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Die Vorreiter - Landert Family Office

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<strong>Family</strong> OFFice<br />

12<br />

private banking magazin 01_2012


Edward Guinness, der erste Earl von<br />

Iveagh und Brauereibaron, gründet 1886<br />

eines der ersten <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s der Welt<br />

im <strong>Die</strong>nst<br />

der Familie<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s sind die Geldverwalter der Vermögenden. Unternehmerfamilien<br />

schätzen die Unabhängigkeit und Diskretion der Häuser<br />

„Das Vermögen dieser Familie beruht auf dem elementarsten<br />

aller Konsumprodukte – einem Pint Bier.“<br />

Paul Ross sitzt im Konferenzraum des fünfstöckigen<br />

Backsteinhauses in London, Queen Anne’s Gate 21, nur<br />

unweit des Buckingham Palasts. An der Wand hinter dem<br />

Geschäftsführer des <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s und Investmenthauses<br />

Iveagh hängt ein altes, schweres, im Goldrahmen<br />

eingefasstes Ölgemälde von dem Mann, der alles ins Rollen<br />

brachte: Edward Guinness, der erste Earl von Iveagh.<br />

Im Jahr 1886 ist Guinness dank des boomenden Geschäfts<br />

mit dem dunklen Bier der reichste Mann Irlands.<br />

Er will das Vermögen erhalten und vermehren, das Geld<br />

wie die Brauerei an seine Erben weitergeben, erzählt<br />

Ross. Also gründet Guinness eines der ersten <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s<br />

der Welt (siehe Porträt Seite 19).<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s sind die Vermögensverwalter der Reichen.<br />

Sie ordnen das Vermögen, verwalten es und erarbeiten<br />

eine langfristige Anlagestrategie, die das Geld<br />

auch für die nächsten Generationen sichern soll. Single<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s arbeiten dabei exklusiv für eine Familie,<br />

das Multi <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> steht dagegen im <strong>Die</strong>nst mehrerer<br />

Clans.<br />

Das Modell des <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> kommt aus den USA.<br />

Als erstes Single <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> gilt das „House of Morgan“<br />

– 1838 aus der Taufe gehoben von Junius Spencer<br />

Morgan, dem Vater des berühmten Bankiers J.P. Morgan<br />

(siehe Kasten Seite 14). Industriemagnaten wie die Rockefellers<br />

und Quandts, Brauerei-Barone wie Guinness<br />

und Bemberg tun es den Morgans gleich und bauen<br />

Geldhäuser auf, die vor allem das eine Ziel haben: das<br />

erarbeitete Vermögen zu erhalten.<br />

Und Strukturen zu vereinfachen. Zeit, Ressourcen<br />

und Mühe kostet es, das große und mitunter verstreute<br />

Vermögen mit all seinen Beteiligten wie Banken, Steuerberatern<br />

und Juristen für jedes einzelne Familienmitglied<br />

zu verwalten. <strong>Die</strong> Lösung, ein Büro für alle zu gründen<br />

und die Vermögensverwaltung zu bündeln, ist eine<br />

der grundlegenden Ideen des <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>.<br />

private banking magazin 01_2012<br />

26 13


FOTO: PICTURE ALLIAnCE<br />

14<br />

<strong>Family</strong> OFFice<br />

<strong>Die</strong> <strong>Vorreiter</strong><br />

private banking magazin 01_2012<br />

Das „House of Morgan“ gilt als<br />

erstes <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> moderner<br />

Bauart. 1838 gründet George<br />

Peabody das Handelshaus<br />

George Peabody & Co., 1854<br />

steigt Junius Spencer morgan<br />

in die Bank ein. Zehn Jahre später<br />

übernimmt er sie komplett<br />

und benennt sie in J. S. Morgan<br />

& Co. um. Zweck der Privatbank<br />

ist die Verwaltung des Familien-<br />

IMAGES<br />

vermögens. Später führt John<br />

Pierpont Morgan das Regiment<br />

GETTy<br />

in der Firma seines Vaters. FOTO:<br />

Wie viele <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s heute existieren, weiß keiner<br />

so genau. Das Geschäft mit vermögenden Familien<br />

ist ein diskretes. <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s sind keine Lautsprecher,<br />

sie handeln im Flüsterton. „Ein Register oder eine offizielle<br />

Liste gibt es nicht“, sagt Carolin Decker, Juniorprofessorin<br />

für <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s an der Hochschule WHU<br />

in Vallendar. Ihren Schätzungen zufolge gibt es in den<br />

USA rund 3.000 bis 5.000, in Europa etwa 2.000 und in<br />

Deutschland zwischen 400 und 600 <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s.<br />

Heruntergebrochen auf den deutschen Markt macht<br />

das etwa 50 Multi- und zwischen 400 und 500 Single<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s, vermutet Peter Schaubach, Direktor des<br />

CFFO Competence Centers for <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s an der EBS<br />

Business School – des ältesten Kompetenzzentrums zum<br />

Thema <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> im deutschsprachigen Raum. Etwa<br />

6.000 Personen mit einem Vermögen von über 30 Millionen<br />

Euro gibt es, die hierzulande mit einem <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

zusammenarbeiten, glaubt die auf den Finanzmarkt spezialisierte<br />

Managementberatung Investors Marketing.<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> ist nicht gleich <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

Schwierig zu schätzen sind die Zahlen nicht nur wegen<br />

der Verschwiegenheit der Branche, sondern auch wegen<br />

ihrer Heterogenität – der Begriff ist nicht geschützt.<br />

„Schauen Sie sich doch mal an, wer heutzutage <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong>s betreibt: da gibt es Großbanken, Privatbanken,<br />

Wirtschaftsprüfer. Sogar der eine oder andere Rechtsanwalt<br />

fühlt sich dazu berufen, ein sogenanntes <strong>Family</strong> Of-<br />

fice zu führen“, sagt Kurt von Storch, Gründer des <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong>s Flossbach von Storch (siehe Porträt Seite 16).<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s zu gründen liegt derzeit im Trend.<br />

„Gerade die Zahl der Single <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s steigt deutlich<br />

an“, sagt CFFO-Direktor Schaubach. Daran seien die<br />

Banken und ihr zunehmend angekratzter Ruf nicht ganz<br />

unschuldig: „Wenn es einen Gewinner der Finanzkrise<br />

gibt, dann sind das die <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s.“ 2009 hat Schaubach<br />

die Geldverwalter gefragt, wie sie durch die Krise<br />

gekommen sind. 52 Prozent meinten, sie hätten Kunden<br />

hinzugewonnen. Woher die kamen? „Zum überwiegenden<br />

Teil aus dem Private Banking und Private Wealth<br />

Management von Banken“, sagt Schaubach.<br />

Viele Familien haben während der Krise Geld verloren.<br />

„Sie haben gemerkt, dass mehrere Herzen in der<br />

Bankberaterbrust schlagen“, so Michael Viehmann, der<br />

bei Flossbach von Storch das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> leitet. „Und<br />

nicht jedes schlägt im Interesse des Kunden.“ Vielfach<br />

wurden Produkte verkauft, die mehr der Bilanz der Bank<br />

dienten als dem Kapitalerhalt der vermögenden Kunden.<br />

Dagegen hätten <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s die Bedürfnisse ihrer<br />

Kunden zu ihrer eigenen Sache gemacht, so Cyrus Moriabadi,<br />

Geschäftsführer der deutschen Dependance<br />

des <strong>Landert</strong> <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> aus der Schweiz (siehe Porträt<br />

Seite 18). „Es ist ein Irrweg, Kundenbedürfnisse immer<br />

wieder neu zu erfinden, um neue Produkte mit ihren Innovationsmargen<br />

zu motivieren“, so Moriabadi. „Stattdessen<br />

sind es die einfachen Anlageinstrumente und


John Davison Rockefeller macht<br />

mit Öl Milliarden. Er gilt als<br />

reichster Mensch der Welt. Umgerechnet<br />

auf heutige Verhältnisse<br />

würde er auf ein Vermögen von<br />

300 Milliarden Dollar kommen.<br />

1882 gründet der Industriemagnat<br />

sein eigenes <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

Rockefeller <strong>Family</strong> and Associates,<br />

um das Vermögen für die<br />

nachfolgenden Generationen zu<br />

erhalten. Heute ist Rockefeller<br />

Financial Multi <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> und<br />

Vermögensverwalter.<br />

bedürfnisorientierte Lösungswege, die gute Ergebnisse<br />

und langfristige Wertentwicklung bringen.“ Eine Philosophie,<br />

die generationsübergreifend zum Mandanten<br />

und seinen Zielen passe.<br />

Den Zusammenhalt der Familie stärken<br />

Aber nicht nur der Vertrauensverlust und die Interessenkonflikte<br />

der Banken spielen eine Rolle für die<br />

Gründung eines <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>. Es leistet auch einen<br />

wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt der Familie.<br />

Aus genau diesem Grund beschließt 2003 etwa der<br />

Waschmittel-Clan Henkel, ein Single <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> zu<br />

gründen. Henkel-Erbe Boris Canessa zufolge führt die<br />

aus fünf Mitgliedern der fünften Generation bestehende<br />

<strong>Family</strong>-<strong>Office</strong>-Taskforce dazu im Vorfeld rund 60 Einzelinterviews<br />

mit anderen Familienmitgliedern – abklopfen,<br />

was der Familie wichtig ist. Es folgen Gespräche mit<br />

einem Dutzend anderer <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s, die die Unterschiede<br />

zwischen Theorie und Praxis verdeutlichen und<br />

helfen, „überflüssige Kosten und ausufernde Strukturen<br />

zu meiden“, so Canessa.<br />

Zwei Jahre später ist das Projekt vollbracht: Das<br />

Henkel <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> (HFO) ist gegründet, eine GmbH<br />

mit zwei externen Geschäftsführern und zwei Angestellten.<br />

Drei Familienmitglieder sitzen in einem Beirat, flankiert<br />

von drei von außen kommenden Finanzexperten.<br />

Eigene Produkte hat das HFO nicht, die Verwaltung läuft<br />

über Externe.<br />

FOTO: PICTURE ALLIAnCE / RICHARD KOLL<br />

Milliarden hinterlässt auch der<br />

deutsche Industrielle Harald<br />

Quandt bei seinem Tod 1967 seinen<br />

fünf Töchtern. Sie gründen<br />

das Finanzhaus Feri, welches<br />

das Quandt’sche Familienvermögen<br />

verwaltet, sich aber auch<br />

für andere Familien öffnet. 2006<br />

steigen die Quandt-Erben bei<br />

Feri aus. Inzwischen kümmert<br />

sich die Harald Quandt Holding,<br />

zu der auch HQ Trust gehört, um<br />

die Familienfinanzen.<br />

Der Lebenszyklus eines Familienvermögens<br />

Das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> hat die Aufgabe, Vermögen auch für künftige Generationen<br />

zu erhalten und zu vermehren. Üblicherweise schrumpft das Vermögen, je<br />

mehr Generationen es gibt. <strong>Die</strong>sen Zyklus muss das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> durch langfristige<br />

Planung und eine gute Anlagestrategie durchbrechen.<br />

Fünfte bis siebte<br />

Generation<br />

Wachstum der Familie<br />

Rückgang des Vermögens<br />

Erste Generation<br />

Unternehmen = Familie<br />

Vermögen = Wert des<br />

Unternehmens<br />

FamiLy<br />

OFFicE<br />

Dritte bis fünfte<br />

Generation<br />

Unternehmen verkauft<br />

Vermögen = liquide Mittel<br />

Generationsplanung<br />

Zweite bis dritte<br />

Generation<br />

Unternehmen & Familie<br />

florieren<br />

Vermögen = Unternehmen<br />

+ externes Vermögen<br />

private banking magazin 01_2012<br />

15<br />

QUEllE: MARCUARD FAMIly OFFICE


16<br />

<strong>Family</strong> OFFice<br />

private banking magazin 01_2012<br />

Peter Schaubach<br />

Direktor des CFFO Competence Centers<br />

for <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s an der EBS<br />

Derzeit nutzen 24 Familienmitglieder das HFO. <strong>Die</strong><br />

Teilnahme ist freiwillig, die Betreuung kostenpflichtig.<br />

Dafür gibt es Diskretion – auch gegenüber anderen Familienmitgliedern.<br />

Canessa zufolge ist das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

zu einem wichtigen Partner und zentralen Anlaufpunkt<br />

geworden und „schweißt die Familie zusammen“.<br />

Das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> als Psychologe<br />

„Was bei unserer Arbeit immer wieder mit hineinspielt,<br />

ist die psychologische Seite“, bestätigt Peter<br />

Schuppli, Gründer und Geschäftsführer des Schweizer<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s Cottonfield (siehe Porträt Seite 19). Den<br />

nüchternen Investmententscheidungen gingen immer<br />

längere Gespräche in den Familien voraus. Und die bergen<br />

mitunter Streitgefahr. „Da gibt es oft Altlasten aus<br />

der Kindheit von der Art: Du warst schon immer die Be-<br />

Flossbach von Storch, Köln<br />

gründen ihr Unternehmen 1998 als unabhängigen Vermögensverwalter.<br />

<strong>Die</strong> Idee zu einem eigenen <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> gibt es<br />

da noch gar nicht. „Bei uns war es keine bewusste Entscheidung,<br />

in diese Richtung zu gehen“, sagt Kurt von Storch. Vielmehr<br />

entwickelt sich die Sparte aus der Praxis heraus. Ende<br />

2000 kommt eine Familie auf das Duo zu und sagt: Wir schätzen<br />

euren Rat und eure Denke, aber wir wollen mehr als nur<br />

eine Vermögensverwaltung von euch haben. Konkret geht es<br />

um Testamente, Schenkungen, Stiftungen, steuerliche Vorgänge.<br />

„Das trauen wir uns zu“, denken Flossbach und von Storch<br />

und gründen 2000 das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>.<br />

In den folgenden drei Jahren kommen weitere Familien hinzu.<br />

„Mittlerweile betreuen wir gut ein Dutzend Familien“, sagt von<br />

Storch. Alles deutschsprachige Kunden, überwiegend mittelständische<br />

Unternehmer. Ein Einstieg ins <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> ist ab<br />

Kurt von Storch, Mitbegründer des<br />

rund 50 Millionen Euro möglich. „Es gibt aber auch Kunden,<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s Flossbach von Storch<br />

die zu Beginn der Tätigkeit weniger Vermögen haben und trotzdem<br />

gerne von uns betreut werden, einfach weil sie zu uns passen“,<br />

so von Storch. „Genauso gibt es Familien, die ein ausreichend<br />

großes Vermögen für ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> haben – aber wir können sie aufgrund unterschiedlicher<br />

grundsätzlicher Auffassungen nicht betreuen.“<br />

Nach wie vor ist Flossbach von Storch in der Vermögensverwaltung aktiv und bietet zwölf Publikumsfonds<br />

und Spezialmandate an. Das verwaltete Vermögen im <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> liegt bei etwa einer Milliarde<br />

Euro, zusammen mit Vermögensverwaltung und Publikumsfonds sind es 5 Milliarden Euro.<br />

David Fletcher<br />

Finanzchef des britischen <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

Fleming <strong>Family</strong> & Partners (FF&P)<br />

vorzugte“, so Schuppli. „Das ist nur menschlich, muss<br />

im Gespräch aber geklärt werden.“ nur so seien gute<br />

Anlageentscheidungen überhaupt möglich. Der <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong>r als Psychologe also? „Vielleicht mehr ein Moderator<br />

mit der Sehnsucht nach der besten Lösung für die<br />

Familie“, sagt Cyrus Moriabadi. „Aber ja, psychologische<br />

Momente sind zum Besten des Mandanten schon<br />

auch zu meistern.“<br />

Als <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>r brauche man eine besondere Persönlichkeit.<br />

Es gehe für das Oberhaupt einer Familie um<br />

den fachlich versierten Sparringspartner, der sich auf<br />

die Bedürfnisse und Eigenheiten in der Familie einzustellen<br />

wisse. Der aber auch widerspreche, wenn es angemessen<br />

sei. „Mit den Verhaltensweisen einer Diva hat<br />

das nichts zu tun“, so Moriabadi. Im Gegenteil: „Auch<br />

wenn man persönlich akzeptiert ist und großen Einfluss<br />

genießt, kommt der Punkt beim<br />

Patriarchen, wo ich mich als sein<br />

eng vertrauter Berater zurücknehmen<br />

muss.“ Das sei auch gut so,<br />

meint Moriabadi. Schließlich läge<br />

der Erfolg der Zunft auch in ihrer<br />

Verpflichtung gegenüber ewigen<br />

Werten wie Integrität.<br />

Gerade Multi <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s<br />

verstehen sich aber nicht als Helfer<br />

in allen Lebenslagen. „Wir gehen<br />

nicht mit dem Hund raus“, sagt David<br />

Fletcher, Finanzchef des Multi<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s Fleming <strong>Family</strong> &<br />

Partners (FF&P).<br />

<strong>Die</strong>se sogenannten Concierge-<br />

<strong>Die</strong>nste – yachten warten, Reisen<br />

planen, Karten für die Bayreuther<br />

Festspiele besorgen – stehen selten<br />

auf dem Programm der Schatzmeister.<br />

„Unsere Expertise liegt<br />

klar darin, das Vermögen zu ordnen,<br />

zu strukturieren und zu erhalten“,<br />

so Fletcher. „Wir bauen für<br />

jeden Kunden maßgeschneiderte<br />

Lösungen, die seinem Risikoprofil<br />

und seinen Bedürfnissen entsprechen.<br />

Individualität ist Trumpf.<br />

,One size fits all‘ gilt hier nicht.“


18<br />

<strong>Family</strong> OFFice<br />

landert <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>, Zollikon<br />

Gerhard landert gründet sein erstes<br />

Unternehmen im Bereich Analyse der Finanzmärkte<br />

und strategische Beratung<br />

von Großkunden in den 1970er Jahren.<br />

Das profunde Research, eine bedeutende<br />

Datenbank und eine Vermögensverwaltung<br />

ohne Interessenkonflikte stößt auf<br />

Interesse bei namhaften Privatkunden,<br />

Unternehmen und Institutionen im In-<br />

und Ausland.<br />

Im Sinn einer Nachfolgeregelung geht<br />

Gerhard landert 2007 ein Joint-Venture<br />

mit der Familie Oppenheim ein – es entsteht<br />

das Oppenheim <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>.<br />

Im Frühjahr 2010 kauft die Deutsche Bank<br />

Oppenheim komplett auf. landert sieht<br />

die Unabhängigkeit des <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s in<br />

Gefahr, möchte Interessenskonflikte vermeiden<br />

und kauft im Sommer 2010 seine<br />

Anteile vollständig zurück. Als Alleineigentümer ändert er den Namen in landert<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>.<br />

Um die Nachfolgelösung nun nachhaltig anzugehen, ernennt er Patrick J. Aregger,<br />

Geschäftsführer des Schweizer Büros, und Cyrus Moriabadi, der die Dependance<br />

in Deutschland leitet, zu Partnern und beteiligt sie am Unternehmen.<br />

landert ist nach wie vor in der Geschäftsführung aktiv. Sein makro-ökonomisches<br />

Know-how und seine Erfahrung sind wesentliche Bestandteile in der Erarbeitung<br />

und Formulierung der Anlagestrategie des Hauses, sowohl in der strategischen als<br />

auch taktischen Umsetzung.<br />

Heute betreut das landert <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> neben dem Vermögen der Familie landert<br />

auch zahlreiche andere vermögenden Familien und Privatpersonen, internationale<br />

Unternehmen, Banken, Pensionskassen und Stiftungen. <strong>Die</strong> betreuten Vermögenswerte<br />

belaufen sich auf mehrere Milliarden Franken.<br />

Quilvest, Paris<br />

Das Multi <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> Quilvest geht auf<br />

den Kölner Otto Bemberg zurück, der<br />

1850 als 23-Jähriger nach Argentinien<br />

auswandert. 1888 gründet er zusammen<br />

mit seinem Sohn die Brauerei Brasserie<br />

Argentine, die später in Quinsa umbenannt<br />

wird.<br />

Das Bier schmeckt, die leute trinken es<br />

gern und machen die Brauerei zum Milliardenkonzern.<br />

Um die Bier-Millionen zu verwalten,<br />

gründen die Erben Bembergs 1917 die<br />

Privatbank Quilvest Banque Privée in Paris.<br />

1932 kommt ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> in Zürich<br />

hinzu. „Quilvest ist damit eines der<br />

ältesten <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s des Welt“, sagt<br />

Michel Abouchalache, Geschäftsführer<br />

von Quilvest. 1999 öffnet die Bemberg-<br />

Familie das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> auch für andere<br />

ultra-reiche Familien.<br />

cyrus moriabadi, Geschäftsführer<br />

landert <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> in Deutschland<br />

michel abouchalache, Geschäfts-<br />

führer des <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s Quilvest<br />

Heute hat Quilvest zwei Standbeine, das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> auf der einen und ein Private-Equity-Geschäft<br />

auf der anderen Seite.<br />

<strong>Die</strong> rund 400 Mitarbeiter in Paris, Zürich, New york, london, luxemburg, Hongkong,<br />

Singapur, Dubai und Montevideo betreuen etwa 500 Familien, darunter die<br />

Bemberg-Familie in der siebten Generation. Das verwaltete Vermögen liegt bei 18<br />

Milliarden Dollar.<br />

private banking magazin 01_2012<br />

<strong>Die</strong>ses Maßschneidern zeigt sich zum Beispiel bei<br />

der Auswahl von Fondsmanagern. „Wir suchen uns vor<br />

allem kleine, unabhängige Boutiquen aus, deren Manager<br />

sehr gut sind“, sagt Daniel Briggs, Investmentchef<br />

bei FF&P. „Viele von ihnen, gerade in den USA, sind nur<br />

über uns zu haben.“ FF&P greift dabei entweder auf<br />

bestehende Fonds zu. „Oder wir geben den Fondsmanagern<br />

ein Mandat und schlüsseln auf, welche Performance<br />

wir bei welchem Risiko von ihnen brauchen.“<br />

Mitunter wird es dabei recht außergewöhnlich, dann<br />

leasen die <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>r auch Fluggesellschaften und<br />

greifen auf Mezzanine-Finanzierungen zurück. „Wir haben<br />

uns auch Kunst und Wein angeschaut“, so Briggs.<br />

„Während Wein sich in den vergangenen Jahren sehr<br />

gut entwickelt hat, sehen wir inzwischen die Gefahr,<br />

dass die Boom auslösende nachfrage aus China bald<br />

abflaut.“<br />

Eines ist nahezu allen <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s gemein: <strong>Die</strong><br />

Kaitalanlage sehen sie als größte Prüfung der heutigen<br />

Zeit an. „Bei der Asset Allocation wird die Schlacht gewonnen<br />

oder verloren“, sagt Kurt von Storch. In Zeiten,<br />

in denen die Börsen an einem Tag 5 Prozent runtergehen<br />

und zwei Tage später wieder 5 Prozent rauf, ist das<br />

nicht allzu einfach. Was zählt, ist neben der Diversifikation<br />

die Langfristigkeit der Anlage.<br />

auf Regeln ist kein Verlass mehr<br />

„Wir halten uns mit kurzfristigen Transaktionen<br />

sehr zurück. Es gibt im Moment zu viele Möglichkeiten,<br />

falsch abzubiegen“, sagt Michael Viehmann von<br />

Flossbach von Storch. Ein Grund dafür sei die neue Unberechenbarkeit<br />

der Welt: „Sie können nicht mehr wie<br />

vor fünf Jahren sagen: <strong>Die</strong> Zinsen fallen, das hilft den<br />

Aktienkursen. Fallende Zinsen können heute ein Alarmsignal<br />

sein.“ Auch die Politik schmeißt immer häufiger<br />

über Bord, was noch einen Tag zuvor gegolten hat. Beispiel<br />

Euro-Krise: <strong>Die</strong> EZB sagt, sie kauft keine griechischen<br />

Anleihen. nun tut sie‘s doch. Sie sagt, sie kauft<br />

nur temporär und wenig, nun aber doch viel. Viehmann:<br />

„Auf die Regeln ist kein Verlass mehr, das muss man<br />

sich verinnerlichen.“<br />

Wichtig sei deshalb vor allem der rote Faden, das<br />

Weltbild, das man habe: Wo wird es langfristig politisch<br />

und wirtschaftlich hingehen? Bei Flossbach von Storch<br />

heißt die Prognose finanzielle Repression. „Das bedeutet,<br />

dass der Staat sich nicht durch einen einfachen<br />

Bankrott entschuldet“, sagt Viehmann. „Vielmehr wird<br />

er sich indirekt von seinen Schulden frei machen über<br />

sehr niedrige Zinsen, hohe Inflationsraten von bis zu 8<br />

Prozent und höhere Steuern.“ Was in diesem Szenario


Gewinn bringt? „Sachwerte“, sagt Viehmann. „Gold<br />

und Aktien von Qualitätsunternehmen – davon sind wir<br />

ein großer Freund.“<br />

Finanztalente gesucht<br />

<strong>Die</strong> unstete Finanzwelt stellt <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s vor ein<br />

weiteres Problem: „Der Bedarf an ausgezeichneten<br />

Leuten mit Investmenterfahrung wird immer größer“,<br />

sagt Michel Abouchalache, Geschäftsführer des <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong>s Quilvest. Das hat das Finanzhaus bereits 1999<br />

erkannt. Mit ein Grund dafür, weshalb sich Quilvest damals<br />

vom Single- zum Multi <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> entwickelte:<br />

vom exklusiven Vermögensverwalter für die Bemberg-<br />

Familie, die in Argentinien mit einer Bierbrauerei reich<br />

wurde, zum Betreuer von heute 500 Familien mit einem<br />

Gesamtvolumen von rund 18 Milliarden Dollar. „Will<br />

man ein effizientes <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> sein, ist Größe wichtig“,<br />

so Abouchalache. „nur so zieht man Talente an.“<br />

Das bestätigt auch Juniorprofessorin Carolin Decker.<br />

Multi <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s hätten je nach Größe verschiedene<br />

Hierarchiestufen und damit Aufstiegsmöglichkeiten.<br />

„<strong>Die</strong> sind beim Single <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> eher beschränkt.“<br />

Das Streben nach Größe hat aber auch noch einen<br />

anderen Grund: „<strong>Die</strong> Betreuung von Familien, wie wir<br />

sie anbieten, ist eine kostspielige Angelegenheit“,<br />

sagt Jens Spudy, Gründer und Geschäftsführer des<br />

Multi <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> Spudy & Co. aus Hamburg. <strong>Die</strong> Fixkosten<br />

seien hoch: Prüfungen der Bafin und externer<br />

Wirtschaftsprüfer, Beiträge für die Teilnahme an der<br />

Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen,<br />

erstklassige Software und Infrastruktur für<br />

die Berater. „Und dazu kommen noch Personalkosten<br />

für exzellent ausgebildete Mitarbeiter in nicht unerheblichem<br />

Umfang und immer neue regulatorische Anforderungen“,<br />

so Spudy.<br />

Sich zu vergrößern kann mitunter aber auch bedeuten,<br />

sich vom reinen Familiengeschäft zu verabschieden.<br />

So geschehen beim Guinness-<strong>Family</strong>-<strong>Office</strong><br />

Iveagh. Es ist Finanzkrise, das Jahr 2008. Das Vermögen<br />

der Guinness-Familie leidet in den Marktturbulenzen<br />

nicht, die Investmentstrategie funktioniert. Ihre Basis<br />

ist ein ökonometrisches Modell: <strong>Die</strong> Entscheider füttern<br />

ihre Computer jeden Tag mit Tausenden verschiedenen<br />

Daten und bewerten danach, ob diese vorausschauend<br />

sind oder, wie Arbeitslosenzahlen, rückwärtsgewandt.<br />

„Kurz gesagt suchen wir nach Ärger“, sagt Ross. „Das<br />

Modell sagt uns, ob es Wachstum gibt oder nicht, und<br />

das über alle Regionen der Welt hinweg.“<br />

<strong>Die</strong>se Herangehensweise weckt das Interesse verschiedener<br />

unabhängiger Berater in London. „Sie<br />

cottonfield <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>, Zürich<br />

Für Peter Schuppli präsentiert sich Ende 2003 folgendes Bild: Er sieht viele<br />

Schweizer Unternehmerfamilien mit komplexen Bedürfnissen und Vermögen, aber<br />

niemanden, der sie unabhängig berät und betreut. „<strong>Die</strong> Familien sind bei verschiedenen<br />

Banken und Anwaltskanzleien, sie haben ihre Treuhänder und Steuerspezialisten,<br />

aber eine umfassende unabhängige Beratung gibt es für sie nicht.“<br />

Schuppli, seit Jahren in Führungsposition bei Credit Suisse und der Bank leu tätig,<br />

gründet daraufhin Anfang 2004 das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> Cottonfield.<br />

Schuppli und sein siebenköpfiges Team gehen dabei einen seltenen Weg, sie starten<br />

als Multi <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> und sind von Anfang an für mehr als nur eine Familie da.<br />

„Ich wollte komplett unabhängig sein“, so Schuppli.<br />

Der Schritt hat aber auch einen zweiten Grund – Wettbewerb. „<strong>Die</strong> Kosten sind<br />

erheblich niedriger als bei einem Single<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>, denn die Familie zahlt<br />

nur, was sie tatsächlich an <strong>Die</strong>nstleistung<br />

nutzt.“ Gleichzeitig profitiere sie<br />

aber von mehr Know-how durch das<br />

Arbeiten für andere Familien. Wie viele<br />

Familien Cottonfield heute betreut, darüber<br />

schweigt sich Schuppli aus – <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong> ist eben ein verschwiegenes und<br />

diskretes Geschäft.<br />

Cottonfield ist Partner der Aquila-Gruppe.<br />

Fragen von Kunden zu möglichen<br />

Interessenkonflikten kommen trotzdem<br />

nicht, so Schuppli: „Das Stammhaus der<br />

Aquila-Gruppe nimmt uns viele <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

ab.“ <strong>Die</strong> Buchhaltung zum<br />

Beispiel, Personalarbeit, IT. „Aber wir<br />

sind unabhängig, mit welchen Kunden<br />

Peter Schuppli, Gründer des<br />

Schweizer <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> Cottonfield<br />

wir zusammenarbeiten und welche Anlagen<br />

wir empfehlen.“<br />

iveagh, london<br />

Arthur Guinness hat 1759 genug vom irischen<br />

landleben und macht sich auf den<br />

Weg nach Dublin. Dort pachtet er eine<br />

Brauerei am St. James Gate – für 9.000<br />

Jahre zu einem jährlichen Pachtzins von<br />

45 Pfund. Guinness spezialisiert sich auf<br />

das Brauen der dunklen Biersorten Porter<br />

und Stout. Ende des 18. Jahrhunderts<br />

ist seine Brauerei der größte Porter- und<br />

Stout-Hersteller der Welt.<br />

<strong>Die</strong> Brauerei wird von Generation zu<br />

Generation weitergegeben. 1876 übernimmt<br />

Edward Guinness, der erste Earl<br />

von Iveagh, die Geschäfte. Der Erfolg<br />

bleibt, Guinness steigt zum reichsten<br />

Mann Irlands auf. Um das Vermögen zu<br />

Paul Ross, Geschäftsführer des<br />

schützen, gründet er 1886 eines der ers-<br />

Investmenthauses Iveagh<br />

ten <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s der Welt.<br />

120 Jahre später erweitert Edward Guinness’<br />

gleichnamiger Ur-Ur-Enkel zusammen mit anderen Mitgliedern der Brauerei-<br />

Familie das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> um ein Team von Dach-Hedgefonds-Experten und nennt<br />

das Investmenthaus Iveagh. <strong>Die</strong> Vermögensverwaltung funktioniert, das Kapital<br />

der Guinness-Familie übersteht auch die Krisenjahre 2008 und 2009.<br />

Das überzeugt. „In dieser Zeit kamen zwei, drei IFAs auf uns zu und fragten, ob<br />

wir den Investmentprozess nicht auch in einen Fonds packen können, der auch für<br />

kleinere Vermögen zu haben ist“, sagt Iveagh-Geschäftsführer Paul Ross. Den vier<br />

Guinness-Erben gefällt die Idee, aus der Verwaltung ihres Vermögens ein Geschäft<br />

zu machen, sie stimmen zu. Ende 2008 wird der Iveagh Wealth Fonds aufgelegt.<br />

Heute verwaltet Iveagh das Vermögen des Guinness-Clans, der Familie Sella unter<br />

Graf Nicolò Sella di Monteluce, die seit 1999 an Bord ist, und betreibt außerdem<br />

das Fondsgeschäft.<br />

private banking magazin 01_2012<br />

19


<strong>Family</strong> OFFice<br />

Spudy & co. <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>, Hamburg<br />

Was Jens Spudy fasziniert, ist das Vermögen in all seinen Einzelteilen – Aktien,<br />

Renten, Beteiligungen, Kunstsammlungen, Edelmetalle. Wie ist die Struktur des<br />

Gesamtvermögens, und wie lässt sie sich noch verbessern? Damit befasst sich der<br />

Norddeutsche schon früh in seiner Karriere, als Assistent der Geschäftsleitung bei<br />

der Deutschen Bank in Hamburg. 1994 gründet er eines der ersten Familienbüros in<br />

Deutschland, Jens Spudy & Partner, und berät und betreut fortan bedeutende Vermögen.<br />

Seit 2005 firmiert er als Multi <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong> unter Spudy & Co. <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>.<br />

„Kurz nach dem Jahr 2005 beschlossen<br />

zwei Unternehmerfamilien, nicht nur ihr<br />

Vermögen durch uns betreuen zu lassen,<br />

sondern sich auch als Gesellschafter zu<br />

engagieren“, sagt Spudy. Anfang 2010<br />

beteiligt sich auch Randolph Kempcke als<br />

Gesellschafter an dem Hamburger <strong>Family</strong><br />

<strong>Office</strong>. Kempcke war zuvor verantwortlicher<br />

Partner für Norddeutschland bei der<br />

UBS Sauerborn.<br />

Heute verwaltet Spudy mit einem Team<br />

von rund 80 Mitarbeitern das Vermögen<br />

von Privatpersonen, Firmenkunden, Stiftungen,<br />

Kirchenvermögen und anderen<br />

institutionellen Investoren. Insgesamt<br />

überwacht und optimiert er in der Spudy<br />

Jens Spudy, Gründer des Hamburger<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong> Spudy & Co.<br />

Robert Fleming gründete 1873<br />

die Bank Robert Fleming & Co.<br />

20<br />

private banking magazin 01_2012<br />

& Co. Gruppe ein Vermögen von 5 Milliarden<br />

Euro.<br />

FF&P, london<br />

Jute ist in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts<br />

ein begehrter Stoff. Der amerikanische<br />

Bürgerkrieg tobt, und die<br />

Soldaten brauchen Sandsäcke, um sich<br />

dahinter zu verschanzen. Textilfabrikant<br />

Robert Fleming profitiert davon, häuft ein<br />

Vermögen an. 1873 startet der Schotte<br />

die Handelsbank Robert Fleming & Co. in<br />

london, um das Vermögen zu verwalten.<br />

Über Jahrzehnte hinweg entwickelt sich<br />

das Haus zum vollwertigen Asset Manager<br />

und zur Investmentbank.<br />

Ende der 1990er Jahre arbeiten über<br />

8.000 leute in 20 ländern bei Robert<br />

Fleming & Co., 130 Milliarden Dollar verwaltet<br />

das Haus. 30 Prozent davon gehören<br />

der Familie Fleming, darunter auch<br />

die Erben von James-Bond-Erfinder Ian<br />

Fleming. Im Jahr 2000 wird die Bank für<br />

7,7 Milliarden Dollar an JP Morgan Chase Manhattan verkauft, was der Fleming-Familie<br />

2 Milliarden Dollar einbringt.<br />

<strong>Die</strong> Familie ist inzwischen in ihrer siebten Generation, hat über 200 Mitglieder und<br />

beschließt, ihr Vermögen gemeinsam zu verwalten. 2001 gründet sie das <strong>Family</strong> <strong>Office</strong><br />

Fleming <strong>Family</strong> & Partners (FF&P). 2003 kommt die erste Fremdfamilie an Bord.<br />

Mittlerweile sind es allein in london 49 Familien, dazu gibt es Büros in Zürich, liechtenstein<br />

und Moskau. 115 Personen verwalten ein Vermögen von 6 Milliarden Dollar.<br />

Das Vermögen der Familie Fleming macht ein Viertel davon aus.<br />

carolin Decker, Juniorprofessorin für<br />

<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s an der WHU in Vallendar<br />

michael Staab, Foster<br />

Forschungsinstitut für <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s<br />

haben uns gefragt, ob wir unser Modell nicht auch als<br />

Fonds einem breiteren Publikum zugänglich machen<br />

könnten“, so Ross. <strong>Die</strong> Guinness-Familie gibt ihren Segen:<br />

„<strong>Die</strong> Jungs fanden die Idee gut, ein Geschäft um die<br />

Verwaltung ihres Vermögens herum aufzubauen.“ Im<br />

September 2008 legt Iveagh den Wealth Fonds auf, heute<br />

hat er ein Volumen von 300 Millionen Pfund.<br />

<strong>Die</strong>se Strategie, sich vom <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> zum Investmenthaus<br />

zu entwickeln, hat auch Kritiker. „Es entspricht<br />

nicht unbedingt der Grundidee eines <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>“,<br />

sagt Michael Staab vom Foster Forschungsinstitut<br />

für <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s. „Wenn ein <strong>Family</strong> <strong>Office</strong> einen Immobilienfonds<br />

auflegt, dort mit 10 Millionen Euro selber<br />

investiert ist und andere Familien einlädt, passt das von<br />

der Kapitalausstattung und dem Risikoprofil her durchaus“,<br />

so Staab. Man könne aber eine Familie mit 200<br />

Millionen Euro nur schwer in einen Topf mit einem Anleger<br />

werfen, der 500 Euro monatlich zurücklegen kann.<br />

Welchen Weg die einzelnen Häuser auch gehen<br />

werden, die Zukunft für <strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s sehen ihre Protagonisten<br />

in rosaroten Farben. „<strong>Family</strong> <strong>Office</strong>s mit einem<br />

klar strukturierten <strong>Die</strong>nstleistungsspektrum, exzellenten<br />

Mitarbeitern, einem großen und kompetenten<br />

netzwerk und der richtigen Philosophie spielen eine gewichtige<br />

Rolle bei der Betreuung und Steuerung großer<br />

Familienvermögen“, sagt Jens Spudy. Das werde in der<br />

Zukunft nur weiter zunehmen. Spudy: „Der Markt bietet<br />

für uns noch gewaltiges Potenzial.“ n

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