Jahre versuchten vor allem industrielle Großbetriebe Schlüsselqualifikationen in<br />

die betriebliche Bildungspraxis umzusetzen. ”Sie leiteten aus der Beherrschung materialer<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten Fachkompetenz, aus dem Besitz formaler Fähigkeiten<br />

Methodenkompetenz und aus der Anwendung personaler Verhaltensweisen Sozialkompetenz ab.<br />

Alle drei Kompetenzen ergeben eine neue Qualität: Handlungskompetenz.” [BUNK / KAISER /<br />

ZEDLER, 1991, 368]<br />

Nach RICHTER [1995] umfassen Schlüsselqualifikationen die drei Kompetenzbereiche Methoden-,<br />

Sozial- und Selbstkompetenz. Dabei betont er zwei Dinge:<br />

”1. Schlüsselqualifikationen umfassen das gesamte Spektrum ‘nicht fachlicher’<br />

(fachübergreifender) Qualifikationen.<br />

2. Schlüsselqualifikationen drücken eine Kompetenz aus, also die Fähigkeit, situativ angemessen,<br />

in sich stimmig, kompetent zu handeln.


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 68<br />

ad 1.<br />

(...) ist es m.E. wichtig, alle drei Kompetenzbereiche in die Betrachtung der<br />

Schlüsselqualifikationen mit einzubeziehen. Nur das Zusammenspiel dieser drei Kompetenzen auf<br />

der Basis eines fundierten Fachwissens ergibt eine individuelle Handlungskompetenz.<br />

ad 2.<br />

Die Ebene der Schlüsselqualifikationen ist die Kompetenzebene. Die Kompetenzebene zeichnet<br />

sich u.a. dadurch aus, daß verschieden (hoch-)komplexe Fähigkeiten miteinander zum Tragen<br />

kommen. Kommunikative Fertigkeiten allein begründen noch keine Sozialkompetenz. Erst im<br />

reflexiven Zusammenwirken mit z.B. Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, ...<br />

entwickelt sich soziale Kompetenz.” [RICHTER, 1995, 33 - 34] 10<br />

10 Für RICHTER [1995] ist Methodenkompetenz notwendig, um mit Fachkompetenz umgehen zu können:<br />

”Methodenkompetenz ist die geplante und zielgerichtete Umsetzung des Fachwissens. Sie hält Methoden bereit,<br />

mit deren Hilfe Probleme analytisch gelöst werden können (also eine systematische Annäherung an eine<br />

Problemstellung), kreativ gelöst werden können (also eine u.U. unorthodoxe Lösung der Probleme und die<br />

Neukombination von Informationen), strukturiert gelöst werden können (also eine Klassifizierung von<br />

Informationen zur Problemlösung), kontexturell gelöst werden können (also Zusammenhänge und<br />

Interdependenzen erkannt, aufgezeigt und in der Problemlösung berücksichtigt werden können), kritisch gelöst<br />

werden können (also Bestehendes in Frage gestellt werden kann, um so zu innovativen Problemlösungen zu<br />

gelangen), dezisionistisch gelöst werden können (also die Abwägung von Chancen und Risiken in der<br />

Problemlösung).<br />

Damit ist die Methodenkompetenz die wichtigste in der betrieblichen Weiterbildung zu fördernde Kompetenz, da<br />

sie das unmittelbare Umsetzen des Fachwissens ermöglicht.” [RICHTER, 1995, 35]<br />

Unter Sozialkompetenz versteht er: ”Bei der zunehmenden Vernetzungen von Abteilungen und sogar<br />

Unternehmen und den gleichzeitigen Veränderungen der Arbeitsorganisation - von der strikten Arbeitsteilung zur<br />

Teamarbeit - wird die Fähigkeit, kompetent mit anderen Menschen umgehen zu können, immer wichtiger.<br />

Kompetent angewendetes Fachwissen muß anderen mitgeteilt, zur Diskussion gestellt, gemeinsam<br />

weiterbearbeitet werden. Dazu ist Sozialkompetenz notwendig. Die vielbeschworenen Einzelkämpfer, die das<br />

traditionelle Bildungswesen hervorbringt, sind für den Arbeitsalltag schlecht gerüstet.<br />

Wichtiger als seine Ellbogen zu gebrauchen, sind Fähigkeiten, wie z.B. Teamfähigkeit, Kooperationsfähigkeit,<br />

Konfliktfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit.<br />

Sie zu vermitteln kommt der betrieblichen Weiterbildung zu. Ihr Stellenwert im Chor der Kompetenzen ist stetig<br />

am Steigen. Der kompetente Umgang mit Kollegen, Kunden, Geschäftspartnern und Vorgesetzten wird für<br />

erfolgreiche Unternehmen immer wichtiger.<br />

Für Führungskräfte ist zunehmend nicht mehr die fachliche Qualifikation die zentrale Qualifikation. Vielmehr<br />

müssen sie in der Lage sein, Mitarbeiter zu ‘führen’, also zu motivieren, zu unterstützen und zu fördern. Auch in<br />

Verhandlungen mit Geschäftspartnern und Kunden sind es oft nicht die technischen Details, mit welchen der<br />

Verkäufer überzeugen kann. Es ist die Fähigkeit, kompetent mit seinem Umfeld in Kontakt treten zu können und<br />

diesen Kontakt halten zu können.<br />

Mitarbeiter finden sich immer öfter in Teams, Gruppen, Zirkeln und Projekten wieder. Unternehmen haben<br />

erkannt, daß das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile. Dazu ist es aber notwendig, daß die Mitarbeiter - um<br />

kompetent miteinander umgehen zu können - Sozialkompetenzen erworben haben.<br />

Die Sozialkompetenz ist eine Kompetenz, die zunehmend an Bedeutung gewinnt und immer stärker in den<br />

Mittelpunkt rückt. Dieses Bewußtsein wird immer größer, die Bedeutung sozialer Kompetenzen immer höher<br />

eingeschätzt.” [RICHTER, 1995, 35 - 36; vgl. auch BIRKLE, 1992; BLASCHKE, 1987; GEBERT, 1985; GREIF, 1987]<br />

Letztlich ist für ihn Selbstkompetenz: ”Umgang mit Fachwissen, Umgang mit der Umwelt und schließlich der<br />

‘Umgang mit sich selbst’ machen eine Persönlichkeit aus.<br />

Selbstkompetenz ist der kompetente Umgang mit sich selbst, d.h. die Fähigkeit zum Selbstmanagement, der<br />

kompetente Umgang mit Selbst-Wert, die Entwicklung eines individuellen Wertehorizontes und Menschenbildes,<br />

die reflexive Auseinandersetzung mit sich selbst, die Fähigkeit, zu beurteilen und die Fähigkeit, sich selbst<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Wer Selbstkompetenz besitzt, ist in der Lage, ‘über den Tellerrand zu blicken’, Visionen zu entwickeln. Er muß<br />

nicht befürchten, eingefahrene Wege zu verlassen und sich dann in einer Gegend wiederzufinden, die er nicht<br />

kennt, und in der er sich verirren könnte. Er kann den eingefahrenen Weg voller Überzeugung verlassen, um sich<br />

rechts und links davon umzusehen und zu erfahren, ob es bessere Wege gibt.


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 69<br />

Berufliche Handlungskompetenz als ”didaktische Ziel- und Zauberformel” wird mitunter auch mit<br />

der Summe der in der Ausbildung zu vermittelnden Schlüsselqualifikationen gleichgesetzt [vgl.<br />

FRIEDE, 1994, 607]. Nach RICHTER [1995] entwickelt sich Handlungskompetenz aus dem<br />

synergetischen Zusammenwirken von Sozial-, Selbst- und Methodenkompetenz in individuell<br />

unterschiedlichem Maße: ”Ziel beim Erwerb von Schlüsselqualifikationen soll und kann nicht der<br />

vollständige Erwerb aller drei Kompetenzbereiche sein, sondern vielmehr die individuelle<br />

Erweiterung der Kompetenzen.” [RICHTER, 1995, 39]<br />

Basis des Erwerbs der Handlungskompetenz durch Schlüsselqualifikationen bleibt das Fachwissen,<br />

die Bildungsinhalte, über die Schlüsselqualifikationen vermittelt werden sollen, sind keineswegs<br />

beliebig: ”Berufsübergreifende Qualifikationen können immer nur an konkreten berufsspezifischen<br />

Inhalten gefördert werden. Schlüsselqualifikationen können nicht isoliert erlernt werden, wie zum<br />

Beispiel Einzelkenntnisse und -fertigkeiten, sondern in komplexen ganzheitlichen Situationen.”<br />

[BUNK / KAISER / ZEDLER, 1991, 372; vgl. auch RICHTER, 1995, 18 u. 44; ZABECK, 1989, 83;<br />

SCHELTEN, 1985, 198] Damit einher geht allerdings eine Veränderung von Bedeutung und<br />

Stellenwert von Fachwissen im Konzept der Schlüsselqualifikationen: ”Anstatt sich mit einer<br />

vorgegebenen (Routine-)Situation kurzzuschließen, wird fachliche Souveränität zum notwendigen<br />

background eines souveränen Zugriffs auf die Wirklichkeit. Dies heißt vor allem auch, daß auf<br />

dieser Ebene fachliche Kompetenz nicht mit einer Fülle von Faktenwissen zu verwechseln ist;<br />

wichtig ist es eher, zu wissen, auf welche Detailkenntnisse man verzichten kann und wo und wie<br />

man sie sich bei Bedarf konkret verfügbar macht.” [SCHÖNWEISS, 1994, 90]<br />

In der einschlägigen Fachdiskussion ist der Begriff der Schlüsselqualifikationen vielfach und aus<br />

unterschiedlichen Gründen polemisch angegriffen [vgl. z.B. GEIßLER / ORTHEY, 1993] oder<br />

fachlich-inhaltlich kritisiert worden [vgl. STANGEL-MESEKE, 1994, 22 - 35].<br />

”Schlüsselqualifikationen werden in Listen, Katalogen, Matrizes präsentiert, die überwiegend ad<br />

hoc zusammengestellt erscheinen, kaum nach Prinzipien begründet oder ausdifferenziert,<br />

unsystematisch aufgebaut, dadurch in ihren Einzelaussagen redundant, leerformelhaft oder<br />

inkonsistent. (...) Die Auflösung der Diskussion um Schlüsselqualifikationen ins Diffuse, die von<br />

kognitionsanalytischen und tätigkeitsanalytischen hin zu gesellschaftsbezogenen Ansätzen<br />

konstatierbar ist, läßt sich durch den Mangel an kategorialer Konsistenz oder - was den gleichen<br />

Sachverhalt meint - durch implizite Übernahme disziplinfremder Kategorien erklären.” [KAISER,<br />

1992, 55] 11<br />

Dabei lassen sich zwei Hauptschwerpunktbereiche ausmachen. Zum einen wird die theoretische<br />

Fundierung des Konzeptes kritisiert: ”Das Konzept der ‘Schlüsselqualifikationen’ stützt sich<br />

implizit auf ein diffuses Konglomerat vermögens- und assoziationspsychologischer Annahmen, die<br />

nicht mehr dem Erkenntnisstand der heutigen Psychologie entsprechen. Vermögenspsychologischer<br />

Natur ist die Annahme, das Gefüge der psychischen Dispositionen des Individuums sei einem Set<br />

gegeneinander abgeschotteter Akkumulatoren vergleichbar, die sich durch gezielt konzipierte<br />

Festgefahrene, verkrustete Strukturen können nur durch Persönlichkeiten aufgebrochen werden, die sich selbst<br />

einschätzen können und in der Lage sind, neue Visionen zu entwickeln. Nur so ist Weiterentwicklung möglich -<br />

im gesellschaftlichen Kontext genauso wie im individuellen.” [RICHTER, 1995, 36]<br />

11 Zum Problem der tätigkeitsanalytischen Begründung formuliert STANGEL-MESEKE: ”Die Frage, die sich stellt und<br />

die derzeit von wissenschaftlicher Seite noch unbeantwortet ist, ist die, wie aus Tätigkeitsbeschreibungen<br />

Qualifikationen abgeleitet werden können, um Aussagen über deren Struktur zu erhalten. Aufgrund dieses<br />

Forschungsmangels ist es derzeit nicht verwunderlich, daß von arbeitspsychologischer Seite keine<br />

Systematisierung der Qualifikationen vorliegt. Auch wenn Arbeitsanalyseverfahren derzeit wichtige Hinweise<br />

bezüglich der Arbeitsstrukturierung oder auch möglicher Qualifikationserfordernisse (z.B. mehr<br />

Kooperationserfordernisse bei der Arbeit) geben, haben sie derzeit keinen Nutzen für die Systematisierung der<br />

Schlüsselqualifikationen.” [STANGEL-MESEKE, 1994, 149]


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 70<br />

Lernprozesse ‘aufladen’ lassen und auf Abruf ihre Leistung - in welchem inhaltlichen<br />

Zweckzusammenhang und in welcher situativen Komplexität auch immer - zur Verfügung stellen.<br />

Hiergegen läßt sich einwenden, daß die Leistungsdimensionen empirisch nicht eindeutig<br />

bestimmbar sind, was u.a. auch zum Scheitern von Abgrenzungsversuchen geführt hat. Überdies ist<br />

völlig ungeklärt, wie es zum ‘Abruf’ der jeweils erforderlichen ‘Ladung’ kommt und worauf sich<br />

die Annahme stützt, im Hinblick auf die jeweils zu lösende spezifische Aufgabe werde die richtige<br />

Reaktion erfolgen.” [ZABECK, 1989, 81] STANGEL-MESEKE [1994] hält diese Kritik für ungeeignet<br />

zur Klärung des theoretischen Kontextes der Schlüsselqualifikationen; sie schlägt statt dessen einen<br />

organisationspsychologischen Ansatz zur Fundierung von Schlüsselqualifikationen vor und fordert<br />

die Einordnung in einen handlungstheoretischen Kontext, der nicht nur die Person und ihre<br />

Situation, sondern auch die Unternehmensanforderungen bzw. -situationen berücksichtigen muß<br />

[vgl. STANGEL-MESEKE, 1994, 29 u. 68]. Für BUNK [1990] stellt sich die Frage, ob ein<br />

psychologisch fundierter Begründungszusammenhang für Schlüsselqualifikationen überhaupt<br />

hergestellt werden muß: ”Aus arbeitspädagogischer Sicht stellt sich die Begründungslage<br />

umfassender und ganzheitlicher dar, sowohl anthropologisch als auch pädagogisch.” [BUNK, 1990,<br />

176]<br />

Damit ist der zweite Kritikschwerpunkt angesprochen. SCHÖNWEISS [1994] greift den<br />

Schlüsselqualifikationsbegriff aus sozialpädagogisch-anthropologischer Sicht an: ”Bescheiden<br />

können die Ansprüche, die er einschließt, jedenfalls nicht genannt werden: Man verlangt vom<br />

Individuum immerhin, sich und seine Persönlichkeit voll und ganz zur Disposition zu stellen - von<br />

den ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten der Informationsverarbeitung bis hin zur unmittelbar<br />

menschlichen Dimension, seiner Emotionalität. Dabei soll Ungewißheit nicht zur prinzipiellen<br />

Verunsicherung führen: Jede einzelne Aufgabe stellt ihre eigenen Anforderungen, es bleibt jedoch<br />

prinzipiell offen, welchem Problem man sich prinzipiell zu stellen hat. Dazu nicht nur bereit,<br />

sondern auch in der Lage sein zu sollen bedeutet für das Individuum in der Tat eine gewaltige<br />

Anforderung. So prinzipiell ist die Funktionalisierung, die hier angepeilt wird, daß es kaum<br />

sonderlich verwundern kann, wenn es bislang noch nicht befriedigend gelungen ist, die Leistung,<br />

die man sich vom Individuum erhofft, theoretisch-definitorisch sauber zu benennen. Da hier nichts<br />

anderes formuliert wird als das Ideal einer umfassenden, grenzen- und bedingungslosen<br />

Anpassungsfähigkeit des Menschen, stößt das Bemühen um operationalisierende Präzisierung<br />

notwendig rasch an seine Grenzen.” [SCHÖNWEISS, 1994, 41] Das Konzept der<br />

Schlüsselqualifikationen benennen weniger eine Qualifikation, die sich analog zu allen sonstigen<br />

Fertigkeiten am Individuum ausbilden ließe, als ein neues Beschäftigtenleitbild: ”Was als<br />

qualifikatorisches Problem verhandelt wird, ist jedoch im Grunde etwas viel Grundsätzlicheres: der<br />

Imperativ nämlich, jede berufliche Aufgabe als Bewährungsprobe für die eigene Person, als<br />

unmittelbar persönliche Herausforderung anzunehmen und zu akzeptieren. Der direkte<br />

Zusammenschluß von Person und Funktion als authentische Leistung des Subjekts, weit<br />

hinausweisend über das Absolvieren vorgegebener Routinehandlungen, ist es, was hier doch wieder<br />

nur - als eine herstellbare Qualifikation unter anderen gefaßt wird.” [SCHÖNWEISS, 1994, 70] Er<br />

kritisiert die damit einhergehende Verfügbarmachung und Funktionalisieren nicht nur seiner<br />

Arbeitskraft, sondern des ganzen Menschen für den Arbeitsprozeß in einer vollständig neuen<br />

Qualität: ”Jeder möglichen Aufgabe gewachsen zu sein; in der Lage sein, sich immer neuen,<br />

offeneren Situationen zu stellen und sich in sie gleichsam ‘hineinfallen’ zu lassen; solche<br />

Situationen dadurch zu beherrschen, daß man sie selbständig in handhabbare Probleme und<br />

erfolgversprechend sachlich-funktionale Handlungsimperative übersetzt - das ist das Ideal, das<br />

hinter dem Ruf nach dem ‘schlüsselqualifizierten’ Menschen steckt, den der moderne Arbeitsprozeß<br />

benötigt.” [SCHÖNWEISS, 1994, 79]


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 71<br />

Ohne eine besondere Anpassungs- und Anforderungsqualität an Mitarbeiter zu negieren, wie sie<br />

SCHÖNWEISS [1994] pointiert formuliert hat, hebt BUNK [1990] in seiner anthropologischen<br />

Begründung des Schlüsselqualifizierungskonzeptes die Chancen hervor, die der arbeitende Mensch<br />

mit entsprechend ausgeformten Qualifikation und Kompetenzen in zeitgenössischen<br />

Arbeitsorganisationen hat: ”Arbeit wird zunehmend komplexer. Der Tendenz nach ist der<br />

Generalist heute nicht weniger gefragt als der Spezialist. Eine schlagwortartige Gegenüberstellung<br />

von Charakteristika ‘alter’ und ‘neuer’ Arbeitsorganisation soll die Veränderung andeuten. Es<br />

stehen sich gegenüber: Starrheit und Flexibilität, Konkretheit und Abstraktheit, Ausführung und<br />

Planung, Einzelorientierung und Gruppenorientierung usf.. M.a.W. neue flexible<br />

Arbeitsorganisationen verlangen flexible Mitarbeiter. Flexibel arbeiten bedeutet u.a., sich rasch auf<br />

veränderte Arbeitssituationen einstellen und die auftretenden Probleme lösen zu können, mehr mit<br />

dem Kopf als mit der Hand, mehr planend als ausführend arbeiten zu können, mehr durch<br />

Programmierung steuern als durch mechanische Bedienung ausführen zu können, eher in einer teilautonomen<br />

Gruppe zusammearbeiten, denn als Einzel- oder Kolonnenarbeiter nebeneinander<br />

arbeiten zu können, mehr Eigenkontrolle durchführen zu können als Fremdkontrolle über sich<br />

ergehen lassen müssen. Das alles bedeutet letztlich, daß in der neuen Arbeitsorganisation Menschen<br />

heute einen weitaus größeren Handlungs- und Entscheidungsspielraum und damit höhere<br />

Verantwortung als früher eingeräumt wird. Materiale Kenntnisse und Fertigkeiten allein reichen<br />

hierfür nicht aus. (...)<br />

Wenn Gelerntes zunehmend rasch veraltet, die beruflichen Anwendungsgebiete des Gelernten<br />

zunehmend unbestimmter werden und die Anforderungen durch die Arbeitsorganisation problem-,<br />

handlungs- und entscheidungsorientierter werden, erhebt sich die Frage, über welche Qualifikation<br />

ein Mensch heute verfügen muß, um diesen Wandlungen Rechnung tragen zu können. Die Antwort<br />

lautet: ‘Schlüsselqualifikationen’. Das sind solche Qualifikationen, die nicht so rasch veralten, mit<br />

deren Hilfe ein breites Feld beruflicher Tätigkeiten abgedeckt werden kann und die den Menschen<br />

befähigen, anspruchsvollen Anforderungen der Arbeitsorganisation genügen zu können. Auf der<br />

anderen Seite schaffen Schlüsselqualifikationen erst die Voraussetzungen dafür, daß der Mensch zu<br />

seiner anthropologischen Aufgegebenheit, des ganzheitlichen Lernens und Arbeitens,<br />

zurückzukehren vermag. Mit ‘Schlüssel’qualifikationen kann der Mensch einerseits sich für ihn<br />

noch unbekannte Gebiete erschließen, selbständig arbeiten und eigenverantwortlich entscheiden<br />

und andererseits Wahrnehmen, Denken und Tun wieder zu einer Einheit verbinden.” [BUNK, 1990,<br />

181 - 182]<br />

Er versteht Schlüsselqualifikationen in einer vermehrt ganzheitlich gestalteten Arbeitsorganisation<br />

als die ”Wiederentdeckung einer ganzheitlichen Lern- und Arbeitsqualifikation, die durch das<br />

schulisch organisierte Teillernen und die betrieblich organisierte Arbeitsteilung verloren gegangen<br />

ist.” [BUNK, 1990, 175]<br />

STANGEL-MESEKE [1994] hat die verschiedenen theoretischen und empirischen Ansätze zur<br />

Kategorisierung von Schlüsselqualifikationen gründlich analysiert und bilanziert [vgl. STANGEL-<br />

MESEKE, 1994, 37 - 98]. Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, ”daß sich eine Dreigliederung der<br />

Schlüsselqualifikationen in materiale, formale und personale Qualifikationsinhalte anbietet.”<br />

[STANGEL-MESEKE, 1994, 98] Für ihre Bestimmung der Schlüsselqualifikationen in einem<br />

bestimmten Unternehmenskontext orientiert sie sich an BUNK / KAISER / ZEDLER [1991] [vgl.<br />

STANGEL-MESEKE, 1994, 150]. Für den in dieser Untersuchung zu behandelnden Zusammenhang<br />

soll eine ähnliche Kategorisierung zugrundegelegt werden:


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 72<br />

Materiale<br />

Materiale<br />

Kenntnisse<br />

Kenntnisse<br />

und und<br />

und<br />

Ferti Fertigkeiten Ferti keiten<br />

Formale<br />

Formale<br />

Fähigkeiten<br />

Fähigkeiten<br />

Personale Personale<br />

Personale<br />

Verhaltens-<br />

Verhaltens<br />

weisen<br />

weisen<br />

1. Berufsübergreifende, d.h. allgemeinbildende Kenntnisse und<br />

Fertigkeiten: z.B. Kulturtechniken, Fremdsprachen, technische,<br />

wirtschaftliche und soziale Allgemeinbildung<br />

2. Neuaufkommende Kenntnisse und Fertigkeiten: z.B. Elektronische<br />

Datenverarbeitung, Mikroelektronik, Pneumatik, Hydraulik, neue<br />

Technologien<br />

3. Vertiefte Kenntnisse und Fertigkeiten, d.h. Ausbau von Grundlagen,<br />

die wenig veränderbar sind: z.B. höherer Meßlehrgang,<br />

Fachfremdsprache<br />

4. Berufsausweitende, d.h. über den Einzelberuf hinausgehende<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten: auf Berufsfeldbreite, auf weitere<br />

inhaltlich und funktional verwandte Gebiete<br />

1. Selbständiges, logisches, kritisches, kreatives Denken<br />

2. Gewinnen und Verarbeiten von Informationen, Informiertheit über<br />

Informationen<br />

3. Selbständiges Lernen, das Lernen lernen, sich etwas erarbeiten können<br />

4. Anwendungsbezogenes Denken und Handeln, Einsatz der<br />

eigenen Sensibilität und Intelligenz, z.B. bei Umstellungen und<br />

Neuerungen, im Vorschlags- und Erfindungswesen<br />

5. Entscheidungsfähigkeit, Führungsfähigkeit, Gestaltungsfähigkeit, z.B.<br />

Selbständigkeit bei Planung, Durchführung und Kontrolle<br />

Breiten Breitenelemente<br />

Breiten elemente<br />

(n. MERTENS [1974])<br />

Vintage Vintage-Faktore<br />

Vintage Faktore Faktoren Faktore<br />

(n. MERTENS [1974])<br />

Tiefen Tiefenelemente<br />

Tiefen Tiefenelemente<br />

elemente<br />

(n. BUNK [1982])<br />

Konzentrische<br />

Konzentrische<br />

Konzentrische<br />

Elemente<br />

Elemente<br />

(n. BUNK [1982])<br />

Basis Basis- Basis Basis<br />

Qualifikationen<br />

Qualifikationen<br />

(n. MERTENS [1974])<br />

Horizontal Horizontal- Horizontal<br />

Qualifikationen<br />

Qualifikationen<br />

(n. MERTENS [1974])<br />

Lern Lern-Qualifikationen<br />

Lern Qualifikationen<br />

(n. MERTENS [1974])<br />

Trans Transfer Trans Transfer<br />

fer- fer<br />

Qualifikationen<br />

Qualifikationen<br />

(n. BUNK [1982])<br />

Handlungs Handlungs- Handlungs Handlungs<br />

Qualifikationen<br />

Qualifikationen<br />

(n. BUNK [1982])<br />

1. Verhaltensqualifikationen mit einzelpersönlicher Betonung: u.a. Werthaltungs<br />

Werthaltungs-<br />

Werthaltungs<br />

Selbstvertrauen, Optimismus, Wendigkeit, Anpassungsfähigkeit, Qualifikationen<br />

Qualifikationen<br />

Gestaltungskraft, Leistungsbereitschaft, Eigenständigkeit<br />

2. Verhaltensqualifikationen mit zwischenmenschlicher Betonung: u.a.<br />

Kooperationsbereitschaft, Fairneß, Verbindlichkeit, Gerechtigkeit,<br />

Aufrichtigkeit, Dienstbereitschaft, Teamgeist, Solidarität<br />

(n. BUNK [1982])<br />

3. Verhaltensqualifikationen mit gesellschaftlicher Betonung: u.a.<br />

Fähigkeit und Bereitschaft zu wirtschaftlicher Vernunft,<br />

technologischer Akzeptanz und zum sozialen Konsens<br />

4. Arbeitstugenden, u.a. Genauigkeit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit,<br />

Exaktheit, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Ordnungssinn, Konzentration,<br />

Ausdauer, Pflichtbewußtsein, Fleiß, Disziplin, Hilfsbereitschaft,<br />

Rücksichtnahme<br />

Tab. 3/1: Kategorisierung von Schlüsselqualifikationen [entnommen: REFA, 1991, 265]<br />

3.1.2. 3.1.2. Methodische Grundlagen Grundlagen einer einer Qualifizierungsbedarfsanalyse Qualifizierungsbedarfsanalyse für für Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

ARNOLD [1990] bemängelt, daß bis in die jüngste Vergangenheit hinein in vielen Unternehmen im<br />

Hinblick auf die Qualifizierungsbedarfsplanung eine Art Restgrößendenken vorherrschte, ”welches<br />

einem betriebswirtschaftlichen Denkmodus entsprang, der sich einseitig an den ‘harten’ Faktoren<br />

der Unternehmensentwicklung, wie Organisationsstruktur, Planung und Steuerung und Strategien,<br />

orientierte und die ‘weichen’ Faktoren, wie Qualifikation, Personalentwicklung und<br />

Unternehmenskultur, weitgehend vernachlässigte.” [ARNOLD, 1990, 53]<br />

RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG [1989] definieren den Qualifizierungsbedarf ”als Differenz<br />

zwischen erworbener und von der Arbeitsrolle geforderter Qualifikation, die durch<br />

Bildungsmaßnahmen behoben werden kann (...). Die Bildungsbedarfsermittlung soll folgende<br />

Fragen beantworten:<br />

• Auf welchen Gebieten bestehen bei welchen Organisationsmitgliedern Qualifikationsdefizite?<br />

• Können diese Defizite durch Bildungsmaßnahmen verändert werden?


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 73<br />

Die Erfassung des Bildungsbedarfs geschieht in mehreren Schritten:<br />

• die Bestimmung der geforderten Qualifikation<br />

• die Erhebung der vorhandenen Qualifikation<br />

• die Messung der Differenzen zwischen Soll- und Ist-Werten;<br />

• die Identifizierung der Differenzen als Bildungsbedarf.<br />

Dieses Vorgehen orientiert sich an der anforderungsbezogenen Qualifikation; d.h. an den Zielen der<br />

Organisation. Sollen den Organisationsmitgliedern neue Möglichkeiten des Erlebens und<br />

Verhaltens eröffnet werden, die nicht von der Arbeitsrolle gefordert werden, so müssen die<br />

Bildungswünsche der Organisationsmitglieder unabhängig von den Anforderungen ermittelt<br />

werden.” [RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG, 1989, 698; vgl. auch GÜLPEN, 1996, 14 - 15]<br />

ARNOLD [1990]weist auf die Erfahrung hin, daß Bildungs- und Qualifizierungsbedarfe nur begrenzt<br />

konkret prognostizierbar sind [vgl. ARNOLD, 1990, 58]. UDRIS / ULICH [1987] machen auf ein<br />

grundsätzliches Dilemma psychologischer Arbeitsanalyse aufmerksam, das insbesondere dann gilt,<br />

wenn diese Verfahren als Grundlage für die Bestimmung von Qualifizierungsanforderungen benutzt<br />

werden: ”Objektive Anforderungen als normative Vorgaben zur Auftragserfüllung implizieren<br />

personenunabhängige Beschreibungen der Arbeitstätigkeit. Der/die Arbeitstätige ist aber keine<br />

abstrakte Größe, die als ‘unbekannte Variable’ in ein Anforderungsprofil eingeht. Selbst wenn<br />

Anforderungen in objektiver Begrifflichkeit konstruiert werden, gehen - zumeist nur implizit -<br />

‘irgendwelche Vorstellungen von konkreten Personen, ihren Kompetenzen und ihren realisierten<br />

Arbeitshandlungen als Erfahrungswerte ein.<br />

In der Arbeitspsychologie ist eine große Anzahl von Klassifikationsansätzen entstanden,<br />

Arbeitstätigkeiten - oder allgemein: Arbeitsbedingungen - mit einer relativ kleinen, begrenzten<br />

Anzahl von Merkmalen/Dimensionen, die meist durch (subjektive) Befragungen erfaßt werden, zu<br />

beschreiben (z.B. Autonomie, Aufgabenvielfalt, Feedback, Aufforderungscharakter, Kontrolle oder<br />

soziale Interaktionsmöglichkeiten). Diese Merkmale weisen zwar signifikante, in der Regel aber<br />

geringe Zusammenhänge mit Kriterienmerkmalen wie Zufriedenheit mit der Tätigkeit, intrinsische<br />

Motivation oder Streßreaktionen auf. Zwei, miteinander verwandte Probleme stellen sich im<br />

Zusammenhang mit der meist ausschließlich subjektiven Erfassung der Arbeitsmerkmale: (1) Es<br />

existiert nur wenig empirische Evidenz dafür, daß die sozialwissenschaftlich definierten Konstrukte<br />

in Beziehung stehen zu den Kategorien, die Beschäftigte selber benutzten, wenn sie an ihre Arbeit<br />

denken (wie haben dies ‘soziale’ Definition) genannt. (2) In der Literatur gibt es kaum<br />

Forschungsdaten, die bedeutsame Zusammenhänge zwischen sozial-wissenschaftlichen<br />

Konstrukten und real-objektiven Merkmalen der Arbeit aufzeigen.” [UDRIS / ULICH, 1987, 53]<br />

Dies berücksichtigend wird man jedoch HEIDACK [1992] folgen können, der davon ausgeht, daß<br />

verhaltens- und arbeitswissenschaftliche sowie betriebswirtschaftliche Erkenntnisdaten<br />

Anhaltspunkte für die Anforderungen der beruflichen Tätigkeit und die Qualifikationen für die in<br />

der Berufspraxis zu lösenden Probleme liefern können. Aus der Analyse von Tätigkeiten und<br />

Verhaltensweisen lassen sich dann bestimmte Tätigkeits- und Qualifikationsprofile ermitteln. [vgl.<br />

HEIDACK, 1992, 68]. RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG [1989] halten dann eine Arbeitsanalyse für<br />

angezeigt, ”wenn das Verhaltensrepertoire einer Person mit der aktuell geforderten<br />

Verhaltenskompetenz verglichen werden soll. Wenn jedoch der Bildungsbedarf für einen Wechsel<br />

auf einen anderen Arbeitsplatz, für den noch keine Kenntnisse oder Fertigkeiten erworben wurden,<br />

diagnostiziert werden soll, dann müssen die persönlichen Leistungsvoraussetzungen für eine<br />

erfolgreiche Tätigkeit in anderen Anforderungssituationen festgestellt werden. In diesem Fall ist es<br />

sinnvoll, die Arbeitsanalyse durch eine Merkmalsanalyse zu ergänzen. Durch sie werden der


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 74<br />

Zusammenhang zwischen Anforderungen (Verhaltensweisen) und Persönlichkeitsmerkmalen<br />

analysiert und geeignete Instrumente zur Messung der Merkmale entwickelt.” [RÜTTINGER / KLEIN-<br />

MODDENBORG, 1989, 699]<br />

3.1.2.1. 3.1.2.1. Objektive Arbeitsanalyseverfahren als Grundlage für die Analyse des<br />

Qualifizi Qualifizierungsbedarfs<br />

Qualifizi rungsbedarfs<br />

SONNTAG [1992] beobachtet, daß zur Ermittlung qualifizierungsrelevanter Daten aus konkreten<br />

Arbeitstätigkeiten arbeitsanalytische Verfahren bevorzugt herangezogen werden, und stellt fest,<br />

”daß sämtliche Entwickler den Einsatz ihres Verfahrens im Personalbereich neben der Ermittlung<br />

von Qualifikationsanforderungen bspw. auch zur Ableitung von Lernzielen und -inhalten, zur<br />

Gestaltung von Trainingsmethoden, zur Entwicklung beruflicher Curricula usw. propagieren. Diese<br />

Vielfältigkeit der Einsatzzwecke im personalen und curricularen Kontext, die im übrigen auch auf<br />

deutschsprachige Adaptionen und Neuentwicklungen von Arbeitsanalyseverfahren zutrifft, ist<br />

ebenso imponierend wie die dadurch entstandene semantische Konfusion und wohl mehr<br />

verkaufsstrategisch als theoretisch-inhaltlich begründet. Der betriebliche Praktiker wie der<br />

Wissenschaftler sieht sich vor erhebliche methodische und durchführungsorganisatorische<br />

Probleme gestellt, wenn er Arbeitsanalyseverfahren für die genannten Zwecke einsetzen möchte.”<br />

[SONNTAG, 1992, 137] In seiner Untersuchung verschiedener Arbeitsanalyseverfahren kommt er zu<br />

der Einschätzung, daß ihre Anwendbarkeit für eine Qualifizierungsbedarfsanalyse nur begrenzt ist.<br />

Die von ihm untersuchten arbeitsanalytischen Ansätze unterteilt er in verhaltensanalytische<br />

(aufgaben- und anforderungsanalytische) Ansätze und Ansätze zur Analyse pyschischer<br />

Regulationsgrundlagen (Verfahren auf handlungstheoretischer Basis) [vgl. SONNTAG, 1992, 138 -<br />

145].<br />

Einschränkung der Nutzbarkeit als<br />

Qualifizierungsbedarfsanalyseinstrument (nach SONNTAG [1992])<br />

aufgabenanalytische • einzelne Teiltätigkeiten werden nicht in ihrem<br />

Verfahren<br />

Gesamtzusammenhang gesehen<br />

• keine Beschreibungsmerkmal psychischer Prozesse<br />

menschlicher Aufgabenbewältigung<br />

anforderungsanalytische • zu komplizierte Handhabung<br />

Verfahren<br />

• Qualifikationsvermittlung auf zu allgemeinem Niveau<br />

• verallgemeinernde Schlußfolgerung von Aufgaben oder Arbeitstätigkeiten<br />

auf gedachte psychische Leistungsvoraussetzungen<br />

Verfahren auf handlungs- • Bewertung potentiell persönlichkeitsförderlicher oder<br />

theoretischer Basis<br />

-hemmender Arbeitstätigkeiten<br />

• dienen nicht qualifikationsbezogener Fragestellungen<br />

Tab. 3/2: Nutzbarkeit von Arbeitsanalyseverfahren als Instrument zur Qualifizierungsbedarfsanalyse<br />

Bilanzierend weist er bezüglich der analytischen Ansätze auf ein grundlegendes Problem hin: ”Auf<br />

der einen Seite liegen aufgabenanalytische und funktionsorientierte Ansätze vor, die ausschließlich<br />

fachliche Funktionen thematisieren. Werden extrafunktionale Qualifikationen aufgeführt bzw.<br />

ermittelt, dann können sie bei der zugrundegelegten methodischen Vorgehensweise nicht aus der<br />

Beschreibung der Tätigkeit hergeleitet werden, sondern werden quasi von außen eingeführt.<br />

Andererseits liegen Verfahren vor, die eine Erfassung der psychischen Prozesse bei der<br />

Aufgabenerfüllung ermöglichen, aber inhaltlich-fachliche Qualifikationsdarstellung weitgehend<br />

nicht leisten.” [SONNTAG, 1990, 549] Daneben besteht für viele der genannten Ansätze daß<br />

Problem, daß die Beurteilung der Qualifikationsanforderungen einer Arbeitstätigkeit durch


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 75<br />

Experten mit Hilfe von Beurteilungslisten erfolgt, die Urteile also auf subjektiven Meinungen der<br />

Rater (Beobachter mit strukturierten Beobachtungs-, Bewertungs- oder Gesprächsleitfäden) über<br />

das basieren, was eine Arbeitstätigkeit ausmachen könnte. Dabei bleibt offen, inwieweit die Rater<br />

die erforderliche differenzierte Einsicht in die Tätigkeit erreichen, die als Grundlage weiterer<br />

Ableitung notwendig ist. Darüber hinaus sind die kognitiven Anforderungen selbst nicht<br />

beobachtbar [vgl. SONNTAG, 1990, 545; SONNTAG, 1992, 143 - 144; GABLENZ-KOLAKOVIC u.a.,<br />

1981, 219]. 12 Lediglich das Tätigkeits-Analyse-Inventar (TAI) [vgl. FRIELING u.a., 1993] als<br />

Verfahren mit einem erweiterten theoretischen Anspruch hält SONNTAG [1990 u. 1992]zur<br />

Ermittlung von Qualifizierungsbedarfe für geeignet [vgl. SONNTAG, 1990, 550; SONNTAG, 1992,<br />

145 - 147]. 13<br />

HEIDACK [1992] bemängelt, daß die meisten aus der Arbeitswissenschaft entwickelten Verfahren<br />

zur Anforderungsanalyse eine Überbetonung der arbeitstechnischen Eignung zeigten und soziale<br />

und kooperative innovative Anforderungsmerkmale vernachlässigten, und fordert, daß Lernziele<br />

und Lerninhalte nicht ausschließlich auf den Arbeitsplatz bezogene Anforderungskataloge<br />

beschränkt bleiben sollten, die allein arbeitsanalytisch vom Arbeitsplatz her begründete Kenntnisse<br />

und Fertigkeiten darlegten [vgl. HEIDACK, 1992, 69].<br />

Selbst wenn man voraussetzte, daß die diskutierten Arbeitsanalyseverfahren auch für die Analyse<br />

des Qualifizierungsbedarfs prinzipiell nutzbar wären [vgl. z.B. SCHÜPBACH, 1993, 178 - 184], bleibt<br />

als ausschließendes Argument für den hier zu diskutierenden Einsatzfall, daß diese Verfahren<br />

primär für die Analyse von vorwiegend manueller Arbeit generiert wurden und die komplexen<br />

Aufgabenstrukturen geistiger Arbeit nicht abbilden können. Dies trifft auch für aufgabenorientierte<br />

Qualifizierungsbedarfs-Analyseverfahren zu, die für die industrielle Fertigung entwickelt wurden<br />

[vgl. WITZGALL, 1994]. Einige Arbeitsanalyseverfahren sind für die Bewertung geistiger Arbeit<br />

modifiziert und weiterentwickelt worden, wie das Tätigkeits-Bewertungssystem Geistige Arbeit<br />

(TBS-GA) [vgl. RUDOLF / SCHÖNFELDER / HACKER, 1987]. Allerdings erscheint auch hier die<br />

Handhabbarkeit problematisch.<br />

Nach RESCH [1989] besteht der wesentliche Unterschied zwischen industriell-gewerblicher und<br />

geistiger Arbeit in der Art der Arbeitsergebnisse. Ist das Ergebnis industriell-gewerblicher Arbeit in<br />

der Regel ein Produkt, schafft der geistig Arbeitende einen symbolischen Gegenstand, ”der alleine<br />

dazu dient, das Handeln anderer Personen anzuleiten oder ihnen in anderer Weise als<br />

Planungsunterlagen bei ihrer Arbeit zu dienen. Geistige Arbeit besteht - wenn auf diesen Ausdruck<br />

Bezug genommen werden soll - auch in der Erzeugung von Informationen, aber diese<br />

Informationen haben eine besondere Form. Der geistig Arbeitende übernimmt Zielbildung und<br />

verschiedene Aspekte der Handlungsplanung für andere Arbeitende, indem er das Ergebnis seiner<br />

Planungen und Überlegungen, anstatt sie selbst auszuführen, in einer für andere verständlichen<br />

Form symbolisiert. Geistige Arbeitstätigkeiten sind solche Tätigkeiten, in denen die eigentliche<br />

Ausführungsphase fehlt. An ihre Stelle tritt eine manuelle Aktivität, die nur dazu dient, die<br />

Resultate der Planungs- und Denkprozesse in symbolischer Form festzuhalten. Das materielle<br />

Ergebnis dieser Tätigkeit ist ein Handlungsplan, der, statt vom Arbeitenden selbst ausgeführt zu<br />

12 UDRIS / ULICH [1987] sehen hier das Problem, ”daß Merkmale der Arbeitssituation nicht aus den Interpretationen<br />

der zu untersuchenden Beschäftigten und ihrer Arbeitsbedingungen entwickelt werden, sondern auf der Grundlage<br />

von a priori Annahmen bzw. theoretischen Überlegungen. Es folgt dann meist eine Datensammlung, bei der die<br />

Beobachtungskategorien des Wissenschaftlers mit denselben Kategorien mittels Selbstbeobachtung durch die<br />

Beschäftigten in Beziehung gesetzt werden. Die Wahrnehmungen der Beschäftigten sind also eingeschränkt auf<br />

die konzeptionellen Kategorien der Forscher.” [UDRIS / ULICH, 1987, 54 - 55]<br />

13 Allerdings gewinnt man bei diesem Verfahren unter forschungsökonomischen Gesichtspunkten den Eindruck<br />

einer komplizierten und aufwendigen Handhabung [vgl. auch KANNHEISER, 1988].


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 76<br />

werden, als Arbeitsanweisung, Skizze, Zeichnung oder anderes Schriftstück symbolisiert wird. Aus<br />

dieser Bestimmung lassen sich Besonderheiten ableiten, die geistige Arbeitstätigkeiten von<br />

körperlichen unterscheiden und die in der Arbeitsanalyse berücksichtigt werden müssen.” [RESCH,<br />

1989, 199] RESCH erweitert die Handlungsregulationstheorie [vgl. dazu als Überblick VOLPERT,<br />

1997] dahingehend, daß er für die geistige Arbeit Regulationserfordernisse in zwei<br />

Handlungsfeldern erkennt, nämlich im faktischen Handlungsfeld, das für den geistig Arbeitenden<br />

die aktuell vorhandenen Handlungsmöglichkeiten bereithält, und im Referenz-Handlungsfeld, dem<br />

Bezugspunkt für seine Planungs- und Denkprozesse, das dann für andere das faktische<br />

Handlungsfeld darstellt: ”Das Handeln, welches in der Auffassung der Handlungsregulationstheorie<br />

immer Planen und Ausführen beinhaltet, kann bei dem geistig Arbeitenden nur vollständig<br />

beschrieben werden, wenn beide Handlungsfelder betrachtet werden. Die Handlungen in jedem<br />

einzelnen Handlungsfeld sind unvollständig und bedürfen der Ergänzung durch Handlungen im<br />

jeweils anderen Handlungsfeld. Ohne den Bezug auf das Referenz-Handlungsfeld wären die<br />

Aktivitäten im faktischen Handlungsfeld wie Zeichnen oder Schreiben bedeutungslos: Sie wären<br />

zwar beobachtbar, aber ihre psychologische Bedeutung im Arbeitshandeln wäre verborgen.<br />

Umgekehrt wären die Planungs- und Denkprozesse, die sich auf das Referenzhandlungsfeld<br />

beziehen, bedeutungslos und nicht als Teil des Arbeitshandelns zu betrachten, wenn sie nicht zur<br />

Ausführung gelangten. Der geistig Arbeitende führt diese Planungen nur vermittelt aus, indem er<br />

seine Überlegungen durch ausführende Handlungen symbolisiert, zum Beispiel in einem Plan oder<br />

einer Arbeitsanweisung.” [RESCH, 1989, 199]<br />

RESCH [1988] macht sieben Phasen aus, in denen sich geistige Arbeit in einer als typisch<br />

angenommenen Reihenfolge vollzieht [vgl. RESCH, 1988, 56 - 58]:<br />

1. In der Phase der Orientierung im faktischen Handlungsfeld verschafft der geistig Arbeitende sich<br />

Informationen über seine Handlungsmöglichkeiten im faktischen Handlungsfeld.<br />

2. In der Phase der Planung im faktischen Handlungsfeld plant er sein Vorgehen sowie Zeitpunkt<br />

und Art des faktischen Ergebnisses.<br />

3. Die Phase der Orientierung über das Referenz-Handlungsfeld umfaßt die<br />

Informationsbeschaffung über das Referenz-Handlungsfeld, wie z.B. das Studium von Plänen<br />

und Fachbüchern (symbolische Aneignung) oder Besichtigungen und Probeversuche (operative<br />

Aneignung).<br />

4. In der Phase der Planung für das Referenz-Handlungsfeld durchläuft der geistig Arbeitende im<br />

Probehandeln verschiedene alternative Handlungswege im Referenz-Handlungsfeld und<br />

entscheidet sich für einen dieser Wege.<br />

5. Die Phase der Ausführung im faktischen Handlungsfeld beinhaltet alle Aktivitäten, die der<br />

Herstellung des symbolischen Gegenstandes dienen (z.B. Erstellen eines Konstruktionsplanes<br />

oder Niederschrift einer Handlungsanweisung).<br />

6. In der Phase der Rückmeldung aus dem faktischen Handlungsfeld überprüft der geistig<br />

Arbeitende, ob sein Arbeitsresultat den Zielen im faktischen Handlungsfeld entspricht.<br />

7. In der Phase der Rückmeldung aus dem Referenz-Handlungsfeld erhält er Informationen<br />

darüber, ob sein Arbeitsergebnis die erwünschten Ziele im Referenz-Handlungsfeld erreicht hat.<br />

Am Beispiel des Konstrukteurs kann RESCH [1989] sehr gut darstellen, wie sich geistige Arbeit in<br />

den beiden Handlungsfeldern vollzieht und die einzelnen Phasen nacheinander durchläuft [vgl.<br />

RESCH, 1989, 199]. Der Vollzug dieser beruflichen Tätigkeit verläuft weitgehend kontinuierlich und<br />

störungsfrei, so daß die einzelnen Phasen gut identifizierbar sind. Anders verhält es sich bei


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 77<br />

Tätigkeiten mit planenden und steuerndem Inhalt, die auch der geistigen Arbeit zuzuordnen sind,<br />

bei denen der geistig Arbeitende schnell und flexibel auf äußere Einflüsse reagieren muß. Versuche,<br />

die Arbeit von <strong>Disponent</strong>en über einen Zeitabschnitt hinweg zu beobachten und anschließend die<br />

beobachteten Tätigkeiten einzelnen Phasen zuzuordnen, haben gezeigt, daß ständig und äußerst<br />

kurzzyklisch bis hin zu sekündlichem Wechsel zwischen einzelnen Phasen hin und her gesprungen<br />

wird, verschiedene Tätigkeiten sogar gleichzeitig verschiedenen Phasen des Ablaufs geistiger<br />

Arbeit zuzuordnen sind.<br />

Es dürfte deutlich geworden sein, daß objektive Analyseverfahren als Grundlage für die Analyse<br />

des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en kaum geeignet sind. Neben dem Problemen<br />

der Handhabbarkeit, der Beurteilung durch externe Rater, dem Zuschnitt der Verfahren auf die<br />

Analyse von Tätigkeiten aus dem Bereich der Industriearbeit bzw. auf einfach strukturierte geistige<br />

Tätigkeiten bleibt besonders festzuhalten, daß mit den hier diskutierten Verfahren lediglich<br />

spezielle Anforderungskonstellationen an einzelnen Arbeitsplätzen in spezifischen<br />

Arbeitsorganisationen untersucht werden können, sodaß die gewonnenen Ergebnisse kaum als<br />

Grundlage für die Beschreibung des Qualifizierungsbedarfs einer Berufsgruppe generalisiert<br />

werden können, bei denen anzunehmen ist, daß sich sowohl die Anforderungskonstellationen<br />

aufgrund unterschiedlicher Aufgabenspektren als auch die Aufbau- und Ablauforganisationen in<br />

den einzelnen Unternehmen deutlich unterscheiden.<br />

3.1.2.2. 3.1.2.2. Subjektive Verfahren Verfahren zur zur Analyse Analyse des des Qualifizierungsbedarfes<br />

Qualifizierungsb<br />

Qualifizierungsb edarfes<br />

RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG [1989] weisen daraufhin, daß einfachere Verfahren zur<br />

Erfassung subjektiver Qualifizierungsbedürfnisse in freien Abfragen, Themen-Vorgaben und<br />

Problemvorgabelisten in der Praxis gegenüber aufgabenanalytischen bzw. das Leistungsniveau und<br />

die Lernfähigkeit der Mitarbeiter mitberücksichtigenden Verfahren überwiegen [vgl. RÜTTINGER /<br />

KLEIN-MODDENBORG, 1989, 701].<br />

Ein in der Praxis bewährtes Modell zur Qualifizierungsbedarfsanalyse, das potentiell geeignet<br />

erscheint, die genannten Probleme der objektiven Arbeitsanalyseverfahren durch eine subjektive<br />

Einschätzung des Qualifizierungsbedarfs zu umgehen, stellt LANGE [1994] vor. Dabei werden<br />

Führungskräfte mit einem standardisierten Fragenbogen um die Beschreibung von Problemfeldern<br />

in ihrem jeweiligen Unternehmens- bzw. Geschäftsbereich gebeten. ”Problembeschreibungen<br />

können sich ausdrücken in der geplanten Veränderung des Unternehmens aufgrund neuer<br />

Zielsetzungen, das können neue Marktgegebenheiten sein, denen sich die Tochtergesellschaft<br />

anpassen muß oder auf die sie proaktiv reagieren möchte, das können Veränderungen im<br />

technologischen, ökologischen, gesetzgeberischen Umfeld usw. sein. (...) Neben den<br />

Problembeschreibungen verlangt der Fragebogen des weiteren die Beschreibung des Ziels einer<br />

eventuell angedachten Bildungsmaßnahme und die Angabe von Kriterien zu ihrer Evaluierung.”<br />

[LANGE, 1994, 192] An die Stelle der detaillierten Analyse der Arbeitsaufgabe und ggf. der damit<br />

verbundenen Regulationserfordernisse in einer konkret definierten Situation tritt hier die möglichst<br />

genaue Beschreibung von aktuellen Problemfeldern und sich abzeichnenden Veränderungen in<br />

einzelnen Bereichen. Da in diesem Verfahren die Führungskräfte über die Bestimmung der<br />

Problemfelder den Qualifizierungsbedarf der ihnen untergeordneten Mitarbeiter einschätzen sollen,<br />

kann man dieses Vorgehen nicht als subjektives Verfahren bezeichnen, da dort die jeweiligen<br />

Arbeitspersonen selbst Quelle und Interpreten der Daten zur Erhebung des Qualifizierungsbedarfes<br />

sind.


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 78<br />

Während objektive (bedingungsbezogene) Arbeitsanalyse-Instrumentarien interindividuell gültige<br />

Formen des Arbeitshandelns und deren Bedingungen untersuchen, geht es bei subjektiven<br />

(personbezogenen) Instrumentarien um interindividuelle Variationen im Arbeitshandeln und deren<br />

Bedingungen [vgl. GABLENZ-KOLAKOVIC, 1981, 218]. 14 Aus seiner Beobachtung der Verbreitung<br />

der personbezogenen Instrumentarien folgert SCHÜPBACH [1993], daß derartige Analysekonzepte<br />

”noch weitgehend unbekannt sind oder aber, daß auf deren Einsatz bewußt verzichtet wird.”<br />

[SCHÜPBACH, 1993, 185]<br />

Neben der subjektiven Arbeitsanalyse (SAA) [vgl. UDRIS / ALIOTH, 1980] 15 ist bei den methodisch<br />

elaborierten personbezogenen Verfahren v.a. die subjektive Tätigkeitsanalyse (STA) [vgl. ULICH,<br />

1980, 333 - 336, UDRIS / ULICH, 1987, 54 - 57; ULICH, 1994, 354 - 361; SCHÜPBACH, 1993, 184 -<br />

185] zu nennen. Sie wird als Mittel verstanden, ”mit dessen Hilfe die Subjektposition der<br />

Arbeitenden zur Geltung gebracht, Qualifizierungsbarrieren abgebaut und<br />

Qualifizierungsbereitschaften entwickelt werden können. Mit der subjektiven Tätigkeitsanalyse<br />

sollen zugleich Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß objektive Handlungs- und<br />

Gestaltungsspielräume nicht nur erkannt und genutzt werden, sondern auch Möglichkeiten ihrer<br />

Erweiterung wahrgenommen und realisiert werden.” [ULICH, 1980, 333]<br />

Bei dem Verfahren wird davon ausgegangen, daß eine Situation zunächst als problemhaltig<br />

verstanden werden muß, bevor Prozesse der Alternativenfindung und -planung überhaupt<br />

stattfinden können. Der erste Schritt der STA besteht darin, in einem Erfahrungsaustauschprozeß<br />

”die Divergenz zwischen den eigenen Bedürfnissen und der mangelnden Möglichkeit, diese in der<br />

Arbeitstätigkeit zu erfüllen, wieder erkennbar zu machen.” [UDRIS / ULICH, 1987, 54] Die<br />

Mitglieder einer Arbeitsgruppe werden aufgefordert, alle in der Gruppe vorkommenden<br />

Teiltätigkeiten nach den Kriterien motivierender Arbeitsgestaltung (Entscheidungsmöglichkeiten,<br />

optimale Abwechslung, Möglichkeit zu lernen, gegenseitige Unterstützung und Respektierung,<br />

sinnvolle Tätigkeit, erstrebenswerte Zukunft) [zur praxisorientierten Operationalisierung dieser auf<br />

EMERY / EMERY, 1974, zurückgehenden Kriterien vgl. FREI u.a., 1993, 300] gemeinsam zu<br />

bewerten. In einem zweiten Schritt sollen die Gruppenmitglieder Pläne zur Veränderung der<br />

nunmehr gemeinsam als problemhaft erfahrenen Situation entwickeln. Der dritte Schritt beinhaltet<br />

die Ermittlung der für die Pläne erforderlichen Qualifikationen und der vorhandenen<br />

Qualifikationsdefizite. Abschließend besteht der vierte Schritt in der Entwicklung eines<br />

gruppeninternen Qualifizierungsprogramms zum Erwerb der erforderlichen Qualifikationen. ULICH<br />

[1994] geht aufgrund vorliegender Einsatzerfahrungen der STA davon aus, daß die ersten drei<br />

Schritte des Verfahrens innerhalb eines Arbeitstages durchgeführt werden können, daß es also<br />

”innerhalb weniger Stunden gelingt, Soll-Ist-Differenzen wieder bewußt zu machen,<br />

Qualifizierungs- und Veränderungsbereitschaften auszulösen, alternative Arbeitsstrukturen<br />

14 Weil das Begriffspaar subjektiv-objektiv in der arbeitswissenschaftlichen Diskussion unterschiedlich und<br />

mißverständlich benutzt wird, wird neuerdings auch das Begriffspaar bedingungsbezogen-personbezogen benutzt:<br />

”Eine bedingungsbezogene (‘objektive’) Arbeitsanalyse richtet sich auf die allgemeine Kennzeichnung der<br />

Arbeitsbedingungen und versucht, von den individuellen Eigenarten zu abstrahieren und Aussagen zu machen<br />

über veränderungsbedürftige Arbeitsbedingungen. Dies kann sowohl durch Beobachtungs- als auch durch<br />

Befragungsmethoden geschehen. Eine personbezogene (‘subjektive’) Arbeitsanalyse richtet sich dagegen explizit<br />

auf individuelle Eigenarten, sei es auf Arbeitsweisen, Handlungsstile, Leitungsverhalten etc., sei es auf<br />

Wahrnehmungs- und Bewertungsprozesse der Personen. In beiden Fällen können ebenfalls Beobachtungs- und<br />

Befragungsmethoden zum Einsatz kommen.” [UDRIS / ULICH, 1987, 53 - 54]<br />

15 Dabei handelt es sich um einen Fragebogen, ”dessen Konstruktion zwei Hauptaspekte zugrunde liegen: (1) der<br />

Aspekt der Entfremdung mit den Kategorien Fremdbestimmung versus Selbstregulation, Sinnlosigkeit versus<br />

Transparenz, Dequalifikation versus Handlungskompetenz, soziale Isolierung versus soziales Engagement; (2) der<br />

Aspekt der Beanspruchung mit den Kategorien qualitative Unterforderung, quantitative und qualitative<br />

Überforderung.”[ULICH, 1994, 93 - 94]


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 79<br />

gemeinsam zu erarbeiten und ein Inventar der zu deren Realisierung erforderlichen Qualifikationen<br />

zu erstellen.” [ULICH, 1994, 359]<br />

Auch bei der Subjektiven Tätigkeitsanalyse stellt sich das Problem, daß das Verfahren primär<br />

darauf ausgerichtet, die Anforderungen einer konkreten, durch eine spezifische Aufbau- und<br />

Ablauforganisation geprägten Arbeitssituation bzw. Aufgabenkonstellation zu erfassen und dort<br />

sichtbar werden Qualifizierungsdefizite zu beheben. Soll das Instrument dennoch bei der Erhebung<br />

des Qualifizierungsbedarfes einer überbetrieblichen Gruppe von Mitarbeitern eingesetzt werden,<br />

von denen angenommen wird, daß sich ihre Tätigkeit in wesentlichen Punkten entspricht, muß es<br />

entsprechend modifiziert und in ein Verfahren der partizipativen Qualifizierungsbedarfsplanung<br />

integriert werden, das explizit auch Schritte der überbetrieblichen Datengewinnung und -<br />

interpretation einschließt.<br />

Möglichkeiten der Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs und daraus resultierende Planung von<br />

Qualifizierungsmaßnahmen auf partizipativer Grundlage stellt DOMSCH [1983] dar. Er sieht eine<br />

partizipative Qualifizierungsplanung auf der Basis von Motivationstheorien, im Hinblick auf eine<br />

menschengerechte Arbeitsgestaltung, aus Überlegungen zur Integrations-Strategie mit dem Ziel, die<br />

Identifikation mit dem Unternehmen zu erhöhen sowie Kommunikationswilligkeit und -fähigkeit<br />

im Unternehmen zu verbessern, sowie auf der Basis von Kosten-Nutzen-Überlegungen legitimiert,<br />

weil durch die Beteiligung der Mitarbeiter an der Qualifizierungsplanung zu erwarten sei, daß der<br />

Qualifizierungsbedarf, der u.a. aus Arbeitsplatzanforderungen abgeleitet werden soll, exakter als bei<br />

ausschließlich fremdbestimmter Qualifizierungsplanung formuliert werde [vgl. DOMSCH, 1983, 99 -<br />

100]. Als problematisch schätzt er bei einer partizipativen Qualifizierungsplanung ein,<br />

��daß bei den Mitarbeitern eine hohe Erwartungshaltung erzeugt wird, ihre Vorstellungen auch zu<br />

realisieren,<br />

��daß sie i.d.R. zunächst teurer und aufwendiger als eine fremdbestimmte Qualifizierungsplanung<br />

ist<br />

��daß sie rechtlich nicht vorgeschrieben ist<br />

��daß sie in erster Linie engagierte Mitarbeiter anspricht und sich daher möglicherweise ein<br />

erheblicher Teil der Mitarbeiter nicht beteiligt [vgl. DOMSCH, 1983, 109].<br />

Als Methoden partizipativer Qualifizierungsplanung nennt DOMSCH:


Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en 80<br />

Methoden Vorgehen<br />

1. Bedarfsplanung mit Hilfe gemeinsam<br />

erarbeiteter Lernzielkataloge<br />

2. Bedarfsplanung mit Hilfe vorgegebener<br />

Lernzielkataloge<br />

3. Bedarfsplanung auf der Basis kritischer<br />

Vorfälle und Ereignisse<br />

4. Bedarfsplanung mit Hilfe gegenseitiger<br />

Interviews<br />

5. Bedarfsplanung mit Hilfe von<br />

Beurteilungs- und Förderungsgesprächen<br />

6. Bedarfsplanung mit Hilfe von<br />

Mitarbeiterbefragungen<br />

⇒ Erstellung eines detaillierten Lernzielkataloges mit<br />

Beteiligung der betroffenen Mitarbeiter unter<br />

Festlegung von Prioritäten<br />

⇒ Basis in der Regel: Arbeitsplatzbeschreibungen /<br />

Arbeitsplatzanalysen / geplante Vorhaben /<br />

absehbare Veränderungen der Anforderungen etc.<br />

⇒ Transfer der Lernziele in die Planung konkreter<br />

Bildungsmaßnahmen nach Prioritäten<br />

⇒ Zentrale Erfassung / Auswertung / Feed back<br />

⇒ Erstellung eines detaillierten Lernzielkataloges ohne<br />

Beteiligung der betroffenen Mitarbeiter<br />

⇒ Basis in der Regel: Arbeitsplatzbeschreibungen /<br />

Arbeitsplatzanalysen / geplante Vorhaben /<br />

absehbare Veränderungen der Anforderungen etc.<br />

⇒ Besprechung des Lernzielkataloges mit betroffenen<br />

Mitarbeitern und gemeinsame Festlegung von<br />

Prioritäten<br />

⇒ Transfer der Lernziele in die Planung konkreter<br />

Bildungsmaßnahmen nach Prioritäten<br />

⇒ Zentrale Erfassung / Auswertung / Feed back<br />

⇒ Schilderung von gewesenen und vorhersehbaren<br />

Erlebnissen, kritischen Problemen, Vorfällen,<br />

Ereignissen, Situationen etc. durch die betroffenen<br />

Mitarbeiter<br />

⇒ Selbstanalyse durch die Mitarbeiter und Empfehlung<br />

gezielter Bildungsmaßnahmen<br />

⇒ Gruppendiskussion und Empfehlung konkreter<br />

Bildungsmaßnahmen<br />

⇒ Zentrale Erfassung / Auswertung / Feed back<br />

⇒ Vorbereitung der Interviews und des<br />

Erfassungsbogens / Schulung in der Interviewtechnik<br />

⇒ Mitarbeiter mit vergleichbaren Tätigkeiten sprechen<br />

über ihre Tätigkeit und Bildungsbedürfnisse<br />

⇒ Protokollierung konkreter Bildungsmaßnahmen<br />

⇒ Zentrale Erfassung / Auswertung / Feed back<br />

⇒ Gespräche zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern<br />

über bisherige Zeit (Leistungen, Verhalten,<br />

Anforderungen etc.) und zukünftige Anforderungen /<br />

Entwicklungsmöglichkeiten<br />

⇒ Gemeinsame Erarbeitung von konkreten<br />

Bildungsmaßnahmen / Aufnahme spezieller<br />

Mitarbeiterwünsche<br />

⇒ Zentrale Erfassung / Auswertung / Feed back<br />

⇒ Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung des<br />

Bildungsbedarfs<br />

⇒ Erfassung des Bedarfs mit Hilfe des Fragebogens<br />

(und evtl. zusätzlichen Interviews)<br />

⇒ Diskussion der Ergebnisse und Prioritätenfestlegung<br />

⇒ Zentrale Erfassung / Auswertung / Feed back<br />

Tab. 3/3: Methoden und Vorgehend bei einer partizipativen Qualifizierungsbedarfsplanung [vgl. DOMSCH, 1983, 103]<br />

Für den hier zu erarbeitenden Zusammenhang bietet sich die Orientierung an der unter Punkt 6<br />

genannten Vorgehensweise an. Bei der Konstruktion des Fragebogens, mit dessen Hilfe der<br />

Qualifizierungsbedarf erfaßt werden soll, müssen jedoch die arbeitsfeldspezifischen<br />

Rahmenbedingungen einer <strong>Disponent</strong>enqualifizierung berücksichtigt werden.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 81<br />

3.2. 3.2. Fragestellungen Fragestellungen Fragestellungen und und Untersuchungsdesign Untersuchungsdesign zur zur Ermittlung Ermittlung Ermittlung des des Qualifizierungsb<br />

Qualifizierungsbedarfs Qualifizierungsb darfs darfs von<br />

Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

Faßt man die Ergebnisse der Bilanzierung der arbeits-, berufs- und wirtschaftspädagogischen<br />

Rahmenbedingungen zusammen, so hat sich ein Untersuchungsmodell zur Ermittlung des<br />

Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en an folgenden Leitlinien zu orientieren:<br />

��Im Gegensatz zu den Bereichen der industriellen Produktion [vgl. z.B. JUNKER / KRAUS /<br />

SONNTAG, 1990; WITZGALL, 1994] liegen zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs für<br />

komplexe Tätigkeiten in Dienstleistungsbereichen keine erprobten und standardisierten<br />

Instrumente und Verfahren vor, die auf die Analyse der komplexen Arbeitssituation und des<br />

Qualifizierungsbedarfs von <strong>Disponent</strong>en übertragbar sind.<br />

��Die partizipative Orientierung des Vorhabens verweist auf den Einsatz personbezogener<br />

Instrumente in einem mehrstufigen Prozeß. Es bietet sich an, sich am Vorgehen der<br />

”Bedarfsplanung mit Hilfe von Mitarbeiterbefragungen” nach DOMSCH [1983, 103] zu<br />

orientieren das eine Diskussion und Bewertung der Befragungsergebnisse mit den Mitarbeitern<br />

vorsieht.<br />

��Das Ziel, den Qualifizierungsbedarf einer Gruppe von Mitarbeitern zu ermitteln, von denen<br />

angenommen wird, daß sie in einer Branche dieselben Kerntätigkeiten in unterschiedlicher<br />

Ausprägung und neben anderen unterschiedlichen Nebentätigkeiten ausüben, macht ein<br />

Verfahren erforderlich, das die je spezifischen Qualifizierungsbedarfe übertragbar macht. Daher<br />

reicht es also nicht aus, die Arbeitssituation und den Qualifizierungsbedarf einzelner Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en zu untersuchen. Die Analyse muß so ausgelegt sein, daß sie<br />

unternehmensspezifische Besonderheiten weitgehend ausschließt. Die Möglichkeit, auf der Basis<br />

einer hinreichend große Anzahl von Fallstudien, in der klassische partizipative Verfahren zur<br />

Anwendung kommen könnten, den Qualifizierungsbedarf von Transport-<strong>Disponent</strong>en zu<br />

ermitteln, muß allein schon aus forschungsökonomischen Gründen verworfen werden.<br />

��Es liegt daher nahe, bestimmte Problemfelder zu ermitteln, die die gegenwärtige und antizipierte<br />

Bewältigung der Arbeitsaufgabe beeinträchtigen, und daraus Qualifizierungsbedarfe abzuleiten.<br />

Dazu ist es notwendig, die Teiltätigkeiten, die die Arbeitsaufgabe des <strong>Disponent</strong>en ausmachen,<br />

zu erfassen und zu bewerten sowie die für die <strong>Disponent</strong>entätigkeit gegenwärtig und zukünftig<br />

relevanten Schlüsselqualifikationen zu ermitteln. Damit wird der Versuch unternommen, die<br />

Problemfelder zum einen von der Arbeitsaufgabe her, zum anderen vom Qualifikationspotential<br />

der Mitarbeiter her zu identifizieren.<br />

��Dazu bietet sich als Vorgehen an, mit einem speziell entwickelten strukturierten Fragebogen<br />

Daten zu erheben und die gewonnenen Ergebnisse mit <strong>Disponent</strong>en kommunikativ zu validieren<br />

und weiter zu verarbeiten.<br />

Daraus ergibt sich folgender Ablauf des Forschungsprozesses zur Erhebung des<br />

Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en:


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 82<br />

Ermittlung eines Kataloges<br />

von möglichen<br />

Teiltätigkeiten von<br />

Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Interviews und<br />

Beobachtungen in<br />

einzelnen<br />

Unternehmen<br />

Entwicklung eines Fragebogens zur<br />

Bewertung von Aufgabenspektrum,<br />

Schlüsselqualifikationen und<br />

Arbeitszufriedenheit<br />

durch Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Überprüfung der Eignung des<br />

Instruments durch Pretests<br />

Durchführung der Befragung und<br />

Analyse der Befragungsergebnisse<br />

Ermittlung eines Kataloges<br />

von<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Qualitative Validierung der<br />

Befragungsergebnisse und der<br />

abgeleiteten Problem- und Zielfelder<br />

durch Triangulation und Peer<br />

Examination<br />

Zusammenfassung<br />

der Ergebnisse von<br />

expertokratischen und<br />

partizipativen Analysen sowie<br />

der Analyse von<br />

Stellenangeboten<br />

Befragung von<br />

Führungskräften<br />

Diskussion mit<br />

Experten<br />

Kommunikative Validierung der<br />

Befragungsergebnisse und der abgeleiteten<br />

Problem- und Zielfelder und Formulierung des<br />

Qualifizierungsbedarfs durch einen Arbeitskreis<br />

von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Ableitung von Problemfeldern der<br />

<strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit und von<br />

Zielfeldern der Qualifizierung<br />

Abb. 3/2: Ablauf des qualitativen Forschungsprozesses zur Erhebung des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Der so skizzierte Forschungsprozeß beinhaltet folgende partizipative Elemente:<br />

��Bereits bei der Ermittlung der Tätigkeits- und Schlüsselqualifikationskataloge wird die<br />

Perspektive der betroffenen Mitarbeiter berücksichtigt.<br />

��Die Bewertung von Aufgabenspektrum, Schlüsselqualifikation und Arbeitszufriedenheit soll<br />

allein durch die <strong>Disponent</strong>en vorgenommen werden.<br />

��Die kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse und Formulierung des<br />

Qualifizierungsbedarfs erfolgt durch <strong>Disponent</strong>en selbst im Rahmen eines Arbeitskreises.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 83<br />

Der Qualifizierungsbedarfs soll im wesentlichen über die Bewertung von Teiltätigkeiten und<br />

Schlüsselqualifikationen erfolgen. Um hier bewerten zu können, müssen zunächst als<br />

arbeitsfeldspezifische Rahmenbedingungen entsprechende Kataloge oder Sets von Teiltätigkeiten<br />

bzw. Schlüsselqualifikationen ermittelt werden, auf deren Grundlage die Bewertung erfolgen kann.<br />

3.2.1. 3.2.1. Beschreibung Beschreibung des des des Aufgabenspektrums Aufgabenspektrums Aufgabenspektrums von von von Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

Um die Arbeitsaufgabe von <strong>Disponent</strong>en beschreiben und von ihnen selbst bewerten lassen zu<br />

können, muß ein Set von Teiltätigkeiten ermittelt werden, der die je spezifischen<br />

Aufgabenzuschnitte umfaßt und sie damit vergleichbar macht. Als Grundlage für die Ermittlung<br />

eines Sets von Teiltätigkeiten, die von Transport-<strong>Disponent</strong>en bei der Bewältigung ihrer<br />

Arbeitsaufgabe wahrgenommen werden, kann zunächst aus der Analyse des Arbeitsfeldes von<br />

Transport-<strong>Disponent</strong>en abgeleitet werden [vgl. Kap. 2.1. u. 2.3.], daß zu den Kernaufgaben des<br />

<strong>Disponent</strong>en gehören:<br />

��Auftragsannahme<br />

��Zusammenstellung der Touren<br />

��Einteilen Fahrzeuge/Fahrer<br />

��Fahreranweisung per Telefon oder Funk<br />

��Erstellen von Frachtpapieren<br />

Beobachtungen in Speditionsunternehmen unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen<br />

Geschäftszuschnitts zeigen allerdings, daß die Aufgabenspektren von dort beschäftigten Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en stark differieren. Insbesondere die Auswirkungen des Strukturwandels, der Grad der<br />

Kundenorientierung des Unternehmens, die wachsende EDV-Durchdringung der Unternehmen<br />

verändern das Tätigkeitsspektrum des <strong>Disponent</strong>en. Je nach Unternehmensgröße, Geschäftsfeldern,<br />

Kundenstruktur und weiteren betriebsindividuellen Bedingungen kann die Dispositionsarbeit sehr<br />

unterschiedlich organisiert sein. Zahlreiche Teiltätigkeiten in der Vor- und Nachbereitung der<br />

eigentlichen Tourenplanung treten hinzu.<br />

Nach DIN ISO 9000 ff. zertifizierte Unternehmen haben in ihren Qualitätshandbüchern<br />

<strong>Stellenbeschreibung</strong>en für <strong>Disponent</strong>en formuliert, die Anforderungsprofile und<br />

Tätigkeitsbeschreibungen beinhalten. Damit stellen diese <strong>Stellenbeschreibung</strong>en eine Quelle zur<br />

Ableitung von Aufgabenspektren von Transport-<strong>Disponent</strong>en dar. Tab. 3/4 - 5 zeigen zwei<br />

Beispiele für <strong>Stellenbeschreibung</strong>en. Da es sich hier um vertrauliche Unterlagen handelt, werden<br />

die <strong>Stellenbeschreibung</strong>en anonymisiert wiedergegeben.<br />

<strong>Stellenbeschreibung</strong> <strong>Disponent</strong><br />

Anforderungsprofil • abgeschlossene Berufsausbildung zum Speditionskaufmann<br />

• vorzugsweise Führerscheinklasse II<br />

• ADR-Bescheinigung<br />

Tätigkeiten • Disposition der Fahrzeuge des eigenen sowie des gecharterten Fuhrparks unter<br />

Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen<br />

• Einsatz und Überwachung des Fahrpersonals<br />

• Mitberatung in der Wahl und in der Beschaffung von Fahrzeugen und<br />

Subunternehmern<br />

• Einweisung des Fahrpersonals<br />

Tab. 3/4: Beispiel für die <strong>Stellenbeschreibung</strong> eines Transport-<strong>Disponent</strong>en (1)


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 84<br />

Aufgabenstellung der Disposition<br />

Die Disposition nimmt die Kundenaufträge an und wickelt sie unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden<br />

Ressourcen nach markt- und betriebsiwrtschaftlichen Gesichtspunkten unter Beachtung der Kundenvorgaben in<br />

enger Zusammenarbeit mit den Bereichen Verkauf und Abrechnung ab.<br />

Wesentliche Aufgaben der <strong>Disponent</strong>en<br />

• Persönliches Engagement bei der Abwicklung der Speditionsgeschäfte und bei der Beseitigung von<br />

Erschwernissen und Hindernissen ist eine unabdingbare Eigenschaft der <strong>Disponent</strong>en. Die <strong>Disponent</strong>en<br />

haben durch ihr verantwortungsbewußtes, betriebswirtschaftlich ausgerichtetes Denken und Handeln<br />

wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg ihrer Geschäftsstelle. Im einzelnen sind die <strong>Disponent</strong>en für<br />

folgende Aufgaben verantwortlich:<br />

• Annehmen von Kundenaufträgen aufgrund von freibleibenden Angeboten und Kontrakten unter Beachtung<br />

der Regelung dieser Verfahrensanweisung<br />

• Vereinbaren von leistungs- und marktgerechten Preisen (auf Einkaufs- und Verkaufsseite), Angebotsabgabe<br />

an Kunden und Annehmen von Kundenaufträgen im Tagesgeschäft unter Beachtung der Regelungen dieser<br />

Verfahrenanweisung<br />

• Regelungen für Paletten mit Auftraggebern und Leistungsträgern im Tagesgeschäft schriftlich vereinbaren<br />

• Führen der Dispoliste je Arbeitstag<br />

• [... (besondere Aufgaben für <strong>Disponent</strong>en in speziellen Arbeitsfeldern)]<br />

• Ablehnen von Aufträgen zu freibleibenden Angeboten oder bei Abweichungen vom Speditionsangebot/vertrag,<br />

wenn nach gewissenhafter Prüfung unter Beteiligung des Speditionsleiters, des Verkaufs und ggf.<br />

der Zentrale keine andere Lösung möglich ist<br />

• Zeitgerechte Auftragserteilung an Leistungsträger<br />

• Fax-Bestätigung bei mündlich erteilten Aufträgen von Kunden bzw. an Leistungsträger<br />

• Festellen und dokumentieren der richtigen Firmennamen/Partnernummer des Auftraggebers/Frachtzahlers<br />

und Leistungsträgers. Verwechselungen bei ähnlichen oder scheinbar gleichen Firmennamen müssen<br />

unbedingt ausgeschlossen werden<br />

• Feststellen der handelsrechtlich vollständigen und richtigen Anschrift von diversen Frachtzahlern im<br />

Tagesgeschäft<br />

• Speditionelle, termingerechte Abwicklung der Aufträge<br />

• Sorge für geeigneten Ersatz bei Ausfall von Leistungsträgern<br />

• Eingreifen bei Störung des Transportablaufs<br />

• Informationsaustausch mit dem Auftraggeber und Leistungsträger insbesondere bei Abweichungen in der<br />

Auftragsabwicklung<br />

• Protokollieren aller wichtigen Informationen über die Auftragsabwicklung, insbesondere bei Abweichungen<br />

von Kontrakten und Angeboten<br />

• Informieren der Abrechung über Abweichungen im Transportablauf, die dem <strong>Disponent</strong>en nachträglich<br />

bekannt werden und Auswirkungen auf den vereinbareten Preis haben (z.B. Standgeld)<br />

• Vormelden von Laderaum an andere Geschäftsstellen sowie entgegennehmen der Laderaumvormeldungen<br />

von anderen Geschäftsstellen, Vertragspartnern und sonstigen Leistungsträgern<br />

• Aktiver, dem Geschäftsverlauf angemessener Telefonverkauf<br />

• Weitergeben von Informationen und Erkenntnissen aus dem Tagesgeschäft an den Speditionsleiter, den<br />

Verkauf und die Abrechnung<br />

• Reklamationsbearbeitung<br />

• Kundenbetreuung/Unternehmerbetreuung<br />

• Frachtoptimierung<br />

• Sonstige Aufgaben nach Weisung des Niederlassungsleiters oder des Speditionsleiters<br />

Tab. 3/5: Beispiel für die <strong>Stellenbeschreibung</strong> eines Transport-<strong>Disponent</strong>en (2)<br />

Die gezeigten Beispiele zeigen, daß die <strong>Stellenbeschreibung</strong>en insbesondere im Detaillierungsgrad<br />

der einzelnen Teiltätigkeiten stark differieren. Gibt das erste Beispiel allenfalls grobe<br />

Anhaltspunkte für das Aufgabenspektrum des <strong>Disponent</strong>en, stellt Beispiel 2 sehr detailliert die<br />

einzelnen Teilaufgaben unter besonderer Berücksichtigung der unternehmensspezifischen<br />

Arbeitsabläufe dar (hier: reine speditionelle Tätigkeit, die zur Erbringung der Transportleistung die<br />

Transportmittel anderer Unternehmen, sog. Leistungsträger, einsetzt).<br />

Aus den <strong>Stellenbeschreibung</strong>en lassen sich allenfalls Anhaltspunkte für das tatsächliche<br />

Aufgabenspektrum von Transport-<strong>Disponent</strong>en gewinnen. Bevor quellenkritische Vorbehalte, wie<br />

z.B. die letztlich nicht zu klärende Frage, inwieweit die formulierte Tätigkeitsbeschreibung mit den<br />

tatsächlichen Abläufen im Unternehmen übereinstimmt bzw. in der Praxis so ausgeführt werden,<br />

geltend gemacht werden können, ist festzustellen, daß aufgrund des weitgehend vertraulichen


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 85<br />

Charakters dieser Unterlagen keine hinreichend große Anzahl von <strong>Stellenbeschreibung</strong>en zur<br />

Auswertung zur Verfügung steht, um ein verläßliches und auf eine Vielzahl von anderen<br />

<strong>Disponent</strong>en übertragbares Ergebnis zu erreichen.<br />

Zur Ermittlung eines Sets von Teiltätigkeiten, der das gesamte Aufgabenspektrum umfaßt, wurden<br />

Führungskräfte und <strong>Disponent</strong>en in vierzehn Transportunternehmen danach befragt, welche<br />

Teiltätigkeiten zum Aufgabenspektrum des bzw. der <strong>Disponent</strong>en im jeweiligen Unternehmen<br />

gehörten. Die Ergebnisse der Interviews ergeben zusammengefaßt folgendes potentielle<br />

Aufgabenspektrum von Transport-<strong>Disponent</strong>en in mittelständischen Speditions- und Transport-<br />

Unternehmen, d.h. im folgenden werden alle Teiltätigkeiten aufgeführt, die von den befragten<br />

Führungskräften und <strong>Disponent</strong>en genannt wurden. Die Auflistung (Tab. 3/6) erfolgt im<br />

wesentlichen in der Reihenfolge eines idealtypischen Arbeitsablaufs ohne Berücksichtigung der<br />

Nennhäufigkeit. Die individuellen Aufgabenspektren der befragten <strong>Disponent</strong>en können als jeweils<br />

unterschiedliche Teilmengen dieses potentiellen Aufgabenspektrums verstanden werden.<br />

1. Kunden werben<br />

2. Ermittlung von Preisen<br />

3. Erstellen von Angeboten<br />

4. Auftragsannahme (Telefon, Schriftwechsel)<br />

5. Auftragserfassung (Formblatt, Rechner)<br />

6. Zusammenstellung der Touren<br />

16. Rechnungen schreiben<br />

17. Zahlungseingang überwachen<br />

18. Reklamationen bearbeiten<br />

19. Kundennachfragen bearbeiten<br />

20. Ablage<br />

21. Buchhaltung<br />

7. Einteilen Fahrzeuge / Fahrer 22. Lagerverwaltung bzw. Verwaltung von<br />

Hilfsmitteln (Containern, Paletten, etc.)<br />

8. Fahreranweisungen per Telefon oder Funk 23. Kontrolle der Fahrzeuge<br />

9. persönliche Gespräche mit Fahrern führen<br />

10. Mitarbeit bei Umschlag und im Lager<br />

24. Mitwirkung bei der Einstellung von Fahrpersonal<br />

25. Kontrolle der Fahrer (Fahrerlaubnis, etc.)<br />

11. Erstellen von Frachtpapieren<br />

26. Bearbeitung der Spesenabrechnungen der<br />

Fahrer<br />

12. Selbst fahren 27. Analysen erstellen<br />

13. Beschaffen von Rück- bzw. Ergänzungsfrachten 28. Daten über Wettbewerber sammeln und<br />

auswerten<br />

14. Steuerung des Einsatzes von Subunternehmern 29. Fachinformationen lesen (DVZ, Rundschreiben,<br />

Verbandsinfos)<br />

15. Aufträge weitervermitteln<br />

Tab. 3/6: Potentielles Aufgabenspektrum von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Unter Kunden werben werden in diesem Zusammenhang alle Aktivitäten verstanden, die darauf<br />

zielen Transportaufträge zu akquirieren, wie z.B. Telefonate mit Kunden, Kundenbesuche, etc.<br />

Ermittlung von Preisen meint die Preiskalkulation von Transport- und anderen damit<br />

zusammenhängenden Logistikdienstleistungen. Das Erstellen von Angeboten ist die systematische,<br />

kundenorientierte Darstellung der Preisermittlung mit dem Zweck der Akquisition.<br />

Auftragsannahme ist die i.d.R. über das Telefon erfolgende Entgegennahme eines<br />

Transportauftrages. Mit Auftragserfassung ist das Übertragen der entgegengenommen


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 86<br />

Auftragsdaten auf den im Unternehmen dafür vorgesehenen Datenträger (Liste, Formblatt, EDV)<br />

gemeint.<br />

Unter Zusammenstellung der Touren wird hier das wege- und zeitoptimierte Zusammenfassen der<br />

vorliegenden Transportaufträgen zu Transportfahrten mit u.U. mehreren Stationen unter<br />

Berücksichtigung der auftragsspezifischen Restriktionen verstanden. Das Einteilen der Fahrer und<br />

Fahrzeuge bezieht sich auf das Zuordnen der verfügbaren Ressourcen zu den Touren, denn aus<br />

logistischen, technischen und persönlichen Gründen ist nicht jedes Fahrzeug und nicht jeder Fahrer<br />

für die Übernahme jedes Transportauftrages geeignet. Fahreranweisungen sind die - i.d.R.<br />

telefonische - Übermittlung der Transportaufträge und damit zusammenhängender notwendiger<br />

Informationen an das Fahrpersonal. Demgegenüber fassen persönliche Gespräche mit Fahrern alle<br />

anderen Kommunikationssituationen mit Fahrern - i.w. über nicht-berufliche Themen - zusammen.<br />

Mitarbeit bei Umschlag und Lager fällt dann an, wenn der <strong>Disponent</strong>en operative Tätigkeiten im<br />

Zusammenhang mit der Be- und Entladung der Fahrzeuge ausführen muß.<br />

Das Erstellen von Frachtpapieren ist das Ausstellen der vorgeschriebenen Frachtdokumente und<br />

weiterer schriftlicher Informationen zum Transportauftrag für Kunden und Fahrer.<br />

Selbst fahren zählt dann zum Aufgabengebiet des <strong>Disponent</strong>en, wenn er selbst regelmäßig, in<br />

Vertretungsfällen oder in Ausnahmesituationen als Fahrer tätig wird und Transportaufträge operativ<br />

erledigt.<br />

Unter Beschaffen von Rück- und Ergänzungsfrachten wird die Akquisition von Bei- und<br />

Rückladungen im Markt zur Optimierung der Transporte verstanden.<br />

Steuerung der Subunternehmer ist die gezielte Disposition von anderen Transportunternehmern zur<br />

Erledigung des Auftragsbestandes unter Berücksichtigung der optimalen Auslastung des eigenen<br />

Fuhrparks und der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit der Subunternehmer, weil der <strong>Disponent</strong><br />

auch auf deren Ressourcen zurückgreifen muß, wenn die Kundenaufträge nicht mit den eigenen<br />

Kapazitäten abgearbeitet werden können. Aufträge weitervermitteln beschreibt den konkreten<br />

Vorgang der Weitergabe von Aufträgen an Subunternehmer bzw. den Verkauf des Auftrags an eine<br />

andere Spedition.<br />

Rechnungen schreiben und Zahlungseingang überwachen sind Teiltätigkeiten, die die<br />

Nachbearbeitung eines erledigten Transportauftrages betreffen und als Datengewinnung über das<br />

Geschäftsverhalten einzelner Kunden die Entscheidung über die Übernahme weiterer<br />

Transportaufträge dieser Kunden beeinflussen.<br />

Die Bearbeitung von Reklamationen umfaßt die Entgegennahme von Beschwerden, das Korrigieren<br />

von Fehlleistungen und das Entwickeln und Einleiten von Maßnahmen zur Vermeidung von<br />

logistischen Qualitätsmängeln im Zusammenhang mit der Auftragserledigung. Demgegenüber ist<br />

das Bearbeiten von Kundennachfragen eher auf punktuelle Kundenwünsche bezgl. einer Auskunft<br />

über den Bearbeitungsstatus einzelner Transportaufträge bezogen, ohne daß hier bereits<br />

Reklamationsgründe vorliegen müssen.<br />

Ablage und Buchhaltung sind allgemeine Büro- bzw. kaufmännische Tätigkeiten, die im<br />

Zusammenhang der Disposition auftreten können.<br />

Lagerverwaltung bzw. Verwaltung von Hilfsmitteln (Container, Paletten) sind Tätigkeiten, die mit<br />

der Erbringung logistischer Dienstleistung verbunden sind, die über den reinen Transport<br />

hinausgehen und Lagerung von Gütern bzw. die Bereitstellung entsprechender Ladehilfsmittel<br />

einschließen.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 87<br />

Kontrolle der Fahrzeuge ist die Überprüfung bzw. Feststellung der technischen Zuverlässigkeit, der<br />

verkehrssicherheitlichen Unbedenklichkeit und ggf. eines dem Wunsch der Geschäftsleitung<br />

entsprechenden optischen Allgemeinzustandes der Fahrzeuge.<br />

Mitwirkung bei der Einstellung des Fahrpersonals und Kontrolle der Fahrer betonen die Rolle des<br />

<strong>Disponent</strong>en als Führungskraft gegenüber den Fahrern. Neben der Personalauswahl zählt hierzu u.a.<br />

die ständige Kontrolle der Fahrerlaubnis sowie des Einhaltens der gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Lenk- und Ruhezeiten. Die Bearbeitung der Spesenabrechungen der Fahrer aufgrund ihrer längeren<br />

Abwesenheit vom Wohnort ist auch in diesem Zusammenhang zu sehen.<br />

Analysen erstellen bezieht sich auf die systematische Bearbeitung im Unternehmen gesammelter<br />

Daten zur Bewertung von Kunden, der Auslastungssituation des Fuhrparks usw. zur Vorbereitung<br />

unternehmensstrategischer Entscheidungen.<br />

Wettbewerber beobachten und das Lesen von Fachinformationen sind Teiltätigkeiten, um die<br />

Position des Unternehmens im Markt zu bestimmen und unternehmensstrategische Entscheidungen<br />

vorzubereiten.<br />

Dieser Katalog von Teiltätigkeiten ist nicht trennscharf. Einzelne Tätigkeiten bedingen einander,<br />

und Arbeitsabläufe werden mitunter je nach Arbeitsorganisation mehreren Teiltätigkeiten zuordnen<br />

lassen. So hat das Beschaffen von Rück- und Ergänzungsfrachten z.B. immer auch Elemente des<br />

Werbens von Kunden, Zusammenstellen der Touren und Einteilen der Fahrer/Fahrzeuge kann u.U.<br />

als eine Teiltätigkeit verstanden werden, Auftragsannahme und Auftragserfassung werden mitunter<br />

in einem Zug erledigt. Da diese Kombinationen aber nicht zwingend sind, werden die einzelnen<br />

Teiltätigkeiten getrennt aufgeführt.<br />

Aufgrund der Zielsetzung der Untersuchung ist die mangelnde Trennschärfe zu tolerieren, weil im<br />

Zuge der Untersuchung nun mithilfe dieses Kataloges von Teiltätigkeiten Problemfelder der<br />

Aufgabenbewältigung und Zielfelder einer Qualifizierung von Transport-<strong>Disponent</strong>en aus der<br />

Arbeitsaufgabe heraus ermittelt werden sollen.<br />

Die einzelnen Teiltätigkeiten haben - wenn auch in unterschiedlichem Maße - jeweils mehrere<br />

Ausrichtungen, die sich wie folgt differenzieren lassen<br />

• unternehmensstrategisch (auf die weitere Entwicklung des Unternehmens bezogen)<br />

• auftragsabwickelnd (auf den jeweiligen Kundenauftrag bezogen)<br />

• operativ unterstützende und den Geschäftsprozeß dokumentierend<br />

Tab. 3/7 zeigt die Zuordnung der einzelnen Teiltätigkeiten zu ihren jeweiligen<br />

Ausrichtungsschwerpunkten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß nahezu jede Teiltätigkeit auch<br />

Bedeutung für die anderen Ausrichtungen hat.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 88<br />

Teiltätigkeiten mit überwiegend<br />

unternehmensstrategischer<br />

Ausrichtung<br />

• Kunden werben<br />

• Erstellen von Angeboten<br />

• persönliche Gespräche mit<br />

Fahrern führen<br />

• Beschaffen von Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten<br />

• Mitwirkung bei der Einstellung<br />

von Fahrpersonal<br />

• Analysen erstellen<br />

• Daten über Wettbewerber<br />

sammeln<br />

• Fachinformationen lesen<br />

Teiltätigkeiten mit überwiegend<br />

auftragsabwickelnder<br />

Ausrichtung<br />

• Ermittlung von Preisen<br />

• Auftragsannahme<br />

• Zusammenstellung der Touren<br />

• Einteilen Fahrer / Fahrzeuge<br />

• Fahreranweisungen per Funk<br />

oder Telefon<br />

• Aufträge weitervermitteln<br />

• Reklamationen bearbeiten<br />

• Kundennachfragen bearbeiten<br />

• Kontrolle der Fahrer<br />

• Kontrolle der Fahrzeuge<br />

Teiltätigkeiten mit überwiegend<br />

operativ unterstützender und den<br />

Geschäftsverlauf<br />

dokumentierender Ausrichtung<br />

• Auftragserfassung<br />

• Mitarbeit bei Umschlag und<br />

Lager<br />

• Erstellen von Frachtpapieren<br />

• Selbst fahren<br />

• Rechnungen schreiben<br />

• Zahlungseingang überwachen<br />

• Ablage<br />

• Buchhaltung<br />

• Lagerverwaltung bzw.<br />

Verwaltung von Hilfsmitteln<br />

• Bearbeitung der<br />

Spesenabrechnungen der<br />

Fahrer<br />

Tab. 3/7: Klassifizierung der Teiltätigkeiten von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

3.2.2. 3.2.2. Schlüsselqualifikationen Schlüsselqualifikationen Schlüsselqualifikationen von von Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

Um einen Set von Schlüsselqualifikationen zu ermitteln, die für <strong>Disponent</strong>en von besonderer<br />

Bedeutung sind, wird zunächst auf zwei bereits dokumentierte Prozesse zurückgegriffen, nämlich<br />

der expertokratischen Ableitung von Schlüsselqualifikationen aus einem Funktionsbild für<br />

Transport-<strong>Disponent</strong>en sowie der partizipativen Ermittlung von Schlüsselqualifikationen im<br />

Rahmen von Workshops mit <strong>Disponent</strong>en. In einem dritten Schritt wird eine Untersuchung von<br />

einschlägigen Stellenangeboten auf von <strong>Disponent</strong>en geforderte Schlüsselqualifikationen referiert.<br />

Aus diesen Quellen soll ein Sample von Schlüsselqualifikationen herausgearbeitet werden, von dem<br />

angenommen werden kann, daß es für Transport-<strong>Disponent</strong>en von besonderer Relevanz ist.<br />

3.2.2.1. 3.2.2.1. Schlüsselqualifikationen Schlüsselqualifikationen im im im Funktionsbild Funktionsbild für für Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

Ende der achtziger Jahre beschäftigte sich der REFA-Fachausschuß Güterverkehr intensiv mit der<br />

Arbeitssituation und dem Qualifizierungsbedarf von <strong>Disponent</strong>en im Straßengüterverkehr. Die<br />

Ergebnisse dieser von Verbandsexperten und Führungskräften angestellten Überlegungen werden<br />

von BINNENBRUCK [1988 a] referiert.<br />

Abb. 3/3 zeigt ein dort entstandenes Funktionsbild, das die Funktionen des <strong>Disponent</strong>en innerhalb<br />

der betrieblichen Ablauforganisation zu seinen sachlichen Aufgabenbereichen in Beziehung setzt.<br />

Nach BINNENBRUCK dient dieses Funktionsbild als Ansatzpunkt für ein aus seiner Sicht zwingend<br />

notwendiges Qualifizierungsprogramm für Transport-<strong>Disponent</strong>en, das in ein die neu akzentuierte<br />

Positionierung des Transport-<strong>Disponent</strong>en in der Unternehmensorganisation berücksichtigendes<br />

Personalentwicklungskonzept eingebettet sein sollte. Dabei wird eine Qualifizierung sowohl für die<br />

Sach- als auch für die Führungsaufgaben der <strong>Disponent</strong>en angestrebt. Kern der Qualifizierung sollte<br />

die Vermittlung von Fähigkeiten zur Bewältigung computergestützter Planungs- und<br />

Entscheidungsprozesse mit ihren organisatorischen Konsequenzen sein, was allerdings voraussetzt,<br />

”daß der <strong>Disponent</strong> bewußt Mittel des Führungs- und Betriebsmanagements einschaltet. Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten im Führungs- und Betriebsmanagement, wozu auch Projektmanagement gerechnet<br />

werden kann, nehmen quasi die Funktion der ‘Schlüsselqualifikation’ wahr, da sie nicht nur die


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 89<br />

fachliche Kompetenz, sondern auch die Fähigkeit der echten, persönlichen und menschlichen<br />

Zusammenarbeit in bereichsübergreifenden Systemen begründen.” [BINNENBRUCK, 1988 a, 54]<br />

Funktionsbild für den Transportdisponenten<br />

SACHLICHE AUFGABENBEREICHE<br />

Transportauftrag /<br />

Tourenplan, Fahrauftrag,<br />

Fahrtberichte entgegennehmen<br />

Umschlagsverkehre,<br />

z.B. komb. Verkehre<br />

Behälter- /<br />

Anhängerumlauf<br />

Schadensverhütung,<br />

Reklamationen<br />

Be- und Entlade-<br />

Hinweise<br />

Fracht-, Leistungs- und<br />

Kostenoptimierung,<br />

Rentatbilitätsprüfung<br />

Fahreranforderungen,<br />

Arbeitszeiten<br />

weitere spezif, Anforderungen<br />

(u.a.<br />

Konzessionseinsatz)<br />

Fahrzeug- und<br />

Lademittelbedarf, Eigenoder<br />

Fremdfahrzeug<br />

Aufträge (Art + Menge<br />

Güter, Lieferpunkte und<br />

-größen, Termine,<br />

Kundenanforder.)<br />

Info für Zielsetzung<br />

(strateg. Planung)<br />

Ziele, Vorgaben,<br />

Restriktionen<br />

FUNKTIONEN INNERHALB DER<br />

BETRIEBLICHEN ABLAUF-<br />

ORGANISATION<br />

Fahrereinsatzplanung<br />

Fahrzeugeinsatzplanung<br />

initiieren / anregen<br />

konzipieren / durchführen<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

planen / vorbereiten<br />

annehmen / erfassen<br />

1<br />

ordnen<br />

auswählen / delegieren<br />

entscheiden<br />

genehmigen / ablehnen<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

2<br />

verfügen / anweisen<br />

veranlassen / durchsetzen<br />

leiten<br />

steuern / ändern<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

3<br />

vertreten / erfassen<br />

erledigen<br />

ausführen<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

4<br />

generell überwachen<br />

speziell überwachen<br />

prüfen / messen / bewerten<br />

kontrollieren<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � � � � � � � � �<br />

5<br />

Kenntnis geben<br />

Kenntnis nehmen<br />

korrespondieren<br />

beraten<br />

Abb. 3/3: Funktionsbild für Transport-<strong>Disponent</strong>en [BINNENBRUCK, 1988 a, 54]<br />

informieren<br />

archivieren<br />

� in geringem Umfang erforderlich � bedingt erforderlich � unbedingt erforderlich<br />

Bewertungsziffern für die Bedeutung<br />

der o.g. Einzelfunktionen:


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 90<br />

Der Vorteil des Funktionsbildes liegt in der anschaulichen Zuordnung der einzelnen<br />

Schlüsselqualifikationen zu den sachlichen Aufgabenbereichen der <strong>Disponent</strong>en. Zu hinterfragen ist<br />

jedoch, ob mit diesen sachlichen Aufgabenbereichen das Aufgabenspektrum der <strong>Disponent</strong>en in<br />

kleinen und mittleren Unternehmen tatsächlich abgebildet oder ein Idealbild gezeichnet wird. Es<br />

steht zu vermuten, daß gerade die unternehmensspezifische Ausprägung dieses Spektrums,<br />

insbesondere unter Einbeziehung sog. Neben- oder Hilfstätigkeiten sowie unter Berücksichtigung<br />

der Unternehmensorganisation und dem Geschäftszuschnitt, mit den gezeichneten sachlichen<br />

Aufgabenbereichen nur teilweise kongruent ist. Insbesondere wird die kundenorientierte<br />

Ausrichtung der <strong>Disponent</strong>entätigkeit vollkommen ausgeblendet, der <strong>Disponent</strong> wird lediglich als<br />

Sachbearbeiter in innerbterieblichen Abläufen dargestellt.<br />

3.2.2.2. 3.2.2.2. Partizipative Partizipative Ermittlung Ermittlung von von Schlüsselqualifikationen Schlüsselqualifikationen Schlüsselqualifikationen in in Workshops<br />

Workshops<br />

BÖSELER u.a. [1994] berichten über einen Versuch, gemeinsam mit <strong>Disponent</strong>en einen Katalog von<br />

relevanten Schlüsselqualifikationen zu ermitteln [vgl. BÖSELER u.a., 1994, 62 - 68]. 16 Im Rahmen<br />

von Workshops wurde dabei mit den <strong>Disponent</strong>en folgende Übung durchgeführt: Zunächst wurde<br />

gefragt, welche anderen Berufe sich in der <strong>Disponent</strong>entätigkeit wiederfinden lassen. Dabei wurden<br />

Berufe wie ‘Kaufmann’, ‘Techniker’ oder ‘DV-Fachmann’, aber auch ‘Seelsorger’, ‘Zauberer’,<br />

‘Jongleur’ und ‘Spieler’ genannt. Die Nennungen in den einzelnen Workshops ähnelten sich stark.<br />

In einem zweiten Schritt wurde gemeinsam ermittelt, welche Tätigkeit jeweils die Verbindung<br />

zwischen der <strong>Disponent</strong>entätigkeit und dem genannten anderen Beruf herstellte. Dahinter verbarg<br />

sich die Antwort auf die Frage, welche Fähigkeiten von <strong>Disponent</strong>en in ihrer eigenen<br />

Wahrnehmung erwartet werden bzw. <strong>Disponent</strong>en selber von sich erwarten. Damit wurden die<br />

entsprechenden Schlüsselqualifkationen von den <strong>Disponent</strong>en genannt. Insgesamt wurden in den<br />

acht Workshops fast 100 verschiedene Schlüsselqualifikationen benannt. Trotzdem wurde eine<br />

starke Ähnlichkeit in den Formulierungen festgestellt. Das Spektrum reichte dabei von ‘überzeugen<br />

können’, ‘planen’, ‘steuern’ über ‘kostenbewußt arbeiten’, ‘zeitliche Abläufe festhalten’ bis zu<br />

‘Mitarbeiter führen’, ‘kommunizieren’, ‘beruhigen’ und ‘riskieren’ oder ‘aushalten, zwischen den<br />

Stühlen zu sitzen’. In einem dritten Schritt wurden die einzelnen Schlüsselqualifikationen von den<br />

<strong>Disponent</strong>en dahingehend bewertet, welche davon in Zukunft wahrscheinlich stark an Bedeutung<br />

zunehmen werden.<br />

Im Zuge der Verdichtung der einzelnen Workshop-Ergebnisse stellen BÖSELER u.a. zunächst<br />

diejenigen Schlüsselqualifikationen dar, die besonders häufig genannt wurden, um Aspekte der<br />

gegenwärtigen <strong>Disponent</strong>ensituation wiederzugeben [vgl. BÖSELER u.a., 1994, 63].<br />

In der Reihenfolge der Nennhäufigkeit waren dies:<br />

16 Zugrundegelegt wird dabei die Arbeit mit 140 <strong>Disponent</strong>en aus unterschiedlichen Unternehmen aus Handel,<br />

Produktion und Dienstleistungsbereich im Rahmen von acht Workshops, die im ”Verbundvorhaben Logistik -<br />

Transferteil (Branchenprojekt Straßengüterverkehr: Verbundvorhaben Gestaltung von Arbeit und Technik in<br />

logistischen Systemen: Transfer Logistik und Arbeitswissenschaft)”, gefördert vom Bundesminister für Forschung<br />

und Technologie im Programm ”Arbeit und Technik”, Förderkennzeichen 01 HK 579/5 und 01 HK 589/3,<br />

Laufzeit: 3/90 - 6/94, durchgeführt wurden [vgl. BOCKELMANN / LAUENSTEIN, 1994, 11].


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 91<br />

1. planen<br />

2. überzeugen können<br />

3. Entscheidungen treffen<br />

4. kostenbewußt arbeiten<br />

5. organisieren<br />

6. vorausschauend sein<br />

7. motivieren<br />

8. Mitarbeiter führen<br />

9. optimieren<br />

10. riskieren<br />

11. rechnen/kalkulieren<br />

Abb. 3/4 zeigt in Form eines Spinnendiagramms diese Schlüsselqualifikationen und ihren<br />

Bedeutungszuwachs [vgl. BÖSELER u.a., 1994, 64].<br />

optimieren<br />

Mitarbeiter führen<br />

riskieren<br />

Veränderungen der am häufigsten genannten<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

organisieren<br />

vorausschauend<br />

sein<br />

planen<br />

Entscheidungen<br />

treffen<br />

überzeugen<br />

können<br />

kostenbewußt<br />

arbeiten<br />

rechnen,<br />

kalkulieren<br />

motivieren<br />

gegenwärtige Bedeutung<br />

zukünftige Bedeutung<br />

Abb. 3/4: Bedeutungszuwachs besonders häufiger Schlüsselqualifikationen<br />

In einem zweiten Analyseschritt der Workshop-Ergebnisse wird als Frageraster an alle von<br />

den <strong>Disponent</strong>en genannten Schlüsselqualifikationen angelegt, bei welchen dieser<br />

Schlüsselqualifikationen sie den größten Bedeutungszuwachs erwarten. Unter diese<br />

Fragestellung ergibt sich folgende Rangordnung [vgl. BÖSELER u.a., 1994, 67]:<br />

1. planen<br />

2. organisieren<br />

3. kostenbewußt arbeiten<br />

4. optimieren<br />

5. Entscheidungen treffen<br />

6. vorausschauend sein<br />

7. kontrollieren<br />

8. überzeugen können<br />

9. steuern<br />

10. motivieren<br />

Abb. 3/5 zeigt diejenigen Schlüsselqualifikationen, bei denen der größte Bedeutungszuwachs<br />

erwartet wird [vgl. BÖSELER u.a., 1994, 68].


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 92<br />

motivieren<br />

überzeugen<br />

können<br />

kostenbewußt<br />

arbeiten<br />

vorausschauend<br />

sein<br />

Schlüsselqualifikationen mit den höchsten<br />

Veränderungserwartungen<br />

steuern<br />

planen<br />

organisieren<br />

ganzheitlich<br />

denken<br />

optimieren<br />

Entscheidungen<br />

treffen<br />

kontrollieren<br />

gegenwärtige Bedeutung<br />

zukünftige Bedeutung<br />

Abb.3/5: Schlüsselqualifikationen mit dem größten Bedeutungszuwachs<br />

Beim Vergleich beider Rangordnungen fällt auf, daß im wesentlichen dieselben<br />

Schlüsselqualifikationen genannt werden, die Rangfolge aber variiert. BÖSELER u.a. [1994]<br />

leiten daraus ab, daß mit den Schlüsselqualifikationen, die in beiden Rangordnungen zu<br />

finden sind, ”der Kernbereich der jetzigen, vor allem aber auch der zukünftig wichtigen<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeiten umrissen ist.” [BÖSELER u.a., 1994, 67]<br />

Die Stärke dieses Vorgehens liegt sicherlich in seiner großen Praxisnähe, durch die die<br />

wahrgenommene Wirklichkeit der Arbeitssituation der Betroffenen auch mithilfe der<br />

methodischen Verfremdung erfaßt werden kann. Zwei Schwächen sind jedoch zu benennen.<br />

Zum einen sind nicht nur <strong>Disponent</strong>en aus Transportunternehmen befragt worden, sondern<br />

auch aus Produktions- und Handelsunternehmen, was die Ableitung von Aussagen über den<br />

speziellen Qualifizierungsbedarf von Transport-<strong>Disponent</strong>en behindert. Zum anderen fehlen<br />

Angaben über arbeitsorganisatorische Rahmenbedingungen, die einen Transfer der Ergebnisse<br />

auf die spezielle Arbeitssituation ermöglichen könnte. Letztlich werden hier nur<br />

Anhaltspunkte für möglicherweise relevante Schlüsselqualifikationen angeboten, deren<br />

tatsächliche Relevanz für <strong>Disponent</strong>en im Speditions- und Transportgewerbe noch zu<br />

überprüfen wäre.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 93<br />

3.2.2.3. 3.2.2.3. Ergebnisse Ergebnisse der der Analyse Analyse von von Stellenangeboten Stelle<br />

nangeboten für für <strong>Disponent</strong>en <strong>Disponent</strong>en auf auf geforderte<br />

geforderte<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

Als eine Grundlage für die Erarbeitung eines Tätigkeits- und Qualifikationsprofils von<br />

<strong>Disponent</strong>en wurde eine Untersuchung von Stellenangeboten für <strong>Disponent</strong>en durchgeführt.<br />

Es wurden insgesamt 213 Stellenangebote, die in der Zeit vom 11.02.1995 bis zum<br />

13.05.1995 in den Wochenendausgaben von neun regionalen Tageszeitungen mit zum Teil<br />

überregionaler Bedeutung sowie in der einschlägigen Fachpresse erschienen, daraufhin<br />

untersucht, welche Schlüsselqualifikationen und Persönlichkeitsmerkmale von Bewerbern für<br />

<strong>Disponent</strong>enstellen erwartet wurden. 17<br />

Bei der Auswertung der Stellenangebote aus insgesamt 213 Anzeigen ist zu berücksichtigen,<br />

daß die Stellenangebote für eine <strong>Disponent</strong>entätigkeit in sehr unterschiedlichem Umfang und<br />

in sehr unterschiedlicher Differenziertheit Aussagen über das Persönlichkeits- und<br />

Qualifikationsprofil der gewünschten Bewerber machen. Mitunter fehlen Aussagen zu<br />

einzelnen Aspekten vollkommen.<br />

Ziel war es, ein Bild davon zu bekommen, welche Schlüsselqualifikationen Unternehmen bei<br />

geeigneten Bewerbern für eine <strong>Disponent</strong>entätigkeit nachfragen. Bei der Auswertung waren<br />

jedoch folgende Bedingungen zu berücksichtigen:<br />

��Die Personalakquisition und -rekrutierung für <strong>Disponent</strong>en-Stellen vollzieht sich nur in<br />

begrenztem Maße über den öffentlichen Stellenmarkt. Häufiger werden die Stellen aus<br />

dem eigenen Unternehmen bzw. durch geeignete potentielle Mitarbeiter, die den<br />

Unternehmen schon bekannt sind, besetzt.<br />

��Desweiteren haben Stellenangebote auch die Funktion, das Image eines Unternehmens<br />

nach außen zu transportieren. Dabei ist es nicht selten von nachgeordneter Bedeutung,<br />

inwieweit tatsächlich die angesprochenen Fähigkeiten und Fertigkeiten später in der<br />

betrieblichen Realität bedeutsam sind.<br />

��Darüber hinaus kann nicht geklärt werden, durch welche tatsächlichen<br />

Operationalisierungen die genannten Schlüsselqualifikationen bei der Formulierung von<br />

Stellenangeboten im Einzelfall untersetzt sind. So können sich z.B. hinter den<br />

Formulierungen ‘Flexibilität’ oder ‘Belastbarkeit’ durchaus unterschiedliche<br />

Anforderungen und Wünsche verbergen.<br />

��Letztlich gibt es keine verläßlichen Hinweise, warum in den Stellenangeboten gewisse<br />

Schlüsselqualifikationen formuliert und andere nicht genannt werden. Es ist nicht<br />

erkennbar, ob diese Schlüsselqualifikationen für die erfolgreiche Arbeit in der angebotenen<br />

Position nicht benötigt werden oder ob sie als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Als<br />

Arbeitshypothese kann lediglich formuliert werden, daß man davon ausgehen kann, daß<br />

die tatsächlich genannten Schlüsselqualifikationen von den ausschreibenden Unternehmen<br />

als besonders wichtig für den speziellen Arbeitsplatz angesehen werden.<br />

Insofern kann das aus den Stellenangeboten zu ermittelnde Anforderungsprofil an<br />

<strong>Disponent</strong>en nur ein vorläufiges und unscharfes sein, das durch andere Untersuchungsschritte<br />

und -methoden geschärft und erhärtet werden muß [vgl. dazu auch KLINKENBERG, 1994, der<br />

17 In die Untersuchung einbezogen wurden folgende Zeitungen: Rheinische Post, Süddeutsche Zeitung,<br />

Frankfurter Rundschau, Hannoversche Allgemeine, Hamburger Abendblatt, Westdeutsche<br />

Allgemeine/Westfälische Rundschau, Stuttgarter Zeitung, Ruhr Nachrichten, Sächsische Zeitung und die<br />

Deutsche Verkehrszeitung.<br />

Bei der Auswahl der Tageszeitungen wurde darauf geachtet, möglichst viele Regionen der Bundesrepublik<br />

Deutschland miteinzubeziehen, um ein Übergewicht regionaler Spezifika so weit als möglich auszuschließen.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 94<br />

sich mit dem Problem der Akquisitions- und Selektionseffektivität von<br />

Persönlichkeitsmerkmalen in Stellenanzeigen zur Rekrutierung von Fach- und<br />

Führungskräften grundsätzlich und kritisch auseinandersetzt].<br />

In einem ersten Analyseschritt wurde die Stichprobe der Stellenangebote nach<br />

Branchengruppen strukturiert, indem die inserierenden Firmen den Branchengruppen<br />

Spedition, Produktion und Handel zugeordnet wurden. Daneben wurde für die<br />

Stellenangebote anderer Branchengruppen (z.B. Personal- und Zeitarbeitdisponenten) eine<br />

Gruppe ‘Sonstige’ eingerichtet, die auch diejenigen Inserate umfaßte, bei denen die<br />

ausschreibenden Unternehmen nicht eindeutig zuzuordnen waren. Daraus ergab sich, daß ca.<br />

50 % der Stellenausschreibungen aus dem Bereich der Speditionen [N = 103] kam, jeweils ca.<br />

15 % aus den Bereichen Produktion [N = 30] und Handel [N = 29] sowie etwa 20 % aus<br />

anderen Bereichen kam, bzw. nicht eindeutig einem Bereich zuzuordnen war [N = 44] (vgl.<br />

Abb. 3/6).<br />

Produktion<br />

15%<br />

Verteilung der Stellenanzeigen nach Branchen<br />

[N = 213]<br />

Sonstige bzw.<br />

nicht eindeutig<br />

zuzuordnen<br />

21%<br />

Handel<br />

14%<br />

Abb. 3/6: Verteilung der Stellenanzeigen nach Branchen<br />

Spedition<br />

50%<br />

Um ein Referenz-Bild zu den Aussagen über Transport-<strong>Disponent</strong>en zu bekommen, wurde<br />

auch der Teil der Stichprobe, der nicht dem Bereich der Speditionen zuzuordnen war,<br />

herangezogen. Dabei wurde von der Hypothese ausgegangen, daß <strong>Disponent</strong>entätigkeiten<br />

zwar branchenspezifisch differenzierte Ausprägungen, aber in weitem Maße auch<br />

branchenübergreifende Gemeinsamkeiten aufweisen.<br />

In einem nächsten Schritt wurden die geforderten formalen Eingangsqualifikationen für die<br />

jeweils angebotene Stelle abgefragt. In den Stellenangeboten finden sich Forderungen<br />

��nach einer abgeschlossenen einschlägigen Berufsausbildung (die nicht die eines<br />

<strong>Disponent</strong>en sein kann [!]),<br />

��nach Berufserfahrung,<br />

��nach Erfahrungen in der Branche und<br />

��nach einschlägigen Produktkenntnissen.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 95<br />

Die prozentuale Häufigkeit der Nennungen - nach Speditionen und anderen Branchen<br />

differenziert - zeigt Abb. 3/7. Hier wird deutlich, daß Unternehmen als Voraussetzungen für<br />

die Aufnahme einer <strong>Disponent</strong>entätigkeit häufig eine abgeschlossene Berufsausbildung und<br />

Berufserfahrung nennen. Erfahrungen in der Branche, aber auch Produktkenntnisse spielen<br />

eine untergeordnete Rolle.<br />

abgeschlossene<br />

Berufsausbildung<br />

Berufserfahrung<br />

Branchenerfahrung<br />

Produktkenntnisse<br />

Geforderte formale Eingangsqualifikationen<br />

[andere Branchen: N = 110;<br />

Speditionen: N = 103]<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />

Häufigkeit der Nennungen (%)<br />

Abb. 3/7: Geforderte formale Eingangsqualifikationen<br />

andere Branchen<br />

Speditionen<br />

Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigt sich für die Branche der Speditionen, daß hier der<br />

Berufserfahrung ein besonders hoher Stellenwert zukommt. Offensichtlich beruht dies auf der<br />

Einschätzung, daß Dispositionserfahrung im Speditions- und Transportgewerbe von<br />

besonderer Bedeutung für die Einarbeitung in einen neuen Arbeitszusammenhang ist. Das<br />

setzt allerdings die Annahme voraus, daß es bei aller unternehmensspezifischen<br />

Unterschiedlichkeit im Aufgabenzuschnitt für eine <strong>Disponent</strong>entätigkeit einen gemeinsamen<br />

Erfahrungs- und Kompetenzfundus gibt, der unternehmensbezogen genutzt und weiter<br />

ausdifferenziert werden kann. Von Speditionsunternehmen wird dieser gemeinsame Fundus<br />

höher bewertet als eine abgeschlossene Berufsausbildung. Der praktischen Erfahrung wird<br />

damit hier ein höherer Stellenwert zugewiesen als einer gründlichen theoretischen Fundierung<br />

der Tätigkeit durch eine formale Eingangsqualifikation.<br />

In einem dritten Schritt wurde die Stichprobe nach Aussagen zu Schlüsselqualifikationen<br />

befragt, die für die Ausführung der <strong>Disponent</strong>entätigkeit erforderlich sind. Dazu wurden<br />

zunächst alle Aussagen aufgenommen, die der Formulierung einer Schlüsselqualifikation<br />

entsprachen. Diese Aussagen wurden dann anhand eines Katalogs von


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 96<br />

Schlüsselqualifikationen strukturiert. In einem dritten Teilschritt wurde die Häufigkeit der<br />

Nennung einzelner Schlüsselqualifikationen ermittelt. Dabei wurden synonyme<br />

Formulierungen zusammengefaßt.<br />

Zur Strukturierung der Schlüsselqualifikationen wurde ein Katalog von BUNK aus dem Jahr<br />

1991 zugrunde gelegt [vgl. REFA, 1991, 165; vgl. hier Kap. 3.1.1.]. Angewandt auf die<br />

Formulierungen der Stichprobe ergab sich folgender Katalog von Schlüsselqualifikationen,<br />

die wiederholt genannt wurden:<br />

Materiale Kenntnisse und<br />

Fertigkeiten<br />

��Fremdsprachenkenntnisse<br />

��DV-Kenntnisse<br />

��allgemeine Fachkenntnisse<br />

Formale Basisqualifikationen ��Kreativität<br />

��Selbständigkeit<br />

Formale Handlungsqualifikationen ��Organisationsvermögen<br />

��Durchsetzungsvermögen<br />

��unternehmerisches Denken und Kostenbewußtsein<br />

Verhaltensqualifikationen mit<br />

intrapersonaler Bedeutung<br />

Verhaltensqualifikationen mit<br />

interpersonaler Bedeutung<br />

��Verantwortungsbewußtsein<br />

��Belastbarkeit<br />

��Zuverlässigkeit<br />

��Einsatzfreude<br />

��Flexibilität<br />

��Eigenverantwortlichkeit<br />

��Verhandlungs-und Akquisitionsgeschick<br />

��Teamfähigkeit<br />

��Führungs-und Motivationsfähigkeit<br />

��Geschick im Umgang mit Menschen<br />

Tab. 3/8: Nach REFA strukturierter Katalog von Schlüsselqualifikationen<br />

Die folgende Abbildung zeigt die Häufigkeitsverteilung der Nennungen von<br />

Schlüsselqualifikationen in den untersuchten Stellenangeboten (Abb. 3/8).


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 97<br />

Geforderte Schlüsselqualifikationen<br />

[andere Branchen: N = 110; Speditionen: N = 103]<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

andere Branchen<br />

Speditionen<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

Häufigkeit der Nennungen (%)<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Geschick im Umgang mit<br />

Menschen<br />

Führungs- und<br />

Motivationsfähigkeit<br />

Teamfähigkeit<br />

Verhandlungs- und<br />

Akquisitionsgeschick<br />

Eigenverantwortlichkeit<br />

Flexibilität<br />

Einsatzfreude<br />

Zuverlässigkeit<br />

Belastbarkeit<br />

Verantwortungsbewußtsein<br />

unternehmerisches Denken<br />

Kostenbewußtsein<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

Organisationsvermögen<br />

Kreativität<br />

Selbständigkeit<br />

allgemeine Fachkenntnisse<br />

DV-Kenntnisse<br />

Fremdsprachenkenntnisse<br />

Abb. 3/8: Schlüsselqualifikationen, die Unternehmen von <strong>Disponent</strong>en fordern<br />

Im Vergleich mit den <strong>Disponent</strong>en aus anderen Branchen wird im Hinblick auf <strong>Disponent</strong>en<br />

aus dem Speditions- und Transportgewerbe folgendes deutlich:<br />

Im Bereich der materialen Kenntnisse und Fertigkeiten spielen Fremdsprachen- und DV-<br />

Kenntnisse eine geringere Rolle. Dies erklärt sich zum einen dadurch, daß das Gewerbe<br />

offensichtlich den internationalen Markt als Geschäftsfeld noch nicht in dem Maße nutzt, wie<br />

es in bezug auf die europäische Integration prognostiziert wurde, zum anderen aus dem im<br />

Vergleich mit anderen Branchen immer noch relativ geringeren EDV-Durchdringungsgrad.<br />

Verhaltensqualifikationen mit<br />

interpersonaler Bedeutung<br />

Verhaltensqualifikationen mit<br />

intrapersonaler Bedeutung<br />

Formale<br />

Handlungsqualifikationen<br />

Formale<br />

Basisqualifikationen<br />

Materiale Kenntnisse<br />

und Fertigkeiten


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 98<br />

Bei den formalen Basisqualifikationen fällt insgesamt auf, daß sowohl ‘Selbständigkeit’ als<br />

auch ‘Kreativität’ recht selten genannt werden. Eine mögliche Ursache könnte darin liegen,<br />

daß v.a. Transport-<strong>Disponent</strong>en in größeren Speditionen zunehmend in quasi industrialisierte<br />

logistische Ketten eingebunden sind, deren Vorgaben und Restriktionen gerade diese<br />

Schlüsselqualifikationen nicht mehr zu erfordern scheinen.<br />

Ähnlich selten werden formale Handlungsqualifikationen genannt. Hier ergibt die<br />

Auswertung, daß von Transport-<strong>Disponent</strong>en in stärkerem Maße ‘Verantwortungsbewußtsein’,<br />

‘unternehmerisches Denken’ und ‘Kostenbewußtsein’ gefordert wird als von<br />

<strong>Disponent</strong>en in anderen Branchen. Eine Erklärung könnte darin liegen, daß wachsender<br />

Kostendruck auf den Speditions- und Transportunternehmen lastet, verstärkt durch den sich<br />

weiterhin vollziehenden Strukturwandel. ‘Organisations-’ und ‘Durchsetzungsvermögen’, von<br />

<strong>Disponent</strong>en anderer Branchen häufiger gefordert, wird anscheinend bei Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en vorausgesetzt.<br />

Bei den Verhaltensqualifikationen mit intrapersonaler Bedeutung ähneln sich die Profile der<br />

beiden <strong>Disponent</strong>engruppen sehr. Forderungen nach ‘Einsatzfreude’ und ‘Flexibilität’<br />

dominieren hier, was als Indiz für den notwendigen zeitlichen und personalen Aufwand, der<br />

mit der <strong>Disponent</strong>entätigkeit verbunden ist, und die unterschiedliche Bandbreite von<br />

Rollenerwartungen, die an <strong>Disponent</strong>en herangetragen werden, gewertet werden kann.<br />

Unter den Verhaltensqualifikationen mit interpersonaler Bedeutung wird ‘Teamfähigkeit’<br />

besonders häufig genannt. Darin ist ein Hinweis auf die vielfältigen Kommunikations- und<br />

Kooperationsbeziehungen zu sehen, mit denen <strong>Disponent</strong>en zu arbeiten haben.<br />

Möglicherweise spielt auch der vielfach ungeklärte Status, den <strong>Disponent</strong>en in der Hierarchie<br />

des jeweiligen Unternehmens haben, hier eine gewisse Rolle, in dem man den <strong>Disponent</strong>en<br />

bei allen speziellen Anforderungen und Verantwortungszuweisungen in eine betriebliche<br />

Teamstruktur eingebunden sehen will, in der seine tatsächliche Intrapreneurrolle nicht allzu<br />

deutlich wird. Daß das ‘Geschick im Umgang mit Menschen’ bei Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

nicht häufig genannt wird, mag mit der Historie des Gewerbes und den oft noch eher<br />

‘hemdsärmeligen’ Umgangsformen zwischen <strong>Disponent</strong>en und Fahrern zu erklären sein.<br />

3.2.2.4. 3.2.2.4. Ein Katalog von Schlüsselqualifikationen für Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Aus den zitierten und durchgeführten Vorstudien läßt sich ein Katalog von<br />

Schlüsselqualifikationen ableiten, von dem anzunehmen ist, daß er für die gegenwärtige und<br />

antizipierte Arbeitssituation von Transport-<strong>Disponent</strong>en relevant ist. Der Katalog besteht aus<br />

den 24 Schlüsselqualifikationen, die sich den formalen Basis- und Handlungsqualifikationen<br />

sowie zu überwiegenden Teil den Werthaltungsqualifikationen zuordnen lassen.<br />

Bei der Zusammenstellung des Kataloges wurden z.T. synonyme Nennungen<br />

zusammengefaßt. Bei der Formulierung der Schlüsselqualifikationen wurden weitgehend<br />

entweder Äußerungen von <strong>Disponent</strong>en auf den Workshops oder Formulierungen aus<br />

Stellenanzeigen übernommen.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 99<br />

analytisch denken können flexibel sein<br />

selbständig arbeiten können eigenverantwortlich handeln<br />

kreativ sein ein gutes Gedächtnis haben<br />

systematisch arbeiten können risikobereit sein<br />

Organisationsvermögen haben geschickt verhandeln können<br />

Durchsetzungsvermögen haben geschickt akquirieren können<br />

unternehmerisch denken können gut mit Kunden umgehen können<br />

Kostenbewußtsein haben in einem Team arbeiten können<br />

verantwortungsbewußt sein Mitarbeiter motivieren u. führen können<br />

belastbar sein Einfühlungsvermögen haben<br />

zuverlässig sein kommunikationsfähig sein<br />

einsatzfreudig und engagiert sein geschickt im Umgang mit Menschen sein<br />

Tab. 3/9: Katalog von Schlüsselqualfikationen für Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Dieser Katalog ist empirisch auf seine Relevanz für Transport-<strong>Disponent</strong>en zu überprüfen,<br />

bevor daraus Ableitungen für den Qualifizierungsbedarf durchgeführt werden.<br />

Der Katalog entspricht in großen Teilen auch den Ergebnissen einer Anfang 1996 vom<br />

Deutschen Industrie- und Handelstag durchgeführten Befragung zu betrieblichen<br />

Veränderungsprozessen. Dort wurden von den befragten Unternehmen insbesondere<br />

Kundenorientierung, Qualitäts- und Kostenorientierung, unternehmerisches Denken und<br />

Handeln sowie Kooperations- und Teamfähigkeit genannt [vgl. RUDORF, 1996, 5 - 6].<br />

3.2.3. 3.2.3. 3.2.3. Vorgehensweise zur zur Ableitung Ableitung von von Problemfeldern Problemfeldern Problemfeldern der der Aufgabenbewältigung Aufgabenbewältigung und<br />

und<br />

Zielfeldern Zielfeldern einer einer Qualifizierung<br />

Qualifizierung<br />

Anhand des Katalogs von Teiltätigkeiten ist durch eine schriftliche <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

zunächst zu klären,<br />

• inwieweit dieses potentielle Aufgabenspektrum tatsächlich die je spezifischen<br />

Tätigkeitszuschnitte von Transport-<strong>Disponent</strong>en in kleinen und mittleren Unternehmen des<br />

Gewerbes trifft,<br />

• welche Kerntätigkeiten sich aufgrund der Nennhäufigkeit ermitteln lassen, die zum<br />

Aufgabenspektrum aller oder sehr vieler <strong>Disponent</strong>en gehören,<br />

• ob sich die typische Aufgabenzuschnitte ermitteln lassen, die Unternehmensgrößen bzw.<br />

Geschäftszuschnitten entsprechen.<br />

Um nun aus dem Tätigkeitsspektrum Problemfelder der Aufgabenbewältigung und Zielfelder<br />

einer Qualifizierung ableiten zu können, sind durch die Befragung die subjektiven<br />

Bewertungen der Teiltätigkeiten zu erheben. Dabei ist zu beachten, daß jeder <strong>Disponent</strong> nur<br />

die Teiltätigkeiten bewerten kann, die auch zu seinem individuellen Aufgabengebiet gehören.<br />

Um die Bedeutung einzelner Teiltätigkeiten für die Arbeitssituation der <strong>Disponent</strong>en zu<br />

ermitteln, soll geklärt werden, welche Tätigkeiten als besonders zeitintensiv, als besonders<br />

wichtig und als von der sozialen Umgebung der Befragten im Unternehmen besonders<br />

goutiert eingeschätzt werden. Ziel ist es, quantitative (gemessen am Zeitbedarf) und<br />

qualitative Haupttätigkeiten (gemesssen an der Wichtigkeit und der Goutierung)<br />

herauszuarbeiten. Diesem Vorgehen liegt die Annahme zugrunde, daß denjenigen Tätigkeiten,<br />

die als besonders wichtig oder als besonders goutiert bewertet werden, von den <strong>Disponent</strong>en<br />

in ihrer täglichen Berufspraxis besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.


Fragestellungen und Untersuchungsdesign zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs 100<br />

In einem zweiten Bewertungsbereich soll es darum gehen, die persönliche Affinität der<br />

Befragten zu den Teiltätigkeiten zu erheben. Ziel dabei ist es, die als besonders leicht bzw.<br />

schwer und als besonders lästig bzw. angenehm empfundene Teiltätigkeiten herauszuarbeiten.<br />

Bei der Bewertung des Katalogs von Schlüsselqualifikationen wird davon ausgegangen, daß<br />

alle genannten gegenwärtig - wenn auch in unterschiedlich ausgeprägtem Maße - zur<br />

Bewältigung der <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit erforderlich sind.<br />

Anhand der Bewertung dieses Katalogs soll herausgearbeitet werden,<br />

• welches Profil von Schlüsselqualifikationen die <strong>Disponent</strong>en in Zukunft als besonders<br />

wichtig antizipieren,<br />

• welche Schlüsselqualifikationen als besonders schwierig zu erwerben sind,<br />

• welche Schlüsselqualifikationen als streßmildernd eingestuft werden<br />

• und welche Schlüsselqualifikationen vom beruflich-sozialen Umfeld (Vorgesetzte,<br />

Kunden, Kollegen und Fahrer) als besonders goutiert einschätzen.<br />

Außerdem ist zu überprüfen, ob sich typische Ausprägungen nach Alter, Ausbildung,<br />

Unternehmensgröße und Arbeitssituation ermitteln lassen.<br />

Setzt man voraus, daß besonders häufig in den aufgeführten Bewertungs-Bereichen genannte<br />

Schlüsselqualifikationen auf Zielfelder einer Qualifizierung hinweisen, ergibt sich<br />

dahingehend Qualifizierungsbedarf, diese Schlüsselqualifikationen weiter zu<br />

operationalisieren und zu vermitteln.<br />

Besonderes Augenmerk muß denjenigen Schlüsselqualifikationen zuteil werden, die von einer<br />

erheblichen Zahl von <strong>Disponent</strong>en gleichzeitig als besonders wichtig bzw. als besonders<br />

goutiert und als besonders schwierig zu erwerben bezeichnet werden.<br />

Weitere Hinweise auf den Qualifizierungsbedarf von Transport-<strong>Disponent</strong>en geben Wünsche<br />

der Befragten bzgl. der Inhalte der Qualifizierungsbausteine.<br />

Das Ergebnis der schriftlichen <strong>Disponent</strong>en-Befragung ist qualitativ zu validieren. Dazu ist<br />

zunächst die Plausibilität der Resultate durch Triangulation mit den Ergebnissen einer<br />

Befragung von Führungskräften aus dem Speditions- und Transportgewerbe und durch eine<br />

Diskussion (‘Peer Examination’) mit einschlägigen Experten zu klären.<br />

Auf dem Hintergrund des partizipativ orientierten Grundansatzes der Untersuchung kommt in<br />

diesem Zusammenhang der kommunikativen Validierung der Befragungsergebnisse in einem<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis eine besondere Bedeutung zu. Dabei repräsentieren die Mitglieder<br />

dieses Arbeitskreises die Adressaten der Befragung.<br />

Die Wichtigkeit der kommunikativen Validierung der Ergebnisse im <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis wird dadurch unterstrichen, daß dieser Arbeitskreis im weiteren<br />

Untersuchungsverlauf an der Gestaltung der Qualifizierungsbausteine mitwirken soll.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 101<br />

3.3. 3.3. Zentrale Zentrale Ergebnisse Ergebnisse einer einer Befragung Befragung von von von Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en Transport <strong>Disponent</strong>en zur<br />

zur<br />

Arbeitss Arbeitssituation Arbeitss tuation und und zum zum<br />

Qualifizierungsbedarf<br />

Qualifizierungsbedarf<br />

3.3.1. 3.3.1. 3.3.1. Erhebungsinstrument, Erhebungsinstrument, Erhebungsinstrument, Durchführung Durchführung der der Untersuchung Untersuchung und und Methoden Methoden Methoden der<br />

der<br />

Datenanalyse tenanalyse<br />

3.3.1.1. 3.3.1.1. Inhalt und Gestaltung des Erhebungsinstruments<br />

Der Fragebogen sollte die Funktion haben, Informationen über den biographischen und<br />

qualifikatorischen Hintergrund, über die spezifische Arbeitssituation und den<br />

Aufgabenzuschnitt der einzelnen <strong>Disponent</strong>en sowie die darauf aufbauende Bewertung des<br />

individuellen Aufgabenspektrums, ausgewählter für die Tätigkeit notwendiger<br />

Schlüsselqualifikationen, der Arbeitszufriedenheit sowie Themen- und Organisationswünsche<br />

für eine Qualifizierung aus der Sicht der Betroffenen zu erheben. Da die Untersuchung im<br />

Rahmen eines weiter gefaßten Forschungsvorhabens stattfand, mußte die Beschränkung<br />

berücksichtigt werden, die Befragung mit einem Instrument und in einer Befragungssituation<br />

durchzuführen.<br />

Neben den aus dieser komplexen Zielsetzung resultierenden Anforderungen an die<br />

Konstruktion des Instruments war zu berücksichtigen, daß es so gestaltet sein mußte, daß es<br />

von den <strong>Disponent</strong>en während ihrer Arbeitszeit ausgefüllt werden konnte; die<br />

Bearbeitungszeit durfte also nicht wesentlich länger als 30 Minuten umfassen, damit die<br />

zeitliche Beanspruchung nicht zu einem unüberwindlichen Ausschlußkriterium wurde, sich an<br />

der Befragung zu beteiligen.<br />

Unter Berücksichtigung dieser äußeren Rahmenbedingungen sowie der aus Kap. 3.2.<br />

entwickelten Fragestellungen wurde ein Fragebogen entwickelt, dessen Gliederung Tabelle<br />

3/10 zeigt.<br />

Teil 1 Beschreibung des Aufgabenfeldes und der darin handelnden Person<br />

a. Daten zu Biographie, zur formalen Qualifikation und zur Berufserfahrung<br />

(Fragen 1 - 8)<br />

b. Daten zur Größe des Unternehmens und zur Geschäftsstruktur<br />

(Fragen 10 - 19)<br />

c. Daten zum Zuschnitt der Arbeitsaufgaben<br />

(Fragen 20 - 27, 36 - 38)<br />

Teil 2 Bewertung der Arbeitssituation und des Qualifizierungsbedarfs<br />

a. Bewertung der Teilaufgaben des individuellen Aufgabenspektrums nach Aufwand,<br />

Wichtigkeit, Schwierigkeit, Neigung/Abneigung und Anerkennung<br />

(Fragen 28 - 35)<br />

b. Bewertung von 24 ausgewählten für die Tätigkeit notwendigen Schlüsselqualifikationen im<br />

Hinblick auf Wichtigkeit, Schwierigkeit, Nützlichkeit und damit verbundener Anerkennung im<br />

Unternehmen<br />

(Fragen 39 - 46)<br />

c. Bewertung der Arbeitszufriedenheit<br />

(Fragen 47 - 48)<br />

Teil 3 Formulierung von Wünschen an das Trainingsprogramm<br />

Daten zu Erwartungen bzgl. Inhalt, Methoden und zeitlicher Strukturierung der Module<br />

(Fragen 49 - 51)<br />

Tab. 3/10: Inhaltliche Strukturierung des Erhebungsinstruments<br />

Pretests mit 18 <strong>Disponent</strong>en in verschiedenen Unternehmen haben ergeben, daß die Fragen<br />

verständlich formuliert sind und den Befragten auch gerade im Bewertungsteil die geforderten<br />

Antworten möglich sind. Das Ausfüllen des Bogens dauert ca. 45 Minuten und ist neben der<br />

Erledigung des Tagesgeschäfts möglich. Der Rhythmus der Fragestellung, insbesondere der<br />

wachsender Komplexitätsgrad der Fragen, wurde von den im Pretest befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

als positiv empfunden.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 102<br />

Während der Pretests bestand Teil 2 c des Bogens noch aus einem selbst konstruierten<br />

Fragekomplex, indem die Befragten ihre persönliche Ausprägung ausgewählter<br />

Schlüsselqualifikationen (wie z.B. Belastbarkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Kommunikations-<br />

und Konfliktfähigkeiten) bewerten sollten. Die Auswertung der Pretests ergab jedoch, daß in<br />

dieser Form keine verwertbaren Daten erhoben werden konnten; die Aussagen waren<br />

widersprüchlich und ließen z.B. keine erwarteten Korrelationen zu den Bewertungen in den<br />

Teilen 2 a und 2 b zu. Daher wurden verschiedene Untersuchungsinstrumente auf ihre<br />

Einsetzbarkeit im Rahmen dieses Fragebogens untersucht. Am geeignetsten erschien dafür<br />

schließlich der Fragebogen zur Arbeitszufriedenheit von RUCH / TROY [zit.n. FREI u.a., 1993,<br />

387 - 390; vgl. auch UDRIS / ULICH, 1987, 60], der sich in den <strong>Disponent</strong>en-Fragebogen<br />

integrieren ließ.<br />

Für die Formulierung der Fragestellungen und Antwortvorgaben in den Teilen 1, 2 c und 3<br />

wurden fast ausschließlich die Strukturtypen ”Geschlossene Frage/Alternativenvorgabe”,<br />

”Geschlossene Frage/ungeordnete Mehrfachvorgabe” sowie ”Geschlossene Frage/Mehrfachvorgabe<br />

mit Rangordnung” verwendet [vgl. SCHNELL / HILL / ESSER, 1993, 338 - 343].<br />

Wo Mehrfachnennungen akzeptiert werden, wurde dies bei der Fragestellung verdeutlicht.<br />

Für die Teile 2 a und b wurde ein Strukturtyp angewandt, bei der die Befragten zur<br />

Beantwortung einer Frage bis zu jeweils fünf Möglichkeiten aus einem vorgegebenen Katalog<br />

auswählen können. Gerade für eine Bewertung unter verschiedenen Gesichtspunkten scheint<br />

das Verfahren besonders angemessen - auch in der Begrenzung auf fünf<br />

Antwortmöglichkeiten, weil der Befragte gerade diese auszuwählen hat, auf die die erfragte<br />

Bedingung besonders zutrifft. Dieser Fragetyp entspricht der ”Mehr-Punkt-Frage” der<br />

Moderations-Methode [vgl. hier Kap. 1.2.4; METAPLAN, o.J., Nr. 331].<br />

Insbesondere bei der Bewertung der Schlüsselqualifikationen (Teil 2 b) würde eine<br />

Bewertung anhand einer Mehrfachvorgabe mit Rangordnung (z.B. ”nicht, wenig,<br />

mittelmäßig, ziemlich, sehr”) wahrscheinlich einen ”Halo-Effekt” erzeugen [vgl. SCHNELL /<br />

HILL / ESSER, 1993, 352], der zu einer einheitlich hohen Bewertung der Bedeutung aller<br />

Schlüsselqualifikationen führte.<br />

Teil 2 c bestand aus dem Fragebogen zur Arbeitszufriedenheit, bei dem zunächst 20 Kriterien<br />

für Arbeitszufriedenheit anhand einer 4-Punkte-Skala danach beurteilt werden sollten, wie<br />

wichtig sie für den Befragten (”nicht wichtig - etwas wichtig - ziemlich wichtig - sehr<br />

wichtig” sind. In einem zweiten Fragekomplex waren die Befragten aufgefordert, anhand<br />

einer weiteren 4 Punkte-Skala anzugeben wie zufrieden sie mit dem jeweiligen Kriterium sind<br />

(”sehr unzufrieden - eher unzufrieden - eher zufrieden - sehr zufrieden”).<br />

3.3.1.2. 3.3.1.2. Zeit Zeit und und und Durchführung Durchführung der der Datenerhebung<br />

Datenerhebung<br />

Die Datenerhebung erfolgte zwischen Oktober 1995 und März 1996 durch eine schriftliche<br />

<strong>Disponent</strong>enbefragung (mail survey).<br />

Im Jahr 1990 sind bundesweit 10.150 Unternehmen im gewerblichen Straßengüterfernverkehr<br />

tätig gewesen [vgl. BMV, 1994, 122 - 123]. Dazu kommt noch eine kaum schätzbare Zahl<br />

von Unternehmen aus dem Bereich des Straßengüternahverkehrs. Nicht alle dieser<br />

Unternehmen disponieren ihre Fahrzeuge selbst, sondern sind dann als reine Frachtführer für<br />

andere Speditionen tätig.<br />

Der Bundesverband Spedition und Lagerei (BSL) e.V. hat ca. 4.500 Mitgliedsunternehmen.<br />

Damit erfaßt er nach eigenen Angaben ca. 90 % derjenigen Unternehmen, die speditionell


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 103<br />

tätig sind; d.h. Transporte in der Form organisieren, daß sie eigene oder fremde Ladungs- und<br />

Transportträger disponieren. Insgesamt ist also bundesweit von ca. 5.000 Speditionsunternehmen<br />

auszugehen, die einen oder mehrere <strong>Disponent</strong>en beschäftigen.<br />

Für die schriftliche Befragung wurden aus dem OFFIZIELLEN SPEDITEUR-ADRESSBUCH [1995,<br />

55 - 676], dem umfassendsten Adreßverzeichnis des Gewerbes, 500 Unternehmen zufällig<br />

ausgewählt. Die Zufälligkeit der Auswahl wurde allerdings durch zwei Kriterien<br />

eingeschränkt. Niederlassungen von Konzernspeditionen wurden ausgeschlossen, da sich die<br />

Untersuchung auf kleine und mittlere Unternehmen des Gewerbes konzentireren sollte. Um<br />

mögliche regionale Besonderheiten auszuschließen wurden aus jeder Postleitregion (0xxxx,<br />

..., 9xxxx) maximal 100 Unternehmen zugelassen. Zusätzlich zu diesen 500 Unternehmen<br />

wurden die 12 Speditionen befragt, die ihre <strong>Disponent</strong>en in den <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis<br />

entsandten. Damit lag der Gesamtunfang der Stichprobe bei 512 Unternehmen.<br />

In einem Schreiben, das an die Geschäftsführung bzw. Speditionsleitung adressiert war,<br />

wurde Sinn, Zweck und Kontext der Untersuchung erläutert. Dem Schreiben lag ein<br />

Fragebogen bei. Die Unternehmen wurden gebeten, im Bedarfsfall Kopien für die tatsächliche<br />

Zahl von <strong>Disponent</strong>en im jeweiligen Unternehmen selbst zu erstellen.<br />

Im Deckblatt des Fragebogens wurde Sinn, Zweck und Kontext der Untersuchung für die<br />

befragten <strong>Disponent</strong>en noch einmal dargestellt. Außerdem wurde die Anonymität der<br />

Befragung betont.<br />

Den Unternehmen und den <strong>Disponent</strong>en wurde angeboten, ihnen nach Abschluß der<br />

Befragung die Ergebnisse der Auswertung zur Verfügung zu stellen. Dazu war dem<br />

Fragebogen ein Antwortcoupon beigefügt, der bei Bedarf ausgefüllt und - abgetrennt vom<br />

Fragebogen - mit zurückgesandt werden konnte.<br />

Um eine möglichst hohe Rücklaufquote zu erzielen, war den Bögen ein Rückumschlag<br />

beigefügt, der eine entgeltfreie Rücksendung erlaubte. Bis März 1996 wurden insgesamt 149<br />

Fragebögen ausgefüllt zurückgesandt. Ein Erhöhung des Rücklaufs durch schriftliche bzw.<br />

telefonische Erinnerung war leider nicht möglich, weil - neben forschungsökonomischen<br />

Bedenken - die antwortenden <strong>Disponent</strong>en in sehr unterschiedlichem Maße von der<br />

Möglichkeit der anonymen Beantwortung Gebrauch machten. Es war daher nicht eindeutig<br />

feststellbar, aus welchem Unternehmen bereits Fragebögen zurückgesandt worden waren und<br />

aus welchen nicht.<br />

Eine exakte Rücklaufquote auf der Basis der versandten Bögen läßt sich jedoch aus<br />

verschiedenen Gründen nicht ermitteln. Zum einen schwankte die Anzahl der<br />

zurückgesandten Bögen pro Rücksendung zwischen 1 und 6; es beteiligten sich also<br />

unterschiedlich viele <strong>Disponent</strong>en aus einem Unternehmen an der Befragung. Zum anderen<br />

wurde zur Rücksendung nicht immer der beigefügte Rückumschlag benutzt, sodaß nicht<br />

auszuschließen ist, daß aus einem Unternehmen mehrere Rücksendungen von verschiedenen<br />

<strong>Disponent</strong>en erfolgten. Anhand des Rücksendungsverhalten konnte in wenigen Einzelfällen<br />

geschlossen werden, daß Fragebögen auch an Niederlassungen eines Unternehmens<br />

weitergegeben wurden, die vorher nicht zum Adressatenkreis gehörten.<br />

Aufgrund der Nutzung des Antwortcoupons konnten 72 verschiedene Unternehmen ermittelt<br />

werden, die sich an der Befragung beteiligten. Aufgrund des Gebrauchs der Möglichkeit der<br />

anonymen Beantwortung dürfte die Zahl aber deutlich höher liegen.<br />

Setzt man allein die Zahlen der versandten und beantwortet eingegangenen Fragebögen<br />

zueinander in Beziehung zueinander, ergibt sich daraus eine Quote von 29,1 %.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 104<br />

3.3.1.3. 3.3.1.3. Methoden Methoden der der Datenauswertung<br />

Datenauswertung<br />

Die Datenverarbeitung wurde auf lokalen Personalcomputern mithilfe der Tabellenkalkulation<br />

EXCEL 5.0 und des Statistikprogramms SPSS 5.0 für Windows durchgeführt.<br />

Bei der Auswertung der erhobenen Daten ging es in einem ersten Schritt darum, durch<br />

Untersuchung von Häufigkeitsverteilungen typische Tätigkeitszuschnitte (Teil 1 des<br />

Fragebogens; vgl. Tab. 3/12) problematische Teiltätigkeiten (Teil 2a), typische<br />

Schlüsselqualifkations- und Arbeitszufriedenheitsprofile (Teil 2b und c) sowie ein vorläufiges<br />

Wunschprofil für die Qualifizierungsmodule (Teil 3) zu ermitteln. Dazu wurden jeweils die<br />

absoluten und relativen Antworthäufigkeiten ermittelt.<br />

Mit bivariaten Verfahren wurden dann die einzelnen Profile präzisiert, indem z.B. nach Alter<br />

und Berufserfahrung von <strong>Disponent</strong>en, nach weitem oder engen Aufgabenzuschnitt, nach<br />

großen und kleinen Unternehmen sowie nach Geschäftsbereich, in dem das Unternehmen<br />

tätig ist, differenziert wird. Dazu wurde der Datenbestand einem multiplen<br />

Mittelwertvergleich (Modified LSD [Bonferroni] test with significance level .05) unterzogen,<br />

um signifikante Ausprägungsunterschiede in den einzelnen Gruppen zu ermitteln.<br />

Die durch die Rahmenbedingungen der Untersuchung beeinflußte Form der Fragestellung<br />

erlaubte im wesentlichen nur eine qualitative Auswertung der gewonnenen Daten. Methoden<br />

der quantitativen Sozialforschung, insbesondere Verfahren zur statistischen Überprüfung von<br />

Reliabilität und Validität, konnte nur sehr begrenzt eingesetzt werden. So konnte zur<br />

Überprüfung der Reliabilität nur für die Bewertung der Arbeitszufriedenheit (Teil 2 c des<br />

Fragebogens) Cronbachs Alpha-Koeffizient berechnet werden.<br />

3.3.2. 3.3.2. Beschreibung der der der Stichpr Stichprobe Stichpr<br />

obe<br />

� Altersverteilung<br />

Die Altersverteilung der befragten <strong>Disponent</strong>en (N = 149) ergibt folgendes Bild:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Altersverteilung der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

< 25 Jahre 26 - 30 Jahre 31 - 35 Jahre 36 - 40 Jahre 41 - 45 Jahre 46 - 50 Jahre > 50 Jahre k.A.<br />

Abb. 3/9: Altersverteilung der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

Damit liegt das Alter der größten Gruppe der befragten <strong>Disponent</strong>en zwischen 26 und 40<br />

Jahren; in dieser Altersgruppe liegt offenbar der Schwerpunkt der Leistungsträger, wobei


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 105<br />

wiederum der relativ geringe Anteil von Frauen auf <strong>Disponent</strong>enarbeitsplätzen auffällt. Von<br />

den 149 antwortenden <strong>Disponent</strong>en sind 140 Männer (= 94 %) und 9 Frauen (= 6 %).<br />

� Berufserfahrung<br />

Die Übersicht zur Berufserfahrung der Befragten macht deutlich, daß ein hoher Anteil über<br />

recht große Erfahrung als <strong>Disponent</strong> verfügt, der Anteil der Berufsanfänger an den Befragten<br />

also relativ gering ist. In Zusammenhang mit der Altersstruktur läßt sich ableiten, daß viele<br />

der Befragten bereits relativ früh in ihrer beruflichen Karriere eine <strong>Disponent</strong>entätigkeit<br />

aufgenommen haben.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

1 Jahr 2 - 3<br />

Jahre<br />

� Schul- und Berufsausbildung<br />

Berufserfahrung in Jahren<br />

4 - 7<br />

Jahre<br />

8 - 12<br />

Jahre<br />

> 12<br />

Jahre<br />

Abb. 3/10: Berufserfahrung der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

Die Frage nach der Schulbildung ergibt, daß ungefähr die Hälfte der Befragten über die<br />

Mittlere Reife verfügen (= 51,35 %), während Hauptschul-Abschluß (= 27,03 %) und Abitur<br />

(=21,62 %) jeweils von ungefähr einem Viertel genannt werden.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Schulbildung der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

Hauptschul-Abschluß Mittlere Reife Abitur<br />

Abb. 3/11: Schulabschluß der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

Bei der Erhebung der jeweiligen Berufsausbildung stellt sich heraus, daß überwiegend<br />

Speditionskaufleute in der Disposition tätig sind. ‘Quereinsteiger’, also Absolventen anderer<br />

k.A.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 106<br />

kaufmännischer Ausbildungsgänge oder anderer berufsfremder Ausbildungen, sind als<br />

<strong>Disponent</strong>en wiederum häufiger zu finden als gelernte Kraftfahrer.<br />

Den Vergleich der beiden letztgenannten Gruppen kann man so verstehen, daß die<br />

Unternehmen einer außerfachlichen Qualifikation einen höheren Stellenwert beimessen als<br />

praktischer Erfahrung im Gewerbe. Das läßt den Schluß zu, daß in den meisten Fällen die<br />

Anforderungen an eine <strong>Disponent</strong>entätigkeit eine kaufmännische Ausbildung voraussetzen.<br />

Die Zahl von Hochschulabsolventen (Universität oder Fachhochschule) in der<br />

Befragungsgruppe ist dagegen verschwindend gering.<br />

Insgesamt ergibt sich folgendes Bild, dabei ergibt die Summe der Nennungen mehr als 100 %,<br />

weil hier Mehrfachnennungen möglich waren, wenn jemand über mehr als eine<br />

abgeschlossene Berufsausbildung verfügte:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Sped.Kfm.<br />

and. kfm. Ausb.<br />

Berufsausbildung der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

Kraft-Fahrer<br />

and. gew./techn.<br />

Ausb.<br />

Abb. 3/12: Berufsausbildung der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

3.3.3. 3.3.3. Befunde Befunde zur zur Arbeitssituation Arbeitssituation und und Arbeitszufriedenheit Arbeitszufriedenheit der der <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

� Unternehmensgröße<br />

Die Frage nach der Größe der Herkunftsunternehmen der befragten <strong>Disponent</strong>en anhand der<br />

Mitarbeiterzahl ergibt ein Bild, das dem Spektrum mittelständischer Speditionsunternehmen<br />

entspricht:<br />

andere Ausb.<br />

keine Ausb.<br />

Studium Uni<br />

Studium FH


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 107<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Größe der Herkunftsunternehmen der befragten <strong>Disponent</strong>en nach<br />

Mitarbeitern<br />

< 10<br />

10 - 20<br />

20 - 50<br />

50 - 100<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

100 - 500<br />

Abb. 3/13: Unternehmensgröße (1)<br />

Bei der Frage nach der Unternehmensgröße anhand des Fuhrparks kommt es zu einem<br />

vergleichbaren Ergebnis. Überwiegend handelt es sich um Speditionen im Selbsteintritt (= 82<br />

%).<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

> 5<br />

Unternehmensgröße nach Fahrzeugen<br />

5 - 10<br />

10 - 20<br />

20 - 50<br />

Anzahl Fahrzeuge<br />

50 - 100<br />

> 500<br />

Abb. 3/14: Unternehmensgröße (2) [N = 123]<br />

Die Zahl der eingesetzten Subunternehmer differiert zwischen ‘0’ und ‘mehr als 50’. Daran<br />

wird deutlich, daß die Befragung das Spektrum von reinen Frachtführern bis zu reinen<br />

Speditionsunternehmen abdeckte.<br />

� Eingesetzte Verkehrsträger<br />

Alle setzen den LKW als Verkehrsträger ein, die Bahn wird von etwas mehr als 20 %<br />

eingesetzt, Schiff und Flugzeug werden von weniger als 10 % der Befragten genannt. Der<br />

kombinierte Verkehr wird von 15 % der Befragten regelmäßig, von 14 % gelegentlich und<br />

von 71 % überhaupt nicht genutzt.<br />

k.A.<br />

> 100


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 108<br />

� Nah- und Fernverkehr<br />

Nahezu 90 % der Unternehmen ist im Nah- und Fernverkehr tätig, weniger als 10 % nur im<br />

Nahverkehr. Internationale Verkehre werden von 60 % der Unternehmen durchgeführt -<br />

allerdings geben mehr als 70 % der befragten <strong>Disponent</strong>en an, keine<br />

Fremdsprachenkenntnisse einsetzen zu müssen, um ihre Arbeit erledigen zu können.<br />

� Ladungsarten<br />

Bei der Untersuchung der zu disponierenden Ladungsarten (Komplett- u. Teilladungen,<br />

Stückgut, Pakete, Schüttgut, Tank-, Silo- oder Kühlladungen) zeigte sich, daß sowohl<br />

Ladungs- als auch Stückgutverkehre von einem <strong>Disponent</strong>en zu bearbeiten sind.<br />

Jeweils mehr als 80 % der befragten <strong>Disponent</strong>en gaben an, mit der Abwicklung von<br />

Komplett- und Teilladungen befaßt zu sein. Der Transport von Stückgut wird von knapp 70 %<br />

der Befragten organisiert.<br />

Für einzelne <strong>Disponent</strong>en fallen bis zu sieben verschiedene Ladungsarten an. Nur wenige (=<br />

8,11 %) können sich auf eine Ladungsart konzentrieren. Die durchschnittliche Anzahl von<br />

unterschiedlichen Ladungsarten, die ein <strong>Disponent</strong> gleichzeitig zu bearbeiten hat, liegt bei 3.<br />

Die Abwicklung von Gefahrguttransporten fällt bei 64,19 % der Befragten an.<br />

� Anzahl zu disponierender Fahrzeuge<br />

Von den Befragten werden bis zu 50 Fahrzeuge disponiert, in Einzelfällen sogar mehr:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

50,00<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Anzahl zu disponierender Fahrzeuge<br />

< 5 5 -10 10 - 20 20 - 50 > 50<br />

Anzahl Fahrzeuge<br />

Abb. 3/15: Anzahl zu disponierender Fahrzeuge<br />

Dazu wird eine vergleichbare Anzahl von Fahrern eingesetzt. Daraus folgt, daß die Fahrzeuge<br />

in der Regel nur mit einem Fahrer besetzt sind.<br />

Damit kommt der Beachtung der Lenk- und Ruhezeiten für nahezu alle <strong>Disponent</strong>en eine<br />

besondere Bedeutung zu.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 109<br />

� Teamarbeit/Schichtdienst/Arbeitszeit<br />

Knapp 17 % der <strong>Disponent</strong>en sind für die Disposition allein zuständig, gut 28 % arbeiten mit<br />

einem weiteren <strong>Disponent</strong>en zusammen, knapp 28 % disponieren mit bis zu 5 Kollegen. In<br />

27 % der Fälle übersteigt die Anzahl der <strong>Disponent</strong>en im Unternehmen die Zahl 5.<br />

Unternehmen (%)<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Anzahl <strong>Disponent</strong>en je Unternehmen<br />

1 2 3 - 5 5 - 10 > 10<br />

Anzahl <strong>Disponent</strong>en<br />

Abb. 3/16: Anzahl <strong>Disponent</strong>en je Unternehmen<br />

In der Regel dürfte es sich dabei allerdings nicht um Teamarbeit handeln, denn 41 % der<br />

<strong>Disponent</strong>en arbeiten im Schichtdienst, davon 75 % in Wechselschicht. D.h. in der Mehrzahl<br />

der Fälle ist die Disposition arbeitsteilig organisiert. Entweder arbeiten mehrere <strong>Disponent</strong>en<br />

parallel in abgegrenzten Aufgabenbereichen, oder <strong>Disponent</strong>en arbeiten nacheinander, d.h. im<br />

Schichtbetrieb, an einer Arbeitsaufgabe.<br />

Für die Arbeitssituation von <strong>Disponent</strong>en besonders kennzeichnend dürfte ihre Arbeitszeit<br />

sein. Nach der täglichen Regelarbeitszeit befragt, gibt 1 % der Befragten zwischen 5 und 8<br />

Stunden, 71 % geben zwischen 8 und 10 Stunden und 28 % mehr als 10 Stunden täglicher<br />

Regelarbeitszeit an. Damit ist bereits die tägliche Regelarbeitszeit deutlich höher als in<br />

anderen Branchen.<br />

Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man die Angaben zur regelmäßigen Wochenarbeitszeit<br />

betrachtet. Danach arbeiten lediglich 5 % der Befragten bis zu 40 Stunden in der Woche, für<br />

55 % liegt die regelmäßige Wochenarbeitszeit zwischen 40 und 48 Stunden und für 40 %<br />

sogar über 48 Stunden. Diese Zahlen liegen deutlich über denen anderer Branchen,<br />

insbesondere über denen aus dem Produktionsbereich. Damit liegt hier eine vergleichsweise<br />

hohe zeitliche Arbeitsbelastung vor.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 110<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Wochenarbeitszeit der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

20 - 35 35 - 40 40 - 48 > 48<br />

Arbeitsstunden<br />

Abb. 3/17: Regelwochenarbeitszeit der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

Damit ist allerdings nur die Regelarbeitszeit erfaßt. Tatsächlich handelt es sich jedoch<br />

überwiegend um eine deutlich höhere zeitliche Anforderung. Das wird insbesondere<br />

hinsichtlich der Frage nach den Arbeitsspitzen deutlich. Für den Zeitbedarf an Spitzentagen<br />

ergibt sich folgende Struktur der Antworten:<br />

Zeitbedarf an Spitzentagen<br />

(in Std.)<br />

<strong>Disponent</strong>en Zeitbedarf an Spitzentagen<br />

(in Std.)<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

< 10 23,57 % 12 - 15 25,00 %<br />

10 - 12 33,57 % > 15 23,57 %<br />

Tab. 3/11: Arbeitszeit an Tagen mit besonders hohem Arbeitsanfall (Spitzentagen)<br />

Diese Spitzentage treten in unterschiedlicher Häufigkeit auf:<br />

Häufigkeit von Spitzentagen<br />

pro Monat<br />

<strong>Disponent</strong>en Häufigkeit von Spitzentagen<br />

pro Monat<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

ein- bis zweimal 12,16 % fünf- bis siebenmal 22,30 %<br />

drei- bis fünfmal 39,86 % häufiger als siebenmal 25,68 %<br />

Tab. 3/12: Häufigkeit von Tagen mit besonders hohem Arbeitsanfall (Spitzentagen)<br />

Aus diesen Angaben lassen sich ungefähre Mengen von ”Überstunden” ermitteln, die zu der<br />

sowieso vergleichsweise hohen Regelarbeitszeit kommen. Dabei wird kein tariflicher Begriff<br />

von Überstunden zugrundegelegt, sondern Überstunden meinen in diesem Zusammenhang<br />

den Zeitaufwand, den <strong>Disponent</strong>en zusätzlich zu ihrer als normal empfundenen Arbeitszeit<br />

leisten müssen.<br />

Zur Berechnung dieser zeitlichen Belastung wurde jeweils der Durchschnitt aus der Summe<br />

der Produkte des minimalen über 8 Stunden hinausgehenden Zeitbedarfs an Spitzentagen und<br />

der minimalen Häufigkeit der Spitzentage sowie des maximalen Zeitbedarfs und der<br />

maximalen Häufigkeit ermittelt. Als minimaler zusätzlicher Zeitbedarf bei der Stufe ”< 10”<br />

wurde 0,5 Stunden, als maximale Häufigkeit von Sitzentagen der Faktor 8 angenommen. Daß<br />

sich auf diesem Weg nur Annäherungen an die tatsächliche zeitliche Belastung errechnen


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 111<br />

lassen, ist offensichtlich. Die durchschnittliche zusätzliche Arbeitsbelastung (”Überstunden”)<br />

liegt bei 21,6 Stunden pro Monat.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

� Arbeitsmittel<br />

Durchschnittliche Überstunden pro Monat<br />

< 10 11 - 20 21 - 30 > 30<br />

Anzahl Überstunden<br />

Abb. 3/18: Durchschnittliche ”Überstunden” der befragten <strong>Disponent</strong>en pro Monat<br />

Zur Erfüllung ihrer unterschiedlichen Aufgaben setzen die <strong>Disponent</strong>en eine Reihe von<br />

Hilfsmitteln zur Kommunikation, zur Dokumentation und zur Planung ein. Neben dem<br />

Einsatz moderner Kommunikationsmittel und EDV-Technik sind für viele <strong>Disponent</strong>en<br />

überkommene Visualisierungs- und Planungshilfsmittel wie z.B. der Dispoplan jedoch nach<br />

wie vor unverzichtbar. Im einzelnen werden folgende Arbeitsmittel eingesetzt:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

100,00<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Telefon<br />

Funk-Telefon<br />

Fax<br />

Eingesetzte Arbeitsmittel<br />

PC<br />

Plantafel<br />

Dispoplan<br />

Abb. 3/19: Eingesetzte Arbeitsmittel<br />

Der Computer-Einsatz in der Disposition erfolgt unter sehr unterschiedlichen Zielsetzungen.<br />

In manchen Bereichen wird der Rechner als Planungshilfsmittel eingesetzt (Tourenplanung),<br />

Formblätter<br />

Sonstige


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 112<br />

in anderen als Dokumentationsinstrument bzw. als Datenbank, um Kunden- bzw.<br />

Auftragsinformationen verfügbar zu haben, um so schneller dispositionsbegleitende Aufgaben<br />

wie Angebotserstellung oder die Erstellung von Frachtpapieren zu erledigen. Im einzelnen<br />

wird der Rechner von den <strong>Disponent</strong>en für folgende Funktionen eingesetzt:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Auftragserfassung<br />

Tourenplanung<br />

� Einarbeitungszeit<br />

PC-Einsatz in der Disposition (N = 132)<br />

Frachtpapiererstellung<br />

Sendungsverfolgung<br />

Korrespondenz<br />

Abrechnung<br />

Adressverwaltung<br />

Arbeitsbereiche / Teiltätigkeiten / Aufgaben<br />

Entfernungswerk<br />

Abb. 3/20: Bereiche des PC-Einsatzes in der Disposition<br />

Mehr als 60 % der befragten <strong>Disponent</strong>en geben als notwendige Einarbeitungszeit, um eine<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeit erfolgreich ausüben zu können, eine Dauer von einem Jahr und mehr an.<br />

Hier wird deutlich, daß die <strong>Disponent</strong>entätigkeit sehr von den unternehmensspezifischen<br />

Gegebenheiten abhängt. Die Aneignung von Kenntnissen über unternehmensspezifische<br />

Abläufe, Kundenstruktur, individuelle Anforderungen, An- und Abladesituationen einzelner<br />

Kunden, Produkt- und Transportgüterspektrum, Eigenarten des Fuhrparks und des<br />

Fahrpersonals - um nur einige Faktoren zu nennen, die die Dispositionsentscheidungen in der<br />

täglichen Praxis beeinflussen - benötigt eine entsprechende Zeit.<br />

Kalkulation<br />

Sonstige


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 113<br />

< 2 Jahre<br />

18%<br />

Notwendige Einarbeitungszeit<br />

> 2 Jahre<br />

10%<br />

k. A.<br />

10%<br />

< 4 Wo<br />

2%<br />

< 3 Mon<br />

9%<br />

< 1 Jahr<br />

35%<br />

< 6 Mon<br />

16%<br />

Abb. 3/21: Notwendige Einarbeitungszeit von <strong>Disponent</strong>en<br />

�� Bewertung der Arbeitszufriedenheit �<br />

Die Bewertung der Arbeitszufriedenheit erfolgte nach dem standardisierten Verfahren von<br />

RUCH / TROY [zit. n. FREI u.a., 1993, 387 – 390].<br />

Die folgenden Punkte, die in der Reihenfolge ihrer Bedeutung genannt werden, sind für die<br />

befragten <strong>Disponent</strong>en die wichtigsten Kriterien ihrer Arbeitszufriedenheit:<br />

1. Die Arbeit muß die Möglichkeit bieten, die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse<br />

einzusetzen.<br />

2. Der Arbeitsplatz muß sicher sein.<br />

3. Die Arbeit muß die Möglichkeit bieten, etwas dazuzulernen.<br />

4. Die Möglichkeit zur selbständigen Einteilung der Arbeit muß gegeben sein.<br />

5. Ein gutes Auskommen mit Kolleginnen und Kollegen muß gegeben sein.<br />

6. Die Arbeit muß die Möglichkeit bieten, Verantwortung zu übernehmen.<br />

7. Ein gutes Auskommen mit dem/den Vorgesetzten muß gegeben sein.<br />

Die Reliabilität dieser Bewertung ist mit einem Wert von α = ,8641 recht hoch.<br />

Inwieweit diese wichtigen Bedingungen für die Arbeitszufriedenheit im Einzelfall erfüllt<br />

worden ist, wird sehr unterschiedlich bewertet (vgl. Abb. 3/26). Die Reliabilität liegt hier mit<br />

einem Wert von α = ,9061 noch höher.<br />

In bezug auf die folgenden Kriterien wird, gemessen an ihrer Bedeutung, jedoch keine<br />

entsprechend hohe Zufriedenheit genannt:<br />

1. Die Arbeit muß die Möglichkeit bieten, die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse<br />

einzusetzen.<br />

2. Der Arbeitsplatz muß sicher sein.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 114<br />

3. Die Entlohnung muß anforderungerecht sein.<br />

4. Der Arbeitsplatz muß Aufstiegsmöglichkeiten bieten.<br />

5. Der Arbeitsplatz muß die Möglichkeit beinhalten, die eigenen Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten einzusetzen.<br />

Kriterien, die sich nachteilig auf die Arbeitszufriedenheit auswirken, lassen sich aus dem<br />

Vergleich zwischen Bedeutung von und Zufriedenheit mit einzelnen Kriterien für die<br />

Arbeitszufriedenheit ermitteln. Die Kriterien, deren Werte dort im positiven Bereich liegen,<br />

sind demnach problematisch. Ihre Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit ist höher als die<br />

Zufriedenheit mit ihnen.<br />

Im einzelnen trifft dies auf folgende Kriterien zu (in der Bewertungsreihenfolge):<br />

��die Möglichkeit, dazuzulernen (ø 0,54)<br />

��Arbeitsplatzsicherheit (ø 0,43)<br />

��Entlohnung (ø 0,36)<br />

��Aufstiegsmöglichkeiten (ø 0,30)<br />

��Möglichkeit, eigene Kenntnisse und Fertigkeiten einzusetzen (qualitative Anforderung) (ø<br />

0,27)<br />

��Anspruch der Arbeit (ø 0,22)<br />

��mit der Arbeit verbundene Anerkennung (ø 0,17)<br />

��gutes Auskommen mit Kolleginnen und Kollegen (ø 0,11)<br />

Eine andere Form der Auswertung der Messung der Arbeitszufriedenheit besteht darin,<br />

sowohl für die Frage nach der Wichtigkeit als auch für die Frage nach der Zufriedenheit<br />

Ranglisten nach der Höhe der Durchschnittswerte zu erstellen und diese Ranglisten<br />

miteinander zu vergleichen [vgl. FREI, F. u.a.,1993, 320 - 321]. Für die <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

ergibt sich daraus folgendes Bild (bereits nach Größe der Rangdifferenzen geordnet):<br />

Kriterium Rangdifferenz<br />

Rang<br />

‘Wichtigkeit’<br />

Rang<br />

‘Zufriedenheit’<br />

Möglichkeit zu lernen -11 2 13<br />

Arbeitsplatzsicherheit -8 2 10<br />

Lohn -7 11 18<br />

Aufstiegsmöglichkeiten -7 12 19<br />

Qualitative Anforderung -5 1 6<br />

Umgebungsbedingungen -3 14 17<br />

Betriebsrat -2 18 20<br />

Arbeitszeit -1 15 16<br />

Anerkennung -1 10 11<br />

Anspruch der Tätigkeit 0 7 7<br />

Kolleginnen und Kollegen 1 5 4<br />

Urlaub 1 15 14<br />

Verantwortung 2 5 3<br />

Vorgesetzte 2 7 5<br />

Möglichkeit zum selbständigen Arbeiten 3 4 1<br />

nervliche Belastung 3 18 15<br />

Ansehen der Arbeit 4 13 9<br />

Zeitdruck 6 17 11<br />

Abwechslungsreichtum 7 9 2<br />

körperliche Belastung 13 20 7<br />

Tab. 3/13: Messung der Arbeitszufriedenheit anhand von Rangdifferenzen


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 115<br />

Es fällt auf, daß bei beiden Auswertungsverfahren die gleichen fünf Kriterien für die<br />

Arbeitszufriedenheit als besonders problematisch bewertet werden.<br />

Insbesondere empfinden <strong>Disponent</strong>en die Gestaltung ihrer Arbeitsplätze bzw. -bereiche nicht<br />

in dem Maße als lernförderlich, wie sie es sich wünschen würden. Vermutlich wirkt sich hier<br />

aus, daß die Auftragsabwicklung in hohem Maße von Routinetätigkeiten geprägt ist.<br />

Routinetätigkeiten meint in diesem Zusammenhang eine Abfolge von in sich zwar<br />

abwechslungsreichen Teiltätigkeiten, die sich jedoch ohne Veränderungen oft wiederholen.<br />

Diese Interpretation wird durch den ebenfalls als problematisch bewerteten Anspruch, der mit<br />

der Tätigkeit verbunden ist, gestützt.<br />

Gleichwohl sind die <strong>Disponent</strong>en mit dem Abwechslungsreichtum ihrer Tätigkeit sehr<br />

zufrieden - und das sowohl absolut als auch im Vergleich zu dem mittleren Stellenwert, dem<br />

sie diesem Kriterium für die Arbeitszufriedenheit beimessen.<br />

Arbeitsplatzsicherheit ist für die befragten <strong>Disponent</strong>en ein wichtiges Kriterium für ihre<br />

Arbeitszufriedenheit, das aber in der Praxis nicht zu ihrer subjektiven Zufriedenheit erfüllt<br />

wird. Es ist anzunehmen, daß diese Bewertung wahrscheinlich durch den Strukturwandel und<br />

die Konzentrationsprozesse im Gewerbe beeinflußt wird, mit denen die <strong>Disponent</strong>en<br />

drohenden Arbeitsplatzverlust verbinden.<br />

Die Entlohnung entspricht aus der Sicht der <strong>Disponent</strong>en offensichtlich nicht den<br />

Anforderungen und der Verantwortung, die mit der Tätigkeit verbunden sind. Allerdings wird<br />

das Kriterium ‘Lohn’ für die Arbeitszufriedenheit als nicht besonders wichtig eingeschätzt<br />

(Rang 11 von 20). Dessen ungeachtet sind die <strong>Disponent</strong>en mit der Entlohnung unzufrieden<br />

(Rang 18).<br />

Ähnliches gilt für das Kriterium ‘Aufstiegsmöglichkeiten’: Mittlerer Rang bei der Bewertung<br />

der Wichtigkeit, sehr niedriger Rang bei der Bewertung der Zufriedenheit. Hier spiegelt sich<br />

u.a. der Strukturkonflikt wider, in dem <strong>Disponent</strong>en arbeiten und mit dem sie leben müssen:<br />

Sie handeln wie ein Unternehmer, ohne es tatsächlich zu sein. Andererseits sind die Befragten<br />

mit dem Ansehen, der mit ihrer Tätigkeit verbunden ist, sehr zufrieden, obgleich diesem<br />

Kriterium kein besonders hoher Stellenwert beigemessen wird.<br />

Als weiteres interessantes Ergebnis der Messung der Arbeitszufriedenheit ist die Bewertung<br />

der Kriterien ‘Arbeitszeit’, ‘Zeitdruck’ und ‘nervliche Belastung’ festzustellen. Hier wäre aus<br />

der Beobachtung verschiedener <strong>Disponent</strong>en an ihren Arbeitsplätzen anzunehmen gewesen,<br />

daß diese Kriterien von den Befragten besonders kritisch eingeschätzt würden, daß sie also<br />

einen hohen Stellenwert für die Arbeitszufriedenheit hätten und gleichzeitig die <strong>Disponent</strong>en<br />

mit ihnen nicht zufrieden wären. Diese Hypothese kann durch die Befragung nicht gestützt<br />

werden. Der Zeitdruck wird im Vergleich zu anderen Kriterien sogar sehr positiv bewertet.<br />

Offensichtlich handelt es sich in der Selbstwahrnehmung der <strong>Disponent</strong>en bei ‘Arbeitszeit’,<br />

‘Zeitdruck’ und ‘nervliche Belastung’ um für die Bewertung ihrer Arbeitssituation unkritische<br />

Kriterien.<br />

�<br />

3.3.4. 3.3.4. Befunde Befunde zur zur Bewertung Bewertung der der Teiltätigkeiten Teiltätigkeiten Teiltätigkeiten von von <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

� Aufgabenzuschnitt<br />

Welches Tätigkeitsspektrum <strong>Disponent</strong>en ausfüllen, hängt in erster Linie von den<br />

Bedingungen im jeweiligen Unternehmen ab. Es gibt jedoch keine typischen


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 116<br />

Aufgabenzuschnitte, die sich an Größe, Geschäftsfeld oder Anzahl der im Unternehmen<br />

beschäftigten <strong>Disponent</strong>en orientieren.<br />

Zur Beantwortung der Frage, welche Teiltätigkeiten zu ihrem individuellen Arbeitsbereich<br />

gehören, wurde den Befragten ein Katalog von 29 möglichen Teiltätigkeiten vorgelegt, der<br />

ggf. noch ergänzt werden konnte [vgl. Kap.3.2.1].<br />

1. Kunden werben<br />

2. Ermittlung von Preisen<br />

3. Erstellen von Angeboten<br />

4. Auftragsannahme (Telefon, Schriftwechsel)<br />

5. Auftragserfassung (Formblatt, Rechner)<br />

6. Zusammenstellung der Touren<br />

16. Rechnungen schreiben<br />

17. Zahlungseingang überwachen<br />

18. Reklamationen bearbeiten<br />

19. Kundennachfragen bearbeiten<br />

20. Ablage<br />

21. Buchhaltung<br />

7. Einteilen Fahrzeuge / Fahrer 22. Lagerverwaltung bzw. Verwaltung von<br />

Hilfsmitteln (Containern, Paletten, etc.)<br />

8. Fahreranweisungen per Telefon oder Funk 23. Kontrolle der Fahrzeuge<br />

9. persönliche Gespräche mit Fahrern führen<br />

10. Mitarbeit bei Umschlag und im Lager<br />

24. Mitwirkung bei der Einstellung von Fahrpersonal<br />

25. Kontrolle der Fahrer (Fahrerlaubnis, etc.)<br />

11. Erstellen von Frachtpapieren<br />

26. Bearbeitung der Spesenabrechnungen der<br />

Fahrer<br />

12. Selbst fahren 27. Analysen erstellen<br />

13. Beschaffen von Rück- bzw. Ergänzungsfrachten 28. Daten über Wettbewerber sammeln und<br />

auswerten<br />

14. Steuerung des Einsatzes von Subunternehmern 29. Fachinformationen lesen (DVZ, Rundschreiben,<br />

Verbandsinfos)<br />

15. Aufträge weitervermitteln<br />

Tab. 3/6: Potentielles Aufgabenspektrum von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Die durchschnittliche Anzahl von Teiltätigkeiten liegt mit ca. 16,5 relativ hoch.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Anzahl Teiltätigkeiten der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

>10 10-14 15-19 20-24


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 117<br />

Die Anzahl der Teiltätigkeiten korrelliert mit der Unternehmensgröße. Je größer ein<br />

Unternehmen ist, desto weniger Teiltätigkeiten werden von den <strong>Disponent</strong>en ausgeführt. Die<br />

folgende Abbildung zeigt, welche Teiltätigkeit von wievielen der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

ausgeführt wird. Dabei sind die einzelnen Teiltätigkeiten in der Reihenfolge der<br />

Nennhäufigkeiten angeordnet.<br />

Von <strong>Disponent</strong>en ausgeführte Teiltätigkeiten<br />

Fahreranweisungen<br />

Zusammenstellung der Touren<br />

Einteilen Fahrzeuge/Fahrer<br />

Auftragsannahme<br />

persönliche Gespräche mit<br />

Fahrern<br />

Reklamationen bearbeiten<br />

Kundennachfragen bearbeiten<br />

Steuerung Subs<br />

Ermittlung von Preisen<br />

Aufträge weitervermitteln<br />

Beschaffen von Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten<br />

Erstellen von Frachtpapieren<br />

Auftragserfassung<br />

Fachinformationen lesen<br />

Erstellen von Angeboten<br />

Kontrolle der Fahrer<br />

Kontrolle der Fahrzeuge<br />

Ablage<br />

Mitwirkung bei der Einstellung<br />

Lagerverwaltung /Hilfsmittel<br />

Kunden werben<br />

Mitarbeit bei Umschlag und<br />

Lager<br />

Rechnungen schreiben<br />

Analysen erstellen<br />

Bearbeitung<br />

Spesenabrechungen<br />

Selbst fahren<br />

Zahlungseingang überwachen<br />

Wettbewerber beobachten<br />

Buchhaltung<br />

0,00 20,00 40,00 60,00 80,00 100,00<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

Abb. 3/23: Spektrum von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 118<br />

Betrachtet man lediglich die Teiltätigkeiten, die von 80 % der befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

ausgeübt werden, so ergibt sich folgendes Bild:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

100,00<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Tätigkeiten, die von mehr als 80 % der <strong>Disponent</strong>en ausgeführt werden<br />

Fahreranweisungen<br />

Einteilen<br />

Fahrzeuge/Fahrer<br />

Zusammenstellung<br />

der Touren<br />

Auftragsannahme<br />

Abb. 3/24: Teiltätigkeiten, die von 80 % der befragten <strong>Disponent</strong>en ausgeführt werden<br />

Es wird deutlich, daß es sich hierbei im wesentlichen um Teiltätigkeiten handelt, die sich auf<br />

die konkrete Auftragsabwicklung beziehen. Teiltätigkeiten, die auf ein aktives Agieren im<br />

Markt (Teiltätigkeiten mit unternehmensstrategischer Ausrichtung) hindeuten<br />

(Kundenakquisition, Kundenpflege, Beobachten von Wettbewerbern, Beschaffen von Rück-<br />

und Ergänzungsfrachten) oder operativ-unterstützenden sowie<br />

geschäftsprozeßdokumentierenden Charakter haben, werden hier nicht genannt. Der<br />

<strong>Disponent</strong> wird nach diesem Bild als Steuerer der Auftragsabwicklung, als Manager des<br />

Transports, dargestellt.<br />

3.3.5. 3.3.5. Bewe Bewertung Bewe<br />

rtung der Teilaufgaben des individuellen Aufgabenspektrums Aufgabenspektrums nach Au Aufwand, Au<br />

wand,<br />

Wichtigkeit, Wichtigkeit, Schwierigkeit, Schwierigkeit, Neigung/Abneigung Neigung/Abneigung und und und Anerke Anerkennung<br />

Anerke Anerke nung<br />

Zur Bewertung ihres Tätigkeitsspektrums konnten die <strong>Disponent</strong>en aus dem angebotenen<br />

Katalog bis zu fünf Teiltätigkeiten auswählen.<br />

Die häufig genannten Teiltätigkeiten werden im folgenden jeweils in der Reihenfolge der<br />

Nennhäufigkeit wiedergegeben. Dabei bezieht sich die Nennhäufigkeit nicht auf die gesamte<br />

Stichprobe. Bei der Bewertung der Teiltätigkeiten haben die <strong>Disponent</strong>en nur diejenigen bei<br />

der Gewichtung berücksichtigen können, die zu ihrem je spezifischen Aufgabengebiet<br />

gehören. Insofern muß sich die relative Nennhäufigkeit jeweils auf diejenigen <strong>Disponent</strong>en<br />

beziehen, zu deren Aufgabengebiet die betreffende Teiltätigkeit auch gehört. Würde man die<br />

absolute Nennhäufigkeit oder die relative Nennhäufigkeit bezogen auf die Gesamtstichprobe<br />

zur Bewertung der einzelnen Teiltätigkeiten heranziehen, würde sich ein verzerrtes Bild<br />

ergeben.<br />

persönliche<br />

Gespräche mit<br />

Fahrern<br />

Kundennachfragen<br />

bearbeiten<br />

Reklamationen<br />

bearbeiten<br />

Steuerung Subs


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 119<br />

� Tätigkeiten mit hohem Zeitbedarf<br />

Als besonders zeitintensiv empfinden die <strong>Disponent</strong>en folgende Teiltätigkeiten:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Zusammenstellen<br />

der Touren<br />

Teiltätigkeiten mit hohem Zeitaufwand<br />

Einteilen<br />

Fahrzeuge/Fahrer<br />

Auftragsannahme<br />

Beschaffen von<br />

Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten<br />

Abb. 3/25: Teiltätigkeiten mit hohem Zeitaufwand<br />

Als Ergebnis läßt sich festhalten, daß <strong>Disponent</strong>en den größten Teil ihrer Arbeitszeit mit der<br />

Abwicklung von Transportaufträgen verbringen. Hierzu zählen in der Reihenfolge des<br />

logischen Arbeitsablaufs die Auftragsannahme, das Zusammenstellen der Touren, das<br />

Einteilen der Fahrzeuge und Fahrer, das Erteilen von Fahreranweisungen.<br />

Dem Beschaffen von Rück- und Ergänzungsfrachten kommt hier eine besondere Bedeutung<br />

zu. Obwohl das Beschaffen der Rück- und Ergänzungsfrachten im Kern ein aktives Agieren<br />

im Markt bedeutet, läßt es sich aufgrund seines Stellenwertes für die Abwicklung des<br />

Tagesgeschäftes eindeutig den Teiltätigkeiten zuordnen, die einen überwiegend<br />

auftragsabwickelnden Charakter haben. Um nach Möglichkeit aus Gründen der<br />

Kostenoptimierung weitgehend paarige Verkehre zu erreichen, bemühen sich die <strong>Disponent</strong>en<br />

um Frachten, die den bereits vorhandenen Auftragsbestand sinnvoll ergänzen. Um diese<br />

Frachten zu akquirieren, nehmen sie telefonischen Kontakt zu Stammkunden im relevanten<br />

Gebiet oder zu anderen Spediteuren auf, mit denen lose Kooperationskontakte auf der Ebene<br />

des Auftragsverkaufs bestehen. Unter Umständen kommt es auch zu Anfragen an<br />

Frachtenbörsen. Die Suche nach Rück- und Ergänzungsfrachten gestaltet sich im Regelfall<br />

zeitaufwendig, da nicht davon ausgegangen werden kann, schon bei den ersten<br />

Kontaktaufnahmen einen Auftrag zu akquirieren, der die schon bestehende Tourenplanung<br />

sinnvoll ergänzt.<br />

Blickt man allein auf die Teiltätigkeiten mit hohem Zeitaufwand, so läßt sich<br />

zusammenfassend sagen, daß die <strong>Disponent</strong>en ein Bild von sich zeichnen, in dem die<br />

operative Auftragsabwicklung, das ”<strong>Disponent</strong>en-Handwerk” eindeutig dominiert, wobei der<br />

Disposition im engeren Sinne, nämlich dem Zusammenstellen der Touren und der Einteilung<br />

der Fahrer und Fahrzeuge, der erste Rang zukommt.<br />

Fahreranweisungen<br />

geben


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 120<br />

� besonders wichtige Tätigkeiten<br />

Als besonders wichtige Tätigkeiten werden von den befragten <strong>Disponent</strong>en herausgehoben:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Zusammenstellen<br />

der Touren<br />

Einteilen<br />

Fahrzeuge/Fahrer<br />

Besonders wichtige Tätigkeiten<br />

Beschaffen von<br />

Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten<br />

Kunden werben<br />

persönliche<br />

Gespräche mit<br />

Fahrern führen<br />

Abb. 3/26: Besonders wichtige Teiltätigkeiten<br />

Dieses Bild deckt sich weitgehend mit dem der besonders zeitaufwendigen Tätigkeiten.<br />

Wieder dominieren die auftragsabwickelnden Teiltätigkeiten. Hinzu kommen kunden- und<br />

mitarbeiterorientierte Aufgaben wie Kunden werben und persönliche Gespräche mit Fahrern<br />

führen.<br />

Dem Beschaffen von Rück- und Ergänzungsfrachten wird ein hoher Stellenwert eingeräumt.<br />

Hier spiegelt sich der enorme wirtschaftliche Druck wider, der auf den Unternehmen des<br />

Gewerbes und insbesondere auf den Verantwortlichen für den operativen Ablauf lastet, der<br />

kostengünstigen Transportabwicklung eine sehr hohe Priorität einzuräumen.<br />

Zusammenfassend läßt sich formulieren, daß sich <strong>Disponent</strong>en aufgrund ihrer Aussagen zu<br />

Zeitbedarf und Wichtigkeit ihrer Teiltätigkeiten ganz wesentlich als Steuerer der<br />

Transportabwicklung verstehen. Diejenigen, zu deren Aufgabengebiet es gehört, bewerten die<br />

Kundenakquisition und den über die auftragsbezogene Kommunikation herausgehenden<br />

Kontakt zu den Fahrern als wichtig.<br />

� einfache Tätigkeiten<br />

Als einfache Tätigkeiten werden von den <strong>Disponent</strong>en vor allem den Geschäftsprozeß<br />

dokumentierende Teiltätigkeiten genannt, die häufig auch als Hilfs- oder Nebentätigkeiten<br />

bezeichnet werden. Tatsächlich handelt es sich hierbei um Tätigkeiten, die sich ohne große<br />

organisatorisch-technische Umstellungen automatisieren oder an andere Mitarbeiter<br />

delegieren lassen.<br />

Auftragsannahme<br />

Fahreranweisungen<br />

geben


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 121<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

50,00<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Ablage<br />

Rechnungen<br />

schreiben<br />

� schwierige Tätigkeiten<br />

Erstellen von<br />

Frachtpapieren<br />

Einfache Tätigkeiten<br />

Auftragserfassung<br />

Auftragsannahme<br />

Abb. 3/27: Einfache Teiltätigkeiten<br />

Andererseits nennen die <strong>Disponent</strong>en als besonders schwierige Tätigkeiten:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Kunden werben<br />

Beschaffen von<br />

Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten<br />

Schwierige Tätigkeiten<br />

Reklamationen<br />

bearbeiten<br />

Abb. 3/28: Schwierige Teiltätigkeiten<br />

Die Teiltätigkeit Kunden werben, die nur auf weniger als 40 % der <strong>Disponent</strong>en zutrifft,<br />

wurde von diesen als schwierigste eingeschätzt. Auch hier dürfte vornehmlich die<br />

grundsätzlich schwierige Marktsituation eine Rolle spielen; andererseits sind <strong>Disponent</strong>en<br />

auch von ihrer Ausbildung kaum darauf vorbereitet, das Anbahnen und Pflegen von<br />

Kundenkontakte angemessen zu gestalten.<br />

Analysen erstellen<br />

Wettbewerber<br />

beobachten<br />

Selbst fahren<br />

Zusammenstellen<br />

der Touren<br />

Zahlungseingang<br />

überwachen


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 122<br />

Weiter fällt die herausgehobene Stellung des Beschaffens von Rück- und Ergänzungsfrachten<br />

auf. Diese Teiltätigkeit, die nicht bei allen <strong>Disponent</strong>en zum Tätigkeitsspektrum gehört,<br />

wurde von denjenigen, die sie ausüben, als ganz besonders schwierig eingeschätzt. Damit ist<br />

jedoch nicht zwingend das Beherrschen der Teiltätigkeit an sich gemeint; eher wird damit die<br />

grundsätzliche Schwierigkeit benannt, in einem engen Markt adäquate Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten erfolgreich zu akquirieren. In diesen Zusammenhang wird man auch die<br />

Bewertung des Beobachtens der Wettbewerber einordnen können. Die Konkurrenzsituation<br />

macht es schwer, überhaupt verläßliche Informationen über die Situation und das Verhalten<br />

anderer am Markt agierender Speditionen zu gewinnen.<br />

Ähnlich dürfte es sich mit den Schwierigkeiten beim Erstellen von Analysen verhalten. In<br />

vielen Unternehmen sind verläßliche Daten zur Beurteilung einer geschäftlichen Situation<br />

oder Entwicklung nicht in strukturierter Form vorhanden, aus denen der <strong>Disponent</strong> die<br />

notwendigen Schlußfolgerungen ziehen könnte. Er muß sie sich im Bedarfsfall erst<br />

beschaffen, zusammenstellen und aufbereiten.<br />

Das Bearbeiten von Reklamationen wird von mehr als 30 % der <strong>Disponent</strong>en als schwierige<br />

Tätigkeit eingestuft. Vor allem dürfte dabei die Schwierigkeit im Vordergrund stehen, mit<br />

reklamierenden, häufig verärgerten Kunden situationsspezifisch adäquat umzugehen.<br />

Auch auftragsabwickelnde Tätigkeiten wie Zusammenstellung der Touren werden von<br />

einigen <strong>Disponent</strong>en als schwierig empfunden. Ihre Zahl ist höher als die derjenigen, die diese<br />

Tätigkeiten als einfach eingestuft haben. Damit wird deutlich, daß das, was als ”Handwerk”<br />

der <strong>Disponent</strong>en bezeichnet werden kann, von einer erheblichen Anzahl als Herausforderung<br />

begriffen wird. Das mag darauf zurückzuführen sein, daß auch gerade dieses<br />

”Handwerkszeug” häufig in unstrukturierten Einarbeitungsphasen erworben werden muß, so<br />

daß in diesen Fällen von einem tatsächlichen Beherrschen der Tätigkeiten nicht wirklich<br />

gesprochen werden kann.<br />

� angenehme Tätigkeiten<br />

Als Teiltätigkeiten, die gern erledigt werden, empfinden die befragten <strong>Disponent</strong>en<br />

überwiegend diejenigen, die sie als Kern ihrer Aufgaben sehen, nämlich Zusammenstellen der<br />

Touren und Einteilen Fahrer/Fahrzeuge. Daraus läßt sich folgern, daß die <strong>Disponent</strong>en sich<br />

überwiegend mit denjenigen Aufgaben beschäftigen, die sie als angenehm empfinden.<br />

Die hohe Bewertung des Selbst Fahrens wird darauf zurückzuführen sein, daß die<br />

Fahrertätigkeit als angenehme Abwechslung angesehen wird.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 123<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Zusammenstellen<br />

der Touren<br />

� lästige Tätigkeiten<br />

Einteilen<br />

Fahrzeuge/Fahrer<br />

Angenehme Tätigkeiten<br />

Selbst fahren<br />

Auftragsannahme<br />

persönliche<br />

Gespräche mit<br />

Fahrern führen<br />

Abb. 3/29: Als angenehm empfundene Teiltätigkeiten<br />

Demgegenüber empfinden <strong>Disponent</strong>en als besonders lästige Tätigkeiten:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Ablage<br />

Reklamationen<br />

bearbeiten<br />

Lästige Tätigkeiten<br />

Buchhaltung<br />

Lagerverwaltung<br />

/Hilfsmittel<br />

Abb. 3/30: Als besonders lästig empfundene Teiltätigkeiten<br />

Neben den Hilfstätigkeiten Ablage und Lagerverwaltung/Verwaltung von Hilfsmitteln sind<br />

dies Tätigkeiten, die mit der Störung eines reibungslosen Auftragsablaufs verbunden werden:<br />

z.B. wenn der Kunde anruft, um sich nach dem Status seines Auftrages zu erkundigen oder<br />

wenn er eine Sendung reklamiert. Offensichtlich gehen die <strong>Disponent</strong>en davon aus, daß diese<br />

Teiltätigkeiten eigentlich überflüssig wären, wenn die Disposition optimal laufen würde. Die<br />

”Lästigkeit” dieser Teiltätigkeiten läßt sich auch dadurch erklären, daß die Nachfragen und<br />

Reklamationen von Kunden nicht selten als unbegründet und unnötig angesehen werden.<br />

Analysen erstellen<br />

Fahreranweisungen<br />

geben<br />

Kundennachfragen<br />

bearbeiten


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 124<br />

� Tätigkeiten mit hoher Wertschätzung im Unternehmen<br />

Auf die Frage, welche Teiltätigkeit mit hoher Wertschätzung im Unternehmen verbunden<br />

sind, nennen die <strong>Disponent</strong>en:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

50,00<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Einteilen<br />

Fahrzeuge/Fahrer<br />

Tätigkeiten mit hoher Wertschätzung im Unternehmen<br />

Zusammenstellen<br />

der Touren<br />

Beschaffen von<br />

Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten<br />

Kunden werben<br />

persönliche<br />

Gespräche mit<br />

Fahrern führen<br />

Abb. 3/31: Mit hoher Wertschätzung im Unternehmen verbundene Teiltätigkeiten<br />

Hierhinter verbirgt sich letztlich die Frage, über welche Aspekte ihres Tätigkeitsspektrums<br />

<strong>Disponent</strong>en ihre Berufsrolle definieren. Auch hier steht die Auftragsabwicklung mit den<br />

Teiltätigkeiten Einteilen Fahrer/Fahrzeuge und Zusammenstellung der Touren eindeutig im<br />

Vordergrund.<br />

Das Beschaffen von Rück- und Ergänzungsfrachten und das Kunden werben wird aufgrund<br />

des damit verbunden wirtschaftlichen Erfolges hoch bewertet, der auf das aktive Agieren am<br />

Markt zurückzuführen ist, während die ”gute” Ausführung der auftragsabwickelnden<br />

Tätigkeiten in erster Linie auf den ökonomischen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen<br />

bezieht.<br />

Die Wertschätzung, die mit den persönlichen Gesprächen mit den Fahrern verbunden ist,<br />

weist darauf hin, daß das gute Auskommen mit dem Fahrpersonal im Unternehmen als<br />

wichtig eingeschätzt wird.<br />

Selbst unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Facetten der verschiedenen<br />

Bewertungsdimensionen bleibt festzuhalten: Die <strong>Disponent</strong>en verstehen sich selber in erster<br />

Linie als Abwickler von Transportaufträgen. Teiltätigkeiten, die nicht diesem Bereich<br />

zuzuordnen sind, sind in ihren Augen entweder von deutlich nachrangiger Bedeutung oder<br />

werden erst durch ihre Zuordnung auf die Auftragsabwicklung hin relevant.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 125<br />

3.3.6. 3.3.6. Befunde Befunde zur zur Bewertung Bewertung des Katalogs Katalogs von Schlüsselqualifikationen<br />

Den <strong>Disponent</strong>en wurde ein Katalog von 24 Schlüsselqualifikationen zur Bewertung<br />

vorgelegt, der<br />

• formale Basis- und Handlungsqualifikationen<br />

• Verhaltensqualifikationen mit intra- und interpersonaler Bedeutung<br />

enthielt [vgl. Kap. 3.2].<br />

Zur Bewertung dieser Schlüsselqualifikationen auf dem Hintergrund ihrer Berufspraxis<br />

konnten die <strong>Disponent</strong>en aus dem angebotenen Katalog bis zu fünf Teiltätigkeiten auswählen.<br />

1. analytisch denken können 13. flexibel sein<br />

2. selbständig arbeiten können 14. eigenverantwortlich handeln<br />

3. kreativ sein 15. ein gutes Gedächtnis haben<br />

4. systematisch arbeiten können 16. risikobereit sein<br />

5. Organisationsvermögen haben 17. geschickt verhandeln können<br />

6. Durchsetzungsvermögen haben 18. geschickt akquirieren können<br />

7. unternehmerisch denken können 19. gut mit Kunden umgehen können<br />

8. Kostenbewußtsein haben 20. in einem Team arbeiten können<br />

9. verantwortungsbewußt sein 21. Mitarbeiter motivieren u. führen können<br />

10. belastbar sein 22. Einfühlungsvermögen haben<br />

11. zuverlässig sein 23. kommunikationsfähig sein<br />

12. einsatzfreudig und engagiert sein 24. geschickt im Umgang mit Menschen sein<br />

Tab. 3/9: Katalog von Schlüsselqualfikationen für Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

� an Bedeutung zunehmende Schlüsselqualifikationen<br />

Auf die Frage, welche Schlüsselqualifikationen zukünftig an Bedeutung zunehmen werden,<br />

nennen die <strong>Disponent</strong>en:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Kostenbewußtsein<br />

haben<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

Bedeutungszunahme von Schlüsselqualifikationen<br />

flexibel sein<br />

belastbar sein<br />

selbständig arbeiten<br />

können<br />

Abb. 3/32: Bedeutungszunahme von Schlüsselqualifikationen<br />

Mehr als 60 % benennen Kostenbewußtsein haben als Schlüsselqualifikation, für die zudem<br />

eine deutliche Bedeutungszunahme erwartet wird. Hier spiegelt sich der enorme Kostendruck<br />

wider, der in dem sich weiterhin im Strukturwandel befindlichen Transportmarkt auf den<br />

Dispositionsentscheidungen lastet. Kostenbewußtsein setzt allerdings die Information über<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen können<br />

unternehmerisch<br />

denken können<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

zuverlässig sein<br />

Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 126<br />

Kosten voraus; solche Information stehen vielen <strong>Disponent</strong>en nach wie vor jedoch nicht zur<br />

Verfügung.<br />

Organisationsvermögen haben kann als Kernqualifikation für die Auftragsabwicklung<br />

bezeichnet werden. Hier erwarten noch mehr als 40 % der Befragten ein Anwachsen der<br />

Bedeutung dieser Schlüsselqualifikation. Dies dürfte u.a. auf die Erwartung zurückzuführen<br />

sein, daß die Transportabwicklung weiter an Komplexität zunehmen wird.<br />

Die erwartete Bedeutungszunahme bei Flexibilität, Belastbarkeit und Selbständigkeit kann als<br />

Reaktion auf die Rollen- und Zielkonflikte gewertet werden, denen sich <strong>Disponent</strong>en<br />

ausgesetzt sehen.<br />

Gut mit Kunden umgehen können bezieht sich auf die qualitativ und quantitativ zunehmenden<br />

Kundenkontakte, deren angemessene Gestaltung notwendige Voraussetzung für den<br />

Dispositions- und Unternehmenserfolg ist.<br />

Die Bedeutungszunahme von unternehmerisch denken können weist auf die wachsende<br />

Bedeutung der Rolle des <strong>Disponent</strong>en als ”Unternehmer im Unternehmen” hin. Er übernimmt<br />

durch seine Dispositionsentscheidungen, durch die Akquisition, Auftragsannahme,<br />

Auftragsabwicklung und ggfs. Auftragsweitergabe an Dritte die Rolle des Unternehmers,<br />

ohne es vom Status her zu sein. Es wird zunehmend wahrgenommen, daß seine<br />

Dispositionsentscheidungen die Bedürfnisse des gesamten Unternehmens beeinflussen und<br />

dessen Entwicklung prägen.<br />

Durchsetzungsvermögen haben ist einerseits ein Relikt aus den alten, streng hierarchischen<br />

Strukturen und den daraus resultierenden teilweise rustikalen Umgangformen des Gewerbes,<br />

in denen der <strong>Disponent</strong> seine Planungen und Entscheidungen insbesondere gegenüber dem<br />

Fahrpersonal durchsetzen mußte. Zum anderen wird sich die erwartete Bedeutungszunahme<br />

dieser Schlüsselqualifikation auch auf sein unternehmensexternes Verhalten gegenüber<br />

Kunden und Sub-Unternehmern beziehen.<br />

Zuverlässigkeit gilt bereits heute als selbstverständliche Eigenschaft von <strong>Disponent</strong>en, so daß<br />

hier nicht viele der Befragten einen weiteren Bedeutungszuwachs erwarten.<br />

Von besonderer Bedeutung ist, daß bei sozialen Kompetenzen mit interpersoneller<br />

Ausrichtung - sieht man einmal vom Kundenumgang ab - kaum Bedeutungszuwachs erwartet<br />

wird. Selbst wenn man das Durchsetzungsvermögen in diese Gattung einbezieht, so erwarten<br />

dort auch nur ca. 20 % eine Zunahme der Bedeutung. Mitarbeiterführung ist für noch weniger<br />

<strong>Disponent</strong>en etwas, von dem sie erwarten, daß es an Bedeutung zunimmt. Hier äußert sich ein<br />

Verständnis vom ‘Geschäft’ und seinen Abläufen, das in erster Linie vom Kostengedanken<br />

geprägt ist und weniger von der durch Menschen zu erbringenden Dienstleistungsqualität.<br />

� an Bedeutung abnehmende Schlüsselqualifikationen<br />

Auffällig wenig Nennungen (Ø 1,00) werden als Antwort auf die Frage nach einer<br />

zukünftigen Bedeutungsabnahme angegeben. Sie konzentrieren sich i.w. auf die<br />

Schlüsselqualifikationen:


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 127<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

risikobereit sein<br />

Bedeutungsabnahme von Schlüsselqualifikationen<br />

ein gutes<br />

Gedächtnis haben<br />

Abb. 3/33: Bedeutungsabnahme von Schlüsselqualifkationen<br />

Die Bewertung der <strong>Disponent</strong>en kann dahingehend interpretiert werde, daß zukünftig stabile<br />

logistische Systeme in der Transportwirtschaft die Kreativität und Risikobereitschaft des<br />

<strong>Disponent</strong>en, sein Einfühlungsvermögen in Abläufe und agierende Personen (eigene<br />

Mitarbeiter sowie Mitarbeiter beim Kunden) zunehmend verdrängen. Aufgabenangemessene<br />

Informations- und Dokumentationssysteme machen auch sein gutes Gedächtnis Zug um Zug<br />

überflüssig. Augrund ihrer sich verändernden Aufgaben- und Arbeitssituation nehmen die<br />

<strong>Disponent</strong>en wahr, daß ‘altes’ Erfahrungswissen an Bedeutung verliert, das sich insbesondere<br />

in Form von Risikobereitschaft, gutem Gedächtnis und Einfühlungsvermögen ausdrückt.<br />

� anfangs schwer zu erwerbende Schlüsselqualifikationen<br />

Schwierigkeiten in der Anfangsphase haben die <strong>Disponent</strong>en häufig mit dem Verfügen über<br />

folgende Schlüsselqualifikationen:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können<br />

Einfühlungsvermöge<br />

n haben<br />

Schwierigkeiten in der Anfangsphase<br />

geschickt<br />

akquirieren können<br />

risikobereit sein<br />

geschickt<br />

verhandeln können<br />

Kostenbewußtsein<br />

haben<br />

unternehmerisch<br />

denken können<br />

kreativ sein<br />

geschickt im<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

Abb. 3/34: Schlüsselqualifikationen, die in der Anfangsphase Schwierigkeiten bereiten


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 128<br />

Daß die Zahl der Antworten auf diese Frage mit durchschnittlich 2,3 pro <strong>Disponent</strong> (bei 5<br />

möglichen) relativ gering ausfiel, könnte zu der Einschätzung verleiten, <strong>Disponent</strong>en würden<br />

die gegenwärtigen und antizipierten Anforderungen gut bewältigen können. Tatsächlich wird<br />

aber das ausgeprägte berufliche Selbstbewußtsein der Befragten nicht zugelassen haben, hier<br />

mehr Antworten als unbedingt notwendig zu geben. Offensichtlich griff hier das Phänomen<br />

der ”Sozialen Erwünschtheit” [vgl. SCHNELL / HILL / ESSER, 1993, 363 - 364], das das<br />

Antwortverhalten der Befragten beeinflußt hat.<br />

Trotzdem lassen sich hier drei wesentliche Ergebnisse ableiten:<br />

1. Zum einen fällt es <strong>Disponent</strong>en schwer, in ihre Führungsrolle hineinzuwachsen. Bezieht<br />

man das Durchsetzungsvermögen zunächst auf die eigenen Mitarbeiter, so liegen in der<br />

Mitarbeiterführung anfangs die größten Schwierigkeiten. Auch das Geschick im Umgang<br />

mit Menschen, was immerhin noch ca. 13 % der Befragten anfangs eine Hürde darstellte,<br />

ist hier einzuordnen.<br />

2. Die Schlüsselqualifikationen geschickt akquirieren können, risikobereit sein und geschickt<br />

verhandeln können werden als nur schwer zu erwerben eingeschätzt. Dies drückt die<br />

Probleme der <strong>Disponent</strong>en aus, die Markt- und Kundenanforderungen - insbesondere die<br />

erzielbaren Preise und die geforderte Dienstleistungsqualität - mit den Bedürfnissen und<br />

Potentialen der eigenen Unternehmensorganisation, also Kostenstruktur und<br />

Leistungsfähigkeit, in Einklang zu bringen.<br />

3. Dies korrespondiert auch damit, daß es den <strong>Disponent</strong>en anfangs schwer fällt, über die<br />

reine Auftragsabwicklung hinaus strategische, d.h. mit dem gesamten Unternehmen und<br />

seinen Zielsetzungen verbundene Überlegungen in ihre Tätigkeit einfließen zu lassen.<br />

�<br />

� streßmildernde Schlüsselqualifikationen<br />

Als wichtige Qualifikationen, um mit dem tätigkeitsbedingten Streß umgehen zu können,<br />

empfinden die <strong>Disponent</strong>en:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

50,00<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

belastbar sein<br />

flexibel sein<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

Streßmildernde Schlüsselqualifikationen<br />

selbständig arbeiten<br />

können<br />

systematisch<br />

arbeiten können<br />

einsatzfreudig und<br />

engagiert sein<br />

ein gutes<br />

Gedächtnis haben<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

geschickt im<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

Abb. 3/35: Schlüsselqualifikation, die als streßmildernd eingeschätzt werden<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

eigenverantwortlich<br />

handeln<br />

analytisch denken<br />

können


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 129<br />

Hinter der Fragestellung ”Welche Fähigkeiten bzw. Qualifikationen helfen Ihnen, mit der<br />

Arbeitsbelastung so umzugehen, daß der Streß nicht allzu hoch wird?” stand die Frage, in<br />

welchen Bereichen die <strong>Disponent</strong>en Potentiale sehen, den arbeitsbedingten Streß zu<br />

verkraften und zu bewältigen. Hier wurden im wesentlichen Basis- und<br />

Handlungsqualifikationen genannt, die sich auf die Einzelperson beziehen. Soziale<br />

Qualifikationen mit interpersoneller Ausrichtung werden hier nicht genannt. Für die<br />

<strong>Disponent</strong>en ist also die Struktur der eigenen Persönlichkeit ausschlaggebend dafür, wie die<br />

Belastungen der Tätigkeit ausgehalten und bewältigt werden können; dem sozialen Umfeld<br />

wird dafür eine deutlich nachrangige Bedeutung zugewiesen.<br />

� Schlüsselqualifikationen, die <strong>Disponent</strong>en von anderen als goutiert annehmen<br />

Im zweiten Bewertungsteil im Bereich Schlüsselqualifikationen ging es darum, wodurch die<br />

<strong>Disponent</strong>en von den Personen, mit denen sie tagtäglich umgehen, Anerkennung, Respekt und<br />

Bestätigung zu erfahren meinen. Genauer gesagt: Hier wird nach der antizipierten<br />

Fremdwahrnehmung durch Akteure aus dem beruflichen Umfeld gefragt, die das Verhalten<br />

der <strong>Disponent</strong>en mit beeinflußt.<br />

Die Formulierung der entsprechenden Fragen war nicht auf <strong>Disponent</strong>en allgemein bezogen<br />

sondern auf den Befragten persönlich bezogen (z.B. ”Welche dieser Fähigkeiten bzw.<br />

Qualifikationen schätzen wohl Ihre Kunden an Ihnen besonders?”). Damit setzen die<br />

Antworten das nach der Selbsteinschätzung ausgeprägte Verfügen des einzelnen über die<br />

ausgewählten Schlüsselqualifikationen voraus. Die Fragestellung läßt allerdings offen, ob es<br />

nicht Schlüsselqualifikationen gibt, die aus Sicht von Vorgesetzten, Kunden, Kollegen oder<br />

Mitarbeitern zwar wichtig wären, über die der jeweilige Befragte nach Selbsteinschätzung<br />

nicht in dem geforderten Maße verfügt.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß<br />

Führungskräfte sie besonders an ihnen schätzen<br />

Kostenbewußtsein<br />

haben<br />

zuverlässig sein<br />

selbständig arbeiten<br />

können<br />

Abb. 3/36: Schlüsselqualifikation, von den <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß Führungskräfte sie besonders an ihnen<br />

schätzen<br />

Blickt man auf die Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en besonders annehmen,<br />

daß Vorgesetzte des eigenen Unternehmens sie besonders an ihnen schätzen, so entsteht ein<br />

<strong>Disponent</strong>enbild, das durch Kostenbewußtsein und unternehmerischem Denken sowie durch<br />

unternehmerisch<br />

denken können<br />

belastbar sein<br />

einsatzfreudig und<br />

engagiert sein


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 130<br />

Zuverlässigkeit, Selbständigkeit, Belastbarkeit und Engagement geprägt ist. Im wesentlichen<br />

handelt es sich dabei um Schlüsselqualifikationen, die Führungskräften zugeschrieben werden<br />

[vgl. BERTHEL, 1992].<br />

Es fällt allerdings auf, daß Organisationsvermögen haben mit 16,11 % (8.Rang) nach<br />

Meinung der Befragten aus Vorgesetztensicht nicht zu den wichtigsten<br />

Schlüsselqualifikationen von <strong>Disponent</strong>en gehört.<br />

Versuchen die <strong>Disponent</strong>en, sich aus der Sicht ihrer Kunden zu betrachten, entsteht ein<br />

anderes Bild.<br />

Hier sind nach Ansicht der <strong>Disponent</strong>en in erster Linie Schlüsselqualifikationen gefordert, die<br />

eine aus Sicht der Kunden optimale Auftragsabwicklung gewährleisten: Zuverlässigkeit - hier<br />

wohl in erster Linie gedacht im Hinblick auf die Einhaltung der Lieferzusagen -und<br />

Flexibilität - sicher vor allem in bezug auf u.U schnell wechselnde Kundenwünsche.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß Kunden<br />

sie besonders an ihnen schätzen<br />

zuverlässig sein<br />

flexibel sein<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen können<br />

einsatzfreudig und<br />

engagiert sein<br />

Abb. 3/37: Schlüsselqualifikationen, von den <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß Kunden sie besonders an ihnen<br />

schätzen<br />

Zuverlässigkeit und Flexibilität sind auch die besonders häufig genannten<br />

Schlüsselqualifikationen, mit denen <strong>Disponent</strong>en untereinander Wertschätzung verbinden.<br />

Auch soziale Qualifikationen werden hier - wenn auch in geringerem Maße - betont.<br />

Organisationsvermö<br />

gen haben<br />

kommunikationsfäihg<br />

sein<br />

ein gutes<br />

Gedächtnis haben<br />

geschickt mit<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 131<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß andere<br />

<strong>Disponent</strong>en sie besonders an ihnen schätzen<br />

zuverlässig sein<br />

flexibel sein<br />

belastbar sein<br />

Organisationsvermö<br />

gen haben<br />

Abb. 3/38: Schlüsselqualifikation, von den <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß andere <strong>Disponent</strong>en sie besonders an<br />

ihnen schätzen<br />

Daß <strong>Disponent</strong>en ausgeprägt über Verhaltensqualifikationen mit interpersonaler Bedeutung<br />

verfügen, ist auch aus der angenommenen Perspektive von Fahrern und Lagerpersonal von<br />

besonderer Bedeutung, wenn hier das Einfühlungsvermögen, das Geschick im Umgang mit<br />

Menschen, Motivations-, Führungs- und Teamfähigkeit hervorgehoben werden. Während<br />

Teamfähigkeit sich im Kollegenkreis eher auf das Kooperieren im Zuge der Disposition<br />

beziehen dürfte, wird aus Sicht der Mitarbeiter hier im Vordergrund stehen, den gesamten<br />

speditionellen Ablauf als Teamaufgabe zu verstehen, der man nicht durch die Betonung der<br />

Hierarchie im Unternehmen gerecht werden kann.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Schlüsselqualifikationen, von denen <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß andere<br />

Mitarbeiter (Fahrer, Lagerpersonal) sie besonders an ihnen schätzen<br />

zuverlässig sein<br />

Einfühlungsvermöge<br />

n haben<br />

geschickt mit<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

Abb. 3/39: Schlüsselqualifikation, von den <strong>Disponent</strong>en annehmen, daß Mitarbeiter (Fahrer, Lagerpersonal) sie<br />

besonders an ihnen schätzen<br />

Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können<br />

einsatzfreudig und<br />

engagiert sein<br />

flexibel sein<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

selbständig arbeiten<br />

können<br />

Organisationsvermö<br />

gen haben<br />

geschickt mit<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 132<br />

Tab. 3/14 zeigt im Überblick die Einschätzung der <strong>Disponent</strong>en, welche<br />

Schlüsselqualifikationen für Vorgesetzte, Kunden, Kollegen und Mitarbeiter an <strong>Disponent</strong>en<br />

goutieren.<br />

Vorgesetzten Kunden Kollegen (andere<br />

<strong>Disponent</strong>en)<br />

1 Kostenbewußtsein zuverlässig sein (61,74 zuverlässig sein (37,58<br />

haben (38,93 %) %)<br />

%)<br />

2 zuverlässig sein (34,23<br />

%)<br />

3 selbständig arbeiten<br />

können (32,21 %)<br />

4 unternehmerisch<br />

denken können (30,87<br />

%)<br />

5 belastbar sein<br />

(29,53 %)<br />

6 einsatzfreudig und<br />

engagiert sein<br />

(24,16 %)<br />

Mitarbeiter (Fahrer,<br />

Lagerpersonal, etc.)<br />

zuverlässig sein<br />

(37,58 %)<br />

flexibel sein (56,38 %) flexibel sein (33,56 %) Einfühlungsvermögen<br />

haben (32,89 %)<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen können<br />

(42,28 %)<br />

einsatzfreudig und<br />

engagiert sein<br />

(25,50 %)<br />

kommunikationsfähig<br />

sein (19,46 %)<br />

Organisationsvermögen<br />

haben (19,46 %)<br />

7 flexibel sein (17,45 %) ein gutes Gedächtnis<br />

haben (18,79 %)<br />

belastbar sein<br />

(28,86 %)<br />

Organisationsvermögen<br />

haben (25,50 %)<br />

einsatzfreudig und<br />

engagiert sein<br />

(23,49 %)<br />

in einem Team arbeiten<br />

können (21,48 %)<br />

selbständig arbeiten<br />

können (17,45 %)<br />

geschickt im Umgang<br />

mit Menschen sein<br />

(30,20 %)<br />

Mitarbeiter motivieren<br />

und führen können<br />

(29,53 %)<br />

flexibel sein (28,19 %)<br />

in einem Team arbeiten<br />

können (23,49 %)<br />

Organisationsvermögen<br />

haben (21,48 %)<br />

Tab. 3/14: Vom beruflich-sozialen Umfeld besonders goutierte Schlüsselqualifikationen<br />

Hierbei fällt zunächst auf, daß einige Schlüsselqualifikationen von allen besonders betont<br />

werden, nämlich die Zuverlässigkeit und die Flexibilität. Daneben gibt es aber deutliche<br />

Unterschiede in der Gewichtung der für <strong>Disponent</strong>en notwendigen berufsübergreifenden<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten. So erleben <strong>Disponent</strong>en, daß Vorgesetzte sie wegen einer<br />

eigenständigen Aufgabenerfüllung im Sinne des Unternehmens respektieren. Kunden legen<br />

demgegenüber besonderen Wert auf serviceorientierte Qualitäten, während die Kollegen und<br />

insbesondere die Mitarbeiter im Lager und Fahrpersonal soziale Fähigkeiten besonders<br />

betonen.<br />

Faßt man zusammen, über welche Anforderungen, die von anderen Personen an sie gerichtet<br />

werden, <strong>Disponent</strong>en ihre Berufsrolle definieren, so ergibt sich folgendes Bild:


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 133<br />

Schlüsselqualifikationen, über die Wertschätzung<br />

definiert wird<br />

geschickt im Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

kommunikationsfäihg sein<br />

Einfühlungsvermögen haben<br />

Mitarbeiter motivieren und<br />

führen können<br />

in einem Team arbeiten können<br />

gut mit Kunden umgehen<br />

können<br />

geschickt akquirieren können<br />

geschickt verhandeln können<br />

risikobereit sein<br />

ein gutes Gedächtnis haben<br />

eigenverantwortlich handeln<br />

flexibel sein<br />

einsatzfreudig und engagiert<br />

sein<br />

zuverlässig sein<br />

belastbar sein<br />

verantwortungsbewußt sein<br />

Kostenbewußtsein haben<br />

unternehmerisch denken<br />

können<br />

Durchsetzungsvermögen haben<br />

Organisationsvermögen haben<br />

systematisch arbeiten können<br />

kreativ sein<br />

selbständig arbeiten können<br />

analytisch denken können<br />

0,00 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00 30,00 35,00 40,00 45,00<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

Abb. 3/40: Schlüsselqualifikationen, über die <strong>Disponent</strong>en Wertschätzung definieren<br />

3.3.7. 3.3.7. 3.3.7. Befunde Befunde zu Wünschen Wünschen Wünschen bzgl. bzgl. Inhalte und Strukturierung eines Trainingspr Trainingsprogramms<br />

Trainingspr<br />

gramms<br />

für für <strong>Disponent</strong>en<br />

Dispon<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

enten<br />

Um zu erfahren, welche Gegenstände nach Meinung der <strong>Disponent</strong>en in Trainingsbausteinen<br />

thematisiert werden sollten, wurde den Befragten ein Katalog von 19 möglichen Themen zur<br />

Auswahl vorgelegt, der bei Bedarf noch ergänzt werden konnte. Die Auswahl wurde<br />

zahlenmäßig nicht begrenzt. Im Durchschnitt wurden 7,75 Gegenstände ausgewählt.<br />

Die folgende Grafik zeigt, wie häufig sich die befragten <strong>Disponent</strong>en einzelne Inhalte als<br />

Bestandteile eines <strong>Disponent</strong>en-Trainingsprogramms wünschen:


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 134<br />

Erfahrungsaustausch<br />

Computergestützte<br />

Disposition<br />

Kostenrechnung<br />

Mitarbeiterführung<br />

Organisation<br />

speditioneller Abläufe<br />

Planungstechniken<br />

Gefahrgut<br />

Problemlösetechniken für<br />

die eigene Arbeit<br />

Streßbewältigung<br />

Persönlichkeitstraining<br />

Akquisition<br />

Rechtsfragen<br />

Sozialvorschriften<br />

Qualitätsmanagement<br />

Teamarbeit<br />

Telefonverkauf<br />

Lagerei<br />

Fremdsprachen<br />

Zollfragen<br />

Sonstige<br />

Gewünschte Gegenstände der<br />

Qualifizierungsbausteine<br />

0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

Abb. 3/41: Gewünschte Inhalte für ein <strong>Disponent</strong>en-Trainingsprogramm<br />

Erfahrungsaustausch steht hier für die befragten <strong>Disponent</strong>en an erster Stelle (ca. 70 %). Hier<br />

spiegelt sich wider, daß viele <strong>Disponent</strong>en als ”Einzelkämpfer” ihr Tagesgeschäft bewältigen<br />

müssen. Offensichtlich nehmen die Befragten an, daß bereits der Austausch über<br />

Arbeitssituationen, Bewältigungsstrategien usw. einen erheblichen Teil zu einer<br />

Weiterqualifizierung beitragen würde.<br />

Mehr als 60 % der Befragten geben Computergestützte Disposition als notwendigen<br />

Gegenstand einer <strong>Disponent</strong>enqualifizierung an. Damit antizipieren sie eine Entwicklung, in<br />

deren Verlauf auch der <strong>Disponent</strong>enarbeitsplatz zunehmend von DV-Unterstützung geprägt<br />

sein wird.<br />

Für ca. 58 % der <strong>Disponent</strong>en ist Kostenrechnung wichtig. Dafür dürfte der wachsende<br />

Kostendruck maßgebend sein; allerdings ist festzustellen, daß dieser Themenbereich erst in


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 135<br />

jüngster Zeit überhaupt Eingang in die Erstausbildung zum Speditionskaufmann gefunden<br />

hat. Somit besteht hier für viele <strong>Disponent</strong>en erheblicher Nachholbedarf.<br />

Mitarbeiterführung wird von ca. 55 % als Gegenstandsbereich gewünscht. Damit wird ein<br />

Ergebnis aus der Untersuchung bestätigt, daß <strong>Disponent</strong>en häufig Schwierigkeiten haben, in<br />

die Führungsrolle hineinzuwachsen (vgl. Abb. 2/43).<br />

Eine Bewertung zwischen 40 und 50 % erfahren als weitere relevante Gegenstandsbereiche<br />

Themenfelder, die primär auf die Gestaltung der Arbeitsorganisation bezogen sind (Organisation<br />

speditioneller Abläufe, Planungstechniken), die Behandlung von Gefahrgut sowie<br />

schwerpunktmäßig auf die Person bezogene Themenfelder (Problemlösetechniken,<br />

Streßbewältigung und Persönlichkeitstraining).<br />

Erst danach wird mit Akquisition (40 %) der erste kundenbezogene Gegenstandsbereich<br />

genannt. Telefonverkauf als weitere Operationalisierung der Akquisition wird von knapp 28<br />

% der Befragten gewünscht.<br />

Rechtsfragen und Sozialvorschriften hält nur noch gut ein Drittel der <strong>Disponent</strong>en als<br />

Gegenstandsbereiche für notwendig. Hier stellt sich die Frage, ob die anderen in diesen<br />

Bereichen keine Informationsdefizite haben oder ob diese Komplexe nicht als problematisch<br />

eingeschätzt werden, weil Fehlverhalten aufgrund mangelnder Information hier keine<br />

negativen Auswirkung hat.<br />

Andere Gegenstandsbereiche sind für die befragten <strong>Disponent</strong>en nur von untergeordneter<br />

Bedeutung.<br />

� gewünschte Lernformen<br />

Bei den Lernformen befürworten die <strong>Disponent</strong>en eindeutig Lernangebote, bei denen sie mit<br />

anderen gemeinsam an neuen Themen arbeiten können. Während demzufolge Arbeitsgruppen<br />

mit anderen <strong>Disponent</strong>en, Seminare und Workshops recht häufig als Lernform gewünscht<br />

wurden, ist die Nachfrage nach individualisierten Lernmöglichkeiten, wie Arbeitsbücher,<br />

Fernkurse und Selbstlernprogrammen recht gering. Dies erklärt sich auch zu einem Teil aus<br />

den gewünschten Inhalten eines <strong>Disponent</strong>entrainings. Auch hier sind überwiegend solche<br />

Inhalte gewählt worden, die sich für eine interaktive Vermittlung bzw. Bearbeitung anbieten.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Arbeitsbücher<br />

Arbeitsgruppen<br />

Gewünschte Lernformen<br />

Fernkurse<br />

Selbstlernprogramme<br />

Abb. 3/42: Gewünschte Lernformen für das <strong>Disponent</strong>entraining<br />

Seminare<br />

Vorträge<br />

Workshops


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 136<br />

� zeitliche Strukturierung des Trainings<br />

Auf die abschließende Frage nach dem gewünschten zeitlichen Verlauf eines<br />

<strong>Disponent</strong>entrainings entscheidet sich die Mehrzahl der befragten <strong>Disponent</strong>en für eine<br />

Abfolge von kurzen Einheiten in einem kurzen zeitlichen Abstand. Insgesamt kommt es zu<br />

folgendem Ergebnis:<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

1 Tg. / 3 Mo.<br />

Gewünschte zeitliche Strukturierung des Trainings<br />

2 Tg. / 3 Mo.<br />

3 Tg. / 6 Mo.<br />

Abb. 3/43: Gewünschter zeitlicher Rhythmus der Trainingsveranstaltungen<br />

3.3.8. 3.3.8. Gruppenspezifische Gruppenspezifische Gruppenspezifische Ausprägungen<br />

Ausprägungen<br />

Um der Heterogenität der Arbeitssituationen von <strong>Disponent</strong>en möglichst nahe zu kommen,<br />

wurde die Stichprobe der befragten <strong>Disponent</strong>en in Gruppen geteilt, um so<br />

gruppenspezifische Ausprägungen feststellen zu können.<br />

Folgende Gruppen wurden gebildet:<br />

Name Gruppengröße<br />

Altersgruppe 1 (Alter unter 25 Jahren) 19<br />

Altersgruppe 2 (Alter zwischen 26 und 30 Jahren) 30<br />

Altersgruppe 3 (Alter zwischen 31 und 35 Jahren) 38<br />

Altersgruppe 4 (Alter zwischen 36 und 40 Jahren) 25<br />

Altersgruppe 5 (Alter über 41 Jahren) 35<br />

Frauen 9<br />

<strong>Disponent</strong>en mit Hauptschul-Abschluß 40<br />

<strong>Disponent</strong>en mit Mittlerer Reife 77<br />

<strong>Disponent</strong>en mit Abitur 32<br />

ausgebildete Speditionskaufleute 91<br />

Absolventen anderer kaufmännischer Ausbildungen 30<br />

gelernte Kraftfahrer 12<br />

Absolventen anderer gewerblich-technischer Ausbildungen 16<br />

Absolventen anderer Ausbildungen 25<br />

<strong>Disponent</strong>en reiner Speditionsunternehmen ohne Fuhrpark 26<br />

<strong>Disponent</strong>en von Unternehmen mit bis zu 5 eigenen Fahrzeugen 9<br />

<strong>Disponent</strong>en von Unternehmen mit 5 bis 10 eigenen Fahrzeugen 19<br />

mtl. abends<br />

Wochenkurse<br />

Sonstige


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 137<br />

<strong>Disponent</strong>en von Unternehmen mit 11 bis 20 eigenen Fahrzeugen 35<br />

<strong>Disponent</strong>en von Unternehmen mit 21 bis 50 eigenen Fahrzeugen 37<br />

<strong>Disponent</strong>en von Unternehmen mit mehr als 50 eigenen Fahrzeugen 22<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Komplettladungen disponieren 135<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Teilpartien disponieren 129<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Stückgut disponieren 109<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Pakete disponieren 40<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Schüttgüter disponieren 37<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Tankladungen disponieren 10<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Siloladungen disponieren 16<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Kühlgüter disponieren 18<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Gefahrgut-Ladungen disponieren 106<br />

<strong>Disponent</strong>en, die weniger als 10 Überstunden im Monat leisten 33<br />

<strong>Disponent</strong>en, die zwischen 11 und 20 Überstunden im Monat leisten 47<br />

<strong>Disponent</strong>en, die zwischen 21 und 30 Überstunden im Monat leisten 35<br />

<strong>Disponent</strong>en, die mehr als 31 Überstunden im Monat leisten 33<br />

Tab. 3/15: Strukturierung der Stichprobe nach Gruppen<br />

Die beiden Gruppen Frauen und ausgebildete Kraftfahrer, die aus inhaltlichen Gründen<br />

besonders relevant erschienen, wurden in einem zweiten Analyseschritt noch einmal<br />

gesondert untersucht. Aufgrund der relativ geringen Gruppengröße (Frauen N = 9;<br />

ausgebildete Kraftfahrer N = 12) wurde bei der Darstellung der gefundenen<br />

Ausprägungsunterschiede die statistische Signifikanz vernachlässigt.<br />

� Ausprägungen aufgrund unterschiedlicher Schulbildung<br />

• <strong>Disponent</strong>en mit Hauptschul-Abschluß<br />

<strong>Disponent</strong>en ohne höheren Schulabschluß sind häufig ältere <strong>Disponent</strong>en (älter als 40 Jahre)<br />

und verfügen über eine entsprechend lange Berufserfahrung. In der Gruppe der unter<br />

35jährigen sind sie unterdurchschnittlich repräsentiert.<br />

Deutlich seltener als andere <strong>Disponent</strong>en verfügen sie über eine Berufsausbildung zum<br />

Speditionskaufmann. Als Berufsausbildung wurden in dieser Gruppe häufig andere<br />

gewerblich-technische Ausbildungen und andere Ausbildung angegeben, die keine<br />

Verbindung zum jetzigen Tätigkeitsfeld erkennen lassen. Vergleichsweise besonders hoch ist<br />

die Zahl derjenigen, die eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer absolviert haben. Dies ist<br />

möglicherweise eine Erklärung dafür, daß überdurchschnittlich viele dieser <strong>Disponent</strong>en die<br />

Teiltätigkeit persönliche Gespräche mit Fahrern führen als im Unternehmen hoch angesehen<br />

bewerten. Hier dürfte eine Rolle spielen, daß diese <strong>Disponent</strong>en die Arbeitssituation der<br />

Fahrer besser kennen als andere <strong>Disponent</strong>en bzw. aus ihrer Vergangenheit als Fahrer die<br />

Bedeutung der persönlichen Gespräche zwischen Fahrer und <strong>Disponent</strong>en als bedeutsamer<br />

einschätzen.<br />

Bei der Frage nach gewünschten Inhalten für die Trainingsbausteine fällt auf, daß über 75 %<br />

der <strong>Disponent</strong>en mit Hauptschul-Abschluß hier Erfahrungsaustausch für erforderlich halten.<br />

Offensichtlich sehen diese <strong>Disponent</strong>en ihre Tätigkeit so, daß sich die Entwicklung zum<br />

”guten <strong>Disponent</strong>en” weniger über das Verfügbarmachen von Wissen und Information als<br />

über das ”Machen” und Austauschen von Erfahrungen vollzieht. Hierzu paßt auch, daß


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 138<br />

<strong>Disponent</strong>en dieser Gruppe überdurchschnittlich häufig einen Bedeutungszuwachs bei den<br />

Schlüsselqualifikationen selbständig arbeiten können und flexibel sein erwarten.<br />

Sie geben durchaus seltener als andere <strong>Disponent</strong>en an, daß für ihre Vorgesetzten das<br />

Kostenbewußtsein an ihnen wichtig ist.<br />

• <strong>Disponent</strong>en mit Mittlerer Reife<br />

Im Vergleich mit ihren Kollegen, die entweder über einen Hauptschul-Abschluß oder die<br />

Hochschulreife verfügen, liegen <strong>Disponent</strong>en mit Mittlerer Reife in ihren Bewertungen<br />

zwischen den anderen Gruppen. Auffällig ist jedoch, daß die Zahl der zu leistenden<br />

Überstunden deutlich höher liegt als bei anderen Gruppen.<br />

Wahrscheinlich ist dies eine Erklärung dafür, daß ihre Arbeitszufriedenheit deutlich niedriger<br />

ist als bei anderen <strong>Disponent</strong>en: Trägt man die Werte der Zufriedenheit mit den einzelnen<br />

relevanten Kriterien nach Schulausbildung auf, so ergeben sich drei im Abstand von 0,3<br />

Punkte nahezu parallel verlaufende Kurven. Die höchste Arbeitszufriedenheit ergibt sich bei<br />

den Abiturienten; es folgen die <strong>Disponent</strong>en mit Hauptschul-Abschluß; durchgängig die<br />

niedrigsten Werte geben die <strong>Disponent</strong>en mit Mittlerer Reife an.<br />

• <strong>Disponent</strong>en mit Hochschulreife<br />

Diese Gruppe unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den beiden anderen<br />

<strong>Disponent</strong>engruppen, die sich aufgrund der Schulausbildung ergeben.<br />

Auffallend häufig sind es die jungen <strong>Disponent</strong>en, die über ein Abitur verfügen; daher besitzt<br />

diese Gruppe noch relativ geringe Berufserfahrung. Hier wird ein Wandel in der<br />

Beschäftigtenstruktur der Unternehmen des Gewerbes erkennbar, wenn gerade Mitarbeiter<br />

mit Hochschulreife zunehmend auf der mittleren Führungsebene tätig werden. Es wäre zu<br />

diskutieren, ob sich dahinter eine mehr oder minder deutlich ausgeprägte Strategie der<br />

Unternehmen verbirgt. Sicherlich liegt es zu einem gewissen Teil am, in den letzten Jahren<br />

immer enger gewordenen, Arbeitsmarkt für Akademiker, daß Abiturienten auch berufliche<br />

Tätigkeiten im Transport- und Speditionsgewerbe suchen.<br />

Fast 60 % dieser Gruppe geben an, daß sie täglich 20 bis 50 Fahrer/Fahrzeuge disponieren.<br />

Damit ist die durchschnittliche Dispositionsmenge deutlich höher als bei <strong>Disponent</strong>en mit<br />

Hauptschul-Abschluß bzw. Mittlerer Reife. Relativ häufig sind die <strong>Disponent</strong>en mit<br />

Hochschulreife in reinen Speditionsbetrieben ohne eigenen Fuhrpark beschäftigt. Auch<br />

werden intermodale Verkehre regelmäßiger genutzt als in den anderen <strong>Disponent</strong>engruppen.<br />

Vergleichsweise wenig, nämlich nur 50 % der <strong>Disponent</strong>en, die über die Hochschulreife<br />

verfügen, geben an, keine Fremdsprachen bei ihrer Tätigkeit zu benötigen. Englisch und<br />

Französisch werden i.d.R. als erforderlich genannt. Es entsteht der Eindruck, als würden die<br />

<strong>Disponent</strong>en ”mit Abitur” nicht nur quantitativ mehr sondern auch qualitativ höherwertige<br />

Verkehre bewältigen. Gleichwohl erkennen sie stärker als andere die zunehmende Einbindung<br />

der Disposition in stabile Systemabläufe, wie sich aus der überdurchschnittlich ausgeprägten<br />

Bewertung der Bedeutungsabnahme von Kreativität, gutem Gedächtnis und Risikobereitschaft<br />

ablesen läßt. In diesem Zusammenhang sind auch die spezifischen Angaben dazu interessant,<br />

über welche Kriterien diese <strong>Disponent</strong>engruppe primär ihre Arbeitszufriedenheit definiert:<br />

Hier stehen in besonderem Maße die qualitative Anforderung durch die Arbeitsaufgaben und<br />

der Anspruch, der mit der Tätigkeit verbunden ist, im Vordergrund. Dabei darf nicht


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 139<br />

unberücksichtigt bleiben, daß die <strong>Disponent</strong>en gerade mit der Erfüllung dieser Kriterien in<br />

ihrer Arbeit eher unzufrieden sind.<br />

Bei der Bewertung ihres Tätigkeitsspektrums geben diese <strong>Disponent</strong>en überdurchschnittlich<br />

häufig als zeitintensive Teiltätigkeiten das Zusammenstellen der Touren und das Beschaffen<br />

von Rück- und Ergänzungsfrachten an; letzteres wird zudem von 50 % der <strong>Disponent</strong>en dieser<br />

Gruppe als schwierige Tätigkeit bezeichnet, dies sind deutlich mehr als in den<br />

Vergleichsgruppen. Über diese Teiltätigkeiten definieren die <strong>Disponent</strong>en mit Hochschulreife<br />

i.w. Wertschätzung im Unternehmen, und zwar in noch ausgeprägterem Maße als die anderen<br />

Gruppen. Insbesondere diese <strong>Disponent</strong>en sehen Erwartungen an sich herangetragen, nach<br />

denen der <strong>Disponent</strong> in erster Linie für das operative Management der Transporte<br />

verantwortlich ist und die kundenorientierten und strategischen Aspekte seiner Tätigkeit von<br />

seinem Umfeld wesentlich undeutlicher wahrgenommen werden. Daß die <strong>Disponent</strong>en dieses<br />

Bild ihrer Tätigkeit i.w. teilen, läßt sich aus der mit mehr als 60 % vergleichsweise hohen<br />

Bewertung einer gleichfalls kundenorientierten wie strategisch bedeutsamen Tätigkeit wie<br />

dem Bearbeiten von Reklamationen als besonders lästige Teiltätigkeit ablesen.<br />

In ihren Wünschen an ein Trainingsprogramm unterscheiden sich die <strong>Disponent</strong>en mit<br />

Hochschulreife in einigen Punkten deutlich von denen der Vergleichsgruppen. Wesentlich<br />

seltener werden Erfahrungsaustausch, Teamarbeit und Problemlösetechniken, häufiger<br />

Mitarbeiterführung und Sozialvorschriften als zu behandelnde Gegenstände gewünscht.<br />

� Geschäftsfeldspezifische Ausprägungen<br />

Das Vorhandensein eines eigenen Fuhrparks wirkt sich deutlich auf das Tätigkeitsspektrum<br />

der jeweiligen <strong>Disponent</strong>en aus. <strong>Disponent</strong>en aus ‘reinen’ Speditionsunternehmen sind<br />

seltener für die Teiltätigkeiten zuständig:<br />

− Kunden werben<br />

− Annehmen von Aufträgen<br />

− Erfassen der Aufträge<br />

− Mitarbeit bei Umschlag und Lagerei<br />

− Schreiben der Rechnungen<br />

− Überwachung von Zahlungseingängen<br />

− Bearbeiten der Spesenabrechnungen<br />

− Mitwirkung bei der Einstellung von Fahrpersonal<br />

Hier wird ein Bild von <strong>Disponent</strong>en gezeichnet, die sich nahezu ausschließlich mit der<br />

Tourenplanung und -abwicklung beschäftigen und mit vor- und nachgelagerten Aufgaben<br />

kaum etwas zu tun haben.<br />

Ein gänzlich anderes Bild zeichnen <strong>Disponent</strong>en, deren Unternehmen bis zu fünf eigene<br />

Fahrzeuge einsetzt, von ihrem Tätigkeitsspektrum. Hier gehören signifikant häufiger als bei<br />

anderen <strong>Disponent</strong>en<br />

− die Mitwirkung bei der Einstellung von Fahrpersonal<br />

− die Mitarbeit bei Umschlag und Lagerei<br />

− das Überwachen von Zahlungseingängen<br />

− das Bearbeiten von Spesenabrechnungen<br />

zum Aufgabengebiet. Damit wird eher ein innerbetrieblicher Allrounder beschrieben, was<br />

leicht dadurch zu erklären ist, daß gerade sehr kleinen Unternehmen des Gewerbes die


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 140<br />

personelle Kapazität fehlt, um die einzelnen Teilbereiche durch spezialisierte Fachkräfte<br />

abdecken zu können.<br />

Ähnliches gilt für <strong>Disponent</strong>en aus Unternehmen, die zwischen fünf und zehn eigene<br />

Fahrzeuge einsetzen. Zu ihrem Aufgabengebiet zählen besonders häufig<br />

− die Auftragsannahme<br />

− die Auftragserfassung<br />

− das Schreiben von Rechnungen<br />

− die Erledigung der Ablage<br />

− das Mitwirken bei der Einstellung von Fahrpersonal<br />

Für <strong>Disponent</strong>en mit Ladungsverkehren ist das Beschaffen von Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten von besonderer Bedeutung. Es gehört häufiger zum Tätigkeitsspektrum<br />

und wird als besonders schwierig, aber auch besonders wichtig empfunden. <strong>Disponent</strong>en mit<br />

Teilladungsverkehren sind seltener der Meinung, unternehmerisches Denken würde zukünftig<br />

an Bedeutung abnehmen, und wünschen sich besonders häufig die Behandlung von<br />

Kostenrechnung im Rahmen einer Weiterqualifizierung.<br />

<strong>Disponent</strong>en, die Stückgutverkehre disponieren geben häufiger an, daß ihre Vorgesetzten sie<br />

wegen der Eigenschaft schätzen, eigenverantwortlich handeln zu können, als andere<br />

<strong>Disponent</strong>en. In diesem Geschäftsbereich muß der <strong>Disponent</strong> schneller und kleinteiliger<br />

Entscheidungen treffen, so daß ihm häufig die Rücksprachemöglichkeit mit Vorgesetzten<br />

fehlt.<br />

Offensichtlich werden Stückgutverkehre stärker als systematisch abzuwickelnde Aufgabe<br />

empfunden, bei der die Kommunikation und Kooperation eine geringere Rolle spielt. Denn<br />

nur wenige <strong>Disponent</strong>en mit Stückgutverkehren gehen davon aus, daß Führungskräfte ihre<br />

Fähigkeit schätzen, gut mit Menschen umgehen zu können. Gleichzeitig erfahren <strong>Disponent</strong>en<br />

dieser Gruppe sehr häufig Respekt und Anerkennung im Unternehmen durch das<br />

Zusammenstellen der Touren und die Steuerung von Subunternehmereinsätze.<br />

�<br />

�� <strong>Disponent</strong>en mit einer Ausbildung als Berufskraftfahrer<br />

In diesem Zusammenhang von Kraftfahrern zu sprechen, die als <strong>Disponent</strong>en eingesetzt<br />

werden, wäre sicherlich falsch, denn die folgende Abbildung zeigt, daß gerade diejenigen<br />

<strong>Disponent</strong>en, die über eine Ausbildung als Berufskraftfahrer verfügen, weitere<br />

Berufsausbildungen absolviert haben, während dies bei anderen <strong>Disponent</strong>en eher untypisch<br />

ist.<br />

Für den hier zu behandelnden Zusammenhang dürfte man davon ausgehen, daß es sich im<br />

wesentlichen um zunächst branchenfremde Personen handelt, die über die Ausbildung zum<br />

Berufskraftfahrer in das Gewerbe hineingekommen sind und dann später - möglicherweise<br />

aufgrund ihrer beruflichen Vorerfahrung aus anderen Bereichen - zu <strong>Disponent</strong>en geworden<br />

sind. Eine kleinere Gruppe dürfte aus Kraftfahrern bestehen, die sich über eine zusätzliche<br />

Berufsausbildung zum <strong>Disponent</strong>en qualifiziert haben. Diese Annahme wird dadurch gestützt,<br />

daß bei den weiteren Berufsausbildungen dieser <strong>Disponent</strong>engruppe die branchenfremden und<br />

anderen gewerblich-technischen Ausbildungen (ges. ca. 65 %) eindeutig gegenüber der<br />

Ausbildung zum Speditionskaufmann und anderen kaufmännischen Ausbildungen (ges. ca. 33<br />

%) dominieren. Außerdem liegt die Berufserfahrung dieser <strong>Disponent</strong>en deutlich unter der<br />

anderer <strong>Disponent</strong>en.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 141<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

(%)<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Anzahl der Berufsausbildungen<br />

eine Berufsausbildung zwei Berufsausbildungen mehr als zwei<br />

Berufsausbildungen<br />

übrige <strong>Disponent</strong>en ausgebildete Kraftfahrer<br />

Abb. 3/44: Anzahl der Berufsausbildungen bei <strong>Disponent</strong>en, die ausgebildete Kraftfahrer sind, und anderen<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Überwiegend handelt es sich in dieser Gruppe um Hauptschul-Absolventen (ca. 75 %).<br />

Für ihre Arbeitssituation ist insbesondere kennzeichnend, daß sie im Durchschnitt ca. 5<br />

Überstunden monatlich mehr leisten als andere <strong>Disponent</strong>en (26,4 zu 21,2 UStd./mtl.).<br />

Trotzdem wird die Länge der Arbeitszeit für diese <strong>Disponent</strong>en in ihrer eigenen<br />

Wahrnehmung nicht als problematisch eingeschätzt. Außer mit der Lernförderlichkeit der<br />

Arbeit sind sie im Gegensatz zu anderen <strong>Disponent</strong>en verstärkt mit der Entlohnung, der<br />

Arbeitsplatzsicherheit und der mit der Tätigkeit verbundenen Anerkennung unzufrieden.<br />

Ihr Tätigkeitsspektrum ist deutlich differenzierter als das anderer <strong>Disponent</strong>en. Im<br />

Durchschnitt werden von ihnen 18,5 Teiltätigkeiten wahrgenommen. Die Auftragsannahme<br />

und das Erteilen von Fahreranweisungen wird als besonders zeitintensiv eingeschätzt.<br />

Besonders lästige Tätigkeiten sind für sie die Bearbeitung von Kundennachfragen, die Ablage<br />

und die Lager- bzw. Hilfsmittelverwaltung. Diese <strong>Disponent</strong>engruppe bezieht ihre<br />

Wertschätzung im Unternehmen besonders durch das Ermitteln von Preisen sowie dem<br />

Einteilen der Fahrer und Fahrzeuge. Sie sehen sich als gute <strong>Disponent</strong>en, wenn sie<br />

kostengerechte Preise erzielen und die Ressourcen gut einteilen. Allerdings geben die<br />

<strong>Disponent</strong>en, die gelernte Kraftfahrer sind, vergleichsweise sehr häufig an, daß sie mit den<br />

Schlüsselqualifikationen unternehmerisch denken können und Kostenbewußtsein haben in der<br />

Anfangsphase ihrer <strong>Disponent</strong>entätigkeit Schwierigkeiten hatten.<br />

Als besonders schwierige Teiltätigkeit wird sehr häufig das Beschaffen von Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten genannt. Die Akquisition von Kunden und das Beobachten von<br />

Wettbewerbern wird allerdings von allen <strong>Disponent</strong>en dieser Gruppe als besonders schwierig<br />

empfunden, bei denen diese Teiltätigkeiten zum Aufgabengebiet gehört. Diese <strong>Disponent</strong>en<br />

schätzen auch kundenorientierte Tätigkeiten (Kunden werben, Preise ermitteln, Angebote<br />

erstellen, Aufträge annehmen) als deutlich wichtiger und häufiger mit Wertschätzung im<br />

Unternehmen verbunden ein als andere <strong>Disponent</strong>en, die diese Teiltätigkeiten zu ihren<br />

Aufgaben zählen.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 142<br />

<strong>Disponent</strong>en, die ausgebildete Kraftfahrer sind, geben als gewünschte Gegenstände eines<br />

Trainingsprogramms vergleichsweise häufig Teamarbeit und Sozialvorschriften an - letzteres<br />

korrespondiert sicherlich mit ihrer besonderen Kenntnis der Fahrersituation.<br />

� weibliche <strong>Disponent</strong>en<br />

Die Gruppe der Frauen unter den <strong>Disponent</strong>en ist mit 9 Personen sehr klein. Dies ist bei den<br />

weiteren Aussagen über die gruppenspezifischen Ausprägungen zu berücksichtigen und<br />

schränkt ihre Verläßlichkeit ein. Vorweg läßt sich daraus allerdings die Aussage ableiten, daß<br />

es sich bei der <strong>Disponent</strong>entätigkeit um eine Männerdomäne handelt, zu der Frauen nur in<br />

beschränktem Maße Zugang haben.<br />

Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen verfügen <strong>Disponent</strong>innen durchschnittlich über<br />

eine höhere Schulbildung. Vergleichsweise wenige verfügen über einen Hauptschul-<br />

Abschluß, höher ist der Anteil der <strong>Disponent</strong>innen mit Mittlerer Reife und deutlich höher ist<br />

der Anteil der Abiturienten im Vergleich zu den männlichen <strong>Disponent</strong>en.<br />

Bei der Altersverteilung fällt auf, daß <strong>Disponent</strong>innen im Durchschnitt deutlich jünger sind<br />

als ihre männlichen Kollegen. Blickt man auf die Berufserfahrung, ergibt sich ein ähnliches<br />

Bild. Dies ist ein Indiz dafür, daß erst in jüngerer Zeit dieses Berufsbild für Frauen interessant<br />

wurde bzw. Unternehmen diese Position für Frauen geöffnet haben.<br />

Drei Viertel der an der Befragung teilnehmenden Frauen sind in kleinen Speditions- und<br />

Transportunternehmen tätig, die weniger als 10 eigene Fahrzeuge einsetzen und arbeiten dort<br />

überwiegend in Zweierteams. Die durchschnittliche Anzahl der zu disponierenden Fahrzeuge<br />

liegt bei <strong>Disponent</strong>innen mit 18,3 Fahrz./Tg. deutlich unter der männlicher <strong>Disponent</strong>en (27,2<br />

Fahrz./Tg.). Diese auf die Dispositionsmenge bezogene geringere Arbeitsleistung läßt sich<br />

durch weitere Befragungsergebnisse erklären. Zum einen sind Frauen offensichtlich häufig<br />

mit sogenannten Hilfstätigkeiten für die Disposition (Erstellung von Frachtpapieren,<br />

Buchhaltungs- und Rechnungswesen, Auftragserfassung und Ablage) betraut. Dies ergibt sich<br />

aus ihren Angaben zum Tätigkeitsspektrum sowie aus ihren Aussagen zum Einsatzgebiet der<br />

Rechnerunterstützung in der Disposition. Das Werben von Kunden, das Einteilen der<br />

Fahrer/Fahrzeuge und das Steuern des Einsatzes der Subunternehmer werden von Frauen<br />

wesentlich häufiger als besonders schwierige Tätigkeiten empfunden als von männlichen<br />

Kollegen. Häufig sind sie also eher in der Rolle einer Dispositionsassistentin - eine<br />

Einschätzung, die auch dadurch gestützt wird, daß eigenverantwortliches Handeln sowie<br />

Mitarbeitermotivation und -führung nicht zu den Schlüsselqualifikationen gehören, für die<br />

<strong>Disponent</strong>innen Respekt und Anerkennung im Unternehmen bekommen.<br />

Durchsetzungsvermögen und Belastbarkeit sind Schlüsselqualifikationen, mit denen sie<br />

weitaus häufiger in der Anfangsphase Schwierigkeiten haben als ihre männlichen Kollegen.<br />

Zum anderen sind die Verkehre, die von weiblichen <strong>Disponent</strong>en disponiert werden häufig<br />

komplexer. Ein Indiz dafür ist der sehr häufige Einsatz von kombinierten Verkehren. Diese<br />

anspruchsvollere Tätigkeit wird allerdings nur auf eine Minderheit der <strong>Disponent</strong>innen<br />

zutreffen.<br />

<strong>Disponent</strong>innen haben durchschnittlich eine höhere Arbeitszufriedenheit als ihre männliche<br />

Kollegen. Kritische Kriterien für die Arbeitszufriedenheit können hier nicht ausgemacht<br />

werden. Allerdings akzentuieren weibliche <strong>Disponent</strong>en die Bedeutung einzelner Kriterien für<br />

die Arbeitszufriedenheit z.T. anders. Wichtiger als männlichen <strong>Disponent</strong>en sind ihnen das


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 143<br />

soziale Umfeld am Arbeitsplatz, d.h. das gute Auskommen mit Kollegen und Kolleginnen<br />

sowie mit den Vorgesetzten, und die Arbeitsplatzsicherheit.<br />

Auch die Wünsche an ein Trainingsprogramm weisen deutliche Unterschiede zu denen ihrer<br />

männlichen Kollegen auf. Mehr als zwei Drittel der <strong>Disponent</strong>innen wünschen sich<br />

Computergestützte Disposition, Kostenrechnung, Organisation von Abläufen in der Spedition,<br />

Persönlichkeitstraining und Planungstechniken als Trainingsgegenstände. Auf<br />

Erfahrungsaustausch, Mitarbeiterführung und Streßbewältigung entfallen vergleichsweise<br />

auffallend wenige Nennungen. Hier zeichnet sich ein Bild ab, nach dem <strong>Disponent</strong>innen<br />

durch den Erwerb von praxisorientierten Kenntnissen über Vorgehensweisen in der<br />

Disposition zunächst das ”<strong>Disponent</strong>en-Handwerk” erlernen und vertiefen möchten, aber<br />

Gegenständen, deren Relevanz erst durch längere, intensive und verantwortliche<br />

Dispositionstätigkeit deutlich werden kann, keine große Bedeutung beimessen.<br />

3.3.9. 3.3.9. 3.3.9. Schritte zur qualitativen qualitativen Validierung der Befragungsergebnisse<br />

Aussagen zur Reliabilität und Validität der Befragungsergebnisse lassen sich mit<br />

Instrumenten der quantitativen Sozialforschung nicht bzw. nur für Teilbereiche ermitteln. Aus<br />

diesem Grund wird hier auf Instrumente der qualitativen Sozialforschung zurückgegriffen, um<br />

die Verläßlichkeit der Befragungsergebnisse zu diskutieren.<br />

Dazu wurden zum einen Ergebnisse der <strong>Disponent</strong>enbefragung mit den Ergebnissen einer<br />

Befragung von Führungskräften und Unternehmensberatern verglichen. Methodisch ist dieses<br />

Verfahren nach MERRIAM [1988] der triangulation, nach PATTON [1990] der triangulation of<br />

sources. Zum anderen wurden die Ergebnisse der <strong>Disponent</strong>enbefragung einem Expertenkreis<br />

zur Diskussion und Stellungnahme vorgestellt. Nach MERRIAM [1988] handelt es sich hier um<br />

eine peer examination, nach PATTON [1990] um eine analyst triangulation [vgl. MERRIAM,<br />

1988, 170 - 173; PATTON, 1990, 464].<br />

3.3.9.1. 3.3.9.1. Vergleich der der <strong>Disponent</strong>enbefragung <strong>Disponent</strong>enbefragung <strong>Disponent</strong>enbefragung mit mit Aussagen Aussagen von von Führungskräften Führungskräften und<br />

und<br />

Beratern<br />

Beratern<br />

Parallel zur <strong>Disponent</strong>enbefragung wurde eine Befragung von Führungskräften aus<br />

Speditionsunternehmen sowie einschlägigen Unternehmensberatern aus der Branche<br />

durchgeführt. Insgesamt 27 Personen beteiligten sich an der Befragung. Abb. 3/45 zeigt die<br />

Aufschlüsselung der Stichprobe nach Status bzw. Funktion im Unternehmen.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 144<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

(%) 15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Inhaber/<br />

Geschäftsführer<br />

Status bzw. Funktion der Befragten im Unternehmen<br />

Niederlassungsleiter<br />

Speditionsleiter<br />

Abb. 3/45: Aufschlüsselung der Stichprobe nach Status bzw. Funktion im Unternehmen<br />

Ihnen wurde ein Fragebogen vorgelegt, dessen Inhalt i.w. den Teilen 2 c (Bewertung von 24<br />

ausgewählten für die Tätigkeit notwendigen Schlüsselqualifikationen nach Wichtigkeit,<br />

Schwierigkeit, Nützlichkeit und Anerkennung) und 3 (Formulierung von Wünschen an das zu<br />

planende Trainingsprogramm entsprach.<br />

Im folgenden werden die Aussagen der Führungskräfte zu diesen Aspekten mit denen der<br />

<strong>Disponent</strong>en verglichen und kommentiert.<br />

� notwendige Einarbeitungszeit<br />

Gaben die <strong>Disponent</strong>en mit durchschnittlich mehr als einem Jahr schon eine recht lange<br />

notwendige Einarbeitungszeit an, um als <strong>Disponent</strong> gut arbeiten zu können, schätzen<br />

Führungskräfte und Berater die Dauer dieser Einarbeitungszeit noch höher ein. Die<br />

durchschnittliche Einarbeitungszeit liegt demnach für sie bei ca. 1,5 Jahren.<br />

� Bewertung der für <strong>Disponent</strong>en notwendigen Schlüsselqualifikationen<br />

Den Führungskräften und Beratern wurde derselbe Katalog von Schlüsselqualifikationen zur<br />

Bewertung vorgelegt wie den <strong>Disponent</strong>en.<br />

Die Führungskräfte und Berater gaben auf die Bewertungsfragen ausführlichere Antworten<br />

als die <strong>Disponent</strong>en, d.h. sie nutzten die Möglichkeit, jeweils bis zu fünf<br />

Schlüsselqualifikationen zur Beantwortung zu nennen intensiver aus als die <strong>Disponent</strong>en. Im<br />

einzelnen wurden bei den jeweiligen Fragen durchschnittlich folgende Anzahl von<br />

Schlüsselqualifikationen genannt:<br />

Dispositionsleiter<br />

Verbandsvertreter<br />

Berater


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 145<br />

Frage Anzahl Antworten Anzahl Antworten<br />

<strong>Disponent</strong>en (Ø) Führungskräfte (Ø)<br />

Welche Fähigkeiten werden wohl in Zukunft an<br />

Bedeutung zunehmen?<br />

4,5 4,0<br />

Von welchen Fähigkeiten nehmen Sie an, daß ihre<br />

Bedeutung zukünftig abnehmen wird?<br />

1,0 2,2<br />

Welche dieser Fähigkeiten bereitet zu Beginn der<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeit Mühe?<br />

2,3 3,6<br />

Welche dieser Fähigkeiten hilft <strong>Disponent</strong>en den Streß<br />

nicht allzu hoch werden zu lassen?<br />

3,2 3,8<br />

Welche dieser Fähigkeiten läßt <strong>Disponent</strong>en in den<br />

Augen von Vorgesetzten erfolgreich sein?<br />

2,2 4,1<br />

Welche dieser Fähigkeiten schätzen Kunden an<br />

<strong>Disponent</strong>en besonders?<br />

3,4 3,8<br />

Welche dieser Fähigkeiten verschafft <strong>Disponent</strong>en<br />

Respekt und Anerkennung bei Kollegen?<br />

3,2 4,2<br />

Welche dieser Fähigkeiten schätzen Mitarbeiter (z.B.<br />

Fahrer) an <strong>Disponent</strong>en besonders?<br />

3,0 3,6<br />

Tab. 3/16: Vergleich der Anzahl der Antworten bei Auswahlfragen<br />

Hieraus ergibt sich für die folgenden Vergleiche der Einzelbewertungen, daß die<br />

Bewertungen der Schlüsselqualifikationen durch die Führungskräfte und Berater von<br />

vornherein etwas höher ausfallen als die der <strong>Disponent</strong>en, weil die Angabe in Prozent die<br />

tatsächliche Häufigkeit von Nennungen nicht berücksichtigt. Trotzdem lassen sich wichtige<br />

Übereinstimmungen und Unterschiede feststellen.<br />

� Bedeutungszunahme von Schlüsselqualifikationen<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

(%) 40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Kostenbewußtsein<br />

haben<br />

Bedeutungszunahme von Schlüsselqualifikationen (Auswahl)<br />

unternehmerisch<br />

denken können<br />

belastbar sein<br />

flexibel sein<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen<br />

können<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

Führungskräfte <strong>Disponent</strong>en<br />

Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können<br />

selbständig<br />

arbeiten können<br />

Abb. 3/46: Bedeutungszunahme von Schlüsselqualifikationen<br />

Zählten bereits bei den <strong>Disponent</strong>en kostenorientiertes und unternehmerisches Denken zu den<br />

Schlüsselqualifikationen, bei denen viele der Befragten einen großen Bedeutungszuwachs<br />

erwarteten, ist dieses Bild bei den Führungskräften und Beratern noch deutlicher. Beide<br />

Schlüsselqualifikationen werden in diesem Zusammenhang am höchsten bewertet,<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

zuverlässig sein


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 146<br />

Kostenbewußtsein haben sogar mit ca. 78 %. Hier schlägt sich insbesondere der große<br />

Kostendruck nieder, dem sich viele Unternehmen des Gewerbes ausgesetzt sehen. Aber auch<br />

die Verantwortung des <strong>Disponent</strong>en für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens wird in<br />

der Bewertung deutlich.<br />

Die anderen Schlüsselqualifikationen, bei denen in geringerem Maße ein Bedeutungszuwachs<br />

erwartet wird, können als Ableitung bzw. Operationalisierung dieser Sicht der Rolle des<br />

<strong>Disponent</strong>en im Rahmen der speditionellen Leistungserbringung interpretiert werden.<br />

Interessant ist die Tatsache, daß bei Schlüsselqualifikationen, die in diesem Zusammenhang<br />

von <strong>Disponent</strong>en relativ hoch bewertet werden, wie z.B. Organisationsvermögen haben,<br />

selbständig arbeiten können, Durchsetzungsvermögen haben und zuverlässig sein in der Sicht<br />

von Führungskräften und Beratern kein derartiger Bedeutungszuwachs erwartet wird. Hier<br />

stimmen Selbst- und Fremdwahrnehmung von <strong>Disponent</strong>en nicht überein: Führungskräfte und<br />

Berater sehen die zukünftigen <strong>Disponent</strong>en nicht in dem Maße als selbständigen,<br />

zuverlässigen und durchsetzungsfähigen Organisator von Transportprozessen, wie nämlich<br />

die betroffenen Mitarbeiter die Entwicklung ihrer Berufsrolle in offensichtlicher<br />

Fortschreibung gegenwärtiger Anforderungen antizipieren.<br />

� Bedeutungsabnahme von Schlüsselqualifikationen<br />

Hier ähneln sich in hohem Maße die Bewertungen der <strong>Disponent</strong>en im Vergleich zu den<br />

Führungskräften und Beratern.<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

(%)<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

risikobereit sein<br />

Bedeutungsabnahme von Schlüsselqualifikationen (Auswahl)<br />

ein gutes<br />

Gedächtnis<br />

haben<br />

kreativ sein<br />

analytisch<br />

denken können<br />

Führungskräfte <strong>Disponent</strong>en<br />

systematisch<br />

arbeiten können<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

Abb. 3/47: Bedeutungsabnahme von Schlüsselqualifikationen<br />

Insbesondere die Risikobereitschaft, die Bereitschaft, sich einzulassen auf Situationen bei der<br />

Tourenplanung oder der Annahme von Aufträgen, die möglicherweise einen hohen Ertrag für<br />

das Unternehmen versprechen, bei denen allerdings ungewiß ist, ob die Tour oder der Auftrag<br />

termin- bzw. konditionengerecht erledigt werden kann, wird zukünftig an Bedeutung<br />

verlieren. Dies prognostizieren ca. 62 % der Befragten.<br />

Einfühlungsvermögen<br />

haben


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 147<br />

Noch stärker als die <strong>Disponent</strong>en erwarten die Führungskräfte und Berater, daß der Einzug<br />

stabiler logistischer Systeme kreative Fähigkeiten des <strong>Disponent</strong>en überflüssig machen. Auch<br />

analytische Fähigkeiten werden weniger benötigt.<br />

Die zukünftige Bedeutung des Kriteriums Durchsetzungsvermögen wird von den<br />

Führungskräften und Beratern nicht einheitlich beurteilt. 7,4 % der Befragten glauben, daß<br />

diese Schlüsselqualifikation an Bedeutung zunehmen wird; hingegen geben 11,1 % an, daß<br />

sie an Bedeutung verlieren wird. Möglicherweise wirkt sich hier die unterschiedliche<br />

Herkunft der Befragten aus. Es ist anzunehmen, daß gerade für kleine und mittlere<br />

Unternehmen des Gewerbes, die um Frachten und Ladungen kämpfen müssen und die noch<br />

durch eine ausgeprägte hierarchische Struktur gekennzeichnet sind, das<br />

Durchsetzungsvermögen des <strong>Disponent</strong>en am Markt und gegenüber dem eigenen<br />

Fahrpersonal von Bedeutung bleibt, während Unternehmen, die sich aktiv auf dem Markt<br />

bewegen oder in logistische Systemlösungen eingebunden sind, das Durchsetzungsvermögen<br />

eher als Artefakt ansehen.<br />

� Schlüsselqualifikationen, mit denen <strong>Disponent</strong>en anfangs Schwierigkeiten haben<br />

Die Führungskräfte schätzen die Schlüsselqualifikationen, die nach ihrer Meinung an<br />

Bedeutung zunehmen werden, im wesentlichen auch gleichzeitig als diejenigen ein, mit denen<br />

<strong>Disponent</strong>en in der Anfangsphase ihrer Tätigkeit Schwierigkeiten haben.<br />

50,00<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

(%) 25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Kostenbewußtsein<br />

haben<br />

Schwierigkeiten in der Anfangsphase (Auswahl)<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können<br />

unternehmerisch<br />

denken können<br />

geschickt<br />

verhandeln<br />

können<br />

Führungskräfte/Berater <strong>Disponent</strong>en<br />

risikobereit sein<br />

geschickt im<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

geschickt<br />

akquirieren<br />

können<br />

Abb. 3/48: Schlüsselqualifikationen, mit denen <strong>Disponent</strong>en in der Anfangsphase Schwierigkeiten haben<br />

Kostenbewußtsein wird von den Führungskräften und Beratern ganz eindeutig<br />

hervorgehoben. Es besteht ein deutlicher Unterschied zu der Einschätzung der <strong>Disponent</strong>en,<br />

die hier in weitaus geringerem Maße Schwierigkeiten in der Anfangsphase einräumen. Dieses<br />

Bild wird ergänzt durch die Bewertung des Kriteriums unternehmerisches Denken aus Sicht<br />

von Führungskräften und Beratern, nach dem die <strong>Disponent</strong>en anfänglich deutliche<br />

Schwierigkeiten haben, die Situation des gesamten Unternehmens in ihre<br />

Dispositionsentscheidungen miteinzubeziehen.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 148<br />

Der Zusammenhang Durchsetzungsvermögen und Mitarbeitermotivation und -führung ist<br />

darüber hinaus von besonderem Interesse. Insgesamt wird dieser auf Mitarbeiter bezogene<br />

Komplex von Schlüsselqualifikationen als schwierig zu erwerben eingeschätzt. Das gilt aus<br />

der Sicht der <strong>Disponent</strong>en ebenso wie derjenigen der Führungskräfte und Berater.<br />

Andererseits werden Unterschiede in der Akzentuierung deutlich. Betonen die <strong>Disponent</strong>en<br />

das Durchsetzungsvermögen als schwierig zu erwerben, wird dies erklärlich vor dem<br />

Hintergrund ihrer beruflichen Erfahrung aus einer Zeit, in der eher ‘hemdsärmelige’<br />

Umgangsformen zwischen Verwaltungsmitarbeitern und gewerblichem Personal für das<br />

Gewerbe kennzeichnend waren. Hier konnte der <strong>Disponent</strong> seine Aufgaben nur dann<br />

erfolgreich erledigen, wenn er seine Führungsrolle gegenüber den Fahrern so ausfüllte, daß er<br />

sich eben durchsetzte. Führungskräfte und Berater betonen, daß Mitarbeitermotivation und -<br />

führung zu den schwer zu erwerbenden Schlüsselqualifikationen gehört. Dabei liegen<br />

offensichtlich eher neuere Formen der Mitarbeiterführung zugrunde, bei denen das<br />

Durchsetzen nur ein Element unter verschiedenen Führungs- und Motivationsinstrumenten ist.<br />

Insofern kann man die Bewertung der <strong>Disponent</strong>en tendenziell eher als<br />

vergangenheitsorientiert, die der Führungskräfte und Berater tendenziell eher als gegenwarts-<br />

bzw. zukunftsorientiert bezeichnen.<br />

� streßmildernde Schlüsselqualifikationen<br />

50,00<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

(%) 25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

belastbar sein<br />

Streßmildernde Schlüsselqualifikationen (Auswahl)<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

einsatzfreudig und<br />

engagiert sein<br />

flexibel sein<br />

geschickt im<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

systematisch<br />

arbeiten können<br />

analytisch denken<br />

können<br />

Führungskräfte <strong>Disponent</strong>en<br />

Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können<br />

selbständig<br />

arbeiten können<br />

Abb. 3/49: streßmildernde Schlüsselqualifikationen<br />

Die Bewertung der Führungskräfte und Berater entspricht in diesem Punkt weitgehend der<br />

befragten <strong>Disponent</strong>en.<br />

Auffällig ist jedoch die Betonung des Kriteriums Organisationsvermögen, das die<br />

Führungskräfte und Berater an die erste Stelle der streßmildernden Schlüsselqualifikationen<br />

gesetzt haben. Damit ist die Kernkompetenz für die Auftragsabwicklung genannt.<br />

Offensichtlich sind die Führungskräfte und Berater der Auffassung, daß ein <strong>Disponent</strong>, der<br />

sein Handwerk beherrscht und zudem belastbar ist, damit i.w. gerüstet ist, den<br />

berufsbedingten Streß aushalten zu können. Als entlastend wird weiterhin die Fähigkeit, in<br />

ein gutes<br />

Gedächtnis haben<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

kreativ sein


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 149<br />

einem Team arbeiten zu können, eingeschätzt, womit nicht nur <strong>Disponent</strong>en-Teams gemeint<br />

sein dürften, sondern Kooperationsbeziehungen über verschiedene Unternehmensfunktionen<br />

hinweg oder entlang von logistischen Ketten.<br />

� Schlüsselqualifikationen, über die berufliche Wertschätzung definiert wird<br />

Die Frage, wodurch <strong>Disponent</strong>en von den Personen, mit denen sie im beruflichen Alltag<br />

umgehen, Anerkennung, Respekt und Bestätigung erfahren, führt dahin, worüber sich<br />

<strong>Disponent</strong>en in ihrer beruflichen Rolle definieren, wenn man davon ausgeht, daß die<br />

<strong>Disponent</strong>en diese Anforderungen wahrnehmen und ihnen entsprechen wollen.<br />

Zunächst ist dabei von Interesse, welche Schlüsselqualifikationen Vorgesetzte an ihren<br />

<strong>Disponent</strong>en schätzen. Die Einschätzung der befragten Führungskräfte und Berater zeigt Abb.<br />

3/50.<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

(%) 30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Kostenbewußtsein<br />

haben<br />

Von Vorgesetzten geschätzte Schlüsselqualifikationen (Auswahl)<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

unternehmerisch<br />

denken können<br />

belastbar sein<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen<br />

können<br />

Führungskräfte <strong>Disponent</strong>en<br />

Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können<br />

zuverlässig sein<br />

selbständig<br />

arbeiten können<br />

Abb. 3/50: Von Vorgesetzten geschätzte Schlüsselqualifikationen<br />

Kostenbewußtsein wird hier sowohl von den befragten <strong>Disponent</strong>en als auch von den<br />

Führungskräften und Beratern an erster Stelle genannt. Während die <strong>Disponent</strong>en danach<br />

Zuverlässigkeit und Selbständigkeit betonen, nennen Führungskräfte und Berater<br />

Organisations- und Durchsetzungsvermögen.<br />

einsatzfreudig<br />

und engagiert<br />

sein<br />

Weitgehend übereinstimmend sind die Bewertungen der Kundensicht auf den <strong>Disponent</strong>en.


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 150<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

(%) 40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

zuverlässig sein<br />

Von Kunden geschätzte Schlüsselqualifikationen (Auswahl)<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen<br />

können<br />

flexibel sein<br />

kommunikationsfähig<br />

sein<br />

einsatzfreudig<br />

und engagiert<br />

sein<br />

Führungskräfte <strong>Disponent</strong>en<br />

Einfühlungsvermögen<br />

haben<br />

verantwortungsbewußt<br />

sein<br />

Abb. 3/51: Von Kunden geschätzte Schlüsselqualifikationen<br />

Hier stehen Zuverlässigkeit, die Kundenpflege und die Flexibilität im Vordergrund.<br />

Offensichtlich wird damit die Fähigkeit beschrieben, den Kunden in seinen<br />

Qualitätsanforderungen und seinen Wünschen unbedingt zufriedenzustellen.<br />

Die Bewertung der Schlüsselqualifikationen auf dem Hintergrund, welche Fähigkeiten und<br />

Eigenschaft <strong>Disponent</strong>en aneinander schätzen, ist bei <strong>Disponent</strong>en und Führungskräften und<br />

Beratern unterschiedlich akzentuiert - sieht man einmal von der ähnlich hoch eingeschätzten<br />

Zuverlässigkeit ab.<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

(%)<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

Von Kollegen geschätzte Schlüsselqualifikationen (Auswahl)<br />

zuverlässig sein<br />

einsatzfreudig<br />

und engagiert<br />

sein<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

Führungskräfte <strong>Disponent</strong>en<br />

Einfühlungsvermögen<br />

haben<br />

Abb. 3/52: Von Kollegen geschätzte Schlüsselqualifikationen<br />

Führungskräfte und Berater gehen davon aus, daß das Durchsetzungsvermögen unter<br />

<strong>Disponent</strong>en einen hohen Stellenwert hat. Dies ist insofern bemerkenswert, weil diese<br />

flexibel sein<br />

ein gutes<br />

Gedächtnis<br />

haben<br />

selbständig<br />

arbeiten können


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 151<br />

Schlüsselqualifikation in ihrer zukünftigen Bedeutung eher negativ eingeschätzt wurde. Für<br />

<strong>Disponent</strong>en selbst spielt Durchsetzungsvermögen unter dem Aspekt der Wertschätzung unter<br />

Berufskollegen nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Von weitaus größerer Bedeutung für sie ist die Flexibilität. Der Respekt untereinander wird<br />

also v.a. daran festgemacht, wie schnell sich ein <strong>Disponent</strong> auf Veränderungen der<br />

Gegebenheiten, auf Änderungsnotwendigkeiten bei der Tourenplanung, auf Störungen etc.<br />

einstellen kann. In Kombination mit einer hohen Zuverlässigkeit ergibt dies einen ‘guten<br />

<strong>Disponent</strong>en’ aus der Sicht der Kollegen.<br />

Zuverlässigkeit ist gleichermaßen nach Ansicht von <strong>Disponent</strong>en sowie Führungskräften und<br />

Beratern das entscheidende Qualitätskriterium für einen <strong>Disponent</strong>en aus der Sicht seiner<br />

nachgeordneten Mitarbeiter, wie z.B. Lager- und Verwaltungspersonal oder Fahrer. Auch<br />

sonst weisen die Beurteilungen beider Stichproben große Ähnlichkeiten auf (vgl. Abb. 3/53).<br />

Auffällig ist deren besondere Betonung sozialer Kompetenzen, die unter dem Gesichtspunkt<br />

der Wertschätzung aus der Sicht von Vorgesetzten, Kunden und auch Kollegen jedoch nur<br />

eine untergeordnete Rolle spielen.<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

(%)<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

zuverlässig sein<br />

Von Mitarbeitern geschätzte Schlüsselqualifikationen (Auswahl)<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

flexibel sein<br />

Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können<br />

kommunikationsfähig<br />

sein<br />

Führungskräfte <strong>Disponent</strong>en<br />

geschickt mit<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

Einfühlungsvermögen<br />

haben<br />

Abb. 3/53: Von Mitarbeitern geschätzte Schlüsselqualifikationen<br />

Faßt man die Ergebnisse der vier Einzelbewertungen zusammen, ergibt sich folgendes Bild:<br />

Organisationsvermögen<br />

haben


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 152<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

(%)<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

analytisch denken können<br />

selbständig arbeiten können<br />

kreativ sein<br />

Schlüsselqualifikationen, über die Wertschätzung definiert wird<br />

systematisch arbeiten<br />

können<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

unternehmerisch denken<br />

können<br />

Kostenbewußtsein haben<br />

verantwortungsbewußt sein<br />

belastbar sein<br />

zuverlässig sein<br />

einsatzfreudig und engagiert<br />

sein<br />

flexibel sein<br />

eigenverantwortlich handeln<br />

ein gutes Gedächtnis haben<br />

risikobereit sein<br />

geschickt verhandeln<br />

können<br />

Mittelwert Führungskräfte Mittelwert <strong>Disponent</strong>en<br />

geschickt akquirieren<br />

können<br />

gut mit Kunden umgehen<br />

können<br />

in einem Team arbeiten<br />

können<br />

Mitarbeiter motivieren und<br />

führen können<br />

Abb. 3/54: Schlüsselqualifikationen, über die Wertschätzung definiert wird<br />

Bei der Ermittlung der Kurven wurden die Ergebnisse der Bewertungen, welche<br />

Schlüsselqualifikationen Vorgesetzte, Kunden, Kollegen (andere <strong>Disponent</strong>en) und<br />

Mitarbeiter an <strong>Disponent</strong>en besonders schätzen, zunächst addiert und dann durch vier geteilt,<br />

um so Durchschnittswerte zu erzielen.<br />

Hier fällt zunächst die große Ähnlichkeit der Kurven auf. Die Qualifikationsprofile, die<br />

<strong>Disponent</strong>en sowie Führungskräfte und Berater zeichnen, entsprechen sich im wesentlichen.<br />

Besonders wichtige Schlüsselqualifikationen sind demnach<br />

� zuverlässig sein � einsatzfreudig und engagiert sein<br />

� flexibel sein � Organisationsvermögen haben<br />

Hierbei handelt es sich in Anlehnung an BUNK um Verhaltensqualifikationen mit<br />

intrapersonaler Bedeutung [vgl. REFA, 1991, 165], die man auch im wesentlichen als<br />

Charaktereigenschaften bezeichnen kann, die aus der Sicht anderer einen guten <strong>Disponent</strong>en<br />

ausmachen. Kostenbewußtsein und unternehmerisches Denken spielen auch aus der Sicht der<br />

Führungskräfte und Berater in diesem Zusammenhang keine besondere Rolle.<br />

Als Unterschiede in den Bewertungen der beiden Stichproben läßt sich festhalten, daß<br />

• aus Sicht der <strong>Disponent</strong>en selbständiges Arbeiten und Flexibilität einen höheren<br />

Stellenwert für die ihnen entgegengebrachte Wertschätzung haben<br />

• Führungskräfte und Berater hier das Durchsetzungsvermögen und den gesamten Bereich<br />

der sozialen Kompetenzen deutlich höher bewerten.<br />

� gewünschte Gegenstände der Trainingsbausteine<br />

Auch die Führungskräfte und Berater wurden aufgefordert, diejenigen Gegenstände<br />

anzugeben, die sie für ein <strong>Disponent</strong>entrainings-Programm als notwendig erachten.<br />

Einfühlungsvermögen haben<br />

kommunikationsfähig sein<br />

geschickt im Umgang mit<br />

Menschen sein


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 153<br />

Die am häufigsten genannten Gegenstände sind<br />

• Computergestützte<br />

Disposition<br />

• Mitarbeiterführung<br />

• Planungstechnike<br />

• Teamarbeit<br />

• Kostenrechnung<br />

Vergleicht man dieses Ergebnis mit den Wünschen, die <strong>Disponent</strong>en an ein<br />

Trainingsprogramm richten, stellt sich das Ergebnis so dar:<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

(%) 40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Computergestützte<br />

Disposition<br />

Gewünschte Inhalte der Trainingsbausteine (Auswahl)<br />

Mitarbeiterführung<br />

Teamarbeit<br />

Kostenrechnung<br />

Planungstechniken<br />

Akquisition<br />

Telefonverkauf<br />

<strong>Disponent</strong>en Führungskräfte<br />

Streßbewältigung<br />

Organisation<br />

speditioneller<br />

Abläufe<br />

Abb. 3/55: Vergleich der Stichproben hinsichtlich gewünschter Inhalte der Trainingsbausteine<br />

Hier fällt zunächst einmal auf, daß die Führungskräfte und Berater den Erfahrungsaustausch<br />

nicht vergleichbar hoch bewerten wie die <strong>Disponent</strong>en. Hier spiegelt sich möglicherweise die<br />

Befürchtung wider, <strong>Disponent</strong>en könnten über Erfahrungsaustausch Kenntnisse und<br />

Informationen weitergeben, die einen möglichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen<br />

Unternehmen des Gewerbes ausmachten.<br />

Computergestützte Disposition wird als Gegenstand der Trainingsbausteine von<br />

Führungskräften und Beratern noch wichtiger eingeschätzt als von <strong>Disponent</strong>en.<br />

Wahrscheinlich werden hier von den Unternehmensleitungen verstärkt Rationalisierungs-<br />

bzw. Qualitätsverbesserungspotentiale vermutet.<br />

Der Teamarbeit messen die Führungskräfte und Berater einen deutlich höheren Stellenwert<br />

bei als <strong>Disponent</strong>en. Möglicherweise sehen die Führungskräfte hier einen großen<br />

Nachholbedarf, der unbedingt befriedigt werden soll, wenn die strukturellen Entwicklungen<br />

im Gewerbe weiter bzw. verstärkt in Richtung auf Systemlösungen mit verschiedenen<br />

kooperierenden und aufeinander abzustimmenden Entscheidungsstellen in logistischen Ketten<br />

oder Netzen läuft.<br />

Deutlicher als die <strong>Disponent</strong>en heben die Führungskräfte und Berater kundenorientierte<br />

Aktivitäten wie Akquisition und Telefonverkauf hervor. Es dominiert die Einschätzung, im<br />

<strong>Disponent</strong>en mehr als die Abwickler von Transportprozessen zu sehen und seine Tätigkeit in<br />

verschiedene auch kundenorientierte Richtungen zu dimensionieren.<br />

Problemlösetechniken<br />

Erfahrungsaustausch


Ergebnisse einer Befragung von <strong>Disponent</strong>en zu Arbeitssituation und Qualifizierungsbedarf 154<br />

� Lernformen und zeitliche Strukturierung des Trainings<br />

Im Hinblick auf die zeitliche Strukturierung des Trainings präferieren die Führungskräfte und<br />

Berater zweitägige Veranstaltungen im Abstand von zwei Monaten. Auch Wochenkurse<br />

werden für geeignet gehalten. Hier ist das Befragungsergebnis nicht so ‘kurzrhythmisch’ wie<br />

bei den <strong>Disponent</strong>en.<br />

Im Vergleich mit dem Ergebnis der <strong>Disponent</strong>enbefragung favorisieren die Führungskräfte<br />

und Berater in noch stärkerem Maße interaktive Lernformen.<br />

Trianguliert man die Ergebnisse der <strong>Disponent</strong>en- mit denen der Führungskräfte-Befragung,<br />

so kann als Resultat entweder eine weitgehende Übereinstimmung oder eine durch die<br />

unterschiedliche Standortgebundenheit der Bewertungen durch <strong>Disponent</strong>en und<br />

Führungskräfte/Berater erklärbare Abweichung in den Einschätzungen der einzelnen Aspekte<br />

der <strong>Disponent</strong>entätigkeit bzw. des Qualifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

festgestellt werden, die die Ergebnisse der <strong>Disponent</strong>en-Befragung weitgehend qualitativ<br />

validiert.<br />

3.3.9.2. 3.3.9.2. Diskussion Diskussion der der Ergebnisse Ergebnis<br />

Ergebnis se der der <strong>Disponent</strong>enbefragung <strong>Disponent</strong>enbefragung in in in einem einem Expertenkreis<br />

Expertenkreis<br />

Erste Befragungsergebnisse wurden im Dezember 1995 einem Expertenkreis zur Diskussion<br />

und Bewertung vorgelegt. 18 Der Expertenkreis setzte sich aus drei Spediteuren (Inhabern von<br />

kleinen und mittleren Speditionsunternehmern), fünf Wissenschaftlern, die mit<br />

sozialwissenschaftlich ausgerichteten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im<br />

Speditionsgewerbe vertraut sind, sowie je einem Vertreter der Tarifvertragsparteien des<br />

Gewerbes und einem mit Qualifikationsmaßnahmen für Mitarbeiter der Branche betrauten<br />

Unternehmensberater zusammen.<br />

Im Vordergrung der Präsentation standen die Befunde zur Arbeitssituation und zur Bewertung<br />

der Teiltätigkeiten von Transport-<strong>Disponent</strong>en sowie die Ableitung der Zielfelder für eine<br />

<strong>Disponent</strong>enqualifizierung.<br />

Die Bewertung der Teiltätigkeiten wurde von den Experten einvernehmlich als plausibel<br />

eingeschätzt und die weitgehende Übereinstimmung mit eigenen Beobachtungen im Gewerbe<br />

festgestellt. Dabei wurde allerdings einschränkend hervorgehoben, daß die beschriebene<br />

Arbeitssituation lediglich auf Transport-<strong>Disponent</strong>en in kleinen und mittleren Unternehmen<br />

zuträfe, während <strong>Disponent</strong>en in industriell durchstrukturierten bzw. Konzern-Speditionen<br />

unter grundsätzlich anderen Bedingungen tätig wären, die v.a. durch systembedingt starre<br />

Arbeitsabläufe, beschränkteres Spektrum von Teiltätigkeiten, höhere Arbeitsteilung und<br />

Dominanz der EDV-gestützten Steuerung der speditionellen Abläufe gekennzeichnet seien,<br />

die insbesondere die Handlungs- und Entscheidungsspielräume der dort beschäftigten<br />

<strong>Disponent</strong>en stärker einschränkten als in kleinen und mittleren Unternehmen des Gewerbes.<br />

Entsprechend seien die benannten Zielfelder der <strong>Disponent</strong>enqualifizierung im Hinblick auf<br />

die Orientierung auf Mitarbeiter von kleinen und mittleren Unternehmen angemessen.<br />

18 Dieser Expertenkreis stellte den Projektlenkungskreis des Vorhabens ”Arbeits- und Organisationsgestaltung<br />

von <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeiten” dar, in dessen Rahmen die Befragung durchgeführt wurde. Die Terminierung<br />

der Sitzung ließ nicht zu, daß die Ergebnisse auf der Basis der gesamten Stichprobe präsentiert<br />

werden konnte. Zum Zeitpunkt der Sitzung lagen erst 80 Fragebögen vor. Ein Vergleich der präsentierten<br />

Ergebnisse und der Ergebnisse auf der Basis der Auswertung aller 149 Fragebögen zeigt allerdings nur so<br />

marginale Unterschiede in den Ausprägungen der Bewertungen, daß sie für den hier zu behandelnden<br />

Zusammenhang vernachlässigbar sind.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 155<br />

3.4. 3.4. Diskussion Diskussion der der Befragungs Befragungs-Ergebnisse Befragungs Befragungs Ergebnisse mit Betroffenen in einem <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en-<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Arbeitskreis Arbeitskreis (kommunikative (kommunikative Validierung) Validierung) und und und Ableitung Ableitung von von Zielfeldern Zielfeldern Zielfeldern für für ein<br />

ein<br />

Qualifizierungssystem Qualifizierungssystem für für Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Zur kommunikativen Validierung der Ergebnisse der schriftlichen <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

und der darauf aufbauenden partizipativ orientierten Entwicklung eines<br />

Qualifizierungssystems für Transport-<strong>Disponent</strong>en wurde ein <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis<br />

eingerichtet. Dabei repräsentierten die Mitglieder dieses <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises die an<br />

der schriftlichen Befragung beteiligten <strong>Disponent</strong>en. Insgesamt wirkten im <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis zwölf <strong>Disponent</strong>en mit. Aufgrund betrieblicher Erfordernisse in den einzelnen<br />

Unternehmen konnten nicht immer alle Arbeitskreismitglieder an allen Sitzungen teilnehmen.<br />

Im Laufe des Projektes kam der Arbeitskreis zu insgesamt sieben jeweils eintägigen<br />

Arbeitssitzungen zusammen. Abb. 3/56 zeigt die Verknüpfung der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

mit der Arbeitskreisarbeit im zeitlichen Verlauf.<br />

im <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis<br />

Erste Gespräche in acht<br />

Unternehmen mit <strong>Disponent</strong>en und<br />

Erhebungen zur Arbeitssituation<br />

Konstituierung des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises mit insgesamt 13<br />

mitwirkenden <strong>Disponent</strong>en<br />

Hinführung zur Thematik der<br />

Arbeitskreisarbeit<br />

Kommunikative Validierung der<br />

Ergebnisse der schriftlichen<br />

<strong>Disponent</strong>en-Befragung und<br />

Festlegung der Zielfelder der<br />

Qualifizierung<br />

Weitere Arbeiten zur Erarbeitung,<br />

Verabschiedung und Evaluierung<br />

des Qualifizierungssystems<br />

außerhalb des<br />

<strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises<br />

Erarbeitung eines<br />

Erhebungsinstruments für die<br />

schriftliche <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Durchführung der schriftlichen<br />

<strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Auswertung, qualitative Validierung<br />

und Verdichtung der<br />

Befragungsergebnisse<br />

Abb. 3/56: Verknüpfung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises mit der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Methodisch waren die Arbeitskreissitzungen als weitgehend offene Lernsituationen in Form<br />

von Workshops angelegt. Kernelement dabei war die Moderationsmethode [vgl. Kap. 1.2],<br />

die es erlaubte, die Workshop-Arbeit stark teilnehmerorientiert zu gestalten. Gleichzeitig<br />

konnte durch die Visualisierung der Diskussionen - i.w. über Karten und Pinwände - der


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 156<br />

Arbeitsfortschritt während der Sitzungen permanent und für alle sichtbar dokumentiert<br />

werden.<br />

Während den teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en die Rolle der Experten für ihre eigene<br />

Arbeitssituation zukam, verstanden sich die drei Moderatoren des Arbeitskreises dabei ganz<br />

wesentlich als Experten für Lernen und Kommunikation. Die Moderatorenrolle umfaßte<br />

neben der Initiierung, Begleitung und Steuerung der Arbeits- und Lernprozesse der<br />

<strong>Disponent</strong>engruppe auch die Dokumentation der Ergebnisse der Arbeitskreisarbeit.<br />

3.4.1. 3.4.1. Zur Zur Repräsentativität Repräsentativität des des <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en Arbeitskreises<br />

Grundsätzlich erfolgt die kommunikative Validierung von Ergebnissen qualitativer<br />

Untersuchungen mit den befragten Subjekten [vgl. KVALE, 1995; MERRIAM, 1988, 169;<br />

SPÖHRING, 1989, 31 - 32; GROEBEN, 1986, 190 - 201]. In der hier vorliegenden<br />

Forschungssituation ist dies nicht möglich. Die Grundgesamtheit der Befragten soll daher<br />

durch den <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis als repräsentative Gruppe substituiert werden.<br />

Voraussetzung dafür ist, daß der <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis in seiner Zusammensetzung und<br />

seinen Bewertungen der Grundgesamtheit entspricht. Diese Entsprechung soll aufgrund der<br />

kleinen Gruppengröße des Arbeitskreises [N = 12] qualitativ durch eine gesonderte<br />

Auswertungen der von den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises ausgefüllten<br />

Fragebögen nachgewiesen werden. Dazu wird die Zusammensetzung der Stichprobe der<br />

<strong>Disponent</strong>en-Befragung mit der des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises zunächst hinsichtlich Alter,<br />

Geschlecht, Berufserfahrung, Schulbildung, Berufsausbildung und Arbeitssituation (Anzahl<br />

von <strong>Disponent</strong>en im Unternehmen, Anzahl zu disponierender Fahrzeuge,<br />

Unternehmensgröße, Tätigkeitszuschnitt, Arbeitszufriedenheit) verglichen, bevor überprüft<br />

wird, inwieweit sich die Einschätzungen von <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis und der<br />

Grundgesamtheit der befragten <strong>Disponent</strong>en hinsichtlich der Bewertungen der Teiltätigkeiten,<br />

der Schlüsselqualifikationen und der Themen für eine <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung<br />

entsprechen.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

100,00<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

[N = 149] mit der Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises [N = 12]<br />

nach Alter und Geschlecht<br />

unter 25<br />

26 - 30 Jahre<br />

31 - 35 Jahre<br />

36 - 40 Jahre<br />

41 - 45 Jahre<br />

46 - 50 Jahre<br />

mehr als 50 Jahre<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Abb. 3 /57: Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit der<br />

Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises nach Alter und Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 157<br />

Vergleicht man die Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit der<br />

Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises nach Alter und Geschlecht (vgl. Abb.<br />

3/57), so erkennt man, daß sich beide Gruppe ähneln. Zwar ist die altersmäßige<br />

Strukturierung unterschiedlich, doch ergibt sich ein ungefähr gleiches Durchschnittslalter mit<br />

ca. 32 Jahren. Auch ist die Anteil der weiblichen <strong>Disponent</strong>en unter den Mitgliedern des<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises deutlich höher als in der Befragung, doch bleibt ihr Anteil in<br />

beiden Fällen sehr gering.<br />

Ein ähnliches Bild ergibt der Vergleich der Stichproben nach Schulbildung und beruflicher<br />

Ausbildung (vgl. Abb. 3/58). Der Anteil der <strong>Disponent</strong>en mit Mittlerer Reife ist beim<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis deutlich höher als in der Befragung, doch es bestätigt sich die<br />

Tendenz, die in der Befragung sichtbar geworden ist, daß der überwiegende Teil der<br />

<strong>Disponent</strong>en seine Schulausbildung mit der Mittleren Reife abgeschlossen hat, während die<br />

Teile der Hauptschulabsolventen und der Abiturienten ungefähr gleich groß und deutlich<br />

kleiner sind. Bei den Berufsausbildungen ist der Anteil der Speditionskaufleute geringer als in<br />

der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung, der Anteil der fachlichen “Quereinsteiger”<br />

entsprechend höher. Der relative Anteil derjenigen <strong>Disponent</strong>en, die über eine kaufmännische<br />

Erstausbildung verfügen, ist in beiden Gruppen vergleichbar groß.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

[N = 149] mit der Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises [N = 12]<br />

nach Schul- und Berufsausbildung<br />

Hauptschul-<br />

Abschluß<br />

Mittlere Reife<br />

Abitur<br />

Sped.Kfm.<br />

and. kfm. Ausb.<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Abb. 3/58: Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit der<br />

Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises nach Schulbildung und Berufsausbildung<br />

Hinsichtlich der Berufserfahrung der <strong>Disponent</strong>en ist zwischen den Mitgliedern des<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises und der Stichprobe der Befragung kein deutlicher Unterschied<br />

festzustellen. Sie beträgt durchschnittlich jeweils etwas mehr als sechs Jahre.<br />

Der Vergleich der Arbeitssituation der <strong>Disponent</strong>en weist tendenzielle Unterschiede zwischen<br />

der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung und den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises auf. Insbesondere trifft dies auf das Tätigkeitsspektrum der <strong>Disponent</strong>en zu.<br />

Abb. 3/59 zeigt die relativen Häufigkeiten der einzelnen Teiltätigkeiten der <strong>Disponent</strong>en.<br />

Fahrer<br />

and. gew./t. Ausb.<br />

andere Ausb.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 158<br />

Kunden werben<br />

Ermittlung von Preisen<br />

Erstellen von Angeboten<br />

Auftragsannahme<br />

Auftragserfassung<br />

Zusammenstellung der Touren<br />

Einteilen Fahrzeuge/Fahrer<br />

Fahreranweisungen<br />

persönliche Gespräche mit Fahrern<br />

Mitarbeit bei Umschlag und Lager<br />

Erstellen von Frachtpapieren<br />

Selbst fahren<br />

Beschaffen von Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten<br />

Steuerung Subs<br />

Aufträge weitervermitteln<br />

Rechnungen schreiben<br />

Zahlungseingang überwachen<br />

Reklamationen bearbeiten<br />

Kundennachfragen bearbeiten<br />

Buchhaltung<br />

Lagerverwaltung /Hilfsmittel<br />

Kontrolle der Fahrzeuge<br />

Mitwirkung bei der Einstellung<br />

Kontrolle der Fahrer<br />

Bearbeitung Spesenabrechungen<br />

Analysen erstellen<br />

Wettbewerber beobachten<br />

Fachinformationen lesen<br />

Spektrum der <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeiten<br />

(Vergleich der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

[N = 149] mit dem <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis [N = 12])<br />

Ablage<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

% <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis % <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Abb. 3/69: Vergleich der Tätigkeitsspektren der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit der<br />

Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises<br />

Im Vergleich zur Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung ist die relative Häufigkeit der<br />

Teiltätigkeiten Kunden werben, Ermitteln von Preisen, Erstellen von Angeboten, Erstellen<br />

von Frachtpapieren, Beschaffen von Rück- und Ergänzungsfrachten, Steuerung von<br />

Subunternehmern, Rechnungen schreiben, Kontrolle der Fahrzeuge und Mitwirkung bei der<br />

Einstellung von Fahrpersonal bei den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises deutlich


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 159<br />

größer. Dabei bleiben die Profile der Aufgabenspektren in beiden Gruppen ähnlich. Die<br />

unterschiedliche Akzentuierung mag u.a. darauf zurückzuführen sein, daß die<br />

durchschnittliche Anzahl der genannten Teiltätigkeiten bei den Mitgliedern des<br />

<strong>Disponent</strong>enarbeitskreise mit 18 höher ist als bei der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

(Ø = 16,5). Außerdem mag die Charakteristik der einzelnen Unternehmen hier eine Rolle<br />

spielen.<br />

Stellt man die Zahlen der in den einzelnen Unternehmen tätigen <strong>Disponent</strong>en, die Anzahl der<br />

vom jeweiligen <strong>Disponent</strong>en zu disponierenden Fahrzeuge und die Größe der beschäftigenden<br />

Unternehmen (gemessen an der Mitarbeiterzahl) gegenüber, so ergibt sich folgendes Bild.<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

1<br />

Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

[N = 149] mit der Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises [N = 12]<br />

nach Anzahl <strong>Disponent</strong>en, Anzahl zu disponierender Fahrzeuge,<br />

Unternehmensgröße (Anzahl Mitarbeiter)<br />

2<br />

3 - 5<br />

5 - 10<br />

> 10<br />

< 5<br />

5 -10<br />

10 - 20<br />

20 - 50<br />

Anzahl <strong>Disponent</strong>en Anzahl zu disponierender Fahrzeuge Unternehmensgröße (Anzahl Mitarbeiter)<br />

> 50<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Abb. 3/60: Vergleich der Zusammensetzung der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung mit der<br />

Zusammensetzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises nach Anzahl der im Unternehmn tätigen <strong>Disponent</strong>en,<br />

Anzahl zu disponierender Fahrzeuge und Unternehmensgröße<br />

Es wird deutlich, daß die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreise überwiegend in Zweier-<br />

Teams arbeiten und in der Regel zwischen 20 und 50 Fahrzeuge disponieren, während die<br />

Nennungen bei der Anzahl der im jeweiligen Unternehmen beschäftigten <strong>Disponent</strong>en und<br />

der Anzahl der zu disponierenden Fahrzeuge bei der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

stärker streuen.<br />

Ein erheblicher Unterschied besteht in der Größe der Herkunftunternehmen. Während die<br />

ungefähre durchschnittliche Unternehmensgröße bei der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-<br />

Befragung bei ca. 130 bis 150 Mitarbeiter liegen dürfte, beträgt sie bei den Mitgliedern des<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises ca. 50 bis 60 Mitarbeiter. Da bereits festgestellt worden ist, daß<br />

die Anzahl der Teiltätigkeiten negativ mit der Unternehmensgröße korrelliert (vgl. Kap.<br />

3.3.4.), dürfte hier ein wesentlicher Grund für die o.g. Unterschiede im Tätigkeitsspektrum<br />

vorliegen.<br />

Der Vergleich der durchschnittlichen Bewertungen zur Arbeitszufriedenheit im <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis und in der <strong>Disponent</strong>en-Befragung konzentriert sich auf die Frage, inwieweit<br />

Übereinstimmungen dahingehend festgestellt werden können, welche Kriterien für die<br />

Arbeitszufriedenheit als problematisch eingeschätzt werden. Abb. 3/61 zeigt die aus den<br />

< 10<br />

10 - 20<br />

20 - 50<br />

50 - 100<br />

100 - 500<br />

> 500


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 160<br />

Mittelwerten der Bewertungen der Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreise ermittelten<br />

Problemfelder der Arbeitszufriedenheit:<br />

��Arbeitsplatzsicherheit<br />

��qualitative Anforderungen der Tätigkeit<br />

��Möglichkeit zu lernen<br />

��Selbständigkeit bei der Arbeit<br />

��Verantwortung bei der Arbeit<br />

��Entlohnung<br />

Dieses Ergebnis stimmt weitgehend mit den Ergebnissen der <strong>Disponent</strong>en-Befragung überein<br />

[vgl. Kap. 3.3.3.]. Arbeitsplatzsicherheit, die Möglichkeit bei der Arbeit zu lernen,<br />

Entlohnung und die qualitativen Anforderungen der Tätigkeit werden auch dort als<br />

Problemfelder für die Arbeitszufriedenheit genannt. Besondere Differenzen ergeben sich bei<br />

der Bewertung der Aufstiegsmöglichkeiten. Hier schätzen die Mitglieder die<br />

Aufstiegsmöglichkeiten deutlich als weniger problematisch ein als die <strong>Disponent</strong>en im<br />

Rahmen der schriftlichen Befragung. Dafür sind offensichtlich unternehmensspezifische<br />

Besonderheiten verantwortlich, die sich aufgrund der kleinen Stichprobengröße besonders<br />

stark auswirken.<br />

Für eine Untersuchung der Übereinstimmungen und Abweichungen bei den Bewertungen des<br />

Tätigkeitszuschnitts und des Katalogs von Schlüsselqualifikationen erscheint aufgrund der<br />

geringen Größe des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises eine Vergleich der relativen<br />

Nennhäufigkeiten bei den Bewertungsfragen nicht aussagekräftig. Daher konzentriert sich der<br />

Vergleich hier auf die zu den einzelnen Bewertungsfragen besonders häufig genannten<br />

Teiltätigkeiten bzw. Schlüsselqualifikationen. Die besonders häufigen Nennungen werden in<br />

der Reihenfolge der Nennhäufigkeit sortiert und die Rangzahlen in beiden Gruppen<br />

miteinander verglichen. Dabei werden nicht nur die direkten Rang-Übereinstimmungen,<br />

sondern auch tendenzielle Rang-Übereinstimmungen festgestellt, die dann vorliegen, wenn<br />

eine Teiltätigkeit oder Schlüsselqualifikation sowohl von den Mitgliedern des Arbeitskreise<br />

als auch von der Stichprobe der Befragung bei einer Frage häufig genannt wird, obwohl<br />

unterschiedliche Ränge ermittelt werden (z.B. Arbeitskreis = Rang 2; Befragung = Rang 4).<br />

Damit wird letztlich qualitativ überprüft, ob es eine Übereistimmung zwischen <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis und der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung hinsichtlich der Problemfelder<br />

der <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit und der Zielfelder einer Qualifizierung gibt.<br />

In diesen Vergleich werden insgesamt 51 besonders häufige Nennungen bei den sieben<br />

Bewertungsfragen bezüglich der Teiltätigkeiten und 62 besonders häufige Nennungen der<br />

acht Bewertungsfragen zum Katalog der Schlüsselqualifikationen einbezogen. Es wurden für<br />

beide Bereiche jeweils die relativen Häufigkeiten der direkten Rang-Übereinstimmungen<br />

(Rang Arbeitskreis = Rang Befragung), der relativen Rang-Übereinstimmungen (gehört bei<br />

Arbeitskreis und Befragung zu den “häufig genannten”, aber unterschiedliche Ränge) und der<br />

Nicht-Übereinstimmungen (gehört entweder nur bei Arbeitskreis oder Befragung zu den<br />

“häufig genannten”). Abb. 3/61 zeigt den Vergleich der Bewertungen der<br />

Schlüsselqualifikationen.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 161<br />

keine<br />

Übereinstimmung<br />

9,68%<br />

tendenzielle Rang-<br />

Übereinstimmung<br />

62,90%<br />

direkte Rang-<br />

Übereinstimmung<br />

27,42%<br />

Abb. 3/61: Übereinstimmungen in den Bewertungen der Schlüsselqualifikationen zwischen <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis und Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung (Bewertungen N = 62)<br />

In über 90 % der Fälle ist demnach mindestens eine tendenzielle Übereinstimmung in der<br />

Bewertung festzustellen. Ein ähnliches Bild ergibt sich aus dem Vergleich der Bewertungen<br />

der Teiltätigkeiten.<br />

keine<br />

Übereinstimmung<br />

23,53%<br />

tendenzielle Rang-<br />

Übereinstimmung<br />

45,10%<br />

direkte Rang-<br />

Übereinstimmung<br />

31,37%<br />

Abb. 3/62: Übereinstimmungen in den Bewertungen der Teiltätigkeiten zwischen <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis und<br />

Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung (Bewertungen N = 51)<br />

Hier ist das Ergebnis zwar nicht ganz so ausgeprägt, wie beim Vergleich der<br />

Übereinstimmungen in den Bewertungen der Schlüsselqualifikationen, doch ist bei mehr als<br />

75 % der Bewertungen zumindest eine tendenzielle Übereinstimmung festzustellen. Die<br />

relative Häufigkeit der direkten Rang-Übereinstimmungen ist bei der Bewertung der<br />

Teiltätigkeiten sogar noch höher als bei der Bewertung der Schlüsselqualifikationen.<br />

Ein anders Bild ergibt der Vergleich der inhaltlichen Wünsche an Qualifizierungsbausteine<br />

für <strong>Disponent</strong>en.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 162<br />

<strong>Disponent</strong>en (%)<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Erfahrungsaustausch<br />

Computergestützte<br />

Disposition<br />

Gewünschte Themen und Inhalte der Qualifizierungsbausteine<br />

Kostenrechnung<br />

Mitarbeiterführung<br />

Organisation<br />

Planungstechniken<br />

Gefahrgut<br />

Streßbewältigung<br />

Persönlichkeitstraining<br />

Problemlösetechniken<br />

Sozialvorschriften<br />

Teamarbeit<br />

Rechtsfragen<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis <strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Abb. 3/63: Gewünschte Themen der Qualifizierungsbausteine (<strong>Disponent</strong>en-Befragung N = 149; <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis N = 12)<br />

Dabei lassen sich die Abweichungen in den relativen Nennhäufigkeiten nur zum Teil dadurch<br />

erklären, daß die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis durchschnittlich eine größere<br />

Anzahl von Wünschen an eine Qualifizierungsprogramm abgaben (Ø = 8,92) als die<br />

Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-Befragung (Ø = 7,75). Hier werden individuelle<br />

Qualifizierungsbedarfe das Ergebnis aufgrund der kleinen Gruppengröße stärker beeinflußt<br />

haben als bei der Gesamtheit der Befragung.<br />

Faßt man den Vergleich des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises und der Stichprobe der Befragung<br />

hinsichtlich Alter, Geschlecht, Berufserfahrung, Schulbildung, Berufsausbildung und<br />

Arbeitssituation (Anzahl von <strong>Disponent</strong>en im Unternehmen, Anzahl zu disponierender<br />

Fahrzeuge, Unternehmensgröße, Tätigkeitszuschnitt, Arbeitszufriedenheit) zusammen, so läßt<br />

sich festhalten, daß sich die beiden Gruppen im Hinblick auf die (berufs-)biographische<br />

Strukturierung hinreichend weit entsprechen, daß man auf dieser Grundlage die<br />

Repräsentativität des Arbeitskreises feststellen kann.<br />

Im Hinblick auf die Arbeitssituation gilt das nur eingeschränkt. Hier sind wesentliche<br />

Unterschiede zwischen beiden Gruppen festzustellen, die i.w. daraus resultieren, daß die<br />

Konzentration auf kleine und mittlere Unternehmen des Gewerbes bei den Mitgliedern des<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises weitaus stärker ist als bei der Stichprobe der <strong>Disponent</strong>en-<br />

Befragung. Berücksichtigt man nun, daß das Ergebnis der gesamten Untersuchung genau auf<br />

die Gruppe der <strong>Disponent</strong>en in kleinen und mittleren Unternehmen zielt, wird die Eignung<br />

des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises für die kommunikative Validierung der <strong>Disponent</strong>en-<br />

Befragung durch die unterschiedliche Akzentuierung der Arbeitssituation nicht in Frage<br />

gestellt. Danach ist dann der Arbeitskreis zwar nicht als repräsentativ, doch als geeignet<br />

einzuschätzen.<br />

Bezüglich des Bewertungsverhaltens bei den Einschätzungen der Schlüsselqualifikationen<br />

und der Teiltätigkeiten ist eine große Übereinstimmung zwischen dem <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis und der Stichprobe der Befragung festzustellen, die die Annahme der<br />

Repräsentativität stützt. Diese Feststellung kann kaum durch die genannten Unterschiede bei<br />

der Bewertung der Gegenstände der Qualifizierungsbausteine eingeschränkt werden.<br />

Akquisition<br />

QM<br />

Telefonverkauf<br />

Fremdsprachen<br />

Lagerei<br />

Zollfragen


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 163<br />

Wägt man das Für und Wider ab, so kann der Schluß gezogen werden, daß der <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis weitgehend als repräsentativ für die Gesamtheit der befragten <strong>Disponent</strong>en, auf<br />

jeden Fall aber als für die kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse geeignet<br />

anzusehen ist.<br />

3.4.2. 3.4.2. Der Der Prozeß Prozeß der der kommunikativen kommunikativen Validierung Validierung im im <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis<br />

<strong>Disponent</strong>en Arbeitskreis<br />

Die kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse erfolgte im Rahmen von fünf<br />

eintägigen moderierten Workshops, die zwischen Februar 1995 und März 1996 durchgeführt<br />

wurden. Die Auswertung dieses Prozesses erfolgt auf der Grundlage der erstellten und<br />

validierten Pinwand-Protokolle.<br />

In den ersten zwei Arbeitskreissitzungen wurde über die Projektziele und den geplanten<br />

Projektverlauf informiert. In einem weiteren Schritt wurde das Tätigkeitsspektrum (Haupt-<br />

und Nebentätigkeiten) der beteiligten <strong>Disponent</strong>en erfaßt, diskutiert und bewertet. Dabei<br />

wurde u.a. danach unterschieden, welche Teiltätigkeiten von den <strong>Disponent</strong>en als<br />

befriedigend und welche als eher schwierig eingeschätzt wurden (vgl. Abb. 3/64 - 66).<br />

�<br />

����<br />

Der <strong>Disponent</strong><br />

"baut jeden Tag das<br />

Was sind Ihre Haupttätigkeiten im Laufe eines<br />

Tages ?<br />

Fahrpersonal<br />

an- und<br />

einweisen<br />

Fahreranweisungen<br />

(Abholung/Auslieferung)<br />

Einweisen der Fahrer<br />

Fahrerkontrolle<br />

Betreuung des<br />

Fahrpersonals<br />

kurzes Telefonat mit<br />

Mitarbeiter<br />

Disposition zusätzlicher<br />

Dienstleistungen<br />

Disposition des eigenen<br />

Personals<br />

!<br />

Umschlag<br />

disponieren<br />

���������������������������<br />

���������������������������<br />

���������������������������<br />

���������������������������<br />

���������������������������<br />

����<br />

Getriebe<br />

zusammen."<br />

����<br />

Dispoplan erstellen<br />

Tourenplanung<br />

Touren legen<br />

Tourenplanung<br />

Fahrzeugdisposition<br />

Dienstleistung<br />

verkaufen<br />

Auftragsannahme<br />

Ladeanweisung an<br />

Lagerhalter<br />

Kundenabsprachen<br />

Verlademodalitäten<br />

Organisation<br />

der Lagerlogistik<br />

Fahrzeugeinteilung und<br />

Zusammenstellung von<br />

Ladungen<br />

���<br />

Teil der<br />

Unterneh- ���<br />

mensführung<br />

("innen")<br />

���<br />

Teil der<br />

U-Führung<br />

und U-Darstellung<br />

("außen")<br />

Legende<br />

(weitere Legende<br />

s. Folgeblatt)<br />

����������������������������<br />

����������������������������<br />

����������������������������<br />

����������������������������<br />

����������������������������<br />

!<br />

Tourenplanung<br />

���<br />

���� Personal- �����<br />

�� �<br />

führung<br />

��<br />

�������������������������<br />

�������������������������<br />

�������������������������<br />

�������������������������<br />

Personalbeschaffung<br />

("Rentner-Crew")<br />

�������������������������<br />

Personaldisposition<br />

(mehr als einteilen)<br />

Beachten der<br />

Sozialvorschriften und<br />

aller gesetzlichen<br />

Vorschriften<br />

Abb 3/64: Haupttätigkeiten der <strong>Disponent</strong>en im <strong>Disponent</strong>enarbeitskreis (Teil 1)


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 164<br />

Beschaffung<br />

von Ergänzungsfrachten<br />

Ladungssuche<br />

vorzeitig um<br />

Rückladungen bemühen<br />

allg. �� ���<br />

Verwaltung<br />

�<br />

Rechnungsprüfung<br />

Zahlungsverkehr und<br />

Bankauszüge<br />

kontrollieren<br />

Eingangspost<br />

bearbeiten<br />

Kundenservice<br />

Ladehilfsmittel<br />

Welche<br />

Haupttätigkeiten<br />

empfinden Sie<br />

als eher<br />

befriedigend ?<br />

[= ]<br />

Eingangsgewichte<br />

mitteilen<br />

Kundengespräche<br />

Kundenberatung<br />

Preisvereinbarungen<br />

Kalkulation<br />

Gespräche mit Kunden<br />

Subunterneh- � ������<br />

merdispoHilfsmittelnierenlogistik Ladungsvergabe an ��<br />

��<br />

Subunternehmer<br />

Verwaltung der<br />

(Verkauf)<br />

Container<br />

Dienstleistungsvergabe<br />

an Subunternehmer<br />

Organisation<br />

von logistischen<br />

Systemleistungen<br />

Kostenrechnung<br />

����������������������<br />

����������������������<br />

Controlling<br />

����������������������<br />

����������������������<br />

Auslastungsgrad der<br />

LKWs überprüfen<br />

�<br />

�<br />

Kontrolle der<br />

Niederlassungen<br />

Wechselbrücken<br />

Verwalten von<br />

Palettenkonten<br />

"aus Kosten<br />

Preise machen"<br />

Legende:<br />

Welche<br />

Haupttätigkeiten<br />

finden Sie eher<br />

schwierig ?<br />

[= ]<br />

��<br />

���<br />

Kundebetreuung<br />

und -pflege ����<br />

Kundenpflege und<br />

Akquisition ��<br />

Qualitätsmanagement<br />

Qualität wird<br />

durch sorgfältiges<br />

Arbeiten miterzeugt.<br />

Qualitätsmanagement<br />

nur im Prozeß<br />

möglich !<br />

Abb. 3/65: Haupttätigkeiten der <strong>Disponent</strong>en im <strong>Disponent</strong>enarbeitskreis (Teil 2)<br />

Datenauswertung<br />

Fahrzeugstatistiken<br />

eigene Schulung<br />

Was sind Ihre üblichen Nebentätigkeiten im<br />

Laufe eines Tages ?<br />

Statistiken<br />

Tankstatistiken<br />

verkaufen<br />

neue Kunden<br />

anwerben<br />

Kundenstatistik<br />

pers.-bez.<br />

Abrechung<br />

(Fahrer)<br />

Lohnabrechnung<br />

Avis beim<br />

Kunden<br />

Diebstahlsbearbeitung<br />

Abrechung<br />

(auftragsbez.)<br />

Kontrolle der<br />

durchgeführten<br />

Transportpapiere<br />

Fakturierung<br />

Kontrolle<br />

Rechnungsausgang<br />

Anmelden der<br />

Fahrzeuge zur<br />

Verladung Auftragserfassung<br />

Kontrolle<br />

des Fahrpersonals<br />

Kontrolle<br />

Fahrtenschreiber<br />

Kontrolle<br />

Tachoscheiben<br />

Personalführung<br />

Personaldisposition<br />

(Urlaub, Krank.,<br />

Einstellungen !)<br />

Urlaubsplanung<br />

Fahrer<br />

Mitarbeiterschulung<br />

(Azubis,<br />

Einarbeitungen)<br />

Kontrolle<br />

Führerschein<br />

Kontrolle<br />

des techn.<br />

Fahrzeugzustandes<br />

Absprache mit<br />

Werkstatt - techn.<br />

Überwachung<br />

Reklamationsbearbeitung<br />

Bearbeitung<br />

Reklamationen<br />

Aufträge erfassen<br />

und bearbeiten<br />

Kundenservice<br />

Einfuhrverzollung<br />

Bearbeitung von<br />

Kundennachfragen<br />

Schadensbearbeitung<br />

Abb. 3/66: Nebentätigkeiten der <strong>Disponent</strong>en im <strong>Disponent</strong>enarbeitskreis


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 165<br />

Anschließend wurde erhoben, welche Anforderungen heute für den <strong>Disponent</strong>en besonders<br />

wichtig sind und wie sich dieses Anforderungsprofil zukünftig wahrscheinlich verändern<br />

wird. Dazu wurde zunächst gefragt, welche Aspekte anderer Berufe sich in der<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeit wiederfinden lassen. Darauf aufbauend wurde dann untersucht, warum<br />

sich die <strong>Disponent</strong>en mit ihrer Tätigkeit gerade in diesen Berufen wiederfanden. Damit<br />

wurden die Kernaktivitäten durch eine “Rollenrosette” (vgl. Abb. 3/67) herausgefiltert, die<br />

sich mit diesen Berufen verbinden lassen, und so ausgesagt, welche Fähigkeiten von<br />

<strong>Disponent</strong>en erwartet werden bzw. sie selbst von sich erwarten [vgl. zur Methode Kap.<br />

3.2.2.2]. Diese Sequenz wurde abgeschlossen durch eine Diskussion über die Frage, welche<br />

der Tätigkeiten gegenwärtig besonders wichtig sind, in Zukunft an Bedeutung zunehmen und<br />

in Zukunft an Bedeutung abnehmen werden.<br />

Welche anderen Berufsrollen stecken<br />

eigentlich in Ihrem Beruf noch mit drin ? Welche Tätigkeiten stecken hinter<br />

diesen Rollen ?<br />

lernen, dem<br />

Mitarbeiter vertrauen<br />

zu müssen<br />

mit der eigenen<br />

Hilflosigkeit leben<br />

müssen<br />

technisches<br />

Verständnis<br />

haben<br />

führen<br />

Führungsstil<br />

entwickeln<br />

verantworten<br />

entscheiden<br />

überwachen<br />

kaufmännisch<br />

arbeiten<br />

Druck<br />

ausüben<br />

Chef<br />

Kaufmann<br />

Hamster<br />

(im Laufrad)<br />

Praktiker<br />

Techniker<br />

Aushängeschild<br />

Vorgesetzter<br />

sich selber und<br />

andere antreiben<br />

Verwalter<br />

Einpeitscher<br />

Kontrolleur<br />

Verkäufer<br />

Organisationstalent<br />

Hellseher<br />

Ein<br />

<strong>Disponent</strong><br />

ist oft<br />

auch ...<br />

Sündenbock<br />

Notlügner<br />

kreativ sein<br />

innovativ sein<br />

Improvisator<br />

Wer nur nach<br />

Schema F arbeitet, ist<br />

als <strong>Disponent</strong><br />

ungeeignet !<br />

Prellbock<br />

Bastler<br />

Diplomat<br />

trouble shooter =<br />

Problembekämpfer<br />

Gaukler<br />

Player<br />

Zauberer<br />

"Ausländer-<br />

Beratung"<br />

Vertrauensperson<br />

Seelsorger<br />

Seele vom Geschäft<br />

Vermittler<br />

mit Problemen<br />

umgehen können<br />

die Entscheidung<br />

dem Mitarbeiter und<br />

dem Kunden verkaufen<br />

können<br />

Mitarbeiterzufriedenheit<br />

fördern<br />

Mädchen für alles<br />

zuhören<br />

können<br />

Abb. 3/67: “Rollenrosette”: Berufsrollen und Tätigkeiten von <strong>Disponent</strong>en<br />

Als Ergebnisse der ersten beiden Sitzungen des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises lassen sich<br />

insbesondere folgende Punkte festhalten:<br />

��Bei der Bewertung der Haupttätigkeiten werden diejenigen als befriedigend bewertet, die<br />

entweder mit der konkreten Auftragsabwicklung oder direkt mit dem geschäftlichen Erfolg<br />

der Arbeit zusammenhängen.<br />

��Als schwierig erscheinen die Personalführung und verwaltende Tätigkeiten.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 166<br />

��Kundenorientierte Tätigkeiten werden ambivalent bewertet.<br />

��Die Arbeit an der “Rollenrosette” ergab ein breites Spektrum unterschiedlicher<br />

Berufsrollen und Anforderungen, denen die <strong>Disponent</strong>en in ihrem beruflichen Alltag<br />

gerecht werden müssen.<br />

��Besonders deutlich wurde in diesem Zusammenhang, daß <strong>Disponent</strong>en in ihrer vielfältigen<br />

Schnittstellenfunktion Situationen und Strukturen ausgesetzt sind, die sie als belastend<br />

empfinden, aber aushalten müssen, weil sie nicht oder nur schwer veränderbar sind.<br />

Die Rückmeldungen der Teilnehmer ergaben, daß es aufgrund der thematischen Vorgaben<br />

und der Offenheit der Arbeits- und Lernsituation, die es ihnen ermöglichte, ihre Erfahrungen<br />

in die gemeinsame Workshop-Arbeit einzubringen, gelungen war, die Mitglieder des<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises für die Projektziele zu gewinnen, woraus eine hohe Motivation<br />

für die gemeinsame Weiterarbeit auf den nächsten Workshops resultierte.<br />

Die folgenden drei <strong>Disponent</strong>en-Workshops hatten eine modifizierte Subjektive<br />

Tätigkeitsanalyse 19 zur weiteren Durchdringung und Analyse des Tätigkeitsspektrums von<br />

<strong>Disponent</strong>en und die Bewertung von Teil- und Zwischenergebnissen von Befragungen zum<br />

Gegenstand, die in anderen Aktionsfeldern des Projektes durchgeführt worden waren.<br />

Eine Subjektive Tätigkeitsanalyse (STA) wird in der Regel bei einer Arbeitsgruppe<br />

eingesetzt, die im Tagesgeschäft zusammenarbeitet und eine Gruppenaufgabe zu bewältigen<br />

hat, bei der unterschiedliche Teilaufgaben wahrgenommen werden müssen, die wiederum ggf.<br />

arbeitsteilig in der Gruppe erledigt werden können. Ziel der STA ist es dann, unter dem<br />

Gesichtspunkt einer persönlichkeitsfördernden Arbeitsgestaltung durch das Bewußtmachen<br />

von Soll-Ist-Differenzen Handlungs- und Qualifizierungsbereitschaft auszulösen, damit<br />

objektive Handlungs- und Gestaltungsräume erkannt und genutzt, aber auch Möglichkeiten<br />

der Erweiterung wahrgenommen und realisiert werden [vgl. ULICH, 1994, 354 - 356]. In dem<br />

hier beschriebenen Zusammenhang bestand die Gruppe, mit der die STA durchgeführt wurde,<br />

aus Mitgliedern, die in unterschiedlichen betrieblichen Zusammenhängen das vergleichbare<br />

Aufgabenspektrum i.d.R. allein zu bewältigen hatten. Insofern war mit dem Einsatz der STA<br />

hier nicht das Ziel verbunden, konkrete Veränderungen an den einzelnen Arbeitsplätzen<br />

anzustoßen. Vielmehr ging es darum, durch die Beurteilung der einzelnen Teiltätigkeiten<br />

exemplarisch ihre Bedeutung im Rahmen des Tätigkeitsspektrums zu ermitteln und dadurch<br />

auf generelle Soll-Ist-Differenzen aufmerksam zu machen, an denen Arbeitsgestaltungs- und<br />

Qualifizierungsmaßnahmen ansetzen können. Der mit der STA verbundene Effekt,<br />

Qualifizierungsbereitschaft zu erzeugen, sollte für den weiteren Verlauf der Arbeiten im<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis genutzt werden.<br />

Als Grundlage für die STA wurde ein Katalog von Teiltätigkeiten herangezogen, der aus<br />

Beobachtungsergebnissen an verschiedenen <strong>Disponent</strong>enarbeitsplätzen zusammengestellt<br />

worden war. Vor der Bewertung wurde der Katalog auf Vollständigkeit hin überprüft.<br />

Derselbe Katalog wurde auch in der schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung (vgl. Kap. 3.2.; 3.3.)<br />

eingesetzt.<br />

Die Gruppe bewertete die einzelnen Teiltätigkeiten hinsichtlich folgender Kriterien:<br />

19 Für die Durchführung der Subjektiven Tätigkeitsanalyse mußten zwei Sitzungen in Anspruch genommen<br />

werden, weil die Gesamtgruppe aus terminlichen Gründen nicht zu einer gemeinsamen Sitzung<br />

zusammentreten konnte.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 167<br />

��“Ellbogenfreiheit”/Entscheidungsmöglichkeiten (Handlungsspielraum)<br />

��Abwechslung bei der Tätigkeit<br />

��Möglichkeiten dazuzulernen<br />

��Gegenseitige Unterstützung und Respektierung<br />

��Sinnvoller Beitrag für den Betrieb und für den Kunden<br />

��Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />

Die Bewertung erfolgte nach Punkten zwischen 0 und 10, wobei 0 der schlechteste und 10 der<br />

beste Punktwert war. Wichtig war dabei, daß das Potential der jeweiligen Teiltätigkeit unter<br />

Berücksichtigung allgemein feststellbarer Restriktionen - nicht auf spezielle Einzelfälle<br />

bezogen - bewertet werden sollten. Am Schluß der Bewertung wurde pro Teiltätigkeit die<br />

Summe der erreichten Punkte errechnet (vgl. Tab. 3/17).<br />

Als Ergebnis der Bewertung im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis läßt sich zunächst festhalten:<br />

��Besonders hohe Punktzahlen wurden bei den Kriterien Gegenseitige Unterstützung und<br />

Respektierung sowie Sinnvoller Beitrag für den Betrieb und für den Kunden vergeben.<br />

Offensichtlich bietet die <strong>Disponent</strong>entätigkeit hinsichtlich dieser Kriterien ein hohes<br />

Potential.<br />

��Niedrige Punktzahlen wurden bei den Kriterien Abwechslung bei der Tätigkeit und<br />

Positive Zukunft, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten vergeben. Die<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeit wird also nicht als besonders abwechslungsreich eingeschätzt.<br />

Gleichzeitig werden die mit ihr verbundenen persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

nicht hoch bewertet.<br />

Blickt man auf die Bewertungen der einzelnen Teiltätigkeiten, so werden folgende Aspekte<br />

deutlich:<br />

��Die höchsten Punktwerte erzielten die Teiltätigkeiten, die mit der konkreten<br />

Auftragsabwicklung zusammenhängen (Zusammenstellen der Touren, Einteilen<br />

Fahrer/Fahrzeuge, Steuerung des Einsatzes von Sub-Unternehmern, Kontrolle der Fahrer).<br />

Nur geringfügig niedriger bewertet wurden die Teiltätigkeiten, die sich auf die Akquisition<br />

von Kunden beziehen (Kunden werben, Ermittlung von Preisen, Erstellen von Angeboten).<br />

Das Beschaffen von Rück- und Ergänzungsfrachten, das beiden Bereichen zugeordnet<br />

werden kann, wurde mit der höchsten Bewertung versehen.<br />

��Die niedrigsten Punktwerte erzielten die Teiltätigkeiten, die dokumentierenden,<br />

verwaltenden und administrierenden Charakter haben (Auftragserfassung, Erstellen von<br />

Frachtpapieren, Rechnungen schreiben, Zahlungseingang überwachen, Ablage,<br />

Buchhaltung, Bearbeiten der Spesenabrechnungen der Fahrer).


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 168<br />

"Ellbogenfreiheit"/<br />

Entscheidungsmöglichkeiten<br />

Kunden werben 8,5 6,5 10 6 10 6,5 47,5<br />

Ermittlung von Preisen 10 5,5 8,5 6,5 10 5,5 46<br />

Erstellen von Angeboten 10 5,5 8,5 6,5 10 6,5 47<br />

Auftragsannahme 10 6,5 3,5 6,5 10 4 40,5<br />

Auftragserfassung 0 1 2,5 6,5 7,5 0,5 18<br />

Zusammenstellung der Touren 10 10 7,5 8 10 6,5 52<br />

Einteilen Fahrzeuge/Fahrer 10 7,5 6 8,5 10 6,5 48,5<br />

Fahreranweisungen per Telefon 10 7,5 6 7,5 10 4 45<br />

persönliche Gespräche mit Fahrern führen 8,5 7,5 8,5 9,5 6 4 44<br />

Mitarbeit bei Umschlag und im Lager 2,5 4 7 7 5,5 2,5 28,5<br />

Erstellen von Frachtpapieren 2 1 0 3,5 7,5 0 14<br />

Selbst fahren 6,5 9 9 4,5 3 2 34<br />

Beschaffung von Rück- und Ergänzungsfrachten 10 8,5 8,5 9 10 10 56<br />

Steuerung des Einsatzes von Sub-Unternehmern 10 5,5 4 8,5 9 9 46<br />

Aufträge weitervermitteln 10 5,5 6,5 8,5 9 5 44,5<br />

Rechnungen schreiben 0 0 0 8 7,5 0 15,5<br />

Zahlungseingang überwachen 0 0 1,5 8 8,5 1,5 19,5<br />

Reklamationen bearbeiten 5 4 9 9 10 3,5 40,5<br />

Kundennachfragen bearbeiten 5 5 5 8,5 10 3,5 37<br />

Ablage 0,5 0 2,5 8 2,5 0 13,5<br />

Buchhaltung 0 0 4 8 2,5 2,5 17<br />

Lager- bzw. Hilfsmittelverwaltung 5,5 2,5 5,5 6 9 5 33,5<br />

Kontrolle der Fahrzeuge 5 1 3,5 8,5 6,5 4 28,5<br />

Mitwirkung bei der Einstellung von Fahrpersonal 7,5 6 6,5 9 6,5 8,5 44<br />

Kontrolle der Fahrer 10 5,5 6,5 8,5 9 8,5 48<br />

Bearbeiten der Spesenabrechnungen der Fahrer 2 0,5 3 7 4,5 1,5 18,5<br />

Analysen erstellen 5,5 2,5 3 8 6,5 6 31,5<br />

Daten über Wettbewerber sammeln und auswerten 7,5 7 6,5 6,5 8 5,5 41<br />

Fachinformationen lesen 2,5 7 8,5 1,5 4,5 4 28<br />

Summe 174 132 161 211 223 126,5 1028<br />

Legende besonders hoch bewertet besonders niedrig bewertet<br />

Tab. 3/17: Ergebnis der modifizierten Subjektiven Tätigkeitsanalyse im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis 20<br />

Im wesentlichen entsprechen diese Ergebnisse den Aussagen, die die Mitglieder des<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises über ihre Haupt-und Nebentätigkeiten gemacht haben (vgl. Abb.<br />

3/75 - 77). Es ist durchgängig, daß die in der STA hoch bewerteten Teilaufgaben auch als<br />

diejenigen Haupttätigkeiten genannt wurden, die die <strong>Disponent</strong>en als befriedigend<br />

empfanden. Die in der STA gering bewerteten Teilaufgaben wurden entweder als schwierige<br />

20 Die Tabelle ergibt die Zusammenfassung der Ergebnisse beider Sitzungen wieder, in denen die STA mit<br />

jeweils einer Teilgruppe durchgeführt wurde. Dies erklärt auch die “halben Punkte”.<br />

Abwechslung bei der<br />

Tätigkeit<br />

Möglichkeit, dazuzulernen<br />

Gegenseitige Unterstützung<br />

und Respektierung<br />

Sinnvoller Beitrag für den<br />

Betrieb und für den Kunden<br />

Positive Zukunft, persönliche<br />

Entwicklungsmöglichkeiten<br />

Summe


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 169<br />

Haupttätigkeiten oder als Nebentätigkeiten, in Einzelfällen noch nicht einmal als<br />

Nebentätigkeiten charakterisiert.<br />

In den darauffolgenden Sitzungen wurden den Teilnehmern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises<br />

Zwischenergebnisse der schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung präsentiert, (vgl. Kap. 3.3.). Für<br />

den Einsatz im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis wurden die Ergebnisse zu den Schwerpunkten<br />

��“Relief von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten”<br />

��“So sehen <strong>Disponent</strong>en ihre Qualitäten eingeschätzt ...”<br />

��“Inhalte von Qualifizierungsmodulen”<br />

verdichtet und speziell aufbereitet. Auf die Präsentation der Inhalte folgte jeweils eine<br />

intensive Diskussion und Bewertung während des entsprechenden <strong>Disponent</strong>en-Workshops.<br />

So gaben die befragten <strong>Disponent</strong>en jeweils fünf Teiltätigkeiten, die zu ihrem individuellen<br />

Aufgabenzuschnitt gehören, zur Beantwortung folgender Fragen an:<br />

��“Welche Ihrer Aufgaben nehmen die meiste Zeit in Anspruch?”<br />

��“Welche Ihrer Aufgaben sind nach Ihrer Meinung für den Erfolg der Disposition besonders<br />

wichtig?”<br />

��“Welche Ihrer Aufgaben empfinden Sie als relativ einfach?”<br />

��“Welche Ihrer Aufgaben empfinden Sie als besonders schwierig?”<br />

��“Welche Ihrer Aufgaben erledigen Sie besonders gern?”<br />

��“Welche Ihrer Aufgaben empfinden Sie als lästig?”<br />

��“Welche Ihrer Aufgaben verschafft Ihnen hauptsächlich Anerkennung im Unternehmen?”<br />

In den Präsentationscharts (Abb. 3/68 - 69) sind die jeweils sieben am häufigsten genannten<br />

Teiltätigkeiten in der Reihenfolge der Nenn-Häufigkeit in Form des “Reliefs von<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeiten” wiedergegeben.<br />

Die Diskussion problematisierte die Tätigkeitsbewertung, die das Zusammenstellen der<br />

Touren und das Einteilen der Fahrer/Fahrzeuge sehr stark in den Vordergrund stellte, im<br />

Hinblick auf die Kundenorientierung. Der Arbeitskreis kritisierte, daß die Bewertungen der<br />

auf die Kunden bezogenen Teiltätigkeiten deutlich geringer ausgeprägt sei. Allerdings seien<br />

die Aufgabenzuschnitte in den Unternehmen sehr unterschiedlich; bei vielen <strong>Disponent</strong>en sei<br />

Kundenbetreuung nicht Teil des Aufgabenspektrums. Vielfach fehlten dem <strong>Disponent</strong>en für<br />

kundenorientiertes Handeln zudem die notwendigen Informationen vom Vertrieb oder der<br />

Geschäftsleitung.<br />

Darüber hinaus wurde in der Diskussion die Teiltätigkeit Analysen machen thematisiert. Hier<br />

wurde deutlich zwischen größeren und kleinen Unternehmen unterschieden. Es wurde die<br />

Meinung vertreten, daß der <strong>Disponent</strong> in größeren Unternehmen möglicherweise gar nicht<br />

über Kosten und Ergebnisse informiert werde. Dann würden Analysen nicht für die eigene<br />

Arbeit, sondern für den Chef erstellt, der aus ihnen die notwendigen Schlüsse zöge. Deshalb<br />

würden sie als den Tagesablauf störend empfunden. Werde das Erstellen von Analysen aber<br />

als Untersuchung der Kundenentwicklung verstanden und mit ihren Auswirkungen auch<br />

direkt in die Disposition einbezogen, bekäme diese Teiltätigkeit einen deutlich höheren<br />

Stellenwert.<br />

Insgesamt drückt das durch die Befragung gezeichnete Profil nach Meinung des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises durch die starke Betonung des auftragsabwickelnden Tätigkeitsteils<br />

Verkrustungen aus. Ein Teilnehmer formulierte: “Die Turbulenz des Wandels ist bei den<br />

<strong>Disponent</strong>en noch nicht angekommen. 15 Jahre früher wäre das Bild richtig gewesen.”


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 170<br />

Relief von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten<br />

"Zeitfresser"<br />

Tätigkeiten mit<br />

hoher Wertschätzung<br />

im<br />

Unternehmen<br />

Zusammenstellung der<br />

Touren<br />

Einteilen Fahrer/<br />

Fahrzeuge<br />

Auftragsannahme (Telefon,<br />

Schriftwechsel)<br />

Beschaffen von Rückund<br />

Ergänzungsfrachten<br />

Fahreranweisungen per<br />

Telefon oder Funk<br />

Reklamationen<br />

bearbeiten<br />

Kundennachfragen<br />

bearbeiten<br />

Zusammenstellung der<br />

Touren<br />

Einteilen Fahrer/<br />

Fahrzeuge<br />

Beschaffen von Rück- und<br />

Ergänzungsfrachten<br />

persönliche Gespräche<br />

mit Fahrern führen<br />

Fahreranweisungen per<br />

Telefon oder Funk<br />

wichtige<br />

Tätigkeiten<br />

Ermittlung von Preisen<br />

Kunden werben<br />

Zusammenstellung der<br />

Touren<br />

Einteilen Fahrer/<br />

Fahrzeuge<br />

Reklamationen<br />

bearbeiten<br />

persönliche Gespräche<br />

mit Fahrern führen<br />

Auftragsannahme (Telefon,<br />

Schriftwechsel)<br />

Fahreranweisungen per<br />

Telefon oder Funk<br />

Kunden werben<br />

Abb. 3/68: Relief von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten (1)<br />

einfache<br />

Tätigkeiten<br />

angenehme<br />

Tätigkeiten<br />

Auftragsannahme (Telefon,<br />

Schriftwechsel)<br />

Auftragserfassung<br />

(Formblatt, Rechner)<br />

Fahreranweisungen per<br />

Telefon oder Funk<br />

Erstellen von<br />

Frachtpapieren<br />

Fachinformationen lesen<br />

Aufträge<br />

weitervermitteln<br />

Ablage<br />

Zusammenstellung der<br />

Touren<br />

Einteilen Fahrer/<br />

Fahrzeuge<br />

Auftragsannahme (Telefon,<br />

Schriftwechsel)<br />

Fahreranweisungen per<br />

Telefon oder Funk<br />

persönliche Gespräche<br />

mit Fahrern führen<br />

Beschaffen von Rückund<br />

Ergänzungsfrachten<br />

Steuerung des<br />

Einsatzes von Subs<br />

schwierige<br />

Tätigkeiten<br />

Beschaffen von Rückund<br />

Ergänzungsfrachten<br />

lästige<br />

Tätigkeiten<br />

Reklamationen<br />

bearbeiten<br />

Kunden werben<br />

Zusammenstellung der<br />

Touren<br />

Einteilen Fahrer/<br />

Fahrzeuge<br />

Steuerung des<br />

Einsatzes von Subs<br />

Kundennachfragen<br />

bearbeiten<br />

Analysen erstellen<br />

Reklamationen<br />

bearbeiten<br />

Ablage<br />

Analysen erstellen<br />

Lagerverwaltung bzw.<br />

Verwaltung von<br />

Hilfsmitteln<br />

Abb. 3/69: Relief von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten (2)


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 171<br />

An dieser Stelle ist auf den Widerspruch aufmerksam zu machen, der sich aus den<br />

Ergebnissen der im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis durchgeführten ‘Subjektiven Tätigkeitsanalyse’<br />

und der Diskussion der Ergebnisse der <strong>Disponent</strong>en-Befragung hinsichtlich der<br />

Tätigkeitsbewertung ergibt. Kritisieren die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises doch<br />

deutlich die Akzentuierung des Tätigkeitsspektrums (Dominanz des Auftragsabwickelnden<br />

gegenüber der Kundenorientierung), die sie selbst vorher in der STA in ähnlicher Ausprägung<br />

vorgenommen haben. Hier decken sich Selbstwahrnehmung aufgrund verinnerlichter Bilder<br />

und quasi-objektive Betrachtung aufgrund von Zukunftsantizipationen nicht. Dies ist ein<br />

deutlicher Hinweis darauf, wie schwierig der vom <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis geforderte<br />

Bewußtseinswandel vom auftragsabwickelnden zum kundenorientierten <strong>Disponent</strong>en<br />

herbeizuführen ist.<br />

Für die nächste Zukunft erwarten die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises klare<br />

Akzentverschiebungen im Tätigkeitsprofil von <strong>Disponent</strong>en:<br />

��Kostenorientiertes Verhalten wird an Bedeutung zunehmen.<br />

��Die Dominanz des Auftragsabwickelnden gegenüber der Kundenorientierung wird<br />

abgebaut.<br />

��Die Steuerung der internen Prozesse tritt in den Hintergrund. Kundenorientierte<br />

Tätigkeiten werden zwar zu Lasten interner Tätigkeiten zunehmen, das “Handwerkliche”<br />

des <strong>Disponent</strong>en bleibt aber ein Hauptschwerpunkt.<br />

��Die <strong>Disponent</strong>en werden zukünftig gute Verkäufer sein müssen. Guten Verkäufern fehlt<br />

aber mitunter das “handwerkliche” Dispositionsgeschick.<br />

��<strong>Disponent</strong>en werden noch viel mehr technische Unterstützung bekommen müssen.<br />

��Möglicherweise wird es zu einem Zusammenspiel zwischen strategischen,<br />

kundenorientierten und operativen, “handwerklichen” <strong>Disponent</strong>en - ggf. in<br />

Teamkonstellationen - kommen.<br />

Abb. 3/70 zeigt die im Arbeitskreis entwickelte Darstellung der antizipierten Verlagerung der<br />

Schwerpunkte im Tätigkeitsspektrum der <strong>Disponent</strong>en.<br />

Teiltätigkeiten<br />

mit überwiegend<br />

operativ unterstützender<br />

und<br />

dokumentierender<br />

Ausrichtung<br />

Teiltätigkeiten<br />

mit überwiegend<br />

auftragsabwickelnder<br />

Ausrichtung<br />

Teiltätigkeiten<br />

mit überwiegend<br />

unternehmensstrategischer<br />

Ausrichtung<br />

Bedeutung in der Wahrnehmung<br />

der <strong>Disponent</strong>en<br />

(Zeitbedarf, Wichtigkeit, Wertschätzung) gegenwärtig zukünftig<br />

Abb. 3/70: Antizipierte Verlagerung der Schwerpunkte im Tätigkeitsspektrum von Transport-<strong>Disponent</strong>en


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 172<br />

Aus den Ergebnissen der <strong>Disponent</strong>enbefragung wurde dem Arbeitskreis auch die Bewertung<br />

der für <strong>Disponent</strong>en relevanten Schlüsselqualifikationen präsentiert. Hier waren die<br />

Leitfragen: “Welche Fähigkeiten bzw. Qualifikationen schätzen Ihre Vorgesetzten, Ihre<br />

Kunden, Ihre Kollegen (andere <strong>Disponent</strong>en) und Ihre Mitarbeiter (im Lager, Fahrer) an<br />

Ihnen besonders?” In der Aufbereitung der Ergebnisse für den Arbeitskreis wurden die<br />

jeweils sechs häufigsten Nennungen wiedergeben. Zusätzlich war gekennzeichnet, wie die<br />

<strong>Disponent</strong>en selber diese Qualifikation einschätzten: an Bedeutung zunehmend, als hilfreich<br />

gegen Streß, problematisch in der Phase des Berufsanfangs.<br />

So sehen <strong>Disponent</strong>en ihre Qualitäten eingeschätzt :<br />

Rang :<br />

von Vorgesetzten<br />

1 selbständig<br />

arbeiten können<br />

2 Kostenbewußtsein<br />

haben<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

+<br />

unternehmerisch<br />

denken können<br />

zuverlässig sein<br />

belastbar sein<br />

einsatzfreudig<br />

und engagiert<br />

sein<br />

aus der Sicht von<br />

<strong>Disponent</strong>en :<br />

von Kunden<br />

von Kollegen<br />

(anderen <strong>Disponent</strong>en)<br />

von<br />

Mitarbeitern<br />

(Fahrer, Lager<br />

etc.)<br />

zuverlässig sein zuverlässig sein zuverlässig sein<br />

+<br />

flexibel sein belastbar sein<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen können<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

+<br />

einsatzfreudig<br />

und engagiert<br />

sein<br />

kommunikationsfähig<br />

sein<br />

wird an<br />

Bedeutung<br />

zunehmen<br />

flexibel sein<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

einsatzfreudig<br />

und engagiert<br />

sein<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

hilft<br />

gegen<br />

Streß<br />

+<br />

+<br />

+<br />

Einfühlungsvermögen<br />

haben<br />

Mitarbeiter führen<br />

und motivieren<br />

können<br />

geschickt im<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

+<br />

flexibel sein<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

+<br />

macht am<br />

Anfang<br />

Schwierigkeiten<br />

Abb. 3/71: Bewertung von Schlüsselqualifikationen von <strong>Disponent</strong>en (1: Sicht der <strong>Disponent</strong>en)<br />

Der gleiche Fragekomplex der o.a. Leitfragen war auch Führungskräften bzw. Speditions-<br />

Beratern vorgelegt worden. Entsprechungen zu den Antworten der <strong>Disponent</strong>en sind grau<br />

unterlegt.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 173<br />

Rang :<br />

1<br />

... die gleiche Fragestellung aus der Sicht von<br />

Führungskräften und Beratern ...<br />

von Vorgesetzten<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

Kostenbewußt-<br />

����������������������������������<br />

sein haben<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

2 Organisationsvermögen<br />

haben<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

+<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

unternehmerisch<br />

denken können<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

belastbar sein<br />

von Kunden<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

zuverlässig sein<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen können<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

flexibel sein<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

von Kollegen<br />

(anderen <strong>Disponent</strong>en)<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

haben<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

zuverlässig sein<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

einsatzfreudig<br />

und flexibel sein<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

��������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

+ ����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

+<br />

gut mit Kunden<br />

umgehen können<br />

aus der Sicht von<br />

Führungskräften und<br />

Beratern :<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

kommunikationsfähig<br />

sein<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

einsatzfreudig<br />

und engagiert<br />

sein<br />

Einfühlungsvermögen<br />

haben<br />

wird an<br />

Bedeutung<br />

zunehmen<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

��������������������������������<br />

Organisationsvermögen<br />

haben<br />

geschickt im<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

hilft<br />

gegen<br />

Streß<br />

+<br />

von<br />

Mitarbeitern<br />

(Fahrer, Lager<br />

etc.)<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

zuverlässig sein<br />

����������������������������������<br />

����������������������������������<br />

in einem Team<br />

arbeiten können<br />

����������������������������������<br />

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flexibel sein<br />

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Mitarbeiter<br />

motivieren und<br />

führen können<br />

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kommunikationsfähig<br />

sein<br />

geschickt im<br />

Umgang mit<br />

Menschen sein<br />

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macht am<br />

Anfang<br />

Schwierigkeiten<br />

Abb. 3/72: Bewertung von Schlüsselqualifikationen von <strong>Disponent</strong>en (2: Sicht von Führungskräften)<br />

In der Diskussion im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis standen die Schlüsselqualifikationen<br />

Zuverlässigkeit, Flexibilität und Selbständigkeit im Vordergrund:<br />

��Zuverlässigkeit wurde dabei als Grundqualität bezeichnet, die den Nutzen ausdrückt, den<br />

ein <strong>Disponent</strong> für das Unternehmen darstellt.<br />

��Zuverlässigkeit und Flexibilität sind für die Vorgesetzten selbstverständlich.<br />

��Die hohe Betonung der Selbständigkeit durch die Führungskräfte läßt sich dadurch<br />

erklären, daß der Vorgesetzte in unvertretbar hohem Maße durch den <strong>Disponent</strong>en belastet<br />

wird, wenn der <strong>Disponent</strong> eben nicht selbständig ist, nicht kostenbewußt ist und nicht<br />

unternehmerisch denkt und handelt. Darin äußert sich das Rollendilemma, in dem der<br />

<strong>Disponent</strong> steckt: Er muß denken und handeln wie ein Unternehmer - ohne es tatsächlich<br />

zu sein.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 174<br />

��Die zukünftige Entwicklung des Geschäfts wird die Bewertungen verschieben: Flexibilität<br />

wird in Zukunft selbstverständlich sein.<br />

Der <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis schätzte den vorgelegten Katalog von Schlüsselqualifikation<br />

danach ein, inwieweit sich die einzelnen Schlüsselqualifikationen lernen und trainieren lassen<br />

bzw. inwieweit sie Charaktereigenschaften darstellen, die bereits Voraussetzung für das<br />

erfolgreiche Ausüben einer <strong>Disponent</strong>entätigkeit sind und sich später nur noch in geringem<br />

Maße ausweiten oder vertiefen lassen.<br />

Als kaum erlern- bzw. trainierbar bewertete der <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis:<br />

��selbständig arbeiten können<br />

��Durchsetzungsvermögen haben<br />

��belastbar sein<br />

��zuverlässig sein<br />

��einsatzfreudig und engagiert sein<br />

��flexibel sein<br />

��Einfühlungsvermögen haben<br />

Als gut trainierbar wurden gekennzeichnet:<br />

��unternehmerisch denken können<br />

��Kostenbewußtsein haben<br />

��gut mit Kunden umgehen können<br />

��Mitarbeiter motivieren und führen können<br />

Nicht eindeutig zuzuordnen waren:<br />

��Organisationsvermögen haben<br />

��in einem Team arbeiten können<br />

��kommunikationsfähig sein<br />

��geschickt im Umgang mit Menschen sein<br />

Diese Bewertung spiegelt eine im Gewerbe weit verbreitete Meinung wider, nach der<br />

Mitarbeiter für eine <strong>Disponent</strong>entätigkeit von ihrer Persönlichkeit her prädestiniert sein<br />

müssen. Die Lern- und Entwicklungsfähigkeit von Mitarbeitern wird dagegen nicht hoch<br />

eingeschätzt. Das dahinter verborgene Menschenbild entspricht weitgehend nicht dem, was<br />

sich aus den einschlägigen Fachwissenschaften ableiten läßt. Tatsächlich lassen sich gerade<br />

auch Verhaltensqualifikationen mit intrapersönlicher Ausrichtung und formale<br />

Handlungsqualifikationen weitgehend operationalisieren und erlern- und trainierbar machen,<br />

obwohl dies von den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises eher skeptisch beurteilt<br />

wird.<br />

Auf der anderen Seite macht der <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis damit auf Widerstände gegen eine<br />

<strong>Disponent</strong>enqualifikation aufmerksam und offenbart Hinderungsgründe. Bei der Realisierung<br />

des Trainingsangebotes für <strong>Disponent</strong>en ist daher auch darauf zu achten, daß die Erlern- und<br />

Trainierbarkeit der relevanten Schlüsselqualifikationen <strong>Disponent</strong>en deutlich gemacht, aber<br />

auch den Führungskräften vermittelt wird, die die <strong>Disponent</strong>en in die<br />

Qualifizierungsmaßnahmen entsenden sollen.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 175<br />

Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß der <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis die Ergebnisse der<br />

<strong>Disponent</strong>en-Befragung weitgehend validiert hat. Uneingeschränkt gilt dies für die Bewertung<br />

der Schlüsselqualifikationen.<br />

Problematischer ist die Akzeptanz der Ergebnisse der Bewertung der Teiltätigkeiten. Als es<br />

darum ging, diese Ergebnisse der <strong>Disponent</strong>en-Befragung zu beurteilen, schätzten die<br />

Mitglieder des Arbeitskreises diese als nicht mehr die gegenwärtige Situation widerspiegelnd<br />

ein: Die Auftragsabwicklung hätte im Vergleich zu den kundenorientierten Tätigkeiten ein zu<br />

hohes Gewicht. In vorhergehenden Arbeitsschritten allerdings (Untersuchung der eigenen<br />

Haupttätigkeiten, Subjektive Tätigkeitsanalyse) waren die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises zu den Befragungsergebnissen vergleichbaren Einschätzungen der eigenen<br />

Tätigkeit gekommen. Insofern wurden die Befragungsergebnisse in diesem Bereich durch den<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis qualitativ validiert, wenn man die Untersuchung der eigenen<br />

Haupttätigkeiten und die Subjektive Tätigkeitsanalyse methodisch als Triangulation<br />

betrachtet, während die kommunikative Validierung zu einem anderen Ergebnis führte. Hier<br />

zeichnet sich ab, daß das Verfahren der kommunikativen Validierung - allein eingesetzt - zu<br />

verzerrten Ergebnissen führen kann, wenn Selbstwahrnehmung der Beteiligten und die quasiobjektive<br />

Betrachtung aufgrund von Zukunftsantizipationen nicht kongruent sind. Dabei ist<br />

selbstverständlich zu berücksichtigen, daß im hier vorliegenden Fall die Mitglieder des<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises nicht ihre eigene Bewertung kommentierten, sondern als<br />

repräsentative Gruppe die Bewertungsergebnisse der allgemeinen <strong>Disponent</strong>en-Befragung.<br />

3.4.3. 3.4.3. Ableitung Ableitung von von Problemfeldern Problemfeldern der der <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit <strong>Disponent</strong>en Tätigkeit Tätigkeit und Zielfeldern einer einer<br />

Qualifizierung<br />

Qualifizierung<br />

Qualifizierung<br />

Neben der kommunikativen Validierung der Befragungsergebnisse war die Bestimmung von<br />

Problemfeldern der <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit und von Zielfeldern einer Qualifizierung für die<br />

Berufsgruppe Aufgabe des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises im Rahmen der<br />

Qualifizierungsbedarfsanalyse.<br />

Für die Ableitung von Problemfeldern der <strong>Disponent</strong>entätigkeit und Zielfeldern einer<br />

Qualifizierung werden diejenigen Teiltätigkeiten herangezogen, die von den <strong>Disponent</strong>en im<br />

Rahmen der Befragung häufig entweder als besonders schwierig oder als besonders lästig und<br />

gleichzeitig als besonders zeitaufwendig, wichtig oder mit Anerkennung verbunden bewertet<br />

wurden. Darüber hinaus fließen diejenigen Schlüsselqualifikationen ein, die besonders häufig<br />

in bezug auf Bedeutungszunahme und Goutierung sowie als schwierig zu erwerben und als<br />

streßmildernd genannt werden. Außerdem weisen besonders häufig genannte<br />

Themenwünsche für Qualifizierungsbausteine auf Qualifizierungsnotwendigkeiten hin (vgl.<br />

Abb. 3/73).


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 176<br />

Als besonders<br />

schwierig eingeschätzte<br />

Teiltätigkeiten<br />

Besonders häufig<br />

genannte<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

Problemfelder der<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeit<br />

Zielfelder der Qualifizierung<br />

in bezug auf:<br />

- Bedeutungszunahme<br />

- Goutierung<br />

auch:<br />

- "schwer zu erwerben"<br />

- "hilft gegen Streß"<br />

Als besonders lästig<br />

eingeschätzte<br />

Teiltätigkeiten<br />

gleichzeitig:<br />

- besonders zeitaufwendig<br />

- besonders wichtig<br />

Besonders häufig<br />

gewünschte<br />

Gegenstände der<br />

Qualifizierungsbausteine<br />

oder:<br />

- besonders mit Anerkennung<br />

verbunden<br />

Abb. 3/73: Einflußfaktoren auf die Problemfelder der <strong>Disponent</strong>entätigkeit und die Zielfelder einer<br />

Qualifizierung<br />

Der <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis beauftragte das Moderatoren-Team, aus der Analyse der<br />

Problemfelder der <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit, wie sie sich aus den Ergebnissen der <strong>Disponent</strong>en-<br />

Befragung und den bisherigen Sitzungen des Arbeitskreises herleiten ließen, einen Entwurf<br />

für die Zielfelder der <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung vorzulegen.<br />

Dieser Entwurf sollte sowohl Aspekte der Auftragsakquisition und der Organisation der<br />

unternehmensinternen Auftragsabwicklung beinhalten als auch die unterschiedlichen<br />

Berufsrollen, die Transport-<strong>Disponent</strong>en wahrnehmen, berücksichtigen. Das Hauptaugenmerk<br />

sollte nicht auf den Bereich der Tourenplanung und -optimierung, auf den die <strong>Disponent</strong>en-<br />

Tätigkeit häufig reduziert wird, gelegt werden, sondern auf die Gestaltungsmöglichkeiten in<br />

der Arbeitsorganisation und auf die Entwicklung personaler Kompetenzen. Gleichzeitig sollte<br />

die unternehmensstrategische Bedeutung der <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit als Management der<br />

Schnittstelle zwischen Unternehmen und Markt umgesetzt werden.<br />

Die Auswertung der <strong>Disponent</strong>en-Befragung und der bisherigen Sitzungen des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises ergab sieben Zielfelder der <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung, die miteinander in<br />

einem systemischen Zusammenhang stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Abbildung<br />

3/74 zeigt das System der Zielfelder, das den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises zur<br />

Diskussion und Beschlußfassung vorgelegt wurde.


Kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse - Ableitung von Qualifizierungs-Zielfeldern 177<br />

Umgang mit<br />

Anforderungen und<br />

Belastungen<br />

Der <strong>Disponent</strong> als<br />

Repräsentant des<br />

Unternehmens<br />

Rahmenbedingungen<br />

des Disponierens<br />

Die strategische<br />

Dimension von<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeiten<br />

Organisation der<br />

Geschäftsprozesse<br />

Der <strong>Disponent</strong> als<br />

Führungskraft<br />

Werkzeuge zur<br />

Unterstützung von<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Abb. 3/74: Zielfelder der Qualifizierung von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Das System der Zielfelder den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises vorgestellt und<br />

von ihnen als Grundlage und Rahmen für die Ausgestaltung des Qualifizierungsprogramms<br />

beschlossen.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 178<br />

4. 4. Partizipativ Partizipativ orientierte orientierte Gestaltung Gestaltung eines eines Systems Systems von<br />

Qualifizierung<br />

Qualifizierungsbausteinen Qualifizierung bausteinen für Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Aufbauend auf die Ergebnisse der Qualifizierungsbedarfsanalyse wird nun der Prozeß<br />

dargestellt, wie unter Beteiligung der betroffenen <strong>Disponent</strong>en zunächst ein<br />

Qualifizierungssystem für die <strong>Disponent</strong>enqualifizierung und, daraus abgeleitet, - ebenfalls<br />

unter Mitarbeiterbeteiligung - unternehmensspezifische und -übergreifende<br />

Qualifizierungsprogramme entwickelt wurden. Eingeleitet wird das Kapitel durch eine<br />

theoretische Entwicklung des Professionalisierungskonzeptes als Grundlage für die<br />

<strong>Disponent</strong>enqualifizierung.<br />

4.1. 4.1. Das Professionalisierungs<br />

Professionalisierungs-Konzept Professionalisierungs<br />

Konzept als als theoretische theoretische theoretische Basis Basis Basis für für für das<br />

das<br />

Qualifizi Qualifizierungssystem<br />

Qualifizi rungssystem<br />

Neuere lernpsychologische Forschungsergebnisse weisen darauf hin, daß die Lernfähigkeit<br />

von Erwachsenen grundsätzlich nicht abnehmen muß. REINMANN-ROTHMEIER / MANDL<br />

[1995] bilanzieren den gegenwärtigen Forschungsstand:<br />

• ”Es gibt keinen biologisch vorprogrammierten kontinuierlichen Abbauprozeß von<br />

Intelligenz und Lernfähigkeit im Erwachsenenalter (...).<br />

• Es bestehen große Unterschiede in der Entwicklung von Intelligenz und Lernfähigkeit<br />

zwischen verschiedenen Personen und ebenso große Unterschiede zwischen<br />

verschiedenen Fähigkeiten des Denkens und Lernens (...).<br />

• Die Lernleistung des Erwachsenen ist veränderbar, und unter günstigen Bedingungen ist<br />

es prinzipiell möglich, bis ins höchste Lebensalter das Lernpotential aufrechtzuerhalten<br />

und zu nutzen.” [REINMANN-ROTHMEIER / MANDL, 1995, 193]<br />

Dieser Forschungsstand kann inzwischen als weitgehend gesichert angenommen werden [vgl.<br />

z.B. DECKER, 1984, 92 – 188; SCHWALFENBERG, 1994 a – c; WEIDENMANN, 1991 a].<br />

Noch zu Beginn der 90er Jahre war für die Mehrzahl beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen<br />

allerdings noch die traditionelle Annahme kennzeichnend, daß sich der Prozeß menschlichen<br />

Lernens vor allem zwischen Geburt und frühem Erwachsenenalter vollzieht. Die große<br />

Bedeutung einer beruflichen Erstausbildung, die lange Zeit den Anspruch hatte, das<br />

Individuum mit allen für die berufliche Tätigkeit notwendigen Kompetenzen auszustatten,<br />

erklärt sich daher.<br />

Nicht nur die Tatsache, daß berufliche Erstausbildungen aufgrund des sich immer schneller<br />

vollziehenden technologischen und gesellschaftlichen Wandels diesen Anspruch nicht mehr<br />

einlösen können, verändert deren Stellenwert, sondern auch eine andere Vorstellung von<br />

menschlicher Entwicklung und biographischem Ort menschlichen Lernens. Danach sind<br />

menschliche Entwicklung und Lernen als lebenslanger Prozeß zu verstehen, ”in dessen<br />

Verlauf sich Ansichten, Einstellungen und Werte wandeln und Menschen neues Wissen, neue<br />

Fertigkeiten und neue Fähigkeiten entwickeln können, falls sie im Verfolgen ihrer<br />

Lebensziele und Interessen mit neuen Erfahrungen und Herausforderungen konfrontiert<br />

werden. (...) Insbesondere kann die berufliche Arbeit in Organisationen eine Herausforderung<br />

darstellen, neue Dinge zu lernen und neue Kompetenzen zu entwickeln.” [FREI u.a., 1993, 13<br />

- 14.] Dabei wird Kompetenzen als Möglichkeiten von Individuen, in Abhängigkeit von ihren<br />

Lebensbedingungen ihre kognitiven, sozialen und verhaltensmäßigen Fähigkeiten so zu


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 179<br />

organisieren und einzusetzen, daß sie ihre Wünsche, Ziele und Interessen verwirklichen<br />

können, verstanden.<br />

Diesem Verständnis liegt die doppelte Bedeutung des Wortes ‚Kompetenz‘ im<br />

Sprachgebrauch zugrunde. ‚Kompetenz‘ beschreibt zum einen die vom Individuum erworbene<br />

Fähigkeit, etwas zu tun, zum anderen die von der Organisation ausgesprochene Berechtigung,<br />

etwas zu tun. Kompetente Handlungsfähigkeit setzt dann voraus, daß beide Bedingungen bei<br />

einem Individuum erfüllt sind [vgl. auch FRIEDE, 1994, 617 – 618].<br />

Dieser Lern- und Entwicklungsprozeß zum Erwerb von Kompetenzen ist jedoch kein<br />

automatisch verlaufender Reifeprozeß, sondern hängt einerseits von der Möglichkeit und<br />

andererseits von der Bereitschaft zur Kompetenzentwicklung ab. Möglichkeit und<br />

Bereitschaft stehen in diesem Prozeß in einem dialektischen Verhältnis zueinander.<br />

4.1.1. 4.1.1. 4.1.1. Persönlichkeitsfördernde Arbeitsgestaltung Arbeitsgestaltung und und arbeitsimmante arbeitsimmante Qualifizierung Qualifizierung als<br />

als<br />

Voraussetzung Voraussetzung für für die die Nutzung Nutzung beruflicher beruflich<br />

beruflich er Kompetenzen<br />

Kompetenzen<br />

”Persönlichkeitsentwicklung im Sinne von Entwicklung von Kompetenzen ist jedoch<br />

weitgehend an Prozesse arbeitsimmanenter Qualifizierung gebunden. Das heißt:<br />

Personalentwicklung in diesem Sinne findet vor allem in der Arbeitstätigkeit und durch<br />

Gestaltung von Arbeitstätigkeiten statt.” [ULICH, 1994, 351] Arbeitsimmanente<br />

Qualifizierung impliziert aber organisationsentwickelnde Prozesse, die ”die Aufhebung der<br />

Entfremdung des Arbeitenden von seiner Arbeitstätigkeit” [FREI / DUELL / BAITSCH, 1984,<br />

119] bewirken. Individuelle Kompetenzentwicklung und die Veränderung organisationaler<br />

Systeme bedingen sich gegenseitig.<br />

”Zu den wichtigsten ‘objektiven’ Voraussetzungen für arbeitsimmanente Qualifizierung<br />

gehört die tatsächliche Veränderbarkeit von Arbeitsaufgaben und Arbeitsstrukturen, zu den<br />

wichtigsten ‘subjektiven’ Voraussetzungen die Wahrnehmung der Veränderbarkeit durch die<br />

Beschäftigten.” [ULICH, 1994, 352] BAITSCH / FREI [1980] fordern daher: ”Damit<br />

Qualifizierungsprozesse im persönlichkeitsförderlichen Sinne zustande kommen, muß<br />

arbeitsseitig mindestens zweierlei vorausgesetzt sein:<br />

1. Der objektive Handlungsspielraum einer Arbeit muß derart bemessen sein, daß die<br />

Möglichkeit des Einsatzes vorhandener und des Erwerbes neuer Qualifikationen garantiert<br />

ist.<br />

2. Es dürfen keine Rahmenbedingungen im weitesten Sinne (auch etwa sozialer Druck)<br />

vorhanden sein, die die Nutzung des objektiven Handlungsspielraums behindern und so<br />

Qualifizierungsprozesse erschweren oder verunmöglichen.” [BAITSCH / FREI, 1980, 29]<br />

ALIOTH [1980] versteht diesen Handlungsspielraum als Resultante aus Entscheidungs- und<br />

Kontrollspielraum, Tätigkeitsspielraum und Interaktionsspielraum.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 180<br />

EntscheidungsundKontrollspielraum<br />

Interaktionsspielraum<br />

Tätigkeitsspielraum<br />

Abb. 4/1: Handlungsspielraum als Resultante von Tätigkeitsspielraum, Entscheidungs- und<br />

Kontrollspielraum sowie Interaktionsspielraum [ALIOTH, 1980, 20]<br />

Es ist empirisch belegt, daß ein betriebliches Angebot neuer Arbeitsinhalte und -strukturen<br />

nicht ausreicht, um entsprechende Qualifizierungsbereitschaften auszulösen. Die aktive<br />

Mitwirkung der Beschäftigten in die Gestaltung der Veränderung durch partizipative Prozesse<br />

ist vielmehr dazu erforderlich [vgl. BAITSCH, 1985].<br />

4.1.2. 4.1.2. Personalentwicklung Personalentwicklung als Zusammenwirken Zusammenwirken Zusammenwirken von Organisationsentwicklung und<br />

Qualifizierung<br />

Qualifizierung<br />

Zur Förderung, Anhebung und Weiterentwicklung der beruflichen Qualifikation stehen den<br />

Unternehmen und dem Mitarbeiter unter dem Begriff Personalentwicklung [vgl. HEEG, 1997<br />

b; HOLLING / LIEPMANN, 1993] verschiedene Instrumente zur Verfügung, die das Ziel haben,<br />

die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter an die gegenwärtigen<br />

Anforderungen der beruflichen Aufgabe oder an zukünftige, antizipierte berufliche<br />

Anforderungen anzupassen, wobei es im zweiten Fall darum gehen wird, - in einer<br />

dynamischen Betrachtungsweise - das Potential der Mitarbeiter und das Aufgabenspektrum<br />

aufeinander abgestimmt weiterzuentwickeln. STAEHLE [1991] betont daher die Notwendigkeit<br />

einer simultanen Gestaltung von Strategie-, Struktur-, Organisations- und<br />

Personalentwicklung im Unternehmen.<br />

HOLLING / LIEPMANN [1993] unterscheiden vier unterschiedliche Gruppen von<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen:<br />

1. “Verfahren zur Veränderung der beruflichen Kompetenz, vor allem durch die berufliche<br />

Aus- und Weiterbildung,<br />

2. Verfahren zur Veränderung der beruflichen Anforderungen, insbesondere durch die<br />

Änderung von organisatorischen Bedingungen und Arbeitsbedingungen,<br />

3. Verfahren zur Steuerung der Personalentwicklung durch Information, Planung, Beratung<br />

und Feedback,<br />

4. Verfahren, die mehrere Maßnahmen aus den oben genannten Kategorien umfassen bzw.<br />

integrieren, wie z.B. soziotechnische Maßnahmen oder Human-Ressource-Programme.”<br />

[HOLLING / LIEPMANN, 1993, 287]


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 181<br />

HEEG [1997 b] betont die enge Verknüpfung zwischen Personalentwicklung und<br />

Arbeitsorganisation und fordert, daß die Personalentwicklungs-Prozesse unter<br />

Mitverantwortung, Mitplanung und Mitsteuerung durch die Mitarbeiter ausgestaltet werden<br />

und sie allgemeinen arbeitswissenschaftlichen Kriterien genügen sollen, damit durch<br />

fähigkeitserweiternde und persönlichkeitsförderliche Maßnahmen die vermittelten Inhalte<br />

direkt durch praktische Einführungen unterstützt werden und die Auseinandersetzung mit<br />

konkreten, in der täglichen Praxis zu bewältigenden Aufgaben erfolgen kann [vgl. HEEG,<br />

1997 b, 983].<br />

So unterscheiden KROGT / ONNA [1992] als Abstimmungsstrategien zwischen vorhandenen<br />

Qualifikationen und durch die Arbeitsorganisation erforderlichen Qualifikationen die<br />

Strategie der Anpassung der Qualifikationen (aufgabenorientierte Qualifizierungsstragie), die<br />

Strategie der Anpassung der Arbeitsorganisation (berufsorientierte Qualifizierungsstrategie)<br />

und die Strategie der gegenseitigen Anpassung (problemorientierte Qualifizierungsstrategie)<br />

[vgl. KROGT / ONNA, 1992, 551 - 552]:<br />

QUALIFIZIERUNGS-<br />

STRATEGIE<br />

Anpassung der<br />

Qualifikationen<br />

aufgabenorientiert<br />

• Qualifikation der<br />

Mitarbeiter an<br />

Produktionsprozeß<br />

und Funktionen<br />

anpassen<br />

• Ausbildungsangebot<br />

aufgrund von<br />

Funktions- und<br />

Aufgabenanalysen<br />

• Weiterbildung ”off the<br />

job”, vom Betrieb<br />

angeboten<br />

ABSTIMMUNGSSTRATEGIE<br />

Anpassung der<br />

Arbeitsorganisation<br />

berufsorientiert<br />

• Qualifikationen der<br />

Mitarbeiter an<br />

Entwicklungen und<br />

Methoden des Berufs<br />

anpassen<br />

• Ausbildungsangebot<br />

aufgrund von<br />

Entwicklungen in dem<br />

Berufsfeld<br />

• Weiterbildung im<br />

Rahmen des<br />

Berufsverbandes<br />

Gegenseitige Anpassung<br />

problemorientiert<br />

• Bei der Arbeit am<br />

Problem<br />

Qualifikationen<br />

erwerben<br />

• Ausbildungsangebot<br />

in Verbindung mit<br />

dem Problem<br />

entwickeln<br />

• Lernen ”on the job”;<br />

Selbststudium<br />

Tab. 4/1: Qualifizierungsstrategien in Abhängigkeit von der Anpassung der Arbeitsorganisation<br />

4.1.3. 4.1.3. Berufliche Berufliche Weiterbildung Weiterbildung als ”Personalentwicklung<br />

”Personalentwicklung-near<br />

”Personalentwicklung near near-the near the the-job” the job”<br />

CONRADI [1983] teilt Maßnahmen der Personalentwicklung nach den Kriterien ‘Nähe zum<br />

Arbeitsplatz’ und ‘biographisch-organisatorische Laufbahn’ in<br />

��Personalentwicklung-into-the-job (vorbereitende Qualifizierungsmaßnahmen für die<br />

berufliche Tätigkeit wie z.B. Berufsausbildung, Anlernen, Einführung in den Betrieb,<br />

Arbeitsunterweisung)<br />

��Personalentwicklung-on-the-job (Maßnahmen, die eine Weiterqualifizierung direkt im<br />

Prozeß der Arbeitstätigkeit ermöglichen sollen wie ‘training-on-the-job’ und<br />

qualifikationsförderliche Aufgabengestaltung)<br />

��Personalentwicklung-near-the-job (Maßnahmen mit großer inhaltlicher, räumlicher und<br />

zeitlicher Nähe zur Arbeitstätigkeit wie Lernstatt und Entwicklungsarbeitsplatz)


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 182<br />

��Personalentwicklung-off-the-job (Fort- und Weiterbildung) 21<br />

��Personalentwicklung-out-off-the-job (Maßnahmen, die den Austritt aus dem Berufsleben<br />

erleichtern sollen wie Ruhestandsvorbereitungsprogramme [vgl. CONRADI, 1983, 22 -<br />

25].<br />

RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG [1989] rechnen zur beruflichen Weiterbildung die<br />

Anpassungsfortbildung mit dem Ziel der kontinuierlichen Anpassung der Qualifikation an die<br />

Anforderungen eines sich verändernden Arbeitsplatzes und die Aufstiegsfortbildung mit dem<br />

Ziel der Qualifizierung für ranghöhere berufliche Arbeitsplätze. Damit umfaßt die berufliche<br />

Weiterbildung nur diejenigen Prozesse beruflicher Sozialisation, die durch formale<br />

Lehrmaßnahmen angeregt werden und explizit die Förderung der beruflichen Qualifikation<br />

intendieren [vgl. RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG, 1989, 693].<br />

Nach der klassischen Unterteilung von CONRADI [1983] sind Weiterbildungsmaßnahmen der<br />

Personalentwicklung-off-the-job zuzuordnen. Dies mag darin begründet liegen, daß für<br />

zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen das Problem des Transfers des Gelernten in die<br />

betriebliche Realität nur unzureichend gelöst ist [vgl. auch DVZ, Nr. 41, 06.04.1995]: ”Es<br />

liegt sowohl im Interesse der Betriebsleitung wie auch der Teilnehmer, Qualifikationen nicht<br />

nur zu erwerben, sondern auch betrieblich bzw. beruflich zu nutzen. In Klein- und<br />

Mittelbetrieben ist jedoch eine interessante Diskrepanz festzustellen: Die Betriebsleitung<br />

fordert, daß sich Weiterbildung lohnen und auf das betriebliche Geschehen auswirken soll.<br />

Sie erkennt jedoch häufig nicht, daß sie selbst einen wesentlichen Beitrag dazu leisten kann,<br />

indem sie beispielsweise entsprechende Gestaltungsspielräume schafft, die notwendige<br />

Voraussetzung sind, um einen erfolgreichen Lerntransfer zu ermöglichen. Im Gegenteil gehen<br />

Betriebsleitung wie Mitarbeiter von der Vorstellung aus, daß allein die Teilnahme an<br />

Weiterbildungsmaßnahmen ausreicht, die beabsichtigte Qualifikationsanpassungen zu<br />

gewährleisten. Zwischen den Beteiligten findet keine ausreichende Kommunikation im<br />

Hinblick auf die teilnehmer- und betriebsspezifische Verwertbarkeit von angeeigneten<br />

Qualifikationen statt. Der Transfer wird mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Bei den<br />

Teilnehmern wird damit die Bereitschaft zur Umsetzung der angeeigneten Qualifikationen<br />

eingeschränkt. Mißerfolge bei der Anwendung, reserviertes Verhalten von Kollegen und<br />

Vorgesetzten, Terminzwänge etc. wirken zudem demotivierend. So erscheint es sinnvoller,<br />

die eingefahrenen Routineabläufe beizubehalten und die neu erworbenen Qualifikationen im<br />

betrieblichen Alltag zu ignorieren.” [KRÖLL / JOCKERS, 1992, 197]<br />

Eine Bilanzierung des Personalentwicklung-off-the-job läßt aber auch die Stärken dieses<br />

Konzeptes erkennen. SCHNEIDER [1994] nennt als Vorteile des Off-the-job-Lernens die<br />

Entlastung vom Alltag, die Konfrontation mit anderen Sichtweisen, den Austausch mit<br />

anderen Personen als den unmittelbaren Arbeitskollegen, Gründlichkeit und Systematik des<br />

Gelernten sowie die Möglichkeit, aus einem gewonnen Abstand heraus zu reflektieren. Als<br />

Nachteile stehen dem verschärfte Transfer-, Motivations- und Legitimationsprobleme<br />

gegenüber, wenn die Verwertbarkeit des Gelernten nicht unmittelbar ersichtlich ist [vgl.<br />

SCHNEIDER, 1994, 58 - 59].<br />

Daraus läßt sich als Forderung für ein Qualifizierungsprogramm ableiten, daß die eher aus der<br />

Organisation der Weiterbildungsveranstaltung resultierenden Vorteile des Off-the-job-<br />

Lernens genutzt werden müssen und durch eine entsprechende Auswahl von Lerninhalten und<br />

21 ”Nach einer anderen häufigen Unterscheidung führt Weiterbildung zu einer Spezialisierung im Basisberuf,<br />

während Fortbildung die Kenntnisse in einem Basisberuf aktualisieren oder in einer durch Weiterbildung<br />

erworbenen Spezialisierung vertiefen soll.” [RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG, 1989, 687]


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 183<br />

Lernmethoden dem Transferproblem begegnet werden muß. Eine derartige berufliche<br />

Qualifizierung soll begrifflich ”near-the-job” verortet werden, um zu verdeutlichen, daß die<br />

berufliche Qualifizierung zwar nicht unmittelbar am Arbeitsplatz (also nicht ”on-the-job”),<br />

aber auch nicht weit entfernt von der betrieblichen Realität (also auch nicht ”off-the-job”)<br />

stattfindet. CONRADIS [1983] Definition von Personalentwicklung-near-the-job muß daher<br />

erweitert werden. DÖRING / RITTER-MAMCZEK [1998] verstehen unter arbeitsplatznahem<br />

Lernen allgemein als Lernform, die „in relativer Nähe zum Arbeitsplatz und konkreten<br />

Arbeitsgeschehen mit inhaltich größtmöglichem Praxisbezug realisiert wird.“ [DÖRING /<br />

RITTER-MAMCZEK, 1998, 187] So will sich nach SCHNEIDER [1994] Qualifizierung-near-thejob<br />

Raum für Muße, Reflexion und systematische Analyse als Vorteile des Off-the-job-<br />

Lernens und den direkten Problembezug, die Interdisziplinarität und reale Verwendung des<br />

Lernergebnisses als Vorteile des On-the-job-Lernens zunutze machen. Als typische<br />

Ausprägungen von Near-the-job-Training gelten Erfahrungsaustauschgruppen, Qualitätszirkel<br />

und Lernprojekte, die sich jeweils mit konkreten Anlässen beschäftigen, das in einer Gruppe<br />

vorhandene Know-how aufgreifen und darauf abzielen, Problemlösungen nicht nur zu finden,<br />

sondern auch umzusetzen. SCHNEIDER nennt als Voraussetzungen für das Gelingen von Nearthe-job-Lernen<br />

auf der Teilnehmerseite die Bereitschaft, sich auf den Prozeß einzulassen, und<br />

auf Organisatorenseite eine gute Moderation [vgl. SCHNEIDER, 1994, 60].<br />

4.1.4. 4.1.4. 4.1.4. Förderung und un<br />

un d Erweiterung Erweiterung der der Handlungskompetenz Handlungskompetenz als Ziel beruflicher<br />

Qual Qualifizierungsmaßnahmen<br />

Qual fizierungsmaßnahmen<br />

Grundsätzlich ist das Ziel jedweder beruflicher Qualifizierung bzw. Personalentwicklung die<br />

Förderung der Handlungskompetenz, die den Mitarbeiter befähigt, ”die zunehmende<br />

Komplexität seiner beruflichen Umwelt zu begreifen und durch ziel- und selbstbewußtes,<br />

reflektiertes und verantwortliches Handeln zu gestalten.” [SONNTAG / SCHAPER, 1992, 187]<br />

Dabei kann Handlungskompetenz (als ”didaktische Ziel- und Zauberformel” [FRIEDE, 1994,<br />

607]) aus Sicht des Unternehmens verstanden werden als aufgabenangemessene Ausfüllung<br />

der zugeschriebenen Berufsrolle, die ggf. allein durch Anpassungsqualifizierung erreicht<br />

werden kann. Nicht nur im Sinne einer persönlichkeitsfördernden Arbeitsgestaltung, sondern<br />

gerade auch geboten durch die Flexibilisierung und wachsende Komplexität der beruflichen<br />

Anforderungen wird eine Anpassungsqualifizierung nicht mehr ausreichen, um eine<br />

Ausfüllung der Berufsrolle zu erreichen. Im Blick auf die besondere Situation des Transportund<br />

Speditionsgewerbes sprechen Vertreter des Gewerbes davon, daß Mitarbeiter ”nicht nur<br />

fundiertes fachliches Wissen und Können [benötigen], sondern auch die Fähigkeit, sich im<br />

sozialen Umfeld des Arbeitsbereiches korrekt und im Interesse der Sache zu bewegen. [DVZ,<br />

Nr. 1889/119, 02./04.10.1997]. Auch wird es darauf ankommen, ”den Mitarbeiter so<br />

weiterzubilden, daß er fähig und willens ist, z.B. seine bisherige Vorgehensweise kritisch zu<br />

hinterfragen und Neues zu probieren oder Erfahrungen anderer Kollegen bei der Bearbeitung<br />

der eigenen Probleme auszutesten. Damit gewinnt er eine größere Distanz zum eigenen Tun<br />

und damit neue Freiheitsgrade.” [GEBERT, 1994, 72]<br />

Hier sind deutliche Verbindungen zur didaktischen Kategorie der Handlungsorientierung als<br />

Ziel der allgemeinen Erwachsenen-/Weiterbildung zu erkennen, wobei Handlungsorientierung<br />

im pädagogischen Diskurs als „Orientierung an der Handlungsfähigkeit der Subjekte<br />

verstanden wird.“ [HOF, 1999, 195]<br />

SONNTAG / SCHAPER [1992] unterteilen nun die berufliche Handlungskompetenz pragmatisch<br />

in die drei Bereiche Fach-/Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Personale Kompetenz:


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 184<br />

”Unter Fach-/Methodenkompetenz sind Trainingsmaßnahmen zuzuorndnen, die die<br />

Entwicklung spezifischer beruflicher Fertigkeiten und Kenntnisse (sensumotorische<br />

Fertigkeiten, deklaratives Wissen) beinhalten und/oder auf die Vermittlung von<br />

situationsübergreifenden, flexibel einzusetzenden kognitiven Fähigkeiten (bspw. zur<br />

Problemstrukturierung und –lösung oder Entscheidungsfindung ausgerichtet sind.<br />

Der Bereich Sozialkompetenz umfaßt Methoden, deren Intention in der Förderung<br />

kommunikativer und kooperativer Verhaltensweisen (social skills) von<br />

Organisationsmitgliedern liegt. Ziel ist die Optimierung der Interaktionsprozesse von<br />

Gruppenmitgliedern bei der Bewältigung ihrer Arbeitssituation. (...)<br />

Neben diesen vorwiegend kognitiven und sozial-kommunikativen Aspekten umfaßt berufliche<br />

Handlungskompetenz aber auch solche persönlichkeitsbezogenen Dispositionen, die sich in<br />

Einstellungen, Werthaltungen, Bedürfnissen, Motiven usw. äußern. Der Kategorie Personale<br />

Kompetenz werden jene Maßnahmen zugeordnet, die explizit die Selbstwahrnehmung und<br />

das bewußte Reflektieren eigener Fähigkeiten (Selbstkonzept) fördern und damit<br />

zusammenhängend die motivationalen und emotionalen Aspekte der Personalentwicklung<br />

thematisieren.” [SONNTAG / SCHAPER, 1992, 188]<br />

Zur Begründung seines didaktischen Modells zur Entwicklung selbständigen Handelns weist<br />

HÖPFNER [1992] darauf hin, daß Handlungskompetenz sich nur dann entwicklen kann, ”wenn<br />

ausreichend Autonomie im Entscheiden und Handeln gewährleistet und wenn darüber hinaus<br />

neben der geistigen ausreichend vielfältige körperliche Aktivität gegeben ist.” [HÖPFNER,<br />

1992, 382]<br />

Nach HÖPFNER [1992] sind Qualifizierungsprozesse, die auf eine Förderung der<br />

Handlungskompetenz zielen, durch folgende Merkmale gekennzeichnent:<br />

1. die Möglichkeit von Individuen, sich eigenständig Ziele zu setzen und diese zu<br />

verwirklichen,<br />

2. ganzheitliche Handlungszusammenhänge,<br />

3. die Differenzierung und Generalisierung von Regulationsgrundlagen, d.h., daß im<br />

Verlauf der Entwicklung des Handelns immer mehr Operationsmuster entstehen, deren<br />

Einsetzbarkeit immer flexibler wird, woraus sich allgemeine Verfahren entwickeln, die<br />

das Planen, Durchführen und Kontrollieren komplexen Handelns regulieren,<br />

4. eine zunehmende Eigenständigkeit des Handelnden [vgl. HÖPFNER, 1992, 382].<br />

Lehrende und Lernende stehen in derartigen Qualifizierungsprozessen in einer besonderen<br />

Wechselbeziehung zueinander (vgl. Tab. 4/2).


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 185<br />

Lehrende ��������<br />

1<br />

Lernende<br />

Schaffen von materiellen und organisatorischen<br />

Mitwirken bei der Auswahl der<br />

Bedingungen<br />

Handlungsbedingungen<br />

Auswählen und Setzen von Zielen Auseinandersetzen mit den Zielstellungen<br />

Schaffen von ”Zielspannungssituationen” Erkennen von Kompetenzdefiziten / Vornahmen<br />

zur Zielerreichung<br />

Stellen von Aufgaben Auswählen der Aufgaben<br />

Bereitstellen von Planungshilfen<br />

2<br />

Planen der Handlung<br />

Geistig Probehandeln<br />

Optimieren der Handlungsplanung<br />

Bereitstehen zur Plankorrektur<br />

Bereitstellen von Hilfen zur Vorgehensplankorrektur<br />

Überprüfen, ob der Lehrende zur Plankorrektur<br />

aufgesucht werden muß<br />

Bereitstehen als Moderator für Diskussion Diskutieren des Vorgehensplanes unter den<br />

Lernenden<br />

Geben von Kontrollkriterien für das praktische<br />

Erarbeiten von Kontrollkriterien für das praktische<br />

Vorgehen<br />

Vorgehen<br />

Bereitstellen von Hilfen für das gegenseitige<br />

Kontrollieren<br />

3<br />

Entscheiden für kooperative Vorgehensweisen<br />

Bereitstehen zur Unterstützung der Kontrolle Selbständiges bzw. gegenseitiges Kontrollieren<br />

Bereitstellen handlungsbegleitender Informationen Erarbeiten und Verarbeiten zusätzlicher<br />

Informationen<br />

Hinweisen auf nicht beachtete Fehler<br />

4<br />

Infragestellen von Teilzielen und Stellen neuer<br />

Beraten der Bewertung Bewertung des Vorgehens und des<br />

Handlungsergebnisses<br />

Moderieren der Diskussion Durchführung einer Gruppendiskussion zur<br />

Bewertung des Vorgehens und der Ergebnisse<br />

Hinweisen auf nicht beachtete Fehler Unterbreiten von Vorschlägen für<br />

Vorgehensoptimierung<br />

Zusammenfassend Bewerten Auswerten von Fehlern<br />

Tab. 4/2: Wechselbeziehungen von Handlungsaktivitäten der Lernenden und Lehrenden an den ”Eingriffstellen”<br />

der pädagogischen Führung bei der Entwicklung selbständigen Handelns [HÖPFNER, 1992, 386]<br />

Es ist offensichtlich, daß HÖPFNERS [1992] Modell in erster Linie auf innerbetrieblich<br />

organisierte Lernprozesse zielt. Dies bedeutet jedoch nicht, daß die Grundzüge seines<br />

didaktischen Ansatzes auch auf betriebsnahe Weiterbildungskonzepte Anwendung finden<br />

können. Insbesondere gilt dies für die zurückgenommene Rolle des Lehrende und die<br />

Subjektrolle des Lernenden.<br />

Damit korrespondiert die arbeits-, betriebs- und wirtschaftspädagogische Kategorie<br />

Handlungskompetenz in auffälliger Weise mit der sozialpädagogischen Kategorie<br />

Selbständigkeit, die nach BÖHNISCH [1997] in einem sozialräumlichen Aneignungsprozeß<br />

entsteht, “in dem Kinder die Chance haben, sich in ihre räumliche Umwelt im Verhältnis zu<br />

anderen einzubringen, sich dort wiederzufinden und im Bezug zu anderen gestalten können,”<br />

wobei festzuhalten bleibt, “daß sich in den sozialräumlichen Aneignungsmöglichkeiten die<br />

Voraussetzungen für das Selbständigkeitwerden von Kindern bilden.” [BÖHNISCH, 1997,<br />

99] 22 Folgt man dieser These, so läßt sich Handlungskompetenz als Ergebnis eines<br />

betrieblich-beruflichen Aneignungsprozesses beschreiben, in dem der Mitarbeiter nicht nur<br />

die Fähigkeiten erwirbt, die mit seiner Arbeitsaufgabe verbundenen Tätigkeiten selbständig zu<br />

bewältigen, sondern auch die eigene Arbeitsaufgabe betreffende Gestaltungsspielräume<br />

22 Nun mag es befremden, erwachsene Arbeitnehmer mit Kindern zu vergleichen, doch weisen gerade<br />

sozialgeschichtliche Untersuchungen darauf hin, daß der soziale Status von abhängig Beschäftigten und der<br />

von Kindern bzw. Jugendlichen in historischer und interkultureller Perspektive nicht selten gleich war [vgl.<br />

z.B. ARIÈS, 1978, 83; GILLIS, 1980, 17].


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 186<br />

erlangt, die er sich entweder selbst einfordert und erkämpft und/oder die ihm vom<br />

Unternehmen eingeräumt werden.<br />

Wenn auf Handlungskompetenz bei komplexen Arbeitsaufgaben zielende<br />

Qualifizierungsmaßnahmen notwendig sind, sind damit auch organisationsgestaltende und -<br />

entwickelnde Maßnahmen verbunden bzw. zu verbinden. Der Zusammenhang zur<br />

partizipativen Organisations- und darauf aufbauend auch Qualifizierungsgestaltung ist evident<br />

[vgl. hier Kap. 1.1]. Für diesen Qualifizierungs- und Organisationsgestaltung umfassenden<br />

Bereich soll im folgenden der Begriff der Professionalisierung benutzt werden.<br />

4.1.5. 4.1.5. Das Das didaktische didaktische Konzept Konzept der der Professionalisierung Professionalisierung von von Transport Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

Transport <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Mit dem Professionalisierungskonzept sollen die allgemeinen theoretischen Aussagen zu<br />

��persönlichkeitsfördernder Arbeitsgestaltung,<br />

��zum Zusammenhang von Qualifizierung und Organisationsentwicklung,<br />

��zu beruflicher Weiterbildung als Personalentwicklung-near-the-job und<br />

��zur Förderung von Handlungskompetenz als Ziel von beruflicher Qualifizierung<br />

verdichtet und als didaktische Grundlage für die <strong>Disponent</strong>enqualifizierung entworfen und<br />

operationalisiert werden.<br />

“Für <strong>Disponent</strong>en ist es bei der Bewältigung ihrer Aufgaben besonders wichtig, daß sie in der<br />

Lage sind,<br />

��in ihrer Tätigkeit divergierende Ziele wie Kundenzufriedenheit, Kostenminimierung,<br />

Mitarbeiterzufriedenheit und Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften gleichrangig zu<br />

behandeln<br />

��die strategischen wie operativ-abwickelnden Anteile gleichermaßen zu beherrschen<br />

��flexibel auf so verschiedene Tätigkeitsniveaus wie z.B. dem des Sachbearbeiters, der<br />

Schreibkraft, der Führungskraft und der Verkäufers/Akquisiteurs zu agieren<br />

��und die daraus resultierenden, qualitativ unterschiedlichen Anforderungen in<br />

eigenständiges berufliches Handeln zu integrieren.” [BOCKELMANN / BÖSELER, 1996, 279]<br />

Als Professionalisierung wird in diesem Zusammenhang verstanden, durch qualifikatorische<br />

und arbeitsgestaltende Maßnahmen die Handlungskompetenz von <strong>Disponent</strong>en so zu<br />

erweitern,<br />

��daß sie eigenständig und in Absprache mit der Unternehmensleitung<br />

ablauforganisatorische Prozesse insbesondere auf den Auftragsdurchlauf bezogen<br />

optimieren können,<br />

��daß sie die ihnen angebotenen bzw. zur Verfügung stehenden Arbeits- und Hilfsmittel auf<br />

ihre Eignung hin beurteilen und auswählen sowie effektiv einsetzen können,<br />

��daß sie den unterschiedlichen Rollenerwartungen, die ihnen von Kollegen, Vorgesetzten,<br />

Kunden und anderen Speditionsmitarbeitern entgegengebracht werden, situations-,<br />

prozeß- und ergebnisbezogen gerecht werden und die verschiedenen sozialen Rollen in<br />

ihr berufliches Handeln integrieren können,


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 187<br />

��daß sie in die Lage versetzt werden, zukünftige Entwicklungen des Marktes und des<br />

ordnungspolitischen Rahmens zu antizipieren und durch geeignete organisatorische<br />

Maßnahmen frühzeitig darauf zu reagieren,<br />

��daß sie also ihre Tätigkeit unter sich verändernden Rahmenbedingungen für sich und das<br />

Unternehmen erfolgreich ausüben und damit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung<br />

ihrer eigenen sowie der Arbeitsplätze anderer in der jeweiligen Spedition beschäftigten<br />

Mitarbeiter leisten können.<br />

In dem Maße, wie es gelingt, die Qualifizierung von <strong>Disponent</strong>en zwar nahe an ihrer<br />

beruflichen Praxis zu halten, aber eben nicht auf die unternehmensspezifischen Abläufe im<br />

Sinne einer reinen Anpassungsqualifizierung zu fixieren, ermöglichen<br />

Professionalisierungsprozesse im Bedarfsfall auch berufliche Mobilität in andere<br />

Unternehmen der Branche, aber auch in verwandte Tätigkeitsbereiche von Industrie und<br />

Handel (z.B. Beschaffungs-, Vertriebs- und Produktionsdisponenten).<br />

Professionalisierung “kann durch ein modular gestaltetes Qualifizierungsprogramm<br />

(Bausteinsystem) gefördert werden, das sowohl arbeitsfeldspezifische als auch<br />

unternehmensspezifische Anforderungen und Bedingungen berücksichtigt.<br />

Professionalisierung vollzieht sich ganz wesentlich über die Vermittlung tätigkeitsspezifisch<br />

operationalisierter Schlüsselqualifikationen und über partizipative Arbeitsgestaltung. Dabei ist<br />

von zentraler Bedeutung, daß die beteiligten <strong>Disponent</strong>en ihre Erfahrungen in die Lern- und<br />

Gestaltungsprozesse einbringen und verarbeiten können. Damit hebt sich dieser Ansatz<br />

deutlich von einer klassischen Anpassungsqualifizierung ab. Der Prozeß der<br />

Professionalisierung wird als Integration von Qualifizierung und partizipativer<br />

Arbeitsgestaltung verstanden und dient so den Unternehmen als Baustein einer Personal- und<br />

Organisationsentwicklung, die vor allem in den Mitarbeitern das Innovations- und<br />

Effektivitätspotential erkennt, mit dem den Anforderungen des grundlegenden<br />

Strukturwandels begegnet werden kann.” [BOCKELMANN / BÖSELER, 1996, 279 - 280]<br />

Damit können folgende vier Dimensionen der Personalentwicklung bearbeitet werden :<br />

Ziele: Ziele: Ziele: Ziele: Professionalisierung wird als strategischer Pfad verstanden und ist kohärenter<br />

Bestandteil der Unternehmenspolitik und -kultur.<br />

Inhalte: Inhalte: Inhalte: Inhalte: Mit dem Professionalisierungsansatz werden branchenorientiert fachspezifische und<br />

fachübergreifende Qualifizierung integriert. Neben auf das Individuum bezogenen Inhalten<br />

wird die Arbeitsorganisation ausdrücklich zum Gegenstand der Qualifizierung gemacht. Die<br />

partizipative Grundanlage der Qualifizierungsprozesse berücksichtigt die beruflichen<br />

Eingangsqualifikationen, das bereits vorhandene Erfahrungswissen und gesamtbetriebliche<br />

Wissensbestände.<br />

Formen: Formen: Formen: Formen: Der Ansatz setzt als Methode die Nutzung und Weiterentwicklung von erfahrungsund<br />

arbeitsplatzorientiertem Lernen voraus, die die Lernvoraussetzungen der<br />

Betroffenen/Beteiligten berücksichtigt. Arbeitsformen des individuellen, selbstgesteuerten<br />

Lernens wechseln situations- und inhaltsangemessen mit gruppen- bzw. erfahrungsaustauschorientierten<br />

Lern- und Arbeitsformen.<br />

Bedingungen: Bedingungen:<br />

Bedingungen:<br />

Bedingungen: Die organisationsentwickelnde Komponente des Bausteinsystems liegt<br />

insbesondere in der Herausarbeitung und Klärung von Status und Rolle der <strong>Disponent</strong>en und<br />

der daraus abzuleitenden Konsequenzen für die übergreifenden<br />

Organisationsgestaltungsansätze.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 188<br />

Mit dem hier gemeinten Professionalisierungsprozeß sollen nicht nur Entwicklungen<br />

antizipiert, sondern die <strong>Disponent</strong>en selbst so qualifiziert werden, daß sie in der Lage sind,<br />

zukünftige Veränderungen des Tätigkeitszuschnittes, des Aufgabenspektrums und des<br />

branchenspezifischen Marktes in hohem Maße eigenständig zu bewältigen.<br />

Professionalisierung meint Steigerung und Ausweitung von Kompetenzen in zweifacher<br />

Hinsicht: Umgangssprachlich beschreibt ”Kompetenz” zum einen die Fähigkeit einer Person,<br />

etwas zu tun, zum anderen die Möglichkeit oder besser die Berechtigung einer Person, etwas<br />

zu tun. Gerade die Berücksichtigung beider Dimensionen und ihrer Interdependenzen ist<br />

Charakteristikum des Professionalisierungsbegriffs.<br />

Das Konzept der Professionalisierung erfüllt die Forderung nach einer Ablösung der<br />

Verwendungsorientierung betrieblicher Weiterbildung durch eine Subjektorientierung bzw.<br />

eine stärkere erwachsenenpädagogische Orientierung beruflicher Weiterbildung, die<br />

gekennzeichnet ist durch<br />

��eine Verzahnung von Subjektbezug und Berufsqualifizierung<br />

��das Ziel einer Ausweitung der sozialen Kompetenz<br />

��das Ziel einer Förderung beruflicher Autonomie [vgl. ARNOLD, 1990, 132 - 134].<br />

Indem sowohl der Mitarbeiter neue Einsichten und neue Kenntnisse in das Unternehmen<br />

hineinbringt und weiter befähigt wird, diese für die Bewältigung seiner Arbeitsaufgaben<br />

umsetzen, als auch das Unternehmen seine Organisation insoweit verändert, daß die neuen<br />

Kompetenzen produktiv eingesetzt werden können, trägt der Professionalierungsansatz zu<br />

organisationsentwickelnden Konzepten bei, die unter den Stichworten ‘Organisations-Lernen’<br />

oder ‘lernende Organisation’ diskutiert werden [vgl. GEIßLER, 1991; SATTELBERGER, 1993;<br />

SATTELBERGER, 1994].<br />

Diesem Professionalisierungsbestreben müssen das Qualifizierungssystem als Ganzes und die<br />

einzelnen Trainingsbausteine Rechnung tragen. Die Steigerung und Ausweitung von<br />

Kompetenzen im inhaltlichen/fähigkeitsbezogenen wie im formalen/organisatorischen Sinne<br />

vollzieht sich in drei Bereichen. Zum einen zielt sie auf die Person des <strong>Disponent</strong>en, zweitens<br />

auf die Aufgabe und drittens auf das Unternehmen bzw. seine Entwicklung.<br />

Für diese Bereiche hat HEIDACK [1993] mit Rückgriff auf LEWINS Feldtheorie die Begriffe<br />

Lernfeld (eher auf die Person bezogen), Interaktionsfeld (eher auf die Organisation bezogen)<br />

und Funktionsfeld (eher auf die Aufgabe bezogen) eingeführt [vgl. HEIDACK, 1993, 23 – 29].<br />

Für den Arbeitszusammenhang von <strong>Disponent</strong>en ist diese Unterteilung nur begrenzt sinnvoll,<br />

vollzieht sich doch gerade ihre Aufgabenerfüllung im wesentlichen durch Interaktion und<br />

wird ihre Bedeutung für die Entwicklung der betrieblichen Organisation durch eine veränderte<br />

Definition ihrer Funktion deutlich. Für die didaktische Dimensionierung des<br />

Trainingsprogramms für Transportdisponenten werden daher die Kategorien ”Person”,<br />

”Methoden/Handwerk” und ”Strategie/Unternehmensentwicklung” genutzt. Dabei wird der<br />

Leitgedanke verfolgt, daß sowohl das Modulsystem als Ganzes als auch jeder einzelne<br />

Qualifizierungsbaustein auf Kompetenzausweitung und -steigerung in diesen drei Bereichen<br />

zielt (Abb. 4/2).


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 189<br />

Person<br />

Strategie /<br />

Unternehmensentwicklung<br />

Methoden /<br />

"Handwerk"<br />

Abb. 4/2: Didaktische Dimensionierung des modular gestalteten Qualifizierungsprogramms und der<br />

einzelnen Qualifizierungsbausteine<br />

Auf den einzelnen Qualifizierungsbaustein bezogen, bedeutet das, daß in je spezifischer<br />

Ausprägung Kompetenzausweitung in jeder drei Richtungen erfolgen soll (Abb. 4/3).<br />

Ausrichtung auf das Unternehmen<br />

(Förderung der Unternehmensentwicklung,<br />

strategische Kompetenzen)<br />

Ausrichtung auf die Person<br />

(soziale Kompetenzen<br />

mit intra- und interpersoneller<br />

Ausrichtung, Einstellungen,<br />

Werthaltungen)<br />

Ausrichtung auf die Aufgabe<br />

(fachliche und methodische<br />

Kompetenzen)<br />

= Beispiel für die Dimensionierung eines Qualifizierungsbausteins<br />

Abb. 4/3: Modell der didaktischen Dimensionierung eines Qualifizierungsbausteins<br />

Methodisch-didaktisch sind dabei die Spezifika erwachsenenangemessenen Lernens zu<br />

berücksichtigen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Teilnehmerorientierung.<br />

„Teilnehmerorientierung in der Weiterbildung will<br />

��die Persönlichkeit, das Eigenleben und die freigesetzten Aktivitäten der Teilnehmer in<br />

besonderer Weise beachten und fördern<br />

��die Vorgeprägtheiten, vielfältigen Erfahrungen und das vorhandene Wissen, die<br />

Lernvoraussetzungen stärker einbinden und beachten.” [DECKER, 1985, 155]


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 190<br />

4.2 4.2 Der partizipativ partizipativ partizipativ orientierte orientierte Gestaltungsprozeß Gestaltungsprozeß des des Systems Systems von<br />

von<br />

Qualifizierung<br />

Qualifizierungsbausteine<br />

Qualifizierung bausteine bausteine<br />

Der partizipativ orientierte Gestaltungsprozeß des modular aufgebauten Systems von<br />

Qualifizierungsbausteinen wurde mit dem <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis durchgeführt, der bereits<br />

die Analyse des Qalifizierungsbedarfs von Transport-<strong>Disponent</strong>en mitgestaltet und die<br />

Ergebnisse der schriftlichen <strong>Disponent</strong>en-Befragung kommunikativ vlaidiert hatte [vgl. Kap.<br />

3/4]. Im Grunde sind bereits die Sitzungen des Arbeitskreises, die sich mit<br />

Qualifizierungsbedarfsanalyse und Festlegung der Zielfelder der <strong>Disponent</strong>enqualifizierung<br />

beschäftigten, als Teil des Gestaltungsprozesses zu sehen. Der folgende Teil der Darstellung<br />

der Arbeitskreisarbeit konzentriert sich aber auf diejenigen Aktivitäten des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises, der konkret die Ausgestaltung des Qualifizierungsprogramms und der<br />

einzelnen -bausteine (engerer Gestaltungsprozeß) sowie die Bewertung der Arbeitsergebnisse<br />

und des Prozesses zum Gegenstand hatte.<br />

Dabei wurde folgende partizipativ orientierte Vorgehensweise verfolgt:<br />

1. Untersetzung der Qualifizierungsfelder durch einzelne Qualifizierungsbausteine<br />

2. Überprüfung, Ergänzung und Modifizierung dieser Untersetzung durch den<br />

<strong>Disponent</strong>enarbeitskreis<br />

3. Formulierung des Systems von Qualifizierungsmodulen und Qualifizierungsbausteinen<br />

4. Erprobung und Bewertung einzelner Qualifizierungsbausteine im <strong>Disponent</strong>enarbeitskreis<br />

5. Überprüfung, kritische Würdigung und Verabschiedung des Systems im<br />

<strong>Disponent</strong>enarbeitskreis<br />

Diese Vorgehensweise entspricht weitgehend einer Übertragung von Modellen evolutionärer<br />

und partizipativer Systementwicklung auf die Entwicklung von Qualifizierungssystemen [vgl.<br />

z.B. MAMBREY / OPPERMANN / TEPPER, 1986, 245 - 248; DUELL / KATZ, 1990, 15 -16, 23 -<br />

28]. Inhalte dieses partizipartiv orientierten Gestaltungsprozesses waren nicht nur die<br />

Gegenstände der Trainingsbausteine sondern auch methodische und didaktische<br />

Fragestellungen (Lernzielformulierungen, didaktische Dimensionierung, Formen des Lehrens<br />

und Lernens, branchenspezifische Rahmenbedingungen der Qualifizierung).<br />

Die Protokolle von insgesamt drei eintägigen Workshops sowie Einzelinterviews mit den<br />

Mitgliedern des Arbeitskreises stellen die Materialgrundlage dafür dar.<br />

Abb. 4/4 zeigt das Zusammenspiel zwischen den Aktivitäten des Arbeitskreises und vor- bzw.<br />

nachbereitenden Tätigkeiten des Moderatorenteams im zeitlichen Verlauf.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 191<br />

im <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis<br />

Kommunikative Validierung der<br />

Ergebnisse der schriftlichen<br />

<strong>Disponent</strong>en-Befragung und<br />

Festlegung der Zielfelder der<br />

Qualifizierung<br />

Inhaltliche Unterlegung der<br />

Zielfelder auf der Grundlage von<br />

Ergebnissen der schriftlichen<br />

<strong>Disponent</strong>en-Befragung<br />

Diskussion und Verabschiedung des<br />

strukturierten Systems von 20<br />

Qualifizierungsbausteinen<br />

Exemplarische Überprüfung von<br />

zwei Qualifizierungsbausteinen<br />

Auswertung der Arbeitskreisarbeit<br />

außerhalb des<br />

<strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises<br />

Erarbeitung eines Katalogs von 20<br />

Qualifizierungsbausteinen<br />

methodische und didaktische<br />

Aufbereitung der<br />

Qualifizierungsbausteine<br />

Abb. 4/4: Verknüpfung der Aktivitäten des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises mit vor- und nachbereitenden<br />

Tätigkeiten des Moderatorenteams im zeitlichen Verlauf<br />

4.2.1. 4.2.1. 4.2.1. Verlauf und und und Ergebnisse Ergebnisse der der Workshop Workshop-Arbeit Workshop Arbeit im im im <strong>Disponent</strong>enarbeitskreis <strong>Disponent</strong>enarbeitskreis im<br />

im<br />

Rahmen Rahmen des des engeren engeren Gestaltungsprozesse<br />

Gestaltungsprozesses<br />

Gestaltungsprozesse<br />

Ausgehend von Beobachtungen und Erhebungen [vgl. Kap. 3] wurden als<br />

Qualifizierungsfelder gemeinsam mit dem <strong>Disponent</strong>enarbeitskreis bestimmt.<br />

Die in der <strong>Disponent</strong>en-Befragung gewünschten Inhalte eines Trainingsprogramms wurden<br />

von den Mitgliedern des Arbeitskreises den einzelnen Modulfeldern zugeordnet und mit<br />

bewertenden Kommentaren versehen. Die Abbildungen 4/5 - 8 zeigen die erarbeiteten Charts<br />

aus den Workshops des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 192<br />

Rahmenbedingungen<br />

des Disponierens<br />

technische<br />

Grundkenntnisse<br />

für Anweisungen<br />

rechtliche<br />

Verantwortungsdimensionen<br />

des<br />

Disponierens<br />

Der <strong>Disponent</strong> als<br />

Führungskraft<br />

Arbeitsrecht<br />

anwenden können<br />

konstruktiver<br />

Umgang mit dem<br />

Betriebsrat<br />

�����<br />

Gefahrgut<br />

�����<br />

Zollfragen<br />

Sozialvorschriften<br />

Rechtsfragen<br />

Persönlichkeitstraining<br />

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��������������������������������������<br />

Mitarbeiterführung<br />

��������������������������������������<br />

��������������������������������������<br />

richtig und klar<br />

anweisen können<br />

überzeugen und<br />

motivieren<br />

können<br />

Abb. 4/5: Unterlegung der Zielfelder durch Inhalte (1)<br />

Umgang mit<br />

Belastungen und<br />

Anforderungen<br />

Prioritäten setzen<br />

und Aufgaben<br />

delegieren<br />

Wichtiges von<br />

Unwichtigem<br />

trennen<br />

Der <strong>Disponent</strong> als<br />

Repräsentant des<br />

Unternehmens<br />

Gesprächstechniken<br />

Auftreten beim<br />

Kunden<br />

Erscheinungsbild<br />

beim Kunden<br />

�����<br />

Streßbewältigung<br />

�����<br />

�����<br />

Teamarbeit<br />

�����<br />

Konzentrationstechniken<br />

kennenlernen<br />

�����<br />

Kundenakquisition �����<br />

����� ����<br />

Telefonverkauf<br />

����<br />

situativ agieren<br />

und reagieren<br />

können<br />

Kundenkontakte<br />

richtig aufbauen<br />

und pflegen<br />

Abb. 4/6: Unterlegung der Zielfelder durch Inhalte (2)


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 193<br />

Werkzeuge zur<br />

Unterstützung von<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

allg DV-<br />

Werkzeuge<br />

Organisation der<br />

Geschäftsprozesse<br />

Analyse- und<br />

Kritikfähigkeit<br />

verbessern<br />

Anspruch:<br />

Transparenz des<br />

Auftragsdurchlaufs<br />

Planungstechniken für<br />

die eigene Arbeit<br />

��������������������������������������<br />

��������������������������������������<br />

computergestützte<br />

Disposition<br />

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���������������������������������������<br />

Problemlösetechniken<br />

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���������������������������������������<br />

��������������������������������������<br />

��������������������������������������<br />

Fremdsprachen<br />

Organisation<br />

speditioneller Abläufe<br />

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��������������������������������������<br />

��������������������������������������<br />

Lagerei und Distribution<br />

Korrektur- und<br />

Vorbeugemaßnahmen<br />

Abb. 4/7: Unterlegung der Zielfelder durch Inhalte (3)<br />

Die strategische<br />

Dimension von<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeiten<br />

����<br />

Qualitätsmanagement<br />

��������������������������������������<br />

��������������������������������������<br />

Kostenrechnung<br />

��������������������������������������<br />

���������<br />

Erfahrungsaustausch �����<br />

�����<br />

Märkte der<br />

Zukunft erkennen<br />

Märkte der<br />

Zukunft<br />

erschließen<br />

situationsbezogenesVerkaufsgeschick<br />

Sicht des Kunden<br />

einbringen<br />

Erfahsrungsaustausch<br />

auch<br />

intern nutzen<br />

nicht wehklagen,<br />

sondern problembewußt<br />

diskutieren<br />

Abb. 4/8: Unterlegung der Zielfelder durch Inhalte (4)<br />

Zusammengefaßt ergab die Diskussion im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis zu den einzelnen<br />

Zielfeldern folgende Ergebnisse:<br />

��Mit Belastungen aktiv umgehen<br />

Hierunter fallen die Gegenstandsbereiche “Streßbewältigung” und “Teamarbeit”. Ziel der<br />

Qualifizierung in diesem Modulfeld sollte u.a. das Erlernen von Konzentrationstechniken<br />

sein. Die <strong>Disponent</strong>en sollen verstärkt in die Lage versetzt werden, Prioritäten zu setzen<br />

und Aufgaben zu delegieren.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 194<br />

��Veränderung ordnungspolitischer und marktspezifischer Rahmenbedingungen des<br />

Disponierens einbeziehen<br />

In dieses Modulfeld ordneten die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises die<br />

Themenbereiche “Gefahrgut”, “Zollfragen”, “Sozialvorschriften” und “Rechtsfragen” ein.<br />

Es wurde betont, die rechtlichen Verantwortungsdimensionen des Disponierens zu<br />

vertiefen und technische Grundkenntnisse für Mitarbeiteranweisungen zu vermitteln.<br />

��Die Rolle des <strong>Disponent</strong>en als Führungskraft entwickeln und trainieren<br />

“Persönlichkeitstraining” und “Mitarbeiterführung” wurde in dieses Modulfeld gesetzt.<br />

Den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises waren dabei als Lernziele wichtig, richtig<br />

und klar anweisen sowie überzeugen und motivieren zu können. Besondere Schwerpunkte<br />

sollten auf das Arbeitsrecht und auf einen konstruktiven Umgang mit dem Betriebsrat<br />

gelegt werden<br />

��Werkzeuge und Medien zur Unterstützung von <strong>Disponent</strong>en auf ihre spezifische Eignung<br />

hin untersuchen und erproben<br />

Dieses Modulfeld wurde mit “Planungstechniken für die eigene Arbeit”,<br />

“Computergesteuerte Disposition”, “Problemlösetechniken” und “Fremdsprachen” gefüllt.<br />

Der Schwerpunkt sollte nach Meinung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises im Bereich der<br />

EDV-Werkzeuge liegen, weil hier die größten Veränderungen und Entwicklungsschritte zu<br />

erwarten seien.<br />

��Die Organisation der Geschäftsprozesse optimieren<br />

Diesem Modulfeld wurden “Organisation speditioneller Abläufe” sowie “Lagerei und<br />

Distribution” zugeordnet. Die Teilnehmer der Trainingsmaßnahmen sollten ihre Analyse-<br />

und Kritikfähigkeit v.a. im Hinblick auf die Transparenz des Auftragsdurchlaufs<br />

verbessern können sowie in die Lage versetzt werden, eigenständig Korrektur- und<br />

Vorbeugemaßnahmen zu entwickeln.<br />

��Die Unternehmensbelange bei Kunden und Sub-Unternehmern vertreten<br />

“Kundenakquisition” und “Telefonverkauf” waren die Gegenstandsbereiche, die der<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis in dieses Modulfeld setzte. Unter der Überschrift<br />

“Kundenkontakte richtig aufbauen und pflegen” sollten die zu trainierenden <strong>Disponent</strong>en<br />

Gesprächstechniken erlernen sowie Auftreten und Erscheinungsbild beim Kunden und das<br />

daraus möglicherweise entstehende Bild des eigenen Unternehmens reflektieren. Ziel sollte<br />

es sein, die <strong>Disponent</strong>en in die Lage zu versetzen, situativ agieren und reagieren zu<br />

können.<br />

��Die <strong>Disponent</strong>entätigkeit als strategische Aufgabe verstehen und für das Unternehmen<br />

umsetzen<br />

Hierunter fallen die Gegenstandsbereiche “Kostenrechnung”, “Qualitätsmanagement” und<br />

“Erfahrungsaustausch”. Im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis wurde betont, daß gerade der<br />

Erfahrungsaustausch mit Externen auch intern genutzt werden sollte. Dabei ginge es nicht<br />

um Wehklagen, sondern um problembewußtes Diskutieren. Die strategische Dimension<br />

des Disponierens wird besonders deutlich, wenn es darum geht, für das eigene<br />

Unternehmen Märkte der Zukunft zu erkennen und zu erschließen. In diesem<br />

Zusammenhang geht es v.a. auch darum, daß die <strong>Disponent</strong>en aufgrund ihrer<br />

Kundenkontakte und Marktkenntnis die Sicht des Kunden in die Beurteilung der eigenen<br />

Leistungserbringung einfließen lassen können. Hierzu gilt es die <strong>Disponent</strong>en zu


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 195<br />

qualifizieren, aber auch in den Unternehmen des Speditions- und Transportgewerbes ein<br />

entsprechendes Denken zu implementieren.<br />

Diese einzelnen Qualifizierungsfelder stehen in Wechselbeziehung zueinander, d.h. Training<br />

und Qualifizierung in einem Feld hat auch Auswirkungen auf Training und Qualifizierung in<br />

anderen Feldern - v.a. dadurch, daß sich die Lernvoraussetzungen und der Grad der Reflexion<br />

der eigenen Tätigkeit verändern. Darüberhinaus wurden die Bezeichnungen der einzelnen<br />

Zielfelder der <strong>Disponent</strong>enqualifizierung sprachlich überarbeitet. Der Systemcharakter des<br />

Trainingsprogramms wird durch Abb. 4/9 verdeutlicht.<br />

Mit Belastungen aktiv<br />

umgehen<br />

Die Unternehmensbelange<br />

bei Kunden und Sub-<br />

Unternehmern vertreten<br />

Veränderungen ordnungspolitischer<br />

und marktspezifischerRahmenbedingungen<br />

des<br />

Disponierens einbeziehen<br />

Die <strong>Disponent</strong>entätigkeit<br />

als strategische<br />

Aufgabe verstehen<br />

und für das<br />

Unternehmen umsetzen<br />

die Organisation der<br />

Geschäftsprozesse<br />

(Auftragsdurchlauf,<br />

Arbeitsablauf) optimieren<br />

Abb. 4/9: Überarbeitete Systematik der Qualifizierungsfelder<br />

Die Rolle des <strong>Disponent</strong>en<br />

als Führungskraft v.a.<br />

gegenüber Fahrern, Lagerund<br />

Büromitarbeitern<br />

entwickeln und trainieren<br />

Werkzeuge und Medien zur<br />

Unterstützung von<br />

<strong>Disponent</strong>en auf ihre<br />

spezifische Eignung hin<br />

untersuchen und erproben<br />

Nachdem die Qualifizierungsfelder festgelegt worden waren, wurden sie durch einzelne<br />

Trainingsbausteine untersetzt. Dazu wurde aufgrund von Anregungen aus dem <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis vom Projektteam ein Vorschlag erarbeitet, der dann vom <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreis diskutiert, ergänzt und verabschiedet wurde.<br />

Den Qualifizierungsfeldern wurden folgende 20 Trainingsbausteine 23 zugeordnet:<br />

��Rahmenbedingungen des Disponierens<br />

1. Umsetzung der Sozialvorschriften im Straßenverkehr<br />

Lernziele:<br />

• Inhalte der Sozialvorschriften kennen<br />

• rechtliche Verantwortung des <strong>Disponent</strong>en (als Beauftragten des Unternehmers) kennen<br />

• daraus folgende Anforderungen an <strong>Disponent</strong>en kennen<br />

• Maßnahmen zur Lösung der Spannung zwischen Anforderungen der SV und kaufmännischen Zielen<br />

erarbeiten<br />

23 Einige Trainingsbausteine ließen sich mehr als einem Qualifizierungsfeld zuordnen.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 196<br />

2. Auswirkungen veränderten Kundenverhaltens auf die Disposition<br />

Lernziele:<br />

• Reduktion der Fertigungstiefe und der Lagerhaltung als Ursachen für kurzfristigeres und<br />

kleinteiligeres Bestellverhalten erkennen<br />

• daraus folgende Anforderungen den logistischen Dienstleister und besonders an <strong>Disponent</strong>en<br />

entwickeln<br />

• veränderte Dispositionsstrategien erarbeiten<br />

��Der <strong>Disponent</strong> als Führungskraft<br />

1. Kommunikationstraining für <strong>Disponent</strong>en (1: Grundlagen der Kommunikation)<br />

Lernziele:<br />

• Grundregeln von Kommunikationsprozessen kennenlernen<br />

• Stellenwert von gut funktionierender Kommunikation einschätzen<br />

• Kommunikationshindernisse erkennen und abbauen<br />

2. Kommunikationstraining für <strong>Disponent</strong>en (2: Anwendungsfälle)<br />

Lernziele:<br />

• Grundregeln einer Gesprächsstrukturierung kennenlernen<br />

• unterschiedliche Führungstechniken (Anleiten, Coachen, Unterstützen, Delegieren) kennenlernen<br />

• Disziplinargespräche vorbereiten und durchführen<br />

• Verhalten bei Beschwerden trainieren<br />

3. Erarbeitung und Anwendung eines dispositionsspezifischen Kennzahlensystems zur<br />

Steuerung der Prozesse<br />

Lernziele:<br />

• Kennzahlen als Instrument zur Prozeßsteuerung kennenlernen<br />

• dispositionsrelevante Kennzahlen ermitteln<br />

• Quellen und Möglichkeiten der Ermittlung dispositionsspezifischer Kennzahlen kennenlernen<br />

• Prozeßsteuerung anhand eines dispositionsspezifischen Kennzahlsystems erproben<br />

4. Zeitmanagement für <strong>Disponent</strong>en<br />

Lernziele:<br />

• die Bedeutung eines effektiven Zeitmanagements für die eigene Person und für die eigene<br />

Arbeitssituation einschätzen<br />

• Elemente eines effektiven Zeitmanagements kennenlernen und auf die Arbeitssituation des<br />

<strong>Disponent</strong>en übertragen<br />

5. Die Rolle des <strong>Disponent</strong>en in der Spedition<br />

Lernziele:<br />

• die <strong>Disponent</strong>entätigkeit in Teilbereiche zerlegen können<br />

• den <strong>Disponent</strong>enalltag reflektieren können<br />

• die motivationale Grundlage für die <strong>Disponent</strong>entätigkeit klären<br />

• Schlüsselqualifikationen für <strong>Disponent</strong>en formulieren<br />

��Werkzeuge zur Unterstützung von <strong>Disponent</strong>en<br />

1. Aufgabenangemessene Software-Unterstützung<br />

Lernziele:<br />

• Kriterien für Informationsqualität kennenlernen und bewerten<br />

• die Kriterien zur Bewertung einer Demonstrations-Software anwenden<br />

• Kriterien für den Einsatz von unterstützender Dispo-Software entwickeln<br />

• Grundregeln der ergonomischen Gestaltung von Rechner-Arbeitsplätzen kennenlernen


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 197<br />

2. Einsatzmöglichkeiten verschiedener nicht-elektronischer Dokumentationsmedien und<br />

Planungshilfsmittel<br />

Lernziele:<br />

• Einsatzfelder, Vor- und Nachteile diverser nicht-elektronischer Dokumentationsmedien und<br />

Planungshilfen kennenlernen und diskutieren<br />

• die Eignung dieser Instrumente für bestimmte Geschäftszuschnitte und -umfänge beurteilen<br />

• die Arbeit mit ausgewählten Instrumenten erproben<br />

3. Aufbau und Anwendung von Haustarifen<br />

Lernziele:<br />

• Haustarife als kundenorientiert gestaltbares Planungsinstrument und Hilfsmittel für die<br />

Auftragsabwicklung einschätzen<br />

• Fahrzeugkostenrechnung und Tarifbildungsmerkmale als Voraussetzung für Haustarife erkennen<br />

• verschiedene Formen der Ausgestaltung von Haustarifen kennenlernen<br />

• die Anwendung von Haustarifen problematisieren (Vorteile und Grenzen erkennen)<br />

��Organisation der Geschäftsprozesse<br />

1. Optimierung des <strong>Disponent</strong>enarbeitsbereiches<br />

Lernziele:<br />

• die Einflußfaktoren auf den Arbeitsbereich des <strong>Disponent</strong>en analysieren<br />

• Zielvorstellungen für eine unterstützende Arbeitssystemgestaltung entwickeln<br />

• Differenzen zwischen idealer Gestaltung und Realität erkennen und bewerten<br />

• erste Schritte zur Aufhebung der Differenz entwickeln<br />

• konkrete Verbesserungsmaßnahmen und deren Umsetzung entwerfen<br />

2. Verbesserung der Kundenorientierung<br />

Lernziele:<br />

• Grad der Kundenorientierung ermitteln<br />

• Bedeutung der Kundenorientierung für die Entwicklung des Unternehmens und für die<br />

Ablauforganisation erkennen<br />

• Problemfelder einer mangelnden Kundenorientierung analysieren<br />

• Maßnahmen zur Verbesserung der Kundenorientierung ermitteln<br />

3. Zeitmanagement für <strong>Disponent</strong>en<br />

Lernziele: (s.o.)<br />

4. Preisgestaltung von Transportdienstleistungen<br />

Lernziele: (s.o.)<br />

5. Aufbau und Anwendung von Haustarifen<br />

Lernziele:<br />

• Haustarife als kundenorientiert gestaltbares Planungsinstrument und Hilfsmittel für die<br />

Auftragsabwicklung einschätzen<br />

• Fahrzeugkostenrechnung und Tarifbildungsmerkmale als Voraussetzung für Haustarife erkennen<br />

• verschiedene Formen der Ausgestaltung von Haustarifen kennenlernen<br />

• die Anwendung von Haustarifen problematisieren (Vorteile und Grenzen erkennen)<br />

6. Erarbeitung und Anwendung eines dispositionsspezifischen Kennzahlensystems zur<br />

Steuerung der Prozesse<br />

Lernziele: (s.o.)


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 198<br />

��Der <strong>Disponent</strong> als Repräsentant des Unternehmens<br />

1. Preisgestaltung von Transportdienstleistungen<br />

Lernziele: (s.o.)<br />

2. Telefonischer Erstkontakt mit Kunden<br />

Lernziele:<br />

• Regeln des kundenorientierten Telefonierens beherrschen<br />

• telefonische Anfragen von Kunden als Akquisitionschancen nutzen<br />

3. Bearbeiten von Reklamationen<br />

Lernziele:<br />

• Reklamationen als Chance zur Qualitätsverbesserung nutzen<br />

• Reklamationen kundenorientiert aufnehmen und behandeln<br />

• unternehmensspezifische Instrumente zur Analyse von Reklamationen entwickeln<br />

4. Präsentation des Unternehmens bzw. eines Angebots beim Kunden<br />

Lernziele:<br />

• angemessenes Auftreten beim Kunden<br />

• angemessenes Kommunikationsverhalten<br />

• Aufbau eines Kundengesprächs / einer Präsentation<br />

• Einsatz von Medien und Präsentationstechniken<br />

��Umgang mit Anforderungen und Belastungen<br />

1. Mit dem Streß beim Disponieren fertig werden<br />

Lernziele:<br />

• Streß als Belastung anerkennen<br />

• gesundheitliche Folgen von negativem Streß kennenlernen<br />

• Formen und Techniken der Streßbewältigung kennenlernen<br />

• Hilfsangebote kennenlernen<br />

2. Vermeidbaren Streß abbauen<br />

Lernziele:<br />

• Stressoren in der <strong>Disponent</strong>entätigkeit erkennen<br />

• Gestaltungsfelder der eigenen Arbeit erkennen<br />

• Möglichkeiten und Grenzen des Streßabbaus der Arbeitsgestaltung kennenlernen<br />

• exemplarisch Gestaltungsvorschläge erarbeiten können<br />

3. Zeitmanagement für <strong>Disponent</strong>en<br />

Lernziele: (s.o.)<br />

��Die strategische Dimension von <strong>Disponent</strong>entätigkeiten<br />

1. Umweltorientiertes Transportmanagement<br />

Lernziele:<br />

• umweltorientiertes Transportmanagement als positive Zielformulierung akzeptieren<br />

• Ökologie als strategisches Feld begreifen, das nur in Kooperation mit Kunden bearbeitet werden<br />

kann<br />

• erste Maßnahmen umweltbewußten Transportmanagements kennenlernen<br />

• Standard-Maßnahmen für den Einsatz im Unternehmen überprüfen und anpassen


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 199<br />

2. Moderne Logistikkonzepte<br />

Lernziele:<br />

• verschiedene realisierte Logistiklösungen kennenlernen, die als typisch gelten können<br />

• Logistik als Organisationsaufgabe verstehen<br />

• Anforderungen aus der Logistikorientierung der Verlader für die eigene Unternehmens- und<br />

Arbeitssituation ableiten<br />

3. Preisgestaltung von Transportdienstleistungen<br />

Lernziele: (s.o.)<br />

4. Erarbeitung und Anwendung eines dispositionsspezifischen Kennzahlensystems zur<br />

Steuerung der Prozesse<br />

Lernziele: (s.o.)<br />

5. Die Rolle des <strong>Disponent</strong>en in der Spedition<br />

Lernziele: (s.o.)<br />

4.2.2. 4.2.2. 4.2.2. Zur Zur Bewertung Bewertung des des Gestaltungsprozesses Gestaltungsprozesses und und se seines se ines Ergebnisses durch die<br />

Mi Mitglieder Mi glieder des <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises<br />

<strong>Disponent</strong>en Arbeitskreises<br />

4.2.2.1. 4.2.2.1. Erprobung Erprobung von von von zwei zwei Qualifizierungsbausteinen Qualifizierungsbausteinen im im <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis<br />

<strong>Disponent</strong>en Arbeitskreis<br />

Im Herbst 1996 wurden exemplarisch zwei Qualifizierungsbausteine im<br />

<strong>Disponent</strong>enarbeitskreis erprobt und anschließend bewertet. Für die Probeläufe wurden die<br />

Trainingsmodule ”Aufgabenangemessene DV-Unterstützung für <strong>Disponent</strong>en” und<br />

”Bearbeiten von Reklamationen” von den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises<br />

ausgewählt.<br />

��Qualifizierungsbaustein Qualifizierungsbaustein ”Aufgabenangemessene ”Aufgabena<br />

”Aufgabena ngemessene DV DV-Unterstützung DV<br />

Unterstützung Unterstützung für für <strong>Disponent</strong>en”<br />

<strong>Disponent</strong>en”<br />

Der Trainingsbaustein wurde durch die Vorstellung und Bewertung von Kriterien für<br />

Informationsqualität (Abb. 4/10 ) eingeleitet [vgl. LAUENSTEIN u.a., 1994, 32].<br />

Nach der Präsentation der Kriterien wurden die Workshop-Teilnehmer aufgefordert, die<br />

vorgestellten Kriterien je nach Wichtigkeit mit Rangpunkten zu versehen. Als zentrale<br />

Ergebnisse der anschließenden Diskussion konnten festgehalten werden:<br />

• Einige der Kriterien sind sog. ”K.O.”-Kriterien (wie z.B. Richtigkeit, zeitliche<br />

Verfügbarkeit, Verständlichkeit und Angemessenheit des Beschaffungsaufwandes); ohne<br />

die Beachtung dieser Kriterien ist ein Einsatz von Informationstechnologie sinnlos.<br />

• Es gibt Kriterien, die unbedingt erfüllt sein müssen (‘Muß’-Kriterien’); andere Kriterien<br />

(‘Soll’-Kriterien) sollten erfüllt sein, damit die Informationen am <strong>Disponent</strong>enarbeitsplatz<br />

optimal genutzt werden können.<br />

• Die Kriterien haben den Charakter eines Netzes von zu beachtenden Faktoren, die bei der<br />

Bewertung von Informationsverarbeitungssystemen zugrunde gelegt werden sollten.<br />

Als Fazit wurde von den Teilnehmern formuliert, daß eine integrierte Betrachtung aller<br />

Kriterien notwendig sei. Mit dem diskutierten und bewerteten Kriterienraster verfügten die<br />

Workshop-Teilnehmer nun über ein Instrument, anhand dessen sie DV-<br />

Unterstützungssysteme für <strong>Disponent</strong>en beurteilen konnten. Diese Beurteilung sollte sowohl<br />

in der betrieblichen Umgebung als auch im weiteren Fortgang des Trainings-Workshops<br />

erfolgen.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 200<br />

Durchgängigkeit<br />

Aufbau<br />

Bedeutung<br />

... muß so sein, daß<br />

der Nutzer sie versteht<br />

... daß auch andere<br />

Nutzer sie verstehen<br />

nicht vorwegnehmen<br />

oder<br />

verhindern<br />

... muß Entscheidungen<br />

zulassen bzw.<br />

ermöglichen<br />

6<br />

... muß zur richtigen<br />

Zeit verfügbar sein<br />

keine hinderlichen<br />

Wartezeiten<br />

Kriterien für Informationsqualität<br />

7<br />

5<br />

nicht zuviel<br />

nicht auf das<br />

technisch Notwendige<br />

beschränkt<br />

... muß wirtschaftlich<br />

zu beschaffen sein<br />

zentral, aber auch<br />

dezentral<br />

... muß angemessen<br />

sein<br />

Information am<br />

<strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitsplatz<br />

... muß da verfügbar<br />

sein, wo sie tatsächlich<br />

gebraucht wird<br />

sachlich richtig<br />

vollständig<br />

hinreichend genau<br />

... muß richtig sein<br />

... muß übersichtlich<br />

sein<br />

Zuordnung<br />

Auffindbarkeit<br />

... muß augenfällig<br />

sein<br />

Abb. 4/10: Kriterien für Informationsqualität<br />

4<br />

Lesbarkeit<br />

3<br />

benutzerfreundliche<br />

Gestaltung<br />

Als Gegenstand der Diskussion und Bewertung wurden den Teilnehmern zwei Beispiele für<br />

dispositionsunterstützende DV-Systeme vorgestellt und die Arbeit damit demonstriert.<br />

• Bei dem ersten Beispiel handelt es sich um ein Dispositions-Tool, das bei zwei<br />

Speditionsunternehmen eingesetzt wird, die für jeweils einen Automobilhersteller die<br />

Zulieferungen aus dem Gebiet Nordrhein-Westfalen organisieren. Dafür werden die Teile<br />

und Komponenten bei den einzelnen Zulieferern abgeholt, umgeschlagen und nach<br />

Abladestellen und Werken sortiert an den Produzenten weitergeleitet.<br />

Die Hauptaufgabe des <strong>Disponent</strong>en besteht darin, die Abholungen bei den Zulieferern zu<br />

organisieren. Dazu werden ihm die Auftragsdaten im Rechner auf einer grafischen<br />

Oberfläche zur Verfügung gestellt. Das System ermöglicht eine mehrstufige Sortierung der<br />

Aufträge auf der Grundlage der Postleitzahlen der Zulieferer. Wichtige Aufträge oder<br />

solche, die bestimmten Restriktionen unterliegen, sind besonders gekennzeichnet.<br />

Aus diesem Pool kann der <strong>Disponent</strong> mit Rückgriff auf sein Erfahrungswissen<br />

Auftragsgruppen bilden, aus denen er schließlich Touren generieren kann. Das geschieht,<br />

indem er aus dem Pool mit der Maus einzelne Aufträge auf die zur Verfügung stehenden<br />

8<br />

1<br />

2


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 201<br />

LKWs ”zieht”. Das System gibt ihm dabei ständig Auskunft über die Auslastung der<br />

Fahrzeuge. Ein zugewiesener Auftrag verschwindet aus dem Pool und taucht im Icon des<br />

jeweiligen LKWs auf. Bei der Zusammenstellung des Auftragssets für einen LKW erkennt<br />

der <strong>Disponent</strong>, ob diese Tour auch in der geforderten Zeit gefahren werden kann.<br />

Der <strong>Disponent</strong> simuliert so mit den entsprechenden Symbolen die tatsächliche Beladung<br />

der Fahrzeuge. Er kann auch Ladungen zwischen einzelnen Fahrzeugen austauschen, um<br />

die jeweiligen Touren und/oder die Auslastung der Fahrzeuge zu optimieren. Die<br />

Disposition ist abgeschlossen, wenn der Pool leer ist und die Aufträge den einzelnen<br />

Fahrzeugen so zugeordnet sind, daß die Auslastung stimmt und die Touren im Rahmen der<br />

Zeitvorgaben abzufahren sind. Der <strong>Disponent</strong> bestätigt die Planung. Daraufhin kann der<br />

Druckauftrag für die Fahraufträge und die entsprechenden Papiere angestoßen werden, die<br />

den Fahrern ausgehändigt werden. Wenn erforderlich, erhalten die Fahrer ggf. spezielle<br />

Hinweise zu einzelnen Aufträgen. Im Rahmen dieses relativ geschlossenen Systems<br />

können die Fahrer aufgrund ihrer Erfahrung weitgehend selbständig über die Reihenfolge<br />

der Abholung entscheiden.<br />

• Das zweite Beispiel ist ein universelles Fuhrparksteuerungssystem mit integriertem<br />

Tourenoptimierungs-Tool. Dieses wird bei einer Spedition eingesetzt, die in der<br />

Neumöbeldistribution tätig ist und einen weitgehend festen Kundenstamm beliefert. Ein<br />

Teil der Lieferungen wird direkt bei den Herstellern planverladen und dann verteilt, der<br />

übrige über das Möbelverteilzentrum gezogen, das die Spedition an ihrem Standort als<br />

Umschlag- und Zwischenlager betreibt.<br />

Die Aufgabe besteht im wesentlichen darin, die Distribution an Händler und Endkunden zu<br />

organisieren. Dazu stellt das System dem <strong>Disponent</strong>en die Auftragsdaten in einer<br />

geographischen und tabellarischen Übersicht zur Verfügung. Durch verschiedene frei<br />

konfigurierbare Filterfunktionen erkennt der <strong>Disponent</strong> die für ihn wichtigen<br />

Auslieferungszeitpunkte wie Fixtage oder -wochen. Das System teilt den Aufträgen<br />

Prioritäten zu, die den jeweiligen geforderten Auslieferungszeitpunkten entsprechen.<br />

Die Definition von Kleinaufträgen, die der <strong>Disponent</strong> an Frachtführer vergibt, erfolgt über<br />

frei definierbare qm-Werte. Das System zeigt die für die einzelnen Aufträge günstigsten<br />

Transporteure an und erstellt nach Bestätigung durch den <strong>Disponent</strong>en einen<br />

Speditionssammelauftrag, der dann wie die anderen Großaufträge weiter in Touren<br />

verplant wird.<br />

Um die einzelnen Touren zu bilden, arbeitet der <strong>Disponent</strong> mit einem Grafikfenster, das<br />

die Liefergebiete geographisch wiedergibt. Mit der Maus selektiert der <strong>Disponent</strong> ein<br />

geschlossenes Gebiet mit Lieferaufträgen; das System zeigt ihm hierzu, nach Prioritäten<br />

geordnet, welche Aufträge in diesem Gebiet vorliegen. Zu den gewählten Aufträgen erhält<br />

der <strong>Disponent</strong> die Summe der zu verplanenden Volumina, Tonnagen und Einheiten und<br />

überprüft diese mit den vorhandenen Fahrzeuggrößen. Ist die Summe zu groß, nimmt er<br />

die unwirtschaftlichsten Aufträge heraus, ist sie zu klein, fügt er neue, geographisch<br />

angrenzende Aufträge hinzu. Der <strong>Disponent</strong> verstärkt seine Entscheidungssicherheit durch<br />

Zusatzinformationen, die sowohl auftragsbezogen (Größe oder etwaige Besonderheiten)<br />

als auch kundenbezogen (Anlieferzeiten oder Beschränkungen) sein können.<br />

Durch Wegstreckenoptimierung mit Berücksichtigung der in bezug auf Kunden, Fahrzeuge<br />

und Fahrer hinterlegten Informationen wie Restriktionen und Belieferungszeiten erstellt<br />

das System einen kostenoptimalen Tourvorschlag. Der <strong>Disponent</strong> kann jetzt auf Grund<br />

seiner langjährigen Erfahrung und Kundenkenntnis diesen Tourvorschlag bewerten und,


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 202<br />

falls erforderlich, daran manuelle Änderungen vornehmen. Bei Bedarf kann der <strong>Disponent</strong><br />

die Touren auch manuell erstellen, z.B., um im Computer nicht hinterlegte ”weiche”<br />

Informationen besser einbeziehen zu können.<br />

Ist die Disposition abgeschlossen, löst der <strong>Disponent</strong> per Knopfdruck den Druck der<br />

Fracht- und sonstigen auftragsbezogenen Papiere aus. Gleichzeitig erhält das Lager im<br />

Möbelverteilzentrum entsprechende Informationen, um die physische Beladung der<br />

Fahrzeuge in der Auftragsreihenfolge einzuleiten.<br />

Die auf die Demonstration folgende Diskussion stellte die unterschiedliche Dimensionierung<br />

der Software-Lösungen in den Vordergrund.<br />

Aus Zeitgründen konnte eine anhand der Kriterien für Informationsqualität strukturierte<br />

Bewertung nicht mehr vorgenommen werden. Die Teilnehmer des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises formulierten als Zusammenfassung des Workshops die Thesen:<br />

��Die Software muß die Mitarbeiterflexibilität und den Abwechslungsreichtum der Tätigkeit<br />

erhalten; eine Arbeit nur an der DV wäre zu stupide.<br />

��Software als Werkzeug des <strong>Disponent</strong>en verstehen und nicht den <strong>Disponent</strong>en zum<br />

Erfüllungsgehilfen der Software machen<br />

In der Reflexion des Trainingsbausteins wurde die Bedeutung der Einstiegssequenz<br />

hervorgehoben, die sich gut eignen würde für das Ziel, den Blick der Schulungsteilnehmer für<br />

die Problematik zu schärfen. Als problematisch schätzten die Teilnehmer die Auswahl der<br />

Demonstrations-Software insofern ein, als die Zeit während eines Trainingstages gerade<br />

ausreichen würde, um lediglich eines der Tools wirklich durchdringen zu können. Der<br />

<strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis schlug vor, sich bei der Überarbeitung des Trainingsbausteins auf<br />

eine Softwarelösung zu beschränken, die sich auf viele betriebliche Anforderungen hin<br />

untersuchen lassen würde. Statt eines zweiten Beispiels sollten dann aus <strong>Disponent</strong>en-Sicht<br />

die Aspekte eines Pflichtenheftes thematisiert werden.<br />

��Qualifizierungsbaustein Qualifizierungsbaustein Qualifizierungsbaustein ”Bearbeiten ”Bearbeiten von von Rek Reklamationen”<br />

Rek lamationen”<br />

Der Workshop, der die Arbeit des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises beschloß, hatte die Erprobung<br />

und Kritik des Trainingsbausteins ”Bearbeiten von Reklamationen” zum Gegenstand. Die<br />

Teilnehmer bearbeiteten folgende Schritte des Trainingsbausteins:<br />

• Bewertung und Diskussion der Einstiegsthese: Die Bearbeitung von Reklamationen<br />

gehört zu den unangenehmsten Aufgaben von <strong>Disponent</strong>en<br />

• Formulierung von Hauptgründen für Reklamationen<br />

• Simulation einer telefonischen Reklamation durch ein Rollenspiel; Auswertung der<br />

Simulation<br />

• Diskussion von Vorschlägen für die Praxis: ”20 Tips für den richtigen Umgang mit<br />

Reklamationen” [entnommen SCHWENK-RASCHKE / KORTIS, 1994, 123 - 124]<br />

• Diskussion des Reklamationsmanagements als strategische Chance zur<br />

Qualitätsverbesserung der Dienstleistung<br />

Daran schloß sich die Bewertung des Trainingsbausteins an.<br />

Der Workshop begann mit der Aufforderung, die Eingangsthese danach zu bewerten, ob ihr<br />

zugestimmt oder sie abgelehnt wird. Damit wurde ein affektiver Zugang zum Workshop-


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 203<br />

Thema gewählt. Abschließend wurde das Ergebnis (überwiegende Zustimmung) diskutiert.<br />

Dabei wurden zwei Punkte hervorgehoben:<br />

• Reklamationsbearbeitung ist ein zentrales Element in der Gestaltung der<br />

Kundenbeziehung.<br />

• Der <strong>Disponent</strong> ist als direkter Ansprechpartner des Kunden von Reklamationen persönlich<br />

betroffen, obwohl die Verantwortung für den Fehler häufig nicht bei ihm liegt.<br />

In einem zweiten Arbeitsschritt wurden Hauptgründe für Reklamationen aus der praktischen<br />

Erfahrung heraus formuliert (vgl. Abb. 4/11). Hier bot sich eine Gruppierung nach<br />

‘<strong>Disponent</strong>enfehlern’, ‘Fahrerfehlern’ und ‘Reklamationen’, die der <strong>Disponent</strong> erleidet, aber<br />

(ebensowenig wie der Fahrer) nicht verantwortet, an.<br />

<strong>Disponent</strong> hat<br />

zuviele<br />

Informationen im<br />

Kopf (Überlastung)<br />

<strong>Disponent</strong><br />

berücksichtigt nicht<br />

alle Parameter<br />

schlechte<br />

Verkehrsplanung (hoher<br />

Zeitdruck bei Planung)<br />

echter<br />

Warenschaden<br />

... wenn man aus seinem<br />

Kompetenzbereich<br />

herausspringt<br />

Abwägung zwischen<br />

verschiedenen<br />

Prioritäten: Aufträge,<br />

deren Priorität<br />

heruntergesetzt wird,<br />

sind potentielle<br />

Reklamationsursachen<br />

mangelhafte<br />

Ladungssicherung<br />

Schreibfehler<br />

Zahlendreher<br />

Hauptgründe für Reklamationen<br />

<strong>Disponent</strong>en-<br />

Fehler<br />

"Aufträge annehmen ist<br />

<strong>Disponent</strong>en-Pflicht !"<br />

zu hoch gepokert - aber<br />

Gratwanderung gehört<br />

dazu<br />

100 % Sicherheit<br />

+<br />

0 % Reklamation<br />

geht nicht !<br />

Fahrer-<br />

Fehler<br />

Warenbeschriftung<br />

beim Versender<br />

Papiere stimmen<br />

nicht<br />

Kunden übertreiben<br />

Reklamationen,<br />

die der<br />

<strong>Disponent</strong> erleidet,<br />

aber nicht<br />

verantwortet<br />

falsche<br />

Abpackung beim<br />

Versender<br />

falsche Reklamationsinformation<br />

Kunden pochen auf<br />

ihr Recht<br />

schlechter<br />

Informationsfluß beim<br />

Kunden sorgt für<br />

Streß beim Spediteur<br />

Bevor der Kunde im<br />

eigenen Haus<br />

nachschaut, ob die<br />

Ware da ist, ruft er<br />

beim Spediteur an.<br />

irgendwer hat<br />

irgendwann<br />

geschlafen<br />

z.B. Beschaffung<br />

bestellt Sonderfahrt;<br />

Spediteur macht Streß<br />

und Druck; Dispo hetzt<br />

Fahrer; Sonderfahrt<br />

wird am Werk nicht<br />

abgeladen; keiner ist<br />

zuständig ...<br />

interne Kommunikations-<br />

und Kooperationsprobleme<br />

beim Kunden<br />

Spediteur wird<br />

wie der letzte<br />

Hansel<br />

behandelt.<br />

Verlader-Endkunden-<br />

Probleme werden auf dem<br />

Rücken des <strong>Disponent</strong>en<br />

ausgetragen<br />

Abb. 4/11: Hauptgründe für Reklamationen<br />

Hieran schloß sich die Simulation einer telefonischen Reklamation an. Dabei wurden die<br />

Rollen des Kunden und des <strong>Disponent</strong>en von Workshop-Teilnehmern übernommen, die durch<br />

Sichtbarrieren voneinander getrennt per Telefon miteinander sprachen. Die anderen<br />

Teilnehmer beobachteten das Geschehen. Für die Akteure gab es nur ganz knappe<br />

Regieanweisungen. Der Verlauf des Rollenspiels ergab sich aus der Erfahrung der<br />

Rollenspieler. Die auf die Simulation folgende Auswertungsdiskussion stellte das Verhalten<br />

der Akteure in den Vordergrund. Hier wurden zahlreiche Verhaltensfehler des <strong>Disponent</strong>en<br />

benannt. Grundsätzlich schätzte die Gruppe die Emotionalität des Kunden als zentrales


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 204<br />

Problem beim Vorbringen von Reklamationen ein, die durch die Professionalität des<br />

<strong>Disponent</strong>en aufgefangen und in konstruktive Bahnen gelenkt werden müsse.<br />

Mit der Behandlung des reklamierenden Kunden ist allerdings die Bearbeitung der<br />

Reklamation nicht abgeschlossen. Reklamationen deuten auf mögliche Fehler in der<br />

Ablauforganisation hin. Um hier mittel- und langfristig Fehlerquellen ausschalten zu können<br />

und die Kundenzufriedenheit durch eine verbesserte Dienstleistungsqualität zu erhöhen, ist<br />

ein strategisch orientiertes Reklamationsmanagement angezeigt. Dafür erarbeiteten die<br />

Teilnehmer Prinzipien und Regeln, Methoden sowie Strategien für Neukunden (vgl. Abb.<br />

4/12). Darüber hinaus erhielten sie ein vorbereitetes Arbeitspapier mit Hilfsmitteln zur<br />

‘Dokumentation und Auswertung von Reklamationen’ zur persönlichen Weiterarbeit.<br />

Reklamationsmanagement als strategische Chance<br />

Qualitätsverbesserung der Dienstleistung<br />

nicht alle Fehler<br />

ausmerzen, aber<br />

wichtige und häufige<br />

Fehler gruppieren, z.B.<br />

liegen sie am System<br />

oder liegen sie an<br />

Personen ?<br />

System muß<br />

überschaubar bleiben,<br />

die Regeln für das<br />

System sind abhängig<br />

von der Betriebsgröße<br />

Verantwortung<br />

übernehmen -<br />

mit Konsequenzen<br />

man muß mehrere<br />

Sprachen sprechen<br />

"Antireklamationsmanagement"<br />

=<br />

vorsorgendes "Sich<br />

drum kümmern" vor<br />

allem bei Neukunden<br />

Testauftrag besonders<br />

sorgfältig ausführen<br />

Prinzipien und<br />

Regeln<br />

Strategie für<br />

Neukunden<br />

Vorsorge ist besser als<br />

Nachsorge<br />

Vorsorge durch<br />

Untersuchung und<br />

Bewertung von<br />

möglichen Risiken<br />

Fahrerbesprechung<br />

dokumentierte<br />

Verantwortungsübernahmen<br />

schriftliche Listen<br />

(möglichst einfach)<br />

Merk- oder<br />

Hinweiszettel für<br />

Kunden<br />

angepaßte EDV<br />

Reklamationen werden<br />

dokumentiert und dann<br />

systematisch ausgewertet<br />

Neukunden fragen, was ihnen<br />

besonders wichtig ist<br />

Methoden<br />

Interesse für die Belange des<br />

Kunden zeigen, dann kommen<br />

auch die wichtigen<br />

Informationen<br />

Abb. 4/12: Reklamationsmanagement als strategische Chance zur Qualitätsverbesserung der Dienstleistung<br />

Der Workshop wurde durch eine Bewertung des Trainingsbausteins abgeschlossen (vgl. Abb.<br />

4/13). Dabei wurden folgende Thesen zur Bewertung gestellt:<br />

��Der Trainingsbaustein ist wichtig für die praktische Arbeit.<br />

��Der Trainingsbaustein trifft den Kern der Sache.<br />

��Der Trainingsbaustein bringt den Mitarbeiter und das Unternehmen weiter.<br />

��Die Bearbeitung des Themas war interessant.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 205<br />

��Ich habe etwas Neues gelernt.<br />

Bewertung des Trainingsmoduls<br />

"Bearbeiten von Reklamationen"<br />

Der Trainingsbaustein ist wichtig für die praktische Arbeit.<br />

++ +<br />

- --<br />

Der Trainingsbaustein trifft den Kern der Sache.<br />

++ + - --<br />

Der Trainingsbaustein bringt den Mitarbeiter und das<br />

Unternehmen weiter.<br />

++ + - --<br />

Die Bearbeitung des Themas war interessant.<br />

++ + - --<br />

Ich habe heute etwas Neues gelernt.<br />

++ + - --<br />

Abb. 4/13: Bewertung des Trainingsmoduls ”Bearbeiten von Reklamationen”<br />

Bei der Bewertung waren die <strong>Disponent</strong>en aufgefordert, durch einen Klebepunkt den Grad der<br />

Zustimmung zur jeweiligen Aussage anzugeben. Zusammengefaßt ergibt sich eine<br />

durchgängig positive Einschätzung des Trainingsbausteins.<br />

In der Reflexion des Trainingsbausteins merkten die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises an, daß der Übungsanteil durch mehr Rollenspiele verstärkt werden sollte. Der<br />

Einsatz von Video-Aufzeichnungen während der Rollenspiele wurde angeregt, um so dem<br />

einzelnen verstärkt die Möglichkeit zu geben, Fehler im Verhalten zu erkennen und problem-<br />

und kundenorientiertes Verhalten zu verbessern.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 206<br />

4.2.2.2. 4.2.2.2. Zur Auswertung des Gestaltungsprozesses<br />

Gestaltungsprozesses<br />

Mit den Mitgliedern des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises wurden nach Abschluß des<br />

Gestaltungsprozesses im Januar/Februar 1997 strukturierte Einzelinterviews geführt.<br />

Dabei erfolgte die Auswertung der Arbeitsergebnisse in zwei Schritten:<br />

• Zunächst wurde die Arbeit im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis mit den beteiligten <strong>Disponent</strong>en<br />

ausgewertet.<br />

• In einem zweiten Schritt wurden einzelne Bausteine und das System der<br />

Qualifizierungsbausteine durch eine Befragung auf ihre Praxisrelevanz hin überprüft.<br />

Auf die Frage, welche Anregungen die <strong>Disponent</strong>en aus den Diskussionen des Arbeitskreises<br />

in ihren beruflichen Alltag einfließen lassen konnten, wurden einerseits konkrete Aspekte wie<br />

die Arbeit mit dem Dispo-Plan oder das Telefonverhalten bei Gesprächen mit Kunden und<br />

Fahrern genannt. Hier kam es auch zu direkten Umsetzungen von Ergebnissen aus dem<br />

Arbeitskreis. Einen besonderen Schwerpunkt nahm in diesem Zusammenhang das<br />

Reklamationsmanagement ein, das in seinen vielfältigen - auch strategischen Facetten - bei<br />

fast allen befragten <strong>Disponent</strong>en eine zusätzliche Bedeutung im Tagesgeschäft bekommen<br />

hatte.<br />

Andererseits waren es Fragen des Verständnisses der Berufsrolle, die aufgrund der<br />

Projektarbeit für einige <strong>Disponent</strong>en den beruflichen Alltag beeinflußten. Insbesondere die<br />

Schlüsselfunktion des <strong>Disponent</strong>en für den Unternehmenserfolg sowie das Verhältnis von<br />

Kontrolle und Eigenverantwortung, durch das die Beziehungen zwischen Disposition und<br />

Geschäftsführung gekennzeichnet ist, wurden hier genannt.<br />

Das Thema ‘EDV in der Disposition’ hätte nach Meinung der Teilnehmer ausführlicher<br />

behandelt werden sollen, z.B. indem eine noch größere Bandbreite an Soft- und Hardware zur<br />

Diskussion gestellt worden wäre. Die Verkäuferrolle des <strong>Disponent</strong>en war ein weiterer<br />

Aspekt, der nach Meinung von Teilnehmern weitergehender hätte bearbeitet werden können,<br />

insbesondere in bezug auf die persönlichen An- und ggf. auch Überforderung einzelner<br />

<strong>Disponent</strong>en. Weiterhin wurde angeführt, daß im Rahmen des Arbeitskreises Probleme zwar<br />

angesprochen, aber nicht gelöst wurden, für verschiedene Fragen direkte<br />

Lösungsmöglichkeiten also nicht erarbeitet werden konnten.<br />

Bei der Beurteilung der Vorgehensweise im Arbeitskreis wurden besonders die Teilnehmerorientierung<br />

(”die Teilnehmer waren selbst gefordert”), die Offenheit der Diskussionen<br />

(”nichts Vorgesetztes”) sowie die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zum Einbringen<br />

eigener Gedanken und Vorstellungen als positiv bewertet. Die Workshops des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises wurde nicht als die gewohnten Seminare verstanden, sondern als konstruktives<br />

Miteinander, auf das man sich, wie ein Teilnehmer formulierte, jedesmal freute. Die Größe<br />

der Gruppe, die angemessene (gleichzeitig als ”locker” und als ”effektiv” empfundene)<br />

Arbeitsatmosphäre, der Einsatz neuer Sozialformen in der Workshop-Arbeit und der<br />

interessante Aufbau, aber auch die offene und konstruktive Einstellung der Teilnehmer waren<br />

weitere Aspekte, die den befragten <strong>Disponent</strong>en besonders an der Arbeitsweise gefallen<br />

hatten. Es wurde in diesem Zusammenhang lediglich bedauert, daß die gemeinsame Arbeit in<br />

dieser Form nach dem Projektende nicht unmittelbar in eine regelmäßige Einrichtung<br />

überführt werden konnte.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 207<br />

Die überwiegend eingesetzte Arbeitsform im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis (moderierte<br />

Diskussion mit Pinwand-Protokoll) wurde von den Teilnehmern uneingeschränkt positiv<br />

bewertet; insbesondere wurde festgestellt, daß sie für das entdeckende und entwickelnde<br />

Arbeiten gut geeignet sei. Diese positive Beurteilung der Methode wurde mit motivationalen<br />

Gründen (”Man kommt schneller auf Ideen, wie man es zuhause umsetzen kann;” oder: ”Die<br />

Methode baute Lernspannung auf, vor allem durch die Eröffnung mit Thesen.”), mit der<br />

Offenheit des Lernprozesses (”keine Vorgaben z.B. auf Folien, die die Gedanken von den<br />

eigenen Fragen und dem eigenen Nachdenken wegführen”), dem strukturierten Vorgehen, das<br />

die Stoffmenge gut verarbeiten ließ, und die ausgesprochene Teilnehmerorientierung (”stärker<br />

an den Problemen und Bedürfnissen der Teilnehmer orientiert als andere Lernformen”)<br />

begründet. Ein <strong>Disponent</strong> sah diese Arbeitsform als Modell für Kundengespräche sowie für<br />

die Planungsarbeit im eigenen Unternehmen.<br />

Das System der Trainingsbausteine wurde von einem der <strong>Disponent</strong>en als Schritt von einer<br />

reinen arbeitsplatzbezogenen <strong>Disponent</strong>enqualifizierung hin zu einer umfassenderen<br />

Speditions-Manager-Qualifizierung beschrieben. Auch andere <strong>Disponent</strong>en betonten, daß die<br />

Entwicklungsdynamik des gesamten <strong>Disponent</strong>en-Arbeitsfeldes in dem neuen<br />

Qualifizierungssystem deutlich zu erkennen sei.<br />

Die Praxisnähe wurde durchgängig hoch eingeschätzt. Bei der Umsetzung sollte allerdings<br />

besonders auf eine Regionalisierung des Angebotes und die konkrete Formulierung der<br />

einzelnen Themen geachtet werden. Die Bedeutung der Workshop-Methode für die<br />

Praxisnähe wurde hervorgehoben. Rollenspiele, Übungen und konkretes Trainieren sollten<br />

einen hohen Stellenwert bekommen. Als besonders praxisnah wurde das Baukastensystem<br />

eingeschätzt, daß es den einzelnen <strong>Disponent</strong>en bzw. entsendenden Unternehmen<br />

ermöglichte, sich ein disponenten- bzw. unternehmensspezifisches Qualifizierungsprogramm<br />

‘zuzuschneiden’. Die befragten <strong>Disponent</strong>en gingen in diesem Zusammenhang davon aus, daß<br />

es einerseits Themen geben werde, die besonders nachgefragt würden (”Renner”), einige<br />

Themen allerdings trotz ihrer objektiv hohen Bedeutung subjektiv als nicht besonders wichtig<br />

empfunden würden (z.B. ”Umweltorientiertes Transportmanagement”).<br />

Ein <strong>Disponent</strong> erwartet, daß die Bedeutung der Qualifizierungsfelder ”Führungskraft”,<br />

”Belastung”, ”Geschäftsprozesse” zunehmen, der diejenigen Qualifizierungsfelder<br />

”Rahmenbedingungen” und ”Werkzeuge” in etwa gleichbleiben, wohingegen die Bedeutung<br />

des Qualifizierungsfeldes ”Repräsentant” abnehmen wird. Weitgehend übereinstimmend<br />

schätzten die <strong>Disponent</strong>en ein, daß das Qualifizierungssystem für die nächsten Jahre den<br />

Erfordernissen der Praxis entspräche, in ein paar Jahren dann eine kritische Überprüfung und<br />

Aktualisierung der Themen und Gegenstandsbereiche erfolgen müsse. Ziel der<br />

Qualifizierungsbemühungen müsse bleiben, daß die <strong>Disponent</strong>en sich auf dem<br />

Transportmarkt bewegen und ihre Aufgaben entsprechend beherrschen könnten.<br />

Als noch weiter auszufeilende Aspekte nannten die <strong>Disponent</strong>en v.a.:<br />

• Marketing<br />

• Strategien der Tourenoptimierung<br />

• Kostendenken<br />

• Gestaltung von Kunden- und Fahrerkontakten<br />

• Unterstützung mit Hilfsmitteln<br />

• Erhebung von Kundeninformationen<br />

Die Auswertungsgespräche schlossen jeweils mit der Bitte ab, die Höhe der Qualität von<br />

Verlauf und Ergebnis des Gestaltungsprozesses im <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis mit einer


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 208<br />

Punktzahl zwischen ”0” und ”10” zu bewerten. Es wurden Punktzahlen zwischen 7 und 9,5 (ø<br />

8,2) vergeben. Die durchgängig und durchschnittlich hohe Bewertung unterstreicht die<br />

ausgesprochene Zufriedenheit aller beteiligten <strong>Disponent</strong>en.<br />

4.3. 4.3. Erste Erste Würdigung des Qualifizierungsprozesses und sseines<br />

s<br />

eines Ergebnisses Ergebnisses<br />

Durch eine weitgehende Teilnehmerorientierung bei der inhaltlichen und methodischen<br />

Ausgestaltung des Trainingsprogramms wird Partizipation zur pädagogischen Kategorie.<br />

Konkret bedeutet dies, daß den beruflichen und persönlichen Erfahrungen der Teilnehmer für<br />

den Lern- und Trainingsprozeß eine besondere Rolle zukommt. Erfahrungsaustausch wird<br />

nicht nur Gegenstand des Trainingsprogramms, sondern auch methodisches Vehikel zur<br />

Vermittlung neuen Wissens [vgl. VOELKNER, 1976, 182 - 202; HEIDACK, 1993]. Die<br />

Betonung des Erfahrungsaustausches als Grundlage für eine <strong>Disponent</strong>enqualifizierung wird<br />

durch die Ergebnisse der <strong>Disponent</strong>enbefragung und durch die Anmerkungen des<br />

<strong>Disponent</strong>enarbeitskreises zur inhaltlichen und methodischen Ausgestaltung des<br />

Trainingsprogramms belegt.<br />

Die These, daß sich mit Hilfe von Elementen der Moderations-Methode auch Lernstoff, der<br />

nicht durch die Teilnehmer selbst entsteht bzw. durch eigene Erfahrungen der Teilnehmer<br />

hinterfragt werden kann oder muß, sondern nicht mit Hilfe eigener Erfahrungen erschlossen<br />

oder überdacht werden kann [vgl. SCHNELLE / STOLZ, 1976, 34 -39], also neue, den<br />

Teilnehmern fremde Lerninhalte betrifft, vermitteln läßt, ist durch die Erfahrungen in anderen<br />

Projektzusammenhängen bereits belegt worden [vgl. BOCKELMANN / LAUENSTEIN, 1994]. Die<br />

Erfahrungen, die die Teilnehmer des <strong>Disponent</strong>enarbeitskreises mit der Methode machten<br />

[vgl. auch Kap. 3.4.], die durchgängig bei den Workshops zur kommunikativen Validierung<br />

der Befragungsergebnisse und im engeren Gestaltungsprozeß Anwendung fand, führten zu<br />

ihrer Forderung, die Moderations-Methode als zentralen methodisch-didaktischen Kern in der<br />

<strong>Disponent</strong>enqualifizierung einzusetzen.<br />

Bei der Anlage von Form und Struktur des Qualifizierungsprogramms waren zudem<br />

branchenspezifische Ausprägungen des Weiterbildungsverhaltens sowie Problemfelder für<br />

Weiterbildung in kleinen und mittleren Unternehmen zu berücksichtigen.<br />

Von Brancheninsidern wird häufig über das gering ausgeprägte Weiterbildungsinteresse im<br />

Gütertransportgewerbe geklagt. Diese Einschätzung kontrastiert mit statistischen Erhebungen<br />

zum Weiterbildungsverhalten. Diesen Erhebungen zufolge entspricht die Teilnahmequote der<br />

im Sektor ‘Verkehr, Transport’ Beschäftigten mit 31 % in etwa dem Durchschnitt. Beim<br />

Zeitaufwand pro Teilnehmer weisen die Beschäftigten dieser Branche sogar die höchsten<br />

Werte auf [vgl. BMBF, 1996, 191 - 193]. Die Diskrepanz zwischen den Einschätzungen der<br />

Brancheninsider und den Erhebungsergebnissen läßt sich u.U. mit den Themen und<br />

Zielgruppen der Weiterbildung erklären. Während das BERICHTSSYSTEM WEITERBILDUNG alle<br />

beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen erfaßt hat, also auch gesetzlich vorgeschriebene<br />

Fahrerschulungen, Gefahrgutschulungen und Umschulungsmaßnahmen zu Berufskraftfahrern<br />

und Speditionskaufleuten, beziehen sich die Brancheninsider offensichtlich eher auf<br />

tätigkeitsbezogene und unternehmensentwickelnde Maßnahmen, die von der Branche nur<br />

unzureichend nachgefragt werden. Ein Trainingsprogramm, das in diesem Bereich ansetzt,<br />

muß um Akzeptanz kämpfen, weil die Unternehmen des Gewerbes ihre<br />

Weiterbildungsaktivitäten offensichtlich auf das gesetzlich notwendige und das den<br />

finanziellen Ertrag kurzfristig fördernde beschränken.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 209<br />

Diese Qualifizierungsbarriere wird durch eine grundsätzliche Problematik, die für<br />

Weiterbildungsmaßnahmen bei kleinen und mittleren Unternehmen häufig auftritt, verschärft:<br />

“Trotz begrenzter Mitarbeiterzahl ist der Betriebsablauf parallel zur Aneignung der<br />

Qualifikationen möglichst störungsfrei aufrechtzuerhalten. Da das vordringliche Ziel der<br />

Betriebsleitung in der Auftragsbeschaffung und -abwicklung und nicht in der konsequenten<br />

Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen besteht, kann aus den unterschiedlichen<br />

betrieblichen Erfordernissen schnell ein Spannungsverhältnis erwachsen. I.d.R. wird bei<br />

betrieblichen Engpässen jedoch die Sicherung des Betriebsablaufs vor die Gewährleistung der<br />

Qualifizierung gestellt. Der ursprünglich geplante Qualifizierungsprozeß wird modifiziert<br />

(Reduzierung der Lernziele, Unterbrechen oder Abbrechen der Teilnahme, Verkürzung der<br />

Qualifizierungsdauer etc.), so daß eine verwertbare Aneignung der Fähigkeiten wie<br />

Fertigkeiten und Kenntnisse in Frage gestellt wird.” [KRÖLL / JOCKERS, 1992, 196 - 197]<br />

Die partizipativ orientierte Vorgehensweise sowohl bei der Qualifizierungsbedarfsanalyse als<br />

auch bei der Ausgestaltung des Qualifizierungsprogramms im Rahmen der <strong>Disponent</strong>en-<br />

Professionalisierung diente auch dem Zweck, die Qualifizierungshürden zu verringern und<br />

den Transfer der Qualifizierungsinhalte in die spezifischen betrieblichen Realitäten zu<br />

erleichtern. Um den unternehmensspezifisch unterschiedlichen Aufgabenzuschnitten von<br />

<strong>Disponent</strong>en zu entsprechen, wurde das Qualifizierungsprogramm modular nach dem<br />

“Baukastensystem” aufgebaut, d.h. aus einem Angebot von Qualifizierungsbausteinen kann<br />

sich der einzelne <strong>Disponent</strong> bzw. das einzelne Unternehmen ein individuelles<br />

Qualifizierungsprogramm zusammenstellen. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen,<br />

daß nicht alle Elemente des Qualifizierungsrogramms (“Qualifizierungsbausteine”) für alle<br />

<strong>Disponent</strong>en bzw. Unternehmen von gleicher Bedeutung sind. Gleichzeitig werden dadurch<br />

neben den unternehmensspezifischen Aufgabenzuschnitten bzw. Aufbau- und<br />

Ablauforganisationen auch die individuellen Vorqualifikationen, Berufserfahrungen und<br />

anderen Lernvoraussetzungen der einzelnen <strong>Disponent</strong>en berücksichtigt.<br />

Das Qualifizierungsprogramm adressiert sich an solche mittelständischen Transport- und<br />

Speditionsunternehmen, die es für ihre Unternehmensentwicklung insgesamt als wichtig<br />

ansehen, die Berufsrolle der bei ihnen tätigen Transport-<strong>Disponent</strong>en sowohl in einem<br />

strategischen Kontext (der <strong>Disponent</strong> als Teil des Management) als auch im eigentlichen<br />

Professionalisierungskontext (Kompetenzentwicklung und -festigung für unterschiedlich<br />

ausgeprägte Aufgabenbereiche) weiterzuentwickeln.<br />

Das Qualifizierungsprogramm läßt sich zusammengefaßt durch folgende Aspekte<br />

charakterisieren:<br />

• Interdisziplinarität, d.h. auf die mit der <strong>Disponent</strong>entätigkeit verbundenen Anforderungen<br />

zugeschnittene Verknüpfung von Inhalten unterschiedlicher Fachdisziplinen<br />

• Partizipatives Lernen, d.h. Einsatz der Workshop-Methode, insbesondere gekennzeichnet<br />

durch einen Wechsel von moderierten teilnehmerorientierten Diskussions- und<br />

Arbeitsphasen und im engeren Sinne fachlichen Inputs<br />

• Erleichterung des Transfers des Gelernten in die betriebliche Realität (Portabilität der<br />

Workshop-Ergebnisse), d.h. Absicherung der Workshop-Ergebnisse durch deren<br />

Dokumentation, mit der die Teilnehmer z.B. andere Mitarbeiter/Kollegen über die<br />

Arbeitsschwerpunkte informieren können und gemeinsam Veränderungen der<br />

Arbeitsorganisation anregen können


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 210<br />

• Entwicklungsoffenheit des Qualifizierungssystems, d.h. sowohl die Weiterentwicklung in<br />

den einschlägigen Fachdisziplinen als auch die Dynamik der speditionellen Praxis<br />

eingebracht werden können<br />

4.4. 4.4. Ableitung Ableitung Ableitung und und Realisierung Realisierung von von konkreten konkreten Professionalisierungsprogrammen Professionalisierungsprogrammen aus<br />

aus<br />

dem dem Qualififizierungssystem<br />

Qualififizierungssystem<br />

Im Anschluß an die Gestaltung des Qualifizierungssystems wurden seine Ergebnisse in Form<br />

von Professionalisierungsprogrammen für Transport-<strong>Disponent</strong>en erprobt.<br />

Mit einem regionalen Bildungsträger des Gewerbes wurde ein überbetriebliches<br />

Qualifizierungsprogramm für Transport-<strong>Disponent</strong>en in Form von sechs Workshops<br />

aufgelegt. Methodisch wurde dabei das Workshop-Konzept zugrunde gelegt, die Auswahl der<br />

Professionalisierungs-Workshops erfolgte unter Mitwirkung der an den Workshops<br />

beteiligten <strong>Disponent</strong>en und der entsendenden Unternehmen.<br />

Für die <strong>Disponent</strong>en aus den Niederlassungen zweier bundesweit tätiger<br />

Speditionsunternehmen wurden jeweils Professionalisierungsprogramme mit drei ein- bzw.<br />

dreitägigen Workshops realisiert. Diese Workshops waren jeweils in unternehmensspezifische<br />

Organisationsentwicklungs-Prozesse eingebettet, die durch die Workshops wiederum<br />

vorangetrieben und beeinflußt wurden. Die thematische Ausrichtung der<br />

Professionalisierungsprogramme orientierte sich an partizipativen Prinzipien (vgl. Abb. 4/14).<br />

Auf der Grundlage des vorliegenden Qualifizierungssystems und von Befragungen der<br />

<strong>Disponent</strong>en der Unternehmen bezüglich ihrer Arbeitssituation und ihres subjektiv<br />

empfundenen Qualifizierungsbedarfs wurde zunächst jeweils einVorschlag für das<br />

Professionalisierungsprogramm erarbeitet. Diese Vorschläge wurden sowohl mit den<br />

<strong>Disponent</strong>en als auch mit den Geschäftsleitungen abgestimmt und verabschiedet.


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 211<br />

Befragungen der <strong>Disponent</strong>en zur<br />

Arbeitssituation und zum Qualifizierungsbedarf<br />

Abstimmung des<br />

Vorschlags mit den<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Modulsystem zur<br />

<strong>Disponent</strong>enprofessionalisierung<br />

mit 20 Qualifizierungsbausteinen<br />

Vorschlag für ein<br />

unternehmensspezifisches<br />

Qualifizierungsprogramm<br />

Abstimmung des<br />

Vorschlags mit der<br />

Geschäftsleitung<br />

Festlegung des Qualifizierungsprogramms<br />

Durchführung des Qualifizierungsprogramms<br />

Workshop 1<br />

Workshop 2<br />

. . .<br />

Auswertung des WS-<br />

Ergebnisses mit<br />

<strong>Disponent</strong>en und<br />

Geschäftsleitung<br />

. . .<br />

ggf.<br />

Modifizierung<br />

des weiteren<br />

Vorgehens<br />

Abb. 4/14: Partizipativ orientierte Vorgehensweise bei der Ableitung von konkreten unternehmensspezifischen<br />

Professionalisierungsprogrammen aus dem Qualifizierungssystem<br />

Nach der Festlegung der Programme wurde mit der Durchführung der Workshops begonnen.<br />

Die Ergebnisse jedes Workshops wurden jeweils mit den <strong>Disponent</strong>en und den<br />

Geschäftsleitungen bzw. von der Geschäftsleitung eingerichteten Arbeitskreisen hinsichtlich<br />

. . .


Partizipativ orientierte Gestaltung eines Systems von Qualifizierungsbausteinen 212<br />

ihrer Bedeutung für die in den Unternehmen laufenden Organisationsentwicklungsprozessen<br />

ausgewertet, und dahingehend überprüft, ob sie Änderungen an der weiteren Vorgehensweise<br />

erforderlich machten. Ggf. wurden Modifikationen bei der thematischen Ausrichtung der<br />

jeweils folgenden Workshops beschlossen.<br />

Insgesamt zwölf aus dem Qualifizierungssystem abgeleitete unternehmensspezifische und<br />

-übergreifende Workshops wurden zwischen Februar 1997 und November 1998<br />

durchgeführt. 24 Das folgende Kapitel versucht durch die Evaluation dieser Workshops zu<br />

bewertenden Aussagen bezüglich des unter starker Benutzerbeteiligung entwickelten und und<br />

in je spezifischen Zusammenhängen in Form konkreter Professionalisierungsprogrammen<br />

operationalisierten Qualifizierungssystems zu gelangen.<br />

24 Aufgrund dieser zeitlichen Begrenzung lassen sich keine verläßlichen abschließenden Aussagen darüber<br />

machen, inwiefern die Workshops die Ergebnisse der jeweiligen Organsationsentwicklungs-Prozesse<br />

befördert bzw. beeinflußt haben, weil diese Prozesse noch nicht abgeschlossen sind.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 213<br />

5. 5. Schritte Schritte zur zur Evaluierung Evaluierung des des Qualifizierungsystems<br />

Qualifizierungsystems<br />

5.1. 5.1. Theoretische Theoretische Grundlagen Grundlagen für für die die Evaluierung Evaluierung des des <strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en-<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Qualifizierungsprogramms<br />

Qualifizierungsprogramms<br />

Die umfassende Definition von Evaluation im erziehungswissenschaftlichen Kontext geht auf<br />

C. E. BEEBY zurück. Danach wird unter Evaluation die systematische Sammlung von Daten<br />

verstanden, die man als Erfolgs- oder Mißerfolgsindikatoren für ein pädagogisches Programm<br />

interpretieren kann, mit dem Zweck, ein Werturteil über die Ziele des Programms und ihre<br />

Erreichung zu fällen, und der Intention, die pädagogische Praxis zu verbessern [vgl. PRELL,<br />

1991, 870; RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG, 1989, 708; WOLF, 1990, 8 ff.; STÖCKL /<br />

STRAKA, 1995, 92]. WORTHEN / SANDERS [1988] definieren Evaluation als “the determination<br />

of a thing’s value. In education, it is the formal determination of the quality, effectiveness, or<br />

value of a program, product, project, process objective, or curriculum. Evaluation uses inquiry<br />

and judgement methods, including: (1) determining standards for judging quality and deciding<br />

whether those standards should be relative or absolute; (2) collecting relevant information;<br />

and (3) applying the standards to determine quality.” [WORTHEN / SANDERS, 1988, 22 - 23]<br />

WILL / WINTELER / KRAPP [1987] erkennen vier zentrale Bestimmungselemente von<br />

Evaluation:<br />

“1. Evaluation ist ziel- und zweckorientiert. Sie hat primär das Ziel, praktische Maßnahmen<br />

(Treatments) zu verbessern, zu legitimieren oder über sie zu entscheiden (z.B. eine<br />

Schulungsmaßnahme oder eine Ausbildungskonzeption).<br />

2. Grundlage der Evaluation ist eine systematisch gewonnene Datenbasis über<br />

Voraussetzungen, Kontext, Prozesse und Wirkungen einer praxisnahen Maßnahme.<br />

3. Evaluation beinhaltet eine bewertende Stellungnahme, d.h. die methodisch gewonnenen<br />

Daten und Befunde werden auf dem Hintergrund von Wertmaßstäben unter Anwendung<br />

bestimmter Regeln bewertet.<br />

4. Evaluation bezieht sich, im Gegensatz zur personenbezogenen Leistungsfeststellung oder<br />

Testung, auf einzelne Bereiche geplanter, durchgeführter oder abgeschlossener<br />

Bildungsmaßnahmen. Sie zieht also in der Regel nicht primär auf die Bewertung des<br />

Verhaltens (z.B. Leistungen) einzelner Personen, sondern ist Bestandteil der<br />

Entwicklung, Realisierung und Kontrolle planvoller Bildungsarbeit.” [WILL / WINTELER /<br />

KRAPP, 1987, 14]<br />

PRELL [1991] hebt das innovative Moment von Evaluation als wesentlich hervor: “Evaluation<br />

ist somit mehr als Hypothesenprüfung in der empirischen Schul- und Sozialisationsforschung<br />

(...), Unterrichtsanalyse (...) oder Leistungsmessung in der Pädagogischen Diagnostik (...) Sie<br />

ist der anwendungsorientierten Forschung zuzurechnen.” [PRELL, 1991, 870]<br />

“Prinzipiell kann sich Evaluation im pädagogischen Feld entweder - als Produktevaluation<br />

sowie Implementationsforschung - auf ‘didaktische Produkte’ wie Curricula, Seminare,<br />

Veranstaltungsblöcke, Schulformen sowie auf ihre Einführung beziehen oder aber - als<br />

Prozeßevaluation- auf deren Anwendung, also auf Lehr- und Lernprozesse im Rahmen der<br />

durch die ‘didaktischen Produkte’ konstituierten Lernumgebungen. Ziel der Forschung kann<br />

es in diesem Fall sein, empirisch gestützte Aussagen über die Akzeptanz der Produkte, über<br />

ihre Stärken und Schwachstellen, über den ‘Erfolg’ der Lehr- und Lernprozesse u.ä. zu<br />

gewinnen.” [BEHREND / KOMREY, 1995, 30]<br />

Nach ARNOLD [1995] versuchen die Ansätze zur Evaluierung beruflicher Weiterbildung in<br />

der Regel die vier folgenden Aspekte zu erfassen:


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 214<br />

“A. die Zufriedenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Zufriedenheitserfolg),<br />

B. die Qualität des Lernprozesses (Lernerfolg),<br />

C. das Kosten-Nutzen-Kalkül (betriebswirtschaftlicher Erfolg),<br />

D. die Verbesserung betrieblicher Abläufe (Transfererfolg).” [ARNOLD, 1995, 91]<br />

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen “summativer (eine globale, zusammenfassende<br />

Bewertung abgebender) und formativer (vorwiegend zur Gestaltungsverbesserung angelegter)<br />

Evaluation.” [WOTTAWA / THIERAU, 1990, 30; vgl. auch STÖCKL / STRAKA, 1995, 92;<br />

GRÜNER, 1993; FLAGG, 1990; WORTHEN / SANDERS, 1988, 34 - 37] JANSEN [1995] sieht<br />

Analogien zwischen formativer Evaluation und einer integrierten, prozeßbegleitenden und -<br />

regelnden Qualitätssicherung, betont aber: “Die tatsächliche Zufriedenheit des ‘echten’<br />

Käufers - nicht einer Testperson - und somit der Erfolg der gesamten Konstruktion und<br />

Produktion kann aber erst festgestellt werden, wenn der Wertschöpfungsprozeß angeschlossen<br />

und das Produkt ‘verkauft’ ist - also ‘summativ’. Das gängige, fast schon modische<br />

Bekenntnis zu formativer Evaluation ist m.E. allein nicht ausreichend - eine<br />

Weiterbildungsmaßnahme bzw. ein ‘Produkt’ sollte auch als Ganzes in ‘Ernstsituationen’<br />

erprobt und dann als Ganzes evaluiert werden.” [JANSEN, 1995, 83] Auch WORTHEN /<br />

SANDERS [1988] betonen die Notwendigkeit, sowohl formativ als auch summativ zu<br />

evaluieren, argumentieren jedoch in anderer Form: “It should be apparent that both formative<br />

and summative evaluation are essential because decisions are needed during the<br />

developmental stages of a program to improve and strengthen it, and again, when it has<br />

stabilized, to judge its final worth or determine its future. Unfortunately, far too many<br />

educators conduct only summative evaluation. This is unfortunate because the development<br />

process, without formative evaluation, is incomplete und inefficient.” [WORTHEN / SANDERS,<br />

1988, 35]<br />

“Während im summativen Fall unter methodischen Gesichtspunkten relativ hohe Ansprüche<br />

an den zu evaluierenden Sachverhalt zu stellen sind (Komplettheit des Programms,<br />

Eindeutigkeit von Zielen und Maßnahmen, bekannte Zielgruppen, angebbare und meßbare<br />

Erfolgskriterien, Stabilität der Rahmenbedingungen etc.), um überhaupt erst seine<br />

Evaluierbarkeit zu sichern, stellt sich die Situation - und die Zielsetzung - bei formativer<br />

Evaluation vollständig anders dar: Das Programm existiert zunächst lediglich in Form relativ<br />

grober, noch wenig konkretisierter Vorstellungen. Die Zielgruppen sind noch nicht genau<br />

abgrenzbar. Die Ziele (sowohl der Anbieter als auch der Adressaten) sind noch nicht in<br />

ausreichender Präzision und im allgemeinen auch noch nicht vollständig bekannt; sie können<br />

sich im Verlaufe der Programmentwicklungen verändern. Gleiches gilt für die Umsetzung in<br />

konkrete Maßnahmen. (...) Als formative, den Entwicklungs- und Erprobungsprozeß<br />

begleitende Bemühung kann die Evaluation - ohne Gefahr einer unzulässigen Verengung des<br />

Blickwinkels - nur in sehr geringem Maße auf standardisierte Instrumente der<br />

Informationserhebung bauen. Ebensowenig ist ein für alle Phasen des Entwicklungs- und<br />

Erhebungsprozesses gleichartiges Vorgehen angezeigt.” [BEHRENDT / KROMREY, 1995, 30 u.<br />

35]<br />

Eine weitere Unterscheidung von Evaluationskonzepten betrifft die Positionierung des<br />

Evaluators in bezug auf das zu evaluierende Programm. Hier unterscheidet man zwischen<br />

Fremd- und Selbstevaluation [vgl. WORTHEN / SANDERS, 1988, 37 - 38]. GÜLPEN [1996]<br />

nennt darüber hinaus Unterscheidungsmöglichkeiten nach Teil- und Gesamtevaluation, Input-<br />

und Output-, subjektiver und objektiver, direkter und indirekter, intrinsischer und extrinscher,<br />

vergleichender und nicht-vergleichender, additiver und integrierender sowie interner und


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 215<br />

externer Evaluation, wobei die einzelnen Kriterien meist nicht überschneidungsfrei sind und<br />

eine Evaluation häufig in mehrere dieser Kategorien eingeordnet werden kann [vgl. GÜLPEN,<br />

1996, 19].<br />

Grundsätzlich gilt, daß Evaluation nur im Hinblick auf bestimmte hinreichend präzise<br />

definierte Ziele denkbar ist [vgl. JANSEN, 1995, 77]. Insbesondere sind bei der Konzeption<br />

eines Evaluationsvorhabens die folgenden Fragen zu beantworten:<br />

• “Warum soll evaluiert werden? (Welche Ziele bzw. Zwecke verfolgt die Evaluation?)<br />

• Was soll evaluiert werden? (Welche Inhalte hat die Evaluation bzw. was sind ihre<br />

Fragestellungen oder Kriterien?)<br />

• Mit welchen Methoden bzw. welchen Medien soll evaluiert werden? (Welche Instrumente<br />

sollen bei der Evaluation angewendet werden bzw. welche Methodik soll zum Einsatz<br />

kommen?)<br />

• Wie soll die Evaluation organisiert werden? (Wie, wo und wann soll sie im Rahmen einer<br />

Weiterbildungsmaßnahme plaziert werden? Wer soll evaluieren?)” [FLEISCHER / JANSEN,<br />

1994, 8]<br />

Nach WOTTAWA / THIERAU [1990] dient Evaluation dazu, die Grundlage für<br />

nutzenmaximierendes Verhalten zu optimieren, wobei Nutzen nicht allein auf finanzielle<br />

Aspekte beschränkt ist, sondern in der ganzen begrifflichen Breite zu verstehen ist [vgl.<br />

WOTTAWA / THIERAU, 1990, 74]. Evaluation von pädagogischen Maßnahmen kann<br />

unterschiedlichen Zwecken dienen. WILL / WINTELER / KRAPP [1987] heben die Steuerungs-<br />

und Optimierungsfunktion, die Bewertungs- und Beurteilungsfunktion sowie die Kontroll-<br />

und Disziplinierungsfunktion als wichtigste Funktionen von Evaluation hervor; Evaluation<br />

kann aber auch je nach Zielsetzung eine Entscheidungsfunktion, eine Dokumentations- und<br />

Legitimationsfunktion, eine wissenschaftliche Erkenntnisfunktion, eine didaktische oder<br />

intervenierende Funktion, eine integrierende und kommunikationsfördernde Funktion, eine<br />

Weiterbildungsfunktion, aber auch eine Taktik- bzw. Ablenkfunktion haben [vgl. WILL /<br />

WINTELER / KRAPP, 1987, 20 - 25].<br />

Insbesondere im Bereich der betrieblichen Weiterbildung ist davon auszugehen, daß<br />

verschiedene Gruppen unterschiedliche Ziele und Schwerpunkte in bezug auf eine<br />

Weiterbildungsmaßnahme haben. FISCHER / STRAßER [1994] unterscheiden einerseits<br />

zwischen teilnehmer-, trainerbezogenen und unternehmensbezogenen Funktionen und<br />

andererseits zwischen offenen und verdeckten Funktionen von Weiterbildung; sie stellen<br />

heraus, daß die meisten Evaluation auf offene, teilnehmerbezogene Ziele fokussieren, weil die<br />

Messung von unternehmensbezogenen und verdeckten Weiterbildungszielen schwer zu<br />

realisieren ist [vgl. FISCHER / STRAßER, 1994, 538 - 539].<br />

BEYWL / GEITER [1996] differenzieren zwischen vier Hauptkonzepten von Evaluation<br />

betrieblicher Weiterbildung mit jeweils unterschiedlichen Leistungsschwerpunkten:<br />

• Pädagogische Evaluations-Ansätze, die sich vor dem Hintergrund<br />

erziehungswissenschaftlicher und didaktischer Theorien mit der Frage beschäftigen, wie<br />

der Lehr-/Lernprozeß effektiv beschrieben, bewertet und verbessert werden kann<br />

• Betriebspädagogische Evaluations-Ansätze, denen es darum geht, inwieweit<br />

Bildungsmaßnahmen sowohl in bezug auf ihre Planung und Durchführung als auch in<br />

bezug auf ihre Ergebnisse im Lernfeld und besonders in bezug auf ihre Auswirkungen am<br />

Arbeitsplatz (Funktionsfeld) geeignet und verbesserungswürdig sind


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 216<br />

• Controlling-Ansätze auf meist betriebswirtschaftlichem Hintergrund, die mithilfe von<br />

Messung und Steuerung des Weiterbildungs- und Transfererfolges, monetärer<br />

Bewertungen und Kosten-Nutzen-Analysen darauf zielen, die auf die Bildungsarbeit<br />

gerichteten Maßnahmen in die gesamtbetrieblichen Planungen und Abläufe zu integrieren.<br />

• Qualitätsmanagement-Ansätze, 25 die in bezug auf das Bildungswesen die Gesamtheit aller<br />

qualitätsbezogenen Tätigkeiten in einem Unternehmen, mit Schwerpunkt bei den auf<br />

Planung, Steuerung/Regelung und Verbesserung bezogenen Aktivitäten umfassen [vgl.<br />

BEYWL / GEITER, 1996, 15 - 16]<br />

Dem Bildungs-Controlling wird im Rahmen der betrieblichen Weiterbildung in den letzten<br />

Jahren zunehmende Bedeutung beigemessen [vgl. EICHENBERGER, 1990; GRAF, 1992;<br />

BRANDT, 1994; PAPMEHL / BALDIN, 1989; PAPMEHL, 1990; PAPMEHL, 1991; CRAMER, 1991;<br />

WAGNER, 1991; LANDSBERG, 1994; LANDSBERG / WEIß, 1995; SCHÜTTE, 1992; vgl. auch<br />

bereits BRONNER, 1983, der noch mit dem Begriff “Erfolgssteuerung” operiert]. Dem obersten<br />

Ziel des Bildungs-Controllings, “durch eine adäquate Qualifikation der Humans-Ressourcen<br />

strategische Wettbewerbsvorteile gegenüber Mitbewerbern zu erlangen” [PAPMEHL / BALDIN,<br />

1989, 815], sind folgende Ziele nachgeordnet<br />

• “Transparenz der Bildungskosten und -nutzen<br />

• Analyse und Beeinflussung der Identifikation bzw. der Motivation der Mitarbeiter<br />

• Koordination der Bildungsmaßnahmen hinsichtlich Planung, Analyse und Steuerung<br />

• Ansteigen der Effektivität des Bildungswesens”. [GRAF, 1992, 10]<br />

GRAF [1992] schlägt eine Unterteilung in Kosten-, Effizienz- und Effektivitäts-Controlling<br />

vor und weist dem Erfolgs-Controlling den höchsten Stellenwert für das Bildungs-Controlling<br />

zu, weil Bildung hier als Investition in das Human-Kapitalvermögen betrachtet wird. Das<br />

25 Durch die Steigerung des Nutzens will Evaluation die Qualität von Maßnahmen im Bereich der<br />

Weiterbildung verbessern. SIMON [1996] beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Qualitätsmanagement-<br />

und -sicherungssysteme zur Evaluation beitragen können. Dabei stellt sich die Frage, “ob die Qualität der<br />

Weiterbildung mit der gleichen Elle wie die eines Produkts oder einer Dienstleistung verglichen werden<br />

kann. Natürlich geht es auch bei der Weiterbildung ebenso wie bei der Warenproduktion um Ergebnisse, die<br />

in Prozessen von Menschen geschaffen werden, aber das Gut Bildung kann man nicht um die Ecke<br />

einkaufen, es einpacken und mitnehmen. Es muß vom ‘Konsumenten’ persönlich angeeignet werden. (...) In<br />

Anbetracht der Besonderheiten der beruflichen Bildung kann das zu erbringende Endprofil nicht exakt<br />

festgelegt werden. Außerdem zeichnet sich der Weiterbildungsprozeß durch eine unverwechselbare Eigenart<br />

aus. Der Teilnehmer wirkt aktiv mit und steht als Wissensaufnehmender in einer ständigen Wechselwirkung<br />

mit dem Wissensgebenden.<br />

Während bei einem Produktionsbetrieb Qualität mittels objektiver Daten (Material, Funktionen, Design usw.)<br />

definiert werden kann, muß ein Weiterbildungsanbieter subjektive Maßstäbe akzeptieren. Zwar ist auch der<br />

Trainer in seiner Wesensart ein ‘Produkt’, aber die Qualität dieses ‘Produkts’ kann man mit keiner Norm<br />

erfassen. Persönlichkeitsmerkmale des Trainers, die den Erfolg eines Seminars ausmachen, Fachwissen und<br />

Berufserfahrung, Kreativität und Einfühlungsvermögen, Humor und Entertainment, Intuition und Inspiration<br />

werden vom DIN EN ISO-Qualitätsbrevier nicht erfaßt. Schickt ein zertifiziertes, also scheinbar<br />

qualitätsfähiges Unternehmen einen schlechten Trainer, dann nützt auch die beste Qualitätsdokumentation<br />

und das Zertifikat nichts. Nicht die Papierform ist das Entscheidende, sondern das Wissen, Können und<br />

Wollen des Trainers im konkreten Moment. Das Weiterbildungsprodukt wird ausschließlcih kommunikativ<br />

vermittelt, ohne anteilige Materialverarbeitung wie bei anderen Dienstleistern.” [SIMON, 1996, 32]<br />

Insgesamt hält SIMON [1996] Qualitätsmanagementsysteme zur Bewertung von beruflichen<br />

Bildungsmaßnahmen für nicht ausreichend: “Sehr viele Qualitäsparamter gehen in die Qualität einer<br />

Weiterbildungsveranstaltung ein: die Person des Trainers, die Seminarstätte, der Seminarraum, die<br />

Teilnehmermotivation, die Seminarunterlagen, das Curriculum, die Transferhilfen des Unternehmens sowie<br />

die ausgewählten Lehrmethoden und -übungen. (...) Da die Qualitätsnormen der DIN EN ISO 9000 f. reine<br />

Verfahrensbeschreibungen sind, erfordert ihre Anwendung auf die berufliche Weiterbildung erhebliche<br />

Transferleistungen. Sie müßten um berufspädagogische und bildungsökonomisch begründete Kriterien der<br />

Qualität von Weiterbildung ergänzt werden.” [SIMON, 1996, 30]


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 217<br />

Erfolgs-Controlling versucht, als ökonomische Rechtfertigung von Bildungsmaßnahmen<br />

deren Beitrag zum Unternehmenserfolg zu ermitteln, indem die Rentabilität von Investitionen<br />

in den Bildungsbereich mithilfe von Arbeitsproduktivitätskennziffern und Indikatorwerten aus<br />

Personalstatistiken berechnet und optimiert wird [vgl. GRAF, 1992, 10].<br />

Dahinter verbirgt sich eine technokratische Sicht, die Erwachsenenbildung als Bestandteil der<br />

Betriebs- und Personalplanung verortet. SIEBERT [1985] sieht dieses Konzept “primär am<br />

ökonomischen Bedarf und erst in zweiter Linie an individuellen Bedürfnissen orientiert.<br />

Gleichwohl ist es einem Modernitätsdenken verhaftet, das der ‘alten Welt’ mit ihren<br />

konventionellen Wertmaßstäben entstammt. Es wird an der Hoffnung der Aufklärung<br />

festgehalten, daß durch technischen Fortschritt und positives Wissen die Menschen freier und<br />

glücklicher werden. Der kritische Rationalisierungsbegriff der Aufklärung wird jedoch zur<br />

Zweckrationalität und Rationalisierung. Es wird weiterhin eine Interessenidentität von<br />

Arbeitgebern und Arbeitnehmern suggeriert: wenn die Wirtschaft floriert, geht es auch dem<br />

einzelnen gut, Weiterbildung dient dem Wirtschaftswachstum und damit auch dem<br />

Individuum.” [SIEBERT, 1985, 584]<br />

Unberührt von der Frage, ob man Weiterbildung nun unter primär betriebswirtschaftlichen<br />

(Controlling) oder primär sozial- und erziehungswissenschaftlichen Gesichtspunkten<br />

(Evaluation) bewerten will, bleibt, daß die Bewertung anhand meßbarer Kriterien zu erfolgen<br />

hat. RÜDENAUER [1987] schlägt für die Messung des Weiterbildungserfolges eine<br />

Differenzierung in Ergebnis- und Prozeßvariablen vor. Während Ergebnisvariablen sich auf<br />

den Output einer Weiterbildungsmaßnahme in Form von Leistungssteigerungen und<br />

Kenntniszuwächsen beziehen, dienen Prozeßvariablen zur Bewertung der pädagogischen<br />

Aspekte der Weiterbildungsmaßnahme, indem an ihnen gemessen werden soll, inwieweit sich<br />

Kriterien wie z.B. die Motivation der Teilnehmer, die Didaktik und die Methodik der Trainer<br />

und Dozenten auf den Erfolg der Maßnahme auswirken [vgl. RÜDENAUER, 1987, 91]. 26 GRAF<br />

[1992] weist mit Recht darauf hin, daß operationale Ergebnisvariable nur in ganz wenigen<br />

Fällen für den Erfolg einer Weiterbildungsmaßnahme ermittelt werden können [vgl. GRAF,<br />

1992, 11].<br />

Ein weiteres Erschwernis des Messens von Weiterbildungsergebnissen liegt darin, daß der<br />

Weiterbildungserfolg häufig nicht unmittelbar nach Ende der Maßnahme, sondern in einem<br />

zeitlichen Abstand zu ihr auftritt. FRÖHLICH / WUNDERER [1991] stellen fest: “Bei einer<br />

Maßnahmendauer von geringerer Dauer, z.B. unter drei Tagen, sind die maßnahmebezogenen<br />

Auswirkungen, kausal kaum nachzuweisen, sofern die Maßnahme nicht schwerpunktmäßig<br />

auf die Vermittlung von Kenntnissen ausgerichtet ist (z.B. EDV-Spezialschulung,<br />

Fremdsprachen). Die Schwierigkeiten treten meist dann verstärkt auf, wenn ein direkter<br />

Lernerfolg im Verhaltens- und Ergebnisbereich erzielt und nachgewiesen werden soll.”<br />

[FRÖHLICH / WUNDERER, 1991, 20; vgl. auch GRAF, 1992, 11; MAURUS / BRATER, 1995, 69]<br />

Nach GRAF [1992] bereitet auch die Zurechnungsproblematik Schwierigkeiten: “Ist einmal<br />

ein Anwendungserfolg festgestellt worden (z.B. eine höhere Verkaufsleistung nach einem<br />

Verkäufertraining), läßt sich nicht sicher klären, ob der Erfolg hauptsächlich auf<br />

Trainingseinflüssen beruht, oder ob es nicht andere Ursachen gibt, die außerhalb der<br />

Weiterbildungsmaßnahme liegen (im obigen Beispiel etwa eine veränderte Marketing-<br />

26 Die auf den ersten Blick naheliegende Analogie der Begriffspaare “Ergebnis- und Prozeßvariable” und<br />

“summativer und formativer Evaluation” existiert nicht. Vielmehr handelt es sich bei den Ergebnisvariablen<br />

um Variable für die summative Evaluation unter betriebswirtschaftlichen, bei den Prozeßvariablen um<br />

Variable für die summative Evaluation unter pädagogisch-didaktischen Gesichtspunkten.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 218<br />

Strategie).” [GRAF, 1992, 11] Ähnlich kritisch sieht RÜDENAUER [1987] die Möglichkeiten<br />

monetärer Bewertungen von Weiterbildungserfolgen: “Häufig ist jedoch die Erlöswirkung<br />

einer Weiterbildungsmaßnahme durch so viele Zwischengrößen mit den Kriterien des Lern-<br />

oder Anwendungserfolgs verbunden, daß es unmöglich ist, die auf die<br />

Weiterbildungsmaßnahme zurückzuführende Erlöswirkung zu quantifizieren.” [RÜDENAUER,<br />

1987, 94]<br />

Ist die Erhebung und Auswertung objektiver Daten, die Indikatoren für den Erfolg einer<br />

Weiterbildungsmaßnahme darstellen, schwierig bzw. unmöglich bietet sich der aus<br />

pädagogischer Sicht legitime Rückgriff auf subjektive Erfolgskriterien der Teilnehmer zur<br />

Bewertung von Weiterbildungsmaßnahmen an. “Wenn jetzt die subjektiven Erfahrungen und<br />

die Deutungsmuster der Teilnehmer ernst genommen werden, wenn Lernen weniger durch<br />

Belehrung, sondern durch eine Verständigung über unterschiedliche Problemsichten erfolgt,<br />

dann muß auch die Forschungsmethodologie dieser Perspektive entsprechen. Dies erfordert<br />

nicht nur andere Untersuchungsmethoden, sondern auch ein verändertes<br />

Wirklichkeitsverständnis. Der Aufwertung der Subjektivität und der Verständigung in der<br />

Bildungspraxis wird eine ‘verstehende’ Sozialforschung nach dem interpretativen Paradigma<br />

gerecht, bei dem die Beteiligten (...) ihre Bedürfnisse und Deutungen entfallen und nicht<br />

aufgrund vorgegebener Statements ‘abgefragt’ werden.” [SIEBERT, 1985, 580]<br />

Aus ähnlicher Sicht problematisiert REISCHMANN [1993 a] eine an objektiven Kriterien<br />

orientierte Wirkungsforschung: “Eine Erwachsenenpädagogik, die die selbständige<br />

Kompetenz des lernenden Erwachsenen als Voraussetzung, Weg und Ziel ihres Tuns ernst<br />

nimmt, tut sich schwer, ‘objektive’ Kriterien zur Feststellung ihrer Wirkungen zu akzeptieren:<br />

Gerade nicht die objektiven, sondern die subjektiven Wirkungen sind, darauf haben<br />

Lebenswelt- und Deutungsmusteransätze hingewiesen, von Bedeutung, also das, was der<br />

einzelne Mensch für sein individuelles Leben nutzen kann oder will. (...)<br />

In einer so verstandenen Erwachsenenbildung sind der Maßstab nicht die für alle Teilnehmer<br />

gleichen Lernergebnisse, die vorab in ihrer Bedeutung durch außenstehende Urteiler<br />

festgelegt werden, sondern die subjektive Bewertung durch den Teilnehmer im Kontext seiner<br />

Lebenswelt. Dies macht es der Wirkungsforschung in der Weiterbildung schwer zu<br />

definieren, was für wen denn nun ‘Erfolg’ ist und was nicht. (...)<br />

Mit dem Anerkennen von subjektiven Erfolgskriterien können aus der gleichen Maßnahme<br />

ganz unterschiedliche Wirkungen entspringen, nicht vorhergesehene Nebenwirkungen und<br />

Zusatzeffekte möglicherweise größere Bedeutung haben als die direkten Lernziele. Wenn<br />

Erwachsenenbildung nicht auf isoliertes Speicherwissen abhebt, sondern sinnvoll für<br />

Lebensbezüge ist, setzt sie Wirkungsketten in Gang, die möglicherweise über lange Zeiträume<br />

ihre Wirkung zeigen und die niemand vorhersehen kann - und das in einer Wirkungsbreite,<br />

die weit über das ursprüngliche Lernfeld hinausreicht. Und je komplexer die Wirkungen,<br />

desto schwieriger ist es, diese ursächlich zweifelsfrei auf die Weiterbildung zurückzuführen.<br />

Dies frustriert: Eine enge Wirkungsforschung erscheint banal, eine weite ist nicht zu leisten.”<br />

[REISCHMANN, 1993 a, 200]<br />

Dieser Paradigmenwechsel beeinflußt die Wahl der Evaluationsmethode. Nach dem Vorbild<br />

der empirisch-analytischen Forschung herrschte lange Zeit das Ideal einer weitgehend<br />

summativen Gutachtenevaluation vor, die WILL / WINTELER / KRAPP [1987] folgendermaßen<br />

charakterisieren: “Als optimales Untersuchungsdesign gilt ein weitgehend kontrollierter<br />

Ablauf der Datenerhebung und -auswertung. Der Evaluator verhält sich strikt neutral; er greift<br />

nicht in das Geschehen ein und versucht, möglichst alle zu erforschenden Phänomene


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 219<br />

objektiv, d.h. von anderen überprüfbar und nachvollziehbar, zu erfassen. Als ideale Form der<br />

Beschreibung der interessierenden Phänomene gilt die quantitative Erfassung von<br />

Merkmalsausprägungen, d.h. die Messung von situativen und individuellen Merkmalen (z.B.<br />

Erfassung der Lernergebnisse mit Hilfe von Punktwerten). Deshalb werden bevorzugt<br />

standardisierte Instrumente wie Tests und Fragebögen verwendet. Beispiele hierfür sind<br />

Einstellungsfragebögen oder Fragebögen zur Beurteilung des Unterrichtsgeschehens und des<br />

Dozentenverhaltens. Dieser Ansatz setzt voraus, daß das, was evaluiert werden soll, auch<br />

operationalisierbar, d.h. meßbar sein muß. Anderenfalls ist eine (wissenschaftliche)<br />

Evaluation nicht möglich.” [WILL / WINTELER / KRAPP, 1987, 31] WOTTAWA / THIERAU<br />

[1990] weisen auf die mit diesem Konzept häufig verbundenen methodischen Probleme hin:<br />

“Das Bestreben vieler Evaluatoren, objektive Testverfahren einzusetzen, ist verständlich. Man<br />

muß aber auch die Grenzen der Möglichkeiten dieser Instrumente zumindest bei ihrem<br />

derzeitigen Entwicklungsstand sehen, und es kann sinnvoller sein, mit einer ‘weichen’,<br />

weniger exakten und elaborierten Methode ein interessantes Kriterium zu messen als mit<br />

hoher Präzision etwas, was inhaltlich nicht zu den eigentlichen Evaluationszielen paßt.”<br />

[WOTTAWA / THIERAU, 1990, 126] Oder: “Für die konkrete Erhebung der jeweils<br />

ausgewählten Kriterien stellt sich das aus grundlagenwissenschaftlicher Sicht bedauerliche<br />

Problem, daß nicht selten gilt: Je exakter die Art des Meßverfahrens, umso geringer der<br />

praktische Nutzen.” [WOTTAWA / THIERAU, 1990, 125]<br />

Diese Schwierigkeiten haben dazu geführt, daß eine prozessuale, eher formative Evaluation,<br />

die sich an der Aktions- und Handlungsforschung orientiert, favorisiert wird, “die als offener<br />

Diskussions- und Problemlöseprozeß zu begreifen [ist], in den die Prozesse der<br />

Problemanalyse, Zielanalyse, Planung, Durchführung und Anwendung von<br />

Bildungsmaßnahmen integriert sind.” [RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG, 1989, 711] Dabei<br />

“geht es weniger um die quantitative Erfassung von Endergebnissen oder um die Messung der<br />

Zielerreichung in Relation zu vorgegebenen Standards als vielmehr um die Herausarbeitung<br />

und diskussionsfähige Darstellung von aktuellen Ergebnissen einer Maßnahme. In diesem<br />

Zusammenhang interessieren auch die Bedürfnisse und Ansichten der Betroffenen. (...)<br />

Häufig werden ganzheitlich orientierte Evaluationsmethoden eingesetzt, die qualitativen bzw.<br />

naturalistischen (ethnographischen) Methoden entsprechen. Dazu gehören beispielsweise<br />

narrative Interviews, teilnehmende Beobachtung, einfache Fragebogen mit zum Teil offenen<br />

Antwortmöglichkeiten, Blitzlicht, Stimmungsbarometer, Wandzeitungen, Kurstagebuch,<br />

Gruppendiskussionen, Manöverkritiken.” [WILL / WINTELER / KRAPP, 1987, 32; vgl. auch<br />

FETTERMAN, 1988; KRAUS, 1995]<br />

WILL / WINTELER / KRAPP [1987] empfehlen die Wahl eines solchen Evaluationsansatzes,<br />

“wenn u.a. folgende Sachverhalte vorliegen:<br />

• Die unmittelbar Betroffenen sollen in die Entscheidung einbezogen werden;<br />

• die zu evaluierenden Programme sind noch nicht festgelegt oder befinden sich weiterhin in<br />

der Planungsphase;<br />

• die zu berücksichtigende Effekte und Konsequenzen aus der Durchführung der<br />

Maßnahmen sind noch nicht festgelegt;<br />

• menschliche (individuelle und gruppenbezogene) Bedürfnisse und Belange stehen im<br />

Vordergrund der Entscheidung;<br />

• ein hoher Grad an Objektivität ist nicht erforderlich.” [WILL / WINTELER / KRAPP, 1987,<br />

34]


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 220<br />

Hier setzt auch das von ARNOLD [1995] als entwicklungsorientierte Erfolgskontrolle<br />

bezeichnete Konzept auf, das die Gestaltung, Durchführung und Evaluation einer<br />

Weiterbildungsmaßnahme weitgehend in die Entwicklung der Arbeitsorganisation integriert<br />

und den Anforderungen der zeitgenössischen Arbeitswissenschaften entspricht [vgl. z.B. FREI<br />

u.a., 1993]: “Nicht mehr Erfolgskontrolle, Erfolgssteuerung und Bildungs-Controlling mit<br />

Hilfe von Fragebögen, Check-Listen u.a., sondern die Entwicklung des Erfolgsbewußtseins<br />

von Führungskräften und Mitarbeitern scheint vielmehr der Weg zu sein, auf dem eine<br />

entwicklungsorientierte betriebliche Weiterbildung den tatsächlichen Erfolg ihrer Maßnahmen<br />

zu optimieren versucht. Damit wird für die Weiterbildner selbst die Evaluierungsfrage<br />

‘aufgelöst’, in Wahrheit wird sie jedoch bloß verlagert und integriert in den Kontext einer<br />

dezentralen, selbstorganisierten und dialogischen betrieblichen Weiterbildung: ‘Zuständig’<br />

sind nunmehr die Fachabteilungen selbst; sie müssen sich darüber klar werden, welche Ziele<br />

sie mit Workshops, Projekten oder auch individueller Weiterbildung verbinden, und sie - die<br />

Fachabteilungen - müssen selbst darüber ‘wachen’ (in Teambesprechungen oder<br />

Mitarbeitergesprächen), ob und inwieweit diese Ziele erreicht worden sind.” [ARNOLD, 1995,<br />

103 - 104] Es ist leider zu bezweifeln, ob in vielen Unternehmen bereits eine entsprechende<br />

Organisationskultur entwickelt worden ist, die erst eine derartige entwicklungsorientierte<br />

Bewertung der betrieblichen Weiterbildung erlaubt.<br />

In der Praxis haben nicht nur eine traditionelle Organisationskultur und methodische<br />

Probleme mit Evaluation, sondern auch die Erfahrung eines unangemessen hohen Aufwandes<br />

im Vergleich zum erwarteten Nutzen und das Fehlen praxisnaher Evaluations-Instrumente<br />

dazu geführt, daß nicht selten vollständig auf systematische Evaluation von pädagogischen<br />

Maßnahmen verzichtet wird und allein Abschlußbefragungen von Teilnehmern eingesetzt<br />

werden [vgl . WILL / WINTELER / KRAPP, 1987, 11 - 12], die mitunter als “vorprofessionelle”<br />

[ARNOLD, 1995, 98] “Quatschbefragungen” [TWARDY, 1994, VI] zur Messung eines<br />

“Happiness Index” [FISCHER / STRAßER, 1994, 538] bezeichnet werden und als “Evaluation<br />

der leichten Hand” [WILL / WINTERER / KRAPP, 1987, 30] bzw. als ‘quick-and-dirty-Methode’<br />

für Selbst- und Fremdtäuschung besonders prädestiniert zu sein scheinen [vgl. SIMON, 1996,<br />

30]. Daß die Validität von Befragungen der Teilnehmer und von Selbsteinschätzungsskalen<br />

wegen der Erfolgserwartungen grundsätzlich als gering eingeschätzt werden muß [vgl.<br />

RÜTTINGER / KLEIN-MODDENBORG, 1989, 708], ist aufgrund von Erfahrungen mit<br />

entwickelten Konzepten [vgl. SONNTAG / SCHÄFER-RAUSER, 1993; REISCHMANN, 1993 b]<br />

allerdings nicht zwingend.<br />

So hat JAGENLAUF [1984] eine aus theoretischen Erwägungen und empirischen Analysen<br />

abgeleitete Kriterienliste zusammengestellt, die den generellen Erfolg von<br />

erwachsenenpädagogischen Bemühungen meßbar macht:<br />

• die subjektiv eingeschätzte Zufriedenheit der Teilnehmer mit der Veranstaltung,<br />

• der subjektiv eingeschätzte Lernzuwachs der Teilnehmer,<br />

• der objektive Lernzuwachs,<br />

• die Zufriedenheit der Teilnehmer mit der Lerngruppe,<br />

• die Motivation/Motivationsrichtung der Teilnehmer,<br />

• die Aktivität/Aktivitätsrichtung der Teilnehmer,<br />

• der Aufbau von Expressivität (also der Abbau von Angstgefühlen bei den Teilnehmern),<br />

• der Abbau der Kursleiterfixierung und damit die zunehmende Unabhängigkeit des<br />

Teilnehmers vom Dozenten,


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 221<br />

• die Erhöhung der Methodensensibilität der Teilnehmer (das heißt die Erhöhung der<br />

Fähigkeit zu analytischer und konstruktiver Kritik der einzelnen<br />

Vermittlungsweisen/Methoden),<br />

• die Kongruenz von Veranstaltungsangebot/Veranstaltungsdurchführung und<br />

Teilnehmererwartung (Passung) und<br />

• der Grad der Lernzielorientierung in der Veranstaltung [vgl. JAGENLAUF, 1984, 395].<br />

REISCHMANN [1993 b] legt einen Kursbeurteilungsbogen vor, der die Dimensionen<br />

‘Stoffbeherrschung’, ‘Lernbereitschaft’, ‘Lernunterstützung’ und ‘Klima’ mißt und aufgrund<br />

festgestellter Prüfwerte die Ansprüche an eine standardisiertes psychometrisches Instrument<br />

für Aussagen über Gruppen erfüllt [vgl. REISCHMANN, 1993 b, 9 u. 13 - 14; kommentiert und<br />

empfohlen auch bei BEYWL / GEITER, 1996, 26].<br />

FISCHER / STRAßER [1994] betonen den Wert derartiger Teilnehmerbefragungen, wenn man<br />

sie in Anlehnung an KIRKPATRICK [1987] als Teil eines mehrstufigen Evaluationsverfahrens<br />

sieht: “Auf der Reaktionsebene finden erste Beurteilungen der Seminarinhalte während und<br />

knapp nach einer Weiterbildungsmaßnahme statt. Auf der Wissensebene nimmt der<br />

Teilnehmer Inhalte auf, versteht dies, setzt sie zueinander und zu bestehenden<br />

Wissensstrukturen in Beziehung und interpretiert sie. Längerfristig baut der Teilnehmer die<br />

Seminarinhalte, unter Berücksichtigung eigener Werturteile und Motive, in sein Einstellungs-<br />

und Wertesystem ein. Schließlich werden die Inhalte (optimalerweise) in neue<br />

Verhaltensweisen umgesetzt.” [FISCHER / STRAßER, 1994, 539]<br />

Bei außer- bzw. überbetrieblichen Weiterbildungsveranstaltungen beeinflußt das Schaffen von<br />

Akzeptanz für die Maßnahme am Markt dessen Evaluation. JANSEN [1995] beschreibt, daß<br />

betriebsnahe Weiterbildungskonzepte von Teilnehmern und entsendenden Unternehmen als<br />

Dienstleistung gesehen wird, die an die einzelnen Teilnehmer verkauft wird: “Die<br />

Weiterbildungsinstitutionen (...) müssen kundenorientiert arbeiten; mithin sind die<br />

Bedürfnisse der Zielgruppe ein dominierendes Kriterium. Wenn es nicht gelänge, diese<br />

Bedürfnisse zu befriedigen, würden die Weiterbildungsmodule ausfallen. In diesem Sinne<br />

müssen zum Beispiel bei den wissenschaftlichen Zielsetzungen der Evaluation Abstriche in<br />

Kauf genommen werden, wenn die Durchsetzung dieser Ziele die Akzeptanz gefährden<br />

könnte.” [JANSEN, 1995, 78] Aus den Erfahrungen mit der betriebsnahen Gestaltung von<br />

Qualifizierungsbausteinen für Handwerksbetriebe stellen FLEISCHER / JANSEN [1994] als<br />

wichtigstes Kriterium zur Beurteilung des Erfolges aus Sicht der Teilnehmer den Beitrag<br />

heraus, “den die Maßnahme oder ‘das Produkt’ zur Deckung des individuellen Lernbedarfs im<br />

jeweiligen sozialen Kontext leistet. Wenn die im Modellversuch entwickelten Konzeptionen<br />

zur Lösung von Problemen in Handwerksbetrieben beitragen sollen, ist die Nützlichkeit der<br />

Inhalte zur Lösung dieser Probleme das wichtigste Qualitätskriterium. Die Probleme von<br />

individuellen Handwerksbetrieben kennen nach unserer Auffassung die dort arbeitenden<br />

Menschen am besten. Sie sollten aufgefordert werden, ihre Meinung zum Nutzen einer<br />

Konzeption bzw. der Bestandteile zu äußern.” [FLEISCHER / JANSEN, 1994, 10 - 11] Diese<br />

subjektive Einschätzung der Nützlichkeit einer Weiterbildungsmaßnahme, die am Markt<br />

angeboten wird, kann u.U. sehr einfach gemessen werden, denn “wer nach einer<br />

Weiterbildungsmaßnahme eine Maschine (besser) bedienen oder wirksamer Mitarbeiter<br />

anleiten kann, sich kompetenter in der Kunst des alten China fühlt oder sich durch Sprach-<br />

oder Kulturkenntnisse sicherer in seinem Urlaubsland bewegt und deshalb dieses ‘Produkt’<br />

immer wieder konsumiert, der hat nur wenig Interesse an Fragebogen und Tests. Die vom


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 222<br />

Teilnehmer auf Grund früherer Erfahrungen vorgenommene ‘Abstimmung mit den Füßen’ ist<br />

auch ein Indikator für Wirkungen.” [REISCHMANN, 1993 a, 199]<br />

5.2. 5.2. Design des des Modells Modells zur zur zur Evaluierung Evaluierung des des Qualifizierungssystems Qualifizierungssystems und und der der daraus<br />

daraus<br />

abgeleiteten abgeleiteten Workshops<br />

Workshops<br />

Theoretisch ableitbar ist, daß es sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist, durch<br />

Evaluationsmaßnahmen den Nutzen von Weiterbildungsmaßnahmen zu beweisen. Darüber<br />

hinaus erscheint es von der Anlage des Qualifizierungsprogramms her unter<br />

erwachsenenpädagogischen Gesichtspunkten nicht angebracht, klassische Lernzielkontrollen<br />

mit Wissensabfragen oder Überprüfung des Gelernten durchzuführen, weil keine<br />

überprüfbaren operationalisierten Lernziele vorliegen [vgl. auch MAURUS / BRATER, 1995,<br />

69].<br />

Evaluation soll daher im Rahmen des im folgenden zu beschreibenden Modells so verstanden<br />

werden, daß aufgrund qualitativer Untersuchungen Indizien benannt werden können, die unter<br />

Berücksichtigung der beschränkten Validität der einzelnen Untersuchungsergebnisse die<br />

Postulierung eines Nutzens des Qualifizierungsprogramms für teilnehmende <strong>Disponent</strong>en und<br />

entsendende Unternehmen und die Annahme der Eignung der eingesetzten Methode<br />

unterstützen.<br />

Folgende Ziele sollen mit der Evaluation erreicht werden:<br />

• Es sollen Aussagen darüber gemacht werden können, inwieweit sich ein partizipativ<br />

orientierter Ansatz zur Analyse des Qualifizierungsbedarfs und zur Gestaltung eines<br />

modular aufgebauten Qualifizierungssystems eignet.<br />

• Es sollen Aussagen darüber gemacht werden können, inwieweit dieser Gestaltungsprozeß<br />

zu einem Qualifizierungsprogramm führt, daß im branchenspezifischen<br />

Weiterbildungsmarkt nachgefragt wird.<br />

• Es sollen Aussagen darüber gemacht werden können, inwieweit die Nutzung des<br />

Qualifizierungsprgramms die Transportdisponenten bei der Ausfüllung ihrer im Wandel<br />

begriffenen Berufsrollen und bei der Bewältigung der unterschiedlichen Anforderungen<br />

unterstützt.<br />

Für den hier zu diskutierenden Zusammenhang hat sich eine Bewertung daher auf das<br />

Ergebnis des partizipativ orientierten Gestaltungsprozesses, das System von<br />

Qualifizierungsbausteinen, zu beziehen.<br />

Evaluiert werden können insgesamt 12 Workshops, die auf der Grundlage des<br />

Qualifizierungssystems entwickelt und realisiert wurden [vgl. Kap 4.4]. Sechs Workshops mit<br />

insgesamt 79 Teilnehmern fanden im Rahmen der unternehmensspezifischen Qualifizierung,<br />

sechs Workshops mit insgesamt 87 Teilnehmern im Rahmen eines überbetrieblichen<br />

Weiterbildungsprogramms statt. Die Workshops wurden zwischen Februar 1996 und<br />

November 1998 durchgeführt.<br />

Insbesondere gilt es zur Umsetzung der o.g. Evaluationsziele nun, folgende Fragen zu<br />

beantworten:<br />

• Wie wird die Relevanz des System der Qualifizierungsbausteine für die jeweilige<br />

Berufspraxis von Transport-<strong>Disponent</strong>en bewertet?


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 223<br />

• Wie wird der Nutzen der Qualifizierungsbausteine von Betrieben und <strong>Disponent</strong>en<br />

eingeschätzt?<br />

• Sind hier Unterschiede zwischen der betrieblichen und überbetrieblichen<br />

<strong>Disponent</strong>enqualifizierung festzustellen?<br />

• Inwieweit genügen Qualifizierungssystem und -bausteine den Kriterien einer<br />

teilnehmerorientierten Weiterbildung?<br />

• Eignet sich der Einsatz der Moderationsmethode für die <strong>Disponent</strong>enqualifizierung?<br />

Kann man bereits die Qualifizierungsbedarfsanalyse mit ihren zahlreichen Einzelergebnissen<br />

[vgl. hier Kap. 3] und die Darstellung der Generierung des Qualifizierungssystems [vgl. hier<br />

Kap. 4] als Schritte im Rahmen einer formativen Evaluierung des Prozesses sowie seiner<br />

Ergebnisse ansehen, muß es nun darum gehen, das System der Qualifizierungsbausteine<br />

summativ zu bewerten. Die begriffliche Trennung formativ - summativ ist hier allerdings<br />

insoweit problematisch, weil Ergebnisse einzelner summativer Evaluationsschritte das<br />

Qualifzierungssystem bereits vor dem jeweils nächsten Schritt verändern können und daher<br />

auch als formativ interpretiert werden können.<br />

Um die genannten Evaluationsziele zu erreichen und die -fragestellungen zu bearbeiten,<br />

wurden folgende Schritte durchgeführt:<br />

• Die Praxisrelevanz der Themen der Qualifizierungsbausteine wurde durch eine<br />

standardisierte Befragung von Führungskräften aus kleinen und mittleren Speditions- und<br />

Transportunternehmen überprüft.<br />

• Als Indikator für die ‘Nützlichkeit’ wurde die Konstanz der Teilnahme an einer Workshop-<br />

Reihe gemessen, die in Form von sechs jeweils eintägigen moderierten Workshops im<br />

Zeitraum eines Jahres durchgeführt wurde.<br />

• Die Teilnehmerabschluß-Befragungen der Workshops wurden ausgewertet.<br />

• Nach der Durchführung jedes Workshops wurden die Teilnehmer aufgefordert, einen<br />

Kursbeurteilungs-Bogen auszufüllen, anhand dessen die Kriterien ‘Stoffbeherrschung’,<br />

‘Lernbereitschaft’, ‘Lernunterstützung’ und ‘Klima’ gemessen werden können [vgl.<br />

REISCHMANN, 1993 b]. Die Kursbeurteils-Bögen wurden ausgewertet.<br />

• Nach Abschluß der überbetrieblichen Workshop-Reihe wurden die Ergebnisse der<br />

Workshops mit Führungskräften der teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en erörtert.<br />

Aus- und Bewertung erfolgen aus der Perspektive der Selbst-Evaluation, da der Evaluator<br />

selbst an der Gestaltung des Prozesses und der Realisierung der Qualifizierungsbausteine<br />

beteiligt war.<br />

5.3. 5.3. Durchführung der der einzelnen einzelnen Evaluat Evaluationsschritte<br />

Evaluat ionsschritte<br />

5.3.1. 5.3.1. Überprüfung Überprüfung Überprüfung der der Praxisrelevanz Praxisrelevanz des des Qualifizierungssystems Qualifizierungssystems für für für den den betrieblichen<br />

betrieblichen<br />

und und überbetrieblichen überbetrieblichen Einsatz<br />

Einsatz<br />

Zur Überprüfung der Praxisrelevanz des Qualifizierungssystems im Speditions- und<br />

Transportgewerbe wurde im April/Mai 1997 die Themenliste der Qualifizierungsbausteine in<br />

Form eines Fragebogens Führungskräften aus kleinen und mittleren Speditions- und<br />

Transportunternehmen vorgelegt, die bisher nicht mit dem Projekt befaßt gewesen waren. Die


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 224<br />

Befragten konnten ankreuzen, welche Themen sie für eine <strong>Disponent</strong>enqualifizierung als<br />

absolut wichtig (Wert: 2), als wichtig (Wert: 1) und als unwichtig (Wert: 0) einschätzten.<br />

Abb. 5/1 zeigt die Reihenfolge der Qualifizierungsbausteine, die sich aus den Mittelwerten<br />

der Bewertung ergibt. Als erstes ist dabei festzustellen, daß nur vier Qualifizierungsbausteine<br />

einen Mittelwert erzielen, der kleiner als 1 ist, damit also nicht als “wichtig für eine<br />

<strong>Disponent</strong>enqualifizierung” angesehen werden. Dagegen erzielen 17 Bausteine Mittelwerte<br />

zwischen 1,03 und 1,57 und werden damit als “wichtig” bis “absolut wichtig” bewertet. Dies<br />

ist ein deutlicher Beleg darfür, daß das Qualifizierungssystem von den Unternehmens des<br />

Gewerbes als bedarfsorientiert und praxisrelevant eingeschätzt wird.<br />

Die Rolle des <strong>Disponent</strong>en in der<br />

Spedition<br />

Verbesserung der Kundenorientierung<br />

Führungs- und Gesprächstechniken<br />

für <strong>Disponent</strong>en<br />

Auswirkungen veränderten<br />

Kundenverhaltens auf die Disposition<br />

Preisgestaltung von<br />

Transportdienstleistungen<br />

Optimierung des<br />

<strong>Disponent</strong>enarbeitsbereiches<br />

Mit dem Streß beim Disponieren fertig<br />

werden<br />

Telefonischer Erstkontakt mit Kunden<br />

Vermeidbaren Streß abbauen<br />

Präsentation des Unternehmens beim<br />

Kunden<br />

Kommunikationstraining für<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Moderne Logistikkonzepte<br />

Aufgabenangemessene Software-<br />

Unterstützung<br />

Bearbeiten von Reklamationen<br />

Zeitmanagement für <strong>Disponent</strong>en<br />

Umsetzung der Sozialvorschriften<br />

Aufbau und Anwendungen von<br />

Haustarifen<br />

Einsatzmöglichkeiten nichtelektronischer<br />

Planungshilfsmittel<br />

Umweltorientiertes<br />

Transportmanagement<br />

Verkehrsträger- und -strukturanalysen<br />

Dispositionsspezifische<br />

Kennzahlensysteme<br />

Wichtigkeit der Qualifizierungsbausteine<br />

[N = 67]<br />

0,00 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25 1,50 1,75 2,00<br />

unwichtig wichtig absolut wichtig<br />

Abb. 5/1: Wichtigkeit der Qualifizierungsbausteine / Rangordnung nach Höhe der Mittelwerte


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 225<br />

Das Bild der Bewertung konkretisiert sich, wenn man danach fragt, welche<br />

Qualifizierungsbausteine am häufigsten bzw. am seltensten als unwichtig bzw. als absolut<br />

wichtig bezeichnet werden (Abb. 5/2).<br />

am häufigsten unwichtig<br />

�������������������������������������������������������������<br />

�������������������������������������������������������������<br />

�������������������������������������������������������������<br />

Dispositionsspezifische Kennzahlensysteme<br />

Verkehrsträger- und -strukturanalysen<br />

Einsatzmöglichkeiten nicht-elektronischer<br />

Planungshilfsmittel<br />

Aufbau und Anwendung von Haustarifen<br />

Umweltorientiertes Transportmanagement<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

am häufigsten absolut wichtig<br />

��������������������������������������������������������������������������<br />

Die Rolle des <strong>Disponent</strong>en in der<br />

Spedition<br />

Verbesserung der Kundenorientierung<br />

Auswirkungen veränderten Kundenverhaltens<br />

auf die Disposition<br />

Führungs- und Gesprächstechniken<br />

für <strong>Disponent</strong>en<br />

Preisgestaltung von Transportdienstleistungen<br />

Mit dem Streß beim Disponieren fertig<br />

werden<br />

(%)<br />

50,75<br />

43,28<br />

26,89<br />

25,37<br />

22,39<br />

(%)<br />

59,70<br />

59,70<br />

55,22<br />

55,22<br />

53,73<br />

50,75<br />

am seltensten unwichtig<br />

����������������������������������������������������������������<br />

����������������������������������������������������������������<br />

Optimierung des <strong>Disponent</strong>enarbeitsbereiches<br />

����������������������������������������������������������������<br />

Die Rolle des <strong>Disponent</strong>en in der<br />

Spedition<br />

Kommunikationstraining für <strong>Disponent</strong>en<br />

Führungs- und Gesprächstechniken für<br />

<strong>Disponent</strong>en<br />

Auswirkungen veränderten Kundenverhaltens<br />

auf die Disposition<br />

Verbesserung der Kundenorientierung<br />

Preisgestaltung von Transport-<br />

Dienstleistungen<br />

���������������������������������������������������������������������������<br />

am seltensten absolut wichtig<br />

���������������������������������������������������������������������������<br />

Dispositionsspezifische Kennzahlensysteme<br />

Verkehrsträger- und -strukturanalysen<br />

Umweltorientiertes Transportmanagement<br />

Einsatzmöglichkeiten nicht-elektronischer<br />

Planungshilfsmittel<br />

Umsetzung der Sozialvorschriften<br />

Abb. 5/2: Qualifizierungsbausteine, die häufig bzw. selten als unwichtig bzw. absolut wichtig eingeschätzt<br />

wurden<br />

Auf der Grundlage der Höhe der Mittelwerte und der Häufigkeit der Extrembewertungen wird<br />

erkennbar, daß insbesondere die Qualifizierungsbausteine als besonders wichtig für eine<br />

<strong>Disponent</strong>enqualifizierung angesehen werden, die seine Rollen als Verkäufer von logistischen<br />

und Transportdienstleistungen sowie als Kommunikator in der Organisation von<br />

Transportprozessen betreffen.<br />

Eher unwichtig erscheinen andererseits gerade die Qualifizierungsbausteine, die sich mit der<br />

strategischen Steuerung und zukunftsorientierten Weiterentwicklung der Geschäftsprozesse<br />

beschäftigen. Vermutlich sehen die Unternehmen hier eher Aktionsfelder für die Ebene der<br />

höheren Führungskräfte, zu denen die <strong>Disponent</strong>en dann nicht gezählt werden.<br />

(%)<br />

2,99<br />

2,99<br />

4,48<br />

4,48<br />

4,48<br />

4,48<br />

5,97<br />

(%)<br />

4,48<br />

7,46<br />

8,96<br />

16,42<br />

25,37


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 226<br />

Daß auch der Qualifizierungsbaustein “Einsatzmöglichkeiten nicht-elektronischer<br />

Planungshilfsmittel” als eher unwichtig bewertet wird, ist wahrscheinlich darauf<br />

zurückzuführen, daß die DV-Unterstützung in der Disposition sich mehr und mehr durchsetzt<br />

und das Disponieren mit manuellen und mechanischen Hilfsmitteln als Artefakt aus einer<br />

vergangenen Epoche empfunden wird.<br />

Die schwache Bewertung des Qualifizierungsbausteins “Umsetzung der Sozialvorschriften”<br />

weist vermutlich darauf hin, daß hier ein - wenn auch von einzelnen Unternehmen durchaus<br />

unterschiedlich eingeschätztes - Spannungsfeld angesprochen ist, das gleichwohl die Rolle<br />

des Transportdisponenten in mehrfacher Weise tangiert, ohne daß dies hinreichend direkt<br />

thematisiert wird. Bedeutung und Akzeptanz dieses Bausteins fallen deshalb aus<br />

verschiedenen Gründen zu stark auseinander.<br />

Qualifizierungsbausteine, die sich mit Detailfragen im Geschäftsablauf beschäftigen oder<br />

explizit beziehen auf die Belastungssituationen, denen sich <strong>Disponent</strong>en ausgesetzt sehen,<br />

werden überwiegend als wichtig bewertet, haben aber offensichtlich nicht die Bedeutung wie<br />

die Qualifizierungsbausteine, die den <strong>Disponent</strong>en in seiner Rolle ‘Führungskraft auf der<br />

mittleren Ebene’ mit kunden- und mitarbeiterorientierter Ausrichtung thematisieren.<br />

5.3.2. 5.3.2. Messung Messung der der Teilnahmekonstanz<br />

Teilnahmekonstanz<br />

Bis zum November 1998 wurden aus dem Qualifizierungssystem insgesamt zwölf Workshops<br />

durchgeführt; davon fanden sechs im Rahmen der betrieblichen Weiterbildung zweier<br />

Unternehmen statt (jeweils drei Workshops in Unternehmen A und B), sechs wurden im<br />

Rahmen einer überbetrieblichen Fortbildungsreihe einer einschlägigen<br />

Weiterbildungsorganisation im Speditionsgewerbe realisiert.<br />

REISCHMANN [1993 a] hat die ‘Abstimmung mit den Füßen’ als möglichen Indikator für den<br />

Nutzen einer Weiterbildungsveranstaltung angeführt [vgl. REISCHMANN, 1993 a, 199]. Für<br />

den hier zu diskutierenden Zusammenhang bietet sich dieser Indikator an, wenn man davon<br />

ausgeht, daß die entsendenden Unternehmen und die <strong>Disponent</strong>en selbst für die erfolgreiche<br />

Bewältigung der Arbeitsaufgaben eine permanente Anwesenheit am Arbeitsplatz und die<br />

ständige Möglichkeit der Einflußnahme als unabdingbar einschätzen. Man kann annehmen,<br />

daß die Teilnehmer nach einem Workshop über Inhalte und Verlauf im Unternehmen<br />

berichten und sich ihre Meinung über den Wert der Maßnahme bilden. Hat sich demzufolge<br />

ein Workshop-Tag als nicht nutzbringend erwiesen, wird sich der <strong>Disponent</strong> zum nächsten<br />

Workshop, der einige Wochen später stattfindet, nicht anmelden bzw. er wird vom<br />

Unternehmen nicht mehr für die weitere Teilnahme entsandt.<br />

Dies dürfte insbesondere für die Workshops gelten, die überbetrieblich angeboten werden und<br />

sich am Markt gegenüber anderen möglicherweise als relevant eingeschätzten<br />

Qualifizierungsmaßnahmen behaupten müssen, weil im vorliegenden Fall die Teilnahme<br />

unverbindlich ist und keine Verpflichtung zur Präsenz bei weiteren Workshops eingegangen<br />

wird. Aber auch für die Workshops, die im Rahmen betrieblicher Personal- und<br />

Organisationsentwicklungsmaßnahmen durchgeführt werden, ist von der durch zahlreiche<br />

Gespräche mit Unternehmens- bzw. Niederlassungsleitungen und <strong>Disponent</strong>en begründeten<br />

Hypothese auszugehen, daß ein <strong>Disponent</strong> an keinem Workshop teilnehmen wird, von dem er<br />

durch vorher gemachte Erfahrungen annimmt, daß er ihm keinen Nutzen bringen wird, selbst<br />

wenn die Absicht vorgelegen hat, das komplette Qualifizierungsprogramm zu durchlaufen.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 227<br />

Teilnahmekonstanz in einer mehrteiligen Qualifizierungsmaßnahme kann daher als Indikator<br />

für den Nutzen der Maßnahme akzeptiert werden.<br />

Die Tabellen 5/1 und 5/2 geben die Themen und Teilnehmerzahlen der Workshops im<br />

betrieblichen Kontext wieder.<br />

Thema Teilnehmerzahl bereits an<br />

einem vorhergehenden<br />

Workshop<br />

teilgenommen<br />

Die Rollen des <strong>Disponent</strong>en in der Spedition und die<br />

Weiterentwicklung der <strong>Disponent</strong>entätigkeit<br />

Implementierung einer zentralen Dispositionssoftware zur<br />

niederlassungsübergreifenden Optimierung der Verkehre<br />

Auswirkungen technologischer Innovationen auf die<br />

Veränderung der <strong>Disponent</strong>entätigkeit in bezug auf seine<br />

Rollen als Planer und Abwickler, als<br />

Kundendienstmitarbeiter und als Führungskraft gegenüber<br />

den Fahrern<br />

bereits an<br />

beiden vorhergehenden<br />

Workshops<br />

teilgenommen<br />

12 - -<br />

12 10 -<br />

9 1 7<br />

Tab. 5/1: Themen und Teilnehmerzahl der Workshops in Unternehmen A<br />

Bei den Workshops in Unternehmen A kann eine extrem hohe Teilnahmekonstanz festgestellt<br />

werden, die allein dadurch eingeschränkt ist, daß durch Fluktuation neue Mitarbeiter in das<br />

Unternehmen kamen und beim dritten Workshop aufgrund unverhofft eingetretener<br />

betrieblicher Gründe eine Niederlassung nicht alle <strong>Disponent</strong>en entsenden konnte.<br />

Einzuräumen ist allerdings, daß die Workshops im Rahmen eines Umstellungsprozesses<br />

stattfinden, in dem es darum geht, den Zuschnitt der Dispositionsaufgaben durch die<br />

Einführung einer niederlassungsübergreifenden Software-Unterstützung (zentraler<br />

Auftragspool und computergesteuerte Vordisposition bei dezentraler Auftragserfassung sowie<br />

manueller Nachdisposition und Tourenüberwachung in den Niederlassungen) neu zu<br />

gestalten. Daher haben die <strong>Disponent</strong>en ein starkes Interesse, über den Verlauf dieses<br />

Prozesses informiert zu werden und sich über Zwischenergebnisse und bisher gemachte<br />

Erfahrungen mit dem neuen System auszutauschen. Auf der anderen Seite ist der<br />

Geschäftsleitung stark daran gelegen, die <strong>Disponent</strong>en in die Implementierung des neuen<br />

Systems miteinzubeziehen und so die Akzeptanz für die neue Lösung zu erhöhen. Die<br />

Konstanz der Teilnahme begründet sich hier also nicht so sehr durch Inhalt und Methode der<br />

Workshops, sondern durch die Bedeutung des umgebenden Rationalisierungsprozesses und<br />

der damit verbundenen Konsequenzen für die Betroffenen.<br />

Anders stellt sich die Beteiligung der <strong>Disponent</strong>en in Unternehmen B dar.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 228<br />

Thema Teilnehmerzahl bereits an<br />

einem vorhergehenden<br />

Workshop<br />

teilgenommen<br />

Rolle und Aufgaben der <strong>Disponent</strong>en in der Spedition 19 - -<br />

Reklamationsmanagement der <strong>Disponent</strong>en und das QM-<br />

System in der Spedition<br />

12 11 -<br />

Als aktiver Partner des Verkaufs handeln und logistische<br />

Systemanforderungen der Kunden umsetzen: Was ist<br />

daran für den <strong>Disponent</strong>en neu? Welche Perspektiven<br />

ergeben sich daraus?<br />

15 3 3<br />

Tab. 5/2: Themen und Teilnehmerzahl der Workshops in Unternehmen B<br />

bereits an<br />

beiden vorhergehenden<br />

Workshops<br />

teilgenommen<br />

Hier ist die Höhe der Teilnehmerkonstanz deutlich rückläufig. Nahmen noch 58 % der<br />

<strong>Disponent</strong>en, die den ersten Workshop besucht hatten, am zweiten Workshop teil, lag die<br />

Quote der Wiederholungsteilnehmer beim dritten Workshops bereits unter 32 %, d.h. auf der<br />

Grundlage der Messung der Teilnahmekonstanz bewerteten nur noch knapp ein Drittel der<br />

teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en die Workshops des Qualifizierungsprogramms als nützlich.<br />

Möglicherweise sind aber auch hier die Ursachen für die geringe Teilnahmekonstanz nicht in<br />

den Workshops selbst, sondern in anderen Bereichen des Organisationsentwicklungsprozesses<br />

zu suchen, in den das Qualifizierungsprogramm unternehmensintern eingebunden war und<br />

folgendermaßen skizziert werden kann:<br />

• Unternehmen B ist ein reines Speditionsunternehmen ohne eigenen Fuhrpark, das seine<br />

Kunden dezentral in bundesweit 14 regionalen Niederlassungen mit jeweils weiteren<br />

Außenstellen betreut. Neben der Leitung des Gesamtunternehmens erfüllt die Zentrale<br />

verschiedene Dienstleisterfunktionen gegenüber den Niederlassungen in den Bereichen<br />

Personalverwaltung, Rechnungswesen, EDV, Qualitäts-, Marketing- und Logistikberatung.<br />

Die Niederlassungen selbst sind als Profit-Center organisiert, die Niederlassungsleiter für<br />

ihren Bereich der Zentrale ergebnisverantwortlich. Daneben existieren im Unternehmen<br />

noch Artefakte einer bürokratischen Kultur mit ausgeprägter hierarchischer Struktur, die<br />

sich in detaillierten Organigrammen, deutlicher Kompetenzabgrenzung und<br />

Kommunikationsbarrieren zwischen den Hierarchieebenen ausdrückt.<br />

• Die Wertschöpfung in den Niederlassungen erfolgt im wesentlichen durch die dort tätigen<br />

<strong>Disponent</strong>en, die die Transport-Aufträge ihrer Kunden zu bestimmten Konditionen<br />

annehmen und diese dann an Frachtführer weitervermitteln. Die ‘Qualität’ bzw. der ‘Wert’<br />

des jeweiligen <strong>Disponent</strong>en bemißt sich auch in der Selbstwahrnehmung v.a. daran,<br />

welchen monetären Gewinn er beim Weiterleiten der Aufträge für die jeweilige<br />

Niederlassung erzielt.<br />

• Ein Bestreben der Zentrale ist, den Ertrag des Gesamtunternehmens zu optimieren, indem<br />

z.B. die Kooperation zwischen den Niederlassungen verstärkt wird. Die Niederlassungen<br />

sind allerdings aufgrund der Profit-Center-Struktur primär bestrebt, ihren Bereich jeweils<br />

zu optimieren und dabei die anderen Niederlassungen nur insoweit in ihr Kalkül<br />

miteinzubeziehen, als sie zur Ergebnisverbesserung der eignenen Niederlassung beitragen.<br />

• Der Organisationsentwicklungsprozeß im Unternehmen zielt nun darauf, durch kreative<br />

Organisationslösungen bestehende Zielkonflikte aufzulösen, den Abbau der bürokratischen<br />

Kultur fortzusetzen und einen neuen Mittelweg zwischen einer Netzorganisation und einer


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 229<br />

Organisation in Profit-Centern zu finden, um so die Optimierung der Ergebnisse der<br />

einzelnen Niederlassungen mit der Optimierung des Ertrages des Gesamtunternehmens zu<br />

verbinden.<br />

• Die Promotoren dieses Prozesses sind in der zweiten Führungsebene des Unternehmens<br />

(einzelne Hauptabteilungsleiter in der Zentrale und einige Niederlassungsleiter)<br />

anzusiedeln und möchten möglichst alle Akteursgruppen (<strong>Disponent</strong>en, Verkäufer,<br />

Niederlassungsleiter, Mitarbeiter der Zentrale) in den Prozeß miteinbeziehen.<br />

• Im Rahmen dieses Prozesses wird das <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierungsprogramm als<br />

beispielhafte Form der Beteiligung einer Akteursgruppe verortet.<br />

Für den Einsatz im Rahmen dieses Organisationsentwicklungsprozesses wurden die<br />

Qualifizierungsbausteine modifiziert. Grundlage dafür waren Gespräche mit der<br />

Geschäftsleitung, den Promotoren des Prozesses und den <strong>Disponent</strong>en. Alle Gesprächspartner<br />

zeigten großes Interesse. Die Geschäftsleitung erklärte ihre Unterstützung für das<br />

<strong>Disponent</strong>en-Qualifizierungsprogramm, die <strong>Disponent</strong>en unterstrichen ihre Bereitschaft, an<br />

den Workshops teilzunehmen. Der erste Workshop wurde erfolgreich und mit der erwarteten<br />

Zahl von <strong>Disponent</strong>en durchgeführt. Im Zuge der Workshopdiskussion problematisierten die<br />

<strong>Disponent</strong>en die ‘Profit-Center’-Organisation als hinderlich für die notwendige Kooperation<br />

der einzelnen Niederlassungen. Gemeinsam wurde Entwicklungsschritte im Rahmen des oben<br />

skizzierten Zielfeldes des Prozesses erarbeitet. Die Arbeitsergebnisse wurde einige Zeit nach<br />

dem Workshop mit den Prozeßpromotoren und auch der Geschäftsleitung diskutiert und<br />

positiv bewertet.<br />

Unmittelbar vor der Durchführung des zweiten Workshops wurde dem Moderatorenteam<br />

mitgeteilt, daß die <strong>Disponent</strong>en einer Niederlassung die weitere Teilnahme an den<br />

Qualifizierungsbausteinen verweigerten.<br />

Es kam zu einer Gesprächsrunde zwischen den Moderatoren der Workshops, Vertretern der<br />

Projekt-Promotoren und den betroffenen <strong>Disponent</strong>en. In diesem Gespräch äußerten die<br />

<strong>Disponent</strong>en auf der Grundlage der Erfahrungen mit dem ersten Workshop folgende<br />

Vorbehalte an einer weiteren Mitarbeit:<br />

• Die Workshoparbeit verspräche keine kurzfristigen Erfolge. Es sei daher sinnvoller, an<br />

diesem Tag in der Disposition “Geld zu verdienen”, als sich mit Kollegen über eine<br />

mögliche Entwicklung des Unternehmens auszutauschen. Bei Bedarf könne man sich auch<br />

telefonisch verständigen.<br />

• Auf den Workshops würden das individuelle Erfahrungswissen der <strong>Disponent</strong>en für das<br />

Unternehmen verfügbar gemacht, ohne daß damit ein erkennbarer Vorteil für die<br />

Workshop-Teilnehmer verbunden wäre.<br />

• Die Diskussionsergebnisse blieben ohne positive praktische Folgen. Erfahrungen mit<br />

Projekten, an denen Mitarbeiter beteiligt waren, hätten in der Vergangenheit gezeigt, daß<br />

die Sichtweise der Mitarbeiter vor Ort in den Niederlassungen als irrelevant betrachtet<br />

würde. Die Zentrale hätte stets ihre Position durchgedrückt.<br />

• Telefonische Rücksprachen mit anderen <strong>Disponent</strong>en hätten ergeben, daß diese Sichtweise<br />

auch von anderen Workshop-Teilnehmern geteilt würden, diese sich jedoch nicht so<br />

deutlich äußern wollten.<br />

Im Gespräch wurde von den Projekt-Promotoren versucht, die Bedenken zu entkräften und<br />

auf die langfristigen Wirkungen des Entwicklungsprozesses hinzuweisen. Außerdem wurde


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 230<br />

mit den <strong>Disponent</strong>en vereinbart, die Teilnehmer noch stärker in die Themenauswahl der<br />

nächsten Workshops miteinzubeziehen. Tatsächlich muß aber die abnehmende<br />

Teilnahmekonstanz als Indiz dafür gewertet werden, daß diese Argumentation nicht<br />

ausreichte, die negativen Partizipationserfahrungen der Mitarbeiter in ihrer Wirkung zu<br />

entkräften und die Verweigerungshaltung aufzubrechen. Dies belegt, daß partizipative<br />

Prozesse in Unternehmen auch von seiten der beteiligten Mitarbeiter nicht als<br />

uneingeschränkt positiv bzw. als risikolos eingeschätzt werden [vgl. KERRES / ROSEMANN,<br />

1992, 9 - 10 u. 12 - 13]. Partizipation ‘funktioniert’ letztlich nur auf der Basis positiver<br />

Umsetzungerfahrungen; sie ‘funktioniert’ insbesondere dann nicht, wenn Handlungen der<br />

Organisation die Umsetzung verhindern oder konterkarieren.<br />

Im Fall der Workshops mit <strong>Disponent</strong>en aus Unternehmen B ist Teilnahmekonstanz damit<br />

kein Indikator für die Nützlichkeit des Qualifizierungsprogramms, sondern ein Indikator für<br />

die Erwartungshaltung der beteiligten <strong>Disponent</strong>en an den Organisationsentwicklungsprozeß,<br />

in den das Qualifzierungsprogramm eingebettet ist.<br />

Für die Bewertung des Nutzens der Qualifizierungs-Workshops im betrieblichen Kontext hat<br />

sich in beiden Fällen die Teilnahmekonstanz als ungeeigneter Indikator erwiesen, da die<br />

jeweiligen unternehmensspezifischen Rahmenbedingungen die Motivation der <strong>Disponent</strong>en,<br />

an den Workshops teilzunehmen, offensichtlich in weitaus höherem Maße beeinflußte als<br />

Inhalte und Methoden der Workshops selbst.<br />

Da nicht davon auszugehen ist, daß in verschiedenen Unternehmen des Speditions- und<br />

Transportgewerbes dieselben Rahmenbedingungen vorherrschen, dürfte das Ergebnis einer<br />

Messung der Teilnahmekonstanz bei den Workshops im überbetrieblichen Kontext durch die<br />

starke Ausprägung von ‘teilnahmefreundlichen’ bzw.’-feindlichen’ Rahmenbedingungen<br />

beeinflußt sein, sondern in stärkerem Maße als Indikator für die Nützlichkeit der Workshops<br />

selbst angenommern werden dürfen.<br />

Für den Einsatz im überbetrieblichen Kontext, d.h. im Rahmen des Programms eines<br />

Bildungsträgers des Gewerbes, wurden auf der Grundlage einer Umfrage bei interessierten<br />

Unternehmen einige Qualifizierungsbausteine ausgewählt und überarbeitet. Zwischen<br />

Oktober 1996 und 1997 wurden die Workshops durchgeführt. 62 Unternehmen, die ihr<br />

Interesse an dem Programm bekundet hatten, wurden eingeladen, <strong>Disponent</strong>en zu den<br />

Workshops zu entsenden. Zu jedem Workshop wurde gesondert eingeladen.<br />

Tabelle 5/3 zeigt Themen und Teilnehmerzahl der Workshops im überbetrieblichen Kontext.<br />

Thema Teilnehmerzahl<br />

Optimierung des <strong>Disponent</strong>enarbeitsbereiches<br />

15<br />

Der <strong>Disponent</strong> als Kundendienstmitarbeiter<br />

16<br />

Die Rolle des <strong>Disponent</strong>en im Unternehmen<br />

20<br />

Führungs- und Kommunikationstraining für <strong>Disponent</strong>en<br />

15<br />

Aus Kosten Preise machen<br />

12<br />

Aufgabenangemessene Software-Unterstützung<br />

11<br />

Tab. 5/3: Themen und Teilnehmerzahlen der Qualifizierungs-Workshops im überbetrieblichen Kontext<br />

Aufgrund der Teilnehmerlisten lassen sich nun Mehrfachteilnahmen einzelner <strong>Disponent</strong>en<br />

feststellen (vgl. Abb. 5/3). Insgesamt 87 Teilnahmen verteilten sich auf 44 verschiedenen<br />

<strong>Disponent</strong>en.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 231<br />

Es ist festzustellen, daß aufgrund dieser Messung 76 % der teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en das<br />

Qualifizierungsprogramm kaum als nützlich (1 -2 Teilnahmen), und nur 24 % als nützlich für<br />

ihre berufliche Tätigkeit (3 - 6 Teilnahmen) einschätzen. Dieses negative Urteil ist aufgrund<br />

von drei Faktoren zu relativieren:<br />

• Terminschwierigkeiten haben weitere Teilnahmen trotz großen Interesses verhindert.<br />

• Erhöhter Arbeitsanfall im Unternehmen machte weitere Teilnahmen unmöglich.<br />

• Teilnehmer haben sich nur für einzelne Themen interessiert.<br />

5 Teilnahmen<br />

7%<br />

4 Teilnahmen<br />

5%<br />

3 Teilnahmen<br />

5%<br />

2 Teilnahmen<br />

13%<br />

6 Teilnahmen<br />

7%<br />

Teilnahmehäufigkeit<br />

nach <strong>Disponent</strong>en [N = 44]<br />

1 Teilnahme<br />

63%<br />

Abb. 5/3: Teilnahmehäufigkeit der einzelnen <strong>Disponent</strong>en an Workshops im Rahmen des überbetrieblichen<br />

Qualifizierungs-Programms<br />

Für die Bewertung der Nützlichkeit anhand der Teilnahmekonstanz ist allerdings nicht allein<br />

die Teilnahme einzelner <strong>Disponent</strong>en relevant, sondern auch das Entsendeverhalten der<br />

Unternehmen, die u.U. mehrere <strong>Disponent</strong>en am Qualifizierungs-Programm entsenden<br />

möchten, aus Kapazitätsgründen für einen Workshop nur jeweils einen oder zwei<br />

<strong>Disponent</strong>en freistellen können und dann unternehmensintern für die Weitergabe der<br />

Arbeitsergebnisse sorgen. Abb. 5/4 zeigt nun die Verteilung der Teilnahmehäufigkeit nach<br />

entsendenden Unternehmen.<br />

5 Teilnahmen<br />

17%<br />

6 Teilnahmen<br />

17%<br />

4 Teilnahmen<br />

9%<br />

Teilnahmehäufigkeit nach Unternehmen [N = 23]<br />

3 Teilnahmen<br />

17%<br />

1 Teilnahme<br />

31%<br />

2 Teilnahmen<br />

9%<br />

Abb. 5/4 : Teilnahmehäufigkeit an Workshops im Rahmen des überbetrieblichen Qualifizierungs-Programms<br />

nach entsendenden Unternehmen


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 232<br />

Im Vergleich zu der auf die einzelnen <strong>Disponent</strong>en bezogenen Messung zeigt sich hier ein<br />

positiveres Ergebnis. 40 % der entsendenden Unternehmen (1 -2 Teilnahmen) schätzt<br />

offensichtlich die Nützlichkeit gering, 60 % der Unternehmen (3 - 6 Teilnahmen) jedoch als<br />

gegeben ein. Anders als das Ergebnis der Messung der Teilnahmehäufigkeit nach einzelnen<br />

<strong>Disponent</strong>en dürfte dieses Ergebnis durch Terminschwierigkeiten und gestiegenem<br />

Arbeitsanfall nur in geringem Maße beeinträchtigt sein; es ist allerdings davon auszugehen,<br />

daß einzelne Unternehmen ihre <strong>Disponent</strong>en nur zu bestimmten Themen entsendet haben, so<br />

daß die Bewertung der Nützlichkeit tatsächlich noch positiver sein dürfte.<br />

Faßt man die Ergebnisse der Messungen der Teilnahmekonstanz bei den Workshops im<br />

überbetrieblichen Kontext zusammen, so legen sie nahe, daß das Qualifizierungsprogramm<br />

von einem erheblichen Teil der Unternehmen als nützlich eingeschätzt wird.<br />

5.3.3. 5.3.3. Auswertung Auswertung der der Teilnehmer Teilnehmer-Abschlußbefragungen<br />

Teilnehmer Abschlußbefragungen<br />

Jeder Workshop im Rahmen des Qualifizierungsprogramm wurde mit einer Sequenz<br />

abgeschlossen, in der die Teilnehmer Gelegenheit bekamen, den Nutzen des Workshops zu<br />

beschreiben. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, anonym auf grüne Karten zu schreiben,<br />

was ihnen an dem Workshop-Tag besonders wichtig war, auf rote Karten, was ihnen zu kurz<br />

gekommen war. Die auf Karten geschriebenen Bewertungen wurden ohne weitere<br />

Kommentierung - ggf. nach Sachzusammenhängen geordnet - auf Pinwände gehängt.<br />

Da keinerlei weitere Vorgaben zur Dimensionierung und zum erwarteten Inhalt der<br />

Antworten gegeben werden, sind die Aussagen der <strong>Disponent</strong>en sehr heterogen.<br />

Nebeneinander stehen Kommentierungen einzelner Workshop-Inhalte, methodische Fragen,<br />

persönliche Erkenntnisse, persönliche Befindlichkeiten und allgemeine Eindrücke.<br />

Nach Durchsicht aller Antworten lassen sie sich qualitativ klassifizieren nach<br />

• Bewertung von Workshop-Inhalten auf der Informationsebene (Gewinn neuer Kenntnisse)<br />

(z.B. “Aufzeichnen von Problemlösungen”, “individuelle Möglichkeiten der<br />

Streßbewältigung”, “Führungsstile genauer behandeln”, “Tips und Tricks”)<br />

• Bewertung von Workshop-Inhalten auf der Einstellungsebene (Gewinn neuer Einsichten)<br />

(z.B. “Veränderungen sind machbar”, “Gemeinsamkeit macht eben doch stark”, “daß man<br />

eingesehen hat, daß mehr Teamarbeit geleistet werden muß”, “Anregungen, das QM-<br />

System noch mehr / auf andere Art in der täglichen Praxis umzusetzen”, “Erkenntnis: Die<br />

Strukturen und Ziele sind klar, aber die Ziele werden nicht kommuniziert”, “ich habe<br />

gemerkt, daß es noch was zu verbessern gibt”)<br />

• Bewertung der Übertragbarkeit der Workshop-Inhalte (z.B. “daß ich die heutigen<br />

Erkenntnisse in meinen Tagesablauf einbauen kann”, “mehr Bezug auf den <strong>Disponent</strong>en”)<br />

• Bewertung des Erfahrungsaustausches in der Lerngruppe (z.B. “gemeinsame Gespräche<br />

mit den Kollegen”, “andere Meinungen hören”, “Gedankenaustausch untereinander”,<br />

“Diskussion über Probleme intern”)<br />

• Bewertung der Lernatmosphäre (z.B. “die lockere Art”, “emotionsloser Verlauf<br />

(sachlich)”, “kurzweilig”)<br />

• Bewertung der Rahmenbedingungen der Workshops (z.B. “mehr frische Luft”,<br />

“Rauchpausen”, “die Zeit (zu kurz)”, “gut organisiert”, “Zeit für Diskussion”)<br />

• Bewertung der eingesetzten Methode (z.B. “Gruppenarbeit”, “aktive Beteiligung möglich”,<br />

“Inspirationen zur Diskussionsrunde”, “praktisches Rollenspiel”)


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 233<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, daß diese Kategorien nicht trennscharf sind und die Zuordnung<br />

der einzelnen Antworten aufgrund einer ex-post-Interpretation erfolgt, wobei im Einzelfall<br />

Zuordnungsfehler nicht auszuschließen sind.<br />

Insgesamt wurden bei 12 Workshops 312 Bewertungs-Karten von 166 Teilnehmern<br />

ausgewertet. Von den ausgewerteten Antworten sind 242 (= 77,5 %) positiv (“war mir<br />

besonders wichtig”) und 70 (= 22,5 %) negativ (“kam mir zu kurz”). Das bedeutet, daß<br />

durchschnittlich jeder zweite Teilnehmer zwei positive Bewertungen abgegeben hat. Bei den<br />

negativen Bewertungen ist das Verhältnis genau umgekehrt: Durchschnittlich hat nur jeder<br />

zweite <strong>Disponent</strong> eine Karte mit einer negativen Bewertung abgegeben. Unterscheidet man<br />

zwischen betrieblichen und überbetrieblichen Workshops, entspricht das Verhältnis positiver<br />

zu negativer Bewertungen bei den überbetrieblichen Workshops ca. 2 : 1, bei den<br />

betrieblichen ca. 5 : 1. Es ist davon auszugehen, daß das Phänomen der ‘sozialen<br />

Erwünschtheit’ [vgl. SCHNELL / HILL / ESSER, 1993, 363] das Antwortverhalten der<br />

<strong>Disponent</strong>en beeinflußt hat.<br />

Die Auswertung beruht auf folgenden Annahmen:<br />

• Die gesamte Anzahl der Karten, d.h. die Menge der Bewertungen, die sich einer Kategorie<br />

zuordnen lassen, ist ein Indikator dafür, wie wichtig diese Kategorie für die Bewertung des<br />

Workshops aus Sicht der Teilnehmer ist, oder anders gesagt, welchen Stellenwert diese<br />

Kategorie für die subjektive Beurteilung des Nutzens hat.<br />

• Die Anzahl von positiven Bewertungen, d.h. von Antworten auf den Impuls “Das war mir<br />

besonders wichtig”, in einer Kategorie ist ein Indikator dafür, wie zufrieden die<br />

Teilnehmer mit dem Workshop in bezug auf diese Kategorie sind.<br />

• Die Anzahl von negativen Bewertungen, d.h. von Antworten auf den Impuls “Das kam mir<br />

zu kurz”, in einer Kategorie ist ein Indikator für Defizite in diesem Bereich.<br />

Tabelle 5/4 zeigt die absoluten und relativen Häufigkeiten der Bewertungskarten:<br />

Workshop-Inhalte auf der<br />

Informationsebene (Gewinn<br />

neuer Kenntnisse)<br />

Workshop-Inhalte auf der<br />

Einstellungsebene (Gewinn<br />

neuer Einsichten)<br />

Übertragbarkeit der Workshop-<br />

Inhalte<br />

Erfahrungsaustausch in der<br />

Lerngruppe<br />

absolute Häufigkeit relative Häufigkeit<br />

betriebliche<br />

Workshops<br />

überbetriebliche<br />

Workshops<br />

betriebliche<br />

Workshops<br />

überbetriebliche<br />

Workshops<br />

51 60 32,90 38,22<br />

38 38 24,52 24,20<br />

4 13 2,58 8,28<br />

29 30 18,71 19,11<br />

Lernatmosphäre 8 1 5,16 0,64<br />

Rahmenbedingungen der<br />

Workshops<br />

8 10 5,16 6,37<br />

Eingesetzte Methode 17 5 10,97 3,18<br />

Summen 155 157 100,00 100,00<br />

Tab. 5/4: Absolute und relative Häufigkeiten der Bewertungskarten aus betrieblichen und überbetrieblichen<br />

Workshops nach Kategorien [N = 312]


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 234<br />

Gemessen an der Anzahl der Bewertungskarten läßt sich feststellen, daß der ‘Gewinn neuer<br />

Kenntnisse’ für die <strong>Disponent</strong>en das wichtigste Bewertungskriterium darstellt. Weiter sind<br />

von Bedeutung der ‘Gewinn neuer Einsichten’ und der ‘Erfahrungsaustausch in der<br />

Lerngruppe’. Die ‘eingesetzte Methode’, die ‘Übertragbarkeit der Workshopinhalte’, die<br />

‘Rahmenbedingungen der Workshops’ und die ‘Lernatmosphäre’ sind hier von weitaus<br />

geringerer Bedeutung.<br />

Tabelle 5/5 zeigt nun die Verteilung der Antworten nach den genannten Kategorien. Die<br />

Darstellung differenziert zwischen den Bewertungen aus betrieblichen und überbetrieblichen<br />

Workshops.<br />

Workshop-Inhalte auf der<br />

Informationsebene (Gewinn<br />

neuer Kenntnisse)<br />

Workshop-Inhalte auf der<br />

Einstellungsebene (Gewinn<br />

neuer Einsichten)<br />

Übertragbarkeit der Workshop-<br />

Inhalte<br />

Erfahrungsaustausch in der<br />

Lerngruppe<br />

positive Bewertungen negative Bewertungen<br />

betriebliche<br />

Workshops<br />

überbetriebliche<br />

Workshops<br />

betriebliche<br />

Workshops<br />

überbetriebliche<br />

Workshops<br />

Summen<br />

Differenz zwischen positiven und<br />

negativen Bewertungen<br />

betriebliche<br />

Workshops<br />

überbetriebliche<br />

Workshops<br />

46 36 5 24 111 41 12<br />

36 33 2 5 76 34 28<br />

1 3 3 10 17 -2 -7<br />

26 30 3 0 59 23 30<br />

Lernatmosphäre 8 1 0 0 9 8 1<br />

Rahmenbedingungen der<br />

Workshops<br />

1 1 7 9 18 -6 -8<br />

Eingesetzte Methode 15 5 2 0 22 13 5<br />

Summen 133 109 22 48 312<br />

Tab. 5/5: Klassifizierung der Workshop-Abschlußbewertungen<br />

Die teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en in den betrieblichen Workshops sind mit dem ‘Gewinn neuer<br />

Kenntnisse’ deutlich zufriedener, d.h. sie geben häufiger an, daß ihnen Aspekte des<br />

Workshops in diesem Bereich “besonders wichtig waren”, und geben seltener an, daß ihnen<br />

Aspekte aus diesem Bereich “zu kurz kamen”, als <strong>Disponent</strong>en, die an Workshops im<br />

überbetrieblichen Qualifizierungsprogramm teilnahmen.<br />

Es ist nicht möglich, in der Kategorie ‘Gewinn neuer Kenntnisse’ eindeutig zu unterscheiden,<br />

ob die neuen Kenntnisse sich auf allgemeingültige und unternehmensspezifische<br />

Informationen beziehen. Es liegt allerdings nahe, daß - anders als es im überbetrieblichen<br />

Qualifizierungsprogramm möglich wäre - bei den betrieblichen Workshops insbesondere auch<br />

aktuelle Informationen aus dem jeweiligen Unternehmen weitergegeben werden, die für die<br />

teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en neu und, weil sie die eigene unmittelbare Arbeitsumgebung<br />

betreffen, von besonderer Bedeutung sind. Möglicherweise wird dadurch der Vergleich der<br />

beiden Workshop-Gruppen verzerrt.<br />

Die große Anzahl von negativen Bewertungen in der Kategorie ‘Gewinn neuer Kenntnisse’<br />

der <strong>Disponent</strong>en im überbetrieblichen Qualifizierungsprogramm verweist jedenfalls auf die<br />

besondere Erwartungshaltung der <strong>Disponent</strong>en, der in zukünftigen Workshops stärker<br />

entsprochen werden sollte.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 235<br />

Die Verteilung der positiven und negativen Bewertungskarten zeigt, daß der Bedeutung, die<br />

die <strong>Disponent</strong>en den Kategorien “Gewinn neuer Einsichten” und “Erfahrungsaustausch in der<br />

Lerngruppe” für die Beurteilung des Nutzens der Workshops beimessen, in betrieblichen wie<br />

in überbetrieblichen Workshops weitgehend entsprochen wurde.<br />

Der “eingesetzten Methode” stehen die teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en mit nur geringen<br />

Abstrichen positiv gegenüber. Insbesondere trifft dies für den Bereich der betrieblichen<br />

Workshops zu. Die positive Grundhaltung gegenüber der Methode wird unterstrichen, wenn<br />

man berücksichtigt, daß die Förderung des überaus positiv bewerteten<br />

“Erfahrungsaustausches” Teil der Workshop-Methode ist.<br />

Ein kritischer Punkt ist die “Übertragbarkeit der Workshopinhalte”. Daß in dieser Kategorie<br />

nur relativ wenige Bewertungen erfolgt sind, muß nicht unbedingt mit einer geringen<br />

Bedeutung für die Bewertung des Nutzens zusammenhängen, sondern wird in diesem Fall<br />

darauf zurückzuführen sein, daß viele Teilnehmer unmittelbar und kurzfristig übertragbare<br />

Workshop-Ergebnisse von vornherein nicht erwartet haben. Es ist allerdings evident, daß die<br />

Diskussion eines Themas in überbetrieblichem Rahmen eine größere Distanz zur jeweils<br />

individuellen Arbeitsumgebung der Teilnehmer haben muß als in einem Workshop, bei dem<br />

alle Teilnehmer aus einem Unternehmen kommen. Dies erschwert den Transfer und erklärt,<br />

warum im überbetrieblichen Teil die Übertragbarkeit deutlich häufiger negativ bewertet wird.<br />

“Lernatmosphäre” und “Rahmenbedingungen der Workshops” sind in dem hier zu<br />

diskutierenden Zusammenhang von ihrer quantitativen Bedeutung beinahe zu<br />

vernachlässigende Größen. Eine kritische Sicht auf die einzelnen Bewertungskarten vermittelt<br />

den Eindruck, daß in den betrieblichen Workshops der Gruppenbildungseffekt positiv im<br />

Bereich “Lernatmosphäre” empfunden wird, während bei der Kritik der “Rahmenbedingungen”<br />

in erster Linie das grundsätzlich immer vorhandene Problem der zu knappen Zeit<br />

und die Unzufriedenheit der Raucher mit Anzahl und Länge der Pausen thematisiert worden<br />

ist.<br />

5.3.4. 5.3.4. Auswertung Auswertung der der Kursbeurteilungsbögen<br />

Kursbeurteilungsbögen<br />

Zur differenzierteren Bewertung der Workshops wurde der von REISCHMANN entwickelte<br />

“Kursbeurteilungsbogen KBB” eingesetzt, der als standardisiertes Instrument zur formativen<br />

Evaluation mit dem Ziel der Optimierung eines Weiterbildungsprogramms dient und den<br />

Kurserfolg auf der Ebene der subjektiven Meinung der Teilnehmer mißt [vgl. REISCHMANN,<br />

1993 b, 5 - 6].<br />

Bei dem KBB handelt es sich um einen Bogen mit 39 Items, die jeweils auf einer 5-stufigen<br />

Skala (“trifft ganz und gar zu”, “trifft überwiegend zu” “teils/teils”, “trifft überwiegend nicht<br />

zu”, “trifft ganz und gar nicht zu”) zu beurteilen sind. Der sich aus den Ausprägungen der<br />

Bewertungen der den einzelnen Sub-Dimensionen zugeordneten Items ergebende Mittelwert<br />

ist jeweils ein Indikator dafür, wie die Teilnehmer den Nutzen des Kurses bzw. des<br />

Workshops in bezug auf die jeweilige Sub-Dimension einschätzen.<br />

Im KBB werden sowohl subjektive Einschätzungen verlangt als auch konkrete beobachtbare<br />

Sachverhalte abgefragt, die als Indikatoren für den jeweiligen Aussagebereich angenommen<br />

werden. Mit dem KBB lassen sich folgende Dimensionen und Sub-Dimensionen des<br />

Kurserfolges messen:


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 236<br />

Dimension “Stoffbeherrschung”<br />

Sub-Dimension “Subjektive Einschätzung des Erfolgs” (Ist der Teilnehmer mit dem Gelernten<br />

zufrieden?)<br />

Sub-Dimension “Einschätzung des objektiven Lernerfolgs” (Hat der Teilnehmer den Eindruck,<br />

das gelernt zu haben, was gelernt werden sollte?)<br />

Sub-Dimension “Praktische Anwendung”<br />

Dimension “Lernbereitschaft”<br />

Sub-Dimension “Allgemeines positives Gefühl gegenüber Weiterbildung”<br />

Sub-Dimension “Konsequenzen aus der Kurserfahrung”<br />

Sub-Dimension “Förderung des ‘Lernen des Lernens’”<br />

Dimension “Lernunterstützung”<br />

Sub-Dimension “Kurs allgemein lernunterstützend”<br />

Sub-Dimension “Methodische Gestaltungselemente”<br />

Sub-Dimension “Bezug zum Lerner”<br />

Dimension “Klima”<br />

Sub-Dimension “Emotionale Getöntheit des Lernprozesses”<br />

Sub-Dimension “Qualität der sozialen Interaktion”<br />

Tab. 5/6: Dimensionen des Kurserfolges im KBB [vgl. REISCHMANN, 1993 b, 12 - 13]<br />

Im Anschluß an jeden Workshop im Rahmen der betrieblichen und überbetrieblichen<br />

Qualifizierungsprogramme wurden die teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en gebeten, den KBB<br />

auszufüllen und innerhalb einer Woche zurückzusenden. Von 166 Teilnehmern kamen 132<br />

dieser Aufforderung nach; dies entspricht einer Rücklaufquote von 79,51 %, die als<br />

vergleichsweise hoch einzuschätzen ist.<br />

Mithilfe der Tabellenkalkulation MS-Excel 5.0 wurden die Daten verarbeitet. Die Befragung<br />

wurde anonym ausgewertet. Die Auswertung erfolgte unter qualitativen Gesichtspunkten. Auf<br />

eine statistische Überprüfung der Reliabililität konnte verzichtet werden, da hierzu verläßliche<br />

Aussagen bereits vorliegen [vgl. REISCHMANN, 1993 b, 13 - 14].<br />

Im Rahmen der deskriptiven Analyse wurden für jedes Item ein Mittelwert (arithmetisches<br />

Mittel) und die Standardabweichung berechnet. Die Items wurden dann nach Sub-<br />

Dimensionen zusammengefaßt und aus den durchschnittlichen Item-Bewertungen ein<br />

Mittelwert (arithmetisches Mittel) ermittelt. Die graphische Darstellung dieser Mittelwerte<br />

ergibt ein zu diskutierendes Profil der Workshops.<br />

Um die einzelnen Workshops näher zu untersuchen und die Workshops in den betrieblichen<br />

Organisationsentwicklungsprozessen und im überbetrieblichen Qualifizierungsprogramm<br />

miteinader zu vergleichen, wurden je Workshop für jeden einzelnen Antwortbogen die Items<br />

jeder Sub-Dimension zusammengefaßt und aus den Antwort-Werten jedes einzelnen<br />

Befragten ein erster Mittelwert (arithmetisches Mittel) für diese Sub-Dimension ermittelt. In<br />

einem nächsten Schritt wurde aus den Sub-Dimensions-Werten aller Befragten eines<br />

Workshops ein Mittelwert (arithmetisches Mitel) für jede Sub-Dimension eines Workshops<br />

gebildet. Die graphische Darstellung dieser Mittelwerte ergibt für die Workshops bzw. für die<br />

Workshop-Gruppen Profilzüge, die miteinander zu vergleichen sind.<br />

Die Tabellen 5/7-17 zeigen die Mittelwerte (MW) (arithmetische Mittel) und die<br />

Standardabweichungen (StAbw) der Items nach Sub-Dimensionen geordnet. Bei negativ<br />

formulierten Items, in den Tabellen mit [*] markiert, wurde die Bewertung ‘gedreht’ [vgl.<br />

SCHNELL / HILL / ESSER, 1995, 203].


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 237<br />

Sub-Dimension: Subjektive Einschätzung des Erfolgs [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

13 Für mich hat sich dieser Kurs gelohnt. 3,34 0,83<br />

21 Ich bekam genügend Kenntnisse vermittelt. 3,03 0,80<br />

25 Ich fühle mich jetzt im behandelten Stoff sicher. 2,56 0,83<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 2,98<br />

Tab. 5/7: Bewertung der Sub-Dimension “Subjektive Einschätzung des Erfolgs”<br />

Sub-Dimension: Objektive Einschätzung des Erfolgs [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

1 Ich beherrsche jetzt die Inhalte dieses Kurses 2,83 0,84<br />

9 Durch den Kurs habe ich umfangreiches und sicheres Wissen erworben. 2,48 0,90<br />

17 Beim durchgenommenen Stoff habe ich noch Lücken. [*] 2,56 0,89<br />

29 Wenn am Kursende ein Prüfung wäre, würde ich sicher eine gute Note bekommen. 2,65 0,73<br />

37 Ich könnte die Kursinhalte jetzt auch jemand anderem beibringen. 2,53 0,72<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 2,61<br />

Tab. 5/8: Bewertung der Sub-Dimension “Objektive Einschätzung des Erfolgs”<br />

Sub-Dimension: Praktische Anwendung [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

5 Es fällt mir noch schwer, das Gelernte praktisch anzuwenden. [*] 2,79 1,01<br />

33 Dieser Kurs hat mir für meine Praxis viel gebracht. 2,52 1,02<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 2,66<br />

Tab. 5/9: Bewertung der Sub-Dimension “Praktische Anwendung”<br />

Sub-Dimension: Allgemeines positives Gefühl gegenüber<br />

Weiterbildung [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

11 Es würde mir Spaß machen, mit diesem Kurs intensiv weiterzumachen. 3,24 0,81<br />

19 Dieser Kurs hat mein Selbstvertrauen gestärkt, daß ich erfolgreich lernen kann. 2,58 1,03<br />

27 Dieser Kurs macht Lust, bald wieder an Weiterbildung teilzunehmen. 3,35 0,77<br />

35 Ich bin voll zufrieden mit dem, was ich aus dem Kurs mitnehme. 3,09 0,85<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 3,06<br />

Tab. 5/10: Bewertung der Sub-Dimension “Allgemeines positives Gefühl gegenüber Weiterbildung”<br />

Sub-Dimension: Konsequenzen aus der Kurserfahrung [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

7 Durch den Kurs angeregt habe ich mich noch zusätzlich mit dem Thema 2,57<br />

beschäftigt.<br />

1,03<br />

31 Ich werde anderen unbedingt empfehlen, an diesem Kurs teilzunehmen, wenn er 3,28<br />

wiederholt wird.<br />

0,82<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 2,93<br />

Tab. 5/11: Bewertung der Sub-Dimension “Konsequenzen aus der Kurserfahrung”<br />

Sub-Dimension: Förderung des ‘Lernen des Lernens’ [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

3 Der Kurs hat mich in die Lage versetzt, mir den Stoff selbständig weiter zu erarbeiten. 2,57 0,95<br />

15 Im Kurs habe ich Seminarmaterial, Bücher oder andere Hilfsmittel kennengelernt, 1,09<br />

mit denen ich mir bei Bedarf selbst weiterhelfen kann.<br />

1,06<br />

23 Ich habe in diesem Kurs Ratschläge erhalten, die mein Lernen in Zukunft leichter 2,21<br />

machen.<br />

1,15<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 1,96<br />

Tab. 5/12: Bewertung der Sub-Dimension “Lernen des Lernens”


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 238<br />

Sub-Dimension: Kurs allgemein lernunterstützend [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

10 Um mitzukommen, mußte man sich immer sehr konzentrieren. [*] 2,22 1,15<br />

14 Der Kurs war so angelegt, daß erfolgreiches Lernen leicht fiel. 3,12 0,82<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 2,66<br />

Tab. 5/13: Bewertung der Sub-Dimension “Kurs allgemein lernunterstützend”<br />

Sub-Dimension: Methodische Gestaltungselemente [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

2 Das Lernen wäre mir leichter gefallen, wenn manches anschaulicher gewesen 2,91<br />

wäre. [*]<br />

1,02<br />

18 Der Kursverlauf war interessant und lebendig gestaltet. 3,39 0,63<br />

34 Manche Inhalte hätten besser erklärt werden müssen. [*] 2,73 0,98<br />

38 Jede Sitzung war klar und übersichtlich gegliedert. 3,40 0,68<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 3,09<br />

Tab. 5/14: Bewertung der Sub-Dimension “Methodische Gestaltungselemente”<br />

Sub-Dimension: Bezug zumLerner [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

6 Alle Teilnehmer wurden zur aktiven Mitarbeit motiviert. 3,51 0,67<br />

22 Die Teilnehmer wurden ermutigt, eigene Fragen und Erfahrungen in den Kurs 3,66<br />

einzubringen.<br />

0,50<br />

26 Der Kursleiter konnte zuhören und auf Teilnehmer-Argumente eingehen. 3,69 0,53<br />

30 Der Nutzen des Stoffs wurde immer wieder an Problemstellungen der Teilnehmer 3,26<br />

deutlich gemacht.<br />

0,71<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 3,53<br />

Tab. 5/15: Bewertung der Sub-Dimension “Bezug zum Lerner”<br />

Sub-Dimension: Emotionale Getöntheit des Lernprozesses [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

16 In der Gruppe gibt es jetzt ein herzliches Gefühl der Zusammengehörigkeit. 2,33 1,24<br />

24 Das Klima im Kurs war eher unangenehm. [*] 3,69 0,82<br />

32 Es gab genügend Anlässe, miteinander herzlich zu lachen. 2,82 0,94<br />

36 Es fiel schwer sich im Kurs zu Wort zu melden. [*] 3,57 0,99<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 3,10<br />

Tab. 5/16: Bewertung der Sub-Dimension “Emotionale Getöntheit des Lernprozesses”<br />

Sub-Dimension: Qualität der sozialen Interaktion [N=132]<br />

Item-Nr. Item MW StAbw<br />

4 Im Kurs war ein gemeinsames Bemühen spürbar, sich gegenseitig zu helfen. 3,15 0,83<br />

8 Ich kann jetzt erheblich mehr Teilnehmer mit ihrem Namen ansprechen als am 2,78<br />

Anfang.<br />

1,25<br />

12 Die Teilnehmer konnten an der Gestaltung des Kurses mitwirken. 3,44 0,72<br />

20 In den Sitzungen wurde immer wieder miteinander über den Kurs (z.B. Ablauf, 3,02<br />

Inhalte, Bewertungen) gesprochen.<br />

0,95<br />

28 Ich habe die anderen Teilnehmer auch als Mensch kennengelernt. 3,20 0,83<br />

39 Der Umgang miteinander war immer partnerschaftlich. 3,47 0,68<br />

Mittelwert der Sub-Dimension 3,18<br />

Tab. 5/17: Bewertung der Sub-Dimension “Qualität der sozialen Interaktion”<br />

In einem ersten Schritt ist die hohe Standardabweichung bei einzelnen Items zu interpretieren.<br />

Dazu werden diejenigen Items untersucht, bei denen die Standardabweichung einen Wert ≥<br />

1,00 hat.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 239<br />

• Items 2 und 10 (“Das Lernen wäre mir leichter gefallen, wenn manches anschaulicher<br />

gewesen wäre.” / “Um mitzukommen, mußte man sich immer sehr konzentrieren.”)<br />

Die hohe Standardabweichung bei diesen beiden Items verweist auf die unterschiedlichen<br />

Lernvoraussetzungen der Teilnehmer. Während einige <strong>Disponent</strong>en offensichtlich keine<br />

Schwierigkeiten haben, längere Zeit auf einem vergleichsweise abstrakten Niveau über<br />

Fragen ihrer Arbeitssituation zu diskutieren, ist dies für andere <strong>Disponent</strong>en eine<br />

ungewohnte Situation, die möglicherweise eine Überforderung darstellt und den Lernerfolg<br />

beeinträchtigt. Die Planung weiterer Workshops sollte daher darauf abzielen, den Lern-<br />

und Arbeitsprozeß noch abwechslungsreicher zu gestalten.<br />

In den bisher durchgeführten Workshops wurden je nach thematischer Ausrichtung in<br />

unterschiedlichem Maße andere Lern- und Arbeitsformen in die Workshops integriert, um<br />

die Grundelemente der Moderations-Methode zu ergänzen. Ein Zusammenhang zwischen<br />

diesen methodischen Unterschieden und der hohen Standardabweichung läßt sich jedoch<br />

nicht herstellen; die Standardabweichung ist bei beiden Items in jedem Workshops<br />

durchgängig hoch.<br />

• Items 5 und 33 (“Es fällt mir noch schwer, das Gelernte praktisch anzuwenden.” / “Dieser<br />

Kurs hat mir für meine Praxis viel gebracht.”)<br />

Die unterschiedliche Einschätzung der praktischen Anwendbarkeit der in den Workshops<br />

thematisierten Gegenstände rührt an das Grundproblem betriebsnaher Weiterbildung.<br />

Obwohl auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten und nahe an der betrieblichen<br />

Realität, können doch nicht die je spezifischen Rahmenbedingungen der individuellen<br />

Arbeitssituationen berücksichtigt werden. Insbesondere gilt dies, wenn - wie bei dem<br />

vorliegenden Qualifizierungskonzept - weniger kurzfristig meßbare Lernerfolge angestrebt<br />

werden, sondern die Workshops mehr auf eine Veränderung der Einstellung der<br />

Teilnehmer zielen und die Workshop-Diskussion die betriebliche Praxis abstrahiert.<br />

• Item 15 (“Im Kurs habe ich Seminarmaterial, Bücher und andere Hilfsmittel<br />

kennengelernt, mit denen ich mir bei Bedarf selbst weiterhelfen kann.”)<br />

Bei den Workshops wurde kaum externes Arbeitsmaterial eingegeben. Erst die Workshop-<br />

Protokolle enthielten neben den gemeinsamen erstellten Charts auch zusätzliche Texte und<br />

weitere Hinweise zur eigenständigen Vertiefung und Weiterarbeit. Dies erklärt auch die<br />

besonders schwache durchschnittliche Bewertung dieses Items (MW = 1,06). Die breite<br />

Streuung ist offensichtlich darauf zurückzuführen, daß <strong>Disponent</strong>en die mehrmals<br />

teilgenommen haben, bereits antizipierten, mit dem Protokoll weiteres Material zu<br />

bekommen, während erstmals teilnehmende <strong>Disponent</strong>en ihre Bewertung nicht auf dieser<br />

Grundlage abgeben konnten.<br />

Unter “Hilfsmittel” können auch Interpretationsmodelle und Gestaltungshinweise für die<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeit gefaßt werden. Die hohe Standardabweichung weist dann darauf hin,<br />

daß diese Modelle und Hinweise möglicherweise aufgrund ihres Abstraktionsgrades nicht<br />

von allen <strong>Disponent</strong>en als sinnvoll und nützlich eingeschätzt wurden.<br />

• Item 7 (“Durch den Kurs angeregt habe ich mich noch zusätzlich mit dem Thema<br />

beschäftigt.”)<br />

Gründe für die hohe Standardabweichung mögen hier zum einen darin liegen, daß ein Teil<br />

der Teilnehmer von sich aus die Teilnahme am Workshop anstrebte, daher von vornherein


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 240<br />

eine höhere Motivation zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Thematik einbrachte,<br />

während ein anderer Teil von den jeweiligen Unternehmen zur Teilnahme entsandt wurde.<br />

Andererseits steht zu vermuten, daß für <strong>Disponent</strong>en, die mehrfach an den Workshops<br />

teilgenommen haben, nicht die einzelne Thematik, sondern die gemeinsame Arbeit und der<br />

Erfahrungsaustausch im Vordergrund gestanden hat, während <strong>Disponent</strong>en, die nur an<br />

einzelnen Veranstaltungen teilnahmen, das jeweilige Thema von besonderer Bedeutung<br />

gewesen ist.<br />

• Items 19 und 23 (“Dieser Kurs hat mein Selbstvertrauen gestärkt, daß ich erfolgreich<br />

lernen kann.” / “Ich habe in diesem Kurs Ratschläge erhalten, die mein Lernen in Zukunft<br />

leichter machen.”)<br />

Hier wirken sich wahrscheinlich individuelle Unterschiede bei der Selbsteinschätzung der<br />

Teilnehmer aus.<br />

• Items 16 und 8 (“In der Gruppe gibt es jetzt ein herzliches Gefühl der<br />

Zusammengehörigkeit.” / “Ich kann jetzt erheblich mehr Teilnehmer mit ihrem Namen<br />

ansprechen als am Anfang.”)<br />

Hier hat sich offensichtlich die Heterogenität in der Teilnahmekonstanz niedergeschlagen.<br />

Teilnehmer, die zum wiederholten Male einen Workshop besuchten, werden hier anders<br />

gewertet haben, als <strong>Disponent</strong>en, die zum ersten Mal teilnahmen. Auf die hier auftretenden<br />

Differenzen in den Bewertungen aus den betrieblichen und überbetrieblichen Workshops<br />

wird noch einzugehen sein.<br />

Tabelle 5/18 zeigt nun die workshop-spezifisch errechneten Mittelwerte für die einzelnen<br />

Sub-Dimensionen, den sich daraus ergebenden Mittelwert für alle Workshops und die<br />

Standardabweichung.<br />

Subjektive Einschätzung des<br />

Erfolges<br />

Workshops<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 MW St<br />

Abw<br />

3,07 2,93 2,87 3,28 2,97 3,37 2,30 3,07 3,38 2,79 3,33 2,81 3,01 0,30<br />

Objektive Einschätzung des Erfolges 2,52 2,06 2,20 2,84 2,62 2,64 2,39 2,84 2,74 2,72 2,87 2,74 2,60 0,25<br />

praktische Anwendung 2,80 2,29 2,25 2,96 2,44 2,55 2,50 3,00 2,86 2,69 3,06 2,71 2,68 0,26<br />

Weiterbildung: allgemeines positives<br />

Gefühl<br />

Konsequenzen aus der<br />

Kurserfahrung<br />

3,43 2,78 2,98 3,20 3,14 3,15 2,28 3,42 3,43 2,77 3,56 2,93 3,09 0,35<br />

3,00 2,82 2,70 2,95 3,13 3,55 2,15 3,17 3,21 2,27 3,17 2,50 2,88 0,40<br />

Förderung des "Lernen des Lernens" 2,03 1,43 1,83 2,08 2,11 2,00 1,52 1,93 2,67 1,67 2,85 1,76 1,99 0,40<br />

Kurs allgemein lernunterstützend 2,60 2,68 2,70 2,83 2,66 2,80 2,15 2,78 3,07 2,35 2,94 2,57 2,68 0,24<br />

methodische Gestaltungselemente 3,25 3,10 2,97 3,07 2,86 3,50 2,85 3,14 3,54 2,87 3,36 3,11 3,13 0,23<br />

Bezug zum Lerner 3,10 3,27 2,89 3,67 3,41 3,95 3,35 3,53 3,54 3,31 3,72 3,44 3,43 0,27<br />

emotionale Getöntheit des<br />

Lernprozesses<br />

2,90 2,93 3,18 2,82 2,94 3,73 2,98 3,00 3,11 2,95 3,17 3,02 3,06 0,23<br />

Qualität der sozialen Interaktion 2,72 2,47 2,64 2,94 3,00 3,82 2,85 3,06 3,03 2,99 3,37 3,05 2,99 0,33<br />

Tab. 5/18: Workshop-spezifische Bewertungsergebnisse der Sub-Dimensionen


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 241<br />

Geht man davon aus, daß der mittlere Wert der Bewertungsskala bei “2” liegt, so kann<br />

zunächst festgestellt werden, daß bis auf die Sub-Dimension “Förderung des ‘Lernen des<br />

Lernens’” alle Sub-Dimensionen höher bewertet worden sind. Daraus läßt sich eine<br />

grundsätzlich positive Einschätzung der Teilnehmer ableiten, was Verlauf und Ergebnisse der<br />

einzelnen Workshops betrifft.<br />

Die geringe Standardabweichung der workshop-spezifischen Bewertungen der einzelnen Sub-<br />

Dimensionen von durchschnittlich 0,30 zeigt, daß die Ergebnisse über die verschiedenen<br />

Einzelveranstaltungen hin sehr konsistent sind. Dies verdeutlicht auch die Visualisierung der<br />

Bewertungsergebnisse in Form eines Diagramms, die sichtbar macht, daß die workshopspezifischen<br />

Kurven weitgehend demselben Muster folgen. Abbildung 5/5 zeigt die<br />

graphische Darstellung der workshop-spezifischen Bewertungen der Sub-Dimensionen.<br />

4,00<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

Objektive<br />

Einschätzung des<br />

Erfolges<br />

praktische<br />

Anwendung<br />

Weiterbildung:<br />

allgemeines<br />

positives Gefühl<br />

Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer<br />

[alle Workshops und Mittelwert; N = 132]<br />

Konsequenzen aus<br />

der Kurserfahrung<br />

Förderung des<br />

"Lernen des<br />

Lernens"<br />

Kurs allgemein<br />

lernunterstützend<br />

methodische<br />

Gestaltungselemente<br />

Abb. 5/5: Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer (alle Workshops)<br />

Abbildung 5/6 zeigt den Profilzug der sich aus der Zusammenstellung der Mittelwerte der<br />

Sub-Dimensionen ergibt. Diese Referenzlinie gilt es im folgenden zu interpretieren.<br />

Bezug zum Lerner<br />

emotionale<br />

Getöntheit des<br />

Lernprozesses<br />

Qualität der<br />

sozialen Interaktion


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 242<br />

4,00<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

Subjektive<br />

Einschätzung des<br />

Erfolges<br />

Objektive<br />

Einschätzung des<br />

Erfolges<br />

praktische<br />

Anwendung<br />

Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer<br />

[Mittelwert aller Workshops; N = 132]<br />

Weiterbildung:<br />

allgemeines<br />

positives Gefühl<br />

Konsequenzen aus<br />

der Kurserfahrung<br />

Förderung des<br />

"Lernen des<br />

Lernens"<br />

Kurs allgemein<br />

lernunterstützend<br />

methodische<br />

Gestaltungselemente<br />

Bezug zum Lerner<br />

emotionale<br />

Getöntheit des<br />

Lernprozesses<br />

Abb. 5/6: Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer (Mittelwert aller Workshops)<br />

Besonders gut (MW ≥ 3,0) werden die Workshops in bezug auf folgende Sub-Dimensionen<br />

bewertet:<br />

• Subjektive Einschätzung des Erfolgs<br />

• Weiterbildung: allgemeines positives Gefühl<br />

• methodische Gestaltungselemente<br />

• Bezug zum Lerner<br />

• emotionale Getöntheit des Lernprozesses<br />

Daraus wird deutlich, daß insbesondere die Faktoren, an denen man den Grad der<br />

Teilnehmerorientierung festmachen kann und die insbesondere von pädagogischer Relevanz<br />

sind, von den <strong>Disponent</strong>en besonders hoch bewertet wurden.<br />

Eine gute Bewertung (2,50 ≤ MW < 3,00) erfolgte in den Sub-Dimensionen:<br />

• Objektive Einschätzung des Erfolgs<br />

• praktische Anwendung<br />

• Konsequenzen aus der Kurserfahrung<br />

• Kurs allgemein lernunterstützend<br />

• Qualität der sozialen Interaktion<br />

Hiermit wird v.a. belegt, daß neben der auf die Person bezogenen Zufriedenheit auch der<br />

fachliche Anspruch im Rahmen der Weiterbildungsveranstaltungen positiv bewertet wurde.<br />

Nur eine Sub-Dimension wurde als nicht ausreichend bewertet (MW < 2,00):<br />

• Förderung des “Lernen des Lernens”<br />

In dieser Subdimension wurde das Item “Im Kurs habe ich Seminarmaterial, Bücher und<br />

andere Hilfsmittel kennengelernt, mit denen ich mir bei Bedarf selbst weiterhelfen kann.”<br />

(Item-Nr. 15) abgefragt. Die Workshops waren allerdings so angelegt, daß spezielles Material<br />

Qualität der<br />

sozialen Interaktion


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 243<br />

zum Einzelstudium oder zur vertiefenden Weiterarbeit nicht angeboten wurde. Lediglich das<br />

Protokoll des jeweiligen Workshops, das bei der Bearbeitung des Fragebogens durch die<br />

Workshop-Teilnehmer diesen noch nicht vorlag, enthielt Texte und Materialien zur<br />

individuellen Weiterarbeit. Insofern konnte die Bewertung zu diesem Item nicht besonders<br />

hoch ausfallen, wodurch die Bewertung der Sub-Dimension negativ beeinflußt wurde.<br />

Aus inhaltlichen Gründen hätte es sich nun angeboten, dieses Item aus dem Bogen zu<br />

entfernen. Dies hätte allerdings zur notwendigen Folge gehabt, die Gütekriterien des<br />

Instruments erneut zu überprüfen. Aus forschungsökonomischen Gründen wurde darauf<br />

verzichtet und das Instrument im veröffentlichten, bereits geprüften Zustand eingesetzt.<br />

Abb. 5/7 zeigt den Profilzug, der sich aus der Zusammenstellung der Mittelwerte der Sub-<br />

Dimensionen ergibt, wenn für die Berechnung der Zufriedenheit mit der Sub-Dimension<br />

“Förderung des ‘Lernen des Lernens’” Item Nr. 15 nicht berücksichtigt wird. Der Mittelwert<br />

dieser Sub-Dimension steigt dadurch von 1,99 auf 2,34. Damit kann auch bei dieser Sub-<br />

Dimension von überdurchschnittlicher Zufriedenheit durch die Teilnehmer gesprochen<br />

werden.<br />

4,00<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

Einschõtzung des<br />

Objektive Einschõtzung<br />

Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer (ohne Item 15)<br />

[Mittelwert aller Workshops; N = 132]<br />

Gef³hl<br />

F÷rderung des "Lernen<br />

Abb. 5/7: Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer ohne Item Nr. 15 (Mittelwert aller Workshops)<br />

Vergleicht man abschließend die Bewertungen der betrieblichen und der überbetrieblichen<br />

Workshops, so stellt man zunächst weitgehende Ähnlichkeiten der Profilzüge fest (Abb. 5/8).<br />

Deutlich wird allerdings, daß die überbetrieblichen Workshops nahezu durchgängig<br />

geringfügig besser bewertet werden.<br />

lernunterst³tzend<br />

emotionale Get÷ntheit<br />

Qualitõt der sozialen


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 244<br />

4,00<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

Subjektive<br />

Einschätzung des<br />

Erfolges<br />

Objektive<br />

Einschätzung des<br />

Erfolges<br />

Kursbeurteilungen durch die Teilnehmer:<br />

Betriebliche und überbetriebliche Workshops<br />

(Betriebliche Workshops N = 66; Überbetriebliche Workshops N = 66)<br />

praktische<br />

Anwendung<br />

Weiterbildung:<br />

allgemeines<br />

positives Gefühl<br />

Konsequenzen aus<br />

der Kurserfahrung<br />

Förderung des<br />

"Lernen des<br />

Lernens"<br />

Kurs allgemein<br />

lernunterstützend<br />

methodische<br />

Gestaltungselemente<br />

Betriebliche Workshops Überbetriebliche Workshops<br />

Abb. 5/8: Vergleich der Profilzüge der betrieblichen und der überbetrieblichen Workshops (Mittelwerte)<br />

Tabelle 5/19 zeigt nun den itemspezifischen Vergleich der Bewertung der betrieblichen und<br />

der überbetrieblichen Workshops (Mittelwerte). Farblich hervorgehoben sind die Items, bei<br />

denen die Mittelwerte um mehr als 0,5 differierten.<br />

Bezug zum Lerner<br />

emotionale<br />

Getöntheit des<br />

Lernprozesses<br />

Item betriebliche Workshops überbetriebliche Workshops Item betriebliche Workshops überbetriebliche Workshops<br />

Nr. MW StAbw MW StAbw Nr. MW StAbw MW StAbw<br />

1 2,67 0,97 2,98 0,66 21 2,95 0,80 3,11 0,78<br />

2 [*] 2,84 1,03 2,97 1,01 22 3,59 0,49 3,74 0,50<br />

3 2,26 0,94 2,86 0,86 23 2,02 1,15 2,39 1,13<br />

4 3,20 0,81 3,11 0,84 24 [*] 3,74 0,74 3,63 0,89<br />

5 [*] 2,87 0,92 2,71 1,08 25 2,34 0,86 2,76 0,76<br />

6 3,61 0,62 3,41 0,70 26 3,68 0,53 3,69 0,52<br />

7 2,38 0,93 2,75 1,08 27 3,08 0,80 3,63 0,62<br />

8 3,17 1,07 2,38 1,30 28 3,27 0,77 3,13 0,88<br />

9 2,39 0,94 2,56 0,86 29 2,50 0,81 2,80 0,61<br />

10 [*] 2,22 1,07 2,23 1,25 30 3,21 0,79 3,30 0,63<br />

11 3,00 0,84 3,48 0,70 31 3,11 0,91 3,45 0,66<br />

12 3,32 0,77 3,55 0,66 32 2,83 0,99 2,82 0,89<br />

13 3,27 0,83 3,41 0,83 33 2,35 1,01 2,70 1,00<br />

14 2,82 0,90 3,40 0,60 34 [*] 2,98 0,90 2,48 0,99<br />

15 0,78 0,91 1,36 1,12 35 3,08 0,78 3,09 0,92<br />

16 2,74 1,11 1,88 1,22 36 [*] 3,51 1,10 3,64 0,85<br />

17 [*] 2,59 0,76 2,54 0,99 37 2,52 0,74 2,54 0,71<br />

18 3,32 0,63 3,47 0,61 38 3,41 0,70 3,39 0,66<br />

19 2,33 1,08 2,82 0,92 39 3,64 0,57 3,30 0,74<br />

20 3,02 0,92 3,02 0,98<br />

Tab. 5/19: Itemspezifischer Vergleich der Mittelwerte bei betrieblichen und überbetrieblichen Workshops<br />

• Items 8 und 16 (“Ich kann jetzt erheblich mehr Teilnehmer mit dem Namen ansprechen als<br />

am Anfang.” / “In der Gruppe gibt es jetzt ein herzliches Gefühl der<br />

Zusammengehörigkeit”)<br />

Beide Items werden in den betrieblichen Workshops deutlich höher bewertet. Dabei<br />

schlagen sich die Besonderheiten betrieblicher Weiterbildung, bei der Mitarbeiter aus<br />

verschiedenen Arbeitsbereichen zusammenkommen, nieder. In diesem Fall hatten die<br />

<strong>Disponent</strong>en unterschiedlicher Niederlassungen desselben Unternehmens vorher nur<br />

Qualität der<br />

sozialen Interaktion


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 245<br />

telefonischen Kontakt, der sich auf die Abwicklung konkreter Arbeitsaufträge bezog.<br />

Durch die Workshops konnten mit den Namen auch “Gesichter” verbunden werden, der<br />

Kollege wurde auch als Mensch sichtbar; neben sachbezogenen Einzelfragen konnten<br />

weitergehende Erfahrungen und Einstellungen ausgetauscht werden. Den hohen<br />

Stellenwert, den <strong>Disponent</strong>en dem persönlichen Kontakt bei ihrer Arbeit zumessen, belegt<br />

die von anderen bestätigte Aussage eines Teilnehmers: “Geschäfte werden zwischen<br />

Menschen gemacht.” Insofern wurde gerade das persönliche Kennenlernen von<br />

Kooperationspartnern im eigenen Unternehmen im Rahmen der betrieblichen Workshops<br />

besonders hoch bewertet.<br />

• Items 3 und 15 (“Der Kurs hat mich in die Lage versetzt, mir den Stoff selbständig weiter<br />

zu erarbeiten.” / “Im Kurs habe ich Seminarmaterial, Bücher oder andere Hilfsmittel<br />

kennengelernt, mit denen ich mir bei Bedarf selbst weiterhelfen kann”)<br />

Auf die besondere Problematik von Item 15 ist bereits eingegangen worden, die Bewertung<br />

von Item 3 hängt möglicherweise damit zusammen. Die deutlich schwächere Bewertung<br />

dieser Items im Rahmen der betrieblichen Workshops läßt sich darauf zurückzuführen, daß<br />

die je spezifischen betrieblichen Rahmenbedingungen des Disponierens die thematische<br />

Arbeit prägend beeinflußten, sodaß eine gezielte Weiterarbeit anhand generalisierbarer<br />

Vorgehensweisen oder Materialien als nur schwer möglich eingeschätzt wurde.<br />

• Items 14 und 27 (“Der Kurs war so angelegt, daß erfolgreiches Lernen leicht fiel.” /<br />

“Dieser Kurs macht Lust, bald wieder an Weiterbildung teilzunehmen.”)<br />

Die unterschiedliche Bewertung dieser Items in den betrieblichen und überbetrieblichen<br />

Teil ist nur schwer zu erklären. Möglicherweise spielt auch unternehmensspezifische<br />

Zuschnitt der jeweiligen Thematik insofern eine Rolle, als die <strong>Disponent</strong>en ihre spezifische<br />

Arbeitssituation durch Rahmenbedingungen geprägt sahen, die durch Maßnahmen der<br />

Weiterbildung kaum zu beeinflussen sind. Dise Überlegung hätte dann in den betrieblichen<br />

Workshops zu der schwacheren Bewertung führen können.<br />

5.3.6. 5.3.6. Erörterung Erörterung Erörterung der der Ergebnisse Ergebnisse der der überbetrieblichen überbetrieblichen Workshops Workshops mit mit Führungskräften<br />

Führungskräften<br />

Nach Abschluß der sechs Workshops im überbetrieblichen Teil der Erprobungsphase wurden<br />

ihre Ergebnisse und die Auswirkungen auf die Arbeit der <strong>Disponent</strong>en gemeinsam mit<br />

Führungskräften der entsendenden Speditionsunternehmen im Rahmen einer dreistündigen<br />

Diskussionsrunde erörtert.<br />

Die Führungskräfte betonten dabei zunächst, daß meßbare Auswirkungen in bezug auf<br />

Effektivität und Effizienz der <strong>Disponent</strong>en nicht feststellbar wären, allerdings auch nicht<br />

erwartet waren. Die Auswirkungen der Workshops seien auf andere Art erkennbar. Dabei<br />

wurde insbesondere auf folgende Punkte hingewiesen.<br />

• Es ist wichtig, daß <strong>Disponent</strong>en lernen, daß sie immer weiter lernen müssen.<br />

• Die Workshops sind wichtig, um die “Betriebsblindheit” abzubauen.<br />

• Der Erfahrungsaustausch ermöglicht den Einblick in Problemlösungen und<br />

Vorgehensweisen bei anderen Unternehmen. Damit bekommen die <strong>Disponent</strong>en einen<br />

anderen Blickwinkel bei der Betrachtung ihrer eigenen Situation.<br />

• Die Workshops haben die Diskussion unter den <strong>Disponent</strong>en im Unternehmen und die<br />

Teamarbeit gefördert.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 246<br />

• Die Workshops haben verschiedene <strong>Disponent</strong>en veranlaßt, zu bestimmten Themen, die<br />

auf den Workshops angesprochen wurden, durch weitere gezielte Schulungsmaßnahmen<br />

vertiefte Kenntnisse zu erwerben.<br />

Insgesamt bewerteten die Führungskräfte die Workshop-Reihe positiv.<br />

5.4. 5.4. Zusammenfassende Interpretation Interpretation der der Ergebnisse Ergebnisse der der Evaluierungsschritte<br />

Evaluierungsschritte<br />

Evaluierungsschritte<br />

Im Zuge der Referierens der evaluationstheoretischen Grundlagen und der Ausführungen zum<br />

Design des Evaluierungsmodells sind die kaum überwindbaren Probleme beim Versuch, den<br />

Nutzen von Weiterbildungsveranstaltungen zu beweisen, dargelegt worden. Daher können<br />

hier nur die Indizien zusammengefaßt werden, die auf den postulierten Nutzen des<br />

Qualifizierungssystems für Transportdisponenten hinweisen.<br />

Unter methodischen und methodenkritischen Aspekten dürfte die Validität jedes einzelnen der<br />

durchgeführten Evaluationsschritte als gering eingeschätzt werden müssen, die Interpretation<br />

der jeweils gewonnenen Ergebnisse nähert sich im für sich genommenen Einzelfall zum Teil<br />

gefährlich den Bereichen der Vermutung und der Spekulation. Trotzdem lassen sich durch die<br />

Triangulation [vgl. FLICK, 1995 b; MERRIAM, 1988, 170 - 173; PATTON, 1990, 464] der<br />

Einzel-Ergebnisse Aussagen von höherer Validität zur Beantwortung des im Modell<br />

aufgeführten Fragekatalogs machen.<br />

• Einschätzung des partizipativ orientierten Gestaltungsprozesses<br />

Die Teilnehmer des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises haben den partizipativ orientierten<br />

Gestaltungsprozeß durchweg positiv eingeschätzt. Diese Einschätzung bezieht sich nicht<br />

allein auf das Empfinden der Arbeitsweise, sondern auch auf die Zufriedenheit mit den auf<br />

partizipativem Wege gewonnenen Arbeitskreis-Ergebnissen. Unterstützt wird dies auch<br />

durch die Bewertung der einzelnen exemplarisch erprobten Qualifizierungsbausteine.<br />

• Einsatz der Moderations-Methode im Gestaltungsprozeß<br />

Auch hier gaben die Mitglieder des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises ein uneingeschränkt<br />

positives Urteil ab.<br />

• Relevanz des Systems der Qualifizierungsbausteine<br />

Bei der Reflexion ihres eigenen Arbeitsergebnisses sahen die Teilnehmer des <strong>Disponent</strong>en-<br />

Arbeitskreises in dem System der Qualifizierungsbausteine die Entwicklungsdynamik des<br />

Marktes abgebildet, sprachen dem System also eine Relevanz für den derzeitigen und<br />

aufgrund seiner Entwicklungsoffenheit auch für den zukünftigen Einsatz zu.<br />

Diese Einschätzung des <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreises konnte durch eine Befragung bei<br />

Unternehmen des Gewerbes gestützt werden. Dabei stellte sich heraus, daß von insgesamt<br />

21 zu bewertenden Themen 17 als wichtig bzw. absolut wichtig für eine <strong>Disponent</strong>en-<br />

Qualifizierung eingestuft wurden; nur vier Themen wurden als eher unwichtig eingestuft.<br />

• Nutzen der Qualifizierungsbausteine<br />

Akzeptiert man die Teilnahmekonstanz als einen möglichen Indikator für den Nutzen, der<br />

einer Weiterbilungsveranstaltung zugeschrieben wird, so ergibt sich aus den Messungen im<br />

überbetrieblichen Teil aus Sicht der entsendenden Unternehmen ein hoher Nutzen.<br />

Die Auswertungen der Teilnehmerabschlußbefragungen und der Kursbeurteilungsbögen<br />

bestätigen diese Einschätzung, weisen für die überbetrieblichen Workshops allerdings


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 247<br />

daraufhin, daß dem Bedürfnis der Teilnehmer, neue Informationen vermittelt zu<br />

bekommen, stärker entsprochen werden sollte. Mit dem Gewinn neuer Einsichten und der<br />

subjektiven Einschätzung des Erfolgs sind die Teilnehmer besonders zufrieden.<br />

Die Führungskräfte der <strong>Disponent</strong>en, die an den Workshops im überbetrieblichen Teil<br />

teilgenommen haben, sahen den Nutzen weniger in meßbaren Auswirkungen auf die<br />

Arbeitsleistung der <strong>Disponent</strong>en als in einer festgestellten Veränderung der Sichtweise in<br />

bezug auf die eigene Arbeitssituation und in einer Steigerung der Motivation der<br />

Mitarbeiter und der Kommunikation in den Unternehmen.<br />

• Unterschiede bei der Bewertung der betrieblichen und der überbetrieblichen Workshops<br />

Fragt man danach, was den Teilnehmern bei den Workshops in betrieblichen und in<br />

überbetrieblichen Zusammenhängen besonders wichtig war, so ergibt sich auf der<br />

Grundlage der unterschiedlichen Evaluationsschritte das Bild, daß bei den auf ein<br />

Unternehmen zugeschnittenen Veranstaltungen der interne, auf das Unternehmen bezogene<br />

Erfahrungsaustausch und der Beitrag zur Organisationsentwicklung, die der jeweilige<br />

Workshop leisten konnte, im Vordergrund stand, während die Teilnehmer an den<br />

überbetrieblichen Workshops neben dem unternehmensübergreifenden<br />

Erfahrungsaustausch größeren Wert auf den Gewinn neuer Kenntnisse und neuer<br />

Einsichten legten. Interessanterweise weisen aber die Ergebnisse der Diskussion mit den<br />

Führungskräften aus dem überbetrieblichen Teil daraufhin, daß die Führungskräfte sehr<br />

wohl auch den organisationsentwicklenden Effekt der überbetrieblichen Workshops<br />

schätzten.<br />

Erfahrungsaustausch hatte in betrieblichen und überbetrieblichen Zusammenhängen<br />

unterschiedliche Bezugspunkte. Stand beim Erfahrungsaustausch bei den betrieblichen<br />

Workshops das eigene Unternehmen und die allen mehr oder weniger vergleichbare<br />

Arbeitssituation und -organisation im Vordergrund, richtete sich der Fokus bei den<br />

überbetrieblichen Workshops eher auf die thematisierten Sachzusammenhänge.<br />

• Teilnehmerorientierung<br />

Insbesondere die Auswertung der Kursbeurteilungsbögen macht deutlich, daß die<br />

Workshops einen hohen Grad an Teilnehmerorientierung aufwiesen und dieser von den<br />

<strong>Disponent</strong>en besonders hoch eingeschätzt wurde. In der Wahrnehmung der <strong>Disponent</strong>en<br />

war die hohe Teilnehmerorientierung ausschlaggebend für die subjektive Einschätzung des<br />

Erfolges.<br />

• Einsatz der Moderations-Methode für die <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung<br />

Insgesamt wird der Moderations-Methode eine hohe Eignung für die <strong>Disponent</strong>en-<br />

Qualifizierung beigemessen. Dies konnte anhand der Überprüfung der Workshop-<br />

Planungen sowie der Auswertungen der Abschlußbefragungen und der<br />

Kursbeurteilungsbögen belegt werden.<br />

Damit ist insgesamt ein sehr positives Bild sowohl vom partizipativ orientierten<br />

Gestaltungsprozeß als auch von den durchgeführten Workshops aus dem<br />

Qualifizierungsprogramm. Trotz der angesprochenen eingeschränkten Verläßlichkeit läßt sich<br />

als Fazit festhalten, daß mit dem unter Beteiligung der <strong>Disponent</strong>en entstandenen<br />

Qualifizierungssystem sowohl eine geeignete Struktur für die <strong>Disponent</strong>enqualifizierung als<br />

auch eine inhaltliche Grundlage für die durch den fortschreitenden Strukturwandel im<br />

Gewerbe notwendige Weiterentwicklung der Qualifzierungsbausteine entstanden ist.


Schritte zur Evaluierung des Qualifizierungssystems 248<br />

Daneben konnte gezeigt werden, daß sich eine partizipativ orientierte Form der Planung eines<br />

Qualifizierungssystems gerade für Arbeitsfelder im Dienstleistungsbereich eignet, die wenig<br />

durch formalisierte Richtlinien gekennzeichnet sind und einem permanenten<br />

Veränderungsdruck ausgesetzt sind.


Zusammenfassung 249<br />

Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung<br />

Diese Untersuchung beschäftigte sich mit der Generierung eines Qualifizierungsprogramms<br />

für Transport-<strong>Disponent</strong>en aus kleinen und mittleren Unternehmen des Speditions- und<br />

Transportgewerbes. Die Generierung dieses Qualifizierungsprogramms folgte nicht einem<br />

expertokratischen Weg, d.h. das Programm, seine Inhalte und die Organisation der<br />

Lerneinheiten wurde nicht von Fachexperten aufgrund ihrer Kenntnis der fachlichen und<br />

pädagogischen Notwendigkeiten entwickelt; vielmehr wurde bei der Ausgestaltung des<br />

Qualifizierungsprgramms eine benutzerorientierte Strategie verfolgt: <strong>Disponent</strong>en waren in<br />

allen Phasen des Generierungsprozesses maßgeblich beteiligt.<br />

Im ersten Teil der Darstellung wurde dieser benutzerorientierte Ansatz grundgelegt.<br />

Partizipativ orientierte Qualifizierung wurde als angezeigte Form für eine subjektorientierte<br />

Erwachsenenbildung herausgearbeitet. Darauf aufbauend wurde die Moderations- und Workshop-Methode<br />

als das geeignete Instrument zur Begleitung und Steuerung von<br />

teilnehmerorientierten Lern- und Entwicklungsprozessen dargestellt, diskutiert und bewertet.<br />

In einem zweiten Teil wurde das dynamische Arbeitsfeld von Transport-<strong>Disponent</strong>en<br />

skizziert, das aufgrund des fundamentalen Strukturwandels des Gewerbes einem permanenten<br />

Veränderungsdruck ausgesetzt ist, der überkommene Inhalte der Tätigkeit von <strong>Disponent</strong>en<br />

obsolet macht und neue Inhalte, aber auch insbesondere neue Arbeitsformen fordert, für die<br />

die tradierten Berufsausbildungen (insbesondere die Speditonskaufmanns-Ausbildung), die<br />

auf die <strong>Disponent</strong>en-Tätigkeit vorbereiten sollen, keine hinreichende Grundlage mehr bilden.<br />

Zwar wurde die Speditionskaufmanns-Ausbildung im Jahr 1996 novelliert, doch ist davon<br />

auszugehen, daß nahezu alle Transport-<strong>Disponent</strong>en – sofern sie überhaupt eine Ausbildung<br />

zum Speditionskaufmann absolviert haben – die veraltete Ausbildungsordnung durchlaufen<br />

haben, da die verantwortungsvolle Disponenenten-Tätigkeit stets Mitarbeitern übertragen<br />

wird, die eine mehrjährige Berufserfahrung aufweisen können.<br />

Mit beiden einleitenden Kapitel ist somit die Forderung nach einer berufsbegleitend<br />

weiterbildenden <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung begründet, die zum einen mit den Teilnehmern<br />

die allgemeinen Veränderungen im Tätigkeitsspektrum, in der Arbeitssituation und in der<br />

Berufsrolle von Transport-<strong>Disponent</strong>en thematisiert, zum anderen von der konkreten Lebens-<br />

und Arbeitssituation der Beteiligten ausgehen soll.<br />

Für die Analyse des Qualifizierungsbedarfs wurden anschließend zunächst die arbeits- und<br />

berufs- und wirtschaftspädagogischen Rahmenbedingungen untersucht. Besonderes<br />

Augenmerk galt hier dem Konzept der Schlüsselqualifikationen, weil dieses Konzept zur<br />

Erfassung und Strukturierung des Qualifizierungsbedarfs in einem sich dynamisch<br />

verändernden Arbeitsfeld besonders geeignet erschien. Ein weiterer Schwerpunkt war<br />

außerdem die Auswahl eines geeigneten Verfahrens zur Erhebung des Qualifizierungsbedarfs.<br />

Verschiedene objektive Arbeitsanalyseverfahren als Grundlage für die Analyse des<br />

Qualifizierungsbedarfs wurden betrachtet und erwiesen sich durchgängig als für den hier<br />

benötigten Zusammenhang nicht geeignet. Die Analyse der subjektiven Verfahren zur<br />

Erhebung des Qualifizierungsbedarfs zeigte, daß die Instrumente dieser Gattung deutlich<br />

besser geeignet waren. Letztlich fiel die Wahl auf die von DOMSCH [1983] dargestellte<br />

Methode der Bedarfsplanung mithilfe von Mitarbeiterbefragungen, wobei die dort gewählte<br />

Ausrichtung auf jeweils ein Unternehmen auf eine unternehmensübergreifende Zielrichtung<br />

verändert wurde.<br />

Die Mitarbeiterbefragung zur Erhebung des Qualifizierungsvedarfs von Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en erfolgte in Form einer schriftlichen Befragung einer bundesweit gezogenen


Zusammenfassung 250<br />

Zufallsstichprobe. Ziel der Befragung war es, zunächst Zielfelder für eine <strong>Disponent</strong>en-<br />

Qualifizierung zu bestimmen. Als Grundlage für die Befragung wurde einerseits ein<br />

potentielles Aufgabenspektrum aus Beobachtungen in kleinen und mittleren Unternehmen des<br />

Gewerbes und aus <strong>Stellenbeschreibung</strong>en ermittelt, das im Rahmen der Befragung verifiziert<br />

und bewertet werden sollte. Weiter wurde ein Set von Schlüsselqualifikationen für Transport-<br />

<strong>Disponent</strong>en zusammengestellt, der sich sowohl aus Ergebnissen einer expertokartischen als<br />

auch einer partizipativen Ableitung sowie einer Analyse von einschlägigen Stellenangeboten<br />

speiste.<br />

Das potentielle Aufgabenspektrum und der Set von Schlüsselqualifikationen stellten die Basis<br />

für ein Modell zur Ableitung von Problemfeldern der Aufgabenbewältigung und von<br />

Zielfeldern einer <strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung dar, das folgende Schritte umfaßte:<br />

• Entwicklung und Prüfung eines Erhebungsinstruments<br />

• Durchführung der Befragung und Analyse der Ergebnisse<br />

• Qualitative und kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse<br />

• Ableitung von Problemfeldern und von Zielfeldern der Qualifizierung<br />

Die zwischen Oktober 1995 und März 1996 durchgeführte schriftliche <strong>Disponent</strong>en-<br />

Befragung erfolgte mithilfe eines speziell dafür entwickelten und getesteten<br />

Erhebungsinstruments [Abdruck im Anhang; vgl. hier S. xxvi ff.]. Die komplexe<br />

Fragestellung erforderte eine qualitative Auswertung der Ergebnisse; der Einsatz von<br />

quantitativen statistischen Verfahren erschien nicht geeignet. Damit konnten mit<br />

mathematischen Instrumenten keine Aussagen über Validität und Reliabilität gemacht<br />

werden.<br />

Die Ergebnisse der Befragung wurden allerdings qualitativ durch den Vergleich mit Aussagen<br />

von Führungskräften und Beratern (triangulation) und durch Diskussion in einem<br />

Expertenkreis (peer examination) validiert. Einen besonderen Stellenwert nahm zudem die<br />

kommunikative Validierung der Befragungsergebnisse in einem für die Stichprobe der<br />

Befragung repräsentativen <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis ein, der durch ein Moderatorenteam<br />

begleitet wurde.<br />

Diese kommunikative Validierung stellte die Basis für die Ableitung von Qualifizierungs-<br />

Zielfeldern aus der Befragung dar, die gemeinsam mit dem <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis erfolgte<br />

und ein System von sieben Zielfeldern ergab.<br />

Zur theoretischen Untersetzung des Qualifizierungssystems wurde das Konzept der<br />

Professionalisierung von Mitarbeitern entwickelt, dessen besonderer Schwerpunkt in der<br />

Ausformung und Weiterentwicklung der beruflichen und persönlichen Handlungskompetenz<br />

liegt.<br />

Auf diesem theoretischen Hintergrund erfolgte ein partizipativ orientierter Gestaltungsprozess<br />

des Systems von Qualifizierungsbausteinen mit dem <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis, der als<br />

Ergebnis zwanzig Qualifizierungsbausteine hatte, die den einzelnen Zielfeldern der<br />

<strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung zugeordnet werden konnten. Der <strong>Disponent</strong>en-Arbeitskreis<br />

bewertete den Generierungsprozeß und erprobte einzelne Qualifizierungsbausteine<br />

exemplarisch.<br />

Aus dem nun gefüllten Qualifizierungssystem konnten für den betrieblichen und<br />

überbetrieblichen Einsatz konkrete Professionalisierungsprogramme abgeleitet und realisiert<br />

werden.


Zusammenfassung 251<br />

Die hier vorliegende Untersuchung schloß mit Schritten zur Evaluation des<br />

Qualifizierungssystems. Damit wurden Indizien gesammelt, um seine Nützlichkeit für die<br />

<strong>Disponent</strong>en-Qualifizierung zu belegen. Hier wurde die Praxisrelevanz der Themen, die<br />

Konstanz der Teilnahme an den einzelnen Workshops, die Ergebnisse offener und<br />

standardisierter [REISCHMANN, 1993 b] Teilnehmerabschlußbefragungen sowie die Erörterung<br />

von Workshop-Ergebnissen mit Führungskräften der teilnehmenden <strong>Disponent</strong>en untersucht.<br />

Obwohl jeder einzelne Evaluationsschritt für sich genommen durch eine geringe Validität<br />

gekennzeichnet ist, zeigt doch die Summe der durchweg positiven Ergebnisse deutliche<br />

Hinweise darauf, daß mit dem hier auf partizipativ orientierten Weg entwickelten<br />

Qualifizierungssystem ein nützliches Instrument für die Qualifizierung und<br />

Professionalisierung von Transport-<strong>Disponent</strong>en vorgelegt werden konnte.<br />

Die tatsächliche Nüzlichkeit und Nutzbarkeit wird sich allerdings erst dann erweisen können,<br />

wenn das Qualifizierungssystem über längere Zeit realisiert und weiterentwickelt, d.h. den<br />

Erfordernissen des Strukturwandels und seinen Auswirkungen auf die Arbeitssituation<br />

angepaßt, und vom Markt, d.h. von den kleinen und mittleren Unternehmen und ihren<br />

<strong>Disponent</strong>en, angenommen wird.


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Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

Anhang<br />

Anhang<br />

Erhebungsinstrument Erhebungsinstrument zur zur schriftlichen schriftlichen schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbe<br />

<strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

<strong>Disponent</strong>enbe fragung<br />

Der folgende Fragebogen wurde sowohl im Rahmen der Erhebung des Qualifizierungsbedarfs<br />

von Transportdisponenten [vgl. Kap. 3.3.] als auch zur Ableitung von konkreten<br />

Professionalisierungsprogrammen [vgl Kap. 4.4.] eingesetzt.<br />

xxix


Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

Zunächst benötigen wir zu Beginn einige Informationen über Ihre Person.<br />

1. Geben Sie bitte Ihr Alter und Ihr Geschlecht an!<br />

_____ Jahre � männlich / � weiblich �<br />

2. Welchen Schulabschluß besitzen Sie?<br />

� Hauptschule / � Mittlere Reife / � Abitur<br />

3. Welche Berufsausbildung haben Sie abgeschlossen? (Mehrfachantworten möglich!)<br />

� Sped.-Kfm. / � andere kfm. Ausbildung / � Berufskraftfahrer / � andere<br />

gewerbliche/technische Ausbildung / � andere Ausbildung (z.B. Handwerk, soz. Berufe)<br />

/ � keine Berufsausbildung<br />

4. Haben Sie ein Studium absolviert?<br />

� Studium an Universität / � Studium an FH / � kein Studium<br />

� abgeschlossen / � nicht abgeschlossen<br />

Fach / Fächer:_________________________________________<br />

5. An welchen Weiterbildungsmaßnahmen haben Sie teilgenommen (z.B. DAV, IHK, etc.)?<br />

___________________________________________<br />

6. Wie lange sind Sie bereits <strong>Disponent</strong>?<br />

______________ Jahre<br />

7. In welchen Bereichen konnten konnten Sie vor Ihrer <strong>Disponent</strong>entätigkeit berufliche<br />

Vorerfahrungen erwerben? (Mehrfachantworten möglich!)<br />

� Fahrer / � kaufm. Tätigkeiten in einer Spedition (z.B. Auftragsannahme oder<br />

Abrechnung) / � Berufserfahrung in anderer Branche / � keine vorherige<br />

Berufserfahrung<br />

8. Wie lange sind Sie bei Ihrem gegenwärtigen Unternehmen beschäftigt?<br />

______________ Jahre<br />

Als weitere Hintergrundinformationen sind einige allgemeine Angaben über das Unternehmen<br />

notwendig, in dem Sie gegenwärtig beschäftigt sind.<br />

9. Wieviele Beschäftige hat das Unternehmen insgesamt?<br />

� weniger als 10 / � 10 - 20 / � 20 - 50 / � 50 - 100 / � 100 - 500 / � mehr als 500<br />

10. Verfügt Ihr Unternehmen über einen eigenen Fuhrpark? � ja / � nein<br />

11. Wenn ja, wieviele Fahrzeuge hat das Unternehmen?<br />

� weniger als 5 / � 5 - 10 / � 10 -20 / � 20 - 50 / � 50 - 100 / � mehr als 100<br />

12. Werden Sub-Unternehmer eingesetzt? � ja / � nein<br />

13. Wenn ja, wieviele?<br />

� weniger als 5 / � 5 - 10 / � 10 -20 / � 20 - 50 / � mehr als 50<br />

14. Welche Verkehrsträger werden eingesetzt? (Mehrfachantworten möglich!)<br />

� LKW / � Bahn / � Schiff / � Flugzeug�<br />

�<br />

xxx


Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

15. Nutzen Sie die Möglichkeiten des Kombi-Verkehrs?<br />

� regelmäßig / � gelegentlich / � nicht<br />

16. Welche Ladungsarten fallen im Unternehmen an? (Mehrfachantworten möglich!)<br />

� Komplettladungen / � Teilpartien / � Stückgut / � Pakete / � Schüttgut /<br />

� Tankladungen / � Siloladungen / � Kühlladungen / � Gefahrgut<br />

Welche Ladungsarten disponieren Sie? (Mehrfachantworten möglich!)<br />

� Komplettladungen / � Teilpartien / � Stückgut / � Pakete / � Schüttgut /<br />

� Tankladungen / � Siloladungen / � Kühlladungen / � Gefahrgut<br />

�<br />

17. Ist das Unternehmen im Nah- oder Fernverkehr und/oder international tätig?<br />

� Nahverkehr / � Fernverkehr / � Nah- und Fernverkehr / � intern. Verkehre<br />

18. Wieviele <strong>Disponent</strong>en arbeiten insgesamt in Ihrem Unternehmen?<br />

� einer / � zwei / � 3 - 5 / � 5 - 10 / � mehr als 10<br />

19. Welche kundenspezifischen logistischen Dienstleistungen werden neben Transport und<br />

Umschlag angeboten (z.B. Lagerhaltung, Kommissionierung, ...)?<br />

__________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________<br />

Bitte geben Sie uns nun einige Rahmendaten zu Ihrer Dispositionstätigkeit.<br />

20. Wieviele Fahrzeuge disponieren Sie insgesamt (einschl. Subs)?<br />

� weniger als 5 / � 5 - 10 / � 10 - 20 / � 20 - 50 / � mehr als 50<br />

21. Wieviele Fahrer setzen Sie dafür ein (einschl. Subs)?<br />

� weniger als 5 / � 5 - 10 / � 10 - 20 / � 20 - 50 / � mehr als 50<br />

22. Wie lang ist Ihre durchschnittliche Arbeitszeit am Tag?<br />

� weniger als 5 Std. (Teilzeit) / � 5 - 8 Std. / � 8 - 10 Std. / � mehr als 10 Std.<br />

23. Wie lang ist Ihre durchschnittliche Wochenarbeitszeit?<br />

� weniger als 20 Std. / � 20 - 35 Std. / � 35 - 40 Std. / � 40 - 48 Std. /<br />

� mehr als 48 Std.<br />

24. Wie hoch ist der Zeitbedarf an Spitzentagen?<br />

� bis 10 Std. / � 10 - 12 Std. / � 12 - 15 Std. / � mehr als 15 Std.<br />

25. Wie häufig kommen derartige Spitzentage im Monat vor?<br />

� ein- bis zweimal / � drei- bis fünfmal / � fünf- bis siebenmal /<br />

� häufiger als siebenmal<br />

26. Arbeiten Sie im Schichtdienst? � ja / � nein<br />

Haben Sie Wechselschicht? � ja / � nein<br />

xxxi


Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

27. Je nach Unternehmen werden von den <strong>Disponent</strong>en unterschiedliche Aufgaben erledigt.<br />

Bitte kreuzen Sie aus der folgenden Liste diejenigen Arbeiten an, die zu Ihrem<br />

Aufgabengebiet gehören. Am Ende der Liste finden Sie Leerstellen; dort können Sie<br />

weitere Tätigkeiten angeben, die nicht in der Liste aufgeführt sind.<br />

� 1. Kunden werben<br />

� 2. Ermittlung von Preisen<br />

� 3. Erstellen von Angeboten<br />

� 4. Auftragsannahme (Telefon,<br />

Schriftwechsel)<br />

� 5. Auftragserfassung (Formblatt,<br />

Rechner)<br />

� 6. Zusammenstellung der Touren<br />

� 7. Einteilen Fahrzeuge / Fahrer<br />

� 8. Fahreranweisungen per Telefon oder<br />

Funk<br />

� 9. persönliche Gespräche mit Fahrern<br />

führen<br />

� 10. Mitarbeit bei Umschlag und im Lager<br />

� 11. Erstellen von Frachtpapieren<br />

� 12. Selbst fahren<br />

� 13. Beschaffen von Rück- bzw.<br />

Ergänzungsfrachten<br />

��14. Steuerung des Einsatzes von Sub-<br />

Unternehmern�<br />

� 15. Aufträge weitervermitteln<br />

� 16. Rechnungen schreiben<br />

� 17. Zahlungseingang überwachen<br />

� 18. Reklamationen bearbeiten<br />

xxxii<br />

� 19. Kundennachfragen bearbeiten<br />

� 20. Ablage<br />

� 21. Buchhaltung<br />

� 22. Lagerverwaltung bzw. Verwaltung<br />

von Hilfsmitteln (Containern,<br />

Paletten, etc.)<br />

� 23. Kontrolle der Fahrzeuge<br />

��24. Mitwirkung bei der Einstellung von<br />

Fahrpersonal�<br />

� 25. Kontrolle der Fahrer (Fahrerlaubnis,<br />

etc.)<br />

� 26. Bearbeitung der Spesenabrechnungen<br />

der Fahrer<br />

� 27. Analysen erstellen<br />

� 28. Daten über Wettbewerber sammeln<br />

und auswerten<br />

� 29. Fachinformationen lesen (DVZ,<br />

Rundschreiben, Verbandsinfos<br />

� 30. _____________________________<br />

� 31. _____________________________<br />

� 32. _____________________________<br />

Bei den nächsten Fragen geht es um Ihr spezielles Aufgabenspektrum. Sie können zur<br />

Beantwortung der Fragen jeweils bis zu 5 Antworten aus der vorstehenden Liste (Frage 27)<br />

auswählen. Bitte geben Sie dazu die Nummern der jeweiligen Tätigkeiten an (z.B. für<br />

„Zusammenstellung der Touren“ die Nummer „6“).<br />

28. Welche Ihrer Aufgaben nehmen die meiste Zeit in Anspruch ?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

29. Welche Ihrer Aufgaben sind nach Ihrer Meinung für den Erfolg der Disposition besonders<br />

wichtig?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

30. Welche Ihrer Aufgaben empfinden Sie als relativ einfach?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

31. Welche Ihrer Aufgaben empfinden Sie als besonders schwierig?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

32. Welche Ihrer Aufgaben erledigen Sie besonders gern?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]


Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

33. Welche Ihrer Aufgaben empfinden Sie als lästig?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

34. Welche Ihrer Aufgaben verschafft Ihnen hauptsächlich Respekt und Anerkennung im<br />

Unternehmen?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

35. Wie lange braucht man, bis man eine <strong>Disponent</strong>entätigkeit mit Ihrem Aufgabenzuschnitt<br />

gut beherrscht?<br />

� bis zu 4 Wochen<br />

� bis zu 3 Monaten<br />

� bis zu einem halben Jahr<br />

� bis zu 1 Jahr<br />

� bis zu 2 Jahren<br />

� mehr als 2 Jahre<br />

36. Jetzt geht es um die Hilfsmittel, die Sie für Ihre Tätigkeit benutzen. Welche Arbeitsmittel<br />

sind für Sie besonders wichtig ? (Mehrfachantworten möglich!)<br />

� Telefon<br />

� Funktelefon<br />

� Fax<br />

� Computer<br />

� Plantafel<br />

� Dispoplan<br />

� � Formblätter<br />

� _________________________<br />

� _________________________<br />

37. Wenn Sie einen Computer (PC oder Mittlere Datentechnik) einsetzen, für welche<br />

Aufgaben? Bitte kreuzen Sie an oder ergänzen Sie die Liste!<br />

� Auftragserfassung<br />

� Tourenplanung<br />

� Erstellen von Frachtpapieren<br />

� Sendungsverfolgung<br />

��Korrespondenz<br />

� Abrechnung<br />

� _________________________<br />

� _________________________<br />

� _________________________<br />

38. Welche Fremdsprachen müssen Sie für Ihre Tätigkeit beherrschen? (Mehrfachantworten<br />

möglich!)<br />

� Englisch<br />

� Französisch<br />

� Italienisch<br />

� Spanisch<br />

� Polnisch<br />

� Russisch<br />

� andere Fremdsprache<br />

� keine Fremdsprache<br />

Aus Gesprächen, die wir bisher mit verschiedenen <strong>Disponent</strong>en führten, wurde deutlich: Um<br />

ihren Job erfolgreich auszuüben, müssen <strong>Disponent</strong>en über verschiedene Fähigkeiten und<br />

Qualifikationen verfügen, die weit über reines Fachwissen hinausgehen. Solche Fähigkeiten<br />

und Qualifikationen haben wir in der nachfolgenden Liste einmal zusammengefaßt. Sie<br />

können die Tabelle ggf. noch ergänzen.<br />

xxxiii


Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

1. analytisch denken können 14. eigenverantwortlich handeln<br />

2. selbständig arbeiten können 15. ein gutes Gedächtnis haben<br />

3. kreativ sein 16. risikobereit sein<br />

4. systematisch arbeiten können 17. geschickt verhandeln können<br />

5. Organisationsvermögen haben 18. geschickt akquirieren können<br />

6. Durchsetzungsvermögen haben 19. gut mit Kunden umgehen können<br />

7. unternehmerisch denken können 20. in einem Team arbeiten können<br />

8. Kostenbewußtsein haben 21. Mitarbeiter motivieren u. führen können<br />

9. verantwortungsbewußt sein 22. Einfühlungsvermögen haben<br />

10. belastbar sein 23. kommunikationsfähig sein<br />

11. zuverlässig sein 24. geschickt im Umgang mit Menschen sein<br />

12. einsatzfreudig und engagiert sein 25.<br />

13. flexibel sein 26.<br />

Benutzen Sie bitte die entsprechenden Ziffern aus der vorstehenden Liste (z.B. „13“ für<br />

„flexibel sein“) zur Beantwortung der nächsten Fragen. Sie können dort wieder jeweils bis zu<br />

5 Antworten auswählen.<br />

39. Welche Fähigkeiten werden wohl in Zukunft besonders an Bedeutung zunehmen?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

40. Von welchen Fähigkeiten nehmen Sie an, daß ihre Bedeutung zukünftig abnehmen wird?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

41. Welche dieser Fähigkeiten bzw. Qualifikationen haben Sie zu Beginn Ihrer<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeit besondere Mühe gekostet?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

42. Welche dieser Fähigkeiten bzw. Qualifikationen helfen Ihnen, mit der Arbeitsbelastung<br />

so umzugehen, daß der Streß nicht allzu hoch wird?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

43. Welche dieser Fähigkeiten bzw. Qualifikationen lassen Sie in den Augen Ihres Chefs<br />

erfolgreich erscheinen?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

44. Welche dieser Fähigkeiten bzw. Qualifikationen schätzen wohl Ihre Kunden an Ihnen<br />

besonders?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

45. Welche dieser Fähigkeiten bzw. Qualifikationen verschaffen Ihnen Respekt und<br />

Anerkennung im Kollegenkreis (andere <strong>Disponent</strong>en im Haus)?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

46. Welche dieser Fähigkeiten bzw. Qualifikationen schätzen wohl Ihre Mitarbeiter (Fahrer,<br />

Lagerpersonal) an Ihnen besonders?<br />

[ ] [ ] [ ] [ ] [ ]<br />

xxxiv


Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

47. Kreuzen Sie bitte nun bei jedem der folgenden Merkmale an, wie wichtig diese für Ihre<br />

Zufriedenheit bei der Arbeit sind.<br />

Fehler! Keine gültige Verknüpfung.<br />

48. Kreuzen Sie hier an, wie zufrieden Sie mit folgenden Merkmalen Ihrer Arbeit sind.<br />

... damit bin ich ...<br />

Abwechlungsreichtum der Tätigkeit 1<br />

Möglichkeit zur selbständigen Einteilung der Arbeit 2<br />

Arbeitsgeschwindigkeit 3<br />

Möglichkeit zur Übernahme von Verantwortung 4<br />

Möglichkeiten zum Einsatz von Fähigkeiten und Kenntnissen 5<br />

Möglichkeit, etwas dazuzulernen 6<br />

Schwierigkeitsgrad der Arbeit 7<br />

Gute Umgebungsbedingungen (Lärm, Hitze, Zugluft, etc.) 8<br />

Arbeitszeiten 9<br />

Körperliche Belastung 10<br />

Nervliche Belastung 11<br />

Beziehung zu den Kollegen u. Kolleginnen 12<br />

Beziehung zu den Vorgesetzten 13<br />

Ansehen der Arbeit 14<br />

Berufliche Anerkennung 15<br />

Aufstiegsmöglichkeiten 16<br />

Lohn, Sozialleistungen 17<br />

Sicherheit vor Arbeitsplatzverlust 18<br />

Vertretung durch Betriebs- oder Personalrat 19<br />

Länge des Urlaubs 20<br />

49. Ein Ziel unseres Vorhabens ist es, Bausteine für eine Weiterqualifizierung von<br />

<strong>Disponent</strong>en zu erarbeiten. Darauf möchten wir abschließend noch einmal konkret<br />

eingehen. Bitte kreuzen Sie an, mit welchen Themen sich ein Trainingsprogramm für<br />

<strong>Disponent</strong>en beschäftigen sollte! (Mehrfachantworten möglich!)<br />

� Computergestützte Disposition<br />

� Erfahrungsaustausch<br />

� Fremdsprachen<br />

� Gefahrgut<br />

� Kostenrechnung<br />

� Kundenakquisition<br />

� Lagerei und Distribution<br />

� Mitarbeiterführung<br />

� Organisation von Abläufen in der<br />

Spedition<br />

� Persönlichkeitstraining<br />

sehr unzufrieden<br />

eher unzufrieden<br />

eher zufrieden<br />

sehr zufrieden<br />

xxxv<br />

� Planungs- und Organisationstechniken<br />

für die eigene Arbeit<br />

��Qualitätsmanagement<br />

� Problemlösetechniken<br />

� Rechtsfragen<br />

� Sozialvorschriften<br />

� Streßbewältigung<br />

� Teamarbeit<br />

� Telefonverkauf<br />

� Zollfragen<br />

��_____________________________�<br />

��_____________________________�<br />

��_____________________________<br />

50. Die Bausteine für das Trainingsprogramm können unterschiedlich gestaltet sein. In<br />

welchen Formen würden Sie gern lernen? (Mehrfachantworten möglich!)<br />

� Arbeitsbücher<br />

� Arbeitsgruppen mit anderen <strong>Disponent</strong>en


Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

� Fernkurse<br />

� Selbstlernprogramme<br />

� Seminare<br />

� Vorträge<br />

� Workshops<br />

�� ________________________________________________ �<br />

�� ________________________________________________ �<br />

�� ________________________________________________<br />

51. Für die Weiterbildung steht erfahrungsgemäß immer wenig Zeit zur Verfügung. Das gilt<br />

besonders auch für <strong>Disponent</strong>en, die ja gerade häufig unter Zeitdruck arbeiten.Daher ist<br />

uns Ihre Meinung dazu wichtig, wie Trainingsveranstaltungen für <strong>Disponent</strong>en zeitlich<br />

strukturiert sein sollten.<br />

� eintägige Veranstaltungen im Abstand von 3 Monaten<br />

� zweitägige Veranstaltungen im Abstand von 3 Monaten<br />

� dreitägige Veranstaltungen im Abstand von 6 Monaten<br />

� monatliche Abendveranstaltungen<br />

� Wochenkurse<br />

�� ________________________________________________ �<br />

�� ________________________________________________ �<br />

�� ________________________________________________<br />

xxxvi


Erhebungsinstrument zur schriftlichen <strong>Disponent</strong>enbefragung<br />

xxxvii<br />

Abschließend möchten wir Ihnen Gelegenheit geben, uns weitere Anregungen zum Thema<br />

„Arbeitsgestaltung und Qualifizierung für <strong>Disponent</strong>entätigkeiten“ zu geben oder Kritik und<br />

Anmerkungen zum Fragebogen zu äußern.<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________<br />

Gern möchten wir Ihnen noch einmal herzlich für Ihre Mitarbeit und für die Zeit danken, die<br />

Sie diesem Fragebogen gewidmet haben! Ihr Beitrag wird uns helfen, Gestaltungshilfen für<br />

<strong>Disponent</strong>entätigkeiten und Trainingsbausteine für <strong>Disponent</strong>en zu entwickeln, die eng mit<br />

der Praxis verzahnt sind.

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