Das Reh
Das Reh
Das Reh
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<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong><br />
Dem <strong>Reh</strong> wird wohl, neben dem Eichhörnchen, unter allen einheimischen Wildtieren<br />
von den Kindern am meisten Sympathie entgegengebracht. Fast alle haben<br />
schon <strong>Reh</strong>e gesehen, sie aber in der Regel nur als Fluchttier erlebt. Ihre hervorstechendste<br />
Eigenschaft ist Vorsicht und stete Fluchtbereitschaft Dennoch lassen<br />
sich <strong>Reh</strong>e, sowohl <strong>Reh</strong>geißen wie <strong>Reh</strong>böcke, relativ leicht beobachten, sofern<br />
man sich umsichtig genug verhält.<br />
1. Außere Erscheinung<br />
Körperform<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> ist ein Schlüpfertyp (Gegenteil: Läuferty). Diese Körperform ist bei Tierarten<br />
verbreitet, die dichtbewachsene Gebiete bewohnen. Sie haben einen schmalen<br />
Kopf und einen schmalen Brustkorb, ein kleines Geweih, einen niedrigen<br />
Widerrist (= Schulterhöhe) und eine relativ hohe Kruppe, wodurch die Wirbelsäule<br />
etwas nach oben gewölbt ist. Mit dieser Gestalt kann sich der Schlüpferty mit<br />
Leichtigkeit durch dichtes Unterholz drücken.<br />
In offenen, steppenartigen Gebieten entwickelten sich dagegen die Läufertypen,<br />
zu denen auch der Rothirsch, ein Verwandter des <strong>Reh</strong>es, gehört. Sie haben eine<br />
gerade, waagrechte Wirbelsäule.<br />
Schlüpfertypen sind sehr standorttreu. Sie leben ganzjährig im gleichen Gebiet.<br />
<strong>Das</strong> trifft auch für das <strong>Reh</strong> in hohem Maße zu.<br />
Behaarung<br />
<strong>Reh</strong>e wechseln ihr Fell zweimal imJahr. Der Haarwechsel ins Sommerfell findet<br />
im April- Juni statt und ist recht auffällig. Die Tiere sehen zeitweise sehr struppig<br />
aus. Im Sommer tragen erwachsene <strong>Reh</strong>e ein kurzes, rötlich gefärbtes Fell, das an<br />
den Läufen (= Beinen) und am Unterbauch fast weiß ist. <strong>Das</strong> weiße, langhaarige<br />
Feld um Anus und Genitalien - der Spiegel- ist im Sommer kleiner als im Winter.<br />
Der Übergang ins Winterkleid erfolgt im September/Oktober unauffällg und<br />
schnell.<br />
<strong>Das</strong> Winterfell variiert zwischen verschiedenen Braun- und Grautönen. <strong>Das</strong> Winterhaar<br />
ist länger und dicker als im Sommer. Die einzelnen Haare sind hohl und<br />
mit Luft gefüllt, wodurch die Isolationswirkung erhöht wird. Sie sind spröde und<br />
leicht brüchig.<br />
Im Winter, wenn die <strong>Reh</strong>böcke kein Geweih tragen, kann man die Böcke und<br />
Geißen an der Form des Spiegels unterscheiden. Beim <strong>Reh</strong>bock ist er nierenförmig,<br />
bei der <strong>Reh</strong>geiß herzförmig. <strong>Reh</strong>e haben keinen Schwanz.<br />
<strong>Reh</strong>kitze tragen ein weiß getüpfeltes Kinderkleid, das sie in ihren Verstecken sehr<br />
gut tarnt. Mit der Zeit verblassen die Flecken und verschwinden mit dem ersten<br />
Haarwechsel ins Winterkleid völlg.<br />
Extremitäten<br />
Die Läufe (= Beine) des <strong>Reh</strong>s sind hoch und schlank. Es hat sehr kleine Schalen<br />
(= Hufe), die in weichem Grund einen herzförmigen Abdruck hinterlassen. Beim<br />
ruhig ziehenden (= gehenden) <strong>Reh</strong> drücken sich die Mterklauen, das sind die<br />
2. und die 5. Zehe, nicht ab. Sie werden nur in der Fährte des flüchtigen Tieres<br />
sichtbar.<br />
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Informatìonstei<br />
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Arbeitsblatt 1<br />
Kapitel 4<br />
Lebenaum<br />
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Arbeitsblatt 1<br />
Arbeitsblatt 2<br />
73
<strong>Reh</strong><br />
Informatìonsteìl<br />
Arbeitsblatt 8<br />
Kapitel 7:<br />
Sinnesleistungen<br />
und ihre Funktionen<br />
Kapitel 4.'<br />
Lebenaum<br />
74<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> ist ein Meister der kurzen Fluchten ins nahe Versteck. Für den schnellen<br />
Start sind seine schlanken Läufe mit der starken Hinterbeinmuskulatur besonders<br />
geeignet. Hingegen ermöglichen die geringe Lungenkapazität und Herzleistung<br />
keine Fluchten über lange Strecken.<br />
Die Schalen (= Hufe) sind wichtige Werkzeuge und dienen nicht nur der Fortbewegung:<br />
- Mit den Schalen kann das <strong>Reh</strong> Nahrung unter der Schneedecke hervorscharren.<br />
- <strong>Reh</strong>geißen schlagen mit den Läufen, wenn sie untereinander Streitigkeiten<br />
haben oder ihre jungen gegen einen Hund oder Fuchs verteidigen<br />
müssen. Die scharfen Schalenränder sind dabei empfindlich<br />
zu spüren.<br />
- In der Schalenregion befinden sich verschiedene Duftorgane, die<br />
für die Verständigung unter den Artgenossen sehr bedeutungsvoll<br />
sind.<br />
Wo im Winter viel Schnee fällt, hat das <strong>Reh</strong> mit seinen schlanken Läufen und<br />
kleinen Schalen ziemlich Mühe: es sinkt tief im Schnee ein. Für ein <strong>Reh</strong> ist es<br />
auch nicht einfach, mit den zierlichen Läufen Schnee wegzuscharren, wenn er<br />
verharscht ist.<br />
Gebiß<br />
<strong>Reh</strong>e haben ein Wiederkäuergebiß mit insgesamt 32 Zähnen beim erwachsenen<br />
Tier. Sie besitzen nur im Unterkiefer Schneidezähne. Es sind insgesamt 8 Stück,<br />
da je ein Eckzahn zu einem weiteren Schneidezahn umgebildet ist. Im Oberkiefer<br />
befindet sich an ihrer Stelle eine harte, elastische Hautschwiele. <strong>Reh</strong>e können<br />
deshalb die Nahrung nicht glatt abbeißen, sondern quetschen und reißen sie ab.<br />
Dadurch entstehen an Trieben und Zweigen ausgefaserte Trennstellen. Im Gegensatz<br />
zum <strong>Reh</strong> hinterlassen Hasen eine glatte Bißstelle. Mit den übrigen Zähnen<br />
(3 Vorbackenzähne und 3 Backenzähneje Kieferhälfte) kann das <strong>Reh</strong> die<br />
Nahrung zermahlen und zerkleinern.<br />
2. Verwandtschaft<br />
Ordnung: Paarhufer weitere Gruppen:<br />
Unterordnung: Wiederkäuer<br />
(z. B. <strong>Reh</strong>, Rothirsch,<br />
Rind, Gemse)<br />
Teilordnung: Stirwaffenträger<br />
Familie: Hirsche (Geweihträger )<br />
(z. B. <strong>Reh</strong>, Rothirsch)<br />
Unterfamilie: Trughirsche<br />
(z. B. <strong>Reh</strong>)<br />
Nich twederkäuer<br />
(z. B. Schwein)<br />
Hornträger<br />
(z. B. Rind, Gemse)<br />
Echte Hirsche<br />
(z. B. Rothirsch)<br />
Gattung: <strong>Reh</strong> Weißwedelhirsche<br />
Art: <strong>Reh</strong><br />
(Capreolus capreolus)<br />
Unterart: Europäisches <strong>Reh</strong><br />
(C.c.capreolus)<br />
Sibirisches <strong>Reh</strong>,<br />
Chinesisches <strong>Reh</strong>
3. Verhreitung<br />
<strong>Das</strong> Europäische <strong>Reh</strong> kommt fast in ganz Westeuropa vor, vom Meeresniveau bis<br />
etwa 2400 m Ü. M. im Alpenraum. In den skandinavischen Ländern breitet sich<br />
das <strong>Reh</strong> noch aus. Die östlich angrenzenden Gebiete werden von einer anderen<br />
Unterart, dem Sibirischen <strong>Reh</strong>, bewohnt.<br />
4. Lebensraum<br />
<strong>Reh</strong>e leben recht standorttreu und halten sich, wo dies möglich ist, im Sommer<br />
und im Winter im gleichen Gebiet auf. Anders ist die Situation im Alpenraum, wo<br />
<strong>Reh</strong>e im Sommer auch höhere Gebiete besiedeln, im Winter dagegen wegen des<br />
Schnees talwärts wandern. Eine Studie aus dem schweizerischen Voralpenraum<br />
zeigt, daß <strong>Reh</strong>e zwischen ihren dortigen Sommer- und Wintereinständen bis zu<br />
4,5 km und 660 m Höhenunterschied zurücklegen. Wo nötig, können sich also<br />
auch <strong>Reh</strong>e durch kurze Wanderungen der veränderten Situation anpassen.<br />
Solange Europa noch dicht bewaldet war, gab es <strong>Reh</strong>e zwar überall, doch nur in<br />
geringer AnzahL. In diesen düsteren, geschlossenen Wäldern stand dem Schlüpfer-<br />
typ <strong>Reh</strong> zwar genügend Deckung zur Verfügung, doch fehlte es weitgehend an<br />
Kräutern, Gräsern und frischen Trieben, der beliebten Sommernahrung. Erst als<br />
der Mensch in größerem Umfang Wald rodete und die landwirtschaftlich genutzten<br />
Flächen vergrößerte, entstand eine für <strong>Reh</strong>e sehr günstige Kulturlandschaft:<br />
Auf kleinen Flächen wurden verschiedene Kulturpflanzen angebaut. An den Akkersäumen<br />
und auf vorübergehend nicht bestelltem Ackerland (Brachen) gediehen<br />
unzählige Wildkräuter. Hier fanden <strong>Reh</strong>e - und mit ihnen viele andere<br />
Tierarten - ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Waldränder mit Gebüschsäumen,<br />
dicht bewachsene Bachläufe, Hecken und Feldgehölze gliederten das offene Kulturland<br />
in kleine Kammern, boten Deckung zum Wiederkäuen und Ruhen und<br />
die notwendige Winternahrung in Form von Trieben, Knospen und Zweigen verschiedenster<br />
Sträucher undjungbäume. Falls Gefahr drohte, konnten sich die<br />
<strong>Reh</strong>e schnell in die nächste Deckung "drücken)).<br />
Die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft schuf mit dem Anbau von<br />
Monokulturen und der Ausräumung der Landschaft zum leichteren Einsatz von<br />
Maschinen einen neuen Landschaftstyp. Auch die <strong>Reh</strong>e mußten sich an die neue<br />
Situation gewöhnen. Nach dem Abernten der Wiesen und Felder, z.B. von<br />
Heugras oder Getreide, fehlt es ihnen von einem Tag auf den andern plötzlich an<br />
guter Deckung ("Ernteschocb).<br />
Die Verwendung von Giften, vor allem Herbiziden (Unkrautvertilgungsmitteln),<br />
schmälert auch das Äsungsangebot in hohem Maße. Gebietsweise entwickelte sich<br />
in diesem neuen Lebensraum-Typ auch ein neuer <strong>Reh</strong>-Typ: das Feldreh.<br />
Auch vor Waldrändern, wegen ihrer ursprünglichen Vielfältigkeit an Nahrung<br />
und Deckung schon immer beliebte Aufenthaltsorte der <strong>Reh</strong>e, machte die<br />
moderne Entwicklung nicht Halt. Zahlreiche Waldränder wurden begradigt, der<br />
Gebüschsaum wurde entfernt und der angrenzende Wildkräuterstreifen in gedüngte<br />
Fettwiese oder Ackerland umgewandelt.<br />
Liegeplätze<br />
Zum Wiederkäuen der Nahrung und zum Ausruhen sucht das <strong>Reh</strong> geeignete<br />
Stellen in seinem Streifgebiet auf. Sie müssen dem liegenden Tier eine weite Sicht<br />
über das umliegende Gelände ermöglichen, damit es Störungen und Feinde frühzeitig<br />
erkennen und sich falls nötig durch stillen Rückzug oder Flucht in die<br />
nächste Deckung einer Begegnung entziehen kann. Obwohl das Gelände für das<br />
<strong>Reh</strong> gut einsehbar sein muß, sollte es selbst nicht gesehen werden. Solche Bedin-<br />
<strong>Reh</strong><br />
Informatìonsteil<br />
Arbeitsblatt 3<br />
Kapitel 6:<br />
Verdauungsphysiologie<br />
Kapitel 10:<br />
Eine besondere Anpassung:<br />
das Feldreh<br />
Beitrag.'<br />
Lebenaum Wald<br />
(Arbeitsblatt 5)<br />
75
<strong>Reh</strong><br />
Informatìonsteil<br />
76<br />
gun gen finden <strong>Reh</strong>e besonders an großen Hangterrassen oder an Kuppenrändern.<br />
Deshalb findet man hier die meisten Liegeplätze von <strong>Reh</strong>en.<br />
Wie sieht ein Liegeplatz aus?<br />
Am deutlichsten erkennbar ist ein Liegeplatz im Schnee. Der Körper hinterläßt<br />
einen nierenförmigen Abdruck. Bevor sich ein <strong>Reh</strong> niederläßt, scharrt es die<br />
Stelle von Zweigen und Blättern frei. Diese Scharrspuren sind ebenfalls deutlich<br />
zu sehen. Sie helfen, neben der Größe des Abdruckes, Liegeplätze von <strong>Reh</strong> und<br />
Rothirsch zu unterscheiden: Der Rothirsch legt seinen Platz nicht frei.<br />
Häufig findet man Losung (= Kot) und Urinspuren, die ein Tier nach dem Aufstehen<br />
absetzt.<br />
5. Verdauungsphysiologie<br />
<strong>Reh</strong>e gehören, wie Rothirsch, Steinbock und Gemse, zu den Wiederkäuern. Ihr<br />
besonderes Magensystem erlaubt eine gründliche Verdauung der zellulosereichen<br />
und darum eher schwerverdaulichen Nahrung.<br />
Wie sieht ein Wiederkäuermagen aus?<br />
Pansen, Netzmagen und Blättermagen sind sogenannte Vormägen, der eigentliche<br />
Drüsenmagen ist der Labmagen. Der Pansen ist der größte Teil dieses<br />
Magensystems und faßt beim <strong>Reh</strong> etwa 3 Liter, das sind ungefähr 6 Prozent seines<br />
Körpervolumens. Verglichen mit dem Pansen eines Rothirsches, der etwa<br />
15 Prozent seines Körpervolumens ausmacht, besitzt der <strong>Reh</strong>pansen also nur ein<br />
geringes Fassungsvermögen.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> kann somit beijeder Mahlzeit (= Äsungsperiode) nur wenig Nahrung aufnehmen,<br />
entsprechend häufig muß es seinen Magen füllen. Die Anzahl Äsungsperioden<br />
- bis 10 pro Tag - ist stark abhängig von der Nahrungsqualität: Leicht<br />
verdauliches Futter durchläuft das Magensystem schneller.<br />
Im Pansen befinden sich verschiedene Bakterienarten, die den Nahrungsbrei vorverdauen.<br />
Die mengenmäßige Zusammensetzung dieser Bakterien richtet sich<br />
nach der Qualität der Nahrung. Da sie im Sommerhalbjahr leichter verdaulich ist,<br />
im Winterhalbjahr dagegen grob und schwerer verdaulich, ändert sich auch der<br />
Anteil der einzelnen Bakterienarten. Die Bakterien gelangen mit dem Nahrungsbrei<br />
in den Labmagen, wo sie verdaut werden und dabei hochwertiges Eiweiß für<br />
das <strong>Reh</strong> liefern.<br />
V orteIle des Wiederkäuens<br />
1. Rasche Nahgsaufnahe<br />
Wildwiederkäuer haben im allgemeinen recht viele Feinde. Folglich müssen sie<br />
ständig bereit sein zu flehen. Da sie zum Fressen oft die schützende Deckung verlassen<br />
müssen, ist eine Verkürzung der Freßzeit also von VorteiL. <strong>Das</strong> abgerissene<br />
Futter wird darum nur kurz zerkaut und dann geschluckt.<br />
2. Volltändige Verdauung<br />
Würde sich an die rasche Nahrungsaufnahme nicht der Vorgang des Wiederkäuens<br />
anschließen, könnte das Tier die gefressenen Pflanzen teile kaum verdauen,<br />
weil die Nahrung viel zu grob wäre.<br />
<strong>Das</strong> Wiederkäuen ermöglicht nun beides: kurze Zeit der Nahrungsaufnahme und<br />
vollständige Verdauung im Magensystem.<br />
Wodurch wid das Wiederkäuen gesteuert?<br />
Der Vorgang des Wiederkäuens beginnt, wenn der Pansen mit einer Mindestmen-
ge Futter gefüllt ist. Denn das Hochwürgen der Portionen wird über einen mechanischen<br />
Reiz grober Nahrungsteile an einer empfindlichen Stelle der Pansenwand<br />
erreicht: Der Pansen zieht sich nahe am Schlund reflexartig zusammen und<br />
preßt einen Nahrungsklumpen ins Maul zurück. Sobald der Pansen zu wenig<br />
gefüllt ist, kann die Nahrung die empfindliche Stelle nicht mehr reizen. Damit<br />
wird der ganze Verdauungsvorgang unterbrochen.<br />
Wodurch wird das Wiederkäuen blockiert?<br />
1. Nahrungsmangel<br />
Findet ein <strong>Reh</strong> nicht genügend Futter, um seinen Pansen zu füllen, kann der Verdauungsvorgang<br />
nicht einsetzten. Die empfindliche Stelle wird nicht gereizt, das<br />
Futter bleibt im Pansen liegen.<br />
2. Zu wenig Ballaststoffe<br />
<strong>Das</strong> gleiche geschieht, wenn das Futter nicht genügend grobe Teile enthält, die<br />
den mechanischen Reiz zum Hochwürgen des Futters auslösen könnten. <strong>Das</strong><br />
Futter bleibt darum im Pansen liegen, beginnt zu gären und bewirkt schwere Verdauungsstörungen,<br />
die nicht selten zum Tod führen.<br />
3. Zu wenig Ruhe<br />
Wird ein Tier während des Wiederkäuens wiederholt gestört, kann der komplizierte<br />
Weg der Nahrung durch das Magensystem ebenfalls unterbrochen werden.<br />
Auch dies kann zu Verdauungsstörungen verschiedenen Ausmaßes führen. Deshalb<br />
ist die Bedeutung ruhiger Liegeplätze nicht zu unterschätzen.<br />
6. Ernährung<br />
Die Qualität der Nahrung spielt, neben dem mengenmäßigen Angebot, beim<br />
<strong>Reh</strong>wild eine besonders wichtige Rolle. Nach einem allgemein gültigen Gesetz<br />
haben kleine Tiere einen größeren Energieumsatz als größere. Als Wiederkäuer<br />
kann das <strong>Reh</strong> den höheren Energieaufwand nicht einfach durch mehr Nahrungsaufnahme<br />
wettmachen. Erstens ist das Fassungsvermögen seines Pansens recht<br />
klein und zweitens muß er erst durch den Vorgang des Wiederkäuens geleert<br />
werden, bevor er wieder gefüllt werden kann. Die Geschwindigkeit, mit welcher<br />
die Nahrung das Magensystem durchläuft, ist abhängig von deren Verdaulichkeit.<br />
Sie ist hoch, wenn die Äsung faserarm und eiweißreich ist.<br />
Deshalb sucht sich das <strong>Reh</strong> seine Äsung sehr wählerisch aus: es nascht. Ab Frühjahr,<br />
wenn die Bedingungen besonders günstig sind, sucht es sich nur die verdaulichsten<br />
und nährstoffreichsten Pflanzen und Pflanzenteile aus. Dazu gehören<br />
frische Triebe und Knospen von Sträuchern und jungen Bäumen, Kräuter, junge<br />
Gräser und junge Kulturpflanzen. In diese nährstoffreiche Zeit fallen auch die<br />
energieaufwendigsten Phasen für das <strong>Reh</strong> im Verlauf eines jahres: die Geburt der<br />
Kitze und deren Aufzucht (Mai - juni) und die Brunft (Juli - August).<br />
Im Verlauf des Sommers ändert sich nicht nur der Anteil der verschiedenen Pflanzengruppen<br />
in der <strong>Reh</strong>nahrung, sondern auch die Beliebtheit bestimmter Pflanzenarten,<br />
denn die Pflanzen ändern sich ja im jahresverlauf stark: Sie wachsen,<br />
blühen, bilden Früchte, werden zäh, sterben ab oder bilden neue Knospen. Ab<br />
Herbst beginnt sich der Pansen auf die zäher werdende Nahrung umzustellen: Er<br />
ändert seine Innenstruktur, und die Bakterienzusammensetzung paßt sich an. Auf<br />
den Nahrungsengpaß im Winter reagiert das <strong>Reh</strong> zusätzlich, indem sich der<br />
Pansen etwas verkleinert.<br />
Voraussetzung für die Befriedigung der hohen Ernährungsansprüche dieser<br />
Tierart ist ein vielfältiges Nahrungsangebot. Möglichkeiten, wie der Mensch das<br />
Nahrungsangebot für die <strong>Reh</strong>e während des ganzen jahres verbessern könnte,<br />
werden später gezeigt.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Informationsteil<br />
Kapitel 6.'<br />
Ernährung<br />
Kapitel 4.'<br />
Lebenaum<br />
Kapitel 5:<br />
Verdauungsphysiologie<br />
Glossar:<br />
Energieumsatz und<br />
K6rergröße<br />
Kapitel 12:<br />
Schutzmaßnahmen<br />
und Hege<br />
77
<strong>Reh</strong><br />
Informationsteil<br />
Arbeitsblatt 8<br />
Kapitel 9:<br />
Farpjlanzung<br />
78<br />
7. Sinnesleistungen und ihre Funktionen:<br />
Feindwahrnehmung und Kommunikation<br />
<strong>Reh</strong>e leben vorwegend in unübersichtlichen Gebieten, etwa in Waldsäumen und<br />
Feldgehölzen. Dadurch ist eine Verständigung durch optische Signale eher<br />
schwierig, akustische und geruchliche Informationen eignen sich dagegen viel<br />
besser.<br />
Dementsprechend verfügt das <strong>Reh</strong> über ein ausgezeichnetes Gehör und eine<br />
feine Nase. Bewegungen nehmen <strong>Reh</strong>e zwar sofort wahr, einen ruhig dastehenden,<br />
unauffälligen Beobachter sehen sie dagegen kaum.<br />
Die empfindlichen Organe Gehör und Nase erfüllen zwei wichtige Funktionen:<br />
1. Sie dienen zur Wahrnehmung von Störungen und Feinden. Bevor<br />
ein <strong>Reh</strong> die schützende Deckung verläßt, prüft es erst mit der Nase<br />
im Wind, ob "die Luft rein ist)). Bei den ersten zögernden Schritten<br />
ins Freie wirkt das Tier äußerst wach, jederzeit bereit, wieder in die<br />
Deckung zu verschwinden. Die Ohrmuscheln suchen, gleich kleinen<br />
Radarschirmen, die Umgebung nach verdächtigen Geräuschen ab.<br />
Auf diese Weise "sichert)) das <strong>Reh</strong>. Erst wenn es sich sicher fühlt, entspannt<br />
es sich und beginnt zu äsen.<br />
Wie wichtig Gehör und Nase zur Prüfung der Umgebung für das <strong>Reh</strong> sind, ist<br />
auch daran zu erkennen, daß es bei böigem Wetter gar nicht aus der Deckung<br />
herauskommt, besonders dann, wenn sich die Windrichtung häufig ändert. In diesem<br />
Fall kann das <strong>Reh</strong> wahrgenommene Düfte nicht lokalisieren, was es sehr verunsichert.<br />
Und aus der Menge der vom Wind erzeugten Geräusche kann es die_<br />
entscheidenden nicht mehr herausfiltern.<br />
2. Lautäußerungen und Gerüche dienen der Verständigung der <strong>Reh</strong>e<br />
untereinander.<br />
Mit Fiepen verständigen sich <strong>Reh</strong>geiß und Kitz, z. B. wenn das Kitz gesäugt<br />
werden wil. Während der Brunft locken damit brunftige Geißen auch die Böcke<br />
an.<br />
Sieht oder vernimmt das <strong>Reh</strong> etwas, ohne die Ursache dieser Störung zu erkennen,<br />
so schreckt es manchmaL. <strong>Das</strong> Schrecken ähnelt stark dem Bellen eines<br />
Hundes.<br />
Der Angstschrei klingt wie ein gellendes "Piiiäh)). <strong>Das</strong> Keuchen des Bockes ist ein<br />
Zeichen für seine Erregung. Es ist besonders während der Brunft zu hören.<br />
Ein großer Teil der sozialen Verständigung läuft über die Ausscheidungsprodukte<br />
verschiedener Hautdrüsen. An manchen Körperstellen kommen die Duftdrüsen<br />
gehäuft vor und bilden eigentliche Duftorgane (z. B. zwischen den Hufen der<br />
Hinterbeine, an den Hinterbeinen selbst und auf Stirn und Wangen des <strong>Reh</strong>bokkes).<br />
Die Aktivität dieser Hautdrüsen ist mit dem Hormonhaushalt eng gekoppelt,<br />
der den Fortpflanzungszyklus von Bock und Geiß regelt. Zur Paarungszeit spielen<br />
sie zur Verständigung der Sozialpartner eine wichtige Rolle.<br />
Drüsen und ihre Wirkstoffe<br />
1. Böcke markieren ihre Territorien, indem sie Baumstämmchen und Sträucher<br />
mit dem Geweih bearbeiten und das Sekret ihrer Stirn- und Wangendrüsen daran<br />
abstreifen. So können sie viele kräfteraubende Kämpfe vermeiden ("Hausnummen)).
2. Böcke und Geißen finden sich leichter zur Fortpflanzungszeit. Die Drüsen zwischen<br />
den Hufen der <strong>Reh</strong>geiß sind dann besonders aktiv und hinterlassen eine<br />
Duftspur auf dem Boden, an Gräsern und Sträuchern. Dieser Spur kann der <strong>Reh</strong>bock<br />
folgen, wie ein Hund einer Fährte.<br />
3. Flüchtende <strong>Reh</strong>e hinterlassen an ihrer Absprungstelle ein Warnsignal mit der<br />
Bedeutung: "Achtung, hier Gefahr!)) Nachfolgende <strong>Reh</strong>e flüchten oft an der gleichen<br />
Stelle.<br />
8. Geweihaufbau und Geweihzyklus<br />
Was ist ein Geweih?<br />
<strong>Das</strong> Geweih sitzt auf kurzen Stirnbeinfortsätzen und wird aus Knochensubstanz gebildet.<br />
Alle männlichen Vertreter der Familie der Hirsche tragen ein Geweih (Ausnahme:<br />
Beim Ren tragen auch die Weibchen ein Geweih). Es wird jedes jahr<br />
abgeworfen und anschließend innerhalb weniger Monate neu gebildet. Die neue<br />
Substanz wird an den Geweihspitzen angelagert, nicht an der Basis.<br />
Im Gegensatz dazu bleiben Hörner, z.B. bei Steinbock und Gemse, zeitlebens auf<br />
dem Kopf ihrer Träger und werden jedes jahr von der Außenhaut her an der<br />
Hornbasis um einen weiteren Ring verlängert.<br />
Wozu dient das Geweih beim <strong>Reh</strong>bock<br />
<strong>Das</strong> Geweih ist in erster Linie eine Waffe. Sie wird eingesetzt zur Verteidigung<br />
gegen Feinde, hat aber noch größere Bedeutung vor und während der Brunft bei<br />
Auseinandersetzungen mit Rivalen um Territorium (<strong>Reh</strong>) oder Brunftrudel (Rothirsch)<br />
.<br />
Zur Markierung seines Brunftterritoriums schlägt der <strong>Reh</strong>bock mit seinem<br />
Geweih Baumstämmchen, besonders entlang seiner Territoriumsgrenzen, mit<br />
dem Geweih und reibt Drüsensekrete auf die Schlagstellen. Diese optisch und für<br />
<strong>Reh</strong>e geruchlich auffällgen Markierungen wirken wie ein Zaun um ein Privatgelände.<br />
Ein fremder Bock erkennt daran, daß das Gebiet bereits besetzt ist und<br />
gegen Eindringlinge verteidigt wird. Falls er sich hineinwagt, muß er mit einem<br />
Angriff rechnen. In benachbarten Territorien respektieren die Inhaber die<br />
Grenzen. Sie erkennen sich am Geruch und beschränken sich darauf, die Markierungen<br />
immer wieder zu erneuern ("Hausnummer))). Die Rinde solchermaßen<br />
bearbeiteter Bäumchen wird verletzt, und die Pflanzen sterben ab. Wo viele<br />
Böcke leben und dementsprechend viel markiert wird, kann es zu empfindlichen<br />
Ausfällen an Forstpflanzen kommen.<br />
Ist das Geweih ein Rangabzeichen?<br />
Aus Beobachtungen in Gehegen weiß man heute, daß der Rang, den ein Bock innerhalb<br />
einer Gruppe besetzt, das Geweihwachstum stark beeinflußt. Ein hoher<br />
Rang fördert die Wachstumsgeschwindigkeit und die Stärke des Geweihes.<br />
Der Geweihzyklus beim <strong>Reh</strong>bock<br />
Der <strong>Reh</strong>bock wirft sein Geweih im Herbst ab und baut über den Winter ein neues<br />
auf. <strong>Das</strong> neue Geweih wächst in einem behaarten, blutgefäß- und nervenreichen<br />
Hautüberzug ( = Bast). Zuerst besteht das neu angelagerte Geweihstück aus<br />
Knorpel und wird anschließend durch Einlagerung von Kalk verknöchert. Die<br />
Nährstoffe zum Aufbau werden über die Blutgefäße in der Basthaut zugeführt.<br />
Ist das Geweih im Frühjahr fertig aufgebaut und vollständig verknöchert, vertrocknet<br />
die Basthaut. Durch Reiben an Zweigen und Stämmchen (= Fegen) entfernt<br />
der Bock die nun überflüssig gewordene Haut, er verfegt. Nun steht ihm das<br />
Geweih bei der Verteidigung eines Territoriums zur Verfügung.<br />
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Informationstei<br />
Arbeitsblatt 1<br />
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Arbeitsblatt 5<br />
Kapitel 9,'<br />
Farpjlanzung<br />
79
<strong>Reh</strong><br />
Informationsteil<br />
Arbeitsblatt 3<br />
Arbeitsblatt 7<br />
Kapitel 7,'<br />
Sinnesleitungen und ihre<br />
Funktionen<br />
80<br />
Im Herbst beginnt allmählich die Entkalkung der Nahtstelle, wo das Geweih auf<br />
den Stirnbeinfortsätzen aufsitzt. Die Stangen lockern sich und fallen schließlich<br />
ab.<br />
Störungen beim Geweihaufbau<br />
Während des Wachstums auftretende Störungen des Hormonhaushalts oder Verletzungen<br />
des unfertigen Geweihs im Bast führen zu regelwidrigen Geweihformen.<br />
Schlecht ernährte, kranke und stark von Parasiten befallene Böcke schieben nur<br />
kümmerliche Knöpfe oder manchmal schwache, gedrehte Stangen. Dies ist oft<br />
ein Zeichen für zu hohe <strong>Reh</strong>bestände und schlechte Nahrungsgrundlagen in<br />
einem jagdrevier.<br />
Verletzungen des noch weichen Geweihs führen zu vielendigen Formen. Ein<br />
Bruch einer Baststange verheilt zwar, doch wächst sie meist schief an. Böcke mit<br />
solchen Geweihen können jedoch im nächstfolgenden Zyklus wieder ganz<br />
normale Geweihe schieben.<br />
9. Fortpflanzung und soziale Organisation<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> lebt nicht ganzjährig in einer bestimmten sozialen Form. Sie wird je nach<br />
den biologischen Bedürfnissen gewählt. Den Winter über leben die <strong>Reh</strong>e eher gesellig<br />
in mehr oder weniger großen Gruppen, die sich im Frühjahr wieder auflösen.<br />
Die <strong>Reh</strong>geißen besetzen kurz vor dem Geburtstermin Territorien, die sie gegen<br />
Geschlechtsgenossinnen verteidigen. Erst wenn die kleinen Kitze ihren Müttern<br />
folgen können, werden diese Setzterritorien aufgegeben.<br />
<strong>Reh</strong>böcke erkämpfen Brunftterritorien, in denen sie nur Geißen dulden. Nach<br />
der Brunft lösen sich diese Territorien allmählich wieder auf, und die <strong>Reh</strong>e leben<br />
wieder gesellger.<br />
Bildung von Brunftterritorien<br />
Mitte März bis Mitte Mai lösen sich die großen Wintersprünge (Rudel) auf, und<br />
die starken Böcke beginnen, Territorien gegen andere Interessenten zu verteidigen.<br />
Bis zur Brunftzeit sind die Reviergrenzen unter benachbarten Böcken<br />
bekannt. Kämpfe sind nur noch selten notwendig, etwa wenn ein Territoriumsbesitzer<br />
umkommt oder ein anderer aus seinem Territorium vertrieben wird. Die<br />
Böcke können sich darauf beschränken, ihre Territorien regelmäßig mit den Sekreten<br />
ihrer Stirn- und Wangendrüsen zu markieren. Sie können also die Energie<br />
für das bald folgende Brunftgeschehen sparen.<br />
Brutverhalten<br />
Die Paarung zwischen <strong>Reh</strong>bock und <strong>Reh</strong>geiß beginnt mit einem Vorspiel, dem<br />
"Treiben)). In rasanten Fluchten stürmt die Geiß durch das Gelände, immer dicht<br />
gefolgt vom Bock. Dabei läßt der Bock oft ein hohles ))Keuchen" hören. Diese<br />
Phase kann ganz verschieden lang dauern. Gegen Ende fällt die Geiß in eine langsamere<br />
Gangart. Der Bock hält mit ausgestrecktem Hals und Kopf Riechkontakt<br />
zur Geiß, die in dieser Phase immer wieder Fieplaute ausstößt. Auf dieses Treiben<br />
folgt die Paarung.<br />
Verlängerte Tragzeit - Anpassung an eine wechselnde Umwelt<br />
Obwohl die Brunft (= Paarungszeit) des <strong>Reh</strong>wildes mitten im Sommer stattfndet,<br />
werden die Kitze erst im darauffolgenden Frühjahr (Mai/juni) gesetzt. Die Tragzeit<br />
beträgt also etwa 9 % Monate. Im allgemeinen ist die Länge der Tragzeit von
der Körpergröße der Tierart abhängig. Die Entwcklung vom befruchteten Ei zum<br />
geburtsfähigenjungtier dauert z. B. beim Rothirsch etwa 7 % Monate. Beim <strong>Reh</strong><br />
wären entsprechend seiner Körpergröße dafür 4 - 5 Monate ausreichend. <strong>Das</strong><br />
würde aber bedeuten, daß - bei Brunft im Sommer - die Kitze in den unwirtlichsten<br />
Monaten des jahres - im Winter - geboren würden und natürlich keinerlei<br />
Überlebenschancen hätten. Weshalb die Brunft nicht, wie beim Steinbock, im<br />
Winter stattfnden kann, hängt mit den besonderen Äsungsansprüchen der <strong>Reh</strong>e<br />
zusammen.<br />
Vom befruchteten Ei zum Kitz - mit Verzögerung<br />
Sobald die Eizelle befruchtet wird, beginnt sie sich zu teilen, bis ein kugeliger Zellhaufen<br />
entstanden ist. Dieser formt sich zu einer mit Flüssigkeit gefüllten Hohlkugel,<br />
dem ))Keimbläschen". Statt sich nun anschließend in die Gebärmutterwand<br />
einzunisten, wie dies normalerweise bei Säugetieren der Fall ist, bleiben die Keimbläschen<br />
frei beweglich und wachsen nur sehr sehr langsam. Erst ab Ende Dezember<br />
pflanzen sie sich in die Gebärmutterwand ein und entwickeln sich in etwa<br />
4 % Monaten zum geburtsreifenjungtier. Dieser Vorgang wird "verzögerte Implantation))<br />
(Einpflanzung) der Keimbläschen oder "Eiruhe)) genannt. Was ausschlaggebend<br />
ist, damit sich ein Keimbläschen zum richtigen Zeitpunkt in die<br />
Gebärmutterwand einnistet, ist auch heute noch unbekannt.<br />
Auch bei anderen Tierarten, wie etwa dem Dachs, dem Baum- und dem Steinmarder,<br />
hat sich diese verzögerte Implantation entwckelt. Bei allen wird so garantiert,<br />
daß die Paarung zu einer günstigen jahreszeit erfolgt und die jungen<br />
trotzdem in der für sie optimalen jahreszeit zur Welt kommen.<br />
Im Mai/juni ist das Wetter im allgemeinen so mild, daß die neugeborenen Kitze<br />
weder durch Nässe noch durch Kälte gefährdet sind. Die bereits weit entwckelte<br />
Pflanzendecke bietet gute Deckung gegen F~inde und ausreichend Schutz vor<br />
Witterung. Leicht verdauliche Nahrung im Uberfluß hilft der <strong>Reh</strong>mutter, den<br />
hohen Energiebedarffür das Säugen der Kitze zu decken. Die Kitze haben nun<br />
noch den ganzen Sommer vor sich, um Kräfte für ihren ersten Winter zu<br />
sammeln.<br />
Setzzeit(Mai/Juni)<br />
Schon einige Wochen vor der Geburt besetzen die trächtigen Geißen kleine<br />
Gebiete, die sich minimal mit Bockterritorien überschneiden können, gegen Geschlechtsgenossinnenjedoch<br />
strikt verteidigt werden. Es sind Gebiete, die besonders<br />
reich an Äsung für die <strong>Reh</strong>geiß und Deckung für die jungtiere sind. Wo dies<br />
möglich ist, werden Heugraswiesen oder auch Getreidefelder bevorzugt, wo die<br />
langen Halme Sichtschutz nach allen Seiten bieten. Hier werden die Kitze, häufig<br />
zwei, geboren. Die <strong>Reh</strong>geiß frißt nach der Geburt die Embryonalhüllen und leckt<br />
das ausgeflossene Fruchtwasser auf. Somit wird alles, was über den Geruch Freßfeinde<br />
anlocken könnte, aus der Nähe der Kitze entfernt. Die Kitze selbst haben<br />
anfangs noch keinen Eigengeruch und würden von Freßfeinden, z.B. dem Fuchs,<br />
höchstens zufällig gefunden. <strong>Das</strong> getüpfelte Kinderkleid macht ruhig liegende<br />
<strong>Reh</strong>kitze auch nach oben praktisch unsichtbar. Nur zum Säugen sucht die<br />
<strong>Reh</strong>geiß ihre Kitze auf. Sind sie satt und ihr Fell ist ordentlich sauber geleckt, verläßt<br />
sie ihre Kinder wieder, die sich erneut niederlegen und sich völlig stil verhalten.<br />
Bei Gefahr flüchtet das <strong>Reh</strong>kitz nicht, sondern duckt sich nur flach auf die Erde.<br />
Dieses Verhalten dient der Feindvermeidung, kann aber auch tödliche Folgen<br />
haben, wenn die Mähmaschine naht. Kitze flüchten erst im Alter von 2 - 4 Wochen,<br />
<strong>Reh</strong><br />
Informationsteil<br />
Kapitel 6,'<br />
Ernährung<br />
Arbeitsblatt 7<br />
Beitrag.'<br />
Der Dachs<br />
81
<strong>Reh</strong><br />
Informationsteil<br />
Arbeitsblatt 9<br />
Wer also zufällig ein <strong>Reh</strong>kitz alleine findet, sollte es an seinem Platz liegen lassen<br />
oder, falls es gefährdet ist, vorsichtig mit einigen Büscheln Gras an einer geeigneteren<br />
Stelle hinlegen und sich ruhig entfernen. Die <strong>Reh</strong>mutter ist sicher nicht<br />
weit und kümmert sich um das Kitz.<br />
Kapitel 11,'<br />
Todesursachen Mutter-Kid-Verhalten<br />
Bei Huftieren, die in Rudeln oder Herden leben, z. B. Gemsen, kennt die Mutter<br />
ihr Kind schon nach kurzer Zeit. Dadurch ist die Gefahr der Verwechslung sehr<br />
gering. Anders ist es beim <strong>Reh</strong>. Geiß und Kitz benötigen etwa 3 - 4 Wochen, bis<br />
sie einander sicher erkennen. In dieser langen Zeit schützt nur die strikte Aufteilung<br />
eines Gebietes unter den <strong>Reh</strong>geißen vor einer Verwechslung.<br />
82<br />
10. Eine besondere Anpassung: das Feldreh<br />
In Gebieten, wo, hervorgerufen durch die moderne Landwirtschaft, Monokulturen<br />
und eintönige Landschaftsbilder vorherrschen, ist ein neuer <strong>Reh</strong>-Typ entstanden,<br />
das Feldreh.<br />
Der auffallendste Unterschied zu dem üblicheren "Wald-Typ)) ist die Bildung<br />
großer Rudel, wie sie etwa von steppenlebenden Huftieren bekannt sind. Fehlende<br />
Deckung wird durch mehr Augenpaare nach dem Motto "Viele Augen sehen<br />
mehr)) ausgeglichen.<br />
Die ersten Berichte über diese Feldrehe stammen aus den zwanziger jahren aus<br />
Polen, wo dieses Phänomen besonders ausgeprägt ist. In der Schweiz gibt es erst<br />
Ansätze zur Bildung größerer Rudel im Winter, z. B. im Churer RheintaL.<br />
Einige Unterschiede zwischen Feld- und Waldreh sind in der folgenden Übersicht<br />
zusammengestellt:<br />
Merkmal<br />
Verhalten gegenüber<br />
Wald:<br />
Gruppengröße: Sommer<br />
Winter<br />
Gruppenverhalten:<br />
Hauptnahrung:<br />
Wichtigste<br />
Todesursachen:<br />
Feldreh<br />
meidet den Wald, bleibt<br />
ganzjährig<br />
in offenem Gebiet<br />
30 - 40<br />
zum Teil bis 100<br />
Leittier* und<br />
Wächter** immer<br />
vorhanden<br />
Böcke halten sich z.T.<br />
bis Ende Mai in den<br />
Rudeln auf, ohne bis<br />
zu diesem Zeitpunkt<br />
Aggressionen und<br />
Territorialverhalten<br />
zu zeigen<br />
grüne Pflanzen teile<br />
von Kulturpflanzen,<br />
wenige Pflanzen arten<br />
v. a. landwirtschaftliche<br />
Maschinen,<br />
Kälte***<br />
Waldreh<br />
Wald/Waldrand ist<br />
wichtigster Lebensraum<br />
2 - 4<br />
3 - 8<br />
kennt keine solche<br />
festen besonderen<br />
Rollen<br />
Böcke sind bereits<br />
ab März/April<br />
aggressiv und zeigen<br />
Territorialverhalten<br />
Mischung vieler<br />
verschiedener<br />
Pflanzen arten, v. a.<br />
Kräuter, Gräser,<br />
Laub und Knospen<br />
verschiedene Feinde,<br />
z. B. Luchs, Fuchs,<br />
wildernde Hunde
* Leittier: Aus Beobachtungen in Polen ist bekannt, daß sich alle Rudelmitglieder<br />
an den Reaktionen des Leittieres orientieren und sein momentanes Verhalten<br />
nachahmen. Wird das Leittier z. B. aufmerksam und angespannt,<br />
überträgt sich dies sofort auf die ganze Gruppe. Alle beobachten das Leittier<br />
und sind jederzeit bereit, ihm auf einer eventuell nötigen Flucht zu folgen.<br />
**<br />
***<br />
<strong>Das</strong> Leittier würde in diesem Fall die Fluchtrichtung bestimmen. Beruhigt es<br />
sich und beginnt es wieder zu fressen, tun es die anderen auch.<br />
Wächter: Diese Funktion ist bereits von Huftierarten, die in deckungsarmen<br />
Steppengebieten leben, bekannt und konnte bei Feldrehen in Polen beobachtet<br />
werden. Während das Rudel äst oder wiederkäuend ruht, beobachten<br />
einzelne Tiere die Umgebung, um gegebenenfalls das Rudel sofort zu<br />
warnen. Für die Wächterarbeit benützen die Tiere oft leichte Erhebungen,<br />
z. B. Mieten oder Erdhaufen, im sonst völlig flachen Gelände.<br />
Kälte: Feldrehe existieren in Polen hauptsächlich im westlichen Teil des<br />
Landes. Diese Verteilung ist auf bestimmte klimatische Faktoren dieser<br />
Gebiete zurückzuführen. Sie zeichnen sich durch verhältnismäßig geringe<br />
Schneehöhe und Frostgefahr aus. Beides ist für das Überleben in deckungslosem<br />
Gelände entscheidend.<br />
11. Todesursachen<br />
Die mittlere Lebenserwartung eines <strong>Reh</strong>es ist mit 2 - 2,5 jahren relativ niedrig.<br />
Sie ist bedingt durch die hohe Kitzsterblichkeit. In naßkalten Frühsommern<br />
fallen viele Kitze allein der Witterung zum Opfer. Auch in Populationen, die<br />
kaum vom Menschen beeinflußt werden, stirbt etwa die Hälfte der <strong>Reh</strong>e, bevor sie<br />
1,5 jahre alt werden. Nur unter besonders günstigen Bedingungen, zum Beispiel<br />
in einem Gehege, erreichen <strong>Reh</strong>e ein Alter von über 10 jahren.<br />
Die nachstehende Tabelle zeigt als Beispiel Anzahl und Ursachen der registrierten<br />
Todesfälle für das jahr 1985 in der Schweiz. Es ist klar, daß viele Tiere<br />
in dieser Statistik nicht enthalten sind, weil sie nicht gefunden oder nicht gemeldet<br />
wurden.<br />
Geschätzter Bestand 1985 109 400<br />
Abschüsse 41 601<br />
Fallwild 15 094<br />
Todesursache des vom Menschen naturbedingte<br />
Falwides beeinflußt Abgänge<br />
Alter, Schwäche, 1459<br />
Hunger, Krankheit (hohe<br />
Dunkelziffer)<br />
Autoverkehr 7874<br />
Andere Unfälle<br />
377<br />
(Lawinen, Absturz usw.)<br />
Schußverletzungen 497<br />
Bahnverkehr 566<br />
Gerissen durch Hunde 771<br />
Gifte (Pestizide)<br />
Landwirtschaftliche<br />
31<br />
Maschinen 1699<br />
Unbekannte Ursachen 1820<br />
(Quelle: Statistik über die in der Schweiz erlegten Säugetiere 1985, Bundesamt<br />
für Forstwesen und Landschaftsschutz, Bern)<br />
<strong>Reh</strong><br />
Informationsteil<br />
83
<strong>Reh</strong><br />
Informationsteil<br />
Arbeitsblatt 9<br />
Arbeitsblatt 10<br />
Arbeitsblatt 9<br />
Arbeitsblatt 9<br />
84<br />
Der größte Teil der Tiere wird auf der hg erlegt. (Deutschland 717'927 Tiere,<br />
Österreich 211 '975 Tiere im jahr 1985). Daneben werden aber viele <strong>Reh</strong>e auf der<br />
Straße überfahren. Die meisten Unfälle ereignen sich zwischen 6 und 7 Uhr sowie<br />
19 und 21 Uhr, wenn schlechte Sichtverhältnisse, hohe Verkehrsdichte und<br />
erhöhte Aktivität des <strong>Reh</strong>wildes zusammenfallen.<br />
Eine weitere große Anzahl Todesfälle geht auf das Konto landwirtschaftlicher Maschinen.<br />
Betroffen sind fast ausschließlich <strong>Reh</strong>kitze, die in den Heugraswiesen<br />
von Mähmaschinen zerstückelt werden. jäger wie Bauern versuchen auf verschiedenste<br />
Art, Kitze zu retten.<br />
Eine große Plage, vor allem in der Nähe von Siedlungen, sind freilaufende<br />
Hunde, denen eine beachtliche Zahl von <strong>Reh</strong>en zum Opfer fällt. Besonders kurz<br />
vor der Setzzeit sind die hochträchtigen und dadurch in ihren Bewegungen etwas<br />
schwerfälligeren <strong>Reh</strong>geißen für einen wildernden Hund leichte Beute.<br />
Natürliche Feinde und Krankeiten<br />
<strong>Reh</strong>e haben auch natürliche Feinde. Wo der Luchs wieder vorkommt, ist das <strong>Reh</strong><br />
neben der Gemse seine bevorzugte wildlebende Beute. Pro jahr reißt ein Luchs<br />
etwa 60 Tiere. Damit ist die Zahl der durch Luchse getöteten <strong>Reh</strong>e sehr bescheiden,<br />
verglichen mit dem Anteil von jagd, Autoverkehr und wildernden Hunden.<br />
Der Luchs ist ein typischer Einzelgänger und benötigt einen riesigen Lebensraum<br />
für sich alleine. Schon deshalb kann er dem <strong>Reh</strong>bestand nicht allzusehr zusetzen.<br />
Ein weiterer Nutznießer des <strong>Reh</strong>wildes ist der Fuchs. Er erbeutet aber eher selten<br />
ein <strong>Reh</strong> aktiv, vielmehr verzehrt er verendetes Wild, zum Beispiel vermähte Kitze<br />
oder verletzte <strong>Reh</strong>e.<br />
Viele <strong>Reh</strong>e gehen natürlicherweise an Krankheiten zugrunde. Parasiten befallen<br />
<strong>Reh</strong>e sehr häufig. Rachenbremsen, Leberegel, Lungenwürmer und Bandwürmer<br />
schwächen die Tiere und machen sie für Infektionskrankheiten anfälliger.<br />
Infektionen treten besonders bei Tieren auf, die durch Hunger, Kälte, Parasiten<br />
und Verletzungen geschwächt sind. Gibt es in einem Bestand viele Tiere mit Parasiten<br />
und Krankheiten, deutet dies auf eine Bestandesdichte hin, die nicht mit<br />
der Ernährungsgrundlage übereinstimmt, denn konditionell geschwächte Tiere<br />
sind anfällg für Parasiten und Infektionen. Die vielen Kontaktmöglichkeiten in<br />
einem hohen <strong>Reh</strong>bestand fördern die Ansteckungsgefahr zusätzlich.<br />
12. Schutzmaßnahmen und Hege<br />
Winterfütterung<br />
Wild im Winter zu füttern, gehört zu den üblichen Hegemaßnahmen der jäger.<br />
<strong>Das</strong> kann in manchen Gebieten, wo das <strong>Reh</strong> einer starken Nahrungskonkurrenz<br />
ausgesetzt ist, zu seiner Erhaltung notwendig sein.<br />
Was bewikt eine künstliche Fütterung?<br />
1. Auch schwache Tiere, die normalerweise dem Winter zum Opfer<br />
fallen würden, können diesen überleben.<br />
2.<br />
3.<br />
Die Zahl der überlebendenjungtiere - normalerweise ein großer<br />
Anteil der Winteropfer - ist hoch. Um ein übermäßiges Anwachsen<br />
des <strong>Reh</strong>bestandes in den folgenden jahren zu verhindern, müssen<br />
auch mehr <strong>Reh</strong>e geschossen werden.<br />
Die Tiere konzentrieren sich auf relativ kleinen Flächen um die Futterstellen.<br />
Man findet dort auch vermehrt Verbißschäden an Forstpflanzen.<br />
Warum?
Wichtige Bedingugen für eine Winterfütterung<br />
- Eine Futterkrippe allein genügt nicht! Es müssen mehrere sein.<br />
jüngere und schwächere Tiere werden von den stärkeren und von den Böcken<br />
verdrängt. Haben sie noch Hunger und stehen keine geeigneten Verbißgehölze<br />
in der Nähe, verbeißen sie Forstpflanzen. Mehrere Futterstellen ermöglichen es<br />
vielen Tieren, gleichzeitig zu fressen. Es kommt zu weniger Auseinandersetzungen.<br />
- Die Futterstelle muß immer gefüllt sein!<br />
- Die Futterstelle muß Tag und Nacht für <strong>Reh</strong>e zugänglich sein.<br />
<strong>Reh</strong>e haben als Wiederkäuer einen bestimmten Verdauungsrhythmus. <strong>Das</strong> Magenvolumen<br />
ist im Winter zwar reduziert, und die Verdauung läuft wegen der schwerverdaulichen<br />
Winternahrung langsamer ab, doch muß der Magen immer wieder<br />
gefüllt werden.<br />
Was wüde passieren, wenn man <strong>Reh</strong>e im Winter nicht mehr fütterte?<br />
Ohne Winterfütterung würde der <strong>Reh</strong>bestand in den meisten Fällen sinken und<br />
zwar auf eine Zahl, die von der natürlicherweise vorhandenen Nahrung noch<br />
leben könnte. Der Wildbestand könnte sich im Rahmen der gegebenen natürlichen<br />
Lebensmöglichkeiten erhalten.<br />
Die Fütterung des Wildes im Winter ist nur eine Notlösung. Was aber können wir<br />
tun, um langfristige Verbesserungen für das <strong>Reh</strong>wild zu erreichen?<br />
Lebensraumverbesserung: Die Alternative zur Winterfütterug<br />
Könnten wir wieder zu einer ähnlich vielfältigen Struktur wie in der traditionellen<br />
Kulturlandschaft zurückfnden, dann hätte das <strong>Reh</strong>wild rund ums jahr viel bessere<br />
Lebensbedingungen. Großflächig verbesserte Lebensräume ermöglichen es<br />
den <strong>Reh</strong>en, sich gleichmäßiger im Gebiet zu verteilen. Der soziale Streß, wie er an<br />
Futterstellen häufig zu beobachten ist, fällt weg.<br />
Waldränder, die bevorzugten Lebensräume unseres <strong>Reh</strong>wildes, können rehfreundlich<br />
und rehfeindlich gestaltet sein. Stichworte: <strong>Reh</strong>feindlich sind begradigte<br />
Waldränder, wo Hochwald abrupt in Ackerland oder gedüngtes Wiesland<br />
übergeht und Weidezäune bis an den Waldrand heranreichen. <strong>Reh</strong>freundlich<br />
sind unregelmäßig verlaufende, breite Waldränder, Gebüschsäume mit beliebten<br />
Äsungssträuchern und anschließenden Wildkräuterstreifen.<br />
Waldinneres: Naturferne Wirtschaftswälder mit einseitiger Baumartenzusammensetzul'g<br />
(vor allem Fichte) und gleichaltrigem Bestand bieten wenig Unterwuchs<br />
als Asung und Deckung. Sie sind rehfeindlich.<br />
Dagegen bieten naturnahe Waldungen mit verschiedenen Baumarten verschiedenen<br />
Alters eine günstige Lebensgrundlage. Förderung beliebter Äsungsgehölze<br />
entlang Waldwegen und Rändern von Lichtungen sowie Offenhalten und Pflege<br />
von Waldwiesen verbessern den Lebensraum zusätzlich.<br />
Äsungspflanzen sollten nicht, wie bisher in den meisten Forstbetrieben üblich, als<br />
unnütze Konkurrenten der Nutzhölzer entfernt werden. Schon das Zurückschneiden<br />
dieser Pflanzen auf die Höhe der wirtschaftich interessantenjungpflanzen<br />
sichert diesen genügend Licht zum Wachsen. Auf diese Weise kann der Förster<br />
für reichhaltige <strong>Reh</strong>äsung sorgen, denn viele als Äsung beliebte Baumarten, wie<br />
etwa Eiche, Ahorn, Esche, reagieren auf das Zurückschneiden mit starker Triebproduktion.<br />
Die Nutzholzpflanzen werden somit weniger verbissen.<br />
Landwirtschaftsland kann ebenfalls rehfreundlicher gestaltet werden, etwa durch<br />
Erhaltung und Anpflanzung von Hecken und Feldgehölzen zur Linderung des<br />
"Ernteschocks)). Solche Strukturen bieten Deckung und Nahrung nicht nur für<br />
<strong>Reh</strong>e.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Informationsteil<br />
Beitrag,'<br />
Der Wald<br />
(Arbeitsblatt 5)<br />
Kapitel 4,'<br />
Lebenaum<br />
85
Literatur<br />
Ellenberg, H. (1979):<br />
Bestandesreguation beim <strong>Reh</strong><br />
Einfluß der Nahrung auf die Bestandesgröße<br />
WlLDBIOLOGIE 2/2, 12 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Ellenberg, H. (1980):<br />
Böcke zu Geißen = eins zu eins?<br />
Über Geschlechterverhältnisse beim <strong>Reh</strong><br />
WlLDBIOLOGIE 2/6, 11 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Kurt, F. (1970):<br />
<strong>Reh</strong>wild<br />
BL V jagdbiologie<br />
BLV-Verlagsgesellschaft, München<br />
Mosler-Berger, Ch. (1987):<br />
Fortpflanzungsstrategie beim <strong>Reh</strong>,<br />
eine biologische Sonderleistung<br />
in WlLDTIERE 2/87, 5 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Müri, H. (1984):<br />
<strong>Reh</strong> (1. Teil)<br />
Uber die soziale Organisation beim <strong>Reh</strong><br />
WlLDBIOLOGIE 1/20,10 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Müri, H. (1985):<br />
<strong>Reh</strong> (2. Teil)<br />
Über die Anpassungsfähigkeit des <strong>Reh</strong>es<br />
WlLDBIOLOGIE 1/21, 12 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Müri, H. (1985):<br />
Zwischen Not und Überfluß:<br />
<strong>Reh</strong>, Kulturlandschaft und Waldsterben<br />
in WlLDTIERE 3/85, 3 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Robin, K. (1978):<br />
Räumliche Verschiebung und<br />
Wohnraum markierter <strong>Reh</strong>e während<br />
des Sommers<br />
WlLDBIOLOGIE 6/3, 7 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Rusterholz, M. (1980):<br />
Ernähgsbiologie des Wildes<br />
Teil 2: <strong>Reh</strong>, Rothirsch, Gemse und Steinbock<br />
WlLDBIOLOGIE 2/7, 12 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
<strong>Reh</strong><br />
Medienliste<br />
Schmid, P. (1986):<br />
Geweihe - eigenartige und bedeutungsvolle Knochen<br />
Aufau und Funktionen von Geweihen<br />
bei <strong>Reh</strong> und Rothirsch<br />
WlLDBIOLOGIE 9/1, 8 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Schmid, P. (1986):<br />
Geweihzyklus<br />
H~rmonelle Steuerung des Geweihzyklus<br />
bei <strong>Reh</strong> und Rothirsch<br />
WlLDBIOLOGIE 9/2,6 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie& Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Strandgaard, H. (1979):<br />
Bestandesreguation bei <strong>Reh</strong>en:<br />
Forschungsergebnisse aus Dänemark<br />
WlLDBIOLOGIE 5/3, 7 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
StrickhofStraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
Turner, D.C. (1981):<br />
Verhaltensökologie des <strong>Reh</strong>es<br />
Beeinflussung des Verhaltens durch die Umwelt<br />
WlLDBIOLOGIE 6/6, 6 Seiten<br />
Infodienst Wildbiologie & Ökologie<br />
Strickhofstraße 39<br />
CH-8057 Zürich<br />
87
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> und seine Umwelt<br />
Farb to nfim<br />
Dauer: 15 Minuten<br />
Bestell-Nr. 1441<br />
SAFU (Schweiz. Arbeitsgemeinschaft für den<br />
Unterrichtsfilm)<br />
Postfach<br />
CH-8035 Zürich<br />
TeL. 01/ 362 55 64<br />
oder<br />
Bestell-Nr. 14806<br />
Film Institut, Schulfilmzentrale Bern<br />
Erlachstraße 21<br />
CH-3000 Bern 9<br />
TeL. 031/ 23 08 31<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> - Paarung und Entwcklung der Kitze<br />
Farbtonfilm<br />
Dauer: 14 Minuten<br />
Bestell-Nr. 1442<br />
SAFU (Schweiz. Arbeitsgemeinschaft für den Unterrichtsfilm)<br />
Postfach<br />
CH-8035 Zürich<br />
TeL. 01/ 362 55 64<br />
oder<br />
Bestell-Nr. 14 806 D<br />
Film Institut, Schulfimzentrale Bern<br />
Erlachstraße 21<br />
CH-3000 Bern 9<br />
TeL. 031/ 23 08 31<br />
.. im dunen Tan das <strong>Reh</strong>?<br />
Leben und Lebensraum des <strong>Reh</strong>wildes;<br />
Hegemaßnahmen<br />
16mm Farbtonfim<br />
Dauer: 40 Min.<br />
Verleih durch:<br />
Carl Zeiss Schweiz AG<br />
TeL. 01/461 25 10 (intern Herr P. Däpp)<br />
(Dieser Film ist auch als Videokassette ausleihbar)<br />
Dia-Serien<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong><br />
12 Dias (<strong>Reh</strong>bock, Ricke, Kitz, Geweihentwicklung<br />
beim <strong>Reh</strong>bock, Lebensweise, Fortbewegung usw.)<br />
Bestell-Nr. 2935, Verkauf<br />
Kümmerly & Frey<br />
Postfach<br />
CH-300l Bern<br />
88<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong><br />
12 Dias, Verkauf<br />
jünger Verlag GmbH<br />
D-6050 Offenbach/Main<br />
oder<br />
Reinhard Schmidlin<br />
CH-3125 Toffen/Bern<br />
U n terrich tstransparen te<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong><br />
5 farbige Folien<br />
Bestell-Nr. 7202<br />
jünger Verlag GmbH<br />
D-6050 Offenbach/Main<br />
oder<br />
Reinhard Schmidlin<br />
CH-3125 Toffen/Bern<br />
<strong>Reh</strong>-, Rot- und Damwid<br />
12 farbige Folien 24x26 cm<br />
Bestell-Nr. 7394<br />
jünger Verlag GmbH<br />
D-6050 Offenbach/Main<br />
oder<br />
Reinhard Schmidlin<br />
CH-3125 Toffen/Bern<br />
<strong>Reh</strong><br />
Medienliste
Kommentar und Aufgaben zu den Arbeitsblättem<br />
Obwohl <strong>Reh</strong>e scheue Tiere sind, gibt es doch zahlreiche Möglichkeiten, sie im<br />
Freien zu beobachten, Wo dies aus zeitlichen und organisatorischen Gründen<br />
nicht durchführbar ist, wird empfohlen, die beiden Filme über <strong>Reh</strong>e zu besorgen<br />
(Inhalt siehe unten, Bestelladresse siehe "Medienliste)) ).<br />
In den Aufgaben zu den Arbeitsblättern werden beide Möglichkeiten - Direktbeobachtung<br />
und Film - verwendet.<br />
1. File<br />
"<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> - Paarung und Entwcklung der Kitze))<br />
Inhalt:<br />
Ge burtsvorgang<br />
Gefährdung der Kitze:<br />
Verhaltensweisen:<br />
Begegnung Fuchs - <strong>Reh</strong>, Mähmaschine<br />
Fiepen der Kitze und der <strong>Reh</strong>geiß,<br />
Laufspiele der Kitze<br />
Nahrungsaufnahme: <strong>Reh</strong> zupft Nahrungpflanzen ab, Kitz lernt dabei<br />
geeignete Arten kennen<br />
Reaktion auf Störung: Schrecklaut, "Sichern)), keine<br />
Reaktion auf als ungefährlich geltende Störungen<br />
Brunftzeit: Auseinandersetzung zwischen zwei Böcken,<br />
Werbeverhalten, Treiben, Begattung<br />
"<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> in seiner Umwelt))<br />
Inhalt:<br />
Soziale Organisation: Winter-Rudel,<br />
Territorialverhalten im Sommer<br />
Fluchtverhalten: Funktion des Spiegels<br />
Todesursachen: Straße, wildernde Hunde,jagd<br />
Wiederkäuen: in Deckung liegend<br />
Geweihzyklus: Abwurf, Schieben, Fegen<br />
Brunftzeit: Schlagen von Bäumchen, Plätzen, Markieren,<br />
Auseinandersetzung mit Rivale<br />
2. Spurensuche am Waldrand<br />
Wann? Der Vorteil der Spurensuche liegt darin, daß sie das ganze jahr über<br />
und zu jeder Tageszeit erfolgen kann. Aus Rücksicht auf <strong>Reh</strong>geißen<br />
und ihre Kitze sollte eine Spurensuche während der Setzzeit<br />
(Mai/juni) jedoch unterbleiben. Vom späteren Vormittag bis in die<br />
frühen Nachmittagsstunden stören wir die Tiere am wenigsten.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblätter<br />
89
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblätter<br />
Arbeitsblatt 1<br />
Arbeitsblatt 2<br />
Arbeitsblatt 2<br />
Kapitel 4,'<br />
Lebenaum<br />
Arbeitsblatt 2<br />
Kapitel 8,'<br />
Geweihaufbau<br />
90<br />
Wo? Obwohl <strong>Reh</strong>spuren im Wald überall anzutreffen sind, beschränken<br />
wir uns hauptsächlich auf die Waldrandzone. Besonders ergiebig<br />
wird die Suche dort sein, wo eine Wiese an den Waldrand stößt.<br />
Welche Spuren können wir finden?<br />
Wechsel:<br />
Mit etwas Übung können kleine Pfade entdeckt werden, die die <strong>Reh</strong>e beim Austritt<br />
ins Freie häufig benutzen. Falls nötig, die Schüler darauf hinweisen, nicht auf<br />
dem Wechsel zu gehen, da sonst die Spuren zerstört werden.<br />
Aufgabe: "Sichern))<br />
Ein Schüler duckt sich auf <strong>Reh</strong>höhe auf dem Wechsel, kurz bevor er ins Freie<br />
führt. Wie gut kann er das Gelände überblicken? Beachte, daß ein <strong>Reh</strong> hauptsächlich<br />
über Gehör und Nase sichert!<br />
Trittsiegel und Fährten:<br />
Wo der Boden weich ist, können wir einzelne Trittsiegel unterscheiden.<br />
Aufgabe: "Spurensicherung))<br />
je nach Gangart (Ziehen, Traben, Flüchten, Abspringen) sehen die Trittsiegel<br />
anders aus. Eventuell hat es verschieden große. Zeichne die Trittsiegel; vermiß die<br />
Schrittlängen und versuche zu rekonstruieren, wie die <strong>Reh</strong>e hier gegangen sind!<br />
Kot (= Losung):<br />
Wo findet man Losung?<br />
Liegeplätze:<br />
Manchmal findet man Liegeplätze direkt innerhalb des Waldrandes, wo die Tiere<br />
zwischen zwei Äsungsperioden geruht und wiedergekäut haben.<br />
Aufgaben:<br />
Vermiß die Liegeplätze! Vielleicht gibt es große und kleine: Wie weit liegen die<br />
einzelnen Liegeplätze auseinander?<br />
Beschreibe einige Liegeplätze (Scharrspuren, Losung, Urin, Haare)!<br />
Ein Schüler kauert sich auf dem Platz auf <strong>Reh</strong>größe zusammen und erzählt, wie<br />
weit er das Gelände überblicken kann, und wohin er als <strong>Reh</strong> flüchten würde<br />
(Boden ohne "Fußangeln)), Deckung). Die anderen Schüler verteilen sich als<br />
"Feinde)) im Gelände und markieren die Stelle, von wo aus sie "das <strong>Reh</strong>)) das erste<br />
Mal sehen konnten.<br />
<strong>Das</strong> Ganze ist unvollständig, da wir nicht über die feine Nase eines <strong>Reh</strong>es verfügen<br />
und auch das Gehör nicht entsprechend verwenden können. Wir orientieren<br />
uns hauptsächlich über die Augen. Wo würden wir als "Augentiere)) einen Ruheplatz<br />
wählen, damit wir von Feinden nicht überrascht würden und gute Rückzugsmöglichkei<br />
ten hätten?<br />
Schlagstellen (Territoriumsmarkierungen der <strong>Reh</strong>böcke)<br />
Auffallend sind die mit dem Geweih bearbeiteten Baumstämmchen und Zweige,<br />
deren Rinde abgeschlagen ist ("Schlagstellen)) ) und in Fasern herunterhängt.<br />
Was wir nicht sehen, <strong>Reh</strong>e aber riechen, ist das Sekret, das der <strong>Reh</strong>bock zusätzlich<br />
auf die auffällgen Markierstellen aufgetragen hat.<br />
Betrachte den Boden um solche Schlagstellen! EvtL. findest du eine blankgescharrte<br />
Stelle auf dem Waldboden. Hier hat der <strong>Reh</strong>bock mit den Vorderläufen gescharrt,<br />
er hat "geplätzt)). Auch dies ist eine Markierung, denn zwischen den<br />
Hufen befinden sich ebenfalls Drüsen.
Frische Markierstellen können wir ab Ende März entdecken, wenn die Böcke ihre<br />
Territorien besetzen. Ältere Schlagstellen sind das ganze jahr über zu sehen.<br />
Aufgaben:<br />
Gibt es Pflanzenarten, die der Bock besonders häufig zum Schlagen benutzt?<br />
<strong>Reh</strong>böcke suchen zum Schlagen vor allem elastische Stämmchen (Durchmesser<br />
etwa 3 cm) stark riechender Bäume und Sträucher auf, z.B. Nadelhölzer, Holunder.<br />
Welche Stärke haben die gefegten Stämmchen und Zweige? Umfang messen!<br />
Was würdest du tun, damit die jungbäume des Waldes verschont bleiben?<br />
- Einzäunen<br />
- Anstreichen<br />
- Alternativen anbieten, z.B. Weidenruten in den Boden stecken und<br />
immer wieder erneuern<br />
Im Klassengespräch Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden<br />
herausfinden.<br />
Verbissene Äsungspflanzen<br />
Der Einfachheit halber suchen wir in kleinen Gruppen (2 - 3 Kinder) jeweils ein<br />
kleines Gebiet ab nach Fraßspuren an größeren Pflanzen, also mehrjährigen<br />
Pflanzen, Sträuchern und jungbäumen. Daß ein <strong>Reh</strong> daran gefressen hat,<br />
erkennt man an der ausgefransten Bißstelle.<br />
Aufgaben:<br />
1. Von welchen Pflanzen haben die <strong>Reh</strong>e gefressen?<br />
2.<br />
3.<br />
Was haben sie davon gefressen?<br />
(Blätter, Triebe, Knospen, Blüten, Samen)<br />
Wenn du dir nicht ganz sicher bist, welches Tier hier gefressen hat,<br />
beschreibe die Bißstelle genau: Höhe über dem Boden, glatte BißsteIle<br />
(Feldhase), weitere Spuren (Trittsiegel, Losung)!<br />
Wenn du vom Waldrand walde inwärts schaust, versuche dir ein Bild<br />
zu machen über die Menge von Äsungspflanzen, die hier wachsen<br />
und für ein <strong>Reh</strong> erreichbar sind. Wir nehmen an, das <strong>Reh</strong> könne<br />
Nahrung bis etwa auf deiner Brusthöhe abfressen.<br />
Wie sieht es im Sommer aus?<br />
Wie sieht es im Winter aus bei 20 cm Schneehöhe?<br />
Auf folgende Pflanzenarten kannst du besonders achten:<br />
Weißtanne, Fichte, Waldföhre, Ahorn, Esche, Eiche, Vogelkirsche, Haselnuß, Holunder,<br />
Vogelbeere (Eberesche), Salweide, Brombeere, Himbeere, Heidelbeere,<br />
Rotklee, Storchenschnabel, Bachnelkenwurz, Gelbe TaubnesseL.<br />
3. Direktbeobachtungen<br />
Zufallbeobachtungen<br />
Auf Spaziergängen und Wanderungen in den frühen Morgenstunden und ab<br />
spätem Nachmittag lohnt es sich, Waldränder wenn möglich mit einem Feldstecher<br />
abzusuchen. Nicht selten können äsende <strong>Reh</strong>e entdeckt werden, die um<br />
diese Tageszeiten besonders aktiv sind.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblättern<br />
Arbeitsblatt ')<br />
Film<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> in seiner Umwelt<br />
Arbeitsblatt 4<br />
Arbeitsblatt 1<br />
Film,<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> - Paarung und<br />
Entwcklung der Kitze<br />
Kapitel 6,'<br />
Ernährung<br />
91
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblättern<br />
Kapitel 7.'<br />
Sinnesleitungen<br />
Arbeitsblatt 8<br />
Kapitell,'<br />
Äußere Erscheinung<br />
92<br />
Häufig beschränken sich Zufallsbeobachtungen auf zwei kurze Phasen:<br />
1. "Sichern)): <strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> blickt auf und verharrt kurze Zeit, wobei es alle Sinnesorgane<br />
(Ohr, Nase, Auge) auf die Störquelle richtet).<br />
2. Es setzt in hohen Sprüngen davon, hält manchmal vor der Deckung noch<br />
einmal an, um die Lage erneut zu prüfen, und verschwindet dann.<br />
Aus diesen zwei Phasen haben wir bereits einiges über das <strong>Reh</strong> erfahren:<br />
1. Sinnesorgane<br />
2. Flucht<br />
3. Die Funktion des Spiegels<br />
Ansitz<br />
Wildbeobachtungen sollten immer nach Absprache mit der zuständigen jagdgesellschaft<br />
oder dem Wildhüter organisiert werden. Sie können am besten die<br />
für die Beobachtungen günstigsten Plätze nennen, wo kleine Gruppen (etwa<br />
3 - 4 Kinder) angesetzt werden sollen.<br />
Solche Beobachtungen sollten nur mit wirklich interessierten Schülern unternommen<br />
werden, da doch einige Geduld vorausgesetzt werden muß, Kleinste Störungen<br />
und Unruhe hindern <strong>Reh</strong>e daran, ins Freie zu treten.<br />
Ausrüstung: Dunkle, unauffällge Kleidung, 1 - 2 Feldstecher pro<br />
Gruppe; evtl. Taschenlampen für den Rückweg<br />
Wann? Abends 1 - 2 Stunden vor Sonnenuntergang.<br />
Morgens, etwa 1 Stunde vor Sonnenaufgang, ist es<br />
weniger günstig. Möglicherweise stehen die <strong>Reh</strong>e<br />
bereits im Freien und flüchten beim Näherkommen<br />
der Beobachter in den Wald.<br />
Wo? Etwa 50 m vom Waldrand entfernt suchen wir einen<br />
Platz mit dunklem Hintergrund, damit keine<br />
Silhouetten der Beobachter entstehen. Geeignet sind<br />
Plätze vor einem Gebüsch, einem großen Stein oder<br />
vor einem Baumstamm.<br />
Im Mai/juni dürfen Wiesen nicht durchquert werden, da hier möglicherweise<br />
<strong>Reh</strong>kitze liegen. Ansonsten muß beim Aufsuchen der Beobachtungsplätze entsprechende<br />
Rücksicht auf die Feldkulturen genommen werden.<br />
Aufgaben:<br />
Nimm dir genügend Zeit, die Tiere zu beobachten!<br />
Wie viele Böcke und Geißen erkennst du? Sind Kitze dabei?<br />
Vergleiche ihre Art zu fressen mit derjenigen anderer Tierarten, z.B. Schafen,<br />
Kühen oder Pferden!<br />
Wie oft sichern die Tiere? Wie reagieren die anderen <strong>Reh</strong>e, wenn eines sichert?<br />
Was kannst du sonst noch beobachten an Verhaltensweisen? Z.B. Spiele, sich<br />
Putzen, Säugen der Kitze usw.!
Außere Erscheinung (Arbeitsblatt 1)<br />
Körperform<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> gehört zu den Schlüpfer-Typen. Es kann zwar schnell, aber nur über<br />
kurze Entfernungen flüchten und verbirgt sich in der Deckung.<br />
Überlegungsaufgabe:<br />
In welcher Körperhaltung rennst du durch dichtes Unterholz?<br />
Geduckt, mit gebeugtem Oberkörper und tiefgehaltenem Kopf, wie ein Schlüpferty.<br />
Spiegel<br />
An der Form des Spiegels lassen sich auch im Winter, wenn der <strong>Reh</strong>bock kein<br />
Gehörn trägt, die Geschlechter unterscheiden. Der Spiegel der <strong>Reh</strong>geiß ist herzförmig,<br />
der des Bockes nierenförmig.<br />
Der Spiegel ist ein "Stimmungsbarometer)). In erregtem Zustand wird er gespreizt<br />
und hat dann Signalfunktion für die anderen Rudelmitglieder. Am weiß leuchtenden<br />
Spiegel erkennen die Tiere beim Flüchten die Richtung, die von den voranlaufenden<br />
Tieren eingeschlagen wurde. So wird die Gruppe nicht versprengt.<br />
Besonders deutlich ist der Spiegel während des Winters sichtbar, wenn die Tiere<br />
gesellger leben.<br />
Schädel und Gebiß<br />
Der Schädel eines <strong>Reh</strong>bockes ist an den Stirnbeinfortsätzen erkenntlich, auf<br />
denen die Geweihstangen aufsitzen.<br />
<strong>Das</strong> Gebiß der Wiederkäuer ist ganz speziell ausgebildet. Die oberen Schneidezähne<br />
fehlen. Statt dessen ist eine hornartige "Gaumenplatte)) vorhanden, gegen die<br />
die Zunge und die unteren Schneidezähne die Nahrung drücken. so daß sie abgezupft<br />
oder abgequetscht wird. Dadurch entsteht die ausgefranste Bißstelle. Die<br />
Backenzähne zermahlen die Nahrung zu einem groben Brei.<br />
Schalen (= Hufe)<br />
Die Hufe der <strong>Reh</strong>e sind klein und hinterlassen herzförmige Abdrücke (= Trittsiegel)<br />
auf weichem Boden. Die Mterklauen (2. und 5. Zehe) werden nur in sehr<br />
weichem Untergrund oder beim Sprung abgebildet.<br />
Spuren (Arbeitsblatt 2)<br />
Für Beobachtungen im Freien siehe Kommentar und Aufgaben ,,2. Spurensuche<br />
am Waldrand)). Dort sind auch Erläuterungen und Aufgaben zu den einzelnen<br />
Spuren angegeben.<br />
Trittsiegel und Fährten<br />
Beim Ziehen tritt der Hinterhuf exakt in den Abdruck des Vorderhufes. So vermeidet<br />
das <strong>Reh</strong>, daß die Hinterfüße aufknackende Zweige treten oder in ein<br />
Loch (Mäuseloch) einsinken.<br />
<strong>Das</strong> flüchtende <strong>Reh</strong> greift mit den Hinterbeinen den Vorderbeinen vor. Es entsteht<br />
eine Viererspur. Durch das kräftige Abspringen drücken sich auch die Mterklauen<br />
in den Untergrund.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblatter<br />
.. Kapitell<br />
Außere Erscheinung<br />
Film,'<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> in seiner Umwelt<br />
.. Kapitell,'<br />
Außere Erscheinung<br />
Arbeitsblatt 2<br />
.. Kapitell,'<br />
Außere Erscheinung<br />
93
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblatter<br />
Kapitel 8,'<br />
Geweihaufbau und Geweihzyklus<br />
Kapitel 7,'<br />
Sinnesleistungen<br />
Film,'<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> in seiner Umwelt<br />
Arbeitsblatt 8<br />
Kapitel 6,'<br />
Ernährung<br />
Arbeitsblatt 10<br />
94<br />
Losung<br />
Im Waldsaum und auf <strong>Reh</strong>wechseln findest du <strong>Reh</strong>losung (= Kot). Winterlosung<br />
besteht aus einzelnen schwarzgrünen Pilen von der Größe kleiner Erbsen. Im<br />
Frühsommer sind die einzelnen Pilen manchmal zu Klumpen verklebt. Woher<br />
kommt dieser Unterschied?<br />
Die Beschaffenheit der Losung hängt weitgehend von der Nahrung ab. Winter:<br />
trockene Nahrung. Frühsommer: Umgewöhnung auf die saftige Sommernahrung.<br />
Feg- und Schlagstellen<br />
Schlagstellen sind Markierstellen, die verstreut im ganzen Territorium (also nicht<br />
nur an den Grenzen) angelegt werden. Sie sollen jedem Fremden, der ins Territorium<br />
eindringt, kundtun, daß er sich auf besetztem Gebiet befindet. Darum<br />
müssen sie auffallen, sei dies durch den besonderen Eigengeruch, den die verletzte<br />
Rinde ausströmt, sei es durch ihren besonderen Standort. Frische Schlagstellen<br />
sind auch optisch auf größere Entfernung zu sehen. Außerdem tragen sie den persönlichen<br />
Geruch des Territoiuminhabers von seinen Stirn- und Wangendrüsen.<br />
Liegeplätze<br />
Liegeplätze von <strong>Reh</strong>en erkennt man an den Scharrspuren. <strong>Das</strong> Tier legt den Platz<br />
zuerst von Zweigen und Blättern frei, bevor es sich hinlegt. Manchmal findet man<br />
auch <strong>Reh</strong>haare darin und Losung, die das <strong>Reh</strong> nach dem Aufstehen fallen läßt.<br />
Die Form des Liegeplatzes ist nierenförmig.<br />
Sommer- und Winteräsung (Arbeitsblatt 3)<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> benötigt eiweißreiche und faserarme Nahrung. Diese findet es in Form<br />
von Knospen, Trieben,jungen Blättern, Blüten und Samen. Besonders günstig ist<br />
ein Waldrand mit breitem Gebüschsaum und angrenzender Wildkräuterwiese.<br />
Einige wichtige Nahrungspflanzen<br />
Rotklee, Storchenschnabel, Löwenzahn, Gelbe Taubnessel, Gelbweiderich, Hasenlattich,<br />
Himbeere, Brombeere (die wilde Brombeere ist auch im Winter grün!),<br />
Heidelbeere, Holunder, Haselnuß, Salweide, Feldahorn, Vogelbeere (Eberesche),<br />
jungwuchs von Weißtanne, Fichte, Esche, Waldföhre, Ahorn, Vogelkirsche, Eiche,<br />
Buche.<br />
Von Eiche und Buche werden auch die Früchte aufgenommen. Im Sommer überwiegen<br />
Kräuter, Gräser und Triebe, im Herbst und Winter dagegen Knospen, Zweige<br />
und Früchte.<br />
Im Frühsommer findet das naschhafte <strong>Reh</strong> seine bevorzugten Kräuter und Blätter<br />
im Überfluß. Im Winter jedoch muß es sich mit wenig nahrhafter Äsung begnügen.<br />
<strong>Das</strong> oberste Gebot heißt jetzt: Energie sparen!<br />
Wildschadenverhütung (Arbeitsblatt 4)<br />
(siehe auch "Aufgaben im Freien)).)<br />
Wildschaden<br />
Verletzen Wildtiere durch Verbiß oder Fegen und Schlagenjungpflanzen, die<br />
eine wirtschaftliche Bedeutung haben, spricht der Förster oder der Bauer von<br />
Wildschaden.
Verliert ein Bäumchen einige Seitentriebe, ist es weniger schlimm, als wenn ein<br />
<strong>Reh</strong> den Gipfeltrieb abbeißt. Zwar kann ein starker Seitentrieb des Bäumchens<br />
zum Gipfeltrieb werden, so daß es weiter in die Höhe wächst, aber am Stammholz<br />
wird dies immer sichtbar bleiben und die Holzqualität mindern.<br />
Wie oft wurde der Gipfeltrieb der Tanne auf dem Arbeitsblatt abgebissen?<br />
(dreimal; zweimal bereits durch Seitentrieb ersetzt)<br />
Wildschadenverhütung<br />
Der Täger hilft durch den Abschuß, die <strong>Reh</strong>bestände in vertretbarer Höhe zu<br />
halten. je mehr <strong>Reh</strong>e sich in die vorhandene Nahrung teilen müssen, um so<br />
größer wird der Wildschaden.<br />
Der Förster greift zu verschiedenen Maßnahmen, um seine jungen Waldbäume<br />
gegen Wildschäden zu schützen.<br />
Mechanische Maßnahmen:<br />
- Blechhütchen, Werg oder Klebstreifen am Gipfeltrieb<br />
- Stacheln um den Stamm gegen Schlag- und Fegschäden<br />
- Einzäunen einzelner jungbäume oder ganzer jungwchsflächen<br />
Chemische Maßnahmen:<br />
- Einpinseln des Stammes mit Mitteln, die dem <strong>Reh</strong>bock zuwider sind<br />
und ihn davon abhalten, den Baum als Markierstelle zu benutzen.<br />
Eine weitere Möglichkeit, gleichzeitig die Forstpflanzen zu schützen und das Nahrungsangebot<br />
für <strong>Reh</strong>e zu fördern, ist in Kapitel 12, Abschnitt "Lebensraumverbesserung)),<br />
kurz beschrieben.<br />
Fortpflanzung (Arbeitsblatt 5)<br />
Auf dem kreisförmigen Kalender ist der Fortpflanzungszyklus dargestellt.<br />
o Brunftzeitjuli/ August<br />
_ Keimruhe<br />
* Keimbläschen nistet sich in die Gebärmutterwand ein (Dez./jan.)<br />
18a eigentliche Tragzeit ca 4 % Monate<br />
o Setzzeit (Geburt) Mai/juni<br />
Die verlängerte Tragzeit<br />
Im Unterrichtsgespräch wird versucht, eine Erklärung für die verlängerte Tragzeit<br />
zu finden.<br />
Was wäre, wenn es die verlängerte Tragzeit nicht gäbe?<br />
- und die Brunftzeit im tiefsten Winter stattfnden müßte?<br />
Beim <strong>Reh</strong> verzehrt die Brunft viel Energie. Vergleich mit der Ernährungslage.<br />
- und die <strong>Reh</strong>kitze im Dezember auf die Welt kämen?<br />
Im Dezember hat die <strong>Reh</strong>geiß bereits viel von ihrer Herbstkondition verloren.<br />
Die Kitze würden schlecht versorgt. Überdies sind sie sehr kälte- und nässeempfindlich.<br />
Sie müßten unweigerlich erfrieren.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und A ufgaber.<br />
zu den Arbeitsblätter<br />
Arbeitsblatt 1 (j<br />
Arbeitsblatt 7<br />
Film<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> - Paarung und<br />
Entwcklung der Kitze<br />
Kapitel 9<br />
Farpjlanzung<br />
95
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblättern<br />
Film.'<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> in seiner Umwelt<br />
Kapitel 8,'<br />
Geweihaufbau und<br />
Geweihzyklus<br />
Kapitel 9,'<br />
Farpjlanzung und soziale<br />
Organisation<br />
Film.'<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> in seiner Umwelt<br />
96<br />
Der Geburtsvorgang<br />
Die <strong>Reh</strong>geiß steht kurz vor der Austreibungsphase auf. Dadurch erfolgt eine automatische<br />
Abnabelung.<br />
Nicht sichtbar im Film: Die <strong>Reh</strong>geiß frißt die Nachgeburt auf. Sie leckt das Kitz<br />
gegen den Strich trocken, erste Aufstehversuche, Säugen und Massieren des<br />
Anus, was die Kotabgabe anregt.<br />
Feindvermeideverhalten der Kitze<br />
<strong>Reh</strong>kitze gehören zum sogenannten ((Ablege-Typ)) (im Gegensatz zum ((Folge-Typ)),<br />
z. B. Steinkitz). Sie wären in den ersten Lebenswochen nicht fähig, ihrer Mutter<br />
auf der Flucht zu folgen. Naht ein Feind, ducken sich die <strong>Reh</strong>kitze regungslos<br />
auf den Boden und werden dank ihres tarnfarbenen Kinderkleides fast unsichtbar.<br />
In diesem Zusammenhang sollte unbedingt auf das richtige Verhalten beim<br />
Auffinden eines vermeintlich verwaisten <strong>Reh</strong>kitzes hingewiesen werden. Die<br />
<strong>Reh</strong>mutter ist bestimmt in der Nähe. Also das Kitz nie berühren und sich stil<br />
entfernen!<br />
Auf das Problem des Duck-Verhaltens der Kitze vor dem ((Feind)) Mähmaschine<br />
wird auf Arbeitsblatt 9 eingegangen.<br />
Geweihzyklus (Arbeitsblatt 6)<br />
Geweihformen<br />
Der jäger unterscheidet bei den <strong>Reh</strong>böcken Spießer (Geweihstangen ohne Verzweigung),<br />
Gabler (Stangen mit einer Verzweigung) und Sechser (Stangen mit je<br />
3 Enden oder zwei Verzweigungen). Äußerst selten sind Achtergeweihe beim<br />
<strong>Reh</strong>. <strong>Das</strong> Alter kann an der Endenzahl nicht abgelesen werden (Achtung: Kommentar<br />
im Film ist mißverständlich). Es gibt starke Böcke, die bereits im zweiten<br />
Lebensjahr ein Sechsergeweih tragen; und es gibt ältere Böcke, die nur Spieße<br />
tragen.<br />
Aufgabe:<br />
Fragt einen jäger eures Wohnortes, ob ihr seine Geweihsammlung betrachten<br />
dürft. Sicher weiß er zu jedem Stück In teressan tes über den ehemaligen Besitzer<br />
zu erzählen!<br />
Soziale Organisation (Arbeitsblatt 7)<br />
<strong>Reh</strong>e leben während des jahres in zwei verschiedenen Sozialformen: Den Winter<br />
verbringen sie gesellig in Sprüngen (= Gruppen) bis etwa 8 Tiere. Im Sommer<br />
leben sie einzelgängerisch, die Böcke sogar territoriaL.<br />
Die verschiedenen Phasen:<br />
1. Auflösung der Wintersprünge von März-Mai. Bildung von Bockterritorien.<br />
(Markieren: Schlagen, Plätzen; Verteidigung der Grenzen<br />
gegenüber Rivalen).<br />
2. Die <strong>Reh</strong>geißen sondern sich für die Geburt ab.<br />
3. Geißen, die sich zur Paarungszeit in einem Bockterritorium aufhalten,<br />
werden von diesem Bock begattet.<br />
4. Gegen den Herbst finden sich die <strong>Reh</strong>e wieder zusammen und<br />
bilden größere WinterrudeL.
Kapf der <strong>Reh</strong>böcke<br />
Der Kampf zwischen zwei <strong>Reh</strong>böcken ist kein Beschädigungskampf, sondern ein<br />
ritualisierter Kommentkampf. Nach Imponieren mit hochgerecktem Geweih und<br />
Drohen mit gegen den Gegner gerichteten Geweihenden verhaken die Kämpfer<br />
ihre Geweihe ineinander und stoßen einander so beim Kräftemessen hin und<br />
her. Gibt einer auf, verfolgt ihn der Sieger in rasantem Galopp.<br />
Unter Nachbarn kennt man die Kräfteverhältnisse genau, und Kämpfe sind nicht<br />
mehr notwendig.<br />
Paarungsverhalten<br />
Erläuterungen dazu in Kapitel 9: "Fortpflanzung und soziale Organisation)).<br />
SicherheIts- und Feindvermeideverhalten (Arbeitsblatt 8)<br />
Einige Aufgaben im Freien zur Frage, wie <strong>Reh</strong>e ihre Sicherheit erhöhen, sind<br />
unter Kommentar und Aufgaben ,,2. Spurensuche am Waldrand)) angegeben.<br />
Da <strong>Reh</strong>e keine wehrhaften Tiere sind, müssen sie jederzeit zur Flucht bereit sein.<br />
Dazu nehmen sie aus ihrer Umwelt ständig über verschiedene Sinne (Nase,<br />
Gehör, Auge) Informationen auf: Sie sichern.<br />
1. Sobald das <strong>Reh</strong> etwas Verdächtiges hört, hebt es den Kopf hoch und sichert. Es<br />
prüft den Wind genau und kann sogar, um sich zu vergewissern, das störende<br />
Objekt in einem großen Bogen umgehen, bis ihm der Wind seinen Geruch<br />
zuträgt.<br />
Da das <strong>Reh</strong> nur sich bewegende Gegenstände scharf sieht, bewegt es manchmal<br />
auch den Kopf auf und ab, um den Störenfried besser zu erkennen.<br />
2. <strong>Das</strong> Kitz ist in dreifacher Weise vor dem Fuchs geschützt:<br />
- Es duckt sich regungslos ins Gras<br />
- Es hat keinen Eigengeruch<br />
- Es trägt ein Tarnkleid<br />
3. Beim Auftauchen eines Menschen rasen <strong>Reh</strong>e nicht in panischem Schrecken<br />
davon. Sie ziehen sich meistens in ein paar Sprüngen ins nächstgelegene Versteck<br />
zurück.<br />
Besonders wenn sich die Menschen an Wege halten, können sich <strong>Reh</strong>e leicht an<br />
ihre Anwesenheit gewöhnen und lassen sich oft lange beobachten.<br />
Aufgabe:<br />
Betrachte die drei letzten Bilder auf dem Arbeitsblatt 8 und erzähle, was du erkennst!<br />
<strong>Reh</strong>geißen verteidigen ihre Kitze nötigenfalls gegen wildernde Hunde und<br />
Füchse mit schmerzhaften Hufschlägen.<br />
Besser noch kann der <strong>Reh</strong>bock sich selbst mit dem Geweih als Waffe verteidigen.<br />
Gegen den Luchs allerdings sind Verteidigungsversuche aussichtslos. Gegen<br />
diesen Ansitzjäger hilft nur stete Wachsamkeit und höchstens noch Flucht.<br />
Schaden richten Luchse jedoch in einem <strong>Reh</strong>bestand kaum an, denn jeder Luchs<br />
beansprucht ein riesiges jagdgebiet von 100 - 450 km2 und schlägt dort nicht<br />
mehr als ein Tier (<strong>Reh</strong> oder Gemse) pro Woche.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblätter<br />
Kapitel 7.'<br />
Sinnesleistungen und ihre<br />
Funktionen<br />
Kapitel 9,'<br />
Forpjlanzung und soziale<br />
Organisation<br />
Kapitel 8,'<br />
Geweihaufbau<br />
97
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblätter<br />
Kapitel 12,'<br />
Todesursachen<br />
98<br />
Todesursachen (Arbeitsblatt 9)<br />
Aufgabe:<br />
Viele tausend <strong>Reh</strong>e werden jährlich auf den Straßen überfahren. Wie könnte das<br />
wenigstens zum Teil verhindert werden?<br />
Zu Zusammenstößen zwischen Auto und <strong>Reh</strong> kommt es vor allem während der<br />
Dämmerung auf den Straßen, die durch den Wald oder direkt daran entlang<br />
führen.<br />
Erstes Gebot für Autofahrer in solchen Situationen: Langsam fahren und aufpassen!<br />
Erfahrungsgemäß nützen Warnschilder wenig, sicher auch, weil man zu wenig<br />
über unsere Wildtiere weiß. Über die Wirksamkeit von Spiegeln und Rückstrahlern,<br />
die das Scheinwerferlicht in den Wald ablenken und das Wild warnen sollen,<br />
ist immer noch zu wenig bekannt.<br />
Aufgabe:<br />
Oft müssen die Landwirte gerade zur Setzzeit der <strong>Reh</strong>e ihre Heugraswiesen zum<br />
ersten Mal mähen. <strong>Das</strong> bedeutet für viele Kitze den Tod, weil sie vor der riesigen<br />
Mähmaschine nicht flüchten, sondern sich, wie es sich bei natürlichen Feinden<br />
bewährt, auf den Boden ducken. Wie kann der Landwirt den Mähtod vieler Kitze<br />
verhindern? Was könnte er tun?<br />
1. Auf dem Arbeitsblatt ist ein sogenannter "Kitzretter)) dargestellt.<br />
Dies ist ein Rechen aus Gummistreifen oder frei beweglichen<br />
Stäben. Diese streifen über das sich duckende Kitz und veranlassen<br />
es zur Fluch t.<br />
2.<br />
Am Abend vor dem Mähen stellt der Landwirt in der Wiese einige<br />
Stangen mit daran befestigten hellen Tüchern auf. Die beunruhigte<br />
<strong>Reh</strong>geiß holt während der Nacht ihre Kitze und führt sie in den<br />
Wald.<br />
3. Der Landwirt oder ein jäger sucht kurz vor dem Mähen die Wiese<br />
mit einem angeleinten jagdhund ab. Wenn er ein Kitz findet, hebt<br />
er es mit einem Armvoll Gras auf und trägt es in den Wald. Dort<br />
wird es, sobald alles ruhig ist, von seiner Mutter abgeholt.<br />
4.<br />
Auch Schulklassen können helfen. Die Schüler stellen sich längs der<br />
Wiese mit langen Stöcken versehen auf und tasten damit das Gras<br />
ab. Dann treten sie zurück und lassen die Mähmaschine vorbeiziehen.<br />
Hierauf treten sie bis an den Rand des noch ungemähten<br />
Stückes vor und suchen den nächsten Wiesenstreifen ab. Dies wird<br />
wiederholt, bis die ganze Wiese gemäht ist.<br />
Hunde sind Nachkommen des Wolfes, also eines Raubtieres. Auch beim besterzogenen<br />
Hund kann der jagdtrieb plötzlich stärker werden als sein Gehorsam.<br />
Vor allem trächtige und Kitze führende <strong>Reh</strong>geißen fallen wildernden Hunden<br />
zum Opfer. Hunde gehören deshalb bereits in der Nähe des Waldes an die Leine!<br />
Es kann vorkommen, daß <strong>Reh</strong>e in eine eingezäunte Waldfläche geraten, entweder<br />
weil der Zaun irgendwo zerrissen ist, oder weil jemand das Tor offengelassen<br />
hat. Auf der Flucht sehen <strong>Reh</strong>e diese Zäune zu spät, und nicht selten bricht sich<br />
ein <strong>Reh</strong> ein Bein, oder ein <strong>Reh</strong>bock verheddert sich mit seinem Geweih in den<br />
Maschen.
Hat sich das Tier nicht gerade einen Genickbruch zugezogen, muß es qualvoll verenden,<br />
wenn es sich nicht aus eigener Kraft befreien kann. Falls man auf ein<br />
solches <strong>Reh</strong> trifft: Abstand halten, damit es nicht unnötig aufgescheucht wird und<br />
den Fund dem Förster, dem Wildhüter oder der Polizei melden, damit das Tier<br />
nicht unnötig leiden muß!<br />
Jagd und Hege (Arbeitsblatt 10)<br />
Überließe man einen <strong>Reh</strong>bestand sich selbst, würde er so stark anwachsen, wie<br />
gerade noch Nahrung zur Verfügung steht. Die <strong>Reh</strong>e müßten hauptsächlich an<br />
Schwäche, sei es aus Altersgründen oder schwacher Konstitution, sterben. Dies<br />
würde besonders die jungtiere in den ersten Wintern betreffen.<br />
Aufgabe:<br />
Warum ist es sinnvoll und gerechtfertigt, eine Wildtierart, die in so hohen Beständen<br />
vorkommt wie das <strong>Reh</strong>, zu bejagen?<br />
1. Bei einer hohen <strong>Reh</strong>dichte gibt es auch viel Wildschaden im Wald,<br />
so daß der Förster nur mit großem Aufwand denjungwchs aufbringt.<br />
Allerdings haben auch viele Förs,ter den Wildschaden geradezu provoziert,<br />
indem sie viele wichtige Asungspflanzen als "Nutzholzkonkurrenten))<br />
entfernt haben.<br />
2. Bevor die meisten Wildtiere an Schwäche eingehen, liefert der<br />
Abschuß von gesunden Tieren das begehrte Wildbret. <strong>Reh</strong>fleisch ist<br />
wegen seiner Fettarmut und Zartheit besonders beliebt.<br />
3.<br />
je geringer die Wilddichte ist, um so kräftiger und widerstandsfähiger<br />
sind die Tiere selbst. Der jäger hat die Aufgabe, für einen gesunden<br />
und angemessenen Wildbestand in seinem Revier zu sorgen.<br />
Dazu muß er viele Stunden damit verbringen, den <strong>Reh</strong>bestand in<br />
seinem Revier immer wieder zu beobachten, um ihn kennenzulernen.<br />
Winterfütterug<br />
Auch die Fütterung des Wildes im Winter gilt als Hegemaßnahme der jäger. Es<br />
gibt Argumente dafür und dagegen.<br />
"Hirschleder))<br />
Außer dem Wildbret ist beim <strong>Reh</strong> nur seine Haut von wirtschaftlicher Bedeutung.<br />
Daraus wird das saugfähige "Hirschleder)) gemacht.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Kommentar und Aufgaben<br />
zu den Arbeitsblatter<br />
Kapitel 12.<br />
Schutzmaßnahmen<br />
und Hege<br />
99
Textvorschläge zu den Arbeitsblättern<br />
Außere Erscheinung (Arbeitsblatt 1)<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> kommt fast in ganz Westeuropa vor. Am liebsten hält es sich im Laub-<br />
Mischwald auf.<br />
Schlüpfer<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> ist an das Leben im dichten Unterholz angepaßt: schmaler Kopf, kleines<br />
Geweih, schmaler Brustkorb, niedere Kruppe, hoher Widerrist. Es ist ein Schlüpfer.<br />
Der Hirsch dagegen ist mit seinem geraden, waagrechten Rücken ein Läufer<br />
der offenen Landschaft. Er kann darum auch ein großes Geweih tragen.<br />
Spiegel<br />
Der weiße Fleck am Körperende heißt SpiegeL. Er wird auf der Flucht gespreizt,<br />
und die Rudelmitglieder können so den weiß leuchtenden Spiegeln der vorderen<br />
Tiere auch bei Dunkelheit gut folgen.<br />
Läufe<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> ist ein Zehenspitzengänger. Die Hufe (= Schalen) sind schmal und hart.<br />
Mit ihnen scharrt das <strong>Reh</strong> im Winter Nahrung unter dem Schnee hervor.<br />
<strong>Das</strong> Geweih<br />
Nur die <strong>Reh</strong>böcke tragen ein Geweih. Es sitzt auf knöchernen Stirnbeinfortsätzen,<br />
den "Rosenstöcken)).<br />
Gebiß<br />
<strong>Reh</strong>e haben ein Wiederkäuergebiß. Mit den unteren Schneidezähnen werden<br />
Pflanzen teile gegen die harte Gaumenplatte gepreßt und abgezupft. Die Backenzähne<br />
(= Mahlzähne) zerreiben beim Wiederkäuen die später wieder hochgewürgte<br />
Nahrung.<br />
Spuren (Arbeitsblatt 2)<br />
Trittsiegel und Fährten<br />
<strong>Das</strong> Trittsiegel des ziehenden (= gehenden) <strong>Reh</strong>es ist klein und herzförmig. Die<br />
2. und die 5. Zehe (= Mterklauen) hinterlassen keinen Abdruck.<br />
<strong>Das</strong> flüchtende <strong>Reh</strong> macht weite Sprünge. Dabei greifen die Hinterläufe den Vorderläufen<br />
vor. Bei der so entstandenen Viererspur stammen also die beiden vorderen<br />
Trittsiegel von den Hinterläufen, die hinteren von den Vorderläufen, Die<br />
Mterklauen drücken sich im weichen Boden ab.<br />
Losung<br />
Die Losung der <strong>Reh</strong>e besteht aus bohnengroßen, am einen Ende spitz zulaufenden<br />
Kotpilen. Im Sommer kleben sie oft in Klumpen zusammen. Durch die trockenere<br />
Winternahrung entstehen einzelne trockene, harte Kotpilen.<br />
Feg- und Schlagschäden<br />
An kleinen Bäumen und an Ästen von Sträuchern streifen die <strong>Reh</strong>böcke im März<br />
und April den Bast vom neuen Geweih. Dabei reißen sie die Rinde von den Pflanzen.<br />
Gleiche Schäden entstehen, wenn die Böcke von Frühling bis Sommer ihre Territorien<br />
markieren und dazu mit dem Geweih gegen die Pflanzen schlagen.<br />
Liegeplatz<br />
Bevor sich das <strong>Reh</strong> zum Liegen niederläßt, scharrt es den Platz mit den Vorderhufen<br />
von Zweigen und Blättern frei. Hier findet man Trittsiegel, Haare und Losung.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Textvorschläge zu den<br />
Arbeitsblätter<br />
101
<strong>Reh</strong><br />
Textvorschlage zu den<br />
Arbeitsblattem<br />
102<br />
Sommer- und Winteräsung (Arbeitsblatt 3)<br />
Sommeräsung<br />
Im Sommer hat das naschhafte <strong>Reh</strong> eine reiche Auswahl an Kräutern, Trieben<br />
und jungen Blättern.<br />
Winteräsung<br />
Im Winter muß es sich mit viel weniger Äsung begnügen. Auf den mit Wintersaat<br />
bestellten Feldern scharrt es junge Pflanzen unter dem Schnee hervor, im Wald<br />
die immergrünen Blätter der Brombeere und der Heidelbeere. Hauptsächlich<br />
aber äst es nun Knospen und Zweige von Laubbäumen und Weißtannen.<br />
Wildschadenverhütung (Arbeitsblatt 4)<br />
Wo zu viele <strong>Reh</strong>e leben, richten sie im Wald oft Schaden an. junge Bäume<br />
können meist nicht mehr ohne Schutz aufwachsen.<br />
Verbiß<br />
<strong>Reh</strong>e lieben die zarten Triebe der jungen Tannen, aber auch von Laubbäumen.<br />
Besonders gern äsen sie den Haupttrieb ab. Solche Bäumchen verkrüppeln und<br />
werden nie groß. Der Förster schützt die Haupttriebe darum mit kleinen Kronen<br />
aus Aluminium oder mit Schafwollbüschelchen, oder er bestreicht sie mit einer<br />
stinkenden Brühe.<br />
Feg- und Schlagschäden<br />
Wenn die Böcke ihr Geweih fegen oder das Territorium markieren, beschädigen<br />
sie viele Pflanzen so stark, daß sie absterben. Stachelbäume oder ein Anstrich mit<br />
einer stinkenden Brühe (z.B. Schweinejauche) sollen die Böcke von den wertvollenjungbäumen<br />
fernhalten.<br />
Drahthosen schützen Einzelbäumchen und Einzäunungen ganzer Anpflanzungen<br />
vor Verbiß und Fegen. Sie sind aber teuer und müssen gut unterhalten<br />
werden, damit sie für die Tiere des Waldes nicht gefährlich werden.<br />
Fortpflanzung (Arbeitsblatt 5)<br />
Die <strong>Reh</strong>e paaren sich im Sommer. Die befruchteten Eier beginnen sich aber erst<br />
im folgenden januar, nach einer etwa 5 Monate dauernden Keimruhe, zu entwikkeln.<br />
Die eigentliche Tragzeit dauert nur etwa viereinhalb Monate.<br />
Die Kitze werden im Mai oder juni geboren. Die <strong>Reh</strong>geiß setzt meistens Zwillnge,<br />
selten nur ein einzelnes Kitz oder Drilinge.<br />
Gleich nach der Geburt leckt die <strong>Reh</strong>geiß ihre jungen trocken. Kurz daraufversuchen<br />
sie schon aufzustehen und suchen die Milchdrüse.<br />
Die Kitze bleiben 2 - 4 Wochen im hohen Gras versteckt. Die Mutter kommt nur<br />
vorbei, um sie zu säugen und zu putzen. <strong>Das</strong> getupfte Fell tarnt die Kitze gut vor<br />
Feinden.
<strong>Das</strong> Geweih (Arbeitsblatt 6)<br />
Geweihentwcklung<br />
Beim <strong>Reh</strong> tragen, wie beim Hirsch oder beim Elch, nur die männlichen Tiere ein<br />
Geweih.<br />
<strong>Das</strong> Geweih ist eine Waffe zur Verteidigung gegen Feinde und im Kampf mit<br />
Rivalen. Die Sprossen verhindern aber, daß die Rivalen einander im Zweikampf<br />
verletzen. junge Böcke haben meist nur kurze Spieße oder ein Gablergeweih. <strong>Das</strong><br />
Alter der <strong>Reh</strong>böcke läßt sich an den Verzweigungen nicht ablesen.<br />
Horn und Geweilt<br />
<strong>Das</strong> Horn bleibt das ganze Leben lang auf dem Kopf. jedes jahr wird über einem<br />
Knochenzapfen eine neue tütenförmige Hülle gebildet, die das Horn um einen<br />
jahrring aufwärts schiebt. Hörner tragen Rinder, Ziegen, Schafe und Antilopen.<br />
<strong>Das</strong> Geweih besteht ganz aus Knochen. jede Geweihstange sitzt auf einem Stirnbeinzapfen,<br />
dem Rosenstock. Im November löst sich beim <strong>Reh</strong>bock der Kalk zwischen<br />
dem Geweih und den Rosenstöcken. <strong>Das</strong> Geweih wird abgeworfen, und in<br />
etwa 100 Tagen wird ein neues aufgebaut.<br />
Abnorme Geweihe<br />
Pendelstange: Der Bock hat, wahrscheinlich beim Flüchten, den Rosenstock an<br />
einem Hindernis gebrochen. Die Geweihstange hängt nur noch an der Rosenstockhaut<br />
und pendelt frei. Dieser Bock wird nie mehr ein normales Geweih<br />
tragen.<br />
Verletzung des Bastgeweihs: Durch Schrotschüsse oder Zusammenstöße mit Sta-<br />
cheldraht oder Drahtgeflecht entstehen künstlich verzweigte Geweihe. Im folgendenjahr<br />
werden solche Böcke wieder ein normales Geweih tragen.<br />
Kümmerer: So nennt man <strong>Reh</strong>e, die durch Krankheit oder Parasiten geschwächt<br />
sind. <strong>Das</strong> Wachstum ihres Geweihs ist oft stark gestört. Sie werden im folgenden<br />
jahr kaum ein normales Geweih tragen.<br />
Soziale Organisation (Arbeitsblatt 7)<br />
Winter und Frühing<br />
Im Winter leben die <strong>Reh</strong>e gesellig in Gruppen (= Sprüngen). Im März beginnen<br />
sich die Sprünge aufzulösen. jeder erwachsene Bock versucht, ein Territorium zu<br />
besetzen, wo er keinen anderen Bock duldet. Er markiert sein Territorium: Er<br />
schlägt mit dem Geweih gegen kleine Bäume und Sträucher und schabt dabei die<br />
Rinde ab. An den Stämmchen und Zweigen streift er den Duft seiner Drüsen von<br />
Stirn und Wange ab. Mit den Vorderhufen scharrt er den Boden auf, er plätzt,<br />
und hinterläßt den Duft seiner Zwischenklauendrüsen. Alle diese Zeichen geben<br />
anderen Böcken an, daß dieses Territorium bereits besetzt ist.<br />
Käpfe<br />
Wenn zwei Böcke um ein Territorium kämpfen, geschieht dies nach angeborenen<br />
"Regeln)): Imponieren, Drohen und dann Stärkemessen. Verletzungen kommen<br />
nur selten vor.<br />
Mutter-Famile<br />
Im Mai suchen die trächtigen <strong>Reh</strong>geißen einen ungestörten und sonnigen Platz<br />
für die Geburt ihrer Kitze und für die Aufzuchtzeit. Die Mutterfamilie bleibt nur<br />
bis zum Herbst bestehen.<br />
<strong>Reh</strong><br />
Textvorschläge zu den<br />
Arbeitsblätter<br />
103
<strong>Reh</strong><br />
Textvorschlage zu den<br />
Arbeitsblatter<br />
104<br />
Brunft<br />
Die Paarungszeit der <strong>Reh</strong>e heißt Brunft. Imjuli und August suchen die Böcke in<br />
ihrem Territorium paarungsbereite Geißen. Vor der Begattung folgt der Bock der<br />
Geiß in wildem Lauf (der jäger nennt das "Treiben))). Nach einiger Zeit wird die<br />
Geiß langsamer. Oft bewegt sie sich nun auf einer Kreisbahn von wenigen Metern<br />
Durchmesser. Dabei berührt der Bock sie mit der Nase und beriecht sie immer<br />
wieder. Sobald sie still steht, erfolgt die Paarung.<br />
Herbst<br />
Nach der Brunft sind Territorien nicht mehr notwendig, Auch die Kitze haben<br />
ihre Mutter nicht mehr nötig, Erwachsene Böcke, Geißen und ihre Töchter schließen<br />
sich im Herbst wieder zu Sprüngen zusammen.<br />
Sicherheit und Verteidigung (Arbeitsblatt 8)<br />
Auch wenn sie äsen oder ruhen, erlauschen <strong>Reh</strong>e jedes Geräusch. Sobald sie<br />
etwas Ungewohntes vernehmen, richten sie alle Sinne darauf: Sie sichern.<br />
Für Ruhepausen oder zum Wiederkäuen lassen sie sich an Stellen nieder, von wo<br />
aus sie das Gelände gut überblicken können. So können sie sich bei Störungen<br />
rechtzeitig und ruhig zurückziehen,<br />
Kitze ducken sich bei Gefahr regungslos auf den Boden.<br />
Bei einer Störung rasen <strong>Reh</strong>e nicht über weite Strecken davon. Sie verschwinden<br />
meistens nur in raschem Lauf oder mit ein paar Sätzen im nächsten Versteck.<br />
Gegen Angriffe können sie sich aber auch wehren: Die <strong>Reh</strong>mutter verteidigt ihr<br />
Kitz mit Hufschlägen, der <strong>Reh</strong>bock vertreibt Feinde mit Geweihstößen.<br />
Gegen große und schnelle Feinde hilft aber nur die rasche Flucht. Der Luchs<br />
erwischt darum meistens nur schwächere Tiere oder solche, die nicht aufgepaßt<br />
haben.<br />
Todesursachen (Arbeitsblatt 9)<br />
Autos<br />
Autos sind für die <strong>Reh</strong>e keine natürlichen Feinde. Darum werden viele <strong>Reh</strong>e überfahren.<br />
Autofahrer müssen aufWaldstraßen und in der Nähe von Wäldern besonders<br />
vorsichtig und langsam fahren. Rückstrahler am Straßenrand halten <strong>Reh</strong>e<br />
kaum von der Straße fern.<br />
Mähmaschinen<br />
Wie vor anderen Feinden ducken sich <strong>Reh</strong>kitze auch vor den Mähmaschinen. Vor<br />
dem sicheren Tod kann sie der Kitzretter bewahren. Noch besser ist es, wenn der<br />
Landwirt vor dem Mähen die Wiese sorgfältig absucht und das Kitz auf einem<br />
Armvoll Gras in den nahen Wald trägt, wo es dann von seiner Mutter wieder abgeholt<br />
wird.<br />
Hunde<br />
Hunde jagen gerne <strong>Reh</strong>e. Besonders die trächtigen Geißen können nicht mehr<br />
schnell genug flüchten. Auch wenn die meisten Hunde nur Freude am Hetzen<br />
haben und die Wild tiere nicht töten wollen, sollen sie im Wald und am Waldrand<br />
an der Leine geführt werden.<br />
Zäune<br />
Alte und eingesunkene Zäune sind Todesfallen für die <strong>Reh</strong>e.
(<br />
Jagd und Hege (Arbeitsblatt 10)<br />
Krane <strong>Reh</strong>e<br />
Der jäger hat die Aufgabe, kranke und schwache <strong>Reh</strong>e zu schießen. Sie könnten<br />
andere Tiere anstecken oder würden im nächsten Winter elend sterben. Aber er<br />
muß auch dafür sorgen, daß es nicht zu viele <strong>Reh</strong>e gibt. Darum muß er seine<br />
<strong>Reh</strong>e sehr gut kennen, sie immer wieder beobachten und sorgfältig überlegen,<br />
welche er erlegen soll.<br />
Gesunde Tiere<br />
Uberall dort, wo genügend Tiere einer Art leben, also wo auch stets genügend<br />
Tiere geboren werden, können sie auch gejagt werden. Die Anzahl und das<br />
Geschlecht sowie das Alter der jagdbaren Tiere werden durch das Jagdgesetz festgelegt.<br />
Bei den <strong>Reh</strong>en geben die Geweihe Hinweise darauf, wie gut der Gesundheitszustand<br />
des Bestandes ist, Dieser erlaubt wiederum Rückschlüsse auf die <strong>Reh</strong>dichte<br />
eines Reviers und damit auch darauf, wieviele <strong>Reh</strong>e das Revier ernähren<br />
kann.<br />
Fütterung<br />
In den meisten jagdrevieren werden <strong>Reh</strong>e im Winter gefüttert. <strong>Das</strong> ist nur dort<br />
notwendig, wo zu viele <strong>Reh</strong>e leben. Mehr natürliche Äsung in Form von Knospen<br />
und Trieben ist die bessere Lösung.<br />
Verwertung<br />
Erlegte <strong>Reh</strong>e werden meistens an Gaststätten verkauft, wo ihr Fleisch als Spezialität<br />
zubereitet wird. Ihre Haut wird in der Gerberei zu saugfähigem "Hirschleder))<br />
(Fensterleder) verarbeitet.<br />
<strong>Reh</strong><br />
1èxtvorschläge zu den<br />
Arbeitsblätter<br />
105
SCHUBI<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong><br />
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<strong>Das</strong> <strong>Reh</strong> ist das häufigste<br />
wildlebende Huftier<br />
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Wiederkäuergebiß<br />
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Knospen und Zweige<br />
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a) Spießer<br />
b) Gabler<br />
c) Sechser<br />
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Geweihe<br />
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Markieren: b ':) (I (<br />
a) Schlagen . ~\-~<br />
b) Wangenreiben ~-c~"-~ ~<br />
c) Plätzen ~~~¡ ;¿<br />
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Treiben und Begattung ~t0-\~<br />
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<strong>Reh</strong>e sichern<br />
mit Ohren) Nase<br />
kurze Flucht bei Störung<br />
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Verteidigung mit Geweih<br />
und Hufschlägen<br />
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Todesursachen<br />
Straßenverkehr<br />
Bitte langsam fahren.!<br />
Hunde hetzen Wild.<br />
Mähmaschinen.<br />
Hilfe:<br />
Kitzretter<br />
Zäune sind<br />
<strong>Reh</strong>fallen.<br />
Slrosse ~ -- Wald<br />
Rückstrahler<br />
Kopierrecht für eine Schulklasse!<br />
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Kranke Tiere muß<br />
der jäger erlegen.<br />
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die Belohnung: Trophäen<br />
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Die jäger sorgen für<br />
einen gesunden Wildbestand.<br />
Fütterung im harten Winter<br />
Fensterleder<br />
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