Johann Georg Pforr - Galerie Jörg Schuhmacher
Johann Georg Pforr - Galerie Jörg Schuhmacher
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Der Künstler <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong><br />
Nur bruchstückhaft ist die Biografie von <strong>Johann</strong><br />
<strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong> bekannt, dessen Leben zumeist nur<br />
in kurzen Abhandlungen erfasst ist, die zu wenig<br />
von der besonderen Künstlerpersönlichkeit verraten,<br />
deren Werk in bedeutenden Sammlungen zu<br />
finden ist und noch heute in seiner Feinfühligkeit<br />
und Güte fasziniert. Fügt man jedoch die einzelnen<br />
Fundstücke zusammen, so entsteht das beeindruckende<br />
Bild eines Künstlers am Vorabend von Moderne<br />
und Aufklärung, dessen Leben wohl stets<br />
von seinen künstlerischen Ambitionen, seinem<br />
großen Talent und tiefster Passion geprägt war.<br />
<strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong> wird am 14. Januar 1745 im<br />
niederhessischen Ulfen als Sohn eines wohlhabenden<br />
Gutspächters geboren und übt sich wohl,<br />
gemäß einer sicherlich zum Teil romantisierenden<br />
Idealvorstellung der Chronisten, schon sehr<br />
früh darin, sein künstlerisches Verlangen auszuleben.<br />
31, 32, 33 Durch die Wirren und verheerenden<br />
Folgen des Siebenjährigen Krieges verarmt<br />
die angesehene Familie jedoch und zwingt<br />
den jungen <strong>Pforr</strong>, seine Heimat und das Gut zu<br />
verlassen, um als Bergmann im Bergwerk zu<br />
Richelsdorf seinen Lebensunterhalt zu verdienen.<br />
34 Trotz der beschwerlichen Arbeit und zahlreicher<br />
Unfälle in den gefährlichen Schächten<br />
der Stollen verfolgt <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong> auch zu<br />
dieser Zeit seine künstlerische Leidenschaft und<br />
fertigt Zeichnungen an. 35 Die Bekanntschaft mit<br />
Jacob Sigismund Waitz von Eschen und dessen<br />
Wohlgefallen und Blick für das junge Talent und<br />
die in dieser Zeit entstandenen Werke verhelfen<br />
<strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong> im Jahr 1769 zu einer Anstellung<br />
als Porzellanmaler an der landgräflichen<br />
Porzellanmanufaktur zu Kassel. 36 Noch heute befindet<br />
sich die von Waitz von Eschen an die Manufaktur<br />
geschickte Probezeichnung im Besitz der<br />
Kasseler Kunstsammlung. 37 Ebenso beeindruckt<br />
dort neben einigen sehr schönen Dekoren mit<br />
31 Emmerling, Ernst: Der Frankfurter <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong>. In: Velhagen und Klasings Monatshefte,<br />
Berlin 1940, S. 508ff. 32 Gwinner, Dr. Friedrich: Kunst und Künstler in Frankfurt<br />
am Main: Vom dreizehnten Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städelschen Kunstinstituts,<br />
Frankfurt am Main 1862, S. 22. 33 Fiorillo, <strong>Johann</strong> Dominik: Geschichte der zeichnenden<br />
Künste in Deutschland und den vereinigten Niederlanden, Dritter Band, Hannover 1818,<br />
S. 432. 34 Gwinner, Dr. Friedrich, a. a. O., 1862, S. 22. 35 Gipper, Karl: <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong><br />
<strong>Pforr</strong> und sein Sohn Franz, in: Geschichte und Geschichten von Ulfen, Beiträge zur Geschichte<br />
der Stadt Sontra, Ulfen 2000, S. 100. 36 Ibid., S. 101. 37 Wienert, Marlis: Kasseler<br />
Porzellan, Katalog der Staatlichen Kunstsammlung Kassel Nr. 9, Kassel 1980 S. 64.<br />
Vogel und Baummotiven besonders ein Paar signierte<br />
runde Porzellantafeln mit Darstellungen<br />
zur Rot und Schwarzwildjagd zu Pferde und veranschaulicht<br />
sehr deutlich das außergewöhnliche<br />
Können des Künstlers, der bis dahin noch keine<br />
klassische Kunstausbildung genossen hat. Bereits<br />
im Jahre 1771 verlässt <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong> jedoch<br />
schon wieder die Kasseler Manufaktur und kehrt<br />
zum elterlichen Gut zurück, um dort als Verwalter<br />
zu arbeiten. 38 Die wahren Gründe für diese<br />
Entscheidung sind nicht mehr vollends nachzuvollziehen,<br />
jedoch liegen sie vermutlich, wie so<br />
mancher Biograf zu berichten weiß, in der wohl<br />
recht einseitigen und auf Dauer wenig kreativen<br />
Arbeit in der Manufaktur. 39 Auch aus dieser Zeit<br />
im Leben <strong>Pforr</strong>s, geprägt von harter landwirtschaftlicher<br />
Arbeit im heimatlichen Ulfen, finden<br />
sich noch heute zarte Spuren, die auf seine große<br />
Faszination für Hunde und natürlich Pferde verweisen.<br />
Ein kleines handschriftliches Werk <strong>Pforr</strong>s<br />
aus dieser Zeit mit dem Titel „Erkäntniß des Pferde<br />
Alders aus den Zähnen“ vermittelt einen tiefen<br />
Einblick in diese auch sehr praktische und reale<br />
Auseinandersetzung des Künstlers mit seinem<br />
lebenslangen Lieblingsmotiv, dem Pferd. 40<br />
Die klassische Künstlerausbildung wird im 17. und<br />
18. Jahrhundert besonders stark durch die zahlreichen<br />
von fürstlichen Landesherren gegründeten<br />
Kunstschulen beeinflusst, deren Erfolg, Reputation<br />
und künstlerischer Glanz maßgeblich zum<br />
Ruhm des Landes beiträgt. Mit der Eröffnung der<br />
„Académie de Peinture et de Sculpture de Cassel“<br />
durch Landgraf Friedrich II. von Hessen Cassel<br />
im Jahr 1777 scheint auch das Verlangen <strong>Pforr</strong>s<br />
nach kreativem Schaffen neue Funken geschlagen<br />
zu haben, denn der bereits Zweiunddreißigjährige<br />
entschließt sich dort als Student einzutreten. 41, 42<br />
Die Fortschritte des lernbegierigen Malers führen<br />
rasch zu Erfolg und einem Preis für ein Stillleben<br />
38 Schmidt, Wilhelm: <strong>Pforr</strong>, <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong>. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB).<br />
Band 25, Leipzig 1887. 39 Von Gerning, <strong>Johann</strong> Isaac: Andenken an den Thiermaler<br />
<strong>Pforr</strong>, In: Der neue Teutsche Merkur, Weimar 1799, S. 252ff. 40 Gipper, Karl,<br />
a. a. O., 2000, S. 101. 41 Ibid. S. 103. 42 Schmidberger, Ekkehard; Richter, Thomas:<br />
Schatzkunst 800 bis 1800. Kunsthandwerk und Plastik der Staatlichen Museen Kassel,<br />
München 2001, S. 354.<br />
bei der ersten Akademieausstellung 1778. 43 Sein<br />
Mentor in Kassel ist der überaus anerkannte<br />
Maler <strong>Johann</strong> Heinrich Tischbein der Ältere, der<br />
gleichzeitig auch Direktor der Akademie ist und<br />
großen Einfluss auf die künstlerische Entwicklung<br />
<strong>Pforr</strong>s hat. 44 Bereits im Jahr 1779, nach vollendeter<br />
Ausbildung, wird <strong>Johann</strong> <strong>Georg</strong> <strong>Pforr</strong> selbst<br />
Mitglied der Kasseler Akademie und ist nun seines<br />
Zeichens ein Künstler, dessen Ruf und Ruhm<br />
nicht unbekannt bleibt und ihm endlich ermöglicht,<br />
seiner großen Leidenschaft nachzugehen. 45<br />
Neben den akademischen Studien in Kassel finden<br />
sich in den Aufzeichnungen aber auch viele<br />
Hinweise auf zahlreiche Besuche des Künstlers in<br />
der landgräflichen Reitschule und des Künstlers<br />
hoch respektierte große reiterliche Begabung, die<br />
die kreative Neigung und Ambition des Pferdemalers<br />
unterstreichen. 46<br />
Frankfurt am Main, die florierende Großstadt,<br />
verspricht dem aufstrebenden Künstler der passende<br />
Ort für berufliche Anerkennung und, damit<br />
einhergehend, auch dringend notwendige<br />
materielle Sicherheit zu sein, sodass <strong>Pforr</strong> sich im<br />
Jahr 1781 entschließt dorthin zu ziehen. 47 Gerade<br />
die erste Zeit scheint jedoch wenig von Erfolg gekrönt,<br />
denn zu schwer ist es, in der fremden Stadt<br />
ohne nennenswerte Verbindungen Bekanntschaft<br />
mit interessierten Auftraggebern zu schließen. Besonders<br />
sind aber die altmodische, überholte Einrichtung<br />
einer Malerzunft in der freien Reichsstadt<br />
und eine durch Zunftmitglieder streng<br />
geregelte und geordnete Struktur für den neuen<br />
Maler in Frankfurt lange Zeit ein Problem. Ausgesprochen<br />
groß scheint die Angst der Zunft vor<br />
allzu großer Konkurrenz durch <strong>Pforr</strong> und führt zu<br />
mehrmaligen Versuchen, den ungebetenen Kasseler<br />
Künstler aus der Stadt auszuweisen. 48 Nur die<br />
explizite Zusicherung <strong>Pforr</strong>s, nicht in einem Fach<br />
der ortsansässigen verbürgten Maler tätig zu sein,<br />
43 Emmerling, Ernst, a. a. O., 1940, S. 508. 44 Ibid. S. 509. 45 Gipper, Karl,<br />
a. a. O., 2000, S. 103. 46 Emmerling, Ernst, a. a. O., 1940, S. 509. 47 Gipper,<br />
Karl, a. a. O., 2000,S. 102. 48 Emmerling, Ernst, a. a. O., 1940, S. 510.<br />
sondern sich auf die Bearbeitung von „ … vorzüglich<br />
der Jagd und Viehstücke … wie der bekannte<br />
Wouwerman …“ zu konzentrieren, verhilft ihm<br />
zur Aufenthaltsgenehmigung und zum hierfür<br />
notwendigen, jährlich neu zu verlängernden Permissionsschein<br />
der Stadt. 49 Der Entschluss, sich<br />
vollkommen der Tier und hier natürlich insbesondere<br />
der geliebten Pferdemalerei zu widmen,<br />
ist jedoch längst gefasst und tief verankert in der<br />
kreativen Empfindung des Malers und wird zeit<br />
seines Lebens Quell und Ursprung großer schöpferischer<br />
Inspiration bleiben.<br />
Nach langen erfolglosen Wochen macht der junge<br />
Künstler an einem sommerlichen Sonntag im Jahr<br />
1781 am idyllischen Forsthaus, einem der liebsten<br />
Ausflugsziele der feinen Frankfurter Gesellschaft<br />
vor den Toren der Stadt, die zufällige Bekanntschaft<br />
mit dem ausgesprochen wohlhabenden<br />
Weinhändler <strong>Johann</strong> Heinrich Lausberg. Die daraus<br />
erwachsene, auf der beiderseitigen Liebe zur<br />
Kunst und zum Pferd basierende Freundschaft mit<br />
dem für seine exquisite Gemäldesammlung und<br />
engagierte Kunstpatronage berühmten Herrn<br />
führt zu ersten Aufträgen des Freundes an <strong>Pforr</strong>. 50<br />
Der als bescheiden, still und zurückhaltend beschriebene<br />
Maler findet nun rasch Anerkennung<br />
in der eng miteinander verwobenen angesehenen<br />
Frankfurter Gesellschaft, deren zahlreiche Aufträge<br />
und Sympathien ihm bald gewiss sind. 51 Der finanzielle<br />
und gesellschaftliche Erfolg ermöglicht<br />
im Jahr 1784 dem nunmehr angesehenen Maler,<br />
die Schwester seines ehemaligen Kasseler Lehrers<br />
und Freundes <strong>Johann</strong> Heinrich Tischbein des<br />
Älteren, <strong>Johann</strong>a Christiane Tischbein, zur Frau<br />
zu nehmen. 52 Die junge Familie des Künstlers<br />
mit den beiden Söhnen <strong>Johann</strong> Heinrich53 und<br />
Franz54 ist gern gesehener Gast in den eleganten<br />
Salons der Frankfurter Familien und erfreut sich<br />
nicht nur aufgrund der künstlerischen Talente<br />
49 Emmerling, Ernst, a. a. O., S. 512. 50 Gwinner, Dr. Friedrich, a. a. O., 1862,<br />
S. 338. 51 Gwinner, Dr. Friedrich, a. a. O., 1862, S. 338. 52 Ibid. S. 339ff.<br />
53 <strong>Johann</strong> Heinrich <strong>Pforr</strong> (geboren 1785) 54 Franz <strong>Pforr</strong> (geboren 1788)<br />
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