Dr. Rosa Kerschbaumer (Fortsetzung)
Dr. Rosa Kerschbaumer (Fortsetzung)
Dr. Rosa Kerschbaumer (Fortsetzung)
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<strong>Dr</strong>. <strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong> (<strong>Fortsetzung</strong>)<br />
geboren als Raissa von Schlikoff, 21. April 1851 in Moskau, gestorben am 27. Juli 1923 in Los<br />
Angeles<br />
Eltern: Basil von Schlikoff (Kollegialrat und Grundbesitzer) und Adelaide Alexandrewna.<br />
Schwester: <strong>Dr</strong>. med. Virginie (Jenja) Abeljanz-Schlikoff, geb. in Moskau am 15.07.1853,<br />
gestorben in Zürich am 26.09.1949.<br />
1. Ehe mit dem Schauspieler Wladimir Putjata, aus dieser Ehe stammen drei Kinder.<br />
2. Ehe mit <strong>Dr</strong>. Friedrich <strong>Kerschbaumer</strong> (Augenarzt)<br />
Engagiert in Salzburg<br />
„Ich will auch studieren.“ Mit diesem Satz beginnt die Karriere einer der berühmtesten<br />
Salzburgerinnen des 19. Jahrhunderts: <strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong>-Putjata, die damit ihrer Schwester<br />
Virginia nacheifert, die bereits vor ihr ein Medizinstudium absolvierte.<br />
Spät, aber doch, erinnert sich Salzburg nun der prominente Ahnin mit Weltruf. Es wird künftig<br />
eine <strong>Rosa</strong>-<strong>Kerschbaumer</strong>-Straße in Salzburg geben, in der Science City im Stadtteil Itzling.<br />
Die gebürtige Russin wird am Ende des 19. Jahrhunderts zur Pionierin: Die erste praktizierende<br />
Ärztin in Österreich. Mit einer Sondererlaubnis von Kaiser Franz Josef wird der Medizinerin ab<br />
1890 gestattet, die Augenheilkunde auszuüben und die erste private Augenheilanstalt in<br />
Salzburg (Schwarzstraße) zu leiten, gemeinsam mit ihrem Mann (ebenfalls Mediziner).<br />
Die Ärztin ordiniert, forscht und operiert in Salzburg schon zu einem Zeitpunkt, zu dem Frauen der<br />
Zugang zum Medizinstudium noch verwehrt bleibt. Erst zehn Jahre später erfolgte der<br />
Durchbruch, die Zulassung zum Studium für Frauen in Österreich.<br />
Salzburg wies damals die höchste Zahl an Blinden in der gesamten Habsburger-Monarchie auf.<br />
Denn es fehlte an Fachärzten. Zu einem „Engel“ wird <strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong> vor allem für die<br />
Armen. Ihnen leistete die dreifache Mutter (bereits mit 18 gebar sie das erste Kind) kostenlos<br />
ihre medizinische Hilfe. Die Medizin-Pionierin war eine „schillernde, widersprüchliche, sehr<br />
durchschlagskräftige Frau im Beruf.“ So schildert ORF-Redakteurin Brigitta Walkner jene Frau, auf<br />
deren historische Spuren sich die Journalistin gemeinsam und (mühevoll) mit der Salzburger<br />
Stadtarchiv-Historikerin Sabine Veits-Falk begeben hat. Dokumente belegen, dass vor allem <strong>Rosa</strong><br />
<strong>Kerschbaumer</strong> in der Klinik schuftete, während ihr Mann seine Privatambulanz betrieb und „die<br />
nachmittägliche Visite“ hielt.<br />
Als „Soufragette“ ist die Medizinerin nicht einzuordnen, aber sie trat durchaus Pfade für<br />
Nachfolgerinnen. Sie machte sich für Frauen im Medizinstudium stark und für eigene<br />
Frauenärztinnen.<br />
1896 verließ sie Salzburg, behandelte tausende Menschen entlang der Transsibirischen<br />
Eisenbahn. Sie war „auf ihre Weise eine Besessene“, so ORF-Redakteurin Walkner. Im Alter von<br />
60 Jahren wanderte <strong>Kerschbaumer</strong> in die USA aus und starb dort 1923.<br />
Quelle: http://www.salzburger-fenster.at/rubrik/weibsennest/1008/rosa-k-ein-engel_8513.html<br />
die Fachärztin für Augenheilkunde<br />
Der Augenärztin <strong>Dr</strong>. <strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong> gelang es 1890 – zehn Jahre bevor Frauen in der<br />
Habsburgermonarchie zum Medizinstudium zugelassen wurden – aufgrund einer<br />
Sondergenehmigung Kaiser Franz Josephs als erste Frau in Österreich als Ärztin zu praktizieren.<br />
Die gebürtige Russin hatte in Zürich und Bern Medizin studiert, 1876 promoviert und sich in Wien<br />
bei Ferdinand von Arlt, Hubert Sattler und Ernst Fuchs auf Augenheilkunde spezialisiert. 1878<br />
gründete sie mit ihrem Ehemann, <strong>Dr</strong>. Friedrich <strong>Kerschbaumer</strong>, eine private Augenheilanstalt in<br />
der Stadt Salzburg, in der auch Patientinnen und Patienten des St.-Johanns-Spitals behandelt<br />
wurden und die damit auch Vorgängerin der Augenabteilung des größten Salzburger<br />
Krankenhauses war. Nachdem <strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong> aufgrund einer „allerhöchsten kaiserlichen<br />
Entschließung“ 1890 die rund 60 Betten umfassende Augenklinik alleine leiten konnte, trennte<br />
sie sich von ihrem Mann und führte die Heilanstalt erfolgreich weiter. Sechs Jahre später verließ
<strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong> Salzburg und ging nach Russland zurück, wo sie in St. Petersburg an der<br />
medizinischen Akademie unterrichtete und von 1897 bis 1903 auf Augenheilkunde spezialisierte<br />
Wanderkliniken entlang der Transsibirischen Eisenbahn leitete. 1903 wurde sie Leiterin der<br />
Augenklinik in Tiflis (Georgien). Von 1907 bis 1911 lebte und arbeitete sie in Wien, dann<br />
wanderte sie im Alter von 60 Jahren nach Amerika aus. Ab 1915 praktizierte sie in Los Angeles<br />
und war auch am Good Samaritan Hospital tätig. Die rastlose Ärztin starb 1923 in Los Angeles.<br />
<strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong> war nicht nur eine Pionierin unter den ersten Ärztinnen Europas, sie deckte<br />
das ganze Spektrum der praktischen und theoretischen Augenheilkunde ab: Sie praktizierte,<br />
forschte, publizierte und lehrte. Bis 1905 soll sie 64.000 Patientinnen und Patienten behandelt<br />
und über 15.000 Menschen operiert haben. Mit ihren wissenschaftlichen Publikationen und<br />
Vorträgen trug <strong>Kerschbaumer</strong> auch zur Weiterentwicklung der Augenheilkunde bei. So fand ihr im<br />
Jahr 1900 in Leipzig erschienenes Buch „Das Sarkom des Auges“ in Fachkreisen große<br />
Beachtung. Darüber hinaus nahm sie an Sitzungen der Ophthalmologischen Gesellschaft in<br />
Heidelberg teil, war Mitglied der Kaukasischen Medizinischen Gesellschaft und der Medical<br />
Society of the State of California und reiste auch zu den großen internationalen Kongressen für<br />
Ophthalmologie (z. B. 1888 nach Heidelberg, 1900 referierte sie in Utrecht). Von großer<br />
Bedeutung für <strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong> war auch eine Verbesserung der Rechte der Frauen. In<br />
Publikationen und Vorträgen forderte sie wiederholt die Zulassung von Frauen zum<br />
Medizinstudium und beschäftigte selbst auch immer junge Ärztinnen, wenn sie leitende<br />
Positionen inne hatte.<br />
Quelle:http://www.augenspiegel.com/zeitschrift.php/auge/blog/xx-internationales-treffen-derophthalmohistoriker1/<br />
und ihr Einsatz für Frauenrechte<br />
<strong>Kerschbaumer</strong> war aktives Ehrenmitglied im ”Verein für erweiterte Frauenbildung in<br />
Wien”, der einen wesentlichen Beitrag zur Legalisierung des Philosophie- und<br />
Medizinstudiums für Frauen an der Universität Wien leistete. 1895 führte <strong>Kerschbaumer</strong><br />
eine Kontroverse mit Eduard Albert, Professor für Chirurgie an der Universität Wien, über<br />
”Die Frauen und das Studium der Medicin”. Sie widerlegte die biologistischen Thesen<br />
über die angebliche Unfähigkeit der Frauen zum Medizinerberuf mit exakten Statistiken<br />
über russische Ärztinnen. 1896 kehrte <strong>Kerschbaumer</strong> für einen Lehrauftrag an der neu<br />
errichteten medizinischen Akademie für Frauen in St. Petersburg nach Russland zurück.<br />
Quelle: http://www.univie.ac.at/iwk/0708ak.html<br />
Weitere Quellen und Literatur:<br />
1. <strong>Kerschbaumer</strong>s Werke in der Österreichischen Nationalbibliothek:<br />
o Die Hygiene des Auges in der Schule (In: Der Bund, 4. Jg., H. 3, 1909)<br />
o Über die ärztliche Berufsbildung und Praxis der Frauen. - Wien, 1889<br />
Signatur: 391.908-B.Per.1<br />
o Professor Albert und die weiblichen Ärzte. - In: Neue Revue : Wiener<br />
Literatur-Zeitung. 6 (1895) 44, S. 1381 - 1390<br />
Signatur: 398879-B<br />
o Zur Frage der Regelung der Prostitution in Österreich. - In: Arbeiterinnen-<br />
Zeitung, 19. Jg., Nr. 10, 10. Mai 1910<br />
2. Sekundärliteratur:<br />
o Sabine Veits-Falk: <strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong>-Putjata (1851–1923). - Salzburg :<br />
Stadtarchiv und Statistik der Stadt Salzburg, 2008.<br />
Signatur: 1456275-C.Neu-Per.23<br />
o http://www.2iceshs.cyfronet.pl/2ICESHS_Proceedings/Chapter_18/R-<br />
10_Seebacher.pdf<br />
o http://www.matrikel.uzh.ch/pages/689.htm<br />
o
3. Archivbestände:<br />
o Augenheilanstalt <strong>Dr</strong>. Friedrich und <strong>Dr</strong>. <strong>Rosa</strong> <strong>Kerschbaumer</strong>: Leitung <strong>Rosa</strong><br />
<strong>Kerschbaumer</strong>, 1890.<br />
In: Salzburger Landesarchiv, Landesregierungsakten 1890-1899, VII B 1<br />
4. Links im Internet:<br />
o ORF Salzburg<br />
o Der Augenspiegel (Zeitschrift)<br />
o http://www.matrikel.uzh.ch/pages/689.htm<br />
o http://www.salzburger-fenster.at/rubrik/weibsennest/1008/rosa-k-einengel_8513.html<br />
o