Wirtschaftsmagazin - IHK Gießen Friedberg
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können es sich auch nicht exorbitant ver-<br />
mögende Personen leisten, Stifterin oder<br />
Stifter zu werden.<br />
Keine Konkurrenz<br />
zu Vereinen<br />
Im Gegensatz zu Vereinen müssen Stiftungen<br />
ihr Geld nicht „zeitnah verwenden“,<br />
sondern können langfristig arbeiten. Das<br />
Stiftungsvermögen selbst bleibt unangetastet.<br />
Dies macht die Bürgerstiftung langfristig<br />
unabhängig von der wirtschaftlichen<br />
Situation, politischen Mehrheiten und der<br />
wechselnden Spendenbereitschaft der Bürger.<br />
Da Bürgerstiftungen „auf ewig“ angelegt<br />
sind, ist ihr Tätigkeitsbereich bewusst<br />
sehr weit gefasst. Dadurch können sie im<br />
Laufe ihres Bestehens flexibel auf gesellschaftliche<br />
Veränderungen reagieren und<br />
sind offen für die Motive und Interessen von<br />
späteren Zustiftern. Bürgerstiftungen sehen<br />
sich nicht als Konkurrenz zu bereits bestehenden<br />
Engagement in Vereinen und Stiftungen<br />
vor Ort, sondern vielmehr als sinnvolle<br />
Bündelung der Kräfte, um gemeinsam<br />
mehr zu erreichen<br />
Seit die ersten deutschen Bürgerstiftungen<br />
1996/1997 in Gütersloh und Hannover<br />
gegründet wurden, wird die Idee in mehr und<br />
mehr Städten und Regionen aufgegriffen.<br />
Die Chancen, dass sich diese Stiftungsform<br />
etablieren wird, stehen gut. Repräsentativen<br />
Umfragen zufolge kann sich jeder vierte<br />
Bundesbürger vorstellen, gemeinsam mit<br />
anderen eine Stiftung zu gründen. In zurzeit<br />
235 Bürgerstiftungen, die es in Deutschland<br />
gibt, verwandeln seit nunmehr zwölf Jahren<br />
Bürger und Unternehmen ihre ganz individuelle<br />
Heimat- und Regionenverbundenheit<br />
in Stiftungskapital und in gute Projekte der<br />
Bürgerstiftungen. Diese konnten 2008 ihr<br />
Stiftungskapital um 20 Prozent auf 120 Millionen<br />
Euro erhöhen. Die meisten Projekte<br />
werden nach einer Erhebung der Initiative<br />
Bürgerstiftungen in den Bereichen Jugend,<br />
Bildung und Erziehung gefördert.<br />
W Starhilfe/Unternehmensförderung<br />
Bürgerstiftungen im<br />
<strong>IHK</strong>-Bezirk<br />
Im Dezember 2004 wurde die Bürgerstiftung<br />
Mittelhessen durch die Volksbank Mittelhessen<br />
und elf Einzelpersonen aus der Region<br />
mit einem Gründungskapital von 380 000<br />
Euro aus der Taufe gehoben. Die Bürgerstiftung<br />
will erreichen, dass die Bürger sowie<br />
Wirtschaftsunternehmen der Region Mittelhessen<br />
mehr Mitverantwortung für die<br />
Gestaltung ihres Gemeinwesens übernehmen.<br />
Die Stiftung fördert gesellschaftliche<br />
Vorhaben, die im Interesse der Region und<br />
ihrer Bürger liegen, soweit öffentliche Mittel<br />
dafür nicht zu Verfügung stehen. Durch den<br />
weit gestreuten Stiftungszweck, hat die Bürgerstiftung<br />
Mittelhessen die Möglichkeit,<br />
viele unterschiedliche Projekte zu fördern.<br />
Geschäftsführerin Annette Diab sieht den<br />
Vorteil einer regionalen Bürgerstiftung vor<br />
allem in der Bündelung von finanziellen<br />
und ideellen Motiven: „Man kann sich direkt<br />
um Projekte und Menschen vor Ort kümmern.“<br />
Gleichzeitig wirke diese Form des<br />
Engagements nicht nur gemeinschaftstif-<br />
Aufmacher<br />
Wilfried Schmied, ehemaliger Regierungspräsident des Regierungsbezirks <strong>Gießen</strong> und im<br />
Vorstand des Regionalmanagementvereins MitteHessen, macht sich stark für das Gründen<br />
von Stiftungen. „Wer eine Stiftung gründen oder unterstützen möchte, kann sich bei den<br />
Regierungspräsidien informieren,“ erinnert er die Anwesenden.<br />
Foto: Michael Hauler<br />
tend in einer Kommune, sondern verbinde<br />
auch die Stiftungsgemeinschaft untereinander.<br />
Als eine Erfolgsgeschichte kann man auch<br />
die zweite Wetterauer Bürgerstiftung<br />
bezeichnen. Die Anzahl der Stifter und das<br />
Stiftungsvermögen der Bürgerstiftung „Ein<br />
Herz für Bad Nauheim“ entwickeln sich seit<br />
ihrer Gründung 2004 kontinuierlich weiter.<br />
Aus 90 Stiftern und 75 000 Euro Stiftungskapital<br />
im Gründungsjahr wurden bis heute<br />
170 Stifter und 117 340 Euro. Ein Erfolg, den<br />
Klaus Ruppert, geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
der Stiftung, auf die stetigen<br />
Bemühungen um Vernetzung der verschiedenen<br />
Akteure und eine gute Öffentlichkeitsarbeit<br />
zurückführt. Dass eine Stiftung<br />
über ihr eigenes Engagement hinaus Gutes<br />
tun kann, beweisen in Bad Nauheim drei<br />
Vereinsgründungen, die mit Hilfe der Bürgerstiftung<br />
zustande kamen. Nach Nachbarschaftshilfe<br />
und Freiwilligenzentrum komplettierte<br />
der Verein Bad Nauheimer Museen<br />
das Trio gemeinnütziger Vereine, die sich<br />
um soziale Zwecke in der Kurstadt kümmern.<br />
Die Bad Nauheimer Bürgerstiftung<br />
demonstriert auch das Zusammenwirken<br />
www.giessen-friedberg.ihk.de · 12/2009 7