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GewässerüberwachunG<br />
Messen - Beobachten - Dokumentieren<br />
Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz
Impressum weitere Dienststellen<br />
<strong>de</strong>r wasserwirtschaftsverwaltung:<br />
Herausgeber:<br />
Ministerium für Umwelt, Forsten<br />
und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz<br />
Kaiser-Friedrich-Straße 1, 55116 Mainz<br />
Telefon: 06131 / 16-0<br />
E-Mail: poststelle@mufv.rlp.<strong>de</strong><br />
Bearbeiter:<br />
Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />
und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz<br />
Kaiser-Friedrich-Straße 7, 55116 Mainz<br />
Telefon: 06131 / 6033-0<br />
E-Mail: poststelle@luwg.rlp.<strong>de</strong><br />
Gesamtleitung:<br />
Peter Loch, Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz<br />
Redaktion:<br />
Christof Baumeister, Norbert Demuth, Dr. Michael Engel, Dr. Jens Hartkopf, Yvonne<br />
Henrichs, Ehler Fell, Christoph Fiegler, Dr. Ingrid Ittel, Heinz Lehmann, Peter Loch,<br />
Heike Rogalski, Olaf Prawitt, Joachim Peters, Wolfgang Schwebler, Wolfgang Plaul,<br />
Dr. Susanne Wanner, Dr. Klaus Wendling, Fulgor Westermann<br />
Text und Lektorat:<br />
Martina Stöppel, Agentur für <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Kultur</strong><br />
Fotografie:<br />
artefont, artepalatina, Bayerisches Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Bun<strong>de</strong>sanstalt für Gewässerkun<strong>de</strong>,<br />
corbis, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, Dienstleistungszentrum<br />
Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, dpa Picture-Alliance, Gemein<strong>de</strong> Driesdorf,<br />
Dr. Christian Griebler, Dr. Wolfgang Frey, Kur- und Touristinformation Bad Sobernheim,<br />
LUWG, Walter Müller, Walter Reinhard, Saar-Obermosel-Touristik e. V. , Dr. Holger Schindler,<br />
Stadtarchiv Worms, Wasser- und Bo<strong>de</strong>nverband zur Beregnung <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rpfalz, Bruno Weyel<br />
Kartografie<br />
artefont, Christoph Fiegler, Gregor Körbes, Joachim Peters<br />
Illustration:<br />
artefont, artepalatina<br />
Struktur- und Genehmigungs- Struktur- und Genehmigungsdirektion<br />
(SGD) Nord direktion (SGD) Süd<br />
Stresemannstraße 3-5 Friedrich-Ebert-Straße 14<br />
56068 Koblenz 67433 Neustadt<br />
Telefon: 0261 / 120-0 Telefon: 06321 / 99-0<br />
E-Mail: poststelle@sgdnord.rlp.<strong>de</strong> E-Mail: poststelle@sgdsued.rlp.<strong>de</strong><br />
Regionalstelle Wasserwirtschaft, Regionalstelle Wasserwirtschaft,<br />
Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz<br />
Kurfürstenstraße 12-14 Fischerstraße 12<br />
56068 Koblenz 67655 Kaiserslautern<br />
Telefon: 0261 / 120-0 Telefon: 0631 / 3674-0<br />
Regionalstelle Wasserwirtschaft, Regionalstelle Wasserwirtschaft,<br />
Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz<br />
Bahnhofstraße 49 Kleine Langgasse 3<br />
56410 Montabaur 55116 Mainz<br />
Telefon: 02602 / 152-0 Telefon: 06131 / 2397-0<br />
Regionalstelle Wasserwirtschaft, Regionalstelle Wasserwirtschaft,<br />
Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz<br />
Deworastraße 8 Karl-Helfferich-Straße 22<br />
54290 Trier 67433 Neustadt/Weinstraße<br />
Telefon: 0651 / 4601-0 Telefon: 06321 / 994-0<br />
Layout und Satz:<br />
Tanja Labs, artefont<br />
Druck und Verarbeitung:<br />
PRINT CONCEPT, M. Wal<strong>de</strong>nmaier,<br />
Forststraße 21, 56253 Treis-Kar<strong>de</strong>n<br />
Auflage: 5.000<br />
© 2008<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Diese Druckschrift wird im Rahmen <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung Rheinland-Pfalz herausgegeben.<br />
Sie darf we<strong>de</strong>r von Parteien noch Wahlbewerberinnen und -bewerbern o<strong>de</strong>r Wahlhelferinnen<br />
und -helfern im Zeitraum von sechs Monaten vor einer Wahl zum Zweck <strong>de</strong>r Wahlwerbung verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Dies gilt für Kommunal-, Landtags-, Bun<strong>de</strong>stags- und Europawahlen. Missbräuchlich ist während<br />
dieser Zeit insbeson<strong>de</strong>re die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Parteien sowie<br />
das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen o<strong>de</strong>r Werbemittel. Untersagt<br />
ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zweck <strong>de</strong>r Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer<br />
bevorstehen<strong>de</strong>n Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die als Parteinahme<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n könnte. Den Parteien ist<br />
es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglie<strong>de</strong>r zu verwen<strong>de</strong>n.
0 Vorwort 3<br />
1 Einleitung 5<br />
� Gewässer sind Lebensa<strong>de</strong>rn 6<br />
� Der Wasserkreislauf 8<br />
� Ziele <strong>de</strong>r Überwachung 10<br />
2 Flüsse und Seen 13<br />
� Beschreibung <strong>de</strong>r Fließgewässertypen<br />
� Kenngrößen und<br />
14<br />
Untersuchungsparameter 24<br />
Nie<strong>de</strong>rschlag 24<br />
Wasserstand und Durchfluss 26<br />
Biologische Parameter 28<br />
Physikalische und chemische Parameter 32<br />
Mikrobiologie 35<br />
Gewässerstruktur (Morphologie)<br />
Radioaktivitätsbestimmungen und<br />
36<br />
radiologische Gewässerbeurteilung 38<br />
� Messnetz 40<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Wasserrahmenrichtlinie 40<br />
Umsetzung in Rheinland-Pfalz 42<br />
� Seen 44<br />
Seentypen in Rheinland-Pfalz 45<br />
Jahresgang im See 46<br />
Überwachung <strong>de</strong>r Seen 48<br />
Informationsquellen siehe Umschlagklappe<br />
3 Grundwasser 51<br />
� Grundwasser 52<br />
� Beobachtung <strong>de</strong>r<br />
Grundwassermenge 56<br />
� Beobachtung <strong>de</strong>r<br />
Grundwasserbeschaffenheit 58<br />
� Parameter <strong>de</strong>r<br />
Grundwasseruntersuchung 62<br />
4 Messprogramme<br />
und Warnpläne<br />
67<br />
� Allgemeine Umwelt- und<br />
Trendmessprogramme 68<br />
� Son<strong>de</strong>rmessprogramme 70<br />
� Warn- und Alarmpläne 72<br />
� Aktuelle Hochwassermeldungen 74<br />
5 Ausblick 79<br />
6 Glossar 83<br />
� Übersichtskarten 88
Seit <strong>de</strong>n 970er Jahren hat die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Arten und Lebewesen im Rhein – seien es<br />
Fische, Muscheln o<strong>de</strong>r Kleintiere – <strong>de</strong>utlich<br />
zugenommen; auch die Sandozkatastrophe<br />
vor über 20 Jahren konnte diesen positiven<br />
Trend nicht aufhalten. Viele Publikationen<br />
dokumentieren die hervorragen<strong>de</strong> Gewässergüte<br />
und <strong>de</strong>n bemerkenswerten Sanierungserfolg eindrucksvoll.<br />
An vielen Seen im Land wird im Sommer sorglos geba<strong>de</strong>t. Die Menschen<br />
verlassen sich darauf, dass die Gewässer sauber sind und sie sich über die<br />
aktuelle Situation im Internet schnell und zuverlässig informieren können.<br />
Ebenso vertrauen die Anwohner an Rhein, Mosel, Nahe, Lahn und Sieg im<br />
Hochwasserfall auf die Schnelligkeit und die Genauigkeit <strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes,<br />
um sich über die Entwicklung <strong>de</strong>r Hochwassergefahren<br />
informieren und rechtzeitig die notwendigen Schutzmaßnahmen ergreifen<br />
zu können.<br />
Diese und eine ganze Reihe weiterer Informationsangebote und erfolgreicher<br />
Projekte wären ohne fundierte und langjährige Messungen an <strong>de</strong>n<br />
Gewässern in unserem Land nicht <strong>de</strong>nkbar. Aber wer ermittelt die Wasserstän<strong>de</strong><br />
und verarbeitet sie zu einer Hochwasservorhersage? Wie wird<br />
die Gewässergüte gemessen? Wie kann festgestellt wer<strong>de</strong>n, welche Einleitungen<br />
in ein Gewässer noch zulässig sind, und wer kontrolliert dies? Wer<br />
überwacht die chemische Beschaffenheit <strong>de</strong>s Grundwassers, damit seine<br />
Verwendung als Trink- und Brauchwasser auch für zukünftige Generationen<br />
gewährleistet wer<strong>de</strong>n kann?<br />
Auf diese und viele an<strong>de</strong>re Fragen gibt diese Broschüre Antworten. Sie infor-<br />
miert über das umfangreiche wasserwirtschaftliche Messnetz in Rheinland-<br />
Pfalz und erläutert die untersuchten Parameter. Sie stellt dar, wie diese Daten<br />
gesammelt und ausgewertet wer<strong>de</strong>n und in nationale und internationale Pla-<br />
nungen und Berichte einfließen. Vor allem aber wird anschaulich gemacht, in<br />
welch vielfältiger Weise diese im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes lebenswichtige<br />
Aufgabe unser alltägliches Leben beeinflusst.<br />
Mackie Messer besingt in <strong>de</strong>n berühmten Zeilen aus <strong>de</strong>r Dreigroschenoper:<br />
„Denn die einen sind im Dunkeln -– Und die an<strong>de</strong>rn sind im Licht.<br />
Und man siehet die im Lichte – Die im Dunkeln sieht man nicht.“<br />
Wenn es dieser Broschüre gelingt, <strong>de</strong>n häufig im Verborgenen tätigen „Ge-<br />
wässerkundlichen Dienst“ <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s mehr an das Licht <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zu<br />
bringen, hat sie ihr Ziel erreicht.<br />
Ich wünsche daher <strong>de</strong>n Leserinnen und Lesern eine spannen<strong>de</strong> und interes-<br />
sante Lektüre.<br />
Ihre Margit Conrad<br />
Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz, Rheinland-Pfalz<br />
3
Einleitung<br />
„... Über das Gelän<strong>de</strong>r eines Steges, <strong>de</strong>r über einen<br />
Bach führt, gebeugt, könnte ich stehen, solange ihr<br />
wollt, verloren in <strong>de</strong>n Anblick <strong>de</strong>s Fließens, Stru-<br />
<strong>de</strong>lns und Strömens, und ohne dass jenes an<strong>de</strong>re<br />
Fließen um mich und in mir, das eilige Schleichen<br />
<strong>de</strong>r Zeit, mir in Angst o<strong>de</strong>r Ungeduld etwas anzu-<br />
haben vermöchte.“<br />
Thomas Mann<br />
1
Gewässer sind Lebensa<strong>de</strong>rn!<br />
Wie die A<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n menschlichen Körper – so durchziehen die Fließgewässer<br />
die Lan<strong>de</strong>sfläche von Rheinland-Pfalz. Die bekannte Feststellung<br />
„Wasser ist Leben“ kann folgerichtig erweitert wer<strong>de</strong>n in „Gewässer<br />
sind Lebensa<strong>de</strong>rn!“ Und diese wer<strong>de</strong>n vielfältig genutzt: Sie sind Heimat<br />
für Tiere und Pflanzen, sie verbin<strong>de</strong>n Lebensräume und sie sind von<br />
hohem wirtschaftlichem Nutzen. Zu <strong>de</strong>n Gewässern gehören aber nicht<br />
nur Flüsse, Bäche und Seen, son<strong>de</strong>rn auch das verborgene Grundwasser.<br />
Trier<br />
Koblenz<br />
Montabaur<br />
Kaiserslautern<br />
Neustadt<br />
Mainz<br />
Gewässernetz in Rheinland-Pfalz
Die vielfältigen Interessen an Gewässern zeigt folgen<strong>de</strong> beispielhafte<br />
Aufzählung:<br />
– Gewässer sind Wasserstraßen,<br />
– aus Brunnen und Quellen wird Trinkwasser gewonnen,<br />
– Menschen nutzen Seen zum Ba<strong>de</strong>n,<br />
– Aktivitäten an Gewässern – wie Wan<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r Angeln –<br />
tragen zur Erholung bei,<br />
– die Flüsse nehmen gereinigtes Abwasser auf,<br />
– Industriebetriebe brauchen Wasser für ihre Produktion,<br />
– Äcker müssen bewässert wer<strong>de</strong>n.<br />
Dass Gewässer das alltägliche Leben beeinflussen und vielfältig genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n, ver<strong>de</strong>utlicht bereits dieser kurze Abschnitt. Gewässer sollen genutzt,<br />
müssen aber auch beobachtet und geschützt wer<strong>de</strong>n! Zur fundierten<br />
Entscheidung über erfor<strong>de</strong>rlichen Schutz und zulässige Nutzung<br />
ist eine kontinuierliche Beobachtung und Auswertung gewonnener Daten<br />
notwendig.<br />
Und genau hier setzt die Arbeit <strong>de</strong>r Gewässerüberwachung an:<br />
– Wie viel Wasser darf aus einem Bach entnommen wer<strong>de</strong>n?<br />
– Muss Grundwasser für die Trinkwassergewinnung aufbereitet<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
– Darf in einem See geba<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n?<br />
– Wie gut muss eine Kläranlage das Abwasser reinigen?<br />
– Können Lachse durch die Mosel wan<strong>de</strong>rn?<br />
– Mit welchem Hochwasserstand muss gerechnet wer<strong>de</strong>n?<br />
Solche Fragen lassen sich nur beantworten, wenn Menge und Güte <strong>de</strong>r<br />
Gewässer kontrolliert wer<strong>de</strong>n und entsprechen<strong>de</strong> Messdaten vorliegen.<br />
Die Gewässer dürfen nicht überbeansprucht, son<strong>de</strong>rn sie müssen im Sinne<br />
einer nachhaltigen Entwicklung als natürliche Lebensgrundlagen bewahrt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Überwachung <strong>de</strong>r Gewässer dient daher allen Menschen<br />
– auch künftigen Generationen.<br />
1
Der Wasserkreislauf<br />
Wasser bewegt sich in einem ständigen Kreislauf. Als Wasserdampf steigt<br />
es zum Himmel und bil<strong>de</strong>t Wolken. Als Nie<strong>de</strong>rschlag kehrt es zur Er<strong>de</strong> zurück<br />
und setzt seine Reise Richtung Meer fort. Motor <strong>de</strong>s Wasserkreislaufs<br />
auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ist die Sonne. Während <strong>de</strong>s Kreislaufs geht kein Wasser verloren,<br />
es wechselt jedoch von einem Aggregatzustand in einen an<strong>de</strong>ren.<br />
Die Ozeane sind die größten Wasserspeicher <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, sie be<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>n<br />
größten Teil <strong>de</strong>r Erdoberfläche. Sonnenenergie erwärmt das Wasser. Durch<br />
Verdunstung, vor allem an <strong>de</strong>r Meeresoberfläche, in geringerem Umfang<br />
auch auf <strong>de</strong>m Festland, entsteht Luftfeuchtigkeit. Weil dieser Wasserdampf<br />
leichter ist als Luft, steigt er nach oben in die Atmosphäre. Dort ist es kälter<br />
als auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, <strong>de</strong>shalb kühlt <strong>de</strong>r Wasserdampf ab und kon<strong>de</strong>nsiert. Dabei<br />
entstehen Wolken. Der Wind transportiert die feuchte Luft zum Festland.<br />
Wenn die feuchte Luft auf kalte Luftschichten trifft, so schiebt sie sich<br />
darüber und steigt auf (Warmfront), ebenso wenn sie auf Bergflanken trifft<br />
(Konvektion). Steigt die Luft auf, kühlt sie sich ab. Kalte Luft kann aber<br />
weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme. Wenn die Wolken bereits mit<br />
kon<strong>de</strong>nsiertem Wasser gesättigt sind, kommt es zu Nie<strong>de</strong>rschlägen und<br />
das Wasser fällt in Form von Regen, Schnee o<strong>de</strong>r Hagel zur Er<strong>de</strong> zurück.<br />
Die Form <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rschlags hängt von <strong>de</strong>r Temperatur ab. Wenn die Nie<strong>de</strong>rschläge<br />
direkt in die Gewässer fallen, schließt sich <strong>de</strong>r Kreislauf und
kann wie<strong>de</strong>r von vorn beginnen. Fällt das Wasser auf die Er<strong>de</strong>, versickert es<br />
ins Grundwasser. Über <strong>de</strong>n Grundwasserfluss o<strong>de</strong>r über Quellen und Flüsse<br />
fließt es dann in die Ozeane ab. Auch Schmelzwasser von Gletschern und<br />
Schnee und oberflächlich abgeführtes Regenwasser wird über Flüsse in<br />
die Ozeane transportiert. In <strong>de</strong>n Polargebieten und in Hochgebirgen wird<br />
ein Teil <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschläge in fester Form als Eis gespeichert, wo es über<br />
Schmelzwasser wie<strong>de</strong>r in die Ozeane gelangt.<br />
Allgemeiner Wasserkreislauf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />
1
Ziele <strong>de</strong>r Überwachung<br />
10<br />
Die zentrale Aufgabe <strong>de</strong>r Gewässerüberwachung ist es, die vielfältige Nutzung<br />
<strong>de</strong>r Gewässer zu sichern. Daher ist es notwendig, mögliche Belastungsquellen<br />
zu erkennen und ihre Auswirkungen auf die Wasserqualität<br />
aufzuzeigen. Zwei Kategorien wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Belastungsquellen unterschie<strong>de</strong>n:<br />
„Punktquellen“ und „diffuse Quellen“.<br />
Punktquellen sind örtlich begrenzte Schadstoffeinträge, dazu gehören<br />
kommunale und industrielle Kläranlagen. Trotz hoher Standards kann<br />
das Abwasser in diesen Anlagen nicht auf Trinkwasserqualität gereinigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Kläranlagen stellen also Belastungsquellen dar, die regelmäßig<br />
kontrolliert wer<strong>de</strong>n müssen, damit erlaubte Grenzwerte nicht überschritten<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Überwachung erfolgt einerseits an <strong>de</strong>n Kläranlagen selbst<br />
(Emissionskontrolle), an<strong>de</strong>rerseits wird durch Messungen im Gewässer die<br />
Auswirkung von Belastungsquellen ermittelt (Immissionskontrolle). Hierbei<br />
wird überprüft, mit welchen Stoffen und in welcher Konzentration das<br />
Wasser belastet ist.<br />
Bei diffusen Quellen lassen sich zwar Belastungen in <strong>de</strong>n Gewässern<br />
nachweisen, <strong>de</strong>r Zeitpunkt und <strong>de</strong>r genaue Ort <strong>de</strong>r Einleitung sind aber<br />
kaum feststellbar. Beispielsweise wer<strong>de</strong>n Schadstoffe von Straßen o<strong>de</strong>r
Sandoz 1986<br />
landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Regen o<strong>de</strong>r Bewässerung ab-<br />
geschwemmt und gelangen auf diese Weise in die Gewässer. Auch Schadstoffe,<br />
die über Abgase in die Luft gelangen, erreichen über Nie<strong>de</strong>rschläge<br />
die Wasserläufe. Darüber hinaus können diese auch durch Unfälle o<strong>de</strong>r<br />
Löschwasser bei Brän<strong>de</strong>n mit wassergefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stoffen belastet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Qualität <strong>de</strong>r Gewässer zu messen und die gewonnenen<br />
Daten zu bewerten, um Schadstoffe in tolerierbaren Grenzen<br />
zu halten, ist ein wichtiger Zweck <strong>de</strong>r Überwachung.<br />
Um Menschen und Sachgüter vor <strong>de</strong>n Gefahren <strong>de</strong>s Hochwassers<br />
zu schützen, ist die Überwachung nicht nur in qualitativer,<br />
son<strong>de</strong>rn auch in quantitativer Hinsicht notwendig.<br />
Wassermengenermittlung durch Nie<strong>de</strong>rschlagsmessungen<br />
o<strong>de</strong>r Abflussmessungen in Flüssen sind entschei<strong>de</strong>nd für<br />
die Abschätzung von Hochwassergefährdungen o<strong>de</strong>r die<br />
Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen. Verantwortlich<br />
für <strong>de</strong>n Betrieb und die Fortentwicklung <strong>de</strong>r entspre-<br />
chen<strong>de</strong>n Messnetze sind die wasserwirtschaftlichen Fachbehör<strong>de</strong>n, also<br />
das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz<br />
(LUWG) und die Regionalstellen <strong>de</strong>r Struktur- und Genehmigungsdirektionen<br />
(SGD Nord und SGD Süd). Ein <strong>de</strong>taillierter Blick auf die<br />
unterschiedlichen Gewässertypen, die Messverfahren, -konzepte o<strong>de</strong>r<br />
-programme gibt interessante Aufschlüsse über die wichtige Arbeit <strong>de</strong>r<br />
Gewässerüberwachung.<br />
Messstationen<br />
früher und heute<br />
11<br />
1
FLÜSSE UND SEEN<br />
Oberirdische Gewässer wie Flüsse und Seen unter-<br />
schei<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Betrachtung und Bewertung vom<br />
Grundwasser – ein jeweils eigenständiges Kapitel trägt<br />
diesen Unterschie<strong>de</strong>n Rechnung, wobei im Folgen<strong>de</strong>n<br />
zunächst die Flüsse o<strong>de</strong>r Fließgewässer in <strong>de</strong>n Fokus<br />
rücken. Die Einteilung in unterschiedliche Gewässer-<br />
typen bietet <strong>de</strong>n Vorteil, dass die ökologische Zustands-<br />
bewertung differenzierter möglich ist, weil sie die An-<br />
sprüche spezifischer Lebensgemeinschaften eines<br />
Gewässers berücksichtigt, wodurch Maßnahmen zu<br />
Gewässerschutz und -entwicklung zielgerichtet ausge-<br />
arbeitet wer<strong>de</strong>n können.<br />
13<br />
2
Beschreibung <strong>de</strong>r Fließgewässertypen<br />
14<br />
Bun<strong>de</strong>sweit wer<strong>de</strong>n rund 25 unterschiedliche Fließgewässertypen unterschie<strong>de</strong>n<br />
(zur Einteilung siehe auch www.umweltbun<strong>de</strong>samt.<strong>de</strong>/wasser/<br />
themen/wrrl_ftyp.htm). Die typspezifischen Eigenschaften beziehen sich<br />
dabei im Wesentlichen auf die Gewässergröße und das Einzugsgebiet, die<br />
Form <strong>de</strong>s Gewässerbettes und die vom Gewässer transportierten bzw. abgelagerten<br />
Sedimente (Ton, Schluff, Sand und Kies) sowie die physikalischchemischen<br />
Eigenschaften. Aus diesen Grundfaktoren bestimmen sich für<br />
je<strong>de</strong>n Gewässertyp charakteristische Ausprägungen <strong>de</strong>r Pflanzen- und<br />
Tierwelt. Für Rheinland-Pfalz sind von <strong>de</strong>n insgesamt 25 Fließgewässertypen<br />
neun dokumentiert.<br />
Ein<strong>de</strong>utige Klassifizierungen, wie beispielsweise die Fließgewässertypen,<br />
erleichtern die Beurteilung von Qualität und Zustand <strong>de</strong>r Gewässer. Eine<br />
solche Vereinheitlichung von Bewertungsmaßstäben ist nicht nur auf Bun<strong>de</strong>sebene,<br />
son<strong>de</strong>rn auch auf europäischer Ebene sinnvoll. Dem trägt auch<br />
die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Rechnung, die seit <strong>de</strong>m<br />
Jahr 2000 europaweit für das Grundwasser, die Seen, die Fließgewässer,<br />
die Übergangsgewässer (Oberflächengewässer mit einem durch naheliegen<strong>de</strong><br />
Küstengewässer beeinflussten Salzgehalt) sowie für die Küstengewässer<br />
(Hoheitsgewässer bis zur ersten Seemeile) gilt. Zentrales Ziel <strong>de</strong>r<br />
WRRL ist ein europäischer Gewässerschutz auf einem einheitlichen und<br />
hohen Niveau. Um dies zu erreichen, ist eine For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r WRRL die integrierte<br />
Bewirtschaftung <strong>de</strong>r Oberflächengewässer innerhalb von Flusseinzugsgebieten<br />
unabhängig von politischen Grenzen. Die zu betrachten<strong>de</strong>n<br />
Einheiten sind die so genannten Oberflächenwasserkörper (OWK). Das<br />
sind im Sinne <strong>de</strong>r WRRL „einheitliche und be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Abschnitte von<br />
Oberflächengewässern“.
Oberflächenwasserkörper zu beurteilen und – sofern es nicht bereits <strong>de</strong>r<br />
Fall ist – in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, ist eine zentrale<br />
For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Grundlage für die Abgrenzung<br />
dieser OWK bil<strong>de</strong>n die Fließgewässertypen.<br />
Einzugsgebiete von Fließgewässern<br />
schematische Darstellung<br />
Grenze <strong>de</strong>s Einzugsgebiets<br />
Bach<br />
Fließrichtung <strong>de</strong>s Wassers<br />
Fließgewässertypen und Wasserkörper<br />
Untere<br />
Nahe<br />
Ellerbach<br />
Nahe<br />
Appelbach<br />
Nahe<br />
Ellerbach<br />
Gutenbach<br />
Rhein<br />
Dunzelbach<br />
Unterer<br />
Appelbach<br />
Dunzelbach<br />
Gutenbach<br />
Oberer<br />
Appelbach<br />
Grenze <strong>de</strong>s Einzugsgebiets<br />
eines<br />
Wasserkörpers<br />
grobmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche<br />
große Flüsse <strong>de</strong>s Mittelgebirges<br />
feinmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche<br />
karbonatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse<br />
15<br />
2
16<br />
Fließgewässertyp:<br />
grobmaterialreiche, silikatische<br />
Mittelgebirgsbäche<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: bis etwa 100 km 2<br />
Diese Klassifizierung trifft auf einen typischen Bach im Mittelgebirge mit<br />
hohem Gefälle zu. Sein Abfluss ist daher turbulent und schnell fließend mit<br />
einer charakteristischen Abfolge von Stromschnellen (Schnellen) und Bereichen<br />
mit geringer Fließgeschwindigkeit (Stillen). Das Bachbett ist geprägt<br />
von Schotter, Steinen und Kiesen, stellenweise fließt <strong>de</strong>r Bach direkt über<br />
freiliegen<strong>de</strong> Felsen o<strong>de</strong>r im Bachbett liegen<strong>de</strong> Felsblöcke. Feine Materialien<br />
wie Sand, Schluff o<strong>de</strong>r Ton kommen hingegen seltener vor. Große Teile von<br />
Rheinland-Pfalz liegen im rheinischen Schiefergebirge, daher ist dieser Gewässertyp<br />
am weitesten verbreitet. Das stark geglie<strong>de</strong>rte Bachbett liefert<br />
einer breiten Palette von Wirbellosen-Tiergruppen einen Lebensraum. Dies<br />
sind beispielsweise: Bachflohkrebse, Schnecken, Stru<strong>de</strong>lwürmer o<strong>de</strong>r Larven<br />
von Stein-, Eintags- und Köcherfliegen.<br />
Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
Beispiel: Ahbach unterhalb Ahütte, Eifel
Beispiel: Eußerbach, Pfälzerwald<br />
Fließgewässertyp:<br />
feinmaterialreiche, silikatische<br />
Mittelgebirgsbäche<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: bis etwa 100 km 2<br />
Ein typischer Bach im Buntsandstein-Mittelgebirge, <strong>de</strong>r in Rheinland-Pfalz<br />
überwiegend im Pfälzerwald und in geringerem Umfang<br />
auch in <strong>de</strong>r Eifel vorkommt. Das Gefälle ist relativ hoch<br />
und <strong>de</strong>r Abfluss je nach Gefälle ruhig bis gemäßigt o<strong>de</strong>r auch<br />
abschnittsweise turbulent und schnell fließend. Im Bachbett und<br />
am Ufer kommt es zur Ausbildung von Sand- o<strong>de</strong>r Kiesbänken.<br />
Im Gegensatz zu grobmaterialreichen Bächen bietet das sandige<br />
Bachbett einen etwas weniger vielfältigen Lebensraum. Bei gleicher<br />
Tiergruppenvielfalt be<strong>de</strong>utet dies ein geringeres Vorkommen<br />
an Tieren, wie etwa Eintagsfliegenlarven, Schnecken o<strong>de</strong>r<br />
Bachflohkrebsen.<br />
Verteilung<br />
dieses Fließgewässertyps<br />
in<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Fließgewässertyp:<br />
feinmaterialreiche, karbonatische<br />
Mittelgebirgsbäche<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: bis etwa 100 km 2<br />
Dieser typische Bach in <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>ren Mittelgebirgslagen bzw. im<br />
Hügelland kommt in Rheinland-Pfalz im Saar-Nahe-Bergland, in<br />
Rheinhessen und im Pfälzerwald vor. Die gegenüber <strong>de</strong>m Rheinischen<br />
Schiefergebirge flachere Landschaft bedingt ein ruhiges<br />
bis gemäßigtes Gefälle, abschnittsweise kann das Wasser aber<br />
auch turbulent und schnell fließen. In <strong>de</strong>n ruhigen Bachabschnitten<br />
können sich neben Sandbänken auch schlammige<br />
Ablagerungen bil<strong>de</strong>n. Im Gegensatz zu grobmaterialreichen Bächen<br />
bietet das sandige Bachbett weniger Lebensraum und ist<br />
<strong>de</strong>shalb auch von weniger Tierarten besie<strong>de</strong>lt, dies trifft z. B. auf<br />
Arten <strong>de</strong>r Eintags- und Steinfliegen zu.<br />
Verteilung<br />
dieses Fließgewässertyps<br />
in<br />
Rheinland-Pfalz<br />
17<br />
2<br />
Beispiel: O<strong>de</strong>nbach-Oberlauf, Nordpfälzer<br />
Bergland
18<br />
Fließgewässertyp:<br />
grobmaterialreiche, karbonatische<br />
Mittelgebirgsbäche<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: bis rund 100 km 2<br />
Dieser Bachtyp kommt nur in ausgeprägten Kalkformationen <strong>de</strong>s Mittelgebirges<br />
vor. In Rheinland-Pfalz ist dies ein lokal beschränkter, selten<br />
vertretener Typ, <strong>de</strong>r z.B. im Oberlaufsystem <strong>de</strong>r Nims (Eifel) und an einigen<br />
Nebenbächen <strong>de</strong>r Kyll ausgeprägt ist. In diesen Gebieten ist massives<br />
Kalkgestein aus <strong>de</strong>vonischer Zeit anzutreffen. Die vergleichsweise steilen<br />
Landschaften aus Kalkstein führen zu einem hohen Gefälle mit turbulenten<br />
und schnell fließen<strong>de</strong>n Bächen. Das Bachbett besteht aus grobem Schotter<br />
und Steinen o<strong>de</strong>r mitunter auch aus größeren Kalkplatten. Im Sommer<br />
können manche Bäche austrocknen, weil im Kalkgestein unterirdische<br />
Hohlräume existieren, in <strong>de</strong>nen das Wasser in trockenen Zeiten schnell<br />
versickert. Wo <strong>de</strong>rartige Bäche das ganze Jahr hindurch fließen, besteht<br />
ein hoher Artenreichtum an Wirbellosen, z. B. Bachflohkrebsen, Würmern,<br />
Insektenlarven, Wasserkäfern<br />
und Schnecken.<br />
Neigen Bäche im Sommer<br />
hingegen zur Austrocknung<br />
o<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<br />
Kalkablagerungen, sind<br />
sie <strong>de</strong>utlich artenärmer.<br />
Verteilung<br />
dieses Fließgewässertyps<br />
in<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Beispiel: Fischbach, Eifel
Beispiel: Nister, Westerwald<br />
Fließgewässertyp:<br />
silikatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: von 100 km 2 bis 1.000 km 2<br />
Dies ist „<strong>de</strong>r“ typische Mittelgebirgsfluss und in Rheinland-Pfalz<br />
weit verbreitet. Flüsse dieses Typs prägen die meisten größeren<br />
Einzugsgebiete und Täler <strong>de</strong>r Mittelgebirge von Hunsrück, Westerwald<br />
und Eifel. Es dominiert grobes, steiniges Geröll und eine<br />
schnelle Strömung. Dieser dynamische Flusstyp weist oft eine<br />
typische Abfolge von Schnellen und Stillen auf – d. h. es kommen<br />
sowohl flache, schnell strömen<strong>de</strong> als auch tiefe, ruhiger<br />
fließen<strong>de</strong> Abschnitte vor. Mit seinem vielgestaltigen Lebensraum<br />
bietet dieser Gewässertyp die Grundlage für eine artenreiche<br />
Wirbellosenbesiedlung. Da Mittelgebirgsflüsse wie die Nister<br />
in Kontakt mit vielen Nebengewässern stehen, treten hier auch<br />
noch viele Arten <strong>de</strong>r kleineren und kühlen Bäche auf.<br />
Verteilung<br />
dieses Fließgewässertyps<br />
in<br />
Rheinland-Pfalz<br />
19<br />
2
20<br />
Fließgewässertyp:<br />
karbonatische, fein- bis grobmaterialreiche<br />
Mittelgebirgsflüsse<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: von 100 km 2 bis 1.000 km 2<br />
Dieser Fließgewässertyp repräsentiert in Rheinland-Pfalz insbeson<strong>de</strong>re die eher feinmaterialreiche Variante<br />
eines Mittelgebirgsflusses. Das feinere Sediment im Flussbett ist typisch für Flüsse, die z. B. aus <strong>de</strong>m<br />
Pfälzerwald o<strong>de</strong>r auch aus <strong>de</strong>m Nordpfälzer Bergland heraus entstehen. Dem entsprechend sind Flüsse<br />
dieses Typs in <strong>de</strong>n südlichen Lan<strong>de</strong>steilen von Rheinland-Pfalz am häufigsten. In Abhängigkeit von <strong>de</strong>n im<br />
Einzugsbereich <strong>de</strong>s Flusses vorherrschen<strong>de</strong>n Gesteinen fin<strong>de</strong>n sich im Flussbett eher kiesige o<strong>de</strong>r sandigtonige<br />
Ablagerungen.<br />
Das Gefälle ist wie<strong>de</strong>rum grundsätzlich vergleichbar mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mittelgebirgsflüsse von Hunsrück, Westerwald<br />
und Eifel, tendiert vielerorts in Rheinland-Pfalz jedoch zu geringerem Gefälle und geringerer Strömung.<br />
Mitunter sind steile Uferabbrüche zu fin<strong>de</strong>n. Eine Gemeinsamkeit mit an<strong>de</strong>ren Typen <strong>de</strong>r Mittelgebirgsfließgewässer<br />
besteht in <strong>de</strong>r typischen Abfolge von Stromschnellen und langsamen Flussabschnitten,<br />
stellenweise kann sich das Flussbett durch das Zusammenspiel von Abtragung und Ablagerung mit <strong>de</strong>r Zeit<br />
verschieben.<br />
Auch dieser Gewässertyp kann vielen Arten wirbelloser Tiere<br />
Lebensraum bieten. Gewässer, die einen beson<strong>de</strong>rs hohen<br />
Anteil von feinen Substraten haben, haben dabei eine natürliche<br />
Ten<strong>de</strong>nz zu geringerer Artenvielfalt, da Sand, Schluff<br />
und Ton im Flussbett weniger Lücken bieten und Hartsubstrat,<br />
d.h. größere Steine o<strong>de</strong>r Grobschotter zum Anhaften<br />
und Aufwachsen, weitgehend fehlen. In diesen Gewässern<br />
ist <strong>de</strong>shalb Totholz eine wichtige Komponente, welche die<br />
Lebensgrundlage für viele Gewässerorganismen ist.<br />
Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
Beispiel: Alsenz unterhalb Alsenz,<br />
Nordpfälzer Bergland
Beispiel: Sieg bei Betzdorf, Westerwald<br />
Fließgewässertyp:<br />
große Flüsse <strong>de</strong>s Mittelgebirges<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: von 1.000 km 2 bis 10.000 km 2<br />
Große Rheinnebenflüsse wie Nahe, Mosel, Lahn sowie die Unterläufe von Sieg und Sauer<br />
sind die Vertreter dieses Flusstyps in Rheinland-Pfalz. In ihren breiten Talabschnitten kann<br />
sich eine bis zu einigen 100 Metern breite Aue ausbil<strong>de</strong>n. Dabei neigen diese Flüsse dazu, in<br />
<strong>de</strong>n breiten Auen ihr Flussbett zu verlagern o<strong>de</strong>r sich in mehrere Flussarme aufzuspalten. Eine<br />
weitere Konsequenz aus <strong>de</strong>m breiten Flussbett ist, dass die Ufergehölze ihren Schatten nicht<br />
auf die gesamte Breite <strong>de</strong>s Gewässers aus<strong>de</strong>hnen können, wodurch im Sommer die Wassertemperatur<br />
auf längeren Fließstrecken bis zu 25 °C erreichen kann.<br />
Das Gewässerbett wird von steinig-kiesigen Anteilen dominiert, daneben fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n<br />
strömungsruhigeren Abschnitten auch ausge<strong>de</strong>hnte Sandbänke und lehmige o<strong>de</strong>r tonige<br />
Ablagerungen. Typisch sind vegetationsfreie Kies- und Schotterbänke sowie die Abfolge von<br />
Stillen und Schnellen. Unter naturnahen Verhältnissen bietet dieser Gewässertyp vielfältige<br />
Lebensräume und damit Artenvielfalt für die typische Flora und Fauna. Gewässer wie die Nahe<br />
und ehemals Mosel und Lahn (vor <strong>de</strong>ren<br />
Ausbau zur Schifffahrtsstraße) sind wichtige<br />
Lebens- und Verbindungsräume für kieslaichen<strong>de</strong><br />
Fische, wie Barbe, Nase und Hasel,<br />
sowie <strong>de</strong>r heute lei<strong>de</strong>r selten gewor<strong>de</strong>nen<br />
Wan<strong>de</strong>rfische, z. B. Lachs und Maifisch.<br />
Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
21<br />
2
22<br />
Fließgewässertyp:<br />
kiesgeprägte Ströme<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: größer als10.000 km 2<br />
Der Rhein fließt als <strong>de</strong>r kiesgeprägte, große Strom durch Rheinland-Pfalz. Dieser Gewässertyp<br />
bil<strong>de</strong>t, sofern vom Menschen weitgehend unbeeinflusst, in breiten Tälern große Überschwemmungsauen<br />
aus. Je nach Gefälle bil<strong>de</strong>t er mehrere Flussarme o<strong>de</strong>r große Mäan<strong>de</strong>r (Flussschlingen).<br />
Der kiesgeprägte Strom weist meist flaches Profil mit typischen Inseln, Furten und Verzweigungen<br />
auf. Im Flussbett fin<strong>de</strong>n sich Schotter, Kiese und San<strong>de</strong> und in strömungsruhigen<br />
Abschnitten können sich auch Feinsedimente (Schluff und Ton) absetzen. Die Wassertemperatur<br />
dieser großen Ströme kann im Sommer über 25° C betragen.<br />
Im Gegensatz zum heutigen Zustand (Schifffahrtsstraße, Unterhaltungsmaßnahmen) wäre<br />
unter naturnahen Bedingungen in solchen Strömen ein hoher Anteil Totholz (umgestürzte<br />
Bäume, Stämme, Äste) zu fin<strong>de</strong>n. Ebenfalls wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Strom wegen seiner großen Strukturund<br />
Lebensraumvielfalt ein weit gefächertes Artenspektrum an Wasserpflanzen und -tieren<br />
aufweisen.<br />
Unter <strong>de</strong>n Fischen sind sowohl auf Strömung<br />
angewiesene Arten (Barbe, Nase, Rapfen) als<br />
auch solche, die Stillgewässer wie Altarme<br />
und Auegewässer besie<strong>de</strong>ln, vertreten (Hecht,<br />
Rotfe<strong>de</strong>r, Schleie). Großmuscheln, Libellenlarven<br />
und viele Wasserkäfer hingegen bevorzugen<br />
auch ruhig fließen<strong>de</strong> bis stillstehen<strong>de</strong><br />
Bereiche eines großen Stromes.<br />
Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
Beispiel: <strong>de</strong>r Rhein bei Ingelheim, Rheinhessen<br />
(Rheineinzugsgebiet bei Mainz: ca. 98.000 km 2 )
Beispiel: Isenach bei Roxheim, Oberrheinebene<br />
Fließgewässertyp:<br />
kleine Nie<strong>de</strong>rungsfließgewässer in<br />
Fluss- und Stromtälern<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes: 10 bis 300 km 2<br />
Die Fließgewässer dieses Typs stellen Nebengewässer innerhalb weitläufiger Auen großer Flusso<strong>de</strong>r<br />
Stromtäler dar und wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rungslandschaft <strong>de</strong>s Hauptstromes geprägt. In<br />
Rheinland-Pfalz ist dieser Typ nur in <strong>de</strong>r Oberrheinebene (Vor<strong>de</strong>rpfalz) zu fin<strong>de</strong>n. Merkmale von<br />
Nie<strong>de</strong>rungsfließgewässern sind geringes Gefälle und träges Fließverhalten, abschnittsweise<br />
auch stehen<strong>de</strong>s Wasser, im Mündungsbereich entsteht durch das Hauptgewässer ein Rückstau,<br />
<strong>de</strong>r je nach Wasserstand zeitweise weit in das Nebengewässer reichen kann.<br />
Das Bachbett besteht meist aus lehmigen Ablagerungen. Wichtiges Strukturelement ist Totholz,<br />
zumin<strong>de</strong>st unter naturnahen Bedingungen. Weitere Charakteristika sind oft starke Wasserpflanzen-<br />
und Schilfbestän<strong>de</strong> sowie Wechsel von besonnten und beschatteten Abschnitten.<br />
Naturnahe Gewässer dieses Typs sind heute selten, da sie immer in landwirtschaftlich intensiv<br />
genutzten Gebieten liegen. Die Lebensgemeinschaft <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rungsfließgewässer ist zu einem<br />
relativ hohen Anteil von Arten geprägt, die an stehen<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r nur schwach strömen<strong>de</strong>s Wasser<br />
angepasst sind. Hinzu kommen pflanzenbewohnen<strong>de</strong><br />
Arten und solche, die sich an unterschiedliche<br />
Umweltbedingungen anpassen<br />
können. Zunehmend wer<strong>de</strong>n solche Arten von<br />
Fischen und Wirbellosen gefun<strong>de</strong>n, die auch<br />
in Stehgewässern leben, wie z. B. Hecht, Brassen,<br />
Rotauge o<strong>de</strong>r auch Schnecken, Muscheln<br />
und Libellenlarven.<br />
Verteilung dieses Fließgewässertyps<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
23<br />
2
Kenngrößen und Untersuchungsparameter<br />
24<br />
Nach <strong>de</strong>n vorausgegangenen grundsätzlichen Erläuterungen wer<strong>de</strong>n<br />
nachfolgend die für die Wasserwirtschaft wesentlichen Basisinformationen<br />
erklärt. Durch Messung bzw. nach Kenntnis all dieser Parameter lassen sich<br />
die Gewässer umfassend beschreiben sowie Nutzungsmöglichkeiten o<strong>de</strong>r<br />
Belastungen erkennen.<br />
Nie<strong>de</strong>rschlag<br />
Der Nie<strong>de</strong>rschlag, das aus <strong>de</strong>r Atmosphäre in flüssiger o<strong>de</strong>r fester Form ausgeschie<strong>de</strong>ne<br />
Wasser, also alle Formen von Regen o<strong>de</strong>r Schnee, bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n<br />
Ausgangspunkt für die Betrachtung <strong>de</strong>s Wasserkreislaufes und bestimmt<br />
die Größenordnung von Abfluss, Verdunstung und Wasserspeicherung. Als<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsmessgrößen wer<strong>de</strong>n im Allgemeinen<br />
die Nie<strong>de</strong>rschlagshöhe, die Nie<strong>de</strong>rschlagsdauer<br />
und die Nie<strong>de</strong>rschlagsintensität bezeichnet.<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagshöhe ist die Wassermenge aus atmosphärischen Nie<strong>de</strong>rschlägen an einem<br />
bestimmten Ort und in einer bestimmten Zeitspanne, ausgedrückt als Wasserhöhe über<br />
einer horizontalen Fläche. Sie wird üblicherweise in Millimeter (mm) pro Zeiteinheit<br />
angegeben. Alternativ kann die Angabe auch in Liter pro Quadratmeter (l/m²) erfolgen.<br />
1 mm entspricht dabei genau 1 l/m². Die Nie<strong>de</strong>rschlagsdauer ist die Zeitspanne, in <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlag gefallen ist. Der Wert für die Nie<strong>de</strong>rschlagsintensität ergibt sich dann<br />
einfach aus <strong>de</strong>m Quotienten aus Nie<strong>de</strong>rschlagshöhe und Nie<strong>de</strong>rschlagsdauer.<br />
Zur Messung <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rschlags dient in <strong>de</strong>r Regel ein Messgerät nach HELLMANN.<br />
Es steht in einem Meter Höhe über <strong>de</strong>m Grund an einer<br />
freien aber windgeschützten Stelle. Über eine kreisrun<strong>de</strong><br />
Auffangfläche von 200 cm² wer<strong>de</strong>n die Nie<strong>de</strong>rschläge<br />
in einem Auffanggefäß gesammelt. Automatische<br />
Geräte – im Messnetz <strong>de</strong>r Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
Rheinland-Pfalz in <strong>de</strong>r Regel Geräte mit einem<br />
hochauflösen<strong>de</strong>n, elektronischen Wägesystem – liefern<br />
fortlaufen<strong>de</strong> Aufzeichnungen über Nie<strong>de</strong>rschlagshöhe<br />
und -dauer, sie geben damit auch exakte Daten über die<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsintensität (Ombrometer).<br />
Ombrometer
Nie<strong>de</strong>rschlagsdaten wer<strong>de</strong>n nicht nur zur Lösung wasserwirtschaftlicher<br />
Aufgaben erfasst, son<strong>de</strong>rn auch von an<strong>de</strong>ren Fach- und Wirtschaftsbereichen,<br />
wie beispielsweise <strong>de</strong>r Land-, Forst- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Versicherungswirtschaft,<br />
genutzt. Der vielfältige Bedarf an Nie<strong>de</strong>rschlagsdaten hat dazu geführt,<br />
dass neben <strong>de</strong>m Deutschen Wetterdienst (DWD) auch Dienststellen <strong>de</strong>r<br />
Län<strong>de</strong>r, private Wetterdienstleister sowie Verbän<strong>de</strong> und Kommunen eigene<br />
Messstellen o<strong>de</strong>r ganze Messnetze eingerichtet haben.<br />
Die Dichte <strong>de</strong>s Messnetzes, das heißt, die Anzahl und Verteilung <strong>de</strong>r Messstellen,<br />
ist abhängig von <strong>de</strong>r jeweiligen Landschaft und <strong>de</strong>r für das regionale<br />
Klima charakteristischen Nie<strong>de</strong>rschlagsverteilung. Mit <strong>de</strong>r Anordnung<br />
<strong>de</strong>r Messstellen sollen die räumlichen und zeitlichen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Nie<strong>de</strong>rschläge einer Region bestmöglich erfasst wer<strong>de</strong>n. Die Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
Rheinland-Pfalz betreibt hierzu ein Messnetz mit 50 automatischen<br />
Stationen, sie wird dabei z. T. von ehrenamtlichen Beobachtern<br />
unterstützt. Die Auswahl <strong>de</strong>r Stationen erfolgte in Absprache mit <strong>de</strong>m DWD<br />
und an<strong>de</strong>ren Messnetzbetreibern. Alle Stationen sind mit registrieren<strong>de</strong>n<br />
und digital aufzeichnen<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlagsmessgeräten, so genannten Ombrometern<br />
(siehe Seite 24) ausgestattet. Die erfassten Nie<strong>de</strong>rschlagsdaten<br />
wer<strong>de</strong>n im Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht<br />
Rheinland-Pfalz zentral gesammelt, aufbereitet, gespeichert und für weitergehen<strong>de</strong><br />
Fragestellungen ausgewertet. Interessenten stehen die Daten<br />
auf Anfor<strong>de</strong>rung bzw. im Internet kostenlos zur Verfügung.<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsverteilung<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
Quelle: Regnie/DWD<br />
25<br />
2
Abflussmessung mit einem<br />
hydrometrischen Flügel<br />
Durchflussmessung mit <strong>de</strong>m<br />
ADCP-Boot<br />
26<br />
Wasserstand und<br />
Durchfluss<br />
Die zuverlässige Erfassung und Auswertung von Wasserstän<strong>de</strong>n und<br />
Durchfluss an <strong>de</strong>n Fließgewässern bil<strong>de</strong>n die Grundlage für ihre Nutzung,<br />
dies gilt beispielsweise für die Ermittlung von Fahrwassertiefen für die<br />
Schifffahrt o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Hochwassermel<strong>de</strong>dienst, <strong>de</strong>r außer für die Schifffahrt<br />
auch für die betroffenen Anwohner eine große Be<strong>de</strong>utung hat. Ein<br />
weiterer Verwendungszweck ist die Abschätzung von Schadstoffmengen,<br />
die in einer bestimmten Zeiteinheit von Gewässern transportiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Abfluss o<strong>de</strong>r Durchfluss bezeichnet das Volumen an Wasser, das in<br />
einem Fließgewässer in einer bestimmten Zeit einen bekannten Querschnitt<br />
<strong>de</strong>s Flussbetts passiert. An <strong>de</strong>n rheinland-pfälzischen Pegeln wird<br />
<strong>de</strong>r Durchfluss hauptsächlich mittels zweier Messmetho<strong>de</strong>n ermittelt: Bei<br />
<strong>de</strong>r Abflussmessung mit <strong>de</strong>m hydrometrischen Flügel wird die mittlere<br />
Fließgeschwindigkeit anhand <strong>de</strong>r Umdrehungszahl <strong>de</strong>r Flügelschaufel an<br />
verschie<strong>de</strong>nen Punkten <strong>de</strong>s <strong>de</strong>finierten Abflussquerschnitts gemessen. Je<strong>de</strong>m<br />
dieser Punkte im Querschnitt wird eine bestimmte Querschnittsfläche<br />
zugeordnet. Der Durchfluss ergibt sich dann für je<strong>de</strong>n Messpunkt als Produkt<br />
aus mittlerer Fließgeschwindigkeit und Querschnittsfläche sowie für<br />
<strong>de</strong>n gesamten Fließquerschnitt aus <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r einzelnen Werte.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat zu<strong>de</strong>m die Durchflussmessung mit akustischen<br />
Doppler-Strömungs-Messgeräten (ADCP-Geräten) an Be<strong>de</strong>utung gewonnen.<br />
Wegen <strong>de</strong>r Zeitersparnis gegenüber herkömmlichen Flügelmessungen<br />
wird dieses Verfahren vor allem an <strong>de</strong>n großen Flüssen und unter Hochwasserbedingungen<br />
immer häufiger eingesetzt. Eine Ultraschallwelle wird<br />
in das Wasser gesen<strong>de</strong>t, von dort treiben<strong>de</strong>n Teilchen reflektiert und vom<br />
Messgerät wie<strong>de</strong>r empfangen. Durch die Bewegung <strong>de</strong>s Wassers än<strong>de</strong>rt<br />
sich die Frequenz <strong>de</strong>s Ultraschalls. Ähnliches lässt sich im Alltag beobachten,<br />
wenn beispielsweise <strong>de</strong>r Sirenenton eines näher kommen<strong>de</strong>n Polizeifahrzeugs<br />
scheinbar immer höher wird, um dann, wenn das Fahrzeug<br />
vorbeifährt und sich entfernt, wie<strong>de</strong>r tiefer zu wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m Vergleich<br />
<strong>de</strong>s ausgesen<strong>de</strong>ten mit <strong>de</strong>m empfangenen Ultraschallton kann das Doppler-Messgerät<br />
die Fließgeschwindigkeit <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Wasser treiben<strong>de</strong>n<br />
Teilchen berechnen.<br />
Zur Messung <strong>de</strong>s Wasserstan<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n Pegel eingesetzt. D. h. es wird für<br />
einen Standort die Höhe <strong>de</strong>s Wasserspiegels über einem festen Bezugshorizont<br />
(Pegelnullpunkt <strong>de</strong>r Pegellatte) angegeben. In Rheinland-Pfalz sind<br />
die dafür am weitesten verbreiteten Messverfahren das Schwimmerprinzip,<br />
die Messung mittels Druckson<strong>de</strong>n und die Radarmessung. Beim Schwimmerprinzip<br />
wird die Auf- und Abwärtsbewegung eines Schwimmkörpers<br />
Wichtiger Teil eines<br />
Pegels ist die Pegellatte<br />
Pegelanlage Alzey an <strong>de</strong>r<br />
Selz (Rheinhessen)
mit <strong>de</strong>m Wasserspiegel fortlaufend elektronisch aufgezeichnet. Druckson<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n unter Wasser installiert und messen dort kontinuierlich<br />
<strong>de</strong>n Wasserdruck, <strong>de</strong>r sich in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Wasserstan<strong>de</strong>s über <strong>de</strong>r<br />
Druckson<strong>de</strong> verän<strong>de</strong>rt. Ein Radar-Messgerät ermittelt <strong>de</strong>n Wasserstand,<br />
in<strong>de</strong>m die Wasseroberfläche mit elektromagnetischen Wellen (Radarwellen)<br />
abgetastet und so ihre Lage gemessen wird. Da sich mit <strong>de</strong>m<br />
Wasserstand auch Fließquerschnitt und Fließgeschwindigkeit eines Gewässers<br />
verän<strong>de</strong>rn, gehen die Wasserstandsdaten indirekt auch in die<br />
Ermittlung <strong>de</strong>r Abflüsse ein.<br />
Durch die kontinuierliche Messung <strong>de</strong>s Wasserstan<strong>de</strong>s und die Messung<br />
<strong>de</strong>s Durchflusses bei verschie<strong>de</strong>nen Wasserstän<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Pegelmessstelle<br />
gewinnt man Informationen, die die Voraussetzung für die Erstellung<br />
von Wasserstands-Durchfluss-Beziehungen eines Pegels sind, vereinfacht<br />
Abflusstafel genannt. Aus <strong>de</strong>r Abflusstafel berechnet sich die so<br />
genannte Abflussganglinie, die <strong>de</strong>n zeitlichen Verlauf <strong>de</strong>s Abflusses an<br />
einer bestimmten Stelle <strong>de</strong>s Gewässers anzeigt (siehe Grafik).<br />
Wasserstand und Durchfluss wer<strong>de</strong>n in Rheinland-Pfalz an rund 150<br />
repräsentativen Pegeln mit Unterstützung durch ehrenamtliche Pegelbeobachter<br />
gemessen. Hinzu kommen eine variable Anzahl von Son<strong>de</strong>rmessstellen<br />
sowie Pegel an <strong>de</strong>n Eifelmaaren. Dabei geben die Wasserstands-<br />
und Durchflussdaten die aktuelle Situation in <strong>de</strong>n Gewässern<br />
W[cm]<br />
W[cm]<br />
wie<strong>de</strong>r. Erst aufgrund langjähriger Beobachtungszeiträume lassen sich<br />
jedoch Grundlagen für die Bewertung von Wasserstän<strong>de</strong>n und Abflüssen<br />
gewinnen. Denn nur anhand gewonnener Erfahrungen können wesentliche<br />
Grundlagen für wasserwirtschaftliches und wasserbauliches Han<strong>de</strong>ln<br />
abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Wichtiges Beispiel hierfür sind die Höhe und Häufigkeit<br />
von Hochwasserereignissen. Entsprechen<strong>de</strong> statistische Auswertungen<br />
wer<strong>de</strong>n für die Bemessung wasserbaulicher Anlagen (z. B. Deiche), die<br />
Beschreibung <strong>de</strong>s natürlichen Abflussverhaltens eines bestimmten Gewässers<br />
in seiner räumlichen und zeitlichen Verteilung sowie die Untersuchung<br />
<strong>de</strong>r Ursachen und Auswirkungen von Klimaän<strong>de</strong>rungen verwen<strong>de</strong>t. Um<br />
neben <strong>de</strong>n Langzeitwirkungen auch auf rasch ablaufen<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen,<br />
z. B. durch Starkregen ausgelöstes Hochwasser, hinreichend reagieren zu<br />
können, wer<strong>de</strong>n die Wasserstandsdaten in einem 15-minütigen Intervall<br />
in <strong>de</strong>n Pegelstationen gespeichert. Diese Daten wer<strong>de</strong>n regelmäßig vor<br />
Ort vom Hydrologischen Dienst beispielsweise mit einem Laptop ausgelesen.<br />
Ungefähr die Hälfte aller Pegel ist zu<strong>de</strong>m mit Einrichtungen zur Datenfernübertragung<br />
ausgerüstet. Auf diesem Wege wer<strong>de</strong>n die aktuellen<br />
Wasserstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Messstellen einmal täglich vom Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt,<br />
Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) abgerufen, in einem wasserwirtschaftlichen<br />
Informationssystem zentral für Reinland-Pfalz gespeichert<br />
und für weitere Auswertungen aufbereitet.<br />
Wasserstandsganglinie Abflusstafel Abflussganglinie<br />
Q[m 3 /s]<br />
Q[m3 Q[m /s] 3 /s]<br />
27<br />
2
makro – groß (> 1mm)<br />
zoo – Tiere<br />
benthos – Lebensgemeinschaft<br />
<strong>de</strong>s Gewässergrun<strong>de</strong>s<br />
Definition <strong>de</strong>s Begriffes<br />
Makrozoobenthos<br />
28<br />
Biologische Parameter<br />
In Gewässern leben sowohl Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze als<br />
auch Makroorganismen wie Würmer, Kleinkrebse, Schnecken und Insektenlarven,<br />
die organische Verunreinigungen im Wasser (z. B. Eiweiß, Fette,<br />
Kohlehydrate, Alkohole) allmählich abbauen und so eine biologische<br />
Selbstreinigung bewirken. Bei diesem Prozess verbrauchen die Organismen<br />
Sauerstoff. Je nach Belastungsgrad wird <strong>de</strong>r im Wasser gelöste Sauerstoff<br />
mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r aufgebraucht, was zu einem Sauerstoffmangel führen<br />
kann. Diesen Prozess nutzt man für die älteste biologische Gewässergüteklassifikation,<br />
das Saprobiensystem. Dabei macht man sich zu nutze, dass<br />
das Vorkommen einzelner Arten dieser so genannten Saprobien charakteristisch<br />
für einen bestimmten Grad <strong>de</strong>r Belastung mit abbaubaren<br />
organischen Stoffen ist, <strong>de</strong>nn abhängig von Ernährungs- und<br />
Sauerstoffsituation besie<strong>de</strong>ln unterschiedliche Arten einen Gewässerabschnitt.<br />
Zur Bestimmung <strong>de</strong>s Sauerstoffgehalts bzw. <strong>de</strong>r Gewässergüteklasse<br />
dienen als Indikatoren üblicherweise die wirbellosen<br />
Tiere <strong>de</strong>s Gewässergrun<strong>de</strong>s, wie z. B. Kleinkrebse, Schnecken,<br />
Muscheln und Insektenlarven, die zusammen eine als Makrozoobenthos<br />
bezeichnete, charakteristische Lebensgemeinschaft bil<strong>de</strong>n. Anhand<br />
<strong>de</strong>s Vorkommens o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>s Fehlens von Arten erfolgt die Einteilung<br />
<strong>de</strong>r Fließgewässer in Güteklassen.<br />
In Rheinland-Pfalz existiert bereits seit <strong>de</strong>n 1970er Jahren ein festes Messnetz<br />
mit rund 1.900 Messstellen für biologische Untersuchungen mit <strong>de</strong>m<br />
Saprobiensystem. Nach diesem wer<strong>de</strong>n auch die Gewässergütekarten (sie-<br />
he Seite 29) erstellt, welche die in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Jahrzehnten geleistete,<br />
sehr erfolgreiche Verringerung <strong>de</strong>r Abwasserbelastungen von Flüssen<br />
und Bächen mit Sauerstoff zehren<strong>de</strong>n Stoffen dokumentieren. Gleichzeitig<br />
geben sie einen Hinweis auf noch bestehen<strong>de</strong> Defizite im Sauerstoffhaushalt<br />
<strong>de</strong>r Fließgewässer. So wiesen 2004 noch rund 10 % <strong>de</strong>r Messstellen<br />
kritische und höhere Defizite im Sauerstoffhaushalt auf. Daher waren und<br />
sind Gewässergütekarten ein wichtiger Impulsgeber zur weiteren Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Gewässerreinhaltung.<br />
Abwasserbelastung und Sauerstoffhaushalt <strong>de</strong>r Gewässer sind jedoch nur<br />
zwei von mehreren Bewertungskriterien, die <strong>de</strong>n Gewässerzustand – <strong>de</strong>n<br />
ökologischen Zustand – prägen. Ausgelöst auch von <strong>de</strong>r ab En<strong>de</strong><br />
2000 in Kraft getretenen Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
(WRRL) wird <strong>de</strong>shalb heute ein umfassen<strong>de</strong>rer Blick auf <strong>de</strong>n<br />
Gesamtzustand <strong>de</strong>r Gewässer geworfen. Hierzu sind auch<br />
neue biologische Monitoring-Metho<strong>de</strong>n sowie Messnetz-Konzepte<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, die in Rheinland-Pfalz bereits zur Anwendung<br />
kommen. Nach Vorgaben <strong>de</strong>r WRRL wird <strong>de</strong>r ökologische<br />
Zustand mit Hilfe neu entwickelter biologischer Bewertungsverfahren<br />
erfasst. Die wichtigsten Neuerungen für dieses Bio-Monitoring sind:<br />
• Die Bewertung erfolgt nunmehr abgestimmt auf <strong>de</strong>n jeweiligen Ge-<br />
wässertyp. Hierzu sind <strong>de</strong>utschlandweit rund 25 verschie<strong>de</strong>ne Gewässertypen<br />
<strong>de</strong>finiert wor<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen neun Typen für rheinland-pfälzische<br />
Fließgewässer gelten (siehe Seiten 16-23).<br />
• Die biologischen Untersuchungen wer<strong>de</strong>n auf eine breitere Basis ge-
Gewässergütekarte Rheinland-Pfalz 1972 Gewässergütekarte Rheinland-Pfalz 2004<br />
29<br />
2
Qualitätskomponente/<br />
Metho<strong>de</strong><br />
MAkROzOOBENThOS<br />
Aufsammelmetho<strong>de</strong> mit Handnetz<br />
mittels rund 20 Teilproben<br />
an einem repräsentativen<br />
Gewässerabschnitt<br />
FISChE<br />
Erhebung durch Elektrobefischung<br />
eines repräsentativen<br />
Gewässerabschnittes<br />
MAkROPhyThEN:<br />
Wasserpflanzen<br />
(die sog. Gefäßpflanzen)<br />
PhyTOBENThOS:<br />
benthische Diatomeen<br />
(am Gewässerbo<strong>de</strong>n leben<strong>de</strong><br />
Kieselalgen) und, soweit<br />
vorhan<strong>de</strong>n, übrige Algen <strong>de</strong>s<br />
Gewässergrun<strong>de</strong>s<br />
PlANkTON<br />
(freischweben<strong>de</strong> Algen)<br />
Verfahren auf große, planktonführen<strong>de</strong>,<br />
meist aufgestaute<br />
Fließgewässer beschränkt<br />
30<br />
Bewertungsmodul/<br />
Berechnung von:<br />
Saprobie<br />
Allgemeine Degradation<br />
Versauerung<br />
Fischökologische Qualitätsmerkmale,<br />
u.a.:<br />
• typspezifische Arten<br />
• ökologische Gil<strong>de</strong>n<br />
• Fortpflanzung von Wan<strong>de</strong>rfischen<br />
• Altersstruktur<br />
gewässertypspezifischer<br />
Referenzin<strong>de</strong>x<br />
(plus Zusatzkriterien je nach<br />
Gewässertyp)<br />
• Artenzusammensetzung und<br />
Häufigkeit<br />
• Trophiein<strong>de</strong>x (Maß für die<br />
Versorgung mit Nährstoffen)<br />
• Versauerung<br />
• Versalzung<br />
• Algen-Biomasse<br />
• Arten- bzw. Algengruppenzusammensetzung<br />
Was wird indiziert?<br />
Stoffliche Belastung mit organischen,<br />
Sauerstoff zehren<strong>de</strong>n Stoffen<br />
Struktur<strong>de</strong>fizite im Lebensraum,<br />
Hinweise auf toxische Auswirkungen<br />
für Wirbellose<br />
Auf Gewässer versauernd wirken<strong>de</strong><br />
Luftschadstoffe<br />
Struktur- und Lebensraumqualität<br />
von Fließgewässern,<br />
Hinweise auf toxische Belastungen<br />
für Fische<br />
Struktur- und Lebensraumqualität,<br />
Nährstoffbelastung, Belastung<br />
durch unnatürliche Strömungsverhältnisse<br />
Nährstoffbelastung, Salzbelastung<br />
Nährstoffbelastung<br />
stellt, d. h. neben <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Wasserwirtschaft langbewährten Beprobung<br />
<strong>de</strong>s Makrozoobenthos wer<strong>de</strong>n jetzt auch die Qualitätskomponenten<br />
Fische und Wasserpflanzen bzw. Algen untersucht.<br />
• Die neuen biologischen Bewertungsverfahren sind für die jeweiligen<br />
Tier- bzw. Pflanzengruppen modular aufgebaut. Unterschiedliche Berechnungs-<br />
bzw. Auswerteverfahren <strong>de</strong>r Ergebnisse einer Qualitätskomponente<br />
weisen auf unterschiedliche Belastungsursachen hin.<br />
Dadurch können die wesentlichen Störgrößen im Gewässer erkannt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
• Es kommen fünf Zustandsklassen von „sehr gut“ bis „schlecht“ bei <strong>de</strong>r<br />
Bewertung zur Anwendung.<br />
• Die Einstufung in eine Zustandsklasse orientiert sich an <strong>de</strong>n Referenzbedingungen,<br />
die in einem von menschlichen Einflüssen unbeeinträchtigten<br />
Gewässerbereich (gleichen Typs) bestehen wür<strong>de</strong>. Ein Gewässerabschnitt,<br />
<strong>de</strong>r diesem unbeeinflussten Zustand entspricht, hat einen<br />
„sehr guten“ Zustand, während „mäßige“, „unbefriedigen<strong>de</strong>“ o<strong>de</strong>r<br />
„schlechte“ Zustän<strong>de</strong> Maßnahmen zur Verbesserung erfor<strong>de</strong>rlich machen.<br />
• Sanierungsziel ist <strong>de</strong>r gute ökologische Zustand (Klasse 2: „gut“). Ein<br />
einmal festgestellter „guter“ o<strong>de</strong>r „sehr guter“ Zustand darf sich nicht<br />
verschlechtern, es gilt das „Verschlechterungsverbot“!<br />
• Für die Endbewertung „ökologischer Zustand“ ist grundsätzlich das<br />
jeweils schlechteste Zwischenergebnis für eine Qualitätskomponente<br />
ausschlaggebend.
Das gewässerbiologische Messnetz <strong>de</strong>s LUWG ist auf die neuen Bewertungsverfahren<br />
und Gewässertypeneinteilung sowie auf das Prinzip <strong>de</strong>r<br />
Oberflächenwasserkörper hin umfassend neu strukturiert wor<strong>de</strong>n. Aus<br />
<strong>de</strong>n ursprünglich 1.900 Messstellen wur<strong>de</strong>n rund 1.000 Stellen für die<br />
biologische Gewässerüberwachung und ökologische Zustandsbewertung<br />
ausgewählt o<strong>de</strong>r neu festgelegt. Die Probenahmenstellen sind auch unter<br />
<strong>de</strong>m Gesichtspunkt einer möglichst hohen Repräsentativität systematisch<br />
Ökologischer zustand: sehr gut<br />
zustandsklasse: 1<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um <strong>de</strong>n Referenz-<br />
zustand für ein unbeeinflusstes Gewässer.<br />
Ziel <strong>de</strong>r Gewässerbewirtschaftung ist <strong>de</strong>r<br />
gute Zustand (Zustandsklasse 2), <strong>de</strong>r nur<br />
geringfügig vom sehr guten Zustand abweichen<br />
darf.<br />
Ökologischer zustand: mäßig<br />
zustandsklasse: 3<br />
für <strong>de</strong>n jeweiligen Wasserkörper festgelegt wor<strong>de</strong>n. Die Beprobung erfolgt<br />
in Zeitabstän<strong>de</strong>n von maximal 6 Jahren. Hinzu kommen bei Bedarf weitere<br />
rund 900 aus <strong>de</strong>m „historischen“ Messnetz stammen<strong>de</strong> Untersuchungsstellen<br />
(„Bedarfsmessstellen“). Bei bestimmten Fragestellungen können<br />
diese zusätzlich überprüft wer<strong>de</strong>n. Auf Basis <strong>de</strong>s Makrozoobenthos sind<br />
auch historische Daten zur Gewässergüte abrufbar, um z. B. aktuelle Vergleiche<br />
o<strong>de</strong>r Trends dokumentieren zu können.<br />
Da hier <strong>de</strong>r Zielzustand <strong>de</strong>r Klasse 2 nicht erreicht<br />
ist, sind geeignete Verbesserungsmaßnahmen<br />
zu ergreifen. Je nach Ursache <strong>de</strong>r<br />
Gewässerbeeinträchtigung könnten dies beispielsweise<br />
Vermin<strong>de</strong>rung von Abwassereinleitungen,<br />
Verän<strong>de</strong>rung landwirtschaftlicher Nutzung<br />
im Einzugsgebiet o<strong>de</strong>r Verbesserungen<br />
<strong>de</strong>r Gewässerstruktur sein.<br />
Ökologischer zustand: schlecht<br />
zustandsklasse: 5<br />
Dies ist nach <strong>de</strong>r Klasse 4 (unbefriedigend)<br />
<strong>de</strong>r schlechteste Zustand, d. h. in Zustandsklasse<br />
5 liegen die größten ökologischen<br />
Defizite vor. Entsprechend höher ist i. d. R.<br />
<strong>de</strong>r Aufwand, ein solches Gewässer in <strong>de</strong>n<br />
Zielzustand 2 zu bringen.<br />
31<br />
2
Messung vor Ort<br />
Analyse im labor<br />
32<br />
Physikalische und<br />
chemische Parameter<br />
Während die biologische Gewässeruntersuchung eher eine Langzeitbetrachtung<br />
ist, die ein Gewässer als Lebensraum beurteilt und daher nicht<br />
so häufig erfolgen muss, ist eine chemische Analyse immer eine Momentaufnahme.<br />
Um hier statistische Aussagekraft zu erhalten, sind monatliche<br />
Beprobungen sinnvoll, wobei Stichproben mit Eimer o<strong>de</strong>r Schöpfkelle genommen<br />
wer<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>n größeren Flüssen in Rheinland-Pfalz gibt es darüber<br />
hinaus automatisierte Untersuchungsstationen (siehe Seiten 42-43).<br />
Ein umfassen<strong>de</strong>s Bild <strong>de</strong>r Wasserqualität lässt sich nur durch Analyse einer<br />
Vielzahl von Einzelparametern erhalten; dazu gehören:<br />
• Allgemeine leitparameter<br />
Wassertemperatur, pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt,<br />
Sauerstoffsättigung, abfiltrierbare Stoffe<br />
• Nährstoffe<br />
Ammonium, Nitrit, Nitrat, Phosphor<br />
• Mineralstoffe<br />
Chlorid, Sulfat, Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium<br />
• Summen-kenngrößen<br />
BSB , DOC, TOC, AOX<br />
5<br />
• anorganische Spurenstoffe<br />
(z. B. Schwermetalle)<br />
• organische Spurenstoffe<br />
Als Folge <strong>de</strong>r technischen Entwicklung kommen immer wie<strong>de</strong>r neue Stoffe<br />
zum Einsatz, die in die Überwachung aufgenommen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Der Überwachungsbedarf bei <strong>de</strong>n „Altstoffen“ nimmt hingegen stetig ab,<br />
wenn diese nicht mehr zum Einsatz kommen. Lei<strong>de</strong>r dauert es mitunter<br />
Jahre, bis ein verbotener Stoff aus <strong>de</strong>n Gewässern verschwin<strong>de</strong>t. Ursache<br />
sind u. a. illegale Importe, z. B. verbotener Pflanzenschutzmittel, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Einsatz dieser Stoffe in Produkten, die legal importiert wer<strong>de</strong>n und beim<br />
Verbrauch o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verarbeitung in Deutschland die (nicht bekannten)<br />
Inhaltsstoffe freisetzen. Eine fachlich fundierte und aktuelle Gewässerüberwachung<br />
auch auf Belastungen ist die Voraussetzung, um <strong>de</strong>n guten<br />
Standard in <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Gewässer zu erhalten.<br />
Wichtige chemische Parameter sind – mit einigen an<strong>de</strong>ren<br />
Begriffen – im Glossar erläutert.
Probenahme<br />
Analyse<br />
Plausibilisierung,<br />
Datenerfassung<br />
Ergebnisbewertung<br />
Stichprobe<br />
Direktmessung vor Ort<br />
kontrolle<br />
Auswertungen<br />
Auskünfte an Interessierte<br />
automatische Mischprobe*<br />
kontinuierliche Messung<br />
Wasserwirtschaftliche<br />
Datenbank<br />
Erstellung von Berichten<br />
und Gutachten<br />
Mitteilungen an Gewässerschutzkommissionen<br />
Schwebstoffprobe<br />
Analyse im labor<br />
zugriff aus <strong>de</strong>n Gewässer-<br />
untersuchungsstationen, <strong>de</strong>n<br />
Regionalstellen <strong>de</strong>r SGDen<br />
und <strong>de</strong>m Ministerium für<br />
Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz<br />
Rheinland-Pfalz<br />
*<br />
Mischprobe:<br />
Über einen festgelegten Zeitraum entnimmt<br />
<strong>de</strong>r Automat in <strong>de</strong>finierten kürzeren Intervallen<br />
Proben, die in einem Gefäß gesammelt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Bsp.: Zwei Wochen lang wird alle 20 Minuten<br />
eine Probe entnommen. Die Gesamtmenge<br />
ergibt die 14-Tage-Mischprobe („quasi-kontinuierliche<br />
Probeentnahme“)<br />
Von <strong>de</strong>r Probenahme bis zur<br />
Ergebnisbewertung<br />
33<br />
2
Schwebstoffprobenahme mit zentrifuge<br />
34<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Schwermetalle und organische Spurenstoffe lagern sich an<br />
Schwebstoffe an. Das sind im Wasser treiben<strong>de</strong> Feinstpartikel. Eine Analyse<br />
nur auf in Wasser gelöste Substanzen kann diese Stoffe daher nicht vollständig<br />
erfassen. Zur Gewinnung von Schwebstoffproben wird Flusswasser<br />
in <strong>de</strong>r Regel über mehrere Stun<strong>de</strong>n durch eine Zentrifuge geleitet, in <strong>de</strong>r<br />
die Schwebstoffe durch die hohen Umdrehungszahlen <strong>de</strong>s Zentrifugenzylin<strong>de</strong>rs<br />
aus <strong>de</strong>m Wasser herausgeschleu<strong>de</strong>rt und so für eine Analyse verfügbar<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n. Schwebstoffproben wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n größeren Gewässern<br />
Rhein, Mosel, Saar, Nahe und Lahn gewonnen, um anschließend <strong>de</strong>n<br />
Gehalt <strong>de</strong>r einzelnen Parameter bestimmen zu können. Qualitätsnormen<br />
<strong>de</strong>r Gehalte am Schwebstoff sind beispielsweise 160 mg/kg für Kupfer o<strong>de</strong>r<br />
20 µg/kg für die organischen Polychlorierte Biphenyle (PCB).<br />
gewonnene Schwebstoffprobe<br />
Abwasserprobenahme<br />
Das Augenmerk bei <strong>de</strong>n chemischen Überwachungen gilt aber nicht nur<br />
<strong>de</strong>n Gewässern selbst, son<strong>de</strong>rn auch die Einleitungen <strong>de</strong>r kommunalen<br />
und industriellen Kläranlagen wer<strong>de</strong>n kontrolliert. Je<strong>de</strong>r Betreiber einer<br />
Kläranlage ist verpflichtet, eigene Untersuchungen durchzuführen und die<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n mitzuteilen. Darüber hinaus führen das LUWG<br />
und die SGD-Regionalstellen eigene behördliche Untersuchungen durch,<br />
um so insgesamt die Belastung <strong>de</strong>r Gewässer durch Abwassereinleitungen<br />
feststellen und die Einhaltung <strong>de</strong>r für die jeweilige Kläranlage vorgegebenen<br />
Einleitungskriterien überprüfen zu können. Gegebenenfalls müssen<br />
von einzelnen Kläranlagen Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Reinigungsleistung<br />
verlangt wer<strong>de</strong>n.
Mikrobiologie<br />
Anhand von mikrobiologischen Parametern wird festgestellt,<br />
ob ein Gewässer zum Ba<strong>de</strong>n geeignet ist o<strong>de</strong>r ob<br />
Gesundheitsgefahren für die Ba<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n bestehen. Diese<br />
Untersuchungen sind daher vor allem im Sommer für die<br />
allgemeine Öffentlichkeit von großem Interesse. Bewertungsgrundlage<br />
sind die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r EG-Richtlinie über die Qualität<br />
<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>gewässer.<br />
Ein Untersuchungsparameter sind fäkalcoliforme Bakterien,<br />
d. h. Keime, die ausschließlich im Dickdarm <strong>de</strong>s Menschen<br />
und warmblütiger Tiere (Säugetiere und Vögel) vorkommen<br />
und die eine begrenzte Zeit auch außerhalb <strong>de</strong>s Darmes lebensfähig<br />
sind (Escherichia coli, auch als Coli-Bakterien bezeichnet).<br />
Eine an<strong>de</strong>re, regelmäßig bestimmte Bakterienklasse sind die intestinalen<br />
Enterokokken. Bei bei<strong>de</strong>n han<strong>de</strong>lt es sich nicht um Krankheitserreger.<br />
Das Auftreten in Ba<strong>de</strong>gewässern ist vielmehr ein <strong>de</strong>utliches Anzeichen für<br />
fäkale Verunreinigungen und hat damit Indikatorfunktion. Im Magen-<br />
Darm-Trakt von Mensch und Tier lebt darüber hinaus eine Vielzahl weiterer<br />
Organismen, darunter auch solche, die Krankheiten auslösen können und<br />
die ebenso wie die vergleichsweise harmlosen Coli-Bakterien und Enterokokken<br />
mit <strong>de</strong>m Stuhl ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Die Anwesenheit von Coli-<br />
Bakterien o<strong>de</strong>r Enterokokken im Gewässer zeigt daher auch immer eine<br />
Infektionsgefahr durch verschie<strong>de</strong>ne Krankheitserreger (Viren, Bakterien,<br />
Parasiten) an, dazu zählen auch Viren, die die so genannte „Sommergrippe“<br />
verursachen, Hepatitis A- und E-Viren, Typhus- und Ruhrbakterien.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r festgestellten Häufigkeit dieser Bakterien wird<br />
die Ba<strong>de</strong>gewässerqualität als „mangelhaft“, „ausreichend“,<br />
„gut“ o<strong>de</strong>r „ausgezeichnet“ eingestuft. Die mikrobiologische<br />
Überwachung, Bewertung und eventuell notwendige<br />
Maßnahmen, wie z. B. Ba<strong>de</strong>verbote bei Überschreitung von<br />
Grenzwerten, erfolgt durch die Gesundheitsämter, die alle Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>m LUWG übermitteln. Darüber hinaus prüft das LUWG,<br />
ob eine Gefahr <strong>de</strong>r Massenvermehrung von potentiell toxinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Cyanobakterien (Blaualgen) gegeben ist. Diese<br />
können u. a. Hautausschläge, Schleimhautreizungen, Augeno<strong>de</strong>r<br />
Ohrenentzündungen sowie Magen-Darm-Beschwer<strong>de</strong>n<br />
auslösen. Gemäß <strong>de</strong>r Empfehlung <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>wasserkommission<br />
<strong>de</strong>s Umweltbun<strong>de</strong>samtes „Empfehlung zum Schutz <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
vor Cyanobakterien-Toxinen“ (veröffentlicht im Bun<strong>de</strong>sgesundheitsblatt)<br />
wer<strong>de</strong>n bei Überschreitungen von Leit- bzw. Grenzwerten Warnhinweise<br />
o<strong>de</strong>r auch Ba<strong>de</strong>verbote veranlasst.<br />
Das Land Rheinland-Pfalz empfiehlt das Ba<strong>de</strong>n lediglich in ausgewiesenen,<br />
stehen<strong>de</strong>n Gewässern. In alle Flüsse, die zum Ba<strong>de</strong>n in Betracht kommen<br />
könnten, wer<strong>de</strong>n kontinuierlich die Abläufe von Kläranlagen eingeleitet. Da<br />
sie somit noch – wenn auch geklärte – Abwässer enthalten, sind hygienische<br />
Be<strong>de</strong>nken bei Flüssen angebracht. Auch wenn mo<strong>de</strong>rnste Kläranlagen<br />
hervorragen<strong>de</strong> Arbeit leisten – z. B. organische Verbindungen, Stickstoff<br />
o<strong>de</strong>r Phosphat abbauen und eliminieren – können sie nicht alle Verunreinigungen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re Mikroorganismen, vollständig zurückhalten.<br />
35<br />
2
kartierungsbogen Bachquerschnitt<br />
36<br />
Gewässerstruktur<br />
(Morphologie)<br />
Die Gewässerstruktur beschreibt die Eigenschaften <strong>de</strong>s Gewässerbettes<br />
und <strong>de</strong>s Gewässerumfelds, soweit sie für die gesamt-ökologischen Funktionen<br />
eines Gewässers von Be<strong>de</strong>utung sind. Als Karte dargestellt, d. h.<br />
als Gewässerstrukturkartierung, lässt sich zeigen, inwieweit ein Gewässer<br />
sich in einem naturnahen Zustand befin<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r wie stark es durch<br />
menschliche Eingriffe verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Die sechs Hauptparameter sind<br />
hierbei:<br />
• Laufentwicklung,<br />
• Längsprofil,<br />
• Sohlenstruktur,<br />
• Querprofil,<br />
• Uferstruktur,<br />
• Gewässerumfeld.<br />
flaches Ufer<br />
Sandablagerung<br />
(Sediment)<br />
Gewässergrund<br />
(hier grobes Substrat)<br />
Steilufer<br />
(steile Uferböschung)<br />
Diese wer<strong>de</strong>n in insgesamt 25 Einzelparameter unterglie<strong>de</strong>rt. So gehören<br />
beispielsweise zu <strong>de</strong>m Hauptparameter „Laufentwicklung“ Gewässerkennzahl die vier Einzelparameter<br />
Laufkrümmung, Längsbänke, Krümmungserosion und beson<strong>de</strong>-<br />
Gewässername<br />
re Laufstrukturen. Je<strong>de</strong>r Einzelparameter wird bei einer Besichtigung <strong>de</strong>s<br />
Gewässers begutachtet, wie z. B. die Laufkrümmung.<br />
Weitere Erhebungen betreffen beispielsweise<br />
folgen<strong>de</strong> Fragestellungen:<br />
• Welche und wie viele Querbauwerke behin<strong>de</strong>rn<br />
die Wan<strong>de</strong>rung von Fischen?<br />
• Ist das Gewässerprofil flach o<strong>de</strong>r tief?<br />
• Besteht die Gewässersohle aus Schlamm o<strong>de</strong>r Kies?<br />
• Welcher Uferbewuchs ist vorhan<strong>de</strong>n?<br />
sehr hoher Absturz<br />
Aus <strong>de</strong>r Beurteilung all dieser 25 Einzelparameter wird die Gesamtkein<br />
Querbauwerk<br />
bewertung hergeleitet; danach kann ein Gewässerabschnitt<br />
unverän<strong>de</strong>rt stark verän<strong>de</strong>rt<br />
Naturprofil<br />
gering verän<strong>de</strong>rt sehr stark annähernd verän<strong>de</strong>rt<br />
Naturprofil<br />
Erosionsprofil, variierend<br />
verfallen<strong>de</strong>s Regelprofil<br />
mäßig verän<strong>de</strong>rt vollständig verän<strong>de</strong>rt<br />
Erosionsprofil, tief<br />
Trapez, Doppeltrapez<br />
<strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rt<br />
V-Profil, Kastenprofil<br />
sein.<br />
Kartierabschnitt<br />
2. Längsprofil 1. Laufentwicklung<br />
3. Querprofil<br />
Gewässerstrukturgütekartierung<br />
Erhebungsbogen gemäß Verfahrensempfehlung <strong>de</strong>r LAWA 1998<br />
.........................................................................................<br />
TK-Blatt-Nr<br />
1.1 Laufkrümmung<br />
mäandrierend<br />
geschlängelt<br />
stark geschwungen<br />
mäßig geschwungen<br />
schwach geschwungen<br />
gestreckt<br />
geradlinig<br />
2.1 Querbauwerke<br />
Grundschwellen<br />
Absturz mit Umlauf<br />
rauhe Gleite/Rampe<br />
Absturz mit Teilrampe<br />
kleiner Absturz<br />
Absturz mit Fischpaß<br />
glatte Gleite<br />
glatte Rampe<br />
hoher Absturz<br />
sehr groß<br />
groß<br />
mäßig<br />
gering<br />
keine<br />
Erhebungsdatum<br />
Lan<strong>de</strong>samt für Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz ’98<br />
(LAW-98-1)<br />
gekrümmt<br />
ungekrümmt<br />
Gewässerabschnitt<br />
1.2 Krümmungserosion<br />
gekrümmt ungekrümmt<br />
häufig stark<br />
vereinzelt stark<br />
häufig schwach<br />
vereinzelt schwach<br />
keine<br />
2.2 Rückstau<br />
geringer Rückstau<br />
mäßiger Rückstau<br />
starker Rückstau<br />
kein Rückstau<br />
2.3 Verrohrung<br />
Sediment glatt<br />
bis 5 %<br />
5 - 20 %<br />
> 20 %<br />
keine<br />
Gewässernutzung<br />
Schiffahrt<br />
Wasserkraft<br />
Hochwasserschutz<br />
Siedlung<br />
keine <strong>de</strong>r o.g.<br />
viele<br />
mehrere<br />
zwei<br />
eine<br />
Ansätze<br />
keine<br />
2.4 Querbän<br />
viele<br />
mehrere<br />
zwei<br />
eine<br />
Ansätze<br />
keine<br />
3.1 Profiltyp 3.2 Profiltiefe<br />
sehr flach<br />
flach<br />
mäßig tief<br />
1.3 Lä<br />
3.4 Breitenvarianz Durc<br />
tief<br />
sehr tief<br />
staureguliert<br />
Güteklasse 1 2<br />
In<strong>de</strong>xspanne 1 - 1,7 1,8 - 2,6<br />
Gew<br />
freie<br />
Gr<br />
Gewäs<br />
breite<br />
< 1<br />
1-5<br />
5-10<br />
> 10
legen<strong>de</strong><br />
Gewässerstrukturgütekarte<br />
Die erste lan<strong>de</strong>sweite Strukturkartierung für Rheinland-Pfalz wur<strong>de</strong><br />
2001 veröffentlicht. Grundlage war eine Bewertung durch Gelän<strong>de</strong>begehung<br />
aller Fließgewässer ab ca. 1 Meter Breite in Abschnitten<br />
von 100 Metern. Deutlich ist eine Vielzahl von Verän<strong>de</strong>rungen<br />
wahrzunehmen, die aufgrund <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Gewässer in <strong>de</strong>r<br />
Nachkriegszeit entstan<strong>de</strong>n; dies sind im Wesentlichen: schnelle<br />
Wasserableitung und Trockenhaltung bzw. Trockenlegung von<br />
landwirtschaftlichen Flächen. Der daraus entstan<strong>de</strong>nen Folge einer<br />
ökologischen Verarmung <strong>de</strong>r Gewässer in Verbindung mit <strong>de</strong>r Verschärfung<br />
von Hochwassersituationen talabwärts wird seit 1995 im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r „Aktion Blau“ entgegengesteuert. Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Gewässerstruktur durch Hochwasser o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einfluss von Gewässerentwicklungsmaßnahmen<br />
können sich aber erst im Verlauf von<br />
Jahren einstellen. Eine turnusmäßige lan<strong>de</strong>sweite Neukartierung<br />
(etwa analog zu biologischen o<strong>de</strong>r chemischen Untersuchungen)<br />
ist daher nicht sinnvoll. Bei zu erwarten<strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n<br />
gezielt örtliche Aktualisierungen vorgenommen.<br />
Broschüren<br />
„Aktion Blau“<br />
37<br />
2
Radioaktivität<br />
38<br />
Radioaktivitätsbestimmungen<br />
und radiologische Gewässerbeurteilung<br />
Ziel <strong>de</strong>r radiologischen Gewässerüberwachung ist es festzustellen, inwieweit<br />
die rheinland-pfälzischen Gewässer mit künstlichen radioaktiven Stoffen<br />
belastet sind und wie hoch die daraus resultieren<strong>de</strong> Strahlenexposition<br />
(d. h. die Einwirkung <strong>de</strong>r Radioaktivität auf <strong>de</strong>n menschlichen Körper) für<br />
die Bevölkerung ist. Dafür wer<strong>de</strong>n Oberflächenwasser-, Schwebstoff- und<br />
Sedimentproben (Proben von Ablagerungen am Gewässergrund) aus<br />
Flüssen und Seen entnommen und im Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />
und Gewerbeaufsicht (LUWG) mit aufwändigen Metho<strong>de</strong>n auf<br />
radioaktive Stoffe (Radionukli<strong>de</strong>) untersucht. Ebenso wer<strong>de</strong>n Abwasser-,<br />
Klärschlamm- und Sickerwasserproben aus Kläranlagen, Abfall<strong>de</strong>ponien<br />
und Verbrennungsanlagen kontrolliert. Darüber hinaus wird <strong>de</strong>r Gehalt an<br />
radioaktiven Stoffen in Grund- und Rohwässern (d. h. unbehan<strong>de</strong>ltes bzw.<br />
nicht aufbereitetes Wasser z. B. aus Brunnen o<strong>de</strong>r Uferfiltraten), die zur<br />
Trinkwassergewinnung dienen, bestimmt.<br />
In <strong>de</strong>n Grund- und Rohwässern können keine künstlich erzeugten Radionukli<strong>de</strong><br />
nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. In Oberflächengewässern hingegen sind<br />
neben natürlich vorkommen<strong>de</strong>n radioaktiven Isotopen, wie Kalium-40,<br />
auch vereinzelt künstliche nachweisbar. Zwar unterliegt <strong>de</strong>r Umgang mit<br />
radioaktiven Stoffen sehr strengen Auflagen, <strong>de</strong>nnoch gelangen künstliche<br />
radioaktive Stoffe in normalerweise geringen, aber nachweisbaren<br />
Konzentrationen in die Umwelt. Das radioaktive Isotop Strontium-90 etwa<br />
ist weltweit seit <strong>de</strong>n oberirdischen Kernwaffenversuchen um 1960 nach-<br />
weisbar. Der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 führte dazu, dass seither<br />
in weiten Teilen Europas das Radioisotop Cäsium-137 in Umweltproben<br />
enthalten ist. In einigen Sedimenten lassen sich auch kraftwerkstypische<br />
radioaktive Stoffe, wie z. B. Kobalt-60 und Kobalt-58, in geringen Konzentrationen<br />
nachweisen, die über genehmigte und kontrollierte Ableitungen<br />
aus Kernkraftwerken stammen. Zeitweilige Aktivitätskonzentrationen von<br />
Jod-131 in Gewässern dürften auf nuklearmedizinischen Anwendungen<br />
und <strong>de</strong>r Ableitung entsprechen<strong>de</strong>r Abwässer zurückzuführen sein.<br />
Tritium, ein radioaktives Isotop <strong>de</strong>s Wasserstoffs, das sich auch natürli-<br />
cherweise in <strong>de</strong>r oberen Erdatmosphäre bil<strong>de</strong>t und von dort aus mit Nie<strong>de</strong>rschlägen<br />
in <strong>de</strong>n Wasserkreislauf gelangt, ist relativ gut geeignet, Emissionen<br />
eines Kernkraftwerks über <strong>de</strong>n Wasserpfad nachzuweisen. Tritium<br />
entsteht im Kühlmittelkreislauf von Kernkraftwerken und darf in genehmigten<br />
Mengen auch in die Oberflächengewässer abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Die<br />
gegenüber <strong>de</strong>m natürlichen Level stets leicht erhöht festgestellten Tritium-Aktivitätskonzentrationen<br />
in Oberflächenwasserproben aus <strong>de</strong>r Mosel<br />
bei Palzem geben beispielsweise einen Hinweis auf einen Tritium-Einleiter<br />
oberhalb <strong>de</strong>r Probenentnahmestelle, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das<br />
französische Kernkraftwerk Cattenom. Dies wird durch die Abbildung ( siehe<br />
Seite 39) veranschaulicht, die Werte aus <strong>de</strong>n Jahren von 1982 bis 2006<br />
darstellt. Gemessen wird hier in Becquerel pro Liter (Bq/l). Das Becquerel<br />
ist die Einheit für die Radioaktivität eines Stoffes und beschreibt die Anzahl<br />
radioaktiver Zerfalle pro Sekun<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>nen eine messbare Strahlung<br />
abgegeben wird. Bei Nullmessungen zwischen 1982 und 1986 wur<strong>de</strong>n<br />
Tritium-Aktivitäten um 6 Bq/l, also 6 messbare Kernzerfalle pro Sekun<strong>de</strong><br />
in einem Liter Wasser festgestellt. Nach <strong>de</strong>r Inbetriebnahme <strong>de</strong>s Kernkraft-
Gammamessgeräte<br />
Tritiummessgeräte<br />
zeitliche Entwicklung <strong>de</strong>r Tritiumgehalte<br />
im Moselwasser bei Palzem (unterhalb<br />
<strong>de</strong>s kernkraftwerks Cattenom)<br />
Grenzwert für Trinkwasser<br />
werks Cattenom stieg die Tritium-Aktivität an und erreichte in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren Werte um die 30 Bq/l. Da <strong>de</strong>r Grenzwert für Tritium im Trinkwasser<br />
bei 100 Bq/l liegt, ist trotz <strong>de</strong>r nachgewiesenen Belastung eine Gefährdung<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung an <strong>de</strong>r Mosel nicht zu erwarten. Die Messungen<br />
machen <strong>de</strong>utlich, dass es mit empfindlichen Messgeräten möglich ist, die<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Belastung mit radioaktiven Stoffen in <strong>de</strong>n Gewässern<br />
nachzuweisen. Ebenso zeigt sich, dass für einen Vergleich Nullmessungen<br />
von großer Be<strong>de</strong>utung sind, also Messungen vor Inbetriebnahme eines<br />
Kernkraftwerkes o<strong>de</strong>r vor einem Unfall bzw. Störfall.<br />
Abgesehen von <strong>de</strong>r Mosel liegen die Tritium-Aktivitäten <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren untersuchten<br />
Oberflächenwasserproben in <strong>de</strong>r Regel unter 10 Bq/l, also im<br />
Bereich <strong>de</strong>r natürlichen Gewässerbelastung. Erfreulicherweise lässt sich<br />
auch insgesamt feststellen, dass nach Auswertung <strong>de</strong>r Messdaten sowohl<br />
in <strong>de</strong>r Umgebung von Kernkraftwerken als auch bei <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Überwachung keine relevante radioaktive Belastung für die Bevölkerung<br />
besteht. Aufgrund <strong>de</strong>r ermittelten Daten ist die Strahlenbelastung durch<br />
künstlich erzeugte radioaktive Stoffe in rheinland-pfälzischen Gewässern<br />
vernachlässigbar klein gegenüber <strong>de</strong>r natürlichen Strahlenbelastung.<br />
39<br />
2
Messnetz<br />
40<br />
Nach <strong>de</strong>r Vorstellung wasserwirtschaftlich be<strong>de</strong>utsamer Messgrößen folgen<br />
nun einige Informationen zur Festlegung von Messpunkten, an <strong>de</strong>nen<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Parameter erhoben wer<strong>de</strong>n. Die Gesamtheit dieser<br />
Punkte legt ein umfangreiches Messnetz über das Land.<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Wasserrahmenrichtlinie<br />
Mit Inkrafttreten <strong>de</strong>r Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist das<br />
bereits existieren<strong>de</strong> Messnetz an die Grundsätze <strong>de</strong>r WRRL angepasst wor<strong>de</strong>n.<br />
Dabei entstand kein gänzlich neues Überwachungsnetz, vielmehr hat<br />
man vorhan<strong>de</strong>ne Messpunkte für die von <strong>de</strong>r WRRL gefor<strong>de</strong>rte Systematik<br />
neu klassifiziert. Im Bereich <strong>de</strong>r biologischen Überwachung ist das gegenüber<br />
<strong>de</strong>r EU mel<strong>de</strong>pflichtige Messnetz weniger umfangreich als die frühere<br />
lan<strong>de</strong>sweite rheinland-pfälzische Überwachung (siehe Seite 31). Bei <strong>de</strong>n<br />
für die WRRL nicht relevanten Messstellen muss jedoch gewährleistet sein,<br />
dass sie bei Bedarf wie<strong>de</strong>r aktiviert wer<strong>de</strong>n können, z. B. bei aktuellen Fra-<br />
gestellungen wie Beobachtungen aus <strong>de</strong>r Bevölkerung über Probleme bei<br />
<strong>de</strong>r örtlichen Gewässergüte o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>r Auswirkungen<br />
von Gewässerrenaturierungsmaßnahmen auf die Gewässerbesiedlung.<br />
Messnetzdarstellung auf <strong>de</strong>r homepage <strong>de</strong>s lUWG (www.luwg.rlp.<strong>de</strong>)
Die WRRL for<strong>de</strong>rt zunächst eine überblicksweise Überwachung, die eine<br />
Bewertung <strong>de</strong>s Gewässerzustands in großen Flusseinzugsgebieten ermöglicht.<br />
Als Anhaltspunkt für die Benennung entsprechen<strong>de</strong>r Messstellen<br />
dient eine Einzugsgebietsgröße von 2.500 km2 , daraus ergeben sich für<br />
Rheinland-Pfalz zehn Überblicksmessstellen.<br />
Die operative Überwachung soll feststellen, ob die einzelnen Oberflächen-<br />
wasserkörper (OWK), die im Lan<strong>de</strong>sdurchschnitt eine Einzugsgebietsflä-<br />
che von ca. 60 km 2 haben, <strong>de</strong>n guten ökologischen Zustand erreichen.<br />
Nach Definition <strong>de</strong>r WRRL sind Oberflächenwasserkörper einheitliche und<br />
be<strong>de</strong>utsame Gewässerabschnitte und wer<strong>de</strong>n auf Grundlage <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung<br />
von Gewässertypen (siehe Seiten 16-23) <strong>de</strong>finiert. Die operative<br />
Überwachung umfasst in Rheinland-Pfalz ein Netz von ca. 620 Messstellen<br />
zur biologischen und rund 75 Messstellen zur chemischen Überwachung.<br />
Diese „EU-Messstellen“ wer<strong>de</strong>n durch eine Anzahl weiterer „Lan<strong>de</strong>smessstellen“<br />
ergänzt (380 für Biologie, 35 für Chemie). Sollten in Wasserkörpern<br />
Verunreinigungen festgestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Ursache nicht bekannt<br />
ist, muss die operative Überwachung um eine Überwachung zu Ermittlungszwecken<br />
ergänzt wer<strong>de</strong>n, um die Verunreinigungsquelle zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Rheinland-Pfälzische lan<strong>de</strong>smessstellen im Einzugsgebiet <strong>de</strong>r lahn<br />
41<br />
2
Überblicksmessstellen<br />
42<br />
Umsetzung in<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Ein lan<strong>de</strong>sweites Fließgewässernetz von rund 20.000 Kilometern lässt sich<br />
nicht bis in die letzte Verästelung überwachen. Wichtig ist es daher, die<br />
einzelnen Messpunkte so zu platzieren, dass ein Gesamteindruck über die<br />
Wasserbeschaffenheit gewonnen wer<strong>de</strong>n kann und sich dabei die Auswirkungen<br />
von einzelnen (o<strong>de</strong>r mehreren) möglichen Belastungsquellen<br />
feststellen lassen.<br />
Neben <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlagsmessstellen und Gewässerpegeln, die die quantitative<br />
Seite <strong>de</strong>s Wasserhaushalts beleuchten, gehören zum qualitativen<br />
Messnetz an <strong>de</strong>n oberirdischen Gewässern zunächst die sieben ortsfesten<br />
automatisierten Untersuchungsstationen Mainz-Wiesba<strong>de</strong>n (Rhein),<br />
Worms (Rhein), Dietersheim (Nahe), Lahnstein (Lahn), Fankel (Mosel),<br />
Palzem (Mosel) und Kanzem (Saar). Darüber hinaus stehen Messdaten <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Stationen Koblenz/Mosel und Koblenz/Rhein zur Verfügung, die von<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Gewässerkun<strong>de</strong> betrieben wer<strong>de</strong>n. Als zehnte Überblicksmessstelle<br />
wur<strong>de</strong> ein Probenahmepunkt an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>r Sauer<br />
in die Mosel festgelegt. Alle Gewässeruntersuchungsstationen zeichnen<br />
min<strong>de</strong>stens die Parameter Wassertemperatur, pH-Wert, elektrische Leitfä-<br />
Mainz / Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Rhein<br />
Worms<br />
Rhein<br />
Dietersheim<br />
Nahe<br />
higkeit und Sauerstoffgehalt kontinuierlich auf und sammeln Wasser in<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Probenahmegeräten für umfangreiche Analysen.<br />
Die zusätzlich lan<strong>de</strong>sweit festgelegten Messstellen für die chemische<br />
und biologische Überwachung liefern Daten zur Gewässerbeschaffenheit<br />
(Immissionen). Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n insgesamt ca. 740 kommunale und<br />
120 industrielle Kläranlagen durch die sechs Regionalstellen <strong>de</strong>r Strukturund<br />
Genehmigungsdirektionen (SGDen) und das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt,<br />
Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) überwacht (Emissionskontrolle).<br />
Beispielhaft ist das Messnetz im rheinland-pfälzischen Einzugsgebiet<br />
<strong>de</strong>r Lahn dargestellt (siehe Seite 41):<br />
• An geeigneten Stellen eingerichtete Nie<strong>de</strong>rschlagsmessstellen und<br />
Pegel ermitteln die Wassermengen im Einzugsgebiet.<br />
• Kommunale und industrielle Kläranlagen leiten gereinigtes Abwasser<br />
in die Bäche und Flüsse und sind genau <strong>de</strong>finierte Punkt-Belastungs-<br />
quellen. Diese wer<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>r Eigenkontrolle durch die Betreiber<br />
von <strong>de</strong>n wasserwirtschaftlichen Behör<strong>de</strong>n turnusmäßig überwacht;<br />
d. h. es wer<strong>de</strong>n Proben untersucht und daraus ermittelt, ob die Werte<br />
sich im Rahmen <strong>de</strong>r jeweiligen rechtlichen Einleiterlaubnis bewegen.<br />
• Die an <strong>de</strong>n Gewässern <strong>de</strong>finierten Probestellen für chemische und<br />
lahnstein<br />
lahn<br />
Fankel<br />
Mosel
iologische Untersuchungen stellen fest, wie sich die Summe aller<br />
Belastungen (Punktquellen wie Kläranlagen, diffuse Belastungen wie<br />
z. B. Abschwemmungen von Straßen o<strong>de</strong>r Ackerflächen) im Gewässer<br />
selbst bemerkbar macht. Dabei wird darauf geachtet, dass je<strong>de</strong>r Oberflächenwasserkörper<br />
(siehe Seite 15) mit repräsentativen Messstellen<br />
ausgestattet ist.<br />
• Aus <strong>de</strong>n Konzentrationen <strong>de</strong>r chemischen Parameterpunkte und <strong>de</strong>r<br />
Wassermenge am Pegel können Frachten abgeschätzt wer<strong>de</strong>n (z. B.<br />
wie viel Kilo Salz mit <strong>de</strong>m Wasser <strong>de</strong>r Lahn fließen).<br />
• Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzugsgebiets liegt die Untersuchungsstation Lahnstein,<br />
die sämtliche Belastungen „aufsammelt“ und insoweit Auskunft darüber<br />
gibt, was insgesamt aus <strong>de</strong>r Lahn an <strong>de</strong>n Rhein übergeben wird.<br />
Sie ist gleichzeitig Überblicksmessstelle zur Erfüllung <strong>de</strong>r WRRL.<br />
So greifen die verschie<strong>de</strong>nen Messnetze wie Zahnrä<strong>de</strong>r ineinan<strong>de</strong>r und<br />
geben ein wasserwirtschaftliches Gesamtbild ab.<br />
Palzem<br />
Mosel<br />
kanzem<br />
Saar<br />
Als schwimmen<strong>de</strong> Untersuchungseinrichtung auf <strong>de</strong>n schiffbaren Gewässern<br />
steht darüber hinaus das Mess- und Untersuchungsschiff<br />
MS „Burgund“ zur Verfügung. Es kann auf <strong>de</strong>n großen Flüssen und Altrheinarmen<br />
an beliebigen Stellen Proben entnehmen. Wichtige Aufgaben<br />
<strong>de</strong>r „Burgund“ sind Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, d. h. interessierte<br />
Gruppen o<strong>de</strong>r Schulklassen können sich hier über wasserwirtschaftliche<br />
Themen informieren.<br />
koblenz<br />
Mosel<br />
Wie kann man sich zu einer Fahrt<br />
mit <strong>de</strong>r MS „Burgund“ anmel<strong>de</strong>n?<br />
Je nach Terminlage <strong>de</strong>r Messfahrten ist eine Mitfahrt an Bord <strong>de</strong>s<br />
Schiffes für Gruppen von ca. 25 Personen grundsätzlich möglich.<br />
Ansprechpartner:<br />
Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz<br />
Kaiser-Friedrich-Straße 1 | 55116 Mainz<br />
Telefon: 06131-16-4453 | E-Mail: Poststelle@mufv.rlp.<strong>de</strong><br />
koblenz<br />
Rhein<br />
Mündung <strong>de</strong>r<br />
Sauer<br />
43<br />
2
Seen<br />
44<br />
Zu <strong>de</strong>n oberirdischen Gewässern gehören neben <strong>de</strong>n Fließgewässern auch<br />
die Seen, die sich in ihren Eigenschaften wesentlich von <strong>de</strong>n Flüssen unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Seen sind stehen<strong>de</strong> oberirdische Gewässer, die vollständig von<br />
Land umgeben sind; <strong>de</strong>nnoch können sie von Wasserzuflüssen gespeist<br />
und/o<strong>de</strong>r von Abläufen entwässert wer<strong>de</strong>n. Ähnlich wie bei Fließgewässern<br />
wer<strong>de</strong>n unterschiedliche Typen <strong>de</strong>finiert.<br />
Diese zwölf Seen in Rheinland-Pfalz fallen aufgrund<br />
ihrer Größe unter die Bestimmungen <strong>de</strong>r<br />
europäischen Wasserrahmenrichtlinie.<br />
legen<strong>de</strong><br />
1 Laacher See<br />
2 Dreifel<strong>de</strong>r Weiher<br />
3 Wiesensee<br />
4 Krombachtalsprerre<br />
5 Silbersee<br />
6 Roxheimer Altrhein<br />
7 Neuhofener Altrhein<br />
8 Otterstädter Altrhein<br />
9 Angelhofer Altrhein<br />
10 Berghäuser Altrhein<br />
11 Lingenfel<strong>de</strong>r Altrhein<br />
12 Lan<strong>de</strong>shafen Wörth<br />
1<br />
2 3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12
Seentypen in<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Nach Inkrafttreten <strong>de</strong>r europäischen Wasserrahmenrichtlinie wur<strong>de</strong>n die<br />
natürlichen Seen und Talsperren Deutschlands mit einer Größe von mehr<br />
als 50 Hektar (0,5 km²) in Gruppen mit gemeinsamen<br />
Merkmalen zusammengefasst. Anhand <strong>de</strong>r Ökoregion<br />
(Alpen und Alpenvorland, Mittelgebirge, Nord<strong>de</strong>utsches<br />
Tiefland), <strong>de</strong>s Kalkgehaltes, <strong>de</strong>r Schichtung und <strong>de</strong>r<br />
Größe <strong>de</strong>s Einzugsgebietes ließen sich bun<strong>de</strong>sweit 14<br />
verschie<strong>de</strong>ne Seentypen abgrenzen, die sich auch hinsichtlich<br />
ihrer Flora und Fauna unterschei<strong>de</strong>n.<br />
laacher See<br />
Entsprechend seinem überwiegen<strong>de</strong>n Mittelgebirgscharakter<br />
hat Rheinland-Pfalz nur sehr wenige natürlich entstan<strong>de</strong>ne<br />
stehen<strong>de</strong> Gewässer (Eifelmaare und Altrheine),<br />
aber eine Vielzahl von Menschenhand geschaffener Seen<br />
und Teiche. Die Eifelmaare sind vulkanischen Ursprungs<br />
und gehen auf <strong>de</strong>n quartären Vulkanismus in West- und krombachtalsperre<br />
Osteifel zurück. Die Altrheine hingegen sind vom Hauptstrom<br />
ganz o<strong>de</strong>r teilweise abgetrennte Flussschlingen <strong>de</strong>s Rheins, die<br />
Stillgewässercharakter aufweisen. Sie sind durch Kiesausbeute oft vertieft<br />
und erweitert wor<strong>de</strong>n, wodurch ihr naturraumtypischer Charakter verloren<br />
gegangen ist. Auch die Seen vulkanischen Ursprungs, wie die Eifelmaare,<br />
sind durch wasserbauliche Maßnahmen in <strong>de</strong>r Vergangenheit zum Teil<br />
stark verän<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n.<br />
Von Menschenhand geschaffene Gewässer sind in <strong>de</strong>n<br />
Mittelgebirgsregionen Staugewässer zur Energiegewinnung,<br />
Fischzucht, Hochwasserrückhaltung und Freizeitgestaltung.<br />
In Westerwald und Eifel gibt es einige Steinbruchseen<br />
und wassergefüllte Tongruben, während man<br />
in <strong>de</strong>r oberrheinischen Tiefebene und im Neuwie<strong>de</strong>r Becken<br />
infolge von Sand- und Kiesgewinnung eine große<br />
Zahl von Baggerseen fin<strong>de</strong>t.<br />
Mit einer Größe von mehr als 50 Hektar fallen in Rheinland-Pfalz<br />
zwölf Seen unter die Bestimmungen <strong>de</strong>r europäischen<br />
Wasserrahmenrichtlinie (siehe Seite 44). Nur<br />
zwei davon, <strong>de</strong>r Laacher See (Typ 7: kalkreicher geschichteter<br />
Mittelgebirgssee mit relativ kleinem Einzugsgebiet)<br />
und die Krombachtalsperre (Typ 9: kalkarmer geschichteter<br />
Mittelgebirgssee mit relativ kleinem Einzugsgebiet),<br />
lassen sich <strong>de</strong>n oben erwähnten 14 Seentypen zuordnen. Die restlichen<br />
zehn Seen sind so genannte Son<strong>de</strong>rtypen. Hierzu zählen zwei flache Stauseen<br />
im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s und acht Altrheine bzw. Baggerseen in <strong>de</strong>r<br />
Rheinaue im Sü<strong>de</strong>n.<br />
45<br />
2
46<br />
Jahresgang im See<br />
Eine ganz beson<strong>de</strong>re Eigenschaft <strong>de</strong>s Süßwassers bestimmt <strong>de</strong>n charakteristischen<br />
Jahresgang in <strong>de</strong>n Seen <strong>de</strong>r gemäßigten Breiten: Es hat bei<br />
4 °C seine höchste Dichte und ist somit bei dieser Temperatur am<br />
schwersten. Wenn die Wassertemperatur im Frühjahr und Herbst bei<br />
eben jenen 4 °C liegt, ist das Wasser im ganzen See gleich schwer und<br />
zirkuliert unter Win<strong>de</strong>inwirkung sehr leicht. Im Sommer dagegen wird<br />
das Wasser an <strong>de</strong>r Oberfläche durch die Sonne erwärmt. In <strong>de</strong>r Folge liegt<br />
warmes und somit leichtes Oberflächenwasser auf kaltem Tiefenwasser.<br />
Die Grenze zwischen kaltem und warmem Wasser ist dabei relativ scharf<br />
gezogen. Diese Schichtung ist sehr stabil und wird auch unter starker<br />
Win<strong>de</strong>inwirkung nicht aufgebrochen. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r im Ba<strong>de</strong>see einmal<br />
wenige Meter tief getaucht ist, wird dieses Phänomen bereits<br />
beobachtet haben. Ganz ähnlich verhält sich <strong>de</strong>r See auch im Winter.<br />
Hier kühlt das Oberflächenwasser auf unter 4 °C ab und liegt leicht –<br />
möglicherweise sogar unter einer Eis<strong>de</strong>cke – auf <strong>de</strong>m 4 °C „warmen“,<br />
schwereren Tiefenwasser.<br />
Jahreszeitliche Verän<strong>de</strong>rung<br />
in einem See<br />
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Frühling/Herbst<br />
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Gleichmäßige Nährstoffverteilung, völlige Durchmischung<br />
Sommer<br />
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Ungleichmäßige Nährstoffverteilung durch Bildung einer undurchlässigen<br />
Sprungschicht, keine Sauerstoffdurchmischung: oben viel, unten wenig<br />
Ungleichmäßige Nährstoffverteilung, keine Durchmischung<br />
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Winter<br />
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Diese saisonal auftreten<strong>de</strong> Einschichtung <strong>de</strong>r Seen hat auch Auswirkungen<br />
auf ihren Sauerstoff- und Nährstoffhaushalt. Wenn <strong>de</strong>r See stabil geschichtet<br />
ist, sinken abgestorbene Tiere und Pflanzen – vorwiegend mikroskopisch<br />
kleine Algen – von <strong>de</strong>r Oberfläche in die Tiefe, wo sie zersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
So wer<strong>de</strong>n die in ihnen enthaltenen Nährstoffe (z. B. Phosphor und<br />
Stickstoff) mit in das Tiefenwasser transportiert. Hierdurch kommt es an<br />
<strong>de</strong>r Oberfläche letztlich zu einer Nährstoffverarmung und im Tiefenwasser<br />
zu einer Nährstoffanreicherung. Umgekehrt verhält es sich mit <strong>de</strong>m Sauerstoff.<br />
Die ins Tiefenwasser eingetragene Biomasse wird hier unter Sauerstoffverbrauch<br />
abgebaut; durch die stabile Temperaturschichtung wird aber<br />
von <strong>de</strong>r Oberfläche kein neuer Sauerstoff nachgeliefert. In nährstoffreichen<br />
Seen mit hoher Biomasseproduktion kommt es daher während <strong>de</strong>r sommerlichen<br />
Stagnationsphase zu einer völligen Sauerstoffverarmung <strong>de</strong>s<br />
Tiefenwassers, manchmal bereits im Frühsommer.<br />
Diese charakteristischen Eigenschaften stehen<strong>de</strong>r Gewässer müssen bei<br />
<strong>de</strong>r Probenahme berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, um ein verlässliches Bild über <strong>de</strong>n<br />
Zustand eines Sees zu erhalten.<br />
Berghäuser kanal, Teil <strong>de</strong>s Berghäuser Altrheins<br />
47<br />
2
Ruttner-Schöpfer Messungen im Winter Fischbestandsuntersuchung<br />
Mit <strong>de</strong>m „Ruttner-Schöpfer“ können<br />
Wasserproben in beliebigen<br />
Tiefen genommen wer<strong>de</strong>n. Der Zylin<strong>de</strong>r<br />
wird an einem Seil in die gewünschte<br />
Tiefe gelassen und dann<br />
durch ein Fallgewicht geschlossen.<br />
48<br />
Überwachung <strong>de</strong>r Seen<br />
Insgesamt wer<strong>de</strong>n in Rheinland-Pfalz rund 140 Seen an etwa 250 Einzel-<br />
messstellen regelmäßig physikalisch-chemisch und teilweise auch biologisch<br />
untersucht. Zu <strong>de</strong>n überwachten Seen zählen unter an<strong>de</strong>rem alle,<br />
die europäischen Richtlinien (z. B. Wasserrahmenrichtlinie, Ba<strong>de</strong>gewässerrichtlinie)<br />
unterliegen.<br />
Als Grundmessprogramm wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n einzelnen Messstellen während<br />
<strong>de</strong>r Frühjahrszirkulation in verschie<strong>de</strong>nen Wassertiefen Proben zur Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r Hauptwasserinhaltsstoffe (darunter Stickstoffverbindungen,<br />
Phosphate) entnommen, um die Belastungssituation <strong>de</strong>r einzelnen Seen<br />
zu ermitteln. Die Häufigkeit dieser Kontrollen schwankt – je nach <strong>de</strong>r Gütesituation<br />
<strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n Gewässers – zwischen jährlich und einmal in<br />
zehn Jahren. Dieses Routinemessprogramm dient einerseits dazu, Grundlagendaten<br />
für Entscheidungen bereitzuhalten, und an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>m frühzeitigen<br />
Erkennen negativer Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen. Hierdurch können<br />
Missstän<strong>de</strong> aufgezeigt und behoben wer<strong>de</strong>n, bevor sie zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />
Verschlechterung <strong>de</strong>r Gewässerqualität führen. In beson<strong>de</strong>rs stark belasteten<br />
Gewässern wer<strong>de</strong>n im Jahresgang weitere physikalisch-chemische<br />
Untersuchungen und eine intensive Sauerstoffüberwachung im Spätsommer<br />
und Herbst durchgeführt, sofern bekannt ist, dass zu dieser Zeit üblicherweise<br />
Sauerstoff<strong>de</strong>fizite auftreten. So können Fischsterben durch die<br />
rechtzeitige Einleitung von Belüftungsmaßnahmen in <strong>de</strong>n meisten Fällen<br />
verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.
Die ca. 70 Seen, die <strong>de</strong>r europäischen Ba<strong>de</strong>gewässerrichtlinie unterliegen,<br />
wer<strong>de</strong>n über das oben beschriebene Routinemessprogramm hinaus während<br />
<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>saison regelmäßig auf ein gesundheitliches Gefährdungspotential<br />
für Ba<strong>de</strong>gäste hin untersucht. Hierzu zählen unter an<strong>de</strong>rem erhöhte<br />
Keimzahlen (Escherichia coli und Intestinale Enterokokken) sowie<br />
Massenvorkommen von gesundheitsschädlichen Blaualgenarten (siehe<br />
Seite 35).<br />
Die zwölf rheinland-pfälzischen Seen mit einer Wasserfläche von mehr als<br />
50 Hektar, die <strong>de</strong>r europäischen Wasserrahmenrichtlinie unterliegen, wer<strong>de</strong>n<br />
über das physikalisch-chemische Routinemessprogramm hinaus auch<br />
biologisch untersucht. Im Rahmen <strong>de</strong>s durch die Richtlinie gefor<strong>de</strong>rten so<br />
genannten „operativen Monitorings“ wird von <strong>de</strong>n vier Biokomponenten<br />
„Phytoplankton“ (= mikroskopische Algen im Freiwasser), „Makrophyten/<br />
Phytobenthos“ (= Wasserpflanzen und mikroskopische Algen am Gewässerbo<strong>de</strong>n),<br />
„Makrozoobenthos“ (= bo<strong>de</strong>nleben<strong>de</strong> wirbellose Kleintiere)<br />
und „Fische“ die in <strong>de</strong>n einzelnen Seen jeweils empfindlichste Komponente<br />
betrachtet. Sollten die Untersuchungsergebnisse darauf hinweisen,<br />
dass sich ein See nicht im guten chemischen und ökologischen Zustand<br />
befin<strong>de</strong>t, so müssen die Ursachen hierfür ermittelt und beseitigt wer<strong>de</strong>n.<br />
http://www.ba<strong>de</strong>seen.rlp.<strong>de</strong><br />
49<br />
2
Ulla conullaor illumsan Unt wiscin eu<br />
faci elenim quat, commy nos augiame tummod tat adignit lute dol-<br />
50
GRUNDWASSER<br />
... Und horch! Da spru<strong>de</strong>lt es silberhell<br />
ganz nahe, wie rieseln<strong>de</strong>s Rauschen,<br />
Und stille hält er zu lauschen;<br />
Und sieh! Aus <strong>de</strong>m Felsen, geschwätzig, schnell,<br />
springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,<br />
Und freudig bückt er sich nie<strong>de</strong>r<br />
und erfrischt die brennen<strong>de</strong>n Glie<strong>de</strong>r.<br />
Friedrich Schiller<br />
(aus „Die Bürgschaft“)<br />
51<br />
3
Grundwasser<br />
52<br />
Als Grundwasser wird das unterirdische Wasser bezeichnet, das im oberen<br />
Teil <strong>de</strong>r Erdkruste, in Poren, Klüften o<strong>de</strong>r Karsthohlräumen <strong>de</strong>r hier anzutreffen<strong>de</strong>n<br />
Sedimente und Gesteine zirkuliert. In Deutschland <strong>de</strong>ckt das<br />
Grundwasser zu 75 % <strong>de</strong>n Bedarf an Trinkwasser, in Rheinland-Pfalz sogar<br />
zu 90 %. Etwa 230 Millionen Kubikmeter wer<strong>de</strong>n jährlich aus rund 2.500<br />
rheinland-pfälzischen Brunnen und Quellen geför<strong>de</strong>rt und als Trinkwasser<br />
verwen<strong>de</strong>t. Dazu kommen weitere 90 Millionen Kubikmeter Brauchwasserentnahme<br />
für gewerbliche, industrielle und landwirtschaftliche Zwecke.<br />
Grundwasser ist ein Schutzgut von hoher gesellschaftlicher Be<strong>de</strong>utung.<br />
Um es zu schützen und seine Qualität sicher zu stellen, ist es Aufgabe<br />
staatlicher Stellen, <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>s Grundwassers zu überwachen und seine<br />
Nutzbarkeit auch zukünftigen Generationen zu erhalten. In Rheinland-<br />
Pfalz übernimmt vor allem das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />
und Gewerbeaufsicht (LUWG) diese wichtige Aufgabe.
Grundwasser steht für die Nutzung durch <strong>de</strong>n Menschen nicht in unbegrenzter<br />
Menge zur Verfügung. Der wesentliche Faktor für die verfügbare<br />
Menge ist die Neubildung von Grundwasser. Unter Grundwasserneubildung<br />
versteht man die Zusickerung <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n infiltrierten Nie<strong>de</strong>rschlagswassers<br />
zum Grundwasser. In Rheinland-Pfalz beträgt das mittlere<br />
jährliche Nie<strong>de</strong>rschlagsaufkommen etwa 820 Liter pro Quadratmeter. Der<br />
größte Teil hiervon fließt oberirdisch ab o<strong>de</strong>r verdunstet, nur rund 100 Liter<br />
kommen im Mittel <strong>de</strong>m Grundwasser als Neubildung zu Gute. Umgerechnet<br />
auf die Größe <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s von ca. 20.000 km² be<strong>de</strong>utet dies<br />
eine mittlere Grundwasserneubildung von rund 2 Milliar<strong>de</strong>n Kubikmeter<br />
Grundwasser pro Jahr.<br />
Tümpelquelle Hammertal<br />
Sturzquelle am Mühlkopf, Wallhalbetal<br />
53<br />
3
54<br />
Gut durchlässige Gesteine und Sedimente wie San<strong>de</strong> und Kiese, in <strong>de</strong>nen<br />
das Grundwasser zirkulieren kann, wer<strong>de</strong>n als Grundwasserleiter und<br />
dichte Gesteine wie Tone o<strong>de</strong>r Mergel, die für Grundwasser schlecht o<strong>de</strong>r<br />
nur gering durchlässig sind, als Grundwasserstauer bezeichnet. Im Gegensatz<br />
zu <strong>de</strong>n Oberflächengewässern fließt das Grundwasser nur sehr<br />
langsam; meist legt es nur wenige Meter o<strong>de</strong>r sogar nur Dezimeter pro<br />
Tag zurück. Zutage tritt es an Quellen und speist Bäche und Flüsse. Liegen<br />
seine Vorkommen nahe an <strong>de</strong>r Oberfläche, versorgt es Pflanzen mit Wasser<br />
und bil<strong>de</strong>t wertvolle Feuchtbiotope. Grundwasser ist ein lebenswichtiger<br />
Rohstoff, <strong>de</strong>r in trockenen Gebieten o<strong>de</strong>r regenarmen Zeiten von<br />
unschätzbarem Wert ist.<br />
Die Gesteine und Sedimente, durch die das Grundwasser strömt, also<br />
beispielsweise im Porenraum <strong>de</strong>r San<strong>de</strong> und Kiese o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Klüften<br />
und Spalten <strong>de</strong>r Felsen aus Vulkangestein, Kalkstein o<strong>de</strong>r Quarzit,<br />
prägen seine Zusammensetzung, seine Menge und sein Fließverhalten.<br />
Entsprechend <strong>de</strong>r regionalen Verbreitung <strong>de</strong>r Gesteine<br />
ist auch das in ihnen enthaltene Grundwasser<br />
regional von unterschiedlicher Beschaffenheit.<br />
In Rheinland-Pfalz sind auf Grundlage<br />
<strong>de</strong>r Verbreitung typischer Gesteine bzw. Grundwasserleiter<br />
so genannte „Grundwasserlandschaften“<br />
<strong>de</strong>finiert, insgesamt 14 an <strong>de</strong>r Zahl. Sie<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich nach erdgeschichtlichem Alter<br />
und nach <strong>de</strong>r für die Grundwasserleiter typischen<br />
Gesteinsart (siehe Tabelle auf Seite 55 und Karte<br />
auf <strong>de</strong>r Umschlaginnenseite).<br />
Grundwasserleiter
Grundwasserlandschaft Maßgeblicher Grundwasserleiter<br />
(Gestein)<br />
Beispiele<br />
Quartäre und pliozäne Sedimente<br />
Quartäre Magmatite<br />
Tertiäre Kalksteine<br />
Tertiäre Mergel und Tone<br />
Tertiäre Bruchschollen <strong>de</strong>s Oberrheingrabens<br />
Tertiäre Vulkanite<br />
Sandsteine <strong>de</strong>s Lias<br />
Muschelkalk und Keuper<br />
Buntsandstein<br />
Rotliegend-Sedimente<br />
Rotliegend-Magmatite<br />
Devonische Kalksteine<br />
Devonische Quarzite<br />
Devonische Schiefer und Grauwacken<br />
Erdgeschichtlich junge San<strong>de</strong> und Kiese,<br />
bis zu 2 Mio. Jahre alt<br />
Vulkanische Basalte und Tuffe<br />
ca. 10.000 bis 1 Mio. Jahre alt<br />
Klüftige, teilweise verkarstete Kalksteine,<br />
ca. 2 bis 25 Mio. Jahre alt<br />
Undurchlässige, grundwasserarme Tone und Mergel,<br />
ca. 25 bis 55 Mio. Jahre alt<br />
Unterschiedliche Gesteine am westlichen Rand <strong>de</strong>s Oberrheingrabens,<br />
oft klüftige Kalksteine o<strong>de</strong>r dichte Mergel,<br />
ca. 1 bis 55 Mio. Jahre alt<br />
Klüftige Vulkangesteine, Basalte o. ä.<br />
ca. 25 bis 55 Mio. Jahre alt<br />
Sandstein aus <strong>de</strong>m unteren Jura,<br />
ca. 205 Mio. Jahre alt<br />
Verkarstete Kalksteine<br />
ca. 210 bis 240 Mio. Jahre alt<br />
Sandsteine<br />
ca. 245 Mio. Jahre alt<br />
Dichte, aber klüftige Sand- und Tonsteine<br />
ca. 260 bis 320 Mio. Jahre alt<br />
Unterschiedliche, klüftige Vulkangesteine<br />
ca. 255 bis 270 Mio. Jahre alt<br />
Zerklüftete massige Kalksteine mit Karsterscheinungen<br />
ca. 375 bis 390 Mio. Jahre alt<br />
Dichte, aber klüftige Quarzite<br />
ca. 390 bis 400 Mio. Jahre alt<br />
Klüftige Tonsteine und Grauwacken<br />
ca. 390 bis 410 Mio. Jahre alt<br />
Rheinebene zwischen Worms und<br />
Wörth am Rhein<br />
Vulkaneifel<br />
Rheinhessen zwischen Ingelheim,<br />
Mainz und Alzey<br />
Kannebäckerland<br />
Weinstraße, Vorbergzone <strong>de</strong>r Rheinebene<br />
entlang <strong>de</strong>s Pfälzerwal<strong>de</strong>s<br />
Basaltvorkommen im Westerwald<br />
Bitburger Land<br />
südwestlich von Bitburg<br />
Bitburger Land<br />
Pfälzerwald zwischen Kaiserslautern<br />
und Pirmasens<br />
Saar-Nahe-Bergland entlang <strong>de</strong>s Glantals<br />
Idar-Oberstein, Bad Kreuznach,<br />
Donnersberg<br />
Nordwestliche Eifel bei Prüm<br />
Hunsrück zwischen Trechtingshausen<br />
und Hermeskeil<br />
Eifel, Westerwald, Hunsrück<br />
Wasserwerk Badweg bei Ingelheim<br />
55<br />
3
Quellfassung<br />
Beobachtung <strong>de</strong>r Grundwassermenge<br />
56<br />
Das LUWG betreut zur Überwachung <strong>de</strong>r verfügbaren und genutzten<br />
Grundwassermenge ein eigenes, umfangreiches Grundwassermessnetz,<br />
bestehend aus nahezu 800 regelmäßig beobachteten Messstellen. Hierbei<br />
han<strong>de</strong>lt es sich ganz überwiegend um Grundwassermessstellen unterschiedlicher<br />
Tiefe. Hinzu kommen rund 80 Quellschüttungsmessstellen an<br />
geeigneten Quellfassungen. Die Messstellen sind teilweise mit automatischen<br />
Aufzeichnungsgeräten ausgestattet. Min<strong>de</strong>stens einmal wöchentlich<br />
wird an <strong>de</strong>n Messstellen <strong>de</strong>r Grundwasserstand bzw. an Quellen <strong>de</strong>ren<br />
Ergiebigkeit (Quellschüttung) gemessen. Dies erfolgt überwiegend durch<br />
ehrenamtliche Beobachter.<br />
Die Messnetzdichte in <strong>de</strong>n einzelnen Grundwasserlandschaften variiert je<br />
nach wasserwirtschaftlicher Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Grundwasservorkommen. So<br />
fi n<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n quartären und pliozänen Sedimenten durchschnittlich<br />
alle vier Quadratkilometer eine Messstelle, während es in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>vonischen<br />
Schiefern und Grauwacken nur etwa alle 450 Quadratkilometer eine Messstelle<br />
gibt.<br />
Übersicht <strong>de</strong>r Messstellen <strong>de</strong>s<br />
quantitativen Messnetzes<br />
Nicht alle Grundwasservorkommen führen die gleiche Wassermenge. Die<br />
Grundwasserlandschaft quartäre und pliozäne Sedimente stellt das bei<br />
Weitem ergiebigste Grundwasserreservoir dar. Mehr als 50 Prozent aller<br />
Grundwasserentnahmen in Rheinland-Pfalz bzw. 2/3 <strong>de</strong>r Trinkwassergewinnung<br />
stammen hieraus. Dazu gehört auch <strong>de</strong>r rheinland-pfälzische<br />
Grundwasserlandschaft<br />
Quartäre +<br />
pliozäne Sedimente<br />
Quartäre Magmatite<br />
Tertiäre Kalksteine<br />
Tertiäre Mergel und Tone<br />
Tertiäre Bruchschollen<br />
Tertiäre Vulkanite<br />
Sandsteine <strong>de</strong>s Lias<br />
Muschelkalk und Keuper<br />
Buntsandstein<br />
Rotliegend-Sedimente<br />
Rotliegend-Magmatite<br />
Devonische Kalksteine<br />
Devonische Quarzite<br />
Devonische Schiefer +<br />
Grauwacken<br />
Rheinland-Pfalz, gesamt<br />
Grundwassemessstellen<br />
592<br />
5<br />
7<br />
5<br />
-<br />
8<br />
1<br />
4<br />
44<br />
14<br />
1<br />
16<br />
1<br />
11<br />
709<br />
Quellen Summe Messstellen<br />
je km²<br />
1<br />
5<br />
8<br />
-<br />
-<br />
7<br />
2<br />
8<br />
22<br />
10<br />
4<br />
1<br />
3<br />
7<br />
78<br />
593<br />
10<br />
15<br />
5<br />
-<br />
15<br />
3<br />
12<br />
66<br />
24<br />
5<br />
17<br />
4<br />
18<br />
787<br />
4<br />
23<br />
36<br />
61<br />
-<br />
27<br />
12<br />
72<br />
44<br />
70<br />
132<br />
23<br />
231<br />
450<br />
25
Anteil <strong>de</strong>s Oberrheingrabens, <strong>de</strong>s in Europa be<strong>de</strong>utendsten Trinkwasserreservoirs.<br />
Dagegen hat die Grundwasserlandschaft <strong>de</strong>r <strong>de</strong>vonischen Schiefer<br />
und Grauwacken <strong>de</strong>s Rheinischen Schiefergebirges zwar die größte<br />
regionale Verbreitung, ist für die Wassergewinnung aber auf Grund <strong>de</strong>r<br />
geringen Ergiebigkeiten nur lokal von Interesse.<br />
Alle gewonnenen Messdaten gehen in das wasserwirtschaftliche Auskunftssystem<br />
<strong>de</strong>s LUWG ein und wer<strong>de</strong>n zur Beantwortung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Fragen aufbereitet. Neben <strong>de</strong>r messstellenbezogenen Erstellung von<br />
Haupttabellen, aus <strong>de</strong>nen die Monatsmittelwerte sowie <strong>de</strong>r maximale<br />
und minimale Grundwasserstand hervorgehen, lassen sich aus <strong>de</strong>m mehrjährigen<br />
Vergleich <strong>de</strong>r Ganglinien Perio<strong>de</strong>n mit Grundwasserüberschuss<br />
bzw. Grundwasser<strong>de</strong>fizit ermitteln. Grundwassergleichenpläne zeigen die<br />
Fließrichtung und <strong>de</strong>n Flurabstand <strong>de</strong>s Grundwassers für bestimmte Stichtage<br />
an.<br />
Die quantitativen Messwerte und ihre Auswertungen bil<strong>de</strong>n die Grundlage<br />
für lan<strong>de</strong>sweite beziehungsweise regional begrenzte Zustandsbeschreibungen<br />
<strong>de</strong>s Grundwassers und für das Erkennen langfristiger Entwicklungen<br />
<strong>de</strong>r Grundwassermenge. Sie sind damit die Basis für alle Vorgaben<br />
zur Bewirtschaftung <strong>de</strong>s Grundwassers. Außer<strong>de</strong>m fließen sie in Planungsvorhaben<br />
ein, die das Grundwasser beeinflussen o<strong>de</strong>r vom Grundwasser<br />
beeinflusst wer<strong>de</strong>n.<br />
Grundwasserstandsganglinie<br />
<strong>de</strong>r Messstelle<br />
1019 Win<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Südpfalz<br />
Grundwassergleichenplan mit<br />
Flurabstand in <strong>de</strong>r südlichen<br />
Vor<strong>de</strong>rpfalz<br />
57<br />
3
Beobachtung <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit<br />
58<br />
Zur Beurteilung und langfristigen Beobachtung <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit<br />
wer<strong>de</strong>n vor Ort Messungen allgemeiner chemischer Parameter<br />
durchgeführt und Grundwasserproben zur weiterführen<strong>de</strong>n chemischen<br />
Untersuchung im Labor entnommen. Je nach Messstellentyp können die<br />
dabei gewonnenen Daten in unterschiedlichem Maße zur Beurteilung <strong>de</strong>s<br />
Grundwassers herangezogen wer<strong>de</strong>n:<br />
Quellen<br />
Sie spiegeln in ihrer Wasserbeschaffenheit meist das Einzugsgebiet wi<strong>de</strong>r,<br />
das sie entwässern, und zwar sowohl im Hinblick auf die chemische Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>s betroffenen Grundwasserleiters als auch auf die Verweildauer<br />
und damit das Alter <strong>de</strong>s Grundwassers.<br />
Brunnen<br />
Brunnen sind oft viele Meter in <strong>de</strong>n Grundwasserleiter eingebun<strong>de</strong>n, da ihr<br />
Ausbau im Wesentlichen im Hinblick auf eine optimale Grundwasserför<strong>de</strong>rung<br />
erfolgt. Durch <strong>de</strong>n Pumpbetrieb sinkt <strong>de</strong>r Grundwasserspiegel und es<br />
bil<strong>de</strong>t sich um <strong>de</strong>n Brunnen ein charakteristischer „Absenkungstrichter“.<br />
Die Wasserbeschaffenheit eines Brunnens ist normalerweise repräsentativ<br />
für <strong>de</strong>n Bereich dieses Absenkungstrichters.
Grundwassermessstellen<br />
Das Grundwasser durchströmt die Messstellen praktisch ungestört. Grundwasser<br />
wird nur zum Zwecke <strong>de</strong>r Beprobung entnommen. Hierbei wird als<br />
Stichprobe ein Bild über <strong>de</strong>n chemischen Momentzustand in einem eng<br />
begrenzten Einzugsgebiet gewonnen. Bei Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Wasserbeschaffenheit<br />
können sowohl zeitnahe Ursachen im unmittelbaren Umfeld<br />
<strong>de</strong>r Messstelle wie auch weiter zurückliegen<strong>de</strong> Ursachen im ferneren Zustrombereich<br />
<strong>de</strong>r Messstelle verantwortlich sein.<br />
Brunnen – insbeson<strong>de</strong>re Tiefbrunnen – zeigen meist eine relativ hohe zeitliche<br />
Konstanz in ihrer Wasserbeschaffenheit und reagieren zeitverzögert<br />
und gedämpft auf Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Stoffzuflüsse. Sie sind daher in <strong>de</strong>r Regel<br />
weniger häufig zu untersuchen als Quellen. Quellwässer können in ihrer<br />
Beschaffenheit periodische Än<strong>de</strong>rungen zeigen, die oft <strong>de</strong>m sich jahreszeitlich<br />
än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Quellschüttungsverlauf folgen. Weitaus komplexer ist<br />
es, Beschaffenheitsän<strong>de</strong>rungen bei Grundwassermessstellen zu interpretieren.<br />
Während Messstellen in tieferen Grundwasserleitern meist gleichbleiben<strong>de</strong><br />
Messergebnisse liefern, müssen flach ausgebaute Messstellen in<br />
<strong>de</strong>r Regel häufiger untersucht wer<strong>de</strong>n, um Trendaussagen statistisch sicher<br />
ableiten zu können, da die oberflächennahen Grundwasserleiter stärkeren<br />
jahreszeitlichen Schwankungen unterliegen und durch Stoffeinträge mit<br />
<strong>de</strong>m Sickerwasser stärker beeinflusst wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Grundwassermessstellen und Brunnen in felsigen Grundwasserleitern<br />
(z. B. klüftige Schiefer) lassen sich die Einzugsgebiete nur schwer<br />
abgrenzen, da man die Grundwasserbewegung in <strong>de</strong>n ungleichmäßig<br />
im Festgestein verteilten Klüften nicht einfach vorhersagen kann. In <strong>de</strong>n<br />
Sedimentgesteinen wie Kiesen und San<strong>de</strong>n ist dies hingegen wesentlich<br />
zutreffen<strong>de</strong>r möglich, weil hier die Grundwasserbewegung über homogen<br />
verteilte Porenräume vonstatten geht und daher über größere Einzugsgebiete<br />
hinweg ein einheitliches Fließverhalten <strong>de</strong>s Grundwassers bewirken.<br />
Die Fließgeschwindigkeit <strong>de</strong>s Grundwassers ist sehr gering, so fließt Grund-<br />
wasser in tieferen Grundwasservorkommen teilweise nur wenige Meter<br />
pro Jahr, im Extremfall steht es und nimmt gar nicht am Wasserkreislauf<br />
teil. Grundsätzlich ist die chemische Zusammensetzung <strong>de</strong>s Grundwassers<br />
von <strong>de</strong>m Gestein geprägt, das es durchfließt. Lange Verweilzeiten im Untergrund<br />
und große Kontaktflächen zwischen Wasser und Gestein erhöhen<br />
<strong>de</strong>n Gehalt an gelösten Stoffen, die direkt aus <strong>de</strong>m Gestein stammen.<br />
59<br />
3
Grundwasserüberwachungsfahrzeug<br />
mit Innenleben<br />
60<br />
Diese so genannte geogene Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />
Grundwassers kann – insbeson<strong>de</strong>re im urbanen Raum<br />
– eine mehr o<strong>de</strong>r weniger starke Verän<strong>de</strong>rung durch<br />
menschliche Einflüsse erfahren.<br />
In Rheinland-Pfalz stehen für die Datenerhebung und<br />
Probenahme aus <strong>de</strong>m Grundwasser etwa 1.500 amtliche<br />
Grundwassermessstellen und 2.500 Rohwassermessstellen<br />
<strong>de</strong>r öffentlichen Wasserversorgung zur<br />
Verfügung. Während die Rohwassermessstellen von<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen Betreibern <strong>de</strong>r Wasserwerke untersucht<br />
wer<strong>de</strong>n – die die Daten im Rahmen einer freiwilligen<br />
Kooperationsvereinbarung <strong>de</strong>m LUWG zur Verfügung<br />
stellen – wer<strong>de</strong>n die amtlichen Messstellen vom LUWG<br />
selbst untersucht. Diese Messstellen sind in verschie<strong>de</strong>ne<br />
Messnetze für unterschiedliche Fragestellungen zusammengefasst,<br />
von <strong>de</strong>nen das Messnetz <strong>de</strong>r überblicksweisen Überwachung nach <strong>de</strong>r<br />
europäischen Wasserrahmenrichtlinie (o<strong>de</strong>r WRRL-Messnetz) das be<strong>de</strong>utendste<br />
ist, weil es am häufigsten und umfangreichsten untersucht wird.<br />
Ziel <strong>de</strong>r überblicksweisen Überwachung <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit<br />
ist es, neben einem räumlichen, möglichst repräsentativen Überblick auch<br />
verdichtete Informationen in solchen Bereichen zu erhalten, in <strong>de</strong>nen das<br />
Grundwasser aufgrund <strong>de</strong>r Beeinflussungen durch <strong>de</strong>n Menschen negativ<br />
verän<strong>de</strong>rt wird. Das über das ganze Land verteilte flächenrepräsentative<br />
WRRL-Messnetz wird daher ergänzt von einem verdichteten Messnetz in<br />
<strong>de</strong>n vom Menschen stärker beeinflussten Gebieten mit beispielsweise starker<br />
landwirtschaftlicher Nutzung. Es ist außer<strong>de</strong>m wichtig, durch langjährige<br />
Beobachtungsreihen negative Trends <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit<br />
frühzeitig zu erkennen, um gegebenenfalls mit geeigneten Maßnahmen<br />
eine für <strong>de</strong>n Menschen, aber auch für die Wechselwirkungen mit an<strong>de</strong>ren<br />
Ökosystemen ausreichen<strong>de</strong> Grundwasserqualität sichern zu können.<br />
Das WRRL-Messnetz in Rheinland-Pfalz repräsentiert für <strong>de</strong>n Grundwasserschutz<br />
wesentliche Flächennutzungen, wie Waldgebiete und landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen. Eine beson<strong>de</strong>re Stellung nehmen Gemüse-,<br />
Wein- und Obstbaugebiete ein. Speziell zur Überwachung einzelner Belastungsquellen<br />
errichtete Messstellen zählen bewusst nicht zum WRRL-<br />
Messnetz, da diese Messstellen jeweils nur für eine vergleichsweise kleine<br />
Fläche repräsentativ sind und eine Überwachung durch eigene Messprogramme<br />
(z. B. Deponiemessstellen) sowie durch verschie<strong>de</strong>ne an<strong>de</strong>re Institutionen<br />
erfolgt. Siedlungsgebiete wer<strong>de</strong>n im Rahmen dieses Messnetzes<br />
ebenfalls nicht speziell berücksichtigt, da auch in diesem Fall eher punktuelle<br />
Stoffeintragsquellen das vorhan<strong>de</strong>ne Messnetz und die Messergebnisse<br />
beeinflussen.
Das WRRL-Messnetz besteht in Rheinland-Pfalz aus rund 300 ausgewählten<br />
Messstellen (siehe Umschlag Innenseite). Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
90 Quellen, 50 Brunnen <strong>de</strong>r öffentlichen Wasserversorgung sowie 160<br />
Grundwassermessstellen, von <strong>de</strong>nen 26 Messstellen mit Ausbautiefen bis<br />
zu 140 Metern das tiefere Grundwasser erfassen. Etwa je<strong>de</strong> dritte Messstelle<br />
liegt dabei in einem Wasserschutzgebiet, so dass auch für diese beson<strong>de</strong>rs<br />
schutzwürdigen Bereiche ein guter Überblick gewährleistet ist.<br />
Der Untersuchungsrhythmus <strong>de</strong>r Messstellen richtet sich nach <strong>de</strong>n bekannten<br />
Schwankungsbreiten <strong>de</strong>r Inhaltsstoffkonzentrationen im Wasser<br />
– sofern Vorergebnisse vorliegen – o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Stoffeintragspotenzial.<br />
Grundsätzlich sind in ihrer Wasserbeschaffenheit negativ beeinfl usste<br />
Quellen o<strong>de</strong>r oberfl ächennahes Grundwasser in landwirtschaftlichen Gebieten<br />
<strong>de</strong>utlich häufi ger zu untersuchen, sie wer<strong>de</strong>n daher zweimal pro<br />
Jahr beprobt. Grundwasseruntersuchungen an Tiefbrunnen in bewal<strong>de</strong>ten<br />
Einzugsgebieten sind hingegen nur alle sechs Jahre erfor<strong>de</strong>rlich. Brunnen<br />
<strong>de</strong>r öffentlichen Wasserversorgung wer<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes in <strong>de</strong>r<br />
Regel nur jährlich bis zweijährlich untersucht (siehe nebenstehen<strong>de</strong> Grafi k).<br />
Während die bewal<strong>de</strong>ten und landwirtschaftlich genutzten Flächenanteile<br />
in Rheinland-Pfalz mit 43 bzw. 45 % etwa gleich groß sind, weicht die Verteilung<br />
<strong>de</strong>r Grundwassermessstellen im WRRL-Messnetz hiervon etwas ab.<br />
Die Einzugsgebiete <strong>de</strong>r Messstellen sind zu 39 Prozent bewal<strong>de</strong>te Flächen,<br />
Messstellenanzahl<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Quellen<br />
Beobachtungsrohre<br />
Brunnen<br />
2-mal / Jahr 1-mal / Jahr 1-mal / 2 Jahre 1-mal / 6 Jahre<br />
zu 40 % landwirtschaftlich genutzte Flächen und zu 10 % Obst- und<br />
Weinbaugebiete <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Diese Gewichtung <strong>de</strong>r intensiv genutzten<br />
Flächen wird <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Düngung als <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sweit be<strong>de</strong>utendsten<br />
diffusen Stoffquelle für das Grundwasser gerecht.<br />
61<br />
Untersuchungshäufigkeit<br />
<strong>de</strong>r 300 Messstellen<br />
<strong>de</strong>s WRRL-<br />
Grundwassermessnetzes<br />
3
Parameter <strong>de</strong>r Grundwasseruntersuchung<br />
62<br />
Das LUWG untersucht im Grundwasser die folgen<strong>de</strong>n Parametergruppen:<br />
• Leit- und Summenparameter<br />
Wassertemperatur, pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt,<br />
Gesamtgehalt gelöster organischer Kohlenstoff (DOC)<br />
• Hauptinhaltsstoffe<br />
Kalzium, Magnesium, Natrium, Kalium, Eisen, Mangan, Ammonium,<br />
Chlorid, Sulfat, Nitrat, Hydrogenkarbonat<br />
• Spurenmetalle<br />
Aluminium, Arsen, Antimon, Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel,<br />
Zink, Quecksilber<br />
• Chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) und<br />
verwandte Verbindungen<br />
Aus dieser weit verbreiteten Schadstoffgruppe wer<strong>de</strong>n repräsentativ<br />
16 organische Einzelsubstanzen bestimmt, zwei davon – Trichlorethen<br />
und Tetrachlorethen – sind Bestandteil <strong>de</strong>r WRRL-Parameterliste.<br />
• Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />
Aus <strong>de</strong>r großen Gruppe dieser organischen Schadstoffe untersucht das<br />
LUWG standardmäßig die acht wichtigsten Einzelsubstanzen.<br />
• Pflanzenschutzmittel<br />
In dieser Gruppe wer<strong>de</strong>n standardmäßig 20 einzelne organische Wirkstoffe<br />
untersucht.<br />
Wichtige chemische Parameter sind – mit einigen an<strong>de</strong>ren<br />
Begriffen – im Glossar erläutert.
Eine wesentliche Aufgabe <strong>de</strong>s Messnetzes zur Grundwasserbeschaffenheit<br />
ist es, die natürliche, vom Menschen unbeeinflusste Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />
Grundwassers und die hierbei auftreten<strong>de</strong>n regionalen Unterschie<strong>de</strong> zu<br />
beschreiben. Die Kenntnis dieser natürlichen Hintergrundwerte erlaubt es<br />
erst, nachteilige Beeinflussungen <strong>de</strong>s Grundwassers durch <strong>de</strong>n Menschen<br />
zu erkennen und sie in ihrer Aus<strong>de</strong>hnung und Auswirkung zu quantifizieren.<br />
Nach <strong>de</strong>r europäischen Wasserrahmenrichtlinie gelten europaweit<br />
für Nitrat und Pflanzenschutzmittel einheitliche Qualitätsnormen für das<br />
Grundwasser und zwar von 50 mg/L bzw. 0,1µg/L. Jeweils auf nationaler<br />
Ebene sind für etwa zehn weitere Substanzen Schwellenwerte festgelegt,<br />
die bei grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Grundwasserkörpern mit <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r<br />
europäischen Nachbarn abzustimmen sind. Darüber hinaus ist das Grundwasser<br />
auch auf an<strong>de</strong>re, in <strong>de</strong>r Richtlinie nicht näher spezifizierte Stoffe zu<br />
untersuchen, die seine Verwendbarkeit signifikant beeinträchtigen können.<br />
Nicht je<strong>de</strong>r Parameter wird vom LUWG gleich häufig untersucht. Leit- und<br />
Summenparameter sowie die Hauptinhaltsstoffe wer<strong>de</strong>n bei je<strong>de</strong>r Untersuchung<br />
bestimmt. Die weiteren Parametergruppen stellen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Schadstoffe dar, die normalerweise, d. h. bei unauffälligem Befund, nur<br />
einmal in sechs Jahren untersucht wer<strong>de</strong>n. Wird ein Wirkstoff jedoch in erhöhter<br />
Konzentration nachgewiesen, erfolgen die Analysen bis zu zweimal<br />
im Jahr, auch um mögliche Trendaussagen treffen zu können.<br />
Das Hauptproblem <strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>s oberflächennahen Grundwassers<br />
stellen in Rheinland-Pfalz die Nitrateinträge im Bereich landwirtschaftlich<br />
intensiv genutzter Bö<strong>de</strong>n dar. Die intensive Düngung dieser Flächen<br />
führt dazu, dass diese Bö<strong>de</strong>n vergleichsweise viel Nitrat enthalten.<br />
Nie<strong>de</strong>rschläge lösen das Nitrat zum Teil aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n heraus und führen<br />
es mit <strong>de</strong>r Grundwasserneubildung <strong>de</strong>m Grundwasser zu. Etwas über die<br />
Hälfte aller Messstellen in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten<br />
weisen daher mit mehr als 25 Milligramm<br />
Nitrat pro Liter Grundwasser<br />
einen <strong>de</strong>utlichen Bezug zum Düngemitteleintrag<br />
auf. Die höchsten<br />
Belastungen wer<strong>de</strong>n dabei in <strong>de</strong>n<br />
Gemüseanbaugebieten erreicht.<br />
In <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rpfalz sind sehr hohe<br />
Nitratwerte, die in <strong>de</strong>r Fläche auch Landwirtschaftliche Düngung<br />
200 bis 300 Milligramm pro Liter<br />
erreichen können, keine Seltenheit.<br />
Der Anbau unter Folien erlaubt<br />
hier mehrere Ernten im Jahr. Damit<br />
verbun<strong>de</strong>n ist aber auch ein hoher<br />
Bedarf an Düngemitteln, <strong>de</strong>r sich<br />
nachteilig auf die Grundwasserbe-<br />
Laboruntersuchungen<br />
63<br />
3
64<br />
Landwirtschaftliche Nutzfläche<br />
schaffenheit auswirken kann. Hier müssen in einem gesellschaftlichen Abwägungsprozess<br />
die For<strong>de</strong>rungen nach <strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>s Grundwassers und<br />
<strong>de</strong>r Wunsch nach verbrauchernahen Gemüseanbaugebieten in Einklang<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n. Obwohl bereits seit Mitte <strong>de</strong>r 1980er Jahre Maßnahmen<br />
zur Minimierung <strong>de</strong>r Nitratauswaschung aus <strong>de</strong>n Bö<strong>de</strong>n, z. B. durch Optimierung<br />
<strong>de</strong>r Flächendüngung, ergriffen wor<strong>de</strong>n sind, lässt sich noch keine<br />
durchgreifen<strong>de</strong> Besserung im Grundwasser hinsichtlich <strong>de</strong>r Nitratbelastung<br />
feststellen. Der zunehmen<strong>de</strong> Anbau von Son<strong>de</strong>rkulturen (z. B. Spargel)<br />
sowie die Zunahme <strong>de</strong>r Anbaufläche so genannter Energiepflanzen<br />
wie Raps und Mais in <strong>de</strong>r konventionellen Landwirtschaft zu Lasten von<br />
Brachflächen könnten zukünftig sogar zu einem weiteren Nitratanstieg im<br />
Grundwasser führen, was es weiter zu beobachten gilt.<br />
Unter speziellen Bedingungen, die insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Rheinnie<strong>de</strong>rung zu<br />
fin<strong>de</strong>n sind, gibt es aber auch ausge<strong>de</strong>hnte Gebiete, in <strong>de</strong>nen zwar Nitrat<br />
in das Grundwasser gelangt, dieses aber auf natürlichem Weg durch Mikroorganismen<br />
abgebaut wird, da diese das Nitrat als Ersatz für einen hier<br />
herrschen<strong>de</strong>n Mangel an Sauerstoff im Grundwasser verwen<strong>de</strong>n.<br />
Gegenüber <strong>de</strong>m Nitratproblem stellen Pflanzenschutzmittel im Grundwas-<br />
ser von Rheinland-Pfalz lediglich wenige punktuelle Belastungen dar. Dabei<br />
verbleiben einzelne Pflanzenschutzmittel und ihre Abbauprodukte sehr
Hinweisschild<br />
Brunnenanlage in Rheinhessen<br />
lange in <strong>de</strong>r Umwelt, da sie nur schwer abbaubar sind. Obwohl seit 1991 in<br />
<strong>de</strong>r Anwendung verboten, lässt sich beispielsweise das früher flächenhaft<br />
angewen<strong>de</strong>te Unkrautvernichtungsmittel Atrazin und sein Abbauprodukt<br />
Desethylatrazin immer noch am häufigsten im Grundwasser nachweisen.<br />
In einigen Lan<strong>de</strong>steilen und Grundwasserlandschaften, wie <strong>de</strong>n Devonischen<br />
Quarziten in <strong>de</strong>n Höhenzügen <strong>de</strong>s Hunsrücks und <strong>de</strong>m Buntsandstein<br />
<strong>de</strong>s Pfälzerwalds, reagiert die Beschaffenheit <strong>de</strong>s Grundwassers<br />
empfindlich auf sauren Regen. Vergleichsweise hohe Nie<strong>de</strong>rschlagsraten<br />
in diesen Gebieten, verbun<strong>de</strong>n mit kalkarmen Bö<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n sauren Regen<br />
nicht neutralisieren können, führen dazu, dass das saure Sickerwasser<br />
verstärkt Spurenmetalle, die im Bo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m atmosphärischen Staub<br />
vorkommen, aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n löst und <strong>de</strong>m Grundwasser zuführt. Ein<br />
Beispiel hierfür ist das in je<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n und im Staub vorkommen<strong>de</strong><br />
Aluminium. In einigen Quellen <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs empfindlichen<br />
Grundwasserlandschaften lassen sich hohe<br />
Konzentrationen an Aluminium nachweisen, die sogar zu<br />
einer Gefährdung <strong>de</strong>r biologischen Lebensgemeinschaften<br />
in <strong>de</strong>n quellnahen Gewässern führen.<br />
65<br />
3
MESSPROGRAMME<br />
UND WARNPLÄNE<br />
Grundlage für die Messungen bzw. Datenerhebungen<br />
an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Messnetzen sind Messpro-<br />
gramme: Das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft<br />
und Gewerbeaufsicht (LUWG) stellt in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>n beteiligten wasserwirtschaftlichen Fachbehör-<br />
<strong>de</strong>n genaue Pläne auf, welche Parameter an welchen<br />
Messstellen in welchen Zeitabstän<strong>de</strong>n und auf welche<br />
Art und Weise zu erheben sind. Die Messprogramme<br />
können sowohl die Konkretisierung allgemeiner gesetz-<br />
licher Anfor<strong>de</strong>rungen sein, als auch – z. B. in <strong>de</strong>n Re-<br />
gelwerken <strong>de</strong>r EU – sehr exakt vorgegeben wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
sie sind speziell auf bestimmte Fragestellungen zuge-<br />
schnitten.<br />
67<br />
4
Allgemeine Umwelt- und Trendmessprogramme<br />
68<br />
Das Lan<strong>de</strong>swassergesetz von Rheinland-Pfalz verpflichtet die wasserwirt-<br />
schaftlichen Fachbehör<strong>de</strong>n, also das LUWG und die Regionalstellen <strong>de</strong>r<br />
Struktur- und Genehmigungsdirektionen (SGDen), die für die Ordnung <strong>de</strong>s<br />
Wasserhaushalts notwendigen Daten nach Menge und Güte sowie die<br />
wasserwirtschaftlichen Grundlagen zu erheben. Dafür haben die Behör<strong>de</strong>n<br />
die erfor<strong>de</strong>rlichen Mess- und Untersuchungseinrichtungen zu errichten<br />
und zu betreiben. Ebenfalls müssen sie bei Herstellung und Fortschreibung<br />
entsprechen<strong>de</strong>r Datensammlungen und Kartenwerken mitwirken.<br />
Zur Erfüllung dieser grundsätzlichen Aufgaben dienen allgemeine Überwachungsmessnetze<br />
(siehe Seiten 24-65) für:<br />
• Nie<strong>de</strong>rschlag,<br />
• Wasserstand und Abfluss,<br />
• biologische Qualität <strong>de</strong>r oberirdischen Gewässer,<br />
• chemische und physikalische Gewässerüberwachung,<br />
• Grundwasserstän<strong>de</strong> und<br />
• Grundwasserbeschaffenheit.<br />
Wer<strong>de</strong>n sie über Jahre kontinuierlich betrieben, erlauben es die herbei gewonnenen<br />
Daten, langfristige Entwicklungen und Trends zu erkennen, darauf<br />
aufbauend vorausschauen<strong>de</strong> strategische Entscheidungen zu treffen<br />
und entsprechen<strong>de</strong> Planungen anzustoßen, auch im Hinblick auf klimabedingte<br />
Verän<strong>de</strong>rungen.<br />
Darüber hinaus <strong>de</strong>finiert das Lan<strong>de</strong>swassergesetz die Gewässeraufsicht<br />
als zentrale Aufgabe, um die Nutzung <strong>de</strong>r Gewässer zu überwachen und<br />
vermeidbare Beeinträchtigungen und Fehlentwicklungen zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Typisches Beispiel hierfür ist die Kontrolle von Kläranlagen.<br />
Neben <strong>de</strong>n allgemeinen Anfor<strong>de</strong>rungen zur Erhebung wasserwirtschaft-<br />
licher Grundlagen können sich aus weiteren Umweltgesetzen und Richtli-<br />
nien beson<strong>de</strong>re Messprogramme bzw. gezielte Anpassungen vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Programme ergeben. Viele dieser Regelungen sind inzwischen auf europäischer<br />
Ebene harmonisiert. Dazu gehört die europäische Wasserrahmen-
ichtlinie, die das Ziel verfolgt, alle Gewässer in einen guten chemischen<br />
und ökologischen Zustand zu versetzen. Wesentliche weitere EU-Richtlinien,<br />
die auf Lan<strong>de</strong>sebene in entsprechen<strong>de</strong>n Gesetzen und Verordnungen<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n, sind beispielsweise:<br />
• die Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser,<br />
• die Richtlinie zum Schutz <strong>de</strong>s Grundwassers vor Verschmutzung und<br />
Verschlechterung und<br />
• die Richtlinie über die Qualität <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>gewässer und <strong>de</strong>ren Bewirtschaftung.<br />
Diese Richtlinien und ihre Umsetzungen dienen dazu, eine gute Qualität<br />
<strong>de</strong>r Ressource Wasser sicher zu stellen und die damit verbun<strong>de</strong>nen vielfältigen<br />
Nutzungen nachhaltig zu gestalten.<br />
Weitere Aufgaben ergeben sich beispielsweise aus <strong>de</strong>m Strahlenschutz-<br />
vorsorgegesetz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüber-<br />
wachung kerntechnischer Anlagen, auf <strong>de</strong>ren Grundlage das LUWG die<br />
Einleitungen von Kernkraftwerken in die Gewässer mit überwacht. Für die<br />
allgemeine Öffentlichkeit ist auch das Umweltinformationsgesetz interessant,<br />
nach <strong>de</strong>m sich je<strong>de</strong>r Bürger über die Umweltqualität informieren und<br />
entsprechen<strong>de</strong> Daten anfor<strong>de</strong>rn kann.<br />
Die vom LUWG erhobenen Daten wer<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m genutzt, um nationale<br />
und internationale Gremien mit notwendigen Informationen zu versorgen.<br />
Die hierfür übermittelten Daten dienen zur Erstellung län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Statistiken und Umweltberichte – beispielsweise berichtet das<br />
LUWG regelmäßig <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA), <strong>de</strong>r<br />
Internationalen Rheinschutzkommission (IKSR) und <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Kommission (EU).<br />
Beispiele aus <strong>de</strong>m<br />
Hydrologischen Atlas<br />
Rheinland-Pfalz<br />
69<br />
4
Son<strong>de</strong>rmessprogramme<br />
70<br />
Aktuelle Fragestellungen o<strong>de</strong>r regionale Beson<strong>de</strong>rheiten führen häufig<br />
zu speziellen, oft zeitlich befristeten Messprogrammen. Derartige Son<strong>de</strong>rmessprogramme<br />
können sich in Untersuchungshäufigkeit und Parameterumfang<br />
<strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>n sonst „üblichen“ Vorgehensweisen unterschei<strong>de</strong>n,<br />
können aber auch die lan<strong>de</strong>sweit für längere Zeiträume konzipierten<br />
Messnetze und Messprogramme ergänzen. Die Son<strong>de</strong>runtersuchungen<br />
nutzen in vielen Fällen Messstellen <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sweiten Netze; jedoch wer<strong>de</strong>n<br />
bei Bedarf auch zusätzliche Messstellen eingerichtet. Einige anschauliche<br />
Beispiele für vom LUWG betreute Son<strong>de</strong>rmessprogramme:<br />
• Untersuchung <strong>de</strong>s Nitratgehaltes in ausgewählten Messstellen von<br />
Gebieten intensiver Landwirtschaftsnutzung. Durch Beobachtung <strong>de</strong>r<br />
Auswirkungen einer verän<strong>de</strong>rten Düngepraxis soll auch hier eine zielgerichtete<br />
Beratung <strong>de</strong>r Landwirtschaft geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, um langfris-<br />
tig einen Rückgang <strong>de</strong>r Nitratbelastung <strong>de</strong>s Grundwassers in <strong>de</strong>n betroffenen<br />
Gebieten zu erzielen.<br />
• Son<strong>de</strong>runtersuchungen von Wasser- und Schwebstoffproben auf Metalle<br />
in Gebieten früheren Erzbergbaus. Auch in Rheinland-Pfalz wur<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Vergangenheit metallische Erze abgebaut, stellenweise bereits in<br />
keltischer und römischer Zeit. Die Hinterlassenschaften <strong>de</strong>s Erzbergbaus,<br />
alte Stollen und Hal<strong>de</strong>n, können vereinzelt zu erhöhten Metallkonzentrationen<br />
im Grundwasser o<strong>de</strong>r in Fließgewässern führen. Das LUWG führte<br />
daher Messungen im Bereich ausgewählter lokaler Bergbau-Altlasten<br />
durch.<br />
• Erfolgskontrollen an Gewässern, die im Rahmen <strong>de</strong>r „Aktion Blau“ renaturiert<br />
und damit einer natürlichen Gewässerentwicklung zugänglich<br />
gemacht wur<strong>de</strong>n. Durch die Neukartierung <strong>de</strong>r Gewässerstrukturgüte,<br />
die Erhebung von Daten zur Besiedlung durch Makrozoobenthos und<br />
Fische lassen sich Erfolge und positive Auswirkungen <strong>de</strong>r Renaturierung<br />
<strong>de</strong>s Gewässerbetts sowie <strong>de</strong>r Beseitigung von Wehren dokumentieren.
• Untersuchungen von Pflanzenschutzmitteln in Abläufen von Kläranla-<br />
gen und Gewässern stark landwirtschaftlich genutzter Regionen. Lässt<br />
sich eine Verbindung zwischen spezifischen Pflanzenschutzmitteln und<br />
<strong>de</strong>n angebauten Bo<strong>de</strong>nkulturen herstellen, können landwirtschaftliche<br />
Dienststellen Landwirte dahingehend beraten, umweltschonen<strong>de</strong>r<br />
mit <strong>de</strong>n Mitteln umzugehen, um so einen nachhaltigen Rückgang <strong>de</strong>r<br />
Gewässerbelastung zu erreichen.<br />
• Untersuchung <strong>de</strong>r Gewässerversauerung in ausgewählten Bachoberläufen<br />
<strong>de</strong>s Hunsrücks, insbeson<strong>de</strong>re durch Messung <strong>de</strong>s pH-Werts<br />
und Beobachtung <strong>de</strong>r hier vorhan<strong>de</strong>nen Lebensgemeinschaften <strong>de</strong>s<br />
Makrozoobenthos (siehe Grafik). Hintergrund sind die Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>s „Sauren Regens“ und die Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen.<br />
Mit <strong>de</strong>n Untersuchungen soll beobachtet wer<strong>de</strong>n, ob bzw. wann die<br />
bun<strong>de</strong>s- und europaweiten Anstrengungen zur Luftreinhaltung die<br />
Quellen <strong>de</strong>r Bäche erreichen und sich dort positiv auswirken.<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
Säurezustandsklasse 1<br />
pH-Wert<br />
neutral<br />
Säurezustandsklasse 3<br />
pH-Wert<br />
neutral<br />
Unterschiedliche<br />
Versauerungszustän<strong>de</strong><br />
71<br />
4
Warn- und Alarmpläne<br />
Warnschil<strong>de</strong>r für feuergefährliche<br />
Stoffe<br />
72<br />
Wenn wassergefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Stoffe in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ein Gewässer gelan-<br />
gen, ist dies laut Lan<strong>de</strong>swassergesetz unverzüglich <strong>de</strong>r Unteren Wasserbe-<br />
hör<strong>de</strong> (Kreis- o<strong>de</strong>r Stadtverwaltung) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r nächsten Polizeidienststelle<br />
mitzuteilen. Abhängig von <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nsfalles wer<strong>de</strong>n<br />
weitere übergeordnete Behör<strong>de</strong>n eingeschaltet. Um dies zu gewährleisten,<br />
sind Mel<strong>de</strong>pläne von <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Verwaltungsebenen<br />
aufzustellen. Auf Ebene <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Kreisverwaltungen<br />
und <strong>de</strong>r regional zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektionen<br />
wer<strong>de</strong>n die wichtigen Abläufe festgelegt, um eine schnelle und angemessene<br />
Reaktion auf einen Scha<strong>de</strong>nsfall sicherzustellen.<br />
Ebenen <strong>de</strong>r Mel<strong>de</strong>pläne<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
Oberste Wasserbehör<strong>de</strong> Internationale<br />
Ministerium für Umwelt,<br />
Forsten und Verbraucherschutz<br />
Mel<strong>de</strong>pläne<br />
Obere Wasserbehör<strong>de</strong><br />
SGD Nord<br />
Untere Wasserbehör<strong>de</strong><br />
Landkreis o<strong>de</strong>r Stadt<br />
Gemein<strong>de</strong>-<br />
mel<strong>de</strong>stellen<br />
Obere Wasserbehör<strong>de</strong><br />
SGD Süd<br />
Untere Wasserbehör<strong>de</strong><br />
Landkreis o<strong>de</strong>r Stadt<br />
Regionale<br />
Mel<strong>de</strong>pläne<br />
Überörtliche<br />
Mel<strong>de</strong>pläne<br />
Örtliche<br />
Mel<strong>de</strong>pläne
Für be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> und grenzüberschreiten<strong>de</strong> Auswirkungen<br />
von Scha<strong>de</strong>nsfällen existieren darüber hinaus internationale<br />
Warn- und Alarmpläne. In Rheinland-Pfalz betrifft dies die<br />
überregional be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Fließgewässersysteme Mosel-Saar<br />
und <strong>de</strong>n Rhein. Ziel dieser Alarmpläne ist es, im jeweiligen<br />
Einzugsgebiet aufgetretene Verunreinigungen durch wassergefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Stoffe an die Betroffenen weiterzumel<strong>de</strong>n und<br />
die für die Bekämpfung von Scha<strong>de</strong>nsereignissen zuständigen<br />
Behör<strong>de</strong>n frühzeitig zu warnen, so dass Maßnahmen<br />
zur Gefahrenabwehr und zur Scha<strong>de</strong>nbeseitigung getroffen,<br />
Folgeschä<strong>de</strong>n vermie<strong>de</strong>n und Ursachen bzw. Verursacher in<br />
enger Zusammenarbeit ermittelt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Meldungen sind, abhängig von <strong>de</strong>r Schwere <strong>de</strong>s Falles, als<br />
„Information“ o<strong>de</strong>r „Warnung“ weiterzugeben. Dies erfolgt<br />
mit Hilfe standardisierter Mel<strong>de</strong>formulare über <strong>de</strong>finierte internationale<br />
Hauptwarnzentralen.<br />
0 km 100 km<br />
R7 Rijkswaterstaat<br />
Arnhem<br />
Rheinland-<br />
Pfalz<br />
R2 Préfecture du Bas-Rhin<br />
Strasbourg<br />
R1 Amt für Umwelt und Energie<br />
Basel-Stadt<br />
R6 Bezirksregierung<br />
Düsseldorf<br />
R5 Wasserschutzpolizei<br />
Koblenz<br />
R4 Wasserschutzpolizei<br />
Wiesba<strong>de</strong>n<br />
R3 Lan<strong>de</strong>spolizeidirektion<br />
Karlsruhe<br />
Einzugsgebiet <strong>de</strong>s Rheins<br />
73<br />
4<br />
Internationale Hauptwarnzentralen<br />
<strong>de</strong>s Warn- und Alarmplans Rhein
Aktuelle Hochwassermeldungen<br />
74<br />
Langanhalten<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rschläge, Schneeschmelze o<strong>de</strong>r örtliche Gewitter<br />
beziehungsweise Starkregen sind Ursachen für Hochwasser an Flüssen<br />
und Bächen. In Rheinland-Pfalz kommt es vor allem an <strong>de</strong>n Flüssen Rhein,<br />
Mosel, Saar, Lahn, Nahe, Glan, Sieg, Sauer und Our immer wie<strong>de</strong>r zu Hochwasser.<br />
Häufig wer<strong>de</strong>n dadurch menschliche Nutzungen unmittelbar betroffen.<br />
Das Land hat die Konsequenz daraus gezogen und bereits 1986<br />
<strong>de</strong>n bun<strong>de</strong>sweit ersten Hochwassermel<strong>de</strong>dienst eingerichtet. Darüberhinaus<br />
ist ab Herbst 2008 auch für kleinere Fließgewässer ein flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s<br />
Frühwarnsystem einsatzbereit.<br />
Um angemessen auf die regionalen Gegebenheiten reagieren zu können,<br />
hat das Innenministerium <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Rheinland-Pfalz für die kommunalen<br />
Gebietskörperschaften einen Rahmenalarm- und Rahmeneinsatzplan<br />
erarbeitet und damit sichergestellt, dass auf allen Verwaltungsebenen für<br />
<strong>de</strong>n Hochwasserfall einheitliche und aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmte Maßnahmen<br />
ergriffen wer<strong>de</strong>n können. Entsprechend <strong>de</strong>n regionalen Gefahrenzonen<br />
unterhält Rheinland-Pfalz drei Hochwassermel<strong>de</strong>zentren:<br />
• für <strong>de</strong>n Rhein das<br />
Hochwassermel<strong>de</strong>zentrum RHEIN<br />
bei <strong>de</strong>r Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest in Mainz,<br />
• für die Mosel, die Saar, die Sauer und die Our das<br />
Hochwassermel<strong>de</strong>zentrum MOSEL<br />
bei <strong>de</strong>r Struktur- und Genehmigungsdirektion NORD, Regionalstelle<br />
Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz in Trier,
• für die Nahe, <strong>de</strong>n Glan, die Lahn und die Sieg das<br />
Hochwassermel<strong>de</strong>zentrum NAHE-LAHN-SIEG<br />
bei <strong>de</strong>r Struktur- und Genehmigungsdirektion NORD, Regionalstelle<br />
Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bo<strong>de</strong>nschutz in Koblenz.<br />
Der Hochwassermel<strong>de</strong>dienst umfasst das Beobachten <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschläge,<br />
Wasserstän<strong>de</strong> und Abflüsse sowie das Auswerten dieser Beobachtungen<br />
zu aktuellen Hochwassermeldungen. Er informiert die betroffenen Landkreise,<br />
Gemein<strong>de</strong>n und die Bevölkerung über die Entwicklung und <strong>de</strong>n<br />
Verlauf von Hochwasserereignissen, damit diese rechtzeitig örtliche Ab-<br />
Grundlagen<br />
Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Rheinland-Pfalz ist auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r<br />
Hochwassermel<strong>de</strong>verordnung vom 26. Februar 1986 (in <strong>de</strong>r Fassung vom<br />
20. Dezember 2001, statt GVBl. Nr. 3 vom 28. Februar 2002) ein Hochwassermel<strong>de</strong>dienst<br />
für <strong>de</strong>n Rhein, die Mosel, die Saar, die Lahn, die Nahe,<br />
<strong>de</strong>n Glan, die Sieg, die Sauer und die Our eingerichtet wor<strong>de</strong>n. Grundlage<br />
dieser Mel<strong>de</strong>verordnung ist <strong>de</strong>r § 92 Abs. 1 <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>swassergesetzes für<br />
Rheinland-Pfalz in <strong>de</strong>r Fassung vom 22. Januar 2004 (GVBl. S. 53).<br />
Our<br />
Perl<br />
Prüm<br />
Bollendorf<br />
Mosel<br />
Sauer<br />
Kyll<br />
Saar<br />
Lieser<br />
Fremersdorf<br />
Zuständigkeitsbereiche <strong>de</strong>r<br />
Hochwassermel<strong>de</strong>zentren<br />
Rhein<br />
Mosel<br />
Nahe-Lahn-Sieg<br />
Oberwinter<br />
Cochem<br />
An<strong>de</strong>rnach<br />
Koblenz<br />
Zeltingen<br />
Trier Oberstein<br />
Rhein<br />
Mosel<br />
Martinstein<br />
Nahe<br />
Betzdorf<br />
Glan<br />
Kaub<br />
Lahn<br />
Eschenau<br />
Sieg<br />
Bingen<br />
O<strong>de</strong>nbach<br />
Wei<strong>de</strong>nau<br />
Diez<br />
Kalkofen<br />
Mainz<br />
Grolsheim<br />
Bad Kreuznach<br />
Boos<br />
Worms<br />
Leun<br />
Mannheim<br />
Maxau<br />
Rhein<br />
Speyer<br />
75<br />
Pegel <strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes<br />
4
76<br />
wehrmaßnahmen einleiten können. Die Einzelheiten <strong>de</strong>r Durchführung<br />
<strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes in Rheinland-Pfalz sind in <strong>de</strong>n regionalen<br />
Hochwassermel<strong>de</strong>plänen festgelegt.<br />
Wird an einem o<strong>de</strong>r mehreren Mel<strong>de</strong>pegeln entlang <strong>de</strong>r Fließgewässer die<br />
Mel<strong>de</strong>höhe erreicht o<strong>de</strong>r überschritten, erfolgt die Eröffnung <strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes<br />
mit einem Hochwasserlagebericht, mit <strong>de</strong>m frühzeitig<br />
die vom Hochwasser gefähr<strong>de</strong>ten Landkreise und kreisfreien Städte durch<br />
die Hochwassermel<strong>de</strong>zentren vor einer anlaufen<strong>de</strong>n Hochwasserwelle gewarnt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Kreisverwaltungen als Kreismel<strong>de</strong>stellen geben <strong>de</strong>n Inhalt<br />
<strong>de</strong>s ersten Lageberichts an die von <strong>de</strong>r anlaufen<strong>de</strong>n Hochwasserwelle<br />
gefähr<strong>de</strong>ten verbandsfreien Gemein<strong>de</strong>n und Verbandsgemein<strong>de</strong>n und an<br />
beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>te überregionale Betriebe und Einrichtungen in ihrem<br />
Zuständigkeitsbereich weiter. Die Verwaltungen <strong>de</strong>r kreisfreien Städte und<br />
die Gemein<strong>de</strong>verwaltungen warnen die Bevölkerung und gegebenenfalls<br />
auch Betriebe und Einrichtungen in <strong>de</strong>n<br />
vom Hochwasser gefähr<strong>de</strong>ten Stadtteilen<br />
o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n.<br />
Hochwassermeldungen im Frühjahr 2006<br />
Mehrere kleinere Hochwasserereignisse prägten das Abflussgeschehen <strong>de</strong>s Frühjahrs 2006 im<br />
Rheineinzugsgebiet: Ergiebige Nie<strong>de</strong>rschläge in <strong>de</strong>n Staulagen <strong>de</strong>r Mittelgebirge und gebietsweise<br />
Schneeschmelze im Schweizer Voralpenland sowie im gesamten Schwarzwald waren<br />
im März zunächst die Auslöser für die ersten bei<strong>de</strong>n Hochwasser im Rheingebiet. Auf diese<br />
folgte Mitte April eine dritte Welle, als hauptsächlich im südlichen Rheingebiet auf die bereits<br />
gesättigten Bö<strong>de</strong>n erneut ergiebiger Regen fiel.
Dadurch überschritt <strong>de</strong>r Rhein innerhalb von vier Wochen am Oberrheinpegel Maxau<br />
mehrfach die Hochwassermel<strong>de</strong>höhe, so dass die zuständigen Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Hochwassermel<strong>de</strong>dienst für diesen Flussabschnitt eröffnen mussten. Am Pegel Mainz<br />
wur<strong>de</strong> die Mel<strong>de</strong>höhe nur beim ersten Hochwasser knapp erreicht. Und auch in <strong>de</strong>r<br />
Mittelrheinstrecke hielten sich die Auswirkungen auf die Rheinhochwasser durch die<br />
kleinen Hochwasser in <strong>de</strong>n Nebenflüssen in Grenzen. Nur beim ersten Ereignis führte<br />
<strong>de</strong>r Moselzufluss am Rheinpegel Koblenz zu einem <strong>de</strong>utlichen Überschreiten <strong>de</strong>r<br />
Wasserstän<strong>de</strong> über die Mel<strong>de</strong>höhe hinaus. Eine akute Gefahr für die Anrainer bestand<br />
jedoch nicht. Lediglich ufernahe Bereiche in <strong>de</strong>r Bergstrecke am Mittelrhein waren<br />
kurzzeitig überflutet.<br />
Im Bereich <strong>de</strong>r Hochwassermel<strong>de</strong>zentren von Rheinland-Pfalz musste im März und<br />
April 2006 <strong>de</strong>r Hochwassermel<strong>de</strong>dienst für Rhein, Mosel, Nahe und Sieg eröffnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die Lahn war kein Mel<strong>de</strong>dienst erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Die Hochwasserscheitel am Rhein und <strong>de</strong>n Flüssen <strong>de</strong>s Rheineinzugsgebietes lagen<br />
alle weit unter <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r extremen Ereignisse vom Dezember 1993 und Januar<br />
1995. Die Rheinhochwasser im März und April 2006 waren im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren<br />
Frühjahrsereignissen im Rheingebiet nur kleine Ereignisse.<br />
Informationswege<br />
Über die aktuellen Hochwassermeldungen können sich die<br />
Betroffenen vor Ort wie folgt informieren:<br />
• Vi<strong>de</strong>otext<br />
Südwestrundfunk („Südwest-Text“): Tafel 801<br />
Rhein, 802 Moselgebiet, 803 Nahegebiet, 804<br />
Lahn-Sieggebiet.<br />
• Rundfunk<br />
Südwestrundfunk: SWR1 Rheinland-Pfalz,<br />
SWR4 Rheinland-Pfalz und SWR Cont.Ra,<br />
Radio RPR: RPR 1<br />
• Internet<br />
Hochwassermel<strong>de</strong>dienst Rheinland-Pfalz:<br />
www.hochwasser-rlp.<strong>de</strong>.<br />
• Mobilfunk<br />
WAP-Service <strong>de</strong>s Hochwassermel<strong>de</strong>dienstes in<br />
Rheinland-Pfalz: wap.hochwasser-rlp.<strong>de</strong>.<br />
77<br />
4
Ausblick<br />
Unsere Vision für die Zukunft ist:<br />
- Seen, Weiher und Teiche sind die „Augen <strong>de</strong>r Land-<br />
schaft“ und .... weisen eine natürliche Gewässer-<br />
qualität auf.<br />
- Fließgewässer und ihre Auen .... sind die Lebens-<br />
a<strong>de</strong>rn unserer Landschaft. Ihre natürliche Vielfalt und<br />
Dynamik macht sie zu Zentren <strong>de</strong>r Biodiversität.<br />
- Grundwasser ist von hoher Qualität und weitgehend<br />
unbelastet. Es ist überall in ausreichen<strong>de</strong>r Menge ....<br />
als Trinkwasser vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Aus: Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt<br />
(Beschluss <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>skabinetts vom 7.11.2007)<br />
79<br />
5
Ausblick<br />
80<br />
Die umfangreiche und systematische Beobachtung <strong>de</strong>r Gewässer ist eine<br />
zentrale Aufgabe <strong>de</strong>r Wasserwirtschaftsbehör<strong>de</strong>n in Rheinland-Pfalz. Dabei<br />
gewinnt die Gewässerüberwachung vor <strong>de</strong>m Hintergrund sich abzeichnen<strong>de</strong>r<br />
Klimaverän<strong>de</strong>rungen zunehmend an Be<strong>de</strong>utung – zumal die Ressource<br />
„Wasser“ ein in je<strong>de</strong>r Beziehung lebenswichtiges Element ist. Erst<br />
aufgrund <strong>de</strong>r Erhebung von Daten und durch langjährige Messungen lassen<br />
sich Informationen über die Belastungen und Nutzungsmöglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Gewässer gewinnen. Wie wichtig etwa langjährige Messungen sind,<br />
Ammoniumstickstoff ist ein typischer Parameter, <strong>de</strong>r die Belastung von Flüssen<br />
durch Abwasser anzeigt. Die langjährige Beobachtung macht die Verunreinigungen<br />
früherer Jahre <strong>de</strong>utlich und zeigt, wie positiv sich die Anstrengungen<br />
auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Abwasserreinigung ausgewirkt haben. Heute wird <strong>de</strong>r<br />
Orientierungswert (sozusagen ein Qualitätsziel) im Rhein <strong>de</strong>utlich eingehalten.<br />
Konzentrationen (Jahresmittelwerte) in mg/L<br />
ver<strong>de</strong>utlichen das Beispiel Tritium (siehe Seiten 38-39), die Messung von<br />
Ammonium an <strong>de</strong>r Rheinwasser-Untersuchungsstation Mainz-Wiesba<strong>de</strong>n<br />
und die Wasserstandsbeobachtung an einer Grundwassermessstelle (siehe<br />
Kasten). Aber die Beobachtung <strong>de</strong>r Gewässer kann auch aktuelle Entwicklungen<br />
o<strong>de</strong>r Problemlagen aufzeigen, die dann eine Fortschreibung <strong>de</strong>s<br />
untersuchten Parameterspektrums bzw. eine Anpassung <strong>de</strong>r wasserwirtschaftlichen<br />
Messnetze notwendig machen.<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
1970<br />
1974<br />
1978<br />
1982<br />
1986<br />
1990<br />
1994<br />
Orientierungswert: 0,3 mg /L<br />
1998<br />
2002<br />
2006
Darüber hinaus stellt die Wasserwirtschaft die gewonnenen Daten und<br />
Informationen <strong>de</strong>r interessierten Öffentlichkeit und Trägern wasserwirtschaftlicher<br />
Maßnahmen zur Verfügung. So ist etwa dank kontinuierlicher<br />
bzw. spezifizierter Auswertungen die Veröffentlichung o<strong>de</strong>r Aktualisierung<br />
von Kartenmaterial, Plänen und Konzepten möglich. Mit Broschüren, Informationsveranstaltungen<br />
und im Internet präsentieren das Ministerium für<br />
Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz (MUFV) sowie die Fachbehör<strong>de</strong>n<br />
die gewonnenen Ergebnisse auch einer breiten Öffentlichkeit. Dies ist notwendig,<br />
um sowohl Kommunen, Industrie und Landwirtschaft mit Grundlagendaten<br />
zu unterstützen als auch das große ehrenamtliche Engagement<br />
<strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger für <strong>de</strong>n Gewässerschutz in Rheinland-Pfalz zu<br />
för<strong>de</strong>rn.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren ist es so gelungen, die naturnahe Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Gewässer und das schützenswerte Gut „Wasser“ stärker ins Bewusstsein<br />
Aus einer Grundwasserstandsganglinie<br />
kann<br />
ein langjähriger Trend<br />
abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Eine<br />
kürzere Beobachtungsdauer<br />
kann zu einer<br />
<strong>de</strong>utlich abweichen<strong>de</strong>n<br />
Trendlinie und damit<br />
zu Fehlinterpretationen<br />
führen.<br />
Außerschulischer Lernort in <strong>de</strong>r Rheingütestation Worms im Rahmen <strong>de</strong>r rheinland-pfälzischen<br />
Umweltbildung<br />
<strong>de</strong>r Menschen zu rücken. Ein Ziel, das auch durch eine umfangreiche Umweltbildung<br />
bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen verfolgt wird. Schon frühzeitig<br />
sollen junge Menschen die Verantwortung für ihre Zukunft begreifen lernen.<br />
Um auch zukünftig die umfangreichen Nutzungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Gewässer aufrechterhalten zu können, ist eine aktive und kreative Mitgestaltung<br />
aller gesellschaftlichen Gruppen notwendig.<br />
In diesem Sinne wer<strong>de</strong>n die wasserwirtschaftlichen Behör<strong>de</strong>n auch künftig<br />
für die Menschen in Rheinland-Pfalz tätig sein.<br />
Bachpaten kümmern sich<br />
um „ihr“ Gewässer<br />
81<br />
5
GLOSSAR<br />
In diesem Kapitel wer<strong>de</strong>n einige Begriffe und vor allem<br />
wichtige chemische Untersuchungsparameter erklärt,<br />
die im vorausgegangenem Text genannt wur<strong>de</strong>n.<br />
83<br />
6
Glossar<br />
84<br />
Abfiltrierbare Stoffe<br />
Hierbei wer<strong>de</strong>n Stoffe erfasst, die als feste Teilchen im Wasser vorhan<strong>de</strong>n sind und über<br />
Filter aus <strong>de</strong>m Wasser entfernt wer<strong>de</strong>n können. Diese Feststoffe können sowohl organisch<br />
(z. B. abgestorbene Pflanzenteile, Algen, Mikroorganismen, Reststoffe aus Kläranlagen) als<br />
auch anorganisch (Sand, Ton) sein. Wer<strong>de</strong>n zu viele dieser Stoffe in die Gewässer eingetragen,<br />
können sie die Poren und Hohlräume im Gewässerbett zuschlämmen und damit <strong>de</strong>n<br />
Lebensraum <strong>de</strong>r dortigen Organismen und die Laichplätze einiger Fischarten gefähr<strong>de</strong>n.<br />
Ammonium<br />
Ammonium entsteht beim Abbau von bestimmten organischen Substanzen und ist z. B. im<br />
häuslichen Abwasser (ca. 60 mg/L vor <strong>de</strong>r Kläranlagenbehandlung) o<strong>de</strong>r in Jauche/Gülle<br />
(über 1000 mg/L) in hoher Konzentration enthalten. Das Ammonium ist selbst nicht toxisch,<br />
kann aber über das bei höheren pH-Werten (> 8) entstehen<strong>de</strong> Ammoniak fischtoxische<br />
Wirkungen auslösen. Des Weiteren wirkt Ammonium durch seine Eigenschaften als Pflanzennährstoff<br />
eutrophierend. Im Labor wird <strong>de</strong>r Stickstoffanteil <strong>de</strong>s Ammoniums ermittelt.<br />
Als Orientierungswert <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) sollten Gehalte von<br />
0,3 mg/L Ammoniumstickstoff im Gewässer nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />
Anorganische Spurenstoffe<br />
Unter <strong>de</strong>n anorganischen „Spurenstoffe“ wer<strong>de</strong>n u. a. die Salze und Verbindungen von<br />
Arsen sowie Quecksilber, Cadmium, Blei, Chrom, Kupfer, Zink, Nickel zusammengefasst,<br />
die in unterschiedlichem Maße toxische Wirkungen entfalten können. Sie kommen natür-<br />
licherweise nicht o<strong>de</strong>r nur in geringsten Konzentrationen im Gewässer vor, wer<strong>de</strong>n aber<br />
durch technische Verwendung o<strong>de</strong>r als Folge früherer Bergbautätigkeit in die Gewässer<br />
eingetragen. Sie können gelöst o<strong>de</strong>r an Schwebstoffen gebun<strong>de</strong>n im Gewässer vorliegen.<br />
Im Allgemeinen liegen die Konzentrationen im Bereich von wenigen Mikrogramm pro Liter<br />
o<strong>de</strong>r die Nachweisgrenze im Wasser wird unterschritten. Die Einträge von Arsen, Quecksilber,<br />
Cadmium und Blei in die Gewässer sind durch Verzicht auf die technische Verwendung<br />
(bleihaltige Antiklopfmittel im Benzin, cadmiumhaltige Farbpigmente, Batterien, quecksilber-<br />
und arsenhaltige Schädlingsbekämpfungsmittel) in Deutschland sehr stark zurückgegangen.<br />
Kupfer und Zink gelangen dagegen wegen ihres Einsatzes als Baumaterialien<br />
(Rohrleitungen, Dächer, verzinkte Eisenteile) noch in messbaren Mengen in die Gewässer.<br />
AOX<br />
Mit <strong>de</strong>m Summenparameter Adsorbierbare Organisch gebun<strong>de</strong>ne Halogene (AOX) wer<strong>de</strong>n<br />
teilweise toxisch o<strong>de</strong>r gesundheitsschädlich wirken<strong>de</strong> synthetische Stoffe erfasst, die im<br />
Gewässer unerwünscht sind. AOX-Gehalte von 25 µg/L sollten im Gewässer nicht überschritten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
BSB5 Der biochemische Sauerstoffbedarf in fünf Tagen ist ein Maß für die organische Belastung<br />
(z. B. aus Abwasser, Mischwasser, Jauche/Gülle) eines Gewässers. Hierbei wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />
die leicht abbaubaren organischen Verbindungen erfasst, die unter Sauerstoffverbrauch im<br />
Gewässer abgebaut wer<strong>de</strong>n und zu Sauerstoffmangel im Gewässer führen können.
Chlorid<br />
Chlorid ist Bestandteil von Salzen, beispielsweise Kochsalz (Natriumchlorid). Es wird mittels<br />
Streusalz, Dünger o<strong>de</strong>r Abwasser in die Gewässer eingetragen und kann dort zu einer Aufsalzung<br />
führen, die für Süßwasserorganismen schädlich ist. Als Orientierungswert gilt eine<br />
Maximalkonzentration von 200 mg/L.<br />
DOC<br />
Der gelöste organische Kohlenstoff (Dissolved Organic Carbon) ist ein Maß für die organische<br />
Belastung eines Gewässers. Es wer<strong>de</strong>n mit dieser Kenngröße ähnliche<br />
Stoffe erfasst wie mit <strong>de</strong>m BSB , aber das analytische Verfahren ist nicht so<br />
5<br />
aufwändig.<br />
Elektrische Leitfähigkeit<br />
Die elektrische Leitfähigkeit ist ein Maß für <strong>de</strong>n Gehalt an gelösten Salzen.<br />
Je höher die Leitfähigkeit ist, <strong>de</strong>sto höher ist <strong>de</strong>r Anteil an Salzen (hauptsächlich:<br />
Natrium, Calcium, Magnesium als Chlori<strong>de</strong>, Sulfate, Hydrogencarbonate<br />
und Nitrate). In Rheinland-Pfalz weisen natürliche ionenarme Gewässer eine elektrische<br />
Leitfähigkeit um 50 µS/cm auf (Weinfel<strong>de</strong>r Maar, Quellbäche im Pfälzerwald), ionenreiche<br />
Gewässer haben elektrische Leitfähigkeiten über 1000 µS/cm (z. B. Bäche in Rheinhessen<br />
o<strong>de</strong>r Kalkbäche). Die Messung erfolgt mit geringem Aufwand elektrometrisch.<br />
Emission<br />
Feste, flüssige o<strong>de</strong>r gasförmige Stoffe, aber auch Geräusche, Erschütterungen, Wärme o<strong>de</strong>r<br />
radioaktive Wirkungen, die in die Umwelt gelangen. Die Emission aus einer Verursacherquelle<br />
führt in <strong>de</strong>r benachbarten Umwelt zu Immissionen, die im Allgemeinen mit <strong>de</strong>r Entfernung<br />
abklingen.<br />
Ganglinie<br />
Darstellung <strong>de</strong>r Entwicklung eines Parameters über die Zeit.<br />
geogen<br />
Von <strong>de</strong>n natürlichen erdgeschichtlichen Bedingungen o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Gesteinszusammensetzung<br />
verursacht.<br />
Gil<strong>de</strong>n<br />
Eine Gil<strong>de</strong> ist eine Gruppe von Fischen, die – unabhängig von <strong>de</strong>r Art – bestimmte Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an ihre Umgebung stellt; so gehören beispielsweise Lachs, Forelle, Nase, Rapfen zur<br />
Gil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Kieslaicher“. Weitere Gil<strong>de</strong>n sind z. B. Pflanzenlaicher; strömungslieben<strong>de</strong> Arten<br />
o<strong>de</strong>r Stillwasserarten; Fischfresser o<strong>de</strong>r Allesfresser.<br />
Immission<br />
Die in <strong>de</strong>r Umwelt aus Emissionsquellen ankommen<strong>de</strong>n Verunreinigungen, gemessen in<br />
Konzentrationen (z. B. als µg/m 3 in <strong>de</strong>r Luft o<strong>de</strong>r als mg/L für gelöste Verunreini-<br />
gungen im Wasser).<br />
Mineralstoffe<br />
Zu <strong>de</strong>n Mineralstoffen gehören Natrium und Kalium sowie Calcium und<br />
Magnesium, <strong>de</strong>ren Konzentrationen im Flusswasser im Bereich von einigen<br />
Milligramm pro Liter liegen. Wie hoch die Konzentrationen im Einzelfall sind,<br />
hängt bei nicht vom Menschen beeinflussten Gewässern allein von <strong>de</strong>n geologischen<br />
Gegebenheiten ab. In <strong>de</strong>n dicht besie<strong>de</strong>lten Lebensräumen gibt es diese unbeeinflussten<br />
Gewässer nur noch eingeschränkt; in <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong>n Stoffeinträge, z. B. aus<br />
Kläranlagenabläufen o<strong>de</strong>r aus landwirtschaftlichen Aktivitäten (Mineralstoff-Düngung), von<br />
<strong>de</strong>r Quelle bis zur Mündung zu steigen<strong>de</strong>n Mineralstoff-Konzentrationen führen. Alle Mineralsalze<br />
sind lebensnotwendig für die Stoffwechselprozesse von Pflanze, Tier und Mensch.<br />
Natrium ist als Natriumchlorid (Kochsalz) mineralischer Hauptbestandteil <strong>de</strong>s Salzwassers,<br />
im Süßwasser ist es in <strong>de</strong>utlich geringeren Konzentrationen vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Kalium kommt natürlicherweise in geringeren Konzentrationen als Natrium in Oberflächenwasser<br />
vor. Da es ein essentieller Bestandteil von Mineraldüngern ist und die Kaliumsalze<br />
sehr gut wasserlöslich sind, können erhöhte Kalium-Konzentrationen in Folge von nie<strong>de</strong>rschlagsbedingten<br />
Einträgen aus gedüngten Flächen auftreten.<br />
Calcium und Magnesium wer<strong>de</strong>n auch als die Härtebildner <strong>de</strong>s Wassers bezeichnet. Sie<br />
liegen meist als Hydrogencarbonate, Chlori<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Sulfate vor. Calciumcarbonat bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n<br />
Hauptbestandteil vieler Kalkgesteine und wird durch kohlendioxidhaltiges Wasser in geringen<br />
Mengen gelöst (<strong>de</strong>r Stein „verwittert“). Calciumcarbonat ist Bestandteil von Eierschalen,<br />
Muschelschalen und Schneckenhäusern. Bei allen Wirbeltieren bestehen die Knochen<br />
überwiegend aus schwerlöslichen Calciumphosphaten.<br />
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6
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Nitrit<br />
Nitrit entsteht als Zwischenstufe bei <strong>de</strong>r Nitrifikation, also beim Abbau von Ammonium<br />
zu Nitrat. Nitrit kann fischtoxisch wirken, wobei die toxische Wirkung hauptsächlich vom<br />
Chloridgehalt <strong>de</strong>s Wassers abhängig ist (je geringer <strong>de</strong>r Chloridgehalt, <strong>de</strong>sto toxischer wirkt<br />
Nitrit). Nitritgehalte von 0,1 mg/L sollten im Gewässer nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />
Nitrat<br />
Nitrat entsteht u. a. bei <strong>de</strong>r Nitrifikation, also <strong>de</strong>m bakteriellen Abbau von Ammonium zu<br />
Nitrat. Einer <strong>de</strong>r Haupteintragspfa<strong>de</strong> in die Gewässer ist aber die Nitratbelastung aus <strong>de</strong>r<br />
Landwirtschaft durch unerwünschte Auswaschung <strong>de</strong>r Düngemittel. Nitrat trägt als Pflanzennährstoff<br />
zur Eutrophierung <strong>de</strong>r Gewässer bei. Der Trinkwassergrenzwert für<br />
Nitrat beträgt 50 mg/L.<br />
Organische Spurenstoffe<br />
Organische Stoffe gelangen aus natürlichen Quellen o<strong>de</strong>r aus von Menschen<br />
verursachten Einträgen (Siedlungsabwässer, industrielle Einleitungen,<br />
diffuse Einträge aus Landwirtschaft, Straßenverkehr, Schifffahrt)<br />
ins Gewässer und wer<strong>de</strong>n summarisch als DOC o<strong>de</strong>r TOC bestimmt. Neben<br />
diesen meist leicht abbaubaren organischen Stoffen fin<strong>de</strong>n sich im Flusswasser<br />
in großer Zahl organische Spurenstoffe in geringen Konzentrationen. Es han<strong>de</strong>lt sich überwiegend<br />
um synthetisch hergestellte Stoffe, die „unbeabsichtigt“ in <strong>de</strong>n Wasserkreislauf<br />
eingetragen wer<strong>de</strong>n. Zu nennen sind hier: diverse Industriechemikalien aus industriellen<br />
und gewerblichen Abwässern (z. B. Trichlormethan), Wasch- und Reinigungsmittel (z. B.<br />
Tensi<strong>de</strong>), Pflanzenschutzmittel (z. B. Atrazin), Holzschutzmittel (z. B. PCP), Konservierungsstoffe,<br />
Arzneimittelwirkstoffe (z. B. Antibiotika), Röntgenkontrastmittel und organische<br />
Schadstoffe aus Kraftstoffen sowie Verbrennungsprozessen (z. B. PAK).<br />
Das Vorhan<strong>de</strong>nsein dieser Stoffe im Wasser kann dazu führen, dass bestimmte Nutzungen<br />
wie z. B. Trinkwassergewinnung nur noch eingeschränkt bzw. mit größerem technischem<br />
Aufwand möglich sind. Viele dieser Stoffe sind schwer abbaubar und wer<strong>de</strong>n von kommunalen<br />
Kläranlagen nicht (vollständig) entfernt. Wenn sie darüber hinaus im vorgefun<strong>de</strong>nen<br />
Konzentrationsbereich für bestimmte Lebewesen toxisch (giftig) sind, kann dies zu<br />
Verschiebungen im Artenspektrum o<strong>de</strong>r sogar zum lokalen Absterben <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />
Art führen. Deshalb wer<strong>de</strong>n für viele Stoffe toxikologisch begrün<strong>de</strong>te Konzentrationsober-<br />
grenzen festgelegt, die nicht überschritten wer<strong>de</strong>n dürfen. Wenn es keinen an<strong>de</strong>ren Weg<br />
zur Vermeidung <strong>de</strong>r Einträge gibt, können Anwendungsverbote für problematische Stoffe<br />
ausgesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
pH-Wert<br />
Der pH-Wert ist ein Maß für die Wasserstoffionen (H + )-Konzentration im Wasser. Seine<br />
Skala reicht von 1-14. Wasser mit einem pH-Wert von 7 ist neutral, pH-Werte im Gewässer<br />
von 6-8 sind in <strong>de</strong>r Regel unschädlich. Saure Gewässer weisen einen pH-Wert von 3-5 auf.<br />
Bei starkem Wasserpflanzenwuchs (Entzug von CO ) können die pH-Werte im Gewässer<br />
2<br />
bei starker Sonneneinstrahlung von 9-10 erreichen. Diese durch Eutrophierung hervorgerufenen<br />
Erscheinungen sind unerwünscht, da hohe pH-Werte schädlich für manche<br />
Gewässerorganismen sind und die Bildung von fischtoxischem Ammoniak aus<br />
Ammonium begünstigt wird.<br />
Phosphor<br />
Phosphor ist ein Pflanzennährstoff, <strong>de</strong>r maßgebend zur Eutrophierung <strong>de</strong>r<br />
Gewässer beiträgt; schon geringe Mengen können unerwünschte Massenentwicklungen<br />
von Wasserpflanzen (Verkrautung) und Algen („Algenblüten“)<br />
auslösen. Phosphor kann über Restbelastungen im Abwasser, Einträge aus <strong>de</strong>r<br />
Landwirtschaft (Jauche, Gülle, Wirtschaftsdünger) o<strong>de</strong>r Mischwassereinleitungen in die<br />
Gewässer gelangen. Phosphor wird nicht abgebaut, kann sich aber im Sediment ablagern<br />
o<strong>de</strong>r auch zwischenzeitlich in Pflanzen gebun<strong>de</strong>n sein. Als Orientierungswert sollten Gesamtphosphorgehalte<br />
von 0,1 mg/L in Fließgewässern nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />
Seen reagieren wesentlich empfindlicher auf eine zu hohe Phosphorbelastung als Fließgewässer.<br />
Die Folge sind starke Algenblüten im Frühjahr und Sommer, <strong>de</strong>ren Absterben im<br />
Herbst zu Sauerstoffverarmung im Wasserkörper und eventuell zum Fischsterben führen<br />
kann. Daher ist die für Fließgewässer angesetzte Zielvorgabe nicht auf Seen übertragbar.<br />
Ein einheitlicher Wert lässt sich hier jedoch nicht formulieren, da die Konsequenzen von<br />
erhöhter Nährstoffzufuhr vom Seentyp abhängen. Die Zielvorgabe liegt aber für die meisten<br />
rheinland-pfälzischen Seen bei einem Frühjahrswert von 0,05 mg/L Gesamtphosphor<br />
o<strong>de</strong>r darunter.
Quellschüttung<br />
Die Ergiebigkeit einer Quelle wird Quellschüttung genannt. Sie ist die Abflussmenge <strong>de</strong>s<br />
Quellwassers pro Zeiteinheit (meist angegeben in L/s). Die Quellschüttung ist abhängig von<br />
<strong>de</strong>r Fläche <strong>de</strong>s Quelleinzugsgebietes, von unterirdischen Speichereigenschaften und von<br />
<strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Grundwasserneubildung.<br />
Rohwasser<br />
Ein Wasser, welches direkt aus einem Gewässer o<strong>de</strong>r Brunnen o<strong>de</strong>r Uferfiltrat gewonnen<br />
wird. Je nach Verwendungszweck als Trink- o<strong>de</strong>r Brauchwasser können Aufbereitungsschritte<br />
notwendig wer<strong>de</strong>n (z. B. Belüftung, Filtration, Entsäuerung).<br />
Saprobiensystem<br />
Klassifizierungssystem für die Gewässergüte auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r vom Verschmutzungsgrad<br />
abhängigen, charakteristischen Lebensgemeinschaften <strong>de</strong>r Gewässer.<br />
Sauerstoffgehalt<br />
Für die Organismen, die ihren Sauerstoffbedarf aus <strong>de</strong>m Wasser gewinnen müssen, ist<br />
<strong>de</strong>r Sauerstoffgehalt <strong>de</strong>s Wassers überlebensnotwendig. Im Wasser ist <strong>de</strong>r Sauerstoffgehalt<br />
u.a. von <strong>de</strong>r Wassertemperatur abhängig, d. h. je kälter das Wasser ist, <strong>de</strong>sto mehr<br />
Sauerstoff kann sich im Wasser lösen. So beträgt die Sauerstoffsättigungskonzentration<br />
(100 %) bei 0 °C ca. 14,6 mg/L O und bei 25 °C nur ca. 8,3 mg/L. Da <strong>de</strong>r Abbau von<br />
2<br />
organischen Stoffen im Gewässer unter Sauerstoffverbrauch erfolgt („Selbstreinigung“),<br />
kann es in Gewässern mit hoher organischer Belastung (z. B. aus Abwasser, Mischwasser,<br />
Jauche/Gülle) zu Sauerstoffmangel kommen, ebenso bei <strong>de</strong>m Prozess <strong>de</strong>r Nitrifikation, bei<br />
<strong>de</strong>m aus Ammonium (unter Sauerstoffverbrauch) Nitrat entsteht. Als Orientierungswert <strong>de</strong>r<br />
Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) sollen Sauerstoffgehalte von 6 mg/L nicht unterschritten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Sauerstoffsättigung<br />
In sauberen Fließgewässern liegt die Sauerstoffsättigung im Bereich von 100 %. Wird <strong>de</strong>m<br />
Wasser, z. B. durch Abbauprozesse, Sauerstoff entzogen, treten Untersättigungen (< 80 %)<br />
auf, die im Extremfall bis auf 0 gehen können. Durch Eutrophierungsprozesse (extremes<br />
Wasserpflanzen- o<strong>de</strong>r Phytoplanktonwachstum) kann eine zusätzliche Sauerstoffproduk-<br />
tion stattfin<strong>de</strong>n, die an <strong>de</strong>utlichen Sauerstoffübersättigungen (120 – z. T. 200 %) zu erkennen<br />
sind.<br />
Sedimente<br />
Ablagerungen auf <strong>de</strong>m Gewässergrund (lat. sedimentum „Bo<strong>de</strong>nsatz“). Sedimente können<br />
aus gröberen Partikeln wie Kies und Sand bestehen o<strong>de</strong>r auch aus Feinmaterial wie Schluff<br />
und Ton.<br />
Sulfat<br />
Sulfat kann neben natürlichen geogenen Einträgen über Dünger, industrielle Einleitungen<br />
o<strong>de</strong>r auch Auswaschungen aus Bauschutt in die Gewässer eingetragen wer<strong>de</strong>n. Es führt zu<br />
einer unerwünschten Salzbelastung <strong>de</strong>r Gewässer. Hohe Sulfatkonzentrationen können zu<br />
verstärkten Korrosionserscheinungen in Leitungen z. B. aus Beton führen.<br />
TOC<br />
Der gesamte organische Kohlenstoff (Total Organic Carbon) ist ebenfalls ein Maß für die<br />
organische Belastung eines Gewässers. Hierbei wer<strong>de</strong>n die gelösten (DOC) und ungelösten<br />
Kohlenstoffverbindungen erfasst, <strong>de</strong>r TOC-Wert sollte also immer größer als <strong>de</strong>r DOC-Wert<br />
sein. Als Orientierungswert <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) sollten TOC-Gehalte<br />
von 7 mg/L im Gewässer nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />
Wassertemperatur<br />
Die Wassertemperatur ist eine Kenngröße, die viele physikalische, chemische und biologische<br />
Prozesse im Gewässer wesentlich mitbestimmt. So wer<strong>de</strong>n z. B. <strong>de</strong>r Sauerstoffgehalt<br />
o<strong>de</strong>r die Umwandlung von Ammonium zu Ammoniak durch die Wassertemperatur mit<br />
beeinflusst. Die biologischen Vorgänge wer<strong>de</strong>n durch höhere Temperaturen beschleunigt<br />
(z. B. auch <strong>de</strong>r biologische Abbau von organischem Material o<strong>de</strong>r die Nitrifikation). Die<br />
Dichte-Anomalie <strong>de</strong>s Wassers, das bei 4 °C die größte Dichte aufweist, ist für viele Prozesse<br />
in Seen von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung. Quellgewässer weisen in <strong>de</strong>r Regel ganzjährig die<br />
Jahresdurchschnittstemperatur <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns auf (also ca. 8-10 °C), Bäche haben eine Sommer-Maximaltemperatur<br />
von ca. 15-18 °C, Flüsse von 21-25 °C und Ströme über 25 °C.<br />
Wärmeeinleitungen (z. B. aus Kraftwerken) sind aus Gewässerschutzgrün<strong>de</strong>n zu begrenzen,<br />
da viele Gewässerorganismen eher an niedrigere Temperaturen angepasst sind.<br />
87<br />
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Übersichtskarten<br />
88<br />
Hier wird eine zusammenfassen<strong>de</strong> Darstellung wasserwirtschaftlicher<br />
Messnetze gezeigt:<br />
Karte 1: Messnetz <strong>de</strong>r Grundwasserbeschaffenheit, unterlegt<br />
mit <strong>de</strong>n rheinland-pfälzischen Grundwasserlandschaften<br />
Karte 2: Messnetz zur Ermittlung <strong>de</strong>r Wassermengen<br />
(Nie<strong>de</strong>rschlag, oberirdische Gewässer, Grundwasser)<br />
Karte 3: Messnetz zur Ermittlung <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r<br />
oberirdischen Gewässer
Karte 1<br />
Karte 2<br />
Karte 3
Informationsquellen:<br />
Die zuständigen Behör<strong>de</strong>n informieren auf ihren Internetseiten<br />
über Aufgaben und Aktivitäten rund um’s Wasser.<br />
www.mufv.rlp.<strong>de</strong><br />
www.sgdnord.rlp.<strong>de</strong><br />
www.sgdsued.rlp.<strong>de</strong><br />
Das Lan<strong>de</strong>samt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht<br />
stellt auf seiner Homepage allen Interessierten weitere Informationen<br />
(auch über Messstellen und Messwerte) zur Verfügung.<br />
www.luwg.rlp.<strong>de</strong><br />
Hinweise zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie:<br />
www.wrrl.rlp.<strong>de</strong><br />
Darüberhinaus sind wichtige Informations- und Datenquellen:<br />
www.wasser.rlp.<strong>de</strong><br />
www.geoportal-wasser.rlp.<strong>de</strong><br />
www.messdaten-wasser.rlp.<strong>de</strong><br />
www.ba<strong>de</strong>seen.rlp.<strong>de</strong><br />
www.aktion-blau.<strong>de</strong>