Folien des Vortrags von Prof. U. Ehlert, Zürich - Kanton St.Gallen
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Diagnostik und<br />
Psychophysiologie <strong>von</strong><br />
Traumafolgestörungen<br />
Ulrike <strong>Ehlert</strong><br />
Psychologisches Institut und<br />
Zentrum für Neurowissenschaften<br />
Universität <strong>Zürich</strong>
1. <strong>St</strong>ress – Trauma, ein Kontinuum oder zwei<br />
unterschiedliche Phänomene?<br />
2. Wer wird nach einer Traumatisierung<br />
psychisch krank, wer bleibt gesund?<br />
Psychobiologische Merkmale <strong>von</strong> Resilienz<br />
und psychischer <strong>St</strong>örung<br />
3. Diagnostische Methoden zur Erfassung<br />
verschiedener Formen der Fehlanpassung<br />
an Traumata. Beispielexplorationen<br />
zusammen mit den Teilnehmern<br />
4. Zusammenfassung der vorgestellten Inhalte<br />
und gemeinsame Diskussion
Einführung
Die Ätiologie psychiatrischer und psychosomatischer<br />
Erkrankungen wird <strong>von</strong> einer Vielzahl <strong>von</strong> Faktoren<br />
beeinflusst<br />
z.B. ungünstige sozio-ökologische Lebensbedingungen<br />
geringe soziale Unterstützung<br />
genetische Faktoren<br />
<strong>St</strong>ress/Trauma<br />
Um stressabhängige Erkrankungen wie beispielsweise<br />
die Posttraumatische Belastungsstörung besser<br />
verstehen zu können, ist es notwendig, die komplexen<br />
Phänomene „<strong>St</strong>ress“ und „Trauma“ aus der<br />
psychobiologischen Perspektive zu definieren
„When I introduced the word stress into medicine in<br />
its present meaning, my English was not yet good<br />
enough for me to distinguish between the words<br />
stress and strain. It was not until several years later<br />
that the British Medical Journal called my attention<br />
to this fact, by the somewhat sarcastic remark that<br />
according to Selye stress is its own cause. Actually I<br />
should have called my phenomenon the strain<br />
reaction and that which causes it ‚stress‘, which<br />
would parallel the use of these terms in physics.<br />
However, by the time that this came to my attention,<br />
biological stress in my sense of the word was so<br />
generally accepted in various languages that I could<br />
not have redefined it“.<br />
Selye, 1936, 1974
Verhaltensreaktion<br />
Situation<br />
Primärbewertung (Bedrohungsausmass)<br />
Sekundärbewertung (Ressourcen)<br />
Kognitionen<br />
Somatische Reaktion<br />
Neubewertung<br />
Emotionale Reaktion<br />
nach Lazarus & Folkman, 1984
Vulnerabilität gegenüber <strong>St</strong>ress und Traumatisierung<br />
Abhängig <strong>von</strong> individuellen Voraussetzungen
Ausmass psychischer Belastung<br />
Schwellenwert der individuellen<br />
Copingressourcen<br />
Daily hassles<br />
Kritische Lebensereignisse,<br />
chronischer <strong>St</strong>ress, Trauma<br />
Zeit
Ausmass psychischer Belastung<br />
Daily hassles<br />
Kritische Lebensereignisse,<br />
chronischer <strong>St</strong>ress, Trauma<br />
Schwellenwert der individuellen<br />
Copingressourcen<br />
Zeit
Influence of life stress<br />
on depression:<br />
Moderation by a<br />
polymorphism in the<br />
5-HTT gene<br />
Caspi et al. 2003
Diagnostische Kriterien und<br />
traumabezogene <strong>St</strong>örungen
Ein Trauma...
...die möglichen<br />
Konsequenzen<br />
Selbstbildnisse einer 42jhr. Patientin mit multiplen Misshandlungserfahrungen<br />
Titelbild, Verhaltenstherapie, Heft 4,1999
Was macht einen <strong>St</strong>ressor zum Trauma?<br />
Scheidung?<br />
Verlust <strong>des</strong> Arbeitsplatzes?<br />
0.4% der Betroffenen zeigen PTBS-Symptome<br />
DSM-III-R Ereignis liegt ausserhalb der normalen<br />
menschlichen Erfahrung<br />
DSM-IV Gefühl der Lebensbedrohung bei sich oder anderen<br />
(Situatives Kriterium)<br />
Furcht, Hilflosigkeit, Entsetzen<br />
(Subjektive Reaktion)
PTBS - Lebenszeitinzidenz in Abhängigkeit vom Trauma<br />
Unterscheidung in<br />
Typ I-Trauma Typ II-Trauma<br />
Einmaliges, Serie miteinander verunerwartetes<br />
Ereignis knüpfter Ereignisse<br />
<strong>von</strong> kurzer Dauer langandauern<strong>des</strong> Trauma<br />
wie z. B.<br />
Gefangenschaft, Folter,<br />
Geiselnahme oder<br />
wiederholte sexuelle<br />
Kin<strong>des</strong>misshandlung
Unterscheidung in<br />
• Akute Belastungsstörung<br />
• Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)<br />
• Primäre PTBS<br />
• Sekundäre PTBS<br />
• <strong>St</strong>örung nach Extrembelastung<br />
• Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach<br />
Extrembelastung
• Primäre PTBS<br />
direkt vom Trauma Betroffene<br />
• Sekundäre PTBS<br />
Zeugen <strong>des</strong> Traumas und<br />
Helfer der vom Trauma Betroffenen<br />
(Einsatzkräfte in der Akut- oder in der<br />
Nachversorgung z.B. Polizei, Feuerwehrleute,<br />
Ärzte, Psychotherapeuten)
Hauptsymptome der PTBS<br />
(nach DSM-IV)<br />
Intrusion Wiederkehrende und eindringlich belastende Erinnerungen<br />
Wiederkehrende belastende Träume<br />
Flash-back Erlebnisse<br />
Psychische Belastung bei Konfrontation mit Hinweisreizen<br />
Physiologische Reaktionen bei Konfrontation mit Hinweisreizen<br />
Vermeidung Gedanken- und Gefühlsvermeidung im Bezug auf das Trauma<br />
Aktivitäts- und Situationsvermeidung im Bezug auf das Trauma<br />
Teilamnesie im Bezug auf das Trauma<br />
Vermindertes Interesse an Aktivitäten<br />
Entfremdungsgefühl<br />
Affekteinschränkung<br />
Hyperarousal Ein- und Durchschlafstörungen<br />
Reizbarkeit, Wutausbrüche<br />
Konzentrationsschwierigkeiten<br />
Hypervigilanz<br />
Verstärkte Schreckreaktion
Diagnostische Kriterien der akuten Belastungsstörung<br />
(nach DSM-IV)<br />
Auftreten <strong>von</strong> Symptomen der akuten Belastungsstörung min<strong>des</strong>tens<br />
2 Tage bis maximal 4 Wochen<br />
Traumakriterium wie bei der PTBS<br />
Symptome <strong>von</strong> Intrusion, Vermeidung und Hyperarousal<br />
Zusätzlich min<strong>des</strong>tens 3 dissoziative Symptome (vgl. Bengel, 2003)<br />
• Subjektives Gefühl <strong>von</strong> emotionaler Taubheit, <strong>von</strong><br />
Losgelöstsein oder Fehlen emotionaler Reaktionsfähigkeit<br />
• Beeinträchtigung der bewussten Wahrnehmung der Umwelt<br />
(z.B. “wie betäubt sein”)<br />
• Derealisationserleben<br />
• Depersonalisationserleben<br />
• Dissoziative Amnesie (z.B. Unfähigkeit, sich an wichtige<br />
Aspekte <strong>des</strong> Traumas zu erinnern)
Diagnostische Kriterien der <strong>St</strong>örung nach Extrembelastung<br />
(Disorder of Extreme <strong>St</strong>ress)<br />
(nach DSM-IV Forschungskriterien)<br />
Früherer Begriff Komplexe PTBS<br />
Diagnosestellung erfolgt bei Vorliegen eines Typ II Traumas<br />
und folgenden Symptomen (nach Boos & Smucker)<br />
• <strong>St</strong>örung der Emotionsregulation<br />
• Dissoziation und Amnesie<br />
• Somatisierung<br />
• Veränderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />
(z.B. Schuldgefühle)<br />
• Veränderung <strong>von</strong> psychologischen Sinnsystemen<br />
(z.B. Hoffnungslosigkeit)
Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung<br />
(in Anlehnung an ICD 10)<br />
Lang anhalten<strong>des</strong> oder wiederholtes Trauma (Typ II)<br />
Langfristig stabile Persönlichkeitsveränderungen<br />
Charakterisiert durch<br />
• eine feindliche misstrauische Haltung gegenüber der Welt<br />
• sozialen Rückzug<br />
• ein andauern<strong>des</strong> Gefühl der Leere und/oder Hoffnungslosigkeit<br />
• ein andauern<strong>des</strong> Gefühl <strong>von</strong> Nervosität oder <strong>von</strong> Bedrohung ohne<br />
äussere Ursache<br />
• andauern<strong>des</strong> Gefühl, verändert oder anders als andere Menschen<br />
zu sein<br />
Min<strong>des</strong>tdauer der Symptome 2 Jahre
Entnommen<br />
aus Maercker,<br />
1997
Anpassungsstörung (nach ICD10)<br />
Diese Diagnose kann nach entscheidenden Lebensveränderungen und<br />
<strong>St</strong>ressoren <strong>von</strong> weniger katastrophalem Ausmaß (z. B. Trauerfall,<br />
Trennung, Verlust der Arbeit, Emigration, schwere körperliche<br />
Erkrankung) gestellt werden, oder wenn die Kriterien der PTBS nach<br />
einem traumatischen <strong>St</strong>ressor nicht vollstüändig erfüllt sind<br />
Trauerreaktionen (nach ICD10)<br />
Normale Trauerreaktionen, die nicht länger als 6 Monate dauern (Z-<br />
Code)<br />
Trauerreaktionen jeder Dauer, die in Art und Inhalt abnorm sind, sind<br />
als Anpassungsstörungen zu kodieren
<strong>St</strong>eigen<strong>des</strong> Ausmass der Pathologie und Chronizität<br />
Trauerreaktionen<br />
Anpassungsstörung<br />
Akute Belastungsstörung<br />
Primäre/sekundäre<br />
Posttraumatische Belastungsstörung<br />
<strong>St</strong>örung nach Extrembelastung<br />
Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach<br />
Extrembelastung
Wie ist der Verlauf der PTBS?<br />
Wie ist die Prognose?<br />
• Circa 90% der Patienten zeigen die PTBS-<br />
Symptome sofort nach dem Trauma<br />
• Bei circa 10% der Patienten findet sich ein<br />
verzögerter Beginn<br />
• Bei circa einem Drittel der Patienten zeigt sich<br />
ein chronischer Verlauf
Bei Patienten mit PTBS liegt in 80% der Fälle eine psychiatrische<br />
Komorbidität vor<br />
Substanzmittelmissbrauch<br />
Affektive <strong>St</strong>örung<br />
Trauma<br />
PTBS<br />
Dissoziative <strong>St</strong>örung<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
Substanzmittelmissbrauch<br />
Affektive <strong>St</strong>örung<br />
Schmerz<br />
Konversion<br />
Somatisierung<br />
Zeit
Interpersonale Traumatisierungen im Kin<strong>des</strong>alter<br />
umfassen<br />
• Trennung und Verlust<br />
• Physische Vernachlässigung<br />
• Physische Misshandlung<br />
• Emotionalen Missbrauch<br />
• Sexuellen Missbrauch<br />
<strong>St</strong>udienergebnisse zeigen ...
• Emotionaler Missbrauch erhöht die<br />
Wahrscheinlichkeit einer Depersonalisationsstörung<br />
(Simeon et al., 2001)<br />
• Körperlicher oder sexueller Missbrauch oder<br />
Vernachlässigung im Kin<strong>des</strong>alter zeigen in der<br />
Adoleszenz eine vierfach erhöhte Wahrscheinlichkeit<br />
für eine Persönlichkeitsstörung (Johnson et al, 1999)<br />
• Interpersonale Traumatisierungen in der Kindheit<br />
führen mit deutlich grösserer Wahrscheinlichkeit zu<br />
einer Persönlichkeitsstörung als vergleichbare<br />
Traumatisierungen in der Adolszenz (Gibb et al., 2001)<br />
• Kumulative Traumatisierung im Kin<strong>des</strong>alter führt bei<br />
erwachsenen Frauen zu massiven subjektiv erlebten<br />
körperlichen Beschwerden (Cloitre et al., 2001)
• In einer Gruppe <strong>von</strong> 64 delinquenten Adoleszenten<br />
zeigten 28.3% dissoziative Symptome (primär<br />
Depersonalisation), da<strong>von</strong> gaben 96.8% Trauma-<br />
tisierungen in der Kindheit an (Carrion & <strong>St</strong>einer, 2000)<br />
• Die Häufigkeit dissoziativer Symptome bei<br />
schizophrenen Patienten ist mit emotionalem und<br />
physischem Missbrauch in der Kindheit hoch korreliert<br />
(Holowka et al., 2003)<br />
• Dissoziative Symtome führen mit einer grösseren<br />
Wahrscheinlichkeit zu selbstverletzendem Verhalten.<br />
Dieses Verhalten ist insbesondere bei jüngeren<br />
Patienten häufiger zu beobachten (Low et al., 2000; Saxe,<br />
Chawla & van der Kolk, 2002)
Psychobiologische Grundlagen
Vulnerabilität gegenüber <strong>St</strong>ress und Traumatisierung<br />
Genetische Komponenten<br />
Einfluss lebenslanger Erfahrungen<br />
<strong>von</strong> pränatal bis ins hohe Erwachsenenalter<br />
Wie lassen sich die psychobiologischen<br />
Konsequenzen erfassen?
Verschiedene <strong>St</strong>rategien zur Erhebung<br />
psychologischer und biologischer <strong>St</strong>ressreaktionen<br />
• Retro- und prospektive<br />
Erhebung kritischer<br />
Lebensereignisse<br />
durch Interviews<br />
• <strong>St</strong>ate- und Traitfragebogen<br />
Hormonelle Reaktionen auf<br />
• Pharmakologischen <strong>St</strong>ress<br />
Provokation/Suppression (z.B.<br />
CRH, ACTH, DEX-Test)<br />
• Psychosoziale <strong>St</strong>resstests<br />
• Natürliche <strong>St</strong>ressoren/Traumata
Die Hypothalamus-<br />
Hypophysen-<br />
Nebennierenrinden-Achse<br />
(HHNA)<br />
nach Rosenzweig et al., 2001
Physischer / psychischer <strong>St</strong>ress/Traumatsierung<br />
Immunsystem<br />
• Modulation der Immunreaktion<br />
• Redistribution <strong>von</strong> Immunzellen<br />
• Beeinflussung der Zytokinfreisetzung<br />
ACTH<br />
CRH<br />
Cortisol<br />
Glucose-Metabolismus<br />
• Aufrechterhaltung <strong>des</strong><br />
Blutzuckerspiegels über<br />
katabole und anabole<br />
Mechanismen<br />
Negatives Feedback<br />
Koordination emotionaler,<br />
behavioraler und autonomer<br />
Adaptionsprozesse<br />
Schmerzverarbeitung /<br />
Analgesie<br />
Arousal<br />
Kognitive Effekte<br />
• Beeinflussung der<br />
Konsolidierung und <strong>des</strong> Abruf<br />
deklarativer Gedächtnisinhalte<br />
Gaab, J. & Cleare, A. (2003) in <strong>Ehlert</strong>, U (Ed.)
Das Allostatic Load Modell nach McEwen, 1998
Cortisol<br />
Drei Reaktionsmöglichkeiten auf<br />
<strong>St</strong>ress/Traumatisierung am Beispiel der<br />
Cortisolfreisetzung<br />
<strong>St</strong>ress<br />
Normentsprechende Reaktion,<br />
Habituation, keine langfristig negativen<br />
Effekte <strong>von</strong> <strong>St</strong>ress<br />
Baseline<br />
Zeit
Cortisol<br />
<strong>St</strong>ress<br />
Fehlen<strong>des</strong> Absinken <strong>des</strong> <strong>St</strong>resshormons, u.a.<br />
bei Depression,<br />
Suchtmittelabhängigkeiten,<br />
Esstörungen zu beobachten<br />
Baseline<br />
Zeit
Cortisol<br />
<strong>St</strong>ress/Trauma<br />
Im Verlauf der <strong>St</strong>ressbelastung drastisches<br />
Absinken <strong>des</strong> <strong>St</strong>resshormons, u.a.<br />
funktionelle <strong>St</strong>örungen <strong>des</strong> Magen-Darmtraktes,<br />
chronisches Erschöpfungssyndrom,<br />
Schmerzstörungen,<br />
Posttraumatische Belastungsstörung<br />
Baseline<br />
Zeit
Unstimulierte Cortisolspiegel als diagnostisches<br />
Merkmal bei Patienten mit funktionellen<br />
gastrointestinalen <strong>St</strong>örungen (FGD)<br />
Patienten (n = 31)<br />
Kontrollpersonen (n = 30)<br />
Böhmelt, Nater, Franke, Hellhammer & <strong>Ehlert</strong>, 2004
Subgruppen <strong>von</strong> FGD-Patienten mit<br />
hohen oder mit niedrigen unstimulierten<br />
Cortisolspiegeln<br />
Niedrige Cortisolspiegel<br />
(17 nmol/l)<br />
N = 7<br />
<strong>Ehlert</strong>, Nater, Hellhammer & Boehmelt, 2005
Depressions- (ADS) und Schmerzwerte (SOMS)<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Depression Schmerz<br />
Niedriges Cortisol<br />
Hohes Cortisol<br />
Kontrollen
DSS-acute dissociation score<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Reaktionen auf einen <strong>St</strong>resstest bei Patientinnen mit<br />
einer Borderline Persönlichkeitsstörung<br />
-75 -35 -20 10 70<br />
Time in min<br />
Controls<br />
Patients<br />
DSS-acute tension score<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-75 -35 -20 10 70<br />
Time in min<br />
Dissoziation Aversive Spannung<br />
Controls<br />
Patients<br />
Nater, Bohus, Abbruzzese, Ditzen, Gaab, Ebner-Priemer, Mauchnik & <strong>Ehlert</strong>, submitted
Cortisol in saliva in nmol/l<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
ACTH- und Cortisolreaktivität<br />
-35 -20 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Time in min<br />
Controls<br />
Patients<br />
ACTH in plasma in pg/ml<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-35 -20 0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Time in min<br />
Controls<br />
Patients
Norepinephrine in plasma in pg/ml<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
-35 -20 0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Time in min<br />
Katecholaminreaktivität<br />
Controls<br />
Patients<br />
Epinephrine in plasma in pg/ml<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Time in min<br />
Controls<br />
Patients<br />
-35 -20 0 10 20 30 40 50 60 70
Psychobiologie der<br />
Traumatisierung
Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe<br />
zurPrävalenz dersekundärenPTBS<br />
Berufsfeuerwehrleute in Deutschland<br />
n=574, response 70% Wagner, Heinrichs & <strong>Ehlert</strong>, 1998<br />
Berufsfeuerwehrleute in Grossbritannien, Wales<br />
n=266, response 38% Wagner et al. in press<br />
Bergführer in der Schweiz<br />
n=1347, response 43% Sommer & <strong>Ehlert</strong>, 2004<br />
REGA-Mitarbeiter, Schweiz<br />
n=142, response 34% Sommer, Heinrichs & <strong>Ehlert</strong>, submitted<br />
Polizisten in der Schweiz, <strong>Kanton</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
n=402, response 58% Vejmola & <strong>Ehlert</strong> in Vorbereitung
24<br />
18<br />
12<br />
6<br />
0<br />
Erhobene Prävalenzzahlen (Angaben in %)<br />
2.7<br />
6.3<br />
10.8<br />
13.5<br />
18.2<br />
Bergführer REGA<br />
Feuerwehr Wales <strong>Kanton</strong>spolizei <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Feuerwehr Rheinland-Pfalz
Wie kommt es zu dem Abfall der Cortisolspiegel, wenn<br />
unter <strong>St</strong>ress sehr hohe <strong>St</strong>resshormonfreisetzungen zu<br />
beobachten sind?<br />
Forschungsstrategie<br />
Längsschnittstudien bei Hochrisikopopulationen
Einzelfalluntersuchung <strong>von</strong> zwei Rettungseinsatzkräften<br />
Erhebung PTBS-Symptome und Speichelcortisol<br />
Messzeitpunkte<br />
Baseline<br />
24 <strong>St</strong>undennachdemRettungsereignis<br />
Nach einer Woche<br />
Nach 30 Tagen<br />
Nach 4 Monaten<br />
Ergebnisse Psyche Soma<br />
Baseline PTBS Cortisol<br />
Nach 24 <strong>St</strong>unden Cortisol<br />
Nach einer Woche PTBS Cortisol<br />
Nach 30 Tagen PTBS Cortisol<br />
Nach 4 Monaten PTBS<br />
Aardal-Eriksson et al., 1999
Psychologische Merkmale beeinflussen die Auftretenswahrscheinlichkeit<br />
der PTBS-Symptome<br />
42% Varianzaufklärung für PTBS-Symptome durch Feindseligkeit und<br />
niedrige Selbstwirksamkeit
Welche Erkenntnisse können wir aus dieser<br />
Untersuchung ziehen?<br />
PTBS kann aufgrund psychologischer Faktoren<br />
vorhergesagt werden<br />
Bereits vor dem Beginn der potentiell traumatisierenden<br />
Einsatzzeit besteht bei den Personen mit späterer<br />
PTBS-Symptomatik ein Trend zu niedrigeren<br />
Cortisolwerten<br />
Die Cortisolwerte verändern sich hypothesenkonform.<br />
Einem starken Anstieg nach dem Beginn der belastenden<br />
Einsätze folgt ein Abfall unter den Ausgangswert nach 24<br />
Monaten
Alexithymie und Lateralisation<br />
Befunde <strong>von</strong> Buchanan, Waterhouse & West (1980)<br />
Patient mit einer Agenesie (fehlende Bildung) <strong>des</strong> Corpus callosum<br />
zeigte eine massive Alexithymie<br />
Untersuchung <strong>von</strong> Zeitlin et al. (1989) an PTBS-Patienten mit hohen<br />
Alexithymiewerten ergab bei einer Fingertapping-Aufgabe, dass eine<br />
Dysfunktion <strong>des</strong> Informationsflusses zwischen den Hemisphären<br />
besteht<br />
“Funktionelle Trennung <strong>des</strong> Corpus callosum”
Untersuchung <strong>von</strong> Woodman, Hinton & O´Niell, 1978<br />
Hohe Noradrenalinspiegel bei niedrigen Adrenalinspiegeln und<br />
fehlender Cortisolanstieg als Reaktion auf eine psychologische<br />
<strong>St</strong>ressprovokation bei gewalttätigen Männern.<br />
Die Mehrheit der untersuchten Männer hatten eine belastende<br />
Kindheit erlebt.<br />
Zum Untersuchungszeitpunkt gaben die Männer ein geringes<br />
Angsterleben, aber auch eine geringe emotionale<br />
Bindungsfähigkeit an.
Noradrenalin<br />
Herzfrequenz<br />
unter<br />
psychischer<br />
Belastung<br />
CRH<br />
CRH-Rezeptoren<br />
ACTH<br />
Cortisol
Finden sich morphologische Veränderungen?<br />
Hippocampus-Volumetrie<br />
Überwiegend linksseitige hippocampale Volumenreduktion<br />
zwischen 5% und 12% <strong>St</strong>ein et al., 1997; Bremner et al, 1995<br />
Jedoch auch bilaterale Hippocampusatrophie (22% rechts,<br />
26% links) Gruvits et al., 1996<br />
Problem der Komorbidität mit Alkoholismus und neuere <strong>St</strong>udien<br />
belegen die o.g. Befunde nicht Bonne et al., 2001
Hippocampale Volumenreduktion<br />
NORMAL PTBS<br />
Vermetten, Charney & Bremner, 2000<br />
Repräsentation neurotoxischer Effekte <strong>von</strong> Traumatisierungen?<br />
Bremner et al., 1996; Villarreal et al., 2002
Smaller hippocampal<br />
volume predicts pathologic<br />
vulnerability to<br />
psychological trauma<br />
Gilbertson et al., 2002
Neurotoxische Effekte exzessiver Cortisolsekretion<br />
bereits vor dem traumatischen Ereignis?<br />
Bei PTBS-Patienten<br />
• Niedriger IQ<br />
• Mikroneurologische Symptome wie<br />
Aufmerksamkeitsdefizite,<br />
Lernschwierigkeiten, Enuresis<br />
• Mögliche <strong>St</strong>ressereignisse vor<br />
Traumabeginn?<br />
(Sapolsky, 2002)
Ausmass der Aktivierung <strong>von</strong> Hirnarealen nach <strong>St</strong>imulation<br />
EKP<br />
Im <strong>St</strong>roop-Test reduzierte und verzögerte P3 über alle<br />
Wortgruppen und langsamere Benennzeiten, insbesondere<br />
bei traumabezogenen Wörtern Metzger et al., 1997<br />
Verzögerte N2 und reduzierte P3-Amplitude bei akustischen<br />
<strong>St</strong>imuli Charles et al., 1995, McFarlane et al., 1993<br />
rCBF<br />
Beim Zuhören <strong>von</strong> selbstberichteten Traumaschilderungen<br />
rechtslaterale Erhöhung der rCBF und linkslaterale Reduktion,<br />
insbesondere der Broca-Region Rauch & Shin, 1997
Reaktionszeit in msec<br />
8 6 0<br />
8 4 0<br />
8 2 0<br />
8 0 0<br />
7 8 0<br />
7 6 0<br />
7 4 0<br />
7 2 0<br />
7 0 0<br />
6 8 0<br />
6 6 0<br />
6 4 0<br />
6 2 0<br />
6 0 0<br />
5 0<br />
0<br />
<strong>St</strong>roop-Test, ein Mass der Reaktionszeitlatenz<br />
Negative Neutrale Positive Valenz<br />
mit PTBS<br />
mit Gewalterfahrungen<br />
ohne PTBS<br />
ohne Gewalterfahrungen
Apfel Frieden<br />
Blume Blut<br />
Erde Brot<br />
Tod Luftnot
24<br />
18<br />
12<br />
6<br />
0<br />
Erhobene Prävalenzzahlen (Angaben in %)<br />
2.7<br />
6.3<br />
10.8<br />
13.5<br />
18.2<br />
Bergführer REGA<br />
Feuerwehr Wales <strong>Kanton</strong>spolizei <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Feuerwehr Rheinland-Pfalz
Abb. aus Geo, Heft 2, 1996<br />
Fragebogenuntersuchung an 1350<br />
eidgenössischen Bergführern und<br />
Bergführerinnen der Schweiz<br />
• Anzahl und Art <strong>von</strong> Traumata<br />
• Psychisches Befinden<br />
• Sense of Coherence
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
<strong>St</strong>urz (Spalte, Klettern, ...)<br />
Heli-Absturz<br />
Lawine<br />
<strong>St</strong>ein-, Eisschlag<br />
Berufsbezogene Traumata der Bergführer<br />
Erfrierungen<br />
Schneeblindheit<br />
Hitzschlag<br />
Blitzschlag<br />
Lungen-/Hirnödem<br />
Erschöpfung<br />
Herzinfarkt<br />
Ertrinken<br />
Vergiftung<br />
Unterzuckerung<br />
Krankheit<br />
Bergungstod<br />
anderes<br />
primär<br />
sekundär
Ausmass traumatischer Erlebnisse<br />
im Vergleich zu anderen Personengruppen<br />
Allg. Bevölkerung 60% 27.2%<br />
USA DE NZ CH-Bf<br />
15 – 54 J. 14 – 24 J. ? 22 – 95 J.<br />
Unfall 19.4% 7.5% 78.3%<br />
Zeuge (Unfall, Gewalt) 25% 4.2% 77.9%<br />
Polizei 90.1%<br />
Vergewaltigung 5.5% 1.3%<br />
Krieg 3.2% 0.2%<br />
Kessler et al. 1995; Perkonigg & Wittchen 1997;<br />
<strong>St</strong>ephens & Long 1999
Charakteristika der Traumaerfahrungen und die Auswirkungen<br />
Häufigkeiten in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Min<strong>des</strong>tens eine traumatische Erfahrung<br />
gemäss DSM-IV Kriterien<br />
Traumatische Erfahrung gemäss DSM-IV<br />
Kriterien und Selbstbericht <strong>von</strong> intensiver<br />
Furcht, Hilflosigkeit und Entsetzen<br />
PTBS Symptome<br />
subsyndromale PTBS<br />
Sommer & <strong>Ehlert</strong>, 2004
Sense of Coherence (Antonovsky 1987)<br />
Überdauern<strong>des</strong> und dennoch dynamisches Gefühl <strong>des</strong> Vertrauens, dass<br />
1. die internale oder externale Umwelt strukturiert, vorhersagbar<br />
und erklärbar ist<br />
2. Lebensereignisse/Traumata bewältigbar sind<br />
3. die Anforderungen <strong>des</strong> Lebens Herausforderungen sind, die<br />
Investitionen und Engagement verdienen
Fragebogenergebnisse – Kohärenzsinn und GHQ<br />
Mittelwerte<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
**<br />
Keine PTBS<br />
Vollbild der PTBS<br />
**<br />
SOC Gesamtwert GHQ Gesamtwert
SOC-Werte im Vergleich mit anderen Untersuchungsgruppen<br />
<strong>St</strong>ichprobe M SD N<br />
Bergführer (CH) 1 157.9 18.4 552<br />
Bevölkerung (Schweden) 2 152.6 22 148<br />
Psychologiestudierende (USA) 3 142.4 21.9 275<br />
Verkehrsunfallopfer (DE) 4<br />
Psychisch gesund<br />
PTBS bei t1 (1 Woche nach Unfall)<br />
Subsyndromale PTBS bei t1<br />
Vorbestehende psych. <strong>St</strong>örung<br />
161.9<br />
136.8<br />
132.9<br />
143.3<br />
2.7<br />
29.2<br />
20.0<br />
21.9<br />
51<br />
1 Sommer& <strong>Ehlert</strong>, 2000 2 Cederblad et al., 1995 3 Frenz et al., 1993 4 Frommberger et al., 1999
Prädiktoren einer Fehlanpassung an Traumatisierung(en)<br />
• Agressivität<br />
• Niedrige Selbstwirksamkeit<br />
• Alexithymie<br />
• Möglicherweise basal niedrigere Cortisolspiegel<br />
• Hippokampale Volumenreduktion<br />
Protektive Faktoren<br />
• Hoher Kohärenzsinn
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