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GewässerüberwachunG<br />

Messen - Beobachten - Dokumentieren<br />

Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz


Impressum weitere Dienststellen<br />

<strong>de</strong>r wasserwirtschaftsverwaltung:<br />

Herausgeber:<br />

Ministerium für Umwelt, Forsten<br />

und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz<br />

Kaiser-Friedrich-Straße 1, 55116 Mainz<br />

Telefon: 06131 / 16-0<br />

E-Mail: poststelle@mufv.rlp.<strong>de</strong><br />

Bearbeiter:<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />

und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz<br />

Kaiser-Friedrich-Straße 7, 55116 Mainz<br />

Telefon: 06131 / 6033-0<br />

E-Mail: poststelle@luwg.rlp.<strong>de</strong><br />

Gesamtleitung:<br />

Peter Loch, Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz<br />

Redaktion:<br />

Christof Baumeister, Norbert Demuth, Dr. Michael Engel, Dr. Jens Hartkopf, Yvonne<br />

Henrichs, Ehler Fell, Christoph Fiegler, Dr. Ingrid Ittel, Heinz Lehmann, Peter Loch,<br />

Heike Rogalski, Olaf Prawitt, Joachim Peters, Wolfgang Schwebler, Wolfgang Plaul,<br />

Dr. Susanne Wanner, Dr. Klaus Wendling, Fulgor Westermann<br />

Text und Lektorat:<br />

Martina Stöppel, Agentur für <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Kultur</strong><br />

Fotografie:<br />

artefont, artepalatina, Bayerisches Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Bun<strong>de</strong>sanstalt für Gewässerkun<strong>de</strong>,<br />

corbis, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Dienstleistungszentrum<br />

Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, dpa Picture-Alliance, Gemein<strong>de</strong> Driesdorf,<br />

Dr. Christian Griebler, Dr. Wolfgang Frey, Kur- und Touristinformation Bad Sobernheim,<br />

LUWG, Walter Müller, Walter Reinhard, Saar-Obermosel-Touristik e. V. , Dr. Holger Schindler,<br />

Stadtarchiv Worms, Wasser- und Bo<strong>de</strong>nverband zur Beregnung <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rpfalz, Bruno Weyel<br />

Kartografie<br />

artefont, Christoph Fiegler, Gregor Körbes, Joachim Peters<br />

Illustration:<br />

artefont, artepalatina<br />

Struktur- und Genehmigungs- Struktur- und Genehmigungsdirektion<br />

(SGD) Nord direktion (SGD) Süd<br />

Stresemannstraße 3-5 Friedrich-Ebert-Straße 14<br />

56068 Koblenz 67433 Neustadt<br />

Telefon: 0261 / 120-0 Telefon: 06321 / 99-0<br />

E-Mail: poststelle@sgdnord.rlp.<strong>de</strong> E-Mail: poststelle@sgdsued.rlp.<strong>de</strong><br />

Regionalstelle Wasserwirtschaft, Regionalstelle Wasserwirtschaft,<br />

Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz<br />

Kurfürstenstraße 12-14 Fischerstraße 12<br />

56068 Koblenz 67655 Kaiserslautern<br />

Telefon: 0261 / 120-0 Telefon: 0631 / 3674-0<br />

Regionalstelle Wasserwirtschaft, Regionalstelle Wasserwirtschaft,<br />

Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz<br />

Bahnhofstraße 49 Kleine Langgasse 3<br />

56410 Montabaur 55116 Mainz<br />

Telefon: 02602 / 152-0 Telefon: 06131 / 2397-0<br />

Regionalstelle Wasserwirtschaft, Regionalstelle Wasserwirtschaft,<br />

Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz<br />

Deworastraße 8 Karl-Helfferich-Straße 22<br />

54290 Trier 67433 Neustadt/Weinstraße<br />

Telefon: 0651 / 4601-0 Telefon: 06321 / 994-0<br />

Layout und Satz:<br />

Tanja Labs, artefont<br />

Druck und Verarbeitung:<br />

PRINT CONCEPT, M. Wal<strong>de</strong>nmaier,<br />

Forststraße 21, 56253 Treis-Kar<strong>de</strong>n<br />

Auflage: 5.000<br />

© 2008<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Diese Druckschrift wird im Rahmen <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung Rheinland-Pfalz herausgegeben.<br />

Sie darf we<strong>de</strong>r von Parteien noch Wahlbewerberinnen und -bewerbern o<strong>de</strong>r Wahlhelferinnen<br />

und -helfern im Zeitraum von sechs Monaten vor einer Wahl zum Zweck <strong>de</strong>r Wahlwerbung verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies gilt für Kommunal-, Landtags-, Bun<strong>de</strong>stags- und Europawahlen. Missbräuchlich ist während<br />

dieser Zeit insbeson<strong>de</strong>re die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Parteien sowie<br />

das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen o<strong>de</strong>r Werbemittel. Untersagt<br />

ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweck <strong>de</strong>r Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die als Parteinahme<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n könnte. Den Parteien ist<br />

es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglie<strong>de</strong>r zu verwen<strong>de</strong>n.


0 Vorwort 3<br />

1 Einleitung 5<br />

� Gewässer sind Lebensa<strong>de</strong>rn 6<br />

� Der Wasserkreislauf 8<br />

� Ziele <strong>de</strong>r Überwachung 10<br />

2 Flüsse und Seen 13<br />

� Beschreibung <strong>de</strong>r Fließgewässertypen<br />

� Kenngrößen und<br />

14<br />

Untersuchungsparameter 24<br />

Nie<strong>de</strong>rschlag 24<br />

Wasserstand und Durchfluss 26<br />

Biologische Parameter 28<br />

Physikalische und chemische Parameter 32<br />

Mikrobiologie 35<br />

Gewässerstruktur (Morphologie)<br />

Radioaktivitätsbestimmungen und<br />

36<br />

radiologische Gewässerbeurteilung 38<br />

� Messnetz 40<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Wasserrahmenrichtlinie 40<br />

Umsetzung in Rheinland-Pfalz 42<br />

� Seen 44<br />

Seentypen in Rheinland-Pfalz 45<br />

Jahresgang im See 46<br />

Überwachung <strong>de</strong>r Seen 48<br />

Informationsquellen siehe Umschlagklappe<br />

3 Grundwasser 51<br />

� Grundwasser 52<br />

� Beobachtung <strong>de</strong>r<br />

Grundwassermenge 56<br />

� Beobachtung <strong>de</strong>r<br />

Grundwasserbeschaffenheit 58<br />

� Parameter <strong>de</strong>r<br />

Grundwasseruntersuchung 62<br />

4 Messprogramme<br />

und Warnpläne<br />

67<br />

� Allgemeine Umwelt- und<br />

Trendmessprogramme 68<br />

� Son<strong>de</strong>rmessprogramme 70<br />

� Warn- und Alarmpläne 72<br />

� Aktuelle Hochwassermeldungen 74<br />

5 Ausblick 79<br />

6 Glossar 83<br />

� Übersichtskarten 88


Seit <strong>de</strong>n 970er Jahren hat die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Arten und Lebewesen im Rhein – seien es<br />

Fische, Muscheln o<strong>de</strong>r Kleintiere – <strong>de</strong>utlich<br />

zugenommen; auch die Sandozkatastrophe<br />

vor über 20 Jahren konnte diesen positiven<br />

Trend nicht aufhalten. Viele Publikationen<br />

dokumentieren die hervorragen<strong>de</strong> Gewässergüte<br />

und <strong>de</strong>n bemerkenswerten Sanierungserfolg eindrucksvoll.<br />

An vielen Seen im Land wird im Sommer sorglos geba<strong>de</strong>t. Die Menschen<br />

verlassen sich darauf, dass die Gewässer sauber sind und sie sich über die<br />

aktuelle Situation im Internet schnell und zuverlässig informieren können.<br />

Ebenso vertrauen die Anwohner an Rhein, Mosel, Nahe, Lahn und Sieg im<br />

Hochwasserfall auf die Schnelligkeit und die Genauigkeit <strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes,<br />

um sich über die Entwicklung <strong>de</strong>r Hochwassergefahren<br />

informieren und rechtzeitig die notwendigen Schutzmaßnahmen ergreifen<br />

zu können.<br />

Diese und eine ganze Reihe weiterer Informationsangebote und erfolgreicher<br />

Projekte wären ohne fundierte und langjährige Messungen an <strong>de</strong>n<br />

Gewässern in unserem Land nicht <strong>de</strong>nkbar. Aber wer ermittelt die Wasserstän<strong>de</strong><br />

und verarbeitet sie zu einer Hochwasservorhersage? Wie wird<br />

die Gewässergüte gemessen? Wie kann festgestellt wer<strong>de</strong>n, welche Einleitungen<br />

in ein Gewässer noch zulässig sind, und wer kontrolliert dies? Wer<br />

überwacht die chemische Beschaffenheit <strong>de</strong>s Grundwassers, damit seine<br />

Verwendung als Trink- und Brauchwasser auch für zukünftige Generationen<br />

gewährleistet wer<strong>de</strong>n kann?<br />

Auf diese und viele an<strong>de</strong>re Fragen gibt diese Broschüre Antworten. Sie infor-<br />

miert über das umfangreiche wasserwirtschaftliche Messnetz in Rheinland-<br />

Pfalz und erläutert die untersuchten Parameter. Sie stellt dar, wie diese Daten<br />

gesammelt und ausgewertet wer<strong>de</strong>n und in nationale und internationale Pla-<br />

nungen und Berichte einfließen. Vor allem aber wird anschaulich gemacht, in<br />

welch vielfältiger Weise diese im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes lebenswichtige<br />

Aufgabe unser alltägliches Leben beeinflusst.<br />

Mackie Messer besingt in <strong>de</strong>n berühmten Zeilen aus <strong>de</strong>r Dreigroschenoper:<br />

„Denn die einen sind im Dunkeln -– Und die an<strong>de</strong>rn sind im Licht.<br />

Und man siehet die im Lichte – Die im Dunkeln sieht man nicht.“<br />

Wenn es dieser Broschüre gelingt, <strong>de</strong>n häufig im Verborgenen tätigen „Ge-<br />

wässerkundlichen Dienst“ <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s mehr an das Licht <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zu<br />

bringen, hat sie ihr Ziel erreicht.<br />

Ich wünsche daher <strong>de</strong>n Leserinnen und Lesern eine spannen<strong>de</strong> und interes-<br />

sante Lektüre.<br />

Ihre Margit Conrad<br />

Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz, Rheinland-Pfalz<br />

3


Einleitung<br />

„... Über das Gelän<strong>de</strong>r eines Steges, <strong>de</strong>r über einen<br />

Bach führt, gebeugt, könnte ich stehen, solange ihr<br />

wollt, verloren in <strong>de</strong>n Anblick <strong>de</strong>s Fließens, Stru-<br />

<strong>de</strong>lns und Strömens, und ohne dass jenes an<strong>de</strong>re<br />

Fließen um mich und in mir, das eilige Schleichen<br />

<strong>de</strong>r Zeit, mir in Angst o<strong>de</strong>r Ungeduld etwas anzu-<br />

haben vermöchte.“<br />

Thomas Mann<br />

1


Gewässer sind Lebensa<strong>de</strong>rn!<br />

Wie die A<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n menschlichen Körper – so durchziehen die Fließgewässer<br />

die Lan<strong>de</strong>sfläche von Rheinland-Pfalz. Die bekannte Feststellung<br />

„Wasser ist Leben“ kann folgerichtig erweitert wer<strong>de</strong>n in „Gewässer<br />

sind Lebensa<strong>de</strong>rn!“ Und diese wer<strong>de</strong>n vielfältig genutzt: Sie sind Heimat<br />

für Tiere und Pflanzen, sie verbin<strong>de</strong>n Lebensräume und sie sind von<br />

hohem wirtschaftlichem Nutzen. Zu <strong>de</strong>n Gewässern gehören aber nicht<br />

nur Flüsse, Bäche und Seen, son<strong>de</strong>rn auch das verborgene Grundwasser.<br />

Trier<br />

Koblenz<br />

Montabaur<br />

Kaiserslautern<br />

Neustadt<br />

Mainz<br />

Gewässernetz in Rheinland-Pfalz


Die vielfältigen Interessen an Gewässern zeigt folgen<strong>de</strong> beispielhafte<br />

Aufzählung:<br />

– Gewässer sind Wasserstraßen,<br />

– aus Brunnen und Quellen wird Trinkwasser gewonnen,<br />

– Menschen nutzen Seen zum Ba<strong>de</strong>n,<br />

– Aktivitäten an Gewässern – wie Wan<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r Angeln –<br />

tragen zur Erholung bei,<br />

– die Flüsse nehmen gereinigtes Abwasser auf,<br />

– Industriebetriebe brauchen Wasser für ihre Produktion,<br />

– Äcker müssen bewässert wer<strong>de</strong>n.<br />

Dass Gewässer das alltägliche Leben beeinflussen und vielfältig genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n, ver<strong>de</strong>utlicht bereits dieser kurze Abschnitt. Gewässer sollen genutzt,<br />

müssen aber auch beobachtet und geschützt wer<strong>de</strong>n! Zur fundierten<br />

Entscheidung über erfor<strong>de</strong>rlichen Schutz und zulässige Nutzung<br />

ist eine kontinuierliche Beobachtung und Auswertung gewonnener Daten<br />

notwendig.<br />

Und genau hier setzt die Arbeit <strong>de</strong>r Gewässerüberwachung an:<br />

– Wie viel Wasser darf aus einem Bach entnommen wer<strong>de</strong>n?<br />

– Muss Grundwasser für die Trinkwassergewinnung aufbereitet<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

– Darf in einem See geba<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n?<br />

– Wie gut muss eine Kläranlage das Abwasser reinigen?<br />

– Können Lachse durch die Mosel wan<strong>de</strong>rn?<br />

– Mit welchem Hochwasserstand muss gerechnet wer<strong>de</strong>n?<br />

Solche Fragen lassen sich nur beantworten, wenn Menge und Güte <strong>de</strong>r<br />

Gewässer kontrolliert wer<strong>de</strong>n und entsprechen<strong>de</strong> Messdaten vorliegen.<br />

Die Gewässer dürfen nicht überbeansprucht, son<strong>de</strong>rn sie müssen im Sinne<br />

einer nachhaltigen Entwicklung als natürliche Lebensgrundlagen bewahrt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Überwachung <strong>de</strong>r Gewässer dient daher allen Menschen<br />

– auch künftigen Generationen.<br />

1


Der Wasserkreislauf<br />

Wasser bewegt sich in einem ständigen Kreislauf. Als Wasserdampf steigt<br />

es zum Himmel und bil<strong>de</strong>t Wolken. Als Nie<strong>de</strong>rschlag kehrt es zur Er<strong>de</strong> zurück<br />

und setzt seine Reise Richtung Meer fort. Motor <strong>de</strong>s Wasserkreislaufs<br />

auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ist die Sonne. Während <strong>de</strong>s Kreislaufs geht kein Wasser verloren,<br />

es wechselt jedoch von einem Aggregatzustand in einen an<strong>de</strong>ren.<br />

Die Ozeane sind die größten Wasserspeicher <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, sie be<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>n<br />

größten Teil <strong>de</strong>r Erdoberfläche. Sonnenenergie erwärmt das Wasser. Durch<br />

Verdunstung, vor allem an <strong>de</strong>r Meeresoberfläche, in geringerem Umfang<br />

auch auf <strong>de</strong>m Festland, entsteht Luftfeuchtigkeit. Weil dieser Wasserdampf<br />

leichter ist als Luft, steigt er nach oben in die Atmosphäre. Dort ist es kälter<br />

als auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, <strong>de</strong>shalb kühlt <strong>de</strong>r Wasserdampf ab und kon<strong>de</strong>nsiert. Dabei<br />

entstehen Wolken. Der Wind transportiert die feuchte Luft zum Festland.<br />

Wenn die feuchte Luft auf kalte Luftschichten trifft, so schiebt sie sich<br />

darüber und steigt auf (Warmfront), ebenso wenn sie auf Bergflanken trifft<br />

(Konvektion). Steigt die Luft auf, kühlt sie sich ab. Kalte Luft kann aber<br />

weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme. Wenn die Wolken bereits mit<br />

kon<strong>de</strong>nsiertem Wasser gesättigt sind, kommt es zu Nie<strong>de</strong>rschlägen und<br />

das Wasser fällt in Form von Regen, Schnee o<strong>de</strong>r Hagel zur Er<strong>de</strong> zurück.<br />

Die Form <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rschlags hängt von <strong>de</strong>r Temperatur ab. Wenn die Nie<strong>de</strong>rschläge<br />

direkt in die Gewässer fallen, schließt sich <strong>de</strong>r Kreislauf und


kann wie<strong>de</strong>r von vorn beginnen. Fällt das Wasser auf die Er<strong>de</strong>, versickert es<br />

ins Grundwasser. Über <strong>de</strong>n Grundwasserfluss o<strong>de</strong>r über Quellen und Flüsse<br />

fließt es dann in die Ozeane ab. Auch Schmelzwasser von Gletschern und<br />

Schnee und oberflächlich abgeführtes Regenwasser wird über Flüsse in<br />

die Ozeane transportiert. In <strong>de</strong>n Polargebieten und in Hochgebirgen wird<br />

ein Teil <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschläge in fester Form als Eis gespeichert, wo es über<br />

Schmelzwasser wie<strong>de</strong>r in die Ozeane gelangt.<br />

Allgemeiner Wasserkreislauf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />

1


Ziele <strong>de</strong>r Überwachung<br />

10<br />

Die zentrale Aufgabe <strong>de</strong>r Gewässerüberwachung ist es, die vielfältige Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Gewässer zu sichern. Daher ist es notwendig, mögliche Belastungsquellen<br />

zu erkennen und ihre Auswirkungen auf die Wasserqualität<br />

aufzuzeigen. Zwei Kategorien wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Belastungsquellen unterschie<strong>de</strong>n:<br />

„Punktquellen“ und „diffuse Quellen“.<br />

Punktquellen sind örtlich begrenzte Schadstoffeinträge, dazu gehören<br />

kommunale und industrielle Kläranlagen. Trotz hoher Standards kann<br />

das Abwasser in diesen Anlagen nicht auf Trinkwasserqualität gereinigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Kläranlagen stellen also Belastungsquellen dar, die regelmäßig<br />

kontrolliert wer<strong>de</strong>n müssen, damit erlaubte Grenzwerte nicht überschritten<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Überwachung erfolgt einerseits an <strong>de</strong>n Kläranlagen selbst<br />

(Emissionskontrolle), an<strong>de</strong>rerseits wird durch Messungen im Gewässer die<br />

Auswirkung von Belastungsquellen ermittelt (Immissionskontrolle). Hierbei<br />

wird überprüft, mit welchen Stoffen und in welcher Konzentration das<br />

Wasser belastet ist.<br />

Bei diffusen Quellen lassen sich zwar Belastungen in <strong>de</strong>n Gewässern<br />

nachweisen, <strong>de</strong>r Zeitpunkt und <strong>de</strong>r genaue Ort <strong>de</strong>r Einleitung sind aber<br />

kaum feststellbar. Beispielsweise wer<strong>de</strong>n Schadstoffe von Straßen o<strong>de</strong>r


Sandoz 1986<br />

landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Regen o<strong>de</strong>r Bewässerung ab-<br />

geschwemmt und gelangen auf diese Weise in die Gewässer. Auch Schadstoffe,<br />

die über Abgase in die Luft gelangen, erreichen über Nie<strong>de</strong>rschläge<br />

die Wasserläufe. Darüber hinaus können diese auch durch Unfälle o<strong>de</strong>r<br />

Löschwasser bei Brän<strong>de</strong>n mit wassergefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stoffen belastet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Qualität <strong>de</strong>r Gewässer zu messen und die gewonnenen<br />

Daten zu bewerten, um Schadstoffe in tolerierbaren Grenzen<br />

zu halten, ist ein wichtiger Zweck <strong>de</strong>r Überwachung.<br />

Um Menschen und Sachgüter vor <strong>de</strong>n Gefahren <strong>de</strong>s Hochwassers<br />

zu schützen, ist die Überwachung nicht nur in qualitativer,<br />

son<strong>de</strong>rn auch in quantitativer Hinsicht notwendig.<br />

Wassermengenermittlung durch Nie<strong>de</strong>rschlagsmessungen<br />

o<strong>de</strong>r Abflussmessungen in Flüssen sind entschei<strong>de</strong>nd für<br />

die Abschätzung von Hochwassergefährdungen o<strong>de</strong>r die<br />

Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen. Verantwortlich<br />

für <strong>de</strong>n Betrieb und die Fortentwicklung <strong>de</strong>r entspre-<br />

chen<strong>de</strong>n Messnetze sind die wasserwirtschaftlichen Fachbehör<strong>de</strong>n, also<br />

das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz<br />

(LUWG) und die Regionalstellen <strong>de</strong>r Struktur- und Genehmigungsdirektionen<br />

(SGD Nord und SGD Süd). Ein <strong>de</strong>taillierter Blick auf die<br />

unterschiedlichen Gewässertypen, die Messverfahren, -konzepte o<strong>de</strong>r<br />

-programme gibt interessante Aufschlüsse über die wichtige Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Gewässerüberwachung.<br />

Messstationen<br />

früher und heute<br />

11<br />

1


FLÜSSE UND SEEN<br />

Oberirdische Gewässer wie Flüsse und Seen unter-<br />

schei<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Betrachtung und Bewertung vom<br />

Grundwasser – ein jeweils eigenständiges Kapitel trägt<br />

diesen Unterschie<strong>de</strong>n Rechnung, wobei im Folgen<strong>de</strong>n<br />

zunächst die Flüsse o<strong>de</strong>r Fließgewässer in <strong>de</strong>n Fokus<br />

rücken. Die Einteilung in unterschiedliche Gewässer-<br />

typen bietet <strong>de</strong>n Vorteil, dass die ökologische Zustands-<br />

bewertung differenzierter möglich ist, weil sie die An-<br />

sprüche spezifischer Lebensgemeinschaften eines<br />

Gewässers berücksichtigt, wodurch Maßnahmen zu<br />

Gewässerschutz und -entwicklung zielgerichtet ausge-<br />

arbeitet wer<strong>de</strong>n können.<br />

13<br />

2


Beschreibung <strong>de</strong>r Fließgewässertypen<br />

14<br />

Bun<strong>de</strong>sweit wer<strong>de</strong>n rund 25 unterschiedliche Fließgewässertypen unterschie<strong>de</strong>n<br />

(zur Einteilung siehe auch www.umweltbun<strong>de</strong>samt.<strong>de</strong>/wasser/<br />

themen/wrrl_ftyp.htm). Die typspezifischen Eigenschaften beziehen sich<br />

dabei im Wesentlichen auf die Gewässergröße und das Einzugsgebiet, die<br />

Form <strong>de</strong>s Gewässerbettes und die vom Gewässer transportierten bzw. abgelagerten<br />

Sedimente (Ton, Schluff, Sand und Kies) sowie die physikalischchemischen<br />

Eigenschaften. Aus diesen Grundfaktoren bestimmen sich für<br />

je<strong>de</strong>n Gewässertyp charakteristische Ausprägungen <strong>de</strong>r Pflanzen- und<br />

Tierwelt. Für Rheinland-Pfalz sind von <strong>de</strong>n insgesamt 25 Fließgewässertypen<br />

neun dokumentiert.<br />

Ein<strong>de</strong>utige Klassifizierungen, wie beispielsweise die Fließgewässertypen,<br />

erleichtern die Beurteilung von Qualität und Zustand <strong>de</strong>r Gewässer. Eine<br />

solche Vereinheitlichung von Bewertungsmaßstäben ist nicht nur auf Bun<strong>de</strong>sebene,<br />

son<strong>de</strong>rn auch auf europäischer Ebene sinnvoll. Dem trägt auch<br />

die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Rechnung, die seit <strong>de</strong>m<br />

Jahr 2000 europaweit für das Grundwasser, die Seen, die Fließgewässer,<br />

die Übergangsgewässer (Oberflächengewässer mit einem durch naheliegen<strong>de</strong><br />

Küstengewässer beeinflussten Salzgehalt) sowie für die Küstengewässer<br />

(Hoheitsgewässer bis zur ersten Seemeile) gilt. Zentrales Ziel <strong>de</strong>r<br />

WRRL ist ein europäischer Gewässerschutz auf einem einheitlichen und<br />

hohen Niveau. Um dies zu erreichen, ist eine For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r WRRL die integrierte<br />

Bewirtschaftung <strong>de</strong>r Oberflächengewässer innerhalb von Flusseinzugsgebieten<br />

unabhängig von politischen Grenzen. Die zu betrachten<strong>de</strong>n<br />

Einheiten sind die so genannten Oberflächenwasserkörper (OWK). Das<br />

sind im Sinne <strong>de</strong>r WRRL „einheitliche und be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Abschnitte von<br />

Oberflächengewässern“.


Oberflächenwasserkörper zu beurteilen und – sofern es nicht bereits <strong>de</strong>r<br />

Fall ist – in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, ist eine zentrale<br />

For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Grundlage für die Abgrenzung<br />

dieser OWK bil<strong>de</strong>n die Fließgewässertypen.<br />

Einzugsgebiete von Fließgewässern<br />

schematische Darstellung<br />

Grenze <strong>de</strong>s Einzugsgebiets<br />

Bach<br />

Fließrichtung <strong>de</strong>s Wassers<br />

Fließgewässertypen und Wasserkörper<br />

Untere<br />

Nahe<br />

Ellerbach<br />

Nahe<br />

Appelbach<br />

Nahe<br />

Ellerbach<br />

Gutenbach<br />

Rhein<br />

Dunzelbach<br />

Unterer<br />

Appelbach<br />

Dunzelbach<br />

Gutenbach<br />

Oberer<br />

Appelbach<br />

Grenze <strong>de</strong>s Einzugsgebiets<br />

eines<br />

Wasserkörpers<br />

grobmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche<br />

große Flüsse <strong>de</strong>s Mittelgebirges<br />

feinmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche<br />

karbonatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse<br />

15<br />

2


16<br />

Fließgewässertyp:<br />

grobmaterialreiche, silikatische<br />

Mittelgebirgsbäche<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: bis etwa 100 km 2<br />

Diese Klassifizierung trifft auf einen typischen Bach im Mittelgebirge mit<br />

hohem Gefälle zu. Sein Abfluss ist daher turbulent und schnell fließend mit<br />

einer charakteristischen Abfolge von Stromschnellen (Schnellen) und Bereichen<br />

mit geringer Fließgeschwindigkeit (Stillen). Das Bachbett ist geprägt<br />

von Schotter, Steinen und Kiesen, stellenweise fließt <strong>de</strong>r Bach direkt über<br />

freiliegen<strong>de</strong> Felsen o<strong>de</strong>r im Bachbett liegen<strong>de</strong> Felsblöcke. Feine Materialien<br />

wie Sand, Schluff o<strong>de</strong>r Ton kommen hingegen seltener vor. Große Teile von<br />

Rheinland-Pfalz liegen im rheinischen Schiefergebirge, daher ist dieser Gewässertyp<br />

am weitesten verbreitet. Das stark geglie<strong>de</strong>rte Bachbett liefert<br />

einer breiten Palette von Wirbellosen-Tiergruppen einen Lebensraum. Dies<br />

sind beispielsweise: Bachflohkrebse, Schnecken, Stru<strong>de</strong>lwürmer o<strong>de</strong>r Larven<br />

von Stein-, Eintags- und Köcherfliegen.<br />

Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

Beispiel: Ahbach unterhalb Ahütte, Eifel


Beispiel: Eußerbach, Pfälzerwald<br />

Fließgewässertyp:<br />

feinmaterialreiche, silikatische<br />

Mittelgebirgsbäche<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: bis etwa 100 km 2<br />

Ein typischer Bach im Buntsandstein-Mittelgebirge, <strong>de</strong>r in Rheinland-Pfalz<br />

überwiegend im Pfälzerwald und in geringerem Umfang<br />

auch in <strong>de</strong>r Eifel vorkommt. Das Gefälle ist relativ hoch<br />

und <strong>de</strong>r Abfluss je nach Gefälle ruhig bis gemäßigt o<strong>de</strong>r auch<br />

abschnittsweise turbulent und schnell fließend. Im Bachbett und<br />

am Ufer kommt es zur Ausbildung von Sand- o<strong>de</strong>r Kiesbänken.<br />

Im Gegensatz zu grobmaterialreichen Bächen bietet das sandige<br />

Bachbett einen etwas weniger vielfältigen Lebensraum. Bei gleicher<br />

Tiergruppenvielfalt be<strong>de</strong>utet dies ein geringeres Vorkommen<br />

an Tieren, wie etwa Eintagsfliegenlarven, Schnecken o<strong>de</strong>r<br />

Bachflohkrebsen.<br />

Verteilung<br />

dieses Fließgewässertyps<br />

in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Fließgewässertyp:<br />

feinmaterialreiche, karbonatische<br />

Mittelgebirgsbäche<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: bis etwa 100 km 2<br />

Dieser typische Bach in <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>ren Mittelgebirgslagen bzw. im<br />

Hügelland kommt in Rheinland-Pfalz im Saar-Nahe-Bergland, in<br />

Rheinhessen und im Pfälzerwald vor. Die gegenüber <strong>de</strong>m Rheinischen<br />

Schiefergebirge flachere Landschaft bedingt ein ruhiges<br />

bis gemäßigtes Gefälle, abschnittsweise kann das Wasser aber<br />

auch turbulent und schnell fließen. In <strong>de</strong>n ruhigen Bachabschnitten<br />

können sich neben Sandbänken auch schlammige<br />

Ablagerungen bil<strong>de</strong>n. Im Gegensatz zu grobmaterialreichen Bächen<br />

bietet das sandige Bachbett weniger Lebensraum und ist<br />

<strong>de</strong>shalb auch von weniger Tierarten besie<strong>de</strong>lt, dies trifft z. B. auf<br />

Arten <strong>de</strong>r Eintags- und Steinfliegen zu.<br />

Verteilung<br />

dieses Fließgewässertyps<br />

in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

17<br />

2<br />

Beispiel: O<strong>de</strong>nbach-Oberlauf, Nordpfälzer<br />

Bergland


18<br />

Fließgewässertyp:<br />

grobmaterialreiche, karbonatische<br />

Mittelgebirgsbäche<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: bis rund 100 km 2<br />

Dieser Bachtyp kommt nur in ausgeprägten Kalkformationen <strong>de</strong>s Mittelgebirges<br />

vor. In Rheinland-Pfalz ist dies ein lokal beschränkter, selten<br />

vertretener Typ, <strong>de</strong>r z.B. im Oberlaufsystem <strong>de</strong>r Nims (Eifel) und an einigen<br />

Nebenbächen <strong>de</strong>r Kyll ausgeprägt ist. In diesen Gebieten ist massives<br />

Kalkgestein aus <strong>de</strong>vonischer Zeit anzutreffen. Die vergleichsweise steilen<br />

Landschaften aus Kalkstein führen zu einem hohen Gefälle mit turbulenten<br />

und schnell fließen<strong>de</strong>n Bächen. Das Bachbett besteht aus grobem Schotter<br />

und Steinen o<strong>de</strong>r mitunter auch aus größeren Kalkplatten. Im Sommer<br />

können manche Bäche austrocknen, weil im Kalkgestein unterirdische<br />

Hohlräume existieren, in <strong>de</strong>nen das Wasser in trockenen Zeiten schnell<br />

versickert. Wo <strong>de</strong>rartige Bäche das ganze Jahr hindurch fließen, besteht<br />

ein hoher Artenreichtum an Wirbellosen, z. B. Bachflohkrebsen, Würmern,<br />

Insektenlarven, Wasserkäfern<br />

und Schnecken.<br />

Neigen Bäche im Sommer<br />

hingegen zur Austrocknung<br />

o<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<br />

Kalkablagerungen, sind<br />

sie <strong>de</strong>utlich artenärmer.<br />

Verteilung<br />

dieses Fließgewässertyps<br />

in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Beispiel: Fischbach, Eifel


Beispiel: Nister, Westerwald<br />

Fließgewässertyp:<br />

silikatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: von 100 km 2 bis 1.000 km 2<br />

Dies ist „<strong>de</strong>r“ typische Mittelgebirgsfluss und in Rheinland-Pfalz<br />

weit verbreitet. Flüsse dieses Typs prägen die meisten größeren<br />

Einzugsgebiete und Täler <strong>de</strong>r Mittelgebirge von Hunsrück, Westerwald<br />

und Eifel. Es dominiert grobes, steiniges Geröll und eine<br />

schnelle Strömung. Dieser dynamische Flusstyp weist oft eine<br />

typische Abfolge von Schnellen und Stillen auf – d. h. es kommen<br />

sowohl flache, schnell strömen<strong>de</strong> als auch tiefe, ruhiger<br />

fließen<strong>de</strong> Abschnitte vor. Mit seinem vielgestaltigen Lebensraum<br />

bietet dieser Gewässertyp die Grundlage für eine artenreiche<br />

Wirbellosenbesiedlung. Da Mittelgebirgsflüsse wie die Nister<br />

in Kontakt mit vielen Nebengewässern stehen, treten hier auch<br />

noch viele Arten <strong>de</strong>r kleineren und kühlen Bäche auf.<br />

Verteilung<br />

dieses Fließgewässertyps<br />

in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

19<br />

2


20<br />

Fließgewässertyp:<br />

karbonatische, fein- bis grobmaterialreiche<br />

Mittelgebirgsflüsse<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: von 100 km 2 bis 1.000 km 2<br />

Dieser Fließgewässertyp repräsentiert in Rheinland-Pfalz insbeson<strong>de</strong>re die eher feinmaterialreiche Variante<br />

eines Mittelgebirgsflusses. Das feinere Sediment im Flussbett ist typisch für Flüsse, die z. B. aus <strong>de</strong>m<br />

Pfälzerwald o<strong>de</strong>r auch aus <strong>de</strong>m Nordpfälzer Bergland heraus entstehen. Dem entsprechend sind Flüsse<br />

dieses Typs in <strong>de</strong>n südlichen Lan<strong>de</strong>steilen von Rheinland-Pfalz am häufigsten. In Abhängigkeit von <strong>de</strong>n im<br />

Einzugsbereich <strong>de</strong>s Flusses vorherrschen<strong>de</strong>n Gesteinen fin<strong>de</strong>n sich im Flussbett eher kiesige o<strong>de</strong>r sandigtonige<br />

Ablagerungen.<br />

Das Gefälle ist wie<strong>de</strong>rum grundsätzlich vergleichbar mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mittelgebirgsflüsse von Hunsrück, Westerwald<br />

und Eifel, tendiert vielerorts in Rheinland-Pfalz jedoch zu geringerem Gefälle und geringerer Strömung.<br />

Mitunter sind steile Uferabbrüche zu fin<strong>de</strong>n. Eine Gemeinsamkeit mit an<strong>de</strong>ren Typen <strong>de</strong>r Mittelgebirgsfließgewässer<br />

besteht in <strong>de</strong>r typischen Abfolge von Stromschnellen und langsamen Flussabschnitten,<br />

stellenweise kann sich das Flussbett durch das Zusammenspiel von Abtragung und Ablagerung mit <strong>de</strong>r Zeit<br />

verschieben.<br />

Auch dieser Gewässertyp kann vielen Arten wirbelloser Tiere<br />

Lebensraum bieten. Gewässer, die einen beson<strong>de</strong>rs hohen<br />

Anteil von feinen Substraten haben, haben dabei eine natürliche<br />

Ten<strong>de</strong>nz zu geringerer Artenvielfalt, da Sand, Schluff<br />

und Ton im Flussbett weniger Lücken bieten und Hartsubstrat,<br />

d.h. größere Steine o<strong>de</strong>r Grobschotter zum Anhaften<br />

und Aufwachsen, weitgehend fehlen. In diesen Gewässern<br />

ist <strong>de</strong>shalb Totholz eine wichtige Komponente, welche die<br />

Lebensgrundlage für viele Gewässerorganismen ist.<br />

Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

Beispiel: Alsenz unterhalb Alsenz,<br />

Nordpfälzer Bergland


Beispiel: Sieg bei Betzdorf, Westerwald<br />

Fließgewässertyp:<br />

große Flüsse <strong>de</strong>s Mittelgebirges<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: von 1.000 km 2 bis 10.000 km 2<br />

Große Rheinnebenflüsse wie Nahe, Mosel, Lahn sowie die Unterläufe von Sieg und Sauer<br />

sind die Vertreter dieses Flusstyps in Rheinland-Pfalz. In ihren breiten Talabschnitten kann<br />

sich eine bis zu einigen 100 Metern breite Aue ausbil<strong>de</strong>n. Dabei neigen diese Flüsse dazu, in<br />

<strong>de</strong>n breiten Auen ihr Flussbett zu verlagern o<strong>de</strong>r sich in mehrere Flussarme aufzuspalten. Eine<br />

weitere Konsequenz aus <strong>de</strong>m breiten Flussbett ist, dass die Ufergehölze ihren Schatten nicht<br />

auf die gesamte Breite <strong>de</strong>s Gewässers aus<strong>de</strong>hnen können, wodurch im Sommer die Wassertemperatur<br />

auf längeren Fließstrecken bis zu 25 °C erreichen kann.<br />

Das Gewässerbett wird von steinig-kiesigen Anteilen dominiert, daneben fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n<br />

strömungsruhigeren Abschnitten auch ausge<strong>de</strong>hnte Sandbänke und lehmige o<strong>de</strong>r tonige<br />

Ablagerungen. Typisch sind vegetationsfreie Kies- und Schotterbänke sowie die Abfolge von<br />

Stillen und Schnellen. Unter naturnahen Verhältnissen bietet dieser Gewässertyp vielfältige<br />

Lebensräume und damit Artenvielfalt für die typische Flora und Fauna. Gewässer wie die Nahe<br />

und ehemals Mosel und Lahn (vor <strong>de</strong>ren<br />

Ausbau zur Schifffahrtsstraße) sind wichtige<br />

Lebens- und Verbindungsräume für kieslaichen<strong>de</strong><br />

Fische, wie Barbe, Nase und Hasel,<br />

sowie <strong>de</strong>r heute lei<strong>de</strong>r selten gewor<strong>de</strong>nen<br />

Wan<strong>de</strong>rfische, z. B. Lachs und Maifisch.<br />

Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

21<br />

2


22<br />

Fließgewässertyp:<br />

kiesgeprägte Ströme<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: größer als10.000 km 2<br />

Der Rhein fließt als <strong>de</strong>r kiesgeprägte, große Strom durch Rheinland-Pfalz. Dieser Gewässertyp<br />

bil<strong>de</strong>t, sofern vom Menschen weitgehend unbeeinflusst, in breiten Tälern große Überschwemmungsauen<br />

aus. Je nach Gefälle bil<strong>de</strong>t er mehrere Flussarme o<strong>de</strong>r große Mäan<strong>de</strong>r (Flussschlingen).<br />

Der kiesgeprägte Strom weist meist flaches Profil mit typischen Inseln, Furten und Verzweigungen<br />

auf. Im Flussbett fin<strong>de</strong>n sich Schotter, Kiese und San<strong>de</strong> und in strömungsruhigen<br />

Abschnitten können sich auch Feinsedimente (Schluff und Ton) absetzen. Die Wassertemperatur<br />

dieser großen Ströme kann im Sommer über 25° C betragen.<br />

Im Gegensatz zum heutigen Zustand (Schifffahrtsstraße, Unterhaltungsmaßnahmen) wäre<br />

unter naturnahen Bedingungen in solchen Strömen ein hoher Anteil Totholz (umgestürzte<br />

Bäume, Stämme, Äste) zu fin<strong>de</strong>n. Ebenfalls wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Strom wegen seiner großen Strukturund<br />

Lebensraumvielfalt ein weit gefächertes Artenspektrum an Wasserpflanzen und -tieren<br />

aufweisen.<br />

Unter <strong>de</strong>n Fischen sind sowohl auf Strömung<br />

angewiesene Arten (Barbe, Nase, Rapfen) als<br />

auch solche, die Stillgewässer wie Altarme<br />

und Auegewässer besie<strong>de</strong>ln, vertreten (Hecht,<br />

Rotfe<strong>de</strong>r, Schleie). Großmuscheln, Libellenlarven<br />

und viele Wasserkäfer hingegen bevorzugen<br />

auch ruhig fließen<strong>de</strong> bis stillstehen<strong>de</strong><br />

Bereiche eines großen Stromes.<br />

Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

Beispiel: <strong>de</strong>r Rhein bei Ingelheim, Rheinhessen<br />

(Rheineinzugsgebiet bei Mainz: ca. 98.000 km 2 )


Beispiel: Isenach bei Roxheim, Oberrheinebene<br />

Fließgewässertyp:<br />

kleine Nie<strong>de</strong>rungsfließgewässer in<br />

Fluss- und Stromtälern<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: 10 bis 300 km 2<br />

Die Fließgewässer dieses Typs stellen Nebengewässer innerhalb weitläufiger Auen großer Flusso<strong>de</strong>r<br />

Stromtäler dar und wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rungslandschaft <strong>de</strong>s Hauptstromes geprägt. In<br />

Rheinland-Pfalz ist dieser Typ nur in <strong>de</strong>r Oberrheinebene (Vor<strong>de</strong>rpfalz) zu fin<strong>de</strong>n. Merkmale von<br />

Nie<strong>de</strong>rungsfließgewässern sind geringes Gefälle und träges Fließverhalten, abschnittsweise<br />

auch stehen<strong>de</strong>s Wasser, im Mündungsbereich entsteht durch das Hauptgewässer ein Rückstau,<br />

<strong>de</strong>r je nach Wasserstand zeitweise weit in das Nebengewässer reichen kann.<br />

Das Bachbett besteht meist aus lehmigen Ablagerungen. Wichtiges Strukturelement ist Totholz,<br />

zumin<strong>de</strong>st unter naturnahen Bedingungen. Weitere Charakteristika sind oft starke Wasserpflanzen-<br />

und Schilfbestän<strong>de</strong> sowie Wechsel von besonnten und beschatteten Abschnitten.<br />

Naturnahe Gewässer dieses Typs sind heute selten, da sie immer in landwirtschaftlich intensiv<br />

genutzten Gebieten liegen. Die Lebensgemeinschaft <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rungsfließgewässer ist zu einem<br />

relativ hohen Anteil von Arten geprägt, die an stehen<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r nur schwach strömen<strong>de</strong>s Wasser<br />

angepasst sind. Hinzu kommen pflanzenbewohnen<strong>de</strong><br />

Arten und solche, die sich an unterschiedliche<br />

Umweltbedingungen anpassen<br />

können. Zunehmend wer<strong>de</strong>n solche Arten von<br />

Fischen und Wirbellosen gefun<strong>de</strong>n, die auch<br />

in Stehgewässern leben, wie z. B. Hecht, Brassen,<br />

Rotauge o<strong>de</strong>r auch Schnecken, Muscheln<br />

und Libellenlarven.<br />

Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

23<br />

2


Kenngrößen und Untersuchungsparameter<br />

24<br />

Nach <strong>de</strong>n vorausgegangenen grundsätzlichen Erläuterungen wer<strong>de</strong>n<br />

nachfolgend die für die Wasserwirtschaft wesentlichen Basisinformationen<br />

erklärt. Durch Messung bzw. nach Kenntnis all dieser Parameter lassen sich<br />

die Gewässer umfassend beschreiben sowie Nutzungsmöglichkeiten o<strong>de</strong>r<br />

Belastungen erkennen.<br />

Nie<strong>de</strong>rschlag<br />

Der Nie<strong>de</strong>rschlag, das aus <strong>de</strong>r Atmosphäre in flüssiger o<strong>de</strong>r fester Form ausgeschie<strong>de</strong>ne<br />

Wasser, also alle Formen von Regen o<strong>de</strong>r Schnee, bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n<br />

Ausgangspunkt für die Betrachtung <strong>de</strong>s Wasserkreislaufes und bestimmt<br />

die Größenordnung von Abfluss, Verdunstung und Wasserspeicherung. Als<br />

Nie<strong>de</strong>rschlagsmessgrößen wer<strong>de</strong>n im Allgemeinen<br />

die Nie<strong>de</strong>rschlagshöhe, die Nie<strong>de</strong>rschlagsdauer<br />

und die Nie<strong>de</strong>rschlagsintensität bezeichnet.<br />

Nie<strong>de</strong>rschlagshöhe ist die Wassermenge aus atmosphärischen Nie<strong>de</strong>rschlägen an einem<br />

bestimmten Ort und in einer bestimmten Zeitspanne, ausgedrückt als Wasserhöhe über<br />

einer horizontalen Fläche. Sie wird üblicherweise in Millimeter (mm) pro Zeiteinheit<br />

angegeben. Alternativ kann die Angabe auch in Liter pro Quadratmeter (l/m²) erfolgen.<br />

1 mm entspricht dabei genau 1 l/m². Die Nie<strong>de</strong>rschlagsdauer ist die Zeitspanne, in <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlag gefallen ist. Der Wert für die Nie<strong>de</strong>rschlagsintensität ergibt sich dann<br />

einfach aus <strong>de</strong>m Quotienten aus Nie<strong>de</strong>rschlagshöhe und Nie<strong>de</strong>rschlagsdauer.<br />

Zur Messung <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rschlags dient in <strong>de</strong>r Regel ein Messgerät nach HELLMANN.<br />

Es steht in einem Meter Höhe über <strong>de</strong>m Grund an einer<br />

freien aber windgeschützten Stelle. Über eine kreisrun<strong>de</strong><br />

Auffangfläche von 200 cm² wer<strong>de</strong>n die Nie<strong>de</strong>rschläge<br />

in einem Auffanggefäß gesammelt. Automatische<br />

Geräte – im Messnetz <strong>de</strong>r Wasserwirtschaftsverwaltung<br />

Rheinland-Pfalz in <strong>de</strong>r Regel Geräte mit einem<br />

hochauflösen<strong>de</strong>n, elektronischen Wägesystem – liefern<br />

fortlaufen<strong>de</strong> Aufzeichnungen über Nie<strong>de</strong>rschlagshöhe<br />

und -dauer, sie geben damit auch exakte Daten über die<br />

Nie<strong>de</strong>rschlagsintensität (Ombrometer).<br />

Ombrometer


Nie<strong>de</strong>rschlagsdaten wer<strong>de</strong>n nicht nur zur Lösung wasserwirtschaftlicher<br />

Aufgaben erfasst, son<strong>de</strong>rn auch von an<strong>de</strong>ren Fach- und Wirtschaftsbereichen,<br />

wie beispielsweise <strong>de</strong>r Land-, Forst- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Versicherungswirtschaft,<br />

genutzt. Der vielfältige Bedarf an Nie<strong>de</strong>rschlagsdaten hat dazu geführt,<br />

dass neben <strong>de</strong>m Deutschen Wetterdienst (DWD) auch Dienststellen <strong>de</strong>r<br />

Län<strong>de</strong>r, private Wetterdienstleister sowie Verbän<strong>de</strong> und Kommunen eigene<br />

Messstellen o<strong>de</strong>r ganze Messnetze eingerichtet haben.<br />

Die Dichte <strong>de</strong>s Messnetzes, das heißt, die Anzahl und Verteilung <strong>de</strong>r Messstellen,<br />

ist abhängig von <strong>de</strong>r jeweiligen Landschaft und <strong>de</strong>r für das regionale<br />

Klima charakteristischen Nie<strong>de</strong>rschlagsverteilung. Mit <strong>de</strong>r Anordnung<br />

<strong>de</strong>r Messstellen sollen die räumlichen und zeitlichen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Nie<strong>de</strong>rschläge einer Region bestmöglich erfasst wer<strong>de</strong>n. Die Wasserwirtschaftsverwaltung<br />

Rheinland-Pfalz betreibt hierzu ein Messnetz mit 50 automatischen<br />

Stationen, sie wird dabei z. T. von ehrenamtlichen Beobachtern<br />

unterstützt. Die Auswahl <strong>de</strong>r Stationen erfolgte in Absprache mit <strong>de</strong>m DWD<br />

und an<strong>de</strong>ren Messnetzbetreibern. Alle Stationen sind mit registrieren<strong>de</strong>n<br />

und digital aufzeichnen<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlagsmessgeräten, so genannten Ombrometern<br />

(siehe Seite 24) ausgestattet. Die erfassten Nie<strong>de</strong>rschlagsdaten<br />

wer<strong>de</strong>n im Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht<br />

Rheinland-Pfalz zentral gesammelt, aufbereitet, gespeichert und für weitergehen<strong>de</strong><br />

Fragestellungen ausgewertet. Interessenten stehen die Daten<br />

auf Anfor<strong>de</strong>rung bzw. im Internet kostenlos zur Verfügung.<br />

Nie<strong>de</strong>rschlagsverteilung<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

Quelle: Regnie/DWD<br />

25<br />

2


Abflussmessung mit einem<br />

hydrometrischen Flügel<br />

Durchflussmessung mit <strong>de</strong>m<br />

ADCP-Boot<br />

26<br />

Wasserstand und<br />

Durchfluss<br />

Die zuverlässige Erfassung und Auswertung von Wasserstän<strong>de</strong>n und<br />

Durchfluss an <strong>de</strong>n Fließgewässern bil<strong>de</strong>n die Grundlage für ihre Nutzung,<br />

dies gilt beispielsweise für die Ermittlung von Fahrwassertiefen für die<br />

Schifffahrt o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Hochwassermel<strong>de</strong>dienst, <strong>de</strong>r außer für die Schifffahrt<br />

auch für die betroffenen Anwohner eine große Be<strong>de</strong>utung hat. Ein<br />

weiterer Verwendungszweck ist die Abschätzung von Schadstoffmengen,<br />

die in einer bestimmten Zeiteinheit von Gewässern transportiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Abfluss o<strong>de</strong>r Durchfluss bezeichnet das Volumen an Wasser, das in<br />

einem Fließgewässer in einer bestimmten Zeit einen bekannten Querschnitt<br />

<strong>de</strong>s Flussbetts passiert. An <strong>de</strong>n rheinland-pfälzischen Pegeln wird<br />

<strong>de</strong>r Durchfluss hauptsächlich mittels zweier Messmetho<strong>de</strong>n ermittelt: Bei<br />

<strong>de</strong>r Abflussmessung mit <strong>de</strong>m hydrometrischen Flügel wird die mittlere<br />

Fließgeschwindigkeit anhand <strong>de</strong>r Umdrehungszahl <strong>de</strong>r Flügelschaufel an<br />

verschie<strong>de</strong>nen Punkten <strong>de</strong>s <strong>de</strong>finierten Abflussquerschnitts gemessen. Je<strong>de</strong>m<br />

dieser Punkte im Querschnitt wird eine bestimmte Querschnittsfläche<br />

zugeordnet. Der Durchfluss ergibt sich dann für je<strong>de</strong>n Messpunkt als Produkt<br />

aus mittlerer Fließgeschwindigkeit und Querschnittsfläche sowie für<br />

<strong>de</strong>n gesamten Fließquerschnitt aus <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r einzelnen Werte.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat zu<strong>de</strong>m die Durchflussmessung mit akustischen<br />

Doppler-Strömungs-Messgeräten (ADCP-Geräten) an Be<strong>de</strong>utung gewonnen.<br />

Wegen <strong>de</strong>r Zeitersparnis gegenüber herkömmlichen Flügelmessungen<br />

wird dieses Verfahren vor allem an <strong>de</strong>n großen Flüssen und unter Hochwasserbedingungen<br />

immer häufiger eingesetzt. Eine Ultraschallwelle wird<br />

in das Wasser gesen<strong>de</strong>t, von dort treiben<strong>de</strong>n Teilchen reflektiert und vom<br />

Messgerät wie<strong>de</strong>r empfangen. Durch die Bewegung <strong>de</strong>s Wassers än<strong>de</strong>rt<br />

sich die Frequenz <strong>de</strong>s Ultraschalls. Ähnliches lässt sich im Alltag beobachten,<br />

wenn beispielsweise <strong>de</strong>r Sirenenton eines näher kommen<strong>de</strong>n Polizeifahrzeugs<br />

scheinbar immer höher wird, um dann, wenn das Fahrzeug<br />

vorbeifährt und sich entfernt, wie<strong>de</strong>r tiefer zu wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m Vergleich<br />

<strong>de</strong>s ausgesen<strong>de</strong>ten mit <strong>de</strong>m empfangenen Ultraschallton kann das Doppler-Messgerät<br />

die Fließgeschwindigkeit <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Wasser treiben<strong>de</strong>n<br />

Teilchen berechnen.<br />

Zur Messung <strong>de</strong>s Wasserstan<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n Pegel eingesetzt. D. h. es wird für<br />

einen Standort die Höhe <strong>de</strong>s Wasserspiegels über einem festen Bezugshorizont<br />

(Pegelnullpunkt <strong>de</strong>r Pegellatte) angegeben. In Rheinland-Pfalz sind<br />

die dafür am weitesten verbreiteten Messverfahren das Schwimmerprinzip,<br />

die Messung mittels Druckson<strong>de</strong>n und die Radarmessung. Beim Schwimmerprinzip<br />

wird die Auf- und Abwärtsbewegung eines Schwimmkörpers<br />

Wichtiger Teil eines<br />

Pegels ist die Pegellatte<br />

Pegelanlage Alzey an <strong>de</strong>r<br />

Selz (Rheinhessen)


mit <strong>de</strong>m Wasserspiegel fortlaufend elektronisch aufgezeichnet. Druckson<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n unter Wasser installiert und messen dort kontinuierlich<br />

<strong>de</strong>n Wasserdruck, <strong>de</strong>r sich in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Wasserstan<strong>de</strong>s über <strong>de</strong>r<br />

Druckson<strong>de</strong> verän<strong>de</strong>rt. Ein Radar-Messgerät ermittelt <strong>de</strong>n Wasserstand,<br />

in<strong>de</strong>m die Wasseroberfläche mit elektromagnetischen Wellen (Radarwellen)<br />

abgetastet und so ihre Lage gemessen wird. Da sich mit <strong>de</strong>m<br />

Wasserstand auch Fließquerschnitt und Fließgeschwindigkeit eines Gewässers<br />

verän<strong>de</strong>rn, gehen die Wasserstandsdaten indirekt auch in die<br />

Ermittlung <strong>de</strong>r Abflüsse ein.<br />

Durch die kontinuierliche Messung <strong>de</strong>s Wasserstan<strong>de</strong>s und die Messung<br />

<strong>de</strong>s Durchflusses bei verschie<strong>de</strong>nen Wasserstän<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Pegelmessstelle<br />

gewinnt man Informationen, die die Voraussetzung für die Erstellung<br />

von Wasserstands-Durchfluss-Beziehungen eines Pegels sind, vereinfacht<br />

Abflusstafel genannt. Aus <strong>de</strong>r Abflusstafel berechnet sich die so<br />

genannte Abflussganglinie, die <strong>de</strong>n zeitlichen Verlauf <strong>de</strong>s Abflusses an<br />

einer bestimmten Stelle <strong>de</strong>s Gewässers anzeigt (siehe Grafik).<br />

Wasserstand und Durchfluss wer<strong>de</strong>n in Rheinland-Pfalz an rund 150<br />

repräsentativen Pegeln mit Unterstützung durch ehrenamtliche Pegelbeobachter<br />

gemessen. Hinzu kommen eine variable Anzahl von Son<strong>de</strong>rmessstellen<br />

sowie Pegel an <strong>de</strong>n Eifelmaaren. Dabei geben die Wasserstands-<br />

und Durchflussdaten die aktuelle Situation in <strong>de</strong>n Gewässern<br />

W[cm]<br />

W[cm]<br />

wie<strong>de</strong>r. Erst aufgrund langjähriger Beobachtungszeiträume lassen sich<br />

jedoch Grundlagen für die Bewertung von Wasserstän<strong>de</strong>n und Abflüssen<br />

gewinnen. Denn nur anhand gewonnener Erfahrungen können wesentliche<br />

Grundlagen für wasserwirtschaftliches und wasserbauliches Han<strong>de</strong>ln<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Wichtiges Beispiel hierfür sind die Höhe und Häufigkeit<br />

von Hochwasserereignissen. Entsprechen<strong>de</strong> statistische Auswertungen<br />

wer<strong>de</strong>n für die Bemessung wasserbaulicher Anlagen (z. B. Deiche), die<br />

Beschreibung <strong>de</strong>s natürlichen Abflussverhaltens eines bestimmten Gewässers<br />

in seiner räumlichen und zeitlichen Verteilung sowie die Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r Ursachen und Auswirkungen von Klimaän<strong>de</strong>rungen verwen<strong>de</strong>t. Um<br />

neben <strong>de</strong>n Langzeitwirkungen auch auf rasch ablaufen<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen,<br />

z. B. durch Starkregen ausgelöstes Hochwasser, hinreichend reagieren zu<br />

können, wer<strong>de</strong>n die Wasserstandsdaten in einem 15-minütigen Intervall<br />

in <strong>de</strong>n Pegelstationen gespeichert. Diese Daten wer<strong>de</strong>n regelmäßig vor<br />

Ort vom Hydrologischen Dienst beispielsweise mit einem Laptop ausgelesen.<br />

Ungefähr die Hälfte aller Pegel ist zu<strong>de</strong>m mit Einrichtungen zur Datenfernübertragung<br />

ausgerüstet. Auf diesem Wege wer<strong>de</strong>n die aktuellen<br />

Wasserstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Messstellen einmal täglich vom Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt,<br />

Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) abgerufen, in einem wasserwirtschaftlichen<br />

Informationssystem zentral für Reinland-Pfalz gespeichert<br />

und für weitere Auswertungen aufbereitet.<br />

Wasserstandsganglinie Abflusstafel Abflussganglinie<br />

Q[m 3 /s]<br />

Q[m3 Q[m /s] 3 /s]<br />

27<br />

2


makro – groß (> 1mm)<br />

zoo – Tiere<br />

benthos – Lebensgemeinschaft<br />

<strong>de</strong>s Gewässergrun<strong>de</strong>s<br />

Definition <strong>de</strong>s Begriffes<br />

Makrozoobenthos<br />

28<br />

Biologische Parameter<br />

In Gewässern leben sowohl Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze als<br />

auch Makroorganismen wie Würmer, Kleinkrebse, Schnecken und Insektenlarven,<br />

die organische Verunreinigungen im Wasser (z. B. Eiweiß, Fette,<br />

Kohlehydrate, Alkohole) allmählich abbauen und so eine biologische<br />

Selbstreinigung bewirken. Bei diesem Prozess verbrauchen die Organismen<br />

Sauerstoff. Je nach Belastungsgrad wird <strong>de</strong>r im Wasser gelöste Sauerstoff<br />

mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r aufgebraucht, was zu einem Sauerstoffmangel führen<br />

kann. Diesen Prozess nutzt man für die älteste biologische Gewässergüteklassifikation,<br />

das Saprobiensystem. Dabei macht man sich zu nutze, dass<br />

das Vorkommen einzelner Arten dieser so genannten Saprobien charakteristisch<br />

für einen bestimmten Grad <strong>de</strong>r Belastung mit abbaubaren<br />

organischen Stoffen ist, <strong>de</strong>nn abhängig von Ernährungs- und<br />

Sauerstoffsituation besie<strong>de</strong>ln unterschiedliche Arten einen Gewässerabschnitt.<br />

Zur Bestimmung <strong>de</strong>s Sauerstoffgehalts bzw. <strong>de</strong>r Gewässergüteklasse<br />

dienen als Indikatoren üblicherweise die wirbellosen<br />

Tiere <strong>de</strong>s Gewässergrun<strong>de</strong>s, wie z. B. Kleinkrebse, Schnecken,<br />

Muscheln und Insektenlarven, die zusammen eine als Makrozoobenthos<br />

bezeichnete, charakteristische Lebensgemeinschaft bil<strong>de</strong>n. Anhand<br />

<strong>de</strong>s Vorkommens o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>s Fehlens von Arten erfolgt die Einteilung<br />

<strong>de</strong>r Fließgewässer in Güteklassen.<br />

In Rheinland-Pfalz existiert bereits seit <strong>de</strong>n 1970er Jahren ein festes Messnetz<br />

mit rund 1.900 Messstellen für biologische Untersuchungen mit <strong>de</strong>m<br />

Saprobiensystem. Nach diesem wer<strong>de</strong>n auch die Gewässergütekarten (sie-<br />

he Seite 29) erstellt, welche die in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Jahrzehnten geleistete,<br />

sehr erfolgreiche Verringerung <strong>de</strong>r Abwasserbelastungen von Flüssen<br />

und Bächen mit Sauerstoff zehren<strong>de</strong>n Stoffen dokumentieren. Gleichzeitig<br />

geben sie einen Hinweis auf noch bestehen<strong>de</strong> Defizite im Sauerstoffhaushalt<br />

<strong>de</strong>r Fließgewässer. So wiesen 2004 noch rund 10 % <strong>de</strong>r Messstellen<br />

kritische und höhere Defizite im Sauerstoffhaushalt auf. Daher waren und<br />

sind Gewässergütekarten ein wichtiger Impulsgeber zur weiteren Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Gewässerreinhaltung.<br />

Abwasserbelastung und Sauerstoffhaushalt <strong>de</strong>r Gewässer sind jedoch nur<br />

zwei von mehreren Bewertungskriterien, die <strong>de</strong>n Gewässerzustand – <strong>de</strong>n<br />

ökologischen Zustand – prägen. Ausgelöst auch von <strong>de</strong>r ab En<strong>de</strong><br />

2000 in Kraft getretenen Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />

(WRRL) wird <strong>de</strong>shalb heute ein umfassen<strong>de</strong>rer Blick auf <strong>de</strong>n<br />

Gesamtzustand <strong>de</strong>r Gewässer geworfen. Hierzu sind auch<br />

neue biologische Monitoring-Metho<strong>de</strong>n sowie Messnetz-Konzepte<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, die in Rheinland-Pfalz bereits zur Anwendung<br />

kommen. Nach Vorgaben <strong>de</strong>r WRRL wird <strong>de</strong>r ökologische<br />

Zustand mit Hilfe neu entwickelter biologischer Bewertungsverfahren<br />

erfasst. Die wichtigsten Neuerungen für dieses Bio-Monitoring sind:<br />

• Die Bewertung erfolgt nunmehr abgestimmt auf <strong>de</strong>n jeweiligen Ge-<br />

wässertyp. Hierzu sind <strong>de</strong>utschlandweit rund 25 verschie<strong>de</strong>ne Gewässertypen<br />

<strong>de</strong>finiert wor<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen neun Typen für rheinland-pfälzische<br />

Fließgewässer gelten (siehe Seiten 16-23).<br />

• Die biologischen Untersuchungen wer<strong>de</strong>n auf eine breitere Basis ge-


Gewässergütekarte Rheinland-Pfalz 1972 Gewässergütekarte Rheinland-Pfalz 2004<br />

29<br />

2


Qualitätskomponente/<br />

Metho<strong>de</strong><br />

MAkROzOOBENThOS<br />

Aufsammelmetho<strong>de</strong> mit Handnetz<br />

mittels rund 20 Teilproben<br />

an einem repräsentativen<br />

Gewässerabschnitt<br />

FISChE<br />

Erhebung durch Elektrobefischung<br />

eines repräsentativen<br />

Gewässerabschnittes<br />

MAkROPhyThEN:<br />

Wasserpflanzen<br />

(die sog. Gefäßpflanzen)<br />

PhyTOBENThOS:<br />

benthische Diatomeen<br />

(am Gewässerbo<strong>de</strong>n leben<strong>de</strong><br />

Kieselalgen) und, soweit<br />

vorhan<strong>de</strong>n, übrige Algen <strong>de</strong>s<br />

Gewässergrun<strong>de</strong>s<br />

PlANkTON<br />

(freischweben<strong>de</strong> Algen)<br />

Verfahren auf große, planktonführen<strong>de</strong>,<br />

meist aufgestaute<br />

Fließgewässer beschränkt<br />

30<br />

Bewertungsmodul/<br />

Berechnung von:<br />

Saprobie<br />

Allgemeine Degradation<br />

Versauerung<br />

Fischökologische Qualitätsmerkmale,<br />

u.a.:<br />

• typspezifische Arten<br />

• ökologische Gil<strong>de</strong>n<br />

• Fortpflanzung von Wan<strong>de</strong>rfischen<br />

• Altersstruktur<br />

gewässertypspezifischer<br />

Referenzin<strong>de</strong>x<br />

(plus Zusatzkriterien je nach<br />

Gewässertyp)<br />

• Artenzusammensetzung und<br />

Häufigkeit<br />

• Trophiein<strong>de</strong>x (Maß für die<br />

Versorgung mit Nährstoffen)<br />

• Versauerung<br />

• Versalzung<br />

• Algen-Biomasse<br />

• Arten- bzw. Algengruppenzusammensetzung<br />

Was wird indiziert?<br />

Stoffliche Belastung mit organischen,<br />

Sauerstoff zehren<strong>de</strong>n Stoffen<br />

Struktur<strong>de</strong>fizite im Lebensraum,<br />

Hinweise auf toxische Auswirkungen<br />

für Wirbellose<br />

Auf Gewässer versauernd wirken<strong>de</strong><br />

Luftschadstoffe<br />

Struktur- und Lebensraumqualität<br />

von Fließgewässern,<br />

Hinweise auf toxische Belastungen<br />

für Fische<br />

Struktur- und Lebensraumqualität,<br />

Nährstoffbelastung, Belastung<br />

durch unnatürliche Strömungsverhältnisse<br />

Nährstoffbelastung, Salzbelastung<br />

Nährstoffbelastung<br />

stellt, d. h. neben <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Wasserwirtschaft langbewährten Beprobung<br />

<strong>de</strong>s Makrozoobenthos wer<strong>de</strong>n jetzt auch die Qualitätskomponenten<br />

Fische und Wasserpflanzen bzw. Algen untersucht.<br />

• Die neuen biologischen Bewertungsverfahren sind für die jeweiligen<br />

Tier- bzw. Pflanzengruppen modular aufgebaut. Unterschiedliche Berechnungs-<br />

bzw. Auswerteverfahren <strong>de</strong>r Ergebnisse einer Qualitätskomponente<br />

weisen auf unterschiedliche Belastungsursachen hin.<br />

Dadurch können die wesentlichen Störgrößen im Gewässer erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Es kommen fünf Zustandsklassen von „sehr gut“ bis „schlecht“ bei <strong>de</strong>r<br />

Bewertung zur Anwendung.<br />

• Die Einstufung in eine Zustandsklasse orientiert sich an <strong>de</strong>n Referenzbedingungen,<br />

die in einem von menschlichen Einflüssen unbeeinträchtigten<br />

Gewässerbereich (gleichen Typs) bestehen wür<strong>de</strong>. Ein Gewässerabschnitt,<br />

<strong>de</strong>r diesem unbeeinflussten Zustand entspricht, hat einen<br />

„sehr guten“ Zustand, während „mäßige“, „unbefriedigen<strong>de</strong>“ o<strong>de</strong>r<br />

„schlechte“ Zustän<strong>de</strong> Maßnahmen zur Verbesserung erfor<strong>de</strong>rlich machen.<br />

• Sanierungsziel ist <strong>de</strong>r gute ökologische Zustand (Klasse 2: „gut“). Ein<br />

einmal festgestellter „guter“ o<strong>de</strong>r „sehr guter“ Zustand darf sich nicht<br />

verschlechtern, es gilt das „Verschlechterungsverbot“!<br />

• Für die Endbewertung „ökologischer Zustand“ ist grundsätzlich das<br />

jeweils schlechteste Zwischenergebnis für eine Qualitätskomponente<br />

ausschlaggebend.


Das gewässerbiologische Messnetz <strong>de</strong>s LUWG ist auf die neuen Bewertungsverfahren<br />

und Gewässertypeneinteilung sowie auf das Prinzip <strong>de</strong>r<br />

Oberflächenwasserkörper hin umfassend neu strukturiert wor<strong>de</strong>n. Aus<br />

<strong>de</strong>n ursprünglich 1.900 Messstellen wur<strong>de</strong>n rund 1.000 Stellen für die<br />

biologische Gewässerüberwachung und ökologische Zustandsbewertung<br />

ausgewählt o<strong>de</strong>r neu festgelegt. Die Probenahmenstellen sind auch unter<br />

<strong>de</strong>m Gesichtspunkt einer möglichst hohen Repräsentativität systematisch<br />

Ökologischer zustand: sehr gut<br />

zustandsklasse: 1<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um <strong>de</strong>n Referenz-<br />

zustand für ein unbeeinflusstes Gewässer.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Gewässerbewirtschaftung ist <strong>de</strong>r<br />

gute Zustand (Zustandsklasse 2), <strong>de</strong>r nur<br />

geringfügig vom sehr guten Zustand abweichen<br />

darf.<br />

Ökologischer zustand: mäßig<br />

zustandsklasse: 3<br />

für <strong>de</strong>n jeweiligen Wasserkörper festgelegt wor<strong>de</strong>n. Die Beprobung erfolgt<br />

in Zeitabstän<strong>de</strong>n von maximal 6 Jahren. Hinzu kommen bei Bedarf weitere<br />

rund 900 aus <strong>de</strong>m „historischen“ Messnetz stammen<strong>de</strong> Untersuchungsstellen<br />

(„Bedarfsmessstellen“). Bei bestimmten Fragestellungen können<br />

diese zusätzlich überprüft wer<strong>de</strong>n. Auf Basis <strong>de</strong>s Makrozoobenthos sind<br />

auch historische Daten zur Gewässergüte abrufbar, um z. B. aktuelle Vergleiche<br />

o<strong>de</strong>r Trends dokumentieren zu können.<br />

Da hier <strong>de</strong>r Zielzustand <strong>de</strong>r Klasse 2 nicht erreicht<br />

ist, sind geeignete Verbesserungsmaßnahmen<br />

zu ergreifen. Je nach Ursache <strong>de</strong>r<br />

Gewässerbeeinträchtigung könnten dies beispielsweise<br />

Vermin<strong>de</strong>rung von Abwassereinleitungen,<br />

Verän<strong>de</strong>rung landwirtschaftlicher Nutzung<br />

im Einzugsgebiet o<strong>de</strong>r Verbesserungen<br />

<strong>de</strong>r Gewässerstruktur sein.<br />

Ökologischer zustand: schlecht<br />

zustandsklasse: 5<br />

Dies ist nach <strong>de</strong>r Klasse 4 (unbefriedigend)<br />

<strong>de</strong>r schlechteste Zustand, d. h. in Zustandsklasse<br />

5 liegen die größten ökologischen<br />

Defizite vor. Entsprechend höher ist i. d. R.<br />

<strong>de</strong>r Aufwand, ein solches Gewässer in <strong>de</strong>n<br />

Zielzustand 2 zu bringen.<br />

31<br />

2


Messung vor Ort<br />

Analyse im labor<br />

32<br />

Physikalische und<br />

chemische Parameter<br />

Während die biologische Gewässeruntersuchung eher eine Langzeitbetrachtung<br />

ist, die ein Gewässer als Lebensraum beurteilt und daher nicht<br />

so häufig erfolgen muss, ist eine chemische Analyse immer eine Momentaufnahme.<br />

Um hier statistische Aussagekraft zu erhalten, sind monatliche<br />

Beprobungen sinnvoll, wobei Stichproben mit Eimer o<strong>de</strong>r Schöpfkelle genommen<br />

wer<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>n größeren Flüssen in Rheinland-Pfalz gibt es darüber<br />

hinaus automatisierte Untersuchungsstationen (siehe Seiten 42-43).<br />

Ein umfassen<strong>de</strong>s Bild <strong>de</strong>r Wasserqualität lässt sich nur durch Analyse einer<br />

Vielzahl von Einzelparametern erhalten; dazu gehören:<br />

• Allgemeine leitparameter<br />

Wassertemperatur, pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt,<br />

Sauerstoffsättigung, abfiltrierbare Stoffe<br />

• Nährstoffe<br />

Ammonium, Nitrit, Nitrat, Phosphor<br />

• Mineralstoffe<br />

Chlorid, Sulfat, Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium<br />

• Summen-kenngrößen<br />

BSB , DOC, TOC, AOX<br />

5<br />

• anorganische Spurenstoffe<br />

(z. B. Schwermetalle)<br />

• organische Spurenstoffe<br />

Als Folge <strong>de</strong>r technischen Entwicklung kommen immer wie<strong>de</strong>r neue Stoffe<br />

zum Einsatz, die in die Überwachung aufgenommen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Der Überwachungsbedarf bei <strong>de</strong>n „Altstoffen“ nimmt hingegen stetig ab,<br />

wenn diese nicht mehr zum Einsatz kommen. Lei<strong>de</strong>r dauert es mitunter<br />

Jahre, bis ein verbotener Stoff aus <strong>de</strong>n Gewässern verschwin<strong>de</strong>t. Ursache<br />

sind u. a. illegale Importe, z. B. verbotener Pflanzenschutzmittel, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Einsatz dieser Stoffe in Produkten, die legal importiert wer<strong>de</strong>n und beim<br />

Verbrauch o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verarbeitung in Deutschland die (nicht bekannten)<br />

Inhaltsstoffe freisetzen. Eine fachlich fundierte und aktuelle Gewässerüberwachung<br />

auch auf Belastungen ist die Voraussetzung, um <strong>de</strong>n guten<br />

Standard in <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Gewässer zu erhalten.<br />

Wichtige chemische Parameter sind – mit einigen an<strong>de</strong>ren<br />

Begriffen – im Glossar erläutert.


Probenahme<br />

Analyse<br />

Plausibilisierung,<br />

Datenerfassung<br />

Ergebnisbewertung<br />

Stichprobe<br />

Direktmessung vor Ort<br />

kontrolle<br />

Auswertungen<br />

Auskünfte an Interessierte<br />

automatische Mischprobe*<br />

kontinuierliche Messung<br />

Wasserwirtschaftliche<br />

Datenbank<br />

Erstellung von Berichten<br />

und Gutachten<br />

Mitteilungen an Gewässerschutzkommissionen<br />

Schwebstoffprobe<br />

Analyse im labor<br />

zugriff aus <strong>de</strong>n Gewässer-<br />

untersuchungsstationen, <strong>de</strong>n<br />

Regionalstellen <strong>de</strong>r SGDen<br />

und <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz<br />

Rheinland-Pfalz<br />

*<br />

Mischprobe:<br />

Über einen festgelegten Zeitraum entnimmt<br />

<strong>de</strong>r Automat in <strong>de</strong>finierten kürzeren Intervallen<br />

Proben, die in einem Gefäß gesammelt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Bsp.: Zwei Wochen lang wird alle 20 Minuten<br />

eine Probe entnommen. Die Gesamtmenge<br />

ergibt die 14-Tage-Mischprobe („quasi-kontinuierliche<br />

Probeentnahme“)<br />

Von <strong>de</strong>r Probenahme bis zur<br />

Ergebnisbewertung<br />

33<br />

2


Schwebstoffprobenahme mit zentrifuge<br />

34<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Schwermetalle und organische Spurenstoffe lagern sich an<br />

Schwebstoffe an. Das sind im Wasser treiben<strong>de</strong> Feinstpartikel. Eine Analyse<br />

nur auf in Wasser gelöste Substanzen kann diese Stoffe daher nicht vollständig<br />

erfassen. Zur Gewinnung von Schwebstoffproben wird Flusswasser<br />

in <strong>de</strong>r Regel über mehrere Stun<strong>de</strong>n durch eine Zentrifuge geleitet, in <strong>de</strong>r<br />

die Schwebstoffe durch die hohen Umdrehungszahlen <strong>de</strong>s Zentrifugenzylin<strong>de</strong>rs<br />

aus <strong>de</strong>m Wasser herausgeschleu<strong>de</strong>rt und so für eine Analyse verfügbar<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n. Schwebstoffproben wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n größeren Gewässern<br />

Rhein, Mosel, Saar, Nahe und Lahn gewonnen, um anschließend <strong>de</strong>n<br />

Gehalt <strong>de</strong>r einzelnen Parameter bestimmen zu können. Qualitätsnormen<br />

<strong>de</strong>r Gehalte am Schwebstoff sind beispielsweise 160 mg/kg für Kupfer o<strong>de</strong>r<br />

20 µg/kg für die organischen Polychlorierte Biphenyle (PCB).<br />

gewonnene Schwebstoffprobe<br />

Abwasserprobenahme<br />

Das Augenmerk bei <strong>de</strong>n chemischen Überwachungen gilt aber nicht nur<br />

<strong>de</strong>n Gewässern selbst, son<strong>de</strong>rn auch die Einleitungen <strong>de</strong>r kommunalen<br />

und industriellen Kläranlagen wer<strong>de</strong>n kontrolliert. Je<strong>de</strong>r Betreiber einer<br />

Kläranlage ist verpflichtet, eigene Untersuchungen durchzuführen und die<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n mitzuteilen. Darüber hinaus führen das LUWG<br />

und die SGD-Regionalstellen eigene behördliche Untersuchungen durch,<br />

um so insgesamt die Belastung <strong>de</strong>r Gewässer durch Abwassereinleitungen<br />

feststellen und die Einhaltung <strong>de</strong>r für die jeweilige Kläranlage vorgegebenen<br />

Einleitungskriterien überprüfen zu können. Gegebenenfalls müssen<br />

von einzelnen Kläranlagen Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Reinigungsleistung<br />

verlangt wer<strong>de</strong>n.


Mikrobiologie<br />

Anhand von mikrobiologischen Parametern wird festgestellt,<br />

ob ein Gewässer zum Ba<strong>de</strong>n geeignet ist o<strong>de</strong>r ob<br />

Gesundheitsgefahren für die Ba<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n bestehen. Diese<br />

Untersuchungen sind daher vor allem im Sommer für die<br />

allgemeine Öffentlichkeit von großem Interesse. Bewertungsgrundlage<br />

sind die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r EG-Richtlinie über die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>gewässer.<br />

Ein Untersuchungsparameter sind fäkalcoliforme Bakterien,<br />

d. h. Keime, die ausschließlich im Dickdarm <strong>de</strong>s Menschen<br />

und warmblütiger Tiere (Säugetiere und Vögel) vorkommen<br />

und die eine begrenzte Zeit auch außerhalb <strong>de</strong>s Darmes lebensfähig<br />

sind (Escherichia coli, auch als Coli-Bakterien bezeichnet).<br />

Eine an<strong>de</strong>re, regelmäßig bestimmte Bakterienklasse sind die intestinalen<br />

Enterokokken. Bei bei<strong>de</strong>n han<strong>de</strong>lt es sich nicht um Krankheitserreger.<br />

Das Auftreten in Ba<strong>de</strong>gewässern ist vielmehr ein <strong>de</strong>utliches Anzeichen für<br />

fäkale Verunreinigungen und hat damit Indikatorfunktion. Im Magen-<br />

Darm-Trakt von Mensch und Tier lebt darüber hinaus eine Vielzahl weiterer<br />

Organismen, darunter auch solche, die Krankheiten auslösen können und<br />

die ebenso wie die vergleichsweise harmlosen Coli-Bakterien und Enterokokken<br />

mit <strong>de</strong>m Stuhl ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Die Anwesenheit von Coli-<br />

Bakterien o<strong>de</strong>r Enterokokken im Gewässer zeigt daher auch immer eine<br />

Infektionsgefahr durch verschie<strong>de</strong>ne Krankheitserreger (Viren, Bakterien,<br />

Parasiten) an, dazu zählen auch Viren, die die so genannte „Sommergrippe“<br />

verursachen, Hepatitis A- und E-Viren, Typhus- und Ruhrbakterien.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r festgestellten Häufigkeit dieser Bakterien wird<br />

die Ba<strong>de</strong>gewässerqualität als „mangelhaft“, „ausreichend“,<br />

„gut“ o<strong>de</strong>r „ausgezeichnet“ eingestuft. Die mikrobiologische<br />

Überwachung, Bewertung und eventuell notwendige<br />

Maßnahmen, wie z. B. Ba<strong>de</strong>verbote bei Überschreitung von<br />

Grenzwerten, erfolgt durch die Gesundheitsämter, die alle Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>m LUWG übermitteln. Darüber hinaus prüft das LUWG,<br />

ob eine Gefahr <strong>de</strong>r Massenvermehrung von potentiell toxinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Cyanobakterien (Blaualgen) gegeben ist. Diese<br />

können u. a. Hautausschläge, Schleimhautreizungen, Augeno<strong>de</strong>r<br />

Ohrenentzündungen sowie Magen-Darm-Beschwer<strong>de</strong>n<br />

auslösen. Gemäß <strong>de</strong>r Empfehlung <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>wasserkommission<br />

<strong>de</strong>s Umweltbun<strong>de</strong>samtes „Empfehlung zum Schutz <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

vor Cyanobakterien-Toxinen“ (veröffentlicht im Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt)<br />

wer<strong>de</strong>n bei Überschreitungen von Leit- bzw. Grenzwerten Warnhinweise<br />

o<strong>de</strong>r auch Ba<strong>de</strong>verbote veranlasst.<br />

Das Land Rheinland-Pfalz empfiehlt das Ba<strong>de</strong>n lediglich in ausgewiesenen,<br />

stehen<strong>de</strong>n Gewässern. In alle Flüsse, die zum Ba<strong>de</strong>n in Betracht kommen<br />

könnten, wer<strong>de</strong>n kontinuierlich die Abläufe von Kläranlagen eingeleitet. Da<br />

sie somit noch – wenn auch geklärte – Abwässer enthalten, sind hygienische<br />

Be<strong>de</strong>nken bei Flüssen angebracht. Auch wenn mo<strong>de</strong>rnste Kläranlagen<br />

hervorragen<strong>de</strong> Arbeit leisten – z. B. organische Verbindungen, Stickstoff<br />

o<strong>de</strong>r Phosphat abbauen und eliminieren – können sie nicht alle Verunreinigungen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re Mikroorganismen, vollständig zurückhalten.<br />

35<br />

2


kartierungsbogen Bachquerschnitt<br />

36<br />

Gewässerstruktur<br />

(Morphologie)<br />

Die Gewässerstruktur beschreibt die Eigenschaften <strong>de</strong>s Gewässerbettes<br />

und <strong>de</strong>s Gewässerumfelds, soweit sie für die gesamt-ökologischen Funktionen<br />

eines Gewässers von Be<strong>de</strong>utung sind. Als Karte dargestellt, d. h.<br />

als Gewässerstrukturkartierung, lässt sich zeigen, inwieweit ein Gewässer<br />

sich in einem naturnahen Zustand befin<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r wie stark es durch<br />

menschliche Eingriffe verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Die sechs Hauptparameter sind<br />

hierbei:<br />

• Laufentwicklung,<br />

• Längsprofil,<br />

• Sohlenstruktur,<br />

• Querprofil,<br />

• Uferstruktur,<br />

• Gewässerumfeld.<br />

flaches Ufer<br />

Sandablagerung<br />

(Sediment)<br />

Gewässergrund<br />

(hier grobes Substrat)<br />

Steilufer<br />

(steile Uferböschung)<br />

Diese wer<strong>de</strong>n in insgesamt 25 Einzelparameter unterglie<strong>de</strong>rt. So gehören<br />

beispielsweise zu <strong>de</strong>m Hauptparameter „Laufentwicklung“ Gewässerkennzahl die vier Einzelparameter<br />

Laufkrümmung, Längsbänke, Krümmungserosion und beson<strong>de</strong>-<br />

Gewässername<br />

re Laufstrukturen. Je<strong>de</strong>r Einzelparameter wird bei einer Besichtigung <strong>de</strong>s<br />

Gewässers begutachtet, wie z. B. die Laufkrümmung.<br />

Weitere Erhebungen betreffen beispielsweise<br />

folgen<strong>de</strong> Fragestellungen:<br />

• Welche und wie viele Querbauwerke behin<strong>de</strong>rn<br />

die Wan<strong>de</strong>rung von Fischen?<br />

• Ist das Gewässerprofil flach o<strong>de</strong>r tief?<br />

• Besteht die Gewässersohle aus Schlamm o<strong>de</strong>r Kies?<br />

• Welcher Uferbewuchs ist vorhan<strong>de</strong>n?<br />

sehr hoher Absturz<br />

Aus <strong>de</strong>r Beurteilung all dieser 25 Einzelparameter wird die Gesamtkein<br />

Querbauwerk<br />

bewertung hergeleitet; danach kann ein Gewässerabschnitt<br />

unverän<strong>de</strong>rt stark verän<strong>de</strong>rt<br />

Naturprofil<br />

gering verän<strong>de</strong>rt sehr stark annähernd verän<strong>de</strong>rt<br />

Naturprofil<br />

Erosionsprofil, variierend<br />

verfallen<strong>de</strong>s Regelprofil<br />

mäßig verän<strong>de</strong>rt vollständig verän<strong>de</strong>rt<br />

Erosionsprofil, tief<br />

Trapez, Doppeltrapez<br />

<strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rt<br />

V-Profil, Kastenprofil<br />

sein.<br />

Kartierabschnitt<br />

2. Längsprofil 1. Laufentwicklung<br />

3. Querprofil<br />

Gewässerstrukturgütekartierung<br />

Erhebungsbogen gemäß Verfahrensempfehlung <strong>de</strong>r LAWA 1998<br />

.........................................................................................<br />

TK-Blatt-Nr<br />

1.1 Laufkrümmung<br />

mäandrierend<br />

geschlängelt<br />

stark geschwungen<br />

mäßig geschwungen<br />

schwach geschwungen<br />

gestreckt<br />

geradlinig<br />

2.1 Querbauwerke<br />

Grundschwellen<br />

Absturz mit Umlauf<br />

rauhe Gleite/Rampe<br />

Absturz mit Teilrampe<br />

kleiner Absturz<br />

Absturz mit Fischpaß<br />

glatte Gleite<br />

glatte Rampe<br />

hoher Absturz<br />

sehr groß<br />

groß<br />

mäßig<br />

gering<br />

keine<br />

Erhebungsdatum<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz ’98<br />

(LAW-98-1)<br />

gekrümmt<br />

ungekrümmt<br />

Gewässerabschnitt<br />

1.2 Krümmungserosion<br />

gekrümmt ungekrümmt<br />

häufig stark<br />

vereinzelt stark<br />

häufig schwach<br />

vereinzelt schwach<br />

keine<br />

2.2 Rückstau<br />

geringer Rückstau<br />

mäßiger Rückstau<br />

starker Rückstau<br />

kein Rückstau<br />

2.3 Verrohrung<br />

Sediment glatt<br />

bis 5 %<br />

5 - 20 %<br />

> 20 %<br />

keine<br />

Gewässernutzung<br />

Schiffahrt<br />

Wasserkraft<br />

Hochwasserschutz<br />

Siedlung<br />

keine <strong>de</strong>r o.g.<br />

viele<br />

mehrere<br />

zwei<br />

eine<br />

Ansätze<br />

keine<br />

2.4 Querbän<br />

viele<br />

mehrere<br />

zwei<br />

eine<br />

Ansätze<br />

keine<br />

3.1 Profiltyp 3.2 Profiltiefe<br />

sehr flach<br />

flach<br />

mäßig tief<br />

1.3 Lä<br />

3.4 Breitenvarianz Durc<br />

tief<br />

sehr tief<br />

staureguliert<br />

Güteklasse 1 2<br />

In<strong>de</strong>xspanne 1 - 1,7 1,8 - 2,6<br />

Gew<br />

freie<br />

Gr<br />

Gewäs<br />

breite<br />

< 1<br />

1-5<br />

5-10<br />

> 10


legen<strong>de</strong><br />

Gewässerstrukturgütekarte<br />

Die erste lan<strong>de</strong>sweite Strukturkartierung für Rheinland-Pfalz wur<strong>de</strong><br />

2001 veröffentlicht. Grundlage war eine Bewertung durch Gelän<strong>de</strong>begehung<br />

aller Fließgewässer ab ca. 1 Meter Breite in Abschnitten<br />

von 100 Metern. Deutlich ist eine Vielzahl von Verän<strong>de</strong>rungen<br />

wahrzunehmen, die aufgrund <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Gewässer in <strong>de</strong>r<br />

Nachkriegszeit entstan<strong>de</strong>n; dies sind im Wesentlichen: schnelle<br />

Wasserableitung und Trockenhaltung bzw. Trockenlegung von<br />

landwirtschaftlichen Flächen. Der daraus entstan<strong>de</strong>nen Folge einer<br />

ökologischen Verarmung <strong>de</strong>r Gewässer in Verbindung mit <strong>de</strong>r Verschärfung<br />

von Hochwassersituationen talabwärts wird seit 1995 im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r „Aktion Blau“ entgegengesteuert. Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Gewässerstruktur durch Hochwasser o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einfluss von Gewässerentwicklungsmaßnahmen<br />

können sich aber erst im Verlauf von<br />

Jahren einstellen. Eine turnusmäßige lan<strong>de</strong>sweite Neukartierung<br />

(etwa analog zu biologischen o<strong>de</strong>r chemischen Untersuchungen)<br />

ist daher nicht sinnvoll. Bei zu erwarten<strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n<br />

gezielt örtliche Aktualisierungen vorgenommen.<br />

Broschüren<br />

„Aktion Blau“<br />

37<br />

2


Radioaktivität<br />

38<br />

Radioaktivitätsbestimmungen<br />

und radiologische Gewässerbeurteilung<br />

Ziel <strong>de</strong>r radiologischen Gewässerüberwachung ist es festzustellen, inwieweit<br />

die rheinland-pfälzischen Gewässer mit künstlichen radioaktiven Stoffen<br />

belastet sind und wie hoch die daraus resultieren<strong>de</strong> Strahlenexposition<br />

(d. h. die Einwirkung <strong>de</strong>r Radioaktivität auf <strong>de</strong>n menschlichen Körper) für<br />

die Bevölkerung ist. Dafür wer<strong>de</strong>n Oberflächenwasser-, Schwebstoff- und<br />

Sedimentproben (Proben von Ablagerungen am Gewässergrund) aus<br />

Flüssen und Seen entnommen und im Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />

und Gewerbeaufsicht (LUWG) mit aufwändigen Metho<strong>de</strong>n auf<br />

radioaktive Stoffe (Radionukli<strong>de</strong>) untersucht. Ebenso wer<strong>de</strong>n Abwasser-,<br />

Klärschlamm- und Sickerwasserproben aus Kläranlagen, Abfall<strong>de</strong>ponien<br />

und Verbrennungsanlagen kontrolliert. Darüber hinaus wird <strong>de</strong>r Gehalt an<br />

radioaktiven Stoffen in Grund- und Rohwässern (d. h. unbehan<strong>de</strong>ltes bzw.<br />

nicht aufbereitetes Wasser z. B. aus Brunnen o<strong>de</strong>r Uferfiltraten), die zur<br />

Trinkwassergewinnung dienen, bestimmt.<br />

In <strong>de</strong>n Grund- und Rohwässern können keine künstlich erzeugten Radionukli<strong>de</strong><br />

nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. In Oberflächengewässern hingegen sind<br />

neben natürlich vorkommen<strong>de</strong>n radioaktiven Isotopen, wie Kalium-40,<br />

auch vereinzelt künstliche nachweisbar. Zwar unterliegt <strong>de</strong>r Umgang mit<br />

radioaktiven Stoffen sehr strengen Auflagen, <strong>de</strong>nnoch gelangen künstliche<br />

radioaktive Stoffe in normalerweise geringen, aber nachweisbaren<br />

Konzentrationen in die Umwelt. Das radioaktive Isotop Strontium-90 etwa<br />

ist weltweit seit <strong>de</strong>n oberirdischen Kernwaffenversuchen um 1960 nach-<br />

weisbar. Der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 führte dazu, dass seither<br />

in weiten Teilen Europas das Radioisotop Cäsium-137 in Umweltproben<br />

enthalten ist. In einigen Sedimenten lassen sich auch kraftwerkstypische<br />

radioaktive Stoffe, wie z. B. Kobalt-60 und Kobalt-58, in geringen Konzentrationen<br />

nachweisen, die über genehmigte und kontrollierte Ableitungen<br />

aus Kernkraftwerken stammen. Zeitweilige Aktivitätskonzentrationen von<br />

Jod-131 in Gewässern dürften auf nuklearmedizinischen Anwendungen<br />

und <strong>de</strong>r Ableitung entsprechen<strong>de</strong>r Abwässer zurückzuführen sein.<br />

Tritium, ein radioaktives Isotop <strong>de</strong>s Wasserstoffs, das sich auch natürli-<br />

cherweise in <strong>de</strong>r oberen Erdatmosphäre bil<strong>de</strong>t und von dort aus mit Nie<strong>de</strong>rschlägen<br />

in <strong>de</strong>n Wasserkreislauf gelangt, ist relativ gut geeignet, Emissionen<br />

eines Kernkraftwerks über <strong>de</strong>n Wasserpfad nachzuweisen. Tritium<br />

entsteht im Kühlmittelkreislauf von Kernkraftwerken und darf in genehmigten<br />

Mengen auch in die Oberflächengewässer abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Die<br />

gegenüber <strong>de</strong>m natürlichen Level stets leicht erhöht festgestellten Tritium-Aktivitätskonzentrationen<br />

in Oberflächenwasserproben aus <strong>de</strong>r Mosel<br />

bei Palzem geben beispielsweise einen Hinweis auf einen Tritium-Einleiter<br />

oberhalb <strong>de</strong>r Probenentnahmestelle, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das<br />

französische Kernkraftwerk Cattenom. Dies wird durch die Abbildung ( siehe<br />

Seite 39) veranschaulicht, die Werte aus <strong>de</strong>n Jahren von 1982 bis 2006<br />

darstellt. Gemessen wird hier in Becquerel pro Liter (Bq/l). Das Becquerel<br />

ist die Einheit für die Radioaktivität eines Stoffes und beschreibt die Anzahl<br />

radioaktiver Zerfalle pro Sekun<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>nen eine messbare Strahlung<br />

abgegeben wird. Bei Nullmessungen zwischen 1982 und 1986 wur<strong>de</strong>n<br />

Tritium-Aktivitäten um 6 Bq/l, also 6 messbare Kernzerfalle pro Sekun<strong>de</strong><br />

in einem Liter Wasser festgestellt. Nach <strong>de</strong>r Inbetriebnahme <strong>de</strong>s Kernkraft-


Gammamessgeräte<br />

Tritiummessgeräte<br />

zeitliche Entwicklung <strong>de</strong>r Tritiumgehalte<br />

im Moselwasser bei Palzem (unterhalb<br />

<strong>de</strong>s kernkraftwerks Cattenom)<br />

Grenzwert für Trinkwasser<br />

werks Cattenom stieg die Tritium-Aktivität an und erreichte in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren Werte um die 30 Bq/l. Da <strong>de</strong>r Grenzwert für Tritium im Trinkwasser<br />

bei 100 Bq/l liegt, ist trotz <strong>de</strong>r nachgewiesenen Belastung eine Gefährdung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung an <strong>de</strong>r Mosel nicht zu erwarten. Die Messungen<br />

machen <strong>de</strong>utlich, dass es mit empfindlichen Messgeräten möglich ist, die<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Belastung mit radioaktiven Stoffen in <strong>de</strong>n Gewässern<br />

nachzuweisen. Ebenso zeigt sich, dass für einen Vergleich Nullmessungen<br />

von großer Be<strong>de</strong>utung sind, also Messungen vor Inbetriebnahme eines<br />

Kernkraftwerkes o<strong>de</strong>r vor einem Unfall bzw. Störfall.<br />

Abgesehen von <strong>de</strong>r Mosel liegen die Tritium-Aktivitäten <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren untersuchten<br />

Oberflächenwasserproben in <strong>de</strong>r Regel unter 10 Bq/l, also im<br />

Bereich <strong>de</strong>r natürlichen Gewässerbelastung. Erfreulicherweise lässt sich<br />

auch insgesamt feststellen, dass nach Auswertung <strong>de</strong>r Messdaten sowohl<br />

in <strong>de</strong>r Umgebung von Kernkraftwerken als auch bei <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Überwachung keine relevante radioaktive Belastung für die Bevölkerung<br />

besteht. Aufgrund <strong>de</strong>r ermittelten Daten ist die Strahlenbelastung durch<br />

künstlich erzeugte radioaktive Stoffe in rheinland-pfälzischen Gewässern<br />

vernachlässigbar klein gegenüber <strong>de</strong>r natürlichen Strahlenbelastung.<br />

39<br />

2


Messnetz<br />

40<br />

Nach <strong>de</strong>r Vorstellung wasserwirtschaftlich be<strong>de</strong>utsamer Messgrößen folgen<br />

nun einige Informationen zur Festlegung von Messpunkten, an <strong>de</strong>nen<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Parameter erhoben wer<strong>de</strong>n. Die Gesamtheit dieser<br />

Punkte legt ein umfangreiches Messnetz über das Land.<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Wasserrahmenrichtlinie<br />

Mit Inkrafttreten <strong>de</strong>r Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist das<br />

bereits existieren<strong>de</strong> Messnetz an die Grundsätze <strong>de</strong>r WRRL angepasst wor<strong>de</strong>n.<br />

Dabei entstand kein gänzlich neues Überwachungsnetz, vielmehr hat<br />

man vorhan<strong>de</strong>ne Messpunkte für die von <strong>de</strong>r WRRL gefor<strong>de</strong>rte Systematik<br />

neu klassifiziert. Im Bereich <strong>de</strong>r biologischen Überwachung ist das gegenüber<br />

<strong>de</strong>r EU mel<strong>de</strong>pflichtige Messnetz weniger umfangreich als die frühere<br />

lan<strong>de</strong>sweite rheinland-pfälzische Überwachung (siehe Seite 31). Bei <strong>de</strong>n<br />

für die WRRL nicht relevanten Messstellen muss jedoch gewährleistet sein,<br />

dass sie bei Bedarf wie<strong>de</strong>r aktiviert wer<strong>de</strong>n können, z. B. bei aktuellen Fra-<br />

gestellungen wie Beobachtungen aus <strong>de</strong>r Bevölkerung über Probleme bei<br />

<strong>de</strong>r örtlichen Gewässergüte o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>r Auswirkungen<br />

von Gewässerrenaturierungsmaßnahmen auf die Gewässerbesiedlung.<br />

Messnetzdarstellung auf <strong>de</strong>r homepage <strong>de</strong>s lUWG (www.luwg.rlp.<strong>de</strong>)


Die WRRL for<strong>de</strong>rt zunächst eine überblicksweise Überwachung, die eine<br />

Bewertung <strong>de</strong>s Gewässerzustands in großen Flusseinzugsgebieten ermöglicht.<br />

Als Anhaltspunkt für die Benennung entsprechen<strong>de</strong>r Messstellen<br />

dient eine Einzugsgebietsgröße von 2.500 km2 , daraus ergeben sich für<br />

Rheinland-Pfalz zehn Überblicksmessstellen.<br />

Die operative Überwachung soll feststellen, ob die einzelnen Oberflächen-<br />

wasserkörper (OWK), die im Lan<strong>de</strong>sdurchschnitt eine Einzugsgebietsflä-<br />

che von ca. 60 km 2 haben, <strong>de</strong>n guten ökologischen Zustand erreichen.<br />

Nach Definition <strong>de</strong>r WRRL sind Oberflächenwasserkörper einheitliche und<br />

be<strong>de</strong>utsame Gewässerabschnitte und wer<strong>de</strong>n auf Grundlage <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung<br />

von Gewässertypen (siehe Seiten 16-23) <strong>de</strong>finiert. Die operative<br />

Überwachung umfasst in Rheinland-Pfalz ein Netz von ca. 620 Messstellen<br />

zur biologischen und rund 75 Messstellen zur chemischen Überwachung.<br />

Diese „EU-Messstellen“ wer<strong>de</strong>n durch eine Anzahl weiterer „Lan<strong>de</strong>smessstellen“<br />

ergänzt (380 für Biologie, 35 für Chemie). Sollten in Wasserkörpern<br />

Verunreinigungen festgestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Ursache nicht bekannt<br />

ist, muss die operative Überwachung um eine Überwachung zu Ermittlungszwecken<br />

ergänzt wer<strong>de</strong>n, um die Verunreinigungsquelle zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Rheinland-Pfälzische lan<strong>de</strong>smessstellen im Einzugsgebiet <strong>de</strong>r lahn<br />

41<br />

2


Überblicksmessstellen<br />

42<br />

Umsetzung in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Ein lan<strong>de</strong>sweites Fließgewässernetz von rund 20.000 Kilometern lässt sich<br />

nicht bis in die letzte Verästelung überwachen. Wichtig ist es daher, die<br />

einzelnen Messpunkte so zu platzieren, dass ein Gesamteindruck über die<br />

Wasserbeschaffenheit gewonnen wer<strong>de</strong>n kann und sich dabei die Auswirkungen<br />

von einzelnen (o<strong>de</strong>r mehreren) möglichen Belastungsquellen<br />

feststellen lassen.<br />

Neben <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlagsmessstellen und Gewässerpegeln, die die quantitative<br />

Seite <strong>de</strong>s Wasserhaushalts beleuchten, gehören zum qualitativen<br />

Messnetz an <strong>de</strong>n oberirdischen Gewässern zunächst die sieben ortsfesten<br />

automatisierten Untersuchungsstationen Mainz-Wiesba<strong>de</strong>n (Rhein),<br />

Worms (Rhein), Dietersheim (Nahe), Lahnstein (Lahn), Fankel (Mosel),<br />

Palzem (Mosel) und Kanzem (Saar). Darüber hinaus stehen Messdaten <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Stationen Koblenz/Mosel und Koblenz/Rhein zur Verfügung, die von<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Gewässerkun<strong>de</strong> betrieben wer<strong>de</strong>n. Als zehnte Überblicksmessstelle<br />

wur<strong>de</strong> ein Probenahmepunkt an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>r Sauer<br />

in die Mosel festgelegt. Alle Gewässeruntersuchungsstationen zeichnen<br />

min<strong>de</strong>stens die Parameter Wassertemperatur, pH-Wert, elektrische Leitfä-<br />

Mainz / Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Rhein<br />

Worms<br />

Rhein<br />

Dietersheim<br />

Nahe<br />

higkeit und Sauerstoffgehalt kontinuierlich auf und sammeln Wasser in<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Probenahmegeräten für umfangreiche Analysen.<br />

Die zusätzlich lan<strong>de</strong>sweit festgelegten Messstellen für die chemische<br />

und biologische Überwachung liefern Daten zur Gewässerbeschaffenheit<br />

(Immissionen). Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n insgesamt ca. 740 kommunale und<br />

120 industrielle Kläranlagen durch die sechs Regionalstellen <strong>de</strong>r Strukturund<br />

Genehmigungsdirektionen (SGDen) und das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt,<br />

Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) überwacht (Emissionskontrolle).<br />

Beispielhaft ist das Messnetz im rheinland-pfälzischen Einzugsgebiet<br />

<strong>de</strong>r Lahn dargestellt (siehe Seite 41):<br />

• An geeigneten Stellen eingerichtete Nie<strong>de</strong>rschlagsmessstellen und<br />

Pegel ermitteln die Wassermengen im Einzugsgebiet.<br />

• Kommunale und industrielle Kläranlagen leiten gereinigtes Abwasser<br />

in die Bäche und Flüsse und sind genau <strong>de</strong>finierte Punkt-Belastungs-<br />

quellen. Diese wer<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>r Eigenkontrolle durch die Betreiber<br />

von <strong>de</strong>n wasserwirtschaftlichen Behör<strong>de</strong>n turnusmäßig überwacht;<br />

d. h. es wer<strong>de</strong>n Proben untersucht und daraus ermittelt, ob die Werte<br />

sich im Rahmen <strong>de</strong>r jeweiligen rechtlichen Einleiterlaubnis bewegen.<br />

• Die an <strong>de</strong>n Gewässern <strong>de</strong>finierten Probestellen für chemische und<br />

lahnstein<br />

lahn<br />

Fankel<br />

Mosel


iologische Untersuchungen stellen fest, wie sich die Summe aller<br />

Belastungen (Punktquellen wie Kläranlagen, diffuse Belastungen wie<br />

z. B. Abschwemmungen von Straßen o<strong>de</strong>r Ackerflächen) im Gewässer<br />

selbst bemerkbar macht. Dabei wird darauf geachtet, dass je<strong>de</strong>r Oberflächenwasserkörper<br />

(siehe Seite 15) mit repräsentativen Messstellen<br />

ausgestattet ist.<br />

• Aus <strong>de</strong>n Konzentrationen <strong>de</strong>r chemischen Parameterpunkte und <strong>de</strong>r<br />

Wassermenge am Pegel können Frachten abgeschätzt wer<strong>de</strong>n (z. B.<br />

wie viel Kilo Salz mit <strong>de</strong>m Wasser <strong>de</strong>r Lahn fließen).<br />

• Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzugsgebiets liegt die Untersuchungsstation Lahnstein,<br />

die sämtliche Belastungen „aufsammelt“ und insoweit Auskunft darüber<br />

gibt, was insgesamt aus <strong>de</strong>r Lahn an <strong>de</strong>n Rhein übergeben wird.<br />

Sie ist gleichzeitig Überblicksmessstelle zur Erfüllung <strong>de</strong>r WRRL.<br />

So greifen die verschie<strong>de</strong>nen Messnetze wie Zahnrä<strong>de</strong>r ineinan<strong>de</strong>r und<br />

geben ein wasserwirtschaftliches Gesamtbild ab.<br />

Palzem<br />

Mosel<br />

kanzem<br />

Saar<br />

Als schwimmen<strong>de</strong> Untersuchungseinrichtung auf <strong>de</strong>n schiffbaren Gewässern<br />

steht darüber hinaus das Mess- und Untersuchungsschiff<br />

MS „Burgund“ zur Verfügung. Es kann auf <strong>de</strong>n großen Flüssen und Altrheinarmen<br />

an beliebigen Stellen Proben entnehmen. Wichtige Aufgaben<br />

<strong>de</strong>r „Burgund“ sind Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, d. h. interessierte<br />

Gruppen o<strong>de</strong>r Schulklassen können sich hier über wasserwirtschaftliche<br />

Themen informieren.<br />

koblenz<br />

Mosel<br />

Wie kann man sich zu einer Fahrt<br />

mit <strong>de</strong>r MS „Burgund“ anmel<strong>de</strong>n?<br />

Je nach Terminlage <strong>de</strong>r Messfahrten ist eine Mitfahrt an Bord <strong>de</strong>s<br />

Schiffes für Gruppen von ca. 25 Personen grundsätzlich möglich.<br />

Ansprechpartner:<br />

Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz<br />

Kaiser-Friedrich-Straße 1 | 55116 Mainz<br />

Telefon: 06131-16-4453 | E-Mail: Poststelle@mufv.rlp.<strong>de</strong><br />

koblenz<br />

Rhein<br />

Mündung <strong>de</strong>r<br />

Sauer<br />

43<br />

2


Seen<br />

44<br />

Zu <strong>de</strong>n oberirdischen Gewässern gehören neben <strong>de</strong>n Fließgewässern auch<br />

die Seen, die sich in ihren Eigenschaften wesentlich von <strong>de</strong>n Flüssen unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Seen sind stehen<strong>de</strong> oberirdische Gewässer, die vollständig von<br />

Land umgeben sind; <strong>de</strong>nnoch können sie von Wasserzuflüssen gespeist<br />

und/o<strong>de</strong>r von Abläufen entwässert wer<strong>de</strong>n. Ähnlich wie bei Fließgewässern<br />

wer<strong>de</strong>n unterschiedliche Typen <strong>de</strong>finiert.<br />

Diese zwölf Seen in Rheinland-Pfalz fallen aufgrund<br />

ihrer Größe unter die Bestimmungen <strong>de</strong>r<br />

europäischen Wasserrahmenrichtlinie.<br />

legen<strong>de</strong><br />

1 Laacher See<br />

2 Dreifel<strong>de</strong>r Weiher<br />

3 Wiesensee<br />

4 Krombachtalsprerre<br />

5 Silbersee<br />

6 Roxheimer Altrhein<br />

7 Neuhofener Altrhein<br />

8 Otterstädter Altrhein<br />

9 Angelhofer Altrhein<br />

10 Berghäuser Altrhein<br />

11 Lingenfel<strong>de</strong>r Altrhein<br />

12 Lan<strong>de</strong>shafen Wörth<br />

1<br />

2 3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12


Seentypen in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Nach Inkrafttreten <strong>de</strong>r europäischen Wasserrahmenrichtlinie wur<strong>de</strong>n die<br />

natürlichen Seen und Talsperren Deutschlands mit einer Größe von mehr<br />

als 50 Hektar (0,5 km²) in Gruppen mit gemeinsamen<br />

Merkmalen zusammengefasst. Anhand <strong>de</strong>r Ökoregion<br />

(Alpen und Alpenvorland, Mittelgebirge, Nord<strong>de</strong>utsches<br />

Tiefland), <strong>de</strong>s Kalkgehaltes, <strong>de</strong>r Schichtung und <strong>de</strong>r<br />

Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes ließen sich bun<strong>de</strong>sweit 14<br />

verschie<strong>de</strong>ne Seentypen abgrenzen, die sich auch hinsichtlich<br />

ihrer Flora und Fauna unterschei<strong>de</strong>n.<br />

laacher See<br />

Entsprechend seinem überwiegen<strong>de</strong>n Mittelgebirgscharakter<br />

hat Rheinland-Pfalz nur sehr wenige natürlich entstan<strong>de</strong>ne<br />

stehen<strong>de</strong> Gewässer (Eifelmaare und Altrheine),<br />

aber eine Vielzahl von Menschenhand geschaffener Seen<br />

und Teiche. Die Eifelmaare sind vulkanischen Ursprungs<br />

und gehen auf <strong>de</strong>n quartären Vulkanismus in West- und krombachtalsperre<br />

Osteifel zurück. Die Altrheine hingegen sind vom Hauptstrom<br />

ganz o<strong>de</strong>r teilweise abgetrennte Flussschlingen <strong>de</strong>s Rheins, die<br />

Stillgewässercharakter aufweisen. Sie sind durch Kiesausbeute oft vertieft<br />

und erweitert wor<strong>de</strong>n, wodurch ihr naturraumtypischer Charakter verloren<br />

gegangen ist. Auch die Seen vulkanischen Ursprungs, wie die Eifelmaare,<br />

sind durch wasserbauliche Maßnahmen in <strong>de</strong>r Vergangenheit zum Teil<br />

stark verän<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n.<br />

Von Menschenhand geschaffene Gewässer sind in <strong>de</strong>n<br />

Mittelgebirgsregionen Staugewässer zur Energiegewinnung,<br />

Fischzucht, Hochwasserrückhaltung und Freizeitgestaltung.<br />

In Westerwald und Eifel gibt es einige Steinbruchseen<br />

und wassergefüllte Tongruben, während man<br />

in <strong>de</strong>r oberrheinischen Tiefebene und im Neuwie<strong>de</strong>r Becken<br />

infolge von Sand- und Kiesgewinnung eine große<br />

Zahl von Baggerseen fin<strong>de</strong>t.<br />

Mit einer Größe von mehr als 50 Hektar fallen in Rheinland-Pfalz<br />

zwölf Seen unter die Bestimmungen <strong>de</strong>r europäischen<br />

Wasserrahmenrichtlinie (siehe Seite 44). Nur<br />

zwei davon, <strong>de</strong>r Laacher See (Typ 7: kalkreicher geschichteter<br />

Mittelgebirgssee mit relativ kleinem Einzugsgebiet)<br />

und die Krombachtalsperre (Typ 9: kalkarmer geschichteter<br />

Mittelgebirgssee mit relativ kleinem Einzugsgebiet),<br />

lassen sich <strong>de</strong>n oben erwähnten 14 Seentypen zuordnen. Die restlichen<br />

zehn Seen sind so genannte Son<strong>de</strong>rtypen. Hierzu zählen zwei flache Stauseen<br />

im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s und acht Altrheine bzw. Baggerseen in <strong>de</strong>r<br />

Rheinaue im Sü<strong>de</strong>n.<br />

45<br />

2


46<br />

Jahresgang im See<br />

Eine ganz beson<strong>de</strong>re Eigenschaft <strong>de</strong>s Süßwassers bestimmt <strong>de</strong>n charakteristischen<br />

Jahresgang in <strong>de</strong>n Seen <strong>de</strong>r gemäßigten Breiten: Es hat bei<br />

4 °C seine höchste Dichte und ist somit bei dieser Temperatur am<br />

schwersten. Wenn die Wassertemperatur im Frühjahr und Herbst bei<br />

eben jenen 4 °C liegt, ist das Wasser im ganzen See gleich schwer und<br />

zirkuliert unter Win<strong>de</strong>inwirkung sehr leicht. Im Sommer dagegen wird<br />

das Wasser an <strong>de</strong>r Oberfläche durch die Sonne erwärmt. In <strong>de</strong>r Folge liegt<br />

warmes und somit leichtes Oberflächenwasser auf kaltem Tiefenwasser.<br />

Die Grenze zwischen kaltem und warmem Wasser ist dabei relativ scharf<br />

gezogen. Diese Schichtung ist sehr stabil und wird auch unter starker<br />

Win<strong>de</strong>inwirkung nicht aufgebrochen. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r im Ba<strong>de</strong>see einmal<br />

wenige Meter tief getaucht ist, wird dieses Phänomen bereits<br />

beobachtet haben. Ganz ähnlich verhält sich <strong>de</strong>r See auch im Winter.<br />

Hier kühlt das Oberflächenwasser auf unter 4 °C ab und liegt leicht –<br />

möglicherweise sogar unter einer Eis<strong>de</strong>cke – auf <strong>de</strong>m 4 °C „warmen“,<br />

schwereren Tiefenwasser.<br />

Jahreszeitliche Verän<strong>de</strong>rung<br />

in einem See<br />

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Frühling/Herbst<br />

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Gleichmäßige Nährstoffverteilung, völlige Durchmischung<br />

Sommer<br />

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Ungleichmäßige Nährstoffverteilung durch Bildung einer undurchlässigen<br />

Sprungschicht, keine Sauerstoffdurchmischung: oben viel, unten wenig<br />

Ungleichmäßige Nährstoffverteilung, keine Durchmischung<br />

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Winter<br />

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Diese saisonal auftreten<strong>de</strong> Einschichtung <strong>de</strong>r Seen hat auch Auswirkungen<br />

auf ihren Sauerstoff- und Nährstoffhaushalt. Wenn <strong>de</strong>r See stabil geschichtet<br />

ist, sinken abgestorbene Tiere und Pflanzen – vorwiegend mikroskopisch<br />

kleine Algen – von <strong>de</strong>r Oberfläche in die Tiefe, wo sie zersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

So wer<strong>de</strong>n die in ihnen enthaltenen Nährstoffe (z. B. Phosphor und<br />

Stickstoff) mit in das Tiefenwasser transportiert. Hierdurch kommt es an<br />

<strong>de</strong>r Oberfläche letztlich zu einer Nährstoffverarmung und im Tiefenwasser<br />

zu einer Nährstoffanreicherung. Umgekehrt verhält es sich mit <strong>de</strong>m Sauerstoff.<br />

Die ins Tiefenwasser eingetragene Biomasse wird hier unter Sauerstoffverbrauch<br />

abgebaut; durch die stabile Temperaturschichtung wird aber<br />

von <strong>de</strong>r Oberfläche kein neuer Sauerstoff nachgeliefert. In nährstoffreichen<br />

Seen mit hoher Biomasseproduktion kommt es daher während <strong>de</strong>r sommerlichen<br />

Stagnationsphase zu einer völligen Sauerstoffverarmung <strong>de</strong>s<br />

Tiefenwassers, manchmal bereits im Frühsommer.<br />

Diese charakteristischen Eigenschaften stehen<strong>de</strong>r Gewässer müssen bei<br />

<strong>de</strong>r Probenahme berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, um ein verlässliches Bild über <strong>de</strong>n<br />

Zustand eines Sees zu erhalten.<br />

Berghäuser kanal, Teil <strong>de</strong>s Berghäuser Altrheins<br />

47<br />

2


Ruttner-Schöpfer Messungen im Winter Fischbestandsuntersuchung<br />

Mit <strong>de</strong>m „Ruttner-Schöpfer“ können<br />

Wasserproben in beliebigen<br />

Tiefen genommen wer<strong>de</strong>n. Der Zylin<strong>de</strong>r<br />

wird an einem Seil in die gewünschte<br />

Tiefe gelassen und dann<br />

durch ein Fallgewicht geschlossen.<br />

48<br />

Überwachung <strong>de</strong>r Seen<br />

Insgesamt wer<strong>de</strong>n in Rheinland-Pfalz rund 140 Seen an etwa 250 Einzel-<br />

messstellen regelmäßig physikalisch-chemisch und teilweise auch biologisch<br />

untersucht. Zu <strong>de</strong>n überwachten Seen zählen unter an<strong>de</strong>rem alle,<br />

die europäischen Richtlinien (z. B. Wasserrahmenrichtlinie, Ba<strong>de</strong>gewässerrichtlinie)<br />

unterliegen.<br />

Als Grundmessprogramm wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n einzelnen Messstellen während<br />

<strong>de</strong>r Frühjahrszirkulation in verschie<strong>de</strong>nen Wassertiefen Proben zur Bestimmung<br />

<strong>de</strong>r Hauptwasserinhaltsstoffe (darunter Stickstoffverbindungen,<br />

Phosphate) entnommen, um die Belastungssituation <strong>de</strong>r einzelnen Seen<br />

zu ermitteln. Die Häufigkeit dieser Kontrollen schwankt – je nach <strong>de</strong>r Gütesituation<br />

<strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n Gewässers – zwischen jährlich und einmal in<br />

zehn Jahren. Dieses Routinemessprogramm dient einerseits dazu, Grundlagendaten<br />

für Entscheidungen bereitzuhalten, und an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>m frühzeitigen<br />

Erkennen negativer Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen. Hierdurch können<br />

Missstän<strong>de</strong> aufgezeigt und behoben wer<strong>de</strong>n, bevor sie zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />

Verschlechterung <strong>de</strong>r Gewässerqualität führen. In beson<strong>de</strong>rs stark belasteten<br />

Gewässern wer<strong>de</strong>n im Jahresgang weitere physikalisch-chemische<br />

Untersuchungen und eine intensive Sauerstoffüberwachung im Spätsommer<br />

und Herbst durchgeführt, sofern bekannt ist, dass zu dieser Zeit üblicherweise<br />

Sauerstoff<strong>de</strong>fizite auftreten. So können Fischsterben durch die<br />

rechtzeitige Einleitung von Belüftungsmaßnahmen in <strong>de</strong>n meisten Fällen<br />

verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.


Die ca. 70 Seen, die <strong>de</strong>r europäischen Ba<strong>de</strong>gewässerrichtlinie unterliegen,<br />

wer<strong>de</strong>n über das oben beschriebene Routinemessprogramm hinaus während<br />

<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>saison regelmäßig auf ein gesundheitliches Gefährdungspotential<br />

für Ba<strong>de</strong>gäste hin untersucht. Hierzu zählen unter an<strong>de</strong>rem erhöhte<br />

Keimzahlen (Escherichia coli und Intestinale Enterokokken) sowie<br />

Massenvorkommen von gesundheitsschädlichen Blaualgenarten (siehe<br />

Seite 35).<br />

Die zwölf rheinland-pfälzischen Seen mit einer Wasserfläche von mehr als<br />

50 Hektar, die <strong>de</strong>r europäischen Wasserrahmenrichtlinie unterliegen, wer<strong>de</strong>n<br />

über das physikalisch-chemische Routinemessprogramm hinaus auch<br />

biologisch untersucht. Im Rahmen <strong>de</strong>s durch die Richtlinie gefor<strong>de</strong>rten so<br />

genannten „operativen Monitorings“ wird von <strong>de</strong>n vier Biokomponenten<br />

„Phytoplankton“ (= mikroskopische Algen im Freiwasser), „Makrophyten/<br />

Phytobenthos“ (= Wasserpflanzen und mikroskopische Algen am Gewässerbo<strong>de</strong>n),<br />

„Makrozoobenthos“ (= bo<strong>de</strong>nleben<strong>de</strong> wirbellose Kleintiere)<br />

und „Fische“ die in <strong>de</strong>n einzelnen Seen jeweils empfindlichste Komponente<br />

betrachtet. Sollten die Untersuchungsergebnisse darauf hinweisen,<br />

dass sich ein See nicht im guten chemischen und ökologischen Zustand<br />

befin<strong>de</strong>t, so müssen die Ursachen hierfür ermittelt und beseitigt wer<strong>de</strong>n.<br />

http://www.ba<strong>de</strong>seen.rlp.<strong>de</strong><br />

49<br />

2


Ulla conullaor illumsan Unt wiscin eu<br />

faci elenim quat, commy nos augiame tummod tat adignit lute dol-<br />

50


GRUNDWASSER<br />

... Und horch! Da spru<strong>de</strong>lt es silberhell<br />

ganz nahe, wie rieseln<strong>de</strong>s Rauschen,<br />

Und stille hält er zu lauschen;<br />

Und sieh! Aus <strong>de</strong>m Felsen, geschwätzig, schnell,<br />

springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,<br />

Und freudig bückt er sich nie<strong>de</strong>r<br />

und erfrischt die brennen<strong>de</strong>n Glie<strong>de</strong>r.<br />

Friedrich Schiller<br />

(aus „Die Bürgschaft“)<br />

51<br />

3


Grundwasser<br />

52<br />

Als Grundwasser wird das unterirdische Wasser bezeichnet, das im oberen<br />

Teil <strong>de</strong>r Erdkruste, in Poren, Klüften o<strong>de</strong>r Karsthohlräumen <strong>de</strong>r hier anzutreffen<strong>de</strong>n<br />

Sedimente und Gesteine zirkuliert. In Deutschland <strong>de</strong>ckt das<br />

Grundwasser zu 75 % <strong>de</strong>n Bedarf an Trinkwasser, in Rheinland-Pfalz sogar<br />

zu 90 %. Etwa 230 Millionen Kubikmeter wer<strong>de</strong>n jährlich aus rund 2.500<br />

rheinland-pfälzischen Brunnen und Quellen geför<strong>de</strong>rt und als Trinkwasser<br />

verwen<strong>de</strong>t. Dazu kommen weitere 90 Millionen Kubikmeter Brauchwasserentnahme<br />

für gewerbliche, industrielle und landwirtschaftliche Zwecke.<br />

Grundwasser ist ein Schutzgut von hoher gesellschaftlicher Be<strong>de</strong>utung.<br />

Um es zu schützen und seine Qualität sicher zu stellen, ist es Aufgabe<br />

staatlicher Stellen, <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>s Grundwassers zu überwachen und seine<br />

Nutzbarkeit auch zukünftigen Generationen zu erhalten. In Rheinland-<br />

Pfalz übernimmt vor allem das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />

und Gewerbeaufsicht (LUWG) diese wichtige Aufgabe.


Grundwasser steht für die Nutzung durch <strong>de</strong>n Menschen nicht in unbegrenzter<br />

Menge zur Verfügung. Der wesentliche Faktor für die verfügbare<br />

Menge ist die Neubildung von Grundwasser. Unter Grundwasserneubildung<br />

versteht man die Zusickerung <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n infiltrierten Nie<strong>de</strong>rschlagswassers<br />

zum Grundwasser. In Rheinland-Pfalz beträgt das mittlere<br />

jährliche Nie<strong>de</strong>rschlagsaufkommen etwa 820 Liter pro Quadratmeter. Der<br />

größte Teil hiervon fließt oberirdisch ab o<strong>de</strong>r verdunstet, nur rund 100 Liter<br />

kommen im Mittel <strong>de</strong>m Grundwasser als Neubildung zu Gute. Umgerechnet<br />

auf die Größe <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s von ca. 20.000 km² be<strong>de</strong>utet dies<br />

eine mittlere Grundwasserneubildung von rund 2 Milliar<strong>de</strong>n Kubikmeter<br />

Grundwasser pro Jahr.<br />

Tümpelquelle Hammertal<br />

Sturzquelle am Mühlkopf, Wallhalbetal<br />

53<br />

3


54<br />

Gut durchlässige Gesteine und Sedimente wie San<strong>de</strong> und Kiese, in <strong>de</strong>nen<br />

das Grundwasser zirkulieren kann, wer<strong>de</strong>n als Grundwasserleiter und<br />

dichte Gesteine wie Tone o<strong>de</strong>r Mergel, die für Grundwasser schlecht o<strong>de</strong>r<br />

nur gering durchlässig sind, als Grundwasserstauer bezeichnet. Im Gegensatz<br />

zu <strong>de</strong>n Oberflächengewässern fließt das Grundwasser nur sehr<br />

langsam; meist legt es nur wenige Meter o<strong>de</strong>r sogar nur Dezimeter pro<br />

Tag zurück. Zutage tritt es an Quellen und speist Bäche und Flüsse. Liegen<br />

seine Vorkommen nahe an <strong>de</strong>r Oberfläche, versorgt es Pflanzen mit Wasser<br />

und bil<strong>de</strong>t wertvolle Feuchtbiotope. Grundwasser ist ein lebenswichtiger<br />

Rohstoff, <strong>de</strong>r in trockenen Gebieten o<strong>de</strong>r regenarmen Zeiten von<br />

unschätzbarem Wert ist.<br />

Die Gesteine und Sedimente, durch die das Grundwasser strömt, also<br />

beispielsweise im Porenraum <strong>de</strong>r San<strong>de</strong> und Kiese o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Klüften<br />

und Spalten <strong>de</strong>r Felsen aus Vulkangestein, Kalkstein o<strong>de</strong>r Quarzit,<br />

prägen seine Zusammensetzung, seine Menge und sein Fließverhalten.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>r regionalen Verbreitung <strong>de</strong>r Gesteine<br />

ist auch das in ihnen enthaltene Grundwasser<br />

regional von unterschiedlicher Beschaffenheit.<br />

In Rheinland-Pfalz sind auf Grundlage<br />

<strong>de</strong>r Verbreitung typischer Gesteine bzw. Grundwasserleiter<br />

so genannte „Grundwasserlandschaften“<br />

<strong>de</strong>finiert, insgesamt 14 an <strong>de</strong>r Zahl. Sie<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich nach erdgeschichtlichem Alter<br />

und nach <strong>de</strong>r für die Grundwasserleiter typischen<br />

Gesteinsart (siehe Tabelle auf Seite 55 und Karte<br />

auf <strong>de</strong>r Umschlaginnenseite).<br />

Grundwasserleiter


Grundwasserlandschaft Maßgeblicher Grundwasserleiter<br />

(Gestein)<br />

Beispiele<br />

Quartäre und pliozäne Sedimente<br />

Quartäre Magmatite<br />

Tertiäre Kalksteine<br />

Tertiäre Mergel und Tone<br />

Tertiäre Bruchschollen <strong>de</strong>s Oberrheingrabens<br />

Tertiäre Vulkanite<br />

Sandsteine <strong>de</strong>s Lias<br />

Muschelkalk und Keuper<br />

Buntsandstein<br />

Rotliegend-Sedimente<br />

Rotliegend-Magmatite<br />

Devonische Kalksteine<br />

Devonische Quarzite<br />

Devonische Schiefer und Grauwacken<br />

Erdgeschichtlich junge San<strong>de</strong> und Kiese,<br />

bis zu 2 Mio. Jahre alt<br />

Vulkanische Basalte und Tuffe<br />

ca. 10.000 bis 1 Mio. Jahre alt<br />

Klüftige, teilweise verkarstete Kalksteine,<br />

ca. 2 bis 25 Mio. Jahre alt<br />

Undurchlässige, grundwasserarme Tone und Mergel,<br />

ca. 25 bis 55 Mio. Jahre alt<br />

Unterschiedliche Gesteine am westlichen Rand <strong>de</strong>s Oberrheingrabens,<br />

oft klüftige Kalksteine o<strong>de</strong>r dichte Mergel,<br />

ca. 1 bis 55 Mio. Jahre alt<br />

Klüftige Vulkangesteine, Basalte o. ä.<br />

ca. 25 bis 55 Mio. Jahre alt<br />

Sandstein aus <strong>de</strong>m unteren Jura,<br />

ca. 205 Mio. Jahre alt<br />

Verkarstete Kalksteine<br />

ca. 210 bis 240 Mio. Jahre alt<br />

Sandsteine<br />

ca. 245 Mio. Jahre alt<br />

Dichte, aber klüftige Sand- und Tonsteine<br />

ca. 260 bis 320 Mio. Jahre alt<br />

Unterschiedliche, klüftige Vulkangesteine<br />

ca. 255 bis 270 Mio. Jahre alt<br />

Zerklüftete massige Kalksteine mit Karsterscheinungen<br />

ca. 375 bis 390 Mio. Jahre alt<br />

Dichte, aber klüftige Quarzite<br />

ca. 390 bis 400 Mio. Jahre alt<br />

Klüftige Tonsteine und Grauwacken<br />

ca. 390 bis 410 Mio. Jahre alt<br />

Rheinebene zwischen Worms und<br />

Wörth am Rhein<br />

Vulkaneifel<br />

Rheinhessen zwischen Ingelheim,<br />

Mainz und Alzey<br />

Kannebäckerland<br />

Weinstraße, Vorbergzone <strong>de</strong>r Rheinebene<br />

entlang <strong>de</strong>s Pfälzerwal<strong>de</strong>s<br />

Basaltvorkommen im Westerwald<br />

Bitburger Land<br />

südwestlich von Bitburg<br />

Bitburger Land<br />

Pfälzerwald zwischen Kaiserslautern<br />

und Pirmasens<br />

Saar-Nahe-Bergland entlang <strong>de</strong>s Glantals<br />

Idar-Oberstein, Bad Kreuznach,<br />

Donnersberg<br />

Nordwestliche Eifel bei Prüm<br />

Hunsrück zwischen Trechtingshausen<br />

und Hermeskeil<br />

Eifel, Westerwald, Hunsrück<br />

Wasserwerk Badweg bei Ingelheim<br />

55<br />

3


Quellfassung<br />

Beobachtung <strong>de</strong>r Grundwassermenge<br />

56<br />

Das LUWG betreut zur Überwachung <strong>de</strong>r verfügbaren und genutzten<br />

Grundwassermenge ein eigenes, umfangreiches Grundwassermessnetz,<br />

bestehend aus nahezu 800 regelmäßig beobachteten Messstellen. Hierbei<br />

han<strong>de</strong>lt es sich ganz überwiegend um Grundwassermessstellen unterschiedlicher<br />

Tiefe. Hinzu kommen rund 80 Quellschüttungsmessstellen an<br />

geeigneten Quellfassungen. Die Messstellen sind teilweise mit automatischen<br />

Aufzeichnungsgeräten ausgestattet. Min<strong>de</strong>stens einmal wöchentlich<br />

wird an <strong>de</strong>n Messstellen <strong>de</strong>r Grundwasserstand bzw. an Quellen <strong>de</strong>ren<br />

Ergiebigkeit (Quellschüttung) gemessen. Dies erfolgt überwiegend durch<br />

ehrenamtliche Beobachter.<br />

Die Messnetzdichte in <strong>de</strong>n einzelnen Grundwasserlandschaften variiert je<br />

nach wasserwirtschaftlicher Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Grundwasservorkommen. So<br />

fi n<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n quartären und pliozänen Sedimenten durchschnittlich<br />

alle vier Quadratkilometer eine Messstelle, während es in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>vonischen<br />

Schiefern und Grauwacken nur etwa alle 450 Quadratkilometer eine Messstelle<br />

gibt.<br />

Übersicht <strong>de</strong>r Messstellen <strong>de</strong>s<br />

quantitativen Messnetzes<br />

Nicht alle Grundwasservorkommen führen die gleiche Wassermenge. Die<br />

Grundwasserlandschaft quartäre und pliozäne Sedimente stellt das bei<br />

Weitem ergiebigste Grundwasserreservoir dar. Mehr als 50 Prozent aller<br />

Grundwasserentnahmen in Rheinland-Pfalz bzw. 2/3 <strong>de</strong>r Trinkwassergewinnung<br />

stammen hieraus. Dazu gehört auch <strong>de</strong>r rheinland-pfälzische<br />

Grundwasserlandschaft<br />

Quartäre +<br />

pliozäne Sedimente<br />

Quartäre Magmatite<br />

Tertiäre Kalksteine<br />

Tertiäre Mergel und Tone<br />

Tertiäre Bruchschollen<br />

Tertiäre Vulkanite<br />

Sandsteine <strong>de</strong>s Lias<br />

Muschelkalk und Keuper<br />

Buntsandstein<br />

Rotliegend-Sedimente<br />

Rotliegend-Magmatite<br />

Devonische Kalksteine<br />

Devonische Quarzite<br />

Devonische Schiefer +<br />

Grauwacken<br />

Rheinland-Pfalz, gesamt<br />

Grundwassemessstellen<br />

592<br />

5<br />

7<br />

5<br />

-<br />

8<br />

1<br />

4<br />

44<br />

14<br />

1<br />

16<br />

1<br />

11<br />

709<br />

Quellen Summe Messstellen<br />

je km²<br />

1<br />

5<br />

8<br />

-<br />

-<br />

7<br />

2<br />

8<br />

22<br />

10<br />

4<br />

1<br />

3<br />

7<br />

78<br />

593<br />

10<br />

15<br />

5<br />

-<br />

15<br />

3<br />

12<br />

66<br />

24<br />

5<br />

17<br />

4<br />

18<br />

787<br />

4<br />

23<br />

36<br />

61<br />

-<br />

27<br />

12<br />

72<br />

44<br />

70<br />

132<br />

23<br />

231<br />

450<br />

25


Anteil <strong>de</strong>s Oberrheingrabens, <strong>de</strong>s in Europa be<strong>de</strong>utendsten Trinkwasserreservoirs.<br />

Dagegen hat die Grundwasserlandschaft <strong>de</strong>r <strong>de</strong>vonischen Schiefer<br />

und Grauwacken <strong>de</strong>s Rheinischen Schiefergebirges zwar die größte<br />

regionale Verbreitung, ist für die Wassergewinnung aber auf Grund <strong>de</strong>r<br />

geringen Ergiebigkeiten nur lokal von Interesse.<br />

Alle gewonnenen Messdaten gehen in das wasserwirtschaftliche Auskunftssystem<br />

<strong>de</strong>s LUWG ein und wer<strong>de</strong>n zur Beantwortung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Fragen aufbereitet. Neben <strong>de</strong>r messstellenbezogenen Erstellung von<br />

Haupttabellen, aus <strong>de</strong>nen die Monatsmittelwerte sowie <strong>de</strong>r maximale<br />

und minimale Grundwasserstand hervorgehen, lassen sich aus <strong>de</strong>m mehrjährigen<br />

Vergleich <strong>de</strong>r Ganglinien Perio<strong>de</strong>n mit Grundwasserüberschuss<br />

bzw. Grundwasser<strong>de</strong>fizit ermitteln. Grundwassergleichenpläne zeigen die<br />

Fließrichtung und <strong>de</strong>n Flurabstand <strong>de</strong>s Grundwassers für bestimmte Stichtage<br />

an.<br />

Die quantitativen Messwerte und ihre Auswertungen bil<strong>de</strong>n die Grundlage<br />

für lan<strong>de</strong>sweite beziehungsweise regional begrenzte Zustandsbeschreibungen<br />

<strong>de</strong>s Grundwassers und für das Erkennen langfristiger Entwicklungen<br />

<strong>de</strong>r Grundwassermenge. Sie sind damit die Basis für alle Vorgaben<br />

zur Bewirtschaftung <strong>de</strong>s Grundwassers. Außer<strong>de</strong>m fließen sie in Planungsvorhaben<br />

ein, die das Grundwasser beeinflussen o<strong>de</strong>r vom Grundwasser<br />

beeinflusst wer<strong>de</strong>n.<br />

Grundwasserstandsganglinie<br />

<strong>de</strong>r Messstelle<br />

1019 Win<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Südpfalz<br />

Grundwassergleichenplan mit<br />

Flurabstand in <strong>de</strong>r südlichen<br />

Vor<strong>de</strong>rpfalz<br />

57<br />

3


Beobachtung <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit<br />

58<br />

Zur Beurteilung und langfristigen Beobachtung <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit<br />

wer<strong>de</strong>n vor Ort Messungen allgemeiner chemischer Parameter<br />

durchgeführt und Grundwasserproben zur weiterführen<strong>de</strong>n chemischen<br />

Untersuchung im Labor entnommen. Je nach Messstellentyp können die<br />

dabei gewonnenen Daten in unterschiedlichem Maße zur Beurteilung <strong>de</strong>s<br />

Grundwassers herangezogen wer<strong>de</strong>n:<br />

Quellen<br />

Sie spiegeln in ihrer Wasserbeschaffenheit meist das Einzugsgebiet wi<strong>de</strong>r,<br />

das sie entwässern, und zwar sowohl im Hinblick auf die chemische Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>s betroffenen Grundwasserleiters als auch auf die Verweildauer<br />

und damit das Alter <strong>de</strong>s Grundwassers.<br />

Brunnen<br />

Brunnen sind oft viele Meter in <strong>de</strong>n Grundwasserleiter eingebun<strong>de</strong>n, da ihr<br />

Ausbau im Wesentlichen im Hinblick auf eine optimale Grundwasserför<strong>de</strong>rung<br />

erfolgt. Durch <strong>de</strong>n Pumpbetrieb sinkt <strong>de</strong>r Grundwasserspiegel und es<br />

bil<strong>de</strong>t sich um <strong>de</strong>n Brunnen ein charakteristischer „Absenkungstrichter“.<br />

Die Wasserbeschaffenheit eines Brunnens ist normalerweise repräsentativ<br />

für <strong>de</strong>n Bereich dieses Absenkungstrichters.


Grundwassermessstellen<br />

Das Grundwasser durchströmt die Messstellen praktisch ungestört. Grundwasser<br />

wird nur zum Zwecke <strong>de</strong>r Beprobung entnommen. Hierbei wird als<br />

Stichprobe ein Bild über <strong>de</strong>n chemischen Momentzustand in einem eng<br />

begrenzten Einzugsgebiet gewonnen. Bei Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Wasserbeschaffenheit<br />

können sowohl zeitnahe Ursachen im unmittelbaren Umfeld<br />

<strong>de</strong>r Messstelle wie auch weiter zurückliegen<strong>de</strong> Ursachen im ferneren Zustrombereich<br />

<strong>de</strong>r Messstelle verantwortlich sein.<br />

Brunnen – insbeson<strong>de</strong>re Tiefbrunnen – zeigen meist eine relativ hohe zeitliche<br />

Konstanz in ihrer Wasserbeschaffenheit und reagieren zeitverzögert<br />

und gedämpft auf Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Stoffzuflüsse. Sie sind daher in <strong>de</strong>r Regel<br />

weniger häufig zu untersuchen als Quellen. Quellwässer können in ihrer<br />

Beschaffenheit periodische Än<strong>de</strong>rungen zeigen, die oft <strong>de</strong>m sich jahreszeitlich<br />

än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Quellschüttungsverlauf folgen. Weitaus komplexer ist<br />

es, Beschaffenheitsän<strong>de</strong>rungen bei Grundwassermessstellen zu interpretieren.<br />

Während Messstellen in tieferen Grundwasserleitern meist gleichbleiben<strong>de</strong><br />

Messergebnisse liefern, müssen flach ausgebaute Messstellen in<br />

<strong>de</strong>r Regel häufiger untersucht wer<strong>de</strong>n, um Trendaussagen statistisch sicher<br />

ableiten zu können, da die oberflächennahen Grundwasserleiter stärkeren<br />

jahreszeitlichen Schwankungen unterliegen und durch Stoffeinträge mit<br />

<strong>de</strong>m Sickerwasser stärker beeinflusst wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Grundwassermessstellen und Brunnen in felsigen Grundwasserleitern<br />

(z. B. klüftige Schiefer) lassen sich die Einzugsgebiete nur schwer<br />

abgrenzen, da man die Grundwasserbewegung in <strong>de</strong>n ungleichmäßig<br />

im Festgestein verteilten Klüften nicht einfach vorhersagen kann. In <strong>de</strong>n<br />

Sedimentgesteinen wie Kiesen und San<strong>de</strong>n ist dies hingegen wesentlich<br />

zutreffen<strong>de</strong>r möglich, weil hier die Grundwasserbewegung über homogen<br />

verteilte Porenräume vonstatten geht und daher über größere Einzugsgebiete<br />

hinweg ein einheitliches Fließverhalten <strong>de</strong>s Grundwassers bewirken.<br />

Die Fließgeschwindigkeit <strong>de</strong>s Grundwassers ist sehr gering, so fließt Grund-<br />

wasser in tieferen Grundwasservorkommen teilweise nur wenige Meter<br />

pro Jahr, im Extremfall steht es und nimmt gar nicht am Wasserkreislauf<br />

teil. Grundsätzlich ist die chemische Zusammensetzung <strong>de</strong>s Grundwassers<br />

von <strong>de</strong>m Gestein geprägt, das es durchfließt. Lange Verweilzeiten im Untergrund<br />

und große Kontaktflächen zwischen Wasser und Gestein erhöhen<br />

<strong>de</strong>n Gehalt an gelösten Stoffen, die direkt aus <strong>de</strong>m Gestein stammen.<br />

59<br />

3


Grundwasserüberwachungsfahrzeug<br />

mit Innenleben<br />

60<br />

Diese so genannte geogene Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />

Grundwassers kann – insbeson<strong>de</strong>re im urbanen Raum<br />

– eine mehr o<strong>de</strong>r weniger starke Verän<strong>de</strong>rung durch<br />

menschliche Einflüsse erfahren.<br />

In Rheinland-Pfalz stehen für die Datenerhebung und<br />

Probenahme aus <strong>de</strong>m Grundwasser etwa 1.500 amtliche<br />

Grundwassermessstellen und 2.500 Rohwassermessstellen<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Wasserversorgung zur<br />

Verfügung. Während die Rohwassermessstellen von<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Betreibern <strong>de</strong>r Wasserwerke untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n – die die Daten im Rahmen einer freiwilligen<br />

Kooperationsvereinbarung <strong>de</strong>m LUWG zur Verfügung<br />

stellen – wer<strong>de</strong>n die amtlichen Messstellen vom LUWG<br />

selbst untersucht. Diese Messstellen sind in verschie<strong>de</strong>ne<br />

Messnetze für unterschiedliche Fragestellungen zusammengefasst,<br />

von <strong>de</strong>nen das Messnetz <strong>de</strong>r überblicksweisen Überwachung nach <strong>de</strong>r<br />

europäischen Wasserrahmenrichtlinie (o<strong>de</strong>r WRRL-Messnetz) das be<strong>de</strong>utendste<br />

ist, weil es am häufigsten und umfangreichsten untersucht wird.<br />

Ziel <strong>de</strong>r überblicksweisen Überwachung <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit<br />

ist es, neben einem räumlichen, möglichst repräsentativen Überblick auch<br />

verdichtete Informationen in solchen Bereichen zu erhalten, in <strong>de</strong>nen das<br />

Grundwasser aufgrund <strong>de</strong>r Beeinflussungen durch <strong>de</strong>n Menschen negativ<br />

verän<strong>de</strong>rt wird. Das über das ganze Land verteilte flächenrepräsentative<br />

WRRL-Messnetz wird daher ergänzt von einem verdichteten Messnetz in<br />

<strong>de</strong>n vom Menschen stärker beeinflussten Gebieten mit beispielsweise starker<br />

landwirtschaftlicher Nutzung. Es ist außer<strong>de</strong>m wichtig, durch langjährige<br />

Beobachtungsreihen negative Trends <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit<br />

frühzeitig zu erkennen, um gegebenenfalls mit geeigneten Maßnahmen<br />

eine für <strong>de</strong>n Menschen, aber auch für die Wechselwirkungen mit an<strong>de</strong>ren<br />

Ökosystemen ausreichen<strong>de</strong> Grundwasserqualität sichern zu können.<br />

Das WRRL-Messnetz in Rheinland-Pfalz repräsentiert für <strong>de</strong>n Grundwasserschutz<br />

wesentliche Flächennutzungen, wie Waldgebiete und landwirtschaftlich<br />

genutzte Flächen. Eine beson<strong>de</strong>re Stellung nehmen Gemüse-,<br />

Wein- und Obstbaugebiete ein. Speziell zur Überwachung einzelner Belastungsquellen<br />

errichtete Messstellen zählen bewusst nicht zum WRRL-<br />

Messnetz, da diese Messstellen jeweils nur für eine vergleichsweise kleine<br />

Fläche repräsentativ sind und eine Überwachung durch eigene Messprogramme<br />

(z. B. Deponiemessstellen) sowie durch verschie<strong>de</strong>ne an<strong>de</strong>re Institutionen<br />

erfolgt. Siedlungsgebiete wer<strong>de</strong>n im Rahmen dieses Messnetzes<br />

ebenfalls nicht speziell berücksichtigt, da auch in diesem Fall eher punktuelle<br />

Stoffeintragsquellen das vorhan<strong>de</strong>ne Messnetz und die Messergebnisse<br />

beeinflussen.


Das WRRL-Messnetz besteht in Rheinland-Pfalz aus rund 300 ausgewählten<br />

Messstellen (siehe Umschlag Innenseite). Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um<br />

90 Quellen, 50 Brunnen <strong>de</strong>r öffentlichen Wasserversorgung sowie 160<br />

Grundwassermessstellen, von <strong>de</strong>nen 26 Messstellen mit Ausbautiefen bis<br />

zu 140 Metern das tiefere Grundwasser erfassen. Etwa je<strong>de</strong> dritte Messstelle<br />

liegt dabei in einem Wasserschutzgebiet, so dass auch für diese beson<strong>de</strong>rs<br />

schutzwürdigen Bereiche ein guter Überblick gewährleistet ist.<br />

Der Untersuchungsrhythmus <strong>de</strong>r Messstellen richtet sich nach <strong>de</strong>n bekannten<br />

Schwankungsbreiten <strong>de</strong>r Inhaltsstoffkonzentrationen im Wasser<br />

– sofern Vorergebnisse vorliegen – o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Stoffeintragspotenzial.<br />

Grundsätzlich sind in ihrer Wasserbeschaffenheit negativ beeinfl usste<br />

Quellen o<strong>de</strong>r oberfl ächennahes Grundwasser in landwirtschaftlichen Gebieten<br />

<strong>de</strong>utlich häufi ger zu untersuchen, sie wer<strong>de</strong>n daher zweimal pro<br />

Jahr beprobt. Grundwasseruntersuchungen an Tiefbrunnen in bewal<strong>de</strong>ten<br />

Einzugsgebieten sind hingegen nur alle sechs Jahre erfor<strong>de</strong>rlich. Brunnen<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Wasserversorgung wer<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes in <strong>de</strong>r<br />

Regel nur jährlich bis zweijährlich untersucht (siehe nebenstehen<strong>de</strong> Grafi k).<br />

Während die bewal<strong>de</strong>ten und landwirtschaftlich genutzten Flächenanteile<br />

in Rheinland-Pfalz mit 43 bzw. 45 % etwa gleich groß sind, weicht die Verteilung<br />

<strong>de</strong>r Grundwassermessstellen im WRRL-Messnetz hiervon etwas ab.<br />

Die Einzugsgebiete <strong>de</strong>r Messstellen sind zu 39 Prozent bewal<strong>de</strong>te Flächen,<br />

Messstellenanzahl<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Quellen<br />

Beobachtungsrohre<br />

Brunnen<br />

2-mal / Jahr 1-mal / Jahr 1-mal / 2 Jahre 1-mal / 6 Jahre<br />

zu 40 % landwirtschaftlich genutzte Flächen und zu 10 % Obst- und<br />

Weinbaugebiete <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Diese Gewichtung <strong>de</strong>r intensiv genutzten<br />

Flächen wird <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Düngung als <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sweit be<strong>de</strong>utendsten<br />

diffusen Stoffquelle für das Grundwasser gerecht.<br />

61<br />

Untersuchungshäufigkeit<br />

<strong>de</strong>r 300 Messstellen<br />

<strong>de</strong>s WRRL-<br />

Grundwassermessnetzes<br />

3


Parameter <strong>de</strong>r Grundwasseruntersuchung<br />

62<br />

Das LUWG untersucht im Grundwasser die folgen<strong>de</strong>n Parametergruppen:<br />

• Leit- und Summenparameter<br />

Wassertemperatur, pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt,<br />

Gesamtgehalt gelöster organischer Kohlenstoff (DOC)<br />

• Hauptinhaltsstoffe<br />

Kalzium, Magnesium, Natrium, Kalium, Eisen, Mangan, Ammonium,<br />

Chlorid, Sulfat, Nitrat, Hydrogenkarbonat<br />

• Spurenmetalle<br />

Aluminium, Arsen, Antimon, Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel,<br />

Zink, Quecksilber<br />

• Chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) und<br />

verwandte Verbindungen<br />

Aus dieser weit verbreiteten Schadstoffgruppe wer<strong>de</strong>n repräsentativ<br />

16 organische Einzelsubstanzen bestimmt, zwei davon – Trichlorethen<br />

und Tetrachlorethen – sind Bestandteil <strong>de</strong>r WRRL-Parameterliste.<br />

• Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />

Aus <strong>de</strong>r großen Gruppe dieser organischen Schadstoffe untersucht das<br />

LUWG standardmäßig die acht wichtigsten Einzelsubstanzen.<br />

• Pflanzenschutzmittel<br />

In dieser Gruppe wer<strong>de</strong>n standardmäßig 20 einzelne organische Wirkstoffe<br />

untersucht.<br />

Wichtige chemische Parameter sind – mit einigen an<strong>de</strong>ren<br />

Begriffen – im Glossar erläutert.


Eine wesentliche Aufgabe <strong>de</strong>s Messnetzes zur Grundwasserbeschaffenheit<br />

ist es, die natürliche, vom Menschen unbeeinflusste Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />

Grundwassers und die hierbei auftreten<strong>de</strong>n regionalen Unterschie<strong>de</strong> zu<br />

beschreiben. Die Kenntnis dieser natürlichen Hintergrundwerte erlaubt es<br />

erst, nachteilige Beeinflussungen <strong>de</strong>s Grundwassers durch <strong>de</strong>n Menschen<br />

zu erkennen und sie in ihrer Aus<strong>de</strong>hnung und Auswirkung zu quantifizieren.<br />

Nach <strong>de</strong>r europäischen Wasserrahmenrichtlinie gelten europaweit<br />

für Nitrat und Pflanzenschutzmittel einheitliche Qualitätsnormen für das<br />

Grundwasser und zwar von 50 mg/L bzw. 0,1µg/L. Jeweils auf nationaler<br />

Ebene sind für etwa zehn weitere Substanzen Schwellenwerte festgelegt,<br />

die bei grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Grundwasserkörpern mit <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r<br />

europäischen Nachbarn abzustimmen sind. Darüber hinaus ist das Grundwasser<br />

auch auf an<strong>de</strong>re, in <strong>de</strong>r Richtlinie nicht näher spezifizierte Stoffe zu<br />

untersuchen, die seine Verwendbarkeit signifikant beeinträchtigen können.<br />

Nicht je<strong>de</strong>r Parameter wird vom LUWG gleich häufig untersucht. Leit- und<br />

Summenparameter sowie die Hauptinhaltsstoffe wer<strong>de</strong>n bei je<strong>de</strong>r Untersuchung<br />

bestimmt. Die weiteren Parametergruppen stellen verschie<strong>de</strong>ne<br />

Schadstoffe dar, die normalerweise, d. h. bei unauffälligem Befund, nur<br />

einmal in sechs Jahren untersucht wer<strong>de</strong>n. Wird ein Wirkstoff jedoch in erhöhter<br />

Konzentration nachgewiesen, erfolgen die Analysen bis zu zweimal<br />

im Jahr, auch um mögliche Trendaussagen treffen zu können.<br />

Das Hauptproblem <strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>s oberflächennahen Grundwassers<br />

stellen in Rheinland-Pfalz die Nitrateinträge im Bereich landwirtschaftlich<br />

intensiv genutzter Bö<strong>de</strong>n dar. Die intensive Düngung dieser Flächen<br />

führt dazu, dass diese Bö<strong>de</strong>n vergleichsweise viel Nitrat enthalten.<br />

Nie<strong>de</strong>rschläge lösen das Nitrat zum Teil aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n heraus und führen<br />

es mit <strong>de</strong>r Grundwasserneubildung <strong>de</strong>m Grundwasser zu. Etwas über die<br />

Hälfte aller Messstellen in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten<br />

weisen daher mit mehr als 25 Milligramm<br />

Nitrat pro Liter Grundwasser<br />

einen <strong>de</strong>utlichen Bezug zum Düngemitteleintrag<br />

auf. Die höchsten<br />

Belastungen wer<strong>de</strong>n dabei in <strong>de</strong>n<br />

Gemüseanbaugebieten erreicht.<br />

In <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rpfalz sind sehr hohe<br />

Nitratwerte, die in <strong>de</strong>r Fläche auch Landwirtschaftliche Düngung<br />

200 bis 300 Milligramm pro Liter<br />

erreichen können, keine Seltenheit.<br />

Der Anbau unter Folien erlaubt<br />

hier mehrere Ernten im Jahr. Damit<br />

verbun<strong>de</strong>n ist aber auch ein hoher<br />

Bedarf an Düngemitteln, <strong>de</strong>r sich<br />

nachteilig auf die Grundwasserbe-<br />

Laboruntersuchungen<br />

63<br />

3


64<br />

Landwirtschaftliche Nutzfläche<br />

schaffenheit auswirken kann. Hier müssen in einem gesellschaftlichen Abwägungsprozess<br />

die For<strong>de</strong>rungen nach <strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>s Grundwassers und<br />

<strong>de</strong>r Wunsch nach verbrauchernahen Gemüseanbaugebieten in Einklang<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Obwohl bereits seit Mitte <strong>de</strong>r 1980er Jahre Maßnahmen<br />

zur Minimierung <strong>de</strong>r Nitratauswaschung aus <strong>de</strong>n Bö<strong>de</strong>n, z. B. durch Optimierung<br />

<strong>de</strong>r Flächendüngung, ergriffen wor<strong>de</strong>n sind, lässt sich noch keine<br />

durchgreifen<strong>de</strong> Besserung im Grundwasser hinsichtlich <strong>de</strong>r Nitratbelastung<br />

feststellen. Der zunehmen<strong>de</strong> Anbau von Son<strong>de</strong>rkulturen (z. B. Spargel)<br />

sowie die Zunahme <strong>de</strong>r Anbaufläche so genannter Energiepflanzen<br />

wie Raps und Mais in <strong>de</strong>r konventionellen Landwirtschaft zu Lasten von<br />

Brachflächen könnten zukünftig sogar zu einem weiteren Nitratanstieg im<br />

Grundwasser führen, was es weiter zu beobachten gilt.<br />

Unter speziellen Bedingungen, die insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Rheinnie<strong>de</strong>rung zu<br />

fin<strong>de</strong>n sind, gibt es aber auch ausge<strong>de</strong>hnte Gebiete, in <strong>de</strong>nen zwar Nitrat<br />

in das Grundwasser gelangt, dieses aber auf natürlichem Weg durch Mikroorganismen<br />

abgebaut wird, da diese das Nitrat als Ersatz für einen hier<br />

herrschen<strong>de</strong>n Mangel an Sauerstoff im Grundwasser verwen<strong>de</strong>n.<br />

Gegenüber <strong>de</strong>m Nitratproblem stellen Pflanzenschutzmittel im Grundwas-<br />

ser von Rheinland-Pfalz lediglich wenige punktuelle Belastungen dar. Dabei<br />

verbleiben einzelne Pflanzenschutzmittel und ihre Abbauprodukte sehr


Hinweisschild<br />

Brunnenanlage in Rheinhessen<br />

lange in <strong>de</strong>r Umwelt, da sie nur schwer abbaubar sind. Obwohl seit 1991 in<br />

<strong>de</strong>r Anwendung verboten, lässt sich beispielsweise das früher flächenhaft<br />

angewen<strong>de</strong>te Unkrautvernichtungsmittel Atrazin und sein Abbauprodukt<br />

Desethylatrazin immer noch am häufigsten im Grundwasser nachweisen.<br />

In einigen Lan<strong>de</strong>steilen und Grundwasserlandschaften, wie <strong>de</strong>n Devonischen<br />

Quarziten in <strong>de</strong>n Höhenzügen <strong>de</strong>s Hunsrücks und <strong>de</strong>m Buntsandstein<br />

<strong>de</strong>s Pfälzerwalds, reagiert die Beschaffenheit <strong>de</strong>s Grundwassers<br />

empfindlich auf sauren Regen. Vergleichsweise hohe Nie<strong>de</strong>rschlagsraten<br />

in diesen Gebieten, verbun<strong>de</strong>n mit kalkarmen Bö<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n sauren Regen<br />

nicht neutralisieren können, führen dazu, dass das saure Sickerwasser<br />

verstärkt Spurenmetalle, die im Bo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m atmosphärischen Staub<br />

vorkommen, aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n löst und <strong>de</strong>m Grundwasser zuführt. Ein<br />

Beispiel hierfür ist das in je<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n und im Staub vorkommen<strong>de</strong><br />

Aluminium. In einigen Quellen <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs empfindlichen<br />

Grundwasserlandschaften lassen sich hohe<br />

Konzentrationen an Aluminium nachweisen, die sogar zu<br />

einer Gefährdung <strong>de</strong>r biologischen Lebensgemeinschaften<br />

in <strong>de</strong>n quellnahen Gewässern führen.<br />

65<br />

3


MESSPROGRAMME<br />

UND WARNPLÄNE<br />

Grundlage für die Messungen bzw. Datenerhebungen<br />

an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Messnetzen sind Messpro-<br />

gramme: Das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />

und Gewerbeaufsicht (LUWG) stellt in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n beteiligten wasserwirtschaftlichen Fachbehör-<br />

<strong>de</strong>n genaue Pläne auf, welche Parameter an welchen<br />

Messstellen in welchen Zeitabstän<strong>de</strong>n und auf welche<br />

Art und Weise zu erheben sind. Die Messprogramme<br />

können sowohl die Konkretisierung allgemeiner gesetz-<br />

licher Anfor<strong>de</strong>rungen sein, als auch – z. B. in <strong>de</strong>n Re-<br />

gelwerken <strong>de</strong>r EU – sehr exakt vorgegeben wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

sie sind speziell auf bestimmte Fragestellungen zuge-<br />

schnitten.<br />

67<br />

4


Allgemeine Umwelt- und Trendmessprogramme<br />

68<br />

Das Lan<strong>de</strong>swassergesetz von Rheinland-Pfalz verpflichtet die wasserwirt-<br />

schaftlichen Fachbehör<strong>de</strong>n, also das LUWG und die Regionalstellen <strong>de</strong>r<br />

Struktur- und Genehmigungsdirektionen (SGDen), die für die Ordnung <strong>de</strong>s<br />

Wasserhaushalts notwendigen Daten nach Menge und Güte sowie die<br />

wasserwirtschaftlichen Grundlagen zu erheben. Dafür haben die Behör<strong>de</strong>n<br />

die erfor<strong>de</strong>rlichen Mess- und Untersuchungseinrichtungen zu errichten<br />

und zu betreiben. Ebenfalls müssen sie bei Herstellung und Fortschreibung<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Datensammlungen und Kartenwerken mitwirken.<br />

Zur Erfüllung dieser grundsätzlichen Aufgaben dienen allgemeine Überwachungsmessnetze<br />

(siehe Seiten 24-65) für:<br />

• Nie<strong>de</strong>rschlag,<br />

• Wasserstand und Abfluss,<br />

• biologische Qualität <strong>de</strong>r oberirdischen Gewässer,<br />

• chemische und physikalische Gewässerüberwachung,<br />

• Grundwasserstän<strong>de</strong> und<br />

• Grundwasserbeschaffenheit.<br />

Wer<strong>de</strong>n sie über Jahre kontinuierlich betrieben, erlauben es die herbei gewonnenen<br />

Daten, langfristige Entwicklungen und Trends zu erkennen, darauf<br />

aufbauend vorausschauen<strong>de</strong> strategische Entscheidungen zu treffen<br />

und entsprechen<strong>de</strong> Planungen anzustoßen, auch im Hinblick auf klimabedingte<br />

Verän<strong>de</strong>rungen.<br />

Darüber hinaus <strong>de</strong>finiert das Lan<strong>de</strong>swassergesetz die Gewässeraufsicht<br />

als zentrale Aufgabe, um die Nutzung <strong>de</strong>r Gewässer zu überwachen und<br />

vermeidbare Beeinträchtigungen und Fehlentwicklungen zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Typisches Beispiel hierfür ist die Kontrolle von Kläranlagen.<br />

Neben <strong>de</strong>n allgemeinen Anfor<strong>de</strong>rungen zur Erhebung wasserwirtschaft-<br />

licher Grundlagen können sich aus weiteren Umweltgesetzen und Richtli-<br />

nien beson<strong>de</strong>re Messprogramme bzw. gezielte Anpassungen vorhan<strong>de</strong>ner<br />

Programme ergeben. Viele dieser Regelungen sind inzwischen auf europäischer<br />

Ebene harmonisiert. Dazu gehört die europäische Wasserrahmen-


ichtlinie, die das Ziel verfolgt, alle Gewässer in einen guten chemischen<br />

und ökologischen Zustand zu versetzen. Wesentliche weitere EU-Richtlinien,<br />

die auf Lan<strong>de</strong>sebene in entsprechen<strong>de</strong>n Gesetzen und Verordnungen<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n, sind beispielsweise:<br />

• die Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser,<br />

• die Richtlinie zum Schutz <strong>de</strong>s Grundwassers vor Verschmutzung und<br />

Verschlechterung und<br />

• die Richtlinie über die Qualität <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>gewässer und <strong>de</strong>ren Bewirtschaftung.<br />

Diese Richtlinien und ihre Umsetzungen dienen dazu, eine gute Qualität<br />

<strong>de</strong>r Ressource Wasser sicher zu stellen und die damit verbun<strong>de</strong>nen vielfältigen<br />

Nutzungen nachhaltig zu gestalten.<br />

Weitere Aufgaben ergeben sich beispielsweise aus <strong>de</strong>m Strahlenschutz-<br />

vorsorgegesetz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüber-<br />

wachung kerntechnischer Anlagen, auf <strong>de</strong>ren Grundlage das LUWG die<br />

Einleitungen von Kernkraftwerken in die Gewässer mit überwacht. Für die<br />

allgemeine Öffentlichkeit ist auch das Umweltinformationsgesetz interessant,<br />

nach <strong>de</strong>m sich je<strong>de</strong>r Bürger über die Umweltqualität informieren und<br />

entsprechen<strong>de</strong> Daten anfor<strong>de</strong>rn kann.<br />

Die vom LUWG erhobenen Daten wer<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m genutzt, um nationale<br />

und internationale Gremien mit notwendigen Informationen zu versorgen.<br />

Die hierfür übermittelten Daten dienen zur Erstellung län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>r<br />

Statistiken und Umweltberichte – beispielsweise berichtet das<br />

LUWG regelmäßig <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA), <strong>de</strong>r<br />

Internationalen Rheinschutzkommission (IKSR) und <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Kommission (EU).<br />

Beispiele aus <strong>de</strong>m<br />

Hydrologischen Atlas<br />

Rheinland-Pfalz<br />

69<br />

4


Son<strong>de</strong>rmessprogramme<br />

70<br />

Aktuelle Fragestellungen o<strong>de</strong>r regionale Beson<strong>de</strong>rheiten führen häufig<br />

zu speziellen, oft zeitlich befristeten Messprogrammen. Derartige Son<strong>de</strong>rmessprogramme<br />

können sich in Untersuchungshäufigkeit und Parameterumfang<br />

<strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>n sonst „üblichen“ Vorgehensweisen unterschei<strong>de</strong>n,<br />

können aber auch die lan<strong>de</strong>sweit für längere Zeiträume konzipierten<br />

Messnetze und Messprogramme ergänzen. Die Son<strong>de</strong>runtersuchungen<br />

nutzen in vielen Fällen Messstellen <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sweiten Netze; jedoch wer<strong>de</strong>n<br />

bei Bedarf auch zusätzliche Messstellen eingerichtet. Einige anschauliche<br />

Beispiele für vom LUWG betreute Son<strong>de</strong>rmessprogramme:<br />

• Untersuchung <strong>de</strong>s Nitratgehaltes in ausgewählten Messstellen von<br />

Gebieten intensiver Landwirtschaftsnutzung. Durch Beobachtung <strong>de</strong>r<br />

Auswirkungen einer verän<strong>de</strong>rten Düngepraxis soll auch hier eine zielgerichtete<br />

Beratung <strong>de</strong>r Landwirtschaft geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, um langfris-<br />

tig einen Rückgang <strong>de</strong>r Nitratbelastung <strong>de</strong>s Grundwassers in <strong>de</strong>n betroffenen<br />

Gebieten zu erzielen.<br />

• Son<strong>de</strong>runtersuchungen von Wasser- und Schwebstoffproben auf Metalle<br />

in Gebieten früheren Erzbergbaus. Auch in Rheinland-Pfalz wur<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit metallische Erze abgebaut, stellenweise bereits in<br />

keltischer und römischer Zeit. Die Hinterlassenschaften <strong>de</strong>s Erzbergbaus,<br />

alte Stollen und Hal<strong>de</strong>n, können vereinzelt zu erhöhten Metallkonzentrationen<br />

im Grundwasser o<strong>de</strong>r in Fließgewässern führen. Das LUWG führte<br />

daher Messungen im Bereich ausgewählter lokaler Bergbau-Altlasten<br />

durch.<br />

• Erfolgskontrollen an Gewässern, die im Rahmen <strong>de</strong>r „Aktion Blau“ renaturiert<br />

und damit einer natürlichen Gewässerentwicklung zugänglich<br />

gemacht wur<strong>de</strong>n. Durch die Neukartierung <strong>de</strong>r Gewässerstrukturgüte,<br />

die Erhebung von Daten zur Besiedlung durch Makrozoobenthos und<br />

Fische lassen sich Erfolge und positive Auswirkungen <strong>de</strong>r Renaturierung<br />

<strong>de</strong>s Gewässerbetts sowie <strong>de</strong>r Beseitigung von Wehren dokumentieren.


• Untersuchungen von Pflanzenschutzmitteln in Abläufen von Kläranla-<br />

gen und Gewässern stark landwirtschaftlich genutzter Regionen. Lässt<br />

sich eine Verbindung zwischen spezifischen Pflanzenschutzmitteln und<br />

<strong>de</strong>n angebauten Bo<strong>de</strong>nkulturen herstellen, können landwirtschaftliche<br />

Dienststellen Landwirte dahingehend beraten, umweltschonen<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>n Mitteln umzugehen, um so einen nachhaltigen Rückgang <strong>de</strong>r<br />

Gewässerbelastung zu erreichen.<br />

• Untersuchung <strong>de</strong>r Gewässerversauerung in ausgewählten Bachoberläufen<br />

<strong>de</strong>s Hunsrücks, insbeson<strong>de</strong>re durch Messung <strong>de</strong>s pH-Werts<br />

und Beobachtung <strong>de</strong>r hier vorhan<strong>de</strong>nen Lebensgemeinschaften <strong>de</strong>s<br />

Makrozoobenthos (siehe Grafik). Hintergrund sind die Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>s „Sauren Regens“ und die Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen.<br />

Mit <strong>de</strong>n Untersuchungen soll beobachtet wer<strong>de</strong>n, ob bzw. wann die<br />

bun<strong>de</strong>s- und europaweiten Anstrengungen zur Luftreinhaltung die<br />

Quellen <strong>de</strong>r Bäche erreichen und sich dort positiv auswirken.<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Säurezustandsklasse 1<br />

pH-Wert<br />

neutral<br />

Säurezustandsklasse 3<br />

pH-Wert<br />

neutral<br />

Unterschiedliche<br />

Versauerungszustän<strong>de</strong><br />

71<br />

4


Warn- und Alarmpläne<br />

Warnschil<strong>de</strong>r für feuergefährliche<br />

Stoffe<br />

72<br />

Wenn wassergefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Stoffe in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ein Gewässer gelan-<br />

gen, ist dies laut Lan<strong>de</strong>swassergesetz unverzüglich <strong>de</strong>r Unteren Wasserbe-<br />

hör<strong>de</strong> (Kreis- o<strong>de</strong>r Stadtverwaltung) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r nächsten Polizeidienststelle<br />

mitzuteilen. Abhängig von <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nsfalles wer<strong>de</strong>n<br />

weitere übergeordnete Behör<strong>de</strong>n eingeschaltet. Um dies zu gewährleisten,<br />

sind Mel<strong>de</strong>pläne von <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Verwaltungsebenen<br />

aufzustellen. Auf Ebene <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Kreisverwaltungen<br />

und <strong>de</strong>r regional zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektionen<br />

wer<strong>de</strong>n die wichtigen Abläufe festgelegt, um eine schnelle und angemessene<br />

Reaktion auf einen Scha<strong>de</strong>nsfall sicherzustellen.<br />

Ebenen <strong>de</strong>r Mel<strong>de</strong>pläne<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

Oberste Wasserbehör<strong>de</strong> Internationale<br />

Ministerium für Umwelt,<br />

Forsten und Verbraucherschutz<br />

Mel<strong>de</strong>pläne<br />

Obere Wasserbehör<strong>de</strong><br />

SGD Nord<br />

Untere Wasserbehör<strong>de</strong><br />

Landkreis o<strong>de</strong>r Stadt<br />

Gemein<strong>de</strong>-<br />

mel<strong>de</strong>stellen<br />

Obere Wasserbehör<strong>de</strong><br />

SGD Süd<br />

Untere Wasserbehör<strong>de</strong><br />

Landkreis o<strong>de</strong>r Stadt<br />

Regionale<br />

Mel<strong>de</strong>pläne<br />

Überörtliche<br />

Mel<strong>de</strong>pläne<br />

Örtliche<br />

Mel<strong>de</strong>pläne


Für be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> und grenzüberschreiten<strong>de</strong> Auswirkungen<br />

von Scha<strong>de</strong>nsfällen existieren darüber hinaus internationale<br />

Warn- und Alarmpläne. In Rheinland-Pfalz betrifft dies die<br />

überregional be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Fließgewässersysteme Mosel-Saar<br />

und <strong>de</strong>n Rhein. Ziel dieser Alarmpläne ist es, im jeweiligen<br />

Einzugsgebiet aufgetretene Verunreinigungen durch wassergefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Stoffe an die Betroffenen weiterzumel<strong>de</strong>n und<br />

die für die Bekämpfung von Scha<strong>de</strong>nsereignissen zuständigen<br />

Behör<strong>de</strong>n frühzeitig zu warnen, so dass Maßnahmen<br />

zur Gefahrenabwehr und zur Scha<strong>de</strong>nbeseitigung getroffen,<br />

Folgeschä<strong>de</strong>n vermie<strong>de</strong>n und Ursachen bzw. Verursacher in<br />

enger Zusammenarbeit ermittelt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Meldungen sind, abhängig von <strong>de</strong>r Schwere <strong>de</strong>s Falles, als<br />

„Information“ o<strong>de</strong>r „Warnung“ weiterzugeben. Dies erfolgt<br />

mit Hilfe standardisierter Mel<strong>de</strong>formulare über <strong>de</strong>finierte internationale<br />

Hauptwarnzentralen.<br />

0 km 100 km<br />

R7 Rijkswaterstaat<br />

Arnhem<br />

Rheinland-<br />

Pfalz<br />

R2 Préfecture du Bas-Rhin<br />

Strasbourg<br />

R1 Amt für Umwelt und Energie<br />

Basel-Stadt<br />

R6 Bezirksregierung<br />

Düsseldorf<br />

R5 Wasserschutzpolizei<br />

Koblenz<br />

R4 Wasserschutzpolizei<br />

Wiesba<strong>de</strong>n<br />

R3 Lan<strong>de</strong>spolizeidirektion<br />

Karlsruhe<br />

Einzugsgebiet <strong>de</strong>s Rheins<br />

73<br />

4<br />

Internationale Hauptwarnzentralen<br />

<strong>de</strong>s Warn- und Alarmplans Rhein


Aktuelle Hochwassermeldungen<br />

74<br />

Langanhalten<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rschläge, Schneeschmelze o<strong>de</strong>r örtliche Gewitter<br />

beziehungsweise Starkregen sind Ursachen für Hochwasser an Flüssen<br />

und Bächen. In Rheinland-Pfalz kommt es vor allem an <strong>de</strong>n Flüssen Rhein,<br />

Mosel, Saar, Lahn, Nahe, Glan, Sieg, Sauer und Our immer wie<strong>de</strong>r zu Hochwasser.<br />

Häufig wer<strong>de</strong>n dadurch menschliche Nutzungen unmittelbar betroffen.<br />

Das Land hat die Konsequenz daraus gezogen und bereits 1986<br />

<strong>de</strong>n bun<strong>de</strong>sweit ersten Hochwassermel<strong>de</strong>dienst eingerichtet. Darüberhinaus<br />

ist ab Herbst 2008 auch für kleinere Fließgewässer ein flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s<br />

Frühwarnsystem einsatzbereit.<br />

Um angemessen auf die regionalen Gegebenheiten reagieren zu können,<br />

hat das Innenministerium <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Rheinland-Pfalz für die kommunalen<br />

Gebietskörperschaften einen Rahmenalarm- und Rahmeneinsatzplan<br />

erarbeitet und damit sichergestellt, dass auf allen Verwaltungsebenen für<br />

<strong>de</strong>n Hochwasserfall einheitliche und aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmte Maßnahmen<br />

ergriffen wer<strong>de</strong>n können. Entsprechend <strong>de</strong>n regionalen Gefahrenzonen<br />

unterhält Rheinland-Pfalz drei Hochwassermel<strong>de</strong>zentren:<br />

• für <strong>de</strong>n Rhein das<br />

Hochwassermel<strong>de</strong>zentrum RHEIN<br />

bei <strong>de</strong>r Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest in Mainz,<br />

• für die Mosel, die Saar, die Sauer und die Our das<br />

Hochwassermel<strong>de</strong>zentrum MOSEL<br />

bei <strong>de</strong>r Struktur- und Genehmigungsdirektion NORD, Regionalstelle<br />

Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz in Trier,


• für die Nahe, <strong>de</strong>n Glan, die Lahn und die Sieg das<br />

Hochwassermel<strong>de</strong>zentrum NAHE-LAHN-SIEG<br />

bei <strong>de</strong>r Struktur- und Genehmigungsdirektion NORD, Regionalstelle<br />

Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz in Koblenz.<br />

Der Hochwassermel<strong>de</strong>dienst umfasst das Beobachten <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschläge,<br />

Wasserstän<strong>de</strong> und Abflüsse sowie das Auswerten dieser Beobachtungen<br />

zu aktuellen Hochwassermeldungen. Er informiert die betroffenen Landkreise,<br />

Gemein<strong>de</strong>n und die Bevölkerung über die Entwicklung und <strong>de</strong>n<br />

Verlauf von Hochwasserereignissen, damit diese rechtzeitig örtliche Ab-<br />

Grundlagen<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Rheinland-Pfalz ist auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r<br />

Hochwassermel<strong>de</strong>verordnung vom 26. Februar 1986 (in <strong>de</strong>r Fassung vom<br />

20. Dezember 2001, statt GVBl. Nr. 3 vom 28. Februar 2002) ein Hochwassermel<strong>de</strong>dienst<br />

für <strong>de</strong>n Rhein, die Mosel, die Saar, die Lahn, die Nahe,<br />

<strong>de</strong>n Glan, die Sieg, die Sauer und die Our eingerichtet wor<strong>de</strong>n. Grundlage<br />

dieser Mel<strong>de</strong>verordnung ist <strong>de</strong>r § 92 Abs. 1 <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>swassergesetzes für<br />

Rheinland-Pfalz in <strong>de</strong>r Fassung vom 22. Januar 2004 (GVBl. S. 53).<br />

Our<br />

Perl<br />

Prüm<br />

Bollendorf<br />

Mosel<br />

Sauer<br />

Kyll<br />

Saar<br />

Lieser<br />

Fremersdorf<br />

Zuständigkeitsbereiche <strong>de</strong>r<br />

Hochwassermel<strong>de</strong>zentren<br />

Rhein<br />

Mosel<br />

Nahe-Lahn-Sieg<br />

Oberwinter<br />

Cochem<br />

An<strong>de</strong>rnach<br />

Koblenz<br />

Zeltingen<br />

Trier Oberstein<br />

Rhein<br />

Mosel<br />

Martinstein<br />

Nahe<br />

Betzdorf<br />

Glan<br />

Kaub<br />

Lahn<br />

Eschenau<br />

Sieg<br />

Bingen<br />

O<strong>de</strong>nbach<br />

Wei<strong>de</strong>nau<br />

Diez<br />

Kalkofen<br />

Mainz<br />

Grolsheim<br />

Bad Kreuznach<br />

Boos<br />

Worms<br />

Leun<br />

Mannheim<br />

Maxau<br />

Rhein<br />

Speyer<br />

75<br />

Pegel <strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes<br />

4


76<br />

wehrmaßnahmen einleiten können. Die Einzelheiten <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes in Rheinland-Pfalz sind in <strong>de</strong>n regionalen<br />

Hochwassermel<strong>de</strong>plänen festgelegt.<br />

Wird an einem o<strong>de</strong>r mehreren Mel<strong>de</strong>pegeln entlang <strong>de</strong>r Fließgewässer die<br />

Mel<strong>de</strong>höhe erreicht o<strong>de</strong>r überschritten, erfolgt die Eröffnung <strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes<br />

mit einem Hochwasserlagebericht, mit <strong>de</strong>m frühzeitig<br />

die vom Hochwasser gefähr<strong>de</strong>ten Landkreise und kreisfreien Städte durch<br />

die Hochwassermel<strong>de</strong>zentren vor einer anlaufen<strong>de</strong>n Hochwasserwelle gewarnt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Kreisverwaltungen als Kreismel<strong>de</strong>stellen geben <strong>de</strong>n Inhalt<br />

<strong>de</strong>s ersten Lageberichts an die von <strong>de</strong>r anlaufen<strong>de</strong>n Hochwasserwelle<br />

gefähr<strong>de</strong>ten verbandsfreien Gemein<strong>de</strong>n und Verbandsgemein<strong>de</strong>n und an<br />

beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>te überregionale Betriebe und Einrichtungen in ihrem<br />

Zuständigkeitsbereich weiter. Die Verwaltungen <strong>de</strong>r kreisfreien Städte und<br />

die Gemein<strong>de</strong>verwaltungen warnen die Bevölkerung und gegebenenfalls<br />

auch Betriebe und Einrichtungen in <strong>de</strong>n<br />

vom Hochwasser gefähr<strong>de</strong>ten Stadtteilen<br />

o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n.<br />

Hochwassermeldungen im Frühjahr 2006<br />

Mehrere kleinere Hochwasserereignisse prägten das Abflussgeschehen <strong>de</strong>s Frühjahrs 2006 im<br />

Rheineinzugsgebiet: Ergiebige Nie<strong>de</strong>rschläge in <strong>de</strong>n Staulagen <strong>de</strong>r Mittelgebirge und gebietsweise<br />

Schneeschmelze im Schweizer Voralpenland sowie im gesamten Schwarzwald waren<br />

im März zunächst die Auslöser für die ersten bei<strong>de</strong>n Hochwasser im Rheingebiet. Auf diese<br />

folgte Mitte April eine dritte Welle, als hauptsächlich im südlichen Rheingebiet auf die bereits<br />

gesättigten Bö<strong>de</strong>n erneut ergiebiger Regen fiel.


Dadurch überschritt <strong>de</strong>r Rhein innerhalb von vier Wochen am Oberrheinpegel Maxau<br />

mehrfach die Hochwassermel<strong>de</strong>höhe, so dass die zuständigen Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Hochwassermel<strong>de</strong>dienst für diesen Flussabschnitt eröffnen mussten. Am Pegel Mainz<br />

wur<strong>de</strong> die Mel<strong>de</strong>höhe nur beim ersten Hochwasser knapp erreicht. Und auch in <strong>de</strong>r<br />

Mittelrheinstrecke hielten sich die Auswirkungen auf die Rheinhochwasser durch die<br />

kleinen Hochwasser in <strong>de</strong>n Nebenflüssen in Grenzen. Nur beim ersten Ereignis führte<br />

<strong>de</strong>r Moselzufluss am Rheinpegel Koblenz zu einem <strong>de</strong>utlichen Überschreiten <strong>de</strong>r<br />

Wasserstän<strong>de</strong> über die Mel<strong>de</strong>höhe hinaus. Eine akute Gefahr für die Anrainer bestand<br />

jedoch nicht. Lediglich ufernahe Bereiche in <strong>de</strong>r Bergstrecke am Mittelrhein waren<br />

kurzzeitig überflutet.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Hochwassermel<strong>de</strong>zentren von Rheinland-Pfalz musste im März und<br />

April 2006 <strong>de</strong>r Hochwassermel<strong>de</strong>dienst für Rhein, Mosel, Nahe und Sieg eröffnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die Lahn war kein Mel<strong>de</strong>dienst erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Die Hochwasserscheitel am Rhein und <strong>de</strong>n Flüssen <strong>de</strong>s Rheineinzugsgebietes lagen<br />

alle weit unter <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r extremen Ereignisse vom Dezember 1993 und Januar<br />

1995. Die Rheinhochwasser im März und April 2006 waren im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren<br />

Frühjahrsereignissen im Rheingebiet nur kleine Ereignisse.<br />

Informationswege<br />

Über die aktuellen Hochwassermeldungen können sich die<br />

Betroffenen vor Ort wie folgt informieren:<br />

• Vi<strong>de</strong>otext<br />

Südwestrundfunk („Südwest-Text“): Tafel 801<br />

Rhein, 802 Moselgebiet, 803 Nahegebiet, 804<br />

Lahn-Sieggebiet.<br />

• Rundfunk<br />

Südwestrundfunk: SWR1 Rheinland-Pfalz,<br />

SWR4 Rheinland-Pfalz und SWR Cont.Ra,<br />

Radio RPR: RPR 1<br />

• Internet<br />

Hochwassermel<strong>de</strong>dienst Rheinland-Pfalz:<br />

www.hochwasser-rlp.<strong>de</strong>.<br />

• Mobilfunk<br />

WAP-Service <strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes in<br />

Rheinland-Pfalz: wap.hochwasser-rlp.<strong>de</strong>.<br />

77<br />

4


Ausblick<br />

Unsere Vision für die Zukunft ist:<br />

- Seen, Weiher und Teiche sind die „Augen <strong>de</strong>r Land-<br />

schaft“ und .... weisen eine natürliche Gewässer-<br />

qualität auf.<br />

- Fließgewässer und ihre Auen .... sind die Lebens-<br />

a<strong>de</strong>rn unserer Landschaft. Ihre natürliche Vielfalt und<br />

Dynamik macht sie zu Zentren <strong>de</strong>r Biodiversität.<br />

- Grundwasser ist von hoher Qualität und weitgehend<br />

unbelastet. Es ist überall in ausreichen<strong>de</strong>r Menge ....<br />

als Trinkwasser vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Aus: Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt<br />

(Beschluss <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>skabinetts vom 7.11.2007)<br />

79<br />

5


Ausblick<br />

80<br />

Die umfangreiche und systematische Beobachtung <strong>de</strong>r Gewässer ist eine<br />

zentrale Aufgabe <strong>de</strong>r Wasserwirtschaftsbehör<strong>de</strong>n in Rheinland-Pfalz. Dabei<br />

gewinnt die Gewässerüberwachung vor <strong>de</strong>m Hintergrund sich abzeichnen<strong>de</strong>r<br />

Klimaverän<strong>de</strong>rungen zunehmend an Be<strong>de</strong>utung – zumal die Ressource<br />

„Wasser“ ein in je<strong>de</strong>r Beziehung lebenswichtiges Element ist. Erst<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Erhebung von Daten und durch langjährige Messungen lassen<br />

sich Informationen über die Belastungen und Nutzungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Gewässer gewinnen. Wie wichtig etwa langjährige Messungen sind,<br />

Ammoniumstickstoff ist ein typischer Parameter, <strong>de</strong>r die Belastung von Flüssen<br />

durch Abwasser anzeigt. Die langjährige Beobachtung macht die Verunreinigungen<br />

früherer Jahre <strong>de</strong>utlich und zeigt, wie positiv sich die Anstrengungen<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Abwasserreinigung ausgewirkt haben. Heute wird <strong>de</strong>r<br />

Orientierungswert (sozusagen ein Qualitätsziel) im Rhein <strong>de</strong>utlich eingehalten.<br />

Konzentrationen (Jahresmittelwerte) in mg/L<br />

ver<strong>de</strong>utlichen das Beispiel Tritium (siehe Seiten 38-39), die Messung von<br />

Ammonium an <strong>de</strong>r Rheinwasser-Untersuchungsstation Mainz-Wiesba<strong>de</strong>n<br />

und die Wasserstandsbeobachtung an einer Grundwassermessstelle (siehe<br />

Kasten). Aber die Beobachtung <strong>de</strong>r Gewässer kann auch aktuelle Entwicklungen<br />

o<strong>de</strong>r Problemlagen aufzeigen, die dann eine Fortschreibung <strong>de</strong>s<br />

untersuchten Parameterspektrums bzw. eine Anpassung <strong>de</strong>r wasserwirtschaftlichen<br />

Messnetze notwendig machen.<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

1970<br />

1974<br />

1978<br />

1982<br />

1986<br />

1990<br />

1994<br />

Orientierungswert: 0,3 mg /L<br />

1998<br />

2002<br />

2006


Darüber hinaus stellt die Wasserwirtschaft die gewonnenen Daten und<br />

Informationen <strong>de</strong>r interessierten Öffentlichkeit und Trägern wasserwirtschaftlicher<br />

Maßnahmen zur Verfügung. So ist etwa dank kontinuierlicher<br />

bzw. spezifizierter Auswertungen die Veröffentlichung o<strong>de</strong>r Aktualisierung<br />

von Kartenmaterial, Plänen und Konzepten möglich. Mit Broschüren, Informationsveranstaltungen<br />

und im Internet präsentieren das Ministerium für<br />

Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz (MUFV) sowie die Fachbehör<strong>de</strong>n<br />

die gewonnenen Ergebnisse auch einer breiten Öffentlichkeit. Dies ist notwendig,<br />

um sowohl Kommunen, Industrie und Landwirtschaft mit Grundlagendaten<br />

zu unterstützen als auch das große ehrenamtliche Engagement<br />

<strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger für <strong>de</strong>n Gewässerschutz in Rheinland-Pfalz zu<br />

för<strong>de</strong>rn.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren ist es so gelungen, die naturnahe Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Gewässer und das schützenswerte Gut „Wasser“ stärker ins Bewusstsein<br />

Aus einer Grundwasserstandsganglinie<br />

kann<br />

ein langjähriger Trend<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Eine<br />

kürzere Beobachtungsdauer<br />

kann zu einer<br />

<strong>de</strong>utlich abweichen<strong>de</strong>n<br />

Trendlinie und damit<br />

zu Fehlinterpretationen<br />

führen.<br />

Außerschulischer Lernort in <strong>de</strong>r Rheingütestation Worms im Rahmen <strong>de</strong>r rheinland-pfälzischen<br />

Umweltbildung<br />

<strong>de</strong>r Menschen zu rücken. Ein Ziel, das auch durch eine umfangreiche Umweltbildung<br />

bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen verfolgt wird. Schon frühzeitig<br />

sollen junge Menschen die Verantwortung für ihre Zukunft begreifen lernen.<br />

Um auch zukünftig die umfangreichen Nutzungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

Gewässer aufrechterhalten zu können, ist eine aktive und kreative Mitgestaltung<br />

aller gesellschaftlichen Gruppen notwendig.<br />

In diesem Sinne wer<strong>de</strong>n die wasserwirtschaftlichen Behör<strong>de</strong>n auch künftig<br />

für die Menschen in Rheinland-Pfalz tätig sein.<br />

Bachpaten kümmern sich<br />

um „ihr“ Gewässer<br />

81<br />

5


GLOSSAR<br />

In diesem Kapitel wer<strong>de</strong>n einige Begriffe und vor allem<br />

wichtige chemische Untersuchungsparameter erklärt,<br />

die im vorausgegangenem Text genannt wur<strong>de</strong>n.<br />

83<br />

6


Glossar<br />

84<br />

Abfiltrierbare Stoffe<br />

Hierbei wer<strong>de</strong>n Stoffe erfasst, die als feste Teilchen im Wasser vorhan<strong>de</strong>n sind und über<br />

Filter aus <strong>de</strong>m Wasser entfernt wer<strong>de</strong>n können. Diese Feststoffe können sowohl organisch<br />

(z. B. abgestorbene Pflanzenteile, Algen, Mikroorganismen, Reststoffe aus Kläranlagen) als<br />

auch anorganisch (Sand, Ton) sein. Wer<strong>de</strong>n zu viele dieser Stoffe in die Gewässer eingetragen,<br />

können sie die Poren und Hohlräume im Gewässerbett zuschlämmen und damit <strong>de</strong>n<br />

Lebensraum <strong>de</strong>r dortigen Organismen und die Laichplätze einiger Fischarten gefähr<strong>de</strong>n.<br />

Ammonium<br />

Ammonium entsteht beim Abbau von bestimmten organischen Substanzen und ist z. B. im<br />

häuslichen Abwasser (ca. 60 mg/L vor <strong>de</strong>r Kläranlagenbehandlung) o<strong>de</strong>r in Jauche/Gülle<br />

(über 1000 mg/L) in hoher Konzentration enthalten. Das Ammonium ist selbst nicht toxisch,<br />

kann aber über das bei höheren pH-Werten (> 8) entstehen<strong>de</strong> Ammoniak fischtoxische<br />

Wirkungen auslösen. Des Weiteren wirkt Ammonium durch seine Eigenschaften als Pflanzennährstoff<br />

eutrophierend. Im Labor wird <strong>de</strong>r Stickstoffanteil <strong>de</strong>s Ammoniums ermittelt.<br />

Als Orientierungswert <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) sollten Gehalte von<br />

0,3 mg/L Ammoniumstickstoff im Gewässer nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />

Anorganische Spurenstoffe<br />

Unter <strong>de</strong>n anorganischen „Spurenstoffe“ wer<strong>de</strong>n u. a. die Salze und Verbindungen von<br />

Arsen sowie Quecksilber, Cadmium, Blei, Chrom, Kupfer, Zink, Nickel zusammengefasst,<br />

die in unterschiedlichem Maße toxische Wirkungen entfalten können. Sie kommen natür-<br />

licherweise nicht o<strong>de</strong>r nur in geringsten Konzentrationen im Gewässer vor, wer<strong>de</strong>n aber<br />

durch technische Verwendung o<strong>de</strong>r als Folge früherer Bergbautätigkeit in die Gewässer<br />

eingetragen. Sie können gelöst o<strong>de</strong>r an Schwebstoffen gebun<strong>de</strong>n im Gewässer vorliegen.<br />

Im Allgemeinen liegen die Konzentrationen im Bereich von wenigen Mikrogramm pro Liter<br />

o<strong>de</strong>r die Nachweisgrenze im Wasser wird unterschritten. Die Einträge von Arsen, Quecksilber,<br />

Cadmium und Blei in die Gewässer sind durch Verzicht auf die technische Verwendung<br />

(bleihaltige Antiklopfmittel im Benzin, cadmiumhaltige Farbpigmente, Batterien, quecksilber-<br />

und arsenhaltige Schädlingsbekämpfungsmittel) in Deutschland sehr stark zurückgegangen.<br />

Kupfer und Zink gelangen dagegen wegen ihres Einsatzes als Baumaterialien<br />

(Rohrleitungen, Dächer, verzinkte Eisenteile) noch in messbaren Mengen in die Gewässer.<br />

AOX<br />

Mit <strong>de</strong>m Summenparameter Adsorbierbare Organisch gebun<strong>de</strong>ne Halogene (AOX) wer<strong>de</strong>n<br />

teilweise toxisch o<strong>de</strong>r gesundheitsschädlich wirken<strong>de</strong> synthetische Stoffe erfasst, die im<br />

Gewässer unerwünscht sind. AOX-Gehalte von 25 µg/L sollten im Gewässer nicht überschritten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

BSB5 Der biochemische Sauerstoffbedarf in fünf Tagen ist ein Maß für die organische Belastung<br />

(z. B. aus Abwasser, Mischwasser, Jauche/Gülle) eines Gewässers. Hierbei wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />

die leicht abbaubaren organischen Verbindungen erfasst, die unter Sauerstoffverbrauch im<br />

Gewässer abgebaut wer<strong>de</strong>n und zu Sauerstoffmangel im Gewässer führen können.


Chlorid<br />

Chlorid ist Bestandteil von Salzen, beispielsweise Kochsalz (Natriumchlorid). Es wird mittels<br />

Streusalz, Dünger o<strong>de</strong>r Abwasser in die Gewässer eingetragen und kann dort zu einer Aufsalzung<br />

führen, die für Süßwasserorganismen schädlich ist. Als Orientierungswert gilt eine<br />

Maximalkonzentration von 200 mg/L.<br />

DOC<br />

Der gelöste organische Kohlenstoff (Dissolved Organic Carbon) ist ein Maß für die organische<br />

Belastung eines Gewässers. Es wer<strong>de</strong>n mit dieser Kenngröße ähnliche<br />

Stoffe erfasst wie mit <strong>de</strong>m BSB , aber das analytische Verfahren ist nicht so<br />

5<br />

aufwändig.<br />

Elektrische Leitfähigkeit<br />

Die elektrische Leitfähigkeit ist ein Maß für <strong>de</strong>n Gehalt an gelösten Salzen.<br />

Je höher die Leitfähigkeit ist, <strong>de</strong>sto höher ist <strong>de</strong>r Anteil an Salzen (hauptsächlich:<br />

Natrium, Calcium, Magnesium als Chlori<strong>de</strong>, Sulfate, Hydrogencarbonate<br />

und Nitrate). In Rheinland-Pfalz weisen natürliche ionenarme Gewässer eine elektrische<br />

Leitfähigkeit um 50 µS/cm auf (Weinfel<strong>de</strong>r Maar, Quellbäche im Pfälzerwald), ionenreiche<br />

Gewässer haben elektrische Leitfähigkeiten über 1000 µS/cm (z. B. Bäche in Rheinhessen<br />

o<strong>de</strong>r Kalkbäche). Die Messung erfolgt mit geringem Aufwand elektrometrisch.<br />

Emission<br />

Feste, flüssige o<strong>de</strong>r gasförmige Stoffe, aber auch Geräusche, Erschütterungen, Wärme o<strong>de</strong>r<br />

radioaktive Wirkungen, die in die Umwelt gelangen. Die Emission aus einer Verursacherquelle<br />

führt in <strong>de</strong>r benachbarten Umwelt zu Immissionen, die im Allgemeinen mit <strong>de</strong>r Entfernung<br />

abklingen.<br />

Ganglinie<br />

Darstellung <strong>de</strong>r Entwicklung eines Parameters über die Zeit.<br />

geogen<br />

Von <strong>de</strong>n natürlichen erdgeschichtlichen Bedingungen o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Gesteinszusammensetzung<br />

verursacht.<br />

Gil<strong>de</strong>n<br />

Eine Gil<strong>de</strong> ist eine Gruppe von Fischen, die – unabhängig von <strong>de</strong>r Art – bestimmte Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an ihre Umgebung stellt; so gehören beispielsweise Lachs, Forelle, Nase, Rapfen zur<br />

Gil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Kieslaicher“. Weitere Gil<strong>de</strong>n sind z. B. Pflanzenlaicher; strömungslieben<strong>de</strong> Arten<br />

o<strong>de</strong>r Stillwasserarten; Fischfresser o<strong>de</strong>r Allesfresser.<br />

Immission<br />

Die in <strong>de</strong>r Umwelt aus Emissionsquellen ankommen<strong>de</strong>n Verunreinigungen, gemessen in<br />

Konzentrationen (z. B. als µg/m 3 in <strong>de</strong>r Luft o<strong>de</strong>r als mg/L für gelöste Verunreini-<br />

gungen im Wasser).<br />

Mineralstoffe<br />

Zu <strong>de</strong>n Mineralstoffen gehören Natrium und Kalium sowie Calcium und<br />

Magnesium, <strong>de</strong>ren Konzentrationen im Flusswasser im Bereich von einigen<br />

Milligramm pro Liter liegen. Wie hoch die Konzentrationen im Einzelfall sind,<br />

hängt bei nicht vom Menschen beeinflussten Gewässern allein von <strong>de</strong>n geologischen<br />

Gegebenheiten ab. In <strong>de</strong>n dicht besie<strong>de</strong>lten Lebensräumen gibt es diese unbeeinflussten<br />

Gewässer nur noch eingeschränkt; in <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong>n Stoffeinträge, z. B. aus<br />

Kläranlagenabläufen o<strong>de</strong>r aus landwirtschaftlichen Aktivitäten (Mineralstoff-Düngung), von<br />

<strong>de</strong>r Quelle bis zur Mündung zu steigen<strong>de</strong>n Mineralstoff-Konzentrationen führen. Alle Mineralsalze<br />

sind lebensnotwendig für die Stoffwechselprozesse von Pflanze, Tier und Mensch.<br />

Natrium ist als Natriumchlorid (Kochsalz) mineralischer Hauptbestandteil <strong>de</strong>s Salzwassers,<br />

im Süßwasser ist es in <strong>de</strong>utlich geringeren Konzentrationen vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Kalium kommt natürlicherweise in geringeren Konzentrationen als Natrium in Oberflächenwasser<br />

vor. Da es ein essentieller Bestandteil von Mineraldüngern ist und die Kaliumsalze<br />

sehr gut wasserlöslich sind, können erhöhte Kalium-Konzentrationen in Folge von nie<strong>de</strong>rschlagsbedingten<br />

Einträgen aus gedüngten Flächen auftreten.<br />

Calcium und Magnesium wer<strong>de</strong>n auch als die Härtebildner <strong>de</strong>s Wassers bezeichnet. Sie<br />

liegen meist als Hydrogencarbonate, Chlori<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Sulfate vor. Calciumcarbonat bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n<br />

Hauptbestandteil vieler Kalkgesteine und wird durch kohlendioxidhaltiges Wasser in geringen<br />

Mengen gelöst (<strong>de</strong>r Stein „verwittert“). Calciumcarbonat ist Bestandteil von Eierschalen,<br />

Muschelschalen und Schneckenhäusern. Bei allen Wirbeltieren bestehen die Knochen<br />

überwiegend aus schwerlöslichen Calciumphosphaten.<br />

85<br />

6


86<br />

Nitrit<br />

Nitrit entsteht als Zwischenstufe bei <strong>de</strong>r Nitrifikation, also beim Abbau von Ammonium<br />

zu Nitrat. Nitrit kann fischtoxisch wirken, wobei die toxische Wirkung hauptsächlich vom<br />

Chloridgehalt <strong>de</strong>s Wassers abhängig ist (je geringer <strong>de</strong>r Chloridgehalt, <strong>de</strong>sto toxischer wirkt<br />

Nitrit). Nitritgehalte von 0,1 mg/L sollten im Gewässer nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />

Nitrat<br />

Nitrat entsteht u. a. bei <strong>de</strong>r Nitrifikation, also <strong>de</strong>m bakteriellen Abbau von Ammonium zu<br />

Nitrat. Einer <strong>de</strong>r Haupteintragspfa<strong>de</strong> in die Gewässer ist aber die Nitratbelastung aus <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft durch unerwünschte Auswaschung <strong>de</strong>r Düngemittel. Nitrat trägt als Pflanzennährstoff<br />

zur Eutrophierung <strong>de</strong>r Gewässer bei. Der Trinkwassergrenzwert für<br />

Nitrat beträgt 50 mg/L.<br />

Organische Spurenstoffe<br />

Organische Stoffe gelangen aus natürlichen Quellen o<strong>de</strong>r aus von Menschen<br />

verursachten Einträgen (Siedlungsabwässer, industrielle Einleitungen,<br />

diffuse Einträge aus Landwirtschaft, Straßenverkehr, Schifffahrt)<br />

ins Gewässer und wer<strong>de</strong>n summarisch als DOC o<strong>de</strong>r TOC bestimmt. Neben<br />

diesen meist leicht abbaubaren organischen Stoffen fin<strong>de</strong>n sich im Flusswasser<br />

in großer Zahl organische Spurenstoffe in geringen Konzentrationen. Es han<strong>de</strong>lt sich überwiegend<br />

um synthetisch hergestellte Stoffe, die „unbeabsichtigt“ in <strong>de</strong>n Wasserkreislauf<br />

eingetragen wer<strong>de</strong>n. Zu nennen sind hier: diverse Industriechemikalien aus industriellen<br />

und gewerblichen Abwässern (z. B. Trichlormethan), Wasch- und Reinigungsmittel (z. B.<br />

Tensi<strong>de</strong>), Pflanzenschutzmittel (z. B. Atrazin), Holzschutzmittel (z. B. PCP), Konservierungsstoffe,<br />

Arzneimittelwirkstoffe (z. B. Antibiotika), Röntgenkontrastmittel und organische<br />

Schadstoffe aus Kraftstoffen sowie Verbrennungsprozessen (z. B. PAK).<br />

Das Vorhan<strong>de</strong>nsein dieser Stoffe im Wasser kann dazu führen, dass bestimmte Nutzungen<br />

wie z. B. Trinkwassergewinnung nur noch eingeschränkt bzw. mit größerem technischem<br />

Aufwand möglich sind. Viele dieser Stoffe sind schwer abbaubar und wer<strong>de</strong>n von kommunalen<br />

Kläranlagen nicht (vollständig) entfernt. Wenn sie darüber hinaus im vorgefun<strong>de</strong>nen<br />

Konzentrationsbereich für bestimmte Lebewesen toxisch (giftig) sind, kann dies zu<br />

Verschiebungen im Artenspektrum o<strong>de</strong>r sogar zum lokalen Absterben <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />

Art führen. Deshalb wer<strong>de</strong>n für viele Stoffe toxikologisch begrün<strong>de</strong>te Konzentrationsober-<br />

grenzen festgelegt, die nicht überschritten wer<strong>de</strong>n dürfen. Wenn es keinen an<strong>de</strong>ren Weg<br />

zur Vermeidung <strong>de</strong>r Einträge gibt, können Anwendungsverbote für problematische Stoffe<br />

ausgesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

pH-Wert<br />

Der pH-Wert ist ein Maß für die Wasserstoffionen (H + )-Konzentration im Wasser. Seine<br />

Skala reicht von 1-14. Wasser mit einem pH-Wert von 7 ist neutral, pH-Werte im Gewässer<br />

von 6-8 sind in <strong>de</strong>r Regel unschädlich. Saure Gewässer weisen einen pH-Wert von 3-5 auf.<br />

Bei starkem Wasserpflanzenwuchs (Entzug von CO ) können die pH-Werte im Gewässer<br />

2<br />

bei starker Sonneneinstrahlung von 9-10 erreichen. Diese durch Eutrophierung hervorgerufenen<br />

Erscheinungen sind unerwünscht, da hohe pH-Werte schädlich für manche<br />

Gewässerorganismen sind und die Bildung von fischtoxischem Ammoniak aus<br />

Ammonium begünstigt wird.<br />

Phosphor<br />

Phosphor ist ein Pflanzennährstoff, <strong>de</strong>r maßgebend zur Eutrophierung <strong>de</strong>r<br />

Gewässer beiträgt; schon geringe Mengen können unerwünschte Massenentwicklungen<br />

von Wasserpflanzen (Verkrautung) und Algen („Algenblüten“)<br />

auslösen. Phosphor kann über Restbelastungen im Abwasser, Einträge aus <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft (Jauche, Gülle, Wirtschaftsdünger) o<strong>de</strong>r Mischwassereinleitungen in die<br />

Gewässer gelangen. Phosphor wird nicht abgebaut, kann sich aber im Sediment ablagern<br />

o<strong>de</strong>r auch zwischenzeitlich in Pflanzen gebun<strong>de</strong>n sein. Als Orientierungswert sollten Gesamtphosphorgehalte<br />

von 0,1 mg/L in Fließgewässern nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />

Seen reagieren wesentlich empfindlicher auf eine zu hohe Phosphorbelastung als Fließgewässer.<br />

Die Folge sind starke Algenblüten im Frühjahr und Sommer, <strong>de</strong>ren Absterben im<br />

Herbst zu Sauerstoffverarmung im Wasserkörper und eventuell zum Fischsterben führen<br />

kann. Daher ist die für Fließgewässer angesetzte Zielvorgabe nicht auf Seen übertragbar.<br />

Ein einheitlicher Wert lässt sich hier jedoch nicht formulieren, da die Konsequenzen von<br />

erhöhter Nährstoffzufuhr vom Seentyp abhängen. Die Zielvorgabe liegt aber für die meisten<br />

rheinland-pfälzischen Seen bei einem Frühjahrswert von 0,05 mg/L Gesamtphosphor<br />

o<strong>de</strong>r darunter.


Quellschüttung<br />

Die Ergiebigkeit einer Quelle wird Quellschüttung genannt. Sie ist die Abflussmenge <strong>de</strong>s<br />

Quellwassers pro Zeiteinheit (meist angegeben in L/s). Die Quellschüttung ist abhängig von<br />

<strong>de</strong>r Fläche <strong>de</strong>s Quelleinzugsgebietes, von unterirdischen Speichereigenschaften und von<br />

<strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Grundwasserneubildung.<br />

Rohwasser<br />

Ein Wasser, welches direkt aus einem Gewässer o<strong>de</strong>r Brunnen o<strong>de</strong>r Uferfiltrat gewonnen<br />

wird. Je nach Verwendungszweck als Trink- o<strong>de</strong>r Brauchwasser können Aufbereitungsschritte<br />

notwendig wer<strong>de</strong>n (z. B. Belüftung, Filtration, Entsäuerung).<br />

Saprobiensystem<br />

Klassifizierungssystem für die Gewässergüte auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r vom Verschmutzungsgrad<br />

abhängigen, charakteristischen Lebensgemeinschaften <strong>de</strong>r Gewässer.<br />

Sauerstoffgehalt<br />

Für die Organismen, die ihren Sauerstoffbedarf aus <strong>de</strong>m Wasser gewinnen müssen, ist<br />

<strong>de</strong>r Sauerstoffgehalt <strong>de</strong>s Wassers überlebensnotwendig. Im Wasser ist <strong>de</strong>r Sauerstoffgehalt<br />

u.a. von <strong>de</strong>r Wassertemperatur abhängig, d. h. je kälter das Wasser ist, <strong>de</strong>sto mehr<br />

Sauerstoff kann sich im Wasser lösen. So beträgt die Sauerstoffsättigungskonzentration<br />

(100 %) bei 0 °C ca. 14,6 mg/L O und bei 25 °C nur ca. 8,3 mg/L. Da <strong>de</strong>r Abbau von<br />

2<br />

organischen Stoffen im Gewässer unter Sauerstoffverbrauch erfolgt („Selbstreinigung“),<br />

kann es in Gewässern mit hoher organischer Belastung (z. B. aus Abwasser, Mischwasser,<br />

Jauche/Gülle) zu Sauerstoffmangel kommen, ebenso bei <strong>de</strong>m Prozess <strong>de</strong>r Nitrifikation, bei<br />

<strong>de</strong>m aus Ammonium (unter Sauerstoffverbrauch) Nitrat entsteht. Als Orientierungswert <strong>de</strong>r<br />

Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) sollen Sauerstoffgehalte von 6 mg/L nicht unterschritten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Sauerstoffsättigung<br />

In sauberen Fließgewässern liegt die Sauerstoffsättigung im Bereich von 100 %. Wird <strong>de</strong>m<br />

Wasser, z. B. durch Abbauprozesse, Sauerstoff entzogen, treten Untersättigungen (< 80 %)<br />

auf, die im Extremfall bis auf 0 gehen können. Durch Eutrophierungsprozesse (extremes<br />

Wasserpflanzen- o<strong>de</strong>r Phytoplanktonwachstum) kann eine zusätzliche Sauerstoffproduk-<br />

tion stattfin<strong>de</strong>n, die an <strong>de</strong>utlichen Sauerstoffübersättigungen (120 – z. T. 200 %) zu erkennen<br />

sind.<br />

Sedimente<br />

Ablagerungen auf <strong>de</strong>m Gewässergrund (lat. sedimentum „Bo<strong>de</strong>nsatz“). Sedimente können<br />

aus gröberen Partikeln wie Kies und Sand bestehen o<strong>de</strong>r auch aus Feinmaterial wie Schluff<br />

und Ton.<br />

Sulfat<br />

Sulfat kann neben natürlichen geogenen Einträgen über Dünger, industrielle Einleitungen<br />

o<strong>de</strong>r auch Auswaschungen aus Bauschutt in die Gewässer eingetragen wer<strong>de</strong>n. Es führt zu<br />

einer unerwünschten Salzbelastung <strong>de</strong>r Gewässer. Hohe Sulfatkonzentrationen können zu<br />

verstärkten Korrosionserscheinungen in Leitungen z. B. aus Beton führen.<br />

TOC<br />

Der gesamte organische Kohlenstoff (Total Organic Carbon) ist ebenfalls ein Maß für die<br />

organische Belastung eines Gewässers. Hierbei wer<strong>de</strong>n die gelösten (DOC) und ungelösten<br />

Kohlenstoffverbindungen erfasst, <strong>de</strong>r TOC-Wert sollte also immer größer als <strong>de</strong>r DOC-Wert<br />

sein. Als Orientierungswert <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) sollten TOC-Gehalte<br />

von 7 mg/L im Gewässer nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />

Wassertemperatur<br />

Die Wassertemperatur ist eine Kenngröße, die viele physikalische, chemische und biologische<br />

Prozesse im Gewässer wesentlich mitbestimmt. So wer<strong>de</strong>n z. B. <strong>de</strong>r Sauerstoffgehalt<br />

o<strong>de</strong>r die Umwandlung von Ammonium zu Ammoniak durch die Wassertemperatur mit<br />

beeinflusst. Die biologischen Vorgänge wer<strong>de</strong>n durch höhere Temperaturen beschleunigt<br />

(z. B. auch <strong>de</strong>r biologische Abbau von organischem Material o<strong>de</strong>r die Nitrifikation). Die<br />

Dichte-Anomalie <strong>de</strong>s Wassers, das bei 4 °C die größte Dichte aufweist, ist für viele Prozesse<br />

in Seen von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung. Quellgewässer weisen in <strong>de</strong>r Regel ganzjährig die<br />

Jahresdurchschnittstemperatur <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns auf (also ca. 8-10 °C), Bäche haben eine Sommer-Maximaltemperatur<br />

von ca. 15-18 °C, Flüsse von 21-25 °C und Ströme über 25 °C.<br />

Wärmeeinleitungen (z. B. aus Kraftwerken) sind aus Gewässerschutzgrün<strong>de</strong>n zu begrenzen,<br />

da viele Gewässerorganismen eher an niedrigere Temperaturen angepasst sind.<br />

87<br />

6


Übersichtskarten<br />

88<br />

Hier wird eine zusammenfassen<strong>de</strong> Darstellung wasserwirtschaftlicher<br />

Messnetze gezeigt:<br />

Karte 1: Messnetz <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit, unterlegt<br />

mit <strong>de</strong>n rheinland-pfälzischen Grundwasserlandschaften<br />

Karte 2: Messnetz zur Ermittlung <strong>de</strong>r Wassermengen<br />

(Nie<strong>de</strong>rschlag, oberirdische Gewässer, Grundwasser)<br />

Karte 3: Messnetz zur Ermittlung <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r<br />

oberirdischen Gewässer


Karte 1<br />

Karte 2<br />

Karte 3


Informationsquellen:<br />

Die zuständigen Behör<strong>de</strong>n informieren auf ihren Internetseiten<br />

über Aufgaben und Aktivitäten rund um’s Wasser.<br />

www.mufv.rlp.<strong>de</strong><br />

www.sgdnord.rlp.<strong>de</strong><br />

www.sgdsued.rlp.<strong>de</strong><br />

Das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht<br />

stellt auf seiner Homepage allen Interessierten weitere Informationen<br />

(auch über Messstellen und Messwerte) zur Verfügung.<br />

www.luwg.rlp.<strong>de</strong><br />

Hinweise zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie:<br />

www.wrrl.rlp.<strong>de</strong><br />

Darüberhinaus sind wichtige Informations- und Datenquellen:<br />

www.wasser.rlp.<strong>de</strong><br />

www.geoportal-wasser.rlp.<strong>de</strong><br />

www.messdaten-wasser.rlp.<strong>de</strong><br />

www.ba<strong>de</strong>seen.rlp.<strong>de</strong><br />

www.aktion-blau.<strong>de</strong>

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