annalive - St. Anna-Hilfe gGmbH
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11 DaS thEMa<br />
angehende Fachkräfte am Institut für Soziale Berufe: 474 azubis starteten<br />
im Schuljahr 2010/21011 – eine Rekordzahl seit der Gründung<br />
vor 38 Jahren.<br />
Altenpflegeberuf ist deutsches Spezifikum<br />
Zukunftsmusik: Vereinigung von drei<br />
eigenständigen Pflegeberufen<br />
WANGEN – Der heutige Altenpflegeberuf ist trotz<br />
großer Hoffnungen und vieler politischer Interventionen<br />
nicht europafähig: Er ist innerhalb Europas<br />
ein deutsches „Unikum“. In anderen Ländern übernehmen<br />
Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger<br />
mit einer Weiterbildung in Geriatrie die Aufgaben<br />
der Altenpflege.<br />
text/Foto: Thomas Ebel, Institut für Soziale Berufe,<br />
Fachbereichsleiter altenpflege <strong>St</strong>. Vinzenz Wangen i.a.<br />
Der demografische Wandel führt zu einem großen<br />
Bedarf an Pflegefachkräften. Gleichzeitig werden<br />
im Akutbereich sowohl Krankenhausbetten abgebaut<br />
als auch Krankenhäuser geschlossen werden.<br />
Die Fallpauschalen führen zu immer kürzeren Verweildauern,<br />
was zur Folge hat, dass der ambulante<br />
Bereich nicht nur quantitativ gestärkt, sondern<br />
auch qualitativ verbessert werden muss, um frühzeitig<br />
entlassene Patienten im häuslichen Bereich<br />
medizinisch-pflegerisch umfassend versorgen<br />
zu können. Außerdem möchten die Verantwortlichen<br />
die Attraktivität des Berufes stärken, um<br />
zukünftig genügend Nachwuchskräfte ausbilden<br />
zu können.<br />
Diese Hintergründe und zukünftige Bedarfslagen<br />
führten in den Jahren 2004 bis 2008 zu den acht<br />
Modellversuchen einer gemeinsamen Pflegeausbildung<br />
in Deutschland (vgl. Deutsches Institut für<br />
Pflegeforschung, Pflege in Bewegung, Köln,<br />
12/2008, Abschlußbericht der Modellversuche,<br />
Prof. Weidner, R. Rottländer). Im Ergebnis, das<br />
breit dokumentiert vorliegt, wurde festgestellt:<br />
Es ist möglich, einen gemeinsamen Pflegeberuf zu<br />
schaffen, der nur zehn Prozent Differenzierung in<br />
die Ausgangsberufe Kinderkranken-, Kranken- und<br />
Altenpflege kennt. Alle Berufe profitieren voneinander.<br />
Insbesondere fanden die spezifischen<br />
Inhalte der Altenpflege wie Betreuung von Demenzkranken<br />
und Lebensweltansatz besonderes<br />
Interesse in der Krankenpflegeausbildung.<br />
Mögliche <strong>St</strong>ruktur der Ausbildung<br />
Die Zukunft der (Alten-)Pflegeausbildung wird von<br />
dem wissenschaftlichen Beirat, in dem auch Vertreter<br />
von Politik und Verbänden mitdiskutiert haben,<br />
wie folgt entworfen: Die Fachschulen haben<br />
sich zu sogenannten Pflegezentren weiterzuentwickeln.<br />
Es bleibt bei einer schulischen Ausbildung,<br />
die nicht dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) unterliegt.<br />
Es wird ein Lehrprogramm „Pflegeausbildung“<br />
geben, das circa 2 100 Theoriestunden umfasst,<br />
also die gleiche <strong>St</strong>undenzahl, die bereits<br />
heute in der Alten- und Krankenpflegeausbildung<br />
existiert.<br />
Die Praxis soll einen Umfang von rund 2 500 <strong>St</strong>unden<br />
umfassen, auch diese Zeiten sind bereits heute<br />
von beiden Pflegeberufen erfüllt.<br />
Die Schülerinnen und Schüler werden nicht mehr<br />
in „ihrem“ Pflegeheim oder Krankenhaus ausgebildet,<br />
sondern durchlaufen mindestens fünf<br />
Pflichtpraktika von etwa drei Monaten Dauer:<br />
akutstationäre und innere Versorgung, ambulante<br />
Versorgung, stationäre Altenhilfe, akutstationäre<br />
Versorgung Neugeborener, Pädiatrie.<br />
Die Pflichtpraktika werden ergänzt durch sogenannte<br />
Kurzpraktika beziehungsweise Hospitationen,<br />
die einen Einblick in einen neuen Bereich ermöglichen<br />
sollen. In vier Kurzpraktika (zwei bis drei<br />
Wochen) erhalten sie Einblick in die Gerontopsychiatrie,<br />
Kinder-Jugendpsychiatrie, Erwachsenenpsychiatrie,<br />
Hospiz, Palliativabteilung, Rehaklinik,<br />
Prävention/Beratung und in Funktionsbereiche im<br />
Krankenhaus.<br />
Hierzu, so mahnen die Forscher eindringlich, muss<br />
die Anleitung während der Praktika dringend verbessert<br />
und intensiviert werden. Von Seiten der<br />
Fachschule müssen die Praktika gut vor- und nachbereitet<br />
werden. Es kommt also zu einer Verdichtung<br />
des Lernens, das zwingend auch einen höheren<br />
Anteil an Selbstlernprozessen der Schüler<br />
einfordern wird.