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Media, E-Mail und Mobile birgt neue<br />
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Wie damit umgehen? 55 Experten<br />
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Band 2<br />
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Trends der Online-Kundengewinnung.<br />
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und Social Media.<br />
Leitfaden Online Marketing,<br />
Band 1<br />
Hrsg.: T. Schwarz, 858 S., geb.,<br />
2. Aufl. 2008<br />
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Vorwort<br />
1. Grundlagen für die Praxis Torsten Schwarz<br />
2. Nichts bleibt, wie es ist<br />
Zurück in die Zukunft Dirk Kedrowitsch .................................................................................... 85<br />
Internet oder Profi-Verkauf – der Rest stirbt Gunter Dueck ........................................................ 89<br />
Social Media-Marketing = Zuhören Ossi Urchs .......................................................................... 93<br />
Marketing als Service am Kunden Martin Nitsche ..................................................................... 100<br />
Datenschutz im Online-Marketing Matthias Ehrlich ................................................................ 104<br />
Digitale Kleinstaaterei Tim Cole ................................................................................................ 110<br />
Onlinemedien – Trends und Marktentwicklung Silke Lebrenz ................................................. 112<br />
Fachkräfte heiß begehrt – die digitale Talentsuche Harald R. Fortmann .................................. 125<br />
3. Multichannel-Marketing<br />
Zur Funktion von On- und Offline in Multikanalkampagnen Michael Schipper ....................... 133<br />
Entwicklung von Crossmedia in Deutschland Catharina Köhler-Noack ................................... 144<br />
Das Ende der Kampagne Dirk Beckmann ................................................................................. 148<br />
Die hohe Kunst der Streuung Burkhard Köpper .......................................................................... 153<br />
Interdisziplinäre Online-Marketing-Kampagnen Fabian Ulitzka ................................................ 160<br />
Crossmedia-Marketing – Verzahnung von TV und Online Catharina Köhler-Noack ................. 170<br />
Der ROPO-Effekt – online stärkt offline Alastair Bruce ............................................................. 177<br />
Multichannel-Kunden sind die Besten Andreas Landgraf ........................................................... 183<br />
Erfolgsmessung von Multichannel-Retailing-Strategien A. Schwend, B. Haug .......................... 185<br />
Brand & User Experience-Design: Aus Liebe zur Marke Tobias Kirchhofer .............................. 194<br />
Usability und emotionale Akzeptanz Sabine Haag ...................................................................... 200<br />
Erfolgsmessung und optimale Budgetverteilung C. Bennefeld, A. Gorbach, R. Warncke ............ 206<br />
Der richtige Marketing-Mix für E-Commerce-Sites Harald Kratel ............................................ 216<br />
4. E-Commerce<br />
Die Zukunft des Long Tail im E-Commerce Sebastian Dierks ................................................... 225<br />
So sehen Sie Ihren Shop mit den Augen einer „Online-Jury“ M. Groß-Albenhausen ................ 230<br />
Ein einfaches Shopsystem Jörg Binnenbrücker ........................................................................... 236<br />
Relaunch eines Verlagsshops Heiko Höhn ................................................................................... 242<br />
Vertrauen als Konversionstreiber für Onlinehändler Ulrich Hafenbradl .................................... 249<br />
4<br />
Inhalt<br />
....................................................................................................................................... 3<br />
........................................................................ 11
Inhaltsverzeichnis<br />
Bedürfnisorientierte Online-Kaufberatung und -suche Markus Linder ....................................... 254<br />
Die Herausforderung der individuellen Produktempfehlung Daniel Augustin ............................ 266<br />
Neue Ideen für mehr Konversionen im E-Commerce Nico Zorn ................................................ 271<br />
Mit Videos die Konversionsrate erhöhen Ali Gürler ................................................................... 275<br />
Neun Säulen für mehr Shop-Conversion André Morys ............................................................... 282<br />
Mit Mousetracking die Konversionsraten steigern Christian Bennefeld ..................................... 286<br />
Ungenutzte Potentiale in Onlineformularen erschließen Christopher Mai .................................. 293<br />
5. Digitale Werbung<br />
Online-Marktplätze – Die Chance für den Mittelstand Nils Hachen ........................................... 313<br />
Online Media Audit Christian Bachem ........................................................................................ 316<br />
Gezieltes Online-Advertising mit Targeting-Methoden Torsten Engelken .................................. 326<br />
Geotargeting – lokal gezielt trifft besser Ralf Walther .................................................................. 338<br />
CRM meets Targeting Jürgen Seitz .............................................................................................. 349<br />
Retargeting André Kolell ............................................................................................................. 353<br />
Efficient Retargeting Joachim Feist ............................................................................................. 365<br />
Neuer Onlinewerbetrend aus den USA: Realtime-Bidding Martin Weidemann .......................... 377<br />
Data Driven Display („D3“) Advertising Ulrich Hegge .............................................................. 382<br />
6. Suchmaschinen- und Performance-Marketing<br />
Suchmaschinen-Optimierung – Analyse einer Website Alexander Holl ...................................... 391<br />
Linkaufbau Markus Hövener ...................................................................................................... 406<br />
Mit Kennzahlen SEO steuern Stefan Fischerländer .................................................................... 411<br />
Sichtbarkeit in Suchmaschinen Sören Bendig .............................................................................. 418<br />
Suchmaschinen-Optimierung & Social Media Christian Seifert ................................................. 425<br />
Google Universal Search – das Suchergebnis 2.0 Tobias Ihde .................................................... 434<br />
Mit Videos in den Google-Index Ali Gürler ................................................................................ 440<br />
Das Zusammenspiel von SEA und SEO Antonia Wälzholz ........................................................ 443<br />
Auswahl einer guten SEM-Agentur Olaf Kopp .......................................................................... 453<br />
Performance-Marketing für die Finanzbranche Tim Riepenhausen ........................................... 461<br />
Neue Publisher-Modelle im Affiliate-Marketing Markus Kellermann ....................................... 471<br />
Facebook Ads versus Google AdWords Christian Vollmert ........................................................ 476<br />
SEM in den Emerging Markets – Chancen und Risiken Georg Genfer ....................................... 485<br />
7. Webanalyse<br />
Mit Kennzahlen zu mehr Marketing-Performance Sebastian Grimm ......................................... 497<br />
Aufbau einer Webanalyse-Kultur in Unternehmen Timo Aden .................................................. 502<br />
Relevante Kennzahlen als Schlüssel zum (Online-)Erfolg Ralf Haberich .................................. 507<br />
Richtig messen heißt nicht, die Wahrheit zu kennen Marcus Koch ............................................. 516<br />
Cross-Channel-Controlling/-Optimierung Thomas Bindl ........................................................... 522<br />
5
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Inhaltsverzeichnis<br />
Web-Analytics & Conversion-Optimierung Frank Reese ........................................................... 528<br />
Container Tag – Modernes Tracking mit Remarketing- und Conversion-Tags Jens Maurer ....... 536<br />
Steuerung von SEO-Kampagnen mit Web-Analytics-Daten Dimitri Tarasowski ........................ 539<br />
Google Analytics und Datenschutz Markus Vollmert ................................................................. 547<br />
Online-Marktforschung im Umbruch Christian Michael, André Führer .................................... 552<br />
8. E-Mail-Marketing<br />
Neue E-Mail-Ökosysteme für digitales Dialogmarketing Jürgen Seitz ...................................... 561<br />
Social Media und E-Mail-Marketing intelligent verknüpfen Volker Wiewer ................................ 566<br />
Rethinking Newsletter-Marketing Jill-Kristin Urbanek, Stefan Döring ..................................... 570<br />
Kooperatives E-Mail-Marketing Thomas Schult, Désirée Lütke Wermeling ............................... 578<br />
E-Mail Marketing – Werthaltige Leads generieren und bewahren Thomas Kellner .................... 586<br />
Behavioural E-Mail-Marketing Jakob S. Gomersall .................................................................. 593<br />
Mythos Bilder-Blockade: Zahlen, Fakten, Strategien M. Kornfeld ............................................ 599<br />
9. Social Media – Strategische Betrachtungen<br />
Warum und wie die Organisation mitgenommen werden muss Marc Drüner ............................ 611<br />
Social Media-Strategie – ein Widerspruch in sich selbst Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach .... 615<br />
Social Media aus der Nutzerperspektive Susanne Fittkau ......................................................... 619<br />
Strategische Einbindung von Social Media Nils Horstmann ..................................................... 627<br />
Die Online-Reputation im Zeitalter der Transparenz Klaus Eck ................................................ 635<br />
#fail oder wenn der PR-Gau droht Marcel Schreyer .................................................................. 644<br />
Social Media Monitoring Mirko Lange ....................................................................................... 655<br />
Erfassung der Tonalität im Social Media Monitoring Curt Simon Harlinghausen ..................... 660<br />
Social Media Monitoring-Tools Harriet Kasper, Holger Kett .................................................... 662<br />
Praktische Tipps zum Social Media Monitoring Andreas Wilkens ............................................. 670<br />
10. Social Media – Operative Herangehensweise<br />
Potenzial von Social Media für das Kundenbindungsmanagement K. Mrkwicka, M. Schögel .... 677<br />
Social Media im Kundenservice Harald Eichsteller ................................................................... 686<br />
Social Media als Supportkanal Michael van Laar ...................................................................... 695<br />
Informieren, Mitreden, Mitgestalten Stefan Rymar ................................................................... 701<br />
Beispiele für gelungenes User-Engagement Nico Lumma .......................................................... 707<br />
Viral & Buzz Marketing – nicht umsonst Markus Willnauer ...................................................... 712<br />
Follow Me – Aktivierung von Fans und Followern Joel Berger ................................................. 717<br />
Social Media in der Medienarbeit Marcel Bernet ....................................................................... 722<br />
Employer Branding in Social Media Claudia Hilker .................................................................. 731<br />
So sorgt Social Media-Automatisierung für massive Effizienzsteigerung Reto Stuber ................ 743<br />
Social Media ROI Sten Franke ................................................................................................... 753<br />
6
Inhaltsverzeichnis<br />
11. Social Media – Plattformen und Werkzeuge<br />
Möglichkeiten von Facebook für Unternehmen Philipp Roth .................................................... 765<br />
Facebook – Die Macht des Open Graph Andreas Bersch ........................................................... 773<br />
Wie Hamburg.de Facebook nutzt Markus Willnauer .................................................................. 776<br />
Das Blog und die soziodigitale Nachhaltigkeit Oliver Gassner .................................................. 782<br />
Ein Blick auf Podcasting in Deutschland Alex Wunschel, Fabio Bacigalupo ............................. 788<br />
Gamification – Kundenbindung im E-Commerce mit Spielen Roland Schäfer .......................... 796<br />
Social Games als Marketingplattform der Zukunft Ibrahim Evsan ............................................ 803<br />
The Rise of Crowdsourcing Claudia Pelzer ................................................................................ 807<br />
12. Mobile und Location-based Marketing<br />
Vom Internet zum Outernet – das Web springt auf die Straße Torsten Rehder ............................ 815<br />
SoLoMo – Die Social Local Mobile Bewegung Tim Ringel, Anna-Lena Radünz ....................... 824<br />
Deutschland erobert das mobile Internet Karin Rothstock ......................................................... 835<br />
Mobile – Nutzungsszenarien Olav A. Waschkies ........................................................................ 842<br />
Marketing in der App-Economy Matthias Berger ...................................................................... 847<br />
Mobile App oder mobiles Portal? Joachim Bader ...................................................................... 857<br />
Mobile Loyalty, die höchste Kunst der Verführung Peter Prislin .............................................. 861<br />
Augmented Reality Nadine Brendel, Antonia Neubauer ............................................................ 867<br />
3-D-Shopping – Status Quo und Vision Martina Pickhardt ....................................................... 878<br />
13. Online-Marketing im B2B<br />
Mit Lead-Generierung und Lead-Nurturing zum Neugeschäft Michael Breyer ......................... 885<br />
Erfolgreiches Social CRM im B2B-Marketing Peter Pries ........................................................ 890<br />
Social Media und Social Commerce in KMUs im B2B Georg Blum ......................................... 897<br />
Erfolgsfaktoren für eine aktive B2B-Community Oliver Ueberholz .......................................... 909<br />
Messeerfolg durch Online-Marketing Elke Clausen ................................................................... 916<br />
Ist „Social Media-Personal Branding“ heute ein Muss? Stefan Berns ........................................ 924<br />
Kompetenz beweisen im eigenen Blog Elke Fleing .................................................................... 935<br />
14. Recht im Internet<br />
Werbung im E-Commerce – Haftungsfallen umgehen Rolf Albrecht .......................................... 943<br />
Rechtskonformes Opt-in im Onlinebereich Dr. Martin Bahr ..................................................... 950<br />
Nutzungsdaten – Welche Analysen sind datenschutzkonform? Jens Eckhardt ........................... 957<br />
Rechtliche Aspekte des Social Media-Marketing Martin Schirmbacher .................................... 970<br />
Wichtige, aktuelle marketingrechtliche Entscheidungen Peter Schotthöfer, Florian Steiner ....... 980<br />
7
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Inhaltsverzeichnis<br />
15. Praxisbeispiele<br />
Multichannel – Präsenz auf allen Kanälen<br />
Marketing Resource Management im Möbelhaus Mirko Holzer ................................................ 990<br />
Trendy Planets – Shopartikel erfolgreich inszenieren Stefan Maier ........................................... 992<br />
Esprit schlägt Brücke zwischen online und offline Andreas Landgraf ...................................... 994<br />
Online-Sport-Sponsoring von Continental Stefanie Wannow .................................................... 996<br />
Ikea fährt integrierte Digital-Marketingstrategie Catherine Malet ............................................ 998<br />
Energie Start-up setzt auf Online-Power Christoph Morach ................................................... 1000<br />
Online neue Kunden gewinnen mit Suchmaschinen & Affiliate<br />
Suchmaschinen-Marketing für Versicherungen Thorsten Olscha ............................................ 1002<br />
Neue Kunden für Sky, Medion, BASE und RTL-Club Thomas Vetter ..................................... 1004<br />
Illy gewinnt und hält Kaffeeliebhaber auch online Catherine Malet ....................................... 1006<br />
Nürburgring gewinnt Adressen von Besuchern Sebrus Berchtenbreiter .................................. 1008<br />
Wie Yves Rocher neue E-Mail-Abonnenten begrüßt Swen Krups ........................................... 1010<br />
Adressgewinnung in der Reisebranche Norbert Rom .............................................................. 1012<br />
Barceló nutzt Suchmaschinen-Marketing weltweit Bernd Stieber ........................................... 1014<br />
Affiliates in Automotive, Handel und Verlagen Heike Lindner ................................................ 1016<br />
Online-Marketing B2B: Geschäftskunden online ansprechen<br />
Lead-Management bei einem Softwarehersteller Reinhard Janning<br />
Geschäftskunden per E-Mail binden – 3 Beispiele Stefan von Lieven<br />
Hansgrohe veredelt sein E-Mail-Marketing Martin Philipp<br />
So optimiert INTEWA die Adressdatenbank Ralph Kreuzer<br />
Kunden aktivieren mit E-Mail-Marketing und Newsletter<br />
E-Mail-Marketing beflügelt Onlineshop Foto Walser Simon Putzer ........................................ 1026<br />
AMC professionalisiert sein E-Mail-Marketing Ulf Richter .................................................... 1028<br />
Steiff steigert Onlineumsatz durch Sonderaktion Henrik Salzgeber ........................................ 1030<br />
Mexx und Görtz rationalisieren E-Mail-Marketing Volker Wiewer .......................................... 1032<br />
Der Wert aktiver Abonnenten bei RTL Stefan von Lieven ........................................................ 1034<br />
TMG steigert Ertrag durch Segmentierung William Schnabel .................................................. 1036<br />
Personalisierung – die hohe Kunst relevanter E-Mails<br />
Mercedes-Benz: Mehr Kundenfeedback dank E-Mail Maya Reinshagen ................................ 1038<br />
C&A kommuniziert zielgruppenspezifisch per Mail Martin Aschoff ....................................... 1040<br />
Kundenlebenszyklus in der Touristik Jörn Grunert ................................................................. 1042<br />
Air New Zealand verleiht E-Mails Flügel Vera Hartmuth ....................................................... 1044<br />
Internationales Content-Management bei Alpine Stefan Bauer ................................................ 1046<br />
8<br />
....................................... 1018<br />
..................................... 1020<br />
.................................................. 1022<br />
.................................................... 1024
Inhaltsverzeichnis<br />
Commend nutzt E-Mail-Inhalte weltweit crossmedial Martin Philipp .................................... 1048<br />
Germanwings nutzt Lifecycle-Marketing Ulf Richter .............................................................. 1050<br />
Opodo – Personalisierung steigert die Konversion Simon Putzer ............................................ 1052<br />
Herrenausstatter nutzt dynamische Angebote Christina Rasimus-Aust .................................... 1054<br />
mymuesli: Mass-Customization per E-Mail Ulf Richter ........................................................... 1056<br />
Deutsche Welle bietet internationale Themenvielfalt Volker Wiewer ....................................... 1058<br />
Individuelle, effiziente Newsletter für Lehrkräfte Claudia Joest ............................................. 1060<br />
Dezentrale E-Mailings in der Automobilbranche Andreas Landgraf ....................................... 1062<br />
Leica Geosystems steuert Redaktions-Workflow Jan-Philip Riehle ........................................ 1064<br />
Konversionsraten von Onlinewerbung messen und erhöhen<br />
Konversionsraten-Optimierung bei Banken Christian Bennefeld ............................................. 1066<br />
SOS-Kinderdörfer texten optimale Betreffzeile Stefan Appenrodt ........................................... 1068<br />
Sainsbury‘s Bank nutzt Behavioural E-Mails Jakob S. Gomersall .......................................... 1070<br />
Lebensmittelhersteller testet Plakate und Banner Christopher Kötzner .................................... 1072<br />
Wie Intertops die E-Mail-Zustellung sichert John Thomson ..................................................... 1074<br />
Nestlé optimiert mit KPIs den Onlineerfolg Karl-Heinz Maier ................................................. 1076<br />
Telekommunikationsanbieter steigert Konversion Sebrus Berchtenbreiter .............................. 1078<br />
Social Media-Marketing: Facebook, Apps und Echtzeit-Web<br />
Über Facebook E-Mail-Adressen gewinnen Daniel Harari ..................................................... 1080<br />
Cineworld misst Facebook-Erfolg mit KPIs Karl-Heinz Maier ................................................ 1082<br />
App-Einsatz bei einem Großhändler Jörg Rensmann ............................................................... 1084<br />
Marketinginformationen in Echtzeit verbreiten Michael Mohr ................................................. 1086<br />
Mobile Lösungen machen Messeauftritte zu Erfolgsgeschichten Uwe-Michael Sinn ............... 1088<br />
16. Anhang<br />
Autoren ........................................................................................................................................ 1092<br />
Stichworte .................................................................................................................................... 1107<br />
9
LEITFADEN ONLINE-MARKETING BAND 2<br />
WEBANALYSE<br />
7 Mit<br />
Kennzahlen zu mehr<br />
Marketing Performance<br />
Aufbau einer Webanalyse-Kultur<br />
in Unternehmen<br />
Relevante Kennzahlen als Schlüssel<br />
zum (Online-)Erfolg<br />
Richtig messen heißt nicht,<br />
die Wahrheit zu kennen<br />
Cross-Channel-Controlling/-Optimierung<br />
Web-Analytics & Conversion-Optimierung<br />
Container Tag – Modernes Tracking<br />
mit Remarketing- und Conversion-Tags<br />
Steuerung von SEO-Kampagnen<br />
mit Web-Analytics-Daten<br />
Google Analytics und Datenschutz<br />
Online-Marktforschung im Umbruch<br />
497<br />
502<br />
507<br />
516<br />
522<br />
528<br />
536<br />
539<br />
547<br />
552<br />
495
INHALT<br />
Sebastian Grimm beleuchtet die Relevanz der quantitativen Erfassung von<br />
Marketingprozessen. Noch nie war es so leicht wie jetzt sich mit Kennzahlen und deren<br />
Darstellung zu beschäftigen.<br />
Timo Aden plädiert vehement für die Etablierung einer Online-Analyse-Kultur. Keine Änderung<br />
sollte mehr durchgeführt werden, ohne dass bequem vorher getestet wird.<br />
Ralf Haberich beschreibt die verschiedenen Arten von Webseiten und die jeweils spezifischen<br />
Kennzahlen zur Erfolgsmessung.<br />
Marcus Koch zeigt die Grenzen der Webanalyse auf. Zu großes Gewicht hat der Klick auf<br />
das letzte Werbemittel. Vor einer Reisebuchung werden jedoch zwölf Suchanfragen gestellt<br />
und 21 Reiseseiten besucht.<br />
Thomas Bindl gibt konkrete Hinweise, was bei der Budgetverteilung auf die verschiedenen<br />
Kontaktpunkte zu beachten ist. Je nachdem kann auch der erste oder letzte Klick größeren<br />
Anteil am Werbeerfolg haben.<br />
Frank Reese erläutert ausführlich, wie Web-Analytics eingesetzt wird, um Schwachstellen<br />
bei der Konversion zu identifizieren.<br />
Jens Maurer erklärt, was zu tun ist, wenn Besucher nicht beim ersten Besuch der Website<br />
konvertieren. Auch nach dem Besuch können sie noch angesprochen werden, wenn alles<br />
richtig gemacht wird.<br />
Dimitri Tarasowski verrät eine Reihe sehr tiefgehender Einsichten in die Messbarkeit von<br />
SEO-Kampagnen und die Analyse und Bewertung von Suchworten mit Standard-Analytics-<br />
Tools.<br />
Markus Vollmert geht auf die Anforderungen des Datenschutzes an Webanalyse-Tools ein.<br />
Mit allen Systemen – auch Google Analytics – lassen sich diese mit den richtigen Einstellungen<br />
umsetzen.<br />
Christian Michael und André Führer erläutern die Vorgehensweise bei Online-Befragungen in<br />
Form von Panels. Dies ist eine sehr effiziente Methode, entscheidungsrelevante Informationen<br />
für das Marketing zu generieren.<br />
7 WEBANALYSE
Mit Kennzahlen zu mehr<br />
7<br />
Marketing-Performance<br />
Sebastian Grimm<br />
Laut einer im Juni 2011 veröffentlichten Studie der Fournaise Marketing Group denken<br />
73 Prozent der befragten CEO’s, dass es Marketing an geschäftlichem Verständnis<br />
mangelt und es damit keinen positiven Einfluss auf die Geschäftsentwicklung eines<br />
Unternehmen nimmt [1]. Das wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass das<br />
Marketing es nicht versteht in Geschäftskennzahlen, wie Umsatzsteigerung und<br />
Vertriebsperformance, zu denken und zu handeln. Und es wird darauf zurückgeführt,<br />
dass Marketing nicht in der Lage ist, seine vorhandenen Werte zu kommunizieren,<br />
vergleich- und bewertbar zu machen.<br />
Daher ist es an der Zeit, dass Marketing anfängt sich mit Kennzahlen, mit Messbarkeit<br />
und Vergleichbarkeit zu beschäftigen. Denn sonst wird es schnell wieder auf seine<br />
bisherige Wahrnehmung, als rein operative Serviceorganisation, zurückgeführt und<br />
wird jede strategische Einbindung verlieren. Und es war auch noch nie so leicht wie<br />
jetzt, sich mit Kennzahlen und deren Darstellung zu beschäftigen.<br />
Die Basics<br />
Zunächst stellt sich natürlich die Frage, warum sich das Marketing als Funktion<br />
denn überhaupt mit Kennzahlen beschäftigen soll oder noch banaler, was denn<br />
Kennzahlen eigentlich sind und wofür diese dienen. Dazu muss man zunächst erst<br />
mal eine Angst nehmen: Kennzahlen verhindern nicht ein kreatives und innovatives<br />
Marketing, sondern sie befördern es vielmehr. Denn Kennzahlen dienen nicht nur<br />
dazu Leistungen zu bewerten, sondern sie decken konkrete Verbesserungspotentiale<br />
auf. Und sie helfen dem Marketing auch die eigene Leistung besser zu verstehen<br />
und sie entsprechend anzupassen.<br />
Und es gibt im Marketing schon lange bekannte Kennzahlen, die nur leider viel zu<br />
wenig eingesetzt werden. Dabei handelt es sich unter anderem um folgende, sattsam<br />
bekannten Werte:<br />
• Marktanteil • Kundenstabilität<br />
• Marktwachstum • Anteil neuer Kunden<br />
• Umsatz pro Kunde<br />
Allein mit diesen fünf Kennzahlen lässt sich der Wert des Marketing deutlich<br />
aufzeigen. So bedeutet ein zunehmender Marktanteil auch in der Regel einen<br />
höheren Umsatz, in jedem Fall aber eine bessere Marktposition. Auf der anderen<br />
Seite zeigt der Anteil neuer Kunden das zukünftige Potential des Unternehmens<br />
für Wachstum auf.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Sebastian-Grimm<br />
Noch nie war<br />
es so leicht wie<br />
jetzt, sich mit<br />
Kennzahlen<br />
und deren<br />
Darstellung zu<br />
beschäftigen<br />
497
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Marketing kann<br />
mit diesen<br />
Kennzahlen eine<br />
führende Rolle in<br />
der strategischen<br />
Entwicklung<br />
eines Unternehmens<br />
übernehmen<br />
498<br />
Kritiker werden natürlich bemängeln, dass man im Marketing nur sehr wenig Einfluss<br />
auf manche dieser Größen hat, weil sie von einer Vielzahl von Faktoren abhängen.<br />
Das mag im Einzelfall vielleicht richtig sein, zeigt aber deutlich, dass sich Marketing<br />
aus seinem Leuchtturm herausbewegen muss, wenn es nicht seine Stellung verlieren<br />
möchte. Denn natürlich ist eine Zusammenarbeit mit allen anderen Abteilungen<br />
notwendig, um diese Kennzahlen zu ermitteln und die dahinter stehenden Ziele zu<br />
erreichen. Aber das Marketing kann mit diesen Kennzahlen eine führende Rolle in<br />
der strategischen Entwicklung eines Unternehmens übernehmen.<br />
Eine Marketing-Scorecard<br />
Ein ganzes Stück weiter geht die Implementierung einer Marketing-Scorecard. Dabei<br />
werden die definierten Kennzahlen nicht nur einmalig und isoliert betrachtet, sondern<br />
es wird ein komplettes Kennzahlensystem mit einer periodischen Betrachtungsweise<br />
etabliert. So lassen sich aus dem Vergleich verschiedener Kennzahlen untereinander<br />
zukünftige Probleme erkennen und frühzeitig beheben.<br />
Als Illustration kann folgendes fiktives Beispiel dienen:<br />
Abb. 1: Marketing-Scorecard [2]<br />
Betrachtet man sich diese Scorecard näher, fallen einem folgende Ungereimtheiten<br />
auf. So steigt die verkaufte Stückzahl, gleichzeitig sinkt das Umsatzwachstum, was<br />
darauf hindeutet, dass die zu erzielenden Preise fallen, was in der Konsequenz zu<br />
einem Margen- und Gewinnproblem führen dürfte.<br />
Hinzu kommt ein weiterer kritischer Faktor: Der Marktanteil sinkt bei einer<br />
gleichzeitig abnehmenden Kundentreue. Hier scheint sich die Qualität der Produkte<br />
massiv verschlechtert zu haben. In dessen Folge wird es zu steigenden Kosten für<br />
Umtausch, Service oder Rückstellungen kommen und der Wert des einzelnen<br />
Kunden sinkt. Dieses hat natürlich höhere Aufwendungen zur Rückgewinnung<br />
oder Kundenneugewinnung zur Folge.
Die oben angesprochenen sinkenden Preise zeigen sich auch an anderer Stelle. So<br />
gibt es mehr neue Kunden, aber der Marktanteil des Unternehmens sinkt. Dieser<br />
Vergleich zeigt aber auch, dass der Markt als solcher wächst, das Unternehmen<br />
davon aber nicht profitieren kann.<br />
Und ein letzter betrachteter Punkt geht auf den Anteil neuer Produkte zurück. Dieser<br />
sinkt stetig und hat fast die Null erreicht, sprich das Unternehmen ist weder innovativ,<br />
noch hat es Antworten darauf, was zukünftig verkauft wird.<br />
Man erkennt, dass man mit ein paar wenigen und oft einfach zu ermittelnden<br />
Kennzahlen seinem Marketing eine völlig neue Bedeutung geben kann. Vor<br />
allem lassen sich anhand dieser Kennzahlen Investitionen ins Marketing nicht<br />
nur rechtfertigen, sondern auch deren Wertbeitrag belegen. Und man kann<br />
Schwachstellen, etwa im Vertriebsprozess, aufzeigen, die zu höheren Kosten im<br />
Marketing führen, wie etwa die notwendige Anzahl von Verkaufskontakten. Aber<br />
es zeigt natürlich auch die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen<br />
Marketing und allen angrenzenden Abteilungen, wie Vertrieb, Produktmanagement<br />
und Service.<br />
Eine Vorgehensweise<br />
So wertvoll wie die Analyse dieser Zahlen für das Marketing vielleicht auch ist,<br />
bevor sie zur Verfügung stehen, müssen sie natürlich ermittelt und zusammengestellt<br />
werden. Ein einfaches Modell ist das nachfolgend vorgestellte:<br />
Abb. 2: Vorgehensmodell zur Erstellung einer Scorecard [2]<br />
Sebastian Grimm: Mit Kennzahlen zu mehr Marketing-Performance<br />
Der Markt als<br />
solcher wächst,<br />
das Unternehmen<br />
kann davon aber<br />
nicht profitieren<br />
Enge Zusammenarbeit<br />
zwischen<br />
Marketing und<br />
Vertrieb, Produktmanagement<br />
sowie Service<br />
499
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
500<br />
Der Anfang<br />
für eine<br />
performanceorientierte<br />
Führung des<br />
Marketing<br />
Marketingleiter<br />
scheuen vor<br />
der Einführung<br />
einer Prozessorientierung<br />
zurück<br />
Dieses Vorgehensmodell bezieht dabei externe und interne Quellen zur Ermittlung<br />
der Basis-Kennzahlen heran. Es nutzt dabei die Mittel und Wege, die das Marketing<br />
auch sonst nutzt, mit Ausnahme der Controlling-Systeme beziehungsweise Bilanzen<br />
des Unternehmens.<br />
Die eigentliche Scorecard, also die Kennzahlen und die Perioden, in denen sie<br />
ausgewertet werden, entsteht dabei in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung<br />
des Unternehmens.<br />
Für Fortgeschrittene<br />
Die Einrichtung einer solchen Scorecard kann dabei der Anfang für eine performanceorientierte<br />
Führung des Marketing sein. Denn anhand der Kennzahlen lassen sich<br />
sehr gut Effizienz und Effektivität bewerten und anhand der Schwachstellen das<br />
Marketing entsprechend ausrichten.<br />
Seine eigentliche Wirkung entfaltet ein solches System aber in dem Augenblick, in<br />
dem sich die eigenen Zahlen mit denen der Wettbewerber vergleichen lassen. Dann<br />
wird aus der Binnensicht ein wirklicher Überblick über das eigene Unternehmen.<br />
Um es konkret zu machen. Im obigen Beispiel sinkt der Anteil neuer Produkte.<br />
Sollte sich im direkten Vergleich herausstellen, dass bei allen Wettbewerbern dieser<br />
Anteil steigt, ist dringend eine detaillierte Kunden- und Produktanalyse notwendig.<br />
Entweder hat man wichtige Trends nicht erkannt oder die eigenen Produkte spiegeln<br />
die Bedürfnisse der Kunden nicht wider. Und natürlich werden sich daran massive<br />
Investitionen in die Produktentwickung und das Produktmarketing anschließen<br />
müssen.<br />
Voraussetzung für das Benchmarking sind neben den Kennzahlen der Wettbewerber,<br />
die etwa durch Dienstleister erfasst werden können, ein kontinuierlicher und<br />
nachvollziehbarer Prozess, auch im Marketing. Dieser Prozess umfasst dabei nicht<br />
nur die immer gleich ablaufende Erfassung der Kennzahlen, sondern das System<br />
Marketing als Gesamtheit.<br />
Die Erfassung des Marketings als Gesamtprozess beziehungsweise als Gesamtheit<br />
einer Vielzahl von Einzelprozessen hat dabei nicht nur eine genaue Erfassung<br />
von Kennzahlen zur Folge, sondern dient konsequenterweise auch der weiteren<br />
Verbesserung der eigenen Leistung. Denn über die Messung der Prozessausführung,<br />
der Definition von Leistungswerten für die einzelnen Prozesse erhält man auch<br />
zusätzliche Informationen darüber, wo sich Performance-Lücken auftun oder<br />
Prozesse unverhältnismäßig lange dauern.<br />
Grundsätzlich scheut jeder Marketingleiter vor der Einführung einer Prozessorientierung<br />
zurück. Er ist der Meinung, dass Prozesse die Kreativität behindern, dass<br />
Marketing damit vergleichbarer wird und weil Automatisierung im Marketing an sich<br />
als nicht machbar angesehen wird. Aber Hand aufs Herz, wie oft wurden die gleichen<br />
Arbeiten doppelt und dreifach gemacht, hat man sich mal wieder geärgert, dass man<br />
die Kontrolle über bestimmte Arbeiten verloren hat und ist sich der lästigen Fragerei<br />
nach einem genauen Vorgehen überdrüssig. Natürlich hat man sein Marketing auch<br />
mit dem Kopf im Griff, aber deutlich entspannter und zeitsparender geht es mit einer
Prozessorientierung. Und wäre es nicht mal schön, früher Feierabend zu machen<br />
und dabei trotzdem mehr geschafft zu haben?<br />
Fazit<br />
Es klingt schon überraschend, wenn man Marketing mit Kennzahlen zu einer<br />
deutlichen Leistungssteigerung verhelfen möchte. Aber genauso überraschend<br />
klingt es, wenn man behauptet, dass allein ein kreatives Marketing aus dem Bauch<br />
heraus für ein besseres Unternehmensergebnis sorgen soll. Denn dann kommt die<br />
Einschätzung vom Anfang zustande, dass nahezu dreiviertel aller CEO’s glauben,<br />
dass Marketing keinen Einfluss auf die Unternehmensleistung hat. Und wie kann<br />
man diese Meinung auch widerlegen, ohne auf Kennzahlen zurück zu greifen.<br />
Aber nicht nur als Selbstrechtfertigung sind Kennzahlen im Marketing nützlich,<br />
sondern sie dienen ganz konkret dazu – durch Vergleiche mit anderen Perioden und<br />
mit Wettbewerbern – Schwachstellen zu finden und Potentiale für eine Verbesserung<br />
der eigenen Leistung zu identifizieren. Und noch einen Schritt weiter geht diejenige<br />
Marketingabteilung, die nicht nur Kennzahlen ermittelt und nutzt, sondern daraus<br />
den naheliegenden Schluss zieht, dass durch eine Prozessorientierung Kennzahlen<br />
nicht nur leichter zu ermitteln sind, sondern dass Prozesse insgesamt die Performance<br />
des Marketings verbessern helfen.<br />
Literatur<br />
Sebastian Grimm: Mit Kennzahlen zu mehr Marketing-Performance<br />
[1] The Fournaise Marketing Gruop, Online, Zugriff am 3.7.2011<br />
http://www.fournaisegroup.com/Marketers-Lack-Credibility.asp?_fwaHound=13303826_<br />
12185_13303826_0_0_0_0<br />
[2] Quelle: ProzessPiraten GmbH<br />
501
502<br />
Aufbau einer Webanalyse-Kultur<br />
7<br />
in Unternehmen<br />
Timo Aden<br />
Kollegen mit<br />
Zahlenfriedhöfen<br />
verschrecken<br />
Unterschied<br />
zwischen<br />
Reporting und<br />
Webanalyse<br />
Vermutlich werden viele Leser folgendes Szenario kennen: Aus einem mehr<br />
oder weniger gut implementierten Webanalyse-Tool werden Daten von einem<br />
Werkstudenten in Excel exportiert, dort werden diese Daten dann mit anderen<br />
Daten aus anderen Quellen angereichert. Diese Datenmenge wird dann oftmals<br />
über eine Vielzahl an Tabs verteilt und mit Querverweisen miteinander verknüpft.<br />
Es werden bunte Farben verwendet, um die Daten unterscheidbar zu machen – die<br />
Profis erstellen dann noch einige Grafiken und Charts, die die ganzen Kennzahlen,<br />
dann auch gerne KPIs genannt, visualisieren.<br />
Im Anschluss wird diese regelmäßig erstellte Datei entweder intern auf dem Server<br />
in einem stetig größer werdenden Verzeichnis abgelegt, oder sie wird an einen<br />
größtmöglichen Verteiler per E-Mail versendet – damit auch jeder sehen kann, welche<br />
Arbeit investiert wurde und wie Webanalyse aktiv betrieben wird.<br />
Reporting statt Webanalyse<br />
Diese Vorgehensweise hat recht wenig mit der eigentlichen Webanalyse zu tun<br />
und vor allem ist dieses Prozedere weit davon entfernt, eine Webanalyse-Kultur<br />
entstehen zu lassen.<br />
Denn Webanalyse, und insbesondere eine Webanalyse-Kultur, hat wenig mit<br />
umfangreichen Datentabellen und entsprechenden Excel-Reports zu tun. Dieses<br />
Vorgehen sorgt eher dafür, dass die Kollegen abgeschreckt werden und mit diesen<br />
Zahlenfriedhöfen nichts zu tun haben wollen. Machen Sie doch mal den Test und<br />
verschicken den oben genannten Report vierzehn Tage nicht – wie viele Leute aus<br />
dem Verteiler melden sich und fragen, wo denn die Zahlen bleiben?<br />
Das hier skizzierte Vorgehen ist keine Webanalyse-Kultur. Dies ist Reporting anhand<br />
von Daten aus einem Webanalyse-Tool – und es gibt einen Unterschied zwischen<br />
Reporting und Webanalyse. Reporting ist ein (kleiner) Bestandteil der Webanalyse<br />
und beinhaltet durchaus ähnliche Tätigkeiten wie die oben beschriebenen.<br />
Letztendlich kommt man um ein wenig Reporting nicht herum. Reporting sollte<br />
allerdings maximal zehn Prozent der Arbeitszeit eines Webanalysten in Anspruch<br />
nehmen – der Rest sollte idealerweise mit Analyse verbracht werden. Zugegeben<br />
– diese Aufteilung wird nur recht selten gelebt. Doch gibt es unterschiedliche<br />
Maßnahmen, sich dieser Idealvorstellung zumindest anzunähern. Im Folgenden gebe<br />
ich ein paar Hinweise, wie dies funktionieren kann, und wie man allgemein innerhalb<br />
des Unternehmens die Begeisterung und das Interesse für die Webanalyse steigern<br />
kann. Hierdurch kann dann das Ziel der Webanalyse-Kultur erreicht werden.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Timo-Aden
Management Support ist essentiell<br />
Eine der wichtigsten Grundlagen für den Aufbau einer Webanalyse-Kultur ist der<br />
Management Support. Oftmals wird die Webanalyse nur nebenbei erledigt und erhält<br />
nicht die nötige Aufmerksamkeit. Mitunter fordert das Management genau diese<br />
umfangreichen Reports. Soll jedoch eine Webanalyse-Kultur gelebt werden, muss<br />
das Management mitziehen. Nur wenn hier der Weg freigeräumt wird, möglichen<br />
Störern oder Bewahrern eine offizielle Absage erteilt wird, kann es funktionieren.<br />
Das Management muss der Webanalyse den Rücken freihalten und dafür sorgen,<br />
dass der neue Weg auch in der Realität beschritten wird.<br />
Dies hat auch immer etwas mit Change Management zu tun. Denn Menschen<br />
ändern sich oft nur ungern und freuen sich über liebgewonnene Gewohnheiten. Das<br />
Leben von Webanalyse in einem Unternehmen hingegen bedeutet eine Änderung<br />
dieser Gewohnheiten – die liebgewonnenen umfangreichen Reports gibt es einfach<br />
nicht mehr (es kann sie natürlich schon noch geben – aber vielleicht können die<br />
Kollegen sich die gewünschten Daten auch selber ziehen?). Das Management muss<br />
durchsetzen, dass sich Dinge ändern und dies auch aktiv vorleben. Es muss die<br />
klare Ansage kommen, mit welchem Webanalyse-Tool gearbeitet wird. Diese einmal<br />
getroffene Entscheidung sollte nicht permanent hinterfragt werden. Auch wenn einige<br />
Daten nicht einhundert Prozent korrekt sind, oder es einige nicht so bedeutende Dinge<br />
gibt, die derzeit nicht getracked werden können, so besteht dennoch die Möglichkeit<br />
mit den vorhandenen Webanalyse-Daten genug anzufangen. Ab diesem Moment<br />
gibt es kein „Verstecken“ hinter nicht optimal implementierten Tools, fehlerhaften<br />
Daten oder permanent neuen Anforderungen an ein Webanalyse-Tool.<br />
Das Management sollte demnach Aktionen, Umsetzungen, Geschwindigkeit förden<br />
und auch Fehler machen dürfen und unterstützen, statt mehr Daten zu fordern.<br />
Menschen sind wichtiger als Tools<br />
Timo Aden: Aufbau einer Webanalyse-Kultur in Unternehmen<br />
Der Erfolg der Webanalyse hängt immer von Menschen ab. Leider gibt es derzeit<br />
kein Tool auf der Welt, welches den Menschen bei der Webanalyse ablösen<br />
könnte. Ein Webanalyse-Tool ist immer nur ein Werkzeug – der Mensch, der<br />
dieses Werkzeug nutzt, kann damit tolle Sachen machen. Eine gut ausgestattete<br />
Werkstatt bedeutet noch lange nicht, dass auch gute Gewerke die Werkstatt<br />
verlassen. Ebenso bei der Webanalyse. Das beste Tool sorgt in keinster Weise dafür,<br />
dass Webanalyse in Unternehmen richtig betrieben wird. Dies kann nur mit den<br />
entsprechenden Mitarbeitern funktionieren. Denn nur die Menschen sorgen dafür,<br />
dass die eingelaufenen Daten richtig, also im Kontext des jeweiligen Unternehmens,<br />
interpretiert werden können. Nur Menschen sind in der Lage, die richtigen Fragen zu<br />
stellen und sich diese mit Hilfe des eingesetzten Tools beantworten zu können. Nur<br />
Menschen sind in der Lage, Daten miteinander in Verbindung zu setzen und daraus<br />
die richtigen Ableitungen zu treffen. Nur Menschen sind in der Lage, Hypothesen<br />
möglicher Aktivitäten aufzustellen und entsprechende Aktionen abzuleiten. Und nur<br />
Menschen sind in der Lage, aus den verfügbaren Daten Geschichten zu gestalten,<br />
die den Rest der Firma auch wirklich interessieren.<br />
Menschen<br />
ändern sich oft<br />
nur ungern und<br />
freuen sich über<br />
liebgewonnene<br />
Gewohnheiten<br />
Nur Menschen<br />
sind in der Lage,<br />
die richtigen<br />
Fragen zu stellen<br />
und sich diese<br />
mit Hilfe des<br />
eingesetzten<br />
Tools<br />
beantworten zu<br />
können<br />
503
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Möglichst viele<br />
Mitarbeiter<br />
sollten Zugriff zu<br />
dem genutzten<br />
Webanalyse-Tool<br />
haben<br />
Innerhalb<br />
kürzester Zeit<br />
einen Einblick in<br />
die Performance<br />
seines Bereichs<br />
haben<br />
504<br />
Dies bedeutet, dass die Menschen innerhalb eines Unternehmens, und damit<br />
auch im Bereich der Webanalyse, der wichtigste Erfolgsfaktor für das Gelingen<br />
erfolgreicher Webanalyse ist. Hier werden Menschen benötigt, die den nötigen Biss<br />
haben, sich tief in die verfügbaren Daten hineinzuarbeiten, aber gleichzeitig auch<br />
in der Lage sind, die technischen Zusammenhänge zu verstehen und dies alles auch<br />
vernünftig kommunizieren zu können. Die Arbeit eines Webanalysten (oder eines<br />
externen hierfür beauftragten Unternehmens) besteht zu einem sehr großen Teil aus<br />
Kommunikation, Begeisterung schaffen und auch Wissen vermitteln.<br />
Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass Webanalyse nicht nur in einer kleinen<br />
dunklen Kammer betrieben wird, sondern einen geeigneten Stellenwert und seinen<br />
festen, gut sichtbaren Platz im Unternehmen hat. Wenn möglich sollten möglichst<br />
viele Mitarbeiter Zugriff zu dem genutzten Webanalyse-Tool haben. Hierfür bedarf<br />
es umfangreicher Trainings und Schulungen, um sämtliche Mitarbeiter auf einen<br />
gewissen Wissensstand zu hieven. Denn dann können diese sich reine Reporting-<br />
Daten selber aus dem Tool ziehen, und somit dem eigentlichen Webanalysten mehr<br />
Zeit geben, sich um die wichtigen Dinge zu kümmern. Gleichzeitig steigt damit die<br />
Chance, dass die Kollegen Fragen stellen, selber Ideen entwickeln und das Gespräch<br />
mit dem Webanalysten suchen. Hierfür ist es wichtig, dass der Webanalyst sichtbar<br />
ist und fortlaufend mit den verschiedenen Abteilungen spricht.<br />
Daten sinnvoll distribuieren<br />
Damit die vielen vorhandenen Daten und Informationen nicht nur in der dunklen<br />
Kammer des Webanalysten bleiben, sollten diese leicht und einfach zugänglich<br />
gemacht werden. Dies wurde bisher über umfangreiche Excel-Tabellen getätigt.<br />
Vielleicht gibt es aber ja auch bessere Möglichkeiten. Statt dass sich jeder die<br />
für ihn interessanten Daten aus den versendeten Tabellen selber heraussucht,<br />
könnten auch individualisierte Dashboards erstellt werden, in denen die wirklich<br />
nur relevanten Daten dargestellt werden. Jede Abteilung, jede Hierarchie ist in der<br />
Regel an unterschiedlichen Daten interessiert. Diese sollten so aufbereitet werden,<br />
dass der Empfänger innerhalb kürzester Zeit einen Einblick in die Performance<br />
seines Bereichs hat. Hier sind nicht ausschließlich viele Zahlen interessant, sondern<br />
die relevanten. Weniger ist mehr. Die relevanten Daten müssen natürlich vorab<br />
definiert werden, oder aber sie wurden bereits vorab analysiert und es werden<br />
nur die handlungsrelevanten Erkenntnisse und Daten versendet. Dies spart den<br />
Empfängern Zeit und ist deutlich mehr ausgelegt, Aktionen (=Veränderungen oder<br />
besser =Verbesserungen) durchzuführen, statt viele Daten aber wenig Informationen<br />
zu haben.<br />
Eine gute Möglichkeit Informationen intern zu distribuieren, sind Dashboards,<br />
welche die wichtigsten vorab definierten KPIs beinhalten, aber vor allem auch<br />
direkt konkrete Handlungsempfehlungen geben. Eine weitere Möglichkeit, und dies<br />
kann insbesondere im Rahmen des Change Managements eine gute Möglichkeit<br />
sein den Prozess zu unterstützen, ist, die Daten transparent allen zugänglich zu<br />
machen. Dies ist nicht zwangsläufig damit getan, allen Mitarbeitern Zugriff zu<br />
einem Webanalyse-Tool zu geben (ohne oben schon erwähnte Schulungen und<br />
Trainings wäre diese auch nicht wirklich sinnvoll), sondern die Daten in einfacher
Timo Aden: Aufbau einer Webanalyse-Kultur in Unternehmen<br />
Art und Weise allen zugänglich zu machen. Dies kann eine einfache aber optisch<br />
ansprechende Darstellung von Daten auf einem großen Monitor im Empfangsbereich,<br />
in der Lobby oder im Flur sein. Auf diesem Screen werden die aktuellen Daten,<br />
Trends und Änderungen dargestellt und jedes Mal, wenn man an dem Bildschirm<br />
vorbeiläuft, sieht man, wie sich der Erfolg der Website entwickelt. Hierüber erlangt<br />
man Aufmerksamkeit und Interesse für das Thema. Der Stellenwert der Website<br />
wird hierdurch ebenfalls erhöht.<br />
Die Darstellung kann entweder direkt aus dem Webanalyse-Tool erfolgen, indem hier<br />
entsprechende Dashboard angelegt werden, oder es wird ein Tool genutzt, welches<br />
die Daten aus dem Webanalyse-Tool (oder auch weiterer relevanter Datenquellen)<br />
übersichtlich darstellt.<br />
Webanalyse funktioniert – wetten?<br />
Nachdem Daten nun distribuiert und Daten intensiv analysiert wurden, kommt nun<br />
das Wichtigste – die Umsetzung. Denn die vielen Ideen und Hypothesen, die sich<br />
hoffentlich aus der Analyse der Daten ergeben haben, sollten natürlich auch den Weg<br />
in die Wirklichkeit finden. Hier ist es wichtig, dass das Unternehmen über eine hohe<br />
Umsetzungsgeschwindigkeit verfügt. Releases sollten in sehr kurzen Abständen<br />
durchgeführt werden, der Einbau von Code-Schnipseln sollte auch kurzfristig und<br />
einfach möglich sein. Denn nur dann ist es möglich, Hypothesen beispielsweise durch<br />
A/B- oder multivariate Tests zu überprüfen. Diese Überprüfung, beziehungweise<br />
das Testing allgemein, sollte permanent und fortlaufend durchgeführt werden.<br />
Nur so lassen sich die Daten aus der Webanalyse mit Leben füllen (Testing ist ein<br />
Bestandteil der Webanalyse).<br />
Für dieses Thema ist es besonders einfach, Aufmerksamkeit zu generieren. Wenn<br />
beispielsweise ein A/B-Test durchgeführt wird, können einige Beteiligte Stakeholder<br />
vor Start des Tests auf den Gewinner wetten. Hier wird schnell ersichtlich, dass am<br />
Ende oft andere Varianten gewinnen als gedacht. Durch einen kleinen Geldeinsatz<br />
steigert das Wetten das Interesse – und wer wollte nicht schon immer mal gegen<br />
den Chef gewinnen?<br />
Über diese Methode werden viele unterschiedliche Menschen in das Thema Testing,<br />
und damit Webanalyse, involviert – die oftmals wirklich interessanten Ergebnisse<br />
werden garantiert intern weitererzählt, es gibt tolle Cases, die sich schnell verbreiten,<br />
so dass auch andere Abteilungen auf das Thema aufmerksam werden. Genau das<br />
ist ja gewünscht.<br />
Das Management muss von nun an dafür sorgen, dass keine Änderung auf der<br />
Website mehr ohne vorheriges Testing live gestellt wird. Auch das Top-Management<br />
darf keine eigenen Wünsche mehr durchsetzen – äußern ja, aber ungetestet umgesetzt<br />
dürfen diese Anfragen nicht mehr werden. Dies schließt den Kreis zum oben<br />
genannten wichtigen Management Support.<br />
Damit dieser wichtige Schritt funktioniert, ist eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit<br />
essentiell – ebenso wie die Erkenntnis, dass es kein richtig oder falsch mehr gibt.<br />
In Zukunft gibt es nur noch erfolgreich und nicht erfolgreich. Es gibt keine Fehler<br />
– kein Mensch kann im Vorhinein sagen, welches Design, welches Wording auf einer<br />
Permanent und<br />
fortlaufend Tests<br />
durchführen<br />
Keine Änderung<br />
ohne vorherigen<br />
Test<br />
505
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Man kann nicht<br />
verlieren sondern<br />
nur gewinnen<br />
506<br />
Website funktioniert. Die Webanalyse liefert hier die Basis für die Erkenntnis von<br />
Problemstellen auf der Website, das Testing setzt die erarbeiteten Hypothesen um.<br />
Dabei geht es um das Gewinnen von Erkenntnissen – auch Tests, die ein negatives<br />
Ergebnis erzielen, liefern wichtige Erkenntnisse darüber, was nicht funktioniert. Man<br />
kann demnach gar nicht verlieren – sondern nur gewinnen. Eine gelebte Fehlerkultur<br />
innerhalb eines Unternehmens ist wichtig, um das Ziel der Webanalyse-Kultur zu<br />
erreichen. Es gibt genügend Daten, die als Basis für Entscheidungen dienen – in<br />
Zukunft werden nur noch datenbasierte Entscheidungen getroffen, Bauch-, politische<br />
oder reine Managemententscheidungen sind von nun an passé.<br />
Webanalyse statt Reporting<br />
Wenn diese Schritte konsequent umgesetzt und gelebt werden, sind Sie auf dem Weg<br />
zu einer Webanalyse-Kultur. Natürlich ist dies nur ein kurzer Abriss des Weges, und<br />
es gibt noch viele weitere Maßnahmen, Strukturen und Prozesse, die dafür sorgen<br />
dieses Ziel zu erreichen – einen festen vorgezeichneten Weg gibt es nicht. Vielmehr<br />
gibt es eine Vielzahl von Bausteinen, die den Weg zur Webanalyse-Kultur ebnen.<br />
Dies geht von den hier aufgeführten Möglichkeiten hin zu geeigneten und sinnvollen<br />
Prozessen, regelmäßigen Meetings mit entsprechendem Austausch, genügend<br />
Freiheiten in der Gestaltung und richtig wichtig – Kommunikation.<br />
Webanalyse-Kultur ist kein definitorischer Standard, das Ziel ist vermutlich nie<br />
erreicht – aber jeder Schritt auf dem Weg dorthin bringt das Unternehmen nach<br />
vorne und sorgt dafür erfolgreich im Internet zu sein.<br />
10 Tipps<br />
Abschließend zusammengefasst zehn Tipps zum Erreichen der Webanalyse-<br />
Kultur:<br />
• Management Support.<br />
• Datendistribution über Dashboard und/oder Monitore.<br />
• Informationen statt Daten – Erkenntnisse statt Datenkolonnen.<br />
• Menschen sind wichtiger als Tools.<br />
• Datenbasierte Entscheidungen.<br />
• Relevante Webanalyse-Meetings und -Prozesse.<br />
• Mitarbeiter-Involvement durch Kommunikation und Begeisterung.<br />
• Wetten bei Tests.<br />
• Hohe Umsetzungsgeschwindigkeit.<br />
• Gelebte Fehlerkultur.
Relevante Kennzahlen<br />
als Schlüssel zum (Online-)Erfolg<br />
Ralf Haberich<br />
Die Betrachtung und Analyse relevanter Kennzahlen muss wichtiger Bestandteil der<br />
(Online-)Unternehmensentscheidungen sein. Nur so ist sichergestellt, dass die dort<br />
gewonnenen Erkenntnisse und Bewertungen in die zukünftigen Marketing- oder<br />
Sales-Maßnahmen einfließen. Das Onlinegeschäft wird optimiert und Hinweise auf<br />
eine effizientere Nutzung der Offlinekanäle können untersucht werden.<br />
Wir leben in einer Welt der Zahlen. Viele erfüllen einen rein statistischen Zweck<br />
und beinhalten wenig Erkenntnis. Manche sind Vergleichsdaten historischer<br />
Erkenntnisse. Die wichtigsten Zahlen im Unternehmen sind jedoch diejenigen, die<br />
Entscheidungen in der Zukunft beeinflussen können. Sie müssen wichtig genug<br />
sein, um auf Management-Ebene regelmäßige Beachtung zu finden, sogenannte<br />
Key-Performance-Indikatoren (KPI).<br />
Entscheidungen treffen – Kennzahlen hinzuziehen<br />
Key-Performance-Indikatoren sind relevante und veränderbare Unternehmenskennzahlen,<br />
die aktuelles und zukünftiges Geschäftsverhalten beeinflussen sollen<br />
[1]. Als Key-Performance-Indikatoren werden also Unternehmenskennzahlen<br />
definiert, anhand derer man die Evolution wichtiger Zielsetzungen oder kritischer<br />
Erfolgsfaktoren innerhalb einer Firma ermitteln kann. Dadurch erfolgt die nötige<br />
Transparenz und eine optimale Entscheidungsunterstützung. Die wichtigsten<br />
Kennzahlen sollten auf regelmäßiger Basis mit eigenen und (falls vorhanden)<br />
Markt-Daten verglichen werden. Sind die Kennzahlen jedoch schlecht aufgesetzt<br />
oder auch zu detailliert, ist ein regelmäßiger Abgleich nur schwer möglich. In<br />
zahlreichen Unternehmen ist das Controlling im Web nur an der Oberfläche installiert<br />
oder trotz vielfältigen Zahlenmaterials wenig ausschlaggebend beziehungsweise<br />
aussagekräftig.<br />
Key-Performance-Indikatoren sollten Bestandteil eines internen Management-<br />
Informationssystems sein und als Steuerungsinstrument für aktuelle und<br />
zukünftige Entscheidungen dienen. Zum einen können somit aktuelle Maßnahmen<br />
angepasst oder revidiert werden, zum anderen sind geplante Aktionen hierdurch<br />
effektiver zu gestalten. Ziel ist ein optimiertes und strukturiertes Reporting für<br />
die Unternehmens-Steuerung und Zielerreichung. Grundvoraussetzung ist eine<br />
Standardisierung des Reportings hinsichtlich Übersichtlichkeit, Einheitlichkeit<br />
und Vergleichbarkeit. Auch die Inhaltstiefe und Komprimierung des Reportings<br />
in Abhängigkeit zu der jeweiligen Zielgruppe ist vorher zu definieren. Diese<br />
Definition und der finale Reportinginhalt liegen im Verantwortungsbereich der<br />
Geschäftsführungsebene.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Ralf-Haberich<br />
7<br />
Entwicklung von<br />
Zielsetzungen<br />
und kritischen<br />
Erfolgsfaktoren<br />
innerhalb einer<br />
Firma ermitteln<br />
507
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Was man nicht<br />
messen kann,<br />
lässt sich auch<br />
nicht steuern<br />
508<br />
Jede Abteilung ist bei einem fortschrittlichen Unternehmen direkt oder indirekt in<br />
Verbindung mit dem Internet. Auch und gerade die Geschäftsführung sollte daher<br />
die Relevanz von Kennzahlen verstehen, Erkenntnisse daraus gewinnen und diesen<br />
folgen. Dies, um dem mittleren Management dieses Wissen vermitteln oder das<br />
Thema dort als wichtige Disziplin zu verankern. Online-Kennzahlen beruhen immer<br />
auf Kennzahlen aus den übergeordneten Unternehmenszielen, die ebenfalls von der<br />
C-Ebene festgelegt werden müssen. Das Motto: „You can’t manage what you do<br />
not measure“ (was man nicht messen kann, lässt sich auch nicht steuern), trifft hier<br />
voll und ganz zu.<br />
Die Betrachtung und die Analyse relevanter Kennzahlen muss daher in jedem Fall<br />
wichtiger Bestandteil der (Online-)Unternehmensentscheidungen sein. Nur so ist<br />
sichergestellt, dass die dort gewonnenen Erkenntnisse und Bewertungen in die<br />
zukünftigen Marketing- oder Sales-Maßnahmen einfließen und das Onlinegeschäft<br />
optimieren. Zusätzlich sollen aber auch Hinweise auf eine effizientere Nutzung der<br />
Offlinekanäle gesammelt werden.<br />
Die Aufgabe des Managers (in Zukunft vielleicht sogar der Chief-Online-Officers<br />
[2]) ist es, relevante Zahlen und Informationen auf einen Blick bewerten und für<br />
zukünftige Maßnahmen umsetzen zu können. Daher gehört zu jedem geeigneten<br />
Web-Analytics-Tool vernünftigerweise ein Management-Dashboard. Dieses<br />
gibt einen schnellen und übersichtlichen Einblick in die vom Management als<br />
entscheidend erachteten Zahlen und liefert dadurch wichtige Erkenntnisse.<br />
Abb. 1: Visualisierte Key-Performance-Indikatoren als Dashboard<br />
Bei der Analyse werden abteilungsübergreifende Erkenntnisse verlangt. Ein Manager<br />
begnügt sich grundsätzlich nicht mit einer einzelnen Abteilungssichtweise, sondern<br />
möchte den Unternehmenserfolg im Blick haben. Das heißt, alle Abteilungen haben<br />
entsprechende Inhalte und Fortschritte zu reporten beziehungsweise das Web-
Analytics-Tool diese abzubilden. Ein klassisches Management-Dashboard vereint<br />
beispielsweise den Überblick über die aktuelle Suchmaschinen-Marketing-Kampagne<br />
(Welche Suchwörter haben den höchsten Umsatz gebracht?) mit Informationen aus<br />
dem Produktmarketing (In welchen Produktgruppen kommt es am häufigsten zu<br />
Cross- und Upselling-Käufen?) und der Personalabteilung (Über welches Jobportal<br />
wurden die geeigneten Bewerber gefunden?). Diese Liste lässt sich weiter fortsetzen.<br />
Jedoch nicht endlos, denn zur Natur eines KPI-Dashboards gehört, dass wenige,<br />
dafür sehr wichtige, Kennzahlen verdeutlicht werden. Diese Übersicht beschränkt<br />
sich also im Idealfall auf bis zu zehn Kennzahlen. Die Führungsebene sollte nicht nur<br />
direkt in das Thema involviert sein, sondern im Idealfall aktiv Analyseerkenntnisse<br />
anfragen oder selber auswerten können.<br />
Es ist dringend notwendig, dass das Management die Relevanz und die Wichtigkeit<br />
von Web-Analytics und den Wert der Kennzahlen innerhalb des Unternehmens<br />
vorlebt und auch als wesentliche Grundlage für Entscheidungen aufgreift. Keine<br />
Zahl sollte aus rein statistischen Zwecken erhoben werden oder weil sie besonders<br />
leicht zu erheben ist. Jede Analyse kann und sollte eine direkte Handlungsempfehlung<br />
nach sich ziehen können.<br />
Handlungsempfehlungen aufgrund von Web-Analytics gewinnen<br />
Statistik ist tot, es lebe die Analyse. Dies genau ist der Wandel, den manche<br />
Unternehmen und Website-Verantwortliche jedoch noch vollziehen müssen. Denn<br />
nur, wenn gewonnene Daten nicht mehr historisch betrachtet werden, sondern<br />
Anleitungen und Erkenntnisse für die Zukunft und damit geplante Marketing-<br />
oder Sales-Aktionen im Onlinebereich sind, kann sich das Unternehmen<br />
weiterentwickeln.<br />
Jede geplante Aktion auf der eigenen Website oder auf Partnerseiten oder weitere<br />
Online-Marketing-Aktionen müssen selbstverständlich in Relation zueinander<br />
gesetzt werden.<br />
„Im letzten Jahr wurde 15 Prozent mehr Umsatz im Onlineshop erzielt“, „Besucher<br />
bleiben vier Minuten auf unserer Website“ – Aussagen wie diese haben keinerlei<br />
Aussagekraft. Es wird weder eine Benchmark hinzugefügt, noch ein Branchendurchschnitt<br />
analysiert oder gar Erkenntnisse bestehen, ob eine Steigerung um<br />
weitere fünf Prozent beziehungsweise eine Verlängerung um dreißig Sekunden<br />
möglich oder sinnvoll gewesen wäre. Immerhin ist die erste Aussage schon in<br />
Relation zum Vorjahr genommen worden, jedoch fehlen weitere Erkenntnisse und<br />
vor allem der Vergleich zum gesetzten Ziel. Handlungsempfehlungen im Detail sind<br />
wichtig, um einzelne Bereiche zu definieren und getrennt betrachten zu können.<br />
Website-Ziele<br />
Ralf Haberich: Relevante Kennzahlen als Schlüssel zum (Online-)Erfolg<br />
Die Definition der richtigen Website-Ziele sind der Grundstein für jedes erfolgreiche<br />
Handeln bei Online-Maßnahmen und Analyseerkenntnissen. Wie oben erwähnt,<br />
werden die wichtigsten Kennzahlen im Bereich der Webanalyse zu den sogenannten<br />
Key-Performance-Indikatoren. Diese Indikatoren sind jedoch bereits eine detailliertere,<br />
Welche Suchwörter<br />
haben den<br />
höchsten Umsatz<br />
gebracht?<br />
509
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Möglichst viele<br />
Onlineverkäufe<br />
mit möglichst<br />
wenigen<br />
Retouren<br />
510<br />
Mindestens<br />
wöchentlich<br />
messen<br />
oft verdichtete und selektive Angabe der generell verfügbaren Kennzahlen. Sie dienen<br />
als schnelle Managementübersicht oder für unternehmensinterne Informationen.<br />
Key-Performance-Indikatoren sind Steuerungshilfen aus dem Tool heraus und bilden<br />
das Fundament jeglicher Entscheidungen für die eigene Website. Die den KPIs<br />
untergeordnete Familie der allgemeinen Kennzahlen bildet nahezu jedes Detail und<br />
jede Erkenntnis einer Website wider.<br />
Für die richtige Einordnung der Reporting-Ergebnisse ist es zu Beginn des Prozesses<br />
wichtig, einen Rahmen vorzugeben beziehungsweise Zielebenen einzuführen. Diese<br />
Zielebenen können sich bei einem E-Commerce-Unternehmen zum Beispiel wie<br />
folgt darstellen:<br />
• Ebene 1: Reichweite (Traffic, Visits).<br />
• Ebene 2: Aufenthalt (Verweildauer, Seitenaufrufe pro Besuch).<br />
• Ebene 3: Transaktion (Bestellung, Leads, Informationsinteresse).<br />
• Ebene 4: Kosten-Umsatz-Relation (Verhältnis der Werbeinvestitionen zum<br />
Umsatz). Jedoch sind auch andere Modelle denkbar, abhängig vom<br />
Website-Typ und abgeleitet aus den Unternehmenszielen [3].<br />
Um am Ende des Prozesses zu sehen, ob eine Marketingaktion erfolgreich war,<br />
werden für jede dieser Zielebenen realistisch erreichbare Vorgaben festgelegt. Die<br />
Kennzahlen leiten sich von den Zielen einer Website ab. Internetshops wie die von<br />
Neckermann, Otto oder JAKO-O verfolgen beispielsweise die Absicht, dass möglichst<br />
viele Kunden online einkaufen. Der Prozentsatz der Retouren soll möglichst gering<br />
sein. Die Kunden sollen wiederkehren und sich ein höheres Umsatzvolumen pro<br />
Kunde/Website-Besucher ergeben. Die Messgrößen sind in diesem Fall unter<br />
anderem die Konversionsrate oder der durchschnittliche Warenkorbwert pro Verkauf.<br />
Bei einem Onlinemedium wie beispielsweise zeit.de oder spiegel.de hingegen zielen<br />
die Betreiber darauf ab, dass so viele Leser wie möglich die Website so lange wie<br />
möglich besuchen. Hier sind dann Reichweite, Verweildauer und insbesondere die<br />
Anzahl der Seitenaufrufe der Besucher ausschlaggebend, weil in der Regel über den<br />
Aufruf von fremden Werbemitteln wie Banner eine Finanzierung der für den Leser<br />
kostenlosen Inhalte erfolgen muss.<br />
Die Messung aller relevanten Werte sollte nach Plan in regelmäßigen Abständen<br />
durchgeführt werden. Je nach Art einer Unternehmens-Website, ob E-Commerce-<br />
oder News-Seite, sollten die Werte mehrmals täglich, jedoch nicht weniger<br />
als wöchentlich ermittelt werden. Vor allem bei häufig wechselnden Inhalten<br />
beziehungsweise Homepage-Themen ist eine ständige Bewertung der neuen im<br />
Vergleich zur vorherigen Ansicht notwendig.<br />
Der Zugriff auf Vergleichswerte, beispielsweise ähnlicher Websites, ist relativ<br />
schwierig. Deshalb werden die Ergebnisse in der Regel mit denen von letzter Woche,<br />
letztem Monat oder letztem Jahr verglichen. Vor allem bei großen Abweichungen ist<br />
es notwendig, zunächst die Ursache, also das „Warum“, herauszufinden. In manchen<br />
Fällen (zum Beispiel fehlende Zahlungsmöglichkeiten, zu viele Formularfelder)<br />
sind schnell und einfach Rückschlüsse zu ziehen, in anderen ist die Interpretation<br />
schwieriger und Expertenwissen von Beratern ist gefragt.
Einleitung von Optimierungsschritten<br />
Sind die Gründe einer Veränderung erst einmal analysiert, können Gegenmaßnahmen<br />
beziehungsweise Optimierungsmaßnahmen eingeleitet werden. Welche Maßnahmen<br />
genau erforderlich sind, lässt sich meist anhand der Ursache ablesen. Durch ständiges<br />
Messen und Nachhalten kann geprüft werden, ob die Optimierungsmaßnahmen<br />
tatsächlich richtig eingesetzt wurden, denn nur dann stellt sich auch eine nachhaltige<br />
Verbesserung ein. Eine größere Reichweite, eine längere Verweildauer, eine höhere<br />
Konversion oder ein gestiegener Umsatz sind nur einige Beispiele der möglichen<br />
und gewünschten Konsequenzen. Darüber hinaus können die Kosten der jeweiligen<br />
Marketingaktionen mit dem Umsatz eines Online-Business ins Verhältnis gesetzt<br />
werden. Der Website-Verantwortliche erkennt dann, ob sich die Investitionen in<br />
E-Commerce beziehungsweise in die durchgeführten Optimierungsmaßnahmen<br />
bezahlt gemacht haben.<br />
Key-Performance-Indikatoren helfen<br />
Da Key-Performance-Indikatoren grundsätzlich zielbezogen sind, sind sie auch<br />
unternehmensindividuell zu bestimmen. Daher kann es auch keine allgemeingültige<br />
Empfehlung für deren Auswahl beziehungsweise Zusammenstellung geben. Für<br />
einige grundsätzlichen Typen von Websites lässt sich aber ein beispielhaftes Set als<br />
Auswahlhilfe nennen:<br />
Shops<br />
Der stärkste Fokus liegt beim Onlineshop in der Regel auf dem reinen Abverkauf.<br />
Diesen Umsatz gilt es in den Key-Performance-Indikatoren abzubilden. Hierfür<br />
können Reports wie<br />
• durchschnittlicher Bestellwert pro Kunde,<br />
• durchschnittlicher Bestellwert pro Website-Besucher,<br />
• Konversion,<br />
• Umsatz,<br />
• Anzahl an Bestellungen,<br />
• Anzahl an Retouren,<br />
• Abbruchrate im Bestellprozess,<br />
• nicht bestellte, aber gefüllte Warenkörbe,<br />
• Engagement [4],<br />
aussagekräftige Informationen liefern.<br />
Lead-Generierung<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben, den die elektronische Visitenkarte „Website“ leisten<br />
kann, ist die Generierung neuer Kontakte, also Anbahnung von Neugeschäft. Hierbei<br />
ist es wichtig zu ermitteln, welche Aktionen, Klickpfade der neue Besucher auf der<br />
Website durchführt. Reports wie beispielsweise<br />
• Neue versus wiederkehrende Besucher,<br />
• Verweildauer neuer Besucher,<br />
• Topeinstiegsseiten neuer Besucher,<br />
• Topweiterleitungsplattformen über die neue Besucher kommen,<br />
Ralf Haberich: Relevante Kennzahlen als Schlüssel zum (Online-)Erfolg<br />
Shops messen<br />
Bestellwert,<br />
Konversion und<br />
Umsatz<br />
511
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
512<br />
Wer Werbung<br />
verkauft,<br />
will viele<br />
Seitenaufrufe<br />
• Durchschnittliche Verweildauer pro Seite bei neuen Besuchern,<br />
• Konversionsraten neuer Besucher,<br />
helfen bei der Analyse dieser wichtigen neuen und potenziellen Zielgruppe.<br />
Service/Support<br />
Durch den Servicebereich auf der eigenen Website können Unternehmen große<br />
Einsparungen im Kostenbereich ermöglichen. Eine entsprechende Anzahl von<br />
Callcenter-Mitarbeitern kann gegebenenfalls eingespart werden. Daher sind auf<br />
vielen Websites entsprechende Support- und Servicebereiche zu finden oder<br />
zumindest eine direkte Kontaktaufnahme mit dem Support via E-Mail möglich.<br />
Dies spart ebenfalls Zeit und Kosten im Vergleich zum Telefonat. Key-Performance-<br />
Indikatoren wie<br />
• Anzahl PDF-Downloads,<br />
• Anzahl von Serviceanfragen über die Website,<br />
• Anzahl der Anrufe über die auf der Website speziell angezeigte Hotline,<br />
• Anzahl der Call-Back-Eintragungen im Formularfeld,<br />
• Verweildauer im Support-Bereich im Vergleich zur generellen Verweildauer<br />
helfen bei der Analyse der Nutzung von Support-Bereichen.<br />
Media/Content<br />
Reine Content-Websites sind in der Regel auf Business-to-Consumer-Basis ausgelegt<br />
und liefern dem meist privaten Nutzer wesentliche Informationen und aktuell<br />
gewünschten Inhalt. Daher ist es wichtig, dass der Inhalt der Website (ja sogar<br />
die Qualität des Inhalts) genauer untersucht wird. Beispielhafte Key-Performance-<br />
Indikatoren für solche Website können sein:<br />
• Verweildauer (zur Bewertung des Preismodells der Werbeplätze),<br />
• Anzahl der Besuche beziehungsweise Seitenaufrufe,<br />
• Anzahl der Seitenaufrufe pro Besuch,<br />
• Anzahl neue versus wiederkehrende Besucher,<br />
• Anzahl der Abonnenten (Newsletter, RSS, Forum, Chat),<br />
• Konversionsrate Besucher zu Abonnenten,<br />
• Konversion zu angezeigten Bannern.<br />
Social Media<br />
Die Key-Performance-Indikatoren bei Social Media-Websites liegen in der Regel<br />
relativ nah an denen von Mediasites. Wichtig zu messen ist hier:<br />
• Verweildauer,<br />
• Recency,<br />
• Frequency,<br />
• Engagement,<br />
• Konversionsrate Besucher zu Registrierungen,<br />
• Konversionsrate Registrierung zu definierter Interaktion.<br />
Für alle Website-Typen und Key-Performance-Indikatoren gilt, dass diese in zeitliche<br />
Relation gesetzt werden müssen, um den Wert beurteilen zu können. Zusätzlich dazu<br />
ist die Relation zum vorher definierten Ziel streng zu beachten.
Abteilungsübergreifendes Reporting<br />
Jede Abteilung kann von Webanalyse und somit einer ziel- und zahlenorientierten<br />
Handlungsweise profitieren. Hierzu bedarf es einer klaren internen Struktur<br />
und dem Einsatz des oberen Managements, um das Thema entsprechend zu<br />
positionieren. Abteilungsübergreifendes Analytics-Reporting ist daher wie erwähnt<br />
ein wesentlicher Baustein für den (Online-)Unternehmenserfolg. Eine getrennte<br />
Sichtweise der Analyseerkenntnisse pro Abteilung ist ein erster Ansatz, innerhalb<br />
des Unternehmens auf Grundlage von Zahlen zu entscheiden. Jedoch wird aus der<br />
Pflicht erst dann eine Kür, wenn sich die Abteilungen untereinander (im Vorfeld<br />
einer Aktion!) abstimmen und gemeinsame, messbare Ziele festlegen.<br />
Website-Ziele sind Unternehmensziele<br />
Ziele, die sich im Onlinebereich ergeben, dürfen selbstverständlich im Grundsatz<br />
nicht konträr zu den Unternehmenszielen sein. Natürlich gibt es Beispiele bei<br />
operativen Zielen, die dem scheinbar diametral gegenüberstehen. Zum Beispiel<br />
eine kostenlos nutzbare Serviceseite versus der Umsatzmaximierung. Jedoch zahlt<br />
dabei übergreifend betrachtet das strategische Onlineziel immer auch auf das<br />
Unternehmensziel ein. Durch die Nutzung des kostenlosen Onlineservices erhält<br />
beispielsweise das Callcenter weniger Anrufe, was zu den kalkulierten Kostensenkungen<br />
und damit zur Gewinnmaximierung beitragen kann.<br />
Key-Performance-Indikatoren können indirekt nicht nur im Onlinesegment zu<br />
Kosteneinsparung beziehungsweise Gewinnsteigerung beitragen. Auch Offline-<br />
Maßnahmen können durch Key-Performance-Indikatoren verändert werden.<br />
Website-Relevanz<br />
Ralf Haberich: Relevante Kennzahlen als Schlüssel zum (Online-)Erfolg<br />
Nicht für jedes Unternehmen hat die eigene Website bereits die Relevanz, die es<br />
in der heutigen Zeit haben sollte. Selbstverständlich gibt es Unternehmen, die ihre<br />
sehr eng focussierte und eher kleine Zielgruppe so gut kennen, dass sie die Website<br />
nicht zur Lead-Generierung nutzen müssen oder als Serviceseite ausbauen. Jedoch ist<br />
im 21. Jahrhundert die professionelle Darstellung und damit auch ein Zusatznutzen<br />
bei Information und Kommunikation für Kunden und Besucher über die Website<br />
Pflicht. Der häufig benutzte Vergleich der elektronischen Visitenkarte und des ersten<br />
möglichen Eindrucks über das Unternehmen sollte jeden Unternehmer veranlassen,<br />
die eigene Website beziehungsweise die eigene(n) Domain(s) so darzustellen und<br />
zu bewerten, wie es die aktuelle Nutzungslandschaft verlangt.<br />
Online-Service<br />
spart Callcenter-<br />
Kosten<br />
513
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
514<br />
Potenzielle<br />
Kunden<br />
nutzen viele<br />
Informationsquellen<br />
Businessoptimierung<br />
Abb. 2: Websiterelevanz-Modell<br />
Ohne Key-Performance-Indikatoren kann eine gezielte Businessoptimierung im<br />
Onlinekanal nicht erfolgen. Zusätzlich bietet die Onlineplattform die Möglichkeit,<br />
das Business selbst zu optimieren. Denn in Zeiten des „Web Advanced“ (die<br />
Formulierung Web 2.0 ist irreführend, da sie impliziert, dass Web 1.0 abgelöst wurde<br />
– stattdessen erfolgte eine Erweiterung beziehungsweise Weiterentwicklung) erhalten<br />
Kunden und potenzielle Kunden Informationen aus verschiedenen Onlinequellen.<br />
Somit stehen teils direkte Einsichten in die Modellpolitik, die Modellpalette oder<br />
die Professionalität des Serviceangebots zur Verfügung.<br />
Online-Business-Optimierung kann beispielsweise bei regelmäßigen Onlinekampagnen<br />
erfolgen (Bannerwerbung, Suchwortschaltung). Auch in Aktionen zur<br />
Kundenansprache (E-Mail, Newsletter, RSS) oder aber im täglichen Umgang mit den<br />
kostbaren Flächen auf einer Startseite ist dies möglich. Nur diejenige Meldung hat<br />
ein Recht auf die Homepage-Platzierung, die auch anhand von Messgrößen diesen<br />
Platz rechtfertigen kann. Und selbst dann ist eine weitere Optimierung möglich: Ist<br />
die Überschrift treffend und ansprechend gewählt? Stimmt die Relation Text/Bild?<br />
Wie hoch ist der Anteil an Fremdwörtern (ist dieser zu hoch)? Gibt es relevante Links<br />
im Text, die zu Detailinfos führen? Verfügt der Artikel über interaktive Elemente<br />
wie Kommentar oder Chat-Funktion et cetera?<br />
Warum Key-Performance-Indikatoren aufbauen?<br />
Wichtig ist es, erneut zu betonen, dass die Relevanz von Key-Performance-<br />
Indikatoren auf Grundlage von Web-Analytics-Erkenntnissen innerhalb des
Unternehmens derart gegeben sein muss. Die Daten aus der Webanalyse müssen<br />
einen direkten Einfluss in das tägliche Geschehen ermöglichen, also auch genutzt<br />
werden. Handlungen, seien diese auf operativer oder strategischer Ebene, sollten<br />
auch direkt durch KPI-Informationen eingeleitet werden, wenn Erkenntnisse zu<br />
einer Verbesserung führen können.<br />
Diese Frage nach der Relevanz von Key-Performance-Indikatoren sollte sich aus<br />
der Notwendigkeit heraus bereits beantwortet haben. Key-Performance-Indikatoren<br />
bilden die wesentlichen Inhalte der Website- und Unternehmensziele ab und weisen<br />
den Zielerreichungsgrad aus. Somit ist die Definition und Messung von KPIs<br />
Pflichtbestandteil eines umfassenden Erkenntnis-Reportings in einem Unternehmen,<br />
das den Onlinekanal aktiv und wirtschaftlich nutzen will.<br />
Literatur<br />
Ralf Haberich: Relevante Kennzahlen als Schlüssel zum (Online-)Erfolg<br />
Definition Key-Performance-Indikatoren:<br />
Key-Performance-Indikatoren sind relevante und veränderbare Unternehmenskennzahlen, die<br />
aktuelles und zukünftiges Geschäftsverhalten beeinflussen sollen [5].<br />
Erklärung Recency, Frequency und Engagement<br />
Recency beschreibt als Zeitraum den Zeitintervall zwischen zwei beziehungsweise n<br />
Besuchen.<br />
Frequency bildet die Häufigkeit/Frequenz der Besuche auf einer Website ab.<br />
Engagement spiegelt die Art und den Grad der Interaktion mit der Website wider. Je mehr<br />
ein Besucher engaged ist, umso höher war sein Engagement-Score. Dies kann aufgrund des<br />
Besuchs relevanter Seiten der Website entstehen, aber auch aufgrund häufigen Besuchs weniger<br />
relevanter Seiten. Einen ausführlichen Fachartikel zum Thema Engagement können Sie beim<br />
Autor gerne anfragen: mail@ralf-haberich.de<br />
[1] Web Analytics Europa – deutschsprachiger Web Analytics Blog: http://www.webanalytics-blog.de/2010/10/16/relevanz-key-performance-indikatoren-web-analyticsschluesselkennzahlen-9626971/<br />
[2] Emotional Analytics – deutschsprachiger Blog zu Themen wie Web Analyse und<br />
Internet Marketing: http://www.emotional-analytics.de/2010/06/12/kommt-chief-onlineofficer-c-ebene-8782900/<br />
[3] Leitfaden Web Analytics, BITKOM 2008.<br />
[4] Website Boosting Magazin, 11-12.2010, Engagement als neues Modell der Online-<br />
Bewertung Seite 78-82.<br />
[5] http://www.vertriebspartnerreport.de/2010/11/handler-website-plattformen-welchekpi%E2%80%98s-sind<br />
relevant/.<br />
Recency,<br />
Frequency und<br />
Engagement<br />
messen<br />
515
516<br />
Richtig messen heißt nicht,<br />
7<br />
die Wahrheit zu kennen<br />
Marcus Koch<br />
In Wirklichkeit<br />
erkennen wir<br />
nichts; denn<br />
die Wahrheit<br />
liegt in der Tiefe<br />
(Demokrit)<br />
Komplexität<br />
eines Kaufentscheidungsprozesses<br />
wird<br />
von Analysetool<br />
nicht erfasst<br />
Vor einer<br />
Reisebuchung<br />
zwölf Suchanfragen<br />
und<br />
21 Reiseseiten<br />
besucht<br />
Erst Information<br />
dann Transaktion<br />
Nahezu jedes Unternehmen nutzt heute Webanalyse-Tools, um die Wirksamkeit der<br />
Online-Marketing-Budgets zu prüfen und zu optimieren. Online-Marketing hatte<br />
schon immer den Nimbus als einzige Marketingdisziplin nahezu völlige Transparenz<br />
zu besitzen. Ein Idealfall für alle Marketingverantwortlichen und auch einer der<br />
treibenden Faktoren für das steile Wachstum dieser noch jungen – gerade mal erst<br />
circa 15 Jahre alten – Marketingdisziplin. Vor allem das Suchmaschinen-Marketing<br />
hat hiervon extrem profitiert. Kann man doch exakt messen, wie viele Besucher aus<br />
Google oder Bing auf die eigene Webseite weitergeleitet wurden und über welches<br />
Keyword dann die gewünschte Aktion (Leads, Transaktionen, et cetera) erfolgte.<br />
Last Click – Das falsche Zuordnungsmodell<br />
Allerdings ist die Art und Weise, wie heute gemessen wird und die Rückschlüsse,<br />
die man für die Kampagnenoptimierung zieht, nur bedingt richtig. Nahezu alle<br />
heute gängigen Web-Analytic-Tools ordnen den Erfolg einer Kampangnenleistung<br />
dem „last click“ zu. Das bedeutet, dass die Konversion dem zuletzt ausgelieferten<br />
Werbemittel zugewiesen wird. Genau dieses Zuordnungsmodell aber bildet nicht die<br />
Realität und Komplexität eines Kaufentscheidungsprozesses ab. Eine Beurteilung<br />
der Wirksamkeit von Online-Marketing-Kampagnen auf diesem Zuordnungsmodell<br />
weist grundlegende systemische Fehler auf.<br />
Entscheidungsprozess einer Internet-Reisebuchung<br />
Die klassische Buchung einer Reise im Internet umfasst im Durchschnitt zwölf<br />
verschiedene Suchanfragen und es werden 21 verschiedene Reiseseiten besucht.<br />
Von der ersten Suchanfrage bis zur Buchung vergehen im Schnitt 29 Tage. Aus Sicht<br />
des Suchmaschinen-Marketings kann man einen solchen Kaufentscheidungsprozess<br />
in drei Phasen einteilen.<br />
Die typische Suche beginnt oft mit allgemeinen Begriffen wie zum Beispiel<br />
„Sommerurlaub“, „Strandurlaub mit Familie“ oder ähnlichen Abfragen. Nach dieser<br />
– man nennt es informationalen Suche – hat sich der User einen ersten Überblick<br />
geschaffen und sucht konkret nach einem Urlaubsziel und Urlaubshotel. In der nun<br />
folgenden Phase, der transaktionalen Suche sucht der User zum Beispiel nach „5<br />
Sterne Hotel Mallorca“. Hierbei stößt er auf die Hotels von Sheraton Arabella Castillo<br />
Son Vida und das Marriott Son Antem und zieht diese in die engere Wahl. Mehrere<br />
Tage später, nach Rücksprache mit der Familie und Überprüfung der Flugzeiten und<br />
-verfügbarkeiten erfolgt eine erneute Suchanfrage. Dieses Mal mit dem Suchbegriff<br />
„Sheraton Mallorca“.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Marcus-Koch
In der Ergebnisliste wird entweder der Treffer im Index oder die entsprechende<br />
AdWords-Anzeige von Sheraton angeklickt und der Urlaub gebucht. Diese letzte<br />
Phase nennen wir die navigationale Suche. Der Kaufentscheidungsprozess ist schon<br />
längst beendet, es geht nur noch darum, die Webseite erneut aufzusuchen und die<br />
Transaktion abzuschließen. Die gängigen Zuordnungsmodelle jedoch berücksichtigen<br />
den „Last Click“ oder „Last Ad“ und weisen eben jener Suchanfrage mit dem<br />
Brand-Keyword die Konversion zu. Jetzt haben wir zwar richtig gemessen – aber<br />
das Resultat, dass die Brand-Keywords am besten konvertieren und die anderen elf<br />
Keywords im durchschnittlichen Kaufentscheidungsprozess keinen Anteil an der<br />
Konversion haben, ist schlichtweg falsch.<br />
Abb.1: Die Konversion einer Hotelbuchung ist mehr als nur ein singuläres Event einer<br />
Suche und dann nachfolgender Buchung. Es ist ein mehr oder weniger komplexer Kaufentscheidungsprozess,<br />
der über mehrere Phasen hin zur letztendlichen Buchung führt. Es<br />
ist konzeptionell falsch, wenn man den Erfolg der Konversion/Buchung nur dem letzten<br />
Werbemittelkontakt zuordnet.<br />
Ein besserer Ansatz: Path-to-Conversion<br />
Es ist sinnvoll über ein konsolidiertes Tracking aller Online-Marketing-Maßnahmen<br />
den Path-to-Conversion zu erfassen. Nur so kann man verstehen, welchen Einfluss<br />
den verschiedenen Phasen im Suchmaschinen-Marketing und auch welcher Einfluss<br />
andere Online-Werbemaßnahmen wie Display-Werbung und Affiliate-Marketing<br />
auf die Konversionen haben, Mit solch einem konsolidiertem Tracking wird<br />
gemessen und dokumentiert, welche Werbemittel am Kaufentscheidungsprozess<br />
beteiligt waren. So kann eine Analyse zum Beispiel ergeben: Ein signifikanter Anteil<br />
der Konversionen kommt erstmals über den Kontakt mit einem Banner zustande.<br />
Danach folgend entsteht ein Werbekontakt über verschiedene Suchanfragen und<br />
letztendlich mit dem Brand-Keyword. Dieses Brand-Keyword bildet das „Last Ad“<br />
im gesamten Path-to-Conversion<br />
Die Optimierung nur auf CPO ist nicht immer optimal<br />
Marcus Koch: Richtig messen heißt nicht, die Wahrheit zu kennen<br />
Wir kennen dies aus der täglichen Praxis. „Last Ad“-Effekte messen wir immer<br />
dann, wenn wir ohne Berücksichtigung des Path-to-Conversion eine Kampagne<br />
Vor der letzten<br />
Suche ist die<br />
Entscheidung<br />
längst gefallen<br />
Erstkontakt über<br />
Banner<br />
517
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Onlinesuche<br />
ist heute<br />
Bestandteil jeder<br />
Entscheidung<br />
Google Insights<br />
belegt starken<br />
Offlineeinfluss<br />
518<br />
massiv nur auf die Keywords mit dem geringsten CPO (Cost-per-Order) optimieren.<br />
Man erhält dann zwar tatsächlich den besten ROAS (Return-on-Advertising-<br />
Spendings), aber die Menge der Konversionen sinkt nachweislich. Das Wissen<br />
um diese Zusammenhänge ermöglicht es uns, bessere und profitablere Kampagnen<br />
zu lancieren. Allerdings ist uns bewusst, dass wir nach circa 15 Jahren Online-<br />
Marketing noch am Anfang einer neuen Marketingära stehen. Wir lieben es, uns den<br />
Herausforderungen zu stellen und immer detaillierter verstehen zu lernen, wie sich<br />
die Kanäle unterschiedlich beeinflussen. Dies bezieht sich selbstverständlich auch<br />
auf die Wechselwirkungen zwischen Online und Offline. Offlinewerbung induziert<br />
Onlinesuchanfragen und der ROPO-Effekt (Research-Online-Purchase-Offline)<br />
dürfte inzwischen jedem bekannt sein.<br />
Offline-Werbedruck treiben treibt Online-Suchanfragen<br />
Dass Offline-Werbedruck Online-Suchanfragen treiben, zeigt Google auf beeindruckende<br />
Weise – vor allem bei der Wechselwirkung von TV und Online.<br />
Inzwischen weiß es jeder: Alle Arten von Produkten, Dienstleistungen und Services<br />
werden sowohl im Business-to-Consumer (B2C)- als auch im Business-to-Business<br />
(B2B)-Umfeld bei Google gesucht. Die Suche ist dabei immer Bestandteil der<br />
Kaufentscheidung – egal ob es um den Hersteller, das Produkt, oder den Lieferanten<br />
geht – und oft sogar der erste Schritt eines Onlinekaufs. Zahlreiche Studien<br />
(zum Beispiel unter www.full-value-of-search.de) beweisen Auswirkungen und<br />
Zusammenhänge von Suchprozessen und daraus abgeleiteten Käufen, online wie<br />
offline. Wie Offlinemedien Suchanfragen bei Google produzieren, habe ich selber<br />
eindrucksvoll erlebt. Das Besondere daran sind die handfesten Beweise, welche die<br />
Google-Tools dazu liefern.<br />
Die Kandidatin Stefanie Pawlowski stand bei der Sendung „Wer wird Millionär“<br />
vor der 64.000-Euro-Frage: „Welche Tiere gelten als monophag?” A: Schwein und<br />
Ziege, B: Hund und Katze, C: Krokodil und Schlange oder D: Panda und Koala.<br />
In diesem Augenblick war klar: Viele Menschen werden (wie ich übrigens auch)<br />
in der Werbepause zum Notebook greifen und die Lösung „googeln“. Die Frage ist<br />
nur, wie viele? Ist der Effekt mit den Tools von Google [1] messbar?<br />
Das Ergebnis war einerseits zu erwarten, anderseits aber auch überraschend. Den<br />
Erwartungen entsprach, dass das Suchwort „monophag“ normalerweise bei Google<br />
nie angefragt wird und dass man an jenem Freitagabend einen Effekt messen<br />
konnte.<br />
Erstaunlich aber war die Häufigkeit dieser Abfrage an jenem Freitag. Diese war so<br />
hoch, dass für einen Vergleich mit Insights for Search der Suchbegriff „Wikipedia“<br />
hinzugezogen werden musste. Das Suchwort „Wikipedia“ ist bei Google Zeitgeist<br />
einer der Top 10-Begriffe der am häufigsten abgefragten Suchworte im Jahr 2009<br />
[2].
Marcus Koch: Richtig messen heißt nicht, die Wahrheit zu kennen<br />
Abb. 2: Die 16.000 Euro Frage vom Freitag, den 24. November 2008 bei der RTL Sendung<br />
„Wer wird Millionär“.<br />
Abb.3: Das Suchwort „monophag“ verfügt über keinerlei messbares Nachfragepotential.<br />
Nur an jenem 24. November 2008 wurde dieses Wort bei Google gesucht (Recherche<br />
bei „Google Insights for Search“ [3]. Die Skaleneinheit in der y-Koordinate sind<br />
keine absoluten Zahlen für das Suchvolumen, sondern stellt nach Normalisierung eine<br />
Suchhäufigkeit auf den Indexwert 100 dar.<br />
519
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
120.000 TV-<br />
Zuschauer haben<br />
am Abend der<br />
Sendung danach<br />
gegoogelt<br />
520<br />
Abb. 4: Vergleich der Suchanfragen von „monophag“ und „Wikipedia“, der<br />
siebthäufigsten Abfrage im Jahr 2008.<br />
Google stellt mit dem Google AdWords-Keyword-Tool ein weiteres nützliches Tool<br />
zur Verfügung, das zeigt, wie oft ein Suchwort bei Google in absoluten Zahlen<br />
gesucht wurde. Die Analyse für das Keyword „Wikipedia“ ergibt über vier Millionen<br />
Suchanfragen. Wie jedoch Abb. 3 zeigt, war der Dezember deutlich schwächer als<br />
der Vormonat November.<br />
Abb. 5: Häufigkeit der Suchabfrage „Wikipedia“ im Monat Dezember 2008. Google weist<br />
für „Wikipedia“ 4.090.000 Suchanfragen aus. Gemäß Google Insights for Search war die<br />
Zahl im November nochmals um etwa 15 Prozent höher.<br />
Aus diesen absoluten Zahlen des Google AdWords-Tool und den indexierten Zahlen<br />
von Google Insights for Search lässt sich Folgendes abschätzen: Parallel zur Show<br />
haben mindestens 120.000 Zuschauer an jenem Abend online nach der richtigen<br />
Antwort bei Google gesucht.<br />
Durch einen Abgleich mit den MediaControl-Zahlen von RTL ergibt sich damit,<br />
dass circa knapp sechs Prozent der Zuschauer unter 49 Jahre diese Frage während<br />
der Werbepause mit Hilfe von Google gelöst haben.<br />
Quod erat demonstrandum! Offlinemedien initiieren in hohem Maße Suchanfragen<br />
bei Google. Für die User ist Google zum selbstverständlichen Medium für jede Art<br />
von Frage avanciert. Hochaffine Interesssenten in dieser Phase abzuholen, ist einer<br />
der entscheidenden Schritte zum Verkauf eines Produkts. Diese Erkenntnis sollte<br />
die letzten Zweifler überzeugen, deutlich mehr Marketing- und Vertriebsbudget<br />
in Suchmaschinen-Marketing zu investieren. Werbung in TV und anderen Offlinemedien<br />
ist besonders wirksam, wenn sie durch exzellentes Suchmaschine-Marketing<br />
untermauert wird.
Fazit<br />
Marcus Koch: Richtig messen heißt nicht, die Wahrheit zu kennen<br />
Das heute noch genutzte Konzept der Messung auf „Last Ad“ ist methodisch<br />
gesehen falsch und bedarf der dringenden Überarbeitung. Die betrifft jedoch nicht<br />
nur den Path-to-Conversion bezogen auf die Online-Werbekanäle. Genau genommen<br />
betrifft dies auch den Path-to-Conversion unter Einbeziehung der Offline-Channels<br />
wie TV, Radio und letztendlich sicherlich auch Print. Jedoch bedarf es nicht nur<br />
der Technologien, um die Daten zu erheben – hierzu gibt es schon erste Ansätze<br />
verschiedener Anbieter – sondern vor allem dem Verständnis diese Daten dann<br />
auch entsprechend zu bewerten. Im nächsten Schritt müssen dann die korrekten<br />
Handlungsanweisungen daraus abgeleitet werden. Es gilt zu verstehen, welche<br />
Werbeträger und Werbemittel die Kaufentscheidung beeinflussen und welche dann<br />
mehrheitlich den eigentlichen Kaufimpuls initiieren.<br />
Literatur<br />
[1] Google Insights for Search: www.google.ch/insights/search oder Google Trends:<br />
trends.google.com<br />
[2] Google Zeitgeist – www.google.com/intl/en/press/zeitgeist2009/regional.html#germany.<br />
[3] www.google.ch/insights/search<br />
Google [http://www.full-value-of-search.de/pdf/ROPO_Touristik.pdf].<br />
Forrester Research, Jon Lovett; A Framework For Multicampaign Attribution<br />
Measurement.<br />
Web Analytics Demystified, Eric T. Peterson, www.webanalyticsdemystified.com<br />
Es bedarf neuer<br />
Technologien,<br />
um die Daten zu<br />
erheben<br />
521
522<br />
Cross-Channel-Controlling/<br />
7<br />
-Optimierung<br />
Thomas Bindl<br />
Internetnutzer<br />
werden auf<br />
dem Weg zum<br />
Handykauf mit<br />
verschiedensten<br />
Werbeformen<br />
konfrontiert<br />
Das Thema Cross-Channel-Tracking ist in irgendeiner Form derzeit Gesprächsthema<br />
in fast jedem Unternehmen, das sich ernsthaft mit Online-Marketing auseinandersetzt.<br />
Das Ziel solcher Analysen ist in der Regel eine bessere Aussteuerung verschiedener<br />
Online- und Offline-Marketing-Maßnahmen, vor allem im Bezug zueinander. Doch<br />
was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Cross-Channel-Tracking“?<br />
Definition „Cross-Channel-Tracking“<br />
Die direkte Übersetzung aus dem Englischen wäre „kanalübergreifende Messung“,<br />
was bereits einige Fragen aufwirft: Was ist eigentlich ein Kanal und wie kann man<br />
einen solchen mit einem anderen vergleichen? Prinzipiell gehen die meisten Ansätze<br />
heutzutage davon aus, dass man sich beim Cross-Channel-Tracking lediglich auf die<br />
Besucherströme („Customer Journey“) aus verschiedenen Traffic-Quellen bezieht<br />
und diese zueinander in Beziehung setzt. Dabei werden sowohl der zeitliche Ablauf<br />
als auch das Werbeformat und die ausgeführte Aktion berücksichtigt.<br />
Abb. 1: Beispiel Customer Journey „Handyvertrag“<br />
Wie man am obigen Beispiel sehr schön sehen kann, wird ein Internetnutzer auf<br />
dem Weg zum Abschluss eines Handyvertrags mit verschiedensten Werbeformen<br />
konfrontiert und nimmt diese auch unterschiedlich wahr. Die Werbemittel leisten<br />
also einen unterschiedlichen Beitrag zur Kaufentscheidung.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Thomas-Bindl
Thomas Bindl: Cross-Channel-Controlling/-Optimierung<br />
Nachdem der Nutzer den Bedarf für ein neues Handy erkannt hat, ist er über einen<br />
Klick bei Google auf ein organisches Ergebnis zum Begriff „Handyvertrag Vergleich“<br />
auf ein Portal zu diesem Thema gelangt. Neben Informationen dazu wurde ihm<br />
ebenso ein Affiliate-Banner eines Netzbetreibers präsentiert. Im Anschluss an diesen<br />
Recherche-Schritt ist der User über eine bezahlte Suchanzeige („O2 Flatrate“) auf<br />
die Seite des Netzbetreibers gekommen und hat dort einen Vertrag bestellt.<br />
Abb. 2: Beispiel Auswertung einer Customer Journey<br />
Gründe für Cross-Channel-Tracking<br />
Ein solch kurzer Ablauf mit einem bezahlten Klick und einem View ist für ein<br />
komplexes Produkt wie einen Handyvertrag sicherlich eher die Ausnahme. In<br />
den meisten Fällen dürfte der Recherche-Prozess mehrere Tage dauern, mehrere<br />
Kanäle mit einbeziehen und Offlinewerbung und Marken-Bekanntheit müssten<br />
ebenso berücksichtigt werden. Meist wird heutzutage jedoch lediglich der letzte<br />
Kontaktpunkt berücksichtigt („Last Cookie wins“). In diesem Fall würde dies<br />
bedeuten, dass man dem Begriff „O2 Flatrate“ den gesamten Sale gutschreibt und<br />
davon ausgeht, dass andere erbrachte Werbeleistungen keinen Beitrag geleistet<br />
haben. Dies ist natürlich nur in den allerwenigsten Fällen korrekt, liegt jedoch an<br />
den technischen Limitierungen der Vergangenheit.<br />
Performance-Marketer haben sich selbst immer damit gepriesen, dass sie Marketing<br />
transparent und messbar machen. Man kann nachvollziehen, ob sich Investitionen<br />
in gewisse Werbemittel oder Kanäle lohnen oder ob man das Geld besser für andere<br />
Maßnahmen ausgeben sollte. Dadurch haben sich auch ganz neue Abrechnungs- und<br />
Zielwerte wie CPO (Cost-per-Order), CPL (Cost-per-Lead) und noch einige andere<br />
ergeben. Im Vergleich zu Offlinemedien wie Print, Radio oder TV ist dies sicherlich<br />
richtig. Man ist hier einen großen Schritt voraus und konnte in der Vergangenheit<br />
erfolgreich gegen diese Kanäle argumentieren.<br />
Mit der stetig steigenden Anzahl von Werbetreibenden sind jedoch häufig auch die<br />
Preise für einzelne Platzierungen oder Werbemittel gestiegen. Es mussten neue Wege<br />
Langwierige<br />
Recherche-<br />
Prozesse<br />
erstrecken sich<br />
über mehrere<br />
Kanäle<br />
523
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Performance-<br />
Werbemitteln<br />
einen „Branding-<br />
Aufschlag“<br />
zusprechen<br />
Klicks haben eine<br />
bessere Wirkung<br />
als Views<br />
524<br />
gefunden werden, um die Effizienz zu erhöhen. Dies lässt sich beispielsweise an der<br />
steigenden Bedeutung von Suchmaschinen-Optimierung oder auch Konversionsoptimierung<br />
erkennen, was vor einigen Jahren aufgrund geringerer Konkurrenz noch<br />
nicht nötig war. Folglich stellen sich auch immer mehr Advertiser die Frage, wo sie<br />
die Effizienz ihrer Werbung weiter erhöhen können. Aus dieser Frage ist auch der<br />
Bedarf entstanden zu verstehen, wie die einzelnen Kanäle zusammenspielen und<br />
welche Auswirkungen dies hat.<br />
Aus den daraus gewonnenen Ergebnissen kann man zum einen eine bessere<br />
Budgetallokation auf einzelne Platzierungen oder Kanäle durchführen, als auch<br />
einheitliche Ziele über alle Kanäle definieren. Dies war in der Vergangenheit nicht<br />
möglich. Deshalb wurden Kanäle oder Werbemittel, die kurz vor dem Kaufabschluss<br />
standen, mit geringen Ziel-CPOs gesteuert und anderen noch ein Branding-Aufschlag<br />
zugesprochen. In der Praxis sind daher Ziel-CPOs für Display-Werbung oft doppelt<br />
so hoch wie die CPOs für SEM oder SEO. Auch klassische Cookie-Weichen haben<br />
hier wenig Besserung gebracht, sie haben das Problem lediglich verschoben, aber<br />
nicht gelöst. Mit den verschiedenen Verteilungs-Ansätzen des Cross-Channel-<br />
Trackings lässt sich dieses Problem lösen und ist der Folgeschritt der Customer-<br />
Journey-Analyse.<br />
Cross-Channel-Attribution – Gewichtung der Customer Journey<br />
Bei der Gewichtung muss man generell den zeitlichen Abstand zur Konversion<br />
beachten, ebenso wie die Unterscheidung der einzelnen Kontakttypen: Views von<br />
Werbemitteln und Klicks darauf.<br />
In den meisten Fällen kann man davon ausgehen, dass Views eine geringere<br />
Werbeleistung erbracht haben als Klicks, weshalb man sie weniger stark gewichten<br />
sollte. Die genaue Verteilung ist dabei jedoch sehr individuell und abhängig von der<br />
Platzierung und dem Kanal. Während man einer Premium-Platzierung auf einem<br />
großen Portal vielleicht sogar bis zu zwanzig Prozent eines Klicks zuordnen könnte,<br />
sind es bei kleinen Buttons im Footer eines Forums sicherlich deutlich weniger. In<br />
der Praxis hat sich gezeigt, dass eine kanal- oder kampagnenspezifische Betrachtung<br />
den besten Kompromiss darstellt. Man sollte jedoch nie vergessen, dass es sich<br />
lediglich um ein Modell handelt, das zuletzt – wie der ganze Prozess – nur eine<br />
mögliche Variante ist und es keine richtige und auch keine falsche Einstellung gibt.<br />
Denn genau so gut wie heutzutage eine gute Platzierung auf einem Portal über ein<br />
Affiliate-Werbemittel möglich ist und damit sehr viel Aufmerksamkeit erzielt werden<br />
kann, ist es möglich, dass eine Premium-Platzierung die falsche Zielgruppe anspricht<br />
und daher nur eine geringe Werbeleistung erzielt. Ebenso gibt es viele Seiten, auf<br />
denen ein Klick erzwungen wird, um gewisse Funktionalitäten nutzen zu können.<br />
Diese sind aber oftmals weniger wert als ein View. Fest steht also leider nur, dass<br />
in den allermeisten Fällen Klicks eine höhere Bedeutung haben sollten als Views<br />
– das Verhältnis jedoch ist Ihnen selbst überlassen.<br />
Beim zeitlichen Ablauf und dem Abstand zwischen Kontaktpunkt und Transaktion<br />
ist es hingegen deutlich schwerer: Dass Erlebnisse, in diesem Falle Konfrontationen<br />
mit Werbemitteln, mit der Zeit in Vergessenheit geraten, ist menschlich, ebenso wie<br />
wir uns einzelne Erlebnisse bewusst oder unterbewusst länger merken. Dies hängt
Thomas Bindl: Cross-Channel-Controlling/-Optimierung<br />
neben der Intensität, die über Views und Klicks differenziert wird, wohl auch mit<br />
der Art und der Umgebung zusammen. In der Praxis haben sich vier Verteilungsmodelle<br />
am häufigsten durchgesetzt. Zur Vereinfachung gehen wir dabei von reinen<br />
Klickkontakten aus.<br />
Gleichverteilung<br />
Bei der Gleichverteilung wird der<br />
generierte Umsatz gleichmäßig allen<br />
Kontaktpunkten zugesprochen. Bei fünf<br />
geklickten Werbemitteln kommt man auf<br />
eine Zuordnung von je zwanzig Prozent.<br />
Bei einem Umsatz von einhundert Euro<br />
hätte also jedes Werbemittel einen Beitrag<br />
von zwanzig Euro geleistet. Diese Variante<br />
ist derzeit wohl am häufigsten verbreitet<br />
und empfiehlt sich in der Regel für den<br />
Anfang eines Cross-Channel-Projekts, da man so erste Ergebnisse sehen kann, die<br />
bis auf sehr wenige Ausnahmen besser sind als die „Last-Klick“-Logik.<br />
Erst-Klick-Gewichtung<br />
Eine „Erst-Klick-Gewichtung“ bedeutet<br />
eine starke Bevorzugung des ersten<br />
Kontaktpunktes bei der Umsatz-<br />
Verteilung. Man würde also bei dieser<br />
beispielhaften Gewichtung dem ersten<br />
Kontaktpunkt sechzig Prozent, also<br />
sechzig Euro des Sales zuschreiben<br />
und den restlichen vier folgenden<br />
Kontaktpunkten jeweils zehn Prozent,<br />
also zehn Euro per Gleichverteilung.<br />
Eine derartige Verteilung macht vor allem<br />
dann Sinn, wenn die Marke eher unbekannt ist und man durch den Erstkontakt die<br />
Kaufwahrscheinlichkeit am deutlichsten beeinflusst. Zudem schützt eine solche<br />
Verteilung vor einer zu starken Gewichtung von transaktionsnahen Kanälen wie<br />
SEM oder SEO.<br />
Letzt-Klick-Gewichtung<br />
Bei der „Letzt-Klick-Gewichtung“ wird der<br />
Fokus auf den letzten Werbemittelkontakt<br />
vor der Transaktion gelegt. Man würde<br />
also genau umgekehrt zur „Erst-Klick-<br />
Gewichtung“, dem letzten Werbemittel<br />
sechzig Prozent beziehungsweise sechzig<br />
Euro Umsatz zuordnen und die ersten<br />
vier Kontaktpunkte per Gleichverteilung<br />
mit je zehn Prozent beziehungsweise<br />
zehn Euro gewichten. Diese Verteilung<br />
„Erst-Klick-<br />
Gewichtung“<br />
bedeutet<br />
eine starke<br />
Bevorzugung<br />
des Erstkontakts<br />
bei der Umsatz-<br />
Verteilung<br />
525
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Je mehr<br />
Kontaktpunkte<br />
nötig sind, umso<br />
geringer sollte<br />
der letzte Klick<br />
gewichtet werden<br />
526<br />
macht bei großem Werbedruck Sinn oder wenn man sich möglichst wenig von<br />
der Last-Klick-Logik lösen möchte. Die prozentuale Verteilung liegt in der<br />
Praxis zwischen fünfzig und achtzig Prozent auf dem letzten Kontaktpunkt, ist<br />
aber eher eine Geschmacksfrage als eine wissenschaftliche Einordnung. Für die<br />
eigene Einschätzung sollte man die durchschnittliche Funnel-Länge (Anzahl der<br />
Kontaktpunkte) berücksichtigen. Je mehr Kontaktpunkte normalerweise nötig sind,<br />
umso geringer sollte der letzte Klick gewichtet werden.<br />
U-Verteilung<br />
Die „U-Verteilung“ ist wohl der beste<br />
Kompromiss aus allen Gewichtungsvarianten<br />
und wird daher wohl in vielen<br />
Fällen bevorzugt. Man gesteht dem<br />
ersten Kontaktpunkt und dem letzten je<br />
einen Großteil des Umsatzes zu und den<br />
anderen Kontaktpunkten entsprechend den<br />
Rest gleich verteilt. Im nebenstehenden<br />
Beispiel wären dies also jeweils 35<br />
Prozent beziehungsweise 35 Euro für<br />
den Einstiegs- und Abschlusskontakt und<br />
je zehn Prozent beziehungsweise zehn Euro für die Kontaktpunkte dazwischen.<br />
Aufgrund der Berücksichtigung, dass sowohl der erste Kontakt mit einer Seite oder<br />
Marke als auch der letzte Kontakt eine starke Gewichtung haben und somit besonders<br />
zum Kauf beigetragen haben, wird diese Variante sehr gern verwendet. Wie stark<br />
man den ersten beziehungsweise letzten Kontaktpunkt gewichtet, hängt von der<br />
Markenbekanntheit und der durchschnittlichen Funnel-Länge ab.<br />
Cross-Channel-Analyse und -Optimierung<br />
Nachdem man sich für ein präferiertes Modell entschieden hat, geht es nun darum,<br />
die Erkenntnisse in Zahlen zu fassen, die für den Menschen verständlich sind und<br />
als Grundlage für eine Optimierung dienen können. Als einfachste Kenngröße mit<br />
der gleichzeitig größten operativen Aussagekraft hat sich dabei wohl der Cross-<br />
Channel-CPO (CC CPO) erwiesen. Anhand dessen lässt sich sehr schön erkennen,<br />
wie effizient ein Kanal, eine Kampagne oder auch ein Werbemittel gegenüber einem<br />
anderen Werbemittel ist. Dabei werden sowohl die Kosten, die Sales als auch die<br />
zuvor gewählte Gewichtung berücksichtigt – also die wichtigsten Kenngrößen für<br />
eine Performance-basierte Cross-Channel-Auswertung. Genauso könnte man statt<br />
den Kosten auch den Deckungsbeitrag, die Kosten-Umsatz-Relation oder auch den<br />
Warenkorbwert nehmen, je nachdem was das Ziel der Optimierung sein soll.
Abb. 3: Fiktives Beispiel Cross-Channel-Tracking<br />
Thomas Bindl: Cross-Channel-Controlling/-Optimierung<br />
Am obigen fiktiven Beispiel kann man auch auf einen Blick sehen, welche<br />
Auswirkungen das Cross-Channel-Tracking für die einzelnen Kanäle hat und wie<br />
man durch eine geschickte Budgetverteilung mehr Effizienz erlangen kann. So ist<br />
der Kanal Media bei einer reinen „Last Click“-Betrachtung bei einem CPO von<br />
über 2.000 Euro sehr ineffizient und würde wohl hauptsächlich aus Branding-<br />
Gesichtspunkten genutzt werden. Aus Performance-Gründen kann man den Kanal<br />
mit einem mehr als zwanzigfach höheren CPO kaum rechtfertigen. Bei einer Cross-<br />
Channel-Betrachtung, die in diesem Fall durch komplett kostenlosen SEO-Traffic<br />
wohl leicht verfälscht ist, befindet sich der CC CPO plötzlich am unteren Ende.<br />
Eine derart starke Verschiebung könnte mit einer zu View-lastigen Gewichtung<br />
begründet werden oder durch ein saisonales und emotionales Produkt, das einen<br />
langen Entscheidungsprozess mit sich führt.<br />
Während man die Ergebnisse auf Kanalebene hauptsächlich für die Anpassung der<br />
Ziel-CC CPOs und Budgets der Kanäle verwenden kann, ist die Auswertung auf<br />
Platzierungsebene dafür da, um diese entweder nicht weiter zu buchen oder die Gebote<br />
entsprechend zu senken. Im Alltag sieht man häufig eine Verschiebung zwischen<br />
Kanälen von SEM zu Display und innerhalb eines Kanals von transaktionalen<br />
Suchbegriffen zu generischen.<br />
Die Technologie, um derartige Auswertungen auch skalierbar zu ermöglichen, ist<br />
mittlerweile vorhanden. Diese Technologie ermöglicht es, Funnel innerhalb von<br />
wenigen Minuten nach der Transaktion auszuweisen und auch die Cross-Channel-<br />
Daten entsprechend anzuzeigen. Es liegt jetzt an den Agenturen und Werbetreibenden,<br />
diese Daten zu verwenden, die Modelle an das jeweilige Geschäftsmodell anzupassen<br />
um dadurch mit den gewonnenen Zahlen noch effizienter zu arbeiten. Wer die<br />
Fehler beispielsweise durch eine fehlende Integration von Offlinekanälen oder bei<br />
inakkuraten Modellen sucht, sollte sich eher fragen, ob eine gute Cross-Channel-<br />
Implementierung wirklich schlechter ist als ein Verharren auf dem veralteten Last-<br />
Klick-Modell. Da es sich definitiv nicht um eine Modeerscheinung, sondern eine<br />
logische Weiterentwicklung handelt, sollte man sich den Vorteil des Vorreiters jetzt<br />
sichern, bevor die Konkurrenz nachzieht, um über Cross-Channel-Analysen ein<br />
noch effizienteres Online-Marketing zu betreiben.<br />
Durch geschickte<br />
Budgetverteilung<br />
auf Basis von<br />
Cross-Channel-<br />
Tracking-Daten<br />
mehr Effizienz<br />
erlangen<br />
527
Analyse des<br />
Besucherverhaltens<br />
hat sich in<br />
Deutschland fast<br />
durchgängig<br />
durchgesetzt<br />
Steigerung der<br />
Performance auf<br />
klar definierte<br />
Ziele<br />
528<br />
Web-Analytics<br />
7<br />
& Conversion-Optimierung<br />
Frank Reese<br />
Mit den Schwestern Conversion-Optimierung und Web-Analytics ist es wie mit<br />
den Bienen und den Blumen. Nützlich und schön sind sie beide auch alleine, aber<br />
schon auf mittlere Sicht kommen sie ohne einander nicht aus. Auf der einen Seite<br />
kann Conversion-Optimierung erst durch eine systematische Verfolgung der Effekte<br />
von Veränderungen den eigenen Nutzen nachweisen. Auf der anderen Seite bleibt<br />
eine kontinuierliche Analyse der Website ohne den Versuch zur Steigerung der<br />
Performance unfruchtbar und ineffektiv.<br />
Web-Analytics<br />
Die Analyse des Besucherverhaltens mit den einschlägigen Systemen von zum<br />
Beispiel Google, Piwik, Omniture, Webtrekk oder Nedstat hat sich in Deutschland<br />
auf professionellen Websites fast durchgängig durchgesetzt. Zur Verteilung<br />
in Deutschland und zu einer Übersicht der Funktionen siehe zum Beispiel<br />
idealobserver.com [1]. Zum Einsatz kommt fast immer die inzwischen ausgereifte<br />
Kombination aus Zählpixel, JavaScript und Cookies. Mit diesen Mitteln wird eine<br />
große Vielfalt an Daten generiert und in den Standardkonfigurationen der Systeme in<br />
vielen Analysen und Reports zur Verfügung gestellt. Für eine detaillierte Darstellung<br />
der Funktionsweise sei auf die einschlägige Literatur verwiesen [2].<br />
Conversion-Optimierung<br />
Die Optimierung von Websites im Sinne ihrer geschäftlichen Effektivität (Umsatz,<br />
Nutzerbindung) oder ihrer Benutzerfreundlichkeit (Usability) ist so alt wie das<br />
populäre Internet selbst. Aber erst seit etwa 2009 hat sich das Vorgehen unter diesem<br />
Namen und mit dem entschiedenen Fokus auf die Steigerung der Performance auf<br />
klar definierte Ziele (Konversionen) etabliert. Auch hier gibt es inzwischen eine<br />
Reihe von Büchern und anderen Quellen zur Vertiefung [3].<br />
Guerilla Optimierung oder Masterplan?<br />
Spricht man mit Mitarbeitern der entsprechenden Abteilungen, so tauchen immer<br />
wieder Klagen über Bauchentscheidungen ohne Datengrundlage oder einen<br />
hilflosen Umgang mit der Informationsflut auf. Nach Erfahrung des Autors treffen<br />
hier verschiedene Herangehensweisen und berufliche Erfahrungen aufeinander,<br />
die nur selten auf Anhieb harmonieren. Zu nennen wären etwa (ohne Anspruch<br />
auf Vollständigkeit) designorientiertes Grafiklayout, aufmerksamkeitsorientiertes<br />
(mehr Pageimpressions!) Marketing, nutzerzentrierte Usability-Experten und<br />
Onlineabteilungen ohne langfristige Zielvorgaben aufeinander. Bevor einige<br />
Werkzeuge zur Begleitung der Conversion-Optimierung vorgestellt werden, sollen<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Frank-Reese
Frank Reese: Web-Analytics & Conversion-Optimierung<br />
zunächst zwei Wege gezeigt werden, wie sich mit den Daten die Performance von<br />
Websites steigern lässt.<br />
Web-Analytics und Conversion-Optimierung<br />
Jede professionelle Website kann als eine Investition betrachtet werden, die auf<br />
die eine oder andere Weise zum Gesamterfolg des Unternehmens beitragen soll.<br />
Die Formulierung und Verfolgung der Zielstellung erfordert zunächst aber eine<br />
konkrete Definition der Ziele. Daran schließt sich die Operationalisierung in einem<br />
Analysesystem, die Setzung von Entwicklungszielen und der Bereitstellung eines<br />
entsprechenden Budgets an.<br />
Dieses Vorgehen ist allerdings eine erhebliche Herausforderung für die<br />
Unternehmensführung und die verschiedenen Abteilungen. Selbst wenn online direkt<br />
Umsatz generiert wird (direkter Absatz von Produkten oder Services), spiegeln sich<br />
in den Inhalten und der Struktur der Onlineangebote divergierende Interessen. Etwa<br />
von Marketing-, PR- oder Vertriebsabteilungen. Ohne direkten Umsatzkanal im<br />
Netz sind die Ziele erfahrungsgemäß noch mühevoller zu präzisieren und in einen<br />
gewichteten Zusammenhang zu bringen.<br />
Am Ende des Prozesses zur Etablierung eines solchen strategischen Analytics-<br />
Systems steht dann ein konsistentes System von Kennzahlen, die mit Verantwortung,<br />
Zielen und Budgets verknüpft sind. Dies schafft die Grundlage für eine kontinuierliche<br />
Steigerung des Erfolges im Onlinegeschäft. Große Beispiele dieses entschlossenen<br />
Vorgehens auf Basis der Analysedaten sind etwa Amazon oder Google. Man denke an<br />
den verzweifelten Art Director, der Google verließ, weil dort weniger die Ästhetik des<br />
Layouts, als hartes Austesten von Alternativen (in diesem Fall von Rahmenfarben)<br />
gepflegt wird [4].<br />
Guerilla-Optimierung- und Analyse<br />
Engagierte Analytics-Mitarbeiter stehen allerdings oft vor der Situation, dass ein<br />
solcher Prozess zur Erstellung eines konsistenten Kennzahlensystems von den<br />
Führungsebenen nicht angestoßen wird. Die Folge sind ad-hoc-Entscheidungen,<br />
die mehr einer kurzfristigen Motivation entsprechen und zu einer fragmentarischen<br />
und ungerichteten „Optimierung“ der Website führen. Die Analytics-Experten sehen<br />
die von ihnen gelieferten Daten (und ihre Arbeit) zu oft als schmückendes Beiwerk<br />
für Entscheidungen genutzt oder als zu unzuverlässig abqualifiziert.<br />
Allerdings bietet die Kombination aus Analytics-Daten, Conversion-Optimierung<br />
und die Verknüpfung mit Geschäftszielen (Geld), die Möglichkeit, eindrucksvolle<br />
Erfolgsbeispiele zu generieren. Diese führen zu einer zunehmenden Akzeptanz<br />
von Zahlen und Optimierungen im Unternehmen. Dem Nachweis, dass mit einem<br />
Budget von einigen tausend Euro eine Umsatzsteigerung von zehn, zwanzig oder<br />
mehr Prozent erreicht wurde, wird auf Dauer kaum ein Abteilungsleiter widerstehen<br />
können. Gerade auf entscheidenden Seiten oder Bereichen, wie etwa Landing-Pages<br />
oder in Bestellprozessen, können kleine Änderungen solche Effekte haben und im<br />
Vorher/Nachher-Vergleich nachgewiesen werden. Der Charme liegt gerade in der<br />
konzentrierten, punktuellen Aktion, die sich ein möglichst lohnenswertes Ziel mit<br />
Blick auf Aufwand und Nutzen sucht.<br />
Art Director<br />
verzweifelt an<br />
Google, weil<br />
hartes Austesten<br />
wichtiger ist als<br />
Ästhetik des<br />
Layouts<br />
Eindrucksvolle<br />
Erfolgsbeispiele<br />
generieren<br />
529
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Punkt mit<br />
der höchsten<br />
Verlustrate<br />
ausfindig machen<br />
530<br />
Analytics-Werkzeuge zur Conversion-Optimierung<br />
Die Ziele einer Website, ob Onlineshop, werbetragendes Angebot oder Unternehmenspräsenz,<br />
geben den je nach Zielgruppe bestmöglichen Weg eines Besuchers durch<br />
die Website vor. So sollten etwa Pressevertreter auf die Startseite kommen, dort<br />
auf den Pressebereich oder eine aktuelle Meldung klicken, diese dann vollständig<br />
abrufen. Vielleicht diese anschließend noch weiterempfehlen, ausdrucken, einen<br />
RSS-Feed buchen oder als PDF herunterladen. Für die meisten Websites lässt sich<br />
eine Handvoll Zielgruppen bestimmen (segmentieren) und diesen dann jeweils<br />
bestmögliche Konversionspfade zugeordnet werden.<br />
Auf diesen Konversionspfaden liegen die entscheidenden Seiten: Von der Landing-<br />
Page oder Startseite, zur Übersichtsseite zur Detailseite zur Konversion. Diese<br />
einzelnen Seiten können mit Hilfe eines Analytics-Systems leicht genauer unter die<br />
Lupe genommen werden, um anschließend den Punkt mit der höchsten Verlustrate<br />
ausfindig zu machen. Die folgenden Werkzeuge helfen dann bei einer Analyse der<br />
Schwachpunkte und einer anschließenden Bewertung der Optimierung.<br />
Clickmaps<br />
Web-Analytics-Systeme können das Klickverhalten der Besucher recht präzise<br />
erfassen und in Analysen verarbeiten. Schwieriger ist die Schaffung einer Darstellung,<br />
die das Wesentliche auf den ersten Blick schnell zeigt. Genau das leisten sogenannte<br />
Clickmaps, die in einer Schicht über der aktuellen Website (darum auch Overlay<br />
genannt), projiziert auf die einzelnen Links, die Häufigkeit der Klicks darstellt.<br />
Diese Visualisierung taugt sehr gut als „Eye-Opener“ gerade für Leute, die sich<br />
nicht täglich mit dem Internet beschäftigen.<br />
Abb. 1: Clickmap von Coremetrics<br />
Die Clickmaps können – je nach System – sowohl die nominelle Zahl der Klicks, wie<br />
auch ihre prozentuale Verteilung über die Seite, als auch weitere Kennzahlen, wie<br />
zum Beispiel Konversionen, Umsätze oder Pageimpressions pro Visit darstellen.
Heatmaps<br />
Heatmaps wirken auf den ersten Blick sehr ähnlich wie Clickmaps und funktionieren<br />
ebenfalls mit einer über die aktuelle Website gelegten Visualisierungsschicht.<br />
Allerdings werden hier nicht nur Klicks auf Links gezählt, sondern Betätigungen<br />
des linken Mausbuttons generell. Immer also, wenn ein Besucher diesen Button<br />
drückt, wird ein Event registriert und für die Heatmap dann zusammengezählt.<br />
Abb. 2: Heatmap von Webtrekk<br />
Frank Reese: Web-Analytics & Conversion-Optimierung<br />
Dieses Verfahren hat zwei Vorteile: Zunächst werden auch (versuchte) Klicks auf<br />
Elemente sichtbar, die gar nicht verlinkt sind. Dies gilt etwa für Überschriften, die<br />
nur am Ende durch einen „Weiterlesen“-Hinweis verlinkt sind, oder große Bilder,<br />
die ebenfalls geklickt aber ohne Verweis sind. So werden schnell attraktive<br />
Klickflächen sichtbar, denen bei der Gestaltung Rechnung getragen werden kann.<br />
Der zweite Vorteil zeigt sich vor allem bei Seiten mit schnell wechselnden Inhalten.<br />
Wenn ein Teasermodul erst seit einem Tag online ist, dann kann es im Vergleich zu<br />
länger stehenden Inhalten natürlich keine entsprechenden Klicks auf sich gezogen<br />
haben. Schwieriger noch wird die Analyse eines Elementes, das zwar lange Zeit<br />
Klicks auf sich gezogen hat, jetzt aber nicht mehr online ist. Anders als die Clickmaps<br />
können die Heatmaps die Klickzahlen pro Bereich anzeigen, nicht allein pro Link.<br />
Mausbewegungen<br />
Forschungsergebnisse legen nahe, dass viele Website-Besucher ihren Mauszeiger<br />
dorthin bewegen, wo sie gerade hinschauen. Eine Analyse der Mauszeigerbewegungen<br />
kann also zeigen, welche Bereiche der Website die höchste (und<br />
geringste Aufmerksamkeit) genießen.<br />
Heatmaps<br />
machen<br />
attraktive<br />
Klickflächen<br />
sichtbar<br />
531
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Beim Anblick<br />
von Formularen<br />
werden Website-<br />
Besucher scheu<br />
wie Rehe<br />
532<br />
Abb. 3: Kumulierte Mausbewegungen bei m-pathy<br />
Analysen von Mausbewegungen gibt es auch als aufgezeichnete Filme, so dass<br />
einzelnen Besucher bei ihren Bewegungen über die Website „über die Schulter“<br />
geschaut werden kann.<br />
Formularanalysen<br />
Formulare sind oft die kritischste Stelle in Onlineangeboten. Wenn es darum geht,<br />
selbst etwas auszufüllen und eigene Daten abzugeben, werden Website-Besucher<br />
scheu wie Rehe. Darum sollten Formulare sehr sorgfältig gestaltet sein. Bei der<br />
Analyse, wie Besucher mit Formularen umgehen, helfen Systeme, die auf Feldebene<br />
Berührungen und Inhalte erfassen.
Abb. 4: Formularanalyse mit Clicktale<br />
Verschiedene Systeme bieten sehr detaillierte Auswertungen. Etwa hinsichtlich<br />
der Mikrokonversion von Formularseiten, der Häufigkeit des Ausfüllens<br />
einzelner Felder, Fehlermeldungen und der durchschnittlichen benötigten Zeit zum<br />
Ausfüllen.<br />
Scrollanalysen<br />
Schaut man auf die durchschnittliche Größe von Bildschirmen, um zu sehen,<br />
welcher Teil der Website direkt sichtbar wird, unterliegt man leicht einem kleinen<br />
Irrtum. Nicht die Bildschirmgröße ist wichtig, sondern die durchschnittliche<br />
Browserfenstergröße. Diese ist geringer, weil die Browser und Betriebssysteme<br />
allerhand eigene Klickleisten mitbringen und weil die Besucher den Browser nicht<br />
immer im Vollbild-Modus betreiben. Berücksichtigt man diese Größe, bleibt von der<br />
eigenen Website desto weniger initial sichtbar. Das ist umso wichtiger, als die Neigung<br />
der Besucher zu scrollen, also mit Maus oder Cursor tieferliegende, nicht initial<br />
sichtbare Bereiche,<br />
nicht immer sehr hoch<br />
ist. Jedes Angebot<br />
sollte aber darauf<br />
achten, dass die<br />
wichtigsten Elemente<br />
sofort wahrgenommen<br />
werden können.<br />
Abb. 5: Scrollanalyse<br />
mit Clicktale<br />
Frank Reese: Web-Analytics & Conversion-Optimierung<br />
Oft bleibt von<br />
der Webseite nur<br />
wenig sichtbar<br />
533
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Seiteninterne<br />
Suche ist eine<br />
Goldgrube für<br />
Besucherwünsche<br />
534<br />
Abb. 5 zeigt nicht nur die Klickhäufigkeit der Links (vor allem an der rechten Seite),<br />
sondern auch die gewöhnlichen Scrolltiefen. Der dunkle Bereich im oberen Viertel<br />
wird natürlich sehr häufig gesehen. Aber je tiefer es nach unten geht, desto geringer<br />
ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Besucher die Inhalte überhaupt wahrnimmt. Diese<br />
Verteilung ist keineswegs immer gleich, sondern hängt stark von der Blickführung<br />
des Nutzers ab.<br />
Interne Suchergebnisse<br />
Eine gewöhnlich ganz unterschätzte Quelle von Einsichten bieten die Analysen zu<br />
Keywords, die auf der Website selbst gesucht werden (seiteninterne Suche oder<br />
onsite Search). Hier zeigt sich in aller Deutlichkeit, was die Besucher wollen, aber<br />
nicht auf Anhieb finden.<br />
Abb. 6: Analyse der internen Suche in Google Analytics<br />
Vor allem sollte man darauf achten, welche Begriffe (und eventuell Begriffscluster<br />
wie zum Beispiel „Fussball“ + „Fusball“ + „Fubal“…) häufig gesucht werden. Welche<br />
Suchbegriffe erzeugen Konversionen oder werden von Stammbesuchern gesucht?<br />
Wo gibt es keine Suchergebnisse und wie ist die Performance der Ergebnisseite<br />
(Klickraten der ersten Ergebnisse)?<br />
Für alle genannten Werkzeuge gilt, dass sie dann nützlich werden, wenn bereits klar<br />
ist, welche konkrete Seite genau optimiert werden soll. Die aktuelle Verteilung des<br />
Traffics kann dann Hinweise geben, was verbesserungswürdig wäre und nach der<br />
Optimierung kann eine Vorher/Nachher-Analyse die Wirkung der Veränderungen<br />
darstellen.<br />
Fazit<br />
Nach der Festsetzung von Zielgruppen, Zielen und entsprechenden Konversionspfaden<br />
durch die Website werden schnell die wichtigsten Seiten im Onlineangebot sichtbar.<br />
Diese können mit Mitteln wie Clickmaps, Heatmaps oder Formularanalysen genauer<br />
untersucht werden und zeigen anschließend Möglichkeiten zur Optimierung. Nach
erfolgter Veränderung kann dann mit den gleichen Werkzeugen die Effektivität der<br />
Veränderungen nachgewiesen werden.<br />
Ob die Conversion-Optimierung in einen strategischen Analyse- und Optimierungszusammenhang<br />
gesetzt werden kann oder punktuell eine Erhöhung des Umsatzes<br />
durch kleine Veränderungen gelingt. In jedem Fall verspricht ein kombinierter Einsatz<br />
von Conversion-Optimierung und Web-Analytics direkte Erfolgserlebnisse und<br />
deutliche Wachstumsimpulse.<br />
Literatur<br />
Frank Reese: Web-Analytics & Conversion-Optimierung<br />
[1] IdealObserver, http://www.idealobserver.com<br />
[2] Hassler, M.: Web-Analytics: Metriken auswerten, Besucherverhalten verstehen,<br />
Website optimieren. – 576 S., mitp, 2010; Reese, F.: Web-Analytics – Damit aus Traffic<br />
Umsatz wird. – 286 S., Businessvillage, 2009.<br />
[3] Reese, F. (Hrsg.): Website-Testing: Conversion-Optimierung für Landing Pages und<br />
Online-Angebote. – 328 S., Businessvillage, 2009; Ash, T.: Landing Pages - Optimieren,<br />
Testen, Conversions generieren. – 400 S., mitp, 2009.<br />
[4] http://stopdesign.com/archive/2009/03/20/goodbye-google.html<br />
[5] Anbieter-Websites der dargestellten Werkzeuge: http://www.coremetrics.com;<br />
http://www.webtrekk.com; http://www.m-pathy.com; http://www.clicktale.com; http://<br />
www.google.com/analytics<br />
535
536<br />
Container Tag – Modernes Tracking mit<br />
7<br />
Remarketing- und Conversion-Tags<br />
Jens Maurer<br />
Erneutes<br />
Ansprechen<br />
der Besucher<br />
mit hochindividuellen<br />
Angeboten auf<br />
anderen Seiten<br />
Probleme vor<br />
dem eigentlichen<br />
Start der<br />
Kampagne<br />
Die Anforderungen an das Online-Marketing steigen ständig. Immer mehr neue<br />
Marketingkanäle entstehen, immer mehr neue Technologien werden entwickelt.<br />
Der letzte große Hype ist das Remarketing/Retargeting Behavioural Targeting.<br />
Was versteht man genau darunter [1]?<br />
Retargeting ist eine Online-Werbeform, die ein erneutes, individuelles Ansprechen<br />
der Besucher Ihrer Website mit hochindividuellen Angeboten und Botschaften<br />
(Werbemittel) ermöglicht. Ziel des Retargetings ist es, Besucher, die auf Ihrer<br />
Website nicht konvertiert haben, zu einem erneuten Besuch der Website zu<br />
bewegen. Anschließend wird im Idealfall eine Konversion (zum Beispiel Kauf/<br />
Download/Newsletteranmeldung/Terminvereinbarung) herbeigeführt oder das<br />
Markenbewusstsein gestärkt. Ein anderes Ziel dieser Art der Kundenansprache<br />
könnte es sein, den bestehenden Kunden neue und erweiterte Möglichkeiten<br />
anzubieten, um so den sogenannten Customer-Lifetime-Value zu erhöhen.<br />
Die Markierung der Website-Besucher erfolgt über einen speziellen Tracking-Code<br />
beziehungsweise Tracking-Tag. Und da jede spezielle Zielgruppe einen speziellen<br />
Tracking-Tag „bekommt“, müssen demzufolge oft unterschiedliche Tracking-Codes<br />
auf unterschiedlichen Seiten beziehungsweise in unterschiedliche Website-Bereiche<br />
eingebaut werden. Aber nicht nur Tracking-Tags für Remarketing/Retargeting<br />
kommen zum Einsatz; auch Tracking-Tags zur Provisionserfassung werden zum<br />
Beispiel bei der Verwendung von Affiliate-Netzwerken genutzt.<br />
Die Arbeit und die Verfügbarkeit der IT-Abteilung wird mehr und mehr das<br />
ausschlaggebende Kriterium und damit auch der entscheidende Engpass im<br />
gesamten Prozess.<br />
Dieser Beitrag beschäftigt sich nicht mit dem Aufsetzen einer gelungenen<br />
Remarketing-Kampagne und deren Tücken [2]. Er beschäftigt sich mit den<br />
alltäglichen Problemen vor dem eigentlichen Start der Kampagne aus der Sicht der<br />
Online-Marketing-Verantwortlichen.<br />
Die typischen Probleme beginnen nämlich nach der Planung einer entsprechenden<br />
Kampagne. Die nachfolgenden Konversationen zwischen dem Online-Marketing-<br />
Verantwortlichen (OM) und dem IT-Verantwortlichen (IT) sind exemplarisch, aber<br />
leider absolut zutreffend. Folgende Bitte vom OM steht immer am Anfang des<br />
Dialoges: OM: „Bitte, lieber IT: Nimm doch diesen speziellen Tag und implementiere<br />
ihn unter den …. Bedingungen auf den … speziellen Seiten, aber nur wenn …“<br />
Folgende Antworten kommen anschließend in der Regel vom IT:<br />
1. „In fünf Tagen machen wir unser nächstes Website-Update; ich schau mal,<br />
ob es da reinpasst.“<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Jens-Maurer
2. „Ich gebe Dir einen Zugang zum CMS, dann kannst Du es selber machen.<br />
Ach, Du weißt nicht genau wie das CMS funktioniert …“<br />
3. „Ich habe es implementiert. Was, die Auslieferungsregeln greifen nicht<br />
korrekt? Na dann muss ich es wohl nochmals implementieren.“<br />
4. „Ich habe es implementiert. Was, auf den falschen Seiten? Na dann muss<br />
ich es wohl nochmals implementieren.“<br />
5. „Ich habe es implementiert. Was, jetzt ist es zu spät? …“<br />
6. „Das ist jetzt der XX.te Tracking-Tag; die Ladezeit unserer Website wird<br />
durch die vielen Tracking-Tags bald kritisch lange werden. Wenn dann<br />
weniger Besucher auf unsere Website kommen, bringt auch die tollste<br />
Kampagne nichts.“<br />
Wie Sie sehen, gibt es viele Faktoren, die eine möglicherweise perfekt geplante<br />
Remarketing-Kampagne doch noch vor dem eigentlichen Einsatz stoppen können.<br />
Um diesem Problem der zeitlichen und verständnismäßigen Abhängigkeit des IT zu<br />
umgehen, bietet es sich an, die Verantwortung beim OM zu lassen.<br />
Aus diesem Grund setzen immer mehr OMs auf sogenannte Container-Tag-<br />
Lösungen. Hier wird nur ein einziges Mal ein sogenanntes Master-Tracking-Tag<br />
auf jeder Seite der Website implementiert. Anschließend kann dieser Master-Tag<br />
jeden anderen beliebigen Tag quasi Huckepack nehmen und ausliefern.<br />
Als besonderen Clou können die individuellen Auslieferungsregeln für die einzelnen<br />
Tracking-Tags in einem leicht zu bedienenden und CMS-unabhängigen Interface<br />
vom OM selbst definiert, konfiguriert und jederzeit geändert werden.<br />
Was ist mit Auslieferungsregeln überhaupt gemeint?<br />
Tracking-Tags können zum Beispiel abhängig von dem Besuchsverhalten (den<br />
letzten Traffic-Quellen) oder bei bestimmten Seitenaufrufen ausgeliefert werden,<br />
um eine spezielle Zielgruppe anzusprechen. Gleichzeitig soll die definierte<br />
Auslieferungsregel nur als erfolgreich erfasst werden, wenn bestimmte (auch<br />
wieder frei definierbare) Kriterien erfüllt wurden. Damit kann zum Beispiel bei<br />
Conversion-Tracking-Tags der Sale zum Zeitpunkt der Konversion dem richtigen<br />
Partner beziehungsweise dem richtigen Affiliate-Netzwerk zugeordnet werden und<br />
somit werden Mehrfachprovisionen elegant vermieden.<br />
Die Vorteile lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Jens Maurer: Container Tag – Modernes Tracking mit Remarketing- und Conversion-Tags<br />
Zeitliche Vorgaben aus der IT hinsichtlich Implementierungszyklen sind obsolet. Ein<br />
entsprechendes Tracking-Tag kann jederzeit vom OM auf einer Oberfläche angelegt<br />
und die Auslieferungsregeln innerhalb des eigenen Browser überprüft werden. Die<br />
Kampagne kann sozusagen sofort danach live gehen.<br />
Das Anlegen und Überprüfen erfolgt über eine leicht zu bedienende Benutzer-<br />
Oberfläche; spezielle CMS-Kenntnisse sind nicht erforderlich. Die Benutzer-<br />
Oberfläche ist CMS-unabhängig.<br />
Die Validierung und Überprüfung der Richtigkeit der speziellen Auslieferungsregeln<br />
der jeweiligen Tracking-Tags erfolgt im eigenen Browser, ohne dass der Tag bis dato<br />
Container-Tags<br />
lassen die<br />
Verantwortung<br />
beim Online-<br />
Marketing statt<br />
bei der Technik<br />
Sofortige Live-<br />
Schaltung der<br />
Kampagne dank<br />
eigenem Testing<br />
im Browser<br />
537
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Die benötigten<br />
Tags werden<br />
mit einem Klick<br />
aktiviert<br />
538<br />
„live“ geschaltet wurde. Die entsprechenden Szenarien werden simuliert. Fehler<br />
hinsichtlich der Implementierung oder der falschen Auslieferungsregeln werden<br />
damit ausgeschlossen (beziehungsweise gehen zu Lasten des OM).<br />
Im Quelltext der Website wird nur ein einziger JavaScript-Code mit Tracking-Tag<br />
aufgerufen. Alle weiteren JavaScripts sind im Backend und werden dort mittels dem<br />
„Huckepack-System“ aufgerufen; eine Verlangsamung der Ladezeit wird hiermit<br />
ausgeschlossen.<br />
Neben den Zeit- und Ressourcenersparnissen beim Einbau von Tracking-Tags<br />
entsteht die gleiche Ersparnis auch beim Ausbau der Tracking-Tags. Dank einem<br />
Container-Tracking-Tag werden auf der Oberfläche die aktuell benötigten Tags<br />
mit einem Klick aktiviert beziehungsweise eben auch deaktiviert. Musste der OM<br />
bislang den IT darum bitten, die Tags auszubauen, ist jetzt nur noch ein einziger<br />
Klick dafür nötig.<br />
Anmerkung: Da auf einen Ausbau von Tags aus Zeitgründen öfters verzichtet wurde,<br />
gibt es Websites, die mehrere Dutzend Tracking-Tags „als Leichen“ auf ihrer Website<br />
haben. Eine Verlangsamung der Ladezeit mit all den bekannten Problemen ist die<br />
Folge!<br />
Fazit: An einem Master- oder Container-Tracking-Tag führt in Zukunft kein Weg<br />
mehr vorbei!<br />
Literatur<br />
[1] Definitionsinspiration bei Olaf Kopp – SEM Deutschland GmbH, sowie der<br />
Coremetrics GmbH.<br />
[2] Guter Bericht hierzu bei www.ibusiness.de
Steuerung von SEO-Kampagnen<br />
7<br />
mit Web-Analytics-Daten<br />
Dimitri Tarasowski<br />
Die Suchmaschinen-Optimierung (SEO) ist seit Jahren ein besonderes Thema bei der<br />
Traffic-Generierung im Internet. Mit zunehmender Rivalität im Suchmaschinenindex<br />
müssen die einzelnen Marketingkanäle genauesten überprüft und gesteuert werden.<br />
Für diese Zwecke greifen viele Online-Marketer auf Webanalyse-Tools zurück. Mit<br />
der zunehmenden Komplexität dieser Lösungen werden die einzelnen Analysen<br />
immer unübersichtlicher. Man versucht entweder zu viele oder einfach nicht die<br />
richtigen Kennzahlen für das Controlling der Kampagnen auszuwählen.<br />
In vielen Fällen reichen bereits einige Werte, um die Effizienz einer Kampagne gut<br />
im Überblick zu behalten. Dabei haben sich folgende vier Kennzahlen als besonders<br />
hilfreich erwiesen: die Anzahl der Besuche, Conversions/Transaktionen, Umsatz<br />
und die Absprungrate. Die Eingrenzung dieser Messwerte dient der Vereinfachung<br />
und kann somit als schnelle Entscheidungshilfe bei der Bewertung von aktuellen<br />
Marketing-Kampagnen eingesetzt werden.<br />
Es kommt immer noch sehr oft vor, dass die Effizienz einer SEO-Kampagne anhand<br />
von fortlaufenden Ranking-Entwicklungen innerhalb des Google-Indexes gemessen<br />
wird. Mit der Fortschreitung von personalisierten Suchergebnissen werden solche<br />
Analysen zunehmend unbedeutender. Deshalb ist eine Mischung von aktuellen<br />
Suchmaschinen-Rankings und Daten aus den jeweiligen Webanalyse-Tools<br />
eine solide Grundlage für die Evaluierung von Wirksamkeit der einzelnen SEO-<br />
Aktivitäten.<br />
Für die Evaluierung von Ergebnissen brauchen die verantwortlichen Marketing-<br />
Manager einen genauen Überblick über die Performance der Suchmaschinen-<br />
Optimierung. Für diese Zwecke können festdefinierte Key-Performance-Indicators<br />
(KPI) in regelmäßigen Abständen überprüft werden.<br />
TIPP<br />
Ein Monitoring-Dashboard sollte aus mindestens fünf und höchstens zehn KPI‘s<br />
bestehen. Eine detaillierte Segmentierung der Stakeholder kann bei der richtigen<br />
Auswahl von Kennzahlen sehr behilflich sein.<br />
Keyword-Qualitätsindex als KPI festlegen<br />
Die erste Auswertung der einzelnen Aktivitäten kann mit dem Keyword-Qualitätsindex<br />
(KQI) erfolgen. Dieser Index beschränkt sich auf genau zwei oben erwähnte<br />
Kennzahlen. Hier wird die prozentuale Anzahl der Besuche und die Summe der<br />
Transaktionen miteinander kombiniert. In der Tab. 1 ist ein detailliertes Beispiel<br />
mit den dazugehörigen Daten abgebildet.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Dimitri-Tarasowski<br />
Besuche,<br />
Conversions/<br />
Transaktionen,<br />
Umsatz und die<br />
Absprungrate<br />
sind wichtig<br />
539
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Welche<br />
Suchworte<br />
bringen die<br />
meisten Käufer<br />
Drei Suchworte<br />
bringen 15<br />
Prozent des<br />
Umsatzes<br />
540<br />
Tab. 1: Beispiel Keyword-Qualitätsindex [1]<br />
Für den KQI wurden die Top 10 organischen Keywords ausgesucht. Man sieht<br />
sofort, dass die zehn Keywords circa zwanzig Prozent der gesamten Besuche aus<br />
dem organischen Google-Index darstellen. Zu den dazugehörigen Keywords wurde<br />
die Anzahl der Transaktionen und der Prozentsatz der gesamten Transaktionen (C)<br />
hinzugefügt. Nun können die letzten Werte (A, B und C) durch eine Berechnung in<br />
einen gemeinsamen KQI-Wert zusammengeführt werden. Aufgrund der gewonnenen<br />
Werte müssen Keywords mit sehr schlechten Indexwerten tiefgehender analysiert<br />
werden. Eine Einordung in drei Klassen schafft schnell den ersten Überblick und<br />
gibt die ersten Hinweise auf mögliche Schwachstellen in der aktuellen SEO-<br />
Kampagne.<br />
Die Werte müssen in einzelnen Fällen unbedingt angepasst und werden nach<br />
folgenden Kriterien gebildet:<br />
1. Cashcows ( 30 =< ): Keyword 1, Keyword 2, Keyword 3<br />
2. Stars (10 =< 29): Keyword 7, Keyword 8<br />
3. Poor Dogs (0 =
Aufgrund von sehr oft fehlenden Ressourcen in Unternehmen sollte eine verstärkte<br />
Fokussierung auf die Poor Dogs-Klasse gemacht werden. Bei dieser Klasse handelt<br />
es sich sehr oft um traffic-starke Keywords mit einer außergewöhnlich niedrigen<br />
Conversion-Rate. Die niedrige Conversion-Rate kann folgende Gründe haben:<br />
• Die Zielseite ist nicht optimal auf das Keyword abgestimmt.<br />
• Das Keyword deutet auf keine kommerziellen Absichten hin.<br />
•<br />
•<br />
• Die Zielseite beinhaltet keine klaren Aufforderungen zum Kauf.<br />
Für die Poor Dogs-Gruppe gibt es zwei interessante Alternativen. Die erste<br />
Alternative besteht darin, die Zielseite für das jeweilige Keyword zu optimieren.<br />
Bei der zweiten Alternative können sich die Marketingverantwortlichen für eine<br />
Desinvestitionsstrategie entscheiden. Durch die Desinvestition können knappe<br />
Ressourcen freigesetzt und gegebenenfalls auf andere Bereiche umgeleitet werden.<br />
Besonders in hart umkämpften Märkten können solche Entscheidungen hohe Kosten<br />
einsparen und die Profitabilität der gesamten SEO-Kampagne steigern.<br />
Indexierung mit Zielseiten-Sitemap-Index prüfen<br />
Es gibt zwei Ansätze für die Prüfung der Indexierung der eigenen Webseite im<br />
Google-Index. Den ersten und weitverbreiteten Ansatz liefert uns Google selbst.<br />
Mit der Verwendung von „site:“-Operator kann die aktuelle Anzahl der indexierten<br />
Unterseiten abgefragt werden. Wobei hier die Werte ziemlich unterschiedlich sein<br />
können. Außerdem unterliegen diese Werte einer starken Fluktuation verbunden<br />
mit einer Eingrenzung der angezeigten Suchergebnisse. Zwar werden in diesem<br />
Fall die relativen Werte von Google ausgegeben, aber ein genauer Abgleich der<br />
Daten kann nur mit Hilfe von Hacks gemacht werden. Es werden nur die ersten<br />
tausend Unterseiten/Suchergebnisse angezeigt. Eine andere Methode befasst sich<br />
mit den direkten Werten aus den Webanalyse-Tools. Für diese Analyse werden nur<br />
drei Größen benötigt:<br />
1. Die Anzahl der Unterseiten in der Sitemap.<br />
Dimitri Tarasowski: Steuerung von SEO-Kampagnen mit Web-Analytics-Daten<br />
Die Versprechen im Title-Tag und Meta-Description werden auf der Zielseite<br />
nicht eingehalten.<br />
Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt mit den Erwartungen des Kunden nicht<br />
überein.<br />
Tipp<br />
Der KQI kann aber auch für andere Berechnungen verwendet werden. Die<br />
organischen Keywords aus dem oben beschriebenen Beispiel können beispielsweise<br />
durch Google AdWords-Anzeigegruppen oder auch durch gekaufte<br />
Keywords ersetzt werden. Damit lässt sich die Wirkkraft einer AdWords-Kampagne<br />
berechnen.<br />
2. Die Anzahl der Zielseiten, mit Traffic aus den organischen Suchergebnissen.<br />
3. Die Anzahl der Keywords, über welche die Besucher auf die Seite gelangt sind.<br />
Durch<br />
Desinvestition<br />
können knappe<br />
Ressourcen<br />
freigesetzt<br />
werden<br />
541
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Wirksamkeit<br />
einer Webseite<br />
beobachten<br />
542<br />
Mit diesen Daten können nun verschiedene Verhältnisrechnungen angestellt werden.<br />
In der Tabelle 2.0 werden die beiden Beispiel-Indizes demonstriert.<br />
Tab. 2: Beispiel-Indizes [1]<br />
Für den Wertevergleich werden immer am ersten jeden Monats die Daten für die<br />
Auswertung erhoben. Das Erhebungsintervall kann auch auf kürzere Zeitabstände<br />
heruntergesetzt werden. Es ist wichtig darauf zu achten, dass die Erhebung der<br />
Daten immer in gleichen Zeitabständen geschieht, sonst können die Ergebnisse<br />
verfälscht werden und die Aussagekraft der Daten verliert ihre Wirkung. Nachdem<br />
alle wichtigen Daten in der Tabelle zusammengetragen wurden, kann nun der<br />
Zielseiten-Sitemap-Index errechnet werden.<br />
In der Tabelle 2.0 sieht man eine Fluktuation der Werte über den gesamten Zeitraum.<br />
Besonders in den letzten zwei Monaten (01.02.2011 und 01.03.2011) ist dieser Wert<br />
ziemlich stark gesunken. Die rückläufigen Werte deuten auf einen internen Fehler<br />
hin. Im darauffolgenden Monat (01.04.2011) wurde dieses Problem von der IT-<br />
Abteilung gelöst und die Werte bewegen sich wieder in den normalen Bereichen.<br />
Der ideale Zielseiten-Sitemap-Index liegt bei hundert Prozent, das bedeutet, dass<br />
jede Unterseite in der Sitemap mindestens einen Besucher von Google bekommen<br />
hat. Über das Monitoring dieser Zielgröße kann die Indexierung und die Wirksamkeit<br />
einer Webseite beobachtet werden.<br />
Bei der nächsten Kennzahl, dem Zielseiten-Keywords-Index wird die durchschnittliche<br />
Anzahl der Keywords pro Zielseite berechnet. Diese Größe ist besonders<br />
interessant für die Festlegung der langfristigen SEO-Strategie. Je höher das<br />
Verhältnis, desto besser ist die Webseite auf die Long Tail-Optimierung abgestimmt.<br />
Dieses Verhältnis kann in vielen Fällen durch qualitativ hochwertigen Content<br />
erhöht werden. Mit der Veröffentlichung von gutem Content auf der Webseite steigt<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass Besucher die Webseite über verschiedene Keyword-<br />
Kombinationen finden werden. Nun kann die Marketingabteilung mit dieser<br />
Kennzahl die Strategieumsetzung überprüfen und weitere Schlussfolgerungen für<br />
die Zukunft machen. Der Zielseiten-Keywords-Index, kann übrigens hervorragend<br />
mit den Daten aus dem nächsten Kapitel verknüpft werden.<br />
Tipp<br />
Eine Verknüpfung mit passenden Umsatzzahlen aus dem organischen Suchindex<br />
kann für weitere Erkenntnisse sorgen. Mit diesen Zahlen kann die monetäre<br />
Entwicklung einer Seite sehr gut abgebildet werden.
Fokussierung auf Long Tail und Short Head-Keywords<br />
Oft stellt man sich die Frage, auf welche der beiden Strategien sollte eine<br />
Webseite optimiert werden. Diese beiden Begriffe beschreiben unterschiedliche<br />
Optimierungsansätze. Bei der Long Tail-Optimierung kann die Webseite möglicherweise<br />
sehr schnell in die Top-Positionen kommen, dafür kommt aber nur ein geringer<br />
Anteil der Besucher über die Suchmaschinen auf die Webseite.<br />
Bei der Short Head-Strategie versucht die SEO nur auf ein Keyword zu optimieren,<br />
dadurch kann ein viel höheres Traffic-Volumen erreicht werden. Dafür entsteht<br />
aber auch ein viel höherer Aufwand, um an die Top-Positionen zu gelangen.<br />
Sobald aber die Seite einigermaßen genug Suchmaschinen-Traffic bekommt,<br />
können die Auswirkungen von Long Tail und Short Head auf die Profitabilität<br />
und Besucherinteraktion analysiert werden. Diese Analyse stellt eine strategische<br />
Entscheidungsgrundlage für die zukünftige Optimierung dar. Daher sollte man diese<br />
Auswertung besonders detailliert und vorsichtig ausführen.<br />
In diesem Beispiel werden drei Segmente gebildet, welche jeweils die Anzahl der<br />
Keywords in einer Suchanfrage darstellen. In der Tab. 3 werden die einzelnen Werte<br />
detailliert dargestellt.<br />
Tab. 3: Bildung von drei Segmenten, welche die Anzahl der Keywords in einer Suchanfrage<br />
darstellen [1]<br />
Dieses Beispiel zeigt ganz deutlich, dass die Fokussierung auf Long Tail (drei Wörter<br />
und mehr) deutlich bessere finanzielle Auswirkung auf die SEO-Kampagne haben<br />
wird. Angemerkt sei, dass beim Short Head die Domain- und Brand Keywords aus<br />
der Analyse ausgefiltert werden müssen. Dies ist notwendig, damit die Ergebnisse<br />
durch den Bekanntheitsgrad einer Domain/Marke nicht verfälscht werden. Der<br />
Schwerpunkt dieser Analyse fällt nicht auf die Besuche, sondern auf die Conversion-<br />
Rate und auf den Wert pro Besuch. Man sieht ganz deutlich, dass beim Long Tail (drei<br />
Keywords und mehr) der Wert pro Besuch am höchsten ist. Daraus können folgende<br />
Schlussfolgerungen für die Suchmaschinen-Optimierung abgeleitet werden:<br />
•<br />
•<br />
• Umfangreiche Texte sorgen für viele Keyword-Kombinationen.<br />
• Höhere Kosten verbunden mit der Erstellung von passenden Zielseiten.<br />
• Verstärkte Fokussierung auf Nischenprodukte.<br />
Dimitri Tarasowski: Steuerung von SEO-Kampagnen mit Web-Analytics-Daten<br />
Erstellung von Inhalten für unterschiedliche Begriffskombinationen (zwischen<br />
drei und fünf Wörtern).<br />
Ausführliche Beschreibung von Produkten und Dienstleistungen. Besonders<br />
bei Onlineshops können Beschreibungen bei Produkten für Traffic-Wachstum<br />
sorgen.<br />
Beim Long Tail<br />
– drei Keywords<br />
und mehr – ist<br />
der Wert pro<br />
Besuch am<br />
höchsten<br />
543
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
AdWords-<br />
Kampagne mit<br />
den Keywords<br />
aus der SEO-<br />
Kampagne<br />
vergleichen<br />
544<br />
• Oft ein langsameres Wachstum (Marktvolumen, Umsatz und Bekanntheitsgrad).<br />
• Schwächerer Suchmaschinen-Sichtbarkeitsindex.<br />
In diesem Beispiel wird die Long Tail-Theorie durch die Zahlen aus dem Beispiel<br />
erneut bestätigt. Man darf aber Folgendes nicht vergessen, dass unterschiedliche<br />
Märkte verschiedene Suchmuster aufweisen können. Somit kann eine Short Head-<br />
Optimierungsstrategie durchaus bessere Ergebnisse erzielen. Vor allem wenn eine<br />
Webseite bereits ihr Marktwachstum erreicht hat, welcher nur durch eine Optimierung<br />
auf generische Short Head-Begriffe fortgesetzt werden kann.<br />
Tipp<br />
Eine dominierende Marktstellung kann nur über die Fokussierung auf diese<br />
beiden Optimierungsansätze erreicht werden. Eine Spezialisierung auf die<br />
generische Short Head-Optimierung kann zusätzlich den Suchmaschinen-<br />
Sichtbarkeitsindex einer Seite erhöhen.<br />
Synergieeffekte mit SEM & SEO erfolgreich nutzen<br />
In vielen Unternehmen wird Suchmaschinen-Marketing und Suchmaschinen-<br />
Optimierung getrennt verwaltet. Die SEO-Agenturen haben oft keinen Kontakt zu<br />
Personen/Agenturen, welche sich mit der Schaltung und Optimierung von gekauften<br />
Anzeigen beschäftigen. Somit können die beiden Kanäle nur sehr schwer aufeinander<br />
abgestimmt werden. Eine Schnittstelle zwischen den teilnehmenden Parteien kann<br />
mit dem Einsatz von Webanalyse-Tools geschaffen werden. Mit Webanalyse bleiben<br />
die Synergieeffekte erhalten, was zu einer zusätzlichen Steigerung der Profitabilität<br />
der einzelnen Kanäle führen kann. In der Tab. 4 werden die Top 10-Keywords,<br />
gefiltert nach Conversion-Rate, aus der aktuellen AdWords-Kampagne mit den<br />
Keywords aus der SEO-Kampagne verglichen.<br />
Tab. 4: Top 10-Keywords gefiltert nach Conversion-Rate [1]<br />
Mit einem einfachen Excel-Befehl „SVerweis“ wird die Spalte A mit der Spalte C<br />
abgeglichen. Als Ergebnis werden dann neue Keywords für die SEO-Kampagne<br />
vorgeschlagen. Diese Keywords können womöglich bei den aktuellen SEO-
Maßnahmen berücksichtigt werden, da diese Suchbegriffe bei AdWords bereits<br />
sehr gute Leistungen erzielt haben. Das gleiche gilt auch für die neuen Keyword-<br />
Vorschläge für die laufende AdWords-Kampagne.<br />
Weitere Webanalyse-SEO-Tipps zusammengefasst<br />
Dimitri Tarasowski: Steuerung von SEO-Kampagnen mit Web-Analytics-Daten<br />
Tipp<br />
Neben der Conversion-Rate können die Keywords auch mit einem monetären Wert<br />
versehen werden. Bei Onlineshops kann die Conversion-Rate komplett durch das<br />
Transaktionsvolumen in Euro ersetzt werden.<br />
Einstiegskeywords mit sehr hoher Absprungrate (> 60 Prozent) können eine enorme<br />
Menge an Traffic auf die eigene Seite bringen. Da aber eine hohe Absprungrate sich<br />
negativ auf die Conversion-Rate auswirken kann, ist es notwendig, die Performance<br />
im Überblick zu behalten. So kann ein Bericht über die Keywords mit mehr als<br />
hundert eingehenden Besuchen und einer Absprungrate mit mehr als sechzig Prozent<br />
für interessante Einblicke sorgen. Es ist aber nicht immer zwingend notwendig, dass<br />
eine hohe Absprungrate das Erreichen von vereinbarten Zielen auf der Webseite<br />
verhindert.<br />
Die interne Webseiten-Suche kann über sehr viele wichtige Dinge Aufschluss<br />
geben. In diesem Fall eignet sich die Webseitensuchfunktion besonders gut für die<br />
Identifizierung von neuen Keywords. Zusätzlich zum Finden von neuen Keywords<br />
kann die Suchfunktion auch als Marktforschungsinstrument eingesetzt werden.<br />
Somit können Unternehmen schnell auf aktuelle Trends oder Veränderungen beim<br />
Suchverhalten reagieren und gegebenenfalls passende Produkte auf abgestimmte<br />
Kundenwünsche anbieten. Eine dynamische Vorgehensweise und schnelle Reaktion<br />
auf verändertes Suchverhalten können den entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />
gegenüber anderen Konkurrenten bringen.<br />
Eine weitere Methode für die Findung von Indexierungsproblemen ist die Möglichkeit,<br />
alle Zielseiten ohne eingehenden Suchmaschinen-Traffic auszuwerten.<br />
Eine Filterung nach Seiten, welche null Besuche aus dem organischen Suchindex<br />
bekommen haben, zeigt schnell, wo sich die Fehler eingeschlichen haben. Falls die<br />
Anzahl der Zielseiten ohne eingehenden Suchmaschinen-Traffic höher als zwanzig<br />
Prozent ist, dann besteht möglicherweise ein weitaus schwierigeres Problem. Solche<br />
Vorkommnisse haben viele Ursachen, eine technische Überprüfung der Seite wird<br />
meistens sehr schnell den Aufschluss über die Fehler liefern.<br />
Außerdem ist es empfehlenswert 404-Fehler-Seiten auszuwerten. Dies sind die<br />
Schwachstellen einer Webseite im Hinblick auf die Seiten- und Backlinkstruktur. Oft<br />
werden beispielsweise externe Backlinks auf Unterseiten gesetzt, welche vielleicht<br />
mit der Zeit nicht mehr existieren. Als erstes müssen die Fehlerseiten mit einem<br />
Code aus dem Webanalyse-Tool versehen werden. Bei Google Analytics können<br />
zum Beispiel die 404-Seiten mit virtuellen Seitenaufrufen gemessen werden.<br />
Sobald eine Fehlerseite von einem Besucher aufgerufen wird, entsteht ein neuer<br />
Seitenaufruf. Außerdem können diese Seitenaufrufe als negative Ziele beim Analyse-<br />
Tool hinterlegt werden. Dadurch haben die Webmaster sofort die Möglichkeit alle<br />
Hohe<br />
Absprungrate<br />
verringert die<br />
Konversion<br />
Externe Links auf<br />
Seiten, die nicht<br />
mehr existieren<br />
545
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
546<br />
404-Seiten zu verbessern, damit die Besucher nicht mehr auf Fehlerseiten geleitet<br />
werden.<br />
Tipp<br />
Für die Erstellung von Auswertungen der Backlinks, welche auf Fehlerseiten<br />
zeigen, ist die Segmentierungsfunktion von Google Analytics sehr gut geeignet.<br />
Einfach ein Segment mit verweisenden Webseiten verknüpft mit virtuellen 404-<br />
Seitenaufrufen erstellen, danach die Webmaster mit den fehlerhaften Backlinks<br />
anschreiben oder die 301-Weiterleitung verwenden.<br />
Exkurs<br />
Mittlerweile werden Unmengen an Kennzahlen für das Controlling von Online-<br />
Marketing-Kampagnen verwendet. Natürlich ist ein durchdachtes Controlling für<br />
die Steuerung von Marketingaktivitäten notwendig. Es wird aber oft sehr viel Zeit<br />
für Dashboards, Analysen und Reports vergeudet, anstatt sich auf das Wesentliche<br />
zu konzentrieren. Für die Vermeidung des Data-Overload-Phänomens, ist die 99/1-<br />
Regel von großer Bedeutung. Die 99/1-Regel besagt, dass 99 Prozent der gesamten<br />
Ressourcen für die Umsetzung und nur ein Prozent für das Controlling verwendet<br />
werden sollen. Dadurch können die zuständigen Personen noch schneller und<br />
effizienter arbeiten.<br />
Literatur<br />
[1] Quelle: Eigene Darstellung<br />
http://www.websiteboosting.com – Die Zeitschrift Website Boosting.<br />
http://www.inhouse-seo.de – Ausführliche und fundierte Informationen zum Thema SEO.<br />
http://karlkratz.de/onlinemarketing-blog – Online Marketing Blog von Karl Kratz.<br />
http://mediadonis.net – Online Marketing Superhero Marcus Tandler.<br />
http://www.aqvisit.com/blog/ – Online Marketing News von aQvisit.com.
Google Analytics und Datenschutz<br />
7<br />
Markus Vollmert<br />
Wenn man in Deutschland Webanalyse datenschutzkonform betreiben will, sind<br />
einige Anforderungen zu beachten. Welches Tool darf ich verwenden und welches<br />
nicht?<br />
Die Webanalyse steht seit Anfang an im Fokus der Datenschützer. Vor allem seit<br />
dem Markteintritt von Google mit Google Analytics ist die Sorge vorhanden, dass<br />
hier zu viel des Guten gesammelt und ausgewertet wird.<br />
Google ist der bekannteste Anbieter in dem Segment, auch weil der Dienst kostenlos<br />
zur Verfügung gestellt wird. Der Internetkonzern muss sich des Vorwurfs erwehren,<br />
seine Webanalyse-Lösung nur zum Datensammeln ins Leben gerufen zu haben.<br />
Die Informationen über Besucherströme würden zusammengeführt mit Daten aus<br />
anderen Google-Diensten, die dann detaillierte Besucherprofile ergeben.<br />
Bislang drehte sich die Frage des Datenschutzes bei der Webanalyse hauptsächlich<br />
um die IP-Adresse und ob diese personenbezogen ist. Aus dem zuständigen<br />
Telemediendienstgesetz (TMG) [1] ergeben sich aber eine Handvoll Anforderungen,<br />
die jedes Tool erfüllen muss beziehungsweise der Betreiber auf seiner Website<br />
umzusetzen hat – egal, welches Tool er verwendet.<br />
Der Düsseldorfer Kreis, der Zusammenschluss der Datenschützer der Länder und<br />
des Bundes, hat 2009 eine Liste von Vorgaben erstellt, die zu berücksichtigen sind<br />
[2]. Diese Liste gilt für alle Webanalyse-Dienste, nicht nur für Google Analytics.<br />
Hinweispflicht<br />
Als Erstes muss der Besucher darüber informiert werden, dass seine Daten mit einem<br />
Webanalyse-System erfasst werden, wofür dies geschieht und was mit seinen Daten<br />
im Anschluss gemacht wird.<br />
Die meisten Webanalyse-Dienste bieten dazu fertige Formtexte in ihren AGBs an,<br />
die am besten auf einer eigenen Datenschutzseite auf dem Webauftritt untergebracht<br />
werden.<br />
Widerspruch<br />
Dem Besucher muss die Möglichkeit zum Widerspruch gegen das Tracking gegeben<br />
werden. Um den Widerspruch wirksam umzusetzen, dürfen im Anschluss keine<br />
Daten des Besuchers mehr analysiert werden. Es gibt keine Vorgabe, wie diese<br />
Umsetzung aussehen soll.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Markus-Vollmert<br />
Es geht um mehr<br />
als die Frage, ob<br />
die IP-Adresse<br />
personenbezogen<br />
ist<br />
Webanalyse-<br />
Dienste bieten<br />
fertige Formtexte<br />
für Datenschutzhinweise<br />
an<br />
547
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
548<br />
Plug-in<br />
verhindert<br />
Tracking<br />
Opt-out-Cookie<br />
verhindert<br />
Tracking<br />
Einfache<br />
Lösung fehlt<br />
Google bietet ein Browser-Plug-in an, mit dem das Tracking von Google Analytics<br />
generell unterbunden wird [3]. Diese Variante ist aber nicht frei von Kritik, da das<br />
Plug-in derzeit (Stand Mai 2011) nur für die großen Browser verfügbar ist, für Nutzer<br />
von Safari oder Opera gibt es kein Angebot.<br />
Einige Analytics-Anbieter realisieren den Widerspruch per Opt-out-Cookie. Der<br />
Toolanbieter bietet eine Seite mit Hinweistext, auf die von der jeweiligen Website<br />
verlinkt wird. Alternativ stellt er einen IFrame zur Verfügung, den der Website-<br />
Betreiber auf seiner Datenschutzerklärung einbindet. In beiden Varianten kann sich<br />
der Besucher per Button einen Cookie setzen, der bei zukünftigen Counter-Aufrufen<br />
übertragen wird und auf den Servern der Anbieter die Speicherung unterbindet.<br />
Löscht der Nutzer seine Cookies oder surft er in einer privaten Browsersession,<br />
wird beim nächsten Besuch wieder gezählt.<br />
Mit JavaScript kann man diesen Opt-out-Mechanismus auch für Google Analytics<br />
realisieren [4]. Auf der Seite mit dem Datenschutzhinweis wird ein Script<br />
implementiert, das bei Widerspruch einen Cookie mit entsprechendem Inhalt setzt.<br />
Anschließend wird vor jedem Aufruf des Trackingcodes dieser Cookie abgefragt.<br />
Ist er vorhanden, wird der Tracking-Code übersprungen. Hat ein Besucher<br />
widersprochen, werden so gar nicht erst Daten an ein Tracking-Tool geschickt.<br />
Verwendet man mehrere Tracking-Lösungen, kann man mit dieser Lösung die<br />
Widerspruchsmöglichkeit für alle Tools auf einmal umsetzen. Man muss nur die<br />
Abfrage für alle Tools erweitern. Diese Lösung funktioniert jeweils nur für die<br />
Domain, auf der das Script und somit der Cookie gesetzt werden.<br />
Die Variante mit Opt-out-Cookie ist für alle Browser nutzbar, die JavaScript<br />
unterstützen. Es gibt allerdings Nutzer, die ihre Cookies grundsätzlich deaktiviert<br />
haben oder regelmäßig löschen. Sie müssen die Einstellung also immer wieder<br />
vornehmen. Auch sind Opt-out-Cookies entweder an die Website gebunden oder<br />
an den Analyseanbieter.<br />
Eine einfache Möglichkeit, dem Tracking übergreifend zu widersprechen, fehlt<br />
bislang. Setzt man den Widerspruch mit einem eigenen Script um, so muss die<br />
Datenschutzerklärung entsprechend angepasst werden. Neben dem Erklärungstext<br />
und der Checkbox zum Deaktivieren kann ein zusätzlicher Hinweis auf das Google<br />
Browser-Plug-in nicht schaden.<br />
Die neuen Versionen des Internet Explorers und des Firefox bieten die Möglichkeit,<br />
per Einstellung ein Tracking zu unterbinden. Derzeit hat jeder Hersteller einen<br />
anderen Lösungsansatz, so dass man noch nicht von einem Standardfeature sprechen<br />
kann. Mittelfristig werden Web-Analytics-Anbieter diese Features berücksichtigen.<br />
Solange noch ältere Browser unterwegs sind, bleibt die Variante per JavaScript und<br />
Opt-out-Cookie diejenige, die der Anforderung am nächsten kommt.<br />
Pseudonymisieren<br />
Bei der Webanalyse werden Nutzungsprofile der Besucher einer Website erstellt.<br />
Wenn keine Einwilligung des Besuchers vorliegt, verlangt das TMG dafür die<br />
Verwendung von Pseudonymen.
Man darf also die Nutzungsdaten auf der Website zusammen mit der Information<br />
erfassen, was sich Besucher A und was sich Besucher B angeschaut hat. Diese Daten<br />
dürfen später NICHT mit personenbezogenen Daten zusammengeführt werden, etwa<br />
den Adressdaten aus einem Shop.<br />
Konkret bedeutet dies, dass man in einem Shop tracken darf, was sich Besucher X<br />
anschaut und auch was er kauft. Wenn man nun durch die Bestellung weiß, dass<br />
Besucher X in der realen Welt Herr Müller aus Frankfurt ist, darf man zunächst nicht<br />
auswerten, was Herr Müller sonst noch so im Shop angeschaut hat. Für eine solche<br />
Verbindung ist die Einwilligung des Käufers erforderlich.<br />
Generell dürfen personenbezogene Daten wie Name, Adresse, Geburtsdatum nur mit<br />
Einwilligung des Besuchers für ein Tracking verwendet werden. Wenn ein Besucher<br />
auf der Website seine E-Mail-Adresse für einen Newsletter angibt, benötige ich keine<br />
Einwilligung, die Adresse zu speichern. Weiterhin ist es problemlos im Tracking-<br />
Tool zu erfassen, dass sich Besucher X im Newsletter angemeldet hat. Wenn aber<br />
diese E-Mail-Adresse mit seinen übrigen Nutzungsdaten kombiniert werden soll,<br />
erfordert das eine Einwilligung.<br />
Als Faustregel gilt, dass personenbezogene Daten wie Name und Anschrift in einem<br />
Webanalyse-System nicht erfasst werden sollten. Natürlich gibt es Ausnahmen, in<br />
denen man bei Bedarf die Einwilligung des Besuchers einholen kann und muss.<br />
Anonymisieren<br />
Markus Vollmert: Google Analytics und Datenschutz<br />
Die IP-Adresse ist seit Jahren Gegenstand von Datenschutzdiskussionen im Internet.<br />
Die Datenschützer des Düsseldorfer Kreises haben inzwischen eindeutig Position<br />
bezogen und sehen die IP als personenbezogenes Datum an. Daher darf sie in einem<br />
Webanalyse-Programm nur mit Einwilligung des Besuchers erfasst werden (siehe<br />
Pseudonymisierung).<br />
Zum Glück gibt es die Möglichkeit, diese Einwilligung zu umgehen, in dem man die<br />
IP-Adresse anonymisiert. Das heißt, sie muss vor dem Speichern derart verändert<br />
werden, dass eine Zuordnung zu einer Person – über den Anschluss und Provider<br />
– nicht mehr möglich ist.<br />
Konkret bedeutet dies die Kürzung der IP-Adresse um die letzte Stelle, also 8 von 32<br />
Bit. Die meisten Webanalyse-Tools wie Google Analytics benutzen die IP-Adresse<br />
inzwischen nur noch für die Geolokalisierung der Besucher. Die Berechnung von<br />
Visits und Erkennung von wiederkehrenden Besuchern geschieht mit Cookies. Somit<br />
ergibt sich durch die Kürzung kein Nachteil bei den generellen Kennzahlen. Aus<br />
welchem Bundesland oder welcher Stadt der Besucher kommt, wird gleichzeitig<br />
ungenauer. Allerdings sind diese Positionsdaten nicht immer verlässlich und die<br />
meisten Website-Betreiber haben keine wirklichen Nutzen aus dieser Detailtiefe.<br />
Aus welchem Land der Besucher kommt, können die Tools weiterhin erkennen.<br />
Google hat für die Kürzung die Funktion anonymizeIp eingeführt, die in den<br />
Tracking-Code eingebaut werden muss [5]. Bei jedem Aufruf des Tracking-Codes<br />
muss diese Funktion übergeben werden. Andere Anbieter nehmen die Kürzung<br />
automatisch vor oder bieten eine Option im Webanalyse-Programm.<br />
Pseudonyme<br />
Datensammlung<br />
ist kein Problem<br />
Kürzen von<br />
IP-Adressen kein<br />
Nachteil bei<br />
den generellen<br />
Kennzahlen<br />
549
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Einwilligung<br />
durch Einstellung<br />
im Browser<br />
Anforderungen<br />
der Datenschützer<br />
lassen sich mit<br />
nahezu jedem<br />
Webanalyse-Tool<br />
umsetzen<br />
550<br />
Die Anonymize-Funktion ist die Information für das Tool, die Adresse vor der<br />
weiteren Verwendung zu kürzen. Die eigentliche Kürzung der IP-Adresse erfolgt<br />
immer erst auf den Servern der Anbieter, da die IP als grundlegender Bestandteil<br />
bei jeder Datenübertragung im Internet erforderlich ist.<br />
Daher lässt sich auf einer Website nicht überprüfen, ob die IP am anderen Ende<br />
auch wirklich gekürzt wird, was einige Kritiker gegen die Google-Lösung anführen.<br />
Googles Rechenzentren, in denen die Analytics-Daten erfasst und verarbeitet werden,<br />
stehen über den ganzen Globus verteilt.<br />
Möchte man für eine Website oder Dienst die vollständigen IP-Adressen auswerten,<br />
so erfordert deren Verarbeitung immer die Einwilligung des Besuchers, etwa per<br />
Formular. Danach können die vollständigen IP-Daten verwendet werden.<br />
In Deutschland wird die Anonymisierung der IP von den Datenschützern erwartet.<br />
Da sich bei Google Analytics die Verwendung im Tracking-Code auf der Website<br />
überprüfen lässt, ist ein Website-Betreiber gut beraten, diese Funktion auch zu<br />
nutzen. Außerdem sollte er seine Datenschutzerklärung um einen Hinweis auf die<br />
Verwendung von AnonymizeIp ergänzen.<br />
Cookies/E-Privacy-Richtlinie<br />
Bereits 2009 hat die EU die sogenannte E-Privacy-Richtlinie auf den Weg gebracht,<br />
die unter anderem den Umgang mit Cookies neu regeln soll. Der primäre Adressat der<br />
Richtlinie ist die Werbeindustrie, die mit Hilfe von Cookies Nutzungsprofile von<br />
Besuchern über mehrere Websites hinweg erstellt. Nach dem Wunsch der Autoren<br />
sollen Cookies erst nach einer informierten Einwilligung gesetzt werden dürfen,<br />
also nach einem Opt-in.<br />
In letzter Minute wurde im Revisionsprozess der Hinweis aufgenommen, dass<br />
die Einwilligung auch durch eine Einstellung im Browser eingeholt werden kann.<br />
Allerdings bieten die Browser wie oben beschrieben derzeit nur rudimentäre<br />
Möglichkeiten, solche Einstellungen vorzunehmen. Die Online-Werbeindustrie<br />
arbeitet an einer Lösung.<br />
Nach Einschätzung des Düsseldorfer Kreises aus 2010 werden Session- oder User-<br />
IDs in Cookies als Pseudonyme angesehen und sind unproblematisch. Anpassungen<br />
an der Website sind nicht erforderlich. Die finale Umsetzung der EU-Richtlinie in<br />
nationales Recht steht noch aus. Sollten sich daraus neue Vorgaben für Webanalyse-<br />
Anbieter ergeben, müssen diese ihr System entsprechend anpassen.<br />
Zusammenfassung<br />
Die wichtigsten Anforderungen der Datenschützer lassen sich mit nahezu jedem<br />
Webanalyse-Tool umsetzen. Je nach Webanalyse-System erfordert die Umsetzung<br />
allerdings Anpassungen von Tracking-Codes oder Tool-Konfiguration. Aus der EU-<br />
Cookie-Richtlinie ergeben sich derzeit keine neuen Vorgaben für den Einsatz von<br />
Tracking-Tools.
Die wichtigsten Anforderungen an ein datenschutzkonformes Tracking:<br />
• Hinweis auf das Tracking in einer Datenschutzerklärung,<br />
• Aufklärung über Art und Verwendung der erfassten Daten,<br />
• Möglichkeit zum Widerspruch,<br />
• Anonymisierung der IP-Adresse,<br />
• Pseudonymisierung der Nutzungsprofile,<br />
• Keine Zusammenführung der Pseudonyme mit personenbezogenen Daten.<br />
Auch mit Google Analytics ist eine Umsetzung dieser Anforderungen möglich.<br />
Literatur<br />
[1] http://bundesrecht.juris.de/tmg/index.html Telemediendienstgesetz (TMG).<br />
[2] http://www.lfd.m-v.de/dschutz/beschlue/Analyse.pdf<br />
Datenschutzkonforme Ausgestaltung von Analyseverfahren zur Reichweitenmessung bei<br />
Internet-Angeboten.<br />
[3] http://tools.google.com/dlpage/gaoptout?hl=de<br />
Browser-Add-On zur Deaktivierung von Google Analytics.<br />
[4] http://www.analytics-anonym.de Opt-out Tracking Cookie.<br />
[5] http://code.google.com/intl/de-DE/apis/analytics/docs/gaJS/gaJSApi_gat.html<br />
Google Analytics Tracking Code Reference.<br />
Markus Vollmert: Google Analytics und Datenschutz<br />
551
552<br />
Online-Marktforschung im Umbruch<br />
7<br />
Christian Michael, André Führer<br />
Mehr Online-<br />
als Telefon-<br />
Interviews<br />
Hohe Reichweite,<br />
keine Interviewer-<br />
Beeinflussung<br />
Noch nicht<br />
vollständig<br />
bevölkerungsrepräsentativ<br />
Die Online-Marktforschung hat sich in den letzten zehn Jahren vom zunächst<br />
häufig belächelten Randphänomen zur wohl wichtigsten Nutzungsplattform<br />
für Marktforschung und Marketinganalysen entwickelt. Während im Jahr 2000<br />
lediglich drei Prozent aller Marktforschungsumfragen online durchgeführt wurden,<br />
hat sich deren Anteil zehn Jahre später bereits auf 38 Prozent erhöht. So wurden<br />
im Jahre 2010 erstmals mehr Interviews online durchgeführt als am Telefon. Die<br />
Onlineumfrage ist somit Stand heute zur meistgenutzten Erhebungsplattform für<br />
Marktforschungsstudien avanciert [1].<br />
Die Gründe für diese Erfolgsgeschichte sind vielfältiger Natur. Grundlegende<br />
Voraussetzung war natürlich, dass sich mit der zunehmenden Verbreitung des<br />
Internet auch das Reichweitenpotential für Onlinebefragungen deutlich erhöht<br />
hat. Darüber hinaus bot erst das Internet die Möglichkeit, Umfragen ohne tageszeitliche<br />
Beschränkung, in vorher ungekannter Geschwindigkeit sowie dennoch<br />
vergleichsweise günstig durchzuführen. Doch neben derartigen, eher pragmatischen,<br />
Aspekten bringen online durchgeführte Studien auch diverse handfeste methodologische<br />
Vorteile mit sich. So sind Onlineumfragen – ein gelungenes Fragebogendesign<br />
vorausgesetzt – frei von jedweder Interviewer-Beeinflussung.<br />
Auch Aspekte sozialer Erwünschtheit spielen aufgrund der vom Teilnehmer<br />
wahrgenommenen Anonymität in der Befragungssituation nur eine marginale bis<br />
gar keine Rolle. Spätestens mit der flächendeckenden Verbreitung von Breitband-<br />
Internetanschlüssen konnten Onlineumfragen mit vielfältigen audiovisuellen<br />
Möglichkeiten angereichert werden. Dadurch war die Möglichkeit der Illustration<br />
von Produkten oder Werbekampagnen gegeben.<br />
An dieser Stelle darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass sich auch die<br />
Online-Marktforschung mit bestimmten Einschränkungen und Problemstellungen<br />
auseinandersetzen muss. So kann eine Onlineumfrage bisher noch nicht vollständig<br />
bevölkerungsrepräsentativ sein. Bestimmte Zielgruppen sind nach wie<br />
vor online unterrepräsentiert. Trotz spürbarer Zunahme der so genannten „Silver<br />
Surfer“, sind Menschen von über 75 Jahren deutlich seltener online. Auch ist<br />
die Aufmerksamkeitsspanne bei einer Onlinebefragung in aller Regel kürzer als<br />
zum Beispiel bei einem Face-to-Face- oder Telefoninterview. Daher ist große<br />
Vorsicht im Hinblick auf zeitintensive Befragungen geboten: Marktforschungsunternehmen<br />
sollten sehr penibel darauf achten, Onlinefragebögen inhaltlich nicht<br />
zu überfrachten.<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Christian-Michael<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Andre-Fuehrer
Untersuchungsgegenstand und -plattform<br />
Vor einer näheren Erläuterung der gängigen Erhebungs- und Rekrutierungsmethoden<br />
lohnt sich zunächst ein kurzer differenzierender Blick auf den Begriff „Online-<br />
Marktforschung“. Mit diesem Begriff werden derzeit nämlich durchaus unterschiedliche<br />
Forschungsbereiche beschrieben. Insbesondere ist zwischen dem<br />
Internet als Untersuchungsgegenstand und als Untersuchungsplattform zu<br />
unterscheiden. So werden unter dem Begriff Online-Marktforschung häufig<br />
auch jedwede Analysen verstanden, die sich primär oder ausschließlich mit dem<br />
Nutzungs- beziehungsweise Klickverhalten von Internetusern beschäftigen. In<br />
diesem Rahmen werden beispielsweise Reichweiten-Analysen oder auch Analysen<br />
zur Website-Nutzung oder zur Werbewirkung auf Online-Plattformen durchgeführt.<br />
Auf derartige Untersuchungen wurde in den vorangegangenen Artikeln in diesem<br />
Buch dezidiert eingegangen. Dieser Artikel wird sich daher insbesondere mit dem<br />
Internet als PLATTFORM für klassische Marktforschungsstudien auseinandersetzen.<br />
Es geht also um Marktforschung MIT dem Internet, wobei Marktforschung ÜBER<br />
das Internet nur einen Teilbereich dessen darstellt.<br />
Erhebungsmethoden der Online-Marktforschung<br />
Christian Michael, André Führer: Online-Marktforschung im Umbruch<br />
Marktforschung im Allgemeinen kann als „die systematische Sammlung, Aufbereitung,<br />
Analyse und Interpretation von Daten (...) zum Zweck der Informationsgewinnung<br />
für Marketingentscheidungen“ [2] definiert werden. Das primäre<br />
Ziel klassischer Marktforschung besteht demnach also in der Bereitstellung und<br />
Selektion möglichst genauer und entscheidungsrelevanter Informationen für das<br />
Marketing [3]. In diesem Zuge soll Marktforschung Unsicherheit reduzieren und<br />
somit die Planungssicherheit von Unternehmen erhöhen und als Frühwarnsystem für<br />
mögliche Gefahren und Risiken in den Märkten dienen. Darüber hinaus ermöglicht<br />
die Marktforschung Prognosen über die künftige Entwicklung der Märkte [4].<br />
Es gibt bekanntermaßen zahlreiche Theorien darüber, wie besagte Informationen<br />
idealerweise zu gewinnen und zu analysieren sind. Die Vielfalt der methodologischen<br />
Ansätze reicht schon lange weit über die klassische Auseinandersetzung zwischen<br />
qualitativen und quantitativen Forschungstraditionen hinaus. Dementsprechend gibt<br />
es auch im Hinblick auf die Möglichkeiten klassischer Marktforschung im Internet<br />
inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen. Diese reichen von<br />
Online-Fokusgruppen über Logfile-Analysen bis hin zur Onlinebefragung, welche<br />
nach wie vor die mit Abstand gängigste Form onlinebasierter Marktforschung<br />
darstellt.<br />
Doch selbst der auf den ersten Blick möglicherweise selbsterklärend wirkende<br />
Begriff der Onlinebefragung vereint wiederum eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Erhebungsmethoden in sich. Da wäre zunächst natürlich der „klassische“<br />
Fragebogen mit einer Kombination aus offenen, multiple-choice oder auch<br />
Skalenfragen. Hierbei können die Befragungsteilnehmer ihre Meinung zu<br />
unterschiedlichsten Themen und Produktkategorien äußern. In den letzten Jahren<br />
haben sich jedoch darüber hinaus auch zunehmend interaktive Erhebungsmethoden<br />
etabliert. So erfreuen sich beispielsweise sogenannte Online-Regaltests wachsender<br />
Internet als<br />
Plattform für<br />
klassische<br />
Marktforschung<br />
Entscheidungsrelevante<br />
Informationen für<br />
das Marketing<br />
553
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
Erkenntnisse aus<br />
Hirnforschung<br />
und Psychologie<br />
554<br />
Prämien für<br />
vollständig<br />
ausgefüllte<br />
Fragebögen<br />
Teilnehmerrekrutierung<br />
über<br />
Social Media-<br />
Plattformen<br />
Beliebtheit. Hier wird eine Einkaufssituation simuliert, im Zuge derer die Teilnehmer<br />
mit einem virtuellen Einkaufsregal konfrontiert werden. Dabei können sie die ihrer<br />
Meinung nach ansprechendsten Produkte per „drag and drop“ in einen virtuellen<br />
Einkaufswagen legen.<br />
Weiterhin gewinnen in letzter Zeit auch verschiedene vieldiskutierte Methoden des<br />
sogenannten Neuro-Marketing an Bedeutung. Diese Form des Marketings basiert<br />
insbesondere auf Erkenntnissen aus Hirnforschung und Psychologie. Implizite<br />
Messverfahren zielen beispielsweise darauf ab, die eher unterbewussten Präferenzen<br />
und Assoziationen von Befragungsteilnehmern zu offenbaren. Hinter diesem<br />
Ansatz steht die Annahme, dass Wahrnehmung und Aufmerksamkeit weitgehend<br />
unbewusst ablaufende Vorgänge sind. Ferner wird angenommen, dass ein großer<br />
Anteil der tagtäglichen (Kauf-)Entscheidungen eines Menschen unbewusst, also<br />
implizit getroffen wird. Der Theorie zufolge lassen sich daher allein über eine<br />
Analyse der grundlegenden Wahrnehmungsstrukturen von Befragungsteilnehmern<br />
bestimmte Persönlichkeitsprofile ermitteln. Darauf basierend können wiederum<br />
marketingrelevante Entscheidungen getroffen werden.<br />
Teilnehmerrekrutierung im Wandel<br />
Nachdem nun also kurz erörtert wurde, welche verschiedenen Ausprägungen<br />
online durchgeführte Marktforschungsprojekte annehmen können, stellt sich<br />
zwangsläufig die Frage: Wie können die mit Sicherheit wichtigsten Personen des<br />
gesamten Prozesses – die Befragungsteilnehmer – eigentlich für Onlineumfragen<br />
gewonnen werden. Deren Rekrutierung erfolgt klassischerweise über sogenannte<br />
Onlinepanels. Dies sind Gruppen von Personen, die sich im Zuge ihrer Anmeldung<br />
im jeweiligen Panel bereit erklärt haben, regelmäßig an Onlinestudien teilnehmen zu<br />
wollen. Über die Möglichkeit zur Teilnahme an einer konkreten Studie werden die<br />
Panelmitglieder nach ihrer Registrierung zumeist über E-Mail-Benachrichtigungen<br />
informiert. Im Gegenzug bekommen sie für vollständig ausgefüllte Fragebögen<br />
verschiedene Prämien, wie zum Beispiel Punkte für Bonusprogramme, geldwerte<br />
Gutscheine oder auch die Möglichkeit, den Entlohnungsbetrag direkt an karitative<br />
Organisationen überweisen zu lassen.<br />
Allerdings befindet sich der Rekrutierungsprozess von Umfrageteilnehmern seit<br />
geraumer Zeit im Wandel. Zum einen stehen Onlinepanels im ständigen Wettbewerb<br />
um die Aufmerksamkeit der Internetnutzer. Zum anderen droht eine zunehmende<br />
Konkurrenz durch verschiedenste andere Unterhaltungs- und Kommunikationsplattformen<br />
im Netz. Darüber hinaus nimmt die Bedeutung der E-Mail als bis<br />
dato primäres Kontaktmedium zunehmend ab. So war 2010 die webbasierte<br />
E-Mail-Nutzung erstmals rückläufig [5], wobei dieser Trend hauptsächlich auf<br />
ein verändertes Nutzungsverhalten jüngerer Internetuser zurückzuführen ist. So<br />
findet deren persönliche Kommunikation zunehmend über neue Kanäle, wie zum<br />
Beispiel Social Media-Plattformen statt. Je nach gesuchter Zielgruppe ist es daher<br />
auch schwieriger geworden, potentielle Umfrageteilnehmer über den Versand von<br />
Einladungs-E-Mails in ausreichender Zahl zur Teilnahme zu motivieren.<br />
Gleichzeitig stellt noch eine weitere Entwicklung die (Online-)Marktforschung<br />
vor neue Herausforderungen. Nicht zuletzt das Internet hat zu einer zunehmenden
Christian Michael, André Führer: Online-Marktforschung im Umbruch<br />
Pluralisierung von Kommunikations-, Konsum- und Lebensstilen geführt. Das<br />
von der Marktforschung zu observierende Feld der Konsumenten und Märkte ist<br />
demnach zunehmend fragmentierter und unübersichtlicher geworden. Es besteht<br />
ein steigender Bedarf an relativ kleinteiligen Analysen sehr spitzer Zielgruppen,<br />
die sich im Hinblick auf ihre Zusammensetzung nicht selten auch rasant schnell<br />
verändern. Um diese spitzen Zielgruppen auf herkömmlichem Wege zu erreichen,<br />
wären üblicherweise breit gestreute Einladungswellen seitens des Panelbetreibers<br />
nötig. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass ein Großteil der Nutzer im Laufe der<br />
Umfrage als „nicht zur Zielgruppe gehörig“ identifiziert und ausgeschlossen werden<br />
müssten. Dies ist sowohl für den unfreiwillig verhinderten Befragungsteilnehmer<br />
wie auch für den Panelbetreiber eine wenig zufriedenstellende Situation. Letzterer<br />
muss natürlich damit rechnen, dass die frustrierende Erfahrung des sogenannten<br />
„screenout“ das Panelmitglied zur zeitweisen Inaktivität oder gar zum Austritt aus<br />
dem Panel motiviert. In diesem Zusammenhang spricht man auch von „Panel-<br />
Sterblichkeit“ und „Attrition Rate“ (Schwundquote).<br />
Aus diesem Grund setzen manche Online-Felddienstleister inzwischen intelligente<br />
Routingsysteme ein, um die Befragungsteilnehmer den verfügbaren Studien<br />
zuzuteilen. So werden potentiellen Teilnehmern vor der eigentlichen Umfrage<br />
verschiedene Filterfragen – beispielsweise ihr Konsumverhalten in den letzten<br />
Wochen betreffend – gestellt. Hier ist stets darauf zu achten, dass keine Möglichkeit<br />
zur Selbstselektion seitens der Teilnehmer besteht. Das bedeutet, dass im Voraus<br />
nicht erkennbar sein darf, welche Antwortoptionen zur Teilnahme an einer Studie<br />
berechtigen. Basierend auf den Antworten zu besagten Filterfragen wird die für den<br />
Teilnehmer relevanteste Umfrage ausgewählt und angeboten.<br />
Dieses Verfahren stellt einerseits sicher, dass auch spitze Zielgruppen zuverlässig<br />
erschlossen und gezielt befragt werden können, während es andererseits verhindert,<br />
dass Umfrageteilnehmer zu unpassenden Studien eingeladen werden. Somit<br />
gehören die bereits erwähnten breit gestreuten Einladungswellen zunehmend der<br />
Vergangenheit an.<br />
Neue Vermarktungspotentiale für Website-Betreiber<br />
Die beschriebene Diversifizierung von Konsum- und Lebensstilen stellt für<br />
Marktforschungsunternehmen wie auch Paneldienstleister verständlicherweise<br />
eine große Herausforderung dar. Für die Betreiber kleiner wie größerer „specialinterest“<br />
Webseiten und Communities jedoch birgt diese Entwicklung neue<br />
Vermarktungspotentiale. Da gerade in derartigen Communities in aller Regel eine<br />
sehr enge und direkte Bindung zu häufig hochspezifischen Zielgruppen vorhanden ist,<br />
stellt eine Kooperation zwischen Website-Betreibern und Online-Felddienstleistern<br />
eine klassische Win-Win-Situation für alle an diesem Prozess Beteiligten dar.<br />
Der Website-Betreiber kann seinen Usern die Teilnahme an Umfragen zu einem<br />
für sie relevanten Themenbereich empfehlen und erweitert somit den Content<br />
seiner Website um ein weiteres Angebot. Im Gegenzug wird der Website-Betreiber<br />
natürlich vom Felddienstleister für jeden erfolgreich vermittelten Umfrageteilnehmer<br />
entlohnt. Felddienstleister, und damit die Auftrag gebenden Marktforschungsunternehmen,<br />
erhalten wiederum Zugang zu ansonsten nur sehr schwer zu erreichenden<br />
Nur die für den<br />
Teilnehmer<br />
relevanteste<br />
Umfrage wird<br />
ausgewählt und<br />
angeboten<br />
Hochspezifische<br />
Zielgruppen<br />
bieten<br />
Erlöspotential<br />
555
Torsten Schwarz: Leitfaden Online Marketing Band 2 / Kap. 7 Webanalyse<br />
556<br />
Darstellung für<br />
Smartphones<br />
entsprechend<br />
anpassen<br />
Anpassung an<br />
Mediennutzungsverhalten<br />
als<br />
größte Herausforderung<br />
(Experten-)Zielgruppen. Im Sinne der Umfrageteilnehmer werden diese tatsächlich<br />
nur zu für sie interessanten und relevanten Umfragen eingeladen. Dies kann durch<br />
intelligente Routingsysteme sowie das bereits vorhandene Grundwissen über die<br />
Interessenlagen der potentiellen Teilnehmer gewährleistet werden. Auch sind die<br />
Umfrageteilnehmer in dieser Konstellation nicht mehr gezwungen, sich zusätzlich<br />
bei einem Onlinepanel anzumelden, da in aller Regel bereits eine Registrierung<br />
bei der jeweiligen Community vorliegt. Infolgedessen sind beispielsweise auch<br />
attraktive Modelle denkbar, die eine Incentivierung der Teilnehmer durch zeitweise<br />
Nutzungsrechte von ansonsten kostenpflichtigen Premiumfunktionen der jeweiligen<br />
Community vorsehen. Dies würde wiederum die Bindung der Nutzer an die jeweilige<br />
Website erhöhen.<br />
Herausforderung „mobiles Internet“<br />
Die vielleicht größte technische Herausforderung für die Online-Marktforschung<br />
in der näheren Zukunft stellt wahrscheinlich die Anpassung von Umfragedesigns<br />
und Darstellungsmöglichkeiten an mobile Endgeräte dar. So sind Smartphones und<br />
Tablet-PCs 2010 endgültig im Massenmarkt angekommen und bis Ende 2014 wird<br />
beinahe die Hälfte der deutschen Bevölkerung über ein Smartphone verfügen [6].<br />
Die Nutzer entscheiden also zunehmend spontan, wann und wo sie ihre Meinung<br />
kundtun möchten. Für Marktforschungsunternehmen und Panelanbieter bedeutet<br />
dies, dass jedwede Umfragen auf einer Vielzahl unterschiedlicher Endgeräte mit<br />
verschiedensten technischen Spezifikationen (Bildschirmgröße, Browser et cetera)<br />
dennoch stets eine ansprechende Nutzungserfahrung bieten müssen. Dies kann<br />
jedoch nur gewährleistet werden, wenn die zugrunde liegenden Umfragesysteme<br />
die jeweiligen Endgeräte der Befragungsteilnehmer zuverlässig identifizieren und<br />
die Darstellung entsprechend anpassen können.<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Online-Marktforschung weiterhin<br />
als klarer Wachstumsmarkt darstellt. Das Internet ist die meistgenutzte Plattform für<br />
Onlinebefragungen und wird dies bis auf Weiteres wohl auch bleiben. Allerdings<br />
gestaltet sich der Zugang zu relevanten Zielgruppen zunehmend schwieriger.<br />
Dieser Umstand erschließt wiederum Website-Betreibern neue Erlöspotentiale in<br />
der Kooperation mit Marktforschungsunternehmen und Felddienstleistern.<br />
Neben der klassischen Rekrutierung von Umfrageteilnehmern über Onlinepanels<br />
wird in den kommenden Jahren also mehr und mehr sowohl die fallweise wie auch<br />
die dauerhafte Einbindung von spezialisierten Online-Communities und Social<br />
Media-Plattformen das Bild der Online-Marktforschung prägen. Entscheidend<br />
wird hierbei insbesondere sein, dass sowohl der Zugang als auch die Teilnahme an<br />
den Onlineumfragen für sämtliche Nutzer so komfortabel und fließend wie möglich<br />
vonstatten geht. Dies bedeutet nicht zuletzt, dass den richtigen Zielgruppen (und nur<br />
diesen) interessante Fragebögen zu für sie relevanten Themen präsentiert werden<br />
– und zwar in Form einer auf das jeweilige Endgerät abgestimmten Darstellung.
Um eine erfolgreiche Synthese all dieser verschiedenen Anforderungen gewährleisten<br />
zu können, müssen Online-Marktforschungsunternehmen die Weiterentwicklung der<br />
von ihnen genutzten Technologien kontinuierlich vorantreiben. Nur so wird es ihnen<br />
möglich sein, sich den in stetigem Wandel befindlichen Nutzungspräferenzen ihrer<br />
Befragungsteilnehmer dauerhaft anpassen zu können.<br />
Literatur<br />
Christian Michael, André Führer: Online-Marktforschung im Umbruch<br />
[1] ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V.: Quantitative<br />
Interviews der Mitgliedsinstitute des ADM nach Befragungsart. – http://www.adm-ev.de/<br />
index.php?id=zahlen&type=1#c245, 2011.<br />
[2] Böhler, H.: Marktforschung. – S.19, 3. völlig neu bearb. und erw. Aufl., Stuttgart, 2004.<br />
[3] Altobelli, C.F.: Marktforschung. Methoden – Anwendungen – Praxisbeispiele. – S. 7<br />
Stuttgart, 2007.<br />
[4] Koch, J.: Marktforschung – Begriffe und Methoden. – S. 112 ff., 4. Aufl., München,<br />
2004.<br />
[5] Comscore: 2010 US digital Year in Review – http://www.comscore.com/Press_Events/<br />
Presentations_Whitepapers/2011/2010_US_Digital_Year_in_Review, S.20, 2011.<br />
[6] Mediareports Prognos (2010): Mobilkommunikation 2014.<br />
– http://www.mediareports.de/offen/index.php?mb2014<br />
557
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Online-Marketing<br />
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Leitfaden Integrierte<br />
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T. Schwarz & G. Braun, 324 Seiten, 24,90 Euro, 2. Auß ., 2008<br />
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Marketing 2.0<br />
T. Schwarz, 500 Seiten, 34,90 Euro, geb., 2009<br />
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