Amtsblatt für die Gemeinde - Gemeinde Merzenich
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Henrik Harms<br />
MALER- UND LACKIERERMEISTER<br />
Dipl.-Ing. <strong>für</strong> Architektur<br />
<strong>Merzenich</strong> hatte eine „Judengasse“<br />
Auch in <strong>Merzenich</strong> und Golzheim haben Juden gelebt. Ihre Spuren<br />
sind verweht. Hans Dresen schrieb 1998 in „DÜREN IM BLICK“,<br />
dass 1736 <strong>die</strong> erste urkundliche Erwähnung von Juden in <strong>Merzenich</strong><br />
zu verzeichnen ist. In <strong>die</strong>sem Jahr wurde hier Salomon Beer geboren.<br />
Er war später in Zülpich als Metallhändler tätig.<br />
Man kann davon ausgehen, dass vom ersten Viertel des 18. Jahr -<br />
hunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ständig drei bis fünf<br />
jüdische Familien in <strong>Merzenich</strong> lebten. Zeitweise dürften es etwa<br />
zwanzig Personen gewesen sein. Die jüdische Bevölkerung verfügte<br />
1843 nachweislich über ein Beethaus in <strong>Merzenich</strong>, dessen Standort<br />
jedoch nicht mehr bekannt ist. Anfang Januar 1830 verzeichnet <strong>die</strong><br />
<strong>Gemeinde</strong> den Metzger Joseph Voissen mit Ehefrau Gudula Mons<br />
nebst fünf Kindern als jüdische Einwohner. 1843 werden <strong>für</strong><br />
<strong>Merzenich</strong> zwei Metzger und <strong>für</strong> Golzheim ein Metzger und ein<br />
Kleinhändler erwähnt. Der in <strong>Merzenich</strong> wohnende Lazarus Lenz<br />
genoss offenbar ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Er wurde 1868<br />
in den Kreisvorstand der Synagogengemeinde Düren berufen, dem<br />
er, wie sein Sohn Jakob Lenz, fast ein Jahrzehnt angehörte. Um <strong>die</strong><br />
Jahrhundertwende verließen <strong>die</strong> letzten Juden <strong>Merzenich</strong>. Wohin sie<br />
gezogen sind, ist unbekannt. –<br />
In <strong>Merzenich</strong> wurde der kleine jüdische Friedhof gegenüber dem<br />
Wasserturm im letzten Krieg durch Trümmer eines abgeschossenen<br />
englischen Bombers zerstört. Nur ein Begriff ist im Gedächtnis der<br />
Menschen hängen geblieben: „Judengasse“ oder „Jüddejass“ wie <strong>die</strong><br />
alten Leute sagen. Es ist <strong>die</strong> heutige „Klosterstraße“. Die Umbenennung<br />
erfolgte m. W. nach dem Kriege, weil am Anfang der Straße das<br />
frühere Kloster der Franziskanerinnen-Schwestern von Salzkotten<br />
steht. Ich kann mich aber noch erinnern, dass am Ende der Straße ein<br />
kleines halb verfallenes Häuschen stand von dem es hieß, dass dort<br />
Juden gelebt hätten. Die Tatsache, dass es in <strong>Merzenich</strong> eine „Judengasse“<br />
gegeben hat, lässt darauf schließen, dass hier möglicher Weise<br />
schon im Mittelalter Juden gelebt haben.<br />
Dass den Juden manches geheimnisvolle anhaftete zeigte sich beim<br />
großen Brand der <strong>Merzenich</strong>er Bergstraße 1814. Dieses Feuer<br />
äscherte <strong>die</strong> ganze Reihe der gegenüber der alten Kirche liegenden<br />
Häuser ein. An der Ecke Bergstraße-Lindenstraße am früher so<br />
genannten „Salzrömpche“ (wo noch vor einigen Jahren das Haus<br />
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Berscheid gestanden hat), machte das Feuer Halt. Der Volksglaube<br />
hatte <strong>für</strong> das Verschontbleiben des kleinen Hauses eine eigene Erklärung:<br />
In dem Haus wohnten Juden, <strong>die</strong> durch ein Teilchen vom<br />
Tempel in Jerusalem, welches sich in ihrem Besitz befand, vor dem<br />
Brand beschützt wurden. H. Büßgen, der seinerzeit in <strong>Merzenich</strong><br />
Lehrer war, berichtete über <strong>die</strong>se Begebenheit, <strong>die</strong> ihm von alten<br />
<strong>Merzenich</strong>ern erzählt worden war, in den „Heimatblättern“ zur<br />
„Dürener Zeitung“ von 1925. –<br />
Um <strong>die</strong> Erforschung jüdischen Lebens in <strong>Merzenich</strong> hat sich der<br />
langjährige Vorsitzende des „Geschichts- und Heimatvereins“, Hans<br />
Dresen, ver<strong>die</strong>nt gemacht. Er hat auch da<strong>für</strong> gesorgt, dass <strong>die</strong><br />
<strong>Gemeinde</strong> am Wasserturm einen Gedenkstein <strong>für</strong> den im Krieg zerstörten<br />
jüdischen Friedhof errichtet hat. Er setzt sich ebenfalls da<strong>für</strong><br />
ein, dass unter dem Straßenschild „Klosterstraße“ ein zusätzliches<br />
Schild mit dem Hinweis „früher Judengasse“ angebracht wird. Es<br />
handelt sich bei der „Judengasse“ um einen Teil alten Kulturgutes.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Grunde unterstütze ich <strong>die</strong>sen Antrag ebenfalls. –<br />
Quellen:<br />
CHRONIK der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Merzenich</strong> (1976) von Hartmut Nimmerrichter<br />
und Lambert Muhr<br />
DÜREN IM BLICK 1998 von Achim Jaeger und Hans Dresen<br />
Archiv der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Merzenich</strong><br />
Buch „Um Heimat und Leben gebracht“ von Regine Müller (1989)<br />
(Fortsetzung in einer der nächsten Ausgaben)<br />
AMTSBLATT FÜR DIE GEMEINDE MERZENICH NUMMER 8 · 24. Juli 2009 · 11. JAHRGANG<br />
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